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olgkarl-2003-02-18-1-ss-8202
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 82/02
2003-02-18T00:00:00
2019-01-07T10:14:32
2019-02-12T13:09:53
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Revision der Staatsanwaltschaft X. gegen das Urteil des Landgerichts Y. vom 05. M&#228;rz 2002 wird als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p>2. Die Kosten des Verfahrens und die dem Angeklagten entstandenen notwendigen Auslagen tr&#228;gt die Staatskasse.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> I. Das Amtsgericht Z. verurteilte den Angeklagten am 13.12.1999 wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung in Tateinheit mit fahrl&#228;ssiger K&#246;rperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten. Auf die Berufung des Angeklagten erm&#228;&#223;igte das Landgericht X. das Strafma&#223; auf eine Freiheitsstrafe von 13 Monaten, deren Vollstreckung es ebenfalls als notwendig ansah. Diese Entscheidung hob der Senat mit Beschluss vom 05.12.2001 (1 Ss 55/01) im Rechtsfolgenausspruch auf und wies die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an eine andere Strafkammer des Landgerichts X. zur&#252;ck. Mit dem angefochtenen Urteil hat dieses nunmehr auf eine Freiheitsstrafe von einem Jahr erkannt und die Vollstreckung der Strafe zur Bew&#228;hrung ausgesetzt. Hiergegen wendet sich die Revision der Staatsanwaltschaft, mit welcher sie die Verletzung sachlichen Rechts r&#252;gt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Nach den getroffenen Feststellungen unternahm der zum damaligen Zeitpunkt 24j&#228;hrige Angeklagte mit seinem Sportwagen der Marke Lotus Esprit am Nachmittag des 07.06.1999 gemeinsam mit einem Freund eine &#8222;Spritztour&#8220; von Z. aus kommend in Richtung S., wobei das vom Angeklagten gesteuerte Fahrzeug auf trockener Fahrbahn aufgrund eines Fahrfehlers des Angeklagten in einer Linkskurve bei einer Geschwindigkeit von 127 km/h vor dem Ortseingang von H. ins Schleudern geriet und mit dem entgegenkommenden Fahrzeug der 36j&#228;hrigen Andrea R. zusammenprallte. An den schweren Folgen ihrer Verletzungen verstarb die Frau noch am Unfalltag, w&#228;hrend der Angeklagte eine Nierenquetschung mit sich anschlie&#223;endem 10t&#228;gigem Krankenhausaufenthalt und sein Beifahrer mehrere Prellungen erlitten. Andrea R. hinterl&#228;sst zwei damals f&#252;nf- und neunj&#228;hrige Kinder, welche nunmehr durch ihren Vater - den Nebenkl&#228;ger Thomas R. - betreut werden m&#252;ssen. Auch dieser leidet an den Folgen des Unfalls - auch durch aufgetretene k&#246;rperliche Erkrankungen - schwer und befindet sich seither in psychischer ambulanter Behandlung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> II. Das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft hat im Ergebnis keinen Erfolg. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. Entgegen der Ansicht der Staatsanwaltschaft ist die Strafzumessung nicht zu beanstanden. Die Festsetzung der Strafe ist grunds&#228;tzlich Aufgabe des Tatrichters. Das Revisionsgericht darf daher nur eingreifen, wenn die Strafzumessungserw&#228;gungen in sich fehlerhaft sind, das Tatgericht rechtlich anerkannte Strafzwecke au&#223;er Betracht l&#228;sst oder sich die Strafe so weit nach oben oder unten von ihrer Bestimmung l&#246;st, gerechter Schuldausgleich zu sein, dass sie nicht mehr innerhalb des Spielraums liegt, der dem Tatrichter bei der Strafzumessung einger&#228;umt ist. Ausgehend von diesen Grunds&#228;tzen liegt ein Rechtsfehler nicht vor, insbesondere hat das Landgericht auch das unmittelbar vor der Tat liegende Vorverhalten des Angeklagten ber&#252;cksichtigt. Zwar findet in der eigentlichen Strafzumessung keine ausdr&#252;ckliche Erw&#228;hnung, dass der Angeklagte bereits vor dem Unfall ein Fahrzeug &#252;berholt hatte, welches zur Vermeidung eines Zusammensto&#223;es mit dem Gegenverkehr abgebremst hatte; dieses Fahrverhalten des Angeklagten hat die Kammer aber im Rahmen der Bew&#228;hrungsentscheidung durchaus umfassend ber&#252;cksichtigt. Der Senat schlie&#223;t aus, dass das Landgericht diesen Umstand bei der kurz zuvor erwogenen Strafzumessung aus den Augen verloren hatte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. Auch die von der Strafkammer nunmehr bewilligte Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung weist keinen Rechtsfehler auf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Dass dem bislang nicht vorbestraften, sozial und beruflich integrierten Angeklagten eine g&#252;nstige Sozialprognose - wie von der Strafkammer angenommen - gestellt werden kann, steht au&#223;er Frage und wird auch von der Staatsanwaltschaft nicht angegriffen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Entgegen deren Ansicht ist die Bewilligung einer Strafaussetzung aber nicht deshalb rechtsfehlerhaft, weil die Verteidigung der Rechtsordnung die Vollstreckung der Strafe gebietet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> a. Nach &#167; 56 Abs. 3 StGB w&#228;re dies nur der Fall, wenn eine Strafaussetzung im Hinblick auf schwerwiegende Besonderheiten des Einzelfalles f&#252;r das allgemeine Rechtsempfinden unverst&#228;ndlich erscheinen m&#252;sste und dadurch das Vertrauen der Bev&#246;lkerung in die Unverbr&#252;chlichkeit des Rechts ersch&#252;ttert werden k&#246;nnte. Die hierin zum Ausdruck kommenden general-pr&#228;ventiven Erw&#228;gungen d&#252;rfen indes nicht dazu f&#252;hren, bestimmte Tatbest&#228;nde oder Tatbestandsgruppen von der M&#246;glichkeit der Aussetzung der Strafe zur Bew&#228;hrung generell auszuschlie&#223;en, vielmehr bedarf es stets einer dem Einzelfall gerecht werdenden Abw&#228;gung, bei welcher Tat und T&#228;ter umfassend zu w&#252;rdigen sind (BGH StV 1998, 260 ff.; wistra 2001, 378 f.; NStZ 2001, 319; StV 1999. 645 f.; LK-Gribbohm, StGB, 11. Aufl. 1993, &#167; 56 Rn. 45 ff.) . Bei dieser Bewertung steht dem Tatrichter ein Beurteilungsspielraum zu, der vom Revisionsgericht&#160; auch dann hingenommen werden muss, wenn eine gegenteilige W&#252;rdigung rechtlich ebenso m&#246;glich bzw. sogar n&#228;her gelegen h&#228;tte (BGH NStZ 1994, 336). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> b. Auch bei Fahrl&#228;ssigkeitsdelikten kann bei Freiheitsstrafen von mindestens sechs Monaten das Kriterium der Verteidigung der Rechtsordnung die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe gebieten, wenn sowohl Erfolgs - als auch Handlungsunrecht schwer wiegen und es trotz der vorrangig zu gewichtenden spezialpr&#228;ventiven Gesichtspunkte (LK-Gribbohm, a.a.O., Rn. 52) unabweislich ist, durch eine stringente Anwendung des Strafrechts das Vertrauen der Bev&#246;lkerung in die Wirksamkeit des Rechtsg&#252;terschutzes zu sichern. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> aa. Dies ergibt sich bereits aus der Entstehungsgeschichte des durch das 1. Strafrechts&#228;nderungsgesetz vom 25.06.1969 mit Wirkung zum 01.04.1970 eingef&#252;gten Begriffs der &#8222;Verteidigung der Rechtsordnung&#8220; (bis 31.12.1974 noch &#167; 23 Abs. 3 StGB a.F.; vgl. BGBl. 1969, 645 ff., 647, 680). Mit dieser Formel wollte der Gesetzgeber eine Richtlinie daf&#252;r geben, unter welchen Umst&#228;nden eine kriminalpolitisch unerw&#252;nschte kurze Freiheitsstrafe dennoch anstelle einer Geldstrafe verh&#228;ngt (vgl. &#167; 47 StGB; vormals &#167; 27 b StGB a.F.) oder eine erw&#252;nschte Aussetzung einer mittleren Freiheitsstrafe trotz g&#252;nstiger Sozialprognose abgelehnt werden soll (vgl. umfassend BGHSt 24, 40 ff.; siehe hierzu auch Zipf; Festschrift f&#252;r Bruns, 1978, S. 205 ff.; Schr&#246;der JZ 1971, 241 ff.; Jeschek, Lehrbuch des Strafrechts, 4. Aufl, Seite 755). Danach sollten kurze Freiheitsstrafen bzw. die Vollstreckung mittlerer Freiheitsstrafen grunds&#228;tzlich vermieden werden, da in diesen Bereichen die negativen Auswirkungen des Strafvollzugs, insbesondere bei sozial eingeordneten Einmal- und Fahrl&#228;ssigkeitst&#228;tern, die nicht dem kriminellen Feld zuzurechnen sind, &#252;berwiegen. Strafe ist danach nicht um ihrer selbst willen zu verh&#228;ngen, sondern nur soweit, als sie sich als notwendiges Mittel zur Erf&#252;llung der pr&#228;ventiven Schutzaufgabe des Strafrechts erweist. Im Vordergrund steht daher grunds&#228;tzlich die Frage, ob und inwieweit ein T&#228;ter des Behandlungsvollzugs bedarf, was insbesondere bei Taten mit erheblicher verbrecherischer Energie oder h&#228;ufigem R&#252;ckfall eine Rolle spielt (BGH a.a.O.,&#160; S. 47). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Eine Versagung der Strafaussetzung kann sich trotz der grunds&#228;tzlich veranlassten restriktiven Auslegung des Begriffs der &#8222;Verteidigung der Rechtsordnung&#8220; aber auch dann als notwendig erweisen, wenn die Tat Ausdruck einer verbreiteten Einstellung ist, die eine durch einen erheblichen Unwertgehalt gekennzeichnete Norm nicht ernst nimmt und von vornherein auf die Aussetzung einer etwaigen Freiheitsstrafe vertraut (BGH a.a.O; LK-Gribbohm, a.a.O., Rn. 49 m.w.N.; Sch&#246;nke-Schr&#246;der-Stree, 26. Aufl, 2001, &#167; 56 Rn. 38). Dieses Kriterium schlie&#223;t Fahrl&#228;ssigkeitstaten nicht aus, sie r&#252;ckt sie aber an den Rand des angesprochenen Bereichs. Dabei spielt der Gesichtspunkt der S&#252;hne oder der Tatvergeltung f&#252;r das begangene Unrecht keine Rolle. Auch die Schwere der Schuld kann f&#252;r sich gesehen eine Versagung nicht rechtfertigen, ihr kommt jedoch bei der vorzunehmenden Gesamtabw&#228;gung erhebliche Bedeutung bei (BGH a.a.O). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> bb. Anerkannt sind diese Grunds&#228;tze bereits f&#252;r Trunkenheitsdelikte im Stra&#223;enverkehr, die zu besonders schweren, insbesondere t&#246;dlichen Unfallfolgen f&#252;hren (grundlegend BGHSt 24, 65 ff.; BGH NJW 1990, 193 ff.; vgl. auch OLG Hamm NZV 1993, 317 f.; dass. DAR 1990, 308; OLG Koblenz VRS 75, 37 ff.; OLG Frankfurt NJW 1977, 2175 ff.). Nach wie vor spielen diese Rechtsbr&#252;che in der Statistik der Verkehrsunf&#228;lle trotz abnehmender Tendenz eine bedeutende Rolle und f&#252;hren zu schwersten Unf&#228;llen (Statistisches Jahrbuch 2002 der Bundesrepublik Deutschland, Seite 352; Sch&#246;ch NK 2001, 28 ff.; M&#252;ller VD 2002, 9 ff.). Wer alkoholbedingt fahrunt&#252;chtig am Stra&#223;enverkehr teilnimmt, beschw&#246;rt - in aller Regel bewusst - nicht mehr beherrschbare Gefahren f&#252;r Leib und Leben anderer Verkehrsteilnehmer herauf (BGHSt 24,&#160; 64 ff, 68), deren Folgen oftmals nicht mehr wieder gut zumachen sind. Solche mit einem erheblichen Ma&#223; an Verantwortungslosigkeit bewusst hervorgerufene Gefahren erfordern ein nachdr&#252;ckliches und energisches Vorgehen der Strafverfolgungsbeh&#246;rden, wobei bei t&#246;dlichem Ausgang (zu Durchschnittsf&#228;llen ohne schwerwiegende Folgen vgl. BGHSt 22, 192 ff) - vorbehaltlich der noch angezeigten W&#252;rdigung des Einzelfalles - eine Versagung der Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung h&#228;ufig n&#228;her liegen wird als deren Bewilligung (BGH NStZ 1994, 336; Senat Die Justiz 1978, 145 f.; OLG Karlsruhe StV 1994, 188: &#8222;Notwendigkeit der Feststellung von Besonderheiten zugunsten des T&#228;ters&#8220;). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> cc. Der Senat teilt grunds&#228;tzlich die Ansicht der Staatsanwaltschaft und der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe, dass es neben Trunkenheitsdelikten im Stra&#223;enverkehr auch andere schwerste Verkehrsverst&#246;&#223;e gibt, die - wenn es sich um geh&#228;uft auftretende Zuwiderhandlungen handelt (vgl. hierzu Senat a.a.O.) - ebenfalls ein derart nachdr&#252;ckliches und energisches Vorgehen der Strafverfolgungsbeh&#246;rden erfordern k&#246;nnen, wenn diese Zuwiderhandlungen mit erheblichen, insbesondere t&#246;dlichen Unfallfolgen einhergehen. So f&#252;hren gerade besonders aggressive Fahrweisen oder zu hohe Geschwindigkeiten h&#228;ufig zu schwersten Verkehrsunf&#228;llen (vgl. insbesondere j&#252;ngst Pfundt, ZVS 2002, 82 ff. unter Auswertung verschiedener Statistiken zu Unfallursachen; Jagow VD 1997, 49 ff.; Holzammer DRiZ 1988, 110; zur Geschwindigkeits&#252;berschreitung als Massendelikt und Ursache auch schwerster Unf&#228;lle, vgl. auch BGHSt 43, 241 ff, 245 f.; Bt-Dr V/1319, Seite 90). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Nicht jede Missachtung von Verkehrsvorschriften erfordert jedoch eine nachdr&#252;ckliche Sanktion, vielmehr kann dies nur dann der Fall sein, wenn die Tat neben den durch sie verursachten schwersten Folgen einen erheblichen Unrechtsgehalt aufweist und Ausdruck einer verbreiteten Einstellung ist, welche die Geltung des Rechts nicht mehr ernst nimmt. Die falsche Einsch&#228;tzung einer Verkehrssituation oder eine blo&#223;e &#220;bersch&#228;tzung der eigenen F&#228;higkeiten im Umgang mit einem Kraftfahrzeug gen&#252;gt hierf&#252;r aber nicht, denn hierdurch verwirklicht sich nur eine dem Stra&#223;enverkehr eigent&#252;mliche generelle Gefahrenlage, der letztendlich auch ein an sich ansonsten besonnener Verkehrsteilnehmer einmal ausgesetzt sein kann. In Betracht kommen daher nur besonders grobe und r&#252;cksichtslose Verst&#246;&#223;e, wie diese etwa in der Bestimmung des &#167; 315 c StGB umschrieben sind. Auch F&#228;lle der &#8222;verantwortungslosen Raserei&#8220; k&#246;nnen hierzu z&#228;hlen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> c. Eine derartige Pflichtverletzung hat das Landgericht - auch wenn das Tatgeschehen auf den ersten Blick so erscheinen mag - vorliegend nicht festgestellt. Zwar hat der Angeklagte mit seinem Sportwagen die Linkskurve mit einer &#252;berh&#246;hten und au&#223;erorts unzul&#228;ssigen Geschwindigkeit von 127 km/h befahren, jedoch war diese &#220;berschreitung nicht derart erheblich, dass allein deswegen das Fahrzeug aufgrund seiner Querbeschleunigung nicht mehr beherrschbar gewesen w&#228;re, hinzu kam vielmehr ein individueller Fahrfehler. Das Merkmal der R&#252;cksichtslosigkeit setzt &#252;berdies ein aus eigens&#252;chtigen Motiven oder aus Gleichg&#252;ltigkeit gepr&#228;gtes Handeln voraus (vgl. OLG Koblenz NZV 1989, 241 f.; OLG D&#252;sseldorf NZV 2000, 337 f.; KG, Beschluss vom 23.03.1998, 1 Ss 301/97; Tr&#246;ndle/Fischer, StGB, 51. Auflage 2003, &#167; 315 c StGB Rn. 14), wozu die blo&#223;e Freude am z&#252;gigen Fahren nicht geh&#246;rt (OLG D&#252;sseldorf VM 1979, 13 f.). Dass der Angeklagte bewusst sein Ziel aber um jeden Preis erreichen wollte oder ihm das Wohl anderer Verkehrsteilnehmer, wie etwa bei einem &#8222;Wettrennen auf &#246;ffentlichen Stra&#223;en&#8220; oder beim &#8222;bewussten Austesten der Grenzbereiche des Fahrzeugs&#8220;, v&#246;llig gleichg&#252;ltig gewesen w&#228;re, ist den getroffenen Feststellungen nicht zu entnehmen. Auch ergibt sich allein aus der &#252;berh&#246;hten Geschwindigkeit noch keineswegs eine &#8222;verkehrsfeindliche Einstellung&#8220;, wof&#252;r allenfalls noch mehrere Voreintragungen wegen Geschwindigkeits&#252;berschreitungen, wie etwa bei &#8222;notorischen Rasern&#8220; im Stra&#223;enverkehr hindeuten k&#246;nnten. Das angefochtene Urteil l&#228;sst vielmehr die Motive des Angeklagten, die ihn zu seinem folgenschweren Fahrverhalten veranlasst haben, im Unklaren. Auch das &#228;u&#223;ere Tatgeschehen l&#228;sst nicht zweifelsfrei einen Schluss auf die innere Einstellung des Angeklagten zu, insbesondere rechtfertigt der zeitlich vor dem Unfall liegende durchaus gewagte &#220;berholvorgang noch nicht die Annahme einer bewussten Inkaufnahme jedes Risikos trotz vorheriger gefahrspezifischer Warnung (OLG Koblenz a.a.O.). Es ist daher nach dem rechtskr&#228;ftig festgestellten und f&#252;r den Senat bindenden Sachverhalt durchaus m&#246;glich, dass der Angeklagte lediglich aus Gedankenlosigkeit (OLG D&#252;sseldorf NZV 2000, 337 f.) den &#8222;Verlockungen des Schnellfahrens&#8220; erlegen ist und dabei seine Fahrfertigkeiten &#252;bersch&#228;tzt hat, jedoch sein Verkehrsverhalten nicht auf einer bewussten Missachtung und Gef&#228;hrdung der Rechte und der k&#246;rperlichen Unversehrtheit anderer beruht. Hierf&#252;r spricht zudem, dass es sich bei dem 24j&#228;hrigen Angeklagten um einen noch jungen Mann handelt (vgl. zum Einfluss des Lebensalters auf Unfallursachen, Haas ZVS 1976, 119 ff.), welcher den mit 4.000 gefahrenen Kilometern noch neuwertigen Sportwagen letztendlich noch nicht beherrschen konnte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> d. Unabh&#228;ngig von den damit bereits fehlenden Eingangsvoraussetzungen&#160; des &#167; 56 Abs. 3 StGB l&#228;sst auch die von der Strafkammer im &#252;brigen durchgef&#252;hrte Einzelfallw&#228;gung keinen Rechtsfehler erkennen. Der Senat verkennt dabei nicht, dass die tragischen Folgen der Leichtfertigkeit des Angeklagten durch entlastende Gesichtspunkte nicht aufgewogen werden k&#246;nnen, gleichwohl aber zu sehen ist, dass der Angeklagten nicht vorbestraft ist, ihm eine g&#252;nstige Sozialprognose gestellt werden muss, er ebenfalls - wenn auch in nicht vergleichbarer Form wie die Angeh&#246;rigen des Opfers - unter den Folgen des Unfall leidet, er f&#252;r die beiden Kinder unter Aufnahme eines Kredites eine zus&#228;tzliche Ausbildungsbeihilfe von DM 40.000 erbracht hat und die Tat nunmehr mehr als dreieinhalb Jahre zur&#252;ckliegt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Bei dieser Sachlage kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung auf ein v&#246;lliges Unverst&#228;ndnis in der Bev&#246;lkerung sto&#223;en w&#252;rde und deren Rechtsgef&#252;hl und Rechtstreue ernstlich beeintr&#228;chtigen w&#252;rde, wenn sie vom gesamten Tatgeschehen und allen t&#228;terbezogenen Umst&#228;nden zutreffend unterrichtet werden w&#252;rde. Ein unabweisbares Bed&#252;rfnis an der Vollstreckung der Freiheitsstrafe besteht daher nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Revision der Staatsanwaltschaft war somit zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> III. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 und 2 StPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,296
olgstut-2003-02-18-12-u-21101
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 211/01
2003-02-18T00:00:00
2019-01-07T10:14:34
2019-02-12T13:09:53
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>a) Auf die Berufung des Beklagten wird das Grund- und Teilurteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 05.09.2001 hinsichtlich der Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 dahin ge&#228;ndert, dass die Klage auf Zahlung von Schadensersatz auch insoweit dem Grunde nach gerechtfertigt ist.</p> <p/> <p>b) Die weitergehende Berufung des Beklagten gegen das Grund- und Teilurteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 05.09.2001 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p/> <p>2. Zur Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des dem Grunde nach gerechtfertigten Klaganspruchs wird die Sache an das Landgericht Stuttgart zur&#252;ckverwiesen.</p> <p/> <p>3. Der Beklagte hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p/> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagte kann die Vollstreckung der Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung i.H.v. 115 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit i.H.v. 115 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p/> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left"> <em>Streitwert des Berufungsverfahrens:</em> </p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left"> <em>126.887,65 Euro (= 248.170,67 DM).</em> </p></td> </tr> </table> <p/> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin, ein Bau(tr&#228;ger)unternehmen, verlangt von dem Beklagten, mit dem sie einen Architektenvertrag abgeschlossen hatte, wegen fehlerhafter Planung eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage Schadensersatz.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin war Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks ... (Flurst&#252;ck ...) in ... Sie schlo&#223; am 14.04.1992 mit dem Beklagten einen schriftlichen Architektenvertrag (Bl. 23-28 d. Beiakte des LG Stuttgart ...), wonach der Beklagte f&#252;r das Bauvorhaben "Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage" die Grundleistungen der Leistungsphasen Nrn. 1 bis 9 des &#167; 15 Abs. 2 HOAI zu erbringen hatte. Westlich grenzt an das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin das Grundst&#252;ck Flurst&#252;ck ... der Nachbarin ... an. Dort war an der Grenze zum Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin eine Scheune errichtet. Die Genehmigungsplanung des Beklagten sah den Bau eines Mehrfamilienhauses mit 8 Wohnungen unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e sowie einer Tiefgarage vor; unter der Tiefgarage, im zweiten Untergeschoss, sollten sich Abstellr&#228;ume befinden. Nach der Genehmigungsplanung sollte das Wohnhaus an die Grenze zum Grundst&#252;ck der Nachbarin ... gebaut werden, und zwar an die Grenzmauer der Scheune, wobei das Wohngeb&#228;ude die Scheune in der Giebelh&#246;he um ca. 5 m und in der Traufh&#246;he um ca. 3 m &#252;berragt h&#228;tte.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Die Kl&#228;gerin beantragte am 26.05.1992 bei der Stadt ... die Baugenehmigung zu der vom Beklagten erstellten Genehmigungsplanung. Hiergegen erhoben die Fa. ... (wegen des &#220;berschreitens der Baulinie nach Norden und wegen im Vorgarten befindlicher Pkw-Stellpl&#228;tze) und die Nachbarin ... Einwendungen. Die Nachbarin ... beanstandete, dass der gesetzliche Grenzabstand nicht eingehalten sei. Die Stadt ... unterrichtete mit Schreiben vom 29.10.1992 (Bl. 223 d.A.) die Kl&#228;gerin von den Einwendungen und bat um eine Besprechung mit dem Architekten. Am 02.12.1992 sprachen der damalige Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der pers&#246;nlich haftenden Gesellschafterin der Kl&#228;gerin, der Zeuge ... die damalige Prokuristin und jetzige Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Kl&#228;gerin, Frau ..., und der Beklagte wegen der Einwendungen der Nachbarin ... bei deren Verwandten, Herrn ..., vor. Hierbei brachte Herr ... zum Ausdruck, dass die Nachbarin ... gegen Zahlung von 20.000,&#8211; DM auf ihre Einwendungen verzichten werde. Hierauf ging der Zeuge ... nicht ein. In der anschlie&#223;enden Besprechung &#228;u&#223;erte der Beklagte gegen&#252;ber dem Zeugen ..., er empfehle die Zahlung von 20.000,&#8211; DM. Es ist streitig, ob er dabei zum Ausdruck brachte, dass seine Planung fehlerfrei und genehmigungsf&#228;hig sei. Am 08.12.1992 sprachen Frau ... und Rechtsanwalt ... beim Baurechtsamt der Stadt ... und zwar bei dem Bausachverst&#228;ndigen ..., wegen des eingereichten Baugesuchs der Kl&#228;gerin vor. Hiervon unterrichtete die Kl&#228;gerin den Beklagten mit Schreiben vom 08.12.1992 (Bl. 226 d. A.).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Stadt ... erteilte am 08.02.1993 zu dem eingereichten Baugesuch der Kl&#228;gerin die Baugenehmigung (Bl. 29-39 d. Beiakte des LG Stuttgart ...). Hiergegen erhob die Nachbarin ... mit Schreiben vom 22.02.1993 Widerspruch (Bl. 26 d. Bauakte 92/346). Rechtsanwalt ... schrieb hierwegen am 17.03.1993 die Nachbarin ... an und verlangte von ihr die Zahlung von Schadensersatz i.H.v. 21.000,&#8211; DM (Bl. 224, 225 d.A.). Die Nachbarin ... beantragte am 02.04.1993 beim Verwaltungsgericht ... die Vollziehung der Baugenehmigung auszusetzen. Diesem Antrag gab das Verwaltungsgericht ... mit Beschluss vom 24.06.1993 (Bl. 40-42 d. Beiakte LG Stuttgart ...) statt. Die hiergegen von der Kl&#228;gerin eingelegte Beschwerde wies der Verwaltungsgerichtshof Baden-W&#252;rttemberg mit Beschluss vom 15.09.1993 (Bl. 43-45 d. Beiakte LG Stuttgart ...) zur&#252;ck. Die Parteien haben im Berufungsverfahren unstreitig gestellt, dass die vom Beklagten erstellte Genehmigungsplanung nicht genehmigungsf&#228;hig gewesen ist. Die Kl&#228;gerin hatte im April/Mai 1993 mit den Aushubarbeiten begonnen und das Grundst&#252;ckseigentum in Wohnungseigentum aufgeteilt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Mit Schreiben vom 26.04.1994 (Bl. 424, 425 d.A.) unterrichtete die Kl&#228;gerin den Beklagten von den beiden Beschl&#252;ssen des Verwaltungsgerichts und des Verwaltungsgerichtshofs. Sie forderte den Beklagten zugleich auf, ihr bis zum 17.05.1994 eine genehmigungsf&#228;hige Planung zu dem Bauvorhaben vorzulegen. Der Beklagte erkl&#228;rte sich hierzu im Schreiben vom 11.05.1994 bereit. Am 21.06.1994 teilte er der Kl&#228;gerin mit, er habe die Baugesuchsplanung gem&#228;&#223; den Vorstellungen des Baurechtsamtes &#252;berarbeitet (Bl. 315-316 d.A.). Mit Schreiben vom 08.07.1994 (Bl. 314 d.A.) &#252;bersandte der Beklagte der Kl&#228;gerin Entwurfsskizzen zu seinem Umplanungsvorschlag (Bl. 317-322 d.A.). Dieser sah ein Mehrfamilienhaus mit 7 Wohnungen unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e, eine Tiefgarage und ein zweites Untergeschoss mit 7 Abstellr&#228;umen vor. Das Geb&#228;ude sollte wiederum an die Scheune auf dem Grundst&#252;ck der Nachbarin ... angebaut werden. Es war jedoch im Grenzbereich abgesenkt, wobei der Giebel des geplanten Geb&#228;udes den Giebel der Scheune um etwa 1,5 m &#252;berragen sollte. Die Kl&#228;gerin ging auf die Umplanungsvorschl&#228;ge des Beklagten nicht ein. Sie beauftragte im Juli 1994 den Architekten ... mit der Erstellung einer Genehmigungsplanung. Die vom Architekten ... ausgearbeitete Genehmigungsplanung sah ein Wohnhaus mit 6 Wohnungen und eine Tiefgarage (ohne zweites Untergeschoss) vor. Das Geb&#228;ude sollte an die Scheune der Nachbarin ... angebaut werden. Der Giebel war im Grenzbereich ebenfalls abgesenkt, &#252;berragte aber den Giebel der Scheune noch um ca. 2 m. Die Kl&#228;gerin reichte das vom Architekten ... gefertigte Baugesuch am 22.11.1994 bei der Stadt ... ein. Die Nachbarin ... erhob erneut Einwendungen gegen das Bauvorhaben der Kl&#228;gerin. Die Stadt ... erteilte am 06.03.1995 die Baugenehmigung, die bestandskr&#228;ftig wurde. In der Folgezeit f&#252;hrte die Kl&#228;gerin das Bauvorhaben gem&#228;&#223; den genehmigten Pl&#228;nen des Architekten ... aus.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>In dem vor dem Landgericht Stuttgart &#8211; ... und dem Oberlandesgericht Stuttgart &#8211; 12 U 14/99 &#8211; gef&#252;hrten fr&#252;heren Prozess hatte die Kl&#228;gerin von dem Beklagten die Zahlung von Schadensersatz i.H.v. 100.000,&#8211; DM mit der Begr&#252;ndung verlangt, der Beklagte habe eine nicht genehmigungsf&#228;hige Bauplanung erstellt und habe diese mit seiner unwirtschaftlichen, gleichfalls nicht genehmigungsf&#228;higen Umplanung nicht ordnungsgem&#228;&#223; nachgebessert. Die Kl&#228;gerin verlangte in diesem Prozess Erstattung des an den Beklagten bezahlten Architektenhonorars (72.631,58 DM), Ersatz der Kosten f&#252;r die erste Baugenehmigung (9.949,00 DM) und der Kosten f&#252;r die Erstplanung von Heizung, L&#252;ftung und Sanit&#228;r (9.200,00 DM) sowie die Erstattung ihres Zinsschadens i.H. eines Teilbetrags von 7.452,08 DM. Der Senat gab auf die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das die Klage abweisende Urteil des Landgerichts durch Urteil vom 29.06.1999 der Klage hinsichtlich der Schadenspositionen Kosten f&#252;r die Erstplanung von Heizung, L&#252;ftung und Sanit&#228;r sowie Zinsschaden i.H.v. insgesamt 16.652,08 DM statt und wies die weitergehende Berufung der Kl&#228;gerin (hinsichtlich des Architektenhonorars des Beklagten; bez&#252;glich der Baugenehmigungskosten hatte die Kl&#228;gerin die Berufung zur&#252;ckgenommen) zur&#252;ck.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Im vorliegenden Rechtsstreit wirft die Kl&#228;gerin dem Beklagten erneut vor, schuldhaft eine nicht genehmigungsf&#228;hige Bauplanung erstellt zu haben. Sie macht weiterhin geltend, der vom Beklagten vorgelegte Umplanungsvorschlag sei gleichfalls nicht genehmigungsf&#228;hig und zudem &#8211; wie bereits die von ihm erstellte Genehmigungsplanung &#8211; wegen des beibehaltenen zweiten Untergeschosses unwirtschaftlich, also mangelhaft gewesen. Sie hat in erster Instanz zuletzt Schadensersatz i.H.v. 609.909,74 DM verlangt. Der Beklagte hat die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Die vom Beklagten erstellte Genehmigungsplanung sei nicht genehmigungsf&#228;hig und deshalb fehlerhaft gewesen, weil wegen der erheblichen H&#246;hen &#8211; und Fl&#228;chenunterschiede von Wohnhaus und Scheune kein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO vorgelegen habe. Dies h&#228;tte der Beklagte erkennen und ihr erl&#228;utern m&#252;ssen. Sie habe zwar vom Beklagten eine wirtschaftliche Ausnutzung des Grundst&#252;cks verlangt, habe aber nicht auf die Erstellung einer risikobehafteten Planung f&#252;r ein Haus mit 8 Wohnungen bestanden. Der Beklagte habe zwar nach der Vorsprache bei Herrn ... zur Zahlung an die Nachbarin ... geraten, habe aber zugleich erkl&#228;rt, seine Planung sei "wasserdicht", hinsichtlich der Baugenehmigung bestehe kein Risiko. Rechtsanwalt ... sei am 08.12.1992 nur deshalb mit Frau ... zum Baurechtsamt der Stadt ... gegangen, weil einer Verz&#246;gerung des Baugenehmigungsverfahrens habe entgegengewirkt werden sollen. Vor der Erteilung der Baugenehmigung und vor der Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin ... sei der Anwalt nicht mit der Pr&#252;fung der Nachbareinwendungen und der Genehmigungsf&#228;higkeit der Baugesuchsplanung beauftragt gewesen und habe er sich hierzu auch nicht beratend ge&#228;u&#223;ert. Im Vertrauen auf die &#196;u&#223;erungen des Beklagten zur Genehmigungsf&#228;higkeit seiner Planung habe sie mit dem Baugrubenaushub begonnen und die Aufteilung des Grundst&#252;ckseigentums in Wohnungseigentum veranlasst.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Da der Umplanungsvorschlag des Beklagten mit schweren Fehlern behaftet gewesen sei, sei ihr eine Fortsetzung des Vertragsverh&#228;ltnisses mit dem Beklagten nicht mehr zumutbar gewesen. Der Beklagte h&#228;tte von vornherein eine Planung erstellen m&#252;ssen, die der des Architekten ... h&#228;tte entsprechen m&#252;ssen und die genehmigungsf&#228;hig und zudem wirtschaftlich h&#228;tte sein m&#252;ssen. Durch die M&#228;ngel der vom Beklagten erstellten Genehmigungsplanung habe die Nachbarin ... die Einstellung des Bauvorhabens durch das Verwaltungsgericht ... erreichen k&#246;nnen und sei es zu einer erheblichen Zeitverz&#246;gerung bei der Durchf&#252;hrung des Bauvorhabens und der Ver&#228;u&#223;erung der Eigentumswohnungen gekommen. Die mangelhafte Genehmigungsplanung des Beklagten sei also urs&#228;chlich gewesen f&#252;r den &#252;berm&#228;&#223;igen Aushub f&#252;r das geplante Geb&#228;ude mit zwei Untergeschossen, die erfolgte Umplanung und nutzlos gewordenen Aufwendungen sowie die eingetretene Zeitverz&#246;gerung. Hierdurch sei ihr der geltend gemachte Schaden entstanden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten, die Verj&#228;hrungseinrede des Beklagten sei nicht begr&#252;ndet, die Verj&#228;hrung sei u.a. durch den Mahnbescheid vom 29.12.1997 unterbrochen worden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Die Kl&#228;gerin hat beantragt:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/><em>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 609.909,69 DM nebst 7,5 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 zu bezahlen.</em></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Der Beklagte hat beantragt,</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/><em>die Klage abzuweisen.</em></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Der Beklagte hat vorgetragen:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Seine Genehmigungsplanung sei nicht mangelhaft gewesen. Selbst wenn sie nicht genehmigungsf&#228;hig gewesen sei, sei sie vertragsgem&#228;&#223; gewesen. Die Kl&#228;gerin habe n&#228;mlich bewusst eine riskante Planung f&#252;r ein Wohngeb&#228;ude mit 8 Wohnungen verlangt und habe sich in Kenntnis der Risiken auf die von ihm auftragsgem&#228;&#223; erstellte Planung eingelassen. Er habe die Kl&#228;gerin darauf hingewiesen, dass die Grundst&#252;cksfl&#228;che nicht ausreiche und deshalb ein &#220;berschreiten der Baugrenzen sowie eine Befreiung von den Vorschriften zu den Abstandsfl&#228;chen notwendig seien. Keinesfalls habe er nach dem am 02.12.1992 mit Herrn ... gef&#252;hrten Gespr&#228;ch erkl&#228;rt, dass seine Planung "wasserdicht" sei. Zur Kl&#228;rung der Rechtsfragen habe dann die Kl&#228;gerin Rechtsanwalt ... hinzugezogen. Dieser habe die Kl&#228;gerin hinsichtlich der von den Nachbarn erhobenen Einwendungen beraten und aufgrund des erteilten Mandats am 08.12.1992 beim Baurechtsamt vorgesprochen. Rechtsanwalt ... habe es also &#252;bernommen, die Rechtm&#228;&#223;igkeit der erstellten Baugesuchsplanung zu pr&#252;fen; dies sei nicht mehr seine (des Beklagten) Aufgabe gewesen, wie er dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.12.1992 habe entnehmen k&#246;nnen. Wenn seine Planung wegen fehlender Genehmigungsf&#228;higkeit doch als mangelhaft anzusehen sei, habe er den Mangel jedenfalls nicht zu vertreten. Er habe die von der Kl&#228;gerin gew&#252;nschte Planung mit dem Bauplanungsamt und dem Bauordnungsamt durchgesprochen. Ihm sei signalisiert worden, dass die Baugenehmigung &#8211; auch mit Befreiungen &#8211; erteilt werde. Die Beurteilung der Genehmigungsf&#228;higkeit werfe wegen der notwendigen Befreiungen von Abstandsfl&#228;chen schwierige Rechtsfragen auf, deren zutreffende Beantwortung von einem Architekten nicht erwartet werden k&#246;nne.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Seine Genehmigungsplanung und sein Umplanungsvorschlag seien nicht unwirtschaftlich gewesen. Sein Umplanungsvorschlag sei auch genehmigungsf&#228;hig gewesen. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte deshalb nicht den Architekten ... mit der Erstellung einer neuen Planung beauftragen d&#252;rfen. Da bereits die Voraussetzungen des &#167; 634 Abs. 1 Satz 1 und 2 BGB nicht erf&#252;llt seien, sei ein Schadensersatzanspruch nach &#167; 635 BGB nicht gegeben.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Jedenfalls treffe die Kl&#228;gerin ein Mitverschulden, weil sie es abgelehnt habe, eine Abstandssumme an die Nachbarin ... f&#252;r deren Verzicht auf die erhobenen Einwendungen zu zahlen. Zudem sei ein etwaiger Planungsmangel nicht urs&#228;chlich f&#252;r den geltend gemachten Schaden gewesen. Die Kl&#228;gerin habe in Kenntnis der Risiken an der erstellten Planung f&#252;r ein Wohnhaus mit 8 Wohnungen festgehalten und diese Planung trotz des Widerspruchs der Nachbarin ... und der verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen durchsetzen wollen. Hierin habe Rechtsanwalt ... durch seine Beratung die Kl&#228;gerin best&#228;rkt. Ein Zurechnungszusammenhang zwischen dem etwaigen Planungsfehler und dem Schaden der Kl&#228;gerin bestehe deshalb nicht. Jedenfalls m&#252;sse die Kl&#228;gerin sich die fehlerhafte Beratung des Rechtsanwalts ... zurechnen lassen; ihr Mitverschulden &#252;berwiege derart, dass eine Haftung des Beklagten ausscheide. Ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin bestehe ferner deshalb, weil sie schon vor der Bestandskraft der Baugenehmigung mit den Bauarbeiten begonnen und die Aufteilung des Grundst&#252;ckseigentums in Wohnungseigentum vorgenommen habe. Schlie&#223;lich treffe die Kl&#228;gerin ein Mitverschulden auch deshalb, weil sie nicht alsbald nach den Entscheidungen des Verwaltungsgerichts ... und des Verwaltungsgerichtshofs Baden-W&#252;rttemberg durch den Beklagten eine genehmigungsf&#228;hige Planung f&#252;r ein dann kleineres Geb&#228;ude veranlasst habe, sich vielmehr erst mit Schreiben vom 26.04.1994 an ihn gewandt und dann nicht auf seinen Umplanungsvorschlag eingegangen sei.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Die Klagforderung sei verj&#228;hrt. Die Verj&#228;hrung habe begonnen, als die Kl&#228;gerin den Architekten ... beauftragt und damit den mit dem Beklagten abgeschlossenen Architektenvertrag gek&#252;ndigt habe. Der Mahnbescheid vom 29.12.1997 habe mangels einer Individualisierung der Forderung die Verj&#228;hrung nicht unterbrochen; die erforderliche Individualisierung sei auch nicht im streitigen Verfahren vor Eintritt der Verj&#228;hrung erfolgt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Wegen des weiteren unstreitigen und streitigen Parteivortrags in erster Instanz wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils des Landgerichts verwiesen. Das Landgericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ... (Bausachverst&#228;ndiger des Baurechtsamts der Stadt ...), Rechtsanwalt ..., ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften vom 19.03.2001 und 09.07.2001 verwiesen. Es hat die Akten des Landgerichts Stuttgart (...), des Baurechtsamts der Stadt ... (Baugesuch der Kl&#228;gerin mit der Genehmigungsplanung des Beklagten &#8211; ...; Baugesuch der Kl&#228;gerin mit der Genehmigungsplanung des Architekten ... &#8211; ...), des Verwaltungsgerichts ... (...) und der Stadt ... zum Verwaltungsrechtsstreit der Nachbarin ... mit der Stadt beigezogen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Mit dem am 05.09.2001 verk&#252;ndeten Grund- und Teilurteil hat das Landgericht die Klage i.H. eines Teilbetrags von 361.739,02 DM nebst Zinsen mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, i.H.v. 310.472,26 DM sei die Verj&#228;hrungseinrede begr&#252;ndet und die Kl&#228;gerin habe wegen des sog. &#220;berma&#223;aushubs keinen Anspruch auf Ersatz des behaupteten Schadens von 51.266,76 DM, weil die vom Beklagten erstellte Planung des Geb&#228;udes mit zwei Untergeschossen nicht wegen Unwirtschaftlichkeit mangelhaft gewesen sei. Das Landgericht hat der Klage i.H.v. 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 stattgegeben und die weitergehende Zinsforderung aus 603,10 DM abgewiesen; der zugesprochene Betrag von 603,10 DM betrifft die Kosten f&#252;r die Aufhebung der Teilungserkl&#228;rung (Kostenrechnung des Notariats ... vom 04.07.1995 &#252;ber 338,10 DM, Bl. 61 d. Beiakte LG Stuttgart ...) und f&#252;r die Aufhebung des eingetragenen Sondereigentums (Kostenrechnung des Notariats ... vom 26.07.1995 &#252;ber 265,&#8211; DM, Bl. 62 d. Beiakte LG Stuttgart ...). Im &#220;brigen, n&#228;mlich hinsichtlich der Klage auf Ersatz von Zinsschaden und Grundsteuer i.H.v. 247.567,57 DM, hat das Landgericht die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt. Wegen der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils des Landgerichts verwiesen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Gegen dieses seinen Prozessbevollm&#228;chtigten am 13.09.2001 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 12.10.2001 Berufung eingelegt, die er nach der rechtzeitig beantragten und bis 15.12.2001 bewilligten Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist mit dem am (Montag, den) 17.12.2001 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Der Beklagte tr&#228;gt vor:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Das Landgericht habe unzutreffend einen Mangel der erbrachten Werkleistung darin gesehen, dass wegen der H&#246;hen- und Fl&#228;chenunterschiede zwischen der Scheune und dem geplanten Geb&#228;ude kein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO vorgelegen habe, eine Ausnahme oder Befreiung nach &#167; 57 Abs. 2 oder 4 LBO bei pflichtgem&#228;&#223;er Ermessensaus&#252;bung nicht habe erteilt werden k&#246;nnen und deshalb die Genehmigungsplanung nicht genehmigungsf&#228;hig gewesen sei. Die Kl&#228;gerin habe vom Beklagten in Kenntnis der Genehmigungsrisiken, insbesondere auch in Kenntnis dessen, dass sie f&#252;r die von ihr geforderte Planung eine Baugenehmigung nicht ohne Befreiungen erhalten k&#246;nne, eine Planung verlangt, "die sich rechnet". Diese habe sie erhalten. Die Planung sei mit den Baubeh&#246;rden abgestimmt gewesen und mehr habe er (Beklagter) nicht geschuldet. Die rechtliche Pr&#252;fung der Nachbareinwendungen und der Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung habe ihm nicht oblegen. Demgem&#228;&#223; habe nach der am 02.12.1992 erfolgten Vorsprache bei Herrn ... der damalige Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, der Zeuge ..., erkl&#228;rt, er wolle nunmehr einen Rechtsanwalt einschalten, um die Genehmigung des Bauvorhabens trotz der Einspr&#252;che durchzusetzen. Entgegen der Auffassung des Landgerichts k&#246;nne auch dann, wenn man einen Mangel der erbrachten Planungsleistung doch annehme, ein Verschulden des Beklagten nicht bejaht werden. Es geh&#246;re nicht zu den fachtechnischen Kenntnissen eines Architekten, &#252;ber die pflichtgem&#228;&#223;e Ermessensaus&#252;bung f&#252;r Ausnahmen oder Befreiungen nach &#167; 57 LBO Bescheid zu wissen. Die Notwendigkeit, Befreiungen zu erteilen, sei er&#246;rtert worden. Dass er nicht darauf hingewiesen habe, bei dem geplanten Grenzbau k&#246;nne eine Ausnahme oder Befreiung nicht ermessensfehlerfrei erteilt werden, k&#246;nne ihm nicht als schuldhaft angelastet werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Seine Genehmigungsplanung sei auch nicht urs&#228;chlich gewesen f&#252;r den Eintritt des behaupteten Schadens; jedenfalls fehle der erforderliche Zurechnungszusammenhang. Entgegen der Beurteilung des Landgerichts habe die Kl&#228;gerin nach der am 02.12.1992 erfolgten Vorsprache bei Herrn ... Rechtsanwalt ... Mandat erteilt. Dieses habe die Pr&#252;fung der Nachbareinwendungen und der Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs sowie die Durchsetzung des Baugesuchs zu der erstellten Planung zum Inhalt gehabt. Demgem&#228;&#223; habe Rechtsanwalt ... als "Sonderfachmann f&#252;r Recht" am 08.12.1992 die Einwendungen mit dem Zeugen ... er&#246;rtert und die Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung bejaht. Dieser Beurteilung von Rechtsanwalt ... sei die Kl&#228;gerin gefolgt. Die Kl&#228;gerin habe trotz des Schreibens der Stadt ... vom 29.10.1992 ihn (den Beklagten) nicht zu der Besprechung am 08.12.1992 hinzugezogen. Dadurch sei ihm die M&#246;glichkeit genommen gewesen, in Anbetracht der er&#246;rterten Einwendungen und Risiken eine Verkleinerung des Bauvorhabens vorzuschlagen. Einem solchen Vorschlag w&#228;re freilich die Kl&#228;gerin nicht gefolgt. Die Kl&#228;gerin habe n&#228;mlich die erstellte, von ihr als rentierlich angesehene Planung durchsetzen wollen und habe der Beratung durch Rechtsanwalt ... vertraut, und zwar auch nach Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin .... Selbst nach den beiden verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen habe die Kl&#228;gerin noch die urspr&#252;ngliche Planung durchsetzen wollen. Schlie&#223;lich sei die Kl&#228;gerin auf seinen &#196;nderungsvorschlag nicht eingegangen. Die Genehmigungsplanung des Architekten ... habe ein gr&#246;&#223;er dimensioniertes, nicht genehmigungsf&#228;higes Geb&#228;ude zum Gegenstand; die Kl&#228;gerin habe nach ihren Angaben die Erteilung der Baugenehmigung erst nach Zahlung einer Abstandssumme von 15.000,&#8211;DM bis 20.000,&#8211; DM an die Nachbarin ..., die daraufhin ihre Einwendungen zur&#252;ckgenommen habe, erreichen k&#246;nnen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Das Landgericht habe ferner unzutreffend ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin verneint. Rechtsanwalt ... habe bereits w&#228;hrend des Baugenehmigungsverfahrens von der Kl&#228;gerin Mandat erhalten. Seiner (fehlerhaften) Beurteilung sei die Kl&#228;gerin, die zudem das Risiko der Nichtverwirklichung des beantragten und genehmigten Baugesuchs bewusst &#252;bernommen habe, gefolgt. Ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin bestehe auch darin, dass die Kl&#228;gerin mit den Aushubarbeiten begonnen, am 10.05.1993 die Teilungserkl&#228;rung vorgenommen und deren Vollzug veranlasst habe.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Der Beklagte r&#252;gt ferner, dass der Klagvortrag zum entgangenen Gewinn und zum Zinsschaden unschl&#252;ssig sei. Er ist der Ansicht, dass das Grundurteil mangels Entscheidungsreife nicht h&#228;tte ergehen d&#252;rfen und unzul&#228;ssig sei.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Der Beklagte beantragt:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/><em>Das Grund- und Teilurteil des Landgerichts Stuttgart vom 05.09.2001 wird abge&#228;ndert.</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/><em>Die Klage wird vollst&#228;ndig abgewiesen.</em></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Die Kl&#228;gerin beantragt,</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/><em>die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</em></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Der Beklagte habe die Erstellung einer genehmigungsf&#228;higen Planung geschuldet, bei der selbstverst&#228;ndlich auch die wirtschaftlichen Belange der Kl&#228;gerin zu ber&#252;cksichtigen gewesen seien. Da die erstellte Planung nicht genehmigungsf&#228;hig sei, sei sie fehlerhaft gewesen. Rechtsanwalt ... habe von der Kl&#228;gerin vor Durchf&#252;hrung des Widerspruchsverfahrens kein Mandat erhalten, die Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung des Beklagten zu pr&#252;fen. Er sei von Frau ... am 08.12.1992 zu der Vorsprache beim Baurechtsamt der Stadt ... lediglich hinzugezogen worden, um eine z&#252;gige Durchf&#252;hrung des Genehmigungsverfahrens zu erreichen; auf diesen engen Bereich sei die T&#228;tigkeit von Rechtsanwalt ... am 08.12.1992 begrenzt gewesen. Das Landgericht habe auch zutreffend ein Verschulden des Beklagten bejaht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Aufgrund der fehlerhaften Planung des Beklagten sei der Kl&#228;gerin der vorgetragene Schaden entstanden. In materieller Hinsicht habe Rechtsanwalt ... vor dem Widerspruchsverfahren kein Mandat gehabt und sie demgem&#228;&#223; nicht &#252;ber die Genehmigungsf&#228;higkeit und die Genehmigungsrisiken der vom Beklagten erstellten Planung beraten. Der Beklagte habe seine Pflicht, auf die Risiken seiner Planung hinzuweisen, schuldhaft verletzt. Ihr k&#246;nne nicht, insbesondere nicht als Mitverschulden, angelastet werden, dass sie auf das Angebot der Nachbarin ... gegen Zahlung von 20.000,&#8211; DM die Einwendungen fallen zu lassen, nicht eingegangen sei. Gleiches gelte daf&#252;r, dass Rechtsanwalt ... nach Erlass der Baugenehmigung und Einlegung des Widerspruchs versucht habe, die Nachbarin ... durch Aufzeigen des Risikos, m&#246;glicherweise Schadensersatz leisten zu m&#252;ssen, zur R&#252;cknahme des Widerspruchs zu bewegen. Aus dem Umstand, dass sie nach Erlass der Entscheidung des Verwaltungsgerichts ... versucht habe, unter Beauftragung des Maklers ... eine einvernehmliche L&#246;sung zu erreichen und den Schaden aus der nicht genehmigungsf&#228;higen Planung gering zu halten, k&#246;nne nichts gegen die Kausalit&#228;t der Pflichtwidrigkeit des Beklagten f&#252;r den Schaden hergeleitet werden. Die im Amtshaftungsprozess entwickelten Grunds&#228;tze zum Mitverschulden eines Bauherrn k&#246;nnten auf die vorliegende Fallkonstellation nicht angewandt werden; sie habe den Beklagten als Fachmann beauftragt gehabt und dieser sei verpflichtet gewesen, sie auf die Risiken seiner Planung hinzuweisen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Das Landgericht habe zu Recht die Voraussetzungen f&#252;r den Erlass eines Grundurteils bejaht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags im Berufungsverfahren wird auf die eingereichten Schrifts&#228;tze verwiesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Der Senat hat die Zeugen ... und ... vernommen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 08.10.2002 verwiesen. Die vom Landgericht beigezogenen Akten haben dem Senat in den Verhandlungen vorgelegen; der Senat hat au&#223;erdem die Akte des Landgerichts Stuttgart &#8211; ... &#8211; beigezogen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Die Kl&#228;gerin hat Rechtsanwalt ... und Rechtsanw&#228;ltin ... den Streit verk&#252;ndet; ein Beitritt zum Rechtsstreit ist nicht erfolgt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>A.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Die zul&#228;ssige Berufung des Beklagten hat keinen Erfolg. Sie f&#252;hrt lediglich insofern zu einer &#196;nderung des angefochtenen Urteils, als das Landgericht durch Teilurteil den Beklagten zur Zahlung von 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 verurteilt hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Das ma&#223;gebliche Recht richtet sich nach den bis zum 31.12.2001 geltenden Gesetzen (Art. 229 &#167; 5 Satz 1 EGBGB; &#167; 26 Nr. 5 EGZPO).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>B.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>Das Landgericht hat zu Recht dem Grunde nach einen Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin nach &#167; 635 BGB und die Voraussetzungen f&#252;r den Erlass eines Grundurteils (&#167; 304 Abs. 1 ZPO) bejaht; die Berufungsangriffe des Beklagten hiergegen bleiben ohne Erfolg (nachfolgend I.). Da die Gefahr widersprechender Entscheidungen besteht, erachtet der Senat jedoch das Teilurteil (&#167; 301 Abs. 1 ZPO) &#252;ber den zugesprochenen Betrag von 603,10 DM f&#252;r unzul&#228;ssig, weshalb der Senat auch bez&#252;glich dieses Teils der vom Landgericht nicht abgewiesenen Klage (insgesamt 248.170,67 DM) durch Zwischenurteil die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt (nachfolgend II.).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Der Beklagte ist der Kl&#228;gerin nach &#167; 635 BGB zum Schadensersatz verpflichtet, weil er entgegen seiner vertraglichen Verpflichtung eine nicht genehmigungsf&#228;hige und damit mangelhafte Planung erstellt hatte und dies zu vertreten hat. Dies hat das Landgericht zutreffend begr&#252;ndet; auch hat es zu Recht die Voraussetzungen f&#252;r den Erlass eines Grundurteils bejaht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Die vom Beklagten im Jahr 1992 erstellte Planung f&#252;r ein Wohnhaus mit 8 Wohnungen war, wie zwischen den Parteien im Berufungsverfahren au&#223;er Streit ist, nicht genehmigungsf&#228;hig.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>Der Bebauungsplan sah eine geschlossene Bauweise mit Grenzbebauung nicht vor. Da abgesehen von der Scheune der Nachbarin ... eine Grenzbebauung nicht verwirklicht war, mussten Abstandsfl&#228;chen eingehalten werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Ein Fall des &#167; 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 der Landesbauordnung f&#252;r Baden W&#252;rttemberg (LBO, auch im Folgenden in der 1992 und 1993 geltenden Fassung angegeben) lag nicht vor, weil nicht &#246;ffentlich-rechtlich gesichert war, dass vom Grundst&#252;ck der Nachbarin ... her angebaut wird. Nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 LBO kann die Baurechtsbeh&#246;rde dann, wenn nach planungsrechtlichen Vorschriften nicht an die Grundst&#252;cksgrenze gebaut werden darf, aber ein Geb&#228;ude auf dem Nachbargrundst&#252;ck bereits an dieser Grenze vorhanden ist, verlangen oder gestatten, dass angebaut wird. Das Tatbestandsmerkmal des "Anbauens" i.S.d. Vorschrift (wie auch i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 LBO) setzt voraus, dass die Grenzwand des anzubauenden Geb&#228;udes nicht oder nur unerheblich gr&#246;&#223;er ist als die zum Anbau vorgesehene Wand des Grenzbaus (Schlez, LBO, 4. Aufl., &#8211; 1996 &#8211;, &#167; 6 Rn. 5; Sauter, LBO, 3. Aufl., &#167; 6 Rn. 52; jew. m.N.d.Rspr. des VGH). Diese Voraussetzung lag wegen der erheblichen Fl&#228;chen- und H&#246;henunterschiede zwischen Wohnhaus und Scheune (153 qm zu 96 qm; H&#246;henunterschied in der Traufh&#246;he ca. 3 m und in der Giebelh&#246;he ca. 5 m) nicht vor.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Die Stadt ... erteilte mit der Baugenehmigung vom 03.02.1993 zwar eine Befreiung von der Einhaltung der n&#246;rdlichen Baulinie zur Stra&#223;enseite hin, sprach jedoch nicht eine Ausnahme (&#167; 57 Abs. 2 LBO) oder Befreiung (&#167; 57 Abs. 4 LBO) von den Vorschriften zu den Abstandsfl&#228;chen aus. Eine Ausnahme (oder Befreiung) konnte bei pflichtgem&#228;&#223;er Ermessensaus&#252;bung nicht erteilt werden, weil die geplante Grenzbebauung nachbarliche Belange der Nachbarin ... erheblich beeintr&#228;chtigt h&#228;tte und die Kl&#228;gerin durch die M&#246;glichkeit eines "Anbaus" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO ihr Grundst&#252;ck dennoch angemessen bebauen konnte. Auch dies ist zwischen den Parteien im Berufungsverfahren nicht im Streit.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Das vom Beklagten geplante Bauvorhaben war also wegen des Versto&#223;es gegen die bauordnungsrechtlichen Bestimmungen zu den Abstandsfl&#228;chen nicht genehmigungsf&#228;hig. Soweit die Planung des Beklagten ein &#220;berschreiten der n&#246;rdlichen Baulinie um ca. 2,5 m vorsah, macht die Kl&#228;gerin nicht geltend, dass auch in diesem Punkt die Planung, die von einer tats&#228;chlich auch erteilten Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes ausging, nicht genehmigungsf&#228;hig gewesen sei.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>Die vom Beklagten erstellte, nicht genehmigungsf&#228;hige Planung war mangelhaft (&#167; 633 Abs. 1 BGB), weil der Beklagte der Kl&#228;gerin als Werkerfolg die Erstellung einer dauerhaft genehmigungsf&#228;higen Planung schuldete und die Kl&#228;gerin das Risiko, dass die Planung nicht genehmigungsf&#228;hig ist, nicht &#252;bernommen hatte.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>a)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="51"/>Ein Architekt, der sich zur Erstellung einer Entwurfs- und Genehmigungsplanung f&#252;r ein Bauvorhaben seines Auftraggebers verpflichtet, schuldet als Werkerfolg eine dauerhaft genehmigungsf&#228;hige Planung (BGH NJW-RR 1999, S. 1105, 1106). Zur Erf&#252;llung der Vertragspflichten reicht es nicht aus, dass die Baugenehmigung tats&#228;chlich erteilt wird (BGH VersR 1992, S. 698, 699; BGH NJW 1999, S. 2112).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="52"/>Die Parteien eines Architektenvertrags k&#246;nnen allerdings im Rahmen der Privatautonomie vereinbaren, dass und in welchen Punkten der Auftraggeber das Risiko &#252;bernimmt, dass die vom Architekten zu erstellende Planung nicht genehmigungsf&#228;hig ist (BGH NJW-RR 1999, S. 1105, 1106; BGH NJW 2003, S. 287). Von einer solchen Vereinbarung kann jedoch nur in Ausnahmef&#228;llen ausgegangen werden, etwa wenn sich der Bauherr bewusst &#252;ber die Vorschriften des &#246;ffentlichen Baurechts hinwegsetzen oder diese an die Grenzen des M&#246;glichen "ausreizen" will (BGH NJW-RR 1999, S. 1105, 1106); f&#252;r die Annahme einer rechtsgesch&#228;ftlichen Risiko&#252;bernahme durch den Auftraggeber reicht der Umstand, dass dem Auftraggeber das Genehmigungsrisiko bekannt war, grunds&#228;tzlich nicht aus (BGH NJW 2003, S. 287). Eine (stillschweigende) &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos, f&#252;r deren Vorliegen der Architekt die Darlegungs- und Beweislast hat, wenn er sich hierauf beruft, kann angenommen werden, wenn der Architekt seinen Auftraggeber &#252;ber die Bedeutung und Tragweite des (f&#252;r m&#246;glich gehaltenen) Versto&#223;es gegen Bestimmungen des &#246;ffentlichen Baurechts aufgekl&#228;rt und belehrt hat und dann der Versuch, eine Baugenehmigung zu erhalten, dennoch unternommen werden soll (Kniffka/Koeble, Kompendium des Baurechts &#8211; Privates Baurecht und Bauprozess &#8211;, 9. Teil, Rn. 134; auch BGH NJW 1996, S. 2370, 2371; OLG D&#252;sseldorf BauR 2000, S. 1515, 1516).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="53"/>Ausgehend von diesen Grunds&#228;tzen kann eine &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin nicht festgestellt werden. Dies hat das Landgericht mit zutreffender Begr&#252;ndung angenommen. Die vom Senat durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme f&#252;hrt auch unter Ber&#252;cksichtigung des weiteren Parteivortrags im Berufungsverfahren zu keiner anderen Beurteilung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>b)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="54"/>Nach dem schriftlichen Architektenvertrag vom 14.04.1992 &#8211; f&#252;r dessen Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit eine Vermutung spricht &#8211; waren Gegenstand des Vertrags die Architektenleistungen f&#252;r ein "Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage". Hiernach hatte die Kl&#228;gerin f&#252;r dieses Bauvorhaben dem Beklagten u.a. die Entwurfs- und Genehmigungsplanung &#252;bertragen. Nach dem schriftlichen Architektenvertrag schuldete der Beklagte der Kl&#228;gerin die Erstellung einer genehmigungsf&#228;higen Planung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="55"/>Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass es Aufgabe des Beklagten war, soviel wie m&#246;glich Wohnfl&#228;che auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin zu planen. Dies &#8211; wie auch die vom Beklagten behauptete Aufforderung der Kl&#228;gerin, das Grundst&#252;ck "auszumisten" &#8211; bedeutet nicht, dass die Kl&#228;gerin Verst&#246;&#223;e gegen das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht hinnehmen und das Risiko der fehlenden Genehmigungsf&#228;higkeit bereits bei Abschluss des Architektenvertrags &#252;bernehmen wollte. Nach dem Architektenvertrag und der unstreitigen Aufgabenstellung hatte vielmehr der Beklagte zu kl&#228;ren, wo die Grenzen der baulichen Ausnutzung des Grundst&#252;cks lagen und innerhalb dieser Grenzen eine genehmigungsf&#228;hige Planung zu erstellen; hierbei musste er (selbstverst&#228;ndlich) auch wirtschaftlich-finanzielle Gesichtspunkte seiner Auftraggeberin ber&#252;cksichtigen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="56"/>Der Beklagte hat unter Benennung des Herrn ... als Zeugen behauptet, die Kl&#228;gerin habe ihm die Planung eines 8-Familien-Hauses vorgegeben, die Baugesuchsplanung sei gem&#228;&#223; dieser Vorgabe der Kl&#228;gerin erstellt worden. Einer Vernehmung des Zeugen ... hierzu bedarf es nicht. Selbst wenn bei Abschluss des Architektenvertrags eine solche "Vorgabe" erfolgt sein sollte, kann daraus nicht gefolgert werden, die Kl&#228;gerin habe schon bei Abschluss des Architektenvertrags das Genehmigungsrisiko f&#252;r die Planung eines Wohnhauses mit 8 Wohnungen &#252;bernommen. Aufgabe des Beklagten war es vielmehr auch dann, zu pr&#252;fen, und zwar bei den Grundleistungen der Leistungsphasen 2 und 3 zu &#167; 15 HOAI, ob im Einklang mit dem Bauplanungs- und Bauordnungsrecht ein solches Geb&#228;ude auf dem Grundst&#252;ck errichtet werden kann. Wenn er gleichwohl eine nichtgenehmigungsf&#228;hige Entwurfs- und Genehmigungsplanung f&#252;r ein Geb&#228;ude mit 8 Wohnungen fertig stellte, so entsprach dies, auch bei Unterstellung der behaupteten "Vorgabe", nicht der geschuldeten Leistung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>c)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="57"/>Dass die Kl&#228;gerin nach Abschluss des Architektenvertrags durch (stillschweigende oder ausdr&#252;ckliche) Vereinbarung das Genehmigungsrisiko &#252;bernommen hat, kann nicht festgestellt werden. Dies wirkt sich zu Lasten des in diesem Punkt beweispflichtigen Beklagten aus, da dieser sich auf eine nachtr&#228;gliche Ab&#228;nderung seiner vertraglichen Pflicht zur Erstellung einer genehmigungsf&#228;higen Planung (s.o.) beruft.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>aa)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="58"/>Die Kl&#228;gerin wusste aufgrund der Entwurfs- und Genehmigungsplanung des Beklagten, dass das geplante Geb&#228;ude an der Grenze zum Grundst&#252;ck der Nachbarin ... errichtet werden sollte, und zwar an die dort befindliche Scheune (nebst Schuppen). Die Einwendungen der Nachbarin ... (und der Fa. ... wegen des &#220;berschreitens der n&#246;rdlichen Baulinie) waren der Kl&#228;gerin bekannt, und zwar sp&#228;testens durch das Schreiben der Stadt ... vom 29.10.1992. Der Kl&#228;gerin als Bau(tr&#228;ger)unternehmen war also bekannt, dass Genehmigungsrisiken bestehen. Dies ist aber keine hinreichende Grundlage f&#252;r die Annahme, dass die Parteien abweichend vom Vertrag die &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin vereinbart haben.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>bb)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="59"/>Der Beklagte behauptet, er habe die Kl&#228;gerin darauf hingewiesen, dass f&#252;r die Errichtung des Wohngeb&#228;udes mit dem vorgegebenen Wohnungsgemenge die Grundst&#252;cksfl&#228;che nicht ausreiche, ein &#220;berschreiten der Baugrenzen und eine Befreiung hinsichtlich der Abstandsfl&#228;chen deshalb notwendig seien. Hierzu hat der Senat erg&#228;nzend zu der Beweisaufnahme des Landgerichts die vom Beklagten benannten Zeugen ... und ... vernommen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="60"/>Eine zumindest stillschweigende &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin ist nicht zur &#220;berzeugung des Senats (&#167; 286 Abs. 1 ZPO) bewiesen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="61"/>Der Zeuge ... hat bei seiner Vernehmung angegeben, bei der Unterredung, die kurz nach dem Treffen mit der Nachbarin ... und Herrn ... zwischen Herrn ... und seinem Bruder stattgefunden habe, habe sein Bruder Herrn ... erkl&#228;rt, es sei besser, wenn Herr ... auf die Forderung der Nachbarn eingehe, er k&#246;nne n&#228;mlich dann, wenn die Angelegenheit vor Gericht gehe, nicht sagen, ob die Baugenehmigung erteilt werde, obwohl dies mit der Stadt abgesprochen gewesen sei. Nach den Angaben des Zeugen ... war es bei der Unterredung den Beteiligten klar, dass ein gewisses Risiko wegen der Einwendungen der Nachbarin ... bestand und dass die Geb&#228;udegr&#246;&#223;e das Hauptproblem war. Allerdings war nach den Angaben des Zeugen die erstellte Planung aus der Sicht des Beklagten richtig, da sie mit der Stadt abgesprochen war. Bez&#252;glich der Grenzbebauung war, wie der Zeuge angegeben hat, nicht ausdr&#252;cklich dar&#252;ber gesprochen worden, dass eine Befreiung erforderlich ist. Demgegen&#252;ber hat der Zeuge ... angegeben, dass der Zeuge ... bei dem geschilderten Treffen im B&#252;ro des Beklagten nur kurz zugegen gewesen sei und dass bei diesem Treffen &#252;ber ein m&#246;gliches Gerichtsverfahren und dessen Ausgang nicht gesprochen worden sei. Nach den Angaben des Zeugen ... hat der Beklagte nach der Unterredung mit der Nachbarin ... und Herrn ... sich dahin ge&#228;u&#223;ert, er (der Beklagte) sei sich ganz sicher, dass die Genehmigung erteilt werde, aufgrund der Einwendungen der Nachbarin ... k&#246;nne aber eine Zeitverz&#246;gerung eintreten.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="62"/>Nach der Darstellung des Zeugen ... hat der Beklagte bei der Unterredung mit dem Zeugen ... es f&#252;r durchaus m&#246;glich gehalten, dass die Nachbarin ... mit ihren Einwendungen in einem verwaltungsgerichtlichen Verfahren Erfolg haben kann. Dies k&#246;nnte f&#252;r eine &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin sprechen. Dass die Schilderung des Zeugen ... von der Unterredung des Beklagten mit dem Zeugen ... richtig ist, steht aber nicht zur &#220;berzeugung des Senats fest. Insbesondere hat sich der Senat nicht davon &#252;berzeugen k&#246;nnen, dass der Zeuge ... noch eine zuverl&#228;ssige Erinnerung an die rund 10 Jahre zur&#252;ckliegende Unterredung hat und er noch ausreichend unterscheiden kann, was sein Bruder zu ihm und zu dem Zeugen ... sowie zu Frau ... gesagt hat, was vor der Erteilung der Baugenehmigung &#252;ber Genehmigungsrisiken und was nach den verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen hier&#252;ber gesprochen worden ist. Auch wenn der Senat nicht davon &#252;berzeugt ist, dass die Angabe des Zeugen ...; der Beklagte habe nach der Unterredung mit der Nachbarin ... die Genehmigungsf&#228;higkeit seiner Planung versichert, zutreffend ist, erachtet es der Senat aufgrund der Beweisaufnahme doch f&#252;r m&#246;glich, dass der Beklagte sich so ge&#228;u&#223;ert hat, er also nicht auf m&#246;gliche Zweifel an der Genehmigungsf&#228;higkeit der erstellten Planung hingewiesen und lediglich zur Vermeidung einer zeitlichen Verz&#246;gerung der Kl&#228;gerin zur Zahlung geraten hat. Dies h&#228;lt der Senat auch deshalb f&#252;r m&#246;glich, weil nach den Angaben des Zeugen ... der Beklagte seine Planung mit der Stadt abgesprochen hatte und deshalb f&#252;r richtig ansah. Wenn aber, was nach der Beweisaufnahme m&#246;glich ist, der Beklagte im Hinblick auf die von der Nachbarin ... vorgebrachten Einwendungen keine Bedenken gegen die Genehmigungsf&#228;higkeit vorbrachte, er vielmehr die Einwendungen der Nachbarin f&#252;r unberechtigt ansah, so scheidet eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin aus. Dem kann nicht mit Erfolg entgegengehalten werden, dass der Zeuge ... bei seiner Parteianh&#246;rung am 27.01.1997 in dem Vorprozess (Bl. 219, 220 d. Beiakte des LG Stuttgart ...) erkl&#228;rt hat, nach der Vorsprache bei Herrn ... habe der Beklagte gesagt, dass ein Risiko mit der Baugenehmigung bestehe, die Baugenehmigung sei (von der Stadt ...) schon in Aussicht gestellt und durch die Zahlung werde sich die Sache beschleunigen. Aus dieser Erkl&#228;rung, wie sie im Protokoll wiedergegeben ist, l&#228;sst sich bereits eine rechtsgesch&#228;ftliche Risiko&#252;bernahme nicht herleiten. Zudem hat der Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin, wenngleich erst am Ende der Sitzung, noch in der Verhandlung ausgef&#252;hrt (Bl. 226 d. Beiakte des LG Stuttgart ...), das erw&#228;hnte Risiko sei so zu verstehen, dass nur ein zeitliches Risiko bestanden haben soll.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="63"/>Gegen die &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch die Kl&#228;gerin spricht auch, dass der Beklagte der Kl&#228;gerin nicht erl&#228;utert hat, dass nach &#167; 6 Abs. 1 LBO die Grenzwand des anzubauenden Geb&#228;udes nicht oder nur unerheblich gr&#246;&#223;er als die zum Anbau vorgesehene Wand des Grenzbaus sein darf und wegen der erheblichen Fl&#228;chen- und H&#246;henunterschiede ein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO nicht gegeben ist oder es zumindest sehr fraglich ist, ob ein "Anbau" i.S. der genannten Vorschrift vorliegt. Die Erteilung eines solchen Hinweises behauptet der Beklagte nicht und kann auch nach den Angaben des Zeugen ... nicht angenommen werden. Nach den Angaben des Zeugen ... ist bez&#252;glich der Grenzbebauung zum Nachbarn nicht ausdr&#252;cklich dar&#252;ber gesprochen worden, dass eine Befreiung erforderlich sei. Wenn dies zutrifft, spricht viel daf&#252;r, dass der Beklagte auch nach der Vorsprache bei Herrn ... einen Versto&#223; gegen die Abstandsfl&#228;chenregelung des &#167; 6 Abs. 1 LBO nicht gesehen und deshalb nicht auf die Notwendigkeit einer Ausnahme (&#167; 57 Abs. 2 LBO) oder Befreiung (&#167; 57 Abs. 4 LBO) hingewiesen hat. Zwar kannte die Kl&#228;gerin die Einwendungen der Nachbarin ... und sie musste auch damit rechnen, dass die Nachbarin an ihren Einwendungen festh&#228;lt, also gegen die Baugenehmigung Widerspruch einlegt und es dann zu einem verwaltungsgerichtlichen Verfahren kommen kann. Hieraus kann aber eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos nicht abgeleitet werden. Die Weigerung, an die Nachbarin 20.000,&#8211; DM zu bezahlen, kann durchaus damit erkl&#228;rt werden, dass der Beklagte nach der Unterredung am 02.12.1992 der Kl&#228;gerin die Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs best&#228;tigt hat; Letzteres erachtet der Senat aufgrund der Beweisaufnahme zwar nicht f&#252;r bewiesen, aber f&#252;r m&#246;glich. Es kann deshalb aus der Weigerung der Kl&#228;gerin nicht der Schluss gezogen werden, die Kl&#228;gerin habe mit dem Baugesuch die Grenze des M&#246;glichen "ausreizen" und die damit verbundenen Risiken tragen wollen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>cc)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="64"/>Auf eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos kann auch nicht daraus geschlossen werden, dass Rechtsanwalt ... zusammen mit Frau ... am 08.12.1992 das Baurechtsamt der Stadt ... aufsuchte und dort bei dem Zeugen ... wegen der Erteilung der Baugenehmigung vorsprach.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>(1)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="65"/>Der Beklagte behauptet, nach der am 02.12.1992 erfolgten Vorsprache bei der Nachbarin ... und Herrn ... habe der Zeuge ... erkl&#228;rt, er wolle nunmehr seinen Rechtsanwalt einschalten, um die Genehmigung des Bauvorhabens trotz der Einspr&#252;che durchzusetzen. Er hat f&#252;r diese von der Kl&#228;gerin bestrittene Behauptung keinen Beweis angeboten. Es kann deshalb nicht festgestellt werden, dass der Zeuge ... sich so, wie dies der Beklagte behauptet, &#252;ber eine beabsichtigte Mandatierung eines Rechtsanwalts ge&#228;u&#223;ert hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>(2)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="66"/>Es kann auch nicht festgestellt werden, dass die Kl&#228;gerin vor Erteilung der Baugenehmigung und vor Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin ... Rechtsanwalt ... beauftragt hatte, die Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs und die Einwendungen der Nachbarn zu pr&#252;fen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="67"/>Einen solchen Beratungsauftrag vor Erteilung der Baugenehmigung und vor dem Widerspruch der Nachbarin hat der Zeuge ... bei seiner Vernehmung durch das Landgericht und durch den Senat nicht best&#228;tigt. Seinen Angaben zufolge bat Frau ... ihn am 08.12.1992 lediglich, sie zum Baurechtsamt zu begleiten, um "Druck auszu&#252;ben", damit das Baugesuch noch vor Weihnachten im Bauausschuss behandelt wird. Er hat weiter angegeben, dass er in dieser Angelegenheit von der Kl&#228;gerin nicht um Rat gefragt worden sei, er deshalb inhaltlich &#252;ber die Probleme des Baugenehmigungsverfahrens nicht unterrichtet gewesen sei, als er mit Frau ... zum Baurechtsamt gegangen sei, und er auch nach der Unterredung mit dem Zeugen ... mit der Angelegenheit bis zum Widerspruchsverfahren nicht befasst gewesen sei.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="68"/>Dass diese Angaben des Zeugen ... unrichtig sind, kann nicht festgestellt werden. Der von dem Beklagten benannte Zeuge ... hat bei seiner Vernehmung in erster Instanz angegeben, er habe von der Hinzuziehung des Rechtsanwalts ... zu der Vorsprache beim Baurechtsamt am 08.12.1992 keine Kenntnis gehabt, er habe Rechtsanwalt ... mit einer Pr&#252;fung des Baugesuchs nicht beauftragt gehabt. Der Zeuge ... ging allerdings nach seinen Angaben bei der Besprechung am 08.12.1992 davon aus, dass Rechtsanwalt ... die Kl&#228;gerin in dem Genehmigungsverfahren vertritt. Er hat angegeben, das Bauvorhaben sei insgesamt besprochen worden, er (der Zeuge) habe zun&#228;chst seine Argumente f&#252;r die Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs vorgetragen, dem habe sich Rechtsanwalt ... lediglich anschlie&#223;en m&#252;ssen, es habe sich aber auch um ein "Zwiegespr&#228;ch" gehandelt, vorrangig sei es darum gegangen, die Sache noch vor Weihnachten in den Bauausschuss zu bringen. Auch wenn der Zeuge ... den Eindruck gewonnen hat, Rechtsanwalt ... habe in dem Baugenehmigungsverfahren ein Mandat, so kann die Beauftragung von Rechtsanwalt ... durch Frau ... bei dem vom Zeugen ... geschilderten Ablauf des Gespr&#228;chs doch darauf beschr&#228;nkt gewesen sein, Frau ... am 08.12.1992 bei ihrem Anliegen, das Baugesuch noch vor Weihnachten dem Bauausschuss vorzulegen, zu unterst&#252;tzen, und eine Beratung &#252;ber die Nachbareinwendungen und die Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs nicht umfasst haben. Gegenteiliges l&#228;sst sich dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.12.1992 nicht mit Zuverl&#228;ssigkeit entnehmen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="69"/>Der Beklagte sieht sich in seinem Vortrag, dass Rechtsanwalt ... bereits vor dem 08.12.1992 von der Kl&#228;gerin Mandat erhalten habe, darin best&#228;tigt, dass Rechtsanwalt ... in der Verhandlung am 27.01.1997 (Bl. 218 d. Beiakte LG Stuttgart ...) ausgef&#252;hrt hat, er sei am 07.12.1992 nicht beim Bauamt gewesen, um die Erg&#228;nzungspl&#228;ne des Beklagten abzugeben. Diese im Protokoll wiedergegebene Angabe schlie&#223;t an die Ausf&#252;hrung des vorangehenden Schriftsatzes vom 16.12.1997 (Bl. 191 d. Beiakte LG Stuttgart ...) an, wonach Frau ... am 07.12.1992 ge&#228;nderte Lagepl&#228;ne dem Zeugen ... vorgelegt hatte. Die Vorlage ge&#228;nderter Lagepl&#228;ne erfolgte nach dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.12.1992 bei der gemeinsamen Vorsprache von Rechtsanwalt ... und Frau ... beim Baurechtsamt. Letzteres fand &#8211; dies ist zwischen den Parteien au&#223;er Streit und kann auf das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.12.1992 gest&#252;tzt werden &#8211; am 08.12.1992 statt. Das im Vorprozess genannte Datum beruht also auf einem Irrtum. Hieraus wie auch aus dem Inhalt der von Rechtsanwalt ... abgegebenen Erkl&#228;rung kann ein Schluss auf die Erteilung eines Mandats vor dem 08.12.1992 nicht gezogen werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="70"/>Es ist also nicht bewiesen, dass die Kl&#228;gerin Rechtsanwalt ... bereits vor Erteilung der Baugenehmigung mit der Pr&#252;fung der Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs betraut hatte. Auch steht nicht zur &#220;berzeugung des Senats fest, dass die Kl&#228;gerin vor Erteilung der Baugenehmigung dem Beklagten mitgeteilt hat, die Beurteilung der Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs sei nunmehr (allein) Sache des von ihr beauftragten Rechtsanwalts; eine rechtsgesch&#228;ftliche Einschr&#228;nkung der Leistungspflichten des Beklagten, die in einer solchen Mitteilung gesehen werden k&#246;nnte, kann deshalb nicht angenommen werden. Aus dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.12.1992 konnte und durfte der Beklagte nicht entnehmen, dass er nunmehr von der Pr&#252;fung, ob die Planung genehmigungsf&#228;hig ist, entbunden ist.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="71"/>Sollte Rechtsanwalt ... doch &#252;ber die blo&#223;e Teilnahme an der Vorsprache am 08.12.1992 hinausgehend mit der Beurteilung der Genehmigungsvoraussetzungen betraut gewesen sein, war er hiermit von der Kl&#228;gerin allenfalls erg&#228;nzend betraut worden. Eine Mitteilung der Kl&#228;gerin an den Beklagten, der von ihr beauftragte Rechtsanwalt pr&#252;fe "als Sonderfachmann Recht" allein die Voraussetzungen der Genehmigungsf&#228;higkeit, ist nicht bewiesen. Dem Beklagten oblag also weiterhin die sich aus dem Architektenvertrag ergebende Pflicht zur Pr&#252;fung der Genehmigungsf&#228;higkeit seiner Planung. In einer solchen Situation ist dann der Rechtsanwalt, der die rechtlichen Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung einer Baugenehmigung pr&#252;fen soll, nicht Erf&#252;llungsgehilfe des Bauherrn (L&#246;ffelmann/ Fleischmann, Architektenrecht, 4. Aufl., Rn. 1594). Im Fall einer vom Rechtsanwalt und vom Architekten fehlerhaft bejahten Genehmigungsf&#228;higkeit der erstellten Planung kommt deshalb (nur) eine gesamtschuldnerische Haftung von Rechtsanwalt und Architekt dem Bauherrn gegen&#252;ber in Betracht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>(3)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="72"/>Dass die Kl&#228;gerin durch die am 08.12.1992 erfolgte Vorsprache bei dem Zeugen ... ausreichend &#252;ber das bestehende Genehmigungsrisiko unterrichtet war und sie es bewusst hinnahm, um mit der erstellten Planung das Grundst&#252;ck baulich vorteilhaft nutzen zu k&#246;nnen, ist nicht bewiesen. Eine (stillschweigende) &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos durch das Festhalten an der erstellten Planung kann deshalb nicht angenommen werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="73"/>Der Zeuge ... hat bei seiner Vernehmung angegeben, bereits vor der Besprechung am 08.12.1992 habe es eine Besprechung gegeben, und zwar mit dem Beklagten und &#8211; m&#246;glicherweise &#8211; auch mit Frau ... in der, wie auch in jedem weiteren Gespr&#228;ch, &#252;ber die H&#246;hen&#252;berschreitung, die von der Nachbarin ... beanstandet wurde, gesprochen worden sei. Nach den Angaben des Zeugen ... ist auch er&#246;rtert worden, die Geb&#228;udeh&#246;he so abzusenken, dass die H&#246;he der Scheune nicht &#252;berschritten wird; Frau ... soll jedoch an der erstellten Planung mit dem Argument festgehalten haben, sie ben&#246;tige die geplante Fl&#228;che, weil dies wirtschaftlich vorteilhaft sei. Aus der Sicht des Zeugen ... waren die Einw&#228;nde der Nachbarn nicht so gewichtig, dass das Risiko, dass die Baugenehmigung im Ergebnis keinen Bestand haben wird, gr&#246;&#223;er war als die Chance, die Baugenehmigung zu erhalten. Der Zeuge ... hat ferner angegeben, Ergebnis der Besprechung am 08.12.1992 sei gewesen, dass versucht werden solle, zu der vorliegenden Planung die Baugenehmigung einzuholen und danach zu bauen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="74"/>Nach den Angaben des Zeugen ... ist also in einer Besprechung vor dem 08.12.1992, und zwar mit dem Beklagten und m&#246;glicherweise auch mit Frau ..., und in der Besprechung am 08.12.1992 er&#246;rtert worden, dass wegen der H&#246;he des geplanten Geb&#228;udes durchaus Genehmigungsrisiken bestehen und diese durch eine Umplanung, n&#228;mlich durch ein Absenken des geplanten Geb&#228;udes im Grenzbereich, vermieden werden k&#246;nnen. Wenn dann die Kl&#228;gerin an der erstellten Planung festhielt, k&#246;nnte dies zwar durchaus f&#252;r eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;bernahme des Genehmigungsrisikos sprechen, doch ist der Senat auch hier nicht davon &#252;berzeugt, dass die Angaben des Zeugen ... objektiv zutreffend sind.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="75"/>Der Zeuge ... meint sich erinnern zu k&#246;nnen, dass am 08.12.1992 &#252;ber die Einwendungen der Nachbarin ... gesprochen worden sei und es dabei um Fragen zum Abstand und zur H&#246;he des geplanten Geb&#228;udes gegangen sei; der Zeuge hatte nach seinen Angaben den Eindruck, dass nach Vorlage der vom Zeugen ... geforderten Planerg&#228;nzung (es handelt sich dabei um die dann vom Beklagten am 11.12.1992 erstellte Seitenansicht zur Verdeutlichung der Gr&#246;&#223;e von Scheune nebst Schuppen und geplantem Geb&#228;ude) dem Baugesuch stattgegeben wird. Nach den Angaben des Zeugen ... hat also der Zeuge ... am 08.12.1992 nach Vorlage des ge&#228;nderten Lageplans das Baugesuch nicht wegen der Grenzbebauung als besonders problematisch angesehen. Daf&#252;r k&#246;nnte die Aussage des Zeugen ... in erster Instanz sprechen, dass er am 08.12.1992 (zun&#228;chst) seine Argumente dargestellt habe und Rechtsanwalt ... sich diesen dann nur noch mehr oder weniger habe anschlie&#223;en m&#252;ssen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="76"/>Soweit der Zeuge ... bei seiner Vernehmung durch den Senat ausgef&#252;hrt hat, es habe bereits vor dem 08.12.1992 eine Besprechung mit dem Beklagten und m&#246;glicherweise auch mit Frau ... gegeben, bei der die von den Nachbarn erhobenen Einwendungen und m&#246;gliche Alternativen, und zwar ein Absenken eines Teils des geplanten Geb&#228;udes auf die H&#246;he der Scheune, er&#246;rtert worden seien, und bei dieser Besprechung sowie bei der Besprechung am 08.12.1992 sei allen Beteiligten klar gewesen, dass es ein Risiko gebe, k&#246;nnen diese Angaben zutreffend sein. Die vom Zeugen ... angef&#252;hrte Besprechung vor dem 08.12.1992 kann stattgefunden haben, auch wenn der Beklagte vorbringt, an einer solchen Besprechung nicht teilgenommen zu haben (Gleiches tr&#228;gt die Kl&#228;gerin f&#252;r Frau ... in dem nach dem Schluss der Verhandlung eingereichten Schriftsatz vom 09.10.2002 vor, was freilich in Widerspruch zu dem Vortrag der Kl&#228;gerin im Vorprozess LG Stuttgart ... dort Schriftsatz vom 16.01.1997, Bl. 190 dieser Beiakte, steht). Der Senat hat sich aber aufgrund der Vernehmung des Zeugen ... nicht davon &#252;berzeugen k&#246;nnen, dass der Zeuge sich noch ausreichend sicher daran erinnern kann, was in den beiden Besprechungen vor etwa 10 Jahren zur Zul&#228;ssigkeit der Grenzbebauung und zu bestehenden Genehmigungsrisiken gesagt worden ist. Der Zeuge ... hat sich bei seiner Vernehmung in erster Instanz nicht an die Anwesenheit von Frau ... bei der Besprechung am 08.12.1992 erinnert. Er hat sich bei seinen Vernehmungen in erster und zweiter Instanz nicht auf Notizen zum Inhalt der beiden Besprechungen st&#252;tzen k&#246;nnen. Schriftliche Unterlagen zu den von dem Zeugen ... geschilderten Besprechungen sind nicht vorhanden; sie sind insbesondere nicht in den beigezogenen Bauakten enthalten. Soweit der Zeuge als Gespr&#228;chspunkt ein Absenken des geplanten Geb&#228;udes im Grenzbereich erw&#228;hnt hat, erachtet der Senat es f&#252;r m&#246;glich, dass der Zeuge sich &#252;ber den Zeitpunkt t&#228;uscht, zu dem dies er&#246;rtert worden ist. Der Beklagte hatte ein Absenken des Geb&#228;udes im Grenzbereich in seinem Umplanungsvorschlag vom 08.07.1994 vorgesehen und dies nach seinen Angaben mit dem Baurechtsamt besprochen. Der Senat h&#228;lt es f&#252;r m&#246;glich, dass der Zeuge ... die mit dem Beklagten 1994 er&#246;rterte Umplanung irrt&#252;mlich als eine bereits 1992 in Betracht gezogene Alternative ansieht. F&#252;r die Feststellung, dass die Kl&#228;gerin aufgrund der Er&#246;rterungen in den beiden Besprechungen hinreichend deutlich dar&#252;ber unterrichtet war, dass wegen der erheblichen H&#246;hen- und Fl&#228;chenunterschiede zwischen geplantem Geb&#228;ude und Scheune ein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO nicht vorliegen und deshalb die vom Beklagten erstellte Planung nicht genehmigungsf&#228;hig sein k&#246;nnte, und sie das deshalb bestehende Genehmigungsrisiko, also auch das Risiko einer Aufhebung der Baugenehmigung, im Verh&#228;ltnis zum planenden Architekten tragen wollte, sieht der Senat die Aussagen der vernommenen Zeugen, die sich letztlich nur auf ihre Erinnerung an die lange zur&#252;ckliegenden Besprechungen berufen k&#246;nnen, nicht als ausreichend sichere Grundlage an. Auch wird eine erneute Vernehmung der Zeugen keine weitere Aufkl&#228;rung bringen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>dd)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="77"/>Auch bei einer Gesamtw&#252;rdigung aller Zeugenaussagen und des Prozessstoffes erachtet es der Senat nicht f&#252;r bewiesen, dass die Kl&#228;gerin das Planungsrisiko hinsichtlich der Grenzbebauung &#252;bernommen und in diesem Punkt den Beklagten von seiner vertraglichen Verpflichtung zur Erstellung einer dauerhaft genehmigungsf&#228;higen Planung freigestellt hat. Dass der Kl&#228;gerin (ihrem damaligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer oder Frau ...) vom Beklagten oder aufgrund der Besprechungen mit dem Zeugen ... ausreichend deutlich erkl&#228;rt worden ist, es k&#246;nnte ein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO nicht vorliegen, ist nicht bewiesen. Der Senat erachtet es auch f&#252;r m&#246;glich, dass der Beklagte nach Vorsprache bei Herrn ... die Genehmigungsf&#228;higkeit seiner Planung bejaht und zur Zahlung einer Abstandssumme lediglich wegen eines m&#246;glichen Zeitverlustes infolge eines Widerspruchs gegen die Baugenehmigung geraten hat. Aus dem sp&#228;teren Festhalten an der erstellten Planung nach der Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin ... gegen die Baugenehmigung kann nicht mit ausreichender Sicherheit darauf geschlossen werden, dass die Kl&#228;gerin das aus der Grenzbebauung mit H&#246;hen- und Fl&#228;chenunterschieden folgende Genehmigungsrisiko aufgrund einer (stillschweigenden) Vereinbarung &#252;bernehmen wollte.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="78"/>Der Beklagte schuldete also der Kl&#228;gerin eine dauerhaft genehmigungsf&#228;hige Planung. Diese Eigenschaft hatte die vom Beklagten erbrachte Planungsleistung nicht. Diese war damit mangelhaft i.S.v. &#167; 633 Abs. 1 BGB.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="79"/>Der Mangel des erbrachten Werks beruht auch auf einem Umstand, den der Beklagte zu vertreten hat. Dies hat das Landgericht in dem angefochtenen Urteil zutreffend ausgef&#252;hrt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="80"/>Um die geschuldete Leistung, n&#228;mlich eine dauerhaft genehmigungsf&#228;hige Planung, erbringen zu k&#246;nnen, musste der Beklagte pr&#252;fen, ob das Bauvorhaben im Einklang mit dem Bauplanungs- und Bauordnungsrecht steht. Die Kenntnisse auf diesem Gebiet muss ein Architekt besitzen. Allerdings kann die Kl&#228;rung schwieriger Rechtsfragen von ihm nicht verlangt werden, da er einem Rechtsberater des Bauherrn nicht gleichgestellt werden darf (BGH VersR 1992, S. 698, 699; OLG D&#252;sseldorf BauR 1997, S. 159, 160).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>81&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="81"/>Das vom Beklagten geplante Geb&#228;ude war wegen der erheblichen Fl&#228;chen- und H&#246;henunterschiede kein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO. Die Vorschriften zu den Abstandsfl&#228;chen geh&#246;ren zum Bauordnungsrecht, von dem der Beklagte Kenntnis besitzen muss. Aufgrund des Bebauungs- und Lageplans konnte und musste der Beklagte feststellen, dass im Bebauungsplan eine geschlossene Bauweise mit Grenzbebauung nicht vorgesehen war und abgesehen von der Scheune der Nachbarin eine Grenzbebauung nicht bestand. Dem Beklagten musste sich deshalb in Anbetracht der erheblichen Fl&#228;chen- und H&#246;henunterschiede die Frage stellen, ob bei seiner Planung &#252;berhaupt ein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 LBO vorliegt. Die &#220;berpr&#252;fung dieser Rechtsfrage (anhand einer g&#228;ngigen Kurzkommentierung, die das Landgericht in dem angefochtenen Urteil angef&#252;hrt hat, etwa anhand von Sauter/Krohn, LBO, 14. Aufl., &#167; 6 Anm. 5, in der es hei&#223;t, dass der Grenzbau in Breite und H&#246;he etwa deckungsgleich sein muss mit der vorhandenen Grenzbebauung) kann von einem Architekten erwartet werden und h&#228;tte dazu gef&#252;hrt, dass der Beklagte erkannt h&#228;tte, dass der Grenzbau nicht als "etwa deckungsgleich", auch nicht als "unerheblich gr&#246;&#223;er" und damit nicht als ein "Anbau" angesehen werden kann. Sah sich der Beklagte zu einer Beurteilung der Rechtsfrage au&#223;er Stande, so h&#228;tte er, und zwar bereits bei der Erstellung der Entwurfsplanung, also noch vor Einreichung des Baugesuchs, anhand der Regelung des &#167; 6 Abs. 1 LBO der Kl&#228;gerin konkret die Problemstellung darstellen und ihr mit der Anheimgabe, anderweitig Rat einzuholen, erl&#228;utern m&#252;ssen, dass er au&#223;er Stande ist, zu beurteilen, ob bei dem vorgesehenen Grenzbau ein "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 LBO vorliegt; dabei h&#228;tte er auch die Alternativen &#8211; "sicherer oder riskanter Weg", Einholung eines Bauvorbescheids &#8211; mit der Kl&#228;gerin er&#246;rtern k&#246;nnen. Dass dies geschehen ist, hat der Beklagte nicht dargelegt und kann nicht festgestellt werden (die Beweislast f&#252;r fehlendes Vertretenm&#252;ssen hat der Werkunternehmer). H&#228;tte der Beklagte festgestellt, dass ein "Anbau" nicht vorliegt, h&#228;tte er die Kl&#228;gerin hiervon unterrichten m&#252;ssen, ferner davon, dass im Fall der Beibehaltung der Geb&#228;udegr&#246;&#223;e der Grenzbau allenfalls aufgrund einer Ausnahme (&#167;&#167; 57 Abs. 2, 7 Abs. 4 LBO) oder Befreiung (&#167; 57 Abs. 4 LBO) genehmigt werden kann. Ob die Voraussetzungen f&#252;r eine Ausnahme oder Befreiung vorliegen, mag eine schwierige Rechtsfrage sein, deren Beantwortung von einem Architekten nicht erwartet werden kann. Der Beklagte h&#228;tte dann aber der Kl&#228;gerin unter konkreter Aufkl&#228;rung &#252;ber das Rechtsproblem darlegen m&#252;ssen, dass er nicht beurteilen kann, ob eine Ausnahme oder Befreiung rechtm&#228;&#223;ig erteilt werden kann. Dass dies geschehen ist, kann nicht festgestellt werden. Was den vom Beklagten behaupteten Hinweis auf die Notwendigkeit von Befreiungen betrifft, hat der Zeuge ... hierzu bei seiner Vernehmung angegeben, es sei nicht ausdr&#252;cklich dar&#252;ber gesprochen worden, dass bez&#252;glich der Grenzbebauung eine Befreiung erforderlich ist. Die Baugenehmigung ist ohne Erteilung einer Ausnahme oder Befreiung von der Einhaltung der Abstandsfl&#228;chen ergangen, was dagegen spricht, dass die Notwendigkeit einer Ausnahme oder Befreiung er&#246;rtert worden ist.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>82&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="82"/>Ohne Erfolg wendet der Beklagte ein, die Kl&#228;gerin h&#228;tte ihn trotz des Schreibens der Stadt ... vom 29.10.1992 zu der Besprechung am 08.12.1992 nicht mitgenommen, ihm sei dadurch die M&#246;glichkeit genommen worden, in Anbetracht der er&#246;rterten Einwendungen und Risiken eine Verkleinerung des Bauvorhabens vorzuschlagen. Anlass f&#252;r die vorher nicht angemeldete Vorsprache der Frau ... bei dem Zeugen ... war nach dessen Angaben die Vorlage des ge&#228;nderten Lageplans. Nach den Angaben des Zeugen ... wollte Frau ... eine baldige Behandlung des Baugesuchs im Bauausschuss erreichen; auch der Zeuge ... hat in erster Instanz angegeben, vorrangig sei es am 08.12.1992 darum gegangen, die Sache noch vor Weihnachten in den Bauausschuss zu bringen. Am 08.12.1992 ging es also aus der Sicht der Frau ... nicht (mehr) darum, die Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung abzukl&#228;ren. Die Kl&#228;gerin war deshalb nicht verpflichtet, dem Beklagten eine Teilnahme an der Vorsprache von Frau ... zu erm&#246;glichen. Zudem hatte es keinen Einfluss auf den Geschehensablauf, dass der Beklagte an der Vorsprache nicht teilnahm. Der Beklagte hatte nach seinen Angaben seine Planung mit dem Baurechtsamt abgestimmt. Nach den Angaben des Zeugen ... fand vor dem 08.12.1992 eine Besprechung mit dem Beklagten und &#8211; m&#246;glicherweise &#8211; auch mit Frau ... statt; der Senat erachtet dies, wie ausgef&#252;hrt, f&#252;r m&#246;glich. Dass am 08.12.1992 dann neue Gesichtspunkte, die gegen die Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung angef&#252;hrt werden k&#246;nnen, er&#246;rtert worden sein k&#246;nnten, ist aufgrund der Zeugenvernehmung nicht ersichtlich. Der Senat erachtet es f&#252;r ausgeschlossen, dass der Beklagte, wenn er an der Besprechung am 08.12.1992 teilgenommen h&#228;tte, von seiner (mangelhaften) Planung abger&#252;ckt w&#228;re und der Kl&#228;gerin eine Umplanung mit einem im Grenzbereich kleiner dimensionierten Geb&#228;ude empfohlen h&#228;tte.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>83&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="83"/>Der Mangel des Architektenwerks beruht also auf einem Umstand, den der Beklagte zu vertreten hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>84&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="84"/>Das Landgericht hat zutreffend dargelegt (S. 52-54 des angefochtenen Urteils), dass der geltend gemachte Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin nach &#167; 635 BGB (soweit die Klage nicht vom Landgericht als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden ist) eine Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung gem. &#167; 634 Abs. 1 BGB nicht voraussetzt. Dies greift der Beklagte mit der Berufung nicht an. Der Senat teilt die rechtliche W&#252;rdigung des Landgerichts und sieht insoweit von einer weiteren Begr&#252;ndung ab, &#167; 543 Abs. 1 ZPO (a.F.).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>85&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="85"/>Der Kl&#228;gerin ist aufgrund des Mangels der Architektenleistung ein nach &#167; 635 BGB zu ersetzender Schaden entstanden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>a)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>86&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="86"/>Das angefochtene Grundurteil ist zur Klage auf Ersatz von Zinssch&#228;den, entgangenem Gewinn und Grundsteuer (insgesamt 247.567,57 DM) ergangen. Hierbei handelt es sich um Schadenspositionen, die als Mangelfolgeschaden nach &#167; 635 BGB zu ersetzen sind. Der Schadensersatzanspruch nach &#167; 635 BGB erfasst auch die mit M&#228;ngeln zusammenh&#228;ngenden Folgekosten. Hierzu geh&#246;ren Zinsverluste und Zwischenfinanzierungskosten im Zusammenhang mit der Mangelbeseitigung (Peters in Staudinger, BGB, Neubearb. 2000, Anh. II zu &#167; 635 Rn. 41; OLG Saarbr&#252;cken NZBau 2002, S. 98, 100); auch der entgangene Gewinn ist nach &#167; 635 BGB erstattungsf&#228;hig. Die Grundsteuer, die die Kl&#228;gerin nach ihrem Vortrag wegen der durch den Mangel der Architektenleistung bedingten Bauverz&#246;gerung bezahlen musste, geh&#246;rt gleichfalls zu dem nach &#167; 635 BGB zu ersetzenden Mangelfolgeschaden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>b)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>87&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="87"/>Infolge des Mangels der Werkleistung trat eine Verz&#246;gerung in der beabsichtigten Bebauung des Grundst&#252;cks ein. Die Ausf&#252;hrung der am 03.02.1993 genehmigten Bauplanung war wegen des Mangels nicht m&#246;glich. Es musste deshalb eine neue Planung erstellt, ein Baugesuch wiederum eingereicht und eine Baugenehmigung zu der neuen Planung erteilt werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>88&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="88"/>Es kann davon ausgegangen werden, dass bei Erstellung einer genehmigungsf&#228;higen Planung die Baugenehmigung ebenfalls im Februar 1993 erteilt worden w&#228;re und die Kl&#228;gerin dann im April 1993 (nach der Bauakte 92/346 erfolgte am 22.04.1993 eine Teilbaufreigabe f&#252;r die Erdarbeiten) mit dem Aushub h&#228;tte beginnen k&#246;nnen. Die Baugenehmigung f&#252;r die Neuplanung wurde erst am 06.03.1995 (also rund 22 Monate nach der Teilbaufreigabe) erteilt. Die Baufreigabe f&#252;r die Neuplanung erfolgte nach dem Klagvortrag erst am 10.10.1995 (also rund 29 Monate nach der Teilbaufreigabe). Der Senat ist davon &#252;berzeugt, dass die Bauverz&#246;gerung von mehr als 22 Monaten Finanzierungsmehrkosten verursacht hat und diese den der Kl&#228;gerin im Vorprozess zugesprochenen Betrag von 7.452,08 DM deutlich &#252;bersteigen. Die Finanzierung des Bauvorhabens T Stra&#223;e erfolgte durch die Kreissparkasse ... und zwar &#252;ber das Konto Nr. .... Aus den von der Kl&#228;gerin &#8211; die u.a. bereits das Grundst&#252;ck und das Architektenhonorar bezahlt hatte &#8211; in dem Vorprozess (Beiakte LG Stuttgart ...) vorgelegten und im vorliegenden Rechtsstreit von der Kl&#228;gerin in Bezug genommenen Lastschriftanzeigen der Kreissparkasse und aus den Zinsabrechnungen zu dem Kontonummer ... kann entnommen werden, dass die Kl&#228;gerin Bankkredit i.H.v. mehreren 100.000,&#8211; DM in Anspruch nahm, und zwar im August 1993 i.H.v. 700.000,&#8211; DM (Bl. 127 d. Beiakte ...), im Januar 1995 i.H.v. 900.000,&#8211; DM (Bl. 70 d. Beiakte ...) und noch im Januar 1996 i.H.v. 500.000,&#8211; DM (Bl. 83 d. Beiakte ...). Die Finanzierungsmehrkosten w&#228;ren der Kl&#228;gerin nicht entstanden, wenn der Beklagte eine genehmigungsf&#228;hige Planung erstellt h&#228;tte. Der Mangel der Werkleistung ist also urs&#228;chlich f&#252;r einen (Zins-) Schaden der Kl&#228;gerin, der 7.452,08 DM &#252;bersteigt. In welchem Umfang die Urs&#228;chlichkeit besteht und wie hoch der Zinsschaden der Kl&#228;gerin ist, kann dem Betragsverfahren vorbehalten bleiben und wird dem Betragsverfahren vorbehalten; dies gilt auch f&#252;r den Schaden, den die Kl&#228;gerin aufgrund des behaupteten Gewinnentgangs und wegen der Zahlung von Grundsteuer ersetzt verlangt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>c)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>89&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="89"/>Ohne Erfolg wendet der Beklagte ein, die Urs&#228;chlichkeit seiner nicht genehmigungsf&#228;higen Planung f&#252;r den geltend gemachten Schaden sei mangels eines Zurechnungszusammenhangs zu verneinen, da die Kl&#228;gerin im Anschluss an die mit der Nachbarin ... und Herrn ... am 02.12.1992 erfolgte Besprechung Rechtsanwalt ... Mandat erteilt habe und dessen Beurteilung und Rat gefolgt sei, und zwar auch nach Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin ...; selbst nach den verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen habe die Kl&#228;gerin noch die urspr&#252;ngliche Planung durchsetzen wollen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>90&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="90"/>Dass die Kl&#228;gerin vor Erlass der Baugenehmigung vom 03.02.1993 und vor Einlegung des Widerspruchs durch die Nachbarin ... Rechtsanwalt ... Mandat erteilt hatte, die Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs und die Einwendungen der Nachbarn zu pr&#252;fen, ist nicht bewiesen; auf die obigen Ausf&#252;hrungen wird verwiesen. Die Kl&#228;gerin beauftragte dann Rechtsanwalt ..., um die Baugenehmigung zu verteidigen und den Antrag der Nachbarin ..., die Vollziehung der Baugenehmigung auszusetzen, abzuwehren. Wenn Rechtsanwalt ... dabei gleichfalls nicht erkannte, dass wegen der H&#246;hen- und Fl&#228;chenunterschiede ein "Anbau" nicht vorlag und die erteilte Baugenehmigung deshalb nicht rechtm&#228;&#223;ig war, und er die Kl&#228;gerin am Festhalten an der Baugenehmigung best&#228;rkte, mag dies seine Regresshaftung neben der Schadensersatzhaftung des Beklagten begr&#252;nden. Die etwaige fehlerhafte Beratung durch Rechtsanwalt ... nach Einlegung des Widerspruchs unterbricht jedoch den Ursachenzusammenhang oder den Zurechnungszusammenhang zwischen dem Werkmangel und dem geltend gemachten Schaden nicht. Eine Unterbrechung des Zurechnungszusammenhangs durch einen Dritten kommt nur in Betracht, wenn ein Dritter in v&#246;llig ungew&#246;hnlicher und unsachgem&#228;&#223;er Weise in den schadenstr&#228;chtigen Geschehensablauf eingreift und hierdurch einen weiteren Schaden herbeif&#252;hrt, der dem Erstsch&#228;diger billigerweise nicht zugerechnet werden kann (BGH NJW 2000, S. 947, 948; auch BGH NJW 1993, S. 2797, 2799). Der Beklagte hat durch seine mangelhafte Planung eine Gefahrenlage geschaffen. Dass ein nachtr&#228;glich beauftragter Rechtsanwalt, hier also Rechtsanwalt ..., die fehlende Genehmigungsf&#228;higkeit der Planung gleichfalls nicht erkennt und deshalb seinen Mandanten, hier die Kl&#228;gerin, fehlerhaft ber&#228;t und dadurch zum Festhalten an der Baugenehmigung veranlasst, kann nicht als so ungew&#246;hnlich und unsachgem&#228;&#223; gewertet werden, dass es den Ursachenzusammenhang mit dem Werkmangel unterbrechen w&#252;rde (vgl. auch OLG D&#252;sseldorf BauR 1997, S. 159, 160 f).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>91&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="91"/>Der Ursachenzusammenhang ist nach Auffassung des Senats auch nicht deshalb zu verneinen, weil die Kl&#228;gerin noch nach den verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen versucht hat, die Baugenehmigung aufrechtzuerhalten, um doch noch nach der urspr&#252;nglichen Planung des Beklagten bauen zu k&#246;nnen. Hierdurch ist jedoch keine Aussage dazu gemacht, ob die Kl&#228;gerin aus diesem Grund ein mitwirkendes Mitverschulden trifft (hierzu die nachfolgenden Ausf&#252;hrungen unter Nr. 7 d).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>6.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>92&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="92"/>Soweit das Landgericht im Umfang des Grundurteils (247.567,57 DM) &#8211; und hinsichtlich des zugesprochenen Betrags von 603,10 DM &#8211; die Verj&#228;hrungseinrede nicht f&#252;r begr&#252;ndet erachtet hat (S. 17-37 des angefochtenen Urteils), greift der Beklagte dies mit seiner Berufung nicht als fehlerhaft an. Der Senat teilt die Begr&#252;ndung des Landgerichts, dass die Klagforderung in dem genannten Umfang nicht verj&#228;hrt ist. Insbesondere ist der Senat mit dem Landgericht der Auffassung, dass in der Bezahlung der so vom Beklagten bezeichneten Teilschlussrechnung vom 30.12.1992 nicht eine Teilabnahme der bisher erbrachten Leistung zu sehen ist, und die Verj&#228;hrung fr&#252;hestens Ende Juli 1994 begonnen hat. Die Anspruchsbegr&#252;ndung vom 18.05.1998, eingegangen bei Gericht am 20.05.1998, enth&#228;lt bereits als durch Bauverz&#246;gerung verursachten Schaden einen Zinsschaden und entgangenen Gewinn i.H.v. 247.567,57 DM und die Kosten i.H.v. 603,10 DM f&#252;r die Aufhebung der Teilungserkl&#228;rung und des Sondereigentums. Der Senat sieht deshalb gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO (a.F.) von einer weiteren Darstellung der Entscheidungsgr&#252;nde ab.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>7.</td></tr></table> <table><tr><td>a)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>93&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="93"/>Das Landgericht hat zutreffend ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin (&#167; 254 Abs. 1 BGB) verneint, soweit die Kl&#228;gerin sich im Anschluss an die Vorsprache bei Herrn ... geweigert hat, der Nachbarin ... gegen deren Verzicht auf die erhobenen Einwendungen 20.000,&#8211; DM zu bezahlen. Hiergegen wendet sich der Beklagte ohne Erfolg.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>94&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="94"/>Der Beklagte hat der Kl&#228;gerin nicht erl&#228;utert, unter welchen Voraussetzungen ein Grenzbau als "Anbau" i.S.v. &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 LBO anzusehen ist und dass wegen der erheblichen H&#246;hen- und Fl&#228;chenunterschiede zumindest sehr fraglich ist, ob das geplante Geb&#228;ude ein "Anbau" ist. Nach der Beweisaufnahme ist es m&#246;glich, dass der Beklagte nach der Vorsprache bei Herrn ... dem Zeugen ... gegen&#252;ber die Einwendungen der Nachbarin ... f&#252;r unberechtigt angesehen und lediglich zur Vermeidung einer zeitlichen Verz&#246;gerung zur Zahlung an die Nachbarin geraten hat. Unter diesen bereits oben (unter B. I. 2. c), bb) dargestellten Umst&#228;nden ist ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin nicht darin zu sehen, dass sie eine Zahlung an die Nachbarin ... abgelehnt hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>b)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>95&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="95"/>Ein die Schadensersatzhaftung des Beklagten einschr&#228;nkendes Mitverschulden der Kl&#228;gerin besteht auch nicht darin, dass die Kl&#228;gerin vor Erteilung der Baugenehmigung der Beratung von Rechtsanwalt ... gefolgt ist und an der bisherigen Planung des Beklagten festgehalten hat. Wie oben (unter B. 1. 2. c), cc) ausgef&#252;hrt ist, ist nicht bewiesen, dass die Kl&#228;gerin Rechtsanwalt ... vor Erteilung der Baugenehmigung mit der Pr&#252;fung der Genehmigungsf&#228;higkeit des Baugesuchs betraut hatte. Falls dies doch der Fall gewesen sein sollte, w&#228;re dies allenfalls erg&#228;nzend geschehen und k&#228;me nur eine gesamtschuldnerische Haftung von Rechtsanwalt und Architekt in Betracht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>c)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>96&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="96"/>Ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin ist auch nicht darin zu sehen, dass sie nach Einlegung des Widerspruchs gegen die erteilte Baugenehmigung und nach Erteilung eines Mandats an Rechtsanwalt ... dessen Beratung gefolgt ist und zun&#228;chst mit seiner Hilfe die Baugenehmigung verteidigt und versucht hat, den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung abzuwehren. Rechtsanwalt ... wurde nach Einlegung des Widerspruchs und in dem verwaltungsgerichtlichen Verfahren nicht als Erf&#252;llungsgehilfe der Kl&#228;gerin zur Abwendung oder Minderung eines Schadens aus einer fehlerhaften Planung des Beklagten beauftragt. Eine fehlerhafte Beratung durch Rechtsanwalt ... ist deshalb der Kl&#228;gerin nicht zuzurechnen und begr&#252;ndet kein Mitverschulden der Kl&#228;gerin. Ein eigenes (Mit-) Verschulden der Kl&#228;gerin, weil sie selbst die Rechtswidrigkeit der Baugenehmigung h&#228;tte erkennen m&#252;ssen, kann &#8211; jedenfalls vor den verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen &#8211; nicht angenommen werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>d)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>97&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="97"/>Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts ... vom 24.06.1993, sp&#228;testens jedoch nach dem Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs Baden W&#252;rttemberg vom 15.09.1993 lag es auch f&#252;r die Kl&#228;gerin nahe, in Betracht zu ziehen, dass die Baugenehmigung nicht rechtm&#228;&#223;ig war und ohne Einigung mit der Nachbarin ... eine Umplanung notwendig sein wird. Wenn die Kl&#228;gerin nicht alsbald eine Kl&#228;rung, ob die Nachbarin ... auf ihre Einwendungen verzichtet, herbeif&#252;hren konnte und eine Umplanung dann nicht veranlasste, sich vielmehr erst mit Schreiben vom 26.04.1994 wegen einer Umplanung an den Beklagten wandte (nach ihrem Vortrag hatte die Kl&#228;gerin die beiden verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen alsbald nach Erhalt dem Beklagten &#252;bersandt, so dass hiernach der Beklagte durchaus unterrichtet war), so kann hierin ein Mitverschulden nach &#167; 254 Abs. 2 BGB gesehen werden. Die Entscheidung hier&#252;ber wie auch &#252;ber die Auswirkungen eines m&#246;glicherweise zu bejahenden Mitverschuldens auf den Umfang des zu ersetzenden Schadens k&#246;nnen dem Betragsverfahren &#252;berlassen bleiben und werden dem Betragsverfahren &#252;berlassen. Gleiches gilt f&#252;r die Frage, ob ein Mitverschulden (&#167; 254 BGB) der Kl&#228;gerin darin zu sehen ist, dass sie den Umplanungsvorschlag des Beklagten nicht aufgegriffen und stattdessen Ende Juli 1994 den Architekten ... mit der Umplanung beauftragt hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>e)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>98&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="98"/>Die Kl&#228;gerin hatte Ende April 1993 oder im Mai 1993 mit den Aushubarbeiten begonnen, zu einem Zeitpunkt also, als ihr bereits der Widerspruch der Nachbarin ... bekannt war; seit 30.04.1993 kannte sie zudem den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>99&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="99"/>Im Zusammenhang mit der Beurteilung von Amtshaftungsanspr&#252;chen geht die Rechtsprechung davon aus (BGH NJW 2002, S. 432, 433 f), dass ein Bauherr in der Regel zur Entstehung des ihm zugesto&#223;enen Schadens beitr&#228;gt, wenn er nach Einlegung des Widerspruchs oder nach Klagerhebung, verbunden mit dem Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung, sein Bauvorhaben durch weitere Investitionen vorantreibt und er von der Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit der durch sein Bauvorhaben ber&#252;hrten Nachbarrechte Kenntnis hat. Hinsichtlich dieser Aufwendungen kann ein Amtshaftungsanspruch wegen einer rechtswidrig erteilten Baugenehmigung bereits am fehlenden schutzw&#252;rdigen Vertrauen in die Baugenehmigung zu verneinen sein; ist dies nicht bereits der Fall, so ist jedenfalls ein mitwirkendes Verschuldens des Bauherrn (&#167; 254 BGB) in Betracht zu ziehen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>100&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="100"/>Ob diese Grunds&#228;tze auf einen Schadensersatzanspruch gegen einen Architekten, dessen Planung nicht genehmigungsf&#228;hig ist, zu der aber eine (rechtswidrige) Baugenehmigung erteilt worden ist, gleicherma&#223;en &#252;bertragen werden k&#246;nnen, kann der Pr&#252;fung im Betragsverfahren vorbehalten bleiben und wird dem Betragsverfahren vorbehalten. Der Senat neigt jedoch dazu, ein mitwirkendes Verschulden der Kl&#228;gerin zu bejahen. Die H&#246;he des Zinsschadens, einschlie&#223;lich der Dauer der durch den Mangel des Architektenwerks verursachten und dem Beklagten zuzurechnenden Bauverz&#246;gerung, ist streitig. Welche Zinsen auf die von der Kl&#228;gerin behaupteten Aushubkosten (Rechnung der Fa. ... vom 09.08.1993 &#252;ber netto 29.165,70 DM, Bl. 65 d. Beiakte LG Stuttgart ...) entfallen, ist im Betragsverfahren zu kl&#228;ren. Ohne diese Kl&#228;rung ist eine Aussage &#252;ber die Auswirkung eines etwaigen Mitverschuldens der Kl&#228;gerin auf den Zinsschaden nicht m&#246;glich. Der Senat beh&#228;lt deshalb die Entscheidung, ob die Nachteile infolge des Baugrubenaushubs ein vom Beklagten zu ersetzender Schaden ist und ob die Kl&#228;gerin ein mitwirkendes Verschulden trifft, dem Betragsverfahren vor.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>8.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>101&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="101"/>Die Voraussetzungen f&#252;r den Erlass eines Grundurteils (&#167; 304 Abs. 1 ZPO) liegen vor, wie das Landgericht zu Recht angenommen hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>102&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="102"/>Der Klaganspruch ist nach Grund und Betrag streitig. Der Beklagte hat die H&#246;he des Schadens, den die Kl&#228;gerin in einer f&#252;r eine Schadenssch&#228;tzung ausreichenden Weise vorgetragen hat, bestritten. Streitig sind dabei auch Fragen zur haftungsausf&#252;llenden Kausalit&#228;t. Dabei ist auch streitig, ob und inwieweit infolge des Werkmangels eine Verz&#246;gerung im Verkauf der hergestellten Wohnungen verursacht worden ist, ob die vom Architekten ... geplanten Wohnungen sich schwerer ver&#228;u&#223;ern lie&#223;en als die vom Kl&#228;ger in seinem Umplanungsvorschlag vorgesehenen Wohnungen und wie die Kl&#228;gerin in ihrem Verm&#246;gen st&#252;nde, wenn der Beklagte 1992 eine genehmigungsf&#228;hige Planung erstellt h&#228;tte. Neben den bereits oben dem Betragsverfahren vorbehaltenen Streitfragen werden auch die weiteren Streitfragen zur haftungsausf&#252;llenden Kausalit&#228;t dem Betragsverfahren vorbehalten, da hierzu &#8211; wie auch zur Schadensh&#246;he &#8211; eine Beweisaufnahme, insbesondere durch Einholung von Gutachten, erforderlich ist. Dies hat das Landgericht in dem angefochtenen Urteil zutreffend ausgef&#252;hrt. Auch der Senat ist der Auffassung, dass bei dem Streitstoff der Erlass eines Grundurteils angemessen ist.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>103&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="103"/>Auch unter Ber&#252;cksichtigung der dem Betragsverfahren vorbehaltenen Streitfragen ist der Klaganspruch mit hoher Wahrscheinlichkeit in irgendeiner H&#246;he begr&#252;ndet. Durch den Mangel der Werkleistung trat auf jeden Fall eine mehrmonatige Verz&#246;gerung im Bauablauf ein. Dies gilt auch dann, wenn man zugunsten des Beklagten ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin darin sieht, dass sie nicht alsbald nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts ... (24.06.1993) den Beklagten mit der Umplanung beauftragt hat. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte im Fall der Beauftragung des Beklagten nach Kenntnis des Beschlusses des Verwaltungsgerichts fr&#252;hestens nach Ablauf von 8,5 Monaten die Bauarbeiten fortsetzen k&#246;nnen, sodass die durch den Mangel verursachte, durch ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin nicht beeinflusste Bauverz&#246;gerung mindestens 8,5 Monate betr&#228;gt. Die Kl&#228;gerin hatte den Architekten ... Ende Juli 1994 mit der Erstellung einer Neuplanung beauftragt. Nach Einreichung des Baugesuchs am 17.11.1994 wurde die Baugenehmigung am 06.03.1995 erteilt, also rund 7 Monate nach der Beauftragung des Architekten .... Geht man davon aus, dass der Beklagte aufgrund seiner Vorkenntnisse f&#252;r die Umplanung etwas weniger Zeit ben&#246;tigt h&#228;tte als der Architekt ..., so w&#228;re dennoch auch dann, wenn der Beklagte die Umplanung f&#252;r die Kl&#228;gerin vorgenommen h&#228;tte, zwischen Beginn der Umplanung und Erteilung der Baugenehmigung eine Zeitspanne von 6 Monaten verstrichen. Zwischen Erteilung der Baugenehmigung am 03.02.1993 und der Teilbaufreigabe am 22.04.1993 vergingen rund 2,5 Monate (1995 war die Zeitspanne l&#228;nger); erst nach Ablauf dieses Zeitraums h&#228;tte die Kl&#228;gerin mit den Bauarbeiten nach der neuen Baugenehmigung beginnen k&#246;nnen. Die durch den Mangel der Planungsleistung verursachte Bauverz&#246;gerung betr&#228;gt somit mindestens 8,5 Monate. Bei einem Zinssatz von &#252;ber 9 % (im April 1993: 11,25 % gem. der Mitteilung der Kreissparkasse ... vom 29.03.1993, Bl. 125 d. Beiakte LG Stuttgart ...) und einer Kreditinanspruchnahme von mehr als 200.000,&#8211; DM wird der Zinsschaden infolge der Bauverz&#246;gerung um mindestens 8,5 Monate den im Vorprozess zugesprochenen Zinsschaden von 7.452,08 DM mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich &#252;bersteigen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>104&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="104"/>Das Landgericht hat also zu Recht die Voraussetzungen eines Grundurteils bejaht und ein Grundurteil erlassen. Die Berufung des Beklagten hiergegen bleibt ohne Erfolg.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>105&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="105"/>Soweit das Landgericht der Kl&#228;gerin 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 zugesprochen hat, handelt es sich hierbei nach Auffassung des Senats um ein unzul&#228;ssiges Teilurteil. Der Gefahr widersprechender Entscheidungen kann jedoch dadurch begegnet werden, dass auch insofern die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt wird.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>106&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="106"/>Der Betrag von 603,10 DM sind die Kosten, die die Kl&#228;gerin f&#252;r die Aufhebung der Teilungserkl&#228;rung und des Sondereigentums aufgewandt hat, weil sie im Mai 1993 auf der Grundlage der vom Beklagten erstellten Planung Wohnungseigentum begr&#252;ndet hatte und die Neuplanung des Architekten ... damit nicht vereinbar war. Die Kosten i.H.v. 603,10 DM sind grunds&#228;tzlich ein nach &#167; 635 BGB zu ersetzender Mangelfolgeschaden. Die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r den Schadensersatzanspruch nach &#167; 635 BGB liegen vor, wie oben (unter B 1.) ausgef&#252;hrt ist.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>107&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="107"/>Die Kl&#228;gerin teilte im Mai 1993, und zwar wohl am 07.05.1993 (die Kostenrechnung des Notariats &#8211; Grundbuchamt &#8211; ... &#252;ber die Begr&#252;ndung von Wohnungseigentum datiert vom 07.05.1993, Bl. 106 d.A.), das Grundst&#252;ckseigentum in Wohnungseigentum auf und veranlasste die Eintragung von Wohnungseigentum im Grundbuch. Zu diesem Zeitpunkt kannte die Kl&#228;gerin nicht nur den Widerspruch der Nachbarin ... sondern auch aufgrund der am 30.04.1993 erfolgten Zustellung des Beiladungsbeschlusses des Verwaltungsgerichts ... vom 22.04.1993 (Bl. 39, 41 d. Beiakte VG ...) den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung der Baugenehmigung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>108&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="108"/>Auch bei den Kosten i.H.v. 603,10 DM stellt sich das Problem, ob diese Kosten ein vom Beklagten zu ersetzender Schaden ist und ob die Kl&#228;gerin ein mitwirkendes Verschulden trifft, weil sie vor der Bestandskraft der Baugenehmigung und in Kenntnis des Widerspruchs und des Aussetzungsantrags die Begr&#252;ndung von Wohnungseigentum betrieben hat. Das Landgericht hat ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin verneint (S. 66 des angefochtenen Urteils). Soweit es dabei ausgef&#252;hrt hat, der Beklagte habe ein voreiliges T&#228;tigwerden der Kl&#228;gerin nicht konkret dargetan, hat es allerdings dessen Vortrag im Schriftsatz vom 05.03.2001, dort S. 7 (Bl. 438), &#252;bergangen, in dem der Kl&#228;gerin in Kenntnis des Widerspruchs ein "Vorpreschen" bei der Begr&#252;ndung von Wohnungseigentum vorgeworfen wird.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>109&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="109"/>Es war nach Auffassung des Senats verfahrensfehlerhaft, dass das Landgericht durch Teilurteil der Kl&#228;gerin den Betrag von 603,10 DM zugesprochen hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>110&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="110"/>Die Frage, ob ein ersatzf&#228;higer Schaden besteht und ob die Kl&#228;gerin ein mitwirkendes Verschulden trifft, stellt sich gleicherma&#223;en hinsichtlich der Aushubkosten und bei dem Zinsschaden; auf die obigen Ausf&#252;hrungen (B l 7. e) wird verwiesen. Das Landgericht verneint zwar ein Mitverschulden, soweit die Kl&#228;gerin schon vor Erteilung der Baugenehmigung und in Kenntnis der Nachbareinwendungen gegen das Baugesuch Auftr&#228;ge vergeben hat. Es geht aber dabei auf die Aushubkosten, die f&#252;r die Beurteilung des Zinsschadens bedeutsam sein k&#246;nnen, nicht ein. Diese Kosten entstanden der Kl&#228;gerin, weil sie nach Erteilung der Baugenehmigung und in Kenntnis des Widerspruchs gegen die Baugenehmigung den Aushub vornehmen lie&#223;; zumindest w&#228;hrend des Aushubs erlangte sie auch Kenntnis von dem Antrag auf Aussetzung der Vollziehung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>111&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="111"/>Nach Auffassung des Senats muss hinsichtlich des Baugrubenaushubs und der Begr&#252;ndung von Wohnungseigentum nach gleichen Grunds&#228;tzen dar&#252;ber entschieden werden, ob ein ersatzf&#228;higer Schaden durch die Umsetzung der fehlerhaften Planung des Beklagten verursacht worden ist und ob ein mitwirkendes Verschulden der Kl&#228;gerin vorliegt. Das Landgericht hat hierzu lediglich bei dem Teilurteil &#252;ber 603,10 DM entschieden, nicht jedoch bei dem Grundurteil. Bei dem Grundurteil kann &#252;ber den Einwand des Beklagten nicht abschlie&#223;end entschieden werden, weshalb dieser &#8211; wie oben ausgef&#252;hrt &#8211; dem Betragsverfahren vorbehalten bleibt. Ein Teilurteil ist wegen der Gefahr widersprechender Entscheidungen unzul&#228;ssig, wenn es eine Frage entscheidet, die sich im weiteren Verfahren &#252;ber den Teil der Klage noch einmal stellt (BGH NJW 2000, S. 3716, 3717). Die Gefahr widersprechender Entscheidungen ist nach Auffassung des Senats bei der vorliegenden Fallkonstellation gegeben, auch wenn das Landgericht mit dem Teilurteil ein Grundurteil erlassen hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>112&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="112"/>Das Teilurteil ist also unzul&#228;ssig. Dies zwingt aber nicht zur Aufhebung des Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache insgesamt (&#167; 539 ZPO a.F.). Der Gefahr der Widerspr&#252;chlichkeit kann n&#228;mlich begegnet werden, indem auch hinsichtlich der Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt wird. Nur zur Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des dem Grunde nach gerechtfertigten Klaganspruchs wird die Sache an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen; dem Betragsverfahren bleibt dann die Pr&#252;fung vorbehalten, ob ein ersatzf&#228;higer Schaden und ein mitwirkendes Verschulden vorliegt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>C.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>113&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="113"/>Hinsichtlich der Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 603,10 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit 19.11.1996 wird also das angefochtene Urteil des Landgerichts dahin ge&#228;ndert, dass die Klage auf Zahlung von Schadensersatz auch insoweit dem Grunde nach gerechtfertigt ist. Die weitergehende Berufung des Beklagten (gegen das Grundurteil des Landgerichts) ist nicht begr&#252;ndet und wird zur&#252;ckgewiesen. Zur Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des dem Grunde nach gerechtfertigten Klaganspruchs wird die Sache an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen (nach &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO a.F.; hinsichtlich des Betrags von 603,10 DM nach &#167; 539 ZPO a.F.).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>114&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="114"/>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 2 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision (&#167; 543 Abs. 2 ZPO n.F.) liegen nicht vor.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>115&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="115"/>Die nach dem Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung eingereichten Schrifts&#228;tze der Parteien befassen sich mit Fragen der rechtlichen W&#252;rdigung und der Beweisw&#252;rdigung und geben keinen Anlass zur Wiederer&#246;ffnung der Verhandlung.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,297
olgstut-2003-02-18-2-w-5602
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 56/02
2003-02-18T00:00:00
2019-01-07T10:14:34
2019-02-12T13:09:53
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die sofortige Beschwerde des Schuldners wird der Beschluss der 31. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Stuttgart vom 22.07.2002</td> </tr> </table> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>ge&#228;ndert.</p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2. a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Gegen den Schuldner wird ein Ordnungsgeld in H&#246;he von 5.000,00 EUR, ersatzweise Ordnungshaft von 5 Tagen angeordnet.</td> </tr> </table> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Im &#220;brigen wird der Antrag unter gleichzeitiger Zur&#252;ckweisung der weitergehenden sofortigen Beschwerde zur&#252;ckgewiesen.</td> </tr> </table> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kosten des Ordnungsmittel- sowie die des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</td> </tr> </table> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.</td> </tr> </table> <p/> <p/> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">Wert des Beschwerdeverfahrens:</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">bis 10.000,00 EUR</p></td> </tr> </table> <p/> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table style="margin-left:14pt"><tr><td> <strong>I.</strong> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="1"/> Die sofortige Beschwerde ist zul&#228;ssig, der Sache nach teilweise von Erfolg. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>A</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="2"/> Der Vorsitzende der 31. Kammer f&#252;r Handelssachen hatte wegen zwei F&#228;llen, dem Vorgang ... und dem Fall ..., &#252;ber die Verh&#228;ngung eines Ordnungsgeldes gem&#228;&#223; &#167; 890 ZPO zu befinden. Der Fall ... war im Beschwerderechtszug eines vorangegangenen Bestrafungsverfahrens (2 W 5/02) dem Senat bereits zur Kenntnis gebracht, seiner Entscheidung aber nicht zu Grunde gelegt worden. Die Parteien stimmen darin &#252;berein, dass sich aufgrund eines mit Ordnungsmittelandrohung versehenen Vers&#228;umnisurteils vom 29.04.1999 f&#252;r den Schuldner/Beschwerdef&#252;hrer die Pflicht ergibt, bei Haust&#252;rgesch&#228;ften dem jeweiligen Kunden die Widerrufsbelehrung auszuh&#228;ndigen und sie ihm zu belassen. Vorliegend hat die Gl&#228;ubigerin einen Versto&#223; in den F&#228;llen ... und ... behauptet. Das Landgericht hat nach Vernehmung von Zeugen im Falle ... nicht mit der erforderlichen Sicherheit eine Verletzungshandlung festzustellen vermocht. Anders wertete es jedoch das Beweisergebnis im Falle ..., wo es der Kundin, der Zeugin ..., Glauben schenkte, nicht jedoch dem Gegenzeugen ..., dem f&#252;r den Schuldner &#252;ber dessen Vertriebsfirma ... t&#228;tigen Vermittler. Das Landgericht bejahte insoweit auch das Verschulden, weil der Schuldner ein zu forderndes eigenes Kontrollsystem nicht errichtet habe, und erkannte auf ein Ordnungsgeld von 10.000,00 EUR (Bl. 30 bis 33). Neun Tage nach Zustellung ging die sofortige Beschwerde ein, welcher das Landgericht nicht abhalf (Bl. 37). Eine Begr&#252;ndung k&#252;ndigte der Schuldnervertreter zun&#228;chst immer wieder an, erst mit Schriftsatz vom 31.01.2003 (Bl. 43 bis 48) reichte er sie ein. Darin r&#252;gt er, dass das Landgericht der Darstellung der Zeugin ... unter Verletzung von Beweisw&#252;rdigungsgrunds&#228;tzen den Vorzug gegeben habe, im &#220;brigen erachtet er ein Verschulden des Beschwerdef&#252;hrers im Hinblick auf dessen Vorkehrungen gegen&#252;ber dem Vertriebsunternehmen nicht f&#252;r gegeben. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>B</td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="3"/> Der Senat stellt in st&#228;ndiger Rechtsprechung die Entscheidung des Vorsitzenden einer Kammer f&#252;r Handelssachen nicht einer Einzelrichterentscheidung gleich, weshalb auch der Senat nicht durch eines seiner Mitglieder als Einzelrichter, sondern in seiner Gesamtheit zur Entscheidung &#252;ber das Rechtsmittel berufen ist. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="4"/> Der Senat folgt der landgerichtlichen Wertung, dass der Zeuge ... im hier noch streitbetroffenen Fall ... entgegen der den Schuldner treffenden Pflicht keine Widerrufsbelehrung zur&#252;ckgelassen hat. Die Angriffe in der Beschwerdeschrift gegen die Beweisw&#252;rdigung verfangen nicht. Das Landgericht konnte sich einen pers&#246;nlichen Eindruck von beiden Beweispersonen machen und hat seine &#220;berzeugung zudem auch aufgrund einer Gegen&#252;berstellung der Zeugen gewonnen. Zwar ist nicht zu verkennen, dass die Zeugin ... bestrebt sein d&#252;rfte, mithilfe der Gl&#228;ubigerin vom geschlossenen Vertrag loszukommen. Dieser gerade auch vom Schuldner gegen die Zeugin ins Feld gef&#252;hrte Gesichtspunkt eines wirtschaftlichen Eigeninteresses trifft in nicht geringerem Ma&#223;e auch f&#252;r den Zeugen ... zu, da es bei ihm um seine Provisionsforderung geht und er zudem durch ein Eingest&#228;ndnis eines unkorrekten Verhaltens seine berufliche Stellung gef&#228;hrden und der Gefahr der Inanspruchnahme durch seinen Auftraggeber ausgesetzt sein k&#246;nnte. Vor diesem Hintergrund kommt auch seiner Beteuerung gegen&#252;ber diesem, sich korrekt verhalten zu haben (B 4), kein ausschlaggebendes Gewicht zu. Zwar ist die Erkl&#228;rung des Landgerichtes daf&#252;r, dass sich beim Auftraggeber des Vermittlers die Ausfertigung f&#252;r die Kundin nicht findet, gewiss eine blo&#223;e Schlussfolgerung. Glaubte das Gericht jedoch mit guten Gr&#252;nden der Darstellung der Zeugen ..., so war nahezu zwingende und lebensnahe Folge, dass der Zeuge die Dokumentation einer solchen Pflichtverletzung (Durchschlag f&#252;r den Kunden) auch vernichtete. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="5"/> Danach vermag der Senat der landgerichtlichen Beweisw&#252;rdigung zu folgen, mithin ist von einem Verletzungstatbestand auszugehen. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="6"/> Diese erwiesene Verletzungshandlung ist dem Schuldner auch vorwerfbar. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="7"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zwar hat der Senat in einem zwischen den n&#228;mlichen Beteiligten gef&#252;hrten Beschwerdeverfahren (Vorgang ..., B. v. 11.04.2002 &#8211; 2 W 5/02) es als den Schuldner ausreichend entschuldigende Ma&#223;nahme angesehen, dass er seinen Vertriebspartnern mit Schreiben vom 24.10.2000 mitgeteilt hatte, dass er im Falle weiterer Zuwiderhandlungen gegen die Unterlassungsverpflichtung und ihm hieraus erwachsender finanzieller Nachteile Schadensersatz geltend machen und die Beendigung der Gesch&#228;ftsbeziehungen erw&#228;gen werde, zumal dieses Schreiben auch dem Mitarbeiter ... ausgeh&#228;ndigt worden sei, der dar&#252;ber hinaus konkret angewiesen war, die Kunden &#252;ber ihr Widerrufsrecht zu belehren und eine entsprechende Widerrufsbelehrung auszuh&#228;ndigen. Etwas anderes k&#246;nnte, so der Senat in seinem vorbezeichneten Beschluss, dann gelten, wenn weitere Verst&#246;&#223;e bekannt w&#252;rden, die auf die Unzuverl&#228;ssigkeit der Vertriebsfirma oder einzelner ihrer Mitarbeiter in Bezug auf die gesetzlich gebotene Aush&#228;ndigung einer Widerrufsbelehrung hinweisen w&#252;rden.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="8"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Danach hatte sich der Schuldner bis zu dem Vorgang ... in einer Weise verhalten, die ihm nicht zum Verschulden gereichte. Der Vorgang ... der immerhin zu einem Bestrafungsverfahren gef&#252;hrt hatte, in welchem das Landgericht, so sein Ordnungsgeldbeschluss vom 28.08.2001, auch den Versto&#223; durch den Zeugen ... als erwiesen ansah, musste dem Schuldner aber Anlass sein, nun nachhaltig auf seinen Vertriebspartner und insbesondere den konkret t&#228;tig gewesenen Vermittler einzuwirken und beide nachdr&#252;cklich auf die Einhaltung des gerichtlichen Ausspruches zu verpflichten. So sah es der Schuldner im &#220;brigen augenscheinlich selbst, da er am 20.09.2001 ein (weiteres) Rundschreiben an alle Vertriebspartner versandte (B 6).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="9"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">c)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ein (eigenes) Verschulden trifft den Betriebsinhaber schon dann, wenn er nicht alle m&#246;glichen und ihm zumutbaren Ma&#223;nahmen trifft, um Zuwiderhandlungen entgegenzuwirken, insbesondere auch Verst&#246;&#223;en von Angestellten oder Beauftragten. Er ist verpflichtet, ein verbotswidriges Verhalten Dritter durch aktives Tun zu verhindern (OLG Zweibr&#252;cken OLG-Report 00, 72; Senat B. v. 04.08.1999 &#8211; 2 W 30/99). Dabei muss der Schuldner unmissverst&#228;ndlich die Anweisung erteilen und zudem darauf hinweisen, dass hinter ihr ein gerichtliches Verbot steht, das unbedingt zu befolgen ist und f&#252;r dessen Befolgung er unter erheblicher Strafandrohung einzustehen hat. Es m&#252;ssen gar Sanktionen angek&#252;ndigt oder vereinbart werden, wenn sich eine Person als unzuverl&#228;ssig erwiesen hat (Senat B. v. 04.10.1999 &#8211; 2 W 43/99; vgl. ferner Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che und Verfahren, 8. Aufl., Kap. 57, 26; Melullis, Handbuch des Wettbewerbsprozesses, 3. Aufl., Rdn. 952 und 952 a; Baumbach/Hefermehl, WettbewerbsR, 22. Aufl., Einl UWG Rdn. 584).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="10"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">d)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Diesen gewiss strengen Anforderungen ist der Schuldner nicht gerecht geworden. Sein Rundschreiben vom 20.09.2001 (B 6) ist nur von geringer Nachdr&#252;cklichkeit und veranschaulicht schon nicht den Hintergrund seines Begehrens und wie sehr er seinerseits auf die Einhaltung dieser Pflicht durch die Beauftragten angewiesen ist. Dies wird auch in der Vernehmung des Zeugen ... selbst deutlich, wonach er nur eine Anweisung erhalten habe, dass alle Durchschl&#228;ge von den Vertr&#228;gen bei den Kunden verbleiben m&#252;ssten. "Einen dar&#252;ber hinausgehenden Inhalt hatten die Anweisungen nicht" (Bl. 22). Diese unzul&#228;ngliche Vorgehensweise gereicht dem Beschwerdef&#252;hrer zum Verschulden.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="11"/> Allerdings erscheint eine Erm&#228;&#223;igung des festgesetzten Ordnungsgeldes angezeigt. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="12"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Ordnungsmittel im Sinne des &#167; 890 ZPO haben neben ihrer Funktion als zivilrechtliche Beugema&#223;nahme zur Vermeidung k&#252;nftiger Zuwiderhandlungen auch einen repressiven, straf&#228;hnlichen Sanktionscharakter. Dieser erfordert es, die Bemessung jedenfalls in erster Linie und haupts&#228;chlich im Blick auf den Schuldner und dessen Verhalten vorzunehmen; ma&#223;geblich ist danach vor allem der Unwertgehalt der Verletzungshandlung, d. h. die Gef&#228;hrlichkeit ihrer Folgen f&#252;r den Gl&#228;ubiger, besonders auch der Grad des Verschuldens des Zuwiderhandelnden. Daneben soll die Bemessung bewirken, dass &#8211; wiederum aus der Schuldnersicht &#8211; die Titelverletzung wirtschaftlich nicht lohnend erscheint, sodass weitere Zuwiderhandlungen auch deshalb unterbleiben (BGH WRP 94, 37, 39 &#8211; Vertragsstrafebemessung; WRP 01, 1179 (II 3 a) &#8211; Weit-Vor-Winter-Schluss-Verkauf; Teplitzky a.a.O. Kap. 57, 34).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="13"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Gemessen an diesen Grunds&#228;tzen erscheint ein Ordnungsgeld von 5.000,00 EUR tat- und schuldangemessen. Zwar sind, wie aufgezeigt, die Anforderungen an die Verhaltenspflichten des Schuldners streng, demgem&#228;&#223; ist im Falle seiner Nachl&#228;ssigkeit in der Regel sein Verschulden auch hoch zu bewerten. Andererseits hat der Schuldner vorliegend seine Handlungspflicht erkannt, ist ihr aber blo&#223; unzureichend nachgekommen. Dies schm&#228;lert die Schwere des Verschuldensvorwurfes und l&#228;sst die H&#228;lfte des Betrages, auf welchen das Landgericht erkannt hat, als erforderlich, aber auch als hinreichend erscheinen.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:14pt"><tr><td> <strong>II.</strong> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="14"/> Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 891 S. 3, 97, 92 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="15"/> Der Beschwerdewert sch&#246;pft sich aus dem angegriffenen Ordnungsgeld. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="16"/> Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Rechtsbeschwerde nach &#167; 574 ZPO liegen nicht vor, da die Rechtssache weder grunds&#228;tzliche Bedeutung hat noch die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichtes erfordert. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,298
olgkarl-2003-02-18-20-wf-11702
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 WF 117/02
2003-02-18T00:00:00
2019-01-07T10:14:34
2019-02-12T13:09:53
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde von Rechtsanw&#228;ltin ... gegen Nr. 3 des Beschlusses des Amtsgerichts - Familiengericht - Bruchsal vom 10. Mai 2002 (2 F 119/02) bez&#252;glich des Gesch&#228;ftswerts des Hauptsacheverfahrens wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die nach &#167;&#167; 9 Abs. 2 BRAGO, 25 Abs. 3GKG zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht gerechtfertigt. Der Gesch&#228;ftswert bemi&#223;t sich im Verfahren nach &#167; 1361 b Abs. 1 BGB nach dem halbj&#228;hrigen Mietwert. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> 1. a) Die wohl herrschende Meinung hat sich bisher auf eine entsprechende Anwendung der &#8211; inzwischen aufgehobenen (s. unter 2.) - Vorschrift des &#167; 21 Abs. 3 Satz 2 HausratVO (a.F.) gest&#252;tzt. Diese betrifft zwar den Hausrat, gilt aber f&#252;r Nutzungsregelungen, so dass die Analogie auf andere Nutzungsregelungen wie bei &#167; 1361 b BGB nahe lag, zumal in &#167; 21 Abs. 3 Satz 2 HausratVO (a.F.) der Zusatz &#8222;oder der Ehewohnung&#8220; wohl durch ein Redaktionsversehen unterblieben ist. Diese Ansicht l&#228;&#223;t sich vor allem damit begr&#252;nden, dass im Verfahren auf Wohnungszuweisung bei Getrenntleben kraft Gesetzes keine endg&#252;ltige Regelung der Rechtsverh&#228;ltnisse, sondern nur eine Nutzungsregelung von vor&#252;bergehender Dauer getroffen werden k&#246;nne. Ma&#223;gebend ist danach das Interesse der Beteiligten an der begehrten Nutzungsregelung. F&#252;r den Regelfall wird der sechsmonatige Mietwert der Wohnung zugrunde gelegt (so OLG Karlsruhe, 16. ZS., FamRZ 1994, 918; ebenso KG, FamRZ 1987, 850, 851 f, FamRZ 1988, 98, FamRZ 1991, 1190 f; OLG M&#252;nchen, FamRZ 1988, 1187; OLG Schleswig, FamRZ 1991, 82, 83; OLG K&#246;ln, FamRZ 1995, 562; OLG Bamberg, FamRZ 1995, 560; OLG Hamm, FamRZ 1997, 380; OLG Zweibr&#252;cken, FamRZ 2001, 1387; M&#252;nchKomm/M&#252;ller-Gindullis, &#167; 21 HausratVO Rn 6; Staudinger/Weinreich, &#167; 21 HausratVO, Rn 8; Fehmel, in Baumeister u.a., Familiengerichtsbarkeit, 1992, &#167; 21 HausratVO Rn 9; Eckebrecht, in Scholz/Stein, Praxishandbuch Familienrecht, D (Stand: 1998) Rn 102; Stollenwerk in Rahm/K&#252;nkel, Handbuch des Familiengerichtsverfahrens, IV 254; Bruderm&#252;ller, in Palandt, BGB, 62. Aufl., &#167; 1361 b Rn 26, und in Johannsen/Henrich, Eherecht, 3. Aufl., &#167; 1361 b Rn 73 - abweichend OLG Saarbr&#252;cken, 6. ZS., JurB&#252;ro 1988, 230: nur dreimonatiger Mietwert). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> b) Die Gegenansicht, die in der Rechtsprechung bislang vereinzelt geblieben ist (so OLG Zweibr&#252;cken, 2. ZS., JurB&#252;ro 1988, 339), berief sich auf &#167; 21 Abs. 3 Satz 1 HausratVO a.F. Diese Vorschrift hat zwar den Streit um die Wohnung zum Gegenstand; ihre Heranziehung eignet sich aber deshalb nicht, weil sie die Regelung der Rechtsverh&#228;ltnisse (nach der Scheidung) betrifft und eine solche Regelung im Rahmen des Verfahrens nach &#167; 1361 b BGB gerade untersagt ist. Das Argument, dass die Regelung tats&#228;chlich oft Dauercharakter habe, &#228;ndert indes nichts an der gesetzlichen Lage, wonach nur eine vorl&#228;ufige Nutzungsregelung ohne Einfluss auf bestehende Rechtsverh&#228;ltnisse getroffen werden kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> In der Anwaltschaft hat diese Meinung Unterst&#252;tzung gefunden (so Gro&#223;, Anwaltsgeb&#252;hren in Ehe- und Familiensachen, 1997, Rn 1995; Madert in: Madert/M&#252;ller-Rabe, Kostenhandbuch Familiensachen, 2001, Teil B, Rn 80; Schwolow FuR 2002, 307, 309 o. Begr. unter Hinweis auf Schneider/Herget, Streitwertkommentar, 11. Auf., Rn 5125; Gutjahr, in Eckebrecht u.a., Verfahrenshandbuch Familiensachen, 2001, &#167; 5 Rn 138; ebenso auch Johannsen/Henrich/ Thalmann, Eherecht, 3. Aufl., &#167; 621 ZPO Rn 108). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. Durch Art. 3 &#167; 27 des Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften vom 16.02.2001 (BGBl I S. 266) wurde &#167; 21 HausratVO mit Wirkung vom 01.08.2001 aufgehoben und zugleich gem&#228;&#223; Art. 3 &#167; 23 Nr. 7 dieses Gesetzes die Vorschrift des &#167; 100 Abs. 3 KostO eingef&#252;hrt. Weil der Wortlaut des &#167; 100 Abs. 3 KostO &#8222;eindeutig" und &#8222;klar&#8220; sei, wird nun von einem Teil der Literatur (ausdr&#252;cklich Madert, OLGR 2002, K 51, 53; ebenso Gro&#223;, M&#252;nchener Anwaltshandbuch Familienrecht, 2002, &#167; 30 Rn 1995) und Rechtsprechung (so OLG Bamberg, Beschl. vom 11.09.2002 - 2 UF 153/02 -) gefolgert, dass schon im Verfahren nach &#167; 1361 b Abs. 1 BGB der Streitwert nach dem einj&#228;hrigen Mietwert anzusetzen sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Aus der Verschiebung der Regelung von der HausrVO in die KostO l&#228;&#223;t sich indes &#8211; bei gleichbleibendem Wortlaut des Regelungsinhalts &#8211; keine hinreichende Begr&#252;ndung daf&#252;r finden, da&#223; der Gesetzgeber (dem der Meinungsstreit nicht verborgen geblieben sein konnte) die Streitfrage in dem einen oder anderen Sinn entschieden habe. Vielmehr ist mangels gegenteiliger Anhaltspunkte im Gesetzgebungsverfahren davon auszugehen, da&#223; der Gesetzgeber keine Stellung genommen und die Streitfrage offen gelassen hat. Es ist somit kein neuer Grund ersichtlich, der zu einer anderen Beurteilung als vorher Anla&#223; geben k&#246;nnte (ebenso ohne Begr&#252;ndung: Hau&#223;leiter/Schulz, Verm&#246;gensauseinandersetzung bei Trennung und Scheidung, 3. Aufl. 2002, 4 Rn 211; Bamberger/Roth/Neumann, BGB, 2002, &#167; 1361 BGB Rn 17 a.E. und &#167; 21 HausratVO (&#167; 100 KostO) Rn 3; Niepmann in: Rahm/K&#252;nkel a.a.O. (Neubearbeitung Oktober 2002); Lappe NJW 2003, 559, 563). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Beschwerde ist geb&#252;hrenfrei; au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet (&#167; 25 Abs. 3 GKG). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,301
olgstut-2003-02-18-9-u-11602
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 116/02
2003-02-18T00:00:00
2019-01-07T10:14:36
2019-02-12T13:09:54
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die R&#252;ge des Beklagten gegen das Urteil des Senats vom 23.12.2002 wird</p> <p>als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p>Die Kosten des R&#252;geverfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> I. Der Senat hat mit Urteil vom 23.12.2002 die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts T&#252;bingen vom 05.07.2002 zur&#252;ckgewiesen. Zu den Einzelheiten des Vortrags der Parteien wird auf das Urteil des Senats Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Mit Schriftsatz vom 10.01.2003 r&#252;gt der Beklagte unter Berufung auf eine entsprechende Anwendung des &#167; 321 a ZPO n.F., die Verletzung von Verfahrensgrundrechten durch den Senat und beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> den Rechtsstreit im Berufungsrechtszug fortzuf&#252;hren, das angefochtene Urteil des Landgerichts T&#252;bingen abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Hilfsweise beantragt der Beklagte, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> die Revision gegen eine (erneut) best&#228;tigende Berufungsentscheidung zuzulassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Der Beklagte ist der Auffassung, dass auch gegen Urteile der zweiten Instanz eine R&#252;ge gem. &#167; 321 a ZPO n.F. zul&#228;ssig sei, da hierdurch der gesetzgeberische Zweck, das Bundesverfassungsgericht zu entlasten, erreicht werde. Die R&#252;ge sei auch begr&#252;ndet, weil der Senat durch die Vorverlegung des Verk&#252;ndungstermins den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs gem. Art. 103 GG verletzt habe, da dem Beklagte die M&#246;glichkeit genommen worden sei, weiter zur Rechtslage vorzutragen, so dass der Senat zumindest die Revision gegen das Urteil zugelassen h&#228;tte. Auch sei ihm die Alternative einer Berufungsr&#252;cknahme verwehrt worden. Zu den weiteren Ausf&#252;hrungen des Beklagten wird auf dessen Schriftsatz vom 10.01.2003 verwiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> II. Die R&#252;ge ist unzul&#228;ssig, da dieser Rechtsbehelf gegen Berufungsurteile nicht statthaft ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Nach &#167; 321 a Abs. 1 ZPO ist auf die R&#252;ge der durch das Urteil beschwerten Partei der Prozess vor dem Gericht des ersten Rechtszuges fortzuf&#252;hren, wenn eine Berufung nach &#167; 511 Abs. 2 ZPO nicht zul&#228;ssig ist und das Gericht des ersten Rechtszuges den Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r in entscheidungserheblicher Weise verletzt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Dem Wortlaut des Gesetzes nach ist eine R&#252;ge nur gegen Urteile der ersten Instanz zul&#228;ssig, wenn gegen diese eine Berufung unzul&#228;ssig ist, weil die Voraussetzungen des &#167; 511 Abs. 2 ZPO, also das &#220;bersteigen des Streitwerts von EUR 600.- oder die Zulassung der Berufung durch das Gericht der ersten Instanz, nicht vorliegen. Das verfahrensgegenst&#228;ndliche Urteil ist jedoch ein Berufungsurteil. Eine von Teilen der Lehre (Thomas/Putzo, ZPO, 24. Aufl., &#167; 321 a ZPO Rdnr. 18) und Rechtsprechung (OLG Celle, 04.12.2002, 13 U 77/02) bef&#252;rwortete entsprechende Anwendung des &#167; 321 a ZPO &#252;ber den Wortlaut der Norm hinaus auch auf Berufungsentscheidungen, soweit ein weiteres Rechtsmittel gegen diese nicht zul&#228;ssig ist, kommt nicht in Betracht, weil insoweit keine bewusste oder unbewusste Regelungsl&#252;cke besteht, was sich aus der Entstehungsgeschichte der Norm ableitet. Im Gesetzgebungsverfahren hatte der Bundesrat die M&#246;glichkeit der Selbstkorrektur auch auf andere unanfechtbare Entscheidungen der Gerichte, insbesondere auf Urteile der zweiten Instanz oder Beschl&#252;sse nach &#167; 522 Abs. 2 Satz 1 ZPO n.F. ausdehnen wollen (BT-Drs. 14/4722, S. 148; Hannich, Meyer-Seitz, Engers, ZPO Reform 2001, S. 276), was jedoch von der Bundesregierung (BT-Drs. 14/4722, S. 156; Hannich, Meyer-Seitz, Engers, ZPO Reform 2001, S. 277) im Interesse der Rechtssicherheit und eines effektiven Ressourceneinsatzes ausdr&#252;cklich abgelehnt wurde. Damit handelt es sich bei der Regelung des &#167; 321 a ZPO n.F. um eine Ausnahmevorschrift, deren Anwendungsbereich &#252;ber den Wortlaut hinaus nicht erweitert werden kann (vgl. OLG Oldenburg, 14.10.2002, NJW 2003, S. 149; Z&#246;ller-Vollkommer, ZPO, 23. Aufl., &#167; 321 a ZPO Rdnr. 3 - 4, Musielak in M&#252;nchner-Kommentar, &#167; 321 a ZPO Rdnr. 1). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO analog. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Zulassung einer Rechtsbeschwerde gem. &#167; 574 Abs. 1 Nr. 2 ZPO gegen diesen Beschluss kommt gem. &#167; 321 a Abs. 4 Satz 4 ZPO nicht in Betracht (vgl. Z&#246;ller-Gummer, ZPO, 23. Aufl., &#167; 574 ZPO Rdnr. 9). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,292
olgkarl-2003-02-17-1-ss-16702
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 167/02
2003-02-17T00:00:00
2019-01-07T10:14:32
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Rechtsbeschwerde der Betroffenen gegen das Urteil des Amtsgerichts K. vom 27. September 2002 wird kostenpflichtig als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Das Amtsgericht hat die Betroffene wegen fahrl&#228;ssiger &#220;berschreitung der zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit zu einer Geldbu&#223;e von 60 Euro verurteilt und ihr gleichzeitig f&#252;r die Dauer von einem Monat untersagt, Kraftfahrzeuge jeglicher Art im Stra&#223;enverkehr zu f&#252;hren. Nach den Feststellungen hatte sie am 27.02.2002 gegen 11.58 in Karlsruhe die Kaiserstra&#223;e vom Durlacher Tor kommend in Richtung W-Stra&#223;e mit einer Geschwindigkeit von 59 km/h befahren und dabei die dort angebrachte Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h missachtet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Hiergegen wendet sich die Betroffene mit ihrer Rechtsbeschwerde, mit welcher sie die Verletzung formellen und materiellen Rechts r&#252;gt und den Wegfall des verh&#228;ngten Fahrverbots anstrebt.</td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der Rechtsbeschwerde bleibt ein Erfolg versagt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>1.&#160; Der Schuldspruch wegen fahrl&#228;ssiger Geschwindigkeits&#252;berschreitung nach &#167;&#167; 41 Abs. 2 Nr. 7, 49 Abs. 3 Nr. 4 StVO, 24 StVG ist vorliegend in Rechtskraft erwachsen, da das Rechtsmittel wirksam auf den Rechtsfolgenausspruch beschr&#228;nkt worden ist. Zwar hat der Verteidiger eine solche Begrenzung nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, jedoch ergibt sich dies aus der Begr&#252;ndung der Rechtsbeschwerde zweifelsfrei (vgl. BGH NJW 1956, 756 f.; LR-Hanack, StPO, 25. Aufl. 1999, &#167; 344 Rn. 9; die Entscheidung OLG K&#246;ln VRS 101, 218 ff. betrifft eine andere Fallgestaltung). Diese wendet sich nur gegen das Fahrverbot, in dessen Verh&#228;ngung sie eine unzumutbare H&#228;rte f&#252;r die Betroffene sieht. Dass der Schuldspruch selbst nicht der Anfechtung unterliegen soll, ergibt sich auch daraus, dass die Betroffene die ihr vorgeworfene Geschwindigkeits&#252;berschreitung vor dem Amtsgericht nicht in Abrede gestellt und der Verteidiger in seinem Schlusswort auf die Verh&#228;ngung einer erh&#246;hten Geldbu&#223;e unter Wegfall des Fahrverbot angetragen hat.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>&#160; Das Rechtsmittel erfasst gleichwohl den gesamten Rechtsfolgenausspruch, da zwischen der H&#246;he der Geldbu&#223;e und der Anordnung des Fahrverbots eine Wechselwirkung besteht, die eine Beschr&#228;nkung der Rechtsbeschwerde innerhalb des Rechtsfolgenausspruchs allein auf die Verh&#228;ngung des Fahrverbots ausschlie&#223;t (BGHSt 24, 11 ff.; OLG Karlsruhe NZV 1996, 206 f.; VRS 97, 198 f.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>2.&#160; Die Verfahrensr&#252;ge ist nicht n&#228;her ausgef&#252;hrt und deshalb bereits unzul&#228;ssig.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>3.&#160; Auch die aufgrund der erhobenen Sachr&#252;ge erfolgte &#220;berpr&#252;fung des Rechtsfolgenausspruchs hat keinen durchgreifenden Rechtsfehler zum Nachteil der Betroffenen ergeben. Insbesondere ist das vom Amtsgericht verh&#228;ngte Fahrverbot - die Geldbu&#223;e entspricht dem Regelfall nach Nr.11.3.5 BKat - im Ergebnis nicht zu beanstanden, da gegen die Betroffene innerhalb der Frist eines Jahres vor seit der Entscheidung des Amtsgerichts, n&#228;mlich am 29.05.2001, wegen einer Geschwindigkeits&#252;berschreitung um mindestens 26 km/h eine seit 05.07.2001 rechtskr&#228;ftige Geldbu&#223;e festgesetzt worden war und sie nunmehr erneut eine Geschwindigkeits&#252;berschreitung von mindestens 26 km/h begangen hat, was als Regelfall nach &#167; 4 Abs. 2 S. 2 BKatV einen beharrlichen Pflichtversto&#223; i.S.d. &#167; 25 Abs. 1 S.1 StVG indiziert, der regelm&#228;&#223;ig der Denkzettel- und Besinnungsma&#223;nahme eines Fahrverbots bedarf (BGH NZV 1992, 117, 119; BayObLG NZV 1994, 327; OLG K&#246;ln NStZ-RR 1996, 52; OLG Karlsruhe VRS 88, 476).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>&#160; a.&#160;&#160; Allerdings hat das Amtsgericht die Einlassung der Betroffenen, sie habe das die Geschwindigkeit beschr&#228;nkende Verkehrsschild &#252;bersehen, weil sie als in Karlsruhe Ortsfremde verst&#228;rkt auf Stra&#223;enschilder habe achten m&#252;ssen und durch ein die Stra&#223;enbahnschienen verbotswidrig benutzendes Fahrzeug abgelenkt worden sei, in den Urteilsgr&#252;nden hingenommen, ohne die Glaubw&#252;rdigkeit dieser Angaben zu hinterfragen und sich damit auseinander zu setzen. Eine solche n&#228;here Befassung ist aber immer dann geboten, wenn ein Betroffener besondere Umst&#228;nde geltend macht, welche gegen die Annahme sprechen, das Verkehrsschild sei aufgrund grober Nachl&#228;ssigkeit &#252;bersehen worden. Zur Beurteilung der Glaubhaftigkeit der Einlassung der mangelnden Wahrnehmung eines Verkehrszeichens kann es dabei insbesondere auf die konkrete Aufstellung der Beschilderung und die baulichen Verh&#228;ltnisse der befahrenen Stra&#223;e ankommen, da sich oftmals einem pflichtbewussten Fahrer die angeordnete Geschwindigkeitsbegrenzung geradezu aufdr&#228;ngen muss (Senat, Beschluss vom 27.03.2001, 1 Ss 29/01; OLG Karlsruhe DAR 1998, 153; BayObLG NZV 1999, 4 ff.; OLG Naumburg ZfSch 2000, 318 f; Th&#252;ringer OLG OLG-NL 1995, 189; OLG Hamm DAR 1999, 327; OLG Rostock DAR 1999, 277 f.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>&#160; b.&#160;&#160; Beruht ein Verkehrsversto&#223; aber <span style="text-decoration:underline">lediglich</span> auf einer augenblicklichen Unaufmerksamkeit, wie sie jeden sorgf&#228;ltigen und pflichtbewussten Verkehrsteilnehmer einmal unterlaufen kann, so ist die Verh&#228;ngung eines Fahrverbots nicht angezeigt, wenn der Versto&#223; nur auf einfacher Fahrl&#228;ssigkeit beruht (grundlegend BGHSt 43, 241 ff.; OLG K&#246;ln VRS 97, 375: &#8222;einzelnes Verkehrszeichen am linken Fahrbahnrand&#8220;). In solchen F&#228;llen des &#8222;Augenblicksversagens&#8220; indiziert zwar der in der BKatV beschriebene Regelfall (hier: &#167; 4 Abs. 2 Satz 2 BKatV) das Vorliegen einer groben bzw. - wie hier - beharrlichen Pflichtverletzung i.S.d. &#167; 25 Abs.1 StVG, es fehlt jedoch an einer ausreichenden individuellen Vorwerfbarkeit. Ein Fahrverbot ist n&#228;mlich nur dann veranlasst, wenn der Versto&#223; auch subjektiv auf besonderes grobem Leichtsinn, Nachl&#228;ssigkeit oder Gleichg&#252;ltigkeit beruht und einen so hohen Grad an Verantwortungslosigkeit aufweist, dass es zur Einwirkung auf d. Betroffenen grunds&#228;tzlich eines ausdr&#252;cklichen Denkzettels durch ein Fahrverbot bedarf (vgl. ausf&#252;hrlich OLG Karlsruhe VRS 100, 460 ff., 463). Auch bei einem beharrlichen Pflichtenversto&#223; i.S.d. &#167; 25 Abs. 1 Satz 1 StVG i.V.m. &#167; 4 Abs. 2 Satz 2 BKatV muss die Geschwindigkeits&#252;berschreitung auf einem Mangel an rechtstreuer Gesinnung beruhen (OLG Hamm NStZ-RR 1999, 374 ff.; OLG Braunschweig DAR 1999, 273 f.), woran es bei einem blo&#223;en &#8222;Augenblicksversagen&#8220; in der Regel fehlen wird.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>&#160; c.&#160;&#160; Dass sich das Amtsgericht mit diesen Fragen, insbesondere des Vorliegens eines Augenblicksversagens, nicht auseinandergesetzt hat, ber&#252;hrt den Bestand des Urteils ebenso wie die Wirksamkeit der Rechtsfolgenbeschr&#228;nkung (vg. oben II. 1) nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>&#160;&#160;&#160; Auf nur &#8222;einfache Fahrl&#228;ssigkeit&#8220; kann sich n&#228;mlich derjenige nicht berufen, welcher die an sich gebotene Aufmerksamkeit in grob pflichtwidriger Weise unterlassen hat (BGHSt 43, 241 ff.). Wer etwa w&#228;hrend der Fahrt sein Autotelefon benutzt (KG, Beschluss vom 19.01.2000, 2 Ss 319/99), intensiv auf Wegweiser achtet (Senat VRS 98, 385 ff.) oder in einen Kreuzungsbereich zu schnell einf&#228;hrt (BayObLG DAR 1999, 559 f.) kann nicht geltend machen, er habe nur versehentlich ein Verkehrszeichnen nicht wahrgenommen, denn durch sein vorheriges sorgfaltswidriges Verhalten hat er selbst in grob nachl&#228;ssiger Weise zu seiner eigenen Unaufmerksamkeit beigetragen. Eine grob pflichtwidrige Missachtung der gebotenen Aufmerksamkeit liegt aber auch dann vor, wenn der Verkehrsteilnehmer nicht nur die durch Zeichen 274 angeordnete H&#246;chstgeschwindigkeit von 30 km/h, sondern auch die inner&#246;rtlich zul&#228;ssige Geschwindigkeit von 50 km/h in erheblicher Weise &#252;berschreitet. In einem solchen Fall beruht der Verkehrsversto&#223; nicht auf einer augenblicklichen Unaufmerksamkeit, sondern auf der Nichtbeachtung weiterer Sorgfaltspflichten (OLG K&#246;ln DAR 2001, 469 f.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>&#160;&#160;&#160; So liegt der Fall auch hier, da die Betroffene die inner&#246;rtlich zul&#228;ssige Geschwindigkeit mit gemessenen 59 km/h nicht eingehalten hat. Zwar deutet die H&#246;he der &#220;berschreitung um 9 km/h nicht auf ein bewusstes und gewolltes Verhalten hin (so aber OLG K&#246;ln a.a.O.; vgl. auch krit. Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 37. Auflage 2003, StVG, &#167; 25 Rn. 23 m.w.N.), dies ist aber auch nicht erforderlich. Es gen&#252;gt, wenn sich die Missachtung der gebotenen Aufmerksamkeit aus anderen Umst&#228;nden ergibt. Von einer unerheblichen &#220;berschreitung der an sich erlaubten innerst&#228;dtischen Geschwindigkeit kann bei einem Tempo von 59 km/h ohnehin nicht die Rede sein (&#228;hnlich KG, Beschluss vom 26.07.2001, 2 Ss 305/00 &#8222;&#220;berschreitung um 11 km/h&#8220;; vgl. auch Nr. 11.3.1 BKat, welcher hierf&#252;r ein Bu&#223;geld von EUR 15 vorsieht), zumal - wie dem Senat von Amts wegen bekannt - die Fahrbahn zu Beginn der Kaiserstra&#223;e in Karlsruhe auf eine Fahrspur je Fahrtrichtung verengt ist, was an sich schon die Reduzierung der innerorts zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit nahe legt. Auch ist zu sehen, dass die Betroffene ihrer eigenen Einlassung zufolge ortsfremd war und deshalb ein besonders vorsichtiges Fahrverhalten angezeigt gewesen w&#228;re. Schlie&#223;lich zeigen die beiden einschl&#228;gigen Vorverurteilungen wegen Geschwindigkeits&#252;berschreitung und die bereits einmal erfolgte vergebliche Einwirkung durch ein Fahrverbot, dass es die Betroffene mit der Einhaltung der Vorschriften im Stra&#223;enverkehr nicht so genau nimmt. Im Rahmen einer Gesamtabw&#228;gung ist der Senat daher der Ansicht, dass trotz des Zusammenwirkens entlastender Umst&#228;nde (Wiederholungsfall nach &#167; 4 Abs 2 Satz 2 BKatV, &#220;bersehen eines Verkehrszeichens, keine vors&#228;tzliche Tat) die Anordnung eines Fahrverbots wegen der Beharrlichkeit der Pflichtverletzung angezeigt ist.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>&#160; d.&#160;&#160; Es liegt auch kein Fall vor, in welchem ausnahmsweise von der Verh&#228;ngung eines Fahrverbots abgesehen werden kann, weil der Sachverhalt zu Gunsten der Betroffenen eine derart erhebliche Abweichung vom Normalfall aufweist, dass der notwendige Warneffekt auch ohne Verh&#228;ngung eines Fahrverbots durch blo&#223;e Erh&#246;hung der Geldbu&#223;e erreicht werden kann (&#167; 4 Abs. 4 BKatV). Ein solcher Ausnahmefall kann insbesondere dann vorliegen, wenn das Fahrverbot zu einer beruflichen H&#228;rte ganz au&#223;ergew&#246;hnlicher Art wie dem Existenzverlust bei einem Selbst&#228;ndigen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes bei einem Arbeitnehmer f&#252;hren w&#252;rde (OLG Frankfurt NStZ-RR 2000, 313 f.;2001, 344 f.). Hiervon kann jedoch nicht ausgegangen werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>&#160;&#160;&#160; Nach den getroffenen Feststellungen ist die Betroffene seit Januar 2002 als Au&#223;endienstmitarbeiterin t&#228;tig und vertreibt Finanzdienstleistungen ... . R&#228;umlich ist sie f&#252;r S&#252;ddeutschland, die Schweiz und &#214;sterreich zust&#228;ndig, wobei sie wegen wahrzunehmenden Terminen auch in l&#228;ndlichen Gebieten auf ihr Kraftfahrzeug (j&#228;hrliche Fahrleistung 35.000 km) angewiesen ist und nicht auf &#246;ffentliche Verkehrsmittel zur&#252;ckgreifen kann.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>&#160;&#160;&#160; Diese Feststellungen rechtfertigen ein Absehen vom Fahrverbot jedoch nicht. Berufliche Folgen auch schwerwiegender Art reichen f&#252;r die Annahme eines Ausnahmefalles nicht aus, da sie mit einem Fahrverbot sehr h&#228;ufig verbunden sind. Der Betroffenen ist es daher grunds&#228;tzlich zuzumuten, diese Nachteile durch Inanspruchnahme von Urlaub, der vorr&#252;bergehenden Besch&#228;ftigung eines Fahrers oder der Kombination dieser Ma&#223;nahmen auszugleichen (OLG Frankfurt NStZ-RR 2000, 313). Auch wenn das Amtsgericht keine Feststellungen zu ihren Einkommensverh&#228;ltnissen getroffen hat, bestehen vorliegend in Anbetracht der beruflichen Stellung der Betroffenen keine Bedenken an der zeitlich begrenzten Zumutbarkeit derartiger Ersatzma&#223;nahmen, ggf. muss ein Kredit aufgenommen werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>&#160;&#160;&#160; Dass ein Verlust des Arbeitsplatzes <span style="text-decoration:underline">allein</span> wegen der Anordnung des Fahrverbots drohen w&#252;rde (zu den hierf&#252;r notwendigen Feststellungen einer nachgewiesenen tats&#228;chlichen Gefahr der K&#252;ndigung, vgl. OLG Koblenz NZV 1997, 48; OLG Celle NZV 1996, 182), hat das Amtsgericht nicht festgestellt und ist auch der Rechtsbeschwerde nicht zu entnehmen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Bei dieser Sachlage hat das Amtsgericht zu Recht von der M&#246;glichkeit der Erh&#246;hung der Geldbu&#223;e unter Wegfall des Fahrverbots abgesehen. In Anbetracht von zwei einschl&#228;gigen Vorverurteilungen bedarf es vorliegend einer nachdr&#252;cklichen Einwirkung, um die Betroffene zuk&#252;nftig zu verkehrsgerechten Verhalten zu veranlassen. Durch Bemessung der Dauer des Fahrverbots auf einen Monat hat das Amtsgericht dabei den pers&#246;nlichen Umst&#228;nden der Betroffenen ausreichend Rechnung getragen.</td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 473 StPO, 46 OWiG.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,293
olgkarl-2003-02-17-20-wf-15202
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 WF 152/02
2003-02-17T00:00:00
2019-01-07T10:14:32
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Beschwerde der Mutter wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Pforzheim vom 04.09.2002 - 4 b F 4/99 - insoweit aufgehoben, als der Mutter aufgegeben wird, zur Anbahnung eines regelm&#228;&#223;igen Umgangs zwischen dem Vater und L. eine fachkundige psychologisch-p&#228;dagogische Beratung und Behandlung bei der Beratungsstelle f&#252;r Kinder, Jugendliche und Eltern, P., wahrzunehmen.</p> <p>2. Auslagen Verfahrensbeteiligter werden nicht erstattet.</p> <p>3. Der Beschwerdewert wird auf 2.000 EUR festgesetzt.</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> I. Der mit der Mutter nicht verheiratete Vater begehrt die Regelung seines Umgangs mit L. Die Mutter stimmt einem betreuten Umgang zwischen Vater und Tochter zu. Von dem Familiengericht eingeholte psychologische Sachverst&#228;ndigengutachten und die Verfahrenspflegerin halten den Umgang von Vater und Tochter f&#252;r w&#252;nschenswert, betonen jedoch die angespannte Beziehung der Eltern. Weil die Realisierung eines Umgangs an der Unf&#228;higkeit der Eltern scheitere, die zwischen ihnen bestehenden Spannungen zur&#252;ckzustellen, und die Mutter kaum in der Lage sei, den Umgang von Vater und Tochter aktiv zu f&#246;rdern, gab das Familiengericht durch den angegriffenen Beschluss den Eltern auf, zur Anbahnung eines regelm&#228;&#223;igen Umgangs zwischen Vater und Tochter eine fachkundige psychologisch-p&#228;dagogische Beratung und Behandlung bei der Beratungsstelle f&#252;r Kinder, Jugendliche und Eltern in P. wahrzunehmen: Die Wohlverhaltenspflicht nach &#167; 1684 Abs. 2 Satz 1 BGB verlange die aktive F&#246;rderung des Umgangs, die hier beinhalte, sich einer Therapie zu unterziehen, da nur auf diesem Wege die sinnvollen Voraussetzungen f&#252;r einen Umgang und damit auch f&#252;r eine gerichtliche Entscheidung &#252;ber ihn geschaffen werden k&#246;nnten. Dagegen richtet sich die "sofortige" Beschwerde der Mutter, die ihre Beteiligung an einer psychologischen Behandlung nicht f&#252;r zumutbar h&#228;lt, weil der von beiden Elternteilen gew&#252;nschte betreute Umgang allein aus in der Person des Vaters liegenden Gr&#252;nden scheitere. Der Vater und die Verfahrenspflegerin haben Stellung genommen; das Jugendamt hatte Gelegenheit hierzu. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> II. Die Beschwerde der Mutter ist gem. &#167;&#167; 621 Abs.1 Nr. 2, 621 a Abs.1 Satz 1 ZPO, &#167;&#167; 64 Abs. 3 Satz 1 und 2, 19 Abs. 1, 20 Abs. 1 FGG zul&#228;ssig. Die angegriffene Entscheidung stellt eine Zwischenentscheidung dar, keine Endentscheidung im Sinne des &#167; 621 e Abs.1 ZPO und auch keine einstweilige Anordnung nach &#167; 621 g ZPO. Dies ergibt sich aus der Ank&#252;ndigung des Familiengerichts in dem ersichtlich ohne Zeitdruck erlassenen Beschluss, erst nach der Durchf&#252;hrung der psychologisch-p&#228;dagogischen Beratung und Behandlung &#252;ber das Umgangsrecht des Vaters zu entscheiden; eine einstweilige Anordnung w&#228;re im &#252;brigen nach &#167;&#167; 621 g, 620 c ZPO unanfechtbar. Die Zwischenentscheidung ist durch die Mutter anfechtbar, da sie in deren Rechte eingreift (vgl. Keidel/Kahl, FGG, 14. Aufl., &#167; 19 Rn. 9). Von der Mutter wird ein bestimmtes Verhalten verlangt, n&#228;mlich die Teilnahme an einer psychologisch-p&#228;dagogischen Beratung und Behandlung, deren Erzwingung durch das Familiengericht nicht ausgeschlossen werden kann. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Beschwerde ist begr&#252;ndet. Von der Beschwerdef&#252;hrerin kann nicht verlangt werden, sich einer psychologisch-p&#228;dagogischen Beratung und Behandlung zu unterziehen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Ein Gericht ist nicht befugt, eine Sachverst&#228;ndigenintervention, sei es im Sinne einer Beratung, Behandlung oder Familientherapie, als selbst&#228;ndiges Verfahrensziel anzuordnen und zu versuchen, auf diese Weise auf die Verfahrensbeteiligten einzuwirken, um sie zu einem bestimmten Verhalten im Bezug auf ein Kind zu bewegen (BGH, FamRZ 1994, 158, 160 zur Familientherapie; a.A. OLG Stuttgart, FamRZ 2001, 932 m.w.N., jedoch ohne Auseinandersetzung mit der BGH-Rechtsprechung). Die staatlichen Gerichte sind vielmehr gehalten, den Rechtssuchenden wirkungsvollen Rechtsschutz zu gew&#228;hren. Dieser muss auch im Bereich der Sorge- und Umgangsregelungen eine verbindliche Sachentscheidung durch den Richter in angemessener Zeit erm&#246;glichen (vgl. BVerfG, FamRZ 1997, 871 m. w. N.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Diese h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung zu modifizieren, besteht auch im Hinblick auf den durch die Kindschaftsrechtsreform im Juli 1998 eingef&#252;gten &#167; 1684 BGB kein Anlass. Diese Vorschrift normiert zwar in Abs. 2 Satz 1 eine sog. Wohlverhaltenspflicht der Eltern, zu deren Erf&#252;llung nach Abs. 3 Satz 2 gerichtliche Anordnungen ergehen k&#246;nnen. Die Pflicht selbst wurde jedoch durch die Kindschaftsrechtsreform nicht neu eingef&#252;hrt; sie war - im wesentlichen wortgleich - fr&#252;her bereits auf Grund von &#167; 1634 Abs. 1 Satz 2 BGB a.F. geltendes Recht. Entscheidend ist hierbei, dass nach dem Wortlaut des &#167; 1684 Abs. 2 Satz 1 BGB die Wohlverhaltenspflicht der Eltern untereinander in erster Linie als eine Unterlassungspflicht ausgestaltet ist. Dies schlie&#223;t zwar nicht aus, Eltern zur Erm&#246;glichung eines Umgangs auch bestimmte Handlungspflichten aufzuerlegen, wie etwa die Einstimmung des Kindes auf den Umgang oder das rechtzeitige Zu-Bett-Bringen des Kindes am Vorabend, um die &#220;berm&#252;dung des Kindes w&#228;hrend der Zeit des Umgangs zu vermeiden (BT-Drucks. 13/4899 S. 105 f.). Die prim&#228;re Fassung der Pflicht als Unterlassungspflicht erlaubt es aber nicht, Eltern zu Handlungen zu verpflichten, die - wie eine fachpsychologische Beratung und Behandlung - in schwerwiegender Weise ihr Pers&#246;nlichkeitsrecht ber&#252;hren, zumal eine erfolgversprechende Beratung und Behandlung gegen den Willen des betroffenen Elternteils und ohne dessen Mitarbeit und Anteilnahme regelm&#228;&#223;ig undurchf&#252;hrbar ist. Daher hat der Gesetzgeber die Wahrnehmung von Beratung und Unterst&#252;tzung zur Umgangserm&#246;glichung nicht als Elternpflicht, sondern als Anspruch auf staatliche Leistung ausgestaltet (vgl. &#167; 18 Abs. 3 Satz 1, 3 und 4 SGB VIII, &#167; 52 Abs. 1 Satz 2 FGG). Die Verfahrensaussetzung nach &#167; 52 Abs. 2 Nr. 1 und 2 FGG setzt die Bereitschaft der Beteiligten zur au&#223;ergerichtlichen Beratung bzw. die Aussicht auf ein Einvernehmen voraus. Auch die familiengerichtliche Konfliktl&#246;sung zwischen Eltern in dem Umgangsvermittlungsverfahren nach &#167; 52 a FGG zielt auf die Herstellung von Einvernehmen. Auf die M&#246;glichkeit der Beratung soll nur hingewiesen werden (&#167; 52 a Abs. 3 Satz 3 FGG). Beratung und Behandlung hat der Gesetzgeber ersichtlich nicht als m&#246;gliche Rechtsfolgen einer Umgangserschwerung vorgesehen (vgl. &#167; 52 a Abs. 3 Satz 2, Abs. 5 Satz 2 FGG). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG. Die Wertfestsetzung folgt aus &#167;&#167; 131 Abs.2, 30 Abs. 3 Satz 3, Abs. 2 Satz 2 KostO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Ein Rechtsmittel an den Bundesgerichtshof ist nicht er&#246;ffnet. &#167; 621 a Abs. 1 ZPO, &#167; 64 Abs. 3 Satz 1 FGG verweisen nicht auf &#167; 574 ZPO. Eine Vorlage nach &#167; 28 Abs. 2 FGG scheidet aus, da der Senat nicht &#252;ber eine weitere Beschwerde entscheidet (vgl. &#167; 28 Abs. 1 FGG). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,294
olgkarl-2003-02-17-7-u-15602
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7 U 156/02
2003-02-17T00:00:00
2019-01-07T10:14:32
2019-02-12T13:09:53
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r den Berufungsrechtszug wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Prozesskostenhilfe kann der Kl&#228;gerin nicht gew&#228;hrt werden. Ihre beabsichtigte Berufung hat keine Aussicht auf Erfolg.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin begehrt ausschlie&#223;lich Ersatz materiellen Schadens wegen entgangenen Einkommens (beziffert mit 46.447,06 EUR entsprechend der Klageschrift sowie Feststellung). Anspr&#252;che auf Schmerzensgeld sind durch vorgerichtlichen Vergleich erledigt und nicht Gegenstand des Rechtsstreits.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Diese Anspr&#252;che auf Ersatz von Verdienstausfall beruhen darauf, dass die Kl&#228;gerin ihre linke Hand nicht gebrauchen kann und zwar - wie das Landgericht im Anschluss an das Sachverst&#228;ndigengutachten M. (vgl. Erg&#228;nzungsgutachten Seite 6), von der Kl&#228;gerin auch nicht angegriffen, feststellt - als Folge einer postoperativ aufgetretenen sympathischen Reflexdystrophie (= Algodystrophie).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Kl&#228;gerin behauptet, Ursache dieser Erkrankung sei die von ihrer Einwilligung nicht gedeckte Erweiterung der Arthroskopie des Handgelenks um die offene dorsale Gelenksrevision und Kapselextension mit Durchtrennung des Nervus interosseus dorsalis am 23.02.1995 und macht den Beklagten wegen einer Verletzung ihres Selbstbestimmungsrechts und wegen Behandlungsfehlers verantwortlich.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Dies ist ohne Aussicht auf Erfolg.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Der Beklagte haftet auch dann nicht, wenn zu Gunsten der Kl&#228;gerin als richtig unterstellt wird, die offene Gelenksrevision sei mangels ihrer Einwilligung rechtswidrig gewesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Das Landgericht hat festgestellt, dass als Ursache der Reflexdystrophie ebenso auch die durch Einwilligung der Kl&#228;gerin zweifelsfrei gedeckte Arthroskopie in Betracht kommt. Diese Feststellung beruht auf den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen (Gutachten vom 16.5.2001, S. 19) und &#252;berzeugt auch den Senat. Sie ist verfahrensfehlerfrei getroffen, die Kl&#228;gerin hatte die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen im ersten Rechtszug nicht in Zweifel gezogen, und steht in &#220;bereinstimmung mit den erg&#228;nzenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen R. vom 16.6.1997, wiedergegeben im Gutachten der Gutachterkommission vom 27.7.1997 (in den dortigen Akten auch enthalten, S. 177 ff). Der Vortrag der Kl&#228;gerin, das Gutachten M. sei falsch, sie ziehe seine Richtigkeit massiv in Zweifel, ist nicht geeignet, die Richtigkeit oder Vollst&#228;ndigkeit der Feststellungen des Landgerichts in Frage zu stellen, und &#228;ndert nichts daran, dass der Senat die vom Landgericht festgestellte Tatsache seiner Entscheidung zu Grunde zu legen hat.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Kann aber der Schaden von dem Beklagten sowohl rechtm&#228;&#223;ig (in dem durch die Einwilligung der Kl&#228;gerin gedeckten Teil) als auch - hier unterstellt - rechtswidrig verursacht worden sein, dann muss f&#252;r die Pr&#252;fung des Ursachenzusammenhangs von zwei selbstst&#228;ndigen potenziellen Schadensursachen ausgegangen werden, obgleich beide Teile einen einheitlichen Behandlungsverlauf bilden (BGHZ 78, 209, 212 = VersR 1981, 131, 132). Da anders als in dieser Entscheidung hier nicht gesagt werden kann, dass die Fortsetzung des Eingriffs den Eintritt des Schadens unvermeidbar machen musste, ist es ausgeschlossen, die erste m&#246;gliche Ursache als blo&#223;e Reserveursache anzusehen und den Beklagten mit dem Beweis zu belasten, dass nur der erste Teil der Behandlung, f&#252;r dessen Folgen er nicht einzustehen hat, den Schaden verursacht hat. Bei dieser Sachlage scheidet auch die Anwendung der Grunds&#228;tze &#252;ber die sog. kumulative Kausalit&#228;t (Gesamtkausalit&#228;t; vgl. Backhaus, VersR 1982, 210, 212) schon deshalb aus, weil bez&#252;glich des ersten rechtm&#228;&#223;igen Teils die Voraussetzungen der Haftung des Beklagten nicht vorliegen (M&#252;nchener Kommentar - Oetker, 4. Aufl., &#167; 249 Rdnr. 130). Vielmehr handelt es sich um einen Fall sogenannter alternativer Kausalit&#228;t mit der Besonderheit, dass die m&#246;glichen Ursachen von derselben als Schuldner in Betracht kommenden Person gesetzt worden sind. Damit kommt eine Anwendung des &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB auch nicht entsprechend in Betracht, weil die Bestimmung das Handeln mehrerer Personen voraussetzt und auch in diesem Fall jede dieser Personen nur verantwortlich sein l&#228;sst, wenn der Tatbeitrag einer jeden rechtswidrig gewesen ist (BGH VersR 1979, 822; RGRK - Steffen, 12. Aufl., &#167; 830 Rdnr. 16; Staudinger/Belling/Eberl-Borges, BGB 13. Bearb., &#167; 830 Rdnr. 79).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Weil also nicht feststeht, dass nicht schon die Vornahme der Arthroskopie f&#252;r sich allein zu dem Schaden gef&#252;hrt hat, und die Kl&#228;gerin nicht beweisen kann, dass Ursache die offene Gelenksrevision gewesen ist, kann von einer Haftung des Beklagten nicht ausgegangen werden. Beweiserleichterungen f&#252;r den Ursachenzusammenhang zwischen dem rechtswidrigen Eingriff und dem Schaden kommen der Kl&#228;gerin nicht zugute. Von einem solchen Zusammenhang k&#246;nnte sich der Senat auch im Rahmen des &#167; 287 ZPO nicht &#252;berzeugen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Der Beklagte haftet auch nicht wegen eines Behandlungsfehlers. Auf ihren Vorwurf, der Beklagte habe den Eingriff fehlerhaft durchgef&#252;hrt, kommt die Kl&#228;gerin nicht zur&#252;ck. Sie r&#252;gt allein, das Landgericht habe sich nicht hinreichend mit dem Gutachten der Gutachterkommission bzw. von Dr. R. auseinandergesetzt, die die Indikation f&#252;r die Durchf&#252;hrung der offenen Gelenksrevision verneint h&#228;tten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Auch dieser Vortrag begr&#252;ndet die Erfolgsaussichten der beabsichtigte Berufung nicht. Da nicht feststeht, dass die offene Gelenkrevision den Schaden verursacht hat, setzt eine Haftung des Beklagten wegen eines Behandlungsfehlers voraus, dass dieser Teil des Eingriffs mangels Indikation grob fehlerhaft gewesen ist und dass deshalb der Kl&#228;gerin Beweiserleichterungen f&#252;r den Ursachenzusammenhang mit der sympathischen Reflexdystrophie zugutekommen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Ein solcher grober Behandlungsfehler ist nicht anzunehmen. Der Sachverst&#228;ndige M. bejaht die Indikation, weil die Arthroskopie keinen Befund erbracht habe, die Entfernung der entz&#252;ndlich ver&#228;nderten Gelenkskapsel bei offenen Zugang (Kapselexcision zur Behebung der Synovialitis) und die Neurotomie erforderlich erschienen (Gutachten vom 16.5.2001 S. 15/16; Erg&#228;nzungsgutachten vom 3.1.2002 S. 4, 2). Die gegenteilige Auffassung des Sachverst&#228;ndigen R. ist durch die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndige M. nachvollziehbar widerlegt. Unter diesen Umst&#228;nden kann von einem gar noch groben Behandlungsfehler keinesfalls ausgegangen werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Die Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin, wegen der im Gutachten R. angesprochenen medikament&#246;sen Behandlung mit Calcitonin (II 15) sei im Hinblick auf die Operationsindikation eine umfassende Aufkl&#228;rung auch &#252;ber die M&#246;glichkeit schonenderer Behandlungsalternativen erforderlich, ist unverst&#228;ndlich. Die Calcitoninbehandlung erfolgt bei Auftreten der Algodystrophie, also postoperativ (Sachverst&#228;ndigengutachten R., S. 11).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Konservativen Behandlungen hatte sich die Kl&#228;gerin mehrfach, &#252;ber l&#228;ngere Zeit und erfolglos unterzogen. &#220;ber diese M&#246;glichkeiten brauchte die Kl&#228;gerin deshalb auch nicht eigens unterrichtet zu werden. Im &#252;brigen fehlt jeder Vortrag zu diesen Punkt im ersten Rechtszug. Die jetzigen Ausf&#252;hrungen sind nicht geeignet, die Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit der erstinstanzlichen Feststellungen zu ersch&#252;ttern (&#167;&#167; 529 Abs. 1, 531 ZPO).</td></tr></table> </td></tr></table>
132,284
lg-karlsruhe-2003-02-14-11-t-55102
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11 T 551/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:26
2019-01-17T11:52:10
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1.Auf die Beschwerde des Beteiligten zu 2 wird der Beschluss des Amtsgerichts Bretten vom 18.09.2002 &#8211; VIII 2/02 &#8211; aufgehoben.</p> <p/> <p>2.Beschwerdewert: EUR 3.000,00.</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Ende Juli 2001 reichten der Beteiligte zu 2 und seine Ehefrau ... beim Amtsgericht Bretten eine notarielle Urkunde ein, in welcher ... die Annahme des Beteiligten zu 1 als Kind beantragt und der Beteiligte zu 2 dem Antrag als Ehemann, als leiblicher Vater des Kindes und zugleich als dessen Sorgeberechtigter zustimmt. Dem Antrag beigef&#252;gt ist unter anderem eine beglaubigte &#220;bersetzung einer ungarischen Urkunde, nach welcher der Beteiligte zu 2 am 05.06.2001 den Erstbeteiligten als eigenes Kind anerkannte und die leibliche Mutter ... sich mit der Anerkennungserkl&#228;rung einverstanden erkl&#228;rte (Akte AG Bretten XVI 6/01, AS. 25 f). Eine weitere, vom "Vormundschaftsamt" des B&#252;rgermeisteramtes von Szekszard am 08.06.2001 aufgenommene Urkunde enth&#228;lt die von der leiblichen Mutter des Beteiligten zu 1, des Beteiligten zu 2 sowie dessen Ehefrau abgegebenen Erkl&#228;rungen in der von ... vor den ungarischen Beh&#246;rden beantragten Adoption des Beteiligten zu 1. ... erkl&#228;rte darin ihr unwiderrufliches Einverst&#228;ndnis mit der Adoption. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Das zum Adoptionsantrag angeh&#246;rte Jugendamt des Landratsamts Karlsruhe &#228;u&#223;erte am 22.08.2001 Zweifel an der tats&#228;chlichen Vaterschaft des Beteiligten zu 2, die insbesondere daher r&#252;hren, dass dieser bei einem Telefonat die Frage der Mitarbeiterin der Beh&#246;rde, ob er der Vater sei, mit den Worten beantwortet habe: "Fragen Sie mich nicht." Das Landesjugendamt teilte diese Bedenken. Mit Beschluss vom 07.03.2002 bestellte daraufhin das Amtsgericht Bretten den Beteiligten zu 3 zum Erg&#228;nzungspfleger f&#252;r den Beteiligten zu 1 mit dem Wirkungskreis Vertretung bei der Vaterschaftsfeststellung. Hiergegen legten der Beteiligte zu 2 und seine Ehefrau Beschwerde ein, die sie mit R&#252;cksicht darauf, dass der Beteiligte zu 3 eine Feststellung der Vaterschaft wegen der bereits erfolgten Anerkennung f&#252;r nicht notwendig hielt, am 03.07.2002 f&#252;r erledigt erkl&#228;rten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Am 18.09.2002 &#228;nderte das Vormundschaftsgericht seinen Beschluss vom 03.07.2002 dahin ab, dass der Wirkungskreis des Pflegers die Anfechtung der Vaterschaft umfasst. Der Beteiligte zu 3 halte wegen &#8211; berechtigter &#8211; erheblicher Zweifel an der Vaterschaft des Beteiligten zu 2 eine Kl&#228;rung der Abstammungsverh&#228;ltnisse f&#252;r erforderlich. Ob die Anfechtung dem Kindeswohl dienlich sei im Sinne des &#167; 1600 a Abs. 4 BGB, habe nicht das Vormundschaftsgericht, sondern das f&#252;r die Anfechtung zust&#228;ndige Familiengericht zu entscheiden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Hiergegen richtet sich die zun&#228;chst vom Beteiligten zu 2 gemeinsam mit seiner Ehefrau mit Anwaltschriftsatz vom 20.09.2002 eingelegte und am 07.10.2002 begr&#252;ndete, ausweislich eines weiteren Schriftsatzes vom 10.12.2002 jedoch nur noch vom Beteiligten zu 2 weiter verfolgte Beschwerde. Es gebe keine Anhaltspunkte, an seiner Vaterschaft zu zweifeln. Die Entscheidung, ob die Vaterschaft angefochten werden solle, obliege den Eltern des Kindes; weder er noch die leibliche Mutter des Beteiligten zu 1 s&#228;hen dazu ein Bed&#252;rfnis. Au&#223;erdem diene eine Vaterschafts&#252;berpr&#252;fung nicht dem Wohl des Beteiligten zu 1, der praktisch seit seiner Geburt bei ihm und seiner adoptionswilligen Ehefrau lebe. Durch die Anfechtung k&#246;nne der Beteiligte zu 1 diesen Status und die damit verbundenen Unterhaltsanspr&#252;che verlieren, ohne eine andere rechtlich abgesicherte Vater-Kind-Beziehung begr&#252;nden zu k&#246;nnen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Das Amtsgericht half der Beschwerde nicht ab und legte sie der Kammer zur Entscheidung vor. Dem Beteiligten zu 2 sei zu Recht die Vertretungsmacht in dieser Angelegenheit entzogen worden, denn es bestehe ein erheblicher Gegensatz seines Interesses, die Anfechtung nicht zu betreiben, zu dem Interesse des Beteiligten zu 1, zuverl&#228;ssige Kenntnis von seiner eigenen Abstammung zu erhalten. Es bestehe auch der Verdacht, dass die Vaterschaft nur anerkannt worden sei, um die Adoptionsvorschriften zu umgehen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Am 30.09.2002 erhob der Beteiligte zu 3 beim Amtsgericht &#8211; Familiengericht &#8211; Bruchsal Anfechtungsklage (1 F 396/02). Das Verfahren ruht bis zur Entscheidung &#252;ber die vorliegende Beschwerde. In dem Adoptionsverfahren AG Bretten XVI 6/01 soll die Entscheidung des Familiengerichts abgewartet werden. &#220;ber den Stand des in Ungarn anh&#228;ngigen Adoptionsverfahrens ist nichts bekannt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die augenscheinlich nur noch von dem Beteiligten zu 2 weiter verfolgte Beschwerde ("der Beschwerdef&#252;hrer", Schriftsatz vom 10.12.2002) ist zul&#228;ssig, denn der Zweitbeteiligte wird durch die Anordnung der Erg&#228;nzungspflegschaft in seiner Personensorge f&#252;r den Beteiligten zu 1 beeintr&#228;chtigt, &#167;&#167; 19, 20 FGG. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Beschwerde ist auch begr&#252;ndet. Zwar obliegt die Frage, ob die Anfechtung durch den gesetzlichen Vertreter des Kindes dessen Wohl entspricht (&#167; 1600 a Abs. 4 BGB), nicht dem Vormundschafts- und Beschwerdegericht, sondern dem Familiengericht. Die dagegen vom Vormundschaftsgericht zu entscheidende Vorfrage, <em>ob</em> der gesetzliche Vertreter des Kindes von der Entscheidung &#252;ber die Anfechtung ausgeschlossen wird und deshalb die Bestellung eines Erg&#228;nzungspflegers erforderlich ist, ist jedoch zu verneinen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> 1. Allerdings kann der Beteiligte zu 2 das Kind in dem bereits auch anh&#228;ngigen Anfechtungsprozess nicht vertreten, da sich die Anfechtung der Vaterschaft gegen ihn selbst richtet und es prozessrechtlich nicht m&#246;glich ist, einen Prozess mit sich selbst, sei es auch als Vertreter eines anderen, zu f&#252;hren (BGH NJW 1975, 345, 346), weshalb die Anordnung einer Erg&#228;nzungspflegschaft nach &#167; 1909 Abs. 1 Satz 1 BGB grunds&#228;tzlich in Betracht kommt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Entscheidung dar&#252;ber, ob die Vaterschaft durch das Kind angefochten werden soll, geh&#246;rt dem Gebiet der Personensorge an und steht deshalb grunds&#228;tzlich dem Inhaber der elterlichen Gewalt zu, &#167; 1626 Abs. 1 Satz 2 BGB. Der als Vater geltende Mann, dem die elterliche Gewalt allein zusteht, ist dabei nicht kraft Gesetzes von der Entscheidung dar&#252;ber ausgeschlossen, ob die Ehelichkeit bzw. die Vaterschaft angefochten werden soll. Danach stellt die Bestellung eines Pflegers f&#252;r eine solche Entscheidung eine Einschr&#228;nkung des Personensorgerechts dar, die nach &#167; 1629 Abs. 2 Satz 3 BGB i.V.m. &#167; 1796 Abs. 2 BGB nur erfolgen soll, wenn das Interesse des Kindes zu dem Interesse des als Vater geltenden Mannes in erheblichem Gegensatz steht (BGH a.a.O.; BayObLGZ 1978, 251, 254; BayObLG FamRZ 1989, 314; FamRZ 1994, 1196, 1197; OLG Hamm OLGZ 1986, 25, 27; OLG Karlsruhe FamRZ 1991, 1337, 1338; M&#252;nchener Kommentar/Wellenhofer-Klein, BGB, 4. Auflage, &#167; 1600 a Rn. 10 f; Staudinger/Rauscher, BGB, Neubearb. 2000, &#167; 1600 a Rn. 23, 39 f; Palandt/Diederichsen, BGB, 62. Auflage, &#167; 1600 a Rn. 6, 8). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Danach ist nicht bereits dann ein Pfleger zu bestellen, wenn dem Vormundschaftsgericht ein Sachverhalt zur Kenntnis gelangt, der ein Anfechtungsrecht begr&#252;nden k&#246;nnte (BGH a.a.O.). Der Umstand, dass das Kind ein naheliegendes Interesse daran hat, seine genetische Abstammung gekl&#228;rt zu sehen, w&#228;hrend auf der anderen Seite der als Vater geltende Mann sich entschlossen hat, von seinem Anfechtungsrecht keinen Gebrauch zu machen, gen&#252;gt nicht schon f&#252;r das Vorliegen eines erheblichen Interessengegensatzes, der es rechtfertigt, dem Vater die Vertretungsmacht insoweit zu entziehen. Vielmehr ist in Rechtsprechung und Schrifttum anerkannt, dass einer am Kindeswohl orientierten Auffassung der Vorzug zu geben ist. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass dem Interesse des Kindes durch ein Verbleiben in der Familiengemeinschaft mit dem als Vater geltenden Mannes mehr gedient sein kann als durch Kl&#228;rung seiner wirklichen Abstammung. Eine teilweise Entziehung der Vertretungsmacht des als Vater des Kindes geltenden Mann durch Bestellung eines Pflegers darf daher nur erfolgen, wenn seine Entschlie&#223;ung, die Vaterschaft nicht anzufechten, angesichts der konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles zu dem Interesse des Kindes in einem erheblichen Gegensatz steht (BGH a.a.O. S. 347; BayObLG, OLG Karlsruhe, OLG Hamm, Wellenhofer-Klein, Rauscher und Diederichsen, jeweils a.a.O.). Es kann daher auch nicht auf eine Regel-Ausnahme-Verh&#228;ltnis dahin geschlossen werden, dass die Abstammungskl&#228;rung normalerweise bzw. vorrangig im Interesse des Kindeswohls geboten ist, sondern es bedarf in jedem Einzelfall auch in dieser Hinsicht einer konkreten Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde, welches Interesse eines Kindes in der jeweiligen Situation als gewichtiger und ausschlaggebend erscheint die Beibehaltung des bisherigen Status oder dessen &#196;nderung im Wege der Durchf&#252;hrung einer entsprechenden gerichtlichen Feststellung (OLG Karlsruhe, a.a.O.; M&#252;nchener Kommentar/Wellenhofer-Klein, &#167; 1600 a Rn. 11). Ob danach im jeweiligen Fall das Interesse des Kindes an der Kl&#228;rung seiner leiblichen Abstammung die Vorteile, die ein Verbleiben in der Familiengemeinschaft mit dem m&#246;glichen Scheinvater bringt, erheblich &#252;berwiegt, ist <em>au&#223;erhalb</em> des nachfolgenden Anfechtungsprozesses, in dem das Familiengericht nach &#167; 1600 a Abs. 4 BGB das Kindeswohl pr&#252;ft (OLG K&#246;ln, FamRZ 2001, 245, 246; M&#252;nchener Kommentar/Wellenhofer-Klein, &#167; 1600 a Rn. 12; Staudinger/Rauscher, &#167; 1600 a Rn. 52; Palandt/Diederichsen, &#167; 1600 a Rn. 10 f) durch das Vormundschaftsgericht zu beurteilen (Staudinger/Rauscher, &#167; 1600 a Rn. 40). Diese von &#167; 1600 a Abs. 4 BGB zu unterscheidende Pr&#252;fung ist vor allem deshalb erforderlich, weil vom Familiengericht nur die Entscheidung des Sorgeberechtigten <em>f&#252;r</em> eine Anfechtung &#252;berpr&#252;fbar ist, w&#228;hrend bei dessen Entschlie&#223;ung <em>gegen</em> eine Anfechtung das Kindeswohl nur im Verfahren nach &#167; 1629 Abs. 2 Satz 3 BGB durchgesetzt werden kann (Staudinger/Rauscher, a.a.O.). Auch inhaltlich stimmen jeweils die ma&#223;gebenden Gesichtspunkte nur teilweise &#252;berein. W&#228;hrend bei der Frage des Entzugs der Vertretungsmacht der Interessengegensatz zwischen Kind und Vater zu beurteilen ist, kommt es im Rahmen des &#167; 1600 a Abs. 4 BGB ausschlie&#223;lich auf das Kindesinteresse an, weil der gesetzliche Vertreter die Anfechtung ohnehin anstrebt (Staudinger/Rauscher, &#167; 1600 a Rn. 54). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> 2. Nach diesen Grunds&#228;tzen ist die der Bestellung eines Erg&#228;nzungspflegers zur Vaterschaftsanfechtung stillschweigend innewohnende Entziehung der Vertretungsmacht f&#252;r die Anfechtung selbst (KG NJW 1966, 1320; M&#252;nchener Kommentar/Wellenhofer-Klein, &#167; 1600 a Rn. 11) nicht gerechtfertigt. Das Interesse des Kindes an der Kl&#228;rung seiner wirklichen Abstammung &#252;berwiegt nicht die Vorteile, die ein Verbleiben in der Familiengemeinschaft des Beteiligten zu 2 bringt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> a)Der Beteiligte zu 2 gilt aufgrund seiner vor der zust&#228;ndigen ungarischen Beh&#246;rde am 05.06.2001 erkl&#228;rten Vaterschaftsanerkennung als sorgeberechtigter Vater des Beteiligten zu 1. Gegen die Wirksamkeit der sich gem&#228;&#223; Art. 19 Abs. 1 Satz 1 EGBGB nach ungarischem Recht richtenden Anerkennungserkl&#228;rung (M&#252;nchener Kommentar/Wellenhofer-Klein, &#167; 1594 Rn. 48), bestehen keine Bedenken; solche werden auch von keinem Beteiligten vorgebracht. Abgesehen davon, dass der Beteiligte zu 1 auch die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit erlangt hat (Klageschrift des Beteiligten zu 3 vom 30.09.2002), gilt ohnehin f&#252;r die Anordnung einer Erg&#228;nzungspflegschaft f&#252;r ein minderj&#228;hriges Kind &#8211; gleichg&#252;ltig welcher Staatsangeh&#246;rigkeit &#8211; mit st&#228;ndigem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland deutsches Recht (BayObLGZ 1978, 251, 253). Die Anordnung der Erg&#228;nzungspflegschaft und die auch bereits erfolgte Erhebung der Anfechtungsklage stellt sich deshalb als Einschnitt in das Personensorgerecht des Beteiligten zu 2 dar. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> b) Zwar ist ein Gegensatz der Interessen der Beteiligten zu 1 und 2 nicht auszuschlie&#223;en, er wird jedoch durch andere Interessen des Kindes kompensiert und ist daher nicht erheblich im Sinne der vorgenannten Grunds&#228;tze: </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Im Regelfall liegt wie auch hier ein nat&#252;rliches Interesse des Kindes an der Kl&#228;rung seiner Abstammung vor. Es ist sicher auch richtig, dass diesem Interesse nach heutiger Anschauung eher zunehmende Bedeutung beigemessen wird. Die Abstammung nimmt im Bewusstsein des Einzelnen eine Schl&#252;sselstellung f&#252;r Individualit&#228;tsfindung und Selbstverst&#228;ndnis ein, weshalb ein Grundrecht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung &#8211; wobei die Aufkl&#228;rung des minderj&#228;hrigen Kindes &#252;ber seine genetische Herkunft Sache der (Adoptions-)Eltern und nicht des Staates ist &#8211; besteht (BVerfG NJW 1989, 891; NJW 1994, 2475). Dem Interesse, die wahre Abstammung zu kennen, kommt deshalb besondere, gleichwohl nicht vorrangige Bedeutung zu (BayObLG NJW-RR 1995, 387; FamRZ 1996, 1297, 1298 f; Palandt/Diederichsen, &#167; 1600 a Rn. 11). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Absicht des Beteiligten zu 2, die Anfechtung nicht zu betreiben, ist aus seiner Sicht nur folgerichtig, denn danach liege ohnehin nur ein Missverst&#228;ndnis vor; er habe keinen Grund, an seiner Vaterschaft zu zweifeln. Dennoch kann ein gegenl&#228;ufiges Interesse des Beteiligten zu 2 nicht ausgeschlossen werden, denn die insoweit wegen seiner &#196;u&#223;erung "Fragen Sie mich nicht" bei einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin des Jugendamts auf die Frage, ob er wirklich der Vater sei, aufgekommenen Zweifel sind noch nicht ausger&#228;umt. Seine "Richtigstellung", er habe ausschlie&#223;lich wegen m&#246;glicher Mith&#246;r- bzw. Aufzeichnungsrisiken des Gesch&#228;ftstelefonats geantwortet "dazu m&#246;chte ich mich jetzt nicht &#228;u&#223;ern" (Schreiben vom 21.06.2002 zum Verfahren AG Bretten XVI 6/01), wirkt auch auf die Kammer nicht &#252;berzeugend. Der damit nicht von der Hand zu weisende Gegensatz der im Interesse des Beteiligten zu 1 liegenden, vom Beteiligten zu 2 jedoch nicht betriebenen Kl&#228;rung seiner genetischen Abstammung rechtfertigt jedoch im konkreten Fall noch nicht die Anordnung einer Erg&#228;nzungspflegschaft. Abgesehen davon, dass selbst die wissentlich falsche Vaterschaftsanerkennung zivilrechtlich g&#252;ltig ist und f&#252;r den anerkennenden Mann, wenn er sein Anfechtungsrecht nicht wahrnimmt, verbindlich bleibt (OLG Karlsruhe, FamRZ 1991, 1337, 1339), w&#252;rde die Anfechtung f&#252;r den Beteiligten zu 1 erhebliche Nachteile bringen. Sie liegt daher nicht in seinem Interesse: </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Der Beteiligte zu 1 lebt bereits seit Juni 2001 in der vierk&#246;pfigen Familie des Beteiligten zu 2. Die Ehefrau des Zweitbeteiligten betreibt die Adoption des Kindes. Die Familie des Beteiligten zu 1 lebt in geordneten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen. Anl&#228;sslich der im Jahre 1998 erfolgten Adoption ihrer Tochter wurde dem Beteiligten zu 2 und seiner Ehefrau durch die psychologische Beratungsstelle des Landratsamts Karlsruhe eine optimale soziale und &#246;konomische Basis f&#252;r eine Adoption und insgesamt eine sehr gute Eignung zur Aufnahme und Erziehung eines Adoptivkindes bescheinigt. Die leibliche Mutter ... lie&#223; keinen Zweifel an der Vaterschaft des Beteiligten zu 2 und erkl&#228;rte &#252;berdies im Rahmen des in Ungarn eingeleiteten Adoptionsverfahrens unwiderruflich ihren Verzicht auf ihr "elterliches Aufsichtsrecht". Dem Interesse des Beteiligten zu 1 am Verbleib in der Familie des Beteiligten zu 2 mit gesicherten Unterhaltsanspr&#252;chen gegen diesen und m&#246;glicherweise in absehbarer Zeit auch gegen dessen Ehefrau kommt gro&#223;es Gewicht zu. Demgegen&#252;ber w&#228;re der materielle und rechtliche Status des Beteiligten zu 1 bei einer Anfechtung der Vaterschaft im Hinblick darauf, dass die leibliche Mutter keinen anderen Mann als m&#246;glichen Erzeuger genannt hat und &#252;berdies die Bindung zu dem Beteiligten zu 1 abgebrochen hat, mehr als ungewiss. Schlie&#223;lich bleibt dem Beteiligten zu 1 auch unbenommen, gegebenenfalls nach Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit die Vaterschaft selbst anzufechten, &#167; 1600 b Abs. 3 Satz 1 BGB. Der nicht rechtzeitigen Anfechtung durch den gesetzlichen Vertreter im Sinne dieser Vorschrift steht der Fall gleich, dass die Anfechtungsklage als dem Wohl des Minderj&#228;hrigen nicht dienlich nicht zugelassen worden ist (Palandt/Diederichsen, &#167; 1600 b Rn. 22), weshalb auch insoweit keine Fristen verstreichen, &#167; 1600 b Abs. 3 Satz 2 BGB; erst recht gilt dies, wenn die Anfechtungsklage zur&#252;ckgenommen oder mangels gesetzlicher Vertretung als unzul&#228;ssig abgewiesen wird. Auch der Beteiligte zu 3 hat im &#220;brigen urspr&#252;nglich die Auffassung vertreten, dass die Anfechtung nicht dem Kindeswohl entspreche (Schriftsatz vom 02.04.2002). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Erhebung der Anfechtungsklage liegt daher nach alledem nicht im Interesse des Beteiligten zu 1, weshalb die Bestellung des Beteiligten zu 3 zum Erg&#228;nzungspfleger aufzuheben war. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst. Gerichtskosten fallen bei der erfolgreichen Beschwerde nicht an. Eine Entscheidung &#252;ber die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten (&#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 BGB) kann unterbleiben, da kein Beteiligter in Gegnerstellung hervorgetreten ist; das Jugendamt hat insoweit lediglich seine allgemein obliegenden &#246;ffentlichen Aufgaben wahrgenommen (Keidel/Kuntze/Winkler-Zimmermann, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 14. Auflage, &#167; 13 a Rn. 10). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Festsetzung des Beschwerdewerts beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 2 KostO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,285
olgkarl-2003-02-14-2-wf-14202
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 WF 142/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:27
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Karlsruhe vom 13.09.2002 (6 F ...), soweit in diesem Prozesskostenhilfe f&#252;r die Folgesache Umgangsrecht versagt wurde, abge&#228;ndert.</p> <p>Der Antragstellerin wird (auch) f&#252;r die Folgesache Umgangsrecht r&#252;ckzahlungsfreie Prozesskostenhilfe unter Beiordnung von Rechtsanwalt T. S., bewilligt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Antragstellerin hat im Rahmen des anh&#228;ngig gewesenen Scheidungsverfahrens ein Verfahren wegen Umgangsrechts des Antragsgegners mit den bei ihr lebenden Kindern D. (geboren am 14.08.1997) und L. (02.08.1999) eingeleitet und hierf&#252;r Prozesskostenhilfe beantragt. Zur Begr&#252;ndung hat sie ausgef&#252;hrt, insoweit bestehe ein Titulierungsinteresse, da bisher keine Regelung und &#252;ber die genauen Zeiten Uneinigkeit bestehe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Mit Beschluss vom 13.09.2002 hat das Familiengericht der Antragstellerin f&#252;r das Scheidungsverfahren und die Folgesachen Versorgungsausgleich sowie Ehegatten- und Kindesunterhalt Prozesskostenhilfe bewilligt, die f&#252;r das Umgangsrechtsverfahren nachgesuchte jedoch verweigert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Letzteres erscheine mutwillig, da das Erfordernis einer diesbez&#252;glichen gerichtlichen Regelung weder dargetan, noch sonst ersichtlich sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Auf Hinweis des Familiengerichts hat die Antragstellerin weiter vorgetragen, sie habe es "bis zum geht nicht mehr" versucht, mit dem Antragsgegner den Kindesumgang einvernehmlich zu regeln. Er habe dann die vereinbarten Zeiten nie eingehalten. So habe sie sich nicht darauf verlassen k&#246;nnen, dass die Kinder zu den vereinbarten Zeiten untergebracht seien. Vielmehr habe er sein Umgangsrecht so ausge&#252;bt, wie es ihm passe, es insbesondere davon abh&#228;ngig gemacht, wie die Fu&#223;ball&#252;bertragungen im Fernsehen seien. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Der von der Antragstellerin gegen die Versagung der Prozesskostenhilfe eingelegten sofortigen Beschwerde hat das Familiengericht am 12.12.2002 mit der Begr&#252;ndung nicht abgeholfen, eine kostenbewusste Person w&#252;rde zun&#228;chst beim zust&#228;ndigen Jugendamt vorsprechen und dieses zumindest um Moderation einer au&#223;ergerichtlichen Umgangsvereinbarung bitten. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die gem. &#167; 127 Abs. 2 S. 2 ZPO zul&#228;ssige, insbesondere form- und fristgerecht eingelegte (&#167; 127 Abs. 2 S. 3 ZPO) sofortige Beschwerde ist auch in der Sache gerechtfertigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Sie f&#252;hrte zur antragsgem&#228;&#223;en Bewilligung der Prozesskostenhilfe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Entgegen der Bewertung des Familiengerichts kann nach der vorliegend gegebenen besonderen Sachlage das von der Antragstellerin eingeleitete Verfahren auf Regelung des Umgangs nicht als mutwillig angesehen werden, weil eine verst&#228;ndige, nicht hilfsbed&#252;rftige Partei ihr Begehren nicht in gleicher Weise verfolgen w&#252;rde (vgl. zur Definition des Mutwillens, Z&#246;ller/Philippi, ZPO, 23. Aufl., &#167; 114 Rn. 36). Dass Prozesskostenhilfe grunds&#228;tzlich nicht unter Hinweis auf die M&#246;glichkeit au&#223;ergerichtlicher Streitschlichtung versagt werden kann, muss in der Regel auch f&#252;r die Hilfe des Jugendamts in Angelegenheiten der elterlichen Sorge und des Umgangsrechts gelten (so auch der 16. Zivilsenat, Familiensenat, des Oberlandesgerichts Karlsruhe, Beschluss vom 17.05.2002 in FamRZ 2002, 1712). Denn auch hier gibt es keinen Erfahrungssatz des Inhaltes, eine bemittelte Partei werde regelm&#228;&#223;ig die au&#223;ergerichtliche Streitschlichtung suchen. Dann muss auch der bed&#252;rftigen Partei die M&#246;glichkeit offen bleiben, sich nach eigenem Ermessen zwischen au&#223;ergerichtlicher Streitschlichtung und gerichtlichem Verfahren zu entscheiden. Ist letzteres gew&#228;hlt, hat die Partei einen entsprechenden Rechtsgew&#228;hrungsanspruch, auch wenn sie bed&#252;rftig ist (OLG Karlsruhe, a.A. O.). Dass im Falle der Inanspruchnahme des Jugendamts durch die Antragstellerin vor Einleitung des gerichtlichen Verfahrens eine Verst&#228;ndigung mit dem Antragsgegner zu Stande gekommen w&#228;re - was gegebenenfalls ihr Begehren gleichwohl als mutwillig erscheinen lie&#223;e (vgl. hierzu der 16. Zivilsenat, a.A. O.) - kann hier nicht mit der n&#246;tigen Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden. Dagegen spricht das unwidersprochene Vorbringen der Antragstellerin, sie habe es "bis zum geht nicht mehr" versucht, mit dem Antragsgegner zu einer einvernehmlichen Regelung zu kommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Der Rechtsverfolgung kann auch nicht die hinreichende Erfolgsaussicht im Sinne des &#167; 114 ZPO abgesprochen werden. Abgesehen davon, dass nach dem dargelegten Sachvortrag der Beschwerdef&#252;hrerin keine hinreichende Aussicht auf ein Einvernehmen der Eltern ohne gerichtliches Verfahren bestand, entspricht die von der Antragstellerin gew&#252;nschte feste zeitliche Regelung, die der Antragsgegner mitzutragen offenbar nicht bereit war, gerade bei den noch kleineren und j&#252;ngeren Kindern der Parteien dem Kindeswohl. Bei diesen empfiehlt sich ein periodischer Umgang, damit dieser bald zu einer festen Gewohnheit f&#252;r sie wird (vgl. hierzu Palandt/Diederichsen, BGB, 62. Aufl., &#167; 1684 Rn. 15). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen f&#252;r eine ratenfreie Bewilligung der Prozesskostenhilfe sind gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Es bestand kein Anlass, eine Kostenentscheidung zu treffen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,286
olgstut-2003-02-14-3-ausl-8602-3-aus
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ausl. 86/02; 3 Ausl 86/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:28
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Republik &#214;sterreich ersucht um Auslieferung des Verfolgten zur Strafverfolgung wegen gewerbsm&#228;&#223;igen und bandenm&#228;&#223;igen Schmuggels in Tateinheit mit vors&#228;tzlichem Eingriff in die Rechte des Tabakmonopols (&#167;&#167; 11, 35 Abs. 1 lit. a, 38 Abs. 1 lit. a und b, 44 Abs. 1 lit. b &#246;FinStrG). In dem beim &#246;sterreichischen Landesgericht K. anh&#228;ngigen Strafverfahren wird dem Verfolgten vorgeworfen, in der Zeit vom 16. M&#228;rz bis 07. September 2001 als Mitglied einer Bande von Zigarettenschmugglern in zumindest 17 Lieferungen vorschriftswidrig zumindest 124.236.000 St&#252;ck Zigaretten der Marke Benson &amp; Hedges in das Zollgebiet der Europ&#228;ischen Union verbracht bzw. der zollamtlichen &#220;berwachung entzogen zu haben, sowie Monopolgegenst&#228;nde, n&#228;mlich die vorangef&#252;hrten Zigaretten, zu seinem oder eines anderen Vorteils einem monopolrechtlichen Einfuhrverbot zuwider eingef&#252;hrt zu haben, wobei es ihm darauf angekommen sei, sich durch wiederkehrende Begehung eines Schmuggels eine fortlaufende Einkommensquelle zu verschaffen. N&#228;her beschrieben wird allein die erste Lieferung in der Zeit vom 16. M&#228;rz bis zum 03. April 6. M&#228;rz 2001, bei der die &#246;sterreichische Zollfahndung mindestens 7.308.000 St&#252;ck unverzollte Zigaretten der Marke Benson &amp; Hedges sichergestellt hatte. Zu den weiteren mindestens 16 Lieferungen wird nichts N&#228;heres ausgef&#252;hrt, sondern unterstellt, sie h&#228;tten sich in gleicher Weise abgespielt. Der Senat hat die Auslieferung nur f&#252;r die erste Lieferung f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> &#220;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung wegen der weiteren mindestens 16 bis zum 07. September 2001 erfolgten Containerlieferungen entscheidet der Senat erst, nachdem dem Landesgericht K. Gelegenheit gegeben worden ist, erg&#228;nzende Unterlagen hier&#252;ber zu &#252;bermitteln, insbesondere dar&#252;ber, an welchen Tagen und auf welchen Wegen die Lieferungen erfolgt sind und was sich zum Inhalt der jeweiligen Container ergeben hat (&#167; 30 IRG i.V. mit Art. 13 EuAl&#220;bk i.V. mit Art. 14 EU-Ausl&#220;bk). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Die Notwendigkeit einer noch weiteren Konkretisierung der mindestens 16 Lieferungen ergibt sich aus dem Spezialit&#228;tsgrundsatz, auf dessen Beachtung der Verfolgte nicht verzichtet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> a) Der Spezialit&#228;tsgrundsatz besagt, dass der Verfolgte in dem Staat, in den er ausgeliefert wird, nur wegen der Tat oder der Taten verfolgt werden darf, wegen derer die Auslieferung bewilligt worden ist; nur wenn dies gew&#228;hrleistet ist, darf die Auslieferung f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt werden (vgl. &#167; 11 IRG, Art. 14 EuAl&#220;bk). Art. VII des Vertrages vom 31. Januar 1972 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik &#214;sterreich &#252;ber die Erg&#228;nzung des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens (A-ErgV EuAl&#220;bk) und Art. 10 EU-Ausl&#220;bk lockern den Spezialit&#228;tsgrundsatz nur in &#8211; hier nicht interessierenden &#8211; Randbereichen. Die Folge hiervon ist, dass eine Auslieferung im Grundsatz nur &#8222;tatscharf&#8220; f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt werden kann. Liegt oder liegen einem Auslieferungsuntersuchen keine hinreichend bestimmte Tat oder bestimmten Taten zugrunde, so ist es dem Oberlandesgericht verwehrt, die Auslieferung f&#252;r zul&#228;ssig zu erkl&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> b) Die zumindest 16 weiteren Lieferungen sind bislang nicht hinreichend konkretisiert und individualisiert. </td></tr></table> <table><tr><td>.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> aa) Nach derzeitigem Erkenntnisstand muss davon ausgegangen werden, dass jede der zumindest 16 weiteren Lieferungen eine selbst&#228;ndige Tat im materiell-rechtlichen wie prozessualen Sinne darstellt. Tateinheit kraft Fortsetzungszusammenhanges gibt es bei Abgabendelikten nicht mehr (BGHSt 40, 195); eine tatbestandliche Bewertungseinheit ist nicht ersichtlich. Auch unabh&#228;ngig von der Frage der Tateinheit oder -mehrheit ist bei Serientaten anerkannt, dass die Einzeltaten so konkret und individualisiert umschrieben werden, dass sich hieraus die Verwirklichung des objektiven und subjektiven Deliktstatbestandes jeweils nachpr&#252;fbar ergibt (BGHSt 40, 138 [159, 161]). Nur wenn eine Individualisierung der Einzeltaten nach Tatzeit, Tatort und Geschehensablauf auf un&#252;berwindbare Schwierigkeiten st&#246;&#223;t, gen&#252;gt es, einen bestimmten Tatzeitraum, die Grundz&#252;ge der Art und Weise der Tatbegehung und eine (H&#246;chst-) Zahl der einzelnen Taten anzugeben (BGHSt 40, 138 [161] und 44 [46 f.]). Grund hierf&#252;r ist, dass ansonsten die Gefahr der Beeintr&#228;chtigung der Verteidigung des Angeklagten durch vage, unbestimmte Vorw&#252;rfe droht und der Umfang der Rechtkraft ebenso unklar wird wie die Antwort auf die Frage, ob sich das Urteil im Rahmen der von der Anklage gezogenen Grenzen h&#228;lt. Eine unzureichend bestimmte Anklage ist deshalb unwirksam. Diese f&#252;r das innerdeutsche Strafverfahren entwickelten Ma&#223;st&#228;be sind um des Spezialit&#228;tsgrundsatzes willen auf das Auslieferungsverfahren zu &#252;bertragen. Ansonsten besteht die Gefahr der Aush&#246;hlung dieses Grundsatzes, und die Antwort auf die Frage, ob sich die Strafverfolgung im ersuchenden Staat im Rahmen der Auslieferungsbewilligung des ersuchten Staates h&#228;lt, wird unklar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> bb) Dem Senat erschlie&#223;t sich nicht, warum es auf un&#252;berwindbare Schwierigkeiten sto&#223;en soll, die weiteren zumindest 16 Containerlieferungen nach Containernummer, Lieferungsdatum, Lieferweg und (ggf. vermuteten) Inhalt so zu konkretisieren und zu identifizieren wie die erste Lieferung. Im &#252;brigen h&#228;lt der Senat die (...) Methode, die erste Lieferung ohne weiteres auf die zumindest 16 weiteren Lieferungen &#8222;hochzurechnen&#8220;, f&#252;r fragw&#252;rdig, auch im Rahmen eines Auslieferungsverfahrens, in dem eine Schuldverdachtspr&#252;fung im Grundsatz nicht stattfindet (vgl. &#167; 10 Abs. 2 IRG). Vielmehr entnimmt der Senat dem Zwischenbericht des Hauptzollamts, dass es durchaus konkrete und benennbare Anhaltspunkte z.B. in Gestalt von Ungereimtheiten beim Containergewicht daf&#252;r gibt, dass mit konkreten und benennbaren Lieferungen Zigaretten in einem konkreten und benennbaren Umfange geschmuggelt worden sind. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Ersuchen um &#220;bermittlung erg&#228;nzender Unterlagen kann die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart unmittelbar an das Landesgericht K. stellen, und dieses kann das Ersuchen unmittelbar erledigen; der Gesch&#228;ftsweg &#252;ber die jeweiligen (Justiz-) Ministerien entf&#228;llt. Denn seit dem 11. Juli 2001 ist zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik &#214;sterreich das EU-Ausl&#220;bk vorl&#228;ufig anwendbar. Dessen Art. 14 l&#228;sst den unmittelbaren Gesch&#228;ftsweg von Justizbeh&#246;rde zu Justizbeh&#246;rde nach Ma&#223;gabe der jeweiligen Erkl&#228;rungen der jeweiligen Mitgliedstaaten zu. Die Bundesrepublik Deutschland hat insoweit erkl&#228;rt, dass in den Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu anderen Mitgliedstaaten, die die gleiche Erkl&#228;rung abgegeben haben, Ersuchen um Erg&#228;nzung der Unterlagen gem&#228;&#223; Artikel 13 des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens unmittelbar zwischen den zust&#228;ndigen Justizbeh&#246;rden oder anderen zust&#228;ndigen Beh&#246;rden &#252;bermittelt und beantwortet werden k&#246;nnen. Soweit die Bundesrepublik Deutschland der um Auslieferung ersuchte Staat ist, sind f&#252;r Anforderung und Entgegennahme erg&#228;nzender Unterlagen die Staatsanwaltschaften bei den Oberlandesgerichten zust&#228;ndig. Das Ersuchen um Auskunft ist unmittelbar an die Strafverfolgungsbeh&#246;rde zu richten, welche die Auslieferung im Einzelfall betreibt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Republik &#214;sterreich hat erkl&#228;rt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> dass in ihren Beziehungen zu anderen Mitgliedstaaten, die die gleiche Erkl&#228;rung abgegeben haben, die Justizbeh&#246;rden, bei denen das Auslieferungsverfahren anh&#228;ngig ist, unmittelbar um die in Art. 13 des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens vorgesehene Erg&#228;nzung der Unterlagen ersuchen k&#246;nnen. F&#252;r die Anforderung, die &#220;bermittlung und die Entgegennahme dieser erg&#228;nzenden Unterlagen sind in &#214;sterreich die Landesgerichte zust&#228;ndig. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> &#220;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung wegen der weiteren mindestens 16 bis zum 07. September 2001 erfolgten Containerlieferungen entscheidet der Senat erst, nachdem dem Landesgericht K. Gelegenheit gegeben worden ist, erg&#228;nzende Unterlagen hier&#252;ber zu &#252;bermitteln, insbesondere dar&#252;ber, an welchen Tagen und auf welchen Wegen die Lieferungen erfolgt sind und was sich zum Inhalt der jeweiligen Container ergeben hat (&#167; 30 IRG i.V. mit Art. 13 EuAl&#220;bk i.V. mit Art. 14 EU-Ausl&#220;bk). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Die Notwendigkeit einer noch weiteren Konkretisierung der mindestens 16 Lieferungen ergibt sich aus dem Spezialit&#228;tsgrundsatz, auf dessen Beachtung der Verfolgte nicht verzichtet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> a) Der Spezialit&#228;tsgrundsatz besagt, dass der Verfolgte in dem Staat, in den er ausgeliefert wird, nur wegen der Tat oder der Taten verfolgt werden darf, wegen derer die Auslieferung bewilligt worden ist; nur wenn dies gew&#228;hrleistet ist, darf die Auslieferung f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt werden (vgl. &#167; 11 IRG, Art. 14 EuAl&#220;bk). Art. VII des Vertrages vom 31. Januar 1972 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik &#214;sterreich &#252;ber die Erg&#228;nzung des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens (A-ErgV EuAl&#220;bk) und Art. 10 EU-Ausl&#220;bk lockern den Spezialit&#228;tsgrundsatz nur in &#8211; hier nicht interessierenden &#8211; Randbereichen. Die Folge hiervon ist, dass eine Auslieferung im Grundsatz nur &#8222;tatscharf&#8220; f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt werden kann. Liegt oder liegen einem Auslieferungsuntersuchen keine hinreichend bestimmte Tat oder bestimmten Taten zugrunde, so ist es dem Oberlandesgericht verwehrt, die Auslieferung f&#252;r zul&#228;ssig zu erkl&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> b) Die zumindest 16 weiteren Lieferungen sind bislang nicht hinreichend konkretisiert und individualisiert. </td></tr></table> <table><tr><td>.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> aa) Nach derzeitigem Erkenntnisstand muss davon ausgegangen werden, dass jede der zumindest 16 weiteren Lieferungen eine selbst&#228;ndige Tat im materiell-rechtlichen wie prozessualen Sinne darstellt. Tateinheit kraft Fortsetzungszusammenhanges gibt es bei Abgabendelikten nicht mehr (BGHSt 40, 195); eine tatbestandliche Bewertungseinheit ist nicht ersichtlich. Auch unabh&#228;ngig von der Frage der Tateinheit oder -mehrheit ist bei Serientaten anerkannt, dass die Einzeltaten so konkret und individualisiert umschrieben werden, dass sich hieraus die Verwirklichung des objektiven und subjektiven Deliktstatbestandes jeweils nachpr&#252;fbar ergibt (BGHSt 40, 138 [159, 161]). Nur wenn eine Individualisierung der Einzeltaten nach Tatzeit, Tatort und Geschehensablauf auf un&#252;berwindbare Schwierigkeiten st&#246;&#223;t, gen&#252;gt es, einen bestimmten Tatzeitraum, die Grundz&#252;ge der Art und Weise der Tatbegehung und eine (H&#246;chst-) Zahl der einzelnen Taten anzugeben (BGHSt 40, 138 [161] und 44 [46 f.]). Grund hierf&#252;r ist, dass ansonsten die Gefahr der Beeintr&#228;chtigung der Verteidigung des Angeklagten durch vage, unbestimmte Vorw&#252;rfe droht und der Umfang der Rechtkraft ebenso unklar wird wie die Antwort auf die Frage, ob sich das Urteil im Rahmen der von der Anklage gezogenen Grenzen h&#228;lt. Eine unzureichend bestimmte Anklage ist deshalb unwirksam. Diese f&#252;r das innerdeutsche Strafverfahren entwickelten Ma&#223;st&#228;be sind um des Spezialit&#228;tsgrundsatzes willen auf das Auslieferungsverfahren zu &#252;bertragen. Ansonsten besteht die Gefahr der Aush&#246;hlung dieses Grundsatzes, und die Antwort auf die Frage, ob sich die Strafverfolgung im ersuchenden Staat im Rahmen der Auslieferungsbewilligung des ersuchten Staates h&#228;lt, wird unklar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> bb) Dem Senat erschlie&#223;t sich nicht, warum es auf un&#252;berwindbare Schwierigkeiten sto&#223;en soll, die weiteren zumindest 16 Containerlieferungen nach Containernummer, Lieferungsdatum, Lieferweg und (ggf. vermuteten) Inhalt so zu konkretisieren und zu identifizieren wie die erste Lieferung. Im &#252;brigen h&#228;lt der Senat die (...) Methode, die erste Lieferung ohne weiteres auf die zumindest 16 weiteren Lieferungen &#8222;hochzurechnen&#8220;, f&#252;r fragw&#252;rdig, auch im Rahmen eines Auslieferungsverfahrens, in dem eine Schuldverdachtspr&#252;fung im Grundsatz nicht stattfindet (vgl. &#167; 10 Abs. 2 IRG). Vielmehr entnimmt der Senat dem Zwischenbericht des Hauptzollamts, dass es durchaus konkrete und benennbare Anhaltspunkte z.B. in Gestalt von Ungereimtheiten beim Containergewicht daf&#252;r gibt, dass mit konkreten und benennbaren Lieferungen Zigaretten in einem konkreten und benennbaren Umfange geschmuggelt worden sind. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Ersuchen um &#220;bermittlung erg&#228;nzender Unterlagen kann die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart unmittelbar an das Landesgericht K. stellen, und dieses kann das Ersuchen unmittelbar erledigen; der Gesch&#228;ftsweg &#252;ber die jeweiligen (Justiz-) Ministerien entf&#228;llt. Denn seit dem 11. Juli 2001 ist zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik &#214;sterreich das EU-Ausl&#220;bk vorl&#228;ufig anwendbar. Dessen Art. 14 l&#228;sst den unmittelbaren Gesch&#228;ftsweg von Justizbeh&#246;rde zu Justizbeh&#246;rde nach Ma&#223;gabe der jeweiligen Erkl&#228;rungen der jeweiligen Mitgliedstaaten zu. Die Bundesrepublik Deutschland hat insoweit erkl&#228;rt, dass in den Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu anderen Mitgliedstaaten, die die gleiche Erkl&#228;rung abgegeben haben, Ersuchen um Erg&#228;nzung der Unterlagen gem&#228;&#223; Artikel 13 des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens unmittelbar zwischen den zust&#228;ndigen Justizbeh&#246;rden oder anderen zust&#228;ndigen Beh&#246;rden &#252;bermittelt und beantwortet werden k&#246;nnen. Soweit die Bundesrepublik Deutschland der um Auslieferung ersuchte Staat ist, sind f&#252;r Anforderung und Entgegennahme erg&#228;nzender Unterlagen die Staatsanwaltschaften bei den Oberlandesgerichten zust&#228;ndig. Das Ersuchen um Auskunft ist unmittelbar an die Strafverfolgungsbeh&#246;rde zu richten, welche die Auslieferung im Einzelfall betreibt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Republik &#214;sterreich hat erkl&#228;rt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> dass in ihren Beziehungen zu anderen Mitgliedstaaten, die die gleiche Erkl&#228;rung abgegeben haben, die Justizbeh&#246;rden, bei denen das Auslieferungsverfahren anh&#228;ngig ist, unmittelbar um die in Art. 13 des Europ&#228;ischen Auslieferungs&#252;bereinkommens vorgesehene Erg&#228;nzung der Unterlagen ersuchen k&#246;nnen. F&#252;r die Anforderung, die &#220;bermittlung und die Entgegennahme dieser erg&#228;nzenden Unterlagen sind in &#214;sterreich die Landesgerichte zust&#228;ndig. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,287
lg-hechingen-2003-02-14-3-s-8002
{ "id": 132, "name": "Landgericht Hechingen", "slug": "lg-hechingen", "city": 37, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 S 80/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:28
2019-01-17T11:52:10
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p> <strong>1.</strong> Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts Balingen vom 14. August 2002 </p> <p/> <p> <strong>abge&#228;ndert.</strong> </p> <p/> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 3.340,80 EUR nebst Zinsen hieraus in H&#246;he von 5 % &#252;ber dem Basiszinssatz seit 7.4.2002 sowie 19,12 EUR vorgerichtlicher Auslagen zu bezahlen.</p> <p/> <p> <strong>2.</strong> Die Kosten des Rechtsstreits in beiden Rechtsz&#252;gen tr&#228;gt der Beklagte. </p> <p/> <p> <strong>3.</strong> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p/> <p> <strong>4.</strong> Die Revision wird nicht zugelassen. </p> <p/> <p> <strong>Streitwert der Berufung: 3.340,80 EUR</strong> </p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/><strong>1.</strong> Der Beklagte wollte die von ihm bewohnte, nach seinem Auszug leerstehende und unvermietete Doppelhaush&#228;lfte in der S stra&#223;e ..., W, verkaufen. Er hat mit dem Kl&#228;ger den Verk&#228;ufer-Maklervertrag vom 22.1.2002 abgeschlossen. Nach erfolgreicher Vermittlung steht dem Kl&#228;ger die vereinbarte Verg&#252;tung von 3.340,80 EUR zu. Der Beklagte wendet lediglich ein, der Maklervertrag sei ein Haust&#252;rgesch&#228;ft, weshalb er, mangels Belehrung rechtzeitig, widerrufen habe. Im &#252;brigen wird auf das angefochtene Urteil Bezug genommen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/><strong>2.</strong> Diese Rechtsverteidigung des Beklagten hat keinen Erfolg.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/><strong>a)</strong> Aufgrund der Aussage der Zeugin K steht fest, dass die Vertragsanbahnung und schlie&#223;lich auch die Unterzeichnung des schriftlichen Maklervertrages in der Doppelhaush&#228;lfte stattgefunden hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/><strong>b)</strong> Bei der Doppelhaush&#228;lfte handelt es sich nicht um eine Privatwohnung im Sinne des &#167; 312 Abs. 1 Nr. 1 BGB, mithin war der Maklervertrag kein dem Widerrufsrecht unterliegendes Haust&#252;rgesch&#228;ft. (Die anderen in dieser Vorschrift genannten Tatbestandsvoraussetzungen, die den Maklervertrag zu einem Haust&#252;rgesch&#228;ft qualifizieren k&#246;nnten, sind ersichtlich nicht erf&#252;llt; der vorausgehende Telefonanruf, der in der Wohnung des Beklagten in B entgegengenommen wurde, begr&#252;ndet kein Haust&#252;rgesch&#228;ft, auch wenn der Kl&#228;ger dabei schon begonnen haben sollte, auf den Abschluss eines Verk&#228;ufermaklervertrages mit dem Beklagten hinzuwirken.)</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Durch das Widerrufsrecht gem&#228;&#223; &#167; 312 BGB soll sich der Verbraucher von einem Vertrag l&#246;sen k&#246;nnen, wenn er bei dem Vertragsschluss in seiner Entscheidungsfreiheit beeintr&#228;chtigt war, weil er auf ein werbem&#228;&#223;iges Ansprechen nicht eingestellt war und die Umkehrm&#246;glichkeit (und die durch diese er&#246;ffnete Gelegenheit zu weiterer &#220;berlegung) wie in einem Ladengesch&#228;ft nicht hatte. Statuiert ist das Widerrufsrecht allerdings nicht generell, sondern nur in den enumerativ aufgef&#252;hrten &#228;u&#223;eren "Haust&#252;rsituationen" des &#167; 312 Abs. 1 BGB, in denen die genannte Beeintr&#228;chtigung typischerweise gegeben ist. Dieser Gesetzeszweck schlie&#223;t es aus, dass f&#252;r den Begriff der Privat<strong>wohnung</strong> auf die bauliche Gestaltung der R&#228;ume abzustellen ist. Dass der Verbraucher gegen&#252;ber dem Betreiben des Vertragsschlusses durch den Unternehmer situationsbedingt nicht hinreichend gewappnet ist, beruht vielmehr auf der Nutzung des Ortes der Vertragsanbahnung als Wohnung, die erst die Privatsph&#228;re erzeugt. In der nach dem Auszug des Beklagten leerger&#228;umten, unvermieteten, als Verkaufsobjekt betretenen Doppelhaush&#228;lfte entsteht eine solche Situation nicht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/><strong>c)</strong> Eine Umgehung im Sinne des &#167; 312 f Abs. 2 BGB liegt nicht vor. Nach dieser Vorschrift sind die Vorschriften der &#167;&#167; 312 ff BGB, vorbehaltlich einer anderen Bestimmung, auch anzuwenden, wenn sie durch anderweitige Gestaltungen umgangen werden. Nach einer engeren Auffassung w&#252;rde dies im Streitfall einen jedenfalls entfernten Bezug zu einer Wohnnutzung des Ortes voraussetzen, an dem der Kl&#228;ger an den Beklagten wegen des Verk&#228;ufermaklervertrags herangetreten ist. So ist beim werbem&#228;&#223;igen Ansprechen des Verbrauchers in einer Hotelhalle darauf abgestellt worden, dass dieser als Hotelgast im Anwesen "wohne" (OLG Frankfurt/Main, NJW 1994, 1806). An einer Wohnnutzung der Doppelhaush&#228;lfte fehlt es aber, wie dargelegt, vollst&#228;ndig.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Nach einer weniger engen Auffassung ist jeder Ort tatbestandsm&#228;&#223;ig, der vom <strong>Unternehmer</strong> gew&#228;hlt wird und geeignet ist, die oben bezeichnete Beeintr&#228;chtigung der Entschlussfreiheit des Verbrauchers herbeizuf&#252;hren (vgl. OLG Zweibr&#252;cken, NJW 1995, 140). An einer derartigen Ortsbestimmung durch den Kl&#228;ger fehlt es im Streitfall. Die Besichtigung der und der Aufenthalt in der Doppelhaush&#228;lfte waren durch die Eigenart des Vertragsgegenstandes und durch die gleichzeitige T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers als K&#228;ufermakler vorgegeben. Der Kl&#228;ger hatte insoweit keinen Handlungsspielraum, den er zur Herbeif&#252;hrung einer "haust&#252;r&#228;hnlichen" Situation h&#228;tte ausnutzen k&#246;nnen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/><strong>3.</strong> Es wurden die gesetzlichen Verzugszinsen zugesprochen, deren Voraussetzungen unstreitig sind.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/><strong>4.</strong> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10 analog, 713 ZPO.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/><strong>5.</strong> Die Voraussetzungen f&#252;r eine Zulassung der Revision (&#167; 543 Abs. 2 ZPO) liegen nicht vor.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,288
olgstut-2003-02-14-3-ws-1102
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ws 11/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:29
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Verurteilte war 1992 in K. (Republik Polen) an einen Verkehrsunfall beteiligt, bei dem er und sein Mitfahrer erheblich verletzt und die vier Insassen des anderen unfallbeteiligten Wagens get&#246;tet wurden. Gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 150.000,- DM kam der Verurteilte auf freien Fu&#223;. Nach mehrj&#228;hrigem Verfahren wurde er 1999 vom Rayonsgericht S. (Republik Polen) in Abwesenheit rechtskr&#228;ftig zu einer nicht zur Bew&#228;hrung ausgesetzten Freiheitsstrafe von 2 Jahren wegen Verletzung der Grunds&#228;tze der Sicherheit im Verkehr mit Todesfolge &#8211; hierf&#252;r droht Art. 177 Abs. 2 poln. StGB Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 8 Jahren an &#8211; verurteilt. Bereits 1997 hatte das Rayonsgericht die Sicherheit in H&#246;he von 100.000,- DM f&#252;r verfallen erkl&#228;rt, da der Verurteilte den Ladungen keine Folge mehr leistete. Nachdem das polnischen Justizministerium um Vollstreckungs&#252;bernahme ersuchte, hat das LG Ellwangen das Urteil des Rayonsgerichts f&#252;r im Inland vollstreckbar erkl&#228;rt und die polnische Strafe in eine nicht zur Bew&#228;hrung ausgesetzte Freiheitsstrafe von 2 Jahren umgewandelt. Dagegen hat der Verteidiger sofortige Beschwerde eingelegt. Kurz darauf ist der Verurteilte bei einem Verkehrsunfall gestorben. Nunmehr hat der Senat das Verfahren eingestellt und die Kosten des Verfahrens, nicht aber die notwendigen Auslagen des Verurteilten, der Staatskasse auferlegt. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> I. (...) Das Verfahren ist gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 206 a StPO einzustellen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Stirbt der Angeklagte bzw. Betroffene w&#228;hrend eines anh&#228;ngigen <span style="text-decoration:underline">Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahrens</span> und tritt somit ein Verfahrenshindernis ein, so endet das Verfahren nicht &#8222;ohne weiteres von selbst&#8220; (so aber noch BGHSt 34, 184 mit abl. Anm. K&#252;hl NStZ 1987, 338). Vielmehr muss ein einmal eingeleitetes Verfahren aus Gr&#252;nden der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit und, um gerechte Nebenentscheidungen zu erm&#246;glichen, durch f&#246;rmlichen Einstellungsbeschluss gem. &#167; 206 a StPO zu einem ordnungsgem&#228;&#223;en Abschluss gebracht werden (BGHSt 45, 108; BGH NStZ-RR 2002, 262 unter Nr. 21; OLG Celle NJW 2002, 3720; OLG Frankfurt a.M. NStZ-RR 2002, 246; Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Aufl., &#167; 206 a Rdn. 8; alle mit weit. Nachw.). Gem. &#167; 77 IRG gilt dies sinngem&#228;&#223;, wenn ein im Ausland Verurteilter w&#228;hrend eines anh&#228;ngigen Verfahrens der Vollstreckbarerkl&#228;rung des ausl&#228;ndischen Erkenntnisses gem. &#167;&#167; 54, 55 IRG ( <span style="text-decoration:underline">Exequaturverfahren</span> ) verstirbt. Eine Vollstreckung gegen Tote findet nach dem ma&#223;geblichen (vgl. &#167; 49 Abs. 3 IRG) deutschen Recht nicht statt. Deshalb ist der Tod des Verurteilten nicht nur im Erkenntnis-, sondern auch im Vollstreckungsverfahren Verfahrenshindernis. Nichts anderes kann f&#252;r das zwischen Erkenntnis und Vollstreckung angesiedelte, auf eine Vollstreckbarerkl&#228;rung zielende Exequaturverfahren gelten. Dieses Verfahren &#8222;ohne weiteres von selbst&#8220; enden zu lassen, wenn der im Ausland Verurteilte stirbt, begegnet denselben Bedenken wie bei inl&#228;ndischen Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> II. Gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 1 StPO fallen die Kosten des Verfahrens (Geb&#252;hren und Auslagen der Staatskasse) der Staatskasse zur Last. Jedoch hat der Senat gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO davon abgesehen, die notwendigen Auslagen des Verurteilten der Staatskasse aufzuerlegen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 1. Wird ein Exequaturverfahren eingestellt, weil ein Verfahrenshindernis eingetreten, insbesondere der im Ausland Verurteilte gestorben ist, so erlaubt &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO, den Auslagenersatz zu versagen, wenn keine Umst&#228;nde erkennbar sind, die ernsthaft in Frage stellen, dass das ausl&#228;ndische Erkenntnis h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen. Auf &#8222;Schuldspruchreife&#8220; oder &#8222;erheblichen Tatverdacht&#8220; kommt es nicht an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> a) Bei der Anwendung des &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO <span style="text-decoration:underline">in Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahren</span> ist allerdings anerkannt, dass die Vorschrift nach dem Willen des Gesetzgebers und mit Blick auf die im Rechtsstaatsprinzip wurzelnde und in Art. 6 Abs. 2 MRK verankerte Unschuldsvermutung auf Ausnahmef&#228;lle beschr&#228;nkt werden muss (BGHSt 45, 108 [116] mit Nachw.). Daher wird teilweise verlangt, dass zum Zeitpunkt des Eintritts des Verfahrenshindernisses &#8222;Schuldspruchreife&#8220; vorliegt, w&#228;hrend die neuere Rechtsprechung gen&#252;gen l&#228;sst, dass nach weitgehender Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung ein auf die bisherige Beweisaufnahme gest&#252;tzter &#8222;erheblicher Tatverdacht&#8220; besteht und keine Umst&#228;nde erkennbar sind, die bei unterstellter Fortf&#252;hrung der Hauptverhandlung die Verdichtung des Tatverdachts zur prozessordnungsgem&#228;&#223;en Feststellung der Tatschuld in Frage stellen w&#252;rden (BGH NStZ 2000, 330 [331] mit Anm. Hilger; OLG Frankfurt a.M. NStZ-RR 2002, 246; je mit weit. Nachw.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> b) Im <span style="text-decoration:underline">Exequaturverfahren</span> ist &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO jedoch nur sinngem&#228;&#223; anzuwenden. Ein rechtskr&#228;ftiges ausl&#228;ndisches Erkenntnis liegt bereits vor. Es widerlegt im Ausland die Unschuldsvermutung und wird im Inland insoweit anerkannt, als die Schuldfrage im Exequaturverfahren im Grundsatz nicht nachgepr&#252;ft wird (s. nur Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., vor &#167; 48 Rdn. 9; Vogler, in: Gr&#252;tzner/P&#246;tz-Vogler/Wilkitzki, IRG-Kommentar, 2. Aufl., vor &#167; 48 Rdn. 32). Deshalb kommt es bei der sinngem&#228;&#223;en Anwendung des &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO allein darauf an, ob das ausl&#228;ndische Erkenntnis <span style="text-decoration:underline">nur</span> wegen des Verfahrenshindernisses nicht f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt wird. Sind keine Umst&#228;nde erkennbar, die ernsthaft in Frage stellen, dass das ausl&#228;ndische Erkenntnis h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen, so steht die Unschuldsvermutung nicht entgegen, dem im Ausland bereits rechtskr&#228;ftig Verurteilten im Inland nachteilige Folgen aufzuerlegen, jedenfalls soweit diese Folgen nicht selbst Strafcharakter aufweisen. Bei der blo&#223;e Versagung von Auslagenersatz ist dies nicht der Fall (BGH NStZ 2000, 330 [331 unter III. 3. b] [5]). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> 2. Das Urteil des Rayonsgerichts S. (...) h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> a) Der Vollstreckungshilfeverkehr mit der Republik Polen richtet sich derzeit nach &#167;&#167; 48 ff. IRG i.V. mit dem im bilateralen Verh&#228;ltnis seit 01.03.1995 anwendbaren &#220;berst&#220;bk. Die sich hieraus ergebenden Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen w&#228;ren gegeben gewesen. Insbesondere war das vollst&#228;ndig vorgelegte Urteil des Rayonsgerichts S. rechtskr&#228;ftig und vollstreckbar (&#167;&#167; 48 Satz 1, 49 Abs. 1 Nr. 1 IRG). Es bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass das polnische Abwesenheitsverfahren den in der Rechtsprechung hierzu entwickelten Anforderungen (s. zuletzt BGHSt 47, 120 = JZ 2002, 464 mit Anm. Vogel) nicht gen&#252;gt h&#228;tte (&#167; 49 Abs. 1 Nr. 2 IRG). Die vom Rayonsgericht S. festgestellte Tat w&#228;re nach deutschem Recht (...) strafbar und mit Freiheitsstrafe bis f&#252;nf Jahre bedroht gewesen (&#167; 49 Abs. 1 Nr. 3 IRG). Dass in der Bundesrepublik Deutschland Verfolgungsverj&#228;hrung eingetreten war, weshalb das hier gef&#252;hrte Ermittlungsverfahren gem. &#167; 170 Abs. 2 StPO eingestellt wurde, ist unerheblich (vgl. &#167; 49 Abs. 1 Nrn. 4, 5 i.V. mit &#167; 9 Nr. 1 IRG). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> b) Der Umstand, dass der Verurteilte Deutscher war und, da die Republik Polen noch kein Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union ist, nicht zur Strafvollstreckung h&#228;tte ausgeliefert werden k&#246;nnen (vgl. Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG), h&#228;tte der Vollstreckbarerkl&#228;rung nicht entgegengestanden. &#167;&#167; 48 ff. IRG und das &#220;berst&#220;bk verbieten die Vollstreckbarerkl&#228;rung ausl&#228;ndischer Erkenntnisse gegen eigene Staatsangeh&#246;rige nicht, sondern zielen darauf, dass die Vollstreckung solcher Erkenntnisse im Inland erfolge. Auch &#167; 7 Abs. 2 Nr. 1 StGB zeigt, dass Deutsche zwar gegen Auslieferung an das Ausland, nicht aber gegen Strafverfolgung und -vollstreckung im Inland wegen Auslandstaten gesch&#252;tzt sind. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> c) Schlie&#223;lich w&#228;re die Vollstreckbarerkl&#228;rung auch nicht an der H&#228;rte der Rechtsfolge gescheitert (vgl. &#167; 73 IRG). Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung (s. nur Senat NStZ-RR 2002, 180 = Justiz 2002, 250 mit Nachw.) wird Rechtshilfe erst unzul&#228;ssig, wenn die ausl&#228;ndische Rechtsfolge schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar ist; dass sie als hart oder sogar in hohem Ma&#223;e hart anzusehen ist, gen&#252;gt nicht. Eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren als Strafe f&#252;r eine fahrl&#228;ssige T&#246;tung von vier Menschen und fahrl&#228;ssige Verletzung eines weiteren Menschen kann auch dann nicht als schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar gelten, wenn Alkohol nicht im Spiel war und der selbst erheblich verletzte T&#228;ter nicht vorbestraft ist. Dass das Rayonsgericht S. die Vollstreckung nicht zur Bew&#228;hrung ausgesetzt hat, kann gleichfalls nicht als schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar gelten. Auch im deutschen Recht k&#246;nnen besonders schwere Tatfolgen Anlass zur Pr&#252;fung geben, ob die Vollstreckung zur Verteidigung der Rechtsordnung geboten ist (BGHSt 24, 40 [47]). Letztlich kann auch die zudem f&#252;r verfallen erkl&#228;rte Sicherheit in H&#246;he von 100.000,- DM &#8211; mag sie auch strafzumessungsrelevant in die Gesamtbelastung einzustellen gewesen sein &#8211; nicht dazu f&#252;hren, dass von einer schlechterdings unertr&#228;glichen, in keiner Weise mehr vertretbaren Rechtsfolge gesprochen werden muss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> 3. Vor diesem Hintergrund erachtet es der Senat als ungerecht, die Staatskasse mit den notwendigen Auslagen des Verurteilten zu belasten (vgl. Hilger, in: L&#246;we/Rosenberg, StPO, 25. Aufl., &#167; 467 Rdn. 56). Die Belastung der Erben h&#228;lt sich im Rahmen des Zumutbaren. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> I. (...) Das Verfahren ist gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 206 a StPO einzustellen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Stirbt der Angeklagte bzw. Betroffene w&#228;hrend eines anh&#228;ngigen <span style="text-decoration:underline">Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahrens</span> und tritt somit ein Verfahrenshindernis ein, so endet das Verfahren nicht &#8222;ohne weiteres von selbst&#8220; (so aber noch BGHSt 34, 184 mit abl. Anm. K&#252;hl NStZ 1987, 338). Vielmehr muss ein einmal eingeleitetes Verfahren aus Gr&#252;nden der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit und, um gerechte Nebenentscheidungen zu erm&#246;glichen, durch f&#246;rmlichen Einstellungsbeschluss gem. &#167; 206 a StPO zu einem ordnungsgem&#228;&#223;en Abschluss gebracht werden (BGHSt 45, 108; BGH NStZ-RR 2002, 262 unter Nr. 21; OLG Celle NJW 2002, 3720; OLG Frankfurt a.M. NStZ-RR 2002, 246; Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Aufl., &#167; 206 a Rdn. 8; alle mit weit. Nachw.). Gem. &#167; 77 IRG gilt dies sinngem&#228;&#223;, wenn ein im Ausland Verurteilter w&#228;hrend eines anh&#228;ngigen Verfahrens der Vollstreckbarerkl&#228;rung des ausl&#228;ndischen Erkenntnisses gem. &#167;&#167; 54, 55 IRG ( <span style="text-decoration:underline">Exequaturverfahren</span> ) verstirbt. Eine Vollstreckung gegen Tote findet nach dem ma&#223;geblichen (vgl. &#167; 49 Abs. 3 IRG) deutschen Recht nicht statt. Deshalb ist der Tod des Verurteilten nicht nur im Erkenntnis-, sondern auch im Vollstreckungsverfahren Verfahrenshindernis. Nichts anderes kann f&#252;r das zwischen Erkenntnis und Vollstreckung angesiedelte, auf eine Vollstreckbarerkl&#228;rung zielende Exequaturverfahren gelten. Dieses Verfahren &#8222;ohne weiteres von selbst&#8220; enden zu lassen, wenn der im Ausland Verurteilte stirbt, begegnet denselben Bedenken wie bei inl&#228;ndischen Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> II. Gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 1 StPO fallen die Kosten des Verfahrens (Geb&#252;hren und Auslagen der Staatskasse) der Staatskasse zur Last. Jedoch hat der Senat gem. &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO davon abgesehen, die notwendigen Auslagen des Verurteilten der Staatskasse aufzuerlegen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 1. Wird ein Exequaturverfahren eingestellt, weil ein Verfahrenshindernis eingetreten, insbesondere der im Ausland Verurteilte gestorben ist, so erlaubt &#167; 77 IRG i.V. mit &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO, den Auslagenersatz zu versagen, wenn keine Umst&#228;nde erkennbar sind, die ernsthaft in Frage stellen, dass das ausl&#228;ndische Erkenntnis h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen. Auf &#8222;Schuldspruchreife&#8220; oder &#8222;erheblichen Tatverdacht&#8220; kommt es nicht an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> a) Bei der Anwendung des &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO <span style="text-decoration:underline">in Straf- bzw. Bu&#223;geldverfahren</span> ist allerdings anerkannt, dass die Vorschrift nach dem Willen des Gesetzgebers und mit Blick auf die im Rechtsstaatsprinzip wurzelnde und in Art. 6 Abs. 2 MRK verankerte Unschuldsvermutung auf Ausnahmef&#228;lle beschr&#228;nkt werden muss (BGHSt 45, 108 [116] mit Nachw.). Daher wird teilweise verlangt, dass zum Zeitpunkt des Eintritts des Verfahrenshindernisses &#8222;Schuldspruchreife&#8220; vorliegt, w&#228;hrend die neuere Rechtsprechung gen&#252;gen l&#228;sst, dass nach weitgehender Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung ein auf die bisherige Beweisaufnahme gest&#252;tzter &#8222;erheblicher Tatverdacht&#8220; besteht und keine Umst&#228;nde erkennbar sind, die bei unterstellter Fortf&#252;hrung der Hauptverhandlung die Verdichtung des Tatverdachts zur prozessordnungsgem&#228;&#223;en Feststellung der Tatschuld in Frage stellen w&#252;rden (BGH NStZ 2000, 330 [331] mit Anm. Hilger; OLG Frankfurt a.M. NStZ-RR 2002, 246; je mit weit. Nachw.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> b) Im <span style="text-decoration:underline">Exequaturverfahren</span> ist &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO jedoch nur sinngem&#228;&#223; anzuwenden. Ein rechtskr&#228;ftiges ausl&#228;ndisches Erkenntnis liegt bereits vor. Es widerlegt im Ausland die Unschuldsvermutung und wird im Inland insoweit anerkannt, als die Schuldfrage im Exequaturverfahren im Grundsatz nicht nachgepr&#252;ft wird (s. nur Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., vor &#167; 48 Rdn. 9; Vogler, in: Gr&#252;tzner/P&#246;tz-Vogler/Wilkitzki, IRG-Kommentar, 2. Aufl., vor &#167; 48 Rdn. 32). Deshalb kommt es bei der sinngem&#228;&#223;en Anwendung des &#167; 467 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 StPO allein darauf an, ob das ausl&#228;ndische Erkenntnis <span style="text-decoration:underline">nur</span> wegen des Verfahrenshindernisses nicht f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt wird. Sind keine Umst&#228;nde erkennbar, die ernsthaft in Frage stellen, dass das ausl&#228;ndische Erkenntnis h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen, so steht die Unschuldsvermutung nicht entgegen, dem im Ausland bereits rechtskr&#228;ftig Verurteilten im Inland nachteilige Folgen aufzuerlegen, jedenfalls soweit diese Folgen nicht selbst Strafcharakter aufweisen. Bei der blo&#223;e Versagung von Auslagenersatz ist dies nicht der Fall (BGH NStZ 2000, 330 [331 unter III. 3. b] [5]). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> 2. Das Urteil des Rayonsgerichts S. (...) h&#228;tte f&#252;r vollstreckbar erkl&#228;rt werden m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> a) Der Vollstreckungshilfeverkehr mit der Republik Polen richtet sich derzeit nach &#167;&#167; 48 ff. IRG i.V. mit dem im bilateralen Verh&#228;ltnis seit 01.03.1995 anwendbaren &#220;berst&#220;bk. Die sich hieraus ergebenden Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen w&#228;ren gegeben gewesen. Insbesondere war das vollst&#228;ndig vorgelegte Urteil des Rayonsgerichts S. rechtskr&#228;ftig und vollstreckbar (&#167;&#167; 48 Satz 1, 49 Abs. 1 Nr. 1 IRG). Es bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass das polnische Abwesenheitsverfahren den in der Rechtsprechung hierzu entwickelten Anforderungen (s. zuletzt BGHSt 47, 120 = JZ 2002, 464 mit Anm. Vogel) nicht gen&#252;gt h&#228;tte (&#167; 49 Abs. 1 Nr. 2 IRG). Die vom Rayonsgericht S. festgestellte Tat w&#228;re nach deutschem Recht (...) strafbar und mit Freiheitsstrafe bis f&#252;nf Jahre bedroht gewesen (&#167; 49 Abs. 1 Nr. 3 IRG). Dass in der Bundesrepublik Deutschland Verfolgungsverj&#228;hrung eingetreten war, weshalb das hier gef&#252;hrte Ermittlungsverfahren gem. &#167; 170 Abs. 2 StPO eingestellt wurde, ist unerheblich (vgl. &#167; 49 Abs. 1 Nrn. 4, 5 i.V. mit &#167; 9 Nr. 1 IRG). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> b) Der Umstand, dass der Verurteilte Deutscher war und, da die Republik Polen noch kein Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union ist, nicht zur Strafvollstreckung h&#228;tte ausgeliefert werden k&#246;nnen (vgl. Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG), h&#228;tte der Vollstreckbarerkl&#228;rung nicht entgegengestanden. &#167;&#167; 48 ff. IRG und das &#220;berst&#220;bk verbieten die Vollstreckbarerkl&#228;rung ausl&#228;ndischer Erkenntnisse gegen eigene Staatsangeh&#246;rige nicht, sondern zielen darauf, dass die Vollstreckung solcher Erkenntnisse im Inland erfolge. Auch &#167; 7 Abs. 2 Nr. 1 StGB zeigt, dass Deutsche zwar gegen Auslieferung an das Ausland, nicht aber gegen Strafverfolgung und -vollstreckung im Inland wegen Auslandstaten gesch&#252;tzt sind. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> c) Schlie&#223;lich w&#228;re die Vollstreckbarerkl&#228;rung auch nicht an der H&#228;rte der Rechtsfolge gescheitert (vgl. &#167; 73 IRG). Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung (s. nur Senat NStZ-RR 2002, 180 = Justiz 2002, 250 mit Nachw.) wird Rechtshilfe erst unzul&#228;ssig, wenn die ausl&#228;ndische Rechtsfolge schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar ist; dass sie als hart oder sogar in hohem Ma&#223;e hart anzusehen ist, gen&#252;gt nicht. Eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren als Strafe f&#252;r eine fahrl&#228;ssige T&#246;tung von vier Menschen und fahrl&#228;ssige Verletzung eines weiteren Menschen kann auch dann nicht als schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar gelten, wenn Alkohol nicht im Spiel war und der selbst erheblich verletzte T&#228;ter nicht vorbestraft ist. Dass das Rayonsgericht S. die Vollstreckung nicht zur Bew&#228;hrung ausgesetzt hat, kann gleichfalls nicht als schlechterdings unertr&#228;glich und in keiner Weise mehr vertretbar gelten. Auch im deutschen Recht k&#246;nnen besonders schwere Tatfolgen Anlass zur Pr&#252;fung geben, ob die Vollstreckung zur Verteidigung der Rechtsordnung geboten ist (BGHSt 24, 40 [47]). Letztlich kann auch die zudem f&#252;r verfallen erkl&#228;rte Sicherheit in H&#246;he von 100.000,- DM &#8211; mag sie auch strafzumessungsrelevant in die Gesamtbelastung einzustellen gewesen sein &#8211; nicht dazu f&#252;hren, dass von einer schlechterdings unertr&#228;glichen, in keiner Weise mehr vertretbaren Rechtsfolge gesprochen werden muss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> 3. Vor diesem Hintergrund erachtet es der Senat als ungerecht, die Staatskasse mit den notwendigen Auslagen des Verurteilten zu belasten (vgl. Hilger, in: L&#246;we/Rosenberg, StPO, 25. Aufl., &#167; 467 Rdn. 56). Die Belastung der Erben h&#228;lt sich im Rahmen des Zumutbaren. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,289
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{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 VAs 4/2003; 4 VAs 4/03
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:30
2019-02-12T13:09:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Verurteilten auf gerichtliche Entscheidung gegen die Gnadenentscheidung des Justizministeriums Baden-W&#252;rttemberg vom 23. Januar 2003 wird als unzul&#228;ssig</p> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong>verworfen.</strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p/> <p>Der Gesch&#228;ftswert wird auf 300,00 Euro festgesetzt.</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Verurteilte begehrt mit seinem Antrag auf gerichtliche Entscheidung die Aufhebung einer Gnadenentscheidung des Justizministeriums Baden-W&#252;rttemberg, mit der einerseits ein Gnadenantrag hinsichtlich seiner Verurteilung vom Amtsgericht Rastatt vom 8. Januar 2001 abgelehnt und andererseits die gnadenweise durch Entscheidung vom 25. M&#228;rz 1996 gew&#228;hrte Aussetzung der Vollstreckung der durch das Amtsgericht Rastatt am 8. November 1995 ausgesprochenen Gesamtfreiheitsstrafe zur Bew&#228;hrung widerrufen worden sei. Er begr&#252;ndet dies damit, dass vor der verfahrensgegenst&#228;ndlichen Entscheidung vom 23. Januar 2003 keine Anh&#246;rung stattgefunden habe, und sieht darin einen Versto&#223; gegen Art. 103 GG. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Antrag erweist sich unter zwei Gesichtspunkten bereits als unzul&#228;ssig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>1.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Rechtsweg nach &#167; 23 EGGVG ist nicht er&#246;ffnet, soweit sich der Antrag gegen die Ablehnung der vom Antragsteller begehrten Gnadenentscheidung bez&#252;glich der Verurteilung vom Amtsgericht Rastatt vom 8. Januar 2001 richtet. Grunds&#228;tzlich sind ablehnende Gnadenentscheidungen einer gerichtlichen Nachpr&#252;fung entzogen (vgl. BVerfGE 25, 325 und die nachfolgende Rechtsprechung des BVerfG). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>2.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Soweit sich hingegen der Antrag gegen den Widerruf der Gnadenentscheidung des Justizministeriums vom 25. M&#228;rz 1996 richtet, gilt dies nicht (vgl. BVerfGE 30,108). Insofern gen&#252;gt allerdings der Antrag, insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung des Schriftsatzes des Antragstellers selbst vom 11. Februar 2003, nicht den Anforderungen des &#167; 24 Abs. 1 EGGVG. Erforderlich ist danach, dass der Antragsteller in seinem Antrag nicht nur geltend macht, durch die angegriffene Entscheidung in seinen Rechten verletzt zu sein, sondern dass er substantiiert einen Sachverhalt schildert, aus dem sich im Wege der Schl&#252;ssigkeitspr&#252;fung eine Rechtsverletzung feststellen l&#228;sst (KK, StPO, 4. Aufl., &#167; 24 EGGVG Rdnr. 1). Diesem Erfordernis wird der vorliegende Antrag nicht gerecht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Abgesehen davon, dass der Inhalt der einzelnen relevanten Entscheidungen, also insbesondere der zitierten Gnadenentscheidungen, nicht im Detail mitgeteilt wird, bleibt im Dunkeln, wer im Einzelnen welche Entscheidung getroffen hat. So hei&#223;t es im Ausgangsschriftsatz des Bevollm&#228;chtigten des Antragstellers vom 6. Februar 2003, die Gnadenentscheidungen seien vom Justizministerium getroffen worden. Der Antragsteller selbst teilt in seinem nachgeschobenen Schreiben mit, die Staatsanwaltschaft Baden-Baden habe die Bew&#228;hrung widerrufen, und an anderer Stelle, das Justizministerium berufe sich bei seiner Entscheidung vom 30. Januar 2003 (von der zuvor an keiner Stelle die Rede war) zur Begr&#252;ndung dieses Bew&#228;hrungswiderrufs auf das Ergebnis einer Anh&#246;rung vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe. Zudem findet nach &#167;&#167; 33 Abs. 2, 31 Abs. 3 Gnadenordnung eine vorherige Anh&#246;rung bei Widerruf einer Gnadenentscheidung nur statt, "sofern dies m&#246;glich ist und besondere Gr&#252;nde nicht entgegen stehen". Aus diesem Grunde w&#228;re ein Vortrag dar&#252;ber erforderlich gewesen, ob eine vorherige Anh&#246;rung vor der widerrufenden Gnadenentscheidung m&#246;glich gewesen w&#228;re, ob nicht gegebenenfalls besondere Gr&#252;nde entgegen standen bzw., ob eine Anh&#246;rung m&#246;glicherweise nachgeholt worden ist. Davon unabh&#228;ngig reicht es bei Geltendmachung einer Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r, der im vorliegenden Fall nur allgemein aus dem Rechtsstaatsprinzip abgeleitet werden k&#246;nnte, da Art. 103 GG nur das gerichtliche Verfahren betrifft, grunds&#228;tzlich nicht aus, dass der Antragsteller die aus seiner Sicht verletzten Grundrechte benennt, sondern er muss auch dartun, in welchen Punkten sich die behauptete Verletzung f&#252;r ihn nachteilig ausgewirkt hat und welchen anderen Ausgang das Verfahren bei hinreichender Beachtung seiner Rechte h&#228;tte nehmen k&#246;nnen (vgl. BVerfGE 28, 17, 19 f). Der Antragsteller fordert zwar ein faires Verfahren und r&#252;gt insoweit die Verletzung des Rechts auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs, er legt aber schon nicht dar, was er bei Beachtung seiner Rechte noch h&#228;tte vortragen wollen (vgl. dazu BVerfGE 82, 236, 257). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Ohne diese Mitteilungen ist dem Senat eine Schl&#252;ssigkeitspr&#252;fung, ob die Gnadenbeh&#246;rden rechtsfehlerfrei entschieden haben, nicht m&#246;glich. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>III.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die Festsetzung des Gesch&#228;ftswertes beruhen auf den &#167;&#167; 30 EGGVG, 30 KostO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,291
lg-mannheim-2003-02-14-8-o-39302
{ "id": 137, "name": "Landgericht Mannheim", "slug": "lg-mannheim", "city": 55, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 393/02
2003-02-14T00:00:00
2019-01-07T10:14:31
2019-01-17T11:52:10
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Es wird festgestellt, dass der Kreditvertrag Nr. 60936648 v. 7.12.1992 zwischen den Kl&#228;gern und der Beklagten &#252;ber einen Nennbetrag von 40.000,- DM unwirksam ist.</p> <p>2. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>3. Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des zu vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;ger verlangen Feststellung der Nichtigkeit bzw. hilfsweise der Unwirksamkeit eines mit der Beklagten am 07.12.1992 geschlossenen Kreditvertrages &#252;ber DM 40.000,-. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Kl&#228;ger erteilten in &#246;ffentlich beglaubigter Form gem. &#167;&#167; 129 BGB, 29 GBO (Urkunde der Notarin ES) einer H. &amp; K. Gesellschaft mbH (im Folgenden: Fa. H. &amp; K.) mit Sitz in H. einen Treuhandauftrag mit Vollmacht f&#252;r den Erwerb eines Anteils an einer "Immobilienfonds Einkaufs- und Gewerbezentrum H. GdbR" (Anlage K 1). Die der Fa. H.&amp; K. erteilte Vollmacht umfasste die uneingeschr&#228;nkte Vertretung der Kl&#228;ger bei der Durchf&#252;hrung des Treuhandvertrages und als Gesellschafter des Immobilienfonds sowie zur Verf&#252;gung &#252;ber die Gesellschaftsbeteiligung und die Liegenschaft. Die Vollmacht erstreckte sich auf den Abschluss aller Rechtsgesch&#228;fte im Zuge der Realisierung des Erwerbs des Immobilienanteils durch die Kl&#228;ger. Dar&#252;ber hinaus war die Fa. H. &amp; K. zur Vertretung der Kl&#228;ger gegen&#252;ber Gerichten jedweder Art, Beh&#246;rden und gegen&#252;ber jedem Dritten berechtigt. Wegen der weiteren Einzelheiten des Treuhandauftrages und der Vollmacht wird auf die Anlage K 1 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Bereits am 15.11.1992 unterzeichneten die Kl&#228;ger - jeweils an die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten (im folgenden: Beklagte) gerichtet - eine &#220;bermittlung der Daten an die SCHUFA und eine Erm&#228;chtigung zum Einzug von Forderungen durch Lastschriften (wegen der Einzelheiten vgl. Anlagen B 2 und 3). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Ebenfalls bereits am 15.11.1992 traten die Kl&#228;ger vorsorglich in Erwartung des abzuschlie&#223;enden Darlehensvertrages ihre Anspr&#252;che aus den bei der B.-Leben AG geschlossene Lebensversicherungen &#252;ber den Betrag von jeweils DM 12.000,- unter den Nummern 03070415 und 03070423 an die Beklagte ab (Anlagen B 4 und B 5). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Am 07.12.1992 schlossen die Kl&#228;ger, vertreten durch die Fa. H. &amp; K., mit der Beklagten den Kreditvertrag Nr. 60936648 &#252;ber DM 40.000,-. Es wurde ein Disagio in H&#246;he von DM 4.000,- vereinbart. Wegen der weiteren Einzelheiten des Kreditvertrages wird auf die Anlage K 2 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Am 23.12.1992 traten u.a. die Kl&#228;ger, vertreten durch die Fa. H. &amp; K., diese vertreten durch ihren Bevollm&#228;chtigten Rechtsanwalt K., "aufgrund erteilter Vollmacht" der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts unter dem Namen "Einkaufs- und Gewerbezentrum H. GdbR" bei (Anl. B1). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Am 23.12.1992 zahlte die Beklagte die Darlehensvaluta aufgrund einer Anweisung der Treuh&#228;nderin an die Fondsgesellschaft aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Kl&#228;ger sind der Auffassung, der Kreditvertrag mit der Beklagten sei unwirksam, denn die Beklagte habe sich an einer unerlaubten Rechtsbesorgung der Fa. H.&amp; K. beteiligt. Die Fa. H. &amp; K. habe - insoweit unstreitig - nicht &#252;ber eine Erlaubnis nach dem Rechtsberatungsgesetz verf&#252;gt. Die Beteiligung der Beklagten an der unerlaubten Rechtsberatung liege in der Pr&#252;fung der Finanzierung der Enderwerber im Vorfeld sowie der Erteilung einer grunds&#228;tzlichen Finanzierungszusage. Insoweit sei die zu den sog. Unfallhilfef&#228;llen ergangene Rechtsprechung auf den vorliegenden Fall anwendbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Der Kreditvertrag sei dar&#252;ber hinaus unwirksam, denn die der Fa. H. &amp; K. erteilte Treuhandvollmacht sei wegen Versto&#223;es gegen Art. 1 &#167; 1 RBerG nichtig. Der Kreditvertrag sei auch nicht unter Rechtsscheinsgesichtspunkten wirksam, denn der Beklagten habe die durch die Kl&#228;ger der Fa. H. und K. erteilte Vollmacht nicht im Original oder in notariell beurkundeter Ausfertigung vorgelegen. Ebenso wenig habe der Beklagten die Genehmigungserkl&#228;rung der Fa. H. &amp; K. in notarieller Ausfertigung vorgelegen. Letzteres w&#228;re aber erforderlich gewesen, denn die Wirksamkeit des Treuhandvertrages habe von der Genehmigung des durch die Kl&#228;ger gemachten Angebotes abgehangen. Im &#220;brigen ergebe sich der Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz auch aus der notariellen Urkunde selbst, weil die Vollmacht u.a. zur Vertretung gegen&#252;ber Gerichten erm&#228;chtigt habe. Eine solche Vertretungsberechtigung sei aber Rechtsanw&#228;lten vorbehalten, der Gesetzesversto&#223; ergebe sich somit aus der Urkunde. Auch aus diesem Grunde k&#246;nne sich die Beklagte nicht auf Rechtsscheinsgesichtspunkte berufen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Hinzu komme, dass die erteilte Vollmacht nicht die Bevollm&#228;chtigung zum Abschluss von Kreditvertr&#228;gen umfasst habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Aufrechnung der Beklagten und die in diesem Zusammenhang ausgef&#252;hrte Frage der Anwendbarkeit der Grunds&#228;tze &#252;ber die fehlerhafte Gesellschaft seien f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits v&#246;llig ohne Belang. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Kl&#228;ger beantragen: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Es wird festgestellt, dass der Kreditvertrag Nr. 60936648 vom 07.12.1992 zwischen den Kl&#228;gern und der Beklagten &#252;ber einen Nennbetrag von 20.000,00 DM unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Beklagte ist der Auffassung, der Darlehensvertrag sei wirksam. Der Kreditvertrag sei nicht deshalb unwirksam, weil sich die Beklagte an einer unerlaubten Rechtsbesorgung der Fa. H. &amp; K. beteiligt habe. Die Beklagte habe nur das f&#252;r eine Bank zur Finanzierung eines Darlehens &#220;bliche getan und die Finanzierungsm&#246;glichkeiten &#252;berpr&#252;ft. Eine dar&#252;ber hinausgehende Rechtsbesorgung sei von der Beklagten nicht erfolgt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Schlie&#223;lich ist die Beklagte der Auffassung, im vorliegenden Fall seien die Grunds&#228;tze der fehlerhaften Gesellschaft anzuwenden, da es sich um einen Beitritt zu einem Immobilienfonds gehandelt habe. Die Anwendung der Grunds&#228;tze &#252;ber die fehlerhafte Gesellschaft komme nicht nur dann in Betracht, wenn zun&#228;chst ein wirksamer Gesellschaftsbeitritt erfolgt sei. Vielmehr f&#252;hre jede Form der Unwirksamkeit des Vertragsabschlusses im Hinblick auf die Gesellschaftsgr&#252;ndung oder einen Beitritt zu der Gesellschaft zur Anwendbarkeit der Regeln &#252;ber die fehlerhafte Gesellschaft. Von diesen Grunds&#228;tzen sei in vorliegendem Fall nicht abzuweichen, weil die M&#228;ngel des Gesellschaftsvertrages nicht so schwerwiegend seien, dass eine wirksame Gesellschaft nicht fingiert werden k&#246;nne. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Daraus folge, dass die Kl&#228;ger zun&#228;chst eine wirksame Einlageschuld durch ihren Immobilienfondsbeitritt begr&#252;ndet h&#228;tten, die mit Hilfe des streitgegenst&#228;ndlichen Darlehens der Beklagten getilgt worden sei. Die Kl&#228;ger h&#228;tten somit Befreiung von ihrer Einlageschuld durch die Auszahlung der Darlehensvaluta erlangt. Diese Befreiung begr&#252;nde einen bereicherungsrechtlichen Gegenanspruch der Beklagten, mit dem sie gegen&#252;ber dem Klageanspruch aufrechnen k&#246;nne. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Beklagte hat mit Schriftsatz vom 11.12.2002 der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts unter dem Namen Einkaufs- und Gewerbezentrum H. GdbR, vertreten durch die G. Immobilien-GmbH, diese vertreten durch ihren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, den Streit verk&#252;ndet. Die Streitverk&#252;ndete ist dem Rechtsstreit nicht beigetreten. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist das f&#252;r den Klageantrag Ziffer 1 erforderliche besondere Feststellungsinteresse gem&#228;&#223; &#167; 256 Abs. 1 ZPO gegeben. Zwar fehlt dieses regelm&#228;&#223;ig, wenn bereits auf Leistung geklagt werden kann. Im vorliegenden Fall hat die Beklagte jedoch bereits in der G&#252;teverhandlung und auch in den weiteren bei der Kammer anh&#228;ngigen Rechtsstreiten 8 O 394/02 und 8 O 272/02 deutlich gemacht, dass sie die f&#252;r die R&#252;ckforderungsproblematik von ihr aufgeworfene Problematik des sog. faktischen Gesellschaftsverh&#228;ltnisses h&#246;chstrichterlich &#252;berpr&#252;fen lassen will. Insoweit w&#252;rde die von vornherein mit einbezogene R&#252;ckabwicklung im Falle der Klagstattgebung zu einer prozessun&#246;konomischen Vielzahl von Rechtsmitteln f&#252;hren, was wegen des Kostenrisikos auch nicht im Interesse der Beklagten sein kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Im &#220;brigen haben die Kl&#228;ger ein Interesse daran zu wissen, ob sie den Darlehensvertrag weiter bedienen m&#252;ssen bzw., ob insoweit die Gefahr der Beanspruchung ihrerseits durch die Beklagte besteht. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die Klage ist auch begr&#252;ndet. Die Kl&#228;ger haben Anspruch auf Feststellung, dass der mit der Beklagten geschlossene Darlehensvertrag unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> 1. Der Darlehensvertrag ist allerdings nicht schon deshalb nichtig, weil sich die Beklagte an einer unerlaubten Rechtsbesorgung der Fa. H. &amp; K. beteiligt h&#228;tte. Soweit die Kl&#228;ger der Beklagten vorwerfen, durch die Pr&#252;fung der Finanzierung der Enderwerber im Vorfeld sowie durch die Erteilung einer grunds&#228;tzlichen Finanzierungszusage habe sich die Beklagte an einer unerlaubten Rechtsbesorgung beteiligt, weist die Beklagte zu Recht darauf hin, dass sie lediglich das f&#252;r eine Bank zur Finanzierung &#220;bliche getan hat. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger ist der vorliegende Fall auch nicht mit den sog. Unfallhilfef&#228;llen vergleichbar, in denen solche Darlehensvertr&#228;ge von Banken mit Unfallopfern f&#252;r nichtig erkl&#228;rt wurden, bei denen die Darlehen gegen Abtretung aller Ersatzanspr&#252;che aus den Unf&#228;llen zur Finanzierung unfallbedingter Aufwendungen gew&#228;hrt wurden und die Banken in organisiertem Zusammenwirken mit anderen Beteiligten (Mietwagenunternehmen, Rechtsanw&#228;lte) ein Verfahren betrieben, das auf die vollst&#228;ndige Entlastung der Gesch&#228;digten von der gesamten Schadensabwicklung hinaus lief (BGH WM 1978, 1062). Eine derart enge Zusammenarbeit, die die T&#228;tigkeit der Beklagten als Beteiligung an einer unerlaubten Rechtsbesorgung anzusehen rechtfertigen w&#252;rde, liegt in der reinen Pr&#252;fung der Finanzierung des Objektes nicht vor. Insoweit ist der vorliegende Fall eher vergleichbar mit den F&#228;llen einer st&#228;ndigen Zusammenarbeit zwischen einem Kreditvermittler und der Bank, der gleichfalls nicht grunds&#228;tzlich den Vorwurf der Beteiligung der Bank an einer unerlaubten Rechtsbesorgung des Vermittlers rechtfertigt (BGH WM 1998, 923). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> 2. Der mit der Fa. H. &amp; K. geschlossene Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag ist jedoch wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz unwirksam. Dieser Versto&#223; f&#252;hrt auch zur Nichtigkeit der der Fa. H.&amp; K. erteilten Vollmacht. Die Fa. H. &amp; K. konnte mithin die Kl&#228;ger bei Abschluss des Darlehensvertrages mit der Beklagten nicht wirksam vertreten, weshalb der Darlehensvertrag unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> a) Nach Art. 1 &#167; 1 Abs. 1 RBerG darf die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ig nur von Personen betrieben werden, denen dazu von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde die Erlaubnis erteilt wurde. Dies gilt insbesondere f&#252;r denjenigen, der ausschlie&#223;lich und haupts&#228;chlich die rechtliche Abwicklung eines Grundst&#252;ckserwerbs im Rahmen eines Bautr&#228;germodells f&#252;r den Erwerber besorgt. Etwas anderes gilt auch nicht deshalb, weil in vorliegendem Fall nicht ein Grundst&#252;ck, sondern der Anteil an einem Immobilienfonds seitens der Kl&#228;ger erworben werden sollte. Auch in diesem Fall ging es um rechtsbesorgende T&#228;tigkeiten der Fa. H. &amp; K. beim Abschluss der f&#252;r den Erwerb des Immobilienfondsanteiles erforderlichen Vertr&#228;ge. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Der Ausnahmetatbestand des Art. 1 &#167; 5 Nr. 3 RBerG greift nicht ein. Gem&#228;&#223; Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 RBerG d&#252;rfen kaufm&#228;nnische oder sonstige gewerbliche Unternehmer ohne Erlaubnis nach Art. 1 &#167; 1 RBerG f&#252;r ihre Kunden rechtliche Angelegenheiten erledigen, die mit einem Gesch&#228;ft ihres Gewerbebetriebes in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Voraussetzung ist mithin, dass der Unternehmer in erster Linie ein zu seiner eigentlichen T&#228;tigkeit geh&#246;rendes Hauptgesch&#228;ft besorgt, welches keine Rechtsbesorgung darstellt und ein notwendiges Hilfsgesch&#228;ft, das erlaubnispflichtig ist. Nachdem der Firma H. &amp; K. aber nicht etwa auch ein Steuerberatungsmandat durch die Kl&#228;ger erteilt worden ist, die vereinbarte T&#228;tigkeit im Zusammenhang mit dem Erwerb des Immobilienfondsanteils vielmehr das eigentliche Hauptgesch&#228;ft gewesen ist, greift der Ausnahmetatbestand des Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 RBerG nicht ein (vgl. BGH WM 2001, 2260, 2261; vgl. auch BVerfG ZIP 2002, 2048, BGH BB 2002, 1510; BGH NJW 2002, 2599-2602). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Dass es sich bei der Fa. H. &amp; K. um eine Rechtsanwaltsgesellschaft i.S. von &#167; 3 RBerG gehandelt habe, ist ebenfalls nicht dargetan (s. auch das vorgelegte Protokoll v. 10.7.2002 i.S.v. J. ./. S. - Anl. K3 -, ausweislich dessen eine entsprechende Frage ausdr&#252;cklich verneint wurde). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Angesichts der eigenen Rechtspers&#246;nlichkeit der Fa. H. &amp; K. kann die Beklagte auch aus dem Umstand, dass Rechtsanwalt K. f&#252;r diese Firma gehandelt hat, nichts zu ihren Gunsten herleiten, da nicht ihm sondern der Firma die Vollmacht erteilt worden ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> b) Der Darlehensvertrag ist auch nicht unter Rechtsscheinsgesichtspunkten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 171 bis 173 BGB wirksam geworden, denn unstreitig hat der Beklagten bei Abschluss des Darlehensvertrages die der Firma H. &amp; K. erteilte Vollmacht weder im Original noch in notariell beurkundeter Ausfertigung vorgelegen (BGH NJW 1988, 697). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Entgegen der Auffassung der Beklagten ist der Darlehensvertrag auch nicht nach den Grunds&#228;tzen der Duldungsvollmacht wirksam. Eine nicht wirksam erteilte Vollmacht kann auch &#252;ber die in &#167;&#167; 171 bis 173 BGB geregelten F&#228;lle hinaus nach den Grunds&#228;tzen der Duldungsvollmacht wirksam sein, wenn es der Vertretene wissentlich geschehen l&#228;sst, dass ein anderer f&#252;r ihn als Vertreter t&#228;tig wird und der Vertragspartner dieses Dulden dahingehend versteht und nach Treu und Glauben auch so verstehen darf, dass der als Vertreter Handelnde bevollm&#228;chtigt ist. Mithin kommen nur solche Umst&#228;nde in Betracht, die bei oder vor Vertragsschluss gegeben sind (BGH WM 2002, 1273). Entgegen der Auffassung der Beklagten f&#252;hren im vorliegenden Fall die unstreitigen Handlungen der Kl&#228;ger vor Abschluss des Darlehensvertrages, die gleichzeitig mit der Beauftragung des Gesch&#228;ftsbesorgers vorgenommen worden sind wie die Erm&#228;chtigung zur SCHUFA-Auskunft, die Einzugserm&#228;chtigung und die Abtretung ihrer Lebensversicherungsanspr&#252;che bereits begrifflich bzw. vom Inhalt der hierzu jeweils vorgelegten Urkunden her nicht zu der Annahme einer Duldungsvollmacht, denn diese ist nur dann gegeben, wenn der Vertretene es wissentlich geschehen l&#228;sst, dass ein anderer f&#252;r ihn als Vertreter auftritt und der Vertragspartner dieses Dulden dahin versteht und nach Treu und Glauben dahin verstehen darf, dass der als Vertreter Handelnde bevollm&#228;chtigt ist (vgl. BGH aaO mit weiteren Nachweisen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Ob dieses Ergebnis auch daraus folgt, weil es sich bei der Duldungsvollmacht um einen Unterfall der konkludenten Au&#223;envollmacht handelt, welche dann aber ebenfalls zur Ausf&#252;hrung des nichtigen Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages erteilt und damit von der Nichtigkeitsfolge des RBerG erfasst w&#228;re, kann dahinstehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Eine nachtr&#228;gliche Genehmigung der Darlehensvertr&#228;ge durch die Kl&#228;ger liegt ebenfalls nicht vor. Insbesondere kann eine solche nachtr&#228;gliche Genehmigung auch nicht darin gesehen werden, dass die Kl&#228;ger das Darlehen jahrelang - wenn auch zuletzt unter Vorbehalt - bedient haben. Eine nachtr&#228;gliche, konkludente Genehmigung setzt voraus, dass der Genehmigende zumindest mit der M&#246;glichkeit gerechnet haben muss, dass die Vertr&#228;ge unwirksam sein k&#246;nnten (BGH WM 2002, 1273 ff., BGH Bl. 2002 419). Diese Voraussetzungen sind nicht gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Da der Darlehensvertrag mithin unwirksam ist, steht den Kl&#228;gern gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1. Alt. BGB ein Anspruch auf Feststellung dieser Unwirksamkeit zu. Einwendungen aus dem sog. Valutaverh&#228;ltnis hiergegen, wie sie von der Beklagten unter dem Gesichtspunkt des sog. faktischen Gesellschaftsvertrages erhoben werden, stehen ihr nicht zu. Die Beklagte vers&#228;umt es insoweit von vornherein hinreichend darzulegen, wie ihre Ausf&#252;hrungen den geltend gemachten Feststellungsanspruch zu Fall bringen sollen. Dass sie insofern nicht aufrechnen kann, bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung, ebenso wenig aber im Grunde, dass durch die Grunds&#228;tze der faktischen Gesellschaft nach einem wegen Versto&#223;es gegen das RBerG zun&#228;chst ebenfalls unwirksamen Fondsbeitritt der rechtsunwirksame Darlehensvertrag nicht geheilt werden kann (vgl. auch BGH Urteil v. 16.12.2002 (Az. II ZR 109/01): Die Entscheidung macht deutlich, dass die Grunds&#228;tze der faktischen Gesellschaft auf das Verh&#228;ltnis des Anlegers zum Fonds Anwendung finden, mehr aber auch nicht). </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 I ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit findet ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 709 Satz 1, 108 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Beschlu&#223; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Der Streitwert wird gem. &#167;&#167; 12 GKG i.V.m. 3 ZPO auf 20.451,68 EUR festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Da es sich um eine negative Feststellungsklage handelt, ist gegen&#252;ber einer entsprechenden Leistungsklage kein Abzug vorzunehmen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist das f&#252;r den Klageantrag Ziffer 1 erforderliche besondere Feststellungsinteresse gem&#228;&#223; &#167; 256 Abs. 1 ZPO gegeben. Zwar fehlt dieses regelm&#228;&#223;ig, wenn bereits auf Leistung geklagt werden kann. Im vorliegenden Fall hat die Beklagte jedoch bereits in der G&#252;teverhandlung und auch in den weiteren bei der Kammer anh&#228;ngigen Rechtsstreiten 8 O 394/02 und 8 O 272/02 deutlich gemacht, dass sie die f&#252;r die R&#252;ckforderungsproblematik von ihr aufgeworfene Problematik des sog. faktischen Gesellschaftsverh&#228;ltnisses h&#246;chstrichterlich &#252;berpr&#252;fen lassen will. Insoweit w&#252;rde die von vornherein mit einbezogene R&#252;ckabwicklung im Falle der Klagstattgebung zu einer prozessun&#246;konomischen Vielzahl von Rechtsmitteln f&#252;hren, was wegen des Kostenrisikos auch nicht im Interesse der Beklagten sein kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Im &#220;brigen haben die Kl&#228;ger ein Interesse daran zu wissen, ob sie den Darlehensvertrag weiter bedienen m&#252;ssen bzw., ob insoweit die Gefahr der Beanspruchung ihrerseits durch die Beklagte besteht. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die Klage ist auch begr&#252;ndet. Die Kl&#228;ger haben Anspruch auf Feststellung, dass der mit der Beklagten geschlossene Darlehensvertrag unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> 1. Der Darlehensvertrag ist allerdings nicht schon deshalb nichtig, weil sich die Beklagte an einer unerlaubten Rechtsbesorgung der Fa. H. &amp; K. beteiligt h&#228;tte. Soweit die Kl&#228;ger der Beklagten vorwerfen, durch die Pr&#252;fung der Finanzierung der Enderwerber im Vorfeld sowie durch die Erteilung einer grunds&#228;tzlichen Finanzierungszusage habe sich die Beklagte an einer unerlaubten Rechtsbesorgung beteiligt, weist die Beklagte zu Recht darauf hin, dass sie lediglich das f&#252;r eine Bank zur Finanzierung &#220;bliche getan hat. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger ist der vorliegende Fall auch nicht mit den sog. Unfallhilfef&#228;llen vergleichbar, in denen solche Darlehensvertr&#228;ge von Banken mit Unfallopfern f&#252;r nichtig erkl&#228;rt wurden, bei denen die Darlehen gegen Abtretung aller Ersatzanspr&#252;che aus den Unf&#228;llen zur Finanzierung unfallbedingter Aufwendungen gew&#228;hrt wurden und die Banken in organisiertem Zusammenwirken mit anderen Beteiligten (Mietwagenunternehmen, Rechtsanw&#228;lte) ein Verfahren betrieben, das auf die vollst&#228;ndige Entlastung der Gesch&#228;digten von der gesamten Schadensabwicklung hinaus lief (BGH WM 1978, 1062). Eine derart enge Zusammenarbeit, die die T&#228;tigkeit der Beklagten als Beteiligung an einer unerlaubten Rechtsbesorgung anzusehen rechtfertigen w&#252;rde, liegt in der reinen Pr&#252;fung der Finanzierung des Objektes nicht vor. Insoweit ist der vorliegende Fall eher vergleichbar mit den F&#228;llen einer st&#228;ndigen Zusammenarbeit zwischen einem Kreditvermittler und der Bank, der gleichfalls nicht grunds&#228;tzlich den Vorwurf der Beteiligung der Bank an einer unerlaubten Rechtsbesorgung des Vermittlers rechtfertigt (BGH WM 1998, 923). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> 2. Der mit der Fa. H. &amp; K. geschlossene Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag ist jedoch wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz unwirksam. Dieser Versto&#223; f&#252;hrt auch zur Nichtigkeit der der Fa. H.&amp; K. erteilten Vollmacht. Die Fa. H. &amp; K. konnte mithin die Kl&#228;ger bei Abschluss des Darlehensvertrages mit der Beklagten nicht wirksam vertreten, weshalb der Darlehensvertrag unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> a) Nach Art. 1 &#167; 1 Abs. 1 RBerG darf die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ig nur von Personen betrieben werden, denen dazu von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde die Erlaubnis erteilt wurde. Dies gilt insbesondere f&#252;r denjenigen, der ausschlie&#223;lich und haupts&#228;chlich die rechtliche Abwicklung eines Grundst&#252;ckserwerbs im Rahmen eines Bautr&#228;germodells f&#252;r den Erwerber besorgt. Etwas anderes gilt auch nicht deshalb, weil in vorliegendem Fall nicht ein Grundst&#252;ck, sondern der Anteil an einem Immobilienfonds seitens der Kl&#228;ger erworben werden sollte. Auch in diesem Fall ging es um rechtsbesorgende T&#228;tigkeiten der Fa. H. &amp; K. beim Abschluss der f&#252;r den Erwerb des Immobilienfondsanteiles erforderlichen Vertr&#228;ge. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Der Ausnahmetatbestand des Art. 1 &#167; 5 Nr. 3 RBerG greift nicht ein. Gem&#228;&#223; Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 RBerG d&#252;rfen kaufm&#228;nnische oder sonstige gewerbliche Unternehmer ohne Erlaubnis nach Art. 1 &#167; 1 RBerG f&#252;r ihre Kunden rechtliche Angelegenheiten erledigen, die mit einem Gesch&#228;ft ihres Gewerbebetriebes in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Voraussetzung ist mithin, dass der Unternehmer in erster Linie ein zu seiner eigentlichen T&#228;tigkeit geh&#246;rendes Hauptgesch&#228;ft besorgt, welches keine Rechtsbesorgung darstellt und ein notwendiges Hilfsgesch&#228;ft, das erlaubnispflichtig ist. Nachdem der Firma H. &amp; K. aber nicht etwa auch ein Steuerberatungsmandat durch die Kl&#228;ger erteilt worden ist, die vereinbarte T&#228;tigkeit im Zusammenhang mit dem Erwerb des Immobilienfondsanteils vielmehr das eigentliche Hauptgesch&#228;ft gewesen ist, greift der Ausnahmetatbestand des Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 RBerG nicht ein (vgl. BGH WM 2001, 2260, 2261; vgl. auch BVerfG ZIP 2002, 2048, BGH BB 2002, 1510; BGH NJW 2002, 2599-2602). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Dass es sich bei der Fa. H. &amp; K. um eine Rechtsanwaltsgesellschaft i.S. von &#167; 3 RBerG gehandelt habe, ist ebenfalls nicht dargetan (s. auch das vorgelegte Protokoll v. 10.7.2002 i.S.v. J. ./. S. - Anl. K3 -, ausweislich dessen eine entsprechende Frage ausdr&#252;cklich verneint wurde). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Angesichts der eigenen Rechtspers&#246;nlichkeit der Fa. H. &amp; K. kann die Beklagte auch aus dem Umstand, dass Rechtsanwalt K. f&#252;r diese Firma gehandelt hat, nichts zu ihren Gunsten herleiten, da nicht ihm sondern der Firma die Vollmacht erteilt worden ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> b) Der Darlehensvertrag ist auch nicht unter Rechtsscheinsgesichtspunkten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 171 bis 173 BGB wirksam geworden, denn unstreitig hat der Beklagten bei Abschluss des Darlehensvertrages die der Firma H. &amp; K. erteilte Vollmacht weder im Original noch in notariell beurkundeter Ausfertigung vorgelegen (BGH NJW 1988, 697). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Entgegen der Auffassung der Beklagten ist der Darlehensvertrag auch nicht nach den Grunds&#228;tzen der Duldungsvollmacht wirksam. Eine nicht wirksam erteilte Vollmacht kann auch &#252;ber die in &#167;&#167; 171 bis 173 BGB geregelten F&#228;lle hinaus nach den Grunds&#228;tzen der Duldungsvollmacht wirksam sein, wenn es der Vertretene wissentlich geschehen l&#228;sst, dass ein anderer f&#252;r ihn als Vertreter t&#228;tig wird und der Vertragspartner dieses Dulden dahingehend versteht und nach Treu und Glauben auch so verstehen darf, dass der als Vertreter Handelnde bevollm&#228;chtigt ist. Mithin kommen nur solche Umst&#228;nde in Betracht, die bei oder vor Vertragsschluss gegeben sind (BGH WM 2002, 1273). Entgegen der Auffassung der Beklagten f&#252;hren im vorliegenden Fall die unstreitigen Handlungen der Kl&#228;ger vor Abschluss des Darlehensvertrages, die gleichzeitig mit der Beauftragung des Gesch&#228;ftsbesorgers vorgenommen worden sind wie die Erm&#228;chtigung zur SCHUFA-Auskunft, die Einzugserm&#228;chtigung und die Abtretung ihrer Lebensversicherungsanspr&#252;che bereits begrifflich bzw. vom Inhalt der hierzu jeweils vorgelegten Urkunden her nicht zu der Annahme einer Duldungsvollmacht, denn diese ist nur dann gegeben, wenn der Vertretene es wissentlich geschehen l&#228;sst, dass ein anderer f&#252;r ihn als Vertreter auftritt und der Vertragspartner dieses Dulden dahin versteht und nach Treu und Glauben dahin verstehen darf, dass der als Vertreter Handelnde bevollm&#228;chtigt ist (vgl. BGH aaO mit weiteren Nachweisen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Ob dieses Ergebnis auch daraus folgt, weil es sich bei der Duldungsvollmacht um einen Unterfall der konkludenten Au&#223;envollmacht handelt, welche dann aber ebenfalls zur Ausf&#252;hrung des nichtigen Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages erteilt und damit von der Nichtigkeitsfolge des RBerG erfasst w&#228;re, kann dahinstehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Eine nachtr&#228;gliche Genehmigung der Darlehensvertr&#228;ge durch die Kl&#228;ger liegt ebenfalls nicht vor. Insbesondere kann eine solche nachtr&#228;gliche Genehmigung auch nicht darin gesehen werden, dass die Kl&#228;ger das Darlehen jahrelang - wenn auch zuletzt unter Vorbehalt - bedient haben. Eine nachtr&#228;gliche, konkludente Genehmigung setzt voraus, dass der Genehmigende zumindest mit der M&#246;glichkeit gerechnet haben muss, dass die Vertr&#228;ge unwirksam sein k&#246;nnten (BGH WM 2002, 1273 ff., BGH Bl. 2002 419). Diese Voraussetzungen sind nicht gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Da der Darlehensvertrag mithin unwirksam ist, steht den Kl&#228;gern gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1. Alt. BGB ein Anspruch auf Feststellung dieser Unwirksamkeit zu. Einwendungen aus dem sog. Valutaverh&#228;ltnis hiergegen, wie sie von der Beklagten unter dem Gesichtspunkt des sog. faktischen Gesellschaftsvertrages erhoben werden, stehen ihr nicht zu. Die Beklagte vers&#228;umt es insoweit von vornherein hinreichend darzulegen, wie ihre Ausf&#252;hrungen den geltend gemachten Feststellungsanspruch zu Fall bringen sollen. Dass sie insofern nicht aufrechnen kann, bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung, ebenso wenig aber im Grunde, dass durch die Grunds&#228;tze der faktischen Gesellschaft nach einem wegen Versto&#223;es gegen das RBerG zun&#228;chst ebenfalls unwirksamen Fondsbeitritt der rechtsunwirksame Darlehensvertrag nicht geheilt werden kann (vgl. auch BGH Urteil v. 16.12.2002 (Az. II ZR 109/01): Die Entscheidung macht deutlich, dass die Grunds&#228;tze der faktischen Gesellschaft auf das Verh&#228;ltnis des Anlegers zum Fonds Anwendung finden, mehr aber auch nicht). </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 I ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit findet ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 709 Satz 1, 108 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Beschlu&#223; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Der Streitwert wird gem. &#167;&#167; 12 GKG i.V.m. 3 ZPO auf 20.451,68 EUR festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Da es sich um eine negative Feststellungsklage handelt, ist gegen&#252;ber einer entsprechenden Leistungsklage kein Abzug vorzunehmen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,280
olgstut-2003-02-13-1-ws-1503
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 15/03
2003-02-13T00:00:00
2019-01-07T10:14:21
2019-02-12T13:09:51
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Staatsanwaltschaft Stuttgart wird der Beschluss des Landgerichts Stuttgart vom 10. Januar 2003 dahingehend abge&#228;ndert, dass die Anklage der Staatsanwaltschaft Stuttgart vom 18. Dezember 2002 auch hinsichtlich der angeklagten F&#228;lle Nr. 3 und Nr. 4 zugelassen und das Hauptverfahren gegen beide Angeklagten vor der 18. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart er&#246;ffnet wird.</p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird verworfen.</p> <p>Die H&#228;lfte der Kosten des Beschwerdeverfahrens und die insoweit entstandenen notwendigen Auslagen der beiden Angeklagten werden auf die Staatskasse &#252;bernommen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Staatsanwaltschaft legt beiden Angeklagten in ihrer Anklageschrift Betr&#252;gereien in besonders schweren F&#228;llen (&#167;&#167; 263 Abs. 1, Abs. 3 Nr. 1, 53 StGB) zur Last. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Mit dem angefochtenen Beschluss hat die gro&#223;e Strafkammer die Er&#246;ffnung des Verfahrens teilweise abgelehnt. Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass hinsichtlich der abgelehnten F&#228;lle ein hinreichender Tatverdacht besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Anklageschrift geht im Wesentlichen von folgendem Sachverhalt aus: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Der Angeklagte R. habe als Inhaber seines Autohauses, der Angeklagte S. als dessen Angestellter in bewusstem und gewolltem Zusammenwirken Kunden, die ihnen Gebrauchtfahrzeuge verkauft h&#228;tten, auf betr&#252;gerische Art und Weise gesch&#228;digt. Nach der Kontaktaufnahme seien die Angeklagten auf die Preisvorstellungen der Kunden eingegangen. Hierbei h&#228;tten sie sie darauf hingewiesen, dass die Fahrzeuge vor dem Ankauf durch einen Sachverst&#228;ndigen gesch&#228;tzt werden m&#252;ssten, und ein bestimmtes Sachverst&#228;ndigenb&#252;ro empfohlen. Darauf h&#228;tten sich die Kunden eingelassen. Diese h&#228;tten sich an den Preisen der "Schwacke-Liste" orientiert. Der H&#228;ndlereinkaufspreis nach der "Schwacke-Liste" beinhalte bereits die gesetzliche Mehrwertsteuer und die &#252;blichen Unkosten des gewerblichen Kfz- H&#228;ndlers. Es handle sich hierbei um den &#252;blichen Ankaufspreis f&#252;r Gebrauchtfahrzeuge. In s&#228;mtlichen F&#228;llen seien die Kunden &#252;ber die Zusammensetzung des H&#228;ndlereinkaufspreises nicht informiert gewesen. Die Abwicklung der Ank&#228;ufe nach den den privaten Verk&#228;ufern vorgelegten und von diesen unterzeichneten Formularvertr&#228;gen habe dazu gef&#252;hrt, dass diese zumindest um 16 % der von den Sachverst&#228;ndigen ermittelten Ankaufspreise, die die Angeklagten in Abzug gebracht h&#228;tten, gesch&#228;digt worden seien. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Das den Kunden vorgelegte Kaufvertragsformular habe an den entscheidenden Stellen folgenden Wortlaut: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> "Der Kfz-Ankauf erfolgt zum H&#228;ndlereinkaufspreis netto nach Sachverst&#228;ndigen-Bewertung abz&#252;glich ... % bei ..." Im Text folgt eine Auswahl von 5 Sachverst&#228;ndigen, aus der jeweils ein bestimmter Sachverst&#228;ndiger auf Empfehlung der Angeklagten ausgew&#228;hlt worden sei. Dieser habe ein den Kunden &#252;bermitteltes Wertgutachten erstellt, nach dem abgerechnet worden sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Im Formularvertrag folgte sodann die Klausel: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> "Der H&#228;ndlereinkaufspreis ber&#252;cksichtigt bereits Gewinn und Unkosten des H&#228;ndlers, wovon dann der vereinbarte Abschlag vorgenommen wird. Weiter wird der Verk&#228;ufer ausdr&#252;cklich darauf hingewiesen, dass die H&#228;ndlereinkaufsbewertung ohne gesetzliche Mehrwertsteuer erfolgt. Der private K&#228;ufer hat - wie auch im Gesetz ausdr&#252;cklich vorgesehen - keinen Anspruch auf Erstattung der gesetzlichen Mehrwertsteuer." </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 210 Abs. 2, 311 StPO zul&#228;ssige sofortige Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Den Kunden wurde nach deren Angaben keine Erkl&#228;rung zu der verwendeten Mehrwertsteuerklausel gegeben. Ihnen wurde auch nicht erkl&#228;rt, dass im H&#228;ndlereinkaufspreis nach der "Schwacke-Liste" bereits die Mehrwertsteuer und s&#228;mtliche Unkosten des H&#228;ndlers enthalten sind. Danach hatten die Kunden auch nicht gefragt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Gesch&#228;digten durch positives Tun seitens der Angeklagten get&#228;uscht wurden, bestehen nicht. ... </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Auch die Verwendung eines in der Branche un&#252;blichen, den Ank&#228;ufer einseitig beg&#252;nstigenden und den Verk&#228;ufer damit benachteiligenden Preisfestsetzungsverfahrens in den Formularvertr&#228;gen rechtfertigt - unbeschadet etwaiger zivilrechtlicher Anspr&#252;che - den Vorwurf des Betrugs durch eine positive T&#228;uschungshandlung noch nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Das Verlangen eines bestimmten Preises oder einer Verg&#252;tung enth&#228;lt grunds&#228;tzlich nicht die Behauptung der Angemessenheit oder &#220;blichkeit. Sowohl beim Ankauf als auch beim Verkauf von Wirtschaftsg&#252;tern gilt, dass das Fordern eines &#252;berh&#246;hten Verkaufs- bzw. zu niedrigen Ankaufspreises noch keine T&#228;uschung beinhaltet. Prinzipiell darf jeder Teilnehmer am Gesch&#228;ftsverkehr seine bessere Information oder &#252;berlegene Sachkenntnis zu seinem Vorteil ausnutzen (vgl. BGH MDR 1989, 1053[H]; Cramer in: Sch&#246;nke/Schr&#246;der StGB, 26. Auflage, &#167; 263 Rdn. 17c). In einer Marktwirtschaft richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. Vereinbarungen &#252;ber den Austausch von G&#252;tern und Leistungen unterliegen der Vertragsfreiheit. Etwas anderes gilt nur, wenn der Wert der Ware bzw. der zu erbringenden Leistung tax- oder listenm&#228;&#223;ig festgelegt ist, es an einer individuellen Preisvereinbarung fehlt und der Gesch&#228;ftspartner nach allgemeinen Marktgepflogenheiten darauf vertrauen darf, dass sein Vertragspartner nur den listen-, tax- oder handels&#252;blichen Preis verlangen wird (vgl. OLG Stuttgart NStZ 1985, 503; NJW 1966, 990). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Vorliegend ist nicht ersichtlich, durch welche Erkl&#228;rungen oder schl&#252;ssige Verhaltensweisen die beiden Angeklagten zum Ausdruck gebracht haben, dass die von ihnen angebotenen Einkaufspreise &#252;blich seien. Ein blo&#223;es vertrauenerweckendes Auftreten der Angeklagten stellt noch keine den Tatbestand des Betrugs erf&#252;llende T&#228;uschungshandlung dar, auch wenn die von den Kunden genannten Preisvorstellungen nach den abgeschlossenen Vertr&#228;gen nicht zu erzielen waren (vgl. OLG Stuttgart NStZ 1985, 503; NJW 1966, 990), zumal in beiden F&#228;llen die Angeklagten den beiden Kunden keine Zusagen machten. In solchen F&#228;llen bleibt es den Kunden wie in den vom Senat er&#246;ffneten F&#228;llen unbenommen nachzufragen oder sich bei einer anderen Stelle zu erkundigen. Zudem h&#228;ngen beim An- bzw. Verkauf von Pkws die Wertvorstellungen der Gesch&#228;ftspartner auch von subjektiven Affektionsgesichtspunkten und regionalen Preisschwankungen ab. Worin die Staatsanwaltschaft ein gezieltes Ablenken der Kunden von der Differenz zwischen H&#228;ndlereinkaufspreis und H&#228;ndlerverkaufspreis sieht, ist dem Senat nicht ersichtlich, zumal davon auszugehen ist, dass jeder, der an einen gewerblichen H&#228;ndler verkauft, wei&#223;, dass dieser mit der angekauften Ware einen h&#246;heren Verkaufspreis erzielen will und damit der H&#228;ndlereinkaufspreis stets unter dem H&#228;ndlerverkaufspreis liegt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> b. Es bestand f&#252;r die beiden Angeklagten auch keine strafrechtlich bewehrte Verpflichtung, &#252;ber das verwendete Preisfestsetzungsverfahren aufzukl&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 1 StGB ist Begehen durch Unterlassung nur dann strafbar, wenn der T&#228;ter rechtlich daf&#252;r einzustehen hat, dass der Erfolg nicht eintritt und wenn das Unterlassen der Verwirklichung des gesetzlichen Tatbestands durch ein Tun entspricht. W&#228;hrend bei den Begehungsdelikten die objektive Zurechnung auf der Verursachung des tatbestandsm&#228;&#223;igen Erfolgs beruht, reicht dies bei den sogenannten unechten Unterlassungsdelikten nicht aus. Vielmehr muss ein besonderer Rechtsgrund vorliegen, wenn ausnahmsweise jemand daf&#252;r verantwortlich gemacht werden soll, dass er es unterlassen hat, zum Schutz fremder Rechtsg&#252;ter positiv t&#228;tig zu werden. Die Rechtsprechung verlangt stets, dass der T&#228;ter als Garant f&#252;r die Abwendung des Erfolgs einzustehen hat (vgl. Tr&#246;ndle/Fischer StGB, 51. Auflage, &#167; 13 Rdn. 4 ff; Stree in: Sch&#246;nke/Schr&#246;der StGB, 26. Auflage, &#167; 13 Rdn. 2 ff.). Die Umst&#228;nde, die die Garantenstellung begr&#252;nden, sind ungeschriebene Tatbestandsmerkmale der unechten Unterlassungsdelikte (BGH NJW 2000, 3013; BGHSt 16, 158; Tr&#246;ndle/Fischer StGB, 51. Auflage, &#167; 13 Rdn. 5). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Ob eine solche Garantenstellung besteht, die es rechtfertigt, das Unterlassen der Schadensabwendung dem Herbeif&#252;hren des Schadens gleichzustellen, ist nach den generellen Ma&#223;st&#228;ben zu bestimmen, die sich in der Rechtsprechung herausgebildet haben. Dabei bedarf es einer Abw&#228;gung der Interessenlage und des Verantwortungsbereichs der Beteiligten (BGH NJW 2000, 3013). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Vorliegend in Betracht kommen k&#246;nnte allein die Verletzung von Aufkl&#228;rungspflichten aus Vertrag bzw. aus Treu und Glauben nach &#167; 242 BGB. In der Begr&#252;ndung derartiger Aufkl&#228;rungspflichten ist die Rechtsprechung zun&#228;chst verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig weit gegangen (vgl. BGHSt 6, 198), wobei die Rechtsprechung in Zivilsachen die Aufkl&#228;rungspflichten noch weiter ausdehnte (vgl. BGH NJW 1987, 185). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Seit dem Jahr 1988 ist aber der Bundesgerichtshof hiervon weitgehend abger&#252;ckt (vgl. BGH wistra 1988, 262). Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs setzt eine strafrechtlich relevante Aufkl&#228;rungspflicht in allgemeinen Vertragsverh&#228;ltnissen mit gegenseitigen Leistungspflichten - wie vorliegend - voraus, dass besondere Umst&#228;nde, etwa ein besonderes Vertrauensverh&#228;ltnis oder auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Verbindungen vorliegen (BGH St 46, 196; 39, 392; BGH NJW 2000, 3013; BGH wistra 1988, 262). Die blo&#223;e Anst&#246;&#223;igkeit eines Schweigens bei solchen allgemeinen Vertragsverh&#228;ltnissen mit gew&#246;hnlichen gegenseitigen Leistungsaustauschverh&#228;ltnissen reicht hierzu noch nicht aus (BGHSt 46, 196; 39, 392; wistra 1988, 262; OLG Stuttgart, Beschluss vom 11. September 2002 - 2 Ws 178/02). Die Rechtsprechung hat solche besonderen Umst&#228;nde bei engen laufenden Gesch&#228;ftsbeziehungen, bei denen ein Vertragsteil auf Abruf oder auf weitere Bestellung st&#228;ndig Waren oder Leistungen auf laufende Rechnung geliefert erh&#228;lt, angenommen (vgl. BGH wistra 1988, 262). An den von der Rechtsprechung geforderten besonderen Umst&#228;nden im rechtsgesch&#228;ftlichen Bereich (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW 1987, 853; OLG K&#246;ln NJW 1984, 1979; 1980, 2366; OLG Frankfurt NJW 1971, 527) fehlt es vorliegend offensichtlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Auch die H&#246;he eines drohenden Schadens f&#252;r sich genommen begr&#252;ndet noch keine Garantenstellung mit einer daraus resultierenden Offenbarungspflicht (BGHSt 46, 196; 39, 392; OLG Stuttgart Beschluss vom 11. September 2002 - 2 Ws 178/02 -). Der Schadensfaktor wirkt sich auf die Eigenart der zu beurteilenden Rechtsbeziehungen nicht aus. Das Verschweigen einer zur Selbstsch&#228;digung des anderen f&#252;hrenden Tatsache ist vom Grunde her gleich strafw&#252;rdig, gleichg&#252;ltig ob der Schaden gro&#223; ist oder nicht (BGHSt 39, 392). Zudem w&#228;re eine Abgrenzung nach der H&#246;he des Schadens im Hinblick auf das Bestimmtheitserfordernis des Art. 103 Abs. 2 GG nicht frei von Bedenken (BGH a.a.O.; OLG K&#246;ln NJW 1980, 2366). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Bei den in Rede stehenden F&#228;llen entstanden &#252;berdies "nur" Sch&#228;den von 2593,10 Euro bzw. 2641,38 Euro. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Auch nach der seit langem bestehenden Rechtsprechung des Senats l&#228;sst sich eine T&#228;uschung bei der Preisgestaltung nicht mit pflichtwidrigem Unterlassen begr&#252;nden (vgl. OLG Stuttgart NStZ 1985, 503; NJW 1966, 990). Demnach besteht bei der Begr&#252;ndung einer Garantenstellung nach Treu und Glauben f&#252;r einen Schutz des unerfahrenen Gesch&#228;ftspartners kein Anlass, solange dieser Gelegenheit hat, sich eine &#220;berlegungsfrist auszubedingen und sich bei einer sachkundiger Stelle von der Angemessenheit des Preises bzw. der vertraglichen Regelung der Preisbestimmung zu &#252;berzeugen. Die m&#246;gliche Diskrepanz zur zivilrechtlichen Rechtsprechung ist hinzunehmen, um einer konturlosen Ausweitung des Tatbestandes des Betruges durch unechtes Unterlassen - auch wegen des Bestimmtheitserfordernisses des Art. 103 Abs. 2 GG - zu begegnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Vorliegend h&#228;tten sich die Kunden in beiden F&#228;llen zumindest &#252;ber die Bedeutung der im Formularvertrag vereinbarten Vertragsmodalit&#228;ten informieren k&#246;nnen. Unabh&#228;ngig von der zivilrechtlichen Rechtslage scheidet daher in beiden F&#228;llen eine strafrechtliche Haftung aus. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,282
olgstut-2003-02-13-2-u-1900
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 19/00
2003-02-13T00:00:00
2019-01-07T10:14:25
2019-02-12T13:09:51
Urteil
<h2>Tenor</h2> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 17.12.1999 &#8211; 7 KfH O 104/99 &#8211;</td> </tr> </table> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong> <em>abge&#228;ndert.</em> </strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <blockquote> <blockquote> <p>Der Beklagten wird bei Vermeidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der zuk&#252;nftigen Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000,&#8211; EUR, ersatzweise Ordnungshaft oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, zu vollziehen an den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern, untersagt, das Produkt "L-Carnitin S" mit einem Gehalt von 1200 mg L-Carnitin pro 12 ml-Stick anzubieten oder zu vertreiben.</p> </blockquote> </blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> </blockquote> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</td> </tr> </table> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Von den Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen tr&#228;gt der Kl&#228;ger 3/4, die Beklagte &#188;.</td> </tr> </table> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</td> </tr> </table> <blockquote> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung i. H. v. 25.000,&#8211; EUR abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> </blockquote> <blockquote> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung gegen ihn durch Sicherheitsleistung i. H. v. 6.000,&#8211; EUR abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">5.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Revision wird zugelassen.</td> </tr> </table> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify"> <em>Streitwert des Berufungsverfahrens:</em> </p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify"> <em>35.000,&#8211; EUR.</em> </p></td> </tr> </table> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table style="margin-left:14pt"><tr><td>I.</td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="1"/> Die Beklagte wirbt mittels Werbeblatt "A News" wie aus der Anl. K 4 ersichtlich f&#252;r zwei Mittel namens "L-Carnitin S" und " Ultraf ...". Bei dem L-Carnitin S handelt sich um ein Faltr&#246;hrchen mit einer Fl&#252;ssigkeit von 12 ml, in der 1200 mg L-Carnitin enthalten sind. Bei dem Produkt Ultraf handelt es sich um einen in einer 500 ml Flasche angebotenen Fertigdrink mit einem Gehalt von 1000 mg L-Carnitin. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="2"/> Der Kl&#228;ger, der Verband sozialer Wettbewerb e. V., ist der Auffassung, dass eine Dosierung von mehr als 500 mg den ern&#228;hrungsphysiologischen Tagesbedarf auch bei Sportlern um ein Vielfaches &#252;berschreite und die Gefahr gesundheitlicher Sch&#228;den bestehe, weshalb derartige Produkte als Arzneimittel einzuordnen seien. Das urspr&#252;nglich mit der Klage verfolgte Ziel, den Vertrieb von L-Carnitin &#8211; Produkten mit einer Tagesdosis von mehr als 200 mg zu untersagen, hat der Kl&#228;ger in dem Berufungsverfahren auf die Dosis von mehr als 500 mg beschr&#228;nkt. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="3"/> Die Beklagte ist der Klage entgegengetreten. Nach ihrer Auffassung ist die Zufuhr von Carnitin auch in gr&#246;&#223;eren Mengen, insbesondere nach gr&#246;&#223;eren Muskelanstrengungen als Nahrungserg&#228;nzung n&#252;tzlich. Eine f&#252;r die Einordnung als Arzneimittel notwendige pharmakologische Wirkung sei nicht gegeben. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="4"/> Durch Urteil vom 17.12.1999 hat das Landgericht der Beklagten unter Androhung der gesetzlichen Ordnungsmittel untersagt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="5"/> im gesch&#228;ftlichen Verkehr Mittel, welche als Tagesdosis mehr als 200 mg L-Carnitin beinhalten, anzubieten und/oder zu vertreiben, insbesondere nachfolgend wiedergegebene Produkte anzubieten und/oder zu </td></tr></table> <table style="margin-left:6pt"><tr><td>vertreiben:</td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="6"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">"L-Carnitin S" mit einem Gehalt von 1200 mg pro St&#252;ck;</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="7"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">"Ultraf" mit einem Gehalt von 1000 mg pro 500 ml-Flasche.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="8"/> Zur </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>&#160;Begr&#252;ndung hat das Landgericht Bezug genommen auf ein im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren ergangenes Urteil des Landgerichts vom 30.06.1999 &#8211; 7 KfH O 27/99 und auf das best&#228;tigende Urteil des Senats vom 22.10.1999 &#8211; 2 U 144/99. In diesen Entscheidungen wird zur Begr&#252;ndung der Einordnung als Arzneimittel darauf abgestellt, dass L-Carnitin Produkte mit einer Dosis von mehr als 200 mg pro Tag auf Leistungssteigerung durch Muskelaufbau und Fettaufbau ausgerichtet seien und aus der Sicht des Verbrauchers nicht auf einen Ern&#228;hrungszweck hinweisen w&#252;rden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="9"/> Mit der Berufung wendet sich die Beklagte gegen diese Beurteilung. Sie ist der Auffassung, dass die streitgegenst&#228;ndlichen Produkte weder eine pharmakologische Wirkung noch eine arzneirechtliche Zweckbestimmung h&#228;tten. Die von dem Landgericht vorgenommene Abgrenzung zwischen Lebensmittel und Arzneimittel sei mit der zwischenzeitlich erfolgten Definition des Lebensmittels in Art. 2 der Verordnung (EG 178/02) nicht vereinbar. Die Abgrenzung zwischen Nahrungsmitteln und Arzneimitteln k&#246;nne nur danach vorgenommen werden, ob die Erzeugnisse bzw. deren Wirkstoffe dazu bestimmt sind, Krankheiten zu heilen, zu verh&#252;ten oder zu lindern oder das Erzeugnis in seiner konkreten Dosierung eine ernste Gefahr f&#252;r die Gesundheit darstelle. Dies k&#246;nne f&#252;r L-Carnitin nicht angenommen werden, da diese Substanz nach der Richtlinie 2001/15/EG vom 15.2.2001 zu den Stoffen geh&#246;re, die Lebensmitteln ohne mengenm&#228;&#223;ige Beschr&#228;nkung zugef&#252;hrt werden k&#246;nnen. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="10"/> Demgegen&#252;ber verweist der Kl&#228;ger darauf, dass gem. Art. 1 Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinie 2001/83/EG vom 6.11.2001 der Arzneimittelbegriff auch Stoffe und Stoffzusammensetzungen umfasse, die u. a. dazu bestimmt sind, die physiologischen Funktionen zu beeinflussen. Diese Eigenschaft sei jedenfalls bei einer Tagesdosis von mehr als 500 mg gegeben, da diese Menge auf normalem Ern&#228;hrungswege nicht aufgenommen werden k&#246;nne und eine Erh&#246;hung der Plasmakonzentration an L-Carnitin und eine Ver&#228;nderung der Nierenschwelle bewirke. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="11"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="12"/> <em>das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 17.12.1999 &#8211; 7 KfH O 104/99 &#8211; aufzuheben und die Klage abzuweisen.</em> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="13"/> Der Kl&#228;ger beantragt, </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="14"/> <em>das Urteil des Landgerichts Stuttgart mit der Ma&#223;gabe aufrechtzuerhalten, dass das Verbot sich auf Mittel bezieht, welche als Tagesdosis mehr als 500 mg L-Carnitin beinhalten.</em> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="15"/> Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen Dr. Blume vom 15.03.2002 (Bl. 279 ff d. A.) sowie deren Anh&#246;rung in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 09.01.2003 (Bl. 393/397 d. A.). </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:14pt"><tr><td>II.</td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="16"/> Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig und f&#252;hrt zur Beschr&#228;nkung des von dem Landgericht ausgesprochenen Verbots auf das unter der Bezeichnung "L-Carnitin Stick" angebotene Produkt mit einem Gehalt von 1200 mg L-Carnitin in einem Faltr&#246;hrchen mit 12 ml Fl&#252;ssigkeit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="17"/> Der weitergehende, den Vertrieb von Produkten mit einer Tagesdosis von mehr als 500 mg L-Carnitin sowie des Produkts " Ultraf " umfassende Klagantrag ist als unbegr&#252;ndet abzuweisen. Insoweit hat die Berufung der Beklagten Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="18"/> F&#252;r das Bestehen eines Unterlassungsanspruchs nach &#167; 1 UWG i. V. m. &#167;&#167; 2, 21 AMG ist entscheidend, ob L-Carnitin Produkte mit einer Tagesdosis von mehr als 500 mg, insbesondere die Produkte "Ultraf" und "L-Carnitin-S" als zulassungspflichtiges Arzneimittel oder als Nahrungs- bzw. Nahrungserg&#228;nzungsmittel einzuordnen sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="19"/> Nach &#167; 2 Abs. 1 AMG sind Arzneimittel u. a. Stoffe und Zubereitungen von Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung im menschlichen K&#246;rper Krankheiten, Leiden, K&#246;rpersch&#228;den oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu verh&#252;ten oder zu erkennen (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 AMG), vom menschlichen K&#246;rper erzeugte Wirkstoffe oder K&#246;rperfl&#252;ssigkeiten zu ersetzen (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 AMG) oder die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktionen des K&#246;rpers oder seelische Zust&#228;nde zu beeinflussen (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5 AMG). Diese Begriffsbestimmung stimmt &#252;berein mit der Definition Art. 1 Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinie 2001/83 EG, wonach zu den Arzneimitteln neben den zur Heilung und zur Verh&#252;tung menschlicher Krankheiten bestimmten Mittel alle Stoffe geh&#246;ren, die dazu bestimmt sind, im oder am menschlichen K&#246;rper zur Erstellung einer &#228;rztlichen Diagnose oder zur Wiederherstellung, Besserung oder Beeinflussung der menschlichen physiologischen Funktionen angewandt zu werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="20"/> Diese weitreichende Begriffsbestimmung wird durch eine Negativabgrenzung in &#167; 2 Abs. 3 Nr. 1 AMG dahingehend eingeschr&#228;nkt, dass Lebensmittel i. S. v. &#167; 1 LMBG keine Arzneimittel sind. Die Vorschrift des &#167; 1 Abs. 1 LMBG definiert ihrerseits Lebensmittel als Stoffe, die dazu bestimmt sind, in unver&#228;ndertem, zubereitetem oder verarbeitetem Zustand vom Menschen verzehrt zu werden. Ausgenommen sind solche Stoffe, die &#252;berwiegend dazu bestimmt sind, zu anderen Zwecken als zur Ern&#228;hrung oder zum Genuss verzehrt zu werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="21"/> Nach der Definition in Art. 2 der Verordnung (EG) Nr. 178/02 vom 28.1.2002 sind Lebensmittel alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind, oder von denen nach vern&#252;nftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden. Eine Einschr&#228;nkung besteht insofern, als Arzneimittel i. S. der Richtlinie 65/65/EWG und 72/73/EWG des Rates nicht zu den Lebensmitteln geh&#246;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="22"/> Aus diesen Vorschriften folgt zum Einen, dass ein Erzeugnis nicht gleichzeitig Arznei- und Lebensmittel sein kann; die Qualifizierung als Arznei- oder Lebensmittel schlie&#223;t sich begrifflich gegenseitig aus (vgl. BGH GRUR 2000, 528, 529 &#8211; L-Carnitin). Zum Anderen bleiben arzneiliche Zweckbestimmungen bei f&#252;r zum Verzehr bestimmten Stoffe so lange ohne Bedeutung, als sie gegen&#252;ber dem Ern&#228;hrungszweck nicht &#252;berwiegen, weshalb im Zweifel von einem Lebensmittel auszugehen ist (BGH NJW 1976, 1154 &#8211; Fencheltee; VGH M&#252;nchen NJW 1998, 845, 846; KG Urteil vom 24.9.2002. 5 U 76/02.) </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="23"/> Mangels anderweitiger gesetzlicher Abgrenzungsmerkmale ist f&#252;r die Einordnung eines Produkts als Arznei- oder Lebensmittel seine an objektive Merkmale ankn&#252;pfende &#252;berwiegende Zweckbestimmung entscheidend, wie sie sich f&#252;r einen durchschnittlich informierten aufmerksamen verst&#228;ndigen Durchschnittsverbraucher darstellt (BGH Urt. vom, 11.7.2002, I ZR 34/01; GRUR 2000, 528, 529 &#8211; L-Carnitin; GRUR 2001, 450, 451 &#8211; Franzbranntwein-Gel). Dabei kn&#252;pft die Verkehrsauffassung regelm&#228;&#223;ig an eine schon bestehende Auffassung &#252;ber den Zweck vergleichbarer Mittel und ihre Anwendung an, die wiederum davon abh&#228;ngt, welche Verwendungsm&#246;glichkeiten solche Mittel ihrer Art nach haben. Die Vorstellung der Verbraucher von der Zweckbestimmung des Produkts kann durch die Auffassung der pharmazeutischen oder medizinischen Wissenschaft beeinflusst sein, ebenso durch die dem Mittel beigef&#252;gten oder im Werbeprospekt enthaltenen Indikationshinweise und Gebrauchsanweisungen sowie die Aufmachung, in der das Mittel dem Verbraucher allgemein entgegentritt (vgl. BGH GRUR 2000, 528, 529 &#8211; L-Carnitin). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="24"/> Bedeutung f&#252;r die Abgrenzung kommt insbesondere den pharmakologischen Eigenschaften eines Mittels zu, da ein verst&#228;ndiger Durchschnittsverbraucher im Allgemeinen nicht annehmen wird, dass ein als Nahrungserg&#228;nzungsmittel angebotenes Pr&#228;parat tats&#228;chlich ein Arzneimittel ist, wenn es in der empfohlenen Dosis keine pharmakologischen Wirkungen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="25"/> Eine pharmakologische Wirkung und damit die Einordnung als Arzneimittels kommt dann in Betracht, wenn durch das Produkt mehr als ern&#228;hrungsphysiologische Wirkungen erzielt werden und eine gezielte Beeinflussung k&#246;rpereigener Funktionen, wie etwa die Einflussnahme auf den Stoffwechsel, eine gezielte &#220;berversorgung i. S. eines "Depots" oder die F&#246;rderung der F&#228;higkeiten zum Erreichen von H&#246;chstleistungen stattfindet und damit Gesundheitsgefahren drohen (vgl. BGH Urteil vom 11.7.2002, I ZR 34/01; KG, Urteil vom 24.09.2002, 5 U 76/02). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="26"/> Auf das Erfordernis einer Gesundheitsgefahr kann deshalb nicht verzichtet werden, weil auch Nahrungs- und Nahrungserg&#228;nzungsmittel den Stoffwechsel beeinflussen und von ihnen ern&#228;hrungsphysiologische Wirkungen ausgehen, wie auch die Definition des Nahrungserg&#228;nzungsmittels in der Richtlinie 2002/46 EG vom 10.06.2002 (Art. 2) verdeutlicht. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="27"/> Dies entspricht auch dem allgemeinen Verst&#228;ndnis, wonach Arzneimitteln eine besondere toxische Wirkung beigemessen wird, aufgrund derer diese im Gegensatz zu Nahrungsmitteln einer vorherigen Genehmigungspflicht unterworfen sind. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="28"/> Ausgehend von diesen Grunds&#228;tzen l&#228;sst sich ohne Ber&#252;cksichtigung des konkreten Produkts und die Art seiner Anpreisung mangels gesicherter Erkenntnisse nicht feststellen, ob und ab welcher Dosierung L-Carnitin eine pharmakologische Wirkung hat und damit als Arzneimittel einzuordnen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="29"/> Die Sachverst&#228;ndige Dr. Blume hat in ihrem Gutachten vom 15.03.2002 die t&#228;gliche Carnitinaufnahme f&#252;r Gemischtk&#246;stler mit 30 mg bis 100 mg angegeben. Aus dem Gutachten ergibt sich weiter, dass die Aufnahme von nicht ben&#246;tigtem L-Carnitin im Gegensatz zu der Aufnahme von L-Carnitin durch Nahrungsmittel zu einem deutlich schnelleren Anstieg der Plasmakonzentration f&#252;hrt, die durch vermehrtes Ausscheiden von L-Carnitin wieder abgebaut wird. Die erh&#246;hte Einnahme von L-Carnitin hat &#8211; wie die Sachverst&#228;ndige weiter nachvollziehbar ausgef&#252;hrt hat &#8211; zur Folge, dass es zu einer &#196;nderung der Nierenschwelle kommt, um den individuellen Carnitin-Plasmaspiegel aufrechtzuerhalten. Der Carnitin-&#220;berschuss f&#252;hrt dazu, dass Trimethylamin im Darm verbleibt, das dem Stuhl einen &#252;blen Geruch nach Fisch verleiht. Bei Trimethylamin handelt es sich um einen Stoff, der ohne dass es ausreichende toxikologische Untersuchungen gibt, im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Daneben verweist die Sachverst&#228;ndige auf eine Stellungnahme des DGE-Arbeitskreises "Sport und Ern&#228;hrung", wonach das Risiko bestehe, dass bei Gesunden eine l&#228;ngerfristige Supplementierung eine Unterdr&#252;ckung der k&#246;rpereigenen Synthese bewirken k&#246;nne. Sonstige, insbesondere, den Muskelaufbau f&#246;rdernde Wirkungen sind nicht &#8211; jedenfalls nicht wissenschaftlich &#8211; belegt. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="30"/> Aus diesen Ausf&#252;hrungen, die im Wesentlichen mit dem von dem Kl&#228;ger vorgelegten Gutachten des Prof. Dr. Steffen vom 26.9.2001 &#252;bereinstimmen, ergibt sich zweifelsfrei, dass Mengen von &#252;ber 500 mg L-Carnitin t&#228;glich den Plasmaspiegel und die Nierenschwelle ver&#228;ndern und somit den Stoffwechsel beeinflussen ohne dass hierf&#252;r eine ern&#228;hrungsbedingte Notwendigkeit besteht. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="31"/> Das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Dr. Blume sowie die vorgelegten Unterlagen bieten jedoch keine ausreichende Grundlage f&#252;r die zur Feststellung der pharmakologischen Eigenschaft notwendige Annahme einer ernsthaften Gefahr f&#252;r die Gesundheit durch die Einnahme von L-Carnitin. Dass es sich bei dem freigesetzten und im Darm verbleibenden Stoff Trimethylamin um eine krebserregende Substanz handelt, ist durch wissenschaftliche Untersuchungen nicht belegt, ebenso wenig wie die M&#246;glichkeit, dass bei einer l&#228;ngerfristigen Einnahme von Carnitin die k&#246;rpereigene Synthese unterdr&#252;ckt wird. Es handelt sich vielmehr um wissenschaftlich nicht n&#228;her belegte, nicht auszuschlie&#223;ende Risiken, die nicht ausreichend sind um eine Substanz, welche in Nahrungsmitteln enthalten ist, als Arzneimittel zu qualifizieren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="32"/> Allein der Umstand, dass eine Dosierung von mehr als 500 mg oder 1000 mg den t&#228;glichen Bedarf an L-Carnitin um ein Vielfaches &#252;bersteigt, rechtfertigt ohne die Feststellung einer pharmakologischen Wirkung nicht die Einordnung des Produkts als Arzneimittel, sofern nicht durch entsprechende Werbeaussagen oder durch die Aufmachung ein entsprechender Eindruck bei dem Durchschnittsverbraucher entsteht (BGH ZLR 2001, 561, 564, 3-fache Tagesdosis). F&#252;r die grunds&#228;tzliche Ungef&#228;hrlichkeit des Stoffes L-Carnitin spricht auch die Einsch&#228;tzung des Landesuntersuchungsamts f&#252;r Gesundheitswesen S&#252;dbayern (Bl. 302) sowie des Bundesinstituts f&#252;r gesundheitlichen Verbraucherschutz (Bl. 281) sowie des Amts f&#252;r Umweltschutz und Lebensmitteluntersuchungen (Bl. 83), wonach Produkte mit einer Tagesdosis von 1000 mg keine Arzneimittel sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="33"/> Im &#220;brigen zeigt die Aufnahme von L-Carnitin in die Liste der Stoffe, die nach der Richtlinie 2001/15/EG (Art. 1 Abs. 1) ohne mengengem&#228;&#223;e Begrenzung zur Herstellung von Lebensmitteln, die f&#252;r eine besondere Ern&#228;hrung bestimmt sind, dass von einer generellen Gef&#228;hrlichkeit ab einer bestimmten Dosis nicht ohne weiteres ausgegangen werden kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="34"/> Die Einordnung als Arzneimittel folgt auch nicht daraus, dass in klinischen Studien bei an L-Carnitin-Mangel leidenden Patienten therapeutisch erfolgreiche Dosierungen bereits ab 500 mg nachgewiesen und Medikamente mit einer Dosierung von 1000 mg zugelassen sind. Bei der Erkrankung an prim&#228;ren oder sekund&#228;ren Carnitin-Mangel handelt es sich &#8211; wie die Sachverst&#228;ndige Dr. Blume ausgef&#252;hrt hat- um eine seltene Krankheit, die ebenso wie die anderen Anwendungsgebiete von L-Carnitin weitgehend unbekannt ist, und der deshalb keine entscheidende Bedeutung f&#252;r die Einordnung als Arzneimittel bei der Abgabe an Gesunde zukommt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="35"/> Daraus folgt, dass eine allgemeing&#252;ltige Tagesdosis, die ein L-Carnitin-haltiges Produkt zum zulassungspflichtigen Arzneimittel macht, nicht festgelegt werden kann. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="36"/> 2. F&#252;r das Produkt "Ultraf" , das als kalorienarmer Fertigdrink (500 ml) mit einem Gehalt von 1000 mg L-Carnitin angeboten wird, bedeutet dies, dass dieses Getr&#228;nk f&#252;r den Verbraucher nach seiner objektiven Zweckbestimmung nicht als Arzneimittel sondern als Nahrungserg&#228;nzungsmittel anzusehen ist. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="37"/> 3. Anders zu beurteilen ist dagegen das eine Menge von 1200 mg L-Carnitin beinhaltende Produkt "L-Carnitin-S". Die den Stoff "L-Carnitin" beinhaltende Produktbezeichnung sowie die Darreichungsform als Folienr&#246;hrchen mit einem Gesamtinhalt von 12 ml und einer Dosis von 1200 mg pro Stick f&#252;hrt zur Einordnung als Arzneimittel. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="38"/> Auch wenn aus der Darreichungsform eines Pr&#228;parats allein kein ausreichender Hinweis f&#252;r das Vorliegen eines Arzneimittels abgeleitet werden kann, da es &#252;blich geworden ist, auch Nahrungserg&#228;nzungsmittel in Ampullen, Folienr&#246;hrchen u. &#228;. anzubieten, ist festzustellen, dass vergleichbare Darreichungsformen herk&#246;mmlich f&#252;r Arzneimittel verwendet werden. Dies gilt &#8211; wie sich aus dem Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Dr. Blume ergibt &#8211; auch f&#252;r den Stoff L-Carnitin, der als Arzneimittel in Portionsfl&#228;schchen zu 10 ml &#225; 1000 mg L-Carnitin zugelassen ist. Die hohe Konzentration von L-Carnitin sowie die Menge von 1200 mg, die &#252;ber der von allen Beh&#246;rden f&#252;r die Einordnung als Lebensmittel angegebenen H&#246;chstmenge liegt und zu einer schlagartigen, mit &#252;blicher Nahrungsaufnahme nicht erreichbaren Erh&#246;hung des Plasmacarnitinspiegels f&#252;hrt, spricht daf&#252;r, dass der Verkehr diesem Produkt eine leistungssteigernde, anabole und damit pharmakologische Zweckbestimmung beimisst. Dass dieser Zweck nach wissenschaftlicher Erkenntnis nicht erreicht wird, steht der Einordnung als Arzneimittel nicht entgegen, da nach der Definition des Art. 1 Nr. 2 der Richtlinie 2001/83/EG vom 06.11.2001 der Arzneimittelbegriff auch solche Erzeugnisse umfasst, die dazu bestimmt sind, die physiologischen K&#246;rperfunktionen zu beeinflussen. Auch wenn in der Werbung f&#252;r dieses Produkt keine dieser Eigenschaften herausgestellt wird, ist aufgrund des Vorverst&#228;ndnisses der angesprochenen Verkehrskreise davon auszugehen, dass die Einnahme von L-Carnitin in dieser Menge und in dieser hohen Konzentration nicht dem Zwecke der Ern&#228;hrung oder Nahrungserg&#228;nzung sondern dem unnat&#252;rlichen, mit Gesundheitsgefahren verbundenen Muskelaufbau dient. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="39"/> Soweit nach Art. 1 der Richtlinie 2001/15/EG L-Carnitin zu den Stoffen geh&#246;rt, die Lebensmittel, die f&#252;r eine bestimmte Ern&#228;hrung bestimmt sind, zu besonderen Ern&#228;hrungszwecken zugef&#252;gt werden d&#252;rfen, ergibt sich f&#252;r die Beurteilung schon deshalb nichts anderes, da bei dem konkret zu beurteilenden Produkt die Substanz L-Carnitin nicht der einem derartigen Lebensmittel zugef&#252;gte Stoff ist, sondern den Hauptbestandteil ausmacht, wie sich bereits aus der Produktbezeichnung ergibt. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="40"/> Demnach war das landgerichtliche Urteil in bezug auf das Verbot betreffend das im Tenor n&#228;her beschriebene Produkt "L-Carnitin" aufrechtzuerhalten, i. &#252;. abzuweisen. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="41"/> Im Hinblick darauf, dass die Abgrenzung zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln unter Ber&#252;cksichtigung der Bestimmungen des europ&#228;ischen Rechts vorgenommen wurde, besteht zur Vorlage an den EuGH keine Veranlassung. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="42"/> Die Auswirkungen des europ&#228;ischen Rechts auf die f&#252;r den Produktstatus ma&#223;geblichen Kriterien rechtfertigen jedoch die Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 Nr. 1 ZPO. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="43"/> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 97, 91, 92, 269 Abs. 3 S. 2 ZPO. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="44"/> Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,283
lg-karlsruhe-2003-02-13-5-s-14902
{ "id": 135, "name": "Landgericht Karlsruhe", "slug": "lg-karlsruhe", "city": 42, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 149/02
2003-02-13T00:00:00
2019-01-07T10:14:26
2019-01-17T11:52:10
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts Bretten vom 23.05.2002 - 1 C 139/02 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Berufung der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig, hat aber in der Sache keinen Erfolg. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Das Berufungsgericht nimmt zun&#228;chst Bezug auf die tatbestandlichen Feststellungen des angefochtenen Urteils des Amtsgerichts Bretten vom 23.05.2002 (&#167;&#167; 540 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO). Zweifel an der Richtigkeit und / oder Vollst&#228;ndigkeit der entscheidungserheblichen tats&#228;chlichen Feststellungen durch das Gericht erster Instanz bestehen nicht. Neue Tatsachen (&#167; 529 Abs. 1 Nr. 2 ZPO) wurden im Berufungsrechtszug nicht geltend gemacht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Auf der Grundlage der vom Gericht erster Instanz festgestellten Tatsachen (&#167; 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO) ist das angefochtene, die R&#228;umungsklage abweisende Urteil vom 23.05.2002 im Ergebnis zu best&#228;tigen. Das beruht auf folgenden Erw&#228;gungen (&#167; 540 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 ZPO): </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. Der Berufung der Kl&#228;gerin ist zun&#228;chst zuzustimmen, wenn sie ausf&#252;hrt, dass ihr als Vermieterin ein Recht zur ordentlichen K&#252;ndigung des am 06.06.1986 geschlossenen Mietvertrages gem&#228;&#223; &#167; 573 Abs. 1 Satz 1 u. Abs. 2 Nr. 1 BGB zusteht. Nach &#167; 573 Abs. 1 Satz 1 BGB kann ein Vermieter ein Mietverh&#228;ltnis k&#252;ndigen, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses hat. Ein berechtigtes Interesse des Vermieters an der Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses ist gem&#228;&#223; &#167; 573 Abs. 2 Nr. 1 ZPO anzunehmen, wenn der Mieter seine vertraglichen Pflichten schuldhaft nicht unerheblich verletzt hat. Diese Tatbestandsvoraussetzungen sind vorliegend s&#228;mtlich erf&#252;llt. Die Beklagte als Mieterin ist mit dem Ausgleich von Nebenkostennachforderungen f&#252;r die Jahre 1995 bis 1999 in H&#246;he von EUR 5.252,66 (DM 10.273,31) im R&#252;ckstand. Der Nebenkostenr&#252;ckstand &#252;bersteigt die Summe von zehn Monatsmieten. Dies stellt eine erhebliche Verletzung mietvertraglicher Pflichten dar. Die Beklagte hat das Bestehen des Nebenkostenr&#252;ckstands der H&#246;he nach nicht in Abrede gestellt. In Bezug auf fehlendes Verschulden hat sie nichts vorgetragen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. Der Berufung der Kl&#228;gerin ist auch darin zuzustimmen, dass eine K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses durch die Kl&#228;gerin nicht aufgrund der Vorschrift des &#167; 112 InsO ausgeschlossen ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> a) Nach &#167; 112 InsO kann der Vermieter ein Miet- oder Pachtverh&#228;ltnis, das der Schuldner als Mieter oder P&#228;chter eingegangen war, nach dem Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens nicht k&#252;ndigen wegen eines Verzugs mit der Entrichtung der Miete oder Pacht, der in der Zeit vor dem Er&#246;ffnungsantrag eingetreten ist. Wird die nach dem Er&#246;ffnungsantrag f&#228;llig werdende Miete oder Pacht nicht vertragsgem&#228;&#223; gezahlt, steht &#167; 112 InsO einer K&#252;ndigung des Vertragsverh&#228;ltnisses nach den allgemeinen Regeln nicht entgegen (BGHZ 151, 353 Leitsatz 5). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> b) Eine Nebenkostennachforderung wird, sofern die Parteien nichts anderes ausdr&#252;cklich vereinbart haben, erst mit der Erteilung einer nachpr&#252;fbaren Abrechnung zur Zahlung f&#228;llig (BGHZ 113, 188 (194); BGH WM 1982, 132 f.). Vor F&#228;lligkeit kann Verzug nicht eintreten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> c) Daraus folgt, dass &#167; 112 Nr. 1 InsO im vorliegenden Fall selbst dann nicht einschl&#228;gig ist, wenn man Nebenkostennachforderungen unter "Miete oder Pacht" im Sinne dieser Vorschrift subsumiert. Denn von Seiten der Kl&#228;gerin sind der Beklagten die Nebenkostenabrechnungen f&#252;r die Jahre 1995-1999 erst mit Schreiben vom 01.10.2000 &#252;bersandt und danach an den Treuh&#228;nder weitergeleitet worden, w&#228;hrend der Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens von Seiten der Beklagten bereits vor dem 21.03.2000 gestellt worden war. Die Nebenkostennachforderungen sind daher - und in Ermangelung einer von den Parteien ausdr&#252;cklich getroffenen, hiervon abweichenden F&#228;lligkeitsabrede - erst nach Stellung des Antrags auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens f&#228;llig geworden. Verzug "mit der Entrichtung der Miete oder Pacht" kann somit erst nach Stellung des Er&#246;ffnungsantrags und nicht "in der Zeit vor dem Er&#246;ffnungsantrag" eingetreten sein. Eine K&#252;ndigungssperre nach &#167; 112 InsO besteht demzufolge vorliegend nicht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Zum selben Ergebnis gelangte man, wenn man in &#220;bereinstimmung mit der von der Beklagten vorgetragenen Rechtsansicht die Vorschrift des &#167; 41 Abs. 1 InsO f&#252;r einschl&#228;gig hielte, nach welcher nicht f&#228;llige Forderungen als f&#228;llig gelten. In diesem Falle w&#228;ren die Nebenkostennachforderungen - arg.: &#167; 41 Abs. 2 Satz 2 InsO ("... f&#252;r die Zeit von der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens bis zur ...") u. &#167; 35 InsO ("... zur Zeit der Er&#246;ffnung des Verfahrens ...") - mit Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens durch Beschluss des Amtsgerichts Karlsruhe am 21.03.2000 f&#228;llig geworden, nicht aber in der Zeit vor dem Er&#246;ffnungsantrag. Infolgedessen w&#228;re selbst bei Anwendung des &#167; 41 Abs. 1 InsO Verzug mit der Entrichtung der Miete nicht "in der Zeit vor dem Er&#246;ffnungsantrag" eingetreten, weswegen die K&#252;ndigungssperre des &#167; 112 InsO auch dann nicht zur Anwendung gelangte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> d) Die Vorschrift des &#167; 112 InsO enth&#228;lt K&#252;ndigungsbeschr&#228;nkungen f&#252;r die Zeit zwischen dem Er&#246;ffnungsantrag und der Verfahrenser&#246;ffnung (Hess / Weis / Wienberg, Kommentar zur Insolvenzordnung, 2. Aufl., &#167; 112 InsO, Rn. 9). Im vorliegenden Fall hat die Kl&#228;gerin das Mietverh&#228;ltnis jedoch nicht in der Zeit zwischen dem Er&#246;ffnungsantrag und der Verfahrenser&#246;ffnung gek&#252;ndigt. Das Insolvenzverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen der Beklagten war, wie bereits erw&#228;hnt, bereits durch Beschluss des Amtsgerichts Karlsruhe vom 21.03.2000 er&#246;ffnet worden, w&#228;hrend das K&#252;ndigungsschreiben vom 12.12.2001 datiert. Eine K&#252;ndigungssperre nach &#167; 112 InsO besteht vorliegend somit auch aus diesem Grunde nicht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> 3. Das die R&#228;umungsklage abweisende Urteil des Amtsgerichts Bretten vom 23.05.2002 erweist sich im Ergebnis jedoch gleichwohl als zutreffend. Ist ein Insolvenzverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen des Mieters er&#246;ffnet und ein Treuh&#228;nder bestellt (&#167;&#167; 313, 292 InsO), ist eine K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses durch den Vermieter n&#228;mlich nicht gegen&#252;ber dem Mieter / Schuldner, sondern gegen&#252;ber dem Treuh&#228;nder zu erkl&#228;ren, der die Aufgaben des Insolvenzverwalters wahrnimmt (ebenso Eichner WuM 1999, 260 (262)). Auch der R&#228;umungstitel ist gegen den Treuh&#228;nder zu erwirken (Eichner, a. a. O.). Das ergibt sich aus der Verwaltungs- und Verf&#252;gungsbefugnis des mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Insolvenzverwalters betrauten Treuh&#228;nders (&#167;&#167; 80 Abs. 1, 108 f., 148, 304 Abs. 1 Satz 1, 313 InsO), die sich auch auf den Mietvertrag &#252;ber die Wohnung des Schuldners erstreckt (vgl. OLG K&#246;ln ZIP 2001, 1422 (1427); Eckert, in: M&#252;nchener Kommentar zur Insolvenzordnung, &#167; 108 InsO, Rn. 40). Im vorliegenden Fall hat die Kl&#228;gerin die K&#252;ndigung vom 12.12.2001 jedoch nicht gegen&#252;ber dem - bereits durch den vorgenannten Beschluss des Amtsgerichts Karlsruhe vom 21.03.2002 bestellten - Treuh&#228;nder (&#167; 313 InsO), sondern gegen&#252;ber der Beklagten pers&#246;nlich erkl&#228;rt. Au&#223;erdem hat die Kl&#228;gerin ihre R&#228;umungsklage nicht gegen den Treuh&#228;nder, sondern gegen die Beklagte gerichtet. Es mangelt folglich an einer wirksamen K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses. Au&#223;erdem fehlt es an der Passivlegitimation der Beklagten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Aus diesen Gr&#252;nden ist das auf Abweisung der R&#228;umungsklage lautende Urteil der Vorinstanz vom 23.05.2002 zu best&#228;tigen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Nach dieser Norm fallen die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels derjenigen Partei zur Last, die es eingelegt hat. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1, 713 ZPO. Gr&#252;nde, nach &#167; 543 Abs. 2 ZPO die Revision zuzulassen, sind nicht gegeben. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,275
olgstut-2003-02-12-3-u-14202
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 142/02
2003-02-12T00:00:00
2019-01-07T10:14:20
2019-02-12T13:09:51
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Ellwangen vom 26.07.2002 - 3 O 510/01 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p>4. Die Revision wird zugelassen.</p> <p>Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 262.599,51 EUR</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Kl&#228;ger begehrt die Feststellung des ungek&#252;ndigten Fortbestandes seines Anstellungsverh&#228;ltnisses bei der Beklagten sowie seiner Organstellung als stellvertretendes Vorstandsmitglied. Einen weiteren Feststellungsantrag, der die Dienstwagennutzung durch den Kl&#228;ger betraf, haben die Parteien nach Abschluss eines Teilvergleichs &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Wegen des Sach- und Streitstands in erster Instanz wird auf die tats&#228;chlichen Feststellungen im landgerichtlichen Urteil Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Nach Auffassung des Landgerichts ist die zul&#228;ssige Klage unbegr&#252;ndet, da die ordentliche K&#252;ndigung des Kl&#228;gers durch die Beklagte zum 31.12.2001 wirksam sei. Ihr stehe weder eine unzureichende Einladung zur Aufsichtsratssitzung noch die funktionelle Unzust&#228;ndigkeit des handelnden Organs der Beklagten entgegen. Wegen der Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des Urteils des Landgerichts verwiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Gegen dieses den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers am 1.8.2002 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 20.8.2002 Berufung eingelegt und diese am gleichen Tag begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Der Kl&#228;ger, der - abgesehen vom Klagantrag Ziff. 3 - sein Klagebegehren in vollem Umfang weiterverfolgt, macht mit seiner Berufung im Wesentlichen geltend: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Das Landgericht gehe f&#228;lschlicherweise davon aus, dass der von ihm festgestellte Einladungsmangel durch den unterlassenen Widerspruch geheilt worden sei. Es &#252;bersehe, dass die Voraussetzungen f&#252;r die Heilung des Einladungsmangels nicht gegeben seien. Da in der die K&#252;ndigung beschlie&#223;enden Aufsichtsratssitzung nicht alle Aufsichtsratsmitglieder anwesend gewesen seien, habe keine Heilung erfolgen k&#246;nnen. Zwar werde teilweise von einer Vollversammlung ausgegangen, wenn auf die Teilnahme seitens eines Organmitglieds verzichtet werde. Wegen der Vieldeutigkeit der Nichtteilnahme k&#246;nne darin aber nur unter ganz bestimmten Umst&#228;nden ein R&#252;geverzicht im Hinblick auf Ladungsm&#228;ngel gesehen werden; solche besonderen Umst&#228;nde seien aber weder vorgetragen noch festgestellt worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Der Aufsichtsrat sei nicht befugt gewesen, das nach zwingenden genossenschaftsrechtlichen Bestimmungen ausschlie&#223;lich der General-/Vertreterversammlung &#252;bertragene ordentliche K&#252;ndigungsrecht auszu&#252;ben. Auch der zur Bestellung von Vorstandsmitgliedern berufene Aufsichtsrat einer Genossenschaft sei nicht befugt, ein Anstellungsverh&#228;ltnis von Vorstandsmitgliedern unter Einhaltung vertraglicher oder gesetzlicher Fristen zu k&#252;ndigen, wenn damit einer laufenden Vorstandsbestellung die Grundlage entzogen werde, etwa weil die Vorstandsbestellung nicht zeitlich auf den K&#252;ndigungszeitpunkt befristet sei oder weil die General-/Vertreterversammlung einen Widerruf der Bestellung zum Vorstandsmitglied nicht beschlossen habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Urteil des Landgerichts setze sich nicht mit der einhelligen Rechtsprechung und Literaturansicht auseinander, dass eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung aus wichtigem Grund zwingend nur von der General- bzw. Vertreterversammlung ausgesprochen werden k&#246;nne, selbst wenn der Aufsichtsrat nach der Satzung f&#252;r die Be- und Anstellung des Vorstandsmitgliedes zust&#228;ndig sei. Zwar gehe die wohl herrschende Meinung in der Literatur wie das Gericht erster Instanz davon aus, dass mit der satzungsm&#228;&#223;igen &#220;bertragung der Be- und Anstellung von Vorstandsmitgliedern auf den Aufsichtsrat zugleich die Befugnis &#252;bertragen sei, das Dienstverh&#228;ltnis fristgerecht zu k&#252;ndigen, dem Aufsichtsrat damit die sog. Annexkompetenz &#252;bertragen sei. Demgegen&#252;ber sei davon auszugehen, dass etwa Baums und Prof. Dr. Goette, Richter am II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, die ordentliche K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit durch den Aufsichtsrat ablehnten. Der Bundesgerichtshof und die oberinstanzliche Rechtsprechung h&#228;tten &#252;ber die vorliegende Rechtsfrage bislang noch nicht zu entscheiden gehabt. Der Auffassung von Baums und Goette sei zu folgen. Schon der Wortlaut und die Systematik des Genossenschaftsgesetzes erweckten erhebliche Bedenken, ob die General-/Vertreterversammlung &#252;berhaupt durch Satzungsbestimmung dem Aufsichtsrat die K&#252;ndigung von Anstellungsvertr&#228;gen der Vorstandsmitglieder &#252;bertragen k&#246;nne. &#167; 18 S. 2 GenG lasse vom Gesetz abweichende Satzungsbestimmungen nur dann zu, wenn dies vom Genossenschaftsgesetz ausdr&#252;cklich zugelassen sei. &#167; 24 Abs. 2 S. 2 GenG enthalte eine solche ausdr&#252;ckliche Gestattung. Von einem Widerruf der Bestellung sei im Abs. 2 jedoch nicht die Rede, obwohl der nachfolgende Abs. 3 sich genau hiermit befasse. Damit werde klar, dass das Gesetz streng zwischen der Bestellung und deren Widerruf unterscheide und &#167; 24 Abs. 2 GenG den Widerruf nicht zum Regelungsgegenstand habe. &#167; 40 GenG hingegen regele den Widerruf der Bestellung zum Vorstandsmitglied. Er gehe wie selbstverst&#228;ndlich davon aus, dass die "Enthebung von den Gesch&#228;ften" und damit der Widerruf der Bestellung ausschlie&#223;lich von der Generalversammlung beschlossen werden k&#246;nne und treffe eine erg&#228;nzende Spezialregelung dergestalt, dass der Aufsichtsrat - als eine Ausnahme vom Grundprinzip - ein Vorstandsmitglied vorl&#228;ufig vom Amt entheben k&#246;nne. Insofern best&#228;tige &#167; 40 GenG die Allzust&#228;ndigkeit der General-/Vertreterversammlung, was das Landgericht verkannt habe. Die Behauptung des Landgerichts, nach &#167; 39 GenG geh&#246;re auch die K&#252;ndigung von Anstellungsverh&#228;ltnissen von Vorstandsmitgliedern zu den regul&#228;ren Vertretungsbefugnissen des Aufsichtsrates, finde im Wortlaut der Bestimmung keine Grundlage. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Erg&#228;nzend sei zu ber&#252;cksichtigen, dass zur Zeit des Entstehung des Genossenschaftsgesetzes nach dem Vorbild des damaligen ADHGB die allgemeine Auffassung bestanden habe, durch den Widerruf der Bestellung werde das gesamte zwischen der Gesellschaft und dem Vorstandsmitglied bestehende Vertragsverh&#228;ltnis beendet. Hieran zeige sich, dass der Gesetzgeber des Jahre 1889 von der Auffassung ausgegangen sei, dass nur die Generalversammlung einen Widerruf der Vorstandsbestellung und die damit verbundene K&#252;ndigung des Anstellungsverh&#228;ltnisses habe aussprechen k&#246;nnen. Dieses Zusammenspiel der &#167;&#167; 18 S. 2, 24 Abs. 2 S. 2, 39 und 40 GenG habe das Landgericht verkannt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die vorliegende Auslegung werde auch durch die vom Gesetz vorgesehene grundlegende Rollenverteilung der Organe der Genossenschaft best&#228;tigt. Mit der Zulassung der ordentlichen K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit durch den Aufsichtsrat werde faktisch die Alleinzust&#228;ndigkeit der General-/Vertreterversammlung f&#252;r die Amtsenthebung von Vorstandsmitgliedern unterlaufen. Dies k&#246;nne nicht Sinn und Zweck der Regelungen &#252;ber die Grundverfassung der Genossenschaft sein. Dass der Gesetzgeber auch bei anderen juristischen Personen die Notwendigkeit sehe, die Eigenverantwortlichkeit der Vorstandsmitglieder durch Beschr&#228;nkung der Widerrufsm&#246;glichkeit und der K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit zu st&#228;rken, zeige der Vergleich mit der Aktiengesellschaft. In diesem Zusammenhang habe das Landgericht auch das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 4.10.1973 (WM 1973, 1320 ff) fehlinterpretiert. Der Bundesgerichtshof habe zum Ausdruck gebracht, dass der Aufsichtsrat nur dann k&#252;ndigen d&#252;rfe, wenn die Organstellung bereits beendet sei bzw. die K&#252;ndigung nicht vor einem Zeitpunkt wirksam werde, in dem die Organstellung beendet sein werde. Die Argumentation des Landgerichts f&#252;hre diese einschr&#228;nkenden Aussagen des Bundesgerichtshofs ad absurdum. Auch der Hinweis des Landgerichts auf &#167; 36 Abs. 3 S. 1 GenG verm&#246;ge nicht zu &#252;berzeugen. Das Landgericht habe auch &#252;bersehen, dass ein Zusammenhang mit der vom Kl&#228;ger zitierten Rechtsprechung zur Unzul&#228;ssigkeit des Abschlusses einer Aufhebungsvereinbarung durch den Aufsichtsrat bestehe; wenn eine einvernehmliche Aufhebung des Anstellungsvertrages nach dieser Rechtsprechung wegen einer damit verbundenen Beendigung der Organstellung bzw. Vermeidung einer fristlosen K&#252;ndigung unwirksam sei, k&#246;nne dies erst recht nicht der Fall sein, wenn es sich um eine einseitige Ma&#223;nahme in Form einer K&#252;ndigung handele. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Unwirksamkeit von in die Vorstandsbestellung eingreifenden K&#252;ndigungen durch den Aufsichtsrat vermeide auch einen weiteren Wertungswiderspruch: Es k&#246;nne nicht sein, dass dem Aufsichtsrat nach einhelliger Ansicht die M&#246;glichkeit zur eigenst&#228;ndigen K&#252;ndigung versagt bleibe, wenn das Vorstandsmitglied "goldene L&#246;ffel stehle", dem Aufsichtsrat aber das Recht offen stehen solle, das Anstellungsverh&#228;ltnis jederzeit zu k&#252;ndigen und damit die Organstellung zu beenden, nur weil ihm die "Nase des Vorstandsmitglieds nicht passt". Vor dem geschilderten Hintergrund sei es kaum nachvollziehbar, wenn das Landgericht das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 26.6.1995 - II ZR 122/94 - als Beleg f&#252;r den gesetzgeberischen Willen, einen Gleichlauf von Genossenschafts- und Aktienrecht erwirken zu wollen, heranziehen wolle. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die bisherigen Ausf&#252;hrungen w&#252;rden auch durch den Willen der Genossenschaftsgesetzgeber der letzten 150 Jahre historisch belegt. Der historische Gesetzgeber sei ersichtlich nicht davon ausgegangen, dass es eine M&#246;glichkeit gegeben habe, die Organstellung bei gleichzeitigem Fortdauern eines daneben bestehenden Anstellungsverh&#228;ltnisses enden zu lassen. Klar erkennbares gesetzgeberisches Ziel sei es gewesen, die Beendigung der Organstellung von einem Beschluss der Generalversammlung abh&#228;ngig zu machen. Diese Vorstellung der alleinigen Abberufungskompetenz der Generalversammlung sei auch s&#228;mtlichen weiteren Reform&#252;berlegungen des Genossenschaftsgesetzes zu Grunde gelegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Auch &#167; 18 Abs. 4 S. 3 der Satzung der Beklagten, die insofern der Mustersatzung des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. entspreche, stehe der ausgef&#252;hrten Rechtsauffassung nicht entgegen. Da das Genossenschaftsgesetz keine andere Regelung zulasse, k&#246;nne dem Aufsichtsrat die Kompetenz zur K&#252;ndigung des Anstellungsvertrages eines Vorstandsmitglieds nur dann zugesprochen werden, wenn dadurch nicht in die laufende Organbestellung eingegriffen werde. Soweit sich die Bestimmung auch auf die ordentliche K&#252;ndigung durch den Aufsichtsrat beziehen solle, w&#228;re sie unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Der Kl&#228;ger beantragt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> 1. Unter Ab&#228;nderung des am 26.07.2002 verk&#252;ndeten Urteils des Landgerichts Ellwangen - AZ 3 O 510/01 - wird festgestellt, dass die am 05.10.2000 ausgesprochene K&#252;ndigung des Anstellungsverh&#228;ltnisses der Parteien durch die Beklagte/Berufungsbeklagte unwirksam ist; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> 2. Unter Ab&#228;nderung des am 26.07.2002 verk&#252;ndeten Urteils des Landgerichts Ellwangen - AZ 3 O 510/01 - wird festgestellt, dass der Kl&#228;ger/Berufungskl&#228;ger auch &#252;ber den 31.12.2001 hinaus weiterhin hauptamtliches stellvertretendes Vorstandsmitglied der Beklagten/Berufungs-beklagten ist und die Organstellung nicht durch die K&#252;ndigung der Beklagten/Berufungs-beklagten vom 05.10.2000 geendet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> die Berufung des Kl&#228;gers kostenpflichtig zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Beklagte verteidigt das landgerichtliche Urteil und bringt hierzu vor: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Berufung ignoriere das Ergebnis der Beweisaufnahme vom 27.6.2002. Nach den Aussagen des Zeugen M stehe fest, dass mit Ausnahme der Aufsichtsratsmitglieder S und L alle Aufsichtsratsmitglieder bereits vor oder sp&#228;testens in der vorangehenden Aufsichtsratssitzung vom 12.9.2000 eingehend dar&#252;ber informiert worden seien, dass es in der beschlie&#223;enden Sitzung vom 27.9.2000 unter dem Tagesordnungspunkt "Vorstandsangelegenheiten" um die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers gehen werde. Das Landgericht komme zu dem &#252;berzeugenden Ergebnis, dass eine &#220;berrumpelung der Aufsichtsratsmitglieder schon aufgrund der mehrst&#252;ndigen Dauer der Sitzung sowie des Abstimmungsergebnisses von 12 : 1 ausgeschlossen erscheine. Richtigerweise sei nach diesem Ablauf jedoch eine formell und materiell satzungsgem&#228;&#223;e Einladung zu der Sitzung vom 27.9.2000 anzunehmen, da nach &#167; 25 Abs. 4 der Satzung der Beklagten f&#252;r die Einberufung einer Aufsichtsratssitzung keine Frist vorgesehen sei. Hinzu komme, dass die nicht anwesenden Aufsichtsratsmitglieder F und R bereits in der vorangegangenen Sitzung vom 12.9.2000 vorab ihre Zustimmung zur K&#252;ndigung des Kl&#228;gers erkl&#228;rt h&#228;tten. Hierin w&#228;re, falls &#252;berhaupt ein Ladungsmangel anzunehmen w&#228;re, ein R&#252;geverzicht zu erblicken. Es bleibe dabei, dass den an der Beschlussfassung vom 27.9.2000 Beteiligten eine sachgerechte Vorbereitung und Teilnahme erm&#246;glicht worden sei und sich keinerlei Anhaltspunkte f&#252;r eine &#220;berrumpelung der Aufsichtsratsmitglieder erg&#228;ben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Das Landgericht habe in &#220;bereinstimmung mit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs sowie der nahezu einhelligen Meinung in der Literatur mit Recht als zul&#228;ssig erkannt, dass die Satzung einer Genossenschaft dem Aufsichtsrat das Recht zur ordentlichen K&#252;ndigung des Dienstverh&#228;ltnisses mit einem Vorstandsmitglied einr&#228;ume und dass hiermit auch die Beendigung der Organstellung verbunden werden k&#246;nne. Aufgrund der Annahme der Satzung habe die Vertreterversammlung der Beklagten dem Aufsichtsrat durch die Regelung in &#167; 18 Abs. 4 der Satzung die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die ordentliche K&#252;ndigung sowie die damit verbundene Aufhebung der Organstellung in zul&#228;ssiger Weise &#252;bertragen. Der Bundesgerichtshof bejahe in st&#228;ndiger Rechtsprechung die Zul&#228;ssigkeit der Koppelung der Amtsdauer an die Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Wegen des weiteren Parteivortrags im Berufungsverfahren wird im &#220;brigen auf die eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung ging noch der Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 23.1.2003 ein. Auf diesen wird ebenfalls Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, hat in der Sache jedoch keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 5.10.2000 (Anl. K 3) ist wirksam, da der sie tragende Beschluss des Aufsichtsrats der Beklagten vom 27.9.2000 entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht nichtig ist. Sowohl das Anstellungsverh&#228;ltnis als auch die Organstellung des Kl&#228;gers endeten deshalb zum 31.12.2001. </td></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Die Feststellungsklage ist nach &#167; 256 Abs. 1 ZPO zul&#228;ssig. </td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers liegt ein Einberufungsmangel nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> a) In seinem rechtlichen Ausgangspunkt ist das Landgericht zu Recht davon ausgegangen, dass das Einladungsschreiben des damaligen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Beklagten nicht den Anforderungen von &#167; 25 Abs. 4 S. 2 der Satzung der Beklagten entspricht, wonach die Sitzungen "unter Mitteilung der Tagesordnung" einzuberufen sind. Zu der im Wesentlichen inhaltsgleichen Regelung in &#167; 51 Abs. 2 und 4 GmbHG hat der Bundesgerichtshof f&#252;r den Bereich des Sparkassenrechts entschieden (BGH DStR 2000, 1152), dass die zu dieser Bestimmung in der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tze auch Geltung f&#252;r die Einberufung zu einer Sitzung des Verwaltungsrates einer Sparkasse beanspruchen k&#246;nnen. Das Genossenschaftsgesetz enth&#228;lt hierzu keine einschl&#228;gige gesetzliche Regelung. Die Bestimmungen der &#167;&#167; 36 ff GenG sind insoweit unergiebig. Im genossenschaftsrechtlichen Schrifttum wird die Auffassung vertreten, dass Beschlussgegenst&#228;nde f&#252;r Aufsichtsratssitzungen grunds&#228;tzlich vorher angek&#252;ndigt sein m&#252;ssen; ein Verweis auf gesetzliche Vorschriften fehlt (vgl. Lang u.a./Metz, Genossenschaftsgesetz, 33. Aufl., &#167; 36 Rn. 61; Beuthien, Genossenschaftsgesetz, 13. Aufl., &#167; 36 Rn. 9; M&#252;ller, Genossenschaftsgesetz, &#167; 36 Rn. 93). Hinsichtlich der Folgen eines Versto&#223;es gegen den oben genannten Grundsatz wird in Teilen des Schrifttums angenommen, dass ein gleichwohl gefasster Beschluss nur unter besonderen Umst&#228;nden nichtig sein soll (so Beuthien, a.a.O., &#167; 36 Rn. 9 unter Bezugnahme auf KG HRR 1940 Nr. 799; vgl. auch Lang/Metz, a.a.O. &#167; 36 Rn. 61). Angesichts der Konturlosigkeit des Begriffs "besondere Umst&#228;nde" und der damit verbundenen Rechtsunsicherheit in Grenzf&#228;llen &#252;berzeugt dies nicht. M&#252;ller (a.a.O., &#167; 36 Rn. 112) meint demgegen&#252;ber, dass die Verletzung von gesetzlichen oder in der Satzung festgestellten Verfahrensregeln zur Unwirksamkeit des Beschlusses f&#252;hre, soweit es sich nicht um blo&#223;e Ordnungsvorschriften handele. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Der Senat h&#228;lt unter Bezugnahme auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in DStR 2000, 1152, auch im Anwendungsbereich des Genossenschaftsgesetzes die von der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung zu &#167; 51 Abs. 2 und 4 GmbHG entwickelten Grunds&#228;tze f&#252;r anwendbar. Angesichts der &#196;hnlichkeit der Aufgabenbereiche eines Verwaltungsrats einer Sparkasse und eines Aufsichtsrats einer Genossenschaft (vgl. &#167; 38 GenG) ist die &#220;bertragung dieser Grunds&#228;tze auch auf den Bereich des Genossenschaftsgesetzes sachgerecht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> b) Zutreffend hat das Landgericht angenommen, dass die Einladung zu der ma&#223;geblichen Aufsichtsratssitzung mit dem Tagesordnungspunkt "Vorstandsangelegenheiten" nicht den hierf&#252;r zu stellenden Anforderungen entsprochen hat. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH DStR 2000, 1152) ist davon auszugehen, dass die Mitteilung "Gesch&#228;ftsf&#252;hrerangelegenheiten" oder aber - wie hier - "Vorstandsangelegenheiten" nicht hinreichend bestimmt ist, um den Zweck der entsprechend anwendbaren Bestimmung des &#167; 51 Abs. 2 und 4 GmbHG, den an der Beschlussfassung Beteiligten eine sachgerechte Vorbereitung und Teilnahme an der Aussprache zu erm&#246;glichen und sie vor &#220;berraschung oder &#220;berrumpelung zu sch&#252;tzen, gerecht zu werden. Zu einer ordnungsgem&#228;&#223;en Ank&#252;ndigung bedarf es vielmehr der Angabe, welche Ma&#223;nahmen zur Beratung und Beschlussfassung gestellt werden und gegen welche Person sie sich richten sollen; dagegen m&#252;ssen die ma&#223;geblichen Gr&#252;nde hierf&#252;r nicht angegeben werden (vgl. Goette in der Anmerkung zum oben genannten Urteil in DStR 2000, 1153). In der obergerichtlichen Rechtsprechung sind demgem&#228;&#223; Ank&#252;ndigungen wie etwa "Vorstandsangelegenheiten", "Verschiedenes" oder "Sonstiges" als nicht ausreichende Ank&#252;ndigungen angesehen worden (OLG Stuttgart WM 1985, 600; OLG M&#252;nchen GmbHR 1994, 259; OLG Naumburg NZG 1999, 317; vgl. auch Baumbach/Hueck/Z&#246;llner, GmbH-Gesetz, 17. Aufl., &#167; 51 Rn. 21, 22; Scholz/Schneider, GmbH-Gesetz, 9. Aufl., &#167; 52 Rn. 277). Der aus &#167; 51 GmbHG abzuleitende gesetzgeberische Schutzgedanke findet sich im &#220;brigen auch in der f&#252;r das Vereinsrecht geltenden Vorschrift des &#167; 32 Abs. 1 S. 2 BGB, nach der es f&#252;r die G&#252;ltigkeit eines Beschlusses der Mitgliederversammlung erforderlich ist, dass der Gegenstand der Beschlussfassung bei der Berufung bezeichnet wird. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 99, 119, 123) bezweckt diese Bestimmung, die Vereinsmitglieder vor &#220;berraschungen in der Mitgliederversammlung zu sch&#252;tzen und ihnen Gelegenheit zu geben, &#252;ber die Notwendigkeit einer Teilnahme zu entscheiden und sich auf die zur Beratung anstehenden Themen vorzubereiten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Legt man diesen Schutzzweck zu Grunde, steht f&#252;r den Senat fest, dass jedenfalls hinsichtlich derjenigen Aufsichtsratsmitglieder, die im Zusammenhang mit der vorangegangenen regul&#228;ren Aufsichtsratssitzung vom 12.9.2000 vom Gegenstand der folgenden Aufsichtsratssitzung informiert wurden, kein Ank&#252;ndigungsmangel vorliegt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Der Anfechtungsgrund mangelhafter Ank&#252;ndigung der Tagesordnung entf&#228;llt, wenn ein Aufsichtsrat, dem gegen&#252;ber die Ank&#252;ndigung unterblieb, ohnehin Kenntnis von der Tagesordnung hatte. Karsten Schmidt (in Scholz, GmbH-Gesetz, 9. Aufl., &#167; 51 Rn. 34) f&#252;hrt f&#252;r den Anwendungsbereich des GmbH-Gesetzes &#252;berzeugend aus, dass der Beschlussmangel in einer Beeintr&#228;chtigung des Teilnahmerechts bestehe, weshalb er entfalle, wenn der Gesellschafter, dem gegen&#252;ber die Ank&#252;ndigung unterblieben sei, ohnehin Kenntnis von der Tagesordnung hatte. Das Oberlandesgericht Karlsruhe (GmbHR 1989, 206 f.) hat die Frage offen gelassen. Nach Auffassung des Senats &#252;berzeugt dieser rechtliche Ansatz, da er zutreffend auf den Schutzzweck der Bekanntgabe der Tagesordnung abstellt. In F&#228;llen, in denen das teilnehmende Aufsichtsratsmitglied auf andere Weise Kenntnis von den Gegenst&#228;nden der beabsichtigten Beschlussfassung erlangt hat, ist ihm eine sachgerechte Vorbereitung und Teilnahme an der Aussprache m&#246;glich und es ist auch vor &#220;berraschungen oder &#220;berrumpelungen gesch&#252;tzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Aufgrund der vom Landgericht durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht fest, dass mit Ausnahme der Aufsichtsratsmitglieder S und L s&#228;mtliche Aufsichtsratsmitglieder in der Aufsichtsratssitzung am 12.9.2000 davon erfahren haben, dass am 27.9.2000 die Abberufung des Kl&#228;gers als Vorstandsmitglied Gegenstand der Verhandlungen sein sollte. Der Zeuge M, dem das Landgericht geglaubt hat, hat u.a. angegeben, dass er in der Sitzung am 12.9. die anwesenden Aufsichtsr&#228;te von der Absicht informiert habe, den Kl&#228;ger als Vorstandsmitglied zu entlassen. Es sei am 12.9. ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt worden, dass es bei der Sitzung am 27.9. um die Frage der Entlassung des Vorstandsmitglieds K gehen werde. Die vom Landgericht hierzu getroffenen Feststellungen sind nach &#167; 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO im Berufungsverfahren zu Grunde zu legen. Es bestehen keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r fehler- oder l&#252;ckenhafte Feststellungen des Landgerichts. Auch die Berufungsbegr&#252;ndung enth&#228;lt keine Angriffe auf die Beweisw&#252;rdigung der Kammer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Im Streitfall ist von besonderem Gewicht, dass die Kenntnis &#252;ber den Gegenstand der Tagesordnung nicht etwa zuf&#228;llig erlangt wurde, sondern vielmehr in einer regul&#228;ren Aufsichtsratssitzung, die in einem engen zeitlichen Zusammenhang zu der ma&#223;geblichen Sitzung vom 27.9.2000 stand. Bei einer auf solcher Weise erfolgten Information ist nach Auffassung des Senats hinreichend gew&#228;hrleistet, dass die Aufsichtsratsmitglieder vor &#220;berraschungen gesch&#252;tzt werden und sie sich auf die anstehende Sitzung sachgerecht vorbereiten k&#246;nnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> c) Hinsichtlich der beiden Aufsichtsratsmitglieder L und S, die in der Aufsichtsratssitzung vom 12.9.2000 nicht anwesend waren und die auch nicht telefonisch vorab informiert wurden, ist ma&#223;geblich - wie das Landgericht zutreffend hervorgehoben hat -, dass diese Aufsichtsratsmitglieder am 27.9.2000 bei der Aufsichtsratssitzung anwesend waren und der Beschlussfassung nicht widersprochen haben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> In der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ist anerkannt, dass etwaige Einberufungsm&#228;ngel geheilt werden k&#246;nnen (BGH DStR 2000, 1152 f.; BGHZ 87, 1, 4). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> F&#252;r den Anwendungsbereich des GmbH-Gesetzes ist allgemeine Meinung, dass Ladungsm&#228;ngel durch die Anwesenheit aller Gesellschafter in der Gesellschafterversammlung gem&#228;&#223; &#167; 51 Abs. 3 GmbHG geheilt werden k&#246;nnen (vgl. OLG Naumburg GmbHR 1998, 90, 92; Scholz/K. Schmidt, a.a.O., &#167; 51 Rn. 38, 43; Baumbach/Hueck/Z&#246;llner, a.a.O., &#167; 51 Rn. 25; Rowedder/Schmidt/Leithoff/Koppensteiner, GmbH-Gesetz, 4. Aufl., &#167; 51 Rn. 12, 13). Wegen der Abwesenheit von zwei Aufsichtsratsmitgliedern in der Sitzung am 27.9.2000 handelte es sich aber um keine Vollversammlung in diesem Sinne, auch wenn gelegentlich behauptet wird, dass eine Vollversammlung auch dann vorliege, wenn ein Gesellschafter auf seine Teilnahme verzichtet habe (zu Recht ablehnend Baumbach/Hueck/Z&#246;llner, a.a.O., &#167; 51 Rn. 26). Dar&#252;ber hinaus ist aber auch anerkannt, dass ein Einberufungsmangel dadurch geheilt werden kann, dass nicht ordnungsgem&#228;&#223; geladene Teilnehmer zumindest konkludent darauf verzichtet haben, die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Einberufung zu r&#252;gen. Die Teilnahme an der Abstimmung zu allen Tagesordnungspunkten kann darauf hindeuten, dass kein Widerspruch gegen die Durchf&#252;hrung der Versammlung erhoben werden soll. Ob das vorbehaltlos geschehen ist, muss unter W&#252;rdigung des tats&#228;chlichen Verhaltens festgestellt werden (vgl. BGH BB 1998, 445 f. zu &#167; 51 GmbHG). Auch im Schrifttum zum GmbH-Gesetz wird vertreten, dass R&#252;geverzicht und R&#252;geverlust einen Einberufungsmangel heilen k&#246;nnen (vgl. Scholz/K. Schmidt, a.a.O., &#167; 51 Rn. 38; Baumbach/Hueck/Z&#246;llner, a.a.O., &#167; 51 Rn. 24 a). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Im Streitfall waren die nicht vorab informierten Aufsichtsratsmitglieder L. und S. in der Sitzung am 27.9.2000 anwesend (vgl. das Protokoll Anl. B 3, B 5, nach Bl. 39 d.A.). Ausweislich des Protokolls haben sich alle 13 anwesenden Aufsichtsratsmitglieder auch an der Abstimmung &#252;ber die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers beteiligt, nachdem 12 Ja- und eine Nein-Stimme abgegeben worden sind. Zwar wird das blo&#223;e Erscheinen in der Aufsichtsratssitzung nicht ohne weiteres als R&#252;geverzicht gewertet werden k&#246;nnen (vgl. dazu Scholz/K. Schmidt, a.a.O., &#167; 51 Rn. 38 unter Hinweis auf OLG Naumburg GmbHR 1998, 90, 92). Nimmt aber ein Aufsichtsratsmitglied, das nicht ordnungsgem&#228;&#223; geladen ist, ohne R&#252;gen zu erheben an der Abstimmung zu einem bestimmten Tagesordnungspunkt teil, ist dies in der Regel als R&#252;geverzicht zu werten mit der Folge, dass der Ladungsmangel bezogen auf den Tagesordnungspunkt, an dem das Aufsichtsratsmitglied an der Abstimmung teilgenommen hat, geheilt worden ist (vgl. auch OLG Naumburg, a.a.O.). Im Streitfall ist in diesem Zusammenhang auch von Gewicht, dass ausweislich des Protokolls (Anl. B 5, nach Bl. 39 d.A.) die Sitzung von 17.30 Uhr bis 22.10 Uhr gedauert hat, sodass auch vom zeitlichen Ablauf her nichts daf&#252;r spricht, dass die nicht vorab informierten Aufsichtsratsmitglieder &#252;berrascht bzw. &#252;berrumpelt wurden. F&#252;r den Senat steht deshalb fest, dass die Aufsichtsratsmitglieder L und S zumindest konkludent darauf verzichtet haben, die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Einberufung zu r&#252;gen. Demgegen&#252;ber haben die Verwaltungsratsmitglieder in dem Fall BGH DStR 2000, 1152, ausweislich der Gr&#252;nde deutlich gemacht, dass sie mit dem Vorgehen der Mehrheit nicht einverstanden waren. </td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Im Streitfall bestehen keine Bedenken gegen die funktionelle Zust&#228;ndigkeit des Aufsichtsrates. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> a) Entgegen der Auffassung der Berufung liegt kein Rechtsfehler darin, dass das Landgericht sich mit der Rechtsprechung zur au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung aus wichtigem Grund nicht weiter auseinandergesetzt hat. In Rechtsprechung und Schrifttum herrscht weitgehend Einigkeit, dass die Entscheidung &#252;ber die fristlose K&#252;ndigung eines Dienstverh&#228;ltnisses des Vorstandsmitglieds einer Genossenschaft ausschlie&#223;lich der Generalversammlung bzw. der Vertreterversammlung zusteht (vgl. nur BGH WM 1984, 1120; WM 1984, 532; OLG Stuttgart, Urteil vom 9.1.2002, Az.: 4 U 167/01, Umdruckseite 9; Lang/Schaffland, a.a.O., &#167; 24 Rn. 75; M&#252;ller, a.a.O., &#167; 24 Rn. 68; kritisch hierzu etwa Beuthien, a.a.O., &#167; 24 Rn. 21). Wie sich aus den Ausf&#252;hrungen im zweiten Absatz auf S. 15 des landgerichtlichen Urteils ergibt, hat das Landgericht durchaus gesehen, dass sich die Kompetenzen des Aufsichtsrates bei ordentlicher und au&#223;erordentlicher K&#252;ndigung unterscheiden k&#246;nnen. Da es im Streitfall jedoch nur um die Wirksamkeit einer ordentlichen K&#252;ndigung geht, brauchte sich das Landgericht nicht mit den Fragen zu befassen, die sich bei der Beurteilung einer au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung stellen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> b) Der Aufsichtsrat der Beklagten durfte das Anstellungsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers fristgerecht k&#252;ndigen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Nachdem der Bundesgerichtshof in der in WM 1973, 782 ver&#246;ffentlichten Entscheidung noch ausdr&#252;cklich offen gelassen hat, ob die Satzung dem Aufsichtsrat die funktionelle Zust&#228;ndigkeit zur Entscheidung &#252;ber die ordentliche K&#252;ndigung eines Vorstandsmitglieds zuweisen kann, hat er sich in der in WM 1973, 1320 ff ver&#246;ffentlichten Entscheidung ausdr&#252;cklich mit dieser Frage befasst. In dem dort entschiedenen Fall war durch eine Bestimmung der Satzung die Bestellung der Vorstandsmitglieder dem Aufsichtsrat &#252;bertragen worden. Weiter durfte der Aufsichtsrat nach der Satzung die Anstellungsvertr&#228;ge namens der Genossenschaft abschlie&#223;en, jedoch h&#246;chstens auf die Dauer der Bestellung. Dem entspricht es, dass im Streitfall nach &#167; 18 Abs. 2 der Satzung die Vorstandsmitglieder vom Aufsichtsrat bestellt und angestellt werden. In &#167; 18 Abs. 4 der Satzung ist weiter geregelt, dass f&#252;r die K&#252;ndigung des Dienstverh&#228;ltnisses eines Vorstandsmitglieds unter Einhaltung der vertraglichen oder gesetzlichen Frist sowie f&#252;r den Abschluss von Aufhebungsvereinbarungen der Aufsichtsrat zust&#228;ndig ist. F&#252;r die au&#223;erordentliche K&#252;ndigung des Dienstverh&#228;ltnisses aus wichtigem Grund (fristlose K&#252;ndigung) ist dagegen nach &#167; 18 Abs. 4 S. 2 der Satzung die Vertreterversammlung zust&#228;ndig. Weiter hei&#223;t es in &#167; 18 Abs. 4 S. 3 der Satzung: "Die Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses hat die Aufhebung der Organstellung zur Folge". </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 89, 48, 55) fallen der Abschluss und die ordentliche K&#252;ndigung von Dienstvertr&#228;gen mit Vorstandsmitgliedern unter die allgemeine Erm&#228;chtigung des Aufsichtsrats nach &#167; 39 Abs. 1 GenG, Vertr&#228;ge mit Vorstandsmitgliedern abzuschlie&#223;en. Die Bestellung des Vorstandsmitglieds erfolgt zwar nach &#167; 24 Abs. 2 S. 1 GenG grunds&#228;tzlich durch die Generalversammlung bzw. die Vertreterversammlung. Wie sich aus &#167; 24 Abs. 2 S. 2 i.V.m. &#167; 18 S. 2 GenG ergibt, kann durch die Satzung jedoch eine andere Art der Bestellung festgesetzt werden. Der Bundesgerichtshof hat eine solche &#220;bertragung der Bestellung der Vorstandsmitglieder durch den Aufsichtsrat im Wege der Satzung f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt (BGH WM 1973, 1320, 1322). Von dieser M&#246;glichkeit hat die Beklagte in ihrer Satzung (&#167; 18 Abs. 2) zul&#228;ssigerweise Gebrauch gemacht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Nach Auffassung des Senats ist entscheidend der enge sachliche Zusammenhang zwischen Bestellung und Anstellung des Vorstandsmitglieds. Organbestellung und -anstellung begr&#252;nden zwar verschiedene Rechtsverh&#228;ltnisse, die ein unterschiedliches Schicksal haben k&#246;nnen. Tats&#228;chlich und auch rechtlich k&#246;nnen sie aber erhebliche Auswirkungen aufeinander haben (BGHZ 89, 48, 52 unter Hinweis auf BGHZ 79, 38, 41). Insbesondere die Anstellung wird in der Regel eine erhebliche Bedeutung f&#252;r den Bestand des Organverh&#228;ltnisses haben. Wer als Organmitglied vorgesehen ist, wird in aller Regel dieses Amt nicht ohne Einigung &#252;ber die Anstellungsbedingungen &#252;bernehmen und andererseits die damit verbundene Arbeitslast und Verantwortung nicht weiter tragen wollen, wenn die vertragliche Grundlage endg&#252;ltig fortf&#228;llt. Die Anstellung bildet daher meist eine wesentliche Grundlage f&#252;r das Zustandekommen und die Fortdauer der Bestellung (BGHZ 89, 48, 52 f.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Vor diesem Hintergrund kann durch die Satzung einer Genossenschaft dem Aufsichtsrat das Recht einger&#228;umt werden, den Dienstvertrag von Vorstandsmitgliedern unter Einhaltung der vereinbarten Fristen zu k&#252;ndigen und dadurch mit Ablauf der Frist auch das Vorstandsamt zu beenden. F&#252;r das Recht der GmbH ist anerkannt, dass es zul&#228;ssig ist, die Dauer des Anstellungsverh&#228;ltnisses eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers an die Dauer seiner Organstellung zu kn&#252;pfen (BGH WM 1995, 1665 f unter Hinweis auf BGHZ 89, 48, 52 f). Die Trennung, die das Gesetz zwischen dem Organverh&#228;ltnis und dem Dienstvertrag vollzieht, gebietet nicht unabdingbar, dass jegliche Verkn&#252;pfung zwischen beiden Rechtsvorg&#228;ngen durch rechtsgesch&#228;ftliche Vereinbarung zu unterbleiben hat (BGH WM 1989, 1246 ff). Es bestehen deshalb auch keine rechtlichen Bedenken dagegen, eine solche Verkn&#252;pfung durch entsprechende Regelungen in der Satzung der Genossenschaft herzustellen. So wie die Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses an den Widerruf der Organstellung gekoppelt werden kann, kann umgekehrt das Schicksal der Organstellung von der Beendigung des Anstellungsverh&#228;ltnisses abh&#228;ngig gemacht werden (BGH WM 1996, 2234 ff). Von dieser M&#246;glichkeit hat die Beklagte in ihrer Satzung Gebrauch gemacht. Gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 4 S. 3 der Satzung der Beklagten hat die Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses die Aufhebung der Organstellung zur Folge. Danach f&#252;hrt die auf dem Aufsichtsratsbeschluss beruhende fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung des Vorstandsmitglieds automatisch dazu, dass auch seine Organstellung zum gleichen Zeitpunkt endet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Zwar obliegt nach Ansicht der Rechtsprechung und auch der herrschenden Meinung in der Literatur der Widerruf der Bestellung eines Vorstandsmitglieds ausschlie&#223;lich der Generalversammlung (vgl. nur Lang/Metz, a.a.O., &#167; 40 Rn. 1 m.w.N.; Beuthien, a.a.O., &#167; 24 Rn. 19, der abweichend hiervon der Auffassung ist, dass f&#252;r den Widerruf dasjenige Genossenschaftsorgan zust&#228;ndig sein soll, welche das Vorstandsmitglied bestellt hat). Demgem&#228;&#223; ist auch nach der Satzung der Beklagten die Vertreterversammlung f&#252;r den Widerruf der Bestellung von Mitgliedern des Vorstandes zust&#228;ndig (&#167; 30 lit. f). Eines solchen Widerrufs der Bestellung, wie er in &#167; 30 lit. f der Satzung der Beklagten vorgesehen ist, bedarf es jedoch nicht, wenn - wie hier - eine satzungsgem&#228;&#223; auf einem Aufsichtsratsbeschluss beruhende fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung des Vorstandsmitglieds automatisch dazu f&#252;hrt, dass auch seine Organstellung zum gleichen Zeitpunkt endet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers steht dem auch nicht die Bestimmung des &#167; 40 GenG entgegen. Diese Vorschrift betrifft nur den Sonderfall, dass Vorstandsmitglieder von Seiten des Aufsichtsrats vorl&#228;ufig ihres Amtes enthoben werden und wahrt f&#252;r diesen Eilfall die endg&#252;ltige Zust&#228;ndigkeit der Generalversammlung. Ist dagegen durch die Satzung der Aufsichtsrat f&#252;r die Bestellung der Vorstandsmitglieder zust&#228;ndig und ist weiter durch die Satzung bestimmt, dass die Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses auch die Aufhebung der Organstellung zur Folge hat, so hat sich die Generalversammlung jeweils dieser Kompetenz begeben und ist daher so lange nicht schutzw&#252;rdig, bis sie sich diese Zust&#228;ndigkeit durch Satzungs&#228;nderung (&#167; 16 Abs. 4 GenG) wieder zur&#252;ckholt (vgl. Beuthien, a.a.O., &#167; 24 Rn. 19). Der Bestimmung des &#167; 40 GenG kommt daher nicht die vom Kl&#228;ger geltend gemachte Bedeutung zu. F&#252;r diese Sichtweise spricht im &#220;brigen auch die Entstehungsgeschichte der &#167;&#167; 40 und 24 GenG. Nach Beuthien, a.a.O., &#167; 40 Rn. 5 war &#167; 40 GenG (als damaliger &#167; 28) bereits im preu&#223;ischen Genossenschaftsgesetz von 1868 enthalten. Die M&#246;glichkeit, den Vorstand durch ein anderes Organ als die Generalversammlung, insbesondere durch den Aufsichtsrat bestellen zu lassen, wurde dagegen erstmals im insoweit heute noch geltenden &#167; 24 des Genossenschaftsgesetzes vom 1.5.1889 verankert. Zutreffend weist Beuthien, a.a.O., darauf hin, dass damit vermeintliche Widerspr&#252;che zwischen &#167; 24 Abs. 2 S. 2 GenG und &#167; 40 GenG erkl&#228;rlich werden und dass dementsprechend &#167; 40 GenG im Lichte der (neueren) Regelung des &#167; 24 GenG auszulegen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Der von der Satzung geregelte Gleichlauf von Anstellungsverh&#228;ltnis und Organstellung hat auch Eingang in den Dienstvertrag, der zwischen den Parteien abgeschlossen wurde, gefunden. Nach &#167; 11 Abs. 1 S. 3 des Anstellungsvertrages (Anl. A 260) hat die Beendigung des Dienstvertrages das gleichzeitige Erl&#246;schen der Organstellung zur Folge (vgl. Lang/Schaffland, a.a.O., &#167; 24 Rn. 71; Hettrich/Gr&#228;ser, Genossenschaftsgesetz, 2. Aufl., &#167; 24 Rn. 20). Auch f&#252;r das Recht der GmbH ist anerkannt, dass die Organstellung eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers, wenn diese auf einem Dienstvertrag beruht, in der Regel zugleich mit diesem endet, weil ein Organmitglied im Allgemeinen nicht ohne Vertragsgrundlage weiterarbeiten wird (BGH DB 1981, 2375; BGHZ 79, 38, 41 f). Ob etwas anderes in F&#228;llen gilt, in denen der Dienstvertrag nicht die alleinige Grundlage der Organstellung ist (vgl. BGH DB 1981, 2375), kann hier offen bleiben. Eine ihm g&#252;nstigere rechtliche Beurteilung kann der Kl&#228;ger auch nicht aus der Anmerkung von Goette in DStR 1993, 1189, 1190, herleiten, da diesen Ausf&#252;hrungen ein Fall zu Grunde liegt, in dem nach &#167; 24 Abs. 2 S. 1 GenG die Generalversammlung dar&#252;ber zu entscheiden hatte, wer zum Vorstand der Genossenschaft bestellt wird und einen Anstellungsvertrag mit ihr erh&#228;lt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Soweit die Berufungsbegr&#252;ndung den Willen des historischen Gesetzgebers anf&#252;hrt, ist zun&#228;chst darauf hinzuweisen, dass die Bedeutung der Entstehungsgeschichte bei der Auslegung einer Gesetzesvorschrift nicht allzu hoch veranschlagt werden kann. Ma&#223;gebend f&#252;r die Auslegung einer gesetzlichen Vorschrift ist der in ihr zum Ausdruck kommende objektivierte Wille des Gesetzgebers. Dem Zweck, den objektivierten Willen des Gesetzgebers zu erfassen, dienen die nebeneinander zul&#228;ssigen, sich gegenseitig erg&#228;nzenden Methoden der Auslegung aus dem Wortlaut der Norm, aus ihrem Sinnzusammenhang sowie aus den Gesetzesmaterialien und der Entstehungsgeschichte (BGHZ 46, 74, 76; BGHZ 49, 221 ff). Nach Auffassung des Senats zeigt die Berufungsbegr&#252;ndung nicht auf, dass der insoweit ma&#223;gebliche objektivierte Wille des Gesetzgebers dahin gegangen ist, eine Koppelung der Organstellung an die Beendigung des Anstellungsverh&#228;ltnisses durch eine fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung im Wege der Satzung f&#252;r unzul&#228;ssig zu halten. Die von der Berufungsbegr&#252;ndung wiedergegebenen Stimmen zu Gesetzentw&#252;rfen, die letztlich nicht verwirklicht wurden, sind nicht geeignet, als Beleg f&#252;r den objektivierten Willen des Gesetzgebers zu dienen, da die insoweit angef&#252;hrten Vorschl&#228;ge wie z.B. der &#167; 61 des Referentenentwurfs 1962 (Bl. 128 d.A.) nicht in Kraft getreten sind. Im &#220;brigen ergibt sich z.B. auch aus der von der Berufung angef&#252;hrten Darstellung von Caspers (Die Verfassung der Genossenschaft, Zur Reform des Genossenschaftsrechts, ..., 1958, 83, 108; Bl. 191 d.A.), dass nach dessen Ansicht in allen F&#228;llen, in denen der Vorstand nach der Satzung vom Aufsichtsrat bestellt oder angestellt wird, eine unter Einhaltung der gesetzlichen oder vertraglichen Frist vom Aufsichtsrat vorgenommene K&#252;ndigung sowohl das Dienstverh&#228;ltnis als auch die Organstellung beendet. Angesichts der von Caspers gew&#228;hlten Formulierungen ist entgegen der Auffassung der Berufung nicht zu erkennen, dass er in diesem Punkt etwa eine Gesetzes&#228;nderung vorgeschlagen hat. </td></tr></table> <table><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> a) Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> b) Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> c) Der Senat l&#228;sst die Revision zu. Die Sache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung (&#167; 543 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 ZPO), da sie eine entscheidungserhebliche, kl&#228;rungsbed&#252;rftige und kl&#228;rungsf&#228;hige Rechtsfrage aufwirft, die &#252;ber den Einzelfall hinaus Bedeutung f&#252;r die Allgemeinheit hat (vgl. BGH MDR 2003, 104, 106). Im Streitfall kommt es auf die Beantwortung der Rechtsfrage an, ob die Satzung dem Aufsichtsrat einer Genossenschaft das Recht einr&#228;umen kann, den Dienstvertrag von Vorstandsmitgliedern unter Einhaltung der vereinbarten Fristen zu k&#252;ndigen und dadurch mit Ablauf der Frist auch das Vorstandsamt zu beenden. Nach Auffassung des Senats ist diese Frage trotz der Entscheidung des Bundesgerichtshofs in WM 1973, 1320 ff kl&#228;rungsbed&#252;rftig, da in dem dort entschiedenen Fall der Anstellungsvertrag eine 5-j&#228;hrige Vertragsdauer mit jeweiliger Verl&#228;ngerung um denselben Zeitraum bei 6-monatiger K&#252;ndigungsfrist vorsah. Demgegen&#252;ber wurde im Streitfall das Anstellungsverh&#228;ltnis auf unbestimmte Zeit geschlossen. Der Entscheidung der Rechtsfrage kommt auch Bedeutung f&#252;r eine Vielzahl von F&#228;llen zu, da die ma&#223;geblichen Satzungsbestimmungen im gesamten Bereich des genossenschaftlich organisierten Bankwesens Verwendung finden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> d) Die Festsetzung des Streitwerts der Berufung beruht auf &#167; 3 ZPO i.V.m. &#167; 17 Abs. 3 GKG. Die vom Kl&#228;ger begehrte Feststellung der Unwirksamkeit der K&#252;ndigung des Anstellungsvertrages f&#252;hrt zu einer Minderung (&#167; 3 ZPO) des bei einer Leistungsklage nach &#167; 17 Abs. 3 GKG zu bemessenden Streitwertes (642.000,00 DM als dreifacher Jahresbetrag des Jahresgehalts von 214.000,00 DM, vgl. Bl. 19 d.A.). Auch wenn &#167; 17 Abs. 3 GKG seinem Wortlaut nach nicht unmittelbar einschl&#228;gig ist, weil der Kl&#228;ger nicht seine Verg&#252;tung beansprucht, sondern im Wege der Feststellung der Weiterbestand des Dienstverh&#228;ltnisses geltend gemacht wird, so kann doch die Vorschrift als Ausgangspunkt f&#252;r die Sch&#228;tzung des Interesses des Kl&#228;gers dienen und herangezogen werden (so OLG Bamberg JurB&#252;ro 1988, 227, 228 unter Verweis auf BGH JurB&#252;ro 1986, 713). Soweit das Oberlandesgericht K&#246;ln (JurB&#252;ro 1995, 255) und das Landgericht Bayreuth (JurB&#252;ro 1990, 772) die Auffassung vertreten, dass bei einem Dienstvertrag auf unbestimmte Zeit mit K&#252;ndigungsrecht eines Vertragspartners vom Zeitraum bis zum n&#228;chstm&#246;glichen Vertragsende auszugehen ist, vermag dem der Senat nicht zu folgen. Nach der Bestimmung des &#167; 17 Abs. 3 GKG ist grunds&#228;tzlich der dreifache Jahresbetrag der wiederkehrenden Leistungen ma&#223;geblich, wenn nicht der Gesamtbetrag der geforderten Leistungen geringer ist. Der Senat ist mit dem OLG Bamberg (JurB&#252;ro 1988, 227, 228) der Auffassung, dass der Wert des Interesses an der Feststellung, dass das Dienstverh&#228;ltnis trotz der K&#252;ndigung der Beklagten fortbesteht, in etwa dem Wert einer Klage auf Feststellung, dass die Beklagte zur Fortzahlung der Verg&#252;tung &#252;ber den K&#252;ndigungszeitpunkt hinaus verpflichtet sei, entspricht. Da der Kl&#228;ger im Streitfall geltend macht, dass sein Dienstverh&#228;ltnis wegen der Unwirksamkeit der K&#252;ndigung auf unbestimmte Zeit fortbesteht, erscheint eine Herabsetzung des Streitwertes auf den einfachen Jahresbetrag nicht gerechtfertigt (vgl. auch OLG Frankfurt am Main, Beschluss vom 25.11.2002, Az.: 13 W 81/02). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,276
olgstut-2003-02-12-3-u-17602
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 176/02
2003-02-12T00:00:00
2019-01-07T10:14:20
2019-02-12T13:09:51
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Anschlussberufung des Beklagten wird das Urteil des Landgerichts Ulm vom 09.09.2002 - 4 O 40/02 - in Ziff. 1. des Entscheidungstenors insoweit abge&#228;ndert, als der Beklagte zur Zahlung von mehr als 803,20 EUR nebst 5% Zinsen &#252;ber dem Basiszins seit 05.02.2002 verurteilt worden ist und die Klage abgewiesen.</p> <p>2. Die Berufung des Kl&#228;gers wird</p> <p>zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>3. a) Von den Kosten des Rechtsstreits vor dem Landgericht tragen der Kl&#228;ger 80 % und der Beklagte 20 %.</p> <p>b) Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 120 % des jeweils zu vollstreckenden Betrags abwenden, wenn nicht der Beklagte seinerseits vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>5. Die Revision wird zugelassen.</p> <p>Streitwert des Berufungsverfahrens: 5.000,-- EUR</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Beklagte hatte den Kl&#228;ger am 03.04.2001 gegen 22.45 Uhr auf dem Marktplatz in U t&#228;tlich angegriffen und erheblich verletzt. Der Kl&#228;ger hat ihn deswegen vor dem Landgericht auf materiellen Schadensersatz (Zahlung sowie Feststellung der Pflicht zum Ersatz seines materiellen Zukunftsschadens) und ein - so ausdr&#252;cklich - Teilschmerzensgeld in H&#246;he von 5.000 EUR verklagt. Vor dem Landgericht hat er dazu angegeben, einen Gesamtschmerzensgeldbetrag k&#246;nne er noch nicht angeben. Doch sei sicher, dass auf jeden Fall der verlangte Teilbetrag gerechtfertigt sei. Was mit dem verlangten Teilschmerzensgeld abgegolten werden soll, hat er sowohl in erster wie auch in der Berufungsinstanz offengelassen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Das Landgericht hat den Beklagten in der Hauptsache unter Ber&#252;cksichtigung eines Mitverschuldens des Kl&#228;gers zur Zahlung von insgesamt 4.803,20 EUR verurteilt. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 80 % des bezifferten materiellen Schadens des Kl&#228;gers, n&#228;mlich 803,20 EUR sowie einem Schmerzensgeld in H&#246;he von 4.000 EUR. In der Urteilsbegr&#252;ndung hei&#223;t es dazu, im Hinblick auf die vom Kl&#228;ger ausdr&#252;cklich erhobene Teilschmerzensgeldklage k&#246;nne offen bleiben, wie hoch das vom Beklagten insgesamt zu zahlende Schmerzensgeld w&#228;re. Dar&#252;ber hinaus hat das Landgericht festgestellt, dass der Beklagte dem Kl&#228;ger 80 % seines materiellen Zukunftsschadens zu ersetzen habe.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Mit seiner Berufung will der Kl&#228;ger einzig und allein eine Aufstockung des vom Landgericht zugesprochenen Schmerzensgeldes auf das schon erstinstanzlich beantragte Teilschmerzensgeld von 5.000 EUR erreichen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Demgem&#228;&#223; beantragt er,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger &#252;ber die zugesprochenen 4.803,20 EUR hinaus weitere 1.000 EUR nebst Zinsen hieraus in H&#246;he von 5 % &#252;ber dem Basiszinssatz seit 05. 02. 2002 zu zahlen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Der Beklagte beantragt demgegen&#252;ber,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>die Berufung als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>In seiner Berufungserwiderung vertritt er (wie schon in 1. Instanz) die Auffassung, die erhobene Teil-Schmerzensgeldklage sei unzul&#228;ssig. Dem sei das Landgericht f&#228;lschlicherweise nicht gefolgt. Unter Hinweis darauf hat er Anschlussberufung gegen seine Verurteilung zu einem blo&#223;en Teilschmerzensgeld eingelegt mit dem Antrag,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>wie geschehen zu erkennen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Der Kl&#228;ger beantragt dagegen,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>die Anschlussberufung des Beklagten als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Er meint, die von ihm erhobene Teil - Schmerzensgeldklage sei deshalb nicht unzul&#228;ssig, weil jede Geldforderung betragsm&#228;&#223;ig teilbar sei.</td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Die Berufung ist zul&#228;ssig. In der Sache hat sie aber keinen Erfolg. Ein Teilschmerzensgeld kann der Kl&#228;ger im Hinblick auf die Einheitlichkeit des Schmerzensgeldanspruchs nicht verlangen. Daraus folgt - umgekehrt - die Begr&#252;ndetheit der - ebenfalls zul&#228;ssigen - Anschlussberufung.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>a) Das Einklagen eines Teilschmerzensgeldes wird in der Rechtsprechung nur dann zugelassen, wenn sich die k&#252;nftige Entwicklung noch nicht &#252;berschauen l&#228;sst und deswegen das insgesamt angemessene Schmerzensgeld noch nicht endg&#252;ltig beurteilt werden kann (Gerlach, VersR 2000, 525, 531 mit zahlreichen Rechtsprechungsnachweisen). Ein Teilschmerzensgeld kann also nur zugesprochen werden, wenn die Schadensentwicklung noch nicht abgeschlossen ist und sich deshalb das Gericht au&#223;er Stande sieht, den Betrag in voller H&#246;he zu ermitteln (RG WarnRspr. 1917 Nr. 99; aus der zitierten Entscheidung l&#228;sst sich also nicht ableiten, es sei generell zul&#228;ssig, das Schmerzensgeld in Teilbetr&#228;gen - durch Teilurteil - zuzusprechen - so aber die wohl etwas missverst&#228;ndliche, weil verk&#252;rzte Formulierung in RGRK-Kreft 12. Aufl., &#167; 847 BGB Rn. 19 unter Hinweis auf die soeben zitierte RG-Entscheidung). Um dem Verletzten in den skizzierten Ausnahmef&#228;llen eine Entsch&#228;digung f&#252;r k&#252;nftige Sch&#228;den nicht abzuschneiden, muss ihm f&#252;r den bisher &#252;berschaubaren Zeitraum ein Teilschmerzensgeld zugesprochen und au&#223;erdem die Geltendmachung einer weiteren Entsch&#228;digung f&#252;r die Zukunft vorbehalten werden k&#246;nnen. Die zeitliche Zensur bildet stets die letzte m&#252;ndliche Verhandlung. Alle bis dahin eingetretenen Beeintr&#228;chtigungen m&#252;ssen ber&#252;cksichtigt werden und werden infolge dessen abgegolten. Alle in der Zukunft liegenden ungewissen Sch&#228;den m&#252;ssen dagegen ausgeklammert werden k&#246;nnen (Gerlach VersR 2000, 531; OLG D&#252;sseldorf NJW - RR 1996, 927 = VersR 1996, 984).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Andere Voraussetzungen berechtigen den Gesch&#228;digten dagegen nicht, ein Teilschmerzensgeld einzuklagen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>b) Ebenso wenig wie sein Vortrag vor dem Landgericht l&#228;sst auch sein Vorbringen in der Berufungsinstanz - trotz des Hinweises auf die Problematik einer Teilschmerzensgeldklage in der Terminsverf&#252;gung vom 15. 11. 2002 - Bl. 237 - erkennen, weshalb der Kl&#228;ger nur ein Teilschmerzensgeld verlangt. Sein allgemeiner Hinweis auf das praktische Bed&#252;rfnis einer solchen Teilklage (nicht absehbare Dauerfolgen) mag zwar generell richtig sein (Schriftsatz vom 02.01.03 ab S. 2 ganz unten = Bl. 247 f. d. A.). Dass es ihm in seinem konkreten Fall darum geht, in der Zukunft liegende ungewisse Sch&#228;den auszuklammern, l&#228;sst sich aber dem genannten Schriftsatz nicht entnehmen. Entsprechendes hat der Kl&#228;gervertreter auch in der Berufungsverhandlung nicht vorgetragen, obwohl der Vorsitzende ihn dabei nochmals unmissverst&#228;ndlich auf die Unzul&#228;ssigkeit der erhobenen Teilschmerzensgeldklage hingewiesen hatte. Offensichtlich meint der Kl&#228;ger, ein solches Teilschmerzensgeld allein deshalb verlangen zu k&#246;nnen, weil es sich um eine teilbare Geldforderung handele. Dies steht aber im Widerspruch zum Grundsatz der Einheitlichkeit des Schmerzensgeldanspruchs. Danach hat der Richter bei der von ihm dar&#252;ber zu treffenden Ermessensentscheidung alle Umst&#228;nde, die dem Schaden im Einzelfall sein Gepr&#228;ge geben, zu bewerten und aus einer Gesamtschau die angemessene Entsch&#228;digung f&#252;r die sich ihm darbietenden Verletzungsfolgen zu ermitteln (OLG D&#252;sseldorf, NJW-RR 1996,927). Dieser einheitliche Anspruch l&#228;sst sich somit - von dem hier nicht einschl&#228;gigen Ausnahmefall ungewisser Zukunftssch&#228;den einmal abgesehen - nicht in zwei oder noch mehr Teile "zerlegen" (OLG Celle, VersR 1973, 60, 61; OLG Oldenburg, NJW - RR 1988, 615; OLG D&#252;sseldorf, NJW - RR 1996, 927 - anders als hier hatten die Kl&#228;ger dort das verlangte Teilschmerzensgeld immerhin f&#252;r einen bestimmten, wenn auch willk&#252;rlich angesetzten Zeitraum verlangt).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Damit nicht zu vereinbaren ist die vom Landgericht vertretene (und vom Kl&#228;ger geteilte) Auffassung, im Hinblick auf die vom Kl&#228;ger erhobene Teilklage sei derzeit nicht zu entscheiden, wie hoch der insgesamt zu bezahlende Schmerzensgeldbetrag w&#228;re - Entscheidungsgr&#252;nde S. 13, 4. Abschnitt von oben = Bl. 220 d. A.). Dem steht (wiederum) entgegen, dass wegen der Einheitlichkeit des Schmerzensgeldsanspruchs alle bis zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung eingetretenen Beeintr&#228;chtigungen ber&#252;cksichtigt und infolge dessen mit abgegolten werden m&#252;ssen (vgl. nochmals: Gerlach VersR 2000, 531 - linke Spalte - 2. Abschnitt von oben am Ende). Dies &#252;bersehen offensichtlich auch die vom Kl&#228;gervertreter in seinem nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 03. 02. 2003 zitierten drei Entscheidungen (OLG Stuttgart, NJW 1982, 652, OLG Celle, NJW - RR 1987, 1384 sowie OLG N&#252;rnberg, NJW - RR 1988, 791). Denn das Problem einer Teilschmerzensgeldklage wird in keiner dieser Entscheidungen angesprochen. Einen &#252;berzeugenden Beleg f&#252;r die Rechtsauffassung des Kl&#228;gers liefern sie deshalb nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Auch die vom Kl&#228;gervertreter im Schriftsatz vom 02.01.03 (S. 2 - 3. Abschnitt) zitierten Entscheidungen tragen seine Rechtsauffassung nicht. Weder BGH NJW 1994, 3165 noch OLG Schleswig VersR 1983, 932 betreffen den Fall eines eingeklagten Teilschmerzensgeldes. Dass der Bundesgerichtshof gerade nicht der Auffassung ist, eine Schmerzensgeldklage unterliege den Regeln einer Teilklage, ergibt sich aus einer erst vor kurzem ergangenen Entscheidung (BGH II ZR 205/01 - Vers&#228;umnisurteil vom 10.10.2002). Danach (und entgegen der Auffassung des dortigen Berufungsgerichts) darf im Rahmen einer Schmerzengeldklage n&#228;mlich gerade nicht nach den sonst geltenden Regeln &#252;ber die offene oder verdeckte Teilklage zwischen einem nicht verj&#228;hrten und einem weiteren verj&#228;hrten Teil unterschieden werden. Der vom OLG Schleswig in der zuletzt zitierten Entscheidung aufgestellte Grundsatz, es m&#252;sse m&#246;glich sein, nur einen Teil des Anspruchs einzuklagen, um damit der Einrede mitwirkenden Verschuldens aus &#167; 254 BGB den Boden zu entziehen, trifft ebenfalls nicht den vorliegenden Fall einer Schmerzensgeldklage. Denn im Falle eines Mitverschuldens des Gesch&#228;digten schuldet der Sch&#228;diger kein um einen bestimmten Mitverschuldensanteil reduziertes Schmerzensgeld, sondern ein Schmerzensgeld, das unter Ber&#252;cksichtigung seiner Beteiligungsquote angemessen ist (st&#228;ndige Rechtsprechung vgl. nur BGH VersR 1970, 624, 625). Im Hinblick auf die Zul&#228;ssigkeit unbezifferter Schmerzensgeldklagen (vgl. nur: Z&#246;ller-Greger 23. Aufl. &#167; 253 Rn. 14 und 14a) besteht auch kein Bed&#252;rfnis, Unsicherheiten im Hinblick auf ein eventuelles Mitverschulden durch Zulassung einer bezifferten Teilschmerzensgeldklage entgegenzuwirken (ebenso: OLG Oldenburg, NJW -RR 1988, 615).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Nach den oben wiedergegebenen Grunds&#228;tzen m&#252;sste somit unter Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher schmerzensgeldrelevanter Faktoren das dem Kl&#228;ger zustehende angemessene Schmerzensgeld ermittelt werden. Genau dies will der Kl&#228;ger aber nicht; vielmehr meint er, &#252;ber das ihm insgesamt zustehende Schmerzensgeld sei angesichts des nur geltend gemachten Teilbetrages nicht zu befinden (Schriftsatz Kl&#228;gervertreter vom 02.01.03 S. 3 - vorletzter Abschnitt = Bl. 248 d. A.). Dies zeigt noch einmal, wie fragw&#252;rdig die vom Kl&#228;ger erhobene Klage auf ein Teilschmerzensgeld ist. Was er will ist ein Ausschnitt (Teilbetrag) aus einem diffusen Ganzen. Diffus deshalb, weil er die Kriterien f&#252;r die Bestimmung des gesamten Schmerzensgeldes offen l&#228;sst. Um die Ausklammerung noch ungewisser Zukunftssch&#228;den als dem einzig zugelassenen Ausnahmefall f&#252;r das Einklagen eines Teilschmerzensgeldes geht es ihm jedenfalls nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>c) Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 91 sowie 708 Nr. 10, 711 ZPO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Der Anregung des Kl&#228;gervertreters, die Revision zuzulassen, ist der Senat im Hinblick auf die oben zitierten und im Ergebnis abweichenden drei OLG - Entscheidungen gefolgt (&#167; 543 Abs. 2 Nr. 2, 2. Alt. ZPO). Auch die genannte BGH - Entscheidung vom 10. 10. 2002 betrifft nicht das hier einschl&#228;gige Problem der Zul&#228;ssigkeit einer Teil - Schmerzensgeldklage.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,277
lg-freiburg-2003-02-12-4-t-30802-4-t-309
{ "id": 131, "name": "Landgericht Freiburg", "slug": "lg-freiburg", "city": 109, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 T 308/02; 4 T 309/02
2003-02-12T00:00:00
2019-01-07T10:14:20
2019-01-17T11:52:10
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beschwerden des Antragstellers gegen die Beschl&#252;sse des Amtsgerichts Freiburg vom 05.11. und vom 02.12.2002 (8 IK 110/02) werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Der Beschwerdef&#252;hrer hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Beschwerdef&#252;hrer hat am 05.08.2002 Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens, auf Erteilung von Restschuldbefreiung sowie Stundung s&#228;mtlicher Verfahrens- und Gerichtskosten nach den &#167; 4a InsO gestellt. Das Amtsgericht hat dem Stundungsantrag zun&#228;chst entsprochen, da der Schuldner nach seinen Angaben derzeit nicht in der Lage sei, den erforderlichen Kostenvorschuss zu erbringen. Auf die sofortige Beschwerde des Vertreters der Staatskasse hat das Amtsgericht am 05.11.2002 den Stundungsbeschluss vom 07.08.2002 aufgehoben, den Antrag des Schuldners, ihm die Kosten des Insolvenzverfahrens zu stunden, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen und dem Schuldner die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, bis zum 31.01.2003 zur Deckung der Verfahrenskosten einen Vorschuss in H&#246;he von 1.000,00 EUR einzuzahlen. Gehe der Vorschuss nicht fristgerecht ein, werde der Er&#246;ffnungsantrag mangels Masse abgewiesen. Auf die sofortige Beschwerde des Schuldners hat das Amtsgericht am 02.12.2002 den Beschluss dahingehend abge&#228;ndert, dass lediglich ein Vorschuss in H&#246;he von 800,00 EUR verlangt werde. Das Amtsgericht hat dies damit begr&#252;ndet, dass wegen Hinzukommens eines unterhaltsberechtigten Kindes monatlich lediglich nur noch EUR 200,00 zur Verf&#252;gung st&#252;nden, weshalb der Kostenvorschuss zu reduzieren sei. Von einer Vorlage der Akten an das Landgericht wegen des weitergehenden Rechtsmittels hat es abgesehen. Hiergegen wendet sich der Antragsteller mit einer zweiten Beschwerde: Das Amtsgericht hat den Rechtsmitteln nicht abgeholfen und die Akten der Beschwerdekammer zur Entscheidung vorgelegt. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf Verfahrensakte Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Soweit sich der Beschwerdef&#252;hrer gegen die Versagung der Stundung der Kosten des Insolvenzverfahrens nach &#167; 4a Abs. 1 InsO wendet, ist sein Rechtsmittel zul&#228;ssig (&#167; 4d Abs. 1 InsO). Es ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Die Beschwerde gegen die Vorschussanforderung ist demgegen&#252;ber unzul&#228;ssig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Nach &#167; 4a Abs. 1 InsO werden dem Schuldner, sofern er eine nat&#252;rliche Person ist und einen Antrag auf Restschuldbefreiung gestellt hat, auf Antrag die Kosten des Insolvenzverfahrens bis zur Erteilung der Restschuldbefreiung gestundet, soweit sein Verm&#246;gen voraussichtlich nicht ausreichen wird, um diese Kosten zu tragen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Kosten des Insolvenzverfahrens im Sinne der genannten Vorschrift sind die Gerichtskosten f&#252;r das Insolvenzverfahren, die Verg&#252;tung und die Auslagen des vorl&#228;ufigen Insolvenzverwalters, des Insolvenzverwalters und der Mitglieder des Gl&#228;ubigerausschusses (&#167; 54 InsO). Weitere Auslagen, insbesondere die Verg&#252;tung des im Verfahren der Restschuldbefreiung eingesetzten Treuh&#228;nders fallen hierunter nicht (vgl. Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 28.03.2001 zum Gesetz zur &#196;nderung der Insolvenzordnung und anderer Gesetze, BT-Drucksache 14/5680 Seite 20; LG Berlin, ZInsO 2001, 718; Nerlich/R&#246;mermann/M&#246;nning, Insolvenzordnung [Stand Juli 2002] &#167; 26 InsO Rdnr. 12; FK-InsO/Schmerbach, 3. Auflage &#167; 26 InsO Rdnr. 6a; M&#252;nchKom InsO/Haarmeyer &#167; 26 InsO Rdnr. 15; Uhlenbruck, InsO 12.A. &#167; 4a InsO Rdnr. 4). Hiervon zu unterscheiden ist der Umfang der in &#167; 4a Abs. 1 InsO angeordneten Stundung, die &#252;ber die genannten Kosten des Insolvenzverfahrens hinausgeht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Voraussetzung der Stundung ist, dass das Verm&#246;gen des Schuldners, also die sp&#228;tere Insolvenzmasse, nicht ausreichend ist, um die Kosten des Verfahrens zu decken. Die Stundungsm&#246;glichkeit des &#167; 4a InsO ist also lediglich als ultima ratio in den F&#228;llen vorgesehen, in denen ansonsten eine Abweisung mangels Masse nach &#167; 26 Abs. 1 InsO erfolgen m&#252;sste. Vorrangig ist somit das Verm&#246;gen des Schuldners heranzuziehen. Da nach &#167; 35 Abs. 1 InsO auch der Neuerwerb w&#228;hrend des Insolvenzverfahrens zur Masse geh&#246;rt, ist vor der Gew&#228;hrung einer Stundung zu pr&#252;fen, ob das in diesem Zeitraum vom Schuldner erlangte pf&#228;ndbare Einkommen zur Deckung der Verfahrenskosten ausreichen wird (BT-Drucksache aaO. Seite 20). In der Literatur wird vorgeschlagen, das laufende Arbeitseinkommen zumindest f&#252;r ein halbes Jahr in die Prognose aufzunehmen (vgl. FK/Kohte aaO. &#167; 4a InsO Rdnr. 10). Geht man hiervon aus, wird die Insolvenzmasse im genannten Zeitraum mindestens EUR 1.200,00 betragen, aus welcher Summe vorrangig die Kosten des Insolvenzverfahrens zu berichtigen sind (&#167; 53 InsO). Die im vorliegenden Fall voraussichtlich entstehenden Kosten des Verfahrens - wie ausgef&#252;hrt insbesondere ohne die Verg&#252;tung des Treuh&#228;nders - werden unter dem genannten Betrag liegen. Folglich hat das Amtsgericht zu Recht die Stundung der Verfahrenskosten nach &#167; 4a InsO abgelehnt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Soweit das Amtsgericht dem Beschwerdef&#252;hrer die M&#246;glichkeit einger&#228;umt hat, bis zum 30.06.2003 zur Deckung der Verfahrenskosten einen Vorschuss in H&#246;he von EUR 800,00 einzuzahlen, ist ein Rechtsmittel nicht gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> a) Nach &#167; 26 Abs. 1 InsO weist das Insolvenzgericht den Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens ab, wenn das Verm&#246;gen des Schuldners voraussichtlich nicht ausreichen wird, um die Kosten des Verfahrens zu decken. Die Abweisung unterbleibt, wenn ein ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird. Die dem Schuldner bzw. seinen Gl&#228;ubigern nach &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 InsO einger&#228;umte M&#246;glichkeit, die Verfahrenskosten vorzufinanzieren, dient einerseits dazu, eine Abweisung mangels Masse zu vermeiden, andererseits unter Umst&#228;nden auch dazu, die M&#246;glichkeit zu schaffen, Anspr&#252;che gegen den Schuldner oder gegen Dritte nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens durchsetzen zu k&#246;nnen (M&#252;nchKom/Haarmeyer aaO. &#167; 26 Rdnr. 27). Die Anforderung eines solchen Vorschusses ist jedoch entgegen der fr&#252;heren Rechtslage nicht mehr selbstst&#228;ndig anfechtbar. Sie kann auch nicht mehr in Rechtskraft erwachsen und hat keine Bindungswirkung f&#252;r den endg&#252;ltigen Abweisungsbeschluss. &#220;berpr&#252;fbar ist sie erst im Rahmen eines Rechtsmittels nach &#167; 34 InsO gegen den Abweisungsbeschluss (&#167;&#167; 6,34 InsO; vgl. M&#252;nchKom/Haarmeyer aaO. &#167; 26 InsO Rdnr. 28; Uhlenbruck aaO. &#167; 26 InsO Rdnr. 35). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Lediglich f&#252;rsorglich weist der Unterzeichner darauf hin, dass auch f&#252;r die Pr&#252;fung der Frage, ob das Verm&#246;gen des Schuldners voraussichtlich nicht ausreichen wird, um die Kosten des Verfahrens zu decken, der beschriebene enge Kostenbegriff gilt. Im &#252;brigen sieht die Insolvenzordnung das vom Amtsgericht bezweckte Ansparen der Verfahrenskosten durch den Schuldner vor Er&#246;ffnung des Verfahrens nicht vor. Die dadurch bewirkte Verz&#246;gerung des Verfahrens w&#252;rde auch dem Ziel der neuen Insolvenzordnung einer rechtzeitigen und leichteren Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens widersprechen (vgl. Allgemeiner Teil der Begr&#252;ndung zum Regierungsentwurf der Insolvenzordnung, Bundestagsdrucksache 12/2443, abgedruckt in Balz/Landfermann, Die neuen Insolvenzgesetze Seite 21; vgl.a. OLG Celle NJW-RR 2001,702). Dementsprechend und mit vergleichbarer Zielsetzung hat der Gesetzgeber auch das hiermit in sachlichem Zusammenhang stehende Stundungsverfahren nach &#167; 4a InsO einfach und mit der M&#246;glichkeit einer beschleunigten Entscheidungsfindung ausgestaltet (vgl. BT-Drucksache 14/5680 aaO. S. 12). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> b) Das Rechtsmittel des Beschwerdef&#252;hrers gegen die Entscheidung vom 02.12.2002 ist nicht etwa nach &#167; 6 GKG zul&#228;ssig. Nach dieser Vorschrift ist gegen den Beschluss, durch den die T&#228;tigkeit des Gerichts auf Grund dieses Gesetzes von der Zahlung eines Kostenvorschusses oder von einer Vorauszahlung abh&#228;ngig gemacht wird, und wegen der H&#246;he des Vorschusses oder der Vorauszahlung die Beschwerde gegeben. Eine in diesem Sinne beschwerdef&#228;hige Entscheidung hat das Amtsgericht jedoch nicht getroffen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> aa) Die Vorschrift des &#167; 65 GKG &#252;ber die Vorauszahlung und den Vorschuss in Verfahren vor den ordentlichen Gerichten ist bereits tatbestandlich nicht gegeben. Eine derartige Entscheidung wollte das Amtsgericht nicht treffen. Zu Recht versteht der Beschwerdef&#252;hrer die Entscheidung auch nicht in dem genannten Sinne. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> bb) Allerdings hat derjenige, der eine Handlung beantragt, die mit Auslagen verbunden ist, einen zur Deckung der Auslagen hinreichenden Vorschuss zu zahlen (&#167; 68 Abs. 1 GKG). Das Gericht soll die Vornahme der Handlung von der vorherigen Zahlung des Vorschusses abh&#228;ngig machen (&#167; 68 Abs. 1 Satz 2 GKG). Nach &#167; 68 Abs. 3 GKG kann bei Handlungen, die von Amts wegen vorgenommen werden, ein Vorschuss zur Deckung der Auslagen gefordert werden, ohne dass allerdings die Handlung hiervon abh&#228;ngig gemacht werden d&#252;rfte. Diese Vorschrift gilt auch im Insolvenzverfahren (vgl. Hartmann, Kostengesetze 32. Auflage &#167; 68 GKG Rdnr. 7 ff.; Markl/Meyer, Gerichtskostengesetz 4. Auflage &#167; 68 GKG Rdnr. 23; AG G&#246;ttingen NJW 1999, 1642, 1643). Einen Vorschuss im Sinne der genannten Vorschriften hat das Amtsgericht jedoch ersichtlich nicht angefordert. &#167; 68 GKG betrifft n&#228;mlich lediglich Auslagen im Sinne des Gerichtskostengesetzes (vgl. Anlage 1 zum Gerichtskostengesetz Teil 9). Mit der angefochtenen Entscheidung hat das Vollstreckungsgericht demgegen&#252;ber dem Antragsteller die M&#246;glichkeit einger&#228;umt, zur Deckung der "Verfahrenskosten" einen Vorschuss in der genannten H&#246;he einzuzahlen. Der Begriff der Verfahrenskosten ist gegen&#252;ber der Auslagen umfassender und im vorliegenden Fall auf die Voraussetzungen des &#167; 26 InsO bezogen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Im Unterschied zur Regelung der &#167;&#167; 6, 68 GKG hat das Amtsgericht, soweit es nicht um von Amts wegen vorzunehmender Handlungen geht, die Handlung auch nicht von der Zahlung des Vorschusses abh&#228;ngig gemacht, vielmehr lediglich f&#252;r den Fall der Nichtzahlung eine Entscheidung angek&#252;ndigt, n&#228;mlich dass der Er&#246;ffnungsantrag mangels Masse abgewiesen werde. Dies ist das Gegenteil der im Falle des &#167; 68 Abs. 1 GKG erm&#246;glichten Verhaltensweise des Gerichts. Schlie&#223;lich geht es vorliegend &#252;berhaupt nicht um eine Handlung im Sinne von &#167; 68 GKG. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Eine i.S. v. &#167; 6 GKG anfechtbare Entscheidung liegt deshalb nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die sofortigen Beschwerden des Schuldners waren deshalb mit der Kostenfolge des &#167; 91 ZPO zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,278
olgstut-2003-02-12-4-u-1802002-4-u-18
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4 U 180/2002; 4 U 180/02
2003-02-12T00:00:00
2019-01-07T10:14:20
2019-02-12T13:09:51
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil des Landgerichts Hechingen vom 07. Oktober 2002 - Az.: 1 O 411/2001 - abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 51.129,19 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 08. Juni 2000 zu bezahlen.</p> <p>2. Die Kosten des Rechtsstreits in beiden Instanzen werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages.</p> <p>4. Die Revision wird zugelassen.</p> <p>Streitwert der Berufung: 107.301,23 EUR</p> <p>Nach teilweiser Klagr&#252;cknahme: 51.129,19 EUR</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin verlangt als Eisenbahnverkehrsunternehmerin von der Beklagten als Eisenbahninfrastrukturunternehmerin Schadensersatz wegen eines Unfalles auf einer Trasse der Beklagten, bei dem durch einen auf den Schienen liegenden Felsbrocken der Triebwagen der Kl&#228;gerin erheblich besch&#228;digt wurde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin war zur entgeltlichen Nutzung der Strecke der Beklagten f&#252;r ihren eigenen fahrplanm&#228;&#223;igen Schienenpersonennahverkehr durch den zwischen den Parteien am 27. Juli/03. August 1999 geschlossenen Infrastrukturnutzungsvertrag (Bl. 14 ff d.A.) berechtigt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Wegen des Sachvortrags der Parteien wird Bezug genommen auf die tats&#228;chlichen Feststellungen in der angefochtenen Entscheidung.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Das Landgericht hat die Klage abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, dass die Gef&#228;hrdungshaftung des &#167; 1 Haftpflichtgesetz zwischen den Parteien nicht zur Anwendung komme und dass eine verschuldensabh&#228;ngige Verkehrssicherungspflichtverletzung seitens der Beklagten nicht festgestellt werden k&#246;nne, weil die vorgeschriebenen Kontrollen der Felsw&#228;nde vorgenommen und nicht zum Erkennen einer Gefahrenlage gef&#252;hrt h&#228;tten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Die Kl&#228;gerin hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Sie ist der Auffassung, dass die Erstrichter rechtsfehlerhaft ein Eingreifen von &#167; 1 Haftpflichtgesetz im Verh&#228;ltnis der Parteien zueinander verneint h&#228;tten. Im Rahmen der dann erforderlichen &#220;berpr&#252;fung, ob eine schuldhafte Verletzung der Verkehrssicherungspflicht vorliege, begr&#252;nde die Nichteinholung des bereits erstinstanzlich beantragten Sachverst&#228;ndigengutachtens Zweifel an der Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit der Tatsachenfeststellungen im angefochtenen Urteil.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Nach teilweiser Klagr&#252;cknahme beantragt die Kl&#228;gerin noch:</td></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Das Urteil des Landgerichts Hechingen vom 07. Oktober 2002 - 1 O 411/01 - wird aufgehoben.</td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin (100.000,-- DM =) 51.129,19 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 % &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 08. Juni 2000 zu bezahlen.</td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin 2/3 des Schadens zu ersetzen, der der Kl&#228;gerin aus dem Eisenbahnunfall am 03. M&#228;rz 2000 auf der Strecke "Sigmaringen-T&#252;bingen" durch Kollision mit einem Felsbrocken entstanden ist bis maximal (100.000,-- DM =) 51.129,19 EUR abz&#252;glich des zu Ziff. 2 ausgeurteilten Betrages.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Die Beklagte stimmt der Klagr&#252;cknahme zu und beantragt im &#220;brigen:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Sie h&#228;lt die landgerichtliche Entscheidung f&#252;r richtig und st&#252;tzt sich auf deren tragende Gr&#252;nde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Hinsichtlich des weiteren Vortrags der Parteien wird auf deren schrifts&#228;tzliches Vorbringen im Rechtsmittelverfahren verwiesen.</td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</td></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Schadensersatzanspruch nach &#167; 1 Haftpflichtgesetz:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Nachdem die Kl&#228;gerin ihr Zahlungs-/Feststellungsbegehren auf die Haftungsgrenze f&#252;r Sachsch&#228;den in H&#246;he von 51.129,19 EUR (= 100.000,-- DM) gem. &#167; 10 Abs. 1 HPflG a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 beschr&#228;nkt hat, ist der Rechtsstreit im Hinblick auf die Gef&#228;hrdungshaftung der Beklagten gem. &#167; 1 Abs. 1 HPflG entscheidungsreif. Die Beklagte ist der Kl&#228;gerin bis zur Haftungsh&#246;chstgrenze zum Schadensersatz verpflichtet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Das Landgericht hat das Eingreifen dieser Haftungsnorm verneint mit der Begr&#252;ndung, dass die Kl&#228;gerin nicht Gesch&#228;digter im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 HPflG sein k&#246;nne, weil sie selbst Betriebsunternehmer sei. Die Kl&#228;gerin bem&#228;ngelt, dass die Erstrichter sich nicht kritisch auseinandergesetzt h&#228;tten mit der von Filthaut vertretenen Auffassung im Kommentar zum Haftpflichtgesetz, 5. Aufl. 1999, und in dessen Aufsatz "Die Gef&#228;hrdungshaftung nach &#167; 1 Haftpflichtgesetz bei Nutzung von fremden Eisenbahninfrastrukturen durch Eisenbahnverkehrsunternehmen", VersR 2001, S. 1348 ff, unter Ber&#252;cksichtigung der Ausf&#252;hrungen von Tavakoli in dessen Dissertation "Privatisierung und Haftung der Eisenbahn" aus dem Jahr 2001.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Filthaut vertritt noch im Kommentar zum Haftpflichtgesetz, 5. Aufl. 1999, &#167; 1 Rn. 54 b, die Meinung, das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Eisenbahninfrastrukturunternehmen und den Eisenbahnunternehmen, die auf der Eisenbahninfrastruktur Personen oder G&#252;ter bef&#246;rdern, regele sich nach den Vorschriften des Pachtverh&#228;ltnisses (&#167;&#167; 581 ff. BGB).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>In seinem neueren Aufsatz: "Die Gef&#228;hrdungshaftung nach &#167; 1 Haftpflichtgesetz bei Nutzung von fremden Eisenbahninfrastrukturen durch Eisenbahnverkehrsunternehmen", VersR 2001, S. 1348 ff, gibt Filthaut seine urspr&#252;ngliche Rechtsauffassung auf und legt nun dar, dass sowohl der Eisenbahnverkehrs- als auch der Infrastrukturunternehmer jeweils als Bahnbetriebsunternehmer im Sinne des &#167; 1 HPflG anzusehen seien, (so auch Freise in der Buchbesprechung des Kommentars von Filthaut zum Haftpflichtgesetz, Transportrecht 2000, S. 49 ff, sowie Tavakoli, a.a.O.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Weiter vertritt Filthaut die Ansicht, der Eisenbahnverkehrs- und der Infrastrukturunternehmer hafteten f&#252;r Betriebsunf&#228;lle stets gemeinschaftlich. Infrastruktur und Fahrbetrieb einer Eisenbahn begr&#252;ndeten keine selbst&#228;ndige Haftung. Sie seien nur Teile des einheitlichen Bahnbetriebs.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Aus dieser Gesamtheit schlie&#223;t Filthaut weiter, der Bahnbetriebsunternehmer k&#246;nne nicht Gesch&#228;digter im Sinne des &#167; 1 HPflG sein.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Freise (a.a.O., S. 49 ff) und Tavakoli (a.a.O., S. 238 ff) dagegen sind der Meinung, dass beide Unternehmen auf dem im Zuge der Liberalisierung zerlegten Eisenbahnsektor eine selbst&#228;ndige spezifische Teilaufgabe des Bahnbetriebs wahrnehmen. Sie seien deshalb beide Betriebsunternehmer im Sinne des Haftpflichtgesetzes. Ihre gesamtschuldnerische Haftung ergebe sich nicht von vorne herein aus einem "Gemeinschaftsbetrieb", sondern im jeweiligen Fall dann, wenn ein Betriebsunfall durch beide Unternehmer verursacht werde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Tavakoli (a.a.O., S. 238 ff) folgert daraus, dass - da beide Betriebsunternehmer eigene Gefahrenquellen schaffen - &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 HPflG (a.F.) zwischen ihnen gelte.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Der Senat folgt der Rechtsauffassung von Tavakoli.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Wie bei &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 HPflG a.F., dem jetzt inhaltlich &#167; 13 Abs. 2 HPflG n.F. entspricht, vorausgesetzt wird, bestehen durch die Aufgabenverteilung zwischen Infrastrukturbetreiber und Bahnverkehrsunternehmer verschiedene Gefahrenquellen. Beide Unternehmer sind f&#252;r g&#228;nzlich unterschiedliche Bereiche des Bahnbetriebes verantwortlich und haben f&#252;r diese auch die erforderliche Verf&#252;gungsgewalt. Der Verkehrsunternehmer hat z.B. keinen Einfluss auf das reibungslose Funktionieren der Weichen, umgekehrt der Infrastrukturbetreiber keinen auf das reibungslose Funktionieren des Zuges. Es handelt sich um voneinander zu trennende und trennbare, von verschiedenen Unternehmen geschaffene Gefahrenquellen. Folglich sind beide Bahnbetriebsunternehmer im Sinne des Haftpflichtgesetzes, weshalb ein gegenseitiges Eingreifen von &#167; 1 HPflG im Verh&#228;ltnis dieser Bahnbetreiber zueinander bejaht werden muss im Hinblick auf &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 HPflG a.F., der gem. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 vorliegend noch f&#252;r die Beurteilung heranzuziehen ist, inhaltlich jedoch &#167; 13 Abs. 2 HPflG in der Fassung des zweiten Gesetzes zur &#196;nderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften vom 19. Juli 2002 entspricht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Hiergegen kann nicht eingewandt werden, dass sie sich jeweils der Gefahrenquelle bewusst aussetzen, da mit diesem Argument auch die Reisenden gegen&#252;ber dem Bahnbetriebsunternehmen keinen Anspruch nach dem Haftpflichtgesetz haben d&#252;rften, was aber noch nie in Zweifel gezogen wurde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Auch bei anderen Gef&#228;hrdungstatbest&#228;nden gilt dieser Grundsatz nicht (vgl. BGH, VersR 1993, 369 ff, VersR 1992, 1145 ff m.w.N., VersR 1982, 366 ff, bei der Tierhalterhaftung).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Eine vergleichbare Regelung zu &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 HPflG a.F. findet sich in &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 StVG a.F. bzw. in &#167; 17 Abs. 2 StVG n.F.. Das StVG sieht eine Ausgleichspflicht zwischen mehreren Fahrzeughaltern vor, soweit sie Halter verschiedener Kraftfahrzeuge sind, also unterschiedliche Gefahrenquellen beherrschen, wie das auch der Fall ist im Verh&#228;ltnis des Infrastrukturunternehmers zum Bahnverkehrsbetreiber.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Die dem &#167; 17 StVG entsprechende Vorschrift des &#167; 13 HPflG ging in ihrem Abs. 1 Satz 2 davon aus, dass mehrere Haftpflichtige im Verh&#228;ltnis zueinander nach dem Haftpflichtgesetz schadensersatzpflichtig sein k&#246;nnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Im Hinblick auf die Privatisierung der Bahn und auf das Betreiben der verschiedenen Gefahrenquellen durch unterschiedliche Eisenbahnbetreiber muss mit dieser Vorschrift ebenso das Verh&#228;ltnis des Infrastrukturunternehmers zum Bahnverkehrsbetreiber gemeint sein wie auch das zweier verschiedener Verkehrsunternehmen, deren Z&#252;ge zusammensto&#223;en, auch wenn diese sich gleichfalls bewusst in den Gefahrenbereich der Eisenbahn gebracht haben.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Ebenso greift die Gef&#228;hrdungshaftung des Luftfahrzeughalters gem. &#167;&#167; 33 ff LuftVG nicht nur zum Schutze unbeteiligter Dritter am Boden bei einem Absturz ein, sondern auch bei einer Kollision zweier Flugzeuge in der Luft (BGH VersR 1991, 341 ff.; Geigel/Sch&#246;nwerth, Der Haftpflichtprozess, 22. Aufl. 1997, 29. Kap., &#167; 33 LuftVG Rdn. 18 u. 19; je m.w.N.). Auch in diesem Fall handelt es sich um verschiedene Gefahrenquellen wie beim Bahnverkehrsbetreiber und beim Eisenbahninfrastrukturunternehmer sowie gleicherma&#223;en bei unterschiedlichen Verkehrsunternehmen zweier zusammensto&#223;ender Z&#252;ge.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Nachdem die &#252;brigen Voraussetzungen des &#167; 1 Abs. 1 HPflG erf&#252;llt sind, - es wurde bei dem Betrieb einer Schienenbahn eine Sache besch&#228;digt -, besteht der mit der Klage geltend gemachte Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin dem Grunde nach aus Gef&#228;hrdungshaftung gegen&#252;ber der Beklagten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Die Ersatzpflicht ist nicht gem. &#167; 1 Abs. 2 Satz 1 HPflG ausgeschlossen, da der Unfall nicht durch h&#246;here Gewalt verursacht wurde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>H&#246;here Gewalt ist ein betriebsfremdes, von au&#223;en durch elementare Naturkr&#228;fte oder durch Handlungen dritter Personen herbeigef&#252;hrtes Ereignis, das nach menschlicher Einsicht und Erfahrung unvorhersehbar ist, mit wirtschaftlich ertr&#228;glichen Mitteln auch durch die &#228;u&#223;erste nach der Sachlage vern&#252;nftigerweise zu erwartende Sorgfalt nicht verh&#252;tet oder unsch&#228;dlich gemacht werden kann und auch nicht wegen seiner H&#228;ufigkeit vom Betriebsunternehmer in Kauf zu nehmen ist (so RG, Urteil vom 19. November 1917, JW 1918, 176; ihm folgend der BGH, vgl. Filthaut, Kommentar zum Haftpflichtgesetz, a.a.O., &#167; 1 Rn. 158 und 159 mit den entsprechenden Rechtsprechungshinweisen).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Dass sich aus einer steilen Felswand durch Witterungseinfl&#252;sse und infolge des Durchdringens mit Baumwurzeln Felsbrocken abl&#246;sen und so auf die Schienentrasse gelangen k&#246;nnen, ist weder au&#223;ergew&#246;hnlich noch unabwendbar, so dass ein Haftungsausschluss gem. &#167; 1 Abs. 2 Satz 1 HPflG, der im &#220;brigen durch das zweite Gesetz zur &#196;nderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften vom 19. Juli 2002 nicht ge&#228;ndert wurde, nicht in Betracht kommt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Die Haftungsgrenze f&#252;r Sachsch&#228;den gem. &#167; 10 Abs. 1 HPflG a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 ist auf 100.000,-- DM = 51.129,19 EUR festgesetzt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Die Kl&#228;gerin geht in ihrer Klage von einem bislang bezifferbaren Gesamtschaden in H&#246;he von 164.794,44 DM aus, der der H&#246;he nach von der Beklagten nicht bestritten wird.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Die Kl&#228;gerin lastet sich selbst eine Mithaftungsquote in H&#246;he von 1/3 an gem. &#167; 4 HPflG i.V.m. &#167; 254 BGB (mitwirkendes Verschulden) und aus &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 HPflG a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 (Verursachungsbeitrag). Die Beklagte tr&#228;gt keine eine andere Quote rechtfertigenden Umst&#228;nde vor. Sie greift die Klage der H&#246;he nach nicht an, auch nicht bez&#252;glich des von der Kl&#228;gerin zu ihren Lasten angenommenen Mithaftungsanteils von 1/3. Er kann deshalb als zwischen den Parteien unstreitig zugrunde gelegt werden. Der bislang bezifferte Gesamtschaden der Kl&#228;gerin reduziert sich demgem&#228;&#223; um 1/3 auf 109.862,96 DM = 56.172,04 EUR. Dieser Betrag &#252;berschreitet das jetzt noch mit der Berufung geltend gemachte Klagebegehren von 51.129,19 EUR, so dass dieses durch den der Kl&#228;gerin entstandenen Schaden der H&#246;he nach vollst&#228;ndig abgedeckt ist. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei, dass die quotenm&#228;&#223;ige Beschr&#228;nkung der Haftung um 1/3 sich auf den Gesamtschaden bezieht und sich damit nicht anspruchsmindernd auf die H&#246;chstgrenze von 51.129,19 EUR des &#167; 10 Abs. 1 Haftpflichtgesetz a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 auswirkt (Filthaut, Kommentar zum Haftpflichtgesetz, a.a.O., &#167; 10 Rn. 4 und &#167; 9 Rn. 7), weil der eingeklagte "2/3-Zahlungsanspruch" die Haftungsgrenze &#252;berschreitet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Dass die Kl&#228;gerin bei der teilweisen Klagr&#252;cknahme nicht mitgeteilt hat, welche Schadenspositionen jetzt noch eingeklagt werden, ist unsch&#228;dlich, nachdem es sich vorliegend um kein Teilurteil handelt. Vielmehr wird der die H&#246;chstgrenze von 51.129,19 EUR &#252;bersteigende Betrag des zun&#228;chst verlangten unstreitigen Schadens mit der Berufung nicht mehr geltend gemacht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Die Berufung ist mithin in H&#246;he des jetzt noch beanspruchten Betrages von 51.129,19 EUR gem. &#167; 1 Abs. 1 HPflG begr&#252;ndet und dem mit ihr insoweit verfolgten reduzierten Klagantrag Ziff. 2 in vollem Umfang stattzugeben.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Die zuerkannten Zinsen sind gerechtfertigt gem. &#167;&#167; 284 ff BGB a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 5, &#167; 288 Abs. 1 BGB a.F. sowie &#167; 288 Abs. 1 BGB n.F. jeweils i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 7 Abs. 1 Nr. 1. Durch die Zahlungsverweigerung der Beklagten mit Schreiben vom 31. Mai 2000 ist Verzug sp&#228;testens zum 08. Juni 2000 eingetreten.</td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>Verschuldenshaftung der Beklagten:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Ob der Kl&#228;gerin auch ein Schadensersatzanspruch zusteht aus schuldhafter Pflichtverletzung (positive Vertragsverletzung und/oder Verletzung der Verkehrssicherungspflicht gem. &#167; 823 Abs. 1 BGB) kann dahingestellt bleiben.</td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Feststellungsantrag der Kl&#228;gerin:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>Das Feststellungsbegehren unter Ziff. 3. der Berufungsantr&#228;ge der Kl&#228;gerin wird vom Senat als Hilfsantrag ohne eigenen Streitwert verstanden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Dieses Verlangen sollte nur dann zum Zuge kommen, wenn dem Berufungsantrag Ziff. 2 nicht in vollem Umfang entsprochen worden w&#228;re, um auf jeden Fall die Haftungsh&#246;chstgrenze von 51.129,19 EUR des &#167; 10 Abs. 1 HPflG a.F. i.V.m. EGBGB Art. 229 &#167; 8 Abs. 1 Nr. 5 zu erreichen. Nachdem die Kl&#228;gerin dieses Ziel bereits mit ihrem Zahlungsbegehren als Hauptantrag durchgesetzt hat, er&#252;brigt sich eine Entscheidung &#252;ber das Feststellungsverlangen als Hilfsantrag.</td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Unter Ber&#252;cksichtigung der teilweisen Klagr&#252;cknahme beruht die Kostenentscheidung auf &#167;&#167; 91, 269 Abs. 3 ZPO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708, 709 ZPO.</td></tr></table> <table><tr><td>IV.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>Die Revision wird zugelassen (&#167; 543 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 2 ZPO). Die Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung und die Fortbildung des Rechts erfordert eine Entscheidung des Revisionsgerichts, nachdem eine solche zur Anwendbarkeit des &#167; 1 Abs. 1 Haftpflichtgesetz im Verh&#228;ltnis zwischen den verschiedenen Bahnbetreibern (Infrastruktur-/Bahnverkehrsunternehmer) zueinander noch nicht vorliegt.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,279
olgkarl-2003-02-12-6-u-102
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 1/02
2003-02-12T00:00:00
2019-01-07T10:14:21
2019-02-12T13:09:51
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des LG Mannheim vom 30.11.2001 - 7 O 269/01 im Kostenausspruch aufgehoben und im &#220;brigen wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2. Die Anschlussberufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des LG Mannheim vom 30.11.2001 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>3. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen einschl. der Kosten der Streithelferin.</p> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>5. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> (abgek&#252;rzt gem. &#167; 543 ZPO a.F.) </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet, die ebenfalls zul&#228;ssige Anschlussberufung bleibt hingegen erfolglos. Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Schadensersatzanspruch gegen die Beklagten nicht zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das LG ist bei seiner Berechnung des der Kl&#228;gerin zustehenden Schadensersatzanspruchs im Wege der Lizenzanalogie davon ausgegangen, dass die Beklagten das markenverletzende Zeichen &#8222;z.&#8221; als Domain-Adresse genutzt und hierdurch Nutzer des Internets auf ihre Homepage gef&#252;hrt haben. Nach dem Vortrag der Parteien im Berufungsverfahren steht dies nicht fest. Die Kl&#228;gerin hat Belege daf&#252;r, dass die Beklagten diese Bezeichnung in der Zeit von Mai 1997 bis Dezember 1998 als Adresse im Internetverkehr benutzt h&#228;tten, nicht vorgelegt. Die einzige von der Kl&#228;gerin konkret dargelegte Nutzungshandlung vom 24.10.1998 belegt nicht eine kontinuierliche Nutzung durch die Beklagten f&#252;r den gesamten, von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Zeitraum. Nach dem Vortrag der Beklagten beruhte diese Nutzungshandlung auf einer von der Streithelferin verschuldeten Fehlschaltung. Gegen die Annahme einer Nutzung der Domain &#8222;z.&#8221; als Internetadresse sprechen auch die von den Beklagten vorgelegten Rechercheergebnisse aus einem Webseitenarchiv, in denen f&#252;r die Jahre 1996 bis 2000 keine Nutzung des Domain-Namens &#8222;z.&#8221; vermerkt ist. Entgegen der Annahme der Kl&#228;gerin kann auch aus dem erstinstanzlichen Prozessvortrag der Beklagten nicht mit hinreichender Sicherheit gefolgert werden, die Domain &#8222;z.&#8221; sei von ihnen von Mai 1997 bis Dezember 1998 als Internet-Adresse genutzt worden. Eine derartige Nutzung kann daher der Berechnung eines etwa der Kl&#228;gerin entstandenen Schadens nicht zugrunde gelegt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Wie zwischen den Parteien unstreitig ist, war die Domain &#8222;z.&#8221; bis Dezember 1998 f&#252;r die Beklagten registriert. Zwar wurde das Kennzeichenrecht der Kl&#228;gerin bereits hierdurch beeintr&#228;chtigt (BGH, Urt. v. 22.11.2001 - 1 ZR 138/99, BGHReport 2002, 509 = CR 2002, 525). F&#252;r eine Sch&#228;tzung, in welcher H&#246;he der Kl&#228;gerin hierdurch ein Schaden entstanden sein soll, fehlt es hingegen an einer ausreichenden Grundlage. Die vom LG bei seiner Schadensberechnung herangezogenen Kriterien (Bekanntheit der Marke &#8222;Z.&#8221;, Ausnutzung der Wertsch&#228;tzung und des guten Rufes dieser Marke) scheiden als Bewertungsma&#223;st&#228;be f&#252;r einen der Kl&#228;gerin durch die blo&#223;e Registrierung der Domain erwachsenen Schaden aus. In welcher H&#246;he der Kl&#228;gerin in sonstiger Weise (etwa durch Behinderung) ein Schaden entstanden sein k&#246;nnte, ist mangels jeglicher konkreter Anhaltspunkte auch bei weitreichender Anwendung des &#167; 287 ZPO nicht sch&#228;tzbar. Die Klage war daher unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils insgesamt abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 108 Nr. 10, 713 ZPO. Gr&#252;nde f&#252;r eine Zulassung der Revision gem. &#167; 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Dr. Lippok. Vo&#223; Naegelsbach </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> VorsRiOLG RiOLG RiOLG </td></tr></table> </td></tr></table>
132,272
olgstut-2003-02-11-2-ws-142003-2-ws-1
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 14/2003; 2 Ws 14/03
2003-02-11T00:00:00
2019-01-07T10:14:19
2019-02-12T13:09:50
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde des Verurteilten wird der Beschluss des Landgerichts - 7. Strafvollstreckungskammer - Ravensburg vom 13. Januar 2003 aufgehoben.</p> <p>Die vom 28. Oktober 2001 bis zum 24. Januar 2002 in der Slowakei erlittene Auslieferungshaft des Verurteilten wird auf die zu vollstreckende Freiheitsstrafe aus dem Urteil des Amtsgerichts Lindau vom 26. Oktober 1999 - Ls 136 Js 8457/99 - angerechnet.</p> <p>Das Anrechnungsverh&#228;ltnis wird auf 1 : 1 festgesetzt.</p> <p>Der Antrag der Staatsanwaltschaft Kempten gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO vom 15. November 2002 und die weitergehende Beschwerde des Verurteilten werden jeweils als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p>Der Beschwerdef&#252;hrer tr&#228;gt die Kosten seines Rechtsmittels. Die Geb&#252;hr f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird um ein Drittel erm&#228;&#223;igt. Von den dem Beschwerdef&#252;hrer im Beschwerdeverfahren entstandenen notwendigen Auslagen tr&#228;gt die Staatskasse ein Drittel.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die 7. Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Ravensburg hat mit dem angefochtenen Beschluss auf entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft Kempten als Vollstreckungsbeh&#246;rde gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO die Anrechnung der von dem Beschwerdef&#252;hrer in der Zeit vom 28. Oktober 2001 bis 24. Januar 2002 in der Haftanstalt "UZVaJs" in Bratislava/Slowakei erlittenen Auslieferungshaft auf die durch Urteil des Amtsgerichts Lindau derzeit u.a. wegen Betrugs zu verb&#252;&#223;ende Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren abgelehnt. Der Beschwerdef&#252;hrer habe die ihm im Zusammenhang mit einer Nachfolgeoperation am Kniegelenk bis 30. April 2001 gew&#228;hrte Unterbrechung der zuvor in der Justizvollzugsanstalt Ravensburg verb&#252;&#223;ten Strafhaft nicht nur zur Flucht missbraucht, sondern durch F&#228;lschen zweier &#228;rztlicher Atteste und Unterschlagung eines Pkw zur Verhinderung der Fortsetzung der Strafvollstreckung insgesamt drei weitere Straftaten begangen. Dieses Verhalten habe ein erhebliches Ma&#223; an Skrupellosigkeit und krimineller Energie gezeigt und die Auslandsflucht, die zu einer erheblichen Vollstreckungsverz&#246;gerung von mehreren Monaten f&#252;hrte, erst erm&#246;glicht. Die Begehung dieser Straftaten und deren Hintergr&#252;nde stellten derart schwerwiegende Umst&#228;nde dar, die von den &#252;blichen F&#228;llen der Auslandsflucht zu Lasten des Beschwerdef&#252;hrers abweichen und deshalb eine Anrechnung der Auslieferungshaft als nicht angemessen erscheinen lie&#223;en. Vor Erlass der angefochtenen Entscheidung hatte die Vollstreckungsbeh&#246;rde mit Verf&#252;gung vom 06. Februar 2002 noch die Anrechnung seiner in der Slowakei erlittenen Auslieferungshaft im Verh&#228;ltnis eins zu eins bestimmt. Am 26. August 2002 beantragte der Beschwerdef&#252;hrer, f&#252;r die Auslieferungshaft einen Ma&#223;stab von eins zu drei zu bestimmen. Nachdem er am 08. November 2002 an seinem Antrag festhielt, stellte die Vollstreckungsbeh&#246;rde am 15. November 2002 gegen&#252;ber der Strafvollstreckungskammer indes den Antrag gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO, dass die erlittene Auslieferungshaft &#252;berhaupt nicht mehr nicht auf die derzeit vollstreckte Freiheitsstrafe angerechnet werde. Dem trat der Verurteilte entgegen. Zugleich hielt er seinen fr&#252;heren Antrag im Hinblick auf den Anrechnungsma&#223;stab aufrecht. Wegen der weiteren Daten zum Vollstreckungsverlauf und zu den Einzelheiten des Vortrags des Beschwerdef&#252;hrers wird auf dessen Schrifts&#228;tze und auf die Sachverhaltsdarstellung im angefochtenen Beschluss Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 462 a Abs. 1 Satz 1, 462 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 StPO statthafte und rechtzeitig eingelegte sofortige Beschwerde gegen den Beschluss der Strafvollstreckungskammer hat nur zum Teil Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Die Ausf&#252;hrungen der Strafvollstreckungskammer sind nicht geeignet, die Versagung der Anrechnung der Auslieferungshaft nach &#167; 450 a Abs. 3 StPO zu rechtfertigen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Anrechnung im Ausland erlittener Auslieferungshaft stellt gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 1 StPO den Regelfall dar. Nur ausnahmsweise kann diese Anrechnung gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO ganz oder zum Teil unterbleiben, wenn sie im Hinblick auf das Verhalten des Verurteilten nach Erlass des zu vollstreckenden Urteils unangemessen erscheint (vgl. OLG Bremen StV 1997, 371; KK-Fischer, StPO, 4. Aufl., &#167; 450 a Rdnr. 10). Es ist anerkannt, dass die blo&#223;e Flucht des Verurteilten ins Ausland etwa unter Ausnutzung des Hafturlaubs die Versagung nicht zu begr&#252;nden vermag (vgl. OLG Bremen a.a.O.; OLG Zweibr&#252;cken NStZ-RR 1996, 241; OLG Karlsruhe MDR 1984, 165; OLG Zweibr&#252;cken GA 1983, 280; KK-Fischer a.a.O.). Erst wenn besonders erschwerende Umst&#228;nde hinzutreten, wie die in der Kommentarliteratur und in der Rechtsprechung genannten Beispielsf&#228;lle des gewaltt&#228;tigen Ausbruchs aus der Haftanstalt, der Verbringung der Tatbeute ins Ausland, der missbr&#228;uchlichen Verwendung von Geldern zur Fortsetzung der Flucht oder der b&#246;swilligen Verschleppung des Strafvollstreckungsverfahrens (vgl. LR-Wendisch, StPO, 25. Aufl., &#167; 450 a Rdnr. 17; KK-Fischer, a.a.O. jeweils mit Nachweisen zur Rechtsprechung), erscheint die Nichtanrechnung vertretbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Derart erschwerende Umst&#228;nde liegen hier nicht vor. Soweit der Beschwerdef&#252;hrer zwei &#228;rztliche Atteste gef&#228;lscht hatte, um &#252;ber die ihm aus gesundheitlichen Gr&#252;nden zun&#228;chst gew&#228;hrte Haftverschonung hinaus auch &#252;ber seine weitere Haftf&#228;higkeit zu t&#228;uschen, erkannte der zust&#228;ndige Sachbearbeiter der Strafvollstreckungsbeh&#246;rde nach Vorlage der Urkunden umgehend deren Unrichtigkeit und lehnte die weitere Unterbrechung der Vollstreckung ab. Bereits am 03. Mai 2001 erging gegen den nunmehr fl&#252;chtigen Beschwerdef&#252;hrer Haftbefehl. Dass diese T&#228;uschung die Flucht ins Ausland erst erm&#246;glichte, ist nicht erkennbar geworden. &#220;berdies sind die in diesem Zusammenhang vom Beschwerdef&#252;hrer begangenen Urkundendelikte durch Urteil des Amtsgerichts Kempten vom 24. Juni 2002 - 2 Ds 221 Js 9238/01 - mit drei Monaten Gesamtfreiheitsstrafe geahndet worden. Dass die Vollstreckungsbeh&#246;rde aus Gr&#252;nden der Spezialit&#228;t davon absehen musste, diese Strafe zu vollstrecken (vgl. Vermerke der Staatsanwaltschaft Kempten vom 04. und 08. November 2002, Bl. 17 und 18 im Vollstreckungsheft - 221 VRs 9238/01 -), hat der Beschwerdef&#252;hrer nicht zu verantworten. Soweit die Vollstreckungskammer ihm weiterhin anlastet, er sei im Mai 2001 mit einem unterschlagenen und nicht zum Verkehr zugelassenen Pkw gefl&#252;chtet, bestreitet er dies mit einer anderen, von vornherein nicht unglaubhaft erscheinenden Sachverhaltsdarstellung. Aus den dem Senat vorliegenden Vollstreckungsakten hat sich bisher lediglich der Verdacht einer Unterschlagung ergeben (vgl. Bl. 113 im hiesigen Vollstreckungsheft Bd. I). Eine entsprechende Verurteilung des Beschwerdef&#252;hrers ist nicht bekannt geworden. F&#252;r den Senat ist deshalb im Gegensatz zur Vollstreckungskammer nicht hinreichend gekl&#228;rt, ob er den Pkw auch tats&#228;chlich zur Flucht in das Ausland benutzt hat. Dieser Umstand kann jedoch dahinstehen, denn selbst im Falle des Erwiesenseins einer Unterschlagung lie&#223;e sich ein solcher Fluchtvorgang nach Auffassung des Senats nicht mit den oben genannten besonders schwerwiegenden Sachverhalten vergleichen, die ausnahmsweise zu einer Versagung der Anrechnung von Auslieferungshaft gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO f&#252;hren k&#246;nnen. Da zus&#228;tzlich besonders belastende Umst&#228;nde auch nicht in der am 27. November 2002 zum Amtsgericht -Strafrichter - Frankfurt erhobenen Anklage gegen den Beschwerdef&#252;hrer wegen des Vorwurfs, in Frankfurt am 27. September 2001, 07. Oktober 2001 und am 09. Oktober 2001 drei Betrugstaten begangen zu haben, zu sehen sind, hat es beim Grundsatz, dass die Auslieferungshaft anzurechnen ist, zu verbleiben. Deshalb ist der angefochtene Beschluss aufzuheben und der Antrag der Vollstreckungsbeh&#246;rde gem&#228;&#223; &#167; 450 a Abs. 3 StPO vom 15. November 2002 abzulehnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 2. Aufgrund der auszusprechenden Anrechnung der Auslieferungshaft hat der Senat in entsprechender Anwendung des &#167; 51 Abs. 4 Satz 2 StGB den Umrechnungsma&#223;stab zu bestimmen (vgl. OLG Stuttgart MDR 1986, 779; Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Aufl., &#167; 450 a Rdnr. 3). Nachdem die Strafvollstreckungsbeh&#246;rde bereits mit dem Umrechnungsma&#223;stab befasst war, ist der Senat, der als Beschwerdegericht anstelle der im ersten Rechtszug zust&#228;ndigen Strafvollstreckungskammer entscheidet, hierzu auch befugt (vgl. OLG Zweibr&#252;cken GA 1983, 280, 281). Der Senat sieht keinen Anlass zugunsten des Beschwerdef&#252;hrers von dem regelm&#228;&#223;igen Anrechnungsma&#223;stab von eins zu eins abzuweichen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Nach dem in dieser Vollstreckungssache vom Senat eingeholten Bericht der deutschen Botschaft in der Slowakei vom 31. Januar 2003 ist davon auszugehen, dass die Haftbedingungen in der Haftanstalt "UZVaJs" in Bratislava korrekt waren und keine besonderen Erschwernisse im Vergleich mit deutschen Gef&#228;ngnissen aufwiesen. Der Senat hat keinen Anlass, an der Zuverl&#228;ssigkeit des Berichts zu zweifeln. Auch der Beschwerdef&#252;hrer hat den Inhalt der ihm zur Stellungnahme zugeleiteten Erhebungen der Botschaft nicht angegriffen. Danach hatte der in der Auslieferungshaft an verschiedenen Tagen von Konsularbeamten aufgesuchte Beschwerdef&#252;hrer damals angegeben, nur mit vier - anstatt der heute behaupteten sieben - weiteren Personen auf einer Zelle zu liegen. Mit Ausnahme von gesundheitlichen Problemen, mit denen er bereits im vorausgegangenen deutschen Strafvollzug behaftet war, hat er lediglich beklagt, dass er - vom 28. Oktober 2001 bis Anfang Januar 2002 - nicht &#252;ber Bargeld verf&#252;gen konnte. Weitere Beschwerden wurden von ihm im Rahmen der konsularischen Betreuung nicht vorgebracht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Wie anl&#228;sslich einer im Juli 2002 stattgefundenen eingehenden Besichtigung dieses vornehmlich als Untersuchungshaftanstalt genutzten Gef&#228;ngnisses von einem Mitarbeiter der Botschaft in einem ausf&#252;hrlichen, dem Senat &#252;bermittelten und dem Beschwerdef&#252;hrer ebenfalls zur Kenntnis gebrachten Vermerk mit einer &#252;beraus anschaulichen Beschreibung der Gef&#228;ngnisanlage festgehalten wurde, sind die allgemeinen Haftbedingungen der Anstalt, die seinerzeit nur geringf&#252;gig &#252;berbelegt war, denen der deutschen Vollzugsanstalten &#228;hnlich. Insbesondere die hygienischen Zust&#228;nde der Zellen, des Duschraumes, der K&#252;che, der Krankenstation und der zwei Gef&#228;ngnish&#246;fe, waren, wie auch Art und Menge der Verpflegung, nicht zu beanstanden. Lediglich die k&#246;rperliche Bewegungsfreiheit der Inhaftierten wurde aufgrund baubedingter Enge der H&#246;fe als eingeschr&#228;nkt empfunden. Die Haftzellen waren mit vier bis sechs H&#228;ftlingen belegt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Soweit der Beschwerdef&#252;hrer sich heute insbesondere &#252;ber die Zellenbelegung, die unzureichende Zubereitung und Menge der Mahlzeiten sowie die bauliche Beschaffenheit der Zellentoilette (Rohr im Boden ohne Sp&#252;lung nach Art eines sog. Plumpsklos) beklagt, haben diese vornehmlich subjektiv gef&#228;rbten Beeintr&#228;chtigungen nach Auffassung des Senats kein solches Ausma&#223;, dass eine erh&#246;hte Anrechnung der in Bratislava verbrachten Haftzeit gerechtfertigt w&#228;re. Wie der Senat insoweit bereits in einem vergleichbaren Fall entschieden hat (betreffend Spanien: vgl. Senatsbeschluss vom 24. August 2000 - 2 Ws 104/00 -), muss jemand, der sich der Strafvollstreckung durch Flucht ins Ausland entzieht, im Falle seiner Verhaftung auch gewisse landesspezifische Besonderheiten - klaglos - in Kauf nehmen. Dass der Beschwerdef&#252;hrer durch den nur unzureichenden Hofgang in seiner k&#246;rperlichen Bewegungsfreiheit ein-geschr&#228;nkt war, f&#228;llt angesichts der damals bei ihm vorhanden gewesenen Erkrankung des Kniegelenks und vor dem Hintergrund der vergleichsweise geringen Dauer der Auslieferungshaft, die nach seiner alsbald erkl&#228;rten Zustimmung zur Auslieferung ohnehin einen absehbaren Zeitraum betraf, nicht entscheidend ins Gewicht. Es liegt auf der Hand, dass das zuvor in Deutschland wiederholt operierte Kniegelenk in der slowakischen Haftanstalt zun&#228;chst nur einer - dem Beschwerdef&#252;hrer zuzumutenden - &#228;rztlichen Grundversorgung (u.a. durch Anlegung der orthop&#228;dischen Kniest&#252;tze) und keiner optimalen fach&#228;rztlichen Behandlung zugef&#252;hrt werden konnte. Diesen Umstand hat jedoch allein der Beschwerdef&#252;hrer zu verantworten. Er selbst ist ein solches Behandlungsrisiko durch den von ihm gew&#228;hlten Auslandsaufenthalt eingegangen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Nach einer Gesamtschau aller Umst&#228;nde weicht der Senat nicht von dem regelm&#228;&#223;igen Anrechnungsma&#223;stab von eins zu eins ab. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> 3. Die auf &#167; 473 Abs. 4 beruhende Kosten- und Auslagenentscheidung entspricht dem Verh&#228;ltnis des Erfolgs der Antr&#228;ge des Beschwerdef&#252;hrers und der Vollstreckungsbeh&#246;rde. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,273
olgstut-2003-02-11-8-wf-6002
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8 WF 60/02
2003-02-11T00:00:00
2019-01-07T10:14:19
2019-02-12T13:09:50
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Beschwerde des Antragstellers werden die Erinnerungsentscheidung der Familienrichterin am Amtsgericht Stuttgart-Bad Cannstatt vom 29.5.2002 und der Kostenansatz der Kostenbeamtin vom 10. Oktober 2001 sowie die darauf beruhende Kostenrechnung der Landesoberkasse vom 13.12.2001</p> <p>aufgehoben.</p> <p>2. Die Sache wird zur erneuten Pr&#252;fung und Entscheidung an die Kostenbeamtin des Amtsgerichts</p> <p>zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>3. Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Antragsteller, Vater des betroffenen Kindes, wendet sich im Verfahren nach &#167; 14 KostO gegen die Gerichtskostenrechnung bzw. den zugrunde liegenden Kostenansatz insoweit, als er auch auf die H&#228;lfte der Verg&#252;tung der nach &#167; 50 FGG bestellten Verfahrenspflegerin in einem Sorgerechtsverfahren in Anspruch genommen wird.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>1. Aus der 1990 geschiedenen Ehe des aus Syrien stammenden, sp&#228;ter eingeb&#252;rgerten Vaters mit der deutschen Mutter ist der im Dezember 1987 geborene Sohn R. hervorgegangen; bei der Scheidung war das Sorgerecht der Mutter &#252;bertragen und dem Vater ein Umgangsrecht einger&#228;umt worden. Der Vater, der alsbald nach Scheidung eine Syrerin geheiratet hatte, die ihm 3 weitere Kinder geboren hat, ist im Sommer 1997 mit seiner neuen Familie unter illegaler Mitnahme von R. in sein Herkunftsland ausgereist. Die Bem&#252;hungen der Mutter um eine R&#252;ckf&#252;hrung des entf&#252;hrten Kindes waren erfolglos geblieben.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Nachdem der Vater am 23. 9. 2000 mit seiner ganzen Familie nach Deutschland zur&#252;ckgekehrt war, verlangte die Mutter sofort das Kind gegen seinen massiven Widerstand heraus. Der Vater beantragte am 27.9.2000 - zun&#228;chst im Wege der Einstweiligen Anordnung -, das Aufenthaltsbestimmungsrecht f&#252;r R. ihm oder hilfsweise dem Jugendamt zu &#252;bertragen, damit das Kind weiterhin in der ihm nun vertrauten, vorzugsweise arabisch sprechenden Familie aufwachsen k&#246;nne. Die Mutter, die diesem Antrag entschieden entgegen getreten war, ist Ende 2000 mit ihrem neuen Partner nach Kanada ausgewandert. Um die geplante Mitnahme von R. nach Kanada zu verhindern, ist das Kind vom Jugendamt im November/Dezember 2000 vor&#252;bergehend in einem Kinderheim untergebracht worden und sp&#228;ter wieder in die v&#228;terliche Familie zur&#252;ckgekehrt. Durch verfahrensabschlie&#223;enden Beschluss vom 17.7.2001 ist der Mutter das Sorgerecht gem&#228;&#223; &#167; 1666 BGB entzogen und das Jugendamt zum Vormund bestellt worden (Bl. 311 ff). Darin sind die "Kosten des Verfahrens" zwischen den beiden Elternteilen "gegeneinander" aufgehoben worden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>2. Durch Beschluss vom 19.10.2000 hat der Familienrichter eine Diplom-Sozialp&#228;dagogin zur Verfahrenspflegerin bestellt, die eine zeitintensive T&#228;tigkeit entfaltet hat, insbesondere im Zusammenhang mit der vor&#252;bergehenden Unterbringung des kaum noch deutsch sprechenden Kindes in einem Heim. Nach Abschluss des Verfahrens hat sie einen Verg&#252;tungsanspruch in H&#246;he von 9.286,32 DM geltend gemacht (Bl. 332ff). Die Auszahlung dieses Betrages ist im Oktober 2001 im Verwaltungswege erfolgt. Ein Verg&#252;tungsfestsetzungsverfahren nach &#167; 56g FGG ist bis jetzt nicht durchgef&#252;hrt worden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Mit Kostenansatz vom 1.10.2001 hat die Kostenbeamtin gegen beide Eltern Gerichtskosten in H&#246;he von jeweils 5417,31 DM (= 2769,83 EUR) angesetzt, darunter - neben Verfahrenskosten und Dolmetscherentsch&#228;digung - 4643,16 DM Verfahrenspflegerverg&#252;tung als gerichtliche Auslagen gem. &#167; 137 Nr. 16 KostO. Gegen die darauf hin ergangene Gerichtskostenrechnung vom 13.12.2001 hat sich zun&#228;chst der Vater mit der Erinnerung gewandt, und zwar dem Grunde und der H&#246;he nach; insbesondere stehe &#167; 93a KostO stehe einer Inanspruchnahme der Eltern entgegen. Der Bezirksrevisor ist der Erinnerung entgegengetreten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Sp&#228;ter hat auch die Mutter den Kostenansatz der H&#246;he nach mit der Erinnerung angegriffen. Nachdem die Kostenbeamtin durch Beschluss vom 19.3.2002 nicht abgeholfen hatte (Bl. 368 f), hat die Familienrichterin beide Erinnerungen durch Beschluss vom 29.5.2002 (Bl. 378 f) als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen; die Zahlungspflicht der Eltern ergebe sich bereits aus der unangefochten gebliebenen Kostengrundentscheidung im Beschluss vom 17.7.2001.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Dagegen wendet sich (allein) der Vater mit der Beschwerde vom 24.6.2002, mit der er weiterhin die Auffassung verficht, &#167; 93a KostO stehe als Spezialvorschrift einer Belastung der Eltern mit diesen Kosten entgegen; allein eine Inanspruchnahme des Kindes als "Betroffener" k&#228;me im Rahmen des &#167; 1836c BGB in Betracht, wof&#252;r aber die tats&#228;chlichen Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse von R. nicht ausreichten. Das Amtsgericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen. Die Vollstreckung ist einstweilen eingestellt.</td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die nach &#167; 14 Abs. 3 S. 1 KostO statthafte Beschwerde des Vaters ist auch im &#252;brigen zul&#228;ssig. Sie hat nur insoweit Erfolg, als der Kostenansatz der H&#246;he nach einer erneuten Pr&#252;fung und Entscheidung bedarf.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>1. Der Auffassung des Beschwerdef&#252;hrers, die Bestimmung des &#167; 93a KostO schlie&#223;e als Spezialvorschrift gegen&#252;ber den allgemeinen Kostentragungsvorschriften der KostO eine Inanspruchnahme der Eltern dem Grunde nach aus, vermag der Senat nicht beizutreten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>a) Zutreffend ist allerdings der Einwand der Beschwerde, dass die Begr&#252;ndung der Erinnerungsentscheidung zu kurz greift. Aus der Unanfechtbarkeit der Kostengrundentscheidung im Beschluss vom 17.7.2001 ergibt sich noch nichts hinsichtlich der Berechtigung der Staatskasse, die beiden verfahrensbeteiligten Eltern auf die angefallenen Verfahrenspflegerkosten in Anspruch zu nehmen. Die Kostengrundentscheidung besagt nur in unanfechtbarer Weise, dass die gesetzlich angefallenen Verfahrenskosten gegen einander aufzuheben sind, was f&#252;r die Gerichtskosten bedeutet, dass jede Partei die H&#228;lfte zu tragen hat (vgl. &#167; 92 Abs. 1 S. 2 ZPO). Damit sind die verfahrensbeteiligten Eltern nicht nur Antrags- bzw. Interessenschuldner, sondern auch Entscheidungsschuldner (&#167;&#167; 2,3 Nr. 1 KostO).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Welche Kosten aber in Umsetzung dieser Kostengrundentscheidung von der Staatskasse zu Recht angefordert werden, ist im Kostenansatzverfahren nach &#167; 14 KostO (bzw. in ZPO-Verfahren nach &#167; 5 GKG) zu pr&#252;fen. Deshalb ist der Erinnerungs- und Beschwerdef&#252;hrer mit seinen Einwendungen durch die Kostengrundentscheidung nicht ausgeschlossen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>b) Mit dem Beschwerdef&#252;hrer ist auch davon auszugehen, dass das betroffene Kind nicht die Kosten des Verfahrenspflegers zu tragen hat. Weder enth&#228;lt die Kostengrundentscheidung des Amtsgerichts eine solche Verpflichtung, noch ergibt sie sich aus den gesetzlichen Kostenbestimmungen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Eine Haftung des betroffenen Kindes scheitert nach &#167; 93a Abs. 2 KostO iVm &#167; 1836c BGB daran, dass das Kind unstreitig keine ausreichenden Eigenmittel hat. Vorrangig scheidet seine Haftung aber schon deshalb aus, weil &#167; 94 Abs. 3 Satz 2 KostO in Sorgerechtsverfahren des &#167; 1666 BGB - wie hier vorliegend - eine Haftung des betroffenen Kindes als Interessenschuldner (&#167; 2 Ziff. 2 KostO) ausdr&#252;cklich ausschlie&#223;t.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Dass &#167; 94 Abs. 3 Satz 2 KostO in der bis zum 31.12. 2001 geltenden Fassung dem Wortlaut nach nur die Haftung f&#252;r Geb&#252;hrenanspr&#252;che betraf und erst durch Art. 7 Nr. 2 des Gewaltschutzgesetzes vom 11.12.2001 mit Wirkung zum 1.1.2002 auf alle Kosten erweitert worden ist, in &#228;ndert hieran nichts. Denn der Senat hat schon zum bisherigen Recht den Standpunkt vertreten, dass &#167; 94 Abs. 3 Satz 2 KostO nicht nur auf "Geb&#252;hren", sondern sinngem&#228;&#223; auch auf die Auslagen des Gerichts anzuwenden sei (vgl. Die Justiz 1979, 266 = JurB&#252;ro 1980,592; Die Justiz 1983,261 = JurB&#252;ro 1983,1376 = RPfl 1983,295; Die Justiz 1987,191 = JurB&#252;ro 1987,1530; Die Justiz 1996, 341 = JurB&#252;ro 1997,606; Beschl. v. 28.2.2002 - 8 WF 13/02 - unver&#246;ff.; vgl. Rohs/Wedewer/Waldner, KostO, LoseBlSlg Stand Dez. 2002, &#167; 94 Rn 25 - 29, auch mit Nw zur &#252;berwiegend abweichenden Rspr).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Im Ergebnis bedeutet das, dass &#167; 93a Abs. 2 KostO in den F&#228;llen des &#167; 94 Abs. 1 Nr. 3 bis 6 KostO "leerl&#228;uft" und nur solche F&#228;lle betrifft, in denen der "Betroffene" ein Betreuter oder (gegebenenfalls auch minderj&#228;hriger) Unterzubringender ist (vgl. Bienwald, Verfahrenspflegschaft (2002) Rn 788,791).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>c) Die Verpflichtung beider Eltern, die Kosten des Verfahrenspflegers zu tragen, ergibt sich dem Grunde nach aus der Kostenentscheidung des Amtsgerichts im Beschluss vom 17.7.2001, nach der die Kosten des Verfahrens "gegeneinander aufgehoben" werden. Diese - dem Familienrichter aus &#167; 93a ZPO gel&#228;ufige - Formulierung bedeutet auch in Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit, dass jeder Elternteil selbst seine eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten des Verfahrens und von den Gerichtskosten jeweils die H&#228;lfte zu tragen hat (vgl. &#167; 92 Abs. 1 S. 2 ZPO). Beide Eltern sind somit Entscheidungsschuldner im Sinne des &#167; 3 Ziff. 1 KostO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Dahinstehen kann, ob bei einer alle Verfahrenskosten umfassenden Kostengrundentscheidung, wie sie hier vorliegt, &#252;berhaupt noch eingewandt werden kann, dass eine bestimmte gesetzliche Vorschrift den Ansatz gerichtlicher Auslagen ihnen gegen&#252;ber ausschlie&#223;e. Denn der Einwand des Beschwerdef&#252;hrers, &#167; 93a Abs. 2 KostO schlie&#223;e eine Inanspruchnahme der Eltern f&#252;r Auslagen nach &#167; 137 Nr. 16 KostO aus, beruht auf einem Missverst&#228;ndnis der gesetzlichen Regelung.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>&#167; 93a Abs. 2 KostO enth&#228;lt, wie auch &#167; 94 Abs. 3 S.2 KostO - soweit hier bedeutsam -, Einschr&#228;nkungen hinsichtlich der sonst gegebenen gesetzlichen Kostenschuldnerschaft nach &#167; 2 Ziff. 1 und 2 KostO. Wie &#167; 94 Abs. 3 S. 2 KostO die Haftung von durch Sorgerechtsverfahren betroffenen Kindern als Interessenschuldner nach &#167; 2 Ziff. 2 KostO ausdr&#252;cklich ausschlie&#223;t, so begrenzt &#167; 93a Abs. 2 KostO die Inanspruchnahme Betroffener f&#252;r Verfahrenspflegerkosten, die sich ohne diese Norm aus der gesetzlichen Verpflichtung als Interessenschuldner i.S.d. &#167; 2 Ziff. 2 KostO ergeben h&#228;tte. Hierin ersch&#246;pft sich der Regelungsgehalt des &#167; 93a Abs. 2 KostO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Zwar bef&#252;rwortet Hartmann (KostenGes 32. Aufl., KostO &#167; 93a Rn 7) unter Hinweis, das Gesetz h&#228;tte klarer gefasst werden m&#252;ssen, dass "bei der nach dem Regelungszweck der ganzen Vorschrift (..) gebotenen schuldnerfreundlichen Auslegung nicht etwa jeder andere Kostenschuldner iSv &#167;&#167; 2ff" ist, "sondern richtigerweise niemand." Dem vermag der Senat nicht zu folgen; das - auch von Hartmann vermisste - W&#246;rtchen "nur" kann nicht einfach hineininterpretiert werden. Vielmehr stellt &#167; 93a Abs. 2 KostO klar, dass, soweit diese Haftung nicht durch &#167; 94 Abs. 3 KosO ausgeschlossen ist, der Betroffene ein Kostenschuldner ist (Interessenschuldner nach &#167; 2 Nr. 2 KostO), jedoch nur bei ausreichenden Mitteln haften soll.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Diese systematische Auslegung findet ihre Best&#228;tigung in den Gesetzgebungsmaterialien. Die amtliche Begr&#252;ndung f&#252;r die neu eingef&#252;gte Bestimmung f&#252;hrt aus: "Diese Betr&#228;ge (erg.: Aufwendungsersatz und Verg&#252;tung des Verfahrenspflegers aus der Staatskasse) sollen aber von demjenigen, der f&#252;r die Kosten des der Bestellung zugrundeliegenden Verfahrens haftet, als Auslagen erhoben werden. Hierzu soll in &#167; 137 eine neue Nr. 16 angef&#252;gt werden...(BT-Drs 13/7158, S. 40 f, zitiert nach Rohs/Wedewer/Waldner, aaO, &#167; 93a Rn 3). Deshalb teilt die &#252;berwiegende Kommentarliteratur zu Recht die - auch vom Bezirksrevisor vertretene - Meinung, dass &#167; 93a KostO die Inanspruchnahme der Eltern &#252;ber &#167; 3 KostO dem Grunde nach nicht ausschlie&#223;t (Rohs/Wedewer/Waldner, aaO, Rn 5, 6; Korintenberg/Lappe, KostO 15. Aufl., &#167; 93a Rn 4,5; Bienwald, aaO Rn 782-791 (unter ausdr&#252;cklicher Ablehnung der Ansicht von Hartmann aaO); ebenso Senatsbeschl. 8 WF 13/02 bzgl. Sachverst&#228;ndigenkosten).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Damit erfahren die Kosten des Verfahrenspflegers im Ergebnis dieselbe Behandlung wie die - oft ebenfalls erheblichen - Sachverst&#228;ndigenkosten. Das Argument des Beschwerdef&#252;hrervertreters, dass eine Belastung der Eltern deshalb nicht in Betracht kommen d&#252;rfe, weil dies sie abhalten k&#246;nnte, sich bei Konflikten an das Familiengericht zu wenden, greift dagegen nicht durch. Zum einen handelt es sich hier um ein Amtsverfahren, f&#252;r das der Antrag des Vaters nur eine Anregung darstellt. Zum anderen ist es nach &#167; 94 Abs. 3 S. 2 KostO Sache des Richters, im Rahmen der Kostengrundentscheidung f&#252;r eine angemessene Kostenbelastung Sorge zu tragen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>2. Mit der Feststellung, dass die Eltern dem Grunde nach f&#252;r die Verfahrenspflegerverg&#252;tung haften, stellt sich aber die weitere, hier ebenfalls aufgeworfene Frage, ob die Inanspruchnahme auch der H&#246;he nach gerechtfertigt ist. Da diese Frage weder in der Erinnerungsentscheidung der Amtsrichterin noch in der Stellungnahme des Bezirksrevisors ausreichend behandelt worden ist, h&#228;lt es der Senat f&#252;r geboten, das Verfahren insoweit an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>a) Die - bisher vom Senat nur im Verg&#252;tungsfestsetzungsverfahren nach &#167; 56g FGG gepr&#252;fte und in der Rechtsprechung bisher keineswegs einheitlich beantwortete - Frage, welche T&#228;tigkeiten des Verfahrenspflegers &#252;ber den gesetzlichen Aufgabenbereich hinausgehen und deshalb nicht aus der Staatskasse verg&#252;tungspflichtig sind, stellt sich im Kostenansatzverfahren gegen die kostentragungspflichtigen Eltern aus anderem Blickwinkel.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Der Senat hat sich durch den (zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehenen) Beschluss vom 29.10.2002 - 8 WF 20/02 - in Anlehnung an die ganz &#252;berwiegende Meinung in der Rechtsprechung dahin ausgesprochen, dass prim&#228;re Aufgabe des Verfahrenspflegers ist, die Interessen des Kindes zu erkennen und in dem Verfahren zur Geltung zu bringen, in dem die Eltern auf Grund ihrer eigenen widerstreitenden Interessen hierzu nicht mehr in der Lage sind; dagegen ist es nicht Aufgabe des Verfahrenspflegers, dar&#252;ber hinaus Tatsachen zu ermitteln, Nachforschungen f&#252;r die bestm&#246;gliche Entscheidung anzustellen, Hilfepl&#228;ne zu erstellen, erzieherische oder therapeutische Ma&#223;nahmen zu ergreifen oder zwischen den &#252;brigen Verfahrensbeteiligten zu vermitteln, weil dies nach der gegebenen Gesetzeslage nach wie vor Aufgabe des Gerichts und des Jugendamts geblieben ist. Ebenso wenig hat der Verfahrenspfleger die Aufgabe eines "Umgangspflegers" oder gar eines psychologischen Ersatz-Sachverst&#228;ndigen (n&#228;her dazu Bienwald, Verfahrenspfleger, Rn 809 ff, 839 ff).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Dar&#252;ber hinaus hat der Senat im Beschluss v. 2.11.2000 (Die Justiz 2002, 411 = OLGRep 2002,269) die T&#228;tigkeiten f&#252;r verg&#252;tungspflichtig erachtet, die das Gericht dem Verfahrenspfleger zur Verfahrenserledigung &#252;bertr&#228;gt (im konkreten Fall Mitwirkung bei der Auswahl einer Heimeinrichtung).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>b) Indes zeigen die erheblich gestiegenen Verfahrenspflegerverg&#252;tungen, die h&#228;ufig (und auch im vorliegenden Fall) die Kosten von Sachverst&#228;ndigengutachten und auch schwierigen Betreuungen erheblich &#252;bersteigen, dass hier ein Einfallstor f&#252;r schwer begrenzbare Kosten er&#246;ffnet ist. Zwar m&#246;gen diese Kosten im Interesse des Kindeswohls liegen, aber sie beruhen auf T&#228;tigkeiten, die &#252;ber die dem Verfahrenspfleger nach dem Gesetz obliegende Wahrnehmung der Kindesinteressen im gerichtlichen Verfahren weit hinausgehen. Deshalb hat der Senat durch Beschluss vom 29. 1. 2003 (8 WF 27-29/02 - ebenfalls zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen) die Verg&#252;tungspflichtigkeit auf T&#228;tigkeiten beschr&#228;nkt, bei denen der Verfahrenspfleger auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der richterlichen Anordnung vertrauen durfte; zugrunde lag ein Fall, in dem eine Verfahrenspflegerin vom Familienrichter beauftragt war, den Umgang des Vaters mit seinem Kind zu begleiten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Es ist Aufgabe des Staates, dann zugunsten des Wohls des Kindes t&#228;tig zu werden, wenn die Eltern als die nat&#252;rlichen Garanten des Kindeswohls dieser Aufgabe nicht mehr im erforderlichen Umfange nachkommen k&#246;nnen (Art. 6 Abs. 2 GG). Diese &#246;ffentliche Aufgabe obliegt im vorliegenden Zusammenhang zum einen den damit betrauten Gerichten, zum anderen den Jugend&#228;mtern als den Tr&#228;gern der &#246;ffentlichen Jugendhilfe (vgl. &#167;&#167; 13 SGB VIII). Inwieweit die Eltern und/oder das Kind zu den Kosten der jeweiligen Jugendhilfe-Ma&#223;nahme herangezogen werden k&#246;nnen, ist in den &#167;&#167; 90 ff SGB VIII im einzelnen geregelt; f&#252;r eine dar&#252;ber hinaus gehende Kostenbeteiligung gibt es keine Rechtsgrundlage. Die den Jugend&#228;mtern obliegenden Aufgaben der Jugendhilfe k&#246;nnen ohne tragf&#228;hige gesetzliche Grundlage nicht dadurch gleichsam privatisiert werden, dass das Gericht einen Verfahrenspfleger damit beauftragt, im Interesse des Kindeswohls &#246;ffentliche Aufgaben wahrzunehmen mit der Folge, dass die dadurch entstehenden Kosten als gerichtliche Auslagen auf die Eltern umgelegt werden. Soweit der Verfahrenspfleger vom Gericht beauftragt wird, T&#228;tigkeiten des Jugendamts oder auch des Gerichts selbst ersatzweise zu &#252;bernehmen, k&#246;nnen die dadurch entstehenden Kosten nicht den Eltern &#252;ber &#167;&#167; 3 Nr. 1, 137 Nr. 16 KostO &#252;berb&#252;rdet werden (Bienwald, aaO, Rn 816 ff, 821, 840).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Deshalb bedarf es als Voraussetzung f&#252;r einen Kostenansatz zu Lasten der Eltern der Pr&#252;fung, ob die der Verfahrenspflegerin gezahlte Verg&#252;tung auch nur T&#228;tigkeiten umfasst, die von der gesetzlichen Aufgabe des Verfahrenspflegers gem. &#167; 50 FGG gedeckt sind. Diese Pr&#252;fung der umfangreichen Verg&#252;tungsrechnung der Verfahrenspflegerin hat hier angesichts des Streits &#252;ber den Grund der Inanspruchnahme des Vaters noch nicht statt gefunden und ist deshalb nunmehr vom Amtsgericht nachzuholen. Dabei ist zu beachten, dass die Verfahrenspflegerin am Kostenansatzverfahren nicht beteiligt ist, sondern nur &#252;ber &#167; 56 g FGG am Verfahren beteiligt werden kann; insofern besteht eine &#228;hnliche Parallelit&#228;t der Verfahren wie bei der Verg&#252;tung des Sachverst&#228;ndigen (&#167;&#167; 16 ZSEG/5 GKG bzw. 14 KostO).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Sollte sich ergeben, dass der T&#228;tigkeitsnachweis der Verfahrenspflegerin nennenswerte Positionen enth&#228;lt, die zwar in weiterem Sinne dem Wohl des Kindes gedient haben m&#246;gen, aber gleichwohl den gesetzlichen Aufgabenbereich eines Verfahrenspflegers &#252;berschreiten und damit in den Bereich der &#246;ffentlichen Jugendhilfe fallen, so k&#246;nnen diese Kostenpositionen nicht als gerichtliche Auslagen nach &#167; 137 Nr. 16 KostO den Eltern angelastet werden. Allerdings ergibt sich daraus noch nicht automatisch, dass diese Verg&#252;tungsteile von der Verfahrenspflegerin nun wieder zur&#252;ckgefordert werden k&#246;nnen, wenn diese auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der richterlichen Anordnungen vertrauen durfte, wof&#252;r hier zahlreiche telefonische und pers&#246;nliche Kontakte zwischen Richter und Verfahrenspfleger sprechen. M&#246;glicherweise kommt in Betracht, solche in den Bereich der &#246;ffentlichen Jugendhilfe fallenden Teile der Verfahrenspflegerverg&#252;tung im Verh&#228;ltnis zum Beschwerdef&#252;hrer niederzuschlagen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>3. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 14 Abs. 7 KostO.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,269
olgkarl-2003-02-10-16-uf-17002
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 UF 170/02
2003-02-10T00:00:00
2019-01-07T10:14:15
2019-02-12T13:09:50
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Heidelberg vom 17.07.2002 - Az.: 33 F 116/01 - wird in Ziffer 2 aufgehoben. Ein Versorgungsausgleich findet nicht statt.</p> <p>2. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p>3. Beschwerdewert:&#160;9.567 EUR</p> <p>4. Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> I. Die Ehe der Parteien ist mit seit 17.12.2002 rechtskr&#228;ftigem Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Heidelberg vom 17.07.2002 geschieden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> In Ziffer 2 des Tenors hatte das Amtsgericht ausgesprochen, dass auf dem Versicherungskonto Nr. ... des Antragsgegners bei der Landesversicherungsanstalt Baden-W&#252;rttemberg Rentenanwartschaften der gesetzlichen Rentenversicherung in H&#246;he von EUR 797,25 monatlich - bezogen auf den 30.04.2001 - begr&#252;ndet werden und zwar zu Lasten der Beamtenversorgung der Antragstellerin beim Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung Baden-W&#252;rttemberg, Pers.-Nr. ... . Der Monatsbetrag der Rentenanwartschaften war dabei in Entgeltpunkte umzurechnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Gegen das der Antragstellerin am 30.07.2002 zugestellte Urteil ... hat sie am 28.08.2002 wegen des auf den Versorgungsausgleich entfallenden Teils der Entscheidung Beschwerde eingelegt .... </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Der Antragsgegner ist am 22.12.2002 verstorben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Nachdem die Antragstellerin zun&#228;chst beantragt hatte, den Versorgungsausgleich auszuschlie&#223;en und hilfsweise, ihn herabzusetzen (...), stellt sie nunmehr den Antrag, festzustellen, dass der Versorgungsausgleich nicht mehr durchgef&#252;hrt wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> II. Die befristete Beschwerde ist gem. &#167;&#167; 621 Abs. 1 Nr. 6, 621 e Abs. 1, 621 e Abs. 3 S. 1 und S. 2, 517 ZPO zul&#228;ssig und begr&#252;ndet und f&#252;hrt zu der aus dem Tenor ersichtlichen &#196;nderung der angefochtenen Entscheidung. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Zwar scheitert eine Anwendung des &#167; 619 ZPO daran, dass der Antragsgegner nach Rechtskraft des Scheidungsausspruches und nicht davor verstorben ist (vgl. OLG Karlsruhe, FamRZ 1996, 880; BGH, FamRZ 1983, 683). Dennoch findet ein Versorgungsausgleich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr statt. Gem&#228;&#223; &#167; 1587 e Abs. 2 BGB erlischt mit dem Tode des Berechtigten der Ausgleichsanspruch. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Betroffen sind bei &#167; 1587 e Abs. 2 BGB die F&#228;lle, in denen der Berechtigte nach Rechtskraft der Scheidung jedoch vor Eintritt der Rechtskraft der Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich verstirbt. Letzteres ist der Fall, da der Ausspruch &#252;ber den Versorgungsausgleich von der Antragstellerin wirksam angefochten worden ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Rechtsfolge des &#167; 1587 e Abs. 2 BGB kann, so lange die Rechtskraft der Entscheidung nicht eintreten kann, nicht durch einen Feststellungsbescheid der beteiligten Versorgungstr&#228;ger festgestellt werden, da ein Bescheid nach &#167; 4 VAHRG eine rechtskr&#228;ftige gerichtliche Entscheidung voraussetzt, die hier gerade nicht vorliegt. Die Rechtsfolge kann aber durch Beschluss ausgesprochen werden (vgl. OLG Frankfurt, FamRZ 1990, 296). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> In der Sache steht das Erl&#246;schen des Ausgleichsanspruchs mit dem Ableben des Anspruchsberechtigten einer Erledigung der Hauptsache gleich. Ein Versorgungsausgleich ist nicht mehr durchzuf&#252;hren. Zur Klarstellung war Ziffer 2 des amtsgerichtlichen Urteils daher aufzuheben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Kostenentscheidung ergeht entsprechend &#167; 93 a Abs. 1 ZPO. Die Festsetzung des Gegenstandswertes beruht auf &#167; 17 a Nr. 1 GKG. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Rechtsbeschwerde war nicht zuzulassen, da die Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung hat und die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts nicht erfordert (&#167;&#167; 621 e Abs. 2, 543 Abs. 2, 544 ZPO). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,270
olgstut-2003-02-10-17-wf-23402
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 WF 234/02
2003-02-10T00:00:00
2019-01-07T10:14:15
2019-02-12T13:09:50
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die Beschwerde des Antragsgegners wird der Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart-Bad Cannstatt &#8211; Familiengericht &#8211; vom 6. Dezember 2002 abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</td> </tr> </table> <p/> <blockquote> <p> <strong>Die Folgesachen elterliche Sorge und Ehegattenunterhalt werden von der Scheidungssache abgetrennt.</strong> </p> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens folgen der Kostenentscheidung in der Hauptsache.</td> </tr> </table> <p/> <p>Beschwerdewert: EUR 2.000,00</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die nach &#167; 567 Abs. 1 Nr. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde des Antragsgegners gegen den die Abtrennung nach &#167; 623 Abs. 2 ZPO versagenden Beschluss des Familiengerichts Stuttgart-Bad Cannstatt ist begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Voraussetzungen einer Abtrennung der Folgesachen elterliche Sorge und Ehegattenunterhalt nach &#167; 623 Abs. 2 Satz 1 ZPO liegen vor. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Senat geht mit der &#252;berwiegenden Meinung in Rechtsprechung und Literatur davon aus, dass die Abtrennung bei entsprechendem Antrag grunds&#228;tzlich zwingend ist (vgl. Darstellung des Streitstandes bei OLG K&#246;ln, FamRZ 2002, 1570 ff.). Angesichts des eindeutigen Wortlauts der Vorschrift kann ausnahmsweise eine Ehescheidung erreicht werden, ohne dass &#252;ber die oft wichtigste Folgesache Ehegattenunterhalt entschieden ist. Soweit das aus &#167;&#167; 623 Abs. 1, 628 ZPO zu entnehmende Verbundprinzip dem entgegenstehen k&#246;nnte, vermag sich dieser Rechtsgedanke angesichts des klaren Wortlauts des Gesetzes nicht durchzusetzen und rechtfertigt keine einschr&#228;nkende Auslegung (Z&#246;ller/Philippi, ZPO, 23. Aufl., &#167; 623 Rnr. 32f). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Ob im Einzelfall wegen Rechtsmissbrauchs hiervon eine Ausnahme zuzulassen ist, kann dahinstehen. Solche Gr&#252;nde sind hier weder vorgetragen noch sonst ersichtlich. Allein der Umstand, dass eine Ehescheidung vor der Vorabentscheidung &#252;ber die elterliche Sorge erm&#246;glicht wird, begr&#252;ndet jedenfalls nicht generell einen derartigen Missbrauchsfall (OLG Hamm, FamRZ 2001, 1229). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die durch die Beschwerde entstandenen Kosten sind Teil der Gesamtkosten des Rechtsstreits. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,271
lg-tubingen-2003-02-10-2-o-10302
{ "id": 143, "name": "Landgericht Tübingen", "slug": "lg-tubingen", "city": 95, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 103/02
2003-02-10T00:00:00
2019-01-07T10:14:19
2019-01-17T11:52:09
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p/> <p>2. Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p/> <p>3. Das Urteil ist f&#252;r den Beklagten vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he des jeweils zu vollstreckenden Betrages.</p> <p/> <p>Streitwert: Euro 4.357.574,72</p> <p/> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;ger nehmen den Beklagten wegen Verletzung seiner Treuepflichten auf Ersatz des Schadens in Anspruch, der ihnen dadurch entstanden ist, dass der Beklagte die notwendige Mitwirkung an einem einheitlichen Verkauf der im Familienbesitz befindlichen Aktien unterlassen hat. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> 1. Die Kl&#228;ger und der Beklagte hielten als Familienaktion&#228;re die Mehrheit der Aktien der W AG mit dem Gesch&#228;ftssitz in T&#252;bingen. Sie koordinierten ihre gemeinschaftlichen Interessen aus dieser Aktienbeteiligung durch Poolvertrag vom 1. 4. 1992 (Bl. 45 ff. d. A.), in welchem einerseits in &#167; 4 die einheitliche Stimmrechtsaus&#252;bung in der Hauptversammlung vereinbart war, andererseits in &#167; 5 Abs. 2 und 3 wechselseitige Vorkaufsrechte der Poolgesellschafter an den poolgebundenen Aktien. Bei Vertragsschluss wohnten die Poolgesellschafter in Deutschland, Italien, USA und Franz&#246;sisch Polynesien. Heute haben die Kl&#228;ger ihren Wohnsitz bzw. Sitz in Deutschland, der Schweiz und Italien. Der Beklagte wohnt in Italien. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Am 9.8.1998 beschlossen die Poolmitglieder bei einem Treffen am Stuttgarter Flughafen mehrheitlich, dass der Kl&#228;ger Ziffer 1 als Poolgesch&#228;ftsf&#252;hrer mit einem dritten Unternehmen &#252;ber eine Verschmelzung verhandeln solle, sofern sich das Unternehmen zu einem Erwerb der in dem Pool gebundenen Aktien verpflichte. Falls dies nicht m&#246;glich sein solle, k&#246;nne der Kl&#228;ger Ziffer 1 mit einem Konkurrenten Verkaufsverhandlungen einleiten (italienisches Original auf Bl. 56 f. d. A., deutsche &#220;bersetzung auf Bl. 202 d. A.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Im Fr&#252;hjahr 2001 trat der Kl&#228;ger Ziffer 1, der auch Vorstandsvorsitzender der W AG war, mit der schwedischen S AB in Verhandlungen &#252;ber den Erwerb einer mehrheitlichen Beteiligung am Grundkapital der W AG ("Verkaufsverhandlungen 1. Stufe"). Da in dem Pool der Familienaktion&#228;re insgesamt 60,19 % der gesamten Aktien der W AG gebunden waren, war eine &#220;bertragung der Beteiligungsmehrheit auch grunds&#228;tzlich m&#246;glich. Nachdem die Verkaufsverhandlungen fortgeschritten waren, verlangte der Kl&#228;ger Ziffer 1 von den Poolmitgliedern die Unterzeichnung einer Vollmacht zum Verkauf ihrer Aktien (vgl. Ziff. 4 des in englischer Sprache abgefassten Entwurfs BL. 249 f. d. A.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> W&#228;hrend die Kl&#228;ger Ziffer 2 bis 5 die entsprechenden Unterlagen beibrachten, weigerte sich der Beklagte, den ihm zugeleiteten Vollmachtsentwurf zu unterzeichnen. Er &#252;bermittelte dem Kl&#228;ger Ziffer 1 jedoch am 29.3.2001 einen neu formulierten Vollmachtsentwurf, in dem er unter anderem die Bedingung stellte, dass er die Vollmacht nur gemeinschaftlich mit allen anderen Poolmitgliedern in einem einheitlichen Vertrag unterzeichnen werde (Bl. 58 ff. d. A.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Nach weiterem Schriftverkehr und der beiderseitigen Erstellung weiterer Vollmachtsentw&#252;rfe trafen sich der Kl&#228;ger Ziffer 1 und der Beklagte am 28.5.2001 im Stuttgarter B&#252;ro des Kl&#228;gervertreters zu einer Verhandlung. Dabei wurde ein neuer Vollmachtsentwurf erstellt (Bl. 66 ff. d. A.) und dem Beklagten &#252;bergeben mit der Ma&#223;gabe, dass dieser den Entwurf gegenzeichnen und bis Wochenende zur&#252;cksenden solle. Inwieweit sich der Beklagte m&#252;ndlich bereits zur Unterzeichnung dieser Vollmacht verpflichtet hatte, ist im Einzelnen streitig. Durch Anwaltsschreiben vom 1.6.2001 teilte der Beklagte mit, dass er den Vollmachtsentwurf in der erstellten Fassung nicht akzeptieren werde. Hauptstreitpunkte waren unter anderem die Form des Abschlusses der Vereinbarung, die Modalit&#228;ten und Fristen hinsichtlich der Notifizierung des Vereinbarungsvollzugs und die Ausgestaltung der Vollmacht. Nachdem der Beklagte wiederum einen eigenen Vollmachtsentwurf erstellt hatte, erkl&#228;rte der Kl&#228;ger Ziff. 1 diese Fassung durch Anwaltsschreiben vom 1.6.2001 f&#252;r nicht konsensf&#228;hig. Mit Schreiben vom 27.6.2001 erkl&#228;rte der Kl&#228;ger Ziff. 1, dass der Beklagte in Ermangelung einer Verkaufsvollmacht in der letzten Fassung des Kaufvertragsentwurfs mit der S AB aus der Liste der Verk&#228;ufer gestrichen worden sei, da die K&#228;uferin auch unter Ausschluss der Aktien des Beklagten (16,93 %) eine einfache Aktienmehrheit erreichen k&#246;nne (Bl. 272 d. A.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Am 7.7.2001 wurde mit der S AB </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> a) ein Aktienkaufvertrag &#252;ber s&#228;mtliche Aktien der Kl&#228;ger Ziffer 2-5 und des Beklagten sowie </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> b) ein Aktien-Options-Kaufvertrag &#252;ber die Aktien der Kl&#228;ger Ziffer 1 und 6 ausgefertigt. In beiden Vertr&#228;gen war als Kauf- bzw. Optionspreis Euro 45 pro Aktie vorgesehen. Der Aktienkaufvertrag wurde am 7.7.2001 f&#252;r die Kl&#228;ger Ziffer 2-5 und die K&#228;uferin unterzeichnet. Die Unterschrift der Beklagten, der in dem Aktienkaufvertrag doch noch als Mitverk&#228;ufer aufgef&#252;hrt war, fehlte vorl&#228;ufig. In Ziffer 14.5 des Vertrages war vereinbart, dass der Vertrag seine Wirksamkeit verliert, wenn der Beklagte den Vertrag nicht durch seinen Anwalt bis zum 20.7.2001 gegenzeichne (Bl. 97 d. A.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Mit Anwaltsschreiben vom 11.7.2001 lie&#223; der Beklagte erkl&#228;ren, dass er "in der Tat verkaufswillig" sei und "sich dem Vertrag anschlie&#223;en" werde. Voraussetzung sei aber, dass er den Inhalt des Vertrags angemessen &#252;berpr&#252;fen k&#246;nnen, wozu aus sprachlichen Gr&#252;nden eine vollst&#228;ndige italienische &#220;bersetzung vorliegen m&#252;sse. (Bl. 100 d. A.). Unter dem 18.7.2001 lie&#223; der Beklagte vermittels seines italienischen Anwalts erkl&#228;ren, dass er den Vertrag so nicht gegenzeichnen werde. Damit verloren die am 7.7.2001 unterzeichneten Vertr&#228;ge durch Fristablauf am 20.7.2001 ihre Wirksamkeit. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Um doch noch zu einer Gesamtverst&#228;ndigung zu kommen, wurde f&#252;r den 31.7.2001 ein Verhandlungstermin in M&#252;nchen vereinbart, an dem neben dem Beklagten auch die Kl&#228;gerseite und die potentielle K&#228;uferin teilnehmen sollten. Der Termin wurde vom Beklagten kurzfristig wieder abgesagt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Im August 2001 traten die Kl&#228;ger in erneute Verhandlungen mit der S AB, in denen es um den Aktienverkauf unter Ausschluss der Aktien des Beklagten ging ("Verkaufsverhandlungen 2. Phase"). Am 7.9.2001 kam es mit der S AB zum Abschluss </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> a) eines Aktienkaufvertrags &#252;ber s&#228;mtliche Aktien der Kl&#228;ger Ziffer 2-5 (Bl. 109 ff. d. A.) und </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> b) eines Aktien-Options-Kaufvertrags &#252;ber die Aktien der Kl&#228;ger Ziffer 1 und 6 (Bl. 141 ff. d. A.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Beide Vertr&#228;ge unterscheiden sich von den am 7.7.2001 ausgefertigten Vertr&#228;gen, die mit Fristablauf unwirksam wurden, im Wesentlichen durch den niedrigeren Kauf- bzw. Optionspreis. Dieser betrug statt Euro 45,&#8211; nunmehr Euro 43,&#8211; pro Aktie. Die Aktien der Kl&#228;ger Ziff. 2 &#8211; 5 wurden der K&#228;uferin am 21.12.2001 &#252;bertragen. Durch Aus&#252;bung der Kaufoption wurden der K&#228;uferin am 25.2.2002 auch die Aktien der Kl&#228;ger Ziffer 1 und 6 &#252;bertragen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Parallel dazu trat die S AB direkt mit dem Beklagten in Kaufverhandlungen. Am 5.12.2001 wurde ein Aktienkaufvertrag zwischen dem Beklagten und der S AB abgeschlossen (Bl. 150 ff. d. A.). Der Kaufpreis f&#252;r die Aktien betrug ebenfalls Euro 43 pro Aktie. Auch im &#252;brigen stimmten die Bedingungen dieses Kaufvertrags mit jenen der Vertr&#228;ge zwischen den Kl&#228;gern und der S AB &#252;berein. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> 2. Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, der Beklagte sei aus dem Poolvertrag, den daraus erwachsenden Treuepflichten sowie aufgrund der am Stuttgarter Flughafen getroffenen Vereinbarung vom 9.8.1998 verpflichtet gewesen, dem Kl&#228;ger Ziffer 1 eine schriftliche Vollmacht zum Verkauf und zur &#220;bertragung seiner Aktien zu erteilen und zuzusenden. Sie behaupten, der Beklagte habe bis zum Abschluss der 1. Phase der Kaufverhandlungen wiederholt versichert, dass er an dem eingeleiteten Verkauf auch seiner Aktien sehr interessiert sei und dass deshalb noch mit der Erteilung der von ihm geforderten schriftlichen Vollmacht gerechnet werden d&#252;rfe. In dem Verhandlungstermin am 28.5.2001 in Stuttgart habe der Beklagte erkl&#228;rt, dass er mit der dort erstellten Vereinbarung und der darin enthaltenen Vollmacht einverstanden sei und den redaktionell &#252;berarbeiteten Vertragstext gegenzeichnen und sp&#228;testens bis zum 1.6.2001 von seinem italienischen Wohnort unterzeichnet zur&#252;cksenden werde. Insoweit habe er m&#252;ndlich die Vollmacht bereits bindend erteilt und sich zur schriftlichen Best&#228;tigung verpflichtet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Da der Beklagte dem Kl&#228;ger Ziff. 1 die notwendige Vollmacht zum Verkauf der Aktien pflichtwidrig nicht schriftlich best&#228;tigt und den Aktienkaufvertrag vom 7.7.2001 &#8211; ebenso pflichtwidrig &#8211; nicht fristgerecht unterzeichnet habe, sei den Kl&#228;gern neben den f&#252;r die nach dem 7.7.2001 notwendigen Nachverhandlungen angefallenen Mehrkosten in H&#246;he von Euro 30.894.72 ein Schaden dadurch entstanden, dass sie wegen der geringeren St&#252;ckzahl nur einen um Euro 2,&#8211; pro Aktie geringeren Kaufpreis erzielen konnten. Diesen Differenzschaden beziffern sie f&#252;r 2.163.340 St&#252;ckaktien auf Euro 4.326.680,&#8211;. Der Beklagte sei durch Anwaltsschreiben vom 8.2.2002 unter Fristsetzung bis zum 1.3.2002 ergebnislos zur Zahlung aufgefordert worden und sei ab dieser Zeit unter dem Gesichtspunkt des Verzugs auch zum Ersatz des Zinsschadens verpflichtet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> F&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits sei nach Art. 5 Nr. 1 lit. a) der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 vom 22.12.2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (EuGVVO) das Landgericht T&#252;bingen international und auch &#246;rtlich als Gericht des Erf&#252;llungsortes zust&#228;ndig. Hier sei der Poolvertrag geschlossen worden, der die Pflichten begr&#252;nde, deren Verletzung geltend gemacht werde. Hier habe die W AG ihren Sitz und liege deshalb der Ausgangspunkt f&#252;r die Vertragsverhandlungen &#252;ber die Ver&#228;u&#223;erung der mehrheitlichen Aktienbeteiligung. Hier habe der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer des Pools, der die Verkaufsverhandlungen gef&#252;hrt habe, seinen Wohnsitz. Hier sei das Gericht der gepoolten Interessenverkn&#252;pfung. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Kl&#228;ger beantragen, </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;ger Euro 4.357.574,72 zuz&#252;glich 5 Prozentpunkte &#252;ber dem Basiszinssatz seit 8.2.2002 zu bezahlen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> die Klage als unzul&#228;ssig abzuweisen, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> hilfsweise als unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Der Beklagte r&#252;gt die internationale und &#246;rtliche Unzust&#228;ndigkeit des Landgerichts T&#252;bingen. Keine der Verpflichtungen, deren Verletzung ihm vorgeworfen werde, sei in T&#252;bingen zu erf&#252;llen gewesen. Der Beklagte k&#246;nne deshalb gem. Art. 2 Abs. 1 EuGVVO nur an seinem allgemeinen Gerichtsstand in Italien in Anspruch genommen werden, was f&#252;r die Kl&#228;ger in Anbetracht der gemeinsamen italienischen Staatsangeh&#246;rigkeit aller Beteiligten und der gemeinsamen Sprache auch ohne weiteres zumutbar sei. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> In der Sache macht der Beklagte vorsorglich geltend, es fehle bereits an den rechtlichen Grundlagen f&#252;r einen Schadensersatzanspruch. Weder habe er dem Kl&#228;ger Ziffer 1 eine Vollmacht zum Verkauf seiner Aktien erteilt noch sei er zu irgendeinem Zeitpunkt rechtlich verpflichtet gewesen, eine solche Vollmacht zu erteilen. Eine solche Verpflichtung ergebe sich in Anbetracht des begrenzten Gesellschaftszwecks weder aus dem Poolvertrag und den daraus abgeleiteten gesellschaftsrechtlichen Treuepflichten noch aus den Vereinbarungen am 9.8.1998 und 28.5.2001. W&#228;hrend der Verkaufsverhandlungen seien dem Beklagten vom seinem Onkel, dem Kl&#228;ger Ziffer 1, wiederholt pr&#228;zise Informationen bez&#252;glich des Inhalts des abzuschlie&#223;enden Gesch&#228;fts und der Vertragsgestaltung vorenthalten worden. In dem Verhandlungstermin am 28.5.2001 in Stuttgart habe er erkl&#228;rt, dass er zwar grunds&#228;tzlich bereit sei, seine Aktien gemeinsam mit den anderen Poolmitgliedern zu verkaufen, jedoch nur zu den Bedingungen, die er im eigenen Vereinbarungsentwurf vorgesehen habe und die er als unverzichtbar ansehe. Den Vertrag vom 7.7.2001 habe er deshalb nicht fristgerecht unterzeichnet, weil die &#220;bersetzung 10 Tage in Anspruch genommen und er keine ausreichende Zeit zur Pr&#252;fung gehabt habe. Nachdem das f&#252;r den 31.7.2001 in M&#252;nchen vereinbarte Treffen nicht zustande gekommen sei, habe der Kl&#228;ger Ziff 1 die Verhandlungen mit dem Beklagten einseitig abgebrochen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Die Klage war als unzul&#228;ssig abzuweisen. Das Landgericht T&#252;bingen ist f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits international nicht zust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> 1. Die internationale Zust&#228;ndigkeit bestimmt sich nach der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (EuGVVO). Die am 1. M&#228;rz 2002 in Kraft getretene Verordnung ist auf die am 22. Mai 2002 eingegangene Klage zeitlich anwendbar, s. Art. 66 I i.V.m. Art. 76 EuGVVO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Nach Art. 2 Abs. 1 EuGVVO kann der Beklagte, der seinen Wohnsitz in Italien hat, nur dort an seinem allgemeinen Gerichtsstand verklagt werden, wenn nicht eine besondere Zust&#228;ndigkeit im Sinne der Art. 5 bis 22 EuGVVO begr&#252;ndet ist. Das ist vorliegend nicht der Fall. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> 2. Die Voraussetzungen f&#252;r den ausschlie&#223;lichen Gerichtsstand der Gesellschaft im Sinne des Art. 22 Nr. 2 EuGVVO sind nicht gegeben. Zwar ist der Pool zwischen den Kl&#228;gern und dem Beklagten als Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts gegr&#252;ndet worden, &#167; 1 Abs. 1 des Poolvertrags (Bl. 46 d. A.). Jedoch verf&#252;gt die Gesellschaft &#252;ber kein Gesamthandsverm&#246;gen, nimmt nicht als Gesellschaft am Rechtsverkehr teil und stellt damit eine reine Innengesellschaft dar, vgl. Ulmer in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 3. Aufl. 1997, vor &#167; 705 Rdnr. 48; BGH NJW 1987, 890, 891. Solche Innengesellschaften fallen nicht in den Anwendungsbereich des Art. 22 Nr. 2 EuGVVO, H&#252;&#223;tege in: Thomas/Putzo, ZPO, 24. Aufl. 2002, Art. 22 EuGVVO Rdnr. 10; Geimer/Sch&#252;tze, Europ&#228;isches Zivilverfahrensrecht, 1997, Art. 16 Rdnr. 147. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> 3. Das Landgericht T&#252;bingen ist auch nicht als Gericht des Erf&#252;llungsorts im Sinne des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO zur Entscheidung des Rechtsstreits berufen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> a) Art. 5 Nr. 1 EuGVVO sieht im Fall des lit. a keine autonome und einheitliche Bestimmung des Erf&#252;llungsortes vor. Lediglich in den abschlie&#223;end aufgez&#228;hlten F&#228;llen des lit. b wird eine solche Bestimmung &#8211; in Abkehr zur fr&#252;heren EuGV&#220; und der bisherigen EuGH-Rechtsprechung &#8211; vorgenommen, s. Kropholler, Europ&#228;isches Zivilprozessrecht, 7. Aufl. 2002, Art. 5 Rdnr. 21. Die geltend gemachte Schadensersatzverpflichtung des Beklagten f&#228;llt nicht unter Art. 5 Nr. 1 lit. b EuGVVO. F&#252;r eine &#220;bertragung des Rechtsgedankens des lit. b auf F&#228;lle des lit. a besteht angesichts der klaren Beschr&#228;nkung des lit. b auf zwei F&#228;lle (Kauf- und Dienstvertrag) sowie der Formulierung des lit. c kein Raum. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> b) Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort im Sinne des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO nach dem materiellen Recht, "das nach den Kollisionsnormen des mit dem Rechtsstreit befassten Gerichts anwendbar ist", Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, Tessili/Dunlop, Slg. 1976, 1743, Tz. 15. Dabei ist grunds&#228;tzlich von der konkreten vertraglichen Verpflichtung auszugehen, deren Nichterf&#252;llung klageweise geltend gemacht wird, Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, <em>De</em> Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Kl&#228;ger st&#252;tzen ihren Schadensersatzanspruch erstens auf die Verletzung einer allgemeinen Treuepflicht, die sie aus dem Poolvertrag und den begleitenden Umst&#228;nden herleiten. Zweitens sind sie der Ansicht, der Anspruch folge aus einer Verpflichtung zur Vollmachterteilung, die in dem Poolvertrag und der schriftlichen Abrede zwischen den Kl&#228;gern und dem Beklagten vom 9.8.1998 am Stuttgarter Flughafen gr&#252;nde. Drittens folge die Verpflichtung zur &#220;bersendung einer schriftlichen Vollmachtsurkunde auch aus der m&#252;ndlichen Zusage des Beklagten bei dem Treffen den am 28.5.2001 in Stuttgart. F&#252;r keine dieser Verpflichtungen liegt der Erf&#252;llungsort in T&#252;bingen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> aa) Soweit die Kl&#228;ger ihren Schadensersatzanspruch auf die Verletzung der Treuepflicht des Beklagten aus dem Poolvertrag st&#252;tzen, bestimmt sich der Erf&#252;llungsort nach deutschem Sachrecht. Zwar liegt kein Fall des Art. 37 Nr. 2 EGBGB vor, da Innengesellschaften davon nicht erfasst werden, s. von Hoffmann in Soergel, Kommentar zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl. 1996, Art. 37 EGBGB, Rdnr. 48. Jedoch deutet schon die Bezeichnung des Pools im Poolvertrag als "Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts" (Bl. 46 d. A.) auf eine stillschweigende Wahl des deutschen Rechts im Sinne des Art. 27 Abs. 1 S. 2 EGBGB hin, s. Firsching/von Hoffmann, Internationales Privatrecht, 7. Aufl. 2002, &#167; 10 Rdnr. 34. Im &#252;brigen beziehen sich die charakteristischen Hauptpflichten aus dem Poolvertrag &#8211; die Koordinierung der Stimmrechtsaus&#252;bung und das vereinbarte Vorkaufsrecht der Poolmitglieder &#8211; jeweils auf die Aktienbeteiligung der Poolmitglieder an der Walter AG. Durch die enge Verbindung zur in T&#252;bingen ans&#228;ssigen W AG ist auf die Verpflichtungen aus dem Poolvertrag deutsches Recht anwendbar, Art. 28 Abs. 1 S. 1 EGBGB. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort der Treuepflicht aus dem Poolvertrag nach &#167; 269 BGB. Dabei ist grunds&#228;tzlich auf die jeweils konkret geschuldete Leistung abzustellen, s. Kr&#252;ger in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 4. Aufl. 2001, &#167; 269 Rdnr. 19. Zwar kann sich aus der Natur eines Schuldverh&#228;ltnisses ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r das gesamte Schuldverh&#228;ltnis ergeben, wenn eine bestimmte Verpflichtung dem Schuldverh&#228;ltnis das wesentliche Gepr&#228;ge gibt, ebda. Bei Anspr&#252;chen aus Gesellschaftsvertr&#228;gen kann ein einheitlicher Erf&#252;llungsort insbesondere am Sitz der Gesellschaft bestehen, s. Heinrichs in: Palandt, 61. Aufl. 2002, &#167; 269 Rdnr. 13. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Ein solcher Fall liegt jedoch nicht vor. Eine BGB-Innengesellschaft ist weder rechts- noch parteif&#228;hig und hat keinen Sitz, an dem ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r gesellschaftsrechtliche Verpflichtungen existieren k&#246;nnte, s. BayObLG, NJW-RR 1990, 742. Zwar hat der BGH mit Urteil vom 29. 1. 2001 die Rechts- und Parteif&#228;higkeit der BGB-Gesellschaft anerkannt, NJW 2001, 1056. Er bezieht sich dabei jedoch nur auf die Au&#223;en-Gesellschaft mit Gesamthandsverm&#246;gen. Innengesellschaften werden von der Rechtsprechungs&#228;nderung nicht erfasst, K. Schmidt, NJW 2001, 993, 1001; Scholz, NZG 2002, 153, 156. Damit verf&#252;gt die vorliegende BGB-Gesellschaft &#252;ber keinen Sitz, an dem ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r alle Verpflichtungen aus dem Poolvertrag liegen k&#246;nnte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Auch aus sonstigen Umst&#228;nden des Poolvertrags folgt nicht, dass die Treuepflicht des Beklagten in T&#252;bingen zu erf&#252;llen war. Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, der Poolvertrag weise einen ortsgebundenen Schwerpunkt auf, der zu einer Verlagerung des Erf&#252;llungsortes aller aus dem Poolvertrag flie&#223;enden Verpflichtungen nach T&#252;bingen f&#252;hre. Der Poolvertrag regele die Stimmrechtsaus&#252;bung von Aktien der W AG, die ihren Sitz in T&#252;bingen habe. Auch seien die Poolversammlungen in der Regel in T&#252;bingen abgehalten worden. Daraus kann jedoch nicht geschlossen werden, dass f&#252;r alle aus dem Poolvertrag flie&#223;enden Verpflichtungen ein einheitlicher Erf&#252;llungsort in T&#252;bingen besteht. Die Vertragspartner des Poolvertrags hatten seit Vertragsschluss ihren Wohnsitz in vier verschiedenen L&#228;ndern, teilweise in &#220;bersee. Sinn und Zweck des Poolvertrags war es unter anderem, den Vertragspartnern trotz der entfernt und verstreut liegenden Wohnsitze eine effektive Einflussnahme auf die W AG zu erm&#246;glichen. Zu diesem Zweck wurde der in der N&#228;he T&#252;bingens ans&#228;ssige Kl&#228;ger Ziffer 1 als "Person vor Ort" mit der Interessenwahrnehmung beauftragt. Aus diesem &#246;rtlichen Bezug zu T&#252;bingen kann jedoch nicht geschlossen werden, dass die Poolmitglieder den Erf&#252;llungsort ihrer <em>eigenen</em> Verpflichtungen nach Deutschland verlagern wollten. Vielmehr liegt nahe, dass sie ihre Verpflichtungen weiter von ihrem jeweiligen Wohnsitz aus erf&#252;llen wollten, um dabei auch auf ihre lokalen, muttersprachlichen Berater zur&#252;ckgreifen zu k&#246;nnen. Damit ist dem Poolvertrag &#8211; zumindest hinsichtlich der Treuepflicht, deren Verletzung die Kl&#228;ger geltend machen &#8211; kein ortsgebundener Schwerpunkt zu entnehmen. Vielmehr hatte der Beklagte seine Treuepflicht an seinem Wohnsitz zu erf&#252;llen. Insoweit ist das Landgericht T&#252;bingen international unzust&#228;ndig, Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Im &#252;brigen ist die aus dem Poolvertrag flie&#223;ende allgemeine Treuepflicht auch nicht der richtige Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Bestimmung des Erf&#252;llungsortes im Rahmen des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO. Nach der Rechtsprechung des EuGH zu Art. 5 Nr. 1 EuGV&#220;, der insoweit mit dem neuen Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO &#252;bereinstimmt, ist f&#252;r die Bestimmung des Erf&#252;llungsortes "die Verpflichtung heranzuziehen, die dem vertraglichen Anspruch entspricht, auf den der Kl&#228;ger seine Klage st&#252;tzt", Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, De Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff.; s. a. Urteil des EuGH vom 15.1.1987, Shenavai/Kreischer, Slg. 1987, 239, Tz. 17. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Zwar modifiziert der EuGH diesen Grundsatz, wenn es um das Verh&#228;ltnis von Prim&#228;r- und Sekund&#228;rpflichten geht. Werden Schadensersatzanspr&#252;che geltend gemacht, so ist der Erf&#252;llungsort der Leistungspflicht entscheidend, die die sekund&#228;re Schadensersatzpflicht ausl&#246;st, s. Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, De Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff.; s. a. Geimer/Sch&#252;tze, Europ. Zivilverfahrensrecht, 1997, Art. 5 Rdnr. 59. Die prim&#228;re Leistungspflicht, deren Verletzung geltend gemacht wird, ist die Verpflichtung zur Vollmachtserteilung. Diese Verpflichtung wiederum wird aus der allgemeinen Treuepflicht der Poolmitglieder untereinander abgeleitet. Damit ist der Erf&#252;llungsort der konkreten Verpflichtung zur Vollmachtserteilung entscheidend, nicht jedoch der Erf&#252;llungsort der &#252;bergeordneten Treuepflicht. Die allgemeine Treuepflicht, die jeden Gesellschaftsvertrag begleitet, kann nicht als einheitlicher Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r den Erf&#252;llungsort aller Verpflichtungen herangezogen werden, die mittelbar aus der Treuepflicht folgen m&#246;gen. Dies w&#252;rde zu einer Vereinheitlichung des Erf&#252;llungsortes f&#252;hren, die im Normalfall des &#167; 269 Abs. 1 BGB und des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO gerade nicht bezweckt ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> bb) Soweit die Kl&#228;ger ihren Schadensersatzanspruch auf die Verletzung einer konkreten Verpflichtung zur Vollmachtserteilung aus dem Poolvertrag sowie der am Stuttgarter Flughafen getroffenen schriftlichen Vereinbarung der Parteien vom 9.8.1998 st&#252;tzen, kann nichts anderes gelten. Auch insoweit liegt der Erf&#252;llungsort nicht in Deutschland. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Deutsches Sachrecht ist nicht nur auf den Poolvertrag anwendbar, sondern in gleicher Weise auf die Verpflichtungen aus der am 9.8.1998 in Stuttgart getroffenen Vereinbarung. Diese Vereinbarung betrifft die beabsichtigte Ver&#228;u&#223;erung des Aktienbesitzes an der W AG. Durch die enge Verbindung zur in Deutschland ans&#228;ssigen W AG ist auch auf diese Abrede deutsches Sachrecht anwendbar, Art. 28 Abs. 1 S. 1 EGBGB. Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort der daraus folgenden Verpflichtungen nach &#167; 269 BGB. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Aus den Umst&#228;nden ergeben sich aber keine Hinweise, dass der Beklagte seiner Verpflichtung zur Erteilung einer Vollmacht in T&#252;bingen oder Stuttgart nachkommen musste. Weder der Poolvertrag noch die Stuttgarter Abrede weisen einen ortsgebundenen Schwerpunkt auf, der zu einem solchen Erf&#252;llungsort f&#252;hrt. Vielmehr konnte und sollte der Beklagte die Vollmacht von seinem italienischen Wohnsitz aus erteilen und dem Kl&#228;ger Ziffer 1 dann zusenden. Damit liegt der Erf&#252;llungsort auch hinsichtlich dieser Verpflichtungen des Beklagten in Italien. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> cc) Auch soweit die Kl&#228;ger behaupten, der Beklagte habe sich anl&#228;sslich der Verhandlungen in Stuttgart am 28.5.2001 m&#252;ndlich mit der Vollmachtserteilung einverstanden erkl&#228;rt und sich nur deren schriftliche Ausfertigung vorbehalten, liegt kein deutscher Erf&#252;llungsort vor. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Eine Schadensersatzpflicht des Beklagten k&#246;nnte bestehen, wenn er es entgegen seiner m&#252;ndlichen Zusage unterlassen h&#228;tte, die bereits erfolgte m&#252;ndliche Vollmachtserteilung nach seiner R&#252;ckkehr nach Italien f&#252;r Dokumentationszwecke gegen&#252;ber der S AB schriftlich zu best&#228;tigen. Es ist nicht ersichtlich, warum der Erf&#252;llungsort f&#252;r diese Verpflichtung, eine schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung beizubringen, in Deutschland liegen soll. Es war allen Beteiligten des Treffens am 28. 5. 2001 in Stuttgart klar, dass der Beklagte die schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung erst nach seiner R&#252;ckkehr an seinen italienischen Wohnsitz erstellen w&#252;rde. Mangels anderer Anhaltspunkte liegt der Erf&#252;llungsort dieser Verpflichtung deshalb in Italien, &#167; 269 BGB. Entgegen der Ansicht der Kl&#228;ger f&#252;hrt diese Beurteilung &#8211; isoliert betrachtet &#8211; zu keiner Verschiebung des Erf&#252;llungsortes f&#252;r die Vollmachtserteilung nach Italien (s. Bl. 195 d. A.), vielmehr handelt es sich hier um die gesondert zu betrachtende Verpflichtung, eine schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung beizubringen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Nach allem ist das Landgericht T&#252;bingen auch insoweit international unzust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> 4. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 S. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 S. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Die Klage war als unzul&#228;ssig abzuweisen. Das Landgericht T&#252;bingen ist f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits international nicht zust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> 1. Die internationale Zust&#228;ndigkeit bestimmt sich nach der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (EuGVVO). Die am 1. M&#228;rz 2002 in Kraft getretene Verordnung ist auf die am 22. Mai 2002 eingegangene Klage zeitlich anwendbar, s. Art. 66 I i.V.m. Art. 76 EuGVVO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Nach Art. 2 Abs. 1 EuGVVO kann der Beklagte, der seinen Wohnsitz in Italien hat, nur dort an seinem allgemeinen Gerichtsstand verklagt werden, wenn nicht eine besondere Zust&#228;ndigkeit im Sinne der Art. 5 bis 22 EuGVVO begr&#252;ndet ist. Das ist vorliegend nicht der Fall. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> 2. Die Voraussetzungen f&#252;r den ausschlie&#223;lichen Gerichtsstand der Gesellschaft im Sinne des Art. 22 Nr. 2 EuGVVO sind nicht gegeben. Zwar ist der Pool zwischen den Kl&#228;gern und dem Beklagten als Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts gegr&#252;ndet worden, &#167; 1 Abs. 1 des Poolvertrags (Bl. 46 d. A.). Jedoch verf&#252;gt die Gesellschaft &#252;ber kein Gesamthandsverm&#246;gen, nimmt nicht als Gesellschaft am Rechtsverkehr teil und stellt damit eine reine Innengesellschaft dar, vgl. Ulmer in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 3. Aufl. 1997, vor &#167; 705 Rdnr. 48; BGH NJW 1987, 890, 891. Solche Innengesellschaften fallen nicht in den Anwendungsbereich des Art. 22 Nr. 2 EuGVVO, H&#252;&#223;tege in: Thomas/Putzo, ZPO, 24. Aufl. 2002, Art. 22 EuGVVO Rdnr. 10; Geimer/Sch&#252;tze, Europ&#228;isches Zivilverfahrensrecht, 1997, Art. 16 Rdnr. 147. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> 3. Das Landgericht T&#252;bingen ist auch nicht als Gericht des Erf&#252;llungsorts im Sinne des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO zur Entscheidung des Rechtsstreits berufen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> a) Art. 5 Nr. 1 EuGVVO sieht im Fall des lit. a keine autonome und einheitliche Bestimmung des Erf&#252;llungsortes vor. Lediglich in den abschlie&#223;end aufgez&#228;hlten F&#228;llen des lit. b wird eine solche Bestimmung &#8211; in Abkehr zur fr&#252;heren EuGV&#220; und der bisherigen EuGH-Rechtsprechung &#8211; vorgenommen, s. Kropholler, Europ&#228;isches Zivilprozessrecht, 7. Aufl. 2002, Art. 5 Rdnr. 21. Die geltend gemachte Schadensersatzverpflichtung des Beklagten f&#228;llt nicht unter Art. 5 Nr. 1 lit. b EuGVVO. F&#252;r eine &#220;bertragung des Rechtsgedankens des lit. b auf F&#228;lle des lit. a besteht angesichts der klaren Beschr&#228;nkung des lit. b auf zwei F&#228;lle (Kauf- und Dienstvertrag) sowie der Formulierung des lit. c kein Raum. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> b) Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort im Sinne des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO nach dem materiellen Recht, "das nach den Kollisionsnormen des mit dem Rechtsstreit befassten Gerichts anwendbar ist", Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, Tessili/Dunlop, Slg. 1976, 1743, Tz. 15. Dabei ist grunds&#228;tzlich von der konkreten vertraglichen Verpflichtung auszugehen, deren Nichterf&#252;llung klageweise geltend gemacht wird, Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, <em>De</em> Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Kl&#228;ger st&#252;tzen ihren Schadensersatzanspruch erstens auf die Verletzung einer allgemeinen Treuepflicht, die sie aus dem Poolvertrag und den begleitenden Umst&#228;nden herleiten. Zweitens sind sie der Ansicht, der Anspruch folge aus einer Verpflichtung zur Vollmachterteilung, die in dem Poolvertrag und der schriftlichen Abrede zwischen den Kl&#228;gern und dem Beklagten vom 9.8.1998 am Stuttgarter Flughafen gr&#252;nde. Drittens folge die Verpflichtung zur &#220;bersendung einer schriftlichen Vollmachtsurkunde auch aus der m&#252;ndlichen Zusage des Beklagten bei dem Treffen den am 28.5.2001 in Stuttgart. F&#252;r keine dieser Verpflichtungen liegt der Erf&#252;llungsort in T&#252;bingen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> aa) Soweit die Kl&#228;ger ihren Schadensersatzanspruch auf die Verletzung der Treuepflicht des Beklagten aus dem Poolvertrag st&#252;tzen, bestimmt sich der Erf&#252;llungsort nach deutschem Sachrecht. Zwar liegt kein Fall des Art. 37 Nr. 2 EGBGB vor, da Innengesellschaften davon nicht erfasst werden, s. von Hoffmann in Soergel, Kommentar zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl. 1996, Art. 37 EGBGB, Rdnr. 48. Jedoch deutet schon die Bezeichnung des Pools im Poolvertrag als "Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts" (Bl. 46 d. A.) auf eine stillschweigende Wahl des deutschen Rechts im Sinne des Art. 27 Abs. 1 S. 2 EGBGB hin, s. Firsching/von Hoffmann, Internationales Privatrecht, 7. Aufl. 2002, &#167; 10 Rdnr. 34. Im &#252;brigen beziehen sich die charakteristischen Hauptpflichten aus dem Poolvertrag &#8211; die Koordinierung der Stimmrechtsaus&#252;bung und das vereinbarte Vorkaufsrecht der Poolmitglieder &#8211; jeweils auf die Aktienbeteiligung der Poolmitglieder an der Walter AG. Durch die enge Verbindung zur in T&#252;bingen ans&#228;ssigen W AG ist auf die Verpflichtungen aus dem Poolvertrag deutsches Recht anwendbar, Art. 28 Abs. 1 S. 1 EGBGB. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort der Treuepflicht aus dem Poolvertrag nach &#167; 269 BGB. Dabei ist grunds&#228;tzlich auf die jeweils konkret geschuldete Leistung abzustellen, s. Kr&#252;ger in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 4. Aufl. 2001, &#167; 269 Rdnr. 19. Zwar kann sich aus der Natur eines Schuldverh&#228;ltnisses ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r das gesamte Schuldverh&#228;ltnis ergeben, wenn eine bestimmte Verpflichtung dem Schuldverh&#228;ltnis das wesentliche Gepr&#228;ge gibt, ebda. Bei Anspr&#252;chen aus Gesellschaftsvertr&#228;gen kann ein einheitlicher Erf&#252;llungsort insbesondere am Sitz der Gesellschaft bestehen, s. Heinrichs in: Palandt, 61. Aufl. 2002, &#167; 269 Rdnr. 13. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Ein solcher Fall liegt jedoch nicht vor. Eine BGB-Innengesellschaft ist weder rechts- noch parteif&#228;hig und hat keinen Sitz, an dem ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r gesellschaftsrechtliche Verpflichtungen existieren k&#246;nnte, s. BayObLG, NJW-RR 1990, 742. Zwar hat der BGH mit Urteil vom 29. 1. 2001 die Rechts- und Parteif&#228;higkeit der BGB-Gesellschaft anerkannt, NJW 2001, 1056. Er bezieht sich dabei jedoch nur auf die Au&#223;en-Gesellschaft mit Gesamthandsverm&#246;gen. Innengesellschaften werden von der Rechtsprechungs&#228;nderung nicht erfasst, K. Schmidt, NJW 2001, 993, 1001; Scholz, NZG 2002, 153, 156. Damit verf&#252;gt die vorliegende BGB-Gesellschaft &#252;ber keinen Sitz, an dem ein einheitlicher Erf&#252;llungsort f&#252;r alle Verpflichtungen aus dem Poolvertrag liegen k&#246;nnte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Auch aus sonstigen Umst&#228;nden des Poolvertrags folgt nicht, dass die Treuepflicht des Beklagten in T&#252;bingen zu erf&#252;llen war. Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, der Poolvertrag weise einen ortsgebundenen Schwerpunkt auf, der zu einer Verlagerung des Erf&#252;llungsortes aller aus dem Poolvertrag flie&#223;enden Verpflichtungen nach T&#252;bingen f&#252;hre. Der Poolvertrag regele die Stimmrechtsaus&#252;bung von Aktien der W AG, die ihren Sitz in T&#252;bingen habe. Auch seien die Poolversammlungen in der Regel in T&#252;bingen abgehalten worden. Daraus kann jedoch nicht geschlossen werden, dass f&#252;r alle aus dem Poolvertrag flie&#223;enden Verpflichtungen ein einheitlicher Erf&#252;llungsort in T&#252;bingen besteht. Die Vertragspartner des Poolvertrags hatten seit Vertragsschluss ihren Wohnsitz in vier verschiedenen L&#228;ndern, teilweise in &#220;bersee. Sinn und Zweck des Poolvertrags war es unter anderem, den Vertragspartnern trotz der entfernt und verstreut liegenden Wohnsitze eine effektive Einflussnahme auf die W AG zu erm&#246;glichen. Zu diesem Zweck wurde der in der N&#228;he T&#252;bingens ans&#228;ssige Kl&#228;ger Ziffer 1 als "Person vor Ort" mit der Interessenwahrnehmung beauftragt. Aus diesem &#246;rtlichen Bezug zu T&#252;bingen kann jedoch nicht geschlossen werden, dass die Poolmitglieder den Erf&#252;llungsort ihrer <em>eigenen</em> Verpflichtungen nach Deutschland verlagern wollten. Vielmehr liegt nahe, dass sie ihre Verpflichtungen weiter von ihrem jeweiligen Wohnsitz aus erf&#252;llen wollten, um dabei auch auf ihre lokalen, muttersprachlichen Berater zur&#252;ckgreifen zu k&#246;nnen. Damit ist dem Poolvertrag &#8211; zumindest hinsichtlich der Treuepflicht, deren Verletzung die Kl&#228;ger geltend machen &#8211; kein ortsgebundener Schwerpunkt zu entnehmen. Vielmehr hatte der Beklagte seine Treuepflicht an seinem Wohnsitz zu erf&#252;llen. Insoweit ist das Landgericht T&#252;bingen international unzust&#228;ndig, Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Im &#252;brigen ist die aus dem Poolvertrag flie&#223;ende allgemeine Treuepflicht auch nicht der richtige Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Bestimmung des Erf&#252;llungsortes im Rahmen des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO. Nach der Rechtsprechung des EuGH zu Art. 5 Nr. 1 EuGV&#220;, der insoweit mit dem neuen Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO &#252;bereinstimmt, ist f&#252;r die Bestimmung des Erf&#252;llungsortes "die Verpflichtung heranzuziehen, die dem vertraglichen Anspruch entspricht, auf den der Kl&#228;ger seine Klage st&#252;tzt", Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, De Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff.; s. a. Urteil des EuGH vom 15.1.1987, Shenavai/Kreischer, Slg. 1987, 239, Tz. 17. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Zwar modifiziert der EuGH diesen Grundsatz, wenn es um das Verh&#228;ltnis von Prim&#228;r- und Sekund&#228;rpflichten geht. Werden Schadensersatzanspr&#252;che geltend gemacht, so ist der Erf&#252;llungsort der Leistungspflicht entscheidend, die die sekund&#228;re Schadensersatzpflicht ausl&#246;st, s. Urteil des EuGH vom 6. 10. 1976, De Bloos/Bouyer, Slg. 1976, 1497, Tz. 9 ff.; s. a. Geimer/Sch&#252;tze, Europ. Zivilverfahrensrecht, 1997, Art. 5 Rdnr. 59. Die prim&#228;re Leistungspflicht, deren Verletzung geltend gemacht wird, ist die Verpflichtung zur Vollmachtserteilung. Diese Verpflichtung wiederum wird aus der allgemeinen Treuepflicht der Poolmitglieder untereinander abgeleitet. Damit ist der Erf&#252;llungsort der konkreten Verpflichtung zur Vollmachtserteilung entscheidend, nicht jedoch der Erf&#252;llungsort der &#252;bergeordneten Treuepflicht. Die allgemeine Treuepflicht, die jeden Gesellschaftsvertrag begleitet, kann nicht als einheitlicher Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r den Erf&#252;llungsort aller Verpflichtungen herangezogen werden, die mittelbar aus der Treuepflicht folgen m&#246;gen. Dies w&#252;rde zu einer Vereinheitlichung des Erf&#252;llungsortes f&#252;hren, die im Normalfall des &#167; 269 Abs. 1 BGB und des Art. 5 Nr. 1 lit. a EuGVVO gerade nicht bezweckt ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> bb) Soweit die Kl&#228;ger ihren Schadensersatzanspruch auf die Verletzung einer konkreten Verpflichtung zur Vollmachtserteilung aus dem Poolvertrag sowie der am Stuttgarter Flughafen getroffenen schriftlichen Vereinbarung der Parteien vom 9.8.1998 st&#252;tzen, kann nichts anderes gelten. Auch insoweit liegt der Erf&#252;llungsort nicht in Deutschland. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Deutsches Sachrecht ist nicht nur auf den Poolvertrag anwendbar, sondern in gleicher Weise auf die Verpflichtungen aus der am 9.8.1998 in Stuttgart getroffenen Vereinbarung. Diese Vereinbarung betrifft die beabsichtigte Ver&#228;u&#223;erung des Aktienbesitzes an der W AG. Durch die enge Verbindung zur in Deutschland ans&#228;ssigen W AG ist auch auf diese Abrede deutsches Sachrecht anwendbar, Art. 28 Abs. 1 S. 1 EGBGB. Damit bestimmt sich der Erf&#252;llungsort der daraus folgenden Verpflichtungen nach &#167; 269 BGB. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Aus den Umst&#228;nden ergeben sich aber keine Hinweise, dass der Beklagte seiner Verpflichtung zur Erteilung einer Vollmacht in T&#252;bingen oder Stuttgart nachkommen musste. Weder der Poolvertrag noch die Stuttgarter Abrede weisen einen ortsgebundenen Schwerpunkt auf, der zu einem solchen Erf&#252;llungsort f&#252;hrt. Vielmehr konnte und sollte der Beklagte die Vollmacht von seinem italienischen Wohnsitz aus erteilen und dem Kl&#228;ger Ziffer 1 dann zusenden. Damit liegt der Erf&#252;llungsort auch hinsichtlich dieser Verpflichtungen des Beklagten in Italien. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> cc) Auch soweit die Kl&#228;ger behaupten, der Beklagte habe sich anl&#228;sslich der Verhandlungen in Stuttgart am 28.5.2001 m&#252;ndlich mit der Vollmachtserteilung einverstanden erkl&#228;rt und sich nur deren schriftliche Ausfertigung vorbehalten, liegt kein deutscher Erf&#252;llungsort vor. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Eine Schadensersatzpflicht des Beklagten k&#246;nnte bestehen, wenn er es entgegen seiner m&#252;ndlichen Zusage unterlassen h&#228;tte, die bereits erfolgte m&#252;ndliche Vollmachtserteilung nach seiner R&#252;ckkehr nach Italien f&#252;r Dokumentationszwecke gegen&#252;ber der S AB schriftlich zu best&#228;tigen. Es ist nicht ersichtlich, warum der Erf&#252;llungsort f&#252;r diese Verpflichtung, eine schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung beizubringen, in Deutschland liegen soll. Es war allen Beteiligten des Treffens am 28. 5. 2001 in Stuttgart klar, dass der Beklagte die schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung erst nach seiner R&#252;ckkehr an seinen italienischen Wohnsitz erstellen w&#252;rde. Mangels anderer Anhaltspunkte liegt der Erf&#252;llungsort dieser Verpflichtung deshalb in Italien, &#167; 269 BGB. Entgegen der Ansicht der Kl&#228;ger f&#252;hrt diese Beurteilung &#8211; isoliert betrachtet &#8211; zu keiner Verschiebung des Erf&#252;llungsortes f&#252;r die Vollmachtserteilung nach Italien (s. Bl. 195 d. A.), vielmehr handelt es sich hier um die gesondert zu betrachtende Verpflichtung, eine schriftliche Vollmachtsbest&#228;tigung beizubringen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Nach allem ist das Landgericht T&#252;bingen auch insoweit international unzust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> 4. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 S. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 S. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,264
lg-stuttgart-2003-02-07-15-o-27602
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15 O 276/02
2003-02-07T00:00:00
2019-01-07T10:14:13
2019-01-17T11:52:09
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 25.000,00 EUR zu bezahlen.</p> <p>2. Es wird festgestellt, dass der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche materiellen und zuk&#252;nftigen immateriellen Sch&#228;den zu ersetzen, die ihm durch den Aufenthalt bei den Pflegeeltern R. entstanden sind bzw. noch entstehen, soweit diese Anspr&#252;che nicht auf Dritte, insbesondere Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <p>3. Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>4. Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>5. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 27.000,00 EUR vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Streitwert: 35.000,00 EUR</p> <p>(Schmerzensgeldantrag: 25.000,00 EUR;</p> <p>Feststellungsantrag: 10.000,00 EUR)</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Kl&#228;ger verlangt vom Beklagten Schadensersatz wegen unzureichender &#220;berpr&#252;fung der Pflegeeltern R., bei denen der Kl&#228;ger in der Zeit vom 06.12.1990 bis 28.11.1997 untergebracht war und misshandelt worden ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Pflegeeltern wurden durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 30.06.1999 wegen Mordes an einem anderen Pflegekind in Tateinheit mit der Misshandlung von drei Schutzbefohlenen - darunter der Kl&#228;ger - jeweils zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt (9 Ks 116 Js 100180/97; Bl. 11 d.A.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Sachverhalt ist zwischen den Parteien unstreitig: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Der am 02.06.1989 geborene Kl&#228;ger wurde am 06.12.1990 vom damals zust&#228;ndigen Kreisjugendamt H. im Rahmen einer Krisenintervention der Familie R. zun&#228;chst vor&#252;bergehend zur Vollzeitpflege zugewiesen. Die leibliche Mutter des Kl&#228;gers war alkoholabh&#228;ngig. Es kam regelm&#228;&#223;ig zu Handgreiflichkeiten mit ihrem damaligen Ehemann. Die Eheleute R. hatten bereits zwei eigene Kinder, den f&#252;nf Jahre alten F. und die drei Jahre alte K., als der Kl&#228;ger in die Familie kam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Im Oktober 1993 zog die ganze Familie nach W. Im Mai 1994 nahmen die Pflegeeltern zwei weitere Pflegekinder auf - den drei Jahre alten A. und den eineinhalb Jahre alten A., der letzten Endes von den Pflegeeltern ermordet wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Am 20.07.1994 wurde vom f&#252;r den Kl&#228;ger weiter zust&#228;ndigen Kreisjugendamt H. ein Hilfeplan erstellt (Qu. 4 Jugendamtsakte). Am 02.08.1994 suchte die Mitarbeiterin des Kreisjugendamts des R.- Kreises B. die Pflegeeltern R. auf, um von diesen den vom Kreisjugendamt H. erstellten Hilfeplan unterzeichnen zu lassen (Qu. 6 Jugendamtsakte). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Am 31.08.1994 lehnte der Beklagte die &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Hilfe zur Erziehung gegen&#252;ber dem Landratsamt H. ab (Qu. 8 Jugendamtsakte). In der Folgezeit kam es zu einem ausf&#252;hrlichen Schriftwechsel zwischen dem Kreisjugendamt des Beklagten und dem Kreisjugendamt H. &#252;ber die Frage des Zust&#228;ndigkeits&#252;bergangs. Der Beklagte lehnte die &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit wiederholt ab, weil keine Zustimmung der sorgeberechtigten Mutter zum Aufenthalt des Kl&#228;gers in der Pflegefamilie R. vorlag und somit - nach Auffassung des Beklagten - nicht von einem dauerhaften Pflegeverh&#228;ltnis ausgegangen werden konnte. Dieser Zust&#228;ndigkeitsstreit zog sich letztlich bis 01.06.1997 hin (Qu. 32 Jugendamtsakte). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Im Januar 1995 wurde zur Tagespflege die sechs Monate alte T. aufgenommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Seit September 1995 ging der Kl&#228;ger in den Waldorfkindergarten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Am 20.03.1996 fand ein Hilfeplangespr&#228;ch f&#252;r die Pflegekinder A. und A. statt, an dem M. H. f&#252;r das Kreisjugendamt des Beklagten teilnahm. Bei diesem Gespr&#228;ch waren alle Pflegekinder anwesend. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Im September 1996 wird der Kl&#228;ger in der Waldorfschule eingeschult. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Am 07.11.1996 erteilte der Beklagte den Pflegeeltern R. eine Pflegeerlaubnis f&#252;r den Kl&#228;ger (Qu. 26 Jugendamtsakte). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Am 12.12.1996 findet ein erneutes Hilfeplangespr&#228;ch f&#252;r die Geschwister A. statt, an dem E. B. und M. H. f&#252;r das Kreisjugendamt des Beklagten teilnahmen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Am 02.03.1997 entband die Pflegemutter ihr drittes eigenes Kind T. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Am 09.04.1997 fand ein Hilfeplangespr&#228;ch f&#252;r den Kl&#228;ger statt, das zun&#228;chst auf 13.01.1997 terminiert war, jedoch wegen einer Scharlacherkrankung der Pflegemutter verschoben worden war (S. 69 Strafurteil). Das Gespr&#228;ch fand zun&#228;chst in den R&#228;umen des Jugendamtes unter Teilnahme der sorgeberechtigten Mutter und der Sozialarbeiterinnen B. und B. vom Kreisjugendamt H. aber ohne den Kl&#228;ger statt. Daran schloss sich ein Hausbesuch an, an dem die Mitarbeiterin des Kreisjugendamtes des Beklagten nicht mehr teilnahm. Vom Kreisjugendamt H. wurde bez&#252;glich dieses Gespr&#228;chs u.a. Folgendes im Protokoll festgehalten (Qu. 31 Jugendamtsakte): </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> "...Das &#228;u&#223;ere Erscheinungsbild von A. ist klein und kr&#228;ftig. Nach Angaben des Hausarztes besteht noch die M&#246;glichkeit eines Wachstumsschubes. Wahrscheinlich ist jedoch die Gr&#246;&#223;enentwicklung genetisch bedingt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> A. hatte zum zweiten Mal Scharlach und ist inzwischen wieder gesund. Nach wie vor isst er sehr gerne, jedoch entwickelt er ein Mengengesp&#252;r. Er bewegt sich gern, welches sich g&#252;nstig auf seinen Stoffwechsel und seine Figur ausgewirkt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Nach Angaben der Pflegeeltern habe A. sich in seiner emotionalen Entwicklung stabilisiert und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt. So k&#246;nne er sich auch gegen H&#228;nseleien, die sich auf seine K&#246;rpergr&#246;&#223;e beziehen, zur Wehr setzen. Insgesamt sei er ein offenes und interessiertes Kind mit wenig Stimmungsschwankungen. ..." </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Dieses Gespr&#228;chsprotokoll wurde dem Beklagten vom Kreisjugendamt H. am 17.04.1997 &#252;bersandt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Am 01.06.1997 ging die Zust&#228;ndigkeit vom Kreisjugendamt H. auf das Kreisjugendamt des Beklagten &#252;ber. Am 04.06.1997 wurde eine Vorlage f&#252;r die Gew&#228;hrung eine Jugendhilfema&#223;nahme (Qu. 32 Jugendamtsakte) erarbeitet. Darin ist als Ergebnis des Fachteams festgehalten: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> "Die Jugendhilfe im Rahmen einer Vollzeitpflege entspricht dem Bedarf von A. Die Pflegefamilie R. ist sehr gut geeignet. Der Pflegefamilie wurde eine Pflegeerlaubnis f&#252;r A. erteilt." </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Durch Entscheidung des Amtsleiters wurde am 12.06.1997 eine j&#228;hrliche Hilfeplanung angeordnet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Am 11.07.1997 wurde von B. telefonisch bei der Pflegefamilie R. nachgefragt, ob der beim Hilfeplangespr&#228;ch vom 09.04.1997 geplante Geburtstagsbesuch der Mutter am 02.06.1997 durchgef&#252;hrt worden sei. Frau R. teilte dem Jugendamt mit, die Mutter sei nicht gekommen. Au&#223;erdem verabschiedete sich bei dieser Gelegenheit die zust&#228;ndige Sachbearbeiterin (Qu. 33 Jugendamtsakte). Gemeint ist damit wohl die Verabschiedung in den Mutterschutz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Irgendwelche weiteren Ma&#223;nahmen von Seiten des Kreisjugendamts des Beklagten sind nicht erfolgt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Am 15.09.1997 w&#228;re der Kl&#228;ger in die zweite Klasse gekommen. Er erschien aber nicht zur Schule. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Am 27.11.1997 verstarb das Pflegekind A. im Alter von f&#252;nf Jahren an Unterern&#228;hrung. Hierauf wurden die restlichen Pflegekinder aus der Familie genommen und sofort station&#228;r in das Kreiskrankenhaus Waiblingen und sp&#228;ter in das Kinderheim O. aufgenommen. Ende November 1997 war der Kl&#228;ger 8 1/2 Jahre alt. Er war 11,8 kg schwer und 104 cm gro&#223;. Bei normaler Entwicklung w&#228;ren 23 kg und 130 cm zu erwarten gewesen. Seine K&#246;rperl&#228;nge entsprach der eines Vierj&#228;hrigen, der dann aber regelm&#228;&#223;ig 16,5 kg wiegen w&#252;rde. Zum Vergleich: Das leibliche Kind T. war zum damaligen Zeitpunkt neun Monate alt, wog 9,62 kg und war 77,5 cm gro&#223;. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Das Strafurteil enth&#228;lt folgende Feststellungen (S. 5): </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> "W&#228;hrend die Pflegeeltern R. ihre eigenen Kinder gut versorgten, qu&#228;lten sie die Pflegekinder von Anfang an, um deren Willen zu brechen und sie gef&#252;gig zu machen, indem sie ihnen ihre Zuwendung vorenthielten und sie misshandelten. Dazu setzten sie vor allem auf den Entzug von Nahrung. Sie gaben den Pflegekindern zu wenig, Minderwertiges und zeitweise gar nichts zu essen. Sie sperrten die Kinder ein und schlugen sie. Die chronische Vernachl&#228;ssigung des Kl&#228;gers und der erlittene Hunger &#252;ber sieben Jahre sch&#228;digten den Kl&#228;ger an der Gesundheit, so dass der Kl&#228;ger in seiner k&#246;rperlichen und seelischen Entwicklung, insbesondere in seinem L&#228;ngenwachstum gest&#246;rt wurde und psychosozialer Minderwuchs (Kleinwuchs) eintrat." </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Der Kl&#228;ger lebt heute im Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf in S. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Er ist der Ansicht, das Kreisjugendamt des Beklagten habe seine Pflicht zur &#220;berwachung der Pflegeeltern R. nicht in ausreichendem Ma&#223;e erf&#252;llt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Da von den Pflegeeltern im Laufe der Jahre immer wieder von Essst&#246;rungen, genetisch bedingter Kleinw&#252;chsigkeit und Alkoholembryopathie die Rede gewesen sei, h&#228;tte das Kreisjugendamt auf &#228;rztliche Untersuchungen und die Vorlage von &#228;rztlichen Untersuchungsberichten dr&#228;ngen m&#252;ssen. Das auff&#228;llige Essverhalten sei ein eindeutiger Hinweis darauf gewesen, dass es dem Kl&#228;ger in der Pflegefamilie nicht gut gegangen sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes h&#228;tten sich von dem sympathischen Eindruck der Pflegeeltern blenden lassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Insbesondere habe auffallen m&#252;ssen, dass in der Pflegefamilie R. ausgerechnet die drei Pflegekinder kleinw&#252;chsig waren, obwohl sie von verschiedenen Eltern abstammten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Bei pflichtgem&#228;&#223;er &#220;berwachung der Pflegefamilie w&#228;ren die Misshandlungen jedenfalls fr&#252;her aufgedeckt worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Der Kl&#228;ger tr&#228;gt weiter vor, bei den wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Pflegeeltern k&#246;nne kein Schadensersatz erlangt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Er h&#228;lt ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 25.000,00 EUR f&#252;r angemessen und beantragt daher, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> 1. den Beklagten zu verurteilen, an ihn ein Schmerzensgeld in dieser H&#246;he zu bezahlen, und </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> festzustellen, dass der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche materiellen und immateriellen Sch&#228;den durch die Unterbringung zur Pflege bei den Eheleuten R. zu ersetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Er ist der Ansicht, das Kreisjugendamt habe seine &#220;berpr&#252;fungspflicht ordnungsgem&#228;&#223; erf&#252;llt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Das Verh&#228;ltnis zwischen Pflegeeltern und Jugendamt sei durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und Kooperation und nicht durch Schutz und Kontrolle gepr&#228;gt. Die staatliche Aufsicht sei daher zeitlich begrenzt und m&#252;sse bei Kindern im Alter &#252;ber drei Jahren nur noch alle zwei Jahre stattfinden. Das Kreisjugendamt H. habe mit den Pflegeeltern R. nur gute Erfahrungen gemacht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Es habe keinerlei Hinweise auf Misshandlungen der Pflegekinder durch die Pflegeeltern gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Es habe keine Veranlassung bestanden, den Gesundheitszustand der Pflegekinder von amts&#228;rztlicher Seite &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Au&#223;erdem sei die Unterern&#228;hrung des Kl&#228;gers in angezogenem Zustand nicht zu erkennen gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Der Beklagte weist auch darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart das Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Kreisjugendamts des Beklagten nach &#167; 170 Abs. 2 StPO mit Verf&#252;gung vom 03.03.200 eingestellt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Au&#223;erdem wird die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Bez&#252;glich des Vortrags der Parteien im Einzelnen wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Die Kammer hat die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Stuttgart 112 Js 105221/97 beigezogen. Au&#223;erdem wurde die Jugendhilfeakte des Kreisjugendamts des Beklagten beigezogen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Die Klage ist ganz &#252;berwiegend zul&#228;ssig und, soweit sie zul&#228;ssig ist, auch begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Der Feststellungsantrag ist unzul&#228;ssig, soweit der Kl&#228;ger Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r s&#228;mtliche immateriellen Sch&#228;den verlangt, die ihm durch die Unterbringung in der Pflegefamilie R. entstanden sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> F&#252;r die bereits in der Vergangenheit entstandenen immateriellen Sch&#228;den hat der Kl&#228;ger in seinem Leistungsantrag Verurteilung zur Zahlung von Schmerzensgeld begehrt. Bei der H&#246;he dieses einheitlichen Schmerzensgeldes sind auch die vorhersehbaren Zukunftsrisiken des Gesch&#228;digten zu ber&#252;cksichtigen. Soweit der Schmerzensgeldantrag reicht, fehlt es somit f&#252;r einen Feststellungsantrag an dem nach &#167; 256 Abs. 1 ZPO erforderlichen Feststellungsinteresse. Lediglich f&#252;r bisher noch nicht erkenn- und voraussehbare Leiden, die m&#246;glicherweise k&#252;nftig auftreten, bleibt neben dem Leistungsantrag Raum f&#252;r die Feststellung einer weiteren Ersatzpflicht f&#252;r immaterielle Sch&#228;den (sog. immaterieller Vorbehalt; Palandt/Thomas, BGB, 61. Aufl., &#167; 847 Rn. 18). </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> Dem Kl&#228;ger steht ein Schmerzensgeldanspruch in H&#246;he von 25.000,00 EUR gegen den Beklagten nach Art. 34 Abs. 1 GG i.V.m. &#167;&#167; 839 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB a.F. zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="53"/> 1. Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe - darunter auch die dem Kl&#228;ger gew&#228;hrte Hilfe zur Erziehung in der Form der Vollzeitpflege in einer Pflegefamilie nach &#167; 33 SGB VIII - werden als &#246;ffentlich-rechtliche Leistungen erbracht. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes handeln somit in Aus&#252;bung eines &#246;ffentlichen Amtes, so dass der Anwendungsbereich der Amtshaftung nach Art. 34 Abs. 1 GG er&#246;ffnet ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="54"/> 2. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes des Beklagten haben ihre in &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII vorgesehene Amtspflicht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeeltern R. verletzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="55"/> a) Nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII soll das Jugendamt den Erfordernissen des Einzelfalles entsprechend an Ort und Stelle &#252;berpr&#252;fen, ob die Pflegeperson eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen f&#246;rderliche Erziehung gew&#228;hrleistet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="56"/> Nach dieser Vorschrift besteht nicht nur ein Recht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeperson an Ort und Stelle, sondern eine entsprechende Verpflichtung des Jugendamtes. Dies ergibt sich aus dem Wortlaut der Norm, da nur bei Annahme einer entsprechenden Verpflichtung das Jugendamt das Kindeswohl auch tats&#228;chlich "gew&#228;hrleisten" kann (Krug/Gr&#252;ner/Dalichau, SGB VIII, &#167; 37 Erl&#228;uterung IV 1; Schellhorn, SGB VIII, &#167; 33 Rn. 11). Dass es sich bei der genannten Norm um eine Sollvorschrift handelt, bedeutet somit nicht, dass die Verwaltung die freie Wahl hat, ob sie &#252;berpr&#252;fen m&#246;chte oder nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="57"/> H&#228;ufigkeit und Intensit&#228;t der &#220;berpr&#252;fung haben sich am Einzelfall zu orientieren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="58"/> Die von der Beklagten (Bl. 51 d.A.) als ausreichend angesehene schematische Vorgehensweise dergestalt, dass bei Kindern im Alter &#252;ber drei Jahren nur eine &#220;berpr&#252;fung alle zwei Jahre notwendig ist, findet dagegen im Wortlaut des Gesetzes keine St&#252;tze und ist ungen&#252;gend (Wiesner/M&#246;rsberger/Oberloskamp/Struck, SGB VIII, &#167; 37 Rn. 41). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="59"/> Der Gesetzestext beschr&#228;nkt die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung des Jugendamtes auch nicht lediglich auf anlassbezogene Ma&#223;nahmen, z.B. nach einer Anzeige durch Nachbarn oder Lehrer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="60"/> Nicht per se ausreichend ist dar&#252;ber hinaus, eine Kontrolle lediglich aus Anlass von nach &#167; 36 Abs. 2 SGB VIII durchzuf&#252;hrenden Hilfeplangespr&#228;chen. Die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII ist als eigenst&#228;ndige Verpflichtung normiert und enth&#228;lt weitergehende Anforderungen an das Jugendamt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="61"/> Entscheidend f&#252;r die nach den Erfordernissen des Einzelfalles notwendigen &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen ist das Ziel, das durch diese Ma&#223;nahmen nach dem Willen des Gesetzgebers erreicht werden soll. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass gerade in F&#228;llen, in denen von Pflegeeltern das Kindeswohl vernachl&#228;ssigt wird, die Gefahr besteht, dass diese sich nicht vertrauensvoll an das Jugendamt wenden und um Rat fragen, weil sie sich damit regelm&#228;&#223;ig z.B. der Gefahr eigener Strafverfolgung aussetzen. Aus diesem Grund ist im Gesetzgebungsverfahren neben der urspr&#252;nglich ausschlie&#223;lich vorgesehenen Unterrichtungspflicht der Pflegeeltern gegen&#252;ber dem Jugendamt aus &#167; 37 Abs. 3 S. 2 SGB VIII eine eigenst&#228;ndige &#220;berpr&#252;fungspflicht des Jugendamtes aufgenommen worden (BT-DS. 11/5948 S. 133). Danach hat das Jugendamt davon auszugehen, dass die M&#246;glichkeit besteht, dass Pflegeeltern auf Probleme bei der Erziehung gerade nicht hinweisen. Diese dennoch zu erkennen, ist Zweck der &#220;berpr&#252;fungspflicht. Das Kindeswohl kann nur dann gew&#228;hrleistet werden, wenn auch ohne konkreten Anlass &#220;berpr&#252;fungen stattfinden (Krug/Gr&#252;ner/Dalichau, a.A. O.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="62"/> Die Kammer vermag daher auch die Auffassung nicht zu teilen, dass &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen der Erziehung des Kindes eher schaden, weil sie das Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen Jugendamt und Pflegeeltern beeintr&#228;chtigen (so aber Wiesner a.A. O.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="63"/> Schlie&#223;lich gebietet auch Art. 6 Abs. 1 GG, der auch die Pflegefamilie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stellt (st. Rspr. BVerfGE 68, 176, 187), keine restriktive Auslegung der &#220;berpr&#252;fungspflicht aus &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII. Die Pflegefamilie, in die ein Kind im Rahmen der Hilfe zu Erziehung aufgenommen wird, kann sich nach Auffassung der Kammer gegen&#252;ber &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen, die der Feststellung dienen sollen, ob das Kindeswohl gew&#228;hrleistet ist, nicht auf ihren verfassungsrechtlichen Schutz berufen. Soweit ersichtlich hat dies das Bundesverfassungsgericht auch nicht entschieden. Der Vorrang des Kindeswohles ist in Art. 6 Abs. 3 GG festgeschrieben und muss gerade dann gelten, wenn es nicht um Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber leiblichen Eltern, die sich auch auf Art. 6 Abs. 2 GG berufen k&#246;nnen, sondern um Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber Pflegeeltern geht. Schlie&#223;lich soll die Aufnahme eines Kindes in eine Pflegefamilie dessen Situation verbessern und nicht verschlechtern. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="64"/> Als Minimum an "laufender" &#220;berpr&#252;fungst&#228;tigkeit ist vom Jugendamt daher innerhalb einer angemessenen Frist von sechs bis acht Wochen nach &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit eine Eingangspr&#252;fung an Ort und Stelle durchzuf&#252;hren, um aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse das weitere Vorgehen festlegen zu k&#246;nnen. Dabei ist bei der &#220;berpr&#252;fung vor Ort so vorzugehen, dass auch Probleme, die die Pflegeeltern von sich aus nicht offen legen, nach M&#246;glichkeit erkannt werden. Bei Pflegekindern im Kindergarten- und Schulalter ist mit diesen selbstverst&#228;ndlich zwingend ein ausf&#252;hrliches Gespr&#228;ch zu f&#252;hren. Dabei verkennt die Kammer nicht, dass auch ein solches Gespr&#228;ch nicht die Garantie f&#252;r die Offenlegung von Missst&#228;nden bietet, weil Kinder ihre Eltern - auch Pflegeltern - unabh&#228;ngig davon lieben, wie gut oder schlecht sie behandelt werden, und daher nicht denunzieren. Ein solches Gespr&#228;ch bietet jedoch die M&#246;glichkeit, sich einen unmittelbaren und eigenen Eindruck &#252;ber den Entwicklungsstand und die Interessen des Kindes zu verschaffen und festzustellen, ob beidem in der Pflegefamilie entsprochen wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="65"/> b) Diese Minimalanforderungen wurden vom Jugendamt des Beklagten im Falle des Kl&#228;gers nicht erf&#252;llt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="66"/> Das Kreisjugendamt des Beklagten war seit 01.06.1997 f&#252;r die Leistung der Hilfe zur Erziehung f&#252;r den Kl&#228;ger zust&#228;ndig. Der Kl&#228;ger war somit bis zum Tode von A. am 27.11.1997 ann&#228;hernd sechs Monate unter der Zust&#228;ndigkeit des Beklagten in der Pflegefamilie R. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="67"/> In dieser Zeit fand lediglich ein Telefongespr&#228;ch der zust&#228;ndigen Mitarbeiterin mit der Pflegemutter statt. Gegenstand dieses Gespr&#228;chs war der Geburtstagsbesuch der leiblichen Mutter am 02.06.1997 und die Mitteilung, dass die Mitarbeiterin des Jugendamts in Mutterschutz gehen w&#252;rde (Qu. 33 Jugendamtsakte). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="68"/> In der Vorlage f&#252;r die Gew&#228;hrung einer Jugendhilfema&#223;nahme vom 04.06.1997 wird die Pflegefamilie R. jedoch als "sehr gut geeignet" eingestuft. Woraus sich diese Erkenntnisse ergeben, ist f&#252;r die Kammer danach nicht nachvollziehbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="69"/> Weitere Ma&#223;nahmen waren bis zum n&#228;chsten Hilfeplangespr&#228;ch Ende 1998 nicht vorgesehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="70"/> Das Kreisjugendamt des Beklagten kann sich nicht darauf berufen, dass die notwendige Vorort&#252;berpr&#252;fung anl&#228;sslich zweier Hilfeplangespr&#228;che f&#252;r die Geschwister A. am 20.03.1996 und am 12.12.1996 erfolgt seien. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="71"/> Diese Gespr&#228;che dienten nicht dazu, festzustellen, ob das Kindeswohl des Kl&#228;gers oder dessen f&#246;rderliche Erziehung gew&#228;hrleistet ist. Sie haben in der Jugendamtsakte des Kl&#228;gers keinen Niederschlag gefunden. Dar&#252;ber hinaus ist im Strafurteil f&#252;r den Hausbesuch vom 12.12.1996 festgehalten, dass den Kindern A., denen dieser Besuch schlie&#223;lich galt und die malend am Tisch sa&#223;en, kaum Beachtung geschenkt worden ist (S. 66). Damit kann davon ausgegangen werden, dass auch dieses Hilfeplangespr&#228;ch den Anforderungen, die an eine &#220;berpr&#252;fung der Situation der Pflegekinder zu stellen sind, nicht gerecht wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="72"/> d) Weiter kann sich das Kreisjugendamt des Beklagten nicht darauf berufen, den Pflegeeltern R. sei f&#252;r den Kl&#228;ger bereits am 07.11.1996 eine Pflegeerlaubnis erteilt worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="73"/> Zwar findet sich in &#167; 44 Abs. 3 SGB VIII f&#252;r die Pflegeerlaubnis eine &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII vergleichbare Regelung, nach der das Jugendamt den Erfordernissen des Einzelfalles entsprechend an Ort und Stelle &#252;berpr&#252;fen soll, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung der Erlaubnis weiter bestehen. Auch vor der Erteilung der Erlaubnis ist eine &#220;berpr&#252;fung durchzuf&#252;hren. Allerdings fand auch in diesem Zusammenhang die notwendige &#220;berpr&#252;fung vor Ort nicht statt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="74"/> e) Schlie&#223;lich kann auch der Hausbesuch am 09.04.1997 anl&#228;sslich der Erstellung des Hilfeplans durch das Kreisjugendamt H. das Kreisjugendamt des Beklagten von seiner Verpflichtung zu einer eigenen &#220;berpr&#252;fung vor Ort nicht entbinden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="75"/> Die zust&#228;ndige Mitarbeiterin des Kreisjugendamts des Beklagten nahm lediglich am ersten Teil des Gespr&#228;chs in den R&#228;umen des Jugendamtes teil, bei dem der Kl&#228;ger nicht anwesend war. An der gesetzlich vorgeschriebenen &#220;berpr&#252;fung an Ort und Stelle nahm kein Vertreter des Beklagten teil. Den unmittelbaren Eindruck von der Situation vor Ort hatte damit lediglich die Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H., die allerdings ihre Zust&#228;ndigkeit seit Jahren und zu Recht nach &#167; 86 Abs. 6 SGB VIII abzugeben versuchte, w&#228;hrend der Beklagte entgegen den Zust&#228;ndigkeitsvorschriften die &#220;bernahme nach &#167; 86c SGB VIII ablehnte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="76"/> Dass die Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H. einen pers&#246;nlichen Eindruck gewonnen hat, vermag die fehlenden eigenen Erkenntnisse von Mitarbeitern des Beklagten nicht zu ersetzen. Dies gilt um so mehr, als im Gespr&#228;chsprotokoll (Qu. 31 Jugendamtsakte) durchaus Anhaltspunkte enthalten sind, die einen eigenen Eindruck in besonderem Ma&#223;e erforderlich erscheinen lassen. Insbesondere die Ausf&#252;hrungen der Pflegemutter, nach denen der Kl&#228;ger sehr gern esse, jedoch ein Mengengesp&#252;r entwickle, waren auff&#228;llig. Sie lie&#223;en sich bereits zum damaligen Zeitpunkt nicht mit dem v&#246;llig kleinen und d&#252;nnen &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild des Kl&#228;gers in Einklang bringen. Dar&#252;ber hinaus war bekannt, dass durch die Geburt des dritten eigenen Kindes der Pflegemutter T. am 02.03.1997 und die schwierige berufliche Situation des Pflegevaters, der sich seit Jahren um die Ausbildung zum Waldorfp&#228;dagogen m&#252;hte, ausgesprochen viel Problempotenzial in der Familie vorhanden war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="77"/> Schlie&#223;lich war seit dem Hilfeplangespr&#228;ch bis zum Wechsel der Zust&#228;ndigkeit bereits wieder ein Zeitraum von zwei Monaten vergangen. In einer Familie mit sieben Kindern - drei eigene Kinder, darunter ein S&#228;ugling, drei Vollzeitpflegekinder und das Tagespflegekind T. - kann sich die Situation in diesem Zeitraum &#228;ndern. Eine solche Familie ist auf besondere Unterst&#252;tzung - nicht nur finanzieller Art - angewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="78"/> 3. Die Amtspflicht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeeltern an Ort und Stelle, insbesondere die Verpflichtung zur Durchf&#252;hrung einer Eingangspr&#252;fung nach &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit dient dem Schutz der Pflegekinder. Sie ist drittgerichtet, und ihre Verletzung vermag Schadensersatzanspr&#252;che der Pflegekinder zu begr&#252;nden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="79"/> Dabei verkennt die Kammer nicht, dass gerade die durchzuf&#252;hrende Eingangspr&#252;fung der Verwaltung dazu dienen soll, ihr weiteres Vorgehen auf einer sicheren Tatsachengrundlage festlegen zu k&#246;nnen. Daneben ist die Eingangspr&#252;fung aber auch eine Ma&#223;nahme, die selbst schon &#252;berpr&#252;fenden Charakter hat und somit nicht nur im Interesse der Verwaltung, sondern auch des Pflegekindes durchgef&#252;hrt werden muss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="80"/> 4. Die Kammer geht davon aus, dass bei pflichtgem&#228;&#223;er Durchf&#252;hrung einer Eingangs&#252;berpr&#252;fung an Ort und Stelle nach Begr&#252;ndung der Zust&#228;ndigkeit des Beklagten die eklatanten Misshandlungen am Kl&#228;ger zu Tage getreten w&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>81&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="81"/> Zwar stand dem Kl&#228;ger der Hunger auch noch in den Monaten Juni und Juli 1997, in denen die &#220;berpr&#252;fung h&#228;tte stattfinden m&#252;ssen, nicht im Sinne einer Vergreisung, wie sie kurz vor dem Hungertod auftritt, ins Gesicht geschrieben. Der Kl&#228;ger wich jedoch von der normalen Gr&#246;&#223;en- und Gewichtsentwicklung Gleichaltriger zu diesem Zeitpunkt bereits derart krankhaft ab, dass dies aufgefallen w&#228;re (S. 123 Strafurteil). Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger bereits im Juli 1996 bei der Schuluntersuchung ein Untergewicht erreicht, das zweifelsfrei und ohne medizinische Ausbildung erkennbar war (S. 134 Strafurteil). Auff&#228;llig war auch, dass in der Pflegefamilie R. gerade die drei Pflegekinder, die aus unterschiedlichen Familien stammten, besonders klein und d&#252;nn waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>82&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="82"/> Der Kl&#228;ger war bereit, &#252;ber seine Situation zu sprechen. Allerdings hat man ihn nicht gefragt. Zu dieser Erkenntnis gelangt die Kammer aufgrund des Ablaufs des Hilfeplangespr&#228;chs vom 09.04.1997 bei der Pflegefamilie zu Hause. Bei diesem stellte die leibliche Mutter beim Kl&#228;ger einen Bluterguss fest. Dieser &#228;u&#223;erte ihr gegen&#252;ber, er sei geschlagen worden. Die zust&#228;ndige Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H. glaubte dies nicht (S. 71 Strafurteil). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>83&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="83"/> Bei einer &#220;berpr&#252;fung vor Ort h&#228;tten auch die Ausreden der Pflegemutter als solche erkannt werden k&#246;nnen und m&#252;ssen. Es muss selbst einem medizinischen Laien klar sein, dass ein Kind, das - wie die Pflegemutter angab - besonders viel isst, jedoch langsam ein Mengengesp&#252;r entwickelt, eher zu dick als zu d&#252;nn sein muss. Angesichts dieser sich ohne weiteres aufdr&#228;ngenden Zweifel h&#228;tte das Kreisjugendamt zumindest medizinischen Rat einholen m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>84&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="84"/> Geht man wie die Kammer davon aus, dass bei einer ordnungsgem&#228;&#223;en &#220;berpr&#252;fung die Missst&#228;nde zu Tage getreten w&#228;ren, w&#228;re dem Kl&#228;ger seine Leidenszeit in den letzten Monaten erspart geblieben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>85&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="85"/> 5. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamts des Beklagten haben fahrl&#228;ssig gehandelt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>86&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="86"/> a) Bei Anwendung der erforderlichen Sorgfalt h&#228;tte erkannt werden k&#246;nnen, welche Anforderungen an die &#220;berpr&#252;fungspflicht nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII zu stellen sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>87&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="87"/> Die restriktive Anwendung der Vorschrift durch die Mitarbeiter des Beklagten ist nach Auffassung der Kammer weder im Ergebnis vertretbar noch beruht sie auf einer sorgf&#228;ltigen und mit den zu Gebote stehenden Hilfsmitteln durchgef&#252;hrten Auslegung (vgl. Palandt/Thomas, a.A. O., &#167; 839 Rn. 53). Sie findet weder im Wortlaut des Gesetzestextes noch in der Gesetzesbegr&#252;ndung ausreichende Ankn&#252;pfungspunkte. Bei sorgf&#228;ltiger Pr&#252;fung der Rechtslage h&#228;tte erkannt werden m&#252;ssen, dass eine blo&#223; anlassbezogene und schematische &#220;berpr&#252;fung im Abstand von ein bis zwei Jahren ohne eine selbst durchgef&#252;hrte Eingangspr&#252;fung nach dem &#220;bergang der Zust&#228;ndigkeit nicht ausreichend ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>88&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="88"/> b) Nicht zu folgen vermag die Kammer auch der Einsch&#228;tzung der Staatsanwaltschaft Stuttgart aus der Einstellungsverf&#252;gung vom 03.03.2000, das Verhalten der Pflegeeltern sei etwas in der "zivilisierten" Welt derart Ungeheuerliches, dass es au&#223;erhalb jeder Vorstellung liege und somit nicht vorhersehbar sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>89&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="89"/> Dass Pflegeeltern ihre Kinder vernachl&#228;ssigen, qu&#228;len und misshandeln, ist zwar ersch&#252;tternd, kommt jedoch leider auch in der zivilisierten Welt immer wieder vor. Gerade deswegen besteht die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>90&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="90"/> Der konkrete Tathergang und die Folgen, insbesondere der t&#246;dliche Ausgang brauchen dagegen nicht vorhergesehen zu werden, um gleichwohl einen Fahrl&#228;ssigkeitsschuldvorwurf annehmen zu k&#246;nnen (Palandt/Heinrichs, a.A. O., &#167; 276 Rn. 20). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>91&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="91"/> 6. Dem Kl&#228;ger steht eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit, die die Schadensersatzverpflichtung nach &#167; 839 Abs. 1 S. 2 BGB ausschlie&#223;en w&#252;rde, unstreitig nicht zur Verf&#252;gung. Die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Pflegeeltern sind zur Leistung von Schadensersatz nicht in der Lage. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>92&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="92"/> 7. Nach Auffassung der Kammer sind die Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers auch nicht nach Art. 229 &#167; 6 Abs. 1 S. 1 EGBGB, &#167; 852 Abs. 1 BGB n.F. verj&#228;hrt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>93&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="93"/> Die Verj&#228;hrung deliktischer Schadensersatzanspr&#252;che beginnt in dem Zeitpunkt, in dem der Verletzte vom Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis erlangt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>94&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="94"/> Von einer Kenntnis der Schadensersatzpflicht des Beklagten kann jedoch fr&#252;hestens zum Zeitpunkt der strafgerichtlichen Verurteilung der Pflegeeltern am 30.06.1999 ausgegangen werden. Erst im Rahmen der Strafverhandlung wurden die Geschehensabl&#228;ufe und die Beteiligung des Jugendamtes aufgearbeitet. Vor der Verk&#252;ndung des Strafurteils konnte der Kl&#228;ger nicht davon ausgehen, dass dem Kreisjugendamt des Beklagten ein Schuldvorwurf gemacht werden k&#246;nnte. Es war ihm nicht zuzumuten, bereits zu diesem Zeitpunkt Amtshaftungsklage zu erheben (Palandt/Thomas, a.A. O., &#167; 852 Rn. 11 f.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>95&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="95"/> Damit ist der am 20.06.2002 und somit vor Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist eingereichte Prozesskostenhilfeantrag verj&#228;hrungshemmend nach Art. 229 &#167; 6 Abs. 1 S. 1 EGBGB, 206 BGB n.F. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>96&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="96"/> 8. Die Kammer h&#228;lt ein Schmerzensgeld nach &#167; 847 Abs. 1 BGB a. F in H&#246;he von 25.000,00 EUR f&#252;r angemessen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>97&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="97"/> Dabei hat die Kammer ber&#252;cksichtigt, dass das Kreisjugendamt des Beklagten durch ein Einschreiten die sich &#252;ber sieben Jahre hinstreckenden Misshandlungen des Kl&#228;gers lediglich um maximal sechs Monate h&#228;tte abk&#252;rzen k&#246;nnen. Ein Schuldvorwurf kann dem Jugendamt nur f&#252;r vier Monate gemacht werden, da die Eingangs&#252;berpr&#252;fung innerhalb eines Zeitraums von sechs bis acht Wochen nach Begr&#252;ndung der Zust&#228;ndigkeit stattfinden kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>98&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="98"/> Die Kammer hat auch ber&#252;cksichtigt, dass die Hauptverantwortung f&#252;r das uns&#228;gliche Leiden, das dem Kl&#228;ger zugef&#252;gt wurde, bei den Pflegeeltern zu suchen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>99&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="99"/> Allerdings konnte auch nicht ohne Beachtung bleiben, dass gerade in den letzten Monaten, f&#252;r die das Kreisjugendamt des Beklagten die Verantwortung trifft, die Leidenszeit am schwersten war. Dies waren die Monate, in denen der Kl&#228;ger zu Hause eingesperrt war, nicht mehr nach drau&#223;en geschweige denn zur Schule gehen durfte und kaum mehr bzw. keine Nahrung erhielt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>100&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="100"/> Der Kl&#228;ger hat nicht nur, w&#228;hrend die Misshandlungen ausge&#252;bt wurden, schwer gelitten. Er hat bleibenden Schaden an seiner Gesundheit und seiner k&#246;rperlichen und seelischen Entwicklung genommen. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>101&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="101"/> Dem Kl&#228;ger steht auch der im Rahmen des Feststellungsantrags geltend gemachte materielle Schadensersatzanspruch aus den oben dargestellten Gr&#252;nden zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>102&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="102"/> 1. Dabei hat die Kammer davon abgesehen, die Ersatzpflicht auf den Zeitraum zu begrenzen, f&#252;r den die Zust&#228;ndigkeit beim Kreisjugendamt des Beklagten lag. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>103&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="103"/> Zum einen sieht die Kammer die Misshandlung des Kl&#228;gers wie das Strafgericht als Dauerdelikt, das lediglich abgek&#252;rzt worden w&#228;re, h&#228;tte sich das Kreisjugendamt des Beklagten pflichtgem&#228;&#223; verhalten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>104&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="104"/> Zum anderen lassen sich die beim Kl&#228;ger m&#246;glicherweise durch den Aufenthalt in der Pflegefamilie R. entstandenen Sch&#228;den rein tats&#228;chlich den verschiedenen Zeitr&#228;umen nicht zuordnen, in denen der Landkreis H. und der Beklagte als Tr&#228;ger der Jugendhilfe zust&#228;ndig waren. Nach dem Rechtsgedanken von &#167; 830 Abs. 1 S. 2 BGB ist somit der gesamte Schaden auch vom Beklagten zu ersetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>105&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="105"/> 2. Die Kammer geht davon aus, dass die M&#246;glichkeit besteht, dass dem Kl&#228;ger sowohl materielle Sch&#228;den entstanden sind als auch weitere materielle und immaterielle Sch&#228;den entstehen. Bei der Schwere der Misshandlungen und den damit verbundenen Folgen ist dies naheliegend. Daher ist der Feststellungsantrag, soweit er zul&#228;ssig ist, auch begr&#252;ndet - abgesehen davon, dass eine Einschr&#228;nkung f&#252;r Anspr&#252;che zu machen war, die auf Dritte &#252;bergegangen sind. </td></tr></table> <table><tr><td>IV.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>106&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="106"/> Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Die Klage ist ganz &#252;berwiegend zul&#228;ssig und, soweit sie zul&#228;ssig ist, auch begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Der Feststellungsantrag ist unzul&#228;ssig, soweit der Kl&#228;ger Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r s&#228;mtliche immateriellen Sch&#228;den verlangt, die ihm durch die Unterbringung in der Pflegefamilie R. entstanden sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> F&#252;r die bereits in der Vergangenheit entstandenen immateriellen Sch&#228;den hat der Kl&#228;ger in seinem Leistungsantrag Verurteilung zur Zahlung von Schmerzensgeld begehrt. Bei der H&#246;he dieses einheitlichen Schmerzensgeldes sind auch die vorhersehbaren Zukunftsrisiken des Gesch&#228;digten zu ber&#252;cksichtigen. Soweit der Schmerzensgeldantrag reicht, fehlt es somit f&#252;r einen Feststellungsantrag an dem nach &#167; 256 Abs. 1 ZPO erforderlichen Feststellungsinteresse. Lediglich f&#252;r bisher noch nicht erkenn- und voraussehbare Leiden, die m&#246;glicherweise k&#252;nftig auftreten, bleibt neben dem Leistungsantrag Raum f&#252;r die Feststellung einer weiteren Ersatzpflicht f&#252;r immaterielle Sch&#228;den (sog. immaterieller Vorbehalt; Palandt/Thomas, BGB, 61. Aufl., &#167; 847 Rn. 18). </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> Dem Kl&#228;ger steht ein Schmerzensgeldanspruch in H&#246;he von 25.000,00 EUR gegen den Beklagten nach Art. 34 Abs. 1 GG i.V.m. &#167;&#167; 839 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB a.F. zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="53"/> 1. Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe - darunter auch die dem Kl&#228;ger gew&#228;hrte Hilfe zur Erziehung in der Form der Vollzeitpflege in einer Pflegefamilie nach &#167; 33 SGB VIII - werden als &#246;ffentlich-rechtliche Leistungen erbracht. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes handeln somit in Aus&#252;bung eines &#246;ffentlichen Amtes, so dass der Anwendungsbereich der Amtshaftung nach Art. 34 Abs. 1 GG er&#246;ffnet ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="54"/> 2. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes des Beklagten haben ihre in &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII vorgesehene Amtspflicht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeeltern R. verletzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="55"/> a) Nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII soll das Jugendamt den Erfordernissen des Einzelfalles entsprechend an Ort und Stelle &#252;berpr&#252;fen, ob die Pflegeperson eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen f&#246;rderliche Erziehung gew&#228;hrleistet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="56"/> Nach dieser Vorschrift besteht nicht nur ein Recht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeperson an Ort und Stelle, sondern eine entsprechende Verpflichtung des Jugendamtes. Dies ergibt sich aus dem Wortlaut der Norm, da nur bei Annahme einer entsprechenden Verpflichtung das Jugendamt das Kindeswohl auch tats&#228;chlich "gew&#228;hrleisten" kann (Krug/Gr&#252;ner/Dalichau, SGB VIII, &#167; 37 Erl&#228;uterung IV 1; Schellhorn, SGB VIII, &#167; 33 Rn. 11). Dass es sich bei der genannten Norm um eine Sollvorschrift handelt, bedeutet somit nicht, dass die Verwaltung die freie Wahl hat, ob sie &#252;berpr&#252;fen m&#246;chte oder nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="57"/> H&#228;ufigkeit und Intensit&#228;t der &#220;berpr&#252;fung haben sich am Einzelfall zu orientieren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="58"/> Die von der Beklagten (Bl. 51 d.A.) als ausreichend angesehene schematische Vorgehensweise dergestalt, dass bei Kindern im Alter &#252;ber drei Jahren nur eine &#220;berpr&#252;fung alle zwei Jahre notwendig ist, findet dagegen im Wortlaut des Gesetzes keine St&#252;tze und ist ungen&#252;gend (Wiesner/M&#246;rsberger/Oberloskamp/Struck, SGB VIII, &#167; 37 Rn. 41). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="59"/> Der Gesetzestext beschr&#228;nkt die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung des Jugendamtes auch nicht lediglich auf anlassbezogene Ma&#223;nahmen, z.B. nach einer Anzeige durch Nachbarn oder Lehrer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="60"/> Nicht per se ausreichend ist dar&#252;ber hinaus, eine Kontrolle lediglich aus Anlass von nach &#167; 36 Abs. 2 SGB VIII durchzuf&#252;hrenden Hilfeplangespr&#228;chen. Die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII ist als eigenst&#228;ndige Verpflichtung normiert und enth&#228;lt weitergehende Anforderungen an das Jugendamt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="61"/> Entscheidend f&#252;r die nach den Erfordernissen des Einzelfalles notwendigen &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen ist das Ziel, das durch diese Ma&#223;nahmen nach dem Willen des Gesetzgebers erreicht werden soll. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass gerade in F&#228;llen, in denen von Pflegeeltern das Kindeswohl vernachl&#228;ssigt wird, die Gefahr besteht, dass diese sich nicht vertrauensvoll an das Jugendamt wenden und um Rat fragen, weil sie sich damit regelm&#228;&#223;ig z.B. der Gefahr eigener Strafverfolgung aussetzen. Aus diesem Grund ist im Gesetzgebungsverfahren neben der urspr&#252;nglich ausschlie&#223;lich vorgesehenen Unterrichtungspflicht der Pflegeeltern gegen&#252;ber dem Jugendamt aus &#167; 37 Abs. 3 S. 2 SGB VIII eine eigenst&#228;ndige &#220;berpr&#252;fungspflicht des Jugendamtes aufgenommen worden (BT-DS. 11/5948 S. 133). Danach hat das Jugendamt davon auszugehen, dass die M&#246;glichkeit besteht, dass Pflegeeltern auf Probleme bei der Erziehung gerade nicht hinweisen. Diese dennoch zu erkennen, ist Zweck der &#220;berpr&#252;fungspflicht. Das Kindeswohl kann nur dann gew&#228;hrleistet werden, wenn auch ohne konkreten Anlass &#220;berpr&#252;fungen stattfinden (Krug/Gr&#252;ner/Dalichau, a.A. O.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="62"/> Die Kammer vermag daher auch die Auffassung nicht zu teilen, dass &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen der Erziehung des Kindes eher schaden, weil sie das Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen Jugendamt und Pflegeeltern beeintr&#228;chtigen (so aber Wiesner a.A. O.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="63"/> Schlie&#223;lich gebietet auch Art. 6 Abs. 1 GG, der auch die Pflegefamilie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stellt (st. Rspr. BVerfGE 68, 176, 187), keine restriktive Auslegung der &#220;berpr&#252;fungspflicht aus &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII. Die Pflegefamilie, in die ein Kind im Rahmen der Hilfe zu Erziehung aufgenommen wird, kann sich nach Auffassung der Kammer gegen&#252;ber &#220;berpr&#252;fungsma&#223;nahmen, die der Feststellung dienen sollen, ob das Kindeswohl gew&#228;hrleistet ist, nicht auf ihren verfassungsrechtlichen Schutz berufen. Soweit ersichtlich hat dies das Bundesverfassungsgericht auch nicht entschieden. Der Vorrang des Kindeswohles ist in Art. 6 Abs. 3 GG festgeschrieben und muss gerade dann gelten, wenn es nicht um Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber leiblichen Eltern, die sich auch auf Art. 6 Abs. 2 GG berufen k&#246;nnen, sondern um Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber Pflegeeltern geht. Schlie&#223;lich soll die Aufnahme eines Kindes in eine Pflegefamilie dessen Situation verbessern und nicht verschlechtern. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="64"/> Als Minimum an "laufender" &#220;berpr&#252;fungst&#228;tigkeit ist vom Jugendamt daher innerhalb einer angemessenen Frist von sechs bis acht Wochen nach &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit eine Eingangspr&#252;fung an Ort und Stelle durchzuf&#252;hren, um aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse das weitere Vorgehen festlegen zu k&#246;nnen. Dabei ist bei der &#220;berpr&#252;fung vor Ort so vorzugehen, dass auch Probleme, die die Pflegeeltern von sich aus nicht offen legen, nach M&#246;glichkeit erkannt werden. Bei Pflegekindern im Kindergarten- und Schulalter ist mit diesen selbstverst&#228;ndlich zwingend ein ausf&#252;hrliches Gespr&#228;ch zu f&#252;hren. Dabei verkennt die Kammer nicht, dass auch ein solches Gespr&#228;ch nicht die Garantie f&#252;r die Offenlegung von Missst&#228;nden bietet, weil Kinder ihre Eltern - auch Pflegeltern - unabh&#228;ngig davon lieben, wie gut oder schlecht sie behandelt werden, und daher nicht denunzieren. Ein solches Gespr&#228;ch bietet jedoch die M&#246;glichkeit, sich einen unmittelbaren und eigenen Eindruck &#252;ber den Entwicklungsstand und die Interessen des Kindes zu verschaffen und festzustellen, ob beidem in der Pflegefamilie entsprochen wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="65"/> b) Diese Minimalanforderungen wurden vom Jugendamt des Beklagten im Falle des Kl&#228;gers nicht erf&#252;llt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="66"/> Das Kreisjugendamt des Beklagten war seit 01.06.1997 f&#252;r die Leistung der Hilfe zur Erziehung f&#252;r den Kl&#228;ger zust&#228;ndig. Der Kl&#228;ger war somit bis zum Tode von A. am 27.11.1997 ann&#228;hernd sechs Monate unter der Zust&#228;ndigkeit des Beklagten in der Pflegefamilie R. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="67"/> In dieser Zeit fand lediglich ein Telefongespr&#228;ch der zust&#228;ndigen Mitarbeiterin mit der Pflegemutter statt. Gegenstand dieses Gespr&#228;chs war der Geburtstagsbesuch der leiblichen Mutter am 02.06.1997 und die Mitteilung, dass die Mitarbeiterin des Jugendamts in Mutterschutz gehen w&#252;rde (Qu. 33 Jugendamtsakte). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="68"/> In der Vorlage f&#252;r die Gew&#228;hrung einer Jugendhilfema&#223;nahme vom 04.06.1997 wird die Pflegefamilie R. jedoch als "sehr gut geeignet" eingestuft. Woraus sich diese Erkenntnisse ergeben, ist f&#252;r die Kammer danach nicht nachvollziehbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="69"/> Weitere Ma&#223;nahmen waren bis zum n&#228;chsten Hilfeplangespr&#228;ch Ende 1998 nicht vorgesehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="70"/> Das Kreisjugendamt des Beklagten kann sich nicht darauf berufen, dass die notwendige Vorort&#252;berpr&#252;fung anl&#228;sslich zweier Hilfeplangespr&#228;che f&#252;r die Geschwister A. am 20.03.1996 und am 12.12.1996 erfolgt seien. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="71"/> Diese Gespr&#228;che dienten nicht dazu, festzustellen, ob das Kindeswohl des Kl&#228;gers oder dessen f&#246;rderliche Erziehung gew&#228;hrleistet ist. Sie haben in der Jugendamtsakte des Kl&#228;gers keinen Niederschlag gefunden. Dar&#252;ber hinaus ist im Strafurteil f&#252;r den Hausbesuch vom 12.12.1996 festgehalten, dass den Kindern A., denen dieser Besuch schlie&#223;lich galt und die malend am Tisch sa&#223;en, kaum Beachtung geschenkt worden ist (S. 66). Damit kann davon ausgegangen werden, dass auch dieses Hilfeplangespr&#228;ch den Anforderungen, die an eine &#220;berpr&#252;fung der Situation der Pflegekinder zu stellen sind, nicht gerecht wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="72"/> d) Weiter kann sich das Kreisjugendamt des Beklagten nicht darauf berufen, den Pflegeeltern R. sei f&#252;r den Kl&#228;ger bereits am 07.11.1996 eine Pflegeerlaubnis erteilt worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="73"/> Zwar findet sich in &#167; 44 Abs. 3 SGB VIII f&#252;r die Pflegeerlaubnis eine &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII vergleichbare Regelung, nach der das Jugendamt den Erfordernissen des Einzelfalles entsprechend an Ort und Stelle &#252;berpr&#252;fen soll, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung der Erlaubnis weiter bestehen. Auch vor der Erteilung der Erlaubnis ist eine &#220;berpr&#252;fung durchzuf&#252;hren. Allerdings fand auch in diesem Zusammenhang die notwendige &#220;berpr&#252;fung vor Ort nicht statt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="74"/> e) Schlie&#223;lich kann auch der Hausbesuch am 09.04.1997 anl&#228;sslich der Erstellung des Hilfeplans durch das Kreisjugendamt H. das Kreisjugendamt des Beklagten von seiner Verpflichtung zu einer eigenen &#220;berpr&#252;fung vor Ort nicht entbinden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="75"/> Die zust&#228;ndige Mitarbeiterin des Kreisjugendamts des Beklagten nahm lediglich am ersten Teil des Gespr&#228;chs in den R&#228;umen des Jugendamtes teil, bei dem der Kl&#228;ger nicht anwesend war. An der gesetzlich vorgeschriebenen &#220;berpr&#252;fung an Ort und Stelle nahm kein Vertreter des Beklagten teil. Den unmittelbaren Eindruck von der Situation vor Ort hatte damit lediglich die Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H., die allerdings ihre Zust&#228;ndigkeit seit Jahren und zu Recht nach &#167; 86 Abs. 6 SGB VIII abzugeben versuchte, w&#228;hrend der Beklagte entgegen den Zust&#228;ndigkeitsvorschriften die &#220;bernahme nach &#167; 86c SGB VIII ablehnte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="76"/> Dass die Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H. einen pers&#246;nlichen Eindruck gewonnen hat, vermag die fehlenden eigenen Erkenntnisse von Mitarbeitern des Beklagten nicht zu ersetzen. Dies gilt um so mehr, als im Gespr&#228;chsprotokoll (Qu. 31 Jugendamtsakte) durchaus Anhaltspunkte enthalten sind, die einen eigenen Eindruck in besonderem Ma&#223;e erforderlich erscheinen lassen. Insbesondere die Ausf&#252;hrungen der Pflegemutter, nach denen der Kl&#228;ger sehr gern esse, jedoch ein Mengengesp&#252;r entwickle, waren auff&#228;llig. Sie lie&#223;en sich bereits zum damaligen Zeitpunkt nicht mit dem v&#246;llig kleinen und d&#252;nnen &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild des Kl&#228;gers in Einklang bringen. Dar&#252;ber hinaus war bekannt, dass durch die Geburt des dritten eigenen Kindes der Pflegemutter T. am 02.03.1997 und die schwierige berufliche Situation des Pflegevaters, der sich seit Jahren um die Ausbildung zum Waldorfp&#228;dagogen m&#252;hte, ausgesprochen viel Problempotenzial in der Familie vorhanden war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="77"/> Schlie&#223;lich war seit dem Hilfeplangespr&#228;ch bis zum Wechsel der Zust&#228;ndigkeit bereits wieder ein Zeitraum von zwei Monaten vergangen. In einer Familie mit sieben Kindern - drei eigene Kinder, darunter ein S&#228;ugling, drei Vollzeitpflegekinder und das Tagespflegekind T. - kann sich die Situation in diesem Zeitraum &#228;ndern. Eine solche Familie ist auf besondere Unterst&#252;tzung - nicht nur finanzieller Art - angewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="78"/> 3. Die Amtspflicht zur &#220;berpr&#252;fung der Pflegeeltern an Ort und Stelle, insbesondere die Verpflichtung zur Durchf&#252;hrung einer Eingangspr&#252;fung nach &#220;bernahme der Zust&#228;ndigkeit dient dem Schutz der Pflegekinder. Sie ist drittgerichtet, und ihre Verletzung vermag Schadensersatzanspr&#252;che der Pflegekinder zu begr&#252;nden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="79"/> Dabei verkennt die Kammer nicht, dass gerade die durchzuf&#252;hrende Eingangspr&#252;fung der Verwaltung dazu dienen soll, ihr weiteres Vorgehen auf einer sicheren Tatsachengrundlage festlegen zu k&#246;nnen. Daneben ist die Eingangspr&#252;fung aber auch eine Ma&#223;nahme, die selbst schon &#252;berpr&#252;fenden Charakter hat und somit nicht nur im Interesse der Verwaltung, sondern auch des Pflegekindes durchgef&#252;hrt werden muss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="80"/> 4. Die Kammer geht davon aus, dass bei pflichtgem&#228;&#223;er Durchf&#252;hrung einer Eingangs&#252;berpr&#252;fung an Ort und Stelle nach Begr&#252;ndung der Zust&#228;ndigkeit des Beklagten die eklatanten Misshandlungen am Kl&#228;ger zu Tage getreten w&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>81&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="81"/> Zwar stand dem Kl&#228;ger der Hunger auch noch in den Monaten Juni und Juli 1997, in denen die &#220;berpr&#252;fung h&#228;tte stattfinden m&#252;ssen, nicht im Sinne einer Vergreisung, wie sie kurz vor dem Hungertod auftritt, ins Gesicht geschrieben. Der Kl&#228;ger wich jedoch von der normalen Gr&#246;&#223;en- und Gewichtsentwicklung Gleichaltriger zu diesem Zeitpunkt bereits derart krankhaft ab, dass dies aufgefallen w&#228;re (S. 123 Strafurteil). Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger bereits im Juli 1996 bei der Schuluntersuchung ein Untergewicht erreicht, das zweifelsfrei und ohne medizinische Ausbildung erkennbar war (S. 134 Strafurteil). Auff&#228;llig war auch, dass in der Pflegefamilie R. gerade die drei Pflegekinder, die aus unterschiedlichen Familien stammten, besonders klein und d&#252;nn waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>82&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="82"/> Der Kl&#228;ger war bereit, &#252;ber seine Situation zu sprechen. Allerdings hat man ihn nicht gefragt. Zu dieser Erkenntnis gelangt die Kammer aufgrund des Ablaufs des Hilfeplangespr&#228;chs vom 09.04.1997 bei der Pflegefamilie zu Hause. Bei diesem stellte die leibliche Mutter beim Kl&#228;ger einen Bluterguss fest. Dieser &#228;u&#223;erte ihr gegen&#252;ber, er sei geschlagen worden. Die zust&#228;ndige Mitarbeiterin des Kreisjugendamts H. glaubte dies nicht (S. 71 Strafurteil). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>83&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="83"/> Bei einer &#220;berpr&#252;fung vor Ort h&#228;tten auch die Ausreden der Pflegemutter als solche erkannt werden k&#246;nnen und m&#252;ssen. Es muss selbst einem medizinischen Laien klar sein, dass ein Kind, das - wie die Pflegemutter angab - besonders viel isst, jedoch langsam ein Mengengesp&#252;r entwickelt, eher zu dick als zu d&#252;nn sein muss. Angesichts dieser sich ohne weiteres aufdr&#228;ngenden Zweifel h&#228;tte das Kreisjugendamt zumindest medizinischen Rat einholen m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>84&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="84"/> Geht man wie die Kammer davon aus, dass bei einer ordnungsgem&#228;&#223;en &#220;berpr&#252;fung die Missst&#228;nde zu Tage getreten w&#228;ren, w&#228;re dem Kl&#228;ger seine Leidenszeit in den letzten Monaten erspart geblieben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>85&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="85"/> 5. Die Mitarbeiter des Kreisjugendamts des Beklagten haben fahrl&#228;ssig gehandelt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>86&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="86"/> a) Bei Anwendung der erforderlichen Sorgfalt h&#228;tte erkannt werden k&#246;nnen, welche Anforderungen an die &#220;berpr&#252;fungspflicht nach &#167; 37 Abs. 3 SGB VIII zu stellen sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>87&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="87"/> Die restriktive Anwendung der Vorschrift durch die Mitarbeiter des Beklagten ist nach Auffassung der Kammer weder im Ergebnis vertretbar noch beruht sie auf einer sorgf&#228;ltigen und mit den zu Gebote stehenden Hilfsmitteln durchgef&#252;hrten Auslegung (vgl. Palandt/Thomas, a.A. O., &#167; 839 Rn. 53). Sie findet weder im Wortlaut des Gesetzestextes noch in der Gesetzesbegr&#252;ndung ausreichende Ankn&#252;pfungspunkte. Bei sorgf&#228;ltiger Pr&#252;fung der Rechtslage h&#228;tte erkannt werden m&#252;ssen, dass eine blo&#223; anlassbezogene und schematische &#220;berpr&#252;fung im Abstand von ein bis zwei Jahren ohne eine selbst durchgef&#252;hrte Eingangspr&#252;fung nach dem &#220;bergang der Zust&#228;ndigkeit nicht ausreichend ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>88&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="88"/> b) Nicht zu folgen vermag die Kammer auch der Einsch&#228;tzung der Staatsanwaltschaft Stuttgart aus der Einstellungsverf&#252;gung vom 03.03.2000, das Verhalten der Pflegeeltern sei etwas in der "zivilisierten" Welt derart Ungeheuerliches, dass es au&#223;erhalb jeder Vorstellung liege und somit nicht vorhersehbar sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>89&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="89"/> Dass Pflegeeltern ihre Kinder vernachl&#228;ssigen, qu&#228;len und misshandeln, ist zwar ersch&#252;tternd, kommt jedoch leider auch in der zivilisierten Welt immer wieder vor. Gerade deswegen besteht die &#220;berpr&#252;fungsverpflichtung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>90&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="90"/> Der konkrete Tathergang und die Folgen, insbesondere der t&#246;dliche Ausgang brauchen dagegen nicht vorhergesehen zu werden, um gleichwohl einen Fahrl&#228;ssigkeitsschuldvorwurf annehmen zu k&#246;nnen (Palandt/Heinrichs, a.A. O., &#167; 276 Rn. 20). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>91&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="91"/> 6. Dem Kl&#228;ger steht eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit, die die Schadensersatzverpflichtung nach &#167; 839 Abs. 1 S. 2 BGB ausschlie&#223;en w&#252;rde, unstreitig nicht zur Verf&#252;gung. Die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Pflegeeltern sind zur Leistung von Schadensersatz nicht in der Lage. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>92&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="92"/> 7. Nach Auffassung der Kammer sind die Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers auch nicht nach Art. 229 &#167; 6 Abs. 1 S. 1 EGBGB, &#167; 852 Abs. 1 BGB n.F. verj&#228;hrt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>93&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="93"/> Die Verj&#228;hrung deliktischer Schadensersatzanspr&#252;che beginnt in dem Zeitpunkt, in dem der Verletzte vom Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis erlangt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>94&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="94"/> Von einer Kenntnis der Schadensersatzpflicht des Beklagten kann jedoch fr&#252;hestens zum Zeitpunkt der strafgerichtlichen Verurteilung der Pflegeeltern am 30.06.1999 ausgegangen werden. Erst im Rahmen der Strafverhandlung wurden die Geschehensabl&#228;ufe und die Beteiligung des Jugendamtes aufgearbeitet. Vor der Verk&#252;ndung des Strafurteils konnte der Kl&#228;ger nicht davon ausgehen, dass dem Kreisjugendamt des Beklagten ein Schuldvorwurf gemacht werden k&#246;nnte. Es war ihm nicht zuzumuten, bereits zu diesem Zeitpunkt Amtshaftungsklage zu erheben (Palandt/Thomas, a.A. O., &#167; 852 Rn. 11 f.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>95&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="95"/> Damit ist der am 20.06.2002 und somit vor Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist eingereichte Prozesskostenhilfeantrag verj&#228;hrungshemmend nach Art. 229 &#167; 6 Abs. 1 S. 1 EGBGB, 206 BGB n.F. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>96&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="96"/> 8. Die Kammer h&#228;lt ein Schmerzensgeld nach &#167; 847 Abs. 1 BGB a. F in H&#246;he von 25.000,00 EUR f&#252;r angemessen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>97&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="97"/> Dabei hat die Kammer ber&#252;cksichtigt, dass das Kreisjugendamt des Beklagten durch ein Einschreiten die sich &#252;ber sieben Jahre hinstreckenden Misshandlungen des Kl&#228;gers lediglich um maximal sechs Monate h&#228;tte abk&#252;rzen k&#246;nnen. Ein Schuldvorwurf kann dem Jugendamt nur f&#252;r vier Monate gemacht werden, da die Eingangs&#252;berpr&#252;fung innerhalb eines Zeitraums von sechs bis acht Wochen nach Begr&#252;ndung der Zust&#228;ndigkeit stattfinden kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>98&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="98"/> Die Kammer hat auch ber&#252;cksichtigt, dass die Hauptverantwortung f&#252;r das uns&#228;gliche Leiden, das dem Kl&#228;ger zugef&#252;gt wurde, bei den Pflegeeltern zu suchen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>99&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="99"/> Allerdings konnte auch nicht ohne Beachtung bleiben, dass gerade in den letzten Monaten, f&#252;r die das Kreisjugendamt des Beklagten die Verantwortung trifft, die Leidenszeit am schwersten war. Dies waren die Monate, in denen der Kl&#228;ger zu Hause eingesperrt war, nicht mehr nach drau&#223;en geschweige denn zur Schule gehen durfte und kaum mehr bzw. keine Nahrung erhielt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>100&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="100"/> Der Kl&#228;ger hat nicht nur, w&#228;hrend die Misshandlungen ausge&#252;bt wurden, schwer gelitten. Er hat bleibenden Schaden an seiner Gesundheit und seiner k&#246;rperlichen und seelischen Entwicklung genommen. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>101&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="101"/> Dem Kl&#228;ger steht auch der im Rahmen des Feststellungsantrags geltend gemachte materielle Schadensersatzanspruch aus den oben dargestellten Gr&#252;nden zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>102&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="102"/> 1. Dabei hat die Kammer davon abgesehen, die Ersatzpflicht auf den Zeitraum zu begrenzen, f&#252;r den die Zust&#228;ndigkeit beim Kreisjugendamt des Beklagten lag. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>103&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="103"/> Zum einen sieht die Kammer die Misshandlung des Kl&#228;gers wie das Strafgericht als Dauerdelikt, das lediglich abgek&#252;rzt worden w&#228;re, h&#228;tte sich das Kreisjugendamt des Beklagten pflichtgem&#228;&#223; verhalten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>104&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="104"/> Zum anderen lassen sich die beim Kl&#228;ger m&#246;glicherweise durch den Aufenthalt in der Pflegefamilie R. entstandenen Sch&#228;den rein tats&#228;chlich den verschiedenen Zeitr&#228;umen nicht zuordnen, in denen der Landkreis H. und der Beklagte als Tr&#228;ger der Jugendhilfe zust&#228;ndig waren. Nach dem Rechtsgedanken von &#167; 830 Abs. 1 S. 2 BGB ist somit der gesamte Schaden auch vom Beklagten zu ersetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>105&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="105"/> 2. Die Kammer geht davon aus, dass die M&#246;glichkeit besteht, dass dem Kl&#228;ger sowohl materielle Sch&#228;den entstanden sind als auch weitere materielle und immaterielle Sch&#228;den entstehen. Bei der Schwere der Misshandlungen und den damit verbundenen Folgen ist dies naheliegend. Daher ist der Feststellungsantrag, soweit er zul&#228;ssig ist, auch begr&#252;ndet - abgesehen davon, dass eine Einschr&#228;nkung f&#252;r Anspr&#252;che zu machen war, die auf Dritte &#252;bergegangen sind. </td></tr></table> <table><tr><td>IV.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>106&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="106"/> Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,265
olgstut-2003-02-07-2-ws-172003-2-ws-1
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 17/2003; 2 Ws 17/03
2003-02-07T00:00:00
2019-01-07T10:14:14
2019-02-12T13:09:49
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die als Beschwerde auszulegende Eingabe der Angeklagten vom 26. Januar 2003 wird die Verf&#252;gung des Vorsitzenden des Landgerichts - Gro&#223;e Strafkammer - U. vom 17. Januar 2003 aufgehoben.</p> <p>Die beantragte Zusammenf&#252;hrung der Angeklagten mit ihrem Ehemann, O. S., geboren am ..., derzeit in dieser Sache in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt U., zu einem einmaligen Besuch wird genehmigt.</p> <p>Zur Durchf&#252;hrung des Besuchs ergehen folgende Anordnungen:</p> <p>Der Besuch hat in Anwesenheit eines &#220;berwachungsbeamten (Nr. 27 UVollzO) stattzufinden.</p> <p>Die Besuchsdauer wird auf eine Stunde festgesetzt.</p> <p>Jeder k&#246;rperliche Kontakt zwischen der Angeklagten und ihrem Ehemann ist untersagt. Beide d&#252;rfen einander keinen Gegenstand &#252;bergeben.</p> <p>Das Gespr&#228;ch zwischen der Angeklagten und ihrem Ehemann ist in deutscher Sprache zu f&#252;hren.</p> <p>&#220;ber den Gegenstand des Strafverfahrens darf nicht gesprochen werden.</p> <p>Der &#252;berwachende Beamte hat einzugreifen, wenn ihm der Inhalt der Unterredung im Hinblick auf das Strafverfahren oder mit R&#252;cksicht auf die Ordnung in der Anstalt bedenklich erscheint; falls erforderlich, hat er den Besuch abzubrechen. Dies gilt auch, wenn versucht wird, dem anderen etwas zu &#252;bergeben (Nr. 27 Abs. 3 UVollzO).</p> <p>Die Kosten des Rechtsmittels sowie die dadurch entstandenen notwendigen Auslagen der Beschwerdef&#252;hrerin tr&#228;gt die Staatskasse.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Beschwerdef&#252;hrerin und ihr Ehemann, der Mitangeklagte O. S., befinden sich seit ihrer vorl&#228;ufigen Festnahme am Vortage seit dem 18. Juni 2002 aufgrund des Haftbefehls des Amtsgerichts G. - ersetzt durch den Haftbefehl der nunmehr zust&#228;ndigen Gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts U. vom 09. Dezember 2002 - ununterbrochen in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl wird gegen die Beschwerdef&#252;hrerin in der Justizvollzugsanstalt S., gegen ihren Ehemann in der Justizvollzugsanstalt U. vollstreckt. Gegen beide wurde am 04. Dezember 2002 Anklage zur Strafkammer erhoben. Dem Angeklagten O. S. wird darin unerlaubtes Handeltreiben in drei F&#228;llen mit insgesamt ca. zwei Kilogramm Heroin zur Last gelegt, der Beschwerdef&#252;hrerin Beihilfe hierzu in zwei F&#228;llen sowie mitt&#228;terschaftliches Handeln in einem Fall. Die Strafkammer er&#246;ffnete am 15. Januar 2002 gegen beide das Hauptverfahren, lie&#223; die Anklage zur Hauptverhandlung vor der Strafkammer zu und ordnete Haftfortdauer an. Termin zur Hauptverhandlung wurde bestimmt auf 30. April und 02. Mai 2003. Mit der angefochtenen Verf&#252;gung des Vorsitzenden der Strafkammer, ist der (letzte) Antrag der Beschwerdef&#252;hrerin vom 12. Januar 2003, die Besuchszusammenf&#252;hrung mit ihrem Ehemann zu bewilligen, abgelehnt worden. Hiergegen wendet sich die Beschwerdef&#252;hrerin mit ihrer als Beschwerde auszulegenden Eingabe vom 26. Januar 2003. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 304 Abs. 1, 306 Abs. 1 StPO, Nr. 74 UVollzO zul&#228;ssige Beschwerde hat Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Untersuchungsgefangenen d&#252;rfen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 119 Abs. 3 und 6, 126 Abs. 2 StPO, nur solche Beschr&#228;nkungen auferlegt werden, die der Zweck der Untersuchungshaft oder die Ordnung in der Anstalt erfordert. Wie alle grundrechtseinschr&#228;nkenden Bestimmungen ist auch diese Vorschrift an den durch sie eingeschr&#228;nkten Grundrechten zu messen; ihre Auslegung hat der Tatsache Rechnung zu tragen, dass ein Untersuchungsgefangener noch nicht verurteilt ist und deshalb allein den unvermeidlichen Beschr&#228;nkungen unterworfen werden darf (BVerfGE 42, 95 ff.). In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, das Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen. Dieser in Artikel 6 Abs. 1 GG enthaltenen wertentscheidenden Grundsatznorm kommt auch im Haftvollzug besondere Bedeutung zu. Hieraus folgt, dass die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden die erforderlichen und zumutbaren Anstrengungen unternehmen m&#252;ssen, um in angemessenem Umfange Besuche von Ehegatten zu erm&#246;glichen, wobei auch die bisherige Vollzugsdauer zu ber&#252;cksichtigen ist (vgl. BVerfGE 42, 95, 100 f.). Diese Grunds&#228;tze haben auch f&#252;r mitangeklagte, in Untersuchungshaft befindliche Eheleute Geltung (vgl. OLG K&#246;ln StraFo 1995, 118; OLG D&#252;sseldorf NStZ 1989, 549, 550; OLG Frankfurt MDR 1979, 1043). Die Zusammenf&#252;hrung darf nur dann verweigert werden, wenn konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r bestehen, dass sie zum unzul&#228;ssigen Austausch von verdeckten Informationen missbraucht und diese Gefahr mit den Mitteln der Besuchs&#252;berwachung nicht ausger&#228;umt werden kann (vgl. KK-Boujong, StPO, 4. Auflage, &#167; 119 Rdnr. 22 f.). Daran fehlt es hier. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Weder die Beschwerdef&#252;hrerin noch ihr mitangeklagter Ehemann, die seit ihrer Festnahme vor nahezu acht Monaten bisher keine Gelegenheit zu einer Zusammenkunft erhalten haben, befinden sich wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft (vgl. Haftbefehl der Strafkammer vom 09. Dezember 2002 und Haftfortdauerbeschluss des Senats vom 18. Dezember 2002 - 2 HEs 217/02 -). Dar&#252;ber hinaus haben auch die Akten keinen Hinweis dahin ergeben, dass konkrete Verdunklungshandlungen und Absprachen zwischen den Eheleuten zu besorgen sind. W&#228;hrend der Ehemann O. S. die ihm vorgeworfenen Taten bislang abstritt, hat sich B. S. nur insoweit eingelassen, dass sie von dem in ihrem Auto versteckten Heroin nichts gewusst habe. Unabh&#228;ngig von dieser Einlassung fu&#223;t die Beweisf&#252;hrung auf der im wesentlichen Ermittlungsergebnis der Anklageschrift dargestellten Gesamtschau verschiedener anderer Beweismittel (u.a. &#252;berwachte Telefongespr&#228;che, Zeugenangaben und Augenscheinsobjekte). Der in den Ablehnungsgr&#252;nden der angefochtenen Verf&#252;gung nicht n&#228;her begr&#252;ndeten Besorgnis, die Besuchszusammenf&#252;hrung k&#246;nnte dazu ben&#252;tzt werden, etwa in Form des Austauschens von Kassibern Prozessabsprachen zu treffen, kann durch &#220;berwachung des Besuches auf der Grundlage der vom Senat getroffenen Anordnungen und der Eingriffsbefugnisse des &#220;berwachungsbeamten gem&#228;&#223; Nr. 27 UVollzO hinreichend Rechnung getragen werden (vgl. auch KK-Boujong a.a.O., Rdnr. 23). Auch organisatorische Schwierigkeiten stehen der Besuchszusammenf&#252;hrung nicht entgegen, da die Justizvollzugsanstalten S. und U. nicht derart weit auseinander liegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Kosten- und Auslagenentscheidung folgt aus der entsprechenden Anwendung von &#167; 467 Abs. 1 StPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,267
ag-tubingen-2003-02-07-9-c-126702
{ "id": 103, "name": "Amtsgericht Tübingen", "slug": "ag-tubingen", "city": 95, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
9 C 1267/02
2003-02-07T00:00:00
2019-01-07T10:14:14
2019-01-17T11:52:09
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, f&#252;r das Veranlagungsjahr 1998 der Zusammenveranlagung zur Einkommenssteuer nach &#167; 26 b EStG zuzustimmen.</p> <p/> <p>2. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p/> <p>3. Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p/> <p>Streitwert: 3.387,43 EUR</p> <p/> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Kl&#228;ger macht mit seiner Klage die Zustimmung der Beklagten zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung zur Einkommenssteuer nach &#167; 26 b EStG geltend. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Parteien waren miteinander verheiratet. Die am 19.12.1980 geschlossene Ehe wurde am 03.02.2000 geschieden. Im Juni 1998 ist es zur Trennung der Eheleute gekommen, bis Oktober 1998 zahlte der Kl&#228;ger noch die Kaltmiete der ehelichen Wohnung. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> In der Vergangenheit war zwischen den Parteien vereinbart, dass bzgl. der Lohnsteuerveranlagung der Kl&#228;ger in die Lohnsteuerklasse III geht, w&#228;hrend der Verdienst der Beklagten nach der Lohnsteuerklasse V steuerlich abgef&#252;hrt wird. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> In den Jahren 1997 und 1998 haben beide Parteien ausschlie&#223;lich Eink&#252;nfte aus nichtselbst&#228;ndiger Arbeit bezogen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Nach der Ehescheidung hat die Beklagte beim Finanzamt ... beantragt, f&#252;r die Jahre 1997 und 1998 eine getrennte Veranlagung gem. &#167; 26 a EStG durchzuf&#252;hren. Dies wurde vom Finanzamt veranlasst. Die Beklagte hat f&#252;r das Veranlagungsjahr 1997 Einkommenssteuer, Zinsen, Kirchensteuer, sowie Solidarit&#228;tszuschlag i. H. v. insgesamt EUR 3.365,33 zur&#252;ckerhalten. F&#252;r das Veranlagungsjahr 1998 hat sie insgesamt EUR 3.254,17 von der Finanzkasse erstattet bekommen. F&#252;r beide Jahre erfolgte eine Erstattung in H&#246;he von EUR 6.618,50 zugunsten der Beklagten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Der Kl&#228;ger musste daraufhin f&#252;r das Veranstaltungsjahr 1997 insgesamt EUR 3.788,95 nachzahlen, f&#252;r 1998 insgesamt EUR 3.662,79. Da dem Kl&#228;ger kein Bescheid zugegangen ist, hat sich die Nachforderung aufgrund Versp&#228;tungszuschlags auf EUR 7.451,71 erh&#246;ht. Die Bescheide an den Kl&#228;ger wurden &#246;ffentlich durch Aushang am 18.09.2000 zugestellt. Dieser hat daraufhin gegen die Bescheide Einspruch eingelegt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Bei einer Zusammenveranlagung h&#228;tte die Nachforderung der Parteien EUR 237,80 f&#252;r das Veranlagungsjahr 1997 und EUR 276,86 f&#252;r das Veranlagungsjahr 1998 betragen. Die Beklagte hat nach mehreren Schreiben des Kl&#228;gervertreters f&#252;r eine gemeinsame Veranlagung f&#252;r das Jahr 1997 zugestimmt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Der Kl&#228;ger behauptet, dass ihm ein Anspruch gegen die Beklagte auf Zustimmung zur Zusammenveranlagung f&#252;r das Jahr 1998 zust&#252;nde. Er ist der Auffassung, dass die Beklagte ihre Zustimmung zur Zusammenveranlagung nicht davon abh&#228;ngig machen k&#246;nne, dass er sie von der R&#252;ckzahlung des Erstattungsbetrages f&#252;r das Jahr 1998 i. H. v. EUR 3.386,43 freistellen w&#252;rde. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Der Kl&#228;ger beantragt, </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> die Beklagte zu verurteilen, f&#252;r das Veranlagungsjahr 1998 der Zusammenveranlagung zur Einkommenssteuer nach &#167; 26 b EStG zuzustimmen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Beklagte behauptet, dass diese Verpflichtung zur Zustimmung zur gemeinsamen Veranlagung nur f&#252;r das letzte vollst&#228;ndige Jahr des Zusammenlebens gelten w&#252;rde. Au&#223;erdem sei aufgrund der Trennung im Jahr 1998 der Wegfall dieser Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r das Jahr 1998 entfallen. Die Beklagte behauptet weiter, dass sie die getrennte Veranlagung nur deshalb gemacht h&#228;tte, weil der Kl&#228;ger nicht mit ihr die gemeinsame Steuererkl&#228;rung machen wollte. Des Weiteren sei es ihr nicht m&#246;glich gewesen, den Kl&#228;ger zu erreichen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Im &#252;brigen wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien und das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung verwiesen und Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. Das Amtsgericht T&#252;bingen &#8211; Zivilgericht &#8211; ist &#246;rtlich und sachlich zust&#228;ndiges Prozessgericht. Insbesondere handelt es sich um keine familiengerichtliche Streitigkeit, die vom Amtsgericht &#8211; Familiengericht &#8211; zu entscheiden w&#228;re. Denn in st&#228;ndiger Rechtsprechung, der sich auch das Amtsgericht T&#252;bingen anschlie&#223;t, handelt es sich bei einer Zustimmungsklage zur steuerlichen Veranlagung um einen schuldrechtlichen Anspruch, der eine b&#252;rgerliche Verm&#246;gensstreitigkeit darstellt (Schellhammer, Familienrecht, 2. Auflage, 2002, Rn. 1430; OLG M&#252;nchen, FamRZ 1983, 614; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1984, 805). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zustimmung zur Zusammenveranlagung f&#252;r das Jahr 1998 gem&#228;&#223; &#167; 1353 I 2 BGB. Insbesondere kann die Beklagte hier keine Einw&#228;nde erheben und die Zustimmung nicht von einer Freistellung von R&#252;ckforderungsanspr&#252;chen des Finanzamtes abh&#228;ngig machen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Gem&#228;&#223; &#167; 1353 I 2 BGB hat der Kl&#228;ger einen Anspruch auf Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung. Nach dieser Vorschrift sind die Ehegatten einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet und tragen gemeinsam f&#252;reinander die Verantwortung. Dabei ergibt sich aus dem Wesen der Ehe grunds&#228;tzlich f&#252;r beide Ehegatten die Verpflichtung, die finanziellen Lasten des anderen Teils nach M&#246;glichkeit zu vermindern. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> So war w&#228;hrend der Ehe der Parteien eindeutig eine Regelung dahingehend bestimmt, dass der Kl&#228;ger in der Lohnsteuerklasse 3 und die Ehefrau in der Lohnsteuerklasse 5 eingestuft wird. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Diese Verpflichtung besteht nicht nur f&#252;r das Jahr 1997 &#8211; was die Beklagte anerkannt hat und wo sie auch zugestimmt hat &#8211; sondern auch f&#252;r das Jahr 1998. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> In st&#228;ndiger Rechtsprechung, der sich auch das Amtsgericht T&#252;bingen anschlie&#223;t sind Eheleute w&#228;hrend der Ehe und dem Jahr der Trennung zu einer Mitwirkung an der steuerlichen Zusammenveranlagung gem. &#167; 1353 I S. 2 BGB verpflichtet (OLG Dresden, FamRZ 2002, 1025). Denn aus dem Wesen der Ehe ergibt sich grunds&#228;tzlich die Verpflichtung, die finanziellen Lasten des anderen Teils nach M&#246;glichkeit zu vermindern, wobei eine hiernach begr&#252;ndete familienrechtliche Verpflichtung der Zusammenwirkung zuzustimmen auch nach der Scheidung als Nachwirkung der Ehe bestehen bleibt (OLG Dresden, a. a. O., BGH, FamRZ 1977, 38). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Demnach kann der Kl&#228;ger auch f&#252;r das Jahr 1998 die Zustimmung der Beklagten verlangen, da eine Scheidung bzw. Trennung noch nicht erfolgt war, und die Ehe noch bestand, wenn auch Mitte 1998 eine Trennung erfolgte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Insbesondere kann die Beklagte ihre Zustimmung zur Zusammenveranlagung nicht davon abh&#228;ngig machen, dass der Kl&#228;ger sie von der R&#252;ckzahlung an das Finanzamt ... freistellt. Zwar ist der die Zustimmung verlangende Ehegatte regelm&#228;&#223;ig zum internen Ausgleich verpflichtet, wenn sich bei dem anderen Ehegatten die Steuerschuld infolge der Zusammenveranlagung im Vergleich zur getrennten Veranlagung erh&#246;ht, dies gilt aber nicht, wenn die Ehegatten eine andere Aufteilung der Steuerschulden &#8211; wie hier vorliegend &#8211; konkludent vereinbart haben (BGH, FamRZ 2002, 1025). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Denn durch die langj&#228;hrige Vereinbarung der Parteien, wonach die Beklagte in die Lohnsteuerklasse 5 und der Kl&#228;ger in die Lohnsteuerklasse 3 geht, wurde eine andere Aufteilung der Steuerschulden vereinbart. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Das Innenverh&#228;ltnis der Parteien richtet sich dabei nach &#167; 426 BGB, wobei die Parteien in den Streitjahren als Gesamtschuldner f&#252;r die Abgaben gem. &#167; 44 AO haften. Nach &#167; 426 BGB haften die Gesamtschuldner grunds&#228;tzlich zu gleichen Teilen, sofern nichts anderes bestimmt ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Eine solche andere Bestimmung haben die Parteien aber durch ihre langj&#228;hrige Steuerpraxis begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Denn es ist davon auszugehen, dass die Parteien die Wahl von Lohnsteuerklasse 3 und 5 bewu&#223;t gew&#228;hlt haben, um mehr Geldmittel f&#252;r den gemeinsamen Haushalt zur Verf&#252;gung zu haben. Damit hatte die Parteien mehr Geldmittel zur Verf&#252;gung als bei der doppelten steuerlichen Veranlagung nach Lohnsteuerklasse 4. W&#228;hrend des gemeinsamen Zusammenlebens h&#228;tten die Parteien keine andere Veranlagung beabsichtigt. Wegen der h&#246;heren Besteuerung hat die Beklagte auch vom Kl&#228;ger niemals einen Ausgleich verlangt. Daher ist aufgrund einer langj&#228;hrigen entsprechenden &#220;bung der Parteien von einer konkludenten Vereinbarung des Inhalts auszugehen, dass die Beklagte die Eink&#252;nfte nach der Lohnsteuerklasse 5 versteuert, ohne vom Kl&#228;ger dessen Lohn dem Abzug nach der Steuerklasse 3 unterliegt, einen Ausgleich zu verlangen (so auch der BGH, a. a. O.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Demnach konnte die Beklagte diese Einwendung nicht dem Kl&#228;ger entgegenhalten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Ebenso kann die Beklagte sich nicht darauf berufen, dass diese langj&#228;hrige konkludente Abrede und Vereinbarung durch die Trennung im Sommer 1998 weggefallen ist. Ein Wegfall bzw. eine wesentliche Ver&#228;nderung der Gesch&#228;ftsgrundlage liegt nicht vor. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Gesch&#228;ftsgrundlage sind die bei Abschlu&#223; des Vertrages zutage getretenen, dem anderen Teil erkennbar gewordenen und von ihm nicht beanstandeten Vorstellungen der einen Partei oder die gemeinsamen Vorstellungen beider Parteien von dem Vorhandensein oder dem k&#252;nftigen Eintritt bestimmter Umst&#228;nde, sofern der Gesch&#228;ftswillen der Parteien auf diesen Vorstellungen aufbaut (Palandt &#8211; Heinrichs, &#167; 242 Rn. 113). Die Rechte aus einem Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage bestehen nur, wenn der von der St&#246;rung betroffenen Partei die unver&#228;nderte Vertragserf&#252;llung nicht mehr zugemutet werden kann, wobei die Grenze der Zumutbarkeit von der Art des Vertrages und der aufgetretenen St&#246;rung abh&#228;ngt (Palandt, a. a. O., &#167; 242 Rn. 129). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Dabei kann offen bleiben, ob es hier &#252;berhaupt zu einer St&#246;rung der Gesch&#228;ftsgrundlage kam, insbesondere ob hier nicht einseitige Erwartungen im Raum standen. Denn &#252;ber die Gesch&#228;ftsgrundlage muss ein beiderseitiges Einvernehmen bestehen. Dass die Parteien dar&#252;ber einig waren, dass im Fall der r&#228;umlichen Trennung direkt die steuerliche Veranlagung ge&#228;ndert werden soll &#8211; zumal weitere Aspekte wie Unterhaltsleistungen im Raum stehen und die Kaltmiete vom Kl&#228;ger weiter gezahlt wurde &#8211; konnte nicht dargelegt werden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Zudem ist die weitere Vertragserf&#252;llung (sprich die Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung) f&#252;r das fortlaufende Jahr 1998 f&#252;r die Beklagte nicht unzumutbar gem. &#167; 242 BGB. Denn im Rahmen des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage spielt der Grundsatz von Treu und Glauben eine gro&#223;e Rolle. Die Parteien hatten die ganzen Jahre konkludent die jeweiligen Lohnsteuerklassen vereinbart. Dabei konnte sich auch der Kl&#228;ger darauf verlassen, dass dies f&#252;r das gesamte Jahr 1998 gilt, und nicht durch die Trennung im Juni 1998 abge&#228;ndert wird. Denn diese Zustimmungsverpflichtung der Beklagten bestand noch als Nachwirkung aus der Ehe, die noch bestand, gem. &#167; 1353 I BGB fort. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Eine Unzumutbarkeit der Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung k&#246;nnte f&#252;r die Beklagte nur dann in analoger Anwendung des &#167; 1565 II BGB gegeben sein, wenn diese sich als unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Dann m&#252;sste es aber Anhaltspunkte dahin geben, dass diese Fortsetzung f&#252;r die Beklagte eine unzumutbare H&#228;rte darstellt, wobei daran strenge Anforderungen zu stellen sind (Palandt, a. a. O., &#167; 1565 Rn. 9). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Eine solche unzumutbare H&#228;rte liegt nicht vor, Anhaltspunkte sind nicht dargelegt worden. Auch die R&#252;ckzahlungsverpflichtung der Beklagten an das Finanzamt ist in diesem Zusammenhang keine besondere H&#228;rte, da im Zusammenhang mit dem Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage nur auf sie und ihren Ehemann abzustellen ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Auch kann die Beklagte nicht wegen des Scheiterns der Ehe den Mehrbetrag, den sie wegen der Besteuerung ihres Einkommens nach der Lohnsteuerklasse V im Vergleich zur Besteuerung bei getrennter Veranlagung vom Kl&#228;ger verlangen. Denn der ehelichen Lebensgemeinschaft liegt die Anschauung zugrunde, mit den Einkommen der Eheleute gemeinsam zu wirtschaften und finanzielle Mehrleistungen nicht auszugleichen. Eine besondere Vereinbarung dahin, wonach der Kl&#228;ger der Beklagten einen Ausgleich zahlt, wurde nicht getroffen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Daher ist die Beklagte dem Kl&#228;ger zur Zustimmung verpflichtet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. Das Amtsgericht T&#252;bingen &#8211; Zivilgericht &#8211; ist &#246;rtlich und sachlich zust&#228;ndiges Prozessgericht. Insbesondere handelt es sich um keine familiengerichtliche Streitigkeit, die vom Amtsgericht &#8211; Familiengericht &#8211; zu entscheiden w&#228;re. Denn in st&#228;ndiger Rechtsprechung, der sich auch das Amtsgericht T&#252;bingen anschlie&#223;t, handelt es sich bei einer Zustimmungsklage zur steuerlichen Veranlagung um einen schuldrechtlichen Anspruch, der eine b&#252;rgerliche Verm&#246;gensstreitigkeit darstellt (Schellhammer, Familienrecht, 2. Auflage, 2002, Rn. 1430; OLG M&#252;nchen, FamRZ 1983, 614; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1984, 805). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zustimmung zur Zusammenveranlagung f&#252;r das Jahr 1998 gem&#228;&#223; &#167; 1353 I 2 BGB. Insbesondere kann die Beklagte hier keine Einw&#228;nde erheben und die Zustimmung nicht von einer Freistellung von R&#252;ckforderungsanspr&#252;chen des Finanzamtes abh&#228;ngig machen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Gem&#228;&#223; &#167; 1353 I 2 BGB hat der Kl&#228;ger einen Anspruch auf Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung. Nach dieser Vorschrift sind die Ehegatten einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet und tragen gemeinsam f&#252;reinander die Verantwortung. Dabei ergibt sich aus dem Wesen der Ehe grunds&#228;tzlich f&#252;r beide Ehegatten die Verpflichtung, die finanziellen Lasten des anderen Teils nach M&#246;glichkeit zu vermindern. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> So war w&#228;hrend der Ehe der Parteien eindeutig eine Regelung dahingehend bestimmt, dass der Kl&#228;ger in der Lohnsteuerklasse 3 und die Ehefrau in der Lohnsteuerklasse 5 eingestuft wird. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Diese Verpflichtung besteht nicht nur f&#252;r das Jahr 1997 &#8211; was die Beklagte anerkannt hat und wo sie auch zugestimmt hat &#8211; sondern auch f&#252;r das Jahr 1998. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> In st&#228;ndiger Rechtsprechung, der sich auch das Amtsgericht T&#252;bingen anschlie&#223;t sind Eheleute w&#228;hrend der Ehe und dem Jahr der Trennung zu einer Mitwirkung an der steuerlichen Zusammenveranlagung gem. &#167; 1353 I S. 2 BGB verpflichtet (OLG Dresden, FamRZ 2002, 1025). Denn aus dem Wesen der Ehe ergibt sich grunds&#228;tzlich die Verpflichtung, die finanziellen Lasten des anderen Teils nach M&#246;glichkeit zu vermindern, wobei eine hiernach begr&#252;ndete familienrechtliche Verpflichtung der Zusammenwirkung zuzustimmen auch nach der Scheidung als Nachwirkung der Ehe bestehen bleibt (OLG Dresden, a. a. O., BGH, FamRZ 1977, 38). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Demnach kann der Kl&#228;ger auch f&#252;r das Jahr 1998 die Zustimmung der Beklagten verlangen, da eine Scheidung bzw. Trennung noch nicht erfolgt war, und die Ehe noch bestand, wenn auch Mitte 1998 eine Trennung erfolgte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Insbesondere kann die Beklagte ihre Zustimmung zur Zusammenveranlagung nicht davon abh&#228;ngig machen, dass der Kl&#228;ger sie von der R&#252;ckzahlung an das Finanzamt ... freistellt. Zwar ist der die Zustimmung verlangende Ehegatte regelm&#228;&#223;ig zum internen Ausgleich verpflichtet, wenn sich bei dem anderen Ehegatten die Steuerschuld infolge der Zusammenveranlagung im Vergleich zur getrennten Veranlagung erh&#246;ht, dies gilt aber nicht, wenn die Ehegatten eine andere Aufteilung der Steuerschulden &#8211; wie hier vorliegend &#8211; konkludent vereinbart haben (BGH, FamRZ 2002, 1025). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Denn durch die langj&#228;hrige Vereinbarung der Parteien, wonach die Beklagte in die Lohnsteuerklasse 5 und der Kl&#228;ger in die Lohnsteuerklasse 3 geht, wurde eine andere Aufteilung der Steuerschulden vereinbart. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Das Innenverh&#228;ltnis der Parteien richtet sich dabei nach &#167; 426 BGB, wobei die Parteien in den Streitjahren als Gesamtschuldner f&#252;r die Abgaben gem. &#167; 44 AO haften. Nach &#167; 426 BGB haften die Gesamtschuldner grunds&#228;tzlich zu gleichen Teilen, sofern nichts anderes bestimmt ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Eine solche andere Bestimmung haben die Parteien aber durch ihre langj&#228;hrige Steuerpraxis begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Denn es ist davon auszugehen, dass die Parteien die Wahl von Lohnsteuerklasse 3 und 5 bewu&#223;t gew&#228;hlt haben, um mehr Geldmittel f&#252;r den gemeinsamen Haushalt zur Verf&#252;gung zu haben. Damit hatte die Parteien mehr Geldmittel zur Verf&#252;gung als bei der doppelten steuerlichen Veranlagung nach Lohnsteuerklasse 4. W&#228;hrend des gemeinsamen Zusammenlebens h&#228;tten die Parteien keine andere Veranlagung beabsichtigt. Wegen der h&#246;heren Besteuerung hat die Beklagte auch vom Kl&#228;ger niemals einen Ausgleich verlangt. Daher ist aufgrund einer langj&#228;hrigen entsprechenden &#220;bung der Parteien von einer konkludenten Vereinbarung des Inhalts auszugehen, dass die Beklagte die Eink&#252;nfte nach der Lohnsteuerklasse 5 versteuert, ohne vom Kl&#228;ger dessen Lohn dem Abzug nach der Steuerklasse 3 unterliegt, einen Ausgleich zu verlangen (so auch der BGH, a. a. O.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Demnach konnte die Beklagte diese Einwendung nicht dem Kl&#228;ger entgegenhalten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Ebenso kann die Beklagte sich nicht darauf berufen, dass diese langj&#228;hrige konkludente Abrede und Vereinbarung durch die Trennung im Sommer 1998 weggefallen ist. Ein Wegfall bzw. eine wesentliche Ver&#228;nderung der Gesch&#228;ftsgrundlage liegt nicht vor. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Gesch&#228;ftsgrundlage sind die bei Abschlu&#223; des Vertrages zutage getretenen, dem anderen Teil erkennbar gewordenen und von ihm nicht beanstandeten Vorstellungen der einen Partei oder die gemeinsamen Vorstellungen beider Parteien von dem Vorhandensein oder dem k&#252;nftigen Eintritt bestimmter Umst&#228;nde, sofern der Gesch&#228;ftswillen der Parteien auf diesen Vorstellungen aufbaut (Palandt &#8211; Heinrichs, &#167; 242 Rn. 113). Die Rechte aus einem Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage bestehen nur, wenn der von der St&#246;rung betroffenen Partei die unver&#228;nderte Vertragserf&#252;llung nicht mehr zugemutet werden kann, wobei die Grenze der Zumutbarkeit von der Art des Vertrages und der aufgetretenen St&#246;rung abh&#228;ngt (Palandt, a. a. O., &#167; 242 Rn. 129). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Dabei kann offen bleiben, ob es hier &#252;berhaupt zu einer St&#246;rung der Gesch&#228;ftsgrundlage kam, insbesondere ob hier nicht einseitige Erwartungen im Raum standen. Denn &#252;ber die Gesch&#228;ftsgrundlage muss ein beiderseitiges Einvernehmen bestehen. Dass die Parteien dar&#252;ber einig waren, dass im Fall der r&#228;umlichen Trennung direkt die steuerliche Veranlagung ge&#228;ndert werden soll &#8211; zumal weitere Aspekte wie Unterhaltsleistungen im Raum stehen und die Kaltmiete vom Kl&#228;ger weiter gezahlt wurde &#8211; konnte nicht dargelegt werden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Zudem ist die weitere Vertragserf&#252;llung (sprich die Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung) f&#252;r das fortlaufende Jahr 1998 f&#252;r die Beklagte nicht unzumutbar gem. &#167; 242 BGB. Denn im Rahmen des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage spielt der Grundsatz von Treu und Glauben eine gro&#223;e Rolle. Die Parteien hatten die ganzen Jahre konkludent die jeweiligen Lohnsteuerklassen vereinbart. Dabei konnte sich auch der Kl&#228;ger darauf verlassen, dass dies f&#252;r das gesamte Jahr 1998 gilt, und nicht durch die Trennung im Juni 1998 abge&#228;ndert wird. Denn diese Zustimmungsverpflichtung der Beklagten bestand noch als Nachwirkung aus der Ehe, die noch bestand, gem. &#167; 1353 I BGB fort. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Eine Unzumutbarkeit der Zustimmung zur gemeinsamen steuerlichen Veranlagung k&#246;nnte f&#252;r die Beklagte nur dann in analoger Anwendung des &#167; 1565 II BGB gegeben sein, wenn diese sich als unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Dann m&#252;sste es aber Anhaltspunkte dahin geben, dass diese Fortsetzung f&#252;r die Beklagte eine unzumutbare H&#228;rte darstellt, wobei daran strenge Anforderungen zu stellen sind (Palandt, a. a. O., &#167; 1565 Rn. 9). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Eine solche unzumutbare H&#228;rte liegt nicht vor, Anhaltspunkte sind nicht dargelegt worden. Auch die R&#252;ckzahlungsverpflichtung der Beklagten an das Finanzamt ist in diesem Zusammenhang keine besondere H&#228;rte, da im Zusammenhang mit dem Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage nur auf sie und ihren Ehemann abzustellen ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Auch kann die Beklagte nicht wegen des Scheiterns der Ehe den Mehrbetrag, den sie wegen der Besteuerung ihres Einkommens nach der Lohnsteuerklasse V im Vergleich zur Besteuerung bei getrennter Veranlagung vom Kl&#228;ger verlangen. Denn der ehelichen Lebensgemeinschaft liegt die Anschauung zugrunde, mit den Einkommen der Eheleute gemeinsam zu wirtschaften und finanzielle Mehrleistungen nicht auszugleichen. Eine besondere Vereinbarung dahin, wonach der Kl&#228;ger der Beklagten einen Ausgleich zahlt, wurde nicht getroffen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Daher ist die Beklagte dem Kl&#228;ger zur Zustimmung verpflichtet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,256
arbg-freiburg-2003-02-06-11-ca-42102
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11 Ca 421/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:10
2019-01-17T11:52:09
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Es wird festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien nicht durch Befristungsablauf am 24.07.2002 geendet hat.</p> <p>2.&#160;&#160;Das beklagte Land tr&#228;gt die Kosten.</p> <p>3.&#160;&#160;Der Streitwert wird auf EUR 6.000,00 festgesetzt.</p> <p>gez.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob ihr Arbeitsverh&#228;ltnis durch Befristungsablauf mit dem 24.07.2002 endet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Kl&#228;gerin wurde bei dem beklagten Land durch befristeten Arbeitsvertrag vom 12.09./14.09.2001 als teilzeitbesch&#228;ftigte Lehrerin im Angestelltenverh&#228;ltnis mit 18 Unterrichtsstunden w&#246;chentlich f&#252;r Unterrichtst&#228;tigkeiten an Grund- und Hauptschulen befristet bis zum 24.07.2002 eingestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Im Arbeitsvertrag (Anlage K1, Aktenseite 5) hei&#223;t es: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="4"/> Grund der Befristung: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="5"/> Die Parteien sind sich einig, dass der Arbeitsvertrag nur als vor&#252;bergehender Ersatz f&#252;r den nicht vorhersehbaren Ausfall von Frau ..., l&#228;ngstens bis 24.07.2002 abgeschlossen wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die Beteiligung des nach &#167; 85 Abs. 2 LPVG zust&#228;ndigen Bezirkspersonalrats zur befristeten Einstellung der Kl&#228;gerin vollzog sich in der Weise, dass das zust&#228;ndige Oberschulamt den Bezirkspersonalrat mit Schreiben vom 06.09.2001 (Aktenseite 39) informierte, auch dar&#252;ber dass es sich um einen befristeten Arbeitsvertrag handelt und den Sachgrund angab. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Oberschulamt und dem Bezirkspersonalrat, wonach bei "KV-Vertr&#228;gen" der Bezirkspersonalrat GHRS seine Mitbestimmungsrechte innerhalb von 24 Stunden wahrnimmt, ging das beklagte Land davon aus, dass am 07.09.2001 mangels Widerspruch des Personalrats dessen Zustimmung zur befristeten Einstellung der Kl&#228;gerin vorlag. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Mit ihrer am 08.08.2002 bei Gericht eingegangenen Klage wendet sich die Kl&#228;gerin gegen das Ende ihres Arbeitsverh&#228;ltnisses durch Befristungsablauf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung vor, dass die Befristungsvereinbarung unwirksam sei und das Arbeitsverh&#228;ltnis daher nicht beenden k&#246;nnte. Sie sei bereits deswegen unwirksam, weil der Personalrat bei dem beklagten Land nicht ordnungsgem&#228;&#223; beteiligt worden sei. Zun&#228;chst werde bestritten, dass eine Vereinbarung der Frist auf 24 Stunden &#252;berhaupt vorgenommen worden sei, dar&#252;ber hinaus werde deren rechtliche Zul&#228;ssigkeit bestritten. Dieses zum einen, weil die Absenderin Vertreterin der Gruppe der Beamten sei, jedoch die behauptete Vereinbarung nur die Gruppe der Angestellten betr&#228;fe. Dar&#252;ber hinaus betrage die Frist zur Stellungnahme des Personalrats gem&#228;&#223; &#167; 69 Abs. 2 S. 3 18 Tage und diese verl&#228;ngere sich nach S. 5 auf 27 Tage, wobei innerhalb der Frist der &#246;rtliche Personalrat, welcher zur Entscheidung nicht befugt sei, noch anzuh&#246;ren sei. Das sei nicht geschehen und aufgrund der extremen Verk&#252;rzung der Beteiligungsfrist sei diese Vereinbarung unwirksam, folglich habe der Personalrat der befristeten Einstellung der Kl&#228;gerin nicht zugestimmt und aus diesem Grunde sei die Befristungsvereinbarung unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Dar&#252;ber hinaus g&#228;be es auch keinen sachlichen Grund f&#252;r die Befristung. Die vertretene Frau ... habe dem Schulleiter bereits Ende Juni 2001 mitgeteilt, dass sie ihren vorzeitigen Ruhestand eingereicht und bereits am 25.07.2001 die Urkunde &#252;ber die Versetzung in den Ruhestand erhalten habe. Daher sei dem beklagten Land am 25.07.2001 bereits der Bedarf f&#252;r die dauerhafte Einstellung einer Lehrkraft an der ... schule in ... bekannt gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Wegen der Einzelheiten wird auf den Vortrag der Kl&#228;gerin Aktenseite 53 und 54 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Kl&#228;gerin beantragt daher: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="12"/> Es wird festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien &#252;ber den 24.07.2002 hinaus als unbefristetes Arbeitsverh&#228;ltnis fortbesteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Das beklagte Land beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="14"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Es tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung vor, das Arbeitsverh&#228;ltnis werde durch die Befristung beendet. Der Bezirkspersonalrat sei vor der Einstellung der Kl&#228;gerin ordnungsgem&#228;&#223; beteiligt worden. Mangels Stellungnahme h&#228;tte aufgrund der verk&#252;rzten Beteiligungsfrist mit Ablauf des 07.09.2001 die Zustimmung des Personalrats als erteilt gegolten. Dar&#252;ber hinaus liege f&#252;r die Befristung ein sachlicher Grund nach Nr. 1 c SR 2y BAT vor und der Befristung sei der nur vor&#252;bergehende Bedarf f&#252;r die Arbeitsleistung der Kl&#228;gerin gewesen. Die dauerhafte Besetzung sei aufgrund der Verwaltungsvorschriften des beklagten Landes &#252;ber die Einstellung von Lehramtsbewerberinnen und Lehramtsbewerbern vom 24.01.2001 (Aktenseite 27 ff.) nicht m&#246;glich gewesen. Das zentrale Auswahlverfahren f&#252;r das Land Baden-W&#252;rttemberg sei zu dem Zeitpunkt, zu dem der Ausfall von Frau bekannt gewesen sei, schon abgeschlossen gewesen. Aus diesem Grunde sei es erforderlich gewesen, eine vor&#252;bergehende Einstellung vorzunehmen. Eine dauerhafte Einstellung der Kl&#228;gerin sei im &#252;brigen auch aus Gr&#252;nden der Abschlussnote der Kl&#228;gerin nicht m&#246;glich. (Wegen des weiteren Vortrags der Beklagten wird auf die Aktenseite 22 bis 24 nebst Anlagen Bezug genommen.) </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet. Das Arbeitsverh&#228;ltnis endet nicht durch Befristungsablauf am 24.07.2002. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Der Antrag der Kl&#228;gerin ist dahingehend auszulegen, dass sie festgestellt wissen will, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien nicht durch Befristungsablauf am 24.07.2002 geendet hat. Aufgrund der punktuellen Streitgegenstandstheorie ist der Antrag so zu formulieren (KR-Lipke/Bader, 6. Aufl., Anhang II zu &#167; 626 BGB, &#167; 17 TzBfG Rn. 11, 45). Das Gericht hat den Antrag der Kl&#228;gerin daher entsprechend umgedeutet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Kl&#228;gerin hat rechtzeitig im Sinne des &#167; 17 S. 1 TzBfG innerhalb von drei Wochen nach Ablaufen der Befristung Klage erhoben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Befristung ist unwirksam. Die Kl&#228;gerin weist zutreffend darauf hin, dass die Mitbestimmungsrechte des Bezirkspersonalrats nicht gewahrt sind. Dem Personalrat steht nach &#167; 69 Abs. 2 i. V. m. &#167; 79 Abs. 3 Nr. 15 b LPVG auch hinsichtlich der Befristung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses ein Mitbestimmungsrecht zu (Roosch&#252;z/Amend/Killinger, LPVG f&#252;r Baden-W&#252;rttemberg, 10. Aufl., &#167; 79 Rn. 31). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Beachtung dieses Mitbestimmungsrechts ist Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r den Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages, wie das Bundesarbeitsgericht in gefestigter Rechtsprechung mehrfach entschieden hat (BAG Urteil vom 09.06.1999, 7 AZR 170/98; AP Nr. 2 zu &#167; 63 LPVG Brandenburg; Urteil vom 20.02.2002, 7 AZR 707/00, AP Nr. 23 zu &#167; 72 LPVG Nordrhein-Westfalen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Das Mitbestimmungsrecht des Personalrats ist nicht gewahrt. Das beklagte Land hat die befristete Einstellung der Kl&#228;gerin vorgenommen, bevor die Frist zur Stellungnahme f&#252;r den Bezirkspersonalrat, der nach &#167; 85 LPVG zust&#228;ndig ist, abgelaufen war oder er eine abschlie&#223;ende Stellungnahme vorgelegen hatte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Die Kl&#228;gerin weist zu Recht darauf hin, dass die Frist zur Stellungnahme des Bezirkspersonalrats nach &#167; 85 Abs. 3 2. Halbs. i. V. m. &#167; 69 Abs. 2 S. 3 LPVG 27 Arbeitstage betr&#228;gt. Diese Frist war bei Abschluss des befristeten Arbeitsvertrages am 12./14.09.2001 bei weitem nicht abgelaufen, da der Personalrat erst am 06.09.2001 informiert worden ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die m&#246;glicherweise erfolgte einvernehmliche Verk&#252;rzung der Frist auf 24 Stunden ist unwirksam. Eine Dienstvereinbarung oder Regelungsabsprache dieses Inhaltes verst&#246;&#223;t gegen zwingendes Recht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Das ergibt sich zum einen aus &#167; 69 Abs. 2 S. 4 LPVG. Hier ist geregelt, dass in dringenden F&#228;llen die Dienststelle die Frist auf 6 Arbeitstage abk&#252;rzen kann. Dies zeigt, dass dem Personalrat in jedem Fall eine sechst&#228;gige Frist zur Willensbildung verbleiben soll. Eine noch k&#252;rzere Frist kann auch nicht einvernehmlich vereinbart werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Das Problem der Verk&#252;rzung von Fristen des Personalrats ist im Personalvertretungsrecht soweit hier ersichtlich nicht diskutiert; es ist jedoch bei weitgehend gleicher Interessenlage im Bereich des Betriebsverfassungsrechtes umstritten. Teilweise wird eine einvernehmliche Fristverk&#252;rzung grunds&#228;tzlich f&#252;r unwirksam gehalten, da der Betriebsrat nicht zu Lasten der Arbeitnehmer auf die ihm gesetzlich &#252;bertragenen Mitwirkungsrechte auch nur teilweise verzichten k&#246;nne (KR-Etzel, &#167; 102 BetrVG Rn. 89; Erfurter Kommentar Hanau/Kanja, 3. Aufl., &#167; 102 BetrVG Rn. 11). Dem gegen&#252;ber wird es von anderen (APS Koch, BetrVG &#167; 102 Rn. 131; GK BetrVG -- Raab, 7. Aufl., &#167; 102 Rn. 101) f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, die Frist einvernehmlich zu verk&#252;rzen, da das Mitbestimmungsrecht selbst nicht betroffen sei und zudem der Betriebsrat auch die M&#246;glichkeit habe, durch eine vorzeitige Stellungnahme selbst die Dauer der Frist zu beeinflussen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Ob eine einvernehmliche Fristverk&#252;rzung &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist, braucht hier nicht entschieden zu werden, denn Einigkeit besteht dar&#252;ber, dass eine Fristverk&#252;rzung, auch wenn sie einvernehmlich erfolgt, nicht darauf hinauslaufen darf, dass die zust&#228;ndige Arbeitnehmervertretung faktisch auf ihr Beteiligungsrecht verzichtet (so auch GK BetrVG -- Raab, aaO. Rn. 101). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die zwischen dem beklagten Land und dem zust&#228;ndigen Bezirkspersonalrat vorgenommene Fristverk&#252;rzung auf einen Tag stellt einen solchen faktischen Verzicht auf die Aus&#252;bung des Mitbestimmungsrechts dar, denn innerhalb eines Tages ist es dem Bezirkspersonalrat unm&#246;glich, eine ordnungsgem&#228;&#223;e Sitzung einzuberufen, gegebenenfalls den betroffenen Arbeitnehmer anzuh&#246;ren, die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Befristung kompetent zu beurteilen und zudem auch noch einen rechtswirksamen Beschluss zu fassen. Dies gilt umso mehr angesichts der bereits erw&#228;hnten durch &#167; 69 Abs. 2 S. 4 LPVG vorgegebenen M&#246;glichkeit des Arbeitgebers, die Frist auf sechs Arbeitstage zu verk&#252;rzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Die Vereinbarung zwischen dem beklagten Land und dem Bezirkspersonalrat l&#228;uft auf einen Verzicht auf das Mitbestimmungsrecht des &#167; 79 Abs. 3 Nr. 15 b LPVG hinaus und ist daher unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Aus diesem Grunde fehlte die notwendige Zustimmung des Bezirkspersonalrats zum Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages mit der Kl&#228;gerin mit der Folge, dass der Arbeitsvertrag als unbefristeter Arbeitsvertrag zustande gekommen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Der Klage war daher stattzugeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO tr&#228;gt das beklagte Land die Kosten des Rechtsstreits, das es vollumf&#228;nglich unterlegen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Der Streitwert musste mangels anderweitiger Angaben vom Gericht gesch&#228;tzt werden. Unter Ber&#252;cksichtigung dessen, dass es sich um ein Teilzeitarbeitsverh&#228;ltnis handelt, welches l&#228;nger als ein Jahr bestanden hat, hat das Gericht den Streitwert auf EUR 6.000,00 festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> D. Vorsitzende: </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet. Das Arbeitsverh&#228;ltnis endet nicht durch Befristungsablauf am 24.07.2002. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Der Antrag der Kl&#228;gerin ist dahingehend auszulegen, dass sie festgestellt wissen will, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien nicht durch Befristungsablauf am 24.07.2002 geendet hat. Aufgrund der punktuellen Streitgegenstandstheorie ist der Antrag so zu formulieren (KR-Lipke/Bader, 6. Aufl., Anhang II zu &#167; 626 BGB, &#167; 17 TzBfG Rn. 11, 45). Das Gericht hat den Antrag der Kl&#228;gerin daher entsprechend umgedeutet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Kl&#228;gerin hat rechtzeitig im Sinne des &#167; 17 S. 1 TzBfG innerhalb von drei Wochen nach Ablaufen der Befristung Klage erhoben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Befristung ist unwirksam. Die Kl&#228;gerin weist zutreffend darauf hin, dass die Mitbestimmungsrechte des Bezirkspersonalrats nicht gewahrt sind. Dem Personalrat steht nach &#167; 69 Abs. 2 i. V. m. &#167; 79 Abs. 3 Nr. 15 b LPVG auch hinsichtlich der Befristung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses ein Mitbestimmungsrecht zu (Roosch&#252;z/Amend/Killinger, LPVG f&#252;r Baden-W&#252;rttemberg, 10. Aufl., &#167; 79 Rn. 31). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Beachtung dieses Mitbestimmungsrechts ist Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r den Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages, wie das Bundesarbeitsgericht in gefestigter Rechtsprechung mehrfach entschieden hat (BAG Urteil vom 09.06.1999, 7 AZR 170/98; AP Nr. 2 zu &#167; 63 LPVG Brandenburg; Urteil vom 20.02.2002, 7 AZR 707/00, AP Nr. 23 zu &#167; 72 LPVG Nordrhein-Westfalen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Das Mitbestimmungsrecht des Personalrats ist nicht gewahrt. Das beklagte Land hat die befristete Einstellung der Kl&#228;gerin vorgenommen, bevor die Frist zur Stellungnahme f&#252;r den Bezirkspersonalrat, der nach &#167; 85 LPVG zust&#228;ndig ist, abgelaufen war oder er eine abschlie&#223;ende Stellungnahme vorgelegen hatte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Die Kl&#228;gerin weist zu Recht darauf hin, dass die Frist zur Stellungnahme des Bezirkspersonalrats nach &#167; 85 Abs. 3 2. Halbs. i. V. m. &#167; 69 Abs. 2 S. 3 LPVG 27 Arbeitstage betr&#228;gt. Diese Frist war bei Abschluss des befristeten Arbeitsvertrages am 12./14.09.2001 bei weitem nicht abgelaufen, da der Personalrat erst am 06.09.2001 informiert worden ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die m&#246;glicherweise erfolgte einvernehmliche Verk&#252;rzung der Frist auf 24 Stunden ist unwirksam. Eine Dienstvereinbarung oder Regelungsabsprache dieses Inhaltes verst&#246;&#223;t gegen zwingendes Recht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Das ergibt sich zum einen aus &#167; 69 Abs. 2 S. 4 LPVG. Hier ist geregelt, dass in dringenden F&#228;llen die Dienststelle die Frist auf 6 Arbeitstage abk&#252;rzen kann. Dies zeigt, dass dem Personalrat in jedem Fall eine sechst&#228;gige Frist zur Willensbildung verbleiben soll. Eine noch k&#252;rzere Frist kann auch nicht einvernehmlich vereinbart werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Das Problem der Verk&#252;rzung von Fristen des Personalrats ist im Personalvertretungsrecht soweit hier ersichtlich nicht diskutiert; es ist jedoch bei weitgehend gleicher Interessenlage im Bereich des Betriebsverfassungsrechtes umstritten. Teilweise wird eine einvernehmliche Fristverk&#252;rzung grunds&#228;tzlich f&#252;r unwirksam gehalten, da der Betriebsrat nicht zu Lasten der Arbeitnehmer auf die ihm gesetzlich &#252;bertragenen Mitwirkungsrechte auch nur teilweise verzichten k&#246;nne (KR-Etzel, &#167; 102 BetrVG Rn. 89; Erfurter Kommentar Hanau/Kanja, 3. Aufl., &#167; 102 BetrVG Rn. 11). Dem gegen&#252;ber wird es von anderen (APS Koch, BetrVG &#167; 102 Rn. 131; GK BetrVG -- Raab, 7. Aufl., &#167; 102 Rn. 101) f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, die Frist einvernehmlich zu verk&#252;rzen, da das Mitbestimmungsrecht selbst nicht betroffen sei und zudem der Betriebsrat auch die M&#246;glichkeit habe, durch eine vorzeitige Stellungnahme selbst die Dauer der Frist zu beeinflussen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Ob eine einvernehmliche Fristverk&#252;rzung &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist, braucht hier nicht entschieden zu werden, denn Einigkeit besteht dar&#252;ber, dass eine Fristverk&#252;rzung, auch wenn sie einvernehmlich erfolgt, nicht darauf hinauslaufen darf, dass die zust&#228;ndige Arbeitnehmervertretung faktisch auf ihr Beteiligungsrecht verzichtet (so auch GK BetrVG -- Raab, aaO. Rn. 101). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die zwischen dem beklagten Land und dem zust&#228;ndigen Bezirkspersonalrat vorgenommene Fristverk&#252;rzung auf einen Tag stellt einen solchen faktischen Verzicht auf die Aus&#252;bung des Mitbestimmungsrechts dar, denn innerhalb eines Tages ist es dem Bezirkspersonalrat unm&#246;glich, eine ordnungsgem&#228;&#223;e Sitzung einzuberufen, gegebenenfalls den betroffenen Arbeitnehmer anzuh&#246;ren, die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Befristung kompetent zu beurteilen und zudem auch noch einen rechtswirksamen Beschluss zu fassen. Dies gilt umso mehr angesichts der bereits erw&#228;hnten durch &#167; 69 Abs. 2 S. 4 LPVG vorgegebenen M&#246;glichkeit des Arbeitgebers, die Frist auf sechs Arbeitstage zu verk&#252;rzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Die Vereinbarung zwischen dem beklagten Land und dem Bezirkspersonalrat l&#228;uft auf einen Verzicht auf das Mitbestimmungsrecht des &#167; 79 Abs. 3 Nr. 15 b LPVG hinaus und ist daher unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Aus diesem Grunde fehlte die notwendige Zustimmung des Bezirkspersonalrats zum Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrages mit der Kl&#228;gerin mit der Folge, dass der Arbeitsvertrag als unbefristeter Arbeitsvertrag zustande gekommen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Der Klage war daher stattzugeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO tr&#228;gt das beklagte Land die Kosten des Rechtsstreits, das es vollumf&#228;nglich unterlegen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Der Streitwert musste mangels anderweitiger Angaben vom Gericht gesch&#228;tzt werden. Unter Ber&#252;cksichtigung dessen, dass es sich um ein Teilzeitarbeitsverh&#228;ltnis handelt, welches l&#228;nger als ein Jahr bestanden hat, hat das Gericht den Streitwert auf EUR 6.000,00 festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> D. Vorsitzende: </td></tr></table> </td></tr></table>
132,257
arbg-freiburg-2003-02-06-11-ca-61102
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11 Ca 611/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:10
2019-01-17T11:52:09
Urteil
<h2>Tenor</h2> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Klage wird abgewiesen.</td> </tr> </table> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten.</td> </tr> </table> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der Streitwert betr&#228;gt EUR 1.770,00.</td> </tr> </table> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Berufung alleine f&#252;r den Antrag Ziff. 3 wird nicht zugelassen.</td> </tr> </table> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin (vormalige Widerkl&#228;gerin) verlangt von der Beklagten (vormalige Kl&#228;gerin) Ausk&#252;nfte &#252;ber die Einnahmen aus einer behaupteten Berufst&#228;tigkeit bei einem anderen Arbeitgeber w&#228;hrend eines bestehenden Besch&#228;ftigungsverbotes, sowie die Zahlung der entsprechenden Einnahmen an die Kl&#228;gerin und Erstattung der Kosten f&#252;r die Nutzung des Dienstwagens f&#252;r die Fahrten zu dieser Arbeitsst&#228;tte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Kl&#228;gerin ist die Arbeitgeberin der Beklagten. Dem Arbeitsverh&#228;ltnis liegt ein Arbeitsvertrag vom 27.09.2001 zugrunde, nachdem die Beklagte als kaufm&#228;nnische Mitarbeiterin bei der Kl&#228;gerin mit einem zeitlichen Umfang von 30 Stunden pro Woche bei einem Gehalt von ca. EUR 1.300,&#8211; brutto t&#228;tig ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Nach &#167; 1 des Arbeitsvertrages (Aktenseite 9) sind Nebent&#228;tigkeiten jeglicher Art genehmigungspflichtig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Nach &#167; 3 setzt sich die Verg&#252;tung zusammen aus einer Grundverg&#252;tung von DM 2.000,&#8211; und einer "Autonutzung Golf" in H&#246;he von DM 325,&#8211;. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> In &#167; 10 "Sonstige Leistungen" heisst es: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Frau ... erh&#228;lt die Gestellung eines Pkw. Sie darf den Pkw auch privat nutzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Beklagte war seit Mai 2002 schwanger; sie hat am 23.01.2003 entbunden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Der behandelnde Frauenarzt hat f&#252;r die Beklagte ein Besch&#228;ftigungsverbot f&#252;r ihre T&#228;tigkeit bei der Kl&#228;gerin angeordnet. Das Besch&#228;ftigungsverbot ist nicht n&#228;her begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die Beklagte habe in der Zeit vom 01.09.2001 bis zum 15.11.2002 in der Gastst&#228;tte ... in erheblichem Umfang gearbeitet und dort Entgelt erzielt. Das ergebe sich daraus, dass der zur Privatnutzung &#252;berlassene Pkw der Beklagten hier h&#228;ufig im Hof der Gastst&#228;tte gesehen worden sei. Dar&#252;ber hinaus habe in dieser Gastst&#228;tte auch die Schwester der Beklagten gearbeitet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Da die Beklagte Entgelt erzielt habe in der Zeit, in der sie aufgrund eines Besch&#228;ftigungsverbotes bei der Kl&#228;gerin nicht t&#228;tig werden durfte, habe die Kl&#228;gerin einen Anspruch darauf, zu erfahren, wieviel Entgelt sie erzielt habe und die Beklagte sei dar&#252;ber hinaus verpflichtet, das erzielte Entgelt an die Kl&#228;gerin auszukehren. Dar&#252;ber hinaus sei sie verpflichtet, der Kl&#228;gerin f&#252;r die Nutzung des Dienstwagens f&#252;r Fahrten zu dieser Arbeitst&#228;tigkeit, sei es um dort selber zu arbeiten, sei es um ihre Schwester zur Arbeit zu fahren, Kostenerstattung zu leisten, denn sie sei nicht berechtigt gewesen, auch f&#252;r solche Fahrten den zur Privatnutzung &#252;berlassenen Dienstwagen einzusetzen. Ein entsprechender Auskunftsanspruch der Kl&#228;gerin folge aus &#167; 615 Satz 2 BGB in analoger Anwendung bzw. aus &#167; 275, 285 BGB n. F. ., diese Vorschriften seien f&#252;r das Arbeitsverh&#228;ltnis bei einer Nebent&#228;tigkeit, die erst dadurch erm&#246;glicht werde, dass die Beklagte von ihrer Arbeitsleistung bei der Kl&#228;gerin frei werde, zumindest analog anzuwenden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Kl&#228;gerin beantragt daher: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="12"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber die Einnahmen zu erteilen, die sie erzielt hat in dem Zeitraum 01.09.2001 bis 15.11.2002 im Rahmen einer ausge&#252;bten Berufst&#228;tigkeit insbesondere in der Gastst&#228;tte ..., Inh. Herr ..., daselbst, sowie die Zahl, H&#228;ufigkeit und L&#228;nge von Fahrten mit dem streitgegenst&#228;ndlichen Pkw VW-Golf ... zu solchen Arbeitsstellen bei Dritten.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="13"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Beklagte wird nach erteilter Auskunft verurteilt, an die Kl&#228;gerin den aus Berufst&#228;tigkeit bei Dritten in der Zeit ab 01.09.2002 erzielten Arbeitslohn mit Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit 18.11.2002 zu zahlen.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="14"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Beklagte wird verurteilt, nach erteilter Auskunft der Kl&#228;gerin Fahrtkostenersatz in H&#246;he von EUR 0,27 f&#252;r jeden zu anderweitigen Arbeitsstellen gefahrenen Kilometer nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit 18.11.2002 zu zahlen.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="16"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Sie tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung vor, sie habe keinen anderweitigen unerlaubten T&#228;tigkeiten ausge&#252;bt. In jedem Fall sei es ihr unbenommen aufgrund der erlaubten Privatnutzung des Pkw's mit diesem auch ihre Schwester, ggf. auch selbst zu anderweitigen Arbeitsst&#228;tten zu fahren. Dar&#252;ber hinaus gebe es keine Rechtsgrundlage f&#252;r das Begehren der Kl&#228;gerin. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Beklagte hatte urspr&#252;nglich Klage erhoben, worauf hin die Kl&#228;gerin Widerklage erhoben hatte. Die erhobene Klage hat sich im Laufe des Verfahrens insgesamt erledigt, so dass die Widerklage zur Klage wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Wegen des weiteren Parteivortrag wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Der Antrag Ziff. 1 ist dahin auszulegen, dass die Kl&#228;gerin die Auskunft f&#252;r die Zeit vom 1. Sept. 2002 (nicht 2001) begehrt; es liegt ein offensichtliches Schreibversehen vor, wie sich aus der Begr&#252;ndung der Klage ergibt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Die Klage ist abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Es fehlt an einer Rechtsgrundlage f&#252;r das Verlangen der Kl&#228;gerin Auskunft zu erteilen bzw. erzielte Verg&#252;tung oder Fahrtkostenersatz an die Kl&#228;gerin auszukehren. </td></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Der mit dem Klagantrag Ziff. 1 geltend gemachte Auskunftsanspruch der Kl&#228;gerin w&#252;rde nur dann bestehen, wenn die Beklagte verpflichtet w&#228;re, w&#228;hrend einer Krankheit bzw. w&#228;hrend eines Besch&#228;ftigungsverbotes erzielte Einnahmen aus einer anderweitigen Arbeitst&#228;tigkeit an die Kl&#228;gerin zu zahlen und wenn sie verpflichtet w&#228;re, Fahrtkostenerstattung zu leisten f&#252;r die Fahrten zur Privatnutzung &#252;berlassenen Dienstwagen f&#252;r die Fahrten zu anderweitigen Arbeitsst&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Auskehr der anderweitig w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes erzielten Verg&#252;tung besteht jedoch mangels Rechtsgrundlage nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="26"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ein solcher Anspruch scheitert allerdings nicht bereits daran, dass die Beklagte bei der Kl&#228;gerin nur in Teilzeit t&#228;tig gewesen ist. Ggf. h&#228;tte die Beklagte ebenfalls insoweit Auskunft &#252;ber anderweitige T&#228;tigkeiten zu erteilen, dass die Kl&#228;gerin in die Lage versetzt wird zu beurteilen, ob diese T&#228;tigkeiten der Beklagten erst dadurch erm&#246;glicht worden sind, dass sie f&#252;r ihre T&#228;tigkeit bei der Kl&#228;gerin einem Besch&#228;ftigungsverbot nach &#167; 3 Abs. 1 MuSchG unterlegen ist.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="27"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Es fehlt jedoch an einer Anspruchsgrundlage f&#252;r das Begehr der Kl&#228;gerin. Das MuSchG enth&#228;lt keine Rechtsgrundlage daf&#252;r, dass sich die Beklagte das w&#228;hrend eines Besch&#228;ftigungsverbotes bei einem anderen Arbeitgeber erzielte Entgelt auf die Arbeitsentgeltfortzahlung nach &#167; 11 MuSchG anrechnen zu lassen hat, selbst dann, wenn sie die neue T&#228;tigkeit nur deswegen aufnehmen konnte, weil sie die daf&#252;r notwendige Zeit erst durch das Besch&#228;ftigungsverbot &#252;berhaupt erst erlangt hat.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="28"/> Eine Anspruchsgrundlage k&#246;nnte sich daher nur aus analogen Anwendung von vergleichbaren Vorschriften, welche einer Anrechnung von anderweitigem Einkommen vorsehen ergeben, bzw. aus der Anwendung des Grundsatzes von Treu und Glauben und dem daraus sich ableitenden Verbotes rechtsmissbr&#228;uchlichen Handelns. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Diese Frage ist h&#246;chstrichterlich nicht gekl&#228;rt und in der Fachliteratur umstritten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Boecken (M&#252;nchener Handbuch zum Arbeitsrecht &#167; 86 Rd.-Nr. 85) vertritt die Auffassung, dass hier &#167; 615 Satz 2 BGB analog anzuwenden sei. Auch Herschel (Anm. zu AP Nr. 5 zu &#167; 1 KSchG 1969 Krankheit) kommt zu dem Ergebnis, dass die Verg&#252;tung, die nur dadurch erzielt worden ist, dass der Arbeitnehmer aufgrund von Arbeitsunf&#228;higkeit Entgeltfortzahlung erzielte, gleichzeitig jedoch w&#228;hrend der Dauer der Arbeitsunf&#228;higkeit eine neue andere T&#228;tigkeit aufgenommen hat, den Anspruch auf Entgeltfortzahlung mindere. Demgegen&#252;ber vertreten Geyer/Knorr/Krasney (Entgeltfortzahlung &#167; 14 Rd.-Nr. 20 MuSchG) die Auffassung, dass bei der Arbeitsaufnahme bei einem anderen Arbeitgeber w&#228;hrend der Schutzfrist nach &#167; 3 bzw. &#167; 6 MuSchG zwar dieses Entgelt auf den Zuschuss zum Mutterschaftsgeld anzurechnen sei, jedoch nicht auf den nach &#167; 14 MuSchG zu zahlenden Zuschuss zum Mutterschaftsgeld durch den Arbeitgeber. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> D&#246;rner (Erfurter Kommentar, 3. Aufl. &#167; 3 Entgeltfortzahlungsgesetz Rd.-Nr. 9) und Schmitt (Entgeltfortzahlungsgesetz, 4. Aufl. &#167; 3 Rd.-Nr. 122) kommen zu dem Ergebnis, dass &#252;berhaupt keine Anrechnungsverpflichtung besteht, insbesondere auch nicht unter dem Gedanken des Rechtsmissbrauches durch den Arbeitnehmer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Nach Auffassung des Gerichtes ist ein Arbeitnehmer, der arbeitsunf&#228;hig erkrankt ist &#8211; und dasselbe gilt entsprechend f&#252;r eine Arbeitnehmerin, die einem individuellen Besch&#228;ftigungsverbot nach &#167; 3 MuSchG unterliegt &#8211; und der dadurch &#252;berhaupt erst in die Lage versetzt wird, eine andere T&#228;tigkeit bei einem anderen Arbeitgeber aufzunehmen, nicht verpflichtet, das hierbei erzielte Entgelt an den entgeltfortzahlungsverpflichteten Arbeitgeber auszuzahlen oder eine Verrechnung mit der Entgeltfortzahlung vornehmen zu lassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Dies begr&#252;ndet sich aus folgender &#220;berlegung: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Die Beklagte hat nicht rechtsmissbr&#228;uchlich gehandelt. Zwar war der Beklagten nach dem Arbeitsvertrag eine Nebent&#228;tigkeit grunds&#228;tzlich nicht erlaubt. Dieses allgemeine Nebent&#228;tigkeitsverbot ist jedoch im Lichte des Art. 12 Grundgesetz zu sehen. Die Beklagte &#252;bte zum einen eine Teilzeitbesch&#228;ftigung aus, zum anderen w&#228;re die T&#228;tigkeit in einer Gastst&#228;tte keinerlei Konkurrenzt&#228;tigkeit gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin gewesen, so dass sie grunds&#228;tzlich einen Anspruch auf Genehmigung dieser Nebent&#228;tigkeit gehabt h&#228;tte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Rechtsmissbr&#228;uchliches Verhalten setzt voraus, dass der Arbeitnehmer entweder eine bestimmte Rechtsposition unlauter erwirbt oder dass er eine erworbene Rechtsposition unredlich ausnutzt. Beides ist nicht der Fall. Die Beklagte unterlag einem Besch&#228;ftigungsverbot. Die dadurch frei werdende Zeit hat sie nicht unredlich erworben, sondern dies war die Konsequenz des Besch&#228;ftigungsverbotes. Im &#252;brigen gibt es auch kein allgemeines Nebent&#228;tigkeitsverbot w&#228;hrend einer Erkrankung bzw. eines Besch&#228;ftigungsverbotes; dies w&#228;re mit Art. 12 Grundgesetz auch nicht zu vereinbaren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Die Beklagte hat die Rechtsposition, die sie in redlicher Weise erlangt hat, n&#228;mlich die M&#246;glichkeit w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes einer anderweitigen T&#228;tigkeit nachzugehen auch nicht unredlich ausgenutzt. Insbesondere ist hierbei zu beachten, dass durch das Verhalten der Beklagten der Kl&#228;gerin keinerlei Schaden entstanden ist. H&#228;tte die Beklagte keine T&#228;tigkeit aufgenommen, w&#228;ren die finanziellen Belastungen der Kl&#228;gerin genauso hoch gewesen wie bei Aufnahme einer Nebent&#228;tigkeit w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes durch die Beklagte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Es ist auch mit der Rechtsordnung nicht schlechterdings unvereinbar, dass die Beklagte w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes einer anderweitigen T&#228;tigkeit nachgeht und dadurch Entgelt erzielt. Der Gesetzgeber hat durch die Regelungen des MuSchG grunds&#228;tzlich dem Arbeitgeber das Risiko zugewiesen, dass durch ein Besch&#228;ftigungsverbot er die schwangere Arbeitnehmerin nicht einsetzen kann. Er tr&#228;gt das Leistungsrisiko und muss gleichwohl die Verg&#252;tung nach &#167; 11 MuSchG zahlen. Dieses Besch&#228;ftigungsrisiko wird dadurch abgemildert, dass der Arbeitgeber grunds&#228;tzlich in einem sehr weiten Umfang berechtigt ist, sein Weisungsrecht auszu&#252;ben um der schwangeren Arbeitnehmerin eine andere zumutbare T&#228;tigkeit zuzuweisen, damit er f&#252;r die Dauer des Besch&#228;ftigungsverbotes gleichwohl noch eine Gegenleistung erh&#228;lt. Wenn der Arbeitgeber hierzu jedoch nicht in der Lage oder Willens ist, was f&#252;r den vorliegenden Fall dahingestellt bleiben kann, bzw. wenn das Besch&#228;ftigungsverbot auf Umst&#228;nden resultiert, die einer Besch&#228;ftigung insgesamt entgegenstehen, so lebt wieder das Risiko des Arbeitgebers auf, dass er die schwangere Arbeitnehmerin jedenfalls in seinem Betrieb nicht besch&#228;ftigen kann. Geht diese dann einer anderen Entgeltt&#228;tigkeit f&#252;r die Dauer des Besch&#228;ftigungsverbotes nach, so bleibt es dabei, dass sich f&#252;r den Arbeitgeber lediglich das ihm vom Gesetz zugewiesene Risiko, dass er selbst die schwangere Arbeitnehmerin nicht besch&#228;ftigen kann, realisiert, er jedoch nicht dar&#252;ber hinaus in irgend einer Weise benachteiligt wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Ein treuwidriges Verhalten der Beklagten scheidet also aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Eine analoge Anwendung von &#167; 615 Satz 2 BGB oder von &#167; 281 BGB a. F. scheidet ebenfalls aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Beide Vorschriften sind nach ihrem eindeutigen Wortlaut nicht unmittelbar auf die vorliegende Konstellation anzuwenden. &#167; 615 BGB setzt Annahmeverzug des Arbeitgebers voraus, &#167; 281 BGB betrifft nur die Herausgabe von Sachen und Rechten und ist nach herrschender Meinung auf Dienstvertr&#228;ge ebenfalls nicht anzuwenden (M&#252;nchener Kommentar BGB &#8211; Emmerich &#167; 281 Rd.-Nr. 5 m.w.N.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Jedoch scheidet auch eine analoge Anwendung dieser Vorschriften aus. Eine analoge Anwendung w&#252;rde voraussetzen, dass es sich vorliegend um eine unbewusste Gesetzesl&#252;cke handelt, deren Schlie&#223;ung angezeigt ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Es scheitert jedoch hier bereits an dem Vorliegen einer unbewussten Gesetzesl&#252;cke. Die Problematik, dass Arbeitnehmer w&#228;hrend einer Krankschreibung die Gelegenheit nutzen, eine Nebent&#228;tigkeit bei einem anderen Arbeitgeber aufzunehmen, sp&#228;testens seit der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 13.11.1979 (AP Nr. 5 zu &#167; 1 KSchG 1969 Krankheit) mit der auch die Frage der Verrechnung der Entgeltfortzahlung mit anderweitigem Verdienst problematisierenden Anmerkung von Herschel bekannt. Der Gesetzgeber hat aber trotz der zwischenzeitlich erfolgten &#196;nderung der Rechtsgrundlage, insbesondere durch die Aufhebung des Lohnfortzahlungsgesetzes und die Einf&#252;hrung des Entgeltfortzahlungsgesetzes keinerlei Bedarf gesehen, hier im Gesetz eine entsprechend Anwendungsvorschrift einzuf&#252;hren. Es spricht daher viel daf&#252;r, dass es sich vorliegend um eine bewusste Gesetzesl&#252;cke, ein beredetes Schweigen handelt. Das wird auch dadurch unterst&#252;tzt, dass der Gesetzgeber in vielen anderen Bereichen, worauf die Kl&#228;gerin zurecht hingewiesen hat, entsprechende Vorschriften geschaffen hat, beispielsweise &#167; 615 Satz 2 BGB, &#167; 61 HGB, oder &#167; 11 KSchG als arbeitsrechtliche Normen, wie auch &#167; 143 Abs. 1 und &#167; 141 Abs. 1 SGB 3 und &#167; 49 Abs. 1 Nr. 1 SGB 5 als sozialversicherungsrechtliche Vorschriften. Eine Analogie der sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften verbietet sich bereits deshalb, weil hier eine andere Interessenslage vorherrscht, n&#228;mlich die Schonung der Solidargemeinschaft und die grunds&#228;tzliche Zielsetzung von Sozialversicherungsleistungen, zur Erhaltung der Existenzsicherung bzw. des Lebensstandards des Versicherten beizutragen. Dar&#252;ber hinaus zeigen die Vorschriften, dass der Gesetzgeber sich der Anrechnungsproblematik sehr wohl bewusst war. Wenn er eine solche, gerade f&#252;r den Krankengeldbezug geregelt hat, aber im Bereich des Entgeltfortzahlungsrechtes nicht geregelt hat, dann zeigt das, dass keine unbewusste L&#252;cke vorliegt, sondern der Gesetzgeber eine solche Regelung nicht f&#252;r notwendig erachtet hat. Aus diesem Grunde scheidet eine analoge Anwendung aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Soweit die Kl&#228;gerin darauf abgestellt hat, dass nach &#167; 275, &#167; 285 BGB n. F. auch eine Herausgabepflicht des erzielten Entgeltes besteht, scheitert die Anwendung dieser Vorschriften bereits daran, dass es sich bei dem Arbeitsverh&#228;ltnis um ein solches handelt, das vor dem 01.01.2002 begr&#252;ndet worden ist und das daher nach &#167; 5 Satz 2 des Art. 229 EGBGB das B&#252;rgerliche Gesetzbuch in der Fassung vor dem 01.01.2002 noch anzuwenden ist. Zur Ablehnung der analogen Anwendung des &#167; 281 BGB auf Arbeitsverh&#228;ltnisses wird auf die obigen Ausf&#252;hrungen Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Es kann im &#252;brigen dahin gestellt bleiben, ob die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt einen Anspruch auf Herausgabe des erzielten Verdienstes hat oder nur einen Anspruch auf Verrechnung und im Ergebnis damit einen Anspruch auf R&#252;ckzahlung &#252;berzahlten Gehaltes nach &#167; 812 BGB. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Da die Kl&#228;gerin keinen Anspruch auf Herausgabe des erzielten Verdienstes hat, hat sie auch keinen Auskunftsanspruch. </td></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch auf Auskunft &#252;ber die gefahrenen Kilometer mit dem Dienstwagen Pkw Golf, weil sie auch hier keinen Anspruch auf eine m&#246;gliche Erstattung der Fahrtkosten hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Das ergibt sich bereits daraus, dass die Beklagte nach dem Anstellungsvertrag diesen Pkw privat nutzen durfte (und die Betriebsmittel selber zu zahlen hatte). Die Privatnutzung des Pkw ist der Gegenbegriff zur gewerblichen Nutzung des Pkw. Wenn die Beklagte tats&#228;chlich ein anderes Arbeitsverh&#228;ltnis aufgenommen haben sollte und mit diesem Pkw entweder selbst zur Arbeit gefahren ist oder ihre Schwester dorthin gebracht hat, so handelt es sich immer noch nicht um eine gewerbliche Nutzung, weil durch den Einsatz des Pkw selber kein irgendwie geartetes Entgelt erzielt worden ist. Die Fahrten mit dem Pkw w&#228;ren lediglich ein Hilfsmittel gewesen, um an eine andere Arbeitsst&#228;tte zu kommen. Eine solche T&#228;tigkeit wird noch von der Privatnutzung des Pkw gedeckt, wie sie der Beklagten durch den Arbeitsvertrag (&#167; 10) erlaubt ist. Wenn die Kl&#228;gerin dies nicht gewollt h&#228;tte, h&#228;tte sie das in den vertraglichen Regelungen ausschlie&#223;en m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Die Klage war daher insgesamt abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO hat die Kl&#228;gerin die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, da sie vollumf&#228;nglich unterlegen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Der mit dem Urteil festzusetzende Streitwert war nach &#167; 3 ZPO anhand des wirtschaftlichen Interesses der Kl&#228;gerin zu sch&#228;tzen. Da die Kl&#228;gerin eine T&#228;tigkeitsdauer von 10 Wochen behauptet hat, welche einen erheblichen zeitlichen Umfang angenommen habe, sch&#228;tzt das Gericht den Wert f&#252;r den Antrag Ziff. 1 und Ziff. 2, welche insoweit wirtschaftlich identisch sind, auf ein Bruttogehalt einer Kellnerin, somit EUR 1.500,&#8211;. F&#252;r den Schadensersatz bez&#252;glich der Verwendung des Dienstwagens f&#252;r die Fahrten zu der behaupteten T&#228;tigkeit sch&#228;tzt das Gericht den Streitwert f&#252;r die Fahrten von Umkirch nach Emmendingen f&#252;r die Dauer von 10 Wochen mit einer Entfernung von insgesamt rd. 20 Kilometern pro Kalendertag auf EUR 270,&#8211; (50 Tage x 20 km x 0,27 EUR). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> F&#252;r den isolierten Klageantrag Ziff. 3 war die Berufung nicht zuzulassen, da die hierf&#252;r notwendigen Voraussetzungen des &#167; 64 Abs. 3 ArbGG nicht vorliegen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Der Antrag Ziff. 1 ist dahin auszulegen, dass die Kl&#228;gerin die Auskunft f&#252;r die Zeit vom 1. Sept. 2002 (nicht 2001) begehrt; es liegt ein offensichtliches Schreibversehen vor, wie sich aus der Begr&#252;ndung der Klage ergibt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Die Klage ist abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Es fehlt an einer Rechtsgrundlage f&#252;r das Verlangen der Kl&#228;gerin Auskunft zu erteilen bzw. erzielte Verg&#252;tung oder Fahrtkostenersatz an die Kl&#228;gerin auszukehren. </td></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Der mit dem Klagantrag Ziff. 1 geltend gemachte Auskunftsanspruch der Kl&#228;gerin w&#252;rde nur dann bestehen, wenn die Beklagte verpflichtet w&#228;re, w&#228;hrend einer Krankheit bzw. w&#228;hrend eines Besch&#228;ftigungsverbotes erzielte Einnahmen aus einer anderweitigen Arbeitst&#228;tigkeit an die Kl&#228;gerin zu zahlen und wenn sie verpflichtet w&#228;re, Fahrtkostenerstattung zu leisten f&#252;r die Fahrten zur Privatnutzung &#252;berlassenen Dienstwagen f&#252;r die Fahrten zu anderweitigen Arbeitsst&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Auskehr der anderweitig w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes erzielten Verg&#252;tung besteht jedoch mangels Rechtsgrundlage nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="26"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ein solcher Anspruch scheitert allerdings nicht bereits daran, dass die Beklagte bei der Kl&#228;gerin nur in Teilzeit t&#228;tig gewesen ist. Ggf. h&#228;tte die Beklagte ebenfalls insoweit Auskunft &#252;ber anderweitige T&#228;tigkeiten zu erteilen, dass die Kl&#228;gerin in die Lage versetzt wird zu beurteilen, ob diese T&#228;tigkeiten der Beklagten erst dadurch erm&#246;glicht worden sind, dass sie f&#252;r ihre T&#228;tigkeit bei der Kl&#228;gerin einem Besch&#228;ftigungsverbot nach &#167; 3 Abs. 1 MuSchG unterlegen ist.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="27"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Es fehlt jedoch an einer Anspruchsgrundlage f&#252;r das Begehr der Kl&#228;gerin. Das MuSchG enth&#228;lt keine Rechtsgrundlage daf&#252;r, dass sich die Beklagte das w&#228;hrend eines Besch&#228;ftigungsverbotes bei einem anderen Arbeitgeber erzielte Entgelt auf die Arbeitsentgeltfortzahlung nach &#167; 11 MuSchG anrechnen zu lassen hat, selbst dann, wenn sie die neue T&#228;tigkeit nur deswegen aufnehmen konnte, weil sie die daf&#252;r notwendige Zeit erst durch das Besch&#228;ftigungsverbot &#252;berhaupt erst erlangt hat.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="28"/> Eine Anspruchsgrundlage k&#246;nnte sich daher nur aus analogen Anwendung von vergleichbaren Vorschriften, welche einer Anrechnung von anderweitigem Einkommen vorsehen ergeben, bzw. aus der Anwendung des Grundsatzes von Treu und Glauben und dem daraus sich ableitenden Verbotes rechtsmissbr&#228;uchlichen Handelns. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Diese Frage ist h&#246;chstrichterlich nicht gekl&#228;rt und in der Fachliteratur umstritten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Boecken (M&#252;nchener Handbuch zum Arbeitsrecht &#167; 86 Rd.-Nr. 85) vertritt die Auffassung, dass hier &#167; 615 Satz 2 BGB analog anzuwenden sei. Auch Herschel (Anm. zu AP Nr. 5 zu &#167; 1 KSchG 1969 Krankheit) kommt zu dem Ergebnis, dass die Verg&#252;tung, die nur dadurch erzielt worden ist, dass der Arbeitnehmer aufgrund von Arbeitsunf&#228;higkeit Entgeltfortzahlung erzielte, gleichzeitig jedoch w&#228;hrend der Dauer der Arbeitsunf&#228;higkeit eine neue andere T&#228;tigkeit aufgenommen hat, den Anspruch auf Entgeltfortzahlung mindere. Demgegen&#252;ber vertreten Geyer/Knorr/Krasney (Entgeltfortzahlung &#167; 14 Rd.-Nr. 20 MuSchG) die Auffassung, dass bei der Arbeitsaufnahme bei einem anderen Arbeitgeber w&#228;hrend der Schutzfrist nach &#167; 3 bzw. &#167; 6 MuSchG zwar dieses Entgelt auf den Zuschuss zum Mutterschaftsgeld anzurechnen sei, jedoch nicht auf den nach &#167; 14 MuSchG zu zahlenden Zuschuss zum Mutterschaftsgeld durch den Arbeitgeber. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> D&#246;rner (Erfurter Kommentar, 3. Aufl. &#167; 3 Entgeltfortzahlungsgesetz Rd.-Nr. 9) und Schmitt (Entgeltfortzahlungsgesetz, 4. Aufl. &#167; 3 Rd.-Nr. 122) kommen zu dem Ergebnis, dass &#252;berhaupt keine Anrechnungsverpflichtung besteht, insbesondere auch nicht unter dem Gedanken des Rechtsmissbrauches durch den Arbeitnehmer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Nach Auffassung des Gerichtes ist ein Arbeitnehmer, der arbeitsunf&#228;hig erkrankt ist &#8211; und dasselbe gilt entsprechend f&#252;r eine Arbeitnehmerin, die einem individuellen Besch&#228;ftigungsverbot nach &#167; 3 MuSchG unterliegt &#8211; und der dadurch &#252;berhaupt erst in die Lage versetzt wird, eine andere T&#228;tigkeit bei einem anderen Arbeitgeber aufzunehmen, nicht verpflichtet, das hierbei erzielte Entgelt an den entgeltfortzahlungsverpflichteten Arbeitgeber auszuzahlen oder eine Verrechnung mit der Entgeltfortzahlung vornehmen zu lassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Dies begr&#252;ndet sich aus folgender &#220;berlegung: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Die Beklagte hat nicht rechtsmissbr&#228;uchlich gehandelt. Zwar war der Beklagten nach dem Arbeitsvertrag eine Nebent&#228;tigkeit grunds&#228;tzlich nicht erlaubt. Dieses allgemeine Nebent&#228;tigkeitsverbot ist jedoch im Lichte des Art. 12 Grundgesetz zu sehen. Die Beklagte &#252;bte zum einen eine Teilzeitbesch&#228;ftigung aus, zum anderen w&#228;re die T&#228;tigkeit in einer Gastst&#228;tte keinerlei Konkurrenzt&#228;tigkeit gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin gewesen, so dass sie grunds&#228;tzlich einen Anspruch auf Genehmigung dieser Nebent&#228;tigkeit gehabt h&#228;tte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Rechtsmissbr&#228;uchliches Verhalten setzt voraus, dass der Arbeitnehmer entweder eine bestimmte Rechtsposition unlauter erwirbt oder dass er eine erworbene Rechtsposition unredlich ausnutzt. Beides ist nicht der Fall. Die Beklagte unterlag einem Besch&#228;ftigungsverbot. Die dadurch frei werdende Zeit hat sie nicht unredlich erworben, sondern dies war die Konsequenz des Besch&#228;ftigungsverbotes. Im &#252;brigen gibt es auch kein allgemeines Nebent&#228;tigkeitsverbot w&#228;hrend einer Erkrankung bzw. eines Besch&#228;ftigungsverbotes; dies w&#228;re mit Art. 12 Grundgesetz auch nicht zu vereinbaren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Die Beklagte hat die Rechtsposition, die sie in redlicher Weise erlangt hat, n&#228;mlich die M&#246;glichkeit w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes einer anderweitigen T&#228;tigkeit nachzugehen auch nicht unredlich ausgenutzt. Insbesondere ist hierbei zu beachten, dass durch das Verhalten der Beklagten der Kl&#228;gerin keinerlei Schaden entstanden ist. H&#228;tte die Beklagte keine T&#228;tigkeit aufgenommen, w&#228;ren die finanziellen Belastungen der Kl&#228;gerin genauso hoch gewesen wie bei Aufnahme einer Nebent&#228;tigkeit w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes durch die Beklagte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Es ist auch mit der Rechtsordnung nicht schlechterdings unvereinbar, dass die Beklagte w&#228;hrend des Besch&#228;ftigungsverbotes einer anderweitigen T&#228;tigkeit nachgeht und dadurch Entgelt erzielt. Der Gesetzgeber hat durch die Regelungen des MuSchG grunds&#228;tzlich dem Arbeitgeber das Risiko zugewiesen, dass durch ein Besch&#228;ftigungsverbot er die schwangere Arbeitnehmerin nicht einsetzen kann. Er tr&#228;gt das Leistungsrisiko und muss gleichwohl die Verg&#252;tung nach &#167; 11 MuSchG zahlen. Dieses Besch&#228;ftigungsrisiko wird dadurch abgemildert, dass der Arbeitgeber grunds&#228;tzlich in einem sehr weiten Umfang berechtigt ist, sein Weisungsrecht auszu&#252;ben um der schwangeren Arbeitnehmerin eine andere zumutbare T&#228;tigkeit zuzuweisen, damit er f&#252;r die Dauer des Besch&#228;ftigungsverbotes gleichwohl noch eine Gegenleistung erh&#228;lt. Wenn der Arbeitgeber hierzu jedoch nicht in der Lage oder Willens ist, was f&#252;r den vorliegenden Fall dahingestellt bleiben kann, bzw. wenn das Besch&#228;ftigungsverbot auf Umst&#228;nden resultiert, die einer Besch&#228;ftigung insgesamt entgegenstehen, so lebt wieder das Risiko des Arbeitgebers auf, dass er die schwangere Arbeitnehmerin jedenfalls in seinem Betrieb nicht besch&#228;ftigen kann. Geht diese dann einer anderen Entgeltt&#228;tigkeit f&#252;r die Dauer des Besch&#228;ftigungsverbotes nach, so bleibt es dabei, dass sich f&#252;r den Arbeitgeber lediglich das ihm vom Gesetz zugewiesene Risiko, dass er selbst die schwangere Arbeitnehmerin nicht besch&#228;ftigen kann, realisiert, er jedoch nicht dar&#252;ber hinaus in irgend einer Weise benachteiligt wird. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Ein treuwidriges Verhalten der Beklagten scheidet also aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Eine analoge Anwendung von &#167; 615 Satz 2 BGB oder von &#167; 281 BGB a. F. scheidet ebenfalls aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Beide Vorschriften sind nach ihrem eindeutigen Wortlaut nicht unmittelbar auf die vorliegende Konstellation anzuwenden. &#167; 615 BGB setzt Annahmeverzug des Arbeitgebers voraus, &#167; 281 BGB betrifft nur die Herausgabe von Sachen und Rechten und ist nach herrschender Meinung auf Dienstvertr&#228;ge ebenfalls nicht anzuwenden (M&#252;nchener Kommentar BGB &#8211; Emmerich &#167; 281 Rd.-Nr. 5 m.w.N.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Jedoch scheidet auch eine analoge Anwendung dieser Vorschriften aus. Eine analoge Anwendung w&#252;rde voraussetzen, dass es sich vorliegend um eine unbewusste Gesetzesl&#252;cke handelt, deren Schlie&#223;ung angezeigt ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Es scheitert jedoch hier bereits an dem Vorliegen einer unbewussten Gesetzesl&#252;cke. Die Problematik, dass Arbeitnehmer w&#228;hrend einer Krankschreibung die Gelegenheit nutzen, eine Nebent&#228;tigkeit bei einem anderen Arbeitgeber aufzunehmen, sp&#228;testens seit der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 13.11.1979 (AP Nr. 5 zu &#167; 1 KSchG 1969 Krankheit) mit der auch die Frage der Verrechnung der Entgeltfortzahlung mit anderweitigem Verdienst problematisierenden Anmerkung von Herschel bekannt. Der Gesetzgeber hat aber trotz der zwischenzeitlich erfolgten &#196;nderung der Rechtsgrundlage, insbesondere durch die Aufhebung des Lohnfortzahlungsgesetzes und die Einf&#252;hrung des Entgeltfortzahlungsgesetzes keinerlei Bedarf gesehen, hier im Gesetz eine entsprechend Anwendungsvorschrift einzuf&#252;hren. Es spricht daher viel daf&#252;r, dass es sich vorliegend um eine bewusste Gesetzesl&#252;cke, ein beredetes Schweigen handelt. Das wird auch dadurch unterst&#252;tzt, dass der Gesetzgeber in vielen anderen Bereichen, worauf die Kl&#228;gerin zurecht hingewiesen hat, entsprechende Vorschriften geschaffen hat, beispielsweise &#167; 615 Satz 2 BGB, &#167; 61 HGB, oder &#167; 11 KSchG als arbeitsrechtliche Normen, wie auch &#167; 143 Abs. 1 und &#167; 141 Abs. 1 SGB 3 und &#167; 49 Abs. 1 Nr. 1 SGB 5 als sozialversicherungsrechtliche Vorschriften. Eine Analogie der sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften verbietet sich bereits deshalb, weil hier eine andere Interessenslage vorherrscht, n&#228;mlich die Schonung der Solidargemeinschaft und die grunds&#228;tzliche Zielsetzung von Sozialversicherungsleistungen, zur Erhaltung der Existenzsicherung bzw. des Lebensstandards des Versicherten beizutragen. Dar&#252;ber hinaus zeigen die Vorschriften, dass der Gesetzgeber sich der Anrechnungsproblematik sehr wohl bewusst war. Wenn er eine solche, gerade f&#252;r den Krankengeldbezug geregelt hat, aber im Bereich des Entgeltfortzahlungsrechtes nicht geregelt hat, dann zeigt das, dass keine unbewusste L&#252;cke vorliegt, sondern der Gesetzgeber eine solche Regelung nicht f&#252;r notwendig erachtet hat. Aus diesem Grunde scheidet eine analoge Anwendung aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Soweit die Kl&#228;gerin darauf abgestellt hat, dass nach &#167; 275, &#167; 285 BGB n. F. auch eine Herausgabepflicht des erzielten Entgeltes besteht, scheitert die Anwendung dieser Vorschriften bereits daran, dass es sich bei dem Arbeitsverh&#228;ltnis um ein solches handelt, das vor dem 01.01.2002 begr&#252;ndet worden ist und das daher nach &#167; 5 Satz 2 des Art. 229 EGBGB das B&#252;rgerliche Gesetzbuch in der Fassung vor dem 01.01.2002 noch anzuwenden ist. Zur Ablehnung der analogen Anwendung des &#167; 281 BGB auf Arbeitsverh&#228;ltnisses wird auf die obigen Ausf&#252;hrungen Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Es kann im &#252;brigen dahin gestellt bleiben, ob die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt einen Anspruch auf Herausgabe des erzielten Verdienstes hat oder nur einen Anspruch auf Verrechnung und im Ergebnis damit einen Anspruch auf R&#252;ckzahlung &#252;berzahlten Gehaltes nach &#167; 812 BGB. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Da die Kl&#228;gerin keinen Anspruch auf Herausgabe des erzielten Verdienstes hat, hat sie auch keinen Auskunftsanspruch. </td></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch auf Auskunft &#252;ber die gefahrenen Kilometer mit dem Dienstwagen Pkw Golf, weil sie auch hier keinen Anspruch auf eine m&#246;gliche Erstattung der Fahrtkosten hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Das ergibt sich bereits daraus, dass die Beklagte nach dem Anstellungsvertrag diesen Pkw privat nutzen durfte (und die Betriebsmittel selber zu zahlen hatte). Die Privatnutzung des Pkw ist der Gegenbegriff zur gewerblichen Nutzung des Pkw. Wenn die Beklagte tats&#228;chlich ein anderes Arbeitsverh&#228;ltnis aufgenommen haben sollte und mit diesem Pkw entweder selbst zur Arbeit gefahren ist oder ihre Schwester dorthin gebracht hat, so handelt es sich immer noch nicht um eine gewerbliche Nutzung, weil durch den Einsatz des Pkw selber kein irgendwie geartetes Entgelt erzielt worden ist. Die Fahrten mit dem Pkw w&#228;ren lediglich ein Hilfsmittel gewesen, um an eine andere Arbeitsst&#228;tte zu kommen. Eine solche T&#228;tigkeit wird noch von der Privatnutzung des Pkw gedeckt, wie sie der Beklagten durch den Arbeitsvertrag (&#167; 10) erlaubt ist. Wenn die Kl&#228;gerin dies nicht gewollt h&#228;tte, h&#228;tte sie das in den vertraglichen Regelungen ausschlie&#223;en m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Die Klage war daher insgesamt abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO hat die Kl&#228;gerin die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, da sie vollumf&#228;nglich unterlegen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Der mit dem Urteil festzusetzende Streitwert war nach &#167; 3 ZPO anhand des wirtschaftlichen Interesses der Kl&#228;gerin zu sch&#228;tzen. Da die Kl&#228;gerin eine T&#228;tigkeitsdauer von 10 Wochen behauptet hat, welche einen erheblichen zeitlichen Umfang angenommen habe, sch&#228;tzt das Gericht den Wert f&#252;r den Antrag Ziff. 1 und Ziff. 2, welche insoweit wirtschaftlich identisch sind, auf ein Bruttogehalt einer Kellnerin, somit EUR 1.500,&#8211;. F&#252;r den Schadensersatz bez&#252;glich der Verwendung des Dienstwagens f&#252;r die Fahrten zu der behaupteten T&#228;tigkeit sch&#228;tzt das Gericht den Streitwert f&#252;r die Fahrten von Umkirch nach Emmendingen f&#252;r die Dauer von 10 Wochen mit einer Entfernung von insgesamt rd. 20 Kilometern pro Kalendertag auf EUR 270,&#8211; (50 Tage x 20 km x 0,27 EUR). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> F&#252;r den isolierten Klageantrag Ziff. 3 war die Berufung nicht zuzulassen, da die hierf&#252;r notwendigen Voraussetzungen des &#167; 64 Abs. 3 ArbGG nicht vorliegen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,258
olgkarl-2003-02-06-12-u-20402
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 204/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:11
2019-02-12T13:09:49
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter deren Zur&#252;ckweisung im &#252;brigen das Urteil des Landgerichts Mosbach vom 14.08.2002 - 1 O 65/02 - im Kostenpunkt aufgehoben und im &#252;brigen wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagte wird unter Klagabweisung im &#252;brigen verurteilt, an den Kl&#228;ger 10.493,25 EUR nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz aus 10.072,45 EUR seit dem 19.10.2001 und aus weiteren 420,80 seit 26.06.2002 zu zahlen.</p> <p>2. Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger 7 % und die Beklagte 93%.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die zul&#228;ssige Berufung hat zum &#252;berwiegenden Teil Erfolg. Sie f&#252;hrt zur teilweisen Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils und Verurteilung der Beklagten zur Zahlung von 10.493,25 EUR. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> (&#167; 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO) </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Kl&#228;ger begehrt wegen eines Fahrzeugdiebstahls Leistungen aus einer Kraftfahrzeugkaskoversicherung. Die Beklagte h&#228;lt sich wegen ihres Erachtens vors&#228;tzlich falscher Angaben in der Schadensanzeige f&#252;r leistungsfrei und beanstandet ferner die H&#246;he der geltend gemachten Ersatzleistung. Das Landgericht hat die Klage wegen Leistungsfreiheit der Beklagten aufgrund von Obliegenheitsverletzungen abgewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Auf die tats&#228;chlichen Feststellungen des angefochten Urteils wird Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Im Berufungsrechtszug verfolgt der Kl&#228;ger sein erstinstanzliches Begehren in vollem Umfang weiter und wendet sich dabei insbesondere gegen die Auffassung des Landgerichts, die tats&#228;chlichen Voraussetzungen einer Leistungsfreiheit gem&#228;&#223; &#167;&#167; 6 Abs. 3 VVG, 7 I. 2, IV 4 AKB l&#228;gen vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> II. (&#167; 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO) </td></tr></table> <table><tr><td>A.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Landgericht geht davon aus, dass in die Schadensanzeige aufgenommene falsche Angaben zum Kaufpreis eines entwendeten Fahrzeugs und zum Vorhandensein auch reparierter Vorsch&#228;den relevante Verst&#246;&#223;e gegen die vertragliche Obliegenheit, alles zur Aufkl&#228;rung des Tatbestands dienliche zu tun, darstellen. Das ist zutreffend. Das Landgericht meint ferner, nachtr&#228;gliche Korrekturen falscher Angaben k&#246;nnten die Leistungsfreiheit nur dann zunichte machen, wenn der Versicherungsnehmer den wahren Sachverhalt allein aus eigenem Antrieb vollst&#228;ndig und unmissverst&#228;ndlich offenbart. Auch das ist richtig (BGH VersR 2002, 173). Dabei werden allerdings die Besonderheiten des vorliegenden Falls nicht gew&#252;rdigt, die zum einen ein vors&#228;tzliches Handeln des Kl&#228;gers als ausgeschlossen erscheinen lassen und zum anderen unter dem Gesichtspunkt der Nachfrageobliegenheit einer Leistungsfreiheit der Beklagten entgegen stehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Das vom Zeugen F., Schwager des Kl&#228;gers und nebenberuflicher Versicherungsvermittler der Beklagten, ausgef&#252;llte Schadensformular vermerkt bei der Rubrik "gezahlter Kaufpreis" "lt. Gutachten". Im Gutachten ist kein gezahlter Kaufpreis vermerkt, sondern lediglich ein H&#228;ndlerverkaufswert. Richtig ist zwar, dass eine m&#246;gliche Auslegung dahin geht, dass der gezahlte Kaufpreis der Wertangabe im Bewertungsgutachten entsprach. Naheliegend ist ein solches Verst&#228;ndnis jedoch nicht. Dar&#252;ber hinaus hat sich durch die Beweisaufnahme ergeben, dass der Kl&#228;ger selbst den Verweis auf das Gutachten anders verstanden hat. Der Zeuge F. hat bekundet, er habe angenommen, bei der nachgefragten Wertangabe habe es sich um den f&#252;r die Berechnung der Entsch&#228;digung ma&#223;gebenden Wert gehandelt. Da der Wagen vom Kl&#228;ger in besch&#228;digten Zustand erworben worden und danach in Stand gesetzt worden sei, sei er unsicher gewesen hinsichtlich des einzutragenden Preises. Deshalb habe er versucht beim Schadenssachbearbeiter der Beklagten nachzufragen. Dort habe man ihm aber erkl&#228;rt, er solle das Formular so ausf&#252;llen, wie er denke. Deshalb habe er dem Kl&#228;ger geraten, ein Bewertungsgutachten in Auftrag zu geben. Auf dessen Ergebnis habe er sodann in der Schadensanzeige Bezug genommen. Wenn der Kl&#228;ger in Kenntnis dieser Umst&#228;nde die Schadensanzeige unterzeichnete, so kann ihm eine vors&#228;tzliche Falschangabe insoweit nicht vorgeworfen werden. Schlie&#223;lich durfte er sich darauf verlassen, dass der erkennbar um eine ordnungsgem&#228;&#223;e Schadensmeldung bem&#252;hte Zeuge ihm insoweit keine falschen Angaben zur Unterzeichnung vorlegte (OLG Hamm 2. Dezember 1987 - 20 U 112/87 -). F&#252;r ein kollusives Zusammenwirken von Kl&#228;ger und Zeugen liegen keinerlei Anhaltspunkte vor. Auch die Beklagte behauptet dergleichen nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> &#196;hnlich verh&#228;lt es sich bez&#252;glich der weiteren Angaben im Schadensformular zu der Frage "Hatte ihr Fahrzeug vor Schadenseintritt Sch&#228;den, M&#228;ngel oder Fehler durch Unfall, Sachbesch&#228;digung, Verschlei&#223; und dergleichen?", die bei der Auswahl "repariert", "nicht repariert", "nein" verneinend beantwortet wurde. Auch insoweit war dem Zeugen bekannt, dass bei Erwerb des Fahrzeugs Vorsch&#228;den, die der Kl&#228;ger zwischenzeitlich beseitigt hatte, vorhanden gewesen waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Eine Leistungsfreiheit der Beklagten kommt im vorliegenden Fall jedoch schon deshalb nicht in Betracht, weil die beanstandeten Angaben missverst&#228;ndlich und widerspr&#252;chlich waren. So wurde gerade kein Kaufpreis genannt und kein Kaufvertrag vorgelegt, sondern ein Bewertungsgutachten, dass sich zu einem gezahlten Kaufpreis ausschweigt. Der Beklagten musste sich somit die M&#246;glichkeit aufdr&#228;ngen, dass der Kl&#228;ger auch nur den Sch&#228;tzwert des Sachverst&#228;ndigen mitteilen wollte, ihre Formularfrage also gerade nicht vollst&#228;ndig beantwortet worden war. Noch augenf&#228;lliger war die Widerspr&#252;chlichkeit bei der Frage nach den Vorsch&#228;den. W&#228;hrend n&#228;mlich angesichts der Beantwortungsalternativen reparierte Vorsch&#228;den kaum mit der Antwort "nein" zu erfassen waren, ergab sich aus dem dem Schadensformular zur Erg&#228;nzung beigef&#252;gten Bewertungsgutachten, dass solche Reparaturarbeiten durchgef&#252;hrt worden waren. Das - nur eine Seite umfassende - Gutachten f&#252;hrt n&#228;mlich an, dass das Fahrzeug neu lackiert, Frontscheibe und Zahnriemen erneuert worden waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Wenn eine vom Versicherungsnehmer ausgef&#252;llte Formularschadensanzeige solche Widerspr&#252;che enth&#228;lt, kann von dem Versicherer nach Treu und Glauben erwartet werden, dass er den Versicherungsnehmer darauf hinweist und ihm Gelegenheit zur korrekten Beantwortung der Frage gibt (BGH VersR 1980, 159). Der Versicherer muss beim Versicherungsnehmer kl&#228;rend nachfragen, wenn dessen Angaben im Schadensanzeigeformular (oder einem anderen der Schadenregulierung dienenden Fragebogen) widerspr&#252;chlich, sonst wie unklar oder erkennbar unrichtig sind. Anderenfalls kann er sich nach Treu und Glauben nicht auf Leistungsfreiheit wegen Aufkl&#228;rungsobliegenheitsverletzung berufen (OLG Hamm VersR 2001, 1419; vgl. auch BGH RuS 1997, 84). Erfolgt - wie im vorliegenden Fall - eine R&#252;ckfrage, so kommt eine Leistungsfreiheit nur dann in Betracht, wenn die gebotene wahrheitsgem&#228;&#223;e Klarstellung unterbleibt (OLG Hamm Schaden-Praxis 2000, 172). Auf die R&#252;ckfrage der Beklagten hat der Kl&#228;ger hier jedoch alle offenen Fragen wahrheitsgem&#228;&#223; beantwortet. </td></tr></table> <table><tr><td>B.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Klage ist der H&#246;he nach aber nur teilweise begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht gem&#228;&#223; &#167; 13 Nr. 1 AKB der Wiederbeschaffungswert zu, der sich nach dem Kaufpreis bestimmt, den der Versicherungsnehmer aufwenden muss, um ein gleichwertiges gebrauchtes Fahrzeug zu erwerben. Hierzu legt der Kl&#228;ger ein Bewertungsgutachten vor, das allerdings hinsichtlich des Fahrzeugzustands allein auf seinen Angaben beruht. Das Fahrzeug selbst steht f&#252;r eine gutachterliche Untersuchung nicht mehr zur Verf&#252;gung. Die Beklagte verweist lediglich auf Angaben in der Schwacke-Liste und geht dabei auf die wertbildenden Besonderheiten des Fahrzeugs nicht ein. Der Senat sch&#228;tzt daher den Wiederbeschaffungswert unter Ber&#252;cksichtigung des Gutachtens und der eigenen Wertangabe des ebenfalls sachkundigen Kl&#228;gers im Versicherungsantrag auf 20.000 DM = 10.072,45 EUR (&#167; 287 ZPO). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Beklagte ist ferner aus &#167; 286 BGB verpflichtet, die nach ihrer Leistungsverweigerung entstandenen Rechtsverfolgungskosten, die durch die Besprechung des kl&#228;gerischen Rechtsanwalts mit dem Zeugen F. angefallen sind, zu ersetzen. Da die unberechtigte Zuvielforderung des Kl&#228;gers hier keinen Geb&#252;hrensprung ausl&#246;st, ist der Gesamtbetrag von 420,80 EUR zu erstatten. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167;&#167; 92, 97 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO. Gr&#252;nde f&#252;r eine Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,259
olgkarl-2003-02-06-12-u-3202
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 32/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:11
2019-02-12T13:09:49
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Restitutionsklage wird abgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Wiederaufnahmeverfahrens.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;ger begehren die Feststellung, dass zwei von ihnen mit der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten, der Bezirkssparkasse S., geschlossene Darlehensvertr&#228;ge nichtig seien. Sie haben am 22.12.1994, vertreten durch die Firma T., zur Finanzierung des Erwerbs eine Eigentumswohnung von der Firma S. bei der Bezirkssparkasse S. Darlehen von insgesamt DM 159.759,00 aufgenommen. Die Darlehensvertr&#228;ge wurden vom Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;ger am 05.05.1997 wegen arglistiger T&#228;uschung angefochten. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> In dem Rechtsstreit 11 O 448/97 Landgericht Mannheim (12 U 50/98 OLG Karlsruhe) haben die Kl&#228;ger deshalb die Feststellung begehrt, dass die zwischen den Kl&#228;gern und der Beklagten abgeschlossenen Darlehensvertr&#228;ge nichtig sind und im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe hilfsweise beantragt, die Beklagte zu verurteilen, den Kl&#228;gern alle Nachteile zu ersetzen, die ihnen durch die Abschl&#252;sse der Kreditvertr&#228;ge entstanden seien und noch entstehen werden. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das Oberlandesgericht hat durch Urteil vom 04.02.1999 (12 U 50/98) die Berufung der Kl&#228;ger gegen das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 27.08.1998 (11 O 448/97) zur&#252;ckgewiesen und nach Vernehmung des Zeugen Ralf F. ausgef&#252;hrt, dass der Zeuge F. die von den Kl&#228;gern behaupteten unrichtigen Darstellungen bei Abschluss des Kaufvertrages zu einer Nullbelastung der Kl&#228;ger aufgrund Steuerersparnissen und Mieteink&#252;nften sowie zu einer Wiederverkaufsm&#246;glichkeit des erworbenen Objektes nicht best&#228;tigt habe. Das Oberlandesgericht hat weiter ausgef&#252;hrt, dass auch wenn die Kl&#228;ger auf gewisse Unstimmigkeiten bei der Durchf&#252;hrung des Finanzierungsauftrags durch den Zeugen F. hingewiesen h&#228;tten, insbesondere auf die Tatsache, dass ein von ihnen als gef&#228;lscht bezeichnetes Selbstauskunftsformular weitergeleitet worden sei und dass in die Selbstauskunft eine fr&#252;here Verpflichtung des Kl&#228;gers zu 1 zur monatlichen Ratenzahlung &#252;ber DM 750,00 nicht aufgenommen worden sei, diese Tatsachen zwar Zweifel an der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen zu begr&#252;nden verm&#246;gen, aber solche Zweifel nicht die Annahme rechtfertigen, dass die von dem Kl&#228;ger behaupteten unzutreffenden Zusicherungen durch den Zeugen F. tats&#228;chlich gegeben worden seien. Anhaltspunkte f&#252;r eine Vernehmung der Kl&#228;ger als Partei nach &#167; 448 ZPO hat das Oberlandesgericht verneint. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> In dem gegen den Zeugen F. eingeleiteten Strafverfahren (1 Ds 201 Js 36799 AK 625/00 Amtsgericht Schwetzingen) hat das Amtsgericht Schwetzingen durch Urteil vom 26.10.2001 den Zeugen F. wegen Urkundenf&#228;lschung und uneidlicher Falschaussage zu einer Gesamtgeldstrafe von 150 Tagess&#228;tzen verurteilt. Auf die hiergegen eingelegte Berufung des Angeklagten F. wurde durch Beschluss des Landgerichts Mannheim vom 21.01.2002 hinsichtlich der uneidlichen Falschaussagen das Verfahren gem. &#167; 153 Abs. 2 ZPO eingestellt. Im &#252;brigen hat der Zeuge F. seine Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichts Schwetzingen zur&#252;ckgenommen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Mit der am 18.02.2002 erhobenen Restitutionsklage verfolgen die Kl&#228;ger ihr Ziel weiter, festzustellen, dass die unter den Kontonummern 5905175923 &#252;ber DM 130.561,00 und Kontonummer 6905174931 &#252;ber DM 29.674,10 abgeschlossenen Darlehensvertr&#228;ge nichtig sind. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die Kl&#228;ger machen geltend, das Urteil des Senats vom 04.02.1999 (12 U 50/98) werde von der uneidlichen Aussage des Zeugen Ralf F. sowie der Urkunde, die inhaltlich eine angeblich von den Kl&#228;gern herr&#252;hrende Selbstauskunft beinhalte und von ihnen angeblich unterzeichnet worden sei, mit getragen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Kl&#228;ger beantragen, </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> das durch Urteil des OLG Karlsruhe vom 04.02.1999 - 12 U 50/98 - rechtskr&#228;ftig abgeschlossene Verfahren wieder aufzunehmen und die Beklagten wie folgt zu verurteilen: </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Es wird festgestellt, dass die zwischen den Kl&#228;gern und der Beklagten abgeschlossenen Darlehensvertr&#228;ge zu Konto - Nr. 5905175923 &#252;ber DM 130.561,00 Nennbetrag und zu Konto - Nr. 6905174931 &#252;ber DM 28.674,10 Nennbetrag nichtig sind. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Beklagte beantragt, </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> die Restitutionsklage abzuweisen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Beklagte f&#252;hrt aus, es fehle an einem Restitutionsgrund. Das Urteil des OLG Karlsruhe vom 04.02.1999 beruhe nicht auf einer f&#228;lschlich angefertigten Urkunde durch den Zeugen F. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schrifts&#228;tze Bezug genommen. Die Akten 11 O 448/97 Landgericht Mannheim, 12 U 50/98 OLG Karlsruhe und 1 Ds 201 Js 36799 AK 625/00 Amtsgericht Schwetzingen lagen vor. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Restitutionsklage ist zul&#228;ssig, in der Sache hat sie keinen Erfolg. </td></tr></table><table><tr><td>I.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Restitutionsklage wurde innerhalb der Frist des &#167; 586 Abs. 1 ZPO nach Eintritt der Rechtskraft des Strafurteils des Amtsgerichts Schwetzingen am 21.01.2002 (R&#252;cknahme der Berufung durch den Zeugen F. im Hinblick auf die Verurteilung wegen uneidlicher Falschaussage nach Einstellung das Verfahren im &#252;brigen gem. &#167; 153 Abs. 2 ZPO am 21.02.2002) und Kenntnis der Kl&#228;ger hiervon am 18.02.2002 erhoben. Die weitere Voraussetzung des &#167; 581 Abs. 1 ZPO - rechtskr&#228;ftige Verurteilung wegen einer Straftat in den F&#228;llen des &#167; 580 Nr. 1 - 5 ZPO - liegt ebenfalls vor. </td></tr></table><table><tr><td>II.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Klage ist unbegr&#252;ndet. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Die Kl&#228;ger st&#252;tzen ihre Klage auf &#167; 580 Nr. 2 ZPO und beziehen sich hierbei auf die rechtskr&#228;ftige Verurteilung des Zeugen F. wegen Urkundenf&#228;lschung durch das Amtsgericht Schwetzingen. Voraussetzung des &#167; 580 Nr. 2 ZPO ist weiter, dass das rechtskr&#228;ftige Urteil des Senats vom 04.02.1999 (12 U 50/98) auf dem geltend gemachten Restitutionsgrund beruht. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Restitutionsklage soll es erm&#246;glichen, dass rechtskr&#228;ftige Urteile &#252;berpr&#252;ft werden, wenn ihre Grundlagen f&#252;r jedermann erkennbar in einer f&#252;r das allgemeine Rechtsgef&#252;hl unertr&#228;glichen Weise ersch&#252;ttert sind. Eine solche Ersch&#252;tterung der Urteilsgrundlagen liegt nur vor, wenn zwischen dem Restitutionsgrund und der Vorentscheidung ein urs&#228;chlicher Zusammenhang besteht. Dem angegriffenen Urteil muss durch den Restitutionsgrund eine der Grundlagen, auf denen es beruht, entzogen werden. In den F&#228;llen des &#167; 580 Nr. 1-3 ZPO wird ein Beweismittel, auf das sich das Urteil st&#252;tzt, damit in seinem Beweiswert zerst&#246;rt (BGHZ 103, 121; BGHZ 38, 333; 46, 300; 57, 211; Z&#246;ller, Kommentar zum ZPO, 23. Auflage, &#167; 580 Rn. 5). Das ist hier - wie auszuf&#252;hren sein wird - nicht der Fall. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Frage nach dem Ursachenzusammenhang zwischen Restitutionsgrund und Vorentscheidung hat das mit der Restitutionsklage befasste Gericht aufgrund der im Vorprozess ergangenen Entscheidung und des damaligen Prozessstoffs zu beurteilen. Die Auslegung der Vorentscheidung durch den erkennenden Senat ergibt, dass die Verurteilung des Zeugen F. wegen Urkundenf&#228;lschung nicht den Bestand des Urteils vom 04.02.1999 ber&#252;hrt. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> 2. Der Senat hat in der Vorentscheidung die f&#252;r den Anfechtungsgrund der arglistigen T&#228;uschung darlegungs- und beweispflichtigen Kl&#228;ger als beweisf&#228;llig angesehen, weil der Zeuge F. die in sein Wissen gestellten Behauptungen nicht best&#228;tigt hat. Der Senat ist damit nicht den Angaben des Zeugen gefolgt, sondern ist davon ausgegangen, dass die Behauptungen der Kl&#228;ger von diesen nicht nachgewiesen worden sind. Die Klageabweisung durch den Senat in der Vorentscheidung gr&#252;ndet mithin nicht auf den Angaben des Zeugen, so dass sich nicht die Frage stellt, ob der Zeuge F. in einigen oder allen Punkten falsch ausgesagt hat und deshalb die Beweiskraft der Aussage im ganzen ersch&#252;ttert ist (RGZ 137, 90). </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 3. Der Senat ist unter Ber&#252;cksichtigung der bereits im Vorverfahren zu der F&#228;lschung der Selbstauskunft durch den Zeugen F. angef&#252;hrten Umst&#228;nde nicht von der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen &#252;berzeugt gewesen, sondern hat ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt, dass die zu der Urkundenf&#228;lschung von den Kl&#228;gern angef&#252;hrten Tatsachen Zweifel an der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen F. begr&#252;nden. Der Senat hielt auf der anderen Seite die positiven Behauptungen der Kl&#228;ger zur Nullbelastung durch den Kauf der Eigentumswohnung und die Wiederverkaufsm&#246;glichkeit der Eigentumswohnung auch unter Ber&#252;cksichtigung einer etwaigen Urkundenf&#228;lschung dennoch f&#252;r nicht erwiesen. Die nunmehr durch das Strafurteil jedenfalls bez&#252;glich der Unterschriften auf der Selbstauskunft festgestellte Urkundenf&#228;lschung durch den Zeugen F. ist somit f&#252;r den Senat nicht tragend gewesen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Der Senat hat seine &#220;berzeugungsbildung auch nicht auf die gef&#228;lschte Selbstauskunft gest&#252;tzt. Das verf&#228;lschte Beweismittel - hier die vom Zeugen F. maschinenschriftlich hergestellte und unterschriebene Selbstauskunft - st&#252;tzt somit die Klagabweisung durch den Senat nicht. Die Ausf&#252;hrungen des Senats ergeben, dass eine m&#246;glicherweise gef&#228;lschte Selbstauskunft nur Zweifel an der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen zu begr&#252;nden vermochten, nicht aber die Annahme rechtfertigten, dass die behaupteten (unzutreffenden) Zusicherungen durch den Zeugen tats&#228;chlich gegeben worden sind. Die gef&#228;lschte Urkunde in Form der Selbstauskunft hat ausweislich der Vorentscheidung des Senats diesen somit nicht davon &#252;berzeugen k&#246;nnen, dass die Aussage des Zeugen F. unrichtig und er die von den Kl&#228;gern behaupteten Zusicherungen gemacht hat. Denn das OLG hielt die damals unterstellte Urkundenf&#228;lschung nicht f&#252;r ausreichend, um vom Nachweis der Zusicherungen durch den Zeugen w&#228;hrend des Kaufgespr&#228;chs mit den Kl&#228;gern ausgehen zu k&#246;nnen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> 4. Soweit die Kl&#228;ger ausf&#252;hren, dass die Selbstauskunft f&#252;r die Vergabe des Kredits durch die Beklagten die ma&#223;gebliche Entscheidungsgrundlage gewesen sei, so mag dies aus der Sicht der Beklagten zutreffend sein. Falsche Angaben des Zeugen F. in der Selbstauskunft zu weiteren Belastungen der Kl&#228;ger berechtigten diese aber nicht zu einer Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung gegen&#252;ber der Beklagten. Denn die Selbstauskunft diente alleine der Bank dazu, die Kreditw&#252;rdigkeit der Kl&#228;ger zu pr&#252;fen und vermochte schon von daher allenfalls eine arglistige T&#228;uschung des Vermittlers zum Nachteil der Bank zu begr&#252;nden, um in den Genuss der Provision zu kommen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Nach der Rechtsprechung trifft die Bank zudem bei der Kreditvergabe grunds&#228;tzlich keine Aufkl&#228;rungs- und Beratungspflicht hinsichtlich der Risiken der Darlehensgew&#228;hrung. Dies betrifft ganz generell die Frage der Zweckm&#228;&#223;igkeit und Finanzierbarkeit eines Vorhabens, die grunds&#228;tzlich in die Risikosph&#228;re des Darlehensnehmers selbst f&#228;llt. Die Bank schafft allein mit der &#220;berlassung der Formulare f&#252;r eine Selbstauskunft an einen Finanzierungsvermittler auch noch keinen besonderen Gef&#228;hrdungstatbestand, der eine Aufkl&#228;rungspflicht ausl&#246;sen k&#246;nnte. Insbesondere kann hieraus nicht geschlossen werden, dass die Bank die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens f&#252;r den Erwerb im Interesse des Kaufinteressenten gepr&#252;ft und f&#252;r gut befunden hat (OLG M&#252;nchen WM 2002, 1297 und OLG Braunschweig WM 1998, 1223). Der Vermittler und damit der Zeuge F. ist bei Ausf&#252;llung der Auskunft somit schon nicht im Pflichtenkreis der Bank t&#228;tig geworden mit der Folge, dass wahrheitswidrige Angaben in der Auskunft der Beklagten nicht zuzurechnen sind. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Dass die gef&#228;lschte Urkunde bei Abschluss des Darlehensvertrags nicht der Grund f&#252;r eine Schadensersatzpflicht in Form mangelnder Pr&#252;fung der von den Kl&#228;gern vorgelegten Unterlagen durch die Beklagte war, ergibt sich aus den Entscheidungsgr&#252;nden des Senats zum Hilfsantrag (S. 9 der Entscheidungsgr&#252;nde). Dies wird von den Kl&#228;gern mit ihrer Wiederaufnahmeklage auch nicht angegriffen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> 5. Die Kl&#228;ger st&#252;tzen ihre Wiederaufnahmeklage nicht ausdr&#252;cklich auf den Restitutionsgrund des falschen Zeugnisses gem. &#167; 580 Nr. 3 ZPO, obwohl die fehlende rechtskr&#228;ftige Verurteilung gem. &#167; 581 Abs. 1 Satz 2 ZPO im Hinblick auf die Einstellung gem. &#167; 153 Abs. 2 StPO kein Hindernis hierf&#252;r darstellt. Die Restitutionsklage w&#228;re aber auch unter Ber&#252;cksichtigung dieses Restitutionsgrundes unbegr&#252;ndet, weil das Urteil des OLG vom 04.02.1999 nicht auf der Aussage des Zeugen F. gr&#252;ndet. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Das OLG hat die Kl&#228;ger als beweisf&#228;llig angesehen, weil der Zeuge F. die Angaben der Kl&#228;ger nicht best&#228;tigt hat, d.h. nicht positiv die in sein Wissen gestellten Zusicherungen w&#228;hrend des Kaufgespr&#228;chs zugegeben hat. Das OLG hat dar&#252;ber hinaus die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen ausdr&#252;cklich angezweifelt. Der Senat hat die Klage abgewiesen, weil die Kl&#228;ger die von ihnen behaupteten Zusicherungen durch den Zeugen nicht beweisen konnten. Der Senat musste sich bei seiner Entscheidung nur - wie geschehen - die Frage stellen, ob die Behauptungen der Kl&#228;ger zu etwaigen Zusicherungen durch den Zeugen bereits deshalb als erwiesen anzusehen waren, weil der Zeuge eine Urkundenf&#228;lschung bei Erstellung der Selbstauskunft begangen hat und allein aus diesem Grunde nicht nur von der Unwahrheit der Angaben des Zeugen, sondern dar&#252;ber hinaus von tats&#228;chlich gemachten Zusicherungen des Zeugen auszugehen war. Hiervon konnte sich der Senat ausweislich der Urteilsgr&#252;nde der Vorentscheidung nicht &#252;berzeugen. Daraus folgt weiter, dass die Entscheidung des Senats nicht auf der Zeugenaussage gr&#252;ndet. Mit anderen Worten die Bekundungen des Zeugen F. weggedacht, w&#228;re die Entscheidung des Senats im Vorprozess im Hinblick auf die Beweisf&#228;lligkeit der Kl&#228;ger nicht anders ausgefallen. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Da die Kl&#228;ger somit schon das Vorliegen eines Restitutionsgrunds gem. &#167; 580 Nr. 2 und 3 ZPO nicht nachgewiesen haben, war die Restitutionsklage ohne erneute Verhandlung &#252;ber die Hauptsache abzuweisen. </td></tr></table><table><tr><td>III.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. </td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Gr&#252;nde f&#252;r eine Zulassung der Revision gem. &#167; 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor. </td></tr></table></td></tr></table>
132,261
olgstut-2003-02-06-2-u-15202
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 152/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:13
2019-02-12T13:09:49
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin gegen das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 07.08.2002 - 40 O 88/02 KfH - wird</p> <p>zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Verf&#252;gungskl&#228;gerin.</p> <p>Die Kostenentscheidung im Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 07.08.2002 - 40 O 88/02 KfH wird dahingehend abge&#228;ndert, dass die Verf&#252;gungskl&#228;gerin &#190; der Kosten des Rechtsstreits erster Instanz und der Verf&#252;gungsbeklagte &#188; zu tragen hat.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Streitwert des Berufungsverfahrens: 30.000,-- EUR.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin verlangt von dem Verf&#252;gungsbeklagten Unterlassung von &#196;u&#223;erungen, die sie f&#252;r wettbewerbswidrig und rufsch&#228;digend h&#228;lt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin, deren Gesch&#228;ftsanteil zu je 25 % von der Bodensee-Wasserversorgung, der Landeswasserversorgung, der NWS-Regional AG &amp; Co. KG und der Vedewa r.V. gehalten werden, betreibt ein Umweltlabor, das Untersuchungen von Wasser, Boden und Luft anbietet. Gleichzeitig ist die Verf&#252;gungskl&#228;gerin mit einer anderen Abteilung Partner des deutschen Akkreditierungssystems Pr&#252;fwesen GmbH (DAP), das Labore nach den ISO-Normen pr&#252;ft und zertifiziert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Verf&#252;gungsbeklagte ist ein rechtsf&#228;higer Verein, dessen Mitglieder Pr&#252;flabore sind, die sich mit der Untersuchung von Lebensmitteln und Bedarfsgegenst&#228;nden, aber auch mit der Untersuchung von Boden, Wasser und Luft befassen. Die Mitglieder des Verf&#252;gungsbeklagten stehen mit der Verf&#252;gungskl&#228;gerin, die am 31.12.2002 aus der Verf&#252;gungsbeklagten ausgetreten ist, im Wettbewerb, insbesondere auf dem Markt f&#252;r Trinkwasserpr&#252;fungen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Verf&#252;gungsbeklagte hat auf ihrer Homepage &#196;u&#223;erungen &#252;ber die Verf&#252;gungskl&#228;gerin verbreitet, die diese f&#252;r unzul&#228;ssig h&#228;lt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Auf Antrag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat das Landgericht der Verf&#252;gungsbeklagten unter Androhung der gesetzlichen Ordnungsmittel untersagt, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs zu behaupten und zu verbreiten, dass das von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin betriebene Umweltlabor durch staatliche und kommunale Transferzahlungen subventioniert werde, gleich &#252;ber welche Medien, insbesondere nicht &#252;ber das Internet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Den weitergehenden Unterlassungsantrag betreffend die &#196;u&#223;erung, das von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin betriebene Umweltlabor sei ein kommunales Unternehmen bzw. ein kommunales Labor, das Wettbewerbsvorteile genie&#223;e und nicht als unabh&#228;ngig anzusehen sei, hat das Landgericht unter Aufhebung der Kosten zur&#252;ckgewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Gegen das am 12.08.2002 zugestellte Urteil, hat die Verf&#252;gungskl&#228;gerin am 12.09.2002 Berufung eingelegt und diese nach zweimaliger Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist mit dem am 08.11.2002 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin ist der Auffassung, dass der Kern Aussage, das Labor der Verf&#252;gungskl&#228;gerin sei fachlich nicht unabh&#228;ngig, unrichtig und daher unzul&#228;ssig sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Dringlichkeitsvermutung nach &#167; 25 UWG sei durch die Ausnutzung der beantragten Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndung nicht widerlegt. Im &#220;brigen habe es f&#252;r die Fristverl&#228;ngerung verschiedenen Gr&#252;nde wie Arbeits&#252;berlastung, Urlaubsabwesenheit sowie die Anfang November 2002 stattgefundene Vorstandssitzung der Verf&#252;gungsbeklagten gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> 1. das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 07.08.2002, Az.: 40 O 88/02 KfH, zugestellt am 12.08.2002 insoweit abzu&#228;ndern, dass es der Antragsgegnerin auch verboten ist, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs zu behaupten und zu verbreiten, dass das von der Antragstellerin betriebene Umweltlabor nicht als unabh&#228;ngig anzusehen sei oder Behauptungen in dieser Art in anderer Form zu verbreiten oder aufzustellen, gleich &#252;ber welche Medien, insbesondere nicht &#252;ber das Internet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> hilfsweise </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> die &#196;u&#223;erung zu untersagen: "Zudem gilt die W GmbH aufgrund ihrer Gesellschafterstruktur in der Branche als ein von Auftraggeberseite nicht unabh&#228;ngiges Labor". </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> 2. der Antragsgegnerin f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld bis EUR 250.000,--, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten anzudrohen, wobei die Ordnungshaft an ihrem jeweiligen gesetzlichen Vertreter zu vollziehen ist und insgesamt zwei Jahre nicht &#252;bersteigen darf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Verf&#252;gungsbeklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Er ist der Auffassung, dass aufgrund der Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist die Dringlichkeit des Verf&#252;gungsantrags entfallen sei. Im &#220;brigen h&#228;lt er die beanstandete Aussage f&#252;r zutreffend und durch Art. 5 und 9 GG gedeckt. Zu beanstanden an dem Urteil des Landgerichts sei lediglich die Kostenentscheidung, der eine unrichtige Gewichtung der zul&#228;ssigen und unzul&#228;ssigen &#196;u&#223;erungen zugrunde liege. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat jedoch in der Sache keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Dabei kann dahinstehen, ob der Verf&#252;gungskl&#228;gerin der im Berufungsverfahren weiter verfolgte Unterlassungsanspruch zusteht, da die f&#252;r ein einstweiliges Verf&#252;gungsverfahren notwendige Eilbed&#252;rftigkeit entfallen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Vermutung der Dringlichkeit gem. &#167; 25 UWG ist vorliegend dadurch widerlegt, dass die Verf&#252;gungskl&#228;gerin ihre Berufung erst am Ende der um insgesamt einen Monat verl&#228;ngerten Berufungsbegr&#252;ndungsfrist begr&#252;ndet hat, ohne dass daf&#252;r sachliche Gr&#252;nde bestanden haben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Nach &#252;berwiegender Auffassung, der sich der Senat anschlie&#223;t, kann ein Antrag auf Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist sowie die Aussch&#246;pfung der antragsgem&#228;&#223; verl&#228;ngerten Frist zum Verlust des Eilbed&#252;rfnisses f&#252;hren (vgl. zum Meinungsstand Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che, 8. Aufl., Rz. 27 zu Kap. 54; K&#246;hler/Piper, UWG, 3. Aufl., &#167; 25 Rn. 16). Ein Widerspruch zu der einen besonders gelagerten Sachverhalt betreffenden Entscheidung des Senats vom 2.7.1982 - 2 U 83/82 (WRP 1982, 604) ist hierin nicht zu sehen, durch die nicht zum Ausdruck gebracht werden sollte, dass die Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist nicht zum Verlust der Eilbed&#252;rftigkeit f&#252;hren k&#246;nne. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Aus der in der Zivilprozessordnung vorgesehenen M&#246;glichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen die Berufungsbegr&#252;ndungsfrist zu verl&#228;ngern, kann nicht gefolgert werden, dass dieser Umstand bei der Beurteilung der f&#252;r die einstweilige Verf&#252;gung notwendige Dringlichkeit nicht ber&#252;cksichtigt werden kann. Die Einhaltung der die Zul&#228;ssigkeit der Berufung regelnder Bestimmungen ist zu trennen von der in jedem Einzelfall zu pr&#252;fenden Frage, ob die f&#252;r die Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes der Eilbed&#252;rftigkeit als besondere Form des Rechtsschutzinteresse besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Grunds&#228;tzlich ist daher davon auszugehen, dass - sofern keine besonderen Gr&#252;nde vorliegen - die in dem Gesetz dem in erster Instanz unterlegenen Antragsteller einger&#228;umte 2-monatige Berufungsbegr&#252;ndungsfrist ausreichend ist, um sich dar&#252;ber klar zu werden, ob und mit welcher Begr&#252;ndung das Eilverfahren fortgef&#252;hrt werden soll. Nachdem diese Fristen auch f&#252;r das Eilverfahren gelten, kann dem Antragsteller zwar im Hinblick auf das Eilbed&#252;rfnis grunds&#228;tzlich nicht vorgeworfen werden, dass er diese Fristen in vollem Umfang aussch&#246;pft (vgl. Teplitzky aaO). Dagegen muss der Antragsteller, der die Dringlichkeit seines Begehrens geltend macht, regelm&#228;&#223;ig in der Lage sein, innerhalb dieser zwei Monate seine Berufung einzulegen und ordnungsgem&#228;&#223; zu begr&#252;nden. Mit dem Antrag auf Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist und der Ausnutzung der Fristverl&#228;ngerung gibt er jedenfalls dann zu erkennen, dass die Sache so eilig nicht ist, wenn die gesetzliche Frist nicht nur unerheblich und ohne besondere Gr&#252;nde &#252;berschritten wird (vgl. OLG Frankfurt, OLGR 2001, 331). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Vorliegend sind keine Gr&#252;nde gegeben, die eine &#220;berschreitung der 2-monatigen Berufungsbegr&#252;ndungsfrist um nahezu 4 Wochen (27 Tage) rechtfertigen w&#252;rden. Die - auch in anderen Verfahren h&#228;ufig geltend gemachte - Arbeitsbelastung des Prozessbevollm&#228;chtigten und Urlaubsabwesenheit der Partei w&#228;hrend der ersten Fristverl&#228;ngerung rechtfertigt die in Anspruch genommene Fristverl&#228;ngerung im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren nicht, da bereits die gesetzliche Berufungsbegr&#252;ndungsfrist ausreichend lang bemessen ist, um auch diesen Umst&#228;nden bei Zeiten Rechnung zu tragen. Dies gilt jedenfalls, wenn - wie vorliegend - der in das Berufungsverfahren gelangte Streitstoff in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht keine besonderen Schwierigkeiten aufweist. Auch der Umstand, dass Anfang November eine Vorstandssitzung der Verf&#252;gungsbeklagten stattgefunden hat, der die streitgegenst&#228;ndliche &#196;u&#223;erung zum Gegenstand hatte, rechtfertigt ebenso wenig eine zweimalige Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist wie die Ende Oktober ausstehende Entscheidung des DAP &#252;ber den Entzug der Partnerschaftsstellung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin. Die Inanspruchnahme einer das Verfahren verz&#246;gernden Fristverl&#228;ngerung zeigt vielmehr, dass das Interesse der Verf&#252;gungskl&#228;gerin an einer schnellen einstweiligen Entscheidung nicht besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Mangels Verf&#252;gungsgrund war daher die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Die Kostenentscheidung f&#252;r das Berufungsverfahren folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die von Amts wegen vorzunehmende &#220;berpr&#252;fung der Kostentscheidung in dem angegriffenen Urteil f&#252;hrt zu deren Ab&#228;nderung zugunsten des Verf&#252;gungsbeklagten. Aus dem Vortrag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin ergibt sich, dass die ihrem Labor abgesprochene Unabh&#228;ngigkeit diese besonders behindert, weshalb unter Ber&#252;cksichtigung der weiteren, teilweise unzul&#228;ssigen streitgegenst&#228;ndlichen &#196;u&#223;erungen eine Kostenquote von &#190; zu &#188; zu Lasten der Verf&#252;gungskl&#228;gerin sachgerecht erscheint. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Bei der Festsetzung des Streitwerts des Berufungsverfahrens war das Interesse der Verf&#252;gungskl&#228;gerin an der Unterlassung der beanstandeten &#196;u&#223;erung zu ber&#252;cksichtigen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,262
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4 VAs 3/2003; 4 VAs 3/03
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:13
2019-02-12T13:09:49
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Der Gesch&#228;ftswert, aus dem sich die zu entrichtende Geb&#252;hr errechnet, wird auf 500,00 EUR festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Antragsteller begehrt die Feststellung der Rechtswidrigkeit seiner vom 26. September bis November 2001 andauernden Unterbringung in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart in einem mit zwei Personen belegten, ca. 8 m&#178; gro&#223;en Haftraum mit nicht abgetrennter Toilette. Er bem&#228;ngelt hierbei u.a., dass eine gleichzeitige Bewegung in diesem Haftraum ohne gegenseitige k&#246;rperliche Ber&#252;hrung nicht m&#246;glich gewesen sei und dass die vielf&#228;ltige, wechselseitige Wahrnehmung der Insassen zu physischen und psychischen Beeintr&#228;chtigungen des Antragstellers gef&#252;hrt habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Rechtsweg nach den &#167;&#167; 23 ff. EGGVG gegen Ma&#223;nahmen der Vollzugsbeh&#246;rden im Vollzug der Untersuchungshaft ist nur er&#246;ffnet, soweit die ordentlichen Gerichte nicht bereits aufgrund anderer Vorschriften angerufen werden k&#246;nnen (&#167; 23 Abs. 3 EGGVG). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> F&#252;r die vorliegend in Frage stehende Unterbringung eines Untersuchungsgefangenen, die in &#167; 119 Abs. 1 u. 2 StPO geregelt ist, war nach &#167; 119 Abs. 6 Satz 1 StPO w&#228;hrend der Dauer der Untersuchungshaft der Haftrichter zust&#228;ndig (KK, StPO, 4. Aufl., &#167; 119 Rdnrn. 6 u. 98; OLG Hamm NStZ 1981, 156). Auch wenn das Gesetz f&#252;r die nachtr&#228;gliche Feststellung der Rechtswidrigkeit dieser Ma&#223;nahme keine ausdr&#252;ckliche Regelung vorsieht, entspricht es dem Sinn der gesetzlichen Regelung, dass auch hierf&#252;r der sachn&#228;here Richter des &#167; 119 Abs. 6 StPO zust&#228;ndig ist (KG Berlin GA 1977, 148; L&#246;we/Rosenberg, StPO, 25. Aufl., &#167; 119 Rdnr. 158). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Eine Verweisung an den zust&#228;ndigen Haftrichter findet im Verfahren nach den &#167;&#167; 23 ff. EGGVG nicht statt und die Voraussetzungen f&#252;r eine formlose Abgabe an ihn sind vorliegend, unabh&#228;ngig vom Fehlen eines entsprechenden Antrags, nicht gegeben (KK, a.a.O., &#167; 119 Rdnr. 103 m.w.N.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Kostenentscheidung und die Festsetzung des Gesch&#228;ftswerts beruhen auf den &#167;&#167; 30 EGGVG, 30, 130 KostO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,263
ag-ravensburg-2003-02-06-8-f-78602
{ "id": 80, "name": "Amtsgericht Ravensburg", "slug": "ag-ravensburg", "city": 72, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
8 F 786/02
2003-02-06T00:00:00
2019-01-07T10:14:13
2019-01-17T11:52:09
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag des Vaters auf &#196;nderung der Sorgerechtsentscheidung wird</p> <p/> <p>abgelehnt.</p> <p/> <p>2. Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p/> <p>Gegenstandswert: EUR 3.000,00</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Parteien sind die Eltern des Kindes ..., geb. am ... Ihre Ehe wurde durch Urteil vom 25.05.1998 durch das Familiengericht Ravensburg (AZ: 6 F 282/97) geschieden, wobei zum damaligen Zeitpunkt mit Zustimmung des Vaters die alleinige elterliche Sorge f&#252;r ..., sowie deren damals noch minderj&#228;hriger Schwester ... (...) auf die Mutter &#252;bertragen wurde. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Antragsteller geht davon aus, dass ... bei ihrer Mutter und ihrer Schwester erheblich unter Druck steht und durch deren gemeinsamer &#220;berzeugung als Zeugen Jehovas indoktriniert wird, wobei der Vater in ein schlechtes Licht ger&#252;ckt werde. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Nachdem er anf&#228;nglich beantragt hatte, ihm die alleinige elterliche Sorge zu &#252;bertragen, weil er ... zu sich und seiner Lebensgef&#228;hrtin in den Haushalt nehmen wollte, &#228;nderte er im Laufe des Verfahrens seinen Antrag dahingehend, die gemeinsame elterliche Sorge anzuordnen, wobei das Aufenthaltsbestimmungsrecht bei der Kindesmutter verbleiben k&#246;nne. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Mutter hat im Verfahren darauf abgehoben, dass sie und ... nicht negativ gegen den Vater beeinflusse. Auch werde die Tochter nicht im Sinne der Zeugen Jehovas indoktriniert. Vielmehr zeige die positive Entwicklung der Tochter, dass es aus Gr&#252;nden der Kontinuit&#228;t bei ihrem alleinigen Sorgerecht verbleiben m&#252;sse, da keine Erziehungsdefizite festgestellt wurden. Bei einer gemeinsamen elterlichen Sorge mit dem Vater seien Streitpunkte vorprogrammiert aufgrund der unterschiedlichen Lebenseinstellung der Eltern. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Im vorliegenden Verfahren wurden zwei Stellungnahmen durch das Kreisjugendamt, vertreten durch Herrn ... eingereicht. Durch Beschluss vom 23.09.2002 wurde f&#252;r ... Verfahrenspflegschaft angeordnet und die staatlich anerkannt Erzieherin ... Schneider zur Verfahrenspflegerin bestellt, welche unter Datum des 26.10.2002 ihre Stellungnahme zu den Akten reichte. Weiter wurde ... durch das Gericht am 17.12.2002 informatorisch angeh&#246;rt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Nach Auswertung der dem Gericht vorliegenden Fakten und Stellungnahmen, sowie unter Ber&#252;cksichtigung des Ablaufs der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 16.01.2003 kommt das Gericht zu dem Ergebnis, dass die H&#252;rde des &#167; 1696 Abs. 1 BGB, wonach triftige, das Wohl des Kindes nachhaltig ber&#252;hrende Gr&#252;nde vorliegen m&#252;ssen, um eine Sorgerechts&#228;nderung herbeizuf&#252;hren, nicht genommen ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Bei der Anh&#246;rung von ... fand das Gericht den Eindruck best&#228;tigt, welchen bereits Herr ... vom Kreisjugendamt sowie Frau ... als Verfahrenspflegerin von ... gewonnen hatten. ... erscheint altersgem&#228;&#223; entwickelt und macht den Eindruck einer bereits recht gefestigten Pers&#246;nlichkeit. Sie scheint die aktuelle Lebenssituation sehr gut einsch&#228;tzen zu k&#246;nnen und bringt zum Ausdruck, dass sie an ihrer generellen Lebenssituation nichts &#228;ndern will. Wichtig sind ihr offensichtlich h&#228;ufige Umgangskontakte mit dem Vater, wobei ihr Lebensmittelpunkt bei der Mutter liegen soll. Auch sieht sie das Verh&#228;ltnis zwischen Vater und Mutter nach Auffassung des Gerichts recht objektiv, da sie ein Aufeinandertreffen der Eltern so beschreibt, dass beide meistens den Ton heben und ... dann versucht, zwischen den Eltern zu vermitteln. Diesen Eindruck hat das Gericht auch im Laufe der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 16.01.2003 gewonnen, als sich zeigte, dass die Eltern gegenseitig erhebliche Vorbehalte bez&#252;glich des Lebensstils des anderen haben. Diese Vorbehalte kommen auch deutlich in den eingereichten Schrifts&#228;tzen heraus. Zum jetzigen Zeitpunkt wird durch das Gericht kein realistischer Weg gesehen, durch welchen die Eltern in die Lage versetzt w&#252;rden, die Lebenspositionen des jeweiligen anderen zu akzeptieren. Somit ist nicht ersichtlich, wie der auch von der Verfahrenspflegerin in den Vordergrund gestellte Grundkonsens zwischen den Eltern bez&#252;glich Erziehungsfragen von ... gefunden werden soll. Nach Auffassung des Gerichts ist es notwendig, dass im Rahmen der Sorgerechtsfrage m&#246;glichst schnell Ruhe einkehrt und L. aus dem existierenden Loyalit&#228;tskonflikt herausgenommen wird. Da aber zumindest auf Seiten der Kindesmutter die Kooperationsbereitschaft fehlt, konnte vorliegend keine &#196;nderung der Sorgerechtsentscheidung zu Gunsten eines gemeinsamen Sorgerechts getroffen werden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Hiermit wird ausdr&#252;cklich keine Wertung vorgenommen, welcher Lebensauffassung der Eltern der Vorzug zu geben ist. Es werden hierbei lediglich die bereits seit Jahren geschaffenen Fakten ber&#252;cksichtigt, wobei der Gedanke der Kontinuit&#228;t im Vordergrund zu stehen hat. Der Vater muss insofern darauf verwiesen werden, seine Ideale und Lebensvorstellungen der Tochter im Rahmen der durchgef&#252;hrten Umgangskontakte zu vermitteln, dies jedoch ohne die Mutter und ... in ein schlechtes Licht zu stellen. Die gleiche Anforderung wird jedoch auch an die Mutter gestellt, welche alles unterlassen muss, um den Vater in ein ung&#252;nstiges Licht zu r&#252;cken. Die Eltern m&#252;ssen es schaffen, ... die M&#246;glichkeit einzur&#228;umen, sich vom jeweils anderen Elternteil ein eigenes, objektives Bild zu verschaffen. Aus diesem Grund ist es f&#252;r die vorliegende Entscheidung aus Sicht des Gerichts von besonderer Bedeutung, dass die Kindesmutter in letzter Zeit die Umgangskontakte gro&#223;z&#252;gig handhabt und ... auch die vom Vater begangenen Feiertag, wie Weihnachten und Geburtstag bei diesem verbringen darf. Dies stellt f&#252;r die Mutter auch kein gr&#246;&#223;eres Opfer dar, nachdem sie selbst aus Glaubensgr&#252;nden diese Tage nicht feiert. Au&#223;erdem h&#228;lt es das Gericht f&#252;r dringend erforderlich, dass ... m&#246;glichst frei nach Wunsch Umgang mit dem Vater aus&#252;ben darf, was insbesondere die h&#228;lftige Ferienzeit betrifft sowie auch m&#246;glichst h&#228;ufige Wochenendkontakte. Hier sollten beide Elternteile so flexibel sein, dass Umgangskontakte notfalls auch kurzfristig eingeplant werden, soweit der Dienstplan des Vaters eine gewisse Flexibilit&#228;t erforderlich macht. Es wird eindringlich davor gewarnt, die Sorgerechtsposition dahingehend auszunutzen, dass die zuletzt angelaufenen Umgangskontakte wieder eingeschr&#228;nkt werden. Denn die in der Vergangenheit gezeigte, hohe Bindungstoleranz der Mutter gegen&#252;ber dem Vater wird mit vorliegender Entscheidung honoriert. Dieser sensible Bereich k&#246;nnte jedoch f&#252;r ein etwaiges sp&#228;teres Sorgerechtsverfahren ausschlaggebend sein, sofern zum Nachteil von ... von dieser gew&#252;nschte Umgangskontakte zu stark eingeschr&#228;nkt w&#252;rden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a FGG. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,252
olgstut-2003-02-04-1-u-8502
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 85/02
2003-02-04T00:00:00
2019-01-07T10:14:09
2019-02-12T13:09:48
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 05.07.2002 (22 O 480/00) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>II. Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p>III. Das Urteil ist f&#252;r den Beklagten wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung des Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 11.500,00 EUR abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p>Streitwert des Berufungsverfahrens: 76.693,78 EUR</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td/></tr></table>
132,253
olgstut-2003-02-04-3-ausl-11301-3-aus
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ausl 113/01; 3 Ausl 113/2001
2003-02-04T00:00:00
2019-01-07T10:14:10
2019-02-12T13:09:48
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Staatsanwaltschaft, die Haft zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung anzuordnen, wird</p> <p style="text-align:center"><strong>zur&#252;ckgewiesen.</strong></p> <p>Der Verfolgte ist zur &#220;berstellung an die franz&#246;sischen Beh&#246;rden am Grenz&#252;bergang Kehl</p> <p style="text-align:center"><strong>vorzuf&#252;hren.</strong></p> <p>Er darf aufgrund dieser Anordnung nicht l&#228;nger festgehalten werden als bis zum Ende des Tages, der dem Beginn der Vorf&#252;hrung folgt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table width="100%"><tr><td style="text-align:center"><strong>I.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Gegen den am 08. Oktober 2001 auf Ersuchen der franz&#246;sischen Beh&#246;rden festgenommenen und am 25. Oktober 2001 in vorl&#228;ufige Auslieferungshaft genommenen Verfolgten erging am 16. November 2001 Auslieferungshaftbefehl, der am 25. Februar 2002 unter Meldeauflagen au&#223;er Vollzug gesetzt wurde. Am 18. September 2002 erkl&#228;rte der Senat die Auslieferung des Verfolgten an die Franz&#246;sische Republik zur dortigen Strafvollstreckung (teilweise) f&#252;r zul&#228;ssig. Das Justizministerium ... hat sie insoweit mit Schreiben an die Botschaft der Franz&#246;sischen Republik in Berlin vom 02. Dezember 2002 ... bewilligt. Am 29. Januar 2003 hob der Senat den Auslieferungshaftbefehl als nunmehr wegen Zeitablaufs unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig auf. Mit Schreiben ebenfalls vom 29. Januar 2003, beim Oberlandesgericht eingegangen am 31. Januar 2003, beantragte die Generalstaatsanwaltschaft, den Auslieferungshaftbefehl vom 16. November 2001 zum Zwecke der nunmehr anstehenden Durchf&#252;hrung der Auslieferung in Vollzug zu setzen.</td></tr></table> <table width="100%"><tr><td style="text-align:center"><strong>II.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Da der Haftbefehl, den wieder in Vollzug zu setzen die Staatsanwaltschaft begehrt, bereits aufgehoben ist, ist der Antrag vom 29. Januar 2003 umzudeuten in einen solchen auf Anordnung der Haft zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung (&#167; 34 IRG). Der Antrag ist zur&#252;ckzuweisen; als den Verfolgten schonendere, gleichwohl f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Auslieferung zureichende Ma&#223;nahme ordnet der Senat die Vorf&#252;hrung des Verfolgten zum Zwecke seiner &#220;berstellung an die franz&#246;sischen Beh&#246;rden an.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>1. Ein Vorf&#252;hrungsbefehl zum Zwecke der Durchf&#252;hrung der Auslieferung wird durch &#167; 34 IRG nicht ausgeschlossen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>a) Zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung eines auf freiem Fu&#223; befindlichen Verfolgten er&#246;ffnete der bis 30. Juni 1983 geltende &#167; 30 des Deutschen Auslieferungsgesetzes (DAG) die M&#246;glichkeit sowohl eines Auslieferungshaftbefehls als auch eines Vorf&#252;hrungsbefehls. Allein daraus, dass die &#167; 30 DAG abl&#246;sende Bestimmung des &#167; 34 IRG dem Wortlaut nach nur die Anordnung der Haft regelt, kann indes nicht gefolgert werden, dass die Vorf&#252;hrung als weniger schwer wiegende Ma&#223;nahme (BGHSt 23, 380, 387) nunmehr ausgeschlossen sein soll (Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., &#167; 34 IRG Rn 9; a. A. Wilkitzki in Gr&#252;tzner/P&#246;tz, Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen, &#167; 34 IRG Rn 30). So gehen auch die Gesetzesmaterialien zum IRG ohne weiteres von der Zul&#228;ssigkeit eines Vorf&#252;hrungsbefehls aus (Wilkitzki aaO mwN).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>b) Eine Vorf&#252;hrung zum Zwecke der &#220;bergabe an den ersuchenden Staat ist (entgegen Wilkitzki aaO Rn 31) auch nicht deshalb unsinnig, weil die mit dem Vollzug des Vorf&#252;hrungsbefehls verbundene Freiheitsentziehung dieselbe w&#228;re wie beim Vollzug eines Haftbefehls. Vielmehr bleibt ersteres die mildere Ma&#223;nahme. Nach &#167;&#167; 77 IRG in Verbindung mit 135 Satz 2 StPO, der f&#252;r alle Formen der Vorf&#252;hrung gilt (vgl. Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Aufl., &#167; 135 Rn 1; &#167; 230 Rn 20), erlaubt ein Vorf&#252;hrungsbefehl - der Senat hat dies in der Beschlussformel klargestellt - nur eine kurzfristige, in klarer Weise befristete Ingewahrsamnahme. Wird demgegen&#252;ber die Haft angeordnet, so besteht keine M&#246;glichkeit, die Dauer ihrer Vollziehung von vornherein auf einen angemessen erscheinenden Zeitraum zu begrenzen. Es bleibt lediglich eine Aufhebung oder Au&#223;ervollzugsetzung der Anordnung im Wege der Haftkontrolle (&#167;&#167; 34 Abs. 3 in Verbindung mit 24, 25 IRG), wenn die Fortdauer der Haft nach den Umst&#228;nden unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig erscheint. Dass allein die Haftkontrolle eine Beschr&#228;nkung des Freiheitsentzugs auf das zur &#220;bergabe unumg&#228;ngliche Ma&#223; - schon der notwendigen Ermittlungen zum Verfahrensfortgang wegen - nicht in jedem Falle gew&#228;hrleisten kann, versteht sich von selbst.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>2. Die Vorf&#252;hrung des Verfolgten ist zur Durchf&#252;hrung seiner Auslieferung erforderlich, aber auch ausreichend. Zwar wird nicht zu erwarten sein, dass er sich den franz&#246;sischen Beh&#246;rden aus freien St&#252;cken zum Strafantritt stellt. Andererseits ergeben sich aber auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, er werde durch aktives Handeln seine Auslieferung vereiteln. Der ihm erteilten Meldeauflage ist der Verfolgte bis zur Aufhebung des Haftbefehls nachgekommen, auch hat er bei der Polizeibeh&#246;rde seinen Wohnsitzwechsel angezeigt. Bei entsprechender Vorbereitung von Ingewahrsamnahme, Transport und &#220;berstellung erscheint es ohne weiteres m&#246;glich, den Verfolgten innerhalb der Frist des &#167; 135 Satz 2 StPO von seinem Wohnort in ... zum Grenz&#252;bergang Kehl zu verbringen und dort den franz&#246;sischen Beh&#246;rden zu &#252;bergeben. Seine vorherige Einlieferung in eine Justizvollzugsanstalt, wie die Generalstaatsanwaltschaft sie in Aussicht genommen hat, erscheint entbehrlich.</td></tr></table> <table width="100%"><tr><td style="text-align:center"><strong>III.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>&#220;ber Einwendungen gegen den Vorf&#252;hrungsbefehl, der wegen Gef&#228;hrdung seines Erfolgs ohne vorherige Anh&#246;rung ergeht, entscheidet das Oberlandesgericht (&#167;&#167; 34 Abs. 2, 23 IRG).</td></tr></table> </td></tr></table>
132,254
olgstut-2003-02-04-3-ausl-11301-3-au
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ausl. 113/01; 3 Ausl 113/01
2003-02-04T00:00:00
2019-01-07T10:14:10
2019-02-12T13:09:48
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Staatsanwaltschaft, die Haft zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung anzuordnen, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Verfolgte ist zur &#220;berstellung an die franz&#246;sischen Beh&#246;rden am Grenz&#252;bergang Kehl vorzuf&#252;hren.</p> <p> Er darf aufgrund dieser Anordnung nicht l&#228;nger festgehalten werden als bis zum Ende des Tages, der dem Beginn der Vorf&#252;hrung folgt <strong>.&#160;</strong> </p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> <strong>I.</strong> Gegen den am 08. Oktober 2001 auf Ersuchen der franz&#246;sischen Beh&#246;rden festgenommenen und am 25. Oktober 2001 in vorl&#228;ufige Auslieferungshaft genommenen Verfolgten erging am 16. November 2001 Auslieferungshaftbefehl, der am 25. Februar 2002 unter Meldeauflagen au&#223;er Vollzug gesetzt wurde. Am 18. September 2002 erkl&#228;rte der Senat die Auslieferung des Verfolgten an die Franz&#246;sische Republik zur dortigen Strafvollstreckung (teilweise) f&#252;r zul&#228;ssig. Das Justizministerium ... hat sie insoweit mit Schreiben an die Botschaft der Franz&#246;sischen Republik in Berlin vom 02. Dezember 2002 ... bewilligt. Am 29. Januar 2003 hob der Senat den Auslieferungshaftbefehl als nunmehr wegen Zeitablaufs unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig auf. Mit Schreiben ebenfalls vom 29. Januar 2003, beim Oberlandesgericht eingegangen am 31. Januar 2003, beantragte die Generalstaatsanwaltschaft, den Auslieferungshaftbefehl vom 16. November 2001 zum Zwecke der nunmehr anstehenden Durchf&#252;hrung der Auslieferung in Vollzug zu setzen.&#160; </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> <strong>II.</strong> Da der Haftbefehl, den wieder in Vollzug zu setzen die Staatsanwaltschaft begehrt, bereits aufgehoben ist, ist der Antrag vom 29. Januar 2003 umzudeuten in einen solchen auf Anordnung der Haft zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung (&#167; 34 IRG). Der Antrag ist zur&#252;ckzuweisen; als den Verfolgten schonendere, gleichwohl f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Auslieferung zureichende Ma&#223;nahme ordnet der Senat die Vorf&#252;hrung des Verfolgten zum Zwecke seiner &#220;berstellung an die franz&#246;sischen Beh&#246;rden an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Ein Vorf&#252;hrungsbefehl zum Zwecke der Durchf&#252;hrung der Auslieferung wird durch &#167; 34 IRG nicht ausgeschlossen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> a) Zur Durchf&#252;hrung der Auslieferung eines auf freiem Fu&#223; befindlichen Verfolgten er&#246;ffnete der bis 30. Juni 1983 geltende &#167; 30 des Deutschen Auslieferungsgesetzes (DAG) die M&#246;glichkeit sowohl eines Auslieferungshaftbefehls als auch eines Vorf&#252;hrungsbefehls. Allein daraus, dass die &#167; 30 DAG abl&#246;sende Bestimmung des &#167; 34 IRG dem Wortlaut nach nur die Anordnung der Haft regelt, kann indes nicht gefolgert werden, dass die Vorf&#252;hrung als weniger schwer wiegende Ma&#223;nahme (BGHSt 23, 380, 387) nunmehr ausgeschlossen sein soll (Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., &#167; 34 IRG Rn 9; a. A. Wilkitzki in Gr&#252;tzner/P&#246;tz, Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen, &#167; 34 IRG Rn 30). So gehen auch die Gesetzesmaterialien zum IRG ohne weiteres von der Zul&#228;ssigkeit eines Vorf&#252;hrungsbefehls aus (Wilkitzki aaO mwN).&#160;&#160;&#160;&#160; </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> b) Eine Vorf&#252;hrung zum Zwecke der &#220;bergabe an den ersuchenden Staat ist (entgegen Wilkitzki aaO Rn 31) auch nicht deshalb unsinnig, weil die mit dem Vollzug des Vorf&#252;hrungsbefehls verbundene Freiheitsentziehung dieselbe w&#228;re wie beim Vollzug eines Haftbefehls. Vielmehr bleibt ersteres die mildere Ma&#223;nahme. Nach &#167;&#167; 77 IRG in Verbindung mit 135 Satz 2 StPO, der f&#252;r alle Formen der Vorf&#252;hrung gilt (vgl. Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Aufl., &#167; 135 Rn 1; &#167; 230 Rn 20), erlaubt ein Vorf&#252;hrungsbefehl - der Senat hat dies in der Beschlussformel klargestellt - nur eine kurzfristige, in klarer Weise befristete Ingewahrsamnahme. Wird demgegen&#252;ber die Haft angeordnet, so besteht keine M&#246;glichkeit, die Dauer ihrer Vollziehung von vornherein auf einen angemessen erscheinenden Zeitraum zu begrenzen. Es bleibt lediglich eine Aufhebung oder Au&#223;ervollzugsetzung der Anordnung im Wege der Haftkontrolle (&#167;&#167; 34 Abs. 3 in Verbindung mit 24, 25 IRG), wenn die Fortdauer der Haft nach den Umst&#228;nden unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig erscheint. Dass allein die Haftkontrolle eine Beschr&#228;nkung des Freiheitsentzugs auf das zur &#220;bergabe unumg&#228;ngliche Ma&#223; - schon der notwendigen Ermittlungen zum Verfahrensfortgang wegen - nicht in jedem Falle gew&#228;hrleisten kann, versteht sich von selbst. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 2. Die Vorf&#252;hrung des Verfolgten ist zur Durchf&#252;hrung seiner Auslieferung erforderlich, aber auch ausreichend. Zwar wird nicht zu erwarten sein, dass er sich den franz&#246;sischen Beh&#246;rden aus freien St&#252;cken zum Strafantritt stellt. Andererseits ergeben sich aber auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, er werde durch aktives Handeln seine Auslieferung vereiteln. Der ihm erteilten Meldeauflage ist der Verfolgte bis zur Aufhebung des Haftbefehls nachgekommen, auch hat er bei der Polizeibeh&#246;rde seinen Wohnsitzwechsel angezeigt. Bei entsprechender Vorbereitung von Ingewahrsamnahme, Transport und &#220;berstellung erscheint es ohne weiteres m&#246;glich, den Verfolgten innerhalb der Frist des &#167; 135 Satz 2 StPO von seinem Wohnort in ... zum Grenz&#252;bergang Kehl zu verbringen und dort den franz&#246;sischen Beh&#246;rden zu &#252;bergeben. Seine vorherige Einlieferung in eine Justizvollzugsanstalt, wie die Generalstaatsanwaltschaft sie in Aussicht genommen hat, erscheint entbehrlich.&#160;&#160;&#160; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> <strong>III.</strong> &#220;ber Einwendungen gegen den Vorf&#252;hrungsbefehl, der wegen Gef&#228;hrdung seines Erfolgs ohne vorherige Anh&#246;rung ergeht, entscheidet das Oberlandesgericht (&#167;&#167; 34 Abs. 2, 23 IRG). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,249
olgkarl-2003-01-31-23-u-902-rhsch
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 U 9/02 RhSch
2003-01-31T00:00:00
2019-01-07T10:14:08
2019-02-12T13:09:48
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts - Rheinschifffahrtsgericht - Mainz vom 31. Juli 2002 - 76 C 1/02 BSchRh - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leisten.</p> <p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table width="100%"><tr><td style="text-align:left"><strong>I.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Parteien streiten um die Folgen einer Auffahr-Havarie.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin versichert das Containermotorschiffes MS &#8222;K.&#8220; (110 m lang, 11,40 m breit, 2495 t gro&#223;, 1750 PS + Bugstrahlruder 450 PS stark). Sie klagt aus &#252;bergegangenem bzw. abgetretenem Recht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Die Beklagte Ziffer 1 ist Eignerin des TMS &#8222;S.&#8220; (97 m lang, 9,50 m breit, 900 PS + 200 PS Bugstrahlruder, 1800 t gro&#223;), das am 23.01.2001 auf dem Rhein vom Beklagten Ziffer 2 gef&#252;hrt wurde. Es befand sich in der Talfahrt von Karlsruhe nach Rotterdam und folgte dem vorausfahrenden TMS &#8222;R.&#8220;. Oberhalb des Lampertheimer Altrheins &#252;berholte (zun&#228;chst TMS &#8222;R.&#8220; und ihm folgend) TMS &#8222;S.&#8220; das zu Tal fahrende MS &#8222;K.&#8220;. Es hatte sein &#220;berholman&#246;ver etwa bei km 440,0 abgeschlossen, war wieder auf Kurslinie von MS &#8222;K.&#8220; eingeschert und fuhr ebenso wie das vorausfahrende TMS &#8222;R.&#8220; und das nachfolgende TMS &#8222;S.&#8220; etwa in der Fahrwassermitte weiter zu Tal. In der Folge kam es zu bei Rhein-km 441,5 zu einer Havarie in der Form, dass TMS &#8222;S.&#8220; durch MS &#8222;K.&#8220; von achtern angefahren wurde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Kl&#228;gerin hat im ersten Rechtszug im Wesentlichen vorgetragen:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>TMS &#8222;S.&#8220; sei bei fallendem Wasser hart an der Wasserstandsgrenze abgeladen gewesen. Das Schiff sei 3 cm kopflastig und damit f&#252;r die Talfahrt sachwidrig abgeladen gewesen. Deshalb und wegen nicht angepasster &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit 19 km/h habe sich TMS &#8222;S.&#8220; unmittelbar nachdem es MS &#8222;K.&#8220; &#252;berholt habe, bei Rhein/km 441,5 an der dortigen Schwelle festgefahren. F&#252;r die Schiffsf&#252;hrung von MS &#8222;K.&#8220; habe es keine M&#246;glichkeit gegeben, die durch die pl&#246;tzliche Festfahrung von TMS &#8222;S.&#8220; herauf beschworene Havariegefahr abzuwenden. Aufgrund des geringen H&#246;henabstandes habe MS &#8222;K.&#8220; nur noch wenig nach Backbord halten k&#246;nnen, als es dann schon zur Havarie gekommen sei. Bei diesem Havarieverlauf greife der Anscheinsbeweis zulasten der Kl&#228;gerin nicht ein, es sei vielmehr ein anderer Geschehensablauf als der von den Beklagten geschilderte nachgewiesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>die Beklagten gesamtschuldnerisch zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin EUR 65.401,89 nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz nach &#167; 1 D&#220;G seit 1.12.2001 zu zahlen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die Beklagten haben beantragt,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>die Klage abzuweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Sie haben im Wesentlichen vorgetragen:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>TMS &#8222;S.&#8220; habe sich Rhein-km 441,5 gen&#228;hert und deshalb seine Geschwindigkeit von urspr&#252;nglich 20 km/h auf etwa 14 km/h reduziert, weil es auf eine Stufe im Fahrwasser R&#252;cksicht nehmen wollte. In dieser Lage sei es unerwartet durch MS &#8220;K.&#8220; achtern angefahren worden. Dessen Schiffsf&#252;hrer habe offenbar die vor&#252;bergehende Fahrtreduzierung des vorausfahrenden TMS &#8222;S.&#8220; &#252;bersehen. Bei dem Zusammensto&#223; befand sich TMS &#8222;S.&#8220; ungef&#228;hr in der Mitte des Fahrwassers. Es liege ein typischer Auffahrunfall vor, bei dem der Beweis des ersten Anscheins gegen die Schiffsf&#252;hrung des auffahrenden Schiffes spreche.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Das Rheinschifffahrtsgericht hat Beweis erhoben durch Beiziehung und Verwertung der Verklarungsakten 76 UR II 1/01 BSchRh und der Akten der WSP Ludwigshafen (Tgb.-Nr.:203/01) sowie durch Vernehmung der Zeugen L. und F..</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Durch Urteil vom 31.07.2002 - auf das wegen aller Einzelheiten Bezug genommen wird - hat das Rheinschifffahrtsgericht die Klage abgewiesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Hiergegen wendet sich die Kl&#228;gerin mit der Berufung.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>TMS &#8222;S.&#8220; habe MS &#8222;K.&#8220; vor der bekannterma&#223;en gefahrtr&#228;chtigen &#8222;Grassteiner Schwelle&#8220; vor Rheinkm 442 &#252;berholt, sei dabei in sorgfaltswidriger Weise kurz vor dem &#252;berholten MS &#8222;K.&#8220; in dessen Kurslinie eingeschert und habe dann - absichtlich oder unabsichtlich - drastisch an Geschwindigkeit verloren. TMS &#8222;S.&#8220; sei w&#228;hrend des &#220;berholvorgangs mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 km/h gefahren; bei der unmittelbar hierauf sich ereignenden Havarie habe dessen Geschwindigkeit nur noch 7 bis 8 km/h betragen. Unter diesen Umst&#228;nden w&#228;re eine Warnung unbedingt erforderlich gewesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Als eine andere M&#246;glichkeit f&#252;r den starken Geschwindigkeitsverlust k&#246;nne ein Auflaufen von TMS &#8222;S.&#8220; auf die bei Rhein/km 441 befindliche Schwelle in Betracht kommen, da TMS &#8222;S.&#8220; zu kopflastig abgeladen gewesen sei.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Letztlich sei es unerheblich, welche der beiden dargestellten Alternativen vorgelegen habe - in beiden in Betracht kommenden F&#228;llen sei die Havarie auf ein alleiniges Verschulden von TMS &#8222;S.&#8220; zur&#252;ckzuf&#252;hren. Das &#220;berholen des MS &#8222;K.&#8220; durch TMS &#8222;S.&#8220; kurz vor der bekannterma&#223;en gefahrtr&#228;chtigen &#8222;Grassteiner Schwelle&#8220; sei per se sorgfaltswidrig gewesen. Die drastische Verringerung der Geschwindigkeit habe daher &#252;ber Funk oder durch Signal angek&#252;ndigt werden m&#252;ssen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Die Kl&#228;gerin beantragt,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>auf ihre Berufung das Urteil des Amtsgerichts - Rheinschifffahrtsgericht - Mainz vom 31. Juli 2002 (76 C 3/02 BSchRh) aufzuheben und die Beklagten gesamtschuldnerisch zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin EUR 65.401,89 nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz nach &#167; 1 D&#220;G seit 1.12.2001 zu zahlen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Die Beklagten beantragen,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Sie wiederholen und vertiefen ihr erstinstanzliches Vorbringen, machen sich die Gr&#252;nde des von der Gegenseite angefochtenen erstinstanzlichen Urteils zu eigen und tragen erg&#228;nzend vor:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Die Schiffsf&#252;hrung von MS &#8222;K.&#8220; habe gen&#252;gend Zeit und Raum gehabt, dem vorausfahrenden TMS &#8222;S.&#8220; zu folgen, dessen Kurs und Geschwindigkeit zu beobachten und den notwendigen Sicherheitsabstand einzuhalten. Allerdings sei die Sicht erheblich beschr&#228;nkt gewesen, weil die Container auf MS &#8222;K.&#8220; in drei Lagen hochgestaut waren, sodass voraus ein toter Winkel von ca. 150 m bestanden habe. Da sich der Unfall erst bei 441,5 km zugetragen habe, bestehe kein Zusammenhang mehr mit dem &#220;berholman&#246;ver, das bereits bei km 440 beendet gewesen sei. Es sei nicht nur f&#252;r den vorausfahrenden, sondern auch f&#252;r den nachfolgenden Schiffsf&#252;hrer bekannt gewesen, was sich auch aus einem Hinweis im Radaratlas ergebe: &#8222;442,1 Achtung! Langsam &#252;ber die Grassteiner Schwelle fahren&#8220;.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Bei Bedarf k&#246;nne und m&#252;sse das vorausfahrende Schiff seine Geschwindigkeit vermindern, Aufgabe des nachfolgenden Schiffes sei es, diese Geschwindigkeitsreduzierung nachzuvollziehen und einen angemessenen Sicherheitsabstand beizubehalten. Dazu m&#252;sse die vorausfahrende Schifffahrt beobachtet werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Die Behauptung, TMS &#8222;S.&#8220; habe sich auf der besagten Schwelle festgefahren, treffe nicht zu und habe von dem Beklagten auch nicht bewiesen werden k&#246;nnen. Das vorausfahrende Schiff sei bei Verringerung der Fahrgeschwindigkeit nicht verpflichtet, Warnsignale zu geben oder Funkkontakt mit dem nachfolgenden Talfahrer aufzunehmen. Die Beobachtung der in ausreichendem Abstand folgenden Schifffahrt sei weder vorgeschrieben noch zweckm&#228;&#223;ig und in vielen F&#228;llen auch nicht m&#246;glich.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</td></tr></table> <table width="100%"><tr><td style="text-align:left"><strong>II.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Mit zutreffenden Gr&#252;nden, die durch das Berufungsvorbringen im Ergebnis nicht entkr&#228;ftet werden, hat das Rheinschifffahrtsgericht die Klage abgewiesen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>1. Ein auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangener Anspruch der Interessenten von MS &#8222;K.&#8220; aus &#167; 823 Abs. 1 BGB, &#167; 823 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 1.04 RhSchPVO, &#167;&#167; 3, 4, 92 ff BinSchG besteht nicht. Der Schiffsf&#252;hrung von TMS &#8222;S.&#8220; k&#246;nnen haftungsbegr&#252;ndende Vorw&#252;rfe nicht deshalb gemacht werden, weil Schallsignale oder eine Funkkontaktaufnahme unterblieben sind. Wenn ein Fahrzeug die Fahrt deutlich herabsetzt, um einer allgemein bekannten geringeren Sohlentiefe innerhalb der Fahrrinne gerecht zu werden und eine Grundber&#252;hrung zu vermeiden, so muss es dazu die nachfolgende Schifffahrt in der Regel nicht in besonderer Weise warnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>2.&#160;Selbst wenn man jedoch fordern w&#252;rde, dass die Schiffsf&#252;hrung von TMS &#8222;S.&#8220; in der vorliegenden Situation nach abgeschlossenem &#220;berholman&#246;ver Funkkontakt zu dem &#252;berholten Fahrzeug h&#228;tte aufnehmen sollen, um dieses vor der beabsichtigten deutlichen Geschwindigkeitsreduzierung zu warnen, so w&#252;rde ein in dem Unterlassen liegendes geringes Verschulden bei der Abw&#228;gung gem&#228;&#223; &#167; 92 c BinSchG gegen&#252;ber dem Eigenverschulden des auffahrenden Schiffes v&#246;llig zur&#252;cktreten. Die Grunds&#228;tze &#252;ber den Anscheinsbeweis gelten auch f&#252;r das gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB oder &#167; 92 c BinSchG festzustellende Mitverschulden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>MS &#8222;K.&#8220; hat das vorausfahrende TMS &#8222;S.&#8220; angefahren und besch&#228;digt. Unter diesen Umst&#228;nden spricht der Anscheinsbeweis f&#252;r ein Verschulden der Schiffsf&#252;hrung von MS &#8222;K.&#8220;. Seine Interessenten h&#228;tten bei dieser Sachlage Tatsachen behaupten und beweisen m&#252;ssen, die geeignet gewesen w&#228;ren, den gegen die Schiffsf&#252;hrung von MS &#8222;K.&#8220; sprechenden Anscheinsbeweis zu ersch&#252;ttern (vgl. RhSchOG K&#246;ln, VersR 1978, 344 und 1979, 439). Bei einer Auffahrhavarie handelt es sich um ein Ereignis, das einen typischen Geschehensablauf darstellt, denn nach den Erfahrungen des Lebens ist die Annahme gerechtfertigt, dass es auf einem Fehlverhalten der Schiffsf&#252;hrung des auffahrenden Fahrzeugs beruht. Erfahrungsgem&#228;&#223; ist ein derartiger Unfall in der Schifffahrt - &#228;hnlich wie im Stra&#223;enverkehr - regelm&#228;&#223;ig nur mit mangelnder Aufmerksamkeit oder zu dichtem Auflaufen oder einer &#252;berh&#246;hten Geschwindigkeit auf Seiten des auffahrenden Schiffes erkl&#228;rbar (RhSchOG K&#246;ln, VersR 1979, 439, 440).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Der Anscheinsbeweis f&#252;hrt nicht zu einer Umkehr der Beweislast. Seine Wirkung entf&#228;llt vielmehr schon dann, wenn der Gegner des Beweisf&#252;hrers Tatsachen darlegt und erforderlichenfalls beweist, die die ernsthafte M&#246;glichkeit eines anderen Geschehensablaufes ergeben. Der atypische Geschehensablauf selbst braucht nicht positiv nachgewiesen zu werden (vgl. Wussow/K&#252;rschner, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl., 2002, Kap. 20 TZ 8 m.w.N.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Im vorliegenden Fall ist der gegen die Schiffsf&#252;hrung MS &#8222;K.&#8220; streitende Anscheinsbeweis nicht etwa deshalb entkr&#228;ftet, weil sich TMS &#8222;S.&#8220; unvermittelt nach dem &#220;berholvorgang vor MS &#8222;K.&#8220; gesetzt und sofort aufgestoppt h&#228;tte. Denn dies ist so nicht geschehen. Vielmehr ist, wie das Rheinschifffahrtsgericht aufgrund der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme im Einzelnen zutreffend festgestellt hat, nach den &#252;bereinstimmenden Aussagen aller Zeugen davon auszugehen, dass MS &#8222;K.&#8220; von TMS &#8222;S.&#8220; in H&#246;he des Lampertheimer Altrheins (Rhein-km 440,0) &#252;berholt wurde. Dieser &#220;berholvorgang wurde vom Schiffsf&#252;hrer des MS &#8222;K.&#8220; beobachtet und in seinem &#8222;Bericht&#8220; vom 14.02.2001, der vom seinem Rechtsanwalt am 13.05.2002 zu den - im vorliegenden Verfahren beigezogenen - OWi-Akten gereicht wurde, so geschildert, dass er selbst - um den &#220;berholvorgang (gem&#228;&#223; &#167; 6.09 Nr. 2 RhSchPVO) zu unterst&#252;tzen - mit MS &#8222;K.&#8220; etwas langsamer gemacht hat. Nach dem Abschluss des &#220;berholman&#246;vers war TMS &#8222;S.&#8220; vor MS &#8220;K.&#8220; eingeschert und beide Schiffe fuhren, nachdem der &#220;berholvorgang ordnungsgem&#228;&#223; abgeschlossen war, hintereinander her.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Nicht nur dem vorausfahrenden, sondern auch dem folgenden Schiffsf&#252;hrer war bekannt, was sich auch aus einem Hinweis im Radaratlas: &#8222;442,1 Achtung! Langsam &#252;ber die Grassteiner Schwelle fahren&#8220; ergibt, dass sich in der Talfahrt Friedrichsaue zwischen Rhein-km 441,0 und 441,5 mittig rechtsrheinisch ein &#8222;trockenes St&#252;ck&#8220; befindet, bei dem - insbesondere f&#252;r einen voll abgeladenen Talfahrer - besondere Vorsicht geboten ist. MS &#8220;K.&#8220; musste daher mit einer entsprechenden deutlichen Geschwindigkeitsreduzierung des vorauslaufenden TMS &#8222;S.&#8220; rechnen und gem&#228;&#223; &#167; 1.04 RhSchPVO im Rahmen der nautischen Sorgfaltspflicht das eigene Fahrverhalten darauf einrichten. Der Schiffsf&#252;hrer von MS &#8222;K.&#8220; gab an, dass sein Schiff mit drei Containern beladen war und seine Sicht voraus ca. 150 m betrug; wegen dieses &#8222;toten Winkels&#8220; von ca. 150 m sah er TMS &#8222;S.&#8220; nur w&#228;hrend des &#220;berholvorgangs. Nachdem das Schiff auf die Kurslinie eingeschwenkt war, konnte er es optisch nicht mehr wahrnehmen, sondern musste es mit Hilfe des Radarger&#228;tes beobachten. Dies geschah offensichtlich nicht mit der erforderlichen Sorgfalt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Die von der Schiffsf&#252;hrung bzw. den Interessenten von MS &#8222;K.&#8220; in den Raum gestellte Vermutung, dass TMS &#8222;S.&#8220; vor der Anfahrung durch MS &#8222;K.&#8220; auf Grund geraten sei und deshalb ein Hindernis bereitet habe, ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme widerlegt. Insbesondere aufgrund der eindrucksvollen Aussage des Zeugen L. steht fest, dass zun&#228;chst die Anfahrung durch MS &#8222;K.&#8220; geschah und danach erst - bedingt durch diesen Ansto&#223; - ein kurzes Aufsetzen des Vorschiffes von TMS &#8222;S.&#8220; auf den Grund erfolgte. Die Feststellungen und Bekundungen des sachverst&#228;ndigen Zeugen F., der TMS &#8222;S.&#8220; am Tag nach dem Unfall im Hafen Worms gesehen hat, verm&#246;gen die &#220;berzeugung von der Richtigkeit der Aussage des Zeugen L. &#252;ber die Reihenfolge der Kr&#228;fteeinwirkungen auf TMS &#8222;S.&#8220; nicht zu ersch&#252;ttern.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>3. Die Berufung war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Gr&#252;nde f&#252;r die Zulassung der Revision (&#167; 543 ZPO) sind nicht gegeben.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,250
olgkarl-2003-01-31-5-wf-17402
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 WF 174/02
2003-01-31T00:00:00
2019-01-07T10:14:08
2019-02-12T13:09:48
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde des Kl&#228;gers gegen den ihm Prozesskostenhilfe versagenden Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Offenburg vom 20.09.2002 (1 F 428/02) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> 1. Der Kl&#228;ger hat seine Vaterschaft zu dem Kind Andreas E., geboren am 1983, mit rechtskr&#228;ftigem Urteil des Amtsgerichts Baden-Baden vom 17.04.2002 angefochten. Nunmehr vermutet er, dass der Beklagte der biologische Vater des Kindes sei. Mit der vorliegenden Klage, f&#252;r die er um Bewilligung von Prozesskostenhilfe nachgesucht hat, hat er daher aus &#252;bergegangenem Recht f&#252;r die Zeit der Minderj&#228;hrigkeit des Kindes den Regelunterhalt abz&#252;glich h&#228;lftigem Kindergeld gegen&#252;ber dem Beklagten geltend gemacht, nachdem er zu Unrecht f&#252;r die Zeit von Februar 1983 bis Januar 2001 insgesamt mindestens 31.040,73 Euro Kindesunterhalt bezahlt habe. Das Klagebegehren scheitere auch nicht an der Bestimmung des &#167; 1600 b Abs. 4 BGB. Die Anwendung dieser Vorschrift liefe auf eine Anspruchsverweigerung trotz bestehender Anspruchsnorm (&#167; 1607 Abs. 3 BGB) hinaus, nachdem das inzwischen vollj&#228;hrige Kind b&#246;swillig die eigene Feststellung der Vaterschaft unterlasse. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Beklagte hat Zur&#252;ckweisung der Klage begehrt und darauf hingewiesen, dass er sp&#228;testens ab M&#228;rz 1992 keine sexuellen Beziehungen mehr zur Kindesmutter unterhalten habe. Er scheide daher unter Ber&#252;cksichtigung der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit gem&#228;&#223; &#167; 1600 d Abs. 3 BGB als Vater des Kindes aus. Hierf&#252;r berufe er sich auf die Einholung eines Abstammungsgutachtens. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das Familiengericht hat mit dem angefochtenen Beschluss Prozesskostenhilfe versagt. Eine inzidente Feststellung der Vaterschaft im Unterhaltsverfahren zu Lebzeiten des Kindes k&#228;me nicht in Betracht. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 121, 299 bis 305) k&#246;nne eine zur Realisierung des R&#252;ckgriffsanspruchs notwendige Kl&#228;rung der Vaterschaft des angeblichen Erzeugers nicht als Vorfrage in einem Regressprozess durchgesetzt werden. Daher sei die Unterhaltsr&#252;ckgriffsklage des Kl&#228;gers ohne hinreichende Erfolgsaussicht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Hiergegen hat der Kl&#228;ger form- und fristgerecht sofortige Beschwerde eingelegt und unter anderem vorgetragen, dass mit der Rechtsordnung nicht in &#220;bereinstimmung stehe, dass der biologische Vater eines Kindes allein dadurch seine Inanspruchnahme f&#252;r die auf den Scheinvater &#252;bergegangenen Unterhaltsanspr&#252;che vereiteln k&#246;nne, dass er das Kind dazu bewege, Ma&#223;nahmen zur eigenen Vaterschaftsfeststellung zu unterlassen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Das Familiengericht hat dem Rechtsmittel nicht abgeholfen und es dem Senat zur Entscheidung vorgelegt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 2. Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige sofortige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Zu Recht hat das Familiengericht dem Kl&#228;ger f&#252;r seine Regressklage Prozesskostenhilfe mangels hinreichender Erfolgsaussicht seines Begehrens versagt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Es kann dahingestellt bleiben, ob (unter Bezugnahme auf BGHZ 21, 299 bis 305) die Vorfrage der Vaterschaft des angeblichen Erzeugers nicht in einem Regressprozess durchgesetzt werden kann. Da sich vorliegend sowohl der Kl&#228;ger wie auch der Beklagte auf die Einholung eines Vaterschaftsfeststellungsgutachtens berufen haben, w&#228;re - der Parteimaxime entsprechend - das Familiengericht nunmehr nicht gehindert, aufgrund dieser parteilichen Bereitschaft als Vorfrage die behauptete Vaterschaft des Beklagten feststellen zu lassen. Denn es geht in diesem Fall nicht um die verbotene Anwendung einer Rechtsanalogie, sondern darum, das von beiden Parteien angef&#252;hrte Beweisangebot sachverst&#228;ndig abkl&#228;ren zu lassen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die k&#252;nftige Abkl&#228;rung der behaupteten Vaterschaft des Beklagten vermag dem Kl&#228;ger jedoch deswegen nichts zu n&#252;tzen, weil sich sein Unterhaltsanspruch auf die Minderj&#228;hrigkeit von Andreas E. beschr&#228;nkt, somit auf den Zeitraum von Februar 1983 bis Januar 2001. Selbst wenn daher im vorliegenden Unterhaltsverfahren rechtskr&#228;ftig die Vaterschaft des Beklagten festgestellt werden k&#246;nnte, w&#252;rde dies nichts daran &#228;ndern, dass die Rechtswirkungen der Vaterschaft gem&#228;&#223; &#167; 1600 d Abs. 4 BGB erst vom Zeitpunkt ihrer Feststellung an geltend gemacht werden k&#246;nnten. Dies w&#228;re ein in der Zukunft liegender Zeitpunkt, w&#228;hrend sich der Unterhaltsklagzeitraum bis Januar 2001 beschr&#228;nkt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Bestimmung des &#167; 1600 d Abs. 4 BGB enth&#228;lt eine Rechtsaus&#252;bungssperre (BGH, FamRZ 1993, 696) dergestalt, dass auf Verwandtschaft beruhende Anspr&#252;che zwischen Vater und Kind bzw. kindbezogene Anspr&#252;che zwischen dem Vater und Dritten zwar vor der Vaterschaftsfeststellung schon bestehen, aber nicht geltend gemacht, also insbesondere nicht eingeklagt werden k&#246;nnen (Bamberger/Hahn, BGB, &#167; 1600 b, Rdnr. 6). Daher wurde eine unterstellte Vaterschaftsfeststellung des Beklagten der Regressklage des Kl&#228;gers auch nicht zum Erfolg verhelfen k&#246;nnen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Folgt man schlie&#223;lich der vom Kl&#228;ger bem&#252;hten Literatur und Rechtsprechung (dazu Bamberger/Roth, a.a.O., Fnt. 26 m.w.N.), dass bei sittenwidriger vors&#228;tzlicher Sch&#228;digung nach &#167; 826 BGB die Sperrwirkung des &#167; 1600 d Abs. 4 BGB zur&#252;ckzutreten habe, so hilft dies vorliegend dem Kl&#228;ger auch nicht weiter. Abgesehen davon, dass der Senat keine Tatsachen festgestellt hat, die gegen den Beklagten den Vorwurf eines unerlaubten oder sittenwidrigen Handelns zu begr&#252;nden verm&#246;gen (und nur auf seine Verhaltensweise als herangezogenem Unterhaltsschuldner kann es ankommen), k&#246;nnte eine derartige vors&#228;tzliche Sch&#228;digung nach &#167; 826 BGB nur auf den Zeitpunkt zur&#252;ckwirken, zu dem die Sch&#228;digung (also eine rechtsmissbr&#228;uchliche Verweigerung der Vaterschaftsfeststellung) stattgefunden hat. Dies w&#228;re fr&#252;hestens der Zeitraum ab Inverzugsetzung des Beklagten mit dem Hinweis, dass er als biologischer Vater des Kindes Andreas gem&#228;&#223; &#167; 1607 Abs. 3 BGB regresspflichtig sei. Dies erfolgte erstmals mit kl&#228;gerischem Schriftsatz vom 10.07.2002. Auch zu diesem Zeitpunkt war aber der Unterhaltsklagzeitraum bereits seit rund 1 1/2 Jahren abgelaufen, so dass selbst eine Aufhebung der Sperrwirkung des &#167; 1600 d Abs. 4 BGB dem Kl&#228;ger nicht weiterhelfen k&#246;nnte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Aus diesen Gr&#252;nden kann der Kl&#228;ger die von ihm bis einschlie&#223;lich Januar 2001 erbrachten Kindesunterhaltszahlungen nicht vom Beklagten zur&#252;ckverlangen. Daher hat ihm das Familiengericht zu Recht Prozesskostenhilfe f&#252;r seine Kindesunterhaltsklage versagt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
111,732
lg-kiel-2003-01-30-15-o-2803
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
15 O 28/03
2003-01-30T00:00:00
2018-11-27T02:30:22
2019-01-17T11:35:39
Beschluss
ECLI:DE:LGKIEL:2003:0130.15O28.03.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Wegen Unterlassung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1, 3, 25 UWG, 935 ff., 944 ZPO wird wegen Dringlichkeit des Falles ohne vorherige m&#252;ndliche Verhandlung im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung angeordnet:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Den Antragsgegnern wird bei Vermeidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000,00 &#8364;, ersatzweise Ordnungshaft, oder einer jeweils festzusetzenden Ordnungshaft bis zu sechs Monaten untersagt, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs zu werben mit &#8222;medizinische Fu&#223;pflege bei Ihnen zu Hause durch unsere Mitarbeiterin ...&#8220; wie dies im ... Courier vom 10.01.2003 geschehen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Verfahrens haben die Antragsgegner zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Streitwert wird auf 15.000,00 &#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
132,242
lg-rottweil-2003-01-30-2-o-48702
{ "id": 141, "name": "Landgericht Rottweil", "slug": "lg-rottweil", "city": 76, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 487/02
2003-01-30T00:00:00
2019-01-07T10:14:06
2019-01-17T11:52:08
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 120 % des zu vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Streitwert: Euro 36.178,60</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin macht Amtshaftungsanspr&#252;che geltend mit der Behauptung, ein beim beklagten Land besch&#228;ftigter Bew&#228;hrungshelfer habe einen Probanden nicht ausreichend &#252;berwacht und dadurch die Begehung von Verm&#246;gensdelikten durch diesen zum Nachteil der Kl&#228;gerin erm&#246;glicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Hans-Dieter B. wurde vom Landgericht Stuttgart im Jahre 1988 wegen Betruges in 14 F&#228;llen und versuchten Betruges zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Es wurde die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung angeordnet. Der Verurteilung zu Grunde lagen Verm&#246;genssch&#228;digungen zum Nachteil von Frauen, die Herrn B. aufgrund von Versprechungen im pers&#246;nlichen Bereich Geld zur Verf&#252;gung gestellt hatten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Mit Beschluss vom 28.04.1999 ordnete das Landgericht Karlsruhe die Aussetzung der Vollstreckung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung zur Bew&#228;hrung mit F&#252;hrungsaufsicht an. Das Gericht begr&#252;ndete seine entgegen einem Sachverst&#228;ndigengutachten getroffene Entscheidung unter anderem damit, dass Hans-Dieter B. nach seiner Entlassung einen "stabilen sozialen Empfangsraum" vorfinde in Form einer Lebenspartnerin, der die der Inhaftierung zugrunde liegenden Taten bekannt seien. Herr B. habe unter dem Druck des Vollstreckungswiderrufes keine Veranlassung, wieder ein materiell ausschweifendes Leben aufzunehmen. Die Bew&#228;hrungszeit wurde auf f&#252;nf Jahre festgelegt und der Verurteilte wurde der Aufsicht und Leitung des f&#252;r seinen k&#252;nftigen Wohnsitz zust&#228;ndigen hauptamtlichen Bew&#228;hrungshelfers unterstellt. Es wurde angeordnet, dass er den Einbestellungen des Bew&#228;hrungshelfers k&#252;nftig Folge zu leisten habe. Hans-Dieter B. wurde au&#223;erdem aufgegeben, jeden Wohnsitzwechsel innerhalb von 14 Tagen dem Landgericht Karlsruhe mitzuteilen, eine Aufstellung seiner Schulden anzufertigen und im Benehmen mit seinem Bew&#228;hrungshelfer Kontakte zu einer Schuldnerberatungsstelle zum Zwecke der Schuldenregulierung aufzunehmen. Letztlich wurde ihm auferlegt, monatlich insgesamt 100 DM nach n&#228;herer Weisung seines Bew&#228;hrungshelfers zur Schadenswiedergutmachung an gesch&#228;digte Frauen zu bezahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Nach seiner Entlassung am 3.5.1999 wohnte Hans-Dieter B. zun&#228;chst bei der Lebensgef&#228;hrtin, zu der er bereits in der Haft eine Beziehung aufgebaut hatte, in Rheinland-Pfalz. Er war der Bew&#228;hrungshilfe des Landgerichts Frankenthal unterstellt und kam den Bew&#228;hrungsauflagen nach. Im M&#228;rz 2000 siedelte er nach Horb, Baden-W&#252;rttemberg, &#252;ber. Er zog nunmehr mit einer anderen Frau, n&#228;mlich Frau R., zusammen. Zum neuen Bew&#228;hrungshelfer wurde Leo A. bestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Herr A. f&#252;hrte am 11.04.2000 erstmals ein Gespr&#228;ch mit Hans-Dieter B. in den R&#228;umlichkeiten der Bew&#228;hrungshilfe. Der Proband, der nicht auff&#228;llig gekleidet war, legte Herrn A. dar, dass er seine neue Lebensgef&#228;hrtin zwar &#252;ber die Inhaftierung, nicht aber &#252;ber die Gesamtheit der Tatvorw&#252;rfe, insbesondere hinsichtlich der von ihm gesch&#228;digten Frauen, informiert habe. Herr A. belehrte Herrn B. eingehend &#252;ber die Tatsache, dass er bei neuerlichem Fehlverhalten mit lebenslangem Gef&#228;ngnis rechnen m&#252;sse. In der Folgezeit gab es im Abstand von je zwischen 4 und 8 Wochen im Jahre 2000 insgesamt 5 weitere Gespr&#228;che zwischen Proband und Bew&#228;hrungshelfer. Der Proband erschien jeweils vereinbarungsgem&#228;&#223; in der Sprechstunde in den R&#228;umlichkeiten der Bew&#228;hrungshilfe. Er leistete p&#252;nktlich die ihm durch das Urteil des Landgerichts Karlsruhe auferlegten Zahlungen zur Schadenswiedergutmachung. F&#252;r Herrn A. ergaben sich im Rahmen der Gespr&#228;che keine Anhaltspunkte, an der Ernsthaftigkeit der Beziehung des Probanden zu Frau R. zu zweifeln. Der Bew&#228;hrungshelfer telefonierte auch mehrfach mit Frau R., legte dieser aber die von Herrn B. begangenen Straftaten nicht dem Inhalt nach dar. Aus den Telefonaten gewann der Bew&#228;hrungshelfer keinen Hinweis auf einen aufw&#228;ndigen Lebensstil seines Probanden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Im Januar 2001 wurde Hans-Dieter B. erneut verhaftet. Im Zuge der Ermittlungen wurde deutlich, dass er sowohl von der Kl&#228;gerin als auch von Frau R. und von einer dritten Dame erhebliche Geldbetr&#228;ge als Darlehen erhalten hatte. Bei seiner Festnahme wurde festgestellt, dass er teure Fahrzeuge fuhr und &#252;ber Kleidung und Schmuck von erheblichem Wert, die er in der Wohnung in Horb aufbewahrte, verf&#252;gte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Kl&#228;gerin hatte Hans-Dieter B. im September 1999 kennen gelernt. Es entwickelte sich zun&#228;chst eine Freundschaft, dann auch ein Vertrauensverh&#228;ltnis. Herr B. erkl&#228;rte der Kl&#228;gerin, er sei als Unternehmensberater in H. berufst&#228;tig und arbeite in diesem Zusammenhang mit Frau R.. Beginnend mit dem 24.9.1999 &#252;bergab die Kl&#228;gerin Hans-Dieter B. immer wieder Geldbetr&#228;ge nach dessen Zusicherung, er befinde sich derzeit in einem finanziellen Engpass, werde das Geld aber zur&#252;ckzahlen. So kam es jedenfalls zu folgenden Auszahlungen: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> am 24.09.99: DM 10.000 </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> am 27.10.99: DM 10.000 </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> am 03.12.99: DM 80.000 </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> am 11.01.00: DM 40.000 </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> im Mai 2000: DM 50.000 </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Hinsichtlich der im Jahre 1999 hingegebenen Geldbetr&#228;ge hatte Hans-Dieter B. zun&#228;chst die R&#252;ckzahlung bis 30.12.2000 angek&#252;ndigt, dann aber nicht eingehalten. Am 36.5.2000 formulierten die Kl&#228;gerin und Hans-Dieter B. in einem schriftlichen Darlehensvertrag, dass Hans-Dieter B. die hingegebenen Geldbetr&#228;ge in Monatsraten ab Juni 2000 in H&#246;he von jeweils DM 1400 zur&#252;ck zu bezahlen habe bis sp&#228;testens 31.1.2005. Hans-Dieter B. zahlte im Dezember 1999 insgesamt 2000 DM, in der Zeit von Februar 2000 bis einschlie&#223;lich April 2000 weitere 4000 DM und in der Zeit ab Mai 2000 bis einschlie&#223;lich Januar 2001 monatlich im Schnitt 1400 DM zur&#252;ck. Au&#223;erdem bezahlte er im Dezember 2000 insgesamt 5000 DM zur&#252;ck. Zu weiteren R&#252;ckzahlungen ist Hans-Dieter B. aufgrund der erneuten Inhaftierung nicht in der Lage. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Kl&#228;gerin schloss am 12.1.2000 mit der Sparkasse Villingen Schwenningen einen Darlehensvertrag &#252;ber ein Darlehen in H&#246;he von 140.000 DM. Am 19.12.2000 schloss sie einen weiteren Darlehensvertrag ab &#252;ber den Betrag von 60.000 DM. F&#252;r die Eintragungen der die Darlehen sichernden Grundschulden entstandenen Geb&#252;hren in H&#246;he von 590 DM. Auf das im Dezember 2000 aufgenommene Darlehen zahlte die Kl&#228;gerin 2001 Zinsen in H&#246;he von 3333,58 DM und f&#252;r Januar bis September 2002 Zinsen in H&#246;he von 1137,94 EUR. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Kl&#228;gerin behauptet, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> sie habe Hans-Dieter B. am 14.12.00 weitere 20.000 DM darlehensweise &#252;berlassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> wegen der den Bew&#228;hrungshelfern aus den Akten bekannten Vorgeschichte des Probanden sei eine besonders strenge &#220;berwachung notwendig gewesen. Er habe deshalb im Rahmen seiner M&#246;glichkeiten die Lebensf&#252;hrung des Verurteilten auf erneute Straff&#228;lligkeit hin zu kontrollieren. Der Sinn der Freiheitsstrafe liege gerade auch in der Pr&#228;vention weiterer Straftaten und diene damit auch dem Schutz von B&#252;rgern wie der Kl&#228;gerin. Dieser Zweck sei auf die Bew&#228;hrungs&#252;berwachung zu &#252;bertragen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Deshalb habe den Bew&#228;hrungshelfer A. die Pflicht getroffen, Hans-Dieter B. unangek&#252;ndigt an dessen Wohnsitz in Horb aufzusuchen. H&#228;tte er dies getan, w&#228;re ihm der Lebensstil des Probanden, der sich Frau R. gegen&#252;ber als Unternehmensberater gerierte, aufgefallen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Au&#223;erdem habe der Bew&#228;hrungshelfer Frau R. &#252;ber die der Verurteilung im Einzelnen zu Grunde liegenden Tatvorw&#252;rfe informieren m&#252;ssen. &#167; 203 StGB stehe dem nicht entgegen, weil auch das Strafverfahren &#246;ffentlich gef&#252;hrt worden sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Beide zu fordernden Handlungen h&#228;tten dazu gef&#252;hrt, dass die neuen Straftaten entdeckt und - nach einer entsprechenden Mitteilung des Bew&#228;hrungshelfers an das Gericht, zu welcher dieser nach &#167; 56d Abs. 3 Satz 2,3 StGB verpflichtet sei - die Bew&#228;hrung widerrufen worden w&#228;re. Dies h&#228;tte zur Folge gehabt, dass es zu den Straftaten zum Nachteil der Kl&#228;gerin nicht mehr gekommen w&#228;re. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Das beklagte Land habe als Schadensersatz nicht nur die beiden zuletzt hingegebenen Darlehensbetr&#228;ge von 50.000 DM und 20.000 DM abz&#252;glich bezahlter 5000 DM zu ersetzen, sondern auch Kosten f&#252;r eine Grundschuldeintragung in H&#246;he von 200 DM und die Zinsbelastungen f&#252;r das zuletzt aufgenommene Darlehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die Klage wurde am 21.11.2002 zugestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Die Kl&#228;gerin beantragt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin EUR 36.178,60 nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu bezahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Das beklagte Land beantragt </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Klagabweisung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Das beklagte Land ist der Ansicht, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> der Bew&#228;hrungshelfer habe prim&#228;r die Aufgabe, dem Probanden helfend und betreuend zur Seite zu stehen. In zweiter Linie habe er die Erf&#252;llung der Auflagen und Weisungen zu &#252;berwachen. Der Bew&#228;hrungshelfer habe weder die Aufgabe noch die Zwangsmittel, das pers&#246;nliche Umfeld des Probanden zu &#252;berpr&#252;fen oder zu &#252;berwachen. Er habe auch nicht die Pflicht, Straftaten zu verhindern. Deshalb w&#252;rden Hausbesuche nur in Ausnahmef&#228;llen, z.B. bei dem Wunsch, eine Suchtproblematik zu beobachten, get&#228;tigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Der Mitteilung der fr&#252;heren Straftaten an Frau R. habe bereits die Pflicht zur Amtsverschwiegenheit entgegengestanden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Jedenfalls best&#252;nden etwaige Amtspflichten nicht gegen&#252;ber Dritten als m&#246;glichen Opfern von Straftaten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Letztlich treffe die Kl&#228;gerin jedenfalls ein Mitverschulden von einem Ausma&#223;, dass zu deren Alleinhaftung f&#252;hre. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Das Gericht hat die Kl&#228;gerin angeh&#246;rt. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Der Streitgegenstand ist gen&#252;gend bestimmt im Sinne des &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Aufgrund der schrifts&#228;tzlichen Einlassung war zun&#228;chst nicht hinreichend gekl&#228;rt, welche behauptete Amtspflichtverletzung die Kl&#228;gerin zum Gegenstand des hiesigen Verfahrens machen wollte: nur das behauptete Fehlverhalten des Bew&#228;hrungshelfers oder auch die behauptete Fehlentscheidung des Landgerichts Karlsruhe durch die Aussetzung der Vollstreckung. Im Rahmen der m&#252;ndlichen Verhandlung stellte der Kl&#228;gervertreter klar, dass Streitgegenstand hier nur das Verhalten des Bew&#228;hrungshelfers A. sein soll. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Das Landgericht ist f&#252;r die Entscheidung &#252;ber diesen Streitgegenstand &#246;rtlich nach &#167; 32 ZPO und sachlich nach &#167; 71 Abs. 2 GVG zust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Die Klage ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht kein Schadensersatzanspruch nach Art. 34 GG i.V.m. &#167; 839 BGB wegen des Verhaltens des Bew&#228;hrungshelfers A. zu. Dieser hat keine drittsch&#252;tzende Amtspflicht verletzt. Im &#252;brigen w&#228;re ein Anspruch jedenfalls wegen der weit &#252;berwiegenden Mitverantwortlichkeit der Kl&#228;gerin ausgeschlossen. </td></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Der Bew&#228;hrungshelfer A. handelte bei der Betreuung des Probanden B. als Beamter im Sinne des &#167; 839 BGB. </td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Es kann offen bleiben, ob der Bew&#228;hrungshelfer dabei eine Amtspflicht verletzt hat. </td></tr></table> <table><tr><td>2.1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Eine Amtspflichtverletzung durch das Unterlassen der Mitteilung des der Verurteilung zugrunde liegenden Lebenssachverhalts an die neue Lebensgef&#228;hrtin scheidet aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Der Bew&#228;hrungshelfer war n&#228;mlich gegen&#252;ber Frau R. zum Schweigen verpflichtet. Die Verschwiegenheitspflicht stellt eine Amtspflicht im Sinne des &#167; 839 BGB dar. Sie erstreckt sich auf alle Angelegenheiten, die dem Beamten in seiner dienstlichen T&#228;tigkeit unmittelbar oder mittelbar bekannt geworden sind und besteht gegen&#252;ber allen Personen, die nicht zum engeren Dienstbereich des Beamten geh&#246;ren (BGHZ 34, 184/186, 187). Insoweit ist sie weitergehend als der Geheimnisbegriff i.S.d. &#167; 203 StGB, von dem z.B. Dinge, die im Rahmen einer &#246;ffentlichen Gerichtsverhandlung er&#246;rtert wurden, u.U. nicht umfasst werden (Dreher/Tr&#246;ndle, Strafgesetzbuch Kommentar, 51.A., &#167; 203, Rz 5). Herr A. war der der Verurteilung zugrundeliegende Sachverhalt gerade aufgrund seiner Stellung als Bew&#228;hrungshelfer bekannt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Eine Mitteilung von solchen dienstlich bekannt gewordenen Tatsachen ist nur insoweit zul&#228;ssig, wie dies besonders bestimmt und gerechtfertigt ist (BGHZ 34, aaO). Ein solcher Rechtfertigungsgrund f&#252;r die Weitergabe an die Lebensgef&#228;hrtin ist nicht ersichtlich. Zwar w&#228;re es f&#252;r Frau R. evtl. zum Schutz ihrer Verm&#246;gensbelange von Interesse gewesen, durch den Bew&#228;hrungshelfer von den Verurteilungssachverhalten zu erfahren. Dagegen steht jedoch die zentrale Aufgabe des Bew&#228;hrungshelfers, den Probanden bei der Resozialisierung zu unterst&#252;tzen. Dazu geh&#246;rt, dass er dessen Entscheidung, ob er sein Umfeld von den abgeurteilten Taten in Kenntnis setzen will, respektiert, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob dem Bew&#228;hrungshelfer neue Straftaten positiv bekannt werden. Solche Kenntnis k&#246;nnte ihn nur gem&#228;&#223; &#167; 56d Abs. 3 Satz 3,4 StGB zu einer Mitteilung gegen&#252;ber dem Gericht, nie aber zu einer seinerseits zu erfolgenden Aufkl&#228;rung von Dritten zwingen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Nur erg&#228;nzend ist darauf hinzuweisen, dass die Kl&#228;gerin jedenfalls nicht dargetan hat, dass eine Erkl&#228;rung zu den Straftatvorw&#252;rfen gegen&#252;ber Frau R. die Taten zum Nachteil der Kl&#228;gerin verhindert h&#228;tte. Es ist nicht ausschlie&#223;bar, dass sich Frau R. ohne Information der Beh&#246;rden von Herrn B. getrennt h&#228;tte und dieser weiterhin unver&#228;ndert gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin h&#228;tte auftreten k&#246;nnen. Frau R. und die Kl&#228;gerin haben sich erst nach der Verhaftung des Herrn B. durch die polizeilichen Ermittlungen kennen gelernt. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Der Bew&#228;hrungshelfer k&#246;nnte eine Amtspflicht verletzt haben, falls er trotz konkreter Anzeichen f&#252;r eine neue, wiederum einschl&#228;gige Straftat, keinerlei Kontrollt&#228;tigkeit &#252;ber die &#220;berwachung der Auflagen und Weisungen hinaus entfaltete. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.1</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Aufgabenstellung des Bew&#228;hrungshelfers und damit auch der Umfang seiner Pflichten spiegeln sich in den &#167; 56d StGB und &#167; 58a StGB. Nach &#167; 56d Abs. 1 StGB wird ein Verurteilter einem Bew&#228;hrungshelfer unterstellt, wenn dies angezeigt ist, um ihn von Straftaten abzuhalten. Nach &#167; 56d Abs. 3 StGB steht der Bew&#228;hrungshelfer dem Verurteilten helfend und betreuend zur Seite. Er &#252;berwacht im Einvernehmen mit dem Gericht die Erf&#252;llung der Auflagen und Weisungen sowie der Anerbieten und Zusagen (&#167; 56d Abs. 3 Satz 2 StGB). Er berichtet &#252;ber die Lebensf&#252;hrung des Verurteilten in Zeitabst&#228;nden an das Gericht und teilt diesem gr&#246;bliche Verst&#246;&#223;e gegen Auflagen, Weisungen, Anerbieten und Zusagen mit (&#167; 56d Abs. 3 Satz 3, 4 StGB). Bei angeordneter F&#252;hrungsaufsicht sind die Aufgaben entsprechend ausgestaltet, zus&#228;tzlich ist das Einvernehmen mit der Aufsichtsstelle herzustellen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Teils wird umfassend vertreten, dass den Bew&#228;hrungshelfer aufgrund dieser gesetzlichen Regelung, auch bei angeordneter F&#252;hrungsaufsicht, nicht die Pflicht treffe, den Verurteilten zu &#252;berwachen (Dreher/Tr&#246;ndle, Kommentar zum StGB, 51.A., &#167; 68a, Rz. 6). Er stehe diesem vielmehr helfend und betreuend zur Seite, der gesetzliche Auftrag umfasse die f&#252;rsorgerische Betreuung, Lebenshilfe und Resozialisierung (Dreher/Tr&#246;ndle, aaO, &#167; 56d, Rz 4). Dar&#252;ber hinaus wirke der Bew&#228;hrungshelfer insoweit an der &#220;berwachung des Verurteilten nach &#167; 453b StPO mit, als er in vom Gericht bestimmten Zeitabst&#228;nden u.a. &#252;ber etwaige verwirklichte Straftaten berichte (Dreher/Tr&#246;ndle, aaO, &#167; 56d, Rz 5; Schipholt, NStZ 1993, 470). Aufsicht und Hilfe seien dabei gleichwertig als Aufgaben nebeneinandergestellt (Schipholt, aaO, S. 471). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Weitergehend wird vertreten, die nach &#167; 56 Abs. 3 Satz 2 StGB geschuldete &#220;berwachung beziehe sich jedenfalls auch auf das Unterbleiben von Straftaten, da hiervon die Bew&#228;hrung ebenso abh&#228;nge wie von der Erf&#252;llung von Auflagen und Weisungen. Aus der Pflicht, dem Gericht &#252;ber die Lebensf&#252;hrung zu berichten, folge, dass der Bew&#228;hrungshelfer den Verurteilten in der hierf&#252;r notwendigen Weise zu beobachten habe. Nur so werde n&#228;mlich dem Gericht hinreichend erm&#246;glicht, erforderliche Entscheidungen nach &#167; 56e StGB zu treffen (Sch&#246;nke/Schr&#246;der, Bearb. Stree, 26.A., &#167; 56d, Rz 3a). </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> W&#252;rde man die Pflichten des Bew&#228;hrungshelfers nur auf die Hilfestellung f&#252;r den Probanden und auf die &#220;berwachung von Auflagen und Weisungen beschr&#228;nken, h&#228;tte Herr A. seinen Dienstpflichten jedenfalls gen&#252;gt. Die vom Gericht gestellten Auflagen und Weisungen wurden von Herrn B. eingehalten. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> W&#252;rde man eine Handlungspflicht des Bew&#228;hrungshelfers im Sinne einer Pflicht zur Mitteilung an das Gericht nur bei dem Bew&#228;hrungshelfer positiv (auch ohne eigene Ermittlungen) bekannt gewordenen neuen und einschl&#228;gigen Straftaten bejahen (dazu, verallgemeinert auf die Begehung von Straftaten und ohne Erkl&#228;rung, ob auch Ermittlungen geschuldet sind: Leipziger Kommentar zum StGB, Bearb. Ru&#223;, 10.A., &#167; 56d, Rz 5), so h&#228;tte sich Herr A. ebenfalls nicht amtspflichtwidrig verhalten. Eine positive Kenntnis des Bew&#228;hrungshelfers von den neuen Taten wird von der Kl&#228;gerin nicht einmal behauptet. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> H&#228;tte Herr A. keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r eine erneute einschl&#228;gige Straff&#228;lligkeit des Herrn B. gehabt, h&#228;tte er seinen Dienstpflichten ebenfalls gen&#252;gt. Eine Pflicht des Bew&#228;hrungshelfers, von sich aus stets im Rahmen der Arbeit mit dem Probanden nach dem Verdacht einer neuen Straftat zu forschen, ist in dieser Allgemeinheit jedenfalls abzulehnen. Sie entspricht nicht dem Berufsbild des Bew&#228;hrungshelfers, der sich bei seiner Aufgabenerf&#252;llung an seiner Zielsetzung der Hilfestellung orientieren darf und der auch davon ausgehen darf, dass das Gericht durch die Auswahl der im Einzelfall erteilten Auflagen und Weisungen der Ansicht war, ausreichend im Sinne einer Pr&#228;vention neuer Straftaten t&#228;tig zu werden. Au&#223;erdem ist zu beachten, dass die Entscheidung, ob dem Probanden Bew&#228;hrung gew&#228;hrt wird, nicht vom Bew&#228;hrungshelfer getroffen wird. Er hilft nur bei der Umsetzung der gerichtlichen Entscheidung. W&#252;rde man ihm eine st&#228;ndige Kontrollpflicht auferlegen, so w&#252;rde er damit letztlich ein Korrektiv f&#252;r die gerichtliche Entscheidung darstellen. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> Es k&#246;nnten aber weitere Dienstpflichten bestanden haben aufgrund eines auf Tatsachen gest&#252;tzten konkreten Verdachtes des Begehens einer neuen Straftat. Jedenfalls wenn ganz konkrete und augenf&#228;llige Anhaltspunkte f&#252;r eine neue, einschl&#228;gige Straff&#228;lligkeit bestehen, liegt es nahe, dass die gesetzlich normierte Pflicht &#252;ber den Bericht &#252;ber die Lebensf&#252;hrung in Verbindung mit &#167; 56f Abs. 1 Nr. 1 StGB zu einer Pr&#252;fungspflicht bzw. &#220;berwachungspflicht im Sinne einfacher Kontrollt&#228;tigkeit und Mitteilungspflicht an das Gericht f&#252;hrt. In der Bew&#228;hrungszeit geht es n&#228;mlich nicht nur um die Erf&#252;llung von Auflagen und Weisungen, sondern zentral auch darum, ein k&#252;nftig straffreies Leben zu gew&#228;hrleisten. Keinesfalls d&#252;rfen hier aber die Kontrollpflichten &#252;berspannt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="53"/> Danach ist fraglich, ob sich f&#252;r den Bew&#228;hrungshelfer ausreichend konkrete Anzeichen f&#252;r eine Straftatverwirklichung durch Herrn B. zeigten, die ihn zu Kontrollen h&#228;tten veranlassen m&#252;ssen. Beachtlich insoweit k&#246;nnte sein, dass die Entlassung des Probanden aus dem Vollzug ma&#223;geblich mit seiner Stabilisierung in einer Lebenspartnerschaft, in der die Straftaten bekannt waren, begr&#252;ndet wurde. Als Herr B. nach Horb zog, war Herrn A. jedenfalls nach Kenntnisnahme des Beschlusses des Landgerichts Karlsruhe und nach dem ersten Gespr&#228;ch bekannt, dass Herr B. sofort nach dem Umzug eine neue Partnerin hatte, sofort bei dieser wohnte und diese &#252;ber den der Verurteilung zugrundeliegenden Lebenssachverhalt nicht informiert hatte. Dies war offensichtlich auch f&#252;r Herrn A. auff&#228;llig, denn er entschloss sich, den Probanden ausf&#252;hrlich zu belehren &#252;ber die Folgen eines etwaigen R&#252;ckfalls. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="54"/> W&#252;rde man eine Kontrollpflicht ob dieser Umst&#228;nde bejahen, h&#228;tte der Bew&#228;hrungshelfer zumutbare Handlungsm&#246;glichkeiten gehabt. Er h&#228;tte durch die Verlagerung des Gespr&#228;chsortes in einem Einzelfall - auch angek&#252;ndigt - in die Wohnung des Probanden nach Horb die Lebenssituation konkreter &#252;berpr&#252;fen k&#246;nnen. H&#228;tte der Proband ein Gespr&#228;ch in seiner Wohnung abgelehnt, h&#228;tte auch dies u.U. Anlass zu weiterer, einfacher Kontrolle sein k&#246;nnen. Insoweit h&#228;tte man z.B. bei Frau R., der die Tatsache der Verurteilung, nicht aber die Einzelheiten bekannt war, allgemein wegen der Art der Lebensf&#252;hrung im Alltag nachfragen k&#246;nnen. Bei einem sich ergebenden dringenden Verdacht neuer Straftaten w&#228;re das Gericht im Hinblick auf &#167; 56f Abs. 1 Nr. 1 StGB zu informieren gewesen. </td></tr></table> <table><tr><td>2.3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="55"/> Jedenfalls aber entfaltete eine etwaige verletzte Amtspflicht keinen f&#252;r eine Haftung nach &#167; 839 BGB notwendigen Drittschutz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="56"/> Ob im Einzelfall der Gesch&#228;digte zu dem Kreis der "Dritten" im Sinne des &#167; 839 BGB geh&#246;rt, beantwortet sich entscheidend danach, ob die Amtspflicht - wenn auch nicht notwendig allein, so doch auch - den Zweck hat, das konkret ber&#252;hrte Interesse gerade dieses Gesch&#228;digten wahrzunehmen. Anderen Personen gegen&#252;ber ist eine Ersatzpflicht, selbst wenn sich die Amtspflichtverletzung ihnen gegen&#252;ber nachteilig auswirkt, nicht begr&#252;ndet (BGHZ 58, 96/98). Nur wenn sich aus den die Amtspflicht begr&#252;ndenden Bestimmungen sowie aus der besonderen Natur des Amtsgesch&#228;fts ergibt, dass der Gesch&#228;digte zu dem Personenkreis geh&#246;rt, dessen Belange nach dem Zweck des Amtsgesch&#228;fts und der rechtlichen Bestimmung gesch&#252;tzt und gef&#246;rdert werden sollen, besteht ihm gegen&#252;ber bei schuldhafter Pflichtverletzung eine Schadensersatzpflicht (BGHZ 69, 128/137). Es muss mithin eine besondere Beziehung zwischen der verletzten Amtspflicht und dem gesch&#228;digten "Dritten" bestehen (BGHZ 106, 323/331). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="57"/> Die Aufgabenstellung an den Bew&#228;hrungshelfer, den Probanden ggf. auch zu &#252;berwachen im Hinblick auf die Begehung neuer Straftaten, hat nicht den Zweck, die Opfer der neuen Straftaten vor Verm&#246;genseinbu&#223;en durch neue Straftaten zu sch&#252;tzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="58"/> Bereits die Formulierung des &#167; 56d StGB deutet darauf hin, dass der Bew&#228;hrungshelfer seine Pflichten nur zu dem Zweck aus&#252;bt, dem Probanden bei einem straffreiem Leben, ggf. eben auch durch Kontrolle, behilflich zu sein. Er ist diesem als Begleitperson und als Beauftragter des Gerichts, nach dessen Weisungen er zu handeln hat (OLG D&#252;sseldorf, NStZ 1997, 340; OLG Koblenz NStZ-RR 1996, 300/301), zur Seite gestellt. Kommt es zu neuen Straftaten, so soll darauf m&#246;glichst zeitnah reagiert werden, um den Probanden und ggf. auch die Allgemeinheit vor der Begehung weiterer Taten zu sch&#252;tzen. Eine &#220;berwachungspflicht, um m&#246;gliche neue Opfer konkret zu sch&#252;tzen, ist dagegen in &#167; 56d nicht angedeutet und widerspr&#228;che auch dem dargestellten Zweck der Norm. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="59"/> Dass der Drittschutz fehlt, sei auch an folgender Kontroll&#252;berlegung dargestellt: Auch die Pflicht des Staatsanwalts zum Einschreiten bei strafbaren Handlungen (&#167; 152 StPO) besteht nur gegen&#252;ber der Allgemeinheit (Staudinger, Kommentar zum BGB, Stand 2002, &#167; 839, Rz 631 mit weiteren Nachweisen; BGH NJW 1996, 2373; OLG D&#252;sseldorf NJW 1996, 530). Die bei der Staatsanwaltschaft zentrale Argumentation, dass deren Ermittlungst&#228;tigkeit zwar auch mittelbar der Verhinderung von Straftaten dient, der einzelne B&#252;rger aber auch insoweit nur als Teil der Gemeinschaft in den Schutz hoheitlichen Handelns einbezogen sei, ihm gegen&#252;ber also gerade nicht die f&#252;r die individuelle Drittbezogenheit erforderliche besondere Beziehung bestehe, gilt auch f&#252;r das Handeln des Bew&#228;hrungshelfers. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="60"/> Die Stellung des Bew&#228;hrungshelfers ist nach der gesetzlichen Beschreibung seiner Aufgaben auch eine andere als die von Vollzugsbeamten. Insoweit kann die Entscheidung des OLG Karlsruhe (NJW 2002, 445 ff), die einen Amtshaftungsanspruch gew&#228;hrt wurde wegen der Folgen einer fehlerhaften Entscheidung &#252;ber eine Vollzugslockerung, nicht auf den vorliegenden Fall &#252;bertragen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="61"/> Die Ablehnung des Drittschutzes ist schlie&#223;lich auch angezeigt im Sinne der Gew&#228;hrleistung der ihr &#252;bertragenen Aufgaben durch die Bew&#228;hrungshilfe. W&#252;rde sich der Bew&#228;hrungshelfer stets in der Gefahr sehen, f&#252;r durch seinen Probanden w&#228;hrend der Bew&#228;hrungszeit verwirklichte Straftaten zur Verantwortung gezogen werden zu k&#246;nnen, w&#252;rde dies seine T&#228;tigkeit weit in den Bereich der &#220;berwachung hinein verlagern mit der notwendigen Folge, dass er nur schwer ein Vertrauensverh&#228;ltnis zum Probanden aufbauen und so seine zentrale Aufgabe der Hilfe und Betreuung allenfalls stark erschwert erf&#252;llen k&#246;nnte. </td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="62"/> Da eine Haftung bereits dem Grunde nach ausscheidet, ist nur erg&#228;nzend darauf hinzuweisen, dass einem Ersatzanspruch jedenfalls &#167; 254 BGB entgegenst&#252;nde. Die Kl&#228;gerin trifft ein derart hohes Ma&#223; an Mitverschulden, dass eine Ersatzpflicht des Landes jedenfalls f&#252;r die beiden letzten behaupteten Darlehen, die vorliegend Streitgegenstand sind, ausscheidet. Die Kl&#228;gerin hatte Herrn B. vor diesen Geldhingaben bereits erhebliche Betr&#228;ge zur Verf&#252;gung gestellt, diesbez&#252;glich abgegebene Zahlungszusagen hatte Herr B. nicht eingehalten. Die Kl&#228;gerin hatte sich keine Sicherheiten f&#252;r die &#252;bergebenen Betr&#228;ge einr&#228;umen lassen, sie lie&#223; sich von einer emotionalen Gebundenheit leiten, obwohl sie von Herrn B. nur einmal einen Personalausweis gesehen hatte, dessen Adresse nach ihrer damaligen Kenntnis auch nicht mehr richtig war, und ohne jedwede weitere Pr&#252;fung zur Person des Herrn B. anzustellen, sei es wenigstens durch genauere Informationenabfrage zu der von ihm behaupteten beruflichen T&#228;tigkeit oder durch die &#220;berpr&#252;fung von dessen Wohnverh&#228;ltnissen. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="63"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. </td></tr></table> <table><tr><td>IV.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="64"/> Der Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit liegt &#167; 709 ZPO zugrunde. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Die Klage ist zul&#228;ssig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Der Streitgegenstand ist gen&#252;gend bestimmt im Sinne des &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Aufgrund der schrifts&#228;tzlichen Einlassung war zun&#228;chst nicht hinreichend gekl&#228;rt, welche behauptete Amtspflichtverletzung die Kl&#228;gerin zum Gegenstand des hiesigen Verfahrens machen wollte: nur das behauptete Fehlverhalten des Bew&#228;hrungshelfers oder auch die behauptete Fehlentscheidung des Landgerichts Karlsruhe durch die Aussetzung der Vollstreckung. Im Rahmen der m&#252;ndlichen Verhandlung stellte der Kl&#228;gervertreter klar, dass Streitgegenstand hier nur das Verhalten des Bew&#228;hrungshelfers A. sein soll. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Das Landgericht ist f&#252;r die Entscheidung &#252;ber diesen Streitgegenstand &#246;rtlich nach &#167; 32 ZPO und sachlich nach &#167; 71 Abs. 2 GVG zust&#228;ndig. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Die Klage ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht kein Schadensersatzanspruch nach Art. 34 GG i.V.m. &#167; 839 BGB wegen des Verhaltens des Bew&#228;hrungshelfers A. zu. Dieser hat keine drittsch&#252;tzende Amtspflicht verletzt. Im &#252;brigen w&#228;re ein Anspruch jedenfalls wegen der weit &#252;berwiegenden Mitverantwortlichkeit der Kl&#228;gerin ausgeschlossen. </td></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Der Bew&#228;hrungshelfer A. handelte bei der Betreuung des Probanden B. als Beamter im Sinne des &#167; 839 BGB. </td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Es kann offen bleiben, ob der Bew&#228;hrungshelfer dabei eine Amtspflicht verletzt hat. </td></tr></table> <table><tr><td>2.1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Eine Amtspflichtverletzung durch das Unterlassen der Mitteilung des der Verurteilung zugrunde liegenden Lebenssachverhalts an die neue Lebensgef&#228;hrtin scheidet aus. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Der Bew&#228;hrungshelfer war n&#228;mlich gegen&#252;ber Frau R. zum Schweigen verpflichtet. Die Verschwiegenheitspflicht stellt eine Amtspflicht im Sinne des &#167; 839 BGB dar. Sie erstreckt sich auf alle Angelegenheiten, die dem Beamten in seiner dienstlichen T&#228;tigkeit unmittelbar oder mittelbar bekannt geworden sind und besteht gegen&#252;ber allen Personen, die nicht zum engeren Dienstbereich des Beamten geh&#246;ren (BGHZ 34, 184/186, 187). Insoweit ist sie weitergehend als der Geheimnisbegriff i.S.d. &#167; 203 StGB, von dem z.B. Dinge, die im Rahmen einer &#246;ffentlichen Gerichtsverhandlung er&#246;rtert wurden, u.U. nicht umfasst werden (Dreher/Tr&#246;ndle, Strafgesetzbuch Kommentar, 51.A., &#167; 203, Rz 5). Herr A. war der der Verurteilung zugrundeliegende Sachverhalt gerade aufgrund seiner Stellung als Bew&#228;hrungshelfer bekannt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Eine Mitteilung von solchen dienstlich bekannt gewordenen Tatsachen ist nur insoweit zul&#228;ssig, wie dies besonders bestimmt und gerechtfertigt ist (BGHZ 34, aaO). Ein solcher Rechtfertigungsgrund f&#252;r die Weitergabe an die Lebensgef&#228;hrtin ist nicht ersichtlich. Zwar w&#228;re es f&#252;r Frau R. evtl. zum Schutz ihrer Verm&#246;gensbelange von Interesse gewesen, durch den Bew&#228;hrungshelfer von den Verurteilungssachverhalten zu erfahren. Dagegen steht jedoch die zentrale Aufgabe des Bew&#228;hrungshelfers, den Probanden bei der Resozialisierung zu unterst&#252;tzen. Dazu geh&#246;rt, dass er dessen Entscheidung, ob er sein Umfeld von den abgeurteilten Taten in Kenntnis setzen will, respektiert, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob dem Bew&#228;hrungshelfer neue Straftaten positiv bekannt werden. Solche Kenntnis k&#246;nnte ihn nur gem&#228;&#223; &#167; 56d Abs. 3 Satz 3,4 StGB zu einer Mitteilung gegen&#252;ber dem Gericht, nie aber zu einer seinerseits zu erfolgenden Aufkl&#228;rung von Dritten zwingen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Nur erg&#228;nzend ist darauf hinzuweisen, dass die Kl&#228;gerin jedenfalls nicht dargetan hat, dass eine Erkl&#228;rung zu den Straftatvorw&#252;rfen gegen&#252;ber Frau R. die Taten zum Nachteil der Kl&#228;gerin verhindert h&#228;tte. Es ist nicht ausschlie&#223;bar, dass sich Frau R. ohne Information der Beh&#246;rden von Herrn B. getrennt h&#228;tte und dieser weiterhin unver&#228;ndert gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin h&#228;tte auftreten k&#246;nnen. Frau R. und die Kl&#228;gerin haben sich erst nach der Verhaftung des Herrn B. durch die polizeilichen Ermittlungen kennen gelernt. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Der Bew&#228;hrungshelfer k&#246;nnte eine Amtspflicht verletzt haben, falls er trotz konkreter Anzeichen f&#252;r eine neue, wiederum einschl&#228;gige Straftat, keinerlei Kontrollt&#228;tigkeit &#252;ber die &#220;berwachung der Auflagen und Weisungen hinaus entfaltete. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.1</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Aufgabenstellung des Bew&#228;hrungshelfers und damit auch der Umfang seiner Pflichten spiegeln sich in den &#167; 56d StGB und &#167; 58a StGB. Nach &#167; 56d Abs. 1 StGB wird ein Verurteilter einem Bew&#228;hrungshelfer unterstellt, wenn dies angezeigt ist, um ihn von Straftaten abzuhalten. Nach &#167; 56d Abs. 3 StGB steht der Bew&#228;hrungshelfer dem Verurteilten helfend und betreuend zur Seite. Er &#252;berwacht im Einvernehmen mit dem Gericht die Erf&#252;llung der Auflagen und Weisungen sowie der Anerbieten und Zusagen (&#167; 56d Abs. 3 Satz 2 StGB). Er berichtet &#252;ber die Lebensf&#252;hrung des Verurteilten in Zeitabst&#228;nden an das Gericht und teilt diesem gr&#246;bliche Verst&#246;&#223;e gegen Auflagen, Weisungen, Anerbieten und Zusagen mit (&#167; 56d Abs. 3 Satz 3, 4 StGB). Bei angeordneter F&#252;hrungsaufsicht sind die Aufgaben entsprechend ausgestaltet, zus&#228;tzlich ist das Einvernehmen mit der Aufsichtsstelle herzustellen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Teils wird umfassend vertreten, dass den Bew&#228;hrungshelfer aufgrund dieser gesetzlichen Regelung, auch bei angeordneter F&#252;hrungsaufsicht, nicht die Pflicht treffe, den Verurteilten zu &#252;berwachen (Dreher/Tr&#246;ndle, Kommentar zum StGB, 51.A., &#167; 68a, Rz. 6). Er stehe diesem vielmehr helfend und betreuend zur Seite, der gesetzliche Auftrag umfasse die f&#252;rsorgerische Betreuung, Lebenshilfe und Resozialisierung (Dreher/Tr&#246;ndle, aaO, &#167; 56d, Rz 4). Dar&#252;ber hinaus wirke der Bew&#228;hrungshelfer insoweit an der &#220;berwachung des Verurteilten nach &#167; 453b StPO mit, als er in vom Gericht bestimmten Zeitabst&#228;nden u.a. &#252;ber etwaige verwirklichte Straftaten berichte (Dreher/Tr&#246;ndle, aaO, &#167; 56d, Rz 5; Schipholt, NStZ 1993, 470). Aufsicht und Hilfe seien dabei gleichwertig als Aufgaben nebeneinandergestellt (Schipholt, aaO, S. 471). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Weitergehend wird vertreten, die nach &#167; 56 Abs. 3 Satz 2 StGB geschuldete &#220;berwachung beziehe sich jedenfalls auch auf das Unterbleiben von Straftaten, da hiervon die Bew&#228;hrung ebenso abh&#228;nge wie von der Erf&#252;llung von Auflagen und Weisungen. Aus der Pflicht, dem Gericht &#252;ber die Lebensf&#252;hrung zu berichten, folge, dass der Bew&#228;hrungshelfer den Verurteilten in der hierf&#252;r notwendigen Weise zu beobachten habe. Nur so werde n&#228;mlich dem Gericht hinreichend erm&#246;glicht, erforderliche Entscheidungen nach &#167; 56e StGB zu treffen (Sch&#246;nke/Schr&#246;der, Bearb. Stree, 26.A., &#167; 56d, Rz 3a). </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> W&#252;rde man die Pflichten des Bew&#228;hrungshelfers nur auf die Hilfestellung f&#252;r den Probanden und auf die &#220;berwachung von Auflagen und Weisungen beschr&#228;nken, h&#228;tte Herr A. seinen Dienstpflichten jedenfalls gen&#252;gt. Die vom Gericht gestellten Auflagen und Weisungen wurden von Herrn B. eingehalten. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> W&#252;rde man eine Handlungspflicht des Bew&#228;hrungshelfers im Sinne einer Pflicht zur Mitteilung an das Gericht nur bei dem Bew&#228;hrungshelfer positiv (auch ohne eigene Ermittlungen) bekannt gewordenen neuen und einschl&#228;gigen Straftaten bejahen (dazu, verallgemeinert auf die Begehung von Straftaten und ohne Erkl&#228;rung, ob auch Ermittlungen geschuldet sind: Leipziger Kommentar zum StGB, Bearb. Ru&#223;, 10.A., &#167; 56d, Rz 5), so h&#228;tte sich Herr A. ebenfalls nicht amtspflichtwidrig verhalten. Eine positive Kenntnis des Bew&#228;hrungshelfers von den neuen Taten wird von der Kl&#228;gerin nicht einmal behauptet. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> H&#228;tte Herr A. keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r eine erneute einschl&#228;gige Straff&#228;lligkeit des Herrn B. gehabt, h&#228;tte er seinen Dienstpflichten ebenfalls gen&#252;gt. Eine Pflicht des Bew&#228;hrungshelfers, von sich aus stets im Rahmen der Arbeit mit dem Probanden nach dem Verdacht einer neuen Straftat zu forschen, ist in dieser Allgemeinheit jedenfalls abzulehnen. Sie entspricht nicht dem Berufsbild des Bew&#228;hrungshelfers, der sich bei seiner Aufgabenerf&#252;llung an seiner Zielsetzung der Hilfestellung orientieren darf und der auch davon ausgehen darf, dass das Gericht durch die Auswahl der im Einzelfall erteilten Auflagen und Weisungen der Ansicht war, ausreichend im Sinne einer Pr&#228;vention neuer Straftaten t&#228;tig zu werden. Au&#223;erdem ist zu beachten, dass die Entscheidung, ob dem Probanden Bew&#228;hrung gew&#228;hrt wird, nicht vom Bew&#228;hrungshelfer getroffen wird. Er hilft nur bei der Umsetzung der gerichtlichen Entscheidung. W&#252;rde man ihm eine st&#228;ndige Kontrollpflicht auferlegen, so w&#252;rde er damit letztlich ein Korrektiv f&#252;r die gerichtliche Entscheidung darstellen. </td></tr></table> <table><tr><td>2.2.5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> Es k&#246;nnten aber weitere Dienstpflichten bestanden haben aufgrund eines auf Tatsachen gest&#252;tzten konkreten Verdachtes des Begehens einer neuen Straftat. Jedenfalls wenn ganz konkrete und augenf&#228;llige Anhaltspunkte f&#252;r eine neue, einschl&#228;gige Straff&#228;lligkeit bestehen, liegt es nahe, dass die gesetzlich normierte Pflicht &#252;ber den Bericht &#252;ber die Lebensf&#252;hrung in Verbindung mit &#167; 56f Abs. 1 Nr. 1 StGB zu einer Pr&#252;fungspflicht bzw. &#220;berwachungspflicht im Sinne einfacher Kontrollt&#228;tigkeit und Mitteilungspflicht an das Gericht f&#252;hrt. In der Bew&#228;hrungszeit geht es n&#228;mlich nicht nur um die Erf&#252;llung von Auflagen und Weisungen, sondern zentral auch darum, ein k&#252;nftig straffreies Leben zu gew&#228;hrleisten. Keinesfalls d&#252;rfen hier aber die Kontrollpflichten &#252;berspannt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="53"/> Danach ist fraglich, ob sich f&#252;r den Bew&#228;hrungshelfer ausreichend konkrete Anzeichen f&#252;r eine Straftatverwirklichung durch Herrn B. zeigten, die ihn zu Kontrollen h&#228;tten veranlassen m&#252;ssen. Beachtlich insoweit k&#246;nnte sein, dass die Entlassung des Probanden aus dem Vollzug ma&#223;geblich mit seiner Stabilisierung in einer Lebenspartnerschaft, in der die Straftaten bekannt waren, begr&#252;ndet wurde. Als Herr B. nach Horb zog, war Herrn A. jedenfalls nach Kenntnisnahme des Beschlusses des Landgerichts Karlsruhe und nach dem ersten Gespr&#228;ch bekannt, dass Herr B. sofort nach dem Umzug eine neue Partnerin hatte, sofort bei dieser wohnte und diese &#252;ber den der Verurteilung zugrundeliegenden Lebenssachverhalt nicht informiert hatte. Dies war offensichtlich auch f&#252;r Herrn A. auff&#228;llig, denn er entschloss sich, den Probanden ausf&#252;hrlich zu belehren &#252;ber die Folgen eines etwaigen R&#252;ckfalls. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="54"/> W&#252;rde man eine Kontrollpflicht ob dieser Umst&#228;nde bejahen, h&#228;tte der Bew&#228;hrungshelfer zumutbare Handlungsm&#246;glichkeiten gehabt. Er h&#228;tte durch die Verlagerung des Gespr&#228;chsortes in einem Einzelfall - auch angek&#252;ndigt - in die Wohnung des Probanden nach Horb die Lebenssituation konkreter &#252;berpr&#252;fen k&#246;nnen. H&#228;tte der Proband ein Gespr&#228;ch in seiner Wohnung abgelehnt, h&#228;tte auch dies u.U. Anlass zu weiterer, einfacher Kontrolle sein k&#246;nnen. Insoweit h&#228;tte man z.B. bei Frau R., der die Tatsache der Verurteilung, nicht aber die Einzelheiten bekannt war, allgemein wegen der Art der Lebensf&#252;hrung im Alltag nachfragen k&#246;nnen. Bei einem sich ergebenden dringenden Verdacht neuer Straftaten w&#228;re das Gericht im Hinblick auf &#167; 56f Abs. 1 Nr. 1 StGB zu informieren gewesen. </td></tr></table> <table><tr><td>2.3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="55"/> Jedenfalls aber entfaltete eine etwaige verletzte Amtspflicht keinen f&#252;r eine Haftung nach &#167; 839 BGB notwendigen Drittschutz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="56"/> Ob im Einzelfall der Gesch&#228;digte zu dem Kreis der "Dritten" im Sinne des &#167; 839 BGB geh&#246;rt, beantwortet sich entscheidend danach, ob die Amtspflicht - wenn auch nicht notwendig allein, so doch auch - den Zweck hat, das konkret ber&#252;hrte Interesse gerade dieses Gesch&#228;digten wahrzunehmen. Anderen Personen gegen&#252;ber ist eine Ersatzpflicht, selbst wenn sich die Amtspflichtverletzung ihnen gegen&#252;ber nachteilig auswirkt, nicht begr&#252;ndet (BGHZ 58, 96/98). Nur wenn sich aus den die Amtspflicht begr&#252;ndenden Bestimmungen sowie aus der besonderen Natur des Amtsgesch&#228;fts ergibt, dass der Gesch&#228;digte zu dem Personenkreis geh&#246;rt, dessen Belange nach dem Zweck des Amtsgesch&#228;fts und der rechtlichen Bestimmung gesch&#252;tzt und gef&#246;rdert werden sollen, besteht ihm gegen&#252;ber bei schuldhafter Pflichtverletzung eine Schadensersatzpflicht (BGHZ 69, 128/137). Es muss mithin eine besondere Beziehung zwischen der verletzten Amtspflicht und dem gesch&#228;digten "Dritten" bestehen (BGHZ 106, 323/331). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="57"/> Die Aufgabenstellung an den Bew&#228;hrungshelfer, den Probanden ggf. auch zu &#252;berwachen im Hinblick auf die Begehung neuer Straftaten, hat nicht den Zweck, die Opfer der neuen Straftaten vor Verm&#246;genseinbu&#223;en durch neue Straftaten zu sch&#252;tzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="58"/> Bereits die Formulierung des &#167; 56d StGB deutet darauf hin, dass der Bew&#228;hrungshelfer seine Pflichten nur zu dem Zweck aus&#252;bt, dem Probanden bei einem straffreiem Leben, ggf. eben auch durch Kontrolle, behilflich zu sein. Er ist diesem als Begleitperson und als Beauftragter des Gerichts, nach dessen Weisungen er zu handeln hat (OLG D&#252;sseldorf, NStZ 1997, 340; OLG Koblenz NStZ-RR 1996, 300/301), zur Seite gestellt. Kommt es zu neuen Straftaten, so soll darauf m&#246;glichst zeitnah reagiert werden, um den Probanden und ggf. auch die Allgemeinheit vor der Begehung weiterer Taten zu sch&#252;tzen. Eine &#220;berwachungspflicht, um m&#246;gliche neue Opfer konkret zu sch&#252;tzen, ist dagegen in &#167; 56d nicht angedeutet und widerspr&#228;che auch dem dargestellten Zweck der Norm. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="59"/> Dass der Drittschutz fehlt, sei auch an folgender Kontroll&#252;berlegung dargestellt: Auch die Pflicht des Staatsanwalts zum Einschreiten bei strafbaren Handlungen (&#167; 152 StPO) besteht nur gegen&#252;ber der Allgemeinheit (Staudinger, Kommentar zum BGB, Stand 2002, &#167; 839, Rz 631 mit weiteren Nachweisen; BGH NJW 1996, 2373; OLG D&#252;sseldorf NJW 1996, 530). Die bei der Staatsanwaltschaft zentrale Argumentation, dass deren Ermittlungst&#228;tigkeit zwar auch mittelbar der Verhinderung von Straftaten dient, der einzelne B&#252;rger aber auch insoweit nur als Teil der Gemeinschaft in den Schutz hoheitlichen Handelns einbezogen sei, ihm gegen&#252;ber also gerade nicht die f&#252;r die individuelle Drittbezogenheit erforderliche besondere Beziehung bestehe, gilt auch f&#252;r das Handeln des Bew&#228;hrungshelfers. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="60"/> Die Stellung des Bew&#228;hrungshelfers ist nach der gesetzlichen Beschreibung seiner Aufgaben auch eine andere als die von Vollzugsbeamten. Insoweit kann die Entscheidung des OLG Karlsruhe (NJW 2002, 445 ff), die einen Amtshaftungsanspruch gew&#228;hrt wurde wegen der Folgen einer fehlerhaften Entscheidung &#252;ber eine Vollzugslockerung, nicht auf den vorliegenden Fall &#252;bertragen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="61"/> Die Ablehnung des Drittschutzes ist schlie&#223;lich auch angezeigt im Sinne der Gew&#228;hrleistung der ihr &#252;bertragenen Aufgaben durch die Bew&#228;hrungshilfe. W&#252;rde sich der Bew&#228;hrungshelfer stets in der Gefahr sehen, f&#252;r durch seinen Probanden w&#228;hrend der Bew&#228;hrungszeit verwirklichte Straftaten zur Verantwortung gezogen werden zu k&#246;nnen, w&#252;rde dies seine T&#228;tigkeit weit in den Bereich der &#220;berwachung hinein verlagern mit der notwendigen Folge, dass er nur schwer ein Vertrauensverh&#228;ltnis zum Probanden aufbauen und so seine zentrale Aufgabe der Hilfe und Betreuung allenfalls stark erschwert erf&#252;llen k&#246;nnte. </td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="62"/> Da eine Haftung bereits dem Grunde nach ausscheidet, ist nur erg&#228;nzend darauf hinzuweisen, dass einem Ersatzanspruch jedenfalls &#167; 254 BGB entgegenst&#252;nde. Die Kl&#228;gerin trifft ein derart hohes Ma&#223; an Mitverschulden, dass eine Ersatzpflicht des Landes jedenfalls f&#252;r die beiden letzten behaupteten Darlehen, die vorliegend Streitgegenstand sind, ausscheidet. Die Kl&#228;gerin hatte Herrn B. vor diesen Geldhingaben bereits erhebliche Betr&#228;ge zur Verf&#252;gung gestellt, diesbez&#252;glich abgegebene Zahlungszusagen hatte Herr B. nicht eingehalten. Die Kl&#228;gerin hatte sich keine Sicherheiten f&#252;r die &#252;bergebenen Betr&#228;ge einr&#228;umen lassen, sie lie&#223; sich von einer emotionalen Gebundenheit leiten, obwohl sie von Herrn B. nur einmal einen Personalausweis gesehen hatte, dessen Adresse nach ihrer damaligen Kenntnis auch nicht mehr richtig war, und ohne jedwede weitere Pr&#252;fung zur Person des Herrn B. anzustellen, sei es wenigstens durch genauere Informationenabfrage zu der von ihm behaupteten beruflichen T&#228;tigkeit oder durch die &#220;berpr&#252;fung von dessen Wohnverh&#228;ltnissen. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="63"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. </td></tr></table> <table><tr><td>IV.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="64"/> Der Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit liegt &#167; 709 ZPO zugrunde. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,243
olgstut-2003-01-30-2-u-4900
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 49/00
2003-01-30T00:00:00
2019-01-07T10:14:06
2019-02-12T13:09:47
Urteil
<h2>Tenor</h2> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 29.02.2002</td> </tr> </table> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>ge&#228;ndert.</p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <blockquote> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2. a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin &#252;ber den landgerichtlichen Ausspruch hinaus weitere 74.819,65 EUR nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 22.12.1998 zu bezahlen.</td> </tr> </table> </blockquote> <p/> <blockquote> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Im &#220;brigen wird die Klage unter gleichzeitiger Zur&#252;ckweisung der weitergehenden Berufung abgewiesen.</td> </tr> </table> </blockquote> <p/> <blockquote> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3. a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Von den Kosten des Berufungsrechtszuges tragen die Kl&#228;gerin 4/9, der Beklagte 5/9.</td> </tr> </table> </blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>Der Beklagte tr&#228;gt auch 5/9 der der beigetretenen Streitverk&#252;ndeten im Berufungsrechtszug erwachsenen eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten; 4/9 ihrer Kosten tr&#228;gt diese Streitverk&#252;ndete selbst.</p> </blockquote> </blockquote> <p/> <blockquote> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Von den Kosten erster Instanz tragen die Kl&#228;gerin 4/9, der Beklagte 5/9.</td> </tr> </table> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</td> </tr> </table> <blockquote> <p>Der Beklagte kann die Vollstreckung der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 101.500,00 EUR abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> </blockquote> <blockquote> <p>Der Beklagte kann die Vollstreckung der Streitverk&#252;ndeten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.500,00 EUR abwenden, wenn nicht die Streithelferin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> </blockquote> <blockquote> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung des Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.200,00 EUR abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> </blockquote> <p/> <table class="RspIndent"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">5.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Revision wird nicht zugelassen.</td> </tr> </table> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">Gegenstandswert des Berufungsverfahrens:</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">bis 140.000,00 EUR</p></td> </tr> </table> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>A</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin verlangt Restwerklohn.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Der Beklagte schrieb auf der Grundlage eines Bodengutachtens (Prof. Dr. V und Partner B GmbH), das zu keinem St&#246;rergebnis gelangt war, den Neubau der ... schule B S aus (B 1), das hinsichtlich Rohbau-Arbeiten in</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="3"/><strong>Pos. 2.4.2</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>u. a. vorsah (LVZ S. 8):</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="5"/>BODEN F&#220;R BAUGRUBEN</td></tr></table> <table style="margin-left:6pt"><tr><td>...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="6"/>Boden wird Eigentum des AN und ist zu beseitigen, ...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="7"/>alle Bodenklassen bis 6 ...</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die Kl&#228;gerin reichte unter dem 04.07.1997 ein Angebot hinsichtlich der Rohbauarbeiten ein (K 1), welches u. a. vorsah:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td><rd nr="9"/><strong>Titel 2 Erdarbeiten</strong></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="10"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Angebot ist g&#252;ltig f&#252;r unbelasteten Erdaushub nach Abfallschl&#252;ssel 31411 des Ministeriums f&#252;r Umwelt, soweit keine Leistungspositionen f&#252;r andere Materialien vorhanden sind.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="11"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Beim Vorkommen von allen anderen Materialien, wie z. B. Bauschutt, M&#252;ll, Holz, Stra&#223;enaufbruch, kontaminiertes Erd- und Abbruchmaterial, sind Mehrkosten f&#252;r das Aussondern und Laden, die Abfuhr, Genehmigungsbeschaffung, Entsorgungsgeb&#252;hren, Analysen und Gutachterleistungen nicht einkalkuliert und m&#252;ssen zus&#228;tzlich entsprechend den anfallenden Kosten verg&#252;tet werden.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:6pt"><tr><td>...</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Im Begleitschreiben vom 22.09.1997 zur Abgabe des Angebots f&#252;r die Abbrucharbeiten (K 2) hie&#223; es u. a.:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="13"/>Bearbeitung und/oder Entsorgung von kontaminierten B&#246;den, Bauteilen und Sonderm&#252;ll sind im Angebot <strong>nicht</strong> enthalten.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Am 14.10.1997 erteilte der Beklagte der Kl&#228;gerin "gem&#228;&#223; Ihrem Angebot vom 04.07.97 ..." f&#252;r beide Gewerke den Zuschlag (K 4). Vertragsinhalt sind dabei u. a. in der nachbezeichneten Reihenfolge geworden:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="15"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die "besonderen Verdingungsbedingungen"</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="16"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Leistungsverzeichnis mit den zus&#228;tzlichen techn. Vorschriften</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="17"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Gew&#228;hrleistung nach VOB jedoch verl&#228;ngert auf 5 Jahre</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Die Parteien sind sich einig, dass die VOB/B Vertragsbestandteil geworden ist (vgl. auch Ziff. 1.2.4 der Besonderen Vertragsbedingungen).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Zudem enthielt die Beauftragung des Beklagten neben einigen Erg&#228;nzungen den Zusatz:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="20"/>"Inhaltlich haben wir Ihr Schreiben vom 04.07.97 in unserer Bestellung ber&#252;cksichtigt. Es wird damit nicht Vertragsbestandteil."</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Am 30.10.1997 bedankte sich die Kl&#228;gerin f&#252;r die Erteilung der Auftr&#228;ge (K 6) und bat u. a. als Vertragsbestandteil zu beachten:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="22"/>"3. Im &#252;brigen ist das Begleitschreiben vom 22.09.97 Vertragsbestandteil"</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>ferner</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="24"/>"... bitten wir um Verst&#228;ndnis, da&#223; beide Schreiben vom 04.07. und 2.10.97 Vertragsbestandteil sind.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Der Beklagte entgegnete am 24.11.1997 (B 2): "Auf Ihre Auftragsbest&#228;tigung vom 31.10.97 ...</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="26"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Abbrucharbeiten ...</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="27"/>Weitere Angebote sowie Ihr Begleitschreiben vom 22.09.97 sind nicht Vertragsbestandteil</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="28"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Rohbauarbeiten</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="29"/>Ihr Begleitschreiben vom 04.07.97 und 01.10.97 sind in unserer Bestellung inhaltlich enthalten und somit auch nicht Vertragsbestandteil."</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Die Kl&#228;gerin schrieb am 28.11.1997 zur&#252;ck (B 3), dass die Schreiben selbst nicht Vertragsbestandteil seien,</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="31"/>die Inhalte unserer Schreiben vom 04.07.97 und 02.10.97 sind in der Bestellung enthalten und damit Vertragsbestandteil.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Die Kl&#228;gerin nahm die Arbeiten im Dezember 1997 auf. Bei Aushub einer Probegrube am 16.12.1997 wurde eine Kontamination des Erdreichs festgestellt. Der Beklagte schaltete eine Firma B Institut f&#252;r Hydrogeologie und Umweltgeologie ein, Geologin vor Ort war die Zeugin M. Die Verunreinigung lag zun&#228;chst im Bereich der Kategorie Z 1. Die Entsorgungskosten f&#252;r diese Z 1-Einheiten, nach Grund und H&#246;he im Streit, bilden den Schwerpunkt dieses Rechtsstreites, auch dem Betrage nach (217.502,29 DM).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Am 09.01.1998 &#252;bersandte die Kl&#228;gerin insoweit ein Nachtragsangebot (K 7) mit den</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="34"/>Pos. 8.1.2 bis 8.1.3</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>welche eine</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="36"/>Zulage zu Pos. 2.4.2 f&#252;r selektiven Aushub auf Weisung des Gutachters und Abtransport des verunreinigten Aushubguts ...</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>je nach Kontaminationsgrad</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="38"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">mineralischer Bauschutt ohne St&#246;rstoffe</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">93,56 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="2" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">bzw.</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">verunreinigter Boden der BKL. 3-6</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">25,06 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>vorsah.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Als am 12.01.1998, dem ersten Aushubtag, noch st&#228;rkere Verunreinigungen zutage traten, gab die Kl&#228;gerin dem Architekten des Beklagten, dem Zeugen E, am 15.01.1998 (K 9) in Anlehnung an die Information durch ihre Subunternehmerin, die Firma Sch (K 8), Nachricht und wies auf Mehrkosten hin. Am 16.01.1998 antwortete der Architekt, dass Material der G&#252;te Z 2 (vgl. K 11 a) vorgefunden worden sei, dieses Material sei auf einer Spezialdeponie zu entsorgen (K 11). Auf seine Anregung hin fand am 19.01.1998 eine Baustellenbesprechung statt, an welcher auf Beklagtenseite Herr W, Mitglied des Beklagten, und der bezeichnete Architekt teilnahmen. Das Besprechungsergebnis ist ebenso im Streit wie die Richtigkeit des vom Architekten E f&#252;r sich gefertigten Protokolls (K 12), das sich &#252;berwiegend zu Z 2-Material verh&#228;lt, aber bei voraussichtlichen Kosten u. a. anf&#252;hrte:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="41"/>Verunreinigte B&#246;den Z-1 ... ca. 90.000,00 DM</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>und im Weiteren wiedergab:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="43"/>Die Entsorgung des Erdmaterials mu&#223; gem&#228;&#223; Richtlinien des Landratsamtes vorgenommen werden, so da&#223; nur noch die M&#246;glichkeit besteht bez&#252;glich den Entsorgungskosten und der Entsorgungswege eine Kostenreduzierung zu erhalten.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Am 18.02.1998 verbrachte die Kl&#228;gerin nach eigenen Angaben ca. 4.000 m3 auf eine Deponie B. Wegen Geb&#252;hrenerh&#246;hung hatte die Kl&#228;gerin an den Beklagten &#252;ber den Architekten bereits am 28.01.1998 einen weiteren Nachtrag zu</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="45"/>Pos. 8.1.2</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="46"/>Zulage ... mineralischer Bauschutt ohne St&#246;rstoffe ...</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>gesandt. Ein weiterer Nachtrag zu</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="48"/>Pos. 8.1.13 bis 1.8.17 ...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="49"/>Zulage zu Pos. 4.3 des LV</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="50"/>... Zulage zu Pos. 4.2 des LV f&#252;r Baugrubenaushub der Bodenklasse 7 ...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="51"/>Transport des Z 2-Materials zum Zwischenlager Plochingen</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="52"/>... Lagern des Z 2-Materials ...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="53"/>Ausfertigen des VEN f&#252;r das Z 2-Material</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="54"/>Die Mehrkosten f&#252;r das Erdreichgut Z 2 (18.484,96 DM) sind au&#223;er Streit.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="55"/>Am 09.09.1998 hat die Kl&#228;gerin nach zwei Vorg&#228;ngerrechnungen (B 6 und B 7) eine korrigierte Schlussrechnung (K 16) f&#252;r die</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="56"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.2 &#8211; 8.1.17</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">und</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Taglohn</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.26</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">16.078,21 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="57"/>erstellt, welche ein Kl&#228;gerrestguthaben von 230.924,38 DM ergab.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="58"/>Als der Beklagte vor Beginn des zweiten Bauabschnittes: Abbruch keine B&#252;rgschaft im Rahmen des &#167; 648 a BGB bereit stellte, k&#252;ndigte die Kl&#228;gerin am 25.02.1999 das Vertragsverh&#228;ltnis bez&#252;glich des Gewerkes: Abbruch (B 16).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="59"/>Die Kl&#228;gerin hat im Wesentlichen vorgebracht,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="60"/>Vertragsgrundlage sei ihr Angebot vom 04.07.1997 mit der Beschr&#228;nkung des Leistungsangebotes auf eine Bodeng&#252;teklasse (Schl&#252;ssel 31411), die Z 1 oder Z 2 nicht einschlie&#223;e. Soweit der Beklagte andere Vertragsbestandteile genannt habe, habe sie diesem Ansinnen bis zuletzt widersprochen und durch anders lautende Auftragsbest&#228;tigungen den Beklagten gebunden. Danach habe dieser f&#252;r die unerwarteten Erschwernisse und damit verbundenen Mehrkosten nach &#167; 2 Nr. 6 VOB einzustehen. Dies entspreche zudem dem Ergebnis des Baustellengespr&#228;ches vom 19.01.1998. Da ferner die gew&#228;hlte Entsorgung auch &#246;ffentlich-rechtlich so vorgeschrieben und damit unumg&#228;nglich gewesen sei, k&#246;nne die stattgehabte Behandlung des kontaminierten Erdreichs auch in Rechnung gestellt werden, zumal die dortigen Kosten marktgerecht und angemessen seien. Dass das Landratsamt sp&#228;ter gegen&#252;ber dem gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen von der Annahme einer Deponiepflicht wieder abgewichen sei, k&#246;nne f&#252;r die Erforderlichkeitsentscheidung im ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entschlie&#223;ung nicht fruchtbar gemacht werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="61"/>In ihrer Klage forderte die Kl&#228;gerin denn f&#252;r das</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="62"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Z 1-Material</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">a)&#160;&#160;&#160;</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">99.446,38 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">b)&#160;&#160;&#160;</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">79.753,45 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">c)&#160;&#160;&#160;</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">12.128,71 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">191.328,54 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Z 2-Material insgesamt</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">18.869,96 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Taglohnarbeiten (Selektieren des Erdaushubs)</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">16.078,21 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">226.276,71 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">2 % Nachlass</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">4.203,93 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">257.604,38 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">abz&#252;glich bezahlter</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">26.086,00 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">230.924,38 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">weiterer Taglohn</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">31.294,65 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">nicht berechtigtes Skonto</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">10.545,38 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">272.673,41 DM.</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="63"/>Die Parteien hatten im ersten Rechtszug unstreitig gestellt:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="64"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">weiterer Taglohn (statt 31.294,65 DM)</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">29.000,00 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">nicht berechtigtes Skonto</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">10.545,38 DM.</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="65"/>Die Kl&#228;gerin hat beantragt:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="66"/>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 272.673,41 DM nebst 6,5 % Zinsen aus 230.924,38 DM seit 04.08.1998 und aus weiteren 41.749,03 DM seit Klagzustellung zu bezahlen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="67"/>Der Beklagte hat beantragt,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="68"/>die Klage abzuweisen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="69"/>Der Beklagte hielt angesichts seines mehrfachen nachdr&#252;cklichen Widerspruchs gegen den nachgeschobenen Versuch der Kl&#228;gerin, die Bestellung mit Bezugnahmen zu unterlaufen, an der angeblichen Ma&#223;geblichkeit jenes Zuschlags vom 14.10.1997 und damit an der Abgeltung auch der Bodenklasse Z 1 fest. Zudem habe auch die Besprechung vom 19.01.1998 &#8211; ungeachtet des Umstandes, dass der Beklagtenarchitekt E keine Vollmacht zu solchen Vertrags&#228;nderungen besessen habe &#8211; tats&#228;chlich auch keine andere Abrede gezeitigt. Im &#220;brigen habe, wie die Auskunft des Landratsamtes ergeben habe, kein Anlass bestanden, Z 1-Material zu entsorgen. Der Versuch der Kl&#228;gerin, Mehrkosten zu produzieren, sei auch deshalb zum Scheitern verurteilt, da die Preise, wie Vergleichsangebote auswiesen (B 8 a bis c), unangebracht &#252;berteuert seien. Hinsichtlich der Taglohnarbeiten (Selektieren des Erdaushubs &#8211; Pos. 8.1.26, pauschal 8.000,00 DM bezahlt) sei die Abrechnung schon nicht nachvollziehbar, die Rapporte k&#246;nnten nicht auf die behauptete Arbeit bezogen werden.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="70"/>Hilfsweise hat der Beklagte mit einem &#220;berzahlungsanspruch aufgerechnet. Die Kl&#228;gerin habe nach ihrer K&#252;ndigung vom 25.02.1999 zwar die Abbrucharbeiten ohne f&#246;rmliche Abnahme abgerechnet (12.03.1998 &#8211; B 12), ohne aber erbrachte Leistungsanteile und nicht erbrachte abzugrenzen und einander gegen&#252;berzustellen. Jedenfalls aber leide die Abrechnung daran, dass die Ma&#223;berechnung (B 18) im Zuge der Weitervergabe des Gewerkes an eine Firma Karle Schrottrecycling ergeben habe, dass die Kl&#228;gerin maximal 33,5 % des mit dem Pauschalpreis von 495.680,00 DM versehenen Leistungsprogramms erbracht habe. Die Zahlung des Beklagten (198.271,91 DM) &#252;bersteige diesen Anteil (= 166.052,80 DM) aber um 32.219,11 DM.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="71"/>Das <strong>Landgericht</strong> gelangte nach Vernehmung des Zeugen W, Bauleiter der Kl&#228;gerin, des Architekten E, des Mitglieds der Beklagten W, der Zeugin M, Bodengutachterin der Firma B, sowie des Zeugen K von der Subunternehmerin Firma Sch und Einholung eines Gutachtens durch den Sachverst&#228;ndigen Sch&#252; (Bl. 77) zur Wertung, dass das Angebot der Kl&#228;gerin nicht Vertragsbestandteil geworden, die von ihr gew&#228;hlte Entsorgung des Z 1-Materials objektiv nicht notwendig und auch eine Abrede im Sinne eines solchen Entsorgungskonzeptes nicht nachgewiesen sei. Der auf Z 2 entfallende Aufwand (gesamt 18.869,96 DM) sei zu erstatten, da insoweit eine Pauschalpreisvereinbarung auf 15.000,00 DM hier von dem Beklagten nicht bewiesen sei. Unter Ber&#252;cksichtigung des Nachlasses von 2 %, unstreitig weiterem Taglohn und unstreitig unberechtigtem Skonto st&#252;nden der Kl&#228;gerin rechnerisch noch 43.505,75 DM zu, welche durch die berechtigte Hilfsaufrechnung in H&#246;he von 32.219,11 DM auf 11.286,64 DM zu k&#252;rzen sei (vgl. Endabrechnung des Landgerichts Bl. 156 &#8211; US 9).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="72"/>Dagegen wendet sich die <strong>Berufung</strong> der <strong>Kl&#228;gerin</strong> ,</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="73"/>die unter vertiefender Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens erneut auf die Ma&#223;geblichkeit ihrer Angebote vom 04.07. und 22.09.1997 als Vertragsgrundlage, erg&#228;nzend auf die Bauherrenabforderung eben des identischen Leistungsprogrammes am 19.01.1998 und letztlich die objektive Unausweichlichkeit der eingeleiteten Ma&#223;nahmen abstellt. Deshalb seien zu verg&#252;ten an</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="74"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#8211;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><em>I. Berufungskomplex</em></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="75"/><strong>Entsorgung des Z 1-Materials</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="76"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.2</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">99.446,38 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.2.1</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">79.753,45 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.13</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">12.128,71 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Summe netto</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">191.328,54 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">abz&#252;glich 2 % Nachlass</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">3.826,57 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">insgesamt netto</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">187.501,97 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">16 % Mehrwertsteuer</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">30.000,32 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">brutto</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">217.502,29 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="77"/>Hinzu k&#228;men</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="78"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#8211;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><em>II. Berufungskomplex</em></td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="79"/><strong>Taglohnarbeiten</strong> (Selektieren des Erdaushubs)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="80"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.26</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Taglohnarbeiten</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">9.370,72 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>81&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="81"/>aus der Schlussrechnung vom 09.09.1998 (K 16).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>82&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="82"/>Als Differenz zwischen berechtigter Schlussrechnung (K 16 = 16.078,21 DM) und pauschal bezahlter 8.000,00 DM machte sie geltend:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>83&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="83"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">+ 9.370,72 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">226.873,01 DM.</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>84&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="84"/>Insoweit haben sich die Verfahrensbeteiligten auf insgesamt 10.000,00 DM, also auf noch eine weitere Zahlung von 2.000,00 DM im Zuge des Berufungsrechtszuges auf Betreiben des Senates geeinigt (vgl. Bl. 411, 430, 433, 477, 482, 484, 492).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>85&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="85"/>Zudem bek&#228;mpft die Kl&#228;gerin</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>86&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="86"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#8211;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><em>III. Berufungskomplex</em></td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>87&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="87"/><strong>Abbruch</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>88&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="88"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Durchgreifen der "Hilfsaufrechnung"</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">32.219,11 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>Berufungsforderung</strong></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>259.092,12 DM</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>89&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="89"/>da die Parteien sich einig geworden seien, dass die Teil-Schlussrechnung "Abbruch" den objektiven Wertverh&#228;ltnissen nach erbrachter und nicht mehr zu erbringender Leistung entsprochen habe.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>90&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="90"/>Zudem hat die Kl&#228;gerin hinsichtlich des <em>III. Berufungskomplexes Abbruch</em> unter dem 8.2.2001 (BK 6 = Bl. 439 bis 444) eine neue Schlussrechnung &#252;ber ihre bis durch den Beklagten ausgesprochene Vertragsk&#252;ndigung erbrachten Leistungen erteilt.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>91&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="91"/>Die Kl&#228;gerin hat ihre Subunternehmerin f&#252;r die streitgegenst&#228;ndlichen Arbeiten, der</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>92&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="92"/><strong>Firma E Sch GmbH + Co.</strong></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>93&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="93"/>den Streit verk&#252;ndet, diese ihrerseits ihrer Subunternehmerin, der</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>94&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="94"/><strong>Firma J Entsorgung und Recycling GmbH.</strong></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>95&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="95"/>Nur die erste Streitverk&#252;ndungsempf&#228;ngerin ist dem Rechtsstreit beigetreten.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>96&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="96"/>Die Kl&#228;gerin beantragt (Bl. 566, 993, 250, 176),</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>97&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="97"/>unter Ab&#228;nderung des Urteils des Landgerichts Stuttgarts vom 29.02.2000 (Aktenzeichen 25 O 640/98) den Beklagten/Berufungsbeklagten zu verurteilen, weitere DM 259.092,12 nebst 6,5 % Zinsen hieraus seit 22.12.1998 an die Kl&#228;gerin/Berufungskl&#228;gerin zu bezahlen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>98&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="98"/>Die Streitverk&#252;ndungsempf&#228;ngerin (Bl. 393)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>99&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="99"/>schlie&#223;t sich dem Antrag der Kl&#228;gerin an.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>100&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="100"/>Der Beklagte beantragt:</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>101&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="101"/>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>102&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="102"/>Er h&#228;lt auch in Bezug auf das erg&#228;nzende Vorbringen von Kl&#228;gerin und Streitverk&#252;ndeter an der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung fest; insbesondere verneint er mangels Vorlage einer Urkalkulation angesichts des Gebotes der Preisfortschreibung gem&#228;&#223; &#167; 2 Nr. 5 VOB schon einen schl&#252;ssigen Vortrag f&#252;r die Geltendmachung einer Mehrforderung, jedenfalls aber seien der Kl&#228;gerin bez&#252;glich des Z 1-Materials, das ohnehin eine differenzierte Betrachtung nach Z 1.1- und Z 1.2-Qualit&#228;t erfordere, &#252;berhaupt keine Mehrkosten entstanden, da sich keine andere als die ohnehin geplante Entsorgung ergeben habe, zumindest aber h&#228;tte die Kl&#228;gerin, welche das Entsorgungsrisiko getroffen habe, allemal eine g&#252;nstigere Art der Endverbringung des Materials finden k&#246;nnen und m&#252;ssen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>103&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="103"/>Auch bez&#252;glich des <em>III. Berufungskomplexes Abbruch</em> h&#228;lt er daran fest, dass keine Einigung &#252;ber die Verg&#252;tung insoweit getroffen worden sei, die von ihm geleistete Zahlung nur Abschlagszahlung gewesen sei, weshalb die Kl&#228;gerin die Beweislast hinsichtlich der Forderung des Anspruchs treffe, diese aber auch mit der neuen Schlussrechnung weder nach der Urkalkulation noch nach den konkreten Ma&#223;en eine nachvollziehbare Forderungsaufstellung vorgebracht habe.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>104&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="104"/>Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen E und W (Bl. 396 bis 398) zur Frage der Einigung auf die der Schlussrechnung der Kl&#228;gerin vom 8.2.2001 vorangegangenen Abrechnungen hinsichtlich der Abbruchkosten sowie durch Vernehmung der Zeugin W, beim Landkreis B zust&#228;ndig f&#252;r die Freigabe von Erdaushub bei den Landkreisdeponien, zur Deponiepflichtigkeit des Z 1-Materials (Bl. 393 bis 396). Zudem hat der Senat ein schriftliches Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dr. E eingeholt (Bl. 521 bis 526) und diesen zu diesem Gutachten noch m&#252;ndlich angeh&#246;rt (Bl. 556 bis 558).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>105&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="105"/>Hinsichtlich des weiteren Parteivorbringens wird auf die Schrifts&#228;tze sowie die Verhandlungsniederschriften verwiesen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>B</td></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td><strong>I.</strong></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>106&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="106"/>Die Berufung ist zul&#228;ssig, der Sache nach zum Teil von Erfolg.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>107&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="107"/><em>I. Berufungskomplex</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>108&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="108"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>Entsorgung von Z 1-Material</strong></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>(Pos. 8.1.2, 8.1.2.1 und 8.1.13 &#8211; K 16)</strong></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>217.502,29 DM</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>109&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="109"/>Vertragsgrundlage</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>110&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="110"/>Nach dem Gehalt des schriftlich niedergelegten Vertrages hat der Beklagte im Ergebnis das Risiko der Bodenqualit&#228;t &#252;bernommen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>111&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="111"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dass dies durch Vereinbarung der Parteien am 19.01.1998 geschehen w&#228;re, ist nicht zu erkennen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>112&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="112"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">aa)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dabei zeigt die Kl&#228;gerin nicht schon auf, woraus sich eine Vollmacht des Beklagtenarchitekten E ergeben sollte, so weitreichende Vereinbarungen zulasten des Beklagten zu treffen. Denn immerhin machen im Ergebnis die von der Kl&#228;gerin beanspruchten Zusatzkosten insoweit ca. 16 % der Rohbauarbeiten bzw. &#252;ber 40 % der vergebenen Abbrucharbeiten aus. Von der sog. origin&#228;ren Vollmacht des Architekten ist, handelt es sich nicht blo&#223; um kleinere Zusatzauftr&#228;ge, die Vergabe von Auftr&#228;gen nicht gedeckt (OLG Naumburg MDR 99, 1319; Werner/Pastor, Der Bauprozess, 9. Aufl., Rdn. 1077 m. N.; Riedl a. a. O. B &#167; 2.8 Rdn. 173; vgl. auch BGH BauR 78, 314, 316). So bleibt denn auch der Vortrag des Beklagten (Bl. 103), der Architekt habe keine solche Vollmacht besessen, letztlich ohne durchgreifende Erwiderung. Der Hinweis auf Ziff. 3.4 der Besonderen Vertragsbedingungen (B 1) betrifft nur ein Vergaberecht f&#252;r Taglohnarbeiten. Solche sind hier im Kern aber nicht betroffen. F&#252;r eine weitergehende Vollmacht spricht nichts. Die genannte Vertragspassage unterstreicht im Umkehrschluss die grunds&#228;tzliche Beschr&#228;nkung der Rechtsmacht des Architekten.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>113&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="113"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">bb)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ungeachtet dessen kann auch der vor dem Landgericht durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme die behauptete Einigung nicht entnommen werden. Zwar mag dem Protokoll &#252;ber diese Baustellenbesprechung (K 12) in einzelnen Punkten entnommen werden, dass eine Entsorgung geschehen sollte. Solches ergibt sich aber nur mit der gebotenen Eindeutigkeit hinsichtlich des Z 2-Materials. Dieses ist aber dem Grunde nach nicht im Streit. Bez&#252;glich Z 1 verh&#228;lt sich auch diese Ergebnisniederschrift des Zeugen uneinheitlich. Zwar ist nicht zu verkennen, dass jeder angesichts der wirtschaftlichen Dimension, welche die Entsorgung letztlich erreichte, eine eigene Verantwortung gerne leugnen m&#246;chte. Solches gilt in gleichem Ma&#223;e auch f&#252;r die Zeugin M sowie den Zeugen W, der nur Mitglied des Beklagten ist. Auch der Zeuge K, Vertreter der Subunternehmerin Firma Sch, bekundete aber, "das Z 1-Material war meines Wissens bei der Besprechung vom 19.01.1998 gar kein Thema mehr" (Bl. 139). Dies deckt sich auch mit seiner weiteren Angabe, dass "wir ... bereits am 12.01.1998 Schlacke auf die Deponie verbracht (hatten). Dieses Material ist als mineralischer Bauschutt zu definieren". Dies entspricht im &#220;brigen auch dem unwidersprochen gebliebenen Vortrag des Beklagten (Bl. 50). Danach war vor der Besprechung der Z 1-Aushub bereits entsorgt oder doch in seinen wesentlichen Teilen bereits der Entsorgung zugef&#252;hrt.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>114&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="114"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dem Beklagten und dem Landgericht kann aber nicht darin beigepflichtet werden, dass sich als Ergebnis des Schriftwechsels erg&#228;be, die Bestellung des Beklagten w&#228;re auch hinsichtlich der Zuweisung des Kontaminationsrisikos an die Kl&#228;gerin verbindlich. Dieses Risiko verblieb beim Beklagten.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>115&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="115"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">aa)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zwar h&#228;tte die Beauftragung vom 14.10.1997 sch&#228;rfer gefasst werden k&#246;nnen. Auch nimmt sie gar ausdr&#252;cklich Bezug auf das "Angebot vom 4.07.97" (K 4). Dies geschieht auch im Satz, den der Beklagte f&#252;r seine Sicht in Anspruch nimmt, n&#228;mlich: "Inhaltlich haben wir Ihr Schreiben vom 04.07.97 in unserer Bestellung ber&#252;cksichtigt". Der Folgesatz: "Es wird damit nicht Vertragsbestandteil", erkl&#228;rt &#252;berdeutlich, dass der Inhalt jener Ausf&#252;hrungen keine Verbindlichkeit besitzen soll. Der zuerst angef&#252;hrte Satz ist danach Abgrenzungserkl&#228;rung. Ihm kommt im Verbund mit den vorangestellten "Zus&#228;tzlichen Vereinbarungen", welche in neun Punkten &#196;nderungen oder Erg&#228;nzungen von Positionen enthalten, die Bedeutung zu, dass insoweit das Schreiben vom 04.07.1997 Beachtung und Aufnahme in die Bestellung gefunden hat &#8211; sonst jedoch nicht, mithin auch nicht hinsichtlich der abweichenden Risikobeschreibung in Bezug auf eine m&#246;gliche Kontamination.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>116&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="116"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">bb)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Danach war die Bestellung an sich klare Absage an ein abweichendes Ansinnen der Kl&#228;gerin. Sie steht in der Reihe wechselnder und in diesem Punkt stets widersprechender Schreiben der Parteien. Die Ausschreibung des Beklagten als Aufforderung zur Angebotsabgabe hatte ein Kl&#228;gerangebot (04.07.1997 &#8211; K 1) mit einem Leistungsprogramm auf der Grundlage unbelasteten Erdaushubes veranlasst. Die Bestellung vom 14.10.1997 war Ablehnung verbunden mit einem neuen Angebot (&#167; 150 Abs. 2 BGB). Dieses Wechselspiel, das stets nur ein neues Angebot hervorbrachte, setzt sich insoweit fort &#252;ber die Auftragsbest&#228;tigung der Kl&#228;gerin vom 31.10.1997 (K 6), die Erwiderung des Beklagten vom 24.11.1997 (B 2) sowie die Entgegnung der Kl&#228;gerin vom 28.11.1997 (B 3). Dabei waren die zeitlichen Abst&#228;nde im Rahmen der Korrespondenz auch nicht so gehalten, dass aus einem Schweigen auf eine Zustimmung geschlossen werden konnte.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>117&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="117"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">cc)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dies auch deshalb nicht, da kein Schreiben der Kl&#228;gerin, auch wenn es sich vereinzelt diese Bezeichnung beilegte, die Qualit&#228;t eines kaufm&#228;nnischen Best&#228;tigungsschreibens besa&#223;. Zwar d&#252;rfte die Anwendbarkeit dieses Rechtsinstituts nicht daran scheitern, dass der Beklagte nicht Kaufmann sei (so Beklagter Bl. 232). Denn als Auftraggeber eines Bauvorhabens in der Gr&#246;&#223;enordnung von mehreren Millionen und insbesondere als Betreiber einer Schule mit gro&#223;em organisatorischem Apparat wie finanziellem Aufwand nahm und nimmt er wie ein Kaufmann in gr&#246;&#223;erem Umfang selbst&#228;ndig am Rechtsleben teil (vgl. BGH NJW 64, 1223; Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl., &#167; 148, 9). Jedenfalls aber fehlt es an der Voraussetzung, dass Vertragsverhandlungen stattgefunden haben (BGH NJW 74, 991, 992; Palandt/Heinrichs a. a. O. &#167; 148, 11) und dass das Best&#228;tigungsschreiben den Inhalt eines nach Ansicht des Absenders bereits geschlossenen Vertrages wiedergibt (Palandt a. a. O. 12). Nahezu ausnahmslos geben n&#228;mlich die Schreiben nur ein Beharren auf einem vom Gegner abweichenden Standpunkt wieder, spiegeln aber nicht einen &#8211; vermeintlich &#8211; bereits zu Stande gekommenen Vertragsschluss wider. Soweit das Schreiben vom 2.10.1997 (K 3) Vereinbarungen best&#228;tigt, gibt es nicht ein Endergebnis wieder, sondern nur "bei der Vergabeverhandlung am 1.10.97 getroffenen Vereinbarungen", also &#8211; angebliche &#8211; Einigungsschritte.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>c)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>118&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="118"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">aa)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dass die Parteien trotz der anf&#228;nglichen Einigungsl&#252;cke sehenden Auges damit begannen, die vergebenen Auftr&#228;ge ins Werk zu setzen, steht zum einen daf&#252;r, dass sie entgegen der gesetzlichen Regel des &#167; 154 Abs. 1 BGB ("im Zweifel der Vertrag nicht geschlossen") am Vertrag jedenfalls festhalten und ihn als f&#252;r sich verbindliche Handlungsgrundlage anerkennen wollten.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>119&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="119"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">bb)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">F&#252;r den Beklagten musste nach dem von gegenl&#228;ufigen Erkl&#228;rungen gepr&#228;gten Verhandlungsverlauf aber auch klar sein, dass die Kl&#228;gerin die Arbeiten nicht aufnehmen w&#252;rde unter &#220;bernahme einer ungekl&#228;rten Risikolage. Wenn der Beklagte im Hin und Her der Erkl&#228;rungen danach die Kl&#228;gerin die Arbeiten aufnehmen lie&#223;, lie&#223; er nicht nur diese geschehen, sondern nahm auch die zentrale Voraussetzung des Rechtsgesch&#228;ftswillens der Kl&#228;gerin hin, n&#228;mlich dass es beim Grundsatz verbliebe, wonach das Kontaminationsrisiko des an der Baustelle vorgefundenen Erdreichs beim Bauherrn liegt.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>120&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="120"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">cc)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Neben dem Rechtsgehalt der Arbeitsaufnahme ist diese Wertung auch den weiteren schriftlichen Vertragsniederlegungen selbst zu entnehmen.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>121&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="121"/>Durch die &#8211; stillschweigende &#8211; Verbindlichkeitserkl&#228;rung des Vertragswerkes im &#220;brigen bildet dieses nach dem Willen der Parteien vor gesetzlichen Hilfen die vorrangige Regelungsgrundlage zur L&#252;ckenf&#252;llung. Dabei gibt die Bestellung vom 14.10.1997 eine Rangfolge von Regelungsmaterien an (K 4). Nach dem durch Dissens insoweit bedingten Ausfall der rangersten "Bestellung" kommen die "besonderen Vertragsbedingungen" zum Zuge und ferner die VOB/B und C.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>122&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="122"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">dd)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Nach der danach zum Ersatz-Vertragsinhalt erhobenen VOB/C gilt im Erg&#228;nzungsfalle mithin DIN 18 299. Danach stellen gem&#228;&#223; Abschnitt 3.3 die weiteren Ma&#223;nahmen bei Antreffen von Schadstoffen z. B. in B&#246;den Besondere Leistungen dar (vgl. auch Abschnitt 4.2.1). Auch nach den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen f&#252;r Bauleistungen (ATV), die nach &#167; 2 Nr. 1 VOB/B Vertragsbestandteil sind, ergibt sich, dass der zus&#228;tzliche Aufwand bei erschwerten Bodenverh&#228;ltnissen nicht mit dem Vertragspreis abgegolten ist, vielmehr als ge&#228;nderte (&#167; 2 Nr. 5 VOB/B) oder zus&#228;tzliche (&#167; 2 Nr. 6 VOB/B) Leistung abgegolten werden muss (Heiermann/Riedl/Rusam, VOB, A &#167; 9, 12, Rdn. 44; Ingenstau/Korbion, VOB, 13. Aufl., B &#167; 2 Nr. 6, 291; vgl. auch BGH U. v. 6.12.2001 &#8211; III ZR 296/00).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>123&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="123"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ee)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dies f&#252;hrt zur grunds&#228;tzlichen Verg&#252;tungspflicht des Beklagten f&#252;r die durch die Kontamination verursachten Mehrkosten. Dies ist im Ansatz auch interessengerecht, da der Beklagte vor der Ausschreibung ein Bodengutachten (Prof. Dr. V) eingeholt hatte, dort nat&#252;rliches Erdreich zugrundegelegt worden war und insoweit f&#252;r eine &#220;berb&#252;rdung au&#223;ergew&#246;hnlicher F&#228;hrnisse auf die Kl&#228;gerin keine zwingende Rechtfertigung bestand.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>124&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="124"/>Titel 2 des Vertragsgrundlage gewordenen Angebotes der Kl&#228;gerin (K 1) setzte <em>unbelasteten Erdaushub</em> voraus. Die durch die Erfassung und Entsorgung des tats&#228;chlich andersartig angefallenen Materials entstandenen Deponiekosten sind zu verg&#252;ten.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>125&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="125"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Denn die Kl&#228;gerin hatte nach ihrem Vertrag mit der Beklagten die Entsorgung von unbelastetem Material zu erbringen. Nichts anderes galt im Verh&#228;ltnis Kl&#228;gerin/Subunternehmerin (Streithelferin; vgl. N 16 = Bl. 508 bis 509 &#8211; Abfallschl&#252;ssel-Nr. 31411 (vgl. Bl. 512)).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>126&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="126"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">aa)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das unstreitige Auffinden von diesem dem vertraglichen Erfordernis nicht entsprechenden Erdaushub f&#252;hrte zu einer insoweit ge&#228;nderten Ausf&#252;hrung gem&#228;&#223; &#167; 2 Nr. 5 VOB/B.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>127&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="127"/>Hierzu geh&#246;ren die F&#228;lle der von der Leistungsbeschreibung abweichenden Bodenklasse. Hatte das Leistungsverzeichnis eine bestimmte Leistung mit einer falschen Bodenklasse angegeben, so muss der Auftragnehmer eine andersartige und nicht eine abweichende Menge ausf&#252;hren. Die Leistung hat sich inhaltlich ge&#228;ndert. Da ein solcher Umstand im Risikobereich des Auftraggebers liegt, ist &#167; 2 Nr. 5 VOB/B anzuwenden, selbst wenn der Auftraggeber nur stillschweigend die Ausf&#252;hrung der ge&#228;nderten Klasse verlangt hatte (Weick in Nicklisch/Weick, VOB/B, 3. Aufl., &#167; 2, 65 und 62; Jagenburg in Beck'scher VOB-Kommentar, &#167; 2 Nr. 5, 45 und 46; vgl. auch Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, VOB, 9. Aufl., &#167; 2 VOB/B, 113 und 135). Ein solcher Fall ist auch gegeben, wenn durch die &#196;nderung des Aushubmaterials Deponiekosten anfallen (Keldungs in Ingenstau/Korbion, VOB, 14. Aufl., B &#167; 2 Nr. 5, 230; Jagenburg a. a. O. 47; Ku&#223;, VOB, 3. Aufl., &#167; 2 VOB/B, 105). Dies rechtfertigt auch dann Mehrverg&#252;tungsanspr&#252;che, wenn nach den vertraglichen Regelungen der Aushubboden in das Eigentum des Auftragnehmers &#252;bergehen soll (Jagenburg a. a. O. 47).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>128&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="128"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">bb)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#167; 2 Nr. 5 S. 1 1. Hs. VOB/B verpflichtet die Vertragsparteien, unter Ber&#252;cksichtigung der Mehr- und Minderkosten einen neuen Preis zu vereinbaren (Keldungs a. a. O. &#167; 2 Nr. 5, 243). Ist in Besonderen oder Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen geregelt, dass der Auftragnehmer im Falle von &#196;nderungen eine ver&#228;nderte Verg&#252;tung nur erh&#228;lt, wenn er vor Ausf&#252;hrung des ver&#228;nderten Teils ein Erg&#228;nzungs- oder Nachtragsangebot einreicht, so ist er grunds&#228;tzlich an eine solche Klausel, ist sie klar genug umrissen, gebunden (Keldungs a. a. O. 251). L&#228;sst der Auftraggeber die &#196;nderung aber ausf&#252;hren, ohne auf die sich aus der Klausel ergebende Pflicht zur vorherigen Angebotserstellung abzustellen, so kann er sich nach Treu und Glauben nicht auf die Vertragsklausel berufen. Hat dagegen ein Dritter (z. B. der Architekt), ohne hierzu vom Bauherrn bevollm&#228;chtigt zu sein, die Anordnung erteilt, ist sie formunwirksam, da der Dritte die Schriftformklausel nicht ab&#228;ndern kann (Keldungs a. a. O. 252; vgl. Schoofs in Leinemann, VOB/B (2002), &#167; 2, 89). Jedenfalls aber kann f&#252;r den Auftragnehmer dann nichts anderes gelten als auch &#167; 2 Nr. 6 VOB/B an Anspr&#252;chen er&#246;ffnet. Die Vers&#228;umung von an &#167; 2 Nr. 6 VOB/B formularm&#228;&#223;ig angelehnte Ank&#252;ndigungspflichten f&#252;hrt vorrangig zur Darlegungslast des Auftraggebers, dass ihm bei rechtzeitiger Ank&#252;ndigung preiswertere Alternativen zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten (BGH NJW 02, 750). Zudem stehen dem Auftragnehmer auch ohne Ank&#252;ndigung f&#252;r allemal erforderliche Leistungen entsprechend &#167; 2 Nr. 5 VOB/B anzupassende Verg&#252;tungen zu (OLG D&#252;sseldorf NJW-RR 99, 313; Weick a. a. O. &#167; 2, 68; &#228;hnlich zu &#167; 2 Nr. 8 VOB/B BGH NJW 91, 1812, 1814; vgl. auch OLG K&#246;ln NJW-RR 99, 526; Riedl a. a. O. 137).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>129&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="129"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">cc)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Vorliegend enthalten die Besonderen Vertragsbedingungen (B 1) nur die formularm&#228;&#223;ige Vorgabe in Ziff.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:8pt"><tr><td>3.7</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>130&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="130"/>Zus&#228;tzliche Leistungen sind auf der Basis des Hauptauftrages nachpr&#252;fbar anzubieten bzw. abzurechnen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>131&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="131"/>Schon diese Fassung l&#228;sst nicht in der gebotenen Klarheit erkennen, ob auf jeden Fall vor Ausf&#252;hrung ein Nachtragsangebot einzureichen ist. Die relative Offenheit ("bzw.") dieses unbestimmten Pflichtenkataloges mit (Wahl-)Handlungsalternativen l&#228;sst hier eine &#167; 2 Nr. 6 VOB/B entsprechende Pflicht nicht erwachsen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>132&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="132"/>Insofern ist danach ohne Belang, ob die Kl&#228;gerin erst im Zuge der Ausf&#252;hrungen (so Beklagter Bl. 50) die Nachtr&#228;ge (K 7 = Bl. 13, K 14 bis 15) eingereicht und ob der Beklagte hiervon in ausreichender Weise in Kenntnis gesetzt worden ist, nachdem die Nachtr&#228;ge zwar an ihn, aber "&#252;ber Arch-B&#252;ro H E ..." gerichtet waren. Von Letzterem ist jedoch auszugehen. Denn die Beklagte hat, wie unstreitig ist, das u. a. den Kontaminierungsgrad feststellende B-Institut beauftragt; an der Besprechung &#252;ber das weitere Vorgehen wegen der erkannten Kontamination war f&#252;r die Beklagte u. a. auch der Zeuge W beteiligt (Bl. 130, 132). Der Beklagte war danach in die Abwicklung des neu aufgekommenen Entsorgungsproblems eingebunden und hat Vorbehalte, dass die Nachtr&#228;ge ausgeblieben oder sp&#228;ter und damit zu sp&#228;t eingereicht seien, nicht erkennen lassen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>dd)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>133&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="133"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(1)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ungeachtet der zuvor er&#246;rterten Ank&#252;ndigungsproblematik und deren Entbehrlich- oder Vernachl&#228;ssigbarkeit im vorliegenden Falle kann die Kl&#228;gerin jedenfalls das allemal Erforderliche nach den Entgeltregeln des &#167; 2 Nr. 5 VOB/B (vgl. zu dieser durchg&#228;ngigen Grundregel Keldungs a. a. O. 251) verlangen. Kommt es bei einer in der Sph&#228;re des Bestellers angesiedelten Leistungs&#228;nderung zu keiner Einigung, ist der alte Preis des Leistungsverzeichnisses nicht mehr wirksam (Keldungs a. a. O. 244). Vielmehr ist unter Ber&#252;cksichtigung von &#167; 287 Abs. 2 ZPO (OLG Naumburg NZBau 01, 144; Keldungs a. a. O. 244; Riedl a. a. O. &#167; 2, 117) eine Vergleichsrechnung anzustellen und die dem Hauptvertrag zu Grunde liegende, nach allgemeinen Methoden entwickelte Kalkulation als Umrechnungsma&#223;stab zu Grunde zu legen (Keldungs a. a. O. 246; vgl. allgemein BGH NJW 00, 807, 808; Weick a. a. O. 63, 64).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>134&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="134"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(2)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zwar hat die Streithelferin eine Kalkulation vorgelegt, die auf vielf&#228;ltige Einzelangriffe der Beklagten gesto&#223;en ist. Auf diese Kalkulation der Streithelferin (N 10 = Bl. 454) kommt es aber nicht entscheidend an, da diese Baubeteiligte nicht im Vertragsverh&#228;ltnis zur Beklagten stand. Der Auftraggeber kann grunds&#228;tzlich nicht verlangen, dass der ge&#228;nderte Preis auf der Grundlage von Nachunternehmerpreisen gebildet wird (Schoofs a. a. O. &#167; 2, 93). Zwar folgt das Angebot der Streithelferin an die Kl&#228;gerin (N 11 = Bl. 455 bis 465) dem von dem Beklagten der Kl&#228;gerin insoweit vorgegebenen Leistungsverzeichnis (B 1). Dies entspricht aber nur dem Wesen des Subunternehmervertrages, der die deckungsgleiche Erf&#252;llung der Hauptleistung gew&#228;hrleisten soll. Kalkulatorisch besteht grunds&#228;tzlich keine denknotwendige Deckung und damit Bindung. Dies wird auch schon darin deutlich, dass der Beklagte der Kl&#228;gerin vorwirft, ihre Kalkulation sei "v&#246;llig willk&#252;rlich aus der Luft gegriffen" (Bl. 477), andererseits dass, "... die Kalkulation allein auf einer Durchreichung der von der Streithelferin geltend gemachten Preise beruhte" (Bl. 500), und eben, "lediglich die Preise der Streithelferin gegebenenfalls mit Aufschlag weitergereicht" hat (Bl. 474)). Dies w&#228;re im &#220;brigen zul&#228;ssige Art der Kalkulation und entspr&#228;che dem Verh&#228;ltnis von Haupt- und Subunternehmer und dem legitimen Streben des ersteren nach einer eigenen Gewinnmarge. Gleichwohl f&#252;hrt eine solche, m&#246;glicherweise h&#228;ufige Praxis nicht dazu, dass die Kl&#228;gerin sich entgegen einer eigenen Kalkulation an diejenige ihrer Subunternehmerin binden lassen muss.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>c)</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>135&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="135"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">aa)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kl&#228;gerin hat, worauf auch die Streithelferin verwiesen hat (Bl. 451), ihre Kalkulation bereits in erster Instanz dargelegt (Bl. 54 bis 57; vgl. auch Beklagter Bl. 474). Diese Kalkulation hat das Landgericht bereits sachverst&#228;ndig &#252;berpr&#252;fen lassen. Der dortige Sachverst&#228;ndige Sch (Mappe Bl. 77) gelangte dabei zum Ergebnis, dass bez&#252;glich</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>136&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="136"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 1.2</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Bauschutt</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">nur die Pos. d) Deponiekosten fachtechnisch anzuerkennen sei (Gutachten S. 6), was insoweit einen Rechnungsbetrag von</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">78.595,40 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">ausmache.</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Gleiches stellte er fest hinsichtlich</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 1.2</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Erdaushub</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">(Gutachten S. 7 bis 9) mit der Verg&#252;tungsfolge</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">59.289,98 DM.</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="3" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Hinsichtlich</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.13</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Bauschutt</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>137&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="137"/>lie&#223; der Sachverst&#228;ndige Sch (S. 9 bis 11) nur die Pos. c) Abfuhr und d) Deponie gelten, was ausmachte 8.558,80 DM. Da die Kl&#228;gerin aber ohnehin abfahren lassen musste, weil die Entsorgung nicht auf dem Baugel&#228;nde selbst geschehen sollte, ist auch der Kalkulationsfaktor: Abfuhr insoweit als Sowiesokosten kein Mehrkostenblock. Danach sind insoweit ebenfalls nur die Deponiekosten anzusetzen und nach der Formel des Sachverst&#228;ndigen (S. 11, gemeint ist: (14,73 DM/m3 + 7,5%) x ...) zu errechnen mit</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>138&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="138"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">&#160;(14,73 DM/m3 + 7,5 %) x 13/9 = 22,87 DM/m3 x 121,178 m3 =</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">2.771,63 DM.</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Dies ergibt auf der Grundlage der Kalkulation der Kl&#228;gerin als Summe der echten Mehrkosten einen Betrag von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>140.657,01 DM.</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>139&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="139"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">bb)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Danach haben sich die Mehrkosten der Kl&#228;gerin ohnehin nur in den reinen Deponiegeb&#252;hren niedergeschlagen. Insofern sind die vielf&#228;ltigen Einwendungen des Beklagten gegen Fahrstreckenersparnisse und &#228;hnliches (vgl. Bl. 474 bis 477, 493, 499, 510, 529) ohne Belang.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>140&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td><rd nr="140"/>Dass die Kl&#228;gerin das Aushubmaterial auf die Deponie verbringen lie&#223;, ist unstreitig, im &#220;brigen auch der Beweisaufnahme zu entnehmen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>141&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="141"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">cc)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dass die Kl&#228;gerin auch unbelastetes Material auf eine Deponie h&#228;tte verbringen (lassen) m&#252;ssen und damit durch dieses bei dem Beklagten vorgefundene Erdreich nichts erspart hat, hat der Beklagte zwar ebenfalls behauptet (Bl. 474, 476).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>142&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="142"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(1)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zum einen hat aber Beachtung zu finden, dass Grundlage der jeweiligen Entsorgungsstr&#228;nge Beklagter &#8211; Kl&#228;gerin - Subunternehmerin jeweils unbelasteter Erdaushub war. Danach konnte die Streithelferin im Ansatz f&#252;r die Andienung des andersartigen Materials eine Zusatzverg&#252;tung verlangen. Der Senat muss nicht &#8211; wie vom Beklagten ebenfalls angeregt (Bl. 500) &#8211; die Akte des zwischen Kl&#228;gerin und Streithelferin vor dem LG Stuttgart &#252;ber diesen Subunternehmervertrag gef&#252;hrten Rechtsstreit (16 O 144/99 (vgl. Bl. 486)) beiziehen. Es gibt schon keine allgemeine Aktenbeiziehungspflicht des Gerichtes. Im &#220;brigen gen&#252;gt der Antrag auf Beiziehung von Akten nicht den gestellten Erfordernissen, wenn die Partei nicht n&#228;her bezeichnet, welche Urkunden oder Aktenteile genau sie f&#252;r erheblich h&#228;lt. Das Gericht ist n&#228;mlich nicht verpflichtet, von sich aus die Akten daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen, ob sie Tatsachen enthalten, die einer Partei g&#252;nstig sind; andernfalls betriebe es unzul&#228;ssige Beweisermittlung (BGHZ 126, 217 f = NJW 94, 3295 (II 1 b)). Eine Aussetzung (vgl. Beklagter Bl. 500: Vorgreiflichkeit jenes Rechtsstreits) bis zur Entscheidung jenes Rechtsstreits ist nicht m&#246;glich und nicht verfahrensf&#246;rderlich, da jener Rechtsstreit im Hinblick auf diesen bereits ausgesetzt ist.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>143&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="143"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(2)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Selbst wenn aufgrund der jeweiligen vertraglichen Absprachen im Verh&#228;ltnis Kl&#228;gerin/Subunternehmerin Mehrkosten &#8211; wie hier &#8211; &#252;ber Anpassungsregeln und nicht ungebrochen zu verg&#252;ten w&#228;ren, so ist im vorliegenden Rechtsverh&#228;ltnis jedenfalls ausreichend nachgewiesen, dass die Deponiekosten, um die es nur noch gehen kann, sich auch dort als so nicht kalkulierte Sonderausgaben darstellen, die auch dort Mehrkosten sind und damit allemal auch hier. Die Streithelferin hat n&#228;mlich vorgetragen, sie h&#228;tte unbelastetes Material (Z 0) zur Ausf&#252;llung ihrer Auftr&#228;ge: Kaserne B, K und E einkalkuliert (Bl. 449/50, 456). Zwar hat der Beklagte auch insoweit bestritten, dass unbelastetes Material Vertragsgrundlage gewesen sei (widerlegt Bl. 456) und dass das Bauvorhaben B &#252;berhaupt zur Ausf&#252;hrung gekommen sei. Auch die letzte Behauptung ist widerlegt, wie sich aus N 15 = Bl. 492 zur &#220;berzeugung des Senates ergibt.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>144&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="144"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(3)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Soweit der Beklagte hinsichtlich der Streithelfer-Baustellen K und E den Wegfall weiterer Fahrwege gegenrechnet, ist dies &#8211; wie schon oben ausgef&#252;hrt &#8211; ohne Belang. Die weitere Einwendung, "bei diesen Baustellen (waren) Deponiegeb&#252;hren zu entrichten" (Bl. 476 oben) und: "... von vornherein (war) von der Streithelferin ein Ansatz von Deponiegeb&#252;hren f&#252;r die Baustellen K und E kalkuliert" (Bl. 476 unten) gibt keinen erheblichen Einwand ab. Denn ob f&#252;r die Streithelferin Deponiekosten f&#252;r ihre Baustellen K und E angefallen sind, ber&#252;hrt nur deren interne Kalkulation. H&#228;tte sie den von der Beklagten-Baustelle f&#252;r die Kl&#228;gerin abgef&#252;hrten unbelasteten Erdaushub nicht in K oder E ablagern k&#246;nnen, sondern von vornherein gegen Deponiegeb&#252;hren endentsorgen m&#252;ssen, k&#246;nnten solche (dann) Sowiesokosten m&#246;glicherweise im Verh&#228;ltnis Kl&#228;gerin/Streithelferin nicht als Mehrkosten anzusehen und von der Kl&#228;gerin unter Umst&#228;nden nicht an den Beklagten weiterzureichen sein. Diese Behauptung enth&#228;lt der Vortrag des Beklagten aber nicht. Wie die Streithelferin die Materialien jener Baustellen sonst entsorgen wollte, ber&#252;hrt die vorliegende Kalkulation nicht. Entscheidend w&#228;re, wie sie die Zufuhr von der Beklagten-Baustelle dahin behandeln wollte. Dass insoweit auch f&#252;r unbelastetes Material allemal Deponiekosten f&#252;r die Streithelferin dort angefallen w&#228;ren, ist nicht das Vorbringen des Beklagten. Denn er tr&#228;gt insofern weiter vor: "Es stellt sich somit die Frage, ob auf diese Baustellen ein Einbau des Aushubmaterials m&#246;glich war. Hiervon geht die Beklagte aus" (Bl. 499).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>145&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="145"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">dd)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Eine andere, kosteng&#252;nstigere Entsorgung des Materials, etwa auf der Baustelle des Beklagten, kam, da es sich um belastetes Material handelte, nicht in Betracht. Das ist den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Dr. E unzweifelhaft zu entnehmen (vgl. Bl. 525 bis 527). Insbesondere seiner Anh&#246;rung ist zweifelsfrei zu entnehmen, dass Z 1-Material, weder in seiner Zusammensetzung als Z 1.1 - noch als Z 1.2-Material, auf der Baustelle wieder h&#228;tte Verwendung finden k&#246;nnen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>146&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="146"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ee)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Daran &#228;ndert auch der weitere Einwand des Beklagten nichts, das Material sei gar nicht durchg&#228;ngig mit einem Belastungsgrad von Z 1.2 versehen gewesen, wozu sich das (schriftliche) Gutachten des Sachverst&#228;ndigen nur verhalte, Z 1.1-Material h&#228;tte kosteng&#252;nstiger anders entsorgt werden k&#246;nnen und m&#252;ssen, danach w&#228;ren weit geringere Entsorgungsmengen angefallen und von dem Beklagten zu verg&#252;ten.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>147&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="147"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(1)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Auffinden von anderen als vertraglich vorausgesetzten Bodenklassen f&#228;llt in die Risikosph&#228;re des Auftraggebers (Weick a. a. O. &#167; 2, 65; Jagenburg a. a. O. &#167; 2 Nr. 5, 58; vgl. auch Riedl a. a. O. &#167; 2, 113). Dem Auftraggeber obliegt dann die Entscheidung, wie die Entsorgung zu geschehen hat (Jagenburg a. a. O. 63). Eine stillschweigende Anordnung ist dann geschehen, wenn sich die Parteien in Kenntnis der ma&#223;geblichen Umst&#228;nde auf die ge&#228;nderte Situation einstellen und der Auftraggeber die ge&#228;nderte Leistung ausf&#252;hren l&#228;sst (Jagenburg a. a. O. 61). Bestehen f&#252;r eine fachgerechte Ausf&#252;hrung einer Leistung zwei verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Kosten, kann, wenn keine bestimmte Ausf&#252;hrungsart vorgesehen ist, der Auftragnehmer die f&#252;r ihn kosteng&#252;nstige L&#246;sung w&#228;hlen und seiner Kalkulation zu Grunde legen (Ku&#223; a. a. O. 116).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>148&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="148"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(2)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Danach ist es Aufgabe des Beklagten gewesen, f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e und wirtschaftlichste Art der Entsorgung ihres Bodens zu sorgen. Danach sind die Angriffe des Beklagten im Ausgangspunkt schon verfehlt, die Kl&#228;gerin h&#228;tte dieser, ihr obliegenden Entsorgungspflicht versto&#223;en.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>149&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="149"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ff)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Im &#220;brigen kann auch in der konkreten Art der Handhabung ein vorwerfbarer Handlungsbeitrag der Kl&#228;gerin, und sei es nur &#252;ber einen Versto&#223; gegen nebenvertragliche Beratungs- oder Aufkl&#228;rungspflichten, nicht erkannt werden.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>150&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="150"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(1)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kl&#228;gerin hatte best&#228;ndig vorgetragen, dass von der Abfuhr Z 1-Material betroffen gewesen sei (etwa Bl. 183). Dies hatte kein Bestreiten des Beklagten gefunden, weshalb der Senat diesen Befund seinem Beweisbeschluss vom 27.10.2000 zu Grunde gelegt hatte (Bl. 253). Auch mit Schriftsatz vom 15.02.2001 (Bl. 390) hatte der Beklagte die im Beweisbeschluss aufgrund des Kl&#228;gervorbringens vorgegebene angebliche PAK-Belastung bestritten, und weiter, "dass das Z 1-Aushubmaterial nicht auf dem Baugel&#228;nde oder anderswo h&#228;tte eingebaut werden k&#246;nnen" (Bl. 390) &#8211; aber eben Z 1-Material. Erst im weiteren Bestreiten differenzierte der Beklagte innerhalb des Z 1-Materials nach Z 1.1- und Z 1.2-Aushub.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>151&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="151"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(2)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auch wenn, wie der Beklagte mit Sachverst&#228;ndigengutachten unter Beweis gestellt hatte (Bl. 498), angenommen wird, und was der Sachverst&#228;ndige Dr. E auch in seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung vor dem Senat best&#228;tigt hat, dass sich bei der bezeichneten weiteren Untergliederung des Z 1-Materials unterschiedliche Entsorgungserfordernisse ergeben, ist doch eine Vertragsverletzung der Kl&#228;gerin oder, bei Zurechnung der Streithelferin, durch diese nicht zu bejahen.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>152&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="152"/>Der PAK-Wert 9,13 mg/kg ergibt sich aus der Analyse von Dr. Kunze vom B-Institut (niedergelegt in dessen Aktenvermerken vom 8.1.1998 &#8211; K 25 &#8211; und vom 16.1.1998 &#8211; K 27; vgl. auch N 2 = Bl. 267 und Zeugin W. Bl. 394), damit aber auch zugleich der "Zuordnungswert Z 1.2 nach LAGA", die vorliegend ma&#223;geblich ist (vgl. auch Sachverst&#228;ndiger Dr. E Bl. 524), und was einem Wiedereinbau auf dem Gel&#228;nde des Beklagten ohne &#8211; wie unwidersprochen blieb &#8211; teure (vgl. Bl. 542, so Kl&#228;gerin schon Bl. 267) technische Sicherungsma&#223;nahmen entgegengestanden hat.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>153&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="153"/>Das B-Institut war aber, wie unstreitig ist und im &#220;brigen auch die Einvernahme des f&#252;r den Beklagten t&#228;tigen Zeugen W belegt hat (Bl. 132), von dem Beklagten beauftragt. Dies gilt auch f&#252;r Frau M (vgl. Zeuge W a. a. O.: "Frau M bzw. die Firma B wurde von der Schule beauftragt"). Letzteres ergibt sich nicht minder aus der Bekundung des Beklagten-Architekten E (vgl. Bl. 127 oben). Dabei mag unterstellt werden, dass die Belastung des Materials nicht durchg&#228;ngig den Zuordnungswert von Z 1.2 erreicht, sondern jedenfalls in Teilen auch in der Kategorie Z 1.1 angesiedelt war. Insoweit kann auch angenommen werden, dass solches Material unter Ber&#252;cksichtigung bestimmter Nutzungseinschr&#228;nkungen f&#252;r den offenen Einbau tauglich war (Sachverst&#228;ndiger Dr. E Bl. 525) oder &#8211; sofern dies landesspezifisch festgelegt ist &#8211; in hydrogeologisch g&#252;nstigen Gebieten geschehen konnte (Sachverst&#228;ndiger Dr. E a. a. O., Bl. 556). Denn die Kl&#228;gerin hat vorgebracht, dass ihr ein Terrain, das hydrogeologisch zum offenen Einbau geeignet gewesen w&#228;re, nicht zu Gebote gestanden hat, ebenso wenig auch der Streithelferin (Bl. 542). Der Beklagte hat dies zwar umgehend bestritten (Bl. 552); sein weiteres Vorbringen insoweit ersch&#246;pft sich aber in der blo&#223;en, damit unzureichenden Behauptung, "das Z 1.1-Material h&#228;tte anderweitig eingebaut werden k&#246;nnen" (Bl. 552). Danach hat der Beklagte aber schon nicht aufgezeigt, wo genau die Kl&#228;gerin oder f&#252;r sie die Streithelferin bei der origin&#228;r dem Beklagten zufallenden Entsorgungsleistung in vorwerfbarer Weise eine Hilfestellung beim Auffinden einer g&#252;nstigeren Entsorgung unterlassen hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>154&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="154"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(3)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ungeachtet dessen war der Kl&#228;gerin oder der Streithelferin, der Kl&#228;gerin zurechenbar, ein differenzierender Entsorgungsvorschlag auch nicht abzuverlangen, da die Einordnung des Materials in Zuordnungswerte und dessen Freigabe in der Hand der Zeugin M lag. So r&#228;umt der Beklagte selbst ein: "Es mag sein, dass man es dem Aushub weder im eingebauten noch im ausgebauten Zustand ansieht, ob er einen PAK-Summengehalt &#252;ber oder unter 0,5 mg/kg aufweist. Eine solche Sichtbewertung wurde auch nicht vorgenommen, sondern &#8211; wie die Streithelferin zugibt &#8211; eine permanente &#220;berwachung und Zuordnung durch die Gutachterin vor Ort vorgenommen" (Bl. 552). Und diese Gutachterin war die Zeugin M. Und diese hatte der Beklagte f&#252;r diese Aufgabe bestellt. Zwar mag eine solche Kontrolle der Materialien durch immer kleinere Kontrollmengen geboten gewesen sein. Dies hat diese Gutachterin des Beklagten jedoch nicht herbeigef&#252;hrt. So hat denn das Mitglied des Beklagten und der von ihm von ihm benannte Zeuge W &#252;berliefert: "Die Frau M hat die Sache auch etwas verkompliziert, weil sie eben unerfahren war. Sie hat z. B. auch zu kleine Mengen von Bodenproben genommen. Deshalb wurde sie sp&#228;ter von Herrn K vom Wasserwirtschaftsamt in den Ablauf eingewiesen und ihr das Handling erl&#228;utert" (Bl. 132). Worin die Unerfahrenheit der Gutachterin des Beklagten lag, etwa darin, dass sie sich von einer vom Beklagten f&#252;r zutreffend erachteten Sichtungsmethode hat wieder abbringen lassen, kann auf sich beruhen. Denn solche Fehlleistungen w&#228;ren ausschlie&#223;lich in der Sph&#228;re des Beklagten anzusiedeln. Die Gutachterin und damit auch den Beklagten tr&#228;fe der weitere von ihm erhobene Vorwurf, die Kl&#228;gerin habe den Boden ausgehoben, weshalb es zu einer Vermischung unterschiedlicher Kontaminierungsstoffe gekommen sei (vgl. Bl. 529/530). Bei den Erstgrabungen musste die Kl&#228;gerin keine besonderen Vorkehrungen hinsichtlich der Bodenerfassung treffen, da sie von unbelastetem Erdreich ausgehen durfte. Sp&#228;ter w&#228;re es Sache der Zeugin M gewesen, f&#252;r einen untersuchungsgerechten Aushub des Bodens zu sorgen.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>155&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="155"/>Danach oblag es dem Beklagten selbst, f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e und kosteng&#252;nstigste Entsorgung Rechnung zu tragen. Daf&#252;r hatte er auch mit dem B-Institut einen Fachkundigen eingeschaltet und durch dieses vor Ort die Gutachterin M. Auch wenn diese als Zeugin verst&#228;ndlicherweise, um nicht in eine eigene Verantwortlichkeit zu geraten, ihre Aufgabe auf die blo&#223;e Klassifizierung des Aushubmaterials beschr&#228;nkt wissen wollte, so gab sie doch an: "Es wurde &#252;berpr&#252;ft, ob das Z 1 und Z 1.2-Material zu den &#246;ffentlichen Deponien gebracht werden konnte. Dies wurde freigegeben am 18.01.1998 vom Landkreis B" und: "Wir haben gegen&#252;ber der Beklagten eine Entsorgungsempfehlung abgegeben" (Bl. 138). In dem von der Zeugin in Bezug genommenen Schreiben des BWU-Instituts hei&#223;t es denn auch: "Wir empfehlen, den Abtransport des Bodenaushubs unter gutachterlicher Aufsicht durchzuf&#252;hren, wobei nach R&#252;cksprache mit dem Amt f&#252;r Abfallwirtschaft ... das Begleitscheinverfahren auf die seitens letzteren zugewiesene Deponie erforderlich ist" (K 25).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>156&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="156"/>So hat es der Beklagte handhaben lassen. So ist es geschehen,</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>157&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="157"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(4)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Und nicht zuletzt hat insbesondere die m&#252;ndliche Vernehmung des Sachverst&#228;ndigen Dr. E zudem ergeben, dass eine anderweitige Entsorgungsm&#246;glichkeit sowohl im Landkreis B als auch in der ihn umgebenden Region nicht leicht h&#228;tte gefunden werden k&#246;nnen, was sich der Kl&#228;gerin, wiewohl nicht in eigener Entsorgungs-, aber doch einer gewissen Beratungspflicht zum Beklagten stehend, dann andernfalls selbst unschwer h&#228;tte aufdr&#228;ngen m&#252;ssen. Denn der Sachverst&#228;ndige hat &#252;berzeugend &#252;berliefert, dass 2/3 des Landkreises B Wasserschutzgebiet darstellen, weshalb dort ohnehin kaum und zumal zeitgerecht eine Ablagerungsfl&#228;che au&#223;erhalb der Deponie h&#228;tte aufgetan werden k&#246;nnen. Auch, wollte man nicht in Nordrhein-Westfalen oder in den neuen Bundesl&#228;ndern im Bergbau angefallene Stollen f&#252;r teures Geld anfahren, h&#228;tte &#8211; zumal unter dem erheblichen Zeitdruck &#8211; in der Region um die Baustelle zugleich die Abkl&#228;rung der vier Kriterien vorgenommen werden m&#252;ssen, u. a. der Trinkwasserschutzcharakter des Gebietes, das Verschlechterungsverbot und die hydrogeologischen Gegebenheiten. &#220;bersichtskarten, um dies abzukl&#228;ren, gibt es nicht. Und nicht zuletzt wird in der Regel jeder, dem eine zul&#228;ssige Ablagerungsfl&#228;che zur Verf&#252;gung steht, Geld daf&#252;r verlangen, dass er als Betreiber einer anderen Baustelle die Ablagerung bei sich gestattet (Bl. 558).</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>158&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td><rd nr="158"/>Die Entsorgungslast lag beim Beklagten und danach auch die Darlegungslast, dass sich auch der Kl&#228;gerin und der von ihm eingeschalteten Streitverk&#252;ndeten eine konkrete anderweitige, g&#252;nstigere Entsorgungsm&#246;glichkeit h&#228;tte aufdr&#228;ngen m&#252;ssen. Die Darlegungen des Sachverst&#228;ndigen veranschaulichen, um welch schwieriges Problem es sich dabei handelt. Danach bleibt die aufgezeigte Darlegungslast jedenfalls voll beim Beklagten, welcher er nicht gen&#252;gt hat.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>159&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="159"/>Danach geht die gew&#228;hlte Entsorgung der Art und ihrem Umfang nach mit dem Beklagten heim. Er hat danach die Mehrkosten, die sich in den reinen Deponiekosten verk&#246;rpern, als Erg&#228;nzungsverg&#252;tung gem&#228;&#223; &#167; 2 Nr. 5 VOB/B zu leisten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>160&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="160"/>Da diese eindeutig trennbare und ausschlie&#223;lich aufgrund der bezeichneten Erschwernisse gesondert anfallende Zusatzkosten darstellen, hat eine weitere Preisanpassung, etwa durch blo&#223;e Erh&#246;hung von Einheitspreisen, nicht zu geschehen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>161&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="161"/>Angesichts dieses Ergebnisses kommt es auch auf die vom Beklagten vielf&#228;ltig er&#246;rterte Frage von "losem" Material und dessen Volumen (vgl. etwa Bl. 501, 529) nicht an.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>162&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="162"/><em>II. Berufungskomplex</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>163&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="163"/>Die insoweit streitige</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>164&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="164"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.26</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Taglohnarbeiten</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">9.370,72 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>165&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="165"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">aus der Schlussrechnung vom 09.09.1998 (K 16) ist durch einen Zwischenvergleich der Verfahrensbeteiligten auf insgesamt 10.000,00 DM festgelegt worden (vgl. Bl. 411, 430, 433, 477, 482, 484, 492), was zu einer noch weiteren Zahlung des Beklagten f&#252;hrt von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>2.000,00 DM.</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>166&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="166"/><em>III. Berufungskomplex</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>167&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="167"/><em>Abgebrochene Abbrucharbeiten</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>168&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="168"/>Die Kl&#228;gerin hat nach berechtigter Vertragsbeendigung f&#252;r diese zu einem Pauschalpreis angebotenen Abbrucharbeiten (K 6) unterschiedliche Abrechnungen vorgelegt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>169&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="169"/>Keine tr&#228;gt jedoch den geltend gemachten Anspruch.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>170&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="170"/>Die Behauptung der Kl&#228;gerin, die Parteien h&#228;tten sich im M&#228;rz 1998 auf die G&#252;ltigkeit der damals vorgenommenen Abrechnung geeinigt (vgl. Bl. 183), hat sich in der Beweisaufnahme (Zeugen E und W, Bl. 396 bis 399) nicht best&#228;tigt. Denn die Anfertigung der Teil-Schlussrechnung (K 21) sollte geschehen, um angesichts der anstehenden Erh&#246;hung der Mehrwertsteuer die bis dahin erbrachten Leistungen noch dem alten, weil g&#252;nstigeren Steuersatz von 15 % zu unterwerfen. Die dort eingesetzten 40 % beruhten auf einer blo&#223;en sch&#228;tzweisen Erfassung des bisherigen Leistungsbildes. Sie waren nicht Mittel zur Einigung auf eine Endabrechnung, sondern bewusst Mittel, um einen Zwischenleistungsstand f&#252;r eine besonders geartete Abschlagszahlung einzufangen. Darauf hat der Senat bereits in seinem Beschluss vom 27.04.2001 und die sich erst dadurch ergebende andere Wertung der Beweislast hingewiesen (Bl. 409 f, insbesondere Bl. 412).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>171&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="171"/>Die "vorsorglich" vorgelegte (Bl. 223) Schlussrechnung (BK 5 = Bl. 225 bis 228) hatte den Grunds&#228;tzen der Abrechnung eines abgebrochenen Pauschalpreisvertrages nicht entsprochen. Darauf hatte der Senat bereits hingewiesen (vgl. Bl. 412, ferner Kl&#228;gerin Bl. 433). Denn nach der Rechtsprechung des BGH ist die H&#246;he der Verg&#252;tung f&#252;r die erbrachten Leistungen nach dem Verh&#228;ltnis des Werts der erbrachten Teilleistung zum Wert der nach dem Pauschalpreisvertrag geschuldeten Gesamtleistung zu errechnen. Der Unternehmer muss deshalb das Verh&#228;ltnis der bewirkten Leistung zur vereinbarten Gesamtleistung und des Preisansatzes f&#252;r die Teilleistungen zum Pauschalpreis darlegen (BGH NJW 00, 1257; 99, 2036; NJW-RR 02, 1177 (II 1)). Die Abrechnung muss den Besteller in die Lage versetzen, die Berechtigung der Forderung auf der Grundlage des Vertrages zu &#252;berpr&#252;fen (BGH NJW 99, 2036) und die mitgeteilten Daten als nicht erbracht oder als nicht richtig zu beanstanden (BGH NJW-RR 02, 1177 (II und II 2 c, aa)). Ma&#223;gebend sind die Informations- und Kontrollinteressen des Auftraggebers, die Umfang und Differenzierung der f&#252;r die Pr&#252;fung erforderlichen Angaben bestimmen und begrenzen (BGH a. a. O. 1177 (II 2)). Soweit zur Bewertung der erbrachten Leistung Anhaltspunkte aus der Zeit vor Vertragsschluss nicht vorhanden oder nicht ergiebig sind, muss der Unternehmer im Nachhinein im Einzelnen darlegen, wie die erbrachten Leistungen unter Beibehaltung des Preisniveaus zu bewerten sind (BGH NJW 99, 2036).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>172&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="172"/>Diesen Grunds&#228;tzen wird auch die weitere Schlussrechnung vom 08.02.2001 (BK 6 &#8211; Bl. 439 i. V. m. BK 7 und BK 8 = Bl. 440 bis 446) nicht gerecht.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>173&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="173"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kl&#228;gerin stellt darauf ab, dass der Vollpreis sich nach ihrem Angebot (K 2) und dem erg&#228;nzend doch in Auftrag gegebenen Roden und Entsorgen der Wurzelst&#246;cke (Pos. 6 bis 9 des Gesamt-LVZ = BK 7 = Bl. 440 bis 444) ergab (gerundet: 495.680,00 DM). Die weitere Streitverk&#252;ndete, Subunternehmerin der Streithelferin (vgl. Bl. 415), hat nach K&#252;ndigung des zwischen den Parteien geschlossenen Vertrages die Arbeiten aufgrund eines eigenen Vertragsverh&#228;ltnisses, nun unmittelbar mit dem Beklagten, zu Ende gef&#252;hrt.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>174&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="174"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Soweit die Kl&#228;gerin behauptet, diese Subsub - und sp&#228;tere Hauptunternehmerin habe am Schnittpunkt des Vertragswechsels ein Aufma&#223; erstellt, auf welches sich die Parteien zur Abgrenzung der erbrachten und nicht erbrachten Leistungen verst&#228;ndigt h&#228;tten (Bl. 435), mag dies, obgleich insoweit die Benennung der auf Beklagtenseite handelnden Personen und die Angabe des Verhandlungsortes f&#246;rderlich gewesen w&#228;re, unterstellt werden. Dieses Aufma&#223; ist aber schon nicht vorgelegt, wie der Beklagte auch r&#252;gt (Bl. 479). Auf dieses Aufma&#223; hat die Kl&#228;gerin aber, wie sie selbst vortr&#228;gt, ihre nun vorgelegte letzte Schlussrechnung gar nicht unmittelbar gest&#252;tzt. Denn sie tr&#228;gt vor: "Hierzu wurde ein Aufma&#223; zur Leistungserfassung erstellt, das auf dem Aufma&#223; der Weiterstreitverk&#252;ndenden ... beruhte" (Bl. 435). Diese Transformation eines nicht vorgelegten Aufma&#223;es in ein eigenes, das das angeblich erbrachte eigene Leistungsbild widerspiegeln soll &#8211; zu dieser reinen Behauptung ist weiterer Beweis angeboten (Bl. 436) &#8211; ist aus sich heraus nicht nachvollziehbar.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>175&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="175"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">c)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ungeachtet dessen steht dieser Vorgehensweise angesichts des Umstandes, dass ein und dasselbe Unternehmen das Gewerk zum Teil als Subsubunternehmerin und zum anderen Teil als Hauptunternehmerin erbracht hat und deshalb vollen &#220;berblick &#252;ber alle Leistungsabschnitte besitzt, auch entgegen, dass es nicht ang&#228;ngig ist, einen &#8211; einmal als zutreffend ermittelt unterstellten &#8211; eigenen Leistungsteil ins Verh&#228;ltnis zum Gesamtangebotspreis zu setzen, der sich nach Einheitspreisen bestimmt. Denn hatte das Leistungsverzeichnis bei den gesch&#228;tzten Massen zu hoch gegriffen, so fiel das Angebot, bezogen auf den tats&#228;chlich ausgef&#252;hrten vollst&#228;ndigen Leistungsumfang, zu hoch aus. Greift man dann einen Teil als tats&#228;chlich ausgef&#252;hrt heraus und rechnet so ab, nimmt dieser Block an der &#220;berteuerung des Angebotes teil. Ins Verh&#228;ltnis zu setzen sind das Vollleistungsvolumen der einzelnen Positionen zum in gleichartiger Weise erhobenen Leistungsstand bei Abbruch des Pauschalpreisvertrages. Dabei wird von der Kl&#228;gerin nicht etwas verlangt, was sie im Hinblick etwa auf unterschiedliche Vertragssph&#228;ren gar nicht erbringen k&#246;nnte. Denn, wie sie selbst f&#252;r sich unter Bezugnahme auf das Aufma&#223; der Nachunternehmerin belegt, sind ihr die f&#252;r die hier eingeforderte Abrechnungsmethode erforderlichen Gesamtdaten zug&#228;nglich. Dieses Darstellungsdefizit steht entgegen, einen gr&#246;&#223;eren Anspruch der Kl&#228;gerin wegen dieses abgebrochenen Gewerkes gegen den Beklagten zu Grunde zu legen als sich dies aufgrund der Gegenrechnung des Beklagten (33,5 % des Pauschalpreises) ergab.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>4.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>176&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="176"/><em>Gesamtabrechnung</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>177&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="177"/>Diese folgt der Herleitung des landgerichtlichen Ausspruchs (US 7 = Bl. 156), da diese die Gesamtabrechnung aufgenommen hat und darauf auch die Antr&#228;ge und die weiteren Anspruchsber&#252;hmungen der Parteien aufbauen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>178&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="178"/><em>I. Berufungskomplex</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>179&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="179"/>Das Landgericht hat f&#252;r die</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>180&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="180"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.2</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">0,00 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 1.1.2.1</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">0,00 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 1.1.13</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">0,00 DM</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>181&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="181"/>zuerkannt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>182&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="182"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Der landgerichtliche Ausspruch ist insoweit nach dem zuvor Ausgef&#252;hrten zu erh&#246;hen um</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>140.657,01 DM.</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>183&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="183"/>Da nur Deponiekosten betroffen sind, ist &#8211; anders als etwa wenn Zusatzarbeiten in Rede st&#252;nden &#8211; nicht zu fragen, ob diese Betr&#228;ge Netto- oder Brutto-Betr&#228;ge darstellen; sie sind als letztere einzuordnen.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>184&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="184"/><em>II. Berufungskomplex</em></td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>185&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="185"/>Bei dieser</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>186&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="186"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Pos. 8.1.26</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>187&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="187"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">hat das Landgericht den vom Beklagten insoweit f&#252;r berechtigt angesehenen Betrag von 8.000,00 DM eingesetzt. Die Parteien haben sich im Wege eines Teilvergleiches im Berufungsrechtszug auf eine weitere Zahlung des Beklagten geeinigt von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>2.000,00 DM.</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>188&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="188"/><em>III. Berufungskomplex</em></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>189&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="189"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die angebliche &#220;berzahlung des Beklagten hinsichtlich des Abbruchgewerkes hat das Landgericht als "Hilfsaufrechnung" behandelt und insoweit 32.219,11 DM abgezogen. Die zutreffende Einordnung als Abzugsposten (Aufrechnung im Rahmen der Gesamtabrechnung) hat der Senat in seinem Beschluss vom 27.04.2001 (Bl. 412) unwidersprochen aufgezeigt.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>190&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="190"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">b) Der Beklagte hat nur einen Leistungsstand von 33,5 % als erbracht gelten lassen, weshalb er zu einem Anspruch der Kl&#228;gerin kam von (33,5 % aus 495.680,00 DM = (Bl. 110))</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">166.052,80 DM.</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Der Beklagte bezahlte aber auf die Teil-Schlussrechnung (K 21), damit auf dieses Gewerk,</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">194.594,41 DM,</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">die &#220;berzahlung liegt bei</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">28.541,61 DM.</td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>191&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td><rd nr="191"/>Zwar hat, wie unstreitig ist (vgl. Bl. 495, 504, 505) und sich aufgrund des Aufkl&#228;rungsbeschlusses des Senates vom 05.02.2002 (Bl. 471) ergab, der Beklagte insoweit 190.702,53 DM gezahlt; die Differenz zum Zahlungsbetrag von 194.594,41 DM liegt, wie die Parteien ebenfalls &#252;bereinstimmend sehen, im Skontoabzug (vgl. etwa Kl&#228;gerin Bl. 504) und der damit verbundenen Hochrechnung des reinen Zahlbetrages auf seine Erf&#252;llungswirkung (Beklagter vormals 198.271,91 DM (vgl. Bl. 110 und 496)).</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>192&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="192"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">c)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der einzige Einwand der Kl&#228;gerin gegen diese Hochrechnung, "die zwischen den Parteien getroffene Skontoabrede (sei) unwirksam" (Bl. 494), ist, da unsubstanziiert, unbeachtlich.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>193&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="193"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">d) Da dieser Abzugsposten als Bereicherungsanspruch des Beklagten, f&#252;r welchen vorliegend wegen des vorl&#228;ufigen Zahlungscharakters die Beweislast bei der Kl&#228;gerin liegt (BGH NJW 00, 1718, 1719, vgl. auch Senatsbeschluss Bl. 412), vorliegend in H&#246;he von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">28.541,61 DM</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">durchgreift, w&#228;hrend das Landgericht ihn als Abzugsposten gelten lie&#223; in H&#246;he von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">32.219,11 DM,</td></tr></table></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">ergibt sich ein weiterer Kl&#228;geranspruch von</td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><strong>3.677,50 DM.</strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>194&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td><rd nr="194"/>Da der Anspruch sich als Bereicherungsanspruch des Beklagten darstellt, &#252;ber welchen endg&#252;ltig zu befinden ist, ist der hier betroffene Betrag nicht vergleichbar einem Werklohnanspruch der Kl&#228;gerin, der mangels Pr&#252;fbarkeit gar nicht f&#228;llig ist, weshalb der Werklohnanspruch in dieser H&#246;he nur als zur Zeit unbegr&#252;ndet abzuweisen w&#228;re.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>195&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="195"/>Dies macht in der <em>Gesamtabrechnung</em> einen Berufungserfolg der Kl&#228;gerin aus in H&#246;he von</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>196&#160;</td></tr></table></td><td><table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"><rd nr="196"/></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>I. Berufungskomplex</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>140.657,01 DM</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>II. Berufungskomplex</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>2.000,00 DM</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>III. Berufungskomplex</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>3.677,50 DM</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify"><em>146.334,51 DM</em></td></tr></table></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">= <strong> <em>74.819,65 EUR.</em></strong></td></tr></table></td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>5.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>197&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="197"/>Ein h&#246;herer Zinsanspruch als bereits vom Landgericht ausgewiesen kann der Kl&#228;gerin nicht zuerkannt werden. Denn schon erstinstanzlich (vgl. Bl. 36) ist der geltend gemachte Zinsanspruch bestritten und ohne Nachweis geblieben.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:12pt"><tr><td><strong>II.</strong></td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>198&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="198"/>Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 92 708 Nr. 10, 711 i. V. m. &#167; 3 ZPO.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>199&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="199"/>Die Revision ist nicht zuzulassen. Wie aufgezeigt st&#252;tzt sich die Entscheidung auf aktuelle, auch h&#246;chstrichterlich anerkannte Rechtsprechungsgrunds&#228;tze. Im &#220;brigen ersch&#246;pft sich die Fallbehandlung im rein Tats&#228;chlichen.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,246
lg-freiburg-2003-01-30-4-t-27602
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4 T 276/02
2003-01-30T00:00:00
2019-01-07T10:14:07
2019-01-17T11:52:08
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beschwerde der Beteiligten Ziffer 1 gegen den Beschluss des Amtsgerichts Staufen vom 27.09.2002 (UR II 16/02) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Auslagen werden nicht erstattet.</p> <p>3. Die weitere Beschwerde wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Am 27.12.1999 hat die Beteiligte Ziffer 1 einen Berichtigungsantrag hinsichtlich im Grundbuch H., Blatt Nr. zu Gunsten der Spar- und Kreditbank B. eG - Raiffeisenbank in H. eingetragenen Grundst&#252;cke gestellt. Sie hat sich hierbei auf den dem Antrag beigef&#252;gten Auszug aus dem Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Freiburg GnR 22 St und GnR 54 Bs vom 08.12.1999 bezogen. Aus dieser Bescheinigung geht hervor, dass die Spar- und Kreditbank B. eG - Raiffeisenbank - mit dem Sitz in H. - als &#252;bertragende Genossenschaft - mit der Volksbank eG K. mit dem Sitz in B. - als &#252;bernehmende Genossenschaft - durch Aufnahme verschmolzen ist. Die Firma der Genossenschaft mit dem Sitz in B. ist ge&#228;ndert und lautet auf Volksbank B. eG.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Das Grundbuchamt hat die Berichtigung vollzogen und am 11.2.2000 Kosten von insgesamt von DM 145,00 angesetzt (Grundakte AS 265) und diesen Ansatz am 22.03.2000 auf insgesamt DM 3.920,00 korrigiert (AS 269).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Mit Schreiben vom 06.06.2002 hat die Beteiligte Ziff. 1 Erinnerung gegen den Kostenansatz eingelegt und beantragt, die Rechtssache dem Europ&#228;ischen Gerichtshof vorzulegen, weil die angesetzte Geb&#252;hr gegen die Gesellschaftsrichtlinie 69/335/EWG des Rates vom 17.07.1969 versto&#223;e.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Mit der angefochtenen Entscheidung hat das Amtsgericht die Erinnerung zur&#252;ckgewiesen. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Akte Bezug genommen.</td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Die Beschwerde ist zul&#228;ssig, jedoch nicht begr&#252;ndet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Dass das Grundbuchamt zutreffend eine Geb&#252;hr nach &#167; 60 KostO angesetzt hat und dass vorliegend nicht etwa nur der Geb&#252;hrentatbestand des &#167; 67 Abs. 1 Satz 1 KostO gegeben ist, stellt auch die Beteiligte Ziffer 1 nicht in Frage (vgl. hierzu auch OLG Hamm Rpfleger 1983, 42; Korintenberg/Lappe, KostO 15. Auflage &#167; 60 Rdnr. 16, 16 a).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Das Grundbuchamt hat mit den angesetzten Kosten auch nicht gegen h&#246;herrangiges Recht, insbesondere nicht gegen die Richtlinie 69/335/EWG des Rates vom 17.07.1969 betreffend die indirekten Steuern auf die Ansammlung von Kapital versto&#223;en (im folgenden Richtlinie).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Nach Artikel 4 der Richtlinie unterliegen die dort aufgef&#252;hrten Vorg&#228;nge der Gesellschaftssteuer. Nach Artikel 10 der Richtlinie erheben die Mitgliedstaaten abgesehen von der Gesellschaftssteuer von den Gesellschaften keinerlei andere Steuern oder Abgaben auf die in Artikel 4 genannten Vorg&#228;nge und die Einlagen, Darlehen oder Leistungen im Rahmen der in Artikel 4 genannten Vorg&#228;nge.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Vorliegend geht es um einen von Art. 4 erfassten Vorgang, n&#228;mlich die in Artikel 4 Abs. 1 Buchstabe c genannte Erh&#246;hung des Kapitals einer Kapitalgesellschaft durch Einlagen jeder Art. Deshalb ist hier grunds&#228;tzlich der Regelungsgehalt der Richtlinie vom 17.07.1969 ber&#252;hrt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Eine Verschmelzung im Wege der Aufnahme durch &#220;bertragung des Verm&#246;gens eines Rechtstr&#228;gers (&#252;bertragender Rechtstr&#228;ger) als ganzes auf einen anderen bestehenden Rechtstr&#228;ger (&#252;bernehmender Rechtstr&#228;ger) im Sinne von &#167; 2 Nr. 1 UmwG - vorliegend durchgef&#252;hrt durch eingetragene Genossenschaften, was sich im Einzelnen nach den Bestimmungen der &#167; 79 ff. UmwG bestimmt - stellt eine Erh&#246;hung des Kapitals einer Kapitalgesellschaft durch Einlagen jeder Art i.S. v. Artikel 4 Abs. 1 c der Richtlinie dar. Es handelt sich n&#228;mlich um einen Vorgang der Kapitalansammlung, der in der Erh&#246;hung des Kapitals einer, der sog. "&#252;bernehmenden" Gesellschaft durch die Einbringung des gesamten Verm&#246;gens durch eine andere, die sog. "&#252;bernommene" Gesellschaft besteht (EuGH, Urteil vom 13.02.1996 - verbundene Rechtssachen C-197/94 und C-252/94, Rdnr. 34 bis 36; vgl. auch EuGH, Urteil vom 11.12.1997 - C-8/96 - Rdnr. 20; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 5.12.2002 - 14 Wx 130/01, in juris dokumentiert).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Die Richtlinie erfasst auch Verschmelzungsvertr&#228;ge eingetragener Genossenschaften (vgl. OLG Karlsruhe aaO).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Derartige Vorg&#228;nge d&#252;rfen, wie sich aus Artikel 10 Buchstaben a und b der Richtlinie ergibt, weder unmittelbar noch mittelbar einer &#252;ber die Vorgaben der Richtlinie hinausgehenden Besteuerung ausgesetzt werden (vgl. EuGH, Urteil vom 11.12.1997 - C-8/96 - Rdnr. 27).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Sie d&#252;rfen dann auch nicht Steuern oder Abgaben i.S. v. Artikel 10 Buchstabe c der Richtlinie unterworfen werden, weil derartige Abgaben zwar nicht auf die Kapitalzuf&#252;hrung als solche, wohl aber wegen der Formalit&#228;ten im Zusammenhang mit der Rechtsform der Gesellschaft, also des Instruments zur Kapitalsammlung, erhoben w&#252;rden, so dass die Beibehaltung dieser Abgaben auch die von der Richtlinie verfolgten Ziele gef&#228;hrden w&#252;rde (EuGH, Urteil vom 02.12.1997 - C-188/95 - Rdnr. 21).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Dennoch verst&#246;&#223;t die Erhebung der Eintragungsgeb&#252;hren, die durchaus als Steuern und Abgaben im vorbeschriebenen Sinne angesprochen werden k&#246;nnen, vorliegend nicht gegen die Bestimmungen der Richtlinie vom 17.07.1969. Artikel 12 der Richtlinie bestimmt n&#228;mlich, dass in Abweichung von Artikel 10 die Mitgliedsstaaten Besitzwechselsteuern, einschlie&#223;lich Katastersteuern auf die Einbringung von in ihrem Hoheitsgebiet gelegenen Liegenschaften oder "fonds de commerce" in eine Gesellschaft, Personenvereinigung oder juristische Person mit Erwerbszweck erheben k&#246;nnen. Mit Besitzwechselsteuern sind Registersteuern gemeint, die von Kapitalgesellschaften im Zusammenhang mit bestimmten Vorg&#228;ngen der &#220;bertragung von Grundst&#252;cken oder "fonds de commerce" nach allgemeinen und objektiven Kriterien erhoben werden. Artikel 12 macht keinen Unterschied zwischen verschiedenen Besitzwechselsteuern, die die Mitgliedsstaaten erheben k&#246;nnen. Sie erm&#228;chtigt die Mitgliedsstaaten allgemein, neben der Gesellschaftssteuer, jedoch im Zusammenhang mit einer Einbringung in eine Kapitalgesellschaft, Steuern zu erheben, deren Entstehungstatbestand objektiv im Zusammenhang mit der &#220;bertragung des Eigentums an Grundst&#252;cken steht (EuGH, Urteil vom 11.12.1997 - C-42/96 - Rdnr. 34 f). Um eine derartige Besitzwechselsteuer geht es hier, auch wenn der Vorgang sich rechtstechnisch nur als Grundbuchberichtigung nach einem Verschmelzungsvorgang darstellt (vgl. EuGH aaO.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Nach Artikel 12 Abs. 2 der Richtlinie darf es bei den in Absatz 1 Buchstabe b genannten Steuern und sonstigen Abgaben keinen Unterschied machen, ob der Ort der tats&#228;chlichen Gesch&#228;ftsleitung im Hoheitsgebiet des die Steuern erhebenden Mitgliedsstaates liegt oder nicht. Diese Steuern und sonstigen Abgaben d&#252;rfen auch nicht h&#246;her sein als diejenigen, die in dem erhebenden Mitgliedsstaat f&#252;r gleichartige Vorg&#228;nge erhoben werden. Auch diese Voraussetzungen sind gegeben, da der Geb&#252;hrentatbestand des &#167; 60 Abs. 1 KostO allgemein gefasst ist und s&#228;mtliche mit der Eintragung eines Eigent&#252;mers zusammenh&#228;ngenden Vorg&#228;nge erfasst, unabh&#228;ngig davon, ob es sich um einen Sachverhalt handelt, der grunds&#228;tzlich von der Richtlinie erfasst wird oder nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Die Beschwerde der Beteiligten Ziffer 1 ist deshalb nicht begr&#252;ndet (vgl. auch OLG Frankfurt, Beschluss vom 22.08.2000 - 20 W 288/00; BayObLG FGPrax 2001, 37).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Der Wortlaut der Richtlinie ist eindeutig, weshalb die Rechtslage unzweifelhaft und klar ist. Au&#223;erdem hat der EuGH, wie dargestellt, die hier aufgeworfenen Fragen bereits beantwortet. Eine Vorlage an den EuGH kommt deshalb nicht in Betracht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Die Voraussetzungen der Zulassung der weiteren Beschwerde sind mangels grunds&#228;tzlicher Bedeutung nicht gegeben.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Die Entscheidung beruht im &#220;brigen auf &#167; 14 Abs. 7 KostO.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,247
lg-ravensburg-2003-01-30-6-s-3202
{ "id": 140, "name": "Landgericht Ravensburg", "slug": "lg-ravensburg", "city": 72, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 32/02
2003-01-30T00:00:00
2019-01-07T10:14:07
2019-01-17T11:52:08
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts R. vom 08.08.2002 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>3. Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des aus dem Urteil zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht zuvor die Kl&#228;gerin in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>4. Die Revision wird zugelassen.</p> <p>Wert: 3.150,00 EUR.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>A.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Wegen des Sach- und Streitstandes wird auf die tats&#228;chlichen Feststellungen in dem angefochtenen Urteil Bezug genommen. Neue Tatsachen haben die Parteien in 2. Instanz nicht vorgetragen. </td></tr></table> <table><tr><td>B.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> I. Das Amtsgericht hat die Beklagte zu Recht verurteilt, der Kl&#228;gerin das bezahlte Heimentgelt in H&#246;he der unstreitig ersparten Verpflegungsaufwendungen zur&#252;ckzuerstatten. Denn die Kl&#228;gerin kann dies als Erbin ihres Ehemannes aus &#167;&#167; 812 Abs. 1 Satz 1, 1922 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167;&#167; 552 Satz 2, 615 Satz 2 BGB a.F. verlangen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. Hinsichtlich der Auslegung des Heimvertrages teilt die Kammer die Auffassung der Beklagten, dass die Bestimmung in &#167; 10 Ziff. 7 &#252;ber die Reduzierung des Entgeltes in F&#228;llen vor&#252;bergehender Abwesenheit eine abschlie&#223;ende Regelung dar&#252;ber sein soll, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang das Entgelt sich erm&#228;&#223;igt. Sonstige, nach dem Gesetz an sich bestehende Erm&#228;&#223;igungsgr&#252;nde sollen damit ausgeschlossen sein. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. Jedenfalls soweit damit auch bei vollst&#228;ndiger Nichtinanspruchnahme eines ganzen Leistungssegments (hier: Verpflegung) f&#252;r die ganze Dauer des Heimaufenthaltes eine Entgeltreduzierung ausgeschlossen ist, ist der Heimvertrag nach &#167; 9 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 AGBG unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> a) Nach Art. 229 &#167; 5 Satz 1 EGBGB sind auf den vorliegenden Fall die Regelungen des BGB und des AGBG in der Fassung vor Inkrafttreten des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes anzuwenden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> b) Dass es sich bei dem vorliegenden Heimvertrag um allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen handelt, die der Kl&#228;gerin (als Vertreterin ihres Ehemannes) seitens der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten gestellt wurden, steht au&#223;er Zweifel und ist zwischen den Parteien auch nicht im Streit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Auch der im Heimvertrag in Bezug genommene Rahmenvertrag (Anlage B 1), der in seinem &#167; 23 Abs. 3 entsprechende Regelungen f&#252;r den Fall vor&#252;bergehender Abwesenheit kennt, kann die Rechtsbeziehungen der Parteien nur insoweit bestimmen, als er durch Bezugnahme zum Inhalt des Heimvertrages gemacht wurde. Von daher unterl&#228;ge auch die entsprechende Bestimmung des Rahmenvertrages der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz (vgl. BGHZ 149, 146 [unter II.2.b) der Entscheidungsgr&#252;nde]). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> c) Bei dem vorliegenden Heimvertrag handelt es sich um einen gemischten Vertrag, der sich aus Elementen des Mietvertrags, des Dienstvertrages und des Kaufvertrags zusammensetzt mit einem Schwergewicht im dienstvertraglichen Bereich. Soweit die Bestimmungen des Heimgesetzes eine aufgeworfene Frage nicht konkret regeln (der Gesetzgeber hat auf eine umfassende und abschlie&#223;ende Regelung des Heimvertrages verzichtet), sind Heimvertr&#228;ge an den einschl&#228;gigen zivilrechtlichen Normen zu messen (BGHZ 148, 233 [unter 1.a) der Entscheidungsgr&#252;nde]). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Zu diesen allgemeinen zivilrechtlichen Normen geh&#246;ren die &#167;&#167; 552, 615 BGB a.F. Danach bleibt der Anspruch des Vermieters bzw. Dienstverpflichteten auf Zahlung des vereinbarten Entgelts davon unber&#252;hrt, dass der Mieter die Mietsache nicht nutzt oder der Dienstberechtigte die angebotenen Leistungen nicht entgegennimmt. Der Vermieter bzw. Dienstverpflichtete hat sich jedoch den Wert ersparter Aufwendungen anrechnen zu lassen (&#167;&#167; 552 Satz 2, 615 Satz 2 BGB a.F.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> d) Dass der Heimvertrag abgesehen von den in &#167; 10 Ziff. 7 geregelten F&#228;llen eine Anrechnung ersparter Aufwendungen schlechthin ausschlie&#223;t, ist mit dem dargestellten Grundgedanken der gesetzlichen Regelung nicht zu vereinbaren und bewirkt eine unangemessene Benachteiligung des Heiminsassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Kammer verkennt das legitime Interesse der Heimtr&#228;ger an einer Pauschalierung der Entgelte keineswegs. Ohne eine recht weitgehende Standardisierung lie&#223;e sich ein Massengesch&#228;ft, wie es das Heimwesen mittlerweile darstellt, wirtschaftlich nicht bew&#228;ltigen. Allerdings ist bei der Vertragsgestaltung darauf zu achten, dass - soweit dies den Heimtr&#228;gern in praktikabler Form m&#246;glich ist - f&#252;r diejenigen F&#228;lle Ausnahmeregelungen vorgesehen werden, bei denen ein striktes Festhalten an der Pauschalierung dem Heiminsassen auch unter Ber&#252;cksichtigung der Interessen des Heimtr&#228;gers nicht mehr zugemutet werden kann. Insbesondere die Frage vor&#252;bergehender Abwesenheit ist vor diesem Hintergrund auch in der Rechtsprechung bereits er&#246;rtert worden (vgl. BGHZ 148, 233 und OLG N&#252;rnberg, NJW-RR 1998, 780). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Der Bundesgerichtshof hat in der zitierten Entscheidung (BGHZ 148, 233) die Frage, ob eine Unangemessenheit des zu zahlenden Gesamtentgelts sich auch daraus ergeben k&#246;nne, dass nach dem Vertrag geschuldete Leistungsbestandteile auf Dauer nicht erbracht werden, ausdr&#252;cklich offen gelassen. Die in dieser Entscheidung in einem Nebensatz ge&#228;u&#223;erte Annahme, dass eine solche Fallgestaltung speziell zur Verpflegung kaum vorstellbar sei, ist angesichts des vorliegenden Falles nicht aufrecht zu erhalten. Die Situation des Ehemannes der Kl&#228;gerin zeichnete sich eben gerade dadurch aus, dass von vornherein klar war, dass das gesamte Leistungssegment "Verpflegung" auf Dauer nicht zu erbringen sein w&#252;rde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Es ist den Heimtr&#228;gern ohne weiteres zuzumuten, f&#252;r solche F&#228;lle eine Entgeltreduzierung in ihren Vertragsformularen vorzusehen. Wie eine solche Regelung, die um eine angemessene Ber&#252;cksichtigung der Interessen der Heiminsassen bem&#252;ht w&#228;re, im Einzelnen auszusehen h&#228;tte (es erscheinen durchaus Regelungstechniken denkbar wie etwa die Kombination aus Generalklausel und Beispielsf&#228;llen), bedarf hier keiner generellen Entscheidung. Jedenfalls in einem Fall wie demjenigen des Ehemannes der Kl&#228;gerin liegt es f&#252;r die Kammer auf der Hand, dass eine Entgeltreduzierung nicht ausgeschlossen sein darf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> 3. Die Folge der Unwirksamkeit der vertraglichen Regelung ist nach &#167; 6 Abs. 2 AGBG der R&#252;ckgriff auf die gesetzlichen Regelungen, hier also die &#167;&#167; 552 Satz 2, 615 Satz 2 BGB a.F. Aufgrund dieser Regelungen erm&#228;&#223;igte sich das vom Ehemann der Kl&#228;gerin zu zahlende Entgelt um die ersparten Aufwendungen f&#252;r Verpflegung, so dass die Beklagte durch die gleichwohl uneingeschr&#228;nkt erfolgte Zahlung in entsprechender H&#246;he ungerechtfertigt bereichert wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> 4. Zum selben Ergebnis k&#228;me man im &#220;brigen auch dann, wenn man der Auslegung folgen wollte, die die Kl&#228;gerin hinsichtlich des Heimvertrages bef&#252;rwortet. Wenn &#167; 10 Ziff. 7 des Heimvertrages lediglich einen bestimmten Fall der Entgeltreduzierung regeln m&#246;chte, andere F&#228;lle aber damit nicht geregelt sein sollen, dann liegt von vornherein der R&#252;ckgriff auf die zitierten allgemeinen zivilrechtlichen Normen nahe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Auch dann w&#228;re freilich im Rahmen der Vertragsauslegung die Abw&#228;gung der beiderseitigen Interessen (die nach der hier vertretenen Auffassung bei der Pr&#252;fung des &#167; 9 AGBG zu erfolgen hat) zu beachten: Die Pauschalierung der Entgelte w&#228;re zumindest teilweise auch als Ausschluss der Entgeltreduzierung aus &#167;&#167; 552 Satz 2, 615 Satz 2 BGB a.F. zu verstehen, jedenfalls insoweit als die Ersparnis von Aufwendungen sich nach Dauer und Umfang der Nichtinanspruchnahme von Leistungen in einer solchen Gr&#246;&#223;enordnung bewegt, dass im Interesse einer praktikablen Verwaltungshandhabung (und damit allgemeinen Kostenersparnis) dem Heimbewohner eine "&#220;berzahlung" zugemutet werden kann, sich also noch nicht als g&#228;nzlich unangemessen darstellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> II. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 709 Satz 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> III. Die Revision war nach &#167; 543 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 ZPO n.F. zuzulassen. Denn die Sache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung. Die im vorliegenden Fall verwendeten Vertragsregelungen sind offenkundig massenhaft verbreitet (vgl. BGHZ 148, 233 [unter 1.c)aa) der Entscheidungsgr&#252;nde]). Die hier aufgeworfene Rechtsfrage ist - wie dargestellt - bislang h&#246;chstrichterlich nicht entschieden. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,248
olgkarl-2003-01-30-9-w-503
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 W 5/03
2003-01-30T00:00:00
2019-01-07T10:14:08
2019-02-12T13:09:48
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die sofortige Beschwerde des Erstbeklagten gegen den Beschluss des Einzelrichters des Landgerichts K. vom 22.11.2002 wird kostenpflichtig als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Der Gegenstandswert des Beschwerdeverfahrens wird auf EUR 5.828,73 festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Beschwerdeentscheidung ergeht durch den Senat, da der zust&#228;ndige Einzelrichter das Beschwerdeverfahren gem&#228;&#223; &#167; 568 Satz 2 Nr. 2 ZPO wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung auf den Senat &#252;bertragen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Beschwerde des Erstbeklagten gegen die Entscheidung des Einzelrichters des Landgerichts K. vom 22.11.2002 ist zul&#228;ssig, sie ist jedoch nicht begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Beschwerde richtet sich gegen die Zur&#252;ckweisung des - erneuten - Ablehnungsantrags des Erstbeklagten gegen den Direktor des Amtsgerichts R. wegen Besorgnis der Befangenheit als unzul&#228;ssig. Bei dieser Entscheidung im Beschluss vom 22.11.2002 (II.1.) handelt es sich um eine Erstentscheidung des Landgerichts. Der Erstbeklagte hatte den streitentscheidenden Richter am Amtsgericht wegen Besorgnis der Befangenheit und zugleich den Direktor des Amtsgerichts, der &#252;ber dieses Gesuch zu entscheiden hatte, wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt. Das Amtsgericht wurde dadurch im Sinne des &#167; 45 Abs. 3 ZPO beschlussunf&#228;hig, so dass das Landgericht &#252;ber die Befangenheit des Direktors des Amtsgerichts zu entscheiden hatte. Dies ist durch (Kammer-)Beschluss vom 23.05.2002 geschehen. Das Gesuch wurde zur&#252;ckgewiesen. Die Beschwerde hiergegen wurde als versp&#228;tet verworfen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Durch Beschluss vom 24.09.2002 hat Direktor des Amtsgerichts H. das Befangenheitsgesuch gegen Richter am Amtsgericht D. zur&#252;ckgewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Hiergegen wandte sich der Erstbeklagte durch Gesuch vom 09.10.2002 und lehnte Direktor des Amtsgerichts H. aufgrund aus seiner Sicht nachtr&#228;glich entstandener Gr&#252;nde erneut ab. "F&#252;r den Fall, dass dies nicht zul&#228;ssig sein sollte," legte er hilfsweise sofortige Beschwerde gegen den Beschluss vom 24.09.2002 ein. Die erneute Ablehnung ist in dem Beschluss des Einzelrichters vom 22.11.2002 als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Dieser Beschluss wurde dem Erstbeklagten nicht zugestellt. Seine Beschwerde ist deshalb als gegen eine Erstentscheidung gerichtet nicht nur statthaft sondern auch zul&#228;ssig, insbesondere nicht versp&#228;tet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Beschwerde ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Die Entscheidung des Einzelrichters im Beschluss vom 22.11.2002 ist nicht etwa deshalb rechtsfehlerhaft, weil er als Einzelrichter entschieden hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Gem&#228;&#223; &#167; 75 GVG sind, soweit nicht nach den Vorschriften der Prozessgesetze anstelle der Kammer der Einzelrichter zu entscheiden hat, die Zivilkammern des Landgerichts mit drei Mitgliedern einschlie&#223;lich des Vorsitzenden besetzt. Gem&#228;&#223; &#167; 348 ZPO (die vorliegende Klage ist am 21.01.2002 eingereicht worden) entscheidet die Zivilkammer jedoch nur dann nicht durch den Einzelrichter, wenn die in &#167; 348 ZPO aufgef&#252;hrten Ausnahmen gegeben sind. Die Entscheidung des Landgerichts gem&#228;&#223; &#167; 45 Abs. 3 ZPO ist jedoch als Ausnahme nicht aufgef&#252;hrt. Deshalb hat das Landgericht diese Entscheidung durch den Einzelrichter zu treffen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Zur&#252;ckweisung der - erneuten - Ablehnung des Direktors des Amtsgerichts ist auch aus anderen Gr&#252;nden nicht rechtsfehlerhaft. Es kann dahingestellt bleiben, ob die Zur&#252;ckweisung des Antrags als unzul&#228;ssig erfolgen konnte. Jedenfalls ist sie unbegr&#252;ndet. Direktor des Amtsgerichts H. war, nach den langen Verz&#246;gerungen des Rechtsstreits durch unbegr&#252;ndete Antr&#228;ge des Erstbeklagten, ersichtlich bem&#252;ht, das Verfahren nunmehr m&#246;glichst ohne weitere Verz&#246;gerungen weiterzuf&#252;hren. Dies ist nicht zu beanstanden, da auch die Interessen der Kl&#228;ger nicht unber&#252;cksichtigt bleiben d&#252;rfen. &#220;berdies sind die Ma&#223;nahmen, deren Unterlassen der Erstbeklagte r&#252;gt, f&#252;r die anstehende Entscheidung &#252;ber das Befangenheitsgesuch gegen Richter am Amtsgericht D. ohne Bedeutung gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Beschwerde des Erstbeklagten ist somit zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Frage, in welcher Besetzung das Landgericht im Falle des &#167; 45 Abs. 3 ZPO &#252;ber ein Befangenheitsgesuch gegen einen abgelehnten Richter am Amtsgericht zu entscheiden hat, ist im Hinblick auf den gesetzlichen Richter von grunds&#228;tzlicher Bedeutung. Au&#223;erdem ist dem Senat bekannt, dass Instanzgerichte, vielleicht aufgrund missverst&#228;ndlicher Kommentarliteratur, eher &#252;berwiegend entgegen den Ausf&#252;hrungen dieses Beschlusses die Auffassung vertreten, es habe in den F&#228;llen des &#167; 45 Abs. 3 ZPO der Spruchk&#246;rper zu entscheiden. Es ist deshalb gem&#228;&#223; &#167; 574 Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 2 ZPO die Rechtsbeschwerde zuzulassen. Diese w&#228;re innerhalb der Beschwerdefrist von einem Monat durch einen beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalt einzulegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Festsetzung des Gegenstandswertes der Beschwerde auf &#167; 3 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,237
olgkarl-2003-01-29-16-wf-16002
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 WF 160/02
2003-01-29T00:00:00
2019-01-07T10:14:04
2019-02-12T13:09:47
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die sofortige Beschwerde des Beklagten wird die Kostenentscheidung des Anerkenntnisurteils des Amtsgerichts - Familiengericht - Mosbach vom 14. Oktober 2002 abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>2. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt auch die Kosten des Beschwerderechtszugs.</p> <p>Bis zu 1.200 EUR</p> <p>3. Die Rechtsbeschwerde des Kl&#228;gers wird zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der am 30. Mai 1985 geborene Kl&#228;ger, der bei seiner Mutter wohnt, ist der Sohn des Beklagten. Nach l&#228;ngerer Korrespondenz lie&#223; der Beklagte am 11. Dezember 2001 die Urkunde des Stadtjugendamts L. errichten, in der sich verpflichtete, f&#252;r den Zeitraum Dezember 2001 bis Juli 2002 135 % des jeweiligen Regelbetrages der dritten Altersstufe abz&#252;glich Kindergeldanteil zu bezahlen. Mit am 27. Juli 2002 zugestellter Klage vom 18. Juni 2002 nahm der Kl&#228;ger den Beklagten auf Zahlung seines Monatsunterhaltes von 287 EUR (i.e.: 135 % des Regelbetrages der dritten Altersstufe abz&#252;glich Kindergeldanteil f&#252;r ein erstes Kind) in Anspruch. In der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung vom 14. Oktober 2002 anerkannte der Beklagte den Klaganspruch. In dem antragsgem&#228;&#223; verk&#252;ndeten Anerkenntnisurteil werden dem Beklagten die Kosten des Rechtsstreits auferlegt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die gegen diese Kostenentscheidung eingelegte zul&#228;ssige sofortige Beschwerde des Beklagten hat Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Der Beklagte hat nicht im Sinne des &#167; 93 ZPO durch sein Verhalten zur Erhebung der Klage Veranlassung gegeben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Allerdings hatte der Beklagte ein fr&#252;heres Begehren des Kl&#228;gers, einen Unterhaltstitel zu errichten, nur teilweise erf&#252;llt. Denn dem Beklagten stand nicht zu, die in der Urkunde vom 11. Dezember 2001 beurkundete Unterhaltsverpflichtung bis zum 31. Juli 2002 zu befristen. Nach dem nach der Lebenserfahrung zu erwartenden Ablauf der Dinge war auch f&#252;r die Zeit ab August 2002 noch damit zu rechnen, dass der Kl&#228;ger unterhaltsbed&#252;rftig sein w&#252;rde. Allein die H&#246;he des Anspruches mag unsicher gewesen sein, wenn man - was sich im &#220;brigen als unzutreffend herausgestellt hat - davon ausgehen wollte, dass der Kl&#228;ger m&#246;glicherweise ab August 2002 eine Ausbildungsverg&#252;tung beziehen w&#252;rde. Dies rechtfertigte nicht, die Verpflichtungsurkunde bis 31. Juli 2002 zu befristen. Der Beklagte h&#228;tte sich mit der M&#246;glichkeit der Ab&#228;nderungsklage gem. &#167; 323 Abs. 4 ZPO zufrieden geben m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Mit seinem Verhalten h&#228;tte der Beklagte jedoch allenfalls Anlass f&#252;r eine alsbald nach dem 11. Dezember 2001 erhobene Zusatzklage gegeben. So durfte er jedoch davon ausgehen, dass es mit der Befristung bis zum 31. Juli 2002 sein Bewenden haben k&#246;nne. Die auf Beseitigung der Rechtsfolgen des &#167; 93 ZPO gerichtete Aufforderung, eine unbefristete Urkunde hereinzugeben, die in der Korrespondenz vor dem 11. Dezember 2001 enthalten war, verlor nach sechs Monaten ihre Wirkung. Wenn schon nach Treu und Glauben und in Einzelf&#228;llen &#252;ber das Institut der Verwirkung des Anspruchs auf r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt die Aufforderung (Mahnung), &#252;berhaupt Unterhalt zu zahlen, ihre Wirkung verlieren kann (vgl. BGH, FamRZ 1995, 725 Nr. 437 und FamRZ 1983, 352), muss dies erst recht f&#252;r die Aufforderung, einen Unterhaltstitel zu errichten, gelten, deren Wirkung sich auf die Anwendbarkeit des &#167; 93 ZPO beschr&#228;nkt und die jederzeit wiederholt werden kann, ohne dass bei dem Unterhaltsgl&#228;ubiger in der Zwischenzeit Rechtsverlust eintreten w&#252;rde. Im hier vorliegenden Fall kann sich der Kl&#228;ger deshalb nicht mehr darauf berufen, er habe den Beklagten aufgefordert, einen Unterhaltstitel zu errichten, weil der Beklagte dieser Aufforderung teilweise nachgekommen ist und aus diesem Grund nach 6-monatiger Unt&#228;tigkeit des Kl&#228;gers davon ausgehen durfte, es k&#246;nne mit dem zeitlich beschr&#228;nkten Unterhaltstitel sein Bewenden haben und er werde, falls weiterer Unterhalt verlangt werde, nochmals aufgefordert werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 2. Der Beklagte hat auch den Klaganspruch sofort anerkannt. Sofort hei&#223;t zu Beginn der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung. Im Protokoll der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung vom 14. Oktober 2002 ist das Anerkenntnis des Beklagten unmittelbar nach der Verlesung des Klagantrages beurkundet. Der Beklagte hat sich auch nicht vor der Beurkundung des Anerkenntnisses durch Ank&#252;ndigung von Antr&#228;gen in vorbereitenden Schrifts&#228;tzen in Widerspruch zu dem Anerkenntnis gesetzt. Er hat sich darauf beschr&#228;nkt, sich f&#252;r verteidigungsbereit zu erkl&#228;ren und zu r&#252;gen, dass der Kl&#228;ger seine Behauptung, er gehe noch zur Schule, nicht belegt habe. Eine Schulbescheinigung vom 23. Juli 2002 wurde dann mit Schriftsatz vom 04. Oktober 2002 vorgelegt. Der Beklagte durfte sein Anerkenntnis von der Vorlage einer Schulbescheinigung abh&#228;ngig machen. Anerkannt ist, dass der Beklagte, dem nicht vorgerichtlich die erforderlichen Belege f&#252;r die dann anerkannte Forderung vorgelegt werden, keine Veranlassung zur Klagerhebung gegeben hat und dass der Beklagte, der mit seinem Anerkenntnis bis zur Vorlage der erforderlichen Belege zuwartet, noch sofort im Sinne des &#167; 93 ZPO anerkennen kann (vgl. etwa aus neuerer Zeit OLG Dresden, ZIP 1997, 327; OLG D&#252;sseldorf, NJW-RR 1998, 790; OLGR D&#252;sseldorf 1999, 410; aus der &#228;lteren Literatur Stein/Jonas/Leipold, ZPO, 20. Aufl., 1977 &#167; 93 Rn. 9 f; aus der neueren Literatur Musielak/Wolst, ZPO, 3. Aufl., 2002 &#167; 93 Rn. 27: unschl&#252;ssige Klage). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Das Anerkenntnis des Beklagten war deshalb auch ein sofortiges. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> 3. Da nach allem &#167; 93 ZPO zugunsten des Beklagten anzuwenden ist, ist die Kostenentscheidung des angefochtenen Anerkenntnisurteils entsprechend zu &#228;ndern. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> 4. Die Rechtsbeschwerde ist deshalb zuzulassen, weil die Frage von allgemeiner Bedeutung ist, ob die Wirkungen einer Aufforderung, einen Vollstreckungstitel vorzulegen, f&#252;r Zwecke des &#167; 93 ZPO durch Zeitablauf entfallen k&#246;nnen. Eine ohnedies unzul&#228;ssige Beschr&#228;nkung der Rechtsbeschwerde auf diese Rechtsfrage ist damit nicht verbunden. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,239
olgstut-2003-01-29-2-w-6602
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 66/02
2003-01-29T00:00:00
2019-01-07T10:14:04
2019-02-12T13:09:47
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <blockquote> <p>Die Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Streitwertbeschluss des Vorsitzenden der 7. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Ravensburg vom 14.10.2002 wird</p> </blockquote> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>verworfen.</p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">Beschwerdewert:</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">bis 600,00 EUR</p></td> </tr> </table> <p/> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table style="margin-left:14pt"><tr><td> <strong>I.</strong> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="1"/> Die Beschwerde ist unzul&#228;ssig. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>A</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="2"/> Die Antragstellerin hat den Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung des Inhalts beantragt und erwirkt (Bl. 2, 5 bis 6): </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="3"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> Die Antragsgegnerin hat es zu unterlassen, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs in der an den Letztverbraucher gerichteten Werbung in Werbeprospekten oder sonst werblich <em>f&#252;r den Verkauf von preisreduzierten Waren des Sortiments unter Hinweis auf ein nicht durch die Zahl 25 teilbares Firmenjubil&#228;um zu werben und/oder</em> mit Ank&#252;ndigungen wie </td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:10pt"><tr><td> <rd nr="4"/> "Das ist Wahnsinn Geburtstagstiefpreise ohne Ende! </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:10pt"><tr><td> <rd nr="5"/> Der M M R wird 8 Jahre." </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="6"/> <em>und/oder eine derart angek&#252;ndigte Verkaufsveranstaltung durchzuf&#252;hren.</em> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="7"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ordnungsmittelandrohung).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="8"/> Durch Teilwiderspruch wandte sich die Antragsgegnerin nur gegen den oben kursiv wiedergegebenen Ausspruchsteil; in diesem Umfang wurde der Antrag dann auch zur&#252;ckgenommen (Bl. 19). Die Antragsgegnerin erstrebte eine Wertfestsetzung von 50.000,00 EUR und eine Wertbemessung des zur&#252;ckgenommenen Teils auf 40.000,00 EUR. Das Landgericht best&#228;tigte durch den Vorsitzenden der Kammer f&#252;r Handelssachen seine schon zuvor vorgenommene Wertfestsetzung auf 10.000,00 EUR und bema&#223; den zur&#252;ckgenommenen Teil auf 5.000,00 EUR, weshalb es auf Kostenaufhebung erkannte (Bl. 27 bis 29). "Namens und mit Vollmacht der Antragsgegnerin" legte der Antragsgegnervertreter Streitwertbeschwerde ein (Bl. 31 bis 32), hielt daran fest, dass der Gesamtstreitwert mit 50.000,00 EUR und der zur&#252;ckgenommene Teil mit 4/5 des Gesamtstreitwertes zu bemessen sei. Dem trat die Antragstellerin entgegen, indem sie die einzelnen Wertfestsetzungen verteidigte und zudem r&#252;gte, dass der Antragsgegnerin selbst ein ge&#228;ndertes Werteverh&#228;ltnis nichts n&#252;tze, da die Anfechtungsfrist gegen die Kostenentscheidung l&#228;ngst verstrichen sei. Der Vorsitzende der KfH half nicht ab und legte die Sache dem Senat zur Entscheidung vor. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>B</td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>1.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="9"/> Da der Vorsitzende der Kammer f&#252;r Handelssachen nicht Einzelrichter im Sinne des &#167; 568 Abs. 1 ZPO ist, ist der Senat und nicht eines seiner Mitglieder als Einzelrichter zur Entscheidung berufen (OLG Karlsruhe NJW 02, 1962 = OLG-Report 02, 198; OLG Zweibr&#252;cken NJW 02, 2722; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 61. Aufl., &#167; 568, 2; abl. Greger NJW 02, 3049, 3053; Z&#246;ller/Gummer, ZPO, 23. Aufl., &#167; 568, 2; wohl ebenso Thomas/Putzo, ZPO, 24. Aufl., &#167; 568, 3). </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="10"/> Das Rechtsmittel ist unzul&#228;ssig, soweit es den Gesamtstreitwert betrifft. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="11"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Wie bei jedem Rechtsmittel ist auch bei einer Beschwerde gegen die endg&#252;ltige Festsetzung des Kostenstreitwertes eine Beschwer erforderlich. Deshalb kann sich eine Partei nur &#252;ber eine zu hohe Wertfestsetzung beschweren, &#252;ber eine zu niedrige nur der Anwalt aus eigenem Recht (OLG Karlsruhe NJW-RR 99, 582; Hartmann, KostG, 32. Aufl. (2003), &#167; 25 GKG, 59). Geht aus der Beschwerdeschrift des Bevollm&#228;chtigten nicht ausdr&#252;cklich hervor, ob er sie im eigenen Namen oder f&#252;r die Partei eingelegt hat, so ist eine auf Erh&#246;hung gerichtete Beschwerde regelm&#228;&#223;ig als im eigenen Namen eingelegt anzusehen (OLG Karlsruhe a.a.O. 582; Hartmann a.a.O. &#167; 9 BRAGO, 14).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="12"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der Antragsgegnervertreter hat vorliegend ausdr&#252;cklich "namens und mit Vollmacht der Antragsgegnerin Streitwertbeschwerde" eingelegt. Danach k&#246;nnen keine Zweifel bestehen &#252;ber den Rechtsmittelf&#252;hrer, n&#228;mlich die Antragsgegnerin selbst. Mit dieser Wertung setzt sich der Senat auch nicht in Widerspruch zu LAG Niedersachsen MDR 01, 1442. Besonderheiten, welche jenem Gericht Anlass waren, von der vorliegend aufgezeigten und von ihm grunds&#228;tzlich &#252;bernommenen Regel abzuweichen, liegen hier nicht vor und sind auch nicht in den Schrifts&#228;tzen, etwa in demjenigen vom 01.10.2002 enthalten.</td> </tr> </table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="13"/> Danach ist das Rechtsmittel insoweit unzul&#228;ssig. </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="14"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die gleiche Zul&#228;ssigkeitserw&#228;gung gilt auch, soweit die Antragsgegnerin eine H&#246;hersetzung des Wertes f&#252;r das Verfahren nach Teilwiderspruch und korrespondierender Antragsr&#252;cknahme begehrt.</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="15"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zwar k&#246;nnte ein Rechtsschutzinteresse der Antragsgegnerin insoweit erkennbar sein, wenn durch die &#196;nderung, ggf. Anhebung des Geb&#252;hrenstreitwertes, zugleich eine R&#252;ckwirkung auf die bereits ausgesprochene, allerdings nicht angefochtene Kostenentscheidung eintr&#228;te. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die nachtr&#228;gliche &#196;nderung des Streitwertes f&#252;hrt nach zwar streitiger (vgl. zum Streitstand etwa Z&#246;ller/Vollkommer a.a.O. &#167; 319, 15 und 18 m. N.), aber zutreffender Ansicht nicht zur Korrektur einer getroffenen Kostenentscheidung (OLG Stuttgart (20. Zs) MDR 01, 892, 893).</td> </tr> </table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> <table style="margin-left:14pt"><tr><td> <strong>II.</strong> </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="16"/> Eine Kostenentscheidung findet nicht statt (&#167; 25 Abs. 4 GKG). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="17"/> Der Beschwerdewert sch&#246;pft sich aus dem Interesse der Antragsgegnerin an einer g&#252;nstigeren Kostenentscheidung, was auf der Grundlage der festgesetzten Streitwerte zu veranschlagen ist. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,240
olgstut-2003-01-29-8-w-2703-8-w-2803
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 W 27/03; 8 W 28/03
2003-01-29T00:00:00
2019-01-07T10:14:04
2019-02-12T13:09:47
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortigen Beschwerden der Bezirksrevisorin beim Landgericht T&#252;bingen gegen die Verg&#252;tungsfestsetzungsbeschl&#252;sse des Rechtspflegers beim Amtsgericht Nagold vom 06.07.2001, 26.07.2001 und 08.01.2002 werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Kosten im Beschwerdeverfahren werden nicht erstattet.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> I. Gegenstand dieser Entscheidung sind von der Verfahrenspflegerin geltend gemachte Verg&#252;tungsanspr&#252;che. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Vater des Kindes hatte w&#228;hrend des bereits laufenden Scheidungsverfahrens einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Anordnung &#252;ber ein Umgangsrecht mit seinem Kind gestellt, weil die Mutter den Umgang verweigert hatte. Als auch ein vom Gericht vermittelter Umgang unter Betreuung durch den Kinderschutzbund an der erforderlichen Mitwirkung der Mutter scheiterte, bestellte das Amtsgericht - wie f&#252;r den Fall des Scheiterns des vereinbarten Umgangs angek&#252;ndigt - am 2.4.2001 die Verfahrenspflegerin f&#252;r das Kind und stellte fest, dass diese ihre T&#228;tigkeit berufsm&#228;&#223;ig aus&#252;be. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Verfahrenspflegerin nahm daraufhin Kontakt mit den Eltern auf, machte den damals etwa einj&#228;hrigen Sohn bei f&#252;nf Besuchsterminen mit sich vertraut und f&#252;hrte anschlie&#223;end in Abstimmung mit der Mutter f&#252;nf begleitete Umgangstermine zwischen Vater und Sohn durch. Nachdem die Mutter die von der Verfahrenspflegerin daraufhin bef&#252;rworteten unbegleiteten Umgangstermine ablehnte, wandte sich die Verfahrenspflegerin an das Amtsgericht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> In dem daraufhin vom Amtsgericht auf 05.07.2000 anberaumten Anh&#246;rungstermin, in dem die Verfahrenspflegerin ebenfalls unbegleitete Umgangstermine bef&#252;rwortete, erging ein Beschluss des Amtsgerichts, wonach ein von der Verfahrenspflegerin begleiteter Umgangstermin am 10.07.2001, ein von ihr noch teilweise begleiteter Umgangstermin am 13.07.2001 und zwei unbegleitete Umgangstermine ab 20.07.2001 bestimmt wurden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Nachdem die Mutter schon den Umgangstermin am 10.07.2001 vor Beginn abbrach und die Einlegung einer (sp&#228;ter wieder zur&#252;ckgenommenen) Beschwerde gegen die angeordneten Umgangstermine ank&#252;ndigte, verfasste die Verfahrenspflegerin einen sechsseitigen Bericht &#252;ber ihre bisherige T&#228;tigkeit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Mit Beschluss des Amtsgerichts vom 05.09.2001 wurden zwei weitere, von der Verfahrenspflegerin begleitete Umgangstermine zwischen Vater und Sohn bestimmt und drei weitere Umgangstermine, bei denen die Verfahrenspflegerin&#160;&#160; &#252;ber den Umfang der Begleitung entscheiden sollte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Mit Beschluss des Amtsgerichts vom 26.09.2001 wurde der Verfahrenspflegerin wegen zwischenzeitlicher Schwierigkeiten im Kontakt mit der Mutter gestattet, f&#252;r die begleiteten Umgangstermine selbst eine dritte Person zwischen zuschalten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Als weitere Umgangstermine wegen fehlender Mitwirkungsbereitschaft der Mutter nicht mehr vereinbart werden konnten, verh&#228;ngte das Gericht mit Beschluss vom 15.10.2001 gegen die Mutter ein Zwangsgeld in H&#246;he von 400,00 DM. Deren hiergegen eingelegte Beschwerde wies der 18. Zivilsenat des Oberlandesgerichts mit Beschluss vom 13.12.2001 auf Kosten der Mutter zur&#252;ck. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> F&#252;r ihre in diesem Zusammenhang geleistete T&#228;tigkeit in der Zeit vom 10.4.01 bis 18.10.01 stellte die Verfahrenspflegerin drei Verg&#252;tungsfestsetzungsantr&#228;ge &#252;ber 2.539,97 DM, 1.047,84 DM und 1.165,32 DM. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Der Rechtspfleger des Amtsgerichts hat diesen Antr&#228;gen bis auf die geltend gemachten Kosten f&#252;r die Inanspruchnahme einer kollegialen Beratung entsprochen und mit Beschl&#252;ssen vom 06.07.2001, 26.07.2001 und 08.01.2002 die aus der Staatskasse zu zahlende Verg&#252;tung der Verfahrenspflegerin mit 2.270,10 DM, 1.047,84 DM und 1.165,32 DM f&#252;r die geltend gemachten Zeitr&#228;ume festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Gegen diese Beschl&#252;sse richtet sich die sofortige Beschwerde der Bezirksrevisorin beim Landgericht. Sie beantragt, die Verg&#252;tung auf die Betr&#228;ge von 1.688,84 DM, 403,12 DM und 695,52 DM zu erm&#228;&#223;igen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Sie macht geltend, gesetzliche Aufgabe des Verfahrenspflegers als im Verfahren bestellter Vertreter des Kindes sei es im Hinblick auf den Interessenkonflikt der Eltern nur, die Interessen des Kindes zu erkennen und zu formulieren. Weitere Ermittlungen und eine Vermittlung zwischen den Beteiligten habe er dagegen nicht vorzunehmen. Dies sei vielmehr die Aufgabe des Gerichts selbst. Der Verfahrenspfleger m&#252;sse danach nur die Akten erhalten und Gerichtstermine wahrnehmen. Weiter gen&#252;ge es im Normalfall, wenn er Kontakt mit dem Kind selbst aufnehme. Je nach Alter des Kindes k&#246;nne es auch erforderlich sein, dass er weitere Erkundigungen &#252;ber die Beziehungen des Kindes zu seiner Umwelt einschlie&#223;lich seinen Eltern einziehe. Der Verfahrenspfleger sei jedoch weder Umgangspfleger f&#252;r das Kind noch Erg&#228;nzungspfleger im Rahmen der widerstreitenden Interessen der Eltern. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Daher seien die im vorliegenden Fall gef&#252;hrten sehr zahlreichen Gespr&#228;che mit den Eltern hier nicht erstattungsf&#228;hig. Der berechtigte Aufwand f&#252;r die Aktenanalyse, Anschreiben an die Eltern und einen ersten Kontakt mit diesen und Kontakte mit dem Gericht einschlie&#223;lich Anh&#246;rungstermine k&#246;nne nur mit dem o.g. Betr&#228;gen anerkannt werden, deren Festsetzung mit der Beschwerde nicht beanstandet werde. Ein Verfahrenspfleger m&#252;sse im Rahmen der selbst&#228;ndigen Gestaltung seiner T&#228;tigkeit auch darauf achten, dass ein unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Zeitaufwand vermieden werde. Unter diesem Gesichtspunkt sei es vorliegend auch nicht erforderlich gewesen, am 13.07.2001 eine ausf&#252;hrliche sozialp&#228;dagogische Stellungnahme zu fertigen. Die dargelegten Grunds&#228;tze entspr&#228;chen auch dem Stand der obergerichtlichen Rechtsprechung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Verfahrenspflegerin ist dem Rechtsmittel der Bezirksrevisorin entgegengetreten. Sie hat geltend gemacht, die Wahrnehmung der Verfahrenspflegschaft sei im Hinblick auf das Verhalten der Mutter hier sehr kompliziert gewesen. F&#252;r die gew&#252;nschten Umgangstermine seien sehr viele Absprachen erforderlich gewesen, die immer wieder nicht eingehalten worden seien. Die erfolgten Stellungnahmen seien notwendig und vom Gericht auch erwartet gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Der Rechtspfleger hat das Rechtsmittel der Bezirksrevisorin unter Nichtabhilfe mit Verf&#252;gung vom 17.04.2002 dem Oberlandesgericht zur Entscheidung vorgelegt. Die Entscheidung &#252;ber einen weiteren, von der Verfahrenspflegerin zwischenzeitlich eingereichten Verg&#252;tungsantrag hat er im Hinblick auf einen etwaigen R&#252;ckforderungsanspruch der Staatskasse im Zusammenhang mit der anstehenden Beschwerdeentscheidung zur&#252;ckgestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Das Hauptsacheverfahren wurde in der Zwischenzeit in der Rechtsmittelinstanz abgeschlossen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> II. Die sofortige Beschwerde der Bezirksrevisorin ist statthaft und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 56 g V, 22 I FGG). Mangels f&#246;rmlicher Zustellung der angefochtenen Festsetzungsentscheidungen wurde die zweiw&#246;chige Rechtsmittelfrist f&#252;r das gesetzlich an sich befristete Rechtsmittel nicht in Lauf gesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die f&#252;r eine Erstbeschwerde erforderliche Beschwer von &#252;ber 150,00 EUR liegt vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> In der Sache hat das Rechtsmittel jedoch keinen Erfolg. </td></tr></table> <div> <table><tr><td/></tr></table> </div></td></tr></table>
132,241
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8 WF 27 - 29/02; 8 WF 27/02; 8 WF 28/02; 8 WF 29/02
2003-01-29T00:00:00
2019-01-07T10:14:05
2019-02-12T13:09:47
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die sofortigen Beschwerden der Bezirksrevisorin beim Landgericht T&#252;bingen gegen die Verg&#252;tungsfestsetzungsbeschl&#252;sse des Rechtspflegers beim Amtsgericht Nagold vom 06.07.2001, 26.07.2001 und 08.01.2002 werden</p> <p>zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Kosten im Beschwerdeverfahren werden nicht erstattet.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> 1. Gegenstand dieser Entscheidung sind von der Verfahrenspflegerin geltend gemachte Verg&#252;tungsanspr&#252;che. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Vater des Kindes hatte w&#228;hrend des bereits laufenden Scheidungsverfahrens einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Anordnung &#252;ber ein Umgangsrecht mit seinem Kind gestellt, weil die Mutter den Umgang verweigert hatte. Als auch ein vom Gericht vermittelter Umgang unter Betreuung durch den Kinderschutzbund an der erforderlichen Mitwirkung der Mutter scheiterte, bestellte das Amtsgericht - wie f&#252;r den Fall des Scheiterns des vereinbarten Umgangs angek&#252;ndigt - am 2.4.2001 die Verfahrenspflegerin f&#252;r das Kind und stellte fest, dass diese ihre T&#228;tigkeit berufsm&#228;&#223;ig aus&#252;be. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Verfahrenspflegerin nahm daraufhin Kontakt mit den Eltern auf, machte den damals etwa einj&#228;hrigen Sohn bei f&#252;nf Besuchsterminen mit sich vertraut und f&#252;hrte anschlie&#223;end in Abstimmung mit der Mutter f&#252;nf begleitete Umgangstermine zwischen Vater und Sohn durch. Nachdem die Mutter die von der Verfahrenspflegerin daraufhin bef&#252;rworteten unbegleiteten Umgangstermine ablehnte, wandte sich die Verfahrenspflegerin an das Amtsgericht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> In dem daraufhin vom Amtsgericht auf 05.07.2000 anberaumten Anh&#246;rungstermin, in dem die Verfahrenspflegerin ebenfalls unbegleitete Umgangstermine bef&#252;rwortete, erging ein Beschluss des Amtsgerichts, wonach ein von der Verfahrenspflegerin begleiteter Umgangstermin am 10.07.2001, ein von ihr noch teilweise begleiteter Umgangstermin am 13.07.2001 und zwei unbegleitete Umgangstermine ab 20.07.2001 bestimmt wurden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Nachdem die Mutter schon den Umgangstermin am 10.07.2001 vor Beginn abbrach und die Einlegung einer (sp&#228;ter wieder zur&#252;ckgenommenen) Beschwerde gegen die angeordneten Umgangstermine ank&#252;ndigte, verfasste die Verfahrenspflegerin einen sechsseitigen Bericht &#252;ber ihre bisherige T&#228;tigkeit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Mit Beschluss des Amtsgerichts vom 05.09.2001 wurden zwei weitere, von der Verfahrenspflegerin begleitete Umgangstermine zwischen Vater und Sohn bestimmt und drei weitere Umgangstermine, bei denen die Verfahrenspflegerin &#252;ber den Umfang der Begleitung entscheiden sollte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Mit Beschluss des Amtsgerichts vom 26.09.2001 wurde der Verfahrenspflegerin wegen zwischenzeitlicher Schwierigkeiten im Kontakt mit der Mutter gestattet, f&#252;r die begleiteten Umgangstermine selbst eine dritte Person zwischen zuschalten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Als weitere Umgangstermine wegen fehlender Mitwirkungsbereitschaft der Mutter nicht mehr vereinbart werden konnten, verh&#228;ngte das Gericht mit Beschluss vom 15.10.2001 gegen die Mutter ein Zwangsgeld in H&#246;he von 400,00 DM. Deren hiergegen eingelegte Beschwerde wies der 18. Zivilsenat des Oberlandesgerichts mit Beschluss vom 13.12.2001 auf Kosten der Mutter zur&#252;ck. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> 2. F&#252;r ihre in diesem Zusammenhang geleistete T&#228;tigkeit in der Zeit vom 10.4.01 bis 18.10.01 stellte die Verfahrenspflegerin drei Verg&#252;tungsfestsetzungsantr&#228;ge &#252;ber 2.539,97 DM, 1.047,84 DM und 1.165,32 DM. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Der Rechtspfleger des Amtsgerichts hat diesen Antr&#228;gen bis auf die geltend gemachten Kosten f&#252;r die Inanspruchnahme einer kollegialen Beratung entsprochen und mit Beschl&#252;ssen vom 06.07.2001, 26.07.2001 und 08.01.2002 die aus der Staatskasse zu zahlende Verg&#252;tung der Verfahrenspflegerin mit 2.270,10 DM, 1.047,84 DM und 1.165,32 DM f&#252;r die geltend gemachten Zeitr&#228;ume festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> 3. Gegen diese Beschl&#252;sse richtet sich die sofortige Beschwerde der Bezirksrevisorin beim Landgericht. Sie beantragt, die Verg&#252;tung auf die Betr&#228;ge von 1.688,84 DM, 403,12 DM und 695,52 DM zu erm&#228;&#223;igen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Sie macht geltend, gesetzliche Aufgabe des Verfahrenspflegers als im Verfahren bestellter Vertreter des Kindes sei es im Hinblick auf den Interessenkonflikt der Eltern nur, die Interessen des Kindes zu erkennen und zu formulieren. Weitere Ermittlungen und eine Vermittlung zwischen den Beteiligten habe er dagegen nicht vorzunehmen. Dies sei vielmehr die Aufgabe des Gerichts selbst. Der Verfahrenspfleger m&#252;sse danach nur die Akten erhalten und Gerichtstermine wahrnehmen. Weiter gen&#252;ge es im Normalfall, wenn er Kontakt mit dem Kind selbst aufnehme. Je nach Alter des Kindes k&#246;nne es auch erforderlich sein, dass er weitere Erkundigungen &#252;ber die Beziehungen des Kindes zu seiner Umwelt einschlie&#223;lich seinen Eltern einziehe. Der Verfahrenspfleger sei jedoch weder Umgangspfleger f&#252;r das Kind noch Erg&#228;nzungspfleger im Rahmen der widerstreitenden Interessen der Eltern. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Daher seien die im vorliegenden Fall gef&#252;hrten sehr zahlreichen Gespr&#228;che mit den Eltern hier nicht erstattungsf&#228;hig. Der berechtigte Aufwand f&#252;r die Aktenanalyse, Anschreiben an die Eltern und einen ersten Kontakt mit diesen und Kontakte mit dem Gericht einschlie&#223;lich Anh&#246;rungstermine k&#246;nne nur mit dem o.g. Betr&#228;gen anerkannt werden, deren Festsetzung mit der Beschwerde nicht beanstandet werde. Ein Verfahrenspfleger m&#252;sse im Rahmen der selbst&#228;ndigen Gestaltung seiner T&#228;tigkeit auch darauf achten, dass ein unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Zeitaufwand vermieden werde. Unter diesem Gesichtspunkt sei es vorliegend auch nicht erforderlich gewesen, am 13.07.2001 eine ausf&#252;hrliche sozialp&#228;dagogische Stellungnahme zu fertigen. Die dargelegten Grunds&#228;tze entspr&#228;chen auch dem Stand der obergerichtlichen Rechtsprechung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Verfahrenspflegerin ist dem Rechtsmittel der Bezirksrevisorin entgegengetreten. Sie hat geltend gemacht, die Wahrnehmung der Verfahrenspflegschaft sei im Hinblick auf das Verhalten der Mutter hier sehr kompliziert gewesen. F&#252;r die gew&#252;nschten Umgangstermine seien sehr viele Absprachen erforderlich gewesen, die immer wieder nicht eingehalten worden seien. Die erfolgten Stellungnahmen seien notwendig und vom Gericht auch erwartet gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Der Rechtspfleger hat das Rechtsmittel der Bezirksrevisorin unter Nichtabhilfe mit Verf&#252;gung vom 17.04.2002 dem Oberlandesgericht zur Entscheidung vorgelegt. Die Entscheidung &#252;ber einen weiteren, von der Verfahrenspflegerin zwischenzeitlich eingereichten Verg&#252;tungsantrag hat er im Hinblick auf einen etwaigen R&#252;ckforderungsanspruch der Staatskasse im Zusammenhang mit der anstehenden Beschwerdeentscheidung zur&#252;ckgestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Das Hauptsacheverfahren wurde in der Zwischenzeit in der Rechtsmittelinstanz abgeschlossen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Die sofortige Beschwerde der Bezirksrevisorin ist statthaft und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 56 g V, 22 I FGG). Mangels f&#246;rmlicher Zustellung der angefochtenen Festsetzungsentscheidungen wurde die zweiw&#246;chige Rechtsmittelfrist f&#252;r das gesetzlich an sich befristete Rechtsmittel nicht in Lauf gesetzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die f&#252;r eine Erstbeschwerde erforderliche Beschwer von &#252;ber 150,00 EUR liegt vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> In der Sache hat das Rechtsmittel jedoch keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> 1. Der Senat teilt die &#252;berwiegend in der Rechtsprechung vertretene Auffassung, dass die vom Gesetzgeber normierte Aufgabe des Verfahrenspflegers darin besteht, im Streit der Eltern die Interessen des Kindes festzustellen und im Verfahren zur Geltung zu bringen. Dem vertretenen Kind soll so im Verfahren ein gesetzlicher Vertreter zur Durchsetzung seiner tats&#228;chlich formulierten oder zu ermittelnden Interessen und W&#252;nsche zur Seite stehen (vgl. BVerfG FamRZ 2000, 1280). Diese Aufgabe erfordert in je nach Alter des Kindes unterschiedlichem Umfang auch die F&#252;hrung von Gespr&#228;chen mit den Eltern und/oder anderen Bezugs- oder Auskunftspersonen. F&#252;r deren Verg&#252;tungsf&#228;higkeit gen&#252;gt eine gerichtliche Plausibilit&#228;tskontrolle. Die Verg&#252;tung des Verfahrenspflegers richtet sich grunds&#228;tzlich nach dem Zeitaufwand, der zur Erf&#252;llung der so umschriebenen Aufgabe erforderlich war. Dabei kann auch eine pauschalierende Betrachtung des Zeitaufwands in Betracht kommen. Insoweit wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den beigef&#252;gten, zur Ver&#246;ffentlichung bestimmten Senatsbeschluss vom 29.10.2002 (Az. 8 WF 20/2002) sowie auf den (den Beteiligten bekannten) Beschluss vom 10.9.2002 (8 WF 26/2002) Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 2. Anders liegt der Fall dann, wenn ein Verfahrenspfleger vom Gericht konkret mit T&#228;tigkeiten beauftragt wird, die &#252;ber den gesetzlich bestimmten Aufgabenbereich hinausgehen. In einem solchen Fall kann der bestellte Verfahrenspfleger, soweit er im Rahmen seiner Berufsaus&#252;bung bestellt wird, darauf vertrauen, dass die ihm vom Gericht &#252;bertragene T&#228;tigkeit auch verg&#252;tet wird. Seine Verg&#252;tung richtet sich dann nach dem erforderlichen Zeitaufwand f&#252;r die Erf&#252;llung der vom Gericht vorgegebenen Aufgabe. Dies hat der Senat bereits f&#252;r den Fall entschieden, dass ein Verfahrenspfleger vom Gericht mit der Auswahl einer geeigneten Einrichtung f&#252;r das Kind beauftragt wird (Beschl. v. 6.11.2000, Die Justiz 2002, 411 = OLGRep 2002,269; vgl. auch OLG Hamm FamRZ 2001, 1540). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Im vorliegenden Fall ist die Verfahrenspflegerin - wie sich aus den Akten ergibt - &#252;ber den gesetzlichen Aufgabenbereich hinaus vom Amtsgericht mehrfach mit der Betreuung von Umgangskontakten zwischen Vater und Kind beauftragt worden. Bereits bei der ersten Anh&#246;rung bestand Einigkeit zwischen Eltern und Gericht, dass weitere betreute Umgangsversuche zwischen Vater und Sohn stattfinden sollten. F&#252;r den Fall, dass die Mutter die Umgangsbetreuung durch den bereits vorgerichtlich eingeschalteten Kinderschutzbund nicht l&#228;nger zulassen wollte, hatte das Gericht die Zuziehung eines Verfahrenspflegers angek&#252;ndigt (Anh&#246;rungsprotokoll vom 09.03.2001) und mit Beschluss vom 2.4.2001 angeordnet. Die gerichtliche Beauftragung der Verfahrenspflegerin mit der Betreuung des Umgangs von Vater und (Klein-)Kind erfolgte teils konkludent, teils ausdr&#252;cklich und hat das Verfahren konkret gef&#246;rdert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Ob und inwieweit der Richter befugt ist, einen Verfahrenspfleger &#252;ber seinen gesetzlichen Aufgabenbereich hinaus auch f&#252;r T&#228;tigkeiten einzusetzen, die dem Wohl des Kindes und der Erreichung des Verfahrensziels dienlich sind und von den prim&#228;r zust&#228;ndigen Jugend&#228;mtern wegen zunehmender Personalknappheit praktisch nicht mehr wahrgenommen werden (k&#246;nnen), bedarf hier weder einer vertieften Er&#246;rterung noch einer Entscheidung. Ebenso kann hier offen bleiben, ob die Kosten einer solchen richterlich erweiterten Verfahrenspflegschaft &#252;ber &#167;&#167; 2 ff, 137 Nr. 16 KostO den beteiligten Eltern als Kostenschuldnern in Rechnung gestellt werden k&#246;nnen (was hier ohnehin nicht in Betracht kommt, da beiden Eltern Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlung bewilligt ist) oder aber nach &#167; 16 KostO zumindest teilweise unerhoben bleiben m&#252;ssen. Denn ein solches gerichtliches Vorgehen kann nicht zu Lasten der Verfahrenspflegerin gehen, die - jedenfalls f&#252;r die Vergangenheit - der Rechtm&#228;&#223;igkeit der richterlichen Anordnungen vertrauen darf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> F&#252;r die Zukunft wird die Verfahrenspflegerin jedoch darauf zu achten haben, ob die ihr vom Gericht angetragene T&#228;tigkeit noch im Rahmen ihres gesetzlichen Aufgabenbereichs liegt und damit einen Anspruch auf die gesetzliche Verg&#252;tung begr&#252;nden kann oder ob sie au&#223;erhalb dieses Bereichs liegt (vgl. zum Ganzen auch Bienwald, Verfahrenspflegschaft (2002) Rn 809ff; Keidel/Engelhardt, FG 15. Aufl. (2003), &#167; 50 Rn 5ff, 15ff). Letzteres h&#228;tte zur Folge, dass ein Verg&#252;tungsanspruch gegen die Staatskasse m&#246;glicherweise nicht besteht und jedenfalls die Eltern f&#252;r solche Kosten nicht in Anspruch genommen werden k&#246;nnen. Soweit die T&#228;tigkeit der Verfahrenspfleger &#252;ber ihren derzeitigen gesetzlichen Aufgabenbereich hinaus zum Wohl des Kindes f&#252;r die familiengerichtliche Praxis inzwischen als unverzichtbar erscheint, bedarf es zur Verg&#252;tung einer entsprechenden rechtlichen Grundlage. &#167; 50 FGG (iVm &#167;&#167; 67 Abs. 3, 56g FGG) in seiner derzeitigen Fassung ist daf&#252;r nach Ansicht des Senats zu schmal. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> 3. Die von der Verfahrenspflegerin auf der Grundlage des gerichtlichen Auftrags in Rechnung gestellte T&#228;tigkeit war danach hier nach Grund und H&#246;he nicht zu beanstanden, soweit der Rechtspfleger die Festsetzung vorgenommen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Es war bei dem zu Beginn knapp einj&#228;hrigen Kleinkind insbesondere auch zun&#228;chst erforderlich, dass die Verfahrenspflegerin das Kind mit sich selbst vertraut machte, bevor sie erste betreute Umgangstermine zwischen Vater und Kind zu organisieren begann. Die weitere Durchf&#252;hrung war aufgrund der dargelegten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den von der Mutter geltend gemachten Bef&#252;rchtungen in Bezug auf die Geeignetheit des Vaters &#228;u&#223;erst zeitaufwendig. Es erfolgte eine Vielzahl von R&#252;cksprachen insbesondere mit beiden Eltern und teilweise deren Anw&#228;lten. Auch musste schlie&#223;lich wegen zunehmender Verh&#228;rtung des Verh&#228;ltnisses zwischen Mutter und Verfahrenspflegerin, die schlie&#223;lich auch zur Verh&#228;ngung eines Zwangsgeldes durch das Amtsgericht gegen&#252;ber der Mutter f&#252;hrten, gem&#228;&#223; der ausdr&#252;cklichen gerichtlichen Erlaubnis von der Verfahrenspflegerin eine Mittelsperson f&#252;r die Organisation etwaiger unmittelbarer betreuter Umgangsversuche eingeschaltet werden, was auch den Zeitaufwand f&#252;r die Verfahrenspflegerin selbst noch erh&#246;hte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Einwendungen gegen die Erforderlichkeit des von der Verfahrenspflegerin insoweit nachvollziehbar in Rechnung gestellten Zeitaufwands hat die Bezirksrevisorin mit Ausnahme des Aufwands f&#252;r eine sozialp&#228;dagogische Stellungnahme vom 13.07.2001 auch nicht im einzelnen erhoben. Ein wie geschehen detaillierter Bericht war zum damaligen Zeitpunkt aufgrund des Abbruchs weiterer Umgangstermine durch die Mutter aber veranlasst, da das Gericht eine hinreichende sachliche Grundlage f&#252;r die Entscheidung &#252;ber sein weiteres Vorgehen ben&#246;tigte und den Bericht der Verfahrenspflegerin ausweislich der danach ergangenen Entscheidungen auch verwertet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> 4. Eine Zulassung der Rechtsbeschwerde kommt nicht in Betracht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Das vorliegende Beschwerdeverfahren ist gem. &#167; 11 KostO gerichtsgeb&#252;hrenfrei. F&#252;r die Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten besteht kein Anlass. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,232
olgkarl-2003-01-28-1-u-10502
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 105/02
2003-01-28T00:00:00
2019-01-07T10:14:03
2019-02-12T13:09:46
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 30. April 2002 - 2 O 148/01 - wird durch einstimmigen Beschluss gem&#228;&#223; &#167; 522 Abs. 2 ZPO zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kostenentscheidung bleibt dem Berufungsurteil vorbehalten.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Eine Entscheidung nach &#167; 522 Abs. 2 ZPO ist zul&#228;ssig, auch wenn mehrere Parteien Berufung gegen das Urteil des Landgerichts eingelegt haben und das Berufungsgericht nur eines der Rechtsmittel als unbegr&#252;ndet erachtet (vgl. Hannich/Meyer-Seitz, ZPO-Reform 2002, &#167; 522 Rdnr. 17; Gehrlein, Zivilprozessrecht nach der Zivilprozessreform 2002, &#167; 14 Rdnr. 50; Thomas/Putzo, ZPO 24. Aufl., &#167; 522 Rdnr. 21; a.A. Rimmelspacher in M&#252;Ko, ZPO-Reform, 2. Auflage, &#167; 522 Rdnr. 27). In der Begr&#252;ndung des Gesetzesentwurfes wird zwar ausgef&#252;hrt, es werde davon abgesehen, "eine Teilzur&#252;ckweisung zuzulassen" (BT-Drucksache 14/4722, S. 97). Damit war jedoch nur die Zur&#252;ckweisung eines Teils eines Rechtsmittels gemeint. Auch findet diese Ansicht im Gesetzeswortlaut keine St&#252;tze (Z&#246;ller/Gummer, ZPO, 23. Aufl., &#167; 522 Rdnr. 41). Deshalb sprechen sich f&#252;r die gleichwohl er&#246;ffnete M&#246;glichkeit einer Teilzur&#252;ckweisung bei mehreren Streitgegenst&#228;nden einer Berufung Z&#246;ller/Gummer (a.a.O) und Thomas/Putzo (a.a.O.) aus, sowie f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit eines Zur&#252;ckweisungsbeschlusses, wenn ein Teil der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt wurde und f&#252;r den Rest die Voraussetzungen des &#167; 522 Abs. 2 ZPO erf&#252;llt sind, Rimmelspacher in M&#252;Ko (a.a.O.). Jedenfalls ist es aber der Zur&#252;ckweisung eines Teiles einer Berufung nicht gleichzustellen, wenn mehrere Parteien (hier sowohl die Kl&#228;gerin als auch beide Beklagte) Berufung eingelegt haben und eines der Rechtsmittel (hier das der Beklagten) nach einstimmiger Senatsauffassung durch Beschluss insgesamt zur&#252;ckgewiesen wird. Sinn und Zweck der Zivilprozessrechtsreform liegen vor allem in der Beschleunigung des Berufungsverfahrens und in der Konzentration auf nicht v&#246;llig aussichtslose Rechtsmittel (vgl. zu diesem Gesetzesanliegen Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfs BT-Drucksache 14/4722, S. 97). Diese Ziele werden besser erreicht, wenn lediglich noch f&#252;r das restliche, nicht nach &#167; 522 Abs. 2 ZPO erledigte Rechtsmittelverfahren eine m&#252;ndliche Verhandlung stattfinden muss. Auch in dem Fall, in dem mehrere Rechtsmittel eingelegt werden, besteht f&#252;r die in erster Instanz teilweise obsiegende Partei, deren Obsiegen best&#228;tigt werden soll, das berechtigte Bed&#252;rfnis nach einer m&#246;glichst raschen abschlie&#223;enden Erledigung dieses Teils der Streitigkeit. Wenn wie vorliegend das Vorbringen des Berufungskl&#228;gers - auch unter Ber&#252;cksichtigung seiner Ausf&#252;hrungen als Berufungsbeklagter - seiner eigenen Berufung voraussichtlich auch nach einer m&#252;ndlichen Verhandlung nicht zum Erfolg verhelfen kann, so ist diese gem&#228;&#223; &#167; 522 Abs. 2 ZPO zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Mit Beschluss vom 26.11.2002, auf den wegen aller Einzelheiten Bezug genommen wird, hat der Senat die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 522 Abs. 2 Satz 2 ZPO auf die beabsichtigte Zur&#252;ckweisung der Berufung und die Gr&#252;nde hierf&#252;r hingewiesen. Die Stellungnahme des Beklagten als Berufungsf&#252;hrer f&#252;hrt zu keiner anderen Beurteilung der Voraussetzungen. Erg&#228;nzend ist folgendes auszuf&#252;hren: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> 1. Der Rechtsstreit hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung und weder zur Rechtsfortbildung noch zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung ist vorliegend eine Entscheidung des Berufungsgerichts erforderlich (&#167; 522 Abs. 2 Nr. 2 und 3 ZPO). Grunds&#228;tzliche Bedeutung liegt vor, wenn die der Sache zugrunde liegende Rechtsfrage auch k&#252;nftig wiederholt auftreten wird und wenn &#252;ber ihre Beantwortung in der Rechtsprechung unterschiedliche Auffassungen vertreten werden; allein die wirtschaftliche Bedeutung f&#252;r die Parteien gen&#252;gt nicht (vgl. Z&#246;ller/Gummer, ZPO a.a.O., &#167; 522, Rdnr. 37). Eine Entscheidung ist zur Fortbildung des Rechts erforderlich, wenn der Einzelfall Veranlassung gibt, Leits&#228;tze f&#252;r die Auslegung von Gesetzesbestimmungen des materiellen oder des Verfahrensrechts aufzuzeigen oder Gesetzesl&#252;cken zu schlie&#223;en. Zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung ist eine Entscheidung dann geboten, wenn wegen unterschiedlicher Entwicklung der Rechtsprechung oder wegen Abweichung von h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung Rechtsunsicherheit zu bef&#252;rchten ist (Z&#246;ller/Gummer, ZPO a.a.O., &#167; 522, Rdnr. 37 f; &#167; 543 Rdnr. 11-13). Keine dieser Voraussetzungen ist gegeben. Es ist nicht ausreichend, dass es im Bereich der Prospekthaftung allgemeine Rechtsprobleme gibt, die noch obergerichtlicher oder h&#246;chstrichterlicher Kl&#228;rung bed&#252;rfen. Die grunds&#228;tzliche Bedeutung einer Rechtssache kann nur anhand der im Einzelfall zu entscheidenden Rechtsfragen bejaht werden. Hier haften die Beklagten aber jedenfalls nach &#167; 823 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 263 StGB, weil der Beklagte Ziffer 1 nach unstreitigem Vortrag der Wahrheit zuwider angegeben hatte, seine Erfindung sei bereits in 80 L&#228;ndern der Erde patentiert worden. Dies ber&#252;hrt keine Frage von grunds&#228;tzlicher Bedeutung, sondern erfordert(e) lediglich eine Einzelfallentscheidung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 2. Der Senat sieht den Zeitpunkt der Anlageentscheidung als f&#252;r den Schaden ma&#223;geblich an. Aus diesem Grund kommt es, auch f&#252;r die Frage eines Mitverschuldens der Kl&#228;gerin, nicht darauf an, ob sich ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer aufgrund der besonderen N&#228;he zur S. nach der verbindlichen Anlageentscheidung &#252;ber die einzelnen Umst&#228;nde h&#228;tte Kenntnis verschaffen k&#246;nnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 3. Eine Kostenentscheidung wird zusammen mit der Entscheidung &#252;ber die Berufung der Kl&#228;gerin ergehen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,233
olgkarl-2003-01-28-10-va-1002
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 VA 10/02
2003-01-28T00:00:00
2019-01-07T10:14:03
2019-02-12T13:09:46
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag vom 30.08.2002 auf gerichtliche Entscheidung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>3. Der Gesch&#228;ftswert wird auf EUR 3.000,- festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Antrag der Antragstellerin auf gerichtliche Entscheidung ist gem. &#167; 23 EGGVG zul&#228;ssig. Bei der Entscheidung des Oberlandesgerichtspr&#228;sidenten &#252;ber die Befreiung von der Beibringung des Ehef&#228;higkeitszeugnisses gem. &#167; 1309 BGB - hier: Bescheid des Pr&#228;sidenten des Oberlandesgerichts Karlsruhe vom 16.07.2002 (Az:), der Antragstellerin zugestellt am 08.08.2002 - handelt es sich um einen Akt der Justizverwaltung (vgl. Palandt/Bruderm&#252;ller, BGB, 62. Aufl., &#167; 1309 Rn. 11). Wird die Befreiung, wie im vorliegenden Fall, versagt, kann die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung in dem Verfahren gem. &#167;&#167; 23 ff. EGGVG nachgepr&#252;ft werden (vgl. Palandt/Bruderm&#252;ller, a.a.O. &#167; 1309 Rn. 14; Kissel, GVG, 3. A. &#167; 23 EGGVG Rn. 118).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Auch die &#252;brigen Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen sind gegeben, insbesondere ist der Antrag form- und fristgerecht gem. &#167; 26 EGGVG eingegangen. Zwar ist ein Antrag auf gerichtliche Entscheidung gem. &#167; 24 EGGVG nur zul&#228;ssig, wenn der Antragsteller geltend macht, durch die Ma&#223;nahme oder ihre Ablehnung oder Unterlassung in seinen Rechten verletzt zu sein. Im vorliegenden Fall enth&#228;lt der Antrag keinerlei Begr&#252;ndung. Die behauptete Rechtsverletzung ergibt sich allerdings schon aus der Behauptung, dass der begehrte Befreiungsantrag abgelehnt wurde (vgl. Z&#246;ller/Gummer, ZPO 23. Aufl., &#167; 26 EGGVG Rn. 2).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung ist aber nicht begr&#252;ndet. Zu Recht hat der Pr&#228;sident des Oberlandesgerichts die Befreiung der Antragstellerin von der Beibringung eines Ehef&#228;higkeitszeugnisses gem. &#167; 1309 Abs. 2 BGB abgelehnt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Zur Begr&#252;ndung verweist der Senat nach eigener, eingehender &#220;berpr&#252;fung der Sach- und Rechtslage auf die Gr&#252;nde des angefochtenen Bescheids und nimmt auf diese zwecks Vermeidung von Wiederholungen Bezug. Eine Auseinandersetzung der Antragstellerin mit dieser Begr&#252;ndung ist nicht erfolgt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Auch der Senat vertritt die Auffassung, dass die Voraussetzungen f&#252;r die beantragte Befreiung hier nicht gegeben sind. Eine Befreiung von dem Erfordernis der Beibringung eines Ehef&#228;higkeitszeugnisses kommt bei Angeh&#246;rigen solcher Staaten in Betracht, deren innere Beh&#246;rden keine Ehef&#228;higkeitszeugnisse ausstellen (&#167; 1309 Abs. 2 S. 2 BGB). Zu diesen Staaten geh&#246;rt auch Thailand, der Heimatstaat der Antragstellerin. &#220;ber das Standesamt E. hat daher die Antragstellerin eine Befreiung von der Vorschrift des &#167; 1309 Abs. 1 BGB beantragt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Bei der Pr&#252;fung des Antrags tritt der Pr&#228;sident des Oberlandesgerichts an die Stelle der in &#167; 1309 Abs. 1 BGB genannten ausl&#228;ndischen Beh&#246;rde und hat zu pr&#252;fen, ob sich aus dem Heimatrecht der Antragstellerin ein der Eheschlie&#223;ung entgegenstehendes Eheverbot ergibt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Die Antragstellerin hat die thail&#228;ndische Staatsangeh&#246;rigkeit. Nach thail&#228;ndischen Recht liegt aber das Eheverbot der Gleichgeschlechtlichkeit vor.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Auch der Senat vertritt die Auffassung, dass analog Art. 7 EGBGB sich die Geschlechtszugeh&#246;rigkeit im rechtlichen Sinne nach vollzogener operativer Geschlechtsumwandlung nach dem Personalstatut richtet (vgl. auch Palandt/Heldrich, BGB 62.A. Art. 7 EGBGB Rn. 6). Demgem&#228;&#223; ist f&#252;r die Frage, welchem Geschlecht die Antragstellerin angeh&#246;rt, thail&#228;ndisches Recht ma&#223;geblich. Danach hat die Antragstellerin auch nach vollzogener operativer Geschlechtsumwandlung rechtlich das Geschlecht behalten, das sie von Geburt an hatte, so dass sie nach thail&#228;ndischem Recht ein Mann geblieben ist und ihr die Eheschlie&#223;ung mit einem Mann untersagt ist. Von diesem Eheverbot kann nicht im Rahmen des &#167; 1309 BGB Befreiung erteilt werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Daran &#228;ndert auch nichts die Tatsache, dass nach dem deutschen Transsexuellengesetz unter bestimmten Voraussetzungen die Feststellung der Geschlechtszugeh&#246;rigkeit einer Person mit allen daraus folgenden rechtlichen Konsequenzen abweichend von dem Geburtseintrag erfolgen kann (&#167;&#167; 8, 10 des Transsexuellengesetz vom 10.09.1980, BGB I S. 1654, in der Folge: TSG). Zwar kann es der ordre public - Art. 6 EGGBG - gebieten, im Rahmen des &#167;1309 BGB Befreiung zu erteilen, wenn das ausl&#228;ndische Recht eine Eheschlie&#223;ung verbietet, die mit wesentlichen Grunds&#228;tzen des deutschen Rechts unvereinbar w&#228;re (Palandt/Bruderm&#252;ller, BGB 62. A. &#167; 1309 Rn. 13 mit verschiedenen, nicht einschl&#228;gigen Beispielen).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Die Frage, ob der ordre public es gebietet, auf das deutsche Transsexuellengesetz zur&#252;ckzugreifen, stellt sich aber jedenfalls solange nicht, wie die Antragstellerin nicht eine Entscheidung des zust&#228;ndigen Amtsgerichts gem. &#167;&#167; 2, 8 TSG herbeigef&#252;hrt hat. Denn zun&#228;chst m&#252;sste in dem nach dem Transsexuellengesetz vorgeschriebenen Verfahren gepr&#252;ft werden, ob die Antragstellerin nach deutschem Recht &#252;berhaupt die Voraussetzungen f&#252;r die Feststellung der weiblichen Geschlechtszugeh&#246;rigkeit erf&#252;llt. Nur eine dahingehende positive Entscheidung des Amtsgerichts hat nach deutschem Recht ab ihrer Rechtskraft zur Folge, dass das im Geburtseintrag der betroffenen Person angegebene Geschlecht nicht mehr ma&#223;geblich ist, die Rechtsstellung sich vielmehr nach dem neuen Geschlecht richtet, &#167; 10 Abs. 1 TSG. Ob die Frage, der Geschlechtszugeh&#246;rigkeit der Antragstellerin sich nach deutschem materiellen Recht anders als nach thail&#228;ndischem Recht beantwortet, h&#228;ngt also von einer derartigen amtsgerichtlichen Entscheidung ab. Mithin kann keinesfalls bevor eine solche Entscheidung vorliegt festgestellt werden, ob das thail&#228;ndische Recht im Fall der Antragstellerin zu einem Ergebnis f&#252;hrt, das mit wesentlichen Grunds&#228;tzen des deutschen Rechts offensichtlich unvereinbar ist.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Daran &#228;ndert auch nichts die Tatsache, dass die Antragstellerin, weil sie nicht unter das deutsche Personalstatut f&#228;llt, nicht zu dem Personenkreis z&#228;hlt, f&#252;r den gem. &#167; 8 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 TSG das genannte Gesetz gilt. Denn dann, wenn der Pr&#228;sident des Oberlandesgerichts die Befreiung erteilen w&#252;rde, weil er die Beschr&#228;nkung des Transsexuellengesetzes auf Transsexuelle mit deutschem Personalstatut f&#252;r verfassungswidrig erachtete, w&#252;rde er sich, wie zuletzt das Kammergericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat (Bescheid vom 10. Juni 2002, StAZ 2002, 307, 308), &#252;ber die Entscheidung des Gesetzgebers, dass die Beantwortung der Frage der Geschlechtszugeh&#246;rigkeit bei Personen, die dem deutschen Personalstatut nicht unterfallen, deren Heimatstaat vorbehalten bleiben soll, hinwegsetzen und sich damit eine Verwerfungskompetenz anma&#223;en, die nicht einmal Fachgerichten zust&#252;nde. Denn diese m&#252;ssen, wenn sie eine Rechtsnorm f&#252;r verfassungswidrig halten und die Entscheidung darauf beruht, gem&#228;&#223; Art. 100 Abs. 1 GG das Verfahren aussetzen und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts oder des Landesverfassungsgerichts einholen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Die Feststellung der Verfassungswidrigkeit des deutschen Transsexuellengesetzes kann mithin nur im Rahmen eines Verfahrens nach &#167; 8, 2 TSG vor dem zust&#228;ndigen Amtsgericht erfolgen, das ggf. eine entsprechende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gem. Art. 100 GG einzuholen hat; andernfalls bleibt f&#252;r die Antragstellerin letztlich nur der Weg der Verfassungsbeschwerde nach Ersch&#246;pfung des Rechtsweges.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Zu Recht hat daher der Pr&#228;sident des Oberlandesgerichts die beantragte Befreiung nicht erteilt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Der sich dagegen richtende Antrag gem. &#167; 23 EGGVG war somit abzulehnen. Nach &#167; 30 EGGVG i.V.m. &#167; 2 Nr. 1 KostO ist die Antragstellerin Kostenschuldner. Der Gesch&#228;ftswert war gem. &#167;&#167; 30 Abs. 3 EGGVG, 30 Abs. 2 KostO festzusetzen.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,235
olgstut-2003-01-28-4-w-2202
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 W 22/02
2003-01-28T00:00:00
2019-01-07T10:14:03
2019-02-12T13:09:46
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Landgerichts Stuttgart vom 26.03.2002 (17 O 54/02) wird kostenpflichtig</p> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong>zur&#252;ckgewiesen.</strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <p>Beschwerdewert: EUR 100.000,&#8211;</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Das Landgericht Stuttgart hat der Antragstellerin nach &#252;bereinstimmender Erledigungserkl&#228;rung die Kosten des Verfahrens gem&#228;&#223; &#167; 91 a Abs. 1 Satz 2 ZPO auferlegt, da der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung keinen Erfolg gehabt h&#228;tte. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die dagegen eingelegte sofortige Beschwerde der Antragstellerin ist zul&#228;ssig aber unbegr&#252;ndet. Ebenso wie das Landgericht ist auch der Senat der Auffassung, dass der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung nach dem Sach- und Streitstand zum Zeitpunkt der &#252;bereinstimmenden Erledigungserkl&#228;rungen der Parteien zur&#252;ckzuweisen gewesen w&#228;re. Die Antragstellerin hat nicht glaubhaft gemacht, dass die angegriffenen Presseerkl&#228;rungen vom 11.01., 22.01. und 28.01.2002 von ihrer Form oder ihrem Inhalt her rechtswidrig waren. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="3"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Antragsgegnerin war nach &#167; 1 IHKG erm&#228;chtigt, die von der Antragstellerin beanstandeten Presseerkl&#228;rungen zu ver&#246;ffentlichen. Nach dieser Vorschrift ist es u. a. Aufgabe der Industrie- und Handelskammern, die Interessen der zugeh&#246;rigen Gewerbetreibenden ihres Bezirks wahrzunehmen und f&#252;r die Wahrung von Sitte und Anstand des ehrbaren Kaufmannes zu wirken. Aus der Regelung des &#167; 8 UWG ergibt sich, dass den Industrie- und Handelskammern auch Befugnisse bei der &#220;berwachung von R&#228;umungsverk&#228;ufen einger&#228;umt werden. Eine ausdr&#252;ckliche Erm&#228;chtigung zur Ver&#246;ffentlichung von Pressemitteilungen ist darin zwar nicht enthalten. Allerdings ergibt sich daraus nicht schon im Umkehrschluss, dass die Handlungsm&#246;glichkeiten der Industrie- und Handelskammern in Bezug auf R&#228;umungsverk&#228;ufe auf die im UWG vorgesehenen Ma&#223;nahmen beschr&#228;nkt sind. Nach der neuesten Rechtsprechung des BVerfG (vgl. NJW 2002, 2621) zielt die Rechtsordnung auf die Erm&#246;glichung eines hohen Ma&#223;es an markterheblichen Informationen und damit auf Markttransparenz. Dem dienen etwa die rechtlichen Vorkehrungen zur Bek&#228;mpfung des unlauteren Wettbewerbs, die Festlegung von Werberegeln und Ma&#223;nahmen des Verbraucherschutzes, der vor allem durch Bereitstellung von Informationen bewirkt wird. K&#246;nnen Aufgaben der Regierung oder der Verwaltung mittels &#246;ffentlicher Information wahrgenommen werden, liegt in der Aufgabenzuweisung grunds&#228;tzlich auch eine Erm&#228;chtigung zum Informationshandeln (BVerfG, a. a. O.). Demnach war die Antragsgegnerin befugt, zumindest im Rahmen der ihr nach &#167; 1 IHKG zugewiesenen Aufgaben durch Pressemitteilungen die beteiligten Kreise &#252;ber ihre Beanstandungen im Hinblick auf den streitgegenst&#228;ndlichen R&#228;umungsverkauf zu informieren.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="4"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Antragstellerin hat die Voraussetzungen des von ihr geltend gemachten Unterlassungsanspruches nicht glaubhaft gemacht. Aufgrund der von beiden Parteien vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen sowie den Gutachten der jeweils beauftragen Sachverst&#228;ndigen l&#228;sst sich im summarischen Verfahren der einstweiligen Verf&#252;gung nicht feststellen, dass die Antragsgegnerin in den beanstandeten Pressemitteilungen unzutreffende oder unwahre Behauptungen aufgestellt h&#228;tte. Auch die von der Antragsgegnerin verwendete Form der Darstellung ist im Ergebnis nicht zu beanstanden.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="5"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der Antrag der Antragstellerin, die Pressemitteilungen vom 11.01., 22.01. und 28.01.2002 vollst&#228;ndig zu verbieten, ist bereits zu weitgehend. Die Antragstellerin beanstandet lediglich einzelne Passagen dieser Pressemitteilungen (bzgl. der Preisgestaltung der Antragstellerin) und behauptet, diese seien unrichtig und unsachlich und verstie&#223;en gegen den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz. Soweit die Antragsgegnerin allerdings im &#252;brigen &#252;ber den R&#228;umungsverkauf bei der Antragstellerin und die zwischen den Parteien entstandene Auseinandersetzung berichtet, die auch von Seiten der Antragstellerin am 22.01.2002 durch eine Zeitungsanzeige (vgl. Anlage AG 8) &#246;ffentlich gemacht wurde, ist nicht ersichtlich, in wie weit dadurch bereits eine Verletzung der Rechte der Antragstellerin begr&#252;ndet sein k&#246;nnte. Der Verf&#252;gungsantrag h&#228;tte deshalb bereits aus diesem Grund keinen vollst&#228;ndigen Erfolg haben k&#246;nnen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="6"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Unwahrheit der von der Antragsgegnerin aufgestellten Behauptungen in Bezug auf die Preisgestaltung und R&#228;umungsverkaufsrabatte der Antragstellerin ist nicht nachgewiesen. Durch die vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen des Rechtsassessors W sowie der Gutachter U und B, nebst deren schriftlichen Gutachten einerseits, sowie die Gutachten der Sachverst&#228;ndigen We, L und Br andererseits, l&#228;sst sich im vorliegenden Verfahren nicht abschlie&#223;end kl&#228;ren, ob die Preisgestaltung der Antragstellerin tats&#228;chlich &#252;berh&#246;ht war und damit eine unzutreffende Darstellung durch die Antragsgegnerin in deren Presseerkl&#228;rungen erfolgte.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="7"/> F&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Pressemitteilung einer Beh&#246;rde ist grunds&#228;tzlich zu verlangen, dass diese ihrem Inhalt nach richtige Informationen enth&#228;lt und dass der Sachverhalt vor seiner Ver&#246;ffentlichung im Rahmen des M&#246;glichen sorgsam und unter Nutzung der verf&#252;gbaren Informationsquellen, ggf. auch unter Anh&#246;rung Betroffener aufgekl&#228;rt worden ist (vgl. BVerfG, a. a. O.; BGH, NJW 1989, 99; OLG Stuttgart, OLGR 2002, 309, 311). Die Antragstellerin hat nicht glaubhaft gemacht, dass die Antragsgegnerin diesen Voraussetzungen nicht nachgekommen w&#228;re. Die Pressemitteilung vom 11.01.2002 weist auf die Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen U und B hin, die die Preisgestaltung der Antragstellerin am 20.12.2001 und am 09.01.2002 als &#252;berh&#246;ht im Hinblick auf die &#252;bliche Preisgestaltung in Baden-W&#252;rttemberg bewerteten. Aus der Pressemitteilung wird deutlich, dass nicht der gesamte Warenbestand untersucht, sondern lediglich Stichproben genommen wurden, von denen wiederum nur eine Anzahl von 31 dokumentiert wurde. Soweit im &#252;brigen die Behauptung aufgestellt wurde, eine Reduzierung habe bei ca. 60% der &#252;berpr&#252;ften Teppiche &#252;berhaupt nicht vorgelegen, wird dies von Rechtsassessor W in dessen eidesstattlicher Versicherung best&#228;tigt. Eine Pr&#252;fung der Richtigkeit dieser bestrittenen Behauptung ist im Verf&#252;gungsverfahren dann nicht mehr erfolgt. Kenntnis von den aufgeh&#228;ngten Schildern mit Hinweisen auf gew&#228;hrte prozentuale Rabatte hatte die Antragsgegnerin fr&#252;hestens mit Schreiben des Bevollm&#228;chtigten der Antragstellerin vom 13.01.2002 (Anlage AG 3) erhalten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="8"/> Auch bzgl. der Pressemitteilungen vom 22.01. und 28.01.2002 sind keine unwahren Behauptungen der Antragsgegnerin glaubhaft gemacht. In diesen Pressemitteilungen wird vielmehr in erster Linie nochmals auf die Preisgestaltung, die bereits Gegenstand der Pressemitteilung vom 11.01.2002 gewesen ist, Bezug genommen und damit auf die von der Antragstellerin in ihrer Zeitungsanzeigen vom 22.01.2002 erhobenen Vorw&#252;rfe gegen&#252;ber der Antragsgegnerin reagiert. Ausdr&#252;cklich wird darauf hingewiesen, dass der Antragsgegnerin die aktuelle Preisgestaltung nicht bekannt sei. Dasselbe gilt im Prinzip auch f&#252;r die Pressemitteilung vom 28.01.2002, in welcher seitens der Antragsgegnerin keine neuen Vorw&#252;rfe gegen&#252;ber der Antragstellerin erhoben wurden, sondern vielmehr erkl&#228;rt wurde, aufgrund welcher Beanstandungen es letztlich zu der &#246;ffentlich gef&#252;hrten Auseinandersetzung zwischen den Parteien kam. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="9"/> Da der Antragsgegnerin nach dem Sach- und Streitstand zum Zeitpunkt der Erledigung des Verfahrens nicht vorgeworfen werden kann, ihre Pressemitteilungen aufgrund unsorgf&#228;ltiger Recherchen ver&#246;ffentlicht zu haben und sie sich bei ihrem Handeln auf die Wahrnehmung berechtigter Interessen (&#167; 193 StGB) berufen kann, tr&#228;gt die Antragstellerin die Glaubhaftmachungs- und Beweislast f&#252;r die Unwahrheit der aufgestellten Behauptungen (vgl. Prinz/Peters, Medienrecht, Rn. 381). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="10"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">c)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Antragsgegnerin war auch nicht verpflichtet, ihre Pressemitteilungen nach deren erstmaligen Erscheinen nicht weiter zu verbreiten, aus dem Internet zu entfernen oder zu berichtigten, weil die Antragstellerin zwischenzeitlich auf die darin enthaltenen Beanstandungen reagiert hatte. Lediglich eine im Nachhinein als unrichtig erkannte Information, die f&#252;r das Marktverhalten weiter von Belang ist, muss korrigiert werden oder es muss deren Weiterverbreitung unterbleiben (vgl. BVerfG, NJW 2002, 2621). Aus der eindeutigen Formulierung der (jeweils datierten) Pressemitteilungen ergibt sich, dass damit lediglich die Preisgestaltung bezogen auf den 09.01.2002 beanstandet wurde. Sinn und Zweck der Mitteilung war es, potenzielle Kunden der Antragstellerin und Wettbewerber auf die nach Auffassung der Antragsgegnerin &#252;berwiegend &#252;berh&#246;hten Preise des R&#228;umungsverkaufes hinzuweisen und deren Aufmerksamkeit insoweit zu sch&#228;rfen. Dieser Zweck war auch nach der Erstver&#246;ffentlichung weiter gegeben und insbesondere nach den &#246;ffentlich erhobenen Vorw&#252;rfen der Antragstellerin durfte sich die Antragsgegnerin ihrerseits durch die nachfolgenden Presseerkl&#228;rungen zur Wehr setzen. Nach der eidesstattlichen Versicherung des Herrn W hat es nach dem 14.01.2002 auch einen "nie da gewesenen Ansturm an Verbraucherbeschwerden" gegeben.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="11"/> Im &#252;brigen kann von der Antragsgegnerin grunds&#228;tzlich nicht verlangt werden, die Richtigkeit fr&#252;herer Ver&#246;ffentlichungen fortlaufend zu &#252;berpr&#252;fen, entscheidend ist vielmehr deren Wahrheitsgehalt zum Zeitpunkt der erstmaligen Ver&#246;ffentlichung. Die Antragsgegnerin hat in den Pressemitteilungen vom 22.01. und 28.01.2002 aber auch nicht behauptet, dass die Beanstandungen vom 11.01.2002 fortbestehen w&#252;rden, sondern korrekt darauf verwiesen, dass zumindest nach den Gutachten der von der Antragstellerin beauftragten Sachverst&#228;ndigen die Preise dem orts&#252;blichen Niveau entspr&#228;chen und sogar ausdr&#252;cklich das von der Antragstellerin nachtr&#228;glich einger&#228;umte R&#252;ckgaberecht erw&#228;hnt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt" class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="12"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">d)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Schlie&#223;lich w&#228;re das Unterlassungsbegehren der Antragstellerin auch nicht aufgrund der von der Antragsgegnerin gew&#228;hlten Darstellungsform oder wegen eines Versto&#223;es gegen das &#220;berma&#223;verbot begr&#252;ndet gewesen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="13"/> Grunds&#228;tzlich unterliegen &#196;u&#223;erungen von Hoheitstr&#228;gern besonderen Schranken. So m&#252;ssen auch marktbezogene Informationen dem Sachlichkeitsgebot entsprechen und d&#252;rfen auch bei an sich zutreffendem Inhalt weder unsachlich noch herabsetzend formuliert sein (vgl. BVerfG, NJW 2002, 2621; VGH Mannheim, NJW 1986, 340). Dies schlie&#223;t es allerdings nicht aus, dass auch hoheitlich t&#228;tige Stellen deutliche Worte gebrauchen, wobei die Grenze aber in der willk&#252;rlichen, auch bei Zugrundelegung des Standpunktes des &#196;u&#223;ernden unn&#246;tigen Herabsetzung liegt (VGH Mannheim, a. a. O.). Nach Auffassung des Senats ist diese Grenze vorliegend nicht &#252;berschritten. Dies folgt zum einen bereits daraus, dass es sich bei der Antragsgegnerin als rechtlich verselbst&#228;ndigten Teil der Wirtschaftsverwaltung und als Interessenvertretung aller Gewerbetreibender um eine Institution handelt, an welche von vorneherein nicht die gleichen Anforderungen im Hinblick auf das Sachlichkeitsgebot wie bei den &#252;brigen Beh&#246;rden der unmittelbaren Staatsverwaltung gestellt werden k&#246;nnen. Insbesondere ist vorliegend aber andererseits zu ber&#252;cksichtigen, dass die Pressemitteilungen im wesentlichen sachlich formuliert sind und nur in den von der Antragstellerin ausdr&#252;cklich beanstandeten Passagen in ironisierender Weise auf die in den Anzeigen der Antragstellerin bewusst verwendeten rhetorischen Mittel zur&#252;ckgegriffen wird. Nachdem die Ank&#252;ndigung derartiger R&#228;umungsverk&#228;ufe von Orientteppichgesch&#228;ften &#8211; wie gerichtsbekannt ist &#8211; &#252;blicherweise mit recht rei&#223;erischen Werbema&#223;nahmen erfolgt, liegt es nahe, in Bezug auf die angebotene Handelsware die nach Auffassung der Antragsgegnerin &#252;berh&#246;hten Preise in rhetorischer Weise mit orientalischen M&#228;rchen in Zusammenhang zu bringen. Die Antragstellerin hat sich mit ihren weitgehenden Anpreisungen zielgerichtet in die &#214;ffentlichkeit begeben und hat es daher grunds&#228;tzlich hinzunehmen, dass sie an ihren eigenen Versprechungen gemessen wird. Ein Versto&#223; gegen das Sachlichkeitsgebot liegt nicht schon alleine deshalb vor, wenn dies durch eine hoheitlich handelnde K&#246;rperschaft in ironisierender Weise geschieht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="14"/> Im &#252;brigen ist nicht zu erkennen, dass der von der Antragsgegnerin beabsichtigte Erfolg &#8211; Warnung von Verbrauchern und Wettbewerbern &#8211; hier offensichtlich au&#223;er Verh&#228;ltnis zu den auf Seiten der Antragstellerin drohenden Nachteilen steht, zumal mit den Presseerkl&#228;rungen keinerlei Aufruf zum Boykott des R&#228;umungsverkaufes oder zu einem sonstigen bestimmten Verhalten der angesprochenen Kreise verbunden war (vgl. OLG Stuttgart, OLGR 2002, 309, 311). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="15"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die sofortige Beschwerde der Antragstellerin ist daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</td> </tr> </table> </td></tr></table>
132,236
olgstut-2003-01-28-5-ws-752002-5-ws-7
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 Ws 75/2002; 5 Ws 75/02
2003-01-28T00:00:00
2019-01-07T10:14:04
2019-02-12T13:09:46
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde des Angeklagten gegen den Beschluss des Landgerichts Stuttgart vom 16. Oktober 2002, durch den der Wiedereinsetzungsantrag des Angeklagten als unzul&#228;ssig verworfen wurde, wird als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p>Es wird davon abgesehen, dem Angeklagten die Kosten des Beschwerdeverfahrens aufzuerlegen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Angeklagte hatte gegen seine Verurteilung durch die Jugendrichterin des Amtsgerichts B&#246;blingen vom 19. M&#228;rz 2002 rechtzeitig Berufung eingelegt. Diese wurde durch Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 22. August 2002, dem Verteidiger zugestellt am 06. September 2002, gem&#228;&#223; &#167; 329 Abs. 1 StPO verworfen, weil der Angeklagte der Berufungshauptverhandlung trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung unentschuldigt ferngeblieben sei; die Terminsladung war ihm am 20. Juni 2002 durch Niederlegung zugestellt worden. Das durch Verteidigerschriftsatz am 12. September 2002 beim Landgericht eingegangene Wiedereinsetzungsgesuch des Angeklagten hat die Jugendkammer mit Beschluss vom 16. Oktober 2002 als unzul&#228;ssig verworfen. Hiergegen wendet sich der Verteidiger namens des Beschwerdef&#252;hrers mit der rechtzeitig eingegangenen sofortigen Beschwerde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Angeklagte sei entsprechend seiner seit 04. Dezember 2000 bestehenden Ausreisepflicht vor der Berufungshauptverhandlung (aus dem Bundesgebiet) ausgereist. "Ein am 13.06.2002 an die Ladungsanschrift gerichteter Brief" sei mit dem Vermerk 'Empf&#228;nger unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln' an den Verteidiger zur&#252;ckgekommen, weshalb eine ordnungsgem&#228;&#223;e Ladung zum Hauptverhandlungstermin "mit Nichtwissen bestritten" werde. Der Beschwerdef&#252;hrer habe am 30.08.2002 in der Kanzlei des Verteidigers angerufen und erkl&#228;rt, "dass er in seiner Heimat sei". </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das Rechtsmittel ist zul&#228;ssig, bleibt jedoch in der Sache ohne Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. a) Das Fehlen einer ordnungsgem&#228;&#223;en Ladung zum Hauptverhandlungstermin kann der Angeklagte - obgleich insoweit kein Fall der S&#228;umnis bzw. des Ausbleibens im Sinne des &#167; 329 Abs. 1 StPO gegeben ist - nach herrschender, vom Senat geteilter Auffassung (vgl. Meyer-Go&#223;ner, StPO 46. Aufl., &#167; 329 Rn. 41 m.w.N.) in entsprechender Anwendung des &#167; 329 Abs. 3 StPO im Wege der Wiedereinsetzung geltend machen. Welchen Anforderungen ein solcher Antrag gen&#252;gen muss und ob das zust&#228;ndige Gericht die Wirksamkeit der Ladung auch im Verfahren &#252;ber die Wiedereinsetzung von Amts wegen zu pr&#252;fen hat, ist umstritten (vgl. eingehend hierzu OLG K&#246;ln VRs 99, 270 ff.; OLG Hamburg NStZ-RR 2001, 302 f.; OLG Karlsruhe NJW 1997, 3183). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> b) Weitgehende Einigkeit besteht jedoch, soweit ersichtlich, dar&#252;ber, dass der Postzustellungsurkunde bei der Ersatzzustellung hinsichtlich der tats&#228;chlichen Wohnung des Adressaten zwar nicht die volle Beweiskraft des &#167; 418 ZPO, immerhin aber eine Indizwirkung zukommt, die im Fall der Geltendmachung von nicht offen- oder aktenkundigen (zu letzteren vgl. OLG Frankfurt NStZ-RR 1997, 138 f.) Ladungsm&#228;ngeln durch die schl&#252;ssige und plausible Darlegung konkreter gegenteiliger Anhaltspunkte entkr&#228;ftet werden muss (BVerfG NStZ-RR 1997, 70 f.; OLG Hamburg aaO S. 303; unklar insoweit OLG Karlsruhe NJW 1997, 3183). Daher durfte das Landgericht Stuttgart im Zeitpunkt der Berufungshauptverhandlung mangels anderweitiger Erkenntnisse ohne weiteres von der in der Postzustellungsurkunde genannten Wohnung des Angeklagten ausgehen. Auch die von der Jugendkammer noch vor der Hauptverhandlung eingeholte Auskunft des zust&#228;ndigen Einwohnermeldeamts, wonach der Angeklagte am 11. Juli 2002 von Amts wegen abgemeldet worden sei, "da unbekannt verzogen", vermochte die auf den Zeitpunkt der Zustellung, also den 20. Juni 2002, bezogene Indizwirkung der Postzustellungsurkunde nicht zu entkr&#228;ften. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Richtigerweise ist - unabh&#228;ngig von der Frage, ob nach einem m&#246;glichen Wegfall der Indizwirkung der Grundsatz der Amtsermittlung eingreift - weiter davon auszugehen, dass von diesen Mindestanforderungen an die Geltendmachung von Ladungsm&#228;ngeln auch im Rechtsbehelfs- oder Rechtsmittelverfahren gegen eine sich auf die Indizwirkung der Postzustellungsurkunde st&#252;tzende Gerichtsentscheidung nicht abgesehen werden kann. So m&#252;ssen etwa auch im Revisionsverfahren bei behaupteter nicht ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung die hierf&#252;r ma&#223;geblichen Umst&#228;nde als Voraussetzung einer zul&#228;ssigen Verfahrensr&#252;ge gem&#228;&#223; &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO schl&#252;ssig vorgetragen werden (vgl. Meyer-Go&#223;ner, StPO 46. Aufl., &#167; 329 Rn. 48 m.w.N.). Mithin steht fest, dass der Beschwerdef&#252;hrer auch im Wiedereinsetzungsverfahren &#252;ber die schlichte Behauptung hinaus, nicht mehr an der Zustellungsanschrift gewohnt zu haben, die Indizwirkung der Postzustellungsurkunde durch eine plausible und schl&#252;ssige Darstellung entkr&#228;ften muss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> c) Dem gen&#252;gt das Vorbringen der Verteidigung nicht. So wird weder mitgeteilt, wann genau der Angeklagte auf welchem Weg aus Deutschland ausgereist sein will noch wird angegeben, wann der "am 13.06.2002 an die Ladungsanschrift gerichtete Brief" an den Verteidiger zur&#252;ckgelangt ist oder wann er mit dem Vermerk "Empf&#228;nger unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln" versehen wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> 2. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 74 JGG. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,230
olgkarl-2003-01-24-23-u-602-bsch
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 U 6/02 BSCh
2003-01-24T00:00:00
2019-01-07T10:14:01
2019-02-12T13:09:46
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Kl&#228;gerin und ihres Streithelfers gegen das Urteil des Amtsgerichts - Schifffahrtsgericht - Konstanz vom 27.06.2002 - 11 C 36/02 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kosten des Berufungsverfahrens hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung der Beklagten wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagten jeweils vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leisten.</p> <p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <strong>I.</strong> </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der klagende Versicherer verlangt aus &#252;bergegangenem Recht (&#167; 67 VVG) im Wege des Regresses Schadensersatz wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht bzw. aus Amtspflichtverletzung nach einem Sportbootunfall, der sich am ... gegen ... Uhr auf dem Bodensee ereignet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Im ersten Rechtszug hat die Kl&#228;gerin sowohl das Land ... als auch die Stadt R. in Anspruch genommen und ihrem Versicherungsnehmer den Streit verk&#252;ndet. Dieser ist auf Kl&#228;gerseite dem Rechtsstreit beigetreten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Streithelfer der Kl&#228;gerin ist Eigner der Segelyacht ... (13 m lang, 3,18 m breit, Tiefgang 1,85 m, Segeloberfl&#228;che 75 m&#178;, Motor 22 PS) mit der Zulassungsnummer .... Das Boot war bei der Kl&#228;gerin kaskoversichert. Zum Unfallzeitpunkt war der Streithelfer der Kl&#228;gerin, der Inhaber des Bodenseeschifffahrtpatentes und des F&#252;hrerscheins f&#252;r Binnenschifffahrt (A) f&#252;r Yachten unter Segel und unter Motor ist und das westliche Bodenseerevier seit 30 Jahren bef&#228;hrt, zusammen mit einem Segelkameraden, der selbst keinen Bootsf&#252;hrerschein hat und dem er kurz vor dem Unfall das Ruder &#252;berlie&#223;, auf der Fahrt unter Motor von R. in Richtung &#8222;L.&#8220;. Vor der Halbinsel M. im Zeller See geriet er mit dem mit GFK &#252;berzogenen Bleikiel der Yacht gegen die westliche der dort befindlichen beiden Seeauslassleitungen der Sammelkl&#228;ranlage R. im Planquadrat .... Diese Anfahrung f&#252;hrte zu erheblichen Sch&#228;den am Boot, die die Kl&#228;gerin als Kaskoversicherer regulierte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Seeauslassleitung war im Jahr 1962 verlegt worden. Sie dient der Einleitung von gekl&#228;rtem Abwasser aus der Zentralkl&#228;ranlage in den R. See. Dabei handelt es sich um zwei getrennte Seeauslassleitungen mit einem Durchmesser von jeweils 60 cm. Sie gehen von einem gemeinsamen Verteilerschacht am Ufer f&#228;cherf&#246;rmig in einem Winkel von 21 Grad zueinander ca. 600 m in den See hinaus. In diesem Bereich f&#228;llt der Seeboden langsam ab. Im Jahr 1963 waren beide Leitungen in einer Mulde des Seegrundes abgesenkt und anschlie&#223;end im Sp&#252;lverfahren abgedeckt worden. Im August 1964 trieb eine der beiden Leitungen infolge der Bildung von Gasen auf. Durch Anbohrungen zur Entgasung der Leitungen senkte diese sich wiederum auf den Seegrund, ragt allerdings seither zu zwei Dritteln aus dem Seeboden heraus. Das Regierungspr&#228;sidium F. erteilte am ... der Zweitbeklagten die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Abwasser aus der Kl&#228;ranlage in den Bodensee und die wasserrechtliche Genehmigung zum Betrieb der Stickstoffelimination. Ziffer VI. 3. lautet: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> &#8222;Seeauslassleitung </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die urspr&#252;nglich im Seeboden verlegte Seeleitung ragt durch Aufschwimmen und erneutes Absinken zu ca. 2/3 auf der gesamten L&#228;nge aus dem Seegrund heraus und stellt dadurch ein Hindernis f&#252;r die Schifffahrt und die Fischerei dar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Dem Vorschlag der Fischerei, die Seeleitung in den Boden zu verlegen, kann nicht entsprochen werden.... </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Zur Vermeidung von Sch&#228;den an Netzen und Booten hat das Landratsamt K. als zust&#228;ndige Beh&#246;rde die geeigneten Ma&#223;nahmen zu treffen (z.B. schifffahrtsrechtliche Kennzeichnung) </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Der Streithelfer der Kl&#228;gerin hatte im Jahr 1992 bereits mit einer anderen Segelyacht eine der beiden Seeauslassleitungen angefahren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Kl&#228;gerin hat im ersten Rechtszug im Wesentlichen behauptet, die Anfahrung am 16.04.2000 sei ausschlie&#223;lich auf die fehlerhafte und unzureichende Kennzeichnung der Abflussrohre durch die Schifffahrtsbeh&#246;rde des Landratsamts K., f&#252;r welche die Beklagte Ziff. 1 als Tr&#228;ger hafte, zur&#252;ckzuf&#252;hren. Die Auslassleitung sei lediglich an zwei Punkten durch hin- und herschwojende Bojen gekennzeichnet. Eine Boje sei eine unzureichende Kennzeichnung, da sie nur eine punktuelle Gefahrenquelle markiere. Sie k&#246;nne aber nicht ein Rohr von mehreren hundert Metern L&#228;nge kennzeichnen. Die erste Boje sei etwa 70 m vom Ufer entfernt angebracht, also in Ufern&#228;he und die zweite kennzeichne nicht das Ende der Rohrleitung, sondern befinde sich in einer Entfernung von ca. 250 m vom Ufer. Der Streithelfer der Kl&#228;gerin habe diese Bojen in einem Abstand von mehr als 75 m seew&#228;rts umfahren. Dies sei in nautischer Hinsicht als hinreichend weitr&#228;umig anzusehen. Beide Rohre seien in keiner Seekarte eingezeichnet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> In der unzureichenden Kennzeichnung der Rohre liege eine Amtspflichtverletzung. Der Beklagten Ziff. 1 habe die Amtspflicht gegen&#252;ber dem Streithelfer der Kl&#228;gerin oblegen, der sich als Segler auf die Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Kennzeichnung verlassen habe. Die Pflicht habe den Zweck, den Schiffsverkehr vor derartigen Unf&#228;llen zu bewahren. Die Amtspflichtverletzung sei fahrl&#228;ssig erfolgt. F&#252;r die Pflichtverletzung habe die Beklagte Ziff. 1 einzustehen. Die Beklagte Ziff. 2 habe die bestehenden Leitungen nicht an den Seekartenverlag zur Einzeichnung in die Seekarten weitergemeldet, weshalb auch sie hafte. Im &#252;brigen sei sie als Betreiberin der Anlagen verantwortlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Der Streithelfer der Kl&#228;gerin hat erg&#228;nzend vorgetragen, die Auslassleitung sei erst im Jahr 1999 durch die Tonne E.7 gekennzeichnet worden. Die seew&#228;rtige Tonne sei zum Unfallzeitpunkt weiter landeinw&#228;rts befestigt gewesen; erst nach dem Unfall sei sie von Mitarbeitern der Beklagten 20 bis 30 m seew&#228;rts versetzt worden. Die Kollisionsstelle liege indessen immer noch 76 m seew&#228;rts von der Tonne. Die Tonne E.7 bezeichne eine Einzelgefahrenstelle. Eine Leitung d&#252;rfe nicht damit gekennzeichnet werden. Eine ordnungsgem&#228;&#223;e Kennzeichnung einer Leitung m&#252;sse denknotwendig am Leitungsende seew&#228;rts angebracht werden. Das Zeichen E.7 d&#252;rfe von allen Seiten umfahren werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Kl&#228;gerin hat im ersten Rechtszug beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> die Beklagten gesamtschuldnerisch zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 76.331,78 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz nach &#167; 1 D&#220;G seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Beklagten haben beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Die Beklagte Ziff. 2 hat im Wesentlichen vorgetragen, die Unterhaltslast f&#252;r die Gew&#228;sser obliege nach dem Wassergesetz ... dem Land. Dieses sei verpflichtet, die allgemeine Verkehrssicherungspflicht zu erf&#252;llen, weshalb die Beklagte Ziff. 2 nicht passiv legitimiert sei. Nach Artikel 5.01 III der Verordnung &#252;ber die Schifffahrt auf dem Bodensee sei ausschlie&#223;lich das Landratsamt K. f&#252;r die Anbringung von Schifffahrtszeichen zust&#228;ndig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Im &#252;brigen sei die Auslassleitung wasserrechtlich genehmigt worden. Die Schifffahrtsbeh&#246;rde habe im Bereich der Seeauslassleitungen Bojen (Zeichen E.7 entsprechend der Anlage B zur BodenseeSchiffO) verankert. Diese Bojen w&#252;rden vor Untiefen und vor Schifffahrtshindernissen warnen, seien am Bodensee auch andernorts angebracht und allgemein bekannt. Diese Sicherung sei ausreichend. Es bestehe keine Rechtsverpflichtung der Zweitbeklagten, vorhandene Seekarten auf ihre Vollst&#228;ndigkeit zu &#252;berpr&#252;fen bzw. daf&#252;r zu sorgen, dass die Seekarten auf dem neuesten Stand seien. Der Streithelfer der Kl&#228;gerin sei bei v&#246;llig klarem Wetter und bei Tageslicht mit der Abwasserleitung kollidiert. Der Bereich sei ihm nach eigenem Vortrag durch jahrelanges Segeln mit all seinen Problemen und M&#246;glichkeiten bestens bekannt. Im &#252;brigen sei ihm die Lage der Auslassleitung aufgrund seines fr&#252;heren Unfalls bereits bewusst gewesen. Jedenfalls habe der Streithelfer der Kl&#228;gerin den Unfall selbst in so hohem Masse selbst verschuldet, dass ein m&#246;glicher Schadensbeitrag Dritter v&#246;llig zur&#252;cktreten m&#252;sse. Er sei nach seinen Angaben gegen&#252;ber der Wasserschutzpolizei unter Motor mit voller Geschwindigkeit gegen das Hindernis gefahren. Unter den vorliegenden Bedingungen sei ein Echolot nicht in der Lage, das Hindernis rechtzeitig anzuzeigen. Ihm sei bekannt gewesen, dass im Untersee besonders sorgf&#228;ltig navigiert werden m&#252;sse. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Beklagte Ziff. 1 hat im Wesentlichen vorgetragen, die Auslassleitung sei in den Seekarten eingetragen. Zu beanstanden sei, dass der Streithelfer die F&#252;hrung des Bootes im Unfallzeitpunkt einem Mitsegler &#252;berlassen habe, der nicht &#252;ber die beh&#246;rdliche Erlaubnis zur F&#252;hrung eines solchen Bootes verf&#252;gt habe. Der Seeboden verlaufe an der Unfallstelle keinesfalls gleichf&#246;rmig; vielmehr bef&#228;nden sich dort auch Findlinge auf dem Seegrund, die deutlich h&#246;her aus dem Seeboden ragten als die Seeauslassleitung. Dass eine Verkehrssicherungspflicht bestehe, bedeute nicht, dass jeder Bootsfahrer v&#246;llig sorglos das Gew&#228;sser benutzen k&#246;nne. Beide Rohre seien ausreichend gekennzeichnet gewesen. Die Kennzeichnung sei so vorgenommen worden, dass die Bojen in Bezug auf beide Rohre versetzt angebracht gewesen seien. Die &#228;u&#223;ere Boje am &#246;stlichen Rohr sei so platziert, dass sie auch das westliche Rohr sch&#252;tze. N&#228;here man sich dem dortigen Bereich, parallel zum Ufer fahrend, von der Seite, sei eine seitliche Versetzung der beiden Bojen seew&#228;rts und uferw&#228;rts nicht zu erkennen, sondern beide Bojen seien in einer Linie vom Ufer entfernt zu erkennen. Dies signalisiere jedem vern&#252;nftigen Bootsf&#252;hrer, dass sich im dortigen Bereich eine Hindernislinie befinde und gebe Anlass, die &#228;u&#223;ere seeseitige Boje im sicheren Bereich zu umfahren. In einer internationalen Sitzung von Zulassungsbeh&#246;rden und technischen Sachverst&#228;ndigen am ... sei man sich einig gewesen, im Bereich des Unfalls keine besondere Kennzeichnung vorzuschlagen; das Zeichen E.7 sei auch in der konkreten Situation v&#246;llig ausreichend. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Mit am 27.06.2002 verk&#252;ndeten Urteil, auf das wegen aller anderen Einzelheiten Bezug genommen wird, hat das Schifffahrtsgericht die Klage abgewiesen. Die beklagte Stadt hat es f&#252;r nicht passiv legitimiert erachtet, da allein dem erstbeklagten Land die Verkehrssicherungspflicht obliege. Die zweitbeklagte Stadt hafte auch nicht als Eigent&#252;merin oder Betreiberin der beiden Seeauslassleitungen; aber auch das erstbeklagte Land habe die ihm obliegenden Verkehrssicherungspflichten nicht verletzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Hiergegen wenden sich die Kl&#228;gerin und ihr Streithelfer mit der Berufung. Sie wiederholen und vertiefen ihr erstinstanzliches Vorbringen und tragen - nach R&#252;cknahme der zun&#228;chst auch gegen die zweitbeklagte Stadt gerichteten Berufung - im Wesentlichen erg&#228;nzend vor: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> <span style="text-decoration:underline">Streithelfer:</span> </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Der an der Unfallstelle im Bereich der M. langsam abfallende Seebooten verlaufe nicht uneben. Es sei nicht zu beanstanden, dass die Yacht im Vertrauen auf das richtige Funktionieren des Echolotes bei &#8222;voller Fahrt unter Motor&#8220; gelaufen sei. Der Motor f&#252;hre allenfalls zu einer Geschwindigkeit von 5 - 6 Knoten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Ein Echolot zeige nur die allm&#228;hlichen Tiefenver&#228;nderungen, niemals einen Fremdk&#246;rper auf dem Seegrund. Das Echolot schaue nicht voraus, sondern messe die Abst&#228;nde zum Seeboden exakt unter dem Kiel. Daher w&#252;rde - trotz eingeschaltetem Echolot - auch eine Geschwindigkeit von nur einem Knoten oder weniger zum gleichen Unfall gef&#252;hrt haben. Gerade deshalb sei die Seeauslassleitung so gef&#228;hrlich f&#252;r den Schiffsverkehr. Die streitgegenst&#228;ndlichen Bojen w&#252;rden nicht den ungef&#228;hren Verlauf des Seeauslassleitung markieren, sondern den Schiffsf&#252;hrer in die Irre f&#252;hren, da dieser nur an der Stelle, an der sich das Seezeichen E.7 befinde, ein Hindernis erwarte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> <span style="text-decoration:underline">Kl&#228;gerin:</span> </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Entgegen der Auffassung des Schifffahrtsgerichts sei es nicht ausreichend, dass die Seeauslassleitung in der offiziellen See- und Navigationskarte, Stand 1998, eingezeichnet sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die Kl&#228;gerin und Streithelfer beantragen, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> auf die Berufung das Urteil des Schifffahrtsgerichts K. vom 27.06.2002 abzu&#228;ndern, soweit die Klage gegen den Beklagten Ziff. 1 abgewiesen wurde und diesen zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin EUR 76.331,78 nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Die Beklagte Ziff. 2 beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> nach der R&#252;cknahme der gegen sie gerichteten Berufung der Kl&#228;gerin die Kosten aufzuerlegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Das erstbeklagte Land beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> die Berufung der Kl&#228;gerin und ihres Streithelfers zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Der Erstbeklagte wiederholt und vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen, macht sich die Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils zu eigen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Es habe bei den konkreten vorgegebenen Verh&#228;ltnissen &#252;berhaupt keine Verpflichtung zur Kennzeichnung bestanden; die gleichwohl vorgenommene Kennzeichnung sei v&#246;llig korrekt. Der Seeuntergrund falle im Unfallbereich keineswegs gleichm&#228;&#223;ig ab; vielmehr w&#252;rden dort auch Steine in Findlingsgr&#246;&#223;e liegen, deren H&#246;hendifferenz zum umliegenden Seeboden h&#246;her sei als die H&#246;hendifferenz der Leitung zu ihrer Umgebung. Mit Hindernissen habe der Streithelfer der Kl&#228;gerin oder der Ruderg&#228;nger rechnen m&#252;ssen, zumal das Echolot, wenn es richtig funktioniert habe, eine Tiefe von maximal von 10 bis 20 cm vor dem Unfallort habe anzeigen k&#246;nnen. Dem Streithelfer, der schon viele Jahre am Bodensee mit Segeln verbringe, sei die Existenz der Leitungen bestens bekannt gewesen, da er schon einmal mit der Leitung kollidiert sei. Ihm habe auch bekannt sein m&#252;ssen, dass sein neues Boot noch gr&#246;&#223;eren Tiefgang habe als das Boot, mit dem er schon einmal die Leitung angefahren habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Gegen einen Amtshaftungsanspruch spreche ferner, dass dem Streithelfer eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit - n&#228;mlich der Anspruch gegen die Kl&#228;gerin zur Verf&#252;gung gestanden habe. Eine weitere anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit bestehe im R&#252;ckgriff auf den tats&#228;chlichen Bootsf&#252;hrer in der Unfallsituation. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Wegen aller weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </td></tr></table> <table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <strong>II.</strong> </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> 1. Die Berufung ist zul&#228;ssig. Haben Hauptpartei und ihr Streithelfer jeweils Berufung eingelegt, so handelt es sich gleichwohl nur um ein einheitliches Rechtsmittel (vgl. BGH NJW 1993, 2948). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> 2. In der Sache hat das Rechtsmittel jedoch keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Ein auf den klagenden Versicherer &#252;bergegangener Anspruch gegen das im zweiten Rechtszug zuletzt allein noch beklagte Land besteht weder wegen Amtspflichtverletzung (&#167; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG) noch aus &#167;&#167; 823, 831, 31, 89 BGB. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> a)&#160;F&#252;r Wasserstrassen und H&#228;fen wie auch f&#252;r Schleusenanlagen gilt ebenso wie f&#252;r Wege und Pl&#228;tze der Grundsatz, dass derjenige, der dort einen Verkehr er&#246;ffnet hat oder andauern l&#228;sst, nach &#167; 823 BGB f&#252;r eine Gefahrenlage verantwortlich ist, die bei ordnungswidrigem Zustand der Verkehrsanlage entsteht. Er hat daf&#252;r zu sorgen, dass sich die Anlage im verkehrssicheren Zustand befindet und er haftet f&#252;r Sch&#228;den, die einem Benutzer der Anlage aus deren ordnungswidriger Beschaffenheit entstehen, wenn er es aus Mangel an der von ihm im Verkehr zu beachtenden Sorgfalt verabs&#228;umt hat, die Gefahrenquelle zu beheben, f&#252;r die Zeit bis zu ihrer Beseitigung den Verkehr warnend auf die Gefahrenquelle hinzuweisen und gegebenenfalls den Gefahrenbereich zu sperren (Schifffahrtsobergericht Karlsruhe, Urteil v. 15.04.1997 - U 5/96 BSch - = VersR 1999, 212 m.w.N.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Die Verkehrssicherungspflicht hinsichtlich einer &#246;ffentlichen Wasserstrasse richtet sich nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs und des Senats in der Regel nach allgemeinen zivilrechtlichen Grunds&#228;tzen. Etwas anderes gilt nur dann, wenn der Tr&#228;ger der Verkehrssicherungspflicht dieser im Rahmen der &#246;ffentlichen Verwaltung (hoheitsrechtlich) gen&#252;gen will. Dazu bed&#252;rfte es aber eines ausdr&#252;cklichen Organisationsakts, der der Allgemeinheit gegen&#252;ber bekannt gemacht wird. Dass ein solcher ausdr&#252;cklicher Organisationsakt f&#252;r den Bodensee bestehe, ist von keiner der Parteien vorgetragen worden. Es ist daher - wie mit den Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung er&#246;rtert wurde -&#160; im vorliegenden Fall ebenso wie in anderen F&#228;llen, in denen es um die Verkehrssicherungspflicht f&#252;r Wasserstrassen ging (vgl. Senat a.a.O., m.w.N.), davon auszugehen, dass die Beklagte f&#252;r die richtige Kennzeichnung von Gefahrstellen auf dem Bodensee nicht nach &#167; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG, sondern nach allgemeinen b&#252;rgerlich-rechtlichen Grunds&#228;tzen einzustehen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> b) Der Senat teilt die &#220;berzeugung des Schifffahrtsgerichts, dass das beklagte Land seine Verkehrssicherungspflicht gegen&#252;ber dem Streithelfer der Kl&#228;gerin nicht schuldhaft verletzt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> aa) Inhalt der Verkehrssicherungspflicht ist es, dass jeder, der im Verkehr eine Gefahrenquelle schafft oder unterh&#228;lt, die notwendigen und zumutbaren Vorkehrungen zum Schutz anderer zu treffen hat. In Rechtsprechung und Schriftung besteht jedoch Einigkeit dar&#252;ber, dass die Verkehrssicherungspflicht nicht missverstanden werden darf als Pflicht zur v&#246;lligen Gefahrloshaltung der Verkehrswege. Es ist unzul&#228;ssig, allein daraus, dass die Beschaffenheit des Verkehrsweges einen Unfall unter Umst&#228;nden mitverursacht hat, eine Haftung wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht herzuleiten (vgl. Senat, VersR 1996, 129; 1999, 212; Wussow/K&#252;rschner, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl. (2002), Kap. 20 TZ 11). Der Sicherungspflichtige kann sich grunds&#228;tzlich auf den sorgf&#228;ltigen aufmerksamen Benutzer von Anlagen einstellen (RSOG Karlsruhe, ZfB 1993, 1426). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> W&#228;hrend der f&#252;r eine Bundeswasserstra&#223;e Verkehrssicherungspflichtige den der Schifffahrt zur Verf&#252;gung gestellte Verkehrsweg zu sichern hat und insbesondere daf&#252;r sorgen muss, dass dieser f&#252;r die zugelassene Schifffahrt die erforderliche Tiefe und Breite besitzt, frei von Hindernissen und soweit erforderlich gen&#252;gend gekennzeichnet ist, wobei die Fahrrinnengrenze richtig und genau bezeichnet werden muss (vgl. Senat, Urt. vom. 10.09.2001 - U 3/00 BSch = NZV 2002, 326 = ZfB 2002 (H6), 61, = VRS Bd. 102, 182), handelt es sich im vorliegenden Sachverhalt lediglich um einen Flachwasserbereich des Bodensees, f&#252;r den keine vergleichbaren strengen Verkehrssicherungspflichten bestehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Das beklagte Land hat durch das Landratsamt K. - Schifffahrtsamt - die beiden Seeauslassleitungen mit jeweils zwei Bojen und Hinweiszeichen gem&#228;&#223; Zeichen E.7 entsprechend der Anlage B zur BodenseeSchiffO (Schifffahrtszeichen: Kennzeichen der Untiefen und Schifffahrtshindernisse) markiert. F&#252;r dieses Zeichen bestehen keine gesetzlichen oder Verwaltungsvorschriften &#252;ber die Art und Weise insbesondere die Lokalisierung seiner Anbringung. Die Untiefenbeschilderung stellt keine konkrete Gefahrenabgrenzung vor Ort im Sinne einer &#8222;Abschrankung&#8220; dar, sondern gibt nur einen allgemeinen Hinweis auf Bestehen einer Gefahrenlage f&#252;r die Schiffsf&#252;hrer. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Der Senat w&#252;rde es zwar f&#252;r sinnvoller erachten, wenn eine der Bojen am Ende der westlichen Seeauslassleitung festgemacht w&#252;rde oder jedenfalls in dessen unmittelbarer &#246;rtlicher N&#228;he, so wie dies auch hinsichtlich der &#246;stlichen Auslassleitung der Fall ist. Die tats&#228;chlich vorgenommene Platzierung stellt jedoch keine schuldhafte Verkehrssicherungspflichtverletzung dar, nachdem sich das beklagte Land unstreitig in Konsens mit der internationalen Schifffahrtskommission befindet und bei der Aus&#252;bung seines Ermessens davon ausging, dass die in etwa parallel versetzt liegenden Seeleitungen vom querab ankommenden Bootsverkehr am besten durch alternierende Ausbringung des Untiefenkennzeichnens (wechselnd einmal &#252;ber der westlichen und einmal &#252;ber der &#246;stlichen Leitung) als linienhaft gekennzeichnetes Hindernis erkannt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Das vorliegende Unfallgeschehen sollte freilich dem Beklagten zur erneuten &#220;berpr&#252;fung Anlass geben, ob nicht eine weitere Sicherung - zu denken w&#228;re auch an das Setzen eines Seezeichens - veranlasst ist, auch wenn er aus Gr&#252;nden des Flachwasserzonenschutzes, der Minimierung einer Beeintr&#228;chtigung der Fangger&#228;te der Fischerei und aus Naturschutzgr&#252;nden die Anzahl von Schifffahrtszeichen auf das notwendige Ma&#223; begrenzen m&#246;chte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> bb)&#160;Der zu Beginn des Rechtsstreits noch erhobene Vorwurf der Kl&#228;gerin, die Auslassleitungen seien in die Navigationskarte nicht aufgenommen, hat sich als unrichtig erwiesen. Gerade die Einzeichnung in die Karten seit 1998 entlastet das beklagte Land (ebenso wie auch die erstinstanzlich noch in Anspruch genommene beklagte Stadt). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> c) Selbst wenn man im vorliegenden Fall eine schuldhafte Verkehrssicherungspflicht annehmen wollte, so w&#252;rde dies im Ergebnis doch zu keiner Haftung gerade gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger f&#252;hren, da jedenfalls in der gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB vorzunehmenden Abw&#228;gung dessen eigenes hohes Mitverschulden ein etwaiges geringes Verschulden der Beklagten v&#246;llig &#252;berwiegt (vgl. dazu auch Wussow/K&#252;rschner a.a.O. Kapitel 55 TZ 25). Der Kl&#228;ger ist ortsans&#228;ssig, kennt das Revier sehr gut und bef&#228;hrt es mit Segelyachten bereits seit langer Zeit. Nachdem er selbst bereits einige Jahre zuvor mit einer anderen Yacht eine der Auslassleitungen angefahren hatte, war er im eigenen Interesse zur besonderen Vorsicht verpflichtet. Er wusste um die Existenz der Seeauslassleitungen und h&#228;tte sie deshalb in gebotenem Abstand umfahren k&#246;nnen und m&#252;ssen. Wie er selbst einr&#228;umt, konnte er sich nicht auf das Echolot seiner Yacht verlassen, da dieses eine Untiefe erst unmittelbar unter dem Kiel anzeigt. Da indessen die Rohre nur ca. 40 cm &#252;ber dem Seeboden herausragen, h&#228;tte er allerdings bereits bei einer Ann&#228;herung daf&#252;r sorgen k&#246;nnen und m&#252;ssen, dass er jederzeit gen&#252;gend Wasser unter dem Kiel hatte, zumal wenn er das Boot mit Motorkraft bewegte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> 3. Nach allem war die Berufung mit der sich aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 516 Abs. 3 ZPO also unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="51"/> Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="52"/> Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision (&#167; 543 ZPO) sind nicht gegeben. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,224
olgstut-2003-01-23-1-ws-903
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 9/03
2003-01-23T00:00:00
2019-01-07T10:14:00
2019-02-12T13:09:45
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Sache wird zur Entscheidung &#252;ber den Antrag der Arrestschuldnerin, den gegen sie mit Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart - Ermittlungsrichter - vom 25. Oktober 2002 (26 Gs 872/02) angeordneten Arrest aufzuheben, an die mit der Sache befasste Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart zur&#252;ckgegeben.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Mit Schriftsatz vom 12. Dezember 2002 ihres Prozessbevollm&#228;chtigten lie&#223; die Arrestschuldnerin E. D., die Ehefrau des von ihrem Prozessbevollm&#228;chtigten verteidigten Angeschuldigten J. D., Beschwerde gegen den mit Beschluss des Ermittlungsrichters des Amtsgerichts Stuttgart vom 25. Oktober 2002 gegen sie angeordneten dinglichen Arrest einlegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Vorsitzende der seit Anklageerhebung am 03. Dezember 2002 mit der Sache befassten Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart legte die Akten dem Senat mit dem Vermerk vor, die Strafkammer helfe der Beschwerde nicht ab. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Senat gibt die Sache an die Strafkammer zur&#252;ck, da eine beschwerdef&#228;hige Entscheidung derzeit nicht vorliegt. Erst eine mit Gr&#252;nden versehene (&#167; 34 StPO) Entscheidung der Strafkammer, mit der die Arrestanordnung aufrecht erhalten wird, ist mit der Beschwerde anfechtbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Beim Arrestbeschluss nach &#167;&#167; 111b ff StPO handelt es sich um eine vorl&#228;ufige, mit der einfachen Beschwerde anfechtbare, strafprozessuale Anordnung, die - anders als eine mit der sofortigen Beschwerde anfechtbare Entscheidung - nicht rechtskr&#228;ftig werden, vielmehr jederzeit bis zur Rechtskraft einer Endentscheidung abge&#228;ndert oder aufgehoben werden kann. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die StPO enth&#228;lt keine allgemeinen Verfahrensvorschriften zu der Frage, ob nach &#220;bergang der gerichtlichen Zust&#228;ndigkeit durch Anklageerhebung oder Vorlage an das Berufungsgericht nach &#167; 321 StPO die (formale) Beschwerdef&#228;higkeit einer zuvor getroffenen vorl&#228;ufigen Anordnung entf&#228;llt und demgem&#228;&#223; eine vor dem Zust&#228;ndigkeitswechsel eingelegte, noch nicht beschiedene Beschwerde in einen an das erkennende Gericht gerichteten Antrag auf Aufhebung der beschwerenden Entscheidung umzudeuten ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> F&#252;r den Fall der Untersuchungshaft bestimmt &#167; 126 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 StPO, dass der &#220;bergang der Zust&#228;ndigkeit den bisherigen Instanzenzug beendet (Boujong in Karlsruher Kommentar zur StPO, 4. Auflage, &#167; 126 Rdnr. 10). Eine (auch weitere) Haftbeschwerde ist daher in einen Antrag auf Haftpr&#252;fung nach &#167; 117 Abs. 1 StPO umzudeuten, die ohnehin nach &#167; 117 Abs. 2 StPO den Vorrang vor der Beschwerde hat (a.a.O., Rdnr. 8). Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Beschwerde vor oder nach dem &#220;bergang der Zust&#228;ndigkeit eingegangen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> F&#252;r den Fall der Beschlagnahme enth&#228;lt &#167; 98 Abs. 2 Satz 3 StPO eine entsprechende Regelung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Nach inzwischen wohl herrschender Meinung gilt f&#252;r die Beschwerde gegen eine vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis nach &#167; 111a StPO nichts anderes (OLG Stuttgart VRS 102, 381; OLG Celle StraFo 2001, 134; OLG D&#252;sseldorf VRS 99, 203; LG Zweibr&#252;cken NZV 1992, 499; Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 36. Aufl. &#167; 111a StPO, Rdnr. 7; Meyer-Go&#223;ner, StPO, 46. Auflage, &#167; 111a Rdnr. 14; L&#246;we-Rosenberg-Sch&#228;fer, StPO, 24. Aufl., &#167; 111a Rdnr. 19; a.A. OLG Stuttgart (6. Strafsenat) NStZ 1990, 141; KK-Nack, StPO, 4. Auflage, &#167; 111a Rdnr. 20; KK-Engelhardt, StPO, 4. Auflage, &#167; 306 Rdnr. 14). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die aufgezeigten Einzelregelungen sind nach Auffassung des Senats als Ausdruck eines allgemeinen prozessualen Rechtsgedankens anzusehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Danach ist allein derjenige Spruchk&#246;rper, der eine mit der einfachen Beschwerde anfechtbare, mit Gr&#252;nden (&#167; 34 StPO) versehene Entscheidung erlassen hat, nach &#167; 306 Abs. 2 StPO der Darlegung enthoben, aus welchen Gr&#252;nden es trotz eingelegter Beschwerde bei der angefochtenen Entscheidung verbleiben soll; nur er kann die Beschwerde mit dem Vermerk, es werde nicht abgeholfen, dem Beschwerdegericht vorlegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Dagegen hat das nach Erlass der angefochtenen Entscheidung zust&#228;ndig gewordene erkennende Gericht die Beschwerde in einen Antrag auf Aufhebung der beschwerenden Anordnung umzudeuten und diesen mit Gr&#252;nden zu bescheiden; erst diese Entscheidung er&#246;ffnet dann den Beschwerderechtszug. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Darauf, ob die Beschwerde vor oder nach dem ma&#223;geblichen Zeitpunkt erhoben wurde, kommt es dabei nicht an. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,225
ag-stuttgart-2003-01-23-13-c-470302
{ "id": 98, "name": "Amtsgericht Stuttgart", "slug": "ag-stuttgart", "city": 90, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
13 C 4703/02
2003-01-23T00:00:00
2019-01-07T10:14:00
2019-01-17T11:52:07
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 425,25 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 21.03.2002 zu bezahlen.</p> <p>2. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Streitwert: 425 EUR</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> &lt;Anmerkung der Dokumentationsstelle des Bundesgerichtshofs: Der Tatbestand wurde vom Gericht nicht mitgeteilt.&gt; </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> I. Die zul&#228;ssige Klage ist in der Sache begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Es kann dahingestellt bleiben, ob hier ein die Beklagte bindender Stichentscheid vorliegt oder ob diese sich gem. &#167; 158n VVG so behandeln lassen muss, da sich die Klage jedenfalls aus folgenden &#220;berlegungen rechtfertigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Beklagte ist dem Kl&#228;ger f&#252;r die durch die Wahrnehmung seiner rechtlichen Interessen entstandenen Kosten erstattungspflichtig. Es bestand kein Recht zu Verneinung der Leistungspflicht gem. &#167; 17 II ARB. Die Rechtsverfolgung war notwendig i.S.d. &#167; 1 I ARB. Notwendigkeit liegt allgemein dann vor, wenn die Wahrnehmung rechtlicher Interessen hinreichend Aussicht auf Erfolg bietet und nicht notwendig erscheint. Da gem. &#167; 17 I S. 3 ARB bei Ordnungswidrigkeitenverfahren eine Pr&#252;fung der Erfolgsaussichten in der Tatsacheninstanz entf&#228;llt (vgl. Harbauer, &#167; 17 Rn 4), kommt es insofern nur noch auf die Frage der Mutwilligkeit an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Unabh&#228;ngig davon, ob die Frage der Mutwilligkeit im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens gepr&#252;ft wird (vgl. Harbauer, &#167; 17 Rn 6; aA GB BAV 79,91), lag hier jedenfalls keine Mutwilligkeit vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Mutwilligkeit liegt dann vor, wenn ein Nicht-Rechtsschutzversicherter in guten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen, der keine finanziellen R&#252;cksichten nehmen mu&#223;, nicht geklagt h&#228;tte (Harbauer 6. Auflage, &#167; 17 Rn 9). Ist nicht auszuschlie&#223;en, dass eine solche wirtschaftlich und rechtlich vern&#252;nftig denkende und handelnde Vergleichsperson trotz eines hohen Kostenrisikos gegen ein geringes Bu&#223;geld vorgegangen w&#228;re, weil er mit vertretbaren Gr&#252;nden die Verh&#228;ngung des Bu&#223;geldes f&#252;r ungerechtfertigt oder unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hielt, dann wird man die Verteidigung nicht als mutwillig ansehen k&#246;nnen (so auch LG Aurich, NJW-RR 91,29; LG Aachen, VersR 83,361). Die Pr&#252;fung der Mutwilligkeit ist hier letztlich eine an Treu und Glauben zu orientierende Abw&#228;gung zwischen dem Interesse des Versicherungsnehmers, staatliche Eingriffe nicht ungepr&#252;ft hinnehmen zu m&#252;ssen, um dem Interesse der Versichertengemeinschaft, von sinnlosen Aufwendungen verschont zu bleiben. Ein wirtschaftliches Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Geldbu&#223;e und Verteidigerkosten ist somit f&#252;r sich allein nicht ausreichend, um Mutwilligkeit zu bejahen (so aber LG Hamburg, ZfS 81,179; AG Koblenz, VersR 78,710). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Diese Abw&#228;gung f&#228;llt hier zugunsten des Kl&#228;gers aus, da der sich mangels Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer und aufgrund der kurzen Haltedauer gegen ein ungerechtfertigt auferlegtes Bu&#223;geld wandte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Vorliegen einer mutwilligen Rechtsverfolgung darf n&#228;mlich nicht allein aus einem Vergleich zwischen der verh&#228;ngten Geldbu&#223;e und den f&#252;r die Verteidigung aufzuwendenden Kosten hergeleitet werden. Aus dem Wesen und der Funktion der Rechtsschutzversicherung ergibt sich, dass ein blo&#223;es Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Geldbu&#223;e und Verteidigungskosten f&#252;r sich allein nicht zu einer Bejahung der Mutwilligkeit f&#252;hren kann, da es ja gerade Aufgabe der Versicherung ist, dem Versicherungsnehmer das Kostenrisiko bei der Abwehr rechtlicher Eingriffe aller Art abzunehmen. Hierbei kann auch nichts anderes gelten, weil der Kl&#228;ger selbst Rechtsanwalt ist. Es ist gerade Zweck einer Rechtsschutzversicherung, auch dem rechtskundig Versicherten die Hinzuziehung eines Spezialisten zu erm&#246;glichen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Beklagte war somit mangels Mutwilligkeit der Rechtsverfolgung erstattungspflichtig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> 3. Die geltend gemachten Zinsen ergeben sich aus &#167;&#167; 286, 288, 247 I S. 1 BGB. Die Beklagte befand sich nach mehrmaliger Zahlungsaufforderung des Kl&#228;gers nach endg&#252;ltiger Leistungsverweigerung seit dem 21.03.2002 in Verzug. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> II. Die Berufung wird nicht gem. &#167; 511 IV ZPO zugelassen. Nach Auffassung des Gerichts hat der Rechtsstreit weder grunds&#228;tzliche Bedeutung, noch ist die Zulassung zu Berufung zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung erforderlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> III. Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> I. Die zul&#228;ssige Klage ist in der Sache begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Es kann dahingestellt bleiben, ob hier ein die Beklagte bindender Stichentscheid vorliegt oder ob diese sich gem. &#167; 158n VVG so behandeln lassen muss, da sich die Klage jedenfalls aus folgenden &#220;berlegungen rechtfertigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Beklagte ist dem Kl&#228;ger f&#252;r die durch die Wahrnehmung seiner rechtlichen Interessen entstandenen Kosten erstattungspflichtig. Es bestand kein Recht zu Verneinung der Leistungspflicht gem. &#167; 17 II ARB. Die Rechtsverfolgung war notwendig i.S.d. &#167; 1 I ARB. Notwendigkeit liegt allgemein dann vor, wenn die Wahrnehmung rechtlicher Interessen hinreichend Aussicht auf Erfolg bietet und nicht notwendig erscheint. Da gem. &#167; 17 I S. 3 ARB bei Ordnungswidrigkeitenverfahren eine Pr&#252;fung der Erfolgsaussichten in der Tatsacheninstanz entf&#228;llt (vgl. Harbauer, &#167; 17 Rn 4), kommt es insofern nur noch auf die Frage der Mutwilligkeit an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Unabh&#228;ngig davon, ob die Frage der Mutwilligkeit im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens gepr&#252;ft wird (vgl. Harbauer, &#167; 17 Rn 6; aA GB BAV 79,91), lag hier jedenfalls keine Mutwilligkeit vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Mutwilligkeit liegt dann vor, wenn ein Nicht-Rechtsschutzversicherter in guten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen, der keine finanziellen R&#252;cksichten nehmen mu&#223;, nicht geklagt h&#228;tte (Harbauer 6. Auflage, &#167; 17 Rn 9). Ist nicht auszuschlie&#223;en, dass eine solche wirtschaftlich und rechtlich vern&#252;nftig denkende und handelnde Vergleichsperson trotz eines hohen Kostenrisikos gegen ein geringes Bu&#223;geld vorgegangen w&#228;re, weil er mit vertretbaren Gr&#252;nden die Verh&#228;ngung des Bu&#223;geldes f&#252;r ungerechtfertigt oder unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hielt, dann wird man die Verteidigung nicht als mutwillig ansehen k&#246;nnen (so auch LG Aurich, NJW-RR 91,29; LG Aachen, VersR 83,361). Die Pr&#252;fung der Mutwilligkeit ist hier letztlich eine an Treu und Glauben zu orientierende Abw&#228;gung zwischen dem Interesse des Versicherungsnehmers, staatliche Eingriffe nicht ungepr&#252;ft hinnehmen zu m&#252;ssen, um dem Interesse der Versichertengemeinschaft, von sinnlosen Aufwendungen verschont zu bleiben. Ein wirtschaftliches Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Geldbu&#223;e und Verteidigerkosten ist somit f&#252;r sich allein nicht ausreichend, um Mutwilligkeit zu bejahen (so aber LG Hamburg, ZfS 81,179; AG Koblenz, VersR 78,710). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Diese Abw&#228;gung f&#228;llt hier zugunsten des Kl&#228;gers aus, da der sich mangels Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer und aufgrund der kurzen Haltedauer gegen ein ungerechtfertigt auferlegtes Bu&#223;geld wandte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Vorliegen einer mutwilligen Rechtsverfolgung darf n&#228;mlich nicht allein aus einem Vergleich zwischen der verh&#228;ngten Geldbu&#223;e und den f&#252;r die Verteidigung aufzuwendenden Kosten hergeleitet werden. Aus dem Wesen und der Funktion der Rechtsschutzversicherung ergibt sich, dass ein blo&#223;es Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Geldbu&#223;e und Verteidigungskosten f&#252;r sich allein nicht zu einer Bejahung der Mutwilligkeit f&#252;hren kann, da es ja gerade Aufgabe der Versicherung ist, dem Versicherungsnehmer das Kostenrisiko bei der Abwehr rechtlicher Eingriffe aller Art abzunehmen. Hierbei kann auch nichts anderes gelten, weil der Kl&#228;ger selbst Rechtsanwalt ist. Es ist gerade Zweck einer Rechtsschutzversicherung, auch dem rechtskundig Versicherten die Hinzuziehung eines Spezialisten zu erm&#246;glichen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Beklagte war somit mangels Mutwilligkeit der Rechtsverfolgung erstattungspflichtig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> 3. Die geltend gemachten Zinsen ergeben sich aus &#167;&#167; 286, 288, 247 I S. 1 BGB. Die Beklagte befand sich nach mehrmaliger Zahlungsaufforderung des Kl&#228;gers nach endg&#252;ltiger Leistungsverweigerung seit dem 21.03.2002 in Verzug. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> II. Die Berufung wird nicht gem. &#167; 511 IV ZPO zugelassen. Nach Auffassung des Gerichts hat der Rechtsstreit weder grunds&#228;tzliche Bedeutung, noch ist die Zulassung zu Berufung zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung erforderlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> III. Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,226
olgkarl-2003-01-23-18-wf-19702
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 WF 197/02
2003-01-23T00:00:00
2019-01-07T10:14:00
2019-02-12T13:09:45
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1) Auf die Beschwerde des Antragstellers/Schuldners wird der Beschluss des Amtsgerichts &#8211; Familiengericht &#8211; Villingen-Schwenningen vom 15.11.2002 &#8211; 4 F 104/01 (G&#220;) &#8211; aufgehoben.</p> <p/> <p>Der Antrag auf Verh&#228;ngung eines Zwangsgeldes zur Erf&#252;llung der im Urteil des Amtsgerichts &#8211; Familiengericht &#8211; Villingen-Schwenningen vom 29.05.2002 &#8211; 4 F 104/01 (G&#220;) &#8211; ausgesprochenen Auskunftspflicht wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p/> <p>2) Die Antragsgegnerin/Gl&#228;ubigerin tr&#228;gt die Kosten des vorliegenden Beschwerdeverfahrens.</p> <p/> <p>3) Der Streitwert des Beschwerdeverfahrens betr&#228;gt 2.000 EUR.</p> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Mit Teilurteil des Amtsgerichts &#8211; Familiengericht &#8211; Villingen-Schwenningen vom 29.05.2002 &#8211; 4 F 104/01 (G&#220;) wurde der Antragsteller verurteilt, der Antragsgegnerin Auskunft &#252;ber den Bestand seines Endverm&#246;gens zum 30.06.2001 unter Vorlage eines schriftlichen Verzeichnisses zu erteilen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Mit dem angefochtenen Beschluss wurde gegen ihn zur Erzwingung dieser Auskunft ein Zwangsgeld von 2.000 EUR, ersatzweise f&#252;r den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, f&#252;r je 50 EUR ein Tag Zwangshaft verh&#228;ngt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Gegen diesen Beschluss richtet sich die sofortige Beschwerde des Antragstellers/Schuldners, der das Amtsgericht nicht abgeholfen hat. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Wegen des weiteren Sachverhalts wird auf die Akten Bezug genommen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Auf die sofortige Beschwerde war der o.g. Beschluss aufzuheben und der Antrag auf Verh&#228;ngung eines Zwangsgeldes zur&#252;ckzuweisen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Aufgrund der Verurteilung wird seitens des Antragstellers im Sinne des &#167; 260 BGB die Vorlage eines Verzeichnisses der zum Endverm&#246;gen geh&#246;renden Verm&#246;gensgegenst&#228;nde geschuldet. In diesem Verzeichnis sind Aktiva und Passiva zusammenzustellen. Das Verzeichnis muss geordnet und &#252;bersichtlich sein. Es kann allerdings, solange die &#220;bersichtlichkeit noch gewahrt ist, aus mehreren Teilverzeichnissen bestehen (BGH LM &#167; 260 Nr. 14, NJW 62, 245). Eine Form ist nicht vorgeschrieben. Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts und einer teilweise in der Rechtsprechung und Literatur vertretenen Meinung muss es nicht unterschrieben sein (KG FamRZ 97, 503; Zweibr&#252;cken FamRZ 01, 763; Palandt BGB 62. Auflage &#167; 1379 RndZiff. 10 m.w.N.) Eine Unterschrift kann allenfalls dann verlangt werden, wenn nicht anders sichergestellt ist, dass die Erkl&#228;rung vom Auskunftspflichtigen herr&#252;hrt (vgl. OLG Zweibr&#252;cken, a.a.O.). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Vorliegend ist der Antragsteller seiner Auskunftspflicht durch das dem Schriftsatz seines Prozessbevollm&#228;chtigten vom 15.04.2002 (AS 59 ff) beigef&#252;gte Verzeichnis i.V.m. den angef&#252;gten Anlagen nachgekommen. In diesem sind die Aktiva und Passiva zum 30.06.2001 aufgef&#252;hrt. Nicht aufgef&#252;hrt ist der Stand des Visa-Kontos bei der Volksbank ... der zwischenzeitlich noch im Schriftsatz des Prozessbevollm&#228;chtigten des Antragstellers vom 15.01.2003 mitgeteilt wurde (AS 167). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Ob dies allerdings auch der Stand zum 30.06.01 ist, ist dem mitgeteilten Best&#228;tigungsschreiben der Volksbank ... nicht zu entnehmen. Im Hinblick auf die titulierte Auskunftsverpflichtung ist davon auszugehen, dass dies behauptet wird. Soweit auf Seiten der Antragsgegnerin Zweifel an der Richtigkeit der mitgeteilten Angaben bestehen, insbesondere soweit noch weitere Verm&#246;genswerte (PkW?) vermutet werden, ist die Antragsgegnerin gehalten, die Richtigkeit der gemachten Angaben durch Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung sich best&#228;tigen zu lassen. Im Hinblick darauf, dass der Antragsteller Auskunft erteilt hat, kann ein Zwangsgeld zur Erf&#252;llung dieser Pflicht nicht verh&#228;ngt werden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Da die Beschwerde somit Erfolg hatte, hat die Antragsgegnerin die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Festsetzung des Beschwerdewertes beruht auf &#167; 3 ZPO. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table>
132,227
lg-mannheim-2003-01-23-3-o-40300
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3 O 403/00
2003-01-23T00:00:00
2019-01-07T10:14:01
2019-01-17T11:52:07
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Das Vers&#228;umnisurteil vom 31.05.2001 wird aufgehoben.</p> <p> 2 .Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 41.385,41 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Basiszinssatz <br/> aus 3.607,37 EUR seit dem 01.10.1992, <br/> aus weiteren 4.410,80 EUR seit dem 01.01.1993, <br/> aus weiteren 4.410,80 EUR seit dem 01.01.1994, <br/> aus weiteren 4.496,85 EUR seit dem 01.01.1995, <br/> aus weiteren 5.357,22 EUR seit dem 01.01.1996, <br/> aus weiteren 5.357,22 EUR seit dem 01.01.1997, <br/> aus weiteren 5.391,11 EUR seit dem 01.01.1998, <br/> aus weiteren 5.478,89 EUR seit dem 01.01.1999, <br/> sowie aus weiteren 2.756,52 EUR seit dem 01.01.2000, <br/> sowie aus weiteren 45,20 EUR seit dem 01.01.2001 <br/> und aus weiteren 47,67 EUR seit dem 01.01.2002 <br/> zu bezahlen. </p> <p>3. Es wird festgestellt, dass der Beklagten aus den Darlehensvertr&#228;gen Nr. 60182748 und 61432795 keine weiteren Forderungen mehr zustehen.</p> <p>4. Die Beklagte wird verurteilt, die Lebensversicherungs-Nr. 336684/00 und 336684/01 bei der &#214;. an den Zedenten zur&#252;ck abzutreten.</p> <p>5. Die Kl&#228;gerin hat vorab die durch ihre S&#228;umnis im Termin vom 31.05.2001 entstandenen Kosten zu tragen; die &#252;brigen Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen.</p> <p>6. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von jeweils 120 % des jeweils beizutreibenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann wurden im Jahre 1990 von einer Arbeitskollegin mit der Zeugin R. W. bekannt gemacht. Diese erl&#228;uterte den Eheleuten K. ein weitgehend fremdfinanziertes Anlagemodell. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> In der Folge erteilten die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann, der Zeuge K., durch notarielle Urkunde vom 17. Juli 1990 der Firma T.GmbH eine Vollmacht und schlossen mit ihr einen Treuhandvertrag ab. Der Treuhandvertrag war darauf gerichtet, eine Eigentumswohnung an einem von der Firma S. in Kaiserslautern zu errichtenden Studentenwohnheim zu erwerben. Der Treuh&#228;nder wurde mit der umfassenden Abwicklung des Baus, der wirtschaftlichen und finanztechnischen Betreuung des Erwerbvorgangs einschlie&#223;lich aller Finanzierungsfragen beauftragt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Hierzu erteilten die Treugeber der Treuh&#228;nderin im notariellen Vertrag die Vollmacht zur uneingeschr&#228;nkten Vertretung und zur Verf&#252;gung &#252;ber den im Treuhandvertrag genannten Erwerbergegenstand nach freiem Ermessen bei der Durchf&#252;hrung des Treuhandvertrages. Die Vollmacht erstreckte sich auf die Vornahme aller Handlungen, die Abgabe und Entgegennahme aller Willenserkl&#228;rungen sowie den Abschluss aller Rechtsgesch&#228;fte, die im Rahmen des vorstehenden Treuhandvertrages genannt wurden. Weiterhin berechtigte die Vollmacht zur Vertretung des Vollmachtgebers gegen&#252;ber Gerichten jedweder Art, Beh&#246;rden der allgemeinen Verwaltung, Bauverwaltungsbeh&#246;rden, Finanzbeh&#246;rden sowie gegen&#252;ber jedem Dritten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die T.GmbH verf&#252;gt nicht &#252;ber eine Erlaubnis zur Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten nach dem Rechtsberatungsgesetz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Am 14.08.1990 erhielt die Beklagte &#252;ber eine Firma F. Finanzierungsanalyse und Finanzbetreuung eine einfache Ausfertigung des notariellen Treuhandvertrages nebst Treuhandvollmacht zugeleitet. Am 27.09.1990 schloss der Vertreter der Treuh&#228;nderin, der Zeuge Rechtsanwalt K., f&#252;r die Eheleute K. vor dem Notar, einen Kaufvertrag &#252;ber eine Eigentumswohnung in Kaiserslautern ab. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Am 30.11.1990 schloss wiederum der Zeuge K. f&#252;r die Eheleute K. mit der Beklagten einen Darlehensvertrag zur Finanzierung der Immobilie ab. Es handelte sich dabei um einen gemischten Personal- und Realkredit &#252;ber insgesamt 122.240,00 DM. Zur Sicherheit wurden zwei Lebensversicherungen bei der &#214;. an die Beklagte abgetreten. Eine Belehrung &#252;ber ein etwaiges Widerrufsrecht nach dem Haust&#252;rwiderrufsgesetz erfolgte durch die Beklagte nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Eheleute K. zahlten von 1991 bis Mitte 1999 die anfallenden Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren an die Beklagte. Der Zeuge K. trat sodann alle etwaigen Anspr&#252;che im Zusammenhang mit dem Erwerb der Eigentumswohnung an die Kl&#228;gerin ab. Am 07.09.1999 erkl&#228;rte diese den Widerruf des mit der Beklagten geschlossenen Darlehensvertrages unter Hinweis auf das Haust&#252;rwiderrufsgesetz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, sie sei bei Abschluss des Vertrages in einer Haust&#252;rsituation&#160;&#160; &#252;berrumpelt worden. Die Kreditvermittler B. und W., die sie Zuhause aufgesucht h&#228;tten, h&#228;tten sie im Hinblick auf die Kreditkonditionen fehlerhaft beraten. Es seien im Rahmen dieses Gespr&#228;chs falsche Angaben &#252;ber die tats&#228;chliche Zinsbelastung gemacht worden. Zudem sei &#252;ber die wirtschaftliche Auswirkung des vereinbarten Disagios nicht ordnungsgem&#228;&#223; aufgekl&#228;rt worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Sie ist der Ansicht, der Darlehensvertrag sei mangels ordnungsgem&#228;&#223;er Belehrung nach dem Haust&#252;rwiderrufsgesetz wirksam widerrufen. Zudem fehlten in der Darlehensurkunde die Pflichtangaben nach dem Verbraucherkreditgesetz, was ebenfalls zur Unwirksamkeit f&#252;hre. Zudem seien der Treuhandvertrag und die Vollmacht wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig. Insoweit liege ein Fall erkennbar unzul&#228;ssiger Rechtsbesorgung durch die Treuh&#228;nderin vor. Weiterhin m&#252;sse sich die Beklagte die Falschberatung durch die Anlagevermittler zurechnen lassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, sie habe an die Beklagte insgesamt 79.704,30 DM Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 1.249,43 DM bezahlt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Kl&#228;gerin hat zun&#228;chst beantragt, festzustellen, dass der Beklagte aus dem Darlehensvertrag vom 30.11.1990 keine Anspr&#252;che mehr zustehen, sowie sie zu verurteilen, die an sie abgetretenen Lebensversicherungsvertr&#228;ge r&#252;ckabzutreten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Nachdem die Kl&#228;gerin im Termin vom 31.05.2001 s&#228;umig war, hat das Gericht durch Vers&#228;umnisurteil vom 31.05.2001 die Klage abgewiesen. Gegen das ihrem Prozessvertreter am 29.06.2001 zugestellte Urteil ist am 05.07.2001 bei Gericht Einspruch eingegangen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Nach weiteren Klagen&#228;nderungen <strong>beantragt</strong> die Kl&#228;gerin zuletzt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> 1. Die Beklagte zu verurteilen, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="15"/> a) an die Kl&#228;gerin 40.752,16 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank bzw. der Europ&#228;ischen Zentralbank <br/> aus 7.049,00 DM seit 01.01.92, <br/> aus 8.556,84 DM seit 01.01.93, <br/> aus 8.556,84 DM seit 01.01.94, <br/> aus 8.724,64 DM seit 01.01.95, <br/> aus 10.405,44 DM seit 01.01.96, <br/> aus 10.405,44 DM seit 01.01.97, <br/> aus 10.405,44 DM seit 01.01.98, <br/> aus 10.405,44 DM seit 01.01.99, <br/> sowie aus 5.195,22 DM seit 01.01.2000 <br/> zu zahlen; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="16"/> b) die Beklagte weiter zu verurteilen, 633,25 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank bzw. der Europ&#228;ischen Zentralbank </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="17"/> &#160;aus 6,40 DM seit 01.01.92, <br/> aus 69,93 DM seit 01.01.93, <br/> aus 69,93 DM seit 01.01.94, <br/> aus 69,93 DM seit 01.01.95, <br/> aus 72,37 DM seit 01.01.96, <br/> aus 72,37 DM seit 01.01.97, <br/> aus 138,65 DM seit 01.01.98, <br/> aus 310,34 DM seit 01.01.99, <br/> aus 196,07 DM seit 01.01.2000, <br/> aus 88,40 DM seit 01.01.2001, <br/> aus 93,23 DM seit 01.01.2002 <br/> zu zahlen. <br/> 2. festzustellen, dass der Beklagten im &#252;brigen aus den Darlehensvertr&#228;gen Nr. 60182748 und 61432795 keine weiteren Forderungen mehr zustehen; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="18"/> 3. die Beklagte zu verurteilen, die Lebensversicherungs Nr. 336684/00 und 336684/01 bei der &#214;. an den Zedenten r&#252;ckabzutreten,&#160; hilfsweise, <br/> die Beklagte zu verurteilen, an sie 27.973,68 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank bzw. der Europ&#228;ischen Zentralbank, gestaffelt vom 01.01.1992 bis 01.01.2000 zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="19"/> Die Beklagte <strong>beantragt,</strong> </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left"> <rd nr="20"/> das Vers&#228;umnisurteil vom 31.05.2001 aufrecht zu erhalten und die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Die Beklagte tr&#228;gt vor, sie habe sich ausschlie&#223;lich auf ihre Rolle als Kreditgeberin beschr&#228;nkt. Im Beteiligungsprospekt seien alle relevanten Angaben zu dem Anlagekonzept enthalten. Ein Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz komme schon deshalb nicht in Betracht, weil die T.GmbH durch einen Rechtsanwalt vertreten gewesen sei. Zudem k&#246;nne sie sich auf Rechtsscheingesichtspunkte st&#252;tzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Das Gericht hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beschluss vom 14.03.2000 durch Vernehmung der Zeugen K., B., K., W., B., H.,. G., K., P., M. und K.. F&#252;r das Ergebnis der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsprotokolle vom 25.04., 06.06. und 24.10.2002 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> F&#252;r die weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Die Klage ist begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Auf den zul&#228;ssigen und insbesondere form- und fristgerecht eingegangenen Einspruch war das Vers&#228;umnisurteil vom 31.05.2001 aufzuheben und die Beklagte gem&#228;&#223; dem letztgestellten Antrag der Kl&#228;gerin zu verurteilen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Die Klage&#228;nderung auf den Zahlungsantrag, wie er zuletzt von der Kl&#228;gerin gestellt worden ist, ist zul&#228;ssig. Die Beklagte hat den im Schriftsatz vom 22.10.2002 enthaltenen Antr&#228;gen im schriftlichen Verfahren des &#167; 128 Abs. 2 ZPO nicht widersprochen. Gem&#228;&#223; &#167; 267 ZPO wird daher vermutet, dass die Beklagte in die &#196;nderung der Klage gem&#228;&#223; &#167; 263 ZPO eingewilligt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 41.390,98 EUR aus &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1.Alt. BGB. Die Zahlungen f&#252;r Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren an die Beklagte durch die Kl&#228;gerin erfolgten ohne rechtlichen Grund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Der Treuhandvertrag vom 17.07.1990 sowie die darin enthaltene Vollmacht sind wegen eines Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz nach &#167; 134 BGB nichtig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 S. 1 RBerG darf die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten nur von Personen betrieben werden, denen dazu von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde die Erlaubnis erteilt ist. Die T.GmbH besa&#223; eine solche vom Gesetz erforderliche Erlaubnis nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Der Umstand, dass f&#252;r die Treuh&#228;nderin Rechtsanwalt K. handelte ist unerheblich. Abzustellen ist darauf, ob die Treuh&#228;nderin &#252;ber die entsprechende Erlaubnis verf&#252;gt, denn diese haftet f&#252;r etwaige Fehler bei der Rechtsbesorgung. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Eine erlaubnispflichtige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten liegt vor, wenn eine gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige T&#228;tigkeit darauf gerichtet und geeignet ist, konkrete fremde Rechtsangelegenheiten zu verwirklichen, oder konkrete fremde Rechtsverh&#228;ltnisse zu gestalten, wobei hierzu insbesondere der Abschluss von Vertr&#228;gen umfasst wird, die von einem Gesch&#228;ftsbesorger im Namen eines Dritten abgeschlossen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Nach dem Inhalt des Treuhandvertrages hatte die Treuh&#228;nderin eine umfassende Rechtsbetreuung im Zusammenhang mit dem Erwerb der Eigentumswohnung zu erbringen. Sie sollte alle Rechtsgesch&#228;fte und Rechtshandlungen vornehmen, die zum Erwerb der Eigentumswohnung notwendig waren oder zweckdienlich erschienen, insbesondere auch den hier streitgegenst&#228;ndlichen Darlehensvertrag abschlie&#223;en. Die Treuh&#228;nderin war &#252;berwiegend mit rechtsbesorgenden T&#228;tigkeiten von Gewicht befasst. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Es handelt sich vorliegend nicht um eine zul&#228;ssige Erledigung von Rechtsangelegenheiten nach Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 des RBerG. Danach d&#252;rfen kaufm&#228;nnische oder sonstige gewerbliche Unternehmer f&#252;r ihre Kunden rechtliche Angelegenheiten erledigen, die mit einem Gesch&#228;ft ihres Gewerbebetriebs in unmittelbarem Zusammenhang bestehen. Zur Abgrenzung erlaubnisfreier Gesch&#228;ftsbesorgung von erlaubnispflichtiger Rechtsbesorgung ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs auf den Kern und den Schwerpunkt der T&#228;tigkeit abzustellen. Es ist danach zu fragen, ob die T&#228;tigkeit &#252;berwiegend auf wirtschaftlichem Gebiet liegt und die Wahrnehmung wirtschaftlicher Pl&#228;ne bezweckt, oder ob die rechtliche Seite der Angelegenheit im Vordergrund steht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Bei der Treuh&#228;nderin T.GmbH stammt diese rechtsbesorgende T&#228;tigkeit eindeutig im Vordergrund. Die Treuh&#228;nderin war zu umfassenden Vertragsabschl&#252;ssen erm&#228;chtigt. Zudem konnte die Treuh&#228;nderin umfangreiche Erkl&#228;rungen abgeben, die zur &#220;bertragung des Eigentums und zur Finanzierung erforderlich waren. Neben dieser rechtsbesorgenden Aufgabe hat die T.GmbH f&#252;r die Kl&#228;gerin keine weiteren Aufgaben &#252;bernommen. Sie war mit der Erstellung der Eigentumswohnungsanlage nicht betraut. Die Rechtsbesorgung war der Schwerpunkt der Treuhandt&#228;tigkeit. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Nichtigkeit des Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages erfasst auch die der Treuh&#228;nderin zur Ausf&#252;hrung des Vertrags erteilte Vollmacht. Einer solchen Erstreckung der Nichtigkeit auf die Vollmacht bedarf es mit R&#252;cksicht auf die Zweckrichtung des Rechtsberatungsgesetzes schon deshalb, um den Rechtssuchenden vor unsachgem&#228;&#223;er Erledigung ihrer Angelegenheiten wirksam zu sch&#252;tzen (vgl. BGH WM 2001, 2260 m.w.N.). Die Nichtigkeit der Vollmacht hat zur Folge, dass auch der Darlehensvertrag vom 30.11.1990 unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Der Darlehensvertrag wurde gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin und ihrem Ehemann nicht wirksam, weil die Treuh&#228;nderin mangels wirksam erteilter Vollmacht als Vertreterin ohne Vertretungsmacht gehandelt hatte (&#167; 177 Abs. 1 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Die Beklagte kann sich im vorliegenden Fall auch nicht auf einen Rechtsschein berufen. Ein solcher Rechtsschein k&#246;nnte der Beklagten nur zugute kommen, wenn sie auf den Bestand der Vollmacht aufgrund von anderen Umst&#228;nden vertrauen durfte und als schutzw&#252;rdig anzusehen gewesen w&#228;re. Dieses ist vorliegend nicht der Fall. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Dabei kommt es nach Ansicht der Kammer nicht entscheidend darauf an, ob der Beklagten bei Abschluss des Darlehensvertrages eine notarielle Ausfertigung der Vollmacht vorgelegen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Im vorliegenden Fall konnte auch eine notarielle Ausfertigung keinen wirksamen Rechtsschein bei der Beklagten erwecken. Der Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz und die daraus folgende Unwirksamkeit der erteilten Vollmacht ergeben sich n&#228;mlich unmittelbar aus dem Inhalt der Vollmachtsurkunde. In der Vollmachtsurkunde sind die uneingeschr&#228;nkten Vertretungs- und Verf&#252;gungsrechte des Treuh&#228;nders ausf&#252;hrlich dargestellt. Zudem wird der Treuh&#228;nder zur Vornahme aller Handlungen, Abgabe und Entgegennahme aller Willenserkl&#228;rungen sowie zum Abschluss aller Rechtsgesch&#228;fte nach freiem Ermessen erm&#228;chtigt. Besonders ins Gewicht f&#228;llt, dass nach dem Inhalt der Urkunde die Vertretung gegen&#252;ber Gerichten jedweder Art erlaubt war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Eine solche umfassende und weitreichende Bevollm&#228;chtigung stellt einen evidenten Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz dar. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Die Kammer schlie&#223;t sich insofern vollumf&#228;nglich dem ausf&#252;hrlich und sorgf&#228;ltig begr&#252;ndeten Urteil des Landgerichts Mannheim vom 11.10.2002 (Az.: 9 O 76/01) an. Auch nach Ansicht des erkennenden Gerichts k&#246;nnte der Rechtsschein einer Vollmachtsurkunde sich allenfalls auf tats&#228;chliche M&#228;ngel des Bevollm&#228;chtigungsaktes beziehen. Rechtsmakel, die der Vollmachtsurkunde unmittelbar anhaften, stehen einem etwaigen Rechtsschein entgegen. Wenn sich - wie im vorliegenden Fall - aus der vorgelegten Vollmachtsurkunde unmittelbar die Rechtsm&#228;ngel ergeben, wird der Vertragspartner auch durch Rechtsscheinsgesichtspunkte nicht gesch&#252;tzt. Nach Ansicht der Kammer besteht im Rahmen der analogen Anwendung der &#167;&#167; 171 bis 173 BGB lediglich ein Schutz des Vertragspartners dahingehend, dass er sich tats&#228;chliche M&#228;ngel der Vollmacht nicht entgegenhalten lassen muss. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Der Umstand, dass in der Vergangenheit &#228;hnliche Vollmachten &#252;berwiegend f&#252;r rechtlich wirksam angesehen wurden, vermag nicht zu einer anderen Bewertung der Rechtslage zu f&#252;hren. Auch hieraus kann kein sch&#252;tzenswerter Rechtsschein zugunsten der Beklagten abgeleitet werden. Auch eine f&#252;r von weiten Verkehrskreisen geteilte Rechtsauffassung, die sich schlie&#223;lich nach einiger Zeit aufgrund h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung als unrichtig heraus stellte, ist nicht geeignet, einen Vertrauensschutztatbestand zu schaffen. Die Frage, was von weiten Kreisen als rechtlich richtig angesehen wurde, bedarf lediglich dann der Kl&#228;rung, wenn die Frage eines etwaigen Verschuldens zu kl&#228;ren w&#228;re. Diese &#220;berlegung war auch der tragende Grund f&#252;r die Klageabweisung in dem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall zur Schadensersatzpflicht eines wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetzes unwirksam beurkundeten Vertrages. Solche Schadensersatzgesichtspunkte spielen im vorliegenden Fall jedoch keine Rolle. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Anhaltspunkte f&#252;r eine Wirksamkeit des Vertrages nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber die Duldungsvollmacht sind vorliegend von der Beklagten selbst nicht behauptet worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Auch hat die Beklagte nicht behauptet, dass die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann den unwirksamen Darlehensvertrag nachtr&#228;glich genehmigt h&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Die Kl&#228;gerin kann die an die Beklagte geflossenen Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren in H&#246;he von insgesamt 41.390,98 EUR heraus verlangen. Die H&#246;he des geltend gemachten Zahlungsanspruchs ist durch die vorgelegten Urkunden belegt. Angesichts der einzelnen &#220;berweisungstr&#228;ger und Kontoausz&#252;ge durfte sich die Beklagte nicht auf ein pauschales Bestreiten beschr&#228;nken. Zudem handelt es sich insofern um Gegenst&#228;nde, die in den eigenen Wahrnehmungsbereich der Beklagten fallen. Nach &#167; 138 Abs. 4 ZPO ist ein Bestreiten mit Nichtwissen insoweit unbeachtlich. Die Kl&#228;gerin braucht sich die erhaltenen Mietzahlungen nicht anrechnen zu lassen, weil diese nicht im Synallagma zwischen den Parteien erfolgt sind. Zudem hat die Beklagte die eingestellten Mieteinnahmen mit Schriftsatz vom 18.11.2002 bestritten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Mangels Rechtsgrundes kann die Beklagte aus den Darlehensvertr&#228;gen auch keine weitergehenden Rechte gegen die Kl&#228;gerin herleiten. Der diesbez&#252;gliche Feststellungsantrag ist begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Zudem hat die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf R&#252;ck&#252;bertragung der zur Sicherung der Darlehen abgetretenen Lebensversicherungen. Auch diese Abtretungen erfolgten durch den Treuh&#228;nder ohne rechtlichen Grund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Die Zinsentscheidung folgt aus &#167; 818 Abs. 1 BGB. Bereicherungsanspr&#252;che gegen eine Bank sind mit 5 % &#252;ber dem Diskontsatz zu verzinsen (vgl. BGH NJW 1998, 2529). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;&#167; 344, 91 Abs. 1 S. 1 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 709 S. 1, 709 S. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Die Klage ist begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Auf den zul&#228;ssigen und insbesondere form- und fristgerecht eingegangenen Einspruch war das Vers&#228;umnisurteil vom 31.05.2001 aufzuheben und die Beklagte gem&#228;&#223; dem letztgestellten Antrag der Kl&#228;gerin zu verurteilen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Die Klage&#228;nderung auf den Zahlungsantrag, wie er zuletzt von der Kl&#228;gerin gestellt worden ist, ist zul&#228;ssig. Die Beklagte hat den im Schriftsatz vom 22.10.2002 enthaltenen Antr&#228;gen im schriftlichen Verfahren des &#167; 128 Abs. 2 ZPO nicht widersprochen. Gem&#228;&#223; &#167; 267 ZPO wird daher vermutet, dass die Beklagte in die &#196;nderung der Klage gem&#228;&#223; &#167; 263 ZPO eingewilligt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 41.390,98 EUR aus &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1.Alt. BGB. Die Zahlungen f&#252;r Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren an die Beklagte durch die Kl&#228;gerin erfolgten ohne rechtlichen Grund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> Der Treuhandvertrag vom 17.07.1990 sowie die darin enthaltene Vollmacht sind wegen eines Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz nach &#167; 134 BGB nichtig. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 S. 1 RBerG darf die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten nur von Personen betrieben werden, denen dazu von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde die Erlaubnis erteilt ist. Die T.GmbH besa&#223; eine solche vom Gesetz erforderliche Erlaubnis nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Der Umstand, dass f&#252;r die Treuh&#228;nderin Rechtsanwalt K. handelte ist unerheblich. Abzustellen ist darauf, ob die Treuh&#228;nderin &#252;ber die entsprechende Erlaubnis verf&#252;gt, denn diese haftet f&#252;r etwaige Fehler bei der Rechtsbesorgung. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Eine erlaubnispflichtige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten liegt vor, wenn eine gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige T&#228;tigkeit darauf gerichtet und geeignet ist, konkrete fremde Rechtsangelegenheiten zu verwirklichen, oder konkrete fremde Rechtsverh&#228;ltnisse zu gestalten, wobei hierzu insbesondere der Abschluss von Vertr&#228;gen umfasst wird, die von einem Gesch&#228;ftsbesorger im Namen eines Dritten abgeschlossen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Nach dem Inhalt des Treuhandvertrages hatte die Treuh&#228;nderin eine umfassende Rechtsbetreuung im Zusammenhang mit dem Erwerb der Eigentumswohnung zu erbringen. Sie sollte alle Rechtsgesch&#228;fte und Rechtshandlungen vornehmen, die zum Erwerb der Eigentumswohnung notwendig waren oder zweckdienlich erschienen, insbesondere auch den hier streitgegenst&#228;ndlichen Darlehensvertrag abschlie&#223;en. Die Treuh&#228;nderin war &#252;berwiegend mit rechtsbesorgenden T&#228;tigkeiten von Gewicht befasst. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Es handelt sich vorliegend nicht um eine zul&#228;ssige Erledigung von Rechtsangelegenheiten nach Art. 1 &#167; 5 Nr. 1 des RBerG. Danach d&#252;rfen kaufm&#228;nnische oder sonstige gewerbliche Unternehmer f&#252;r ihre Kunden rechtliche Angelegenheiten erledigen, die mit einem Gesch&#228;ft ihres Gewerbebetriebs in unmittelbarem Zusammenhang bestehen. Zur Abgrenzung erlaubnisfreier Gesch&#228;ftsbesorgung von erlaubnispflichtiger Rechtsbesorgung ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs auf den Kern und den Schwerpunkt der T&#228;tigkeit abzustellen. Es ist danach zu fragen, ob die T&#228;tigkeit &#252;berwiegend auf wirtschaftlichem Gebiet liegt und die Wahrnehmung wirtschaftlicher Pl&#228;ne bezweckt, oder ob die rechtliche Seite der Angelegenheit im Vordergrund steht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Bei der Treuh&#228;nderin T.GmbH stammt diese rechtsbesorgende T&#228;tigkeit eindeutig im Vordergrund. Die Treuh&#228;nderin war zu umfassenden Vertragsabschl&#252;ssen erm&#228;chtigt. Zudem konnte die Treuh&#228;nderin umfangreiche Erkl&#228;rungen abgeben, die zur &#220;bertragung des Eigentums und zur Finanzierung erforderlich waren. Neben dieser rechtsbesorgenden Aufgabe hat die T.GmbH f&#252;r die Kl&#228;gerin keine weiteren Aufgaben &#252;bernommen. Sie war mit der Erstellung der Eigentumswohnungsanlage nicht betraut. Die Rechtsbesorgung war der Schwerpunkt der Treuhandt&#228;tigkeit. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Die Nichtigkeit des Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages erfasst auch die der Treuh&#228;nderin zur Ausf&#252;hrung des Vertrags erteilte Vollmacht. Einer solchen Erstreckung der Nichtigkeit auf die Vollmacht bedarf es mit R&#252;cksicht auf die Zweckrichtung des Rechtsberatungsgesetzes schon deshalb, um den Rechtssuchenden vor unsachgem&#228;&#223;er Erledigung ihrer Angelegenheiten wirksam zu sch&#252;tzen (vgl. BGH WM 2001, 2260 m.w.N.). Die Nichtigkeit der Vollmacht hat zur Folge, dass auch der Darlehensvertrag vom 30.11.1990 unwirksam ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Der Darlehensvertrag wurde gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin und ihrem Ehemann nicht wirksam, weil die Treuh&#228;nderin mangels wirksam erteilter Vollmacht als Vertreterin ohne Vertretungsmacht gehandelt hatte (&#167; 177 Abs. 1 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Die Beklagte kann sich im vorliegenden Fall auch nicht auf einen Rechtsschein berufen. Ein solcher Rechtsschein k&#246;nnte der Beklagten nur zugute kommen, wenn sie auf den Bestand der Vollmacht aufgrund von anderen Umst&#228;nden vertrauen durfte und als schutzw&#252;rdig anzusehen gewesen w&#228;re. Dieses ist vorliegend nicht der Fall. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Dabei kommt es nach Ansicht der Kammer nicht entscheidend darauf an, ob der Beklagten bei Abschluss des Darlehensvertrages eine notarielle Ausfertigung der Vollmacht vorgelegen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Im vorliegenden Fall konnte auch eine notarielle Ausfertigung keinen wirksamen Rechtsschein bei der Beklagten erwecken. Der Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz und die daraus folgende Unwirksamkeit der erteilten Vollmacht ergeben sich n&#228;mlich unmittelbar aus dem Inhalt der Vollmachtsurkunde. In der Vollmachtsurkunde sind die uneingeschr&#228;nkten Vertretungs- und Verf&#252;gungsrechte des Treuh&#228;nders ausf&#252;hrlich dargestellt. Zudem wird der Treuh&#228;nder zur Vornahme aller Handlungen, Abgabe und Entgegennahme aller Willenserkl&#228;rungen sowie zum Abschluss aller Rechtsgesch&#228;fte nach freiem Ermessen erm&#228;chtigt. Besonders ins Gewicht f&#228;llt, dass nach dem Inhalt der Urkunde die Vertretung gegen&#252;ber Gerichten jedweder Art erlaubt war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Eine solche umfassende und weitreichende Bevollm&#228;chtigung stellt einen evidenten Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz dar. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Die Kammer schlie&#223;t sich insofern vollumf&#228;nglich dem ausf&#252;hrlich und sorgf&#228;ltig begr&#252;ndeten Urteil des Landgerichts Mannheim vom 11.10.2002 (Az.: 9 O 76/01) an. Auch nach Ansicht des erkennenden Gerichts k&#246;nnte der Rechtsschein einer Vollmachtsurkunde sich allenfalls auf tats&#228;chliche M&#228;ngel des Bevollm&#228;chtigungsaktes beziehen. Rechtsmakel, die der Vollmachtsurkunde unmittelbar anhaften, stehen einem etwaigen Rechtsschein entgegen. Wenn sich - wie im vorliegenden Fall - aus der vorgelegten Vollmachtsurkunde unmittelbar die Rechtsm&#228;ngel ergeben, wird der Vertragspartner auch durch Rechtsscheinsgesichtspunkte nicht gesch&#252;tzt. Nach Ansicht der Kammer besteht im Rahmen der analogen Anwendung der &#167;&#167; 171 bis 173 BGB lediglich ein Schutz des Vertragspartners dahingehend, dass er sich tats&#228;chliche M&#228;ngel der Vollmacht nicht entgegenhalten lassen muss. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Der Umstand, dass in der Vergangenheit &#228;hnliche Vollmachten &#252;berwiegend f&#252;r rechtlich wirksam angesehen wurden, vermag nicht zu einer anderen Bewertung der Rechtslage zu f&#252;hren. Auch hieraus kann kein sch&#252;tzenswerter Rechtsschein zugunsten der Beklagten abgeleitet werden. Auch eine f&#252;r von weiten Verkehrskreisen geteilte Rechtsauffassung, die sich schlie&#223;lich nach einiger Zeit aufgrund h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung als unrichtig heraus stellte, ist nicht geeignet, einen Vertrauensschutztatbestand zu schaffen. Die Frage, was von weiten Kreisen als rechtlich richtig angesehen wurde, bedarf lediglich dann der Kl&#228;rung, wenn die Frage eines etwaigen Verschuldens zu kl&#228;ren w&#228;re. Diese &#220;berlegung war auch der tragende Grund f&#252;r die Klageabweisung in dem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall zur Schadensersatzpflicht eines wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetzes unwirksam beurkundeten Vertrages. Solche Schadensersatzgesichtspunkte spielen im vorliegenden Fall jedoch keine Rolle. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> Anhaltspunkte f&#252;r eine Wirksamkeit des Vertrages nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber die Duldungsvollmacht sind vorliegend von der Beklagten selbst nicht behauptet worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> Auch hat die Beklagte nicht behauptet, dass die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann den unwirksamen Darlehensvertrag nachtr&#228;glich genehmigt h&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Die Kl&#228;gerin kann die an die Beklagte geflossenen Zinsen und Kontof&#252;hrungsgeb&#252;hren in H&#246;he von insgesamt 41.390,98 EUR heraus verlangen. Die H&#246;he des geltend gemachten Zahlungsanspruchs ist durch die vorgelegten Urkunden belegt. Angesichts der einzelnen &#220;berweisungstr&#228;ger und Kontoausz&#252;ge durfte sich die Beklagte nicht auf ein pauschales Bestreiten beschr&#228;nken. Zudem handelt es sich insofern um Gegenst&#228;nde, die in den eigenen Wahrnehmungsbereich der Beklagten fallen. Nach &#167; 138 Abs. 4 ZPO ist ein Bestreiten mit Nichtwissen insoweit unbeachtlich. Die Kl&#228;gerin braucht sich die erhaltenen Mietzahlungen nicht anrechnen zu lassen, weil diese nicht im Synallagma zwischen den Parteien erfolgt sind. Zudem hat die Beklagte die eingestellten Mieteinnahmen mit Schriftsatz vom 18.11.2002 bestritten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Mangels Rechtsgrundes kann die Beklagte aus den Darlehensvertr&#228;gen auch keine weitergehenden Rechte gegen die Kl&#228;gerin herleiten. Der diesbez&#252;gliche Feststellungsantrag ist begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> Zudem hat die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf R&#252;ck&#252;bertragung der zur Sicherung der Darlehen abgetretenen Lebensversicherungen. Auch diese Abtretungen erfolgten durch den Treuh&#228;nder ohne rechtlichen Grund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="48"/> Die Zinsentscheidung folgt aus &#167; 818 Abs. 1 BGB. Bereicherungsanspr&#252;che gegen eine Bank sind mit 5 % &#252;ber dem Diskontsatz zu verzinsen (vgl. BGH NJW 1998, 2529). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="49"/> Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;&#167; 344, 91 Abs. 1 S. 1 ZPO. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 709 S. 1, 709 S. 2 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,228
lg-freiburg-2003-01-23-4-t-26002
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4 T 260/02
2003-01-23T00:00:00
2019-01-07T10:14:01
2019-01-17T11:52:07
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Amtsgerichts L&#246;rrach vom 24.10.2002 (4 IN 58/02) aufgehoben und das Verfahren zur weiteren Verhandlung unter Ber&#252;cksichtigung der Auffassung der Kammer zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Der Wert des Beschwerdegegenstandes wird festgesetzt auf EUR 1.000,00.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Beschwerdef&#252;hrerin, ein gesetzlicher Krankenversicherungstr&#228;ger, hat wegen r&#252;ckst&#228;ndiger Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge des Schuldners in H&#246;he von insgesamt EUR 18.559,48 (einschlie&#223;lich S&#228;umniszuschl&#228;ge, Mahngeb&#252;hren und Kosten der Rechtsverfolgung) Insolvenzantrag wegen Zahlungsunf&#228;higkeit gestellt. Zur Glaubhaftmachung hat sie sich auf beigef&#252;gte, nicht n&#228;her nummerierte oder im einzelnen gekennzeichnete Vollstreckungsunterlagen bezogen. Nach Hinweis hat das Amtsgericht mit der angefochtenen Entscheidung den Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens als unzul&#228;ssig abgewiesen. Die Antragstellerin habe das Bestehen der Forderung nicht schl&#252;ssig dargelegt. Aus dem Vortrag der Antragstellerin ergebe sich nicht hinreichend substantiiert, um welche Forderungsart (Hauptforderung, S&#228;umniszuschl&#228;ge, Zinsen, Kosten und Geb&#252;hren) es sich jeweils handele, f&#252;r welchen Zeitraum sie best&#252;nden und ob diese auf Leistungsbescheiden oder Beitragsnachweisen des Arbeitgebers beruhten. Diesen Mindestanforderungen entspreche der Vortrag der Antragstellerin nicht. Aus den beigef&#252;gten Unterlagen ergebe sich der im Antrag genannte Betrag von EUR 18.559,48 nicht. Die Unterlagen betr&#228;fen einzelne Beitragszeitr&#228;ume. Dies ersetze eine geordnete Darstellung der Beitragsr&#252;ckst&#228;nde nicht. Das Gericht sei nicht gehalten, eine ungeordnete Zusammenstellung von Anlagen darauf hin zu &#252;berpr&#252;fen, ob die von der Antragstellerin unsubstantiiert aufgestellte Behauptung m&#246;glicherweise doch inhaltlich richtig sein k&#246;nne. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Hiergegen richtet sich die frist- und formgerecht eingereichte sofortige Beschwerde der Antragstellerin, die die Auffassung vertritt, durch die beigef&#252;gten Unterlagen sei ihr Vortrag ausreichend glaubhaft gemacht. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Das Rechtsmittel hat vorl&#228;ufigen Erfolg, weil das Amtsgericht &#252;berh&#246;hte Anforderungen an die Zul&#228;ssigkeit des Insolvenzantrages stellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Das Insolvenzverfahren wird nur auf Antrag er&#246;ffnet. Antragsberechtigt sind Gl&#228;ubiger und der Schuldner (&#167; 13 Abs. 1 InsO). Die Er&#246;ffnung setzt des weiteren voraus, dass ein Er&#246;ffnungsgrund gegeben ist. Allgemeiner Er&#246;ffnungsgrund ist die Zahlungsunf&#228;higkeit (&#167;&#167; 16, 17 Abs. 1 InsO). Der Antrag eines Gl&#228;ubigers ist zul&#228;ssig, wenn der Gl&#228;ubiger ein rechtliches Interesse an der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens hat und seine Forderung und den Er&#246;ffnungsgrund glaubhaft macht (&#167; 14 Abs. 1 InsO). Ist der Antrag im beschriebenen Sinne zul&#228;ssig, so hat das Insolvenzgericht den Schuldner zu h&#246;ren, den Sachverhalt aufzukl&#228;ren und &#252;ber die Er&#246;ffnung des Verfahrens zu befinden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Das Gesetz gliedert somit das Er&#246;ffnungsverfahren in zwei Abschnitte (vgl.a. Hess/Wienberg, InsO 2.A. &#167; 14 InsO Rdnr.4). Im ersten ist zu pr&#252;fen, ob &#252;berhaupt ein zul&#228;ssiger Antrag im beschriebenen Sinne vorliegt, also ob der Antrag von einem antragsberechtigten Gl&#228;ubiger stammt und ob ein Er&#246;ffnungsgrund dargelegt ist. Beide Voraussetzungen hat der Gl&#228;ubiger lediglich glaubhaft zu machen. Die von &#167; 14 Abs. 1 InsO geforderte Glaubhaftmachung ist eine besondere Art der Beweisf&#252;hrung. Sie richtet sich nach &#167; 294 ZPO, der nach &#167; 4 InsO Anwendung findet. Es bedarf nicht des vollen Beweises, vielmehr gen&#252;gt die &#252;berwiegende Wahrscheinlichkeit, dass eine Tatsachenbehauptung zutrifft (BayObLG Rechtspfleger 2000, 417). In diesem Verfahrensstadium gilt nicht die Amtsermittlungspflicht nach &#167; 5 InsO, vielmehr hat der Antragsteller nach dem Beibringungsgrundsatz die verfahrensrelevanten Tatsachen darzulegen und glaubhaft zu machen (vgl. Gottwald/Uhlenbruck, Insolvenzrechtshandbuch 2. Auflage &#167; 12 Rdnr. 35). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> W&#228;hrend die Zul&#228;ssigkeit des Gl&#228;ubigerantrages grunds&#228;tzlich lediglich die Glaubhaftmachung seines Vortrages voraussetzt, ist f&#252;r die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens notwendig, dass die tatbestandlichen Voraussetzungen nach allgemeinen Beweisma&#223;st&#228;ben zur &#220;berzeugung des Gerichts gegeben sind (&#167;&#167; 4 InsO, 286 ZPO; vgl. M&#252;nchKom/Schmahl, Insolvenzordnung &#167; 16 Rdnr. 32). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Mit dem Erfordernis der Glaubhaftmachung tr&#228;gt &#167; 14 Abs. 1 InsO dem Umstand Rechnung, dass bereits die Antragstellung und das daran anschlie&#223;ende Er&#246;ffnungsverfahren die wirtschaftlichen Interessen des Schuldners erheblich beeintr&#228;chtigen. Dies ist nur dann akzeptabel, wenn sich schon aus dem Antrag eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Vorliegen der Er&#246;ffnungsvoraussetzung und die Antragsberechtigung des Antragstellers ergibt (Braun/Kind, InsO &#167; 14 Rdnr. 5). Andererseits hat der Gesetzgeber das Insolvenzer&#246;ffnungsverfahrens bewusst als vereinfachtes Verfahren ausgestaltet (vgl. Pape/Uhlenbruck, Insolvenzrecht Rdnr. 354). Deshalb darf das Gericht die Anforderungen an die Glaubhaftmachung nicht &#252;berspannen (vgl. Haarmeyer/Wutzke/F&#246;rster, Handbuch zur Insolvenzordnung 3. Auflage Kapitel 3 Rdnr. 73). Insgesamt verfolgt n&#228;mlich die neue Insolvenzordnung das Ziel einer rechtzeitigen und leichteren Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens (vgl. Allgemeiner Teil der Begr&#252;ndung zum Regierungsentwurf der Insolvenzordnung, Bundestagsdrucksache 12/2443, abgedruckt in Balz/Landfermann, Die neuen Insolvenzgesetze Seite 21; vgl.a. OLG Celle NJW-RR 2001,702). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> An diesen Rechtsgrunds&#228;tzen gemessen hat das Amtsgericht &#252;berh&#246;hte Anforderungen an die Zul&#228;ssigkeit des Antrages der Beschwerdef&#252;hrerin gestellt. Ein Rechtssatz, wonach unabh&#228;ngig von den dem Antrag beigef&#252;gten Unterlagen eine schrifts&#228;tzliche Darstellung der Forderung der Antragstellerin aufgegliedert in Hauptforderung, S&#228;umniszuschl&#228;ge, Zinsen, Kosten und Geb&#252;hren, Zeitraum und Erhebungsgrund (Leistungsbescheid oder Beitragsnachweis) erforderlich ist, besteht nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Vielmehr m&#252;ssen nach zutreffender und &#252;berwiegender Auffassung in Rechtsprechung und Literatur &#246;ffentlich-rechtliche Hoheitstr&#228;ger ihre Forderung zwar nicht schl&#252;ssig begr&#252;nden, aber wenigstens soweit spezifizieren, dass das Insolvenzgericht ohne weiteres erkennen kann, f&#252;r welche Zeit und in welcher H&#246;he r&#252;ckst&#228;ndige Abgaben oder Beitr&#228;ge geschuldet werden, und dass der Schuldner sich darauf sachgerecht einlassen kann. Ebenso sind S&#228;umniszuschl&#228;ge, Zinsen, Kosten und Geb&#252;hren gesondert kenntlich zu machen. Dies kann durch Vorlage der Leistungsbescheide oder aufgeschl&#252;sselter, nachvollziehbarerer Kontoausz&#252;ge geschehen (vgl. HK/Kirchhof, 2. Auflage &#167; 14 InsO Rdnr. 6; OLG Naumburg NZI 2000, 263; NZI 2001,144; OLG K&#246;ln NJW-RR 2000,427). Der vom Amtsgericht geforderten substantiierten Darstellung der antragsberechtigenden Forderung der Beschwerdef&#252;hrerin kommt somit keine eigenst&#228;ndige Funktion zu, vielmehr ist das Substantiierungserfordernis im Zusammenhang mit der notwendigen Glaubhaftmachung von Forderung und Er&#246;ffnungsgrund i.S. v. &#167; 14 Abs. 1 InsO zu sehen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Sowohl Antragsberechtigung der Beschwerdef&#252;hrerin wie auch Er&#246;ffnungsgrund sind vorliegend ausreichend glaubhaft gemacht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> F&#252;r die Antragsberechtigung der Beschwerdef&#252;hrerin ist bereits eine, m&#246;glicherweise geringe Forderung ausreichend (vgl. Kirchhof aaO Rdnr. 22). Hierzu ist es also nicht erforderlich, die von der Antragstellerin &#252;bergebenen Unterlagen vollst&#228;ndig zu sichten und auszuwerten. Ohnedies hat die Antragstellerin vorliegend zumindest die auf Beitragsnachweisen des Schuldners beruhenden Forderungen und damit den ganz &#252;berwiegenden Teil der geltend gemachten Anspr&#252;che glaubhaft gemacht. Sie hat n&#228;mlich jeweils die Vollstreckungsersuchen nach &#167; 66 SGB X an die zust&#228;ndige Vollstreckungsstelle vorgelegt f&#252;r auf Grund Beitragsnachweis des Arbeitgebers f&#228;llig gewordene Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge f&#252;r M&#228;rz bis Juli 2002, Januar bis November 2001 und April bis Dezember 2000. Die Vorlage der Beitragsnachweise des Arbeitgebers ist nicht notwendig, da keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich sind, dass die Beschwerdef&#252;hrerin nur fiktiv von Beitragsnachweisen ausgeht und Zahlungseing&#228;nge unzutreffend wiedergibt (vgl. OLG Saarbr&#252;cken ZIP 2000, 2260). Durch den Beitragsnachweis sind die entsprechenden Forderungen ohne weiteren Vollstreckungstitel f&#228;llig und vollstreckbar geworden (&#167;&#167; 22 Abs. 1, 28 f Abs. 3 Satz 5 SGB IV). Den Vollstreckungsersuchen kann die Zusammensetzung der Forderung nach r&#252;ckst&#228;ndigem Beitrag, S&#228;umniszuschlag und Geb&#252;hren entnommen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> In gleicher Weise ist der Er&#246;ffnungsgrund der Zahlungsunf&#228;higkeit durch die Beschwerdef&#252;hrerin nachgewiesen. Hierbei ist zu beachten, dass die Glaubhaftmachung der Zahlungsunf&#228;higkeit des Schuldners bei Nichtabf&#252;hrung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitr&#228;gen zur Sozialversicherung nicht nur durch Vorlage von Fruchtlosigkeitsbescheinigungen eines Gerichtsvollziehers oder anderer geeigneter Unterlagen erfolgen kann. Vielmehr gen&#252;gt es f&#252;r die Glaubhaftmachung in aller Regel auch, wenn der Schuldner &#252;ber einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten die Arbeitgeberanteile nicht an den Sozialversicherungstr&#228;ger abf&#252;hrt (vgl. OLG Dresden ZinsO 2000, 560). Vorliegend hat die Beschwerdef&#252;hrerin, wie bereits dargelegt, nicht nur den R&#252;ckstand von Sozialversicherungsbeitr&#228;gen &#252;ber einen weit dar&#252;ber hinaus reichenden Zeitraum dargelegt, sondern eine Best&#228;tigung des zust&#228;ndigen Gerichtsvollziehers vorgelegt, wonach er - im Antragsmonat - fruchtlos gepf&#228;ndet hat. Der Vollstreckungsbeamte hat mitgeteilt, weitere Vollstreckungsma&#223;nahmen einschlie&#223;lich der Abnahme der eidesstattlichen Versicherung w&#252;rden aussichtslos erscheinen. Der Grund f&#252;r die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens ist somit in mehrfacher Hinsicht glaubhaft gemacht (vgl. hierzu allgemein OLG Celle NJW-RR 2001, 702). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Der Wert des Beschwerdegegenstandes wurde nach den &#167;&#167; 37 Abs. 2, 38 Satz 2 GKG bestimmt. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,220
olgstut-2003-01-22-11-wf-503
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 WF 5/03
2003-01-22T00:00:00
2019-01-07T10:13:57
2019-02-12T13:09:45
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Antragsgegners wird</p> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong> <em>zur&#252;ckgewiesen.</em> </strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Das Amtsgericht &#8211; Familiengericht &#8211; Schorndorf hat den Antrag des Antragsgegners auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe im Beschluss vom 13.12.2002 zur&#252;ckgewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Gegen diesen Beschluss hat der Antragsgegner sofortige Beschwerde eingelegt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die sofortige Beschwerde ist zul&#228;ssig. Sie hat in der Sache keinen Erfolg. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="4"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Nach der Rechtsprechung des Oberlandesgericht Stuttgart geh&#246;rt zu dem einzusetzenden Verm&#246;gen im Sinne des &#167; 115 Abs. 2 Satz 1 ZPO grunds&#228;tzlich auch eine private Lebensversicherung. Eine hilfsbed&#252;rftige Partei hat den R&#252;ckkaufswert solcher Lebensversicherungen zur Deckung der Verfahrenskosten einzusetzen, wenn es ihr rechtlich m&#246;glich und zumutbar ist (vgl. hierzu OLG Stuttgart, FamRz. 1999, 598; OLG Stuttgart FamRB 2002, 143).</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="5"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Der Antragsgegner hat hier Lebensversicherungen mit einem R&#252;ckkaufswert von ca. 38.000,00 EUR. Dem stehen Policendarlehen hinsichtlich zweier Lebensversicherungen in H&#246;he von ca. 17.500,00 EUR entgegen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="6"/> Der &#252;berschie&#223;ende Wert der Lebensversicherungen &#252;bersteigt das Schonverm&#246;gen des Antragsgegners bei weitem und erm&#246;glicht es ihm, die Prozesskosten aus dem &#252;berschie&#223;enden Wert der Lebensversicherungen zu begleichen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="7"/> Hinzu kommt, dass der Antragsgegner bei seiner Verm&#246;gensaufstellung zum Stichtag 04.10.2002, den er zu seinem Prozesskostenhilfeantrag beigef&#252;gt hat, einen Wohnwagen im Wert von ... 6.600,00 EUR als weiteren Verm&#246;genswert angegeben hat. Dieser Wohnwagen unterliegt nicht dem Schonverm&#246;gen. Er ist deshalb zur Deckung der Prozesskosten ebenfalls einzusetzen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="8"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Zuletzt m&#252;sste der Antragsgegner auch seinen Citroen 2cV verkaufen um die Prozesskosten zumindest teilweise decken zu k&#246;nnen. Ein Zweitwagen ist nicht privilegiert.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Gem. &#167; 127 Abs. 1 Satz 3 ZPO werden der Antragstellerin die Gr&#252;nde dieser Entscheidung nicht mitgeteilt. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,221
olgkarl-2003-01-22-12-u-14102
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 141/02
2003-01-22T00:00:00
2019-01-07T10:13:58
2019-02-12T13:09:45
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 24.04.2002 - 9 O 208/01 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Kosten des Berufungsverfahrens hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>4. Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p>5. Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin verkaufte der Beklagten gebrauchtes Krankenhausinventar mit zwei Rettungswagen, das die Beklagte nach Georgien lieferte. Au&#223;erdem verpflichtete sich die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten zur Montage, Installation und Inbetriebnahme der gelieferten Krankenhausausstattungen und technischen Ger&#228;te. Die Montage ist nicht abgeschlossen. Die Kl&#228;gerin erkl&#228;rte die K&#252;ndigung des Montagevertrags. Die vereinbarte Verg&#252;tung f&#252;r die Montage hat die Beklagte vollst&#228;ndig bezahlt, au&#223;erdem 70 % des Kaufpreises. Die Kl&#228;gerin macht den restlichen Kaufpreis geltend. Die Beklagte hat mit angeblichen Gegenforderungen aufgerechnet und Zur&#252;ckbehaltungsrechte geltend gemacht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Das Landgericht hat mit dem angefochtenen Urteil, auf das hinsichtlich der tats&#228;chlichen Feststellungen Bezug genommen wird, die Beklagte zur Zahlung von EUR 162.271,77 Zug um Zug gegen Fertigstellung der vereinbarten Montage verurteilt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Mit der Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihren Antrag auf uneingeschr&#228;nkte Verurteilung der Beklagten weiter. Hinsichtlich des Parteivorbringens in der Berufung wird auf die vorbereitenden Schrifts&#228;tze und die Ausf&#252;hrungen unter II. verwiesen. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Berufung der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig, jedoch nicht begr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Kl&#228;gerin hat gem&#228;&#223; &#167; 433 Abs. 2 BGB Anspruch auf Zahlung von EUR 162.271,77. Der Beklagten steht aber, wie das Landgericht zu Recht entschieden hat, ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 1. Das Landgericht hat die Verpflichtung der Beklagten zur Zahlung des restlichen Kaufpreises in der genannten H&#246;he festgestellt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Kaufpreisforderung ist zwar nicht f&#228;llig. Hinsichtlich des Zeitpunkts der Restkaufpreiszahlung vereinbarten die Parteien, dass der Restkaufpreis "in H&#246;he von 30 % sofort bezahlt wird, sobald das vom Endabnehmer bzw. von der ausf&#252;hrenden Montagefirma IPS best&#228;tigte Abnahmeprotokoll dem K&#228;ufer vorliegt". Damit regelten die Parteien die F&#228;lligkeit der Kaufpreisforderung. Die vereinbarten F&#228;lligkeitsvoraussetzungen liegen nicht vor. Bei dem im Vertrag genannten Abnahmeprotokoll handelt es sich wahrscheinlich um die Feststellung der Funktionsf&#228;higkeit der gelieferten Ger&#228;te, da der Kaufvertrag festh&#228;lt, dass die einzelnen Ger&#228;te des Krankenhausinventars deinstalliert seien und deshalb die Funktionsf&#228;higkeitspr&#252;fung nicht durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnte. Gemeint sein k&#246;nnte auch die Fertigstellung der Montage. Diese Frage kann aber offen bleiben. Jedenfalls liegt f&#252;r beide Auslegungsalternativen das geforderte Protokoll nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Das Landgericht hat jedoch mit der Verurteilung zur Zahlung die F&#228;lligkeit der Forderung ausgesprochen. Die Feststellung des Landgerichts ist nicht angegriffen. Von ihr abzuweichen ist dem Senat gem&#228;&#223; &#167; 528 ZPO verwehrt, da nur die Kl&#228;gerin Berufung eingelegt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> 2. Die Beklagte kann, wie schon das Landgericht ausgef&#252;hrt hat, gem&#228;&#223; &#167; 273 Abs. 1 BGB den Restkaufpreis zur&#252;ckhalten, weil die Kl&#228;gerin ihre nach dem Montagevertrag geschuldeten Montageleistungen noch nicht vollst&#228;ndig erbracht hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> a. Die Beklagte hat einen f&#228;lligen Anspruch darauf, dass die Kl&#228;gerin die geschuldeten weiteren Montageleistungen erbringt. Der Anspruch ist nicht aufgrund der Fristsetzungen und K&#252;ndigungen der Kl&#228;gerin untergegangen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> aa. Die Fristsetzung vom 20.08.1999 (K 15) und die K&#252;ndigung vom 9.09.1999 (K 16) sind nicht wirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Der Montagevertrag ist ein Werkvertrag. Ein Werkvertrag ist vom Unternehmer nicht frei k&#252;ndbar, sondern kann nur unter bestimmten Voraussetzungen, wenn der Besteller seine (Mitwirkungs-) Pflichten verletzt, beendet werden, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 643 BGB auffordern m&#252;ssen, einer vertraglichen Mitwirkungspflicht innerhalb einer bestimmten Frist nachzukommen, und ihr die Vertragsaufk&#252;ndigung androhen m&#252;ssen, falls sie dieser ihrer Obliegenheit nicht nachkommt. Zur Erf&#252;llung einer ihr obliegenden Mitwirkungspflicht forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte im Schreiben vom 20.08.1999 nicht auf. Die in diesem Schreiben geforderte Zustimmung zu einer bestimmten Berechnung ihres Montagemehraufwandes ist keine derartige Mitwirkungspflicht. Zwar war im Montagevertrag geregelt, dass die Kl&#228;gerin mit Zustimmung der Beklagten "die Mehrkosten der Montage nach Aufwand zus&#228;tzlich berechnet, die dadurch entstehen, dass sich Verz&#246;gerungen bei der Installation einstellen, die nicht auf das Verschulden der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, z.B. mangelhafte Vorbereitung der zur Installation vorgesehenen R&#228;umlichkeiten und fehlende personelle Unterst&#252;tzung durch den Betreiber der Einrichtung". Einen Anspruch auf die von ihr im Schreiben vom 20.08.1999 verlangte Mehrverg&#252;tung hatte die Kl&#228;gerin jedoch nicht, auch nicht auf die Zustimmung zu einer bestimmten (pauschalierten) Zusatzverg&#252;tung. Im Montagevertrag war schon vereinbart, dass die Kl&#228;gerin ihren Zusatzaufwand berechnen darf, und zwar den tats&#228;chlich anfallenden, wie das Landgericht zu Recht ausgef&#252;hrt hat. Da ein Montagemehraufwand der Kl&#228;gerin im Montagevertrag geregelt ist, brauchte die Beklagte ihre Zustimmung zu einer erneuten Regelung nicht mehr zu erteilen, schon gar nicht zu einer solchen Regelung, die von der im Montagevertrag abweicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> bb. Auch nicht wirksam sind die Nachfristsetzung der Kl&#228;gerin vom 23.09.2002 und ihre darauffolgende K&#252;ndigung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Aufforderung mit Fristsetzung zur Stellung von Sicherheiten f&#252;r den eingeklagten Restkaufpreis und in H&#246;he von EUR 75.000 f&#252;r einen Montagemehraufwand im Schreiben vom 03.09.2002 (II 125) stellt keine wirksame Fristsetzung nach &#167;&#167; 648 a Abs. 5, 643 BGB dar. Die Beklagte mu&#223;te nicht die geforderten Sicherheiten stellen. Die Kl&#228;gerin hatte keinen Anspruch darauf. Einen Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 648 a BGB auf Sicherung des Restkaufpreises h&#228;tte sie allenfalls, wenn Kaufvertrag und Montagevertrag einen einheitlichen Vertrag darstellen w&#252;rden, der nach Werkvertragsrecht zu beurteilen ist. Die Parteien erstellten jedoch entgegen dem urspr&#252;nglichen Vertragsentwurf (B 7) zwei getrennte Urkunden, wollten demnach zwei eigenst&#228;ndige Vertr&#228;ge, die auch - nach dem unstreitigen erstinstanzlichen Vortrag - h&#228;tten eigenst&#228;ndig erf&#252;llt werden k&#246;nnen. Die erstmals im Berufungsschriftsatz vom 21.01.2003 ohne Entschuldigung erfolgte anderweitige Darstellung des dem Vertragsgebilde zugrundeliegenden Sachverhalts ist gem&#228;&#223; &#167; 529 ZPO unbeachtlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Aufforderung zur Stellung einer Sicherheit allein f&#252;r die Verg&#252;tung eines Montagemehraufwands ist ebenfalls unwirksam, da die Kl&#228;gerin eine zumindest stark &#252;berh&#246;hte Sicherheit forderte (vgl. BGH WM 2001, 263). Die Kl&#228;gerin hat nicht plausibel dargelegt, dass ihr ein Anspruch auf Erstattung eines Mehraufwands zustehen k&#246;nnte, schon gar nicht ein Anspruch in H&#246;he von sch&#228;tzungsweise EUR 75.000. Die H&#246;he einer der geforderten Sicherheit zugrunde liegende Forderung entspricht fast der zwischen den Parteien aufgrund ihrer Einsch&#228;tzung ausgehandelten Verg&#252;tung f&#252;r die gesamte Montage der gelieferten Krankenhauseinrichtung. Die Kl&#228;gerin hat aber noch nicht einmal die vereinbarte und ihr bezahlte Montageverg&#252;tung von DM 180.000 verbraucht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Im Montagevertrag vereinbarten die Parteien, dass der Kl&#228;gerin die Verg&#252;tung von DM 180.000 daf&#252;r zusteht, dass sie vier Techniker f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Montage, Installation und Inbetriebnahme der gelieferten Krankenhausausstattungen und technischen Ger&#228;te f&#252;r die Zeit von drei Monaten stellt. Diese drei Monate waren noch nicht abgelaufen, als die Kl&#228;gerin die Montagearbeiten unterbrach. Die Techniker begannen mit ihren Arbeiten am 10.09.1998 und stellten die Arbeiten am 12.11.1998 ein. Auch unter Ber&#252;cksichtigung der Vorauszahlung von DM 30.000 hat die Kl&#228;gerin die Montageverg&#252;tung noch nicht vollst&#228;ndig "abgearbeitet". Vielmehr waren - proportional der zum Zeitpunkt der Arbeitseinstellung vergangenen Montagezeit - allenfalls rund DM 130.000 verbraucht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Ein Mehraufwand, den die Kl&#228;gerin in Rechnung h&#228;tte stellen k&#246;nnen, entstand nicht dadurch, dass die Beklagte ihrer Verpflichtung, selbst zwei georgische Techniker und georgische Hilfskr&#228;fte zu stellen und bestimmte Vorarbeiten zu erbringen, m&#246;glicherweise nicht nachkam. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich einen ihr dadurch entstandenen und nach dem Vertrag abrechenbaren Mehraufwand nicht dargelegt. Sie hat nur vorgetragen - dies l&#228;sst sich auch den vorgelegten Arbeitsberichten der Montagefirma ... entnehmen -, dass sich die Montagearbeiten einfach hinzogen (m&#246;glicherweise auch dadurch, dass die deutschen Techniker Arbeiten durchf&#252;hrten, f&#252;r die eigentlich die georgischen Kr&#228;fte vorgesehen waren). Ein durch die Verz&#246;gerungen entstehender und abrechenbarer Mehraufwand w&#228;re deshalb erst nach Ablauf der im Montagevertrag vorgesehenen Arbeitszeit von drei Monaten entstanden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Offen bleiben kann daher, ob die Kl&#228;gerin beim Einbau von Operationss&#228;len, R&#246;ntgenger&#228;ten etc. Unternehmerin eines Bauwerks, einer Au&#223;enanlage oder eines Teils davon gem&#228;&#223; &#167; 648 a BGB ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> cc. Schlie&#223;lich hat die Fristsetzung vom 16.01.2003 zur Durchf&#252;hrung der f&#252;r die weitere Montage erforderlichen Vorbereitungsma&#223;nahmen (II 153) und die Nachfristsetzung vom 28.01.2003 (II 155) den Montagevertrag bis zur Berufungsverhandlung am 6.02.2003 nicht beenden k&#246;nnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die gesetzten Fristen, insgesamt 14 Tage, sind unangemessen kurz. Mit Schreiben vom 16.01.2003, zugegangen am 20.03.2003, forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte auf, bis zum 26.01.2003 die Strom-, Wasser- und Druckluftversorgung und die vertraglich vorgesehenen georgischen Mitarbeiter bereitzustellen und die Bereitstellung durch ein Best&#228;tigungsschreiben der georgischen Regierung nachzuweisen. Mit Schreiben vom 28.01.2003 setzte die Kl&#228;gerin, da die Beklagte die Vorbereitungshandlungen nicht getroffen h&#228;tte, eine Nachfrist bis 3.02.2003. F&#252;r die Beurteilung der Angemessenheit einer gesetzten Frist sind die gesamten Umst&#228;nde des Falles zu ber&#252;cksichtigen (RG WarnRspr 1908 Nr. 625; Staudinger/Peters, BGB, Bearbeitung 2000, &#167; 643 Rn. 11). Die Beklagte, die ihren Sitz und ihre Mitarbeiter in Deutschland hat, hat die geforderten Mitwirkungshandlungen in Georgien zu erbringen. Diese Vorbereitungsarbeiten sind - jedenfalls nach Vortrag der Kl&#228;gerin - umfangreich. Allein die Entfernung von Deutschland nach Georgien und eventuelle Kommunikationsschwierigkeiten k&#246;nnen zeitaufwendig sein. Die Kl&#228;gerin hat weiterhin eine Best&#228;tigung der georgischen Regierung gefordert. Unabh&#228;ngig davon, ob sie eine solche Best&#228;tigung &#252;berhaupt beanspruchen kann, w&#252;rde aller Wahrscheinlichkeit erheblich mehr Zeit ben&#246;tigt, die Best&#228;tigung zu erlangen, als die Kl&#228;gerin der Beklagten einger&#228;umt hat. Insbesondere f&#228;llt bei der Beurteilung der Angemessenheit der gesetzten Fristen ins Gewicht, dass die Montagearbeiten der Kl&#228;gerin seit mehr als vier Jahren ruhen, dass sie die Beklagte in diesen vier Jahren seit dem Abbruch der Montagearbeiten im November 1998 bis zum Januar 2003 nie zur Durchf&#252;hrung der geschuldeten Vorbereitungsma&#223;nahmen aufforderte, dass die Wiederaufnahme der Arbeiten aufgrund deren l&#228;ngerer Unterbrechung voraussichtlich zus&#228;tzliche Vorbereitungen erfordern werden, die weitere Zeit ben&#246;tigen, und dass kein Grund f&#252;r die pl&#246;tzliche Eile der Kl&#228;gerin zu erkennen ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Dass die Arbeiten seit mehr als vier Jahren ruhen, hat nicht allein die Beklagte zu vertreten. Zwar war die Kl&#228;gerin wohl berechtigt, die Montage einzustellen, da die Beklagte die f&#228;lligen Verg&#252;tungsraten nicht zahlte. Nachdem die Beklagte aber die f&#228;lligen Raten und auf Forderung der Kl&#228;gerin auch die noch nicht f&#228;lligen Raten gezahlt hatte, nahm die Kl&#228;gerin die unterbrochenen Arbeiten nicht ab dem 1.02.1999 wieder auf, wie sie in ihrem Schreiben vom 17.11.1998 (K 9) angek&#252;ndigt hatte, sondern stellte weitere - unberechtigte (s.o. 2 a aa) - Forderungen f&#252;r die Wiederaufnahme der Montagearbeiten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Da die von der Kl&#228;gerin gesetzte Frist unangemessen kurz ist, wurde durch ihre Aufforderung vom 16.01.2003 eine angemessene Frist in Lauf gesetzt (Staudinger, a.a.O.). Welche Frist im vorliegenden Fall angemessen w&#228;re, kann offen bleiben. Eine angemessene Frist w&#228;re zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung n&#228;mlich noch nicht abgelaufen, so dass eine darauf gegr&#252;ndete Vertragsbeendigung der Berufungsentscheidung nicht zugrunde gelegt werden kann. Die seit dem Zugang des Aufforderungsschreibens am 20.01.2003 bis zur Berufungsverhandlung am 6.02.2003 abgelaufene Frist von 17 Tagen w&#228;re im vorliegenden Fall allein schon aufgrund der Dauer der Arbeitsunterbrechung auch noch unangemessen kurz. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> b. Restkaufpreisforderung und Anspruch aus Fertigstellung der Montage entstammen demselben rechtlichen Verh&#228;ltnis gem&#228;&#223; &#167; 273 BGB. Nicht erforderlich ist, dass die beiderseitigen Anspr&#252;che im selben Vertrag ihr Grundlage haben; es gen&#252;gt, wenn ihnen ein innerlich zusammenh&#228;ngendes einheitliches Lebensverh&#228;ltnis zugrunde liegt (BGHZ 115, 99/103; 92, 194/196). Kauf und Montage betreffen die gleichen Gegenst&#228;nde. Die Vertr&#228;ge wurden zum gleichen Zeitpunkt geschlossen. Kaufvertrag und Montagevertrag bilden, auch wenn die Parteien zwei Urkunden errichteten, ein ineinander verzahntes Vertragsgebilde. Der Beginn der Montageleistungen hing davon ab, dass die Kl&#228;gerin das an die Beklagte verkaufte Krankenhausinventar auf den Weg nach Georgien brachte. Sie hatte die Ware ab Lager der Spediteure frei auf Lkw verladen zu liefern (Nr. 3 des Kaufvertrages). 70 % des Kaufpreises hatte die Beklagte vor Auslieferung zu bezahlen, den Rest erst, wenn ihr das vom Endabnehmer bzw. der Montagefirma best&#228;tigte Abnahmeprotokoll vorlag. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> 3. &#220;ber weitere Einwendungen der Beklagten gegen die Forderung der Kl&#228;gerin hat der Senat nicht zu entscheiden. Das Landgericht hat die von ihr erkl&#228;rten Aufrechnungen mit Gegenforderungen f&#252;r unbegr&#252;ndet erkl&#228;rt. Es hat ein von der Beklagten weiterhin geltend gemachtes Zur&#252;ckbehaltungsrecht wegen der angeblichen fehlenden &#220;bergabe von Pl&#228;nen zur&#252;ckgewiesen. Die Beklagte hat diese Einwendungen zwar in der Berufung weiterverfolgt, jedoch nicht durch Einlegung eines eigenen Rechtsmittels. Die Einwendungen k&#246;nnen daher nicht zu einer Ab&#228;nderung des Urteils zu Lasten der Kl&#228;gerin f&#252;hren. </td></tr></table> <table><tr><td>III.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Da die Berufung der Kl&#228;gerin keinen Erfolg hat, hat sie gem&#228;&#223; &#167; 97 ZPO die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen. Das Urteil ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Gr&#252;nde f&#252;r eine Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,223
lg-stuttgart-2003-01-22-27-o-6902
{ "id": 142, "name": "Landgericht Stuttgart", "slug": "lg-stuttgart", "city": 90, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
27 O 69/02
2003-01-22T00:00:00
2019-01-07T10:14:00
2019-01-17T11:52:07
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger EUR 3.097,37 nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit 7. 3. 2002 zu bezahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>2. Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Streitwert: bis EUR 110.000,--</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Kl&#228;ger war Kommanditist einer D. Datentechnik GmbH u Co. KG, &#252;ber deren Verm&#246;gen 1983 das Konkursverfahren er&#246;ffnet und 1998 abgeschlossen wurde, und nimmt den Beklagten, als Steuerberater sowohl f&#252;r den Kl&#228;ger als auch die KG t&#228;tig, mit der am 6. 3. 2002 zugestellten Klage auf Schadenersatz wegen fehlerhafter Vertretung bei Geltendmachung von Sonderbetriebsausgaben in Anspruch. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Als Kommanditist und Alleingesch&#228;ftsf&#252;hrer-Gesellschafter der Komplement&#228;r-GmbH hatte der Kl&#228;ger einen Kredit der KG durch eine auf seinem Privatgrundst&#252;ck lastende nachrangige Grundschuld &#252;ber DM 500.000,-- abgesichert. Aus der Grundschuld in Anspruch genommen, war er gezwungen, sein Grundst&#252;ck zu verkaufen. Aus dem Verkaufserl&#246;s flossen dem Grundschuldinhaber im Jahre 1985 DM 477.519,-- zu. Im Rahmen der Bearbeitung der j&#228;hrlichen Steuererkl&#228;rungen f&#252;r den Kl&#228;ger war der Beklagte beauftragt, die Zahlung aus dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers als Sonderbetriebsausgabe geltend zu machen, um es dem Kl&#228;ger zu erm&#246;glichen, den erlittenen Verlust mit k&#252;nftigem Einkommen gem. &#167; 10 d Abs. 2 EStG steuermindernd zu verrechnen. Diese Verlustvortragsm&#246;glichkeit war bis zum Steuerreformgesetz vom 25. 7. 1988 (BGBl. I, S. 1093) auf f&#252;nf Jahre begrenzt und wurde durch dieses Reformgesetz - erstmals f&#252;r Verluste im Jahre 1985 - unbegrenzt zugelassen. Nun hatte der Kl&#228;ger, wie der Beklagte unbestritten vorgetragen hat, aus seiner Beteiligung bei der KG schon Anfang der 80er Jahre enorme Verluste, die zu einem Verlustvortrag in Millionenh&#246;he f&#252;hrten, den der Kl&#228;ger aber mangels steuerpflichtiger Eink&#252;nfte in den Jahren bis 1989 nicht einkommenssteuermindernd geltend machen konnte. Am 21. 2. 1992 stellte der Beklagte beim Finanzamt den Antrag, Eink&#252;nfte des Kl&#228;gers aus Gewerbebetrieb mit DM - 477.519,-- (Verlust) bei der pers&#246;nlichen Einkommensteuerveranlagung des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen. Auf Hinweis des Finanzamts vom 19. 3. 2002, dass es sich um Aufwendungen handele, die im Zusammenhang mit der KG angefallen und daher allenfalls im Rahmen eines Feststellungsverfahrens zu ber&#252;cksichtigen seien, reichte der Beklagte beim Finanzamt Stuttgart I, eingegangen am 23. 12. 1992, eine "Erkl&#228;rung zur gesonderten - und einheitlichen - Feststellung von Besteuerungsgrundlagen f&#252;r die Einkommensbesteuerung" f&#252;r das Jahr 1985 ein (K 1/Bl. 9 d.A.). Dort hei&#223;t es: "Sonderbetriebsausgabe laut Anlage: DM 477.519,--" (K 1/Bl. 11 d.A.). Am 24. 4. 1997 mahnte der Beklagte die unerledigte Feststellung an. Mit Bescheid vom 29. 3. 2000 lehnte das Finanzamt Stuttgart I den Erlass eines Feststellungsbescheides f&#252;r das Jahr 1985 ab, da die Feststellungsfrist nach &#167;&#167; 181, 169 Abs. 2, 170 Abs. 2 AO sp&#228;testens mit Ablauf des Jahres 1992 abgelaufen sei. Die erst wenige Tage vor Ablauf der Feststellungsfrist eingereichte Erkl&#228;rung habe eine abschlie&#223;ende Bearbeitung innerhalb der Feststellungsfrist nicht zugelassen. Die Erkl&#228;rung habe auch keine Ablaufhemmung der Feststellungsfrist i.S. von &#167; 171 Abs. 3 AO bewirkt, da die Abgabe gesetzlich vorgeschriebener Steuererkl&#228;rungen nicht unter &#167; 171 Abs. 3 AO falle (vgl. K 2/13). Der Einspruch des Kl&#228;gers wurde durch Bescheid vom 12. 2. 2001 zur&#252;ckgewiesen (K 3/15 ff). Die dagegen auf Empfehlung des Beklagten erhobene Klage vor dem Finanzgericht hat der Kl&#228;ger nach dem Er&#246;rterungstermin vom 16. 8. 2001 auf Rat des dortigen Berichterstatters (vgl. K 4/18) zur&#252;ckgenommen. Der Kl&#228;gervertreter hat dem Kl&#228;ger f&#252;r seine Vertretung vor dem Finanzgericht insgesamt EUR 3.160,33 berechnet. Darin ist eine Er&#246;rterungsgeb&#252;hr gem. &#167; 31 Abs. 1 S. 4 BRAGO enthalten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Im vorliegenden Rechtsstreit hat der Beklagte die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Der Kl&#228;ger meint, nur die Erkl&#228;rung am 23. 12. 1992 einzureichen, sei nicht ausreichend gewesen, da dadurch die Festsetzungsverj&#228;hrung nicht gehemmt worden sei. Der Beklagte h&#228;tte einen gesonderten (Drei-Zeilen-)Antrag zur Hemmung der Festsetzungsverj&#228;hrung stellen m&#252;ssen, und zwar unabh&#228;ngig von der Frage, ob dieser Antrag auch m&#252;ndlich gestellt werden k&#246;nne, zu Beweiszwecken schriftlich und nicht nur, wie vom Mitarbeiter des Beklagten behauptet, telefonisch. W&#228;re das geschehen, h&#228;tte das Finanzamt in der Sache entscheiden m&#252;ssen, und - gegebenenfalls nach weiterer Aufkl&#228;rung des Sachverhalts - den Verlustvortrag anerkannt, wie es im &#252;brigen auch f&#252;r eine Zahlung des Kl&#228;gers auf eine B&#252;rgschaft f&#252;r die Gesellschaft vom Finanzamt unproblematisch geschehen sei. Selbst wenn das Finanzamt f&#252;r die Feststellung der Verlustvortragsf&#228;higkeit Bilanzen der KG verlangt haben w&#252;rde, wie &#252;brigens im Falle der B&#252;rgschaftszahlung nicht, h&#228;tte der Kl&#228;ger solche Bilanzen auf seine Kosten erstellen lassen k&#246;nnen. Bei richtigem Vorgehen des Beklagten h&#228;tte der Kl&#228;ger die M&#246;glichkeit gehabt, den Verlust aus der Zahlung auf die Grundschuld - nach Verbrauch weiterer Verlustvortr&#228;ge aus dem Konkursfall in den Jahren bis 2000 - ab den Jahren 2001 ff mit Einkommen steuermindernd zu verrechnen. Der Verlustvortrag sei w&#228;re unbegrenzt zul&#228;ssig gewesen. Der Verlust sei steuerlich n&#228;mlich dem Jahre 1985, f&#252;r das schon die Neuregelung gelte, nicht etwa dem Jahre 1984 zuzurechnen. Ma&#223;geblich sei n&#228;mlich, wann auf die Grundschuld bezahlt werde. Die blo&#223;e Verpflichtung, eine Grundschuld zugunsten der KG als Sicherheit zu stellen, k&#246;nne steuerlich noch nicht als gewinnmindernd bzw. verlustbegr&#252;ndend geltend gemacht werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Zu der von dem Beklagten erhobenen Einrede der Verj&#228;hrung meint der Kl&#228;ger: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Schadenersatzanspr&#252;che seien nicht verj&#228;hrt. Ma&#223;geblich f&#252;r den Beginn der Verj&#228;hrung sei der Festsetzungsbescheid, in welchem sich der Fehler des Beklagten erstmals nachteilig niedergeschlagen habe, also der ablehnende Bescheid des Finanzamts aus dem Jahre 2000. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Der Kl&#228;ger beantragt (vgl. Bl. 127, 2 d.A.), </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> festzustellen, dass der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger den Schaden zu ersetzen, der ihm dadurch entsteht, dass er steuerliche Sonderbetriebsausgaben aus dem Jahre 1985 aus seiner Beteiligung als Kommanditist in der D. Datentechnik GmbH &amp; Co. Computer KG in H&#246;he von DM 477.619,-- nicht geltend machen kann; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger EUR 3.097,37 nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz der Europ&#228;ischen Zentralbank ab Klagezustellung zu bezahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Der Mitarbeiter des Beklagten, B., habe mit dem Finanzamt Stuttgart vor Ablauf der Feststellungsfrist mehrfach telefoniert und dabei den Antrag auf Ablaufhemmung gem. &#167; 171 Abs. 3 AO gestellt. Im Ergebnis sei der Bescheid des Finanzamts sogar richtig. Dem Kl&#228;ger sei &#252;berhaupt kein Schaden entstanden. Die Zahlung auf die Grundschuld aus dem Privatgrundst&#252;ck des Kl&#228;gers sei zwar 1985 erfolgt, aber gleichwohl dem Jahre 1983 bzw. 1984 zuzurechnen. Ma&#223;geblich sei nicht das Jahr der Zahlung f&#252;r die KG, sondern das Jahr der Betriebsaufgabe der KG. Betriebsaufgabe im steuerrechtlichen Sinne sei mit der Konkurser&#246;ffnung anzunehmen, da der Betrieb alsbald eingestellt wurde. Da dem Jahre 1984 zuzurechnen, sei der steuerliche Verlust nur auf f&#252;nf Jahre begrenzt vortragsf&#228;hig gewesen, h&#228;tte in den Jahren bis 1989 geltend gemacht werden m&#252;ssen. Mangels steuerpflichtigen Einkommens in diesen Jahren sei eine Verrechnung des Verlusts mit Eink&#252;nften nicht m&#246;glich gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Etwaige Schadenersatzanspr&#252;che seien verj&#228;hrt. Der Bundesgerichtshof unterscheide danach, ob die Pflichtverletzung des Steuerberaters vor Erlass oder erst nach Bekanntgabe des belastenden Steuerbescheides liege. Liege die Pflichtverletzung vor Erlass, so beginne die Verj&#228;hrung regelm&#228;&#223;ig mit Bekanntgabe des belastenden Steuerbescheids. Liege sie nach Bekanntgabe des Bescheides, so beginne die Verj&#228;hrung mit der Bestandskraft des Bescheides. Hier sei der Einkommensteuerbescheid f&#252;r das Jahr 1985 vom 28. 6. 1991 (B 7/67) fehlerhaft gewesen, weil der Verlust des Kl&#228;gers um den auf die Grundschuld bezahlten Betrag zu niedrig angesetzt gewesen sei. Dieser Bescheid sei mit Ablauf der Festsetzungsverj&#228;hrung unab&#228;nderbar geworden. Mit Ablauf der Festsetzungsverj&#228;hrung sei daher f&#252;r den Kl&#228;ger ein etwaiger Schaden entstanden, also schon mit Ablauf des Jahres 1992, nicht erst mit dem ablehnenden Bescheid im Jahre 2000. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Auf keinen Fall m&#252;sse der Beklagte f&#252;r die vom Kl&#228;gervertreter gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger geltend gemachte Er&#246;rterungsgeb&#252;hr einstehen. Diese Geb&#252;hr k&#246;nne der Kl&#228;gervertreter nach der Rechtsprechung des Finanzgerichts Baden-W&#252;rttemberg nicht verlangen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und die von ihnen vorgelegten Unterlagen sowie ihre Erkl&#228;rungen in der m&#252;ndlichen Verhandlung verwiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Kammer hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Sachverst&#228;ndigen G. und Prof. Dr. K. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die gerichtliche Niederschrift in den Protokollen zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 26. 6. 2002 und 4. 12. 2002 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Die zul&#228;ssige Klage ist nur hinsichtlich der geltend gemachten Kosten des Finanzgerichtsverfahrens begr&#252;ndet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>I. Die zul&#228;ssige Feststellungsklage (Klageantrag Z. 1) ist nicht begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht kein (durchsetzbarer) Schadenersatzanspruch gegen den Beklagten zu, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob - wie es der Kl&#228;ger geltend macht - der steuerliche Verlust dem Jahre 1985 oder - was der Beklagte f&#252;r richtig h&#228;lt - dem Jahre 1984 zuzurechnen ist. Ausgeschlossen werden kann, dass der Verlust sp&#228;teren Jahren zugerechnet werden muss.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>1. Geht man mit dem Kl&#228;ger davon aus, dass der steuerliche Verlust durch die Zahlung auf die Grundschuld im Jahre 1985 auch diesem Jahr zuzurechnen ist, so ist ein etwaiger Schadenersatzanspruch wegen unrichtiger Vertretung des Kl&#228;gers bei Einreichung der Erkl&#228;rung vom 22. 12. 1992 wegen Verj&#228;hrung nicht durchsetzbar (&#167; 214 BGB). Die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 68 StBerG begann mit Ablauf der Festsetzungs- (bzw. Feststellungs-)Verj&#228;hrung am 31. 12. 1992 zu laufen und ist - weder gehemmt noch unterbrochen - am 31. 12. 1995 abgelaufen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>a) Nach &#167; 68 StBerG beginnt die Verj&#228;hrung von Schadenersatzanspr&#252;chen mit der Entstehung des Schadens. Der Schaden ist entstanden, wenn er wenigstens dem Grunde nach erwachsen ist, mag seine H&#246;he auch noch nicht beziffert werden k&#246;nnen, ferner wenn durch die Verletzungshandlung eine als Schaden anzusehende Verschlechterung der Verm&#246;genslage eingetreten ist, ohne dass feststehen muss, ob ein Schaden bestehen bleibt und damit endg&#252;ltig wird, oder wenn eine solche Verschlechterung der Verm&#246;genslage oder auch ein endg&#252;ltiger Teilschaden entstanden ist und mit der nicht fernliegenden M&#246;glichkeit weiterer, noch nicht erkennbar ad&#228;quat verursachter Nachteile bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung zu rechnen ist (BGH NJW 92, 2766 unter A II. 2.; BGH NJW 93, 1139, 1141 unter III. 1; 2002, 888, 890 unter I. 2. a). Unkenntnis des Schadens und damit des Ersatzanspruchs hindert den Verj&#228;hrungsbeginn nicht (BGHZ 73, 363, 365 = NJW 79, 1550; Z 83, 17, 19 = NJW 82, 1285).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Ausgehend von dieser Rechtsprechung k&#246;nnen gegenw&#228;rtig mindestens drei Fallgruppen unterschieden werden, n&#228;mlich Verj&#228;hrung bei Fehlern steuerlicher Gestaltung (1), bei Fehlern im Steuerverfahren (2) und bei Fehlern durch Fristvers&#228;umnisse (3).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Bei fehlerhafter Gestaltung, die zu steuerlicher Mehrbelastung des Mandanten f&#252;hrt, entsteht der Schaden nur dann mit dem belastenden Bescheid, wenn zu seiner Verwirklichung ein solcher erforderlich ist (BGH NJW 92, 2766, 2767 unter A II. 2. c; BGH NJW 93, 1139, 1141 unter III. 2.; BGH NJW 93, 2799, 2802 unter III. 2. a). Bei fehlerhafter Vertretung im Steuerverfahren entsteht der Schaden in aller Regel erst mit dem Zugang des ersten negativen Bescheids, der auf den Fehler folgt (vgl. BGH NJW 98, 1488 unter A II; BGH NJW 96, 1895, 1896 unter 1). Wo dagegen das pflichtwidrige Verhalten erst nach Erlass des Steuerbescheides einsetzt, kann die Verj&#228;hrung nicht schon vorher beginnen (BGH NJW-RR 97, 50, 51 unter II. 1. a). In einem solchen Falle beginnt die Verj&#228;hrung daher nicht bereits mit Bekanntgabe des Steuerbescheids (BGH NJW-RR 98, 742, 743 unter II. 1). Begeht der Steuerberater erst im Einspruchsverfahren einen Fehler, kann es daher f&#252;r den Schadeneintritt und damit den Verj&#228;hrungsbeginn nicht auf den Zeitpunkt des fr&#252;heren Erlasses des Einkommenssteuerbescheids oder gar des Grundlagenbescheides ankommen. Ma&#223;geblich ist auch in einem solchen Fall die Bekanntgabe des Bescheids der Finanzbeh&#246;rden, in dem sich der vom Steuerberater begangene Fehler niederschl&#228;gt; das ist der das Rechtsbehelfsverfahren abschlie&#223;ende Einspruchsbescheid (BGH NJW-RR 97, 51, 52 unter II. 1. b). Stehen allerdings Fristvers&#228;umnisse in Frage, so soll der Schaden bereits mit dem Ablauf prozessualer Fristen eintreten, so bei Vers&#228;umung des Einspruchs gegen ein Vers&#228;umnisurteil (BGH NJW 96, 48, 50), Vers&#228;umung der Berufungsbegr&#252;ndung (OLG Karlsruhe MDR 90, 336, 337). Die zu &#167; 51 b BRAO ergangene Rechtsprechung f&#252;r Anwaltsfehler kann wegen der gleichgelagerten Verj&#228;hrungsproblematik auch f&#252;r Steuerberater &#252;bernommen werden. Besteht der Anwaltsfehler in der Vers&#228;umung einer Frist zur Einlegung oder zur Begr&#252;ndung eines Rechtsmittels oder Rechtsbehelfs, so "liegt es nahe, dass der Schaden des Mandanten schon mit der Fristvers&#228;umung entsteht" (BGH NJW 2000, 1263, 1264 unter I. 1. c). "Es spricht vieles daf&#252;r, dass der Schaden bereits mit dem Ablauf der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist eingetreten ist" (daf&#252;r OLG Karlsruhe MDR 90, 336, 337; ebenso f&#252;r Vers&#228;umung der Einspruchsfrist: BGH NJW 96, 48), sp&#228;testens aber mit Verwerfung des Wiedereinsetzungsgesuchs (BGH NJW 2000, 1267). Die Sch&#228;digung des Mandanten, die schon durch die Fristvers&#228;umung eingetreten ist, entf&#228;llt nicht wegen der Unsicherheit, ob der Schaden bestehen bleibt oder endg&#252;ltig wird (BGH NJW-RR 98, 742 mwN) und damit auch nicht wegen eines Wiedereinsetzungsantrags. Auch f&#252;r die Vers&#228;umung materieller Fristen ist anerkannt, dass der Schaden schon mit Ablauf der Frist eintreten kann (so f&#252;r Verj&#228;hrungsfrist: BGH NJW 94, 2822, 2823 f; 2001, 3543, 3544 unter A II. 1.b).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>b) Die vorliegende Fallgestaltung ist eindeutig der dritten Fallgruppe - Vers&#228;umung materieller oder formeller Fristen zuzurechnen, bei welcher die Verj&#228;hrung des Schadenersatzanspruchs bereits mit Ablauf der Frist beginnt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Die Festsetzungs- und Feststellungsverj&#228;hrung der &#167;&#167; 169 ff, 181 Abs. 1 AO, die auch f&#252;r Anspr&#252;che des Steuerpflichtigen gegen den Fiskus gilt (K&#252;hn/Kutter/Hofmann, Abgabenordnung, &#167; 169 Anm. 1), f&#252;hrt (anders als die zivilrechtliche Verj&#228;hrung) zum Erl&#246;schen des (steuerrechtlichen) Anspruchs. Der vom Ablauf der Festsetzungsfrist betroffene Anspruch erlischt (&#167; 47 AO) dadurch, dass "schon der hoheitliche Akt der Schaffung der Grundlage f&#252;r die Anspruchsverwirklichung vereitelt wird" (aaO, Anm. 3). Mit dem Erl&#246;schen seines Steuererstattungsanspruchs entsteht dem Berechtigten der Schaden, weil er seines Anspruchs verlustig geht. Ob es sich um eine prozessuale, die Zul&#228;ssigkeit der Steuerfestsetzung, oder um eine materielle, die Begr&#252;ndetheit der Steuerfestsetzung ber&#252;hrende Frist handelt, kann offen bleiben, weil die Rechtsprechung f&#252;r die Verj&#228;hrungsfrage zwischen materieller und prozessualer Fristvers&#228;umung keine Unterscheidung macht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Wie zwischen den Parteien nicht streitig ist, ist die Festsetzungsfrist am 31. 12. 1992 abgelaufen. Insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen im Einspruchsbescheid (K 3/15) und im Er&#246;rterungstermin vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts (K 4/18) verwiesen werden, die auf der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs (BFH BStBl II, 1992,124) beruhen. Auch wenn diese Rechtsprechung f&#252;r die Kammer ebenso wenig wie f&#252;r die Parteien und f&#252;r den Sachverst&#228;ndigen Prof. Kurz &#252;berzeugend ist (auch zivilprozessualen Auslegungsgrunds&#228;tzen widerspr&#228;che: BGH NJW 90, 2683, 2684; 2000, 3216 unter II. 1.; -RR 96, 1210, 1211 unter II. 2.), muss sie doch der Bewertung im Regressprozess zu Grunde gelegt werden (zu der auch in anderem Zusammenhang bedeutsamen Frage, wie im Finanzgerichtsverfahren richtigerweise h&#228;tte entschieden werden m&#252;ssen: BGH NJW 2001, 146, 147 unter IV. 1.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Das bedeutet, dass der den Verj&#228;hrungsbeginn nach &#167; 68 StBerG ausl&#246;sende Schaden des Kl&#228;gers mit Ablauf des 31. 12. 1992 entstanden ist. Die Prim&#228;rverj&#228;hrung ist deshalb am 31. 12. 1995, eine etwaige Sekund&#228;rverj&#228;hrung am 31. 12. 1998 abgelaufen und konnte durch Klageerhebung im Jahre 2002 nicht mehr unterbrochen werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Gegen diese Folgerung sind drei Einwendungen m&#246;glich, die s&#228;mtlich nicht durchgreifen:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Die Rechtsprechung des BGH hat auch in den F&#228;llen Bestand, in denen noch zweifelhaft sein kann, ob der Anspruch des Mandanten tats&#228;chlich erloschen bzw. nicht mehr durchsetzbar ist.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Im vorliegenden Fall hat der Mitarbeiter des Beklagten noch im Er&#246;rterungstermin vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts behauptet, einen Antrag auf Ablaufhemmung der Festsetzungsfrist zul&#228;ssigerweise m&#252;ndlich (telefonisch) gestellt zu haben. War das richtig, so war die Feststellungsfrist nicht abgelaufen, der Anspruch des Kl&#228;gers auf die begehrte Feststellung nicht erloschen. Ob die Aussage des Mitarbeiters des Beklagten richtig und durchsetzbar ist, konnte sich erst im Einspruchsverfahren erweisen. Gleichwohl war der Schaden schon mit Ablauf der Frist entstanden. Denn schon mit dem Ablauf der Frist war jene f&#252;r die Schadenentstehung typische akute Gef&#228;hrdung eingetreten. Der Fall ist nicht anders zu bewerten, als wenn der Anwalt seinem Mandanten (u. U. sogar wahrheitswidrig) erkl&#228;rt, er habe mit dessen Schuldner ein pactum de non petendo vereinbart, oder der Schuldner habe ihm gegen&#252;ber den Anspruch anerkannt mit der Folge, dass die zivilrechtliche Verj&#228;hrung gehemmt oder unterbrochen w&#228;re. Auch in solchen F&#228;llen entsteht der Schaden schon mit dem Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist, mag auch im nachfolgenden Prozess jahrelang darum gestritten werden, ob der behauptete Hemmungs- oder Unterbrechungstatbestand eingreift.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Der Kammervorsitzende hat allerdings in einem Urteil als Einzelrichter die Meinung vertreten, in solchen F&#228;llen, in denen noch Unklarheit bestehe, ob sich der Schaden aufgrund des Fristablaufs verwirklichen werde, k&#246;nne die Verj&#228;hrung des Ersatzanspruchs - wie bei den anderen Fallgruppen - erst mit der Entscheidung &#252;ber die noch offene Streitfrage zu laufen beginnen (27 O 100/02 - 12 U 138/02). Der Fehler beim Versuch der Wahrung der Frist (bei Einlegung eines Einspruchs) m&#252;sse dem nach ordnungsgem&#228;&#223;er Fristwahrung nachfolgenden Fehler (im Einspruchsverfahren) mit der Folge gleichgestellt werden, dass die Verj&#228;hrung in solchen F&#228;llen ebenfalls erst mit der auf den Fehler folgenden negativen Entscheidung (also der Einspruchsentscheidung) zu laufen beginne. Dem mag sich die Kammer nicht anschlie&#223;en. Entscheidend ist nicht - worauf der IX. Zivilsenat seit &#196;nderung seiner Rechtsprechung (BGH NJW-RR 98, 742) stets hingewiesen hat -, ob die als Schaden zu wertende akute Verm&#246;gensgef&#228;hrdung durch eine nachfolgende Entscheidung wieder beseitigt werden kann, sondern ob sie sich schon mit dem Ablauf der Frist verwirklicht hat. Auch die Tatsache, dass diese Rechtsprechung den Steuerberater, da Einspruch und finanzgerichtliches Verfahren den Eintritt der Verj&#228;hrung nicht hindern (BGH NJW-RR 98, 742 unter II. 1.) und Kenntnis vom Schaden unerheblich ist (s. RsprNachweise oben), dazu verleitet, durch z&#246;gerliche Bearbeitung das Offenbarwerden seines Fehlers bis zum Eintritt der Sekund&#228;rverj&#228;hrung zu verhindern, kann nicht dazu f&#252;hren, von der sich aus &#167; 68 StBerG ergebenden Rechtsprechung abzuweichen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Der Beginn der Verj&#228;hrung kann auch nicht mit folgender &#220;berlegung hinausgeschoben werden:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>In F&#228;llen, in denen eine dem Mandanten g&#252;nstige Rechtsposition durch Verfristung oder Verj&#228;hrung verloren geht, jedoch zum Zeitpunkt des Rechtsverlusts oder der Verj&#228;hrung noch nicht abzusehen ist, ob sich aus der Rechtsposition in Zukunft wirtschaftliche Vorteile ergeben w&#252;rden, k&#246;nnte die Meinung vertreten werden, da noch unklar sei, ob ein Vorteil entstehen werde, k&#246;nne ein Schaden durch den Rechtsverlust allein noch nicht als eingetreten angenommen werden. Im vorliegenden Fall konnte zum Zeitpunkt des Ablaufs der Feststellungsverj&#228;hrung noch offen sein, ob der Kl&#228;ger k&#252;nftig wieder steuerpflichtiges Einkommen haben w&#252;rde, ob er also durch den Verlust der M&#246;glichkeit, Einkommen mit Verlusten zu verrechnen, &#252;berhaupt k&#252;nftig einen Schaden erleiden w&#252;rde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Diese Argumentation &#252;bersieht, dass schon der Verlust einer g&#252;nstigen Rechtsposition unabh&#228;ngig von ihrem wirtschaftlichen Wert f&#252;r sich einen "normativen" Schaden darstellt. Auch das Verj&#228;hrenlassen einer z. Z. des Verj&#228;hrungseintritts wertlosen Forderung (wenn denn darin eine Pflichtwidrigkeit gesehen werden k&#246;nnte), begr&#252;ndet als Quasi-Rechtsverlust einen Schaden unabh&#228;ngig davon, ob zum Zeitpunkt des Verj&#228;hrungseintritts mit der Sanierung des Schuldners und Wiederherstellung seiner Leistungsf&#228;higkeit zu rechnen ist oder nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Schlie&#223;lich kann nicht geltend gemacht werden, die Berufung auf die Einrede der Verj&#228;hrung sei rechtsmissbr&#228;uchlich, weil der Beklagte die Entscheidung &#252;ber die Feststellung bis zum Ablauf der Sekund&#228;rverj&#228;hrung hinausgez&#246;gert habe. Abgesehen davon, dass sich der Kl&#228;ger darauf selbst nicht deutlich beruft, sind keine Umst&#228;nde ersichtlich, dass die Dauer des Einspruchsverfahrens (bis 31. 7. 2001), entscheidend auf einem positiven Verhalten des Beklagten beruht. Es darf in diesem Zusammenhang nicht &#252;bersehen werden, dass sich die KG des Kl&#228;gers im Konkurs und der Kl&#228;ger selbst auch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Auch diese Umst&#228;nde k&#246;nnen urs&#228;chlich f&#252;r die verz&#246;gerliche Bearbeitung des Einspruchsverfahrens geworden sein. Es erscheint auch zweifelhaft, ob aus einem blo&#223;en Unt&#228;tigbleiben im Einspruchsverfahren schon auf ein Abhalten von der Klageerhebung gegen den Beklagten geschlossen werden kann. Die Pflichtverletzung des Beklagten, durch Unt&#228;tigbleiben Schadenersatzanspr&#252;che gegen sich selbst zur Verj&#228;hrung zu bringen, begr&#252;ndet einen sekund&#228;ren Schadenersatzanspruch, kann aber nicht dazu f&#252;hren, nach Verj&#228;hrung dieses Sekund&#228;ranspruchs einen Terti&#228;ranspruch zu begr&#252;nden. Ein solcher ist in der Rechtsprechung stets abgelehnt worden (vgl. BGH NJW-RR 91, 92). Nach allgemeinen Grunds&#228;tzen kann die Berufung auf den Eintritt der Sekund&#228;rverj&#228;hrung freilich im Einzelfall rechtsmissbr&#228;uchlich sein. Wird etwa der Steuerberater wegen Verletzung seiner Pflichten bereits auf Schadenersatz in Anspruch genommen und regt er an, den Ausgang des Steuerverfahrens abzuwarten, so kann, wenn sich der Mandant darauf einl&#228;sst, der Einrede der Verj&#228;hrung der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung entgegenstehen. Denn er darf in einem solchen Falle darauf vertrauen, seine Anspr&#252;che w&#252;rden, wenn nicht befriedigt, so doch nur mit sachlichen Einwendungen bek&#228;mpft werden (BGH WM 85, 1038, 1041 unter II. 2. c). In dieser Hinsicht hat der Kl&#228;ger nichts vortragen k&#246;nnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Geht man mit dem Beklagten davon aus, dass der aus Zahlung auf die Grundschuld dem Kl&#228;ger entstandene Verlust dem Veranlagungszeitraum 1984 oder 1985 zuzurechnen sei, sind etwaige Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers gegen den Beklagten erst recht verj&#228;hrt. Die Feststellungsverj&#228;hrung w&#228;re in diesem Falle am 31. 12. 1991 eingetreten. Es bedarf deshalb keiner Pr&#252;fung, ob der Kl&#228;ger sich den Vortrag des Beklagten &#252;berhaupt hilfsweise zu eigen machen wollte und ob in einem solchen Fall ein Schadenersatzanspruch auch am Fehlen eines Schadens scheitern w&#252;rde, weil der Kl&#228;ger nach der damals geltenden Regelung in &#167; 10 Abs. 2 EStG den Verlust nur 5 Jahre vortragen konnte und in den Jahren 1984 bis 1989 kein durch Verlustvortrag verrechenbares Einkommen hatte.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Ausgeschlossen werden kann, dass die 1985 erfolgte Zahlung auf die Grundschuld erst 1989 ff zu einem steuerlichen Verlust gef&#252;hrt hat, damit die Feststellungsverj&#228;hrung erst 1996, die Prim&#228;rverj&#228;hrung 1999 und die Sekund&#228;rverj&#228;hrung erst 2002 abgelaufen w&#228;re und durch Klageerhebung noch h&#228;tte unterbrochen werden k&#246;nnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Davon gehen die Parteien nicht aus. Ob der Kl&#228;ger hilfsweise eine solche Fallgestaltung geltend machen will, kann zweifelhaft sein. Das kann aber auf sich beruhen, weil als Veranlagungszeitraum, dem der Verlust zugerechnet werden kann, auch nach den vom Kl&#228;ger mit nicht nachgelassenem Schriftsatz vorgelegten Entscheidungen des Bundesfinanzhofs nichts daf&#252;r spricht, dass der Verlust nicht schon mit Zahlung auf die Grundschuld, sondern erst Jahre nach Zahlung auf die Grundschuld eintreten soll.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Der Sachverst&#228;ndige Prof. Kurz hat bei seiner Vernehmung dargestellt, dass der Zeitpunkt, zu dem der steuerliche Verlust entsteht, bei GmbH und KG ein verschiedener ist. F&#252;r die KG sei entscheidend der Zeitpunkt, zu dem der Kommanditist mit Inanspruchnahme aus der Grundschuld rechnen m&#252;sse, sp&#228;testens im Zeitpunkt des Offenbarwerdens des Verm&#246;gensverfalls der KG, also mit der Konkurser&#246;ffnung (vgl. auch BFH BStBl. II, 1991, 64 ff). Der Verlust hat sich verwirklicht, weil der Kommanditist keinen seiner Zahlung wertm&#228;&#223;ig entsprechenden durchsetzbaren Anspruch gegen die KG (etwa aus Gesch&#228;ftsbesorgung, &#167; 670 BGB) hat. Anders als bei der GmbH, bei der erst nach Abschluss der Liquidation feststehen soll, ob dem Gesellschafter aus seiner Zahlung ein Verlust erw&#228;chst (BFH BStBl II, 343), soll bei der KG, auch einer solchen mit Komplement&#228;r-GmbH, der Verlust bereits dann entstehen, wenn der Kommanditist mit seiner Inanspruchnahme rechnen muss (BFH BStBl II, 91, 64, 65 li. Sp., 2. Abs.). Ein Verlust w&#228;re freilich nicht anzusetzen, wenn die Hingabe der Sicherheit schon w&#228;hrend des Bestehens der KG gewinnmindernd zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re. Das ist aber, wie auch die vom Kl&#228;ger herangezogene Entscheidung des BFH vom 5. 2. 2002 (VIII R 31/01, vorgelegt als Anlage K 16/141, dort S. 6) zeigt, gerade nicht der Fall. Der Verlust verwirklicht sich nicht schon mit der Hingabe der Sicherheit. Das sagt aber noch nichts dar&#252;ber, wann er sich nach Aufl&#246;sung der KG verwirklicht, ob schon, wenn feststeht, dass die Sicherheit von einem Gesellschaftsgl&#228;ubiger in Anspruch genommen werden und ein Aufwendungsersatzanspruch des Kommanditisten gegen die Gesellschaft nicht durchsetzbar sein wird, oder erst, wenn die Inanspruchnahme erfolgt. Da der Kl&#228;ger aus der geleisteten Sicherheit im Jahre 1985 in Anspruch genommen wurde und zu diesem Zeitpunkt auch feststand, dass er von der &#252;berschuldeten KG keinen Ausgleich erhalten w&#252;rde, war sp&#228;testens zu diesem Zeitpunkt der Verlust f&#252;r den Kl&#228;ger eingetreten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Die Klage ist zu Klageantrag Z. 2. begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger kann vom Beklagten Ersatz der durch das finanzgerichtliche Verfahren verursachten Kosten verlangen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Dass der Beklagte pflichtwidrig gehandelt hat, in dem er dem Kl&#228;ger die Klage vor dem Finanzgericht empfohlen hat, liegt auf der Hand. Der Beklagte konnte auch schon zum Zeitpunkt, als er zur Klage riet, erkennen, was er im vorliegenden Rechtsstreit geltend gemacht hat: dass die Klage entweder schon deshalb keinen Erfolg haben konnte, weil in Wahrheit gar nicht der Verlustvortrag aus dem Jahre 1985, sondern aus dem Jahre 1984 in Frage stand und dass, selbst wenn der Verlust dem Jahre 1985 zurechenbar sein sollte, aus Gr&#252;nden der gefestigten Rechtsprechung des BFH ein Antrag auf Hemmung der Feststellungsverj&#228;hrung nicht gestellt bzw., da nur m&#252;ndlich gestellt, aller Voraussicht nicht nachweisbar war, und damit die Klage aus diesem Grunde von vorneherein aussichtslos war.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Der pflichtwidrige Rat zur Klage war urs&#228;chlich f&#252;r eine schadentr&#228;chtige Verm&#246;gensdisposition, n&#228;mlich hier die Erhebung der Klage. Bei richtigem Rat w&#252;rde der Kl&#228;ger von einer Klage vor dem Finanzgericht Abstand genommen haben. Daf&#252;r spricht, dass schon sein Prozessbevollm&#228;chtigter Zweifel an der Erfolgsaussicht hegte.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Aus der schadentr&#228;chtigen Verm&#246;gensdisposition ist dem Kl&#228;ger der geltend gemachte Schaden in Gestalt der Belastung mit den Rechtsverfolgungskosten entstanden. Das gilt auch f&#252;r die vom Beklagten bestrittene Geb&#252;hr f&#252;r die Er&#246;rterung vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>Richtig ist, dass der IX. Sen. des Finanzgerichts Baden-W&#252;rttemberg in einem Beschluss vom 27. 5. 1987 ausgesprochen hat, dass durch eine Er&#246;rterung des Sach- und Rechtsstandes vor dem Vorsitzenden oder Berichterstatter (sog. Er&#246;rterungstermin) der Prozessbevollm&#228;chtigte keine Er&#246;rterungsgeb&#252;hr verdienen k&#246;nne (EFG 87, 523, vom Bekl. vorgel. als Anl. B 8/135). Der dort vertretenen Auffassung hat der VIII. Sen. desselben Gerichts mit Beschluss vom 28. 8. 1989 widersprochen (FG BW AnwBl 89, 682). Nach Hartmann (Kostengesetze 32 &#167; 31 BRAGO Rn 225) reicht eine Er&#246;rterung in einem besonderes bestimmten Termin "nat&#252;rlich" aus. Der gleichen Meinung sind G&#246;ttlicher/M&#252;mmler 20 (Stichwort: Er&#246;rterungsgeb&#252;hr, gerade auch unter Hinweis auf das finanzgerichtliche Verfahren und Hess. FG EFG 98, 222), Riedel/ Su&#223;baum (&#167; 31 BRAGO Rn 85). Es sei geradezu der Hauptanwendungsfall, f&#252;r den die Geb&#252;hr geschaffen wurde, dass die m&#252;ndliche Verhandlung unterbleiben k&#246;nne, wenn die Parteien schon im Er&#246;rterungstermin den Prozess beenden wollen (ebenso Gerold/Schmidt &#167; 31 BRAGO, Rn 148). Auch in der finanzgerichtlichen Literatur wird diese Auffassung vertreten (K&#252;hn/Hofmann, Abgabenordnung &#167; 139 FGO, Anm. 3 a dd; unklar und irref&#252;hrend: H&#252;bschmann/Hepp/Spitaler, Rn. 403, welche nur die erstgenannte Entscheidung referieren, auf die zweite hinweisen, ohne zu sagen, dass dort die gegenteilige Auffassung vertreten wird).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Der durchaus bedenkenswerten Argumentation des VIII. Senats des Finanzgerichts kann nicht gefolgt werden. Geb&#252;hrenfragen d&#252;rfen nicht dazu f&#252;hren, die Erledigung eines Rechtsstreits k&#252;nstlich zu verkomplizieren. Das ist nicht im Sinne der Gerichte, nicht im Sinne der Rechtsanw&#228;lte und auch nicht im Sinne des Gesetzgebers, der zu Zeiten knapper Ressourcen selbst manche Anreize geschaffen hat, einen Rechtsstreit durch Vergleich zu vermeiden bzw. zu erledigen. &#167; 31 Abs. 1 Nr. 4 BRAGO ist eingef&#252;hrt worden, um den Rechtsanw&#228;lten nach Er&#246;rterung und Erarbeitung eines Vergleichs die "Peinlichkeit" zu ersparen, zur Wahrung ihrer Verdienstinteressen durch Stellung der Antr&#228;ge (&#167; 137 Abs. 1 ZPO) noch in die streitige Verhandlung eintreten zu m&#252;ssen, was ohne gro&#223;en Aufwand m&#246;glich war. Erst recht hat &#167; 31 Abs. 1 Nr. 4 BRAGO seine Berechtigung, wo zur Wahrung der Verdienstinteressen der Rechtsanw&#228;lte ein wesentlich h&#246;herer Aufwand getrieben werden m&#252;sste.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Der Kl&#228;ger braucht sich kein Mitverschulden entgegenhalten zu lassen, weil er die Empfehlung des Beklagten befolgt hat. Der Beklagte als steuerlicher Berater war der Fachmann. Noch im vorliegenden Rechtsstreit hat er vortragen lassen, sein Mitarbeiter habe einen Antrag auf Ablaufhemmung gestellt. Bei dieser Sachlage konnte der Kl&#228;ger zun&#228;chst darauf bauen, dass dieser Mitarbeiter bei einer etwaigen Vernehmung entsprechende Angaben machen werde. Erst im Er&#246;rterungstermin hat sich mit aller Deutlichkeit ergeben, dass es sich bei dieser Behauptung h&#246;chstwahrscheinlich um eine Schutzbehauptung des Beklagten handelt (vgl. Prot. der nicht&#246;ffentlichen Sitzung des Finanzgerichts: K 4/19, 3. Abs.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>Dieser Schadenersatzanspruch ist nicht verj&#228;hrt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Nach dem Grundsatz der Schadeneinheit ist der als Folge eines pflichtwidrigen Verhaltens eintretende Schaden als ein einheitliches Ganzes aufzufassen, so dass f&#252;r den Anspruch auf Ersatz dieses Schadens einschlie&#223;lich aller weiteren ad&#228;quat verursachten, zurechenbaren und voraussehbaren Nachteile eine einheitliche Verj&#228;hrungsfrist l&#228;uft, sobald irgendein (Teil-) Schaden entstanden ist; das gilt auch, soweit eine Wiederholung desselben sch&#228;digenden Verhaltens - nochmals - denselben Schaden ausl&#246;st (so zul. BGH NJW 2002, 1414, 1415 unter I. 1. a bb). Beruht der Schaden aber auf einer weiteren selbst&#228;ndigen Pflichtverletzung des Steuerberaters, etwa weil er zu einer aussichtslosen Klage r&#228;t, handelt es sich bei der Belastung mit den Kosten des Finanzrechtsstreits um einen selbst&#228;ndigen Schaden, der selbst&#228;ndig verj&#228;hrt (BGH NJW 98, 1488, 1491 unter B I. 2.). So ist es hier.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 286 Abs. 1, 288 Abs. 1, 284 Abs. 1 S. 2 BGB.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO. F&#252;r die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist ma&#223;geblich &#167; 709 S. 2 ZPO.</td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Die zul&#228;ssige Klage ist nur hinsichtlich der geltend gemachten Kosten des Finanzgerichtsverfahrens begr&#252;ndet.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>I. Die zul&#228;ssige Feststellungsklage (Klageantrag Z. 1) ist nicht begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht kein (durchsetzbarer) Schadenersatzanspruch gegen den Beklagten zu, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob - wie es der Kl&#228;ger geltend macht - der steuerliche Verlust dem Jahre 1985 oder - was der Beklagte f&#252;r richtig h&#228;lt - dem Jahre 1984 zuzurechnen ist. Ausgeschlossen werden kann, dass der Verlust sp&#228;teren Jahren zugerechnet werden muss.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>1. Geht man mit dem Kl&#228;ger davon aus, dass der steuerliche Verlust durch die Zahlung auf die Grundschuld im Jahre 1985 auch diesem Jahr zuzurechnen ist, so ist ein etwaiger Schadenersatzanspruch wegen unrichtiger Vertretung des Kl&#228;gers bei Einreichung der Erkl&#228;rung vom 22. 12. 1992 wegen Verj&#228;hrung nicht durchsetzbar (&#167; 214 BGB). Die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 68 StBerG begann mit Ablauf der Festsetzungs- (bzw. Feststellungs-)Verj&#228;hrung am 31. 12. 1992 zu laufen und ist - weder gehemmt noch unterbrochen - am 31. 12. 1995 abgelaufen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>a) Nach &#167; 68 StBerG beginnt die Verj&#228;hrung von Schadenersatzanspr&#252;chen mit der Entstehung des Schadens. Der Schaden ist entstanden, wenn er wenigstens dem Grunde nach erwachsen ist, mag seine H&#246;he auch noch nicht beziffert werden k&#246;nnen, ferner wenn durch die Verletzungshandlung eine als Schaden anzusehende Verschlechterung der Verm&#246;genslage eingetreten ist, ohne dass feststehen muss, ob ein Schaden bestehen bleibt und damit endg&#252;ltig wird, oder wenn eine solche Verschlechterung der Verm&#246;genslage oder auch ein endg&#252;ltiger Teilschaden entstanden ist und mit der nicht fernliegenden M&#246;glichkeit weiterer, noch nicht erkennbar ad&#228;quat verursachter Nachteile bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung zu rechnen ist (BGH NJW 92, 2766 unter A II. 2.; BGH NJW 93, 1139, 1141 unter III. 1; 2002, 888, 890 unter I. 2. a). Unkenntnis des Schadens und damit des Ersatzanspruchs hindert den Verj&#228;hrungsbeginn nicht (BGHZ 73, 363, 365 = NJW 79, 1550; Z 83, 17, 19 = NJW 82, 1285).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Ausgehend von dieser Rechtsprechung k&#246;nnen gegenw&#228;rtig mindestens drei Fallgruppen unterschieden werden, n&#228;mlich Verj&#228;hrung bei Fehlern steuerlicher Gestaltung (1), bei Fehlern im Steuerverfahren (2) und bei Fehlern durch Fristvers&#228;umnisse (3).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Bei fehlerhafter Gestaltung, die zu steuerlicher Mehrbelastung des Mandanten f&#252;hrt, entsteht der Schaden nur dann mit dem belastenden Bescheid, wenn zu seiner Verwirklichung ein solcher erforderlich ist (BGH NJW 92, 2766, 2767 unter A II. 2. c; BGH NJW 93, 1139, 1141 unter III. 2.; BGH NJW 93, 2799, 2802 unter III. 2. a). Bei fehlerhafter Vertretung im Steuerverfahren entsteht der Schaden in aller Regel erst mit dem Zugang des ersten negativen Bescheids, der auf den Fehler folgt (vgl. BGH NJW 98, 1488 unter A II; BGH NJW 96, 1895, 1896 unter 1). Wo dagegen das pflichtwidrige Verhalten erst nach Erlass des Steuerbescheides einsetzt, kann die Verj&#228;hrung nicht schon vorher beginnen (BGH NJW-RR 97, 50, 51 unter II. 1. a). In einem solchen Falle beginnt die Verj&#228;hrung daher nicht bereits mit Bekanntgabe des Steuerbescheids (BGH NJW-RR 98, 742, 743 unter II. 1). Begeht der Steuerberater erst im Einspruchsverfahren einen Fehler, kann es daher f&#252;r den Schadeneintritt und damit den Verj&#228;hrungsbeginn nicht auf den Zeitpunkt des fr&#252;heren Erlasses des Einkommenssteuerbescheids oder gar des Grundlagenbescheides ankommen. Ma&#223;geblich ist auch in einem solchen Fall die Bekanntgabe des Bescheids der Finanzbeh&#246;rden, in dem sich der vom Steuerberater begangene Fehler niederschl&#228;gt; das ist der das Rechtsbehelfsverfahren abschlie&#223;ende Einspruchsbescheid (BGH NJW-RR 97, 51, 52 unter II. 1. b). Stehen allerdings Fristvers&#228;umnisse in Frage, so soll der Schaden bereits mit dem Ablauf prozessualer Fristen eintreten, so bei Vers&#228;umung des Einspruchs gegen ein Vers&#228;umnisurteil (BGH NJW 96, 48, 50), Vers&#228;umung der Berufungsbegr&#252;ndung (OLG Karlsruhe MDR 90, 336, 337). Die zu &#167; 51 b BRAO ergangene Rechtsprechung f&#252;r Anwaltsfehler kann wegen der gleichgelagerten Verj&#228;hrungsproblematik auch f&#252;r Steuerberater &#252;bernommen werden. Besteht der Anwaltsfehler in der Vers&#228;umung einer Frist zur Einlegung oder zur Begr&#252;ndung eines Rechtsmittels oder Rechtsbehelfs, so "liegt es nahe, dass der Schaden des Mandanten schon mit der Fristvers&#228;umung entsteht" (BGH NJW 2000, 1263, 1264 unter I. 1. c). "Es spricht vieles daf&#252;r, dass der Schaden bereits mit dem Ablauf der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist eingetreten ist" (daf&#252;r OLG Karlsruhe MDR 90, 336, 337; ebenso f&#252;r Vers&#228;umung der Einspruchsfrist: BGH NJW 96, 48), sp&#228;testens aber mit Verwerfung des Wiedereinsetzungsgesuchs (BGH NJW 2000, 1267). Die Sch&#228;digung des Mandanten, die schon durch die Fristvers&#228;umung eingetreten ist, entf&#228;llt nicht wegen der Unsicherheit, ob der Schaden bestehen bleibt oder endg&#252;ltig wird (BGH NJW-RR 98, 742 mwN) und damit auch nicht wegen eines Wiedereinsetzungsantrags. Auch f&#252;r die Vers&#228;umung materieller Fristen ist anerkannt, dass der Schaden schon mit Ablauf der Frist eintreten kann (so f&#252;r Verj&#228;hrungsfrist: BGH NJW 94, 2822, 2823 f; 2001, 3543, 3544 unter A II. 1.b).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>b) Die vorliegende Fallgestaltung ist eindeutig der dritten Fallgruppe - Vers&#228;umung materieller oder formeller Fristen zuzurechnen, bei welcher die Verj&#228;hrung des Schadenersatzanspruchs bereits mit Ablauf der Frist beginnt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Die Festsetzungs- und Feststellungsverj&#228;hrung der &#167;&#167; 169 ff, 181 Abs. 1 AO, die auch f&#252;r Anspr&#252;che des Steuerpflichtigen gegen den Fiskus gilt (K&#252;hn/Kutter/Hofmann, Abgabenordnung, &#167; 169 Anm. 1), f&#252;hrt (anders als die zivilrechtliche Verj&#228;hrung) zum Erl&#246;schen des (steuerrechtlichen) Anspruchs. Der vom Ablauf der Festsetzungsfrist betroffene Anspruch erlischt (&#167; 47 AO) dadurch, dass "schon der hoheitliche Akt der Schaffung der Grundlage f&#252;r die Anspruchsverwirklichung vereitelt wird" (aaO, Anm. 3). Mit dem Erl&#246;schen seines Steuererstattungsanspruchs entsteht dem Berechtigten der Schaden, weil er seines Anspruchs verlustig geht. Ob es sich um eine prozessuale, die Zul&#228;ssigkeit der Steuerfestsetzung, oder um eine materielle, die Begr&#252;ndetheit der Steuerfestsetzung ber&#252;hrende Frist handelt, kann offen bleiben, weil die Rechtsprechung f&#252;r die Verj&#228;hrungsfrage zwischen materieller und prozessualer Fristvers&#228;umung keine Unterscheidung macht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Wie zwischen den Parteien nicht streitig ist, ist die Festsetzungsfrist am 31. 12. 1992 abgelaufen. Insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen im Einspruchsbescheid (K 3/15) und im Er&#246;rterungstermin vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts (K 4/18) verwiesen werden, die auf der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs (BFH BStBl II, 1992,124) beruhen. Auch wenn diese Rechtsprechung f&#252;r die Kammer ebenso wenig wie f&#252;r die Parteien und f&#252;r den Sachverst&#228;ndigen Prof. Kurz &#252;berzeugend ist (auch zivilprozessualen Auslegungsgrunds&#228;tzen widerspr&#228;che: BGH NJW 90, 2683, 2684; 2000, 3216 unter II. 1.; -RR 96, 1210, 1211 unter II. 2.), muss sie doch der Bewertung im Regressprozess zu Grunde gelegt werden (zu der auch in anderem Zusammenhang bedeutsamen Frage, wie im Finanzgerichtsverfahren richtigerweise h&#228;tte entschieden werden m&#252;ssen: BGH NJW 2001, 146, 147 unter IV. 1.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Das bedeutet, dass der den Verj&#228;hrungsbeginn nach &#167; 68 StBerG ausl&#246;sende Schaden des Kl&#228;gers mit Ablauf des 31. 12. 1992 entstanden ist. Die Prim&#228;rverj&#228;hrung ist deshalb am 31. 12. 1995, eine etwaige Sekund&#228;rverj&#228;hrung am 31. 12. 1998 abgelaufen und konnte durch Klageerhebung im Jahre 2002 nicht mehr unterbrochen werden.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Gegen diese Folgerung sind drei Einwendungen m&#246;glich, die s&#228;mtlich nicht durchgreifen:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Die Rechtsprechung des BGH hat auch in den F&#228;llen Bestand, in denen noch zweifelhaft sein kann, ob der Anspruch des Mandanten tats&#228;chlich erloschen bzw. nicht mehr durchsetzbar ist.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Im vorliegenden Fall hat der Mitarbeiter des Beklagten noch im Er&#246;rterungstermin vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts behauptet, einen Antrag auf Ablaufhemmung der Festsetzungsfrist zul&#228;ssigerweise m&#252;ndlich (telefonisch) gestellt zu haben. War das richtig, so war die Feststellungsfrist nicht abgelaufen, der Anspruch des Kl&#228;gers auf die begehrte Feststellung nicht erloschen. Ob die Aussage des Mitarbeiters des Beklagten richtig und durchsetzbar ist, konnte sich erst im Einspruchsverfahren erweisen. Gleichwohl war der Schaden schon mit Ablauf der Frist entstanden. Denn schon mit dem Ablauf der Frist war jene f&#252;r die Schadenentstehung typische akute Gef&#228;hrdung eingetreten. Der Fall ist nicht anders zu bewerten, als wenn der Anwalt seinem Mandanten (u. U. sogar wahrheitswidrig) erkl&#228;rt, er habe mit dessen Schuldner ein pactum de non petendo vereinbart, oder der Schuldner habe ihm gegen&#252;ber den Anspruch anerkannt mit der Folge, dass die zivilrechtliche Verj&#228;hrung gehemmt oder unterbrochen w&#228;re. Auch in solchen F&#228;llen entsteht der Schaden schon mit dem Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist, mag auch im nachfolgenden Prozess jahrelang darum gestritten werden, ob der behauptete Hemmungs- oder Unterbrechungstatbestand eingreift.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Der Kammervorsitzende hat allerdings in einem Urteil als Einzelrichter die Meinung vertreten, in solchen F&#228;llen, in denen noch Unklarheit bestehe, ob sich der Schaden aufgrund des Fristablaufs verwirklichen werde, k&#246;nne die Verj&#228;hrung des Ersatzanspruchs - wie bei den anderen Fallgruppen - erst mit der Entscheidung &#252;ber die noch offene Streitfrage zu laufen beginnen (27 O 100/02 - 12 U 138/02). Der Fehler beim Versuch der Wahrung der Frist (bei Einlegung eines Einspruchs) m&#252;sse dem nach ordnungsgem&#228;&#223;er Fristwahrung nachfolgenden Fehler (im Einspruchsverfahren) mit der Folge gleichgestellt werden, dass die Verj&#228;hrung in solchen F&#228;llen ebenfalls erst mit der auf den Fehler folgenden negativen Entscheidung (also der Einspruchsentscheidung) zu laufen beginne. Dem mag sich die Kammer nicht anschlie&#223;en. Entscheidend ist nicht - worauf der IX. Zivilsenat seit &#196;nderung seiner Rechtsprechung (BGH NJW-RR 98, 742) stets hingewiesen hat -, ob die als Schaden zu wertende akute Verm&#246;gensgef&#228;hrdung durch eine nachfolgende Entscheidung wieder beseitigt werden kann, sondern ob sie sich schon mit dem Ablauf der Frist verwirklicht hat. Auch die Tatsache, dass diese Rechtsprechung den Steuerberater, da Einspruch und finanzgerichtliches Verfahren den Eintritt der Verj&#228;hrung nicht hindern (BGH NJW-RR 98, 742 unter II. 1.) und Kenntnis vom Schaden unerheblich ist (s. RsprNachweise oben), dazu verleitet, durch z&#246;gerliche Bearbeitung das Offenbarwerden seines Fehlers bis zum Eintritt der Sekund&#228;rverj&#228;hrung zu verhindern, kann nicht dazu f&#252;hren, von der sich aus &#167; 68 StBerG ergebenden Rechtsprechung abzuweichen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Der Beginn der Verj&#228;hrung kann auch nicht mit folgender &#220;berlegung hinausgeschoben werden:</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>In F&#228;llen, in denen eine dem Mandanten g&#252;nstige Rechtsposition durch Verfristung oder Verj&#228;hrung verloren geht, jedoch zum Zeitpunkt des Rechtsverlusts oder der Verj&#228;hrung noch nicht abzusehen ist, ob sich aus der Rechtsposition in Zukunft wirtschaftliche Vorteile ergeben w&#252;rden, k&#246;nnte die Meinung vertreten werden, da noch unklar sei, ob ein Vorteil entstehen werde, k&#246;nne ein Schaden durch den Rechtsverlust allein noch nicht als eingetreten angenommen werden. Im vorliegenden Fall konnte zum Zeitpunkt des Ablaufs der Feststellungsverj&#228;hrung noch offen sein, ob der Kl&#228;ger k&#252;nftig wieder steuerpflichtiges Einkommen haben w&#252;rde, ob er also durch den Verlust der M&#246;glichkeit, Einkommen mit Verlusten zu verrechnen, &#252;berhaupt k&#252;nftig einen Schaden erleiden w&#252;rde.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Diese Argumentation &#252;bersieht, dass schon der Verlust einer g&#252;nstigen Rechtsposition unabh&#228;ngig von ihrem wirtschaftlichen Wert f&#252;r sich einen "normativen" Schaden darstellt. Auch das Verj&#228;hrenlassen einer z. Z. des Verj&#228;hrungseintritts wertlosen Forderung (wenn denn darin eine Pflichtwidrigkeit gesehen werden k&#246;nnte), begr&#252;ndet als Quasi-Rechtsverlust einen Schaden unabh&#228;ngig davon, ob zum Zeitpunkt des Verj&#228;hrungseintritts mit der Sanierung des Schuldners und Wiederherstellung seiner Leistungsf&#228;higkeit zu rechnen ist oder nicht.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Schlie&#223;lich kann nicht geltend gemacht werden, die Berufung auf die Einrede der Verj&#228;hrung sei rechtsmissbr&#228;uchlich, weil der Beklagte die Entscheidung &#252;ber die Feststellung bis zum Ablauf der Sekund&#228;rverj&#228;hrung hinausgez&#246;gert habe. Abgesehen davon, dass sich der Kl&#228;ger darauf selbst nicht deutlich beruft, sind keine Umst&#228;nde ersichtlich, dass die Dauer des Einspruchsverfahrens (bis 31. 7. 2001), entscheidend auf einem positiven Verhalten des Beklagten beruht. Es darf in diesem Zusammenhang nicht &#252;bersehen werden, dass sich die KG des Kl&#228;gers im Konkurs und der Kl&#228;ger selbst auch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Auch diese Umst&#228;nde k&#246;nnen urs&#228;chlich f&#252;r die verz&#246;gerliche Bearbeitung des Einspruchsverfahrens geworden sein. Es erscheint auch zweifelhaft, ob aus einem blo&#223;en Unt&#228;tigbleiben im Einspruchsverfahren schon auf ein Abhalten von der Klageerhebung gegen den Beklagten geschlossen werden kann. Die Pflichtverletzung des Beklagten, durch Unt&#228;tigbleiben Schadenersatzanspr&#252;che gegen sich selbst zur Verj&#228;hrung zu bringen, begr&#252;ndet einen sekund&#228;ren Schadenersatzanspruch, kann aber nicht dazu f&#252;hren, nach Verj&#228;hrung dieses Sekund&#228;ranspruchs einen Terti&#228;ranspruch zu begr&#252;nden. Ein solcher ist in der Rechtsprechung stets abgelehnt worden (vgl. BGH NJW-RR 91, 92). Nach allgemeinen Grunds&#228;tzen kann die Berufung auf den Eintritt der Sekund&#228;rverj&#228;hrung freilich im Einzelfall rechtsmissbr&#228;uchlich sein. Wird etwa der Steuerberater wegen Verletzung seiner Pflichten bereits auf Schadenersatz in Anspruch genommen und regt er an, den Ausgang des Steuerverfahrens abzuwarten, so kann, wenn sich der Mandant darauf einl&#228;sst, der Einrede der Verj&#228;hrung der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung entgegenstehen. Denn er darf in einem solchen Falle darauf vertrauen, seine Anspr&#252;che w&#252;rden, wenn nicht befriedigt, so doch nur mit sachlichen Einwendungen bek&#228;mpft werden (BGH WM 85, 1038, 1041 unter II. 2. c). In dieser Hinsicht hat der Kl&#228;ger nichts vortragen k&#246;nnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Geht man mit dem Beklagten davon aus, dass der aus Zahlung auf die Grundschuld dem Kl&#228;ger entstandene Verlust dem Veranlagungszeitraum 1984 oder 1985 zuzurechnen sei, sind etwaige Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers gegen den Beklagten erst recht verj&#228;hrt. Die Feststellungsverj&#228;hrung w&#228;re in diesem Falle am 31. 12. 1991 eingetreten. Es bedarf deshalb keiner Pr&#252;fung, ob der Kl&#228;ger sich den Vortrag des Beklagten &#252;berhaupt hilfsweise zu eigen machen wollte und ob in einem solchen Fall ein Schadenersatzanspruch auch am Fehlen eines Schadens scheitern w&#252;rde, weil der Kl&#228;ger nach der damals geltenden Regelung in &#167; 10 Abs. 2 EStG den Verlust nur 5 Jahre vortragen konnte und in den Jahren 1984 bis 1989 kein durch Verlustvortrag verrechenbares Einkommen hatte.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Ausgeschlossen werden kann, dass die 1985 erfolgte Zahlung auf die Grundschuld erst 1989 ff zu einem steuerlichen Verlust gef&#252;hrt hat, damit die Feststellungsverj&#228;hrung erst 1996, die Prim&#228;rverj&#228;hrung 1999 und die Sekund&#228;rverj&#228;hrung erst 2002 abgelaufen w&#228;re und durch Klageerhebung noch h&#228;tte unterbrochen werden k&#246;nnen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Davon gehen die Parteien nicht aus. Ob der Kl&#228;ger hilfsweise eine solche Fallgestaltung geltend machen will, kann zweifelhaft sein. Das kann aber auf sich beruhen, weil als Veranlagungszeitraum, dem der Verlust zugerechnet werden kann, auch nach den vom Kl&#228;ger mit nicht nachgelassenem Schriftsatz vorgelegten Entscheidungen des Bundesfinanzhofs nichts daf&#252;r spricht, dass der Verlust nicht schon mit Zahlung auf die Grundschuld, sondern erst Jahre nach Zahlung auf die Grundschuld eintreten soll.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Der Sachverst&#228;ndige Prof. Kurz hat bei seiner Vernehmung dargestellt, dass der Zeitpunkt, zu dem der steuerliche Verlust entsteht, bei GmbH und KG ein verschiedener ist. F&#252;r die KG sei entscheidend der Zeitpunkt, zu dem der Kommanditist mit Inanspruchnahme aus der Grundschuld rechnen m&#252;sse, sp&#228;testens im Zeitpunkt des Offenbarwerdens des Verm&#246;gensverfalls der KG, also mit der Konkurser&#246;ffnung (vgl. auch BFH BStBl. II, 1991, 64 ff). Der Verlust hat sich verwirklicht, weil der Kommanditist keinen seiner Zahlung wertm&#228;&#223;ig entsprechenden durchsetzbaren Anspruch gegen die KG (etwa aus Gesch&#228;ftsbesorgung, &#167; 670 BGB) hat. Anders als bei der GmbH, bei der erst nach Abschluss der Liquidation feststehen soll, ob dem Gesellschafter aus seiner Zahlung ein Verlust erw&#228;chst (BFH BStBl II, 343), soll bei der KG, auch einer solchen mit Komplement&#228;r-GmbH, der Verlust bereits dann entstehen, wenn der Kommanditist mit seiner Inanspruchnahme rechnen muss (BFH BStBl II, 91, 64, 65 li. Sp., 2. Abs.). Ein Verlust w&#228;re freilich nicht anzusetzen, wenn die Hingabe der Sicherheit schon w&#228;hrend des Bestehens der KG gewinnmindernd zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re. Das ist aber, wie auch die vom Kl&#228;ger herangezogene Entscheidung des BFH vom 5. 2. 2002 (VIII R 31/01, vorgelegt als Anlage K 16/141, dort S. 6) zeigt, gerade nicht der Fall. Der Verlust verwirklicht sich nicht schon mit der Hingabe der Sicherheit. Das sagt aber noch nichts dar&#252;ber, wann er sich nach Aufl&#246;sung der KG verwirklicht, ob schon, wenn feststeht, dass die Sicherheit von einem Gesellschaftsgl&#228;ubiger in Anspruch genommen werden und ein Aufwendungsersatzanspruch des Kommanditisten gegen die Gesellschaft nicht durchsetzbar sein wird, oder erst, wenn die Inanspruchnahme erfolgt. Da der Kl&#228;ger aus der geleisteten Sicherheit im Jahre 1985 in Anspruch genommen wurde und zu diesem Zeitpunkt auch feststand, dass er von der &#252;berschuldeten KG keinen Ausgleich erhalten w&#252;rde, war sp&#228;testens zu diesem Zeitpunkt der Verlust f&#252;r den Kl&#228;ger eingetreten.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Die Klage ist zu Klageantrag Z. 2. begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger kann vom Beklagten Ersatz der durch das finanzgerichtliche Verfahren verursachten Kosten verlangen.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Dass der Beklagte pflichtwidrig gehandelt hat, in dem er dem Kl&#228;ger die Klage vor dem Finanzgericht empfohlen hat, liegt auf der Hand. Der Beklagte konnte auch schon zum Zeitpunkt, als er zur Klage riet, erkennen, was er im vorliegenden Rechtsstreit geltend gemacht hat: dass die Klage entweder schon deshalb keinen Erfolg haben konnte, weil in Wahrheit gar nicht der Verlustvortrag aus dem Jahre 1985, sondern aus dem Jahre 1984 in Frage stand und dass, selbst wenn der Verlust dem Jahre 1985 zurechenbar sein sollte, aus Gr&#252;nden der gefestigten Rechtsprechung des BFH ein Antrag auf Hemmung der Feststellungsverj&#228;hrung nicht gestellt bzw., da nur m&#252;ndlich gestellt, aller Voraussicht nicht nachweisbar war, und damit die Klage aus diesem Grunde von vorneherein aussichtslos war.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Der pflichtwidrige Rat zur Klage war urs&#228;chlich f&#252;r eine schadentr&#228;chtige Verm&#246;gensdisposition, n&#228;mlich hier die Erhebung der Klage. Bei richtigem Rat w&#252;rde der Kl&#228;ger von einer Klage vor dem Finanzgericht Abstand genommen haben. Daf&#252;r spricht, dass schon sein Prozessbevollm&#228;chtigter Zweifel an der Erfolgsaussicht hegte.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Aus der schadentr&#228;chtigen Verm&#246;gensdisposition ist dem Kl&#228;ger der geltend gemachte Schaden in Gestalt der Belastung mit den Rechtsverfolgungskosten entstanden. Das gilt auch f&#252;r die vom Beklagten bestrittene Geb&#252;hr f&#252;r die Er&#246;rterung vor dem Berichterstatter des Finanzgerichts.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>Richtig ist, dass der IX. Sen. des Finanzgerichts Baden-W&#252;rttemberg in einem Beschluss vom 27. 5. 1987 ausgesprochen hat, dass durch eine Er&#246;rterung des Sach- und Rechtsstandes vor dem Vorsitzenden oder Berichterstatter (sog. Er&#246;rterungstermin) der Prozessbevollm&#228;chtigte keine Er&#246;rterungsgeb&#252;hr verdienen k&#246;nne (EFG 87, 523, vom Bekl. vorgel. als Anl. B 8/135). Der dort vertretenen Auffassung hat der VIII. Sen. desselben Gerichts mit Beschluss vom 28. 8. 1989 widersprochen (FG BW AnwBl 89, 682). Nach Hartmann (Kostengesetze 32 &#167; 31 BRAGO Rn 225) reicht eine Er&#246;rterung in einem besonderes bestimmten Termin "nat&#252;rlich" aus. Der gleichen Meinung sind G&#246;ttlicher/M&#252;mmler 20 (Stichwort: Er&#246;rterungsgeb&#252;hr, gerade auch unter Hinweis auf das finanzgerichtliche Verfahren und Hess. FG EFG 98, 222), Riedel/ Su&#223;baum (&#167; 31 BRAGO Rn 85). Es sei geradezu der Hauptanwendungsfall, f&#252;r den die Geb&#252;hr geschaffen wurde, dass die m&#252;ndliche Verhandlung unterbleiben k&#246;nne, wenn die Parteien schon im Er&#246;rterungstermin den Prozess beenden wollen (ebenso Gerold/Schmidt &#167; 31 BRAGO, Rn 148). Auch in der finanzgerichtlichen Literatur wird diese Auffassung vertreten (K&#252;hn/Hofmann, Abgabenordnung &#167; 139 FGO, Anm. 3 a dd; unklar und irref&#252;hrend: H&#252;bschmann/Hepp/Spitaler, Rn. 403, welche nur die erstgenannte Entscheidung referieren, auf die zweite hinweisen, ohne zu sagen, dass dort die gegenteilige Auffassung vertreten wird).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Der durchaus bedenkenswerten Argumentation des VIII. Senats des Finanzgerichts kann nicht gefolgt werden. Geb&#252;hrenfragen d&#252;rfen nicht dazu f&#252;hren, die Erledigung eines Rechtsstreits k&#252;nstlich zu verkomplizieren. Das ist nicht im Sinne der Gerichte, nicht im Sinne der Rechtsanw&#228;lte und auch nicht im Sinne des Gesetzgebers, der zu Zeiten knapper Ressourcen selbst manche Anreize geschaffen hat, einen Rechtsstreit durch Vergleich zu vermeiden bzw. zu erledigen. &#167; 31 Abs. 1 Nr. 4 BRAGO ist eingef&#252;hrt worden, um den Rechtsanw&#228;lten nach Er&#246;rterung und Erarbeitung eines Vergleichs die "Peinlichkeit" zu ersparen, zur Wahrung ihrer Verdienstinteressen durch Stellung der Antr&#228;ge (&#167; 137 Abs. 1 ZPO) noch in die streitige Verhandlung eintreten zu m&#252;ssen, was ohne gro&#223;en Aufwand m&#246;glich war. Erst recht hat &#167; 31 Abs. 1 Nr. 4 BRAGO seine Berechtigung, wo zur Wahrung der Verdienstinteressen der Rechtsanw&#228;lte ein wesentlich h&#246;herer Aufwand getrieben werden m&#252;sste.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Der Kl&#228;ger braucht sich kein Mitverschulden entgegenhalten zu lassen, weil er die Empfehlung des Beklagten befolgt hat. Der Beklagte als steuerlicher Berater war der Fachmann. Noch im vorliegenden Rechtsstreit hat er vortragen lassen, sein Mitarbeiter habe einen Antrag auf Ablaufhemmung gestellt. Bei dieser Sachlage konnte der Kl&#228;ger zun&#228;chst darauf bauen, dass dieser Mitarbeiter bei einer etwaigen Vernehmung entsprechende Angaben machen werde. Erst im Er&#246;rterungstermin hat sich mit aller Deutlichkeit ergeben, dass es sich bei dieser Behauptung h&#246;chstwahrscheinlich um eine Schutzbehauptung des Beklagten handelt (vgl. Prot. der nicht&#246;ffentlichen Sitzung des Finanzgerichts: K 4/19, 3. Abs.).</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>Dieser Schadenersatzanspruch ist nicht verj&#228;hrt.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Nach dem Grundsatz der Schadeneinheit ist der als Folge eines pflichtwidrigen Verhaltens eintretende Schaden als ein einheitliches Ganzes aufzufassen, so dass f&#252;r den Anspruch auf Ersatz dieses Schadens einschlie&#223;lich aller weiteren ad&#228;quat verursachten, zurechenbaren und voraussehbaren Nachteile eine einheitliche Verj&#228;hrungsfrist l&#228;uft, sobald irgendein (Teil-) Schaden entstanden ist; das gilt auch, soweit eine Wiederholung desselben sch&#228;digenden Verhaltens - nochmals - denselben Schaden ausl&#246;st (so zul. BGH NJW 2002, 1414, 1415 unter I. 1. a bb). Beruht der Schaden aber auf einer weiteren selbst&#228;ndigen Pflichtverletzung des Steuerberaters, etwa weil er zu einer aussichtslosen Klage r&#228;t, handelt es sich bei der Belastung mit den Kosten des Finanzrechtsstreits um einen selbst&#228;ndigen Schaden, der selbst&#228;ndig verj&#228;hrt (BGH NJW 98, 1488, 1491 unter B I. 2.). So ist es hier.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 286 Abs. 1, 288 Abs. 1, 284 Abs. 1 S. 2 BGB.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO. F&#252;r die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist ma&#223;geblich &#167; 709 S. 2 ZPO.</td></tr></table> </td></tr></table>
132,218
ag-kehl-2003-01-21-2-ds-3-js-482501
{ "id": 52, "name": "Amtsgericht Kehl", "slug": "ag-kehl", "city": 44, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
2 Ds 3 Js 4825/01
2003-01-21T00:00:00
2019-01-07T10:13:56
2019-01-17T11:52:07
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens wird abgelehnt.</p> <p>Die Staatskasse tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen der Angeschuldigten.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Angeschuldigte ist verantwortliche Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Firma N. GmbH in K.. Die Firma N. GmbH vertreibt in der Bundesrepublik Deutschland unter anderem Tiefk&#252;hlprodukte, auch Schneckenprodukte der Firma E. aus S.. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Auf Bestellung vom 21.08.2000 lieferte die N. GmbH an die Firma C. in B. unter anderem 6 Kartons mit insgesamt 25 Packungen tiefgefrorenem Schneckenfleisch, verpackt in Folienpackungen und versehen mit Etiketten in deutscher und franz&#246;sischer Sprache. Die deutschsprachige Vorderseite des Etiketts lie&#223; die Ware als &#8222;Weinbergschnecken nach Els&#228;sser Art&#8220; aus. Die franz&#246;sische R&#252;ckseite des Etiketts f&#252;hrte die Verkehrsbezeichnung &#8222;Escargot d&#8217;Alsace S. A.&#8220;, in der Zutatenliste wurde die Hauptzutat als &#8222;Chair Escargot helix lucorum&#8220; angegeben. Das gelieferte Schneckenfleisch stammt von Schnecken der Art &#8222;helix lucorum&#8220;. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> In der Anklage der Staatsanwaltschaft O. wird der Angeschuldigten vorgeworfen, sie habe tateinheitlich </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. entgegen &#167; 17 Abs. 1 Nr. 2 LMBG Lebensmittel ohne ausreichende Kenntlichmachung in den Verkehr gebracht </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. entgegen &#167; 17 Abs. 1 Nr. 5 LMBG Lebensmittel unter einer irref&#252;hrenden Bezeichnung, Angabe oder Aufmachung in den Verkehr gebracht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Der Angeschuldigten wurde ein Vergehen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 17 Abs. 1 Nr. 2 b und c, Nr. 5 b, 52 Abs. 1 Nr. 9 und 10 LMBG; 52 StGB vorgeworfen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens war abzulehnen, da eine Verurteilungswahrscheinlichkeit nicht besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Entgegen der Auffassung der Staatsanwaltschaft gibt es eine allgemeine Auffassung, man verstehe unter der Verkehrsbezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; nur die Schneckenart &#8222;helix pomatia&#8220; nicht mehr. Bei dem deutschen Lebensmittelbuch, auf das sich die Staatsanwaltschaft haupts&#228;chlich beruft, handelt es sich lediglich um eine Sammlung von Leits&#228;tzen, in der Herstellung, Beschaffenheit und sonstige Merkmale von Lebensmitteln, die f&#252;r die Verkehrsf&#228;higkeit der Lebensmittel von Bedeutung sind, beschrieben werden. Es handelt sich hierbei weder um Gesetze und Verordnungen noch um Verwaltungsrichtlinien, sondern um die Wiedergabe der Verkehrsauffassung der am Lebensmittelverkehr beteiligten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Allerdings unterliegt diese Verkehrsauffassung einem st&#228;ndigen Wandel. Ein solcher Wandel in der Verkehrsauffassung hat auch den Begriff der &#8222;Weinbergschnecke&#8220; - eine solche Schnecke hat auch mit einem Weinberg nichts zu tun - ergriffen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Das Landgericht Mainz ist in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung bereits am 15.11.2001 - Urteil 12 HK S 5/00 - zur Auffassung gelangt, dass die Verkehrsauffassung zur Kennzeichnung als &#8222;Weinbergschnecke&#8220; einem entsprechenden Wandel dahingehend unterliegt, dass eine Ausschlie&#223;lichkeit der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; f&#252;r die &#8222;helix pomatia&#8220; m&#246;glicherweise nicht mehr besteht. Die Kammer hatte 2 Gutachten sowie die amtliche Auskunft der deutschen Lebensmittelkommission eingeholt. Diese Lebensmittelkommission ist eine &#252;berparteiliche Einrichtung, welche Meinungsbildung in allen ma&#223;geblichen Verkehrskreisen (Wirtschaft, Wissenschaft, Verbrauch und Lebensmittel&#252;berwachung) analysiert und zusammenfasst und deren Votum ein objektiven und sachkundigen Charakter hat. Aufgrund dieses Votums kam die Kammer, dem folgt auch das Amtsgericht Kehl, zu dem Ergebnis, dass sich eine allgemeine Verkehrsauffassung, dass als &#8222;Weinbergschnecke&#8220; lediglich die Art &#8222;helix pomatia&#8220; bezeichnet werden kann, zum damaligen Zeitpunkt nicht feststellen lie&#223;. Obwohl die beiden von der Kammer eingeholten Gutachten die Auffassung vertraten, dass mit der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; lediglich Schnecken der Art &#8222;helix pomatia&#8220; in den Verkehr gebracht werden d&#252;rfen, ist die Kammer der deutschen Lebensmittelbuchkommission gefolgt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Diese deutsche Lebensmittelkommission, deren Funktion bereits beschrieben wurde, hatte durch ihren Vorsitzenden am 28.05.2001 der Kammer mitgeteilt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> &#8222;Mit der Beschreibung der Verkehrsauffassung in der Frage der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; hat sich die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission bislang nicht befasst. Dies bedeutet, dass eine f&#252;r das Gericht ma&#223;gebliche definitive Beschlussfassung der Lebensmittelbuch-Kommission &#252;ber die Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; noch nicht vorliegt. Allerdings hat die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission dem Gericht mitgeteilt, dass die Auffassungen der beteiligten Kreise im Rahmen des Beschlussfassungsverfahrens, welches zur Zeit l&#228;uft, unterschiedlich seien. Es sei, so die Lebensmittelbuch-Kommission, daher zweifelhaft, ob sich eine Verkehrsauffassung zu der Kennzeichnung als &#8222;Weinbergschnecken&#8220; &#252;berhaupt pr&#228;gnant beschreiben lie&#223;e.&#8220; </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Inzwischen hat der Fachausschuss Nr. 7 der deutschen Lebensmittelbuch-Kommission, der f&#252;r &#8222;Fische und Fischerzeugnisse&#8220; zust&#228;ndig ist, in seiner Sitzung vom 16./17. April 2002 als Empfehlung beschlossen, das Verzeichnis der Weichtiere mit der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; um die hier in Rede stehende &#8222;helix lucorum&#8220; zu erweitern. Hierf&#252;r ma&#223;gebend war f&#252;r den Fachausschuss, dass nach Feststellung des Instituts f&#252;r Fischereitechnik und Fischqualit&#228;t der Bundesforschungsanstalt f&#252;r Fischerei in Hamburg sich die aus der Gattung der Schnirkelschnecken (=Helicidae) stammenden Helixarten &#8222;helix pomatia&#8220; (=Weinbergschnecke) und &#8222;helix lucorum&#8220; (=T&#252;rkenschnecke) im sehr empfindlichen Triangeltest sensorisch nicht unterscheiden. Da es im deutschen Lebensmittelbuch durchaus &#252;blich sei, in einer Verkehrsbezeichnung mehrere Arten zusammen zu fassen, ungeachtet dessen, ob die wissenschaftliche und die kulinarische Bezeichnung &#252;bereinstimmen, werde die Verkehrsbezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; f&#252;r die drei derzeit kulinarisch bedeutsamen Helixarten (pomatia, lucorum und als persa) reserviert. Dar&#252;ber hinaus wurde vorgeschlagen, f&#252;r die Helix pomatia zur Abgrenzung die Verkehrsbezeichnung &#8222;echte Weinbergschnecke&#8220; oder &#8222;Burgunderschnecke&#8220; einzur&#228;umen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Danach kann nach Auffassung des Gerichts nicht mehr festgestellt werden, dass die allgemeine Verkehrsauffassung unter der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; nur noch die Helix pomatia umfasst wird, vielmehr erf&#252;llt auch die &#8222;helix lucorum&#8220; die Qualit&#228;tsanforderung, die nach allgemeiner Auffassung an die Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; gekn&#252;pft sind. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Der Wandel der Verkehrsauffassung ist ein Vorgang, der sich nicht in wenigen Monaten entwickelt, vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass sich dieser &#252;ber einen gr&#246;&#223;eren Zeitraum, m&#246;glicherweise &#252;ber mehrere Jahre hinweg, ergeben hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Danach ist es durchaus m&#246;glich, dass die Angeschuldigte im August 2000 Schneckenfleisch unter der Bezeichnung &#8222;Weinbergschnecke&#8220; vertrieben hat, die sie nach allgemeiner Auffassung auch als solche bezeichnen durfte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Im &#252;brigen sind, dies sei noch betont, Verbraucherschutzinteressen hier nicht tangiert, da - wie festgestellt - das Institut f&#252;r Fischereitechnik und Fischqualit&#228;t der Bundesforschungsanstalt f&#252;r Fischerei einen sensorischen Unterschied zwischen der &#8222;helix pomatia&#8220; und der &#8222;helix lucorum&#8220; nicht feststellen konnte. Dies kann somit auch der Verbraucher nicht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Nach alledem ist eine Verurteilung &#228;u&#223;erst unwahrscheinlich, weshalb die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens abzulehnen war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Die Kosten- und Auslagenentscheidung folgt aus &#167; 467 Abs. 1 StPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,219
olgstut-2003-01-21-8-w-53002
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 W 530/02
2003-01-21T00:00:00
2019-01-07T10:13:57
2019-02-12T13:09:45
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <blockquote> <p>ZPO &#167; 91 Abs. 1, 2, BRAGO &#167; 28</p> </blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p>&#8211; Anwaltsreisekosten/Bankgesch&#228;fte &#8211;</p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p>Auch nach Wegfall der Postulationsbeschr&#228;nkungen hat eine Bank mit (Haupt-) Sitz au&#223;erhalb des Bezirks des Prozessgerichts in einem Rechtsstreit aus dem Bereich ihres Routinegesch&#228;fts keinen Anspruch auf Erstattung von Anwaltsreisekosten zur Terminswahrnehmung (Erg&#228;nzung des Senatsbeschl. vom 16.1.2003 &#8211; 8 W 414/02; Best&#228;tigung der bisherigen Senatsrechtsprechung).</p> <blockquote> <p>OLG Stuttgart, Beschluss vom 21.1.2003 &#8211; 8 W 530/02</p> </blockquote> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die &#8211; zul&#228;ssige &#8211; Kostenbeschwerde der Kl&#228;gerin gegen die Absetzung der geltend gemachten Anwaltsreisekosten im angegriffenen Festsetzungsbeschluss hat in der Sache keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> 1. a) Der Wegfall der Postulationsbeschr&#228;nkungen hat zwar zur Folge, dass eine Partei, die nicht im Bezirk des Prozessgerichts ans&#228;ssig ist, kostenrechtlich grunds&#228;tzlich befugt ist, einen Anwalt in ihrer N&#228;he mit der Prozessvertretung als Hauptbevollm&#228;chtigten zu beauftragen, und dass sie dann auch die Reisekosten des ausw&#228;rtigen Anwalts zur Terminswahrnehmung regelm&#228;&#223;ig erstattet verlangen kann. Dies ist nicht nur die Ansicht der von der Beschwerdef&#252;hrer-Vertreterin zitierten Rechtsprechung; auch der Bundesgerichtshof hat sich &#8211; auf Rechtsbeschwerde &#8211; inzwischen in einer Leitsatzentscheidung auf diesen Rechtsstandpunkt gestellt (Beschl. v. 16.10.2002 &#8211; VIII ZB 30/02 &#8211; EBE/BGH 2002,398; best&#228;tigt durch weiteren Leitsatz-Beschluss vom 12.12.2002 &#8211; I ZB 29/02 &#8211; Vorab-Info. bei "juris"). Dem hat sich der Senat angeschlossen (Beschluss vom 16.1.2003 &#8211; 8 W 414/02). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> b) Diese &#196;nderung des rechtlichen Ansatzes f&#252;hrt aber im vorliegenden Fall gleichwohl nicht zur Erstattungsf&#228;higkeit der geltend gemachten Anwaltsreisekosten von Frankfurt nach Stuttgart in H&#246;he von 115,50 EUR. Vielmehr verbleibt es hier bei der bisherigen st&#228;ndigen Senatsrechtsprechung (Beschluss vom 6.6.1983, Die Justiz 1983,340 = JurB&#252;ro 1983,1867), auf die die Rechtspflegerin zu Recht in Bezug genommen hat. Ob und inwieweit im &#252;brigen die bisherige Rechtsprechung des Senats zur Erstattungsf&#228;higkeit von Verkehrsanwaltskosten bzw. von fiktiven Informationsreisen angesichts der ver&#228;nderten Rechtslage und der BGH-Rechtsprechung einer Modifikation bedarf, ist hier nicht zu entscheiden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Im vorliegenden Falle sind diese Reisekosten nicht "notwendig" im Sinne einer zweckm&#228;&#223;igen, am Gebot der Sparsamkeit orientierten Rechtsverfolgung. Die Kl&#228;gerin ist eine (f&#252;hrende deutsche) Gesch&#228;ftsbank, die ein f&#252;r den Kauf einer Eigentumswohnung gew&#228;hrtes Darlehen nach K&#252;ndigung zur&#252;ckgefordert hat; der Beklagte hat im ersten Termin gegen sich Vers&#228;umnisurteil ergehen lassen. In einem solchen &#8211; rechtlich einfach gelagerten &#8211; Fall aus dem Bereich ihres Routinegesch&#228;fts ist es der Kl&#228;gerin, die nicht nur &#252;ber eine Rechtsabteilung, sondern auch &#252;ber sachkundige Fachabteilungen zur Kredit&#252;berwachung verf&#252;gt, zuzumuten, einen Prozessanwalt am Ort des Gerichts schriftlich (und gegebenenfalls erg&#228;nzend telefonisch) zu beauftragen und &#252;ber den Prozessstoff zu informieren. Ein eingehendes pers&#246;nliches Mandantengespr&#228;ch ist im vorliegenden Fall offensichtlich nicht erforderlich. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> F&#252;r solche F&#228;lle hat der BGH (Beschl. v. 16.10.2002, Umdruck S. 13) in einer seine tragenden Gr&#252;nde erg&#228;nzenden Erw&#228;gung ausdr&#252;cklich eine Ausnahme vom Grundsatz der Erstattungsf&#228;higkeit von Anwaltsreisekosten angesprochen. Auch die Oberlandesgerichte, die im Ausgangspunkt auf der Linie der Rechtsposition der Beschwerdef&#252;hrerin liegen, vertreten eine entsprechende Einschr&#228;nkung, teils ausdr&#252;cklich (KG MDR 2001,473 = NJW-RR 2001,1002 = JurB&#252;ro 2001,257; OLG K&#246;ln JurB&#252;ro 2002, 425: OLG Bremen JurB&#252;ro 2001,532), teils in Gestalt allgemeiner Erw&#228;gungen (vgl. zB OLG Frankfurt MDR 2000, 1215 = JurB&#252;ro 2000,587; OLG Hamm MDR 2001,959 = JurB&#252;ro 2001,366). Bei allen Verschiedenheiten in den Begr&#252;ndungen besteht nach Einsch&#228;tzung des Senats weitest gehende &#220;bereinstimmung darin, dass in einem Fall der vorliegenden Art weder (fiktive) Informationsreisekosten der Partei noch Anwaltsreisekosten erstattungsf&#228;hig sind (vgl. zB auch OLG Brandenburg MDR 2001,1135 = JurB&#252;ro 2001,533; OLG Dresden JurB&#252;ro 2002,255; OLG Hamburg MDR 2001,294 = NJW-RR 2001,788; OLG Koblenz JurB&#252;ro 2002,202; OLG Karlsruhe MDR 2001, 293 = JurB&#252;ro 2001,201 = Die Justiz 2001,163; OLGRep 2002, 459; OLG M&#252;nchen MDR 2001,773 = JurB&#252;ro 2001,422; OLG Zweibr&#252;cken MDR 2001,535 = JurB&#252;ro 2001,202). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 2. Der Senat sieht angesichts der aufgef&#252;hrten &#8211; im Ergebnis &#252;bereinstimmenden &#8211; Rechtsprechung der Oberlandesgerichte und der &#196;u&#223;erung des BGH in seinem Beschluss vom 16.10.2002 keine Veranlassung zur Zulassung der Rechtsbeschwerde gem&#228;&#223; &#167; 574 Abs. 1 Nr.2 ZPO, &#167; 133 GVG nF. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,217
lg-tubingen-2003-01-20-5-o-13301
{ "id": 143, "name": "Landgericht Tübingen", "slug": "lg-tubingen", "city": 95, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 O 133/01
2003-01-20T00:00:00
2019-01-07T10:13:56
2019-01-17T11:52:07
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, es zu unterlassen, im gesch&#228;ftlichen Verkehr in Verkaufsprospekten oder anderen an den Letztverbraucher gerichteten Werbetr&#228;gern f&#252;r das Fernsehger&#228;t P TX 28 SK 1 C mit der Angabe "100 Hz" und/oder "Black-Matrix-R&#246;hre" zu werben.</p> <p/> <p>2. F&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen das in Ziffer 1 ausgesprochene Verbot wird der Beklagten ein Ordnungsgeld bis zu 250.000,00 Euro, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten &#8211; diese zu vollstrecken an einem der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten &#8211; angedroht.</p> <p/> <p>3. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin Euro 248,92 nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 26. Juli 2001 zu bezahlen. Wegen der Zinsmehrforderung wird die Klage abgewiesen.</p> <p/> <p>4. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p/> <p>5. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.000,00 Euro vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p/> <p>Streitwert: bis 11.000,00 Euro</p> <p/> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Parteien streiten um die Zul&#228;ssigkeit einer Werbung der Beklagten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Beklagte warb in einer Zeitungsbeilage zum "Schw&#228;bischen Tagblatt" vom 22. Januar 2001 unter anderem f&#252;r ein Fernsehger&#228;t der Firma P, das als Blickfang auf der Beilage mit dem Preis von 666,00 DM dargestellt war. Auf dem Bild des Fernsehger&#228;ts auf dem Prospekt ist in der unteren rechten Ecke die Angabe "100 Hz" erkennbar. Au&#223;erdem ist bei der Beschreibung der technischen Merkmale des angebotenen Fernsehger&#228;ts (unter der Typbezeichnung) ausgef&#252;hrt, dass dieses Fernsehger&#228;t &#252;ber eine 70/66 cm Black-Matrix-R&#246;hre (neben anderen technischen Ausstattungsmerkmalen) verf&#252;gt. Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass dieses Fernsehger&#228;t nicht &#252;ber eine 100 Hz &#8211; sondern &#252;ber eine 50 Hz &#8211; Technik verf&#252;gt. Die Kl&#228;gerin behauptet ferner, das beworbene Fernsehger&#228;t sei nicht mit einer Black-Matrix-R&#246;hre sondern lediglich mit einer Standardbildr&#246;hre ausgestattet. Der Begriff "Black-Matrix-R&#246;hre" werde nur f&#252;r qualitativ hochwertige Fernsehr&#246;hren bestimmter Hersteller verwendet. Die Firma P baue in ihre Fernsehger&#228;te derartige R&#246;hren nicht ein. F&#252;r die Abfassung der Abmahnung und den Entwurf des Abschlussschreibens sind der Kl&#228;gerin Kosten von insgesamt 486,85 DM entstanden, die sie von der Beklagten unter dem Gesichtspunkt der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag erstattet verlangt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Kl&#228;gerin beantragt: </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> 1. Die Beklagte wird verurteilt, es zu unterlassen, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs in der an den Letztverbraucher gerichteten Werbung in Werbebeilagen oder sonst werblich unter Bezugnahme auf das Fernsehger&#228;t P TX 28 SK 1 C mit der Angabe "100 Hz" und/oder "Black-Matrix-R&#246;hre" zu werben. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> 2. F&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen Ziffer 1 wird der Beklagten ein Ordnungsgeld bis zu 500.000,00 DM &#8211; ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten &#8211; oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten angedroht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> 3. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 248,92 Euro nebst 5 % Zinsen hieraus seit dem 19. Mai 2001 zu bezahlen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Die Beklagte beantragt </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Abweisung der Klage. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Beklagte behauptet, sie habe an alle Kunden, die das beworbene Fernsehger&#228;t bei ihr kauften, jeweils ein Fernsehger&#228;t der Firma P mit der Typbezeichnung TX 28 SK 10 C zu dem in der Werbung genannten Preis abgegeben. In der Werbung sei bei der Typbezeichnung eine "0" weggefallen; der Kunde habe jedoch ein Fernsehger&#228;t der Marke P mit 100 Hz-Technik, wie es in der Werbung versprochen wurde, erhalten. Die Kl&#228;gerin vertritt zu diesem Einwand der Beklagten die Auffassung, f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits spiele es keine Rolle, welche Ger&#228;te die Beklagte an die Verbraucher abgegeben habe. Sie bestreitet diesen Vortrag der Beklagten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Beklagte behauptet ferner, das beworbene Fernsehger&#228;t sei mit einer Bildr&#246;hre ausgestattet, die der Black-Matrix-R&#246;hre technisch vergleichbar sei. Denn die in diese Ger&#228;te eingebauten R&#246;hren seien ebenfalls schwarz gef&#228;rbt und die Bezeichnung Black-Matrix-R&#246;hre besage genau dies. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Zu den im Zusammenhang mit Black-Matrix-R&#246;hren sich ergebenden technischen Fragen, insbesondere, ob diese ein f&#252;r den Verbraucher verbessertes Bild bei der Benutzung des Fernsehger&#228;ts ergeben, wurde Beweis durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens erhoben. Wegen des Ergebnisses dieser Beweisaufnahme wird auf das Sachverst&#228;ndigengutachten des Professor Dr. Ing. H-J B vom 30. April 2002 Bezug genommen. Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie die Niederschriften &#252;ber die m&#252;ndlichen Verhandlungen verwiesen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Klage ist zul&#228;ssig, insbesondere ist die Kl&#228;gerin klagebefugt. Ihre Berechtigung, nach &#167; 13 Abs. 2 UWG, Unterlassungsanspr&#252;che auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts geltend zu machen, ist gerichtsbekannt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Klage ist &#8211; mit Ausnahme eines geringen Teils der Zinsforderung &#8211; auch begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Unterlassungsanspruch aus &#167; 3 UWG ist gegeben, da die Beklagte in der beanstandeten Werbung mit unzutreffenden Ausstattungsmerkmalen f&#252;r das bezeichnete Fernsehger&#228;t geworben hat. Dies stellt eine Irref&#252;hrung im Sinne des &#167; 3 UWG dar. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> 1. Dass das beworbene Fernsehger&#228;t keine 100 Hz &#8211; Technik sondern lediglich eine 50 Hz &#8211; Technik aufweist, ist zwischen den Parteien unstreitig. Ebenso unstreitig ist, dass in dem Werbeprospekt f&#252;r den aufmerksamen Leser auf dem abgebildeten Fernsehger&#228;t die Angabe "100 Hz" erkennbar ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> F&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits kann dahin stehen, ob der Einwand der Beklagten, sie habe allen Kunden seinerzeit an Stelle des in der Anzeige (versehentlich) mit der Typenbezeichnung "TX 28 SK 1 C" Ger&#228;te der Firma P mit der Typenbezeichnung "TX 28 SK 10 C" zum Preis von 666,00 DM &#252;berlassen, &#252;berhaupt relevant ist, was zwischen den Parteien streitig ist. Denn eindeutig trifft die Beweislast f&#252;r diese (eventuell) anspruchsvernichtende Tatsache die Beklagte, worauf diese auch ausdr&#252;cklich hingewiesen wurde und trotzdem keinerlei Beweis f&#252;r ihre Behauptung angetreten hat. Der Richtigkeit dieser Behauptung konnte deshalb nicht nachgegangen werden, weshalb eine Entscheidung &#252;ber die Rechtsfrage, ob diese Behauptung im vorliegenden Rechtsstreit relevant gewesen sein k&#246;nnte, nicht erforderlich ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> 2. Der Kl&#228;gerin steht auch ein Unterlassungsanspruch hinsichtlich der Werbung der Beklagten mit dem Ausstattungsmerkmal "Black-Matrix-R&#246;hre" zu. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Dabei kann dahin stehen, ob mit diesem Begriff, der auch bei technischen Laien relativ weit bekannt ist, &#252;berhaupt f&#252;r P-Fernsehger&#228;te geworben werden darf, da diese unstreitig nie mit den Bildr&#246;hren, die von Konkurrenten der Firma P unter dieser Bezeichnung hergestellt und vertrieben werden, geworben werden darf, nachdem der beanstandete Begriff weder patentrechtlichen noch sonstigen Schutz genie&#223;t. Jedenfalls darf die Beklagte f&#252;r das von ihr in der hier zu beurteilenden Werbema&#223;nahme beworbene Fernsehger&#228;t des Typs 28 SK 1 C der Marke P nicht mit diesem Ausstattungsmerkmal werben, da nach den vorgelegten Angaben des Herstellers P das in der beanstandeten Werbung beschriebene Fernsehger&#228;t gerade nicht mit einer Quintrix-Bildr&#246;hre, die nach dem eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten in etwa die gleichen technischen Vorteile wie die "Black-Matrix-R&#246;hre" aufweist, ausgestattet ist. Die aus der vorgelegten &#220;bersicht &#252;ber die Ausstattungsmerkmale der verschiedenen Fernsehger&#228;te der Marke P ersichtlichen Differenzierungen bei diesen Ger&#228;ten sind nicht bestritten. Da nach dem eingeholten, &#252;berzeugenden Sachverst&#228;ndigengutachten &#8211; das im einzelnen von den Parteien nicht angegriffen sondern lediglich unterschiedlich interpretiert wird &#8211; davon auszugehen ist, dass zwischen der hergebrachten Standard-Bildr&#246;hre einerseits und der "Black-Matrix-R&#246;hre" und der "Quintrix-Bildr&#246;hre" andererseits ein erheblicher technischer Unterschied besteht, der sich auch bei der Benutzung des Fernsehger&#228;ts zeigt, besteht der geltend gemachte Unterlassungsanspruch gegen die Beklagte. Auf die Frage, welche Erwartungen die angesprochenen Verkehrskreise mit der Werbung f&#252;r ein Fernsehger&#228;t mit "Black-Matrix-R&#246;hre" verbinden &#8211; die auf Grund eines Missverst&#228;ndnisses des Richters in der Verf&#252;gung vom 29. Juli 2002 angesprochen wurde &#8211; kommt es deshalb nicht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> 3. Unter dem Gesichtspunkt der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten Ersatz ihrer Aufwendungen sowohl f&#252;r die Abmahnung als auch f&#252;r das Abschlussschreiben verlangen, da sie hierdurch die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der streitgegenst&#228;ndlichen Werbung &#8211; auch &#8211; im Interesse der Beklagten vermeiden wollte. Die Kammer schlie&#223;t sich der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung auch insoweit an (vgl. z. B. die Nachweise bei K&#246;hler/Piper, UWG, 3. Aufl., RNr. 191 f vor &#167; 13 und &#167; 25, RNr. 73). Die Angemessenheit der verlangten Kosten ist unstreitig und auch nicht zweifelhaft. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Allerdings kann die Kl&#228;gerin aus diesen Kosten nur 4 % Zinsen ab Verzug verlangen; sie ist nicht Kaufmann. Unter welchem Gesichtspunkt sie F&#228;lligkeitszinsen ab 19. Mai 2001 verlangen kann, ist nicht ersichtlich. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 4. Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 II, 709 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Klage ist zul&#228;ssig, insbesondere ist die Kl&#228;gerin klagebefugt. Ihre Berechtigung, nach &#167; 13 Abs. 2 UWG, Unterlassungsanspr&#252;che auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts geltend zu machen, ist gerichtsbekannt. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Klage ist &#8211; mit Ausnahme eines geringen Teils der Zinsforderung &#8211; auch begr&#252;ndet. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Unterlassungsanspruch aus &#167; 3 UWG ist gegeben, da die Beklagte in der beanstandeten Werbung mit unzutreffenden Ausstattungsmerkmalen f&#252;r das bezeichnete Fernsehger&#228;t geworben hat. Dies stellt eine Irref&#252;hrung im Sinne des &#167; 3 UWG dar. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> 1. Dass das beworbene Fernsehger&#228;t keine 100 Hz &#8211; Technik sondern lediglich eine 50 Hz &#8211; Technik aufweist, ist zwischen den Parteien unstreitig. Ebenso unstreitig ist, dass in dem Werbeprospekt f&#252;r den aufmerksamen Leser auf dem abgebildeten Fernsehger&#228;t die Angabe "100 Hz" erkennbar ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> F&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits kann dahin stehen, ob der Einwand der Beklagten, sie habe allen Kunden seinerzeit an Stelle des in der Anzeige (versehentlich) mit der Typenbezeichnung "TX 28 SK 1 C" Ger&#228;te der Firma P mit der Typenbezeichnung "TX 28 SK 10 C" zum Preis von 666,00 DM &#252;berlassen, &#252;berhaupt relevant ist, was zwischen den Parteien streitig ist. Denn eindeutig trifft die Beweislast f&#252;r diese (eventuell) anspruchsvernichtende Tatsache die Beklagte, worauf diese auch ausdr&#252;cklich hingewiesen wurde und trotzdem keinerlei Beweis f&#252;r ihre Behauptung angetreten hat. Der Richtigkeit dieser Behauptung konnte deshalb nicht nachgegangen werden, weshalb eine Entscheidung &#252;ber die Rechtsfrage, ob diese Behauptung im vorliegenden Rechtsstreit relevant gewesen sein k&#246;nnte, nicht erforderlich ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> 2. Der Kl&#228;gerin steht auch ein Unterlassungsanspruch hinsichtlich der Werbung der Beklagten mit dem Ausstattungsmerkmal "Black-Matrix-R&#246;hre" zu. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Dabei kann dahin stehen, ob mit diesem Begriff, der auch bei technischen Laien relativ weit bekannt ist, &#252;berhaupt f&#252;r P-Fernsehger&#228;te geworben werden darf, da diese unstreitig nie mit den Bildr&#246;hren, die von Konkurrenten der Firma P unter dieser Bezeichnung hergestellt und vertrieben werden, geworben werden darf, nachdem der beanstandete Begriff weder patentrechtlichen noch sonstigen Schutz genie&#223;t. Jedenfalls darf die Beklagte f&#252;r das von ihr in der hier zu beurteilenden Werbema&#223;nahme beworbene Fernsehger&#228;t des Typs 28 SK 1 C der Marke P nicht mit diesem Ausstattungsmerkmal werben, da nach den vorgelegten Angaben des Herstellers P das in der beanstandeten Werbung beschriebene Fernsehger&#228;t gerade nicht mit einer Quintrix-Bildr&#246;hre, die nach dem eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten in etwa die gleichen technischen Vorteile wie die "Black-Matrix-R&#246;hre" aufweist, ausgestattet ist. Die aus der vorgelegten &#220;bersicht &#252;ber die Ausstattungsmerkmale der verschiedenen Fernsehger&#228;te der Marke P ersichtlichen Differenzierungen bei diesen Ger&#228;ten sind nicht bestritten. Da nach dem eingeholten, &#252;berzeugenden Sachverst&#228;ndigengutachten &#8211; das im einzelnen von den Parteien nicht angegriffen sondern lediglich unterschiedlich interpretiert wird &#8211; davon auszugehen ist, dass zwischen der hergebrachten Standard-Bildr&#246;hre einerseits und der "Black-Matrix-R&#246;hre" und der "Quintrix-Bildr&#246;hre" andererseits ein erheblicher technischer Unterschied besteht, der sich auch bei der Benutzung des Fernsehger&#228;ts zeigt, besteht der geltend gemachte Unterlassungsanspruch gegen die Beklagte. Auf die Frage, welche Erwartungen die angesprochenen Verkehrskreise mit der Werbung f&#252;r ein Fernsehger&#228;t mit "Black-Matrix-R&#246;hre" verbinden &#8211; die auf Grund eines Missverst&#228;ndnisses des Richters in der Verf&#252;gung vom 29. Juli 2002 angesprochen wurde &#8211; kommt es deshalb nicht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> 3. Unter dem Gesichtspunkt der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten Ersatz ihrer Aufwendungen sowohl f&#252;r die Abmahnung als auch f&#252;r das Abschlussschreiben verlangen, da sie hierdurch die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der streitgegenst&#228;ndlichen Werbung &#8211; auch &#8211; im Interesse der Beklagten vermeiden wollte. Die Kammer schlie&#223;t sich der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung auch insoweit an (vgl. z. B. die Nachweise bei K&#246;hler/Piper, UWG, 3. Aufl., RNr. 191 f vor &#167; 13 und &#167; 25, RNr. 73). Die Angemessenheit der verlangten Kosten ist unstreitig und auch nicht zweifelhaft. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Allerdings kann die Kl&#228;gerin aus diesen Kosten nur 4 % Zinsen ab Verzug verlangen; sie ist nicht Kaufmann. Unter welchem Gesichtspunkt sie F&#228;lligkeitszinsen ab 19. Mai 2001 verlangen kann, ist nicht ersichtlich. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 4. Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 II, 709 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,214
ag-stuttgart-2003-01-17-13-c-648101
{ "id": 98, "name": "Amtsgericht Stuttgart", "slug": "ag-stuttgart", "city": 90, "state": 3, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
13 C 6481/01
2003-01-17T00:00:00
2019-01-07T10:13:54
2019-01-17T11:52:06
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2. Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin 84% und der Beklagte 16%.</p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150 EUR abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Der Beklagte kann die Vollstreckung wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 30 EUR abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>4. Die Berufung durch die Kl&#228;gerin wird zugelassen.</p> <p>Streitwert: 169,83 EUR</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin fordert aus abgetretenem Recht ihrer Versicherungsnehmerin von dem Beklagten R&#252;ckerstattung eines Teilbetrags i.H.v. 168,70 EUR von einer durch die Versicherungsnehmerin am 06.06.2000 bezahlten Honorarrechnung des Beklagten &#252;ber 4550,20 DM. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin befand sich in der Zeit vom 10.03.2000 bis 04.04.2000 in station&#228;rer Behandlung in der orthop&#228;dischen Klinik P in S. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Im Rahmen dieser Behandlung wurde das rechte Knie der Versicherungsnehmerin durch eine Gelenkprothese ersetzt (Position Nr. 2153 der GO&#196;). W&#228;hrend dieser Operation wurde ein Teil der krankhafte Verkn&#246;cherungen aufweisenden hinteren Kniescheibe entfernt (Position Nr. 2344 der GO&#196;). Nicht bei jedem Totalersatz des Kniegelenks bedarf es des Einsetzens einer Patellaprothese bzw. einer damit verbundenen Teilentfernung der Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> F&#252;r diese station&#228;re Behandlung stellte der Chefarzt der Klinik, der Beklagte ... &#252;ber die Privat&#228;rztliche Verrechnungsstelle Baden-W&#252;rttemberg e.V. der Versicherungsnehmerin einen Betrag i.H.v. 4550,20 DM in Rechnung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Auf diese Rechnung hat die Versicherungsnehmerin am 06.06.2000 vollst&#228;ndige Zahlung geleistet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Mit Leistungsabrechnung vom 25.08.2000 zahlte die Kl&#228;gerin jedoch nur einen Teilbetrag i.H.v. 2586,47 DM auf die Liquidation des Beklagten, da in diesem Zeitpunkt einige der angef&#252;hrten Rechnungsposten umstritten waren (hinsichtlich der Berechnung der geltend gemachten K&#252;rzungen wird auf die Bl. 3 - 7 der Akten verwiesen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Mit Erkl&#228;rung vom 09.12.2000 hat die Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin die Anspr&#252;che, die aufgrund der Behandlung durch den Beklagten entstanden sind, an die Kl&#228;gerin zur weiteren Geltendmachung abgetreten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Nachdem die Privat&#228;rztliche Verrechnungsstelle Baden-W&#252;rttemberg im Namen des Beklagten auf einige der streitigen Abrechnungspositionen verzichtet und im Gegenzug die Kl&#228;gerin andere Abrechnungspositionen nachverg&#252;tet hatte, verbleibt als streitige Position die vorgenommene Entfernung von Verkn&#246;cherungen an der Kniescheibe (Teilexstirpation der Patella, Nr. 2344 der GO&#196;) i.H.v. 442,89 DM (= 168,70 EUR). (bez&#252;glich der Nachverg&#252;tungen/Verzichtserkl&#228;rungen der einzelnen Positionen wird auf die Bl. 3-7 sowie Bl. 42 der Akten und das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung, Bl. 46/48 der Akten, verwiesen). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Die Position Nr. 2344 in der Rechnung des Beklagten sei nicht abrechnungsf&#228;hig. Die Kl&#228;gerin bezieht sich hierbei auf ein Urteil des Bundessozialgerichts, wonach das Schultergelenk im geb&#252;hrenordnungsrechtlichen Sinne als Einheit zu verstehen ist. Diese Entscheidung des Bundessozialgerichts betr&#228;fe in gleicher Weise jedes andere Gelenk und somit auch das bei der Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin behandelte Kniegelenk. Hieraus leite sich ab, dass operative Leistungen, soweit sie mit einem endoprothetischen Totalersatz des Kniegelenks verbunden sind, nicht mit einer Vielzahl unterschiedlicher Leistungen abgerechnet werden k&#246;nnten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die abgerechnete Teilresektion der Kniescheibe sei erforderlich gewesen, um die Patellaprothese zu installieren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Da ein Gelenk nach der zitierten Entscheidung des Bundessozialgerichts nicht in verschiedene Teilgelenke aufgeteilt werden kann, enthielten die Leistungen bez&#252;glich des Totalersatzes des Kniegelenks auch die medizinische Versorgung der Patella. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Die Arbeiten an der R&#252;ckfl&#228;che der Kniescheibe seien somit Bestandteil der Alloarthroplastik des Kniegelenks und damit von der Leistungsziffer Nr. 2153 mit umfasst gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Inhalt des vom Verordnungsgeber in der Go&#196; aufgestellten Zielleistungsprinzips sei es gewesen, alle am Kniegelenk vorgenommenen Operationen der Leistungsziffer 2153 zuzuordnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Die Kl&#228;gerin hat zun&#228;chst die Zahlung von 201,00 EUR nebst Zinsen i.H.v. 5% &#252;ber dem Basiszinssatz seit Rechtsh&#228;ngigkeit beantragt. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom. 20.02.2002 erkl&#228;rten die Parteien den Rechtsstreit hinsichtlich des geltend gemachten R&#252;ckzahlungsanspruchs i.H.v. 31,17 EUR zzgl. 1,11 EUR Zinsen aus 31,17 EUR vom 12.09.2001 bis zum 20.02.2002 beiderseits f&#252;r erledigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Die Kl&#228;gerin beantragt zuletzt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="17"/> der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 169,83 EUR nebst Zinsen i.H.v. 5% &#252;ber dem Basiszinssatz seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="19"/> Die Klage wird abgewiesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Der Beklagte macht geltend, die vollst&#228;ndige Bezahlung der Rechnung durch die Versicherungsnehmerin am 06.06.2000 sei als Anerkenntnis zu werten, welches einem m&#246;glichen R&#252;ckforderungsanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung entgegenst&#252;nde. Dies habe umso mehr zu gelten, als auch durch die Kl&#228;gerin selbst im Innenverh&#228;ltnis zu der Patientin eine entsprechende Verg&#252;tung vorgenommen worden sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Abgesehen davon liege der Leistung der Versicherungsnehmerin ein Rechtsgrund zugrunde, der eine R&#252;ckforderung aus abgetretenem Recht verhindere. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> Denn aufgrund der besonderen medizinischen Indikation (Vgl. den OP-Bericht, Bl. 18 der Akten) sei die Resektion der Patella und damit die Abrechnung der Geb&#252;hrenziffer 2344 geboten gewesen. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin liege insoweit keine unselbst&#228;ndige Leistung vor, die bereits mit der Geb&#252;hrenziffer 2153 (Endoprothetischer Totalersatz des Kniegelenks) abgegolten sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> Die an der Patellar&#252;ckseite vorliegenden krankhaften Verkn&#246;cherungen seien insoweit ein eigenst&#228;ndiges Leistungsziel gewesen. Bei einem "nur"-endoprothetischen Totalersatz des Kniegelenks habe die Patientin weiter unter Schmerzen gelitten. Bei der Entfernung der Verkn&#246;cherungen an der Kniescheibenr&#252;ckseite habe es sich somit nicht um eine Ma&#223;nahme gehandelt, die zum endoprothetischen Totalersatz des Kniegelenks gez&#228;hlt habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Zudem s&#228;hen die einschl&#228;gigen GO&#196;-Kommentare auch keinen Ausschlu&#223; der Nr. 2153 und 2344 GO&#196; vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Abgesehen davon z&#228;hle die Kniescheibe nicht zum Kniegelenk, da sie diesem vorgelagert und anatomisch betrachtet nicht deren Bestandteil sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Die Nr. 2344 sei somit abrechnungsf&#228;hig, so dass die Versicherungsnehmerin durch Zahlung der gesamten Rechnung am 06.06.2000 nicht rechtsgrundlos geleistet habe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="27"/> Im &#252;brigen sei die Patella-Prothetik im Zeitpunkt des Erlasses der Go&#196; noch gar nicht Stand der Alloarthroplastik des Kniegelenkes gewesen und konnte demnach in Ziffer 2153 weder ber&#252;cksichtigt noch gemeint gewesen sein. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> 1.) Die Klage ist zul&#228;ssig, aber in der jetzt noch geltend gemachten H&#246;he unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> a) Es besteht kein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung gem. &#167; 812 I S. 1 1. Alt. BGB. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Die Kl&#228;gerin kann den ihr obliegenden Beweis nicht erbringen, dass der Beklagte zur Geltendmachung der Leistungsziffer 2344 nicht berechtigt war und die Zahlung der Rechnung durch die Versicherungsnehmerin somit rechtsgrundlos erfolgte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Der Beklagte war zur Geltendmachung der Leistungsziffer 2344 der GO&#196; berechtigt, so dass die Versicherungsnehmerin die Zahlung des streitigen Betrages i.H.v. 169,83 EUR mit Rechtsgrund geleistet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Zwar kann f&#252;r eine Leistung eine Geb&#252;hr dann nicht berechnet werden, wenn sie Bestandteil einer anderen Leistung des Geb&#252;hrenverzeichnisses ist, f&#252;r die der Arzt eine Geb&#252;hr berechnet, &#167; 4 Abs. 2a GO&#196;. Die Behandlung der Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che war jedoch nicht Bestandteil des endoprothetischen Totalersatzes des Kniegelenks. Dies ergibt sich aus folgenden &#220;berlegungen des Gerichtes, die sich am objektiven Verordnungsinhalt und nicht an der historischen Auslegung orientieren. Die Einholung einer Stellungnahme des Verordnungsgebers zum intendierten Inhalt der Ziffer 2153 erfolgte nicht, da es auf die Meinung des Verordnungsgebers nach Auffassung des Gerichtes hier nicht ankommt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Zum einen ist der Einsatz einer Patellaprothese bzw. die Exstirpation eines Teils der Patella nicht Bestandteil einer jeden Alloarthroplastik des Kniegelenks, sondern stellt einen Ausnahmefall dar. Dies spricht daf&#252;r, dass dieser Ausnahmefall nicht automatisch von der Geb&#252;hrenziffer 2153 mit umfasst ist. Auch ist die Berechnung der Geb&#252;hrenziffer 2344 neben der Geb&#252;hrenziffer 2153 nicht ausgeschlossen (vgl. Der GO&#196;-Kommentar: ausf&#252;hrliche Interpretation der neuen Geb&#252;hrenordnung, hrsg. Von M. Lang). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Zudem lag der Teilresektion der Patella eine eigene medizinische Indikation zugrunde, die eine Behandlung erforderlich machten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Der Behandlung der krankhaften Ver&#228;nderungen an der Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che kommt somit ein eigenes medizinisches und geb&#252;hrenrechtliches Leistungsziel zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Als geb&#252;hrenrechtlich unselbst&#228;ndiger Bestandteil einer anderen Leistung ist eine Leistung grunds&#228;tzlich nur dann anzusehen, wenn ohne deren Leistungsinhalt die andere Leistung nach ihrem technischen Ablauf oder anderen f&#252;r die Leistungserbringung bestimmenden Faktoren nicht erbracht werden kann. Insoweit liegt der Berechnungsf&#228;higkeit von Geb&#252;hren das Zielleistungsprinzip zugrunde. Setzt die Erreichung des vollst&#228;ndigen Leistungsziels einer im Geb&#252;hrenverzeichnis beschriebenen Leistung notwendigerweise flankierende Hilfs- oder Begleitverrichtungen voraus, sind diese mit der Geb&#252;hr f&#252;r die umfassende Leistung grunds&#228;tzlich auch dann abgegolten, wenn einzelne dieser Hilfs- oder Begleitverrichtungen als Geb&#252;hrenpositionen im Geb&#252;hrenverzeichnis enthalten sind. Dies war hier jedoch nicht der Fall. Nach dem unbestrittenen Vortrag des Beklagten w&#228;re der "Nur"-Endoprothetische Totalersatz des Kniegelenks auch ohne die Arbeiten an der Patellar&#252;ckfl&#228;che m&#246;glich gewesen (SS vom 18.2.02, Bl.39 der Akten). Die Versicherungsnehmerin h&#228;tte dann jedoch weiterhin unter Schmerzen, ausstrahlend von der Kniescheibe, gelitten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Damit war die Alloarthroplastik selbst&#228;ndiger Bestandteil der durchgef&#252;hrten Operation. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Die Gelenkprothese h&#228;tte somit auch ohne die Arbeiten an der Patellar&#252;ckfl&#228;che installiert werden k&#246;nnen, sodass diese Arbeiten nicht Bestandteil des von Nr. 2153 (Alloarthroplastik des Kniegelenks) umfassten Leistungsziels waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Auch wenn man die Kniescheibe als Teil des Kniegelenks sieht (so: Pschyrembel, Klinisches W&#246;rterbuch, 257. Auflage), l&#228;sst dies keine andere Bewertung zu. Es kommt nicht darauf an, dass sowohl die Alloarthroplastik als auch die Teilresektion der Patella am selben Kniegelenk durchgef&#252;hrt wurden. Das Kniegelenk wurde bez&#252;glich der Alloarthroplastik nicht "in einzelne Bestandteile zerlegt", sondern es lag &#8211; im Gegensatz zu der zitierten Entscheidung des Bundessozialgerichts, bei der es einheitlich um die Vornahme von Arthroskopien im Schulterbereich ging &#8211; eine eigene medizinische Indikation vor, die das gesonderte Vorgehen an der Patella notwendig machte. Es kann insoweit keinen Unterschied machen, ob bei Vornahme einer Alloarthroplastik des Kniegelenks eine krankhafte, behandlungsbed&#252;rftige Ver&#228;nderung an der Patella festgestellt wird oder z.B. ein Tumor aus dem Gelenk entfernt werden mu&#223;. Beiden F&#228;llen kommt neben dem endoprothetischen Totalersatz des Gelenks eine eigenst&#228;ndige Bedeutung i.S.d. &#167; 4 Abs. 2a GO&#196; zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Auch die in der GO&#196; vorgenommene Bewertung nach Punktzahlen der einzelnen Eingriffe spricht f&#252;r eine gesonderte Abrechnungsm&#246;glichkeit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Die Punktzahl f&#252;r den endoprothetischen Totalersatz des Kniegelenks (Nr. 2153 GO&#196;) ist mit 3700 Punkten bewertet. Die Punktzahl f&#252;r die Teilexstirpation der Patella (Nr. 2344) betr&#228;gt 1100 Punkte. Hieraus ergibt sich, dass der Geb&#252;hrentatbestand der GO&#196; selbst auch nicht davon ausgeht, dass die Resektion der Patella Bestandteil der Alloarthroplastik des Kniegelenks ist. Fl&#246;sse die Punktzahl der Geb&#252;hrenziffer 2344 voll in die Geb&#252;hrenziffer 2153 ein, entfielen fast ein Drittel der Punkte auf die "nur vorbereitende Ma&#223;nahme" der Patellaresektion. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Eine gesonderte Abrechnung der Geb&#252;hrenziffer 2344 war somit m&#246;glich, die Zahlung der Versicherungsnehmerin erfolgte daher mit Rechtsgrund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> b) Auf den Einwand des Beklagten, dass die Zahlung der Rechnungssumme durch die Versicherungsnehmerin als Anerkenntnis zu werten ist, kommt es somit nicht an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> 2.) Die Berufung der Kl&#228;gerin wird gem. &#167; 511 II Nr. 2, IV Nr. 2 ZPO i.V.m. &#167; 26 Nr. 5 EGZPO zugelassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Die m&#252;ndliche Verhandlung erfolgte am 20.02.2002 und wurde somit nach dem 01.01.2002 geschlossen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Rechtssache hat insofern grunds&#228;tzliche Bedeutung, als die Auslegung der GO&#196; uneinheitlich erfolgt und hinsichtlich der dem Urteil zugrunde liegenden entscheidungserheblichen Frage, welche Leistungen neben der Installation einer Prothese am selben Gelenk geb&#252;hrenrechtlich abrechnungsf&#228;hig sind, kl&#228;rungsbed&#252;rftig und kl&#228;rungsf&#228;hig ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> 3.) Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 91a (i.V.m. dem Anerkenntnis des Beklagten, vgl. Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung, Bl. 46/47 der Akten) sowie aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="28"/> 1.) Die Klage ist zul&#228;ssig, aber in der jetzt noch geltend gemachten H&#246;he unbegr&#252;ndet. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> a) Es besteht kein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung gem. &#167; 812 I S. 1 1. Alt. BGB. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Die Kl&#228;gerin kann den ihr obliegenden Beweis nicht erbringen, dass der Beklagte zur Geltendmachung der Leistungsziffer 2344 nicht berechtigt war und die Zahlung der Rechnung durch die Versicherungsnehmerin somit rechtsgrundlos erfolgte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Der Beklagte war zur Geltendmachung der Leistungsziffer 2344 der GO&#196; berechtigt, so dass die Versicherungsnehmerin die Zahlung des streitigen Betrages i.H.v. 169,83 EUR mit Rechtsgrund geleistet hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> Zwar kann f&#252;r eine Leistung eine Geb&#252;hr dann nicht berechnet werden, wenn sie Bestandteil einer anderen Leistung des Geb&#252;hrenverzeichnisses ist, f&#252;r die der Arzt eine Geb&#252;hr berechnet, &#167; 4 Abs. 2a GO&#196;. Die Behandlung der Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che war jedoch nicht Bestandteil des endoprothetischen Totalersatzes des Kniegelenks. Dies ergibt sich aus folgenden &#220;berlegungen des Gerichtes, die sich am objektiven Verordnungsinhalt und nicht an der historischen Auslegung orientieren. Die Einholung einer Stellungnahme des Verordnungsgebers zum intendierten Inhalt der Ziffer 2153 erfolgte nicht, da es auf die Meinung des Verordnungsgebers nach Auffassung des Gerichtes hier nicht ankommt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="33"/> Zum einen ist der Einsatz einer Patellaprothese bzw. die Exstirpation eines Teils der Patella nicht Bestandteil einer jeden Alloarthroplastik des Kniegelenks, sondern stellt einen Ausnahmefall dar. Dies spricht daf&#252;r, dass dieser Ausnahmefall nicht automatisch von der Geb&#252;hrenziffer 2153 mit umfasst ist. Auch ist die Berechnung der Geb&#252;hrenziffer 2344 neben der Geb&#252;hrenziffer 2153 nicht ausgeschlossen (vgl. Der GO&#196;-Kommentar: ausf&#252;hrliche Interpretation der neuen Geb&#252;hrenordnung, hrsg. Von M. Lang). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="34"/> Zudem lag der Teilresektion der Patella eine eigene medizinische Indikation zugrunde, die eine Behandlung erforderlich machten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="35"/> Der Behandlung der krankhaften Ver&#228;nderungen an der Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che kommt somit ein eigenes medizinisches und geb&#252;hrenrechtliches Leistungsziel zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="36"/> Als geb&#252;hrenrechtlich unselbst&#228;ndiger Bestandteil einer anderen Leistung ist eine Leistung grunds&#228;tzlich nur dann anzusehen, wenn ohne deren Leistungsinhalt die andere Leistung nach ihrem technischen Ablauf oder anderen f&#252;r die Leistungserbringung bestimmenden Faktoren nicht erbracht werden kann. Insoweit liegt der Berechnungsf&#228;higkeit von Geb&#252;hren das Zielleistungsprinzip zugrunde. Setzt die Erreichung des vollst&#228;ndigen Leistungsziels einer im Geb&#252;hrenverzeichnis beschriebenen Leistung notwendigerweise flankierende Hilfs- oder Begleitverrichtungen voraus, sind diese mit der Geb&#252;hr f&#252;r die umfassende Leistung grunds&#228;tzlich auch dann abgegolten, wenn einzelne dieser Hilfs- oder Begleitverrichtungen als Geb&#252;hrenpositionen im Geb&#252;hrenverzeichnis enthalten sind. Dies war hier jedoch nicht der Fall. Nach dem unbestrittenen Vortrag des Beklagten w&#228;re der "Nur"-Endoprothetische Totalersatz des Kniegelenks auch ohne die Arbeiten an der Patellar&#252;ckfl&#228;che m&#246;glich gewesen (SS vom 18.2.02, Bl.39 der Akten). Die Versicherungsnehmerin h&#228;tte dann jedoch weiterhin unter Schmerzen, ausstrahlend von der Kniescheibe, gelitten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="37"/> Damit war die Alloarthroplastik selbst&#228;ndiger Bestandteil der durchgef&#252;hrten Operation. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="38"/> Die Gelenkprothese h&#228;tte somit auch ohne die Arbeiten an der Patellar&#252;ckfl&#228;che installiert werden k&#246;nnen, sodass diese Arbeiten nicht Bestandteil des von Nr. 2153 (Alloarthroplastik des Kniegelenks) umfassten Leistungsziels waren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="39"/> Auch wenn man die Kniescheibe als Teil des Kniegelenks sieht (so: Pschyrembel, Klinisches W&#246;rterbuch, 257. Auflage), l&#228;sst dies keine andere Bewertung zu. Es kommt nicht darauf an, dass sowohl die Alloarthroplastik als auch die Teilresektion der Patella am selben Kniegelenk durchgef&#252;hrt wurden. Das Kniegelenk wurde bez&#252;glich der Alloarthroplastik nicht "in einzelne Bestandteile zerlegt", sondern es lag &#8211; im Gegensatz zu der zitierten Entscheidung des Bundessozialgerichts, bei der es einheitlich um die Vornahme von Arthroskopien im Schulterbereich ging &#8211; eine eigene medizinische Indikation vor, die das gesonderte Vorgehen an der Patella notwendig machte. Es kann insoweit keinen Unterschied machen, ob bei Vornahme einer Alloarthroplastik des Kniegelenks eine krankhafte, behandlungsbed&#252;rftige Ver&#228;nderung an der Patella festgestellt wird oder z.B. ein Tumor aus dem Gelenk entfernt werden mu&#223;. Beiden F&#228;llen kommt neben dem endoprothetischen Totalersatz des Gelenks eine eigenst&#228;ndige Bedeutung i.S.d. &#167; 4 Abs. 2a GO&#196; zu. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="40"/> Auch die in der GO&#196; vorgenommene Bewertung nach Punktzahlen der einzelnen Eingriffe spricht f&#252;r eine gesonderte Abrechnungsm&#246;glichkeit. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="41"/> Die Punktzahl f&#252;r den endoprothetischen Totalersatz des Kniegelenks (Nr. 2153 GO&#196;) ist mit 3700 Punkten bewertet. Die Punktzahl f&#252;r die Teilexstirpation der Patella (Nr. 2344) betr&#228;gt 1100 Punkte. Hieraus ergibt sich, dass der Geb&#252;hrentatbestand der GO&#196; selbst auch nicht davon ausgeht, dass die Resektion der Patella Bestandteil der Alloarthroplastik des Kniegelenks ist. Fl&#246;sse die Punktzahl der Geb&#252;hrenziffer 2344 voll in die Geb&#252;hrenziffer 2153 ein, entfielen fast ein Drittel der Punkte auf die "nur vorbereitende Ma&#223;nahme" der Patellaresektion. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="42"/> Eine gesonderte Abrechnung der Geb&#252;hrenziffer 2344 war somit m&#246;glich, die Zahlung der Versicherungsnehmerin erfolgte daher mit Rechtsgrund. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="43"/> b) Auf den Einwand des Beklagten, dass die Zahlung der Rechnungssumme durch die Versicherungsnehmerin als Anerkenntnis zu werten ist, kommt es somit nicht an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="44"/> 2.) Die Berufung der Kl&#228;gerin wird gem. &#167; 511 II Nr. 2, IV Nr. 2 ZPO i.V.m. &#167; 26 Nr. 5 EGZPO zugelassen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="45"/> Die m&#252;ndliche Verhandlung erfolgte am 20.02.2002 und wurde somit nach dem 01.01.2002 geschlossen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="46"/> Die Rechtssache hat insofern grunds&#228;tzliche Bedeutung, als die Auslegung der GO&#196; uneinheitlich erfolgt und hinsichtlich der dem Urteil zugrunde liegenden entscheidungserheblichen Frage, welche Leistungen neben der Installation einer Prothese am selben Gelenk geb&#252;hrenrechtlich abrechnungsf&#228;hig sind, kl&#228;rungsbed&#252;rftig und kl&#228;rungsf&#228;hig ist. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> 3.) Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 91a (i.V.m. dem Anerkenntnis des Beklagten, vgl. Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung, Bl. 46/47 der Akten) sowie aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,215
olgstut-2003-01-17-17-wf-17902
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 WF 179/02
2003-01-17T00:00:00
2019-01-07T10:13:55
2019-02-12T13:09:44
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart - Familiengericht - vom 20.08.2002 (21 F 1211/01) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Gegen die Versagung von Prozesskostenhilfe findet gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde statt. Die Beschwerdefrist betr&#228;gt 1 Monat. Die von der Antragstellerin am 17.09.2002 eingelegte Beschwerde gegen den ihr am 30.08.2002 zugestellten Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart ist somit zul&#228;ssig, insbesondere fristgerecht eingelegt. In der Sache hat die sofortige Beschwerde der Antragstellerin jedoch keinen Erfolg. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Senat teilt die Auffassung des Amtsgerichts, dass die beabsichtigte Rechtsverfolgung mutwillig erscheint (&#167; 114 ZPO). Mutwillig handelt derjenige, der davon abweicht, was eine verst&#228;ndige, ausreichend bemittelte Partei in einem gleichliegenden Fall tun w&#252;rde (Baumbach/Lauterbach, 60. Aufl., &#167; 114 ZPO, Rn. 107). Eine Partei, deren Ehe durch das international zust&#228;ndige Heimatgericht (hier: T./Bosnien und Herzegowina) geschieden worden ist, w&#252;rde aus eigener Tasche keine Kosten f&#252;r ein im Staat ihres gew&#246;hnlichen Aufenthalts (hier: Deutschland) durchzuf&#252;hrendes Scheidungsverfahren aufbringen, wenn der Anerkennung des ausl&#228;ndischen Scheidungsurteils im Inland ein nur auf R&#252;ge zu beachtender Zustellungsmangel entgegensteht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die am 08.08.1987 in T. geschlossene Ehe der Parteien, die beide die Staatsangeh&#246;rigkeit der F&#246;deration von Bosnien und Herzegowina haben, wurde durch Urteil des Bezirksgerichts in T. vom 10.01.2002 geschieden. Die Anerkennung der ausl&#228;ndischen Entscheidung im Inland h&#228;ngt nicht von einer Anerkennung der Landesjustizverwaltung ab (Art. 7 &#167; 1 Abs. 1 Satz 3 Familienrechts&#228;nderungsgesetz). Gleichwohl sind beide Parteien, wenn zwischen ihnen Streit dar&#252;ber besteht, ob die im Ausland ausgesprochene Ehescheidung auch im Inland g&#252;ltig ist, nach Art. 7 &#167; 1 Abs. 3 Familienrechts&#228;nderungsgesetz berechtigt, einen Antrag auf Anerkennung oder Nichtanerkennung der ausl&#228;ndischen Entscheidung zu stellen (Krzywon, Die Anerkennung ausl&#228;ndischer Entscheidungen in Ehesachen, Das Standesamt 1989, 93 f., 95, 96), mit dem Ziel, eine f&#252;r die Gerichte bindende Entscheidung herbeizuf&#252;hren (Art. 7 &#167; 1 Abs. 8 Familienrechts&#228;nderungsgesetz). F&#252;hren die im Ausland geschiedenen Parteien keine Entscheidung der Landesjustizverwaltung herbei, haben die Gerichte, soweit es hierauf ankommt, die Frage, ob die im Ausland ausgesprochene Ehescheidung auch im Inland wirksam ist, inzident zu pr&#252;fen (Z&#246;ller-Geimer, 22. Aufl., &#167; 328 ZPO, Rn. 245). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Mangels einer vorrangigen zwischenstaatlichen Regelung bestimmen sich die Anerkennungsvoraussetzungen nach &#167; 328 ZPO. Nach Abs. 1 Nr. 2 der Vorschrift ist die Anerkennung u.a. dann ausgeschlossen, wenn dem Antragsgegner, der sich auf das Verfahren nicht eingelassen hat und sich hierauf beruft, das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck nicht ordnungsgem&#228;&#223; oder nicht so rechtzeitig zugestellt worden ist, dass er sich verteidigen konnte. Es steht fest, dass der vom Ehemann beim Bezirksgericht in T. in der Heimatsprache der Parteien eingereichte Scheidungsantrag der Ehefrau &#252;ber das Gericht mit einem einfachen Brief per Post &#252;bersandt worden ist. Diese Vorgehensweise erf&#252;llt nicht die Voraussetzungen, die f&#252;r die Zustellung gerichtlicher und au&#223;ergerichtlicher Schriftst&#252;cke nach dem Haager Zivilprozess&#252;bereinkommen vom 01.03.1954 (abgedruckt bei Baumbach/Lauterbach, 60. Aufl., im Anhang zu &#167; 202, Rn. 7), dem die F&#246;deration von Bosnien und Herzegowina beigetreten ist (vgl. Baumbach/Lauterbach, Einleitung V Rn. 3) einzuhalten sind. Da hiernach eine ordnungsgem&#228;&#223;e Zustellung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;ckes nicht vorliegt, ist eine Anerkennung der ausl&#228;ndischen Entscheidung ausgeschlossen, jedenfalls solange sich die Antragstellerin, die Antragsgegnerin des ausl&#228;ndischen Scheidungsverfahrens war, auf diesen Mangel beruft. Der Umstand, dass der Ehefrau der Scheidungsantrag des Ehemannes nicht in einer &#220;bersetzung in die deutsche Sprache &#252;bermittelt worden ist, d&#252;rfte dagegen der Anerkennung des ausl&#228;ndischen Ehescheidungsurteils nicht entgegenstehen, wenn das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck in der Heimatsprache des Antragsgegners abgefasst ist. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Antragstellerin hat unstreitig das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck aus dem vor dem Gemeindegericht in T. durchgef&#252;hrten Scheidungsverfahren rechtzeitig erhalten, ebenso wurde ihr das Scheidungsurteil &#252;bersandt. Aufgrund dieses Umstandes, und weil die Antragstellerin selbst geschieden werden m&#246;chte, ist ihre Berufung auf das formale Kriterium der mangelnden Zustellung nicht nachvollziehbar. Da die Anerkennung des ausl&#228;ndischen Ehescheidungsurteils ausschlie&#223;lich vom Willen der Antragstellerin abh&#228;ngt, ist es mutwillig, Prozesskostenhilfe f&#252;r ein erneutes Ehescheidungsverfahren zu beanspruchen, welches nach Lage der Dinge dasselbe Ziel zum Inhalt hat: n&#228;mlich eine Ehescheidung nach dem gemeinsamen Heimatrecht der Parteien (Art. 17 Abs. 1 i. V. m. Art. 14 Abs. 1 Nr. 1 EGBGB). Inhaltliche Gr&#252;nde, warum sich die Antragstellerin einer Anerkennung des ausl&#228;ndischen Scheidungsurteils widersetzt, werden nicht vorgebracht, auch nicht in der Beschwerdebegr&#252;ndung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Das Amtsgericht hat der Antragstellerin daher zu Recht Prozesskostenhilfe f&#252;r das vorliegende Scheidungsverfahren verweigert. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,210
arbg-freiburg-2003-01-16-13-ca-30202
{ "id": 117, "name": "Arbeitsgericht Freiburg", "slug": "arbg-freiburg", "city": 109, "state": 3, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 Ca 302/02
2003-01-16T00:00:00
2019-01-07T10:13:51
2019-01-17T11:52:06
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.500,00 EUR (i. W. eintausendf&#252;nfhundert Euro) nebst 5 % Zinsen aus diesem Betrag &#252;ber dem Basiszins seit 31.10.2002 zu bezahlen.</p> <blockquote> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> </blockquote> <p>2. Die Kosten werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p>3. Der Streitwert wird auf 3.000,00 EUR festgesetzt.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Parteien streiten um die Bezahlung einer Vertragsstrafe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die Parteien schlossen am 29.05.2002 einen Arbeitsvertrag, wonach der Beklagte ab 01.09.2002 als Maschinenbautechniker/Konstrukteur bei der Kl&#228;gerin arbeiten sollte. Das vereinbarte Monatsgehalt betrug 3.000,00 EUR. In dem von der Kl&#228;gerin vorformulierten Arbeitsvertrag hie&#223; es u. a.: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="3"/> "&#167; 1 Beginn und Dauer des Arbeitsverh&#228;ltnisses </td></tr></table> <table style="margin-left:3pt"><tr><td>...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="4"/> (3) Die ersten 6 Monate der Dauer des Arbeitsverh&#228;ltnisses gelten als Probezeit. W&#228;hrend der Probezeit kann das Arbeitsverh&#228;ltnis mit einer Frist von 2 Wochen gek&#252;ndigt werden. </td></tr></table> <table style="margin-left:6pt"><tr><td>...</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="5"/> &#167; 9 Vertragsstrafenklausel </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="6"/> Der/Die Arbeitnehmer/in hat eine Vertragsstrafe in H&#246;he eines Bruttomonatsgehaltes zu zahlen, wenn er/sie </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="7"/> -- das Anstellungsverh&#228;ltnis nicht antritt oder </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="8"/> -- seine/ihre Verpflichtung zur Erbringung der Arbeitsleistung dauerhaft verweigert, ohne dass ein wichtiger Grund im Sinne des &#167; 626 BGB vorliegt oder </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="9"/> -- die Arbeitgeberin durch schuldhaft vertragswidriges Verhalten zur fristlosen K&#252;ndigung des Anstellungsverh&#228;ltnisses gem&#228;&#223; &#167; 626 BGB veranla&#223;t. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="10"/> Die Geltendmachung weiterer Schadensersatzanspr&#252;che bleibt hiervon jeweils unber&#252;hrt." </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Mit Schreiben vom 27.08.2002 erkl&#228;rte der Beklagte, er werde das Arbeitsverh&#228;ltnis nicht antreten. Zugleich sprach er die K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses aus. Der Beklagte nahm die Arbeit tats&#228;chlich nicht auf. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die Kl&#228;gerin forderte den Beklagten zur Zahlung einer Vertragsstrafe von 3.000,00 EUR bis 30.10.2002 auf (Aktenseite 14). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Mit der vorliegenden Klage begehrt sie die Zahlung der Vertragsstrafe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Die Kl&#228;gerin beantragt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="15"/> Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin eine Vertragsstrafe in H&#246;he von 3.000,00 EUR nebst 5 % Zinsen aus diesem Betrag &#252;ber dem Basiszinssatz seit 31.10.2002 zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="17"/> die Klage abzuweisen. Hilfsweise beantragt er die Herabsetzung der Vertragsstrafe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Der Beklagte behauptet, wenn er die Arbeit angetreten h&#228;tte, h&#228;tte die Kl&#228;gerin ihn in den ersten beiden Septemberwochen auf eine Schulung geschickt. In diesem Fall w&#228;ren der Kl&#228;gerin h&#246;here Kosten entstanden als durch sein Fernbleiben. Der Beklagte meint, die Vertragsstrafenvereinbarung sei insbesondere deshalb unzul&#228;ssig, weil die H&#246;he der Vertragsstrafe unangemessen sei. Eine Herabsetzung der Vertragsstrafe sei wegen des Verbots der geltungserhaltenden Reduktion ausgeschlossen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien samt Anlagen und die Protokolle der m&#252;ndlichen Verhandlungen vom 03.12.2002 und 16.01.2003 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td> <rd nr="20"/> I. Die Klage ist zul&#228;ssig und teilweise begr&#252;ndet. Der Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167; 9 des Arbeitsvertrages i. V. m. &#167; 339 S. 1 BGB zur Zahlung einer Vertragsstrafe verpflichtet. Die Vertragsstrafenklausel im Arbeitsvertrag der Parteien ist wirksam. Die Vertragsstrafe ist verfallen. Sie ist jedoch auf einen halben Bruttomonatsverdienst des Beklagten herabzusetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td> <rd nr="21"/> 1. Das Vertragsstrafeversprechen in &#167; 9 des Arbeitsvertrages ist wirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="22"/> a) Nach &#167; 339 BGB kann eine Vertragsstrafe f&#252;r den Fall vereinbart werden, dass der Schuldner eine Vereinbarung nicht oder nicht in geh&#246;riger Weise erf&#252;llt. Diese Norm ist als Bestimmung des allgemeinen Schuldrechts auch auf Arbeitsverh&#228;ltnisse anwendbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="23"/> b) Die Pflichtverletzung, die die Strafe ausl&#246;st, ist mit den Worten "wenn (der Arbeitnehmer) das Anstellungsverh&#228;ltnis nicht antritt" klar bezeichnet. Die Voraussetzungen, die zur Verwirkung der Vertragsstrafe f&#252;hren, sind genau bestimmt. Der Beklagte konnte sich in seinem Verhalten darauf einstellen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="24"/> c) Die Vertragsstrafenabrede konnte auch in einem vorformulierten Arbeitsvertrag getroffen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="25"/> Die Klausel ist anhand der &#167;&#167; 305 ff. BGB n.F. zu &#252;berpr&#252;fen, weil sie eine Bestimmung in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen ist. Die Kl&#228;gerin hat den Arbeitsvertrag f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformuliert hat und sie dem Beklagten bei Abschluss des Vertrages gestellt (&#167; 305 Abs. 1 S. 1 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="26"/> Die Klausel ist weder &#252;berraschend noch mehrdeutig (&#167; 305c BGB) noch haben die Parteien eine vorrangige Individualabrede getroffen (&#167; 305b BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="27"/> Zwar widerspricht die Klausel &#167; 309 Nr. 6 BGB, wonach in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen eine Bestimmung unwirksam ist, durch die dem Verwender f&#252;r den Fall, dass der andere Vertragsteil sich vom Vertrag l&#246;st, die Zahlung einer Vertragsstrafe versprochen wird. Einer Anwendung des &#167; 309 Nr. 6 BGB auf Arbeitsvertr&#228;ge stehen jedoch die im Arbeitsrecht geltenden Besonderheiten entgegen (&#167; 310 Abs. 4 Satz 2 BGB). Bei Arbeitsvertr&#228;gen ist die Interessen- und Rechtslage n&#228;mlich anders als bei Vertr&#228;gen &#252;ber die Erbringung von Waren- oder Werkleistungen: &#167; 309 Nr. 6 BGB ist an dem Fall orientiert, dass der Erbringer der vertragscharakteristischen Leistung die Vertragsstrafenklausel stellt, obwohl er typischerweise seinen Anspruch auf die Hauptleistung (= Zahlung des Entgelts) einfach durchsetzen k&#246;nnte und auch etwaig eintretende Verm&#246;genssch&#228;den einfach darstellen k&#246;nnte. Diese Konstellation ist im Arbeitsrecht nicht gegeben. Hier ist Verwender der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Arbeitgeber als die Partei, die das Entgelt f&#252;r die Leistung zahlt. Wenn der Arbeitnehmer seiner Verpflichtung zur Arbeitsleitung nicht nachkommt, hat der Arbeitgeber faktisch keine M&#246;glichkeit, diese Hauptleistungspflicht durchzusetzen. Selbst wenn er z&#252;gig ein Urteil erwirken kann, das den Arbeitnehmer zur Arbeitsleistung verurteilt, kann er dieses in der Zwangsvollstreckung nicht durchsetzen (&#167; 888 Abs. 3 ZPO). Anders als ein Waren- oder Dienstleistungsschuldner hat der Arbeitgeber keinen Anspruch auf Verzugszinsen als Mindestschadensersatz. Zudem kann er regelm&#228;&#223;ig kaum darstellen, welchen konkreten Schaden der Arbeitnehmer durch sein Fernbleiben von der Arbeit verursacht hat. Je komplexer die betriebliche Organisationsstruktur ist, um so schwerer kann der Anteil jedes einzelnen Arbeitnehmers am Gewinn des Unternehmens festgestellt werden. Die Kammer folgt damit der Entscheidung des Arbeitsgerichts Duisburg vom 14.08.2002 (Aktenzeichen 3 Ca 1676/02, NZA 2002, 1038; ebenso Gotthardt, Arbeitsrecht nach der Schuldrechtsreform 2002, Rn. 250; Annu&#223;, BB 2002, 458, 463; Lingemann, NZA 2002, 181, 191f, Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, 3. Aufl., &#167;&#167; 305 -- 310 BGB, Rn. 93). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="28"/> &#167; 9 des Arbeitsvertrages benachteiligt den Beklagten auch nicht entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen (&#167; 307 BGB). Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die H&#246;he der vereinbarten Vertragsstrafe: Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen werden im Rahmen der Inhaltskontrolle typisierenden und generalisierenden Wertungen unterzogen. Hat eine Vertragsklausel einen unangemessen benachteiligenden Inhalt, ist es f&#252;r die Wirksamkeit der Klausel grunds&#228;tzlich nicht ausschlaggebend, ob sich der benachteilige Inhalt auch im konkreten Einzelfall tats&#228;chlich auswirkt. Entscheidend ist, welche Rechte nach dem konkreten Inhalt der Klausel geltend gemacht werden k&#246;nnen und welche Folgen sich daraus bei genereller Betrachtung ergeben (Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, &#167;&#167; 305 -- 310 BGB Rn. 42). Bei genereller Betrachtung wird eine Vertragsstrafe in H&#246;he eines Bruttomonatsgehaltes f&#252;r den Fall des Vertragsbruchs des Arbeitnehmers allgemein f&#252;r zul&#228;ssig gehalten (Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, &#167;&#167; 305 -- 310 BGB Rn. 94). Wegen der Verbots der geltungserhaltenden Reduktion im Recht der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen d&#252;rfte eine Vertragsstrafe, die auf einen h&#246;heren Betrag gerichtet ist, nach dem neuen Recht insgesamt unzul&#228;ssig sein. Die Anpassung der H&#246;he der Vertragsstrafe an die Besonderheiten des Einzelfalles ist hingegen keine Frage der geltungserhaltenden Reduktion und des &#167; 307 BGB, sondern der Herabsetzung gem&#228;&#223; &#167; 343 BGB. Die M&#246;glichkeit, eine unangemessen hohe Vertragsstrafe herabzusetzen, besteht auch bei vorformulierten Vertragsstrafen. Die Herabsetzungsm&#246;glichkeit ist n&#228;mlich eine Besonderheit des Vertragsstrafenrechts und widerspricht nicht dem Verbot der geltungserhaltenden Reduktion. Nach &#167; 343 BGB sind bei der Entscheidung &#252;ber die Angemessenheit der Strafe alle Umst&#228;nde des Einzelfalles zu ber&#252;cksichtigen. Derartiges kann eine Klausel in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen keinesfalls leisten und ist nicht Gegenstand der Inhaltskontrolle. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="29"/> 2. Die Voraussetzungen des &#167; 9 des Arbeitsvertrages sind erf&#252;llt, da der Beklagte das Anstellungsverh&#228;ltnis nicht angetreten hat, obwohl er dazu verpflichtet gewesen war. Der Beklagte hat damit schuldhaft die Unm&#246;glichkeit seiner Leistung ausgel&#246;st, was dem Verzug i. S. d. &#167; 339 S. 1 BGB gleichsteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="30"/> 3. Auf Antrag des Beklagten ist die in &#167; 9 des Arbeitsvertrages vereinbarte und durch unterbliebenen Arbeitsantritt auch verwirkte Vertragsstrafe gem&#228;&#223; &#167; 343 Abs. 1 BGB auf einen halben Bruttomonatsverdienst zu 1.500,00 EUR herabzusetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="31"/> a) Nach &#167; 343 Abs. 1 BGB kann auf Antrag des Schuldners eine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohe verwirkte Vertragsstrafe durch Urteil auf den angemessenen Betrag herabgesetzt werden. Bei der Beurteilung der Angemessenheit ist jedes berechtigte Interesse des Gl&#228;ubigers, nicht blo&#223; das Verm&#246;gensinteresse, in Betracht zu ziehen. Ma&#223;geblich sind neben dem Grad des Verschuldens auch die wirtschaftliche Lage des Schuldners. Ein m&#246;glicherweise entstandener Schaden kann ber&#252;cksichtigt werden. Dagegen rechtfertigt das Fehlen eines Schadens alleine noch nicht die Herabsetzung der Vertragsstrafe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="32"/> Zur Feststellung der Angemessenheit einer im Fall des Vertragsbruches verwirkten Vertragsstrafe ist auch die ma&#223;gebliche K&#252;ndigungsfrist von Bedeutung. Denn hierin kommt zum Ausdruck, in welchem zeitlichen Umfang der Arbeitgeber im Beendigungsfall Arbeitsleistungen vom Arbeitnehmer verlangen kann bzw. in welchem Umfang der Arbeitnehmer seiner Hauptleistungspflicht nicht nachkommt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="33"/> Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist die Frage, ob der Arbeitnehmer die Arbeit &#252;berhaupt nicht aufnimmt oder sie vorzeitig beendet, nachdem er zun&#228;chst gearbeitet hat. Regelm&#228;&#223;ig muss ein Arbeitnehmer bei einer qualifizierten Besch&#228;ftigung zu Beginn des Arbeitsverh&#228;ltnisses eingearbeitet werden, w&#228;hrend er bei Beendigung eines bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses Arbeitsvorg&#228;nge abzuschlie&#223;en bzw. an einen etwaigen Nachfolger zu &#252;bergeben hat. Insoweit kann das Interesse des Arbeitgebers an der Arbeitsleistung des Arbeitnehmers unterschiedlich hoch sein. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="34"/> b) In Anwendung dieser Rechtsgrunds&#228;tze ist die verwirkte Vertragsstrafe nach &#167; 343 Abs. 1 BGB auf einen halben Bruttomonatsverdienst herabzusetzen. Bei der Beurteilung der Angemessenheit ist zugunsten der Kl&#228;gerin zwar ihr berechtigtes Interesse an der Sicherung der Vertragstreue des Beklagten zu ber&#252;cksichtigen. Jedoch ist dieses Sicherungsinteresse durch die zwischen den Parteien vereinbarte K&#252;ndigungsfrist von 2 Wochen in den ersten 6 Monaten nach Arbeitsaufnahme beschr&#228;nkt. Das wirtschaftliche Interesse der Kl&#228;gerin an der Durchf&#252;hrung des Vertrages bei rechtm&#228;&#223;igem Verhalten des Beklagten war in der Probezeit auf eine Zeitdauer von 2 Wochen reduziert. Hinzu kommt, dass der Beklagte die Arbeit &#252;berhaupt erst aufnehmen sollte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="35"/> Hingegen ber&#252;cksichtigt die Kammer den Vortrag des Beklagten, das Interesse der Kl&#228;gerin an der Durchf&#252;hrung des Vertrages sei deshalb sehr gering, weil er in den ersten beiden Wochen eine Schulung h&#228;tte besuchen wollen, nicht. Zum einen ist der Beklagte, der f&#252;r die Tatsachen, aus der sich die Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit der Vertragsstrafe ergeben soll, beweispflichtig und hat keinen Beweis angeboten. Zum anderen kommt es nicht darauf an, welche Arbeit dem Beklagten zugewiesen worden w&#228;re, wenn die Kl&#228;gerin bei Arbeitsantritt von einem l&#228;ngerfristigen Arbeitsverh&#228;ltnis ausgegangen w&#228;re. Entscheidend kann allenfalls sein, welche Arbeiten die Kl&#228;gerin dem Beklagten zugewiesen h&#228;tte, wenn dieser das Arbeitsverh&#228;ltnis bei Arbeitsantritt gek&#252;ndigt und dann w&#228;hrend der K&#252;ndigungsfrist gearbeitet h&#228;tte. In diesem Punkt wurde nichts dazu vorgetragen, dass die m&#246;glichen Arbeitsleistungen f&#252;r die Kl&#228;gerin keinen Wert gehabt h&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="36"/> 4. Der Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 288 Abs. 1, 286 Abs. 1 S. 1 BGB. </td></tr></table> <table style="margin-left:20pt"><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="37"/> Die Kosten des Rechtsstreits werden gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2 Satz 2 ZPO gegeneinander aufgehoben. Der Streitwert wird gem&#228;&#223; &#167; 61 Abs. 1 ArbGG in H&#246;he der bezifferten Klagforderung festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td> <rd nr="20"/> I. Die Klage ist zul&#228;ssig und teilweise begr&#252;ndet. Der Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167; 9 des Arbeitsvertrages i. V. m. &#167; 339 S. 1 BGB zur Zahlung einer Vertragsstrafe verpflichtet. Die Vertragsstrafenklausel im Arbeitsvertrag der Parteien ist wirksam. Die Vertragsstrafe ist verfallen. Sie ist jedoch auf einen halben Bruttomonatsverdienst des Beklagten herabzusetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td> <rd nr="21"/> 1. Das Vertragsstrafeversprechen in &#167; 9 des Arbeitsvertrages ist wirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="22"/> a) Nach &#167; 339 BGB kann eine Vertragsstrafe f&#252;r den Fall vereinbart werden, dass der Schuldner eine Vereinbarung nicht oder nicht in geh&#246;riger Weise erf&#252;llt. Diese Norm ist als Bestimmung des allgemeinen Schuldrechts auch auf Arbeitsverh&#228;ltnisse anwendbar. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="23"/> b) Die Pflichtverletzung, die die Strafe ausl&#246;st, ist mit den Worten "wenn (der Arbeitnehmer) das Anstellungsverh&#228;ltnis nicht antritt" klar bezeichnet. Die Voraussetzungen, die zur Verwirkung der Vertragsstrafe f&#252;hren, sind genau bestimmt. Der Beklagte konnte sich in seinem Verhalten darauf einstellen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="24"/> c) Die Vertragsstrafenabrede konnte auch in einem vorformulierten Arbeitsvertrag getroffen werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="25"/> Die Klausel ist anhand der &#167;&#167; 305 ff. BGB n.F. zu &#252;berpr&#252;fen, weil sie eine Bestimmung in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen ist. Die Kl&#228;gerin hat den Arbeitsvertrag f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformuliert hat und sie dem Beklagten bei Abschluss des Vertrages gestellt (&#167; 305 Abs. 1 S. 1 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="26"/> Die Klausel ist weder &#252;berraschend noch mehrdeutig (&#167; 305c BGB) noch haben die Parteien eine vorrangige Individualabrede getroffen (&#167; 305b BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="27"/> Zwar widerspricht die Klausel &#167; 309 Nr. 6 BGB, wonach in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen eine Bestimmung unwirksam ist, durch die dem Verwender f&#252;r den Fall, dass der andere Vertragsteil sich vom Vertrag l&#246;st, die Zahlung einer Vertragsstrafe versprochen wird. Einer Anwendung des &#167; 309 Nr. 6 BGB auf Arbeitsvertr&#228;ge stehen jedoch die im Arbeitsrecht geltenden Besonderheiten entgegen (&#167; 310 Abs. 4 Satz 2 BGB). Bei Arbeitsvertr&#228;gen ist die Interessen- und Rechtslage n&#228;mlich anders als bei Vertr&#228;gen &#252;ber die Erbringung von Waren- oder Werkleistungen: &#167; 309 Nr. 6 BGB ist an dem Fall orientiert, dass der Erbringer der vertragscharakteristischen Leistung die Vertragsstrafenklausel stellt, obwohl er typischerweise seinen Anspruch auf die Hauptleistung (= Zahlung des Entgelts) einfach durchsetzen k&#246;nnte und auch etwaig eintretende Verm&#246;genssch&#228;den einfach darstellen k&#246;nnte. Diese Konstellation ist im Arbeitsrecht nicht gegeben. Hier ist Verwender der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Arbeitgeber als die Partei, die das Entgelt f&#252;r die Leistung zahlt. Wenn der Arbeitnehmer seiner Verpflichtung zur Arbeitsleitung nicht nachkommt, hat der Arbeitgeber faktisch keine M&#246;glichkeit, diese Hauptleistungspflicht durchzusetzen. Selbst wenn er z&#252;gig ein Urteil erwirken kann, das den Arbeitnehmer zur Arbeitsleistung verurteilt, kann er dieses in der Zwangsvollstreckung nicht durchsetzen (&#167; 888 Abs. 3 ZPO). Anders als ein Waren- oder Dienstleistungsschuldner hat der Arbeitgeber keinen Anspruch auf Verzugszinsen als Mindestschadensersatz. Zudem kann er regelm&#228;&#223;ig kaum darstellen, welchen konkreten Schaden der Arbeitnehmer durch sein Fernbleiben von der Arbeit verursacht hat. Je komplexer die betriebliche Organisationsstruktur ist, um so schwerer kann der Anteil jedes einzelnen Arbeitnehmers am Gewinn des Unternehmens festgestellt werden. Die Kammer folgt damit der Entscheidung des Arbeitsgerichts Duisburg vom 14.08.2002 (Aktenzeichen 3 Ca 1676/02, NZA 2002, 1038; ebenso Gotthardt, Arbeitsrecht nach der Schuldrechtsreform 2002, Rn. 250; Annu&#223;, BB 2002, 458, 463; Lingemann, NZA 2002, 181, 191f, Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, 3. Aufl., &#167;&#167; 305 -- 310 BGB, Rn. 93). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="28"/> &#167; 9 des Arbeitsvertrages benachteiligt den Beklagten auch nicht entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen (&#167; 307 BGB). Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die H&#246;he der vereinbarten Vertragsstrafe: Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen werden im Rahmen der Inhaltskontrolle typisierenden und generalisierenden Wertungen unterzogen. Hat eine Vertragsklausel einen unangemessen benachteiligenden Inhalt, ist es f&#252;r die Wirksamkeit der Klausel grunds&#228;tzlich nicht ausschlaggebend, ob sich der benachteilige Inhalt auch im konkreten Einzelfall tats&#228;chlich auswirkt. Entscheidend ist, welche Rechte nach dem konkreten Inhalt der Klausel geltend gemacht werden k&#246;nnen und welche Folgen sich daraus bei genereller Betrachtung ergeben (Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, &#167;&#167; 305 -- 310 BGB Rn. 42). Bei genereller Betrachtung wird eine Vertragsstrafe in H&#246;he eines Bruttomonatsgehaltes f&#252;r den Fall des Vertragsbruchs des Arbeitnehmers allgemein f&#252;r zul&#228;ssig gehalten (Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht/Preis, &#167;&#167; 305 -- 310 BGB Rn. 94). Wegen der Verbots der geltungserhaltenden Reduktion im Recht der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen d&#252;rfte eine Vertragsstrafe, die auf einen h&#246;heren Betrag gerichtet ist, nach dem neuen Recht insgesamt unzul&#228;ssig sein. Die Anpassung der H&#246;he der Vertragsstrafe an die Besonderheiten des Einzelfalles ist hingegen keine Frage der geltungserhaltenden Reduktion und des &#167; 307 BGB, sondern der Herabsetzung gem&#228;&#223; &#167; 343 BGB. Die M&#246;glichkeit, eine unangemessen hohe Vertragsstrafe herabzusetzen, besteht auch bei vorformulierten Vertragsstrafen. Die Herabsetzungsm&#246;glichkeit ist n&#228;mlich eine Besonderheit des Vertragsstrafenrechts und widerspricht nicht dem Verbot der geltungserhaltenden Reduktion. Nach &#167; 343 BGB sind bei der Entscheidung &#252;ber die Angemessenheit der Strafe alle Umst&#228;nde des Einzelfalles zu ber&#252;cksichtigen. Derartiges kann eine Klausel in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen keinesfalls leisten und ist nicht Gegenstand der Inhaltskontrolle. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="29"/> 2. Die Voraussetzungen des &#167; 9 des Arbeitsvertrages sind erf&#252;llt, da der Beklagte das Anstellungsverh&#228;ltnis nicht angetreten hat, obwohl er dazu verpflichtet gewesen war. Der Beklagte hat damit schuldhaft die Unm&#246;glichkeit seiner Leistung ausgel&#246;st, was dem Verzug i. S. d. &#167; 339 S. 1 BGB gleichsteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="30"/> 3. Auf Antrag des Beklagten ist die in &#167; 9 des Arbeitsvertrages vereinbarte und durch unterbliebenen Arbeitsantritt auch verwirkte Vertragsstrafe gem&#228;&#223; &#167; 343 Abs. 1 BGB auf einen halben Bruttomonatsverdienst zu 1.500,00 EUR herabzusetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="31"/> a) Nach &#167; 343 Abs. 1 BGB kann auf Antrag des Schuldners eine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohe verwirkte Vertragsstrafe durch Urteil auf den angemessenen Betrag herabgesetzt werden. Bei der Beurteilung der Angemessenheit ist jedes berechtigte Interesse des Gl&#228;ubigers, nicht blo&#223; das Verm&#246;gensinteresse, in Betracht zu ziehen. Ma&#223;geblich sind neben dem Grad des Verschuldens auch die wirtschaftliche Lage des Schuldners. Ein m&#246;glicherweise entstandener Schaden kann ber&#252;cksichtigt werden. Dagegen rechtfertigt das Fehlen eines Schadens alleine noch nicht die Herabsetzung der Vertragsstrafe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="32"/> Zur Feststellung der Angemessenheit einer im Fall des Vertragsbruches verwirkten Vertragsstrafe ist auch die ma&#223;gebliche K&#252;ndigungsfrist von Bedeutung. Denn hierin kommt zum Ausdruck, in welchem zeitlichen Umfang der Arbeitgeber im Beendigungsfall Arbeitsleistungen vom Arbeitnehmer verlangen kann bzw. in welchem Umfang der Arbeitnehmer seiner Hauptleistungspflicht nicht nachkommt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="33"/> Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist die Frage, ob der Arbeitnehmer die Arbeit &#252;berhaupt nicht aufnimmt oder sie vorzeitig beendet, nachdem er zun&#228;chst gearbeitet hat. Regelm&#228;&#223;ig muss ein Arbeitnehmer bei einer qualifizierten Besch&#228;ftigung zu Beginn des Arbeitsverh&#228;ltnisses eingearbeitet werden, w&#228;hrend er bei Beendigung eines bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses Arbeitsvorg&#228;nge abzuschlie&#223;en bzw. an einen etwaigen Nachfolger zu &#252;bergeben hat. Insoweit kann das Interesse des Arbeitgebers an der Arbeitsleistung des Arbeitnehmers unterschiedlich hoch sein. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="34"/> b) In Anwendung dieser Rechtsgrunds&#228;tze ist die verwirkte Vertragsstrafe nach &#167; 343 Abs. 1 BGB auf einen halben Bruttomonatsverdienst herabzusetzen. Bei der Beurteilung der Angemessenheit ist zugunsten der Kl&#228;gerin zwar ihr berechtigtes Interesse an der Sicherung der Vertragstreue des Beklagten zu ber&#252;cksichtigen. Jedoch ist dieses Sicherungsinteresse durch die zwischen den Parteien vereinbarte K&#252;ndigungsfrist von 2 Wochen in den ersten 6 Monaten nach Arbeitsaufnahme beschr&#228;nkt. Das wirtschaftliche Interesse der Kl&#228;gerin an der Durchf&#252;hrung des Vertrages bei rechtm&#228;&#223;igem Verhalten des Beklagten war in der Probezeit auf eine Zeitdauer von 2 Wochen reduziert. Hinzu kommt, dass der Beklagte die Arbeit &#252;berhaupt erst aufnehmen sollte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="35"/> Hingegen ber&#252;cksichtigt die Kammer den Vortrag des Beklagten, das Interesse der Kl&#228;gerin an der Durchf&#252;hrung des Vertrages sei deshalb sehr gering, weil er in den ersten beiden Wochen eine Schulung h&#228;tte besuchen wollen, nicht. Zum einen ist der Beklagte, der f&#252;r die Tatsachen, aus der sich die Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit der Vertragsstrafe ergeben soll, beweispflichtig und hat keinen Beweis angeboten. Zum anderen kommt es nicht darauf an, welche Arbeit dem Beklagten zugewiesen worden w&#228;re, wenn die Kl&#228;gerin bei Arbeitsantritt von einem l&#228;ngerfristigen Arbeitsverh&#228;ltnis ausgegangen w&#228;re. Entscheidend kann allenfalls sein, welche Arbeiten die Kl&#228;gerin dem Beklagten zugewiesen h&#228;tte, wenn dieser das Arbeitsverh&#228;ltnis bei Arbeitsantritt gek&#252;ndigt und dann w&#228;hrend der K&#252;ndigungsfrist gearbeitet h&#228;tte. In diesem Punkt wurde nichts dazu vorgetragen, dass die m&#246;glichen Arbeitsleistungen f&#252;r die Kl&#228;gerin keinen Wert gehabt h&#228;tten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="36"/> 4. Der Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 288 Abs. 1, 286 Abs. 1 S. 1 BGB. </td></tr></table> <table style="margin-left:20pt"><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="37"/> Die Kosten des Rechtsstreits werden gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2 Satz 2 ZPO gegeneinander aufgehoben. Der Streitwert wird gem&#228;&#223; &#167; 61 Abs. 1 ArbGG in H&#246;he der bezifferten Klagforderung festgesetzt. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,212
lg-rottweil-2003-01-16-6-o-2302
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6 O 23/02
2003-01-16T00:00:00
2019-01-07T10:13:52
2019-01-17T11:52:06
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>Der Anspruch der Kl&#228;gerin auf Ersatz des materiellen Schadens, den ihr Mitglied RK am 23. Juni 2000 beim Sturz von der Haflinger-Stute des Beklagten erlitten hat, ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Kl&#228;gerin macht mit der Klage gem&#228;&#223; &#167;&#167; 833 Satz 1 BGB, 116, 119 SGB X Anspr&#252;che auf Ersatz der ihr aus Anlas eines Reitunfalls ihres Mitglieds RK entstandenen Heilbehandlungskosten gegen den Beklagten geltend. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Der Beklagte ist Halter einer 21-j&#228;hrigen, als sehr gel&#228;nde- und trittsicher und als liebes Pferd bekannten Haflinger-Stute. Diese stellte er dem Zeugen RK am 23. Juni 2000 unentgeltlich f&#252;r einen Gel&#228;nderitt auf der Gemarkung Fluorn-Winzeln zur Verf&#252;gung. An dem Gel&#228;nderitt nahmen neben RK auf der Haflinger-Stute der Beklagte, die Zeugin Z und ein weiterer Reiter auf gr&#246;&#223;eren Warmblut-Pferden teil. Das Reitgel&#228;nde war den Reitern und Pferden bekannt. Als die Vierergruppe sich nach etwa einer dreiviertel Stunde bereits wieder auf dem R&#252;ckweg befand, kam es auf einem breiten geschotterten Weg zum Sturz der Haflinger-Stute und des Reiters RK, bei dem sich dieser erhebliche Verletzungen zuzog. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Kl&#228;gerin macht auf sie &#252;bergegangene Schadensersatzanspr&#252;che in H&#246;he von 14.919,43 Euro nebst Zinsen geltend. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor: Sie sei der gesetzliche Krankenversicherer ihres Mitglieds RK. Da die Haflinger-Stute bei dem Ausritt h&#228;ufig mit den Gro&#223;pferden nicht habe mithalten k&#246;nnen, habe sie immer wieder antraben m&#252;ssen, um nicht zur&#252;ckzufallen; dies habe jedoch weder Reiter noch Pferd Schwierigkeiten bereitet. Als die Gruppe auf dem R&#252;ckweg auf einem breiten, geschotterten Weg, der keinerlei Unebenheiten aufgewiesen habe, geritten sei, seien die Gro&#223;pferde im Schritt gegangen, w&#228;hrend die Haflinger-Stute getrabt sei. Pl&#246;tzlich sei, ohne dass der Reiter hierauf Einfluss gehabt habe, die Stute gestolpert, mit den Vorderbeinen eingeknickt und auf die Knie gefallen. RK sei kopf&#252;ber aus dem Sattel gefallen und neben dem Pferd gelegen, als dieses, da es aus der Knielage nicht mehr hochgekommen sei, auf den am Boden liegenden Reiter fiel. RK habe sich dadurch einen komplizierten Bruch des rechten Schienbeins zugezogen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Kl&#228;gerin beantragt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 14.919,43 Euro zuz&#252;glich Zinsen hieraus in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz aus 12.624,55 Euro seit 07. Juni 2001 und aus 2.294,88 Euro seit Klagzustellung zu zahlen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> Der Beklagte ist der Rechtsansicht, das Stolpern eines Pferdes sei kein willk&#252;rliches tierisches Verhalten im Sinne von &#167; 833 BGB. Es fehle daher an einer Haftungsnorm. Zudem m&#252;sse die Kl&#228;gerin nachweisen, dass der Reitunfall nicht auf einer reiterlichen Fehlleistung beruhe. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens, insbesondere auch zur bestrittenen H&#246;he des geltend gemachten Schadensersatzanspruches, wird auf die Schrifts&#228;tze der Kl&#228;gerin vom 08. Mai, 26. Juni, 01., 08. und 22. Oktober 2002 nebst Anlagen sowie die Schrifts&#228;tze des Beklagten vom 03. Juni, 05. Juli, 23. September und 10. Oktober 2002 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Es wurde Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beweisbeschluss vom 17. September 2002 (Bl. 56 der Akten) durch Vernehmung der Zeugen RK und Z. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 29. November 2002 Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die zul&#228;ssige Klage ist dem Grunde nach begr&#252;ndet. Der Streit &#252;ber den Grund ist entscheidungsreif, der Betrag noch streitig, so dass &#252;ber den Grund vorab entschieden werden kann (&#167; 304 Abs. 1 ZPO). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Dem Zeugen RK steht dem Grunde nach ein Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB gegen den Beklagten zu, der gem&#228;&#223; &#167;&#167; 116, 119 SGB X auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen ist. </td></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Der Anspruch nach &#167; 833 Satz 1 BGB ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 116, 119 SGB X auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen. Die Kl&#228;gerin ist der gesetzliche Krankenversicherer ihres Mitglieds RK und hat die diesem anl&#228;sslich seines Reitunfalls am 23. Juni 2000 entstandenen Heilbehandlungskosten bezahlt. Dies steht nach der Beweisaufnahme aufgrund der Aussage des Zeugen RK fest. Er hat bekundet, dass er bei der Kl&#228;gerin gesetzlich krankenversichert ist und diese die Kosten f&#252;r Krankenhausleistungen, Krankentransport usw. &#252;bernommen hat. Er selbst hat nur die Eigenanteile und die Kosten des Heilpraktikers bezahlt. Anhaltspunkte f&#252;r Zweifel an der Richtigkeit der Zeugenaussage sind nicht ersichtlich und werden vom Beklagten auch nicht geltend gemacht. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Der Beklagte haftet als Halter der Haflinger-Stute dem Reiter RK gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB f&#252;r dessen bei dem Reitunfall am 20. Juni 2000 erlittenen materiellen Schaden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> 1. Gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB ist, wenn durch ein Tier ein Mensch verletzt wird, derjenige, welcher das Tier h&#228;lt, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Dieser weite Wortlaut des &#167; 833 Satz 1 BGB ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung einschr&#228;nkend dahin auszulegen, dass der Tierhalter f&#252;r alle von dem Tier verursachten Sch&#228;den einzustehen hat, die sich als Konkretisierung der Tiergefahr darstellen. Danach ist der Schaden durch ein Tier im Sinne von &#167; 833 Satz 1 BGB verursacht, wenn sich eine typische Tiergefahr verwirklicht, wenn sie eine Gefahr verwirklicht, die sich in einem der tierischen Natur entsprechenden unberechenbaren und selbst&#228;ndigen Verhalten &#228;u&#223;ert (BGH NJW 1999, 3119 m.w.N.; Palandt-Thomas, BGB, 62. Auflage 2003, &#167; 833 RndNr. 6 m.w.N.). Eine typische Tiergefahr nicht gegeben ist, wenn das Tier so sehr der Einwirkung durch &#228;u&#223;ere Kr&#228;fte ausgesetzt war, dass ihm keine andere M&#246;glichkeit als die des sch&#228;digenden Verhaltens blieb (BGH VersR 1978, 515). Nicht anwendbar ist &#167; 833 Satz 1 BGB auch, wenn die Besch&#228;digung von einem unter menschlichen Leitung stehenden Tier - zum Beispiel Reitpferd wie hier - ausgeht, wenn das Tier dem Willen seines Lenkers gehorcht (BGH NJW 1952, 1329; OLG D&#252;sseldorf NJW - RR 1986, 325). Anderes gilt jedoch, wenn trotz menschlicher Leitung willk&#252;rliche Bewegungen des Tieres, zum Beispiel Schlagen, Bei&#223;en, Seitensprung, Ausrutschen des Reitpferdes, den Schaden verursacht haben (BGH VersR 1966, 1071; OLG D&#252;sseldorf VersR 1981, 82; vergleiche auch Stein in M&#252;nchener Kommentar, BGB, 3. Auflage 1997, &#167; 833 RndNr. 1-17 und insbesondere RndNr. 3, der sich - mit guten Gr&#252;nden - f&#252;r eine extensive Halterhaftung ausspricht). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> 2. Im vorliegenden Fall wurde der Unfall durch eine Unachtsamkeit der Haflinger-Stute beim Traben, die zum Stolpern und Einknicken auf die Knie sowie zum Sturz der Stute f&#252;hrte, da es ihr nicht mehr gelang, ihren K&#246;rper aufzurichten, verursacht. Ein Hindernis, welches Ursache des Stolperns gewesen sein k&#246;nnte, war auf dem geraden, geschotterten, keinerlei Unebenheiten aufweisenden Waldweg nicht vorhanden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Diese Unfallursache und dieser Unfallhergang stehen aufgrund der Beweisaufnahme fest. Die beiden vernommenen Zeugen, RK und Z, haben dies &#252;bereinstimmend bekundet, wobei die Zeugin Z nur zur Wegbeschaffenheit, zur Gangart der Haflinger-Stute und dazu, dass die Stute pl&#246;tzlich und unerwartet auf die Knie eingeknickt ist, Angaben machen konnte, da sie den Beginn des Stolperns wie auch den anschlie&#223;enden Sturz der Stute, da sie mit ihrem Pferd etwas weiter vorne ritt, nicht gesehen hat. Anhaltspunkte, die gegen die Glaubw&#252;rdigkeit der beiden Zeugen sprechen, sind nicht ersichtlich. Auch der Beklagte hat solche nicht vorgebracht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> 3. Die Unachtsamkeit des Pferdes und das Stolpern, welches zum Unfall f&#252;hrte, stellt ein unberechenbares Tierverhalten, eine typische Tiergefahr dar (andere Ansicht LG Hagen ZfS 2002, 276). Weder haben &#228;u&#223;ere Kr&#228;fte auf das Tier eingewirkt, durch die ein selbstt&#228;tiges Verhalten des Tieres ausgeschlossen war, noch hat die Leitung des Reiters bewirkt, dass das Tier gegen seinen Willen, allein der Leitung des Reiters folgend, sich bewegt und so den Schaden verursacht hat. Im Stolpern der Stute, die sehr trittsicher war, verwirklicht sich eine typische Tiergefahr, zumal es gerade dann infolge der gro&#223;en Masse des K&#246;rpers des Pferdes durch das Einknicken auf die Knie zum Sturz des Pferdes und der damit einhergehenden Gefahr kommt. Es handelt sich um eine willentliche selbstt&#228;tige Verhaltensweise. Es liegt gerade in der Tiernatur, dass das Pferd w&#228;hrend des Ausritts es pl&#246;tzlich und unvorhersehbar an der gebotenen Aufmerksamkeit fehlen l&#228;sst, deshalb stolpert und st&#252;rzt. Dass auch Menschen - nicht nur Tiere - stolpern, rechtfertigt keine andere Betrachtung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Hinzu tritt, dass gerade bei der Gangart Trab eine instabile Lage entsteht. Bei dieser diagonalen Gangart springt das Pferd von dem einen jeweils gegen&#252;berliegenden Beinpaar auf das andere, so dass zeitweise kein Bein am Boden ist. Wenn das Tier dann in dieser Schwebephase stolpert, besteht in besonderer Weise - also tier- bzw. pferdespezifisch - die Gefahr, dass das Pferd die Balance verliert, sich nicht mehr auffangen kann und st&#252;rzt und dadurch Menschen verletzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 4. Dass der Gesch&#228;digte RK der Reiter des den Schaden verursachenden Pferdes war, steht der Tierhalterhaftung nach &#167; 833 Satz 1 BGB nicht entgegen. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung, welcher sich die Kammer anschlie&#223;t, kommt die Gef&#228;hrdungshaftung des Tierhalters auch dem Reiter auf dem Pferd zugute (BGH VersR 1992, 1145; BGB NJW 1999, 3119; KG NJW - RR 1986, 326; OLG Koblenz VersR 1999, 239). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> 5. Die grunds&#228;tzlich gegebene Gef&#228;hrdungshaftung entf&#228;llt vorliegend auch nicht deshalb, weil die &#220;berlassung der Haflinger-Stute an RK auf Gef&#228;lligkeit beruhte. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass ausnahmsweise eine stillschweigend vereinbarte Haftungsbeschr&#228;nkung angenommen werden m&#252;sste oder besondere Umst&#228;nde vorliegen w&#252;rden, die dem Schadensersatzbegehren ein treuwidriges Gepr&#228;ge geben w&#252;rden, sind nicht ersichtlich (BGH VersR 1992, 1145, 1147). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> 6. Das Mitglied der Kl&#228;gerin, den Reiter RK, trifft kein Mitverschulden am Unfall (&#167; 254 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Zwar muss derjenige, der die Obhut &#252;ber ein Tier &#252;bernommen hat, die Vermutung gegen sich gelten lassen, dass ihn ein Verschulden trifft und dieses Verschulden f&#252;r den Schaden urs&#228;chlich geworden ist (entsprechende Anwendung des &#167; 834 BGB, BGH VersR 1992, 1145, 1147 f.; BGH VersR 1987, 198, 200). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Diese Verschuldens- und Verursachungsvermutung hat die Kl&#228;gerin widerlegt. Nach der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht fest, dass den Reiter RK kein Mitverschulden trifft. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Der Zeuge RK war, seinen noch relativ geringen Reiterfahrungen entsprechend, mit einem als sehr gel&#228;nde- und trittsicheren und einem als lieb und nicht zappeligen bekannten Pferd unterwegs, zudem in Begleitung und unter Aufsicht erfahrener Reiter. Im Gel&#228;nde gab es keinerlei Auff&#228;lligkeiten, der Reiter RK hatte alle Situationen souver&#228;n gemeistert. Im Unfallzeitpunkt befand er sich auf einem ebenen, geschotterten Waldweg ohne Unebenheiten oder sonstigen Hindernissen, auf dem die erfahrene Reiterin Z &#252;blicherweise sogar galoppiert, so dass die Gangart Trab jedenfalls nicht vorwerfbar ist. Der Reiter war aufmerksam und konzentriert, das Stolpern der Haflinger-Stute kam pl&#246;tzlich, vollkommen &#252;berraschend und unvorhersehbar, ebenso das sofortige Einknicken auf die Knie. Dies steht aufgrund der Aussagen der Zeugen RK und Z fest. Auch ein erfahrener Reiter h&#228;tte in einer solchen Situation weder das Stolpern des Pferdes noch den anschlie&#223;enden Sturz von Pferd und Reiter verhindern k&#246;nnen. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Die zul&#228;ssige Klage ist dem Grunde nach begr&#252;ndet. Der Streit &#252;ber den Grund ist entscheidungsreif, der Betrag noch streitig, so dass &#252;ber den Grund vorab entschieden werden kann (&#167; 304 Abs. 1 ZPO). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> Dem Zeugen RK steht dem Grunde nach ein Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB gegen den Beklagten zu, der gem&#228;&#223; &#167;&#167; 116, 119 SGB X auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen ist. </td></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> Der Anspruch nach &#167; 833 Satz 1 BGB ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 116, 119 SGB X auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen. Die Kl&#228;gerin ist der gesetzliche Krankenversicherer ihres Mitglieds RK und hat die diesem anl&#228;sslich seines Reitunfalls am 23. Juni 2000 entstandenen Heilbehandlungskosten bezahlt. Dies steht nach der Beweisaufnahme aufgrund der Aussage des Zeugen RK fest. Er hat bekundet, dass er bei der Kl&#228;gerin gesetzlich krankenversichert ist und diese die Kosten f&#252;r Krankenhausleistungen, Krankentransport usw. &#252;bernommen hat. Er selbst hat nur die Eigenanteile und die Kosten des Heilpraktikers bezahlt. Anhaltspunkte f&#252;r Zweifel an der Richtigkeit der Zeugenaussage sind nicht ersichtlich und werden vom Beklagten auch nicht geltend gemacht. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> Der Beklagte haftet als Halter der Haflinger-Stute dem Reiter RK gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB f&#252;r dessen bei dem Reitunfall am 20. Juni 2000 erlittenen materiellen Schaden. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> 1. Gem&#228;&#223; &#167; 833 Satz 1 BGB ist, wenn durch ein Tier ein Mensch verletzt wird, derjenige, welcher das Tier h&#228;lt, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Dieser weite Wortlaut des &#167; 833 Satz 1 BGB ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung einschr&#228;nkend dahin auszulegen, dass der Tierhalter f&#252;r alle von dem Tier verursachten Sch&#228;den einzustehen hat, die sich als Konkretisierung der Tiergefahr darstellen. Danach ist der Schaden durch ein Tier im Sinne von &#167; 833 Satz 1 BGB verursacht, wenn sich eine typische Tiergefahr verwirklicht, wenn sie eine Gefahr verwirklicht, die sich in einem der tierischen Natur entsprechenden unberechenbaren und selbst&#228;ndigen Verhalten &#228;u&#223;ert (BGH NJW 1999, 3119 m.w.N.; Palandt-Thomas, BGB, 62. Auflage 2003, &#167; 833 RndNr. 6 m.w.N.). Eine typische Tiergefahr nicht gegeben ist, wenn das Tier so sehr der Einwirkung durch &#228;u&#223;ere Kr&#228;fte ausgesetzt war, dass ihm keine andere M&#246;glichkeit als die des sch&#228;digenden Verhaltens blieb (BGH VersR 1978, 515). Nicht anwendbar ist &#167; 833 Satz 1 BGB auch, wenn die Besch&#228;digung von einem unter menschlichen Leitung stehenden Tier - zum Beispiel Reitpferd wie hier - ausgeht, wenn das Tier dem Willen seines Lenkers gehorcht (BGH NJW 1952, 1329; OLG D&#252;sseldorf NJW - RR 1986, 325). Anderes gilt jedoch, wenn trotz menschlicher Leitung willk&#252;rliche Bewegungen des Tieres, zum Beispiel Schlagen, Bei&#223;en, Seitensprung, Ausrutschen des Reitpferdes, den Schaden verursacht haben (BGH VersR 1966, 1071; OLG D&#252;sseldorf VersR 1981, 82; vergleiche auch Stein in M&#252;nchener Kommentar, BGB, 3. Auflage 1997, &#167; 833 RndNr. 1-17 und insbesondere RndNr. 3, der sich - mit guten Gr&#252;nden - f&#252;r eine extensive Halterhaftung ausspricht). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> 2. Im vorliegenden Fall wurde der Unfall durch eine Unachtsamkeit der Haflinger-Stute beim Traben, die zum Stolpern und Einknicken auf die Knie sowie zum Sturz der Stute f&#252;hrte, da es ihr nicht mehr gelang, ihren K&#246;rper aufzurichten, verursacht. Ein Hindernis, welches Ursache des Stolperns gewesen sein k&#246;nnte, war auf dem geraden, geschotterten, keinerlei Unebenheiten aufweisenden Waldweg nicht vorhanden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Diese Unfallursache und dieser Unfallhergang stehen aufgrund der Beweisaufnahme fest. Die beiden vernommenen Zeugen, RK und Z, haben dies &#252;bereinstimmend bekundet, wobei die Zeugin Z nur zur Wegbeschaffenheit, zur Gangart der Haflinger-Stute und dazu, dass die Stute pl&#246;tzlich und unerwartet auf die Knie eingeknickt ist, Angaben machen konnte, da sie den Beginn des Stolperns wie auch den anschlie&#223;enden Sturz der Stute, da sie mit ihrem Pferd etwas weiter vorne ritt, nicht gesehen hat. Anhaltspunkte, die gegen die Glaubw&#252;rdigkeit der beiden Zeugen sprechen, sind nicht ersichtlich. Auch der Beklagte hat solche nicht vorgebracht. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> 3. Die Unachtsamkeit des Pferdes und das Stolpern, welches zum Unfall f&#252;hrte, stellt ein unberechenbares Tierverhalten, eine typische Tiergefahr dar (andere Ansicht LG Hagen ZfS 2002, 276). Weder haben &#228;u&#223;ere Kr&#228;fte auf das Tier eingewirkt, durch die ein selbstt&#228;tiges Verhalten des Tieres ausgeschlossen war, noch hat die Leitung des Reiters bewirkt, dass das Tier gegen seinen Willen, allein der Leitung des Reiters folgend, sich bewegt und so den Schaden verursacht hat. Im Stolpern der Stute, die sehr trittsicher war, verwirklicht sich eine typische Tiergefahr, zumal es gerade dann infolge der gro&#223;en Masse des K&#246;rpers des Pferdes durch das Einknicken auf die Knie zum Sturz des Pferdes und der damit einhergehenden Gefahr kommt. Es handelt sich um eine willentliche selbstt&#228;tige Verhaltensweise. Es liegt gerade in der Tiernatur, dass das Pferd w&#228;hrend des Ausritts es pl&#246;tzlich und unvorhersehbar an der gebotenen Aufmerksamkeit fehlen l&#228;sst, deshalb stolpert und st&#252;rzt. Dass auch Menschen - nicht nur Tiere - stolpern, rechtfertigt keine andere Betrachtung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Hinzu tritt, dass gerade bei der Gangart Trab eine instabile Lage entsteht. Bei dieser diagonalen Gangart springt das Pferd von dem einen jeweils gegen&#252;berliegenden Beinpaar auf das andere, so dass zeitweise kein Bein am Boden ist. Wenn das Tier dann in dieser Schwebephase stolpert, besteht in besonderer Weise - also tier- bzw. pferdespezifisch - die Gefahr, dass das Pferd die Balance verliert, sich nicht mehr auffangen kann und st&#252;rzt und dadurch Menschen verletzt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> 4. Dass der Gesch&#228;digte RK der Reiter des den Schaden verursachenden Pferdes war, steht der Tierhalterhaftung nach &#167; 833 Satz 1 BGB nicht entgegen. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung, welcher sich die Kammer anschlie&#223;t, kommt die Gef&#228;hrdungshaftung des Tierhalters auch dem Reiter auf dem Pferd zugute (BGH VersR 1992, 1145; BGB NJW 1999, 3119; KG NJW - RR 1986, 326; OLG Koblenz VersR 1999, 239). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="22"/> 5. Die grunds&#228;tzlich gegebene Gef&#228;hrdungshaftung entf&#228;llt vorliegend auch nicht deshalb, weil die &#220;berlassung der Haflinger-Stute an RK auf Gef&#228;lligkeit beruhte. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass ausnahmsweise eine stillschweigend vereinbarte Haftungsbeschr&#228;nkung angenommen werden m&#252;sste oder besondere Umst&#228;nde vorliegen w&#252;rden, die dem Schadensersatzbegehren ein treuwidriges Gepr&#228;ge geben w&#252;rden, sind nicht ersichtlich (BGH VersR 1992, 1145, 1147). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="23"/> 6. Das Mitglied der Kl&#228;gerin, den Reiter RK, trifft kein Mitverschulden am Unfall (&#167; 254 BGB). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="24"/> Zwar muss derjenige, der die Obhut &#252;ber ein Tier &#252;bernommen hat, die Vermutung gegen sich gelten lassen, dass ihn ein Verschulden trifft und dieses Verschulden f&#252;r den Schaden urs&#228;chlich geworden ist (entsprechende Anwendung des &#167; 834 BGB, BGH VersR 1992, 1145, 1147 f.; BGH VersR 1987, 198, 200). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="25"/> Diese Verschuldens- und Verursachungsvermutung hat die Kl&#228;gerin widerlegt. Nach der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht fest, dass den Reiter RK kein Mitverschulden trifft. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="26"/> Der Zeuge RK war, seinen noch relativ geringen Reiterfahrungen entsprechend, mit einem als sehr gel&#228;nde- und trittsicheren und einem als lieb und nicht zappeligen bekannten Pferd unterwegs, zudem in Begleitung und unter Aufsicht erfahrener Reiter. Im Gel&#228;nde gab es keinerlei Auff&#228;lligkeiten, der Reiter RK hatte alle Situationen souver&#228;n gemeistert. Im Unfallzeitpunkt befand er sich auf einem ebenen, geschotterten Waldweg ohne Unebenheiten oder sonstigen Hindernissen, auf dem die erfahrene Reiterin Z &#252;blicherweise sogar galoppiert, so dass die Gangart Trab jedenfalls nicht vorwerfbar ist. Der Reiter war aufmerksam und konzentriert, das Stolpern der Haflinger-Stute kam pl&#246;tzlich, vollkommen &#252;berraschend und unvorhersehbar, ebenso das sofortige Einknicken auf die Knie. Dies steht aufgrund der Aussagen der Zeugen RK und Z fest. Auch ein erfahrener Reiter h&#228;tte in einer solchen Situation weder das Stolpern des Pferdes noch den anschlie&#223;enden Sturz von Pferd und Reiter verhindern k&#246;nnen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,213
olgstut-2003-01-16-8-w-41402
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 W 414/02
2003-01-16T00:00:00
2019-01-07T10:13:53
2019-02-12T13:09:44
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Die Reisekosten des ausw&#228;rtigen Anwalts als Hauptbevollm&#228;chtigter der ausw&#228;rtigen Partei zur Wahrnehmung von Terminen an einem Landgericht, bei dem er zwar nicht zugelassen, aber postulationsf&#228;hig ist, sind im Rahmen des Grundsatzes der sparsamen Prozessf&#252;hrung in der Regel erstattungsf&#228;hig (wie BGH).</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> 1. Der in vollem Umfange erstattungsberechtigte Beklagte wendet sich mit der sofortigen Beschwerde gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss der Rechtspflegerin insoweit, als diese anstelle der beantragten zweimaligen Anwaltsreisekosten von Duisburg nach Ellwangen nur fiktive Kosten der Partei f&#252;r Rat und Reise festgesetzt hat; im Hinblick auf die im Laufe des Verfahrens durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme w&#228;re eine zweite Informationsreise der Partei zu einem Anwalt am Prozessgericht erforderlich gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> 2. ... b) Erfolg hat das Rechtsmittel des Beklagten insoweit, als die Rechtspflegerin die geltend gemachten Anwaltsreisekosten von Duisburg nach Ellwangen um 237,45 EUR gek&#252;rzt hat mit der Begr&#252;ndung, diese Kosten seien der H&#246;he nach begrenzt durch die H&#246;he der fiktiven Parteiauslagen, die dem Beklagten durch Ratseinholung bei einem Rechtsanwalt in Duisburg und einer Informationsreise zum Prozessbevollm&#228;chtigten in Ellwangen entstanden w&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> aa) Zutreffend ist der rechtliche Ausgangspunkt der Rechtspflegerin, n&#228;mlich dass die geltend gemachten Reisekosten eines ausw&#228;rtigen Prozessbevollm&#228;chtigten auch nach Wegfall der Postulationsbeschr&#228;nkungen bei den Landgerichten ab 1.1.2000 nach wie vor auf ihre kostenrechtliche Notwendigkeit (&#167; 91 Abs. 1 ZPO) unter Ber&#252;cksichtigung des Gebots zur sparsamer Prozessf&#252;hrung zu &#252;berpr&#252;fen sind. Dieser Ansatz ist dem Grunde nach wohl unstreitig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Den in der neueren kostenrechtlichen Rechtsprechung der Oberlandesgerichte entstandenen "Grundsatzstreit", ob die Reisekosten des von der ausw&#228;rtigen Partei beauftragten ausw&#228;rtigen Rechtsanwalts grunds&#228;tzlich erstattungsf&#228;hig seien (zB OLG Frankfurt MDR 2000,1215 = JurB&#252;ro 2000,587; KG MDR 2001,473 = JurB&#252;ro 2001,257; OLG Bremen = JurB&#252;ro 2001, 532; OLG Dresden JurB&#252;ro 2002,255), oder im Hinblick auf den &#8211; zweifelsfrei fortgeltenden &#8211; &#167; 91 Abs. 2 S.2 ZPO grunds&#228;tzlich nicht (zB OLG M&#252;nchen MDR 2001,773 = JurB&#252;ro 2001,422; OLG Karlsruhe = MDR 2001,293 = JurB&#252;ro 2001,201; OLGRep 2002,459; vgl. zB auch OLG Hamm MDR 2001, 959 = JurB&#252;ro 2001,266; OLG Brandenburg MDR 2001,1135 = JurB&#252;ro 2001,533; OLG K&#246;ln JurB&#252;ro 2002,425 sowie die Rspr-&#220;bersicht von Enders, JurB&#252;ro 2002, (281ff) 335 ff), hat der Bundesgerichtshof auf Rechtsbeschwerde in einer Leitsatzentscheidung im ersten Sinne entschieden (Beschl. v. 16.10.2002 &#8211; VIII ZB 30/02 &#8211; EBE/BGH 2002, 398; best&#228;tigt durch weiteren Leitsatz-Beschluss vom 12.12.2002 &#8211; I ZB 29/02 &#8211; Vorab-Info. bei "juris"). Danach ist f&#252;r eine ausw&#228;rtige (d.h. nicht im Bezirk des mit dem Prozess befassten Landgerichts ans&#228;ssige) Partei die Zuziehung eines Rechtsanwalts in der N&#228;he ihres Wohnorts regelm&#228;&#223;ig als notwendig im Sinne des &#167; 91 Abs. 2 S. 1 HS 2 ZPO anzusehen (w&#228;hrend eine im Bezirk des Landgerichts ans&#228;ssige Partei die Kosten eines ausw&#228;rtigen Anwalts regelm&#228;&#223;ig nicht erstattet verlangen kann). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Dieser Rechtsprechung folgt der Senat. Sie liegt auf der Linie, die der Senat f&#252;r den ab 2000 geltenden Rechtszustand bereits behutsam eingeschlagen hat (vgl. Beschl. v. 22.5.2001, Die Justiz 2001, 39 (= KoR/Ziv &#8211; Beiheft zu "Die Justiz" 2001 &#8211; Nr. 252) = OLGRep 2001, 409 = MDR 2002,176 = RPfl 2001, 516; Beschl. vom 19.9.2002 &#8211; 8 W 220/02 &#8211; betr. eine ausl&#228;ndische Partei (Abweichung von KoR/Ziv Nr. 272 &#8211; zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen)). An der (vereinzelt vertretenen und nicht ver&#246;ffentlichten) Position, dass die Reisekosten des ausw&#228;rtigen Rechtsanwalts durch die fiktiven Kosten von Rat und Reise der ausw&#228;rtigen Partei begrenzt seien, h&#228;lt der Senat nicht l&#228;nger fest; eine derartige Vergleichsberechnung ist nunmehr entbehrlich. Inwieweit von dieser Regel Ausnahmen geboten sind, insbesondere im Hinblick auf die M&#246;glichkeit bzw. Zumutbarkeit einer schriftlichen Information eines Hauptbevollm&#228;chtigten am Sitz des Prozessgerichts, bedarf hier keiner Entscheidung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Somit sind hier die vom Kl&#228;gervertreter geltend gemachten Reisekosten f&#252;r die zweimalige Terminswahrnehmung in H&#246;he von 956,04 EUR ohne Einschr&#228;nkung erstattungsf&#228;hig. Dem gem&#228;&#223; war der Differenzbetrag zwischen den von der Rechtspflegerin angesetzten fiktiven Kosten f&#252;r Rat und eine Reise und den tats&#228;chlichen Anwaltsreisekosten in H&#246;he von 237,45 EUR erg&#228;nzend festzusetzen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> bb) Im &#252;brigen w&#228;ren diese Kosten auch dann zu erstatten gewesen, wenn man die Ma&#223;st&#228;be der bisherigen, von der Rechtspflegerin herangezogenen Rechtsprechung des Senats zur (begrenzten) Erstattungsf&#228;higkeit von Verkehrsanwaltskosten (Die Justiz 1988,282) zugrunde legt. Denn danach h&#228;tte dem Beklagten hier die Kosten einer zweiten fiktiven Informationsreise als notwendig zugestanden werden m&#252;ssen, weil hier ein (f&#246;rmlicher) Beweisbeschluss ergangen ist. </td></tr></table> <table><tr><td>...</td></tr></table> </td></tr></table>
132,207
olgkarl-2003-01-15-12-u-22202
{ "id": 146, "name": "Oberlandesgericht Karlsruhe", "slug": "olgkarl", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 222/02
2003-01-15T00:00:00
2019-01-07T10:13:50
2019-02-12T13:09:44
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Der Kl&#228;gerin wird die f&#252;r das Berufungsverfahren nachgesuchte Prozesskostenhilfe versagt.</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die beabsichtigte Berufung hat keine Aussicht auf Erfolg. </td></tr></table> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Soweit die Kl&#228;gerin darauf abhebt, der Versicherungsvermittler Sch. habe f&#252;r das Hausratsrisiko eine vorl&#228;ufige Deckung zugesagt bzw. erkl&#228;rt, der Versicherungsschutz beginne sofort, ist sie in erster Instanz - wie das Landgericht zutreffend feststellt - beweisf&#228;llig geblieben. Es sind keine Anhaltspunkte ersichtlich, dass insoweit andere als die vom Landgericht festgestellten Tatsachen der Entscheidung &#252;ber die Berufung zugrunde gelegt werden k&#246;nnen (&#167; 529 Abs. 1 ZPO). Ein versicherungsvertraglicher Leistungsanspruch scheitert somit aus. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Die Kl&#228;gerin kann sich letztlich aber auch nicht mit Erfolg auf einen Schadensersatzanspruch wegen Verschuldens bei Vertragsschluss berufen. Dabei kann unterstellt werden, dass die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber dem Versicherungsvermittler Sch. zum Ausdruck gebracht hatte, sie w&#252;nsche nicht nur in der Haftpflichtversicherung, sondern auch in der - hier ma&#223;geblichen - Hausratsversicherung einen sofortigen Versicherungsbeginn. Ferner ist davon auszugehen, dass der Versicherungsvermittler insoweit die Kl&#228;gerin falsch unterrichtet hat, als der ihr bedeutete, in der Hausratsversicherung sei ein Versicherungsbeginn lediglich zum Monatsanfang m&#246;glich. Hierin ist die Verletzung der Verpflichtung zu ordentlicher Beratung &#252;ber die M&#246;glichkeiten eines Versicherungsschutzes zu sehen, f&#252;r welche die Beklagte gem. &#167; 278 BGB grunds&#228;tzlich einzustehen hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Im Ergebnis zutreffend ist das Landgericht aber davon ausgegangen, dass die falsche Auskunft des Versicherungsagenten nicht daf&#252;r urs&#228;chlich war, dass die Kl&#228;gerin bei Eintritt des Schadensereignisses am Morgen des 18.02.2001 - zwei Tage nach der Unterredung mit dem Versicherungsvermittler am Freitag, den 16.02.2001 - f&#252;r ihren Hausrat keinen Versicherungsschutz genoss. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Soweit die Kl&#228;gerin meint, der Versicherungsvermittler sei gehalten gewesen, den Antrag noch am selben Tag der Beklagten zuzuleiten, kann nicht angenommen werden, dass noch vor Bekanntwerden des Schadensereignisses ein Vertragsschluss zustande gekommen w&#228;re. Nicht widerlegt ist die Behauptung der Beklagten, sie erteile in der Hausratsversicherung keine vorl&#228;ufigen Deckungszusagen. Zur Annahme eines Versicherungsantrags mit Versicherungsbeginn 16.02.2001 nach Eintritt des Schadensfalles w&#228;re die Beklagte gerade auch bei korrekter Aufkl&#228;rung und Eingang des Antrags vor dem 18.02.2001 nicht verpflichtet gewesen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Die Kl&#228;gerin hebt ferner darauf ab, sie h&#228;tte bei korrekter Aufkl&#228;rung und Ablehnung einer vorl&#228;ufigen Deckung noch vor dem 18.01.2001 sich sofortigen Versicherungsschutz bei einem anderen Versicherer verschafft. Auch damit ist eine Erfolgsaussicht der Berufung nicht zu begr&#252;nden. Dabei kann unterstellt werden, dass andere Versicherer in der Hausratsversicherung vorl&#228;ufigen Deckungsschutz gew&#228;hren. Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass die Kl&#228;gerin sich diesen Deckungsschutz noch vor dem 18.01.2001 verschafft h&#228;tte. Das hypothetische Verhalten der Kl&#228;gerin ist im Rahmen des - von ihr zu beweisenden - haftungsausf&#252;llenden Ursachenzusammenhangs zwischen Haftungsgrund und geltend gemachtem Schaden gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO festzustellen; daf&#252;r ist zu pr&#252;fen, welchen Verlauf die Dinge bei pflichtgem&#228;&#223;em Verhalten genommen h&#228;tten und wie sich die Situation des fehlerhaft beratenen Verhandlungspartners darstellen w&#252;rde, wenn die Aufkl&#228;rung korrekt erfolgt w&#228;re (BGHZ 134, 312). Ob in derartigen F&#228;llen grunds&#228;tzlich die Vermutung gilt, bei korrektem Handeln h&#228;tte sich der Gesch&#228;digte aufkl&#228;rungsgem&#228;&#223; verhalten, kann offen bleiben. Auch dieser Grundsatz kommt n&#228;mlich nur zur Anwendung, wenn im Hinblick auf die Interessenlage oder andere objektive Umst&#228;nde eine bestimmte Entschlie&#223;ung des zutreffend informierten Verhandlungspartners mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten w&#228;re. Voraussetzung sind danach tats&#228;chliche Feststellungen, die im Falle sachgerechter Aufkl&#228;rung aus der Sicht eines vern&#252;nftig urteilenden Verhandlungspartners eindeutig eine bestimmte tats&#228;chliche Reaktion nahegelegt h&#228;tten (BGHZ 123, 311). Die Beweiserleichterung gilt also nicht generell. Sie setzt einen Tatbestand voraus, bei dem der Ursachenzusammenhang zwischen der Pflichtverletzung und einem bestimmten Verhalten typischerweise gegeben ist, beruht also auf Umst&#228;nden, die nach der Lebenserfahrung eine bestimmte tats&#228;chliche Vermutung rechtfertigen (BGH WM 1993, 1513). In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass sich bei der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Vergangenheit keine neue Risikolage eingestellt hatte, sondern ihr Wunsch nach sofortigem Versicherungsschutz lediglich auf einer anderen Einsch&#228;tzung des Risikos beruhte. Dass es ihr hierbei so dringend auf jeden Tag ankam, dass sie noch am 16.02.2001 oder bei Gelegenheit auch am Samstag, den 17.02.2001, einen anderen Versicherungsagenten aufgesucht und unter Aufgabe des schon gespr&#228;chsweise angebahnten Versicherungsverh&#228;ltnisses mit der Beklagten eine andere Hausratsversicherung abgeschlossen h&#228;tte, kann nicht angenommen werden. Hierbei kann nicht unbeachtet bleiben, dass die Kl&#228;gerin, die ohnehin bislang auf einen Versicherungsschutz f&#252;r ihren Hausrat verzichtet hatte, am 12.02.2001 die Verschiebung - oder Anberaumung - des Gespr&#228;chstermins mit dem Versicherungsvermittler Sch. - erst - auf den 16.02.2001 nicht zum Anlass genommen hat, eine andere Agentur aufzusuchen. Ein derartiges Zuwarten entspricht auch dem gew&#246;hnlichen, nicht als unvern&#252;nftig zu wertenden Gebaren durchschnittlicher Versicherungsinteressenten. Der Hinweis auf die Pr&#252;fung eines Versicherungsantrags und damit darauf, dass sofortiger Versicherungsschutz nicht gew&#228;hrt wird, gibt in vielen Versicherungssparten kaum einem Antragsteller Anlass, die Verhandlungen abzubrechen und sich wegen sofortiger Deckung, die er aber auch nicht sicher erwarten darf, an einen anderen Versicherer zu wenden. In den Sparten, wo dies wie beispielsweise in der Kraftfahrversicherung anders ist, wird ohnehin regelm&#228;&#223;ig von allen Versicherern mit vorl&#228;ufigen Deckungszusagen gearbeitet. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,208
olgstut-2003-01-15-2-verg-1702
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Verg 17/02
2003-01-15T00:00:00
2019-01-07T10:13:50
2019-02-12T13:09:44
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag der Antragstellerin vom 11.12.2002 auf Verl&#228;ngerung der aufschiebenden Wirkung der sofortigen Beschwerde wird</p> <p>zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten dieses Verfahrens sowie die der Beigeladenen in diesem Verfahren erwachsenen au&#223;ergerichtlichen Kosten.</p> <p>Gegenstandswert des Verfahrens: bis 260.000,00 EUR</p> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Der Antrag gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 S. 3 GWB, dem der Senat mit seinem Beschluss vom 27.12.2002 einstweilen entsprochen hatte, ist zul&#228;ssig, der Sache nach aber ohne Erfolg. </td></tr></table> <table><tr><td>A</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Hinsichtlich des Sachverhaltes wird auf die Feststellungen in der Entscheidung der Vergabekammer verwiesen. </td></tr></table> <table><tr><td>B</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> Der Antrag war abzulehnen, weil die sofortige Beschwerde mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Erfolg haben wird (&#167; 118 Abs. 2 S. 1 GWB). </td></tr></table> <table><tr><td>1</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="4"/> Die Antragstellerin hat mit ihrem Angebot etwas anderes angeboten als ausgeschrieben war. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="5"/> Die Antragsgegnerin hat mit ihrer Ausschreibung von den Bietern das System </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="6"/> Lamellen 90/1,4 mm, L= 8,0 m. Typ = L... -C ... Dur S 914 oder glw. Vorspannkraft: 150 kN </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="7"/> abverlangt; die Antragstellerin hat dagegen das andere am Markt befindliche Verfahren, das sog. S &amp; ...-System offeriert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> a) Soweit die Antragstellerin ihre auch in der Beschwerdeschrift enthaltene R&#252;ge der produktspezifischen Ausschreibung nun im Schriftsatz vom 10.01.2003 dahin aufzul&#246;sen sucht (vgl. etwa Bl. 123, 126), dass die Ausschreibung doch produktoffen gewesen sei, weil sich die auf ein bestimmtes Verfahren zugeschnittene Ausschreibung nicht unmittelbar aus dem Leistungsverzeichnis, sondern erst aus der Baubeschreibung ergeben habe, greift dies nicht. Denn die Baubeschreibung ist durch Bezugnahme zum Gegenstand des Leistungsverzeichnisses erhoben. Damit aber hat die Antragsgegnerin die Bieter zur Abgabe eines auf dieses System zugeschnittenen Angebotes aufgefordert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> b) Die Antragstellerin hat nicht beide Systeme zugleich, gleichsam zu wahlweisem Abruf der Antragsgegnerin, sondern nur das S &amp; ...-System angeboten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Dies belegte sie selbst schlagend, indem sie auf die Bitte der Antragsgegnerin um "exakte Benennung des zum Einsatz vorgesehenen Systems, ggfs. mit Zulassungsbescheid sowie System-Beschreibung" mit ihrem Antwortschreiben vom 02.08.2002 (Bl. 47) das System der Firma L benannt hat. Nichts h&#228;tte sie daran gehindert und h&#228;tte nach ihrer jetzigen Behauptung auch zwingend ihre Antwort sein m&#252;ssen, n&#228;mlich, beide Systeme anzubieten und die konkrete Auswahl ausdr&#252;cklich in die Entscheidungsmacht der Antragsgegnerin zu stellen. Solches ist gerade nicht geschehen. Die in diesem Antwortschreiben enthaltene Wendung: "Die Arbeiten werden mit Zustimmung im Einzelfall ausgef&#252;hrt", steht nicht f&#252;r eine solche Wahlofferte, sondern ist im Kontext vollkommen stimmiger und nachgerade unerl&#228;sslicher Bestandteil der dort gehaltenen Erl&#228;uterungen zum Zulassungsverfahren und zu einem laufenden Antrag. Eine Deutung dieser Passage als Angebot beider Systeme je nach Wunsch der Antragsgegnerin verl&#228;sst jegliche tragf&#228;hige Deutungsgrundlage. </td></tr></table> <table><tr><td>2.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Die Antragstellerin kann nicht (mehr) mit Aussicht auf Erfolg r&#252;gen, dass die Ausschreibung der Lamellen nach dem L-C-Dur-System gegen das Gebot der Produktneutralit&#228;t (&#167; 9 Nr. 5 VOB/A) versto&#223;e. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> a) Wie ausgef&#252;hrt war die Ausschreibung einzelsystemspezifisch abgefasst. Danach h&#228;tte die Antragstellerin diesen angeblichen Versto&#223; aber sogleich erkennen k&#246;nnen und entsprechend ihrer R&#252;geobliegenheit gem&#228;&#223; &#167; 107 Abs. 3 S. 2 GWB vorbringen m&#252;ssen. Dies nicht rechtzeitig getan zu haben, hindert die Antragstellerin schon daran, sich nun auf diesen angeblichen Versto&#223; zu berufen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="13"/> b) Der Senat vermag im &#220;brigen einen Versto&#223; gegen &#167; 9 Nr. 5 VOB/A nicht zu erkennen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="14"/> aa) Zwar spricht sich die genannte Vorschrift im Interesse des technischen und kaufm&#228;nnischen Wettbewerbes f&#252;r eine grunds&#228;tzlich offene Leistungsbeschreibung aus (Heiermann in Heiermann/Riedl/Rusam, VOB, 9. Aufl., A &#167; 9, 16; Kratzenberg in Ingenstau/Korbion, VOB, 14. Aufl., A &#167; 9 Nr. 5, 85; Hertwig in Motzke/Pietzcker/Prie&#223;, VOB/A, &#167; 9, 42, 43). Stehen - wie unstreitig ist - zwei innovative Systeme zu Gebote und besitzt noch keines eine allgemeine Zulassung, so sind keine durchgreifenden Gr&#252;nde erkennbar, dass die Vergabestelle nicht sich f&#252;r eines entscheiden, die Einzelzulassung aus Gr&#252;nden der Verfahrensbeschleunigung und der Kostenbegrenzung betreiben und einzelsystemspezifisch ausschreiben d&#252;rfte. Andernfalls st&#252;nde sie in der Gefahr, die auf die beiden innovativen Systeme hin ausgerichteten Angebote, welche sie breit abgerufen hatte, selbst einer Zulassung zuf&#252;hren zu m&#252;ssen. In dieser aufgezeigten besonderen Situation erscheint eine auf ein spezielles System zugeschnittene Ausschreibung gerechtfertigt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="15"/> bb) Dabei hat die Antragsgegnerin auch dem Gleichwertigkeitshinweis gem&#228;&#223; &#167; 9 Nr. 5 Abs. 2 VOB/A entsprochen. Dieser l&#228;uft auch nicht - wie die Antragstellerin nun anf&#252;hrt - irref&#252;hrend leer. Die Antragsgegnerin tr&#228;gt damit der M&#246;glichkeit Rechnung, dass der Vertreiber des anderen Systems sich seit einiger Zeit um eine (allgemeine oder spezielle) Zulassung bem&#252;ht und diese zwischenzeitlich auch erhalten hat. Eben diesen Gesichtspunkt f&#252;hrt das Antwortschreiben der Antragstellerin vom 02.08.2002 selbst an. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="16"/> c) Das Vergabeverfahren ist auch nicht deshalb zu beanstanden, weil die Antragsgegnerin sich bei der Ausschreibung angeblich von Ingenieuren beraten lie&#223;, die das System L-C Dur entwickelt haben. Diese Ingenieure geh&#246;ren nicht zu den nach &#167; 16 VgV ausgeschlossenen Personen. Sie sind weder Bieter, noch sind sie f&#252;r einen Bieter oder ein in das Vergabeverfahren eingeschaltetes Unternehmen t&#228;tig, das zugleich gesch&#228;ftliche Beziehungen zum Auftraggeber und zu einem Bieter hat. Auch sonst sind keine Interessenkonflikte, welche dem Schutzzweck der &#167;&#167; 97 ff. GWB zuwiderliefen, aufgezeigt. </td></tr></table> <table><tr><td>3.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="17"/> Das von der Antragstellerin angebotenen System erf&#252;llt auch nicht die Gleichwertigkeitsanforderung des &#167; 9 Nr. 5 VOB/A. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> a) Die neuerliche, aus der Einzelzulassungsbewilligung des zust&#228;ndigen Ministeriums (Bl. 106 bis 107) abgeleitete Behauptung der Antragstellerin, es sei keine Einzelzulassung f&#252;r das ausgeschriebene System, sondern eine solche f&#252;r beide einzig in Betracht kommenden Systeme erteilt worden, ist mit dem &#252;brigen Vorbringen der Antragstellerin schwerlich in &#220;bereinstimmung zu bringen. Zum einen behauptet sie n&#228;mlich, die Ausschreibung zementiere das System des beratenden Ingenieurs; diese Ausrichtung wird sich danach auch in der Herbeif&#252;hrung der Einzelzulassung fortsetzen. Zum andern bringt das Antwortschreiben der Antragstellerin vom 02.08.2002 vor, es sei eine Zulassung beantragt. W&#228;re die von der Antragsgegnerin vorgelegte eine produkt&#252;bergreifende allgemein f&#252;r CFK-Lamellensysteme, so m&#252;sste die Antragstellerin eben diese l&#228;ngst selbst in H&#228;nden haben. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> b) Doch auch wenn man entgegen lit. a) die Zulassung des Ministeriums auf beide Systeme erstreckte, so w&#228;re das von der Antragstellerin angebotene System nicht gleichwertig. Dabei mag der Gesichtspunkt, dass, k&#228;me das von der Antragstellerin angebotene System zum Zuge, die Ausf&#252;hrungspl&#228;ne und die Statik ge&#228;ndert werden m&#252;ssten, nicht verfangen, da sonst durch solche Vorarbeiten die ausschreibende Stelle die Pflicht zur Zulassung von gleichwertigen Angeboten unschwer unterlaufen k&#246;nnte. Doch ungeachtet der von der Antragsgegnerin n&#228;her dargestellten Defizite hinsichtlich der Herstellung der Vorspannkraft, der Schw&#228;chung des Verbundes durch die Kappung eines Lamellen&#252;berstandes und etwa des mangelnden Nachweises der Eignung und Zuverl&#228;ssigkeit des f&#252;r die Antragstellerin t&#228;tigen Nachunternehmers fehlt jedenfalls bei dem von der Antragstellerin angebotenen System dem zum Einsatz kommenden Kleber die Zulassung. Diese aber ist unerl&#228;ssliches Voraussetzung f&#252;r die Tauglichkeit und Einsatzf&#228;higkeit des von der Antragstellerin angebotenen Systems. Jedenfalls dieser Mangel nimmt dem Antragstellerangebot die Gleichwertigkeit und damit dem Rechtsmittel die Erfolgsaussicht. Dies steht dem gestellten Antrag entgegen und hindert, die aufschiebende Wirkung der sofortigen Beschwerde zu verl&#228;ngern. </td></tr></table> <table><tr><td>II.</td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> Die Kostenentscheidung ergeht entsprechend &#167; 97 ZPO hinsichtlich der Antragsgegnerin, bez&#252;glich der Beigeladenen in analoger Anwendung von &#167; 162 Abs. 3 VwGO. Dabei entspricht es billigem Ermessen, die Erstattung der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen anzuordnen, wenn sich diese aktiv und mit eigenen Antr&#228;gen am Verfahren beteiligt hat und besondere Umst&#228;nde nicht ersichtlich sind, die gleichwohl gegen eine Kostenerstattung sprechen k&#246;nnten (BayObLG B. v. 02.12.2002 - Verg 24/2002 [US 37]). Diese Grunds&#228;tze k&#246;nnen auch auf das Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 118 GWB &#252;bertragen werden. Der Regelfall ist vorliegend gegeben; die Beigeladene hat nicht nur einen eigenen Antrag gestellt und sich aktiv an diesem Verfahren beteiligt, sie hat auch ein nachhaltiges Interesse am Ausgang dieses Verfahrens und daran, darauf Einfluss zu nehmen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Der Gegenstandswert dieses Verfahrens ist, da es nur um die aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels geht, als Bruchteil des Hauptsachewertes festzusetzen. </td></tr></table> </td></tr></table>
132,205
arbg-freiburg-2003-01-14-4-ca-36902
{ "id": 117, "name": "Arbeitsgericht Freiburg", "slug": "arbg-freiburg", "city": 109, "state": 3, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 Ca 369/02
2003-01-14T00:00:00
2019-01-07T10:13:49
2019-01-17T11:52:06
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p>1. Es wird festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien durch die K&#252;ndigung mit Schreiben des Insolvenzverwalters vom 26.06.2002 nicht zum 30.09.2002 beendet ist, sondern dar&#252;ber hinaus zu den bisherigen Bedingungen -- T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin als Verk&#228;uferin mit einer Durchschnittsarbeitszeit von 150 bis 155 Stunden monatlich -- fortbesteht.</p> <p>2.&#160;&#160;Es wird weiter festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis auch nicht durch Schreiben der Kl&#228;gerin vom 12.8.2002 und Schreiben der ... vom 16.8.2002 r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002 beendet wurde.</p> <p>3.&#160;&#160;Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>4.&#160;&#160;Der Wert des Streitgegenstandes betr&#228;gt 13.037,94.</p> <h2>Tatbestand</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="1"/> Die Parteien streiten &#252;ber die K&#252;ndigung des zwischen ihnen bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="2"/> Die am 16.11.1959 geborene und einer Tochter unterhaltsverpflichtete Kl&#228;gerin, gelernte Schnitt- und Entwurfsdirektrice, ist aufgrund Arbeitsvertrages vom 29.8.1997 (Bl. 11 ff. d.A.) seit 1.10.1997 als Verk&#228;uferin bei der Gemeinschuldnerin in deren Filiale in F t&#228;tig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="3"/> &#167;&#167; 1 Abs. 2 und 2 Abs. 1 des Anstellungsvertrages lauten: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="4"/> "&#167; 1 Aufgabenbereich </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="5"/> Alle Aufgaben und Pflichten der Verk&#228;uferin sind im &#252;brigen in einer Stellenbeschreibung geregelt, die in ihrer jeweils neuesten Fassung als Bestandteil des Vertrages gilt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="6"/> &#167; 2 Einsatzbereich </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="7"/> Der Arbeitgeber beh&#228;lt sich den Einsatz der Arbeitnehmerin freiz&#252;gig innerhalb seines gesamten Ausbreitungsgebietes vor. Der Einsatz als Teilzeit-Verk&#228;uferin an einem bestimmten Ort begr&#252;ndet keinen Anspruch darauf, nur dort t&#228;tig zu sein oder zu bleiben." </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="8"/> Die Kl&#228;gerin verdiente zuletzt brutto laufend monatlich EUR 2.172,99 bei einer monatlichen Arbeitszeit von ca. 150 Stunden. Die Filiale F wurde zum 8.6.2002 geschlossen. Die Kl&#228;gerin bezieht seit 10.6.2002 Arbeitslosengeld. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="9"/> &#220;ber das Verm&#246;gen der Schuldnerin wurde durch Beschluss des Amtsgerichts Marburg/Lahn vom 1.6.2002 (Bl. 28 d.A.) das Insolvenzverfahren er&#246;ffnet und der Beklagte zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Schuldnerin besch&#228;ftigte in rd. 200 Filialen bundesweit ca. 1000 Arbeitnehmer. In der Filiale F arbeiten 5 Arbeitnehmer. Es besteht eine weitere Filiale in ... G, in der regelm&#228;&#223;ig 3 Arbeitnehmer t&#228;tig sind. Bei der Schuldnerin existiert ein Betriebsrat. Auf das Arbeitsverh&#228;ltnis findet kraft einzelvertraglicher Bezugnahme der seinerzeit noch allgemeinverbindliche Manteltarifvertrag f&#252;r den Einzelhandel in Baden-W&#252;rttemberg Anwendung. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="10"/> Am 7.6.2002 wurde mit dem Betriebsrat der Schuldnerin ein Interessenausgleich und ein Sozialplan abgeschlossen (s. Bl. 30 ff. d.A.), auf deren Wortlaut Bezug genommen wird. Dem Interessenausgleich ist eine Namensliste mit s&#228;mtlichen Arbeitnehmern der Schuldnerin beigef&#252;gt (Bl. 33 ff. d.A.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="11"/> Mit Schreiben vom 26.6.2002 (Zugang 28.6.2002) hat der Beklagte das Arbeitsverh&#228;ltnis nach Anh&#246;rung des Betriebsrats (Bl. 121 ff. d.A.) zum 30.9.2002 gek&#252;ndigt. Wegen der K&#252;ndigungsgr&#252;nde wird auf das K&#252;ndigungsschreiben (Bl. 22 d.A.) Bezug genommen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="12"/> Gegen diese K&#252;ndigung wendet sich die Kl&#228;gerin mit ihrer am 17.7.2002 beim hiesigen Arbeitsgericht eingereichten K&#252;ndigungsschutzklage. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="13"/> a)&#160;&#160;Die Kl&#228;gerin h&#228;lt die K&#252;ndigung f&#252;r sozialwidrig. Zum Zeitpunkt des Ausspruchs der K&#252;ndigung habe eine unternehmerische Entscheidung der Beklagten, die zum Wegfall ihres Arbeitsplatzes gef&#252;hrt habe, nicht vorgelegen. Insbesondere sei nicht endg&#252;ltig und dauerhaft beschlossen gewesen, den Betrieb stillzulegen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="14"/> Es sei falsch, dass Anfang Juni 2002 die Verhandlungen mit potentiellen Investoren endg&#252;ltig gescheitert seien. Vielmehr habe es intensive Verhandlungen mit Kaufinteressenten, insbesondere der Fa. A. und Fa. G. gegeben. Das habe der Verkaufsleiter der Fa. ..., Herr S., auf einer kurzfristig auf den 8.6.2002 einberufenen Versammlung aller Arbeitnehmer mitgeteilt. Der Beklagte habe mehrere Filialen weiterbetrieben und einen gro&#223;en Teil der Filialen sehr kurzfristig, teilweise bereits im Juli 2002, an die Firmen G. und A. &#252;bergeben. Anfang Juli 2002 sei zwischen dem Beklagten und der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Fa. A. die &#220;bernahme von ca. 15 Filialen der Gemeinschuldnerin mit dem gesamten Lager-, Einrichtungs-, Kunden- und Lieferantenbestand vertraglich vereinbart worden. In diesem Zusammenhang habe die Fa. A. die Filiale 113 in Gundelfingen und die Filiale in R noch im Juli &#252;bernommen und weitergef&#252;hrt. All dies sei bereits zum Zeitpunkt des Ausspruchs der K&#252;ndigung am 25.6.2002 bekannt gewesen (siehe den Warenbeipackzettel, von der Kl&#228;gerin im Original im Kammertermin &#252;bergeben, Anlage zur Akte). Nach alledem habe der Beklagte im Zeitpunkt des Ausspruchs der K&#252;ndigung noch nicht beschlossen gehabt, tats&#228;chlich den Betrieb stillzulegen. Vielmehr seien ernsthafte Verhandlungen &#252;ber ein Ver&#228;u&#223;erung des Betriebes gef&#252;hrt worden. Eine vorsorgliche K&#252;ndigung f&#252;r den Fall des Scheiterns derartiger Verhandlungen sei unzul&#228;ssig. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="15"/> b)&#160;&#160;Au&#223;erdem sei die Sozialauswahl zu r&#252;gen. Vor Ausspruch der K&#252;ndigung seien der Kl&#228;gerin hierzu keine Angaben gemacht worden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="16"/> c)&#160;&#160;Auch der Betriebsrat der Schuldnerin sei nicht ordnungsgem&#228;&#223; angeh&#246;rt worden. Eine Betriebsratsanh&#246;rung sei nicht substantiiert dargelegt. Die dem Betriebsrat &#252;bergebenen Listen enthielten Fehler und der Beklagte habe bewu&#223;t wahrheitswidrig den Betriebsrat nicht &#252;ber den Stand der Verkaufsverhandlungen informiert. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="17"/> d)&#160;&#160;Schlie&#223;lich sei der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 5.8.2002 der &#220;bergang ihres Arbeitsverh&#228;ltnisses zum 2.8.2002 auf die Fa. A. GmbH &amp; Co.KG mit Wirkung ab 2.8.2002 mitgeteilt worden. Die Kl&#228;gerin habe den Betriebs&#252;bergang nicht widersprochen, so dass das Arbeitsverh&#228;ltnis nunmehr &#252;bergegangen sei. Die Kl&#228;gerin werde seit diesem Datum in der Filiale ... Gundelfingen weiterbesch&#228;ftigt. Sie habe diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, dass sie dies mit Schreiben vom 12.8.2002 (Antwort der Schuldnerin vom 16.8.2002, siehe Bl. 79 ff. d.A.). ihrem bisherigen Arbeitgeber mitgeteilt habe. Keinesfalls sei diese Mitteilung als Eigenk&#252;ndigung zu sehen, was sie dem Arbeitgeber sp&#228;ter auch mitgeteilt habe. Vor diesem Hintergrund habe der Schriftwechsel nicht zur Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses gef&#252;hrt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="18"/> Die Kl&#228;gerin beantragt: </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="19"/> 1.&#160;&#160;Es wird festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien durch die K&#252;ndigung mit Schreiben des Insolvenzverwalters vom 26.6.2002 nicht zum 30.9.2002 beendet ist, sondern dar&#252;ber hinaus zu den bisherigen Bedingungen -- T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin als Verk&#228;uferin mit einer Durchschnittsarbeitszeit von 150 -- 155 Stunden monatlich -- fortbesteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="20"/> 2.&#160;&#160;Es wird festgestellt, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis auch nicht durch Schreiben der Kl&#228;gerin an die Fa. F. GmbH vom 12.8.2002 und Schreiben der Fa. F. GmbH vom 16.8.2002 r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002 beendet wurde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="21"/> Der Beklagte beantragt, </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="22"/> die Klage abzuweisen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="23"/> a)&#160;&#160;Die Beklagte tr&#228;gt vor, am 15.3.2002 habe die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Schuldnerin einen Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens stellen m&#252;ssen. Diesem Antrag sei mit Beschluss vom 1.6.2002 stattgegeben worden. Der Beklagte habe bereits am 7.6.2002 gegen&#252;ber dem Amtsgericht Marburg die Masseunzul&#228;nglichkeit erkl&#228;ren m&#252;ssen (s.Bl. 90 d.A.). Zum Zeitpunkt der Antragstellung am 15.3.2002 habe die Schuldnerin Verbindlichkeiten aus offenen Lieferantenrechnungen in H&#246;he von EUR 7 Mio. gehabt. Es habe sich abgezeichnet, dass die Schuldnerin die Ende M&#228;rz 2002 f&#228;llig werdenden Filialmieten f&#252;r den Monat April sowie die L&#246;hne und Geh&#228;lter der Mitarbeiter nicht mehr w&#252;rde zahlen k&#246;nnen. Trotz intensiver Bem&#252;hungen seitens des Beklagten als vorl&#228;ufigem Insolvenzverwalter sei eine &#220;bertragung bzw. Sanierung der Schuldnerin nicht zu Stande gekommen. Die Verhandlungen mit potentiellen Investoren seien endg&#252;ltig in der ersten Juniwoche gescheitert. Kein Interessent bzw. Investor sei an der &#220;bernahme des aus rd. 200 Filialen im gesamten Bundesgebiet bestehenden Betriebes interessiert gewesen bzw. habe ein tragf&#228;higes Sanierungskonzept vorlegen k&#246;nnen. Nachdem bis zur Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens s&#228;mtliche Verhandlungen &#252;ber die Sanierung gescheitert seien und die Fortf&#252;hrung aufgrund der &#220;berschuldung nicht mehr in Betracht gekommen sei, sei die Ma&#223;nahme des Beklagten, den Betrieb zum 8.6.2002 einzustellen und zum 30.6.2002 endg&#252;ltig stillzulegen, unausweichlich geworden. Die erforderlichen Ma&#223;nahmen zur Schonung der Masse seien im Interesse aller Gl&#228;ubiger unverz&#252;glich getroffen worden. Alle Filialen seien zum 8.6.2002 geschlossen und die jeweiligen Mitarbeiter von ihren arbeitsvertraglichen Verpflichtungen freigestellt worden. Mit ... Schreiben vom 6.6.2002 habe der Beklagte die Auslieferung aller noch durch die Schuldnerin bestellten Waren gestoppt. Das operative Gesch&#228;ft sei unverz&#252;glich eingestellt worden. Nachdem alle Mietvertr&#228;ge f&#252;r die rd. 200 Standorte zum n&#228;chstm&#246;glichen Zeitpunkt gek&#252;ndigt worden seien, seien die Nutzung der Standorte &#252;ber den Juni 2002 hinaus nicht mehr erfolgt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="24"/> Der Beklagte habe s&#228;mtliche Arbeitnehmer -- bis auf ein Abwicklungsteam -- mit Wirkung vom 8.6.2002 freigestellt und unverz&#252;glich mit der Verwertung der Massegegenst&#228;nde begonnen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="25"/> Im Rahmen dieser Verwertung der Warenbest&#228;nde sei die Fa. A. an den Beklagten herangetreten und habe Interesse am beweglichen Umlauf- und Anlageverm&#246;gen sowie an den Warenvorr&#228;te der Filiale G gezeigt. Im Rahmen eines Asset-Deals habe der Beklagte die Warenvorr&#228;te und Einrichtungen der Filiale G an die Fa. A. verkauft. Die Fa. A. habe mit dem Vermieter einen neuen Mietvertrag &#252;ber das Ladenlokal geschlossen. Die Kl&#228;gerin sei nunmehr bei der Fa. A. besch&#228;ftigt. Das Arbeitsverh&#228;ltnis mit dem Beklagten habe sp&#228;testens zum 2.8.2002 geendet. Die Kl&#228;gerin sei ausschlie&#223;lich in der Filiale F besch&#228;ftigt gewesen. Sie sei dennoch von der Fa. A. in G angestellt worden. Die Filiale in F sei endg&#252;ltig geschlossen. Bez&#252;glich der Filiale Gundelfingen liege sicherlich ein Teilbetriebs&#252;bergang vor, da die Fa. A. in der dortigen Filiale den Betrieb der Schuldnerin fortsetze. Allerdings sei die Fa. A. nicht verpflichtet gewesen, die Kl&#228;gerin zu &#252;bernehmen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="26"/> b)&#160;&#160;Die Beklagte habe die Sozialauswahl richtig durchgef&#252;hrt. Dem Interessenausgleich sei eine Namensliste gem. &#167; 125 InsO aller Arbeitnehmer beigef&#252;gt worden. Insofern gelte die gesetzliche Vermutung, dass die Sozialauswahl ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt sei. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="27"/> c)&#160;&#160;Vor Ausspruch der K&#252;ndigung sei der Betriebsrat der Schuldnerin ordnungsgem&#228;&#223; angeh&#246;rt worden. Dem Betriebsrat sei f&#252;r jeden zu k&#252;ndigenden Arbeitnehmer ein Anh&#246;rungsbogen mit den jeweiligen Daten &#252;bergeben worden. Zus&#228;tzlich habe der Betriebsrat eine Liste mit den Sozialdaten der Gesamtbelegschaft erhalten. Der Beklagte habe den Betriebsrat seit Anfang Juni &#252;ber die wirtschaftliche Situation der Schuldnerin unterrichtet. Es habe bereits am 7.6.2002 festgestanden, dass der Betrieb vollst&#228;ndig stillgelegt werde. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="28"/> d)&#160;&#160;Es treffe zu, dass die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 12.8.2002 um vorzeitige Aufhebung des Arbeitsvertrages gebeten habe. Sie habe sich an den zust&#228;ndigen Personalmitarbeiter des Beklagten im Abwicklungsteam gewandt. Der Beklagte habe mit Schreiben vom 16.8.2002 mitgeteilt, dass er der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002 zustimme. Damit sei ein Aufhebungsvertrag wirksam zustande gekommen und das Arbeitsverh&#228;ltnis ende r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="29"/> Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Der Schriftsatz des Kl&#228;gervertreters vom 13.1.2003 wurde nicht mehr ber&#252;cksichtigt, da er der Vorsitzenden erst nach der Urteilsverk&#252;ndung zur Kenntnis gelangte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="30"/> Das Gericht hat ohne Beweisaufnahme entschieden. </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Die vom Beklagten mit Datum 25.6.2002 ausgesprochene K&#252;ndigung ist unwirksam, weil sie sozialwidrig im Sinne des &#167; 1 Abs. 3 KSchG ist. Der Beklagte hat bei der Auswahl der Kl&#228;gerin die sozialen Gesichtspunkte nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt (nachfolgend: 1.). Das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 12.8.2002 und die Antwort der Gemeinschuldnerin vom 16.8.2002 haben das Arbeitsverh&#228;ltnis nicht r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002 beendet (nachfolgend: 2.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> 1. a)&#160;&#160;Die K&#252;ndigung ist nach &#167; 1 Abs. 2 KSchG durch dringende betriebliche Erfordernisse, die einer Weiterbesch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin im Betrieb entgegenstehen, bedingt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="33"/> Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (s. nur Urt.v. 12.4.2002 -- 2 AZR 256/01 -- unter II. 1. der Gr&#252;nde) k&#246;nnen sich betriebliche Erfordernisse f&#252;r eine K&#252;ndigung i.S.v. &#167; 1 Abs. 2 KSchG aus innerbetrieblichen Umst&#228;nden (Unternehmerentscheidungen wie z.B. Rationalisierungsma&#223;nahmen, Umstellung oder Einschr&#228;nkung der Produktion) oder durch au&#223;erbetriebliche Gr&#252;nde (z.B. Auftragsmangel oder Umsatzr&#252;ckgang) ergeben. Diese betrieblichen Erfordernisse m&#252;ssen "dringend" sein und eine K&#252;ndigung im Interesse des Betriebes notwendig machen. Die K&#252;ndigung muss wegen der betrieblichen Lage unvermeidbar sein. Der -- nicht auf Schlagworte beschr&#228;nkte -- Vortrag des Arbeitgebers muss erkennen lassen, ob das Bed&#252;rfnis an der T&#228;tigkeit des gek&#252;ndigten Arbeitnehmers wegf&#228;llt. Eine zum Zeitpunkt des K&#252;ndigungszugangs bestehende Stillegungsabsicht begr&#252;ndet regelm&#228;&#223;ig ein betriebliches Erfordernis zur K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses (s. nur Urt. des BAG vom 10.10.1996 -- 2 AZR 651/95 --). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="34"/> Den Beklagten trifft f&#252;r diesen K&#252;ndigungsgrund nicht die Darlegungs- und Beweislast. Gem&#228;&#223; &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO wird vermutet, dass die K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses der Kl&#228;gerin durch dringende betriebliche Erfordernisse, die ihrer Weiterbesch&#228;ftigung in diesem Betrieb entgegenstehen, bedingt ist. Es ist vorliegend w&#228;hrend des Insolvenzverfahrens im Rahmen einer Betriebs&#228;nderung i.S.v. &#167; 111 Satz 2 Zif. 1 BetrVG am 7.6.2002 ein Interessenausgleich zustande gekommen, in dessen Anlage die zu entlassenden Arbeitnehmer, u.a. auch die Kl&#228;gerin, benannt worden sind. In diesem Fall muss die Kl&#228;gerin durch substantiierten Tatsachenvortrag darlegen und gegebenenfalls beweisen, dass ein betriebliches Erfordernis f&#252;r die K&#252;ndigung nicht besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="35"/> Das ist hier vorliegend in Bezug auf ihre Stamm- und &#252;berwiegende Besch&#228;ftigungsfiliale in F nicht gelungen. Damit ist entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO davon auszugehen, dass bei Abschluss des Interessenausgleichs und der Unterzeichnung der Namensliste am 7.6.2002 tats&#228;chlich ernsthaft die Schlie&#223;ung aller Filialen der Gemeinschuldnerin beabsichtigt war. Dies gilt insbesondere auch f&#252;r die Filiale Haid. Ansatzpunkte f&#252;r eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung dieses Sachverhaltes tr&#228;gt die insoweit darlegungs- und beweisbelastete Kl&#228;gerin (M&#252;KO-InsO/L&#246;wisch/Caspers &#167; 125 Rn. 97) nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="36"/> b)&#160;&#160;Die K&#252;ndigung ist dennoch sozial ungerechtfertigt, weil der Beklagte bei der Auswahl der Kl&#228;gerin soziale Gesichtspunkte nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="37"/> F&#252;r die Frage der Sozialauswahl liegt der Fall des &#167; 125 Abs. 1 Satz 1 InsO und damit insbesondere der Fall des &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO nicht vor, da sich in der Zeit zwischen dem Abschluss des Interessenausgleichs und dem Zugang der K&#252;ndigungen eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage ergeben hat (nachfolgend: aa). Der Beklagte hat entgegen &#167; 1 Abs. 3 KSchG beim Ausspruch der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung keine "regul&#228;re" Sozialauswahl mehr durchgef&#252;hrt (nachfolgend: bb). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="38"/> aa) Nach &#167; 1 Abs. 3 KSchG gilt: Ist einem Arbeitnehmer aus dringenden betrieblichen Erfordernissen im Sinne des Abs. 2 gek&#252;ndigt worden, so ist die K&#252;ndigung trotzdem sozial ungerechtfertigt, wenn der Arbeitgeber bei der Auswahl des Arbeitnehmers soziale Gesichtspunkte nicht oder nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt hat. Hierf&#252;r tr&#228;gt der Arbeitnehmer im Grundsatz die Darlegungs- und Beweislast (&#167; 1 Abs. 3 Satz 3 KSchG). Vorliegend ist erg&#228;nzend &#167; 125 Abs. 1 Nr. 2 InsO zu betrachten, wonach &#167; 1 des K&#252;ndigungsschutzgesetzes mit folgender Ma&#223;gabe anzuwenden ist: Die soziale Auswahl der Arbeitnehmer kann nur im Hinblick auf die Dauer der Betriebszugeh&#246;rigkeit, das Lebensalter und die Unterhaltspflichten und auch insoweit nur auf grobe Fehlerhaftigkeit nachgepr&#252;ft werden; sie ist nicht als grob fehlerhaft anzusehen, wenn eine ausgewogene Personalstruktur erhalten oder geschaffen wird. Als grob fehlerhaft ist eine Auswahlentscheidung anzusehen, die jede Ausgewogenheit vermissen l&#228;&#223;t (BAG, Urt.v. 21.1.1999 -- 2 AZR 624/98 -- = AP KSchG &#167; 1 -- Namensliste -- Nr. 3). Auch dass an sich vergleichbare Arbeitnehmer f&#252;r die Sozialauswahl &#252;berhaupt nicht in Betracht gezogen worden sind, muss als grob fehlerhaft angesehen werden, weil es zu einer Abw&#228;gung gar nicht kommt (so L&#246;wisch/Caspers, a.a.O., &#167; 125 Rn. 90 a.E.). Da sich die Vermutung des &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO nicht auf die Sozialauswahl erstreckt (s.BAG AP KSchG 1969 -- soziale Auswahl -- Nr. 40), verbleibt es bei den von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tzen zur abgestuften Darlegungs- und Beweislast, die allerdings auf den besonderen Ma&#223;stab der groben Fehlerhaftigkeit R&#252;cksicht nehmen m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="39"/> Diese Grunds&#228;tze zu &#167; 1 Abs. 3 KSchG bzw. &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO gelten nach &#167; 125 Abs. 1 Satz 2 InsO dann nicht, wenn eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage in dem Zeitraum zwischen Abschluss des Interessenausgleichs und dem Zugang der K&#252;ndigung eingetreten ist. Die Darlegungs- und Beweislast f&#252;r eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage trifft den Arbeitnehmer (L&#246;wisch/Caspers a.a.O. Rn. 97). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="40"/> Vorliegend ist es der Kl&#228;gerin gelungen, eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage darzulegen. Dies hat zur Folge, dass es bei der grunds&#228;tzlichen Anwendbarkeit von &#167; 1 Abs. 3 KSchG verbleibt. Das Gericht geht davon aus, dass bei Abschluss des Interessenausgleiches und bei Unterzeichnung der Namensliste entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Nr. 1 InsO tats&#228;chlich ernsthaft die Schlie&#223;ung s&#228;mtlicher Filialen der Gemeinschuldnerin beabsichtigt war. Desweiteren ist anzunehmen, dass entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO die Betriebsparteien bei der Auswahl der zu k&#252;ndigenden Arbeitnehmer ein ausgewogenes Verhandlungsergebnis erzielten. Anderes behauptet im &#252;brigen auch die Kl&#228;gerin bezogen auf den 7.6.2002, dem Datum des Abschlusses des Interessenausgleiches, nicht. Insofern war zu diesem Zeitpunkt die Sozialauswahl nicht grob fehlerhaft, insbesondere war der einzubeziehende Personenkreis richtig gezogen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="41"/> Allerdings muss sich nach den &#252;berzeugenden Darlegungen und Beweisantritten der Kl&#228;gerin in der Zeit vom 7.6.2002 bis 28.6.2002 (Zugang der K&#252;ndigung) die Situation ge&#228;ndert haben. Offensichtlich zeichnete sich in diesem Zeitraum die konkrete M&#246;glichkeiten ab, einen Teil der Filialen der Gemeinschuldnerin an die Firmen A. GmbH &amp; Co.KG bzw. an die Fa. G. zu verkaufen. Der Beklagte gibt in diesem Zusammenhang an, im Rahmen der Verwertung (also nach dem 7.6.2002) h&#228;tten sich verschiedene Interessenten bei ihm gemeldet, die bereit gewesen seien, eine oder mehrere Filialen im gesamten Bundesgebiet zu &#252;bernehmen. Zu diesen Interessenten h&#228;tten die Firmen G. und A. geh&#246;rt. Dies &#228;ndere nichts an der Tatsache, dass der Beklagte bereits unmittelbar nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens den Entschlu&#223; gefasst habe, den Betrieb mangels ernsthafter &#220;bernahmeinteressenten vollst&#228;ndig stillzulegen. Dieser Vortrag kann als wahr unterstellt werden. Es sind also nach dem 7.6.2002 ernsthafte &#220;bernahmeinteressenten f&#252;r Teile des Betriebs der Gemeinschuldnerin aufgetaucht. Es widerspr&#228;che im &#252;brigen auch jeder Lebenserfahrung, dass in der Zeit von 7.6.2002 bis 28.6.2002 keine ernsthaften Verhandlungen zur &#220;bernahme einzelner Filialen der Gemeinschuldnerin gef&#252;hrt worden sein sollen, wenn es bereits Anfang bzw. Mitte Juli 2002 tats&#228;chlich (und unbestritten) zum Vertragsabschluss kam. Die letztendliche &#220;berzeugung bildete sich bei der Kammer, als die Kl&#228;gerin im Kammertermin den Original Warenbeipackzettel aus der Filiale Haid mit dem Datum "25.6.2002" vorlegte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="42"/> Im Ergebnis ist mithin davon auszugehen, dass sich nach dem 7.6.2002 eine wesentliche &#196;nderung i.S.v. &#167; 125 Abs. 1 Satz 2 InsO ergeben hat. Zu einem nicht mehr genau bestimmbaren Zeitpunkt, der vor dem 28.6.2002 liegt, wurde der Stillegungsbeschluss bez&#252;glich einzelner Filialen wieder aufgehoben, weil sich die konkrete und vern&#252;nftige betriebswirtschaftliche Prognose ergab, dass sie weitergef&#252;hrt werden konnten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="43"/> bb) Der Beklagte hat im Zeitpunkt des Ausspruchs der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung entgegen &#167; 1 Abs. 3 KSchG keine Sozialauswahl mehr durchgef&#252;hrt. Das war fehlerhaft, weil zu diesem Zeitpunkt bezogen auf die Filiale Gundelfingen grunds&#228;tzlich die im Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 31.7.2002 (-- 10 AZR 275/02 = DB 2002, Seite 2655) beschriebene Situation vorlag. Nach diesem Urteil kommt eine betriebsbedingte K&#252;ndigung in Betracht, wenn bei Ausspruch der K&#252;ndigung aufgrund einer vern&#252;nftigen betriebswirtschaftlichen Prognose davon auszugehen ist, dass zum Zeitpunkt des K&#252;ndigungstermins eine Besch&#228;ftigungsm&#246;glichkeit nicht mehr besteht. Diese Voraussetzungen liegen dann nicht vor, wenn sich ein Reinigungsunternehmen, dessen noch laufender Reinigungsauftrag nicht verl&#228;ngert worden ist, an der Neuausschreibung beteiligt und bei Ausspruch der K&#252;ndigung nie Neuvergabe noch offen ist. Die der Prognose zugrundeliegende Entscheidung muss mithin bereits gefallen sein. So ist eine K&#252;ndigung wegen Betriebsschlie&#223;ung nicht gerechtfertigt, solange der Arbeitgeber den Stillegungsbeschluss lediglich erw&#228;gt oder plant, aber noch nicht gefasst hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="44"/> Das bedeutet selbstredend zun&#228;chst nur, dass die betriebsbedingte K&#252;ndigung der in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmer mangelns ernsthaften Stillegungsbeschlusses am 28.6.2002 nicht durch ein dringendes betriebliches Erfordernis i.S.v. &#167; 1 Abs. 2 KSchG gedeckt gewesen w&#228;re. Dar&#252;ber hinaus und weitergehend bedeutet dies jedoch auch, dass bei einer derartigen Konstellation die in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmer vor Ausspruch der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung in eine (aufgrund &#196;nderung der Sachlage gegen&#252;ber der Liste im Interessenausgleich neu vorzunehmende) Sozialauswahl h&#228;tten einbezogen werden m&#252;ssen. Der Arbeitsvertrag der Kl&#228;gerin sieht in &#167;&#167; 1 und 2 eine Versetzungsklausel vor, was zur Erweiterung des in die Sozialauswahl einzubeziehenden Personenkreises f&#252;hrt (allg.M. s.nur KR-Etzel, 6. Aufl. 2002, KSchG &#167; 1 Rn. 617, sog. rechtliche Einsetzbarkeit). Das bedeutet, die Kl&#228;gerin ist (offensichtlich zumindest) mit den in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmern sozial vergleichbar und es h&#228;tte im Falle einer "regul&#228;ren" betriebsbedingten K&#252;ndigung nicht ernsthaft in Frage gestellt werden k&#246;nnen, dass eine Sozialauswahl mit den in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmern h&#228;tte stattfinden m&#252;ssen. Diese Bewertung &#228;ndert sich nach Ansicht der Kammer bei den vorliegenden Gegebenheiten nicht. Ist also f&#252;r den Teilbetrieb in Gundelfingen im Sinne der oben genannten Rechtsprechung im Zeitpunkt des K&#252;ndigungsausspruchs noch offen, ob er weitergef&#252;hrt wird oder nicht, muss der Beklagte vor Ausspruch betriebsbedingter K&#252;ndigungen wegen beschlossener ... Betriebsstillegung erneut eine Sozialauswahl durchf&#252;hren. Gegebenenfalls h&#228;tte er also f&#252;r die Kl&#228;gerin einen Platz in der Filiale Gundelfingen freik&#252;ndigen, oder zumindest abwarten m&#252;ssen, bis die Teilbetriebs&#252;berg&#228;nge endg&#252;ltig gekl&#228;rt sind. Auch in diesem Fall kann mithin keine Vorratsk&#252;ndigung erfolgen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="45"/> Nicht gefolgt werden kann der im Urteil des Arbeitsgerichts G&#246;ttingen (Urt.v. 23.10.2002, 4 Ca 355/02) vertretenen Ansicht. Das Arbeitsgericht stellt ohne n&#228;here Begr&#252;ndung fest, die durch einen bevorstehenden Betriebs&#252;bergang bevorteilten Arbeitnehmer seien in die Sozialauswahl nicht einzubeziehen. Das mag f&#252;r einen bereits erfolgten Teilbetriebs&#252;bergang ohne weiteres zutreffen. Da in diesem Fall die vom Teilbetriebs&#252;bergang erfassten Arbeitsverh&#228;ltnisse bereits &#252;bergegangen sind, sind sie selbstredend nicht mehr in eine Sozialauswahl bez&#252;glich der Restbetriebe einzubeziehen. Vorliegend war jedoch die Filiale Gundelfingen noch nicht &#252;bertragen. Die Arbeitnehmer dieser Filiale hatten bis zum 28.6.2002 sozusagen eine "Anwartschaft" auf den Schutz des &#167; 613 a Abs. 1 Satz 1 BGB erworben. Das f&#252;hrt nicht dazu, dass sie aus dem Kreis der in die Sozialauswahl einzubeziehenden Arbeitnehmer herausfallen und kraft gesetzlicher Weisung nicht mehr zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="46"/> Nach alledem kann sich der Beklagte nicht auf seine Verwertungsaktivit&#228;ten und auf die Namensliste st&#252;tzen. Ergeben sich, wie vorliegend, im Rahmen der Verwertung -- jedoch noch vor Ausspruch der betriebsbedingten K&#252;ndigungen wegen Stillegung -- einzelne Teilbetriebs&#252;berg&#228;nge, muss die k&#252;ndigungsrechtliche Situation insgesamt neu bedacht und eine erneute Sozialauswahl durchgef&#252;hrt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> 2.&#160;&#160;Die Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin vom 12.8.2002 ist ohne rechtliche Bedeutung, insbesondere konnte sie das mit der Schuldnerin bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht r&#252;ckwirkend beenden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="48"/> Nach &#167; 80 Abs. 1 InsO geht das Recht des Schuldners, das zur Insolvenzmasse geh&#246;rende Verm&#246;gen zu verwalten und &#252;ber es zu verf&#252;gen, auf den Insolvenzverwalter &#252;ber. Nach &#167; 81 Abs. 1 InsO sind Verf&#252;gungen des Schuldners nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="49"/> Die Kl&#228;gerin hat ihr Schreiben vom 12.8.2002 an "..." gerichtet. Die Kl&#228;gerin wollte dieses Schreiben damit an die Schuldnerin richten. Adressat dieses Schreibens sollte nach ihrer Intention die Schuldnerin, nicht der Insolvenzverwalter, sein. Die Kl&#228;gerin beabsichtigte erkennbar nur den Arbeitsplatzwechsel, nicht jedoch das Ende der Rechtsbeziehungen zum Insolvenzverwalter anzeigen. Da diese Absicht f&#252;r die Auslegung und den Zugang ihrer Willenserkl&#228;rung entscheidend ist, ist sie selbst dann ohne rechtliche Bedeutung, wenn der im Schreiben benannte Herr Klatt vom Insolvenzverwalter beauftragt worden w&#228;re. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> 3.&#160;&#160;Da der Beklagte im vorliegenden Rechtsstreit unterlegen ist, hat er die Kosten des Rechtsstreits nach &#167;&#167; 46 Abs. 2 Satz 1 ArbGG i.V.m. &#167; 91 ZPO zu tragen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="51"/> Die Festsetzung des Wertes des Streitgegenstandes folgt aus &#167;&#167; 61 Abs. 1 ArbGG, 12 Abs. 7 ArbGG. Zugrundegelegt wurden 6 Bruttomonatsentgelte (3 Bruttomonatsentgelte f&#252;r die streitgegenst&#228;ndliche K&#252;ndigung und 3 Bruttomonatsentgelte f&#252;r die Frage des Abschlusses eines Aufhebungsvertrages, v&#246;llig anderer und auch wirtschaftlich nicht identischer Streitgegenstand). </td></tr></table> </td></tr></table> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="31"/> Die vom Beklagten mit Datum 25.6.2002 ausgesprochene K&#252;ndigung ist unwirksam, weil sie sozialwidrig im Sinne des &#167; 1 Abs. 3 KSchG ist. Der Beklagte hat bei der Auswahl der Kl&#228;gerin die sozialen Gesichtspunkte nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt (nachfolgend: 1.). Das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 12.8.2002 und die Antwort der Gemeinschuldnerin vom 16.8.2002 haben das Arbeitsverh&#228;ltnis nicht r&#252;ckwirkend zum 31.7.2002 beendet (nachfolgend: 2.). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="32"/> 1. a)&#160;&#160;Die K&#252;ndigung ist nach &#167; 1 Abs. 2 KSchG durch dringende betriebliche Erfordernisse, die einer Weiterbesch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin im Betrieb entgegenstehen, bedingt. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="33"/> Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (s. nur Urt.v. 12.4.2002 -- 2 AZR 256/01 -- unter II. 1. der Gr&#252;nde) k&#246;nnen sich betriebliche Erfordernisse f&#252;r eine K&#252;ndigung i.S.v. &#167; 1 Abs. 2 KSchG aus innerbetrieblichen Umst&#228;nden (Unternehmerentscheidungen wie z.B. Rationalisierungsma&#223;nahmen, Umstellung oder Einschr&#228;nkung der Produktion) oder durch au&#223;erbetriebliche Gr&#252;nde (z.B. Auftragsmangel oder Umsatzr&#252;ckgang) ergeben. Diese betrieblichen Erfordernisse m&#252;ssen "dringend" sein und eine K&#252;ndigung im Interesse des Betriebes notwendig machen. Die K&#252;ndigung muss wegen der betrieblichen Lage unvermeidbar sein. Der -- nicht auf Schlagworte beschr&#228;nkte -- Vortrag des Arbeitgebers muss erkennen lassen, ob das Bed&#252;rfnis an der T&#228;tigkeit des gek&#252;ndigten Arbeitnehmers wegf&#228;llt. Eine zum Zeitpunkt des K&#252;ndigungszugangs bestehende Stillegungsabsicht begr&#252;ndet regelm&#228;&#223;ig ein betriebliches Erfordernis zur K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses (s. nur Urt. des BAG vom 10.10.1996 -- 2 AZR 651/95 --). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="34"/> Den Beklagten trifft f&#252;r diesen K&#252;ndigungsgrund nicht die Darlegungs- und Beweislast. Gem&#228;&#223; &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO wird vermutet, dass die K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses der Kl&#228;gerin durch dringende betriebliche Erfordernisse, die ihrer Weiterbesch&#228;ftigung in diesem Betrieb entgegenstehen, bedingt ist. Es ist vorliegend w&#228;hrend des Insolvenzverfahrens im Rahmen einer Betriebs&#228;nderung i.S.v. &#167; 111 Satz 2 Zif. 1 BetrVG am 7.6.2002 ein Interessenausgleich zustande gekommen, in dessen Anlage die zu entlassenden Arbeitnehmer, u.a. auch die Kl&#228;gerin, benannt worden sind. In diesem Fall muss die Kl&#228;gerin durch substantiierten Tatsachenvortrag darlegen und gegebenenfalls beweisen, dass ein betriebliches Erfordernis f&#252;r die K&#252;ndigung nicht besteht. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="35"/> Das ist hier vorliegend in Bezug auf ihre Stamm- und &#252;berwiegende Besch&#228;ftigungsfiliale in F nicht gelungen. Damit ist entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO davon auszugehen, dass bei Abschluss des Interessenausgleichs und der Unterzeichnung der Namensliste am 7.6.2002 tats&#228;chlich ernsthaft die Schlie&#223;ung aller Filialen der Gemeinschuldnerin beabsichtigt war. Dies gilt insbesondere auch f&#252;r die Filiale Haid. Ansatzpunkte f&#252;r eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung dieses Sachverhaltes tr&#228;gt die insoweit darlegungs- und beweisbelastete Kl&#228;gerin (M&#252;KO-InsO/L&#246;wisch/Caspers &#167; 125 Rn. 97) nicht vor. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="36"/> b)&#160;&#160;Die K&#252;ndigung ist dennoch sozial ungerechtfertigt, weil der Beklagte bei der Auswahl der Kl&#228;gerin soziale Gesichtspunkte nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="37"/> F&#252;r die Frage der Sozialauswahl liegt der Fall des &#167; 125 Abs. 1 Satz 1 InsO und damit insbesondere der Fall des &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO nicht vor, da sich in der Zeit zwischen dem Abschluss des Interessenausgleichs und dem Zugang der K&#252;ndigungen eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage ergeben hat (nachfolgend: aa). Der Beklagte hat entgegen &#167; 1 Abs. 3 KSchG beim Ausspruch der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung keine "regul&#228;re" Sozialauswahl mehr durchgef&#252;hrt (nachfolgend: bb). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="38"/> aa) Nach &#167; 1 Abs. 3 KSchG gilt: Ist einem Arbeitnehmer aus dringenden betrieblichen Erfordernissen im Sinne des Abs. 2 gek&#252;ndigt worden, so ist die K&#252;ndigung trotzdem sozial ungerechtfertigt, wenn der Arbeitgeber bei der Auswahl des Arbeitnehmers soziale Gesichtspunkte nicht oder nicht ausreichend ber&#252;cksichtigt hat. Hierf&#252;r tr&#228;gt der Arbeitnehmer im Grundsatz die Darlegungs- und Beweislast (&#167; 1 Abs. 3 Satz 3 KSchG). Vorliegend ist erg&#228;nzend &#167; 125 Abs. 1 Nr. 2 InsO zu betrachten, wonach &#167; 1 des K&#252;ndigungsschutzgesetzes mit folgender Ma&#223;gabe anzuwenden ist: Die soziale Auswahl der Arbeitnehmer kann nur im Hinblick auf die Dauer der Betriebszugeh&#246;rigkeit, das Lebensalter und die Unterhaltspflichten und auch insoweit nur auf grobe Fehlerhaftigkeit nachgepr&#252;ft werden; sie ist nicht als grob fehlerhaft anzusehen, wenn eine ausgewogene Personalstruktur erhalten oder geschaffen wird. Als grob fehlerhaft ist eine Auswahlentscheidung anzusehen, die jede Ausgewogenheit vermissen l&#228;&#223;t (BAG, Urt.v. 21.1.1999 -- 2 AZR 624/98 -- = AP KSchG &#167; 1 -- Namensliste -- Nr. 3). Auch dass an sich vergleichbare Arbeitnehmer f&#252;r die Sozialauswahl &#252;berhaupt nicht in Betracht gezogen worden sind, muss als grob fehlerhaft angesehen werden, weil es zu einer Abw&#228;gung gar nicht kommt (so L&#246;wisch/Caspers, a.a.O., &#167; 125 Rn. 90 a.E.). Da sich die Vermutung des &#167; 125 Abs. 1 Zif. 1 InsO nicht auf die Sozialauswahl erstreckt (s.BAG AP KSchG 1969 -- soziale Auswahl -- Nr. 40), verbleibt es bei den von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tzen zur abgestuften Darlegungs- und Beweislast, die allerdings auf den besonderen Ma&#223;stab der groben Fehlerhaftigkeit R&#252;cksicht nehmen m&#252;ssen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="39"/> Diese Grunds&#228;tze zu &#167; 1 Abs. 3 KSchG bzw. &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO gelten nach &#167; 125 Abs. 1 Satz 2 InsO dann nicht, wenn eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage in dem Zeitraum zwischen Abschluss des Interessenausgleichs und dem Zugang der K&#252;ndigung eingetreten ist. Die Darlegungs- und Beweislast f&#252;r eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage trifft den Arbeitnehmer (L&#246;wisch/Caspers a.a.O. Rn. 97). </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="40"/> Vorliegend ist es der Kl&#228;gerin gelungen, eine wesentliche &#196;nderung der Sachlage darzulegen. Dies hat zur Folge, dass es bei der grunds&#228;tzlichen Anwendbarkeit von &#167; 1 Abs. 3 KSchG verbleibt. Das Gericht geht davon aus, dass bei Abschluss des Interessenausgleiches und bei Unterzeichnung der Namensliste entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Nr. 1 InsO tats&#228;chlich ernsthaft die Schlie&#223;ung s&#228;mtlicher Filialen der Gemeinschuldnerin beabsichtigt war. Desweiteren ist anzunehmen, dass entsprechend &#167; 125 Abs. 1 Zif. 2 InsO die Betriebsparteien bei der Auswahl der zu k&#252;ndigenden Arbeitnehmer ein ausgewogenes Verhandlungsergebnis erzielten. Anderes behauptet im &#252;brigen auch die Kl&#228;gerin bezogen auf den 7.6.2002, dem Datum des Abschlusses des Interessenausgleiches, nicht. Insofern war zu diesem Zeitpunkt die Sozialauswahl nicht grob fehlerhaft, insbesondere war der einzubeziehende Personenkreis richtig gezogen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="41"/> Allerdings muss sich nach den &#252;berzeugenden Darlegungen und Beweisantritten der Kl&#228;gerin in der Zeit vom 7.6.2002 bis 28.6.2002 (Zugang der K&#252;ndigung) die Situation ge&#228;ndert haben. Offensichtlich zeichnete sich in diesem Zeitraum die konkrete M&#246;glichkeiten ab, einen Teil der Filialen der Gemeinschuldnerin an die Firmen A. GmbH &amp; Co.KG bzw. an die Fa. G. zu verkaufen. Der Beklagte gibt in diesem Zusammenhang an, im Rahmen der Verwertung (also nach dem 7.6.2002) h&#228;tten sich verschiedene Interessenten bei ihm gemeldet, die bereit gewesen seien, eine oder mehrere Filialen im gesamten Bundesgebiet zu &#252;bernehmen. Zu diesen Interessenten h&#228;tten die Firmen G. und A. geh&#246;rt. Dies &#228;ndere nichts an der Tatsache, dass der Beklagte bereits unmittelbar nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens den Entschlu&#223; gefasst habe, den Betrieb mangels ernsthafter &#220;bernahmeinteressenten vollst&#228;ndig stillzulegen. Dieser Vortrag kann als wahr unterstellt werden. Es sind also nach dem 7.6.2002 ernsthafte &#220;bernahmeinteressenten f&#252;r Teile des Betriebs der Gemeinschuldnerin aufgetaucht. Es widerspr&#228;che im &#252;brigen auch jeder Lebenserfahrung, dass in der Zeit von 7.6.2002 bis 28.6.2002 keine ernsthaften Verhandlungen zur &#220;bernahme einzelner Filialen der Gemeinschuldnerin gef&#252;hrt worden sein sollen, wenn es bereits Anfang bzw. Mitte Juli 2002 tats&#228;chlich (und unbestritten) zum Vertragsabschluss kam. Die letztendliche &#220;berzeugung bildete sich bei der Kammer, als die Kl&#228;gerin im Kammertermin den Original Warenbeipackzettel aus der Filiale Haid mit dem Datum "25.6.2002" vorlegte. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="42"/> Im Ergebnis ist mithin davon auszugehen, dass sich nach dem 7.6.2002 eine wesentliche &#196;nderung i.S.v. &#167; 125 Abs. 1 Satz 2 InsO ergeben hat. Zu einem nicht mehr genau bestimmbaren Zeitpunkt, der vor dem 28.6.2002 liegt, wurde der Stillegungsbeschluss bez&#252;glich einzelner Filialen wieder aufgehoben, weil sich die konkrete und vern&#252;nftige betriebswirtschaftliche Prognose ergab, dass sie weitergef&#252;hrt werden konnten. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td> <rd nr="43"/> bb) Der Beklagte hat im Zeitpunkt des Ausspruchs der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung entgegen &#167; 1 Abs. 3 KSchG keine Sozialauswahl mehr durchgef&#252;hrt. Das war fehlerhaft, weil zu diesem Zeitpunkt bezogen auf die Filiale Gundelfingen grunds&#228;tzlich die im Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 31.7.2002 (-- 10 AZR 275/02 = DB 2002, Seite 2655) beschriebene Situation vorlag. Nach diesem Urteil kommt eine betriebsbedingte K&#252;ndigung in Betracht, wenn bei Ausspruch der K&#252;ndigung aufgrund einer vern&#252;nftigen betriebswirtschaftlichen Prognose davon auszugehen ist, dass zum Zeitpunkt des K&#252;ndigungstermins eine Besch&#228;ftigungsm&#246;glichkeit nicht mehr besteht. Diese Voraussetzungen liegen dann nicht vor, wenn sich ein Reinigungsunternehmen, dessen noch laufender Reinigungsauftrag nicht verl&#228;ngert worden ist, an der Neuausschreibung beteiligt und bei Ausspruch der K&#252;ndigung nie Neuvergabe noch offen ist. Die der Prognose zugrundeliegende Entscheidung muss mithin bereits gefallen sein. So ist eine K&#252;ndigung wegen Betriebsschlie&#223;ung nicht gerechtfertigt, solange der Arbeitgeber den Stillegungsbeschluss lediglich erw&#228;gt oder plant, aber noch nicht gefasst hat. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="44"/> Das bedeutet selbstredend zun&#228;chst nur, dass die betriebsbedingte K&#252;ndigung der in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmer mangelns ernsthaften Stillegungsbeschlusses am 28.6.2002 nicht durch ein dringendes betriebliches Erfordernis i.S.v. &#167; 1 Abs. 2 KSchG gedeckt gewesen w&#228;re. Dar&#252;ber hinaus und weitergehend bedeutet dies jedoch auch, dass bei einer derartigen Konstellation die in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmer vor Ausspruch der kl&#228;gerischen K&#252;ndigung in eine (aufgrund &#196;nderung der Sachlage gegen&#252;ber der Liste im Interessenausgleich neu vorzunehmende) Sozialauswahl h&#228;tten einbezogen werden m&#252;ssen. Der Arbeitsvertrag der Kl&#228;gerin sieht in &#167;&#167; 1 und 2 eine Versetzungsklausel vor, was zur Erweiterung des in die Sozialauswahl einzubeziehenden Personenkreises f&#252;hrt (allg.M. s.nur KR-Etzel, 6. Aufl. 2002, KSchG &#167; 1 Rn. 617, sog. rechtliche Einsetzbarkeit). Das bedeutet, die Kl&#228;gerin ist (offensichtlich zumindest) mit den in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmern sozial vergleichbar und es h&#228;tte im Falle einer "regul&#228;ren" betriebsbedingten K&#252;ndigung nicht ernsthaft in Frage gestellt werden k&#246;nnen, dass eine Sozialauswahl mit den in Gundelfingen besch&#228;ftigten Arbeitnehmern h&#228;tte stattfinden m&#252;ssen. Diese Bewertung &#228;ndert sich nach Ansicht der Kammer bei den vorliegenden Gegebenheiten nicht. Ist also f&#252;r den Teilbetrieb in Gundelfingen im Sinne der oben genannten Rechtsprechung im Zeitpunkt des K&#252;ndigungsausspruchs noch offen, ob er weitergef&#252;hrt wird oder nicht, muss der Beklagte vor Ausspruch betriebsbedingter K&#252;ndigungen wegen beschlossener ... Betriebsstillegung erneut eine Sozialauswahl durchf&#252;hren. Gegebenenfalls h&#228;tte er also f&#252;r die Kl&#228;gerin einen Platz in der Filiale Gundelfingen freik&#252;ndigen, oder zumindest abwarten m&#252;ssen, bis die Teilbetriebs&#252;berg&#228;nge endg&#252;ltig gekl&#228;rt sind. Auch in diesem Fall kann mithin keine Vorratsk&#252;ndigung erfolgen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="45"/> Nicht gefolgt werden kann der im Urteil des Arbeitsgerichts G&#246;ttingen (Urt.v. 23.10.2002, 4 Ca 355/02) vertretenen Ansicht. Das Arbeitsgericht stellt ohne n&#228;here Begr&#252;ndung fest, die durch einen bevorstehenden Betriebs&#252;bergang bevorteilten Arbeitnehmer seien in die Sozialauswahl nicht einzubeziehen. Das mag f&#252;r einen bereits erfolgten Teilbetriebs&#252;bergang ohne weiteres zutreffen. Da in diesem Fall die vom Teilbetriebs&#252;bergang erfassten Arbeitsverh&#228;ltnisse bereits &#252;bergegangen sind, sind sie selbstredend nicht mehr in eine Sozialauswahl bez&#252;glich der Restbetriebe einzubeziehen. Vorliegend war jedoch die Filiale Gundelfingen noch nicht &#252;bertragen. Die Arbeitnehmer dieser Filiale hatten bis zum 28.6.2002 sozusagen eine "Anwartschaft" auf den Schutz des &#167; 613 a Abs. 1 Satz 1 BGB erworben. Das f&#252;hrt nicht dazu, dass sie aus dem Kreis der in die Sozialauswahl einzubeziehenden Arbeitnehmer herausfallen und kraft gesetzlicher Weisung nicht mehr zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td> <rd nr="46"/> Nach alledem kann sich der Beklagte nicht auf seine Verwertungsaktivit&#228;ten und auf die Namensliste st&#252;tzen. Ergeben sich, wie vorliegend, im Rahmen der Verwertung -- jedoch noch vor Ausspruch der betriebsbedingten K&#252;ndigungen wegen Stillegung -- einzelne Teilbetriebs&#252;berg&#228;nge, muss die k&#252;ndigungsrechtliche Situation insgesamt neu bedacht und eine erneute Sozialauswahl durchgef&#252;hrt werden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="47"/> 2.&#160;&#160;Die Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin vom 12.8.2002 ist ohne rechtliche Bedeutung, insbesondere konnte sie das mit der Schuldnerin bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht r&#252;ckwirkend beenden. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="48"/> Nach &#167; 80 Abs. 1 InsO geht das Recht des Schuldners, das zur Insolvenzmasse geh&#246;rende Verm&#246;gen zu verwalten und &#252;ber es zu verf&#252;gen, auf den Insolvenzverwalter &#252;ber. Nach &#167; 81 Abs. 1 InsO sind Verf&#252;gungen des Schuldners nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens unwirksam. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="49"/> Die Kl&#228;gerin hat ihr Schreiben vom 12.8.2002 an "..." gerichtet. Die Kl&#228;gerin wollte dieses Schreiben damit an die Schuldnerin richten. Adressat dieses Schreibens sollte nach ihrer Intention die Schuldnerin, nicht der Insolvenzverwalter, sein. Die Kl&#228;gerin beabsichtigte erkennbar nur den Arbeitsplatzwechsel, nicht jedoch das Ende der Rechtsbeziehungen zum Insolvenzverwalter anzeigen. Da diese Absicht f&#252;r die Auslegung und den Zugang ihrer Willenserkl&#228;rung entscheidend ist, ist sie selbst dann ohne rechtliche Bedeutung, wenn der im Schreiben benannte Herr Klatt vom Insolvenzverwalter beauftragt worden w&#228;re. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td> <rd nr="50"/> 3.&#160;&#160;Da der Beklagte im vorliegenden Rechtsstreit unterlegen ist, hat er die Kosten des Rechtsstreits nach &#167;&#167; 46 Abs. 2 Satz 1 ArbGG i.V.m. &#167; 91 ZPO zu tragen. </td></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="51"/> Die Festsetzung des Wertes des Streitgegenstandes folgt aus &#167;&#167; 61 Abs. 1 ArbGG, 12 Abs. 7 ArbGG. Zugrundegelegt wurden 6 Bruttomonatsentgelte (3 Bruttomonatsentgelte f&#252;r die streitgegenst&#228;ndliche K&#252;ndigung und 3 Bruttomonatsentgelte f&#252;r die Frage des Abschlusses eines Aufhebungsvertrages, v&#246;llig anderer und auch wirtschaftlich nicht identischer Streitgegenstand). </td></tr></table> </td></tr></table>
132,206
olgstut-2003-01-14-4-ss-5662002-4-ss
{ "id": 147, "name": "Oberlandesgericht Stuttgart", "slug": "olgstut", "city": null, "state": 3, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ss 566/2002; 4 Ss 566/02
2003-01-14T00:00:00
2019-01-07T10:13:49
2019-02-12T13:09:43
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Rechtsbeschwerde des Betroffenen wird das Urteil des Amtsgerichts Heilbronn vom 25. September 2002 mit den Feststellungen</p> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong> <em>aufgehoben.</em> </strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <p>Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels, an das Amtsgericht Heilbronn</p> <p/> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <blockquote> <p> <strong> <em>zur&#252;ckverwiesen.</em> </strong> </p> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> </blockquote> <p/> <h2>Gründe</h2> <table><tr><td>&#160;</td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="1"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Mit dem angefochtenen Urteil hat das Amtsgericht den Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid des Regierungspr&#228;sidiums Karlsruhe vom 27. Juli 2002, mit dem wegen &#220;berschreitens der zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit au&#223;erhalb geschlossener Ortschaften um 49 km/h eine Geldbu&#223;e von 100 EUR und ein Fahrverbot von einem Monat festgesetzt worden war, gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 OWiG verworfen. Der Betroffene sei zum Hauptverhandlungstermin ordnungsgem&#228;&#223; geladen worden, aber, ohne gen&#252;gend entschuldigt zu sein, nicht erschienen.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="2"/> Hiergegen hat der Betroffene Rechtsbeschwerde eingelegt. Er r&#252;gt, dass das Amtsgericht seinen Antrag, ihn von der Verpflichtung, in der Hauptverhandlung zu erscheinen, zu entbinden, zu Unrecht abgelehnt habe. Dieser Antrag sei im Urteil nicht einmal erw&#228;hnt. Au&#223;erdem sei er nicht unentschuldigt in der Hauptverhandlung ausgeblieben, weil &#252;ber seinen Entbindungsantrag nicht rechtzeitig vor der Hauptverhandlung entschieden worden sei. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="3"/> Die Generalstaatsanwaltschaft beantragt, aus den vom Verteidiger genannten Gr&#252;nden das Urteil aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table class="RspIndent"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"> <rd nr="4"/> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Rechtsmittel hat Erfolg. Die vom Betroffenen geltend gemachte R&#252;ge ist in zul&#228;ssiger Weise erhoben und begr&#252;ndet.</td> </tr> </table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="5"/> Das Urteil ist schon deshalb aufzuheben, weil sich das Amtsgericht hierin nicht mit dem Antrag des Betroffenen, ihn von seiner Verpflichtung zum Erscheinen in der Hauptverhandlung zu entbinden, auseinandersetzt. Es enth&#228;lt lediglich Ausf&#252;hrungen zur ordnungsgem&#228;&#223;en Ladung und die Feststellung, dass er zum Termin nicht erschienen ist. Dies gen&#252;gt nicht (vgl. OLG Stuttgart ZfS 2002, 253 und 254 m. N.; BayObLG NStZ-RR 1999, 117 und 187; G&#246;hler, OWiG, 13. Aufl., &#167; 74 Rdnr. 35 m. N.). Der Senat kann somit nicht &#252;berpr&#252;fen, ob das Amtsgericht in der Hauptverhandlung &#252;ber den Entbindungsantrag befunden hat. Dass hier&#252;ber bereits mit Beschluss vom 19. September 2002 entschieden wurde, gen&#252;gt nicht. Dies stellt einen Verfahrensmangel dar, der zur Aufhebung des Urteils f&#252;hren muss. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="6"/> Das Vorbringen des Betroffenen ist auch nicht von vorneherein ungeeignet, sein Ausbleiben in der Hauptverhandlung gen&#252;gend zu entschuldigen (vgl. BayObLG a. a. O.). Er hat n&#228;mlich in seinem Entbindungsantrag einger&#228;umt, zur fraglichen Zeit das Fahrzeug gef&#252;hrt zu haben, sei sich dabei aber einer Geschwindigkeits&#252;berschreitung nicht bewusst gewesen. Er sei beruflich auf sein Fahrzeug angewiesen. Die Verh&#228;ngung eines Fahrverbots w&#252;rde f&#252;r ihn eine au&#223;erordentliche H&#228;rte bedeuten. Da er in der Hauptverhandlung keine weiteren sachdienlichen Angaben machen werde und mit der Wahrnehmung des Termins eine l&#228;ngere Anreise und der Verlust eines Arbeitstages verbunden sei, erscheine es nicht verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, an dem pers&#246;nlichen Erscheinen in der Hauptverhandlung festzuhalten. </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="7"/> Diese Ausf&#252;hrungen h&#228;tten es nahegelegt, den Betroffenen vom pers&#246;nlichen Erscheinen in der Hauptverhandlung zu entbinden. Von ihm war eine weitere Aufkl&#228;rung zum Schuldspruch nicht zu erwarten. Auch kommt es bei der Frage, ob ganz ausnahmsweise von der Verh&#228;ngung eines Fahrverbots unter Erh&#246;hung der Geldbu&#223;e abgesehen werden kann, grunds&#228;tzlich nicht auf den pers&#246;nlichen Eindruck von dem Betroffenen an (vgl. OLG Stuttgart ZfS 2002, 253 und 254 und ZfS 1997, 73; OLG Frankfurt ZfS 1994, 388; Th&#252;ringisches OLG ZfS 1995, 115; zu pauschal Deutscher NZV 1999, 187). </td></tr></table> <table><tr><td/></tr></table> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td> <rd nr="8"/> Bei dieser Sachlage kann dahinstehen, ob die Verfahrensr&#252;ge mit den vom Betroffenen gegebenen weiteren Begr&#252;ndungen durchdringt. </td></tr></table> </td></tr></table>
111,723
lsgsh-2002-12-18-l-4-ka-1002
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 4 KA 10/02
2002-12-18T00:00:00
2018-11-27T02:30:21
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LSGSH:2002:1218.L4KA10.02.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin werden das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 12. Dezember 2001 und der Bescheid des Beklagten vom 28. Dezember 2000 aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Au&#223;ergerichtliche Kosten sind f&#252;r beide Rechtsz&#252;ge nicht zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Die klagende Kassen&#228;rztliche Vereinigung wendet sich gegen die Sonderbedarfszulassung des Beigeladenen zu 5) als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut f&#252;r F. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Der 1941 geborene Beigeladene zu 5) ist Dipl.-Psychologe und bis Ende 2002 als solcher als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und therapeutischer Leiter am Westf&#228;lischen Institut f&#252;r Kinder und Jugendliche in H t&#228;tig gewesen. Aus gesundheitlichen Gr&#252;nden hat er die leitende Funktion aufgegeben und arbeitet seither bei demselben Arbeitgeber in Altersteilzeit in einer Tagesklinik. Seine Ehefrau ist ebenfalls Psychotherapeutin und seit Oktober 1999 in F zugelassen worden, wo seitdem auch der Familienwohnsitz ist. Vorher hatte die Familie in N-W gewohnt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Mit Schreiben vom 17. Dezember 1999 stellte der Beigeladene zu 5) einen Antrag auf Zulassung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut im Wege der Sonderbedarfszulassung in F. Der Planungsbereich Kreisregion Stadt F/Kreis S-F war durch Beschluss des Landesausschusses vom 11. November 1999 f&#252;r die weitere Zulassung von psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten gesperrt worden. Der Beigeladene zu 5) wies darauf hin, dass in F ein Bedarf f&#252;r Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten best&#252;nde. Dort seien nur seine Frau und eine andere Psychotherapeutin zugelassen, die sich auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert h&#228;tten. Die Wartezeit in der Praxis seiner Frau betrage vier bis sechs Monate. In F g&#228;be es au&#223;erdem keinen m&#228;nnlichen Psychotherapeuten. Dies sei aber insbesondere bei der Behandlung von Jungen mit Geschlechts- und Geschlechtsrollenidentit&#228;tsproblemen wichtig. Die Vorsitzende der Kreisstelle best&#228;tigte den Bedarf, da insbesondere ein m&#228;nnlicher Psychotherapeut notwendig sei. Sie sprach sich auch f&#252;r eine Ausnahme von der Altersgrenze aus. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Mit Beschluss vom 14. Juni 2000, ausgefertigt am 26. Juli 2000, lehnte der Zulassungsausschuss die Zulassung des Beigeladenen zu 5) ab. Eine unbillige H&#228;rte l&#228;ge nicht vor, weil dieser nicht aus zwingenden wirtschaftlichen Gr&#252;nden auf die Aus&#252;bung der T&#228;tigkeit als Vertragspsychotherapeut angewiesen sei und die st&#228;ndige Trennung von seiner Familie, die in F lebe, von ihm bzw. seiner Familie selbst herbeigef&#252;hrt worden sei. Die Familie habe sich eine Verbesserung des Gesundheitszustandes von mindestens zwei der f&#252;nf Kinder erhofft und sei deshalb umgezogen. Insoweit k&#246;nne eine unbillige H&#228;rte allein wegen der Trennung des Ehegatten von der Familie nicht als H&#228;rte im Sinne von &#167; 25 Satz 2 &#196;rzte-ZV anerkannt werden. Der Beigeladene zu 5) sei nicht gezwungen, eine fr&#252;here vertragspsychotherapeutische T&#228;tigkeit aufzunehmen, da er nicht niedergelassen gewesen sei. Auch die dargelegte L&#252;cke in der Altersversorgung rechtfertige keine andere Beurteilung des Sachverhalts, weil er mit dem Erreichen der Altersruhegrenze einen Rentenanspruch habe. Der Ausschuss hielt es f&#252;r nicht entscheidungserheblich, ob der Umzug der Familie tats&#228;chlich wegen des Gesundheitszustandes einiger Familienmitglieder erfolgt sei. Jedenfalls sei in der Trennung eine unbillige H&#228;rte nicht zu erkennen. Auf einen Versorgungsbedarf komme es nicht an, weil der Beigeladene zu 5) die grunds&#228;tzlich bestehende Altersgrenze f&#252;r eine Zulassung &#252;berschritten habe. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Gegen diesen Bescheid legte der Beigeladene zu 5) mit am 17. August 2000 eingegangenen Schreiben Widerspruch ein. Er wies darauf hin, dass es im Wesentlichen um die Bewertung der pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse gehe. Aus pers&#246;nlichen Gr&#252;nden habe der Wohnortwechsel erfolgen m&#252;ssen, da sowohl die Ehefrau als auch mindestens zwei der Kinder an Allergien litten, die einen Wohnort am Meer notwendig machten. Durch die Dauerbelastung mit der doppelten Haushaltsf&#252;hrung und der Wahrnehmung der famili&#228;ren Aufgaben und der beruflichen T&#228;tigkeit weit entfernt sei es bei ihm bereits zu gesundheitlichen Problemen gekommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Mit Beschluss vom 16. November 2000, ausgefertigt am 28. Dezember 2000, gab der Beklagte dem Widerspruch statt und lie&#223; den Beigeladenen zu 5) gem&#228;&#223; Nr. 24 a der Bedarfsplanungsrichtlinien &#196;rzte als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut f&#252;r F zu. Eine unbillige H&#228;rte liege vor, da die Arbeits- und Lebensbedingungen sich so belastend darstellten, dass eine Aufgabe der T&#228;tigkeit absehbar sei. Der Beigeladene zu 5) habe glaubhaft dargelegt, dass die durch Trennung von Wohn- und Arbeitsort bzw. Trennung von Familie und Arbeitsort entstandene psychosomatische Belastung zu hohen gesundheitsgef&#228;hrdenden Blutdruckwerten gef&#252;hrt habe, die nur mit erheblichem Medikamenteneinsatz h&#228;tten kontrolliert werden k&#246;nnen. Diese Situation sei einer im Sinne der Rechtsprechung gravierenden beruflichen Situation, etwa der Aufgabe des Berufs, gleichzusetzen. Deshalb sei eine Zulassung trotz Erreichens der Altersgrenze von 55 Jahren wegen unbilliger H&#228;rte m&#246;glich. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p> Gegen diesen Bescheid hat die Kl&#228;gerin am 26. Januar 2001 Klage beim Sozialgericht Kiel erhoben. Sie hat die Auffassung vertreten, dass der Beklagte eine Bedarfspr&#252;fung nach den vom Bundessozialgericht entwickelten Ma&#223;st&#228;ben auch nicht ansatzweise angestellt habe. Er habe sich ausschlie&#223;lich mit der Frage besch&#228;ftigt, ob hier ein Fall der unbilligen H&#228;rte im Sinne von &#167; 25 Satz 2 &#196;rzte-ZV vorliege und dabei &#252;bersehen, dass die Rechtsgrundlage f&#252;r die Sonderbedarfszulassung (Ziffer 24 a der Bedarfsplanungsrichtlinien-&#196;rzte) einen nachweislichen lokalen Versorgungsbedarf voraussetze. Im &#220;brigen liege hier auch keine unbillige H&#228;rte vor, die zur Ausnahme von der Altersgrenze f&#252;hren k&#246;nne, weil der Beigeladene zu 5) nicht gezwungen sei, seinen Arbeitsplatz aufzugeben. Der schlechte gesundheitliche Zustand der T&#246;chter und der damit verbundene Umzug m&#246;ge bedauerlich sein, hiermit k&#246;nne jedoch ebenso wenig eine H&#228;rtefallregelung mit einer Zulassung zur vertrags&#228;rztlichen Versorgung verbunden werden wie mit dem schlechten Gesundheitszustand des Beigeladenen zu 5) selbst. So h&#228;tte sich dieser z. B. bem&#252;hen k&#246;nnen, in der N&#228;he seiner Familie als Angestellter t&#228;tig zu werden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Der Beigeladene zu 5) hat darauf hingewiesen, dass die Kl&#228;gerin -- gemeint: der Zulassungsausschuss -- w&#228;hrend des laufenden Antrags- und Klageverfahrens f&#252;r F eine Sonderbedarfszulassung erteilt und damit selbst einen Bedarf bejaht habe. Weiterhin hat er geltend gemacht, dass trotz seines Alters nicht von einer im Wesentlichen abgeschlossenen beruflichen T&#228;tigkeit ausgegangen werden d&#252;rfe. Er sei erst nach 10-j&#228;hriger Selbstst&#228;ndigkeit und einem Studium &#252;ber den zweiten Bildungsweg in seinen jetzigen Beruf gekommen. Dies m&#252;sse in eine "Gesamtbetrachtung" im Rahmen einer H&#228;rtefallpr&#252;fung einbezogen werden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> Das Sozialgericht hat die Klage mit Urteil vom 12. Dezember 2001 abgewiesen. In den Entscheidungsgr&#252;nden hat es ausgef&#252;hrt, dass der Beigeladene zu 5) einen Anspruch auf Zulassung habe, obwohl er das 55. Lebensjahr vollendet habe. Dies sei zur Vermeidung von unbilligen H&#228;rten erforderlich. Zwar stehe der Beigeladene zu 5) in einem ungek&#252;ndigten Arbeitsverh&#228;ltnis. Dieses sei jedoch mehrere hundert Kilometer von dem Wohnort der Familie entfernt. Dieser Wohnort sei nicht willk&#252;rlich gew&#228;hlt worden. Grund f&#252;r den Umzug nach Schleswig-Holstein sei die gesundheitliche Schw&#228;che der Ehefrau und von zwei T&#246;chtern gewesen, die unter asthmatischen Beschwerden und Allergien litten. Im Hinblick auf deren Gesundheitszustand, das Alter der Kinder und das Alter des Beigeladenen zu 5) sei eine Familienzusammenf&#252;hrung w&#252;nschenswert. Durch die Trennung von Arbeitsst&#228;tte und Wohnort der Familie seien bei dem Beigeladenen zu 5) bereits nicht unwesentliche gesundheitliche Probleme aufgetreten. Angesichts seines beruflichen Lebenslaufes sei ihm auch nicht zuzumuten, sein Arbeitsverh&#228;ltnis in H ohne die reale M&#246;glichkeit aufzugeben, in S-H eine vergleichbare Besch&#228;ftigung zu finden. Wirtschaftliche Aspekte st&#252;nden jedoch nicht im Vordergrund. Eine unbillige H&#228;rte liege vor, wenn der Beigeladene zu 5) auf Kosten seiner Gesundheit zwischen bisherigem Arbeitsort und Familienwohnort hin und her pendele, obwohl ein Bedarf an m&#228;nnlichen Kinder- und Jugendlichen-Therapeuten in F bestehe. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p> Gegen dieses der Kl&#228;gerin am 25. M&#228;rz 2002 zugestellte Urteil richtet sich ihre Berufung, die am 24. April 2002 beim Schleswig-Holsteinischen Landessozialgericht eingegangen ist. Sie h&#228;lt das Urteil des Sozialgerichts f&#252;r nicht &#252;berzeugend und bleibt bei ihrer Rechtsauffassung. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Die Kl&#228;gerin beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"> das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 12. Dezember 2001 sowie den Bescheid des Beklagten vom 28. Dezember 2000 aufzuheben. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Der Beklagte beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> Er h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p> Der Beigeladene zu 5) beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p> Er ist der Auffassung, dass ihm die Zulassung zu Recht erteilt worden sei. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p> Die &#252;brigen Beigeladenen stellen keine Antr&#228;ge. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p> Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird Bezug genommen auf den Inhalt der Gerichtsakten und der Verwaltungsakten der Beklagten. Diese haben vorgelegen und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung, in der der Beigeladene zu 5) insbesondere zu seiner wirtschaftlichen und famili&#228;ren Situation angeh&#246;rt wurde. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p> Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist auch begr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p> Der Beigeladene zu 5) hat keinen Anspruch auf Zulassung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut f&#252;r F, weil er zum Zeitpunkt der Antragstellung die Zulassungsaltersgrenze von 55 Lebensjahren &#252;berschritten hatte und eine Ausnahme zur Vermeidung einer unbilligen H&#228;rte nicht erforderlich ist (&#167; 98 Abs. 2 Nr. 12 SGB V in Verbindung mit &#167; 25 &#196;rzte-ZV). Der Bescheid des Beklagten und das Urteil des Sozialgerichts waren daher aufzuheben. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p> Die Kl&#228;gerin weist zu Recht darauf hin, dass der Beigeladene zu 5) nur dann einen Anspruch auf Zulassung hat, wenn nachweislich ein lokaler Versorgungsbedarf besteht (Ziff. 24 a der Bedarfsplanungsrichtlinien-&#196;rzte) und eine unbillige H&#228;rte im Sinne von &#167; 25 Satz 2 &#196;rzte-ZV vorliegt. Da nach Auffassung des Senats hier keine unbillige H&#228;rte anzunehmen ist, kommt es nicht mehr darauf an, ob ein Versorgungsbedarf zu bejahen ist. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p> Zur H&#228;rtefallregelung des &#167; 25 &#196;rzte-ZV hat das Bundessozialgericht entschieden (Urteil vom 24. November 1993 -- 6 RKa 36/92 --), aus dieser k&#246;nne nicht gefolgert werden, dass die Zulassung in H&#228;rtef&#228;llen im Ermessen der Zulassungsgremien liege oder ihnen zumindest bei der Anwendung des unbestimmten Rechtsbegriffs der unbilligen H&#228;rte ein Beurteilungsspielraum einger&#228;umt sei. Mithin unterliegt die Entscheidung des Beklagten der uneingeschr&#228;nkten &#220;berpr&#252;fung durch den Senat. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p> Weiterhin hat das Bundessozialgericht in dem genannten Urteil betont, dass unter die H&#228;rtefallregelung vor allem solche &#196;rzte fielen, die aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden weiterhin zwingend auf eine Erwerbst&#228;tigkeit angewiesen seien, um eine ausreichende Altersversorgung aufzubauen. Was unter dem Begriff der unbilligen H&#228;rte zu verstehen ist, kann nach diesem Urteil nur aus dem Gesamtzusammenhang und dem Zweck des &#167; 25 &#196;rzte-ZV erschlossen werden. In der Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes zum GRG (Bundestagsdrucksache 11/2237 S. 195 zu &#167; 106 Abs. 2) wird die Einf&#252;hrung der Altersgrenze von 55 Jahren damit gerechtfertigt, dass einerseits der Zustrom &#228;lterer &#196;rzte die Wirtschaftlichkeit der vertrags&#228;rztlichen Versorgung gef&#228;hrde, andererseits der betroffene Personenkreis ein abgeschlossenes vollst&#228;ndiges Berufsleben hinter sich habe und deshalb, von Ausnahmen abgesehen, auf eine Kassenzulassung nicht mehr angewiesen sei. Wo ausnahmsweise ein berechtigtes Interesse an der Teilnahme bestehe -- als Beispiele werden Aussiedler und &#196;rzte aus der DDR sowie &#196;rzte, die aus dem Krankenhaus ausscheiden mussten, genannt --, bleibe die M&#246;glichkeit einer Zulassung aufgrund der H&#228;rteklausel erhalten. Aus diesen Erw&#228;gungen wird deutlich, dass nicht etwa schon die Unm&#246;glichkeit, au&#223;erhalb der vertrags&#228;rztlichen T&#228;tigkeit eine der pers&#246;nlichen Selbstverwirklichung dienende berufliche Best&#228;tigung zu finden, eine unbillige H&#228;rte begr&#252;nden kann, zumal dann die Regelung weitgehend leerliefe (BSG ebenda). Danach sind ausschlie&#223;lich wirtschaftliche Gesichtspunkte bei der H&#228;rtefallregelung ma&#223;geblich. Pers&#246;nliche Aspekte wie der hier geltend gemachte Gesundheitszustand des Beigeladenen zu 5) und der krankheitsbedingte Umzug seiner Familie bleiben au&#223;er Betracht. Auch eine neuere Entscheidung des Bundessozialgerichts (Urteil vom 29. September 1999 -- B 6 KA 22/99 R) best&#228;tigt dies. Dort wird verlangt, dass der Arzt in dem insoweit ma&#223;geblichen Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Tatsachengericht aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden existentiell auf die Aus&#252;bung der vertrags&#228;rztlichen T&#228;tigkeit angewiesen ist. Nach dieser Rechtsprechung, der der Senat folgt, hat der Beigeladene zu 5) keinen Zulassungsanspruch, weil er am Tage der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat einen Arbeitsplatz innehatte. Auch wenn er jetzt in Altersteilzeit t&#228;tig ist und die leitende Funktion aufgeben musste, ist seine wirtschaftliche Existenz nicht bedroht. Das Bundessozialgericht hat den betreffenden Arzt in der oben genannten Entscheidung sogar auf die vorgezogene Altersrente (mit Abschl&#228;gen) verwiesen, auf die auch der Beigeladene zu 5) Anspruch bei Aufgabe seiner jetzigen T&#228;tigkeit h&#228;tte. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p> Das Bundessozialgericht hat bislang unabh&#228;ngig von wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine unbillige H&#228;rte bei &#196;rzten nur dann in Betracht gezogen, wenn sie ihre vertrags&#228;rztliche T&#228;tigkeit unfreiwillig, etwa wegen Krankheit oder aus anderen zwingenden Gr&#252;nden, aufgeben mussten und sp&#228;ter, nachdem diese Umst&#228;nde weggefallen sind, wieder zugelassen werden wollten (BSG, oben genanntes Urteil vom 24. November 1993). Da der Beigeladene zu 5) noch nie zugelassen war, kommt eine unbillige H&#228;rte aus diesen oder vergleichbaren Gr&#252;nden schon deshalb hier nicht in Betracht. Daher hat er keinen Anspruch auf Zulassung. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p> Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 20. M&#228;rz 2001 (1 BvR 491/96) keine Bedenken an der dargestellten n&#228;heren Konkretisierung des unbestimmten Rechtsbegriffs "unbillige H&#228;rte" durch die vom Senat &#252;bernommene Rechtsprechung des Bundessozialgerichts ge&#228;u&#223;ert. Da eine unbillige H&#228;rte in diesem Sinne nicht vorliegt, hat die Berufung der Kl&#228;gerin Erfolg. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 Abs. 1 und Abs. 4 Sozialgerichtsgesetz (SGG). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p> Der Senat hat die Revision gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 SGG zugelassen zur Kl&#228;rung der Rechtsfrage, ob au&#223;er wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch andere pers&#246;nliche Gr&#252;nde die Annahme einer unbilligen H&#228;rte im Sinne von &#167; 25 &#196;rzte-ZV rechtfertigen. </p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
127,981
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5c C 241/02
2002-07-10T00:00:00
2019-01-07T09:27:26
2019-01-17T11:48:52
Urteil
<h2>Tenor</h2> <p> 1. Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin einen Betrag in H&#246;he von <strong>121,25 EUR</strong> nebst Zinsen in H&#246;he von 5 %-Punkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 01.03.2002 zu zahlen. </p> <p/> <p>2. Die Beklagten tragen als Gesamtschuldner die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p/> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p/> <h2>Tatbestand</h2> <p> <rd nr="1"/> Auf die Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 313 Abs. 1, Satz 1 ZPO verzichtet. </p> <p/> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <p> <rd nr="2"/> Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. </p> <p/> <p> <rd nr="3"/> Die Kl&#228;gerin kann von den Beklagten gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 6 Entgeltfortzahlungsgesetz, 7 Abs. 1 StVG einen weiteren Betrag in H&#246;he von 121,25 EUR als Schadensersatz beanspruchen. </p> <p/> <p> <rd nr="4"/> Entgegen der Auffassung der Beklagten kommt es vorliegend nach der Auffassung des Gerichts nicht darauf an, ob sich die Beklagten bez&#252;glich der Zahlung des streitgegenst&#228;ndlichen Betrages in Verzug befanden oder nicht. </p> <p/> <p> <rd nr="5"/> Grunds&#228;tzlich geh&#246;ren die zur Durchsetzung eines Schadensersatzanspruches notwendigen Anwaltskosten zu den vom Sch&#228;diger zu erstattenden Kosten. </p> <p/> <p> <rd nr="6"/> Die Beklagten sind daher aufgrund der unstreitigen Haftung bez&#252;glich der Folgen des streitgegenst&#228;ndlichen Verkehrsunfalls gem&#228;&#223; &#167; 7 StVG, 3 Nr. 1 PflVG verpflichtet, die ad&#228;quat verursachten Sch&#228;den auszugleichen. </p> <p/> <p> <rd nr="7"/> Zu diesen ad&#228;quat verursachten Sch&#228;den geh&#246;ren auch die notwendigen Kosten der Rechtsverfolgung. </p> <p/> <p> <rd nr="8"/> Zwar hat vorliegend nicht der bzw. die Gesch&#228;digte selbst die Ersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber den Beklagten geltend gemacht, sondern vorliegend handelt es sich vielmehr um Kosten, die vom Arbeitgeber der Gesch&#228;digten aufgrund eines &#252;bergegangenen Anspruchs geltend gemacht werden. </p> <p/> <p> <rd nr="9"/> Dies ist nach der Auffassung des Gerichts jedoch unsch&#228;dlich. </p> <p/> <p> <rd nr="10"/> Entscheidend ist nur, dass es sich bei den geltend gemachten Anwaltskosten um einen Folgeschaden des streitgegenst&#228;ndlichen Verkehrsunfalls handelt, f&#252;r den die Beklagten unstreitig in voller H&#246;he einzustehen haben. </p> <p/> <p> <rd nr="11"/> Es kann dabei nach der Auffassung des Gerichts keinen Unterschied machen, ob dieser zu ersetzende Folgeschaden in der Person des unmittelbar Gesch&#228;digten oder aber in der Person desjenigen eingetreten ist, auf den der unmittelbare Schaden durch eine Abtretung oder kraft Gesetzes &#252;bergegangen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="12"/> Die Anwaltskosten w&#228;ren vorliegend nur dann nicht zu erstatten gewesen, wenn die Inanspruchnahme eines Rechtsanwaltes zur Durchsetzung des Anspruches vorliegend &#252;berhaupt nicht erforderlich gewesen w&#228;re. </p> <p/> <p> <rd nr="13"/> Dies ist regelm&#228;&#223;ig bei einfach gelagerten F&#228;llen der Fall. </p> <p/> <p> <rd nr="14"/> Auch bei einfach gelagerten F&#228;llen sind die Anwaltskosten aber dann zu erstatten, wenn der Gesch&#228;digte gesch&#228;ftlich ungewandt ist oder die Schadensregulierung verz&#246;gert wird. </p> <p/> <p> <rd nr="15"/> Die Kl&#228;gerin war vorliegend zwar nicht gesch&#228;ftlich ungewandt, so dass es insoweit einer Beauftragung eines Rechtsanwaltes nicht bedurft h&#228;tte. </p> <p/> <p> <rd nr="16"/> Entscheidend ist aber, dass es bei der Regulierung des Schadens zu einer Verz&#246;gerung gekommen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="17"/> Dabei ist diese Verz&#246;gerung zwar nicht bez&#252;glich der Regulierung der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Positionen eingetreten. </p> <p/> <p> <rd nr="18"/> Entscheidend und ausreichend ist nach der Auffassung des Gerichts aber, dass es bei der Regulierung der von der Zeugin Sabine Greff geltend gemachten Sch&#228;den zu Verz&#246;gerungen gekommen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="19"/> Die Kl&#228;gerin hat Anspr&#252;che gegen&#252;ber den Beklagten geltend gemacht, die von der Zeugin Sabine Greff auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen sind. </p> <p/> <p> <rd nr="20"/> Gegen&#252;ber der Zeugin Sabine Greff wurde der Schaden nur verz&#246;gert reguliert, da der Beklagte zu 1) gegen&#252;ber der Beklagten zu 2) die notwendigen Ausk&#252;nfte nicht erteilt hat. </p> <p/> <p> <rd nr="21"/> Aus Sicht der Kl&#228;gerin war deshalb die Beauftragung eines Rechtsanwaltes notwendig, weil auch bez&#252;glich der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Positionen eine verz&#246;gerliche Regulierung und damit zusammenh&#228;ngende Schwierigkeiten zu erwarten waren. </p> <p/> <p> <rd nr="22"/> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 ZPO. </p> <p/> <p> <rd nr="23"/> Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit resultiert aus den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 1. Alternative, 713 ZPO. </p> <p/> <p> <rd nr="24"/> Der Streitwert des Verfahrens wird auf <strong>121,25 EUR</strong> festgesetzt. </p> <p/> <p> <rd nr="25"/> Die Berufung gegen das Urteil wird gem&#228;&#223; &#167; 511 Abs. 4 ZPO nicht zugelassen. </p> <h2>Gründe</h2> <p> <rd nr="2"/> Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. </p> <p/> <p> <rd nr="3"/> Die Kl&#228;gerin kann von den Beklagten gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 6 Entgeltfortzahlungsgesetz, 7 Abs. 1 StVG einen weiteren Betrag in H&#246;he von 121,25 EUR als Schadensersatz beanspruchen. </p> <p/> <p> <rd nr="4"/> Entgegen der Auffassung der Beklagten kommt es vorliegend nach der Auffassung des Gerichts nicht darauf an, ob sich die Beklagten bez&#252;glich der Zahlung des streitgegenst&#228;ndlichen Betrages in Verzug befanden oder nicht. </p> <p/> <p> <rd nr="5"/> Grunds&#228;tzlich geh&#246;ren die zur Durchsetzung eines Schadensersatzanspruches notwendigen Anwaltskosten zu den vom Sch&#228;diger zu erstattenden Kosten. </p> <p/> <p> <rd nr="6"/> Die Beklagten sind daher aufgrund der unstreitigen Haftung bez&#252;glich der Folgen des streitgegenst&#228;ndlichen Verkehrsunfalls gem&#228;&#223; &#167; 7 StVG, 3 Nr. 1 PflVG verpflichtet, die ad&#228;quat verursachten Sch&#228;den auszugleichen. </p> <p/> <p> <rd nr="7"/> Zu diesen ad&#228;quat verursachten Sch&#228;den geh&#246;ren auch die notwendigen Kosten der Rechtsverfolgung. </p> <p/> <p> <rd nr="8"/> Zwar hat vorliegend nicht der bzw. die Gesch&#228;digte selbst die Ersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber den Beklagten geltend gemacht, sondern vorliegend handelt es sich vielmehr um Kosten, die vom Arbeitgeber der Gesch&#228;digten aufgrund eines &#252;bergegangenen Anspruchs geltend gemacht werden. </p> <p/> <p> <rd nr="9"/> Dies ist nach der Auffassung des Gerichts jedoch unsch&#228;dlich. </p> <p/> <p> <rd nr="10"/> Entscheidend ist nur, dass es sich bei den geltend gemachten Anwaltskosten um einen Folgeschaden des streitgegenst&#228;ndlichen Verkehrsunfalls handelt, f&#252;r den die Beklagten unstreitig in voller H&#246;he einzustehen haben. </p> <p/> <p> <rd nr="11"/> Es kann dabei nach der Auffassung des Gerichts keinen Unterschied machen, ob dieser zu ersetzende Folgeschaden in der Person des unmittelbar Gesch&#228;digten oder aber in der Person desjenigen eingetreten ist, auf den der unmittelbare Schaden durch eine Abtretung oder kraft Gesetzes &#252;bergegangen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="12"/> Die Anwaltskosten w&#228;ren vorliegend nur dann nicht zu erstatten gewesen, wenn die Inanspruchnahme eines Rechtsanwaltes zur Durchsetzung des Anspruches vorliegend &#252;berhaupt nicht erforderlich gewesen w&#228;re. </p> <p/> <p> <rd nr="13"/> Dies ist regelm&#228;&#223;ig bei einfach gelagerten F&#228;llen der Fall. </p> <p/> <p> <rd nr="14"/> Auch bei einfach gelagerten F&#228;llen sind die Anwaltskosten aber dann zu erstatten, wenn der Gesch&#228;digte gesch&#228;ftlich ungewandt ist oder die Schadensregulierung verz&#246;gert wird. </p> <p/> <p> <rd nr="15"/> Die Kl&#228;gerin war vorliegend zwar nicht gesch&#228;ftlich ungewandt, so dass es insoweit einer Beauftragung eines Rechtsanwaltes nicht bedurft h&#228;tte. </p> <p/> <p> <rd nr="16"/> Entscheidend ist aber, dass es bei der Regulierung des Schadens zu einer Verz&#246;gerung gekommen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="17"/> Dabei ist diese Verz&#246;gerung zwar nicht bez&#252;glich der Regulierung der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Positionen eingetreten. </p> <p/> <p> <rd nr="18"/> Entscheidend und ausreichend ist nach der Auffassung des Gerichts aber, dass es bei der Regulierung der von der Zeugin Sabine Greff geltend gemachten Sch&#228;den zu Verz&#246;gerungen gekommen ist. </p> <p/> <p> <rd nr="19"/> Die Kl&#228;gerin hat Anspr&#252;che gegen&#252;ber den Beklagten geltend gemacht, die von der Zeugin Sabine Greff auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen sind. </p> <p/> <p> <rd nr="20"/> Gegen&#252;ber der Zeugin Sabine Greff wurde der Schaden nur verz&#246;gert reguliert, da der Beklagte zu 1) gegen&#252;ber der Beklagten zu 2) die notwendigen Ausk&#252;nfte nicht erteilt hat. </p> <p/> <p> <rd nr="21"/> Aus Sicht der Kl&#228;gerin war deshalb die Beauftragung eines Rechtsanwaltes notwendig, weil auch bez&#252;glich der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Positionen eine verz&#246;gerliche Regulierung und damit zusammenh&#228;ngende Schwierigkeiten zu erwarten waren. </p> <p/> <p> <rd nr="22"/> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 ZPO. </p> <p/> <p> <rd nr="23"/> Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit resultiert aus den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 1. Alternative, 713 ZPO. </p> <p/> <p> <rd nr="24"/> Der Streitwert des Verfahrens wird auf <strong>121,25 EUR</strong> festgesetzt. </p> <p/> <p> <rd nr="25"/> Die Berufung gegen das Urteil wird gem&#228;&#223; &#167; 511 Abs. 4 ZPO nicht zugelassen. </p>
111,719
ag-flensburg-2002-07-09-62-c-4502
{ "id": 1039, "name": "Amtsgericht Flensburg", "slug": "ag-flensburg", "city": 629, "state": 17, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
62 C 45/02
2002-07-09T00:00:00
2018-11-27T02:30:20
2019-01-17T11:35:38
Urteil
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.408,09 &#8364; (2.753,98 DM) nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz der EZB seit dem 06.10.2001 zu zahlen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.600&#8364; vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin begehrt von der Beklagten Auszahlung eines Sparguthabens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Das Sparbuch war der Kl&#228;gerin von ihrem Mieter ... unter Abtretung des Anspruches auf Auszahlung des Guthabens zur Sicherung der Anspr&#252;che aus einem Mietverh&#228;ltnis &#252;ber R&#228;umlichkeiten auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin ... &#252;bergeben worden. Nachdem ... am 20.04.2001 Verlust des Sparbuches bei der Beklagten angezeigt hatte, wurde ihm ohne Durchf&#252;hrung eines Aufgebotsverfahrens ein neues Sparbuch ausgestellt und das Guthaben darin ausgewiesen. Dieses lie&#223; er sich unter Vorlage des neuen Sparbuches in der Folgezeit in zwei Raten auszahlen. Das Guthaben betrug 2.753,98 DM.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin legte nach Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses wegen ihrer titulierten Forderungen gegen den Mieter ... in H&#246;he von 18.325,39 DM das Sparbuch bei der Beklagten vor und begehrte Auszahlung des Sparguthabens, was die Beklagte jedoch verweigerte. Sie berief sich auf &#167; 407 BGB.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>In Nummer 1 Ziffer 3 der Bedingungen f&#252;r Sparkonten ist aufgef&#252;hrt: Bei Auszahlungen ist das Sparbuch vorzulegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin meint, die Zahlung der Beklagten an Herrn ... habe keine schuldbefreiende Wirkung gehabt. Die Beklagte sei aufgrund ihrer Allgemeinen Sparbuchbedingungen verpflichtet gewesen, sich vor Auszahlung des Guthabens das Sparbuch vorlegen zu lassen bzw. das Aufgebotsverfahren durchzuf&#252;hren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Beklagte zu verurteilen, an sie 1.408,09 Euro (=2.753,98 DM) nebst 5 % Zinsen &#252;ber dem Basiszinssatz der EZB seit dem 06.10.2001 zu zahlen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Sie meint, sie habe das Guthaben mit schuldbefreiender Wirkung an den Sparer ausgezahlt, weil sie die Abtretung mangels Offenlegung nicht gegen sich gelten lassen m&#252;sse. Der Sparer habe glaubhaft erkl&#228;rt, dass das Sparbuch abhanden gekommen sei. Mit der Anzeige des Verlustes entfalle die Legitimationswirkung des Sparbuches, eine Zahlung daraus k&#246;nne nicht mehr erfolgen. Aufgrund der Verlustanzeige sei das bisherige Sparkonto aus Sicherheitsgr&#252;nden geschlossen und unter neuer Nummer fortgef&#252;hrt worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und deren Anlagen Bezug genommen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Klage hat Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin kann Zahlung in H&#246;he des Guthabens aus dem Sparbuch verlangen, weil die Beklagte nicht mit befreiender Wirkung an den urspr&#252;nglichen Gl&#228;ubiger ... bezahlt hat. Die Kl&#228;gerin war unstreitig Inhaberin der Forderung dadurch geworden, dass der Mieter ... ihr die Forderung abgetreten und das Sparbuch &#252;bergeben hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat die Forderung durch Auszahlung an den vorherigen Gl&#228;ubiger ... beglichen, aber nicht mit befreiender Wirkung der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber, denn die neue Gl&#228;ubigerin, die Kl&#228;gerin, muss die Leistung nicht gegen sich gelten lassen. Die Beklagte kann sich nicht wirksam auf &#167; 407 BGB berufen. Danach muss zwar der neue Gl&#228;ubiger die Leistung der Schuldnerin an den alten Gl&#228;ubiger gegen sich gelten lassen, wenn der Schuldnerin die Abtretung bei der Leistung nicht bekannt war. Dies war hier der Fall, die Abtretung der Forderung war der Beklagten nicht angezeigt worden. Der Zeuge ... hatte die Abtretung und &#220;bergabe des Sparbuches an die Kl&#228;gerin vielmehr verschwiegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Eine Benachrichtigung der Beklagten war aus Sicht der Kl&#228;gerin allerdings auch nicht erforderlich, weil die Beklagte nur gegen Vorlage des Sparbuches auszahlen durfte. Dies ergibt sich aus den Bedingungen f&#252;r Sparkonten Nr. 1 Abs. 3. Das Gericht folgt der Rechtsprechung der Oberlandesgerichte Hamm (WM 1984, 801) und D&#252;sseldorf (NJW-RR 1991, 1337). Danach kann sich eine Bank auf die Schuldnerschutzvorschrift des &#167; 407 BGB trotz Unkenntnis von der Abtretung dann nicht berufen, wenn sich der neue Gl&#228;ubiger nach den Sparbedingungen darauf verlassen durfte, dass die Bank nur gegen Vorlage des Sparbuches leisten werde. Wegen der Begr&#252;ndung im einzelnen wird auf die zitierten Entscheidung Bezug genommen, denen das Gericht in vollem Umfange folgt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der Hinweis der Beklagten, dass Verf&#252;gungen &#252;ber Sparguthaben auch ohne Vorlage des Sparbuches vorgenommen werden k&#246;nnen, wenn der Verlust des Sparbuches angezeigt worden ist, geht fehl. Das Bundesaufsichtsamt hat Verf&#252;gungen &#252;ber Sparkonten auch ohne Vorlage des Sparbuches und &#220;berweisungen in Ausnahmef&#228;llen f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt. Wenn aber die Bank selber sich in ihren Bedingungen f&#252;r Sparkonten dahin festgelegt hat, dass f&#252;r eine Auszahlung die Vorlage des Sparbuches erforderlich ist, ist sie daran gebunden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>In dem vorliegenden Fall weist die Beklagte daraufhin, dass der Zeuge ... die Auszahlung ja nicht ohne Vorlage eines Sparbuches erhalten habe, vielmehr das neue Sparbuch vorgelegt habe. Dies ist aber nur eine formale Position. Er hat sich das neue Sparbuch erschlichen. Dies ist ihm nicht berechtigterweise ausgestellt worden, weil das erste nicht tats&#228;chlich verloren gegangen war. Die Ausstellung des neuen Sparbuches und &#220;bertragung des vorhandenen Guthabens auf das neue Sparkonto ohne Vorlage des Sparbuches und ohne Durchf&#252;hrung eines Aufgebotverfahrens ist wie eine Auszahlung ohne Sparbuch zu behandeln, weil dadurch letztlich das gleiche Ergebnis eintritt. Der Zeuge ... hat ohne Vorlage des alten Sparbuches ein neues Sparbuch erlangt, das er vorgelegt hat, um die Zahlung zu erhalten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Nach alledem war der Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO stattzugeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 709 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
127,977
ag-saarbrucken-2002-05-07-40-f-14002-wh
{ "id": 924, "name": "Amtsgericht Saarbrücken", "slug": "ag-saarbrucken", "city": 561, "state": 14, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
40 F 140/02 WH
2002-05-07T00:00:00
2019-01-07T09:27:23
2019-01-17T11:48:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Unter Abweisung der Antr&#228;ge der Beteiligten im &#220;brigen wird f&#252;r die Dauer ihres Getrenntlebens</p> <p>a) der Antragstellerin das Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss das bisherige Elternschlafzimmer, das Kinderzimmer und die K&#252;che,</p> <p>b) dem Antragsgegner das zweite Obergeschoss und im ersten Obergeschoss das kleinste Zimmer des in der gelegenen ehelichen Hauses jeweils zur alleinigen Benutzung zugewiesen.</p> <p>2. Jeder Beteiligte hat die dem anderen Beteiligten zur alleinigen Nutzung zugewiesenen R&#228;ume zu r&#228;umen und an diesen herauszugeben.</p> <p>3. Die Verfahrenskosten fallen den Beteiligten jeweils zur H&#228;lfte zur Last.</p> <p>4. Gesch&#228;ftswert: 2.100 EUR.</p> <h2>Gründe</h2> <p> <rd nr="1"/> I. Die Beteiligten sind Ehegatten. Sie leben seit September 2001 mit ihrer gemeinsamen Tochter , innerhalb des ihnen beiden gemeinsam geh&#246;renden ehelichen Hauses voneinander getrennt. Sie haben dabei die Benutzung des Hauses in der aus dem Tenor zu 1) ersichtlichen Weise geregelt, wobei das Kinderzimmer alleine und die Ehegatten lediglich das Bad/WC und den dahin f&#252;hrenden Flur sowie das Treppenhaus und die Kellerr&#228;ume gemeinsam benutzen. </p> <p> <rd nr="2"/> Die Antragstellerin beantragt, </p> <p> <rd nr="3"/> ihr das eheliche Haus f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens der Parteien zur alleinigen Benutzung zuzuweisen. </p> <p> <rd nr="4"/> Der Antragsgegner tr&#228;gt auf </p> <p> <rd nr="5"/> Abweisung dieses Antrags, </p> <p> <rd nr="6"/> hilfsweise f&#252;r den Fall des Erkennens auf den Antrag der Antragstellerin darauf an, </p> <p> <rd nr="7"/> dieser die Zahlung einer Nutzungsentsch&#228;digung von 350 EUR an ihn aufzugeben. </p> <p> <rd nr="8"/> Das Gericht hat die Beteiligten, das Kind und das Jugendamt m&#252;ndlich angeh&#246;rt. Die Beteiligten haben sich damit einverstanden erkl&#228;rt, dass der gesamte Akteninhalt des zwischen den Parteien ebenfalls vor dem erkennenden Richter gef&#252;hrten Parallelverfahrens im hiesigen Verfahren verwertet wird. Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt dieser und hiesiger Akte Bezug genommen. </p> <p> <rd nr="9"/> II. Die wechselseitig gestellten Antr&#228;ge haben jeweils nur teilweise Erfolg. </p> <p/> <p> <rd nr="10"/> 1. Die Wohnung ist f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens der Ehegatten zwischen ihnen aufzuteilen: </p> <p> <rd nr="11"/> Eine alleinige Zuweisung an den Ehemann ist nicht begehrt. An die Ehefrau kommt sie nicht in Betracht, da das Gericht dies nach Abw&#228;gung der Umst&#228;nde des vorliegenden Falles f&#252;r unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig (zu diesem Kriterium siehe Schwab/Maurer, Handbuch des Scheidungsrechts, 4. Aufl. Kap. VIII Rn. 92 m.w.N.) h&#228;lt. Dabei verkennt das Gericht nicht, dass die insoweit ma&#223;gebliche Eingriffsschwelle durch die &#196;nderung der Vorschrift des &#167; 1361b BGB durch das Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der &#220;berlassung der Ehewohnung bei Trennung vom 17.12.2001 (BGBl. I Nr. 67) herabgesetzt wurde und eine Zuweisung der Ehewohnung nunmehr keine "schwere", sondern nur noch eine "unbillige" H&#228;rte voraussetzt, &#167; 1361b Abs. 1 Satz 1 BGB, und dass eine unbillige H&#228;rte auch dann gegeben sein kann, wenn das Wohl im Haushalt lebender Kinder beeintr&#228;chtigt sein ist (&#167; 1361b Abs. 1 Satz 2 BGB n. F.). </p> <p/> <p> <rd nr="12"/> a) Der Gesetzgeber beabsichtigte mit dem Begriffswechsel indes vordringlich, durch Herabsetzung der Eingriffsschwelle zugunsten des misshandelten Ehegatten und/oder der in Hausgemeinschaft lebenden Kinder ein rasches Einschreiten des Familiengerichts zu erm&#246;glichen (Palandt/Bruderm&#252;ller, BGB, Erg&#228;nzungsband zur 61. Aufl., BGB &#167; 1361b Rn. 8). Der Wechsel hin zur unbilligen H&#228;rte soll die zur Effektuierung des Schutzes vor h&#228;uslicher Gewalt modifizierte Zielrichtung des Gesetzes verdeutlichen und zu diesem Zweck die Schwelle f&#252;r die Anwendung der Norm gegen&#252;ber der "strengen" Rechtsprechung absenken (BT-Drucks. 14/5429 S. 21, 33). Bei Gewalttaten unter Ehegatten einschlie&#223;lich der widerrechtlichen Drohung mit Gewalttaten soll grunds&#228;tzlich ein Anspruch des verletzten Ehegatten auf &#220;berlassung der gesamten Wohnung bestehen (Palandt/Bruderm&#252;ller, a.a.O.). </p> <p> <rd nr="13"/> b) Gewaltanwendungen des Antragsgegners sind weder von der Antragstellerin mit Substanz geltend gemacht worden noch sonst ersichtlich. </p> <p/> <p> <rd nr="14"/> Das Wohl der im Haushalt lebenden Kinder war bereits vor der Gesetzes&#228;nderung vorrangig zu ber&#252;cksichtigendes Kriterium, wenn dieser Umstand auch durch seine nunmehrige ausdr&#252;cklicher Erw&#228;hnung zus&#228;tzliches Gewicht erlangt. Die Bed&#252;rfnisse der Kinder an einer geordneten, ruhigen und entspannten Familiensituation haben eindeutig Vorrang, auch ist eine schwere Gesundheitsgef&#228;hrdung der Kinder nicht Voraussetzung. Schon andauernde Spannungen und Streitereien zwischen den Eltern k&#246;nnen anerkannterma&#223;en zu seelischen Sch&#228;den f&#252;r die Kinder f&#252;hren. Ma&#223;geblich ist daher, ob ein ertr&#228;gliches Miteinander im H&#228;uslichen Bereich noch m&#246;glich ist oder ob die h&#228;usliche Atmosph&#228;re nachhaltig und voraussichtlich irreversibel gest&#246;rt ist (Palandt/ Bruderm&#252;ller, a.a.0. Rn. 11) und das Kind hierdurch erheblichen Schaden zu nehmen droht, so dass das Kindeswohl (&#167; 1697a BGB) beeintr&#228;chtigt wird. </p> <p/> <p> <rd nr="15"/> bb) Es ist hier indes - gerade im Interesse - beiden Beteiligten zumutbar, ihnen auch Beitr&#228;ge f&#252;r eine wohnatmosph&#228;rischen Beruhigung abzuverlangen (OLG Frankfurt FamRZ 1987, 159). Denn hat in ihrer Anh&#246;rung bekundet, &#246;fters abends noch zu ihrem Vater hochzugehen, wonach ihre Mutter sie "nicht mehr ins Bett" kriegt. Dies beweist zur &#220;berzeugung des Gerichts, dass ihr Vater einiges bedeutet und sie auch gerne zu ihm nach oben geht. Es w&#228;re derzeit kontraproduktiv, dieser M&#246;glichkeit zu berauben. Ein ertr&#228;gliches Nebeneinander der Beteiligten ist nach dem Ergebnis der Anh&#246;rungen gew&#228;hrleistet (dazu OLG Hamm, FamRZ 1989, 739; Finger, NJW 1987, 1001), insbesondere streiten sich die Ehegatten seit der ersten Anh&#246;rung im M&#228;rz 2002 ausweislich der Kindesanh&#246;rung nicht mehr. Dass sich in Trennung lebende Eheleute "anschweigen", ist der Regelfall, der f&#252;r sich genommen nicht eine Wegweisung eines Ehegatten rechtfertigt. Denn Unannehmlichkeiten und auch gewisse Bel&#228;stigungen treten im Zusammenhang mit einer in Aufl&#246;sung befindlichen Ehe regelm&#228;&#223;ig auf (OLG Hamburg FamRZ 1993, 190). geht damit bislang auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gut um, schulische Auff&#228;lligkeiten sind nicht entstanden und ihre Bef&#252;rchtung, ihre Eltern k&#246;nnten sich wieder streiten, scheint dem Gericht nicht so gro&#223; zu sein, als dass hierdurch psychischen Schaden n&#228;hme. </p> <p> <rd nr="16"/> Die F&#228;higkeit der Eltern, sich im Interesse zusammenzurei&#223;en und das in diesem Rahmen notwendige Ma&#223; an R&#252;cksichtnahme der Ehegatten aufeinander (Rahm/K&#252;nkel/Niepmann, Handbuch des Familiengerichtsverfahrens, Rz. IV 218) ist hier gegeben, da die Eheleute sich bez&#252;glich des einzig gemeinsam benutzten Bades/ WC arrangiert haben. Aus diesem Grunde und weil nur ein WC im Haus existiert, kam auch eine zeitlich gestaffelte Nutzungszuweisung des Bades/WC nicht in Frage. Das Haus ist auch gro&#223; genug, um zwischen den Beteiligten aufgeteilt werden zu k&#246;nnen. Die verbleibenden blo&#223;en Unbequemlichkeiten sind hinzunehmen (vgl. Palandt/Diederichsen, BGB, 61. Aufl., &#167; 1361b Rn. 5). Ber&#252;cksichtigt werden musste auch, dass die Ehegatten nicht in &#252;berdurchschnittlichen Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen leben. Ein weiteres Indiz f&#252;r die Zumutbarkeit dieser L&#246;sung ist, dass die Antragstellerin trotz ihrer psychischen Erkrankung mit den zwangsl&#228;ufig entstandenen trennungsbedingten Belastungen nach dem Eindruck, den sie bei ihrer Anh&#246;rung gemacht hat und auch nach den Bekundungen ihres behandelnden Facharztes f&#252;r Psychiatrie recht gut zurecht kommt. </p> <p> <rd nr="17"/> Den Bedenken des Jugendamtes, es m&#252;sse langfristig im Interesse eine klare Regelung getroffen werden, mag im Rahmen der Ehescheidung der Parteien Rechnung getragen werden. </p> <p/> <p> <rd nr="18"/> 2. Die Festsetzung einer Nutzungsverg&#252;tung wegen der &#252;berwiegenden Nutzung des beiden Parteien gemeinsam geh&#246;renden ehelichen Hauses durch die Antragstellerin h&#228;lt das Gericht dagegen nicht f&#252;r billig (&#167; 1361 b Abs. 3 S&#228;tze 1 und 2 BGB n. F.). Es lie&#223; sich dabei von der Erw&#228;gung leiten, dass die Antragstellerin ausweislich des beim Beiheft Versorgungsausgleich des Scheidungsverfahrens befindlichen Versicherungsverlaufs Berufsunf&#228;higkeitsrente bezieht und mangels Unterhaltszahlungen des Antragsgegners auch nicht leistungsf&#228;hig ist (OLG K&#246;ln FamRZ 1997, 943). Auch betreut sie die ehegemeinsame Tochter, die mit ihr die ihr zugewiesenen R&#228;ume des ehelichen Hauses bewohnt. Dem steht nicht entgegen, dass der Antragsgegner derzeit die Hauslasten alleine tr&#228;gt. </p> <p> <rd nr="19"/> III. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 18a, 20 HausratsV0. Dem Gericht erschien es nicht angebracht, eine Erstattung der entstandenen au&#223;ergerichtlichen Kosten anzuordnen. </p> <p> <rd nr="20"/> Die Festsetzung des Gesch&#228;ftswertes beruht auf der analogen Anwendung der &#167;&#167; 20 Abs. 2 Satz 2 GKG, 620 Satz 1 Nr. 7 ZPO, weshalb der dreimonatige Kaltmietwert ma&#223;geblich ist (OLG Saarbr&#252;cken, Beschluss vom 23.7.1997 - 6 WF 39/97 und vom 7.1.1994 - 9 WF 111/94). </p>
127,976
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{ "id": 924, "name": "Amtsgericht Saarbrücken", "slug": "ag-saarbrucken", "city": 561, "state": 14, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
1 II 173/01 WEG
2002-04-29T00:00:00
2019-01-07T09:27:22
2019-01-17T11:48:52
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag vom 03.12.2001 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2. Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens. Eine au&#223;ergerichtliche Kostenerstattung findet nicht statt.</p> <p>3. Der Gesch&#228;ftswert wird auf 7.443,33 EURO (= 14.556,88 DM) festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>Im Jahr 1993 versicherte der fr&#252;here Verwalter das Geb&#228;ude der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft, durch eine Geb&#228;udeversicherung mit einer Selbstbeteiligung von 1&#8240;, d.h. zum damaligen Stand von 9.398,00 DM. Dies teilte er in der Wohnungseigent&#252;merversammlung vom 19.05.1994 mit. Niemand erhob Widerspruch. Der Verwalter wurde entlastet.</p> <p><rd nr="2"/>In der Teilungserkl&#228;rung vom 23.07.1974 ist unter &#167; 6 Abs. 1 aufgenommen, dass jeder Wohnungseigent&#252;mer sein Sondereigentum auf seine Kosten instandzuhalten und instandzusetzen hat und diese Verpflichtung auch die Leitungen aller Art von der Abzweigung an betrifft. In &#167; 6 Abs. 3 der Teilungserkl&#228;rung ist aufgenommen, dass der Verwalter das gesamte Grundst&#252;ck zum gleitenden Neuwert mit Zusatzversicherung in H&#246;he der Wiederherstellungskosten gegen Feuer-, Wasser- und Frostsch&#228;den zu versichern hat.</p> <p><rd nr="3"/>In den Jahren 1999/2000 traten im Bereich von Sondereigentum drei Leitungswassersch&#228;den auf. Wegen des vereinbarten Selbstbehaltes erstattete die Geb&#228;udeversicherung den Schaden nicht vollst&#228;ndig. Insgesamt 14.557,88 DM wurden nicht &#252;bernommen.</p> <p><rd nr="4"/>Der Verwalter nahm diesen Betrag in die Nebenkostenabrechnung des Jahres 2000 auf und legte diesen auf die Wohnungseigent&#252;mer nach dem Wohnungseigentumsanteil um. In der Wohnungseigent&#252;merversammlung</p> <p><rd nr="5"/>vom 07.11.2001 genehmigten die Wohnungseigent&#252;mer mehrheitlich diese Abrechnung unter TOP 3.</p> <p><rd nr="6"/>Der Antragsteller beantragt</p> <p><rd nr="7"/>den in der Eigent&#252;merversammlung am 07.11.2001 zu Punkt 3 der Tagesordnung gefassten Beschluss, mit dem die Hausgeldabrechnung 2000 genehmigt wurde, f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren betreffend Konto 53 Versicherungsselbstbehalt aus Leitungswassersch&#228;den DM 14.557,88.</p> <p><rd nr="8"/>Die Antragsgegner beantragen,</p> <p><rd nr="9"/>den Antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <p><rd nr="10"/>Wegen der Einzelheiten des Vorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="11"/>Der Antrag war zur&#252;ckzuweisen, weil die beschlossene Nebenkostenabrechnung 2000 auch hinsichtlich der Position "Versicherungsselbstbehalt" einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung entspricht gern. &#167;&#167; 23 Abs. 4, 21 Abs. 5 WEG i.V.m. &#167; 6 der Teilungserkl&#228;rung.</p> <p><rd nr="12"/>Einschl&#228;gig ist vorliegend &#167; 6 Abs. 3 der Teilungserkl&#228;rung, nach dem der Verwalter das gesamte Geb&#228;ude hinsichtlich der Wiederherstellungskosten gegen Wassersch&#228;den zu versichern hat. Nach &#167; 6 Abs. 3 der Teilungserkl&#228;rung ist das gesamte Grundst&#252;ck unabh&#228;ngig von der wohnungseigentumsrechtlichen Zuordnung der Geb&#228;udebestandteile zu versichern. Diese Vereinbarung geht &#252;ber die in &#167; 21 Abs. 5 Nr. 3 WEG angeordnete Versicherungspflicht hinaus, soweit sie auch Sondereigentum der allgemeinen Versicherungspflicht unterstellt. Bereits daraus folgt ein Anspruch der Sondereigent&#252;mer gegen&#252;ber der Eigent&#252;mergemeinschaft auf Erstattung von versicherten Sch&#228;den am Sondereigentum. Die Belastung des Sondereigent&#252;mers mit dem Selbstbehalt w&#252;rde gegen den in der Teilungserkl&#228;rung vereinbarten Anspruch auf Versicherung auch des Sondereigentums und der damit zusammenh&#228;ngenden Pflicht zur Freistellung von entsprechender Kostenlast versto&#223;en.</p> <p><rd nr="13"/>Der Verpflichtung, das Haus gem. &#167; 6 der Teilungserkl&#228;rung zu versichern, ist der Verwalter im Jahr 1993 nachgekommen, allerdings mit einem Selbstbehalt von beinahe 10.000,00 DM. Die Wohnungseigent&#252;mer waren hier&#252;ber informiert und haben dem nicht widersprochen. Dadurch haben sie zum Ausdruck gebracht, dass sie mit der abgeschlossenen Versicherung einverstanden sind, die bis zum Jahr 2000 abgeschlossen war.</p> <p><rd nr="14"/>Dies bedeutet, dass alle Wohnungseigent&#252;mer zusammen mit dem Selbstbehalt im Schadensfall zu belasten sind. Dies folgt im Umkehrschluss daraus, dass in gleichem Umfang - im Verh&#228;ltnis der Wohnungseigentumsanteile- alle Wohnungseigent&#252;mer durch eine Reduzierung der Versicherungspr&#228;mie von dem Selbstbehalt Nutzen haben, solange es nicht zu einem Schaden kommt. Die Wohnungseigent&#252;mer haben sich also im Jahr 1994 dazu entschieden, die Pr&#228;mien f&#252;r alle zu senken, mit dem gleichzeitigen Risiko der Belastung mit dem Selbstbehalt.</p> <p><rd nr="15"/>Dass der Selbstbehalt im Schadensfalle alle Wohnungseigent&#252;mer anteilig treffen sollte, folgt alleine daraus, dass sich vern&#252;nftigerweise keiner der Eigent&#252;mer darauf eingelassen h&#228;tte, mit einem Selbstbehalt von 10.000,00 DM alleine belastet zu werden, obwohl alle Eigent&#252;mer von der niedrigeren Pr&#228;mie profitieren. Der zuf&#228;llige Ort des Schadenseintrittes h&#228;tte dann n&#228;mlich eine extrem ungleiche Kostenbelastung zur Folge, und dies obwohl ein verschuldensunabh&#228;ngiges und damit nicht beherrschbares Risiko durch die Geb&#228;udeversicherung abgesichert werden sollte.</p> <p><rd nr="16"/>Es kommt deshalb f&#252;r Versicherungsf&#228;lle nicht darauf an, ob sie im Bereich des Gemeinschaftseigentums oder im Bereich des Sondereigentums eintreten. Das Geb&#228;ude war einheitlich versichert. Wenn durch die Schadensf&#228;lle nun ein so hoher Selbstbehalt entstanden ist, der die Reduzierung der Versicherungspr&#228;mie von 1994 bis 2000 aufgrund des Selbstbehaltes &#252;bersteigt, und sich damit die gew&#228;hlte Versicherung als nachteilig erweist, trifft dies alle Wohnungseigent&#252;mer anteilig, und nicht den zuf&#228;llig durch ein Schadensereignis Betroffenen.</p> <p><rd nr="17"/>&#167; 6 Abs. 1 der Teilungserkl&#228;rung ist nicht einschl&#228;gig. Er regelt die Kostenverteilung f&#252;r Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten im Bereich des Sondereigentums, losgel&#246;st von Versicherungsf&#228;llen. Die Regelung hinsichtlich der versicherbaren Kosten enth&#228;lt &#167; 6 Abs. 3 der Teilungserkl&#228;rung. Die Argumentation des Antragstellers zu &#167; 6 Abs. 1 geht deshalb fehl.</p> <p><rd nr="18"/>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 47 WEG. Eine Erstattung au&#223;ergerichtliche Kosten war nicht anzuordnen.</p> <p><rd nr="19"/>Der Gesch&#228;ftswert war gem. &#167; 48 WEG auf 7.443,33 EURO (= 14.557,88 DM) festzusetzen.</p>
111,724
lg-kiel-2002-03-01-viii-ks-1201-viii
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
VIII Ks 12/01, VIII Ks (12/01)
2002-03-01T00:00:00
2018-11-27T02:30:21
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:2002:0301.VIIIKS12.01.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Angeklagte wird wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>1 Jahr</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>verurteilt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Vollstreckung der Freiheitsstrafe wird zur Bew&#228;hrung ausgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Angeklagte hat die Kosten des Strafverfahrens einschlie&#223;lich der notwendigen Auslagen des Nebenkl&#228;gers zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p style="text-align:center">(abgek&#252;rzt gem. &#167; 267 Abs. 4 StPO)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Angeklagte wurde am 19. M&#228;rz 1980 in P./Kosovo in Jugoslawien geboren. Seine Eltern, H. und D. H., waren selbst&#228;ndig in der Landwirtschaft t&#228;tig, die Familie verf&#252;gte &#252;ber ein eigenes St&#252;ck Land. Der Angeklagte wuchs als zweitj&#252;ngstes von f&#252;nf Geschwistern auf. Er hat einen 19 Jahre alten Bruder Fi., einen 31 Jahre alten Bruder Fa., eine 24 Jahre alte Schwester F. und eine 26 Jahre alte Schwester I.. Letztere ist verheiratet und lebt in T./Albanien. Den Aufenthalt seiner &#252;brigen Geschwister und seiner Eltern kennt der Angeklagte seit 1999 nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>1987 wurde der Angeklagte im Alter von 7 Jahren in seinem Heimatort eingeschult und besuchte 4 Jahre lang die Dorfschule. Danach verlie&#223; er sie ohne Abschluss, da sich die Familie einen weiteren Schulbesuch in der n&#228;chsten Stadt nicht leisten konnte. Eine Berufsausbildung absolvierte der Angeklagte nicht, jedoch arbeitete er ab seinem 14. Lebensjahr von 1994 bis 1997 in einer privat gef&#252;hrten Goldmine, welche zwei Kilometer vom Heimatdorf entfernt lag. Bis zum Beginn der B&#252;rgerkriegsunruhen arbeiteten dort Kosovo-Albaner und Serben einvernehmlich miteinander. Dann jedoch vermehrten sich die ethnischen Spannungen, so dass sich der Angeklagte schlie&#223;lich nicht mehr traute, zur Arbeit zu gehen. Er f&#252;rchtete &#220;bergriffe durch serbische Mitarbeiter, insbesondere durch Missbrauch von zur Sprengung in der Mine verwendetem Dynamit. Er hielt sich von da an zu Hause auf.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Vom 27. Januar 1999 an leistete der Angeklagte Milit&#228;rdienst bei einer Pioniereinheit. Bei einem Unfall erlitt der Angeklagte durch eine Minendetonation am 27. Dezember 1999 schwere Verletzungen an der gesamten linken K&#246;rperseite. Seine Eltern brachten ihn zur Behandlung in ein Krankenhaus nach Albanien, wo er zwei Monate lang station&#228;r behandelt wurde. Anschlie&#223;end kehrte er nicht mehr zur Armee zur&#252;ck, sondern desertierte. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wohnte der Angeklagte bis August 2000 bei einem befreundeten Albaner in der nordalbanischen Stadt K..</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Anschlie&#223;end fuhr der Angeklagte zu seiner &#228;lteren Schwester I. nach T.. Dort fasste er auch den Entschluss, nach Deutschland zu reisen, weil er sich einen festen Aufenthalt und Arbeit erhoffte. Dazu setzte er zun&#228;chst Mitte/Ende Februar mit dem Schiff nach Italien &#252;ber und fuhr dann zusammen mit vier weiteren Personen in einem Auto bis H. mit. Dort meldete er sich nicht bei der zust&#228;ndigen Ausl&#228;nderbeh&#246;rde, sondern kaufte einem Italiener mit dem Vornamen Giuseppe f&#252;r 500,00 DM einen italienischen Pass ab, der auf den Namen &#8222;C. Lo P.&#8221; lautete und in den er sein Passbild einf&#252;gte oder einf&#252;gen lie&#223;. Anschlie&#223;end fuhr der Angeklagte nach L., wo er jedoch nur eine Nacht blieb. Er hatte zuvor von seiner Schwester I. geh&#246;rt, dass sich seine Eltern eventuell in L. aufhalten w&#252;rden, nachdem durch den Krieg im Kosovo das Elternhaus zerst&#246;rt worden war. Er fand sie jedoch trotz der Hilfe eines Landsmannes dort nicht. Daraufhin fuhr der Angeklagte nach K., wo er bis zum Vorfall vom 3. April 2001 in einer Wohnung in der I.-stra&#223;e 24 in K.-G. wohnte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Der Angeklagte ist nicht vorbestraft.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Am <strong>2. April 2001</strong> zwischen 18.00 und 19.00 Uhr begaben sich der Gesch&#228;digte M. K. und dessen Ehefrau N. K. in die Kneipe &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; an der Kreuzung E.-stra&#223;e/K.-weg in K.-G.. Dort trafen sie &#8222;A.&#8221;, die damalige Freundin des Angeklagten. Die Zeugin N. K. war zu diesem Zeitpunkt bereits alkoholisiert. Sie und &#8222;A.&#8221; konsumierten damals regelm&#228;&#223;ig Kokain.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>W&#228;hrend der Gesch&#228;digte M. K. im Verlaufe des Abends zum V.-platz ging, um dort zu telefonieren, verlie&#223;en die beiden Frauen die Kneipe und gingen in die von dem Angeklagten genutzte Wohnung in der I.-stra&#223;e. Dort kamen sie zwischen 20.00 Uhr und 21.00 Uhr an. Anschlie&#223;end erschien der gesondert verfolgte B. A. ebenfalls in der Wohnung und &#252;bergab der &#8222;A.&#8221; 1 bis 2 g Kokain. Er verlie&#223; die Wohnung nach einem auf seinem Handy eingegangenen Anruf. &#8222;A.&#8221; und die Zeugin N. K. konsumierten das Kokain in der Wohnung. Im Laufe des Abends kehrte der Zeuge A. in die Wohnung zur&#252;ck und vollzog mit der Zeugin N. K. den Geschlechtsverkehr.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Nachdem der Gesch&#228;digte M. K. vom Telefonieren am V.-platz in die Kneipe &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; zur&#252;ckgekehrt war und seine Ehefrau nicht mehr angetroffen hatte, erfuhr er, dass diese zusammen mit &#8222;A.&#8221;, der Freundin des Angeklagten, weggegangen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Am <strong>3. April 2001</strong> erhielt der Gesch&#228;digte M. K. auf der Suche nach seiner Ehefrau die Telefonnummer des Angeklagten. Er rief diesen an und bat ihn um ein Gespr&#228;ch. Gegen 10.00 Uhr trafen sich die beiden. Der Gesch&#228;digte K. sprach den Angeklagten auf dessen Verh&#228;ltnis zu &#8222;A.&#8221; an und fragte ihn, ob er den Aufenthaltsort &#8222;A.&#8216;s&#8221; bzw. seiner Ehefrau kenne. Der Angeklagte leugnete jegliche Kenntnis vom Aufenthalt der Zeugin K.. Als der Gesch&#228;digte K. insistierte, begaben sich schlie&#223;lich beide in die I.-stra&#223;e. W&#228;hrend der Angeklagte in die dortige Spielhalle ging, um mit &#8222;A.&#8221; telefonisch Kontakt aufzunehmen, wartete der Gesch&#228;digte K. vor der Spielhalle in der Absicht herauszufinden, woher &#8222;A.&#8221; gegebenenfalls kommen w&#252;rde. Auf diese Weise wollte er die Wohnung ausfindig machen, in der sich seine Ehefrau aufhielt. &#8222;A.&#8221; traf bereits wenige Minuten, nachdem sie von dem Angeklagten angerufen worden war, vor der Spielhalle ein, ohne dass der Gesch&#228;digte K. hatte erkennen k&#246;nnen, woher sie gekommen war. Auch sie leugnete, den Aufenthaltsort der Zeugin K. zu kennen. Als der Gesch&#228;digte K. darauf dr&#228;ngte, selbst in der Wohnung der beiden nachzusehen, fuhren der Angeklagte und &#8222;A.&#8221; mit ihm in eine Seitenstra&#223;e der B.-stra&#223;e zu einer dort befindlichen weiteren Wohnung. Der Gesch&#228;digte erkannte, dass sich seine Frau dort nicht aufhielt. Er brach die weitere Suche nach ihr daraufhin ab.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Am sp&#228;ten Nachmittag gegen 17.00/18.00 Uhr kehrte die Zeugin N. K. in die Wohnung ihrer Mutter am O.-ring zur&#252;ck. Dort traf sie den Gesch&#228;digten M. K. und berichtete ihm von den Vorkommnissen der letzten Nacht. Der Gesch&#228;digte, der seiner Frau keine nennenswerten Vorw&#252;rfe machte, beschloss daraufhin, den Angeklagten zur Rede zu stellen. Er rief ihn zu diesem Zwecke an und erfuhr, dass sich der Angeklagte im &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; aufhielt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Gegen 19.00/19.30 Uhr begaben sich die Eheleute K. in die vorbezeichnete Kneipe, wo sie den Angeklagten antrafen. Der Gesch&#228;digte trat unmittelbar nach dem Betreten der Gastst&#228;tte auf den Angeklagten zu und sprach ihn sofort darauf an, dass er am Vortag wider besseres Wissen angegeben habe, keine Kenntnis vom Aufenthalt der Zeugin K. zu haben. Der Gesch&#228;digte war dabei erregt. Es schloss sich ein zun&#228;chst verbaler Streit zwischen ihm und dem Angeklagten an, in dessen Verlauf M. K. dem Angeklagten dar&#252;ber hinaus vorwarf, dass dieser mit der Zeugin K. Geschlechtsverkehr gehabt habe. Daraufhin wandte sich der Angeklagte an die Zeugin und bat sie, den Irrtum des Gesch&#228;digten aufzukl&#228;ren, was sie auch tat. Indes trat dadurch keine Beruhigung der Situation ein. Auf die Vorw&#252;rfe des Gesch&#228;digten reagierte der Angeklagte schlie&#223;lich mit dem Worten: &#8222;Ich bin Albaner, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig&#8221;. Beide packten sich gegenseitig am Kragen und pr&#252;gelten sich, wobei der Gesch&#228;digte M. K. zu Boden ging. Danach verlie&#223; der Angeklagte die Kneipe. Der Gesch&#228;digte folgte ihm unmittelbar, w&#228;hrend die Zeugin N. K. zun&#228;chst in der Kneipe blieb und erst kurze Zeit sp&#228;ter auf die Stra&#223;e hinaustrat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Der Gesch&#228;digte K. redete auch drau&#223;en weiter auf den Angeklagten ein und verlangte Erkl&#228;rungen f&#252;r dessen Verhalten. Dabei verfolgte er den Angeklagten die E.-stra&#223;e entlang an der &#8222;B.-stube&#8221; vorbei. Kurz hinter dieser kehrten die beiden jedoch auf das Verlangen des Gesch&#228;digten K. hin wieder um.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>In H&#246;he der &#8222;B.-stube&#8221; kam es sodann erneut zu einer k&#246;rperlichen Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und dem Gesch&#228;digten. Sp&#228;testens in dieser Situation traten auch die gesondert verfolgten Zeugen A. B., B. A. und eine sich als &#8222;R. M.&#8221; ausgebende m&#228;nnliche Person albanischer Volkszugeh&#246;rigkeit zu dem Geschehen hinzu. Alle drei beteiligten sich auf Seiten des Angeklagten an der Auseinandersetzung mit dem Gesch&#228;digten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Da auch aus der &#8222;B.-stube&#8221; diverse Personen zu dem Geschehen auf der Stra&#223;e hinzu traten, die zum Teil - wie der Zeuge G. - den Gesch&#228;digten unterst&#252;tzten, zum Teil schlichtend eingriffen und zum Teil auch lediglich beobachteten, entstand vor Ort eine un&#252;bersichtliche Menschenmenge.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der gesondert verfolgte A. bewaffnete sich w&#228;hrend der Auseinandersetzung mit dem Teil eines Besenstiels mit roter Plastikummantelung und schlug damit zumindest einmal auf den Gesch&#228;digten ein, der diesem Schlag jedoch ausweichen konnte. Der Angeklagte schlug mit F&#228;usten auf den sich in gleicher Weise wehrenden Zeugen K. ein, wodurch dieser Nasenbluten bekam. Auch die gesondert verfolgten A. B. und &#8222;R. M.&#8221; schlugen aufgrund eines bei Beginn der T&#228;tlichkeiten nachtr&#228;glich gefassten gemeinsamen Tatentschlusses mit F&#228;usten auf den Gesch&#228;digten ein. Im weiteren Verlauf stach der gesonderte verfolgte &#8222;M.&#8221; dem Zeugen G. zweimal in die R&#252;ckseite des Oberschenkels, wodurch der Zeuge stark blutende Wunden erlitt. G. fuhr daraufhin mit einem Taxi davon.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich - ob vor oder nach den vom Zeugen G. empfangenen Messerstichen, ist offen geblieben - erlitt der Gesch&#228;digte M. K. auf ungekl&#228;rte Weise eine Absch&#252;rfung auf dem Nasenr&#252;cken sowie einen Stich in den Oberbauch, wodurch er sofort zu Boden ging. Der Zeuge S. und die Zeugin N. K., die das Geschehen aus etwa 8 m Entfernung, vor der Gastst&#228;tte &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; stehend, beobachtet hatte, k&#252;mmerten sich anschlie&#223;end um den Verletzen. Dieser wurde mit einem Krankentransportwagen in die Chirurgische Klinik der Universit&#228;t K. verbracht. Dort wurde bei einer Laparoskopie freies Blut im Bauchraum des Gesch&#228;digten K. festgestellt. Es wurden 1,5 l Blut abgesaugt und anschlie&#223;end eine Notoperation durchgef&#252;hrt. Dabei wurde eine Stichverletzung, die bis in den linken Leberlappen f&#252;hrte, &#252;bern&#228;ht. Gr&#246;&#223;ere Gef&#228;&#223;e waren von dem Stich nicht betroffen. Dessen ungeachtet war der Zustand des Verletzten infolge des drohenden fortlaufenden Blutverlustes, welcher in k&#252;rzester Zeit zu einem Volumenmangelschock gef&#252;hrt h&#228;tte, lebensbedrohlich. Der Gesch&#228;digte verblieb 6 Tage station&#228;r in der Universit&#228;tsklinik und wurde dann auf eigenen Wunsch entlassen. Er hatte 1 1/2 Monate lang Schmerzen und versp&#252;rt solche noch heute, sobald Druck auf die Narbe ausge&#252;bt wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>III.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Der Angeklagte hat sich somit der <strong>gef&#228;hrlichen K&#246;rperverletzung</strong> gem&#228;&#223; <strong>&#167; 224 Abs. 1 Nr. 4 StGB</strong> schuldig gemacht, indem er <span style="text-decoration:underline">gemeinschaftlich</span> mit den gesondert verfolgten B., A. und &#8222;M.&#8221; gegen den Gesch&#228;digten M. K. vorging und auf diesen einschlug. Der Angeklagte und die drei gesondert verfolgten Personen handelten gemeinschaftlich im Sinne des &#167; 224 Abs. 1 Nr. 4 StGB. Dies geschah in Form zumindest der sukzessiven Mitt&#228;terschaft, indem alle vier kurz nacheinander und in Ansehung der Schl&#228;ge der jeweils anderen auf den Gesch&#228;digten einschlugen bzw. sich in anderer Weise an der t&#228;tlichen Schl&#228;gerei beteiligten und dabei bewusst zusammenwirkten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Der Angeklagte handelte auch rechtswidrig. Eine Notwehrsituation gem&#228;&#223; &#167; 32 StGB lag nicht vor. Selbst wenn die Kammer zugunsten des Angeklagten davon ausgeht, dass zuvor in der Kneipe &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; der Gesch&#228;digte selbst die k&#246;rperliche Auseinandersetzung mit dem Angeklagten begonnen und damit einen Angriff gegen diesen gerichtet hatte, so liegen doch hinsichtlich des weiteren Verlaufes keinerlei Anhaltspunkte mehr daf&#252;r vor, dass die zun&#228;chst beendete Streitigkeit in der Kneipe nunmehr vor der &#8222;B.-stube&#8221; in gleicher Weise wieder von dem Gesch&#228;digten aufgenommen worden sein k&#246;nnte. Damit fehlte es zur Zeit der Faustschl&#228;ge des Angeklagten gegen den Kopf des Zeugen K. jedenfalls an einem &#8222;gegenw&#228;rtigen&#8221; Angriff desselben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Soweit dem Angeklagten mit der Anklage der Vorwurf des versuchten Totschlages gemacht worden ist, hat sich dessen Berechtigung nicht mit der f&#252;r eine Verurteilung erforderlichen Sicherheit feststellen lassen. Nach Durchf&#252;hrung der Beweisaufnahme kann insbesondere nicht ausgeschlossen werden, dass der Messerstich dem Zeugen K. nicht von dem Angeklagten, sondern aufgrund eines vom gemeinsamen Tatplan nicht erfassten gesonderten Tatentschlusses von &#8222;R. M.&#8221; versetzt worden ist. Er ist dem Angeklagten daher nicht sicher zurechenbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>IV.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Bei der Strafzumessung war zun&#228;chst vom Regelstrafrahmen des &#167; 224 Abs.1, 1. Halbsatz StGB auszugehen, der die Verh&#228;ngung von Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 10 Jahren vorsieht. Zugunsten des Angeklagten hat die Kammer einen minder schweren Fall der gef&#228;hrlichen K&#246;rperverletzung angenommen, so dass die Strafe gem&#228;&#223; &#167; 224 Abs. 1, 2. Halbsatz StGB einem Strafrahmen von 3 Monaten bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe zu entnehmen war. Diese Bewertung der Kammer ergibt sich aus folgenden Erw&#228;gungen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Vorstrafen des Angeklagten sind weder f&#252;r das Inland noch f&#252;r das Ausland bekannt geworden. Auch ist ihm auf Grund seiner Eigenschaft als Ausl&#228;nder eine h&#246;here Strafempfindlichkeit zuzubilligen. Er hat zudem im Rahmen der Auseinandersetzung vom 3. April 2001 den Streit urspr&#252;nglich nicht gesucht, sondern ist von dem Gesch&#228;digten M. K. beharrlich zu Erkl&#228;rungen gen&#246;tigt und, nachdem er die Kneipe &#8222;K&#8217;s Eck&#8221; verlassen hatte, von diesem sogar weiter verfolgt worden. Die ihm zurechenbaren Folgen der Schl&#228;gerei, n&#228;mlich das Nasenbluten und die leichte Absch&#252;rfung auf dem Nasenr&#252;cken, sind als gering einzustufen. Auch handelte es sich um eine Spontantat, die der Angeklagte erkl&#228;rterma&#223;en bereut. Schlie&#223;lich war auch seine gest&#228;ndige Einlassung vor dem Haftrichter zu seinen Gunsten zu ber&#252;cksichtigen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Zu Lasten des Angeklagten war andererseits zu ber&#252;cksichtigen, dass dieser sich illegal in der Bundesrepublik Deutschland aufh&#228;lt und sich einen falschen Pass verschafft hat. Zudem war zum Nachteil des Angeklagten auch zu bewerten, dass er den Grundkonflikt zwischen ihm und dem Gesch&#228;digten durch seine L&#252;gen ausgel&#246;st hatte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Aufgrund des &#220;bergewichts der zu Gunsten des Angeklagten zu ber&#252;cksichtigenden Umst&#228;nde ist die Kammer zu dem Ergebnis gelangt, dass zu Gunsten des Angeklagten von einem minder schweren Fall der gef&#228;hrlichen K&#246;rperverletzung auszugehen war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Nach nochmaliger Ber&#252;cksichtigung aller f&#252;r und gegen den Angeklagten sprechenden Umst&#228;nde - wenngleich aufgrund der bereits erfolgten Ber&#252;cksichtigung bei der Strafrahmenwahl in abgeschw&#228;chter Form - hielt das Gericht im Rahmen der Einzelstrafzumessung eine <strong>Freiheitsstrafe von 1 Jahr</strong> hier f&#252;r tat- und schuldangemessen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_26" title="zum Orientierungssatz">26</a></dt> <dd><p>Diese Strafe konnte gem&#228;&#223; <strong>&#167; 56 Abs.1 StGB</strong> zur <strong>Bew&#228;hrung</strong> ausgesetzt werden. Auch wenn der Angeklagte keinen festen Wohnsitz und keine geregelte Arbeit hat und sich zudem illegal in Deutschland aufh&#228;lt, konnte ihm, insbesondere da er bislang nicht vorbestraft ist, eine positive Prognose gestellt werden. Die Kammer geht davon aus, dass die Verh&#228;ngung der Strafe und die Verb&#252;&#223;ung des &#252;berwiegenden Teils derselben durch die Untersuchungshaft den Angeklagten bereits so weit beeindruckt haben und weiterhin beeindrucken, dass bereits sie ihn von der Begehung weiterer Straftaten abhalten werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>V.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 465 Abs.1, 472 Abs.1 StPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,731
lsgsh-2001-12-12-l-4-ka-1600
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 4 KA 16/00
2001-12-12T00:00:00
2018-11-27T02:30:22
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LSGSH:2001:1212.L4KA16.00.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 9. Mai 2000 aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten f&#252;r beide Rechtsz&#252;ge zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Im &#220;brigen findet eine Kostenerstattung unter den Beteiligten nicht statt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Umstritten ist die bedarfsunabh&#228;ngige Zulassung des Kl&#228;gers als psychologischer Psychotherapeut zur vertragspsychotherapeutischen Versorgung. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Der 1953 geborene Kl&#228;ger ist Diplom-Psychologe. Die Approbationsurkunde legte er dem Beklagten am 30. M&#228;rz 1999 vor. Er f&#252;hrt seit 1983 eine eigene Praxis, die er 1987 von Bayern nach St.-E. in Schleswig-Holstein verlegt hat. Daneben war der Kl&#228;ger von 1987 bis 1992 f&#252;r eine Therapieeinrichtung f&#252;r erwachsene Suchtkranke t&#228;tig. Seit 1992 leitet er die Fachklinik C. I. der Therapiehilfe e. V. H. f&#252;r suchtkranke Kinder und Jugendliche. Hierbei handelt es sich nach seinen eigenen Angaben um eine 3/4 Stelle. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Den Antrag des Kl&#228;gers auf bedarfsunabh&#228;ngige Zulassung f&#252;r den Ort seiner Praxis vom 22. Dezember 1998 lehnte der Zulassungsausschuss mit Bescheid vom 7. Juni 1999 mit der Begr&#252;ndung ab, der Fachkundenachweis sei nicht erbracht und der Kl&#228;ger habe im ma&#223;geblichen Zeitraum vom 25. Juni 1994 bis 24. Juni 1997 (sogenanntes "Zeitfenster") nicht in ausreichendem Ma&#223;e an der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung der Versicherten teilgenommen. Der vom Kl&#228;ger hiergegen eingelegte Widerspruch wurde vom Beklagten durch Bescheid vom 30. September 1999 zur&#252;ckgewiesen. Zwar sah der Beklagte den Fachkundenachweis als erbracht an, er verneinte jedoch eine sch&#252;tzenswerte Vort&#228;tigkeit im "Zeitfenster", da der Kl&#228;ger in dieser Zeit nur 105 Stunden an der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung der Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung teilgenommen habe. Unter Hinweis auf die Motive des Gesetzgebers verlangte er eine Mindeststundenzahl von 250. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Gegen diesen dem Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers am 4. Oktober 1999 zugestellten Bescheid hat er am 2. November 1999 Klage vor dem Sozialgericht Kiel erhoben. Mit Urteil vom 9. Mai 2000 hat das Sozialgericht den Beklagten verurteilt, den Kl&#228;ger zur bedarfsunabh&#228;ngigen vertrags&#228;rztlichen Versorgung als psychologischer Psychotherapeut zuzulassen. Zur Begr&#252;ndung hat das Sozialgericht ausgef&#252;hrt, dass der Kl&#228;ger im "Zeitfenster" an der ambulanten Versorgung der Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung teilgenommen habe. Die Auffassung des Beklagten, dass hierf&#252;r die erbrachten 105 Stunden nicht ausreichten, sondern mindestens 250 Stunden erforderlich seien, finde im Gesetz keine St&#252;tze. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Gegen dieses dem Beklagten am 22. Mai 2000 zugestellte Urteil richtet sich seine Berufung, die am 29. Mai 2000 bei dem Schleswig-Holsteinischen Landessozialgericht eingegangen ist. Zur Begr&#252;ndung beruft sich der Beklagte auf mehrere Urteile des Bundessozialgerichts vom 8. November 2000 (z. B. B 6 KA 52/00 R), die seine Rechtsauffassung best&#228;tigt h&#228;tten. Es sei nicht belegt, dass der Kl&#228;ger im "Zeitfenster" in dem vom Bundessozialgericht geforderten Umfang an der Versorgung der Versicherten teilgenommen habe. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Der Beklagte beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p> das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 9. Mai 2000 aufzuheben und die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> die Berufung zur&#252;ckzuweisen, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p> hilfsweise die Revision zuzulassen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Er ist der Auffassung, dass auch unter Ber&#252;cksichtigung der oben genannten Urteile des Bundessozialgerichts davon auszugehen sei, dass er im "Zeitfenster" in ausreichendem Ma&#223;e an der Versorgung der Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung teilgenommen habe. Er legt weitere Bescheinigungen von Krankenkassen &#252;ber von ihm durchgef&#252;hrte psychotherapeutische Behandlungst&#228;tigkeiten vor, aus denen sich seiner Ansicht nach der geforderte Mindestumfang von 250 Behandlungsstunden ergebe. Unabh&#228;ngig davon sei auch seine T&#228;tigkeit als Leiter der Fachklinik C. I. anzuerkennen. Er habe dort eigenverantwortlich daf&#252;r Sorge getragen, dass psychotherapeutische Behandlungen durchgef&#252;hrt wurden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p> Die Beigeladenen stellen keine Antr&#228;ge. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Der Senat hat Ausk&#252;nfte der Krankenkassen, deren Mitglieder vom Kl&#228;ger ambulant psychotherapeutisch behandelt worden sind, &#252;ber den Umfang der erbrachten Leistungen eingeholt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird Bezug genommen auf den Inhalt der Akten des Beklagten und der Gerichtsakten. Diese waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 12. Dezember 2001, in der der Kl&#228;ger geh&#246;rt worden ist. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist auch begr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf bedarfsunabh&#228;ngige Zulassung als psychologischer Psychotherapeut zur vertragspsychotherapeutischen Versorgung. Dies hat der Beklagte zu Recht entschieden. Das Urteil des Sozialgerichts war daher aufzuheben und die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p> Nach &#167; 95 Abs. 1 Sozialgesetzbuch F&#252;nftes Buch (SGB V) setzt die Berechtigung zur Behandlung von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen die Zulassung zur vertrags&#228;rztlichen bzw. vertragspsychotherapeutischen Versorgung voraus. Gem&#228;&#223; &#167; 95 Abs. 10 SGB V k&#246;nnen psychologische Psychotherapeuten unter bestimmten Voraussetzungen unabh&#228;ngig vom Bedarf und der sp&#228;teren Anordnung von Zulassungsbeschr&#228;nkungen zur psychotherapeutischen Versorgung zugelassen werden. Im Hinblick auf die im begehrten Planungsbereich bestehende Zulassungssperre wegen &#220;berversorgung k&#246;nnte sich der Kl&#228;ger dort nur auf Grund einer bedarfsunabh&#228;ngigen Zulassung niederlassen. Er erf&#252;llt jedoch nicht das Tatbestandsmerkmal des &#167; 95 Abs. 10 Satz 1 Nr. 3 SGB V, n&#228;mlich der "Teilnahme an der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung" der Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen im so genannten "Zeitfenster". </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p> Der Senat schlie&#223;t sich nach eigener Pr&#252;fung und &#220;berzeugungsbildung der im Urteil des Bundessozialgerichts vom 8. November 2000 (B 6 KA 52/00 R) vertretenen Rechtsauffassung an, dass diese Regelung mit Verfassungsrecht im Einklang steht. Danach sind die Einbeziehung der Psychotherapeuten in die Bedarfsplanung und die Bindung der Privilegierung einer bedarfsunabh&#228;ngigen Zulassung als Psychotherapeut an die Teilnahme an der ambulanten psychotherapeutischen Behandlung der Versicherten in der Vergangenheit verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Eine gegen die Entscheidung des Bundessozialgerichts gerichtete Verfassungsbeschwerde wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen (Beschluss vom 22. M&#228;rz 2001, 1 BvR 409/01, in MedR 2001, 515). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p> Wie das Bundessozialgericht in der oben genannten Entscheidung n&#228;her ausgef&#252;hrt hat, ist ein Behandlungsumfang von ca. 250 Stunden in einem halben bis einem Jahr w&#228;hrend des "Zeitfensters" zur Konkretisierung des Begriffs der Teilnahme zu fordern. Dies wird vom Kl&#228;ger nicht erf&#252;llt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p> Der Senat schlie&#223;t sich auch insoweit der Rechtsauffassung des Bundessozialgerichts im oben genannten Urteil an, dass der Behandlungsumfang gegen&#252;ber Versicherten der Krankenkassen ann&#228;hernd einer halbt&#228;gigen T&#228;tigkeit entsprochen haben muss und die Behandlungen in der eigenen Praxis nicht gegen&#252;ber anderen beruflichen T&#228;tigkeiten, sei es in einem abh&#228;ngigen Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis, sei es gegen&#252;ber anderen Kostentr&#228;gern, von nachrangiger Bedeutung gewesen sein d&#252;rfen. Die Verweisung auf eine bedarfsabh&#228;ngige Zulassung und der damit verbundene Zwang zu einem beruflichen Neuanfang an einem anderen als dem bisherigen Ort der ambulanten T&#228;tigkeit kann nur dann eine unzumutbare H&#228;rte darstellen, wenn der bisherige ambulante Behandlungsumfang die Berufst&#228;tigkeit des Psychotherapeuten mitgepr&#228;gt hat oder objektiv nachvollziehbar darauf ausgerichtet gewesen ist. Danach muss die ambulante Behandlungst&#228;tigkeit nicht die einzige einkommensrelevante berufliche T&#228;tigkeit gewesen sein, andererseits muss sie aber vom Umfang her f&#252;r das gesamte Erwerbseinkommen bedeutsam gewesen sein. Eine Teilnahme im Sinne des &#167; 95 Abs. 10 Satz 1 Nr. 3 SGB V kann daher ausgeschlossen werden, wenn im Mittelpunkt der beruflichen T&#228;tigkeit eines Psychotherapeuten im Zeitfenster andere T&#228;tigkeiten gestanden haben und die ambulanten Behandlungen den Charakter einer Nebent&#228;tigkeit von untergeordneter Bedeutung hatten. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p> Die vorgelegten Aufstellungen der Krankenkassen &#252;ber die Praxist&#228;tigkeit des Kl&#228;gers sind zwar hinsichtlich der Zeitr&#228;ume ungenau. Aber selbst bei einer Interpretation im Sinne des Kl&#228;gers ergeben sich daraus keine 250 Stunden in einem halben bis einem Jahr, sondern dies lediglich bezogen auf das ganze "Zeitfenster" unter Einbeziehung der vom Beklagten bereits anerkannten 105 Stunden. Diese 105 Stunden lassen sich jedoch - wie der Beklagte selbst einr&#228;umt - anhand der Akten nur begrenzt nachvollziehen. Es befinden sich in den Akten lediglich zwei Kostenzusagen der BKK POST &#252;ber jeweils 40 Stunden vom 17. Mai 1994 und 25. Oktober 1995. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p> Im Einzelnen ergibt sich aus den vorliegenden Aufstellungen der Krankenkassen Folgendes: </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p> BKK POST 80 Stunden&#160;&#160;(1994 bis 1997) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p> HMK&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;50 Stunden&#160;&#160;(1996 bis 1997) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p> KKH&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;55 Stunden&#160;&#160;(1996) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p> HEK&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;25 Stunden&#160;&#160;(1996 bis 1997) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p> TK&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;50 Stunden&#160;&#160;(1993 bis 1995) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p> DAK&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;24 Stunden&#160;&#160;(1997) </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;284 Stunden </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p> Dazu kommen die 105 bereits anerkannten Stunden, wobei darin dann die 80 Stunden der BKK POST enthalten sind. Zu ber&#252;cksichtigen ist weiterhin, dass nur 56 der 80 Stunden abgerechnet wurden. Insgesamt ergeben sich also im gesamten "Zeitfenster" maximal 309 Stunden. Selbst bei einer f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstigsten Auslegung der unklaren Zeitangaben auf den Bescheinigungen der Krankenkassen l&#228;sst sich nicht konstruieren, dass ca. 250 Stunden dieser 309 Stunden in einem halben bis einem Jahr erbracht wurden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p> Eine Betrachtung des gesamten "Zeitfensters" zeigt hingegen deutlich den geringen Behandlungsumfang. Ausgehend von 309 Stunden bei durchschnittlich 43 Arbeitswochen pro Kalenderjahr ergibt sich, dass im Durchschnitt 2,3 Behandlungsstunden pro Woche erbracht wurden. Selbst unter Hinzurechnung einer erheblichen Vorbereitungszeit f&#252;r die erbrachten Behandlungsstunden l&#228;sst sich keine ann&#228;hernd halbt&#228;gige Besch&#228;ftigung daraus ableiten. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p> Demgegen&#252;ber hat der Kl&#228;ger mit einer Dreiviertelstelle (also mit etwa 30 Stunden w&#246;chentlich) in einem abh&#228;ngigen Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis gestanden. Auch insoweit legt der Senat die eigenen Angaben des Kl&#228;gers seiner Entscheidung zu Grunde. Nach einer Auskunft des Arbeitgebers des Kl&#228;gers wurde die T&#228;tigkeit im "C. I." sogar in Vollzeit ausge&#252;bt. Dass damit die T&#228;tigkeit in eigener Praxis nicht ann&#228;hernd halbt&#228;gig und gegen&#252;ber der anderweitigen Berufsaus&#252;bung nachrangig war, liegt auf der Hand und bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung. Die ambulante Behandlungst&#228;tigkeit hat die Berufsaus&#252;bung des Kl&#228;gers mithin nicht entscheidend mitgepr&#228;gt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p> Aus diesen Gr&#252;nden - auf die ausf&#252;hrlichen Darlegungen des Bundessozialgerichts in dem oben genannten Urteil wird insoweit ausdr&#252;cklich Bezug genommen - hat der Kl&#228;ger keinen Anspruch auf bedarfsunabh&#228;ngige Zulassung. Die Berufung des Beklagten ist daher begr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 193 Sozialgerichtsgesetz (SGG). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p> Gr&#252;nde f&#252;r die Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 2 SGG liegen nicht vor. Die der Entscheidung des Senats zu Grunde liegenden Rechtsfragen sind durch mehrere Urteile des Bundessozialgerichts vom 8. November 2000 gekl&#228;rt. Hiervon wird nicht abgewichen. </p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,721
lg-kiel-2001-06-21-3-t-70800
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
3 T 708/00
2001-06-21T00:00:00
2018-11-27T02:30:20
2019-01-17T11:35:38
Beschluss
ECLI:DE:LGKIEL:2001:0621.3T708.00.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Beschwerdewert betr&#228;gt 5.000 DM.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>In der Landeshauptversammlung vom 29.05.1999 haben die Mitglieder des Vereins u.a. einstimmig die &#196;nderung der Satzung beschlossen. In der der Einladung zur Landeshaupt-versammlung beigef&#252;gten Tagesordnung war unter TOP 11 lediglich &#8222;Satzung (Fragen hierzu werden von Herrn ... beantwortet)&#8220; angegeben. Allerdings war die Neufassung der Satzung dem Einladungsschreiben beigef&#252;gt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Auf den Antrag des Vereins, die &#196;nderungen der Satzung in das Vereinsregister einzutragen, hat das Amtsgericht dem Verein durch Zwischenverf&#252;gung vom 25.08.1999 u.a. aufgegeben, das Einladungsschreiben mit Tagesordnung einzureichen. Nachdem dies bis zum 20.10.2000 nicht geschehen war, hat das Amtsgericht durch den angefochtenen Beschlu&#223; den Eintragungsantrag kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Dagegen wendet sich der Verein mit der Beschwerde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Nachdem der Verein im Verlauf des Beschwerdeverfahren die der Einladung beigef&#252;gte Tagesordnung eingereicht hatte, hat die Kammer das Verfahren dem Amtsgericht erneut vorgelegt. Daraufhin hat das Amtsgericht beanstandet, da&#223; die Angaben in der Einladung nicht hinreichend bestimmt gewesen seien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die sofortige Beschwerde des Vereins ist gem&#228;&#223; &#167; 160 a Abs. 1 FGG zul&#228;ssig. Sie ist jedoch unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB ist zur G&#252;ltigkeit eines Beschlusses der Mitgliederversamm-lung erforderlich, da&#223; der Gegenstand bei der Berufung bezeichnet wird. Daran fehlt es hier.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Welche Anforderungen in Bezug auf die Genauigkeit der Bezeichnung zu stellen sind, ist im Einzelfall aus dem Zweck der Vorschrift heraus, die Mitglieder vor &#220;berraschungen zu sch&#252;tzen und ihnen die M&#246;glichkeit zur Vorbereitung zu geben, zu beurteilen. Zwar ist nicht jeder Antrag w&#246;rtlich mitzuteilen, jedoch mu&#223; der Beschlu&#223;gegenstand seinem wesentlichen Inhalt nach umrissen sein. Davon ausgehend entspricht es, soweit ersichtlich, einhelliger Auffassung, da&#223; die Angabe &#8222;Satzungs&#228;nderung&#8220; in der Einladung zur Mitgliederversamm- lung keine gen&#252;gend deutliche Bezeichnung des Gegenstandes der Beschu&#223;fassung darstellt, es sei denn, da&#223; sich aus sonstigen Umst&#228;nden eine ausreichende Konkretisierung ergibt (vgl. Santer/Schweyer, Der eingetragene Verein, 16. Aufl., Rdnr. 178 m.w.N). Eine hinreichende Konkretisierung ist im vorliegenden Fall auch nicht dadurch erfolgt, da&#223; dem Einladungsschreiben eine Neufassung der Satzung beigef&#252;gt war. Denn um im einzelnen die &#196;nderungen festzustellen, h&#228;tten die Mitglieder die bisherige Satzung mit der neuen Satzung Punkt f&#252;r Punkt vergleichen m&#252;ssen. Dies ist mit dem Zweck des &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB, der auch darin besteht, die Mitglieder bereits bei der Berufung ausreichend zu informieren und ihnen gerade nicht eigene Nachpr&#252;fungen abzuverlangen, nicht vereinbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Soweit der Verein behauptet, die Satzung sei in fast allen Punkten ge&#228;ndert worden, weshalb eine n&#228;here Bezeichnung der &#196;nderungen in der der Einladung beigef&#252;gten Tagenordnung nicht zuzumuten gewesen sei, ist dem nicht beizupflichten. Der Vergleich der alten mit der neuen Satzung ergibt, da&#223; z.B. die &#167;&#167; 1 bis 5 der Satzung v&#246;llig unver&#228;ndert geblieben sind. Im &#252;brigen sind die &#196;nderungen auch nicht so umfangreich, da&#223; es unzumutbar gewesen w&#228;re, sie in der Berufung mitzuteilen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Die Festsetzung des Beschwerdewertes ergibt sich aus &#167;&#167; 132 Abs. 2, 30 Abs. 2 KostO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,729
lg-kiel-2000-11-17-13-o-24300
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
13 O 243/00
2000-11-17T00:00:00
2018-11-27T02:30:21
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:2000:1117.13O243.00.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte wird verurteilt, dem Kl&#228;ger f&#252;r das Fahrzeug SE-xxxxxx, Versicherungsschutz aus dem bestehenden Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis mit der Versicherungsschein-Nr. K 901-605451/3 GCS f&#252;r die Spritzsch&#228;den zu gew&#228;hren, welche der Kl&#228;ger mit dem versicherten Fahrzeug SE-M 595 am 31. Mai und 1. Juni 2000 bei den Landwirten xxxxxxx, Bebensee; xxxxxxxx, K&#252;kels; xxxxxx, H&#246;gersdorf; xxxxxxx, Kr&#246;gsberg; xxxxxxx, G&#246;ls und xxxxx, Warder verursacht hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.500,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten Deckungsschutz aus einer Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung, der die allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Kraftfahrtversicherung (AKB) zugrunde liegen. Der Kl&#228;ger ist selbst&#228;ndiger landwirtschaftlicher Lohnunternehmer und Halter eines bei der Beklagten versicherten Unimogs mit dem amtlichen Kennzeichen SE-xxxx. Am 31. Mai und 1. Juni 2000 spritzte er auf Zuckerr&#252;benfl&#228;chen der im Tenor bezeichneten Landwirte gegen Unkraut. Er verwandte daf&#252;r eine mit dem Unimog seit 1965 fest verbundenen, zum Teil verschwei&#223;ten Spritze, aus deren zwei Spritzlanzen durch den hydraulischen Druck des Motors die Spritzbr&#252;he ausgebracht wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger argw&#246;hnt durch einen Dritten verursachte Beimengungen der verwandten Pflanzenschutzmittel mit dem Mittel Cato, welches dazu f&#252;hrte, dass sich am 10. Juni 2000 deutliche Vergilbungen der flachliegenden Bl&#228;tter, Verh&#228;rtungen der Zellen und das Crosswerden der Bl&#228;tter auf den behandelten Fl&#228;chen zeigten. Zur weiteren Darstellung des Schadensbildes und der Ursachen wird auf die vom Kl&#228;ger eingereichte gutachterliche Stellungnahme der Schuldt <strong>AGRO</strong> Concept GmbH vom September 2000 (Bl. 16 ff. d. A.) Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Au&#223;er der ebenfalls angeschriebenen Betriebshaftpflichtversicherung des Kl&#228;gers wies auch die Beklagte ihre Einstandspflicht zur&#252;ck und zwar mit Schreiben vom 4. August 2000. Dort und in einem weiteren Schreiben vom 4. September 2000 f&#252;hrte sie zur Begr&#252;ndung an, dass der Schaden w&#228;hrend eines Arbeitsrisikos entstanden sei, f&#252;r den die Betriebshaftpflicht eingreife; der Schadenseintritt sei nicht mehr dem Betrieb des Kfz zuzurechnen, da die Funktion der Betriebseinrichtung als Arbeitsmaschine im Vordergrund stehe und es auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r gebe, dass die besondere Bauart und die Betriebseinrichtung als Spritze diesen Schaden verursacht habe. Wegen des weiteren Inhaltes wird auf die eingereichten Anlagen (Bl. 5 und 6 d. A.) Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dass die Beklagte verpflichtet sei, ihm hinsichtlich der von den gesch&#228;digten Landwirten bzw. Auftraggebern angemeldeten Schadenersatzanspr&#252;chen Versicherungsschutz zu gew&#228;hren, weil die Spritzsch&#228;den bei dem bestimmungsgem&#228;&#223;en Gebrauch der auf dem Fahrzeug festmontierten Spritze entstanden seien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt, die Beklagte zu verurteilen, an ihn f&#252;r das Fahrzeug SE-M 595 Versicherungsschutz aus dem bestehenden Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis mit der Versicherungsschein-Nr. K 901-605451/3 GCS f&#252;r die Spritzsch&#228;den zu gew&#228;hren, welche der Kl&#228;ger mit dem versicherten Fahrzeug SE-xxxx am 31. Mai und 1. Juni 2000 bei den Landwirten xxxxx, Bebensee; xxxxx, K&#252;kels; xxxx, H&#246;gersdorf; xxx, Kr&#246;gsberg; xxx, G&#246;ls und xxxxx, Warder verursacht hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Beklagte bestreitet das kl&#228;gerische Vorbringen zur G&#228;nze mit Nichtwissen, die Umst&#228;nde im Zusammenhang mit der Montage der Spritze auf dem Unimog auch soweit sie schrifts&#228;tzlich vorgetragen wurden, erstmals im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung. Sie ist der Auffassung, die Kraftfahrzeug-Hapftpflichtversicherung umfasse nicht das Risiko, das sich nach der Behauptung des Kl&#228;gers verwirklicht habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Zur weiteren Darstellung des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Die Klage hat Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Dem Kl&#228;ger steht gegen&#252;ber der Beklagten der geltend gemachte Anspruch zu. Gem&#228;&#223; &#167; 10 Ziffer 1 AKB umfasst die Versicherung die Abwehr unbegr&#252;ndeter Schadensersatzanspr&#252;che, die aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen privatrechtlichen Inhalts gegen den Versicherungsnehmer erhoben werden, wenn durch den Gebrauch des im Vertrag bezeichneten Fahrzeugs (b) Sachen besch&#228;digt oder zerst&#246;rt werden oder (c) Verm&#246;genssch&#228;den herbeigef&#252;hrt werden. Das Gericht sieht es als unstreitig an, dass der Kl&#228;ger durch das Aufbringen einer verunreinigten Spritzbr&#252;he gegen Unkraut erhebliche Sch&#228;den an Zuckerr&#252;benbest&#228;nden auf Fl&#228;chen der im Tenor n&#228;her bezeichneten Landwirte verursacht hat, die aus diesem Grund Schadenersatzanspr&#252;che gegen den Kl&#228;ger anmeldeten. Das Gericht h&#228;lt das Bestreiten der Beklagten mit Nichtwissen f&#252;r unzul&#228;ssig, soweit es sich gegen die behaupteten Sch&#228;den, den Umfang und die Urs&#228;chlichkeit des Schadens richtet. Die Beklagte h&#228;tte sich nicht nur mit der gutachterlichen Stellungnahme der Schuld AGRO Concept GmbH von September 2000 auseinandersetzen m&#252;ssen, sondern sie w&#228;re aufgrund des zwischen den Parteien bestehenden Versicherungsverh&#228;ltnisses auch gehalten gewesen, dem Tatsachenvortrag des Kl&#228;gers durch eigene Schadenssachbearbeiter vor Ort nachzugehen. Denn es geht hier nicht um Zahlungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers gegen die beklagte Versicherung, sondern um Gew&#228;hrung von Deckungsschutz f&#252;r etwaige Klagen Gesch&#228;digter gegen den Kl&#228;ger, dem dann nicht die Darlegungslast hinsichtlich des Schaden, dessen Umfangs und der Urs&#228;chlichkeit zufiele. Vorprozessual hat die Beklagte den vom Kl&#228;ger geschilderten Sachverhalt ihren Schreiben noch zugrundegelegt, mit denen sie ihren Deckungsschutz versagt hat. Jedenfalls ohne jegliche Auseinandersetzung mit dem Sachverhaltsvortrag des Kl&#228;gers und seiner nach sachkundiger Beratung vorgenommenen Ursachendarstellung kann die Beklagte mit ihrem Bestreiten mit Nichtwissen in diesem Prozess nicht geh&#246;rt werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Problematisch ist hier allein, ob Sch&#228;den durch &#8222;den Gebrauch des im Vertrag bezeichneten Fahrzeugs&#8220; verursacht wurden. Denn gem&#228;&#223; &#167; 10 Ziffer 1 AKB sind nur solche Gefahren von der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung gedeckt, die von dem versicherten Fahrzeug selbst ausgehen. Dem von der Kraftfahrzeugversicherung gedeckten Risiko sind nur solche Sch&#228;den nicht mehr zuzurechnen, die ihre &#252;berwiegende Ursache nicht im Gebrauch des Fahrzeugs, sondern in solchen Umst&#228;nden haben, die zu den Gefahren des Gewerbebetriebes geh&#246;ren. Nach diesen Grunds&#228;tzen hat der Bundesgerichtshof Sch&#228;den, die beim Be- und Entladen von Kraftfahrzeugen entstanden sind, noch deren Gebrauch zugeordnet (vergl. BGHZ 75, Seite 45). Denn das in der Kraftfahrzeug-Pflichtversicherung versicherte Wagnis umfasst auch Ersatzanspr&#252;che f&#252;r Sch&#228;den aus dem Gebrauch eines Fahrzeugs als Arbeitsmaschine (vergl. BGH NJW 1990, Seite 257). Der Begriff des &#8222;Gebrauchs&#8220; im Sinne von &#167; 10 AKB bestimmt sich nach dem Interesse, das der Versicherte daran hat, durch den Einsatz des Kraftfahrzeugs und der an und auf ihm befindlichen Vorrichtungen nicht mit Haftpflichtanspr&#252;chen belastet zu werden. Bei Sch&#228;den, die durch einen Fahrzeugaufbau verursacht werden, soll es entscheidend darauf ankommen, ob es sich dabei um einen zwecksgebundenen Aufbau zum Fahrzeug handelt, d. h. um einen auf Dauer festinstallierten Aufbau des Fahrzeugs, oder um ein Ger&#228;t, das je nach Bedarf ausgetauscht werden kann (vergl. BGH VersR. 1994 S. 83; BGH VersR. 1969, Seite 726). Im vorliegenden Fall handelt es sich bei dem Aufbau um eine seit 1965 fest und dauerhaft mit dem Fahrzeug verbundene Spritze, die von dritter Seite unbemerkt f&#252;r den Kl&#228;ger mit Substanzen verunreinigt worden sein und deren Gebrauch zu den genannten Pflanzensch&#228;den gef&#252;hrt haben soll. Die durch das Ausbringen der verunreinigten Spritzbr&#252;he entstandenen Sch&#228;den sind danach durch den Gebrauch des Fahrzeugs im Sinne von &#167; 10 AKB verursacht worden. Das Bestreiten der Beklagten mit Nichtwissen hinsichtlich Art und Weise der Montage der Spritze - vom Kl&#228;ger im Rahmen seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung im Termin erg&#228;nzt - h&#228;lt das Gericht f&#252;r unzul&#228;ssig. Im Rahmen des zwischen den Parteien bestehenden Versicherungsverh&#228;ltnisses w&#228;re es Aufgabe der Beklagten gewesen, sich hinsichtlich des Fahrzeugs samt Aufbau ein eigenes Bild zu verschaffen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit richtet sich nach &#167; 709 Satz 1 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
174,999
eugh-2000-10-17-c-11499
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-114/99
2000-10-17T00:00:00
2019-01-31T19:09:16
2019-01-31T19:09:16
Urteil
ECLI:EU:C:2000:568
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Avis juridique important</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61999J0114</h1> <p> <strong>Urteil des Gerichtshofes (Erste Kammer) vom 17. Oktober 2000. - Roquette Fr&#232;res SA gegen Office national interprofessionnel des c&#233;r&#233;ales (ONIC). - Ersuchen um Vorabentscheidung: Cour administrative d'appel de Nancy - Frankreich. - Landwirtschaft - Gemeinsame Marktorganisation - Ausfuhrerstattungen - Getreide - Anspruchsvoraussetzungen - Verarbeitung zu einem Erzeugnis, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft eingef&#252;hrt wird. - Rechtssache C-114/99. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite I-08823<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><p><a href="#SM">Leits&#228;tze</a><br/> <a href="#I1">Parteien</a><br/> <a href="#MO">Entscheidungsgr&#252;nde</a><br/> <a href="#CO">Kostenentscheidung</a><br/> <a href="#DI">Tenor</a><br/> </p> <h2>Schl&#252;sselw&#246;rter</h2><br/><em> <p>Landwirtschaft - Gemeinsame Marktorganisation - Ausfuhrerstattungen - Anspruchsvoraussetzungen - Einfuhr des Erzeugnisses in das Bestimmungsland - Beibringung von Beweisen daf&#252;r, dass ein Erzeugnis, das zu einem anderen Erzeugnis verarbeitet worden ist, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft eingef&#252;hrt wird, in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist </p><p>(Verordnung Nr. 3665/87 der Kommission, Artikel 5 Absatz 1) </p> </em><p/> <a name="SM"/><h2>Leits&#228;tze</h2><br/><em> <p> $$Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist dahin auszulegen, dass die Zahlung einer Ausfuhrerstattung nicht von der Beibringung zus&#228;tzlicher Beweise abh&#228;ngig gemacht werden kann, mit denen nachgewiesen werden kann, dass ein Erzeugnis in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist, wenn es dort einer Verarbeitung unterzogen worden ist, die als wesentlich anzusehen ist, weil das Erzeugnis in unumkehrbarer Weise zur Herstellung eines anderen Erzeugnisses verwendet worden ist, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft ausgef&#252;hrt wird. (vgl. Randnr. 21 und Tenor)</p> </em><p/> <a name="I1"/><h2>Parteien</h2><br/><em> <p>In der Rechtssache C-114/99 </p><p>betreffend ein dem Gerichtshof nach Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) von der Cour administrative d'appel Nancy (Frankreich) in dem bei dieser anh&#228;ngigen Rechtsstreit </p><p>Roquette Fr&#232;res SA </p><p>gegen </p><p>Office national interprofessionnel des c&#233;r&#233;ales (ONIC) </p><p>" vorgelegtes Ersuchen um Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung des Artikels 5 Absatz 1 der Verordnung (EWG) Nr. 3665/87 der Kommission vom 27. November 1987 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (ABl. L 351, S. 1) </p><p>erl&#228;sst </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Erste Kammer) </p><p>unter Mitwirkung des Kammerpr&#228;sidenten M. Wathelet sowie der Richter P. Jann und L. Sev&#243;n (Berichterstatter), </p><p>Generalanwalt: S. Alber </p><p>Kanzler: L. Hewlett, Verwaltungsr&#228;tin </p><p>unter Ber&#252;cksichtigung der schriftlichen Erkl&#228;rungen </p><p>- der Roquette Fr&#232;res SA, vertreten durch Rechtsanwalt N. Coutrelis, Paris, </p><p>- des Office national interprofessionnel des c&#233;r&#233;ales (ONIC), vertreten durch Rechtsanwalt J.-P. Cordelier, Paris, </p><p>- der Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, vertreten durch G. Berscheid und K.-D. Borchardt, Juristischer Dienst, als Bevollm&#228;chtigte, </p><p>aufgrund des Sitzungsberichts, </p><p>nach Anh&#246;rung der m&#252;ndlichen Ausf&#252;hrungen der Roquette Fr&#232;res SA, vertreten durch Rechtsanwalt N. Coutrelis, der franz&#246;sischen Regierung, vertreten durch C. Vasak, stellvertretende Sekret&#228;rin f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten in der Direktion f&#252;r Rechtsfragen des Ministeriums f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, als Bevollm&#228;chtigte und der Kommission, vertreten durch G. Berscheid, in der Sitzung vom 9. Dezember 1999, </p><p>nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 3. Februar 2000, </p><p>folgendes </p><p>Urteil </p> </em><p/> <a name="MO"/><h2>Entscheidungsgr&#252;nde</h2><br/><em> <p>1 Die Cour administrative d'appel Nancy hat mit Urteil vom 25. M&#228;rz 1999, beim Gerichtshof eingegangen am 6. April 1999, gem&#228;&#223; Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) eine Frage nach der Auslegung des Artikels 5 Absatz 1 der Verordnung (EWG) Nr. 3665/87 der Kommission vom 27. November 1987 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (ABl. L 351, S. 1) zur Vorabentscheidung vorgelegt. </p><p>2 Diese Frage stellt sich in einem Rechtsstreit zwischen der Roquette Fr&#232;res SA (nachfolgend: Rechtsmittelf&#252;hrerin) und dem Office national interprofessionnel des c&#233;r&#233;ales (nachfolgend: ONIC) wegen Ausfuhrerstattungen f&#252;r von Ersterer nach &#214;sterreich ausgef&#252;hrten Glukosesirup. </p><p>Anwendbare Rechtsvorschriften </p><p>3 Artikel 4 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 lautet: </p><p>"Unbeschadet der Artikel 5 und 16 ist die Zahlung der Ausfuhrerstattung von dem Nachweis abh&#228;ngig, dass die Erzeugnisse, f&#252;r welche die Ausfuhrerkl&#228;rung angenommen wurde, sp&#228;testens sechzig Tage nach dieser Annahme das Zollgebiet der Gemeinschaft in unver&#228;ndertem Zustand verlassen haben." </p><p>4 In Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung hei&#223;t es: </p><p>"Au&#223;er von der Voraussetzung, dass das Erzeugnis das Zollgebiet der Gemeinschaft verlassen hat, ist die Zahlung der einheitlichen oder unterschiedlichen Erstattung davon abh&#228;ngig, dass das Erzeugnis innerhalb einer Frist von zw&#246;lf Monaten nach Annahme der Ausfuhranmeldung in ein Drittland eingef&#252;hrt wurde, es sei denn, dass es im Laufe der Bef&#246;rderung infolge h&#246;herer Gewalt untergegangen ist, </p><p>a) wenn ernste Zweifel am Erreichen der tats&#228;chlichen Bestimmung des Erzeugnisses bestehen </p><p>oder </p><p>b) wenn bei dem Erzeugnis aufgrund des Unterschieds zwischen dem f&#252;r das ausgef&#252;hrte Erzeugnis anzuwendenden Erstattungsbetrag und den f&#252;r ein gleichartiges Erzeugnis zum Zeitpunkt der Annahme der Ausfuhranmeldung geltenden Eingangsabgaben die M&#246;glichkeit besteht, dass es in die Gemeinschaft wieder eingef&#252;hrt wird. </p><p>... </p><p>In den im vorigen Unterabsatz genannten F&#228;llen finden Artikel 17 Absatz 3 und Artikel 18 Anwendung. </p><p>Au&#223;erdem k&#246;nnen die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten zus&#228;tzliche Beweismittel fordern, mit denen ihnen gegen&#252;ber nachgewiesen werden kann, dass das betreffende Erzeugnis tats&#228;chlich in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist." </p><p>5 Artikel 17 Absatz 3 der Verordnung Nr. 3665/87 bestimmt: </p><p>"Das Erzeugnis gilt als eingef&#252;hrt, wenn die Zollf&#246;rmlichkeiten f&#252;r die Abfertigung zum freien Verkehr in dem betreffenden Drittland erfuellt sind." </p><p>6 Artikel 18 der Verordnung regelt des N&#228;heren, wie die Erfuellung der Zollf&#246;rmlichkeiten nachgewiesen werden kann. </p><p>Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefrage </p><p>7 Im Anschluss an ihren Antrag auf Erstattung f&#252;r die Ausfuhr von Glukosesirup nach &#214;sterreich vom 1. bis zum 7. M&#228;rz 1990 erhielt die Rechtsmittelf&#252;hrerin vom ONIC einen Vorschuss in H&#246;he von 254 179,82 FRF. </p><p>8 Da die Rechtsmittelf&#252;hrerin die vom ONIC geforderten zus&#228;tzlichen Beweise f&#252;r den Verbrauch der Glukose in unver&#228;ndertem Zustand auf dem &#246;sterreichischen Markt nicht hatte beibringen k&#246;nnen, stellte das ONIC den Anspruch der Rechtsmittelf&#252;hrerin auf die beantragte Erstattung wieder in Frage. Es weigerte sich deshalb, die Sicherheit in H&#246;he von 115 % des Vorschusses, also von 292 306,79 FRF, freizugeben, und erlegte der Rechtsmittelf&#252;hrerin wegen ihres Vers&#228;umnisses, die geforderten Belege beizubringen, eine Geldbu&#223;e auf. </p><p>9 Die Rechtsmittelf&#252;hrerin erhob beim Tribunal administratif Lille (Frankreich) Klage auf Erstattung eines Betrages in H&#246;he der Sicherheit. Dabei machte sie geltend, der im Rahmen des aktiven Veredelungsverkehrs ausgef&#252;hrte Glukosesirup sei von seinem &#246;sterreichischen Kunden zur Herstellung von Penicillin verwendet worden, von dem ein Teil anschlie&#223;end wieder in die Gemeinschaft eingef&#252;hrt worden sei. </p><p>10 Mit Urteil vom 7. August 1995 verurteilte das Tribunal administratif Lille das ONIC, der Rechtsmittelf&#252;hrerin 146 153,59 FRF Schadensersatz zu zahlen, und wies die Klage im &#220;brigen ab. </p><p>11 Beim vorlegenden Gericht hat die Rechtsmittelf&#252;hrerin die Ab&#228;nderung dieses Urteils und insbesondere die Verurteilung des ONIC zur Zahlung eines dem Gesamtbetrag der Sicherheit entsprechenden Betrages nebst gesetzlichen Zinsen seit dem 16. November 1993 beantragt. </p><p>12 Da nach Auffassung der Cour administrative d'appel die Entscheidung des bei ihr anh&#228;ngigen Rechtsstreits von der Auslegung der am 1. M&#228;rz 1990 geltenden gemeinschaftsrechtlichen Regelung &#252;ber die Ausfuhrerstattung abh&#228;ngt, hat es das Verfahren ausgesetzt und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorgelegt: </p><p>Kann die zust&#228;ndige Kontrolleinrichtung (im vorliegenden Fall das ONIC) gem&#228;&#223; den am 1. M&#228;rz 1990 geltenden Vorschriften, insbesondere nach Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 der Kommission vom 27. November 1987, der als Voraussetzung f&#252;r die Gew&#228;hrung einer Ausfuhrerstattung vorsieht, "dass das betreffende Erzeugnis tats&#228;chlich in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist", die Erstattungsanspr&#252;che des Lieferers allein deswegen in Frage stellen, weil der ausl&#228;ndische Kunde die gelieferte Ware zur Herstellung eines anderen Erzeugnisses verwendet hat, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die anderen Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Wirtschaftsgemeinschaft ausgef&#252;hrt wird? </p><p>Zur Vorabentscheidungsfrage </p><p>13 Mit seiner Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 dahin auszulegen ist, dass die Zahlung einer Ausfuhrerstattung von der Beibringung zus&#228;tzlicher Beweise abh&#228;ngig gemacht werden kann, mit denen nachgewiesen werden kann, dass ein Erzeugnis in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist, wenn es dort einer Verarbeitung unterzogen worden ist, die als wesentlich anzusehen ist, weil das Erzeugnis in unumkehrbarer Weise zur Herstellung eines anderen Erzeugnisses verwendet worden ist, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft ausgef&#252;hrt wird. </p><p>14 Die Rechtsmittelf&#252;hrerin, die franz&#246;sische Regierung und die Kommission f&#252;hren hierzu aus, in Bezug auf nichtdifferenzierte Erstattungen k&#246;nnten solche Beweise nur verlangt werden, wenn Anlass zu dem Verdacht bestehe, dass ein Erzeugnis, f&#252;r das eine Erstattung gew&#228;hrt worden sei, missbr&#228;uchlich wieder in die Gemeinschaft eingef&#252;hrt werde. Das sei insbesondere dann nicht der Fall, wenn das ausgef&#252;hrte Erzeugnis einer wesentlichen und unumkehrbaren Verarbeitung unterzogen worden sei, die die Wiedereinfuhr des urspr&#252;nglichen Erzeugnisses unm&#246;glich mache. </p><p>15 Diese Auslegung werde auch durch die Verordnung (EG) Nr. 800/1999 der Kommission vom 15. April 1999 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (ABl. L 102, S. 11) gest&#252;tzt, die die insoweit anwendbare Regelung erl&#228;utert habe. Gem&#228;&#223; Artikel 20 dieser Verordnung werde n&#228;mlich der Erstattungsanspruch nicht dadurch beeintr&#228;chtigt, dass ein Erzeugnis nach einer wesentlichen Verarbeitung im Bestimmungsdrittland wieder in die Gemeinschaft eingef&#252;hrt werde. </p><p>16 Das ONIC ist dagegen der Auffassung, das Erzeugnis erfuelle, auch wenn es verarbeitet worden sei, ab dem Zeitpunkt, in dem es wieder in das Gemeinschaftsgebiet eingef&#252;hrt werde, nicht mehr die Voraussetzung, dass es das Zollgebiet der Gemeinschaft verlassen habe und in unver&#228;nderten Zustand im Bestimmungsdrittland zum Verbrauch bereitgestellt worden sei. Unter dieser Bereitstellung in unver&#228;ndertem Zustand sei n&#228;mlich die Verwertung des Erzeugnisses in dem betreffenden Einfuhrdrittland zu verstehen. Eine Verwertung liege aber nicht vor, wenn das Erzeugnis nach einer einfachen Ver&#228;nderung wieder in den Binnenmarkt der Gemeinschaft eingef&#252;hrt werde. </p><p>17 Der Zweck des Artikels 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 besteht nach deren vierter Begr&#252;ndungserw&#228;gung darin, Missbr&#228;uche, im Fall von Unterabsatz 1 Buchstabe b der genannten Vorschrift namentlich die Gefahr einer Wiedereinfuhr des ausgef&#252;hrten Erzeugnisses in die Gemeinschaft, zu verhindern (in diesem Sinne Urteil vom 21. Januar 1999 in der Rechtssache C-54/95, Deutschland/Kommission, Slg. 1999, I-35, Randnrn. 45 und 46). </p><p>18 Um solche Missbr&#228;uche zu bek&#228;mpfen, sind die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten gem&#228;&#223; Artikel 5 Absatz 1 Unterabsatz 4 der Verordnung Nr. 3665/87 berechtigt, zus&#228;tzliche Beweise zu fordern, mit denen nachgewiesen werden kann, dass das betreffende Erzeugnis tats&#228;chlich in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist. Solche Nachweise k&#246;nnen verlangt werden, wenn der Verdacht besteht oder feststeht, dass Missbr&#228;uche begangen worden sind (Urteil vom 9. August 1994 in der Rechtssache C-347/93, Boterlux, Slg. 1994, I-3933, Randnrn. 25 und 27). </p><p>19 Ein Missbrauch durch die Wiedereinfuhr des zuvor exportierten Erzeugnisses in die Gemeinschaft kann aber nicht vorliegen, wenn das Erzeugnis einer wesentlichen und unumkehrbaren Verarbeitung unterzogen worden ist, die dazu gef&#252;hrt hat, dass es als solches nicht mehr existiert und ein neues Erzeugnis geschaffen worden ist, das unter eine andere Tarifposition f&#228;llt. </p><p>20 Die aus den Randnummern 17 bis 19 dieses Urteils folgende Auslegung, wonach im Fall einer wesentlichen Verarbeitung des betreffenden Erzeugnisses kein Missbrauch im Sinne von Artikel 5 Absatz 1 Unterabsatz 1 Buchstabe b der Verordnung Nr. 3665/87 vorliegt, wird im &#220;brigen durch Artikel 20 Absatz 1 der Verordnung Nr. 800/1999 erh&#228;rtet. Nach der neuen Bestimmung kann n&#228;mlich der Verdacht auf Wiedereinfuhr dadurch entkr&#228;ftet werden, dass das Erzeugnis, f&#252;r das eine nichtdifferenzierte Erstattung gew&#228;hrt wird, einer wesentlichen Be- oder Verarbeitung im Sinne von Artikel 24 der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates vom 12. Oktober 1992 zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften (ABl. L 302, S. 1) unterzogen worden ist, nachdem es das Zollgebiet der Gemeinschaft verlassen hatte; nach dem Wortlaut der zuletzt genannten Bestimmung handelt es sich dabei um eine "wirtschaftlich gerechtfertigte Be- oder Verarbeitung ..., die in einem dazu eingerichteten Unternehmen vorgenommen worden ist und zur Herstellung eines neuen Erzeugnisses gef&#252;hrt hat oder eine bedeutende Herstellungsstufe darstellt". </p><p>21 Nach alledem ist auf die Vorlagefrage zu antworten, dass Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 dahin auszulegen ist, dass die Zahlung einer Ausfuhrerstattung nicht von der Beibringung zus&#228;tzlicher Beweise abh&#228;ngig gemacht werden kann, mit denen nachgewiesen werden kann, dass ein Erzeugnis in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist, wenn es dort einer Verarbeitung unterzogen worden ist, die als wesentlich anzusehen ist, weil das Erzeugnis in unumkehrbarer Weise zur Herstellung eines anderen Erzeugnisses verwendet worden ist, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft ausgef&#252;hrt wird. </p> </em><p/> <a name="CO"/><h2>Kostenentscheidung</h2><br/><em> <p>Kosten </p><p>22 Die Auslagen der franz&#246;sischen Regierung und der Kommission, die vor dem Gerichtshof Erkl&#228;rungen abgegeben haben, sind nicht erstattungsf&#228;hig. F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. </p> </em><p/> <a name="DI"/><h2>Tenor</h2><br/><em> <p>Aus diesen Gr&#252;nden </p><p>hat </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Erste Kammer) </p><p>auf die ihm von der Cour administrative d'appel Nancy mit Urteil vom 25. M&#228;rz 1999 vorgelegte Frage f&#252;r Recht erkannt: </p><p>Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung Nr. 3665/87 der Kommission vom 27. November 1987 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist dahin auszulegen, dass die Zahlung einer Ausfuhrerstattung nicht von der Beibringung zus&#228;tzlicher Beweise abh&#228;ngig gemacht werden kann, mit denen nachgewiesen werden kann, dass ein Erzeugnis in unver&#228;ndertem Zustand auf den Markt des einf&#252;hrenden Drittlandes gelangt ist, wenn es dort einer Verarbeitung unterzogen worden ist, die als wesentlich anzusehen ist, weil das Erzeugnis in unumkehrbarer Weise zur Herstellung eines anderen Erzeugnisses verwendet worden ist, bei dem die M&#246;glichkeit besteht, dass es wieder in die Gemeinschaft ausgef&#252;hrt wird. </p> </em><p/> </div>
175,000
eugh-2000-10-12-c-399
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-3/99
2000-10-12T00:00:00
2019-01-31T19:09:17
2019-01-31T19:09:17
Urteil
ECLI:EU:C:2000:560
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Avis juridique important</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61999J0003</h1> <p> <strong>Urteil des Gerichtshofes (Sechste Kammer) vom 12. Oktober 2000. - Cidrerie Ruwet SA gegen Cidre Stassen SA und HP Bulmer Ltd. - Ersuchen um Vorabentscheidung: Tribunal de commerce de Bruxelles - Belgien. - Freier Warenverkehr - Richtlinie 75/106/EWG - Teilweise Angleichung - Fl&#252;ssigkeiten in Fertigpackungen - Abf&#252;llung nach Volumen - Apfelwein - Verbot von in der Richtlinie nicht vorgesehenen Nennvolumen durch einen Mitgliedstaat. - Rechtssache C-3/99. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite I-08749<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><p><a href="#SM">Leits&#228;tze</a><br/> <a href="#I1">Parteien</a><br/> <a href="#MO">Entscheidungsgr&#252;nde</a><br/> <a href="#CO">Kostenentscheidung</a><br/> <a href="#DI">Tenor</a><br/> </p> <h2>Schl&#252;sselw&#246;rter</h2><br/><em> <p>1 Rechtsangleichung - Fertigverpackung von Fl&#252;ssigkeiten - Richtlinie 75/106 in der ge&#228;nderten Fassung - Teilweise Harmonisierung - Verbot des Inverkehrbringens von Fertigpackungen mit einem in Anhang III Spalte I der Richtlinie nicht aufgef&#252;hrten Nennvolumen durch die Mitgliedstaaten - Unzul&#228;ssigkeit </p><p>(Richtlinie 75/106 des Rates in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676, Anhang III, Spalte 1) </p><p>2 Freier Warenverkehr - Mengenm&#228;&#223;ige Beschr&#228;nkungen - Ma&#223;nahmen gleicher Wirkung - Nationale Regelung, die das Inverkehrbringen einer Fertigpackung mit einem in der gemeinschaftsrechtlich festgelegten, durch die Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 ge&#228;nderten Reihe nicht enthaltenen Nennvolumen verbietet - Unzul&#228;ssigkeit - Rechtfertigung - Verbraucherschutz - Voraussetzungen - Beurteilung durch das nationale Gericht </p><p>(EG-Vertrag, Artikel 30 [nach &#196;nderung jetzt Artikel 28 EG]; Richtlinie 75/106 des Rates in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676, Anhang III, Spalte 1) </p> </em><p/> <a name="SM"/><h2>Leits&#228;tze</h2><br/><em> <p>1 Die Richtlinie 75/106 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 gestattet es den Mitgliedstaaten nicht, das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit einem Nennvolumen, das nicht in Anhang III Spalte I dieser Richtlinie vorgesehen ist, zu verbieten. </p><p>Zwar war mit der Richtlinie 75/106 in ihrer urspr&#252;nglichen Fassung eine vollst&#228;ndige Angleichung der betreffenden innerstaatlichen Regelungen erfolgt, nach ihrer &#196;nderung durch die Richtlinie 79/1005 bewirkte sie jedoch nur noch eine teilweise Harmonisierung. (vgl. Randnrn. 42-43, 57 und Tenor) </p><p>2 Artikel 30 EG-Vertrag (nach &#196;nderung jetzt Artikel 28 EG) verwehrt es einem Mitgliedstaat, das Inverkehrbringen einer Fertigpackung mit einem in der gemeinschaftsrechtlich durch die Richtlinie 75/106 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 festgelegten Reihe nicht enthaltenen Nennvolumen zu verbieten, die in einem anderen Mitgliedstaat rechtm&#228;&#223;ig hergestellt und in den Verkehr gebracht worden ist, es sei denn, dieses Verbot soll einem zwingenden Erfordernis des Verbraucherschutzes dienen, gilt unterschiedslos f&#252;r inl&#228;ndische wie f&#252;r eingef&#252;hrte Erzeugnisse, ist notwendig, um dem fraglichen Erfordernis gerecht zu werden und steht in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zu dem verfolgten Zweck, und dieser Zweck kann nicht durch Ma&#223;nahmen erreicht werden, die den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr weniger beschr&#228;nken. </p><p>Das innerstaatliche Gericht muss bei der Beurteilung der Frage, ob tats&#228;chlich die Gefahr besteht, dass der Verbraucher durch zu dicht beieinander liegende Nennvolumen derselben Fl&#252;ssigkeit irregef&#252;hrt wird, allen ma&#223;geblichen Gesichtspunkten Rechnung tragen, indem es auf den durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verst&#228;ndigen Durchschnittsverbraucher abstellt. (vgl. Randnrn. 51-53, 57 und Tenor) </p> </em><p/> <a name="I1"/><h2>Parteien</h2><br/><em> <p>In der Rechtssache C-3/99 </p><p>betreffend ein dem Gerichtshof nach Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) vom Tribunal de commerce Br&#252;ssel (Belgien) in dem bei diesem anh&#228;ngigen Rechtsstreit </p><p>Cidrerie Ruwet SA </p><p>gegen </p><p>Cidre Stassen SA, </p><p>HP Bulmer Ltd </p><p>vorgelegtes Ersuchen um Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung des Artikels 30 EG-Vertrag (nach &#196;nderung jetzt Artikel 28 EG) und &#252;ber die G&#252;ltigkeit und Auslegung der Richtlinie 75/106/EWG des Rates vom 19. Dezember 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen (ABl. 1975, L 42, S. 1) in der Fassung der Richtlinien 79/1005/EWG des Rates vom 23. November 1979 (ABl. L 308, S. 25), 85/10/EWG des Rates vom 18. Dezember 1984 (ABl. 1985, L 4, S. 20), 88/316/EWG des Rates vom 7. Juni 1988 (ABl. L 143, S. 26) und 89/676/EWG des Rates vom 21. Dezember 1989 (ABl. L 398, S. 18) </p><p>erl&#228;sst </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Sechste Kammer) </p><p>unter Mitwirkung des Kammerpr&#228;sidenten C. Gulmann (Berichterstatter) sowie der Richter J.-P. Puissochet und R. Schintgen, </p><p>Generalanwalt: N. Fennelly </p><p>Kanzler: D. Louterman-Hubeau, Hauptverwaltungsr&#228;tin </p><p>unter Ber&#252;cksichtigung der schriftlichen Erkl&#228;rungen </p><p>- der Cidre Stassen SA und der HP Bulmer Ltd, vertreten durch Rechtsanw&#228;lte E. Deltour, A. Puts und P.-M. Louis, Br&#252;ssel, </p><p>- der belgischen Regierung, vertreten durch A. Snoecx, Beraterin im Ministerium f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, Au&#223;enhandel und Entwicklungszusammenarbeit, als Bevollm&#228;chtigte, </p><p>- der deutschen Regierung, vertreten durch Ministerialrat W.-D. Plessing und Regierungsdirektor C.-D. Quassowski, Bundesministerium der Finanzen, als Bevollm&#228;chtigte, </p><p>- der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, vertreten durch M. Ewing, Treasury Solicitor's Department, als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von Barrister D. Bethlehem, </p><p>- des Rates der Europ&#228;ischen Union, vertreten durch Rechtsberaterin C. Giorgi und F. Anton, Juristischer Dienst, als Bevollm&#228;chtigte, </p><p>- der Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, vertreten durch Rechtsberater H. van Lier als Bevollm&#228;chtigten, </p><p>aufgrund des Sitzungsberichts, </p><p>nach Anh&#246;rung der m&#252;ndlichen Ausf&#252;hrungen der Cidrerie Ruwet SA, vertreten durch Rechtsanwalt K. Carbonez, Br&#252;ssel, der Cidre Stassen SA und der HP Bulmer Ltd, vertreten durch Rechtsanw&#228;lte A. Puts und P.-M. Louis, der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, vertreten durch Barrister A. Robertson, des Rates, vertreten durch F. Anton, und der Kommission, vertreten durch H. van Lier, in der Sitzung vom 10. Februar 2000, </p><p>nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 23. M&#228;rz 2000, </p><p>folgendes </p><p>Urteil </p> </em><p/> <a name="MO"/><h2>Entscheidungsgr&#252;nde</h2><br/><em> <p>1 Das Tribunal de commerce Br&#252;ssel hat mit Urteil vom 28. Dezember 1998, beim Gerichtshof eingegangen am 7. Januar 1999, gem&#228;&#223; Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) zwei Fragen nach der Auslegung des Artikels 30 EG-Vertrag (nach &#196;nderung jetzt Artikel 28 EG) sowie der G&#252;ltigkeit und der Auslegung der Richtlinie 75/106/EWG des Rates vom 19. Dezember 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen (ABl. 1975, L 42, S. 1) in der Fassung der Richtlinien 79/1005/EWG des Rates vom 23. November 1979 (ABl. L 308, S. 25), 85/10/EWG des Rates vom 18. Dezember 1984 (ABl. 1985, L 4, S. 20), 88/316/EWG des Rates vom 7. Juni 1988 (ABl. L 143, S. 26) und 89/676/EWG des Rates vom 21. Dezember 1989 (ABl. L 398, S. 18) zur Vorabentscheidung vorgelegt. </p><p>2 Diese Fragen stellen sich in einem Rechtsstreit zwischen der Cidrerie Ruwet SA (im Folgenden: Firma Ruwet) mit Sitz in Belgien einerseits und der Cidre Stassen SA (im Folgenden: Firma Stassen), ebenfalls mit Sitz in Belgien, und der HP Bulmer Ltd (im Folgenden: Firma HP Bulmer) mit Sitz im Vereinigten K&#246;nigreich andererseits wegen eines Antrags der Firma Ruwet auf Verurteilung der Firma Stassen, den Vertrieb von Apfelwein in Flaschen mit einem Nennvolumen von 0,33 l in Belgien einzustellen. </p><p>Rechtlicher Rahmen </p><p>Gemeinschaftsrecht </p><p>3 Artikel 30 EG-Vertrag bestimmt: </p><p>"Mengenm&#228;&#223;ige Einfuhrbeschr&#228;nkungen sowie alle Ma&#223;nahmen gleicher Wirkung sind unbeschadet der nachstehenden Bestimmungen zwischen den Mitgliedstaaten verboten." </p><p>4 Nach Artikel 1 Absatz 1 der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 88/316 und 89/676 sind Gegenstand dieser Richtlinie die Fertigpackungen mit den in Anhang III aufgef&#252;hrten fluessigen Erzeugnissen, also u. a. Wein, Apfelwein, Bier, Branntwein, Lik&#246;r und andere alkoholische Getr&#228;nke, Speiseessig, Speise&#246;le, Milch, Wasser, Limonaden und Frucht- und Gem&#252;ses&#228;fte. Artikel 1 Absatz 2 sieht Ausnahmen vor, die im vorliegenden Fall nicht erheblich sind. </p><p>5 Die erste und die vierte Begr&#252;ndungserw&#228;gung der Richtlinie 75/106 lauten: </p><p>"In den meisten Mitgliedstaaten sind die Bedingungen, unter denen in verschlossenen Fertigpackungen abgefuellte Fl&#252;ssigkeiten in den Verkehr gebracht werden m&#252;ssen, durch zwingende Rechtsvorschriften geregelt, die von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat verschieden sind und daher bei diesen Fertigpackungen zu Handelshemmnissen f&#252;hren; diese Vorschriften sind deshalb anzugleichen. </p><p>... </p><p>Es empfiehlt sich, die Gr&#246;&#223;en der Nennvolumen f&#252;r ein und dasselbe Erzeugnis, die zu dicht beieinander liegen und zu einer Irref&#252;hrung des Verbrauchers Anlass geben k&#246;nnten, zahlenm&#228;&#223;ig so weit wie m&#246;glich zu verringern; angesichts der enormen Lagerbest&#228;nde an Fertigpackungen in der Gemeinschaft kann diese Verringerung jedoch nur schrittweise erfolgen." </p><p>6 Die Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten insbesondere, das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit den in Anhang III vorgesehenen Nennvolumen in ihrem Gebiet zu gestatten. </p><p>7 Artikel 5 der Richtlinie bestimmte in seiner urspr&#252;nglichen Fassung: </p><p>"Die Mitgliedstaaten d&#252;rfen das Inverkehrbringen von Fertigpackungen, die den Bestimmungen ... dieser Richtlinie entsprechen, nicht aus Gr&#252;nden verweigern, verbieten oder beschr&#228;nken, die sich auf das Volumen der Fertigpackungen [oder] dessen Feststellung ... beziehen." </p><p>8 Diese Bestimmung lautet in der Fassung der Richtlinien 79/1005 und 85/10 nunmehr wie folgt: </p><p>"(1) Die Mitgliedstaaten d&#252;rfen das Inverkehrbringen von Fertigpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen, nicht aus Gr&#252;nden verweigern, verbieten oder beschr&#228;nken, die sich auf die Feststellung des Volumens der Fertigpackungen ... oder auf das in Anhang III Spalte I verzeichnete Nennvolumen beziehen. </p><p>..." </p><p>9 Artikel 4 der Richtlinie 75/106 schloss in seiner urspr&#252;nglichen Fassung Fertigpackungen mit anderen als den in Anhang III genannten Nennvolumen aus. </p><p>10 In Artikel 4 Abs&#228;tze 1 und 2 hie&#223; es: </p><p>"(1) Auf allen in Artikel 3 genannten Fertigpackungen muss stets das als Nennvolumen bezeichnete Fl&#252;ssigkeitsvolumen, das jeweils in ihnen enthalten sein soll, gem&#228;&#223; Anhang I angegeben sein. </p><p>(2) F&#252;r diese Fertigpackungen sind allein die in Anhang III angegebenen Nennvolumen zul&#228;ssig." </p><p>11 Der in Absatz 2 vorgesehene Ausschluss wurde durch eine &#196;nderung dieser Vorschrift durch die Richtlinie 79/1005 beseitigt; in der sechsten Begr&#252;ndungserw&#228;gung der &#196;nderungsrichtlinie hei&#223;t es: </p><p>"F&#252;r gewisse Mitgliedstaaten bringt die Verringerung der Zahl der Nennvolumen Schwierigkeiten mit sich. F&#252;r diese Mitgliedstaaten ist deshalb eine &#220;bergangszeit vorzusehen, die den innergemeinschaftlichen Handel mit den betreffenden Erzeugnissen nicht behindert und die Durchf&#252;hrung dieser Richtlinie in den &#252;brigen Mitgliedstaaten nicht gef&#228;hrdet." </p><p>12 Artikel 5 Absatz 3 der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 89/676 untersagte jedoch nach dem - inzwischen erfolgten - Ablauf bestimmter Fristen das Inverkehrbringen der Erzeugnisse, die in Anhang III Nummer 1 Buchstaben a und b, Nummer 2 Buchstabe a und Nummer 4 aufgef&#252;hrt sind (insbesondere Wein, Branntwein, Lik&#246;r und andere alkoholische Getr&#228;nke), in Fertigpackungen mit anderen als den in Anhang III Spalte I aufgef&#252;hrten Nennvolumen. </p><p>13 In dieser Spalte, die in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 die endg&#252;ltig zul&#228;ssigen Nennvolumen festlegt, ist das Volumen von 0,33 l f&#252;r Apfelwein nicht vorgesehen. F&#252;r nicht sch&#228;umenden Apfelwein sieht sie in Nummer 1 Buchstabe c neun Nennvolumen vor: 0,10 l - 0,25 l - 0,375 l - 0,50 l - 0,75 l - 1 l - 1,5 l - 2 l - 5 l. F&#252;r sch&#228;umenden Apfelwein sieht sie in Nummer 2 Buchstabe b sieben Nennvolumen vor: 0,10 l - 0,20 l - 0,375 l - 0,75 l - 1 l - 1,5 l - 3 l. </p><p>Das belgische Recht </p><p>14 Die K&#246;nigliche Verordnung vom 16. Februar 1982 &#252;ber die Reihen der zul&#228;ssigen Nennfuellmengen und Nennvolumen f&#252;r bestimmte Erzeugnisse in Fertigpackungen (Moniteur belge vom 12. M&#228;rz 1982; im Folgenden: K&#246;nigliche Verordnung) setzt die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 in belgisches Recht um. Er sieht nur die nach dieser Richtlinie zul&#228;ssigen Nennvolumen vor. Somit ist das Inverkehrbringen von Apfelwein in 0,33-l-Flaschen in Belgien nicht gestattet. </p><p>Das Ausgangsverfahren </p><p>15 Die Firmen Ruwet, Stassen und HP Bulmer erzeugen und vertreiben verschiedene Apfelweinprodukte, die sowohl zum Verkauf auf den Inlandsm&#228;rkten als auch f&#252;r den Export bestimmt sind. </p><p>16 Die Firma Stassen begann trotz des in der K&#246;niglichen Verordnung enthaltenen Verbots, f&#252;r die Verbraucher bestimmten Apfelwein in 0,33-l-Flaschen auf dem belgischen Markt zu verkaufen. </p><p>17 Die Firma Ruwet forderte sie mit Schreiben vom 29. Mai und 16. Juni 1998 auf, den Vertrieb einzustellen. </p><p>18 Die Firma Stassen lehnte dies mit Schreiben vom 12. und 19. Juni 1998 ab. Die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 sei nicht ordnungsgem&#228;&#223; in das belgische Recht umgesetzt worden; sie untersage nicht den Verkauf von Apfelwein in Packungen mit anderen als den in Anhang III der Richtlinie ausdr&#252;cklich vorgesehenen Volumen; die K&#246;nigliche Verordnung versto&#223;e dadurch gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, dass sie das Inverkehrbringen von Apfelwein in Packungen mit 0,33 l untersage; die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 w&#252;rde gegen Artikel 30 EG-Vertrag versto&#223;en, wenn sie tats&#228;chlich ein solches Verbot enthielte. </p><p>19 Am 26. Juni 1998 verklagte die Firma Ruwet die Firma Stassen vor dem Tribunal de commerce Br&#252;ssel und beantragte, sie zu verurteilen, den Vertrieb der streitigen Erzeugnisse in Belgien einzustellen. Die Firma HP Bulmer trat diesem innerstaatlichen Verfahren als Streithelferin zur Unterst&#252;tzung der Antr&#228;ge der Beklagten bei. </p><p>20 Das Tribunal de commerce Br&#252;ssel hat das Verfahren ausgesetzt und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt: </p><p>1. Ist es mit Artikel 30 EG-Vertrag vereinbar, dass die Richtlinie 75/106/EWG vom 19. Dezember 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen in der Fassung der Richtlinie 79/1005/EWG vom 23. November 1979, die eine &#220;bergangszeit vorsieht, den Mitgliedstaaten noch heute, also etwa zwanzig Jahre sp&#228;ter und obwohl sich in dieser Zeit die Gewohnheiten ge&#228;ndert haben und das 0,33-l-Beh&#228;ltnis inzwischen weltweit beliebt und verbreitet ist, erlaubt, den Vertrieb anderer Beh&#228;ltnisse als der in Anhang III der Richtlinie vorgesehenen zuzulassen oder zu verbieten, woraus sich Unterschiede zwischen den Rechtsvorschriften der verschiedenen Mitgliedstaaten ergeben k&#246;nnen und im vorliegenden Fall ergeben, so dass die Mitgliedstaaten, die wie Belgien f&#252;r Apfelwein die Beh&#228;ltnisreihen beschr&#228;nken, damit &#252;ber eine Ma&#223;nahme verf&#252;gen, die eine Beschr&#228;nkung des freien Warenverkehrs bezweckt oder bewirkt? </p><p>2. Erlaubt die Richtlinie 75/106/EWG vom 19. Dezember 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen in der Fassung der Richtlinie 79/1005/EWG vom 23. November 1979 den Mitgliedstaaten unter Ber&#252;cksichtigung des Grundsatzes des freien Warenverkehrs eine Umsetzung dahin gehend, dass die nationale Regelung den Vertrieb von Beh&#228;ltnissen mit einer nicht in Anhang III der Richtlinie genannten Menge, hier des 0,33-l-Beh&#228;ltnisses f&#252;r den Vertrieb von Apfelwein, untersagt? </p><p>Die Vorabentscheidungsfragen </p><p>21 Die erste Frage des vorlegenden Gerichts geht dahin, ob die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 im Hinblick auf Artikel 30 EG-Vertrag g&#252;ltig ist, sofern sie es den Mitgliedstaaten gestattet, das Inverkehrbringen anderer als der in Anhang III Spalte I vorgesehenen Fertigpackungen nicht zuzulassen und auf diese Weise den freien Warenverkehr zu behindern. </p><p>22 Die zweite Frage geht dahin, ob diese Richtlinie so auszulegen ist, dass sie es den Mitgliedstaaten gestattet, durch eine nationale Regelung wie die K&#246;nigliche Verordnung das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit einem Nennvolumen, das nicht in ihrem Anhang III Spalte I vorgesehen ist, zu verbieten. </p><p>23 Die zweite Frage ist zuerst zu pr&#252;fen, denn eine Beantwortung der ersten Frage nach der G&#252;ltigkeit der fraglichen Richtlinie w&#228;re nur erforderlich, wenn diese tats&#228;chlich so auszulegen ist, dass sie es den Mitgliedstaaten gestattet, ein solches Verbot auszusprechen. </p><p>24 Falls sie nicht so auszulegen ist, wird unter Ber&#252;cksichtigung der im Verfahren abgegebenen Erkl&#228;rungen zu untersuchen sein, ob Artikel 30 einem Vertriebsverbot wie dem, um das es im Ausgangsverfahren geht, entgegensteht. </p><p>25 Die Firma Ruwet f&#252;hrt aus, das Ausgangsverfahren sei ein rein innerstaatlicher Rechtsstreit, in dem zwei Unternehmen, n&#228;mlich die Firma Stassen und sie selbst, &#252;ber in Belgien hergestellte und in den Verkehr gebrachte Erzeugnisse stritten. Unter diesen Umst&#228;nden sei die Frage der Vereinbarkeit der K&#246;niglichen Verordnung mit dem Gemeinschaftsrecht nicht zu pr&#252;fen. </p><p>26 Dazu gen&#252;gt die Feststellung, dass das vorlegende Gericht dieses Vorbringen in seinem Urteil bereits zur&#252;ckgewiesen und festgestellt hat, dass der Rechtsstreit nicht eine rein interne Situation betreffe, da die Frima Stassen nicht nur den von ihr erzeugten, sondern auch von ihr eingef&#252;hrten Apfelwein verkaufe. </p><p>27 Die Firma Ruwet tr&#228;gt weiter vor, die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 habe es den Mitgliedstaaten letztlich erm&#246;glicht, entweder das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit anderen als den in ihrem Anhang III vorgesehenen Nennvolumen zu gestatten oder das Inverkehrbringen von Erzeugnissen, die nicht den Angaben in diesem Anhang entspr&#228;chen, zu verbieten. Diese optionelle Harmonisierung f&#252;hre dazu, dass zwei verschiedene M&#228;rkte nebeneinander bestuenden, n&#228;mlich der f&#252;r Erzeugnisse, die der genannten Richtlinie entspr&#228;chen und frei verkehren k&#246;nnten, und derjenige der nicht konformen Erzeugnisse, die nicht frei verkehren k&#246;nnten. Das K&#246;nigreich Belgien habe somit f&#252;r die zweite Alternative optieren d&#252;rfen, zumal diese Option den Schutz der Verbraucher sicherstelle, die andernfalls durch zu dicht beieinander liegende Nennvolumen irregef&#252;hrt werden k&#246;nnten. </p><p>28 Die belgische Regierung r&#228;umt ein, im Fall der optionellen Harmonisierung k&#246;nnten die Importeure von Erzeugnissen, die nicht den in der Richtlinie genannten Standards entspr&#228;chen, sich grunds&#228;tzlich auf Artikel 30 EG-Vertrag berufen, um am freien Warenverkehr teilzuhaben. Habe der Einfuhrmitgliedstaat jedoch die Bestimmungen der Richtlinie f&#252;r verbindlich erkl&#228;rt und seine eigenen nationalen Standards aufgegeben, so k&#246;nne er nicht gezwungen werden, nicht konforme Erzeugnisse zu akzeptieren. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Hersteller, die die f&#252;r die Anpassung ihrer Produktion an die optionell harmonisierten Standards erforderlichen Ausgaben get&#228;tigt h&#228;tten, nicht f&#252;r ihre Anstrengungen belohnt w&#252;rden, w&#228;hrend die Hersteller, die keine derartigen Ausgaben gehabt h&#228;tten, sich weiter auch f&#252;r nicht konforme Erzeugnisse auf den Grundsatz des freien Warenverkehrs berufen k&#246;nnten. </p><p>29 F&#252;r den Fall, dass dieser Auffassung nicht zugestimmt werde, sei davon auszugehen, dass die sich aus der K&#246;niglichen Verordnung ergebende Behinderung der Einfuhr durch zwingende Erfordernisse des Verbraucherschutzes gerechtfertigt sei. </p><p>30 Die Firmen Stassen und HP Bulmer machen geltend, nach der Rechtsprechung, die auf das Urteil vom 20. Februar 1979 in der Rechtssache 120/78 (Rewe, "Cassis de Dijon", Slg. 1979, 649) zur&#252;ckgehe, erfasse der freie Warenverkehr im Sinne des Artikels 30 EG-Vertrag nach dem Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung alle in einem Mitgliedstaat rechtm&#228;&#223;ig hergestellten Erzeugnisse. Die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 k&#246;nne nicht dahin ausgelegt werden, dass sie eine nationale Ma&#223;nahme wie das im Ausgangsverfahren in Rede stehende Vertriebsverbot gestatte. </p><p>31 Da mit dieser Richtlinie keine vollst&#228;ndige Harmonisierung erfolgt sei, blieben die Artikel 30 ff. anwendbar. Danach sei eine Ma&#223;nahme mit gleicher Wirkung wie eine mengenm&#228;&#223;ige Beschr&#228;nkung nur dann durch zwingende Gr&#252;nde des Gemeinwohls gerechtfertigt, wenn sie den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz wahre. Dies sei jedoch in der Ausgangsrechtssache nicht der Fall. Das Verbot von Fertigpackungen mit einem Nennvolumen von 0,33 l f&#252;r Apfelwein, das dem Verbraucherschutz dienen solle, verhindere mengenbezogene Preisvergleiche mit den Getr&#228;nken, die unmittelbar mit dem Apfelwein in Wettbewerb stuenden (Bier und alkoholfreie Getr&#228;nke). Zudem k&#246;nne der Verbraucherschutz hinsichtlich der Preisvergleiche durch eine andere Ma&#223;nahme erreicht werden, die weit weniger einschneidende Auswirkungen auf den Gemeinschaftshandel h&#228;tte als ein Verbot, n&#228;mlich eine Verpflichtung zur Angabe des Preises pro Ma&#223;einheit (pro Liter) an den Regalen, in denen das Erzeugnis zum Kauf angeboten werde. Ein Vertriebsverbot wie in der Ausgangsrechtssache versto&#223;e somit gegen Artikel 30 EG-Vertrag. </p><p>32 Die deutsche Regierung verweist zun&#228;chst hinsichtlich der Erzeugnisse, f&#252;r die die Mitgliedstaaten weiterhin andere als die in Anhang III Spalte I der Richtlinie vorgesehenen Nennvolumen zulassen d&#252;rfen, auf das Urteil vom 19. Februar 1981 in der Rechtssache 130/80 (Kelderman, Slg. 1981, 527), in dem der Gerichtshof entschieden habe, dass eine nationale Regelung, die der Abgrenzung zwischen verschiedenen Brotgr&#246;&#223;en und -gewichten diene und durch die eine Irref&#252;hrung des Verbrauchers &#252;ber die ihm tats&#228;chlich angebotene Brotmenge vermieden werden k&#246;nne, aus Gr&#252;nden des Verbraucherschutzes nicht zu rechtfertigen sei, da sich eine angemessene Unterrichtung des Verbrauchers durch eine geeignete Etikettierung erreichen lasse. Eine solche Vorschrift versto&#223;e deshalb gegen Artikel 30 EG-Vertrag. Das Gemeinschaftsrecht enthalte Vorschriften &#252;ber die Mengenkennzeichnung f&#252;r Lebensmittel und zur Bek&#228;mpfung der irref&#252;hrenden Aufmachung von Fertigpackungen. Die Markttransparenz werde mit der Umsetzung der Richtlinie 98/6/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16. Februar 1998 &#252;ber den Schutz der Verbraucher bei der Angabe der Preise der ihnen angebotenen Erzeugnisse (ABl. L 80, S. 27) sp&#228;testens am 18. M&#228;rz 2000 verbessert. Einschr&#228;nkungen des freien Warenverkehrs, die sich aus der Richtlinie 75/106 erg&#228;ben, lie&#223;en sich nach der Umsetzung der Richtlinie 98/6 generell nicht mehr aus Gr&#252;nden des Verbraucherschutzes rechtfertigen. </p><p>33 Die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs f&#252;hrt aus, die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 gestatte es den Mitgliedstaaten, das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit anderen als den in der Richtlinie vorgesehenen Nennvolumen zuzulassen. Die Mitgliedstaaten d&#252;rften den Vertrieb dieser Erzeugnisse in ihrem Hoheitsgebiet nur unter Beachtung der Rechtsprechung des Gerichtshofes zu Artikel 30 EG-Vertrag beschr&#228;nken. </p><p>34 Auch m&#252;ssten verwandte Gemeinschaftsvorschriften ber&#252;cksichtigt werden, insbesondere die Richtlinie 79/112/EWG des Rates vom 18. Dezember 1978 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Etikettierung und Aufmachung von f&#252;r den Endverbraucher bestimmten Lebensmitteln sowie die Werbung hierf&#252;r (ABl. 1979, L 33, S. 1), die Richtlinie 79/581/EWG des Rates vom 19. Juni 1979 &#252;ber den Schutz der Verbraucher bei der Angabe der Lebensmittelpreise (ABl. L 158, S. 19) in der Fassung der Richtlinie 88/315/EWG des Rates vom 7. Juni 1988 (ABl. L 142, S. 23) und die Richtlinie 98/6. Die Notwendigkeit einer Einschr&#228;nkung des freien Warenverkehrs sei anhand dieser gemeinschaftsrechtlichen Vorschriften und der Rechtsprechung des Gerichtshofes sowie nach Ma&#223;gabe der tats&#228;chlichen Umst&#228;nde zu beurteilen. </p><p>35 Der Rat erkl&#228;rt, er beabsichtige nicht, zu der Frage Stellung zu nehmen, ob das K&#246;nigreich Belgien die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005 ordnungsgem&#228;&#223; umgesetzt hat. Seiner Meinung nach ergibt sich allerdings aus Artikel 5 und Anhang III dieser Richtlinie, dass die Mitgliedstaaten das Inverkehrbringen von Apfelwein in Fertigpackungen mit einem Nennvolumen von 0,33 l nicht verbieten oder beschr&#228;nken d&#252;rften. Die Richtlinie 98/6 best&#228;tige, dass die Richtline 75/106 in der ge&#228;nderten Fassung nicht dahin ausgelegt werden k&#246;nne, dass sie das Inverkehrbringen von Apfelwein in 0,33-l-Flaschen aus Gr&#252;nden des Verbraucherschutzes verbiete. </p><p>36 Die Kommission ist der Auffassung, dass die Richtlinie 75/106 in der ge&#228;nderten Fassung es den Mitgliedstaaten vorbehaltlich der in Artikel 5 aufgef&#252;hrten Ausnahmen (siehe Randnr. 12 dieses Urteils) gestatte, andere als die in ihr vorgesehenen Fertigpackungen zuzulassen, so dass diese fortan neben jenen verwendet werden k&#246;nnten. </p><p>37 Diese anderen Fertigpackungen fielen weiterhin unter Artikel 30 EG-Vertrag, der es einem Mitgliedstaat nicht verbiete, seine Verbraucher vor einer Aufmachung zu sch&#252;tzen, die geeignet sei, den K&#228;ufer irrezuf&#252;hren. </p><p>38 Au&#223;erdem sei die Verwechslungsgefahr vom nationalen Gericht konkret unter Ber&#252;cksichtigung der Besonderheiten des Einzelfalls zu beurteilen (Urteil vom 17. M&#228;rz 1983 in der Rechtssache 94/82, De Kikvorsch, Slg. 1983, 947). Im vorliegenden Fall m&#252;sse das einzelstaatliche Gericht die Abst&#228;nde zwischen den Nennvolumen der in der in Rede stehenden Richtlinie vorgesehenen Reihen beachten. Diese Abst&#228;nde lie&#223;en erkennen, bei welchen Nennvolumen angenommen werden k&#246;nne, dass sie die Verbraucher vor jeder Verwechslungsgefahr sch&#252;tzten. Der Abstand zwischen einer Fertigpackung mit einem Nennvolumen von 0,33 l und einer Fertigpackung mit einem Nennvolumen von 0,375 l f&#252;hre danach nicht zu einer signifikanten Verwechslungsgefahr, sofern die Etikettierung den Verbraucher in geeigneter Weise &#252;ber das Volumen der abgepackten Fl&#252;ssigkeit unterrichte. </p><p>39 Nach Auffassung der Kommission k&#246;nnte das vorlegende Gericht auch Merkmale der Verpackung wie die Art oder die besondere Form der Fertigpackung, die eventuelle Angabe des Preises je Ma&#223;einheit gem&#228;&#223; den Richtlinien 79/581 und 98/6 sowie die in der Richtlinie 75/106 in der ge&#228;nderten Fassung f&#252;r Konkurrenzprodukte oder allgemein f&#252;r die meisten anderen Getr&#228;nke vorgesehenen Nennvolumen ber&#252;cksichtigen. </p><p>40 Die Richtlinie 75/106 wurde auf der Grundlage des Artikels 100 EG-Vertrag (jetzt Artikel 94 EG) zur Angleichung derjenigen Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten erlassen, die sich unmittelbar auf die Errichtung oder das Funktionieren des Gemeinsamen Marktes auswirken. </p><p>41 Nach ihrer ersten Begr&#252;ndungserw&#228;gung sollte sie die Hemmnisse f&#252;r den freien Warenverkehr beseitigen, die sich f&#252;r Getr&#228;nke-Fertigpackungen aus der Unterschiedlichkeit der in den meisten Mitgliedstaaten bestehenden zwingenden Rechtsvorschriften ergaben. Ihrer vierten Begr&#252;ndungserw&#228;gung zufolge sollte sie au&#223;erdem den Schutz der Verbraucher vor Irref&#252;hrung verbessern. </p><p>42 Mit der Richtlinie 75/106 in ihrer urspr&#252;nglichen Fassung war eine vollst&#228;ndige Angleichung der betreffenden innerstaatlichen Regelungen erfolgt: Artikel 4 Absatz 2 schloss das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit anderen als den in Anhang III vorgesehenen Nennvolumen aus, und Artikel 5 untersagte es den Mitgliedstaaten, das Inverkehrbringen von Fertigpackungen, die den Bestimmungen der Richtlinie entsprachen, aus Gr&#252;nden zu beschr&#228;nken, die sich auf ihr Volumen oder dessen Feststellung bezogen. </p><p>43 Nach der Streichung des Artikels 4 Absatz 2 durch die Richtlinie 79/1005 bewirkte die Richtlinie 75/106 nur noch eine teilweise Harmonisierung. Es wurde den Mitgliedstaaten wieder gestattet, das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit anderen als den in Anhang III vorgesehenen Nennvolumen zuzulassen, mit Ausnahme der Fertigpackungen mit bestimmten Erzeugnissen, die hier keine Rolle spielen (siehe Randnr. 12 dieses Urteils). </p><p>44 Entgegen der Auffassung der Firma Ruwet und der belgischen Regierung k&#246;nnen die Fertigpackungen mit Nennvolumen, die nicht in Anhang III Spalte I der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 vorgesehen sind, jedoch unter Beachtung dieser Richtlinie in anderen Mitgliedstaaten zugelassen wurden, nicht schon deshalb von dem durch Artikel 30 EG-Vertrag gew&#228;hrleisteten freien Warenverkehr ausgeschlossen werden, weil ein Mitgliedstaat wie in der Ausgangsrechtssache die gemeinschaftsrechtlich festgelegte Reihe der Nennvolumen f&#252;r verbindlich erkl&#228;rt hat. </p><p>45 Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung bezweckt Artikel 30 das Verbot jeder Handelsregelung der Mitgliedstaaten, die geeignet ist, den innergemeinschaftlichen Handel unmittelbar oder mittelbar, tats&#228;chlich oder potenziell zu behindern (Urteil vom 11. Juli 1974 in der Rechtssache 8/74, Dassonville, Slg. 1974, 837, Randnr. 5). </p><p>46 In Ermangelung einer Harmonisierung der innerstaatlichen Rechtsvorschriften verbietet Artikel 30 namentlich die Hemmnisse f&#252;r den freien Warenverkehr, die sich daraus ergeben, dass Waren aus anderen Mitgliedstaaten, die dort rechtm&#228;&#223;ig hergestellt und in den Verkehr gebracht worden sind, bestimmten Vorschriften wie etwa hinsichtlich ihrer Ausstattung, ihrer Etikettierung und ihrer Verpackung entsprechen m&#252;ssen, auch wenn diese unterschiedslos f&#252;r einheimische und eingef&#252;hrte Erzeugnisse gelten (Urteil vom 6. Juli 1995 in der Rechtssache C-470/93, Mars, Slg. 1995, I-1923, Randnr. 12). </p><p>47 Im Fall einer teilweisen Harmonisierung wie der, um die es hier geht, bezieht sich dieses Verbot auf das Verbot des Inverkehrbringens von Fertigpackungen, die nicht von dieser Harmonisierung erfasst werden. Andernfalls w&#252;rde es den Mitgliedstaaten in einem solchen Fall gestattet, ihren nationalen Markt entgegen dem vom Vertrag verfolgten Ziel des freien Warenverkehrs gegen die Erzeugnisse abzuschotten, die nicht von den Gemeinschaftsvorschriften erfasst werden. </p><p>48 Eine nationale Ma&#223;nahme wie die im Ausgangsverfahren streitige, die sich gegen Fertigpackungen mit einem Nennvolumen von 0,33 l richtet, die rechtm&#228;&#223;ig in anderen Mitgliedstaaten hergestellt und in den Verkehr gebracht worden sind, ist trotz unterschiedloser Geltung f&#252;r inl&#228;ndischen und eingef&#252;hrten Apfelwein geeignet, den innergemeinschaftlichen Handel zu behindern. Sie kann n&#228;mlich die betroffenen Wirtschaftsteilnehmer dazu zwingen, das Erzeugnis je nach dem Ort des Inverkehrbringens unterschiedlich zu verpacken, und sie dadurch mit zus&#228;tzlichen Verpackungskosten belasten (vgl. in diesem Sinne Urteil in der Rechtssache Mars, Randnrn. 13 und 14). </p><p>49 Die belgische Regierung macht geltend, das im Ausgangsverfahren streitige Vertriebsverbot sei durch zwingende Gr&#252;nde des Verbraucherschutzes gerechtfertigt. </p><p>50 Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung m&#252;ssen Hemmnisse f&#252;r den innergemeinschaftlichen Handel, die sich aus Unterschieden zwischen den nationalen Rechtsvorschriften ergeben, hingenommen werden, soweit solche Bestimmungen unterschiedslos f&#252;r einheimische wie f&#252;r eingef&#252;hrte Erzeugnisse gelten und notwendig sind, um zwingenden Erfordernissen, insbesondere des Verbraucherschutzes, gerecht zu werden. Die betreffenden Bestimmungen sind jedoch nur zul&#228;ssig, wenn sie in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zum verfolgten Zweck stehen und wenn dieser Zweck nicht durch Ma&#223;nahmen erreicht werden kann, die den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr weniger beschr&#228;nken (Urteil vom 26. November 1996 in der Rechtssache C-313/94, Graffione, Slg. 1996, I-6039, Randnr. 17, und die dort zitierte Rechtsprechung). </p><p>51 Mit der in der Ausgangsrechtssache streitigen Regelung will das K&#246;nigreich Belgien unter Berufung auf das zwingende Erfordernis des Verbraucherschutzes verhindern, dass der Verbraucher durch zu dicht beieinander liegende Nennvolumen irregef&#252;hrt wird. </p><p>52 Bei einer innerstaatlichen Ma&#223;nahme wie der hier beanstandeten muss das Gericht des Einfuhrmitgliedstaats f&#252;r jede Fertigpackung, die ein Volumen hat, das nicht in Anhang III Spalte I der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinie 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 vorgesehen ist, die jedoch im Ausfuhrmitgliedstaat rechtm&#228;&#223;ig hergestellt und in den Verkehr gebracht wurde, pr&#252;fen, ob tats&#228;chlich die Gefahr einer Irref&#252;hrung der Verbraucher besteht. </p><p>53 Dabei muss es allen ma&#223;geblichen Gesichtspunkten Rechnung tragen, indem es auf den durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verst&#228;ndigen Durchschnittsverbraucher abstellt (Urteil vom 13. Januar 2000 in der Rechtssache C-220/98, Est&#233;e Lauder, Slg. 2000, I-117, Randnr. 30). </p><p>54 Das Gericht kann u. a. die Verpflichtung ber&#252;cksichtigen, auf dem Etikett die Nettomenge der in der Verpackung enthaltenen Fl&#252;ssigkeit in der Volumeneinheit (Liter, Zentiliter oder Milliliter) anzugeben. Diese Verpflichtung wird allgemein f&#252;r alle fluessigen Lebensmittel in den Artikeln 3 Absatz 1 Nummer 4 und 8 Absatz 1 der Richtlinie 2000/13/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 20. M&#228;rz 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Etikettierung und Aufmachung von Lebensmitteln sowie die Werbung hierf&#252;r (ABl. L 109, S. 29) aufgestellt, durch die die Richtlinie 79/112 kodifiziert und aufgehoben worden ist. F&#252;r die in der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 genannten Fertigpackungen ist diese Verpflichtung auch in Artikel 4 Absatz 1 dieser Richtlinie verankert, dessen Wortlaut durch die Richtlinie 79/1005 nicht ge&#228;ndert wurde. Das einzelstaatliche Gericht kann die damit verbundene Information ber&#252;cksichtigen, wenn sie geeignet ist, beim Durchschnittsverbraucher eine Verwechslung zwischen den beiden Volumen zu verhindern und es ihm zu erm&#246;glichen, beim Vergleich der Preise zweier unterschiedlicher Packungen mit derselben Fl&#252;ssigkeit den festgestellten Unterschied in der F&#252;llmenge zu ber&#252;cksichtigen. </p><p>55 Das nationale Gericht kann weiter den Umstand ber&#252;cksichtigen, dass die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 selbst in der Reihe von Nennvolumen, die sie in Anhang III Spalte I f&#252;r verschiedene Fl&#252;ssigkeiten (Milch, Wasser, Limonaden, Obst- und Gem&#252;ses&#228;fte) vorsieht, das Nebeneinander von Nennvolumen (0,20 l und 0,25 l) zul&#228;sst, zwischen denen ein Abstand von nur 0,05 l besteht, der kaum gr&#246;&#223;er ist als der zwischen dem hier in Rede stehenden Volumen von 0,33 l und dem von 0,375 l, das in der gemeinschaftsrechtlich festgelegten Reihe der f&#252;r Apfelwein zugelassenen Nennvolumen vorgesehen ist. </p><p>56 Das nationale Gericht kann schlie&#223;lich folgenden Gesichtspunkten Rechnung tragen: </p><p>- Artikel 3 Absatz 2 der Richtlinie 79/581, der durch die Richtlinie 88/315 eingef&#252;gt wurde, enthielt eine Verpflichtung zur Angabe des Verkaufspreises je Ma&#223;einheit (f&#252;r Fl&#252;ssigkeiten grunds&#228;tzlich in Litern) im Stadium des Verkaufes von Lebensmitteln an den Verbraucher; diese Verpflichtung galt u. a. f&#252;r Apfelwein in Fertigpackungen mit Nennvolumen, die nicht in Anhang III Spalte I der Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 vorgesehen waren; </p><p>- diese Verpflichtung wurde durch die Richtlinie 98/6, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf alle dem Verbraucher angebotenen Erzeugnisse erstreckt, insbesondere auf Apfelwein, und zwar unabh&#228;ngig vom Nennvolumen der Fertigpackung. Die nationalen Durchf&#252;hrungsbestimmungen zu dieser Richtlinie mussten bis zum 18. M&#228;rz 2000 erlassen werden, d. h. vor dem Zeitpunkt, zu dem das vorlegende Gericht &#252;ber den Antrag auf Erlass des Vertriebsverbots entscheiden wird. Diese Richtlinie wurde am 18. M&#228;rz 2000 durch die Richtlinie 79/581 aufgehoben. </p><p>57 Die zweite Vorabentscheidungsfrage ist deshalb wie folgt zu beantworten: </p><p>Die Richtlinie 75/106 in der Fassung der Richtlinien 79/1005, 85/10, 88/316 und 89/676 gestattet es den Mitgliedstaaten nicht, durch eine Regelung wie die belgische K&#246;nigliche Verordnung das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit einem Nennvolumen, das nicht in Anhang III Spalte I dieser Richtlinie vorgesehen ist, zu verbieten. </p><p>Artikel 30 EG-Vertrag verwehrt es einem Mitgliedstaat, das Inverkehrbringen einer Fertigpackung mit einem in der gemeinschaftsrechtlich festgelegten Reihe nicht enthaltenen Nennvolumen zu verbieten, die in einem anderen Mitgliedstaat rechtm&#228;&#223;ig hergestellt und in den Verkehr gebracht worden ist, es sei denn, dieses Verbot soll einem zwingenden Erfordernis des Verbraucherschutzes dienen, gilt unterschiedslos f&#252;r inl&#228;ndische wie f&#252;r eingef&#252;hrte Erzeugnisse, ist notwendig, um dem fraglichen Erfordernis gerecht zu werden und steht in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zu dem verfolgten Zweck, und dieser Zweck kann nicht durch Ma&#223;nahmen erreicht werden, die den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr weniger beschr&#228;nken. </p><p>58 Aufgrund dieser Antwort er&#252;brigt sich die Beantwortung der ersten Vorabentscheidungsfrage. </p> </em><p/> <a name="CO"/><h2>Kostenentscheidung</h2><br/><em> <p>Kosten </p><p>59 Die Auslagen der belgischen und der deutschen Regierung, der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs sowie der Kommission, die vor dem Gerichtshof Erkl&#228;rungen abgegeben haben, sind nicht erstattungsf&#228;hig. F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. </p> </em><p/> <a name="DI"/><h2>Tenor</h2><br/><em> <p>Aus diesen Gr&#252;nden hat </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Sechste Kammer) </p><p>auf die ihm vom Tribunal de commerce Br&#252;ssel mit Urteil vom 28. Dezember 1998 vorgelegten Fragen wie folgt entschieden: </p><p>Die Richtlinie 75/106/EWG des Rates vom 19. Dezember 1974 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Abfuellung bestimmter Fl&#252;ssigkeiten nach Volumen in Fertigpackungen in der Fassung der Richtlinien 79/1005/EWG des Rates vom 23. November 1979, 85/10/EWG des Rates vom 18. Dezember 1984, 88/316/EWG des Rates vom 7. Juni 1988 und 89/676/EWG des Rates vom 21. Dezember 1989 gestattet es den Mitgliedstaaten nicht, durch eine Regelung wie die belgische K&#246;nigliche Verordnung vom 16. Februar 1982 &#252;ber die Reihen von zul&#228;ssigen Nennfuellmengen und Nennvolumen von Beh&#228;ltnissen f&#252;r bestimmte Erzeugnisse in Fertigpackungen das Inverkehrbringen von Fertigpackungen mit einem Nennvolumen, das nicht in Anhang III Spalte I dieser Richtlinie vorgesehen ist, zu verbieten. </p><p>Artikel 30 EG-Vertrag (nach &#196;nderung jetzt Artikel 28 EG) verwehrt es einem Mitgliedstaat, das Inverkehrbringen einer Fertigpackung mit einem in der gemeinschaftsrechtlich festgelegten Reihe nicht enthaltenen Nennvolumen zu verbieten, die in einem anderen Mitgliedstaat rechtm&#228;&#223;ig hergestellt und in den Verkehr gebracht worden ist, es sei denn, dieses Verbot soll einem zwingenden Erfordernis des Verbraucherschutzes dienen, gilt unterschiedslos f&#252;r inl&#228;ndische wie f&#252;r eingef&#252;hrte Erzeugnisse, ist notwendig, um dem fraglichen Erfordernis gerecht zu werden und steht in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zu dem verfolgten Zweck, und dieser Zweck kann nicht durch Ma&#223;nahmen erreicht werden, die den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr weniger beschr&#228;nken. </p> </em><p/> </div>
175,001
eugh-2000-10-12-t-12399
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T-123/99
2000-10-12T00:00:00
2019-01-31T19:09:22
2019-01-31T19:09:22
Urteil
ECLI:EU:T:2000:230
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Avis juridique important</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61999A0123</h1> <p> <strong>Urteil des Gerichts erster Instanz (Vierte Kammer) vom 12. Oktober 2000. - JT's Corporation Ltd gegen Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften. - Transparenz - Zugang zu Dokumenten - Beschlu&#223; 94/90/EGKS, EG, Euratom - Tragweite der Ausnahme zum Schutz des &#246;ffentlichen Interesses - Urheberregel - Begr&#252;ndung. - Rechtssache T-123/99. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite II-03269<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><p><a href="#SM">Leits&#228;tze</a><br/> <a href="#I1">Parteien</a><br/> <a href="#MO">Entscheidungsgr&#252;nde</a><br/> <a href="#CO">Kostenentscheidung</a><br/> <a href="#DI">Tenor</a><br/> </p> <h2>Schl&#252;sselw&#246;rter</h2><br/><em> <p>1 Kommission - Recht auf Zugang zu Dokumenten der Kommission - Beschluss 94/90 - Entscheidung, durch die der Zugang der &#214;ffentlichkeit zu Dokumenten abgelehnt wird - Begriff - Aufforderung, einen Antrag auf Zugang zu pr&#228;zisieren - Ausschluss - Unzul&#228;ssigkeit einer Nichtigkeitsklage wegen einer angeblichen Zugangsverweigerung </p><p>(Beschluss 94/90 der Kommission) </p><p>2 Kommission - Recht auf Zugang zu Dokumenten der Kommission - Beschluss 94/90 - Ausnahmen vom Grundsatz des Zugangs zu Dokumenten - Verweigerung des Zugangs ohne vorherige Pr&#252;fung eines teilweisen Zugangs zu den nicht durch die Ausnahmen erfassten Informationen - Rechtswidrigkeit </p><p>(Beschluss 94/90 der Kommission) </p><p>3 Kommission - Recht auf Zugang zu Dokumenten der Kommission - Beschluss 94/90 - Beschr&#228;nkungen des Grundsatzes des Zugangs zu Dokumenten - Urheberregel - Bedeutung - Verweigerung des Zugangs zu von einem Drittstaat herr&#252;hrenden Dokumenten </p><p>(Beschluss 94/90 der Kommission) </p><p>4 Handlungen der Organe - Begr&#252;ndung - Verpflichtung - Umfang - Entscheidung, durch die der Zugang der &#214;ffentlichkeit zu Dokumenten der Kommission verweigert wird </p><p>(Artikel 253 EG; Beschluss 94/90 der Kommission) </p> </em><p/> <a name="SM"/><h2>Leits&#228;tze</h2><br/><em> <p>1 Im Rahmen des Beschlusses 94/90 &#252;ber den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten l&#228;sst die von der Kommission nach einer stillschweigenden Ablehnung eines Zweitantrags auf Zugang ausgesprochene Aufforderung, den Antrag auf Zugang wegen der gro&#223;en Zahl der betroffenen Dokumente zu pr&#228;zisieren, die Pr&#252;fung des Antrags auf Zugang zu Dokumenten ausdr&#252;cklich offen und schlie&#223;t offensichtlich die M&#246;glichkeit nicht aus, Zugang zu einigen dieser Dokumente zu gew&#228;hren. Die Stellungnahme der Kommission in Bezug auf den Zugang zu den betroffenen Dokumenten ist daher nicht abschlie&#223;end, so dass eine Nichtigkeitsklage, die gegen eine angebliche Weigerung gerichtet ist, Zugang zu diesen Dokumenten zu gew&#228;hren, unzul&#228;ssig ist. </p><p>(vgl. Randnrn. 24-26) </p><p>2 Die Auslegung der Ausnahmen, die im Beschluss 94/90 &#252;ber den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten, der einen Verhaltenskodex auf diesem Gebiet umfasst, vorgesehen sind, muss unter Ber&#252;cksichtigung der Grunds&#228;tze des Rechts auf Information und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit erfolgen, so dass die Kommission, bevor sie den Zugang zu einem Dokument als solchem verweigert, pr&#252;fen muss, ob ein teilweiser Zugang, d. h. ein Zugang zu den nicht von diesen Ausnahmen gedeckten Informationen, zu gew&#228;hren ist. </p><p>Demzufolge weist eine Entscheidung der Kommission, durch die der Zugang zu einen Drittstaat betreffenden dienstlichen Berichten der Gemeinschaft und zu Schreiben der Kommission an die Regierung dieses Staates verweigert wird und die keinen Hinweis darauf enth&#228;lt, dass eine solche Pr&#252;fung stattgefunden hat, offensichtliche Fehler bei der Anwendung des Beschlusses 94/90 auf und ist daher f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren. </p><p>(vgl. Randnrn. 44-46, 48) </p><p>3 Nach dem Beschluss 94/90 &#252;ber den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten ist dann, wenn der Urheber des Dokuments, das sich im Besitz eines Organs befindet, eine nat&#252;rliche oder juristische Person, ein Mitgliedstaat, ein anderes Gemeinschaftsorgan oder eine andere Gemeinschaftsinstitution oder eine sonstige einzelstaatliche oder internationale Organisation ist, der Antrag direkt an den Urheber des Dokuments zu richten. Die Urheberregel kann von der Kommission bei der Behandlung eines Antrags auf Zugang zu Dokumenten angewendet werden, solange es keinen h&#246;herrangigen Rechtsgrundsatz gibt, der es ihr verbietet, Dokumente, deren Urheber sie nicht ist, vom Geltungsbereich des Verhaltenskodex auszunehmen. Daran &#228;ndert auch die Tatsache nichts, dass der Beschluss 94/90 auf allgemeine politische Erkl&#228;rungen Bezug nimmt, n&#228;mlich auf die Erkl&#228;rung Nr. 17 und auf bei mehreren Tagungen des Europ&#228;ischen Rates getroffene Schlussfolgerungen, da diesen Erkl&#228;rungen nicht die Bedeutung eines h&#246;herrangigen Rechtsgrundsatzes zukommt. </p><p>Die Kommission hat eine zutreffende Beurteilung vorgenommen, als sie die Auffassung vertrat, dass sie nicht verpflichtet sei, Zugang zu bestimmten Dokumenten zu gew&#228;hren, die die Regierung eines Drittstaats ihr zugeleitet hatte. </p><p>(vgl. Randnrn. 53-54) </p><p>4 Mit der sich aus Artikel 190 EG-Vertrag (jetzt Artikel 253 EG) ergebenden Verpflichtung zur Begr&#252;ndung von Einzelfallentscheidungen wird ein doppeltes Ziel verfolgt; zum einen soll den Betroffenen erm&#246;glicht werden, zur Verteidigung ihrer Rechte die tragenden Gr&#252;nde f&#252;r die getroffene Ma&#223;nahme zu erkennen, und zum anderen soll der Gemeinschaftsrichter in die Lage versetzt werden, die Entscheidung auf ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit hin zu &#252;berpr&#252;fen. Die Frage, ob die Begr&#252;ndung einer Entscheidung diesen Erfordernissen gen&#252;gt, ist nicht nur im Hinblick auf ihren Wortlaut zu beurteilen, sondern auch anhand ihres Kontextes sowie s&#228;mtlicher Rechtsvorschriften, die das betreffende Gebiet regeln. </p><p>Was einen Antrag auf Zugang der &#214;ffentlichkeit zu Dokumenten der Kommission angeht, hat diese f&#252;r jedes Dokument, zu dem der Zugang beantragt wird, zu pr&#252;fen, ob dessen Offenlegung nach den ihr vorliegenden Informationen tats&#228;chlich geeignet ist, einen der Aspekte des &#246;ffentlichen Interesses zu beeintr&#228;chtigen, der durch die Ausnahmeregelung gesch&#252;tzt ist, die in dem durch den Beschluss 94/90 &#252;ber den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten angenommenen Verhaltenskodex vorgesehen ist. </p><p>Eine Entscheidung &#252;ber die Verweigerung des Zugang, in deren Begr&#252;ndung die Kommission nicht erkennen l&#228;sst, dass sie eine konkrete Beurteilung der betreffenden Dokumente vorgenommen hat, entspricht nicht den oben genannten Erfordernissen und ist daher f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren. </p><p>(vgl. Randnrn. 63-65) </p> </em><p/> <a name="I1"/><h2>Parteien</h2><br/><em> <p>In der Rechtssache T-123/99 </p><p>JT's Corporation Ltd mit Sitz in Bromley (Vereinigtes K&#246;nigreich), Proze&#223;bevollm&#228;chtigter: M. Cornwell-Kelly, Solicitor, Zustellungsanschrift: Kanzlei Wilson Associates, 3, boulevard Royal, Luxemburg, </p><p>Kl&#228;gerin, </p><p>gegen </p><p>Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, vertreten durch U. W&#246;lker und X. Lewis, Juristischer Dienst, als Bevollm&#228;chtigte, Zustellungsbevollm&#228;chtigter: C. G&#243;mez de la Cruz, Juristischer Dienst, Centre Wagner, Luxemburg-Kirchberg, </p><p>Beklagte, </p><p>wegen Nichtigerkl&#228;rung der Entscheidung der Kommission vom 11. M&#228;rz 1999, durch die der Kl&#228;gerin der Zugang zu bestimmten Dokumenten verweigert wird, </p><p>erl&#228;sst </p><p>DAS GERICHT ERSTER INSTANZ DER EUROP&#196;ISCHEN GEMEINSCHAFTEN </p><p>(Vierte Kammer) </p><p>unter Mitwirkung der Pr&#228;sidentin V. Tiili sowie der Richter R. M. Moura Ramos und P. Mengozzi, </p><p>Kanzler: B. Pastor, Hauptverwaltungsr&#228;tin </p><p>aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 29. M&#228;rz 2000, </p><p>folgendes </p><p>Urteil </p> </em><p/> <a name="MO"/><h2>Entscheidungsgr&#252;nde</h2><br/><em> <p>Rechtlicher Rahmen </p><p>1 Die Mitgliedstaaten haben in die Schlussakte des Vertrages &#252;ber die Europ&#228;ische Union folgende Erkl&#228;rung (Nr. 17) zum Recht auf Zugang zu Informationen (im Folgenden: Erkl&#228;rung Nr. 17) aufgenommen: </p><p>"Die Konferenz ist der Auffassung, dass die Transparenz des Beschlussverfahrens den demokratischen Charakter der Organe und das Vertrauen der &#214;ffentlichkeit in die Verwaltung st&#228;rkt. Die Konferenz empfiehlt daher, dass die Kommission dem Rat sp&#228;testens 1993 einen Bericht &#252;ber Ma&#223;nahmen vorlegt, mit denen die den Organen vorliegenden Informationen der &#214;ffentlichkeit besser zug&#228;nglich gemacht werden sollen." </p><p>2 Der Rat und die Kommission haben am 6. Dezember 1993 einen Verhaltenskodex f&#252;r den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu Rats- und Kommissionsdokumenten (ABl. L 340, S. 41; im Folgenden: Verhaltenskodex) gebilligt, durch den die Grunds&#228;tze f&#252;r den Zugang zu den ihnen vorliegenden Dokumenten festgelegt werden sollen. </p><p>3 Die Kommission nahm diesen Verhaltenskodex f&#252;r ihren Zust&#228;ndigkeitsbereich durch den Beschluss 94/90/EGKS, EG, Euratom vom 8. Februar 1994 &#252;ber den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten (ABl. L 46, S. 58) an. </p><p>4 Der Verhaltenskodex statuiert folgenden allgemeinen Grundsatz: </p><p>"Die &#214;ffentlichkeit erh&#228;lt m&#246;glichst umfassenden Zugang zu den Dokumenten der Kommission und des Rates." </p><p>5 Der Verhaltenskodex bestimmt unter dem Titel "Bearbeitung der Erstantr&#228;ge" im dritten Absatz (im Folgenden: Urheberregel): </p><p>"Ist der Urheber des Dokuments, das sich im Besitz eines Organs befindet, eine nat&#252;rliche oder juristische Person, ein Mitgliedstaat, ein anderes Gemeinschaftsorgan oder eine andere Gemeinschaftsinstitution oder eine sonstige einzelstaatliche oder internationale Organisation, so ist der Antrag direkt an den Urheber des Dokuments zu richten." </p><p>6 Die Umst&#228;nde, auf die sich ein Gemeinschaftsorgan zur Rechtfertigung der Ablehnung eines Antrags auf Zugang zu Dokumenten berufen kann, werden im Verhaltenskodex im Abschnitt "Regelung der Ausnahmen" aufgef&#252;hrt: </p><p>"Die Organe verweigern den Zugang zu Dokumenten, wenn sich durch deren Verbreitung eine Beeintr&#228;chtigung ergeben k&#246;nnte in Bezug auf </p><p>- den Schutz des &#246;ffentlichen Interesses (&#246;ffentliche Sicherheit, internationale Beziehungen, W&#228;hrungsstabilit&#228;t, Rechtspflege, Inspektionst&#228;tigkeiten); </p><p>... </p><p>Die Organe k&#246;nnen ferner den Zugang verweigern, um den Schutz des Interesses des Organs in Bezug auf die Geheimhaltung seiner Beratungen zu gew&#228;hrleisten." </p><p>7 Am 4. M&#228;rz 1994 wurde die Mitteilung 94/C 67/03 der Kommission &#252;ber die Verbesserung des Zugangs zu den Dokumenten (ABl. C 67, S. 5) ver&#246;ffentlicht, in der im Einzelnen erl&#228;utert wird, wie der Beschluss 94/90 durchgef&#252;hrt wird. Nach dieser Mitteilung "kann ... jedermann die Einsicht in ein unver&#246;ffentlichtes Kommissionsdokument einschlie&#223;lich der vorbereitenden Dokumente und sonstiger Materialien beantragen". Zu den im Verhaltenskodex vorgesehenen Ausnahmen hei&#223;t es in der Mitteilung: "Die Kommission kann der Auffassung sein, dass der Zugang zu einem Dokument verweigert werden mu&#223;, da seine Weitergabe &#246;ffentliche und private Interessen sch&#228;digen und die Arbeit des Organs beeintr&#228;chtigen k&#246;nnte." Dazu wird noch ausgef&#252;hrt: "Es gibt keine automatische Ablehnung. Jeder Antrag wird einzeln gepr&#252;ft." </p><p>8 Die Verordnung (EWG) Nr. 1468/81 des Rates vom 19. Mai 1981 betreffend die gegenseitige Unterst&#252;tzung der Verwaltungsbeh&#246;rden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Beh&#246;rden mit der Kommission, um die ordnungsgem&#228;&#223;e Anwendung der Zoll- und der Agrarregelung zu gew&#228;hrleisten (ABl. L 144, S. 1), in ihrer durch die Verordnung (EWG) Nr. 945/87 des Rates vom 30. M&#228;rz 1987 (ABl. L 90, S. 3) ge&#228;nderten Fassung bestimmt in Artikel 15b: </p><p>"Zur Erreichung der Ziele dieser Verordnung kann die Kommission nach Ma&#223;gabe des Artikels 15a in Abstimmung und in enger Zusammenarbeit mit den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten Gemeinschaftsmissionen zum Zwecke der Zusammenarbeit der Verwaltungsbeh&#246;rden und zur Vornahme von Ermittlungen in Drittl&#228;ndern durchf&#252;hren. </p><p>..." </p><p>9 Artikel 15c dieser Verordnung sieht vor: </p><p>"Die Feststellungen im Rahmen der in Artikel 15b genannten Gemeinschaftsmission und die dabei erlangten Ausk&#252;nfte, insbesondere in Form von Unterlagen, die von den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der betroffenen Drittl&#228;nder mitgeteilt werden, sind nach Ma&#223;gabe des Artikels 19 zu behandeln. </p><p>Zur Verwendung bei gerichtlichem Vorgehen oder der Verfolgung wegen Nichteinhaltung der Zoll- oder Agrarregelungen werden von der Kommission die erlangten Originalunterlagen oder beglaubigte Kopien davon an die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten auf deren Antrag &#252;bermittelt." </p><p>10 Artikel 19 der Verordnung Nr. 1468/81 lautet wie folgt: </p><p>"1. Die Ausk&#252;nfte, die im Rahmen der Durchf&#252;hrung dieser Verordnung in irgendeiner Form &#252;bermittelt werden, haben vertraulichen Charakter. Sie fallen unter das Berufsgeheimnis und genie&#223;en den Schutz, den das innerstaatliche Recht des Mitgliedstaats, der sie erhalten hat, f&#252;r Ausk&#252;nfte dieser Art gew&#228;hrt ebenso wie denjenigen, den die entsprechenden Vorschriften, die auf die Gemeinschaftsinstitutionen Anwendung finden, vorsehen. </p><p>Die Ausk&#252;nfte nach Unterabsatz 1 d&#252;rfen insbesondere keinen anderen Personen als denjenigen &#252;bermittelt werden, die in den Mitgliedstaaten oder den Institutionen der Gemeinschaft aufgrund ihrer Funktion befugt sind, sie zu kennen. Sie d&#252;rfen auch zu keinem anderen als dem in dieser Verordnung vorgesehenen Zweck verwendet werden, es sei denn, die Auskunft erteilende Beh&#246;rde billigt dies ausdr&#252;cklich und der Weitergabe oder Verwendung stehen die Vorschriften des Mitgliedstaats, in dem die Empf&#228;ngerbeh&#246;rde ihren Sitz hat, nicht entgegen. </p><p>2. Absatz 1 steht nicht der Verwendung der aufgrund dieser Verordnung erhaltenen Ausk&#252;nfte im Rahmen gerichtlicher Verfahren oder von Ermittlungsverfahren entgegen, die in der Folge wegen Nichtbeachtung der Zoll- oder der Agrarregelung eingeleitet worden sind. </p><p>Die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Mitgliedstaats, die diese Ausk&#252;nfte erteilt hat, wird von einer derartigen Verwendung unverz&#252;glich unterrichtet." </p><p>11 Die Verordnung Nr. 1468/81 wurde durch die Verordnung 515/97 des Rates vom 13. M&#228;rz 1997 &#252;ber die gegenseitige Amtshilfe zwischen Verwaltungsbeh&#246;rden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Beh&#246;rden mit der Kommission im Hinblick auf die ordnungsgem&#228;&#223;e Anwendung der Zoll- und der Agrarregelung (ABl. L 82, S. 1), die seit 13. M&#228;rz 1998 anwendbar ist, aufgehoben und ersetzt. </p><p>Sachverhalt </p><p>12 Die Kl&#228;gerin f&#252;hrt Textilien u. a. aus Bangladesch ein. 1997 und 1998 erhielt sie mehrere Aufforderungen zur Nachzahlung von Z&#246;llen in einer Gesamth&#246;he von 661 133,89 Pfund Sterling (GBP). Diese Aufforderungen bezogen sich auf bestimmte Einfuhren von unter Kapitel 61 des Gemeinsamen Zolltarifs fallenden Waren in den Jahren 1994, 1995 und 1996. </p><p>13 Die betroffenen Einfuhren waren urspr&#252;nglich nach Vorlage von Ursprungsbescheinigungen im Rahmen des allgemeinen Pr&#228;ferenzsystems (im Folgenden: APS-Formulare A), in denen bescheinigt wurde, dass die Waren aus Bangladesch stammten, von der Zahlung von Z&#246;llen befreit worden. Diese APS-Formulare A wurden in der Folge von der Regierung von Bangladesch f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt. </p><p>14 Die Kl&#228;gerin erhob gegen die Aufforderung auf Nachzahlung von Z&#246;llen Klage bei einem Gericht des Vereinigten K&#246;nigreichs. Sie vermutete, dass sich aus einigen der Kommission vorliegenden Dokumenten die Gr&#252;nde f&#252;r die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der APS-Formulare A entnehmen lassen k&#246;nnten, und forderte die Kommission auf, ihr Zugang zu folgenden Dokumenten zu gew&#228;hren: </p><p>- den dienstlichen Berichten ("rapports de mission") der Europ&#228;ischen Union von 1993 bis 1996 &#252;ber Bangladesch einschlie&#223;lich Anlagen (Kategorie 1); </p><p>- den Antworten der Regierung von Bangladesch (Kategorie 2); </p><p>- den Entscheidungen der Kommission zu den dienstlichen Berichten (Kategorie 3); </p><p>- den Briefwechsel zwischen der Kommission und der Regierung von Bangladesch &#252;ber die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der APS-Formulare A (Kategorie 4); </p><p>- den von der Kommission verfassten oder erhaltenen Berichten oder Kurzberichten &#252;ber das Funktionieren des allgemeinen Pr&#228;ferenzsystems f&#252;r aus Bangladesch von 1991 bis 1996 eingef&#252;hrte Textilerzeugnisse (Kategorie 5). </p><p>15 Mit Schreiben vom 15. Dezember 1998 verweigerte die Kommission den Zugang zu den genannten Dokumenten. Die Kl&#228;gerin best&#228;tigte daraufhin ihren Antrag mit Schreiben vom 7. Januar 1999. Mit Schreiben vom 18. Februar 1999 teilte die Kommission der Kl&#228;gerin mit, dass sie den Zweitantrag so bald wie m&#246;glich bearbeiten und sp&#228;ter eine Entscheidung treffen werde. Schlie&#223;lich wies die Kommission mit Schreiben vom 11. M&#228;rz 1999 (im Folgenden: Entscheidung oder angefochtene Entscheidung) den Zweitantrag wie folgt zur&#252;ck: </p><p>"...F&#252;r die erste Kategorie und einen Teil der vierten Kategorie der Dokumente (die dienstlichen Berichte mit Anlagen und den Briefwechsel der Kommission mit der Regierung von Bangladesch &#252;ber die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der APS-Formulare A) gilt Folgendes: Diese Berichte werden deshalb durch die den Schutz des &#246;ffentlichen Interesses betreffende Ausnahme erfasst, weil sie sich auf die Inspektionst&#228;tigkeiten der Kommission beziehen. Diese Ausnahme vom Grundsatz des Zugangs ist in dem von der Kommission am 8. Februar 1994 angenommenen Verhaltenskodex f&#252;r den Zugang der &#214;ffentlichkeit zu Dokumenten der Kommission und des Rates ausdr&#252;cklich vorgesehen. F&#252;r die Kommission ist es n&#228;mlich unabdingbar, dass sie diese Untersuchungen, die die Pr&#252;fung der Echtheit und der Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Bescheinigungen zum Gegenstand haben, unter Beachtung der Vertraulichkeit dieser Verfahren durchf&#252;hren kann. Dar&#252;ber hinaus sind eine offene Zusammenarbeit und ein Klima des gegenseitigen Vertrauens zwischen der Kommission, den betroffenen Mitgliedstaaten - die an der Durchf&#252;hrung der Mission beteiligt waren - und der Regierung von Bangladesch erforderlich, um die Beachtung der zollrechtlichen Vorschriften sicherstellen zu k&#246;nnen. </p><p>Au&#223;erdem hat die Kommission die Untersuchung in Bangladesch sehr wohl gem&#228;&#223; der Verordnung Nr. 1468/81 durchgef&#252;hrt ... Nach Artikel 15b dieser Verordnung in ihrer ge&#228;nderten Fassung kann die Kommission n&#228;mlich in Abstimmung und in enger Zusammenarbeit mit den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten Gemeinschaftsmissionen zum Zwecke der Zusammenarbeit der Verwaltungsbeh&#246;rden und zur Vornahme von Ermittlungen in Drittl&#228;ndern durchf&#252;hren. Die Feststellungen im Rahmen dieser Gemeinschaftsmissionen und die dabei erlangten Ausk&#252;nfte sind gem&#228;&#223; Artikel 19 der Verordnung zu behandeln, wonach die Verwendung und der Austausch von Informationen im Rahmen der Vorschriften &#252;ber die gegenseitige Unterst&#252;tzung grunds&#228;tzlich strenger Vertraulichkeit unterliegen. Nach diesem Artikel ist es der Kommission oder den Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten verboten, die im Rahmen der Untersuchungen verlangten Ausk&#252;nfte anderen Personen als denjenigen zu &#252;bermitteln, die in den Mitgliedstaaten oder den Institutionen der Gemeinschaft aufgrund ihrer Funktion dazu befugt sind, sie zu kennen oder sie zu verwenden. </p><p>Was die zweite Kategorie und einen Teil der vierten Kategorie der Dokumente (Antworten der Regierung von Bangladesch zu dem Bericht &#252;ber ihre Agenturen und die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der APS-Formulare A betreffende Schreiben dieser Regierung an die Kommission) angeht, sieht der oben genannte Verhaltenskodex Folgendes vor: $Ist der Urheber des Dokuments, das sich im Besitz eines Organs befindet, eine nat&#252;rliche oder juristische Person, ein Mitgliedstaat, ein anderes Gemeinschaftsorgan oder eine andere Gemeinschaftsinstitution oder eine sonstige einzelstaatliche oder internationale Organisation, so ist der Antrag direkt an den Urheber des Dokuments zu richten.` Da es sich bei diesen Schreiben nicht um Dokumente der Kommission handelt, lege ich Ihnen demzufolge nahe, unmittelbar mit den Stellen Verbindung aufzunehmen, von denen diese Schreiben stammen. </p><p>Was die dritte Dokumentenkategorie (Entscheidungen der Kommission zu den dienstlichen Berichten) betrifft, kann ich Ihnen mitteilen, dass es solche Dokumente nicht gibt, da keine $Entscheidungen der Kommission` in Bezug auf die von Ihnen genannten dienstlichen Berichte getroffen worden sind. </p><p>Was die f&#252;nfte Dokumentenkategorie (von der Kommission zusammengetragene oder erhaltene Berichte oder Kurzberichte &#252;ber die Anwendung und die Verwaltung des allgemeinen Pr&#228;ferenzsystems f&#252;r aus Bangladesch zwischen 1991 und 1996 eingef&#252;hrte Textilwaren) betrifft, erstreckt sich Ihr Antrag auf eine so gro&#223;e Zahl von Dokumenten, dass es g&#228;nzlich undurchf&#252;hrbar erscheint, eine Arbeit in Angriff zu nehmen, die sich auf eine gro&#223;e Menge von Archiven anderer Generaldirektionen sowie auf die Archive der UCLAF f&#252;r diesen Zeitraum erstrecken w&#252;rde (der Umfang des Briefwechsels zu dieser Frage mit den Berichten und deren Anlagen bel&#228;uft sich auf Tausende von Dokumenten). Ich lege Ihnen daher nahe, Ihren Antrag in diesem Punkt zu pr&#228;zisieren ..." </p><p>Verfahren und Antr&#228;ge der Parteien </p><p>16 Die Kl&#228;gerin hat mit Klageschrift, die am 21. Mai 1999 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangen ist, die vorliegende Klage erhoben. </p><p>17 Das schriftliche Verfahren hat am 15. Oktober 1999 geendet. </p><p>18 Auf Bericht des Berichterstatters hat das Gericht (Vierte Kammer) beschlossen, die m&#252;ndliche Verhandlung zu er&#246;ffnen, und die Parteien im Rahmen von prozessleitenden Ma&#223;nahmen aufgefordert, schriftliche Fragen zu beantworten und bestimmte Dokumente vorzulegen. Die Parteien sind diesen Aufforderungen nachgekommen. </p><p>19 Die Parteien haben in der &#246;ffentlichen Sitzung des Gerichts vom 29. M&#228;rz 2000 m&#252;ndlich verhandelt und m&#252;ndliche Fragen des Gerichts beantwortet. </p><p>20 Die Kl&#228;gerin beantragt, </p><p>- die angefochtene Entscheidung f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren; </p><p>- der Kommission die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. </p><p>21 Die Beklagte beantragt, </p><p>- die Klage als unzul&#228;ssig oder - hilfsweise - als unbegr&#252;ndet abzuweisen, was die angebliche Weigerung angeht, den Zugang zu den Dokumenten der Kategorie 5 zuzulassen; </p><p>- die Klage mangels Rechtsschutzinteresse als unzul&#228;ssig oder - hilfsweise - als nicht begr&#252;ndet abzuweisen, soweit sie sich auf die Weigerung bezieht, den Zugang zum dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 zuzulassen; </p><p>- die Klage im &#220;brigen als unbegr&#252;ndet abzuweisen; </p><p>- der Kl&#228;gerin die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. </p><p>Zur Zul&#228;ssigkeit </p><p>Zur Zul&#228;ssigkeit der Klage, soweit diese die von der Kommission erstellten oder erhaltenen Berichte oder Kurzberichte &#252;ber das Funktionieren des allgemeinen Pr&#228;ferenzsystems f&#252;r aus Bangladesch von 1991 bis 1996 eingef&#252;hrte Textilerzeugnisse betrifft </p><p>22 Die Beklagte tr&#228;gt vor, sie habe den Zugang zu den Dokumenten der Kategorie 5 nicht verweigert, sondern die Kl&#228;gerin lediglich aufgefordert, ihren Antrag zu pr&#228;zisieren, was diese in der Folge nicht getan habe. </p><p>23 Die Beklagte kommt zu dem Ergebnis, dass sie, was diese Dokumentenkategorie angehe, keine Entscheidung getroffen habe. Die vorliegende Nichtigkeitsklage sei daher teilweise unzul&#228;ssig. </p><p>24 Das Gericht stellt fest, dass der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zugang zu Dokumenten, insbesondere zu den Dokumenten der Kategorie 5 anf&#228;nglich Gegenstand einer ablehnenden Entscheidung von Seiten der Kommission war. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass Artikel 2 Absatz 4 des Beschlusses 94/90 bestimmt: "Ergeht innerhalb des auf die Einreichung des Zweitantrags folgenden Monats keine Antwort, so gilt der Antrag als abgelehnt." Im vorliegenden Fall hat die Kommission auf den Zweitantrag innerhalb dieser Frist von einem Monat ab Eingang des Antrags nicht geantwortet. Aus den Akten geht n&#228;mlich hervor, dass die Kommission, bei der der Zweitantrag der Kl&#228;gerin am 18. Januar 1999 eingegangen war, sich darauf beschr&#228;nkt hat, der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 18. Februar 1999 mitzuteilen, dass sie den Antrag so schnell wie m&#246;glich bearbeiten und ihre Antwort sp&#228;ter versenden werde. Demzufolge lag nach Ablauf der Frist von einem Monat nach Eingang des Zweitantrags bei der Kommission eine Entscheidung &#252;ber die Ablehnung dieses Antrags vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Schreiben vom 11. M&#228;rz 1999 an die Stelle dieser stillschweigenden Ablehnung getreten ist und dass sie in Bezug auf diese Ablehnung eine Entscheidung darstellt, die einen neuen Bestandteil enth&#228;lt, n&#228;mlich die Ersetzung der fr&#252;heren Verweigerung des Zugangs zu den Dokumenten der Kategorie 5 gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin durch eine Aufforderung, den Antrag auf Zugang zu diesen Dokumenten zu pr&#228;zisieren. </p><p>25 Sodann ist festzustellen, dass die Kommission dadurch, dass sie die Kl&#228;gerin aufgefordert hat, ihren Antrag wegen der gro&#223;en Zahl der betroffenen Dokumente zu pr&#228;zisieren, die Pr&#252;fung dieses Teils des Antrags auf Zugang zu Dokumenten ausdr&#252;cklich offen gelassen hat und offensichtlich die M&#246;glichkeit nicht ausschlie&#223;t, Zugang zu einigen dieser Dokumente zu gew&#228;hren (siehe entsprechend Beschluss des Gerichtshofes vom 28. Juni 1993 in der Rechtssache C-64/93, Donatab u. a./Kommission, Slg. 1993, I-3595, Randnrn. 13 und 14, und Beschluss des Gerichts vom 30. September 1999 in der Rechtssache T-182/98, UPS Europe/Kommission, Slg. 1999, II-2857, Randnrn. 39 bis 45). Die Stellungnahme der Kommission in Bezug auf den Zugang zu dieser Dokumentenkategorie ist daher nicht abschlie&#223;end. </p><p>26 Die Klage ist demzufolge unzul&#228;ssig, soweit sie die Dokumente der Kategorie 5 betrifft. </p><p>Zur Zul&#228;ssigkeit der Klage, soweit sie sich auf den dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 bezieht </p><p>Vorbringen der Parteien </p><p>27 Die Beklagte tr&#228;gt vor, die Kl&#228;gerin verf&#252;ge bereits &#252;ber dieses Dokument der "Kategorie 1", das sich im &#220;brigen in Kopie in der Anlage 5 zur Klageschrift befinde. Dieses Dokument sei der Kl&#228;gerin von den britischen Zollbeh&#246;rden am 22. Juli 1998 nach Streichung einiger Informationen &#252;bermittelt worden. Die Kl&#228;gerin habe in keinem ihrer Schreiben angegeben, dass sie Zugang zu den von den britischen Beh&#246;rden gestrichenen Informationen w&#252;nsche. </p><p>28 Die Beklagte gelangt zu dem Ergebnis, dass die Kl&#228;gerin kein berechtigtes Interesse am Zugang zu diesem Dokument habe. </p><p>29 Die Kl&#228;gerin f&#252;hrt aus, sie habe einen Auszug aus dem in Frage stehenden dienstlichen Bericht und Kopien des Briefwechsels &#252;ber die Verhandlungen zwischen der Kommission und der Regierung von Bangladesch erhalten, bestimmte Informationen wie die "Erkl&#228;rungen der bengalischen Gesellschaften" im Anhang 1 seien aber gestrichen worden. Dar&#252;ber hinaus seien ihr auch die im Rahmen der Mission zusammengetragenen und dem Bericht als Anlage beigef&#252;gten Berichte, Vermerke, Erkl&#228;rungen, Rechnungen und Briefwechsel nicht &#252;bermittelt worden. Au&#223;erdem habe sie den Auszug aus diesem dienstlichen Bericht am 11. Mai 1999, also nach Erlass der angefochtenen Entscheidung, erhalten. </p><p>Beurteilung durch das Gericht </p><p>30 Man kann nicht umhin, festzustellen, dass die Kl&#228;gerin keinen Zugang zu dem dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 in seiner Gesamtheit gehabt hat. Dass die Kl&#228;gerin Zugang zu einem Teil der in ihrem Antrag genannten Dokumente gehabt hat, kann ihr nicht das Recht nehmen, die Ver&#246;ffentlichung der anderen Teile dieses Dokuments und der anderen Dokumente zu fordern, zu denen sie noch keinen Zugang gehabt hat (Urteil des Gerichts vom 7. Dezember 1999 in der Rechtssache T-92/98, Interporc/Kommission, Slg. 1999, II-3521, Randnr. 46). Entgegen dem Vorbringen der Beklagten hat die Kl&#228;gerin folglich ein Interesse daran, die Nichtigerkl&#228;rung der Weigerung, Zugang zum dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 zu gew&#228;hren, zu erlangen. </p><p>Zur Begr&#252;ndetheit </p><p>31 Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt ihre Klage im Wesentlichen auf zwei Klagegr&#252;nde: Erstens liege ein Versto&#223; gegen den Beschluss 94/90 und gegen die Verordnung Nr. 1468/81 und zweitens ein solcher gegen Artikel 190 EG-Vertrag (jetzt Artikel 253 EG) vor. </p><p>Zum ersten Klagegrund: Versto&#223; gegen den Beschluss 94/90 und gegen die Verordnung Nr. 1468/81 </p><p>32 Dieser Klagegrund ist unter Ber&#252;cksichtigung der verschiedenen Dokumente zu pr&#252;fen, zu denen der Zugang beantragt worden ist. </p><p>Dienstliche Berichte und Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch </p><p>- Vorbringen der Parteien </p><p>33 Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die hinsichtlich des Zugangs zu Dokumenten vorgesehenen Ausnahmen seien in der Weise eng auszulegen, dass die Anwendung des allgemeinen Grundsatzes, der darin bestehe, der &#214;ffentlichkeit so weit wie m&#246;glich Zugang zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten zu gew&#228;hren, nicht beeintr&#228;chtigt werde. Die Kommission m&#252;sse f&#252;r jedes einzelne angeforderte Dokument pr&#252;fen, ob die Ver&#246;ffentlichung tats&#228;chlich einem der gesch&#252;tzten Interessen zuwiderlaufen k&#246;nne. </p><p>34 Im vorliegenden Fall lasse aber nichts die Behauptung zu, dass die Ver&#246;ffentlichung der angeforderten Ausk&#252;nfte die Inspektionsarbeiten behindern k&#246;nne, umso mehr als diese Arbeiten abgeschlossen seien. Im &#220;brigen &#228;ndere der Umstand, dass die betroffenen Dokumente im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen der Kommission, den Mitgliedstaaten und der Regierung eines Drittlandes erstellt worden seien, nichts an der Art der darin enthaltenen Informationen. Diese Informationen betr&#228;fen rein tats&#228;chliche Fragen, die Auswirkungen darauf h&#228;tten, ob ein Anspruch auf eine Tariferm&#228;&#223;igung bei bestimmten Warenausfuhren bestehe, f&#252;r die urspr&#252;nglich bescheinigt worden sei, dass diese Erm&#228;&#223;igung f&#252;r sie in Anspruch genommen werden k&#246;nne. Die in Frage stehenden Informationen seien ihrer Art nach nicht vertraulich oder sensibel. Sie betr&#228;fen z. B. keine diplomatischen oder allgemeinpolitischen oder handelspolitischen Fragen. </p><p>35 Nach Artikel 19 Absatz 2 der Verordnung Nr. 1468/81 d&#252;rfe die Verwendung der aufgrund dieser Verordnung erhaltenen Ausk&#252;nfte im Rahmen gerichtlicher Verfahren oder von Ermittlungsverfahren, die in der Folge wegen Nichtbeachtung der Zoll- oder der Agrarregelung eingeleitet worden seien, nicht verhindert werden. Die bei der Kommission angeforderten Informationen seien gerade zur Verwendung im Rahmen eines Gerichtsverfahrens bestimmt. Es versto&#223;e folglich gegen Artikel 19 Absatz 2 der Verordnung Nr. 1468/81, wenn man sich - wie die Kommission - auf die Vertraulichkeit dieser Informationen berufe. </p><p>36 Dar&#252;ber hinaus versto&#223;e die Verweigerung des Zugangs im vorliegenden Fall gegen den Grundsatz der Beachtung der Verteidigungsrechte. Die Informationen, zu denen der Zugang beantragt werde, w&#252;rden n&#228;mlich verwendet, um Aufforderungen zur Nachzahlung von Z&#246;llen zu rechtfertigen, ohne dass die Kl&#228;gerin sich wegen der ihr von der Kommission entgegengehaltenen Weigerung sachgerecht verteidigen k&#246;nne. Im Vereinigten K&#246;nigreich habe derjenige, der eine Aufforderung zur Nachzahlung von Z&#246;llen anfechte, zu beweisen, dass diese Z&#246;lle nicht geschuldet w&#252;rden. Das mit dem Rechtsstreit &#252;ber die F&#228;lligkeit der Z&#246;lle befasste innerstaatliche Gericht sei nicht befugt, die Kommission zur Vorlage der Dokumente zu zwingen. </p><p>37 Die Beklagte macht vorab geltend, ein innerstaatliches Gericht k&#246;nne der Kommission aufgeben, ihm spezifische Dokumente zugehen zu lassen, es sei denn, dass dies geeignet sei, das Funktionieren und die Unabh&#228;ngigkeit der Gemeinschaft zu beeintr&#228;chtigen, was eine Weigerung des Gemeinschaftsorgans rechtfertigen k&#246;nne. Das innerstaatliche Gericht, bei dem die Kl&#228;gerin die von ihr geforderten Z&#246;lle angefochten habe, k&#246;nne die Kommission darum ersuchen, ihm Dokumente zu &#252;bermitteln, soweit die &#220;bermittlung dieser Dokumente nicht unter die oben genannte Ausnahme falle. </p><p>38 Die Beklagte tr&#228;gt dann vor, die in Frage stehenden Dokumente seien im Rahmen von Ermittlungen gem&#228;&#223; der Verordnung Nr. 1468/81 erstellt worden. Sie geh&#246;rten daher zu der Kategorie der Inspektionst&#228;tigkeiten betreffenden Dokumente, die unter die zwingend vorgeschriebene Ausnahme in Bezug auf den Schutz des &#246;ffentlichen Interesses fielen. Ein Klima gegenseitigen Vertrauens zwischen der Kommission, den Mitgliedstaaten und der Regierung von Bangladesch sei erforderlich, um die Beachtung der Zollvorschriften der Gemeinschaft sicherzustellen. Mit den seit Juli 1996 durchgef&#252;hrten Inspektionen habe festgestellt werden sollen, ob die Beh&#246;rden von Bangladesch den geltenden Vorschriften entsprechende Ursprungsbescheinigungen ausgestellt h&#228;tten. In einem solchen Rahmen sei aber ein Klima guter Zusammenarbeit unbedingt erforderlich. Dies treffe umso mehr zu, als die Kommission der Auffassung gewesen sei, dass die Durchf&#252;hrung der Inspektionen in Bangladesch von 1995 bis Mai 1996 gef&#228;hrlich gewesen sei. </p><p>39 Die Beklagte beanstandet die Auslegung der Verordnung Nr. 1468/81 durch die Kl&#228;gerin und weist darauf hin, dass in dieser Verordnung der Grundsatz der Vertraulichkeit der im Rahmen dieser Inspektionen erhaltenen Informationen niedergelegt sei. Zwar gebe es eine Ausnahme von diesem Grundsatz in Bezug auf Gerichtsverfahren, diese Ausnahme befreie aber nur die zust&#228;ndigen Stellen der Mitgliedstaaten oder die Kommission von ihrer strengen Verpflichtung zur Beachtung der Vertraulichkeit dieser Informationen, wenn die Beh&#246;rden diese im Rahmen von Gerichtsverfahren ben&#246;tigten. Der betroffene Einzelne k&#246;nne aufgrund dieser Ausnahme kein Recht auf Zugang zu diesen Informationen allein deshalb beanspruchen, weil ein Gerichtsverfahren anh&#228;ngig sei. Dieses Recht sei nicht zugunsten der Einzelnen begr&#252;ndet worden und k&#246;nne nur in dem durch das nationale Verfahrensrecht festgelegten Rahmen ausge&#252;bt werden, wenn die zust&#228;ndigen Stellen diese Informationen in einem Gerichtsverfahren verwendeten. </p><p>40 Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt au&#223;erdem vor, ihre Untersuchung der Umst&#228;nde, unter denen die Beh&#246;rden von Bangladesch Ursprungsbescheinigungen ausgestellt h&#228;tten, sei noch nicht abgeschlossen. Selbst wenn dies der Fall gewesen w&#228;re, h&#228;tte die Kommission zu Recht den beantragten Zugang verweigern k&#246;nnen. </p><p>41 Schlie&#223;lich k&#246;nne die nationale Verwaltungsbeh&#246;rde, die in dem bei einem britischen Gericht anh&#228;ngigen Verfahren Partei sei, der Kl&#228;gerin die betroffenen Dokumente gem&#228;&#223; Artikel 19 Absatz 2 der Verordnung Nr. 1468/81 &#252;bermitteln. Die Frage, ob diese nationale Beh&#246;rde verpflichtet sei, die Dokumente zu &#252;bermitteln, falle unter das innerstaatliche Recht. Auf jeden Fall stelle eine etwaige Beeintr&#228;chtigung der Verteidigungsrechte der Kl&#228;gerin im nationalen Rechtsverfahren keinen Umstand dar, der f&#252;r sie im Rahmen des Beschlusses 94/90 weitergehende Rechte begr&#252;nde, die weiter gingen als die Rechte, die jeder andere Antragsteller besitze. </p><p>42 In ihrer Erwiderung nimmt die Kl&#228;gerin Bezug auf das Urteil des Gerichts vom 19. Juli 1999 in der Rechtssache T-14/98 (Hautala/Rat, Slg. 1999, II-2489), in dem entschieden worden sei, dass das Organ, bei dem der Antrag auf Zugang gestellt werde, zu pr&#252;fen habe, ob ein teilweiser Zugang zu den nicht durch die Ausnahmen erfassten Angaben zu gew&#228;hren sei, und dass das &#246;ffentliche Interesse gegebenenfalls angemessen dadurch gesch&#252;tzt werden k&#246;nne, dass nach Pr&#252;fung Passagen eines Dokuments gestrichen w&#252;rden, die dieses Interesse beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten. </p><p>43 Die Beklagte macht geltend, die Verweisung der Kl&#228;gerin auf das Urteil Hautala/Rat stelle ein neues und daher unzul&#228;ssiges Vorbringen im Sinne von Artikel 48 &#167; 2 der Verfahrensordnung des Gerichts dar. Im &#220;brigen sei dieses Vorbringen, das auf einen Versto&#223; gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit gest&#252;tzt sei, auf jeden Fall nicht begr&#252;ndet. </p><p>- Beurteilung durch das Gericht </p><p>44 Der Argumentation der Beklagten, dass die Verweisung auf das Urteil Hautala/Rat in der Erwiderung ein neues und daher unzul&#228;ssiges Vorbringen darstelle, ist nicht zu folgen. Durch dieses Urteil wird n&#228;mlich lediglich die Tragweite des im Verhaltenskodex vorgesehenen Zugangsrechts verdeutlicht und ausgef&#252;hrt, dass Ausnahmen von diesem Recht unter Ber&#252;cksichtigung der Grunds&#228;tze des Rechts auf Information und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit auszulegen sind und dass sich daraus ergibt, dass das Organ pr&#252;fen muss, ob ein teilweiser Zugang zu den nicht von diesen Ausnahmen gedeckten Informationen zu gew&#228;hren ist (Urteil Hautala/Rat, Randnr. 87). Die Verweisung auf dieses Urteil in der Erwiderung der Kl&#228;gerin f&#252;gt sich daher in das bereits in der Klageschrift enthaltene Vorbringen ein, dass ein Versto&#223; gegen den Beschluss 94/90 vorliege, der als Anhang den Verhaltenskodex enth&#228;lt. </p><p>45 Im &#220;brigen hat die Beklagte auf eine ihr in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellte Frage hin best&#228;tigt, dass sie bei der Behandlung von Antr&#228;gen auf Zugang zu Dokumenten gew&#246;hnlich die M&#246;glichkeit pr&#252;fe, einen teilweisen Zugang zu gew&#228;hren. Daraus folgt, dass die Beklagte die Erheblichkeit der im Urteil Hautala/Rat genannten Grunds&#228;tze nicht bestreitet. </p><p>46 Die angefochtene Entscheidung enth&#228;lt jedoch keinen Hinweis darauf, dass eine solche Pr&#252;fung stattgefunden hat. Ganz im Gegenteil zeigt die Begr&#252;ndung dieser Entscheidung (siehe oben, Randnr. 15), dass die Kommission nach Dokumentenkategorien und nicht nach den konkreten Informationen argumentiert hat, die die in Frage stehenden Dokumente enthalten. Die Kommission hat sich n&#228;mlich auf die Darlegung beschr&#228;nkt, dass die dienstlichen Berichte "durch die den Schutz des &#246;ffentlichen Interesses betreffenden Ausnahmen erfasst [werden], weil sie sich auf die Inspektionst&#228;tigkeiten der Kommission beziehen", und dabei lediglich festgestellt, dass es f&#252;r sie "unabdingbar [ist], dass sie diese Untersuchungen, die die Pr&#252;fung der Echtheit und der Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Bescheinigungen zum Gegenstand haben, unter Beachtung der Vertraulichkeit dieser Verfahren durchf&#252;hren kann" und dass "eine offene Zusammenarbeit und ein Klima des gegenseitigen Vertrauens ... erforderlich [sind], um die Beachtung der zollrechtlichen Vorschriften sicherstellen zu k&#246;nnen". Durch diese Formulierung gibt die Kommission zu verstehen, dass sie nicht konkret beurteilt hat, ob die f&#252;r den Schutz des &#246;ffentlichen Interesses geltende Ausnahme auch tats&#228;chlich f&#252;r alle in diesen Dokumenten enthaltenen Informationen gilt. </p><p>47 Im &#220;brigen wird die Argumentation der Kommission durch den Auszug aus dem dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 entkr&#228;ftet, die der Kl&#228;gerin von den britischen Beh&#246;rden &#252;bermittelt worden ist und den diese ihrer Klageschrift als Anlage beigef&#252;gt hat. Aus diesem Auszug geht n&#228;mlich hervor, dass ein gro&#223;er Teil der Informationen, die er enth&#228;lt, aus tats&#228;chlichen Beschreibungen und Feststellungen besteht, die die Inspektionst&#228;tigkeiten und damit das &#246;ffentliche Interesse ganz offensichtlich nicht ber&#252;hren (siehe Urteil des Gerichts vom 6. April 2000 in der Rechtssache T-188/98, Kuijer/Rat, Slg. 2000, II-0000, Randnr. 57). </p><p>48 Nach alledem weist die angefochtene Entscheidung, soweit sie die dienstlichen Berichte ("Kategorie 1") und die Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch ("Kategorie 4", teilweise) betrifft, offensichtliche Fehler bei der Anwendung des Beschlusses 94/90 auf und ist daher f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren (Urteil Hautala/Rat, Randnrn. 87 und 88). </p><p>49 Diese Schlussfolgerung wird weder durch das Argument der Beklagten, dass das mit dem Rechtsstreit zwischen der Kl&#228;gerin und den britischen Beh&#246;rden befasste innerstaatliche Gericht unter Umst&#228;nden befugt sei, von der Kommission die Vorlage der betroffenen Dokumente zu verlangen (siehe oben, Randnr. 37), noch durch das Argument entkr&#228;ftet, dass das Zugangsrecht einer Partei in einem nationalen Gerichtsverfahren unter das innerstaatliche Recht falle (siehe oben, Randnr. 41). Diese Argumente sind f&#252;r die Entscheidung in der vorliegenden Rechtssache unerheblich. Aus der Mitteilung 94/C 67/03 geht n&#228;mlich hervor, dass jedermann zu jedem Zeitpunkt einen Antrag auf Zugang zu den der Kommission vorliegenden Dokumenten stellen kann (siehe oben, Randnr. 7). Sobald ein solcher Antrag gestellt worden ist, gelten die Vorschriften des Beschlusses 94/90, und die Kommission muss diesen Antrag unter Ber&#252;cksichtigung des allgemeinen Grundsatzes pr&#252;fen, der in dem dem obengenannten Beschluss als Anhang beigef&#252;gten Verhaltenskodex enthalten ist, wonach die &#214;ffentlichkeit einen m&#246;glichst umfassenden Zugang zu den Dokumenten der Kommission erh&#228;lt (siehe Urteil des Gerichtshofes vom 11. Januar 2000 in den Rechtssachen C-174/98 P und C-189/98 P, Niederlande und Van der Wal/Kommission, Slg. 2000, I-1, Randnrn. 27 bis 29; Urteil Interporc/Kommission, Randnrn. 44 und 45). </p><p>50 Ebenso wenig kann die Kommission ihre Weigerung, Zugang zu den im Antrag der Kl&#228;gerin genannten Dokumenten zu gew&#228;hren, nach der Verordnung Nr. 1468/81 oder der Verordnung Nr. 515/97 rechtfertigen, in denen der Grundsatz der Vertraulichkeit der im Rahmen von Ermittlungen im Zollbereich erlangten Ausk&#252;nfte niedergelegt ist. Der Verhaltenskodex, dessen Wortlaut dem Beschluss 94/90 als Anhang beigef&#252;gt ist, verleiht n&#228;mlich einem grundlegenden Recht Ausdruck, dem Recht auf Zugang zu den Dokumenten. Dieser Kodex wurde mit dem Ziel erlassen, die Gemeinschaft transparenter zu machen, wobei die Transparenz des Beschlussverfahrens ein Mittel ist, um den demokratischen Charakter der Organe und das Vertrauen der &#214;ffentlichkeit in die Verwaltung zu st&#228;rken (Erkl&#228;rung Nr. 17). Sofern die Verordnung Nr. 1468/81 als lex specialis angewendet werden m&#252;sste, darf sie nicht im Widerspruch zu dem Beschluss 94/90 ausgelegt werden, dessen Hauptzweck darin besteht, den B&#252;rgern die M&#246;glichkeit zu geben, die Aus&#252;bung &#246;ffentlicher Gewalt wirksamer auf ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit hin zu kontrollieren (Urteil Interporc/Kommission, Randnrn. 37 bis 39 und 43 bis 47; Urteile des Gerichts vom 19. Juli 1999 in der Rechtssache T-188/97, Rothmans/Kommission, Slg. 1999, II-2463, Randnr. 53, und vom 14. Oktober 1999 in der Rechtssache T-309/97, Bavarian Lager/Kommission, Slg. 1999, II-3217, Randnrn. 36 und 37). Au&#223;erdem bestimmen Artikel 19 Absatz 2 der Verordnung Nr. 1468/81 und Artikel 45 Absatz 3 der ab 13. M&#228;rz 1998 geltenden Verordnung Nr. 515/97, dass die Vertraulichkeit der betreffenden Ausk&#252;nfte "der Verwendung der aufgrund dieser Verordnung enthaltenen Ausk&#252;nfte im Rahmen gerichtlicher Verfahren oder von Ermittlungsverfahren ..., die in der Folge wegen Nichtbeachtung der Zoll- oder Agrarregelung eingeleitet worden sind", nicht entgegensteht. Wie die Kl&#228;gerin zu Recht unterstrichen hat, f&#228;llt ihr Antrag auf Zugang zu Dokumenten aber gerade in den Rahmen eines Gerichtsverfahrens. </p><p>Schreiben der Regierung von Bangladesch an die Kommission </p><p>- Vorbringen der Parteien </p><p>51 Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die Urheberregel sei dahin auszulegen, dass ein Antrag auf Zugang zu Dokumenten nur dann an die Urheber der angeforderten Dokumente gerichtet werden m&#252;sse, wenn die Kommission keine Originale oder Kopien dieser Dokumente besitze. Von einem Kl&#228;ger zu verlangen, dass er sich Dokumente bei Stellen beschaffe, die keiner gerichtliche Kontrolle unterl&#228;gen, obwohl diese Dokumente im Besitz der Kommission seien, w&#252;rde darauf hinauslaufen, den Beschluss 94/90 und die Erkl&#228;rung Nr. 17 zu umgehen. In diesem Zusammenhang f&#252;hrt die Kl&#228;gerin noch aus, dass der Beschluss 94/90 so angewendet werden m&#252;sse, dass der eindeutigen Absicht der Parteien des Vertrages &#252;ber die Europ&#228;ische Union Wirksamkeit verliehen werde. Werde die Urheberregel nicht in dem von der Kl&#228;gerin vorgeschlagenen Sinn ausgelegt, so verstie&#223;e sie au&#223;erdem gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, wonach die erlassenen Ma&#223;nahmen zur Erreichung des Zieles des Schutzes der Vertraulichkeit und des &#246;ffentlichen Interesses erforderlich sein m&#252;ssen. </p><p>52 Die Beklagte ist der Auffassung, die Argumentation der Kl&#228;gerin werde durch den eindeutigen Wortlaut der Urheberregel widerlegt. Sie tr&#228;gt vor, sie k&#246;nne auf keinen Fall allein deshalb Zugang zu Dokumenten gew&#228;hren, die von den Regierungen von Drittl&#228;ndern erstellt seien, weil sie im Besitz dieser Dokumente sei. Die Entscheidung, Dokumente zu ver&#246;ffentlichen, die von Dritten erstellt worden seien, sei ausschlie&#223;lich deren Sache, da sie die Einzigen seien, die entscheiden k&#246;nnten, ob sie eine Politik der Transparenz betreiben wollten. </p><p>- Beurteilung durch das Gericht </p><p>53 Die Urheberregel kann von der Kommission bei der Behandlung eines Antrags auf Zugang zu Dokumenten angewendet werden, solange es keinen h&#246;herrangigen Rechtsgrundsatz gibt, der es ihr verbietet, Dokumente, deren Urheber sie nicht ist, vom Geltungsbereich des Verhaltenskodex auszunehmen. Daran &#228;ndert auch die Tatsache nichts, dass der Beschluss 94/90 auf allgemeine politische Erkl&#228;rungen Bezug nimmt, n&#228;mlich auf die Erkl&#228;rung Nr. 17 und auf bei mehreren Tagungen des Europ&#228;ischen Rates getroffene Schlussfolgerungen, da diesen Erkl&#228;rungen nicht die Bedeutung eines h&#246;herrangigen Rechtsgrundsatzes zukommt (Urteil Interporc, Randnrn. 66, 73 und 74). </p><p>54 Nach alledem hat die Kommission eine zutreffende Beurteilung vorgenommen, als sie die Auffassung vertrat, dass sie nicht verpflichtet sei, Zugang zu den Dokumenten zu gew&#228;hren, die die Regierung von Bangladesch ihr zugeleitet hatte. Demzufolge ist der erste Klagegrund insoweit zur&#252;ckzuweisen, als er die Schreiben dieser Regierung an die Kommission betrifft. </p><p>Entscheidungen der Kommission zu den dienstlichen Berichten </p><p>- Vorbringen der Parteien </p><p>55 Die Kl&#228;gerin bestreitet die Behauptung der Kommission, es gebe keine Entscheidungen zu den dienstlichen Berichten. Sie tr&#228;gt insbesondere vor, nach dem dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 h&#228;tten mehrere Mitgliedstaaten Ma&#223;nahmen zur Nacherhebung von Z&#246;llen eingeleitet, wobei diesen Ma&#223;nahmen sicherlich eine Entscheidung der Kommission zugrunde liege, durch die die Empfehlungen des Berichts &#252;bernommen worden seien. Au&#223;erdem werde auf Seite 2 der Anlage 5 zum dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 angegeben, dass bei der Kommission drei Treffen zwischen Bediensteten dieses Organs und Vertretern der Mitgliedstaaten zur Er&#246;rterung des Berichts stattgefunden h&#228;tten. </p><p>56 Die Beklagte f&#252;hrt aus, die Kl&#228;gerin habe die angeforderten Dokumente systematisch als "Entscheidungen" der Kommission definiert. Die Kommission habe daher angenommen, dass der Antrag sich auf Entscheidungen im Sinne von Artikel 189 EG-Vertrag (jetzt Artikel 249 EG) beziehe. In Bezug auf die dienstlichen Berichte sei aber keine derartige Entscheidung erlassen worden. </p><p>57 In ihrer Erwiderung tr&#228;gt die Kl&#228;gerin vor, die Kommission r&#228;ume durch ihr Vorbringen in der Klagebeantwortung ein, dass es ein Dokument gebe. Die Kl&#228;gerin vermutet, dass es sich um die Entscheidung der Kommission zum dienstlichen Bericht von November/Dezember 1996 handele. H&#228;tte die Kommission keine Entscheidung getroffen, so w&#228;re keine Ma&#223;nahme zur Nacherhebung von Z&#246;llen von den Mitgliedstaaten eingeleitet worden. Die Kommission vermeide dadurch, dass sie die Frage aufwerfe, ob es sich um eine Entscheidung im Sinne von Artikel 189 des Vertrages handele, ihre Weigerung zu rechtfertigen, das Protokoll ihrer Entscheidung, durch die die Mitgliedstaaten aufgefordert w&#252;rden, die erforderlichen Ma&#223;nahmen zu ergreifen, offenzulegen. </p><p>- Beurteilung durch das Gericht </p><p>58 Man kann nicht umhin, festzustellen, dass die Kl&#228;gerin keine stichhaltigen oder &#252;bereinstimmenden Indizien beigebracht hat, um ihre Behauptung zu untermauern, dass es eine oder mehrere Entscheidungen der Kommission zu den dienstlichen Berichten gebe. In diesem Zusammenhang zeigt der Umstand, dass es Besprechungen zwischen Bediensteten der Kommission und Vertretern der Mitgliedstaaten &#252;ber diese Berichte und nationalen Ma&#223;nahmen zur Nacherhebung von Z&#246;llen gegeben hat, nicht notwendigerweise, dass es eine Entscheidung der Kommission neben deren Empfehlung am Ende der dienstlichen Berichte gibt. Dar&#252;ber hinaus hat die Kl&#228;gerin nichts vorgebracht, womit die Behauptung der Kommission widerlegt werden k&#246;nnte, dass die Beh&#246;rden der Mitgliedstaaten aufgrund der Empfehlungen, die die dienstlichen Berichte enthalten, Nacherhebungsverfahren einleiten k&#246;nnen oder m&#252;ssen, ohne dass eine Entscheidung der Kommission erforderlich oder sogar m&#246;glich w&#228;re. </p><p>59 Der erste Klagegrund ist folglich insoweit zur&#252;ckzuweisen, als er die angeblichen Entscheidungen der Kommission zu den dienstlichen Berichten betrifft. </p><p>60 Nach alledem ist die angefochtene Entscheidung insoweit f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren, als sie die dienstlichen Berichte und die Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch betrifft; im &#220;brigen ist der erste Klagegrund zur&#252;ckzuweisen. </p><p>Zum zweiten Klagegrund: Versto&#223; gegen Artikel 190 des Vertrages </p><p>Vorbringen der Parteien </p><p>61 Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die angefochtene Entscheidung sei nicht ausreichend begr&#252;ndet. Die Kommission habe n&#228;mlich nicht f&#252;r jedes angeforderte Dokument gepr&#252;ft, ob die Ver&#246;ffentlichung tats&#228;chlich einem der gesch&#252;tzten Interessen zuwiderlaufen k&#246;nne. </p><p>62 Die Beklagte macht geltend, die Begr&#252;ndung der angefochtenen Entscheidung sei ersch&#246;pfend. Was die dienstlichen Berichte und die Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch angehe, sei in der Entscheidung eindeutig angegeben, dass diese Dokumente zu der Inspektionst&#228;tigkeiten betreffenden Kategorie geh&#246;rten und daher durch die aus dem &#246;ffentlichen Interesse hergeleitete Ausnahme erfasst w&#252;rden. Au&#223;erdem seien in der Entscheidung die Gr&#252;nde dargelegt, aus denen die Ver&#246;ffentlichung dieser Dokumente das &#246;ffentliche Interesse beeintr&#228;chtigen k&#246;nne. Sie - die Beklagte - habe sich nicht auf die Feststellung beschr&#228;nkt, dass die Dokumente unter die mit dem &#246;ffentlichen Interesse zusammenh&#228;ngende Ausnahme fielen. In der Argumentation der angefochtenen Entscheidung werde nicht nur angegeben, warum die betroffene Dokumentenkategorie unter die Ausnahme falle, sondern auch warum die Ver&#246;ffentlichung dieser Dokumente in der Praxis das &#246;ffentliche Interesse beeintr&#228;chtige. </p><p>Beurteilung durch das Gericht </p><p>63 Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung wird mit der Verpflichtung zur Begr&#252;ndung von Einzelfallentscheidungen ein doppeltes Ziel verfolgt; zum einen soll den Betroffenen erm&#246;glicht werden, zur Verteidigung ihrer Rechte die tragenden Gr&#252;nde f&#252;r die getroffene Ma&#223;nahme zu erkennen, und zum anderen soll der Gemeinschaftsrichter in die Lage versetzt werden, die Entscheidung auf ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit hin zu &#252;berpr&#252;fen (Urteil des Gerichtshofes vom 14. Februar 1990 in der Rechtssache C-350/88, Delacre u. a./Kommission, Slg. 1990, I-395, Randnr. 15; Urteil des Gerichts vom 5. M&#228;rz 1997 in der Rechtssache T-105/95, WWF UK/Kommission, Slg. 1997, II-313, Randnr. 66). Die Frage, ob die Begr&#252;ndung einer Entscheidung diesen Erfordernissen gen&#252;gt, ist n&#228;mlich nicht nur im Hinblick auf ihren Wortlaut zu beurteilen, sondern auch anhand ihres Kontextes sowie s&#228;mtlicher Rechtsvorschriften, die das betreffende Gebiet regeln (Urteil des Gerichtshofes vom 29. Februar 1996 in der Rechtssache C-122/94, Kommission/Rat, Slg. 1996, I-881, Randnr. 29; Urteil Kuijer/Rat, Randnr. 36). </p><p>64 Dar&#252;ber hinaus geht aus der Rechtsprechung hervor, dass die Kommission f&#252;r jedes Dokument, zu dem der Zugang beantragt ist, zu pr&#252;fen hat, ob dessen Offenlegung nach den ihr vorliegenden Informationen tats&#228;chlich geeignet ist, einen der durch die Ausnahmenregelung gesch&#252;tzten Aspekte des &#246;ffentlichen Interesses zu beeintr&#228;chtigen (siehe analog Urteil des Gerichts vom 17. Juni 1998 in der Rechtssache T-174/95, Svenska Jouralistf&#246;rbundet/Rat, Slg. 1998, II-2289, Randnr. 112; Urteil Kuijer/Rat, Randnr. 37). </p><p>65 Die Kommission muss folglich in der Begr&#252;ndung ihrer Entscheidung erkennen lassen, dass sie eine konkrete Beurteilung der betreffenden Dokumente vorgenommen hat (Urteil Kuijer/Rat, Randnr. 38). Wie das Gericht oben in Bezug auf die dienstlichen Berichte und die Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch aber bereits festgestellt hat (Randnr. 46), findet sich eine solche Beurteilung in der angefochtenen Entscheidung nicht. Vielmehr hat die Kommission sich ausschlie&#223;lich auf die allgemeinen Merkmale der angeforderten Dokumentenkategorien gest&#252;tzt. </p><p>66 Demzufolge greift der zweite Klagegrund insoweit durch, als er die dienstlichen Berichte ("Kategorie 1") und die Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch ("Kategorie 4",1 zum Teil) betrifft. </p><p>67 Dagegen ist die Begr&#252;ndung der angefochtenen Entscheidung ausreichend, was die anderen im Antrag der Kl&#228;gerin genannten Dokumente betrifft. Was die Schreiben der Regierung von Bangladesch an die Kommission angeht, hat diese die Urheberregel angef&#252;hrt und die Kl&#228;gerin darauf hingewiesen, dass sie eine Kopie der betreffenden Dokumente bei den Beh&#246;rden von Bangladesch anfordern m&#252;sse. Die Kl&#228;gerin konnte somit die Gr&#252;nde der angefochtenen Entscheidung erkennen und das Gericht seine Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle aus&#252;ben. Die Kl&#228;gerin verlangt daher zu Unrecht eine eingehendere Begr&#252;ndung (Urteil Interporc/Kommission, Randnr. 78). Auch ist davon auszugehen, dass die Kommission, was die angeblichen Entscheidungen zu den dienstlichen Berichten angeht, sich auf die Angabe beschr&#228;nken konnte, dass es derartige Dokumente nicht gebe, ohne verpflichtet zu sein, im Einzelnen anzugeben, weshalb solche Entscheidungen nicht erlassen worden waren. </p><p>68 Nach alledem ist die angefochtene Entscheidung f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren, soweit durch sie der Zugang zu den dienstlichen Berichten der Europ&#228;ischen Union von 1993 bis 1996 &#252;ber Bangladesch einschlie&#223;lich der Anh&#228;nge dieser Berichte und zu den Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch &#252;ber die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der APS-Formulare A verweigert wird; im &#220;brigen ist die Klage abzuweisen. </p> </em><p/> <a name="CO"/><h2>Kostenentscheidung</h2><br/><em> <p>Kosten </p><p>69 Nach Artikel 87 &#167; 3 der Verfahrensordnung des Gerichts kann dieses die Kosten teilen oder beschlie&#223;en, dass jede Partei ihre eigenen Kosten tr&#228;gt, wenn jede Partei teils obsiegt, teils unterliegt. Im vorliegenden Fall entspricht es einer gerechten Beurteilung der Umst&#228;nde des Rechtsstreits, wenn die Beklagte ihre eigenen Kosten sowie die H&#228;lfte der Kosten der Kl&#228;gerin tr&#228;gt; diese tr&#228;gt somit die H&#228;lfte ihrer eigenen Kosten. </p> </em><p/> <a name="DI"/><h2>Tenor</h2><br/><em> <p>Aus diesen Gr&#252;nden </p><p>hat </p><p>DAS GERICHT </p><p>(Vierte Kammer) </p><p>f&#252;r Recht erkannt und entschieden: </p><p>1. Die Entscheidung der Kommission vom 11. M&#228;rz 1999 wird f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, soweit durch sie der Kl&#228;gerin der Zugang zu den dienstlichen Berichten der Europ&#228;ischen Union von 1993 bis 1996 betreffend Bangladesch einschlie&#223;lich der Anh&#228;nge dieser Berichte und zu den Schreiben der Kommission an die Regierung von Bangladesch zur Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der Ursprungsbescheinigungen im Rahmen des allgemeinen Pr&#228;ferenzsystems verweigert wird. </p><p>2. Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen. </p><p>3. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die H&#228;lfte ihrer eigenen Kosten. </p><p>4. Die Kommission tr&#228;gt ihre eigenen Kosten sowie die H&#228;lfte der Kosten der Kl&#228;gerin. </p> </em><p/> </div>
175,002
eugh-2000-10-12-c-34799
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-347/99
2000-10-12T00:00:00
2019-01-31T19:09:23
2019-01-31T19:09:23
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2000:564
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="http://europa.eu.int/eur-lex/lex/de/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Wichtiger rechtlicher Hinweis</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61999C0347</h1> <p> <strong>Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Jacobs vom 12. Oktober 2000. - Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften gegen Irland. - Vertragsverletzung eines Mitgliedstaats - Nichtumsetzung der Richtlinie 95/50/EG. - Rechtssache C-347/99. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite I-11647<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><h2>Schlu&#223;antr&#228;ge des Generalanwalts</h2><br/><em> <p>1. In dieser Rechtssache beantragt die Kommission, festzustellen, dass Irland dadurch gegen seine Verpflichtungen aus der Richtlinie 95/50/EG des Rates vom 6. Oktober 1995(1) &#252;ber einheitliche Verfahren f&#252;r die Kontrolle von Gefahrguttransporten auf der Stra&#223;e versto&#223;en hat, dass es nicht die erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften erlassen oder jedenfalls nicht der Kommission mitgeteilt hat, um dieser Richtlinie nachzukommen. </p><p>2. In seiner Klagebeantwortung bestreitet Irland den Versto&#223; nicht. Es f&#252;hrt lediglich aus, es werde weiterhin an Verordnungsentw&#252;rfen zur Umsetzung der Richtlinie gearbeitet und man hoffe, die Umsetzungsverordnungen in K&#252;rze zu erlassen. </p><p>Ergebnis </p><p>3. Unter diesen Umst&#228;nden hat der Gerichtshof nach meiner Ansicht </p><p>1. festzustellen, dass Irland dadurch gegen seine Verpflichtungen aus der Richtlinie 95/50/EG des Rates vom 6. Oktober 1995 &#252;ber einheitliche Verfahren f&#252;r die Kontrolle von Gefahrguttransporten auf der Stra&#223;e versto&#223;en hat, dass es nicht die erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften erlassen oder jedenfalls nicht der Kommission mitgeteilt hat, um dieser Richtlinie nachzukommen; </p><p>2. Irland die Kosten aufzuerlegen. </p><p>(1) - ABl. L 249, S. 35. </p> </em><p/> </div>
175,003
eugh-2000-10-12-c-2899
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-28/99
2000-10-12T00:00:00
2019-01-31T19:09:24
2019-01-31T19:09:24
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2000:561
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="http://europa.eu.int/eur-lex/lex/de/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Wichtiger rechtlicher Hinweis</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61999C0028</h1> <p> <strong>Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts L&#233;ger vom 12. Oktober 2000. - Strafverfahren gegen Jean Verdonck, Ronald Everaert und Edith de Baedts. - Ersuchen um Vorabentscheidung: Rechtbank van eerste aanleg te Gent - Belgien. - Richtlinie 89/592/EWG - Nationale Regelung f&#252;r Insidergesch&#228;fte - Befugnis der Mitgliedstaaten, strengere Vorschriften zu erlassen - Allgemein geltende nationale Vorschrift. - Rechtssache C-28/99. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2001 Seite I-03399<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><h2>Schlu&#223;antr&#228;ge des Generalanwalts</h2><br/><em> <p>1. Herr Verdonck, Herr Everaert und Frau De Baedts sind alle drei Mitglieder des Verwaltungsrats der Ter Beke NV, der beschlossen hat, das Unternehmen Chilled Food Business, einen Unternehmensbereich der Unilever NV, zu erwerben. Sie werden von der belgischen Justiz strafrechtlich wegen Insidergesch&#228;ften verfolgt. Man wirft ihnen vor, Insiderinformationen ausgenutzt zu haben, um an der B&#246;rse Kaufauftr&#228;ge f&#252;r Aktien von Ter Beke zu erteilen.</p><p>2. Die Angeklagten machen geltend, die belgische Regelung f&#252;r B&#246;rsentransaktionen, die der gegen die sie eingeleiteten Strafverfolgung zugrunde liege, entspreche nicht der Richtlinie 89/592/EWG des Rates vom 13. November 1989 zur Koordinierung der Vorschriften betreffend Insidergesch&#228;fte.</p><p>3. Sie berufen sich auf Artikel 6 der Richtlinie, wonach die Mitgliedstaaten strengere Vorschriften als die in der Richtlinie vorgesehenen erlassen k&#246;nnen, sofern diese Vorschriften allgemein gelten.</p><p>4. Ihres Erachtens ist das belgische Gesetz strenger als die Richtlinie, da es nicht vorschreibe, dass ein Kausalzusammenhang zwischen dem Besitz von Insiderinformationen durch einen Insider und der Vornahme einer B&#246;rsentransaktion durch diesen nachgewiesen werden m&#252;sse. Andererseits enthalte das Gesetz eine Ausnahmevorschrift zugunsten von Holdinggesellschaften. Das belgische Gesetz versto&#223;e gegen das Gemeinschaftsrecht, indem es den ihnen gegen&#252;ber angewandten Straftatbestand versch&#228;rfe, dabei jedoch Holdinggesellschaften ausnehme.</p><p>5. Somit hat der Gerichtshof Artikel 6 der Richtlinie im Hinblick darauf auszulegen, &#252;ber welchen Entscheidungsspielraum ein Mitgliedstaat verf&#252;gt, wenn er beschlie&#223;t, die Richtlinie durch strengere Vorschriften als die in ihr vorgesehenen umzusetzen, diese Bestimmungen jedoch zugunsten von Holdinggesellschaften beschr&#228;nkt.</p><p>I - Rechtlicher Rahmen</p><p>A - Gemeinschaftsrecht</p><p>6. Nach der Richtlinie ist der Erlass einer koordinierten Regelung auf Gemeinschaftsebene im Bereich der Insidergesch&#228;fte durch die Notwendigkeit gerechtfertigt, das reibungslose Funktionieren des Sekund&#228;rmarktes f&#252;r Wertpapiere zu gew&#228;hrleisten. Der Markt m&#252;sse Vertrauen bei den Anlegern schaffen, denn er spiele bei der Finanzierung der Wirtschaftssubjekte ein wichtige Rolle. Das Vertrauen beruht unter anderem auf der den Anlegern gegebenen Zusicherung, dass sie gleichgestellt sind und dass sie gegen die unrechtm&#228;&#223;ige Verwendung einer Insiderinformation gesch&#252;tzt werden".</p><p>7. Nach Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie ist unter Insiderinformation" zu verstehen eine nicht &#246;ffentlich bekannte pr&#228;zise Information, die einen oder mehrere Emittenten von Wertpapieren oder ein oder mehrere Wertpapiere betrifft und die, wenn sie &#246;ffentlich bekannt w&#252;rde, geeignet w&#228;re, den Kurs dieses Wertpapiers oder dieser Wertpapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen".</p><p>8. In Artikel 2 der Richtlinie hei&#223;t es:</p><p>(1) Jeder Mitgliedstaat untersagt den Personen, die</p><p>- als Mitglieder eines Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgans des Emittenten,</p><p>- durch ihre Beteiligung am Kapital des Emittenten</p><p>oder</p><p>- aufgrund ihrer Arbeit, ihres Berufs oder ihrer Aufgaben zu dieser Information Zugang haben,</p><p>&#252;ber eine Insiderinformation verf&#252;gen, unter Ausnutzung derselben in Kenntnis der Sache f&#252;r eigene oder fremde Rechnung entweder selbst oder indirekt die Wertpapiere des bzw. der von dieser Information betroffenen Emittenten zu erwerben oder zu ver&#228;u&#223;ern.</p><p>(2) Sofern es sich bei den in Absatz 1 genannten Personen um Gesellschaften oder andere juristische Personen handelt, gilt das dort ausgesprochene Verbot f&#252;r die nat&#252;rlichen Personen, die an dem Beschluss beteiligt sind, das Gesch&#228;ft f&#252;r Rechnung der betreffenden juristischen Person zu t&#228;tigen."</p><p>9. Artikel 6 Satz 1 der Richtlinie lautet wie folgt:</p><p>Jeder Mitgliedstaat kann strengere Vorschriften als die in dieser Richtlinie vorgesehenen oder zus&#228;tzliche Vorschriften erlassen, sofern diese Vorschriften allgemein gelten."</p><p>B - Nationales Recht</p><p>10. Die Richtlinie wurde durch die Artikel 181 bis 189 des Gesetzes vom 4. Dezember 1990 &#252;ber finanzielle Transaktionen und die Finanzm&#228;rkte in das belgische Recht umgesetzt.</p><p>11. Artikel 181 des Gesetzes von 1990 definiert den Begriff Insiderinformationen" wie folgt:</p><p>F&#252;r die Zwecke der Anwendung dieses Buches sind Insiderinformationen nicht &#246;ffentlich bekannte hinreichend pr&#228;zise Informationen, die einen oder mehrere Emittenten von Wertpapieren oder anderen Finanzierungspapieren oder ein oder mehrere Wertpapiere oder andere Finanzierungspapiere betreffen und die, wenn sie &#246;ffentlich bekannt w&#252;rden, geeignet w&#228;ren, den Kurs dieses Wertpapiers, dieser Wertpapiere, dieses anderen Finanzierungspapiers oder dieser anderen Finanzierungspapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>Als Insiderinformationen gelten nicht Informationen, &#252;ber die Holdinggesellschaften in Aus&#252;bung ihrer Funktionen bei der Verwaltung von Gesellschaften, an denen sie beteiligt sind, verf&#252;gen, sofern es sich dabei nicht um Informationen handelt, die aufgrund der Rechtsvorschriften &#252;ber die Verpflichtungen zu ver&#246;ffentlichen sind, die sich aus der Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse ergeben."</p><p>12. Artikel 182 Absatz 1 des Gesetzes von 1990 bestimmt:</p><p>Personen, die</p><p>1. als Mitglieder eines Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgans des Emittenten,</p><p>2. durch ihre Beteiligung am Kapital des Emittenten oder</p><p>3. aufgrund ihrer Arbeit, ihres Berufs oder ihrer Aufgaben zu dieser Information Zugang haben,</p><p>&#252;ber eine Information verf&#252;gen, von der ihnen bekannt ist oder vern&#252;nftigerweise bekannt sein m&#252;sste, dass es sich dabei um eine Insiderinformation handelt, ist es verboten, f&#252;r eigene oder fremde Rechnung entweder selbst oder indirekt die Wertpapiere oder andere Finanzierungspapiere, die diese Information betrifft, zu erwerben oder zu ver&#228;u&#223;ern."</p><p>13. Holdinggesellschaften sind in Artikel 1 der K&#246;niglichen Verordnung Nr. 64 vom 10. November 1967 zur Regelung der Stellung der Holdinggesellschaften in der zuletzt durch Gesetz vom 22. M&#228;rz 1993 ge&#228;nderten Fassung definiert.</p><p>14. Nach dieser Bestimmung sind Holdinggesellschaften:</p><p>1. die Gesellschaften belgischen Rechts, die Beteiligungen an einer oder mehreren belgischen oder ausl&#228;ndischen Tochtergesellschaften besitzen, die ihnen rechtlich oder tats&#228;chlich die Macht verleihen, deren T&#228;tigkeit zu leiten, sofern</p><p>a) sich diese Gesellschaften oder alle oder bestimmte ihrer Tochter- oder Enkelgesellschaften in Belgien zum Zweck der Ausgabe oder des Absatzes ihrer Aktien oder Anteile an die &#214;ffentlichkeit gewandt haben;</p><p>b) der Wert ihrer Beteiligungen insgesamt mindestens f&#252;nfhundert Millionen Franken erreicht oder mindestens die H&#228;lfte ihrer Eigenmittel darstellt;</p><p>2. die Gesellschaften belgischen Rechts, die oder deren Tochter- oder Enkelgesellschaften sich in Belgien zum Zweck der Ausgabe oder des Absatzes ihrer Aktien oder Anteile an die &#214;ffentlichkeit gewandt haben und die Tochter- oder Enkelgesellschaften ausl&#228;ndischer Gesellschaften oder Einrichtungen sind, die unmittelbar oder mittelbar an Gesellschaften belgischen Rechts Beteiligungen besitzen, deren Wert insgesamt mindestens f&#252;nfhundert Millionen Franken erreicht oder mindestens die H&#228;lfte ihrer Eigenmittel darstellt."</p><p>II - Sachverhalt des Ausgangsverfahrens und Verfahren</p><p>15. Der Verwaltungsrat von Ter Beke pr&#252;fte in seinen Sitzungen vom 22. August 1995 und vom 10. Oktober 1995 die M&#246;glichkeiten eines Erwerbs der Firma Chilled Food Business. Am 19. Dezember 1995 billigte er ein Angebot auf &#220;bernahme dieses Unternehmens.</p><p>16. Am 5. M&#228;rz 1996 unterzeichneten Ter Beke und Unilever eine Absichtserkl&#228;rung, die am selben Tag ver&#246;ffentlicht wurde und in der der Wunsch der beiden Unternehmen zum Ausdruck gebracht wurde, die zwischen ihnen laufenden Verhandlungen exklusiv fortzusetzen. Am 18. M&#228;rz 1996, nach der Ver&#246;ffentlichung dieser Absichtserkl&#228;rung, stieg der Kurs der Aktien von Ter Beke von 2 800 BEF auf 3 230 BEF, d. h. um 15,3 %.</p><p>17. Am 14. Mai 1996 unterzeichneten Ter Beke und Unilever die Vereinbarung &#252;ber den Erwerb von Chilled Food Business.</p><p>18. Vom 6. bis zum 8. Februar 1996 erteilten die Angeklagten B&#246;rsenauftr&#228;ge, die zum Erwerb von Aktien von Ter Beke zum Kurs von 2 590 BEF f&#252;hrten.</p><p>19. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen die Angeklagten bei der Rechtbank van eerste aanleg Gent Anklage mit der Begr&#252;ndung, sie h&#228;tten durch den Erwerb der Aktien von Ter Beke vor der Ver&#246;ffentlichung der Absichtserkl&#228;rung, die diese Gesellschaft gemeinsam mit Unilever abgegeben habe, unter Versto&#223; gegen die Artikel 181 bis 183 und 189 des Gesetzes von 1990 rechtswidrig eine Insiderinformation ausgenutzt.</p><p>III - Vorlagefragen</p><p>20. Die Rechtbank van eerste aanleg Gent ist der Ansicht, dass die Entscheidung des Rechtsstreits von der Auslegung des Artikels 6 der Richtlinie 89/592 abh&#228;nge; sie hat daher das Verfahren mit Urteil vom 27. Januar 1999 ausgesetzt und dem Gerichtshof folgende drei Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt:</p><p>1. L&#228;sst Artikel 6 der Richtlinie 89/592/EWG vom 13. November 1989 zur Koordinierung der Vorschriften betreffend Insidergesch&#228;fte, wonach ,[j]eder Mitgliedstaat ... strengere Vorschriften als die in dieser Richtlinie vorgesehenen oder zus&#228;tzliche Vorschriften erlassen [kann], sofern diese Vorschriften allgemein gelten ..., es zu, dass Rechtsvorschriften eines Mitgliedstaats den Tatbestand strenger definieren, aber f&#252;r eine bestimmte Kategorie von Gesellschaften, n&#228;mlich Holdinggesellschaften, eine spezifische Ausnahme von dieser strengeren Definition vorsehen?</p><p>2. Steht die Durchf&#252;hrung der Richtlinie 89/592/EWG, in Belgien durch Artikel 181 des Gesetzes vom 4. Dezember 1990 &#252;ber finanzielle Transaktionen und die Finanzm&#228;rkte umgesetzt, im Einklang mit Artikel 6 dieser Richtlinie?</p><p>Artikel 181 lautet: ,F&#252;r die Zwecke der Anwendung dieses Buches sind Insiderinformationen: nicht &#246;ffentlich bekannte hinreichend pr&#228;zise Informationen, die einen oder mehrere Emittenten von Wertpapieren oder anderen Finanzierungspapieren oder ein oder mehrere Wertpapiere oder andere Finanzierungspapiere betreffen und die, wenn sie &#246;ffentlich bekannt w&#252;rden, geeignet w&#228;ren, den Kurs dieses Wertpapiers, dieser Wertpapiere, dieses anderen Finanzierungspapiers oder dieser anderer Finanzierungspapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>Als Insiderinformationen gelten nicht Informationen, &#252;ber die Holdinggesellschaften in Aus&#252;bung ihrer Funktionen bei der Verwaltung von Gesellschaften, an denen sie beteiligt sind, verf&#252;gen, sofern es sich dabei nicht um Informationen handelt, die aufgrund der Rechtsvorschriften &#252;ber die Verpflichtungen zu ver&#246;ffentlichen sind, die sich aus der Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse ergeben.</p><p>Die Vorschriften dieses Buches gelten f&#252;r Wertpapiere und andere Finanzierungspapiere im Sinne des Artikels 1.</p><p>3. Falls ein Mitgliedstaat die Richtlinie 89/592/EWG so umgesetzt hat, wie dies der belgische Gesetzgeber in Artikel 181 des Gesetzes vom 4. Dezember 1990 &#252;ber finanzielle Transaktionen und die Finanzm&#228;rkte getan hat, und diese Umsetzung gegen die Richtlinie versto&#223;en sollte, ist die strengere Vorschrift dann als nicht zum nationalen Recht geh&#246;rend anzusehen oder ist sie weiter uneingeschr&#228;nkt anzuwenden, und zwar auch auf Holdinggesellschaften?"</p><p>IV - Vorbemerkungen</p><p>21. Die erste und die zweite Frage gehen dahin, ob eine nationale Regelung in Anbetracht der Richtlinie rechtm&#228;&#223;ig ist, wenn sie wie das Gesetz von 1990 Holdinggesellschaften teilweise von dem in der Richtlinie vorgesehenen Verbot der Insidergesch&#228;fte ausnimmt, indem sie es ihnen erlaubt, bestimmte Informationen, &#252;ber die sie in Aus&#252;bung ihrer Rolle bei der Verwaltung anderer Gesellschaften verf&#252;gen, zu nutzen.</p><p>22. Beide Fragen betreffen die Auslegung von Artikel 6 der Richtlinie, der das Recht zum Erlass von Umsetzungsvorschriften, die strenger als die in der Richtlinie vorgesehenen Vorschriften sind, von der Voraussetzung abh&#228;ngig macht, dass diese Vorschriften allgemein anwendbar sind. Der nationale Gesetzgeber hat insofern eine strengere Vorschrift gew&#228;hlt, als Artikel 182 des Gesetzes von 1990 nicht vorschreibt, dass ein Kausalzusammenhang zwischen dem Besitz von Insiderinformationen und dem Vorgehen des Insiders auf dem Markt f&#252;r die Wertpapiere, auf die sich diese Informationen beziehen, bewiesen werden muss. Der Nachweis eines Versto&#223;es l&#228;sst sich somit leichter f&#252;hren.</p><p>23. Die erste Frage geht dahin, ob die Ausnahme zul&#228;ssig ist, aufgrund deren Holdinggesellschaften in bestimmten F&#228;llen von dem Verbot von Insidergesch&#228;ften ausgenommen sind, das durch das nationale Recht in strengerer Weise umgesetzt worden ist.</p><p>24. In der zweiten Frage stellt das vorlegende Gericht zwar auf Artikel 6 der Richtlinie ab, verweist aber nicht mehr unmittelbarer auf die strengere Definition der Insidergesch&#228;fte, soweit sich diese Frage darauf bezieht, dass das belgische Recht kein Kausalit&#228;tserfordernis enth&#228;lt. Es befragt Sie nach der Definition der Insiderinformationen" im nationalen Recht, einer Kategorie, von der bestimmte Informationen, &#252;ber die die Holdinggesellschaften verf&#252;gen, ausgeschlossen sind, was es diesen erm&#246;glicht, diese Informationen zu ihren Gunsten zu verwenden, ohne die Sanktionen gegen diejenigen auf sich zu ziehen, die gegen die Regelung f&#252;r finanzielle Transaktionen und die Finanzm&#228;rkte versto&#223;en.</p><p>25. Es vermag zu &#252;berraschen, dass eine Auslegung von Artikel 6 der Richtlinie f&#252;r eine Beantwortung der zweiten Frage als notwendig erachtet wird. Artikel 181 des Gesetzes von 1990 enth&#228;lt offenkundig keine strengere" Vorschrift im Sinne dieser Bestimmung.</p><p>26. Soweit nach Artikel 181 des Gesetzes von 1990 bestimmte Informationen, &#252;ber die die Holdinggesellschaften verf&#252;gen, nicht als Insiderinformationen gelten, sind diese Gesellschaften vom Geltungsbereich der Transaktionen von Insidern verbietenden Regelung ausgenommen, wenn sie von diesen Informationen Gebrauch machen. Somit stellt sich das Gesetz von 1990 als weniger streng als die Richtlinie dar, denn es nimmt vom Verbot der Insidergesch&#228;fte eine Reihe von Transaktionen aus, die Holdinggesellschaften an der B&#246;rse aufgrund von Informationen t&#228;tigen, die nicht zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt sind.</p><p>27. Tats&#228;chlich erweist es sich, betrachtet man die beiden Fragen gemeinsam, dass das vorlegende Gericht letztlich nur &#252;ber ein und dieselbe Frage aufgekl&#228;rt werden m&#246;chte: Steht die Abweichung von dem im nationalen Recht eingef&#252;hrten strengeren Verbot von Insidergesch&#228;ften, das durch eine besondere Definition des Begriffes Insiderinformation" zum Ausdruck kommt, mit Artikel 6 der Richtlinie im Einklang?</p><p>28. Daher sind die ersten beiden Fragen gemeinsam zu pr&#252;fen.</p><p>V - Zu den ersten beiden Fragen</p><p>29. Vorab ist darauf hinzuweisen, dass der Gerichtshof nach st&#228;ndiger Rechtsprechung zwar gem&#228;&#223; Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) nicht &#252;ber die Vereinbarkeit einer nationalen Regelung mit dem Gemeinschaftsrecht befinden kann, doch befugt ist, dem vorlegenden Gericht alle Kriterien f&#252;r die Auslegung des Gemeinschaftsrechts an die Hand zu geben, die dieses in die Lage versetzen, bei der Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Verfahrens die Frage der Vereinbarkeit dieser Regelung mit dem Gemeinschaftsrecht zu beurteilen.</p><p>30. Im &#220;brigen bed&#252;rfen die Vorlagefragen zus&#228;tzlicher Erl&#228;uterungen, damit sie gekl&#228;rt werden k&#246;nnen. Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990 unterscheidet bei den Informationen, &#252;ber die die Holdinggesellschaften verf&#252;gen, zwischen denjenigen, die nicht zu den Insiderinformationen geh&#246;ren, und denjenigen, die als solche einzustufen sind, weil sie aufgrund der Rechtsvorschriften &#252;ber die Verpflichtungen zu ver&#246;ffentlichen sind, die sich aus der Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse ergeben".</p><p>31. Durch diese Unterscheidung gibt diese Bestimmung eine Definition der Nicht-Insiderinformationen, die offenkundig nicht s&#228;mtliche Informationen umfasst, &#252;ber die Holdinggesellschaften verf&#252;gen. Es wird nicht gesagt, dass alle Informationen &#252;ber die Gesellschaften, an denen die Holdinggesellschaften Beteiligungen halten, schon allein aufgrund dieses Umstandes von der genannten Einstufung ausgenommen sind. Es w&#228;re daher &#252;bereilt, mit den Angeklagten zu dem Ergebnis zu gelangen, dass allein die Eigenschaft als Holdinggesellschaft ausreicht, um die rechtliche Regelung f&#252;r diese Informationen zu bestimmen.</p><p>32. Die Antwort auf die Vorlagefragen kann f&#252;r das belgische Gericht nur dann zweckdienlich sein, wenn die Art der Informationen genau bekannt ist, bei denen es sich nach Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990 weiterhin um Insiderinformationen" handelt. Das Vorlageurteil enth&#228;lt hierzu jedoch keine Angaben. Die belgische Regierung erkl&#228;rt dagegen Folgendes: Zum Zeitpunkt des den Angeklagten zur Last gelegten Sachverhalts waren die Gesellschaften, deren Anteilsscheine zur offiziellen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse zugelassen waren, verpflichtet, ,unverz&#252;glich jede Tatsache oder Entscheidung zu ver&#246;ffentlichen, von der sie Kenntnis haben und die, wenn sie &#246;ffentlich bekannt w&#252;rde, geeignet w&#228;re, den Kurs der Aktien an der B&#246;rse betr&#228;chtlich zu beeinflussen".</p><p>33. Es ist daher davon auszugehen, dass es sich bei den Informationen im Sinne von Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990, die nach den Rechts- und Verwaltungsvorschriften &#252;ber die Verpflichtungen, die sich aus der Zulassung von Wertpapieren zur offiziellen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse ergeben, zu ver&#246;ffentlichen sind, um diejenigen handelt, deren Verbreitung geeignet w&#228;re, den Kurs der betroffenen Wertpapiere erheblich zu beeinflussen. Nach nationalem Recht handelt es sich bei diesen Informationen um Insiderinformationen".</p><p>34. Demgem&#228;&#223; k&#246;nnen die Fragen genauer formuliert werden. Sie sind so zu verstehen, dass sie dahin gehen, ob Artikel 6 der Richtlinie einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren streitigen entgegensteht, die strengere Voraussetzungen festlegt, als sie in der Richtlinie vorgesehen sind, dabei jedoch von ihrem Geltungsbereich die Informationen, &#252;ber die die Holdinggesellschaften aufgrund ihrer Rolle bei der Verwaltung ihrer Tochtergesellschaften verf&#252;gen, ausschlie&#223;t, da diese Informationen den Kurs der Wertpapiere nicht beeinflussen k&#246;nnen.</p><p>35. Bei der Betrachtung von Artikel 181 des Gesetzes von 1990 wird deutlich, dass die Ausnahme f&#252;r Holdinggesellschaften diese Gesellschaften nicht speziell von dem strengeren Verbot des Gesetzes von 1990 ausnimmt, sondern allgemeiner von dem Verbot aufgrund der Richtlinie, eine Insiderinformation in Kenntnis der Sache auszunutzen. Das Gesetz von 1990 beh&#228;lt diesen Gesellschaften nicht nur eine Regelung vor, die sich durch eine weniger strenge Abgrenzung des Geltungsbereichs des Verbotes auszeichnet. Es nimmt ganz einfach bestimmte Informationen, die sich im Besitz der Holdinggesellschaften befinden, von seiner Definition der Insiderinformationen" aus, deren Ausnutzung die Richtlinie verbietet. Damit begr&#252;ndet das Gesetz von 1990 eine Ausnahme vom Grundsatz des Verbotes dieser Gesch&#228;fte unabh&#228;ngig von der Art und Weise, auf die sie der nationale Gesetzgeber in sein Recht umzusetzen entschieden hat. Es unterscheidet somit nicht zwischen einer strengeren grunds&#228;tzlichen Bestimmung, die durch Sanktionen gekennzeichnet ist, deren Verh&#228;ngung nicht vom Nachweis eines Kausalzusammenhangs abh&#228;ngt, und einer Ausnahme f&#252;r Holdinggesellschaften, mit der diese den gleichen Sanktionen ausgesetzt werden, sofern dieser Zusammenhang dargetan ist.</p><p>36. Will man sich daher dessen vergewissern, dass gem&#228;&#223; Artikel 6 der Richtlinie keine diskriminierende Unterscheidung zwischen den verschiedenen Wirtschaftsteilnehmern vorgenommen wird, so ist zuvor zu pr&#252;fen, ob es dieser Artikel erlaubt, von seinem Geltungsbereich eine Kategorie von Wirtschaftsteilnehmern wie die Holdinggesellschaften auszunehmen.</p><p>37. Wenn dem so sein sollte, w&#252;rden die Mitgliedstaaten, die strengere Vorschriften erlassen, nicht im Widerspruch zu der Voraussetzung der allgemeinen Anwendbarkeit der Umsetzungsnorm handeln, denn die Gemeinschaftsregelung w&#252;rde es von Anfang an erlauben, bestimmte Gesellschaften von ihrem Anwendungsbereich auszunehmen. Die strengeren Vorschriften des nationalen Rechts m&#252;ssten als allgemein anwendbar im Sinne von Artikel 6 der Richtlinie betrachtet werden.</p><p>38. W&#228;re dies jedoch nicht der Fall, so w&#252;rde die Zul&#228;ssigkeit der Ausnahme von der engeren Definition, die das nationale Recht den Insidergesch&#228;ften gibt, in Frage gestellt. Wahrscheinlich w&#252;rde Artikel 6 der Richtlinie einer strengeren Regelung entgegenstehen, die in ihren Geltungsbereich nicht die selbst der Richtlinie unterfallenden Wirtschaftsteilnehmer einbez&#246;ge, und auf diese Weise den diskriminierenden Charakter der anwendbaren Regelung enth&#252;llen.</p><p>Zum Geltungsbereich der Richtlinie: das Recht der Holdinggesellschaften, bestimmte Informationen auf einem Wertpapiermarkt auszunutzen</p><p>39. Es sei daran erinnert, dass nach Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie der Begriff Insiderinformation" drei Merkmale umfasst. Eine Information ist dann eine Insiderinformation, wenn sie pr&#228;zise, nicht &#246;ffentlich bekannt und ferner geeignet ist, den Kurs der Wertpapiere, auf die sie sich bezieht, betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>40. Eine blo&#223;e Vermutung kann wegen ihres vagen und unbestimmten Charakters noch keine Insiderinformation darstellen. Ebenso ist, wenn die Information den Anlegern bereits bekannt ist, das Verbot ihrer Ausnutzung auf dem Markt zwecklos geworden, da ihr Bekanntwerden ihr jeden Insidercharakter nimmt. Die Gleichheit der Anleger, deren Beachtung zum Zweck der Wahrung des guten Funktionieren des Marktes mit der Richtlinie gerade angestrebt wird, ist gew&#228;hrleistet, wenn jeder in der Lage ist, aufgrund der gleichen Informationen Wertpapiere zu erwerben oder zu ver&#228;u&#223;ern.</p><p>41. Verf&#252;gt schlie&#223;lich ein Wirtschaftsteilnehmer &#252;ber eine sowohl pr&#228;zise als auch vertrauliche Information, so kann diese nur dann als Insiderinformation" eingestuft werden, wenn ihre Ausnutzung ihm irgendeinen Vorteil verschaffen kann. Auch dann kann das ordnungsgem&#228;&#223;e Funktionieren des Marktes durch die Ausnutzung einer Information nicht beeinflusst werden, wenn ihre Verbreitung die Kurse nicht betr&#228;chtlich beeinflusst. Die Vertraulichkeit einer pr&#228;zisen Angabe in Bezug auf das Leben einer Gesellschaft macht aus dieser Angabe noch keine Waffe in der Hand des Anlegers, der &#252;ber sie verf&#252;gt. Die Entscheidungen &#252;ber die wirtschaftlichen Strategie, die ein an der B&#246;rse notiertes Unternehmen trifft, sind beispielsweise nicht notwendigerweise mit Bewegungen auf dem Wertpapiermarkt verbunden.</p><p>42. Somit zieht die Richtlinie eine Grenze zwischen den Informationen, die als neutral bezeichnet werden k&#246;nnen, und denjenigen, von denen vern&#252;nftigerweise angenommen werden kann, dass sie f&#252;r die Bewertung eines Unternehmens durch die Anleger und somit f&#252;r den Kurs seiner Wertpapiere von Gewicht sind. Nur die letztgenannten stellen Insiderinformationen" im Sinne von Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie dar, deren Ausnutzung nach Artikel 2 der Richtlinie verboten ist.</p><p>43. Der Vergleich von Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie mit Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990, im Licht von Artikel 4 Absatz 1 Nummer 1 der K&#246;niglichen Verordnung vom 18. September 1990 ausgelegt, ergibt eine gro&#223;e &#196;hnlichkeit der Bestimmungen, die beide Regelungen treffen.</p><p>44. Wie ich bereits ausgef&#252;hrt habe, handelt es sich bei den Informationen, die nach Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990 weiterhin Insiderinformationen sind, auch wenn sie sich im Besitz einer Holdinggesellschaft befinden, um diejenigen, die nach den Rechts- und Verwaltungsvorschriften &#252;ber die Verpflichtungen aufgrund der Zulassung von Wertpapieren zur offiziellen Notierung an einer Wertpapierb&#246;rse zu ver&#246;ffentlichen sind. Nach Artikel 4 Absatz 1 Nummer 1 der K&#246;niglichen Verordnung vom 18. September 1990 handelt es sich bei diesen Informationen um solche &#252;ber die Tatsachen oder Entscheidungen, von denen die Gesellschaften, die an der B&#246;rse notiert werden, Kenntnis haben und die, wenn sie &#246;ffentlich bekannt w&#252;rden, geeignet w&#228;ren, den B&#246;rsenkurs der Aktien betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>45. Die Voraussetzung in Bezug auf die Auswirkungen der Informationen auf den Markt ist in Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie und Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990 nicht unterschiedlich formuliert. In beiden Regelungen bestimmt sie den Insidercharakter der Informationen, auch wenn sich diese im Besitz einer Holdinggesellschaft befinden.</p><p>46. Aus dem Gesetz von 1990 in Verbindung mit der K&#246;niglichen Verordnung von 1990 geht hervor, dass Insiderinformationen entweder als die Informationen im Besitz von an der B&#246;rse notierten Gesellschaften selbst oder als Informationen &#252;ber diese Gesellschaften definiert werden, &#252;ber die die Holdinggesellschaften wegen ihrer Rolle bei deren Verwaltung verf&#252;gen. Die belgische Regierung f&#252;hrt aus, dass die Informationen, die eine Holdinggesellschaft &#252;ber die an der B&#246;rse notierten Gesellschaften besitze, wegen ihrer Rolle bei der Verwaltung dieser Gesellschaft erst von dem Zeitpunkt an als Insiderinformationen zu betrachten seien, zu dem diese Informationen bei der b&#246;rsennotierten Gesellschaft zu Insiderinformationen w&#252;rden.</p><p>Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie steht einer derartigen Auslegung nicht entgegen, da die in dieser Bestimmung enthaltene Definition der Insiderinformationen nicht auf die Eigenschaft ihres Inhabers abstellt. Vielmehr benennt Artikel 2 der Richtlinie ausdr&#252;cklich, welche nat&#252;rlichen oder juristischen Person aufgrund ihrer Beteiligung am Kapital des Emittenten &#252;ber Insiderinformationen verf&#252;gen. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass die Holdinggesellschaften von dieser Definition erfasst werden und dass das Verbot der T&#228;tigung von Insidergesch&#228;ften nicht auf die emittierende Gesellschaft selbst oder ihr Personal beschr&#228;nkt ist.</p><p>47. Zweifel k&#246;nnte jedoch die Art und Weise hervorrufen, in der Artikel 1 der Richtlinie im nationalen Recht ausgelegt und in das nationale Recht umgesetzt worden ist. Aus den von der belgischen Regierung beschriebenen Umst&#228;nden d&#252;rfte hervorgehen, dass nach dem nationalen Recht nur Aktien Wertpapiere sind, die Gegenstand von als Insiderinformationen einzustufenden Informationen sein k&#246;nnen. Diese Beschr&#228;nkung d&#252;rfte in der Richtlinie keine Rechtfertigung finden, die Wertpapiere im Allgemeinen erw&#228;hnt und diese im &#220;brigen sehr weit definiert.</p><p>48. Eine vollst&#228;ndigere Betrachtung des nationalen Rechts ergibt jedoch, dass die K&#246;nigliche Verordnung von 1990 f&#252;r Schuldverschreibungen eine Artikel 4 Absatz 1 Nummer 1 gleichende Bestimmung, n&#228;mlich Artikel 12 Nummer 1, enth&#228;lt.</p><p>49. Auf alle F&#228;lle ist es Sache des vorlegenden Gerichts, das allein f&#252;r die Auslegung seines nationalen Rechts zust&#228;ndig ist, festzustellen, ob nach der zur Zeit des Sachverhalts des Ausgangsverfahrens geltenden nationalen Regelung die Kategorie der Informationen, &#252;ber die Holdinggesellschaften verf&#252;gen und gem&#228;&#223; Artikel 181 Absatz 2 des Gesetzes von 1990 bekannt zu machen haben, die Informationen umfasst, die geeignet sind, den B&#246;rsenkurs s&#228;mtlicher Wertpapiere, wie sie in Artikel 1 Nummer 2 der Richtlinie definiert sind, betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>50. Nach allem gelange ich zu dem Ergebnis, dass der Begriff Insiderinformationen" im Sinne von Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie nicht f&#252;r Informationen der in Artikel 181 des Gesetzes von 1990 beschriebenen Art gilt. So k&#246;nnen Informationen dann nicht als Insiderinformationen" betrachtet werden, &#252;ber die Holdinggesellschaften aufgrund ihrer Rolle bei der Verwaltung von Gesellschaften verf&#252;gen, an denen sie eine Beteiligung besitzen, wenn es sich bei ihnen nicht um diejenigen handelt, die bekannt zu machen sind, da sie geeignet sind, den Kurs der Wertpapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>Zu Artikel 6 der Richtlinie: Allgemeine Geltung der strengeren Vorschriften</p><p>51. Die Gr&#252;nde, aus denen die Richtlinie einer derartigen Regelung nicht entgegensteht, lassen sich leicht von den bisherigen Ausf&#252;hrungen herleiten. Diese haben es erm&#246;glicht, den Geltungsbereich der Richtlinie zu kl&#228;ren. So kann die Verwendung von Informationen, die keinen Einfluss auf den Kurs der Wertpapiere haben, durch Holdinggesellschaften vom Verbot der Insidergesch&#228;fte ausgenommen werden.</p><p>52. Da die mit dieser Art von Informationen verbundenen Transaktionen nicht von der Richtlinie erfasst werden, unterliegen sie nicht nur nicht der Regelung, die die Mitgliedstaaten einzuf&#252;hren haben, sondern auch nicht der strengeren Umsetzung, die vorzunehmen sie nach der Richtlinie erm&#228;chtigt sind.</p><p>53. Im vorliegenden Fall fallen die Holdinggesellschaften wie die anderen Gesellschaften unter die Regelung f&#252;r Insidergesch&#228;fte in der Form, wie sie im nationalen Recht in strengerer Weise festgelegt worden ist: Werden Informationen, die sich im Besitz der Holdinggesellschaften befinden, als Insiderinformationen" im Sinne des nationalen Rechts eingestuft, so unterliegen sie der Verbotsregelung des Artikels 182 Absatz 1 des Gesetzes von 1990. Allein aus dem Gebrauchmachen von Information durch eine Holdinggesellschaft ergibt sich daher noch keine Diskriminierung.</p><p>54. Informationen, &#252;ber die derartige Gesellschaften verf&#252;gen und die das Gesetz von 1990 nicht als Insiderinformationen" betrachtet, sind vom Geltungsbereich der Richtlinie ausgenommen und werden daher weder von der Regelung des Verbotes von Insidergesch&#228;ften im Sinne der Richtlinie noch gar von den von den Mitgliedstaaten gem&#228;&#223; Artikel 6 der Richtlinie erlassenen strengeren Vorschriften erfasst.</p><p>55. Daher ist auf die ersten beiden Fragen zu antworten, dass es das in Artikel 6 der Richtlinie vorgesehene Recht, strengere Vorschriften zu erlassen, sofern diese allgemein gelten, zul&#228;sst, dass eine nationale Regelung von ihrem Geltungsbereich die Informationen, &#252;ber die Holdinggesellschaften verf&#252;gen, ausnimmt, sofern diese Informationen nicht geeignet sind, den Kurs der Wertpapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen.</p><p>56. Nach allem braucht die dritte Vorlagefrage bei dem Stand der Informationen, &#252;ber die ich in Bezug auf das geltende nationale Recht verf&#252;ge, nicht beantwortet zu werden.</p><p>Vorschlag</p><p>57. Aufgrund dieser Erw&#228;gungen schlage ich vor, auf die Fragen der Rechtbank van eerste aanleg Gent wie folgt zu antworten:</p><p>Artikel 6 der Richtlinie 89/592/EWG des Rates vom 13. November 1989 zur Koordinierung der Vorschriften betreffend Insidergesch&#228;fte steht einer nationalen Regelung von der Art der im Ausgangsverfahren streitigen nicht entgegen, die in Bezug auf die Definition des Verbotes von Insidergesch&#228;ften strengere Vorschriften als die in dieser Richtlinie vorgesehenen enth&#228;lt, dabei aber von ihrem Geltungsbereich die Informationen, &#252;ber die die Holdinggesellschaften aufgrund ihrer Rolle bei der Verwaltung der Gesellschaften verf&#252;gen, an denen sie eine Beteiligung besitzen, ausnimmt, wenn diese Informationen nicht geeignet sind, den Kurs der Wertpapiere betr&#228;chtlich zu beeinflussen. </p> </em><p/> </div>
175,004
eugh-2000-10-12-c-37298
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-372/98
2000-10-12T00:00:00
2019-01-31T19:09:25
2019-01-31T19:09:25
Urteil
ECLI:EU:C:2000:558
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Avis juridique important</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61998J0372</h1> <p> <strong>Urteil des Gerichtshofes (Sechste Kammer) vom 12. Oktober 2000. - The Queen gegen Ministry of Agriculture, Fisheries and Food, ex parte J.H. Cooke &amp; Sons. - Ersuchen um Vorabentscheidung: High Court of Justice (England &amp; Wales), Queen's Bench Division (Divisional Court) - Vereinigtes K&#246;nigreich. - Gemeinsame Agrarpolitik - Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 - Verordnung (EG) Nr. 762/94 - Beihilfen im Zusammenhang mit der mit nichtlandwirtschaftlichen Kulturpflanzen bebauten Fl&#228;che und der Fl&#228;chenstilllegung - Begriff "Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden". - Rechtssache C-372/98. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite I-08683<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><p><a href="#SM">Leits&#228;tze</a><br/> <a href="#I1">Parteien</a><br/> <a href="#MO">Entscheidungsgr&#252;nde</a><br/> <a href="#CO">Kostenentscheidung</a><br/> <a href="#DI">Tenor</a><br/> </p> <h2>Schl&#252;sselw&#246;rter</h2><br/><em> <p>1 Landwirtschaft - Gemeinsame Agrarpolitik - St&#252;tzung von Erzeugern bestimmter landwirtschaftlicher Kulturpflanzen - Beihilfen f&#252;r Anbaufl&#228;chen von Ackerpflanzen und f&#252;r Stilllegungsfl&#228;chen - Fl&#228;chenstilllegung - Fl&#228;che, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurde - Begriff - Fl&#228;chen, auf denen Gras angebaut wurde, das sp&#228;ter gem&#228;ht und siliert wurde - Einbeziehung </p><p>(Verordnung Nr. 1765/92 des Rates; Verordnung Nr. 762/94 der Kommission, Artikel 2 Absatz 1) </p><p>2 Vorabentscheidungsverfahren - Auslegung - Zeitliche Wirkung von Auslegungsurteilen - R&#252;ckwirkung - Grenzen - Rechtssicherheit - Beurteilungsbefugnis des Gerichtshofes </p><p>(EG-Vertrag, Artikel 177 [jetzt Artikel 234 EG]) </p> </em><p/> <a name="SM"/><h2>Leits&#228;tze</h2><br/><em> <p>1 Im Rahmen der Unterst&#252;tzungsregelung f&#252;r Erzeuger bestimmter Kulturpflanzen ist Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung Nr. 762/94 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Fl&#228;chenstilllegung so auszulegen, dass die Verpflichtung eines Erzeugers, "Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden", brachzulegen, Fl&#228;chen erfasst, auf denen Gras angebaut wurde, das sp&#228;ter gem&#228;ht und siliert wurde. </p><p>(vgl. Randnr. 38 und Tenor) </p><p>2 Der Gerichtshof kann die f&#252;r die Betroffenen bestehende M&#246;glichkeit, sich auf die Auslegung, die er einer Bestimmung gegeben hat, zu berufen, um in gutem Glauben begr&#252;ndete Rechtsverh&#228;ltnisse in Frage zu stellen, nur ausnahmsweise aufgrund des allgemeinen gemeinschaftsrechtlichen Grundsatzes der Rechtssicherheit beschr&#228;nken. Eine solche Beschr&#228;nkung ist nur dann zul&#228;ssig, wenn zwei grundlegende Kriterien erfuellt sind, n&#228;mlich guter Glaube der Betroffenen und die Gefahr schwerwiegender St&#246;rungen. Die administrativen und praktischen Schwierigkeiten wegen der &#220;berpr&#252;fung zahlreicher Vorg&#228;nge k&#246;nnen schwerwiegenden St&#246;rungen nicht gleichgestellt werden. (vgl. Randnrn. 42-43) </p> </em><p/> <a name="I1"/><h2>Parteien</h2><br/><em> <p>In der Rechtssache C-372/98 </p><p>betreffend ein dem Gerichtshof nach Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) vom High Court of Justice (England &amp; Wales), Queen's Bench Division (Divisional Court) (Vereinigtes K&#246;nigreich), in dem bei diesem anh&#228;ngigen Rechtsstreit </p><p>The Queen </p><p>gegen </p><p>Ministry of Agriculture, Fisheries and Food, </p><p>ex parte: J. H. Cooke &amp; Sons, </p><p>vorgelegtes Ersuchen um Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung von Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 762/94 der Kommission vom 6. April 1994 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Fl&#228;chenstilllegung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Rates (ABl. L 90, S. 8) </p><p>erl&#228;sst </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Sechste Kammer) </p><p>unter Mitwirkung des Kammerpr&#228;sidenten C. Gulmann sowie der Richter V. Skouris und R. Schintgen (Berichterstatter), </p><p>Generalanwalt: P. L&#233;ger </p><p>Kanzler: H. von Holstein, Hilfskanzler </p><p>unter Ber&#252;cksichtigung der schriftlichen Erkl&#228;rungen </p><p>- der Firma J. H. Cooke &amp; Sons, vertreten durch S. Isaacs, QC, M. Demetriou, Barrister, und D. de Ferrars, Solicitor, </p><p>- der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, vertreten durch R. Magrill, Treasury Solicitor's Department, als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von P. M. Roth, QC, </p><p>- der d&#228;nischen Regierung, vertreten durch Abteilungsleiter J. Molde, Ministerium f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, als Bevollm&#228;chtigten, </p><p>- der finnischen Regierung, vertreten durch H. Rotkirch und T. Pynn&#228;, Regierungsbeauftragte, als Bevollm&#228;chtigte, </p><p>- der schwedischen Regierung, vertreten durch Departementsr&#229;d A. Kruse, Rechtssekretariat (EU) im Ministerium f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, als Bevollm&#228;chtigten, </p><p>- der Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, vertreten durch Rechtsberater P. Oliver als Bevollm&#228;chtigten, </p><p>aufgrund des Sitzungsberichts, </p><p>nach Anh&#246;rung der m&#252;ndlichen Ausf&#252;hrungen der Firma J. H. Cooke &amp; Sons, der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs und der Kommission in der Sitzung vom 27. Januar 2000, </p><p>nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 11. Mai 2000, </p><p>folgendes </p><p>Urteil </p> </em><p/> <a name="MO"/><h2>Entscheidungsgr&#252;nde</h2><br/><em> <p>1 Der High Court of Justice (England &amp; Wales), Queen's Bench Division (Divisional Court), hat mit Beschluss vom 25. August 1998, beim Gerichtshof eingegangen am 16. Oktober 1998, gem&#228;&#223; Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) eine Frage nach der Auslegung von Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 762/94 der Kommission vom 6. April 1994 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Fl&#228;chenstilllegung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Rates (ABl. L 90, S. 8; im Folgenden: Durchf&#252;hrungsverordnung) zur Vorabentscheidung vorgelegt. </p><p>2 Diese Frage stellt sich in einem Rechtsstreit zwischen der Firma J. H. Cooke &amp; Sons, die die Bates Farm in Maer (Vereinigtes K&#246;nigreich) betreibt (im Folgenden: Kl&#228;gerin), und dem Ministry of Agriculture, Fisheries and Food (Minister f&#252;r Landwirtschaft, Fischerei und Ern&#228;hrung; im Folgenden: Beklagter) wegen der Ablehnung eines Antrags der Kl&#228;gerin auf eine Ausgleichszahlung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Rates vom 30. Juni 1992 zur Einf&#252;hrung einer St&#252;tzungsregelung f&#252;r Erzeuger bestimmter landwirtschaftlicher Kulturpflanzen (ABl. L 181, S. 12) in der Fassung der Verordnungen (EG) Nrn. 231/94 des Rates vom 24. Januar 1994 (ABl. L 30, S. 2) und 1460/95 des Rates vom 22. Juni 1995 (ABl. L 144, S. 1) (im Folgenden: Grundverordnung) durch den Beklagten. </p><p>Rechtlicher Rahmen </p><p>3 Nach Artikel 1 der Grundverordnung wird mit dieser eine Ausgleichszahlungsregelung f&#252;r Erzeuger landwirtschaftlicher Kulturpflanzen eingef&#252;hrt. Unter "landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" im Sinne dieser Verordnung sind die in Anhang I aufgef&#252;hrten Pflanzen zu verstehen; dieser Anhang unterschied in der im Ausgangsverfahren ma&#223;geblichen Zeit zwischen Getreide, &#214;lsaaten und Eiwei&#223;pflanzen. </p><p>4 Nach Artikel 2 Absatz 1 der Grundverordnung k&#246;nnen die Erzeuger landwirtschaftlicher Kulturpflanzen der Gemeinschaft eine Ausgleichszahlung unter den Bedingungen des Titels I dieser Verordnung beantragen. Nach Artikel 2 Absatz 2 Unterabsatz 2 wird die Ausgleichszahlung f&#252;r die Fl&#228;che gew&#228;hrt, die mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen bebaut ist oder die nach Artikel 7 dieser Verordnung stillgelegt wurde. </p><p>5 Die Artikel 4, 5 und 6 der Grundverordnung legen die Einzelheiten der Berechnung der Ausgleichszahlungen f&#252;r jede der in Randnummer 3 dieses Urteils erw&#228;hnten Kulturpflanzen fest. </p><p>6 Gem&#228;&#223; Artikel 2 Absatz 5 der Grundverordnung m&#252;ssen Erzeuger, die die Ausgleichszahlung beantragen, einen Teil ihrer Fl&#228;che stilllegen und erhalten daf&#252;r eine Ausgleichszahlung. </p><p>7 Artikel 7 der Grundverordnung legt die Einzelheiten dieser Verpflichtung zur Fl&#228;chenstilllegung f&#252;r jeden Erzeuger fest, der nach der allgemeinen Regelung Ausgleichszahlungen beantragt. </p><p>8 Artikel 7 Abs&#228;tze 3 und 4 Unterabsatz 1 der Grundverordnung bestimmt: </p><p>"(3) Die Mitgliedstaaten treffen geeignete Umweltschutzma&#223;nahmen, die den Besonderheiten der stillgelegten Fl&#228;chen Rechnung tragen m&#252;ssen. </p><p>(4) Die stillgelegten Fl&#228;chen k&#246;nnen f&#252;r die Erzeugung von Rohstoffen genutzt werden, die in der Gemeinschaft zu nicht in erster Linie f&#252;r Lebensmittel- oder Futtermittelzwecke bestimmten Erzeugnissen verarbeitet werden, sofern eine wirksame Kontrolle gew&#228;hrleistet ist." </p><p>9 Artikel 7 Absatz 5 der Grundverordnung setzt den Stilllegungsausgleich in H&#246;he der Ausgleichszahlung f&#252;r Getreide fest. </p><p>10 Artikel 9 Absatz 1 der Grundverordnung lautet: </p><p>"Antr&#228;ge auf Ausgleichszahlungen einschlie&#223;lich der Stilllegung k&#246;nnen nicht f&#252;r Fl&#228;chen gestellt werden, die am 31. Dezember 1991 als Dauerweiden, Dauerkulturen oder W&#228;lder genutzt wurden oder die nichtlandwirtschaftlichen Zwecken dienten." </p><p>11 Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung, die auf der Grundlage des Artikels 12 der Grundverordnung erlassen wurde, bestimmt: </p><p>"Unbeschadet der Vorschriften des Artikels 7 Absatz 4 der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 ist Fl&#228;chenstilllegung im Sinne dieser Verordnung die Brachlegung von Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden." </p><p>12 Artikel 3 Absatz 2 der Durchf&#252;hrungsverordnung lautet: </p><p>"Die stillgelegten Fl&#228;chen m&#252;ssen gepflegt werden, um sie in einem zufrieden stellenden agronomischen Zustand zu erhalten. Sie d&#252;rfen weder einer anderen landwirtschaftlichen Erzeugung als derjenigen dienen, die in Artikel 7 Absatz 4 der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 vorgesehen ist, noch einem Erwerbszweck zugef&#252;hrt werden, der mit dem Anbau von Kulturpflanzen unvereinbar ist." </p><p>13 In Artikel 3 Absatz 3 der Durchf&#252;hrungsverordnung ist bestimmt: </p><p>"Die Mitgliedstaaten erlassen geeignete Vorschriften zum Schutz der Umwelt, die den Besonderheiten der stillgelegten Fl&#228;chen Rechnung tragen." </p><p>14 Artikel 3 Absatz 4 der Durchf&#252;hrungsverordnung sieht vor: </p><p>"Um f&#252;r die Ausgleichsregelung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 in Frage zu kommen, m&#252;ssen die stillgelegten Fl&#228;chen </p><p>- vom Antragsteller in den beiden dem Antrag vorangegangenen Jahren bewirtschaftet worden sein, es sei denn, es liegen besondere Umst&#228;nde vor, die nach vom betroffenen Mitgliedstaat festgelegten objektiven Kriterien ausreichend begr&#252;ndet sind ...; </p><p>- w&#228;hrend eines sp&#228;testens am 15. Januar beginnenden und fr&#252;hestens am 31. August endenden Zeitraums aus der Produktion genommen werden. Die Mitgliedstaaten legen jedoch zum einen die Bedingungen fest, unter denen die Erzeuger ab 15. Juli die Aussaat f&#252;r eine Ernte im folgenden Jahr vornehmen d&#252;rfen, und zum anderen die Bedingungen, unter denen es erlaubt ist, die Fl&#228;chen in den Mitgliedstaaten, die herk&#246;mmlicherweise die Wandertierhaltung betreiben, ab 15. Juli als Weideland zu nutzen. ..." </p><p>15 Artikel 4 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung bestimmt: </p><p>"Die Verpflichtung zur rotationsabh&#228;ngigen Stilllegung gem&#228;&#223; Artikel 7 Absatz 1 zweiter Unterabsatz der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 gilt als erfuellt, wenn keine der stillgelegten Parzellen im Rahmen der besonderen Stilllegung gem&#228;&#223; Artikel 2 Absatz 6 oder in einem der f&#252;nf Vorjahre im Rahmen der Stilllegung gem&#228;&#223; Artikel 7 derselben Verordnung stillgelegt worden ist. Eine bereits stillgelegte Parzelle darf jedoch erneut genutzt werden, wenn der Erzeuger &#252;ber keine Fl&#228;che mehr verf&#252;gt, die ihm die Einhaltung des genannten Zeitraums erm&#246;glichen w&#252;rde." </p><p>16 Die Verordnung (EWG) Nr. 3508/92 des Rates vom 27. November 1992 zur Einf&#252;hrung eines integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems f&#252;r bestimmte gemeinschaftliche Beihilferegelungen (ABl. L 355, S. 1), zu denen die durch die Grundverordnung eingef&#252;hrte Unterst&#252;tzungsregelung f&#252;r Erzeuger bestimmter Kulturpflanzen geh&#246;rt, sieht in Artikel 6 Absatz 1 erster Gedankenstrich vor, dass ein Betriebsinhaber eine oder mehrere Gemeinschaftsregelungen nur in Anspruch nehmen kann, wenn er f&#252;r jedes Jahr einen Beihilfeantrag "Fl&#228;chen" abgibt, der die landwirtschaftlich genutzten Parzellen einschlie&#223;lich Futterfl&#228;chen, die landwirtschaftlich genutzten Parzellen, die Gegenstand einer Fl&#228;chenstilllegungsregelung sind, sowie die Brachfl&#228;chen enth&#228;lt. </p><p>17 Artikel 4 der Verordnung (EWG) Nr. 3887/92 der Kommission vom 23. Dezember 1992 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zum integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystem f&#252;r bestimmte gemeinschaftliche Beihilferegelungen (ABl. L 391, S. 36) legt fest, welche Angaben der Beihilfeantrag "Fl&#228;chen" enthalten muss. </p><p>18 Artikel 6 Absatz 1 dieser Verordnung lautet: </p><p>"Die Verwaltungskontrollen und die Kontrollen vor Ort werden so durchgef&#252;hrt, dass zuverl&#228;ssig gepr&#252;ft werden kann, ob die Bedingungen f&#252;r die Gew&#228;hrung der Beihilfen und Pr&#228;mien eingehalten wurden." </p><p>19 Artikel 9 der Verordnung Nr. 3887/92 regelt die Sanktionen f&#252;r den Fall, dass die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden festgestellt haben, dass die im Beihilfeantrag "Fl&#228;chen" angegebene Fl&#228;che von der bei den Kontrollen tats&#228;chlich ermittelten Fl&#228;che abweicht. Namentlich wird nach Artikel 9 Absatz 2 keinerlei Beihilfe f&#252;r Fl&#228;chen gew&#228;hrt, wenn die in einem Beihilfeantrag "Fl&#228;chen" angegebene Fl&#228;che die ermittelte Fl&#228;che um mehr als 20 % &#252;bersteigt. Nach dem letzten Unterabsatz dieses Absatzes gilt als ermittelte Fl&#228;che im Sinne des Artikels 9 die Fl&#228;che, bei der alle vorgeschriebenen Bedingungen erfuellt sind. </p><p>Der Sachverhalt des Ausgangsverfahrens und die Vorlagefrage </p><p>20 Am 16. April 1997 stellte die Kl&#228;gerin beim Beklagten einen Beihilfeantrag "Fl&#228;chen" in Bezug auf 60,64 ha f&#252;r Getreide, 23,90 ha f&#252;r &#214;lsaaten und 5 ha f&#252;r brachgelegte Fl&#228;chen. Unbestritten war 1996 auf den letztgenannten Fl&#228;chen Welsches Weidelgras angebaut worden, bei dem es sich um ein nicht dauerhaftes Gras handelt. Die Kl&#228;gerin behauptet - was der Beklagte nicht &#252;berpr&#252;fen kann -, dass dieses Gras 1996 gem&#228;ht und siliert worden sei. </p><p>21 Am 17. September 1997 lehnte der Beklagte den Antrag der Kl&#228;gerin mit der Begr&#252;ndung ab, dass die brachgelegten Fl&#228;chen nicht die Voraussetzungen daf&#252;r erfuellten, als Stilllegungsfl&#228;chen behandelt zu werden, da sie nicht im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut worden seien. Daher wurde gegen die Kl&#228;gerin ein Bu&#223;geld verh&#228;ngt, und sie verlor ihren Anspruch auf Gew&#228;hrung s&#228;mtlicher von ihr beantragter Beihilfen einschlie&#223;lich der Beihilfen f&#252;r Getreide und &#214;lsaaten in H&#246;he von insgesamt 28 000 GBP. </p><p>22 Auf den Widerspruch der Kl&#228;gerin vom 26. September 1997 hin best&#228;tigte der Beklagte die Ablehnung des Antrags mit einem neuen Bescheid vom 2. Oktober 1997. </p><p>23 Der Antrag der Kl&#228;gerin auf gerichtliche &#220;berpr&#252;fung des Bescheides durch das vorlegende Gericht wurde mit Entscheidung vom 28. Januar 1998 zugelassen; im Verfahren vor diesem Gericht tritt die Kl&#228;gerin insbesondere der Ansicht des Beklagten entgegen, dass die Bebauung der Brachlegungsfl&#228;chen im Jahr vor dem Stilllegungszeitraum durch die Aussaat von Gras, das sp&#228;ter gem&#228;ht oder ausgerissen und entfernt worden sei, dazu f&#252;hre, dass diese Fl&#228;chen im folgenden Jahr nicht als stillgelegte Fl&#228;chen im Sinne der Gemeinschaftsregelung in Betracht k&#228;men. </p><p>24 Der Beklagte macht demgegen&#252;ber geltend, angesichts des Zweckes der Stilllegung von Fl&#228;chen, der darin bestehe, die landwirtschaftliche Erzeugung zu verringern, k&#246;nnten Stilllegungsfl&#228;chen nur dann Anspruch auf eine Ausgleichszahlung er&#246;ffnen, wenn sie im Jahr vor dem Stilllegungszeitraum f&#252;r die Zwecke einer solchen landwirtschaftlichen Erzeugung bebaut worden seien. </p><p>25 Der High Court of Justice (England &amp; Wales), Queen's Bench Division (Divisional Court), h&#228;lt eine Auslegung des Artikels 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung zur Entscheidung des Rechtsstreits f&#252;r erforderlich; er hat daher das Verfahren ausgesetzt und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorgelegt: </p><p>Ist die Wendung "Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden" in Artikel 2 der Verordnung (EG) Nr. 762/94 der Kommission vom 6. April 1994 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Fl&#228;chenstilllegung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Rates so auszulegen, dass sie Fl&#228;chen erfasst, auf denen im Vorjahr Gras ges&#228;t wurde, das gem&#228;ht und siliert wurde? </p><p>26 F&#252;r die Beantwortung dieser Frage ergibt sich erstens aus der zweiten Begr&#252;ndungserw&#228;gung der Grundverordnung, dass die durch diese Verordnung eingef&#252;hrte St&#252;tzungsregelung f&#252;r Erzeuger bestimmter landwirtschaftlicher Kulturpflanzen ein besseres Marktgleichgewicht dadurch gew&#228;hrleisten soll, dass die gemeinschaftlichen Preise f&#252;r diese Pflanzen an die Weltmarktpreise angeglichen und die durch die Senkung der institutionellen Preise entstehenden Einkommenseinbu&#223;en durch eine Ausgleichszahlung an die Erzeuger ausgeglichen werden sollen, die solche Erzeugnisse zur Ernte anbauen. </p><p>27 Gem&#228;&#223; Artikel 2 Absatz 2 Unterabsatz 2 der Grundverordnung wird die Ausgleichszahlung nicht nur f&#252;r die Fl&#228;che gew&#228;hrt, die mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen im Sinne der Definitionen in Anhang I der Verordnung bebaut ist, sondern auch f&#252;r die Fl&#228;che, zu deren Stilllegung die Erzeuger gem&#228;&#223; Artikel 2 Absatz 5 Unterabsatz 2 und Artikel 7 der Grundverordnung verpflichtet sind, wenn sie eine Ausgleichszahlung f&#252;r ihre landwirtschaftliche Erzeugung erhalten m&#246;chten. </p><p>28 Zweitens verlangt Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung seinem Wortlaut nach nur, dass sich die Fl&#228;chenstilllegung, die in der Absicht vorgenommen wird, eine Ausgleichszahlung nach der Grundverordnung zu erhalten, und die selbst den Anspruch auf einen Ausgleich er&#246;ffnet, auf Fl&#228;chen bezieht, die im Jahr vor dem Stilllegungszeitraum f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden. </p><p>29 Keine Bestimmung der einschl&#228;gigen Gemeinschaftsregelung verlangt, dass auf den gem&#228;&#223; den Artikeln 2 Absatz 5 und 7 der Grundverordnung stillgelegten Fl&#228;chen im Vorjahr bestimmte Kulturen einges&#228;t worden sein m&#252;ssen, namentlich eine der in Anhang I dieser Verordnung aufgef&#252;hrten Kulturpflanzen. </p><p>30 Nach Artikel 7 Absatz 3 der Grundverordnung und Artikel 3 Abs&#228;tze 2 und 3 der Durchf&#252;hrungsverordnung m&#252;ssen die stillgelegten Fl&#228;chen so gepflegt werden, dass die Umwelt gesch&#252;tzt und ein zufrieden stellender agronomischer Zustand erhalten wird. Auch l&#228;sst Artikel 7 Absatz 4 der Grundverordnung zu, dass die stillgelegten Fl&#228;chen f&#252;r die Erzeugung von Rohstoffen genutzt werden, die in der Gemeinschaft zu nicht in erster Linie f&#252;r Lebensmittel- oder Futtermittelzwecke bestimmten Erzeugnissen verarbeitet werden. </p><p>31 Keine dieser Bestimmungen betrifft jedoch die Anforderungen an die Pflege und Nutzung der stillgelegten Fl&#228;chen im Jahr vor dem Stilllegungszeitraum, um die allein es im Ausgangsverfahren geht. </p><p>32 Die einzige Bestimmung der Gemeinschaftsregelung, die bestimmte Fl&#228;chen wegen ihrer Verwendung vor ihrer Stilllegung von der durch die Grundverordnung eingef&#252;hrten St&#252;tzungsregelung ausschlie&#223;t, ist Artikel 9 dieser Verordnung, nach dessen Absatz 1 Antr&#228;ge auf Ausgleichszahlungen einschlie&#223;lich der Stilllegung nicht f&#252;r Fl&#228;chen gestellt werden k&#246;nnen, die am 31. Dezember 1991 als Dauerweiden, Dauerkulturen oder W&#228;lder genutzt wurden oder die nichtlandwirtschaftlichen Zwecken dienten. </p><p>33 Daher fallen alle im Jahr vor dem Stilllegungszeitraum einges&#228;ten Fl&#228;chen mit Ausnahme der in Artikel 9 Absatz 1 der Grundverordnung erw&#228;hnten unter die Definition des Artikels 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung und kommen f&#252;r Ausgleichszahlungen bei Fl&#228;chenstilllegungen unabh&#228;ngig von den dort angebauten Pflanzen in Betracht, sofern sie f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden. </p><p>34 Eine Fl&#228;che, die mit einem nicht dauerhaften Gras einges&#228;t war, das dazu bestimmt war, gem&#228;ht und dann siliert zu werden, und die somit nicht im Zustand von Weideland belassen wurde, ist als f&#252;r Erntezwecke bebaut anzusehen. </p><p>35 Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den durch die St&#252;tzungsregelung f&#252;r die Erzeuger bestimmter Kulturpflanzen, die durch die Grundverordnung eingef&#252;hrt wurde, verfolgten Zwecken, zu denen als ein wesentlicher Bestandteil die Fl&#228;chenstilllegung geh&#246;rt. </p><p>36 Denn jede Stilllegung bebauter Fl&#228;chen tr&#228;gt unabh&#228;ngig von der betroffenen Kultur auch dann, wenn es sich um eine Fl&#228;che handelt, auf der vorher Gras f&#252;r Erntezwecke angebaut wurde, zur Verringerung der mit Kulturpflanzen bestellbaren Fl&#228;chen im Sinne der Grundverordnung bei, die ihrerseits im Sinne der zweiten Begr&#252;ndungserw&#228;gung dieser Verordnung der Gew&#228;hrleistung eines besseren Marktgleichgewichts f&#246;rderlich ist. </p><p>37 Im &#220;brigen bestuende, wie der Generalanwalt in Nummer 44 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, die Gefahr, dass die Erzeuger veranlasst w&#252;rden, die Fl&#228;chen im Jahr vor ihrer Stilllegung mit Kulturpflanzen im Sinne der Grundverordnung zu bestellen, wenn die Gew&#228;hrung der St&#252;tzungsregelung f&#252;r Erzeuger bestimmter landwirtschaftlicher Kulturpflanzen auf Fl&#228;chen beschr&#228;nkt w&#228;re, die in diesem Jahr f&#252;r die Erzeugung solcher Pflanzen verwendet wurden; dadurch k&#246;nnte die Verwirklichung des Zweckes der Marktstabilisierung erschwert werden. </p><p>38 Nach alledem ist auf die Vorlagefrage zu antworten, dass Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung so auszulegen ist, dass die Wendung "Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden" Fl&#228;chen erfasst, auf denen Gras angebaut wurde, das sp&#228;ter gem&#228;ht und siliert wurde. </p><p>Zu den zeitlichen Wirkungen des vorliegenden Urteils </p><p>39 Die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs beantragt f&#252;r den Fall, dass die Vorlagefrage bejaht wird, die Wirkungen des Urteils zeitlich zu begrenzen. </p><p>40 Zur Begr&#252;ndung ihres Antrags macht die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs geltend, dass die zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rden Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung in gutem Glauben so ausgelegt h&#228;tten, da die Kommission sie trotz wiederholter Ersuchen um Klarstellung und Ausk&#252;nfte, die sie in diesem Zusammenhang von 1992 bis 1997 an sie gerichtet h&#228;tten, nicht vor ihrem Auslegungsirrtum gewarnt habe. </p><p>41 Die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs macht ferner geltend, dass eine Bejahung der Vorlagefrage ohne Begrenzung der zeitlichen Wirkungen des Urteils zu erheblichen administrativen und praktischen Schwierigkeiten f&#252;hren w&#252;rde, da die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden anhand der Auslegung des Gerichtshofes bis zu 10 000 seit 1993 bearbeitete Vorg&#228;nge &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssten. </p><p>42 Der Gerichtshof kann die f&#252;r die Betroffenen bestehende M&#246;glichkeit, sich auf die Auslegung, die er einer Bestimmung gegeben hat, zu berufen, um in gutem Glauben begr&#252;ndete Rechtsverh&#228;ltnisse in Frage zu stellen, nur ausnahmsweise aufgrund des allgemeinen gemeinschaftsrechtlichen Grundsatzes der Rechtssicherheit beschr&#228;nken (Urteil vom 23. Mai 2000 in der Rechtssache C-104/98, Buchner u. a., Slg. 2000, I-3625, Randnr. 39). Eine solche Beschr&#228;nkung ist nur dann zul&#228;ssig, wenn zwei grundlegende Kriterien erfuellt sind, n&#228;mlich guter Glaube der Betroffenen und die Gefahr schwerwiegender St&#246;rungen (Urteil vom 28. September 1994 in der Rechtssache C-57/93, Vroege, Slg. 1994, I-4541, Randnr. 21). </p><p>43 Die von der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs angef&#252;hrten administrativen und praktischen Schwierigkeiten wegen der &#220;berpr&#252;fung zahlreicher Vorg&#228;nge k&#246;nnen schwerwiegenden St&#246;rungen nicht gleichgestellt werden, zumal gew&#246;hnlich die betroffenen Erzeuger nachweisen m&#252;ssen, dass sie im Jahr vor der Stilllegung, f&#252;r die sie die in der Grundverordnung vorgesehenen St&#252;tzungsma&#223;nahmen beantragt haben, diese Fl&#228;chen mit einem nicht dauerhaften Gras einges&#228;t haben, das sie sodann gem&#228;ht und siliert haben. </p><p>44 Ferner hat die Kommission zwar mehrere Schreiben nicht beantwortet, die die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs an sie gerichtet hatte, doch geht aus deren schriftlichen Erkl&#228;rungen hervor, dass ihr seit Juli 1997 bekannt war, dass die Kommission Zweifel an der Richtigkeit der vom Vereinigten K&#246;nigreich vorgenommenen Auslegung hatte und dass die Kommission ihr in einer bilateralen Sitzung am 30. September 1997 deutlich mitgeteilt hatte, dass sie diese Auslegung nicht teile. </p><p>45 Keiner dieser Umst&#228;nde hat die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs dazu veranlasst, ihre Ansicht zu &#228;ndern, wie der Umstand belegt, dass sie Anfang Oktober 1997 die Ablehnung des Antrags der Kl&#228;gerin auf Ausgleichszahlung best&#228;tigt und vor dem nationalen Gericht weiterhin ihre eigene Auslegung vertreten hat. </p><p>46 Daher kann die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs im Rahmen des vorliegenden Verfahrens vor dem Gerichtshof nicht geltend machen, dass sie aufgrund des Verhaltens der Kommission zu der Annahme berechtigt gewesen sei, dass Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung Fl&#228;chen wie die im Ausgangsverfahren betroffenen nicht erfasse. </p><p>47 Folglich besteht kein Anlass, die Wirkungen des vorliegenden Urteils zeitlich zu begrenzen. </p> </em><p/> <a name="CO"/><h2>Kostenentscheidung</h2><br/><em> <p>Kosten </p><p>Die Auslagen der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, der d&#228;nischen, der finnischen und der schwedischen Regierung sowie der Kommission, die vor dem Gerichtshof Erkl&#228;rungen abgegeben haben, sind nicht erstattungsf&#228;hig. F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. </p> </em><p/> <a name="DI"/><h2>Tenor</h2><br/><em> <p>Aus diesen Gr&#252;nden </p><p>hat </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>(Sechste Kammer) </p><p>auf die ihm vom High Court of Justice (England &amp; Wales), Queen's Bench Division (Divisional Court), mit Beschluss vom 25. August 1998 vorgelegte Frage f&#252;r Recht erkannt: </p><p>Artikel 2 Absatz 1 der Durchf&#252;hrungsverordnung (EG) Nr. 762/94 der Kommission vom 6. April 1994 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Fl&#228;chenstilllegung gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Rates ist so auszulegen, dass die Wendung "Fl&#228;chen, die im Vorjahr f&#252;r Erntezwecke bebaut wurden" Fl&#228;chen erfasst, auf denen Gras angebaut wurde, das sp&#228;ter gem&#228;ht und siliert wurde. </p> </em><p/> </div>
175,005
eugh-2000-10-06-c-19798
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C-197/98
2000-10-06T00:00:00
2019-01-31T19:09:26
2019-01-31T19:09:26
Beschluss
ECLI:EU:C:2000:553
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175,006
eugh-2000-10-05-c-33798
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-337/98
2000-10-05T00:00:00
2019-01-31T19:09:27
2019-01-31T19:09:27
Urteil
ECLI:EU:C:2000:543
<div id="banner"> <a name="top"/> <div class="bglang"> <p class="bglang"> <a class="langue" href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/editorial/legal_notice.htm" accesskey="8"><b>Avis juridique important</b></a> <br/> </p> </div> <div class="bgtool"> <em class="none">|</em> </div> </div> <a name="top"/> <h1>61998J0337</h1> <p> <strong>Urteil des Gerichtshofes vom 5. Oktober 2000. - Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften gegen Franz&#246;sische Republik. - Vertragsverletzung - &#214;ffentliche Auftr&#228;ge im Bereich der Verkehrsversorgung - Richtlinie 93/38/EWG - Zeitliche Geltung - Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes - Auftragsvergabe im Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb. - Rechtssache C-337/98. </strong> <br/> <em> <br/>Sammlung der Rechtsprechung 2000 Seite I-08377<br/> </em> </p> <br/> <div id="TexteOnly"> <p/><p><a href="#SM">Leits&#228;tze</a><br/> <a href="#I1">Parteien</a><br/> <a href="#MO">Entscheidungsgr&#252;nde</a><br/> <a href="#CO">Kostenentscheidung</a><br/> <a href="#DI">Tenor</a><br/> </p> <h2>Schl&#252;sselw&#246;rter</h2><br/><em> <p>1 Rechtsangleichung - Verfahren zur Vergabe &#246;ffentlicher Auftr&#228;ge im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor - Richtlinie 93/38 - Keine Auswirkungen der Richtlinie auf Entscheidungen des &#246;ffentlichen Auftraggebers, die vor Ablauf der Umsetzungsfrist getroffen wurden </p><p>(Richtlinie 93/38 des Rates) </p><p>2 Vertragsverletzungsverfahren - Nachweis der Vertragsverletzung - Obliegenheit der Kommission - Vortrag von Tatsachen, die die Vertragsverletzung erkennen lassen </p><p>(EG-Vertrag, Artikel 169 [jetzt Artikel 226 EG]) </p> </em><p/> <a name="SM"/><h2>Leits&#228;tze</h2><br/><em> <p>1 Im Bereich des &#246;ffentlichen Auftragswesens verpflichtet das Gemeinschaftsrecht einen &#246;ffentlichen Auftraggeber eines Mitgliedstaats nicht, auf Antrag eines Einzelnen in bestehende, auf unbestimmte Zeit oder f&#252;r mehrere Jahre abgeschlossene Rechtsverh&#228;ltnisse einzugreifen, wenn diese Rechtsverh&#228;ltnisse vor Ablauf der Umsetzungsfrist der fraglichen Richtlinie begr&#252;ndet worden sind. </p><p>Dieser allgemeine Grundsatz l&#228;sst sich auf alle Stadien eines Vergabeverfahrens anwenden, die vor dem Ablauf der Umsetzungsfrist einer Richtlinie abgeschlossen wurden, aber zu einem Verfahren geh&#246;ren, das erst nach diesem Datum zu einem Ende gekommen ist. Folglich ist die Richtlinie 93/38 zur Koordinierung der Auftragsvergabe durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor nicht auf die Entscheidung eines &#246;ffentlichen Auftraggebers anwendbar, einen Auftrag im Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb zu vergeben, die vor Ablauf der Umsetzungsfrist der genannten Richtlinie im Rahmen eines Vergabeverfahrens getroffen wurde, das erst nach dem Ablauf dieser Umsetzungsfrist zum Abschluss gekommen ist. (vgl. Randnrn. 38-39, 41-42) </p><p>2 Im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens nach Artikel 169 EG-Vertrag (jetzt Artikel 226 EG) obliegt es der Kommission, das Vorliegen der behaupteten Vertragsverletzung nachzuweisen und dem Gerichtshof die erforderlichen Anhaltspunkte zu liefern, anhand deren er das Vorliegen dieser Vertragsverletzung pr&#252;fen kann. (vgl. Randnr. 45) </p> </em><p/> <a name="I1"/><h2>Parteien</h2><br/><em> <p>In der Rechtssache C-337/98 </p><p>Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, vertreten durch M. Nolin, Juristischer Dienst, als Bevollm&#228;chtigten, Zustellungsbevollm&#228;chtigter: C. G&#243;mez de la Cruz, Juristischer Dienst, Centre Wagner, Luxemburg-Kirchberg, </p><p>Kl&#228;gerin, </p><p>gegen </p><p>Franz&#246;sische Republik, vertreten durch K. Rispal-Bellanger, Abteilungsleiterin in der Direktion f&#252;r Rechtsfragen des Ministeriums f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, und A. Vi&#233;ville-Br&#233;ville, Charg&#233; de mission in derselben Direktion, als Bevollm&#228;chtigte, Zustellungsanschrift: Franz&#246;sische Botschaft, 8 B, boulevard Joseph II, Luxemburg, </p><p>Beklagte, </p><p>wegen Feststellung, dass die Franz&#246;sische Republik bei der Entscheidung vom 22. November 1996 &#252;ber die Vergabe des Bautr&#228;gervertrags f&#252;r das Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes an die Firma Matra-Transport gegen die Verpflichtungen aus der Richtlinie 93/38/EWG des Rates vom 14. Juni 1993 zur Koordinierung der Auftragsvergabe durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor (ABl. L 199, S. 84), insbesondere Artikel 4 Absatz 2 und Artikel 20 Absatz 2 Buchstabe c, versto&#223;en hat, </p><p>erl&#228;sst </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten G. C. Rodr&#237;guez Iglesias, der Kammerpr&#228;sidenten J. C. Moitinho de Almeida und L. Sev&#243;n sowie der Richter P. J. G. Kapteyn, J.-P. Puissochet, P. Jann, H. Ragnemalm, M. Wathelet und V. Skouris (Berichterstatter), </p><p>Generalanwalt: F. G. Jacobs </p><p>Kanzler: D. Louterman-Hubeau, Hauptverwaltungsr&#228;tin </p><p>aufgrund des Sitzungsberichts, </p><p>nach Anh&#246;rung der Parteien in der Sitzung vom 2. Februar 2000, in der die Kommission durch M. Nolin und die Franz&#246;sische Republik durch J.-F. Dobelle, stellvertretender Direktor in der Direktion f&#252;r Rechtsfragen des Ministeriums f&#252;r ausw&#228;rtige Angelegenheiten, als Bevollm&#228;chtigten, und K. Rispal-Bellanger vertreten waren, </p><p>nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 23. M&#228;rz 2000, </p><p>folgendes </p><p>Urteil </p> </em><p/> <a name="MO"/><h2>Entscheidungsgr&#252;nde</h2><br/><em> <p>1 Die Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften hat mit Klageschrift, die am 14. September 1998 bei der Kanzlei des Gerichtshofes eingegangen ist, gem&#228;&#223; Artikel 169 EG-Vertrag (jetzt Artikel 226 EG) Klage erhoben auf Feststellung, dass die Franz&#246;sische Republik bei der Entscheidung vom 22. November 1996 &#252;ber die Vergabe des Bautr&#228;gervertrags f&#252;r das Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes an die Firma Matra-Transport (im Folgenden: Matra) gegen die Verpflichtungen aus der Richtlinie 93/38/EWG des Rates vom 14. Juni 1993 zur Koordinierung der Auftragsvergabe durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor (ABl. L 199, S. 84), insbesondere Artikel 4 Absatz 2 und Artikel 20 Absatz 2 Buchstabe c, versto&#223;en hat. </p><p>Rechtlicher Rahmen </p><p>Gemeinschaftsrecht </p><p>Richtlinie 93/38 </p><p>2 Artikel 4 Abs&#228;tze 1 und 2 der Richtlinie 93/38 sieht vor: </p><p>"(1) Die Auftraggeber wenden bei der Vergabe ihrer Liefer-, Bau- und Dienstleistungsauftr&#228;ge oder der Durchf&#252;hrung ihrer Wettbewerbe Verfahren an, die den Vorschriften dieser Richtlinie entsprechen. </p><p>(2) Die Auftraggeber sorgen daf&#252;r, dass keine Diskriminierung von Lieferanten, Unternehmen oder Dienstleistungserbringern stattfindet." </p><p>3 Artikel 20 Absatz 2 Buchstabe c der Richtlinie 93/38 bestimmt: </p><p>"(2) Die Auftraggeber k&#246;nnen in den folgenden F&#228;llen auf ein Verfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb zur&#252;ckgreifen: </p><p>... </p><p>c) wenn der Auftrag wegen seiner technischen oder k&#252;nstlerischen Besonderheiten oder aufgrund des Schutzes von Ausschlie&#223;lichkeitsrechten nur von bestimmten Lieferanten, Unternehmen oder Dienstleistungserbringern durchgef&#252;hrt werden kann". </p><p>4 Artikel 45 Abs&#228;tze 1 und 3 der Richtlinie 93/38 lautet wie folgt: </p><p>"(1) Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, um den Bestimmungen dieser Richtlinie nachzukommen und wenden sie sp&#228;testens ab 1. Juli 1994 an. ... </p><p>... </p><p>(3) Die Wirkung der Richtlinie 90/531/EWG endet unbeschadet der Verpflichtungen der Mitgliedstaaten in Bezug auf die in Artikel 37 jener Richtlinie genannten Fristen mit dem Beginn der Anwendung der vorliegenden Richtlinie durch die Mitgliedstaaten." </p><p>Richtlinie 90/531/EWG </p><p>5 Abgesehen von einigen redaktionellen Unterschieden hatten die in der Richtlinie 90/531/EWG des Rates vom 17. September 1990 betreffend die Auftragsvergabe durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor (ABl. L 297, S. 1) enthaltenen Regelungen zum Verbot der Diskriminierung von Lieferanten oder Unternehmern (Artikel 4) und zu den F&#228;llen, in denen der R&#252;ckgriff auf ein Verfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb zul&#228;ssig war (Artikel 15), denselben Inhalt wie die entsprechenden Bestimmungen der Richtlinie 93/38, die in Randnummern 2 und 3 des vorliegenden Urteils wiedergegeben sind. </p><p>6 Artikel 37 Abs&#228;tze 1 und 2 der Richtlinie 90/531 lautete wie folgt: </p><p>"(1) Die Mitgliedstaaten erlassen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, um dieser Richtlinie bis sp&#228;testens 1. Juli 1992 nachzukommen. Sie setzen die Kommission unverz&#252;glich davon in Kenntnis. </p><p>(2) Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen vorsehen, dass die Ma&#223;nahmen gem&#228;&#223; Absatz 1 erst ab 1. Januar 1993 angewandt werden. </p><p>..." </p><p>Nationales Recht </p><p>7 Artikel 104 Abschnitt II des Code des march&#233;s publics (Gesetz &#252;ber &#246;ffentliche Auftr&#228;ge) lautet wie folgt: </p><p>"Auftr&#228;ge k&#246;nnen im Verhandlungsweg ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb vergeben werden, wenn f&#252;r die Ausf&#252;hrung nur ein bestimmter Unternehmer oder Lieferant in Betracht kommt. </p><p>Das ist insbesondere dann der Fall, </p><p>1. wenn der Bedarf nur durch eine Leistung gedeckt werden kann, f&#252;r die die Nutzung von Patenten, Lizenzen oder Ausschlie&#223;lichkeitsrechten erforderlich ist, &#252;ber die nur ein bestimmter Unternehmer oder ein bestimmter Lieferant verf&#252;gt; </p><p>2. wenn der Bedarf nur durch eine Leistung gedeckt werden kann, die wegen technischer Erfordernisse, wegen erheblicher Vorinvestitionen oder wegen besonderer Einrichtungen oder eines Know-how nur an einen bestimmten Unternehmer oder Lieferanten vergeben werden kann, sowie </p><p>3. bei den im letzten Satz des Artikels 108 genannten Leistungen. </p><p>F&#252;r diese Auftr&#228;ge ist die in Artikel 38 vorgesehene &#246;ffentliche Aufforderung zum Wettbewerb nicht erforderlich." </p><p>Vorgeschichte des Rechtsstreits </p><p>8 Mit Beschluss Nr. 89-18 vom 26. Oktober 1989 entschied das Comit&#233; syndical (Verbandsausschuss) des Syndicat intercommunal des transports collectifs de l'agglom&#233;ration rennaise (Kommunaler Zweckverband f&#252;r &#246;ffentliche Verkehrsmittel in der Stadtregion Rennes; im Folgenden: Sitcar), </p><p>"1. die bereits getroffenen Entscheidungen zugunsten eines &#246;ffentlichen Verkehrsmittels mit eigenem Fahrweg f&#252;r die Stadtregion zu best&#228;tigen ... </p><p>2. f&#252;r die erste Linie den Linienf&#252;hrungsgrunds&#228;tzen aus der Studie $TAU` zu folgen, d. h. </p><p>- Bedienung von Villejean d'Ouest im Osten; - Nord-S&#252;d-Durchquerung des historischen Stadtkerns; </p><p>- Einbeziehung des Bahnhofes, um bestm&#246;gliche Verbindungen zwischen den drei Verkehrsnetzen (Stadtnetz und Regionalnetz sowie Eisenbahnnetz) sicherzustellen; </p><p>- Bedienung des Viertels Alma-Ch&#226;tillon und des wichtigsten, s&#252;d&#246;stlichen Gebiets des Viertels Blosne ... </p><p>3. die Technologie der automatischen Stadtbahn VAL zu w&#228;hlen ... </p><p>4. den h&#246;chstm&#246;glichen staatlichen Zuschuss zu beantragen ... </p><p>5. auf der vorstehenden Grundlage alle sachdienlichen Kontakte mit der Region und dem D&#233;partement herzustellen ... </p><p>6. den Vorstand zu den erforderlichen Beratungen zu erm&#228;chtigen, damit bei einer der n&#228;chsten Sitzungen des Comit&#233; syndical der geplante Vertrag &#252;ber die Studien f&#252;r ein Vorprojekt gepr&#252;ft werden kann ... </p><p>7. so bald wie m&#246;glich eine &#196;nderung des derzeitigen Verteilungsschl&#252;ssels f&#252;r die Gemeindebeitr&#228;ge zum Sitcar zu pr&#252;fen ..." </p><p>9 Mit Beschluss Nr. 90-25 vom 19. Juli 1990 entschied das Comit&#233; syndical des Sitcar, </p><p>"1. davon Kenntnis zu nehmen, dass f&#252;r die Planung und Verwirklichung des Teils $System und systembezogene Anlagen` ein Bautr&#228;gervertrag mit der Firma Matra-Transport abgeschlossen wird, sobald diese in der Lage ist, einen garantierten Endpreis zuzusichern; </p><p>2. die Vergabe eines Auftrags &#252;ber Unterst&#252;tzungsleistungen und begleitende Studien bei der Erstellung einer summarischen Vorstudie f&#252;r den Teil $Tiefbau und nichtsystembezogene Anlagen` an die genannte Gesellschaft im Grundsatz zu billigen und den Pr&#228;sidenten des Comit&#233; zur Unterzeichnung dieses Vertrages zu erm&#228;chtigen." </p><p>10 In einem Schreiben des Generaldirektors an den Pr&#228;sidenten des Comit&#233; syndical des Sitcar vom 9. Juli 1991 teilte Matra mit, der garantierte Preis f&#252;r das Referenzprojekt vom M&#228;rz 1991 betrage 987 Mio. FRF zum Wert von Januar 1991. Der Generaldirektor von Matra verwies allerdings darauf, dass Matra sich auf Verlangen des Sitcar darum bem&#252;ht habe, ausgehend von diesem Preis "Ersparnisse [zu erzielen], die sich aus Zusatzleistungen von Matra Transport und aus Vorschl&#228;gen f&#252;r Umgestaltungen der Programme ergeben, die nicht zu einer Verminderung der Qualit&#228;t der erbrachten Leistungen f&#252;hren". Auf dieser Grundlage schlug er dem Sitcar verschiedene &#196;nderungen der Programmdaten vor und k&#252;ndigte zugleich an, dass bei einer Best&#228;tigung dieser neuen Daten der garantierte Preis f&#252;r den Teil "System" des VAL-Vorhabens auf 953,2 Mio. FRF ohne Steuern zum Wert von Januar 1991 gesenkt werden k&#246;nne. </p><p>11 Mit Beschluss Nr. 93-44 vom 30. M&#228;rz 1993 billigte der Conseil du district urbain de l'agglom&#233;ration rennaise (Stadtverbandsrat Rennes; im Folgenden: Conseil du district), der 1992 an die Stelle des Sitcar getreten war, die von Matra im Verhandlungsverfahren angebotenen Bautr&#228;gerleistungen und erm&#228;chtigte die Soci&#233;t&#233; d'&#233;conomie mixte des transports collectifs de l'agglom&#233;ration rennaise (gemischtwirtschaftliche Gesellschaft f&#252;r &#246;ffentliche Verkehrsmittel im Raum Rennes; im Folgenden: Semtcar), den Auftrag an Matra entsprechend den Vorgaben der vom Conseil du district mit Beschluss vom 15. Januar 1993 gebilligten Bevollm&#228;chtigungsvereinbarung zu unterzeichnen. </p><p>12 Mit Urteil vom 16. Februar 1994 erkl&#228;rte das Tribunal administratif Rennes (Frankreich) die Gemeinn&#252;tzigkeitserkl&#228;rung f&#252;r das Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes vom 15. Februar 1993 f&#252;r nichtig, was insbesondere zur Folge hatte, dass der staatliche Zuschuss, der zur Sicherung der Finanzierung der Arbeiten vorgesehen war, nicht gew&#228;hrt werden konnte. </p><p>13 Mit Beschluss Nr. 95-233 vom 22. September 1995 erkl&#228;rte der Conseil du district "die R&#252;cknahme des Beschlusses Nr. 93-44 vom 30. M&#228;rz 1993 &#252;ber die Billigung des mit Matra-Transport ausgehandelten Auftrags und die Erm&#228;chtigung des SEMTCAR zu dessen Unterzeichnung, da dieser Beschluss in Ermangelung einer auch nur ansatzweisen Umsetzung gegenstandslos geworden ist". Au&#223;erdem entschied der Conseil du district mit Beschluss Nr. 95-234 vom selben Tag, "SEMTCAR zu beauftragen, die Erstellung dieses Auftrags an Matra-Transport im Rahmen der voraussichtlichen Finanzausstattung des Vorhabens wieder aufzunehmen und dieses erneut dem Conseil du district zur Billigung zu unterbreiten". </p><p>14 Der Conseil du district billigte schlie&#223;lich mit Beschluss Nr. 96-280 vom 22. November 1996 "den Entwurf eines im Verhandlungsweg an die Firma Matra-Transport International zu vergebenden Auftrags &#252;ber die Verwirklichung des Teils Systeme und systembezogene Anlagen", wobei sich die gesamte Auftragssumme auf "1 054 360 000 FRF ohne Steuern zum Wert von November 1996 [belief], aufgeteilt in eine fest vereinbarte Tranche von 1 050 490 000 FRF ohne Steuern und eine bedingte Tranche von 3 870 000 FRF ohne Steuern". Au&#223;erdem wurde SEMTCAR erm&#228;chtigt, "den Auftrag gem&#228;&#223; Artikel 7.4 der Bevollm&#228;chtigungsvereinbarung vom 23. Februar 1993 zu unterzeichnen". </p><p>Vorverfahren </p><p>15 Auf eine Beschwerde &#252;ber die Umst&#228;nde der Vergabe des Stadtbahnvorhabens des Stadtverbands Rennes an Matra hin forderte die Kommission mit Schreiben vom 7. Januar 1997 die franz&#246;sischen Beh&#246;rden auf, ihr verschiedene Informationen &#252;ber die Vergabe dieses Auftrags zu &#252;bermitteln, wobei sie eine Begr&#252;ndung daf&#252;r verlangte, dass bei der Auftragsvergabe ein Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb nach Artikel 104 Abschnitt II des Code des march&#233;s publics angewandt worden sei. </p><p>16 Die franz&#246;sischen Beh&#246;rden antworteten der Kommission mit Schreiben vom 17. Februar 1997 sowie mit zwei erg&#228;nzenden Schreiben vom 25. Februar 1997 und vom 4. M&#228;rz 1997. Sie verwiesen insbesondere darauf, dass der fragliche Auftrag durch einen Beschluss des Comit&#233; syndical des Sitcar vom 26. Oktober 1989 vergeben worden sei und dass der &#246;ffentliche Auftraggeber zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung zugunsten des automatischen Stadtbahnsystems vom Typ VAL getroffen habe, das von Matra geliefert werde. Nach Auffassung der franz&#246;sischen Beh&#246;rden ist dieser Beschluss als Zuschlagserteilung anzusehen, die damit vor dem Inkrafttreten der Richtlinie 90/531 am 1. Januar 1993 und a fortiori vor dem Inkrafttreten der Richtlinie 93/38, insbesondere deren Artikel 4 Absatz 2 und 20 Absatz 2 Buchstabe c, am 1. Juli 1994 erfolgt sei. Hilfsweise machten die franz&#246;sischen Beh&#246;rden geltend, Matra sei als einziges Unternehmen in der Lage gewesen, den Bedarf der Kommune zu decken. In diesem Zusammenhang trugen sie vor, dieses Unternehmen habe bereits erhebliche Vorinvestitionen am Standort Rennes get&#228;tigt, und folgerten, dass keine Gemeinschaftsvorschriften verletzt worden seien. </p><p>17 Die Kommission hielt diese Antwort f&#252;r unbefriedigend und forderte die franz&#246;sischen Beh&#246;rden mit Schreiben vom 17. Juni 1997 im Verfahren nach Artikel 169 EG-Vertrag auf, sich binnen sechs Wochen u. a. zur Vereinbarkeit von Artikel 104 Abschnitt II des Code des march&#233;s publics, der die rechtliche Grundlage f&#252;r die Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers bildete, mit den Anforderungen des Artikels 20 Absatz 2 Buchstabe c der Richtlinie 93/38 zu &#228;u&#223;ern. </p><p>18 Die franz&#246;sischen Beh&#246;rden antworteten auf die Aufforderung mit einem Schreiben vom 20. August 1997, in dem sie erneut bekr&#228;ftigten, dass die Entscheidung &#252;ber die Vergabe des Bautr&#228;gerauftrags an Matra durch Beschluss vom 26. Oktober 1989 getroffen worden sei, und hilfsweise, dass Artikel 104 Abschnitt II des Code des march&#233;s publics mit Artikel 20 Absatz 2 Buchstabe c der Richtlinie 93/38 vereinbar sei. Zwei erg&#228;nzende Antworten wurden am 29. September 1997 und am 7. November 1997 &#252;bermittelt. </p><p>19 Die Kommission war der Auffassung, dass diese Antworten keine Gesichtspunkte enthielten, die die R&#252;gen aus dem Aufforderungsschreiben entkr&#228;ften k&#246;nnten, und richtete daher am 5. M&#228;rz 1998 eine mit Gr&#252;nden versehene Stellungnahme an die franz&#246;sische Regierung, die diese am 12. Juni 1998 beantwortete. </p><p>20 Aufgrund dieser rechtlichen und tats&#228;chlichen Umst&#228;nde hat die Kommission die vorliegende Klage erhoben. </p><p>Zur Begr&#252;ndetheit </p><p>21 Die Kommission ist der Auffassung, dass die Vergabe des Bautr&#228;gervertrags f&#252;r das Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes im Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb gegen die Richtlinie 93/38, insbesondere die Artikel 4 Absatz 2 und 20 Absatz 2 Buchstabe c, versto&#223;en habe. </p><p>22 Wie aus den Randnummern 8 bis 11 des vorliegenden Urteils hervorgeht, haben sich einige tats&#228;chliche Ereignisse im Zusammenhang mit dem fraglichen Auftrag vor dem Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie 93/38 zugetragen, so dass vor einer Entscheidung &#252;ber den behaupteten Versto&#223; gegen diese Richtlinie zun&#228;chst deren Anwendbarkeit im vorliegenden Verfahren zu untersuchen ist. </p><p>23 Aus dem Beschluss des Comit&#233; syndical des Sitcar vom 19. Juli 1990 und insbesondere aus der darin enthaltenen Feststellung, dass "f&#252;r die Planung und Verwirklichung des Teils $System und systembezogene Anlagen` ein Bautr&#228;gervertrag mit der Firma Matra-Transport abgeschlossen wird, sobald diese in der Lage ist, einen garantierten Endpreis zuzusichern", ergibt sich, dass die Verhandlungen zwischen dem &#246;ffentlichen Auftraggeber und Matra zu diesem Zeitpunkt schon im Gange waren. </p><p>24 Au&#223;erdem best&#228;tigte der Generaldirektor von Matra in seinem Schreiben vom 9. Juli 1991, dass der garantierte Preis f&#252;r den Teil "System" des VAL-Vorhabens vorbehaltlich der Annahme verschiedener von ihm vorgeschlagener &#196;nderungen des Referenzprojekts auf 953,2 Mio. FRF ohne Steuern zum Wert von Januar 1991 gesenkt werden k&#246;nne; darin liegt ein wichtiger Anhaltspunkt daf&#252;r, dass sich die Verhandlungen zwischen dem &#246;ffentlichen Auftraggeber und Matra zu diesem Zeitpunkt in einem fortgeschrittenen Stadium befanden. </p><p>25 Daraus ergibt sich, dass die Verhandlungen des &#246;ffentlichen Auftraggebers mit Matra vor dem 1. Juli 1994, dem Ablaufdatum der Umsetzungsfrist der Richtlinie 93/38, und sogar vor dem 9. August 1993, dem Datum der Ver&#246;ffentlichung dieser Richtlinie im Amtsblatt der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, aufgenommen wurden. </p><p>26 Da die Verhandlungen das wesentliche Kennzeichen einer Auftragsvergabe im Verhandlungsverfahren darstellen, ist im vorliegenden Fall festzustellen, dass dieses Verfahren bereits vor dem Erlass der Richtlinie 93/38 und a fortiori vor dem Ablauf der Umsetzungsfrist in Gang gesetzt wurde. Diese Richtlinie sieht aber keine &#220;bergangsvorschriften f&#252;r Verfahren vor, die bereits vor dem 1. Juli 1994 begonnen wurden und zu diesem Zeitpunkt noch andauern. </p><p>27 Da sich das fragliche Verfahren im vorliegenden Fall &#252;ber einen langen Zeitraum erstreckt hat, ist zur Entscheidung &#252;ber die Geltung der von der Kommission angef&#252;hrten Bestimmungen der Richtlinie 93/38 zun&#228;chst das in diesem Verfahren zeitlich anwendbare Recht zu ermitteln. </p><p>28 Die Kommission ist der Auffassung, dass bei der Bestimmung des f&#252;r ein Vergabeverfahren geltenden Rechts in der Regel das Datum der Auftragsvergabe zugrunde zu legen sei. Sie schlie&#223;t zwar nicht aus, dass auch das Datum des Beginns des Vergabeverfahrens ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nne. Allerdings m&#252;sse dann zwischen dem Verfahrensbeginn und der Auftragsvergabe ein angemessener Zeitraum liegen, was hier nicht der Fall sei. </p><p>29 Nach Auffassung der Kommission wurde der streitige Auftrag erst durch den Beschluss vom 22. November 1996 und damit deutlich nach Inkrafttreten der Richtlinie 93/38 vergeben. Der Beschluss vom 26. Oktober 1989 habe nur die Entscheidung f&#252;r die Technologie der automatischen Stadtbahn VAL zum Gegenstand gehabt, die seinerzeit von mindestens zwei Herstellern entwickelt worden sei. Selbst am 19. Juli 1990 habe man noch nicht von einem Vertrag mit Matra sprechen k&#246;nnen, da es noch an einer Einigung &#252;ber den Preis oder die wesentlichen Elemente des Auftrags gefehlt habe. Die Entscheidung &#252;ber die Auftragsvergabe an Matra sei daher erst durch den Beschluss des Conseil du district vom 30. M&#228;rz 1993, nachdem Matra f&#246;rmlich einen garantierten Preis zugesichert habe, zustande gekommen. </p><p>30 Die Kommission betont, dass sie die vorliegende Klage nicht erhoben h&#228;tte, wenn zu diesem Zeitpunkt alles fest vereinbart gewesen w&#228;re, obwohl die Richtlinie 90/531 damals bereits in Kraft gewesen sei. Nachdem die Gemeinn&#252;tzigkeitserkl&#228;rung vom Tribunal administratif Rennes f&#252;r nichtig erkl&#228;rt worden sei, habe der &#246;ffentliche Auftraggeber jedoch den Beschluss vom 30. M&#228;rz 1993 zur&#252;ckgenommen, ohne dass er hierzu rechtlich verpflichtet gewesen w&#228;re. Nach franz&#246;sischem Verwaltungsrecht stehe aber die R&#252;cknahme einer Nichtigerkl&#228;rung im streitigen Verfahren gleich. Die Kommission folgert daraus, dass die R&#252;cknahme mangels einer Anfechtung durch Matra bestandskr&#228;ftig geworden sei, was zur Folge habe, dass der genannte Beschluss als nichtexistent gelte. Daher sei der streitige Auftrag erst durch den Beschluss vom 22. November 1996 an Matra vergeben worden. </p><p>31 Die franz&#246;sische Regierung vertritt dagegen die Auffassung, dass f&#252;r die Bestimmung des auf ein Vergabeverfahren anzuwendenden Rechts - ungeachtet der Tatsache, dass die &#246;ffentlichen Auftr&#228;ge im Gemeinschaftsrecht als schriftlich abgeschlossene Vertr&#228;ge definiert seien - allein das Datum des Verfahrensbeginns zu ber&#252;cksichtigen sei. &#220;berdies finde sich f&#252;r die Behauptung, dass zwischen Verfahrensbeginn und Auftragsvergabe ein angemessener Zeitraum liegen m&#252;sse, um den Verfahrensbeginn bei der Bestimmung des anwendbaren Rechts ber&#252;cksichtigen zu k&#246;nnen, weder im Gemeinschaftsrecht noch in der Rechtsprechung des Gerichtshofes eine Grundlage. </p><p>32 Die franz&#246;sische Regierung ist der Ansicht, dass Matra nicht erst in dem Beschluss vom 22. November 1996, sondern implizit bereits in dem Beschluss vom 26. Oktober 1989 als Auftragnehmer bestimmt worden sei, da VAL eine Marke von Matra sei, so dass kein anderes Unternehmen als Matra als Vertragspartner f&#252;r den &#246;ffentlichen Auftraggeber in Betracht gekommen w&#228;re. Der Beschluss vom 19. Juli 1990 stelle eine Vergabeentscheidung dar: Sobald der Beschluss bestandskr&#228;ftig geworden sei und Matra einen Preis zugesichert habe, h&#228;tte Matra auf der Erfuellung bestehen k&#246;nnen, da der Beschluss Rechtsanspr&#252;che zugunsten dieses Unternehmens begr&#252;ndet habe. Matra habe am 9. Juli 1991 einen garantierten Endpreis von 953,2 Mio. FRF ohne Steuern zugesichert; damit habe es einen Anspruch auf den Abschluss eines Bautr&#228;gervertrags mit dem Stadtverband Rennes erworben. </p><p>33 Was die R&#252;cknahme des Beschlusses vom 30. M&#228;rz 1993 angeht, so sei der &#246;ffentliche Auftraggeber zu dieser Ma&#223;nahme verpflichtet gewesen, die im &#220;brigen nicht auf der Absicht beruht habe, wesentliche Elemente des Auftrags neu zu verhandeln. Es sei weder bezweckt worden, die am 19. Juli 1990 getroffene Entscheidung zum Abschluss mit Matra in Frage zu stellen, noch sei eine solche Wirkung eingetreten. Mit der R&#252;cknahme des Beschlusses habe der Conseil du district lediglich die Unterzeichnung des Auftrags hinausgeschoben und damit die Konsequenzen aus der Nichtigkeit der Gemeinn&#252;tzigkeitserkl&#228;rung gezogen, bei der es sich um einen Rechtsakt des Pr&#228;fekten gehandelt habe, dessen Nichtigerkl&#228;rung weder dem Stadtverband Rennes noch Matra, dem durch den Auftrag Beg&#252;nstigten, zugerechnet werden k&#246;nne. </p><p>34 Die franz&#246;sische Regierung r&#228;umt ein, dass die R&#252;cknahme des Beschlusses bewirkt habe, dass der Vertrag f&#252;r die Zukunft wie f&#252;r die Vergangenheit aus der Rechtsordnung getilgt worden sei. Die materiellen Vertragsbestimmungen seien jedoch unabh&#228;ngig von verfahrensrechtlichen Formalismen, wenn nicht best&#228;tigt worden, so doch zumindest unbeanstandet geblieben, so dass das Verfahren der Auftragsvergabe, wenn schon nicht rechtlich, so doch zumindest tats&#228;chlich lediglich bis zur Erteilung einer neuen Gemeinn&#252;tzigkeitserkl&#228;rung unterbrochen worden sei. Die R&#252;cknahme des Beschlusses vom 30. M&#228;rz 1993 sei daher ein rein formaler Akt gewesen, der die materielle Kontinuit&#228;t des Verfahrens nicht beeintr&#228;chtigt habe. </p><p>35 Zun&#228;chst ist daran zu erinnern, dass die Kommission der Franz&#246;sischen Republik mit der vorliegenden Klage einen Versto&#223; gegen die Richtlinie 93/38 vorwirft, der auf einer genau umschriebenen Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers beruhen soll. Bei dieser Entscheidung handelt es sich um die Wahl eines Verhandlungsverfahrens ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb f&#252;r die Vergabe des streitigen Auftrags. Diese Wahl findet nach Auffassung der Kommission in Artikel 20 Absatz 2 der Richtlinie 93/38 keine Grundlage. </p><p>36 Au&#223;erdem ist darauf hinzuweisen, dass die Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers &#252;ber die Art des Verfahrens und das Erfordernis eines vorherigen Aufrufs zum Wettbewerb f&#252;r die Vergabe eines &#246;ffentlichen Auftrags in einem eigenen Verfahrensabschnitt getroffen wird, in dem die wesentlichen Gesichtspunkte des Verfahrensablaufs festgelegt werden und das in der Regel zu Beginn des Verfahrens liegt. </p><p>37 F&#252;r die Beurteilung, ob die Richtlinie 93/38 auf eine solche Entscheidung anwendbar ist und welche Verpflichtungen das Gemeinschaftsrecht dem &#246;ffentlichen Auftraggeber insoweit auferlegt, ist daher grunds&#228;tzlich der Zeitpunkt zu ber&#252;cksichtigen, zu dem die genannte Entscheidung getroffen worden ist. </p><p>38 Zwar erfolgte die Entscheidung f&#252;r ein Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb im vorliegenden Fall im Rahmen eines Vergabeverfahrens, das erst im November 1996, zwei Jahre nach dem Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie 93/38, beendet wurde. Nach der Rechtsprechung im Bereich des &#246;ffentlichen Auftragswesens verpflichtet das Gemeinschaftsrecht jedoch einen &#246;ffentlichen Auftraggeber eines Mitgliedstaats nicht, auf Antrag eines Einzelnen in bestehende, auf unbestimmte Zeit oder f&#252;r mehrere Jahre abgeschlossene Rechtsverh&#228;ltnisse einzugreifen, wenn diese Rechtsverh&#228;ltnisse vor Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie begr&#252;ndet worden sind (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 24. September 1998 in der Rechtssache C-76/97, T&#246;gel, Slg. 1998, I-5357, Randnr. 54). </p><p>39 Auch wenn sich das Urteil T&#246;gel auf einen Vertrag bezieht, der bereits vor Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie 92/50/EWG des Rates vom 18. Juni 1992 &#252;ber die Koordinierung der Verfahren zur Vergabe &#246;ffentlicher Dienstleistungsauftr&#228;ge (ABl. L 209, S. 1) geschlossen worden ist, l&#228;sst sich der darin enthaltene allgemeine Grundsatz auf alle Stadien eines Vergabeverfahrens anwenden, die vor dem Ablauf der Umsetzungsfrist einer Richtlinie abgeschlossen wurden, aber zu einem Verfahren geh&#246;ren, das erst nach diesem Datum zu einem Ende gekommen ist. </p><p>40 Zu dem Vorbringen der Kommission, wonach es f&#252;r die Bestimmung der zeitlichen Geltung der Richtlinie 93/38 auf das Datum der Auftragsvergabe ankomme, gen&#252;gt die Feststellung, dass es gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit versto&#223;en w&#252;rde, das anwendbare Recht anhand des Datums der Auftragsvergabe zu bestimmen, da dieses Datum das Ende des Verfahrens bezeichnet, w&#228;hrend die Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers f&#252;r oder gegen einen vorherigen Aufruf zum Wettbewerb in der Regel zu Beginn des Verfahrens getroffen wird. </p><p>41 Obwohl sich den bei den Akten befindlichen Dokumenten nicht eindeutig entnehmen l&#228;sst, dass der &#246;ffentliche Auftraggeber eine f&#246;rmliche Entscheidung f&#252;r die Vergabe des streitigen Auftrags im Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb getroffen hat, ist zu ber&#252;cksichtigen, dass das Comit&#233; syndical des Sitcar in seinem Beschluss vom 19. Juli 1990 erkl&#228;rt hat, "davon Kenntnis zu nehmen, dass f&#252;r die Planung und Verwirklichung des Teils $Systeme und systembezogene Anlagen` ein Bautr&#228;gervertrag mit der Firma Matra-Transport abgeschlossen wird ...". Aus diesem Satz folgt, dass die Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers f&#252;r ein Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb sp&#228;testens zum Zeitpunkt dieses Beschlusses und damit deutlich vor Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie 93/38 gefallen war. </p><p>42 Daraus ergibt sich, dass die Richtlinie 93/38 nicht auf die Entscheidung des &#246;ffentlichen Auftraggebers anwendbar ist, den Auftrag f&#252;r das Stadtbahnvorhaben des Stadtverbands Rennes im Verhandlungsverfahren ohne vorherigen Aufruf zum Wettbewerb zu vergeben. </p><p>43 Allerdings ist zu ber&#252;cksichtigen, dass der &#246;ffentliche Auftraggeber in zwei getrennten Beschl&#252;ssen vom 22. September 1995 den Beschluss vom 30. M&#228;rz 1993 &#252;ber die Vergabe des Auftrags an Matra zur&#252;ckgenommen und die Semtcar beauftragt hat, die Verhandlungen mit Matra fortzusetzen. </p><p>44 Daher ist zu pr&#252;fen, ob die nach dem 22. September 1995 eingeleiteten Verhandlungen wesentlich andere Merkmale aufwiesen als die zuvor gef&#252;hrten und damit den Willen der Parteien zur Neuverhandlung wesentlicher Vertragsbestimmungen erkennen lie&#223;en, wodurch die Anwendung der Richtlinie 93/38 gerechtfertigt werden k&#246;nnte. </p><p>45 Dabei ist zun&#228;chst daran zu erinnern, dass es nach st&#228;ndiger Rechtsprechung im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens nach Artikel 169 EG-Vertrag der Kommission obliegt, das Vorliegen der behaupteten Vertragsverletzung nachzuweisen und dem Gerichtshof die erforderlichen Anhaltspunkte zu liefern, anhand deren er das Vorliegen dieser Vertragsverletzung pr&#252;fen kann (vgl. u. a. Urteil vom 25. November 1999 in der Rechtssache C-96/98, Kommission/Frankreich, Slg. 1999, I-8531, Randnr. 36). </p><p>46 Folglich obliegt es der Kommission im vorliegenden Fall, alle erforderlichen Anhaltspunkte vorzutragen, um nachzuweisen, dass nach dem 22. September 1995 neue Verhandlungen eingeleitet worden sind, die den Willen der Parteien zur Neuverhandlung wesentlicher Vertragsbestimmungen erkennen lassen, was die Anwendbarkeit der Richtlinie 93/38 begr&#252;nden k&#246;nnte. </p><p>47 Die Kommission tr&#228;gt insoweit vor, eine Pr&#252;fung der Beschl&#252;sse vom 30. M&#228;rz 1993 und vom 22. November 1996 ergebe, dass sich die Angebote in Bezug auf den Gegenstand und den Preis unterschieden. Nach Auffassung der Kommission bezieht sich das Angebot von 1993 auf das System VAL 206 zum Preis von 966,4 Mio. FRF ohne Steuern, w&#228;hrend 1996 das System VAL 208 f&#252;r 1 054 Mio. FRF ohne Steuern angeboten worden sei. </p><p>48 Die &#196;nderung der Modellnummer bezeichne zwei unterschiedliche Versionen der VAL-Technologie. Au&#223;erdem unterschieden sich die beiden Angebote in finanzieller Hinsicht um fast 90 Mio. FRF ohne Steuern, was einer Erh&#246;hung um etwa 10 % des Vertragswertes zwischen Januar 1993 und November 1996 entspreche und damit &#252;ber der Gesamtinflation f&#252;r diesen Zeitraum liege. </p><p>49 Die Kommission folgert aus diesen Anhaltspunkten, dass zwischen den beiden Angeboten von Matra erhebliche Unterschiede im Hinblick auf die Technologie und den Preis bestuenden, was beweise, dass es sich nicht um denselben Vertrag handle. </p><p>50 Hierzu ist erstens festzustellen, dass der Umstand, dass sich das Angebot von 1993 auf das System VAL 206 bezog, w&#228;hrend das Angebot von 1996 das System VAL 208 zum Gegenstand hatte, keinen Anhaltspunkt f&#252;r die Neuverhandlung einer wesentlichen Vertragsbestimmung darstellt, durch die die Anwendung der Richtlinie 93/38 gerechtfertigt w&#252;rde. </p><p>51 Wie die franz&#246;sische Regierung ausgef&#252;hrt hat, ist diese &#196;nderung der Angebotsbedingungen auf die Entwicklung des Materials zwischen 1993 und 1996 zur&#252;ckzuf&#252;hren; es handelt sich um eine geringf&#252;gige &#196;nderung der Abmessungen der Fahrzeuge (2 cm Breite). Au&#223;erdem l&#228;sst es sich bei einem Verhandlungsverfahren, das sich seinem Wesen nach &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hinziehen kann, nicht ausschlie&#223;en, dass die Parteien im Laufe der Verhandlungen eintretende neue technologische Entwicklungen ber&#252;cksichtigen, ohne dass darin jedes Mal eine Neuverhandlung wesentlicher Vertragsbestimmungen gesehen werden k&#246;nnte, die die Anwendung neuer Rechtsvorschriften rechtfertigen w&#252;rde. </p><p>52 Was zweitens das Vorbringen der Kommission zu dem Preisunterschied zwischen dem Vertragsangebot von 1993 und dem von 1996 angeht, so stellt auch dieser Preisunterschied, selbst wenn er &#252;ber der Gesamtinflation f&#252;r den genannten Zeitraum liegen sollte, keinen Beweis daf&#252;r dar, dass die nach der R&#252;cknahme des Beschlusses vom 30. M&#228;rz 1993 eingeleiteten Gespr&#228;che eine Neuverhandlung einer wesentlichen Vertragsbestimmung bezweckten. </p><p>53 Nach den Angaben der franz&#246;sischen Regierung, denen die Kommission nicht widersprochen hat, folgt die Preisentwicklung aus der getreuen Anwendung der Preisanpassungsformel in dem von beiden Parteien 1993 gebilligten Vertragsentwurf. Dieser Gesichtspunkt stellt eher ein Anzeichen f&#252;r die Kontinuit&#228;t des Verfahrens dar als ein Beweismittel f&#252;r eine Neuverhandlung einer wesentlichen Vertragsbestimmung. </p><p>54 Drittens geht aus verschiedenen zu den Akten gereichten Unterlagen hervor, dass die Verhandlungen tats&#228;chlich kurz nach dem 22. September 1995 auf der Grundlage aller vorangegangenen Vorg&#228;nge wieder aufgenommen wurden. </p><p>55 Die Formulierung "die Erstellung dieses Auftrags ... wieder aufzunehmen" im zweiten Beschluss vom 22. September 1995 spricht besonders deutlich f&#252;r eine Fortf&#252;hrung und Aktualisierung der Verhandlungen. Zudem hat die franz&#246;sische Regierung ein Schreiben von Matra an die Semtcar vom 30. November 1995 vorgelegt, in dem Matra ausf&#252;hrt, dass sie die Auswirkungen einer Umstellung der Planung f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Arbeiten gepr&#252;ft habe und unter Ber&#252;cksichtigung der vereinbarten Aktualisierungen der besonderen administrativen Bestimmungen die Aufrechterhaltung des Anfang 1993 ausgehandelten Angebots bis zum 30. September 1996 best&#228;tige. </p><p>56 Die Kommission hat daher keine Anhaltspunkte daf&#252;r beigebracht, dass nach der R&#252;cknahme des Beschlusses vom 30. M&#228;rz 1993 und damit nach Ablauf der Umsetzungsfrist der Richtlinie 93/38 neue Gespr&#228;che aufgenommen worden sind, die den Willen der Parteien zur Neuverhandlung wesentlicher Vertragsbestimmungen erkennen lassen. </p><p>57 Nach alledem ist die Klage daher abzuweisen. </p> </em><p/> <a name="CO"/><h2>Kostenentscheidung</h2><br/><em> <p>Kosten </p><p>58 Nach Artikel 69 &#167; 2 der Verfahrensordnung ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen. Da die Franz&#246;sische Republik die Verurteilung der Kommission beantragt hat und diese mit ihrem Vorbringen unterlegen ist, sind der Kommission die Kosten aufzuerlegen. </p> </em><p/> <a name="DI"/><h2>Tenor</h2><br/><em> <p>Aus diesen Gr&#252;nden </p><p>hat </p><p>DER GERICHTSHOF </p><p>f&#252;r Recht erkannt und entschieden: </p><p>1. Die Klage wird abgewiesen. </p><p>2. Die Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens. </p> </em><p/> </div>
111,733
lsgsh-2000-06-27-l-6-ka-1999
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 6 KA 19/99
2000-06-27T00:00:00
2018-11-27T02:30:22
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LSGSH:2000:0627.L6KA19.99.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 6. Januar 1999 aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird in vollem Umfang abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat der Beklagten die ihr zur Rechtsverfolgung entstandenen au&#223;ergerichtlichen Kosten des Rechtsstreits zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Gegenstand des Rechtsstreits ist die sachlich-rechnerische Berichtigung der Honorarabrechnungen des Kl&#228;gers f&#252;r die Quartale I/96 bis I/97. Dabei streiten die Beteiligten im Berufungsverfahren (noch) &#252;ber die Berichtigung der Geb&#252;hrenordnungspositionen des Einheitlichen Bewertungsma&#223;stabes (EBM) Nr. 422 (Analgesie eines Hirnnerven an seiner Austrittsstelle an der Sch&#228;delbasis oder eines Hirnnervenganglions an der Sch&#228;delbasis), Nr. 430 (Sympathikusblockade am cervikalen Grenzstrang), Nr. 431 (Sympathikusblockade am thorakalen oder lumbalen Grenzstrang) und Nr. 443 (Plexusanalgesie, Spinal- oder Peridualanalgesie). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger ist als Orthop&#228;de zur vertrags&#228;rztlichen Versorgung zugelassen. Er f&#252;hrt schmerztherapeutische Behandlungen durch. Mit Bescheid vom 13. Juni 1996 nahm die Beklagte eine sachlich-rechnerische Berichtigung der Honorarabrechnung f&#252;r das Quartal I/96 vor. Sie lie&#223; u.a. in 394 F&#228;llen die Geb&#252;hrenordnungsnummer 422 und in 192 F&#228;llen die Nr. 443 unber&#252;cksichtigt. Die Geb&#252;hrenordnungsnummer 430 lie&#223; sie in 354 F&#228;llen und die Nr. 431 in 410 F&#228;llen unber&#252;cksichtigt. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, die Anwendung der Sympathikusblockaden und der Analgesie der Hirnnerven erscheine blockartig und schematisch. Der Kl&#228;ger wurde zur Beschreibung der Injektionstechniken unter Angabe der Art und Menge der eingesetzten Arzneimittel aufgefordert, ferner zur Mitteilung, bei welchen Diagnosen er die Verfahren durchgef&#252;hrt habe. Dagegen legte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 25. Juni 1996 (Eingang 28. Juni) Widerspruch ein, mit dem er seine Verfahrensweise erl&#228;uterte. Gegen die Honorarabrechnung f&#252;r das Quartal I/96 wegen des Honorarverteilungsma&#223;stabes legte der Kl&#228;ger ebenfalls mit Schreiben vom 19. September 1996 (Eingang 23. September) Widerspruch ein. Mit Bescheid vom 2. Oktober 1996 nahm die Beklagte u.a. eine Nachverg&#252;tung der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422 und 443 vor und f&#252;hrte hierzu aus, die Notwendigkeit und Zweckm&#228;&#223;igkeit der Leistungen m&#252;sse im Rahmen der Wirtschaftlichkeits- bzw. Plausibilit&#228;tspr&#252;fung beurteilt werden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Mit Bescheid vom 23. Oktober 1996 nahm die Beklagte f&#252;r das Quartal II/96 eine Berichtigung u.a. der Geb&#252;hrenordnungsnummern 430, 431 vor. Der Kl&#228;ger legte dagegen mit Schreiben vom 12. November 1996 (Eingang 14. November) Widerspruch ein. F&#252;r das Quartal III/96 berichtigte die Beklagte mit Bescheid vom 28. November 1996 u.a. die Geb&#252;hrenordnungsnummern 430, 431, gegen den der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 3. Dezember 1996 (Eingang 5. Dezember) Widerspruch einlegte. F&#252;r das Quartal IV/96 berichtigte die Beklagte mit Bescheid vom 4. M&#228;rz 1997 u.a. die Geb&#252;hrenordnungsnummern 430, 431. Dagegen erhob der Kl&#228;ger am 9. April 1997 (Eingang 11. April) Widerspruch (vgl. auch Schreiben des Kl&#228;gers vom 23. April 1997). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Am 10. M&#228;rz 1997 fand ein kollegiales Gespr&#228;ch mit der Schmerztherapie-Kommission der Beklagten wegen der Geb&#252;hrenordnungspositionen 430, 431 und 443, ferner der Nummern 17 und 422 statt. Der Inhalt und das Ergebnis des Gespr&#228;chs ist zwischen den Beteiligten umstritten. Die Beklagte hat den Verlauf im Schreiben vom 2. April 1997 zusammengefasst; in dem von ihr erstellten Protokoll des Gespr&#228;chs vom 13. M&#228;rz ist vermerkt, der Kl&#228;ger habe die Auffassung der Beklagten zu den strittigen Leistungsnummern akzeptiert. Die Widerspr&#252;che wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 3. Juni 1997 zur&#252;ck. Sie f&#252;hrte u.a. aus, der Widerspruch sei hinsichtlich der Leistungen nach den Nummern 422 und 443 erledigt, nachdem sie entsprechende Nachverg&#252;tungen vorgenommen habe. Hinsichtlich der Geb&#252;hrennummern 430, 431 und 443 als schmerztherapeutische Leistungen sei im Gespr&#228;ch vom 10. M&#228;rz 1997 gekl&#228;rt worden, dass der Kl&#228;ger die Leistungsinhalte nicht erf&#252;llt habe, da er die zwingend vorgeschriebenen &#220;berwachungen sowie Messungen nicht vorgenommen habe. Der Kl&#228;ger habe diese Entscheidung der Abteilung Qualit&#228;tssicherung akzeptiert und die Widerspr&#252;che als erledigt betrachtet. Dies gelte auch f&#252;r den Ansatz der Geb&#252;hrennummer 10 (therapeutisches haus&#228;rztliches Gespr&#228;ch). Im &#252;brigen sei der Widerspruch hinsichtlich weiterer EBM-Nummern unbegr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Gegen die ihm am 10. Juni 1997 zugestellte Entscheidung hat der Kl&#228;ger am 18. Juni 1997 beim Sozialgericht Kiel Klage erhoben (S 14 KA 205/97). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Im Hinblick auf das Gespr&#228;ch vom 10. M&#228;rz 1997 f&#252;hrte die Beklagte in ihrem Schreiben vom 2. April 1997 aus, dass Leistungen nach Abschnitt D I des EBM im Zusammenhang mit den Diagnosen H&#246;rsturz, Schwindel und Tinnitus nicht schmerztherapeutisch indiziert seien. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger den Leistungsinhalt der Nummern 430, 431 und 443 nicht vollst&#228;ndig erbracht, denn er habe keine seitenvergleichenden Messungen der Hauttemperatur durchgef&#252;hrt, keine ausreichende &#220;berwachung vorgenommen und keine fachspezifische Dokumentation auf dem &#252;blichen An&#228;sthesieprotokoll gefertigt. Die Nummern 430 und 431 seien Sitzungsnummern, die nicht mehrfach im Rahmen einer Arzt/Patientenbegegnung abrechnungsf&#228;hig seien. Der Kl&#228;ger wurde aufgefordert, die Honorarabrechnung des Quartals I/97 entsprechend zu berichtigen. Mit Bescheid vom 28. April 1997 nahm die Beklagte im Hinblick auf dieses Schreiben Berichtigungen f&#252;r die Quartale I und II/96 der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422 und 443 vor. F&#252;r die Quartale III und IV/96 nahm sie eine R&#252;ckrechnung der Geb&#252;hrenordnungsnummern im Hinblick auf die ab dem III. Quartal 1996 bestehende Budgetierung vor. Bereits mit Schreiben vom 9. April 1997 (Eingang 11. April) hatte der Kl&#228;ger Widerspruch eingelegt, mit dem er ausgef&#252;hrt hatte, er habe die Leistungen tats&#228;chlich erbracht, es fehle lediglich die Dokumentation, die er nicht vorlegen k&#246;nne. Er sei jedoch &#252;ber drei Jahre als Notarzt ausgebildet worden und habe fachspezifische Erfahrungen. Seine Mitarbeiter k&#246;nnten best&#228;tigen, dass er die abgerechneten Leistungen jeweils erbracht habe. K&#252;nftig werde er die Dokumentation vornehmen, obwohl sie sekund&#228;re Bedeutung habe und lediglich f&#252;r die Fragen der Haftpflicht sinnvoll sei. Eine Budgetierung sei ungerechtfertigt, denn die abgerechneten Leistungen z&#228;hlten zu den Grundleistungen der Orthop&#228;den. Die Bildung von Teilbudgets sei unzul&#228;ssig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p> Mit Bescheid vom 2. Juni 1997 nahm die Beklagte Belastungen f&#252;r die Quartale I und II/96 vor, denen der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 17. Juni 1997 widersprach, mit Bescheid vom 20. Juni 1997 nahm sie Belastungen f&#252;r die Quartale III und IV/96 vor. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Mit Bescheid vom 30. Juni 1997 berichtigte die Beklagte f&#252;r das Quartal I/97 die Positionen 14, 430, 431, 850, 443, 422, 1.585 und 3.211. Dem widersprach der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 3. Juli 1997 (Eingang 7. Juli). Seiner Honorarabrechnung f&#252;r das Quartal I/97 widersprach er mit Schreiben vom 30. Juli 1997 (Eingang 7. August). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> Mit Bescheid vom 30. Oktober 1997 k&#252;rzte die Beklagte f&#252;r die Quartale I, III und IV/96 und I/97 hinsichtlich anderer Geb&#252;hrennummern. Dem widersprach der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 13. November 1997 (Eingang 17. November). Mit Widerspruchsbescheid vom 21. Oktober 1997 nahm die Beklagte f&#252;r das Quartal II/96 eine Nachverg&#252;tung der Geb&#252;hrennummer 17 in 10 F&#228;llen vor und wies den Widerspruch im &#252;brigen zur&#252;ck. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p> Am 29. Dezember 1997 hat der Kl&#228;ger Unt&#228;tigkeitsklage beim Sozialgericht Kiel wegen der Quartale I bis IV/96 (Bescheide vom 13. Juni 1996, 23. Oktober 1996, 28. November 1996 und 4. M&#228;rz 1997) im Hinblick darauf erhoben,, dass die Widerspr&#252;che hinsichtlich der Geb&#252;hrennummern 422, 430, 431 und 443 noch nicht beschieden worden seien (S 14 KA 490/97). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Die Widerspr&#252;che wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 1. September 1998 zur&#252;ck, in welchem sie zu allen berichtigten Geb&#252;hrenpositionen Stellung nahm. Hinsichtlich der Geb&#252;hrenpositionen 430 und 431 in den Quartalen I bis IV/96 verwies sie auf den Widerspruchsbescheid vom 3. Juni 1997. Hinsichtlich der EBM-Nummer 290 f&#252;r die Quartale I/96 bis I/97 verwies sie darauf, dass lediglich eine Streichung f&#252;r I/96 vorgenommen, die Leistungen jedoch mit Bescheid vom 2. Oktober 1996 nachverg&#252;tet worden seien. Hinsichtlich der Geb&#252;hrennummer 443 sei der Widerspruch ebenfalls unzul&#228;ssig, da der Kl&#228;ger im Gespr&#228;ch am 10. M&#228;rz 1997 die Ma&#223;nahme anerkannt und akzeptiert habe. Der Widerspruch sei auch insoweit unzul&#228;ssig, als er sich gegen die r&#252;ckwirkende Budgetierung der Quartale I und II/96 richte, denn sie, die Beklagte, habe mit Schreiben vom 20. November 1997 eine Nachverg&#252;tung vorgenommen. Im &#252;brigen seien die Widerspr&#252;che unbegr&#252;ndet. Die Geb&#252;hrennummern 17 und 18 habe der Kl&#228;ger regelm&#228;&#223;ig neben anderen Leistungen erbracht. Als Beratungs- und Er&#246;rterungsleistungen seien sie jedoch neben anderen Leistungen nicht abrechenbar. Das ergebe sich aus ihrer Art und aus ihrer Bewertung. Ein Aufkl&#228;rungsgespr&#228;ch vor operativen Eingriffen sei nur dann abrechnungsf&#228;hig, wenn der Leistungsinhalt (der Geb&#252;hrennummer 17) vollst&#228;ndig erf&#252;llt sei. Alle &#252;brigen Gespr&#228;che, die diesem Anspruch nicht gen&#252;gten, seien in der Ordinations- bzw. Konsultationsgeb&#252;hr enthalten. Aus den Diagnosen des Kl&#228;gers gehe nicht hervor, dass der Leistungsinhalt der Geb&#252;hrennummern 17 und 18 vollst&#228;ndig erbracht worden sei. Die Leistungsnummer 14 k&#246;nne nur von Nerven&#228;rzten, Psychiatern, Kinder- und Jugendpsychiatern sowie Neurologen abgerechnet werden. Den Leistungsinhalt der Nummern 430, 431 und 443 habe der Kl&#228;ger nicht vollst&#228;ndig erbracht, da er weder seitenvergleichende Messungen der Hauttemperatur durchgef&#252;hrt noch dokumentiert habe und nach dem Eingriff keine ausreichende &#220;berwachung und fachspezifische Dokumentation auf einem f&#252;r das Fachgebiet der An&#228;sthesiologie &#252;blichen An&#228;sthesieprotokoll vorgenommen habe. Die Geb&#252;hrennummern 850 und 851 seien f&#252;r den Kl&#228;ger mangels Genehmigung nicht abrechnungsf&#228;hig. Bei der Geb&#252;hrennummer 1.585 handele es sich um eine Leistung nach dem Kapitel L III des EBM, die f&#252;r den Kl&#228;ger als Orthop&#228;den fachfremd sei. Die Geb&#252;hrennummer 3.211 k&#246;nne bereits aufgrund des Inhalts der Leistungslegende nicht gleichzeitig neben Nr. 3.210 verg&#252;tet werden. Die Geb&#252;hrennummer 423 k&#246;nne im Quartal I/97 aus denselben Gr&#252;nden wie in den Vorquartalen nicht verg&#252;tet werden. Soweit der Kl&#228;ger gegen den Honorarbescheid I/97 Widerspruch eingelegt habe, sei nicht ersichtlich, welche Belastungen er neben den im Berichtigungsbescheid vom 30. Juni 1997 mitgeteilten geltend mache. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p> Gegen den am 3. September 1998 zugestellten Widerspruchsbescheid richtet sich die Klage, die am 14. September 1998 beim Sozialgericht Kiel eingegangen ist (S 14 KA 344/98). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, er habe die Auffassung der Schmerztherapiekommission im Gespr&#228;ch vom 10. M&#228;rz 1997 nicht anerkannt und akzeptiert, sondern lediglich gegen die Auffassung der Kommission, die ihm nach stundenlangen Verhandlungen nachts um 1:00 Uhr mitgeteilt worden sei, keine Einwendungen mehr geltend gemacht. Gleichwohl habe die Beklagte zu Unrecht wegen dieser Positionen den Widerspruch als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen. Hinsichtlich der Geb&#252;hrenordnungsnummer 256 hat der Kl&#228;ger den Rechtsstreit f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Die Klage wegen der Nummern 14, 850, 851 EBM hat er zur&#252;ckgenommen. Hinsichtlich der Geb&#252;hrenordnungsnummer 422 hat er ausgef&#252;hrt, die Beklagte habe unter einem fehlerhaften Schmerzbegriff schmerztherapeutische Indikationen bei H&#246;rsturz, Schwindel und Tinnitus verneint. Nach der Definition der WHO sei Schmerz ein unangenehmes Sinnes- und Gef&#252;hlserlebnis, das mit aktuellen und potentiellen Gewebssch&#228;digungen verkn&#252;pft sei oder mit Begriffen solcher Sch&#228;digungen umschrieben werde. Diese Voraussetzungen seien bei dem halswirbels&#228;ulenbedingten H&#246;rsturz, Schwindel und Tinnitus erf&#252;llt. Er habe den Leistungsinhalt der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422, 430, 431 und 443 vollst&#228;ndig erbracht. Er habe seitenvergleichende Messungen der Hauttemperatur im Handauflegeverfahren durchgef&#252;hrt und die vegetativen Reaktionen der Patienten gepr&#252;ft. Es sei fraglich, wie vegetative Reaktionen mit einem Thermometer gemessen werden sollten. Er habe auch eine ordnungsgem&#228;&#223;e &#220;berwachung und fachspezifische Dokumentation vorgenommen. Die Patienten seien mittels EKG, Monitor und Puls-Oxymeter kontrolliert worden. Das Ergebnis sei durch Aufzeichnung dokumentiert worden. Die Aufzeichnungen in den entsprechenden Karteikarten, anf&#228;nglich in Kurzform, l&#228;gen der Beklagten vor. Die Anfertigung eines An&#228;sthesieprotokolls sei nach dem EBM nicht vorgeschrieben. Au&#223;erdem hat er zu der Teilbudgetierung ab III/96 und zu den &#252;brigen im Streit befindlichen Geb&#252;hrennummern 17, 18, 1585 und 3211 EBM Stellung genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger hat beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> die Honorarbescheide f&#252;r die Quartale I bis IV/96 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 3. Juni 1997 sowie die Bescheide der Beklagten vom 2. April 1997 und 28. April 1997 sowie vom 30. Oktober 1997 und 30. Juni 1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 1. September 1998 aufzuheben. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p> Die Beklagte hat beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p> die Klage abzuweisen </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p> und sich auf den Inhalt der angefochtenen Bescheide bezogen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p> Das Sozialgericht hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 6. Januar 1999 die Verfahren S 14 KA 205/97, 490/97 und 344/98 unter F&#252;hrung des erstgenannten Aktenzeichens zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung verbunden. Die Beteiligten haben sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung hinsichtlich der Geb&#252;hrenordnungsnummern 17 und 18 verglichen. Das Sozialgericht hat mit Urteil vom selben Tag die Honorarbescheide der Beklagten betreffend die Quartale I bis IV/96 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 3. Juni 1997 sowie die Bescheide der Beklagten vom 2. April 1997, 28. April 1997 und 30. Juni 1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 1. September 1998 insoweit aufgehoben, als die Honorierung der EBM-Nummern 422, 430, 431 und 443 abgelehnt bzw. zur&#252;ckgefordert worden ist. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung der Entscheidung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Unt&#228;tigkeitsklage sei unzul&#228;ssig gewesen, denn die Beklagte sei nicht unt&#228;tig gewesen. Sie habe die EBM-Nummern 422 bis 443 bereits im Widerspruchsbescheid vom 6. Juni 1997 - wenn auch am Rande - angesprochen und damit entsprechende Widerspr&#252;che beschieden. Zwar habe sie mit Widerspruchsbescheid vom 1. September 1998 eine erneute Entscheidung vorgenommen, die jedoch der Auffassung des Gerichts nicht entgegenstehe. Hinsichtlich dieser Geb&#252;hrenordnungsnummern sei die Klage auch begr&#252;ndet. Hinsichtlich der Geb&#252;hrenordnungsnummer 1.585 habe die Beklagte die Honorierung zu Recht abgelehnt. Dies hat das Sozialgericht n&#228;her ausgef&#252;hrt. Der Kl&#228;ger habe einen Anspruch auf Verg&#252;tung der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422 bis 443 auch in den F&#228;llen der beanstandeten Dokumentation oder im Rahmen der Behandlung von Tinnitus-Erkrankungen. In Kapitel D des EBM werde zwischen An&#228;sthesien zur Schmerztherapie und bei operativen Eingriffen unterschieden. Diese erhebliche Einschr&#228;nkung des Behandlungsspielraums der &#196;rzte erfordere eine weite Auslegung des Begriffes Schmerztherapie, der nicht nur Ma&#223;nahmen im Rahmen der Schmerztherapievereinbarung umfassen d&#252;rfe, sondern auch Missempfindungen, die dem Begriff des Schmerzes nach allgemeinem Verst&#228;ndnis noch relativ nah seien. Die Missempfindungen durch ein Tinnitusleiden fielen darunter. Der Kl&#228;ger habe dar&#252;ber hinaus die Leistungslegende erf&#252;llt. Nach der Pr&#228;ambel zu Abschnitt D des EBM sei eine fachspezifische Dokumentation Teil der zu erbringenden Leistung. Dies setze jedoch nicht eine Dokumentation auf einem Standardformblatt f&#252;r An&#228;sthesisten voraus. Fraglich sei bereits, ob hier der Standard der An&#228;sthesisten oder anderer Facharztgebiete heranzuziehen sei. Selbst in dem (engeren) An&#228;sthesiebereich bestehe kein bestimmter Standard. In Schleswig-Holstein werde die Dokumentation in den verschiedenen Kliniken und Praxen unterschiedlich gehandhabt. Die Leistungsvoraussetzungen seien bei einer jedweden fachspezifischen Dokumentation erf&#252;llt. Wenn diese nicht den Qualit&#228;tsanforderungen gen&#252;gen sollten, sei dies eine Frage der Qualit&#228;tssicherung. Der Kl&#228;ger habe nach seinen eigenen Darlegungen die Dokumentationen in seinen Patientenkarteien vorgenommen. Dabei gen&#252;ge es, dass er in der Kartei den Vermerk "ohne Befunde" aufnehme. Das gelte auch f&#252;r einen Nachweis des vegetativen Effektes bei der Ausf&#252;hrung einer Sympathikusblockade nach Nr. 442. Eine Temperaturmessung mit einem Thermometer sei nicht vorgeschrieben. Eine ordnungsgem&#228;&#223;e Blockade bewirke einen vegetativen Effekt, der im betroffenen Bein zu einer Hautver&#228;nderung oder zu einer Erh&#246;hung der Hauttemperatur f&#252;hre. Der Unterschied zum nicht betroffenen Bein sei deutlich. Die Beklagte fordere zu Unrecht eine dokumentierte &#220;berwachung von wenigstens 30 Minuten Dauer. Der EBM sehe bei einer l&#228;nger als 30 Minuten dauernden &#220;berwachung eine gesonderte Geb&#252;hrennummer vor. Im Umkehrschluss folge daraus, dass auch k&#252;rzerdauernde &#220;berwachungszeiten zul&#228;ssig seien. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p> Gegen die ihr am 24. M&#228;rz 1999 zugestellte Entscheidung hat die Beklagte am 19. April 1999 Berufung eingelegt. Sie tr&#228;gt vor, Missempfindungen bei Tinnitus und H&#246;rsturz seien keine Indikationen zur Schmerztherapie. Tinnitus sei ein Ger&#228;usch im Ohr ungekl&#228;rter Ursache, f&#252;r das es ebenso wie f&#252;r H&#246;rsturz und Schwindel keine gesicherten Therapiem&#246;glichkeiten gebe, so dass unterschiedliche Methoden ausprobiert und angewandt w&#252;rden. Zwar habe der Tinnitus in ausgepr&#228;gter Form ein qu&#228;lendes und starkes Missempfinden zur Folge, das jedoch nicht als Schmerz bewertet werden k&#246;nne. Die Dokumentation der Leistungen nach dem Kapitel D m&#252;sse die historische Entwicklung des EBM ber&#252;cksichtigen. Nach dem EBM 10/94 sei eine Dokumentation der An&#228;sthesieleistungen nicht durchzuf&#252;hren gewesen. Diese sei erst seit dem EBM 1/96 erforderlich. Hintergrund sei die Unterteilung in allgemeine und spezifische An&#228;sthesieleistungen. Die allgemeinen An&#228;sthesieleistungen, die im EBM 1994 noch im Kapitel D aufgef&#252;hrt gewesen seien, seien mit der Einf&#252;hrung des EBM 1996 in die Ordinationsgeb&#252;hr eingeflossen und daher nicht mehr gesondert berechnungsf&#228;hig. F&#252;r die spezifischen An&#228;sthesieleistungen, deren Punktzahlen erheblich erh&#246;ht worden seien, habe der Bewertungsausschuss in der Pr&#228;ambel zum Kapitel D entschieden, eine fachspezifische Dokumentation zu fordern. Bereits aus der Differenzierung ergebe sich, dass hierf&#252;r nicht eine beliebige Dokumentation ausreiche. Die fachspezifische Dokumentation beziehe sich auf die An&#228;sthesieleistung, zu der auch die Protokollierung der Nachkontrolle geh&#246;re. Nach der Pr&#228;ambel zum Abschnitt D I seien in den Leistungen 430, 431 und 443 das Anlegen eines intraven&#246;sen Zuganges, das EKG-Monitoring und die Puls-Oxymetrie als obligate Bestandteile enthalten, die ebenso wie der vegetative Effekt dokumentiert werden m&#252;ssten. Beispielhaft sei bei diesen Leistungen eine Messung der Hauttemperatur aufgef&#252;hrt. Einfaches Handauflegen reiche hierf&#252;r nicht aus, denn es entspreche als Messverfahren weder dem medizinischen Standard noch erf&#252;lle es die Anforderungen &#228;rztlicher Sorgfaltspflichten. Sowohl die Messung als auch die Dokumentation diene dem Schutz der Patienten und m&#252;sse daher bestimmten Mindestanforderungen gen&#252;gen. Nach der Leistungslegende der Nr. 443 umfasse die Leistung die &#220;berwachung der Patienten bis zu zwei Stunden. Daraus k&#246;nne der Umkehrschluss gezogen werden, dass eine &#220;berwachung von weniger als 30 Minuten unzureichend sei. Nach den Geb&#252;hrenordnungsnummern 63 ff. seien erst &#220;berwachungen von l&#228;ngerer Dauer als zwei Stunden gesondert abrechnungsf&#228;hig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p> Die Beklagte beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p> das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 6. Januar 1999 abzu&#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p> die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p> Er f&#252;hrt aus, die Diagnosen H&#246;rsturz, Schwindel und Tinnitus erf&#252;llten die Schmerzdefinition der WHO in vollem Umfang. Deren Behandlung sei der Schmerztherapie gleichartig. Die Leistungslegende zu Kapitel D des EBM verlange keine bestimmt geartete Dokumentation. Der Hinweis der Beklagten auf die historische Entwicklung gehe fehl. Er habe s&#228;mtliche Voraussetzungen der Pr&#228;ambel f&#252;r die Leistungserbringung erf&#252;llt. Er er&#246;ffne einen intraven&#246;sen Zugang und messe die Hauttemperatur. Dabei f&#252;hle er den vegetativen Effekt, z.B. Schwei&#223;ausbruch, G&#228;nsehaut, Err&#246;ten oder Erw&#228;rmung mit den H&#228;nden. Als Pr&#252;fung der Reaktion auf die Therapie sei dies aussagekr&#228;ftiger als die blo&#223;e Messung der Temperatur mit Messger&#228;ten, die unzureichend w&#228;re, weil der Unterschied zu nicht betroffenen Bereichen nicht deutlich genug in Erscheinung trete. Er ber&#252;cksichtige bei seiner Untersuchung das Gesamtbild des Patienten und stelle darauf ab, wie der Patient auf die Therapie reagiere. Alle medizinischen Schritte dokumentiere er fachspezifisch. Er notiere das Ergebnis des EKG-Monitorings. Allerdings verwende er hierbei keinen Papierstreifen. Dies sei auch nicht erforderlich. Er notiere die Puls-Oxymetrie und halte das Ergebnis der vegetativen Messung fest. Weitere Anforderungen best&#228;nden nicht. Die &#220;berwachung sei zeitlich nicht bestimmt, sondern die Zeit sei von der durchgef&#252;hrten konkreten Ma&#223;nahme abh&#228;ngig. Bei der von ihm durchgef&#252;hrten Blockade sei die Reaktion in der Regel innerhalb von drei bis acht Minuten abgeschlossen, im Einzelfall k&#246;nne die Reaktionszeit auch l&#228;nger dauern. Aus diesem Grunde lege die Geb&#252;hrennummer 443 die H&#246;chstzeit bis zu zwei Stunden fest. Im &#252;brigen sei zu ber&#252;cksichtigen, dass die Beklagte erstmals in dem Gespr&#228;ch vom 10. M&#228;rz 1997 das Erfordernis weiterer Dokumentationen und Messungen angesprochen habe. Hinsichtlich der hier streitigen Quartale habe sie daher den Grundsatz Beratung vor K&#252;rzung verletzt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p> Die die angefochtenen Quartale betreffenden Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten und die Verfahrensakten L 6 KA 19/99, S 14 KA 490/97 und S 14 KA 344/98 haben dem Senat vorgelegen. Zur Erg&#228;nzung wird auf die Unterlagen Bezug genommen. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p> Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Sozialgerichts Kiel ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist sie nach &#167; 144 Abs. 1 Sozialgerichtsgesetz (SGG) statthaft. Die berichtigten Geb&#252;hrenordnungsnummern 422, 430, 431 und 443 des EBM, die allein Gegenstand der Berufung sind, haben einen Wert von &#252;ber 1.000 DM. Bereits die mit Bescheid vom 13. Juni 1996 berichtigten Geb&#252;hrenordnungspositionen &#252;berschreiten den Wert. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p> Die Berufung der Beklagten ist auch begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Honorierung der Nummern 422, 430, 431 und 443. Das insoweit der Klage stattgebende Urteil des Sozialgerichts Kiel ist folglich aufzuheben und die Klage in vollem Umfang abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p> Ein Anspruch des Kl&#228;gers ist allerdings nicht bereits aus dem Grund ausgeschlossen, weil er - wie die Beklagte vortr&#228;gt - in dem kollegialen Gespr&#228;ch vom 10. M&#228;rz 1997 die Auffassung der Beklagten akzeptiert habe. Es kann dahingestellt bleiben, ob es sich bei einer derartigen &#196;u&#223;erung des Kl&#228;gers um eine verfahrensrechtliche Erkl&#228;rung handeln w&#252;rde. Hierbei kommen eine R&#252;cknahme der Widerspr&#252;che oder eine Erledigungserkl&#228;rung hinsichtlich des Verfahrens in Betracht. Allerdings w&#228;re hierbei weiter fraglich, ob der Kl&#228;ger seine verfahrensbeendende Erkl&#228;rung an den richtigen Adressaten abgegeben h&#228;tte. Der Widerspruch w&#228;re an die die Berichtigungsbescheide erlassende Stelle zu richten gewesen. Die Schmerztherapie-Kommission der Beklagten, mit der das kollegiale Gespr&#228;ch stattgefunden hat, z&#228;hlt hierzu nicht. Andererseits k&#246;nnte es sich auch um eine Kl&#228;rung materiellen Inhalts durch den Kl&#228;ger gehandelt haben. Hierbei w&#228;re weiterhin zu erw&#228;gen, welche rechtliche Wirkung ihr beizumessen w&#228;re. Es k&#246;nnte sich um einen Verzicht des Kl&#228;gers auf die geltend gemachten Geb&#252;hrennummern handeln. Andererseits k&#246;nnte auch der Grundsatz von Treu und Glauben entgegenstehen, dass der Kl&#228;ger trotz seiner Erkl&#228;rung die Leistungen weiter geltend macht. Diese Fragen k&#246;nnen jedoch dahingestellt sein. Denn die Beklagte hat den Tatbestand der Erledigungserkl&#228;rung durch den Kl&#228;ger als Tatsache nicht hinreichend dargetan, w&#228;hrend der Kl&#228;ger selbst eine derartige Erkl&#228;rung bestreitet. Dass er die Auffassung der Beklagten akzeptiert habe, entsprach lediglich deren Eindruck. Dies haben in der Berufungsverhandlung der Leiter der Abteilung Qualit&#228;tssicherung B. und die Beratende &#196;rztin Dr. Bi. ausdr&#252;cklich best&#228;tigt. Das Protokoll &#252;ber die Sitzung ist erst drei Tage sp&#228;ter erstellt worden und gibt insofern keinen Wortlaut der Erkl&#228;rung wieder. Eine derartige Erkl&#228;rung ist nach dem Protokoll vom Kl&#228;ger weder ausdr&#252;cklich best&#228;tigt worden noch hat er das Protokoll gegengezeichnet. Da die Tatsache einer Akzeptanz durch den Kl&#228;ger nicht hinreichend dargetan ist, kommt es auch nicht darauf an, in welcher Weise die Erkl&#228;rung zustande gekommen ist. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p> Dem Kl&#228;ger steht das Honorar f&#252;r die geltend gemachten Leistungen der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422, 430, 431 und 443 des EBM jedoch nicht zu, da deren Tatbest&#228;nde nicht erf&#252;llt sind. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p> Der Senat kann noch nicht erkennen, dass der Kl&#228;ger den Rahmen der Schmerztherapie, in deren Rahmen der Unterabschnitt I des Kapitels D des EBM abgerechnet werden kann, &#252;berschritten hat, indem er die Diagnosen H&#246;rsturz, Schwindel und Tinnitus mit den im Streit befindlichen Leistungen behandelt hat. Der Begriff der Schmerztherapie ist im EBM nicht definiert. Pschyrembel (Klinisches W&#246;rterbuch, 257. Auflage) versteht darunter allgemein sowohl die kausale als auch die palliative Behandlung der Schmerzursache. Dies kann durch Eingriffe an der Nervenleitung, am zentralen Nervensystem oder auch auf psychiatrisch/psychologischem Wege geschehen. Nach Fields/Martin (Schmerz-Pathophysiologie und Behandlung, Harrisons Innere Medizin 1, 13. Auflage, Basel, 1989, S. 61) ist Schmerz sowohl eine Empfindung als auch eine Emotion, indem er eine unerw&#252;nschte, einen K&#246;rperteil betreffende Empfindung darstellt. Generell wird er als Krankheitssymptom verstanden. Ein derartig weiter Begriff, der von dem Wortlautgehalt der &#220;berschrift zum Unterabschnitt I des Kapitels D EBM erfasst wird, l&#228;sst es zu, die Behandlungsweise des Kl&#228;gers als Ausdruck der Schmerztherapie anzusehen. Denn er nimmt durch seine Leistungen Einfluss auf die Reizleitungen und greift damit auf die Weiterleitung der Schmerzempfindung ein. Nicht jede Behandlungsma&#223;nahme, die mit dem Ziel der Schmerzlinderung eingesetzt ist, kann ohne weiteres der Schmerztherapie im Sinne der Geb&#252;hrenordnungsnummern 418 ff. EBM zugerechnet werden. Der Rahmen der zul&#228;ssigen Auslegung des Begriffs ist jedoch bei den Leistungen des Kl&#228;gers noch nicht &#252;berschritten. Verbleibende Unsicherheiten bei der Begriffsbildung gehen zu Lasten der Beklagten. Denn unter einengender Auslegung des EBM macht sie geltend, dass der Kl&#228;ger von der Abrechnung ausgeschlossen ist, obwohl er den Leistungsinhalt der Geb&#252;hrenordnungsnummern 422, 430, 431 und 443 - mit der Ma&#223;gabe der unten hervorgehobenen Einschr&#228;nkungen - erbracht hat, weil dies im fehlerhaften Behandlungsrahmen geschehen ist (vgl. BSG, Urteil vom 24.8.1994, 6 RKa 8/93, SozR 3-1500 &#167; 96 Nr. 3). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p> Nach &#167; 87 Abs. 2 SGB V bestimmt der Einheitliche Bewertungsma&#223;stab den Inhalt der abrechenbaren Leistungen und ihr wertm&#228;&#223;iges, in Punkten ausgedr&#252;cktes Verh&#228;ltnis zueinander. Dies bedeutet, dass eine Leistungsposition nur dann abrechnungsf&#228;hig ist, wenn der Leistungsinhalt, der im EBM aufgef&#252;hrt ist, vollst&#228;ndig erbracht worden ist. Dem entspricht die allgemeine Bestimmung des EBM A I 1. Dies ist bei dem Kl&#228;ger nicht der Fall, denn er hat die notwendige Dokumentation, die Gegenstand der geltend gemachten Geb&#252;hrennummern ist, nicht in der erforderlichen Weise durchgef&#252;hrt. Nach Auskunft der Beteiligten im Berufungsverfahren betrifft die fehlerhafte Dokumentation alle Behandlungsscheine, so dass in allen von dem Kl&#228;ger geltend gemachten Leistungen der Leistungsinhalt nicht vollst&#228;ndig erf&#252;llt ist. Die Leistungslegende zum Kapitel D EBM bestimmt, dass Voraussetzung f&#252;r die Berechnung der Leistungen die notwendigen sachlichen und personellen Bedingungen (z. B. Lagerungs- und Ruhem&#246;glichkeiten, EKG-Monitoring, Ausr&#252;stung zur Reanimation und Schockbehandlung) erf&#252;llt sind und eine fachspezifische Dokumentation erfolgt. An dieser Dokumentation fehlt es bei dem Kl&#228;ger. Dabei geht das Erfordernis der fachspezifischen Dokumentation &#252;ber eine normale Befunddokumentation, die gem&#228;&#223; &#167; 57 BMV-&#196; regelm&#228;&#223;iger Bestandteil der &#228;rztlichen Leistungen ist, hinaus. Anderenfalls h&#228;tte es der besonderen Hervorhebung in der Legende zu Kapitel D EBM nicht bedurft. Eine derartige qualifizierte Dokumentation hat der Kl&#228;ger nicht gefertigt. Hierzu hat er selbst vorgetragen, die Dokumentation habe sich dann, wenn keine Auff&#228;lligkeiten zu erkennen gewesen waren, auf die Angabe "ohne Befund" beschr&#228;nkt. Allerdings verlangt das Merkmal der fachspezifischen Dokumentation nicht notwendigerweise, dass die fachspezifischen Dokumentationsb&#246;gen des Fachgebiets An&#228;sthesie verwandt werden m&#252;ssen, denn die Leistungen der Nummern 418 ff. des EBM k&#246;nnen nicht nur von An&#228;sthesisten, sondern auch von &#196;rzten anderer Fachgruppen abgerechnet werden. Hinzu kommt, dass - wie der Leiter der Abteilung Qualit&#228;tssicherung der Beklagten in der Berufungsverhandlung mitteilte - kein verbindliches Formblatt f&#252;r An&#228;sthesien existiert. Ma&#223;geblich ist jedoch, dass die auf dem von der Beklagten genannten Formblatt aufgef&#252;hrten Parameter in irgendeiner Form von dem die An&#228;sthesie durchf&#252;hrenden Arzt festgehalten werden. Die qualifizierte Dokumentation ist insbesondere f&#252;r tiefgreifende An&#228;sthesien, die der Kl&#228;ger nach seinem eigenen Vortrag vorgenommen hat, erforderlich. Derartige Eingriffe machen eine umfassende Darlegung der eingesetzten Medikamente, der Durchf&#252;hrung der Leistung, der Leistungsdauer und der erhobenen, auch der regul&#228;ren, Befunde erforderlich. Das vorgeschriebene EKG-Monitoring und die Ergebnisse der Pulsoxymetrie m&#252;ssen festgehalten werden. Auch die Dauer der &#220;berwachungszeit muss nachvollziehbar sein, unabh&#228;ngig davon, ob sie den Zeitrahmen der Geb&#252;hrenordnungsnummer 450 (EBM 7/96) &#252;berschreitet oder nicht. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p> Da es in allen nicht ber&#252;cksichtigten Behandlungsf&#228;llen an der erforderlichen Dokumentation fehlt, sind die Leistungen nach der allgemeinen Bestimmung A I Ziffer 1 EBM nicht berechnungsf&#228;hig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p> Daher ist es nicht zu beanstanden, dass die Beklagte diese Leistungen sachlich-rechnerisch berichtigt hat. Auf die weitere Frage, ob in jedem Fall eine Beobachtungszeit von wenigstens einer halben Stunde einzuhalten ist, kommt es angesichts dessen nicht entscheidungserheblich an. Dies wird vom einzelnen Behandlungsfall abh&#228;ngen. Allerdings scheint es dem Senat gerade unter den einzuhaltenden Sorgfaltskriterien sehr problematisch, einen Patienten nach den vom Kl&#228;ger durchgef&#252;hrten Eingriffen lediglich wenige Minuten zu beobachten und ihn alsdann "allein zu lassen". </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 193 Abs. 1 und 4 SGG. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p> Gr&#252;nde im Sinne des &#167; 160 Abs. 2 SGG f&#252;r die Zulassung der Revision liegen nicht vor. </p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,737
lsgsh-1999-12-03-l-3-p-699
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L 3 P 6/99
1999-12-03T00:00:00
2018-11-27T02:30:22
2019-01-17T11:35:39
Urteil
ECLI:DE:LSGSH:1999:1203.L3P6.99.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten noch um Kostenerstattung f&#252;r vom Kl&#228;ger erbrachte Verhinderungspflege in H&#246;he von 2.164,25 DM.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Ehefrau des Kl&#228;gers betrieb bis zum 31. Januar 1996 den ambulanten Pflegedienst K. Die Pflegeeinrichtung geno&#223; Besitzstandsschutz nach &#167; 73 Abs. 3 des Sozialgesetzbuches Elftes Buch (SGB XI). Zwischen der Beklagten und der Ehefrau des Kl&#228;gers wurde am 31. August 1995 eine Verg&#252;tungsvereinbarung f&#252;r ambulante Leistungen geschlossen. Seit dem 1. Februar 1996 ist der Kl&#228;ger Inhaber des Pflegedienstes.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die ... 1905 geborene und am 9. M&#228;rz 1996 verstorbene bei der Beklagten versicherte K B erhielt von der Beklagten aufgrund eines Bescheides vom 11. August 1995 ab 1. April 1995 Kombinationsleistungen aus der Pflegeversicherung nach der Pflegestufe II. Die Pflegesachleistung wurde zun&#228;chst durch die Diakonie-Sozialstation erbracht, die h&#228;usliche Pflege erfolgte durch den Sohn der Versicherten. Mit Schreiben vom 3. Dezember 1995 zeigte der Kl&#228;ger an, da&#223; ab 3. Dezember 1995 der seiner Ehefrau geh&#246;rende ambulante Pflegedienst K die h&#228;usliche Pflege und ab 4. Dezember 1995 Verhinderungspflege durchf&#252;hre. Am 12. Dezember 1995 beantragte die Versicherte sodann Leistungen bei Verhinderung der Pflegeperson f&#252;r die Zeit vom 4. Dezember bis 8. Dezember 1995 wegen Krankenhausaufenthalts des sie pflegenden Sohnes. Mit Schreiben vom 4. Januar 1996 bat der Kl&#228;ger um &#220;berweisung von 2.800,00 DM f&#252;r Leistungen bei Verhinderungspflege im Monat Dezember bei der Versicherten B. F&#252;r in der Zeit vom 4. bis 8. Dezember, 15., 22. und 29. Dezember 1995 geleistete h&#228;usliche Pflegehilfe stellte er der Beklagten mit Schreiben vom 4. Januar 1996 407,75 DM in Rechnung. Dieser Betrag wurde von der Beklagten auch beglichen. Mit Schreiben vom 14. Februar 1996 mahnte der Kl&#228;ger die Zahlung der 2.800,00 DM f&#252;r die Verhinderungspflege an. Die Beklagte forderte den Kl&#228;ger daraufhin mit Schreiben vom 22. Februar 1996 auf, die Verhinderungspflege nach den nachzuweisenden Leistungskomplexen abzurechnen. Eine pauschale Begleichung der 2.800,00 DM sei nicht m&#246;glich. Daraufhin teilte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 24. Februar 1996 mit, sein Pflegedienst sei vom Sohn der Versicherten beauftragt worden, wegen eines Krankenhausaufenthaltes Tag und Nacht die Verhinderungspflege durchzuf&#252;hren. Es seien in der Zeit vom 4. Dezember bis 8. Dezember 1995 104 Einsatzstunden geleistet worden. Dies ergebe einen Verhinderungspflegesatz von 26,92 DM pro Stunde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Am 5. M&#228;rz 1996 hat der Kl&#228;ger vor dem Sozialgericht Schleswig Unt&#228;tigkeitsklage erhoben. Zur Begr&#252;ndung hat er ausgef&#252;hrt, er habe einen Verg&#252;tungsanspruch f&#252;r die von seiner Einrichtung erbrachten Leistungen. F&#252;r die H&#246;he der Verg&#252;tung gebe es keine T&#228;tigkeitsmerkmale. Die Leistungskomplexe f&#228;nden nur f&#252;r T&#228;tigkeiten Anwendung, die zus&#228;tzlich zu den Aufgaben des betreuenden Angeh&#246;rigen erbracht w&#252;rden. F&#252;r die Verhinderungspflege gebe es keine Grundlage f&#252;r eine T&#228;tigkeitszuordnung. Die von seiner Einrichtung erbrachten Leistungen h&#228;tten von jeder Privatperson erbracht werden k&#246;nnen. Im Gegensatz zu einer solchen m&#252;sse er seinen Mitarbeitern jedoch Stundenlohn zahlen und dazu hohe Lohnnebenkosten, Kosten f&#252;r Arbeitszeiten, f&#252;r Arbeitsmaterialien und f&#252;r ein Dienstfahrzeug finanzieren. Unter Ber&#252;cksichtigung einer Nachtpauschale von 140,00 DM f&#252;r 8 Stunden, wobei bei der Versicherten auch in der Nacht eine pers&#246;nliche Betreuung erforderlich gewesen sei, und einer Tagesbetreuungszeit von 16 Stunden a 31,58 DM ergebe sich pro Tag und Nacht ein Satz von 645,28 DM. F&#252;r den Zeitraum vom 4. Dezember bis 8. Dezember mit 4 N&#228;chten von insgesamt 32 Stunden und 72 Tagesstunden zu 31,58 DM ergebe sich ein Gesamtbetrag von 2.913,76 DM. Es seien nur 2.800,00 DM in Rechnung gestellt worden, weil der abrechenbare H&#246;chstbetrag &#252;berschritten gewesen sei. Entsprechende Rechnungen habe er auch f&#252;r andere Pflegekassen erstellt, die von diesen ohne Beanstandung beglichen worden seien. Dazu hat der Kl&#228;ger Schreiben der B Ersatzkasse vom 16. April 1998 und der D A K vom 24. April 1998 zu den Akten gereicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Beklagte zu verurteilen, f&#252;r die geleistete Verhinderungspflege vom 4. bis zum 8. Dezember 1995 2.800,00 DM zu zahlen und entsprechend zu verzinsen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Sie ist der Auffassung gewesen, es widerspreche jeder Lebenserfahrung, da&#223; f&#252;r die Versicherte Frau B jeweils 24 Stunden Verhinderungspflege erbracht worden seien. Dem st&#252;nden auch die Ausf&#252;hrungen des Gutachters des MDK im Gutachten vom 26. Juli 1995 hinsichtlich des Pflegebedarfs der Verstorbenen entgegen. Im Rahmen der Verhinderungspflege k&#246;nnten nur solche Hilfeleistungen von der Pflegekasse bezahlt werden, die zu den anerkannten Verrichtungen der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung geh&#246;rten. Die nach dem Pflegeversicherungsgesetz ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Hilfeleistungen im Sinne des &#167; 14 Abs. 4 SGB XI st&#252;nden gewisserma&#223;en vor der gro&#223;en Klammer der &#167;&#167; 36 ff SGB XI. Allgemeine Beaufsichtigung und Betreuung seien also auch nicht im Rahmen der Verhinderungspflege zu ber&#252;cksichtigen, was die Erstattungsm&#246;glichkeit seitens der Pflegeklasse betreffe. Welche Leistungen von ihr -- der Beklagten -- zu erbringen seien, ergebe sich aus dem Rahmenvertrag zwischen den Pflegekassen und den zugelassenen Pflegeeinrichtungen, der im Inland unmittelbar verbindlich sei. Der Anspruch des Kl&#228;gers werde dem Grunde nach nicht bestritten. Solange sich dieser aber -- aus welchen Gr&#252;nden auch immer -- weigere, eine Abrechnung im Sinne des Rahmenvertrages und der bestehenden Verg&#252;tungsvereinbarung vorzulegen, sei sie zu keiner Zahlung bereit. Dazu hat sie den Rahmenvertrag &#252;ber die ambulante pflegerische Versorgung gem&#228;&#223; &#167; 75 Abs. 1 SGB XI f&#252;r das Land Schleswig-Holstein zu den Akten gereicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Das Sozialgericht hat nach m&#252;ndlicher Verhandlung am 26. November 1998 mit Urteil vom selben Tage die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt: Die Klage sei als allgemeine Leistungsklage nach &#167; 54 Abs. 5 des Sozialgerichtsgesetzes (SGG) zul&#228;ssig, jedoch unbegr&#252;ndet. Nach dem Gesetzeswortlaut bestehe nur eine Verpflichtung der Pflegekasse f&#252;r die Kosten&#252;bernahme einer notwendigen Ersatzpflege, so da&#223; das Wirtschaftlichkeitsgebot des &#167; 29 SGB XI zu beachten sei. Gerade dieses Erfordernis mache es aber unumg&#228;nglich, die erbrachten Leistungen nachzuweisen, weil erst dann eine &#220;berpr&#252;fung m&#246;glich sei, ob diese auch notwendig gewesen seien. Im vorliegenden Fall gelte dies um so mehr, als der Kl&#228;ger neben der von ihm durchgef&#252;hrten Verhinderungspflege im gleichen Zeitraum auch Sachleistungen -- mit den Leistungskomplexen gro&#223;e Morgentoilette, Umlagern/ Betten, Reinigen der Wohnung und zweimal w&#246;chentlichem Einkaufen -- gem&#228;&#223; &#167; 36 SGB XI erbracht und abgerechnet habe. Das Nebeneinander von Sachleistungen gem&#228;&#223; &#167; 36 SGB XI und Verhinderungspflege gem&#228;&#223; &#167; 39 SGB XI sei zwar grunds&#228;tzlich m&#246;glich. Zu einer Berechnung doppelter Leistungen d&#252;rfe es jedoch nicht kommen. Zweifel an der Notwendigkeit best&#252;nden auch im Hinblick auf die 24 Stunden am Tag durchgef&#252;hrte Verhinderungspflege, insbesondere die w&#228;hrend der Nachtzeit ununterbrochene Pflege. Zwar bestehe die M&#246;glichkeit der Verhinderungspflege unabh&#228;ngig von der Pflegestufe. Dies bedeute jedoch nicht, da&#223; durch die Verhinderungspflege Leistungen au&#223;erhalb des Bedarfs an Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung erbracht und erstattet verlangt werden k&#246;nnten. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung im Sinne des &#167; 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, Abs. 3 Nr. 3 SGB XI sei nach den Gutachten des MDK nicht erforderlich gewesen, so da&#223; eine 24-st&#252;ndige Pflege allein schon unter dem zeitlichen Aspekt das Ma&#223; des Notwendigen &#252;berschritten habe. Welche pflegerischen Leistungen der Kl&#228;ger konkret erbracht habe, sei von ihm nicht nachgewiesen worden. Eine Verpflichtung zur Vorlage der erbrachten Leistungen ergebe sich einerseits unmittelbar aus &#167; 105 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 SGB XI, andererseits aus dem gem&#228;&#223; &#167; 75 Abs. 1 SGB XI geschlossenen Rahmenvertrag, der gem&#228;&#223; &#167; 75 Abs. 1 Satz 4 SGB XI f&#252;r die Pflegekasse und die zugelassenen Pflegeeinrichtungen unmittelbar verbindlich sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Gegen dieses dem Kl&#228;ger am 2. Februar 1999 zugestellte Urteil richtet sich die am 26. Februar 1999 bei dem Schleswig-Holsteinischen Landessozialgericht eingegangene Berufung. Damit macht er geltend, aus dem Gutachten des MDK ergebe sich einerseits der rein pflegerische Bedarf der Verstorbenen sowie andererseits aber auch die Notwendigkeit der permanenten Anwesenheit der Pflegeperson. Im Falle der Verhinderungspflege sei also die 24-st&#252;ndige Betreuung notwendig gewesen. Da&#223; sich daraus zwangsl&#228;ufig der Betrag von 2.800,00 DM errechne, bed&#252;rfe keiner besonderen Erl&#228;uterung. Auf Anforderung des Senats hat der Kl&#228;ger das Frau B betreffende Pflegeprotokoll, das Dienstbuch einer Pflegeperson sowie den Dienstplan vom 2. bis 8. Dezember 1995 &#252;bersandt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat auf Grund des vom Kl&#228;ger vorgelegten Pflegeprotokolls anerkannt, da&#223; im Rahmen der Verhinderungspflege Leistungen in H&#246;he von insgesamt 635,75 DM abzurechnen seien. Wegen der Einzelheiten der Berechnung wird auf den Schriftsatz der Beklagten vom 11. November 1999 Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat dies als Teilanerkenntnis ohne Anerkennung der Berechnungsgrundlage angenommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt noch,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">das Urteil des Sozialgerichts Schleswig vom 26. November 1998 aufzuheben und die Beklagte zu verurteilen, an ihn 2.164,20 DM zuz&#252;glich Zinsen zu zahlen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Sie h&#228;lt insoweit das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Dem Senat haben die die verstorbene Versicherte betreffenden Akten der Beklagten vorgelegen. Diese sind Gegenstand der Berufungsverhandlung gewesen. Darauf sowie auf die Gerichtsakten wird im &#252;brigen wegen der Einzelheiten Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Von dem Frau B behandelnden Arzt Dr. F hat der Senat die Auskunft vom 18. November 1999 eingeholt.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p> Die Berufung ist zul&#228;ssig, jedoch unbegr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p> Zu Recht hat das Sozialgericht einen Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung von -- aufgrund des angenommenen Teilanerkenntnisses -- nunmehr nur noch streitigen 2.164,25 DM verneint. Sein Urteil war deshalb zu best&#228;tigen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p> Zutreffend hat das Sozialgericht die nach &#167; 54 Abs. 5 SGG erhobene echte Leistungsklage f&#252;r zul&#228;ssig erachtet. Denn Kl&#228;ger und Beklagte stehen nicht in einem Subordinationsverh&#228;ltnis, sondern sich gleichrangig gegen&#252;ber (vgl. Leitherer in Kasseler Kommentar, &#167; 72 SGB XI Rz. 7). Zwar hat der Kl&#228;ger mit der Beklagten keinen Versorgungsvertrag nach &#167; 72 SGB XI abgeschlossen. Aus den Verwaltungsakten ergibt sich jedoch, da&#223; die Pflegeeinrichtung Bestandsschutz nach &#167; 73 Abs. 3 SGB XI genie&#223;t, d.h. es gilt ein Versorgungsvertrag als abgeschlossen. Dementsprechend hat die Beklagte mit der Pflegeeinrichtung auch die Verg&#252;tungsvereinbarung vom 1. August 1995 geschlossen. Daraus resultiert nach &#167; 72 Abs. 4 SGB XI der Verg&#252;tungsanspruch gegen die Beklagte, den der Kl&#228;ger zutreffend ohne vorausgegangenen Verwaltungsakt durch die Beklagte im Wege der echten Leistungsklage geltend macht. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger ist auch aktiv legitimiert. Zwar war zum Zeitpunkt der Leistungserbringung noch seine Ehefrau Inhaberin des "ambulanten Pflegedienstes &#196;rztehaus K". Jedoch ist der Betrieb nach den glaubhaften Angaben des Kl&#228;gers mit allen Rechten und Pflichten am 1. Februar 1996 auf ihn &#252;bergegangen. Dementsprechend wurden auch die Vertr&#228;ge mit der Beklagten auf ihn umgeschrieben, ohne da&#223; es zu neuen Vertragsabschl&#252;ssen kam. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p> Die Klage ist jedoch unbegr&#252;ndet. Da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 39 SGB XI in der Fassung vom 1. April 1995 im Falle der verstorbenen Versicherten gegeben waren, ist unter den Beteiligten zu Recht unstreitig. Da die Versicherte Kombinationsleistungen nach &#167; 38 SGB XI in Anspruch nahm, ist durch den Krankenhausaufenthalt des sie pflegenden Sohnes auch ein Verhinderungsfall eingetreten (vgl. dazu Leitherer aaO &#167; 39 Rz. 11). Streitig ist allein die H&#246;he des Anspruchs. Nach &#167; 39 Satz 1 SGB XI in der o.g. Fassung &#252;bernimmt die Pflegekasse die Kosten f&#252;r eine Ersatzpflegekraft f&#252;r l&#228;ngstens 4 Wochen je Kalenderjahr. Nach Satz 3 der Vorschrift d&#252;rfen die Aufwendungen der Pflegekasse im Einzelfall 2.800,00 DM im Kalenderjahr nicht &#252;berschreiten. Der Kl&#228;ger als Tr&#228;ger einer Pflegeeinrichtung kann diesen Betrag jedoch nicht pauschal f&#252;r eine rund um die Uhr durchgef&#252;hrte Verhinderungspflege beanspruchen. Da nach &#167; 73 Abs. 1 Satz 1 SGB XI ein Versorgungsvertrag zwischen ihm und der Beklagten fingiert wird, ist er auch im &#252;brigen an die bestehenden vertraglichen Vereinbarungen gebunden. Zwar wurde der Rahmenvertrag nach &#167; 75 Abs. 1 SGB XI erst am 11. Oktober 1996 r&#252;ckwirkend ab 1. August 1995 geschlossen. Ob er f&#252;r die Abrechnung der im Dezember 1995 erbrachten Leistungen Wirkungen entfalten kann, kann aber dahinstehen. Denn der Kl&#228;ger bzw. seine Ehefrau hat am 31. August 1995 eine Verg&#252;tungsvereinbarung entsprechend &#167; 89 Abs. 1 SGB XI mit der Beklagten geschlossen. Danach galten bis zum Abschlu&#223; eines Rahmenvertrages die Abrechnungsmodalit&#228;ten und Qualit&#228;tsanforderungen f&#252;r die Krankenversicherung weiter, d.h. der Kl&#228;ger mu&#223;te im Rahmen der ambulanten Pflege nach den insoweit geltenden Leistungskomplexen abrechnen, wie er es im &#252;brigen im Falle der verstorbenen Versicherten auch getan hat. Die ambulanten Pflegeleistungen sind insoweit gleichbedeutend mit der h&#228;uslichen Grundpflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung im Sinne von &#167; 36 SGB XI (vgl. G&#252;rtler in Kasseler Kommentar &#167; 89 SGB XI Rz. 3) und umfassen die Hilfeleistungen bei den in &#167; 14 genannten gew&#246;hnlichen und wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des t&#228;glichen Lebens. Dies mu&#223; nach Auffassung des Senats nicht nur f&#252;r die h&#228;usliche Pflege, sondern auch im Rahmen der Verhinderungspflege gelten. Denn diese tritt an die Stelle der sonst geleisteten h&#228;uslichen Pflege und darf wie diese nach &#167; 4 Abs. 3 SGB XI nur im notwendigen Umfang erbracht werden. Dies ist mittlerweile durch die Neufassung von &#167; 39 Abs. 1 Satz 1 SGB XI klargestellt worden, wonach die Pflegekasse die Kosten einer "notwendigen" Ersatzpflege &#252;bernimmt. Diese Notwendigkeit kann aber nur dann festgestellt werden, wenn die Pflegeeinrichtung die erbrachten Leistungen nach &#167; 105 Abs. 1 SGB XI im einzelnen aufzeichnet. Danach sind die an der Pflegeversorgung teilnehmenden Leistungserbringer verpflichtet, in den Abrechnungsunterlagen die von ihnen erbrachten Leistungen nach Art, Menge und Preis einschlie&#223;lich des Tages und der Zeit der Leistung aufzuzeichnen (Nr. 1 der Vorschrift). Dies hat der Kl&#228;ger eindeutig nicht getan, sondern zun&#228;chst pauschal 2.800,00 DM f&#252;r die Verhinderungspflege abgerechnet. Auch die im Berufungsverfahren eingereichten Unterlagen (Pflegeprotokoll, auszugsweise Dienstb&#252;cher der Pflegepersonen sowie der Dienstplan) lassen die im einzelnen erbrachten Leistungen nicht erkennen. Zweifel an einer Pflegebed&#252;rftigkeit "rund um die Uhr" ergeben sich im &#252;brigen aus der Auskunft des die verstorbene Versicherte seinerzeit behandelnden Arztes. Dieser hat ausgef&#252;hrt, da&#223; die Verstorbene -- soweit ihm, dem Arzt, erinnerlich -- in der Lage gewesen sei, allein im Hause zu bleiben. Die st&#228;ndige Anwesenheit eine Aufsichtsperson sei nicht erforderlich gewesen. Im &#252;brigen erhielt die Verstorbene auch keine Leistungen nach der Pflegestufe III. Dieser Frage brauchte der Senat letztlich aber nicht weiter nachzugehen, denn entsprechende Leistungen bei der Grundpflege auch nachts (vgl. dazu BSG vom 19. Februar 1998 -- B 3 P 7/97 R --) hat der Kl&#228;ger weder nachgewiesen noch abgerechnet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p> Zwar kann diese Auslegung des &#167; 39 SGB XI dazu f&#252;hren, da&#223; im Falle einer Verhinderung der Pflegeperson der Pflegebed&#252;rftige nicht -- jedenfalls nicht auf Kosten der Pflegeversicherung -- wie &#252;blich au&#223;erhalb des Bedarfs an Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung betreut wird. Dies liegt aber in der Natur der Pflegeversicherung, bei der es sich um keine "Vollversicherung" handelt. Zur Frage der Ber&#252;cksichtigung der allgemeinen Beaufsichtigung von geistig Behinderten hat das Bundessozialgericht bereits entschieden, da&#223; diese bei der Bestimmung des Pflegebedarfs au&#223;er Betracht bleiben m&#252;sse. Dies sei zwar nicht ohne weiteres sachgerecht, jedoch nicht verfassungswidrig. Eine entsprechende &#196;nderung k&#246;nne nicht durch die Rechtsprechung erfolgen, sondern obliege angesichts des eindeutigen Gesetzeswortlautes dem Gesetzgeber (vgl. BSG vom 28.11.1998 -- B 3 P 2/98 R --). Gleiches mu&#223; nach Auffassung des Senats auch im Rahmen der Verhinderungspflege gelten, die -- wie bereits oben ausgef&#252;hrt -- an die Stelle der h&#228;uslichen Pflege tritt. Damit wird nach Auffassung des Senats der Sinn und Zweck der Verhinderungspflege, n&#228;mlich einerseits eine Entlastung der Pflegeperson und andererseits die Vermeidung von station&#228;rer Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson (vgl. Leitherer, aaO &#167; 39 SGB XI Rz. 2) auch nicht in ihr Gegenteil verkehrt. Lie&#223;e man eine pauschale Abrechnung rund um die Uhr zu, w&#228;re der Anspruch -- wie im vorliegenden Fall -- innerhalb k&#252;rzester Zeit ersch&#246;pft. Die beabsichtige Entlastung der Pflegeperson k&#246;nnte nicht eintreten. Ist diese nicht in der Lage, die gew&#252;nschte Betreuung anderweitig sicher zu stellen, bliebe zwar nur ein vor&#252;bergehendes &#220;berwechseln in teilstation&#228;re Pflege nach &#167; 41 SGB XI oder Kurzzeitpflege nach &#167; 42 SGB XI. Die Entlastung der Pflegeperson w&#228;re in diesem Fall jedoch gew&#228;hrleistet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p> &#220;ber den von der Beklagten anerkannten Betrag hinaus steht dem Kl&#228;ger schon wegen der fehlenden Dokumentation kein weiterer Zahlungsanspruch zu. Seine Berufung konnte deshalb keinen Erfolg haben. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG. Dabei hat der Senat ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Beklagte unverz&#252;glich nach Vorlage des Pflegeprotokolls einen Teil des Anspruchs anerkannt hat, so da&#223; eine Kostenbelastung insoweit unbillig w&#228;re. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p> Wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der entscheidungserheblichen Rechtsfrage hat der Senat gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 2 SGG die Revision zugelassen. </p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
114,426
olgk-1999-09-28-2-ws-50299
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2 Ws 502/99
1999-09-28T00:00:00
2018-11-28T11:28:43
2019-02-12T08:36:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0928.2WS502.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b><span style="text-decoration:underline;">G r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der ehemalige Angeklagte ist durch Urteil des Amtsgerichts Aachen vom 7. M&#228;rz 1997 zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt worden, deren Vollstreckung zur Bew&#228;hrung ausgesetzt worden ist. In dem in der Hauptverhandlung verk&#252;ndeten Bew&#228;hrungsbeschluss hat das Amtsgericht die Bew&#228;hrungszeit auf 3 Jahre festgesetzt und dem Beschwerdef&#252;hrer die Zahlung einer Geldbu&#223;e von 30.000,--DM auferlegt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Angeklagten ist das Urteil am 24. Oktober 1997 durch die 1. kleine Strafkammer des Landgerichts Aachen unter Verwerfung des Rechtsmittels im &#252;brigen im Schuldspruch abge&#228;ndert worden, wobei ein - erneuter - Bew&#228;hrungsbeschluss nicht ergangen ist. Nach erfolgreich durchgef&#252;hrter Revision des Angeklagten hat vor der 2. kleinen Strafkammer des Landgerichts Aachen eine weitere Hauptverhandlung stattgefunden. In Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Rechtsfolgenausspruches ist der Angeklagte am 19. Januar 1999 zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten verurteilt worden. Auch in dieser Hauptverhandlung ist ein Bew&#228;hrungsbeschluss unterlassen worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Rechtskraft des Urteils hat der ehemalige Angeklagte durch seinen Verteidiger mit Schriftsatz vom 1. Juli 1999 den Erlass eines Bew&#228;hrungsbeschlusses gem. &#167; 268 a StPO beantragt mit der Bitte, von der Verh&#228;ngung einer Geldauflage im Hinblick auf die zwischenzeitliche Verschlechterung seiner finanziellen Verh&#228;ltnisse abzusehen. Die Strafkammer hat unter dem 2. August 1999 entschieden, dass es bei den Bew&#228;hrungsauflagen und der Bew&#228;hrungszeitfestsetzung gem&#228;&#223; dem amtsgerichtlichen Beschluss vom 7. M&#228;rz 1997 verbleibe. Dagegen richtet sich die Beschwerde des ehemaligen Angeklagten, mit der er die Aufrechterhaltung der Geldauflage r&#252;gt. Die Strafkammer hat nicht abgeholfen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem. &#167; 304 Abs. 1 Satz 1 StPO statthaft und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig. In der Sache erweist sich das Rechtsmittel im Rahmen der eingeschr&#228;nkten &#220;berpr&#252;fbarkeit nach &#167; 305 a Abs. 1 Satz 2 StPO auch als begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Aufrechterhaltung der im amtsgerichtlichen Beschluss vom 7. M&#228;rz 1997 dem Beschwerdef&#252;hrer auferlegten Geldbu&#223;e stellt eine gesetzwidrige Anordnung dar. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Strafkammer den gem. &#167; 268 a StPO obligatorischen, offensichtlich aber versehentlich unterlassenen Beschluss in entsprechender Anwendung von &#167; 453 StPO nachholen durfte (grunds&#228;tzlich bef&#252;rwortend: OLG Koblenz MDR 1981, 423; OLG D&#252;sseldorf MDR 1982, 1042; Kleinknecht/Meyer-Gro&#223;ner, StPO, 44. Aufl., &#167; 268 a Rdnr. 8; KK-Fischer, StPO, 4. Aufl., &#167; 453 Rdnr. 4; a.A. LG Freiburg StV 1994, 534; LG Kempten NJW 1978, 839; f&#252;r eine eingeschr&#228;nkte Nachholung: KMR-Paulus, StPO, &#167; 453 Rdnr. 7). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es bedarf auch keiner Kl&#228;rung der Frage, ob die als Berufungsgericht t&#228;tig gewordene Kammer nach Eintritt der Rechtskraft des von ihr verk&#252;ndeten Urteils f&#252;r die nachtr&#228;glich getroffene Entscheidung - deren grunds&#228;tzliche Zul&#228;ssigkeit unterstellt - zust&#228;ndig gewesen ist oder ob &#252;ber hier&#252;ber gem&#228;&#223; &#167; 462 a Abs. 2 StPO das Amtsgericht zu befinden gehabt h&#228;tte (vgl. hierzu grundlegend: Senat in JR 1981, 473 ff.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Gesetzwidrigkeit der angefochtenen Entscheidung, soweit diese beanstandet wird, folgt daraus, dass die Strafkammer - ann&#228;hernd 7 Monate nach Beendigung der Hauptverhandlung - die zu Lasten des Beschwerdef&#252;hrers auferlegte Geldbu&#223;e aufrechterhalten hat. Jedenfalls eine solche Entscheidung war ihr im nachhinein verwehrt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auflagen gem&#228;&#223; &#167; 56 b Abs. 2 StGB - insbesondere solche nach Nr. 4 der Vorschrift - dienen der Genugtuung f&#252;r das in der Tatbegehung zu Tage getretene Unrecht; im Gegensatz zu Weisungen gem. &#167; 56 c StGB haben sie einen repressiven, sanktions&#228;hnlichen Charakter. Die Entscheidung dar&#252;ber, ob eine Auflage als solche zu erteilen und in welcher Art sie auszugestalten ist, steht in engem Zusammenhang mit der verurteilenden Erkenntnis selbst und bildet mit dieser eine Regelungseinheit. So ist gew&#228;hrleistet, dass die Rechtsfolgen der Tat insgesamt aufeinander abgestimmt sind. Die Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 268 a StPO ist daher von den bei der Urteilsfindung beteiligten Personen, d.h. unter Mitwirkung der Sch&#246;ffen, in der Hauptverhandlung zu treffen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Da aus den genannten Gr&#252;nden f&#252;r die Verh&#228;ngung von Auflagen die Sicht der Hauptverhandlung ma&#223;geblich ist, wird im Schrifttum die - unter den Voraussetzungen der &#167;&#167; 56 e, 56 b StGB vom Gesetzgeber grunds&#228;tzlich f&#252;r statthaft erachtete - nachtr&#228;gliche Ab&#228;nderung von Auflagen, unter rechtsstaatlichen und kriminalpolitischen Gr&#252;nden als unzul&#228;ssig angesehen, soweit diese nicht die Schadenswiedergutmachung zum Inhalt haben. Denn es erscheint nicht legitim, dem Gericht die Befugnis zuzuerkennen, das Genugtuungsbed&#252;rfnis w&#228;hrend der Bew&#228;hrungszeit anders zu beurteilen, als dies bei Erlass des Urteils geschehen ist (vgl. Sch&#246;nke/Schr&#246;der-Stree, StGB, 25. Aufl., &#167; 56 e Rdnr. 3 m.w.N.). Der Senat h&#228;lt diese Bedenken jedenfalls dann f&#252;r durchgreifend, wenn es von vorneherein an einem Bew&#228;hrungsbeschluss gefehlt hat und eine Geldauflage in einem erheblichen zeitlichen Abstand von der Hauptverhandlung und ohne erkennbaren Bezug zu deren Inhalt verh&#228;ngt worden ist (so im Ergebnis auch LG Osnabr&#252;ck, NStZ 1985, 378 f.). Dies gilt zumal deshalb, weil die Formulierung in der angefochtenen Entscheidung, es solle bei den Auflagen aus dem amtsgerichtlichen Beschluss vom 7. M&#228;rz 1997 verbleiben, besorgen l&#228;sst, dass die Strafkammer in diesem Zusammenhang unzutreffenderweise davon ausgegangen ist, es komme auf den Zeitpunkt ihrer eigenen (Berufungs-)Entscheidung nicht an. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass die Feststellungen des Berufungsurteils im Hinlick auf die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Angeklagten auch keine tragf&#228;hige Grundlage f&#252;r eine nachtr&#228;gliche Entscheidung bilden, bei der die Strafkammer die in der Beschwerde im einzelnen vorgetragene und teils durch Urkunden belegte zwischenzeitliche Verschlechterung der Situation bei Beachtung des Rechtsgedankens des &#167; 56 e StGB im &#252;brigen nicht au&#223;er Acht lassen durfte (vgl. OLG Frankfurt, aaO., S. 24). </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kosten- und Auslagenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung von &#167; 467 Abs. 1 StPO. </p>
114,427
lagd-1999-09-27-18-sa-79899
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18 Sa 798/99
1999-09-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:43
2019-02-12T08:36:07
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0927.18SA798.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber einen Anspruch des Kl&#228;gers auf eine Sonderzahlung f&#252;r das Jahr 1998.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der seit Juni 1969 bei der Beklagten besch&#228;ftigt ist, ist Mitglied der Industriegewerkschaft Metall. Die Beklagte geh&#246;rt dem Arbeitgeberverband Metall- und Elektroindustrie D&#252;sseldorf und Umgebung an. Es ist zwischen den Parteien unstreitig, dass auf das Arbeitsverh&#228;ltnis die Tarifvertr&#228;ge f&#252;r die Arbeiter, Angestellten und Auszubildenden in der Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie Nordrhein-Westfalens Anwendung finden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem zwischen dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen e. V. und der Industriegewerkschaft Metall, Bezirksleitungen Dortmund und Wuppertal geschlossenen Tarifvertrag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens vom 11.12.1996 haben Arbeitnehmer und Auszubildende, die am Auszahlungstag in einem Arbeitsverh&#228;ltnis bzw. Ausbildungsverh&#228;ltnis stehen und zu diesem Zeitpunkt dem Betrieb ununterbrochen sechs Monate angeh&#246;rt haben, je Kalenderjahr Anspruch auf betriebliche Sonderzahlungen. Nach 36 Monaten Betriebszugeh&#246;rigkeit betr&#228;gt die Sonderzahlung 50 % eines Monatsentgelts.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 07.10.1997 wurde zwischen dem Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen e. V. und der Industriegewerkschaft Metall, Bezirkleitung Nordrhein-Westfalen, ein Tarifvertrag zur Besch&#228;ftigungssicherung 1998 abgeschlossen, der zum 01.01.1998 in Kraft getreten und zum 31.12.1998 ausgelaufen ist (&#167; 7). &#167; 2 dieses Tarifvertrages gestattet eine Absenkung der w&#246;chentlichen Arbeitszeit durch Betriebsvereinbarung und regelt weitere, sich daraus ergebende Fragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In &#167; 6 hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> Die Tarifvertragsparteien werden sich, wie bisher, in besonders gravierenden</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">F&#228;llen, z. B. zur Abwendung einer Insolvenz, darum bem&#252;hen, f&#252;r einzelne</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Unternehmen Sonderregelungen zu finden, um damit einen Beitrag zum Erhalt</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Unternehmen und der Arbeitspl&#228;tze zu leisten. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und der bei dieser gebildete Betriebsrat verhandelten seit April 1998 &#252;ber einen Sanierungskonzept mit dem Ziel, j&#228;hrlich 25 Mio. DM einzusparen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Am 24.06.1998 schlossen die Beklagte und der Betriebsrat einen Interessenausgleich und einen Sozialplan ab. In der Pr&#228;ambel zum Interessenausgleich hei&#223;t es u. a.:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> Die Ertragslage des Unternehmens ist seit Jahren r&#252;ckl&#228;ufig. Der Abschluss</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">des Interessenausgleichs und Sozialplans im Jahr 1997 hat entgegen den Er-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">wartungen der Betriebspartner die Trendwende nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">...</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Eine Neuausrichtung der Gesellschaft ist unerl&#228;sslich. Sie ergibt sich im Einzelnen aus einer Studie zur Verlustfreimachung der Gesellschaft, die allen Mitgliedern der Einigungsstelle vorgelegen hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Neuausrichtung des Unternehmens macht eine erhebliche Personalreduzierung erneut unumg&#228;nglich.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Hiervon betroffen sind ca. 200 Arbeitnehmer ...</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ziel der Ma&#223;nahmen sind die Sanierung des Unternehmens und die Sicherung der verbleibenden ca. 300 Arbeitspl&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Umsetzung der Ma&#223;nahmen wird voraussichtlich Ende 1999 abgeschlossen sein. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach Ziffer 1. des Abschnitts B des Interessenausgleichs haben die Betriebsparteien vereinbart, dass ein Firmentarifvertrag f&#252;r die im Unternehmen verbleibenden Arbeitnehmer mit u. a. einem vorl&#228;ufigen Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld abgeschlossen wird. Ziffer 2. des Abschnitts B betrifft den Abschluss und die K&#252;ndigung von Betriebsvereinbarungen. Ziffer 3. des Abschnitts B bestimmt, dass Eingruppierungen &#252;berpr&#252;ft und Leistungsbeurteilungen neu vorgenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Weiter ist im Abschnitt B des Interessenausgleichs vom 24.06.1998 u. a. Folgendes vereinbart:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> 4. AT-Angestellte</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Das Unternehmen wird im Rahmen individual-rechtlicher Ma&#223;nahmen bezogen auf die nicht tarifgebundenen Vertragsverh&#228;ltnisse entsprechende K&#252;rzungen im Rahmen des Katalogs B 1 3 des Interessenausgleichs herbeif&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Die Festlegung dieser Ma&#223;nahmen hat bis zum 31. Juli 1998 zu erfolgen und wird mit dem Betriebsrat als Erg&#228;nzung zu diesem Interessenausgleich vereinbart werden. Die Umsetzung dieser Ma&#223;nahmen soll bis zum 30. September 1998 erfolgen, notfalls im Wege einer &#196;nderungsk&#252;ndigung ...</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">5. Besch&#228;ftigungssicherung</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Im Interesse der Besch&#228;ftigungssicherung verst&#228;ndigen sich die Betriebspartner auf eine Ausweitung der Mitbestimmung</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:89px">- Gem&#228;&#223; &#167; 102 Abs. 6 BetrVG wird vereinbart, dass bis zum 31. De-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">zember 2001 betriebsbedingte K&#252;ndigungen der Zustimmung des</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Betriebsrats bed&#252;rfen. Bei Meinungsverschiedenheiten &#252;ber die Be-</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">rechtigung der Nichterteilung der Zustimmung entscheidet die Eini-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">gungsstelle.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">11. Schiedsklausel</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Bei Meinungsverschiedenheiten &#252;ber die Durchf&#252;hrung des Interessen-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">ausgleichs, die Umsetzung der Betriebs&#228;nderung, ist jede Partei berechtigt, binnen Wochenfrist die Einigungsstelle unter ihrem bisherigen Vorsitzenden und bei gleicher numerischer Besetzung anzurufen... </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls am 24.06.1998 schlossen die Beklagte und die Industriegewerkschaft Metall, Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen, einen als Vereinbarung gem&#228;&#223; &#167; 6 TV Besch. 1998 bezeichneten Tarifvertrag ab. Die IG Metall wurde durch den Bezirkssekret&#228;r K., der in Vollmacht des Bezirksleiters gehandelt hat, vertreten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Folgende Regelungen des Tarifvertrags sind f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits von Bedeutung:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> Pr&#228;ambel</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche und finanzielle Situation, in der</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sich das Unternehmen befindet und zur Sicherung der Arbeitspl&#228;tze, schlie&#223;en</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Vertragsparteien auf der Grundlage des &#167; 6 des Tarifvertrages zur Be-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sch&#228;ftigungssicherung in der metallverarbeitenden Industrie Nordrhein-</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Westfalen die nachfolgende tarifliche Vereinbarung:</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">&#167; 1 Geltungsbereich</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> ...</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">&#167; 2 Au&#223;ertarifliche Angestellte, leitende Angestellte</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Die Vertragsparteien stimmen darin &#252;berein, dass die au&#223;ertariflichen Angestellten und die leitenden Angestellten des Unternehmens in einer Weise behandelt werden, die denjenigen Belastungen der &#252;brigen gewerblichen Arbeitnehmer und Angestellten aus dieser Vereinbarung entspricht. Das Unternehmen wird den Betriebsrat &#252;ber die getroffenen Regelungen unaufgefordert informieren.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 3 Zus&#228;tzliche Urlaubsverg&#252;tung</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Das Unternehmen zahlt den Besch&#228;ftigten in den Jahren 1999, 2000</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> und 2001 die jeweilige zus&#228;tzliche Urlaubsverg&#252;tung gem&#228;&#223; &#167; 14 des</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">MTV nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 4 Teile des 13. Monatseinkommens</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Das Unternehmen zahlt an die Besch&#228;ftigten in den Jahren 1998, 1999,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> 2000 und 2001 die Teile eines 13. Monatseinkommens gem&#228;&#223; Tarifver-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">trag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles des 13. Monatsein-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">kommens nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 5 Besserungsschein</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Ein Anspruch auf Auszahlung der zus&#228;tzlichen Urlaubsverg&#252;tung an die</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Besch&#228;ftigten f&#252;r die Jahre 1999, 2000 und 2001 gem&#228;&#223; &#167; 3 und die</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Teile des 13. Monatseinkommens f&#252;r die Jahre 1998, 1999, 2000 und</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> 2001 gem&#228;&#223; &#167; 4 entsteht nur dann, wenn ein handelsrechtlicher Gewinn</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> von mehr als 3 % der Umsatzerl&#246;se in den Jahren 1999 bis 2006 oder</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> in einem oder in mehreren dieser Jahre ausgewiesen wird...</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Eine R&#252;ckzahlung der vorstehend genannten zus&#228;tzlichen Urlaubsver-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> g&#252;tungen und der Teile des 13. Monatseinkommens erfolgt nur in dem</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Umfang, dass 50 % des jeweiligen Jahresmehr&#252;berschusses (vor R&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> zahlung) f&#252;r die R&#252;ckzahlung der offenen Betr&#228;ge verwendet wird.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Eine R&#252;ckzahlung entf&#228;llt, wenn die operative T&#228;tigkeit in den bisherigen</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Gesch&#228;ftsfeldern Kraftwerk, Industrie und Nuklear in G&#228;nze unterge-</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> gangen ist. (Mit dem vorstehend genannten Untergang ist nicht eine evtl.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Liquidation gemeint).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Das Unternehmen wird dem Betriebsrat und der IG Metall j&#228;hrlich erstmals in 1999 nach Erstellung der Unterlagen zur &#220;berpr&#252;fung die jeweilige Bilanz, die jeweilige Gewinn- und Verlustrechnung, die entsprechenden Erl&#228;uterungen, den entsprechenden Lagebericht, den entsprechenden Anlagespiegel, den entsprechenden Beteiligungsspiegel und das entsprechende Testat des Wirtschaftspr&#252;fers aush&#228;ndigen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Nach Vorlage der vorstehend genannten Unterlagen werden das Unternehmen, die IG Metall und der Betriebsrat in jedem Jahr unverz&#252;glich in Verhandlungen dar&#252;ber eintreten, inwieweit die Voraussetzungen f&#252;r eine R&#252;ckzahlung der nicht ausgezahlten Betr&#228;ge gegeben sind. Dabei wird zwischen den vorgenannten Parteien vereinbart, ob und in welcher H&#246;he Betr&#228;ge an die Besch&#228;ftigten ausgezahlt werden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">...</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 9 Insolvenzklausel / Leistungsbestimmungsrecht</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Im Falle der drohenden Insolvenz kann die IG Metall gegen&#252;ber dem</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Unternehmen f&#252;r die Besch&#228;ftigten bez&#252;glich der bis zu diesem Zeit-</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> punkt noch nicht ausgezahlten Betr&#228;ge der zus&#228;tzlichen Urlaubsver-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> g&#252;tung und der Teile des 13. Monatseinkommens gem. der &#167;&#167; 3 und 4</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> ein Leistungsbestimmungsrecht dergestalt aus&#252;ben, dass s&#228;mtliche</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgezahlten Betr&#228;ge in Folge der</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> entsprechenden Geltendmachung unabh&#228;ngig von den vorstehend be-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> schriebenen Bedingungen dieser Vereinbarung unmittelbar auszuzahlen</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> sind. Insoweit ist die Vereinbarung insgesamt als von Anfang an als un-</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> wirksam anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> ...</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 12 Besch&#228;ftigungssicherung</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> W&#228;hrend der Laufzeit dieser Vereinbarung bed&#252;rfen K&#252;ndigungen der</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Zustimmung des Betriebsrats und bei Meinungsverschiedenheiten &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> die Berechtigung der Nichterteilung der Zustimmung entscheidet die</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Einigungsstelle gem. &#167;&#167; 76, 102 Abs. 6 BetrVG.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 13 Inkrafttreten / Laufzeit</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Dieser Tarifvertrag tritt mit Datum des 01.07.1998 in Kraft und endet mit</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> Ausnahme der nachfolgenden Vorschriften ohne Nachwirkung am</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">31.12.2001. Die &#167;&#167; 5 bis 9 enden ohne Nachwirkung am 31.12.2006... </p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Nach Abschluss des Interessenausgleichs und Sozialplans und des Haustarifvertrages glich die Muttergesellschaft der Beklagten die bis dahin aufgelaufenen Verluste mit &#252;ber 35 Mio. DM aus.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Am 19.11.1998 beschloss der Aufsichtsrat der Beklagten, dass die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung mit dem Betriebsrat &#252;ber eine Teilbetriebsstilllegung verhandelt, weil der vorgesehene Verlustabbau bis 2001 auf Grund der bisherigen Entwicklung nicht mehr gelingen k&#246;nne. Am 23.11.1998 unterrichtete die Beklagte hier&#252;ber den Wirtschaftsausschuss und legte ihm ein Konzept Inhalt der Teilbetriebsschlie&#223;ung laut Durchrechnung 09.10.1998 vor. Danach war eine Einstellung der Gesch&#228;ftsfelder LI, LK und LM und ein weiterer Personalabbau um mindestens 199 und maximal 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beabsichtigt. Der Gesch&#228;ftsbereich Nuklear sollte verkauft oder ausgegliedert werden. Bei der Beklagten verbleiben sollte bis auf weiteres die Holding und der Bauhof.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26.11.1998 k&#252;ndigte die IG Metall, Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen, durch den Bezirkssekret&#228;r K.den Tarifvertrag vom 24.06.1998 fristlos. Die Beklagte erkl&#228;rte daraufhin der IG Metall, Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen, mit Anwaltsschreiben vom 04.12.1998, sie weise die fristlose K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 174 BGB zur&#252;ck, beanstande die Vorgehensweise gem&#228;&#223; &#167; 180 BGB, auch halte die fristlose K&#252;ndigung in materieller Hinsicht einer rechtlichen &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Abschlie&#223;end wird in dem Schreiben zum Ausdruck gebracht, dass die Beklagte grunds&#228;tzlich gespr&#228;chsbereit sei.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Am 03.12.1998 fand bei der Beklagten auf Antrag des Betriebsrats vom 04.11.1998 eine Einigungsstellensitzung u. a. zum Thema Anpassung der AT-Geh&#228;lter statt. Zuvor hatte die Beklagte mit dem Betriebsrat &#252;ber eine neue Gehaltsstruktur f&#252;r AT-Angestellte verhandelt und diesem einen Vorschlag f&#252;r die Anpassung der AT-Geh&#228;lter unterbreitet. Auf das Protokoll des Gespr&#228;chs vom 06.08.1998 (Blatt 89 ff d. A.) und den Vorschlag der Beklagten vom 22.10.1998 (Blatt 83 ff d. A.) wird Bezug genommen. In der Sitzung der Einigungsstelle erkl&#228;rte der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten, eine K&#252;rzung nach der Rasenm&#228;hermethode sei m&#246;glich, jedoch k&#246;nnten dann ungleichm&#228;&#223;ige Zuschl&#228;ge gew&#228;hrt werden. Daraufhin stellte die Arbeitnehmerseite zu diesem Streitpunkt keinen Antrag.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Am 17.02.1999 schlossen die Beklagte und der Betriebsrat einen weiteren Interessenausgleich und Sozialplan. Mit Zustimmung des Betriebsrats k&#252;ndigte die Beklagte daraufhin das Arbeitsverh&#228;ltnis mit 184 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Inzwischen beabsichtigt die Beklagte die vollst&#228;ndige Einstellung ihrer Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit bis zum 30.06.2000.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, die Beklagte habe weder bei den au&#223;ertariflichen noch bei den leitenden Angestellten Belastungen vorgenommen, die denjenigen entspr&#228;chen, die die &#252;brigen Arbeitnehmer nach dem Tarifvertrag vom 24.06.1998 zu tragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, deshalb sei der Tarifvertrag nicht wirksam geworden. Jedenfalls sei die fristlose K&#252;ndigung vom 26.11.1998 wirksam, weil die Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags mit der Beschlussfassung des Aufsichtsrats vom 19.11.1998 weggefallen sei. Dadurch sei der Sinn der Vereinbarung, die Besch&#228;ftigung f&#252;r 280 Arbeitnehmer f&#252;r deren Laufzeit abzusichern, entfallen.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks"> die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger DM 2.961,20 brutto nebst</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks"> 4 % Zinsen aus dem sich ergebenden Nettobetrag seit dem</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks"> 04.01.1999 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks"> vorsorglich, das Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 97 ArbGG auszusetzen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, es treffe nicht zu, dass die Parteien bei Abschluss des Tarifvertrags davon ausgegangen seien, sp&#228;testens im Jahr 2001 w&#252;rden schwarze Zahlen geschrieben. Eine Nachzahlung der gestundeten Betr&#228;ge sei ausdr&#252;cklich als unrealistisch eingestuft worden. Nach intensiver Diskussion sei von der im Zusammenhang mit Zugest&#228;ndnissen auf Arbeitnehmerseite durchaus &#252;blichen Verkn&#252;pfung mit einer Arbeitsplatzgarantie gerade Abstand genommen worden. Die Beklagte hat die Auffassung vertreten, die Voraussetzungen f&#252;r den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage l&#228;gen nicht vor. Jedenfalls sei die fristlose K&#252;ndigung schon deshalb unwirksam, weil die IG Metall nicht einmal ein Angebot zum Gespr&#228;ch unterbreitet habe.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht D&#252;sseldorf hat die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung im Wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Klage sei derzeit unbegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger nur unter den Voraussetzungen des &#167; 5 ( Besserungsschein ) in der Zukunft eine Erf&#252;llung der Klageforderung verlangen k&#246;nne. Der Haustarifvertrag vom 24.06.1998 sei nach dem Grundsatz der Spezialit&#228;t wirksam, die fristlose K&#252;ndigung vom 26.11.1998 unwirksam, weil der Tarifvertrag die K&#252;ndigung von Arbeitsverh&#228;ltnissen nicht untersage. Falls die Beklagte ihre Pflichten aus &#167; 2 des Haustarifvertrags verletzt habe, habe zun&#228;chst eine Abmahnung erfolgen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 05.05.1999 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger mit einem am 07.06.1999 (Montag) bei dem Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt und diese nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 07.08.1999 mit einem am 03.08.1999 bei dem Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, Basis f&#252;r die Vereinbarungen vom 24.06.1998 sei auch gewesen, dass die AT-Angestellten und leitenden Angestellten ihren Sanierungsbeitrag im gleichen Umfang leisteten wie die Tarifbesch&#228;ftigten. Die Beklagte habe jedoch zu keinem Zeitpunkt die Absicht gehabt, eine entsprechende Leistungspflicht f&#252;r diesen Personenkreis festzulegen.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, die Beklagte versto&#223;e dadurch gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, was zur Unwirksamkeit der getroffenen Regelung f&#252;hre. Jedenfalls sei die fristlose K&#252;ndigung wegen Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage wirksam, da die Betriebsparteien davon ausgegangen seien, in einem Zeitraum von drei Jahren sei eine Verlustfreimachung und dauerhafte Sanierung m&#246;glich und die verbleibenden 300 Arbeitspl&#228;tze k&#246;nnten mit dem Sanierungskonzept gesichert werden. Es sei Teil des Sanierungskonzepts gewesen, dass die Muttergesellschaft der Beklagten unter Umst&#228;nden verpflichtet gewesen w&#228;re, einen etwa entstehenden Verlust im Gesch&#228;ftsjahr 1998 wiederum auszugleichen. Zumindest sei das Schreiben der IG Metall vom 26.11.1998 als Aus&#252;bung des Leistungsbestimmungsrechts gem&#228;&#223; &#167; 9 des Tarifvertrags anzusehen, da von einer drohenden Insolvenz der Beklagten auszugehen sei.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks"> das Urteil des Arbeitsgerichts D&#252;sseldorf vom 17.03.1999</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:89px">- 8 Ca 8308/98 abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">an den Kl&#228;ger DM 2.961,20 brutto nebst 4 % Zinsen aus dem</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">sich ergebenden Nettobetrag ab Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px"> </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, in den Vereinbarungen f&#228;nden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass gegebenenfalls auch von einem Scheitern der Sanierungsbem&#252;hungen ausgegangen werden m&#252;sse. Weil allen Beteiligten die Marktrisiken bekannt gewesen seien, habe sie, die Beklagte, sich gerade nicht zu einer Besch&#228;ftigungssicherung im Stande gesehen und sei nur zu einer Ausweitung der Mitbestimmung im Rahmen des &#167; 102 BetrVG bereit gewesen.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die Schrifts&#228;tze und den sonstigen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks"> I.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Sie ist statthaft (&#167; 64 Abs. 1 und 2 ArbGG), frist- und formgerecht eingelegt und frist- und formgerecht begr&#252;ndet (&#167;&#167; 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG, 518, 222 Abs. 2, 519 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks"> II.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat die Klage zu Recht als zurzeit unbegr&#252;ndet abgewiesen, da die Beklagte zurzeit nicht verpflichtet ist, an den Kl&#228;ger die betriebliche Sonderzahlung f&#252;r das Jahr 1998 nach dem Tarifvertrag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens in der Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie Nordrhein-Westfalens vom 11.12.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">1. Der Tarifvertrag Vereinbarung gem&#228;&#223; &#167; 6 TV Besch. 1998 vom 24.06.1998 findet auf das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien Anwendung. Nach &#167; 2 Abs. 1 TVG sind Gewerkschaften, einzelne Arbeitgeber sowie Vereinigungen von Arbeitgebern Tarifvertragsparteien. Nach &#167; 3 Abs. 1 TVG sind die Mitglieder der Tarifvertragsparteien und der Arbeitgeber, der selbst Partei des Tarifvertrags ist, tarifgebunden. Da der Kl&#228;ger Mitglied der Industriegewerkschaft Metall ist, die den Tarifvertrag vom 24.06.1998 mit der Beklagten abgeschlossen hat, sind die Parteien auf Grund beiderseitiger Tarifgebundenheit an den Tarifvertrag gebunden.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">2. Der Unternehmenstarifvertrag vom 24.06.1998 ist wirksam. Er gestattet nicht etwa unter Verzicht auf eine eigene inhaltliche Regelung den Betriebspartnern, von Regelungen anderer Tarifvertragsparteien abzuweichen, sondern regelt den Vertragsgegenstand selbst (vgl. BAG, Urteil vom 20.04.1999 1 AZR 631/98 -).</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 6 des Tarifvertrags zur Besch&#228;ftigungssicherung 1998 ergibt sich nicht, dass der Unternehmenstarifvertrag unwirksam ist. Zwar ist hiernach vorgesehen, dass die Tarifvertragsparteien dieses Tarifvertrages, also der Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen einerseits und die Industriegewerkschaft Metall andererseits, bem&#252;ht sein werden, in besonders gravierenden F&#228;llen f&#252;r einzelne Unternehmen Sonderregelungen zu finden. Es bestehen jedoch schon nach dem Wortlaut der Regelung keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Tarifvertragsparteien Sonderregelungen durch Haustarifvertrag ausschlie&#223;en wollten. Ob ein solcher Ausschluss zul&#228;ssig w&#228;re, kann somit dahingestellt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und die Industriegewerkschaft Metall haben mithin zwar in tats&#228;chlicher Hinsicht keine Vereinbarung gem&#228;&#223; &#167; 6 Tarifvertrag zur Besch&#228;ftigungssicherung 1998 abgeschlossen. Auf die Wirksamkeit der getroffenen Regelung hat dies jedoch keinen Einfluss.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">3. Der Unternehmenstarifvertrag vom 24.06.1998 ist entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers auch nicht deshalb unwirksam, weil die Beklagte m&#246;glicherweise ihre nach &#167; 2 &#252;bernommene Verpflichtung, die au&#223;ertariflichen und leitenden Angestellten in einer Weise zu behandeln, die den Belastungen der &#252;brigen Arbeitnehmer aus dem Unternehmenstarifvertrag entspricht, nicht erf&#252;llt hat. Denn die Verletzung vertraglicher Verpflichtungen f&#252;hrt nicht zur Unwirksamkeit des Vertrags. Selbst wenn eine Partei von vornherein nicht die Absicht hat, einen Vertrag zu erf&#252;llen, ist dieser wirksam und hat der andere Teil die M&#246;glichkeit, Anspr&#252;che oder Rechte aus dem Vertrag herzuleiten (vgl. etwa &#167; 286 BGB).</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">4. Nach dem Grundsatz der Spezialit&#228;t in F&#228;llen der Tarifkonkurrenz gilt f&#252;r den Anspruch des Kl&#228;gers auf die betriebliche Sonderzahlung f&#252;r das Jahr 1998 nicht der Tarifvertrag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens in der Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie Nordrhein-Westfalens, sondern der Unternehmenstarifvertrag.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben nicht eigens vorgetragen, dass der Arbeitgeberverband Metall- und Elektroindustrie D&#252;sseldorf und Umgebung, dessen Mitglied die Beklagte ist, dem Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen angeh&#246;rt und die Tarifvertr&#228;ge f&#252;r die Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie Nordrhein-Westfalens daher auf Grund beiderseitiger Mitgliedschaft (&#167;&#167; 2 Abs. 3, 3 Abs. 1 TVG) Anwendung finden. Ist dies der Fall, sind die Parteien gleichzeitig gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs.1 TVG an den Unternehmenstarifvertrag und den Tarifvertrag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens gebunden. Die damit vorliegende Tarifkonkurrenz ist nach dem Grundsatz der Spezialit&#228;t dahingehend zu l&#246;sen, dass der Tarifvertrag gilt, der dem Betrieb r&#228;umlich, betrieblich, fachlich und pers&#246;nlich am n&#228;chsten steht und deshalb den Erfordernissen und Eigenarten des Betriebs und der darin t&#228;tigen Arbeitnehmer am besten Rechnung tr&#228;gt. Firmentarifvertr&#228;ge stellen gegen&#252;ber Verbandstarifvertr&#228;gen stets die speziellere Regelung dar (vgl. BAG, Urteil vom 20.03.1991, NZA 1991, Seite 736 ff m. w. N.; BAG, Urteil vom 20.04.1999 1 AZR 631/98 -).</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Aber auch dann, wenn der Tarifvertrag &#252;ber die tarifliche Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens auf Grund vertraglicher Bezugnahme auf das Arbeitsverh&#228;ltnis Anwendung findet, verdr&#228;ngt der Unternehmenstarifvertrag den Verbandstarifvertrag. F&#252;r das G&#252;nstigkeitsprinzip nach &#167; 4 Abs. 3 TVG ist insoweit kein Raum, da dieses nicht f&#252;r die Kollision gleichrangiger Regelungen gilt (vgl. BAG, Urteil vom 20.03.1991, a. a. 0., Seite 740).</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks"> III.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Die fristlose K&#252;ndigung des Unternehmenstarifvertrags durch die IG Metall ist unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">1. Es kann dahingestellt bleiben, ob die durch den Bezirkssekret&#228;r K.erkl&#228;rte K&#252;ndigung mangels Vorlage einer Vollmachtsurkunde nach &#167; 174 BGB oder mangels Vertretungsmacht nach &#167; 180 Satz 1 BGB unwirksam ist. F&#252;r die Beurteilung der Wirksamkeit der au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung eines Tarifvertrags kann nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts der Rechtsgedanke des &#167; 626 BGB herangezogen werden. Damit ist ein Tarifvertrag aus wichtigem Grund ohne Einhaltung einer Frist k&#252;ndbar, wenn dem K&#252;ndigenden unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Einzelfalls und unter Abw&#228;gung der Interessen beider Vertragsteile die Fortsetzung des Vertrags bis zum Ablauf der K&#252;ndigungsfrist oder bis zur vereinbarten Beendigung des Vertrags nicht zumutbar ist (vgl. BAG, Urteil vom 18.06.1997, NZA 1997, Seite 1236 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">2. Zum Zeitpunkt der fristlosen K&#252;ndigung bestand kein Grund, den Tarifvertrag vom 24.06.1998 zu k&#252;ndigen. Zu Recht hat der Kl&#228;ger nicht geltend gemacht, die fristlose K&#252;ndigung sei wirksam, weil die Beklagte ihrer Verpflichtung nach &#167; 2 nicht nachgekommen sei. Denn zum Zeitpunkt der fristlosen K&#252;ndigung waren die Verhandlungen zwischen der Beklagten und dem Betriebsrat &#252;ber die Umsetzung der mit &#167; 2 &#252;bereinstimmenden Verpflichtung nach Abschnitt B Ziffer 4 des Interessenausgleichs vom 24.06.1998 noch nicht abgeschlossen. Die Verhandlung vor der Einigungsstelle stand vielmehr noch bevor. F&#252;r eine vorherige K&#252;ndigung wegen dieses Streitpunkts hatte daher auch die tarifschlie&#223;ende Gewerkschaft keinen Anlass.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">3. Die fristlose K&#252;ndigung ist auch nicht wegen Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags infolge des Beschlusses des Aufsichtsrats der Beklagten vom 19.11.1998 begr&#252;ndet. Auch wenn angenommen wird, dass die Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags hierdurch weggefallen ist, folgt daraus nicht die Wirksamkeit der fristlosen K&#252;ndigung. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts erfordert der ultima-ratio-Grundsatz, der die au&#223;erordentliche K&#252;ndigung von Dauerrechtsverh&#228;ltnissen pr&#228;gt, dass die au&#223;erordentliche K&#252;ndigung eines Tarifvertrags nur wirksam ist, wenn keine andere M&#246;glichkeit besteht, die Unzumutbarkeit zu beseitigen. Die durch den Tarifvertrag unzumutbar belastete Partei muss daher zun&#228;chst versuchen, die M&#246;glichkeiten der tarifautonomen Anpassung als milderes Mittel auszusch&#246;pfen. Sie hat auch ohne eine im Tarifvertrag ausdr&#252;cklich enthaltene Nachverhandlungsklausel die Obliegenheit, mit der anderen Seite Verhandlungen zur Anpassung des Tarifvertrags aufzunehmen (vgl. BAG, Urteil vom 18.06.1997, a. a. 0.). Ein entsprechendes Gespr&#228;chsangebot hat die IG Metall vor Erkl&#228;rung der fristlosen K&#252;ndigung nicht abgegeben.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers entf&#228;llt die Obliegenheit zu Anpassungsverhandlungen nicht deshalb, weil keine Anpassungsm&#246;glichkeit besteht. Tats&#228;chlich ist dies nicht der Fall, denn vorstellbar sind die unterschiedlichsten Regelungen zu den Anspruchsvoraussetzungen und dem F&#228;lligkeitszeitpunkt der Sonderzahlung und der Urlaubsverg&#252;tung, mit denen der neuen Lage Rechnung getragen werden kann. Jedenfalls weil das ultima-ratio-Prinzip nicht beachtet wurde, hat die fristlose K&#252;ndigung mithin nicht zur Beendigung des Unternehmenstarifvertrags gef&#252;hrt. Danach gilt auch &#167; 4, der den Anspruch des Kl&#228;gers auf die betriebliche Sonderzahlung nach dem Tarifvertrag zur Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens f&#252;r das Jahr 1998 ausschlie&#223;t, &#252;ber den Zeitpunkt der fristlosen K&#252;ndigung hinaus fort.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">4. Der Kl&#228;ger kann auch nicht deshalb die tarifliche Sonderzahlung verlangen, weil die Gesch&#228;ftsgrundlage des Unternehmenstarifvertrags infolge der von der Beklagten nach Erkl&#228;rung der fristlosen K&#252;ndigung des Tarifvertrags getroffenen Entscheidung, ihre Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit bis zum 30.06.2000 vollst&#228;ndig einzustellen, entfallen ist. Ob diese Entscheidung zum Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags gef&#252;hrt hat, kann an dieser Stelle wiederum dahinstehen, denn der Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage eines Einzelvertrags oder Kollektivvertrags f&#252;hrt grunds&#228;tzlich nicht zu seiner Beendigung sondern zu seiner Anpassung (vgl. BAG, Beschluss vom 10.08.1994, NZA 1995, Seite 318 zur Betriebsvereinbarung). Ist daher die Gesch&#228;ftsgrundlage eines Tarifvertrags weggefallen, m&#252;ssen die Tarifvertragsparteien &#252;ber eine Anpassung an die ver&#228;nderten Umst&#228;nde verhandeln (vgl. D&#228;ubler, ZTR 1996, Seite 244). Anpassungsverhandlungen zwischen der IG Metall und der Beklagten haben aber auch nach der Entscheidung, den Betrieb stillzulegen, bislang nicht stattgefunden. Solange dies nicht geschehen ist, gilt der Unternehmenstarifvertrag mit seinem bisherigen Inhalt fort.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">5. Selbst wenn die IG Metall das ihr nach &#167; 9 des Unternehmenstarifvertrags einger&#228;umte Leistungsbestimmungsrecht ausge&#252;bt hat, ist der Tarifvertrag schlie&#223;lich nicht nach dieser Regelung unwirksam geworden. Deren Voraussetzungen sind nicht erf&#252;llt, weil der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten gegen&#252;ber dem Betriebsrat erkl&#228;rt hat, die Insolvenz sei unvermeidlich, wenn der Betriebsrat der Betriebsschlie&#223;ung nicht zustimme. Denn unstreitig haben die Betriebsparteien am 17.02.1999 einen Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen. Die Insolvenz soll damit nach dem Willen der Beklagten vermieden werden. Dass sie dennoch droht, ist nicht ersichtlich. Entsprechende Tatsachen hat der Kl&#228;ger nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">6. Ebenso wenig wie der Kl&#228;ger nach dem Tarifvertrag zur tariflichen Absicherung eines Teiles eines 13. Monatseinkommens zurzeit einen Anspruch auf die betriebliche Sonderzahlung f&#252;r das Jahr 1998 hat, ergibt sich der Zahlungsanspruch aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Dies k&#228;me nur dann in Betracht, wenn die Beklagte anderen Arbeitnehmern, etwa den au&#223;ertariflichen oder leitenden Angestellten, ein 13. Monatsgehalt f&#252;r das Jahr 1998 ganz oder teilweise gezahlt h&#228;tte. Das wird aber selbst vom Kl&#228;ger nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks"> IV.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Dem Arbeitsgericht ist auch darin zu folgen, dass es den Anspruch des Kl&#228;gers lediglich als zurzeit unbegr&#252;ndet abgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Urteil vom 21.04.1988, NJW 1988, Seite 1983) verst&#246;&#223;t es nicht gegen &#167; 526 ZPO, wenn das Berufungsgericht auf die alleinige Berufung des Kl&#228;gers die Klage als endg&#252;ltig unbegr&#252;ndet abweist, nachdem das angefochtene Urteil die Klage lediglich als zurzeit unbegr&#252;ndet abgewiesen hat. Ob dieser, im Schrifttum teilweise abgelehnten Auffassung (vgl. Nachweise im Urteil vom 21.04.1988) zu folgen ist, bedarf im vorliegenden Streitfall keine Entscheidung. Denn die Klage kann nicht als endg&#252;ltig unbegr&#252;ndet abgewiesen werden, weil der Kl&#228;ger m&#246;glicherweise zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt Anspruch auf die tarifliche Sonderzahlung f&#252;r das Jahr 1998 hat.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">1. Der Anspruch ist nicht nach dem Unternehmenstarifvertrag dauerhaft auf Grund der beschlossenen Betriebsschlie&#223;ung ausgeschlossen, weil nach &#167; 5 vereinbart ist, dass eine R&#252;ckzahlung entf&#228;llt, wenn die operative T&#228;tigkeit in den bisherigen Gesch&#228;ftsfeldern Kraftwerk, Industrie und Nuklear in G&#228;nze untergegangen ist. Ob damit eine Betriebsschlie&#223;ung gemeint ist, ist nach dem Wortlaut fragw&#252;rdig. Weitere Feststellungen sind nicht m&#246;glich, weil selbst die Beklagte nicht geltend gemacht hat, sie sei nach dieser Tarifbestimmung auf Dauer nicht dazu verpflichtet, den Zahlungsanspruch zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">2. Der Anspruch entf&#228;llt auch nicht deshalb auf Dauer, weil er nach &#167; 5 Unternehmenstarifvertrag die Erwirtschaftung eines Gewinns durch die Beklagte voraussetzt, womit nicht mehr zu rechnen ist. Dem steht schon entgegen, dass andererseits auch noch nicht feststeht, ob ein Fall der drohenden Insolvenz nach &#167; 9 eintritt mit der Folge, dass die IG Metall von dem ihr einger&#228;umten Leistungsbestimmungsrecht Gebrauch machen kann.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">3. Die Klage ist schlie&#223;lich auch deshalb nicht als auf Dauer unbegr&#252;ndet abzuweisen, weil nach Auffassung der Kammer die Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r den Unternehmenstarifvertrag tats&#228;chlich weggefallen ist. Die Gesch&#228;ftsgrundlage eines Vertrages wird gebildet durch die nicht zum Vertragsinhalt erhobenen, aber beim Vertragsschluss zu Tage getretenen, dem Gesch&#228;ftsgegner erkennbaren und nicht von ihm beanstandeten Vorstellungen des einen Vertragsteils oder durch entsprechende Vorstellungen beider Vertragspartner, auf denen der Gesch&#228;ftswille aufbaut (vgl. BGH, Urteil vom 04.07.1996, NJW 1997, Seite 320 m. w. N.; BAG, Urteil vom 25.07.1990, NJW 1991, Seite 1563 m. w. N.; BAG, Beschluss vom 10.08.1994, a. a. 0.).</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Enth&#228;lt bereits der Vertrag nach seinem ggf. durch erg&#228;nzende Auslegung zu ermittelnden Inhalt Regeln f&#252;r das Fehlen, den Wegfall oder die Ver&#228;nderung bestimmter Umst&#228;nde, kommt die Lehre vom Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage nicht zum Tragen. Selbst wenn die Behauptung des Kl&#228;gers zutreffen sollte, die Beklagte habe von Anfang an nicht die Absicht gehabt, die au&#223;ertariflichen und leitenden Angestellten entsprechend zu belasten wie die &#252;brigen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, w&#252;rde daher dadurch nicht die Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags entfallen. Denn mit &#167; 2 hat die Beklagte gegen&#252;ber der IG Metall eine entsprechende schuldrechtliche Verpflichtung &#252;bernommen. Da sich aus &#167; 12 ergibt, dass K&#252;ndigungen wohl der Zustimmung des Betriebsrats unterliegen, aber nicht ausgeschlossen sind, kann als Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags auch nicht etwa ein Verzicht der Beklagten auf weitere betriebsbedingte K&#252;ndigungen angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsgrundlage des Tarifvertrags, auf denen der Gesch&#228;ftswille aufgebaut hat, war jedoch die Vorstellung beider Vertragspartner, dass der Sanierungsplan f&#252;r das Unternehmen durchgef&#252;hrt wird. Denn der Tarifvertrag und der Interessenausgleich vom 24.06.1998 enthalten aufeinander abgestimmte Regelungen. Ohne den Interessenausgleich w&#228;re der Tarifvertrag nicht abgeschlossen worden. Der Interessenausgleich wiederum basiert auf Verhandlungen zwischen der Beklagten und dem Betriebsrat und einem Einigungsstellenverfahren. Da in der Pr&#228;ambel zum Interessenausgleich erkl&#228;rt wird, eine Neuausrichtung der Gesellschaft nach Ma&#223;gabe einer Studie zur</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Verlustfreimachung mit dem Ziel der Sanierung und Sicherung der verbleibenden Arbeitspl&#228;tze sei unerl&#228;sslich, und sodann im Interessenausgleich als eine der Ma&#223;nahmen der Abschluss eines Firmentarifvertrags mit dem vorl&#228;ufigen Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld vereinbart ist, ergibt sich daraus, dass auch die Tarifvertragsparteien davon ausgegangen sind, die im Tarifvertrag enthaltenen Vereinbarungen seien zur Umsetzung des Sanierungskonzepts notwendig. Durch die Pr&#228;ambel im Interessenausgleich sind diese Vorstellungen auch offen zu Tage getreten.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte entschieden hat, ihre Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit zum 30.06.2000 einzustellen, wird das Sanierungskonzept noch w&#228;hrend der Laufzeit des Tarifvertrags nicht mehr durchgef&#252;hrt. Damit ist dem entscheidenden Motiv beider Tarifvertragsparteien f&#252;r den Abschluss des Tarifvertrags die Grundlage entzogen worden. Das macht die Anpassung des Tarifvertrags an die ver&#228;nderten Umst&#228;nde notwendig.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks"> V.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Als unterliegende Partei hat der Kl&#228;ger die Kosten der Berufung zu tragen (&#167;&#167; 64 Abs. 6 ArbGG, 97 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision beruht auf &#167; 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">RECHTSMITTELBELEHRUNG</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von dem Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">REVISION</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beklagte ist gegen dieses Urteil kein Rechtsmittel gegeben.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die Revision muss</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Notfrist von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Bundesarbeitsgericht,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Hugo-Preu&#223;-Platz 1,</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">99084 Erfurt,</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gleichzeitig oder</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">schriftlich zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">gez. Heinlein gez. Kr&#246;selberg gez. Bodenbenner</p>
114,428
olgham-1999-09-27-6-u-5299
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 52/99
1999-09-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:43
2019-02-14T10:24:53
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0927.6U52.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin war Eigentümerin eines bei dem Beklagten kasko-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">versicherten Pkw, der ihr am 23.6.1995 zwischen 14.30 Uhr und 15.45 Uhr auf einem Parkplatz in U (V) entwendet</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">wurde. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Laut Protokoll über die Strafanzeige vom gleichen Tage gab die Klägerin gegenüber der örtlichen Polizei an, nach dem Abstellen des Pkw sei sie noch einmal zu dem Fahrzeug zurückgekehrt, habe den Kofferraum aufgeschlossen, einen Fotoapparat herausgenommen und anschließend vergessen, den Schlüssel abzuziehen. Am 26.6.1995 erklärte die Klägerin bei der Polizei, tatsächlich habe sie den Schlüssel abgezogen und in ihre Hosentasche gesteckt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 27.9.1995 verweigerte der Beklagte Leistungen aus der Kaskoversicherung, weil die Klägerin in der Kasko-Schadenanzeige vom 28.6.1995 zum Verbleib des Schlüssels</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">falsche Angaben gemacht habe. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage nach Beweisaufnahme mit der Begründung stattgegeben, daß der Beklagte selbst dann nicht leistungsfrei geworden sei, wenn die Klägerin den Schlüssel im Kofferraumschloß habe stecken lassen. Die Klägerin habe den Eintritt des Versicherungsfalles nämlich auch in diesem Falle nicht im Sinne des § 61 VVG grob fahrlässig herbeigeführt, weil der Klägerin dann allenfalls Augenblicksversagen bei einer Routinehandlung vorgeworfen werden könne. Der Beklagte sei auch nicht gemäß § 6 Abs. 3 VVG wegen Falschangaben der Klägerin in der Kasko-Schadenanzeige leistungsfrei geworden, weil die Vorsatzvermutung widerlegt sei. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Beklagte mit dem Ziel der Klageabweisung. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin verteidigt die angefochtene Entscheidung. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Beklagten war die Klage unter Abänderung des angefochtenen Urteils abzuweisen. Denn ein Zahlungsanspruch gemäß §§ 1, 49 VVG, 12 AKB steht der Klägerin nicht zu, da der Beklagte gemäß § 61 VVG leistungsfrei geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat die Entwendung ihres Pkw und damit den Eintritt des Versicherungsfalles grob fahrlässig dadurch verursacht, daß sie den Fahrzeugschlüssel im Kofferraumschloß hat stecken lassen, als sie sich von ihrem abgestellten Pkw entfernte. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Daß der Schlüssel sichtbar von außen im Kofferraumschloß gelassen worden ist, steht nach dem Ergebnis der erstinstanzlichen Beweisaufnahme fest. Der Zeuge L hat dies am 23.6.1995 gegen 15.00 Uhr, also mindestens 30 Minuten nachdem die Klägerin ihren Pkw verlassen hatte und ca. 45 Minuten bevor sie ihn auf den Parkplatz nicht wieder vorgefunden hat, gesehen. Entsprechendes hat der Zeuge bei seiner Vernehmung durch die Polizei am 28.6.1995, bei der er das Fahrzeug genau beschreiben konnte und sogar noch die Anfangsbuchstaben des amtlichen Kennzeichens in Erinnerung hatte, so bekundet. In einem Schreiben an das Landgericht vom 1.3.1997 hat er die Richtigkeit seiner damaligen polizeilichen Aussage noch einmal ausdrücklich bestätigt. Etwas anderes ergibt sich schließlich auch nicht aus der Aussage des Zeugen anläßlich seiner kommissarischen Vernehmung vom 27.11.1997. Zweifel an der Richtigkeit dieser Zeugenaussage ergeben sich nicht daraus, daß die Kunststoffreide des Schlüssels schwarz war und die Lackierung des Pkw auberginefarben. Denn für eine Person, die sich wie der Zeuge L nahe bei dem Pkw befunden hat, war der Schlüssel gleichwohl zu erkennen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Aussage des Zeugen L steht ferner nicht entgegen, daß die Zeugin T bekundet hat, sie habe gesehen, daß die Klägerin nach dem Herausnehmen des Fotoapparates aus dem Kofferraum einen Schlüssel mit einem braunen Etui in der Hand gehabt habe. Denn abgesehen davon, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß die Zeugin an einem derartigen Sachverhalt später noch eine sichere Erinnerung hatte, kann es sich bei dem Schlüssel, den die Zeugin T gesehen haben will, um einen anderen Schlüssel als den Fahrzeugschlüssel gehandelt haben. Wie sich aus der Aussage der Zeugin W vom 20.11.1997 ergibt, hat die Klägerin nämlich nach dem Diebstahl in ihre Handtasche einen Schlüsselbund zwischen ihren Reisepapieren gefunden. Um den Fahrzeugschlüssel hat es sich dabei aber nicht gehandelt. Aus der Aussage der Zeugin T läßt sich somit letztlich nichts zum Vorteil der Klägerin herleiten. Vielmehr spricht die Tatsache, daß der Schlüssel unstreitig ausgerechnet in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Schließen des Kofferraums und der Rückkehr zum Abstellort des Pkw abhanden gekommen ist, deutlich dafür, daß er, wie vom Zeugen L bekundet, im Kofferraumschloß verblieben ist. Auf die weitere Frage, ob hierfür zusätzlich der Inhalt des Polizeiprotokolls vom 23.6.1995 spricht oder ob die darin enthaltenen Angaben der Klägerin auf einem Mißverständnis zwischen der Klägerin und der als Dolmetscherin tätig gewesenen Zeugin W beruhen, kommt es unter diesen Umständen nicht mehr an. Allerdings deutet die Aussage des Zeugen C, der als Polizeibeamter mit dem Vorgang befaßt gewesen ist, eher darauf hin, daß es zu einem solchen Mißverständnis nicht gekommen ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Pkw ist unter Verwendung des im Kofferraumschloß verbliebenen Fahrzeugschlüssels gestohlen worden. Dies muß daraus gefolgert werden, daß der Schlüssel für eine an einem Pkw-Diebstahl interessierte Person ebenso gut sichtbar war wie für den Zeugen L, ferner daraus, daß auf dem Parkplatz keine Aufbruchspuren gefunden worden sind sowie daraus, daß der Pkw von einem belebten Parkplatz entwendet worden ist, obwohl er mit einer elektronischen Wegfahrsperre ausgerüstet war. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat sich grob fahrlässig verhalten, indem sie den Schlüssel im Kofferraumschluß beließ und dadurch den Eintritt des Versicherungsfalles herbeiführte. Grob fahrlässig handelt, wer die erforderliche Sorgfalt unter Berücksichtigung sämtlicher Umstände in ungewöhnlich hohem Maße verletzt und das unbeachtet läßt, was im gegebenen Fall jedem hätte einleuchten müssen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Objektiv handelt es sich bei dem Zurücklassen eines Pkw mit außen steckendem Fahrzeugschlüssel um einen besonders schweren Fehler. Zu den von jedem Versicherungsnehmer ohne weiteres zu erwartenden Sicherheitsvorkehrungen gehört es, ein abgestelltes Fahrzeug gemäß § 14 Abs. 2 StVO gegen unbefugte Benutzung zu sichern und zur Vermeidung eines Fahrzeugdiebstahls die Fahrzeugschlüssel so aufzubewahren, daß sie vor dem Zugriff beliebiger Dritter geschützt sind (vgl. OLG Hamm, VersR 94, 1462, 1463). Aber auch in subjektiver Hinsicht trifft die Klägerin das für die Annahme grober Fahrlässigkeit erforderliche gegenüber einfacher Fahrlässigkeit gesteigerte Verschulden. Zwar mag der Klägerin ihr Fehler auch deswegen unterlaufen sein, weil es sich bei dem Herausnehmen eines Gegenstandes aus einem Pkw-Kofferraum um eine Routinetätigkeit handelt. Allein deswegen, weil die Klägerin entscheidend nur während eines kurzen Augenblicks versagt hat, entfällt aber der Vorwurf grober Fahrlässigkeit noch nicht (vgl. Römer/Langheid VVG § 61 An. 30 ff. m.w.N.). Zwar trifft einen Fahrzeugführer, der einen Fahrzeugschlüssel bei seinem Fahrzeug zurückläßt, nicht in jedem Falle der Vorwurf grober Fahrlässigkeit. So liegt nicht ohne weiteres grobe Fahrlässigkeit vor, wenn auf einem nicht öffentlichen Betriebsgelände ein Zündschlüssel während eines nur kurzfristig unterbrochenen Arbeitsvorganges steckenbleibt (vgl. BGH VersR 71, 1019). Auch kann es an einem gegenüber einfacher Fahrlässigkeit gesteigerten Verschulden fehlen, wenn etwa ein Ver-sicherungsnehmer in der Tiefgarage des von ihm bewohnten Hauses die Pkw-Schlüssel im Kofferraumschloß zurückläßt, weil er sich dadurch hat ablenken lassen, daß er in ungewöhnlicher Weise nicht nur mit dem Entladen des eigenen Pkw, sondern auch noch eines weiteren Fahrzeugs befaßt war (vgl. OLG Düsseldorf r + s 99, 229 = NVersZ 99, 386 = MDR 99, 1135). In der vorliegenden Sache ist aber zu berücksichtigen, daß die Klägerin ihren Pkw auf einem öffentlichen und damit jedermann zugänglichen Parkplatz zurückgelassen hat. Hinzu kam, daß es sich um ein relativ neues Fahrzeug handelte, das potentielle Diebe in gesteigertem Maße zu einer Spontantat reizen konnte, und zwar u.a. auch deswegen, weil es im Ausland abgestellt war und von dort aus leicht einem Absatzmarkt für illegal beschaffte Pkw zugeführt werden konnte. Schließlich hat die Klägerin ihren Pkw auch nicht nur für kurze Zeit, sondern für die Dauer von etwa zwei Stunden aus den Augen gelassen. Insgesamt hatte die Klägerin damit wegen erhöhter Diebstahlsgefahr konkreten Anlaß, bei der Sicherung ihres Pkw erhöhte Sorgfalt walten zu lassen. Daß sie dem unter den gegebenen Umständen nicht genügend Beachtung geschenkt hat, muß als grob fahrlässiges Verhalten gewertet werden (vgl. auch OLG Hamm NZV 91, 195). </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage war somit unter Abänderung des angefochtenen Urteils abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91, 708 Nr. 10, 546 ZPO.</p>