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Welche Geschichte hat Anthroposophische medizin?
Ita Wegman vor ihrem von Rudolf Steiner entworfenen Holzhaus in Arlesheim (1926) 1920 wurde Steiner von einigen der Anthroposophie zugetanen Medizinern um einen Fachkurs für Ärzte gebeten, nachdem er zuvor in einem Vortrag in Basel behauptet hatte, dass auch die Medizin von der Anthroposophie profitieren könne. Bereits seit 1908 hatte Steiner auf persönliche Anfragen von Ärztinnen und Ärzten Hinweise für die Medizin gegeben; 1911 fand in Prag ein Vortragszyklus zu einer „Okkulten Physiologie“[8][9] statt. Die Idee, am Goetheanum in Dornach bei Basel einen von Steiner geleiteten Kurs für Medizinstudenten und Ärzte abzuhalten, die sich bereits der Anthroposophischen Gesellschaft angeschlossen hatten, stammte von dem Chemiker Oskar Schmiedel, dem nachmaligen Direktor der Weleda AG. Der erste zwischen dem 21. März und dem 9. April 1920 in Dornach abgehaltene Ärztekurs gilt als die „Geburtsstunde der anthroposophischen Medizin“. Neben Steiner dozierte u. a. die niederländische Ärztin Ita Wegman über die Misteltherapie. Mitschriften von Steiners Vorträgen wurden später unter dem Titel Geisteswissenschaft und Medizin veröffentlicht. Sie bilden zusammen mit weiteren Vortragskursen Steiners in den Folgejahren das „Fundament, auf dem die anthroposophische Medizin noch heute ruht“.[10] Wegman wurde Steiners engste Mitarbeiterin auf dem Gebiet der Medizin. Die angestrebte Zusammenarbeit mit weiteren Ärzten kam über Anfänge beim ersten Ärztekurs nicht hinaus, so dass Steiner bei den nachfolgenden Kursen der einzige Vortragende blieb.[11] Wegman gründete 1921 in Arlesheim, einem Nachbarort von Dornach, eine kleine Privatklinik (heute Klinik Arlesheim), in der Steiner regelmäßig mitwirkte und in der seine Anregungen umgesetzt wurden.[12] 1923 übertrug er ihr die Leitung der Medizinischen Sektion der neu gegründeten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum. Außerdem verfasste er mit ihr das Buch Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst (1925), das als Standardwerk der anthroposophischen Medizin konzipiert war.[13] Steiners Ansatz gehörte zu den alternativmedizinischen Konzepten, die damals als Reaktion auf die Vorherrschaft der naturwissenschaftlich-empirischen Medizin aufkamen, welche diese seit den 1870er Jahren dank ihrer bahnbrechenden Erfolge erlangt hatte.[14] Zu den Gründen für diese Gegenbewegung gehörte die zunehmende Tendenz, den Menschen auf einen naturwissenschaftlich funktionierenden Apparat zu reduzieren, psychosomatische Aspekte zu marginalisieren und den Patienten zu einem bloßen Objekt der Behandlung zu degradieren.[15] Dabei betonte Steiner, dass er die „gegenwärtige Wissenschaft“ voll anerkenne, aber eine Erweiterung aufgrund einer ebenso streng wissenschaftlich gehaltenen „Geistesforschung“ entwickeln wolle.[16][17] Zwischen 1914 und 1921 war Steiner häufig im Stift Neuburg bei Alexander von Bernus, der mit Conrad Johann Glückselig in der Entwicklung spagyrischer Arzneimittel zusammenarbeitete. Steiner war an der Entwicklung dieser spagyrischen Arzneimittel sehr interessiert und informierte sich regelmäßig über den Fortschritt der praktischen Laborarbeit.[18] Von der Homöopathie übernahm er die Idee der Gewinnung von Arzneimitteln durch „Potenzieren“; ansonsten gab es zu ihr aber kaum Berührungspunkte.[19] Im Unterschied zur Homöopathie und zur, gelegentlich die anthroposophische Medizin mit einschließenden, Naturheilkunde wurde die aufkommende anthroposophische Medizin von der etablierten Ärzteschaft wenig beachtet und offenbar nicht als ernsthafte Bedrohung angesehen.[20][21] Der Medizinhistoriker Robert Jütte führt das darauf zurück, dass Steiner im Gegensatz etwa zu Samuel Hahnemann nicht die Konfrontation suchte.[22] Während der Weimarer Republik kamen anthroposophisch ausgerichtete Ärzte wegen der noch gültigen Kurierfreiheit nicht mit den Medizinalgesetzen in Konflikt. Sie konnten approbieren, Kliniken gründen und ihre anthroposophischen Heilmittel frei vertreiben und verordnen. Das änderte sich grundlegend mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933, die der anthroposophischen Bewegung von Anfang an feindlich gegenüberstanden, nicht nur aus ideologischen Gründen, sondern vor allem aus Furcht vor den vermeintlich geheimbündlerisch organisierten esoterischen Zirkeln der Anthroposophen.[23] In der am 25. Mai 1935 in Nürnberg gegründeten und von Karl Kötschau geleiteten Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde war laut Jütte neben weiteren Verbänden auch eine Vereinigung anthroposophischer Ärzte eingeschlossen.[24] 1935 wurde die Anthroposophische Gesellschaft verboten, und viele deutsche Anthroposophen emigrierten. Anthroposophische Ärzte gingen nach England, Frankreich und in die Schweiz, wo sich das Zentrum der anthroposophischen Bewegung (Goetheanum) befand.[25] Nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus konnte sich die anthroposophische Medizin wieder ungehindert entfalten, und sie erreichte bei der Neufassung des Arzneimittelgesetzes von 1976 in Deutschland die staatliche Anerkennung. Seitdem ist sie als eine von drei besonderen Therapierichtungen definiert, für die arzneimittelrechtlich, bezüglich des Wirksamkeitsnachweises zulassungspflichtiger Arzneimittel, in Deutschland Sonderregelungen gelten (siehe „Rechtlicher Status“ und Artikel Binnenkonsens).[2][26] Eine vollgültige Anerkennung als Therapierichtung im gesamten Gebiet der Europäischen Gemeinschaft blieb der anthroposophischen Medizin bislang versagt.[23]
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Anthroposophische medizin?
Dreigliederung des menschlichen Organismus Die bis heute nahezu unverändert gültige Grundlage der anthroposophischen Krankheitslehre ist das von Steiner Anfang der 1920er Jahre entwickelte Konzept der „Dreigliederung“ des Menschen. Steiner unterschied drei Organsysteme:[29]
Welche arzneimittel gibt es als Anthroposophische medizin?
→ Hauptartikel: Anthroposophisches Arzneimittel Die anthroposophischen Arzneimittel sind mineralischen, pflanzlichen, tierischen und menschlichen Ursprungs.[35] Sie werden oral, parenteral (subkutan, intramuskulär oder intravasal) oder äußerlich angewendet. Ihre Anwendung beruht unter anderem auf dem Postulat, dass sie in jeweils spezifischer Weise die Wechselwirkung der menschlichen Wesensglieder beeinflussen können. Vielfach werden diese Substanzen in potenzierter homöopathischer Form verabreicht, typischerweise als D-Potenzen, oft als Komplex- bzw. Kompositionspräparate. Eine besondere Bedeutung hat die Misteltherapie erlangt, der von Seiten der anthroposophischen Medizin eine krebshemmende Wirkung zugeschrieben wird,[34] was aus wissenschaftlicher Sicht stark umstritten ist. Laut dem US-amerikanischen Nationalen Krebsinstitut, welches die Studienlage zur Misteltherapie ausgewertet hat, konnte in keiner wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Studie eine therapeutische Wirksamkeit der Behandlung nachgewiesen werden. Von einer Anwendung außerhalb klinischer Studien rät das Institut daher ab.[36] In der anthroposophischen Heilmittellehre spielen sieben Metalle eine wichtige Rolle: Blei, Zinn, Gold, Kupfer, Quecksilber, Silber und Eisen.[37] Während bei der klassischen Homöopathie Arzneimittel konzeptuell empirisch zugeordnet werden – wobei eine Entsprechung des Bildes der vom Arzneimittel hervorgerufenen Symptome und derer der Krankheit gesucht wird – lehnte Steiner die empirische und experimentelle Methode der Heilmittelfindung vehement ab. Stattdessen modifizierte Steiner Samuel Hahnemanns homöopathische Lehre stark, indem er an die Stelle der Empirik das spirituelle Begreifen zum leitenden Prinzip seiner Heilmittellehre erklärte. Gemäß Steiner gäbe es überhaupt keine Allopathen, da auch allopathisch verordnete Mittel im Körper angeblich nur durch einen Homöopathisierungsprozess heilend wirken. Vertreter der Homöopathie empörten diese Behauptungen, die sie in Erinnerung an Hahnemanns Verdikt von 1832 über die „Bastardhomöopathen“ als „ketzerische“ plumpe Vereinnahmungsversuche bezeichneten. Zu den warnenden Stimmen gehörte zum Beispiel der Schweizer Arzt und Homöopath Hans Balzli, der Steiner 1925 in der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung scharf verurteilte und ihm vorwarf durch seine okkultische Einkleidung die Medizin wieder in den Sumpf zu leiten aus dem Hahnemann sie gerade befreit habe.[38]
Welche arzneimittel gibt es als Anthroposophische medizin?
Dem Internisten Klaus D. Bock zufolge werde der Begründer der Anthroposophie gläubig verehrt und die von Steiner empfohlenen oder mit Hinweisen bedachten Arzneimittel werden in der Weleda-Heilmittelliste gesondert markiert. Für einen Nicht-Anthroposophen seien die auf Glaubensinhalten basierende Konzeption, Indikation und deren häufig umständliche und mannigfaltige Zubereitungsform dieser anthroposophischen Arzneimittel kaum nachvollziehbar. Man habe es dabei mit einem geistig-mystischen, im Prinzip quasi religiösen Ideensystem zu tun, das sich, „soweit es auf die Medizin bezogen wird, prinzipiell vom Paradigma der wissenschaftlichen Medizin unterscheidet. Die in diesem enthaltene ‚Nebenbedingung‘ der Rationalität ist nicht gegeben.“[46]
Welche arzneimittel gibt es als Anthroposophische medizin?
Da anthroposophisch-medizinische Arzneimittel häufig in homöopathischer Dosierung, d. h. stark verdünnt, angewendet werden, betrifft sie auch ein Teil der Kritik, die gegen die Homöopathie vorgebracht wird. Für Homöopathika konnte laut einer Metaanalyse von über 100 wissenschaftlichen Studien kein belastbarer Nachweis für eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel erbracht werden, die über den Placebo-Effekt hinausgeht.[47] Homöopathen wiederum kritisieren an anthroposophischen Ärzten, dass sie „ihre“ Mittel ohne eine ausreichende Kenntnis der homöopathischen Materia medica und dazu noch in „unübersichtlichen“ Komplexmitteln, das heißt Mischungen verschiedener potenzierter Einzelsubstanzen, verabreichen.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Anthroposophische medizin?
Schriften und Vorträge Rudolf Steiners Rudolf Steiner, Ita Wegman: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1991 (Erstausgabe: 1925).  Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft und Medizin. 7. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1999 (Mitschriften eines Vortragszyklus von 1920).  Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie. 5. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2001 (Mitschriften eines Vortragszyklus von 1921).  Rudolf Steiner: Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. 3. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1989 (Mitschriften von Vorträgen 1920–1924).  Rudolf Steiner: Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin. 3. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1994 (Mitschriften von Vorträgen 1923–1924).  Andere anthroposophische Autoren Volker Fintelmann: Intuitive Medizin. 5. Auflage. Hippokrates, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8304-5369-7.  Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. In: Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland. Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach, Medizinische Sektion. (Hrsg.): Der Merkurstab. 3. Auflage. Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland, Filderstadt 2013.  Matthias Girke: Innere Medizin: Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin. 2. Auflage. salumed, Berlin 2012, ISBN 978-3-928914-29-1, S. 1168.  Michaela Glöckler (Hrsg.): Anthroposophische Arzneitherapie für Ärzte und Apotheker. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2005, ISBN 3-8047-2102-8.  Peter Heusser: Anthroposophische Medizin und Wissenschaft. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2807-3.  Friedrich Husemann, Otto Wolff: Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst. Freies Geistesleben, Stuttgart 2003, ISBN 3-7725-0529-5.  Peter Selg: Anfänge anthroposophischer Heilkunst. Ita Wegman, Friedrich Husemann, Eugen Kolisko, Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven, Karl König, Gerhard Kienle. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000, ISBN 3-7235-1088-4.  Peter Selg: Anthroposophische Ärzte. Lebens- und Arbeitswege im 20. Jahrhundert. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000, ISBN 3-7235-1069-8.  Georg Soldner, Hermann Stellmann: Individuelle Pädiatrie – Anthroposophisch-homöopathische Therapie. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2011, ISBN 3-8047-2870-7.  Periodika Der Merkurstab, offizielles Organ der medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, und der Gesellschaft anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Wissenschaftliche Quellen Gunver Sophia Kienle, Helmut Kiene, Hans-Ulrich Albonico: Anthroposophische Medizin in der klinischen Forschung. Wirksamkeit, Nutzen, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2471-3.  R. R. Bartelme: Anthroposophic Medicine: A Short Monograph and Narrative Review-Foundations, Essential Characteristics, Scientific Basis, Safety, Effectiveness and Misconceptions. In: Global advances in health and medicine. Band 9, 2020, S. 2164956120973634, doi:10.1177/2164956120973634, PMID 33457106, PMC 7783888 (freier Volltext). Barbara Burkhard: Anthroposophische Arzneimittel. Eine kritische Betrachtung. GOVI, Eschborn 2000, ISBN 3-7741-0810-2. Edzard Ernst: Anthroposophische Medizin: Geheimwissenschaft oder Heilmethode? In: Perfusion. Nr. 19, 2006, OCLC 231031021, S. 344–348.  Edzard Ernst: Anthroposophische Medizin: Eine kritische Analyse. In: MMW – Fortschritte der Medizin. Band 150, Suppl. 1, 10. April 2008, OCLC 60623169, S. 1–6, PMID 18540325.  Robert Jütte: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. C.H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 15, 29, 48, 237–262 und weitere (Anthroposophische Medizin).  GS Kienle, H. Kiene: Complementary cancer therapy: A systematic review of prospective clinical trials on anthroposophic mistletoe extracts. In: European journal of medical research. Vol. 12, Nr. 3, 2007, S. 103–19, PMID 17507307 (englisch).  Franz Stratmann: Zum Einfluß der Anthroposophie in der Medizin. Zuckschwerdt, München / Bern / Wien / San Francisco 1988, ISBN 3-88603-284-1 Weblinks Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland Anthrosana, Verein für anthroposophisch erweitertes Heilwesen in der Schweiz Der Merkurstab, Zeitschrift für Anthroposophische Medizin Portal für Anthroposophische Medizin Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte Österreichs Science Cops: Anthroposophische Medizin: Esoterik im Arztkittel?, WDR/Quarks, 18. März 2024 Einzelnachweise
Welche Geschichte hat Aromatherapie?
Schon zur Zeit der alten Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten wurden Duftstoffe bzw. Pflanzenteile meist in Form von Räucherwerk für therapeutische und rituelle Zwecke angewandt. Davon abgeleitet wurde die heutige Bezeichnung Parfum (lat. per fumum – durch den Rauch) für wohlriechende Duftölmischungen. Der römische Geschichtsschreiber Plinius der Ältere berichtet etwa von der Anwendung von Minzblättern zur Reinigung von Krankenräumen. Im Juli 1910 passierte René-Maurice Gattefossé, einem französischen Chemiker für Kosmetika und Parfümeur, in seinem Labor ein Unfall, der ihn zum Vater der Aromatherapie machte. In seinem Labor gab es eine Explosion, bei der er sich seine Hände und seine Kopfhaut verbrannte. Er versorgte seine Verbrennungen mit Lavendelöl, worauf sie erstaunlich rasch und völlig ohne Narbenbildung abheilten. Dieser Erfolg regte ihn zu weiteren Nachforschungen an. Während des Ersten Weltkrieges wurde bereits mit ätherischen Ölen behandelt, und Gattefossé produzierte 1918 eine antiseptische Seife auf der Basis von ätherischen Ölen. Damit wurden die Kleidungsstücke und Verbandsmaterialien gewaschen, aber auch als Eau-de-Toilette-Ersatz wurde sie verwendet. 1923 studierte Gattefossé nur noch die medizinischen Eigenschaften der duftenden Öle, es folgten Publikationen und die Herstellung diverser Produkte mit ätherischen Ölen, selbst der Zweite Weltkrieg konnte ihn kaum bremsen. Er hatte sich vor allem der Bergamotte-Essenz und ihren antiseptischen Eigenschaften gewidmet. Er arbeitete nun vermehrt mit Ärzten und Krankenhäusern zusammen, aber im Zuge seiner Beschäftigung mit der Hautheilkunde entwickelte er Schönheitsprodukte und veröffentlichte 1936 auch sein in Fachkreisen bekanntes und vielfach übersetztes Werk Physiologische Ästhetik und Schönheitsprodukte. Seine zwei letzten Werke Aromatherapie und Essentielle Antiseptika (1937) haben alle späteren Anwender der ätherischen Öle beeinflusst. Hier wurde zum ersten Mal der Begriff „Aromatherapie“ geprägt.
Wo wird Aromatherapie angewendet?
Aromatherapie ist die Behandlung von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen mit ätherischen Ölen. Sie ist eine Form der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und gehört zu den komplementärmedizinischen Methoden. Die Verwendung von Duftstoffen in Privathaushalten ist schon längst üblich geworden, auch wenn selten das Wort Aromatherapie dafür herangezogen wird. Erkältungsbäder, Geruchspflaster,[1] Massageöle und Duftlampen sind Beispiele dafür. Aromatherapie wird auch als ergänzende Erweiterung für den Whirlpool angeboten. Dabei werden dem aufgeheizten Wasser Duftstoffe beigemengt, die durch die ständige Umwälzung durch Düsenpumpen besonders gut während des Bades aufgenommen werden können. Duftstoffe allgemein können in verschiedenen Weisen auf den menschlichen Körper einwirken:
Wo wird Aromatherapie angewendet?
Nach Einnahme oder Inhalation können ätherische Öle auch eine direkte Wirkung auf die Organe haben. Lavendelöl soll zum Beispiel beruhigend wirken, Thymian aktivierend, Jasminöl stark spasmolytisch, sedativ, antidepressiv[2], Orangen- und Zitronenöl sollen die Stimmung aufhellen. „Biologische Antibiose“: Einige ätherische Öle besitzen antibiotische Eigenschaften, wodurch sie sich gut für die Prophylaxe und zur Behandlung leichterer Infektionen eignen. Neben den reinen Aromaölen eignen sich hierfür auch bestimmte Heilkräuter und Gewürze, wie Thymian, Salbei und Zitronenmelisse. Besonders häufig findet diese Therapieform Verwendung bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten, wofür sich neben der oralen Einnahme ganz besonders die gezielte Inhalation, wie auch eine Anreicherung der Raumluft über Verdunstung eignen. Es ist auch möglich, Öle direkt (mit Vorsicht zu genießen) oder verdünnt (2%ige Mischung auf ein Trägeröl z. B. Olivenöl) auf die Haut aufzutragen. Ätherische Öle, die in Reinform auf die Haut aufgetragen werden können, sind z. B. Zitrone (bei Warzen) oder Lavendel (zeigt bei Verbrennungen/Brandblasen sehr gute Wirkung), auch Immortelle soll auf Wunden aufgetragen eine wundreinigende, heilungsfördernde und -beschleunigende Wirkung haben. Rechtliches Ätherische Öle sind frei verkäuflich und von jedem anwendbar. Als Bestandteil von kosmetischen Präparaten unterliegen sie der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel. In Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen unterliegen sie dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch. Dem Arzneimittelrecht unterliegen ätherische Öle nur, sofern sie in Arzneimitteln enthalten sind. Sie sind im Deutschen Arzneibuch (DAB) sowie im Ph. Eur. (Europäischen Arzneimittelbuch) beschrieben und in über 2000 Medikamenten enthalten.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Aromatherapie?
Monika Werner, Ruth von Braunschweig: Praxis Aromatherapie. 6. Auflage. Haug, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-243471-4.  Eliane Zimmermann: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Sonntag, 2006. Michaela und Wolfgang Steflitsch: Aromatherapie, Wissenschaft – Klinik – Praxis. Springer, 2007. Wabner, Beier: Aromatherapie, Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis, Urban & Fischer, Elsevier, München 2008. Weblinks Commons: Aromatherapy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Aromatherapie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Aromatherapie, kritischer Artikel aus „Skeptic’s Dictionary“ Aromatherapie: Die Wirkung der pflanzlichen „Seele“, Sueddeutsche Zeitung vom 8. Juni 2010 Scents and Nonsense: Does Aromatherapy Stink? (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive) (kritischer Artikel des „American Council on Science and Health“; englisch) Stephen Barrett: Aromatherapy: Making Dollars out of Scents (englisch) Taskforce zur Bewertung der Aromenforschung: Aromatic Research Quality Appraisal Taskforce - ARQAT Einzelnachweise
Welche Traditionen der Ayurveda gibt es?
In Asien, insbesondere in Indien, wird Ayurveda als Heilmethode auch akademisch gelehrt und von großen Teilen der Bevölkerung akzeptiert. Im westlichen Kulturkreis dagegen setzt man Ayurveda zumeist für Wellness-Zwecke ein, was in Asien erst durch den wachsenden Tourismus zum Thema wurde. Ayurveda ist keine therapeutische Einzelmaßnahme, sondern ein ganzheitliches System und gehört in den Bereich der traditionellen Alternativmedizin. Mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ist Ayurveda vielfach nicht vereinbar. Wirkungsnachweise nach den Grundprinzipien der evidenzbasierten Medizin sind kaum oder nicht vorhanden. Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht wird Ayurveda hauptsächlich in der westlichen Welt den Pseudowissenschaften zugeordnet. Die ältesten Vorstellungen einer indischen Medizin sind aus der vedischen Zeit (Periode der vedischen Medizin[1]) ab ungefähr der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., vor allem im Atharvaveda, überliefert. Hieraus entwickelte sich ab etwa 500 v. Chr. (in der bis 1000 n. Chr. währenden Periode der brahmanischen Medizin[2]) das davon unterscheidbare medizinische System des Ayurveda, dessen acht Traktate nicht mehr als Gesamttext erhalten sind. Eine Phase der medizinischen Sanskritliteratur, die ebenfalls Ayurveda genannt wird, beginnt mit der christlichen Zeitrechnung und ist zuerst in Samhitas enthalten, die Ärzten wie Charaka und Sushruta zugeschrieben werden.[3] In den Werken Sushrutas, Charakas und später zudem im Werk des sicher nachweisbaren Vagbhatas, der im 7. Jahrhundert gelehrt hat, finden sich Inhalte der ayurvedischen Texte wieder.[4]
Was wissen wir über das Leben von Ayurveda?
In der Typologie spricht man von drei unterschiedlichen Lebensenergien, den sogenannten Doshas:[7]
Was wissen wir über das Leben von Ayurveda?
Rajo-Guna: Bittere, saure, salzige, scharfe, heiße oder trockene Speisen, zu denen Chili, Zwiebel und Knoblauch gezählt werden. Diese erhitzen der Lehre zufolge Körper und Geist und können Aggressionen verursachen. Tamo-Guna: Fleisch, Fisch und Geflügel. Sie entzögen dem Körper viel Energie und können die Ursache von Schmerzen und Krankheiten sein.[8] Fleisch und Alkohol Eine ausgewogene Ernährung im Sinne von Ayurveda wird als sattvisch bezeichnet. Der Konsum von Fleisch sollte achtsam geschehen. Indiziert ist der Verzehr von Fleisch bei ausgezehrten Menschen und Menschen mit Vata-Konstitution. Die Behauptung, ayurvedische Ernährung sei vegetarisch ausgerichtet, wird in den drei großen Klassikern (Charaka, Vagbhata, Sushruta) klar widerlegt. Es gibt auch keine generelle Ablehnung von Alkohol: So gilt Wein in geringen Mengen als bestes Medikament, um Müdigkeit zu vertreiben (Caraka-Samhita).
Was wissen wir über das Leben von Ayurveda?
Vorindoarische, vedische und brahmanische Heilkunde In der frühesten Ära der indischen Medizin wurden Krankheiten als Heimsuchungen der Götter angesehen und Krankheitsheilung oblag Zauberern. Die ersten namentlich benannten Ärzte der altindischen Medizin waren ungefähr im 6. Jahrhundert v. Chr. Atreya („Begründer der Inneren Medizin“) und Sušruta („Begründer der Chirurgie“), die der Legende nach ihre heilkundlichen Fähigkeiten über eine Mittelsperson von dem Nationalgott Indra erhalten haben sollen.[9] Das Alter des Ayurvedas ist unbekannt. Bereits um 3000 v. Chr. existierte am Indus eine Kultur mit hochstehender Hygiene. Der Ursprung von Ayurveda findet sich in der vedischen Hochkultur Altindiens. In der von etwa 1500 bis 500 v. Chr. reichenden vedischen Kultur ist die Periode der vedischen Medizin anzusiedeln, die der von etwa 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. bestehenden, mit der Brahmareligion um 800 v. Chr. einen Höhepunkt erreichenden und von den Brahmanen getragenen brahmanischen Kultur mit der Periode der brahmanischen Medizin vorausging.[10] Die ältesten bekannten Aufzeichnungen (Agnivesha Tantra oder Agnivesha Samhita) der indischen Heilkunde sind etwa 3000 Jahre alt. Zu den frühen Quellen zählt das viele medizinische Hinweise enthaltende Arthashastra (Abhandlungen über die Regierungskunst), eine spätestens um 300 n. Chr. abgeschlossene Textsammlung.[11]
Welche Werke verfasste Ayurveda?
Im ältesten erhaltenen medizinischen Werk, der Charaka Samhita (siehe unten), werden Krankheiten vor allem auf die Fehler (Doshas) bzw. das Verhalten wider besseres Wissen (prajna paradha) des Menschen zurückgeführt; der Begriff Dosha erfährt später bei den Ayurveda-Anhängern allerdings eine Umdeutung. Hinweise auf medizinisches Wissen findet man schon in der Steinzeit. 2001 machte Professor Andrea Cucina, Universität von Missouri-Columbia, die Entdeckung, dass die alten Inder von Mehrgarh (im heutigen Pakistan) schon im Zeitraum zwischen 7000 und 6000 v. Chr. zahnärztliche Kenntnisse besessen haben. Es wurden Zähne gefunden, in die kleine Löcher (mit etwa 2,5 mm Durchmesser) gebohrt waren, die vermutlich mit Pflanzenpasten oder anderen Substanzen aufgefüllt worden waren. Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. beschrieben die indischen Ärzte die menschliche Anatomie (Sehnen, Nervengeflecht, Muskeln etc.) sehr genau und hatten ein gutes Verständnis der menschlichen Verdauung und des Blutkreislaufs. In Sri Lanka gab es im Jahre 427 v. Chr. die ersten Spitäler. Der buddhistische König Ashoka ließ im 3. Jahrhundert v. Chr. ins zweite Felsenedikt schreiben, dass Spitäler für Menschen und für Tiere errichtet und dass hierfür Heilpflanzen importiert und angebaut wurden. Die klassische indische Medizin weist gemäß Aschoff und Diepgen nicht nur zum Brahmanismus, sondern gelegentlich[14] und gemäß Butzenberger und Fedorova deutliche Bezüge zum auf Buddha (geboren im 6. Jahrhundert v. Chr.) und dessen Lehre zurückgehenden Buddhismus auf.[15] Als wichtigste Quellen der altindischen Medizin gelten neben den mit den Namen Charaka, Vagbhata, und Sushruta verbundenen Schrifte ein Traktat Heilung der Krankheiten (4. Jahrhundert n. Chr. oder älter) und das sogenannte Bower-Manuskript[16] (4. Jahrhundert).[17]
Welche Werke verfasste Ayurveda?
Die Charaka Samhita und die Sushruta Samhita bilden zusammen mit der Vagbhata Samhita das Kernstück der traditionellen ayurvedischen Literatur und sind Standardwerke in der Ausbildung der ayurvedischen Ärzte (vaidyas). Es sind Sammelwerke (Samhita), die Materialien aus unterschiedlichen Epochen beinhalten. Diese Werke werden auch brihat trayi genannt, was die großen Drei bedeutet. Die Werke sind benannt nach Namen von drei der berühmtesten Ärzte aus dem Industal (damals noch Indien, Bangladesch, Pakistan, Teile Afghanistans und Sri Lanka) und werden der klassischen Periode zugeordnet, die ca. von 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. dauerte. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es neben den Großen Drei auch noch die Kleinen Drei gibt, welche allerdings in einer viel späteren Zeit geschrieben worden sind (12.–16. Jahrhundert n. Chr.). Dies sind: Madhava Nidan, Sharangdhara Samhita und Bhava Prakasha.
welche rolle spielt Ayurveda?
Auch in Indien ist man mittlerweile insbesondere mit Blick auf den wachsenden weltweiten Markt indigener Heilmittel bestrebt, international anerkannte Qualitätsstandards einzuhalten. So gibt es in Mitteleuropa bereits indische Produkte, die diverse nationale und internationale Standards einhalten, wie Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte (HACCP), BDIH, ISO 9000/9001 und ISO/IEC 17025. Hinsichtlich der Kontrolle von Schwermetallbelastungen gilt jedoch vor allem Gute Herstellungspraxis (GMP) als maßgebend. Amerikanische Forscher haben 193 Ayurveda-Produkte aus dem Internet untersucht. Knapp 17 % davon waren Rasa-shastra-Medikamente, in denen Pflanzen mit Metallen kombiniert werden. Bei der Untersuchung ging es darum, die Prävalenz schwermetallhaltiger Präparate (Blei, Quecksilber, Arsen) zu ermitteln, Unterschiede zwischen indischen und amerikanischen Produkten herauszufinden und Rasa-shastra- mit Nicht-Rasa-shastra-Medizin zu vergleichen. Insgesamt wurden bei 20 % aller Erzeugnisse Metalle nachgewiesen, am häufigsten fand sich Blei. Dabei gab es keine signifikante Differenz zwischen indischen und amerikanischen Anbietern. Fast alle auffälligen Artikel wurden über US-Webseiten vertrieben und insgesamt hatten drei Viertel aller Hersteller angegeben, nach strengen Richtlinien zu produzieren. Erwartungsgemäß lag der Metall-Anteil bei Rasa-shastra-Substanzen deutlich höher (knapp 41 % vs. 17 %). Besonders auffällig war hier – vor allem in indischen Produkten – neben einem mittleren Bleigehalt von 11,5 µg/g der hohe Quecksilberanteil von durchschnittlich 20.800 µg/g. Die Blei- und Quecksilber-Werte einiger Rasa-shastra-Produkte lagen 100- bis 10.000-fach über dem Limit.[28] Es wird behauptet, dass das Quecksilber durch einen komplizierten „Destillationsprozess“ zu einer ungiftigen, aber hochwirksamen „Silbermedizin“ (Bhasma) umgewandelt wird; dieses „Umwandlungsverfahren“ besteht aus Erhitzen des Stoffes und anschließendem Vermischen mit Öl, Buttermilch o. Ä. Auch Arsen, Blei und andere toxische Stoffe werden auf diese Weise angeblich entgiftet. In Deutschland und Österreich sind diese schwermetallhaltigen Produkte generell nicht erhältlich.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Ayurveda?
Abhyanga Babymassage Kalarippayat Frédérick Leboyer Shirodhara Unani Literatur Robert Jütte: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 262–280 (Fernöstliche Heilweisen), insbesondere S. 274 ff. (Ayurveda). Claus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn: Alternative Ernährungsformen. Hippokrates, Stuttgart 1999, ISBN 3-7773-1311-4. Srikanta Sena: Ayurveda–Lehrbuch; Kompendium des Ayurveda-Klassikers Charaka-Samhita. 2 Bände. 2. Auflage. Vasati, 2005, ISBN 978-3-937238-00-5. Srikanta Sena: Ayurveda – Materia Medica; Über die Eigenschaften von Pflanzen, Mineralien, Nahrungsmitteln und Rezepturen im Ayurveda. Vasati, 2007, ISBN 978-3-937238-04-3. Manfred Krames: Das ist Ayurveda: Therapien für Geist und Seele. Interspa Publ. 2008 (2., aktualisierte und erweiterte Auflage, inkl. DVD), ISBN 978-3-89575-146-2. Robert Svoboda, Arnie Lade: Ayurveda und Traditionelle chinesische Medizin. Die beiden ältesten Heilsysteme der Welt im Vergleich. Aus dem Englischen von Thomas Dunkenberger, Titel der Erstausgabe Tao and Dharma. Scherz Verlag, Bern, München, Wien 2002. Weblinks Commons: Ayurveda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Stern-Artikel zum Thema Ayurveda englische Seite des Department of Ayurveda, Yoga & Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy (AYUSH) Zusammenfassung der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.) zu Ayurveda Einzelnachweise
Welche wirksamkeit hat Bach-blütentherapie?
Bach beschrieb zunächst neunzehn Gemütszustände, erweiterte das Repertoire dann aber auf „38 disharmonische Seelenzustände der menschlichen Natur“. Diesen ordnete er Blüten und Pflanzenteile zu, die er in Wasser legte oder kochte und die so ihre „Schwingungen“ an das Wasser übertragen sollten. Aus diesen Urtinkturen wurden anschließend durch starke Verdünnung die sogenannten Blütenessenzen hergestellt.[3] Die Bach-Blütentherapie leitet sich von der Homöopathie ab, unterscheidet sich aber von dieser.[4] Mehrere randomisierte kontrollierte Studien lieferten keine Hinweise auf eine tatsächliche pharmakologische oder medizinische Wirksamkeit der Bach-Blütentherapie, diese geht nicht über den Placeboeffekt hinaus.[5] Aus wissenschaftlicher Sicht wird die Bach-Blütentherapie als unplausibel eingestuft.[6] Die ihr zugrunde liegenden Konzepte gelten als pseudowissenschaftlich.[7]
Welche Geschichte hat Bach-blütentherapie?
Bach entwickelte seine Therapie in den 1930er Jahren. Als Anhänger der Lehren von Carl Gustav Jung wählte er die Pflanzen nach eigenen Angaben „intuitiv“ danach aus, welche „positiven archetypischen Seelenkonzepte“ sie verkörpern. Nach seinem Tod 1936 verschwand die Therapie zunächst in der Bedeutungslosigkeit. Ende der 1970er Jahre wurde die Bach-Blütentherapie dann wieder durch den Esoterikjournalisten Wulfing von Rohr vertreten und in der Folge von der Hamburger Heilpraktikerin Mechthild Scheffer vermarktet. Weitere Popularitätsschübe erfuhr sie im deutschsprachigen Raum seit Mitte der 1980er Jahre durch Berichte in der Boulevard- und Regenbogenpresse und durch eine Vorstellung in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben der damals sehr populären Sat.1-Talkshow Schreinemakers Live im Juni 1995.[8] In den Tagen nach der Ausstrahlung der Sendungen stieg die Nachfrage nach Bach-Blütenessenzen in Apotheken auf das Drei- bis Zehnfache an. Das Dr. Edward Bach Center in Hamburg verzeichnete nach eigenen Angaben statt der zuvor üblichen 1000 Anfragen nach der Ausstrahlung der Sendungen 80.000 schriftliche Anfragen pro Monat.[9]
Welche Traditionen der Bach-blütentherapie gibt es?
Die Bach-Blütentherapie wird üblicherweise nicht zur Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) gezählt. Die verwendeten Pflanzenteile sind in der Regel keine bekannten Heilpflanzen und wurden von Edward Bach auch nicht als solche ausgewählt.[13] In den vergangenen Jahren sind zahlreiche „neue Essenzen“ auf dem Markt erschienen, die sich bezüglich ihrer Herstellung an die Bach-Blüten anlehnen, allerdings nicht im Kanon von Bach enthalten sind.
Beschreibe die Systematik von Bach-blütentherapie?
Bach postulierte 37 Essenzen aus 37 Blüten und eine Essenz aus Fels-Quellwasser (Rock Water) ohne Zugabe von Blüten. Zusätzlich bestimmte er eine Kombination aus fünf Essenzen die sogenannten Notfalltropfen („Rescue Remedy“), die Angst und Stress entgegenwirken sollen.[11] Die 38 Essenzen ordnete er in jeweils bestimmte Gemütszustände bzw. psychische Zustände ein, die die Hauptursache für die jeweilige Krankheit seien.[11] Die Essenzen sollten damit bei der Überwindung dieser Gemütszustände helfen. Beispiele für einzelne verwendete Blüten sind Gemeiner Odermennig (Agrimony), Lärche (Larch), Ackersenf (Mustard), Weinrebe (Vine) oder Heckenrose (Wild Rose). Der Gemeine Odermennig soll bei Angst vor Konflikten, bei Unehrlichkeit oder Überspielen persönlicher Probleme mit Verdrängung sowie bei Verspannungen und Verkrampfungen eingesetzt werden. Die Lärche hingegen helfe bei Minderwertigkeitsgefühlen, Schüchternheit und Zaghaftigkeit. Die Heckenrose helfe bei Personen, die an Antriebslosigkeit, Resignation und „krankhafter Schicksalsergebenheit“ litten.[6][14]
Welche wirksamkeit hat Bach-blütentherapie?
In klinischen Studien zeigte sich keine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit von Bach-Blütenessenzen.[3][5][15][16] Für eine gezielte Behandlung von Krankheiten ist gemäß Stiftung Warentest die Bach-Blütentherapie nicht empfehlenswert.[17] Die Kosten einer Behandlung werden von einigen deutschen Krankenkassen übernommen. Dies wird jedoch mit Kundenfreundlichkeit und nicht mit der Wirksamkeit der Bach-Blütentherapie begründet.[18] Der IGeL-Monitor des MDS (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen) hatte zuletzt 2015 die Studienlage der Bach-Blütentherapie bezüglich einer möglichen, positiven Beeinflussung verschiedener Krankheiten mit „unklar“ bewertet.[19] Zwar zeige sie selbst keine direkten Nebenwirkungen, wirke aber nicht besser als eine Scheinbehandlung. Zudem warnt der IGel-Monitor vor sogenannten indirekten Schäden, die entstehen könnten, wenn beispielsweise sinnvolle und notwendige Behandlungen unterbleiben.[19]
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Bach-blütentherapie?
Edzard Ernst, M. Pittler, B. Wilder (Hrsg.): The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine. 2. Auflage. Elsevier 2006, ISBN 0-7234-3383-6. Weblinks Commons: Bach-Blütentherapie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Edzard Ernst: Bach-Blütentherapie – Placebos in Quellwasser, Stern, 6. August 2008 Colin Goldner: 38 Blüten gegen alle Leiden. In: Süddeutsche Zeitung. 3. Mai 2010. Bericht des Medizinischen Diensts des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (Memento vom 9. Juli 2014 im Internet Archive) Science Cops: Die Akte Bachblüten: Ein Blumenstrauß voll Blödsinn, WDR/Quarks, 13. August 2022 Einzelnachweise
Welche Geschichte hat Balneologie?
Bereits der griechische, in Rom wirkende Arzt Asklepiades von Prusa trat im 1. Jahrhundert v. Chr. für Wasseranwendungen mit kaltem bzw. warmem Wasser zur vorbeugenden und therapeutischen Behandlung verschiedener Erkrankungen ein.[4] Nach den ersten im deutschsprachigen Raum ab etwa 1500 erschienenen Schriften zum Bäderwesen[5] (so zum Beispiel Von des Bades Pfäfers Tugenden von Paracelsus aus dem Jahr 1535 und dem ersten balneologischen Spezialtraktat der Weltliteratur Buch von alten Schäden[6][7] aus der Mitte des 15. Jahrhunderts) prägte vor allem der deutsche Botaniker und Mediziner Tabernaemontanus ab 1581 die Grundlagen der Balneologie mit seinem umfangreichen Werk Neuw Wasserschatz. Als Begründer der Balneologie in Schlesien gilt der auch als Botaniker bedeutende Caspar Schwenckfeld (1563–1609),[8] als Begründer der wissenschaftlichen Balneologie Emil Osann. In Österreich war Johann von Oppolzer einer der ersten führenden Vertreter dieser Lehre.[2]
Welche Nebenwirkungen hat Balneologie?
Moorbad: Moorbäder sind Voll- oder Teilbäder mit Badetorf. Da Torf die Wärme nur sehr langsam abgibt – im Gegensatz zu Wasser –, sind hiermit so genannte Überwärmungsbäder möglich.[16] Kohlensäurebad: Bäder in Kohlendioxid-haltigem Wasser fördern die Durchblutung und regen den Kreislauf an. Lauwarme Kohlensäurebäder senken den Blutdruck und entlasten das Herz.[17] Sauerstoffbad: Sauerstoff wird dem Wasser während des Bades direkt zugeführt; es handelt sich um ein warmes Sprudelbad, das die Durchblutung anregt. Solebad: Das Solebad enthält bis zu sechs Prozent Salze. Salzwasser wird in der Rheumatherapie eingesetzt, aber auch bei verschiedenen Hauterkrankungen, Stoffwechselstörungen und gynäkologischen Krankheiten. Schwefelbad: Bad in einem Schwefelwasserstoff-haltigen Wasser, es soll die Durchblutung fördern und antibakteriell wirken. Indikationen sind zum Beispiel Psoriasis, Neurodermitis und chronische Ekzeme.[18] Jodbad: Bad in einem Jodid-haltigen Wasser, Jodide werden durch die Haut resorbiert. Indikationen sind Furunkulose, Schweißdrüsenabszess, Arteriosklerose. Kleie- und Malzbad: Das Kleie- und Malzbad kann zur Reizstillung bei juckenden Hautkrankheiten beitragen. Eichenrindenbad: Die in Eichenrinde enthaltene Gerbsäure bessert nässende Hautveränderungen. Inhalationsbad: Beim Inhalationsbad werden dem etwa 37 °C warmen Wasser ätherische Öle zugesetzt. Wird bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Fichtennadelbad: Die aromatischen Öle aus Fichtennadeln lindern nervöse Störungen und Schlaflosigkeit und unterstützen die Rekonvaleszenz. Stangerbad: Bei diesem speziellen Bad wird ein geringer elektrischer Strom von 200–600 mA im Wasser erzeugt, der als leichtes Kribbeln spürbar wird. Diese Behandlung soll positiv auf die Muskulatur und schmerzlindernd bei Neuralgien und Rheuma wirken. Balneotechnik Die Balneotechnik ist die Lehre von der sachgerechten technischen Behandlung (Lagerung, Leitung, Speicherung, Temperierung) der balneologischen Heilmittel. Die Balneotechnik umfasst auch die technische Gestaltung von Badewannen, Gasbädern, Trinkheilwasserausgabeeinrichtungen sowie die Inhalationstechnik (Inhalationsbehandlung) und die Herstellung von Peloidpackungen.[19]
Was wissen wir über das Leben von Diätetik?
Neben Medikamentengabe und Operation stellt die Diätetik seit jeher eine der drei Ansätze medizinischer Therapie dar.[1] Die Bedeutung des Begriffes hat sich gewandelt. Ursprünglich war die von der hippokratischen Medizin begründete allgemeine „Diätetik“ als Lehre von der Diät[2] eine Lehre von der gesunden Lebensführung.[3] Heute beschreibt der Begriff die Versorgung und Beratung von Patienten hinsichtlich der Ernährung als Teil der Behandlung einer Erkrankung oder zur Prophylaxe. Im Gegensatz zur Ernährungswissenschaft zeichnet sich die Fachdisziplin Diätetik (in Österreich Diätologie) durch einen Anwendungsbezug aus. Diätetik könnte demnach als „angewandte Ernährungswissenschaft“ bezeichnet werden. Dies trifft aber nicht ganz zu, da Diätetik einen Bezug zu vielen wissenschaftlichen Disziplinen hat, wie z. B. der Medizin (Ernährungsmedizin), Pädagogik, Psychologie und Soziologie. Im Gegensatz zu den meisten Ländern der Welt ist die Fachdisziplin Diätetik in Deutschland nicht universitär angesiedelt. Der Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD) setzt sich seit längerer Zeit für die Akademisierung der Diätassistenten ein, was die Etablierung der Diätetik an (Fach)Hochschulen voraussetzt. Ohnedies ist Deutschland vom europäischen und internationalen Wissenstransfer im Bereich Diätetik ausgeschlossen, da keine in der Diättherapie und Ernährungsberatung tätige Berufsgruppe in Deutschland die gesetzlichen und formalen Voraussetzungen erfüllt, auf internationaler Ebene tätig zu sein.
Was wissen wir über das Leben von Diätetik?
André du Laurens: Diskurs über den Erhalt der Sehkraft, über melancholische Krankheiten, über Rheuma und über das Alter (1597), u. a. mit der These, der Alterungsprozess werde durch körperliche und geistige Faktoren, z. B. Müßiggang, beschleunigt. John Harington: The Englishman’s Doctor (1608), eine Übersetzung des Regimen sanitatis Salernitatum, mit guten Ratschlägen und dem Tipp, sich an Doktor Ruhe, Doktor Fröhlich und Doktor Diät zu halten. Alvise Corner: Discorsi della vita sobria („Vom mäßigen Leben und der Kunst, ein hohes Alter zu erreichen“, zusammengesetzt aus dem eigentlichen trattato, einem compendio, einer esortazione und einer lettera an Daniel Barbaro, 1558–1565) mit dem Rat, den begrenzten Vorrat an Lebensgeist im Körper zu schonen: durch maßvolles Leben mit körperlicher und geistiger Betätigung[24] sowie Diät im engeren Sinne. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, vor dem Hintergrund der Aufklärung und absolutistischer Gesundheitspolitik, erlebte die Lehre von gesunder Lebensweise das nächste Hoch. Vor allem mit Ernährungsfragen befasste man sich intensiv. Berühmte Veröffentlichungen waren:
Wo gibt es Diätetik?
Versuch einer Lebenserhaltungskunde (1803) von Georg August Bertele (1767–1818), das vor allem von Luft und Nahrungsmitteln als lebenserhaltenden Mitteln spricht. Gesundheits-Katechismus zum Gebrauche in den Schulen und beym häuslichen Unterrichte (1794) von Bernhard Christoph Faust (1755–1842), welcher eine sechsstellige Auflage erreichte und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Philipp Karl Hartmann: Glückseligkeitslehre für das physische Leben des Menschen. 1808, diverse Neuauflagen, 1874 erschien eine Bearbeitung durch Moritz Schreber (Digitalisat). Ausbildung In Österreich wurde im Jahr 2006 der erste akademische Studiengang Diätologie an der FH Joanneum in Bad Gleichenberg eingeführt. An der Campus Hochschule Wien ist ein Studium zum Bachelor der Diätik möglich. In Deutschland sind die staatlich anerkannten Diätassistenten die einzige Berufsgruppe, die durch eine staatlich anerkannte Ausbildung für den Arbeitsbereich Diätetik und Ernährung qualifiziert wird. Bei den Diätassistenten handelt es sich um einen bundesrechtlich geregelten Heilberuf in Deutschland. Die Diätassistenten werden durch den Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD) berufspolitisch vertreten. Auf europäischer Ebene vertritt die European Federation of the Associations of Dietitians (EFAD) die „Dietitians“ (englisch für Diätassistent in Deutschland, Diätologe in Österreich und Diplom-Ernährungsberater SRK in der Schweiz) die Berufsgruppe der Mitgliedsländer.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Diätetik?
Hygiene Arbeitsmedizin Literatur Irmgard Bitsch: Ernährungsempfehlungen in mittelalterlichen Quellen und ihre Beurteilung aus heutiger Sicht. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 129–136. Sven-David Müller: Praxis der Diätetik und Ernährungsberatung. 2. Auflage. Stuttgart 2007. Werner Friedrich Kümmel: Der Homo litteratus und die Kunst, gesund zu leben. Zur Entwicklung eines Zweiges der Diätetik im Humanismus. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim an der Bergstraße 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), S. 67–85. Georg Harig, Jutta Kollesch: Gesellschaftliche Aspekte der antiken Diätetik. In: NTM. Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin. Band 8, 1971, Heft 2, S. 14–23. Heinrich Schipperges: Diätetik für den „homo litteratus“. Ein historischer Beitrag zur Gesundheit der Gelehrten. In: Semper attentus. Beiträge für Heinz Götze zum 8. August 1977. Berlin / Heidelberg / New York 1977, S. 308–316. Weblinks Ernährungs-Informations-System der Uni Hohenheim Zur Geschichte der Diätetik Anmerkungen
Wie wird Echte kamille verwendet?
Die Echte Kamille wurde vom Verband Deutscher Drogisten (VDD) im Jahre 1987 zur ersten Arzneipflanze des Jahres gekürt. Außerdem wählte man sie zur Heilpflanze des Jahres 2002.
Wie kann man Echte kamille beschreiben?
Illustration aus Köhler’s Medizinal-Pflanzen Habitus Die fiederschnittigen Laubblätter sind stachelspitzig. Aufgeschnittener Korb: Der Korbboden ist schmal kegelförmig und rund zweimal so hoch wie breit sowie innen hohl. Die Krone der Röhrenblüten ist fünfzähnig. Vegetative Merkmale Die Echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 50 cm. Alle Pflanzenteile besitzen einen starken, charakteristischen Geruch. Die Stängel sind aufrecht oder aufsteigend und kahl, im oberen Teil sind sie meist sehr stark verzweigt. Die Laubblätter sind 4 bis 7 cm lang und zwei- bis dreifach fiederteilig. Die einzelnen Zipfel sind schmal linealisch, knapp 0,5 mm breit, und tragen eine Stachelspitze.
Welche Merkmale hat Echte kamille?
In einem Gesamtblütenstand stehen meist 7 bis 120 (1 bis 900) körbchenförmige Teilblütenstände zusammen. Der Körbchenstiel ist 3 bis 10 cm lang. Das Aussehen erinnert an ein Gänseblümchen, obwohl diese viel kleiner sind. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von 18 bis 25 mm auf. Die 20 bis 30 Hüllblätter stehen annähernd einreihig. Die Hüllblätter sind länglich, stumpf und haben einen hellen Hautrand. Der Körbchenboden ist zu Beginn der Blüte flach, wird später kegelförmig und hohl. Meist sind weiße Zungenblüten vorhanden, die zum Ende der Anthese zurückgeschlagen, 6 bis 9 mm lang und 2 bis 3 mm breit sind. Die Röhrenblüten sind goldgelb und fünfzähnig und sind häufig in hexagonaler Kreispackung angeordnet.[1] Die Bestäubung erfolgt durch Insekten: meist Zweiflügler, seltener durch Käfer und Hautflügler. Die Achänen sind 0,8 bis 1,5 mm lang, von hell graubrauner Farbe. Auf der Innenseite besitzen die Achänen vier bis fünf mit Schleimdrüsen besetzte Rippen, auf der Außenseite sind sie spärlich drüsig punktiert. Der Pappus ist klein bis fehlend; selten ist er bei Früchten der Zungenblüten deutlich vorhanden und gleich lang wie oder länger als die Frucht. Die Ausbreitung erfolgt auf verschiedenen Wegen: Tiere wie Schafe, Esel und Pferde fressen die Fruchtstände und verbreiten die Achänen, Endozoochorie genannt; die Früchte verschleimen und bleiben an Tieren kleben (Epizoochorie); und die Echte Kamille wird durch den Menschen weiterverbreitet (Hemerochorie). Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli[2], gelegentlich bis September. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18[2], seltener 36.[3]
Wo wächst Echte kamille?
Die ursprüngliche Heimat der Echten Kamille ist Vorderasien, Süd- und Osteuropa. Heute ist sie in ganz Europa, auch in Nord- und Südamerika und in Australien eingebürgert.[6] Sie wächst auf Äckern und auf Ödland, bevorzugt auf frischen, nährstoffreichen, eher humosen Lehm- und Tonböden. Sie kommt bis in die montane Höhenstufe vor, in Tirol steigt sie bis 1300 Meter Meereshöhe.[7] Im Kanton Wallis wurde sie noch bei 1650 Meter, in Graubünden beim Bahnhof Ospizio Bernina bei 2300 Meter beobachtet.[5] Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Alchemillo-Matricarietum aus dem Verband Aperion spicae-venti, kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Chenopodietea oder Plantaginetea majoris vor.[2] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[8]
Welche Inhaltsstoffe enthält Echte kamille?
(−)-α-Bisabolol, der Hauptbestandteil des Kamillenöls Der für die Nutzung wesentliche Bestandteil der Echten Kamille ist das Kamillenöl, ein ätherisches Öl, das 0,3 bis 1,5 % der Pflanzenmasse ausmacht. Die Hauptbestandteile des Blauen Kamillenöls sind (−)-α-Bisabolol (5–70 %), verschiedene Bisabololoxide (A: 5–60, B: 5–60 und C: 0–8 %), trans-β-Farnesen (7–45 %), verschiedene Enindicycloether (2–30 %), sowie die Guajan-Derivate Spathulenol (rund 1 %) und Chamaviolin. Das zu 1 bis 35 % im Öl vorkommende und für die blaue Farbe verantwortliche Chamazulen entsteht aus dem in der Pflanze enthaltenen Matricin bei der Herstellung. An Sesquiterpenlactonen (Guaianolide) kommen neben Matricin (0,03–0,2 %) noch Matricarin und Desacetylmatricarin vor. Der Gehalt an Flavonoiden beträgt bis zu 6 %, es wurden über 30 Verbindungen isoliert, darunter Apigenin, Apigenin-7-O-Glucosid, verschiedene Derivate davon, weiters Quercetin, Chrysoeriol, Lutein, Luteolin, Patuletin, Rutin, Hyperosid und Cosmosiin.[9] Weitere Verbindungen sind Cumarine (Umbelliferon, Herniarin, Aesculetin, Cumarin, Scopoletin, Isoscopoletin), rund 2,5 % 2-Glucosyl-4-methoxyzimtsäure, Anissäure, Kaffeesäure, Vanillinsäure und Syringasäure. Der Schleimstoffgehalt beträgt 3 bis 10 %.
Wo wird Echte kamille angewendet?
Auch wird über eine beruhigende sowie angstlösende Wirkung der Echten Kamille berichtet. Äußerliche Anwendung (flüssig oder als Salbe[13]) findet die Echte Kamille bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bei bakteriellen Hauterkrankungen, auch der Mundhöhle und des Zahnfleisches. Bei entzündlichen Erkrankungen der Luftwege werden Inhalationen vorgenommen. Bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich werden Bäder und Spülungen vorgenommen. Von einer Anwendung des Aufgusses im Augenbereich wird abgeraten.[6] Allergische Hautreaktionen auf die Echte Kamille sind sehr selten beschrieben worden. Ein diskutierter Auslöser, das Sesquiterpenlacton Anthecotulid wie es in Anthemis cotula vorkommt, kommt in der Echten Kamille nicht vor. Als Kandidat wird auch das Cumarin Herniarin diskutiert. Diese seltenen allergischen Reaktionen sind der Grund dafür, dass in der Standardzulassung von einer Anwendung im Augenbereich abgeraten wird.[6] Für Kamillentee werden die Blüten, das Kraut und die Samen verwendet.[14] Besonders in romanischen Ländern wird Kamillentee als Schlaftee und als Beruhigungsmittel verwendet.[6] Eine italienische Tee-Spezialität ist „Camomilla setacciata“ aus den gelben Röhrenblüten der Kamille, die gern nach dem Essen oder vor dem Schlafengehen getrunken wird. Kamillentee wird in vielen Garten-Ratgebern zum Vorquellen von Samen wie Tomaten oder Gurken empfohlen. Dies soll das Keimen beschleunigen und zusätzlich Pilzbefall vorbeugen.[15][16]
Woher kommt der Name für Echte kamille?
Für die Echte Kamille (über mittelhochdeutsch gamille und lateinisch camomilla (für Kamillen, insbesondere Echte Kamille, sowie ähnliche Korbblütler wie Färberkamille und Hundskamillen[23]) von griechisch chamaímêlon, „am Boden wachsender Apfel“) bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Apfelkraut, Weiße Blume, Camille, Camillenblume (Kamillenblüte der Echten Kamille, mittelhochdeutsch gamillenbluome), Carmelina (Kochersberg), Chamillen, Comilg (mittelhochdeutsch), Gänsblumen, Gamillen, Ganilla (St. Gallen bei Werdenberg), Garnilla (St. Gallen bei Werdenberg), Gensblum (mittelhochdeutsch), Gramilla (Appenzell, St. Gallen), Gramille (Appenzell, St. Gallen), Hälmergen (Schlesien), Härmelgen, Haugenblum (Ostpreußen), Heermännle, Helmiegen, Helmrigen (Schlesien), Hermandel, Hermel (Schlesien), Hermelchen, Hermelen, Hermelin (Schlesien), Hermigen (Schlesien), Hermligen (Sachsen bei Leipzig), Hermüntzel (Schlesien), Hörminchen (vermutlich Elsass), Kamelblumen, Kamelle (Mecklenburg, Pommern), Kamilben, Kamillen, Kamillenblume, Kammerblume, Kamöll’n (Altmark), Karmille (Appenzell), Kornkamille, Krottenkraut, Kühmelle (Henneberg), Kommerblümmen (Marksuhl),[24] Kummerblumen (Ruhla), Laugenblume (vermutlich Elsass), Laugenkraut, Logenkraut, Mägdeblume (Schlesien), Magdblum (Ostpreußen), Maidplum (mittelhochdeutsch), Marimattalenachrud (Appenzell), Mattronkraut, Meddeblum (mittelhochdeutsch), Megdeblommen (mittelniederdeutsch), Megdeblomen (mittelniederdeutsch), Meteblume (mittelhochdeutsch), Meydeblumen (althochdeutsch), Meydblumen, Moderekrud (Unterweser), Oepfelkraut, Opfelkraut, Opfelblüamli (St. Gallen, Appenzell, Berner Oberland), Raneyenblume (Ostpreußen), Remey (Ostpreußen), Rirmerey (Schlesien), Romerey (Schlesien), Romey (Ostpreußen), Säkfi (Siebenbürgen), Stomeienblume und Zäüwih (Siebenbürgen).[25]
Welche Geschichte hat Echte kamille?
Quellen Antike–Spätantike: Dioskurides 1. Jh.[26] – Plinius 1. Jh.[27] – Galen 2. Jh.[28] – Pseudo-Dioscorides de herbis femininis. 6. Jh.[29] Arabisches Mittelalter: Avicenna 11. Jh.[30] – Konstantin 11. Jh.[31] – Pseudo-Serapion 13. Jh.[32] Lateinisches Mittelalter: Pseudo-Macer 11. Jh.[33] – Deutscher Macer 13. Jh.[34] – Gabriel von Lebenstein 14. – 15. Jh.[35] – Konrad von Megenberg 14. Jh.[36] – Michael Puff 15. Jh.[37] – Nikolaus Frauenlob 15. Jh.[38] – Herbarius Moguntinus 1484[39] – Gart der Gesundheit 1485[40] – Hortus sanitatis 1491[41] – Hieronymus Brunschwig 1500[42] Neuzeit: Paracelsus ca. 1530[43] – Otto Brunfels 1532[44] – Hieronymus Bock 1539[45] – Leonhart Fuchs 1543[46] – Mattioli / Handsch / Camerarius 1586[47] – Nicolas Lémery 1699/1721[48] – Onomatologia medica completa 1755[49] – William Cullen 1789/90[50] – Jean-Louis Alibert 1805/05[51] – Hecker 1814/15[52] – Philipp Lorenz Geiger 1830[53] – Pereira / Buchheim 1846/48[54] – Bentley / Trimen 1880[55] – Theodor Husemann 1883[56] Historische Abbildungen
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Echte kamille?
Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-ROM). Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6 (Merkmale) Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1854-X, S. 369–373 (Inhaltsstoffe). Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen (= Handbuch des Pflanzenbaus. Band 4). Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8001-3203-4, S. 383–390 (Krankheiten und Schädlinge, Anbau). Lucius Maiwald: Bedeutung der Kamille in der Inneren Medizin. In: Franz Klaschka, Lucius Maiwald, Rosemarie Patzelt-Wenczler (Hrsg.): Wirkungsweise und Anwendungsformen der Kamille. Interdisziplinäres Kamille-Symposium Frankfurt am Main 1987. Berlin 1988, S. 111–116. Theodor Habelt: Zur Geschichte der medizinischen Verwendung der Kamille (Matricaria Chamomilla L.) Medizinische Dissertation Leipzig 1935. Weblinks Commons: Kamille – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Kamille – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Literatur von und über Echte Kamille im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Echte Kamille. auf FloraWeb.de Echte Kamille. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns. Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Hultén (Memento vom 4. Dezember 2017 im Internet Archive) Thomas Meyer: Kamille Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben) Kamille als Heilpflanze Echte Kamille auf Phytodoc.de Matricariae flos – Kamillenblüten, Mikroskopie – Karl-Franzens-Universität Graz (Memento vom 27. März 2009 im Internet Archive) Einzelnachweise
Wie kann man Echter kümmel beschreiben?
Illustration aus Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1885 Stängel und Blattansatz mit Scheide Vegetative Merkmale Kümmel ist eine sommergrüne, meist zweijährige krautige Pflanze und erreicht meist Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern, unter günstigen Bedingungen auch bis zu 120 Zentimetern. Es wird eine rübenartige Wurzel (Pfahlwurzel) entwickelt. Der kahle, geriefte Stängel ist mehrfach und sparrig verzweigt.[1] Die kreuzgegen- oder gegenständigen Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die Blattspreiten sind zwei- bis dreifach gefiedert[1] und im Umriss länglich. Die Teilblätter letzter Ordnung sind fiederteilig mit fein zugespitzten Zähnen und Spitzen.[2] Ihre Blattabschnitte sind bei einer Breite von höchstens einem Millimeter linealisch.[1] Die untersten Fiederpaare zweiter Ordnung sind deutlich abgerückt und kreuzweise gestellt.[1] Die meisten Stängelblätter besitzen eine Scheide mit nebenblattartigen Fiederpaaren.[3]
Welche Blüten hat Echter kümmel?
Doppeldoldiger Blütenstand (Aufsicht) Generative Merkmale Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli.[3] Es ist ein Blütenstandsschaft vorhanden. Die achsel- und endständigen doppeldoldigen Blütenstände besitzen sechs bis zwölf gerippte Strahlen.[1][4] Unter den Dolden können einzelne, linealische Deckblätter vorhanden sein, die Hüllen fehlen aber meist. Es können bei den Döldchen auch Hüllchenblätter ausgebildet sein.[2] Es sind Blütenstiele vorhanden.[2] Die meistens zwittrige und protandrische Blüte ist fünfzählig mit (einfacher) Blütenhülle. Der Kelch fehlt meistens oder ist zu minimalen Zähnchen reduziert. Die fünf weißen bis rosafarbenen oder rötlichen Kronblätter sind verkehrt-eiförmig und an der mittleren Spitze ist der Zipfel meist eingebogen.[2] Es sind fünf freie Staubblätter vorhanden. Der zweikammerige Fruchtknoten ist unterständig. Auf einem fleischigen, kissenförmigen Stylopodium (Diskus) befinden sich zwei kurze und ausgebogene Griffel. Die Samenreife beginnt im Juni bis August.[3][2] Die kahle, rippige Spaltfrucht (eine Scheinfrucht), Doppelachäne genannt, ist bei einer Länge von 3 bis 7 Millimeter und einer Breite von 0,7 bis 1,2 Millimeter ellipsoid und zerfällt in zwei einsamige Einzelfrüchte (Merikarpien) die an einem Karpophor hängen. Die leicht sichelförmig gebogenen und an beiden Enden leicht spitzen[4] deutlich gerippten[1] Einzelfrüchte sind dunkel- und hell-braun, gelblich gefärbt. Den Früchten haften meist noch Griffelreste an. Die volkstümlich „Kümmelsamen“ genannten Einzelfrüchte besitzen einen charakteristischen Duft, wenn sie zerrieben werden.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20 oder 22.[6]
Wo wächst Echter kümmel?
Der Wiesen-Kümmel ist in Vorderasien und den Mittelmeerländern beheimatet.[4] Die Verbreitung erstreckt sich über Europa und die gemäßigten Gebiete Asiens bis Tunesien, Indien, Bhutan, Nepal und Pakistan.[2][7] In Europa hat er ursprüngliche Vorkommen in fast allen Ländern und fehlt nur in Portugal und Griechenland; in Großbritannien, Irland und Island ist er eingebürgert und auf Spitzbergen wird er kultiviert.[8] Wild wächst der Wiesen-Kümmel an Wegrändern und Wiesen.[3] Er tritt in kollinen, subalpinen bis alpinen Höhenstufen auf.[2] Er ist Kennart der pflanzensoziologischen Ordnung Arrhenatheretalia.[1] In den Allgäuer Alpen steigt der Wiesen-Kümmel im Tiroler Teil am Luxnacher Sattel bei Häselgehr bis in eine Höhenlage von 2070 Meter auf.[9] Am Stilfser Joch und im Tessin erreicht er eine Höhenlage von 2200 Meter und am Riffelberg bei Zermatt 2550 Meter.[10] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[11]
Wie wird Echter kümmel taxonomisch eingeordnet?
Die Erstveröffentlichung von Carum carvi erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 263. Ein Synonym für Carum carvi L. ist Bunium carvi (L.) M.Bieb.[8]
Wie wird Echter kümmel verwendet?
Küche Die Blätter des Kümmels haben einen milden Geschmack, der mit Petersilie und Dill verglichen wird. Sie werden gerne für Suppen und Salate verwendet. Die Wurzeln können als Gemüse gekocht werden. Kümmelsamen (botanisch korrekt handelt es sich um ganze Kümmelfrüchte) sind ein klassisches Gewürz in schwer verdaulichen Speisen, wie z. B. Kohlgerichten. Sie sind besonders in der jüdischen, skandinavischen und osteuropäischen Küche beliebt und werden dort auch als Gewürz für Kuchen und Roggenbrot, Gulasch, Käse und geschmorte Äpfel verwendet. Die „Kümmelsamen“ verleihen diversen Spirituosen einen charakteristischen Geschmack, beispielsweise dem skandinavischen Aquavit, dem norddeutschen Köm oder dem Kaiser-Kümmel.
Welche arzneimittel gibt es als Echter kümmel?
Hauptwirkstoffe sind ätherische Öle mit Carvon als Hauptbestandteil und Geruchsträger, das darin bisweilen zu weit über 50 % enthalten ist, daneben Limonen (über 30 %), Phellandren und andere Monoterpene; Phenolcarbonsäuren, Flavonoide und in Spuren Furocumarine.[26] Kümmel regt die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen an und hat beachtlich blähungswidrige und krampflösende Eigenschaften. Man verwendet ihn bei Verdauungsstörungen mit Blähungen und Völlegefühl, bei leichten Krämpfen im Magen-, Darm- und Gallenbereich sowie bei nervösen Herz-Magen-Beschwerden. Man nimmt die Kümmelsamen als Tee oder das ätherische Öl und seine Zubereitungen, häufig kombiniert mit Fenchel oder Anis und Koriander bzw. mit deren ätherischen Ölen. Kümmel hat von diesen Drogen die stärkste krampflösende Wirkung. Für Kümmelöl wurden antimikrobielle Eigenschaften nachgewiesen,[27] so dass es sinnvoll auch in Mundwässern und Zahnpasten enthalten ist. Das Kauen einiger Kümmelfrüchte soll schlechten Mundgeruch verhindern. Der Kümmel wurde von Wissenschaftlern der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt.[28]
Welche Inhaltsstoffe enthält Echter kümmel?
Die Kümmelsamen sind reich an ätherischen Ölen Die Kümmelpflanze ist reich an ätherischen Ölen, insbesondere die Samen enthalten mehr als drei Prozent ätherisches Öl, bei neueren Züchtungen kann der Anteil auf sieben Prozent steigen.[19] Sie können durch Wasserdampfdestillation ausgetrieben und durch anschließende Extraktion isoliert werden. Im ätherischen Öl stellt D-(+)-Carvon neben D-(+)-Limonen den Hauptbestandteil dar.[29] Außerdem sind Myrcen, α-Phellandren, p-Cymol, β-Caryophyllen, cis- und trans-Carveol, cis- und trans-Dihydrocarvon, trans-Dihydrocarveol, α- und β-Pinen, Fettsäuren und Gerbstoffe enthalten. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze beträgt 224,6 mg pro 100 g Frischgewicht.[26] Kümmelsamen enthalten je 100 Gramm 49,9 g Kohlenhydrate (davon 38 g Ballaststoffe und 0,64 g Zucker), 14,6 g Fett und 19,8 Eiweiß. Der Energiegehalt liegt bei 1394 kJ (444 kcal). In Kümmel sind v. a. einige B-Vitamine, Vitamin C und Vitamin E enthalten. Zudem enthält er größere Mengen Eisen, Phosphor, Magnesium und Kupfer.[30]
Woher kommt der Name für Echtes johanniskraut?
Volkstümlich wird das Echte Johanniskraut (lateinisch hypericum, früher auch ypericon[1] und Hypericon[2]) auch als Herrgottsblut bezeichnet.[3] Der Name bezieht sich auf Johannes den Täufer, da die Pflanze um den Johannistag (24. Juni) herum blüht.[4] Auch die lateinische Bezeichnung Flores sancti Johannis[5] („Blüten des heiligen Johannes“), der englische Name St John’s wort und der spanische Name hierba de San Juan beziehen sich auf Johannes den Täufer. Der Name Durchlöchertes Johanniskraut (und auch die lateinische Bezeichnung Hypericum perforatum) bezieht sich auf die dicht mit durchscheinenden Öldrüsen besetzte Blattspreite.
Wie kann man Echtes johanniskraut beschreiben?
Die Laubblätter erscheinen durch ihre Öldrüsen „durchlöchert“ Stängel-Querschnitt Illustration von Otto Wilhelm Thomé Blüten im Detail Blütenstand Früchte Vegetative Merkmale Das Echte Johanniskraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 100 Zentimetern erreicht. Sie bildet stark verzweigte Wurzelkriechsprosse und eine spindelförmige, bis zu 50 Zentimeter tief reichende Wurzel. Der aufrechte Stängel ist durchgehend zweikantig und innen markig ausgefüllt (nicht hohl). Dadurch unterscheidet sich das Echte Johanniskraut von anderen Johanniskrautarten. Im oberen Bereich des Stängels ist das Echte Johanniskraut buschig verzweigt. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind mehr oder weniger sitzend. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von bis zu 3 Zentimetern oval-eiförmig bis länglich-linealisch. Die Blattspreite ist dicht mit durchscheinenden Öldrüsen besetzt. Der Blattrand ist mit schwarzen Drüsen punktiert. Bei den zahlreichen durchscheinenden Punktierungen der Spreite handelt es sich um Gewebslücken, die durch Spaltung oder Auseinanderweichen von Zellwänden entstanden sind und in denen das helle ätherische Öl konzentriert ist.
Welche Merkmale hat Echtes johanniskraut?
Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Der meist reichblütige trugdoldige Blütenstand ist aus Dichasien mit (zur Fruchtzeit gut erkennbaren) Schraubeln zusammengesetzt. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind bis zu 5 Millimeter lang, länger als der Fruchtknoten, (ei)-lanzettlich, fein grannenartig zugespitzt, mit hellen und schwarzen Drüsen. Die fünf goldgelben Kronblätter sind bis 13 Millimeter lang, nur auf einer Seite gezähnt und am Rande schwarz punktiert. Die Kronblätter enthalten in Gewebslücken das blutrote Hypericin, das beim Zerreiben (am besten mehrere Blütenknospen nehmen) auf den Fingern eine Rotfärbung hinterlässt. Die einzelnen Kronblätter sind aufgrund ihrer gedrehten Knospenlage etwas asymmetrisch, sodass die ganze Blüte in offenem Zustand einem „Windrad“ ähnlich sieht. Die 50 bis 60, manchmal bis 100 Staubblätter umgeben in drei Büscheln angeordnet den Fruchtknoten. Aus den drei Staubblattanlagen entstehen durch zentrifugales Dedoublement drei Cluster mit insgesamt bis zu 100 Staubblättern.[6] Der oberständige, ovale Fruchtknoten ist in drei Fächer unterteilt, die kürzer sind als die Kelchblätter. Nektar wird nicht angeboten, stattdessen wird reichlich Pollen für etwaige Bestäuber bereitgehalten.[7] Die Frucht besteht aus einer schmal-eiförmigen, bis 10 Millimeter langen, gerieften dreifächrigen Spaltkapsel. Die Samen sind bei einer Länge von etwa 1 Millimetern länglich, gebogen und fein netzförmig. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 32 oder 48.[8]
Wo wächst Echtes johanniskraut?
Das Echte Johanniskraut ist die in Europa am weitesten verbreitete Art der Gattung Hypericum. Es ist von Europa bis China, im westlichen Nordafrika in Marokko, Algerien und Tunesien sowie im südwestlichen Sudan heimisch.[10] Das Echte Johanniskraut ist u. a. in weiten Teilen Nordamerikas, Teilen Südamerikas sowie in Australien, Japan und Korea ein Neophyt.[10] Man findet es in tiefen bis mittleren Höhenlagen. Es steigt in Tirol bis 1700 Meter, im Wallis bis etwa 2000 Meter Meereshöhe auf.[11] In Europa kommt es nördlich bis Brunö in 65° 28' nördlicher Breite vor.[11] Es wächst verbreitet in Gebüschsäumen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen, in Magerwiesen und -rasen, in Ginster- und Heidekrautheiden, in Brachen und Waldverlichtungen oder auf Bahnschotter als Pionierpflanze. Es gedeiht in Gesellschaften der Klassen Trifolio-Geranietea, Epilobietea angustifolii oder auch des Verbands Dauco-Melilotion.[8] Das Echte Johanniskraut tritt vorwiegend in größeren Gruppen auf, allerdings sind diese selten bestandsbildend. Als ökologische Zeigerwerte nach Ellenberg wird Hypericum perforatum als Halbschattenpflanze für mäßigwarme bis warme Standorte bei gemäßigtem Seeklima angegeben. Die angezeigte Bodenbeschaffenheit ist gleichmäßig trocken bis mäßig feucht und stickstoffarm, niemals jedoch stark sauer.
Womit kann Echtes johanniskraut verwechselt werden?
Echtes Johanniskraut kann leicht mit dem giftigen Jakobskreuzkraut verwechselt werden. Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit besteht mit dem harmlosen Wiesenpippau.[12][13][14]
Beschreibe die Systematik von Echtes johanniskraut?
Die Erstveröffentlichung von Hypericum perforatum erfolgte durch Carl von Linné. Je nach Autor gibt es mehrere Varietäten oder Unterarten:
Welche Blüten hat Echtes johanniskraut?
Hypericum perforatum subsp. chinense N.Robson: Sie kommt in China vor.[17] Breitblättriges Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum var. latifolium W.D.J.Koch, Syn.: Hypericum perforatum subsp. latifolium (W.D.J.Koch) A.Fröhl.): Es hat breitere Blätter und größere Blüten. Kleinblättriges Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum var. microphyllum DC.): Es hat kleinere Blätter und kleinere Blüten. Es wird von manchen Autoren zur Unterart Hypericum perforatum subsp. veronense gestellt.[16] Gewöhnliches Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum L. subsp. perforatum): Es gedeiht von Europa bis Sibirien und zur westlichen Türkei.[18] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind für diese Unterart in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[19] Veroneser Tüpfel-Hartheu (Hypericum perforatum subsp. veronense (Schrank) A.Fröhl.): Es hat eiförmige, höchstens 1 cm lange Laubblätter und Kelchblätter, die nur 1 mm breit sind. Sein Verbreitungsgebiet umfasst Makaronesien, Mitteleuropa und das Mittelmeergebiet bis zum Sudan und zum westlichen Himalaja. Es gedeiht in Mitteleuropa in Gesellschaften des Verbands Dauco-Melilotion oder der Klasse Sedo-Scleranthetea.[8][16] Hypericum perforatum subsp. songaricum (Ledeb. ex Rchb.) N.Robson: Sie kommt von der Ukraine bis ins nordwestliche China vor.[20] Inhaltsstoffe Beim Zerreiben der Knospen tritt Hypericin aus Inhaltsstoffe des Echten Johanniskrauts sind u. a.:[21]
Welche wirksamkeit hat Echtes johanniskraut?
Nachdem der Hypericingehalt bis 1995 zur Bestimmung der Wirksamkeit der Droge Hyperici herba benutzt wurde, geht man inzwischen davon aus, dass die therapeutische Wirksamkeit durch ein Zusammenwirken mehrerer Wirkstoffe und Wirkmechanismen zusammenkommt, da ein Gesamtextrakt eine deutlich stärkere Hemmung der Monoaminoxidase bewirkt als isoliertes Hypericin. Zur Arzneimittelherstellung werden Hypericingehalte von 0,15 % und hohe Flavonoidgehalte gefordert, zudem müssen Grenzwerte für Cadmium (0,5 mg/kg) und Blei (5,0 mg/kg) unterschritten werden.
Welche wirksamkeit hat Echtes johanniskraut?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) führt gemeinsam mit anderen Organisationen und Fachgesellschaften (BÄK, KBV, AWMF) Johanniskraut in der S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression aus dem Jahr 2015 als Möglichkeit eines ersten Therapieversuchs bei einer leichten bis mittelgradigen depressiven Episode an. Da nicht genau bekannt ist, welche Inhaltsstoffe in welcher Dosierung und über welchen Mechanismus für die antidepressive Wirkung von Johanniskraut verantwortlich sind, empfiehlt die Leitlinie solche Präparate einzusetzen, deren klinische Wirksamkeit in eigenen Studien gezeigt wurde. Der Einsatz von Johanniskraut bei leichter bis mittelgradiger Depression hat in der Leitlinie den Empfehlungsgrad 0 (= „Kann“-Empfehlung: „Berichte von Expertenkreisen oder Expertenmeinung und/oder klinische Erfahrung anerkannter Autoritäten (Evidenzkategorie IV) oder Extrapolation von Evidenzebene IIa, IIb oder III. Diese Einstufung zeigt an, dass direkt anwendbare klinische Studien von guter Qualität nicht vorhanden oder nicht verfügbar waren.“)[32] Die pharmakologische Wirksamkeit von Johanniskraut in der Therapie der Depression ist allerdings umstritten. Es gibt sowohl klinische Studien, die eine Wirksamkeit feststellten, als auch solche, die keine Überlegenheit gegenüber Placebo zeigen. Eine Cochrane-Review aus dem Jahr 2008 wertete 29 Studien mit zusammen mehr als 5000 Patienten aus, bei denen nach DSM- oder ICD-10-Kriterien eine Depression (major depressive disorder) vorlag. Die Autoren sehen in den Studien Evidenz, welche nahelegt, dass die Wirksamkeit der Johanniskrautextrakte in den Studien gegenüber Placebo überlegen ist und vergleichbar mit synthetischen Antidepressiva bei besserer Verträglichkeit und geringeren Abbruchraten sei. Da die in den Studien festgestellte Wirksamkeit auch von dem Land, aus dem die Studie stamme, und ihrer Präzision abhänge, könne nicht ausgeschlossen werden, dass einige kleinere Studien aus deutschsprachigen Ländern mängelbehaftet seien und zu optimistische Resultate berichteten.[33] Klinische Leitlinien aus Deutschland, Kanada, den USA und Großbritannien sehen die Wirkung von Johanniskraut noch am besten bei milder oder mittelgradiger Depression nachgewiesen.[34] Eine erneute Metaanalyse aus dem Jahr 2016, die im Vergleich zum 2008 veröffentlichten Cochrane-Review auch einige neuere Studien miteinbezieht, kommt zu einem ähnlichen Fazit wie letztere.[35] Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ging 2009 davon aus, dass Johanniskraut einen Effekt bei leichten Depressionen hat. Generell gab es jedoch eine deutliche Abhängigkeit des Effektschätzers von der Studienqualität: Je schlechter die Qualität der Studien ist, desto größer stellt sich das Ausmaß der aufgezeigten Effekte dar und umgekehrt. Bei Betrachtung allein derjenigen Studien mit der besten methodischen Qualität zeigt Johanniskraut nur einen sehr geringen Effekt. Weiterhin geht das Institut davon aus, dass Johanniskraut bei schweren Depressionen nicht hilft. Es erwies sich bei schweren Depressionen in keiner Studie als dem Placebo überlegen.[36] Die jetzigen Studien liefern noch nicht genügend Daten, um unterschiedliche Johanniskraut-Extrakte miteinander vergleichen zu können oder die optimale Dosis zu ermitteln.[37] Bei leichten Depressionen konnte jedoch in einer Studie eine Dosis-Wirkungsbeziehung experimentell nachgewiesen werden.[38]
Welche Nebenwirkungen hat Echtes johanniskraut?
Johanniskraut-Arzneimittel sind im Allgemeinen gut verträglich, unerwünschte Nebenwirkungen sind gering oder treten selten auf.[44] In Einzelfällen wird von manischen Episoden berichtet, die von Johanniskraut induziert wurden.[45] Außerdem kann Johanniskraut geringe Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Erregung und Müdigkeit und eine phototoxische Reaktion der Haut (Sonnenbrandneigung) hervorrufen, da Hypericin die Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht erhöht (Photosensibilitätsreaktion). In hoher Dosierung wirkt es u. U. stark phototoxisch. Die Phototoxizität wird jedoch erst bei einer Überdosierung um die 20-fache der empfohlenen Tagesdosis von 900 bis 1500 mg erwartet[46]. Hellhäutige Menschen, die Johanniskraut regelmäßig einnehmen und sich in Solarien oder auf Urlaubsreisen bräunen wollen, sollten ein Absetzen des Johanniskrautpräparates 14 Tage vor der ersten Licht- bzw. Sonneneinstrahlung in Erwägung ziehen. Bei bekannter Lichtempfindlichkeit ist Johanniskraut zu meiden. Selten kann es zu allergischen Hautreaktionen kommen. Auch Rinder und Pferde, die zu viel Johanniskraut fressen, zeigen die genannten Symptome. Bei sehr hohen Dosierungen kann es zu leichten Formen eines Serotonin-Syndroms kommen. Symptome sind unter anderem Schwindel, Grippegefühl, Bewusstseinseintrübung, unwillkürliche Muskelzuckungen und Angstzustände. Die Überdosierungssymptome können dabei leicht mit den depressiven Symptomen verwechselt werden und zu einer weiteren Erhöhung der Dosis verleiten.
Welche Wechselwirkungen von Echtes johanniskraut mit anderen Stoffen oder Medikamenten sind bekannt?
Ende der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass Johanniskraut zu einem verstärkten Abbau von anderen Wirkstoffen führt. Deshalb wurde das zuvor frei erhältliche Johanniskraut 2003 der Apothekenpflicht unterstellt. Ausgenommen von der Apothekenpflicht sind Zubereitungen, die in einer Tagesdosis bis zu 1 g Drogenäquivalent und bis zu 1 mg Hyperforin enthalten, Tee und zur äußeren Anwendung bestimmter Frischpflanzensaft oder ölige Zubereitungen (Rotöl). Aufgrund der Wechselwirkungen wurde Johanniskraut in der Republik Irland schon vor einigen Jahren der Verschreibungspflicht unterworfen. Johanniskrautpräparate mit der Indikation „mittelschwere Depression“ unterliegen seit dem 1. April 2009 auch in Deutschland der Verschreibungspflicht. Johanniskraut induziert die Abbauenzyme Cytochrom P450 3A4 und Cytochrom P450 1A2[47] in der Leber. Die Abbaurate einer Vielzahl von Wirkstoffen steigt somit an, und sie können ihre Wirkung verlieren.[48] Cytochrom P450, Subtyp 3A4 verstoffwechselt u. a. Hormone. So kann Johanniskraut die Wirkung der Anti-Baby-Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel beeinträchtigen.[49] Es bestehen auch Wechselwirkungen mit bestimmten AIDS-Medikamenten (HIV-Proteaseinhibitoren), Antibiotika wie Clarithromycin und einigen Antidepressiva. Die HIV-Proteasehemmer und das Antibiotikum können ihre Wirkung ganz oder teilweise verlieren, was bei den zugrunde liegenden ernsten Erkrankungen schwerwiegende Folgen haben kann. Auch Immunsuppressiva, die zum Beispiel nach Transplantationen gegen die Abstoßungsreaktion des Körpers gegeben werden, werden abgeschwächt. Es sind Todesfälle bei Johanniskrauteinnahme mit gleichzeitiger Immunsuppression beschrieben worden. Johanniskraut senkte in einer schwedischen Studie bei einer Gabe von 600 mg pro Tag mit einem (vergleichsweise hohen) Hyperforin-Gehalt von 4 % nach 14 Tagen die Plasmahöchstkonzentration, die Area under the curve und die Halbwertszeit von Finasterid um etwa 50 %.[50] Betroffen (mit Abschwächung der Wirkung oder Wirkungsaufhebung) sind weiterhin die trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin sowie Nortriptylin, Herzglykoside, Antikoagulantien (Phenprocoumon), Methadon, Buprenorphin, Antiepileptika (z. B. Carbamazepin, Valproinsäure), Benzodiazepine (z. B. Diazepam, Alprazolam, Lorazepam) und benzodiazepinähnliche Substanzen (z. B. Zolpidem und Zopiclon) sowie etliche andere Wirkstoffgruppen.[51] Mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern wie Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram etc. besteht die Möglichkeit einer Verstärkung serotoninerg bedingter Nebenwirkungen (Übelkeit, Durchfall, Blutdruckschwankungen, Erregung) bis hin zur Auslösung des lebensgefährlichen Serotonin-Syndroms (starke Blutdruckschwankungen, Fieber, Bewusstseinseintrübung, Verwirrtheit, Krämpfe).[52] Andererseits können einige der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer durch die Beschleunigung ihres Abbaus auch in ihrer Wirkung abgeschwächt werden. Bei Einnahme solcher Kombinationen ist die Wirkung schlecht vorhersehbar.
Wie kann Echtes johanniskraut eingesetzt werden?
Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten.[53] Johanniskraut wurde in der Volksmedizin als Abtreibungsmittel genutzt.[54]
Wie wird Echtes johanniskraut verwendet?
Volksmedizinisch wird Johanniskraut als Tee und Tinktur auch bei Menstruationsbeschwerden und pubertätsbedingten Verstimmungen verwendet. Das Johanniskrautöl („Rotöl, Johannisöl“, früher[55] auch Sant Johans öl; Oleum Hyperici) wird als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung nach Verrenkungen und Verstauchungen, zur Wundheilung (Johanniskraut wirkt entzündungshemmend), bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet, kann aber auch innerlich angewandt werden. Auch sollen Sonnenbrand und Verbrennungen gelindert werden. Das Johanniskrautöl gilt als nicht reizendes, „kaltes Öl“.[56] Man gewinnt es, indem man Johanniskrautblüten zwei Monate lang in kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl einlegt, gelegentlich kräftig schüttelt und in der Sonne stehen lässt. Diesen Vorgang nennt man Mazeration. Mit einem Ansatzschnaps aus Blüten und Kraut werden Einschlafstörungen und innere Unruhe behandelt.
Wie wird Echtes johanniskraut verwendet?
Johanniskraut-Zubereitungen sind auch vereinzelt in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden: dort als Johanniskrautöl („Rotöl“), dem allerdings die innerlichen arzneilichen Wirkungen nicht zugeschrieben werden dürfen.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Echtes johanniskraut?
Liste von Pflanzen mit psychotropen Wirkstoffen Geschichte Von der Gattung Johanniskraut gibt es viele verschiedene Arten. Welche davon in der antiken und mittelalterlichen Literatur konkret gemeint ist, lässt sich nicht mit Sicherheit belegen. Manchmal wurden damals unter einer Bezeichnung auch mehrere der heutzutage beschriebenen Arten gefasst. Oft wurde Johanniskraut von Autoren des Mittelalters und der frühen Neuzeit unter dem Namen Hartheu beschrieben. Die Forschergruppe Klostermedizin argumentiert, dass erst bei Adam Lonitzer (1546) eine Differenzierung von Hartheu erfolgte, wobei er den Namen St. Johannskraut mit Hypericum perforatum gleichsetzte. Daraus wird geschlossen, dass die Pflanze Hartheu bei Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert) oder Leonhart Fuchs (1543) eine andere der Hypericum-Arten meint.[57] Unter den Namen hyperikon, androsaimon (Männerblut), koris und ascyron beschreibt Dioskurides offenbar vier verschiedene Arten von Hypericum.[58][59] Eine Zuordnung einer dieser Arten zu Hypericum perforatum war laut Marzell nicht möglich.[59] Als Indikationen gibt Dioskurides in seiner Materia medica (1. Jhd.) Ischias an, wie auch Linderung von Brandwunden.[57] Während bei mittelalterlichen und antiken Autoren vor allem die Wirkung bei Brandwunden, der Wundbehandlung allgemein, Gicht und rheumatischen Beschwerden im Fokus stand, bildet das Lorscher Arzneibuch aus dem frühen Mittelalter (795) eine überraschende Ausnahme. Dies älteste erhaltene Buch der Klostermedizin empfiehlt Johanniskraut bei Melancholie, was im heutigen Sprachgebrauch mit Depression und Trübsinn gleichgesetzt werden kann und auch im 21. Jahrhundert als Einsatzgebiet anerkannt wird.[57][60] Konrad von Megenberg (14. Jhd.) beschreibt in seinem Buch Buch der Natur unter Kunigskron (Königskrone) ein Johanniskraut, bei dem er leber- und nierenreinigende Wirkung angibt sowie eine herzstärkende Indikation. Er gibt an, dass das Kraut auch St. Johannskraut genannt wird.[59][61] Dieser Beitrag ist eine fast wörtliche Übersetzung von Albertus Magnus Text zur Königskrone, etwa 100 Jahre früher, in seinem Werk De vegetabilibus et plantis libri VII (6, 213). Marzell vermutet, dass beide Autoren die gleichen Quellen benutzten.[59]
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Echtes johanniskraut?
Adam Michael Birkholz: Das Johanniskraut. Böhme, Leipzig 1781 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf). Franz-Christian Czygan: Kulturgeschichte und Mystik des Johanniskrauts. In: Pharmazie in unserer Zeit. Band 32, 3, 2003, ISSN 0048-3664, S. 184–191. P. A. De Smet: Herbal Remedies. Review Article. In: The New England Journal of Medicine. Band 347, 2002, S. 2046–2056, PMID 12490687. Weblinks Commons: Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien Echtes Johanniskraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. Hypericum perforatum L., Tüpfel-Hartheu. auf FloraWeb.de Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns. Hypericum perforatum subsp. veronense (Schrank) A. Fröhl., Veronenser Tüpfel-Hartheu. auf FloraWeb.de Hypericum perforatum L. subsp. perforatum In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Hypericum perforatum subsp. veronense (Schrank) Ces. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben) Eine Sammlung wissenschaftlicher Studien rund um Johanniskraut Einzelnachweise
Woher kommt der Name für Echtes süßholz?
Der deutsche Name Lakritze geht über mittelhochdeutsch lakeritze und mittellateinisch liquirítia[2] (auch liquiricia[3]) wie der Gattungsname auf das lateinische glycyrrhiza zurück, das ein Lehnwort aus dem griechischen glykyrrhíza von γλυκύς (glykys, „süß“) und ῥίζα (rhiza, „Wurzel“) ist. Mit glycyrrhizium (Süßwurzel) wurde ursprünglich die trockene Wurzel, dann die ganze Pflanze bezeichnet.[4] Der lateinische Name hatte bereits im Mittellateinischen unter dem Einfluss von liquor („Flüssigkeit“) eine volksetymologische Wandlung zu liquiritia erfahren, woraus unmittelbar die deutsche Bezeichnung entstand.[5]
Wie kann man Echtes süßholz beschreiben?
Süßholz ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis zu 150 Zentimetern erreicht. Die Pflanze ist verzweigt. Die Stängel und die Blattstiele sind behaart oder verkahlend. Die wechselständigen und gestielten Blätter sind unpaarig gefiedert mit 9–17 Fiederblättern. Die meist ganzrandigen, kurz gestielten Fiederblättchen sind eiförmig bis elliptisch, etwa 2–5 cm lang und 1,5 bis 2,5 cm breit. Sie sind abgerundet und vorn manchmal kurz stachelspitzig, fiedernervig und unterseits von sitzenden harzig-klebrigen Drüsen punktiert. Die Nebenblätter sind klein und abfallend. Im Spätsommer (Juni bis Juli) erscheinen bläulich-violette und weiße Schmetterlingsblüten in kurzen, aufrechten und gestielten Trauben in den Achseln der Blätter. Die Schmetterlingsblüten sind 8–12 mm lang. Sie sind kurz gestielt. Der Kelch ist kurz glockenförmig. Die Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre und lanzettlich spitzig. Die Blütenblätter, die das Schiffchen bilden, sind nicht verwachsen und vorn nicht geschnäbelt. Die einzelnen Blüten sind von einem kurzen und spitzen, abfallenden Deckblatt unterlegt. Die Hülsen werden bis zu 3,5 cm lang und 4–6 mm breit. Sie sind abgeflacht, meist kahl oder leicht behaart und relativ gerade, sowie meist mehr oder weniger bespitzt, geschnäbelt. Sie sind reif lederig und rotbraun. Bei Vollreife springen sie auf. Jede Hülse enthält zwei bis acht rundliche, glatte, etwa 2–3 mm große, leicht abgeflachte und grünlich-braune Samen. Die Wurzeln werden im Herbst geerntet. Die Blütezeit ist Juni bis Juli, seltener bis in den Herbst.[6] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[7]
Wo wächst Echtes süßholz?
Das Süßholz ist in der Mittelmeerregion und in Westasien beheimatet. Es ist frostempfindlich und bevorzugt volle Sonne und tiefe, humusreiche, durchlässige Erde.
Welche Blüten hat Echtes süßholz?
Inhaltsstoffe Echtes Süßholz enthält Glycyrrhizin, ein Gemisch aus Kalium- und Calciumsalzen der Glycyrrhizinsäure. Dieses Glykosid, das der Lakritze ihren Geschmack verleiht, besitzt etwa die fünfzigfache Süßkraft von Rohrzucker. Durch Abspaltung des Diglucuronids entsteht aus Glycyrrhizin die 18β-Glycyrrhetinsäure, die selbst keine Süßkraft mehr besitzt. In geringer Konzentration sind zahlreiche Triterpensaponine wie das 24-Hydroxyglycyrrhizin und die Sojasaponine I und II enthalten. Neben weiteren Glykosiden wie Glabrinsäure und Oleanolsäure­derivaten enthält Süßholzwurzel mehr als 40 identifizierte Flavonoide. Hierzu gehören das Chalcon­derivat Isoliquiritigenin und das zugehörige 4-O-Glycosid Isoliquirtin und das Flavanon Liquiritigenin und sein Glycosid Liquiritin. Auch Isoflavone wie Formononetin, oder auch Sterin und höhere Alkohole sind nachgewiesen worden. Weiterhin sind Cumarine wie beispielsweise das auch in Doldenblütlern wie Liebstöckel vorkommende Umbelliferon enthalten. An flüchtigen Aromastoffen wurden neben anderen Anethol und Geraniol identifiziert. Das saure Polysaccharid Glycyrrhizan GA ist der Hauptbestandteil der weiterhin enthaltenen Polysaccharide.
Wie wird Echtes süßholz verwendet?
Geraspelte Süßholzwurzel nach Vorschrift der Ph. Eur. Süßholzwurzel (Radix Liquiritiae) wirkt aufgrund der enthaltenen Saponine, vor allem der Glycyrrhizinsäure, expektorierend (auswurffördernd), sekretolytisch (schleimverflüssigend) und sekretomotorisch (schleimlösend). Bei Süßholzextrakten wurde eine antibakterielle und antimykotische Wirkung nachgewiesen. Typische Anwendungsgebiete sind Husten, Bronchialkatarrh und andere Erkrankungen der oberen Atemwege. Bei Gastritis und Magengeschwüren findet die Süßholzwurzel ebenfalls Anwendung. Die experimentell und klinisch belegte entzündungshemmende und krampflösende Wirkung ist noch nicht vollständig geklärt. Die nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung der Glycyrrhizinsäure soll aber nicht durch eine Hemmung der Prostaglandinbiosynthese, sondern durch Einfluss auf die Wanderung der Leukozyten zum Entzündungsort entstehen.[8] Daneben beeinflusst Glycyrrhizinsäure selbst den Steroidstoffwechsel, indem sie das Enzym Steroid-5β-Reduktase (EC 1.3.99.6), möglicherweise auch die NAD+-abhängige 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2 hemmt. Diese Enzyme bauen Cortison und Aldosteron ab, ihre Hemmung führt daher zu einer Verlängerung der biologischen Halbwertszeit der Corticosteroide sowie bei hohem Aldosteronspiegel zu Bluthochdruck und Kaliumverlust.[9] Zur Behandlung der chronischen Hepatitis und der Leberzirrhose wird im ostasiatischen Raum Glycyrrhizinsäure in Kombination mit Glycin und Cystein als Infusion eingesetzt. Für Glycyrrhizin wurde eine antivirale Wirkung bei Hepatitis A und C belegt.[10] Auch soll der Süßholzzucker die Produktion eines Virusproteins der Herpesviren blockieren, das normalerweise die Entdeckung des Erregers durch die Zelle verhindert.[11] Ohne dieses Protein bemerken die Zellen den Eindringling und leiten ihren eigenen Tod ein. Die dafür nötige Dosis ist allerdings viel zu hoch, um durch normalen (gesundheitlich unbedenklichen) Lakritzkonsum erreicht zu werden, und wurde nicht am lebenden Menschen, sondern nur an Zellkulturen nachgewiesen.[12] Weitere Forschungen untersuchen auch die antivirale Wirkung auf das das Kaposi-Sarkom-auslösende Herpesvirus.[13] In der Kombination mit Ammoniumchlorid und Anisöl wird Süßholzwurzelextrakt zu Salmiakpastillen verarbeitet. Als „traditionell angewendetes Arzneimittel zur Schleimlösung im Bereich der Atemwege“ bezeichnet, wurden sie bereits in Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis von 1925 beschrieben. Getrocknete Süßholzstangen werden auch zur Zahnpflege gekaut, wobei neben den enthaltenen Inhaltsstoffen auch die Eigenschaft des Holzes zum Tragen kommt, beim Kauen am Ende stark auszufasern und so eine natürliche Zahnbürste zu formen.
Wie wird Echtes süßholz verwendet?
Süße Lakritze → Hauptartikel: Lakritz Der Wurzelextrakt bzw. der eingedickte Saft der Wurzel des Echten Süßholzes wird zur Herstellung von Lakritze oder Lakritz genutzt. Es handelt sich dabei vor allem um Süßwaren, die in Form von Süßlakritz oder Salzlakritz konsumiert werden. Lakritz kann jedoch auch in zahlreichen anderen Produkten enthalten sein, beispielsweise in alkoholischen oder nichtalkoholischen Getränken (etwa Lakritzlikör) und sogar in Fertigsoßen; in geringen Mengen ist Süßholzextrakt auch Bestandteil von Spirituosen wie Pastis. Bei der Herstellung von Lakritz werden die Inhaltsstoffe aus den Wurzeln als Rohlakritz extrahiert und eingedickt, danach werden sie mit anderen Zutaten vermischt.
Wo wächst Echtes süßholz?
Das klassische Anbaugebiet ist der Vordere Orient. In Deutschland wurde Süßholz früher in unterschiedlichen Regionen angebaut, vor allem im Süden, jedoch ging der Anbau stark zurück. Heute wird der Anbau nur noch von einzelnen Privatpersonen sowie in Bamberg von der Bamberger Süßholz-Gesellschaft betrieben.[14]
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Echtes süßholz?
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1854-X. Tim Richardson: Sweets. The History of Temptation. Bantam Books, New York 2004. Klaus-D. Kreische: Lakritz – Die schwarze Leidenschaft. Thorbecke, Tübingen 2010, ISBN 978-3-7995-0291-7. Klaus-D. Kreische: Lakritz – Traktat einer Reise in die Welt der schwarzen Süßigkeit. Oktober-Verlag 2012, ISBN 978-3-941895-31-7. Klaus-D. Kreische: Die Lakritzfibel. Tredition, Hamburg 2019, ISBN 978-3-7482-6276-3. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band IV, 3. Teil. S. 1454–1457, Carl Hauser, München 1924. Nachdruck 1964 (Beschreibung). Marielene Putscher: Das Süßholz und seine Geschichte. Medizinische Dissertation, Köln 1968. Weblinks Commons: Lakritze (Glycyrrhiza glabra) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Lakritze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Echtes Süßholz. auf FloraWeb.de Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben) Kabel1: Abenteuer Leben Lakritz das schwarze Gold aus dem Orient Video vom 5. November 2012, abgerufen am 27. April 2014 Weitere Informationen auf Gernot Katzers Gewürzseiten www.wissenschaft.de: Lakritz bringt Herpesviren den Tod im Schlaf, Inhaltsstoff wirkt auch gegen inaktive Form der Erreger Three Common Herbs Effective In Boosting Key Lymphocytes Süßholz, die Bamberger Denkmalpflanze Seite der Bamberger Süßholz-Gesellschaft Einzelnachweise
Welche Methoden der Ernährungsmedizin sind bekannt?
Grundlage der ernährungsmedizinischen Therapie ist die Ernährungsanamnese und die körperliche Untersuchung, sowie evtl. apparative und laborchemische Untersuchungen. Hierdurch kann das ernährungsbedingte Risikoprofil eines Patienten (Übergewicht, Untergewicht und Mangelernährung) eingeschätzt werden. In Krankenhäusern übernimmt diese Aufgaben zumeist ein Ernährungsteam. Viele Erkrankungen können durch adäquate Ernährung positiv beeinflusst werden. So konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass eine bedarfsdeckende perioperative Ernährung die Wundheilung verbessert sowie die Morbidität und Mortalität reduziert. Auch bei Übergewicht soll im Falle schwerer Krankheit ernährt werden, da Fasten die Morbidität und Mortalität erhöht. Ist die natürliche orale Ernährung nicht möglich, werden die verschiedenen Methoden der künstlichen Ernährung angewandt. Dabei wird nach Möglichkeit der enteralen Vorzug vor der parenteralen Ernährung gegeben. Die Ernährungsintervention ist immer nur Teil der Gesamttherapie. Der Heilungsversuch schwerer Krankheiten ausschließlich durch Diät wird in der Ernährungsmedizin als Kunstfehler angesehen. Die ernährungsmedizinische Forschung bedient sich, wie andere medizinische Disziplinen auch, wo immer möglich der Methoden der Evidenzbasierten Medizin. Die Forschungsergebnisse finden Eingang in ernährungsmedizinische Leitlinien, die in Deutschland unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) veröffentlicht werden.
Wie kann man Große brennnessel beschreiben?
Blühende, weibliche Pflanze Brennhaare am Blattstiel einer Urtica dioica, die Köpfchen sind erahnbar Ein Brennhaar (40× vergrößert) Mikroskopische Aufnahme von Brennhaaren – (a) ist noch intakt mit versiegelter runder Spitze; bei (b) ist die Spitze durch Berührung abgebrochen und dadurch ein scharfer Injektionsapparat gebildet Großer Horst, klonal-eingeschlechtig weiblich Vegetative Merkmale Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 300 Zentimetern erreicht. Sie wurzelt bis 70 Zentimeter tief.[3] Der aufrechte, unverzweigte oder verzweigte Stängel ist stark kantig und hat einen Durchmesser von 3 bis 5 Millimeter. Über ihr kräftiges Rhizom bildet sie Ausläufer und kann so zu großen Horsten heranwuchern. Blätter und Stängel sind mit kieselsäureverstärkten Brennhaaren bewehrt. Daneben sind zusätzlich kurze, graue Borstenhaare zu finden sowie kleine vierzellige Drüsenhaare, oft mit runden Perldrüsen an der Basis.[4][5] Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist in der Regel weniger als ein Drittel so lang wie die Blattspreite. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 6 bis 20 Zentimetern sowie einer Breite von 2 bis 13 Zentimetern herzförmig mit zugespitztem oberen Ende. Die Blattoberseite ist matt sowie dunkelgrün und die -unterseite ist behaart. Der Blattrand ist gesägt, selten doppelt gesägt. Die linealisch-pfriemlichen Nebenblätter sind frei.
Welche Merkmale hat Große brennnessel?
Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober. Die Große Brennnessel ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Der Stiel des Tragblattes ist meist kürzer als der rispige Blütenstand. Die eingeschlechtigen Blüten sind radiärsymmetrisch und unscheinbar grünlich oder bräunlich. Die männlichen Blüten sind aufrechtstehend, das Perigon bis zur Mitte gespalten, der Zipfel am Ansatz am breitesten. Die weiblichen Blüten hängen oder sind zurückgebogen. Die äußeren Blütenhüllblätter sind linealisch bis schmal spatelförmig oder lanzettlich und 0,8 bis 1,2 Millimeter lang, die inneren Blütenhüllblätter sind eiförmig bis breit eiförmig, 1,4 bis 1,8 Millimeter lang und 1,1 bis 1,3 Millimeter breit. Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Nussfrucht ist bei einer Länge von 1 bis 1,3, selten bis zu 1,4 Millimetern sowie bei einem Durchmesser von 0,7 bis 0,9 Millimetern eiförmig bis breit-eiförmig, lang und breit. Die Samen haben ein Tausendkorngewicht von 0,14 Gramm und sind frostkeimend.[6] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26, 48 oder 52.[3]
Wo wächst Große brennnessel?
Die Große Brennnessel ist überall auf der Nordhalbkugel abseits der Tropen und arktischer Regionen weitverbreitet.[7] In Südeuropa und Nordafrika ist sie weniger verbreitet, doch regional gewöhnlich. In Nordamerika ist die Große Brennnessel sowohl in Kanada als auch in den Vereinigten Staaten weitverbreitet und kommt in jeder Provinz bzw. jedem Bundesstaat vor (mit Ausnahme von Hawaii); auch im nördlichsten Mexiko ist sie zu finden. In den regenreichen Gebieten des Pazifischen Nordwestens ist sie besonders stark vertreten.[8] Die Große Brennnessel ist ein typischer Stickstoffzeiger und wurde durch Nährstoffeintrag (Eutrophierung) und Entwässerung von Auwäldern oft übermäßig stark gefördert, besonders im Saumbereich der Wälder.[9] Ebenso zeigt die Große Brennnessel eine starke Assoziation mit den stickstoffangereicherten (früheren) Aufenthaltsorten von Menschen und Tieren. In den Allgäuer Alpen steigt die Große Brennnessel am Fuß der Krottenspitzen in Bayern bis zu einer Höhenlage von 2100 Meter auf.[10] Die Große Brennnessel ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Artemisietea, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Ordnungen Atropetalia oder fagetalia und der Verbände Salicion albae oder Alno-Ulmion vor.[3] Zeigerwerte nach Ellenberg
Welche Inhaltsstoffe enthält Große brennnessel?
Kraut und Blätter enthalten zahlreiche Inhaltsstoffe, als wichtigste Scopoletin und β-Sitosterin, daneben 1 bis 2 % Flavonoide (Quercetin-, Kämpferolglykoside), 1 bis 4 % Silikate. Die Wurzel enthält zusätzlich 0,1 % eines spezifischen Lektins, des sogenannten „Urtica dioica Agglutins“. Der Brennsaft enthält Histamin, Acetylcholin und Serotonin.[6] Die Pflanze ist reich an Vitaminen A und C, Eisen, Kalium, Mangan und Calcium.
Beschreibe die Systematik von Große brennnessel?
Die Erstveröffentlichung von Urtica dioica erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 984.[13] Das Artepitheton dioica verweist auf die Zweihäusigkeit.[9] Je nach Autor gibt es in Mitteleuropa zwei Unterarten von Urtica dioica:
Wo gibt es Große brennnessel?
Urtica dioica L. subsp. subinermis (R.Uechtr.) Weigend (Syn.: Urtica dioica subsp. galeopsifolia auct. non (Wierzb. ex Opiz) Chrtek)[15]: Blattspreiten ohne Brennhaare, mindestens unterseits aber dicht behaart. Der unterste Blütenstand entspringt am 13.–20. Stängelknoten. Das Verbreitungsgebiet umfasst vermutlich das submediterrane bis temperierte Europa. In Mitteleuropa kommt sie selten in Erlenwäldern und im sumpfigen Flussufer von Rhein, Main und Donau vor; die Verbreitung ist nur wenig bekannt. In Großbritannien ist sie auf die Fens von Cambridgeshire und Lincolnshire beschränkt.[16] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.[14] Eine züchterisch bearbeitete Sorte der Großen Brennessel ist die Fasernessel (Urtica dioica L. convar. fibra).
Welche Geschichte hat Heilpflanze?
Ursprünge Da die medizinische Wirkung von Pflanzen auch von Tieren, wie Menschenaffen, Schafen, Blaumeisen und Monarchfaltern instinktiv benutzt wird, dürften Heilpflanzen schon bei den frühen Vertretern der Gattung Homo Anwendung gefunden haben.[4][5] Der Mann vom Tisenjoch, allgemein bekannt als Ötzi, eine etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. der Kupferzeit (Eneolithikum, Chalkolithikum), führte Birkenporlinge vermutlich als Heilmittel mit sich.[6] Alle in den letzten 200 Jahren aufgefundenen und erforschten oder wenigstens beschriebenen Stämme von Jägern und Sammlern wenden bei medizinischen Problemen auch Pflanzen zur Heilung an.
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Heilpflanze?
Heilpflanze des Jahres Arzneipflanze des Jahres Traditionelles pflanzliches Arzneimittel Gesellschaft für Phytotherapie Boletín Latinoamericano y del Caribe de Plantas Medicinales y Aromáticas Liste von Heilpflanzen Literatur Hans Braun: Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker. Anwendung, Wirkung und Toxikologie. Stuttgart 1968; 5. Auflage, neubearbeitet von Dietrich Frohne, Stuttgart 1987. Manfred Bocksch: Das praktische Buch der Heilpflanzen – Kennzeichen, Heilwirkung, Anwendung, Brauchtum. BLV, München 1996, ISBN 3-405-14937-1. Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. 2., überarbeitete Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8304-9163-7. Andrew Chevallier: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen. Über 550 Heilpflanzen, ihre medizinische Wirkung und Anwendung. 2. Auflage. München 2000. Pierre Delaveau, Michelle Lorrain, François Mortier, Caroline Rivolier, Jean Rivolier, René Schweitzer: Secrets et vertus des plantes médicinales. Deutsch von Oskar Sebald und Volkmar Wirth: Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen. Zürich/Stuttgart 1978. Georg Dragendorff: Die Heilpflanzen der verschiedenen Völker und Zeiten. Ihre Anwendung, wesentlichen Bestandtheile und Geschichte. Ein Handbuch für Ärzte, Apotheker, Botaniker und Droguisten. Ferdinand Enke, Stuttgart 1898; Neudruck Werner Fritsch, München 1967. James A. Duke: CRC handbook of medicinal herbs. Boca Raton (Florida) 1985; Nachdruck ebenda 1986. Hermann Fischer: Mittelalterliche Pflanzenkunde. München 1929 (= Geschichte der Wissenschaften: Geschichte der Botanik. Band 2); Neudruck Hildesheim 1967. Heidi Grun: Geschichte der Kräuter und Heilpflanzenkunde. Verlag Monsenstein und Vannerdat, Münster 2005, ISBN 3-86582-174-X. Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2 Bände. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 1999; 2. Auflage ebenda 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4, elektronische Ressource auf CD-ROM der Digitalen Bibliothek, Band 144, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-544-4. Gerhard Leibold: Heilkräuter. Niedernhausen/Ts. 1980. Eckhard Leistner: Pharmazeutische Biologie – Grundlagen, Systematik, Humanbiologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-2230-9. Johannes Gottfried Mayer, Konrad Goehl, Katharina Englert: Die Pflanzen der Klostermedizin in Darstellung und Anwendung. Mit Pflanzenbildern des Benediktiners Vitus Auslasser (15. Jh.) aus dem Clm 5905 der Bayerischen Staatsbibliothek München (= DWV-Schriften zur Medizingeschichte. Band 5). Deutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-86888-007-6. Christine Mayer-Nicolai: Arzneipflanzenindikationen gestern und heute: Hildgard von Bingen, Leonhart Fuchs und Hagers Handbuch im Vergleich. Baden-Baden 2010 (= DWV-Schriften zur Medizingeschichte. Band 9). Zugleich Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation Würzburg 2009. Irmgard Müller: Heilpflanzen aus Klostergärten. In: Das Erbe der Klostermedizin: Symposion im Kloster Eberbach, Eltville/Rh. am 10.09.1977, Wortlaut der Vorträge. Ingelheim a. Rh. 1978, S. 9–14. Thomas Richter: Heilkraut. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 545–553. Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Der Kosmos-Heilpflanzenführer. Europäische Heil- und Giftpflanzen (mit 442 Farbfotos). 2. Auflage. Stuttgart 1988. Peter Spiegel: Altes und neues Heilkräuterwissen. Gesundheit aus der Natur. BLV, München 2010, ISBN 978-3-8354-0691-9. Barbara Steinhoff, R. A. Marquard, A. Malko: Arznei- und Gewürzpflanzen. In: Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller (Hrsg.): Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen (= Handbuch des Pflanzenbaus. Band 4)-, Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8001-3203-4, S. 314–525. Margret Wenigmann: Phytotherapie: Arzneipflanzen, Wirkstoffe, Anwendung. München 1999. Dieter Wild: Heilkraft aus der Pflanze – Mythos und Wirklichkeit. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 10, 1992, S. 239–249. Jörg Zittlau, Michael Helfferich: Heilpflanzen unserer Heimat. Ludwig, München 1997, ISBN 3-7787-3559-4. Weblinks Commons: Medicinal plants – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Heilpflanze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Wiktionary: Heilkraut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka Heilpflanzen-Atlas Heilpflanzen auf phytodoc Heilpflanzen von W. Arnold Homepage der Forschergruppe Klostermedizin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Heilpflanzen-Porträts der Firma Salus Auszüge aus alten Büchern
Welche Blüten hat Heublumen?
Neben den im Pflanzenreich überall vorkommenden Stoffen können in unterschiedlichen Mengen Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle, Cumarine und Furanocumarine nachgewiesen werden.
Woher stammt Heublumen (Herkunft)?
Die Verwendung von Heublumen als Heilmittel reicht weit zurück. Sebastian Kneipp, ein Pionier der Naturheilkunde, erkannte ihre heilenden Eigenschaften und nutzte sie zur Schmerzlinderung und Entspannung. Die Geschichte der Heublumen ist eng mit der ländlichen Kultur und der Nutzung natürlicher Ressourcen für die Gesundheitspflege verwoben.
Wie wird Heublumen verwendet?
Die Volksmedizin gebraucht Heublumen für Umschläge, Auflagen und Bäder zur Schmerzlinderung, Beruhigung und Entspannung bei verkrampfter Muskulatur und zur Durchblutungssteigerung. Heublumenbäder, -wickel und -umschläge gelten in der Volksmedizin als abwehrkräftestärkend, wobei der Effekt nicht nur den Heublumen, sondern auch der Wärme zugeschrieben wird.[1][2][3] Heublumensäcke, die über kochendem Wasser erhitzt werden, setzen beim Auflegen auf die Haut Cumarine und ätherische Öle frei, die schmerzlindernd wirken und das Bindegewebe elastischer machen. Heublumentee wird wegen seiner beruhigenden Wirkung und positiven Effekte auf Erkältungsbeschwerden, Verdauungsprobleme und Schlafstörungen geschätzt. In der Naturkosmetik werden Heublumen ebenfalls verwendet, um die Haut zu pflegen und zu regenerieren.[4]
Wo wird Hydrotherapie angewendet?
Bei den Wasserheilverfahren wird Wasser in allen drei Aggregatzuständen verwendet: Eis, kaltes/temperiertes/warmes Wasser und Dampf. Die in ihren Wurzeln bis in die Antike[2] zurückreichende Hydrotherapie ist als Wasserkur zwischen 1830 und 1850 dogmatisch und medizinkritisch angewendete Wasserheilkunde Teil und Grundlage der „klassischen“ Naturheilkunde.[3]
Welche formen der Hydrotherapie gibt es?
Waschungen Wickel, Auflagen und Kompressen, Packungen Güsse Bäder (Teil- und Vollbäder) mit und ohne Zusätze Sauna, Dampfbäder Behandlungsmethoden Wassertreten Stangerbad Wassertreten: Die Patienten stapfen durch ein Becken mit etwa kniehohem, kaltem Wasser. Kneippsche Güsse oder Flachgüsse: Mit geringem Druck zielt ein Wasserstrahl auf Arme, Bein, Rücken, Gesicht oder den ganzen Körper des stehenden Patienten. Kneipps Wasserkur unterscheidet[4] Oberguss, Brustguss, Schenkelguss, Bauchguss, Wechselbauchguss, Unterguss, Rückenguss, Vorderguss, Vollguss, Knieguss, Armguss und Halsguss. Druckstrahlgüsse oder Blitzgüsse: Ein Wasserstrahl wird mit mittlerem oder starkem Druck (bis 3 bar) auf den Körper gerichtet. Wickel und Packungen: Auf ein feuchtes Innentuch, das entweder nur einzelne Körperstellen oder mehr als 50 % der Körperoberfläche bedeckt, wird mit einem trockenen Innen- und Außentuch abgedeckt. Kneippsche Wickel finden Anwendung als Unterwickel, kurzer Wickel, Schal oder dreieckiges Tuch, Beckenpackung und Magenwickel, Kneippsche Packungen als Oberaufschläger, Unteraufschläger, Kneippsches Hemd, Kneippsche Magenbinde, Dampfkompresse und Bettdampfbad. Ein weiteres Wasserheilmittel ist der Prießnitzumschlag.[5] Abreibungen: Ein feuchtes Tuch wird auf das betroffene Körperteil gelegt und mit der Hand abgerieben, um die Durchblutung anzuregen. Bewegungsbad: Bei Wirbelsäulenerkrankungen oder Frakturen werden im Wasser gymnastische Übungen, manchmal in Kombination mit Unterwasserdruckstrahlmassagen, durchgeführt. Bäder: Man unterscheidet Teilbäder, bei denen Arme und Beine kaltem und/oder heißem Wasser ausgesetzt werden, und Bürstenbäder, bei denen der Patient mit Bürsten massiert wird, oder das Stangerbad, bei dem das Wasser in der Wanne Gleichstrom leitet. Der sanfte Stromreiz wirkt schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Dauerbrause: Warmes Wasser wird über einen Duschkopf oder einer Duschhaube bis zu einer Stunde appliziert. Dämpfe: Die Patienten werden heißem Wasserdampf ausgesetzt, der eventuell mit Kräutern versetzt ist, auch in Saunen oder türkischen Dampfbädern (Hammam). Armbäder: kalt bei nervösen Herzbeschwerden, Hypertonie; warm (36–37 °C) bis heiß (38–42 °C) zur Entspannung bei Muskelschmerzen sowie zur Vorbereitung von Blutentnahmen bei mangelnder Durchblutung. Aquatische Körperarbeit:[6] Der tief entspannte Patient wird aktiv im thermoneutralen Wasser bewegt. Bei Aquarelax und Wasser-Shiatsu bleibt sein Gesicht über der Wasseroberfläche, bei WaTa taucht er im eigenen Atemrhythmus unter Wasser. Die Dehn- und Kompressionsimpulse des Behandlers sind eingebettet in ein atemtherapeutisches Arbeiten. Wirkungen
Was wissen wir über das Leben von Hydrotherapie?
Siehe auch Balneologie Literatur Aktuelle Primärliteratur Otto Gillert: Hydrotherapie und Balneotherapie. Theorie und Praxis. 11. Auflage. Neuausgabe vollständig neu überarbeitet von Walther Rulffs. Pflaum, München 1990, ISBN 3-7905-0586-2. Michael Anderson: Heilen mit Wasser. Güsse, Bäder, Wickel, Packungen, Wärme und Kälte. 2., verbesserte Auflage. Jopp, Wiesbaden 1995, ISBN 3-926955-78-3. Historische Primärliteratur Ludwig Brieger: Grundriß der Hydrotherapie. 2. Auflage, bearbeitet von Walter Krebs. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1923. Christoph Hartung von Hartungen: Über Hydrotherapie, Diät-Curen, Massage und Suggestion. In: Ärztlicher Central-Anzeiger. Organ für die Gesamtinteressen der Ärzte Österreich-Ungarns. (Wien) 1889/1890. Alfred Martin: Deutsches Badewesen in vergangenen Tagen. Nebst einem Beitrage zur Geschichte der deutschen Wasserheilkunde. Diederichs, Jena 1906; Neudruck Diederichs, München 1989, ISBN 3-424-00959-8. Herbert Krauß: Lehrbuch der Hydrotherapie. Berlin 1960. Sekundärliteratur Jürgen Helfricht: Die Erfolgsrezepte sächsischer Naturheiler (= Tatsachen. Band 24). Tauchaer Verlag, Taucha 2004, ISBN 3-89772-077-9. Jürgen Helfricht: Friedrich Eduard Bilz. 1842–1922. Altmeister der Naturheilkunde in Sachsen. Sinalco AG Detmold und Stadtverwaltung Radebeul, Radebeul 1992. Jürgen Helfricht: Vincenz Prießnitz (1799–1851) und die Rezeption seiner Hydrotherapie bis 1918. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturheilbewegung (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 105). Matthiesen, Husum 2006, ISBN 3-7868-4105-5 (zugleich: Dissertation, Philosophische Fakultät der Palacký-Universität Olomouc, Lehrstuhl für Geschichte, 2004). Hubertus Averbeck: Von der Kaltwasserkur bis zur physikalischen Therapie. Betrachtungen zu Personen und zur Zeit der wichtigsten Entwicklungen im 19. Jahrhundert. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012, ISBN 978-3-86741-782-2. Dietrich von Engelhardt (Hrsg.): Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Band 2: R – Z. Register. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11462-1. Jill Steward: The culture of the water cure in nineteenth-century Austria, 1800–1914. In: Susan C. Anderson, Bruce H. Tabb (Hrsg.): Water, leisure and culture: European historical perspectives. Berg, Oxford 2002, ISBN 1-85973-540-1, 23–35. Bernhard Uehleke: Wasserheilkunde (Hydropathie, Hydrotherapie). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1466–1467. Weblinks Literatur von und über Hydrotherapie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Einzelnachweise
Wie kann man Ingwer beschreiben?
Vegetative Merkmale Habitus unter- und oberirdischer Pflanzenteile, frisch geerntete Ingwerpflanzen Ingwer ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis über 150 Zentimetern erreicht. Der dicke Stängel und die langen Laubblätter geben der Pflanze ein schilfartiges Aussehen. Es wird ein verzweigtes Rhizom als Überdauerungsorgan gebildet, das in der Erde horizontal wächst und innen gelblich und sehr aromatisch ist. Die Wurzeln werden entlang des Rhizoms als Adventivwurzeln angelegt. Die mehr oder weniger zweizeilig angeordneten Laubblätter sind ungestielt. Die einfachen, parallelnervigen Blattspreiten sind 15 bis 30 Zentimeter lang und 2 bis 2,5 Zentimeter breit.
Welche Merkmale hat Ingwer?
Zygomorphe Blüte Direkt aus dem Rhizom wird der Blütenstand gebildet; er besteht aus einem bis zu 25 Zentimeter langen Blütenstandsschaft, aus hellgrünen Hochblättern, die manchmal einen gelblichen Rand aufweisen, und vielen Blüten. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Die Blütenhülle ist nicht in Kelch und Krone gegliedert, sie ist ein zweikreisiges Perigon.[1] Die drei äußeren Tepalen sind etwa 1 Zentimeter lang und spathaförmig. Die drei inneren Tepalen sind röhrig verwachsen; die gelblich grüne Kronröhre ist 2 bis 2,5 Zentimeter lang; die drei Kronblätter sind etwa 1,8 Zentimeter lang, das zusätzliche, kürzere „Kronblatt“, das „Labellum“ (die zwei petaloiden verschmolzenen Staminodien im inneren Staubblattkreis), ist dreilappig und rötlich gefärbt und hell gepunktet, die zwei kleinen, seitlichen Lappen des Labellums sind etwa 6 Millimeter lang. Das fertile Staubblatt im äußeren Kreis, gegenüber dem Labellum, ist dunkelviolett mit einem kurzen, rinnigen Staubfaden und einem etwa 9 Millimeter langen, lang gespornten Staubbeutel, welche zusammen den Griffel umgreifen. Es sind im äußeren Staubblattkreis zwei petaloide Staminodien vorhanden. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. Der lange Griffel ist vorstehend. Es werden Kapselfrüchte gebildet. Die schwarzen Samen sind von einem weißen Samenmantel umhüllt. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]
Welche Inhaltsstoffe enthält Ingwer?
Strukturformel von Gingerol, einer scharf aromatischen Substanz Der Geruch des Ingwers ist aromatisch, der Geschmack brennend scharf und würzig. Wesentliche Bestandteile sind dabei ein ätherisches Öl, Harzsäuren und neutrales Harz sowie Gingerol, eine scharf aromatische Substanz. Das Gingerol verleiht dem Ingwer die Schärfe.[3] Weiter enthält Ingwer Zingiberen, Zingiberol, Shogaol und Diarylheptanoide. Außerdem enthält das Ingwer-Rhizom auch die verdauungsfördernden, magenstärkenden, appetit- und kreislaufanregenden Stoffe Borneol, Cineol, die Scharfstoffe Shogaol und Zingeron[4] sowie Vitamin C, Magnesium, Eisen, Calcium, Kalium, Natrium und Phosphor. Je nach Herkunft des Ingwers lassen sich jedoch große Unterschiede in der Qualität der Zusammensetzung und Konzentration der verschiedenen Inhaltsstoffe und damit auch im Geschmacksprofil feststellen.[5] Die außergewöhnliche Schärfe des nigerianischen Ingwers ist zum Beispiel auf einen überdurchschnittlich hohen Gehalt an Gingerol zurückzuführen. Indischer Ingwer mit seinem ausgeprägten Zitrusaroma enthält eine vergleichsweise hohe Menge Limonen. Auf der Insel Madagaskar bildet die Zusammensetzung der ätherischen Öle des Ingwers ein besonders harmonisches Aroma und enthält eine sehr hohe Dichte an wertgebenden Inhaltsstoffen. In der Aromastoff- und Kosmetikindustrie findet daher bevorzugt der seltene Ingwer aus Madagaskar Verwendung; in Pflegeprodukten für die Haut oder um beispielsweise Süßwaren wie Bonbons zu aromatisieren.[6]
Woher stammt der Name Ingwer?
Das Wort Ingwer (mittelhochdeutsch ingewër) stammt über althochdeutsch gingibero und altfranzösisch gimgibre vom lateinischen gingiber bzw. zingiber. Dieses wiederum ist über Vermittlung des Griechischen (ζιγγίβερις zingiberis) aus dem Mittelindischen entlehnt (vgl. Pali siṅgivera). Hiervon ist der erste Bestandteil ein Wanderwort, das sich in fast allen Sprachen Südostasiens findet, ohne dass der Ursprung geklärt werden kann (vgl. Tamil inji, singhalesisch inguru, burmesisch gyin). Der zweite Bestandteil ist ein dravidisches Wort für „Wurzel“ (vgl. Tamil vēr). Die Herleitung von Sanskrit śṛṅgavera „Hornwurzel“ (wegen der gekrümmten Form) beruht auf einer späteren Umdeutung.[7]
Wo gibt es Ingwer?
Ingwer-Feld Ingwer wächst in den Tropen und Subtropen. Er wird traditionell in Ländern wie Indien, Nigeria, China, Nepal, Indonesien, Thailand, Kamerun, Bangladesch, Japan sowie in einigen Staaten Südamerikas angebaut. Die Heimat der Ingwerpflanze ist nicht sicher bekannt. Möglicherweise hat sie ihren Ursprung in Sri Lanka oder auf den pazifischen Inseln. Im 9. Jahrhundert wurde die Pflanze im deutschen Sprachraum bekannt. Der kommerzielle Ingweranbau erfolgt in den jeweiligen Anbauländern in teils riesigen Plantagen. Nach einer Wachstumsphase von gut acht Monaten wird er das erste Mal geerntet. Obwohl es Erntemaschinen für Ingwer gibt, erfolgen Anbau und Ernte meist noch von Hand.[8] Beim Ingwer aus der frühen Erntephase ist das Rhizom noch jung und zart und wird deshalb überwiegend frisch in der Küche verwendet. Nach weiteren acht bis zehn Monaten Wachstum, wenn sich die schilfartigen Blätter gelb färben, kann mit der Haupternte des Gewürzingwers begonnen werden. Dieser wird getrocknet und später zu Pulver zermahlen.[9] Im Jahr 2019 betrug die gesamte Anbaufläche weltweit 385.172 Hektar. Die Gesamternte betrug 4.081.374 Tonnen. Der größte Produzent ist Indien mit etwa 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr, der auch das größte Anbaugebiet mit 164.000 Hektar hat. Der größte Exporteur ist China.[10] Die Ingwerpflanze wird mittlerweile auch in Deutschland angebaut.[11] Seit dem Jahr 2017 wird in der staatlichen Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau im Versuchsbetrieb Bamberg an der Kultivierung der Ingwerpflanze in Deutschland geforscht.[12] Kultiviert werden in Bamberg die Sorten Tari[13] und Peru[14]. Insbesondere der ökologische Anbau von Ingwer im Folientunnel[15] oder Gewächshaus[16] scheint vielversprechend. Auch wird an einer Kultivierung der Ingwerpflanze mit konventionellen Produktionsverfahren im Rahmen der KIP (kontrollierten integrierten Produktion) mithilfe der sogenannten „deep water culture“ in Bamberg[17], einer Methode der Hydroponik, geforscht. Mittlerweile hat die Ingwerpflanze aus der Forschung heraus auch ihren Weg in die Region gefunden und wird gewerblich angebaut.[18][19]
Welche Geschichte hat Ingwer?
China Roher Ingwer (shēng jiāng 生姜) wurde bereits im Shennong ben cao jing erwähnt. Der taoistische Arzt Tao Hongjing (452–536) unterschied in seiner Sammlung von Rezepten berühmter Ärzte (míngyī biélù 名医别录) zwischen rohem Ingwer (shēng jiāng 生姜) und getrocknetem Ingwer (gān jiāng 干姜).[36] Diese Unterscheidung gilt bis heute und den unterschiedlichen Zustandsformen werden bis heute unterschiedliche Wirkungsebenen zugeschrieben:
Welche sonstige Literatur, Hinweise gibt es zu Ingwer?
Liste der Küchenkräuter und Gewürzpflanzen Weblinks Commons: Ingwer (Zingiber officinale) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Ingwer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Gernot Katzers Gewürzseiten: Ingwer als Gewürz. Literaturliste über Ingwer und Seekrankheit. esys.org, abgerufen am 9. August 2019 Literatur Wolfgang Hübner, Michael Wissing: Ingwer, die edle Schärfe aus dem Land des Lächelns – Anregendes, Geschichte und Rezepte. AT, Baden 2006, ISBN 3-03800-259-3. Anne Iburg: DuMonts kleines Gewürz-Lexikon. DuMont-Monte, Köln 2002, ISBN 3-8320-8780-X. Elisabeth Vaupel: Gewürze – Acht kulturhistorische Kostbarkeiten, Deutsches Museum, München 2002, ISBN 3-924183-85-6. Birgit Frohn: Lexikon der Heilpflanzen und ihrer Wirkstoffe. Weltbild, Augsburg 2007, ISBN 978-3-89897-354-0, S. 263–267. Delin Wu, Kai Larsen: Zingiberaceae. Zingiber officinale. S. 325 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, (Abschnitt Beschreibung). Einzelnachweise
Wie kann man Leinsamen beschreiben?
Leinsamen haben je nach Sorte eine braune oder gelbe Schale, schmecken leicht nussig und enthalten etwa 40 % Fett (Leinöl). An diesem hat die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure einen Anteil von etwa 50 %. Leinöl hat damit eine der höchsten Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren aller bekannten Pflanzenöle. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe, Linamarin, Eiweiß, Lecithin; ferner Sterine, Plastochromanol, die Vitamine B1, B2, B6 und E sowie Nicotin-, Fol- und Pantothensäure.[1]
Wie wird Leinsamen verwendet?
Heilmittel Leinsamen werden als ein natürliches und nicht apothekenpflichtiges Abführmittel bei einer Verstopfung verwendet. Die abführende – genauer: stuhlregulierende – Wirkung beruht darauf, dass in der Schale des Leinsamens Schleime enthalten sind, die durch Wasseraufnahme quellen (Muzilaginosum). Die Kotmasse wird auch erweicht. Die mit der Quellung einhergehende Volumenzunahme reizt die in der Darmwand befindlichen Dehnungsrezeptoren, so dass es zum Entleerungsreflex kommt. Leinsamenschleim kann zum Schutz der Magenschleimhaut bei Gastritis als morgendliche Rollkur oder auf den Tag verteilt eingenommen werden. Es gibt Hinweise darauf, dass Leinsamenschleim auch Prostatakrebs vorbeugen kann.[3] Ganze Leinsamen wirken weniger intensiv als geschrotete, denn sie passieren oft in unveränderter Form den Magen-Darm-Trakt. Werden die Samenschalen dagegen durch Zerkleinern aufgebrochen, gelangen die Schleimstoffe, ebenso wie das Leinöl, nach außen und entfalten ihre positiven Effekte. Außerdem kann Leinsamen die Verdauung nur anregen, wenn genügend Flüssigkeit aufgenommen wird. Zu wenig Flüssigkeitszufuhr kann die Schleimstoffe im Darminneren verkleben. Im schlimmsten Fall kann sich ein Darmverschluss entwickeln. Geschrotete Samen wirken stärker, halten sich jedoch nur für kurze Zeit im Kühlschrank, denn beim Zerkleinern werden Fettsäuren freigesetzt, die sich rasch zersetzen. Im Falle eines erlittenen Darmverschlusses, bei Verengung der Speiseröhre, des Magens oder des Darms oder einer akuten Entzündung im Magen-Darm-Bereich sollte Leinsamen nicht angewendet werden.[4] Gepulverter Leinsamen und so genannter Leinkuchen (der Presskuchen ist Nebenprodukt der Leinölproduktion) werden für erweichende und schmerzlindernde breiige Umschläge bzw. als heiße Packung bei Gallenblasenkolik und anderen Erkrankungen der Leber und Galle verwendet. Die im Leinkuchen enthaltenen, wasserlöslichen Lignane besitzen antioxidative Wirkungen und werden in der Medizin zur Brustkrebsbehandlung miteingesetzt.[5]
Wie wird Leinsamen verwendet?
Leinsamen wird in größeren Mengen als Zutat für Lebensmittel verwendet, hauptsächlich in Backwaren und Müsli. Große Mengen werden zu Leinöl gepresst, das als hochwertiges Speiseöl, als Therapeutikum sowie vor allem auch in technischen Anwendungen genutzt wird. Leinkuchen wird an Nutztiere verfüttert oder als Düngemittel ausgebracht.[1] Leinöl ist ein aus ernährungsphysiologischer Sicht sehr wertvolles Speiseöl, da es mehr als 90 % ungesättigte Fettsäuren enthält, was auch die Jodzahl 170–190 anzeigt. Es polymerisiert schnell und eignet sich damit hervorragend zur Herstellung von Ölfarben. Die Aufbewahrung aller Leinsamenprodukte sollte daher in dunklen, luftdicht schließenden Gefäßen erfolgen.
Welche Blüten hat Lindenblüte?
Blüten der Winterlinde und Baumhummel Lindenblüten der Linde (Tilia), ein Malvengewächs, werden seit langem als Heilmittel verwendet.
Welche Blüten hat Lindenblüte?
Die Sommerlinde blüht von Juni bis August, wogegen die Winterlinde (Tilia cordata) mit ähnlichen Blüteneigenschaften einige Wochen später blüht. An der Unterseite der Lindenblüte befindet sich ein unauffälliges, schuppenförmiges sowie ein großes, zungenförmiges Deckblatt. Es ist dünnhäutig und von grünlich-gelber Farbe. Sie hat zudem etwas kleinere Blätter. Die Kelchblätter sind graugrün, eiförmig und spitz, die Kronblätter gelbgrünlich weiß und mehr oder weniger aufgerichtet. Die Staubblätter werden bis 30 mm lang. Die Frucht wird bis 8 mm groß. Sie ist fast kugelig, einsamig, dünnschalig und zerbrechlich. Zur Fruchtreife erfolgt die gemeinsame Verbreitung des gesamten Fruchtstands, wobei das große Deckblatt als Flugapparat dient.
Welche Inhaltsstoffe enthält Lindenblüte?
Ätherische Öle Pflanzensäuren Schleimstoffe Glykoside (Flavonoide, Saponine) Der Geruch der Blüte ist stark aromatisch und der Geschmack ist schwach süß.
Wie wird Lindenblüte verwendet?
Als Tee Lindenblütentee wirkt ähnlich wie Malventee bei Katarrhen der Atemwege aufgrund der Schleimstoffe hustenreizstillend und lindert Halsschmerzen. Die anderen Inhaltsstoffe wie die Glykoside geben der Lindenblüte eine krampflösende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Daher wird sie vorwiegend bei fieberhaften Erkältungen, grippalen Infekten und Katarrhen der oberen Atemwege und als Begleitbehandlung auch bei Rheuma, Nierenentzündung und Ischialgie eingesetzt. Die Lindenblüte dient auch zur Behandlung von leichten Krämpfen, Migräne und Magenbeschwerden. Lindenblüten enthalten zudem beruhigend wirkende Stoffe und werden zur Linderung von Unruhezuständen verwendet.[2]
Wie kann man Mariendistel beschreiben?
Vegetative Merkmale Die Mariendistel ist eine ein- bis zweijährige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 150 Zentimetern[1] erreicht.[2] Der kahle oder leicht spinnwebig-flaumige, grüne[1] Stängel ist meist verzweigt und ungeflügelt.[2] Die grundständigen Laubblätter sind 25 bis 50 cm lang und 12 bis 25 cm breit.[1] Erstjahresrosetten der Mariendistel können im südwestlichen Mitteleuropa allerdings auch einen Durchmesser von 1,3 Metern erreichen. Die Grundblätter sind länglich bis elliptisch, buchtig gelappt, sitzend[3], kahl oder verkahlend, entlang der Nerven weiß gefleckt und marmoriert[3], glänzend,[2] am Rand mit gelblich-weißen, bis 8 mm langen Dornen entfernt gewimpert[3]. Die Stängelblätter sind kleiner, weniger tief geteilt, am Grund geöhrt-stängelumfassend und sitzend.[1]