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olgk-1999-09-27-10-uf-4499
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 44/99
1999-09-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:43
2019-02-12T08:36:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0927.10UF44.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Aachen vom 05.01.1999 - 21 F 172/97 - wird auf ihre Kosten zurückgewiesen. Dem Antragsgegner wird unter Beiordnung von Rechtsanwältin S. Prozesskostenhilfe zur Verteidigung gegen die Beschwerde bewilligt. Es werden monatliche Raten von 60,00 DM, beginnend ab 01.11.1999, angeordnet. Der Antragstellerin wird Prozeßkostenhilfe für das Beschwerdeverfahren mangels Erfolgsaussicht der Beschwerde nicht bewilligt. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die 1958 geborene Antragstellerin und der 1936 geborene Antragsgegner haben am 04.06.1974 in Marokko geheiratet. Aus der Ehe ist die am 04.01.1978 geborene Tochter N. hervorgegangen. Der Antragsgegner besitzt die marokkanische Staatsangeh&#246;rigkeit, die Antragstellerin, die ebenfalls marokkanische Staatsangeh&#246;rige war, hat inzwischen die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit angenommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Ehe wurde, nachdem sich die Parteien im Februar 1982 getrennt hatten, durch Versto&#223;ungserkl&#228;rung des Antragsgegners vor dem K&#246;niglich Marokkanischen Generalkonsulat in D. am 07.04.1982 geschieden. Der Antragsgegner ist danach eine neue Ehe eingegangen, aus der zwei weitere 1986 bzw. 1990 geborene Kinder hervorgegangen sind. Nachdem die Antragstellerin, die ebenfalls eine neue Ehe eingehen wollte, im Jahre 1997 versucht hatte, die Anerkennung der Scheidung vom 07.04.1982 zu erreichen, und das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf diesem Antrag nicht entsprochen hatte - Schreiben vom 26.03.1997 -, hat sie im vorliegenden Verfahren Scheidungsklage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Ehe der Parteien durch Urteil vom 29.05.1998 geschieden und das Verfahren betreffend den Versorgungsausgleich abgetrennt. Die Antragstellerin erwarb w&#228;hrend der Ehezeit - 01.06.1974 bis 31.07.1997 - Rentenanwartschaften bei der BfA in H&#246;he von 352,37 DM monatlich, der Antragsgegner bei der Bundesknappschaft in H&#246;he von 1.863,40 DM monatlich. Das Amtsgericht hat den Versorgungsausgleich auf die von den Parteien in der Zeit vom 01.06.1974 bis zur Scheidung vom 07.04.1982 erworbenen Rentenanwartschaften beschr&#228;nkt. Die in dieser Zeit von der Antragstellerin erworbenen Rentenanwartschaften belaufen sich auf 48,49 DM, die des Antragsgegners auf 729,37 DM, woraus sich zu Gunsten der Antragstellerin zu &#252;bertragende Anwartschaften in H&#246;he von 340,44 DM (729,37 DM abz&#252;glich 48,49 DM = 680,88 DM : 2) errechnen. Den Ausgleich der in der Zeit nach dem 07.04.1982 von den Parteien erworbenen Anwartschaften hat das Amtsgericht gem. &#167; 1587 c BGB im Hinblick auf die fr&#252;here Ehescheidung nicht vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Antragstellerin mit ihrer Beschwerde. Sie begehrt eine uneingeschr&#228;nkte Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs im Wesentlichen mit der Begr&#252;ndung, sie habe sich gegen die vom Antragsgegner herbeigef&#252;hrte Scheidung vom 07.04.1982 nicht zur Wehr setzen k&#246;nnen. Zudem habe der Antragsgegner keinerlei Ehegattenunterhalt nach der Scheidung gezahlt, obwohl sie die seinerzeit erst 4 Jahre alte Tochter versorgt habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Versorgungsausgleich zu Recht gem. &#167; 1587 c Ziff. 1 BGB teilweise ausgeschlossen. Nach dieser Bestimmung findet ein Versorgungsausgleich nicht statt, soweit die Inanspruchnahme des Verpflichteten grob unbillig w&#228;re. Diese Voraussetzungen liegen im Streitfall vor, da die Ehe der Parteien durch die Scheidung vom 07.04.1982 jedenfalls faktisch mit der Folge beendet wurde, dass die danach von den Parteien erworbenen Anwartschaften nicht mehr aus einer den Versorgungsausgleich rechtfertigenden ehelichen Lebens- und Versorgungsgemeinschaft resultieren (vgl. BGH FamRZ 84, 467, 469). Auch wenn die Scheidung vom 07.04.1982 aufgrund einer Versto&#223;ungserkl&#228;rung durch den Antragsgegner erfolgte und selbst wenn sich die Antragstellerin, wie sie in der Beschwerde vortr&#228;gt, hiergegen nicht hat wehren k&#246;nnen, &#228;ndert dies nichts daran, dass beide Parteien von einer Aufl&#246;sung der Ehe zum damaligen Zeitpunkt ausgegangen sind und ihre Lebens- und Versorgungsgemeinschaft von diesem Zeitpunkt an beendet war. Die Parteien haben seinerzeit einverst&#228;ndlich die Scheidungsfolgen geregelt. Die Antragstellerin sollte eine Scheidungsabfindung von 1.500,00 DM erhalten. Der Antragsgegner verpflichtete sich, f&#252;r die Tochter der Parteien Unterhalt in H&#246;he von 200,00 DM monatlich zu zahlen. Dieser Regelung hat die Antratgstellerin ausweislich der Scheidungsurkunde ausdr&#252;cklich zugestimmt. Aus der Sicht des Antragsgegners erfolgte die Scheidung wirksam, anderenfalls w&#228;re er nicht anschlie&#223;end eine neue Ehe eingegangen, aus der zwei weitere Kinder hervorgegangen sind. Letztlich muss aber auch die Antragstellerin von einer endg&#252;ltigen Aufl&#246;sung der Ehe ausgegangen sein. Dies ergibt sich zum einen daraus, dass sie beantragt hat, die Wirksamkeit der Scheidung anzuerkennen. Dar&#252;ber hinaus hat sie in ihrem Scheidungsbegehren im vorliegenden Verfahren ausdr&#252;cklich vorgetragen, sie sei von der Wirksamkeit der Scheidung ausgegangen. War danach auch in der Vorstellung der Antragstellerin die Ehe vor dem Generalkonsulat endg&#252;ltig aufgel&#246;st worden, konnte sie nicht erwarten, noch an Rentenanwartschaften zu partizipieren, die der Antragsgegner sp&#228;ter erwarb.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der nach diesem Zeitpunkt erworbenen Rentenanwartschaften ist auch nicht im Hinblick darauf gerechtfertigt, dass der Antragsgegner f&#252;r die Antragstellerin keinen Ehegattenunterhalt gezahlt hat, obwohl diese im Hinblick auf die Versorgung der 4 j&#228;hrigen Tochter damals nicht verpflichtet war, einer Berufst&#228;tigkeit nachzugehen. Selbst wenn die Antragstellerin in der im Scheidungstermin vereinbarten Abfindung keinen ausreichenden Ausgleich der durch die Ehe begr&#252;ndeten Anspr&#252;che gesehen haben sollte, ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sie in der Folgezeit keine Unterhaltsanspr&#252;che gegen&#252;ber dem Antragsgegner geltend gemacht hat. Hierauf konnte sich dieser in seiner weiteren Lebensgestaltung einrichten. Bei dieser Sachlage w&#228;re es unbillig, wenn die Antragstellerin aufgrund von &#220;bertragung zus&#228;tzlicher Rentenanwartschaften aus dieser Zeit einen Ausgleich f&#252;r entgangenen Unterhalt erhielte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:60px">Beschwerdewert: 4.980,96 DM (755,52 DM abz&#252;glich 340,44 DM = 415,08 DM x 12)</p>
114,433
olgham-1999-09-24-20-w-1099
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 10/99
1999-09-24T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-02-14T10:24:53
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0924.20W10.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gründe</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat zum überwiegenden Teil Aussicht auf Erfolg i.S.v. §114 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin als Versicherungsnehmerin nimmt den Beklagten aus einer vorläufigen Deckungszusage in Anspruch, die der Beklagte ihr anläßlich eines Antrags auf Abschluß einer Lebensversicherung vom 12.9.1996 betreffend den wenig später am 23.9.1996 und noch vor einer Entscheidung des Beklagten über die Annahme des Versicherungsantrags verstorbenen Versicherten Hoezen erteilte. Eine Risikoprüfung fand vor Erteilung der vorläufigen Deckungszusage nicht statt. Der Beklagte erteilt diese ohne weiteres aufgrund eines als "Nr. 15" unter das Unterschriftsfeld in das Antragsformular aufgenommenen Zusatzes. Dieser lautet:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td> </td> <td><b><i>15. Vorläufiger Versicherungsschutz</i></b> <i>Aufgrund des gestellten Antrags besteht Versicherungsschutz entsprechend den "Allgemeinen Bedingungen für den vorläufigen Versicherungsschutz in der Lebensversicherung".</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die genannten Bedingungen lauten auszugsweise:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td> </td> <td><b><i>§1 Was ist versichert?</i></b>   (1) Der vorläufige Versicherungsschutz erstreckt sich auf die für den Todesfall beantragten Leistungen   (2) ... <i>...</i> <b><i>§3 Wann beginnt und endet der vorläufige Versicherungsschutz?</i></b>   (1) Der vorläufige Versicherungsschutz beginnt mit dem Tag, an dem Ihr Antrag bei uns eingeht.   (2) ... <b><i>§4 In welchen Fällen ist der vorläufige Versicherungsschutz ausgeschlossen?</i></b>   (1) Unsere Leistungspflicht ist ausgeschlossen für Versicherungsfälle aufgrund von Ursachen, die vor Unterzeichnung des Antrags erkennbar geworden sind, auch wenn diese im Antrag angegeben wurden.   (2) ... <b><i>§5 Was kostet Sie der vorläufige Versicherungsschutz?</i></b> <i>Für den vorläufigen Versicherungsschutz erheben wir zwar keinen besonderen Beitrag; erbringen wir aber Leistungen aufgrund des vorläufigen Versicherungsschutzes, so behalten wir ein Entgelt ein. Das Entgelt entspricht dem Beitrag für das erste Versicherungsjahr des beantragten Versicherungsvertrages. Bei Einmalbeitragsversicherungen ist dies der einmalige Beitrag. Wir berechnen Ihnen jedoch nicht mehr als den Tarifbeitrag für die Höchstsumme und -rente gemäß §1 Absatz 4. Bereits gezahlte Beiträge rechnen wir an.</i> <b><i>§6 Wie ist das Verhältnis zur beantragten Versicherung und wer erhält die Leistungen aus dem vorläufigen Versicherungsschutz?</i></b>   (1) Soweit in diesen Bedingungen nichts anderes bestimmt ist, gelten die Allgemeinen Bedingungen für die beantragte Versicherung einschließlich derjenigen für mitbeantragte Zusatzversicherungen. Dies gilt insbesondere für die dort enthaltenen Einschränkungen und Ausschlüsse.   (2) Ein im Antrag festgelegtes Bezugsrecht gilt auch für die Leistungen aus dem vorläufigen Versicherungsschutz.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Leistung aus der vorläufigen Deckungszusage mit der Begründung verweigert, der Versicherte sei an Herzversagen verstorben. Er sei aber bereits in den Monaten März und April 1996 wegen Herzbeschwerden (dilatativer Kardiomyopathie) fachärztlich behandelt worden. Die Todesursache sei bei Antragstellung am 12.9.1996 deshalb bereits erkennbar gewesen, so daß gem. §4 Abs. 1 der Bedingungen Leistungsfreiheit bestehe. Außerdem habe der Versicherte im Antragsformular diese Behandlungen trotz einer entsprechenden Frage verschwiegen und die Frage nach u.a. Herzbeschwerden wahrheitswidrig mit "nein" beantwortet. Deshalb trete sie von der beantragten Versicherung zurück.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin zieht den "Herztod" und einen Zusammenhang zwischen der unmittelbaren Todesursache und den Herzbeschwerden, deretwegen der Versicherte behandelt worden sei, in Zweifel. Für die darauf gestützte Klage hat sie die Gewährung von Prozeßkostenhilfe beantragt. Den Antrag hat das Landgericht mit näherer Begründung abgelehnt, weil der Beklagte gem. §4 Abs. 1 der AVB für die vorläufige Deckung leistungsfrei sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Beschwerde der Klägerin ist begründet. Die Klage hat aus der erteilten vorläufigen Deckungszusage Aussicht auf Erfolg. Es ist dies ein vom Schicksal des angestrebten Hauptvertrages unabhängiges, selbständig zu beurteilendes Vertragsverhältnis (BGH VersR 96, 743; Senat, VersR 92, 995). Allerdings kommt dabei der Frage, woran der Versicherte verstorben ist, hier keine streitentscheidende Bedeutung zu. Denn §4 Abs. 1 der AVB, wofür diese Umstände von Bedeutung wären und der hier zur Leistungsfreiheit führen soll, ist wegen Verstoßes gegen §9 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach §4 Abs. 1 der AVB sollen Todesfälle aufgrund von Ursachen, die vor Unterzeichnung des Antrags erkennbar geworden sind, in jedem Fall vom Versicherungsschutz ausgenommen werden, auch dann wenn sie im Antrag angegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs sind AVB so auszulegen, wie ein durchschnittlicher Versicherungsnehmer sie bei verständiger Würdigung, aufmerksamer Durchsicht und Berücksichtigung des erkennbaren Sachzusammenhangs verstehen muß (BGH VersR 96, 743; 93, 957 (958)). Nach dem Wortlaut der Bestimmung sollen hier "Ursachen" für den Eintritt des Versicherungsfalls vom Versicherungsschutz ausgenommen werden, die bei Antragsunterzeichnung "erkennbar" waren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es ist danach bedeutungslos, ob es sich um einen gefahrerheblichen Umstand handelt, denn der Wortlaut der Bestimmung differenziert nicht danach, sondern schließt alle möglichen Ursachen, bekannt oder unbekannt, für den späteren Eintritt des Versicherungsfalls aus, unabhängig davon also, ob der Versicherer, hätte er diese Ursache gekannt und eine Risikoprüfung nach Maßgabe seiner Risikoprüfungsgrundsätze vorgenommen, dies zum Anlaß genommen hätte, den Antrag abzulehnen. Für eine etwaige Absicht, die Bestimmung so verstanden zu wissen, daß es sich nur um gefahrerhebliche Ursachen handeln solle, spricht nichts. In der Bestimmung selbst findet sich darauf kein Hinweis, und zwar auch nicht in dem Nachsatz, wonach Leistungsfreiheit unabhängig davon eintrete, ob die Ursache angegeben worden sei. Dieser bestätigt eher den Ausschluß auch nicht gefahrerheblicher Umstände. Denn durch die Hervorhebung sollen zwar insbesondere angegebene Ursachen ausgeschlossen werden, hinsichtlich derer eine Risikoprüfung hätte stattfinden können. Erfaßt werden aber auch Umstände, die dabei möglicherweise nicht zur Ablehnung geführt hätten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine Risikoüberprüfung nach Maßgabe der §§16 ff VVG soll nach den vorliegenden, weitgehend den Musterbedingungen entsprechenden AVB nicht stattfinden. An deren Stelle soll die Bestimmung des §4 AVB im Wege einer ex-post-Betrachtung das Risiko begrenzen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine die gesetzlich vorgesehene Risikoprüfung gem. §§16 ff VVG ersetzende Bestimmung ist aber am gesetzlichen Leitbild zu messen. Bei der Frage, ob eine Abweichung davon unangemessen i.S.v. §9 AGBG ist, ist indessen die besondere Interessenlage zu berücksichtigen. Das gilt auch im Rahmen von §34 a VVG, weil dort Vor- und Nachteile gegenüberzustellen sind bei der Prüfung der Frage, ob die Abweichung von der Regelung der §§16 ff VVG letztlich nachteilig ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bei der vorläufigen Deckung bei einer Lebensversicherung handelt es sich um einen Vertrag, der nur für eine kurze Zeit gelten soll. Für eine vorherige umfassende Risikoprüfung ist regelmäßig kaum Zeit. Durch die vorläufige Deckung soll unentgeltlich und deshalb allein den Interessen des Versicherten zugutekommend bis zum Zustandekommen des endgültigen Vertrages Versicherungsschutz gewährt werden, wobei dessen Umfang anstelle der für den Hauptvertrag noch ausstehenden Risikoprüfung vorläufig durch eine AVB-Bestimmung geregelt werden soll.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat ein Versicherer ein berechtigtes Interesse daran, nicht schlechter zu stehen, als er nach einer ordnungsgemäßen Risikoprüfung stände. Bedingungen, die entsprechend den sonst angelegten Risikoprüfungsmaßstäben durch den Ausschluß gewisser sich verwirklichender Risiken genau dies erreichen und dabei den endgültigen Vertragsschluß nicht über die für eine ordnungsgemäße Risikoprüfung erforderliche Zeit hinausschieben, sind deswegen keine unangemessenen oder nachteiligen Abweichungen von den §§16 ff VVG und deshalb zulässig. Zumal eine Ablehnung eines Versicherungsantrags auf dem Versicherungsnehmer unbekannte, erst bei einer Risikoprüfung zutagegetretene Umstände gestützt werden kann, erscheint es deswegen auch nicht unangemessen, unabhängig von einer Kenntnis des Antragstellers und seiner Angaben im Antrag auf Umstände abzustellen, die bei einer Risikoprüfung zutagegetreten wären. Das gilt jedenfalls dann, wenn es nur um den unentgeltlichen vorläufigen Deckungsschutz und nicht um den endgültigen Vertrag geht. Insoweit unterscheidet sich der vorliegende von einem vom BGH zur Reisekrankenversicherung entschiedenen Fall (VersR 94, 545), so daß die dort dargelegten Kriterien hier nicht passen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit ihren AVB geht die Beklagte über ihre hier berechtigten Interessen, im Ergebnis so gestellt werden, als hätte sie eine ordnungsgemäße Risikoprüfung vorgenommen, dabei die spätere Ursache des Versicherungsfalls als risikoerhöhend erkannt und deshalb das Risiko gar nicht erst oder nur eingeschränkt übernommen, aber hinaus, weil sie nämlich alle und damit nicht nur die nach ihren Risikoprüfungsgrundsätzen gefahrerheblichen Umstände vom Versicherungsschutz ausnimmt, sobald irgendjemand in der Lage gewesen wäre, ihr Vorliegen bereits bei Antragstellung zu erkennen. Neben den bei einer etwaigen Risikoprüfung möglicherweise verkannten wirklich gefahrerheblichen Umständen sind damit vor allem ausgeschlossen die als nicht risikoerhöhend geltenden Erkrankungen oder Beschwerden sowie Bagatellerkrankungen oder Umstände, die dann aber entarten oder sonst tödliche Erkrankungen nach sich ziehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In der Praxis bedeutet dies, daß trotz scheinbar weitergehenden Versicherungsschutzes dieser praktisch nur bei unfallbedingten Versicherungsfällen besteht, wie es in den ab 1977 geltenden Musterbedingungen vorgesehen war (vergl. dazu Brück-Möller/Winter, Anm. C 107). Der Versicherungsschutz ist daher - abgesehen von unfallbedingten Versicherungsfällen - nicht nur unentgeltlich, sondern auch wertlos, insbesondere aber für den Versicherungsnehmer nicht absehbar. Das ist aber gerade mit dem hinter der gesetzlichen Regelung der §§16 ff VVG stehenden Grundgedanken nicht vereinbar. Der Versicherungsnehmer soll wissen, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen er Versicherungsschutz erhält (BGH a.a.O.; Senat, NVersZ 1999, 164).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das ist, anders als bei den 1977 genehmigten Musterbedingungen, bei dieser Formulierung der hier vorliegenden AVB nicht der Fall. §4 Abs. 1 der AVB weicht nach alledem zuungunsten des Versicherungsnehmers von §§16 ff VVG ab. Auf für den Versicherungsnehmer ungünstige Abweichungen von diesen halbzwingenden Vorschriften kann sich der Versicherer aber nicht berufen, §34 a VVG. Gleichzeitig liegen damit die Voraussetzungen des §9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG vor.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach dem vorstehenden ist der Ausschluß der Risikoprüfung gem. §§16 ff VVG in Verbindung mit dem Ausschluß des vorläufigen Rechtsschutzes in den genannten Fällen durch §4 der AVB unwirksam. Grundsätzlich kann deshalb der Versicherer auf die allgemeinen Vorschriften zurückgreifen. Im konkreten Fall führt dies aber zu keiner anderen Beurteilung, denn - abgesehen von der auch festzustellenden Verspätung - sowohl der Rücktritt als auch eine etwaige, hier allerdings nicht erfolgte Anfechtung des (auch vorläufigen) Vertrages setzen eine Kausalität, der Angaben des Versicherungsnehmers für die entsprechende Entscheidung voraus. Selbst wenn diese, hier, was naheliegt, bewußt falsch waren, würde dies dem Beklagten aber kein Rücktrittsrecht verschaffen, denn das setzte voraus, daß eine Riskoprüfung überhaupt stattgefunden hat. Das ist nach den Angaben des Beklagten aber nicht geschehen. Vielmehr ist die vorläufige Deckung "automatisch" erteilt worden. Das Verhalten des Antragstellers ist für die Entscheidung des Beklagten nach alledem nicht ursächlich geworden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Höhe nach hat die Klage nach dem bisherigen Sach- und Streitstand nur in der im Tenor bezeichneten Höhe Aussicht auf Erfolg. Die Versicherungssumme beläuft sich auf 41.325,- DM; ob der Tarif eine höhere Summe vorsieht, ist nicht erkennbar. Hiervon ist gem. §5 der AVB der vereinbarte Beitrag für das erste Versicherungsjahr in Abzug zu bringen, bei Monatsraten von - soweit ersichtlich - 150,- DM mithin 1.800,- DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf §§97, 118 ZPO.</p>
114,434
olgk-1999-09-24-16-wx-12999
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 129/99
1999-09-24T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-02-12T08:36:08
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0924.16WX129.99.00
<h2>Tenor</h2> Dem Beteiligten zu 1) wird für die Durchführung des Verfahrens über die weitere und sofortige weitere Beschwerde unter Beiordnung von Rechtsanwalt S. in K. Prozeßkostenhilfe bewilligt. Auf die weitere Beschwerde und die sofortige weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) wird der Beschluß der 3. Zivilkammer des Landgerichts Aachen vom 14. Juli 1999 - 3 T 292/97 - insoweit aufgehoben und die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Landgericht Aachen zurückverwiesen, als das Landgericht die Rechtsmittel zurückgewiesen hat. Die Entscheidung über die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahren bleibt dem Landgericht Aachen vorbehalten. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsmittel sind zul&#228;ssig (&#167;&#167; 27,29 Abs. 1, 2, 69 g Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 FGG).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Sache f&#252;hren sie zur teilweisen Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Landgericht, da die Entscheidung des Beschwerdegerichts nicht frei von Rechtsfehlern ist (&#167; 27 Abs. 1 Satz 2 FGG, &#167; 550 ZPO). Es h&#228;tte vor der Beschwerdeentscheidung zu Lasten des Betroffenen sowohl der pers&#246;nlichen Anh&#246;rung des Betroffenen als auch der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens bedurft.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ob im Verfahren &#252;ber die Aufhebung der Betreuung (&#167; 1908 d Abs. 1 BGB), f&#252;r das &#167; 69 i Abs. 3 FGG weder die pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Betroffenen noch die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens vorschreibt, diese Ma&#223;nahmen dennoch im Rahmen der Amtsermittlung nach &#167; 12 FGG geboten waren, kann dahinstehen. Denn das Amtsgericht hat in dem angefochtenen Beschlu&#223; nicht nur den Antrag des Betroffenen auf Aufhebung der Betreuung zur&#252;ckgewiesen sondern zugleich die Bestellung des Betreuers verl&#228;ngert. Im Verfahren &#252;ber die Verl&#228;ngerung der Bestellung eines Betreuers gelten gem&#228;&#223; &#167; 69 i Abs. 6 Satz 1 FGG die Vorschriften &#252;ber die erstmalige Bestellung entsprechend, wonach sowohl die pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Betroffenen zu erfolgen hat (&#167; 68 Abs. 1 FGG) als auch das Gutachten eines Sachverst&#228;ndigen &#252;ber die Notwendigkeit der Betreuung einzuholen ist (&#167; 68 b Abs. 1 Satz 1 FGG). F&#252;r das Beschwerdegericht gelten die Vorschriften &#252;ber den ersten Rechtszug entsprechend (&#167; 69 g Abs. 5 Satz 1 FGG). Von der Anh&#246;rung darf im Beschwerdeverfahren ausnahmsweise nur dann abgesehen werden, wenn die Anh&#246;rung bereits im ersten Rechtszug vorgenommen worden und von einer erneuten Vornahme keine zus&#228;tzlichen Erkenntnisse zu erwarten sind (&#167; 69 g Abs. 5 Satz 3 FGG). Ein derartiger Ausnahmefall ist vorliegend nicht gegeben. Im Hinblick darauf, da&#223; die zeitlich letzte Anh&#246;rung durch das Amtsgericht (31. Juli 1997) im Zeitpunkt der Beschwerdeentscheidung (14. Juli 1999) nahezu zwei Jahre zur&#252;cklag, gibt das protokollierte Ergebnis dieser Anh&#246;rung dem Beschwerdegericht keine Grundlage f&#252;r eine eigene zuverl&#228;ssige Beurteilung der f&#252;r die Entscheidung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde. Es war deshalb eine erneute Anh&#246;rung in der Beschwerdeinstanz geboten, damit sich das Landgericht einen pers&#246;nlichen Eindruck von dem Betroffenen sowie der Art und Entwicklung seiner Erkrankung verschaffen konnte, um ein klares und umfassendes Bild von seiner Pers&#246;nlichkeit zu gewinnen. Das Landgericht war zudem gehalten, ein weiteres Sachverst&#228;ndigengutachten &#252;ber das Krankheitsbild des Betroffenen einzuholen. Zwar kann das Beschwerdegericht seine Entscheidung auf ein im ersten Rechtszug eingeholtes Gutachten st&#252;tzen (&#167; 69 g Abs. 5 Satz 4 FGG).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dies kommt vorliegend aber deshalb nicht in Betracht, weil im Zeitpunkt der Beschwerdeentscheidung ein zeitnahes Gutachten, das Erkenntnisse &#252;ber den Gesundheitszustand des Betroffenen zulie&#223;e, nicht vorlag. Das in erster Instanz vom Amtsgericht eingeholte Gutachten wurde am 18. Juni 1997 erstellt, wobei hinzukommt, da&#223; der Gutachter den Betroffenen vor Erstattung des Gutachtens nicht untersucht hat, seine Feststellungen vielmehr auf der letzten ambulanten Untersuchung vom 20. Januar 1995 und dem weiteren Akteninhalt beruhen. Im Hinblick auf die M&#246;glichkeit einer zwischenzeitlichen Ver&#228;nderung des Krankheitsbildes war die Einholung eines weiteren Sachverst&#228;ndigengutachten durch das Beschwerdegericht zwingend geboten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch im Verfahren &#252;ber die Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts ist die pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Betroffenen (&#167; 68 Abs. 1 Satz 1 FGG) sowie die Einholung eines Gutachtens &#252;ber die Notwendigkeit einer solchen Anordnung (&#167; 68 b Abs. 2 i. V. m. &#167; 68 b Abs. 1 Satz 1 FGG) vorgeschrieben. Auch hier durfte das Beschwerdegericht aus den vorgenannten Gr&#252;nden seine Entscheidung weder auf die vom Amtsgericht protokollierte Anh&#246;rung des Betroffenen noch auf das in der Vorinstanz eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachtens st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; war deshalb teilweise aufzuheben und die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen. Dabei weist der Senat darauf hin, da&#223; durch diese Entscheidung der amtsgerichtliche Beschlu&#223; vom 8. August 1997 unbeeinflu&#223;t bleibt, so da&#223; bis zur erneuten Entscheidung des Beschwerdegerichts sowohl die angeordnete Verl&#228;ngerung der Betreuung als auch der angeordnete Einwilligungsvorbehalt f&#252;r den Aufgabenkreis Verm&#246;genssorge Bestand haben. Will der Betroffene eine f&#252;r ihn g&#252;nstige Entscheidung erwirken, ist er gehalten, an der Aufkl&#228;rung des Sachverhaltes mitzuwirken. Es sollte sich deshalb weder der Anh&#246;rung durch das Beschwerdegericht entziehen noch die Untersuchung durch einen Sachverst&#228;ndigen verweigern.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da die Rechtsverfolgung des Betroffenen hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet, war ihm f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Rechtsbeschwerdeverfahrens Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen (&#167;&#167; 14 FGG, 114 ZPO).</p>
114,436
lg-essen-1999-09-23-10-s-49198
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 S 491/98
1999-09-23T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-01-18T16:07:04
Urteil
ECLI:DE:LGE:1999:0923.10S491.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gemäß § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zulässig und begründet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Nachzahlung des Mietzinses in Höhe von 2.079,--DM aus § 535 S. 2 BGB. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese war zur Einbehaltung im Wege der Minderung nicht berechtigt. Zwar sind Voraussetzung und Umfang der gesetzlich geregelten Mängelgewährleistung nicht davon abhängig, ob der Vermieter gegen einen Dritten, der den Mangel der Mietsache verursacht hat, einen Ausgleichs- oder Schadensersatzanspruch erlangt hat oder ob er ihn verwirklichen kann (vgl. dazu Bay ObLG, WuM 1987, 112 (113)). Allerdings ist die Beklagte für ihre Behauptung, dass das von ihr angemietete Haus mit einem den vertragsgemäßen Gebrauch erheblich beeinträchtigenden Mangel i. S. d. § 537 Abs. 1 S. 1 BGB behaftet ist, beweisfällig geblieben. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine Geruchsimmission durch die Zuführung von Küchengerüchen aus dem Haus des Streitverkündeten, die über das gemäß § 906 Abs. 1 BGB von der Beklagten zu duldende sozialverträgliche Maß hinausgeht, ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht erwiesen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts steht nach Einholung des Gutachtens des Sachverständigen P nicht fest, dass eine Gebrauchsbeeinträchtigung durch Gerüche in einem Ausmaß vorliegt, die eine 30%-ige Minderung rechtfertigt. Der Sachverständige hat zu konkreten Beeinträchtigungen keinerlei Angaben gemacht, da zum Zeitpunkt der von ihm durchgeführten Ortsbesichtigung keine Küchengerüche austraten. Er hat lediglich theoretisch ausgeführt, dass es aufgrund der baulichen Gegebenheiten in dem von der Beklagten angemieteten Haus zu erheblichen Geruchsbelästigungen kommen <u>kann</u>. Zudem verhält sich das Gutachten (mangels entsprechender Beweisfrage) auch nicht darüber, ob die Gerüche auch in der Form, wie es die Beklagte vorträgt, in den Garten vordringen können, obwohl dies für die Höhe einer Minderungsquote von Bedeutung wäre. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aber auch nach Vernehmung der Zeugen ist nicht bewiesen, dass die Nutzung des von der Beklagten angemieteten Hauses einschließlich des Gartens über das zumutbare Maß hinaus beeinträchtigt wird. Zwar haben die Zeugen M, T. und H. Q. und X bekundet, dass sie sich von Kochdünsten, die aus dem Küchenabzug im Haus des Streitverkündeten dringen, zu den unterschiedlichsten Tageszeiten beim Aufenthalt in Haus und Garten belästigt fühlen. Sämtliche Zeugen haben hierzu ausgesagt, dass es sich um sehr intensive Kochgeruche verschiedenster Art handele. Der Zeuge T. Q. hat ergänzt, dass er teilweise Gerüche in einer Intensität wahrnehme, wie er sie normalerweise nur aus gewerblichen Küchen kenne. Nach Auffassung der Kammer reicht dies jedoch nicht aus, um eine Minderung zu rechtfertigen. Zwar mag es sein, dass aufgrund der baulichen Gegebenheiten auftretende Kochgerüche in größerer Intensität auf dem von der Beklagten angemieteten Grundstück auftreten und von den Bewohnern als Belästigung empfunden werden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme läßt sich aber nicht feststellen, dass es sich hierbei um eine durchgängige erhebliche Belästigung handelt. Vielmehr steht nach den Zeugenaussagen fest, dass es sich jedenfalls um einen, wenn auch nach ihrem Empfinden extremen, Kochgeruch, der bei der Zubereitung von Lebensmitteln entsteht, handelt. Dass Nachbarn zu den unterschiedlichsten Zeiten und jeweils nach ihrem Geschmack kochen, ist jedoch grundsätzlich zu dulden, auch wenn dies nicht unbedingt den Vorstellungen der anderen entspricht. Nicht zuletzt zu berücksichtigen ist, dass hinsichtlich der von den Zeugen bekundeten Intensität der Gerüche subjektive Wahrnehmungen je nach dem eigenen Vorstellungsbild sehr unterschiedlich sind. Bereits bestimmte Situationen oder ein unterschiedlicher Lebensrhythmus können hier dazu führen, daß Kochgerüche als extrem störend empfunden werden. Dies bestätigt sich zum Beispiel darin, dass der Zeuge H. Q. bekundet hat, man sie öfter beim Kaffeetrinken auf der Terrasse von Essensgerüchen überfallen worden und die Beklagte selbst erklärt hat, sie fühle sich belästigt, wenn sie an späten Vormittagen bereits beim Aufstehen Kochgerüche wahrnehme. Hier ist es durchaus nachvollziehbar, dass die betreffenden Nachbarn sich aufgrund der speziellen Situation in einer anderen Weise belästigt fühlen als wenn sie selbst zum Beispiel mit der Zubereitung eines Mittagessens beschäftigt wären. Allein aus diesen Umständen ergibt sich jedoch nicht der Nachweis, dass die Gerüche tatsächlich das Maß des Empfindens eines normalen Durchschnittsmenschen, auf den abzustellen ist, überschreiten. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Beklagte darüber hinaus auf eine Minderung wegen ,,Krautüberhanges" beruft, ist diese nicht nur zu keinem Zeitpunkt angekündigt worden, sondern entbehrt auch jedes schlüssigen Vortrags betreffend eine Gebrauchsbeeinträchtigung. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus §§ 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 97 Abs. 1, 101 Abs. 1 ZPO.</p>
114,437
lagd-1999-09-23-11-sa-64599
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 Sa 645/99
1999-09-23T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-02-12T08:36:08
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0923.11SA645.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T A T B E S T A N D :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 19.02.1943 geborene Kl&#228;ger war seit dem 01.04.1967 bei der V.-AG und der Beklagten als deren Rechtsnachfolgerin besch&#228;ftigt. Er war zun&#228;chst als tariflicher Angestellter t&#228;tig und hatte f&#252;r die Zeit vom 01.04.1967 bis zum 31.3.1973 eine Versorgungszusage nach der Versorgungsregelung der V.-AG. Dann war der Kl&#228;ger als au&#223;ertariflicher Angestellter besch&#228;ftigt. Aus diesem Grund erhielt er von der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten eine Versorgungszusage nach der geltenden Leistungsordnung des Bochumer Verbandes, die f&#252;r ihn in der Zeit vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 bestand. Insoweit wird auf die Leistungsordnung des Bochumer Verbandes in der ab dem 01.01.1985 g&#252;ltigen Fassung (LO 1985) einschlie&#223;lich der &#220;bergangsbestimmungen zur Einf&#252;hrung der Leistungsordnung vom 01.01.1985 Bezug</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">(&#220;-LO 1985) genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 16.11.1981 hatte die Beklagte den Kl&#228;ger darauf hingewiesen, dass f&#252;r Mitarbeiter, die eine Zusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes hatten, ein Anspruch auf Leistungen aus der generellen betrieblichen Altersversorgung der V.-AG nicht bestand.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsverh&#228;ltnis mit dem Kl&#228;ger sollte eigentlich zum 31.03.1985 beendet werden, wurde jedoch aus sozialen Erw&#228;gungen zu ge&#228;nderten Bedingungen fortgesetzt. Der Kl&#228;ger war wieder als tariflich besch&#228;ftigter Angestellter t&#228;tig und erhielt ab dem 01.04.1985 eine Versorgungszusage nach der Versorgungsregelung der R. AG, die mit derjenigen der V.-AG identisch war. Anl&#228;sslich dieser &#196;nderung der Arbeitsbedingungen traf der Kl&#228;ger mit der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten am 01.04.1985 folgende Vereinbarung:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px"> Eine Zusage auf betriebliche Alters-Hinterbliebenenversorgung bestand w&#228;hrend der Zeit vom 01.04.1973 bis 31.03.1985. Die Voraussetzungen f&#252;r eine unverfallbare Anwartschaft entsprechend &#167; 2 Abs.1 BetrAVG sind daher dem Grunde nach gegeben. Bei der zu berechnenden H&#246;he der Anwartschaft des Bochumer Verbandes ist u. a. die Rente aus der gesetz- lichen Rentenversicherung zu ber&#252;cksichtigen. Nach Vorlage der ent- sprechenden Rentenversicherungsdaten (Versicherungsverlauf) werden wir die endg&#252;ltige Berechnung des Anwartschaftsbetrages durch den Bochumer Verband vornehmen lassen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 31.12.1996 endete das Arbeitsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers mit der Beklagten. Mit Schreiben vom 02.01.1997 erkannte die Beklagte eine Unternehmenszugeh&#246;rigkeit des Kl&#228;gers von 29 Jahren und 9 Monaten an. Seit dem 01.10.1997 war er erwerbsunf&#228;hig und bezog eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente. Aus den Versorgungszusagen vom 01.04.1967 bis zum 31.03.1979 und vom 01.04.1985 bis zum 31.12.1996 zahlte die Beklagte dem Kl&#228;ger seit dem 01.10.1997 ein monatliches Ruhegeld in H&#246;he von 53,82 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Versorgungszusage vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 hatte der Bochumer Verband zun&#228;chst am 28.11.1985 einen unverfallbaren Teilbetrag in H&#246;he von 817,70 DM berechnet, wobei als tats&#228;chliche Betriebszugeh&#246;rigkeit die Zeit vom 01.04.1967 bis zum 31.03.1985 zugrundegelegt war. Der Gruppenbetrag H betrug hier 3025,00 DM. Die Vollleistung der Gruppe H gem&#228;&#223; &#167; 3 III lit b LO 1985 betrug 1.810,00 DM. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Schreiben vom 28.11.1985 Bezug genommen. Am 13.11.1997 berechnete die Beklagte vorl&#228;ufig einen Betrag von 874,80 DM. Aus der Versorgungszusage vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 zahlte die Beklagte dem Kl&#228;ger seit dem 01.10.1997 ein monatliches Ruhegeld in H&#246;he von 783,00 DM, also mit den &#252;brigen Teilbetr&#228;gen einen Gesamtbetrag von 836,82 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte berechnete den Teilbetrag von 783,00 DM wie folgt: Sie ging davon aus, dass der Kl&#228;ger unter der Versorgungsregelung der V. AG/R. AG 18,5 Jahre (01.04.1967 bis zum 31.03.1973 und 01.04.1985 bis zum 30.09.1997) h&#228;tte zur&#252;cklegen k&#246;nnen und nach der Versorgungsregelung des Bochumer Verbandes</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">12 Jahre (01.04.1973 bis zum 31.03.1985), was einem Verh&#228;ltnis von 60,66 % zu 39,34 % entsprach. Die Beklagte errechnete, dass der Kl&#228;ger, h&#228;tte er seine gesamte Betriebszugeh&#246;rigkeit unter der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes verbracht, ein Ruhegeld von 2.736,91 DM h&#228;tte erreichen k&#246;nnen. Wegen der Einzelheiten dieser Berechnung wird auf die Berechnung des Bochumer Verbandes vom 30.03.1998 einschlie&#223;lich der Anlagen Bezug genommen. Von diesem Betrag berechnete die Beklagte 39,34 %, was 1.076,70 DM ergab, und davon 72,72 % als Verh&#228;ltnis der tats&#228;chlich geleisteten (01.04.1967 bis 31.12.1996), zur theoretisch m&#246;glichen Betriebszeit, was 782,98 DM, gerundet 783,00 DM, ergab.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 09.06.1998 verurteilte das Arbeitsgericht Essen die Beklagte, dem Kl&#228;ger Auskunft &#252;ber die Berechnung seines Ruhegeldanspruchs zu erteilen. Dem kam die Beklagte in einer ihrem Schreiben vom 07.08.1998 beigef&#252;gten Berechnung vom 25.07.1998 und vom 30.03.1998, auf die jeweils Bezug genommen wird, nach. Daraufhin berechnete der Kl&#228;ger einen erreichbaren Teilanspruch nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes in H&#246;he von 2.657,08 DM. Wegen der Einzelheiten dieser Berechnung wird auf die Klageschrift Bezug genommen. Diesen Betrag k&#252;rzte er um den K&#252;rzungsfaktor m:n von 0,7272 und kam auf einen monatlichen Teilbetrag von 1.932,23 DM. Abz&#252;glich der durch die Beklagte monatlich gezahlten 783,00 DM verblieben danach monatlich 1.149,23 DM. Diese Differenz verlangt der Kl&#228;ger mit seiner Klage f&#252;r jeden Monat in der Zeit von Oktober 1997 bis September 1998.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Neben der K&#252;rzung um den K&#252;rzungsfaktor m:n sei eine weitere zeitanteilige K&#252;rzung des Teilbetrages nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes nach dem Verh&#228;ltnis der danach abgeleisteten Betriebsjahre zu denen nach den anderen Zusagen nicht vorzunehmen. Dieser Ansatz finde keine St&#252;tze im Gesetz. Er st&#252;nde au&#223;erdem besser, wenn er neben der Zusage des Bochumer Verbandes keine weiteren Zusagen erhalten h&#228;tte. Ihm stehe seit dem 01.10.1997 das von ihm berechnete Ruhegeld in H&#246;he von 1.932,23 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Beklagte zu verurteilen, an ihn Ruhegeld f&#252;r die Zeit vom 01.10.1997 bis zum 30.09.1998 in H&#246;he von 13.790,76 DM brutto zuz&#252;glich 4 % Zinsen auf den monatlichen Teilbetrag von 1.149,23 DM jeweils seit dem 01. eines Monats, beginnend mit dem 01.10.1997, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, dass der Kl&#228;ger und ihre Rechtsvorg&#228;ngerin sich am 01.04.1985 geeinigt h&#228;tten, keine weiteren Anwartschaften aufgrund der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes mehr entstehen zu lassen. Die einzelnen Phasen der Betriebstreue sollten unterschiedlich honoriert werden. Nach den &#252;bereinstimmenden Vorstellungen der Vertragsparteien h&#228;tte in den einzelnen Besch&#228;ftigungsbl&#246;cken nur eine Versorgungszusage ma&#223;geblich sein sollen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich die Berechnung des erreichbaren Vollanspruchs bez&#252;glich der Zeit nach der Leistungsordnung nach dem Bochumer Verband durch den Kl&#228;ger in H&#246;he von 2.657,08 DM hilfsweise zu Eigen gemacht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit seinem am 16.02.1999 verk&#252;ndeten Urteil hat das Arbeitsgericht Essen die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, dass aufgrund der Tatsache, dass der Kl&#228;ger unterschiedliche Versorgungszusagen w&#228;hrend seiner Betriebszugeh&#246;rigkeit gehabt habe, eine weitere K&#252;rzung entsprechend &#167; 2 I BetrAVG vorzunehmen gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 09.04.1999 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger mit einem beim Landesarbeitsgericht am 07.05.1999 eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt und diese, nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 07.07.1999, mit einem am 30.06.1999 bei Gericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt in erster Linie auf sein erstinstanzliches Vorbringen einschlie&#223;lich der dort vorgenommenen Berechnung seiner Klageforderung Bezug und ist dar&#252;ber hinaus der Ansicht, das Schreiben vom 16.11.1981 belege, dass die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten selbst von einem Vorrang der Zusage des Bochumer Verbandes ausgegangen sei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> das Urteil des Arbeitsgerichts Essen vom 16.02.1999 - Az. 6 Ca 3723/98 - abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an ihn Ruhegeld f&#252;r die Zeit vom 01.10.1997 bis zum 30.09.1998 in H&#246;he von 13.790,76 DM brutto zuz&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">4 % Zinsen auf den monatlichen Teilbetrag von 1.149,23 DM jeweils seit dem 01. eines Monats, beginnend mit dem 01.10.1997, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt unter teilweiser Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens das angefochtene Urteil und ist dar&#252;ber hinaus der Ansicht, die vertragliche Regelung vom 01.04.1985 sei dahingehend auszulegen, dass der Kl&#228;ger hinsichtlich der nach Ma&#223;gabe der Leistungsordnung erdienten Anwartschaften so zu behandeln sei, als wenn er am 31.05.1985 ausgeschieden sei. &#167; 2 BetrAVG sei insoweit entsprechend anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In einem weiteren Rechenweg rechnete die Beklagte in ihrer Berufungserwiderung f&#252;r die Zeit vom 31.03.1985 bis zum 31.12.1996 mit einer Steigerung der Lebenshaltungskosten von insgesamt 27,19 % und kam danach auf einen erreichbaren Versorgungsanspruch von 2.151,83 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">E N T S C H E I D U N G S G R &#220; N D E :</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist bis auf den dem Kl&#228;ger zweitinstanzlich zugesprochenen Betrag von DM 381,70 brutto unbegr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte &#252;ber das von ihr bisher im streitbefangenen Zeitraum gezahlte monatliche Ruhegeld in H&#246;he von monatlich DM 783,-- ein weiterer Betrag von nur DM 34,70 brutto monatlich zu mit der Konsequenz, dass er f&#252;r die Zeit von Oktober 1997 bis September 1998 insgesamt noch DM 381,70 brutto verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1. Unstreitig bestand zwischen dem Kl&#228;ger und der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten in der Zeit vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 eine Versorgungszusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes. Diese Versorgungszusage ist nicht etwa mit der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses des Kl&#228;gers zur Beklagten am 31.12.1996 verfallen. Die Unverfallbarkeitsvoraussetzungen des &#167; 1 Abs. 1 BetrAVG sind gegeben. Zum Zeitpunkt des Ausscheidens des Kl&#228;gers aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis am 31.12.1996 war er 53 Jahre alt, d. h. er hatte das 35. Lebensjahr vollendet. Die Versorgungszusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes hatte auch mindestens 10 Jahre bestanden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ein anderes Ergebnis ergibt sich auch nicht, wenn man davon ausgeht, dass der Kl&#228;ger und die Rechtsvorg&#228;ngerin am 01.04.1985 zul&#228;ssigerweise vereinbart haben, dass der Kl&#228;ger f&#252;r die Anspr&#252;che nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes so zu behandeln sei, als sei er am 31.03.1985 ausgeschieden. Die Versorgungszusage bestand auch in diesem Fall mehr als 10 Jahre, und der Kl&#228;ger war am 31.03.1985 42 Jahre alt, also &#228;lter als 35.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2. Die H&#246;he einer unverfallbaren Anwartschaft bestimmt sich grunds&#228;tzlich nach &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">a) Der Kl&#228;ger hat mit der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten am 01.04.1985 eine Vereinbarung dar&#252;ber getroffen, dass dem Kl&#228;ger nur ein prozentualer Anspruch ent-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">sprechend der Zeit, welche er unter der Versorgungsregelung des Bochumer Verbandes gearbeitet hat, (01.04.1973 bis zum 31.03.1985) zusteht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">aa) Eine derartige Vereinbarung ist nicht etwa von vornherein gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 3 BetrAVG i. V. m. &#167;&#167; 2 Abs. 1, 3 Abs. 1 BetrAVG unzul&#228;ssig. Dabei ist zun&#228;chst zu beachten, dass &#167; 17 Abs. 2 BetrAVG kein allgemeines Verschlechterungsverbot enth&#228;lt. Nur soweit die &#167;&#167; 1 bis 16 BetrAVG die Vertragsfreiheit beschr&#228;nken, wird die Abdingbarkeit ausgeschlossen (BAGE 50, 62, 71 f; BAGE 56, 148, 153; BAG v. 14.08.1990 3 AZR 301/89 AP Nr. 4 zu &#167; 3 BetrAVG). Ob eine Abweichung von &#167; 17 Abs. 3 BetrAVG vorliegt, h&#228;ngt vom Inhalt der &#167;&#167; 1 bis 16 BetrAVG ab (BAG v. 14.08.1990 3 AZR 301/89 a. a. O.).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">bb) Eine Vereinbarung, nach welcher der bisher erworbene Anspruch nur zeitanteilig quotiert aufrechterhalten bleibt, ist zul&#228;ssig. Dies ergibt sich schon daraus, dass das BAG im bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnis sogar den Erlass einer Anwartschaft f&#252;r m&#246;glich h&#228;lt. &#167; 3 BetrAVG steht dem nicht entgegen. Denn diese Norm ist nur auf Vereinbarungen anzuwenden, die im Zusammenhang mit der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses getroffen werden (BAG 14.08.1990 3 AZR 301/89 a. a. O.). Dies ergibt sich aus der bei &#167; 3 BetrAVG verwendeten Formulierung, die ausdr&#252;cklich von dem Fall der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses spricht. Auch der systematische Zusammenhang spricht daf&#252;r, weil die &#167;&#167; 1 3 BetrAVG auf ausscheidende bzw. ausgeschiedene Arbeitnehmer abzielen (Blomeyer/Otto BetrAVG, 2. Aufl. 1997, &#167; 3 Rz. 36). Auch wollte der Gesetzgeber gerade die spezifische Situation bei der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses regeln. In dieser will der Arbeitgeber oft die Versorgungsregelung nicht fortf&#252;hren, der Arbeitnehmer ist an erh&#246;hten Einnahmen interessiert (BAG v. 14.09.1990 3 AZR 301/89 a. a. O.). Auch von &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG kann deshalb im laufenden Arbeitsverh&#228;ltnis abgewichen werden. Zum einen ist eine Abweichung von der Berechnungsvorschrift ein Weniger als ein Erlass. Zum anderen greift von seinem Anwendungsbereich auch &#167; 2 BetrAVG nur bei der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses ein. Im laufenden Arbeitsverh&#228;ltnis ist eine Umgestaltung der Versorgung vielmehr Sache der Arbeitsvertragsparteien (BAG v. 14.09.1990 3 AZR 301/89 a. a. O.).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">cc) Auch die Rechtsprechung des BAG zu den Anforderungen an die &#196;nderung von Versorgungszusagen im kollektivrechtlichen Bereich zeigt, dass eine Abweichung zu-</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">l&#228;ssig ist. Diese umfasst den bereits erdienten Teil der Anwartschaft, der sich aus der zeitanteiligen Berechnung einer aufrechtzuerhaltenden Anwartschaft entsprechend</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 BetrAVG ergibt (BAG v. 17.04.1985 3 AZR 72/83 AP Nr. 4 zu &#167; 1 BetrAVG Unterst&#252;tzungskassen; BAG v. 22.05.1990 3 AZR 128/89 AP Nr. 3 zu &#167; 1 BetrAVG Betriebsvereinbarung). Dies ist eine Modifikation des &#167; 2 BetrAVG im bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b) Damit ist zu bestimmen, welchen Inhalt die Vereinbarung vom 01.04.1985 hat.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">aa) Hierbei ist zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, dass f&#252;r eine Auslegung i. S. der</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 133, 157 BGB dann kein Raum ist, wenn feststeht, was die Parteien &#252;bereinstimmend gewollt haben. Der &#252;bereinstimmende Parteiwille geht dem Wortlaut vor (BAG v. 02.03.1973 3 AZR 265/72 AP Nr. 35 zu &#167; 133 BGB; Blomeyer/Otto BetrAVG, Einl. Rz. 369; Griebeling, Betriebliche Altersversorgung, 1996, Rz. 320). Soweit die Beklagte vortr&#228;gt, es habe ein &#252;bereinstimmender Parteiwille dahingehend bestanden, dass in den einzelnen Besch&#228;ftigungsbl&#246;cken nur eine Versorgungszusage ma&#223;geblich sein soll, hat sie f&#252;r diese ihr g&#252;nstige Behauptung keinen Beweis angeboten. Sie ist insofern beweisf&#228;llig geblieben. Dies gilt auch f&#252;r den Vortrag, es habe die &#252;bereinstimmende Auffassung bestanden, dass nach dem 31.03.1985 keine Anwartschaften mehr aufgrund der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes entstehen sollten. Allein aus diesen Behauptungen l&#228;sst sich damit kein &#252;bereinstimmender Parteiwille feststellen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">bb) Nach dem Wortlaut und dem Zweck der am 01.04.1985 getroffenen Vereinbarung ist ihr Inhalt unklar. Eine ausdr&#252;ckliche Regelung, wie &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG entsprechend anzuwenden ist, enth&#228;lt der Text des Schreibens vom 01.04.1985 nicht. Auch der Zweck allein ist nicht eindeutig. Nach dem Abschnitt des Arbeitsverh&#228;ltnisses, den der Kl&#228;ger als au&#223;ertariflicher Angestellter zur&#252;ckgelegt hatte, sollte seine in diesem Zeitraum erworbene Anwartschaft festgelegt werden. Daraus ergibt sich jedoch nicht ohne weiteres, wie die Vereinbarung zu verstehen ist. Die Erkl&#228;rung hat damit nach Wortlaut und Zweck keinen eindeutigen Inhalt und ist der Auslegung zug&#228;nglich (BGHZ 25, 318, 319; Palandt/Heinrichs, BGB, 58. Aufl. 1999, &#167; 133 Rz. 6).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">cc) Auch im Bereich der betrieblichen Altersversorgung finden grunds&#228;tzlich die allgemeinen Auslegungsregeln Anwendung. Die Auslegung von Vertr&#228;gen erfolgt</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157 BGB nach Treu und Glauben. Es ist der wirkliche Wille der Parteien zu erforschen (Blomeyer/Otto, BetrAVG, Einl. Rz. 369; Griebeling, a. a. O., Rz. 320). Bei der Auslegung ist vom Wortlaut auszugehen (BGH v. 18.05.1998, - II ZR 19/97 - NJW 1998, 2966). Es sind sodann die Begleitumst&#228;nde heranzuziehen (BAG v. 28.07.1970 2 AZR 519/69 - NJW 1971, 639 f.), wie z. B. die Entstehungsgeschichte des Rechtsgesch&#228;ftes, der verfolgte Zweck und die Interessenlage (Palandt/Heinrichs, BGB, &#167; 133 Rz. 15 ff.). Zu ber&#252;cksichtigen ist auch das nachtr&#228;gliche Verhalten der Parteien, wenn es R&#252;ckschl&#252;sse auf den tats&#228;chlichen Willen und das tats&#228;chliche Verst&#228;ndnis der Parteien zul&#228;sst (BAG v. 17.04.1970 AP Nr. 32 zu &#167; 133 BGB).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">dd) Der Wortlaut der Vereinbarung vom 01.04.1985 spricht zun&#228;chst daf&#252;r, dass nur f&#252;r die Zeit vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 eine Versorgungszusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes bestand. F&#252;r die Frage der Anwendung des &#167; 2 BetrAVG gibt dies jedoch alleine nichts her. Satz 2 der Vereinbarung sieht jedoch vor, dass &#167; 2 BetrAVG entsprechend anzuwenden ist. Das Wort entsprechend deutet darauf hin, dass eben nicht genau wie nach der gesetzlichen Regelung zu verfahren ist, sondern, bezogen auf ein anderes Ereignis, die Regelung des &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG entsprechend anzuwenden ist. Es liegt nahe, dass dieses Ereignis der &#220;bergang des Kl&#228;gers von einem au&#223;ertariflichen in das tarifliche Arbeitsverh&#228;ltnis ist. Denn genau in diesem Zusammenhang wurde die Abrede getroffen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">c) Ma&#223;geblich f&#252;r die Auslegung ist jedoch die Berechnung vom 28.11.1985. In der Berechnung wird dem Kl&#228;ger die H&#246;he seiner unverfallbaren Anwartschaft nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes bescheinigt. In dieser Bescheinigung wurde als Zeitpunkt der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses der 31.03.1985 angegeben. Als Dauer der Betriebszugeh&#246;rigkeit wurde die Zeit vom 01.04.1967 bis zum 31.03.1985 zugrunde gelegt. Daraus ergibt sich, dass die Parteien davon ausgingen, die Anwartschaft des Kl&#228;gers nach der Leistungsordnung solle sich so berechnen, als sei er zum 31.03.1985 ausgeschieden. Dies ist auch konsequent. Eine entsprechende Anwendung des &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG stellt n&#228;mlich f&#252;r die Dauer der Betriebszugeh&#246;rigkeit nicht auf den Beginn der Versorgungszusage, sondern auf den Beginn der Besch&#228;ftigung ab (so f&#252;r &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG Blomeyer/Otto, BetrAVG, &#167; 2 Rz. 46; H&#246;fer,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">BetrAVG, Band I, &#167; 2 Rz. 1701 ff.). Die Berechnung zeigt klar, welche Regelung die Parteien treffen wollten. Daf&#252;r spricht auch, dass die Berechnung dem Kl&#228;ger mitgeteilt worden ist. Keine der Parteien hat sich bis zum tats&#228;chlichen Ausscheiden des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">dagegen gewandt, dass &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG bezogen auf den 31.03.1985 als Ausscheidedatum entsprechend angewandt wird. Dies entspricht auch der Interessenlage der Parteien. Denn es musste eine Regelung gefunden werden, wie angesichts der Weiterbesch&#228;ftigung als tariflicher Arbeitnehmer mit der Anwartschaft des Kl&#228;gers umgegangen werden sollte. Der Kl&#228;ger konnte auch erkennen, dass er als tariflich Besch&#228;ftigter eben keine Anwartschaften mehr nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes erwerben sollte. Die Berechnung vom 28.11.1985 belegt, dass er dies erkannt hat. Sonst h&#228;tte er diese Berechnung, in der eindeutig auf das Ausscheiden am 31.03.1985 abgestellt wird, nicht &#252;ber einen derart langen Zeitraum akzeptiert.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">d) Das Schreiben vom 16.11.1981 f&#252;hrt zu keiner anderen Auslegung. Zum einen geht es der vertraglichen Abrede zeitlich deutlich voraus. Zum anderen besagt es nur, dass Mitarbeiter, welche Anspr&#252;che nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes haben, keine nach der generellen betrieblichen Altersversorgung der V. AG (Vorg&#228;ngerin der Beklagten) haben. Dies sagt jedoch nichts dazu, was gilt, wenn Anspr&#252;che nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes nicht mehr bestehen. Dem Schreiben vom 16.11.1981 l&#228;sst sich nicht entnehmen, dass eine solche Zusage nicht abge&#228;ndert und individuell modifiziert werden kann.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">e) Auch kann dieser Auslegung nicht entgegengehalten werden, dass der Kl&#228;ger ohne eine Versorgungszusage nach dem 31.03.1985 besser gestanden h&#228;tte. Legen der Kl&#228;ger und die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten den 31.03.1985 als Zeitpunkt des Ausscheidens fest, stand der Kl&#228;ger mit einer anschlie&#223;enden Versorgungszusage nach der Versorgungsregelung der R. GmbH sogar besser. Ohne sie h&#228;tte er nach dem 31.03.1985 n&#228;mlich &#252;berhaupt keine weiteren Anwartschaften mehr erworben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">f) Gegen diese Auslegung spricht im Ergebnis auch nicht, dass der Arbeitnehmer im Bereich der Altersversorgung eindeutig und unmissverst&#228;ndlich &#252;ber seine Rechtsstellung unterrichtet sein muss (BAG v. 25.01.1979 3 AZR 1096/77 AP Nr. 2 zu &#167; 1 BetrAVG; BAG v. 14.08.1990 3 AZR 301/89 AP Nr. 4 zu &#167; 3 BetrAVG). Bei der</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vereinbarung vom 01.04.1985 war dies noch nicht der Fall. Der Kl&#228;ger konnte hieraus nicht genau ersehen, welche konkreten Folgen in Zahlen diese Regelung f&#252;r ihn</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">haben w&#252;rde. Wie die Ausf&#252;hrungen zur Auslegung gezeigt haben, geht aus der Abrede nicht klar hervor, wie diese zu verstehen ist, insbesondere wie &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG anzuwenden ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">g) Sp&#228;testens in der Weiterarbeit nach Erhalt der Abrechnung vom 28.11.1985 ist aber eine konkludente Zustimmung zur Vereinbarung zu sehen. In diesem Zeitpunkt war der Kl&#228;ger auch umfassend und eindeutig informiert. Dagegen spricht nicht, dass im Bereich der betrieblichen Altersversorgung eine stillschweigende Annahme eines &#196;nderungsangebotes grunds&#228;tzlich nicht unterstellt werden darf (z. B. BAG v. 12.02.1985 3 AZR 183/83 AP Nr. 12 zu &#167; 1 BetrAVG; H&#246;fer BetrAVG, Band 1, ART Rz. 292). Etwas anderes gilt n&#228;mlich dann, wenn besondere Umst&#228;nde vorliegen, die nach Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) einen Widerspruch erwarten lassen (BAG v. 12.02.1985 3 AZR 183/83 a. a. O.; H&#246;fer, BetrAVG, Band 1, ART Rz. 295). So liegt es hier. Der Kl&#228;ger erkl&#228;rte sich am 01.04.1985 ausdr&#252;cklich damit einverstanden, dass die genaue H&#246;he der Anwartschaft nach Vorlage seiner Rentenversicherungsdaten berechnet werden w&#252;rde. Eine solche Berechnung stellte diejenige vom 28.11.1985 dar, die bez&#252;glich der Rentenversicherungsangaben nach seinen Angaben gefertigt wurde. W&#228;re er mit dieser Berechnung nicht einverstanden gewesen, h&#228;tte der Kl&#228;ger nach Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) dieser Berechnung widersprechen m&#252;ssen. Er kann nicht zun&#228;chst auf eine Berechnung verzichten und sich mit einer sp&#228;teren einverstanden erkl&#228;ren und dann mangels Widerspruch zu der Berechnung wieder darauf zur&#252;ckgreifen, dass die urspr&#252;ngliche Vereinbarung unklar gewesen sei. Dies widerspricht Treu und Glauben.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">3. Nach alledem ergibt sich, dass die Vereinbarung vom 01.04.1985 so auszulegen ist, dass der Anspruch nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes entsprechend &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG so auszurechnen ist, als wenn der Kl&#228;ger am 31.03.1985 ausgeschieden w&#228;re. Dann ist entsprechend &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG aber auch die gesamte Betriebszugeh&#246;rigkeit bis zum 31.03.1985 und nicht erst diejenige ab dem 01.04.1973 zu beachten. Die am 28.11.1985 vorgenommene Berechnung zeigt, dass auch die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten davon ausging.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">a) Allerdings wird vertreten, dass als weitere Voraussetzung bei einer Verschlechterung einer Versorgungszusage auch im Fall einer einzelvertraglichen Zustimmung eine gerichtliche Billigkeitskontrolle vorzunehmen sei, diese aber nur bei groben Verst&#246;&#223;en gegen den Vertrauensschutz und die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit korrigierend eingreifen k&#246;nne (H&#246;fer, a. a. O., ART Rz. 459; siehe dazu auch Blomeyer/Otto, BetrAVG, Einl. Rz. 282). Das BAG hat offengelassen, ob auch bei einer einzelvertraglichen Zustimmung eine Billigkeitskontrolle durchzuf&#252;hren ist und sich im konkreten Fall darauf beschr&#228;nkt festzustellen, ob f&#252;r einen Teilerlass sachliche Gr&#252;nde vorlagen (BAG v. 14.08.1990 3 AZR 301/89 a. a. O.). Diese Frage kann letztlich dahinstehen. Die &#196;nderung der Versorgungszusage ist nicht unbillig. Der bisher in der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes erworbene Besitzstand bleibt dem Kl&#228;ger erhalten. Es bestand auch ein sachlicher Grund, die Versorgungsregelung zu &#228;ndern. Sie sollte n&#228;mlich an die neue Situation angepasst werden, n&#228;mlich an die Tatsache, dass der Kl&#228;ger nicht mehr als au&#223;ertariflicher Angestellter besch&#228;ftigt ist.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">b) Bei der Berechnung des dem Kl&#228;ger demnach f&#252;r die Zeit vom 01.04.1973 bis zum 31.03.1985 zustehenden Ruhegeldanspruch ist zun&#228;chst zu beachten, dass das Ruhegeld nach dem Stand vom 31.03.1985 zu berechnen ist. &#196;nderungen der Bemessungsgrundlagen sind wegen &#167; 2 Abs. 5 BetrAVG, der die Berechnung des Teilanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG erl&#228;utert, nicht mehr zu ber&#252;cksichtigen (BAG v. 12.03.1981 AP Nr. 68 zu &#167; 7 BetrAVG; BAG v. 17.04.1985 3 AZR 72/83 AP Nr. 4 zu &#167; 1 BetrAVG Unterst&#252;tzungskassen). Wendet man &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG entsprechend auf das Datum des Ausscheidens vom 31.03.1985 an, ergibt sich folgender Rechenweg:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">aa) Der Teilanspruch berechnet sich danach aus dem m&#246;glichen Vollanspruch multipliziert mit dem Faktor m:n. Der m&#246;gliche Vollanspruch ist derjenige, welchen der Kl&#228;ger ohne das vorherige Ausscheiden h&#228;tte erwerben k&#246;nnen. Dieser ist nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes zu berechnen. Die Berechnung des Ruhegeldes richtet sich nach &#167; 3 LO 1985. F&#252;r die Zeit vom 01.04.1973 bis zum 31.12.1984 ist jedoch die &#220;bergangsregelung zur LO 1985 anzuwenden. Dies ergibt sich gem&#228;&#223; Nr. II. b. &#220;-LO 1985. Danach ist anstelle von &#167; 3 LO 1985 Nr. V &#220;-LO 1985 anzuwenden, wenn der Angestellte vor dem 01.01.1985 weniger als 25 anrechnungsf&#228;hige Dienstjahre zur&#252;ckgelegt hatte und nach dieser Regelung der Teilanspruch am</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">31.12.1984 zu bestimmen. Vor dem 01.01.1985 hatte der Kl&#228;ger, der seit dem 01.04.1973 zur Leistungsordnung des Bochumer Verbandes angemeldet war, noch keine 25 anrechnungsf&#228;higen Dienstjahre zur&#252;ckgelegt. Der Teilanspruch nach dem 01.01.1985 war gem&#228;&#223; Nr. II. b. &#220;-LO 1985 nach der LO 1985 zu berechnen. Es ist nicht ersichtlich, warum entgegen der Ansicht der Beklagten diese &#220;bergangsregelungen keine Anwendung finden sollten.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">bb) F&#252;r die Zeit bis zum 31.12.1984 ist nach Nr. V Abs. 2 &#220;-LO 1985 zun&#228;chst der v. H. Satz zu berechnen. Dabei ist zu beachten, dass gem&#228;&#223; Nr. V Abs. 4 &#220;-LO 1985 jedes angefangene Dienstjahr, in dem der Angestellte angemeldet war, als volles Dienstjahr gilt. Vom 01.04.1973 bis zum 31.12.1984 ergeben sich damit zw&#246;lf Dienstjahre. Die ersten f&#252;nf waren mit 30 v. H., die weiteren sieben mit 5 v. H. zu bewerten, was insgesamt 65 v. H. ergibt. Gem&#228;&#223; Nr. V Abs. 2 &#220;-LO 1985 ist dies mit dem Gruppenbetrag von DM 3.025,00 aus dem Jahre 1985 zu multiplizieren, was DM 1.966,25 ergibt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">cc) Dieser Betrag erm&#228;&#223;igt sich gem&#228;ss Nr. VI Abs. 1 &#220;-LO 1985 um 65 v. H. der halben Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Dabei ist auf die tats&#228;chliche Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung abzustellen. Auch hier ist wegen &#167; 2 V BetrAVG auf den 1985 errechneten h&#228;lftigen Betrag der gesetzlichen Rentenversicherung von DM 1.123,50 abzustellen. 65 v. H. von DM 1.123,50 ergeben DM 730,28. Es verbleibt damit ein Teilanspruch von DM 1.237,97 (DM 1.966,25 abz&#252;glich DM 730,28).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">dd) Dieser Betrag darf zusammen mit dem vollen, nicht von der Anrechnung ausgenommenen Teil der Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung 77 v. H. der Dienstbez&#252;ge des Angestellten im Zeitpunkt der letzten Gruppenanpassung nicht &#252;bersteigen (Nr. VII Abs. 1 &#220;-LO 1985). 65 v. H. des Betrages der gesetzlichen Rentenversicherung von DM 2.247,00 (vgl. Berechnungsbogen des Bochumer Verbandes vom 28.11.1985) betrugen DM 1.460,55. Addiert mit dem betrieblichen Ruhegehalt gibt dies DM 2.696,52. Der Betrag liegt DM10,72 &#252;ber der Leistungsgrenze von DM 4.132,00 (vgl. wiederum vorgenannten Berechnungsbogen). DM 1.235,97 abz&#252;glich DM 10,72 ergibt einen erreichbaren Teilbetrag von DM 1.225,25 f&#252;r die Zeit bis Ende 1984.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">ee) F&#252;r die Zeit ab 1985 ist mit der LO 1985 zu rechnen. Ohne sein vorheriges Ausscheiden im Sinne der getroffenen Abrede h&#228;tte der Kl&#228;ger bis zum 01.10.1997 arbeiten k&#246;nnen. Dann war er dienstunf&#228;hig. Gem&#228;ss &#167; 3 IV LO 1985 h&#228;tte er weitere 35 v. H. erdienen k&#246;nnen, n&#228;mlich f&#252;r die Jahre 1985, 1986, 1987 je 5 v. H. und f&#252;r die folgenden 10 Jahre von 1988 bis 1997 einschlie&#223;lich je 2 v. H. Auch hierbei war zu beachten, dass jedes Jahr, in dem der Kl&#228;ger angemeldet werden konnte, gem&#228;ss &#167; 3 VI LO 1985 als volles Dienstjahr gilt. Das f&#252;r den Kl&#228;ger volle Ruhegehalt gem&#228;ss &#167; 3 III lit. b LO 1985 betrug 1985 DM 1.810,00 (vgl. Berechnungsbogen vom 28.11.1985). 35 v. H. davon sind DM 633,50.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">ff) Die Summe aus beiden Teilbetr&#228;gen betr&#228;gt damit DM 1.858,75. Dies ist der vom Kl&#228;ger nach der LO 1985/&#220;-LO 1985 ohne sein Ausscheiden i. S. der Abrede des Jahres 1985 erreichbare m&#246;gliche Vollanspruch. Dieser Anspruch ist in entsprechender Anwendung des &#167; 2 Abs. 1 BetrAVG mit dem Faktor m:n zu multiplizieren. Bei der Dauer der tats&#228;chlichen Betriebszugeh&#246;rigkeit war dabei die Zeit vom 01.04.1967 bis zum 31.03.1985 zugrundezulegen, d. h. 216 Monate. Bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres im Februar 2008 w&#228;re eine Betriebszugeh&#246;rigkeit von 491 Monaten (01.04.1967 bis 19.02.2008) m&#246;glich gewesen. Der Quotient m:n betr&#228;gt damit 0,43992. Im Ergebnis betr&#228;gt der unverfallbare Anspruch damit DM 1.858,75 x 0,43992, d. h. DM 817,70 (vgl. auch Berechnungsbogen vom 28.11.1985). </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">gg) Eine weitere Quotierung war nicht vorzunehmen. Die Dienstunf&#228;higkeit zum 01.10.1997 ist bereits dadurch ber&#252;cksichtigt, dass bei der Berechnung des erreich- baren Vollanspruchs bedacht wurde, dass der Kl&#228;ger nur bis zu diesem Datum h&#228;tte arbeiten k&#246;nnen. Aus der obigen Berechnung ergibt sich jedoch, dass er in diesem Zeitpunkt bereits den Vollanspruch h&#228;tte erreichen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">c) Dem gefundenen Ergebnis steht nicht das Urteil des Arbeitsgerichts Essen vom 09.06.1998 6 Ca 761/98 entgegen. In Rechtskraft erwachsen ist durch dieses Urteil nur der Auskunftsanspruch nach &#167; 2 Abs. 6 BetrAVG. Der Umstand, dass die Auskunft f&#252;r die gesamte Zeit bis zum 31.12.1996 auch f&#252;r die Versorgungszusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes gem&#228;ss dem zitierten Urteil zu erteilen war, sagt nichts dar&#252;ber aus, wie diese inhaltlich zu behandeln ist. Die Verurteilung in der ersten Stufe einer Stufenklage, d. h. zur Auskunft, schafft keine Rechts-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">kraft f&#252;r den Grund des Zahlungsanspruchs (BAG 23.11.1988 4 AZR 393/88 AP Nr. 104 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge: Bau; BAG v. 03.06.1998 5 AZR 552/97 - EZA &#167; 157 BGB Nr. 4).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">4. Auch aus der Berechnung vom 13.11.1997 ergibt sich f&#252;r den Kl&#228;ger kein h&#246;herer Anspruch. Die Berechnung war nur vorl&#228;ufig, und die Beklagte zahlte nur DM 783,00. Sie hat damit einen h&#246;heren Anspruch nicht anerkannt, der Kl&#228;ger hat einen solchen auch nicht erwirkt.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">5. Im Ergebnis stand dem Kl&#228;ger somit seit dem 01.10.1997 monatlich ein Anspruch aus der Versorgungszusage nach der Leistungsordnung des Bochumer Verbandes in H&#246;he von DM 817,70 brutto zu. Diesen hat die Beklagte bisher nur mit monatlich DM 783,00 brutto erf&#252;llt (&#167; 362 Abs. 1 BGB). Es verbleibt damit ein monatlicher Restbetrag von DM 34,70 brutto. F&#252;r die Zeit vom 01.10.1997 bis zum 30.09.1998,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">12 Monate, hat der Kl&#228;ger noch den ihm in dieser Instanz zuerkannten Anspruch. Ein weitergehender Anspruch steht ihm nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">II. Der Zinsanspruch auf den monatlichen Teilbetrag von DM 34,70 in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">4 % ergibt sich aus &#167;&#167; 284 Abs. 1, Abs. 2, 288 Abs. 1 BGB. Gem&#228;ss &#167; 14 LO 1985 ist der Ruhegeldbetrag jeweils am 01. eines Monats f&#228;llig, die Zeit mithin nach dem Kalender bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO i. V. m. &#167; 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat der Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung nach &#167; 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zugemessen und deshalb die Revision f&#252;r beide Parteien zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">R E C H T S M I T T E L B E L E H R U N G :</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von beiden Parteien</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">R e v i s i o n</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Revision muss</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Notfrist von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Bundesarbeitsgericht</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Hugo-Preu&#223;-Platz 1</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">99084 Erfurt</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gleichzeitig oder</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">schriftlich zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">gez.: Dr. Vossen gez.: Glombik gez.: Hinterleitner</p>
114,442
olgham-1999-09-23-6-w-3199
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 W 31/99
1999-09-23T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-02-14T10:24:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0923.6W31.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r ü n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verrichtete am 22. Juni 1998 als Mitarbeiter der Firma J im Evangelischen Krankenhaus in M. Zu diesem Zweck hatte er im Boden des Sockelgeschosses einen ca. 90 X 90 cm großen normalerweise abgedeckten Schacht geöffnet, der sich unmittelbar vor einer Korridortür befindet. Zur Absicherung hatte er vor die von der Korridortür abgewandte Seite des Schachtes einen etwa 180 cm hohen und 90 cm breiten Wäschewagen gestellt; weitere Absicherungen oder Warnhinweise waren nicht vorhanden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zu einem Zeitpunkt, als auch der Beklagte selbst sich nicht im Bereich des Schachtes aufhielt, wollte die Klägerin, die im Evangelischen Krankenhaus als Putzhilfe angestellt ist und deren Aufgabe es war, in den oberen Geschossen Putzarbeiten durchzuführen, den hinter der Korridortür befindlichen Umkleideraum aufsuchen, um sich nach Beendigung der Arbeit umzuziehen. Sie stürzte, nachdem sie um den Wagen herumgegangen war, in den Schacht und erlitt eine komplizierte Sprunggelenksfraktur.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie will den Beklagten auf vollen Ersatz ihres Schadens ins Anspruch nehmen und hat Prozeßkostenhilfe für eine Klage beantragt, mit der sie die Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von mindestens 6.000,00 DM als angemessenes Schmerzensgeld und von 5.610,00 DM nebst Zinsen als Ersatz materiellen Schadens erreichen will sowie die - streitwertmäßig mit 3.000,00 DM angesetzte - Feststellung, daß der Beklagte verpflichtet ist, ihr allen künftigen Schaden aus dem Unfall vorbehaltlich des Anspruchsübergangs auf Sozialversicherungsträger zu ersetzen. Den Gesamtstreitwert hat sie mit 14.610,00 DM angegeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat durch den Betriebshaftpflichtversicherer der Firma J geltend gemacht, seine Haftung sei gem. § 106 Abs. 3 SGB VII ausgeschlossen, da das Evangelische Krankenhaus zum Unfallzeitpunkt die gemeinsame Betriebsstätte der Parteien gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschluß hat das Landgericht der Antragstellerin Prozeßkostenhilfe mit der Begründung verweigert, sie müsse sich ein mit mindestens 50 % zu bewertendes Mitverschulden anrechnen lassen, so daß für die Klage, soweit sie überhaupt in der Sache Aussicht auf Erfolg habe, die Zuständigkeitsgrenze des Landgerichts nicht erreicht werde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dagegen wendet sich die Antragstellerin mit der Beschwerde. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist überwiegend begründet. Die beabsichtigte Klage hat hinreichende Aussicht auf Erfolg mit der Einschränkung, daß die Klägerin sich ein mit 25 % zu bewertendes Mitverschulden anrechnen lassen muß. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Für das Klageverfahren ist gem. § 13 GVG der Rechtsweg zu den ordentlichen Gerichten eröffnet. Zwar handelt es sich um eine bürgerliche Rechtsstreitigkeit unter Arbeitnehmern. Dafür sind aber gem. § 2 Abs. 1 Nr. 9 ArbGG die Arbeitsgerichte nur dann zuständig, wenn es um Streitigkeiten aus gemeinsamer Arbeit geht oder aus unerlaubten Handlungen, soweit diese mit dem Arbeitsverhältnis im Zusammenhang stehen. Die hier allein in Betracht kommende Alternative der Streitigkeit aus einer unerlaubten Handlung setzt zwar nicht voraus, daß die Parteien beim selben Arbeitgeber beschäftigt sind (vgl. OLG Karlsruhe - Senat Freiburg - NJW RR 95, 64 m. w. N.). Sind sie - wie hier - bei verschiedenen Arbeitgebern beschäftigt, so besteht aber der erforderliche Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis nicht schon dann, wenn sich die Arbeitsbereiche der Parteien nur zufällig oder äußerlich berühren und dabei einer vom anderen geschädigt wird (vgl. OLG Oldenburg MDR 99, 239). Es wird vielmehr eine innere Beziehung zu dem Arbeitsverhältnis der Parteien gefordert (vgl. BGH MDR 58, 331), wie sie bei einem Zusammenwirken besteht. Daran fehlt es hier. Die Arbeitsbereiche der Parteien haben sich nur zufällig berührt. In solchen Fällen wird der gem. § 2 Abs. 1 Nr. 9 ArbGG geforderte Zusammenhang nicht schon dadurch hergestellt, daß ein Arbeitnehmer durch seine Arbeit die allgemeine Verkehrssicherungspflicht verletzt und dabei einen anderen Arbeitnehmer verletzt hat, der nicht für den selben Arbeitgeber tätig ist. In Ermangelung eines irgendwie gearteten Zusammenwirkens reicht es hier auch nicht aus, daß die Tätigkeit beider Parteien letztlich dem Funktionieren des Krankenhausbetriebes dienen sollte. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit ist gem. §§ 73 Abs. 1, 21 Nr. 1 GVG das Landgericht zuständig, denn trotz des Mitverschuldens der Klägerin bietet die Klage in einem solchen Umfang hinreichende Aussicht auf Erfolg, daß der Streitwert die landgerichtliche Zuständigkeitsgrenze von 10.000,00 DM überschreitet. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwar hätte die Antragstellerin im eigenen Interesse darauf acht geben müssen, wohin sie ihre Füße setzte. Gesteigerte Aufmerksamkeit war geboten, weil es wohl nicht der Regelfall gewesen sein dürfte, daß mitten vor der zum Umkleideraum führenden Korridortür ein Wäschewagen stand. Der schuldhafte Verursachungsbeitrag der Antragstellerin wiegt aber nicht so schwer wie derjenige des Antragsgegners. Er hat die erste und wesentliche Ursache für den Sturz der Antragstellerin gesetzt. Zwar sollten eilige und unaufmerksame Personen vor einem Sturz in den geöffneten Schacht offenbar durch den Wäschewagen geschützt werden, und dieser erfüllte diesen Zweck insofern, als er den direkten Weg geradeaus über den Schacht zu der unmittelbar dahinter befindlichen Korridortür versperrte. Gleichzeitig verdeckte er aber auch wegen seiner Höhe die Sicht auf den geöffneten Schacht, so daß letztlich die Sturzgefahr, vor der er eigentlich schützen sollte, für die Personen vergrößert wurde, die zum Passieren der Korridortür um den Wagen herumgingen und dann mit Blick auf die Tür seitlich in den Schacht fallen konnten. Es hätte dem Antragsgegner einleuchten müssen, daß sich seine ohnehin unzureichende Sicherungsmaßnahme eher noch kontraproduktiv auswirken konnte. Unter Berücksichtigung dieser Umstände erscheint es dem Senat sachgerecht, das anspruchskürzende Mitverschulden der Antragstellerin mit 25 % anzusetzen. Ausgehend von einem Gesamtstreitwert von 14.610,00 DM für den Fall der uneingeschränkten Haftung ergibt sich bei einer Haftungsquote des Antragsgegners von 75 % ein Streitwert oberhalb der landgerichtlichen Zuständigkeitsgrenze.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob Schadensersatzansprüche der Antragstellerin gegen den Antragsgegner gem. § 106 Abs. 3 SGB VII gesperrt sind, hängt von der Auslegung dieser am 1. Januar 1997 in Kraft getretenen Vorschrift ab. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch die gesetzliche Neuregelung sind die bisher in §§ 636 ff. RVO enthaltenen Regelungen über die Haftungsersetzung in das SGB VII übernommen, gleichzeitig aber auch inhaltlich mit teilweise erheblichen Auswirkungen geändert worden, und zwar überwiegend zu Lasten der Verletzten und Sozialversicherer und zugunsten der Schädiger und demgemäß auch der Haftpflichtversicherer. Zwar ist die Grundstruktur der Regelungen über die Haftungsersetzung unverändert geblieben: Ist jemand für einen anderen tätig geworden und dabei entweder von diesem oder von einem Mitbeschäftigten verletzt worden, kann er, wenn er bei dieser Tätigkeit gesetzlich unfallversichert gewesen ist, den Schädiger nicht zusätzlich zivilrechtlich auf Ersatz seiner Personenschäden in Anspruch nehmen; er ist insoweit auf Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung beschränkt. Die zivilrechtliche Haftung ist insoweit ausgeschlossen; der Schädiger ist von der Haftung freigestellt (vgl. Lemcke ZAP, Fach 2, 199 ff). </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Für den vorliegenden Fall kann aber die neue Regelung bedeutsam sein. Während nach altem Recht lediglich Ersatzansprüche eines Versicherten gegen einen in demselben Betrieb tätigen Betriebsangehörigen gesperrt waren, wenn dieser durch eine betriebliche Tätigkeit einen Arbeitsunfall verursacht hatte, kommt nach neuem Recht die Haftungsfreistellung schon dann in Betracht, wenn Versicherte mehrerer Unternehmen vorübergehend betriebliche Tätigkeiten auf einer gemeinsamen Betriebsstätte verrichten (zu den übrigen hier nicht bedeutsamen Änderungen vgl. die Gegenüberstellung bei Lemcke a.a.O., S. 207).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Tragweite dieser Neuregelung ist streitig und in der Rechtsprechung bisher nicht hinreichend geklärt. Die Streitfragen werden zumeist anhand von Baustellenunfällen diskutiert, wobei unterschiedliche Anforderungen bezüglich der Frage gestellt werden, inwieweit die Arbeitsbereiche der Beteiligten miteinander verknüpft sein müssen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Teilweise wird die Auffassung vertreten, daß bei derartigen Baustellenunfällen ausnahmslos die Haftungsersetzung eingreift. Eine gemeinsame Betriebsstätte soll danach bereits gegeben sein, wenn verschiedene Unternehmen dort auftragsgemäß Leistungen zu erbringen haben; auf ein gemeinsames Tätigwerden soll es nicht ankommen, sondern nur auf ein gegenständliches, räumliches und zeitliches Überschneiden der Tätigkeitsbereiche (vgl. Kater in: Kater/Leube, Gesetzliche Unfallversicherung SGB VII, 1997, § 106 Rz 16 ff.; Stern-Krieger/Arnau, VersR 97, 410 ff., Geigel/Kolb, 22. Aufl., Kapitel 31 Rz 84; ähnlich Jahnke, </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">r+s 99, 353, so auch OLG Karlsruhe, r+s 99, 373 und 375; OLG Saarbrücken, r+s 99, 374). Für diese Auffassung kann sprechen, daß der Gesetzgeber mit der Neuregelung anscheinend einen erweiterten Schutz der Arbeitnehmer vor Inanspruchnahme durch andere Arbeitnehmer intendiert hat, mit denen sie auf Baustellen oder Einrichtungen zusammenkommen, in denen sich die Tätigkeitsbereiche in ähnlicher Weise überschneiden. Dieses Schutzbedürfnis tritt dann besonders hervor, wenn etwa der Arbeitgeber eines kleinen Betriebes keine oder keine ausreichende Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen hat, was der Arbeitnehmer nur in seltenen Fällen hinreichend übersehen kann. Von den Vertretern dieser Auffassung wird der Wegfall der Haftpflichtansprüche einschließlich der Schmerzensgeldansprüche des Verletzten hingenommen, weil er gesetzlichen Unfallversicherungsschutz genießt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vertreter der engeren Auffassung bezweifeln wegen der versteckten Stellung der Neuregelung und wegen des Fehlens von Hinweisen in der amtlichen Begründung, daß der Gesetzgeber die Rechte des Falles derart weitgehend einschränken wollte (vgl. Otto, NZV 96, 473, 477; Greger, StVG, 3. Aufl., Anhang II Rz 26). Sie legen die Neuregelung als Aufnahmevorschrift eng aus und fordern, daß sich die Unternehmen nicht nur zufällig auf der Betriebsstätte begegnen dürfen; es wird gefordert, daß die Unternehmen einen gemeinsamen Zweck verfolgen und nur deshalb auf der gemeinsamen Betriebsstätte tätig werden (vgl. Maschmann, SGB 98, 54 ff.; Waltermann, NJW 97, 3401 ff.; Lemcke, ZAP, Fach 2, S. 199 ff.; derselbe, r+s 99, 376; Baethge, NZA 99, 73 ff; so auch OLG Braunschweig, Urteil vom 8.7.99 - 2 U 192/98). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Prozeßkostenhilfeverfahren dient nicht dem Zweck, über zweifelhafte Rechtsfragen vorweg abschließend zu entscheiden (vgl. OLG Dresden, ZIP 99, 889; Zöller/Philippi, ZPO, 21. Aufl., 1999, § 114 Rz 21). Schon deshalb kann der beabsichtigten Klage die Erfolgsaussicht nicht im Hinblick auf eine mögliche Haftungsprivilegierung des Beklagten gem. § 106 Abs. 3 SGB VII verneint werden. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat sich - von seinem Standpunkt aus folgerichtig - mit der Bedürftigkeit der Klägerin als weiterer Voraussetzung für die Bewilligung von Prozeßkostenhilfe nicht befaßt. Diese Überprüfung wird im Rahmen der erneuten Bescheidung des Prozeßkostenhilfe-Antrags nachzuholen sein. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf Nr. 1952 der Anlage 1 zu § 11 Abs. 2 GKG; § 118 Abs. 1 S. 4 ZPO. </p>
114,444
ag-dusseldorf-1999-09-22-22-c-1836296
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
22 C 18362/96
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-01-18T16:07:04
Urteil
ECLI:DE:AGD:1999:0922.22C18362.96.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 1.229,81 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 12.09.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits – einschließlich der Kosten des Berufungsverfahrens – werden der Klägerin zu 69 % und der Beklagten zu 31 % auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Klägerin durch Sicherheitsleistung von 2.500,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung von 1.400,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die jeweils zu leistenden Sicherheiten können auch in der Form einer selbstschuldnerischen Bürgschaft einer deutschen Großbank oder öffentlichen Sparkasse erbracht werden. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d :</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin nimmt die Beklagte auf Rückzahlung des Reisepreises wegen reisevertragsrechtlicher Gewährleistung in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage der schriftlichen Reisebestätigung der Firma L-Reisen vom 03.05.1996 (Bl. 15 GA) verbrachten die Klägerin und ihr Ehemann in der Zeit vom 25.05. bis zum 08.06.1996 ihren Urlaub anläßlich einer von der Beklagten veranstalteten Pauschalreise in die Türkei. Wegen der Einzelheiten wird auf die vorgenannte Reisebestätigung verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nachdem die ursprünglich gebuchte Unterkunft wegen Überbuchung nicht bezogen werden konnte und die Klägerin mit dem ihr zunächst zugewiesenen Ausquartier nicht einverstanden war, wurden ihr und ihrem Ehemann ein Zimmer im Feriendorf N zugewiesen. Die Klägerin behauptet, die von der Beklagten veranstaltete Reise sei überwiegend mängelbehaftet gewesen. Die Anlage N sei nur halb fertiggestellt gewesen, so dass täglich Baulärm habe hingenommen werden müssen. Der feinsandige Strandabschnitt sei nicht schnell erreichbar gewesen. Es habe kein a-la-carte-Restaurant, kein Mitternachtssnack, kein türkisches Café und keine größere Auswahl am Büfett gegeben. Es seien lediglich drei bis vier verschiedene Mahlzeiten angeboten worden. Diese seien ungenießbar gewesen. Es habe keine Wasserrutsche, kein kostenlose Inanspruchnahme von Massagen, keine kostenlosen Wassersportarten, keine Wäschespinne auf dem Balkon, keine Unterhaltung und keine Sport- und Fitnessangebote gegeben.  Zudem habe auf dem Zimmer das Radio und das Satellitenfernsehen gefehlt. Zudem seien die Speiseräume nicht klimatisiert gewesen. In der Anlage N1, in der sie zunächst zwei Tage untergebracht gewesen seien, sei auf dem Zimmer ebenfalls kein Radio und kein Fernsehen vorhanden gewesen. Zudem sei Schimmel im Badezimmer vorhanden gewesen. Die Zimmer seien schmutzig gewesen. Darüber hinaus habe direkt neben dem Zimmer eine Baustelle gelegen. Zudem habe man mit Überbelegung und einem täglichen Kampf um die Sonnenschirme zurechtkommen müssen. Die Mängel der Ferienanlage N seien bereits am 27.05.1996 gegenüber der örtlichen Reiseleitung der Beklagten gerügt worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin erachtet eine 100 %ige Minderung des Reisepreises für gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 3.958,00 DM nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 12.09.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, Unterhaltung sei durch Folklore-Abende, Gesellschaftsabende und internationale Unterhaltungsprogramme angeboten worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen. Das erkennende Gericht hat die Klage durch Urteil vom 20.08.1997 abgewiesen. Durch Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 17.04. letzten Jahres wurde dieses Urteil aufgehoben und der Rechtsstreit zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das erkennende Gericht zurückverwiesen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</strong></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist lediglich in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begründet; im übrigen ist sie unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin steht der klageweise gegenüber der Beklagten geltend gemachte Anspruch auf Rückzahlung des Reisepreises im zuerkannten Umfang gem. §§ 812 Abs. 1 S. 1,  651 d Abs. 1 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist zur Geltendmachung der der Klageforderung zugrunde liegenden reisevertragsrechtlichen Gewährleistungsansprüche vollumfänglich aktivlegitimiert. Das Gericht schließt sich insoweit der Rechtsauffassung des Oberlandesgerichts Düsseldorf an, die dieses in seinem Urteil vom 23.04.1987 (NJW-RR 1987, 888, 889) geäußert hat. Danach gilt folgendes: Wer eine Reise für sich und andere Personen bucht, kann das auf zweierlei Weise tun. Entweder er bucht die Reise im eigenen Namen, so dass er Alleinreisender im Sinne von § 651 a BGB ist. Oder er schließt für die Mitreisende eigene Verträge ab, die diese als Reisende gegenüber dem Reiseveranstalter berechtigen und verpflichten. Es hängt von den abgegebenen Erklärungen und von dem Umständen ab, ob das eine oder das andere gewollt ist (vgl. § 164 Abs. 1 BGB). Bucht jemand für sich und seine Familienangehörigen (Ehefrau, Kinder), so liegt im allgemeinen ein Handeln im eigenen Namen vor, während umgekehrt bei einer Buchung für den Träger eines fremden namens die Umstände regelmäßig darauf hindeuten, dass der Anmeldende als Vertreter des Dritten handelt. Unstreitig hat im vorliegenden Fall die Klägerin die Reise gebucht. Unter Berücksichtigung der obengenannten Grundsätze bedeutet dies, dass allein die Klägerin Vertragspartnerin der Beklagten geworden ist mit der rechtlichen Folge, dass auch sie allein als Reisende aktivlegitimiert ist. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Reisepreis ist nach den eingangs genannten Vorschriften um 692,65 DM gemindert, weil die Klägerin abweichend von der Buchung untergebracht worden ist. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der Reisende grundsätzlich einen Anspruch auf die gebuchte Unterkunft hat, da diese ihm in der Regel in der Reisebestätigung zugesichert ist. Mit einer Ersatzunterkunft fehlt damit eine zugesicherte Eigenschaft, ohne dass es darauf ankommt, ob dadurch der Nutzen der Reise beeinträchtigt wird. Denn anderenfalls könnte der Reiseveranstalter durch Zuweisen von Ersatzobjekten mögliche Leerkapazitäten auffüllen. Dabei kommt es nach der Auffassung des erkennenden Gerichts auch nicht darauf an, ob die Ersatzunterkunft gleichwertig ist. Letzeres kann hier jedoch dahinstehen, da sich bereits aus den Prospektbeschreibungen der Beklagten, welche die Klägerin in Kopie zu den Gerichtsakten gereicht hat, ergibt, dass der von der Kläger ursprünglich gebuchte Aufenthalt im Club Q mit der Unterbringung im Feriendorf N nicht zu vergleichen ist. Vergleichbar ist hier allenfalls, dass beide Ferienanlagen sich in räumlicher Nähe zueinander befinden. Hier hört die Vergleichbarkeit jedoch auch schon auf, wenn man sich die Prospektbeschreibung der einzelnen Anlagen vergegenwärtigt. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Gericht erachtet hier in Anlehnung an die sogenannte Frankfurter Tabelle zur Reisepreisminderung eine Minderungsquote von 17,5 % für angemessen. Dies entspricht einem Betrag von 692,65 DM.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Reisepreis ist darüber hinaus um 28,27 DM gemindert, weil auf dem Zimmer des ersten Ausweichquartiers, dem Hotel N1, weder Radio noch Fernseher zur Verfügung stand. Das Gericht erachtet hier eine Minderung des Reisepreises in Höhe von 5 % des auf 2 Tage entfallenden Reisepreises für angemessen. unter Berücksichtigung dessen, dass die Reise insgesamt 14 Tage dauerte und der Reisepreis 3.958,00 DM betrug, ergibt sich ein Tagesreisepreis in Höhe von 282,71 DM. Demzufolge entsprechen 5 % des auf 2 Tage entfallenden Reisepreises einem Betrag von 28,27 DM. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus vermag die Klägerin den Reisepreises um 339,26 DM mindern, weil im Feriendorf N entgegen den Prospektangaben kein Unterhaltungsprogramm angeboten worden ist. In der Prospektbeschreibung der Beklagten heißt es insoweit, dass ein internationales Unterhaltungsprogramm angeboten wird. Darüber hinaus fänden gelegentlich Gesellschafts- und Folklore-Abende in der Anlage statt. Soweit die Beklagte in diesem Zusammenhang einwendet, dass dieses Unterhaltsprogramm auch angeboten worden sei, ist ihr Vorbringen unsubstantiiert. Hier wäre es Sache der Beklagten gewesen, genau und konkret darzulegen, wann welche Unterhaltungsprogramme angeboten worden sein sollen. Das Gericht erachtet hier eine Minderungsquote von 10 % des auf 12 Tage entfallenden Reisepreises für ausreichend und angemessen. Dies entspricht dem Betrag von 339,26 DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schließlich ist der Reisepreis um 169,63 DM gemindert, weil sich in der Unterkunft der Klägerin im Feriendorf N weder ein Radio noch ein Fernseher mit Satellitenprogramm befunden haben. Dies hat die insoweit durchgeführte Beweisaufnahme bestätigt. Insbesondere der Zeuge K hat die diesbezüglichen Angaben der Klägerin bestätigt. Das Gericht sieht sich nicht veranlaßt, die Angaben dieses Zeugen in Zweifel zu ziehen. Denn seine Aussage war in sich schlüssig und widerspruchsfrei. Sie wird insbesondere durch die Angaben des Zeugen M bestätigt. Belastungstendenzen zu Ungunsten der Beklagten sind weder bei dem Zeugen K noch bei dem Zeugen M anzunehmen. Insbesondere im Hinblick auf den Zeugen K nicht, weil der von diesem gegenüber der Beklagten geführte Rechtsstreit bereits geraume Zeit durch Vergleich beendet worden ist. Das Gericht erachtet hier eine Minderung von 5 % des auf 10 Urlaubstage entfallenden Reisepreises für angemessen. Dies entspricht einem Minderungsbetrag von 169,63 DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In der Summe ergibt die Minderung den ausgeurteilten Betrag von 1.229,81 DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Eine weitere Minderung des Reisepreises kommt nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klägerin geltend macht, durch Baulärm gestört worden zu sein, ist ihr Vorbringen vollkommen unsubstantiiert. Die Klägerin teilt weder mit, in welchen Zeiträumen sie durch den Baulärm gestört worden sein will noch wo diese Störungen aufgetreten sein sollen (etwa nur im Zimmer, in der gesamten Anlage, ggf. auch am Strand). </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch die weiter in Bezug auf ihre Unterbringung in der Anlage N geltend gemachten Mängel sind vollkommen unsubstantiiert. So wird weder mitgeteilt, wo sich angeblich Schimmel im Badezimmer befunden haben soll noch inwiefern das Zimmer verschmutzt gewesen sein soll. Auch wird nicht mitgeteilt, inwiefern durch eine Baustelle direkt neben dem Zimmer die Reise beeinträchtigt worden sein soll (Lärm?). Gleiches gilt für die geltend gemachte Überbelegung. Soweit schließlich auf einen täglichen Kampf um die Sonnenschirme hingewiesen wird, ist dies ebenfalls nicht geeignet, Minderungsansprüche zu begründen, weil es sich hierbei um eine bloße Unannehmlichkeit handelt, welche im Zeitalter des Massentourismus entschädigungslos hinzunehmen ist. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die weiter von der Klägerin geltend gemachten Mängel in Bezug auf ihre Unterbringung in der Anlage N ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die Klägerin Reisemängel nicht daraus herzuleiten vermag, dass die Ferienanlage N Leistungen vermissen ließ, welche die Prospektbeschreibung der Beklagten für den ursprünglich gebuchten Club Q verspricht. Denn die Klägerin hatte es in der Hand, entweder das Abhilfeangebot der Beklagten, sie und ihren Ehemann in der Anlage N unterzubringen, abzulehnen und in der Anlage N1 zu verbleiben mit der Begründung, die Unterbringung im N sei mit der gebuchten Unterbringung in der Anlage Q nicht gleichwertig, oder – wie hier geschehen – sich auf das Abhilfeangebot der Beklagen einzulassen. Dann kann die Klägerin sich zur Begründung eines Mangels aber nicht mehr auf die Eigenschaften des Clubs Q berufen, weil insofern von einer Vertragsänderung auszugehen ist. Der Reiseveranstalter kann den Reisenden nämlich nur dann anderweitig unterbringen, wenn unter anderem die Ersatzunterkunft für den Reisenden keine vertragswidrige Leistungsänderung darstellt. Demzufolge hätte die Klägerin die Unterbringung in der Anlage N mit der Begründung verweigern können, dass insoweit eine vertragswidrige Leistungsänderung vorliege. Wenn sie von diesem Recht gleichwohl keinen Gebrauch gemacht hat, konnte dies die Beklagte nur so verstehen, dass sie mit einer Leistungsänderung einverstanden ist. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Demzufolge ist bei der Prüfung, ob die Reiseleistungen der Beklagten betreffend die Unterbringung in der Anlage N mangelhaft waren, die Prospektbeschreibung der Beklagten betreffend das Feriendorf N maßgeblich. Daraus folgt, dass die Umstände, die die Klägerin unter Ziff. 1.,  3.,  4.,  5.,  6.,  8. und 11. geltend macht, keine Mängel der Reiseleistungen der Beklagten sind, weil die Prospektbeschreibung betreffend das Feriendorf N insofern keine Zusicherungen enthält. Dies gilt auch, soweit die Klägerin anführt, es habe kein a-la-carte-Restaurant, kein Mitternachtssnack und kein türkisches  Café gegeben, weil dies in der Prospektbeschreibung der Beklagten betreffend das Feriendorf N nicht zugesagt wird. Insoweit ist auch der Vergleich der Klägerin betreffend die Auswahl von warmen Gerichten zwischen dem Club Q und des Feriendorfs N rechtlich nicht von Belang. Soweit die Klägerin in diesem Zusammenhang behauptet, die Speisen seien ungenießbar gewesen, ist ihr vorbringen unsubstantiiert.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Gewährleistungsansprüche nicht gem. § 651 d Abs. 2 BGB ausgeschlossen sind. Die Beweisaufnahme hat die Behauptung der Klägerin bestätigt, dass der Umstand, dass ihr Zimmer in dem Feriendorf N weder ein Radio noch Satellitenfernsehen aufgewiesen hat, noch am 27.05.1996 gegenüber der örtlichen Reiseleitung der Beklagten moniert worden ist. Dies hat der Zeuge K bestätigt. Letzteres gilt auch hinsichtlich der fehlenden Unterhaltungsprogramme. Denn der Zeuge K hat anläßlich seiner Vernehmung auf die schriftliche Mängelanzeige (Bl. 18 u. 19 GA) Bezug genommen und in diesem Zusammenhang bekundet, dass „wir … unsere Ansprüche auch schriftlich fixiert“ haben. Hieraus („auch“) folgt, dass dieser Umstand auch Gegenstand der mündlichen Mängelrüge gewesen sein muss.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Beklagte in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang zu verurteilen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der zuerkannte Zinsanspruch ergibt sich aus §§ 284 Abs. 1 S. 1,  288 Abs. 1 S. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in den §§ 708 Nr. 11,  711 S. 1.</p>
114,445
lg-dortmund-1999-09-22-10-o-13899
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 138/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:44
2019-01-18T16:07:05
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1999:0922.10O138.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist Betreiberin des D 2-Mobil-Funknetzes.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>S</i>ie schließt entweder über ihr unterstellte Geschäftsstellen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">oder über Vertragshändler Verträge mit Endkun-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den über den Zugang zu dem von ihr betriebenen Netz ab.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Verträge haben eine Laufzeit von 24 Monaten und</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">enthalten jeweils eine Verlängerungsklausel. Die für</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klägerin tätigen Händler erhalten für ihre Vermittlungstätigkeit</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Provisionen, deren Höhe jeweils abhängig</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">ist von den Tarifen, die mit den Endkunden vereinbart</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">werden. Der Beklagte vermittelt u.a. Netzkartenverträge,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">und zwar für sämtliche Mobilfunknetzbetreiber</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">in der Bundesrepublik, darunter auch für die Klägerin.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In einem Rundschreiben vom 01. März 1999 warb der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">unter der blickfangmäßig herausgestellten Überschrift</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">" Jetzt oft 2.000,00 bis 40.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Provision für D-Netz-Kartenwechsel direkt</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">von Q alle 2 Jahre u.a. wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">…</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen Überlastung versäumen immer mehr</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entscheider, ihre D-Netz-Kartenverträge</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">rechtzeitig zu kündigen und verschenken</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">dadurch viel Geld. Alle 24 Monate bekommen</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">sie oft hohe Beträge direkt von Q <u>ausgezahlt</u>.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Minutenpreise können drastisch gesenkt werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Beispiel für eine Flotte mit 26 Fahrzeugen:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei einer Grundgebühr von 29,95 DM (T-D1Telly</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Local) mit tagsüber 0,68 DM/Min. zum</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">nationalen Festnetz erhalten Sie von uns</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">bei Abschluss eines 24-Monats-Vertrages</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">DM 8.746,40 DM (incI. Mwst.)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">als provision, wahlweise per Scheck oder</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Überweisung .... "</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 07. April 199 wandte sich der Beklagte </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">unter anderem an die I KG in S</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">und unterbreitete ihr mehrere schriftliche Angebote,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">in denen es unter anderem wie folgt heißt:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">"Für Ihren Betrieb können wir Ihnen folgendes</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Angebot unterbreiten:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bei Abschluss von 105 Funktelefonanschlüssen</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">im D 2 – Fun Tarif können wir Ihnen je Anschluss</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">eine einmalige Grundgebührenerstattung</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">in Höhe von 266,80 DM (incl. Mwst.) anbieten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><u>Erstattungsbetrag: 28.014,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">…"</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">"Den Betrag können Sie wahlweise als Scheck</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">bzw. als Gutschrift auf Ihr Konto erhalten…</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">In einem weiteren Angebot heißt es wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">" Für Ihren Betrieb können wir Ihnen folgendes</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Angebot unterbreiten:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Bei Abschluss von 105 Funktelefonanschlüssen</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">im D 1 - Telly Local Tarif können wir Ihnen</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">je Anschluss eine einmalige Grundgebüh-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">renerstattung in Höhe von 313,20 DM (incl.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Mwst) anbieten.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><u>Erstattungsbetrag: 32.886,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">....</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Den Betrag können Sie wahlweise als Scheck</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">bzw. als Gutschrift auf Ihr Konto erhalten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">…"</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Zu einem weiteren Angebot heißt es wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">"Für Ihren Betrieb können wir Ihnen folgendes</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Angebot unterbreiten:</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Bei Abschluss von 105 Funktelefonanschlüssen</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">in E-Plus-Service-Privat-Tarif können wir Ihnen</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">je Anschluss eine einmalige Grundgebührenrstattung</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">in Höhe von 336,40 DM (incl. Mwst) anbieten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><u>Erstattungsbetrag: 35.322,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Den Betrag können Sie wahlweise als Scheck</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">bzw. als Gutschrift auf Ihr Konto erhalten</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">... "</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Rund-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">schreiben vom 01. März 1999 sowie auf das Angebotsschreiben</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">vom 07. April 1999 nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hält die Werbung des Beklagten unter dem</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Gesichtspunkt des übertriebenen Anlockens und des Verleitens</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">zum Vertragsbruch für wettbewerbswidrig. Außerdem</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">verstoße der Beklagte, wie sie meint, gegen die Bestimmungen</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">der Zugabeverordnung und des Rabattgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">es bei Meidung eines vom Gericht für jeden</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">bis zu DM 500.000,00, ersatzweise</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Ordnungshaft bis zu sechs Monaten oder Ordnungshaft</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">bis zu sechs Monaten, im Wiederholungsfalle</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">bis zu zwei Jahren, zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">im geschäftlichen Verkehr der Telekommunikation</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">zu Zwecken des es Wettbewerbs</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">die an Partner von D-Netz-Kartenverträgen gerichtete</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Empfehlung der rechtzeitigen Kündigung</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">von D-Netz-Kartenverträgen mit dem Angebot</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">zu verbinden, bei Abschluss eines neuen</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">24-Monats-Vertrages eine Provision an den</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Vertragspartner auszuzahlen und/oder mit einem</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">solchen Angebot für die Vertragskündigung</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">zu werben,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">insbesondere</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">wenn dies mit dem blickfangmäßig herausgestellten</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Hinweis</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">"jetzt oft 2.000,00 bis 40.000,00 DM Provision</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">für D-Netz-Kartenwechsel direkt von</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Petri alle zwei Jahre"</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">nach Maßgabe nachfolgend abgelichteten Rundschreibens</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">geschieht:</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">und/oder</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Kunden oder Interessenten für die Ausstattung</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">mit einer Mehrzahl von Funktelefonanschlüssen</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">in bestimmt bezeichneten Mobilfunktarifen eine</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Erstattung von Grundgebühren in einem Gesamtbetrag,</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">der sich aus der Multiplikation</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">der Anzahl von Funktelefonanschlüssen mit dem</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">einmaligen Erstattungsbetrag je Anschluss ergibt,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">anzubieten und/oder für ein solches Angebot</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">zu werben,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">insbesondere,</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">wenn dies nach Maßgabe des nachfolgend abgelichteten</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Angebotsschreibens geschieht:</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">durch Vorlage eines nach Ort, Zeit, Dauer,</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">(Verbreitungs-) Form, Inhalt, Namen und Anschriften</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">der Adressaten und Empfänger sowie</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">nach Zahl der Tathandlungen gegliederten Ver-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">zeichnisses ihr darüber Auskunft zu</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">erteilen, in welchem Umfang die</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">vorstehend unter Ziffer I.1. bezeichneten</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Handlungen begangen hat, und zwar unter Angabe</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">etwa betriebener Werbung, aufgeschlüsselt</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">nach Werbeträgern, Auflagen und Stückzahlen</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">pro Auflage pro Werbeträger, nach Verbreitungsgebieten</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">und Verbreitungszeiten;</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass der Beklagte verpflichtet</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">ist, ihr allen Schaden zu erstatten, welcher ihr</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">durch die vorstehend unter Ziffer I.1. bezeichneten</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Handlungen entstanden ist und künftig noch</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">entstehen wird.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, seine Werbung sei nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Er habe, wie er geltend macht, auf die Tarife</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">der Netzbetreiber keinen Einfluss und könne in dem sich</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">verstärkenden Wettbewerb nur so reagieren, dass er einen</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Teil seiner Provisionen, die er für die Vermittlung</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">der Netz-Kartenverträge erhalte, an seine Kunden auskehre.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Er greife auch nicht in bestehende Vertragsverhältnisse</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">ein und fordere auch nicht zum Vertragsbruch</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">auf. Er gebe mit seiner Werbung Interessenten lediglich</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">die Möglichkeit, bei Ablauf ihres Altvertrages die veränderten</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Konditionen der Netzbetreiber miteinander zu</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">vergleichen. Derartige Wechselangebote seien auch</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">durchaus üblich.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin stehen die geltend gemachten Ansprüche</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ansprüche gem. §§ 1 Abs. 1, 2 ZugabeVO scheiden aus.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Für Geldzugaben gilt gemäß § 1 Abs. 2 b ZugabeVO das</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Zugabeverbot des § 1 Abs. 1 ZugabeVO nicht. Das gilt</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">unabhängig von der Höhe des jeweiligen Geldbetrages.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Für Geldzugaben gibt es - zugaberechtlich – keine Geringwertigkeitsgrenze.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Auch Ansprüche wegen eines Verstoßes gegen das Rabattgesetz</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">(§ 12 Rabattgesetz, § 823 Abs. 2 BGB i.v.m. § 1 ff.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Rabattgesetz) scheiden aus. Bei den von dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">angekündigten Provisions- und Rückerstattungszahlungen</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">handelt es sich nicht Preisnachlässe im Sinne des § 1</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 Rabattgesetz. Aus der Sicht der von dem Beklag<i>-</i></p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">ten mit der Werbung angesprochenen Verbraucher handelt</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">es sich um Zugaben, die unterschiedslos jedem Kunden,</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">der sich für bestimmte Tarife entscheidet, gewährt wer-</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">den. Sie sind Bestandteil des von dem Beklagten verlangten</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Normalpreises.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Bei den von dem Beklagten beworbenen Preisen handelt es sich</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">auch nicht um Sonderpreise im Sinne des § 1 Abs. 2, 2 Alternative</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Rabattgesetz. Die Werbung des Beklagten enthält keinen Hinweis darauf, </p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">dass er die von der Klägerin beanstandeten Vergünstigungen nur</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">einzelnen Kunden oder Kundengruppen allein wegen ihrer Zugehörigkeit</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">zu einem bestimmten Verbraucherkreis einräumt. Soweit der Beklagte in seiner Klageerwiderungsschrift angegeben hat, dass seine Angebote überwiegend an Transport- und Speditionsunternehmen sowie Selbstständige gegangen seien,</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">ergibt sich nichts anderes. Hierbei handelt es sich um den Hauptkundenkreis</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">des Beklagten. Abgesehen davon besteht hier kein Anhaltspunkt dafür, dass</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">die beworbenen Preise nur für die Kunden oder Kundengruppen gelte. Sollten, die die Werbeschreiben des Beklagten erhalten haben.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin stehen auch keine Ansprüche gem. § 1 UWG zu. Die Werbung des Beklagten verstößt insbesondere nicht unter dem Gesichtspunkt des </p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">übertriebenen Anlockens gegen § 1 UWG. Ob ein Anlocken als übertrieben zu</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">werten ist, ist nicht allein vom Wert der Zuwendung abhängig.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Es kommt auf die Gesamtwürdigung des Einzelfalls</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">an, wobei Anlass und Zweck sowie die Person des Zuwendenden</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">und Empfängers zu berücksichtigen sind</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">(Baumbach/Hefermehl, 21. Auflage, Rdn. 90 zu § 1 UWG).</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Danach ist die hier in Rede stehende Werbung nicht zu</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Der Wert der beworbenen Zuwendungen pro Anschluss</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">stellt sich mit Beträgen zwischen 266,80 DM und 336,40 </p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">DM angesichts der Gesamtkosten bei einer Vertragslaufzeit</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">von 24 Monaten für die vornehmlich gewerblichen</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Kunden der Beklagten nicht als ein "blendender" Betrag</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">dar. Die Kunden werden hierdurch in ihrer Entschließungsfreiheit</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">nicht eingeengt oder unsachlich beeinflusst.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wendet sich vornehmlich an Gewerbetreibende,</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">die vor einem Vertragsschluss Angebote der</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">verschiedensten Anbieter einzuholen und diese auch</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">sachgerecht zu prüfen pflegen. Es steht nicht zu erwarten,</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">dass sie sich dabei allein durch die von dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">angekündigten Zuwendungen oder durch deren Höhe</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">beeinflussen lassen werden. Soweit es</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">den Wert der Zuwendung anbelangt, ist hier</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">zu berücksichtigen, dass auf dem Markt der Telekommunikation</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Zuwendungen der verschiedensten Art mit einem</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">durchaus vergleichbaren Wert angeboten werden</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">( zum Beispiel: Handy für 0,00 DM bei gleichzeitigem Abschluss</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">eines Kartenvertrags, Startguthaben, Wegfall</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">der Grundgebühren über einen zumindest begrenzten Zeitraum, </p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Zahlung einer Aufwandentschädigung). Dem Wert dieser<i> </i>Zuwendungen</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">kommt für sich betrachtet - keine besondere Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Er stellt sich allenfalls als abrechnungsposition im Rahmen </p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">der Gesamtbewertung und Prüfung des jeweiligen Angebotes dar. </p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Das gilt in besonderem Maße auch für den von dem Beklagten angesprochenen</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Kundenkreis. Eine andere Bewertung unter dem</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Gesichtspunkt des übertriebenen Anlockens ergibt sich</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">hier auch nicht deshalb, weil die Zuwendungen nach Wahl</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">des Kunden auch ausgezahlt werden können. Hier ist zu</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">berücksichtigen, dass eine derartige Zahlung erst nach</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">Ende der Vertragslaufzeit möglich ist, nachdem dem betreffenden</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Kunden zum Teil bereits erhebliche Kosten</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">entstanden sind, so dass der Anlockeffekt, der von einem</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">derartigen Angebot ausgeht, nach Auffassung der</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">Kammer gering zu veranschlagen ist.</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Die Werbung verstößt auch nicht unter dem Gesichtspunkt</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">des Verleitens zum Vertragsbruch gegen § 1 UWG. Die Abwerbung</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">von Kunden ist wettbewerbsrechtlich nicht zu</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">beanstanden. Das gilt auch dann, wenn die Kunden sich</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">noch in einer vertraglichen Bindung zu einem Mitbewerber</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">befinden. Der Beklagte wirkt mit seiner Werbung im</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">Übrigen auch nicht auf einen Vertragbruch hin. Seine</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Angebote gelten ausschließlich für den Fall, dass die befristet</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">abgeschlossenen Verträge auslaufen. Der Hinweis</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">auf Kündigungsrechte ist offensichtlich keine Aufforderung</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">zum Vertragsbruch. Ob und inwieweit die Angebote</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">des Beklagten gegebenenfalls geeignet sind, im Einzelfall</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Kunden der Klägerin zu veranlassen, sich bereits vor</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Ablauf der Vertragslaufzeit aus dem Vertragsverhältnis</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">zu lösen und mit dem Beklagten einen Vertrag zu schlie-</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">ßen, kann dahinstehen. Dabei handelt es sich um ein Risiko,</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">das dem Leistungswettbewerb immanent ist.</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO, die Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 709 ZPO.</p>
114,451
olgham-1999-09-22-13-u-13498
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 134/98
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-14T10:24:30
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0922.13U134.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist Vertragshändlerin der Adam Opel AG. Sie begehrt Ersatz wegen der Beschädigung von Neufahrzeugen, die sie auf einem von ihr angemieteten Lagerplatz an der I-Straße in H abgestellt hatte. Auf dem unmittelbar angrenzenden Gelände betreibt die F GmbH eine Schleiferei. Das beim Schleifen anfallende Staubgemisch wurde früher in 200-l-Fässern gesammelt und mit Lastkraftwagen abgefahren. Heute wird der Staub von einer Absauganlage aufgefangen und gefiltert durch einen Exhauster nach draußen abgeleitet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin behauptet, der Beklagte zu 1) habe am 11. Februar 1995 mit seinem bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Lkw mehrere Fässer mit Staub abgeholt. Beim Beladen mit dem auf dem Lkw montierten Kran seien zwei der Fässer hinuntergefallen und zu Bruch gegangen. Dadurch seien größere N des Staubgemischs ausgetreten, vom Südwind auf den Lagerplatz geweht worden und auf die dort kurz zuvor abgestellten Pkw niedergegangen. 85 Fahrzeuge seien beschädigt worden. Roststaub sei in die Wachsschicht und die Lackschicht eingedrungen und habe auch die Scheibenwischerblätter, die Glasdächer einschließlich deren Dichtungen sowie die Dichtungen an Türen, Kofferraumdeckeln und Scheiben beschädigt. Ferner seien Rostpartikel durch das Lüftungssystem eingedrungen. Die Schadensentstehung sei durch S in der Zeit vom 11. bis 13. Februar 1995 begünstigt worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ließ die Fahrzeuge aufarbeiten. Sie hat dafür - gestützt auf ein Gutachten des DEKRA-Sachverständigen Dipl.-Ing. V - Ersatz in Höhe von 297.491,11 DM zuzüglich einer Kostenpauschale von 3.400 DM (85 x 40 DM) verlangt und ihre Klage hilfsweise auf merkantilen Minderwert in Höhe von 51.900 DM gestützt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an sie  die Klägerin - 300.891,11 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 14. April 1995 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten - die Beklagte zu 2) dabei auch als Streithelferin des Beklagten zu 1) - haben beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) hat eingeräumt, daß bei dem Ladevorgang ein Faß ausgerissen und weitere Fässer umgekippt seien. Dabei sei nur in geringfügigem Maße Roststaub ausgetreten. Die von der Klägerin beschriebene Schadensverursachung durch Verwehung des Roststaubs sei nicht möglich. Der Schaden sei durch einen Probelauf der Absauganlage herbeigeführt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat den gesamten Schadenshergang bestritten und behauptet, der Betrieb der Anlage der F GmbH habe die großflächige Verstaubung verursacht. Da die F GmbH keinen Versicherungsschutz habe, sei zwischen ihr und dem Beklagten zu 1) vereinbart worden, diesen als Schadensverursacher auszugeben. Der von der Klägerin geschilderte Schadenshergang sei wegen des hohen Eigengewichts der Roststaubpartikel und der daraus resultierenden geringen Streuung nicht möglich. Sie hat die Schadenshöhe bestritten und geltend gemacht, der Arbeitsaufwand sei zu hoch angesetzt; eine Neulackierung sei nicht erforderlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Beklagten zu 1) persönlich gehört und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen D, U und T sowie durch Einholung eines schriftlichen - im Termin mündlich erläuterten - Gutachtens des Sachverständigen Dr.-Ing. H2. Mit dem angefochtenen Urteil hat es der Klägerin Schadensersatz in Höhe von 261.909,32 DM nebst Zinsen zugesprochen (242.260,63 DM Reparaturaufwand, 40 DM Kostenpauschale und 19.608,69 DM Wertminderung) und die Klage im übrigen abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil haben die Beklagten - die Beklagte zu 2) auch als Streithelferin des Beklagten zu 1) - Berufung eingelegt. Der Beklagte zu 1) selbst ist im Berufungsverfahren anwaltlich nicht mehr vertreten. Die Beklagte zu 2) bestreitet die Anzahl der abgestellten Fahrzeuge und das Eigentum der Klägerin. Im übrigen wiederholt und vertieft sie ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) - zugleich Streithelferin des Beklagten zu 1) - beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil teilweise abzuändern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zurückzuweisen und - im Wege der unselbständigen Anschlußberufung - unter teilweiser Abänderung des landgerichtlichen Urteils die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an die Klägerin insgesamt 300.891,11 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 14. April 1995 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil, soweit es der Klage stattgegeben hat. Sie behauptet, sie sei Eigentümerin von 83 der beschädigten Fahrzeuge gewesen; zwei Pkw hätten noch im Eigentum der Adam Opel AG gestanden; diese sei mit der Geltendmachung der Forderung einverstanden. Die Lohnkosten habe das Landgericht zu Unrecht um 40 % gekürzt. Es sei erforderlich gewesen, die Reinigungsarbeiten von eigenen Arbeitskräften (auch Facharbeitern) durchführen zu lassen; ein preisgünstigerer Weg habe nicht zur Verfügung gestanden. Hilfsweise berechnet die Klägerin ihren Schaden konkret, wobei sie Arbeitsaufwand und entgangenen Gewinn näher darlegt und mit insgesamt 348.953,74 DM beziffert. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie wendet sich auch gegen die Kürzung der Kostenpauschale und stützt die Klage hilfsweise auf den vom Landgericht angerechneten Minderungsbetrag von 19.608,69 DM, dessen Höhe sie hinnimmt. Hinsichtlich des Zinsanspruchs nimmt sie Bezug auf eine Bescheinigung der Opel-Bank vom 26. Januar 1999.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) - zugleich als Streithelferin des Beklagten zu 1) - beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Anschlußberufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen U, F, P2, T, G2, M, O und U, der sachverständigen Zeugen G und O, durch Einholung eines mündlichen Gutachtens des Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. X sowie durch Anhörung des Sachverständigen Dr.-Ing. H2 zur Erläuterung seines schriftliches Gutachtens. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerks Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten zu 2) und Streithelferin des Beklagten zu 1) ist zulässig, in der Sache aber nicht begründet. Die Anschlußberufung hat im wesentlichen Erfolg. Die Klage ist - bis auf einen Teil des geltend gemachten Zinsanspruchs - begründet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat gegen die Beklagten gem. §§ 7 Abs. 1, 18 Abs. 1 StVG, 3 Nr. 1 und 2 PflVG einen Anspruch auf Schadensersatz in Höhe von 300.891,11 DM.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat bewiesen, daß 85 der auf dem Lagerplatz I-Straße abgestellten Neufahrzeuge durch Roststaub beschädigt worden sind, der am 11. Februar 1995 beim Beladen des bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Lkw, dessen Halter und Fahrer der Beklagte zu 1) war, entwichen ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufungserwiderung hat die Klägerin substantiiert vorgetragen und belegt, daß sie zum Zeitpunkt des Vorfalls Eigentümerin von 83 näher bezeichneten Opel-Neufahrzeugen war. Darüber hinaus hat sie mit Schriftsatz vom 11. Januar 1999 eine Bestätigung der Adam Opel AG überreicht, aus der hervorgeht, daß die Klägerin bezüglich zwei weiterer Fahrzeuge des Typs Opel Corsa zur Geltendmachung der Ansprüche ermächtigt ist. Diesen Darlegungen sind die Beklagten nicht entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der glaubhaften Aussagen der Zeugen T, G2 und G steht fest, daß sämtliche 85 Fahrzeuge auf dem Lagerplatz standen und am Montag, dem 13. Februar 1995 mit Roststaub beaufschlagt waren. 83 dieser Fahrzeuge sind in der handschriftlichen Liste aufgeführt, welche die Klägerin als Anlage 2 zur Berufungserwiderung vorgelegt hat. Diese Liste hat der Zeuge T gefertigt, als er die Fahrzeuge seinerzeit gemeinsam mit den Zeugen G2 und G sowie dem DEKRA-Sachverständigen V besichtigte. Dabei wurde jedes einzelne Fahrzeug in Augenschein genommen und aufgeschlossen. Soweit Schäden festgestellt wurden, wurden Typ und Fahrgestellnummer von dem Zeugen T notiert. Daß zwei weitere Fahrzeuge beschädigt waren, ergibt sich aus dem im Auftrag der Klägerin erstatteten DEKRA-Gutachten des Sachverständigen V. Die für die Beklagte zu 2) seinerzeit ermittelnd tätigen Zeugen M und Teufel haben bestätigt, daß eine große Anzahl der auf dem Lagerplatz abgestellten Fahrzeuge durch Rostpartikel verschmutzt waren.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie schon das Landgericht ist der Senat davon überzeugt, daß sich am 11. Februar 1995 beim Beladen des Lkw des Beklagten zu 1) ein Unfall ereignet hat. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge U hat bekundet, er habe die mit Staubgemisch gefüllten Fässer damals mit einem Gabelstapler nach draußen transportiert, wo sie der Beklagte zu 1) auf seinen Lkw geladen habe. Plötzlich habe er, U, einen Knall gehört. Zu diesem Zeitpunkt sei er etwa 30 bis 40 m von dem Lkw entfernt gewesen. Er habe sich umgedreht und eine Wolke von Staub gesehen; ein Faß sei umgestürzt gewesen, vielleicht sei noch ein weiteres auf den Boden gefallen; das umgestürzte Faß sei nicht ganz leer gewesen. Er habe daraufhin den Meister (D) gerufen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Aussage des Zeugen U deckt sich im wesentlichen mit dessen erstinstanzlichen Bekundungen. Den eigentlichen Ladevorgang hat der Zeuge in zweiter Instanz allerdings abweichend beschrieben. Während er beim Landgericht bekundet hat, der Beklagte zu 1) habe die Fässer mit einem Greifer gepackt, hat er bei seiner Vernehmung durch den Senat ausgesagt, der Beklagte zu 1) habe zwei Löcher in die Fässer geschlagen und diese dann mit einer Kette hochgezogen. Dieser unterschiedlichen Darstellung mißt der Senat keine Bedeutung bei. Entscheidend ist, daß die Bekundungen zum Unfallgeschehen, soweit der Zeuge dies wahrgenommen hat (Knall beim Beladen des Lkw, Staubwolke), übereinstimmen. Insoweit ist seine Aussage glaubhaft. Sie deckt sich mit der Bekundung des Zeugen D, der bei seiner Vernehmung vor dem Landgericht u.a. angegeben hat, er selbst habe den Vorgang nicht beobachtet; sein Mitarbeiter habe ihm mitgeteilt, der Beklagte zu 1) habe Probleme beim Beladen. Er sei nach draußen gegangen und habe festgestellt, daß der Beklagte zu 1) im Gesicht schwarz gewesen sei und daß auch seine Hände schwarz gewesen seien. Um den Lkw habe es eine Staubwolke gegeben. Vier bis fünf Fässer seien umgekippt gewesen. Sie hätten auf der Ladefläche und auch auf dem Betonboden gelegen. Aus ihnen sei Staub herausgekommen. Sie seien noch zur Hälfte voll gewesen, teilweise auch noch voller. Daß beide Zeugen die Verschmutzung des Beklagten zu 1) unterschiedlich beschrieben haben (U: "Er war ein bißchen staubig"; D: "Er sah aus wie ein schwarzer Mann"), spricht nicht gegen, sondern eher für die Glaubhaftigkeit ihrer Aussagen, denn beide haben den Beklagten zu 1) nicht zum selben Zeitpunkt beobachtet. Wurde Staub aufgewirbelt, hatte sich die Staubentfaltung bis zu dem Moment, in dem der Zeuge D - von U herbeigerufen - nach draußen kam, fortgesetzt. Daß der Beklagte zu 1) nunmehr stärker verschmutzt war als unmittelbar nach dem Unfall, liegt nahe. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Aussagen der Zeugen stimmen mit den Angaben des Beklagten zu 1) bei seiner persönlichen Anhörung vor dem Landgericht überein. Vorprozessual hat der Beklagte zu 1), wie die Zeugen M, O und U bestätigt haben, allerdings mehrere unterschiedliche Darstellungen zum Unfallhergang gegeben, insbesondere zu der Ladevorrichtung und zu der Anzahl der umgestürzten Fässer. Worauf diese wechselnden Angaben beruhen, kann dahinstehen. Entscheidend ist, daß der Beklagte zu 1) immer erklärt hat, am 11. Februar habe sich auf dem Gelände der Fa. F ein Ladeunfall ereignet, bei dem Staub aus umgekippten Fässern entwichen sei. Dieses Kerngeschehen haben die Zeugen D und U bestätigt. Auch dem Zeugen P2 gegenüber hat der Beklagte zu 1) von dem Unfall berichtet. Der Zeuge P2, der bei U1, dem Auftraggeber der Fa. F, beschäftigt war, hat bekundet, der Beklagte zu 1) habe ihm zwei/drei Tage oder eine Woche nach Unfall gesagt, er habe zwei Fässer an den Haken genommen, um sie aufzuladen; sie seien heruntergefallen; es sei Staub entwichen; der Wind habe den Staub zu den Autos geweht. Er, P2, habe den Staub gesehen, auch auf den Autos. Richtig ist, daß der Senat in einem früheren Rechtsstreit (18 O 208/95 LG Essen = 13 U 23/97 OLG Hamm) die Unfallschilderung des Beklagten zu 1), der auf Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall in Anspruch genommen wurde, für nicht plausibel gehalten und den Unfall als nicht bewiesen angesehen hat. Dieser Umstand begründet ihm gegenüber zwar ein gewisses Mißtrauen, sie veranlaßt den Senat aber nicht, dem Beklagten zu 1) auch in diesem Rechtsstreit nicht zu folgen. Wie noch auszuführen sein wird, hat die weitere Beweisaufnahme - insbesondere die sachverständige Begutachtung - nämlich ergeben, daß die Unfallschilderung des Beklagten zu 1) - anders als in dem Vorprozeß - diesmal plausibel ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der auf den Fahrzeugen niedergegangene Roststaub stammt von der Fa. F und ist infolge des Ladeunfalls auf das Nachbargrundstück geweht worden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der sachverständige Zeuge O, der sich u.a. mit Umweltschäden befaßt und den die Beklagte zu 2) seinerzeit mit Untersuchungen in dieser Angelegenheit beauftragt hatte, hat bekundet, er habe Versuche mit Abschleifstaub von der Fa. F unternommen und insbesondere dessen Verhalten in der Luft beobachtet. Der Staub bestehe aus Eisenmaterial und aus Nichteisenmaterial. Er habe Staub in die Luft werfen lassen und festgestellt, daß in 10 bis 15 m Entfernung ausgelegte Flächen anschließend mit Roststaub beaufschlagt gewesen seien. Es sei eine Wolke entstanden, die sich so, wie sie sich abgesetzt habe, auch entfernt habe. Die größeren, schwereren Teilchen seien sofort niedergegangen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beobachtungen des sachverständigen Zeugen O stimmen mit den Feststellungen des Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. X, der sich insbesondere mit Staubteilchen beschäftigt, überein. Er hat ausgeführt, er habe die Flugfähigkeit der Teilchen und deren Schwebezeit untersucht. Die von ihm gewählte Vorgabe einer Fallhöhe von 2 m ist realistisch, denn aufgrund der Angaben des Beklagten zu 1) ist davon auszugehen, daß ein Faß heruntergefallen ist, als es sich über der Ladefläche des Lkw befand, und daß dadurch andere Fässer umgekippt sind. In diesem Zusammenhang ist weiter zu berücksichtigen, daß das Niveau des Lagerplatzes nach Angaben der Zeugen T und G2 1 bis 1,5 m tiefer (nach Schätzung des Zeugen P2 sogar 2 bis 3 m tiefer) als das Betriebsgelände der Fa. F lag. Die Versuche des Sachverständigen haben die Flugfähigkeit der Staubteilchen bestätigt. Die Reichweite lag bei einer Größe von 50 My bei 15 m und bei einer Größe von 5 My bei 10 m. Damit lagen die Stellflächen der Fahrzeuge nach den Feststellungen des Sachverständigen, der vor Ort war und dort auch Versuche unternommen hat, im Bereich der Immission.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wie der Sachverständige X weiter ausgeführt hat, genügte die Menge der freigesetzten Staubteilchen, um den festgestellten Schaden an den 85 Fahrzeugen hervorzurufen. Um den gesamten Stellplatz mit (feinem) Korn von der Größe 1 My zu bedecken, genügen nach Angaben des Sachverständigen schon 20 kg. Der auf den Fahrzeugen vorgefundene Staub war fein. Wie der Zeuge D in erster Instanz bekundet hat, wiegt ein mit Staub gefülltes Faß 750 bis 800 kg. Daraus folgt, daß auch unter Berücksichtigung der Tatsache, daß nur ein Teil des gesamten Staubs aus feinem Korn besteht, der Inhalt eines Fasses ausreichen kann, um den gesamten Lagerplatz mit feinen Staubteilchen zu bedecken. Nichts anderes gilt, wenn - wie hier - mehrere Fässer teilweise entleert werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die äußeren Bedingungen ließen es zu, daß der Staub von dem Gelände der Fa. F auf den Lagerplatz der Klägerin wehte. Zum Zeitpunkt des Vorfalls herrschte nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes im Raum H schwach bis mäßiger Wind der Stärke 5 und 6 m/s vornehmlich aus Süd bis Südwest. Unstreitig lag der Lagerplatz der Klägerin in dieser Windrichtung. Wie der Sachverständige Prof. Dr.-Ing. X ausgeführt hat, ist aufgrund der Schilderungen der Zeugen U und D davon auszugehen, daß keine punktuelle Immission stattgefunden hat, sondern daß der Vorgang der Verwehung mehrere Minuten gedauert hat. Daraus erklärt sich die Verteilung einer verhältnismäßig geringen Staubmenge über einer relativ großen Fläche.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Eine andere Schadensverursachung ist auszuschließen. Die Absauganlage der Fa. F war seinerzeit noch nicht in Betrieb. Das haben die Zeugen F und P2 übereinstimmend bekundet. Für eine vorzeitige Inbetriebnahme - oder einen Probelauf vor der TÜV-Abnahme - haben sich keine Anhaltspunkte ergeben. Keiner der Zeugen konnte einen Lauf der Anlage bestätigen. Dafür, daß der Staub nicht aus der Absauganlage herübergeweht ist, spricht nach den überzeugenden Ausführungen des Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. X auch die geringe Größe der auf den Fahrzeugen vorgefundenen Staubteilchen. Wenn Staub von 15 m Höhe aus dem Schornstein ausgetreten wäre, hätten sich die feinen Staubpartikel aller Voraussicht nach nicht auf den Fahrzeugen niedergeschlagen. Sie wären infolge ihrer größeren Flugfähigkeit eher weiter weggeweht worden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Metallstaub hat sich außen auf den Fahrzeugen abgesetzt. Infolge Regeneinwirkung waren die Metallteilchen korrodiert. Auf den Fahrzeugen waren, wie der Zeuge G2 ausgesagt hat, zum Teil Rostbäche zu sehen. Die Staubteile waren nach den Feststellungen des Sachverständigen V zudem in die Gummidichtungen und durch das Lüftungssystem in das Innere der Fahrzeuge eingedrungen. Zudem waren, wie der Zeuge M bestätigt hat, Glasdächer beschädigt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Schaden ist "bei dem Betrieb" des Lkw entstanden. Dieses Haftungsmerkmal ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes entsprechend dem Schutzzweck der Vorschrift weit auszulegen (BGHZ 105, 65, 66). Es umfaßt alle durch den Kraftfahrzeugverkehr beeinflußten Schadensabläufe. Erforderlich ist allerdings, daß ein Zusammenhang mit der Bestimmung des Kraftfahrzeugs als einer der Fortbewegung und dem Transport dienenden Maschine besteht; eine Haftung nach § 7 StVG entfällt daher, wo die Fortbewegungs- und Transportfunktion des Kraftfahrzeugs keine Rolle spielt und das Fahrzeug nur noch als Arbeitsmaschine eingesetzt wird (BGHZ 71, 212). Hier ist beim Beladen des Lkw ein Schaden entstanden. Das Ladegeschäft zählt grundsätzlich zum Betrieb (Vgl. Jagusch/Hentschel, Straßenverkehrsrecht, 34. Aufl., § 7 StVG, Rdn. 8).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Mithin haftet der Beklagte zu 1) als Halter (§ 7 Abs. 1 StVG) und Fahrer des Lkw (§ 18 Abs. 1 StVG), während die Beklagte zu 2) als Haftpflichtversicherer gem. § 3 Nr. 1 PflVG einstandspflichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der Schaden der Klägerin beträgt insgesamt mindestens 300.891,11 DM.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Instandsetzungskosten belaufen sich auf 283.672,82 DM netto. Die Klägerin verlangt - gestützt auf das DEKRA-Gutachten - 297.491,11 DM. Der in dem Gutachten beschriebene Reparaturweg war, wie der Sachverständige Dr.-Ing. H2 bestätigt hat, grundsätzlich richtig. Sämtliche Fahrzeuge waren mit einem speziellen Rostentferner zu behandeln. Dazu mußten sie zunächst entwachst werden. Anbauteile (wie Front- und Türverkleidungen, Scheinwerfer, Rückleuchten, Außenspiegel, Dachabdeckleisten, Dichtungen, Zierleisten usw.) mußten demontiert werden. Anschließend wurde der Metallstaubentferner aufgetragen und nach einer Einwirkungszeit von zehn Minuten mit reichlich Wasser wieder abgespült. Soweit erforderlich, war diese Behandlung mit dem Metallstaubentferner ein weiteres Mal auszuführen. Anschließend waren alle Fahrzeuge zu polieren und in der Regel wieder einzuwachsen. Demontierte Anbauteile waren wieder anzubringen. Nicht instandsetzbare Teile wie Dichtungen, Wischerblätter, Zierleisten, Firmenzeichen und - soweit vorhanden - Glasdächer mußten ersetzt werden. Darüber hinaus mußten die Fahrzeuge innen gereinigt werden. </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Höhe der in dem DEKRA-Gutachten angesetzten Materialkosten hält der Sachverständige Dr.-Ing. H2 in vollem Umfang für gerechtfertigt. Die Lohnkosten belaufen sich nach dem DEKRA-Gutachten auf insgesamt 138.182,85 DM. Diesen Betrag hält der Sachverständige Dr.-Ing. H2 für übersetzt. Nach seiner Auffassung war es nicht erforderlich, sämtliche Arbeiten durch eigene Arbeitskräfte vornehmen zu lassen. Für Reinigungsarbeiten seien keine Facharbeiter heranzuziehen. Hier genüge der Einsatz von (preisgünstigeren) Autowäschern. Diese Beurteilung ist zwar grundsätzlich richtig, sie wird aber den besonderen Umständen dieses Falles nicht gerecht. Hier waren keine "normalen" Reinigungsarbeiten auszuführen, sondern es ging um die Entfernung von Roststaub. Eine solche Tätigkeit zählt nicht zu den üblichen Arbeiten von Autowäschern. Bei der Behandlung der Fahrzeuge mit dem Rostentferner war größte Sorgfalt geboten. Das eingesetzte Produkt mußte gleichmäßig mit einer Bürste aufgetragen werden, es mußte zehn Minuten einwirken, durfte dabei aber nicht eintrocknen. Anschließend mußten die Fahrzeuge gründlich gewaschen werden. Wenn dieser Arbeitsvorgang nicht gewissenhaft ausgeführt wurde, drohten weitere Schäden, die gegebenenfalls eine Neulackierung erforderlich gemacht hätten. Weil mit solchen Arbeiten deshalb nur verläßliche Arbeitskräfte betraut werden können, ist der Einsatz von Facharbeitern nicht zu beanstanden. Würden geringer qualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt, wäre es unumgänglich, sie zu beaufsichtigen und zu kontrollieren. Eine nennenswerte Einsparung ergäbe sich dadurch nicht.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wie der Sachverständige Dr.-Ing. H2 weiter ausgeführt hat, ist in dem DEKRA-Gutachten nicht hinreichend berücksichtigt, daß die Fahrzeuge unterschiedlich stark verschmutzt waren. Wie die Zeugen T, G2 und M übereinstimmend ausgesagt haben, waren die Fahrzeuge, die weiter entfernt standen, weniger stark mit Metallstaub beaufschlagt als die, die nahe am Nachbargrundstück abgestellt waren. Deshalb ist davon auszugehen, daß der Arbeitsumfang von Fahrzeug zu Fahrzeug variierte. Insbesondere die Behandlung mit dem Rostentferner dürfte bei den weniger betroffenen Fahrzeugen in einem Arbeitsgang zu erledigen gewesen sein, während bei den stärker beaufschlagten Fahrzeugen eine mehrfache Behandlung notwendig gewesen sein kann. Hinzu kommt, daß in dem DEKRA-Gutachten auch Kosten für das Entwachsen eines Fahrzeugs angesetzt worden sind, das bereits entwachst war. Die von dem DEKRA-Gutachter angesetzten Lohnkosten sind mithin zu kürzen, wobei die Kürzung jedoch in geringerem Umfang, als von dem Sachverständigen Dr.-Ing. H2 vorgenommen, zu erfolgen hat. Bei der gem. § 287 ZPO vorzunehmenden Schätzung der Schadenshöhe sind alle Unwägbarkeiten bezüglich des tatsächlichen Schadensausmaßes in Rechnung zu stellen. Im Hinblick darauf hält der Senat einen pauschalen Abzug von 10 % (= 13.818,29 DM) der in dem DEKRA-Gutachten angesetzten Lohnkosten für sachgerecht. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die von der Klägerin geltend gemachte Kostenpauschale ist übersetzt. Ohne Nachweis können nicht für jedes Fahrzeug 40 DM, also 85 x 40 DM = 3.400 DM in Ansatz gebracht werden. Im Hinblick darauf, daß die Kosten der Schadensabwicklung angesichts des Schadensumfangs hier deutlich höher liegen dürften als in den Fällen, in denen die Rechtsprechung ohne Nachweis 40 DM anerkennt, hält der Senat eine Kostenpauschale von 400 DM für gerechtfertigt (§ 287 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus steht der Klägerin eine Wertminderung in Höhe von 16.818,29 DM zu. Wie der Sachverständige Dr.-Ing. H2 anläßlich der mündlichen Erläuterung seines Gutachtens vor dem Landgericht überzeugend dargelegt hat, ist bei allen Fahrzeugen ein Minderwert in Höhe von 1 % des jeweiligen Neuwertes anzusetzen. Wie das Landgericht zutreffend ausgeführt hat, errechnet sich daraus nach Abzug der Mehrwertsteuer ein Gesamtbetrag von 19.608,69 DM. Diesen Betrag hat die Klägerin hilfsweise geltend gemacht. Er ist ihr in dem Umfang zuzusprechen, in dem die Reparaturkosten und die pauschalen Kosten hinter dem Betrag der Klageforderung zurückbleiben. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich in dem zuerkannten Umfang gem. §§ 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB. Einen weitergehenden Zinsschaden (§ 286 BGB) hat die Klägerin nicht nachgewiesen. Die von ihr vorgelegte Zinsbescheinigung der Opel Bank betrifft lediglich die Finanzierung von Lagerfahrzeugen. Daß diese Kreditkosten ohne den Vorfall geringer gewesen wären, ist nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 91 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO, diejenige über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p>
114,452
olgham-1999-09-22-13-u-5499
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 54/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-14T10:24:33
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0922.13U54.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin begehrt restlichen Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall, der sich am 21. August 1998 in D ereignete. Bei diesem Unfall wurde ihr Pkw beschädigt. Die Einstandspflicht der Beklagten ist unstreitig. Die Klägerin verlangt Ersatz auf Neuwagenbasis. Die Beklagte zu 2) hat auf Reparaturkostenbasis abgerechnet und 19.313,24 DM gezahlt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei dem beschädigten Fahrzeug handelte es sich um einen Pkw SUBARU Impreza 2,0 GT, 5-türig, 1994 ccm, 155 kw, Farbe: calypsorot, den die Klägerin am 2. Juli 1998 als Neufahrzeug für 51.000 DM gekauft hatte. Die Erstzulassung erfolgte am 15. Juli 1998. Zum Unfallzeitpunkt hatte das Fahrzeug eine Laufleistung von mindestens 1.820 km.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige L hat in seinem Schadensgutachten vom 27. August 1998 die Reparaturkosten auf 15.773,24 DM, die Wertminderung auf 3.500 DM und den Wiederbeschaffungswert auf 47.500 DM geschätzt. In einem Nachtragsgutachten vom 27. Oktober 1998 hat der Sachverständige ausgeführt, daß zusätzlich das Bodenblech gerichtet werden müsse. Im Hinblick darauf hat er die Höhe der Reparaturkosten auf 15.863,72 DM korrigiert. Sodann heißt es in seinem Gutachten wörtlich:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">"Es verbleibt das Risiko weiterer Beschädigungen an der Hinterachse; ein Verzug von Hinterachsträger, Achsgetriebeträger ist möglich, Biegungen von Querlenkern, Schubstreben sind nicht mit Sicherheit auszuschließen. Es könnten sich hieraus Kosten ergeben von abgeschätzt in guter Näherung zwischen inkl. MWSt. DM 470,00 und 920,00 und maximal DM 3.290,00.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Anmerkung:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Der Anstoß war stark, der Schaden ist auch aus technischer Sicht erheblich, die Instandsetzung bringt einen deutlichen Eingriff in das Stabilitätsgefüge des Fahrzeuges."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin kaufte am 1. September 1998 als Ersatz einen Neuwagen Typ SUBARU Impreza 2,0 GT Turbo, 1994 ccm, 160 kw, Farbe San Remo, Perl-Effect-Lackierung (Aufpreis: 491,38 DM netto), mit elektrischem Schiebedach (Aufpreis 862,07 DM netto), zum Preis von 52.670 DM brutto. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In erster Instanz hat die Klägerin die Differenz zwischen dem Kaufpreis des Neufahrzeugs (zuzüglich einer Pauschale von 40 DM) und der Ersatzleistung der Beklagten Zug um Zug gegen Übergabe des beschädigten Fahrzeugs verlangt. Sie hat den Unterschiedsbetrag mit 33.396,76 DM errechnet und behauptet, der beschädigte Pkw sei serienmäßig mit einem Schiebedach ausgestattet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach Erlaß des angefochtenen Urteils, mit dem das Landgericht die Klage abgewiesen hat, hat die Klägerin den beschädigten Pkw unrepariert für 23.000 DM verkauft. Mit ihrer Berufung verlangt sie nunmehr noch 10.396,76 DM, nämlich den Kaufpreis für das Ersatzfahrzeug (52.670 DM) abzüglich bezahlter Reparaturkosten (15.773,24 DM), ersetzter Wertminderung (3.500 DM) und des Erlöses aus der Weiterveräußerung (23.000 DM). Im übrigen erklärt sie den Rechtsstreit in der Hauptsache für erledigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines mündlichen Gutachtens des Sachverständigen L. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerks Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung hat nur in sehr geringem Umfang Erfolg. Die Klage ist überwiegend unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> I.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat gegen die Beklagten einen Anspruch auf weiteren Schadensersatz gem. §§ 7 Abs. 1 StVG, 823 Abs. 1 BGB, 3 Nr. 1 PflVersG, 421 BGB nur in Höhe von 90,48 DM. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Ersatzpflicht der Beklagten für den der Klägerin entstandenen Schaden ist dem Grunde nach unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat der Klägerin die von dem Sachverständigen L in seinem (ersten) Gutachten mit 15.773,24 DM bezifferten Reparaturkosten, die von ihm auf 3.500 DM geschätzte Wertminderung sowie pauschale Kosten von 40 DM erstattet. Damit ist der Schadensersatzanspruch der Klägerin bis auf einen Restbetrag von 90,48 DM erfüllt, § 362 BGB.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wird ein Kraftfahrzeug beschädigt, so stehen dem Geschädigten zumeist zwei Wege der Naturalrestitution zur Verfügung: Er kann den Unfallwagen reparieren lassen oder ein gleichwertiges Ersatzfahrzeug anschaffen. Dabei hat er grundsätzlich diejenige der zum Schadensausgleich führenden Möglichkeiten zu wählen, die den geringeren Aufwand verursacht, denn nur der für diese Art der Schadensbehebung notwendige Geldbetrag ist im allgemeinen im Sinne von § 249 S. 2 BGB zur Herstellung erforderlich (OLG Hamm, DAR 1994, 400 = MDR 1995, 153 = VersR 1995, 930). </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diesem Wirtschaftlichkeitspostulat entsprechend kann der Geschädigte eine Abrechnung auf Neuwagenbasis nach überwiegender Rechtsprechung grundsätzlich nur dann verlangen, wenn sein Fahrzeug höchstens 1.000 km gelaufen ist. Bei einer höheren Laufleistung ist im allgemeinen eine Abrechnung auf Reparaturkostenbasis vorzunehmen (vgl. BGH NJW 1982, 433). Von diesem Grundsatz sind Ausnahmen nur in engen Grenzen zulässig. Bei einer Fahrleistung von 3.000 km <u>oder</u> einer Gebrauchsdauer von etwa einem Monat ist nach Auffassung des Bundesgerichtshofes eine Abrechnung auf Neuwagenbasis nicht mehr gerechtfertigt (BGH, aaO). Sie scheidet mithin - bei strenger Anwendung dieses Maßstabs - hier schon deshalb aus, weil das Fahrzeug der Klägerin im Zeitpunkt des Unfalls eine Nutzungsdauer von mehr als einem Monat hatte. Jenseits dieser Grenze kann sich eine Unzumutbarkeit der Weiterbenutzung durch den Geschädigten allenfalls aus konkreten technischen oder ästhetischen Mängeln ergeben, die durch die Reparatur nicht beseitigt werden können. In solchen Fällen ist der merkantile Minderwert einschließlich des technischen so hoch anzusetzen, daß sich eine ins Gewicht fallende Differenz der verschiedenen Berechnungsarten nicht mehr ergibt (BGH, aaO).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vernachlässigt man im Streitfall die - möglicherweise als geringfügig einzustufende - Überschreitung der Grenze der Gebrauchsdauer, kommt der Laufleistung entscheidende Bedeutung zu. Diese lag hier bei mindestens 1.820 km. Bei einer Fahrleistung zwischen 1.000 und 3.000 km kann nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes beim Vorliegen besonderer Umstände eine Abrechnung auf Neuwagenbasis in Betracht kommen. Voraussetzung dafür ist, daß bei objektiver Beurteilung der frühere Zustand durch die Reparatur auch nicht annähernd wiederhergestellt werden kann. Dies ist insbesondere der Fall, wenn <u>entweder</u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">- Teile beschädigt worden sind, die für die Sicherheit des </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Fahrzeugs von Bedeutung sind und trotz Reparatur ein </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Unsicherheitsfaktor bleibt;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">- nach durchgeführter Reparatur erhebliche Schönheitsfehler</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">am Pkw zurückbleiben (verzogene oder nicht mehr </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">schließende Türen bzw. Kofferraum- oder Motorraumdeckel, </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">sichtbare Schweißnähte, Verformungen bestimmter </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Fahrzeugteile usw.) <u>oder</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">- eine Beschädigung stattgefunden hat, welche die </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Garantieansprüche des Eigentümers zumindest beweismäßig </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">gefährden kann und der Haftpflichtversicherer des </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schädigers nicht alsbald nach dem Unfall verbindlich </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">seine Einstandspflicht für einen solchen Fall anerkennt </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">(BGH, aaO, S. 433 f.). </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Eine dieser Voraussetzungen ist hier nicht erfüllt. Die Beweisaufnahme hat ergeben, daß eine ordnungsgemäße Reparatur dazu führt, daß keine nennenswerten ästhetischen Mängel verbleiben und daß die Sicherheit des Fahrzeugs nicht beeinträchtigt ist. Der Sachverständige L hat im Senatstermin sein im Auftrag der Klägerin erstelltes Schadensgutachten erläutert und ausgeführt, daß das Fahrzeug nach einer fachgerechten Reparatur optisch wieder in Ordnung sei, ein technischer Minderwert bei sorgfältiger Bearbeitung nicht verbleibe und Sicherheitsrisiken nicht bestünden. Wenn er in seinem schriftlichen Gutachten darauf hingewiesen habe, daß die Hinterachse geprüft werden müsse, sei das so zu verstehen, daß insoweit zum Zeitpunkt der Besichtigung ein Risiko vorgelegen habe. Dieses entfalle aber nach einer abschließenden Vermessung des Fahrzeugs, denn wenn diese ergebe, daß z.B. die Hinterachse außerhalb der Norm sei, werde der Fehler in jedem Fall behoben. Defekte Teile würden gegebenenfalls ausgetauscht. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Verbleiben bei ordnungsgemäßer Reparatur weder nennenswerte ästhetische Mängel noch Sicherheitsbeeinträchtigungen, kommt eine Abrechnung auf Neuwagenbasis nicht in Betracht. Wie der 6. Zivilsenat mit Urteil vom 11. April 1994 (OLG Hamm, 6 O 247/93, aaO) entschieden hat, nötigt die gegenüber früher deutlich gestiegene Lebensdauer heutiger Kraftfahrzeuge nicht zu einer erweiterten Zulassung der Neuwertentschädigung. Dem schließt sich der erkennende Senat an. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ist auf Reparaturkostenbasis abzurechnen, hat die Klägerin Abspruch auf Ersatz der im Ergänzungsgutachten aufgeführten Mehraufwendungen von 90,48 DM. Daß weitere Kosten erforderlich sind, ist nicht bewiesen. Die bloße Möglichkeit begründet keine Ersatzpflicht. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich gem. §§ 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 91 Abs. 1, 91 a Abs.1, 92 Abs. 2 ZPO. Der Antrag der Klägerin, den Rechtsstreit in der Hauptsache teilweise für erledigt zu erklären, hat keinen Erfolg, da die Klage insoweit von Anfang an unbegründet gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen für die - beantragte - Zulassung der Revision (§ 546 Abs. 1 S. 2 ZPO) sind nicht gegeben. Die Rechtssache hat keine grundsätzliche Bedeutung. Das Urteil weicht auch nicht von einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes oder des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes ab.</p>
114,453
olgham-1999-09-22-31-u-5799
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
31 U 57/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-14T10:24:36
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0922.31U57.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin nimmt die Beklagte auf Rückzahlung eines ihr und ihrem früheren Ehemann (erste Ehe) gewährten Ratenkredites in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Obwohl schon in Trennung lebend nahmen die Beklagte und ihr früherer Ehemann unter dem 29.06.1994 bei der Rechtsvorgängerin der Klägerin einen Ratenkredit über brutto 55.343,66 DM auf, der in 72 Monatsraten zu je 769,00 DM getilgt werden sollte. Der Nettokreditbetrag wurde zum Teil zur Tilgung anderer Schulden verwandt, zum Teil wurde er in bar ausgezahlt. In der Folgezeit (ab 06.05.1995) wurde der Ratenplan verändert. Mit Schreiben vom 23.06.1995 gerichtet an "Herrn T oder Stefanie T" drohte die Rechtsvorgängerin der Klägerin die Kündigung des Kredites an. Unter dem Datum vom 18.05.1998 kündigte die Klägerin mit einem an die Beklagte gerichteten Schreiben. Unter demselben Datum wurde auch eine Kündigung an den früheren Ehemann der Beklagten ausgebracht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gegen ihre Inanspruchnahme die Sittenwidrigkeit ihrer Mitverpflichtung eingewandt und bestritten, die Kündigung vom 18.05.1998 erhalten zu haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Frage der Sittenwidrigkeit offengelassen und die Klage als derzeit unbegründet abgewiesen, weil die Beklagte unstreitig das Schreiben vom 23.06.1995 (§ 12 Abs. 1 Nr. 2 VerbrKrG) nicht erhalten habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat sodann mit Schreiben vom 23.02.1999 nochmals unter Einhaltung der Förmlichkeiten die Rückstände gegenüber der Beklagten angemahnt und nach Ablauf der Frist den Kreditvertrag unter Neuberechnung der Forderung erneut gegenüber der Beklagten gekündigt. Ihre Hauptforderung hat sich inzwischen um ca. 2.000,00 DM erhöht. Mit dem früheren Ehemann der Beklagten hat die Klägerin offenbar eine Ratenzahlungsvereinbarung getroffen, wie sich dem Schreiben vom 25.03.1999 entnehmen läßt. Danach soll der Sollsaldo abweichend von der Berechnung in der Berufungsbegründung (dort 42.240,24 DM zuzüglich weiterer Zinsen, berechnet auf den 23.03.1999) 50.549,80 DM zuzüglich weiterer Zinsen und Gebühren betragen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wendet weiter im wesentlichen die Sittenwidrigkeit ihrer Mitverpflichtung ein.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zutreffend festgestellt, daß die Kündigung vom 18.05.1998, deren Zugang die Beklagte bestritten und die Klägerin nicht bewiesen hat, wegen fehlender Voraussetzungen nach § 12 Abs. 1 Nr. 2 VerbrKrG unwirksam ist. Auch die jetzt mit Datum vom 12.03.1999 ausgebrachte Kündigung ist unwirksam. Nach der im Einklang mit der Rechtsprechung anderer Oberlandesgerichte (Karlsruhe NJW 1989, 2136; München NJW-RR 1996, 370; Nobbe Bankrecht, Rdn. 545, Heimann/Emmerich Verbraucherkreditgesetz, § 12 Rdn. 54) stehenden Ansicht des Senats (vgl. 31 U 177/98) kann der von mehreren Gesamtschuldnern aufgenommene Kredit nur allen Gesamtschuldnern gegenüber wirksam gekündigt werden. § 425 Abs. 2 BGB gilt in diesen Fällen nicht, da die dort angesprochene Kündigung nur die Fälligkeitskündigung meint und nicht die Kündigung eines Dauerschuldverhältnisses. Die Kreditkündigung ist jedenfalls bei Ratenkreditverträgen nur einheitlich, d.h. zeitgleich gegenüber den Gesamtschuldnern möglich. Die Klägerin hat den Kreditvertrag dem früheren Ehemann der Beklagten gegenüber nicht nochmals unter dem Datum vom 12.03.1999 gekündigt, sondern hält das Rechtsverhältnis zu ihm aufgrund der früheren Kündigung vom 18.05.1998 für beendet, wie sie im Senatstermin deutlich gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zeitgleiche Kündigung gegenüber beiden Gesamtschuldnern ist unabdingbar, weil sich die einheitliche Forderung der Kreditgeberin gegen beide Gesamtschuldner diesen gegenüber verschieden entwickeln würde. Mit der Kündigung erhält der Kreditgeber zunächst Anspruch auf die ausgebliebenen Raten, die gemäß § 11 VerbrKrG mit 5 % über dem jeweiligen Diskontsatz (jetzt Basiszins, im folgenden B + 5) zu verzinsen sind und auf den offenen Restkreditbetrag (= Summe der restlichen Raten abzüglich der Zinsen und sonstigen laufzeitabhängigen Kosten, die auf die Zeit nach der Kündigung entfallen). Diesen so ermittelten Betrag hätte der gekündigte Kreditnehmer zu zahlen. Für den nicht gekündigten oder später gekündigten weiteren Kreditnehmer liefe der Kredit nach den ursprünglich vereinbarten Darlehensbedingungen weiter. Da aber auch er den Kredit nicht bedient, wird für ihn weiter die Berechnung des Kredites nach § 11 VerbrKrG durchgeführt. Der geschuldete Betrag (§ 11 Abs. 1 VerbrKrG = Summe der ausstehenden Raten) erhöht sich, mithin auch die Summe der darauf geschuldeten Zinsen (§ 11 Abs. 2 VerbrKrG = B + 5). Gleichzeitig reduziert sich buchmäßig der offene Restkreditbetrag (= Summe der ausstehenden Raten), wobei bei späterer Kündigung diesem Kreditnehmer gegenüber eine geringere bei keiner Kündigung keine Zinsvergütung erfolgen würde. Unterstellt, der nicht gekündigte Kreditnehmer würde einige Zeit nach der Kündigung des anderen die Zahlungen wieder aufnehmen, müßte nach § 11 Abs. 3 VerbrKrG eine Verrechnung dahin erfolgen, daß zunächst die Kosten der Rechtsverfolgung, sodann die nach § 11 Abs. 2 VerbrKrG angefallenen Zinsen und danach die rückständigen Raten, § 11 Abs. 1 VerbrKrG, getilgt würden. Diese Forderungsteile schuldet der gekündigte Kreditnehmer aber teilweise nicht, nämlich soweit nicht, wie die Forderungen nach der Kündigung fällig geworden sind. Es entstehen somit aus der ursprünglichen Gesamtschuld Forderungen, für die die Schuldner nicht mehr gesamtschuldnerisch haften würden. Das hat letztlich zur Konsequenz, daß Zahlungen des einen Gesamtschuldners nicht mehr die Folgen des unabdingbaren § 422 BGB haben, wonach die Erfüllung durch einen Gesamtschuldner auch für den anderen wirkt. Das gilt auch umgekehrt, wenn der gekündigte Kreditnehmer den nach Kündigung geforderten Betrag zahlen sollte. Die Forderung der Kreditgeberin hätte sich um "zinsunbereinigte" rückständige Raten und weitere Zinsen B + 5 darauf erhöht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus den §§ 97, 708 Nr. 10, 713, 546 Abs. 2 ZPO.</p>
114,454
olgham-1999-09-22-5-uf-12199
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 121/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-14T10:24:44
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0922.5UF121.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">gemäß § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zulässig, jedoch unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat ihn zu Recht für verpflichtet gehalten, der Klägerin gemäß § 1361 BGB ab September 1998 monatlich 1.000,00 DM Trennungsunterhalt zu zahlen. Ein solcher Aufstockungsbetrag ist den ehelichen Lebensverhältnissen in jedem Fall angemessen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">3/7 der Differenz zwischen den beiderseitigen Erwerbseinkünften ergeben nämlich mindestens 771,59 DM. Ferner ist die Klägerin hälftig an dem nach Abzug der Kosten und Lasten verbleibenden Wohnwert der ehemaligen ehelichen Wohnung sowie an den Mieteinnahmen der Einliegerwohnung zu beteiligen, woraus sich ein weiterer Bedarfsbetrag von 491,34 DM ergibt. Ihr offener Bedarf übersteigt demnach mit mindestens 1.262,00 DM den geltend gemachten Betrag von 1.000,00 DM deutlich. Daß vorliegend der Bedarf nach der Differenzmethode zu bestimmen ist und nicht - wie von dem Beklagten gewünscht - nach der gemischten Methode, beruht darauf, daß beim Trennungsunterhalt davon auszugehen ist, daß die augenblicklichen finanziellen Verhältnisse den ehelichen Verhältnissen entsprechen. Bei Abweichungen von diesem Regelfall, d.h. beim Auseinanderklaffen zwischen den aktuellen Verhältnissen und den ehelichen trägt beim Trennungsunterhalt derjenige Ehegatte die Darlegungs- und Beweislast, der daraus Rechte herleiten will, hier also der Beklagte (vgl. BGH-FamRZ 1983, S. 352 f.). Derzeit liegt eine Doppelverdienerehe vor, bei der die Differenzmethode Anwendung findet. Ob die Klägerin ihre Berufstätigkeit trennungsbedingt ausgeweitet hat oder ob die vollschichtigte Erwerbstätigkeit am Ende der Kindesbetreuung dem gemeinsamen Lebensplan entsprach, ist zwischen den Parteien streitig. Für seine Behauptung, daß während des Zusammenlebens kein solcher Entschluß gefaßt worden war, hat der Beklagte keinen Beweis angeboten, so daß diese Unklarheit zu seinen Lasten geht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">I. Das Erwerbseinkommen des Beklagten </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bedarfsprägend ist zunächst das Erwerbseinkommen des Beklagten, das sich auf der Basis von 1998 mit anrechenbar 3.993,80 DM monatlich errechnet. Im gesamten Jahr hat es nämlich unter Einschluß der Prämie für die lange Betriebszugehörigkeit 51.758,28 DM netto betragen, wie die Jahressummen aus der Dezember-Gehaltsabrechnung ausweisen. Zieht man die Nettoquote der Prämie ab, die die Parteien übereinstimmend mit 2.500,00 DM angeben, verbleiben 49.258,28 DM, d.h. im Monatsschnitt 4.104,86 DM. Ab 1999 ist eine Reduzierung unter dem Gesichtspunkt, daß jetzt möglicherweise die Einmalzahlungen weggefallen sind, nicht vorzunehmen. Wie sich die Verhältnisse im laufenden Jahr entwickeln, ist abschließend heute noch nicht zu beurteilen. Die Einmalzahlungen stellen nur einen Berechnungsbestandteil unter mehreren dar und können z.B. durch Gehaltserhöhungen im übrigen aufgefangen werden. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Prämie von 2.500,00 DM netto ist nicht so hoch, daß sie die Lebensverhältnisse auf einen längeren Zeitraum nachhaltig beeinflußt. Es reicht deshalb aus, sie auf zwei Jahre umzulegen, wie die Klägerin es wünscht, so daß zusätzlich 104,17 DM monatlich zu berücksichtigen sind. Diese Handhabung hat auch den Vorteil, daß wegen der demnächst zu erwartenden Scheidung diese Einkünfte beim nachehelichen Unterhalt nicht mehr berücksichtigt werden müssen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Steuererstattung ist für 1997 gemäß Steuerbescheid vom 14.04.1998 mit 328,52 DM, d.h. im Monatsdurchschnitt mit </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">27,38 DM nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Abzusetzen ist die Nettoquote der vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers mit 52 % von 52,00 DM, d.h. mit - wie vom Beklagten vorgeschlagen - 27,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Fahrtkosten sind in Höhe ihres tatsächlichen Anfalls, also für die Pkw-Benutzung abzusetzen. Der Beklagte ist auch während des Zusammenlebens der Parteien mit dem Pkw und nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu seinem Arbeitsplatz gefahren, so daß diese Belastung, die im übrigen seinen Einkommensverhältnissen angemessen ist, als eheprägend anzusehen ist. 2 x 14 Kilometer einfache Fahrt an 220 Arbeitstagen ergeben bei dem in Ziffer 6 HLL vorgesehenen Kilometersatz von 0,42 DM im Monatsschnitt 215,60 DM. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zusammengefaßt stellt sich das Erwerbseinkommen des Beklagten demnach wie folgt dar:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nettoeinkommen 1998 4.104,86 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">zzgl. Prämie, auf 1998/1999 umgelegt + 104,17 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">zzgl. Steuererstattung + 27,38 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">abzgl. Nettoquote VWL - 27,00 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">abzgl. Fahrtkosten <u>- 215,60 DM</u></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">anrechenbares Einkommen des Beklagten 3.993,81 DM.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">II. Das Erwerbseinkommen der Klägerin </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Erwerbseinkommen der Klägerin im Jahr 1998 betrug ausweislich der Abrechnung der Brutto-Netto-Bezüge für Dezember 1998 33.011,74 DM, d.h. 2.750,98 DM im Monat. Die Nettoquote der vermögenswirksamen Leistungen errechnet sich mit 60,3 % von 39,00 DM, d.h. mit 23,52 DM monatlich. Die Steuererstattung belief sich für 1997 gemäß Steuerbescheid vom 23. Januar 1998 auf 1.643,63 DM, d.h. im Monatsschnitt auf 136,97 DM. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die durch die Pkw-Benutzung zur Arbeitsstelle in C anfallenden Kosten sind in vollem Umfang zu berücksichtigen, da sie die Klägerin tatsächlich treffen und der Beklagte diese bis zum Beginn dieses Rechtsstreits niemals dazu aufgefordert hat, ihre Einkünfte dadurch zu erhöhen, daß sie entweder nach C umzieht oder sich im Bereich M eine andere Arbeitsstelle sucht. Vielmehr hat er mindestens 12 Jahre lang freiwillig beträchtliche Beträge zu ihrem Unterhalt beigetragen. Da es sich um Trennungsunterhalt handelt, sind auch hier die momentanen Verhältnisse der Parteien maßgeblich. Der Senat geht davon aus, daß die einfache Fahrtstrecke 61 Kilometer beträgt, wie sie die Klägerin für den Steuerbescheid 1997 gegenüber dem Finanzamt angegeben hat. Daß sie länger ist, hat sie nicht nachgewiesen. Bei einer Jahreskilometerleistung von 26.840 Kilometern (220 Arbeitstage x 122 Kilometer pro Arbeitstag) ist ein Kilometersatz von 0,30 DM angemessen. Der in den Hammer Leitlinien vorgesehene Betrag von 0,42 DM berücksichtigt nicht hinreichend, daß die Fixkosten wie z.B. Steuer und Versicherung sich nicht so nachhaltig auf den Kilometerpreis auswirken wie bei Pkw-Fahrern, die ihren Wagen nur in geringerem Umfang als die Klägerin nutzen. Als Fahrtkosten können demnach jedenfals 671,00 DM monatlich berücksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ob die Klägerin krankheitsbedingten Mehraufwand geltend machen kann, weil sie 1996 eine Wirbelfraktur erlitten hat, die ausweislich des Attestes des Dr. T vom 2.9.1999 nach wie vor krankengymnastischer Behandlung bedarf, mag dahinstehen. Denn auch ohne Berücksichtigung dieser Kosten errechnet sich, wie bereits gezeigt, ein die Klageforderung übersteigender Restbedarf.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zusammengefaßt stellt sich das Erwerbseinkommen der Klägerin demnach wie folgt dar:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nettoeinkommen 1998 2.750,98 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">zzgl. Steuererstattung + 136,97 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">abzgl. Nettoquote VWL - 23,52 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">abzgl. Fahrtkosten <u>- 671,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">anrechenbares Einkommen der Klägerin 2.193,43 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Differenzbetrag der beiderseitigen Erwerbseinkünfte beträgt demnach mindestens 1.800,38 DM (3.993,81 - 2.193,43), die 3/7-Quote demnach 771,59 DM.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">IV. Einkünfte aus Vermögen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Weiter bedarfsprägend ist der Wohnwert der ehemaligen ehelichen Wohnung in dem den Parteien gemeinsam gehörenden Zweifamilienhaus in I3. Da keine der Parteien bei der Trennung auf eine Veräußerung der Immobilie Wert gelegt hat, ist der Wohnwert nur mit demjenigen Betrag anzusetzen, der den Beklagten nach dem Auszug der Klägerin verblieben ist, also dem Betrag, den er für eine angemessene Wohnung bezahlen müßte, und nicht mit dem objektiven Mietwert. Da der Beklagte jetzt 876,00 DM für angemessen hält und die Klägerin ihrerseits, wie aus den Prozeßkostenhilfeunterlagen zu ersehen ist, für ihre 61 qm große Wohnung derzeit 854,060 DM kalt aufbringen muß, kann der von dem Beklagten genannte Betrag als Ausgangspunkt der Berechnungen genommen werden. Als Belastung abzusetzen sind die Erbpacht mit unstreitig 160,00 DM monatlich, die nicht zu den Fixkosten gehört, die auf den Mieter umgelegt werden können, sowie die Kreditbelastung in der nachgewiesenen Höhe von 1998 2.800,00 DM, d.h. von 233,33 DM monatlich. Wie hoch dieser Betrag 1999 ist, d.h. ob er auf 1.313,00 DM jährlich gesunken ist, spielt, da 1998 insgesamt Berechnungsbasis ist, derzeit keine Rolle. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Weitere den Wohnwert mindernde Ausgaben macht der Beklagte nicht geltend. Reparaturen sind erst zu berücksichtigen, wenn der Beklagte dafür Aufwendungen gemacht hat. Eine Rücklagenbildung wäre nur dann möglich, wenn die Parteien eine solche als Miteigentümer vereinbart hätten. Dies behauptet der Beklagte jedoch nicht. Die übrigen geltend gemachten Nebenkosten wie die Gebäudeversicherung (43,00 DM) und die Grundsteuer (40,00 DM) sind für die Ermittlung des verbleibenden Wohnwerts nicht zu berücksichtigen, da solche Nebenkosten üblicherweise auf den Mieter umgelegt werden; d.h. hätte der Beklagte eine eheangemessene Wohnung gemietet, müßte er diese Kosten zusätzlich tragen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt demnach ein überschießender Wohnwert von 482,67 DM (876,00 DM Wohnwert abzgl. 160,00 DM Erbpacht abzgl. Zins und Tilgung für das Darlehen bei der Vereinigten Sparkasse im N-Kreis von 233,33 DM). </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Einkünfte aus der Vermietung der Immobilie sind nur in der tatsächlich fließenden Höhe von 500,00 DM monatlich zu berücksichtigen. Da die Klägerin dem Beklagten die Verwaltung der Immobilie faktisch überlassen und bei der Suche nach einem Mieter und auf den Abschluß des Vertrages keinen Einfluß genommen hat, kann sie im Rahmen der Bedarfsbemessung nicht damit gehört werden, daß der mit der Mieterin S. am 15.09.1995 abgeschlossene Vertrag ungünstig sei. Wenn sie aus der möglicherweise unzureichenden Verwaltungstätigkeit rechtliche Konsequenzen ziehen will, müßte sie dies im Rahmen einer Auseinandersetzung mit dem Beklagten als Miteigentümer tun.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Von der in dem Mietvertrag vom 15.09.1995 vereinbarten Kaltmiete sind keine Belastungen abzusetzen, sondern sie ist als Reinertrag zu behandeln. Denn der Beklagte hat nicht nachgewiesen, daß er diese Nebenkosten, die gemäß § 3 Nr. 3 des abgeschlossenen Einheitsmietvertrages zu den umlagefähigen Nebenkosten gehören, nicht auf die Mieterin übergewälzt hat. Unter § 3 Ziffer 2. des Mietvertrages war ein Betriebskostenvorschuß gemäß nachfolgendem Absatz 3 von 150,00 DM monatlich vereinbart. Warum dieser Betrag nachträglich eingeklammert und durch die darunter stehende Angabe "Heizkostenvorschuß gemäß § 6 z. Z. 100,00 DM" und "Wasser + Kanal z. Z. 50,00 DM" ersetzt worden ist, hat der Beklagte im Senatstermin nicht plausibel zu erklären gewußt, so daß davon auszugehen ist, daß die ursprüngliche Vereinbarung nach wie vor gilt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ob seine Lebensgefährtin O. Miete zahlt, kann derzeit dahinstehen, da die Klägerin weniger verlangt, als sie nach der bisherigen Berechnung verlangen könnte. Zu einer solchen Vermietung des durch den Auszug der Klägerin ungenutzten Teils der Ehewohnung ist der Beklagte im übrigen auch nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Aus der Immobilie fließen den Parteien demnach Gesamtvorteile von 982,67 DM zu (überschießender Wohnwert von 482,67 DM zzgl. Mieteinnahmen von 500,00 DM), wovon die Hälfte, d.h. ein Betrag von 491,34 DM auf den Bedarf der Klägerin entfällt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.</p>
114,455
olgk-1999-09-22-5-u-3199
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 31/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-12T08:36:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0922.5U31.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung des Klägers gegen das am 29.1.1999 verkündete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Aachen -9 O 230/98- wird zurückgewiesen. Der Kläger trägt die Kosten des Berufungsverfahrens. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist in der Sache nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage mit zutreffender und &#252;berzeugender, nicht &#228;nderungsbed&#252;rftiger Begr&#252;ndung abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat nimmt zur Vermeidung unn&#246;tiger Wiederholungen auf den Inhalt des angefochtenen Urteils Bezug (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsvorbringen gibt zu erg&#228;nzenden Ausf&#252;hrungen keinen Anlass.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger: 14.285,71 DM</p>
114,456
olgk-1999-09-22-5-u-3799
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 37/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-12T08:36:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0922.5U37.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung des Beklagten sowie die Anschlussberufung der Klägerin wird das am 20.1.1999 verkündete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts Köln -25 O 109/97- teilweise abgeändert und insgesamt wie folgt neu gefasst: Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 8.000,-DM sowie 3.961,20 DM nebst 4 % Zinsen von 3.961,20 DM für den Zeitraum vom 14.3.1997 bis zum 31.7.1997 und 9,1 % Zinsen von 3.961,20 DM seit dem 1.8.1997 zu zahlen. Die weitergehende Klage wird abgewiesen. Die weitergehende Berufung und die weitergehende Anschlussberufung werden zurückgewiesen. Von den Kosten des Rechtstreits erster Instanz tragen die Klägerin 37 % und der Beklagte 63 %. Von den Kosten des Rechtsstreits zweiter Instanz tragen die Klägerin 69 % und der Beklagte 31 %. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Beklagten ist nur hinsichtlich des angegriffenen Feststellungsausspruchs begr&#252;ndet; im &#252;brigen hat sie in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Den R&#252;ckzahlungsanspruch den geleisteten Eigenanteil der Kl&#228;gerin betreffend hat das Landgericht auch nach Auffassung des Senats in der auf die &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des eingeholten Gutachtens gegr&#252;ndeten Annahme einer im wesentlich unbrauchbaren Leistung des Beklagten zutreffend bejaht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die erstmals jetzt erhobenen Angriffe des Beklagten gegen das Gutachten sind versp&#228;tet und gem&#228;&#223; &#167; 528 Abs. 1 ZPO nicht mehr zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten ist erstinstanzlich nach &#220;bersendung des Gutachtens vom Landgericht unter ausdr&#252;cklichem Hinweis auf &#167;&#167; 411 Abs. 4, 296 Abs. 1 und 4 ZPO eine noch mehrfach verl&#228;ngerte Einwendungsfrist gesetzt worden, die ohne jede Begr&#252;ndung nicht wahrgenommen worden ist. Selbst als das Landgericht, worauf die Kl&#228;gerin jetzt zutreffend hinweist, in seinem schon nach Fristablauf am 08.07.1998 erfolgten Hinweisbeschluss vom 25.08.1998 ausdr&#252;cklich hervorgehoben hat, dass der Beklagte dem Ergebnis der Beweisaufnahme wohl in Ansehung der Richtigkeit der Begutachtung nicht mehr entgegengetreten sei, ist anschlie&#223;end keine Kritik des Beklagten am Gutachten mehr erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen von &#167; 528 Abs. 1 ZPO, wonach neue Angriffs- und Verteidigungsmittel, die im ersten Rechtszug entgegen einer hierf&#252;r gesetzten Frist nicht vorgebracht worden sind, nur zuzulassen sind, wenn nach der freien &#220;berzeugung des Gerichts ihre Zulassung die Erledigung des Rechtsstreits nicht verz&#246;gern w&#252;rde, liegen deshalb vor mit der Folge, dass der Beklagte mit seinen jetzigen Einwendungen gegen die Begutachtung von Dr. K&#252;hn nicht mehr geh&#246;rt werden kann. Die jetzt begehrte Einholung eines weiteren (erg&#228;nzenden) Gutachtens oder auch nur die erg&#228;nzende m&#252;ndliche Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen w&#252;rde die Erledigung des Rechtsstreits naturgem&#228;&#223; verz&#246;gern; die jetzigen Behauptungen des Beklagten, das vom Sachverst&#228;ndigen herangezogene undatierte R&#246;ntgenbild stamme nicht von Dr. M., au&#223;erdem habe er die festgestellten Keramikabsplitterungen nicht zu vertreten, w&#252;rden eine Beweisaufnahme dazu unumg&#228;nglich machen, denn die Kl&#228;gerin hat Dr. M. als Zeugen f&#252;r die Richtigkeit der diesbez&#252;glichen Annahmen des Sachverst&#228;ndigen benannt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auch keine gen&#252;gende Entschuldigung gem&#228;&#223; &#167; 528 Abs. 1 ZPO f&#252;r die versp&#228;teten Einwendungen dargetan. Trotz eines entsprechenden Hinweises der Kl&#228;gerin in ihrer Berufungserwiderung vom 15.07.1999 ist seitens des Beklagten hierzu nichts weiter vorgetragen worden. Es ist auch nichts daf&#252;r ersichtlich, dass etwa erst in der Berufungsinstanz neue Erkenntnisse hinsichtlich einer Kritikw&#252;rdigkeit des Gutachtens gewonnen werden konnten, die erstinstanzlich noch nicht zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit der BGH gefordert hat, dass das Berufungsgericht auf einen versp&#228;teten Antrag einer Partei auf Erl&#228;uterung oder</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzung des erstinstanzlich eingeholten Gutachtens zu pr&#252;fen habe, ob der Sachverst&#228;ndige von Amts wegen zur Erl&#228;uterung des Gutachtens zu laden gewesen w&#228;re (vgl. BGH in NJW-RR 1997, 1487; Z&#246;ller-Greger, ZPO, 21. Auflage, Randnummer 5 a zu &#167; 411), erachtet der Senat das Gutachten als so klar und einleuchtend, dass eine Erl&#228;uterung von Amts wegen ganz sicher nicht geboten war.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend weist der Senat daraufhin, dass die -versp&#228;teten- Einwendungen des Beklagten gegen das Sachverst&#228;ndigengutachten auch in der Sache ohnehin nicht erheblich sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die inhaltliche Kritik des Beklagten am Gutachten von Dr. K&#252;hn beschr&#228;nkt sich n&#228;mlich darauf, einige wenige Punkte, die mit den Feststellungen weiterer mit "Sanierungsma&#223;nahmen" bei der Kl&#228;gerin befa&#223;t gewesener Zahn&#228;rzte nicht vollst&#228;ndig in &#220;bereinstimmung stehen, hervorzuheben. Soweit der Sachverst&#228;ndige hinsichtlich einiger der aufzukl&#228;renden Punkte auf mangelnde Dokumentation und Nachpr&#252;fbarkeit hingewiesen hat, macht dies entgegen der Ansicht des Beklagten deutlich, dass der Sachverst&#228;ndige sich dieses Umstands durchaus bewu&#223;t gewesen ist und seine Festellungen deshalb auch ausdr&#252;cklich mit entsprechenden Einschr&#228;nkungen versehen getroffen hat. Gleichwohl hat er sehr &#252;berzeugend eine Vielzahl doch ganz eindeutig festzustellender M&#228;ngel aufgelistet, sodass der sichere R&#252;ckschluss auf eine dadurch bedingte insgesamt vorliegende Unbrauchbarkeit der zahn&#228;rztlichen Versorgung durch den Beklagten auch nach Auffassung des Senats ohne weiteres gerechtfertigt erscheint.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme der Beklagten konnte der Sachverst&#228;ndige die in Rede stehende R&#246;ntgenaufnahme sehr wohl zeitlich einordnen (Praxis Dr. M., 27.08.1996).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch unter Ber&#252;cksichtigung der vom Sachverst&#228;ndigen selbst einger&#228;umten Aufkl&#228;rungseinschr&#228;nkungen ergeben sich folgende von ihm sicher getroffenen Feststellungen:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. nicht nachbesserungsf&#228;hige &#252;berkonturierte Kronenr&#228;nder zu-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">mindest an 5 Kronen (17, 16, 26, 35, 48)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. insgesamt zu breite paradontalhygienisch unzureichende Unterkieferbr&#252;cken</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3. mangelhafte Vorversorgung vor &#220;berkronung des Zahns 23</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4. allenfalls unzureichende Beseitigungsm&#246;glichkeit der links</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">bestehenden Nonocclusion</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">5. durch den unzureichenden Randschluss bedingte Blutungsneigung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diesen Feststellungen vermag die Berufungsbegr&#252;ndung nichts Substantiiertes entgegenzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig von der Versp&#228;tung des Beklagtenvortrags gibt dieser deshalb auch inhaltlich keinen Anlass zu weiterer Sachaufkl&#228;rung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist aber begr&#252;ndet, soweit sie sich gegen die zugunsten der Kl&#228;gerin ausgeurteilte Feststellung seiner Einstandspflicht f&#252;r weitere materielle Sch&#228;den richtet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ihren Feststellungsantrag hinsichtlich des angeblich noch zu besorgenden immateriellen Schadens hat die Kl&#228;gerin in der Berufungsinstanz ausdr&#252;cklich nicht weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ihr dar&#252;berhinausgehender Feststellungsantrag hinsichtlich des materiellen Zukunftsschadens ist unzul&#228;ssig, weil die Kl&#228;gerin -und zwar von Anfang an- insoweit einen bezifferten Zahlungsantrag h&#228;tte stellen k&#246;nnen und m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Unwidersprochen stehen die Kosten f&#252;r die erforderlich gewordene Nachbehandlung n&#228;mlich bereits seit langem fest. Unabh&#228;ngig davon, wie das Landessozialgericht &#252;ber die Frage entscheiden wird, ob und in welchem Umfang die Kl&#228;gerin die Kosten der -privat veranlassten- Nachbehandlung von ihrer gesetzlichen Krankenkasse erstattet verlangen kann oder nicht, l&#228;sst sich jedenfalls der im Rahmen einer grunds&#228;tzlich als erstattungsf&#228;hig anzusetzenden Sanierungsma&#223;nahme anfallende Eigenanteil problemlos ermitteln. Die Kl&#228;gerin gesteht denn auch in ihrer Berufungserwiderung zu, dass sich unabh&#228;ngig vom Ausgang des Verfahrens der gegebenenfalls fiktiv zu errechnende Eigenanteil jedenfalls doch zwanglos errechnen lasse. Die danach geltend zu machende Differenz beider Eigenanteile ist deshalb ohne weiteres ermittelbar; unstreitig hat die Rechnung des nachbehandelnden Arztes auch bereits vor Klageerhebung vorgelegen mit der Folge, dass das Feststellungsbegehren von Anfang an unzul&#228;ssig war.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die unselbst&#228;ndige Anschlussberufung der Kl&#228;gerin ist ebenfalls zul&#228;ssig, in der Sache aber nur hinsichtlich des geltend gemachten Zinsanspruchs erfolgreich.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die zeitliche Erweiterung des Zinsanspruchs auf den Zeitraum vom 14.03. bis zum 01.07.1997 ist begr&#252;ndet; das vorgelegte Mahnschreiben vom 7.3.1997 gen&#252;gt den Anforderungen an eine wirksame Inverzugsetzung zum 14.03.1997.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Auch den ab 1.8.1997 geltend gemachten erh&#246;hten Zinssatz von 9,1 % hat das Landgericht zu Unrecht zur&#252;ckgewiesen. Kann n&#228;mlich die Kl&#228;gerin zu Recht die R&#252;ckzahlung zum begehrten Zeitpunkt verlangen, h&#228;tte sie sodann das Geld zur Verf&#252;gung gehabt und es h&#228;tte zur Finanzierung weiterer Geldausgaben jedweder Art und Ursache keiner Kreditaufnahme bedurft.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet ist die Anschlussberufung dagegen, soweit die Kl&#228;gerin damit -teilweise im Wege einer Klageerweiterung- eine Erh&#246;hung des ausgeurteilten Schmerzensgeldbetrags um weitere 4.000,-- DM begehrt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der vom Landgericht als Schmerzensgeld in Ansatz gebrachte Betrag von 8.000,00 DM erscheint angesichts der geschilderten Beschwerden und erforderlichen Nachbehandlungen auch nach Auffassung des Senats angemessen und ausreichend; der von der Kl&#228;gerin herangezogene Umstand, dass der Beklagte ihrer Ansicht nach uneinsichtig weiterhin die Auffassung verteidigt, er habe weitgehend m&#228;ngelfrei gearbeitet, rechtfertigt f&#252;r sich gesehen keine Anhebung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r das Berufungsverfahren: 12.961,20 DM</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer: f&#252;r beide Parteien unter 60.000,-DM</p>
114,457
olgk-1999-09-22-11-u-5398
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 53/98
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-12T08:36:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0922.11U53.98.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung der Beklagten zu 2) und 3) und die Anschlussberufung des Klägers wird das am 30.01.1998 verkündete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 10 O 318/96 - hinsichtlich des ersten Absatzes des Urteilsausspruchs (Klageantrag zu 2) und der Kosten abgeändert und wie folgt neu gefasst: Der Beklagte zu 1. wird verurteilt, an den Kläger seinen ein Drittel Anteil an dem Grundstück, eingetragen im Grundbuch von K.-H., Amtsgericht B.. Blatt ...., Flur ., Flurstück ..., als Hof- und Gebäudefläche, Ackerland, groß 91,65 Ar, gelegen in B.-K., L.str ..., auf seine Kosten aufzulassen und die Eintragung des Klägers als Miteigentümer zu einem Drittel zu bewilligen. Der Beklagte zu 1. wird ferner verurteilt, die Löschung des in Abteilung III laufende Nr. 1 zugunsten der Deutschen Hypothekenbank eingetragenen Grundpfandrechts von 200.000 DM zu bewilligen, soweit dieses den zu übertragenden ein Drittel Anteil belastet, und die für eine lastenfreie Übertragung erforderlichen Erklärungen der Miteigentümer und des Grundpfandrechtsgläubigers zu veranlassen. Im übrigen wird die Klage hinsichtlich des Klageantrags zu 2. abgewiesen. Die weitergehende Berufung wird zurückgewiesen. Die in erster Instanz angefallenen Kosten werden wie folgt verteilt: Von den Gerichtskosten und den außergerichtlichen Kosten des Klägers tragen der Kläger 4/5 und der Beklagte zu 1. 1/5. Die außergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 2. und 3. trägt der Kläger, der Beklagte zu 1. trägt seine außergerichtlichen Kosten selbst. Von den in zweiter Instanz angefallenen Gerichtskosten und außergerichtlichen Kos-ten des Klägers haben der Kläger 2/3 und der Beklagte zu 1. 1/3 zu tragen. Die au-ßergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 2. und 3. trägt der Kläger, der Beklagte zu 1. trägt seine außergerichtlichen Kosten selbst. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Kläger darf die Vollstreckung durch die Beklagte zu 2. und die Vollstreckung durch die Beklagte 3. durch Sicherheitsleistung in Höhe von jeweils 27.000 DM abwenden, wenn nicht die jeweils vollstreckende Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in der genannten Höhe leistet. Der Beklagte zu 1. darf die Vollstreckung durch den Kläger durch Sicherheitsleistung in Höhe von 12.500 DM abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in der genannten Höhe leistet. Jede Partei darf die Sicherheit durch selbstschuldnerische Bürgschaft eines als Zoll- und Steuerbürgen zugelassenen Kreditinstituts erbringen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten in der Berufungsinstanz noch auf &#220;bertragung eines Grundst&#252;cks in Anspruch, das bis 1992 im Eigentum seiner Tante, der am 18.05.1995 vierundachtzigj&#228;hrig verstorbenen M. H. (im Folgenden: Erblasserin) stand, von dieser aber durch notariellen Vertrag vom 07.05.1992 (GA 27 ff.) auf die Beklagten &#252;bertragen wurde. Der Kl&#228;ger ist aufgrund Vertrages vom 12.05.1989 zwischen seiner Mutter und der Erblasserin (GA 17 ff.) deren alleiniger Erbe. Die Bestimmungen des Erbvertrages sind bindend. Im Gegenzug verpflichtete sich die Mutter des Kl&#228;gers, die Erblasserin zu pflegen, was sie bis zu ihrem Tod - am 17.01.1992 - auch tat. Danach &#252;bernahmen die Beklagten zu 2. und 3. die Pflege der Erblasserin und f&#252;hrten sie bis zu deren Tod fort. Bereits kurz nach &#220;bernahme der Pflege &#252;bertrug die Erblasserin den Beklagten durch den bereits erw&#228;hnten Vertrag den Grundbesitz. Die Erblasserin hat schriftlich best&#228;tigt, den daf&#252;r vereinbarten Kaufpreis von 250.000 DM erhalten zu haben. Von den ihr unstreitig gezahlten 198.260,46 DM zahlte sie allerdings im August 1992 und Anfang 1993 insgesamt 198.000 DM zur&#252;ck, indem sie die Betr&#228;ge in bar an den Beklagten zu 1. aush&#228;ndigte. Bereits im April 1992 hatte die Erblasserin zugunsten des Beklagten zu 1. durch Vertrag zugunsten Dritter auf den Todesfall &#252;ber verschiedene Konten verf&#252;gt. Die dem Beklagten zu 1. aufgrund dieser Verf&#252;gung zugeflossenen Gelder waren Gegenstand des Rechtsstreits in erster Instanz. Der Beklagte ist durch das insoweit nicht angefochtene Urteil des Landgerichts rechtskr&#228;ftig zur Zahlung des ihm zugeflossenen Betrages abz&#252;glich eines Betrages f&#252;r erbrachte Leistungen verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Parteien haben darum gestritten, ob es sich bei der &#220;bertragung des Grundbesitzes auf die Beklagten um eine unentgeltliche &#220;bertragung handelte, ferner darum, ob die &#220;bertragung durch ein lebzeitiges Eigeninteresse der Erblasserin veranlasst war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Hinsichtlich des Vortrags der Parteien in erster Instanz wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;ger hat nach mehrfachem Antragswechsel die auf Seite 9 des angefochtenen Urteils dargestellten Antr&#228;ge gestellt, u.a.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">...</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2. die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, die Einigungserkl&#228;rung abzugeben, dass das im Tenor bezeichnete Grundst&#252;ck auf ihn &#252;bergeht, und die Eintragung dieses Eigentumswechsels in das Grundbuch zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das Landgericht hat Beweis erhoben. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die im Urteil des Landgerichts, Seite 12, genannten Fundstellen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht die Beklagten u.a. zur Auflassung und Eintragungsbewilligung verurteilt. Hinsichtlich des Urteilsausspruchs und der Ausf&#252;hrungen des Landgerichts wird auf das Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dagegen haben die Beklagten, soweit sie zur Grundst&#252;cks&#252;bertragung verurteilt worden sind, form- und fristgerecht Berufung eingelegt und diese form- und fristgerecht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten wiederholen und erg&#228;nzen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Sie wenden sich gegen die Annahmen des Landgerichts, es liege eine Schenkung vor und ein lebzeitiges Eigeninteresse der Erblasserin sei zu verneinen. Ferner machen sie geltend, jedenfalls m&#252;ssten die von ihnen zugunsten der Erblasserin erbrachten Leistungen (Pflegeleistungen, Haus- und Bewirtschaftungskosten, Vertrags- und Erwerbskosten) als Gegenanspr&#252;che ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage im Umfang der Anfechtung unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen und Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft zu gestatten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft zu gestatten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Im Wege der Anschlussberufung beantragt er zudem,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#252;ber den Tenor des angefochtenen Urteils hinaus festzustellen, dass die Beklagten die mit der R&#252;ckauflassung verbundenen Kosten zu tragen haben und</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">dem Urteilstenor des Landgerichts den Zusatz hinzuzuf&#252;gen, dass die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt werden, das in Abteilung III, laufende Nr. 1 eingetragene Grundpfandrecht von 200.000 DM zugunsten der Deutschen Hypothekenbank l&#246;schen zu lassen und dass sie dem Kl&#228;ger das im Urteilstenor des Landgerichts genannte Grundst&#252;ck lastenfrei aufzulassen und zu &#252;bertragen haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Er wiederholt und vertieft gleichfalls sein erstinstanzliches Vorbringen und tritt den Ausf&#252;hrungen der Beklagten entgegen. Die mit der Anschlussberufung beantragten Erweiterungen des Urteilsausspruchs will er als Klarstellung verstanden wissen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Hinsichtlich der Einzelheiten des Parteivorbringens in der Berufungsinstanz wird auf die Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Senat hat Beweis erhoben durch die Vernehmung von Zeugen. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 11.08.1999 (GA 409 ff.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die zul&#228;ssige Berufung ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das Landgericht hat die Klage zu Unrecht f&#252;r begr&#252;ndet gehalten, soweit sie sich gegen die Beklagten zu 2. und 3. richtet; die gegen den Beklagten zu 1. auf Grundst&#252;cks&#252;bertragung gerichtete Klage ist indes in dem mit der Anschlussberufung pr&#228;zisierten Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">I. Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagten zu 2. und 3. keinen Anspruch auf &#220;bertragung des Grundst&#252;cks, weil die Erblasserin das Grundst&#252;ck diesen Beklagten ohne Versto&#223; gegen den Erbvertrag &#252;bertragen hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1. Zutreffend geht das Landgericht allerdings davon aus, dass es sich bei der Grundst&#252;cks&#252;bertragung auf die Beklagten um eine Schenkung handelte. Insoweit nimmt der Senat auf die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts in der angefochtenen Entscheidung (Seite 14 ff.) Bezug. Das Berufungsvorbringen rechtfertigt keine abweichende Beurteilung. Es spricht alles daf&#252;r, dass von vornherein beabsichtigt war, lediglich im Hinblick auf die Bindung an den Erbvertrag einen "Kauf" zu vereinbaren, dass der gezahlte Kaufpreis aber an die Beklagten zur&#252;ckflie&#223;en sollte. Zu Recht nimmt das Landgericht an, dass es f&#252;r die zeitliche Abfolge der R&#252;ckzahlungen keine andere vern&#252;nftige Erkl&#228;rung gibt. Daf&#252;r, dass die Grundst&#252;cks&#252;bertragung Gegenleistung f&#252;r die &#252;bernommene Pflegeverpflichtung hat sein sollen, haben sich auch in der vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme keine Anhaltspunkte ergeben.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">2. Die &#220;bertragung des Grundbesitzes an die Beklagten zu 2. und 3. war aber durch ein lebzeitiges Eigeninteresse der Erblasserin gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">a) Durch den Erbvertrag wurde das Recht der Erblasserin, &#252;ber ihr Verm&#246;gen durch Rechtsgesch&#228;ft unter Lebenden zu verf&#252;gen, nicht beschr&#228;nkt (&#167; 2286 BGB). Der Kl&#228;ger k&#246;nnte als Vertragserbe allerdings die Herausgabe des geschenkten Grundst&#252;cks von den Beklagten als Beschenkten verlangen, wenn die Erblasserin die Schenkung in der Absicht gemacht h&#228;tte, den Vertragserben zu beeintr&#228;chtigen (&#167; 2287 Abs. 1 BGB). Die - von dem Vertragserben zu beweisende (BGHZ 66, 8, 17; 77, 264, 267; 82, 274, 282; WM 1977, 876, 877) - Beeintr&#228;chti-gungsabsicht ist zu verneinen, wenn die Schenkung durch ein lebzeitiges Eigeninteresse der Erblasserin gerechtfertigt war. Ein solches Interesse besteht, wenn nach dem Urteil eines objektiven Betrachters die Beweggr&#252;nde des Erblassers in Anbetracht der gegebenen Umst&#228;nde so sind, dass der erbvertraglich Bedachte sie anerkennen und die Beeintr&#228;chtigung hinnehmen muss (vgl. etwa BGHZ 83, 44, 45 f.; BGH WM 1979, 442, 445; NJW 1992, 2630, 2631 mit weiteren Nachweisen). Zwar kann daf&#252;r nicht ein blo&#223;er Sinneswandel des Erblassers ausreichen. Andererseits kann es aber auch nicht darauf ankommen, ob die vom Erblasser getroffene Entscheidung als zwingend erscheinen mu&#223;te, insbesondere darauf, ob sich die mit der dem Erbvertrag widersprechenden Verf&#252;gung verfolgten Intentionen auch auf andere, dem Erbvertrag Rechnung tragende Weise h&#228;tten verwirklichen lassen. Trifft ein pflegebed&#252;rftiger Erblasser eine im Widerspruch zur erbvertraglichen Bindung stehende Verf&#252;gung, um sich die Pflege durch die Person zu sichern, der alleine er eine angemessene Pflegeleistung zutraut, so hat der Vertragserbe dies zu akzeptieren (vgl. etwa BGHZ 66, 8, 16; 88, 269, 270 f.; BGH WM 1979, 442, 445; NJW 1992, 2630, 2631).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">b) So liegt es im Streitfall. Der Senat ist aufgrund der unstreitigen Umst&#228;nde des Falles und des Ergebnisses der Beweisaufnahme davon &#252;berzeugt, dass die Erblasserin mit der &#220;bertragung des Grundbesitzes ihre Dankbarkeit f&#252;r die von den Beklagten zu 2. und 3. &#252;bernommene Pflege zum Ausdruck bringen und sich diese Pflege f&#252;r die Zukunft sichern wollte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(1) Zu ber&#252;cksichtigen ist zun&#228;chst, dass schon der Abschluss des Erbvertrages ma&#223;geblich bestimmt war von dem Bestreben der Erblasserin, die Pflege durch die Mutter des Kl&#228;gers zu sichern. Dies ergibt sich bereits daraus, dass der Erbvertrag ein R&#252;cktrittsrecht der Erblasserin vorsieht f&#252;r den Fall, dass die Mutter des Kl&#228;gers ihrer Pflegeverpflichtung nicht oder nicht ordnungsgem&#228;&#223; nachkommen sollte (Seite 4 = GA 20). Die von dem Kl&#228;ger in dem Erbschaftsvertrag &#252;bernommene Verpflichtung, die Pflege in dem vereinbarten Umfang fortzuf&#252;hren, falls seine Mutter vorversterben oder sonstwie nicht in der Lage sein sollte, die Pflegeleistung zu erbringen (Seite 6 = GA 22), best&#228;tigt diese Einsch&#228;tzung. Es fehlt zwar an konkreten Anhaltspunkten, warum die Erblasserin die Pflegeleistungen der Mutter des Kl&#228;gers durch die Erbeinsetzung des Kl&#228;gers (nicht der Mutter) entgelten wollte, ob dies etwa - wie die Beklagten geltend machen - aus steuerrechtlichen oder aus sonstigen Gr&#252;nden geschah. Dieser Frage muss aber nicht weiter nachgegangen werden. Ma&#223;geblich f&#252;r die Gesamtwertung des Verhaltens der Erblasserin bei der Schenkung an die Beklagten ist, dass schon die inhaltlichen Regelungen des Erbvertrages den Willen der Erblasserin erkennen lassen, die Weitergabe ihres Verm&#246;gens mit der Sicherung ihrer Pflege im Alter zu verkn&#252;pfen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(2) Die Erblasserin hat den Kl&#228;ger nach dem Tod seiner Mutter aus dessen hilfsweise &#252;bernommener Pflegeverpflichtung nicht in Anspruch genommen. Ob der beim Tod seiner Mutter 33 Jahre alte Kl&#228;ger, der ausweislich seiner Proze&#223;kostenhilfegesuche ebenso wie seine Ehefrau berufst&#228;tig ist, der &#252;bernommenen Verpflichtung &#252;berhaupt h&#228;tte nachkommen k&#246;nnen, kann dahinstehen. Immerhin bedurfte die Erblasserin nach dem weitgehend unstreitigen Parteivortrag und der Aussage des Zeugen H. seit dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1988, also schon vor dem Tod der Mutter des Kl&#228;gers einer intensivierten Pflege. Ebenso kann dahinstehen, ob das Verh&#228;ltnis zwischen der Erblasserin und dem Kl&#228;ger zerr&#252;ttet war und der Kl&#228;ger keinerlei Anstalten machte, die Pflege zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Jedenfalls war die Erblasserin offensichtlich nicht gewillt, Pflegeleistungen des Kl&#228;gers in Anspruch zu nehmen. Sie wandte sich kurz nach dem Tod der Mutter des Kl&#228;gers &#252;ber den Zeugen S. an die Beklagten zu 2. und 3. und betraute sie mit der Pflege. Dass die bereits kurz nach Aufnahme dieser Pflegeleistungen erfolgte &#220;bertragung des Grundst&#252;cks - ebenso wie die weiteren zugunsten des Beklagten zu 1. getroffenen Verm&#246;gensverf&#252;gungen - unmittelbar durch die &#220;bernahme der Pflege veranlasst war, kann nach der &#220;berzeugung des Senats schon aus Gr&#252;nden des zeitlichen Zusammenhangs nicht zweifelhaft sein. Es ist auch nicht ersichtlich, welchen konkreten anderen Anlass die Erblasserin gehabt haben sollte, die Beklagten &#252;berhaupt und gerade zu dem fraglichen Zeitpunkt mit Verm&#246;genszuwendungen zu bedenken.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;ger will mit seinem Vortrag, die Beklagten h&#228;tten sich "eingenistet", offenbar den Eindruck erwecken, die Beklagten h&#228;tten die Initiative ergriffen ihn auszuschalten, um auf das Verm&#246;gen der Erblasserin zugreifen zu k&#246;nnen. Daf&#252;r sind indes keine konkreten Anhaltspunkte ersichtlich. Dagegen sprechen aber auch die glaubhaften Aussagen des unbeteiligten Zeugen S. und des Zeugen A. H., wonach sich die Erblasserin nach dem Tod der Mutter des Kl&#228;gers aus eigenem Antrieb mit der Bitte um Hilfe an die Beklagten zu 2. und 3. wandte.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(3) Nach den glaubhaften Aussagen der Zeugen H. und B. &#228;u&#223;erte die Erblasserin mehrfach, sie wolle nur von den Beklagten zu 2. und 3. gepflegt werden. Nach der glaubhaften Aussage des Zeugen H. beteuerte sie gegen&#252;ber den Beklagten zudem st&#228;ndig: "Ihr kriegt das ja mal alles". Diese &#196;u&#223;erungen der Erblasserin lassen den Zusammenhang zwischen dem Wunsch nach Pflege und der aus ihrer Sicht bisher nur versprochenen - tats&#228;chlich allerdings schon erfolgten - Weitergabe des Verm&#246;gens an die Beklagten deutlich werden. Sie sind ein &#252;berzeugendes Indiz daf&#252;r, dass die Erblasserin die Beklagten zu 2. und 3. durch ihre vermeintliche Ank&#252;ndigung auf Dauer an sich binden wollte. Dabei ist unerheblich, ob sich die Erblasserin die Weitergabe ihres Verm&#246;gens als irgendwie geartete Gegenleistung oder als aus Dankbarkeit erfolgte Belohnung vorstellte. Nicht die Absicht, den Kl&#228;ger als Vertragserben zu beeintr&#228;chtigen, sondern die Absicht, sich die gew&#252;nschten Pflegepersonen durch materielle Zuwendungen geneigt zu machen, bestimmten das Verhalten und die &#196;u&#223;erungen der Erblasserin, so wie schon der Abschluss des Erbvertrages offensichtlich von dem Bestreben bestimmt war, die Mutter des Kl&#228;gers als gew&#252;nschte Pflegeperson an sich zu binden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(4) Das Landgericht hat gemeint, die pers&#246;nliche Betreuung durch die Beklagten zu 2. und 3. sei lediglich der Anlass, nicht aber die "Hauptmotivation" der Grundst&#252;cks&#252;bertragung gewesen. Es ist indes nicht ersichtlich, welche andere Motivation die Erblasserin zu ihrem Verhalten bestimmt haben sollte, wenn nicht die, Dankbarkeit f&#252;r die erbrachten und f&#252;r die Zukunft versprochenen Pflegeleistungen zu zeigen und sich die Pflege durch die gew&#252;nschten Pflegepersonen durch materielle Zuwendungen zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(5) Der Annahme, die Erblasserin habe sich durch die Verm&#246;gens&#252;bertragung f&#252;r die &#220;bernahme der Pflege dankbar und sich diese Pflege sichern wollen, steht nicht entgegen, dass die Pflegeverpflichtung in dem notariellen &#220;bertragungsvertrag nicht erw&#228;hnt ist. Dies h&#228;ngt, wie sich der die Aussage des Zeugen A. H. entnehmen l&#228;sst, offenbar damit zusammen, dass man der Meinung war, nur durch einen "echten" Kaufvertrag k&#246;nne der "Pflegevertrag" mit dem Kl&#228;ger rechtlich wirksam unterlaufen werden. Aufgrund der glaubhaften Aussagen der Zeugen S., A. H. und B. steht jedenfalls fest, dass die Erblasserin die Pflege, die die Beklagten zu 2. und 3. tats&#228;chlich &#252;bernahmen, Anfang 1992, als sie zu deren Gunsten &#252;ber ihr Verm&#246;gen verf&#252;gte, ausdr&#252;cklich und ausschlie&#223;lich w&#252;nschte.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(6) Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist der Senat &#252;berzeugt, dass die Beklagten zu 2. und 3. die &#220;bernahme der Pflege im Sinne einer ihnen obliegenden Verpflichtung verstanden haben. Daf&#252;r spricht schon das Handeln der Beklagten. Diese &#252;bernahmen die Pflege der Erblasserin auf deren Bitte und f&#252;hrten sie, auch nachdem die Erblasserin ihnen bereits wesentliches Verm&#246;gen - aus damaliger Sicht endg&#252;ltig - &#252;bertragen hatte, &#252;ber 3 Jahre bis zum Tod der Erblasserin fort. Der Zeuge H. hat zudem glaubhaft bekundet, die Beklagten zu 2. und 3. h&#228;tten die Pflege der Erblasserin ohne jede Voraussetzung &#252;bernommen und sich dazu auch aufgrund der Bitte des vorverstorbenen Ehemanns der Erblasserin, auf diese "aufzupassen" verpflichtet gef&#252;hlt. Der Senat geht davon aus, dass dieses Bewusstsein einer &#252;bernommenen Verpflichtung aufgrund der Zuwendungen der Erblasserin verst&#228;rkt wurde. Der Senat geht auch davon aus, dass die Erblasserin die T&#228;tigkeit der Beklagten zu 2. und 3. als &#220;bernahme einer Verpflichtung verstanden hat. Andernfalls w&#228;ren die getroffenen Verm&#246;gensverf&#252;gungen nicht verst&#228;ndlich. Darauf, dass vieles nicht ausdr&#252;cklich verbalisiert wurde und auch die Aussagen der Zeugen und die von ihnen geschilderten &#196;u&#223;erungen der Erblasserin nach Aktenlage eher blass erscheinen, kommt es deshalb nicht an. Dies h&#228;ngt im &#252;brigen ersichtlich mit dem Lebenskreis der Beteiligten zusammen, wie er sich dem Senat aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung unter Beteiligung des Kl&#228;gers und des Beklagten zu 1. und der Zeugenvernehmung sowie aufgrund der Gegebenheiten des Sachverhalts darstellt. Danach stand f&#252;r die Beteiligten offensichtlich praktisches Handeln, nicht die Verbalisierung und rechtliche Einordnung von Problemen, im Vordergrund und war demgem&#228;&#223; auch vornehmlicher Gegenstand der geschilderten Beobachtungen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(7) Der Kl&#228;ger hat die Entscheidung der Erblasserin hinzunehmen. Es ist nachvollziehbar, dass die &#252;ber 80 Jahre alte Erblasserin, die auch wegen ihres anus praeter besonderer Versorgung auch im Intimbereich bedurfte, die Pflege durch ihr nahestehende weibliche Verwandte w&#252;nschte, die zudem "eigen" waren, also die erforderliche Sensibilit&#228;t im Umgang mit der Erblasserin zeigten. Dieser Wunsch der Erblasserin ergibt sich f&#252;r den Senat deutlich aus den glaubhaften Aussagen der vernommenen Zeugen, insbesondere der Zeugin B..</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">(8) Ohne Erfolg macht der Kl&#228;ger geltend, ein lebzeitiges Eigeninteresse k&#246;nne deshalb nicht anerkannt werden, weil der Fall des Vorversterbens seiner Mutter in dem Erbvertrag bedacht und dort auch f&#252;r den Fall ausbleibender Pflegeleistungen ein R&#252;cktrittsrecht vereinbart sei, welches die Erblasserin nicht ausge&#252;bt habe.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Richtig ist, dass in dem Erbvertrag eine &#220;bernahme der Pflegeverpflichtung durch den Kl&#228;ger f&#252;r den Fall des Vorversterbens seiner Mutter vorgesehen ist. Daraus kann indes schon deshalb wenig hergeleitet werden, weil ein Vorversterben der - 12 Jahre j&#252;ngeren - Mutter des Kl&#228;gers bei Vertragsabschluss als wenig wahrscheinliche M&#246;glichkeit und die &#220;bernahme der Verpflichtung durch den Kl&#228;ger als eher formale Abrundung des Vertragswerks erscheinen konnte. Jedenfalls muss es der Kl&#228;ger akzeptieren, dass die Erblasserin, als sich die Situation tats&#228;chlich ergab und die bisher vertraute Pflegeperson verstarb, nicht durch den Kl&#228;ger, sondern durch die Beklagten, denen sie nun vertraute, pflegen lassen wollte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Inwieweit die unterlassene Aus&#252;bung des R&#252;cktrittsrechts f&#252;r die Beurteilung des lebzeitigen Eigeninteresses von Bedeutung sein soll, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">II. Hinsichtlich des Beklagten zu 1. kann, was in der m&#252;ndlichen Verhandlung er&#246;rtert worden ist, ein lebzeitiges Eigeninteresse der Erblasserin schon nach seinem eigenen Vortrag nicht bejaht werden. Die Pflege der Erblasserin &#252;bernahmen die Beklagten zu 2. und 3. Der Beklagte zu 1. &#252;bernahm zwar Gartenarbeiten, f&#252;r die ihm das Landgericht einen Abzug von 9.000 DM auf den aus der Schenkung des Sparguthabens resultierenden Zahlungsanspruch zugebilligt hat (Urteil Seite 24 ff. = GA 295 ff.). Diese Arbeiten galten aber nicht dem Eigeninteresse der Erblasserin, sondern dem Interesse der Beklagten an der Pflege und Erhaltung des ihnen bereits im Mai 1992 &#252;bertragenen Grundst&#252;cks. Dies gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, dass der Erblasserin ein lebensl&#228;ngliches unentgeltliches Wohn- und Nutzungsrecht einger&#228;umt wurde. F&#252;r Pflegeleistungen des Beklagten zu 1. gegen&#252;ber der Erblasserin ist nichts dargetan. Es sind auch keine ausreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r vorgetragen, dass die &#220;bertragung eines Miteigentumsanteils auf den Beklagten zu 1., den Sohn der Beklagten zu 3., tats&#228;chlich dazu hat dienen sollen, sich der Pflegeleistungen der Beklagten zu 2. und 3. zu vergewissern.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Beklagte zu 1. haftet auf Herausgabe des ihm &#252;bertragenen Miteigentumsanteils. Er tr&#228;gt selbst vor, dass die Erblasserin den zun&#228;chst gezahlten Kaufpreis an ihn, nicht an die Beklagten insgesamt, zur&#252;ckgezahlt hat. Die &#220;bertragung an ihn hat mithin auf jeden Fall vorwiegend Schenkungscharakter.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gegenanspr&#252;che, die der Beklagte zu 1. dem Herausgabeanspruch mit Erfolg entgegenhalten k&#246;nnte, bestehen nicht. Die Aufwendungen f&#252;r die Gartenpflege hat das Landgericht bei der Entscheidung &#252;ber den Zahlungsantrag angemessen ber&#252;cksichtigt. Pflegeleistungen haben lediglich die Beklagten zu 2. und 3. erbracht. Den in der Berufungsbegr&#252;ndung in Bezug genommenen Ausf&#252;hrungen GA 210, 228 nebst Anlagen lassen sich Gegenanspr&#252;che, die ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht rechtfertigen, nicht entnehmen. Es handelt sich neben den Vertrags- und Erwerbskosten um Hauslasten und Bewirtschaftungskosten, die offensichtlich von allen Beklagten in der Erwartung ihnen verbleibenden Eigentums aufgewendet wurden. Diese Erwartung hat sich hinsichtlich der Beklagten zu 2. und 3. verwirklicht, so dass die Aufwendungen insoweit ihr Ziel nicht verfehlt haben. Dass sie ausschlie&#223;lich von dem Beklagten zu 1. aufgebracht worden sind, ist nicht ersichtlich. Inwieweit sich im Verh&#228;ltnis zwischen diesen und dem Beklagten zu 1. nunmehr Ausgleichsanspr&#252;che ergeben k&#246;nnten, ist hier nicht zu er&#246;rtern. Die Aufwendungen des Beklagten zu 1. sind im &#252;brigen deshalb nicht zu ber&#252;cksichtigen, weil er sie im Bewusstsein des Risikos get&#228;tigt hat, dass der Grundst&#252;ckserwerb wegen des Erbvertrages, den man umgehen wollte, unwirksam sein k&#246;nnte. Im Rahmen des &#167; 818 Abs. 3 BGB ist nicht jeder Verm&#246;gensnachteil zu ber&#252;cksichtigen. Im Einzelfall ist vielmehr zu pr&#252;fen, inwieweit das jeweilige Entreicherungsrisiko gem&#228;&#223; &#167; 818 Abs. 3 BGB nach den Vorschriften &#252;ber das fehlgeschlagene Gesch&#228;ft oder nach dem Willen der Vertragschlie&#223;enden jeweils der einen oder anderen Partei zugewiesen sein sollte (vgl. BGH NJW 1992, 1037, 1038) und der Bereicherungsschuldner die Aufwendungen im Vertrauen auf die Rechtswirksamkeit der Verf&#252;gung gemacht hat (vgl. BGH NJW 1980, 1789, 1790). Die vom Beklagten zu 1. gemachten Aufwendungen sind danach seinem Risikobereich zuzuweisen, weil er auf die Rechtswirksamkeit der Schenkung der Erblasserin nicht vertrauen konnte.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die aufgrund der Anschlussberufung erfolgten Erg&#228;nzungen des Urteilstenors haben klarstellenden Charakter, da die den Beklagten zu 1. treffende Kostentragungspflicht und die Verpflichtung zur lastenfreien &#220;bertragung des Miteigentums Folge des geltend gemachten Anspruchs aus den &#167;&#167; 2287 Abs. 1, 812 Abs. 1 BGB sind. Die vom Antrag abweichende Formulierung des Urteilstenors tr&#228;gt der Tatsache Rechnung, dass lediglich der Beklagte zu 1. verurteilt ist.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">III. Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beschwer des Kl&#228;gers und die des Beklagten zu 1. &#252;bersteigen 60.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Berufungsstreitwert: 620.000 DM</p>
114,458
olgk-1999-09-22-13-u-4799
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 47/99
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-12T08:36:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0922.13U47.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Kläger gegen das Urteil des Landgerichts Aachen vom 23. Februar 1999 - 10 O 239/97 - wird zurückgewiesen. Die Kläger haben die Kosten der Berufung zu tra-gen. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Kläger dürfen die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 25.000,00 DM abwenden, wenn nicht der Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher Höhe leistet. Die Sicherheit kann auch durch selbstschuldnerische Bürgschaft eines im Bundesgebiet ansässigen, als Zoll- und Steuerbürge zugelassenen Kreditinstituts erbracht werden. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger betreiben als &#196;rzte f&#252;r Radiologie in D. (K.stra&#223;e) eine Gemeinschaftspraxis in der Rechtsform einer Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts. Sie erbringen dort Leistungen sowohl in der konventionellen R&#246;ntgendiagnostik als auch in der Computertomographie. Da sie ihre Praxis auch um kernspintomographische Untersuchungen erweitern wollten, kam es im Jahre 1994 zu ersten Kontakten mit dem Beklagten, einem Facharzt f&#252;r diagnostische Radiologie, der &#252;ber die pers&#246;nlichen Voraussetzungen f&#252;r die Erbringung und Abrechnung kernspintomographischer Leistungen verf&#252;gt und an einem Vertragsarztsitz in dem wegen &#220;berversorgung den Zulassungsbeschr&#228;nkungen des &#167; 103 SGB V unterliegenden Planungsbereich <i>D.</i> interessiert war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 16.12.1994 trafen die Kl&#228;ger mit dem in D. (M.stra&#223;e) eine nuklearmedizinische Einzelpraxis betreibenden Herrn Dr. S. eine Kooperationsvereinbarung im Hinblick auf die Neubesetzung des frei werdenden Vertragsarztsitzes des Arztes f&#252;r Radiologie Dr. J., der altersbedingt seine Einzelpraxis in D. (W.stra&#223;e) aufgab, sowie unter gleichem Datum einen Vertrag &#252;ber eine Apparategemeinschaft zur gemeinsamen Nutzung eines f&#252;r den Standort K.stra&#223;e erstrebten Kernspintomographen (Anlagen 3 und 4 zum Schriftsatz vom 17.10.1996, Bl. 137 ff. der Beiakte). Im Hinblick auf den freiwerdenden Vertragsarztsitz hatten sich Herr Dr. S. und Herr Dr. J. mit Vertrag vom 26.09.1994 (Bl. 10 ff. der Beiakte) zur Aus&#252;bung einer fach&#252;bergreifenden Gemeinschaftspraxis mit Sitz in der M.stra&#223;e zusammengeschlossen, wobei die Praxis W.stra&#223;e vor&#252;bergehend als ausgelagerter Praxisteil f&#252;r die radiologischen Untersuchungen weitergenutzt werden sollte. Beim Ausscheiden aus der Gemeinschaftspraxis sollte Herr Dr. J. verpflichtet sein, auf seine Zulassung zu Gunsten der Gemeinschaftspraxis zu verzichten (&#167; 28 jenes Vertrages). Nachfolger auf den freiwerdenden Vertragsarztsitz sollte der Beklagte werden. Dieser sollte nach Bestandskraft seiner Zulassung auf den Vertragsarztsitz von Herrn Dr. J. seine T&#228;tigkeit in der Gemeinschaftspraxis mit Herrn Dr. S. sofort beenden, seinen Vertragsarztsitz in die Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger verlegen und in die Apparategemeinschaft eintreten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zum 01.01.1995 schied Herr Dr. J. aus der Gemeinschaftspraxis mit Herrn Dr. S. aus. Am 14.02.1995 trafen die Parteien eine - auch von Herrn Dr. S. mitunterzeichnete - handschriftliche Vereinbarung, die f&#252;r den Fall, da&#223; der Zulassungsausschu&#223; den freiwerdenden Vertragsarztsitz von Herrn Dr. J. an den Beklagten vergeben w&#252;rde, die Modalit&#228;ten eines "Einstiegs" des Beklagten in die Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger regelte (Bl. 11-13 GA). Bis zum 31.12.1996 sollte der Beklagte dort als Mitarbeiter auf Honorarbasis t&#228;tig sein, ab dem 01.01.1997 als Teilhaber der Gemeinschaftspraxis. In Ziffer 6. der von den Kl&#228;gern vorbereiteten Vereinbarung vom 14.02.1995 hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">"Sollte es wider Erwarten zu unvorhersehbaren pers&#246;nlichen oder fachlichen Schwierigkeiten kommen, die eine solche Partnerschaft unm&#246;glich machen oder ihr zumindest ernsthaft entgegenstehen, so wird unter folgenden Bedingungen ein K&#252;ndigungsrecht bis zum 31.12.96 vereinbart:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">a) Die K&#252;ndigung mu&#223; mindestens 9 Monate vor diesem Stichtag erfolgen, schriftlich ausgesprochen werden und begr&#252;ndet sein. Die K&#252;ndigung kann nur aus wichtigem Grund erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">b) Falls die Frist von 9 Monaten nicht eingehalten wird, haftet der k&#252;ndigende Teil f&#252;r die finanziellen Sch&#228;den.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">c) Herr Dr. M. gibt seinen Kassenarztsitz in D. bei einem Ausscheiden frei, damit dieser durch einen Nachfolger in der Gemeinschaftspraxis unmittelbar wieder besetzt werden kann. Bei Zuwiderhandlung wird eine pauschale Entsch&#228;digung von 500.000 DM vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">d) Herr Dr. M. wird nach K&#252;ndigung keine vertrags&#228;rztliche radiologische T&#228;tigkeit im Bereich des Zulassungsbezirks aufnehmen."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung von Herrn Dr. S. bestimmte der Zulassungsausschu&#223; Aachen in der Sitzung vom 15.02.1995 den Beklagten zum Nachfolger f&#252;r den Vertragsarztsitz von Herrn Dr. J.. Mit weiterem Beschlu&#223; des Zulassungsausschusses vom 26.04.1995 wurde der Beklagte vorbehaltlich der Entscheidung des Berufungsausschusses &#252;ber den Widerspruch eines Mitbewerbers zum 01.05.1995 als Nachfolger f&#252;r den Vertragsarztsitz des Herrn Dr. J. zur vertrags&#228;rztlichen T&#228;tigkeit zugelassen. Anfang Mai 1995 nahm der Beklagte zun&#228;chst als Sicherstellungsassistent f&#252;r Herrn Dr. J. seine T&#228;tigkeit in der Praxis W.stra&#223;e auf und setzte sie nach Wirksamwerden seiner Zulassung (der Widerspruch des Mitbewerbers wurde am 22.06.1995 zur&#252;ckgewiesen) dort ab 01.07.1995 im eigenen Namen und auf eigene Rechnung fort. Nachdem der Gro&#223;ger&#228;teausschu&#223; Rheinland in seiner Sitzung vom 11.07.1995 das Krankenhaus D.-L. zum Standort f&#252;r den Kernspintomographen bestimmt hatte und die Zulassung des Beklagten als Nachfolger auf den Vertragsarztsitz des Herrn Dr. J. bestandskr&#228;ftig geworden war, k&#252;ndigte der Beklagte mit Anwaltsschreiben vom 22.08.1995 die mit den Kl&#228;gern getroffene Vereinbarung vom 14.02.1995 auf.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach gescheiterten Einigungsbem&#252;hungen forderten die Kl&#228;ger den Beklagten mit Schreiben vom 15.12.1995 vergeblich auf, die vereinbarte Vertragsstrafe in H&#246;he von 500.000,00 DM zu zahlen. Herr Dr. S. nahm seinerseits den Beklagten auf Ersatz der Abfindung von 380.000,00 DM, die er an Herrn Dr. J. als Ausgleich f&#252;r dessen radiologische Vertragsarztpraxis W.stra&#223;e gezahlt habe, sowie auf Aufwendungsersatz in Anspruch. Dieser Rechtsstreit (10 O 409/96 LG Aachen) ist durch einen am 23.09.1998 abgeschlossenen Proze&#223;vergleich, durch den sich der Beklagte zur Zahlung von 300.000,00 DM an Herrn Dr. S. verpflichtet hat, beendet worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 23.02.1999, auf das Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Klage, mit der die Kl&#228;ger den Beklagten auf Zahlung einer Vertragsstrafe von 500.000,00 DM nebst 4% Zinsen seit dem 16.01.1996 in Anspruch genommen haben, abgewiesen, weil die im Zusammenhang zu betrachtenden Klauseln unter 6 c) und d) der Vereinbarung vom 14.02.1995 als sittenwidrig i.S.d. &#167; 138 BGB zu bewerten seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung stellen die Kl&#228;ger das angefochtene Urteil zur &#220;berpr&#252;fung. Die vereinbarte Strafe wegen Vertragsuntreue d&#252;rfe unter den konkreten Umst&#228;nden nicht als sittenwidrig disqualifiziert werden. Schlie&#223;lich seien es die Kl&#228;ger gewesen, die in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. S. dem Beklagten die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet h&#228;tten, den Vertragsarztsitz als Nachfolger von Herrn Dr. J. zu erhalten und in die etablierte Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger einzusteigen. Angesichts der erheblichen Vorleistungen der Kl&#228;ger und ihres hohen Interesses, ihre Praxisgemeinschaft um einen Facharzt mit Vertragsarztsitz sowie mit der Qualifikation zur Erbringung und Abrechnung kernspintomographischer Leistungen zu erweitern, sei die Absicherung durch eine Vertragsstrafe nicht zu beanstanden. Der Beklagte werde auch durch die H&#246;he der vereinbarten Vertragsstrafe nicht unangemessen belastet, da er inzwischen mit seiner Einzelpraxis, in der er auch einen Kernspintomographen betreibt, einen h&#246;heren Umsatz habe als sie - die Kl&#228;ger - gemeinsam.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><ol class="absatzLinks"> <li>unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an sie DM 500.000,00 nebst 4% Zinsen seit dem 16.01.1996 zu zahlen,</li> <li>hilfsweise, den Kl&#228;gern die Befugnis einzur&#228;umen, gegen Sicherheitsleistung die Zwangsvollstreckung abzuwenden und f&#252;r die zu erbringende Sicherheitsleistung eine selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer im Bundesgebiet t&#228;tigen Gro&#223;bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstituts stellen zu k&#246;nnen.</li> </ol> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><ol class="absatzLinks"> <li>die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</li> <li>ihm zu gestatten, Sicherheit auch durch die B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Volksbank zu leisten.</li> </ol> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil. Der Versuch der Kl&#228;ger, eine Art "&#196;rztemonopol" im Zulassungsbezirk zu begr&#252;nden, versto&#223;e auch gegen &#167; 1 GWB. Bei einer Besprechung vom 02.09.1995 h&#228;tten die Kl&#228;ger seine K&#252;ndigung ausdr&#252;cklich akzeptiert, ohne sich die Geltendmachung einer Vertragsstrafe vorzubehalten. Damit sei die Beanspruchung einer "pauschalen Entsch&#228;digung" entsprechend &#167; 341 Abs.3 BGB verwirkt. Im &#252;brigen sei die H&#246;he der Vertragsstrafe auch 10-fach &#252;bersetzt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf die beigezogenen Akten des Rechtstreits Dr. S. ./. Dr. M. (10 O 409/96 LG Aachen = 13 U 8/97 OLG K&#246;ln), die Verhandlungsgegenstand waren, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die formell bedenkenfreie Berufung der Kl&#228;ger bleibt erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">22</span><ol class="absatzLinks"> <li>Beurteilt man - wie im angefochtenen Urteil geschehen - die Ziffern 6 c) und d) der Vereinbarung vom 14.02.1995 im Zusammenhang, dann kann kein Zweifel daran bestehen, da&#223; dies zur Nichtigkeit der darin enthaltenen Verpflichtungen des Beklagten f&#252;hrt, seinen Vertragsarztsitz in D. f&#252;r einen Nachfolger in der Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger freizugeben und keine vertrags&#228;rztliche radiologische T&#228;tigkeit im Zulassungsbezirk aufzunehmen. Die letztgenannte Unterlassungsverpflichtung ist</li> </ol> <span class="absatzRechts">23</span><ul class="absatzLinks"> <li>in zeitlicher Hinsicht, weil unbefristet,</li> <li>in r&#228;umlicher Hinsicht, weil den gesamten Zulassungsbezirk Aachen mit mehreren hundert Quadratkilometern Gr&#246;&#223;e umfassend,</li> <li>und in sachlicher Hinsicht, weil selbst bei einer K&#252;ndigung aus wichtigem Grunde Geltung beanspruchend,</li> </ul> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">derart unangemessen, da&#223; sie ohne die M&#246;glichkeit einer geltungserhaltenden Reduktion als sittenwidrig (&#167; 138 Abs.1 BGB) und damit nichtig anzusehen ist, wie die Berufungserwiderung in Erg&#228;nzung der Ausf&#252;hrungen des landgerichtlichen Urteils auf der Grundlage der angef&#252;hrten Kautelarrechtsprechung zutreffend aufzeigt (aus j&#252;ngster Zeit ferner OLG Stuttgart, OLGR 1998, 275 und - auch unter dem Gesichtspunkt des &#167; 1 GWB - OLGR 1999, 151).</p> <span class="absatzRechts">25</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Vereinbarung einer "pauschalen Entsch&#228;digung" in H&#246;he von 500.000 DM bezieht sich allerdings nur auf die Verpflichtung unter Ziffer 6 c) der Vereinbarung vom 14.02.1995 zur Freigabe des Vertragsarztsitzes, "damit dieser durch einen Nachfolger in der Gemeinschaftspraxis unmittelbar wieder besetzt werden kann".</li> </ol> <span class="absatzRechts">26</span><ol class="absatzLinks"> <li>Zun&#228;chst einmal stellt sich die Frage, ob es sich bei den f&#252;r den Fall der Zuwiderhandlung gegen diese Verpflichtung zu zahlenden 500.000 DM nicht um ein sog. Reu(e)geld (&#167; 359 BGB), hier als K&#252;ndigungsentsch&#228;digung, handelt. Darunter versteht man eine nicht geschuldete Verm&#246;gensleistung, die dem Vertragspartner ein einseitiges Loskommen vom Vertrag und den damit verbundenen Pflichten erm&#246;glichen und dem K&#252;ndigungsgegner einen Ausgleich f&#252;r die mit der vertraglich vorbehaltenen K&#252;ndigung verbundenen Nachteile schaffen soll. Die Zahlung der "pauschalen Entsch&#228;digung" ist hier indessen nicht Voraussetzung f&#252;r die Aus&#252;bung eines vorbehaltenen K&#252;ndigungsrechts, sondern soll den Anspruch der Kl&#228;ger auf Freigabe des Vertragsarztsitzes beim Ausscheiden des Beklagten aufgrund einer K&#252;ndigung, die gem&#228;&#223; Ziffer 6 a) nur aus wichtigem Grunde erfolgen durfte, sichern. Im &#252;brigen verf&#228;llt auch ein Reuegeld weder, wenn ein gesetzlicher K&#252;ndigungsgrund besteht, noch bei einverst&#228;ndlicher Vertragsbeendigung.</li> <li>Unabh&#228;ngig davon, ob man die vereinbarte Entsch&#228;digungszahlung - wie der Wortlaut nahelegt - als pauschalierten Schadensersatz oder - wof&#252;r die einschneidenden Wirkungen der &#252;bernommenen Freigabeverpflichtung und eine an Treu und Glauben orientierte Betrachtungsweise sprechen - als ggf. herabsetzbare Vertragsstrafe ansieht, h&#228;ngt die Wirksamkeit einer solchen Zahlungsverpflichtung davon ab, ob &#252;berhaupt eine Verpflichtung zur Freigabe des Vertragsarztsitzes wirksam vereinbart werden kann, wenn auch die umliegenden Planungsbereiche f&#252;r Neuzulassungen gesperrt sind, wie dies hier unstreitig der Fall war und ist. Das wird man nicht schlechthin verneinen k&#246;nnen.</li> <li>Die Zulassung eines Bewerbers als Vertragsarzt im &#252;berversorgten Gebiet setzt voraus, da&#223; er bereit ist, die ausgeschriebene Praxis als Nachfolger des bisherigen Vertragsarztes zu &#252;bernehmen bzw. in die Gemeinschaftspraxis, aus der der bisherige Vertragsarzt ausscheidet, einzutreten (&#167; 103 Abs.4 S.3, Abs.6 S.1 SGB V). Da die Vertragsarztzulassung indessen auch dann bestehen bleibt, wenn der Bewerber nach seiner Zulassung diese Absicht nicht verwirklicht, sondern sich anderweitig im Planungsbereich niederl&#228;&#223;t, besteht ein schutzw&#252;rdiges Interesse des oder der verbliebenen Gesellschafter(s), die Aufnahme der T&#228;tigkeit und den Verbleib des Bewerbers in der Gemeinschaftspraxis vertraglich abzusichern, und f&#252;r den Fall, da&#223; es zum Scheitern oder erst gar nicht zur Verwirklichung der "vorvertraglich" vereinbarten gesellschaftsvertraglichen Zusammenarbeit kommt, den Vertragsarztsitz f&#252;r die Gemeinschaftspraxis zu erhalten. Ein solcher "Bestandsschutz" l&#228;&#223;t sich durch zivilrechtliche Wettbewerbsverbote (in den von der Rechtsprechung zunehmend enger gezogenen Grenzen) nur unvollkommen erzielen (das OLG Stuttgart, OLGR 1999, 151, sieht allerdings nur diese M&#246;glichkeit und billigt deshalb hinsichtlich der vertrags&#228;rztlichen T&#228;tigkeit ein begrenztes nachvertragliches Wettbewerbsverbot sogar ohne besondere Vereinbarung als "vertragsimmanentes" Mittel des Bestandsschutzes zu).</li> <li>Es erscheint nicht von vornherein rechtlich unm&#246;glich oder unzul&#228;ssig, den vom verbleibenden Gemeinschafter auf einen solchen Vertragsarztsitz "vermittelten" Bewerber vertraglich zu verpflichten, bei seinem Ausscheiden den Vertragsarztsitz zugunsten der Gemeinschaftspraxis "freizugeben", um ihn dort mit einem Nachfolger zu besetzen.</li> </ol> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Zwar sind die Zulassung als Vertragsarzt und der dem zugelassenen Vertragsarzt zugewiesene Vertragsarztsitz unver&#228;u&#223;erliche Rechte, die als solche nicht &#252;bertragen werden k&#246;nnen. Eine "&#220;bertragung" des Vertragsarztsitzes kann daher nur durch einen Verzicht des Inhabers auf den Vertragsarztsitz und die Zuweisung dieses Vertragsarztsitzes an einen anderen Bewerber aufgrund einer Neuausschreibung erfolgen. Nach &#167; 103 Abs.4 S.1 SGB V hat die Kassen&#228;rztliche Vereinigung auf Antrag des Vertragsarztes diesen Vertragsarztsitz unverz&#252;glich auszuschreiben, wenn die Zulassung eines Vertragsarztes in einem Planungsbereich, f&#252;r den Zulassungsbeschr&#228;nkungen angeordnet sind, durch Verzicht endet. Diese Regelung gilt gem&#228;&#223; &#167; 103 Abs.6 S.1 SGB V entsprechend, wenn die Zulassung eines Vertragsarztes endet, der die Praxis bisher mit einem oder mehreren Vertrags&#228;rzten gemeinschaftlich ausge&#252;bt hat. Der/die verbleibende(n) Gesellschafter ist/sind daher berechtigt, den Antrag auf Neuausschreibung des Vertragsarztsitzes zu stellen, auf den der Ausscheidende verzichtet. In diesem Nachbesetzungsrecht kommt der wirtschaftliche Werterhalt der Gemeinschaftspraxis als gesetzlicher Schutzzweck zugunsten der verbliebenen Gemeinschafter ebenso zum Ausdruck wie in &#167; 103 Abs.6 S.2 SGB V, wonach die Interessen des oder der in der Praxis verbleibenden Vertrags&#228;rzte bei der Bewerberauswahl angemessen zu ber&#252;cksichtigen sind. Das Ziel der gesetzlichen Nachfolgeregelung in Abs.6, die Gemeinschaftspraxis fortzuf&#252;hren, kommt ferner in der Grundvoraussetzung des entsprechend anzuwendenden Abs.4 S.3 (Nachfolgeabsicht) zum Ausdruck und f&#252;hrt dazu, da&#223; auch das Ermessenskriterium "Eignung" in Satz 4 in dem Sinne zu verstehen ist, da&#223; das Eignungsprofil des Bewerbers mit dem Anforderungsprofil der Praxis m&#246;glichst deckungsgleich sein soll (LSG NRW, MedR 1999, 237, 240 und MedR 1999, 333, 338).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das LG Essen und das OLG Hamm (MedR 1998, 565) haben denn auch keine grunds&#228;tzlichen Bedenken gegen die Wirksamkeit einer vorvertraglichen Verpflichtung des Bewerbers erhoben, den zu einer (radiologischen) Gemeinschaftspraxis geh&#246;renden Vertragsarztsitz wieder zur Ausschreibung freizugeben, falls ein endg&#252;ltiger Vertrag nicht zustande kommen sollte (unklar Dahm, MedR 1998, 568 f., der meint, gesellschaftsrechtlich k&#246;nne der ausscheidende Gesellschafter nicht zur Abgabe einer Verzichtserkl&#228;rung gezwungen werden).</p> <span class="absatzRechts">29</span><ol class="absatzLinks"> <li>Hier liegen jedoch besondere Umst&#228;nde vor, die Veranlassung zu einer anderen Beurteilung geben:</li> <li>Schon der Zusammenschlu&#223; zwischen dem Nuklearmediziner Dr. S. und dem Radiologen Dr. J. zu einer Gemeinschaftspraxis diente lediglich dazu, den Kl&#228;gern und Herrn Dr. S. den Einflu&#223; auf die Neubesetzung des Vertragsarztsitzes von Herrn Dr. J. zu sichern. Nach Bestandskraft seiner Zulassung sollte der Beklagte hiernach seine T&#228;tigkeit in der Gemeinschaftspraxis mit Herrn Dr. S. sofort beenden, seinen Vertragsarztsitz in die Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger verlegen und in die Apparategemeinschaft (zur gemeinsamen Nutzung eines f&#252;r den Standort der Kl&#228;ger erstrebten Kernspintomographen) eintreten. Damit wird der gesetzgeberische Zweck der Nachfolgeregelung des &#167; 103 Abs.6 SGB V, eine bestehende Gemeinschaftspraxis in ihrem bisherigen Zuschnitt fortzuf&#252;hren, unterlaufen und die Absicht einer fortzusetzenden Gemeinschaftspraxis vorgespiegelt, die (sofern sie &#252;berhaupt je verwirklicht wurde) in Wirklichkeit nur dazu bestimmt war, alsbald aufgel&#246;st zu werden, um den Vertragsarztsitz der bisherigen Praxis Dr. J. f&#252;r die Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger zu vereinnahmen. Schon diese systematisch angelegte Manipulation zur Vereinnahmung eines anderweitigen Vertragsarztsitzes f&#252;r die Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger verbietet es, dem Interesse der Kl&#228;ger an einer Absicherung der "&#220;bertragung" dieses Vertragsarztsitzes eine besondere Schutzw&#252;rdigkeit beizumessen (siehe auch LSG NRW, MedR 1999, 240 und 338: "&#167; 103 Abs.4 SGB V bezweckt nicht, da&#223; Zulassungen zu einem Handelsgut verkommen, sondern will, da&#223; die konkrete Praxis fortgef&#252;hrt wird"). Von einem "Bestandsschutz" - wie bei einer Nachfolgeregelung f&#252;r einen zur Gemeinschaftspraxis geh&#246;renden Vertragsarztsitz - kann hier ohnehin keine Rede sein.</li> <li>Die Freigabeverpflichtung nach Ziffer 6 c) der Vereinbarung vom 14.02.1995 stellt bereits unabh&#228;ngig von der Unterlassungsverpflichtung nach Ziffer 6 d) jener Vereinbarung ein einschneidendes Wettbewerbsverbot dar. Mit dem Verzicht auf den Vertragsarztsitz zugunsten eines Nachfolgers in der Gemeinschaftspraxis der Kl&#228;ger w&#228;re dem Beklagten eine vertrags&#228;rztliche radiologische T&#228;tigkeit im gesperrten Planbereich allenfalls &#252;ber ein sp&#228;teres Auswahlverfahren m&#246;glich geworden, wenn in diesem Bereich ein weiterer Vertragsarztsitz seines Fachgebiets freigeworden w&#228;re. Die Dauer, f&#252;r die der Kl&#228;ger hierdurch an einem Wettbewerb mit den Kl&#228;gern als Vertragsarzt gehindert gewesen w&#228;re, h&#228;tte aller Wahrscheinlichkeit nach schon die engen zeitlichen Grenzen f&#252;r ein zul&#228;ssiges vertrags&#228;rztliches Wettbewerbsverbot &#252;berstiegen (so billigt z.B. das OLG Stuttgart, OLGR 1999, 151 bei einem Ausscheiden nach f&#252;nfeinhalb Monaten nur ein halbj&#228;hriges Wettbewerbsverbot zu). Das gilt hier um so mehr, als der Beklagte bis zu seiner K&#252;ndigung f&#252;r einen Zeitraum von allenfalls 4 Monaten nur stundenweise in der Praxis der Kl&#228;ger t&#228;tig war (im &#252;brigen versorgte er die Praxis W.stra&#223;e). Das Druckmittel der "pauschalen Entsch&#228;digung" - sei es nun bei einem Verst&#228;ndnis als pauschalierter Schadensersatz oder als immerhin herabsetzbare Vertragsstrafe - unterstreicht angesichts der vereinbarten H&#246;he von 500.000 DM die Unangemessenheit dieses Wettbewerbsverbotes. Insoweit sei darauf verwiesen, da&#223; nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des BGH (z.B. NJW 1968, 1717 und NJW-RR 1996, 741) ein den Verpflichteten &#252;berm&#228;&#223;ig beschr&#228;nkendes Wettbewerbsverbot auch darin liegen kann, da&#223; ihm schwer ertr&#228;gliche finanzielle Verpflichtungen auferlegt werden. Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung des Erfolgsrisikos einer gerichtlichen Herabsetzung der Vertragsstrafe.</li> <li>Der Senat hat den Beklagten im Urteil vom 23.07.1998 (13 U 8/97) dem Grunde nach f&#252;r verpflichtet erkl&#228;rt, Herrn Dr. S. den Verkehrswert der Praxis (bzw. des Praxisteils) W.stra&#223;e (ehemals Dr. J.) zu ersetzen. Er hat dabei ma&#223;geblich auf den wirtschaftlichen Zusammenhang von Praxiswert und Vertragsarztsitz abgestellt und hierzu unter anderem ausgef&#252;hrt:</li> </ol> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">"Die rechtliche Selbst&#228;ndigkeit der &#246;ffentlichrechtlichen Regelung von Nachfolgezulassungen in sog. gesperrten Gebieten (&#167; 103 Abs.4 bis 6 SGB V) einerseits und der privatrechtlichen Gestaltung dieser Nachfolgeregelung andererseits darf nicht den Blick daf&#252;r verstellen, da&#223; die Verwertungsm&#246;glichkeit einer Praxis in solchen wegen &#220;berversorgung mit Zulassungsbeschr&#228;nkungen belegten Gebieten von der &#220;bertragung des Vertragsarztsitzes auf den zur &#220;bernahme der Praxis - bei Gemeinschaftspraxen zum Eintritt in diese Gemeinschaftspraxis - bereiten Nachfolger abh&#228;ngt. Demgem&#228;&#223; verfolgen die in &#167; 103 Abs.4 SGB V getroffenen Regelungen denn auch prim&#228;r den Zweck, dem abgebenden Arzt, seinen Erben oder dem verbleibenden Praxispartner die wirtschaftliche Verkehrsf&#228;higkeit der Vertragsarztpraxis im gesperrten Bezirk zu erhalten. Der Nachfolger ist daher gehalten, nicht nur den Vertragsarztsitz, sondern auch die mit diesem verbundene Praxis (als eigentumsrechtlich gesch&#252;tzter Inbegriff der materiellen und immateriellen Werte des eingerichteten und ausge&#252;bten Betriebs) zu &#252;bernehmen. ....... Da die Wirksamkeit der &#220;bertragung des Vertragsarztsitzes aber nicht davon abh&#228;ngt, ob der eintrittswillige Arzt dann tats&#228;chlich die Nachfolge in den Gemeinschaftspraxisanteil antritt, geht der verbleibende Praxispartner ohne vorherige verbindliche Vereinbarung mit dem Nachfolger das Risiko ein, da&#223; der neu Zugelassene ohne vertragliches Entgelt Inhaber des Vertragsarztsitzes wird, eine eigene Praxis gr&#252;ndet und damit die Praxis des verbliebenen Praxispartners entwertet. Bei einer fach&#252;bergreifenden Gemeinschaftspraxis - wie hier - kann der verbliebene Praxispartner die &#220;berkapazit&#228;ten nicht einmal durch erh&#246;hten Arbeitseinsatz auffangen. Der f&#252;r den anderen (hier: radiologischen) Fachbereich vorgehaltene Ger&#228;tebestand hat dann nur noch einen Liquidationswert (Zerschlagungswert) und begr&#252;ndet wom&#246;glich noch hohen Entsorgungsaufwand (wie hier vom Beklagten geltend gemacht). Der immaterielle Wert des von dem ausgeschiedenen Partner betreuten Praxisteils geht verloren, weil es mangels weiteren Vertragsarztsitzes keinen Nachfolger hierf&#252;r gibt."</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Senat hat in jenem Urteil als weiter zu ber&#252;cksichtigende Besonderheit hervorgehoben, da&#223; der Beklagte seinen Vertragsarztsitz nach bestandskr&#228;ftiger Zulassung in die Praxis der Kl&#228;ger verlegen sollte, das wirtschaftliche Interesse von Herrn Dr. S. an der radiologischen Praxis W.stra&#223;e daher ma&#223;geblich in seinen vertraglichen Vereinbarungen vom 16.12.1994 mit den Kl&#228;gern begr&#252;ndet war. Hierzu wurde insbesondere auf die in den &#167;&#167; 5 und 6 der Kooperationsvereinbarung getroffenen Regelungen verwiesen. Danach haben die Kl&#228;ger Herrn Dr. S. n&#228;mlich die Erstattung s&#228;mtlicher Aufwendungen versprochen, die Herrn Dr. S. im Zusammenhang mit der Gemeinschaftspraxis / Dr. J. sowie durch die Aufnahme eines Nachfolgers in diese Gemeinschaftspraxis entstanden sind bzw. noch entstehen (insbesondere Kaufpreis f&#252;r die Praxis Dr. J. sowie Beratungskosten, aber auch die Kosten der Entsorgung und R&#228;umung der Praxis W.stra&#223;e). Voraussetzung hierf&#252;r war jedoch nach &#167; 7 unter anderem, da&#223; der Beklagte nach Bestandskraft seiner Zulassung seinen Vertragsarztsitz in die Praxis der Kl&#228;ger verlegte. Da es dazu nicht gekommen ist, sind die Kl&#228;ger insoweit auch nicht erstattungspflichtig geworden. Stattdessen hat der Beklagte nach Ma&#223;gabe des am 23.09.1998 im Rechtsstreit 10 O 409/96 LG Aachen abgeschlossenen Vergleichs seinerseits f&#252;r die &#220;bernahme der Praxis Dr. J. und damit wirtschaftlich gesehen auch f&#252;r den Vertragsarztsitz eine Zahlungsverpflichtung gegen&#252;ber Herrn Dr. S. in H&#246;he von 300.000,00 DM &#252;bernommen. Die zus&#228;tzliche Belastung mit einer an die Kl&#228;ger zu zahlenden pauschalen Entsch&#228;digung von 500.000,00 DM wegen Nichtfreigabe des Vertragsarztsitzes w&#252;rde den Beklagten daher unangemessen belasten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Erwartung der Kl&#228;ger, mit dem Beklagten und mit der Verlegung seines Vertragsarztsitzes in ihre Gemeinschaftspraxis die - damals erforderliche und vom sog. Gro&#223;ger&#228;teausschu&#223; vergebene - Standortgenehmigung f&#252;r einen Kernspintomographen zu bekommen, hat sich bereits vor dem Ausscheiden des Beklagten zerschlagen. In der Sitzung des Gro&#223;ger&#228;teausschusses vom 11.07.1995 wurde die Standortgenehmigung f&#252;r den Kernspintomographen an das Krankenhaus D.-L. vergeben. Die zwischen den Kl&#228;gern und Herrn Dr. S. vereinbarte Apparategemeinschaft f&#252;r den Betrieb und die Nutzung eines Kernspintomographen und der Beitritt des Beklagten zu diesem Apparategemeinschaftsvertrag war daher - abgesehen von einer Kooperationsm&#246;glichkeit mit dem Krankenhaustr&#228;ger - ohnehin zun&#228;chst nicht zu verwirklichen; das w&#228;re erst nach dem sp&#228;teren Wegfall des Genehmigungserfordernisses aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung (ab 01.07.1997) m&#246;glich gewesen.</li> <li>Nach alledem bleibt als Ergebnis festzuhalten, da&#223; die Freigabeklausel in Ziffer 6 c) der Vereinbarung vom 14.02.1995 auch bei isolierter Betrachtung - ohne Einbeziehung der Unterlassungsverpflichtung nach Ziffer 6 d) jener Vereinbarung - eine unter den vorliegenden Umst&#228;nden unangemessene, nicht durch schutzw&#252;rdige Interessen der Kl&#228;ger gedeckte Einschr&#228;nkung der Berufsaus&#252;bungsfreiheit des Beklagten darstellt und damit ebenfalls als sittenwidrig zu verwerfen ist. Nach &#167; 344 BGB erstreckt sich die Unwirksamkeit dieser Versprechens auch auf die f&#252;r den Fall der Nichterf&#252;llung getroffene Vertragsstrafevereinbarung.</li> </ol> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Ebensowenig kann die Zuwiderhandlung des Beklagten gegen die unwirksame Freigabeverpflichtung Grundlage f&#252;r einen pauschalierten Schadensersatz sein. Nach eigenen Angaben haben sich die Kl&#228;ger bei dem schon in den vorbereiteten Text der Vereinbarung aufgenommenen Zusatz: "Bei Zuwiderhandlung wird eine pauschale Entsch&#228;digung von 500.000 DM vereinbart" an &#167; 25 des von Prof. A. ausgearbeiteten Vertrages &#252;ber die Apparategemeinschaft orientiert (dort ist bei Vertragsbruch ein pauschalierter Schadensersatz in H&#246;he von 500.000 DM vorgesehen, es sei denn, der vertragstreue Vertragspartner k&#246;nne einen h&#246;heren Schaden beweisen). Das spricht daf&#252;r, da&#223; jedenfalls die Kl&#228;ger bei der Vereinbarung vom 14.02.1995 den Satz 2 der Ziffer 6 c) nicht als Vertragsstrafe, sondern als pauschalierten Schadensersatz gewollt haben. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; auch der Beklagte von einem solchen Verst&#228;ndnis ausgegangen ist oder ausgehen mu&#223;te, bestehen indessen nicht. Im Rahmen der Abw&#228;gung der Umst&#228;nde, die f&#252;r die Beurteilung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Verpflichtung zur Freigabe des Vertragsarztsitzes von Bedeutung sind, ist die der hier vorgenommenen Bewertung prim&#228;r zugrunde liegende Annahme einer Vertragsstrafevereinbarung f&#252;r die Kl&#228;ger g&#252;nstiger, weil dann immerhin die gesetzliche M&#246;glichkeit zur Herabsetzung nach &#167; 343 BGB verbleibt. Da die Freigabeverpflichtung hier jedoch aus den dargelegten Gr&#252;nden schon unabh&#228;ngig von der H&#246;he der Vertragsstrafe unwirksam ist, bleibt f&#252;r eine solche Herabsetzung durch gerichtliche Entscheidung kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">34</span><ol class="absatzLinks"> <li>Aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen erschlie&#223;t sich zugleich, da&#223; die Klauseln gem&#228;&#223; Ziffern 6 c) und d) der Vereinbarung vom 14.02.1995 vom Landgericht mit Recht als Einheit angesehen und beurteilt worden sind. In der Gesamtheit beider Klauseln dr&#252;ckt sich der Wille der Kl&#228;ger aus, nicht nur ihr vertrags&#228;rztliches Bet&#228;tigungsfeld um kernspintomographische Untersuchungen zu erweitern und zugleich den Wettbewerb durch einen Nachfolger auf den freiwerdenden Vertragsarztsitz auszuschlie&#223;en, sondern bei einem Ausscheiden des Beklagten auch dessen Konkurrenz weit &#252;ber einen allenfalls sch&#252;tzenswerten Einzugsbereich ihrer Gemeinschaftspraxis hinaus zu verhindern. Ob die Nichtigkeit der genannten Klauseln gem&#228;&#223; &#167; 139 BGB den gesamten Vorvertrag erfa&#223;t, der - anders als etwa der Apparategemeinschaftsvertrag vom 16.12.1994 in &#167; 30 Abs.2 - keine "salvatorische Klausel" enth&#228;lt, bedarf hier keiner Entscheidung.</li> <li>Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs.1, 108, 708 Nr.10, 711 ZPO.</li> </ol> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Streitwert der Berufung und Beschwer der Kl&#228;ger durch dieses Urteil: 500.000,00 DM.</p>
114,459
sg-dusseldorf-1999-09-22-s-25-ka-31998
{ "id": 835, "name": "Sozialgericht Düsseldorf", "slug": "sg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
S 25 KA 319/98
1999-09-22T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-01-18T16:07:05
Urteil
ECLI:DE:SGD:1999:0922.S25KA319.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Beteiligten ist streitig, ob der Kläger eine Zulassung als praktischer Arzt für den Bereich Umweltmedizin zur vertragsärztlichen Versorgung im Bezirk Neuss beanspruch kann.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat im Februar 1986 als Arzt approbiert. Seit Oktober 1995 führt er die Gebietsbezeichnung praktischer Arzt, seit April 1997 auch die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Seinen im April 1997 gestellten Antrag auf Zulassung im Rahmen des Sonderbedarfsverfahrens zur vertragsärztlichen Versorgung als praktischer Arzt mit der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin für die ausschließende Tätigkeit in der Umweltmedizin wurde vom Zulassungsausschuss für Ärzte Düsseldorf mit Beschluss aus der Sitzung vom 20.11.1997 abgelehnt. Zur Begründung wurde im wesentlichen ausgeführt, ein besonderer Versorgungsbedarf im Sinne von Ziffer 24 der Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe zur Feststellung von Überversorgung und Unterversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung (Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte) liege nicht vor. Im Hinblick auf die Anzahl der im Bereich der Kreisstelle Neuss niedergelassenen praktischen Ärzte sowie Ärzte für Allgemeinmedizin und zwei weiterer Ärzte, Herrn E und Herrn L, welche die Versorgung auch mit den als Sonderbedarf geltend gemachten Leistungen grundsätzlich sicherstellten, sei ein besonderer Versorgungsbedarf zu verneinen. Nach Informationen des Zulassungsausschusses seien zahlreiche weitere Ärzte, auch aus dem Kreis Neuss, zur Zeit in der Weiterbildung und kämen zusätzlich in Kürze für die Versorgung mit dem beantragten Sonderbedarf in Frage. Ferner stünden für diese hochspeziellen Leistungen auch Ärzte aus den benachbarten Regionen Düsseldorf und Mönchengladbach zur Verfügung. Es sei den Versicherten durchaus zumutbar, für diese hochspeziellen Leistungen auch etwas weitere Fahrtstrecken zurückzulegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kläger Widerspruch erhoben und geltend gemacht, nachprüfbare Zahlen im Bereich Neuss seien nicht genannt worden. Der Sonderbedarf ergebe sich schon aus der Umweltmedizin-Vereinbarung in Nordrhein vom 01.10.1995, wonach bestimmte Sonderleistungen nur durch Ärzte mit spezieller Qualifikation im Bereich der Umweltmedizin erbracht werden sollten. Weder in Neuss noch in Düsseldorf noch in Mönchengladbach seien ausreichend qualifizierte bzw. zahlenmäßig ausreichende Ärzte im Sinne der Umweltmedizin-Vereinbarung vorhanden. Der Beigeladene zu 6) hat im Widerspruchsverfahren dargelegt, dass 4 Ärzte aus Neuss, 6 Ärzte aus Mönchengladbach sowie 15 Ärzte aus Düsseldorf über die Genehmigung zur Teilnahme an der Umweltmedizin-Vereinbarung verfügten. Den Widerspruch des Klägers hat der Beklagte in seiner Sitzung vom 03.06.1998 zurückgewiesen. Zur Begründung wurde im wesentlichen ausgeführt, nach Abschnitt 5 Nr. 24b der Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte setze die Zulassung voraus, dass ein besonderer Versorgungsbedarf bestehe. Ferner müsse der Versorgungsbedarf dauerhaft erscheinen. Beide Voraussetzungen lägen nicht vor. Dass generell ein Versorgungsbedarf auf dem Gebiet der Umweltmedizin gegeben sei, stehe außer Frage. Die Umweltmedizin als Teilgebiet sei jedoch nach den Zuordnungsrichtlinien der Ärztekammer Nordrhein einer Reihe von Fachgebieten zugeordnet, neben der Allgemeinmedizin u. a. der inneren Medizin, der Gynäkologie, der Kinderheilkunde sowie dem Fachgeiet Haut- und Geschlechtskrankheiten. Für die Bedarfsbeurteilung sei aber grundsätzlich davon auszugehen, dass Ärzte mit Gebietsbezeichnungen nach ärztlichem Berufsrecht alle Leitungen ihres Gebietes erbringen dürften, auch wenn es sich um solche handele, die in ein Teilgebiet des Faches fielen. Für eine Sonderbedarfszulassung sei deshalb nur dann Raum, wenn die niedergelassenen Gebietsärzte tatsächlich keine umweltmedizinischen Leistungen erbrächten. Dies sei nach den unwidersprochen geblieben Darlegungen im angefochtenen Beschluss nicht der Fall. Der Kläger selbst leite nach seinen Erklärungen in der mündlichen Verhandlung den besonderen Versorgungsbedarf auch allein aus dem Bestehen der umweltmedizinischen Vereinbarung her. Ein etwaiger besonderer Versorgungsbedarf erscheine auch nicht als dauerhaft. Zum einen sei damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit niedergelassene Ärzte aus dem Planungsbereich die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Umweltmedizin-Vereinbarung schafften. Zum anderen seien die derzeit bestehenden Vereinbarungen zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und den Landessverbänden der Krankenkassen über qualitätssichernde und strukturverbessernde Maßnahmen auf dem Gebiet der Umweltmedizin durch Befristungen so gestaltet, dass sie zur Zeit keine Gewähr für eine dauerhafte Regelung auf dem Gebiet der Umweltmedizin böten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen dem Kläger am 18.06.1998 zugestellten Beschluss richtet sich die Klage vom 17. des Folgemonats. Zur Begründung führt er im Wesentlichen aus, der Beklagte stelle im angefochtenen Bescheid selbst fest, dass ein Versorgungsbedarf im umweltmedizinischen Bereich außer Frage stehe. Hieraus folge, dass der Beklagte den Kläger schon aufgrund dieser Feststellung zur vertragsärztlichen Versorgung habe zulassen müssen. Zumindest habe er aber prüfen müssen, wieviele Ärzte mit der Zusatzbezeichnung "Umweltmedizin" im maßgeblichen Planungsbezirk Neuss niedergelassen seien, um diesen Bedarf zu stillen. Für umweltmedizinische Leistungen sehe die Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Nordrhein eine eigenständige Zusatzbezeichnung vor. Zum Führen einer solchen Zusatzbezeichnung sei außer dem Kläger jedoch keiner der im maßgeblichen Planungsbezirk niedergelassenen Ärzte berechtigt. Ein Versorgungsbedarf in diesem Bereich sei auch dauerhaft, weil nicht absehbar sei, wann und wieviele Ärzte sich mit der Zusatzbezeichnung "Umweltmedizin" im Planungsbezirk niederlassen würden. Er selbst bekomme wöchentlich etwa zwei bis drei Anfragen von Patienten wegen umweltmedizinischen Leistungen, die er dann an niedergelassene Vertragsärzte verweisen müsse.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides des beklagten Berufungsausschusses vom 16.06.1998 –zugestellt am 18.06.1998- zu verurteilen, den Kläger als praktischen Arzt für den Bereich Umweltmedizin zur vertragsärztlichen Versorgung im Bezirk Neuss zuzulassen, hilfsweise den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheids vom 16.6.1998 zu verurteilen, den Antrag des Klägers auf Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung unter Berücksichtigung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat schriftlich beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hält den angefochtenen Beschluss für rechtmäßig und trägt vor, es sei rechtlich ohne Belang, dass im Planungsbereich Neuss bisher kein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin zugelassen sei. Ferner sei unzutreffend, dass umweltmedizinische Leistungen nur von denjenigen Ärzten erbracht werden könnten, die berechtigt seien, diese Zusatzbezeichnung zu führen. Der Versorgungsbedarf werde auch tatsächlich durch die niedergelassenen Ärzte sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladenen zu 3) sowie 6) bis 8) haben sich dem Antrag und Vortrag des Beklagten angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte sowie die Beigeladenen zu 1) bis 5) sind in der mündlichen Verhandlung nicht vertreten worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Beteiligten gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen sowie die den Kläger betreffende Verwaltungsakte des Beklagten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgründe:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Obwohl der Beklagte und die Beigeladenen zu 1) bis 5) in der mündlichen Verhandlung nicht vertreten worden sind, konnte das Gericht verhandeln und entscheiden. Denn sämtliche Beteiligte sind in der rechtzeitig und ordnungsgemäß zugestellten Terminsmitteilung auf diese Möglichkeit hingewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht erhobene Klage ist zulässig und im Sinne des Hilfsantrags auch begründet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Denn der angefochtene Bescheid des Beklagten ist nicht ausreichend begründet, so dass eine Neubescheidung erforderlich ist. Die vom Kläger begehrte Sonderbedarfszulassung setzt nach dem 5. Abschnitt Nr. 24b der Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte voraus, dass ein besonderer Versorgungsbedarf vorliegt, wie er durch den Inhalt des Schwerpunkts, einer fakultativen Weiterbildung oder einer besonderen Fachkunde für das Facharztgebiet nach der Weiterbildungsordnung beschrieben ist. Voraussetzung für eine Zulassung ist, dass die ärztlichen Tätigkeiten des qualifizierten Inhalts in dem betreffenden fachärztlichen Planungsbereich nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen und dass der Arzt die für den besonderen Versorgungsbedarf erforderlichen Qualifikationen durch die entsprechende Facharztbezeichnung sowie die besondere Arztbezeichnung der Qualifikation (Schwerpunkt, fakultative Weiterbildung, Fachkunde) nachweist. Hinsichtlich der Prüfung der Versorgungslage und der Ermittlung eines entsprechenden Bedarfs steht den Zulassungsgremien nach der ständigen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts ein gerichtlich nur eingeschränkt überprüfbarer Beurteilungsspielraum zu (vgl. z.B. BSG, Urteil vom 19.03.1997 -6 RKa 43/96-). Ob und inwieweit eine ausreichende ärztliche Versorgung der Versicherten durch die zugelassenen Vertragsärzte gewährleistet ist, könne auch die fachkundigen und ortsnahen Zulassungsinstanzen oft nur ungefähr einschätzen. Soweit sich die Entscheidungen der Zulassungsausschüssse im Rahmen der ungefähren Richtigkeit halten, sind sie deswegen als rechtmäßig anzusehen. Die gerichtliche Kontrolle beschränkt sich im Rahmen des den Zulassungsinstanzen zustehenden Beurteilungsspielraums darauf, ob der Verwaltungsentscheidung ein richtig und vollständig ermittelter Sachverhalt zugrunde liegt, ob die Verwaltung die durch Auslegung des unbestimmten Rechtsbegriffs gegebenen Grenzen eingehalten hat und ob sie ihre Subsumtionserwägungen so verdeutlich hat, dass im Rahmen des Möglichen die zutreffende Anwendung der Beurteilungsmaßstäbe erkennbar und nachvollziehbar ist. Untere Anlegung dieser Maßstäbe stellt sich der angefochtene Beschluss nicht als rechtmäßig dar. Konkrete Ausführungen des Beklagten zum Bedarf an umweltmedizinischen Leistungen im Planungsbereich Neuss fehlen. Dieser hat lediglich dargelegt, dass generell ein Versorgungsbedarf auf dem Gebiet der Umweltmedizin gegeben sei. Auf Seite 4 des angefochtenen Bescheides ist von einem "etwaigen besonderen Versorgungsbedarf" die Rede. Unstreitig ist der Kläger der einzige Arzt im Planungsbereich, der über die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin verfügt. Der Beklagte hat insoweit ersichtlich nicht geprüft, welche Ärzte im Planungsbereich Neuss eine vergleichbare Qualifikation aufweisen und ob diese im Planungsbereich umweltmedizinische Leistungen anbieten und erbringen. Zu Recht hat der Beklagte darauf hingewiesen, dass der besondere Versorgungsbedarf, dessen Voraussetzungen er noch zu prüfen haben wird, dauerhaft erscheinen muss. So bestimmt der 5. Abschnitt Nr. 24, letzter Absatz der Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte, dass die Sonderbedarfszulassung voraussetzt, dass der Versorgungsbedarf dauerhaft erscheint. Bei vorübergehendem Bedarf ist von der Möglichkeit der Ermächtigung Gebrauch zu machen. Der Beklagte hat insoweit ausgeführt, es sei damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit niedergeladene Ärzte aus dem Planungsbereich die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Umweltmedizin-Vereinbarung schaffen würden. Aufgrund welcher Fakten der Beklagte dies angenommen hat, ist nicht ersichtlich und daher nicht nachvollziehbar. Sofern der Beklagte ferner darauf hingewiesen hat, dass die derzeit bestehenden Vereinbarungen zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und den Landesverbänden der Krankenkassen über qualitätssichernde und strukturverbessernde Maßnahmen auf dem Gebiet der Umweltmedizin durch Befristungen so gestaltet seien, dass sie zur Zeit keine Gewähr für eine dauerhafte Reglung auf dem Gebiet der Umweltmedizin böten, ist darauf hinzuweisen, dass die sogenannte Umweltmedizin-Vereinbarung (mit Vergütungsregelungen) immerhin ab 01.10.1995 in Kraft ist und zunächst bis Ende Dezember 1999 verlängert wurde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wird deshalb über den Widerspruch des Klägers mit einer konkreteren und nachvollziehbaren Begründung zu entscheiden haben, wobei er zweckmäßigerweise in seine Überlegungen mit einbeziehen sollte, ob die Umweltmedizin-Vereinbarung für die Zeit ab 2000 weiterhin verlängert wird.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung aus § 193 Sozialgerichtsgesetz.</p>
114,460
lagk-1999-09-21-13-sa-59899
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 Sa 598/99
1999-09-21T00:00:00
2018-11-28T11:28:45
2019-02-12T08:36:05
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1999:0921.13SA598.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Die Parteien streiten um Verg&#252;tungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers f&#252;r die Schulsommerferien 1998.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"> Der am 12.03.1964 geborene Kl&#228;ger war in der Zeit vom 07.11.1996 bis zum 24.06.1998, dem letzten Tag vor den Schulsommerferien 1998, aufgrund zweier befristeter Arbeitsvertr&#228;ge im Schuldienst des beklagten Landes als Angestellter Besch&#228;ftigt. Der Kl&#228;ger vertrat eine im Erziehungsurlaub befindliche Lehrkraft. Er wurde an der Gesamtschule K eingesetzt und war in Verg&#252;tungsgruppe III BAT eingruppiert. Sein monatliches Einkommen betrug im Mai 1998 5.510,73&#160; DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"> Nachdem der Kl&#228;ger im Fr&#252;hjahr 1998 ein entsprechendes Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen hatte, erhielt er Ende Mai 1998 die Mitteilung, dass er mit Wirkung ab 10.08.1998, dem 1. Schultag nach den Sommerferien, unter Berufung in ein Beamtenverh&#228;ltnis auf Probe in den Schuldienst des beklagten Landes eingestellt werden solle. Seit dem 10.08.1999 ist der Kl&#228;ger dementsprechend als beamteter Lehrer an der Gesamtschule L t&#228;tig. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> Mit der vorliegenden, am 08.09.1998 beim Arbeitsgericht eingegangenen Klage verlangt der Kl&#228;ger Verg&#252;tung f&#252;r die Dauer der Sommerferien 1998, also f&#252;r die Zeit vom 25.06. bis 09.08.1998, berechnet auf der Grundlage der letzten f&#252;r ihn ma&#223;geblichen Angestelltenverg&#252;tung. Der Kl&#228;ger hat behauptet, er habe gro&#223;e Teile der Sommerferien damit verbracht, sich auf die Unterrichtssituation ab dem 10. August 1998 einzustellen. Auch habe er organisatorische Vorbereitungen f&#252;r eine Klassenfahrt getroffen, die f&#252;r ihn als verantwortlichen Klassenlehrer einer Klasse der Jahrgangsstufe 8 in der Zeit vom 21.09. bis 25.09.1998 bevorstand. Der Umstand, dass er in den Sommerferien 1998 nicht bezahlt worden sei, stelle eine Ungleichbehandlung gegen&#252;ber allen in einem Dauerbesch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis stehenden Lehrkr&#228;ften dar. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> das beklagte Land zu verurteilen, an ihn 8.212,74&#160;DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> brutto nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit aus dem</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> Nettobetrag zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> Das beklagte Land hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> Das beklagte Land hat darauf verwiesen, dass in dem Zeitraum, f&#252;r welchen der Kl&#228;ger eine Verg&#252;tung verlange, kein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden habe. Auch der Gleichbehandlungsgrundsatz sei nicht verletzt worden, da die Position des Kl&#228;gers nicht mit derjenigen der in einem Dauerbesch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis stehenden Lehrkr&#228;fte vergleichbar gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Mit Urteil vom 13.01.1999 hat das Arbeitsgericht die Klage abgewiesen. Auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde wird Bezug genommen. Das Urteil wurde dem Kl&#228;ger am 11. Mai 1999 zugestellt. Er hat hiergegen am 20. Mai 1999 Berufung einlegen und diese zugleich begr&#252;nden lassen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger ist weiterhin der Auffassung, dass sein Verg&#252;tungsanspruch aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz begr&#252;ndet sei. Er beruft sich hierf&#252;r auf eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Hamburg vom 29. Mai 1991 (25 a CA 31/91) und meint, auch die Grunds&#228;tze der Entscheidung des BAG Nr.&#160;9 zu &#167;&#160;1 KSchG 1969 Wartezeit vom 20.08.1998 spr&#228;chen f&#252;r seine Ansicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr, </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> unter Aufhebung des Urteils des Arbeitsgerichts K&#246;ln</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> vom 13.01.1999 (15 Ca 7396/98) das beklagte Land</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 8212,74 DM brutto nebst</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit aus dem Nettobetrag</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst ihren Anlagen und die Sitzungsprotokolle Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">I. Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das arbeitsgerichtliche Urteil vom 13.01.1999 ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;64 Abs.&#160;2 ArbGG statthaft. Die Berufung wurde auch fristgerecht im Sinne von &#167;&#160;66 Abs.&#160;1 S.&#160;1 ArbGG eingelegt und begr&#252;ndet. Die Berufung ist mithin zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">II. Die Berufung hat jedoch keinen Erfolg. Das Arbeitsgericht hat die Klage mit zutreffender Begr&#252;ndung zu Recht abgewiesen. Die in der Berufungsinstanz hiergegen vorgebrachten Angriffe sind nicht stichhaltig. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1. F&#252;r einen Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung einer arbeitsrechtlichen Verg&#252;tung f&#252;r die Zeit vom 25.06. bis 09.08.1998 fehlt es an einer Anspruchsgrundlage. Zwischen den Parteien bestand in dem fraglichen Zeitraum keinerlei arbeitsrechtliche Bindung. Das Angestelltenverh&#228;ltnis der Parteien hat mit Ablauf der letzten Vertragsbefristung am 24.06.1998 sein Ende gefunden. Es kann dahingestellt bleiben, ob der zum 24.06.1998 auslaufende letzte befristete Anstellungsvertrag des Kl&#228;gers von vorneherein rechtswirksam befristet war. H&#228;tte der Kl&#228;ger die Unwirksamkeit der Vertragsbefristung geltend machen wollen, h&#228;tte er innerhalb von drei Wochen nach dem vereinbarten Ende des befristeten Arbeitsvertrages Klage beim Arbeitsgericht auf eine entsprechende Feststellung erheben m&#252;ssen. Dies folgt aus &#167; 1 Abs.&#160;5 S.&#160;1 BeschFG. Diese Vorschrift ist auf alle Arten befristeter Arbeitsvertr&#228;ge anwendbar, nicht nur auf Befristungen nach &#167;&#160;1 Abs.&#160;1 u. Abs.&#160;2 BeschFG (BAG vom 20.01.1999, 7 AZR 715/97; LAG K&#246;ln vom 27.04.1999, 13 Sa 897/98; Erfurter Kommentar/M&#252;ller-Gl&#246;ge, &#167; 1 BeschFG Rz 69; Preis NJW 1996, 3374). Der Kl&#228;ger hat die Befristung seines Anstellungsvertrages zum 24.06.1998 nicht mit einer entsprechenden Feststellungsklage angegriffen. Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs.&#160;5 S.&#160;2 BeschFG i. V. m. &#167;&#160;7 KSchG gilt die Befristung zum 24.06.1998 somit als rechtswirksam. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2. Bestanden in dem hier streitigen Anspruchszeitraum keinerlei (arbeits-) rechtliche Bindungen zwischen den Parteien, so fehlt es nicht nur an einer unmittelbaren arbeitsvertraglichen Anspruchsgrundlage f&#252;r die streitigen Verg&#252;tungsanspr&#252;che, sondern es fehlt auch jeglicher Ansatzpunkt f&#252;r die Anwendbarkeit des arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes. Der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz befasst sich mit der Problematik, wann und unter welchen Voraussetzungen verschiedene Arbeitnehmer oder Arbeitnehmergruppen hinsichtlich bestimmter Rechtspositionen gleichgestellt werden m&#252;ssen und wann nicht. Er kann jedoch jemandem, der keinerlei arbeitsrechtlichen Bindungen unterliegt, nicht zu arbeitsrechtlichen Anspr&#252;chen verhelfen. Auch insoweit unterscheidet sich der vorliegende Fall von der Konstellation, die der vom Kl&#228;ger herangezogenen Entscheidung des Arbeitsgerichts Hamburg vom 29.05.1991 zugrunde lag. Das Arbeitsgericht Hamburg ist in dieser Entscheidung n&#228;mlich nicht nur von einer Verletzung des arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes ausgegangen, sondern zugleich auch von einer Unwirksamkeit einer arbeitsvertraglichen Befristungsabrede. Auch die Entscheidung des Arbeitsgerichts Hamburg, die im &#252;brigen lange vor Inkrafttreten des &#167;&#160;1 Abs.&#160;5 S.&#160;1 BeschFG ergangen ist, hat aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz somit keineswegs arbeitsrechtliche Verg&#252;tungsanspr&#252;che f&#252;r Zeitr&#228;ume hergeleitet, in denen zwischen den fraglichen Parteien keinerlei Arbeitsverh&#228;ltnis bestand. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3. Erst recht ist die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 20.08.1998 (AP Nr.&#160;9 zu &#167;&#160;1 KSchG 1969 Wartezeit) f&#252;r die vorliegende Fallproblematik nicht einschl&#228;gig. Das Bundesarbeitsgericht hatte sich lediglich mit der Frage der Berechnung der Wartezeit des &#167;&#160;1 Abs.&#160;1 KSchG zu befassen, nicht aber mit Verg&#252;tungsanspr&#252;chen, erst recht nicht mit solchen f&#252;r Zeitr&#228;ume, in denen kein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden hat. Aber selbst bei der Berechnung der Wartefrist ist das Bundesarbeitsgericht nicht etwa zu dem Ergebnis gelangt, dass die zwei befristete Anstellungsvertr&#228;ge unterbrechenden Sommerferien selbst in die Wartezeit mit einzurechnen seien, sondern hat lediglich angenommen ,dass die <b>vor</b> den Sommerferien zur&#252;ckgelegten Zeiten des fr&#252;heren Anstellungsvertrages mit den nach Ende der Sommerferien beginnenden Zeiten eines neuen Anstellungsvertrages zusammenzurechnen sind, weil trotz der Unterbrechung durch die schulischen Sommerferien ein enger sachlicher Zusammenhang zwischen den beiden befristeten Arbeitsverh&#228;ltnissen bestehe.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4. Ungeachtet der vorstehenden &#220;berlegungen ist dem Arbeitsgericht weiter auch darin beizupflichten, dass ein auf einer Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes fu&#223;ender Anspruch auch an den unterschiedlichen Charakteristika eines Arbeitsverh&#228;ltnisses einerseits, eines Beamtenverh&#228;ltnisses andererseits scheitern muss. Vorliegend geht es n&#228;mlich gerade nicht darum, dass zwei gleichartige, aufeinander folgende befristete Anstellungsvertr&#228;ge, die lediglich durch die Schulferien unterbrochen sind, aneinander gereiht worden w&#228;ren. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5. Schlie&#223;lich kann auch der Hinweis des Kl&#228;gers, dass er einen Teil seiner Sommerferien mit Vorbereitungen auf seine sp&#228;tere Beamtent&#228;tigkeit verbracht hat, keinen arbeitsrechtlichen Verg&#252;tungsanspruch f&#252;r die Dauer der Sommerferien begr&#252;nden. Der Kl&#228;ger befand sich in den Sommerferien 1998 insoweit in keiner anderen Lage wie jeder andere Berufsanf&#228;nger, der sich auf den Antritt einer neuen Stelle und die dort auf ihn zukommenden Anforderungen vorbereitet. Die gleichen Vorbereitungsarbeiten auf seine neue T&#228;tigkeit h&#228;tte anstelle des Kl&#228;gers auch jeder andere erfolgreiche Einstellungsbewerber leisten m&#252;ssen, der zuvor nicht bereits in einem Anstellungsverh&#228;ltnis zum beklagten Land gestanden h&#228;tte. Abgesehen davon ist auch nicht nachvollziehbar, wieso die Vorbereitungsarbeiten des Kl&#228;gers f&#252;r seine Beamtenstelle nachtr&#228;gliche Verg&#252;tungsanspr&#252;che aus dem vorangegangenen Arbeitsverh&#228;ltnis begr&#252;nden sollten, mit dem diese Vorbereitungsarbeiten auch inhaltlich nichts mehr zu tun hatten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">III. Die Kosten der erfolglosen Berufung fallen gem&#228;&#223; &#167;&#160;97 Abs.&#160;1 ZPO dem Kl&#228;ger zur Last. Die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Zulassung der Revision sind nicht gegeben. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b><u>R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g </u></b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> Gegen diese Entscheidung ist ein Rechtsmittel nicht gegeben. Auf den Rechtsbehelf der Nichtzulassungsbeschwerde gem&#228;&#223; &#167;&#160;72 a ArbGG wird hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(Dr. Czinczoll) (Wiedemann) (Wendtlandt)</p>
114,461
vg-koln-1999-09-21-14-k-609797
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
14 K 6097/97
1999-09-21T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-01-18T16:07:05
Urteil
ECLI:DE:VGK:1999:0921.14K6097.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kläger ist Eigentümer des Grundstückes S. -str. 0 in M. , das an die städtische Abfallbeseitigung angeschlossen und mit einem 240 l Restmüllbehälter sowie einem 240 l Wertstoffbehälter ausgestattet ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zog den Kläger mit Abgabenbescheid vom 20.1.1997 u.a. zu Abfallentsorgungsgebühren für das Jahr 1997 heran. Seiner Veranlagung legte er entsprechend § 4 Abs. 1 Ziffer 1 a) der Gebührensatzung -AbfGebS - vom 21.12.1993 in der Fassung der 3. Änderungssatzung vom 19.12.1996 zur Satzung über die Abfallentsorgung in der Stadt M. AbfEntsS - vom 7.12.1993 eine Jahresgebühr von 131,55 DM je Einwohner zugrunde. Bei Berücksichtigung von 6 im Hause des Klägers gemeldeten Personen ergab sich eine zu zahlende Gebühr von 789,30 DM. Wegen Eigenkompostierung waren davon 103,32 DM (6 x 17,22 DM) abzuziehen, so dass sich eine Abfallentsorgungsgebühr in Höhe von 685,98 DM er- gab.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger legte gegen den Bescheid mit Schreiben vom 3.7.1997 Widerspruch ein, den der Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 30.5.1997, zugestellt am 4.6.1997, zurückwies.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat am 4.7.1997 Klage erhoben. Zur Begründung trägt er vor, der Gebührenmaßstab sei nichtig, da er gegen § 9 Abs. 2 Satz 3 Abfallgesetz NW - LAbfG - vom 21.6.1988 in der Fassung vom 7.2.1995 verstoße. Der Beklagte habe gemäß § 11 Abs. 1 AbfEntsS als Gebührenmaßstab ein Mindestbehältervolumen von 30 l pro Person und pro 14 Tagen. Dieser Maßstab biete keinen Spielraum für eine Gebührenanpassung an die tatsächliche Inanspruchnahme von Entsorgungsleistungen. Eine Reduzierung des Jahressatzes von 131,55 DM pro Person um 17,22 DM pro Person bei Eigenkompostierern komme nur denjenigen Benutzern zugute, die die Möglichkeit zur Kompostierung von Grünabfällen hätten. Da über 70 % der Einwohner von M. in Mehrfamilienhäusern ohne Garten wohnten, hätten diese keine Möglichkeit, durch Eigenkompostierung einen Gebührenabschlag zu erhalten. Im übrigen biete der Gebührenmaßstab keinen Anreiz zur Müllvermeidung, da diejenigen, die weniger als das Mindestvolumen an Restmüll verursachten, daraus keinerlei finanziellen Nutzen ziehen könnten. Aller- dings sei das Restmüllmindestvolumen von 15 l pro Person und Woche relativ niedrig. Es könne jedoch noch unterschritten werden; dazu bestehe aber kein Anlass, da es keinerlei Vorteile bringe. Es reiche zur Verwirklichung der Anreizwirkung des Gebührenmaßstabes nicht aus, dass der Benutzer zur Einhaltung des Mindestvolumens dadurch gezwungen werde, dass er bei Überschreitung zu- sätzlich Restmüllsäcke kaufen oder Mehrwerte beantragen und zahlen müsse. Abgesehen davon sei nicht sicher, ob in M. wirklich außergewöhnlich viele zusätzliche Restmüllsäcke verkauft oder Mehrwerte zur Verfügung gestellt würden. Sowohl die Bezirksregierung als auch der Minister für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft stünden der Regelung des Beklagten äußerst kritisch gegenüber. Seiner, des Klägers Ansicht nach sei dem Erfordernis der Anreizwirkung des Gebührenmaßstabes nur dadurch Rechnung zu tragen, dass der Beklagte einen Antrag auf Reduzierung des Mindestvolumens bzw. die Möglichkeit einer vierwöchentlichen Abfuhr zulasse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Bescheid vom 20.1.1997 in der Fassung des Widerspruchs- bescheides vom 30.5.1997 hinsichtlich der Abfallgebühren aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. Zur Begründung führt er aus, der von ihm gewählte Gebührenmaßstab von 30 l/Person/14 Tage mit der Möglichkeit der Gebührenreduzierung bei Eigenkompostierung genüge den Anforderungen des § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG. Das Mindestrestmüllvolumen sei nämlich so gering, dass der Benutzer dadurch bereits in höchstem Maße zur Abfallvermeidung gezwungen werde. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass es in M. keine Biotonne gebe, die Bioabfälle also ,soweit sie nicht mit der Grünschnittabfuhr beseitigt oder auf den eigenen Grundstücken oder Fremdgrundstücken kompostiert werden könnten, mit dem Restmüll beseitigt werden müssten. Die Anreizwirkung zur Müllvermeidung ergebe sich aus der Tatsache, dass der Benutzer durch die Einhaltung des Mindestvolumens zusätzliche kostenpflichtige Restmüllsäcke oder Mehrwerte nicht benötige. Das sei zur Einhaltung der Vorgaben des § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG ausreichend. Es stehe im Ermessen des Rates, wie er die gesetzliche Forderung umsetze. Er müsse nicht die optimale sondern könne auch eine vertretbare Lösung wählen. Wie die Ratsvorlage zeige, habe der Rat unter mehreren Alternativen die nunmehr anzuwendende Lösungsmöglichkeit ausgewählt. Sie habe dazu geführt, dass die Stadt M. im Landes NW ein vergleichsweise geringes Restmüllaufkommen habe, weil die Wertstoffzentren, Schadstoffsammelstellen und die Eigenkompostierung optimal genutzt würden. Es erfordere mehr Verwaltungsaufwand und verursache mehr Kosten, wenn man das Mindestvolumen durch Einführung der vierwöchentlichen Leerung noch vermindere oder noch Reduzierungsanträge zulasse. Außerdem bestehe dann die Gefahr, dass der Restmüll "wild" entsorgt oder in die Behälter von Nachbarn eingefüllt werde. Das gelte es ebenfalls zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zum weiteren Sach- und Streitstand wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorgänge Bezug genommen. E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Klage ist unbegründet. Denn der Bescheid vom 20.1.1997 ist rechtmäßig und verletzt den Kläger nicht in seinen Rechten (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der Heranziehung des Klägers zu Abfallentsorgungsgebühren für das Jahr 1997 ist die Gebührensatzung zur Satzung über die Abfallentsorgung in der Stadt M. vom 22.12.1993 in der Fassung der 3. Änderungssatzung vom 16.12.1996 - GebS -, die am 1.1.1997 in Kraft trat, in Verbindung mit der Abfallentsorgungssatzung in der Stadt M. vom 29.11.1993 i.d.F. der 2. Änderungssatzung vom 11.12.1995 - AES 2 -, in Kraft ab 1.1.1996, geändert durch die 3. Änderungssatzung vom 27.5.1997 - AES 3 -, die am 24.9.1997 in Kraft trat. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen die formelle Wirksamkeit der Satzungen bestehen keine Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie sind auch materiell wirksam. Insbesondere ist die GebS nicht wegen eines Verstoßes gegen § 9 Abs. 2 Satz 3, 4 LAbfG vom 21.6.1988 i.d.F. vom 14.1.1992 (GVNW 32) unwirksam. Nach dieser Vorschrift sollen mit dem Gebührenmaßstab wirksame Anreize zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen geschaffen werden. Satzungsregelungen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, gelten längstens bis zum 31.12.1995.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der vom Beklagten vorgegebene Personenmaßstab erfüllt nach Auffassung der Kammer noch die Anforderungen des § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG, indem er eine gewisse sich auch gebührenmäßig auswirkende Anreizwirkung für Müllvermeidung und -verwertung entfaltet. Weitergehende Anforderungen sind dem Gesetz nicht zu entnehmen. Der Gesetzgeber hat zwar die Rechtsfolge eines Verstoßes gegen § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG, nämlich die Unwirksamkeit des Gebührenmaßstabs stringent geregelt, jedoch die Voraussetzungen für diese Rechtsfolge nicht näher präzisiert und die Einzelheiten der Ausgestaltung des Anreizgebotes den Gemeinden überlassen. Außerdem hat er die Geltung der Regelung nur für den Regelfall angeordnet. Das gesetzgeberische Ziel der Regelung ist es, durch die Ausgestaltung der Abfallgebühren die Durchsetzung der abfallrechtlichen Ziele der Vermeidung und der Verwertung von Abfällen durch das Gebührenrecht zu unterstützen. Dabei stand zwar zunächst bei dem Regierungsentwurf im Vordergrund die Vorstellung, dass die Gebührenausgestaltung bei ökologischem Abfallverhalten finanziell honoriert werden solle.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. LTDrs. 11/1121 S. 40 und dem folgend Dedy, Mögliche Auswirkungen des § 9 Abs. 2 LAbfG auf die gemeindlichen Abfallgebühren, StGr 93, 88, 96; Schwade, Das neue Landesabfallgesetz StGr 9236.40.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieses Ziel ist jedoch schon mit der Streichung des Verbots, Grundgebühren zu erheben, deutlich relativiert worden. Wenn die Grundgebühr unverzichtbares Gestaltungselement der Gebührenerhebung ist,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> vgl. Änderungsantrag LTDrs 11/2920 S. 2;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">wird angesichts der hohen Vorhaltekosten bei der Abfallentsorgung bei Erhebung der Grundgebühr der Spielraum, durch Verbrauchgebühren finanzielle Anreize zu geben, erheblich eingeschränkt. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zudem vermindert die Einordnung des Gebots der Anreizwirkung bei der Gebührenregelung die Wirkungsmöglichkeiten des Gebots erheblich. Zum einen erfaßt das Gebot nur die Regelungen hinsichtlich der Maßstäbe, zum anderen ist das Gebot ein gebührenrechtliches Gebot. Das bedeutet, dass die gebührenrechtliche Regelung sich immer nur an der organisatorischen Ausgestaltung der Entsor- gungseinrichtung orientieren kann. Hauptzweck der Regelung des gebührenrechtlichen Anreizgebots ist die Unterstützung der von den Entsorgungskörperschaften verfolgten abfallwirtschaftlichen Ziele der Abfallvermeidung und -verwertung und nicht der finanzielle Vorteil des Bürgers. Dies ist durch die Änderung des LAbfG im Jahre 1998 durch die Neuregelungen des § 9 Abs. 2 S.3 - 7 noch deutlicher geworden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bei dieser gesetzlichen Vorgabe reicht es nach Auffassung des Gerichts zur Verwirklichung der Anreizwirkung im Jahre 1997 jedenfalls aus, wenn die Gemeinde in ihrem Entsorgungssystem Möglichkeiten der Abfallvermeidung und -verwertung vorsieht und ein so geringes Behältervolumen satzungsmäßig und auch organisato- risch zur Verfügung stellt, dass die Benutzer der Einrichtung dadurch zwangsläufig zur Müllvermeidung und -verwertung angehalten werden, weil sie sonst Restmüll und Altstoff Mehrwerte und Abfallsäcke gegen zusätzliche Gebühren in Anspruch nehmen und bezahlen müssten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dies ist in M. der Fall. Der Beklagte legt nämlich bei der Heranziehung pro Einwohner bzw. Einwohnergleichwert gemäß § 11 Abs. 1 AES 2 für die Restmüllabfuhr ein Gefäßvolumen von 30 l pro Einwohner und 14 Tagen, d.h. 15 l pro Woche zu Grunde. Außerdem treten gemäß § 12 Abs. 1 AES 2 noch für die Abfuhr von Altpapier/Kartonagen 40 l pro Einwohner und Monat, d.h. 10 l pro Woche hinzu. Dieses Gefäßvolumen ist wie sich auch aus der redaktionellen Änderung der §§ 11 und 12 in der AES 3 ergibt, ein Mindestvolumen, das mit den nach § 10 Abs. 2 a) und b) AES 2 vorgegebenen Behältern zwingend pro Einwohner bzw. Einwohnergleichwert zur Verfügung gestellt wird. Damit diese Mindestmengen eingehalten werden können, wird daneben gemäß § 10 Abs. 2 d), e), f), g), h), i) AES 2 ein differenziertes Angebot zur Mülltrennung und -verwertung durch Altglascontainer, Sammelstellen für Grünabfälle, Behälter für Batterien, durch ein Schadstoffmobil und ein Wertstoffzentrum angeboten. Außerdem besteht eine Verpflichtung des angeschlossenen Benutzers gemäß § 3 Abs. 2 AES 2, Grünabfälle und Vegetabilien durch Eigenkompostierung zu verwerten, sofern dies möglich ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist ein Restmüllvolumen von 15 l/Einwohner und Woche unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Beklagte keine Biotonne zur Verfügung stellt, sondern nur die Beseitigung von Grünabfällen anbietet, ein relativ geringes Mindestvolumen; das gleiche gilt für das Altstoffvolumen von 10 l pro Einwohner und Woche. Das zeigt ein Vergleich mit zwölf anderen Städten im Lande (vgl. K 10 und 11 = BA 2 von 14 K 6097/97). Das dort pro 14 Tagen und pro Einwohner angebotene Restmüllvolumen liegt bei vier Städten (Bonn, Remscheid, Berg. Gladbach und Langenfeld) ebenso hoch wie bei M. , wobei es bei drei Städten (Bonn, Remscheid, Berg. Gladbach) zusätzlich eine Biotonne gibt. Selbst unter Berücksichtigung der bei diesen vier Städten möglichen Antragsreduzierung liegt bei drei Städten (Bonn, Remscheid, Berg. Gladbach) das reduzierte Restmüllvolumen unter Berücksichtigung der angebotenen Biotonne mindestens gleichauf mit den 30 l pro Einwohner und 14 Tagen in M. . Bei sechs Städten (Düsseldorf, Hagen, Köln, Wuppertal, Burscheid, Köln) liegt das Restmüllvolumen pro 14 Tage wesentlich höher als in M. . Hinzu treten bei drei Städten (Köln, Wuppertal, Remscheid) noch Biobehälter. Auch bei der dort möglichen Antragsreduzierung liegt das reduzierte Volumen unter Berücksichtigung der Biotonne noch über dem Restmüllvolumen in M. . Lediglich eine Stadt (Solingen) ohne Biotonne liegt unter dem Leverkusener Wert. Eine weitere Stadt mit Biotonne (Leichlingen) hat zwar ein geringeres Restmüllvolumen und ein noch geringeres Antragsvolumen. Unter Berücksichtigung der angebotenen Biotonne jedoch liegt auch da das Antragsvolumen höher als der M. Wert.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch die hohe Anzahl der 1997 zugekauften 11.799 Mehrwerte und 11.675 Restmüllsäcke (K 30 und K 31 = BA 3 zu 14 K 6097/97) lässt einen Rückschluss darauf zu, dass das Mindestvolumen relativ gering ist und generell dazu geeignet ist, den Benutzer zur Abfallvermeidung anzuregen, um sonst notwendige Zukäufe von Mehrwerten zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Soweit bei 1, 3, 5 etc. Einwohnern pro angeschlossenem Grundstück mehr Volumen als das vorgegebene Mindestvolumen zur Verfügung steht, weil der Beklagte zum einen keine 90 l Tonne anbietet und auch nicht die 60 l Tonne in Kombination mit der 120 l oder 240 l Tonne einsetzt, verstößt dies noch nicht gegen das gebührenrechtliche Anreizgebot; denn das Gebührenrecht kann nur Leistungen durch eine Gebühr erfassen, die tatsächlich erbracht wurden und nicht fiktiv erbrachte Leistungen abrechnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Abhängigkeit der gebührenrechtlichen Möglichkeiten von der Organisation der Entsorgungseinrichtung hat nicht zur Konsequenz, dass eine Verletzung des Anreizgebotes infolge der unzureichenden organisatorischen Umsetzung auch die gebührenrechtliche Regelung fehlerhaft macht. Diese Bedeutung kann dem Gebot des § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG nicht entnommen werden; denn die Unwirksamkeit bezieht sich wegen des insofern eindeutigen Wortlautes nur auf das Gebot, gebührenrechtliche Anreize zu schaffen. Eine andere Auslegung hätte zur Folge, dass unter Umständen für eine erbrachte gebührenpflichtige Leistung, keine Gebühr mehr erhoben werden könnte, weil eine rückwirkende Umorganisation nicht mehr möglich ist. Nach Ansicht der Kammer führen organisatorische Beschränkungen nicht zur Rechtswidrigkeit der Gebürensatzung. In diesen Fällen muss entweder der Benutzer im Rahmen des Anschluss- und Benutzungsrechts eine Änderung der Organisation erstreiten oder die abfallrechtliche Aufsichtsbehörde muss gemäß §§ 35 ff LAbfG eingreifen. Vorliegend kann dies jedoch offenbleiben; denn selbst wenn man diese Grenzen für die gebührenrechtliche Regelung nicht anerkennt, ist die Maßstabsregelung nicht rechtswidrig. Wenn das Organisationsermessen sachgerecht im Rahmen der abfallrechtlichen Bestimmungen ausgeübt wird, ist die vom Entsorgungsträger geschaffene Einrichtung maßgeblich für die Gebührengestaltung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die von der Stadt M. gewählte Organisation der Abfallentsorgung hält sich im Rahmen des Gebots des § 9 Abs. 2 S. 3 LabfG und das der Stadt M. in § 9 Abs. 2 S. 3 LabfG eingeräumte Ermessen ist bei der Gestaltung des Gebots fehlerfrei ausgeübt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bezogen auf die hier wesentliche Frage des Anreizgebotes ist das Ermessen sachgerecht ausgeübt, wenn die Gemeinde das Gebot der Anreizwirkung erkannt, das Gebot in bestimmten Regelungen berücksichtigt hat und diese Regelungen eine Anreizwirkung ausüben können. Außerdem müssen sachgerechte Gründe hinsichtlich des Abweichens von diesem Gebot vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen liegen bei der von der Stadt M. getroffene Regelung vor.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zunächst einmal hat der Rat der Stadt bei der Neuregelung im Jahre 1996 zwischen verschiedenen organisatorischen Modellen für die Durchsetzung des Anreizgebotes ausgewählt und sich für das jetzt gültige System entschieden. Ob ein anderes System effektiver ist, ist dabei nicht entscheidend; denn er hat ein System gewählt, dass wie oben ausgeführt durch die Mindestvolumenregelung und die übrigen Entsorgungsangebote Anreize zu Abfallvermeidung und -verwertung bietet und durch die Staffelung der Gebührensätze, die Mehrwerte und den Abschlag für Eigenkompostierung auch finanzielle Anreize eröffnet. Dem steht nicht entgegen, dass nach der Organisation der Abfallentsorgung den sog. Einpersonengrundstücken tatsächlich ein Volumen von 60 l/14 Tage, d.h. 30 l statt 15 l pro Woche zur Verfügung steht und ebenfalls bei den 3, 5, 7 etc. Personenhaushalten das angebotene Volumen die Mindestmenge übersteigt, so dass in diesen Fällen mehr oder weniger der Anreiz zur Müllvermeidung und die Notwendigkeit für den Zukauf von Mehrwerten verringert wird.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat jedoch diese Inkonsequenz in seinem System mit sachlichen Gründen gerechtfertigt. Zum einen ist bei der besonders auffälligen Abweichung bei den Einpersonengrundstücken zu beachten, dass bei ihnen der Anfall von Rest- und Biomüll höher als bei Einzelpersonenhaushalten in Mehrfamilienhäusern ohne Garten sein wird. Zudem besteht durch die Möglichkeit einer Tonnengemeinschaft auch hier ein Anstoß zur Abfallvermeidung. Zum anderen hat der Beklagte seine Organisation damit sachlich gerechtfertigt, dass der Ankauf der 90 l Tonne, da es eine Sonderanfertigung sein müsste, teuer sei. Entscheidender ist, dass er von einer weiteren Differenzierung des Behältervolumens und dem flexibleren Einsatz der 60 l Tonne in Kombination mit anderen Behältern absieht, weil dann ein stärkerer Veränderungsdienst notwendig würde. Denn es müssten regelmäßig bei Zu- oder Auszug von nur einer Person die Behälter ausgetauscht werden. Dies würde zu hohem Verwaltungsaufwand und einer damit verbundenen Kostensteigerung führen. Diese Erwägungen sind sachbezogen, auch wenn sie zu einer Abschwächung der Anreizwirkung führen; denn das Gesetz verlangt nicht, dass in jedem Detail die optimale Anreizwirkung gewählt wird.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die sich gemäß § 4 Abs. 3 GebS gebührenmindernd auswirkende Ei- genkompostierung bietet ebenfalls einen Anreiz zur Restmüllvermeidung, zumindest für diejenigen Benutzer, die einen Garten besitzen. Dass diese Möglichkeit nur von ca. 30 % der Bevölkerung genutzt werden kann, ist auf die teilweise großstädtische Bebauung zurückzuführen. Es ist gebührenrechtlich auch nicht zu beanstanden, dass es bisher keine flächendeckende Abfuhr des Biomülls, sondern nur eine Grünschnittabfuhr gibt. Denn insoweit bestehen erhebliche organisatorische Probleme, die zum damaligen Zeitpunkt auch vom Gesetzgeber noch nicht abschließend geregelt worden waren,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">vgl. zum Streit hinsichtlich einer flächendeckenden Kompostierung Schink, Auslastung für Abfallanlagen, StGr 1999, 16, 18.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dass letztlich das Entsorgungssystem der Stadt M. im landesweiten Vergleich bei der Restmüllvermeidung gut und bei der Verwertung von Altstoffen sehr gut abschneidet, zeigt dass die Organisation der Stadt sich in dem vom Abfallrecht vorgegeben Rahmen hält und die Organisationsentscheidungen nicht fehlerhaft sind. Sie wurden darüber hinaus auch von den abfallrechtlichen Aufsichtsbehörden, der Bezirksregierung und dem Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NW, als mit § 9 Abs. 2 Satz 3 LAbfG vereinbar bewertet. Auch gegen den Gebührensatz pro Einwohner bzw. Einwohnergleichwert in Höhe von 131,55 DM bestehen keine Bedenken. Der Beklagte war insbesondere berechtigt, Fremdkosten der AWL in Höhe von 312,81 DM/t im Müllheizkraftwerk M. entsorgten Abfalls in die Gebührenkalkulation einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gemäß § 6 Abs. 1 Satz 3, Abs. 2 Satz 1 KAG gehören zu den in eine Gebührenkalkulation einstellbaren Kosten auch "Entgelte für in Anspruch genommene Fremdleistungen". Fremdleistungen sind hierbei Leistungen, die eine dritte Person - sei es eine natürliche Person oder Personenmehrheit oder eine juristische Person - für die entsorgungspflichtige Körperschaft als eigentlichem Aufgabenträger der Abfallentsorgung erbringt. Dritte Person i.d.S. kann auch eine juristische Person des Privatrechts ein (z. B. GmbH), an der eine Gemeinde mit Mehrheit(51 % bis 99 %) beteiligt ist. Entscheidend ist, dass eine von der kommunalen Körperschaft jedenfalls rechtlich getrennte juristische Person gehandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Beschluss vom 19.3.1998 - 9 B 144/98 -, Urteile vom 1.7.1997 - 9 A 3556/96 -, StuG 1997, 356, und vom 30.9.1996 - 9 A 4047/93 - sowie Teilurteile vom 15.12.1994 - 9 A 2251/93 -, DVBl. 1995, 1147.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Entsorgungsträger darf nicht jeden von dem Fremdleister (hier AWL ) geforderten Preis unbesehen in seine Kostenkalkulation einstellen; er hat vielmehr zu prüfen, ob der geforderte Preis aufgrund der vertraglichen Vereinbarung gerechtfertigt ist. Es muss sich insbesondere um betriebsnotwendige Kosten han- deln, deren Bemessung nicht dem Äquivalenzprinzip widerspricht. Der Verbrennungspreis entspricht den Vorgaben des Entsorgungsvertrages zwischen der Stadt M. und der AWL (Abfallwirtschaftsgesellschaft M. ) vom 17.12.1991, geändert durch Verträge vom 27.10.1994 und vom 13.8.1997 (K 26: BA 4 und BA 6 - Ratsvorlage - zu 14 K 6097/97). Insbesondere war die AWL berechtigt, Selbstkostenpreise in Rechnung zu stellen. Das ergibt sich aus § 10 Abs. 3 des Entsorgungsvertrages, wonach die AWL verpflichtet ist, die Entgeltkalkulation entsprechend den jeweils geltenden preisrechtlichen Vorschriften vorzunehmen und zwar anhand der Verordnung PR 30/53 in der jeweils geltenden Fassung, der Leitsätze für die Preisermittlung aufgrund von Selbstkosten - LSP - (Anlage zur VO PR 30/53), der Verordnung PR Nr. 1/72 über die Preise für Bauleistungen bei öffentlichen oder mit öffentlichen Mitteln finanzierten Aufträgen vom 6.3.1972 - PÖB - und der Leitsätze für die Ermittlung von Preisen für Bauleistungen aufgrund von Selbstkosten - LSP - Bau - (Anlage zur PÖBV).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Entsorgungsvertrag der Stadt M. mit der AWL verstößt auch nicht gegen die zwingende Vorschrift des § 5 Abs. 1 der VO PR 30/53. Danach ist zwar nur ausnahmsweise und unter engen Voraussetzungen statt des Marktpreises nach § 4 die Vereinbarung von Selbstkostenpreisen erlaubt,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">vgl. Ebisch/Gottschalk, Preise und Preisprüfung bei öffentlichen Aufträgen 6. Auflage 1994 § 4 VO PR Nr. 30/53 Anm. 1, 2</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">und bei einem Verstoß gegen diese Bestimmungen gilt das Rechtsgeschäft mit dem zulässigen Preis als zustandegekommen,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">vgl. Ebisch/ Gottschalk, a.a.O. § 1 VO PR Nr. 30/53 Anm. 84, 85, 91. .</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da die AWL eine selbständige juristische Person des Privatrechts ist, sind auch grundsätzlich die preisrechtlichen Schutzbestimmungen des Preisrechts in vollem Umfange für die von ihr zu erbringenden Leistungen anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Daher könnte ein Verstoß gegen § 5 VO PR 30/53 in Betracht kommen; denn in den Jahren 1996 und 1997 hatten sich für die Abfallentsorgung Marktpreise gebildet, siehe auch die Wirtschaftsrechnung der AWL, in der diese selbst von Marktpreisen spricht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dies wurde u.a. möglich, weil das Prinzip der sogenannten ortsnahen Entsorgung gemäß § 10 Abs. 3 KrW/AbfG nicht im Inland galt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">vgl. David, Zur Umsetzung eines gemeinschaftsrechtlichen Grundsatzes, DÖV 1992, 697, 698 f.; Schink, Der neue Abfallbegriff und seine Folgen, Verwaltungsarchiv 1997 Bd. 88, 230, 250.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Außerdem bestanden in den Jahren 1996 und 1997 auch für diese Frage noch keine verbindlichen Abfallentsorgungspläne im Regierungsbezirk Köln,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">vgl. § 4 Ordnungsbehördliche Verordnung über den Abfallentsorgungsplan für den Reg. Bez. Köln vom 15.9.1997, ABl. RB Köln 1997 Heft 39, gültig ab 1.1.1998; die Frage der Zulässigkeit derartiger landesrechtlicher Regelungen kann hier dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dies bedeutet jedoch nicht, dass im Falle des Entsorgungsvertrages der Stadt M. mit der AWL Marktpreise bzw. Preise für gleichartige Leistungen nach § 4 Abs. 2 VO PR Nr. 30/35 anzuwenden sind; denn der Entsorgungsvertrag ist zu einer Zeit abgeschlossen worden, als es für die Abfallentsorgungsleistung noch keine Marktpreise oder Preise für vergleichbare Leistungen gab, so dass er wirksam zustande gekommen ist. Da gemäß § 11 Abs. 1 der Vertrag eine Geltungsdauer bis 2015 hat, die abhängig vom Fernwärmelieferungsvertrag mit der EVL ist, kann er ohne schwerwiegende Gründe nicht bereits nach sieben Jahren gekündigt und we- sentlich abgeändert werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der vereinbarte Selbstkostenpreis bleibt zunächst wirksam,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">vgl. Ebisch/Gottschalk, a.a.O § 1 VO PR Nr. 30/35 Anm. 93, 94.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Passus in § 10 Abs. 3 a.E.:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">"Sollte eine behördliche oder gerichtliche Preisüberprüfung ergeben, dass die geforderten Entsorgungsentgelte preisrechtlich unzulässig sind, so gelten die preisrechtlich zulässigen Entgelte als vereinbart,"</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">kann nicht als eine jederzeitige Preisanpassungsklausel verstanden werden, weil er sich nur auf eine für möglich gehaltene Anpassung an andere Selbstkostenpreise bezieht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Auch die Voraussetzungen für eine Vertragsanpassung wegen Wegfalls der Geschäftsgrundlage haben nicht zum Zeitpunkt der Gebührenkalkulation Ende 1996 vorgelegen, zumindest nicht mit der Sicherheit, dass die durch die Unterlassung der Anpassung entstandenen Kosten nicht mehr als betriebsnotwendige Kosten ange- sehen werden können. Ob es bei der Abfallentsorgung überhaupt einen Marktpreis geben kann ,ist nämlich umstritten,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Düsseldorf Urteil vom 3.3.1999 -16 K 6550/95 -.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Außerdem haben sich erst ab 1995/1996 mit dem Rückgang der gelieferten Abfallmengen und dem Bau weiterer Verbrennungsanlagen bei den Entsorgungsträgern allmählich freie, d.h. nicht durch Verträge vergebene und gebundene Kapazitäten entwickelt, die zu Marktpreisen führten. Eine Anpassung des Vertrages zwischen der Stadt M. und der AWL an diese Situation hätte nur dann von der AWL verlangt werden können, wenn diese Entwicklung schon als anhaltend und gesichert angesehen werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall unterscheidet sich insoweit erheblich von dem Sachverhalt, über den die Kammer durch Urteil vom 26.2.1999 - 14 K 6972/96 - entschieden hat, weil in dem früher entschiedenen Fall die mündlich getroffene Vereinbarung zwischen dem Betreiber der Verbrennungsanlage und der entsorgungspflichtigen Körperschaft keine vertragliche Regelung der Abrechnung nach Selbstkostenpreisen enthielt, sondern allgemein auf die preisrechtlichen Bestimmungen verwies.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Gegen die Gebührenkalkulation im übrigen bestehen ebenfalls keine Bedenken. Insbesondere ist die Berechnung des Verbrennungspreises nicht zu beanstanden. Sie entspricht der Vorkalkulation aufgrund des Wirtschaftsplanes 1997 der AWL. Den vorgelegten Unterlagen des Beklagten, insbesondere K 1: Ratsvorlage R 636/14.TA und Niederschrift des Ratsbeschlusses vom 16.12.1996 Anlage 5 = BA 2 zu 14 K 6204/97 ist zu entnehmen, dass der Beklagte den Vorgaben des OVG NW Urteils vom 30.9.1996 - 9 A 4046/93 - gefolgt ist. Allerdings hat er der kalkulatorischen Abschreibung einen Zugang Investitionen Anlagevermögen 1997 in Höhe von ca. 5.000.000 DM zugrundegelegt (vgl. Anlage 1 Blatt 10 der BA 2 zu 14 K 6204/97). Dieser Betrag entfällt indes größtenteils auf die Anfang 1997 in Betrieb genommene Rauchgasent- schwefelungsanlage und war insofern ansetzbar.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat insbesondere die Kosten des MHKW bei einer für 1997 angenommenen Vollauslastung von 210.000 Tonnen auf die Benutzer entsprechend den angelieferten Tonnen verteilt. Dabei hat er, wie Anlage 6 zum Erfolgsplan (K 28 a.a.O) zeigt, bestimmte von Direktanlieferern stammende Tonnagen höher gewichtet, weil ihm dadurch besondere Kosten durch Linzenzgebühren oder Maßnahmen zur Reduzierung der durch den Abfall hervorgerufenen höheren Heizwerte entstanden. Der Beklagte hat die Benutzer auch nicht mit sogenannten Leerkosten des MHKW, die bei mangelnder Auslastung trotzdem entstanden wären, belastet, weil es keinen Leerstand gegeben hat. Infolge eines Defektes konnten im MHKW allerdings ca. 8.000 Tonnen nicht verbrannt werden. Es wurden wie oben bereits ausgeführt keine freien Kapazitäten zu Dumpingpreisen auf Kosten der Gebührenschuldner verkauft.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Auch das MHKW M. selbst hat nach Darstellung des Beklagten im Termin vom 21.9.1999 bis auf einen Ausnahmefall von Direkt- und Fremdanlieferern keine Preise genommen, die niedriger als der Selbstkostenpreis von 312,81 DM waren (K 28: Anlage 6 zum Erfolgsplan 1997 = BA 3 und K 37: Prüfbericht Jahresabschluss 1997 Erläuterungsteil S. 32 = BA 9 zu 14 K 6097/97). In dem Ausnahmefall musste der BAV die Differenz zum Selbstkostenpreis zahlen, die die Firma U. nicht übernehmen wollte. Auch im übrigen sind keine erheblichen Fehler der Kalkulation erkennbar; denn hierbei ist zu berücksichtigen dass die Stadt M. aus früheren Gewinnen einen nennenswerten Betrag zur Minderung der Kosten aufgewandt hat, zu dessen Ansatz sie nicht verpflichtet war.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Rat der Stadt M. hat wie die Gebührenbedarfsbe-rechnung aufgrund der Vorkalkulation nach LSP (K 1 Anlage 5) zeigt, die Gesamtkosten Abfallentsorgung in Höhe von 33.042.930 DM nicht voll auf die Benutzer umgelegt, sondern davon einen im Jahre 1992 erwirtschafteten Gebührenüberschuss eingeschlossen Zinsen in Höhe von 6.850.000 DM abgezogen. Dadurch war es möglich, die Gebühr pro Einwohner bzw. Einwohnergleichwert und Jahr sowie die anderen Gebührensätze wie in der GebS geregelt zu vermindern. Zwar ergibt der Jahresabschluss 1997 bei einer von der Stadt M. 1997 tatsächlich angelieferten Verbrennungsmenge von 41.716,01 t einen Erstattungsanspruch der Stadt gegen die AWL in Höhe von 3.562.283,68 DM (K 35: Vorlage Nr. R 1048/14.TA vom 19.8.1998 = BA 7 zu 14 K 6097/97). Selbst unter Berücksichtigung dieses Erstattungsbetrages verbleiben noch ca. 3.287.716,40 DM, die der Beklagte aus Überschüssen des Jahres 1992 angesetzt hat, um den Gebührensatz von 131,55 DM zu halten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Außerdem ist die zulässige 3-prozentige Fehlermarge zu beachten. Die Gebühr für die Mehrwerte ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Sie liegt zu Recht deshalb unter der Gebühr für die Grundausstattung (zugeteiltes Gefäßvolumen, weil dadurch lediglich zusätzliche Kosten der Abfallbeseitigung abgedeckt werden sollen. So werden z.B. die Kosten der Schadstoffsammlung und Abfallberatung nur bei der Grundausstattung berücksichtigt, wohingegen z.B. die anteiligen Abfuhr- und Verbrennungskosten in die Mehrwertgebühr einfliessen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO. </p>
114,464
olgham-1999-09-21-27-u-7699
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27 U 76/99
1999-09-21T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-14T10:24:47
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0921.27U76.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 13. Februar 1979 geborene Klägerin, die seit dem 16. Januar 1998 Inhaberin einer Fahrerlaubnis ist, verlangt Schmerzensgeld (Vorstellung 9.500,00 DM) sowie die Feststellung materieller und immaterieller Ersatzpflicht aufgrund eines Verkehrsunfalles vom 14. Februar 1998 um 18.40 Uhr innerorts von E , als sie mit dem Pkw Opel Omega ihres Vaters A die L Straße in Fahrtrichtung E fuhr und in die Straße D nach links einbiegen wollte. Dazu ordnete sich die Klägerin mit dem Opel Omega zur Mittellinie ein und bremste bis zum Stillstand ab, um die bevorrechtigten Teilnehmer des Begegnungsverkehrs passieren zu lassen. Nachdem die Klägerin einige Fahrzeuge im Gegenverkehr passieren gelassen hatte, näherte sich sodann der Pkw VW Golf der Zeugin S , die die Geschwindigkeit ihres Fahrzeugs in streitigem Umfang verminderte und die "Lichthupe" betätigte. Nachdem die Klägerin unmittelbar vor dem Pkw der Zeugin S mit dem Abbiegevorgang begonnen hatte, stieß sie auf der Gegenfahrbahn mit dem Pkw der Zeugin S , die bei der Beklagten haftpflichtversichert ist, zusammen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat behauptet, daß die Zeugin S bei Annäherung an die Einmündung deutlich ihre Geschwindigkeit verlangsamt und zusätzlich zur "Lichthupe" mit der Hand Zeichen gegeben habe, so daß sich ein unzweideutiger Verzicht der Zeugin S auf ihr Vorfahrtsrecht ergeben habe. Als sie, die Klägerin, deshalb angefahren sei, habe die Zeugin S ihr Fahrzeug wieder beschleunigt und sei ungebremst in den Opel Omega gefahren. Die Klägerin hat behauptet, die Zeugin S habe damit nicht nur fahrlässig gehandelt, sondern den Zusammenprall bewußt und vorsätzlich im Rahmen eines von ihr unternommenen Suizidversuches herbeigeführt. Sie hat behauptet, über ein unstreitig erlittenes Schleudertrauma auch eine Kiefergelenksfraktur erlitten zu haben, die über 1 1/2 Jahre das Tragen einer Gebißführungsplatte erforderlich gemacht habe. Eine endgültige Ausheilung der Verletzung sei nicht sicher.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet, die Klägerin habe mit ihrem Fahrzeug ohne Blinkzeichen, jedoch mit eingeschaltetem Fernlicht an der Mittellinie gestanden, so daß die Zeugin S geblendet worden sei. Diese habe deshalb die Geschwindigkeit ihres Fahrzeugs geringfügig herabgesetzt und zur Warnung der Klägerin ihre Lichthupe betätigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klägerin angehört sowie die Zeuginnen E , H und W (Beifahrerinnen der Klägerin) sowie S uneidlich vernommen und dann die Klage aus im wesentlichen folgenden Gründen abgewiesen: Bereits das von der Klägerin persönlich geschilderte Verhalten der Zeugin S lasse nicht mit der erforderlichen Sicherheit auf einen Vorfahrtsverzicht schließen, da dieses auch dahin gedeutet werden könne, daß sie die Klägerin auf eine Blendung durch eingeschaltetes Fernlicht aufmerksam machen wollte. Im übrigen sei die Unfalldarstellung der Klägerin nicht erweislich. Die Klägerin habe auch nicht bewiesen, daß die Zeugin S den Verkehrsunfall vorsätzlich herbeigeführt habe. Der auf die Feststellung der Ersatzpflicht künftiger materieller Schäden gerichtete Antrag sei mangels Feststellungsinteresses unzulässig, weil die Klägerin nach ihren persönlichen Angaben materielle Schäden aus dem Führen der Gebißführungsplatte nicht erlitten habe. Im übrigen sei der Feststellungsantrag unbegründet, weil ein schuldhaftes Verhalten der Zeugin S nicht bewiesen sei. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung verfolgt die Klägerin ihre erstinstanzlichen Anträge weiter. Sie rügt die Beweiswürdigung des Landgerichts und steht auf dem Standpunkt, daß in dem als erwiesen anzusehenden zweimaligen Betätigen der "Lichthupe" und im Abbremsen praktisch bis zum Stillstand ein Verzicht auf das Vorrecht der Zeugin S liege. Nachdem die Zeugin S zusätzlich ein Handzeichen gegeben habe, habe sie, die Klägerin, sich durch Blickkontakt vergewissert, fahren zu dürfen. Sie, die Klägerin, habe darauf vertrauen dürfen, daß die Zeugin S ihr gezeigtes Fahrverhalten auch dahin meine, ihr das Vorrecht einzuräumen. Der auf materielle Zukunftsschäden bezogene Feststellungsantrag sei zulässig, weil neben Heilbehandlungskosten eine mit finanziellen Folgen verbundene Ausbildungsunterbrechung in Betracht komme. Auch sei die Erforderlichkeit einer zusätzlichen Operation noch nicht geklärt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verteidigt mit näheren Darlegungen das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten der Berufungserwiderung und des Vorbringens der Parteien im übrigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schriftsätze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Klägerin persönlich nach § 141 ZPO angehört. Wegen des Ergebnisses der Parteianhörung wird auf den Vermerk des Berichterstatters zur Senatssitzung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung der Klägerin ist unbegründet. Das Landgericht hat mit dem angefochtenen Urteil ihre Klage zu Recht abgewiesen, denn sie kann von dem Beklagten nach den §§ 7 StVG, 823, 847 BGB, 3 PflVG keinen Ersatz ihrer Schäden aus dem Verkehrsunfall vom 16. Januar 1998 verlangen. Ein schuldhafter Verstoß der Zeugin S gegen ihre Verkehrspflichten ist nicht gegeben; deshalb steht der Klägerin kein Anspruch auf Schmerzensgeld zu (I.); ihr eigenes schwerwiegendes Verschulden stellt die Klägerin auch hinsichtlich ihrer Feststellungsanträge klaglos (II.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ein schuldhafter Verstoß der Zeugin S gegen ihre Verhaltenspflichten im Straßenverkehr ist nicht erweislich, so daß ein Anspruch der Klägerin auf Schmerzensgeld nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da die Klägerin ihren bisherigen Vortrag, das Unfallgeschehen vom 16. Januar 1998 stelle einen Suizidversuch der Zeugin S dar, in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat fallengelassen hat, stand allein der Vorwurf fahrlässigen Verhaltens zur Entscheidung durch den Senat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen, daß die Klägerin grundsätzlich den Vorrang der Zeugin S zu beachten hatte (§ 9 Abs. 3 Satz 1 StVO), wäre ein dem Beklagten zurechenbares schuldhaftes Verhalten der Zeugin S dann in Betracht gekommen, wenn diese auf ihr Vorfahrtsrecht verzichtet hätte; in diesem Fall hätte sie deutlich der Klägerin zu verstehen geben müssen, wenn sie von dem ihr zustehenden Recht wieder Gebrauch machen wollte (§ 1 Abs. 2 StVO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit dem Landgericht ist der Senat jedoch der Auffassung, daß die Klägerin noch nicht einmal einen Sachverhalt behauptet hat, dem ein Vorfahrtsverzicht zu entnehmen ist. Nach ganz einhelliger Auffassung ist dieser nur dann anzunehmen, wenn der Berechtigte seinen Verzicht unmißverständlich anzeigt (BGH DAR 1960, 137, 139; KG VM 1980, 87; Jagusch/Hentschel § 8 StVO Rdn. 37), wobei im Interesse der Verkehrssicherheit strenge Anforderungen gestellt werden. Soweit die Klägerin bei ihrer ausführlichen persönlichen Anhörung vor dem Landgericht angegeben hat, daß die Zeugin S zweimal aufgeblendet, ihre Geschwindigkeit deutlich verlangsamt und mit beiden Händen Winkzeichen gegeben habe, so reicht dies zur Feststellung eines Vorfahrtsverzichts nicht aus. Denn nach der strengen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (vgl. BGH DAR 1960, 137, 139), die dem Erfordernis klarer und unmißverständlich zu beurteilender Vorfahrtsregelungen Rechnung trägt, kann selbst ein kurzes, oft auf Vorsicht beruhendes Anhalten des Bevorrechtigten nicht ohne weiteres als Verzicht gewertet werden. Die Abgabe von Leuchtzeichen durch Betätigung der "Lichthupe" hat nach § 16 Abs. 1 StVO allein die Funktion, andere Verkehrsteilnehmer zu warnen; Warnzeichen dürfen in aller Regel nicht als Zeichen der Verständigung gegeben werden (BGH NJW 1977, 1057). Zwar ist nicht zu übersehen, daß es sich im Verkehrsgeschehen vielfach eingebürgert hat, die Lichthupe gleichwohl als Verständigungsmittel einzusetzen. Wegen des gesetzlichen Zwecks von Leuchtzeichen kommt der Lichthupe jedoch nicht die erforderliche Eindeutigkeit zu. Auch den von der Klägerin dem Senat geschilderten Winkzeichen kann kein ausschlaggebendes Gewicht beigemessen werden, da diese nicht von der erforderlichen Unmißverständlichkeit waren. Nach der Art der von der Klägerin dem Senat demonstrierten Winkbewegung kann eine Verwechselung mit einem Hinweis auf eine als blendend empfundene Fahrzeugbeleuchtung nicht völlig ausgeschlossen werden. Im übrigen fällt auf, daß die Klägerin am Unfallort gegenüber den Polizeibeamten nicht von zusätzlichen Gesten oder Handzeichen gesprochen hat. Bei einer Gesamtwürdigung der von der Klägerin vorgetragenen Umstände ist die Bewertung, es habe zwischen der Vorfahrtsberechtigten und der Wartepflichtigen eine Verständigung stattgefunden, die irgendwelchen Zweifeln keinen Raum läßt, nicht gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Daran mag auch das Berufungsvorbringen der Klägerin nichts zu ändern, mit dem sie offenbar den Versuch unternommen hat, den strengen an einen Vorfahrsverzicht zu stellenden Voraussetzungen gerecht zu werden. So soll die Zeugin S nunmehr ihr Fahrzeug "fast bis zum Stillstand" abgebremst haben; die Lichthupe soll nun "mindestens" zweimal eingesetzt worden sein - in der Klageschrift war von einem einmaligen Lichthupen und bei der persönlichen Anhörung vor dem Landgericht von zweimaligem Lichtzeichengeben die Rede - und "natürlich" habe sie sich auch durch Blickkontakt mit der Zeugin S über den Vorfahrtsverzicht "vergewissert", hiervon war zuvor noch nie die Rede gewesen. Auf den letzten Gesichtspunkt ist die Klägerin bei ihrer persönlichen Anhörung vor dem Senat auch nicht mehr zurückgekommen. Angesichts der zum Unfallzeitpunkt herrschenden Dunkelheit ist es dem Senat auch nicht verständlich, wie die Klägerin hierzu verläßliche Beobachtungen gemacht haben will, es sei denn, es wäre das Fernlicht des von ihr geführten Opel Omega eingeschaltet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist ebenso wie das Landgericht der Überzeugung, daß jedenfalls die Schilderung der Klägerin nicht erweislich ist. Die Zeuginnen E , H und W (allesamt ihre Beifahrerinnen) haben weder die Winkzeichen der Zeugin S noch den Blickkontakt zwischen der Klägerin und dieser bestätigt. Zwar ist bei letzterem zu berücksichtigen, daß ein Blickkontakt des Fahrzeugführers mit anderen Verkehrsteilnehmern von Beifahrern vielfach nicht wahrgenommen wird; auffällig bleibt jedoch, daß die Beifahrerinnen - die sonst jede Einzelheit wahrgenommen haben wollen - die behaupteten Winkbewegungen mit beiden Händen nicht gesehen haben. Da eine Vergewisserung per Blickkontakt nach der Senatsverhandlung nicht zugrunde gelegt werden kann, bleiben danach allein das Verlangsamen der Geschwindigkeit und das Lichtzeichen geben als Anknüpfungspunkte für einen Vorfahrtsverzicht. Angesichts der Vielzahl der Motive für ein solches Verhalten gerade bei Dunkelheit kann dieses bei der erforderlichen objektiven Betrachtung nicht als Vorfahrtsverzicht verstanden werden, weil dann die unumgängliche Klarheit der Vorfahrtsberechtigung gefährdet wäre.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Zeugin S kann auch nicht als schuldhaftes Fehlverhalten zur Last gelegt werden, daß sie durch das Verlangsamen ihres Fahrzeugs und das Lichtzeichengeben eine unklare Verkehrssituation geschaffen hätte, so daß sie auf das Verhalten der Klägerin, die durch sie irritiert sein konnte, Obacht hätte geben müssen (§ 1 Abs. 2 StVO). Denn dies hätte die Feststellung vorausgesetzt, daß die Zeugin S durch ihr Verhalten einen Vertrauenstatbestand zugunsten der Klägerin gesetzt hätte. Dies wäre jedoch nur dann in Betracht zu ziehen gewesen, wenn es feststellbar wäre, daß die Zeugin S zu einem Lichtzeichengeben von vornherein keinen anderen Grund gehabt hatte und wenn Feststellungen zu ihrem konkreten Fahrverhalten möglich wären. Beides ist hier jedoch nicht gegeben:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">So konnten die Zeuginnen E , H und W keine Angaben dazu machen, ob die Klägerin nicht irrtümlich das Fernlicht des von ihr geführten Fahrzeugs eingeschaltet hatte, so wie es die Zeugin S begründet hat. Der Senat hatte zu berücksichtigen, daß das Einschalten des Fernlichts nicht bereits einige Zeit vor der Kollision erfolgt sein müßte, sondern der damals 18-jährigen Klägerin, die weniger als einen Monat Fahrerlaubnisinhaberin war und das Fahrzeug ihres Vaters lenkte, beim Betätigen des linken Blinkers im Einmündungsbereich unterlaufen sein könnte. Angesichts dieser Umstände vermag sich der Senat ebenso wie das Landgericht in seiner überzeugend begründeten Entscheidung nicht über die Aussage der Zeugin S hinwegzusetzen, die bekundet hat, sich durch das Licht des von der Klägerin geführten Fahrzeugs geblendet gefühlt zu haben. Daß sich die Klägerin in der Berufungsbegründung zum Beweis der Behauptung, nicht mit Fernlicht gefahren zu sein, auf das Zeugnis ihrer Beifahrerinnen beruft, gab zu deren erneuter Vernehmung keinen Anlaß, weil diese hierzu bereits erstinstanzlich vernommen und neue Erkenntnismöglichkeiten nicht dargetan worden sind. Die Senatsverhandlung hat ergeben, daß die Klägerin dies nunmehr ebenfalls so sieht. Auch der unter Sachverständigenbeweis gestellten Behauptung der Klägerin, wegen der Linksabbiegeposition des Fahrzeugs sei eine Blendung der Zeugin S ausgeschlossen gewesen, ist nicht weiter nachzugehen, weil die genaue Stellung der Fahrzeuge auch nicht annäherungsweise bekannt ist und ebensowenig verläßlich dokumentiert wurde. Feststellungen zum Fahrverhalten der Zeugin S können ebenfalls nicht getroffen werden, weil es hierfür an objektiven Anknüpfungspunkten fehlt. Die Klägerin hatte erstinstanzlich insoweit lediglich von einer Verlangsamung gesprochen; zweitinstanzlich soll der VW Golf fast bis zum Stillstand gekommen sein. In welcher Entfernung zum späteren Kollisionsort dies geschehen sein soll, wird nicht näher mitgeteilt. Die Angabe der Klägerin vor dem Senat, vor der Kollision hätten die Fahrzeuge nahezu direkt voreinander gestanden, ist zu vage, um eine sachverständige Begutachtung zu ermöglichen, was der Senat als Fachsenat selbst beurteilen kann. Auch zur Frage der erneuten Beschleunigung des VW Golfs fehlt es an brauchbaren Angaben. Die Klägerin will diese am Aufheulen des Golf-Motors erkannt haben, hat jedoch erst dann gebremst, als ihre Beifahrerin sie auf das Beschleunigen des Golfs aufmerksam machte, was darauf schließen läßt, daß die Klägerin selbst den Golf offenbar nicht weiter beobachtet hat. Von einem Aufheulen des Motors hat sonst keine Insassin des Opel Omega etwas bekundet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mangels erweislichen Verschuldens der Zeugin S scheidet deshalb ein auf die §§ 823, 847 BGB gestützter Schmerzensgeldanspruch der Klägerin aus.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch die Feststellungsanträge der Klägerin hat das Landgericht zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwar wäre angesichts der offenbar noch nicht abgeschlossenen Behandlung der Klägerin das erforderliche Feststellungsinteresse nach § 256 ZPO hinsichtlich künftiger materieller Schäden zu bejahen gewesen, falls der Kieferbruch - wie die Klägerin behauptet - auf dem Unfall beruht, weil die Klägerin dann materielle unfallbedingte Schäden in Gestalt weiterer Heilbehandlungskosten mit Eigenanteilen erleiden kann.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl hat das Landgericht den Feststellungsanspruch bezüglich künftiger materieller Schäden im Ergebnis zu Recht abgewiesen, weil der Feststellungsanspruch unbegründet ist. Zwar kann nach Auffassung des Senates für die Zeugin S der Unabwendbarkeitsnachweis nach § 7 Abs. 2 StVG nicht als geführt angesehen werden. Ein "Idealfahrer" hätte von seinem überlegenen Standpunkt in seine Erwägungen einbezogen, daß ein Wartepflichtiger ein Verlangsamen des Vorfahrtsberechtigten bei gleichzeitiger Betätigung der Lichthupe falsch verstehen könnte und deshalb größte Vorsicht bei der Weiterfahrt an den Tag gelegt. Daß die Zeugin S diese äußerste mögliche Sorgfalt hat walten lassen, ist nicht erweislich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Allerdings führt die Abwägung der Verursachungsbeiträge nach § 17 Abs. 1 StVG dazu, daß der Haftungsanteil der Zeugin S zurücktritt. Der Unfall beruht so sehr auf der Vorfahrtsverletzung seitens der Klägerin, daß es gerechtfertigt ist, sie ihren Schaden selbst tragen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Entgegen der von der Klägerin in der Senatsverhandlung vertretenen Auffassung spielt der von ihr behauptete Umstand, daß die Zeugin S an einer psychischen Erkrankung leidet, bei der Abwägung nach § 17 StVG keine Rolle. Denn eine solche etwaige Erkankung hat sich im Verkehrsgeschehen nicht erweislich objektiviert niedergeschlagen. Der Schluß von einer psychischen Störung auf ein auffälliges Verhalten im Straßenverkehr, wie ihn die Klägerin vor dem Sent gezogen hat, ist nicht gerechtfertigt. Ebenso ohne Bedeutung für die Abwägung der Verursachungsanteile ist der Umstand, daß die Zeugin S eine mit Beruhigungsmitteln angereicherte Fruchtsaftflasche am Unfalltag mitgeführt hat, zumal die Klägerin selbst nicht behauptet, daß die Zeugin S vor der Kollision unter dem Einfluß eines Beruhigungsmittels, zu dessen Art ebenfalls nichts näheres vorgetragen ist, gestanden hätte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat es beim Linksabbiegen an der erforderlichen Beachtung des Gegenverkehrs mangeln lassen. Ihre Wartepflichtverletzung gegenüber der Zeugin S wiegt auch subjektiv schwer, weil sie sich ohne zureichenden Anhaltspunkt im Verhalten der Zeugin S zum Abbiegen entschlossen hat. Angesichts ihres schwerwiegenden Verschuldens besteht kein Anlaß, von dem Grundsatz, daß der Linksabbieger im allgemeinen den gesamten Schaden zu tragen hat, auch wenn sich der Zusammenstoß für den Gegenverkehr nicht als unabwendbares Ereignis darstellt (vgl. Geigel/Haag Kap. 27 Rz. 85) abzuweichen. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsanspruch bezüglich künftiger immaterieller Schäden ist ebenfalls unbegründet, denn der Beklagte hat mangels Verschuldens der Zeugin S - wie ausgeführt - für immaterielle Schäden der Klägerin nicht einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kosten ihres erfolglosen Rechtsmittels hat die Klägerin nach § 97 Abs. 1 ZPO zu tragen. Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit folgt aus den §§ 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die Beschwer der Klägerin überschreitet nicht 60.000,00 DM.</p>
114,466
olgk-1999-09-21-hes-16599-203-
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
HEs 165/99 - 203 -
1999-09-21T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:05
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0921.HES165.99.203.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem seit dem Jahre 1996 anh&#228;ngigen Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft Aachen unter dem 21. Dezember 1998 Anklage erhoben. Gegenstand der Anklageschrift sind drei&#223;ig F&#228;lle des Betruges und vierzehn F&#228;lle des gef&#228;hrlichen Eingriffs in den Stra&#223;enverkehr, in zwei F&#228;llen in Tateinheit mit gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung; der Angeklagte soll zwischen Juli 1991 und Juli 1996 absichtlich Verkehrsunf&#228;lle provoziert haben, um Anspr&#252;che gegen die Versicherungsgesellschaften der Unfallgegner durchzusetzen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zugleich mit der Anklageerhebung hat die Staatsanwaltschaft beantragt, gegen den bis dahin auf freiem Fu&#223; befindlichen Angeklagten Haftbefehl zu erlassen; dies u. a. mit der Begr&#252;ndung, dieser werde nunmehr erstmalig mit dem Beweisergebnis des Ermittlungsverfahrens konfrontiert. Die zun&#228;chst mit dieser Sache befasste 1. gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Aachen (61 KLs 31/98) hat entsprechend diesem Antrag am 14. Januar 1999 Haftbefehl, gest&#252;tzt auf den Haftgrund der Fluchtgefahr, erlassen. Der Angeklagte ist am 10. M&#228;rz 1998 festgenommen worden und befindet sich seit dieser Zeit in dieser Sache ununterbrochen in Untersuchungshaft. Nach der Verk&#252;ndung des Haftbefehls ist die Anklageschrift am 12. M&#228;rz 1999 mit einer Erkl&#228;rungsfrist von einer Woche zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem 28. Juni 1999 hat der Vorsitzende der 1. gro&#223;en Strafkammer angezeigt, dass eine Terminierung derzeit nicht m&#246;glich sei, da von Ende Juli 1999 bis voraussichtlich mindestens Januar 2000 vor dieser Strafkammer eine anderweitige Umfangssache verhandelt werde. Die Sache ist durch Beschluss des Pr&#228;sidiums des Landgerichts Aachen vom 28. Juli 1999 auf die 3. gro&#223;e Strafkammer dieses Gerichts &#252;bertragen worden. Diese hat mit Beschluss vom 16. August 1999 (63 KLs 7/99) das Hauptverfahren er&#246;ffnet. Beginn der Hauptverhandlung ist nunmehr auf den 22. Oktober 1999 bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Akten sind dem Senat zur Entscheidung &#252;ber eine Fortdauer der Untersuchungshaft nach &#167;&#167; 121, 122 StPO vorgelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag auf Haftfortdauer kann nicht entsprochen werden. Der Haftbefehl ist aufzuheben (&#167; 121 Abs. 2 StPO), weil die Voraussetzungen f&#252;r eine Fortdauer der Untersuchungshaft &#252;ber sechs Monate hinaus nach &#167; 121 Abs. 1 StPO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist allerdings der ihm zur Last gelegten Taten aufgrund der in der Anklageschrift vom 21. Dezember 1998 im Einzelnen aufgef&#252;hrten Beweismittel dringend verd&#228;chtig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zum Haftgrund der Fluchtgefahr (&#167; 112 Abs. 2 Nr. 2 StPO) erscheint jedoch schon die Begr&#252;ndung in dem Haftbefehl vom 14. Januar 1999 nicht bedenkenfrei. Die Strafkammer geht selbst davon aus, dass keine Anzeichen daf&#252;r bestehen, dass der Angeklagte im Verlauf des Ermittlungsverfahrens versucht hat, sich diesem zu entziehen. Richtig ist zwar sodann, dass der Angeklagte nach Anklageerhebung erstmals "konkret" mit dem Beweisergebnis und mit der Vielzahl und Schwere der Tatvorw&#252;rfe konfrontiert wird; damit musste er jedoch - wenn er die ihm vorgeworfenen Taten wie in dem angeklagten Umfang tats&#228;chlich begangen hat - ohnehin rechnen. Soweit die Strafkammer in dem Haftpr&#252;fungstermin vom 11. Mai 1999 zur Begr&#252;ndung der Fluchtgefahr auch darauf abgestellt hat, der Angeklagte verkrafte die Haftsituation nicht, kann eine Auseinandersetzung hiermit - der Senat verf&#252;gt nicht &#252;ber den pers&#246;nlichen Eindruck von dem Angeklagten, den die Mitglieder der Strafkammer gewonnen haben - ebenso dahinstehen wie mit der Frage des Gesundheitszustandes und der Haftf&#228;higkeit des Angeklagten. Der Haftbefehl muss n&#228;mlich jedenfalls aus den Gr&#252;nden nachstehend zu 2. aufgehoben werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Untersuchungshaft darf nach &#167; 121 Abs. 1 StPO &#252;ber sechs Monate hinaus nur dann aufrechterhalten werden, wenn die besondere Schwierigkeit oder der besondere Umfang der Ermittlungen oder ein anderer wichtiger Grund ein Urteil noch nicht zulassen und die Fortdauer der Haft rechtfertigen. An einem solchen wichtigen Grund fehlt es. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wie in der Rechtsprechung anerkannt ist (vgl. u. a. BGH NStZ 91, 546; Senatsentscheidung MDR 91, 662, 663 und st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats) und vom Bundesverfassungsgericht gerade in neuerer Zeit nochmals nachhaltig betont wurde (BVerfG StV 91, 307 = NStZ 91, 397; NStZ 91, 397, 398; StV 98, 557, 558; vgl. auch BVerfGE 46, 194, 195), ist die Anordnung und Fortdauer der Untersuchungshaft nur dann zul&#228;ssig, wenn und soweit der legitime Anspruch der staatlichen Gemeinschaft auf vollst&#228;ndige Kl&#228;rung der Tat und rasche Bestrafung des T&#228;ters nicht anders als durch vorl&#228;ufige Inhaftierung des Verd&#228;chtigen gesichert werden kann. Dabei erlaubt die Vorschrift des Art. 2 Abs. 2 GG den Eingriff in die pers&#246;nliche Freiheit einer Person nur so lange, wie es zur Durchf&#252;hrung des Strafverfahrens unumg&#228;nglich notwendig ist. Gerichte und Strafverfolgungsbeh&#246;rden haben deshalb alle zumutbaren Ma&#223;nahmen zu ergreifen, um die Ermittlungen so schnell wie m&#246;glich zum Abschluss zu bringen und eine gerichtliche Entscheidung &#252;ber die dem Beschuldigten vorgeworfenen Taten herbeizuf&#252;hren. Vers&#228;umnisse der Strafrechtspflege d&#252;rfen selbst dann nicht zu Lasten eines Beschuldigten gehen, wenn dieser schwerer Straftaten dringend verd&#228;chtig ist (vgl. BGH NStZ 91, 546; dem folgend auch die Rechtsprechung des Senats, vgl. etwa Senat StV 92, 524).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dabei folgt aus dem grundrechtlichen Schutz des einem nicht verurteilten Beschuldigten zustehenden Freiheitsrechts aus Art. 2 Abs. 2 GG sowie aus der Geltung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes, der der Untersuchungshaft auch unabh&#228;ngig von der zu erwartenden Strafe Grenzen setzt, die Notwendigkeit, dass die Vorschrift des &#167; 121 Abs. 1 StPO als Ausnahmeregelung grunds&#228;tzlich eng auszulegen ist (BVerfG StV 92, 123; BGH NStZ 91, 546, 547).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen wird - wie dies auch die Antragsschrift der Generalstaatsanwaltschaft nicht verkennt - die Verfahrensweise in der vorliegenden Sache zwischen dem Eingang der Anklage vom 21. Dezember 1998 und der &#220;berlastungsanzeige des Vorsitzenden der 1. Strafkammer vom 28. Juni 1999 nicht gerecht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nachdem zun&#228;chst schon unter dem 14. Januar 1999 der beantragte Haftbefehl erlassen worden war und die Akten unter dem 18. Januar 1999 der Staatsanwaltschaft zur weiteren Veranlassung zugeleitet wurden, kam es aus Gr&#252;nden, die der Akte nicht zu entnehmen sind, erst am 10. M&#228;rz 1999 zu der Festnahme des Angeklagten in dessen Wohnung. Diese Verz&#246;gerung erfolgte zwar zu einem Zeitpunkt, da sich der Angeklagte noch in Freiheit befand. Sie hat aber dennoch Auswirkung auf die Dauer der sp&#228;teren Untersuchungshaft, weil es ihretwegen erst am 12. M&#228;rz 1999 zur Zustellung der Anklage im Anschluss an die Haftbefehlsverk&#252;ndung kam und von daher der weitere Zeitablauf beinflusst wurde, der letztlich am 28. Juni 1999 die &#220;berlastungsanzeige des Vorsitzenden der 1. gro&#223;en Strafkammer veranlasste.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nachdem unter dem 12. M&#228;rz 1999 die Zustellung der Anklage mit einer Erkl&#228;rungsfrist von nur einer Woche veranlasst worden war, sind in der Hauptsache verfahrensf&#246;rdernde Ma&#223;nahmen bei der 1. Strafkammer bis zu der &#220;berlastungsanzeige vom 28. Juni 1999 nicht mehr festzustellen. Der Beschluss vom 29. M&#228;rz 1999 &#252;ber die vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis und die Durchf&#252;hrung des Haftpr&#252;fungstermins vom 11. Mai 1999 betrafen ebensowenig Entscheidungen in der Sache selbst im Hinblick auf eine zuk&#252;nftige Hauptverhandlung wie die ansonsten der Akte noch zu entnehmenden Briefbeschlagnahmen. Obwohl die Strafkammer mit dem Haftbefehl vom 14. Januar 1999 sogar dringenden Tatverdacht bejaht hatte, ist nach Ablauf der Erkl&#228;rungsfrist im Anschluss an die Zustellung der Anklage ein - nur hinreichenden Tatverdacht erfordernder - Er&#246;ffnungsbeschluss nach &#167; 203 StPO durch die 1. Strafkammer nicht ergangen. Auch der Verteidigerwechsel (von Rechtsanwalt S. auf Rechtsanw&#228;ltin St. - in der Zeit zwischen 31. M&#228;rz 1999 und dem 29. April 1999 -) hatte auf die Verfahrensweise keinen Einfluss.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hat es somit seit Eingang der Anklage bei der 1. Strafkammer (die ausweislich der Zweitakte sp&#228;testens am 29. Dezember 1998 erfolgte) sechs Monate gedauert, ehe die &#220;berlastungsanzeige vom 28. Juni 1999 erfolgte (ohne dass bis dahin eine Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens oder fr&#252;here Terminierungsversuche festzustellen w&#228;ren), so hat dies im Ergebnis dazu gef&#252;hrt, dass die bis zu dieser &#220;berlastungsanzeige schon mehr als drei Monate andauernde Untersuchungshaft bis zum nunmehr vorgesehenen Beginn der Hauptverhandlung mehr als sieben Monate andauern w&#252;rde. Zwar haben n&#228;mlich der Pr&#228;sidiumsbeschluss des Landgerichts Aachen vom 28. Juli 1999 und der sich dem sogleich anschlie&#223;ende Er&#246;ffnungsbeschluss der nunmehr zust&#228;ndig gewordenen 3. Strafkammer dem in Haftsachen geltenden besonderen Beschleunigungsgebot nunmehr Rechnung getragen. Es hat dies aber dazu gef&#252;hrt, dass wegen nunmehriger Verhinderung des Verteidigers im September und Oktober 1999 (die nicht zu Lasten des Angeklagten ber&#252;cksichtigt werden darf, zumal seitens des Vorsitzenden der 3. Strafkammer nach &#220;bertragung der Sache erst im August 1999 der Versuch von Terminsabsprachen unternommen werden konnte) Termin zur Hauptverhandlung nicht vor dem 18. Oktober 1999 h&#228;tte bestimmt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden liegt aufgrund des Verfahrensablaufs seit Ende Dezember 1998 insgesamt kein wichtiger Grund vor, der nach dem Ausnahmetatbestand des &#167; 121 Abs. 1 StPO eine Fortdauer der Untersuchungshaft auch noch Ablauf der sechs-Monats-Frist rechtfertigen w&#252;rde.</p>
114,467
olgk-1999-09-21-15-u-16298
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15 U 162/98
1999-09-21T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:05
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0921.15U162.98.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Anschlußberufung der Klägerin wird - unter Zurückweisung der Berufung der Beklagten - das Urteil der 29. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 12. November 1998 - 29 0 302/96 - im Zinsausspruch dahingehend abgeändert, daß anstelle von 4 % Zinsen auf den ausgeurteilten Hauptsachebetrag 5,85 % Zinsen seit dem 01. Januar 1996 zu zahlen sind. Die Kosten des Berufungsrechtszuges trägt die Beklagte. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Beklagten bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 100.000,00 DM abzuwenden, sofern nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet. Die Sicherheitsleistung darf auch in Form der selbstschuldnerischen Bürgschaft einer Großbank oder öffentlich-rechtlichen Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen dem Kreis W. sowie den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden und St&#228;dten - darunter die Kl&#228;gerin - ist am 23.12.1992 eine "Vereinbarung zur Herbeif&#252;hrung der Abstimmung nach &#167; 6 Abs. 3 Verpackungsverordnung" (k&#252;nftig: AV) mit der in diesem Vertrag als "D. S. De. GmbH" bezeichneten Beklagten und der Arbeitsgemeinschaft der Entsorger des Kreisgebietes geschlossen worden (Bl. 18 ff. GA). Diese AV, die wegen aller Einzelheiten in Bezug genommen wird, beinhaltet in ihrem &#167; 5 u.a. die Entgeltregelung, auf die die Kl&#228;gerin ihren Klageanspruch st&#252;tzt. Diese Bestimmung lautet wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#167; 5</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(1)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r die Schaffung bzw. Erweiterung sowie f&#252;r die Sauberhaltung von Stellfl&#228;chen f&#252;r Container einschlie&#223;lich m&#246;glicher Sondernutzungsgeb&#252;hren oder Mieten zahlt die DSD an die entsorgungspflichtige K&#246;rperschaft ein Entgelt in H&#246;he von 3,-- DM pro Einwohner und Jahr f&#252;r die Vertragslaufzeit, sofern als Zielgr&#246;&#223;e eine Stelldichte von 500 Einwohnern je Stellplatz und eine Belegung mit vier Containern je Stellplatz vor Ort vereinbart werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(2)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die entsorgungspflichtige K&#246;rperschaft ist, soweit erforderlich, im Rahmen der rechtlichen M&#246;glichkeiten bei der Standortsuche f&#252;r die zur Durchf&#252;hrung des Systems erforderlichen Sammelbeh&#228;lter und bei der Erteilung der notwendigen Erlaubnisse und Genehmigungen behilflich. ...</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#167; 9 AV besagt auszugsweise folgendes:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#167; 9</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(1)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">...</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die DSD zahlt f&#252;r Abfallberatung und &#214;ffentlichkeitsarbeit einen Pauschalbetrag von 1,50 DM pro Einwohner und Jahr f&#252;r die ersten 18 Monate; dieser Betrag wird unabh&#228;ngig von etwaigen Vorleistungen seitens der DSD ... gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dieser Aufwand wird auch danach durch die DSD verg&#252;tet werden; &#252;ber die H&#246;he der Verg&#252;tung wird anhand des tats&#228;chlichen Bedarfs neu verhandelt. ...</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In &#167; 10 Abs. 2 AV hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Werden zwischen der DSD und anderen Gebietsk&#246;rperschaften ... Vereinbarungen getroffen, die f&#252;r die Gebietsk&#246;rperschaft g&#252;nstiger sind, so kann die Gebietsk&#246;rperschaft die &#220;bernahme dieser Vertragsbestimmungen in diese Abstimmungsvereinbarung verlangen, sofern die daf&#252;r ma&#223;geblichen tats&#228;chlichen Voraussetzungen vorliegen. Dies gilt nicht f&#252;r Leistungspreise (Tonnageentgelte, Aufwandspauschalen).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ausweislich &#167; 11 Abs. 4 AV war die Abstimmung f&#252;r eine Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen, die sich automatisch verl&#228;ngern k&#246;nnen sollte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die der AV zugeh&#246;rige Anlage 1 (Bl. 27 ff. GA) beinhaltet im 1. Teil eine "Allgemeine Systembeschreibung", die die in "Stufe 1 ab 01. Dezember 1992" zu erfassende Sammelmenge, System sowie Entleerungs- bzw. Sammelrhythmus nennt; am Schlu&#223; des jeweiligen Abschnitts f&#252;r "Stufe 1" hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beginn der Verdichtung des ...containernetzes</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ziel: ...1 Station je 500 E bis 31. Dezember 1993</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Als 2. Teil schlie&#223;t sich die "Systembeschreibung je Stadt/ Gemeinde" an. Ziffer 2.13 betrifft die Kl&#228;gerin. Auch darin ist jeweils von einer "Stufe 1 - ab 01.12.1992" die Rede, f&#252;r die u.a. vorgesehen ist:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Verdichtung des bestehenden Depotcontainernetzes ... in Richtung auf 500 Einwohner je Containerstandplatz</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Im Stadtgebiet der Kl&#228;gerin, in dem zum Jahreswechsel 1994/95 36.653 Einwohner gelebt haben sollen, waren ihren Angaben zufolge bis Ende 1993 37 Containerstandorte eingerichtet, bis Ende 1995 39 und bis Ende September 1998 insgesamt 43, woraus sie eine zuletzt erreichte Stellplatzdichte von ca. 1 : 860 errechnet hat. Das Pauschalentgelt von 3,00 DM pro Einwohner gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 AV ist seitens der Beklagten f&#252;r die Jahre 1993 und 1994 entrichtet worden, f&#252;r 1995 hat sie - nach vorangegangenen Mahnungen - lediglich eine Zahlung von 36.513,00 DM geleistet, was einer Pauschale von 1,00 DM pro Einwohner entsprechen soll. Die nach den Zahlenangaben der Kl&#228;gerin noch offene Differenz von (36.653 EW x 3,00 DM/EW = 109.959,00 DM abz&#252;glich gezahlter 36.513,00 DM =) 73.446,00 DM ist Gegenstand ihrer Klageforderung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, die weitere Verdichtung des Stellplatznetzes, die aus abfallwirtschaftlichen Gr&#252;nden geboten sei, nur deswegen nicht st&#228;rker forciert zu haben, weil die Beklagte f&#252;r 1994 viel zu sp&#228;t und f&#252;r 1995 schlie&#223;lich nur noch einen Bruchteil des vereinbarten Entgelts gezahlt habe, das - wie die Erfahrung mittlerweile gezeigt habe - selbst in voller H&#246;he nicht ann&#228;hernd kostendeckend sei; dazu w&#228;re eine Pauschale von mindestens 4,00 DM pro Einwohner und Jahr erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Sie - die Kl&#228;gerin - nehme st&#228;ndig Bankkredit in einer die Klageforderung &#252;bersteigenden H&#246;he in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 73.446,00 DM nebst 6 % Zinsen seit dem 01.01.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, im Jahre 1995 seien im Stadtgebiet der Kl&#228;gerin lediglich 34 Containerstandorte vorhanden gewesen, was einer Stellplatzdichte von 1 : 1078 entspreche. Diese habe sich in der Praxis als v&#246;llig ausreichend erwiesen, um die von der Verpackungsverordnung in der Anlage geforderten Sammelmengen und -quoten zu erreichen, weshalb beide Parteien seit 1993 nicht mehr auf die Einrichtung zus&#228;tzlicher Stellpl&#228;tze gedrungen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sofern &#167; 5 Abs. 1 AV &#252;berhaupt tatbestandsm&#228;&#223;ig erf&#252;llt sei, was sie im Blick auf dessen Wortlaut verneine, so m&#252;sse - so hat sie gemeint - jedenfalls eine Anpassung des Vertragspreises wegen der urspr&#252;nglichen Fehlvorstellungen der Parteien &#252;ber den zur Bew&#228;ltigung der Aufgaben n&#246;tigen Aufwand vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang hat sie behauptet, die Abstimmungsvereinbarungen seien bundesweit den zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnissen angepa&#223;t worden, mit allen anderen beteiligten Kommunen habe sie sich auf ein Entgelt von 1,00 DM pro Einwohner und Jahr seit dem 01.01.1995 geeinigt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Urteil vom 12.11.1998 der Klage bis auf die 4 % &#252;bersteigende Zinsforderung stattgegeben und diese Entscheidung im wesentlichen wie folgt begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin habe nach den getroffenen Vereinbarungen Anspruch auf die Zahlung von 3,00 DM pro Einwohner/Jahr, was rechnerisch den Betrag der Klageforderung ausmache. Das Rechtsinstitut des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage wie auch der Grundsatz von Treu und Glauben st&#252;nden nicht entgegen. Die Beklagte habe sich in Kenntnis dessen, da&#223; eine bestimmte Stellplatzdichte noch nicht erreicht gewesen sei, auf die Entgeltvereinbarung eingelassen, ohne konkrete zeitliche Regelungen f&#252;r die Verwirklichung der Zielvorgaben zu treffen. Da&#223; die Kl&#228;gerin auf keinen Fall eine weitere Verdichtung vornehmen wolle, habe die Beklagte nicht unter Beweis gestellt; f&#252;r die von jener behauptete Inanspruchnahme von Bankkredit hingegen fehle es an einem prozessual beachtlichen Beweisantritt der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf das angefochtene Urteil verwiesen, das der Beklagten am 17.11.1998 zugestellt worden ist. Dagegen richtet sich ihre am 17.12.1998 bei dem Oberlandesgericht eingegangene Berufung, die sie - nach Fristverl&#228;ngerungen bis zum 18.03.1999 - mit einem am 16.03.1999 bei dem Oberlandesgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die auf ihr erstinstanzliches Vorbringen Bezug nimmt, h&#228;lt an ihrer Rechtsauffassung fest, da&#223; die tatbestandlichen Voraussetzungen eines Entgeltanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 AV nicht erf&#252;llt seien. Die in Ziffer 2.13 der Anlage 1 zur AV gew&#228;hlte Formulierung "in Richtung auf", die dem Text der "Allgemeinen Systembeschreibung" im 1. Teil vorgehe, rechtfertige nicht die Annahme, da&#223; eine Stellplatzdichte als "Zielgr&#246;&#223;e" verbindlich zwischen den Parteien vereinbart worden sei.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Selbst im Falle abweichender Beurteilung aber stehe der Kl&#228;gerin jedenfalls kein Anspruch in der eingeklagten H&#246;he zu, weil die Gesch&#228;ftsgrundlage der - unterstellt: wirksam - getroffenen Entgeltabsprache weggefallen sei. Dann n&#228;mlich habe mit der Vereinbarung einer Verdichtung von 1 : 500 als "Zielgr&#246;&#223;e" die Kl&#228;gerin nach dem Wortlaut der "Allgemeinen Systembeschreibung" die Verpflichtung &#252;bernommen, bis zum 31.12.1993 f&#252;r alle Wertstoffarten eine Sammelstation je 500 Einwohner zur Verf&#252;gung zu stellen. Tats&#228;chlich - so behauptet sie - seien die Erfassungsquoten bereits mit einer halb so hohen Stellplatzdichte zu erreichen, was damals f&#252;r beide Seiten nicht vorhersehbar gewesen sei, weshalb nunmehr aber keine Partei mehr ein Interesse an einer Vergr&#246;&#223;erung der Zahl der Sammelpl&#228;tze habe. Es sei - so f&#252;hrt die Beklagte weiter aus - mit Treu und Glauben unvereinbar, der Kl&#228;gerin f&#252;r Schaffung bzw. Erweiterung sowie Sauberhaltung von nur 50 % der projek-tierten Standorte auf die Dauer von 10 Jahren das Entgelt zuzubilligen, das ihr bei zeitgerechter Erf&#252;llung ihrer Vertragspflicht h&#228;tte zustehen sollen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Zu einem vergleichbaren Ergebnis gelange man - so wendet die Beklagte hilfsweise ein - &#252;ber die Heranziehung von &#167; 325 i.V.m. &#167; 323 BGB; wegen Nichterf&#252;llung mindestens der H&#228;lfte der sie treffenden vertraglichen Hauptpflicht im Verlauf des Jahres 1995 habe sie in diesem Umfang ihren Anspruch auf die Gegenleistung verloren.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Sie legt zudem Anschlu&#223;berufung ein mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie 73.446,00 DM nebst 5,85 &#167; Zinsen seit dem 01.01.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt und vertieft ihren erstinstanzlichen Sachvortag; sie tritt - unter Verteidigung des angefochtenen Urteils, soweit ihr g&#252;nstig - den gegnerischen Rechtsausf&#252;hrungen entgegen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend, die Zahlungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 AV sei ausschlie&#223;lich von der Vereinbarung einer bestimmten Stellplatzdichte als "Zielgr&#246;&#223;e" abh&#228;ngig gemacht worden und habe ohne R&#252;cksicht darauf, wann das Vorhaben in die Tat umgesetzt sein w&#252;rde, w&#228;hrend der gesamten Vertragslaufzeit bestehen sollen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Sie weist darauf hin, da&#223; sich aus den von der Beklagten als B 3 und B 4 &#252;berreichten Anlagen zur Berufungsbegr&#252;ndung (Bl. 148-151 GA), auf die verwiesen wird, entnehmen lasse, da&#223; schon vor Abschlu&#223; der AV die Problematik der eventuellen Nichterreichung der angestrebten Stellplatzdichte bekannt gewesen sei; gleichwohl habe man die Entgeltvereinbarung in der Form des &#167; 5 Abs. 1 AV getroffen. Sie behauptet, an der urspr&#252;nglich gemeinsamen Zielvorstellung stets festgehalten und sich - anders als die Beklagte - um deren Verwirklichung best&#228;ndig und insoweit erfolgreich bem&#252;ht zu haben, als derzeit eine Verdichtung von 1 : 748 erreicht sei.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wiederholt sie ihr Vorbringen zur Inanspruchnahme von Bankkredit, der mit 5,85 % j&#228;hrlich zu verzinsen sei.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt einen 4 % &#252;bersteigenden Verzugsschaden der Kl&#228;gerin angesichts zu beachtender Zinsbindungsfristen f&#252;r nicht schl&#252;ssig dargetan.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der von den Parteien zu den Akten gereichten Urkunden Bezug genommen. Die zu Informationszwecken beigezogene Akte 29 0 51/96 LG K&#246;ln = 15 U 145/98 OLG K&#246;ln ist Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen; auch auf deren Inhalt wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Beklagten ist - ebenso wie die (unselbst&#228;ndige) Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin - zul&#228;ssig. In der Sache hat nur das Rechtsmittel der Kl&#228;gerin Erfolg, w&#228;hrend dasjenige der Beklagten der Zur&#252;ckweisung unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis zu Recht n&#228;mlich hat das Landgericht dem Klageantrag - bis auf einen Teil des Zinsbegehrens - entsprochen. Diese Entscheidung h&#228;lt den dagegen gef&#252;hrten Angriffen der Berufung stand.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">In &#220;bereinstimmung mit der Vorinstanz h&#228;lt auch der Senat die tatbestandsm&#228;&#223;igen Voraussetzungen der in &#167; 5 Abs. 1 AV geregelten Entgeltzahlungspflicht der Beklagten f&#252;r gegeben. Diese ist nach dem Wortlaut der Vertragsklausel davon abh&#228;ngig gemacht, da&#223; "als Zielgr&#246;&#223;e" eine Stelldichte von 500 Einwohnern je Stellplatz und eine Belegung mit 4 Containern je Stellplatz vor Ort "vereinbart" werde. Diesem Erfordernis ist durch die Anlage 1 zur AV Gen&#252;ge getan. Sowohl in deren 1. Teil, die "Allgemeine Systembeschreibung" als auch in die speziell das Verh&#228;ltnis der Proze&#223;parteien betreffende Ziffer 2.13 sind diese "Zielvorgaben" - wenn auch etwas unterschiedlich formuliert - &#252;bernommen worden. Ob eine dieser Regelungen Geltungsvorrang vor der anderen verdient, braucht nicht vertieft er&#246;rtert zu werden, weil sie in keinem inneren Wertungswiderspruch stehen. Entgegen dem von der Berufung verfochtenen Sprachverst&#228;ndnis dr&#252;ckt das Wort "Ziel" nicht etwas qualitativ anderes - rechtlich H&#246;herwertiges - aus als die Formulierung "in Richtung auf". Sowohl durch diese wie durch jene Wortwahl wird umschrieben, da&#223; die Umsetzung eines bestimmten Konzeptes angestrebt werde, ohne da&#223; der Verwirklichung dieses Vorhabens aber schon klar umrissene Konturen im Hinblick auf Ort und Zeit gegeben waren und f&#252;r den Fall des Scheiterns der Bem&#252;hungen um eine Realisierung der &#252;bereinstimmenden Vorstellung irgendeiner der Beteiligten von Sanktionen bedroht sein sollte. Eben das bezeichnet - und gen&#252;gt f&#252;r - die einvernehmliche Festschreibung einer "Zielgr&#246;&#223;e", wodurch die Entgeltzahlungspflicht der Beklagten im Sinne des &#167; 5 Abs. 1 AV ausgel&#246;st werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Nur mit diesem Begriffsverst&#228;ndnis l&#228;&#223;t sich zwanglos die Tatsache in Einklang bringen, da&#223; die Beklagte die nach Ma&#223;gabe dieser Vertragsklausel berechnete Pauschale f&#252;r die Jahre 1993 und 1994 an die Kl&#228;gerin zur Anweisung gebracht hat, ohne die sachliche Berechtigung dieser Forderungen in Zweifel zu ziehen. H&#228;tte sie von vornherein dem &#167; 5 Abs. 1 AV die Interpretation zuteil werden lassen, die sie ihm jetzt zu geben versucht, h&#228;tte es die Wahrung ihrer eigenen Interessen geboten, schon damals die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen, da die Jahre 1993 und 1994 unter der Geltung keiner anderen "Zielgr&#246;&#223;en"-Vereinbarung gestanden haben als derjenigen, die f&#252;r die Folgezeit in Kraft war und es noch ist. Der widerspruchslose Ausgleich der f&#252;r die beiden ersten Vertragsjahre verlangten Bereitstellungs- und Unterhaltungspauschale l&#228;&#223;t - zumal eine anderslautende Erkl&#228;rung der Beklagten fehlt - verst&#228;ndigerweise nur darauf schlie&#223;en, da&#223; in der Vergangenheit auch sie die tatbestandlichen Voraussetzungen des &#167; 5 Abs. 1 AV als erf&#252;llt angesehen, ihre Definition der "Zielgr&#246;&#223;en"-Vereinbarung sich also offenbar von derjenigen der Kl&#228;gerin nicht unterschieden hat. Folglich w&#228;re, auch wenn man eine Mehrdeutigkeit des Klauselinhaltes ann&#228;hme, wegen des Vorrangs des von den Vertragsschlie&#223;enden &#252;bereinstimmend Gemeinten und Gewollten f&#252;r eine Auslegung nicht einmal mehr Raum.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Das nach der - urkundlich belegten (Bl. 167 f. GA) - Einwohnerzahl der Kl&#228;gerin zum Stichtag 31.12.1994 ermittelte Pauschaljahresentgelt f&#252;r 1995 im Gesamtbetrag von 109.959,00 DM wird von der Beklagten in vollem Umfang geschuldet; eine Anpassung des Vertragspreises hat sie nicht zu beanspruchen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die von ihr bem&#252;hten Regeln &#252;ber den Wegfall oder die &#196;nderung der Gesch&#228;ftsgrundlage greifen nur ein, wenn die bei Abschlu&#223; des Vertrages zutage getretenen, dem anderen Teil erkennbar gewordenen und von ihm nicht beanstandeten Vorstellungen der anderen Partei oder die gemeinsamen Vorstellungen beider Parteien von dem Vorhandensein oder dem sp&#228;teren Eintritt bestimmter Umst&#228;nde, auf denen der Gesch&#228;ftswille der Parteien aufbaute, sich im Nachhinein als fehlsam erwiesen haben (vgl. nur Palandt/Heinrichs, BGB 58. Aufl. &#167; 242 Rdz. 113 und die dort. Nachw.). Enth&#228;lt bereits der Vertrag nach seinem - gegebenenfalls durch erg&#228;nzende Auslegung zu ermittelnden - Inhalt Regeln f&#252;r Fehlen, Wegfall oder Ver&#228;nderung bestimmter Umst&#228;nde, scheidet eine Anpassung gem&#228;&#223; &#167; 242 BGB aus (BGHZ 90, 69, 74; Palandt/Heinrichs a.a.O. Rdz. 116, jew. m.w.Nachw.). Die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r, da&#223; die Gesch&#228;ftsgrundlage weggefallen ist, da&#223; die Parteien eine &#196;nderung nicht in den Kreis ihrer Erw&#228;gungen einbezogen haben und da&#223; den gegebenen Umst&#228;nden nach die Leistungserbringung f&#252;r ihn unzumutbar ist, tr&#228;gt der Schuldner (Baumg&#228;rtel/ Strieder, Handbuch der Beweislast im Privatrecht Bd. 1 2. Aufl. &#167; 242 Rdz. 17).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Grunds&#228;tze erweist sich das Entgeltanpassungsverlangen der Beklagten als ungerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Soweit sie ihre Vorstellung ins Feld f&#252;hrt, dergem&#228;&#223; sie nicht mehr Containerstellpl&#228;tze habe bedienen wollen, als dies zwecks Erf&#252;llung der Sammelquote erforderlich gewesen sei, ist - von der Fragw&#252;rdigkeit dieser Vorstellung als einer beachtlichen "Gesch&#228;ftsgrundlage" abgesehen - diese Argumentation nicht geeignet, ihre Herabsetzungsforderung zu tragen, weil eine "Zielverfehlung", die sie als ihren eigenen Vertragsinteressen f&#246;rderlich erachtet, keinen Anla&#223; gibt, sie auf Kosten anderer Beteiligter aus wirksam begr&#252;ndeten Vertragspflichten zu entlassen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Um zu einer der Beklagtten g&#252;nstigeren Beurteilung gelangen zu k&#246;nnen, m&#252;&#223;ten sich dem Proze&#223;vorbringen hinreichende Anhaltspunkte daf&#252;r entnehmen lassen, da&#223; die Parteien &#252;bereinstimmend davon ausgegangen sind, die angestrebte Stellplatzdichte sei f&#252;r ein Funktionieren des Systems unabdingbar erforderlich, diese Zielvorgabe werde kurzfristig umgesetzt, wovon der Anspruch der Kl&#228;gerin auf die festgeschriebene Pauschale abh&#228;ngig sei, und da&#223; sich diese beiderseitige Vorstellung aufgrund von seinerzeit nicht bedachten Umst&#228;nden als irrig erwiesen hat, wof&#252;r der Vertrag keine Regelung vorsieht. Ein derartiger Sachverhalt indes ist nicht schl&#252;ssig dargetan.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">In &#167; 5 Abs. 1 AV ist die Zahlung der Pauschale nicht vom Ob und Wann der Herstellung eines bestimmten Verdichtungsgrades abh&#228;ngig gemacht. Bei Abschlu&#223; dieser Vereinbarung war unstreitig den Beteiligten bekannt und bewu&#223;t, da&#223; zu jenem Zeitpunkt die Stellplatzdichte im Stadtgebiet der Kl&#228;gerin noch weit von der Zielvorgabe von 1 : 500 entfernt war. Selbst wenn das in der "Allgemeinen Systembeschreibung" aufgef&#252;hrte Planziel der Stufe 1 bis Ende 1993 erreicht worden w&#228;re, h&#228;tte die Beklagte zumindest f&#252;r die Dauer diesen Jahres die volle Pauschale zu zahlen gehabt, was sie selbst - wie oben schon erw&#228;hnt - auch nicht anders gesehen hat. Zudem ist von ihr das Entgelt f&#252;r 1994 ungek&#252;rzt entrichtet worden, obwohl nach Ablauf jenes Jahres feststand, da&#223; die Zielsetzung bis dahin nicht - auch nicht ann&#228;hernd - realisiert worden war. Dieses Verhalten der Beklagten liefert nicht nur - wie bereits abgehandelt - ein Indiz f&#252;r ein &#252;bereinstimmendes Verst&#228;ndnis der Parteien vom Regelungsgehalt des &#167; 5 Abs. 1 AV, sondern auch f&#252;r eine gleichlautende Interpretation der in der "Allgemeinen Systembeschreibung" enthaltenen "Ziel"-Vorgabe im Sinne einer Absichtserkl&#228;rung, die von keinem auf die &#220;bernahme von Haftungsfolgen o.&#228;. gerichteten Rechtsbindungswillen getragen war. Mit ihren im Proze&#223; unternommenen Anstrengungen, der "Allgemeinen Systembeschreibung" den Charakter einer die Kl&#228;gerin bindenden Verpflichtungserkl&#228;rung beizulegen, setzt sich die Beklagte in einen - unaufgel&#246;sten - Widerspruch zu ihrem fr&#252;heren Verhalten, in dem ein anderes Verst&#228;ndnis zum Ausdruck kommt.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; und wieso sich mit Ablauf des Jahres 1994 an der Rechtsnatur des Entgelts im Sinne des &#167; 5 Abs. 1 AV als einer zielorientierten, aber nicht in eine Wechselbez&#252;glichkeit zu der konkret erreichten Stellplatzdichte gesetzten Aufwandspauschale etwas ge&#228;ndert haben sollte.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Dem Anpassungsverlangen der Beklagten wegen vermeintlichen Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage ist entgegenzuhalten, da&#223; der Vertrag selbst Regelungen &#252;ber die Ausgestaltung des aufzubauenden Wertstofferfassungssystems in Befolgung der abfallwirtschaftlichen Zielvorstellungen der entsorgungspflichtigen K&#246;rperschaft enth&#228;lt (&#167; 4 AV) und auch die Zielgr&#246;&#223;e der Stellplatzdichte zum Bestandteil der getroffenen vertraglichen Vereinbarungen erhoben worden ist, weswegen diesbez&#252;glich die fraglichen Grunds&#228;tze keine ab&#228;ndernde Wirkung entfalten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen ist auch, da&#223; &#167; 5 Abs. 1 AV ausdr&#252;cklich die Geltung der darin geregelten Zahlungsverpflichtung f&#252;r die Dauer der Vertragslaufzeit vorsieht. Demgegen&#252;ber ist in &#167; 9 Abs. 1 AV eine zeitlich befristete Verg&#252;tungsregelung festgeschrieben und bestimmt, da&#223; anschlie&#223;end die H&#246;he neu nach Ma&#223;gabe des tats&#228;chlichen Bedarfs verhandelt werde. Daraus wird deutlich, da&#223; die Parteien die M&#246;glichkeit einer zeitlichen Befristung, um noch unbekannten Umst&#228;nden unter Auswertung dann vorliegender Erkenntnisse Rechnung tragen zu k&#246;nnen, durchaus bedacht haben.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Deswegen mu&#223; es der Beklagten verwehrt bleiben, einseitig Vorteile daraus zu ziehen, da&#223; - wie sie geltend macht - mit Abschlu&#223; der AV "N." betreten worden sei, so da&#223; sie &#252;ber keine verl&#228;&#223;lichen Kalkulationsgrundlagen verf&#252;gt habe. Mit solcherlei Unsicherheitsfaktoren hatten die &#252;brigen Vertragsbeteiligten gleicherma&#223;en umzugehen. So reklamiert auch die Kl&#228;gerin eine Benachteiligung f&#252;r sich, weil sie der Festlegung einer Aufwandspauschale zugestimmt habe, die - wie inzwischen die Erfahrung gelehrt habe - mitnichten kostendeckend sei. Dieses sich aus der Rechnung mit noch unbekannten Gr&#246;&#223;en ergebende Risiko h&#228;tte durch eine Befristung etwa - wie im Rahmen des &#167; 9 Abs. 1 AV geschehen - eingegrenzt werden k&#246;nnen, wovon man bei der Fassung des &#167; 5 Abs. 1 AV indes abgesehen hat. Diese Willensentschlie&#223;ung der Parteien bringt es mit sich, da&#223; jede von ihnen f&#252;r die ihr nachteiligen Folgen eines Kalkulationsirrtums selbst einzustehen hat, es sei denn, im Vertrag w&#228;re dies abweichend geregelt.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang ist auf &#167; 10 Abs. 2 AV hinzuweisen, in dem sich die Kommune das Recht auf ein einseitiges Anpassungsverlangen ausbedungen hat, von dem Leistungspreise aber erkl&#228;rterma&#223;en ausgenommen sind. Darin offenbart sich einerseits ein vorhandenes Problembewu&#223;tsein, was Risikobegrenzung anbetrifft, andererseits aber auch eine gewisse Risikobereitschaft, soweit es um die Akzeptanz vertraglich festgeschriebener Leistungsentgelte geht.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Dies wiederum ist dem Argument der Beklagten entgegenzuhalten, die Kl&#228;gerin d&#252;rfe sich einer Preisanpassung nicht verweigern, weil sich - was bestritten ist - andere Gebietsk&#246;rperschaften damit einverstanden erkl&#228;rt h&#228;tten. Insoweit hat - argumentum a maiore ad minus - zu gelten, da&#223;, wenn schon die Kommune ein ihr im Grundsatz zugestandenes Anpassungsrecht hinsichtlich der Vertragspreise nicht aus&#252;ben darf, eine solche Befugnis erst recht der Beklagten versagt bleiben mu&#223;, der nicht einmal im allgemeinen ein derartiges Recht vertraglich vorbehalten worden ist.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Desweiteren ist anzumerken, da&#223; sich aus den mit der Berufungsbegr&#252;ndung zu den Akten gereichten Anfragen des interfraktionellen Arbeitskreises einerseits, des Umweltamtes der Kl&#228;gerin andererseits nichts f&#252;r die Richtigkeit des von der Beklagten eingenommenen Rechtsstandpunktes gewinnen l&#228;&#223;t, belegen sie doch gerade das - auch zur Kenntnis der Beklagten gelangte - Problembewu&#223;tsein in bezug auf die Bemessungsgrundlage f&#252;r die hier streitige Aufwandspauschale schon im zeitlichen Vorfeld der Vertragsunterzeichnung. Danach bleibt kein Raum f&#252;r die Annahme, seinerzeit sei die M&#246;glichkeit gar nicht bedacht worden, da&#223; die Herstellung der projektierten Stellplatzdichte der Kommune vielleicht nicht m&#246;glich oder von ihr eventuell nicht mehr gew&#252;nscht sein werde.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Nach alledem k&#246;nnen die Grunds&#228;tze &#252;ber den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage vorliegend keine Ber&#252;cksichtigung finden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Berufung auf &#167;&#167; 325, 323 BGB verhilft der Rechtsverteidigung der Beklagten ebensowenig zum Erfolg. Es fehlt schon - wie in anderem Zusammenhang bereits ausgef&#252;hrt - an einer bindenden vertraglichen Verpflichtung der Kl&#228;gerin zur Schaffung einer festgelegten Anzahl von Containerstellpl&#228;tzen binnen einer von ihr einzuhaltenden Frist. Mangels Begr&#252;ndung einer dementsprechenden Pflichtenbindung &#252;berhaupt er&#252;brigt sich eine Befassung mit der Frage, ob sie denn, wenn sie eingegangen worden w&#228;re, die Qualit&#228;t einer vertraglichen Hauptleistungspflicht im Verh&#228;ltnis zu der Beklagten h&#228;tte, deren Interesse erkl&#228;rterma&#223;en dahin geht, nur so viele Stellpl&#228;tze wie unbedingt n&#246;tig, aber eben so wenig wie m&#246;glich bedienen zu m&#252;ssen. Schlie&#223;lich scheitert die Bejahung des Merkmals der Unm&#246;glichkeit daran, da&#223; die durch keinerlei Fixtermine befristete - angeblich geschuldete - Leistungserbringung nachholbar ist.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Berufung der Beklagten aus den vorstehend dargelegten Gr&#252;nden kein Erfolg beschieden sein kann, ist auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin der Zinsausspruch des angefochtenen Urteils antragsgem&#228;&#223; zu erh&#246;hen. Der Senat sieht es in W&#252;rdigung auch ihres - der Beklagten bekannten - Vorbringens in dem Parallelrechtsstreit 29 0 51/96 LG K&#246;ln = 15 U 145/98 OLG K&#246;ln und der dort als Anlagen zu ihrem Schriftsatz vom 10.05.1999 &#252;berreichten Urkunden (BA Bl. 287 ff.) in Anbetracht der daraus ersichtlichen Schuldenst&#228;nde und Kreditaufnahmen als hinreichend substantiiert dargetan an, da&#223; bei rechtzeitiger Zahlung seitens der Beklagten der Finanzierungsbedarf entsprechend niedriger angesetzt und der Aufwand f&#252;r Kreditmittel in diesem Ausma&#223; eingespart worden w&#228;re. Dies stellt sich als Verzugsschaden dar, den die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 2 S. 1, 286 Abs. 1 BGB ersetzt verlangen kann, so da&#223; ihrem Rechtsmittelbegehren stattzugeben war.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91 Abs. 1, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r das Berufungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">und Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagte:</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">73.446,00 DM</p>
114,469
olgham-1999-09-20-8-u-1299
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 12/99
1999-09-20T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-14T10:24:51
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0920.8U12.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten über die Wirksamkeit der in der Gesellschafterversammlung der Beklagten vom 31.07.1998 gefaßten Beschlüsse, die die Einziehung der von dem Kläger gehaltenen Geschäftsanteile zum Gegenstand hatten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kläger ist Alleinerbe seines am 05.11.1997 verstorbenen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vaters P.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wurde im Jahr 1979 als eine Familien-GmbH gegründet. Gründungsgesellschafter waren der derzeitige Geschäftsführer der Beklagten, seine damalige Ehefrau und sein Sohn, der verstorbene Vater des Klägers.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zuletzt hielt der Vater des Klägers vom Stammkapital der Beklagten in Höhe von 50.000,00 DM Geschäftsanteile in Höhe von 23.200,00 DM und 1.800,00 DM; weitere Geschäftsanteile im Wert von insgesamt ebenfalls 25.000,00 DM hielt der jetzige Gesellschaftergeschäftsführer W.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Jahr 1984 heiratete P die Mutter des Klägers. Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser Eheschließung schlossen der Geschäftsführer der Beklagten, W, und sein Sohn P am 04.09.1984 einen Erbvertrag vor dem Notar Dr.O in R (UR-Nr. ), in dem sie sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Jahr 1994 reichte die Mutter des Klägers die Scheidung ein.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tod des Vaters des Klägers am 05.11.1997 schlug der Geschäftsführer der Beklagten, W, die Erbschaft aus, weil er wegen der Zugewinnauseinandersetzung eine Überschuldung des Nachlasses vermutete. Erbe seines Vaters wurde sodann der Kläger.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf Betreiben des Gesellschaftergeschäftsführers der Beklagten wurde am 31.07.1998 eine Gesellschafterversammlung abgehalten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Punkt 5) der Tagesordnung lautete:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Einziehung der von dem Gesellschafter J im Erbgang nach seinem Vater P nunmehr gehaltenen Geschäftsanteile im Nominalbetrag von 23.200,00 DM und 1.800,00 DM unter Bezugnahme auf § 11 Abs.3 in Verbindung mit § 5 des Gesellschaftervertrages gegen eine nach § 13 des Gesellschaftervertrages zu ermittelnde Abfindung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die dabei hier interessierende Regelung in § 5 des Gesellschaftsvertrages lautet:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">§ 5</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Einziehung von Geschäftsanteilen </u>Die Gesellschafter können die Einziehung von Geschäftsanteilen eines Gesellschafters ohne dessen Zustimmung beschließen wenn a) ... b) der Gesellschafter verstirbt und seine Gesellschaftsrechte kraft Gesetzes oder durch Verfügung von Todes wegen nicht auf einen anderen Gesellschafter oder eheliche Abkömmlinge eines Gründergesellschafters übergehen; c) ... Die Beschlußfassung über die Einziehung erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit. Der betroffene Gesellschafter hat hierbei kein Stimmrecht. Statt der Einziehung kann die Gesellschaft nach entsprechender Beschlußfassung der Gesellschafter verlangen, daß der Geschäftanteil ganz oder teilweise von ihr erworben oder auf von ihr benannten Gesellschafter oder dritte Personen übertragen wird.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">§ 11 des Gesellschaftsvertrages lautet demgegenüber auszugs-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">weise:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">§ 11 Erbfolge</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Geht der Gesellschaftsanteil eines Gesellschafters von Todes wegen über, so ist der Erwerber des Geschäftsanteils verpflichtet, innerhalb von 6 Monaten seit Erbfall alle Gesellschafter schriftlich von diesem Erwerb zu unterrichten. Der bzw. die Erben/Vermächtnisnehmer sind verpflichtet, den übergegangenen Geschäftsanteil den verbleibenden Gesellschaftern zu einem nach § 13 des Gesellschaftsvertrages zu ermittelnden Preis zum Kauf anzubieten. Erfüllt der Gesellschafter, welcher seinen Geschäftsanteil von Todes wegen erworben hat, die vorstehende Verpflichtung nicht binnen einer durch die Gesellschaft schriftlich gesetzten Frist von 2 Monaten, so wird sein Geschäftsanteil eingezogen. Die Einziehung erfolgt gemäß § 5 des Gesellschaftsvertrages. Das Erwerbsrecht steht den Gesellschaftern in dem Verhältnis zu, in welchem die Nennbeträge der von ihnen gehaltenen Geschäftsanteile zueinander stehen. Falls mehrere Erwerbsberechtigte ihr Erwerbsrecht ausüben, so ist der Geschäftsanteil entsprechend zu teilen. ... Der Geschäftsanteil gewährt kein Stimmrecht, solange das Erwerbsverfahren nicht abgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die als Anlage 2 zur Klage eingereichte Kopie des Gesellschaftsvertrages(Bl.12 bis 23 GA) sowie auf die als Anlage 3 eingereichte Kopie der Tagesordnung der Gesellschafterversammlung per 31.Juli 1998 (Bl.24 f GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In der Gesellschafterversammlung am 31.07.1998 wurden der Gesellschaftergeschäftsführer W von Rechtsanwalt Dr. R aus M und der Kläger von Rechtsanwalt Dr.G aus R vertreten; Rechtsanwalt Dr.R stimmte für die Einziehung der Geschäftsanteile des Klägers, Rechtsanwalt Dr.G stimmte als Vertreter des Klägers dagegen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 07.08.1998 zeigte der Geschäftsführer der Beklagten dem Vertreter des Klägers, Rechtsanwalt Dr.G, an, daß er als alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Beklagten die Einziehung der Geschäftsanteile des Klägers erkläre.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat sich mit der am 26.08.1998 eingegangenen Klage gegen die im Zusammenhang mit der Einziehung seiner Geschäftsanteile gefaßten Gesellschafterbeschlüsse gewendet. Er hat die Ansicht vertreten, es fehlte an einer rechtlichen Grundlage für die Einziehung seiner Geschäftsanteile. Als ehelicher Abkömmling seines Vaters, eines Gründungsgesellschafters, sei eine Einziehung nach § 5 des Gesellschaftsvertrages nicht möglich. § 11 des Gesellschaftervertrages gelte nur für Erben, die nicht eheliche Abkömmlinge von Gründungsgesellschaftern seien.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><ol class="absatzLinks"><li>festzustellen, daß in der Gesellschafterversammlung der Beklagten vom 31.07.1998 die Anträge des Gesellschafters W, die folgenden Beschlüsse zu fassen, abgelehnt worden seien: </li> <span class="absatzRechts">26</span><ol class="absatzLinks"><li>Einziehung der von dem Gesellschafter J im Erbgang nach seinem Vater P nunmehr gehaltenen Geschäftsanteile im Nominalbetrag von 23.200,00 DM und 1.800,00 DM unter Bezugnahme auf § 11 Abs. 3 in Verbindung mit § 5 des Gesellschaftervertrages gegen eine nach § 13 des Gesellschaftervertrages zu ermittelnde Abfindung (TOP 5 der Tagesordnung); </li> <li>Beauftragung des Geschäftsführers W, dem Gesellschafter J gegenüber die Einziehung seiner Geschäftsanteile schriftlich zu erklären (TOP 6); </li> <li>Beauftragung des Geschäftsführers W, entsprechend § 13 des Gesellschaftervertrages in der geltenden Fassung das vorgesehene Einziehungsentgelt zu ermitteln und die im Gesellschaftervertrag vorgesehenen Raten zu Lasten der offenen Rücklagen für den gesellschaftsvertraglich fstgelegten Fälligkeitstermin an den Gesellschafter J zu zahlen oder im Wege der Verhandlung andere Zahlungsmodalitäten zu vereinbaren (TOP 7); </li> <li>Aufstockung des Nennbetrages der Geschäftsanteile des Gesellschafters W entsprechend, d.h. Aufstockung des von Herrn W gehaltenen Geschäftsanteils im Nominalbetrag von 4.200,00 DM um 1.800,00 DM auf 6.000,00 DM sowie Aufstockung des weiteren von Herrn W gehaltenen Geschäftsanteils im Nominalbetrag von 5.800,00 DM um 23.200,00 DM auf 29.000,00 DM (TOP 8); </li></ol> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise zu Ziffer 1.festzustellen, daß die zu verstehenden Ziffern 1.1 bis 1.4. wiedergegebenen Gesellschafterbeschlüsse zu TOP 5 bis 8 der Tagesordnung der Gesellschafterversammlung vom 31.07.1998 nichtig seien; äußerst hilfsweise zu Ziffer 1. die vorstehend bezeichneten Gesellschafterbeschlüsse für nichtig zu erklären;</p> <span class="absatzRechts">28</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>festzustellen, daß er Gesellschafter der Beklagten mit Geschäftsanteilen in Nennwerten von 23.200,00 DM und 1.800,00 DM sei.</li></ol> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, dem Klageantrag zu Ziff. 2 fehle das Feststellungsinteresse, da diese Feststellung schon die Folge einer positiven Formulierung des Antrags zu 1) sei.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Im übrigen sei die Einziehung wirksam. Sie basiere auf § 11 des Gesellschaftsvertrages, der die Verletzung gesellschaftsvertraglicher Pflichten sanktioniere. Die Geschäftsanteile seien unter Beachtung der verfahrensrechtlichen Vorschriften wirksam eingezogen worden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">§ 11 gelte für alle Erben, somit auch für die ehelichen Abkömmlinge der Gründungsgesellschafter.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat unter Abweisung der Klage im übrigen dem Hilfsantrag des Klägers entsprochen und den Beschluß zu Ziff. 1.1 des Klageantrags (TOP 5 der Tagesordnung) für nichtig gehalten. Die Regelung des § 11 des Gesellschaftsvertrages gelte für den Kläger als ehelichen Abkömmling eines Gründungsgesellschafters nicht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der erstinstanzlichen Entscheidung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Beklagten, mit der sie die Abweisung der Klage insgesamt erreichen möchte.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, es sei der übereinstimmende Wunsch der Gesellschafter W und P gewesen, die Aufnahme unerwünschter weiterer Gesellschafter zu verhindern. Das habe seinen Niederschlag auch in den Regelungen des Gesellschaftsvertrages gefunden. Erste unangenehme Erfahrungen hätten die Gesellschafter mit der Vermögensauseinandersetzung anläßlich der Scheidung des Gesellschafters W schon im Jahre 1981 gemacht. Aus diesen Erfahrungen heraus sei am 13.12.1982 § 4 des Gesellschaftsvertrages neu gefaßt worden, und bei dieser Fassung sei ausdrücklich von einer Privilegierung ehelicher Abkömmlinge von Gründungsgesellschaftern abgesehen worden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Anlaß für die Regelung in § 11 des Gesellschaftervertrages in der derzeit geltenden Fassung sei das Scheidungsverfahren der Eltern des Klägers gewesen; auch hier habe derselbe Wunsch bestanden, einen "closed shop" bei den Gesellschaftern zu gewährleisten. Die Neuregelung des § 11 habe nach dem Willen der Gesellschafter auch eine Änderung des § 5 bedeuten sollen. Eheliche Abkömmlinge hätten nicht privilegiert werden sollen, sondern die Regelung des § 11 habe für alle Erben gleichermaßen Geltung. Zum Beweis für den tatsächlichen Willen der Gesellschafter bei der Abfassung des § 11 beruft sich die Beklagte auf die eidliche Parteivernehmung ihres Geschäftsführers.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil abzuändern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Kläger verteidigt das angefochtene Urteil. Er wiederholt seine Auffassung, der Gesellschaftsvertrag sei dahin auszulegen, daß § 11 für eheliche Abkömmlinge eines Gründungsgesellschafters keine Geltung habe.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Einer Vernehmung des Geschäftsführers der Beklagten als Partei zum Beweis für die Motivation der Gesellschafter bei der Neuregelung des § 11 widerspricht er.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schriftsätze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgründe:</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung ist nicht begründet.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der hilfsweise erhobenen Nichtigkeitsklage zu Recht stattgegeben und die Einziehung der Geschäftsanteile des Klägers für nichtig gehalten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschaftsvertrag bietet keine rechtliche Grundlage für die Einziehung der Geschäftsanteile des Klägers.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine zwangsweise Einziehung von Geschäftsanteilen ist nur zulässig, wenn deren Voraussetzungen in der Satzung hinreichend bestimmt geregelt sind (so Baumbach-Hueck, GmbHG, 16.Aufl. § 34, Rn.6; Scholz/Westermann, GmbHG, 8.Aufl. § 34, Rn.13; Hachenburg/Ulmer, GmbHG, 8.Aufl., § 34, Rn.38). Insbesondere bei einer Einziehung ohne eine volle Abfindung, wie sie hier nach § 13 des Gesellschaftsvertrages stattfinden sollte, müssen die Voraussetzungen klar umschrieben sein, damit sich jeder Gesellschafter darauf einstellen kann (Baumbach-Hueck, aaO., BGH, Urt.v.19.09.1977 - II ZR 11/76 - in NJW 1977, S.2316).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschaftsvertrag der Beklagten läßt eine klare Regelung der Einziehungsvoraussetzungen und auch des Einziehungsverfahrens jedenfalls für den Fall der Rechtsnachfolge im Erbgang vermissen. Der Gesellschaftsvertrag enthält dazu unterschiedliche Bestimmungen, die nicht ohne weiteres miteinander zu vereinbaren sind:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach § 11 des Gesellschaftsvertrages hat bei isolierter Betrachtung dieser Vorschrift jeder Erbe ohne Ausnahme den übrigen Gesellschaftern seinen ererbten Geschäftsanteil innerhalb näher bestimmter Fristen zum Kauf anzubieten. Jeder der übrigen Gesellschafter kann das Angebot annehmen oder auch ausschlagen; machen mehrere Gesellschafter von ihrem Erwerbsrecht Gebrauch, erfolgt eine Teilung des ererbten Geschäftsanteils, und die Erwerber erwerben den Anteil in dem Verhältnis, in welchem die Nennbeträge der von ihnen jeweils gehaltenen Geschäftsanteile zueinander stehen. Bei diesem Verfahren ist eine Einziehung in der Regel nicht vorgesehen; diese erfolgt allenfalls als Sanktion, wenn der Erbe seiner Andienungspflicht nicht nachkommt. Kommt der Erbe seiner Andienungspflicht jedoch nach und nimmt keiner der übrigen Gesellschafter sein Angebot an, ist für eine Einziehung kein Raum mehr. Der Erbe bleibt Gesellschafter.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach § 5 des Gesellschaftsvertrages kann die Gesellschaft die Einziehung von Geschäftsanteilen beschließen, wenn ein Gesellschafter verstirbt und seine Gesellschaftsrechte <u>nicht</u> auf einen anderen Gesellschafter oder eheliche Abkömmlinge eines Gründergesellschafters übergehen. Die Einziehung betrifft also nicht jeden, sondern nur nicht privilegierte Erben; sie kann dann aber unabhängig davon erfolgen, ob der Erbe seiner Andienungspflicht nach § 11 nachgekommen ist oder nicht. Die Beschlußfassung über die Einziehung erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit, wobei der betroffene Gesellschafter kein Stimmrecht hat. Statt der Einziehung kann verlangt werden, daß der Geschäftsanteil auf die Gesellschaft, auf einen von ihr benannten Gesellschafter oder auf einen von ihr benannten Dritten übertragen werde. Die Verfügungsgewalt über den ererbten Geschäftsanteil steht in diesem Fall also der Mehrheit der Gesellschafter zu; ein Minderheitsgesellschafter hätte danach keine Chance, sein ihm in § 11 eingeräumtes Erwerbsrecht gegen die Stimmmen der Mehrheit auszuüben.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Regelungen in den §§ 5 und 11 des Gesellschaftsvertrages sind von ihrem bloßen Wortlaut her demnach unvereinbar sowohl hinsichtlich der Stellung der betroffenen Erben als auch hinsichtlich der Rechte der übrigen Gesellschafter. Hinsichtlich der Erben enthält § 5 eine ausdrückliche Privilegierung anderer Gesellschafter sowie ehelicher Abkömmlinge der Gründungsgesellschafter, deren Anteile nach § 5 nicht eingezogen werden dürfen. Für sonstige nach § 5 nicht privilegierte Erben bleibt unklar, ob eine Einziehung ihrer Anteile auch erfolgen kann, wenn sie ihrer Andienungspflicht nach § 11 nachgekommen sind. Die Andienungspflicht des § 11 geht in Ansehung des § 5 praktisch ins Leere, da die Gesellschafter nach § 5 mit Mehrheitsbeschluß auch ohne Andienung durch die nichtprivilegierten Erben und ohne Fristen deren Anteile entweder erwerben oder einziehen können.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Widersprüche im Gesellschaftsvertrag hat der Senat durch Auslegung zu beurteilen, wie sich die Vorschriften der §§ 5 und 11 zu einander verhalten und ob die Satzung der Beklagten danach für die Einziehung von Geschäftsanteilen auch ehelicher Abkömmlinge von Gründungsgesellschaftern eine Grundlage bietet.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Aus der Formulierung des § 11 ist nicht ersichtlich, daß damit die Privilegierung der ehelichen Abkömmlinge von Gründungsgesellschaftern, wie sie in § 5 festgeschrieben ist, aufgehoben werden sollte. Vielmehr sieht § 11 eigentlich eine Besserstellung der Erben gegenüber § 5 insoweit vor, als ererbte Anteile danach nur im Fall einer Verletzung der den Erben auferlegten Andienungspflicht eingezogen werden können. Daß jedoch die Privilegierung aufgehoben werden sollte dadurch, daß § 11 auf die Unterscheidung des § 5 hinsichtlich privilegierter und sonstiger Erben nicht eingeht, erschließt sich dem objektiven Leser des Gesellschaftsvertrages nicht ohne weiteres.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch aus § 4 des Gesellschaftsvertrages folgt entgegen der Ansicht der Beklagten nicht, daß eine Privilegierung ehelicher Abkömmlinge der Gründungsgesellschafter, wie sie § 5 noch vorsieht, im Gesellschaftsvertrag insgesamt aufgehoben worden sein sollte. </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">§ 4 des Gesellschaftsvertrages betrifft die Übertragung und Veräußerung von Geschäftsanteilen und lautet:</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Geschäftsanteile an der Gesellschaft dürfen grundsätzlich nur mit Zustimmung aller Stimmen der Gesellschafter übertragen werden. Ohne Zustimmung aller Gesellschafter ist eine Geschäftsanteils-Übertragung auch dann nicht zulässig, wenn der Erwerber ein Gesellschafter oder ein ehelicher Abkömmling eines Gründungsgesellschafters ist.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Aus dieser im Jahr 1982 erfolgten Regelung zur Veräußerung von Geschäftsanteilen in § 4, die damals den § 5 in der noch heute geltenden Fassung unberührt gelassen hat, läßt sich im Gegenteil entnehmen, daß zwischen dem Erwerb durch Abtretung von Geschäftsanteilen und dem Erwerb von Todes wegen klar unterschieden wurde. Die ausdrückliche Erwähnung von Gesellschaftern und ehelichen Abkömmlingen als potentiellen Erwerbern weist darauf hin, daß diesen nach dem Gesellschaftsvertrag grundsätzlich eine besondere Stellung eingeräumt war, denn anders hätte es ihrer Erwähnung in § 4 nicht bedurft. Der Umstand, daß damals gerade auch unter dem Eindruck einer scheidungsbedingten Vermögensauseinandersetzung die Privilegierung der ehelichen Abkömmlinge in § 5 anders als in § 4 <u>nicht</u> aufgehoben worden ist, spricht gegen ein den gesamten Gesellschaftsvertrag durchziehendes Prinzip eines "closed shop" der Gesellschafter, wonach jeder Gesellschafter stets die Aufnahme eines ungeliebten weiteren Gesellschafters sollte verhindern können.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Aus dem Umstand schließlich, daß die Regelung des § 11 zeitlich später als die in § 5 getroffene Regelung vereinbart worden ist, folgt auch nicht der Vorrang des § 11 und die Aufhebung des § 5, dies schon deshalb nicht, weil § 11 wegen der Einziehung ausdrücklich auf § 5 verweist und damit zeigt, daß die Bestimmungen des § 5 nicht etwa übersehen worden oder in Vergessenheit geraten waren. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Wenn aber § 5 des Gesellschaftsvertrages fortgelten sollte, so kann ein Nebeneinander beider Regelungen (§ 5 und § 11) nur widerspruchsfrei dahingehend verstanden werden, daß § 11 nur Anwendung auf nicht privilegierte Erben findet. Andernfalls würde die Regelung des § 5 b) ins Leere gehen. Der Sinn des § 11 besteht dann darin, der nach § 5 möglichen Einziehung das Andienungsverfahren des § 11 mit den dort genannten Fristen und dem einzelnen Gesellschaftern eingeräumten Erwerbsrecht vorzuschalten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Auch die Behauptung der Beklagten, mit der Änderung des § 11 sei entgegen dem Wortlaut der Regelung eine Änderung des § 5 tatsächlich gewollt gewesen, vermag der Berufung nicht zum Erfolg zu verhelfen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß die Beklagte mit dem Antrag auf Vernehmung ihres Geschäftsführers als Partei keinen zulässigen Beweis für den von ihr behaupteten übereinstimmenden Willen aller Gesellschafter bei der Beschlußfassung über § 11 angeboten hat, denn der Kläger hat der Parteivernehmung widersprochen (§ 447 ZPO). Ein Fall des § 448 ZPO liegt hier nicht vor, denn auch im Fall der Beweisnot setzt die Anwendung des § 448 ZPO eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der Behauptung voraus (vgl.Musielak/Huber, ZPO, § 448 Rn.6), die der Senat angesichts der bereits dargelegten Sonderstellung der ehelichen Abkömmlinge von Gründungsgesellschaftern im Gesellschaftsvertrag verneint. Auch der Gesichtspunkt der Waffengleichheit (vgl. EGMR, Urt.v.27.10.1993, in NJW 1995, S.1413) gebietet hier nicht die Anwendung des § 448 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Von der Beweissituation abgesehen kommt es aus Rechtsgründen auf den tatsächlichen Willen der beschlußfassenden Gesellschafter hier im Ergebnis aber auch nicht an. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung von Gesellschaftsverträgen können nach ständiger Rechtsprechung unterschiedliche Kriterien maßgebend sein, je nachdem ob es sich bei den auszulegenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrages um individualrechtliche Bestimmungen oder um sogenannte körperschaftliche Bestimmungen handelt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Für individualrechtliche Bestimmungen besitzen die §§ 133 und 157 BGB uneingeschränkte Gültigkeit, wohingegen bei allen körperschaftlichen Bestimmungen eine normenähnliche Auslegung geboten ist (vgl.Scholz/Emmerich, GmbHG, 8.Aufl. § 2, Rn.35 m.w.N.; Hachenburg/Ulmer, GmbHG, 8.Aufl. § 2 Rn.139). Gesellschaftsvertragliche Regelungen körperschaftsrechtlicher Art haben nach den Grundsätzen der sogenannten objektiven Satzungsauslegung zu erfolgen (BGH, Urteil v. 16.12.1991- II ZR 58/91 - in NJW 1992, S. 892; BGH, Urteil v. 11.10.1993 - II ZR 155/92 - in NJW 1994. S.51; BGH, Urteil v. 17.02.1997 - II ZR 41/96 - in NJW 1997, S.1510). Zu den körperschaftlichen Bestimmungen rechnen die grundsätzlichen Regelungen über die Beziehungen der Gesellschafter zur Gesellschaft, Bestimmungen über die Abfindung beim Ausscheiden sowie auch die über die Veräußerung und Vererbung von Geschäftsanteilen (Scholz/Priester, GmbHG, 8.Aufl., § 53, Rn.10), um die es vorliegend geht.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung dieser körperschaftlichen Bestimmungen haben alle Umstände außer Betracht zu bleiben, die außerhalb der Vertragsurkunde liegen und damit nicht allgemein erkennbar sind, wie etwa die Entstehungsgeschichte des Gesellschaftsvertrages sowie die Vorstellungen, Absichten und Äußerungen von Personen, die an der Abfassung des Gesellschaftsvertrages mitgewirkt haben (so BGH, Urteil v. 27.10.1986 - II ZR 240/85 - in NJW 1987, S. 1890 unter Hinweis auf BGHZ 14, 25 (37) = NJW 1954, 1401; BGH, LM § 549 ZPO Nr. 25; RGZ 159, 321 (326); ferner BGH, Urt.v.16.02.1981 - II ZR 89/79 - in GmbHR 1982, S.129).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Diese Grundsätze gelten auch für personalistische oder Familiengesellschaften, da der spätere Beitritt anderer Gesellschafter nie auszuschließen ist (Hachenburg/Ulmer, GmbHG, 8.Aufl. § 2, Rn.139; Scholz/Emmerich, aaO.; BGH, Urt.vom 16.02.1981 - II ZR 89/79 - aaO.; BGH, Urteil v. 17.02.1997 - II ZR 41/96 - aaO.).</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Nach den demnach anzuwendenden Grundsätzen einer objektiven Satzungsauslegung sind die Motivation und die Vorstellungen der beiden Gesellschafter W und P bei der Beschlußfassung zum § 11 des Gesellschaftsvertrages für die Auslegung der Vorschriften ohne Bedeutung, so daß es auch aus diesem Grund einer Vernehmung des Geschäftsführers der Beklagten als Partei nicht bedurfte.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 I ZPO; die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus den §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> </ol>
114,471
olgk-1999-09-20-ss-45299-z-203-z
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 452/99 (Z) 203 Z
1999-09-20T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0920.SS452.99Z203Z.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">G r &#252; n d e</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Betroffene durch Urteil vom 01.02.1999 in Abwesenheit wegen einer fahrl&#228;ssigen Ordnungswidrigkeit nach &#167;&#167; 1 Abs. 2, 9 Abs. 5 StVO zu einer Geldbu&#223;e von 120,00 DM verurteilt. Das Amtsgericht hat folgende Feststellungen getroffen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"Die Betroffene befuhr am 02.07.1998 um 19.45 Uhr mit ihrem Pkw Taxi Mercedes, amtl. Kennzeichen x-xx xxx, in K&#246;ln die M. Stra&#223;e. In H&#246;he des Hauses Nr. x hielt sie rechts kurz an und wendete dann ihr Fahrzeug. Dabei &#252;bersah sie den von hinten kommenden Zeugen S., der mit seinem Kleinkraftrad gerade die rechts haltende Betroffene &#252;berholen wollte, wozu er ordnungsgem&#228;&#223; den Blinker gesetzt hatte, als diese pl&#246;tzlich zum Wenden nach links her&#252;berzog. Dabei kam es zu Zusammensto&#223; beider Fahrzeuge."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz ihres Verteidigers vom 03.02.1999 - am 05.02.1999 beim Amtsgericht eingegangen - hat die Betroffene Zulassung der Rechtsbeschwerde und Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Hauptverhandlung beantragt. Das Wiedereinsetzungsgesuch ist mittlerweile rechtskr&#228;ftig verworfen. Das angefochtene Urteil ist dem Verteidiger am 02.03.1999 zugestellt worden. Mit Schriftsatz vom 07.06.1999 - am gleichen Tag bei Gericht eingegangen - hat der Verteidiger Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndungsfrist beantragt, die Fristvers&#228;umung mit B&#252;roversehen entschuldigt und den Zulassungsantrag mit der Verletzung </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">formellen und materiellen Rechts begr&#252;ndet. Zur Verfahrensr&#252;ge hat er unter anderem folgendes ausgef&#252;hrt: </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"Es liegt ein Verfahrensfehler vor, der sich als Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs darstellt . Zum Hauptverhandlungstermin vom 01.02.1999 war die Betroffene nicht erschienen, weil sie erkrankt war. Hier&#252;ber informierte der Verteidiger auch das Gericht. Er erkl&#228;rte, da&#223; die Betroffene nicht erscheinen k&#246;nne, da sie ihre Wohnung wegen eines grippalen Infektes nicht verlassen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Gleichzeitig stellte der Verteidiger folgenden Antrag:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"In der Bu&#223;geldsache gegen Breidt wird beantragt, die Hauptverhandlung auszusetzen. Die Betroffene ist nach dem Kenntnisstand des Unterzeichners schwerwiegend erkrankt, wie sein B&#252;ro heute morgen telefonisch mitgeteilt hat: danach leidet die Betroffene an einem schweren grippalen Infekt, der es ihr - zumindest - unm&#246;glich macht, ihre Wohnung zu verlassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Hilfsweise wird beantragt, die Betroffene von der Anwesenheitspflicht zu entbinden: der Verteidiger wird sich &#228;u&#223;ern, die Betroffene dagegen nicht."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Hierauf erging folgender <span style="text-decoration:underline;">Gerichtsbeschluss:</span></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"Die Betroffene wird von ihrem pers&#246;nlichen Erscheinen entbunden."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Anschlie&#223;end gab der Verteidiger eine &#196;u&#223;erung ab. Wiederum im Anschluss hieran wurde der Zeuge S. vernommen. Dabei ergaben sich erhebliche Schwierigkeiten bez&#252;glich des Geschehensablaufes, weil der Zeuge S. Dinge bekundete, zu denen der Verteidiger nicht Stellung nehmen konnte. Der Verteidiger stellte deshalb den Antrag, die Hauptverhandlung auszusetzen, hilfsweise sie zu unterbrechen. Es handelt sich um den Antrag, der im Protokoll als "Beweisantrag - Anlage zum Protokoll II" bezeichnet wird. Dieser Antrag hat folgenden Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"In der Bu&#223;geldsache gegen Breidt wird nunmehr beantragt, die Hauptverhandlung auszusetzen (hilfsweise: sie zu unterbrechen), um der Betroffenen Gelegenheit zu geben, sich zur Sache zu &#228;u&#223;ern. Die Betroffene will sich insbesondere zu der Aussage des Zeugen S. &#228;u&#223;ern, sie widerlegen und das Gericht davon &#252;berzeugen, dass der Zeuge entgegen seinen heutigen Angaben mit hohem Tempo um die Kurve kam und in die Mengenicherstra&#223;e hineinfuhr, dass er f&#252;r die Betroffene nicht sichtbar war und auf der linken Seite der M.stra&#223;e fuhr und dass sich der Unfall unmittelbar hinter dem Beginn der M.stra&#223;e ereignet hat."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Dieser Antrag ist mit folgendem <span style="text-decoration:underline;">Gerichtsbeschluss</span> zur&#252;ckgewiesen worden:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">"Der Beweisantrag wird zur&#252;ckgewiesen, da nach Auffassung des Gerichts der Sachverhalt ausreichend gekl&#228;rt ist und die Betroffene ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt hat, dass ohne ihr Erscheinen verhandelt wird."</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Im Anschluss hieran ist das Urteil verk&#252;ndet worden."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen die Vers&#228;umung der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndungsfrist ist der Betroffenen Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, da nach dem Vorbringen ihres Verteidigers die Fristvers&#228;umung auf einem Versehen im B&#252;ro des Verteidigers zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, das der Betroffenen nicht zum Vorwurf gemacht werden kann.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der damit zul&#228;ssige Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde ist nicht begr&#252;ndet. Da im angefochtenen Urteil nur eine Geldbu&#223;e von 120,00 DM festgesetzt worden ist, k&#246;nnte die Rechtsbeschwerde nach &#167; 80 Abs. 1 u. 2 OWiG nur zugelassen werden, wenn es geboten w&#228;re, die Nachpr&#252;fung des Urteils zur Fortbildung des materiellen Rechts zu erm&#246;glichen oder das Urteil wegen Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs aufzuheben. Ein solcher Fall liegt nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Materiell-rechtlich wirft das angefochtene Urteil keine kl&#228;rungsbed&#252;rftigen Rechtsfragen auf. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist auch nicht - was schon im Zulassungsverfahren zu pr&#252;fen ist (Senatsentscheidungen NZV 1998, 476 = VRS 95, 383; NZV 1999, 264 = VRS 96, 451) - wegen Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist durch die Behandlung des ersten Aussetzungsantrags das rechtliche Geh&#246;r der Betroffenen verletzt worden. Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs soll als Proze&#223;grundrecht sicher stellen, dass die erlassene Entscheidung frei von Verfahrensfehlern ergeht, welche ihren Grund in unterlassener Kenntnisnahme und Nichtber&#252;cksichtigung des Sachvortrags der Parteien haben (BVerfG NJW 1992, 2811). Das Gericht ist verpflichtet, die Ausf&#252;hrungen von Verfahrensbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen (BVerfG NJW 1996, 2785, 2786; Senatsentscheidungen VRS 94, 123; NZV 1998, 476 = VRS 95, 383; NZV 1999, 264 = VRS 96, 451). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen h&#228;tte das Amtsgericht zun&#228;chst den prim&#228;r gestellten Aussetzungsantrag bescheiden m&#252;ssen. &#220;ber einen Aussetzungsantrag des Verteidigers, der in der Hauptverhandlung wegen der Verhinderung eines Betroffenen gestellt wird, ist durch begr&#252;ndeten Beschluss zu entscheiden, damit der Verteidiger zur Frage der gen&#252;genden Entschuldigung noch Ausf&#252;hrungen machen kann (BayObLG bei G&#246;hler NStZ 1988, 66; G&#246;hler OWiG, 12. Aufl., &#167; 73 Rdnr 19). Dabei ist vom Amtsgericht zu beachten, dass der Betroffene ein Anwesenheitsrecht hat und die Hauptverhandlung bei entschuldigtem Ausbleiben des Betroffenen nicht durchgef&#252;hrt werden darf, und zwar auch dann nicht, wenn der Betroffene durch ein Verteidiger vertreten ist, es sei denn, dass dieser sich gleichwohl mit einer Verhandlung in Abwesenheit des Betroffenen einverstanden erkl&#228;rt (G&#246;hler, OWiG, 12. Aufl., &#167; 73 Rdnr 19). Das Anwesenheitsrecht des Betroffenen ist durch die Neuregelung der &#167;&#167; 73, 74 OWiG nicht in Frage gestellt worden (vgl. G&#246;hler a.a.O. &#167; 73 Rdnr 17). Ebensowenig wie ein Verwerfungsurteil nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG bei entschuldigtem Ausbleiben ergehen darf, darf in Abwesenheit des Betroffenen eine Hauptverhandlung durchgef&#252;hrt werden, wenn er teilnehmen will und ihm ein Erscheinen unm&#246;glich oder unzumutbar ist und er deshalb Terminsverlegung beantragt hat (BayObLG VRS 50, 224; NStZ 1995, 39 = VRS 88, 266; OLG Karlsruhe VRS 59, 450 u. 91, 193). Krankheit entschuldigt das Ausbleiben, wenn sie nach Art und Auswirkung eine Beteiligung an der Hauptverhandlung unzumutbar macht; Verhandlungsunf&#228;higkeit muss nicht vorliegen (OLG D&#252;sseldorf NStZ 1984, 331; OLG Hamm NStZ - RR 1998, 281; Senatsentscheidungen VRS 72, 442, 444; 75, 113; 83, 444, 446; Senatsentscheidung vom 21.04.1998 - SS 108/98). Werden - wie im vorliegendem Fall durch die Mitteilung des Verteidigers, die Betroffene k&#246;nne wegen eines schweren grippalen Infekts ihre Wohnung nicht verlassen, - schl&#252;ssig Umst&#228;nde vorgetragen, die die Beteiligung der Betroffenen an der Hauptverhandlung nicht zumutbar erscheinen lassen, so hat das Gericht etwaige Zweifel durch Ermittlungen im Freibeweis zu beheben (vgl. BayObLG NJW 1998, 172; 1999, 879; Senatsentscheidungen VRS 71, 371 und NJW 1993, 1345). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wird das Anwesenheitsrecht eines Betroffenen verletzt, weil bei entschuldigtem Ausbleiben der Hauptverhandlung zur Sache verhandelt wird, so verst&#246;&#223;t diese Verfahrensweise gegen den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs (BayObLG NStZ 1995, 39 = VRS 88, 266; OLG D&#252;sseldorf VM 1991 Nr. 117). </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs f&#252;hrt aber nur dann zur Aufhebung des angefochtenen Urteils, wenn dies auf dem Verfahrensfehler beruht (G&#246;hler, OWiG, 12. Aufl., &#167; 80 Rdnr 16 b). Im vorliegenden Fall beruht das Urteil nicht auf der Nichtbescheidung des Aussetzungsantrags und der darin liegenden Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs der Betroffenen. Es ist anerkannt, dass auch bei einem entschuldigten Ausbleiben die Verhandlung in Abwesenheit durchgef&#252;hrt werden kann, wenn der anwesende Verteidiger sich damit einverstanden erkl&#228;rt oder sich r&#252;gelos f&#252;r den Betroffenen zur Sache einl&#228;sst (BayObLG VRS 50, 224; NZV 1998, 341 = VRS 95, 103; OLG D&#252;sseldorf VRS 63, 467; NZV 1993, 81 = VRS 84, 42; G&#246;hler a.a.O. &#167; 73 Rdnr 19). </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dies ist im vorliegenden Fall geschehen. Der Verteidiger hat neben dem Aussetzungsantrag hilfsweise beantragt, die Betroffene von der Anwesenheitspflicht zu entbinden und erkl&#228;rt, der Verteidiger werde sich zur Sache &#228;u&#223;ern, die Betroffene selbst werde sich dagegen nicht &#228;u&#223;ern. Der Verteidiger hat damit eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass er im Falle einer Ablehnung des Aussetzungsantrags mit einer Verhandlung in Abwesenheit der Betroffenen nach &#167; 74 Abs. 1 OWiG einverstanden ist. Ob der Hilfsantrag nur aus prozesstaktischen Gr&#252;nden gestellt wurde, um den Erlass eines Verwerfungsurteils nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG zu verhindern, ist ohne Bedeutung, da sich dadurch nichts an der Eindeutigkeit der prozessualen Erkl&#228;rung &#228;ndert. Konsequenterweise hat sich der Verteidiger auch nach eigenem Vorbringen in der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung nach der Entbindung der Betroffenen von der Verpflichtung zum pers&#246;nlichen Erscheinen zur Sache ge&#228;u&#223;ert. Dass er sp&#228;ter - nach Vernehmung des Zeugen S. - aus anderen Gr&#252;nden erneut Aussetzung beantragt hat, &#228;ndert nichts daran, dass er zun&#228;chst mit einer Abwesenheitsverhandlung einverstanden war. Wegen dieses Einverst&#228;ndnisses ist es auch unerheblich, ob das Amtsgericht m&#246;glicherweise rechtsfehlerhaft die Voraussetzungen einer Entbindung von der Verpflichtung zum Erscheinen nach &#167; 73 Abs. 2 OWiG angenommen hat, weil es offenbar diese Befreiung auf die Erkl&#228;rung des Verteidigers in der Hauptverhandlung gest&#252;tzt hat, obwohl der Verteidiger vor der Entscheidung &#252;ber die Entbindung nicht die in &#167; 73 Abs. 2 OWiG geforderten Erkl&#228;rungen abgeben konnte (vgl. Senatsentscheidung vom 15.04.1999 - Ss 144/99). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit in der Behandlung des zweiten Aussetzungsantrags eine Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs liegen soll, weil es der Betroffenen unm&#246;glich gemacht worden sei, sich zur Aussage des Zeugen S. zu &#228;u&#223;ern, ist die entsprechende Verfahrensr&#252;ge nicht ordnungsgem&#228;&#223; erhoben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wird die Versagung rechtlichen Geh&#246;rs ger&#252;gt, muss - zumindest dann, wenn - wie hier - die Rechtsverletzung darin liegen soll, dass einem Betroffenen keine M&#246;glichkeit einger&#228;umt wurde, sich zu allen entscheidungserheblichen und ihm nachteiligen Tatsachen und Beweisergebnissen zu &#228;u&#223;ern - vorgetragen werden, was im Fall der Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs geltend gemacht worden w&#228;re (BayObLG NJW 1992, 1907 = VRS 83, 209; VRS 91, 353; NZV 1999, 99 = VRS 96, 18; OLG D&#252;sseldorf VRS 93, 119; NZV 1998, 254; DAR 1999, 275 = VRS 97, 57; OLG Hamm NZV 1999, 220 = VRS 96, 60 u. VRS 97, 142; Senatsentscheidungen NZV 1992, 419 = VRS 83, 367; VRS 87, 207; NZV 1999, 264 = VRS 96, 451). Eine besondere Begr&#252;ndung ist geboten, wenn zun&#228;chst zum Ausdruck gebracht worden ist, der Betroffene werde sich zur Sache nicht &#228;u&#223;ern (OLG Hamm VRS 96, 60). Es bedarf keiner Entscheidung, ob insoweit der Vortrag in der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung hinreichend bestimmt ist, da das Rechtsbeschwerdevorbringen schon aus anderen Gr&#252;nden nicht den Anforderungen des &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO gen&#252;gt. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Amtsgericht die Betroffene auf Antrag ihres Verteidigers von der Verpflichtung zum pers&#246;nlichen Erscheinen entbunden hatte, konnte die Hauptverhandlung nach &#167; 74 Abs. 1 OWiG in Abwesenheit der Betroffenen durchgef&#252;hrt werden. L&#228;sst sich in einem solchen Fall ein Betroffener nach &#167; 73 Abs. 3 OWiG durch einen Verteidiger vertreten, so nimmt dieser f&#252;r ihn das rechtliche Geh&#246;r wahr (G&#246;hler a.a.O. &#167; 74 Rdnr 17; KK - OWiG Senge &#167; 74 Rdnr 18). Nur wenn ein Verteidiger sich au&#223;erstande sieht, ohne R&#252;cksprache mit dem Betroffenen eine Stellungnahme abzugeben, kann die F&#252;rsorgepflicht es gebieten, einem Antrag auf Unterbrechung oder Vertagung zu entsprechen (KK - OWiG Senge &#167; 74 Rdnr 18). Eine Versagung rechtlichen Geh&#246;rs kann in diesem Fall nur vorliegen, wenn in der Hauptverhandlung - im vorliegenden Fall insbesondere bei der Vernehmung des Zeugen S. - neue Umst&#228;nde bekannt wurden, mit denen nicht zu rechnen war. Der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung kann nicht entnommen werden, dass der Zeuge S. in der Hauptverhandlung eine andere Darstellung des Unfalls, in den er und die Betroffene verwickelt waren, gegeben hat als im Ermittlungsverfahren. </p>
114,472
olgk-1999-09-20-16-u-2599
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 25/99
1999-09-20T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:06
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0920.16U25.99.00
<h2>Tenor</h2> Unter Zurückweisung der weitergehenden Berufung wird das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 09.02.1999 - 3 O 457/98 - wie folgt abgeändert und neu gefasst: Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 30.000,00 DM zu zahlen Zug um Zug gegen Herausgabe der Originalurkunde vom 28.06.1996/03.07.1996 über die Vereinbarung zwischen Herrn W. B., Kaufmann, und die Klägerin über die Abtretung des Anspruches auf Zahlung der Garantietantieme von 40.000,00 DM des Herrn W. B. gegen die Beklagte, für Herrn W. B. unter-zeichnet von Herrn K. T.; im Übrigen wird die Klage abgewiesen. Die Kosten des Rechtsstreites einschließlich der Kos-ten des Berufungsverfahrens tragen die Klägerin zu 27 % und die Beklagte zu 73 %. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig; auch in der Sache hat sie zum Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist teilweise begr&#252;ndet, denn die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte lediglich einen Anspruch auf Zahlung von 30.000,00 DM Zug um Zug gegen Herausgabe der Originalabtretungsurkunde vom 28.06.1996/03.07.1996. Wegen des weitergehenden Zahlungsanspruches sowie wegen der Zinsforderung war die Klage hingegen abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 30.000,00 DM aus abgetretenem Recht. Der Senat hat im Ergebnis keine Zweifel, dass Herr T. als Vertreter des Zedenten W. B. dessen Garantietantiemeanspr&#252;che aus dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrerdienstvertrag vom 30.04.1996 mit der Beklagten wirksam an die Kl&#228;gerin abgetreten hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dabei kann dahinstehen, ob sich bereits aus der "Vollmacht" vom 13.06.1996, gegebenenfalls in Verbindung mit dem Schreiben des Herrn B. an die Kl&#228;gerin vom 17.06.1996 mit ausreichender Sicherheit entnehmen l&#228;sst, ob Herr B. Herrn T. gem. &#167; 167 BGB bevollm&#228;chtigt hatte, ihn auch pers&#246;nlich und nicht nur in seiner Eigenschaft als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma CEC zu vertreten. Denn aus dem sp&#228;teren, von der Beklagten nicht bestrittenen Verhalten des Herrn B. ist zu schlie&#223;en, dass B. die Abtretung der Tantiemeanspr&#252;che durch Herrn T. an die Kl&#228;gerin jedenfalls nach &#167; 177 BGB genehmigt hatte. Eine solche Genehmigung folgt aus der &#220;bersendung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrages, den die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 12.09.1996 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf die Sicherungsabtretungen in der Vereinbarung vom 28.06.1996/03.07.1996 von B. anforderte. Die darauf folgende &#220;bersendung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrages hatte damit offensichtlich nur den Sinn, die Pflichten des Herrn B. als Zedenten aus &#167; 402 BGB zu erf&#252;llen. Ist B. dieser Pflicht indessen widerspruchslos nachgekommen, folgte daraus weiterhin, dass er mit der Abtretung seiner Forderungen gegen die Beklagte durch T. einverstanden war. Es kommt deshalb auch nicht darauf an, ob (nochmals) in dem Schreiben vom 19.09.1996, mit dem B. den Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrag an die Kl&#228;gerin &#252;bersandte, eine Genehmigung liegt, so dass das diesbez&#252;gliche Bestreiten der Beklagten unerheblich ist. Jedenfalls aber spricht nach dem Verhalten des Herrn B. - &#220;bersendung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrages auf Anforderung der Kl&#228;gerin unter Bezugnahme auf die Sicherungsabtretungen - eine Vermutung f&#252;r sein Einverst&#228;ndnis mit der Abtretung, so dass es der Beklagten oblegen h&#228;tte, diese Vermutung zu ersch&#252;ttern.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch gegen die Wirksamkeit der Abtretung im &#220;brigen hat der Senat keine Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die abgetretene Forderung ist hinreichend bestimmt bzw. als k&#252;nftige Forderung bestimmbar. Unter Ber&#252;cksichtigung des Sicherungszweckes der Abtretung ist die Abtretung des Anspruches "auf Zahlung einer Garantietantieme von DM 40.000,00" bei objektiver Betrachtungsweise dahingehend auszulegen, dass B. s&#228;mtliche k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Garantietantiemeanspr&#252;che gegen die Beklagte an die Kl&#228;gerin abgetreten hatte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Wirksamkeit der Abtretung steht kein Abtretungsverbot im Sinne des &#167; 399 2. Alternative BGB entgegen. Zwar kann die Vereinbarung einer Verschwiegenheitspflicht im Einzelfall ein konkludentes Abtretungsverbot enthalten (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW-RR 1994, 438f). F&#252;r den Regelfall gilt dies jedoch nicht und besondere Umst&#228;nde, die hier auf die konkludente Vereinbarung eines Abtretungsverbotes hinweisen, bestehen nicht. Aus dem Gebot zur Verschwiegenheit nach &#167; 85 Abs. 1 GmbHG folgt in Verbindung mit &#167; 134 BGB kein Abtretungsverbot, da die Geltendmachung des abgetretenen Gehaltsanspruches, der auf ein vereinbartes Festgeld und nicht auf eine erfolgsbezogene Verg&#252;tung gerichtet ist, regelm&#228;&#223;ig ohne R&#252;ckgriff auf Gesch&#228;ftsgeheimnisse m&#246;glich ist. Es ist bei dieser Sachlage nicht gerechtfertigt, die Erf&#252;llung der Informationspflicht nach &#167; 402 BGB zumindest f&#252;r den typischen Fall mit der Verpflichtung zur Preisgabe der Schweigepflicht unterliegender Daten des gesch&#252;tzten Unternehmens gleichzusetzen und unter diesem Gesichtspunkt Gehaltsanspr&#252;che des GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrers nach &#167; 134 BGB grunds&#228;tzlich als unantastbar anzusehen (vgl. dazu BGH NJW 1996, 2576 f). Eine Ausnahme von diesem Regelfall besteht hier nicht schon deswegen, weil die Beklagte und Herr B. die Pflicht zur Verschwiegenheit ausdr&#252;cklich im Vertrag geregelt haben. Die Verschwiegenheitspflicht nach Ziff. 6 des Vertrages geht ihrem Inhalt nach n&#228;mlich nicht &#252;ber das in &#167; 85 Abs. 1 GmbHG normierte Verschwiegenheitsgebot hinaus, so dass, wenn aus &#167; 85 Abs. 1 GmbHG in der Regel kein gesetzliches Verbot folgt, aus Ziff. 6 des Vertrages auf ein konkludent vereinbartes Abtretungsverbot nicht ohne weitere Anhaltspunkte f&#252;r einen entsprechenden Willen der Vertragsschlie&#223;enden geschlossen werden kann. Ein Abtretungsverbot ist im vorliegenden Fall auch nicht ausnahmsweise anzunehmen, weil es sich bei der abgetretenen Forderung um Tantiemeanspr&#252;che handelt. Anders als die ebenfalls im Vertrag zugesagte erfolgsabh&#228;ngige Tantieme ist der hier abgetretene Tantiemeanspruch der H&#246;he nach garantiert. Er ist damit unabh&#228;ngig vom Unternehmensgewinn und h&#228;ngt ebenso wie das Festgehalt nicht von bestimmten innerbetrieblichen Interna ab, die der Geheimhaltungspflicht unterliegen k&#246;nnten. F&#252;r die Garantietantiemeanspr&#252;che muss deshalb das Gleiche gelten wie f&#252;r den sonstigen (Fest-) Gehaltsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Garantietantiemeanspruch des Herrn W. B. gegen die Beklagte ist f&#252;r das Jahr 1996 jedoch lediglich in H&#246;he von 30.000,00 DM entstanden und nur in diesem Umfange auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen. Denn Herr B. war fr&#252;hestens ab April 1996 bei der Beklagten besch&#228;ftigt, so dass der Garantietantiemeanspruch f&#252;r dieses Jahr auch nur anteilig entsprechend der von B. geleisteten Dienstzeit entstanden ist. Dagegen spricht nicht bereits, dass die Zahlung der Tantieme in H&#246;he von 40.000,00 DM garantiert, also anders als die zus&#228;tzlich vereinbarte erfolgsabh&#228;ngige Tantieme nicht von einem bestimmten Leistungserfolg abh&#228;ngig war. Vielmehr gilt mangels entgegenstehender Anhaltspunkte der Grundsatz, dass eine Tantieme als Beteiligung am Unternehmensgewinn nur anteilig zu zahlen ist, wenn der Dienstverpflichtete oder Arbeitnehmer im Laufe des Jahres ausscheidet (vgl. BAGZ 5, 317; Palandt-Putzo, 58. Aufl. 1999, &#167; 611 Rdnr. 78) bzw. erst im Laufe des Jahres seine T&#228;tigkeit aufnimmt. Denn stellt die Tantieme eine Art der Beteiligung am Unternehmensgewinn dar, ist sie grunds&#228;tzlich nur f&#252;r den Zeitraum gerechtfertigt, in dem der Dienstverpflichtete oder Arbeitnehmer f&#252;r diesen Unternehmensgewinn auch verantwortlich ist und an dessen Erzielung mitwirkt. Anhaltspunkte f&#252;r eine andere Beurteilung der hier getroffenen Vereinbarung bestehen nicht. Sowohl die Garantietantieme als auch die hier zugesagten Jahresfestbez&#252;ge in H&#246;he von 180.000,00 DM j&#228;hrlich sind Verg&#252;tung im Sinne des &#167; 611 BGB. Da aber die Jahresfestbez&#252;ge offenbar nur (zeit-) anteilig gezahlt wurden, n&#228;mlich in gleichen Monatsraten von 15.000,00 DM und damit insgesamt f&#252;r 1996 in H&#246;he von nur 135.000,00 DM, ist im Sinne der oben genannten Zweifelsregelung davon auszugehen, dass das Gleiche auch f&#252;r die weiter zugesagte Verg&#252;tung in Form der Garantietantieme gelten sollte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen den wirksam von Herrn B. an die Kl&#228;gerin abgetretenen Anspruch in H&#246;he von 30.000,00 DM stehen der Beklagten keine Einwendungen gem. &#167;&#167; 404, 407 Abs. 1 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann der Kl&#228;gerin nicht die Nichtigkeit des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrages mit B. gem. &#167; 404 BGB in Verbindung mit &#167; 142 BGB entgegensetzen, denn sie ist f&#252;r die von der Kl&#228;gerin bestrittenen Anfechtung des Dienstvertrages mit B. beweisf&#228;llig geblieben. Angesichts des Bestreitens der gesamten Vorg&#228;nge um die behauptete Anfechtung h&#228;tte die Beklagte sich nicht allein auf Beweisantritte f&#252;r die behauptete T&#228;uschung beschr&#228;nken d&#252;rfen. Beweisantritte f&#252;r die sonstigen Voraussetzungen einer wirksamen Anfechtung, wie etwa den Zugang der Anfechtungserkl&#228;rung nach &#167; 143 BGB waren auch nicht im Hinblick auf den weiteren Sachvortrag der Beklagten entbehrlich. Insbesondere folgt der Zugang der Anfechtungserkl&#228;rung nicht daraus, dass die Beklagte und B. noch am gleichen Tage den Gesch&#228;ftsf&#252;hrerdienstvertrag vom 30.04.1996 r&#252;ckwirkend aufgehoben und dar&#252;ber neue Vereinbarungen getroffen haben. Denn beide Rechtsgesch&#228;fte bestehen unabh&#228;ngig voneinander, wobei der Abschlu&#223; eines Aufhebungsvertrages vielmehr noch gegen eine wirksame Anfechtung sprechen k&#246;nnte, was hier aus den zuvor dargelegten Gr&#252;nden aber nicht weiter aufgekl&#228;rt werden muss.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch die r&#252;ckwirkende Aufhebung des Vertrages in der Vereinbarung vom 16.01.1997 braucht die Kl&#228;gerin nicht gegen sich gelten zu lassen. Bei der r&#252;ckwirkenden Aufhebung handelt es sich um ein Rechtsgesch&#228;ft, dass nach der Abtretung zwischen dem Schuldner, der Beklagten und dem bisherigen Gl&#228;ubiger, Herrn B. in Ansehung der Forderung vorgenommen wurde. Nach &#167; 407 Abs. 1 BGB muss die Kl&#228;gerin dieses Rechtsgesch&#228;ft nur dann gegen sich gelten lassen, wenn die Beklagte die Abtretung bei der Vornahme des Rechtsgesch&#228;ftes nicht kannte. Zwar bestehen begr&#252;ndete Zweifel daran, ob die Kl&#228;gerin der Beklagten mit dem Schreiben vom 21.12.1996 und der &#220;bersendung einer fragmentarischen Kopie der Abtretungsurkunde die n&#246;tige Kenntnis im Sinne des</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#167; 407 Abs. 1 BGB verschafft hatte (vgl. dazu RGZ 88, 4, 8; BGHZ 102, 68, 74). Selbst wenn aber die Beklagte dadurch in rechtlich bedeutsamer Weise keine Kenntnis erlangt hatte, ist es ihr verwehrt, sich auf dieses unzureichende Verhalten der Kl&#228;gerin zu berufen. Denn die Beklagte muss sich die Kenntnis ihres Gesch&#228;ftsf&#252;hrers B. als einen von mehreren Gesch&#228;ftsf&#252;hrern und damit als ihr Vertretungsorgan gem. &#167; 167 Abs. 1 BGB zurechnen lassen. Dem steht nicht die Anfechtung oder sp&#228;tere Aufhebung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrages entgegen, da es sich bei der Kenntnisnahme um einen tats&#228;chlichen Vorgang handelt, der nicht r&#252;ckwirkend durch die &#196;nderung der Vertragsverh&#228;ltnisse beseitigt werden kann. Au&#223;erdem ist Herr B. durch die Vereinbarung vom 16.01.1997 erneut r&#252;ckwirkend zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt worden, so dass auch aus diesem Grunde gegen seine Kenntnis als Vertretungsorgan der Beklagten keine Bedenken bestehen. Die Beklagte konnte deshalb f&#252;r die gesamte Dauer der Besch&#228;ftigung B.s als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht mehr wirksam &#252;ber die abgetretenen Garantietantiemeanspr&#252;che verf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht indessen ein Leistungsverweigerungsrecht nach &#167; 410 Abs. 1 BGB zu, so dass die Kl&#228;gerin Zahlung nur Zug um Zug gegen Herausgabe der Originalabtretungsurkunde verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach Wortlaut, Sinn und Zweck des &#167; 410 Abs. 1 BGB reicht entgegen der Auffassung des Landgerichts die Herausgabe einer Fotokopie der Abtretungsurkunde nicht aus; der Meinung des BAG (NJW 1968, 2078 = AP Nr. 3 zu &#167; 398 BGB) folgt der Senat nicht. Die Vorschrift des &#167; 410 BGB verlangt die <i>Aush&#228;ndigung</i> einer Urkunde, d.h. einer verk&#246;rperten Gedankenerkl&#228;rung, die geeignet und bestimmt ist, im Rechtsverkehr Beweis zu erbringen, und den Aussteller (&#167; 126 BGB) erkennen l&#228;&#223;t. Das ist bei einer Fotokopie nicht der Fall, auch wenn das Original vorgelegen hat. Au&#223;erdem hat &#167; 410 BGB den Zweck, dem Schuldner ein Beweismittel an die Hand zu geben, um die Rechtsposition, die er nach &#167; 409 BGB erlangt hat, auch leicht beweisen zu k&#246;nnen. Diesem Zweck gen&#252;gt aber ebenfalls nur die Aush&#228;ndigung des Originals (vgl. &#167; 420 ZPO; Staudinger-Kaduk, 12. Aufl., 1994, &#167; 410 Rdnr. 8 f).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unsch&#228;dlich ist hingegen und steht der Erf&#252;llung der Herausgabeverpflichtung nicht entgegen, dass die Abtretungsurkunde nicht von dem Zedenten B., sondern in dessen Vertretung von Herrn T. unterschrieben worden ist. Die Schriftform, die &#167; 410 BGB voraussetzt, ist n&#228;mlich auch durch die Unterzeichnung des Schriftst&#252;ckes durch einen Vertreter gewahrt, wenn sich wie hier die Vertreterstellung aus der Urkunde selbst ergibt (vgl. RGZ 96, 286, 289; M&#252;nchner Kommentar-Fr&#246;schler, 3. Aufl., &#167; 126 Rdnr. 21). Sinn und Zweck des &#167; 410 BGB erfordern ebenfalls nicht, dass der Zedent die Urkunde selbst unterschrieben hat. &#167; 410 BGB ist insoweit wiederum im Zusammenhang mit &#167; 409 BGB zu sehen. Die Vorschrift des &#167; 410 BGB soll f&#252;r den Schuldner die Rechtswirkungen des &#167; 409 BGB durch die Verschaffung von Beweismitteln absichern. Daf&#252;r reicht aber auch eine von einem Vertreter unterzeichnete Originalurkunde aus. Nach &#167; 409 Abs. 1 BGB muss der Zedent die Abtretung gegen sich gelten lassen, wenn er sie dem Schuldner angezeigt hat, auch wenn sie nicht erfolgt oder unwirksam ist. Das Gleiche gilt, wenn der Zessionar dem Schuldner eine von dem Zedenten ausgestellte Abtretungsurkunde vorlegt. Da sowohl bei der Abtretung als Rechtsgesch&#228;ft als auch bei der Ausstellung der Urkunde nach &#167; 126 BGB eine Stellvertretung nach allgemeinen Regeln zul&#228;ssig ist, ist die Abtretung auch bei Vorlage einer von einem Stellvertreter f&#252;r den Zedenten unterzeichneten Abtretungsurkunde gegen&#252;ber dem Altgl&#228;ubiger als wirksam anzusehen; der Schuldner wird durch Leistung an den (angeblichen) neuen Gl&#228;ubiger frei. Dabei kommt es nach &#167; 409 Abs. 1 BGB nicht darauf an, ob die Vollmacht &#252;berhaupt oder in wirksamer Weise erteilt wurde und die Abtretung wirksam ist. Ist die Abtretung n&#228;mlich tats&#228;chlich nicht erfolgt oder nichtig (vgl. dazu Staudinger-Kaduk, a.a.O., &#167; 409 Rdnr. 11) oder auch schwebend unwirksam, &#167; 177 BGB, wirkt die Anzeige durch den Zedenten oder die Vorlegung der Abtretungsurkunde durch den Zessionar rechtsgestaltend. Durch die Vorlage der Originalabtretungsurkunde gilt die Abtretung als wirksam erfolgt. Die Beklagte kann also mit befreiender Wirkung an die Kl&#228;gerin leisten; W. B. ist nicht mehr aktiv legitimiert. Zum Schutz der Beklagten reicht es daher aus, wenn ihr die von dem Vertreter T. unterzeichnete Originalabtretungsurkunde ausgeh&#228;ndigt wird.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Verurteilung der Beklagten zur Zahlung Zug um Zug gegen Aush&#228;ndigung der Originalabtretungsurkunde steht schlie&#223;lich nicht entgegen, dass die Kl&#228;gerin eine Abtretungsurkunde bereits zur Gerichtsakte gereicht hat. Zur Beseitigung des Leistungsverweigerungsrechtes der Beklagten nach &#167; 410 BGB ist vielmehr eine Aush&#228;ndigung erforderlich. Ein entsprechendes Angebot der Kl&#228;gerin im Sinne des &#167; 293 BGB war ihrem Sachvortrag nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hingegen hat die Beklagte Zweifel an der Echtheit der von der Kl&#228;gerin zur Akte gereichten Urkunde nicht substantiiert dargelegt. Gem&#228;ss &#167; 440 Abs. 2 ZPO besteht f&#252;r die Echtheit der Urkunde eine gesetzliche Vermutung (&#167; 292 ZPO), denn die Echtheit der Unterschriften ist zwischen den Parteien nicht streitig. Mangels Vorliegens der Voraussetzungen des &#167; 419 ZPO, denen das Vorbringen der Beklagten insoweit nicht gen&#252;gt, h&#228;tte die Beklagte sich nicht darauf beschr&#228;nken d&#252;rfen, die Echtheit der Urkunde zu bestreiten; sie tr&#228;gt vielmehr die Last des Gegenbeweises.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Eine Verzinsung des Zahlungsanspruches entf&#228;llt wegen der Einrede des Zur&#252;ckbehaltungsrechtes.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO. Dabei war das weitere Unterliegen der Kl&#228;gerin wegen der Zug um Zug-Verurteilung mit einem Wert von 500,00 DM zu bemessen entsprechend dem Aufwand, der f&#252;r die Kl&#228;gerin voraussichtlich mit der tats&#228;chlichen Herausgabe der Urkunde an die Beklagte verbundenen ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit richtet sich nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
114,473
olgk-1999-09-20-16-u-3199
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 31/99
1999-09-20T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:06
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0920.16U31.99.00
<h2>Tenor</h2> Unter Zurückweisung der weitergehenden Berufung wird das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 18.12.1999 - 3 O 208/98 - wie folgt abgeändert und neugefasst: Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 24.030,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11.06.1998 zu zahlen; im Übrigen wird die Klage abgewiesen. Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Klägerin zu 10 % und die Beklagte zu 90 %. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie hat jedoch in der Sache nur hinsichtlich des zuerkannten</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mehrwertsteuerbetrages Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig und &#252;berwiegend begr&#252;ndet. Insbesondere ist die Beklagte als Gesellschaft englischen Rechts parteif&#228;hig und zul&#228;ssigerweise am Sitz ihrer Niederlassung verklagt worden. Die Beklagte ist auch passivlegitimiert. Der Senat verweist insoweit zur Vermeidung von Wiederholungen auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen in dem angefochtenen Urteil, gegen die die Beklagte keine Einw&#228;nde mehr erhoben hat, und macht sie sich zu eigen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte gem. &#167; 326 Abs. 1 BGB einen Anspruch auf Zahlung von Schadensersatz in H&#246;he von 24.030,00 DM. Zu Recht hat das Landgericht das Vorliegen der Voraussetzungen dieses Schadensersatzanspruches bejaht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch die Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.08.1997 und 25.08.1997 ist die Beklagte (in h&#246;flicher Form) aufgefordert worden, die Vorkasse-Rechnung vom 06.06.1997 zu begleichen. Diese Schreiben gen&#252;gen den Anforderungen an eine Mahnung im Sinne des &#167; 284 BGB, so dass die Beklagte mit ihrer Zahlungspflicht in Verzug geraten war.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19.12.1997 ist der Beklagten eine Nachfrist zur Zahlung der 50%-igen Vorkasse bis zum 30.01.1998 gesetzt worden. Dar&#252;ber hinaus enth&#228;lt das Schreiben eine Ablehnungsandrohung im Sinne des &#167; 326 Abs. 1 BGB durch den Hinweis auf &#167; 9 AGB der Kl&#228;gerin und der Geltendmachung von 25 % der Auftragssumme f&#252;r den Fall des fruchtlosen Fristablaufes. Auch dies gen&#252;gt den Anforderungen des &#167; 326 Abs. 1 BGB. Die Ablehnungsandrohung muss klar und eindeutig den Willen des Gl&#228;ubigers erkennen lassen, nach fruchtlosem Ablauf der Frist die Erf&#252;llung endg&#252;ltig abzulehnen und stattdessen die in &#167; 326 Abs. 1 BGB genannten Rechtsfolgen aus dem Verzug des Schuldners herzuleiten; die Erkl&#228;rung muss deutlich ersehen lassen, dass der Gl&#228;ubiger seinen Erf&#252;llungsanspruch f&#252;r den Fall nicht rechtzeitiger Leistung des Schuldners endg&#252;ltig und unwiderruflich aufgibt (vgl. M&#252;nchener Kommentar-Emmerich, 3. Aufl., &#167; 326 Rdnr. 84). Die Kl&#228;gerin hat zwar nicht w&#246;rtlich und ausdr&#252;cklich ihre Erf&#252;llungsbereitschaft abgelehnt, aber aus dem Hinweis auf &#167; 9 der AGB und der Forderung nach 25 % der Auftragssumme ergab sich unter Heranziehung des hier einschl&#228;gigen &#167; 9 Ziff. 5 a der AGB auch f&#252;r die Beklagte eindeutig, dass die Kl&#228;gerin am Vertrag nicht mehr festhalten wollte. Ob &#167; 9 Ziff. 5 a der AGB unwirksam ist, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle und kann deshalb dahinstehen, denn f&#252;r die Ablehnungsandrohung kommt es nur auf den hier eindeutigen Sinn der Erkl&#228;rung und den sich daraus ergebenden Willen des Gl&#228;ubigers an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist dar&#252;ber hinaus der Einwand der Beklagten im nachgelassenen Schriftsatz vom 6.9.1999, dass die Kl&#228;gerin die Mahnschreiben ihr erst zusammen mit dem Schreiben vom 19.12.1999 &#252;bersandt habe. Denn nach allgemeiner Meinung reicht es f&#252;r die Entstehung des Schadensersatzanspruches nach &#167; 326 Abs. 1 BGB aus, dass die Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung mit der verzugsbegr&#252;ndenden Mahnung verbunden wird.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Geltendmachung eines Schadensersatzanspruches gem. &#167; 326 Abs. 1 BGB steht ferner nicht entgegen, dass die Kl&#228;gerin der Beklagten nochmals die M&#246;glichkeit ergeben hatte, bis zum 31.01.1998 50 % der Auftragssumme auszugleichen. Die Voraussetzung des &#167; 326 Abs. 1 BGB einer Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung soll dem Schuldner gerade die M&#246;glichkeit geben, seinen vertraglichen Pflichten doch noch nachzukommen, um die Rechtsfolgen des &#167; 326 Abs. 1 BGB abzuwenden. Die Nachfristsetzung kann deshalb schon aufgrund der Systematik des &#167; 326 Abs. 1 BGB die zuvor herbeigef&#252;hrten Verzugsfolgen nicht beseitigen. Aber auch wenn die Gew&#228;hrung einer nochmaligen Zahlungsfrist bis zum 31.01.1998 hier im konkreten Einzelfall - wie die Beklagte meint - als Angebot verstanden werden m&#252;sse, "durch diese Zahlung das prim&#228;re Schuldverh&#228;ltnis wieder zu begr&#252;nden", w&#252;rde dies die Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen nicht hindern, da die Beklagte dieses Angebot durch ihre Nichtzahlung nicht angenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihr Wahlrecht bzgl. der Rechtsfolgen des &#167; 326 Abs. 1 BGB dahingehend ausge&#252;bt, dass sie Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung verlangt. Diesen Schadensersatzanspruch hat die Kl&#228;gerin der H&#246;he nach in nicht zu beanstandender Weise mit 24.030,00 DM netto beziffert. Erhebliche Einwendungen hat die Beklagte dem nicht entgegengesetzt. Gegen die ordnungsgem&#228;&#223;e Einf&#252;hrung des entsprechenden kl&#228;gerischen Sachvortrages in das Verfahren bestehen keine Bedenken. Die konkrete Berechnung ihres Schadens ist mit Schriftsatz vom 04.11.1998 zwar auf einem Briefbogen nicht postulationsf&#228;higer Rechtsanw&#228;lte erfolgt, unterschrieben ist der Schriftsatz gleichwohl aber von dem</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin Rechtsanwalt Liebeskind, so dass die Vorschrift des &#167; 78 Abs. 1 ZPO nicht verletzt ist. Bis auf die Position Montagekosten hat die Beklagte im &#220;brigen gegen die einzelnen Positionen der Schadensberechnung keine Einw&#228;nde erhoben. Soweit sie die Kalkulation mit Nichtwissen bestritten hat, ist dies gem. &#167; 138 Abs. 4 ZPO unzul&#228;ssig und damit unerheblich, denn die Beklagte w&#228;re durchaus in der Lage gewesen, die Kalkulation (= Berechnung) nachzurechnen. Die von der Beklagten bestrittenen eingesparten Montagekosten sch&#228;tzt der Senat gem. &#167; 287 ZPO auf die von der Kl&#228;gerin angegebenen 4.400,00 DM. Die von der Kl&#228;gerin f&#252;r die Montage angegebene Stundenzahl scheint im Hinblick auf die Gr&#246;&#223;e der einzubauenden K&#252;che angemessen. Angesetzt hat die Kl&#228;gerin insoweit 4 1/2 Arbeitstage f&#252;r zwei Mitarbeiter. Dagegen bestehen nach den dem Auftrag vom 28.04.1997/30.04.1997 zu entnehmenden erforderlichen Montagearbeiten keine Bedenken. Gleiches gilt f&#252;r den Stundensatz von 50,00 DM, der ebenfalls gemessen an den &#252;blichen Kosten einer Facharbeiterstunde nicht zu beanstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da der von der Kl&#228;gerin konkret berechnete Schaden in H&#246;he von 24.030,00 DM bereits &#252;ber die nach den AGB vereinbarte Pauschale von 25 % der Auftragssumme liegt, kann hier dahinstehen, ob der Schaden - in geringerer H&#246;he - auch nach den AGB der Kl&#228;gerin begr&#252;ndet w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat jedoch insoweit Erfolg, als sie zur Zahlung von Mehrwertsteuer verurteilt worden ist. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Zahlung von Mehrwertsteuer auf die geltend gemachte Schadensersatzforderung. Die Leistung von Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung hat keinen Entgeltcharakter im Sinne des &#167; 1 Umsatzsteuergesetz, so dass dieser Schadensersatzanspruch nicht der Mehrwertsteuer unterliegt (vgl. BGH NJW 1987, 1690; Rau/D&#252;rrw&#228;chter, Kommentar zum Umsatzsteuergesetz, 8 Aufl. 1998, &#167; 1 Rdnr 410; Palandt/Heinrichs, 58. Aufl. 1999, &#167; 325 Rdnr 16).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich aus &#167;&#167; 286 Abs. 1, 288 Abs. 1, 187 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 26.737,50 DM.</p>
114,474
lagd-1999-09-17-9-13-sa-71899
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 (13) Sa 718/99
1999-09-17T00:00:00
2018-11-28T11:28:46
2019-02-12T08:36:06
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0917.9.13SA718.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Verpflichtung des beklagten Landes, dem Kl&#228;ger f&#252;nf Urlaubstage aus dem Jahre 1996 nachzugew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist seit 1979 bei der B. Universit&#228;t Gesamthochschule W. angestellt. Er wird in deren Rechenzentrum als Systemprogrammierer besch&#228;ftigt. Am 08.10.1996 beantragte er bei dem f&#252;r die Personalangelegenheiten zust&#228;ndigen Kanzler, ihn f&#252;r den Besuch der von der Weiterbildungseinrichtung Forum U. f&#252;r den 18.11. 22.11.1996 ausgeschriebenen Veranstaltung Sylt Eine Insel in Not von der Arbeit freizustellen. Diese Veranstaltung war als Arbeitnehmerweiterbildung von der Bildungsberatung und Bildungswerbung der Stadt K.in der Brosch&#252;re Bildungsurlaubs-Angebote in NRW wie folgt angek&#252;ndigt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sch&#252;tzt seit mehreren Jahren das gr&#246;&#223;te zusammenh&#228;ngende Wattengebiet der Erde. Ziel des Seminars ist es, sich einen &#220;berblick &#252;ber den Lebensraum zu verschaffen und den Zusammenhang zwischen Meeresverschmutzung, Klimaver&#228;nderungen und Zerst&#246;rung des Wattenmeers begreifbar zu machen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das geplante Programm sah wie folgt aus:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Sonntag: Anreise</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Montag:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">10.00 10.45 Uhr Begr&#252;&#223;ung und Kennenlernen der Teilnehmer/innen</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Vorstellung des Seminarverlaufes</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">11.00 12.30 Uhr Entstehung und Geschichte der schleswig-holsteinischen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Nordseek&#252;ste, des Wattenmeeres, der Inseln und</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Halligen</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">14.00 17.00 Uhr Die Insel Sylt als Teil der schleswig-holsteinischen Geest</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Auswirkungen der Umwelteinfl&#252;sse auf den Geestkern</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">der Insel</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- K&#252;stenschutzma&#223;nahmen im Wandel der Zeit</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Nutzen und Kosten der Schutzma&#223;nahmen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Dienstag:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">10.00 12.15 Uhr Einblick in einen Lebensraum</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- &#214;kosystem Wattenmeer</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Auswirkungen von Umweltbelastung auf dieses</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">System ( schwarze Flecken etc.)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Beispiele des angewandten und p&#228;dagogischen Naturschutzes</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">14.00 17.00 Uhr Die Bedeutung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Vergleich mit anderen Nationalparks</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Schutzma&#223;nahmen des Bundes und des Landes f&#252;r das Wattenmeer</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Interessenkonflikte und Gesetzgebung</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Entwicklung des Nationalparks</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Mittwoch:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">10.00 12.15 Uhr Natur- und Kulturgeschichte der Nordfriesischen Inseln</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">14.00 15.30 Uhr Vorbereitung der Fragestunde</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Natur-, Umweltschutz und/oder Tourismus </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:160px">- Ausarbeitung von Fragen in Arbeitsgruppen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">20.00 21-30 Uhr Fragestunde mit Naturschutzexperten/Politiker/</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Tourismusexperten</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Donnerstag:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">09.30 12.30 Uhr Die internationale &#246;kologische Bedeutung des Watten-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> meeres f&#252;r den Vogelzug</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">14.30 16.00 Uhr Geschichtliche Entwicklung des Tourismus und dessen</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Auswirkungen auf die Insel</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Westerland: Entwicklung eines Dorfes zum Weltbad.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Freitag:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">10.00 12.15 Uhr Schutzstation Wattenmeer</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Nutzung und Gef&#228;hrdung des Wattenmeeres</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> und der Nordsee</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> internationale Bedeutung des Wattenmeeres</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Schutzkonzepte und Ma&#223;nahmen zum Erhalt</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> dieses Lebensraumes und deren kritische</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Einsch&#228;tzung</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">13.30 15.00 Uhr Abschlu&#223;diskussion</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Probleme des Naturschutzes in unserer Gesellschaft</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Erholungsbed&#252;rfnis contra Naturschutz</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> M&#246;glichkeiten jeder/jedes Einzelnen zum Schutze</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Natur beizutragen</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:54px"> Seminarauswertungen/Kritik</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach Auswertung des Programms lehnte der Kanzler mit Schreiben vom 14.10.1996 eine Freistellung des Kl&#228;gers ab.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat daraufhin beim Arbeitsgericht den Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung beantragt. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Arbeitsgericht haben die Parteien am 12.11.1996 einen Prozessvergleich folgenden Inhalts geschlossen:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">1. Der Kl&#228;ger ist berechtigt, in der Zeit vom 18.11. 22.11.96 an der Bildungs-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">veranstaltung Sylt eine Insel in Not teilzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">2. Ob diese Arbeitsbefreiung als Weiterbildung nach dem Arbeitnehmer-</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">weiterbildungsgesetz Nordrhein-Westfalen von der Beklagten unter</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">Lohnfortzahlung zu tragen ist oder auf den Erholungsurlaub des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">anzurechnen ist, soll vom rechtskr&#228;ftigen Ausgang des Hauptsachever-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">fahrens abh&#228;ngig sein.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Mit der am 06.12.1996 zur Hauptsache erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen, dass die Beklagte den Kl&#228;ger in der Zeit vom</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">18. November bis 22. November 1196 von der Arbeit zum</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zwecke der beruflichen und politischen Weiterbildung nach</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">dem Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz f&#252;r die Bildungs-</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">urlaubsveranstaltung Sylt eine Insel in Not freizustellen hat</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">und der vorbezeichnete Zeitraum nicht auf den tariflichen</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Jahresurlaub des Kl&#228;gers anzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 08.04.1997 hat das Arbeitsgericht Wuppertal die Klage des Kl&#228;gers abgewiesen. Die Berufung des Kl&#228;gers ist durch Urteil des Landesarbeitsgerichts D&#252;sseldorf vom 24.07.1997 13 Sa 775/97 zur&#252;ckgewiesen und die Revision an das Bundesarbeitsgericht zugelassen worden. Durch Urteil vom 17.11.1998 hat der 9. Senat des BAG 9 AZR 503/97 das Urteil des Landesarbeitsgerichts D&#252;sseldorf vom 24.07.1997 aufgehoben und die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an eine andere Kammer des Landesarbeitsgerichts zur&#252;ckverwiesen. Dabei ist dem Landesarbeitsgericht aufgegeben worden, in der erneuten Berufungsverhandlung die erforderlichen Feststellungen zum didaktischen Konzept sowie zur zeitlichen und sachlichen Ausrichtung der einzelnen Lerneinheiten zu treffen und hiernach ausgehend von dem vom Senat gepr&#228;gten Begriff zu beurteilen, ob die Veranstaltung der politischen Weiterbildung gedient habe.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Das Forum f&#252;r P. und i. Begegnung e.V. ist dem Rechtsstreit auf Seiten des Kl&#228;gers beigetreten. Nachdem der Kl&#228;ger dem Forum f&#252;r P. und i.Begegnung e.V. den Streit verk&#252;ndet hatte, hat das beklagte Land den Antrag auf Zur&#252;ckweisung des Streithelfers fallen gelassen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 13.08.1999 erl&#228;utert nunmehr der Streithelfer und Streitverk&#252;ndete des n&#228;heren die inhaltliche Ausgestaltung und das didaktische Konzept der Bildungsveranstaltung. Auf den Inhalt dieses Schriftsatzes wird Bezug genommen. Der Kl&#228;ger macht sich diese Ausf&#252;hrungen zu Eigen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und der Streitverk&#252;ndete beantragen,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des Urteils des Arbeitsgerichts Wuppertal vom</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">08.04.1997 8 (4) Ca 5400/96 festzustellen, dass die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Kl&#228;ger in der Zeit vom 18.November bis 22. November 1996</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">von der Arbeit zum Zwecke der beruflichen und politischen</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Weiterbildung nach dem Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Bildungsurlaubsveranstaltung Sylt eine Insel in Not </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">freizustellen hat und der vorbezeichnete Zeitraum nicht auf den</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">tariflichen Jahresurlaub des Kl&#228;gers anzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Wuppertal vom 08.04.1997 8 (4) Ca 5400/96 zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land h&#228;lt an seiner bereits im ersten Rechtszug im Schriftsatz vom 24.02.1997 n&#228;her dargestellten Auffassung fest, wonach die vom Kl&#228;ger besuchte Veranstaltung insgesamt gesehen nicht als politische Weiterbildungsma&#223;nahme angesehen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien in beiden Rechtsz&#252;gen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Wuppertal vom 08.04.1997 ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">1. Soweit es um die Zul&#228;ssigkeit der vom Kl&#228;ger erhobenen Feststellungsklage (&#167; 256 Abs. 1 ZPO) geht, wird auf die Ausf&#252;hrungen des 9. Senats des BAG im Urteil vom 17.11.1998 unter I 1 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">2. Nach den Feststellungen des 9. Senats des BAG (a. a. O.) steht dar&#252;ber hinaus fest, dass lediglich noch abkl&#228;rungsbed&#252;rftig war, ob die vom Kl&#228;ger besuchte Veranstaltung entsprechend &#167; 1 Abs. 2 AWG der politischen Weiterbildung gedient hat, w&#228;hrend die &#252;brigen anspruchsbegr&#252;ndenden Voraussetzungen f&#252;r eine Freistellungs- und Entgeltfortzahlungspflicht nach &#167; 1 Abs. 1, &#167; 7 Abs. 1 AWbG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">a) In &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des Streithelfers und Streitverk&#252;ndeten kann davon ausgegangen werden, dass der vom Kl&#228;ger besuchten Veranstaltung ein ausreichendes didaktisches Konzept im Sinne der Spruchpraxis des 9. Senats des Bundesarbeitsgerichts (24.08.1993 9 AZR 240/90 NZA 1994, 456 = EzA &#167; 7 AWbG Nordrhein-Westfalen Nr. 16 = AP Nr. 9 zu &#167; 1 BildungsurlaubsG NRW) zugrunde lag.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Zweifelhaft ist jedoch in diesem Zusammenhang, ob die Revision gegen das Urteil des Landesarbeitsgerichts D&#252;sseldorf vom 24.07.1997 nicht allein deswegen h&#228;tte zur&#252;ckgewiesen werden m&#252;ssen, weil der Kl&#228;ger zu einem entsprechenden didaktischen Konzept der Veranstaltung nichts vorgetragen hatte, obwohl vom beklagten Land unter Hinweis auf die Rechtsprechung des 9. Senats des BAG sowohl von der didaktischen als auch von der sachlichen Seite her Bedenken geltend gemacht worden waren. Da der Arbeitgeber den Arbeitnehmer f&#252;r Ma&#223;nahmen der beruflichen und politischen Weiterbildung von der Arbeit freizustellen hat, muss er auch beurteilen k&#246;nnen, ob die anspruchsbegr&#252;ndenden Voraussetzungen f&#252;r eine Freistellung des Arbeitsnehmers vorliegen. Die zum Teil in der Literatur (vgl. etwa Klevemann, BB 1989, 209 ff.; Schl&#246;mp-R&#246;der, AuR 1988, 373 ff.) vertretene Auffassung, dass der Arbeitnehmer vor Inanspruchnahme des Arbeitnehmerweiterbildungsurlaubs nicht verpflichtet w&#228;re, Veranstalter, Thema oder Ort der Bildungsveranstaltung zu nennen und dem Arbeitgeber nur eine nachtr&#228;gliche Kontrolle der anspruchsbegr&#252;ndenden Voraussetzungen gestattet sei, ist abzulehnen, weil ein derartiger Freistellungsanspruch durch die gesetzliche Regelung nicht mehr gedeckt ist. Diese Bewertung liegt wohl der Entscheidung des 9. Senats des BAG vom 09.05.1995 (- 9 AZR 185/94 - NZA 1996, 256 = AP Nr. 14 zu &#167; 1 BildungsurlaubsG NRW) zugrunde. Danach muss sich das f&#252;r die Beurteilung ma&#223;gebende Konzept zun&#228;chst aus dem vom Veranstalter ausgegebenen Programm und dessen Erkl&#228;rungen dazu, z. B. in einem Einladungsschreiben, ergeben. Lassen diese Unterlagen nicht erkennen, dass das vom Veranstalter verfasste didaktische Konzept auf eine Verbesserung und F&#246;rderung des Verst&#228;ndnisses der Arbeitnehmer f&#252;r gesellschaftliche, soziale und politische Zusammenh&#228;nge auf einem oder mehreren politischen Gebieten gerichtet ist, so besteht kein Anspruch auf Freistellung nach &#167; 1 AWbG.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes soll nur dann gelten, wenn der Arbeitnehmer darlegt und im Streitfall beweisen kann, dass die Veranstaltung nach einem vom Programm und seiner Erl&#228;uterungen abweichenden didaktischen Konzept durchgef&#252;hrt ist, das den gesetzlichen Voraussetzungen gen&#252;gt. In diesem Fall muss der Arbeitnehmer Tatsachen vortragen, aus denen sich die &#196;nderung des bisherigen didaktischen Konzepts ergibt und die den Schluss zulassen, es liege nunmehr ein Konzept zur Vermittlung von Kenntnissen zur politischen Weiterbildung vor. Es soll nicht ausreichen, dass der Arbeitnehmer vortr&#228;gt, in einzelnen Lerneinheiten seien Kenntnisse auf dem einen oder anderen politischen Gebiet ermittelt worden.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Aus dieser grunds&#228;tzlichen Bewertung ist zu entnehmen, dass der Arbeitgeber nicht nur vor der Weiterbildungsfreistellung des Arbeitnehmers ersehen muss, ob es sich um eine anerkannte Bildungsveranstaltung handelt, sondern dar&#252;ber hinaus auch aufgrund der Informationen des Arbeitnehmers eine Beurteilung dar&#252;ber anstellen kann, ob die Veranstaltung der beruflichen oder politischen Weiterbildung zu dienen bestimmt ist. Zumindest in der prozessualen Auseinandersetzung um die Freistellungsberechtigung ist es dann Sache des Arbeitnehmers, das sachliche und didaktische Konzept der Lerninhalte n&#228;her zu konkretisieren, wenn der Arbeitgeber dies wie im vorliegenden Fall bereits im ersten Rechtszuge geschehen mit durchaus beachtlichen Argumenten in Abrede stellt. Die Revisionsentscheidung des 9. Senats des BAG vom 17.11.1998</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">- 9 AZR 503/97 - erweckt den Eindruck, dass es hierauf nicht ank&#228;me, zumal der 9. Senat des BAG davon ausgeht, dass vom Kl&#228;ger weder das didaktische Konzept noch die zeitliche und sachliche Ausrichtung der einzelnen Lerneinheiten ausreichend vorgetragen worden sind (II 2 der Gr&#252;nde).</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">b) Bereits aus dem mit der Klageschrift &#252;berreichten Programm geht hervor, dass die zeitliche Dimension der vom Kl&#228;ger besuchten Veranstaltung insgesamt gesehen nicht ausreichen kann, um sie als politische Weiterbildungsma&#223;nahme im Sinne von &#167; 1 Abs. 2 AWbG qualifizieren zu k&#246;nnen. Der 9. Senat des BAG hat offenbar in der Entscheidung vom 17.11.1998 9 AZR 503/97 die auf Blatt 7 und 8 d. A. angegebene Seminarzeit f&#252;r ausreichend erachtet. Diese Bewertung konnte die Berufungskammer nicht &#252;berzeugen. Nur an zwei Tagen belief sich die gesamte Zeit der Veranstaltung auf 5,15 Stunden, w&#228;hrend an den weiteren drei Tagen vier Stunden und 30 Minuten bzw. drei Stunden und 45 Minuten nicht &#252;berschritten worden sind. In die &#252;ber f&#252;nfst&#252;ndigen Seminarteile entfielen zudem Exkursionen auf der Insel, die w&#228;hrend der Wanderungsphasen keine Wissensvermittlung an die Gruppe zulassen. Abgesehen davon ist nicht mehr nachvollziehbar, ob und inwieweit die Vorbereitung der Fragestunde am Mittwoch und die Fragestunde selbst mit Naturschutzexperten, Politikern und Tourismusexperten politische Bildung vermittelt.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Das AWbG in NW enth&#228;lt keine konkrete Vorgabe der t&#228;glich zu leistenden Unterrichtsstunden. Im Gegensatz dazu wird in Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz eine mindestens sechsst&#252;ndige Unterrichtszeit eingefordert. Auch f&#252;r das Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz NW hat der 9. Senat des Bundesarbeitsgerichts (11.05.1993 9 AZR 289/89 NZA 1993, 990) eine Bildungsveranstaltung dann noch als eine der Arbeitnehmerweiterbildung angesehen, wenn am letzten Tag nur noch 3 1/4 Zeitstunden unterrichtet wurde, an anderen Tagen aber sechs Zeitstunden und mehr zur Weiterbildung genutzt wurden. In diesem Zusammenhang hat der 9. Senat lediglich unbeanstandet gelassen, dass am letzten Tag, der mit der Abreise zusammenfiel, nur noch 3 1/4 Zeitstunden Wissen vermittelt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon, dass der Gesetzgeber anders als in anderen Landesgesetzen in Nordrhein-Westfalen keine Zeitvorgaben f&#252;r die Wissensvermittlung festgeschrieben hat, verdeutlichen die Landesgesetze von Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz, welcher zeitliche Umfang angemessen erscheint, damit eine Bildungsveranstaltung vom Gepr&#228;ge her der Weiterbildung, nicht aber anderen Zwecken zu dienen bestimmt ist. Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben steht bei der vom Kl&#228;ger besuchten Veranstaltung nicht die politische Weiterbildung, vielmehr der Freizeitwert im Vordergrund.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger in der Sache unterlegen ist, fallen ihm die Kosten des Berufungs- und Revisionsverfahrens zur Last. Die Kosten der Nebenintervention hat der Streitverk&#252;ndete zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung des Landesarbeitsgerichts ist f&#252;r das beklagte Land kein Rechtsmittel gegeben. Wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Sache hat die Berufungskammer erneut die Revision an das Bundesarbeitsgericht zugelassen. Es bedarf vor allem einer notwendigen Klarstellung f&#252;r die betriebliche Praxis, ob und welche Informationen dem Arbeitgeber vor seiner Entscheidung &#252;ber die Freistellung zu einer Bildungsveranstaltung vom Arbeitnehmer zuteil werden m&#252;ssen, um beurteilen zu</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen, ob &#252;berhaupt ein Freistellungsanspruch besteht. Dies ist deshalb erforderlich, weil es kein Selbstbeurlaubungsrecht des Arbeitnehmers gibt. Dar&#252;ber hinaus bedarf es der Klarstellung der Darlegungslast des Arbeitnehmers im Rahmen der prozessualen Auseinandersetzung, wenn der Arbeitgeber substantiiert bestreitet, dass Inhalt oder didaktisches Konzept einer besuchten Weiterbildungsveranstaltung den anspruchsbegr&#252;ndenden Voraussetzungen nicht gen&#252;gt. Schlie&#223;lich ist zu kl&#228;ren, ob auf der Grundlage des AWbG NW ein zeitliches Mindestma&#223; an t&#228;glichen Unterrichtsstunden nicht unterschritten werden darf bzw. die Gesamtunterrichtszeit ein bestimmtes Ma&#223; erreichen muss, um als Weiterbildungsma&#223;nahme anerkannt werden zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Rechtsmittelbelehrung</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von dem Kl&#228;ger </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">REVISION</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das beklagte Land ist gegen dieses Urteil kein Rechtsmittel gegeben.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Revision muss</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Notfrist von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Bundesarbeitsgericht,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Graf-Bernadotte-Platz 5,</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">34119 Kassel,</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gleichzeitig oder</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">schriftlich zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Boewer Dr. Heidorn Baumgarten</p>
114,475
vg-dusseldorf-1999-09-17-15-k-598997
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 K 5989/97
1999-09-17T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-01-18T16:07:09
Urteil
ECLI:DE:VGD:1999:0917.15K5989.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am xxxxxxx 1960 geborene Kläger war von 1991 bis 1998 - zuletzt als Akademischer Oberrat in der Stellung eines Oberarztes - an der xxxxxxxxxxxxxx Klinik der xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx (xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx) beschäftigt. Am 18. April 1991 legte er dem Beklagten sein Gesuch um Zulassung zur Habilitation und Verleihung der Venia legendi für das Fachgebiet xxxxxxxxxx an der Universität xxxxxxxxxx vor. Dem Antrag fügte er als Verzeichnis seiner bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten eine Aufstellung von Buchbeiträgen und Publikationen in Zeitschriften bei.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät der Universität xxx xxxxxxx (Fakultätsrat) beschloß am 16. Mai 1991 die Eröffnung des Habilitationsverfahrens. Zugleich wählte er die Mitglieder der Habilitationskommission und benannte für die vom Kläger vorgelegte schriftliche Habilitationsleistung zum Thema "xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx" den Direktor der xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx der Universität xxxxxxxxxx, Herrn Prof. Dr. xxxxxxxx, als Referenten sowie als Koreferenten die Profes. Dres. xxxxxx (Universität xxxxxxxxxxx) und xxxxxxxx (Universität xxxxxxx).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. xxxxxxxx schloß sein Referat vom 22. Mai 1991 mit der uneingeschränkten Empfehlung, die Arbeit des Klägers als Habilitationsleistung anzunehmen. Seine Beurteilung zusammenfassend führte er unter anderem aus, sie dokumentiere "in einzigartiger Weise (...) die Synopse aus klinischer Erfahrung und operativer Notwendigkeit, verbunden mit dem Einsatz aufwendiger Experimentalstudien im Bereich der traumatologischen Grundlagenforschung". Die Studie sei "ausgezeichnet geplant, einwandfrei durchgeführt, übersichtlich und photographisch gut" festgehalten und erlaube als anwendungsorientierte Grundlagenforschung "eine Umsetzung auf klinische Verhältnisse". Prof. Dr. xxxxxxxx empfahl in seinem Koreferat vom 31. Mai 1991 die Annahme der Arbeit des Klägers ohne Einschränkung; zur Begründung wies er unter anderem darauf hin, daß</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"The author has (...) carried out very extensive, expensive and time consuming studies on animals. These studies are very well conducted (...). He has used his techniques very wisely and the results from this thesis will no doubt be noted around the world. (...) The author has documented his experimental techniques and his results very well (...)".</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. xxxxxx beurteilte die Schrift des Klägers ebenfalls als habilitationswürdig. Sein Gutachten vom 8. August 1991 hob unter anderem hervor, der methodische Ansatz der Arbeit sei "gut gewählt", angesichts der "erfreulich klein(en) Zahl der Versuchstiere" sei "für einige Untersuchungen die Anzahl der zur Verfügung stehenden Transplantate relativ gering (...), so daß statistische Aussagen entweder nicht oder nur mit Vorbehalt möglich (...)" seien; dennoch sei aber "die gesamte Versuchsplanung wohldurchdacht und überlegt" und die " Einbeziehung von klinischen, makroskopisch-anatomischen und histologisch- morphologischen Parametern (...) sinnvoll geplant" und durch biomechanische und mikroangiographische Untersuchungen abgerundet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Als Mitglied der Habilitationskommission empfahl auch PD Dr. xxxxxxx in seinem schriftlichen Votum vom 8. August 1991 die uneingeschränkte Annahme der Arbeit des Klägers als "eine umfassende tierexperimentelle Untersuchung an 32 xxxxxxxxx", die "sorgfältig geplant, zielstrebig durchgeführt und übersichtlich dokumentiert" sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Habilitationskommission in ihrer Sitzung vom 11. September 1991 die Annahme der Arbeit des Klägers als schriftliche Habilitationsleistung beschlossen und der Kläger seine mündliche Prüfungsleistung erbracht hatte, habilitierte ihn die Medizinische Fakultät der Universität xxxxxxxxxx (Fakultät) am 17. Oktober 1991 und verlieh ihm zugleich die Venia legendi für das Fach xxxxxxxxxx.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Unter dem 3. Mai 1995 übersandte Dr. xxxx, Oberarzt an der xxxxx xxxxxxxxx Klinik der Universität xxxxxxx, dem Beklagten ein an den Kläger gerichtetes Schreiben gleichen Datums, in dem er dem Kläger vorwarf, dieser habe - ohne Hinweis auf die fremde Urheberschaft - im Jahr 1995 in einem in der xxxxausgabe des "xxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx" (xxxx) erschienenen Aufsatz zum Thema "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx" ein von ihm - Dr. xxxx - stammendes Bild veröffentlicht, das zudem nicht das zeige, wofür es benannt sei. Mit Schreiben vom 8. Mai 1995 räumte der Kläger gegenüber dem Beklagten ein doppelten Versehen bei der Veröffentlichung des Bildes ein und wies darauf hin, daß er zwischenzeitlich die mit einem Hinweis auf die Fehlveröffentlichung verbundene Publikation eines nachgereichten Bildes veranlaßt habe. Mit Schreiben vom 17. Dezember 1995 rügte Prof. Dr. xxxxxx (Universität xxxxxxx) gegenüber dem Beklagten, daß das als Erratum im xxxxxxxx 1995 in dem xxxx veröffentliche Bild manipuliert sei, weil es sich zusammensetze aus Details einer von ihm und Dr. xxxx stammenden elektronenmikroskopischen Aufnahme sowie einer früheren Aufnahme des Klägers.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unter dem 14. Mai 1996 wandte sich der Beklagte an den Vorsitzenden der Ständigen Habilitationskommission der Fakultät. Er bat um Prüfung der Frage, ob dem Kläger Habilitation und Venia legendi zu entziehen seien, und um Vorbereitung einer gegebenenfalls für erforderlich gehaltenen Entscheidung des Fakultätsrates. Zur Begründung verwies der Beklagte auf dem Anschreiben nebst Anlagen beigefügte Aktenvermerke, auf deren Inhalt wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird (Beiakte Heft -BA- 5 S. 535 bis 704), und führte u. a. aus, nach seinen Vorermittlungen bestehe der Verdacht, daß der Kläger in wissenschaftlichen Veröffentlichungen eine Abbildung manipuliert und identische Bilder als Abbildung unterschiedlicher Präparate ausgewiesen habe; die im xxxx 1995 im xxxx durch ihn publizierten Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit entbehrten möglicherweise sogar einer experimentellen Grundlage. Zudem enthalte das mit dem Habilitationsantrag vorgelegte Schriftenverzeichnis des Klägers zum großen Teil unrichtige Angaben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 17. Juni 1996 - auf dessen Inhalt verwiesen wird (BA 5 S. 747 ff.) - gab die Ständige Habilitationskommission dem Kläger Gelegenheit, zu den vorbezeichneten Vorhaltungen ebenso Stellung zu nehmen wie zu dem Ergebnis der weiter angestellten Ermittlungen. Diesbezüglich führte die Habilitationskommission aus, die in der Habilitationsschrift des Klägers mit 32 angegebene Zahl an Versuchsxxxxxx und die sich aus der Einteilung in Kollektive von 3, 6 und 12 Monaten mit je 10 xxxxxx ergebende Lebensdauer der einzelnen Versuchstiere widersprächen den Aufzeichnungen der Tierversuchsanstalt der Universität xxxxxxxxxx (TVA) über die ihm für experimentelle Studien zur Verfügung gestellten Foxhounds und deren Überlebenszeit. Auch liege die in der Habilitationsschrift genannte Zahl für die hergestellten und morphometrisch ausgewerteten elektronenmikroskopischen Aufnahmen über der Zahl der durch das Institut für Pathologie der Universität xxxxxxxxxx dokumentierten Untersuchungen. Auffällig sei ferner, daß die in der Habilitationsschrift als Ergebnis biomechanischer Versuche angegebenen Prozentwerte für die im Vergleich zu Kontrollpräparaten ermittelte durchschnittliche Reißfestigkeit der Transplantate identisch seien mit den Zahlen, die der Kläger in dem in "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx, 1990" auf S. xxx veröffentlichen Abstract "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx(xxx)" (xxxxxxxxxxxx) publiziert habe. Zudem erwähne der Kläger in dem Abstract 26 Tierversuche, obwohl nach den Aufzeichnungen der TVA bis Ende 1989 erst 9 Tierversuche abgeschlossen gewesen seien. Ebenso spreche der Kläger in seinem in der Januarausgabe 1995 des xxxx erschienen Aufsatz "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxx xxxxxxxxxxxxxxxxx" von 30 Tierexperimenten mit bestrahlten Transplantaten; demgegenüber weise die Dokumentation der TVA für den Zeitpunkt des Redaktionsschlusses nur drei beendete Tierversuche auf. Die als Erratum in dem xxxx veröffentlichte Abbildung sei gefälscht. Außerdem enthielten die weiteren Veröffentlichungen des Klägers zum Thema "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx" mehrfach Doppelpublikationen, in denen teilweise das Ergebnis von (angeblichen) Versuchen mit bestrahlten xxxxxxxxxxxx durch Bilder unbestrahlter Präparate belegt werde. Auch der dort genannte Umfang der Tierexperimente mit bestrahlten xxxxxxxxxxxx, die Angaben über die Einteilung in Versuchskollektive sowie die benannte Zahl an elektronenmikroskopischen Untersuchungen stünden im Widerspruch zu den Aufzeichnungen der TVA bzw. des pathologischen Instituts der Universität xxxxxxxxxx. Schließlich habe der Kläger unter den durch ihn verfaßten "xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx" zu dem wissenschaftlichen Beitrag in der xxxx die Unterschrift von Prof. Dr. xxxxxx als Mitautor ohne dessen Einverständnis gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In seiner Stellungnahme an die Ständige Habilitationskommission vom 23. Juli 1996 - hinsichtlich der Einzelheiten und der beigefügten Anlagen wird verwiesen auf BA 5 S. 760 ff. - wandte der Kläger sich gegen die ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe. In Bezug auf die Beanstandungen an seiner Habilitationsschrift führte er dabei unter anderem aus, die Zahl der dort angegebenen Tierversuche könne schon deshalb nicht mit den Aufzeichnungen der TVA übereinstimmen, weil er und seine Projektgruppe einen großen Teil der Versuche und ihrer histologischen Auswertungen in den Tierlaboratorien des xxxxxxxxxxx in den USA durchgeführt und in der Habilitationsschrift auch Ergebnisse analoger Experimente ausgewertet habe, die in den Jahren von 1983 bis 1987 an der TVA durchgeführt worden seien. Im übrigen sei die Dokumentation der TVA aber auch lückenhaft und zum Teil falsch. Nach seinen Aufzeichnungen habe das Institut für Pathologie der Universität xxxxxxxxxx zumindest 6 Präparate untersucht; transmissions- und rasterelektronenoptische Bilder seien aber auch in den Laboratorien des xxxxxxxxxxx gefertigt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 17. September 1996 beschloß die Ständige Habilitationskommission im wesentlichen aus den bereits in dem an den Kläger gerichteten Anhörungsschreiben vom 17. Juni 1996 genannten Gründen, dem Fakultätsrat durch den Beklagten die Entziehung von Habilitation und Venia legendi des Klägers empfehlen zu lassen; wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der an den Beklagten gerichteten Stellungnahme der Ständigen Habilitationskommission vom 17. September 1996 verwiesen (BA 5 S. 888 ff.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nachdem er den Inhalt seiner Stellungnahme vom 23. Juli 1996 bereits schriftlich ergänzt hatte, erläuterte der Kläger diesen gegenüber Vertretern der Fakultät am 23. Oktober 1996 auch mündlich. Nach dem durch den damaligen Dekan der Fakultät, Prof. Dr. xxxxxx, und Prof. Dr. xxxxxx, damals Prodekan, gezeichneten Gesprächsprotokoll - hinsichtlich der Einzelheiten wird Bezug genommen auf BA 5 S. 959 ff. - gab er dabei unter anderem an, bei Fertigstellung des xxxxxxxxxxxxx im "August oder Dezember 1989" habe er über die Reißfestigkeitsdaten aus 12 Tierversuchen verfügen können. Das Ergebnis dieser experimentellen Studien an 7 bei der TVA unter der Projektnummer xxxxxxxxxxxxxxx geführten xxxxx sowie an einem weiteren durch die TVA zur Verfügung gestellten xxxx und 4 in Laboratorien des xxxxxxxxxxx untersuchten xxxxxx mit unbestrahlten und durch LAD (ligament augmentation device) verstärkten (anterior cruciate ligament) ACL-Transplantaten habe Eingang in seine Habilitationsschrift und die späteren Publikationen gefunden. Die weiteren im xxxxxxxxxxxx genannten xxxxx stammten sämtlich aus vor 1988 durchgeführten Forschungsprojekten. Im xxxxxxxxxx habe man seines Wissens zur fraglichen Zeit sowohl mit xxxxxx als auch mit xxxxxx experimentiert; ob er selbst xxxxx oder xxxxxx operiert habe, könne er nicht sagen, da die Tiere bei den Operationen immer mit Tüchern abgedeckt gewesen seien. Er habe aber jedenfalls stets geglaubt, die aus den USA erhaltenen Reißfestigkeitsdaten resultierten aus Versuchen mit xxxxxx. Abgesehen davon sei wissenschaftlich belegt, daß sich die xxxxxxxxxxx von xxxxxx und xxxxxx hinsichtlich ihrer Reißfestigkeit nicht wesentlich unterschieden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung vom 24. Oktober 1996 beschloß der Fakultätsrat in Anwesenheit von 13 seiner Mitglieder - davon 8 aus der Gruppe der Professoren - in geheimer Abstimmung den "Widerruf" der Habilitation des Klägers mit der Begründung, er habe diese durch arglistige Täuschung und in wesentlicher Beziehung unvollständige und irreführende Angaben erwirkt; zugleich entzog der Fakultätsrat dem Kläger unter Anordnung der sofortigen Vollziehung dieser Entscheidung die Venia legendi und führte aus, Widerruf und Rücknahme der Lehrbefugnis seien geboten, nachdem der Kläger durch sein Verhalten das in seiner Stellung erforderliche Ansehen und Vertrauen verletzt und auch die Lehrbefugnis durch arglistige Täuschung erlangt habe; wegen der weiteren Einzelheiten des Sitzungsverlaufs wird auf BA 5 S. 976 ff. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 25. Oktober 1996 teilte der Beklagte dem Kläger die Beschlüsse des Fakultätsrates mit und fügte die von ihm zur Begründung herangezogene Stellungnahme der Ständigen Habilitationskommission vom 17. September 1996 bei. Dort hatte die Kommission zu dem Verteidigungsvorbringen des Klägers unter anderem ausgeführt, die Habilitationsschrift könne keine Ergebnisse von Versuchen enthalten, die in den USA oder vor 1988 in der TVA durchgeführt worden seien. Im xxxxxxxxxx habe man ausweislich nach dortiger Darstellung seinerzeit ausschließlich mit xxxxxx experimentiert und im übrigen weder für den Kläger noch mit ihm Untersuchungen durchgeführt. In der TVA habe man vor 1988 nur xxxxxxx xxxxx operiert; bei diesen ohne Beteiligung des Klägers durchgeführten Versuchen sei aber weder die vom Kläger in der Habilitationsschrift beschriebene Operationsmethode noch das LAD verstärkte Transplantat eingesetzt worden. Nach allem enthalte die Habilitationsschrift erfundene oder gefälschte Daten, die ihr Ergebnis in Frage stellten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung erhob der Kläger Widerspruch und stellte am 2. November 1996 bei dem erkennenden Gericht einen Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes. Zu seiner Begründung legte er auch die am 14. Januar 1997 an Eides statt abgegebene Versicherung vor, nach der die in der Habilitationsschrift genannten Zahlen zutreffend sind und aus Versuchen an der TVA sowie analogen und teilweise wissenschaftlich ausgewerteten Versuchen der Laboratorien des xxxxxxxxxxx resultieren. Das vorläufige Rechtsschutzgesuch blieb ohne Erfolg (Beschluß vom 11. April 1997 - 15 L 4204/96 -).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kläger mit Schreiben vom 20. Juni 1996 seinen Widerspruch ergänzend begründet und der Fakultätsrat am 3. Juli 1997 aus den Gründen der entsprechenden Empfehlung der Ständigen Habilitationskommission vom 27. Juni 1997 beschlossen hatte, den Widerspruch als unbegründet zurückzuweisen, teilte der Beklagte dem Kläger dieses Beratungsergebnis durch Bescheid vom 5. Juli 1997 mit. Der Entscheidung fügte er die Stellungnahme der Ständigen Habilitationskommission vom 27. Juni 1997 bei, wegen deren Einzelheiten auf BA 6 S. 1374 ff. verwiesen wird. Zugleich übermittelte er dem Kläger im Wortlaut die im Protokoll über die Sitzung vom 3. Juli 1997 festgehaltenen Ermessenserwägungen des Fakultätsrates, denen zufolge das öffentliche Interesse an einem Ausschluß ungeeigneter Lehrpersonen von Forschung und Lehre das Interesse des Klägers überwiegt, von den Nachteilen verschont zu bleiben, die mit einer solchen Maßnahme für ihn persönlich und wirtschaftlich sowie für sein akademisches und berufliches Fortkommen verbunden sind. Schwere und Wiederholung der über einen Zeitraum von 6 Jahren nachgewiesenen Täuschungshandlungen zeigten, daß der Kläger als Wissenschaftler charakterlich ungeeignet sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat am 18. Juli 1997 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, die angefochtenen Entscheidungen des Beklagten seien bereits formell rechtswidrig. Der Fakultätsrat habe über den Entzug von Habilitation und Venia legendi in unzutreffender Besetzung befunden. Zur Rücknahme bzw. zum Widerruf von Lehrbefähigung und Lehrbefugnis sei bereits nach den allgemeinen Grundsätzen des Verwaltungsrechts nur die Behörde berufen, die die aufzuhebenden Entscheidungen getroffen habe. Entgegen den damit maßgeblichen Regelungen in § 28 Abs. 4 Satz 2 des Gesetzes über die Universitäten des Landes Nordrhein-Westfalen (UG) und § 15 Abs. 3 der Habilitationsordnung der Medizinischen Fakultät der Universität xxxxxxxxxx (HO) habe aber bei der Beschlußfassung über den Entzug von Habilitation und Venia legendi das Stimmrecht nicht allen Mitgliedern der Gruppe der Professoren der Fakultät offen gestanden; für eine Beteiligung der Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter an den Entscheidungen fehle es demgegenüber an einer Rechtsgrundlage. Rechtlich zu beanstanden sei auch, daß der Fakultätsrat seine Beschlüsse in geheimer Abstimmung gefaßt habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Weiterhin ist der Kläger der Auffassung, die angefochtenen Regelungen seien auch in der Sache rechtswidrig. Sein Vorbringen aus dem Verwaltungsverfahren teils vertiefend und teils erweiternd macht der Kläger unter teilweiser Bezugnahme auf seinen Vortrag im vorläufigen Rechtsschutzverfahren - wegen der Einzelheiten wird insoweit Bezug genommen vor allem auf die dortigen Schriftsätze vom 30. Dezember 1996, 2. und 20. Januar 1997, 24. Februar 1997 und 25. März 1997 - bezüglich der den Entzug der Habilitation betreffenden Entscheidung unter anderem geltend , der Fakultätsrat habe nicht geprüft, ob die ihm vorgeworfenen Täuschungshandlungen für seine Habilitierung überhaupt ursächlich geworden seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Daß in seine Habilitationsschrift, wenn auch nur in geringem Umfang, Ergebnisse von Tierversuchen des xxxxxxxxxxx eingeflossen seien, habe er nicht offengelegt, um dem unzutreffenden Eindruck vorzubeugen, im Auftrag dieses pharmazeutischen Unternehmens Forschung mit dem Ziel der Produktförderung (LAD) betrieben zu haben -L 185-. Die ihm aus den USA übermittelten Daten habe er in Beziehung gesetzt zu eigenen und in der Literatur veröffentlichten Forschungsergebnissen. Damit seien die bei xx gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich ausgewertet in die Habilitationsschrift eingegangen -L 185-. Dies gelte auch für die Untersuchung von Präparaten, die er aus den USA erhalten habe K und für die Resultate dort angestellter histologischer und elektronenmikroskopischer Untersuchungen von Proben, die er zwecks Auswertung in die USA versandt habe K. Die in der Habilitationsschrift dargestellten Versuche zur Bestimmung der Reißfestigkeit seien indes sämtlich an der Universität xxxxxxxxxx durchgeführt worden K.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entgegen seiner ursprünglichen Darstellung habe er die in dem xxx xxxxxxxx veröffentlichten Versuchsergebnisse nach August 1989 nicht mehr korrigiert -L 183-. Er sei bemüht, die Übereinstimmung der dort genannten Prozentzahlen mit den in der Habilitationsschrift publizierten Werten weiter aufzuklären, könne aber diesbezüglich ein Versehen seinerseits nicht ausschließen -L 186-. Der um den Faktor 2 erhöhte Wert der im xxxxxxxxxxxx genannten Reißfestigkeitsdaten beruhe jedenfalls auf einem zunächst unerkannt gebliebenen Maßstabablesefehler -L 64 f.-. In dem xxxxxxxxxxxx habe er verwertet das Ergebnis der ersten xxxxxxxxxxxx Versuchsreihe an 20 nichtaugmentierten Tieren, die Ergebnisse von Versuchen mit Extremitäten, die aus anderen, damals begleitend durchgeführten Experimenten stammten, das Resultat des Versuchs mit dem TVA-xxxx xxxxx und einem weiteren xxxx aus dem Projekt xxxxxxxxxxxxxxx sowie das aus den USA erhaltene Ergebnis von wohl 4 Tierversuchen, die im xxxxxxxxxx durchgeführt worden seien K. Insgesamt habe man an 31 von 32 dem Projekt xxxxxxxxxxxxxxx zuzuordnenden Tieren knochengestielte xxxxxxxxxtransplantationen mit LAD- Augmentation vorgenommen K.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Bescheide des Beklagten vom 25. Oktober 1996 und vom 5. Juli 1997 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die in den Schriftsätzen zur Begründung der Klage vom 20. November 1997 und 18. Juni 1998 angeregten Beweise zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, die angefochtenen Bescheide seien formell rechtmäßig. Die Ausführungen im Verwaltungsverfahren und im gerichtlichen Eilverfahren vertiefend macht der Beklagte weiter unter anderem geltend, der Fakultätsrat habe in der durch die anzuwendende Regelung des § 28 Abs. 4 Satz 2 UG vorgeschriebenen Zusammensetzung über den Entzug von Habilitation und Venia legendi entschieden. Anders als die Feststellung der Lehrbefähigung und die Erteilung der Lehrbefugnis trage die Entscheidung über den Entzug von Habilitation und Venia legendi nicht den Charakter einer Prüfungsentscheidung; Täuschungshandlungen sowie unrichtige oder irreführende Angaben ließen sich ebenso ohne besonderen fachwissenschaftlichen Sachverstand feststellen, wie deren Ursächlichkeit für eine Habilitierung. Bereits durch die dolose Vorlage einer den Anforderungen der Fakultät nur teilweise entsprechenden Publikationsliste habe der Kläger sich als für eine Habilitierung unwürdig erwiesen; nichts anderes gelte im Hinblick auf die Vorlage der nicht auf der behaupteten experimentellen Grundlage beruhenden Habilitationsschrift K 56 f..</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird ergänzend Bezug genommen auf den Inhalt der beigezogenen Verwaltungsgänge sowie den Inhalt der Gerichtsakten des vorliegenden Verfahrens und des Verfahrens 15 L 4204/96. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgründe:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Rubrum war nach § 88 VwGO von Amts wegen gemäß den §§ 78 Abs. 1 Ziffer 2 VwGO i. V. m. § 5 Abs. 2 AG VwGO NW auf den Beklagten umzustellen, nachdem dieser die angefochtenen Bescheide entsprechend der sich aus § 27 Abs. 1 Satz 4 UG für ihn ergebenden Befugnis erlassen hat, Beschlüsse des Fachbereichs(Fakultäts)rates auszuführen,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu für den Fall der Rücknahme einer Lehrbefugnis: Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Urteil vom 20. Dezember 1991 - 15 A 77/89 -, Nordrhein-Westfälische Verwaltungsblätter (NWVBl.) 1992, S. 212 ff.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat keinen Erfolg; sie ist zwar als Anfechtungsklage (§ 42 Abs. 1 Alt. 1 VwGO) statthaft und auch im übrigen zulässig, in der Sache aber nicht begründet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Bescheide des Beklagten vom 25. Oktober 1996 und 5. Juli 1997 sind rechtmäßig und verletzen den Kläger nicht in eigenen Rechten (§ 113 Abs. 1 S. 1 VwGO); Entziehung von Habilitation und Venia legendi begegnen keinen im Ergebnis rechtlich durchgreifenden Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Entzug der Habilitation ist allerdings nur gestützt auf § 48 Abs. 1 i. V. m. Abs. 3 VwVfG NW rechtmäßig; die insoweit in den angefochtenen Bescheiden als spezielle Ermächtigungsgrundlage (§ 1 Abs. 1 VwVfG NW) herangezogene Vorschrift des § 14 Abs. 2 HO in der hier maßgeblichen Fassung von Februar 1996 deckt die getroffene Entscheidung nicht. Unschädlich ist zwar, daß mit ihr - anders als in § 14 Abs. 2 HO und den angegriffenen Bescheiden formuliert - die durch Verwaltungsakt getroffene Feststellung der Lehrbefähigung des Klägers in der Sache nicht widerrufen, sondern - entsprechend dem verwaltungsrechtlich die Aufhebung rechtswidriger Verwaltungsakte kennzeichnenden Sprachgebrauch - als anfänglich rechtswidrig mit Wirkung ex tunc zurückgenommen worden ist. Für die Rücknahme einer Habilitation bietet § 14 Abs. 2 HO aber keine hinreichende Rechtsgrundlage. Die Satzungsvorschrift ist mangels einer zum Erlaß solcher Regelungen ermächtigenden gesetzlichen Grundlage nichtig.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Aufhebung einer Habilitationsentscheidung bedarf nach dem verfassungsrechtlichen Grundsatz vom Vorbehalt des Gesetzes einer gesetzlichen Ermächtigung, weil sie in die durch Art. 12 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) geschützte Berufsfreiheit eingreift. Sie entzieht dem Betroffenen nämlich eine Rechtsstellung, der mit der Feststellung der Befähigung, ein wissenschaftliches Fach in Forschung und Lehre selbständig zu vertreten (§ 95 Abs. 1 UG), berufseröffnende Bedeutung zukommt,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 16. März 1994 - 6 C 1/93 -, Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (NVwZ) 1994, S. 1209 ff (S. 1210).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Den Erlaß von Satzungsbestimmungen über die Rücknahme einer Habilitation erlaubt die hier aus dem Universitätsgesetz einzig als Ermächtigungsgrundlage in Betracht kommende Vorschrift des § 95 Abs. 5 UG nicht. Danach regelt "Das Nähere (...) die Habilitationsordnung, die der Senat auf Vorschlag des Fachbereichs durch Satzung erläßt." Nach Wortlaut, Sinn und Zweck sowie nach der systematischen Stellung dieser Bestimmung ermächtigt sie allein zum Erlaß solcher Regelungen, die das auf eine Habilitierung ausgerichtete und prüfungsrechtlichen Charakter tragende</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 16. März 1994, a. a. O., vom 22. Februar 1974 - VII C 9.71 -, Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwGE) Band 45 S. 39 ff. (48 f.) sowie Urteil vom 28. März 1963 - VIII C 57.62 -, BVerwGE 16, S. 50 ff. (51); Lennartz in Denninger, Hochschulrahmengesetz, Kommentar, 1984, zu § 15, Rdnr. 12; Waldeyer in Hailbronner, Kommentar zum Hochschulrahmengesetz, Ordner 1, Stand: Juni 1999 (Hailbronner), zu § 15 Rdnr. 11.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Verfahren betreffen. Soweit § 95 Abs. 5 UG nämlich die Befugnis delegiert, das "Nähere" zu regeln, nimmt die Vorschrift Bezug auf die vorhergehenden Absätze des § 95 UG und meint damit die Ausgestaltung des Verfahrens, das dem förmlichen Nachweis der Befähigung dient, ein Fach in Forschung und Lehre selbständig zu vertreten (§ 95 Abs. 1 UG). Die Ermächtigungsnorm deckt folglich allein Satzungsbestimmungen, die Anforderungen an die Zulassung zum Habilitationsverfahren (§ 95 Abs. 2 UG) und die zu erbringende Habilitationsleistung (§ 95 Abs. 3 UG) enthalten sowie solche, die den Prüfungsablauf (§ 95 Abs. 4 UG) im einzelnen betreffen. Zu diesem Prüfungsverfahren zählt aber die Rücknahme einer Habilitation mit dem ihr vorgeschalteten Verwaltungsverfahren nicht. Abgesehen davon, daß eine solche Verwaltungsentscheidung bereits begrifflich eine Habilitierung voraussetzt und sich damit nur an ein abgeschlossenes Habilitationsverfahren anschließen kann, fehlt dem ihr zugrunde liegenden Verfahren auch der prüfungsrechtliche Charakter. Es dient entgegen der Auffassung des Klägers gerade nicht der Feststellung, ob in der Person des Habilitierten aus fachlicher Sicht die Voraussetzungen der Lehrbefähigung jemals erfüllt waren oder noch gegeben sind. Das Rücknahmeverfahren ist vielmehr auf die Prüfung und Entscheidung der Frage ausgerichtet, ob der Nachweis einer (vermeintlich oder tatsächlich vorhandenen) Lehrbefähigung auf rechtlich zu mißbilligende Art und Weise erbracht ist und deshalb nicht aufrecht erhalten bleiben kann. Dieses Verdikt setzt, auch wenn sich Täuschungshandlungen oder Ähnliches nebst ihrer Kausalität unter Umständen nur mit Hilfe von Fachverstand erkennen lassen, keine fachwissenschaftliche Beurteilung der erbrachten Prüfungsleistung voraus.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Obwohl der Beklagte seine Rücknahmeentscheidung damit auf eine fehlerhafte Rechtsgrundlage stützt, hat sie rechtlich Bestand. Gemäß § 113 Abs. 1 S. 1 VwGO sind nur solche angefochtenen Regelungen aufzuheben, die in der Rechtsordnung keine Entsprechung finden. Damit schließt die Rechtmäßigkeitsprüfung durch das Gericht auch andere als die von Behörde benannten Rechtsgrundlagen ein, wenn und soweit aus Sicht dieser anderen Rechtsgründe an dem angegriffenen Verwaltungsakt nichts Wesentliches geändert werden muß,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 25. Februar 1994 - 8 C 14.92 -, BVerwGE 95 S. 176 ff. (183 f.), Urteil vom 30. Juni 1989 - 4 C 40.88 -, BVerwGE 82 S. 185 ff. (188 f.), Urteil vom 19. August 1988 - 8 C 29.87 - BVerwGE 80 S. 96 ff. (98) und Urteil vom 27. Januar 1982 - 8 C 12/81 -, BVerwGE 64, S. 356 ff. (357 f.).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dies ist in Bezug auf § 48 Abs. 1 VwVfG NW der Fall. Die dortige - und hier gemäß § 2 Abs. 3 Ziff. 3 S. 1 VwVfG NW anwendbare - Regelung erlaubt ebenso wie die rechtswidrig durch den Beklagten angewandte Vorschrift des § 14 Abs. 2 HO die Rücknahme von Prüfungsentscheidungen, die auf rechtlich zu mißbilligende Weise erlangt und damit rechtsfehlerhaft sind. Entspricht damit die angefochtene Rücknahmeentscheidung nach Zweck und Tenor der Regelung § 48 Abs. 1 VwVfG NW, steht dem Rückgriff auf diese Norm auch nicht entgegen, daß § 48 Abs. 1 VwVfG NW anders als die ihrem Wortlaut nach gebundene Vorschrift des § 14 Abs. 2 HO als Ermessensnorm ausgestaltet ist. Denn ausweislich des hier für die Rechtskontrolle maßgeblichen Widerspruchsbescheides des Beklagten hat der Fakultätsrat die für und wider eine Rücknahme der Habilitation sprechenden Gründe gegeneinander abgewogen und damit Ermessen ausgeübt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Gemessen an den Voraussetzungen des § 48 VwVfG NW ist die Rücknahme der Habilitation rechtlich nicht zu beanstanden. Die Entscheidung ist formell ordnungsgemäß zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat über die Rücknahme der Habilitation der gemäß den §§ 28 Abs. 1 S. 1, 95 Abs. 4 UG hochschulintern zuständige,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">OVG NW, Urteil vom 20. Dezember 1992, a.a.O., (214)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Fakultätsrat in der sich aus § 12 Abs. 3 S. 1 der Satzung zur Neufassung der Grundordnung der Universität xxxxxxxxxx i. V. m. § 28 Abs. 2 S.1 und S. 2 UG ergebenden Besetzung entschieden. Entgegen der Auffassung des Klägers waren an Beratung und Beschlußfassung in dieser Angelegenheit die übrigen Professoren und habilitierten Mitglieder der Fakultät nicht gemäß § 28 Abs. 4 S. 2 UG zu beteiligen. Die Rücknahme der Habilitation ist keine "Beschlußfassung über eine Habilitation" i. S. dieser Norm.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">§ 28 Abs. 4 S. 2 UG entspricht den Vorgaben der (zwischenzeitlich weggefallenen bzw. geänderten) §§ 38 Abs. 5 S. 1, 15 Abs. 4 des Hochschulrahmengesetzes (HRG [a. F.]) in der hier noch maßgeblichen, zuletzt durch Gesetz vom 20. Mai 1994 (BGBl. I S. 1078) geänderten Fassung der Bekanntmachung vom 9. April 1987 (BGBl. I S.1170), nach denen für die Durchführung von Habilitationsverfahren allen Professoren des Fachbereichs Mitwirkungsrechte einzuräumen sind, soweit sie die durch die Prüfung festzustellende Qualifikation besitzen; diese Vorschriften tragen damit zugleich der aus Art. 5 Abs. 3 GG folgenden Verantwortung der Gesamtheit der Professoren eines Fachbereichs für den Erhalt der dortigen Qualität von Forschung und Lehre Rechnung,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">BVerwG Urteil vom 16. März 1994, a.a.O., (1210).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">In den damit nach Wortlaut, Sinn und Zweck auf die Beurteilung der fachlichen Qualifikation zugeschnittenen Anwendungsbereich des § 28 Abs. 4 S. 2 UG fällt die Rücknahme einer Habilitation nicht, weil diese Entscheidung - wie oben ausgeführt - gerade nicht die Beurteilung der Fachqualifikation des Habilitierten betrifft und damit nicht der prüfungsrechtlichen Verantwortung der Professoren eines Fachbereichs für eine qualifizierte wissenschaftliche Forschung und Lehre unterfällt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann demgegenüber, ob Vertreter der Gruppe der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter im Fakultätsrat (§ 28 Abs. 2 S. 1 Ziffer 6 UG) zu Recht nicht nur an der Beratung über die Rücknahme der Habilitation, sondern auch ohne Verstoß gegen die § 38 Abs. 4 S. 2 HRG [a. F] umsetzende Vorschrift des § 14 Abs. 1 S. 1 UG an der die Beratung abschließenden Beschlußfassung mitwirken durften. Nach der genannten Norm wirken nichtwissenschaftliche Mitarbeiter einer Hochschule an solchen Entscheidungen nur beratend mit, die Forschung, künstlerische Entwicklungsvorhaben, Lehre oder die Berufung von Professor(inn)en unmittelbar berühren. Eine in diesem Sinne wissenschaftsrelevante Angelegenheit,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 29. Mai 1973 - 1 BvR 424/71 und 325/72 - Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) Band 35, S. 80 ff. (123 ff.); Hailbronner in Hailbronner, zu § 38 Rdnr. 81; Leuze in Leuze/Bender, Gesetz über die Universitäten des Landes Nordrhein-Westfalen, Kommentar, Stand: Dezember 1998, zu § 14 Rdnr. 2, 4 f. und 7,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">dürfte die Entscheidung über die Rücknahme einer Habilitation nicht betreffen, wenngleich sie Konsequenzen für Forschung und Lehre an einer Hochschule haben kann und im Fall des zwischenzeitlich an der Universität xxxxxxxxxx nicht mehr in Forschung und Lehre tätigen Klägers auch nach sich gezogen hat. Da die Rücknahmeentscheidung keine (erneute) fachwissenschaftliche Beurteilung der für eine Habilitation nach § 95 Abs. 1 UG erforderlichen Fähigkeiten voraussetzt, spricht vieles dafür, daß sie Fragen von Forschung und Lehre inhaltlich nicht unmittelbar, sondern lediglich mittelbar dadurch berührt, daß sie sich auf die an der Hochschule geleistete Forschungsarbeit und das dort vorgehaltene Lehrangebot tatsächlich auswirkt. Indes bedarf diese Rechtsfrage hier keiner abschließenden Klärung. Ein in der Beteiligung von Vertretern der Gruppe der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter an der Stimmabgabe etwa liegender Verfahrensfehler bleibt angesichts des einstimmig gefaßten Beschlusses jedenfalls rechtsfolgenlos; diesbezüglich wird zur weiteren Begründung auf die Gründe der Entscheidung des erkennenden Gerichts im vorläufigen Rechtsschutzverfahren Bezug genommen,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Beschluß vom 11. April 1997 - 15 L 4204/96 -, S. 27 f. des Beschlußabdrucks;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">die dortigen Ausführungen im Zusammenhang mit der Entscheidung des Fakultätsrates über den Entzug der Venia legendi gelten hier sinngemäß.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Auch im übrigen erweist sich das durchlaufene Verwaltungsverfahren als rechtsfehlerfrei. Daß die Ständige Habilitationskommission - ein nicht entscheidungsbefugter Ausschuß des Fakultätsrates i. S. des § 28 Abs. 5 S. 1 UG - im Vorfeld der Rücknahmeentscheidung mit der Sache befaßt war, begegnet keinen rechtlichen Bedenken. Die Tätigkeit dieses Gremiums hat sich gemäß der Aufgabenzuweisung in § 20 S. 3 Ziffer 4 HO auf Sachverhaltsermittlungen zur "Vorbereitung des Widerrufs oder Entzugs der Habilitation oder der Venia legendi" sowie das Ausarbeiten eines für den Fakultätsrat bestimmten Entscheidungsvorschlages beschränkt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung des Klägers ist schließlich auch nicht zu beanstanden, daß der Fakultätsrat über die Rücknahme der Habilitation in geheimer Abstimmung entschieden hat. Offen bleiben kann dabei, ob diese Verfahrensweise nicht schon gemäß der mit § 40 Abs. 2 S. 3 HRG [a.F.] übereinstimmenden Vorschrift des § 15 Abs. 3 UG geboten war, weil die Rücknahme einer Habilitation i. S. dieser Norm als Entscheidung in einer Personalangelegenheit zu qualifizieren ist,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">so wohl Hailbronner in Hailbronner, zu § 40 Rdnr. 11.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Denn andernfalls war der Fakultätsrat mangels gesetzlicher Vorgaben in der Wahl der Modalitäten des Abstimmungsverfahrens frei. Übergeordnete Rechtsgrundsätze, nach denen die Entscheidung über die Rücknahme einer Habilitation in offener Abzustimmung zu treffen ist, sind nicht ersichtlich. Insbesondere ergibt sich ein solches Gebot nicht aus der Rechtspflicht, über das Vorliegen der nach § 95 Abs. 1 UG für die Feststellung der Lehrbefähigung maßgeblichen Voraussetzungen offen und namentlich abzustimmen,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu OVG NW, Urteil vom 16. Januar 1995 - 22 A 969/94 -, S. 13 und S. 30 des Urteilsabdrucks.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Diese Notwendigkeit findet ihre Rechtfertigung in Art. 12 Abs. 1, 3 Abs. 1 GG und Art. 19 Abs. 4 GG. Danach ist es verfassungsrechtlich geboten, daß der in Prüfungsverfahren zur Entscheidung Berufene Verantwortung für die vorgenommene Bewertung einer Prüfungsleistung übernimmt und die Prüfungsentscheidung in Bezug auf die Wahrung der ihr rechtlich gesetzten Grenzen der gerichtlichen Kontrolle unterliegt. Der Entscheidung über die Rücknahme einer Habilitation fehlt indes der prüfungsrechtliche Charakter und damit der für ein Verbot der geheimen Abstimmung rechtlich maßgebliche Anknüpfungspunkt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die nach allem formell rechtmäßige Rücknahmeentscheidung ist nach Maßgabe des § 48 Abs. 1 VwVfG NW auch inhaltlich nicht zu beanstanden. Die zu Gunsten des Klägers nach § 95 Abs. 1 UG getroffene Feststellung seiner Befähigung, ein wissenschaftliches Fach in Forschung und Lehre selbständig zu vertreten, ist rechtswidrig und ihre Rücknahme frei von Ermessensfehlern.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Habilitierung des Klägers war rechtswidrig. Dabei kann offen bleiben, ob die Zulassung des Klägers zu dieser Prüfung rechtswidrig war und sich dieser Umstand, anders als im Regelfall,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">vgl. Niehues, Schul- und Prüfungsrecht, Band 2, 3. Auflage 1994, (Niehues) Rdnr. 101.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">auf die Prüfungsentscheidung selbst auswirkt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat mit der Annahme seiner schriftlichen Habilitationsleistung (§ 9 Abs. 2 HO) jedenfalls eine der nach § 95 Abs. 3 S. 1 i. V. m. Abs. 1 UG für eine Habilitation rechtlich notwendigen Voraussetzungen und damit zugleich die Feststellung seiner Lehrbefähigung durch arglistige Täuschung erwirkt. Eine solche Prüfungsentscheidung ist rechtsfehlerhaft, weil es ihr mit der durch den Prüfling nicht ordnungsgemäß erbrachten Prüfungsleistung an der Grundlage fehlt, die für eine dem prüfungsrechtlichen Gebot der Chancengleichheit (Art. 3 Abs. 1 GG) genügende Leistungsbewertung erforderlich ist,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">vgl. Niehues, a. a. O., Rdnr. 143 ff.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Rechtlich unerheblich ist deshalb hier der wissenschaftliche Wert der Habilitationsschrift und damit die Frage, ob der Kläger im Zeitpunkt seiner Habilitierung tatsächlich die beruflich qualifizierende Fähigkeit besessen hat, an der Medizinischen Fakultät der Universität xxxxxxxxxx im Fach xxxxxxxxxx selbständig zu lehren und zu forschen (§ 95 Abs. 1 UG i. V. m. § 1 Abs. 1 HO).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine (Prüfungs-)Entscheidung erlangt durch arglistige Täuschung, wer durch unrichtige Angaben oder Verschweigen von Tatsachen bei den für die zu treffende Entscheidung maßgeblich Verantwortlichen einen Irrtum hervorruft oder aufrechterhält und dabei in dem Bewußtsein handelt oder billigend in Kauf nimmt, diese zu einer günstigen Entschließung bestimmen zu können, wenn die genannten Umstände in dem Sinne für die dann behördlich getroffene Entscheidung ursächlich werden, daß sie ohne die Täuschung unterblieben oder nicht mit diesem Inhalt oder nicht zu diesem Zeitpunkt ergangen wäre,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">OVG NW, Urteil vom 20. Dezember 1991, a. a. O., S. 213 m. w. N. aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind hinsichtlich der nach § 9 Abs. 3 S. 1 HO getroffenen Entscheidung der Habilitationskommission über die Annahme der schriftlichen Habilitationsleistung des Klägers erfüllt. Der diese Feststellung tragende Sachverhalt ergibt sich dabei zur Überzeugung des Gerichts unter Berücksichtigung des Inhalts der beigezogenen Verwaltungsvorgänge bereits aus dem Vorbringen der Beteiligten im Verwaltungsverfahren sowie zu dem vorläufigen Rechtsschutzantrag und im vorliegenden Verfahren. Anlaß, den entscheidungserheblichen Sachverhalt von Amts wegen oder entsprechend den Beweisantritten des Klägers weiter aufzuklären, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Beweisanträge des Klägers, die sämtlich nur hilfsweise gestellt und damit nicht gemäß § 86 Abs. 2 VwGO in der mündlichen Verhandlung, sondern erst in den Gründen des Urteils zu bescheiden sind,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">vgl. Kopp / Schenke, Verwaltungsgerichtsordnung, 11. Auflage 1998, (Kopp / Schenke), § 86 Rdnr. 19; Eyermann, Verwaltungsgerichtsordnung, 10. Auflage 1998, (Eyermann), § 86 Rdnr. 25,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">bleiben alle erfolglos. Soweit sie Sachverhalte in Bezug nehmen, die das mit dem Habilitationsantrag vorgelegte Schriftenverzeichnis und die nach der Habilitierung erschienenen Publikationen betreffen, sind die Beweisanträge ungeachtet der ihnen zum Teil anhaftenden Rechtsmängel jedenfalls deshalb abzulehnen, weil das Urteil auf diesen unter Beweis gestellten Umständen nicht beruht. Tatsachen, die ungeeignet sind, die Entscheidung zu beeinflussen, sind rechtlich irrelevant; über sie braucht kein Beweis erhoben zu werden,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 11. Dezember 1981, NVwZ 1982, S. 243 (244); Kopp / Schenke, a. a. O., Rdnr. 21; Eyermann, a. a. O., Rdnr. 38.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die übrigen Beweisanträge des Klägers sind, soweit sie nicht schon deshalb abzulehnen sind, weil mit ihnen Umstände in Bezug genommen werden, die keinen thematischen Zusammenhang mit entscheidungserheblichen Tatsachen aufweisen, aus den unten jeweils im Zusammenhang mit den einzelnen Beweisthemen dargestellten Gründen abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Arglistig getäuscht hat der Kläger über die experimentelle Grundlage der im Kapitel "3. Ergebnisse" seiner Habilitationsschrift S. 54 ff als Resultat tierexperimenteller Studien ausgewiesenen Befunde. Sie beruhen in wesentlichem Umfang jedenfalls nicht auf den in der Arbeit in Kapitel "2. Experimenteller Teil" S. 32 ff beschriebenen Versuchen. Soweit er dies nicht sogar einräumt, hat der Kläger dem Täuschungsvorwurf Entscheidungserhebliches nicht entgegengesetzt. Nach seinem Vorbringen, das vielfach und zum Teil gravierend widersprüchlich und offensichtlich von dem steten Bemühen geprägt ist, den Sachvortrag immer wieder an Vorhalte der Gegenseite anzupassen, bleibt die Herkunft einer Vielzahl von Versuchsergebnissen zwar letztlich unklar. Der Vortrag rechtfertigt zur Überzeugung der Kammer aber die Feststellung, daß die in der Habilitationsschrift angeführten Experimentaldaten entsprechend dem an Beispielen belegten Kernvorwurf des Beklagten in rechtlich beachtlichem Umfang nicht unter den dort angeführten Bedingungen ermittelt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Unrichtig ist die Darstellung in der Habilitationsschrift, nach der die als Ergebnis der biomechanischen Prüfung ausgewiesenen Daten auf den in der Arbeit beschriebenen Versuchen beruhen. Soweit der Kläger zur Herkunft dieser Daten in seiner schriftlichen Stellungnahme an die Ständige Habilitationskommission vom 23. Juli 1996 angedeutet und in dem mit Vertretern der Fakultät am 22. Oktober 1996 geführten Gespräch erklärt hat, die Habilitationsschrift enthalte ebenso wie das bereits zuvor publizierte xxx xxxxxxxx unter anderem ihm aus den USA übermittelte Reißfestigkeitsdaten von vier Tieren des xxxxxxxxxxx, steht dies - wie weiter unten zu zeigen sein wird - zum Inhalt seiner Arbeit in eklatantem Widerspruch. Darüber hinaus ist die damalige Behauptung unzutreffend, daß beiden Publikationen das Ergebnis von Versuchen zur Reißfestigkeit an Kreuzbändern von sieben xxxxxxxxx der TVA-Projektnummer xxxxxxxxxxxxxxx zugrunde liegt. Die im xxxxxxxxxxxx publizierten Daten hatte der Kläger nämlich bereits schriftlich fixiert, bevor Tierexperimente aus dem genannten Projekt in der von ihm benannten Zahl abgeschlossen waren.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die in dem xxxxxxxxxxxx für die Reißfestigkeit von xxxxxxxxxxxx genannten Newton-Werte und Prozentangaben entsprechen denjenigen, die der Kläger in seinem bereits vor dem 3. Mai 1989 fertiggestellten Manuskript zu diesem Beitrag festgehalten hat. Entgegen seiner Darstellung in dem Gespräch vom 22. Oktober 1996 enthielt das Manuskript diese Zahlen nicht erst seit "August oder Dezember 1989"; anders als im Eilverfahren mit Schriftsatz vom 30. Dezember 1996 L ausgeführt, ist das Manuskript in Bezug auf die Versuchsdaten auch nicht letztmals Ende Dezember 1989 überarbeitet worden. Bereits am 3. Mai 1989 hatte der Kläger nämlich das Manuskript zu dem xxxxxxxxxxxx mit den dort später publizierten Newton- und Prozentwerten Herrn Dr. xxxxxxxxxx vom xxxxxxxxxx in den USA zur textlichen Überarbeitung zugesandt; dies belegt die durch Dr. xxxxxxxxxx seinem Schreiben vom 27. Januar 1997 -BA 6 S. 1090- an den damaligen Prodekan der Medizinischen Fakultät beigefügte Faxkopie -BA 6 S. 1091-. Bis zum 3. Mai 1989 war ausweislich der TVA-Dokumentation über das Ende der zu dem Projekt xxxxxxxxxxxxxxx gehörigen Versuche -BA 5 S. 725, 866- aber nur der an einem Leberkarzinom leidende Versuchsxxxx xxxxx eingeschläfert.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit der TVA-Aufzeichnungen in diesem Punkt steht außer Zweifel, selbst wenn entsprechend der Rüge des Klägers Daten zum Ende einzelner Versuche dort nicht taggenau protokolliert sein sollten. Seinen zunächst der TVA- Dokumentation insoweit widersprechenden Sachvortrag hat der Kläger später aufgegeben bzw. nicht substantiiert aufrecht erhalten. Den durch Dr. xxxxxxxxxx benannten Tatsachen Rechnung tragend hat er im vorläufigen Rechtsschutzverfahren mit Schriftsatz vom 24. Februar 1997 nicht nur eingeräumt, daß das Manuskript zu dem xxxxxxxxxxxx nach dem 3. Mai 1989 unverändert geblieben ist L 183, sondern auch seinen Vortrag zur Herkunft der in dem xxxxxxxxxxxx benannten Reißfestigkeitsdaten modifiziert. Die dortige Darstellung, nach der das xxxxxxxxxxxx neben der Auswertung der im xxxxxxxxxx durchgeführten Tierversuche das Ergebnis eines Versuchs an einem nicht dem Projekt xxxxxxxxxxxxxxx zuzuordnenden (Ersatz-)xxxx der TVA und das Resultat des im Rahmen des Projekts xxxxxxxxxxxxxxx bis zum 3. Mai 1989 bereits abgeschlossenen Versuchs L 184 f. enthalte, erkennt die Richtigkeit der TVA-Aufzeichnungen für den hier fraglichen Zeitpunkt an. Einer weiteren Aufklärung des Sachverhalts von Amts wegen oder einem Beweisantrag folgend bedarf es daher mangels in diesem Zusammenhang streitiger und zugleich entscheidungserheblicher Tatsachen nicht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Entgegen dem im Eilverfahren modifizierten Vorbringen beinhaltet das xxxxxxxxxxxx aber auch das Ergebnis des aus dem Projekt xxxxxxxxxxxxxxx in Bezug genommenen Tierversuchs nicht. Diese Schilderung des Klägers ist vor dem Hintergrund seiner Behauptung unglaubhaft, daß die dem xxxxxxxxxxxx zugrunde liegenden Versuchsergebnisse in die Habilitationsschrift eingegangen sind. Nach der Habilitationsarbeit ist aber der an einem Leberkarzinom leidende - und nach der TVA-Dokumentation allein vor dem 3. Mai 1989 eingeschläferte - xxxx gerade aus dem Versuch genommen worden -S.-.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Ob in dem xxxxxxxxxxxx der Versuch an einem durch die TVA zur Verfügung gestellten Ersatzxxxx ausgewertet ist, kann hier letztlich dahinstehen. Gegen diese Behauptung spricht zwar vieles, nachdem die Leiterin der TVA in ihren Auskünften vom 5. Juni 1996 -BA 5 S. 722- und vom 16. August 1996 -BA 5 S. 861- erläutert hat, daß ein solches Versuchstier in der TVA-Dokumentation verzeichnet sein müßte, gleichwohl dort aber nicht zu finden ist. Diese vom Kläger inhaltlich angezweifelte Darstellung des Sachverhalts bedarf keiner weiteren Prüfung, weil die Verwertung von Reißfestigkeitstets an xxxxxxxxxxxx nur eines TVA-Ersatzxxxxxx zugunsten des Klägers als wahr unterstellt werden kann. Die Darstellung in der Habilitationsschrift des Klägers bleibt in rechtserheblicher Weise unrichtig, wenn anstatt der dort angegebenen zehn xxxxxxxxxtransplantate lediglich eines aus der als in xxxxxxxxxx durchgeführt beschriebenen Versuchsreihe stammt.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger in diesem Zusammenhang beantragt hat, durch die Vernehmung von Zeugen Beweis zu der Tatsache zu erheben, "daß die Tierversuchsanlage als Ersatz für zwei xxxxx, die vorzeitig aus dem Versuch genommen werden mußten, teilweise aber noch verwertet werden konnten, zwei andere xxxxx zur Verfügung gestellt hat", ist dieser Antrag abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von der fehlenden rechtlichen Relevanz der Verwertung von Ergebnissen aus Versuchen mit einem der Ersatz- xxxxx ist die unter Beweis gestellte Tatsache auch schon nicht entscheidungserheblich, weil der Erhalt der xxxxx nichts darüber besagt, ob diesen Tieren entnommene Transplantate den in der Habilitationsschrift beschriebenen Reißfestigkeitstets unterzogen worden sind und deren Ergebnisse in die Arbeit des Klägers Eingang gefunden haben. Im übrigen ist der Beweisantrag ferner mangels der erforderlichen Substantiierung abzulehnen. Unsubstantiierten Beweisanträgen braucht das Gericht nicht nachzugehen; unsubstantiiert sind dabei neben Anträgen, die das Beweisthema nicht hinreichend konkretisieren, auch solche, die dazu dienen sollen, erkennbar ohne jede tatsächliche Grundlage erhobene oder "aus der Luft gegriffene" und ohne Auseinandersetzung mit Gegenargumenten "ins Blaue hinein" aufrecht erhaltene Behauptungen zu stützen,</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa BVerwG, Beschluß vom 14. Januar 1998 - 3 B 214.97 -, Buchholz, Sammel- und Nachschlagewerk der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (Buchholz) 310 § 86 Abs. 1 Nr. 286 und Beschluß vom 29. März 1995 - 11 B 21.95 -, Buchholz, a. a. O., Nr. 266.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hinsichtlich des behaupteten Erhalts eines zweiten TVA Ersatz-xxxxxx. Dafür daß Reißfestigkeitstets an transplantierten xxxxxxxxxxxx eines solchen xxxxxx in das xxxxxxxxxxxx - und damit in die Habilitationsschrift eingegangen sind, spricht - wie oben ausgeführt und im weiteren darzulegen sein wird - schon nach dem eigenen Vortrag des Klägers nichts. Beruhen nämlich die in dem xxxxxxxxxxxx für die Reißfestigkeit von xxxxxxxxxxxx genannten Werte, soweit den Einlassungen des Klägers zu folgen ist, mit nur einer Ausnahme allein auf der Auswertung von in den USA durchgeführten Tierexperimenten, gilt nach seinem Vorbringen gleiches für die in der Habilitationsschrift angeführten Reißfestigkeitsdaten.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Bereits in seiner Stellungnahme vom 23. Juli 1996 ist der Kläger der ihm vorgehaltenen Divergenz zwischen der in der Habilitationsschrift genannten und in der Dokumentation der TVA festgehaltenen Zahl an Tierversuchen mit dem Hinweis begegnet, daß ein "großer Teil der angegebenen Versuche und ihrer histologischen Auswertungen von mir und meiner Projektgruppe in Tierlaboratorien des xxxxxxxxxxx in den USA gemacht worden sind". Diese Behauptung bezieht sich offensichtlich auch auf die seiner Habilitations-schrift zugrunde liegende Studie. Seine schriftlichen Angaben vom 23. Juli 1996 zur Herkunft der Versuchstiere erläuternd hat der Kläger nämlich in dem Gespräch vom 22. Oktober 1996 ausdrücklich erklärt, in seiner Habilitationsschrift habe er bei der Reißfestigkeitsanalyse die Daten von jeweils zwei dem 6-Monatskollektiv und zwei dem 12-Monatskollektiv zuzuordnenden xxxxxx berücksichtigt. Danach sind aber in die Habilitationsschrift jedenfalls aus den USA stammende ermittelte Reißfestigkeitsdaten eingeflossen. Daß die im xxxxxxxxxxxx verwerteten Versuchsergebnisse mit den der Habilitationsschrift zugrunde liegenden Daten identisch sind, ist als Behauptung auch den weiteren Ausführungen des Klägers immanent, mit denen er erklärt, daß die im xxxxxxxxxxxx für die Reißkraft genannten Newton-Werte von den in der Habilitationsschrift bezeichneten Werten um (etwa) den Faktor 2 abweichen. Wie mit Schriftsatz vom 30. Dezember 1996 im Eilverfahren vorgetragen soll diese Divergenz allein auf einem erst nach der Veröffentlichung des xxxxxxxxxxxxx erkannten Fehler beim Ablesen der originären Reißkraftprotokolle beruhen L 64 f.. Ob und inwieweit der Kläger diese Behauptung später hat relativieren oder zurücknehmen wollen, kann dahinstehen; das ohne eine solche Absicht gänzlich unverständliche, mit Schriftsatz vom 24. Februar 1997 angekündigte Bemühen, den Grund für die Übereinstimmung der Prozentzahlen im xxx xxxxxxxx und der Habilitationsschrift aufzuklären L 186, ist jedenfalls erfolglos geblieben.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger demgegenüber zwecks Begründung der Klage mit Schriftsatz vom 20. November 1997 L behauptet, die in der Habilitationsschrift dargestellten Reißfestigkeitsuntersuchungen seien sämtlich in xxxxxxxxxx ausgeführt worden, und mit Schriftsatz vom 18. Juni 1998 K 76 weiter vorträgt, er habe zwar aus den USA Reißfestigkeitsdaten erhalten, diese aber in der Habilitationsschrift nicht verwertet, sind diese Behauptungen völlig "aus der Luft gegriffen", weil sie entsprechend den obigen Feststellungen in nicht aufzulösendem Widerspruch zu den dort erörterten Angaben zu Herkunft und Identität der Reißfestigkeitsdaten stehen, die im xxxxxxxxxxxx und in der Habilitationsschrift verarbeitet sind.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Schon aus diesem Grund ist auch der gestellte Antrag, durch die Vernehmung von Zeugen Beweis zu der Tatsache zu erheben, daß "die in der Habilitationsschrift dargestellten Reißfestigkeitsuntersuchungen in xxxxxxxxxx ausgeführt wurden", als unsubstantiiert abzulehnen. Abgesehen davon ist die Vernehmung von Zeugen zum Nachweis der aufgestellten Behauptung kein taugliches Beweismittel. Durch Dritte ist regelmäßig nicht unmittelbar wahrzunehmen, welche Daten letztlich zur Auswertung in einer Habilitationsarbeit herangezogen werden, wenn denn ihr Urheber, wie dies prüfungsrechtlich zu fordern ist, für deren Inhalt allein verantwortlich zeichnet. Anhaltspunkte dafür, daß - und gegebenenfalls welche - der benannten Zeugen gleichwohl Angaben zu der aufgestellten Tatsachenbehauptung machen können, bietet der Sachvortrag des Klägers nicht. Ebenso abzulehnen ist schließlich der Beweisantrag, der darauf abzielt, Zeugen zu der Tatsache zu vernehmen, daß "32 xxxxx (...) in der Tierversuchsanlage xxxxxxxxxx in der Versuchsreihe xxxxxxxxxxxxxxx operiert (... worden sind, wobei) an 31 xxxxxx eine homologe knochengestielte xxxxxxxxxtransplantation mit LAD-Augmentation am rechten xxxxxxxxxx vorgenommen" worden ist. Diese (im übrigen wohl unstreitige) Behauptung ist als Tatsache nicht entscheidungserheblich, weil sie nichts darüber besagt, ob und welchem Umfang Ergebnisse dieser Versuchsreihe in die Habilitationsschrift eingegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Auswertung von in den USA durchgeführten Reißfestigkeitstests in der Habilitationsschrift widerspricht deren Darstellung zu den experimentellen Grundlagen der Studie. Nach dem objektivem Erklärungswert der dortigen Ausführungen haben mit Ausnahme der rasterelektronenmikroskopischen Nachuntersuchungen von Präparaten, die als im Labor der Firma xx durchgeführt bezeichnet werden -S.-, nicht nur sämtliche operativen Eingriffe an den Versuchsxxxxxx, sondern auch alle übrigen Untersuchungen in Einrichtungen der Universität xxxxxxxxxx stattgefunden. Die zu der experimentellen Studie in der Habilitationsschrift diesbezüglich geschilderten Einzelheiten lassen daran keinen Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die zur Beschreibung der Operationsverfahren gewählte Formulierung "Alle operativen Eingriffe wurden unter streng sterilen Kautelen in den Operationssälen der Tierversuchsanlage xxxxxxxxxx durch das gleiche Operations- und Anästhesieteam durchgeführt." -S.- schließt bereits angesichts ihrer sprachlich unmißverständlichen Fassung aus, daß die zur Auswertung in der Studie herangezogenen Transplantationen an anderen Orten als in der TVA xxxxxxxxxx erfolgt sind. Ein solches Verständnis der Versuchsbeschreibung war offensichtlich auch intendiert. Soweit der Kläger dies im Eilverfahren mit der im Schriftsatz vom 30. Dezember 1996 aufgestellten Behauptung hat in Abrede stellen wollen, die zitierte Textpassage beschreibe lediglich die in der TVA herrschenden Operationsbedingungen L, findet eine solche Deutung der zitierten Textpassage schon in deren Wortlaut keine Stütze. Sie widerspricht ferner den in der Arbeit zu den Versuchsbedingungen weiter geschilderten Details, die bei verständiger Würdigung für die Annahme auch außerhalb der TVA durchgeführter Operationen schon keinen Raum lassen, weil die Versuchstiere unterschiedslos "postoperativ in den geräumigen Einzelboxen der Tierversuchsanstalt der Universität xxxxxxxxxx untergebracht" -S.- waren, deren "... groß angelegte Laufgehege und Gänge ..." für "eine tägliche Mobilisation (...) ausreichend Gelegenheit" -S.- boten, und während "der gesamten Versuchsdauer (...) monatlich das Laufverhalten der Tiere überprüft sowie eine klinische Untersuchung durchgeführt" -S.- worden ist. Überhaupt nichts mehr spricht für die Annahme andernorts als in der TVA durchgeführter Operationen, wenn die operativen Eingriffe ferner dadurch als zeitlich und inhaltlich aufeinander bezogen dargestellt werden, daß zunächst ein "xxxxxxxxx (...) einem ersten Spenderxxxx entnommen" -S.- worden ist, während bei "allen weiteren Eingriffen (...) der jeweils zu operierende xxxx sowohl als Transplantatempfänger als auch gleichzeitig wieder als Transplantatspender für den nächstfolgenden Versuchsxxxx" -S.- gedient hat, und die xxxxxxxxxtransplantate "in einen Plastikbehälter zur sofortigen Tieffrierung bei minus 80°C eingelegt" -S.- und "durchschnittlich 12 Tage" -S.- nach ihrer Entnahme wieder implantiert wurden.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Haben somit nach dem Inhalt der Habilitationsschrift die Operationen und postoperativen Beobachtungen der Versuchsxxxxx in der TVA stattgefunden und kennzeichnet die Arbeit allein die rasterelektronenoptische Nachuntersuchung als in den USA durchgeführt, sind auch die Ausführungen in der Habilitationsschrift zu den weiteren experimentellen Studien ernstlich nur dahingehend zu verstehen, daß die für die insoweit erhobenen Befunde erforderlich gewesenen Präparate sämtlich in Einrichtungen der Universität xxxxxxxxxx gewonnen und dort auch untersucht worden sind. Dementsprechend werden in der Habilitationsschrift auch die einzelnen Resultate der biomechanischen Prüfungen ebenso wie die jeweiligen Ergebnisse der mikroangiographischen, histomorphologischen und der neurohistologischen Analysen als unter methodisch gleichen Bedingungen ermittelt beschrieben S. 41 f., 42 f., 44 ff. und 48 ff..</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Diese Beschreibung des experimentellen Teils der Studie in der Habilitationsschrift ist aber nicht nur unrichtig, soweit der Kläger nach seiner Stellungnahme vom 23. Juli 1996 dort auch Ergebnisse in den Jahren 1983 bis 1987 an der TVA analog durchgeführter Experimente ebenso ausgewertet hat wie in den USA ermittelte Reißfestigkeitsdaten. Dies gilt vielmehr auch, soweit der Kläger zur Begründung seiner Klage mit Schriftsatz vom 20. November 1997 K ausgeführt hat, daß seine Arbeit unter anderem Forschungsergebnisse enthält, die am Institut für Topographische Anatomie und Biomechanik bei der Untersuchung solcher Präparate gewonnen worden sind, die aus den Laboratorien der Firma xx stammen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Verwertung von Ergebnissen solcher Fremdversuche ist auch die Darstellung in der Habilitationsschrift unrichtig, nach der alle im Rahmen der Studie auf ihre Reißfestigkeit hin untersuchten xxxxxxxxxxx aus der dort beschriebenen Operationsreihe stammen. Die gegenteilige Annahme setzte unter Berücksichtigung der weiteren Versuchsbeschreibung in der Habilitationsschrift entweder die Untersuchung in der TVA zunächst transplantierter und später dann entnommener xxxxxxxxxxx in den USA voraus, oder aber - nach Transplantation und postoperativer Beobachtungen in der TVA - den Transport von Versuchstieren in die Laboratorien des xxxxxxxxxxx, um sie dort für nachfolgende Untersuchungen der Kreuzbänder einzuschläfern. Während die erstgenannte Verfahrens-weise der Habilitationsschrift -S.- widerspricht, die Tests zur Reißfestigkeit der transplantierten xxxxxxxxxxx binnen einer Stunde nach dem Einschläfern der Versuchstiere beschreibt, ist für die letztgenannte Prozedur weder etwas ernstlich ersichtlich noch vorgetragen. Schon nach dem Vortrag des Klägers zu Art und Umfang seiner Zusammenarbeit mit der Firma xx in dem Gespräch vom 22. Oktober 1996 und nach seinen schriftsätzlichen Ausführungen vom 30. Dezember 1996 L 39 f> zur Begründung des Eilantrages sowie vom 20. November 1997 K zur Klagebegründung resultieren die aus den USA erhaltenen Untersuchungsbefunde vielmehr aus Experimenten, die auf Tierversuchen des xxxxxxxxxxx beruhen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Offensichtlich hiervon ausgehend ist der Kläger bereits in dem Gespräch vom 22. Oktober 1996 dem Vorhalt begegnet, im xxxxxxxxxx habe es zur fraglichen Zeit Versuche nur an xxxxxx gegeben. Für den Hinweis, er habe in seiner Arbeit die ihm aus den USA übermittelte Daten über die Reißfestigkeit von xxxxxxxxxxxx in dem Glauben ausgewertet, daß diese von Hunden stammten, und seinen weiteren - im Eilverfahren mit Schriftsatz vom 24. Februar 1997 L 174 erneuerten - Vortrag zum wissenschaftlichen Wert seiner Habilitationsleistung, nach der die Reißfestigkeit von xxxxxxxxxxxx bei xxxxxx und xxxxxx vergleichbar ist, bestand aber nur dann ein nachvollziehbarer Anlaß, wenn diese Daten entgegen dem Inhalt der Habilitationsschrift tatsächlich jedenfalls nicht von den in der TVA, sondern von in den USA transplantierten xxxxxxxxxxxx stammten. Gerade dies bekräftigend hat der Kläger auch den an ihn unter dem 29. Oktober 1996 gerichteten Brief von Dr. xxxxxxxxxx L 71 f. in der dem Gericht vorgelegten Übersetzung L 86 f. um die im Originaltext nicht vorhandene Anmerkung "in den USA" ergänzt, soweit dort von "im Oktober 1988 operierten xxxxxx" die Rede ist. Gleichen Inhalts ist ferner die eidesstattliche Versicherung des Klägers vom 14. Januar 1997 L. Daß die Habilitationsschrift Ergebnisse von Untersuchungen enthält, die nicht auf die dort beschriebene Operationsreihe zurückzuführen sind, ist schließlich auch der Klagebegründung zu entnehmen, in der der Kläger mit Schriftsatz vom 20. November 1997 K auf zu Untersuchungszwecken aus den USA erhaltene und damit dort gewonnene Präparate hinweist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Ob der Kläger tatsächlich aus den USA Präparate in dem Glauben erhalten und untersucht und das Ergebnis der Untersuchungen in seine Habilitationsschrift eingestellt hat, ist nach allem nicht entscheidungserheblich. Sein Antrag, zum Nachweis dieser Behauptungen durch die Vernehmung von Zeugen Beweis zu erheben, ist daher ebenfalls abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Stammen danach nicht alle untersuchten Kreuzbänder und Präparate aus in der TVA durchgeführten operativen Eingriffen, ist ferner die Darstellung der Habilitationsschrift unzutreffend, nach der bei sämtlichen operativen Eingriffen das gleiche Operations- und Anästhesieteam eingesetzt war.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Arbeitsgruppe des Klägers war an in den USA durchgeführten Tierversuchen nicht beteiligt. Dies gilt schon für den Kläger als Mitglied des Teams, das nach dem Inhalt der Studie verantwortlich zeichnet für die Durchführung der Transplantationen als Teil der wissenschaftlichen Arbeit und Voraussetzung aller weiter durchgeführten Untersuchungen. Die gegenteiligen Ausführungen des Klägers in seiner schriftlichen Stellungnahme vom 23. Juli 1996 und dem Gespräch vom 22. Oktober 1996, nach denen er selbst an solchen in den USA durchgeführten Versuchen bzw. Operationen beteiligt war, deren Ergebnisse in die Habilitationsschrift eingeflossen sind, entsprechen offenbar nicht der Wahrheit. Abgesehen davon, daß der Kläger im Eilverfahren mit Schriftsatz vom 24. Februar 1997 bestritten hat, jemals solche Angaben gemacht zu haben L 185, sind die Behauptungen zur Beteiligung an diesen Tierversuchen auch sonst unglaubhaft. Daß der Kläger als sachkundiger, mit einer Studie an xxxxxx befaßter Wissenschaftler und Operateur nicht, wie in dem Gespräch vom 22. Oktober 1996 weiter ausgeführt, gewußt haben will, ob er Operationen, die für seine Habilitationsschrift von maßgeblicher Bedeutung sind, an xxxxxx oder xxxxxx durchführt, ist auch dann schlichtweg nicht nachvollziehbar, wenn die auf dem Operationstisch liegenden Versuchstiere tatsächlich jeweils mit Tüchern abgedeckt waren.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Unrichtig ist damit auch die Darstellung der Habilitationsschrift, nach der die Versuchshunde jeweils sowohl als Transplantatempfänger als auch als Transplantatspender für das nächste zu operierende Tier gedient haben. Ein solcher Versuchsaufbau ist bei teilweise auch in den USA durchgeführten Tieroperationen auszuschließen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Hiermit übereinstimmend erweist sich auch die Schilderung in der Habilitationsschrift als unzutreffend, nach der die Operationsreihe in der TVA nach wenig mehr als einem Jahr abgeschlossen war. Innerhalb dieses Zeitraums, der sich aus den Angaben in der Habilitationsschrift ergibt, nach denen zwischen den 31 Transplantationsvorgängen jeweils durchschnittlich 12 Tage gelegen haben, sind an Einrichtungen der Universität xxxxxxxxxx Operationen der in der Habilitationsschrift beschriebenen Art nicht durchgeführt worden. Für Versuchszwecke genehmigte xxxxxxxxx, die nach der Dokumentation der TVA in dem hier fraglichen Zeitraum nur unter der Projektnummer xxxxxxxxxxxxxxx zur Verfügung standen, sind ausweislich der Aufzeichnungen der TVA für tierexperimentelle Studien des Klägers zwischen dem 17. Oktober 1988 und dem 19. März 1990 -BA Heft 5 S. 725, 865- und damit über einen Zeitraum von mehr als 17 Monaten abgegeben worden. Daran besteht trotz der verschiedentlich durch den Kläger gegen die Verläßlichkeit der TVA- Dokumentation erhobenen Einwände kein Zweifel. Abgesehen davon, daß er stets nur die protokollierten Daten zum jeweiligen Ende der Versuche in Frage gestellt hat, begegnet die Richtigkeit des dokumentierten und hier maßgeblichen Abgabezeitraums schon deshalb keinen durchgreifenden Bedenken, weil für Oktober 1988 die Abgabe von acht und für März 1990 die Abgabe von vier xxxxxx festgehalten ist. Etwaige Ungenauigkeiten einzelner Abgabedaten sind daher ungeeignet, einen Abgabezeitraum von weit mehr als 17 Monaten ernstlich in Abrede zu stellen. Mangels der Notwendigkeit, den Sachverhalt diesbezüglich weiter aufzuklären, war auch der Anregung des Klägers nicht zu folgen, Sektionsprotokolle der TVA beizuziehen.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist die Versuchsbeschreibung in der Habilitationsschrift auch in einer Vielzahl weiterer Punkte unrichtig. Vor dem Hintergrund in den USA durchgeführter Tierversuche sowie angesichts der Behauptung, von dort neben Präparaten für Untersuchungszwecke auch Versuchsergebnisse erhalten zu haben, sind die Angaben in der Habilitationsschrift über Rasse, Alter, Geschlecht und Gewicht der Versuchstiere -S.- ebenso unzutreffend wie die Ausführungen zu den postoperativen Beobachtungen -S.-; gleiches gilt für die geschilderte Lebensdauer der xxxxx nebst der von ihr abhängenden Einordnung der Tiere in Versuchskollektive -S.- sowie für die beschriebene Gleichförmigkeit sowohl der Operationsverfahren S. 34 f. als auch der zu den einzelnen Experimenten angeführten methodischen Bedingungen S. 39 ff.. Diesen Ausführungen in der Versuchsbeschreibung der Habilitationsschrift liegen jeweils nicht durchweg eigene Erkenntnisse des Klägers zugrunde. Die experimentellen Bedingungen, unter denen in den Laboratorien des xxxxxxxxxxx Versuchsergebnisse erzielt und vom Kläger untersuchte Präparate gewonnen worden sind, waren ihm selbst ersichtlich nicht bekannt, nachdem er das aus den USA erhaltene Material lediglich in dem Glauben ausgewertet haben will, Daten und Präparate stammten von xxxxxx.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Steht aufgrund des klägerischen Vorbringens nach allem fest, daß die Beschreibung des experimentellen Teils seiner Studie in Kapitel 2 der Habilitationsschrift durchgehend unrichtige Angaben enthält, ist der zu Lasten des Klägers erhobene Vorwurf der Täuschung erwiesen. Dies gilt, auch wenn sich über die oben getroffenen Feststellungen hinaus nicht bestimmen läßt, welche der einzelnen in der Arbeit genannten Forschungsergebnisse weiter nicht unter den beschriebenen Versuchsbedingungen ermittelt sind.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat zwar gemäß § 86 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 VwGO den Sachverhalt von Amts wegen zu erforschen, ohne dabei an das tatsächliche Vorbringen der Beteiligten und ihre Beweisanregungen und Beweisanträge gebunden zu sein. Die Amtsermittlungspflicht findet aber, wie sich aus § 86 Abs. 1 S. 1 Hs. 2 VwGO ergibt, ihre Grenze an der Mitwirkungspflicht der Beteiligten. Diese sind gehalten, ihnen geläufige Tatsachen, mit denen sie ihre Anträge begründen, selbst vorzutragen; das Gericht ist nicht verpflichtet, in nicht durch entsprechendes Vorbringen oder konkrete Anhaltspunkte veranlaßte Nachforschungen darüber einzutreten, ob vielleicht irgendein bislang nicht entdeckter Umstand auf die Rechtmäßigkeit des zu beurteilenden Verwaltungshandelns von Einfluß sein könnte,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 23. November 1982 - 9 C 74.81 -, BVerwGE 66 S. 237 ff (238) m. w. N. aus der Rechtsprechung; Kopp / Schenke, a. a. O., § 86 Rdnr. 12; Eyermann, a. a. O., § 86 Rdnr. 20.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Insbesondere gebieten die von einem Beteiligten allgemein geäußerten Zweifel an der Rechtmäßigkeit behördlichen Handelns eine dezidierte Fehlersuche nicht,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluß vom 6. März 1996 - 4 B 184/95 -, NVwZ- RR 1997, S. 82 f.; Eyermann, a. a. O., § 86 Rdnr. 10.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Namentlich gilt dies entsprechend dem in § 444 ZPO kodifizierten Rechtsgedanken der Beweisvereitelung für solche Umstände, deren Kenntnis ausschließlich oder doch überwiegend in der Sphäre eines Beteiligten liegen und dementsprechend nicht ohne ihm zumutbare Mitarbeit aufzuklären sind,</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Kopp / Schenke, a. a. O., § 108 Rdnr. 17; Eyermann, a. a. O., § 86 Rdnr. 20.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hier. Anhaltspunkte für eine weitere Aufklärung des Sachverhalts bietet das Vorbringen des Klägers nicht. Das - zuletzt noch im Termin zur mündlichen Verhandlung - wiederholte Eingeständnis, daß seine Habilitationsschrift unrichtige Angaben enthält, verpflichtet den Kläger in gesteigertem Maß, solche Umstände darzulegen, die geeignet sind, den entsprechenden und durch einen schlüssigen Tatsachenvortrag substantiierten Vorwurf des Beklagten wenigstens in seiner Reichweite einzugrenzen. Dies war ihm möglich und auch zumutbar, weil die hierfür in Betracht kommenden Einzelumstände sämtlich allein in seiner Kenntnissphäre liegen. Dieser Pflicht ist der Kläger nicht nachgekommen. Sein Vorbringen ist im Kern auf die Behauptung beschränkt geblieben, die ihm vorgehaltene Unrichtigkeit von Angaben in der Habilitationsschrift sei nur von marginalem Umfang, ohne diesen Vortrag etwa hinsichtlich Zahl, Zeitpunkt und Bedingungen der in den USA durchgeführten Tierexperimente und Reißfestigkeitstests oder Verwendungszweck der aus den USA stammenden Präparate auch nur im Ansatz zu substantiieren. Soweit der Kläger sich dabei zur Begründung darauf beruft, daß er hierzu wegen der zwischenzeitlich verstrichenen Zeit nicht mehr in der Lage sei, ist dies eine rechtlich unbeachtliche Schutzbehauptung. Die Qualifikation seines Verteidigungsvorbringens als unsubstantiiert hat ihren Grund rechtlich nicht in fehlendem Detailreichtum zu einem an sich nachvollziehbaren Vortrag. Sie beruht vielmehr auf der Erkenntnis, daß der Kläger - wie oben dargelegt - keine der im Verlauf des Verfahrens zur Herkunft der in der Habilitationsschrift aufgestellten Behauptungen (in vollem Umfang) aufrecht erhalten, sondern immer dann modifiziert und/oder durch ihnen widersprechenden Sachvortrag ersetzt hat, wenn sich seine ursprüngliche Sachverhaltsdarstellung aufgrund zwischen-zeitlich neu gewonnener Erkenntnisse des Beklagten als falsch er-wiesen hatte. Dies belegt nachhaltig, daß es dem Kläger nicht an Kenntnissen über die damaligen Geschehnisse mangelt, sondern daß er mit der Wahrheit leichtfertig umgeht. Dies geht zu seinen Lasten.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die Täuschung des Klägers ist für die Annahme seiner schriftlichen Habilitationsleistung auch ursächlich gewesen. Daß die Habilitationskommission die tierexperimentelle Studie des Klägers in Kenntnis der Unrichtigkeit der Versuchsbeschreibung in dem aufgezeigten Umfang nicht, zumindest aber nicht ohne weitere Prüfung bereits am 11. September 1991 als habilitationswürdig anerkannt hätte, liegt auf der Hand. Gerade die Auswahl der Versuchsparameter als Grundlage einer experimentellen Studie ist für die Beurteilung der Fähigkeit zur selbständigen Forschung von maßgeblicher Bedeutung; die Beurteilung der schriftlichen Habilitationsleistung des Klägers im Referat von Prof. Dr. xxxxxxxx bringt dies ebenso deutlich zum Ausdruck wie deren Bewertung in den CO-Referaten der Profes. Dres. xxxxxx und xxxxxxxx. Rechtlich unerheblich ist dabei, ob und inwieweit die drei Referenten der Habilitationsschrift entsprechend der durch den Kläger im Termin zur mündlichen Verhandlung aufgestellten Behauptung um die Unrichtigkeit der Darstellung in der zu begutachtenden Arbeit gewußt haben. Ungeachtet der Frage, ob ein solch kollusives Zusammenwirken von Prüfling und Prüfer überhaupt zugunsten des Klägers rechtlich Beachtung finden könnte, hätte der Kläger mittels der Gutachter dann jedenfalls die übrigen Mitglieder der Habilitationskommission zur Annahme seiner schriftlichen Habilitationsleistung durch deren Verschweigen ihres Wissens bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat die experimentelle Grundlage seiner Arbeit in der Habilitationsschrift auch in dem Bewußtsein unrichtig beschrieben, die Habilitationskommission hierdurch zur Annahme seiner schriftlichen Habilitationsleistung bestimmen zu können. Dies steht fest, nachdem er zur Begründung seines Eilantrages mit Schriftsatz vom 24. Februar 1997 L 185 eingeräumt hat, die aus den USA stammenden Versuchsergebnisse in der Habilitationsschrift nicht sämtlich gekennzeichnet zu haben, um dem Eindruck eines im Auftrag des xxxxxxxxxxx zur Produktförderung durchgeführten Forschungsvorhabens entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">War die Habilitierung des Klägers nach allem schon wegen der durch arglistige Täuschung erwirkten Annahme seiner schriftlichen Habilitationsleistung rechtswidrig, war der Beklagte an der Rücknahme der Habilitation auch nicht durch die Jahresfrist des § 48 Abs. 4 S. 1 VwVfG NW gehindert. Diese Entscheidungsfrist, die mit der Kenntnis von der Rechtswidrigkeit des Verwaltungsakts beginnt,</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Großer Senat, Entscheidung vom 19. Dezember 1998 - GrSen 1/84 und GrSen 2/84 -, NJW 1985, S. 819 ff.,</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">ist gewahrt, nachdem die Fakultät nicht vor Erhalt der an den Beklagten gerichteten Stellungnahme der Ständigen Habilitationskommission vom 17. September 1996 um die Rechtswidrigkeit der Habilitierung des Klägers gewußt haben kann und die vom 25. Oktober 1996 datierende Rücknahmeentscheidung dem Kläger noch im Oktober 1996 zugegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Auch im übrigen hält die Entscheidung über die Rücknahme der Habilitation einer Rechtskontrolle stand; in der hier maßgeblichen Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 5. Juli 1997 ist der angefochtene Bescheid vom 25. Oktober 1996 insoweit frei von Ermessensfehlern (§ 114 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Der Ermessensbetätigung liegt mit dem Vorwurf, über die Herkunft einzelner in der Habilitationsschrift angeführter Versuchsergebnisse arglistig getäuscht zu haben, ein im Ergebnis zutreffend ermittelter Sachverhalt zugrunde. Wie die übrigen dem Kläger gemachten Vorhaltungen qualifiziert die dem Widerspruchsbescheid beigefügte Begründung der Ermessensentscheidung auch und gerade die im Zusammenhang mit der Anfertigung der Habilitationsschrift stehenden Täuschungshandlungen nicht als schlichte Entgleisungen, die für sich genommen ohne Rechtsfolgen bleiben könnte. Rechtlichen Bedenken begegnet diese Bewertung nicht. Sie ist mit der getroffenen und ihrerseits rechtsfehlerfreien Feststellung, daß eine funktionsfähige Wissenschaft die Grenzen zwischen Wissenschaft und Täuschung kennende und sie respektierende Wissenschaftler benötige, und durch die gleichzeitige Bezugnahme auf Schwere und Umfang dieser Täuschungen nachvollziehbar begründet. Die zum Beleg der Dauer eines wissenschaftlich unredlichen Verhaltens des Klägers weiter in Bezug genommenen Vorwürfe haben damit ausweislich der seitens des Fakultätsrates für seine Ermessensbetätigung dargelegten Gründe rechtlich allein Bedeutung für die zeitgleich getroffene und begründete Entscheidung über den Entzug der Venia legendi; im vorliegenden Zusammenhang sind sie ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Der Ermessensentscheidung liegt schließlich auch eine ausreichende Abwägung der von der Rücknahmeentscheidung betroffenen Belange des Klägers und der Allgemeinheit zugrunde. Rechtlich nicht zu beanstanden ist es, dem öffentlichen Interesse am Ausschluß unredlicher Wissenschaftler von Forschung und Lehre den Vorrang einzuräumen vor den beruflichen, privaten und wirtschaftlichen Interessen des Klägers am Fortbestand seiner Habilitation.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Erweist sich damit die Rücknahme der Habilitation als rechtmäßig, ist auch die Entscheidung über den Entzug der Venia legendi ohne Rechtsfehler und verletzt den Kläger nicht in eigenen Rechten.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann dabei hier, ob der Entzug der Venia legendi auch aus den in den angefochtenen Bescheiden genannten Gründen als Widerruf und / oder Rücknahme der Lehrbefugnis rechtmäßig ist. Namentlich bedarf es keiner Prüfung, ob die Ausführungen der Kammer zur Bestätigung der Widerrufsentscheidung im Eilverfahren,</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Beschlusses vom 11. April 1997, a.a.O., S. 24 ff. des Umdrucks,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">ohne Aufklärung des Sachverhalts weiter Geltung beanspruchen können, nachdem der Kläger sein gegen die Rechtmäßigkeit gerichtetes Vorbringen im Klageverfahren mit hilfsweise gestellten Beweisanträgen verbunden hat. Seine Lehrbefugnis ist gemäß § 18 Abs. 1 lit. d) HO ohne weiteren Rechtsakt erloschen, nachdem die Vorschrift diese Rechtsfolge unter anderem an den schon an den Entzug der Habilitation anknüpft und die Rücknahme der Lehrbefähigung des Klägers - wie oben ausgeführt - rechtmäßig ist.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Gegen die Rechtmäßigkeit der Satzungsbestimmung bestehen keine Bedenken. Sie beruht auf der Ermächtigungsnorm des § 95 Abs. 5 UG und widerspricht nicht der Vorschrift des § 95 Abs. 7 S. 2 UG, die mit dem Verweis auf § 54 Abs. 4 S. 3 und S. 4 UG für die Venia legendi lediglich Widerrufs- und Rücknahmegründe kodifiziert und damit für die Normierung von Erlöschensgründen in der Habilitationsordnung Raum läßt,</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">vgl. Epping in Leuze / Bender, a. a. O., zu § 95 Rdnr. 81.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Der in § 18 Abs. 1 lit. d) HO kodifizierte Erlöschenstatbestand steht schließlich auch in Einklang mit dem materiellen Recht, nachdem eine Habilitierung rechtlich notwendige Bedingung für die Erteilung der Lehrbefugnis (vgl. § 95 Abs. 6 S. 1 UG) und damit auch für deren rechtmäßigen Fortbestand ist.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO. Der Ausspruch zur vorläufigen Vollstreckbarkeit ergibt sich aus den §§ 167 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 VwGO und den §§ 708 Ziffer 11, 711 ZPO.</p>
114,477
ovgnrw-1999-09-17-10-b-158599
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10 B 1585/99
1999-09-17T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-12T13:54:24
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0917.10B1585.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Zulassungsantrag ist unbegr&#252;ndet. Der geltend gemachte Zulassungsgrund liegt nicht vor. Der angegriffene Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts begegnet aus den von den Beigeladenen dargelegten Gr&#252;nden keinen ernstlichen Zweifeln an seiner Richtigkeit (&#167;&#167; 146 Abs. 4, 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat dem Antrag der Antragstellerin auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nach &#167;&#167; 80a Abs. 3, 80 Abs. 5 VwGO gegen&#252;ber der den Beigeladenen unter dem 2. Juli 1999 erteilten Teilbaugenehmigung entsprochen. Es hat bei der Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen ma&#223;geblich darauf abgestellt, das Vorhaben der Beigeladenen, auf das sich die Teilbaugenehmigung mit der hierin enthaltenen Entscheidung &#252;ber seine grunds&#228;tzliche Vereinbarkeit mit dem ma&#223;geblichen Bauplanungs- und Bauordnungsrecht bezieht, verletze die Antragstellerin als Eigent&#252;mer des unmittelbar angrenzenden Grundst&#252;cks H. platz 10 in ihren Rechten. Auf den das Baugrundst&#252;ck - und das Grundst&#252;ck der Antragstellerin - erfassenden Bebauungsplan Nr. 5 I S "H. platz" der Stadt W. (Satzungsbeschlu&#223; vom 3. M&#228;rz 1994) k&#246;nne nicht abgehoben werden. Dieser Plan erweise sich wegen n&#228;her angef&#252;hrter und auch im Eilverfahren offenkundiger Abw&#228;gungsm&#228;ngel als unwirksam. Auf der Grundlage des &#167; 34 BauGB stelle sich das Vorhaben unter Einschlu&#223; der Erkenntnisse der Ortsbesichtigung I. Instanz als der Antragstellerin gegen&#252;ber r&#252;cksichtslos dar.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladenen machen mit ihrem Zulassungsvorbringen geltend, das Verwaltungsgericht sei zu Unrecht von einer ausnahmsweise auch im nachbarrechtlichen Eilverfahren beachtlichen offensichtlichen Unwirksamkeit des Bebauungsplans Nr. 5 I S ausgegangen. Die angef&#252;hrten Abw&#228;gungsm&#228;ngel best&#252;nden nicht, jedenfalls aber seien sie nicht offenkundig. Namentlich k&#246;nne der planerischen Entscheidung des Rates &#252;ber die Inhalte dieses Bebauungsplans nicht entgegengehalten werden, es fehle an der das Plangebiet erfassenden Bestandsaufnahme. Das Gegenteil folge aus den von der Stadt in den Jahren 1983 bis 1985 sowie 1988 und 1989 in Auftrag gegebenen Strukturgutachten zur Ortskernplanung des Stadtteiles S. . Diese Materialien, die urspr&#252;nglich in die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 5 S "Ortsmitte" einbezogen worden seien, seien auch Abw&#228;gungsmaterial des hier streitigen Bebauungsplans Nr. 5 I S gewesen. Dieser Plan erfasse einen Teilbereich des Ursprungsbebauungsplans 5 S und beinhalte dessen Weiterentwicklung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der beschlie&#223;ende Senat teilt die Bedenken der Beigeladenen gegen&#252;ber den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts, die Planaufstellungsvorg&#228;nge lie&#223;en eine hinreichende Aufnahme der im Plangebiet vorhandenen Nutzungen offensichtlich vermissen. Dies allein ist jedoch nicht hinreichend, die Beurteilung des Verwaltungsgerichts &#252;ber die Unwirksamkeit des Bebauungsplans Nr. 5 I S im Ergebnis in Zweifel zu ziehen. Das Verwaltungsgericht hat die evidente Unwirksamkeit dieses Planes nicht allein auf die angeblich fehlende Bestandsaufnahme gest&#252;tzt. Es hat weitergehend - und selbst&#228;ndig tragend - zahlreiche weitere Abw&#228;gungsdefizite hervorgehoben, die der Planung in einer f&#252;r ihren Geltungsanspruch erheblichen Weise (&#167; 214 Abs. 3 BauGB) anhaften. So ist darauf hingewiesen worden, gerade die &#220;berplanung eines Gebiets mit einem hohen Anteil an Wohnnutzung (faktisches Mischgebiet) im Stra&#223;enrandbereich als Kerngebiet bed&#252;rfe gewichtiger st&#228;dtebaulicher Gr&#252;nde. Zudem m&#252;&#223;ten die vom Rat f&#252;r erforderlich gehaltenen strukturellen Ver&#228;nderungen des erfa&#223;ten Bereiches zumindest langfristig als realisierbar erscheinen. Die wechselseitige Vertr&#228;glichkeit - wie zu erg&#228;nzen ist: gerade auch im Verh&#228;ltnis zu der bestandsgesch&#252;tzt vorhandenen Altbebauung - m&#252;sse sachgerecht ermittelt und abgewogen werden. Gleiches gelte etwa f&#252;r die Immissionslasten, die von der im Bebauungsplan Nr. 5 I S erstmals festgesetzten Zu- und Ausfahrt der Tiefgarage (76 auch publikumsoffene Stellpl&#228;tze) auf die Umgebung ausgehen k&#246;nnten. All diesen Anforderungen sei ersichtlich nicht gen&#252;gt worden. Die Beigeladenen sind diesen Ausf&#252;hrungen, die mit der st&#228;ndigen Rechtsprechung in Normenkontrollverfahren &#252;bereinstimmen, nicht mit Substanz entgegengetreten. Auch sonst ist hiergegen nichts zu erinnern mit der Folge, da&#223; sich das streitige Vorhaben und die hierauf bezogene baurechtliche Gestattung auf diese planerischen Festsetzungen offenkundig mangels Wirksamkeit nicht st&#252;tzen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladenen haben dar&#252;ber hinaus mit dem Zulassungsantrag beanstandet, das Verwaltungsgericht habe die Pr&#252;fung vers&#228;umt, ihr Vorhaben im Verh&#228;ltnis zu dem Grundst&#252;ck der Antragstellerin bei Unwirksamkeit des Bebauungsplans Nr. 5 I S an den Festsetzungen des "Vorg&#228;ngerbebauungsplans" Nr. 5 S zu messen. Dieser lebe bei einer etwaigen Unwirksamkeit des Folgebebauungsplans mangels eigenst&#228;ndiger Aufhebung wieder auf. Eine Beurteilung nach &#167; 34 BauGB und dem dort angesprochenen allgemeinen R&#252;cksichtnahmegebot, wie es das Verwaltungsgericht vorgenommen habe, komme damit nicht in Betracht. Nach Ma&#223;gabe des Bebauungsplans Nr. 5 S, der im verfahrensbetroffenen Bereich auch nicht durch die rechtskr&#228;ftige Normenkontrollentscheidung des 10a-Senats des Gerichts (Beschlu&#223; vom 17. Juli 1996 - 10a D 49/96.NE -) f&#252;r nichtig erkl&#228;rt worden sei, verletze die streitige Teilbaugenehmigung keine Rechte der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch dieser Vortrag ist nicht geeignet, ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des vom Verwaltungsgericht gefundenen Ergebnisses zu begr&#252;nden. Allerdings weist das Zulassungsvorbringen zutreffend auf die vom Verwaltungsgericht offenbar nicht in den Blick genommene Rechtsprechung des BVerwG </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 10. August 1990 - 4 C 3.90 - BVerwGE 85, 289 = BRS 50 Nr. 2</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">hin. Danach ist bei Unwirksamkeit eines "Nachfolgebebauungsplans" (hier: des Bebauungsplans Nr. 5 I S) das betroffene Grundst&#252;ck nicht quasi automatisch als nicht beplant anzusehen, vielmehr bedarf es der Pr&#252;fung, ob der "Ursprungsbebauungsplan" (hier: der Bebauungsplan Nr. 5 S) in diesem Falle wiederauflebt. Dies h&#228;ngt davon ab, ob der Rat der Gemeinde neben seiner Beschlu&#223;fassung &#252;ber den "neuen" Bebauungsplan zugleich auch einen selbst&#228;ndigen Beschlu&#223; &#252;ber die Aufhebung des fr&#252;heren Bebauungsplans gefa&#223;t hat, der ferner erkennen lassen mu&#223;, da&#223; diese Aufhebung auch dann Bestand haben soll, wenn die "neuen" Festsetzungen sich im nachhinein als unwirksam erweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. aus j&#252;ngerer Zeit auch Beschlu&#223; des 7. Senats des Gerichts vom 30. Dezember 1998 - 7 B 2201/98 -.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Einen solchen qualifizierten Aufhebungsbeschlu&#223; hat der Rat der Stadt W. , wie aus den vorgelegten Planaufstellungsvorg&#228;ngen, insbesondere aus der Sitzungsniederschrift vom 3. M&#228;rz 1994 folgt, ersichtlich nicht gefa&#223;t. Die Aussage, wonach mit Inkrafttreten des Bebauungsplans Nr. 5 I S die zur Zeit f&#252;r den erfa&#223;ten Bereich geltenden Festsetzungen des Bebauungsplans Nr. 5 S "Ortsmitte" au&#223;er Kraft treten, greifen allein den allgemeinen Rechtssatz auf, da&#223; eine sp&#228;tere Norm die fr&#252;here verdr&#228;ngt. Eine eigenst&#228;ndige Aufhebung der urspr&#252;nglichen Bauleitplanung liegt hierin eindeutig nicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl hat dieser wohl anzunehmende Mangel in der Begr&#252;ndung des angefochtenen Beschlusses nicht zur Folge, da&#223; damit die dort vorgenommene Bewertung, das Vorhaben der Beigeladenen verletze die Antragstellerin in ihren Rechten, Zweifeln unterl&#228;ge. Die Beurteilung des Verwaltungsgerichts erweist sich n&#228;mlich jedenfalls aus anderen Gr&#252;nden, die ohne weiteres auch ohne Durchf&#252;hrung eines Beschwerdeverfahrens auf der Hand liegen, im Ergebnis als richtig. Damit ist f&#252;r die Bejahung des angef&#252;hrten Zulassungsgrundes des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf den Bebauungsplan Nr. 5 S der Stadt W. kann sich das Vorhaben der Beigeladenen n&#228;mlich ebenfalls nicht st&#252;tzen. Dieser Bebauungsplan ist gleichfalls - auch - in dem hier in Rede stehenden Bereich aus materiellen Gr&#252;nden offenkundig unwirksam. Dies ergibt sich schon aus folgendem: Der 10a-Senat des beschlie&#223;enden Gerichts hat mit seinem den Beteiligten bekannten Beschlu&#223; vom 17. Juli 1996 - 10a D 49/96.NE - den Bebauungsplan Nr. 5 S "Ortsmitte" der Stadt W. im Normenkontrollverfahren f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, soweit dieser den Bereich s&#252;dlich der H. stra&#223;e, &#246;stlich der L. stra&#223;e, n&#246;rdlich der H. stra&#223;e und westlich der Stra&#223;e H. platz erfa&#223;t. Von der Nichtigkeitserkl&#228;rung ausgenommen worden ist, wie aus dem Tenor des Beschlusses und seiner Begr&#252;ndung folgt, einmal der als Kerngebiet festgesetzte Bereich der Flurst&#252;cke 249 und 250, d.h. der Eckbereich zwischen L. stra&#223;e/H. stra&#223;e/T. , ferner die Parkplatzfl&#228;che des Flurst&#252;cks 290, ebenso die den Bebauungsplan Nr. 5 S im &#252;brigen ausmachenden Bereiche au&#223;erhalb des Gevierts, gebildet durch die L. stra&#223;e im Westen, die H. stra&#223;e im S&#252;den und Osten und die H. stra&#223;e im Norden. Klarstellend ist ferner in der Normenkontrollentscheidung (Blatt 6 des Beschlusses) darauf hingewiesen worden, da&#223; die vom zeitlich sp&#228;ter in Kraft getretenen Bebauungsplan Nr. 5 I S erfa&#223;ten Fl&#228;chen und die hierauf bezogenen planerischen Festsetzungen nicht Gegenstand des Verfahrens sind. Allein aus diesem Grunde war der 10a-Senat seinerzeit gehindert, auch &#252;ber die G&#252;ltigkeit der Festsetzungen zu entscheiden, die den hier interessierenden Bereich des Bebauungsplans Nr. 5 S urspr&#252;nglich ausmachten, nicht aber deshalb, weil, wie die Beigeladenen meinen, dieser Bereich wegen rechtlicher und tats&#228;chlicher Selbst&#228;ndigkeit abtrennbar und eigenst&#228;ndig lebensf&#228;hig w&#228;re. Das Gegenteil ist offenkundig der Fall. Dieser Bereich steht in einer sich aufdr&#228;ngenden Weise planerisch in einem untrennbaren Zusammenhang mit den das Stra&#223;engeviert im &#252;brigen ausmachenden Festsetzungen. Schon die vom Rat gewollte Verkn&#252;pfung der Erschlie&#223;ungssysteme des betreffenden Bereichs durch Stra&#223;en, Wege und Parkplatzfl&#228;chen verdeutlicht dies. Auch die seinerzeit festgesetzten baulichen Ausnutzungsm&#246;glichkeiten nach Art, Ma&#223; und Bauweise waren nach dem verlautbarten planerischen Willen des Rates aufeinander bezogen. Die in dem genannten Normenkontrollverfahren festgestellten Abw&#228;gungsm&#228;ngel, gerade was die er&#246;ffnete verdichtete Bebauungsm&#246;glichkeit betrifft, gelten ohne weiteres auch f&#252;r den hier zu beurteilenden und st&#228;dtebaulich nicht abtrennbaren Bereich. Diese Nichtigkeitsgr&#252;nde f&#252;hren damit auch zur Unwirksamkeit der dem Bebauungsplan Nr. 5 I S zeitlich vorausgegangenen Planung. Damit stellt sich nicht die mit dem Zulassungsantrag aufgeworfene Frage, ob sich die seinerzeit fristgerecht von Dritten erhobenen Abw&#228;gungsr&#252;gen, die im Rahmen des &#167; 215 Abs. 1 BauGB "inter omnes-Wirkung" haben, gerade auch auf den hier zu beurteilenden Bereich bezogen haben oder sich &#252;berhaupt haben beziehen k&#246;nnen, nachdem dieser Bereich zwischenzeitlich Gegenstand einer eigenen Bauleitplanung geworden war. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unterliegt nach alledem das Grundst&#252;ck, auf dem die Beigeladenen ihr Vorhaben verwirklichen wollen und teilweise bereits verwirklicht haben, keiner wirksamen qualifizierten Bauleitplanung, so ist es mit dem Verwaltungsgericht planungsrechtlich an &#167; 34 BauGB zu messen. Ob auf dieser Grundlage der Antragstellerin ein Anspruch auf Wahrung des faktischen Gebietscharakters (&#167; 34 Abs. 2 BauGB) bzw. ein nach R&#252;cksichtslosigkeitskriterien zu beurteilender nachbarlicher Abwehranspruch zukommt, bedarf keiner Vertiefung. Die Nachbarrechtsverletzung folgt n&#228;mlich bereits daraus, da&#223; das Vorhaben grenzst&#228;ndig zum Grundst&#252;ck der Antragstellerin hin ausgef&#252;hrt werden soll bzw. ausgef&#252;hrt worden ist, ohne da&#223; hierf&#252;r eine planungsrechtliche Legitimation besteht. Damit fehlt es auch offenkundig an den Voraussetzungen, unter denen gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 1 BauO NW 1995 das bauordnungsrechtliche Abstanderfordernis entfallen k&#246;nnte. Die Verletzung der abstandrechtlichen Ma&#223;gaben zu Lasten der Antragstellerin ist nicht zweifelhaft. Allein dies hat schon eine Nachbarrechtsverletzung zu Lasten der Antragstellerin zur Folge. Dem ist mit der begehrten Aussetzungsentscheidung unter Einschlu&#223; der Anordnung Ziffer 3 des angefochtenen Beschlusses entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Von weiteren Ausf&#252;hrungen sieht der Senat ab, &#167;&#167; 146 Abs. 6 Satz 2, 124 a Abs. 2 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, &#167;&#167; 20 Abs. 3, 13 Abs. 1 Satz 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,478
ovgnrw-1999-09-17-18-b-232798
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 B 2327/98
1999-09-17T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-12T13:54:24
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0917.18B2327.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragsteller hat Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes zu Unrecht abgelehnt. Die im vorliegenden Fall vorzunehmende Interessenabw&#228;gung f&#228;llt zugunsten der Antragsteller aus, weil sich die Ordnungsverf&#252;gung vom 2. September 1998 als offensichtlich rechtswidrig erweist. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Antragsteller zu 1. bis 8. fehlt es bereits an der sachlichen Zust&#228;ndigkeit des Antragsgegners zum Erla&#223; der hier streitigen Abschiebungsandrohung. Aufgrund des von ihnen gestellten Asylantrags war allein das Bundesamt f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge f&#252;r den Erla&#223; einer Abschiebungsandrohung zust&#228;ndig geworden (&#167;&#167; 5 Abs. 1 Satz 2, 34 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG). Mit der Begr&#252;ndung der Zust&#228;ndigkeit des Bundesamtes f&#252;r den Erla&#223; einer Abschiebungsandrohung entf&#228;llt aus gesetzessystematischen Gr&#252;nden grunds&#228;tzlich zugleich die Befugnis der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde zum Erla&#223; einer entsprechenden Verf&#252;gung. Nur im Rahmen des &#167; 52 AuslG, der hier ersichtlich nicht einschl&#228;gig ist, verbleibt es in derartigen F&#228;llen bei der Zust&#228;ndigkeit der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde f&#252;r den Erla&#223; einer Abschiebungsandrohung. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Abgrenzung ist sichergestellt, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r den Erla&#223; einer Abschiebungsandrohung im Zusammenhang mit einem Asylverfahren grunds&#228;tzlich nur in einem Verfahren, und zwar vor dem hierf&#252;r sachlich und personell besonders ausgestatteten Bundesamt &#252;berpr&#252;ft werden und eine vom Gesetzgeber schwerlich gewollte Doppelpr&#252;fung vermieden wird. Gleichzeitig wird, was vor allem mit Blick auf &#167; 50 Abs. 3 Satz 2 AuslG bedeutsam ist, die rechtliche Gleichbehandlung derjenigen Ausl&#228;nder gew&#228;hrleistet, die im Bundesgebiet Schutz vor politischer Verfolgung suchen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. Senatsbeschlu&#223; vom 28. Oktober 1996 - 18 B 3414/95 -, AuAS 1997, 64.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es f&#252;hrt zu keiner anderen rechtlichen Beurteilung, da&#223; das Bundesamt bereits mit seinem ablehnenden Asylbescheid vom 30. Juli 1996 eine Abschiebungsandrohung erlassen hatte. Diese ist durch Urteil des Verwaltungsgerichts Minden vom 16. Juni 1997 - - aufgehoben worden. Damit ist asylverfahrensrechtlich insoweit der urspr&#252;ngliche Zustand wieder hergestellt worden, so da&#223; das Bundesamt erneut eine Abschiebungsandrohung erlassen mu&#223;. Dies ergibt sich ungeachtet der Frage, ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen das Bundesamt nach bestandskr&#228;ftigem Abschlu&#223; des Asylverfahrens f&#252;r ausl&#228;nderrechtliche Angelegenheiten zust&#228;ndig bleibt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- vgl. hierzu Senatsbeschl&#252;sse vom 16. April 1996 - 18 B 3392/95 - und vom 26. August 1996 - 18 B 1069/95 - </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">bereits aus &#167; 34 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG. Danach erl&#228;&#223;t das Bundesamt nach den &#167;&#167; 50 und 51 Abs. 4 AuslG die Abschiebungsandrohung, wenn der Ausl&#228;nder nicht als Asylberechtigter anerkannt wird und keine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. So ist es hier. Die Antragsteller zu 1. bis 8. sind nicht als Asylberechtigte anerkannt worden und besitzen keine Aufenthaltsgenehmigung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Erla&#223; einer erneuten Abschiebungsandrohung durch das Bundesamt steht der im &#252;brigen bestandskr&#228;ftig gewordene Asylbescheid vom 30. Juli 1996 nicht entgegen. Aus &#167; 34 Abs. 2 AsylVfG, wonach die Abschiebungsandrohung mit der Entscheidung &#252;ber den Asylantrag verbunden werden soll, ergibt sich zugleich, da&#223; das Bundesamt grunds&#228;tzlich auch dann noch f&#252;r den Erla&#223; der Abschiebungsandrohung zust&#228;ndig bleibt, wenn die sich auf den Asylantrag beziehende Entscheidung bereits ergangen und bestandskr&#228;ftig geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG Hamburg, Beschlu&#223; vom 18. Juni 1997 - Bs VI (VII) 143/95 -.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eine Zust&#228;ndigkeit des Antragsgegners ist schlie&#223;lich auch nicht durch die den Antragstellern zu 1. und 2. mehrfach erteilten Duldungen begr&#252;ndet worden. Insoweit kann es offen bleiben, ob die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nach erfolglosem Asylverfahren f&#252;r den Erla&#223; einer Abschiebungsandrohung generell zust&#228;ndig wird, wenn dem Ausl&#228;nder ein asylverfahrensunabh&#228;ngiger Aufenthalt</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- vgl. hierzu Senatsbeschlu&#223; vom 1. Juni 1995 - 18 B 2001/94 -</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">erm&#246;glicht worden ist. Den Antragstellern zu 1. bis 8. ist ein derartiger Aufenthalt bisher nicht einger&#228;umt worden. Die ihnen zwischenzeitig erteilten Duldungen gew&#228;hrten ihnen kein Aufenthaltsrecht. Ihre Abschiebung ist nur wegen tats&#228;chlicher Abschiebungshindernisse vor&#252;bergehend ausgesetzt worden. Ma&#223;geblich war insofern ausweislich der Duldungsverf&#252;gungen, da&#223; die Antragsteller &#252;ber keinen Pa&#223; bzw. kein Pa&#223;ersatzpapier verf&#252;gten. Dementsprechend waren die Duldungen mit der aufl&#246;senden Bedingung verbunden, da&#223; sie bei Ausstellung eines Passes oder Pa&#223;ersatzpapieres erl&#246;schen. Bei einem solchen Sachverhalt kommt keiner eigenst&#228;ndigen Bedeutung zu, da&#223; m&#246;glicherweise die Antragstellerin zu 2. vor&#252;bergehend aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht reisef&#228;hig war und ihr sowie den anderen Antragstellern unter Umst&#228;nden deshalb ebenfalls eine Duldung h&#228;tte erteilt werden m&#252;ssen. Dessen ungeachtet d&#252;rfte aber regelm&#228;&#223;ig auch eine derartig legitimierte Duldung nicht auf ein asylverfahrensunabh&#228;ngiges Bleiberecht f&#252;hren, weil sie an der asylrechtlich begr&#252;ndeten Ausreisepflicht nichts ver&#228;ndert, sondern - wie bei der Pa&#223;losigkeit - nur die Konsequenz der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde daraus ist, da&#223; es ihr vor&#252;bergehend unm&#246;glich ist, ihrer Abschiebungsverpflichtung nachzukommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die gegen&#252;ber der Antragstellerin zu 9. erlassene Abschiebungsandrohung ist aus Ermessensgr&#252;nden rechtsfehlerhaft. Nach &#167; 39 Abs. 1 Satz 3 VwVfG NW soll die Begr&#252;ndung von Ermessensentscheidungen auch die Gesichtspunkte erkennen lassen, von denen die Beh&#246;rde bei der Aus&#252;bung ihres Ermessens ausgegangen ist. Dem wird der angefochtene Bescheid nicht gerecht. Es ist bereits nicht erkennbar, da&#223; der Antragsgegner hinsichtlich der in seinem Ermessen stehenden Bestimmung einer Ausreisefrist (&#167; 50 Abs. 1 Satz 1 AuslG) &#252;berhaupt eine Ermessensentscheidung getroffen hat. Die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde hat jedoch abzuw&#228;gen zwischen dem &#246;ffentlichen Interesse an der baldigen Ausreise des Ausl&#228;nders und dessen privaten Belangen. Dabei ist die Ausreisefrist so zu bemessen, da&#223; der Ausl&#228;nder noch diejenigen Angelegenheiten regeln kann, die seine Anwesenheit erfordern</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">- vgl. BVerwG, Urteil vom 22. Dezember 1997 - 1 C 14.96 -, InfAuslR 1998, 217 -</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">bzw. die es ihm erm&#246;glichen, unter zumutbaren Bedingungen auszureisen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Abschiebungsandrohung des Antragsgegners enth&#228;lt keine entsprechenden Ausf&#252;hrungen. Auf solche kann schon unter Ber&#252;cksichtigung der nur kurzen Ausreisefrist von 10 Tagen wegen der Besonderheiten des vorliegenden Falles (sieben minderj&#228;hrige Kinder, schwere Krankheit des Antragstellers zu 7.) auch nicht ausnahmsweise verzichtet werden. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Des weiteren ist die Abschiebungsandrohung ohnehin mit einer zu kurz bemessenen Ausreisefrist versehen worden. Die Frist ist deshalb zu kurz bemessen, weil es der am 26. Januar 1998 geborenen Antragstellerin zu 9. nicht zugemutet werden kann, ohne ihre Mutter, der Antragstellerin zu 2., deren Ausreisepflicht gegenw&#228;rtig aus den vorgenannten Gr&#252;nden nicht zwangsweise durchzusetzen ist, auszureisen. Wenn jedoch die Ausreisefrist zu kurz bemessen ist, so ergibt sich hieraus zwangsl&#228;ufig die Rechtswidrigkeit der Abschiebungsandrohung; denn die Ausreisefrist ist - jedenfalls in der Regel (&#167; 50 Abs. 1 und 5 AuslG) - wesentlicher Bestandteil der Abschiebungsandrohung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. Senatsbeschlu&#223; vom 19. September 1996 - 18 B 3505/95 -, NWVBl 1997, 108.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO; die Streitwertfestsetzung folgt aus &#167; 20 Abs. 3 iVm &#167; 13 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar. </p>
114,479
olgk-1999-09-17-19-u-1099
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 10/99
1999-09-17T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-11T10:39:22
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0917.19U10.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der form- und fristgerecht eingelegte Einspruch des Beklagten gegen das Vers&#228;umnisurteil vom 02.07.1999 ist nicht begr&#252;ndet. Seine Berufung kann auch weiterhin keinen Erfolg haben. Er ist verpflichtet, den der H&#246;he nach unstreitigen Kaufpreis f&#252;r die im September 1997 bei der Kl&#228;gerin bestellten Hemden zu bezahlen (&#167; 433 II BGB).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber beruft der Beklagte sich ohne Erfolg darauf, es habe sich um ein unternehmensbezogenes Gesch&#228;ft gehandelt, weil er bei der Warenbestellung der Kl&#228;gerin nach der Bekundung des Zeugen W. einen Briefbogen mit dem Briefkopf "R. Ma&#223;hemden M. B." &#252;bergeben habe; er habe der Kl&#228;gerin auch die UmsatzsteuerIdentifikationsnummer seines Sohnes angegeben. In einem solchen Falle werde der jeweilige Unternehmensinhaber, hier also sein Sohn M. B., Vertragspartner. Die Regel des &#167; 164 II BGB sei dann nicht anzuwenden. Das ist insoweit richtig, als bei unternehmensbezogenen Gesch&#228;ften der Wille der Beteiligten im Zweifel dahin geht, dass der Betriebsinhaber Vertragspartner werden soll (BGH NJW 1996, 1053, 1054; 1995, 43, 44; dort zitiert: RGZ 67, 148, 149; BGHZ 91, 148, 152 = NJW 1984, 2164 = LM &#167; 11 GmbHG Nr. 33; BGHZ 92, 259, 268 = NJW 1985, 136 = LM &#167; 1643 BGB Nr. 7).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch dann, wenn der Gesch&#228;ftspartner den Vertreter f&#252;r den Betriebsinhaber h&#228;lt oder sonst unrichtige Vorstellungen &#252;ber die Person des Betriebsinhabers hat (BGH NJW 1996, 1053, 1054 m. zahlr. Nachw.). Die Rechtslage ist hier aber anders, weil die unmittelbaren Vertragsbeteiligten die Einschaltung des Beklagten als Handelnden im eigenen Namen gewollt haben; deshalb ist dieser Vertragspartner der Kl&#228;gerin geworden (vgl. BGH NJW 1984, 1347, 1348; 1990, 2678, 2679; OLG D&#252;sseldorf OLGR 1994, 181, 182). Der Zeuge W. - dessen Aussage die Berufungsbegr&#252;ndung nicht angreift - hat bekundet, dass sich der Beklagte zun&#228;chst telefonisch gemeldet und gesagt habe, er brauche Ware f&#252;r einen Kunden, weil ein rum&#228;nischer Lieferant ausgefallen sei. Bei dem Gespr&#228;ch habe der Beklagte einen Kunden der Kl&#228;gerin als Referenzadresse genannt, der dann auf Nachfrage der Kl&#228;gerin den Beklagten empfohlen habe. Die Kl&#228;gerin sah also in dem ihr bis dahin unbekannten Beklagten einen Kunden, mit dem pers&#246;nlich sie das Gesch&#228;ft unbedenklich machen konnte. Nach Darstellung des Zeugen W. hat der Beklagte mit keinem Wort erw&#228;hnt hat, dass jemand anderes als er selbst als Besteller in Betracht k&#228;me. Die Firma auf dem &#252;bergebenen Briefbogen hielt die Kl&#228;gerin f&#252;r die des Beklagten pers&#246;nlich; dass es sich um die Firma seines Sohnes handelte, war f&#252;r die Kl&#228;gerin nicht erkennbar. Dementsprechend hat der Beklagte auch sp&#228;ter, als der Zeuge W. ihn wegen der Identifikationsnummer anrief, gesagt, diese Nummer laute auf seinen Namen und seine Anschrift. Auch anschlie&#223;end, als er mit dem Anwalt der Kl&#228;gerin &#252;ber Zahlungsmodalit&#228;ten verhandelte, hat er unstreitig keinen Hinweis darauf gegeben, dass er pers&#246;nlich nicht Vertragspartner der Kl&#228;gerin sei und daher auch nicht hafte. Wenn die Berufungsbegr&#252;ndung ausf&#252;hrt, es sei bei den Telefonaten immer nur um die Verbindlichkeiten der Fa. R. Ma&#223;hemden M. B. gegangen, dann mag das insofern richtig sein, als der Beklagte so bei der Kl&#228;gerin durch &#220;berreichung des Briefbogens aufgetreten war. Die Schlu&#223;folgerung, "also" habe es sich um die Verbindlichkeiten des Sohnes gehandelt, trifft jedoch aus den genannten Gr&#252;nden nicht zu. Abgesehen von diesen Erw&#228;gungen w&#252;rde der Beklagte der Kl&#228;gerin auch aus Rechtsschein haften. Der BGH hat das insbesondere dann angenommen, wenn der Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH im Gesch&#228;ftsverkehr auftrat, ohne kenntlich zu machen, dass er f&#252;r einen Unternehmenstr&#228;ger mit beschr&#228;nkter Haftungsmasse handelte (z.B. NJW 1990, 2678, 2679; vgl. Palandt/Heinrichs, BGB 57. Aufl., &#167; 164 Rz. 3 m. w. Nachw.). Dazu hat der BGH (a.a.O.) ausgef&#252;hrt: "Tritt der Vertreter des Unternehmenstr&#228;gers gegen&#252;ber einem Gesch&#228;ftspartner oder allgemein im Gesch&#228;ftsverkehr in der Weise auf, da&#223; er den Eindruck erweckt, er sei selber oder zusammen mit anderen der Tr&#228;ger des Unternehmens, der dieses in unbeschr&#228;nkter pers&#246;nlicher Haftung betreibt, so mu&#223; er sich gegen&#252;ber dem auf den damit zurechenbar gesetzten Schein gutgl&#228;ubig Vertrauenden so behandeln lassen, als entspr&#228;che der Schein der Wirklichkeit." Der Gedanke l&#228;&#223;t sich &#252;ber die GmbH hinaus verallgemeinern. Dazu zutreffend das OLG D&#252;sseldorf (DB 1992, 570): "... Der Bekl. m&#252;&#223;te sich dann wenigstens den von ihm hervorgerufenen Schein der Unternehmerschaft zurechnen lassen. Es ist n&#228;mlich in der h&#246;chstrichterlichen Rechtspr. anerkannt, da&#223; derjenige, der den Eindruck erweckt, er sei Tr&#228;ger des Unternehmens, sich gegen&#252;ber dem gutgl&#228;ubigen Vertragspartner so behandeln lassen mu&#223;, als entspr&#228;che der Schein der Wirklichkeit." Der Unterschied zu dem vorher erw&#228;hnten Grundsatz, dass bei unternehmensbezogenen Gesch&#228;ften der wahre Betriebsinhaber auch dann Vertragspartner wird, wenn die Gegenseite den Vertreter f&#252;r den Betriebsinhaber h&#228;lt, liegt darin, dass hier der Vertreter besondere Gr&#252;nde f&#252;r die irrige Annahme seiner Unternehmereigenschaft schafft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 I ZPO. Das Urteil ist nach den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer des Beklagten: 19.449,15 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Jaeger Gedig P&#252;tz</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p>
114,480
lagk-1999-09-16-10-sa-53499
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10 Sa 534/99
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-11T10:39:22
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1999:0916.10SA534.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin Freizeitausgleich nicht nur f&#252;r dienstplanm&#228;&#223;ige Feiertagsarbeit, sondern auch dann zu gew&#228;hren, wenn der dienstplanm&#228;&#223;ig freie Tag auf einen Wochenfeiertag f&#228;llt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"> Die Kl&#228;gerin ist seit dem 01.09.1986 im Pflegedienst der Beklagten besch&#228;ftigt. Die Beklagte betreibt ein Fachkrankenhaus f&#252;r Psychiatrie und Neurologie. Sie besch&#228;ftigt ca. 135 Mitarbeiter im Tagdienst und ca. 20 Mitarbeiter im Nachtdienst. Die Kl&#228;gerin arbeitet ausschlie&#223;lich im Nachtdienst. Im Nachtdienst besteht die Regelung, dass die Mitarbeiter/innen in einer Woche 77 Stunden arbeiten und daf&#252;r in der Folgewoche Freizeit haben. Die im Tagdienst (Fr&#252;h- und Sp&#228;tdienst) Besch&#228;ftigten arbeiten dienstplanm&#228;&#223;ig nicht nach einem festen Rhythmus. Gelegentlich arbeiten nach den betrieblichen Notwendigkeiten Mitarbeiter/innen des Nachtdienstes auch im Tagdienst und umgekehrt. Die Beklagte ist berechtigt, Besch&#228;ftigte des Nachtdienstes bis zu 10 Tage im Jahr im Tagdienst einzusetzen. Auf das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien finden aufgrund arbeitsvertraglicher Vereinbarung die Richtlinien f&#252;r Arbeitsvertr&#228;ge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes (AVR) Anwendung. Nach &#167; 1 Abs. 1 der Anlage 5 AVR betr&#228;gt die regelm&#228;&#223;ige Arbeitszeit der Mitarbeiter durchschnittlich 38,5 Stunden in der Woche. Dabei ist der Berechnung des Durchschnitts der w&#246;chentlichen Arbeitszeit in der Regel ein Zeitraum von 13 Wochen zugrunde zu legen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"> Bis September 1997 berechnete die Beklagte bei allen ihren Mitarbeitern eine monatliche Sollarbeitsstundenzahl in der Weise, dass sie alle Arbeitstage im Monat mit 7,7 Stunden multiplizierte, um so auf die durchschnittliche w&#246;chentliche Arbeitszeit von 38,5 Stunden zu kommen. Bei der Berechnung der Anzahl der Arbeitstage zog die Beklagte die Samstage, Sonntage und Wochenfeiertage </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">unabh&#228;ngig davon ab, ob diese in eine Arbeitswoche oder eine Freischichtwoche der Arbeinehmer fielen. Ab Oktober 1997 &#228;nderte die Beklagte diese Berechnung f&#252;r die im Nachtdienst t&#228;tigen Besch&#228;ftigten, in dem sie au&#223;er den Samstagen und Sonntagen nur noch die Wochenfeiertage abzog, die in eine Arbeitswoche der Arbeitnehmer fielen. Die in den Freizeitblock der Nachtdienstmitarbeiter/innen fallenden Wochenfeiertage ber&#252;cksichtigte sie bei der Ermittlung der monatlichen Sollarbeitsstundenzahl nicht mehr als arbeitszeitmindernd. F&#252;r die im Tagdienst besch&#228;ftigten Arbeitnehmer blieb es bei der alten Regelung. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> Da die Beklagte die neue Berechnung f&#252;r den Nachtdienst zun&#228;chst r&#252;ckwirkend ab M&#228;rz 1997 eingef&#252;hrt hatte, hat die Kl&#228;gerin beantragt, die Beklagte zu verpflichten, die alte Regelung auch nach dem 01.03.1997 beizubehalten. Das Arbeitsgericht hat der Klage stattgegeben, soweit sie sich gegen die R&#252;ckwirkung richtete. Im &#252;brigen hat es die Klage als unbegr&#252;ndet abgewiesen. Mit der Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihr Klagebegehren weiter. Sie vertritt die Auffassung, nach &#167; 2 Abs. 3 Unterabsatz 2 der Anlage 5 AVR seien auch die in die Freizeitwoche fallenden Wochenfeiertage arbeitszeitmindernd zu ber&#252;cksichtigen. Im &#252;brigen folge ihr Anspruch aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> auch ab Oktober 1997 Freizeitausgleich nicht nur f&#252;r dienst-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> planm&#228;&#223;ige Feiertagsarbeit, sondern auch dann zu gew&#228;h-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> ren, wenn der dienstplanm&#228;&#223;ig freie Tag auf einen Wochen-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> feiertag f&#228;llt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> Sie vertritt die Auffassung, ein Anspruch der Kl&#228;gerin ergebe sich weder aus den AVR noch aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Die Ungleichbehandlung zwischen den in Tagschicht und den in Nachtschicht arbeitenden Besch&#228;ftigten sei deshalb gerechtfertigt, weil die Tagschichtmitarbeiter/innen nicht wie die in der Nachtschicht in einem festen Rhythmus arbeiteten. Dadurch sei eine h&#246;here Belastung f&#252;r die Tagschichtmitarbeiter/innen gegeben, die ihre Bevorzugung rechtfertige. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze, die eingereichten Unterlagen und die Sitzungsprotokolle Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u><b> Entscheidungsgr&#252;nde</b> </u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> Die nach dem Beschwerdewert statthafte und auch im &#220;brigen zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat in der Sache Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> Die nach &#167; 256 ZPO zul&#228;ssige Feststellungsklage ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">I. Die Kl&#228;gerin hat einen Anspruch darauf, dass auch f&#252;r sie als Nachtschichtmitarbeiterin die in eine Freischichtwoche fallenden Wochenfeiertage bei der Berechnung der Sollarbeitszeit arbeitszeitmindernd ber&#252;cksichtigt werden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1. Dieser Anspruch ergibt sich entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin allerdings nicht aus den AVR. Die regelm&#228;&#223;ige Arbeitszeit der Kl&#228;gerin betr&#228;gt im Durchschnitt von 13 Wochen 38,5 Stunden w&#246;chentlich (&#167; 1 Abs. 1 der Anlage 5 AVR). Die Kl&#228;gerin erbringt daher die arbeitsvertraglich von ihr geschuldete Leistung, wenn sie nach den f&#252;r sie bestehenden Dienstpl&#228;nen bzw dem festen Rhythmus im Nachtdienst mit einer Arbeitswoche und einer darauf folgenden Freiwoche durchschnittlich 38,5 Stunden w&#246;chentlich arbeitet, unabh&#228;ngig davon, ob ein Wochenfeiertag in diese Woche f&#228;llt oder nicht. &#167; 1 Abs. 8 der Anlage 5 AVR macht deutlich, dass durch einen Wochenfeiertag keine Verminderung der regelm&#228;&#223;igen w&#246;chentlichen Arbeitszeit eintritt. Denn die w&#246;chentliche Arbeitszeit </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">ist nach dieser Bestimmung auf die Tage in der Woche zu verteilen, an denen in der Einrichtung regelm&#228;&#223;ig gearbeitet wird. Eine Woche ist der Zeitraum von Montag 0.00 Uhr bis Sonntag 24.00 Uhr (&#167; 1 Abs. 8 S. 2 der Anlage 5 AVR). In der Einrichtung der Beklagten wird rundum in der Woche gearbeitet. &#167; 2 Abs. 1 der Anlage 5 AVR bestimmt, dass in Einrichtungen, deren Aufgaben Nacht-, Wechselschicht-, Schicht-, Sonn- oder Feiertagsarbeit erfordern, dienstplanm&#228;&#223;ig bzw. betriebs&#252;blich gearbeitet werden muss, wobei dienstplanm&#228;&#223;ige Arbeit die Arbeit ist, die innerhalb der regelm&#228;&#223;igen Arbeitszeit an den nach dem Dienstplan festgelegten Kalendertagen regelm&#228;&#223;ig zu leisten ist (&#167; 1 Abs. 8 S. 3 der Anlage 5 AVR). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> Die Kl&#228;gerin beruft sich ohne Erfolg auf &#167; 2 Abs. 3 Unterabsatz 2 der Anlage 5 AVR. Diese Bestimmung regelt die Arbeit an Feiertagen und ordnet an, dass daf&#252;r ein Ersatzruhetag zu gew&#228;hren ist, der nicht auf einen anderen gesetzlichen Feiertag fallen darf. Die Kl&#228;gerin macht keinen Anspruch auf Ausgleich f&#252;r an einem Wochenfeiertag geleistete Arbeit geltend, sondern sie verlangt einen Ausgleich f&#252;r die dienstplanm&#228;&#223;ig an einem Wochenfeiertag gew&#228;hrte Freizeit. F&#228;llt nach dem Dienstplan der Feiertag in die Arbeitswoche, zieht die Beklagte diesen Tag nach wie vor von der Sollarbeitszeit ab, d.h. sie ber&#252;cksichtigt ihn als arbeitszeitmindernd. Darum geht es im vorliegenden Rechtsstreit nicht. Ein Anspruch auf Freizeitausgleich f&#252;r Wochenfeiertage, die dienstplanm&#228;&#223;ig in die Freiwoche fallen, ist in &#167; 2 Abs. 3 Unterabsatz 2 der Anlage 5 AVR gerade nicht gew&#228;hrt worden (vergl. zu einer &#228;hnlichen Fallgestaltung die Entscheidung des BAG im Urteil vom 04.08.1988 - 6 AZR 269/86 - nicht ver&#246;ffentlicht). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2. Der Anspruch l&#228;sst sich auch nicht aus &#167; 2 EFZG herleiten. Der Anspruch auf die Feiertagsbezahlung erw&#228;chst nur dann, wenn allein der Feiertag Ursache des Arbeitsausfalls ist. Der gesetzliche Anspruch entsteht dagegen nicht, wenn der Arbeitsausfall auf anderen Gr&#252;nden beruht, etwa weil der Angestellte an diesem Tag dienstplanm&#228;&#223;ig freigestellt ist (BAG aaO). </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3. Soweit das Arbeitsgericht einen Anspruch aus betrieblicher &#220;bung erwogen und verneint hat, ist dem zuzustimmen. Das Berufungsgericht nimmt zur Vermeidung von Wiederholungen insoweit auf die Entscheidungsgr&#252;nde der Vor-instanz Bezug, denn es kommt zu &#252;bereinstimmenden Feststellungen (&#167; 543 Abs. 1 ZPO). In der Berufungsinstanz hat sich die Kl&#228;gerin mit diesem rechtlichen Gesichtspunkt auch nicht mehr befasst und das Urteil der Vorinstanz insoweit nicht angegriffen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">4. Der Anspruch der Kl&#228;gerin folgt aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> Der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz verbietet dem Arbeitgeber, einzelne Arbeitnehmer oder Arbeitnehmergruppen von einer allgemeinen beg&#252;nstigenden Regelung willk&#252;rlich, d.h. ohne sachlichen Grund auszuklammern. Dem liegt die Wertung zugrunde, dass der Arbeitgeber an eine von ihm selbst gesetzte aus seinem tats&#228;chlichen Verhalten erkennbare Regel in der Weise gebunden ist, dass er nur aus sachlichen Gr&#252;nden von ihr abweichen darf. Liegt ein sachlicher Grund nicht vor, kann der &#252;bergangene Arbeitnehmer verlangen, nach Ma&#223;gabe der allgemeinen Regelung behandelt zu werden. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hier. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> Zun&#228;chst ist festzustellen, dass die Beklagte nicht verpflichtet ist, in die dienstplanm&#228;&#223;ig freie Zeit fallende Wochenfeiertage arbeitszeitmindernd zu ber&#252;cksichtigen. Dies gilt sowohl f&#252;r die Besch&#228;ftigten im Nachtdienst als auch f&#252;r die im Tagdienst. Dies sieht die Beklagte heute nicht anders, selbst wenn der langj&#228;hrig gew&#228;hrte Freizeitausgleich an alle Besch&#228;ftigten fr&#252;her auf einem Irrtum in der Rechtsanwendung beruht haben sollte. Die Beklagte hat die bis September 1997 ohne Rechtsgrund erbrachten Leistungen ab Oktober 1997 nur noch an die im Tagdienst Besch&#228;ftigten weiter gew&#228;hrt, w&#228;hrend sie die Mitarbeiter/innen im Nachtdienst von der Verg&#252;nstigung ausgeklammert hat. Dadurch wird eine Arbeitnehmergruppe, zu der die Kl&#228;gerin geh&#246;rt, in vergleichbarer Lage schlechter gestellt, ohne das es daf&#252;r anerkennenswerte sachliche Gr&#252;nde gibt. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> F&#252;r die Beurteilung der sachlichen Rechtfertigung einer Differenzierung kommt es darauf an, ob sich nach dem Zweck der Verg&#252;nstigung Gr&#252;nde ergeben, die es unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde rechtfertigen, der einen Arbeitnehmergruppe Leistungen vorzuenthalten, die der anderen einger&#228;umt werden. Eine unterschiedliche Behandlung von Arbeitnehmern ist dann mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz vereinbar, wenn die Unterscheidung gerade nach dem Zweck der Leistung gerechtfertigt ist. Das ist vorliegend nicht der Fall. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat sich ausweislich ihres Schreibens vom 29.08.1997 an die Kl&#228;gerin zun&#228;chst darauf berufen, dass ihr bei der &#220;berpr&#252;fung des Berechnungsmodus f&#252;r die Sollstunden aufgefallen sei, dass die bisherige Berechnungsweise fehlerhaft ist. Bei Mitarbeitern, die in einem festen Rhythmus arbeiteten, d&#252;rften nur die Wochenfeiertage in Abzug gebracht werden, die in der Dienstwoche des Mitarbeiters l&#228;gen. Damit l&#228;&#223;t sich die unterschiedliche Behandlung zwischen den Arbeitskr&#228;ften im Tag- und Nachtdienst nicht rechtfertigen. Auch die Arbeitnehmer im Tagdienst haben keinen Anspruch darauf, dass in die dienstplanm&#228;&#223;ig freie Zeit fallende Wochenfeiertage arbeitszeitmindernd ber&#252;cksichtigt werden, wobei es auf die unterschiedlichen Freischichtmodelle zwischen Tag- und Nachtschicht nicht ankommt. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat sich weiter als Rechtfertigung f&#252;r die Differenzierung zwischen den beiden Mitarbeitergruppen darauf berufen, dass der feste Rhythmus im Nachtdienst den dort Besch&#228;ftigten eine bessere Vorhersehbarkeit ihres Einsatzes erlaube als den Mitarbeitern im Tagdienst, die unregelm&#228;&#223;ig eingesetzt w&#252;rden. Soweit die Mitarbeiter im Tagdienst Fr&#252;h- und Sp&#228;tdienst leisten, also im Schichtdienst t&#228;tig sind, erhalten sie f&#252;r ihre Erschwernisse die vertraglich vorgesehene Schichtzulage. Im &#252;brigen m&#252;ssen auch die Mitarbeiter/innen des Nachtdienstes damit rechnen, gelegentlich im Tagdienst eingesetzt zu werden. Da nach dem unwidersprochenen Vorbringen der Kl&#228;gerin f&#252;r den Tagdienst im Grundsatz Monatsdienstpl&#228;ne erstellt werden, besteht auch f&#252;r die Mitarbeiter/innen des Tagdienstes eine gewisse Vorhersehbarkeit ihres Einsatzes. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> Eine Differenzierung, die an die dienstplanm&#228;&#223;ige Freizeit ankn&#252;pft und diese unterschiedlich danach bewertet, ob der Mitarbeiter im Tag- oder Nachtdienst t&#228;tig ist, ist nach Auffassung der Berufungskammer sachlich nicht gerechtfertigt. In beiden Diensten ist nach der Er&#246;rterung in der Berufungsverhandlung die dienstplanm&#228;&#223;ige Freistellung feiertagsunabh&#228;ngig. F&#228;llt ein Wochenfeiertag in die Freizeit, so soll dies beim Tagdienst zu einer Arbeitszeitminderung f&#252;hren, nicht aber beim Nachtdienst. Der vorliegende Sachverhalt unterscheidet sich von der Differenzierung zwischen Verwaltungsmitarbeitern in der 5-Tage-Woche auf der einen Seite und Arbeitnehmern in Freischichtmodellen auf der anderen Seite. Bei Verwaltungsangestellten in der 5-Tage-Woche ist der Feiertag ohnehin frei, es besteht keine Arbeitspflicht. Diese Gruppe von Arbeitnehmern ist nicht vergleichbar mit den Arbeitnehmern, die nach einem Freischichtsystem arbeiten. Im Freischichtsystem ergibt erst der Dienstplan, ob Feiertage frei sind. Innerhalb eines solchen Systems ist ein Sachgrund f&#252;r eine Differenzierung bei der Behandlung von Wochenfeiertagen in der dienstplanm&#228;&#223;igen Freizeit nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">II. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><u><b> Rechtsmittelbelehrung</b> </u></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> F&#252;r die Zulassung der Revision bestand kein gesetzlicher Grund. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167; 72 a ArbGG wird verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(Schroeder) (Hanel) (Brinkmann) </p>
114,481
ovgnrw-1999-09-16-19-a-546698
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19 A 5466/98
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-12T13:54:24
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0916.19A5466.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg, weil die Voraussetzungen f&#252;r eine Zulassung nach &#167; 124 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Es ist schon zweifelhaft, ob der Antrag der Vorschrift des &#167; 124 a Abs. 1 Satz 4 VwGO gen&#252;gt, wonach die Gr&#252;nde, aus denen die Berufung zuzulassen ist, innerhalb der Antragsfrist dargelegt werden m&#252;ssen. "Dargelegt" im Sinne dieser Vorschrift ist ein Zulassungsgrund nur, wenn er zweifelsfrei vom Kl&#228;ger benannt wird und konkret ausgef&#252;hrt ist, warum dieser Zulassungsgrund vorliegen soll. Es spricht viel daf&#252;r, da&#223; der Schriftsatz vom 16. November 1998 diesen Anforderungen deshalb nicht gen&#252;gt, weil in ihm vorab auf vier der in &#167; 124 a genannten Zulassungsgr&#252;nde Bezug genommen wird (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 1, Nr. 2 1. und 2. Alternative, Nr. 3 VwGO), ohne da&#223; das folgende Vorbringen jeweils einem oder mehreren der genannten Zulassungsgr&#252;nde zugeordnet oder etwa gar herausgearbeitet wird, warum diese vorliegen sollen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls aber ist die geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache im Sinne von &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO nicht dargelegt. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung seines Zulassungsantrages vor, da&#223; er angesichts der fr&#252;heren Handhabung der Verl&#228;ngerung der Geltungsdauer seiner Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung durch die Beklagte darauf habe vertrauen d&#252;rfen, da&#223; die Verl&#228;ngerung jedenfalls nicht ohne eine vorherige "Abmahnung/Vorank&#252;ndigung" allein aufgrund der nach der letzten Verl&#228;ngerung abgeurteilten bzw. begangenen Straftaten versagt werden w&#252;rde, und da&#223; die Nichtverl&#228;ngerung angesichts seiner pers&#246;nlichen Lebens- und Familiensituation unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sei. Diese Fragen betreffen allein seinen Einzelfall und sind einer allgemeinen Kl&#228;rung nicht zug&#228;nglich. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit seinem Vorbringen hat der Kl&#228;ger auch nicht im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts begr&#252;ndet, das die die Verl&#228;ngerung der Fahrgasterlaubnis ablehnenden Bescheide als rechtm&#228;&#223;ig angesehen hat. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 15 f Abs. 2 Nr. 3 Halbsatz 2 der Stra&#223;enverkehrs- Zulassungs-Ordnung - StVZO -, der zum Zeitpunkt der Entscheidung des Verwaltungsgerichts noch nicht durch Artikel 2 Ziffer 2 der Verordnung &#252;ber die Zulassung von Personen zum Stra&#223;enverkehr und zur &#196;nderung stra&#223;enverkehrsrechtlicher Vorschriften vom 18. August 1998 (BGBl. I S. 2214) aufgehoben war, wird die Geltungsdauer der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung auf Antrag des Inhabers jeweils bis zu drei Jahren verl&#228;ngert, wenn u.a. kein Anla&#223; zur Annahme besteht, da&#223; die Voraussetzung des &#167; 15 e Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Halbsatz 2 StVZO, wonach keine Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit bestehen d&#252;rfen, fehlt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit ist nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 1. September 1970 - VII B 60.70 -, Buchholz 442.16 &#167; 15 e StVZO Nr. 1 und Beschlu&#223; vom 19. M&#228;rz 1986 - 7 B 19.86 -, Buchholz a.a.O. Nr. 3 = NJW 1986, 2779</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">und des erkennenden Senats des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 25. August 1998 - 19 A 3812/98 -, NWVBl. 1999, 151 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">eine pers&#246;nliche Charaktereigenschaft, die die Vertrauensw&#252;rdigkeit des Betroffenen kennzeichnet und f&#252;r deren Pr&#252;fung wesentlich darauf abzustellen ist, ob der Betroffene sich des Vertrauens, er werde die Bef&#246;rderung von Fahrg&#228;sten ordentlich ausf&#252;hren, w&#252;rdig zeigt oder nicht. Sie betrifft das besondere Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen dem Taxi- bzw. Mietwagenfahrer und seinen Fahrg&#228;sten in Bezug auf deren ordnungsgem&#228;&#223;e Bef&#246;rderung und ist durch W&#252;rdigung der Gesamtpers&#246;nlichkeit des Betroffenen anhand aller bekannten verwertbaren Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verkehrsrechtlicher und nichtverkehrsrechtlicher Art sowie sonstiger aktenkundig gewordener Vorkommnisse zu beurteilen. Dabei gen&#252;gt der in &#167; 15 e Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Halbsatz 2 StVZO getroffenen Regelung zufolge das Bestehen von Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit; der Nachweis mangelnder Zuverl&#228;ssigkeit ist nicht erforderlich. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Annahme des Verwaltungsgerichts, da&#223; insbesondere die im Zusammenhang mit seiner T&#228;tigkeit als Taxifahrer stehenden Straftaten, wegen derer der Kl&#228;ger durch Urteile des Amtsgerichts Bonn vom Februar 1995 und vom Oktober 1996 (84 Cs 27 Js 2036/93-502/94 und 80 Cs 133 Js 382/96-364/96) wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung bzw. K&#246;rperverletzung zu einer Geld- und einer Bew&#228;hrungsstrafe verurteilt worden ist, unter gleichzeitiger Ber&#252;cksichtigung fr&#252;herer Straftaten Bedenken an seiner pers&#246;nlichen Zuverl&#228;ssigkeit begr&#252;nden, steht nicht entgegen, da&#223; die Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rde in fr&#252;heren Jahren trotz rechtskr&#228;ftiger Verurteilungen die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung verl&#228;ngert und den Kl&#228;ger nicht vorab auf die nunmehr drohende Nichtverl&#228;ngerung der Fahrerlaubnis hingewiesen hat. Zum einen hat die Beh&#246;rde entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers gerade nicht bei vergleichbarer Fallkonstellation &#252;berraschend Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit bejaht. Denn es versteht sich von selbst, da&#223; die Annahme, jemand werde sich eine strafrechtliche Verurteilung zu Herzen nehmen und k&#252;nftig straffrei bleiben, um so weniger gerechtfertigt ist, je mehr Straftaten begangen werden, und da&#223; Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit des Bewerbers um so eher gerechtfertigt sind, wenn die Straftaten im Zusammenhang mit der T&#228;tigkeit als Taxifahrer stehen. Zum anderen ist der von dem Kl&#228;ger gew&#252;nschte Hinweis der Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rde im Gesetz nicht vorgesehen und angesichts des ordnungsrechtlichen Charakters der Vorschriften des Fahrerlaubnisrechts, die dem Schutz von Rechtsg&#252;tern anderer Verkehrsteilnehmer, vorliegend speziell der Fahrg&#228;ste, dienen sollen, auch nicht aus &#252;bergeordneten Gesichtspunkten, z.B. des Vertrauensschutzes, geboten. Im &#252;brigen folgt schon aus der gesetzlichen Befristung der Verl&#228;ngerung auf bis zu drei Jahre hinreichend deutlich, da&#223; der Inhaber einer Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung sich in jedem Verl&#228;ngerungszeitraum wieder so verhalten mu&#223;, da&#223; Bedenken gegen seine pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit nicht entstehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts folgen auch nicht daraus, da&#223; nicht zugunsten des Kl&#228;gers ber&#252;cksichtigt worden ist, da&#223; ihm durch die Nichtverl&#228;ngerung eine bzw. sogar seine einzige Verdienstm&#246;glichkeit genommen wird. Denn nach dem Wortlaut des &#167; 15 f StVZO ist bei Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit die Verl&#228;ngerung der Fahrerlaubnis zwingend zu versagen und der Beh&#246;rde ein Ermessen zur Ber&#252;cksichtigung pers&#246;nlicher Belange nicht er&#246;ffnet. Auch insoweit steht der ordnungsrechtliche Charakter dieser Vorschrift einer erweiternden Auslegung entgegen. Nur erg&#228;nzend wird deshalb darauf hingewiesen, da&#223; die Behauptung des Kl&#228;gers, er und seine dreik&#246;pfige Familie seien allein wegen der Versagung der Verl&#228;ngerung der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung auf Sozialhilfe angewiesen, im Widerspruch zu seinen Ausf&#252;hrungen in den Strafverfahren steht, wonach er durch das Taxifahren nur ein geringes Einkommen erziele (600,-- DM ausweislich des Urteils vom Februar 1995 bzw. 100,-- bis 200,-- DM ausweislich des Urteils vom Oktober 1996) und wonach er selbst bzw. seine Familienmitglieder Sozialhilfe bez&#246;gen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach alledem weist auch die Rechtssache nicht die behaupteten besonderen tats&#228;chlichen und rechtlichen Schwierigkeiten im Sinne von &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO auf.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end sei darauf hingewiesen, da&#223; die Rechtslage sich f&#252;r den Kl&#228;ger durch die am 1. Januar 1999 in Kraft getretene Fahrerlaubnisverordnung - FeV - nicht verbessert hat. Soweit nach &#167; 48 FeV die Verl&#228;ngerung der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung voraussetzt, da&#223; keine Tatsachen die Annahme rechtfertigen, da&#223; der Fahrerlaubnisinhaber nicht die Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, da&#223; er der besonderen Verantwortung bei der Bef&#246;rderung von Fahrg&#228;sten gerecht wird, hat der Gesetzgeber die von der Rechtsprechung gefundene Auslegung zum Tatbestandsmerkmal der pers&#246;nlichen Zuverl&#228;ssigkeit in &#167; 15 e StVZO a.F. im Kern &#252;bernommen, so da&#223; diese oben dargestellte Rechtsprechung f&#252;r die neu gefa&#223;ten Vorschriften fortgilt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">So OVG NW, Beschlu&#223; vom 23. August 1999 - 19 B 1010/99 -.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Streitwertfestsetzung und -&#228;nderung beruht auf den &#167;&#167; 13 Abs. 1, 14, 25 Abs. 2 Satz 2 des Gerichtskostengesetzes - GKG -. Der Senat setzt in st&#228;ndiger Rechtsprechung in Hauptsacheverfahren, die die Erteilung, Verl&#228;ngerung oder Entziehung der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbef&#246;rderung betreffen, den Streitwert in H&#246;he des gesetzlichen Auffangwertes gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 GKG fest, wenn es - wie hier - nicht zugleich um die Fahrerlaubnis der Klasse 2 oder 3 geht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. Senatsbeschlu&#223; vom 4. Februar 1999 - 19 E 61/99 -, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist gem&#228;&#223; &#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 25 Abs. 3 Satz 2 GKG unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,482
olgham-1999-09-16-2-ws-25999
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 259/99
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-14T10:24:17
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0916.2WS259.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeführerin wurde zu der auf den 7. Mai 1998 vor der 4. kleinen Strafkammer des Landgerichts Bochum anberaumten Berufungshauptverhandlung für 9.00 Uhr geladen. Die Ladungsschrift wurde ihr am 21. April 1998 durch persönliche Übergabe förmlich zugestellt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 29. April 1998, welches am folgenden Tage beim Landgericht Bochum einging, teilte die Beschwerdeführerin mit, sie habe leider feststellen müssen, dass sie an diesem Tag schon einen anderen Gerichtstermin beim Amtsgericht in Witten um 9.30 Uhr wahrnehmen müsse. Beigefügt war diesem Schreiben die an die Rechtsanwälte O und Partner in X gerichtete Ladung des Amtsgerichts Witten in der Zivilrechtssache 2 C 524/97. Wie das Schreiben der Beschwerdeführerin nebst Anlage sowie die beigezogenen Zivilprozessakten 2 C 524/97 AG Witten ersichtlich machen, lag der Entschuldigung folgender Sachverhalt zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dem Rechtsstsreit C ./. Firma N GmbH & Co. KG</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">- 2 C 524/97 AG Witten - war die Arbeitgeberin der Beschwer-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">deführerin auf Zahlung von Schadensersatz aus Anlass eines Verkehrsunfalles wegen angeblicher mangelhafter Sicherung einer von der Beklagten unterhaltenen Baustelle, für die die Beschwerdeführerin als Bauleiterin verantwortlich zeichnete, verklagt worden. Das Amtsgericht Witten lud mit Verfügung vom 26. Januar 1998 die Verfahrensbevollmächtigten der Beklagten zu dem auf den 7. Mai 1998 um 9.30 Uhr anberaumten Termin zur mündlichen Verhandlung. Diese teilten dem Amtsgericht Witten mit Schreiben vom 27. April 1998 mit, die Beschwerdeführerin werde zum Termin am 7. Mai 1998 als Zeugin gestellt werden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Reaktion des Landgerichts Bochum auf das Schreiben vom </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">29. April 1999 erfolgte nicht. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da die Beschwerdeführerin zur Hauptverhandlung vor dem Landgericht Bochum nicht erschien, verhängte die bezeichnete kleine Strafkammer gegen sie durch den im Hauptverhandlungsprotokoll vom 7. Mai 1998 festgehaltenen Beschluss ein Ordnungsgeld in Höhe von 300,00 DM, ersatzweise sechs Tage Ordnungshaft. Ferner wurden ihr und einer weiteren ebenfalls nicht erschienenen Zeugin die durch ihr Nichterscheinen entstandenen Mehrkosten auferlegt. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeführerin hat mit Schriftsätzen ihrer Verfahrensbevollmächtigten vom 17. August 1998 und 18. Februar 1999, die als "Dienstaufsichtsbeschwerde" bzw. "Erinnerung" bezeichnet worden sind, sinngemäß nach § 51 Abs. 2 StPO die Aufhebung des Ordnungsgeldbeschlusses beantragt. Das Landgericht Bochum hat den Antrag durch den angefochtenen Beschluss als unbegründet zurückgewiesen und zur Begründung ausgeführt, die Ladung in dem Zivilprozess vor dem Amtsgericht Witten sei an die Rechtsanwälte O und Partner gerichtet gewesen, wobei nicht ersichtlich sei, dass das persönliche Erscheinen der Beschwerdeführerin vor dem Amtsgericht Witten angeordnet worden sei. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss richtet sich die durch die Verfahrensbevollmächtigten der Beschwerdeführerin eingelegte Beschwerde vom 28. April 1999, deren Argumentation allerdings großenteils das Postulat der Sachlichkeit außer Acht lässt. Das Landgericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die gemäß § 304 StPO statthafte (vgl. Kleinknecht/Meyer-Goßner, StPO, 44. Aufl., § 51 Rn. 28) Beschwerde ist im Ergebnis begründet. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeführerin hatte ihr Ausbleiben nämlich rechtzeitig genügend entschuldigt. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wie ihrem Schreiben vom 29. April 1998 zu entnehmen ist, war sie davon ausgegangen, zuvor eine Ladung in dem Zivilprozess durch das Amtsgericht Witten erhalten zu haben. Auch wenn dies objektiv nicht zutreffend war und sie lediglich unter Aushändigung der an die Prozessbevollmächtigten der im Zivilprozess Beklagten ergangenen Ladung durch diese als Zeugin gestellt werden sollte, war es der juristisch nicht ausgebildeten Beschwerdeführerin offensichtlich nicht möglich, zwischen der im Strafverfahren erfolgten hoheitlichen Ladung und der im Zivilverfahren beabsichtigten Stellung als Zeugin durch die Partei zu unterscheiden. Insoweit hatte die Beschwerdeführerin auch hinreichende Unterlagen eingereicht, die als rechtzeitig eingegangenes Entschuldigungsschreiben anzusehen waren und eine Reaktion der Strafkammer hierauf erfordert hätte, falls sie gleichwohl das Erscheinen zur Berufungshauptverhandlung für erforderlich hielt (vgl. Löwe-Rosenberg-Dahs, StPO, 25. Aufl., Rn. 12 zu § 51). Bei der gegebenen Sachlage kann davon ausgegangen werden, dass sich die Beschwerdeführerin in einem unvermeidbaren Verbotsirrtum befunden hat. Zu einem anderen Ergebnis führt auch nicht die in der Zeugenladung beigefügte Belehrung, dass ein Zeuge von der Pflicht, zum Termin zu kommen, nur dann befreit ist, wenn ihm dies vom Gericht ausdrücklich mitgeteilt wird. Die Besonderheit des vorliegenden Falles liegt nämlich darin, dass sich die Zeugin mit einer von ihr ebenfalls als amtlich angesehenen Ladung vor ein anderes Gericht entschuldigt hat. Insofern kann der Beschwerdeführerin nicht angelastet werden, dass sie sich trotz Ausbleibens einer Reaktion des Landgerichts nicht noch einmal über ihre Erscheinungspflicht bzw. die Anerkennung des von ihr vorgebrachten Entschuldigungsgrundes vergewissert hat. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Damit waren der angefochtene Beschluss sowie der Ordnungsgeldbeschluss vom 7. Mai 1998 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">An dieser Entscheidung ist der Senat auch nicht dadurch gehindert, dass die Beschwerdeführerin zwischenzeitlich im März 1999 auf Aufforderung der Staatsanwaltschaft das Ordnungsgeld vollständig gezahlt hat, wie sich aus dem vom Senat beigezogenen Vollstreckungsheft des Ordnungsgeldes (50 VRs 59/99 StA Bochum) ergibt. Die unter dem 28. April 1999 erhobene Beschwerde macht jedenfalls deutlich, dass die Beschwerdeführerin weiterhin den Grund der Anordnung des Ordnungsgeldes beseitigt wissen will. Durch die Zahlung des Ordnungsgeldes hat sie ihr Rechtschutzinteresse und Beschwerderecht nicht verloren, da sie auch weiterhin beschwert ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus entsprechender Anwendung der §§ 467 und 473 StPO.</p>
114,483
olgham-1999-09-16-6-u-10399
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6 U 103/99
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-14T10:24:19
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0916.6U103.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erwarb Anfang 1997 in ein am ...-Kanal gelegenes Grundstück, zu dem ein seinerzeit mit Pappeln bepflanzter Hochwasserschutzwall gehört. Neben diesem stellte der Kläger, der auf einem Teil des Grundstücks als Pächter eine Gaststätte betreibt, um die Jahresmitte 1997 einen Wohnwagen mit Vorzelt ab. Anfang Januar 1998 stürzte bei einem Sturm eine Pappel um und fiel auf den Wohnwagen, der dadurch stark beschädigt wurde. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem Vorwurf, der Beklagte habe in Bezug auf die Pappeln seine Verkehrssicherungspflicht verletzt, hat der Kläger ihn auf Schadensersatz in Höhe von 14.922,45 DM in Anspruch genommen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage mit der Begründung abgewiesen, eine Verletzung der Verkehrssicherungspflichten, wie sie von der Rechtsprechung bezüglich der von Bäumen ausgehenden Gefahren konkretisiert worden seien, sei nicht dargelegt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Kläger sein erstinstanzliches Begehren weiter und macht geltend, der Beklagte habe während seiner Besitzzeit ab Anfang 1997 keinerlei Kontrollen vorgenommen; außerdem sei bei Pappeln eine höhere Sorgfalt angezeigt; eine Sichtkontrolle und ein Zurückschneiden hätten im vorliegenden Fall nicht ausgereicht, weil die später umgestürzte Pappel weitgehend trocken gewesen sei; sie habe Anzeichen für mangelnde Lebensfähigkeit und erhöhte Umsturzgefahr gezeigt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil. Er behauptet, er habe die erforderlichen Sichtkontrollen durchgeführt, und bestreitet, daß Anzeichen von Krankheit oder sonst mangelnder Standfestigkeit sich gezeigt hätten. Er macht geltend, gegebenenfalls treffe den Kläger ein wesentliches Mitverschulden, und er bestreitet die Schadenshöhe. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien angehört und ein mündliches Gutachten des Sachverständigen Dipl.-Ing. ... eingeholt. Wegen des Ergebnisses wird auf den Berichterstattervermerk Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Klägers hat überwiegend Erfolg; im übrigen ist sie unbegründet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dem Kläger gemäß §§ 823, 535, 581 BGB und nach den Regeln über die positive Vertragsverletzung zum Schadensersatz verpflichtet, weil er seinen Sorgfaltspflichten als Grundstückseigentümer und Verpächter nicht hinreichend nachgekommen ist. Der Kläger muß jedoch gemäß § 254 BGB ein Drittel seines Schadens selbst tragen, weil auch er die Anzeichen für die mangelnde Standsicherheit der später umgestürzten Pappel hätte erkennen können. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war sowohl als Grundstückseigentümer im Rahmen der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht wie auch als Verpächter gegenüber dem Kläger als Pächter gehalten, Vorkehrungen gegen die Gefahren zu treffen, die durch ein Umstürzen von Pappeln auf dem Gelände entstehen konnten, welches zum Teil vom Beklagten und zum anderen Teil vom Kläger als Pächter genutzt wurde (zur Verkehrssicherungspflicht auf einem verpachteten Grundstück vgl. OLG Zweibrücken, VersR 94, 1489; OLG Düsseldorf, OLGR 94, 147). Ebenso wie bei Straßenbäumen wäre grundsätzlich zweimal jährlich durchgeführte Sichtkontrollen ausreichend gewesen (vgl. OLG Hamm - 9. ZS - OLGR 97, 67; OLG Karlsruhe VersR 94, 358 mit Anmerkung Breloer; OLG Hamm, - 9. ZS - VersR 98, 188 mit Anmerkung Breloer). Eingehende Untersuchungen müssen nur dann vorgenommen werden, wenn bestimmte Umstände auf eine besondere Gefährdung hindeuten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall steht auf Grund der überzeugenden Ausführungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. ... fest, daß der Beklagte entweder keine hinreichenden Sichtkontrollen durchgeführt hat, oder daß er seine eigene Sachkunde in vorwerfbarer Weise überschätzt hat und deswegen die äußerlich sichtbaren Krankheitsanzeichen an der Pappel übersehen hat, die infolge fortgeschrittener innerlicher Verrottung nicht mehr hinreichend standfest war und deswegen beim Sturm abgebrochen und auf den Wohnwagen des Klägers gefallen ist. Der Sachverständige hat anhand der Lichtbilder, die außer dem beschädigten Wohnwagen auch die Reste der beim Sturm umgestürzten Pappel zeigen, überzeugend erläutert, daß auch vorher schon hinreichend deutliche Krankheitsanzeichen sichtbar waren, die bei sorgfältiger Sichtkontrolle hätten entdeckt werden können. Zu einer derart sorgfältigen Sichtkontrolle bestand hier zum einen deswegen Veranlassung, weil nach übereinstimmender Darstellung der Parteien die umgestürzte Pappel nicht zu der Reihe der auf dem Hochwasserschutzdamm gepflanzten Pappeln gehörte, sondern kleiner als diese und deswegen in besonderer Weise ihrem Schatten ausgesetzt war. Zum anderen war Sorgfalt auch deswegen geboten, weil Pappeln bekanntermaßen zu den anfälligeren Gehölzen gehören (vgl. OLG Karlsruhe, VersR 94, 358; OLG München, DAR 85, 25; OLG Düsseldorf, VersR 96, 249 = OLGR 95, 66). Wäre der Beklagte seiner Verpflichtung zur Vornahme sorgfältiger Sichtkontrollen in ausreichendem Maße nachgekommen, so wären - davon ist der Senat auf Grund der Ausführungen des Sachverständigen überzeugt - die äußerlich sichtbaren Krankheitsanzeichen erkannt worden, und bei einer anschließenden eingehenden Untersuchung wäre die mangelnde Standfestigkeit der Pappel rechtzeitig entdeckt worden, was wegen des Ausmaßes ihrer innerlichen Verrottung entweder zu ihrer Abholzung oder zumindest zum Entfernen des darunter abgestellten Wohnwagens geführt hätte. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gemäß § 254 BGB muß der Kläger aber ein Teil seines Schadens selbst tragen. Er war nicht nur als Pächter neben den Beklagten ebenfalls für die Verkehrssicherheit des Grundstücks verantwortlich, sondern war auch im eigenen Interesse gehalten, seinen Wohnwagen keinen vermeidbaren Gefahren auszusetzen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im Fall der Vermietung oder Verpachtung eines Grundstücks an einen Dritten hängt die Verteilung der Verantwortlichkeit zwischen Eigentümer und Pächter von den Umständen ab. Im Falle einer langandauernden Verpachtung und alleinigen Nutzung des Grundstücks durch den Pächter mag es im Einzelfall angemessen erscheinen, ihm im Verhältnis zum Verpächter die überwiegende oder alleinige Verantwortlichkeit zuzuweisen. Hier lag aber die Grundstücksüberlassung erst kurze Zeit zurück, und es kommt entscheidend hinzu, daß der Beklagte selbst einen Teil des insgesamt übersichtlichen Grundstücks bewohnte. Unter diesen Umständen erschien es dem Senat sachgerecht, ihm im Verhältnis zum Kläger die überwiegende Verantwortlichkeit zuzuweisen und dessen Schadensersatzanspruch wegen seiner Mitverantwortlichkeit um ein Drittel zu kürzen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da der Kläger seinen Wohnwagen nicht hat reparieren lassen, sondern ihn in beschädigtem Zustand verkauft hat, ist zwischen den beiden Möglichkeiten der Naturalrestitution - Reparatur oder Ersatzbeschaffung - ein strenger Kostenvergleich vorzunehmen (vgl. BGH NJW 92, 302 = r+s 92, 15; Senat r+s 99, 326). Dieser führt dazu, daß nicht die geltend gemachten Reparaturkosten von 14.922,45 DM zugrundezulegen sind, sondern die Differenz zwischen dem mit 16.000,00 DM festgestellten Wiederbeschaffungswert und dem Restwert. Für dessen Höhe ist nicht das Restwertangebot in Höhe von 4.500,00 DM maßgeblich, welches der vom Haftpflichtversicherer des Beklagten beauftragte Schadensgutachter von der Firma ... eingeholt hat, zumal nicht ersichtlich ist, ob und wann es dem Kläger zugegangen ist (zur Bedeutung des Restwertsangebots vgl. im übrigen Senat, r+s 99, 326), sondern der Erlös von 3.500,00 DM, den der Kläger im Rahmen der ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten erzielt hat (vgl. LG Freiburg, DAR 99, 408). Es ergibt sich demgemäß ein berücksichtigungsfähiger Schaden von 12.500,00 DM, den der Beklagte entsprechend seiner Haftungsquote von 2/3 dem Kläger in Höhe von 8.333,33 DM zu ersetzen hat. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung und die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 284, 288 BGB, §§ 92, 708 Nr. 10, 713, 546 ZPO. </p>
114,484
olgham-1999-09-16-6-u-7599
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6 U 75/99
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-14T10:24:21
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0916.6U75.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Klage hat die Klägerin - sie betreibt in der Rechtsform der GmbH eine Gaststätte - vollen Ersatz ihrer bei einem Verkehrsunfall vom 20.01.1998 in ... erlittenen materiellen Schäden begehrt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge A. befuhr am Unfalltag mit dem Pkw der Klägerin die ...straße und kollidierte im Kreuzungsbereich der ... Straße mit dem - untergeordneten - Pkw der Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage nach Vernehmung von Zeugen durch Einholung eines Sachverständigengutachtens entsprechend einem Anerkenntnis der Beklagten auf der Grundlage einer 2/3-Haftung stattgegeben, die geltend gemachten Ansprüche der Höhe nach - insbesondere wegen einer von der Klägerin begehrten abstrakten Nutzungsausfallentschädigung - reduziert und insgesamt 8.918,00 DM zugesprochen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richten sich die Berufung der Klägerin und die Anschlußberufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin nimmt die vom Landgericht angenommene Haftungsquote von 2/3 hin und verlangt zusätzliche Erstattung von Mietwagenkosten gemäß Rechnung der Firma N. vom 10.02.1998 für weitere zwei Tage (358,00 DM x 2/3 = restliche 238,66 DM) und darüber hinaus erneut - zum Teil klageerweiternd - abstrakten Nutzungsausfall für die Zeit vom 20.01.1998 - 04.06.1998 (132 Tage a 152,00 DM x 2/3 = weitere 13.376,00 DM), insgesamt somit weitere 13.614,66 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit näheren Ausführungen hält die Klägerin die Auffassung im angefochtenen Urteil, für ein gewerblich genutztes Fahrzeug könne eine Nutzungsausfallentschädigung nicht verlangt werden, für unzutreffend. Dies - so die Klägerin - gelte auch deshalb, weil das unfallbeschädigte Fahrzeug, obwohl es ihr steuerlich zugeordnet sei, nur in ganz geringem Umfang ihren gewerblichen Interessen diene.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Anschlußberufung haben die Beklagten geltend gemacht, den von ihnen anerkannten Betrag von 8.918,00 DM schon erstinstanzlich an die Klägerin gezahlt zu haben, ohne daß dies im Antrag der Klägerin und im Tenor der angefochtenen Entscheidung berücksichtigt worden sei. Unstreitig sind der Klägerin die gezahlten 8.918,00 DM am 04.06.1998 gutgeschrieben worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin haben die Parteien den Rechtsstreit wegen dieses Betrages in der Hauptsache übereinstimmend für erledigt erklärt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat nur wegen eines restlichen Betrages in Höhe von 238,66 DM (restliche Mietwagenkosten) Erfolg, im wesentlichen aber ist sie unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat in der Berufungsinstanz die Rechnungen der Firma N. vom 03.02. und vom 10.02.1998 vorgelegt. Damit ist hinreichend belegt, daß die Klägerin an diesen beiden Tagen, ca. 2 Wochen nach dem Unfall, erneut einen Mietwagen für ihre Gaststätte als Ersatz für den geschädigt ausgefallenen Mercedes in Anspruch nehmen mußte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Anstatt des ausgefallenen Mercedes 300 SE hat die Klägerin jeweils einen VW angemietet, so daß der in anderen Fällen übliche Eigenersparnisabzug hier nicht geboten war (vgl. OLG Celle VersR 94, 741; Senat in r + s 99, 194 f.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Berufung der Klägerin ist unbegründet. Zu Recht hat das Landgericht der Klägerin Ansprüche auf Ersatz einer abstrakten Nutzungsaufallentschädigung für das gewerblich genutzte Fahrzeug versagt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zwar weist die Klägerin zutreffend darauf hin, daß nach der älteren Rspr. auch eine Handelsgesellschaft in Einzelfällen Gläubigerin eines Anspruchs auf Nutzungsentschädigung sein konnte (KG VersR 1970, 185), ferner eine öffentlich rechtliche Körperschaft oder eine gemeinnützige Einrichtung. Dies ist beispielsweise entschieden worden für einen Polizeistreifenwagen (LG Köln VersR 1967, 986), für ein Bundeswehrfahrzeug (BGH NJW 1985, 2471) und für einen Müllwagen (KG MDR 1972, 50).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sämtliche Entscheidungen sind aber zeitlich vor dem Beschluß des Großen Senats für Zivilsachen vom 09.07.1986 (BGHZ 98, 212 ff.) ergangen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In dieser Entscheidung wird der Anwendungsbereich des § 251 Abs. 1 BGB für die Zubilligung einer abstrakten Nutzungsausfallentschädigung auf solche Sachen beschränkt, auf deren ständige Verfügbarkeit die <u>eigenwirtschaftliche</u> Lebenshaltung typischerweise angewiesen ist. Dagegen wird bei erwerbswirtschaftlichem, produktivem Einsatz der beschädigten Sache die Verkürzung ihres Nutzungswertes im wesentlichen durch den Gewinnentgang ausgewiesen, dessen Ersatz § 252 Satz 1 BGB ausdrücklich anordnet. Der Große Senat hat aus dem Fehlen einer entsprechenden Vorschrift für die eigenwirtschaftliche Nutzung des Vermögens nicht gefolgert, daß das Gesetz sich gegen den Geldersatz für Einbußen im eigenwirtschaftlichen Einsatz dieser Wirtschaftsgüter entschieden habe, sondern im Gegenteil ausgeführt, daß ohne eine solche Erweiterung und gleichzeitige Beschränkung auf diesen Bereich der Schadensausgleich zu unbefriedigenden Ergebnissen führen würde, insbesondere dort, wo es um Wirtschaftsgüter mit zentraler Bedeutung für die eigene Lebenshaltung geht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im hiesigen Fall geht es gerade nicht um die eigenwirtschaftliche Lebenshaltung, sondern um ein erwerbswirtschaftlich oder zu fremdem Nutzen eingesetztes Fahrzeug. Für diese Fälle muß es deshalb nach Auffassung des Senats bei Entschädigungen für entgangenen Gewinn nach § 252 BGB oder für den Ersatz von Mietwagenkosten - im Falle der tatsächlichen Anmietung - verbleiben (so auch Staudinger/Schiemann, 13. Bearbeitung 1998, § 251 BGB, Rdn. 81; ebenso Greger, Haftungsrecht des Straßenverkehrs, 3. Aufl. 1997, Anh. I, Rdn. 129; Senat in NJW-RR 1989, 1194).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es kommt deshalb im Ergebnis auch nicht darauf an, ob das unfallbeschädigte Fahrzeug der Klägerin nur in geringem Umfang deren gewerblichen Interessen diente. Sollte die Klägerin das Fahrzeug darüber hinaus ihrer Geschäftsführerin oder deren Ehemann für private Zwecke zur Verfügung gestellt haben, so vermag der Ausfall des Fahrzeugs für diese Zwecke einen eigenen Schaden der Klägerin gemäß §§ 249 ff. BGB nicht zu begründen. Vielmehr würde es sich allenfalls um einen nicht erstattungsfähigen Drittschaden handeln.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den §§ 92, 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
114,485
olgham-1999-09-16-6-u-9299
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 92/99
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-14T10:24:23
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0916.6U92.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 30.09.1938 geborene Klägerin verlangt vollen Ersatz ihrer materiellen und immateriellen Schäden nach einem Sturz mit dem Fahrrad am 05.09.97 gegen 18.15 Uhr in G . Es handelt sich um reine Anwohnerstraßen. Die Geschwindigkeit dort ist auf 30 km/h beschränkt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat die Beklagten wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht in Anspruch genommen und behauptet, der zur Unfallzeit 5-jährige Sohn der Beklagten habe mit seinem Fahrrad - auf dem Sattel sitzend - zunächst am rechten Fahrbahnrand gestanden und sich mit einem anderen Jungen, der ebenfalls auf einem Fahrrad gesessen habe, unterhalten. Als sie - die Klägerin - an den beiden Kindern vorbeigefahren sei, sei der Sohn der Beklagten plötzlich mit einem Schlenker auf die Fahrbahn gefahren, wodurch es zu einer Kollision mit dem Fahrrad der Klägerin gekommen sei. Bei dem Sturz erlitt die Klägerin eine Trümmerfraktur des linken Oberarms, eine Kieferhöhlenwandfraktur und eine Radiusköpfchenfraktur links.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage ohne Beweisaufnahme und ohne Anhörung der Parteien im wesentlichen mit der Begründung abgewiesen, der Unfallhergang sei ungeklärt und ein Verschulden des Kindes J nicht feststellbar. Auch sei eine Aufsichtspflichtverletzung der Beklagten nicht festzustellen, da der Beklagte zu 1) sich in der Nähe der späteren Unfallstelle aufgehalten und praktisch immer ein Auge auf seinen Sohn geworfen habe. Dies sei angesichts der örtlichen Gegebenheiten und der relativ verkehrsruhigen Anwohnerstraße ausreichend gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Klägerin, die mit näheren Ausführungen weiterhin ein unfallursächliches Verhalten des Kindes und eine Aufsichtspflichtverletzung der Beklagten behauptet. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten verteidigen das angefochtene Urteil, bestreiten, daß ihr Sohn überhaupt den Unfall verursacht habe und machen darüber hinaus geltend, die Zeugin D eigens mit der Beaufsichtigung von J beauftragt zu haben. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien angehört und Beweis erhoben durch Vernehmung von fünf Zeugen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Parteianhörung und Beweisaufnahme wird auf den Vermerk des Berichterstatters zum Senatstermin vom 16.09.1999 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung der Klägerin hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen einer Haftung nach § 832 BGB sind nicht gegeben, da jedenfalls die Vermutung für eine schuldhafte Aufsichtspflichtverletzung durch die Beklagten widerlegt ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zwar spricht viel für die Richtigkeit der Unfalldarstellung der Klägerin, wonach sie deshalb gestürzt sein will, weil J plötzlich mit seinem Fahrrad in ihre Fahrspur geraten ist. Es spricht nichts dafür, daß die Klägerin diese Version etwa wahrheitswidrig erfunden und den gesamten Prozeß auf sich genommen hätte, wenn nicht das Kind der Beklagten mit seinem plötzlichen Verhalten die entscheidende Ursache für den anschließenden Sturz der Klägerin gesetzt hätte. Dafür spricht auch das weitere vorprozessuale und auch erstinstanzliche Prozeßverhalten der Beklagten sowie die unstreitige Tatsache, daß J der Klägerin Blumen ins Krankenhaus gebracht hat. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ob die Aussage des Urgroßvaters von J , des Zeugen H , der erstmals in der Berufungsinstanz als Unfallzeuge benannt worden ist, der Unfalldarstellung der Klägerin ernsthaft entgegensteht, erscheint zweifelhaft. Nach seiner Aussage soll es irgendein unfallursächliches Verhalten seines Urenkels J nicht gegeben haben. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Letztlich mag dies dahinstehen, da unter den gegebenen Umständen jedenfalls eine Aufsichtspflichtverletzung der Beklagten nicht gegeben ist. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Umfang der gebotenen Aufsicht über Minderjährige bestimmt sich nach Alter, Eigenart und Charakter, wobei sich die Grenze der erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen danach richtet, was verständige Eltern nach vernünftigen Anforderungen in der konkreten Situation tun müssen, um Schädigungen Dritter durch ihr Kind zu verhindern (st. Rspr.: vgl. etwa BGH VersR 93, 485; BGH VersR 84, 968 = NJW 84, 2574). </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten habe ihrer Aufsichtspflicht in ausreichendem Maße entsprochen, indem sie die Aufsicht über ihren fünfjährigen Sohn der Zeugin D , der Schwägerin des Beklagten übertragen haben. Dies war nach den glaubhaften Aussagen der Zeugin D und der Beklagten - wie schon in der Vergangenheit des öfteren - deshalb geschehen, weil die beklagte Ehefrau einkaufen gegangen und der beklagte Ehemann mit Arbeiten an seinem Haus beschäftigt war. Eine solche verabredete und bereits in der Vergangenheit mehrfach praktizierte Betreuung der Kinder während der Abwesenheit der Eltern führt unabhängig davon, ob vertragliche Regelungen über eine Übernahme der Aufsicht getroffen werden, zu einer Übertragung der Aufsichtspflicht (vgl. OLG Celle in VersR 69, 334; OLG Hamm in OLGR 1997, 49). Eine Pflichtverletzung der Beklagten könnte sich deshalb nur aus einem Auswahl- oder Kontrollverschulden ergeben, etwa wenn sich in der Vergangenheit gezeigt hätte, daß die Zeugin D der übernommenen Aufgabe nicht hinreichend gewachsen gewesen wäre. Hierfür aber gibt es keinerlei Anhaltspunkte, weder aus der Person der Zeugin noch aus dem Verhalten des Kindes J in der Vergangenheit.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Insbesondere mußten die Beklagten ihrem 5-jährigen Sohn auch nicht verbieten, sich mit seinem Fahrrad überhaupt im Bereich der Anwohnerstraße aufzuhalten. Es handelt sich nach den Aussagen mehrerer Zeugen und auch nach dem Eindruck der im Senatstermin in Augenschein genommenen Fotos um eine verhältnismäßig ruhige Anwohnerstraße, auf der Kinder regelmäßig spielen und sogar dort sitzen, um zu malen. Den Verkehrsteilnehmern - Anwohnern und Besuchern - ist dies bekannt; entsprechend langsam wird gefahren. Auch nach Angaben der Klägerin handelt es sich nicht etwa um eine Durchgangsstraße im Sinne einer Abkürzung oder eines Schleichweges für fremde Verkehrsteilnehmer. J konnte bereits seit zwei Jahren ohne Stützräder problemlos Fahrradfahren. Da es im Unfallbereich auch keine Bürgersteige gab, sondern nur einen schmalen optischen Randstreifen, wäre im übrigen auch ein Verstoß gegen die Pflicht zur Gehwegbenutzung nach § 2 Abs. 5 StVO nicht feststellbar (vgl. Jagusch, § 2 StVO, Rdn. 29 a). </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umständen reichten die Belehrungen der Eltern gegenüber ihrem Sohn zu vorsichtigem Verhalten im Bereich der Anwohnerstraße und die Übertragung der entsprechenden Aufsicht auf die Zeugin D aus, ohne daß es ergänzender Hinweise oder Verbote bedurft hätte. Denn ein normal entwickeltes Kind braucht gewisse Freiräume pädagogisch vertretbarer Maßnahmen, die sich aus den Erziehungszielen der §§ 1631 Abs. 1 und 1626 Abs. 2 BGB ergeben (BGH VersR 84, 968; Hamm NJW-RR 88, 798).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Kommt es dennoch im Rahmen dieser vertretbaren Freiräume zu schädigenden Ereignissen, so müssen diese von der Allgemeinheit und auch vom Geschädigten als allgemeines Lebensrisiko regelmäßig entschädigungslos hingenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den §§ 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
114,486
lsgnrw-1999-09-16-l-16-kr-4198
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 16 KR 41/98
1999-09-16T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-12T13:54:25
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0916.L16KR41.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten um die H&#246;he der Anrechnung der dem Kl&#228;ger gew&#228;hrten Berufsunf&#228;higkeitsrente auf das ihm gezahlte Krankengeld (Krg).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zahlte dem Kl&#228;ger ab dem 08.11.1995 werkt&#228;glich Krg in H&#246;he von 52,70 DM fortlaufend u.a. aufgrund &#228;rztlicher Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigung f&#252;r die Zeit vom 19.11.1996 bis 03.12.1996 durch Zahlungsanordnung bis 30.11.1996. Am 20.11.1996 erhielt die Beklagte die Mitteilung der LVA Westfalen, da&#223; dem Kl&#228;ger r&#252;ckwirkend zum 01.11.1995 Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit bewilligt worden war; die Rentenzahlung betrug ab dem 01.07.1996 1.334,53 DM monatlich abz&#252;glich eines Krankenversicherungsbeitrags in H&#246;he von 89,41 DM sowie eines Pflegeversicherungsbeitrages von 11,34 DM, so da&#223; dem Kl&#228;ger 1.233,78 DM monatlich ausgezahlt wurden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 28.11.1996 setzte die Beklagte den Zahlbetrag des Krg auf 1,37 DM ab dem 22.11.1996 herab und teilte dem Kl&#228;ger auf dessen Einwand hin mit, da&#223; das Krg um den Bruttobetrag der Berufsunf&#228;higkeitsrente zu k&#252;rzen sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 14.01.1997, bei der Beklagten am 16.01.1997 eingegangen, wandte sich der Kl&#228;ger gegen diese K&#252;rzungen und machte geltend, dieses f&#252;hre dazu, da&#223; ihm ein Betrag von 100,75 DM netto weniger zur Bestreitung seines Lebensunterhalts zur Verf&#252;gung stehe als vor Bewilligung der Berufsunf&#228;higkeitsrente. Diese Schlechterstellung rechtfertigten die gesetzlichen Bestimmungen nicht. Am 07.08.1997 legte er au&#223;erdem vorsorglich Widerspruch ein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 25.09.1997 wies die Beklagte den Widerspruch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck, weil das Krg um den Zahlbetrag der Berufsunf&#228;higkeitsrente zu k&#252;rzen sei. Aus Gr&#252;nden der Gleichbehandlung aller Rentner sei hierunter der Betrag der Bruttorente zu verstehen, weil andernfalls f&#252;r die Zeit des Krg-Bezuges ein eigener Versicherungsanteil nicht geleistet werden brauche.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 17.10.1997 vor dem Sozialgericht - SG - M&#252;nster Klage erhoben. Er sieht in der Anrechnungsweise der Beklagten einen erheblichen Eingriff in seine Besitzstandsrechte und einen Versto&#223; gegen die geltenden gesetzlichen Bestimmungen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 27.01.1998 hat das SG die Beklagte antragsgem&#228;&#223; verurteilt, Krg unter Ber&#252;cksichtigung nur der Nettoberufsunf&#228;higkeitsrente zu zahlen und die Berufung zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 06.03.1998 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 03.04.1998 Berufung eingelegt, mit der sie ihre Rechtsauffassung weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das Urteil des SG M&#252;nster vom 27.01.1998 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, die Auffassung der Beklagten versto&#223;e gegen den Normzweck der gesetzlichen Regelung des &#167; 50 Abs. 2 SGB V.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie der beigezogenen Verwaltungsakte der Beklagten Bezug genommen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die kraft Zulassung statthafte und auch ansonsten zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das SG hat die Beklagte zu Recht verurteilt, dem Kl&#228;ger Krg nur unter K&#252;rzung um die Netto-Berufsunf&#228;higkeitsrente, also ohne Anrechnung der Beitr&#228;ge zur Krankenversicherung und Pflegeversicherung der Rentner zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 50 Abs. 2 Nr. 2 SGB V wird das Krg um den Zahlbetrag der Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit oder der Teilrente wegen Alters aus der gesetzlichen Rentenversicherung gek&#252;rzt, wenn die Leistung von einem Zeitpunkt nach dem Beginn der Arbeitsunf&#228;higkeit oder der station&#228;ren Behandlung an zuerkannt wird. Weder Wortlaut noch Entstehungsgeschichte noch Sinn und Zweck dieser Bestimmung sprechen f&#252;r die von der Beklagten vorgenommenen Auslegung i.S. einer K&#252;rzung des Krg in H&#246;he der Bruttorente, also einschlie&#223;lich der Beitragsanteile zur Kranken- und Pflegeversicherung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach dem eindeutigen Wortlaut des &#167; 50 Abs. 2 Nr. 2 SGB V ist das Krg. lediglich um den "Zahlbetrag" der entsprechenden Rente zu k&#252;rzen. Die zus&#228;tzliche Verwendung dieses Begriffs w&#228;re aber unverst&#228;ndlich und &#252;berfl&#252;ssig wenn tats&#228;chlich die gesamte Rente einschlie&#223;lich entsprechender Versicherungsanteile zur Anrechnung kommen sollte. Der Zusatz erh&#228;lt daher nur einen Sinn, wenn lediglich die dem Versicherten tats&#228;chlich zuflie&#223;ende Leistung bei der K&#252;rzung zu ber&#252;cksichtigen ist (vgl. Krauskopf, Kommentar zur Krankenversicherung und Pflegeversicherung, Rdn. 29 zu &#167; 50 SGB V; Hauck/Haines, Kommentar zum SGB V, Rdn. 74 zu &#167; 50; im Ergebnis ebenso Kummer in Schulin, Handbuch des Sozialversicherungsrechts, &#167; 23 Rdn. 188).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diese Interpretation entspricht auch der Entstehungsgeschichte der Regelung in &#167; 50 Abs. 2 Nr. 2 SGB V. Schon die vor Inkrafttreten des SGB V ma&#223;gebliche Bestimmung des &#167; 183 Abs. 1 RVO enthielt die Regelung, da&#223; das Krg, wenn dem Versicherten w&#228;hrend des Bezuges von Krg Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit oder Bergmannsrente nach &#167; 45 Abs. 1 Nr. 1 des Reichsknappschaftsgesetzes von einem Tr&#228;ger der Rentenversicherung zugebilligt wurde, um den Betrag der f&#252;r den gleichen Zeitraum gew&#228;hrten Rente gek&#252;rzt wurde. Unter dem Begriff "gew&#228;hrter Rente" wurde auch schon fr&#252;her die effektiv gezahlte Rente verstanden (vgl. Peters, Handbuch der Krankenversicherung, 18. Aufl., 17/368). Durch die zum 01.01.1989 in Kraft getretene Regelung des &#167; 50 Abs. 2 SGB V sollte insoweit keine &#196;nderung erfolgen (BT-Drucks. 11/2237, S. 181 f.). Da zudem ausdr&#252;cklich in die Neuregelung der Begriff "Zahl betrag" aufgenommen worden ist, kann dies nur dahin verstanden werden, da&#223; die K&#252;rzungen lediglich den tats&#228;chlich, effektiv an den Versicherten ausgezahlten Rentenbetrag erfassen und diesem ein ungeschm&#228;lerter Betrag in H&#246;he der bisher bezogenen Leistungen erhalten bleiben sollte (so auch Wagner, Gemeinschaftskommentar zum SGB, Rdn. 43 zu &#167; 50 SGB V).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch Sinn und Zweck der Bestimmung des &#167; 50 Abs. 2 Nr. 2 SGB V sprechen f&#252;r dieses Ergebnis. Durch diese Vorschrift soll die Gew&#228;hrung von Doppelleistungen vermieden werden (vgl. Krauskopf a.a.O. Rdn. 4 zu &#167; 50 SGB V; so auch schon zur Vorg&#228;ngervorschrift BSG SozR &#167; 183 RVO Nr. 67; SozR 2200 &#167; 183 Nr. 40 S. 110). Die Anrechnung der Bruttorente h&#228;tte aber nicht nur die Vermeidung des Bezugs von Doppelleistungen mit Lohnersatzcharakter zur Folge, sondern f&#252;hrte dar&#252;ber hinaus zu einer Verringerung des dem Versicherten gew&#228;hrten Zahlbetrages. Eine solche gesetzgeberische Intention ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die gegenteilige Auslegung dieser Vorschrift (vgl. dazu Lekon, Die Leistungen, 1991, 121, 130) gebietet auch nicht die Gleichbehandlung der Bezieher von Renten wegen Berufsunf&#228;higkeit. Pr&#252;fungsma&#223;stab kann insoweit allein Art. 3 Abs. 1 GG sein, der es dem Gesetzgeber verbietet, Gruppen von Normadressaten unterschiedlich zu behandeln, obwohl zwischen ihnen keine Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, da&#223; sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen (BVerfGE 55, 72, 88). Die Anwendung des Gleichheitsgrundsatzes verlangt den Vergleich von Lebenssachverhalten, die einander nie in allen, sondern stets nur in einzelnen Merkmalen gleichen, wobei es grunds&#228;tzlich Sache des Gesetzgebers ist, zu entscheiden, welche von diesen Merkmalen er als ma&#223;gebend f&#252;r eine Gleich- oder Ungleichbehandlung ansieht (vgl. BVerfGE 83, 395, 410; 87, 1, 36). Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze ist der Gesetzgeber aber nicht gehalten gewesen, bei der Gruppe der Krg-Bezieher, denen nachtr&#228;glich Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit zuerkannt wird, im Hinblick auf die Gruppe der Bezieher von Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit, die nicht in einem solchen Leistungsbezug stehen, den tats&#228;chlichen Auszahlungsbetrag zus&#228;tzlich um die Versicherungsbeitragsanteile der Rentenleistung zu k&#252;rzen. Abgesehen davon, da&#223; diese Beitr&#228;ge von der Rente auch bei ersteren Beziehern einbehalten werden, ergibt sich dies daraus, da&#223; der Anspruch auf Krg ohnehin befristet ist und der Versicherte darauf vertrauen kann, da&#223; das Krg f&#252;r die Anspruchsdauer unter Zusammenrechnung mit der sp&#228;ter gew&#228;hrten weiteren Lohnersatzleistung in der Summe gleich bleibt. Andernfalls h&#228;tte es der Versicherte auch in der Hand, seinen Leistungsanspruch zu manipulieren, indem er den Antrag auf Bewilligung der Rente erst mit Wirkung f&#252;r das Erl&#246;schen des Krg-Bezuges stellen w&#252;rde. Daher ist die von der Beklagten vorgenommene K&#252;rzung um die Bruttorente weder sachlich geboten noch bedeutet die Nichtber&#252;cksichtigung der Versicherungsanteile eine willk&#252;rliche Schlechterstellung der sonstigen Bezieher von Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da der angefochtene Bescheid der Beklagten daher schon aus diesem Grunde auf den Antrag des Kl&#228;gers abzu&#228;ndern war, kann es dahinstehen, ob die Beklagte - jedenfalls f&#252;r die Zeit der Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigung bis zum 03.12.1996 bzw. die Zahlungsanordnung bis zum 30.11.1996 - die K&#252;rzung ohnehin nur durch f&#246;rmlichen Aufhebungsbescheid (&#167; 48 SGB X) h&#228;tte vornehmen d&#252;rfen (vgl. dazu BSG SozR 2200 &#167; 182 Nr. 103).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung mu&#223;te daher mit der auf &#167; 193 SGG beruhenden Kostenentscheidung zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat der Frage der Auslegung des &#167; 50 Abs. 2 Nr. 2 SGG grunds&#228;tzliche Bedeutung beigemessen und daher die Revision gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG zugelassen.</p>
114,487
lg-dortmund-1999-09-15-6-o-21999
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 219/99
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-01-18T16:07:09
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1999:0915.6O219.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin begehrt von den Beklagten Schadensersatz</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in Höhe von 192.160,45 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist Eigentümerin des Grundstücks </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Q-straße 35 a in V, eingetragen im Grundbuch von</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">V, G1. Dieses Grundstück</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ist ein Hinterliegergrundstück und hat keine eigene</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Verbindung zur Straße. Der Weg zur Straße sowie die</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Frisch- und Abwasserleitungen verlaufen vielmehr über</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">das Grundstück der Beklagten, Q-Straße 35, Flur ##,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Flurstück ###, welches die Klägerin den Beklagten mit</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">notariellem Kaufvertrag vom 06.03.1992 verkauft hatte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Vereinbarung wegen eines Wegerechts in Form einer</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dienstbarkeit wurde zwischen den Parteien nicht ge-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">troffen. lm Kaufvertrag wurde die Eintragung in das</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Baulastverzeichnis zitiert und in § 3 heißt es unter</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">anderem: "Die aus dem Baulastverzeichnis hervorgehende</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Belastung wird jedoch zur Duldung von den Käufern über-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">nommen . "</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1992 beabsichtigte die Klägerin, das Einfamilienhaus</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">auf dem Grundstück Q-Straße 35a aufzustocken und</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">vier Mietwohnungen zu errichten. Im Oktober 1992</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">forderte die Klägerin die Beklagten auf, aufgrund des</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vertrages eine Grunddienstbarkeit eintragen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten teilten am 06.01.1993 mit, dass sie keine</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Grunddienstbarkeit wünschten, wohl aber zu einer</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">schuldrechtlichen Vereinbarung wegen der gewünschten</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nutzungseinräumung gegen Kostenbeteiligung von 2/3</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">bereit: seien. Die Klägerin verlangte im April 1993 die</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Unterzeichnung der vom Notar entworfenen schuldrecht-</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">lichen Dienstbarkeit durch die Beklagten. Aufgrund der</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Bauarbeiten, die die Klägerin auf dem Hinterlieger-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">grundstück ausführen ließ, kam es in der Folgezeit zu</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Streitigkeiten. Die Beklagten, untersagten der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">daraufhin im Juni 1993 die Benutzung der Zufahrt für</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Baufahrzeuge. Es kam zu einem Verfahren vor dem Amts-</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">gericht Unna (3 bC 27/93), in welchem die Parteien am</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">18.06.1993 eine vorläufige Einigung über die Ausführung</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">der Bauarbeiten erzielten und die Klägerin versprach,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">den früheren Zustand der Zuwegung auf ihre Kosten</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">wiederherzustellen, falls dieser durch Baufahrzeuge</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">beschädigt werde. Das Amtsgericht Unna ging von einem</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Notwegerecht zugunsten der Klägerin aus.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 12.08.1993 an die Bevollmächtigten</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">der Klägerin forderten die Prozeßbevollmächtigten der</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Beklagten, die Klägerin solle nicht einseitig Ansprüche</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">reklamieren, andererseits aber selbst bestehende Ver-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">pflichtungen nicht erfüllen. Sie schlugen vor, eine</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">einvernehmliche Regelung über sämtliche Punkte, über</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die zur Zeit Streit bestehe, herbeizuführen, weil die</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Frage der schuldrechtlichen Dienstbarkeit nicht losge-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">löst werden könne. Mit Schreiben vom 25.08.1993</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">forderten sie für die Beklagten Abhilfe wegen der von</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">den Baufahrzeugen angerichteten Schäden. Mit Schreiben</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">vom 26.09.1993 forderten die Bevollmächtigten der</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Klägerin die Beklagten auf, vorab die schuldrechtliche</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dienstbarkeit abzugeben und zur Verfügung zu stellen,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">sodann könne alles andere erörtert werden, und drohten</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Klageerhebung an. Mit Schreiben vom 11.10.1993 er-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">klärten die Prozessbevollmächtigten der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">hierauf, dass diese keine Geschenke an die Klägerin zu</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">verteilen hätten und sie die von der Klägerin unter-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">schriebene Erklärung über die schuldrechtliche Dienst-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">barkeit vom 14.04.1993 nicht separat unterschreiben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">würden, insbesondere wegen der Verhältnisse, die sich</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">in der Zwischenzeit geändert hätten, und forderten</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Klärung verschiedener Fragen, bevor eine gemeinsame Be-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">sprechung zwecks Vereinbarung stattfinden könne. Auf</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">dieses Schreiben antworteten die Bevollmächtigten der</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Klägerin mit Schreiben vom 25.03.1994, dessen Beant-</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">wortung hätte aufgeschoben werden müssen, da sich die</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Fertigstellung des Bauvorhabens der Klägerin zeitlich</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">erheblich verschoben habe. Sie baten um einen Be-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">sprechungstermin zur Regelung der Angelegenheit. Diese</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Besprechung fand am 14.04.1994 im Büro der Prozessbe-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">vollmächtigten der Beklagten statt. Hierauf schrieben</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">die Bevollmächtigten der Klägerin am 21.04.1994, dass</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">der Beklagte zu 1.) nunmehr die Wasserleitung zum Hause</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">der Klägerin abgesperrt habe, was sie allerdings nicht</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">weiter vertiefen wollten, um den Streit nicht zu ver-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">schärfen. Bezüglich des Wegerechtes erklärten sie die</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Bereitschaft der Klägerin, für jede der vier Eigentums-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">wohnungen für die Benutzung und Unterhaltung der Zu-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">wegung ein Entgelt von 60,00 DM pro Monat zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">vorausgesetzt, es werde auch Einvernehmen bezüglich der</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Verlegung der Wasserleitung erzielt. Mit Schreiben vom</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">29.04.1994 nahmen die Prozessbevollmächtigten der Be-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">klagten auf die Besprechung Bezug und gaben die Vor-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">stellungen der Beklagten zur Einigung in sechs Punkten</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">bekannt.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 24.05.1994 erklärte die Klägerin den</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Beklagten, dass sie bereit sei, den Verkauf an diese</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">rückabzuwickeln einschließlich angefallener Kosten ab-</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">züglich gezogener Nutzungen, und bat darum, deren</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Forderungen bekannt zu geben. Daraufhin bezifferten die</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Beklagten mit Schreiben vom 31.05.1994 ihre Kosten auf</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">666.604,10 DM und erklärten, gegen Zahlung von</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">650.000,00 DM zurückzuverkaufen. Per Fax vom 13.06.1994</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">forderte die Klägerin Nachweis der Kosten und der Ab-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">rechnung und Vorlage von Unterlagen, Mietverträge</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">u.s.w.. Mit Schreiben vom 15.07.1994 teilten die</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Prozessbevollmächtigten der Beklagten den Bevoll-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">mächtigten der Klägerin mit, dass die Beklagten die ge-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">forderten Unterlagen der Klägerin unmittelbar zugesandt</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">bzw. zur Verfügung gestellt hätten, und setzten Frist</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">zur Erklärung zum Vergleichsangebot. Gleiches geschah</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">mit Schreiben vom 07.09.1994, 28.11.1994 und</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">06.01.1995, ohne dass eine Antwort erteilt wurde.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Nach Anwaltswechsel forderten die Prozessbevoll-</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">mächtigten der Klägerin mit Schreiben vom 09.05.1997</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">die Einräumung eines Notwegerechtes und drohten Klage</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">an. Die Prozessbevollmächtigten der Beklagten teilten</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">mit Schreiben vom 13.05.1997 mit, dass eine Einigung</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">über sämtliche Punkte erforderlich sei. Daraufhin erhob</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">die Klägerin mit Schriftsatz vom 27.08.1997 gegen die</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Beklagten Klage vor dem Landgericht Dortmund, die Be-</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">klagten zur Duldung zu verurteilen, dass die Klägerin</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">eine Frischwasser- und eine Abwasserleitung verlege und</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">unterhalte sowie die Bewohner ihres Grundstücks die Zu-</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">wegung betreten und überqueren dürften und mit Fahr-</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">zeugen benutzen dürften. In diesem Verfahren schlossen</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">die Parteien am 11.02.1998 einen Vergleich auf Wider-</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">ruf. Die Beklagten widerriefen mit Schriftsatz vom</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">19.02.1999 und unterbreiteten der Klägerin gleichzeitig</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">einen geänderten Vergleichsvorschlag (6 0 460/97).</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit verkauften die Beklagten ihr Grund-</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">stück an die Eheleute Y, die mit der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">am 21.07.1998 eine notarielle Vereinbarung über die</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Einräumung eines Wegerechtes und Leitungsrechtes gegen</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Entgelt trafen und das Wegerecht dinglich im Grundbuch</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">absichern ließen. Der Rechtsstreit wurde daraufhin</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">übereinstimmend für erledigt erklärt. Durch Beschluß</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">vom 28.12.1998 wurde über die Kosten des Rechtsstreits</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">entschieden. In dem Beschluss ging die Kammer von einem</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Notwegerecht zugunsten der Klägerin und einem Zurückbe-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">haltungsrecht der Beklagten aus, weshalb es die Kosten</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">im Verhältnis von 55 % zu Lasten der Klägerin und 45 %</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">zu Lasten der Beklagten verteilte.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 24.02.1999 forderte die Klägerin</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz von den Beklagten in der jetzt geltend</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">gemachten Höhe und setzte Frist bis zum 10.03.1999.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin begehrt für den Zeitraum vom 01.04.1994</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">bis zum 30.04.1998 Erstattung entgangener Mieteinnahmen</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">von den Beklagten. Sie behauptet, ihr seien Mietein-</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">nahmeverluste in Höhe von 204.430,45 DM (netto Kalt-</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">mieten) aufgrund des Verhaltens der Beklagten ent-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">standen. Die Beklagten hätten sich beharrlich ge-</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">weigert, die Klägerin bzw. ihre Mieter auf das hinter-</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">liegende Grundstück zu lassen, und die Wasserversorgung</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">für das hinterliegende Grundstück über einen im Haus</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">der Beklagten befindlichen Regulator abgestellt. Sie</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">habe im März 1994 auf ihrem Grundstück vier Wohnungen</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">errichtet, welche bereits im Februar/März 1994 zur Ver-</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">mietung angeboten worden seien. Es hätten sich als</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Interessentin vor allem auch das Immobilienbüro</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">I aus V mit Schreiben vom. 12.03.1994 ge-</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">meldet. Sämtliche Wohnungen wären im April 1994 ver-</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">mietet worden, hätten nicht die Beklagten Ende März</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">1994 die Wasserzufuhr zu ihrem Grundstück gesperrt. Die</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Wasserzufuhr hätten sie gesperrt, als sie bemerkt</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">hätten, dass die ersten Mieter mit der Inneneinrichtung</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">des vollständig erstellten Hauses begannen, so dass die</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Eheleute F der Klägerin am 27.03.1994 mitgeteilt</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">hätten, die Wohnung wegen der fehlenden Wasserzufuhr</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">nicht mieten zu können. Sie versuche seit April 1994</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">vergeblich, das Gebäude Q-Straße 35a nutzbar zu.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">machen. Nicht nur die Eheleute F, sondern auch die</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Familie L hätten den Mietvertrag wegen der</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">fehlenden Wasserzufuhr nicht unterzeichnet. Die Wasser-</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">leitung sei nicht eingefroren, sondern von den Be-</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">klagten gesperrt worden. Rechtsanwalt X habe</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Rechtsanwalt D telefonisch zugesagt, auf den Be-</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">klagten zu 1.) einzuwirken, und dafür Sorge zu tragen,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">dass die Wasserzufuhr wieder freigegeben werde. Die Be-</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">klagten hätten jegliche Einigung über den Notweg und</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">die Notwegrente abgelehnt, weil sie hieran nicht</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">interessiert gewesen seien, so dass es nicht zu einer</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Vereinbarung gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Es seien die Beklagten gewesen, die den Vorschlag</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">unterbreiteten, den Kaufvertrag rückabzuwickeln, wes-</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">halb sie - die Klägerin - das Schreiben vom 24.05.1994</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">an die Beklagten, habe richten lassen. Deren Forderung</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">sei jedoch mit 170 .000,00 DM über dem Kaufpreis über-</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">höht gewesen. Unterlagen habe sie niemals erhalten,</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">weshalb keine Einigung über den Rückkauf erfolgt sei.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Es treffe nicht zu, dass sie drei Jahre nichts unter-</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">nommen habe. Die Beklagten hätten im Verfahren 7 O</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">17/95 LG Münster unhaltbare Forderungen gestellt. Sie</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">habe versucht, das Grundstück anderweitig zu er-</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">schließen, was die Beklagten durch Nachbarwiderspruch</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">verhindert hätten, wie die Ordnungsverfügung der Stadt</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Unna vom 29.09.1997 zeige. Auch hiergegen hätten die</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Beklagten Widerspruch eingelegt, über welchen wegen des</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Verkaufs der Beklagten nicht mehr entschieden worden</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">sei.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Sie hätte für die Wohnung Nr.1 1.192,00 DM (91,69 m2), </p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">für die Wohnung Nr.2 1.317,55 DM (101,35 m2), für die</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Wohnung Nr. 3 937,70 DM (72,13 rm2) und für die Wohnung</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Nr. 4 724, 8O DM (55,76 m2) an Kaltmiete erzielt, so</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">dass der entgangene Mietzinsgewinn monatlich</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">4.172,00 DM, jährlich 50.064,00 DM ergeben hätte. Der</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Mieteinnahmeverlust für die Zeit vom 01.04.1994 bis</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">30.04.1998 betrage daher 204.430,45 DM. Hiervon sei ein</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Betrag von 12.250,00 DM abzuziehen, der den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">als angemessene Notwegerente für die Erhaltung des</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Weges sowie die Benutzung durch die Mieter zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">sei.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">an sie 192.180,45 DM nebst 7,25 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">11.03.1999 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten, beantragen,</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Sie bestreiten, die Wasserzufuhr zum Haus gesperrt zu</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">haben, und behaupten, dass diese im Winter zugefroren</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">sei und die Wasseruhr geplatzt sei, weshalb die</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Gelsenwasser die Wasseruhr abmontiert und die Leitung</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">totgelegt habe. Sie hätte wegen der Kosten, die sie für</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">die Neuinstallation einer Wasseruhr hätten tragen</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">müssen, eine neue Wasseruhr abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Die Wohnungen der Klägerin seien unvermietbar gewesen</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">und stünden noch heute leer. Die Klägerin habe im Jahre</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">1995/1996 notwendige Reparaturen unterlassen, weshalb</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">ein Einbruchsversuch erfolgt sei und der Schaden bis</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">heute nicht repariert sei, vielmehr die Ausgangstür nur</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">mit Brettern zugenagelt sei.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin treffe ein hundertprozentiges Mitver-</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">schulden, weil sie beim Verkauf des Grundstücks an die</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Beklagten gewußt habe, dass die Überfahrt über das von</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">ihnen gekaufte Grundstück nötig war. Die Klägerin habe</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">ca. drei Wochen vor dem Vertragsschluß erklärt, ihr</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">Haus würde ohne Veränderungen verkauft oder vermietet.</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Daraufhin habe der Beklagte zu 1. ) ihr erklärt, dass er</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">gegen die Überfahrt eines neuen Eigentümers nichts ein-</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">zuwenden hätte. Die Klägerin habe damals allerdings be-</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">reits gewußt, dass sie ihr Gebäude aufstocken wolle,</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">denn sie habe bereits einen Bauantrag gestellt. Die</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">Wohnungen sollten als Eigentumswohnungen verkauft</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">werden, wie sich aus dem Schreiben ihres damaligen Be-</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">vollmächtigten vom 21.04.1994 ergebe.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit sei die Klägerin völlig untätig ge~</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">blieben, was eine Verletzung ihrer Schadensminderungs-</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">pflicht darstelle. Zumindest hätte die Klägerin aus der</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">zu ihren Gunsten eingetragenen Baulast vorgehen können</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">und müssen.</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Es treffe auch nicht zu, dass sich die Beklagten ge-</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">weigert hätten, an einer Lösung mitzuwirken. Hierzu</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">seien sie immer bereit gewesen. Sie seien allerdings</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">berechtigt gewesen, sich nicht den einseitigen</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Forderungen der Klägerin zu beugen, sondern auf eine</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">Gesamtlösung zu dringen. Diese hätten sie, wie sich aus</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">dem vorgerichtlichen Schriftverkehr ergebe, immer ange-</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">boten, ohne dass die Klägerin hierauf eingegangen wäre.</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Vielmehr habe sie monatelang geschwiegen und dann</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">schließlich nach der Besprechung vom 14.04.1994 das</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">Grundstück zurückkaufen wollen. Ihr Angebot, zum Preis</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">von 650.000,00 DM das Grundstück zurückzuverkaufen, sei</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">annehmbar gewesen, weil sie es später im Jahre 1998 zu</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">diesem Preis verkauft hätten. Aus den Unterlagen ergebe</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">sich, dass die Klägerin das Verfahren und eine Einigung</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">mutwillig verzögert habe.</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">Im übrigen habe auch nur eine Verpflichtung der Be-</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">klagten, wenn überhaupt, Zug um Zug gegen Zahlung einer</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">Notwegrente bestanden. Hierzu sei die Klägerin nicht</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">bereit gewesen, weshalb ein Schadensersatzanspruch aus-</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">scheide.</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die zwischen</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">den Parteien gewechselten Schriftsätze sowie auf die zu</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">den Akten gereichten Urkunden und die zu Informations-</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">zwecken beigezogenen Akten 6 0 460/97 LG Dortmund und</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">3 bC 27/93 AG Unna Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgründe</u></p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begründet.</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat einen Schadensersatzanspruch gegen die</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">Beklagten, weder dem Grunde noch der Höhe nach schlüssig</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">dargetan.</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Ersatz entgangener Mieteinnahmen hätte</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">der Klägerin aus § 286 BQB gegen die Beklagten zustehen</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">können. Voraussetzung wäre gewesen, dass die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">mit der Erfüllung einer Verpflichtung aus einem ver-</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">traglichen oder aus einem gesetzlichen Schuldverhältnis</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">der Klägerin gegenüber in Schuldnerverzug waren.</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung wäre also gewesen, dass die Beklagten der</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">Klägerin die Gewährung einer Zuwegung und einer neuen</p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks">Wasserleitung für ihr Hinterliegergrundstück geschuldet</p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks">hätten.</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks">Aus dem notariellen Kaufvertrag ergab sich der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks">gegenüber keine Verpflichtung, die Zuwegung zu dulden</p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks">und ihr zu gestatten, eine neue Frischwasser- und Ab-</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks">Wasserleitung unterhalb dieser Zuwegung zu verlegen.</p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks">Im notariellen Kaufvertrag sind unter Belastungen die</p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks">im Grundbuch unter Abteilung II und Abteilung III ein-</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">getragenen Belastungen sowie die im Baulastverzeichnis</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks">eingetragene Verpflichtung gegenüber den jeweiligen</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">Eigentümern und Nutznießern der Grundstücke der</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">Klägerin bestehende Verpflichtung erwähnt, eine näher</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">gekennzeichnete Grundstücksfläche von jeglicher Be-</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks">bauung freizuhalten und als Zuwegung und zur Verlegung</p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">und Unterhaltung der Abwasserleitung und der erforder-</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">lichen Kontrollschächte zur Verfügung zu stellen. Auf-</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">grund der in § 3 Abs. 2 Satz 2 des Kaufvertrages ge-</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">troffenen Regelung, wonach die aus dem Baulastver-</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">zeichnis hervorgehende Belastung zur Duldung von den</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">Käufern Übernommen werde, ergab sich keine privat-</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">rechtliche Verpflichtung der Beklagten der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks">gegenüber.</p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">Eine Baulast ist eine öffentlich-rechtliche Ver-</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">pflichtung des Baulastverpflichteten, die von der Bau-</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks">aufsichtsbehörde mit hoheitlichen Mitteln durchgesetzt</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">werden kann. Aufgrund der Baulast und der Übernahme der</p> <span class="absatzRechts">312</span><p class="absatzLinks">Baulast durch die Beklagten entstand für die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">313</span><p class="absatzLinks">keine Pflicht zur Duldung der baulastkonformen Nutzung</p> <span class="absatzRechts">314</span><p class="absatzLinks">(BGHZ 88, 97; 94, 160). Zwar hätte es der ausdrück-</p> <span class="absatzRechts">315</span><p class="absatzLinks">lichen Übernahme der Baulast durch die Beklagten nicht</p> <span class="absatzRechts">316</span><p class="absatzLinks">bedurft und diese Belastung auch bestanden, wenn sie</p> <span class="absatzRechts">317</span><p class="absatzLinks">diese nicht gekannt hätten; aus der in § 3 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">318</span><p class="absatzLinks">Satz 2 erklärten Übernahme ergibt sich jedoch nicht,</p> <span class="absatzRechts">319</span><p class="absatzLinks">dass die Beklagten mehr übernehmen wollten als sie</p> <span class="absatzRechts">320</span><p class="absatzLinks">öffentlich-rechtlich mussten; insbesondere nicht, dass</p> <span class="absatzRechts">321</span><p class="absatzLinks">sie darüber hinaus der Klägerin gegenüber eine zivil-</p> <span class="absatzRechts">322</span><p class="absatzLinks">rechtliche Verpflichtung übernehmen wollten. Da der</p> <span class="absatzRechts">323</span><p class="absatzLinks">Vertrag vom Notar beurkundet wurde, ist davon auszu-</p> <span class="absatzRechts">324</span><p class="absatzLinks">gehen, dass dieser bei Übernahme einer auch privat-</p> <span class="absatzRechts">325</span><p class="absatzLinks">rechtlichen Nutzungsverpflichtung eine Absicherung</p> <span class="absatzRechts">326</span><p class="absatzLinks">durch die Eintragung einer Grunddienstbarkeit vorge-</p> <span class="absatzRechts">327</span><p class="absatzLinks">nommen hätte. Aus der weiteren Regelung in § 3 Abs. 3</p> <span class="absatzRechts">328</span><p class="absatzLinks">des Kaufvertrages, wonach andere als die erwähnten, im</p> <span class="absatzRechts">329</span><p class="absatzLinks">Grundbuch und im Baulastverzeichnis eingetragenen Be-</p> <span class="absatzRechts">330</span><p class="absatzLinks">lastungen nicht übernommen werden, ergibt sich, dass</p> <span class="absatzRechts">331</span><p class="absatzLinks">eine zivilrechtliche Absicherung der übernommenen Bau-</p> <span class="absatzRechts">332</span><p class="absatzLinks">last von den Parteien nicht gewollt war.</p> <span class="absatzRechts">333</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl ergab sich eine Verpflichtung der Beklagten,</p> <span class="absatzRechts">334</span><p class="absatzLinks">der Klägerin einen Notweg sowie ein Leitungsrecht zu</p> <span class="absatzRechts">335</span><p class="absatzLinks">gewähren, aus §§ 918 Abs. 2, 917 BGB. § 918 Abs. 2 BGB</p> <span class="absatzRechts">336</span><p class="absatzLinks">begründet eine Pflicht zur Einräumung eines Notwegs und</p> <span class="absatzRechts">337</span><p class="absatzLinks">Notleitungsrechts, wenn Grundstücke ursprünglich im</p> <span class="absatzRechts">338</span><p class="absatzLinks">selben Eigentum standen, wie dies hier der Fall war.</p> <span class="absatzRechts">339</span><p class="absatzLinks">Dass sich die Beklagten als Schuldner mit der Erfüllung</p> <span class="absatzRechts">340</span><p class="absatzLinks">ihrer Verpflichtung zur Gewährung des Notwegs und der</p> <span class="absatzRechts">341</span><p class="absatzLinks">Notleitung in Verzug befanden, hat die Klägerin nicht</p> <span class="absatzRechts">342</span><p class="absatzLinks">in ausreichendem Maße substantiiert dargetan. Eine Ver-</p> <span class="absatzRechts">343</span><p class="absatzLinks">letzung ihrer Pflichten hätte es dargestellt, wenn die</p> <span class="absatzRechts">344</span><p class="absatzLinks">Beklagten die Wasserleitung gesperrt hätten; ob dies</p> <span class="absatzRechts">345</span><p class="absatzLinks">der Fall war, braucht nicht aufgeklärt zu werden. Denn</p> <span class="absatzRechts">346</span><p class="absatzLinks">eine Aufforderung der Klägerin an die Beklagten, die</p> <span class="absatzRechts">347</span><p class="absatzLinks">Wasserzufuhr wiederherzustellen, ist nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">348</span><p class="absatzLinks">Insbesondere das Schreiben der Bevollmächtigten der</p> <span class="absatzRechts">349</span><p class="absatzLinks">Klägerin vom 21.04.1994 enthält nicht einmal eine Auf-</p> <span class="absatzRechts">350</span><p class="absatzLinks">forderung zur Öffnung der angeblich abgesperrten</p> <span class="absatzRechts">351</span><p class="absatzLinks">Wasserleitung, so dass insoweit ein Verzug der Be-</p> <span class="absatzRechts">352</span><p class="absatzLinks">klagten nicht ersichtlich ist. Was die Zuwegung be-</p> <span class="absatzRechts">353</span><p class="absatzLinks">trifft, kann das Schreiben der Bevollmächtigten der</p> <span class="absatzRechts">354</span><p class="absatzLinks">Klägerin vom 11.04.1994 mit der Aufforderung, das Tor</p> <span class="absatzRechts">355</span><p class="absatzLinks">unverzüglich zu öffnen, als Gewährung der Zuwegung an-</p> <span class="absatzRechts">356</span><p class="absatzLinks">gesehen werden. Eine Verweigerung der Erfüllung ihrer</p> <span class="absatzRechts">357</span><p class="absatzLinks">Verpflichtungen insoweit liegt nicht vor. Der Vortrag</p> <span class="absatzRechts">358</span><p class="absatzLinks">der Klägerin hierzu ist weitgehend unsubstantiiert.</p> <span class="absatzRechts">359</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem von den. Beklagten vorgelegten un-</p> <span class="absatzRechts">360</span><p class="absatzLinks">streitigen Schriftverkehr der Parteien ergibt, haben</p> <span class="absatzRechts">361</span><p class="absatzLinks">die Beklagten bereits im Jahre 1993 den Abschluss eines</p> <span class="absatzRechts">362</span><p class="absatzLinks">schuldrechtlichen Vertrages zur gewünschten Nutzung an-</p> <span class="absatzRechts">363</span><p class="absatzLinks">geboten, allerdings gegen die Zahlung eines Entgeltes,</p> <span class="absatzRechts">364</span><p class="absatzLinks">welches ihnen gemäß § 917 Abs. 2 BGB für das Notweg-</p> <span class="absatzRechts">365</span><p class="absatzLinks">und Notleitungsrecht zustand. Dies zeigen die Schreiben</p> <span class="absatzRechts">366</span><p class="absatzLinks">der Beklagten vom 06.01.1993, wonach sie eine schuld-</p> <span class="absatzRechts">367</span><p class="absatzLinks">rechtliche Vereinbarung zur gewünschten Nutzungsein-</p> <span class="absatzRechts">368</span><p class="absatzLinks">räumung gegen Kostenbeteiligung vorschlugen. Hieraus</p> <span class="absatzRechts">369</span><p class="absatzLinks">ergibt sich, dass die Beklagten bereits damals ein Zu-</p> <span class="absatzRechts">370</span><p class="absatzLinks">rückbehaltungsrecht, welches ihnen aufgrund ihres An-</p> <span class="absatzRechts">371</span><p class="absatzLinks">spruchs auf Zahlung einer Notwegerente zustand, geltend</p> <span class="absatzRechts">372</span><p class="absatzLinks">machten, wenn dies auch nicht ausdrücklich erklärt</p> <span class="absatzRechts">373</span><p class="absatzLinks">wurde. Dass die Beklagten insoweit ein Zurückbe-</p> <span class="absatzRechts">374</span><p class="absatzLinks">haltungsrecht geltend machten, ergibt sich auch aus</p> <span class="absatzRechts">375</span><p class="absatzLinks">ihrem Schreiben vom 12.08.1993 an die Bevollmächtigten</p> <span class="absatzRechts">376</span><p class="absatzLinks">der Klägerin. Wenn die Beklagten hierin ausführen, dass</p> <span class="absatzRechts">377</span><p class="absatzLinks">die Klägerin nicht einseitig Ansprüche geltend machen</p> <span class="absatzRechts">378</span><p class="absatzLinks">könne, andererseits bestehende Verpflichtungen nicht</p> <span class="absatzRechts">379</span><p class="absatzLinks">erfülle, so zeigt dies, dass sie das ihnen zustehende</p> <span class="absatzRechts">380</span><p class="absatzLinks">Zurückbehaltungsrecht bereits damals geltend machten.</p> <span class="absatzRechts">381</span><p class="absatzLinks">Gleiches ergibt sich aus ihrem Schreiben vom 11.10.1993</p> <span class="absatzRechts">382</span><p class="absatzLinks">an die Klägerin. Ihre Ausführungen, keine Geschenke an</p> <span class="absatzRechts">383</span><p class="absatzLinks">die Klägerin zu machen, und verschiedene andere Fragen,</p> <span class="absatzRechts">384</span><p class="absatzLinks">die im Zuge der Baumaßnahmen entstanden waren, zu</p> <span class="absatzRechts">385</span><p class="absatzLinks">klären, und dann eine Vereinbarung in einer gemeinsamen</p> <span class="absatzRechts">386</span><p class="absatzLinks">Besprechung zu treffen, zeigt, dass sie die ihnen zu-</p> <span class="absatzRechts">387</span><p class="absatzLinks">stehenden Gegenrechte geltend machten. Eine Auf-</p> <span class="absatzRechts">388</span><p class="absatzLinks">forderung der Klägerin gegenüber den Beklagten nach</p> <span class="absatzRechts">389</span><p class="absatzLinks">diesem Schreiben und ein tatsächliches Angebot ihrer-</p> <span class="absatzRechts">390</span><p class="absatzLinks">seits, die geforderte Notwegrente zu zahlen und die</p> <span class="absatzRechts">391</span><p class="absatzLinks">durch die Baufahrzeuge entstandenen Beschädigungen zu</p> <span class="absatzRechts">392</span><p class="absatzLinks">beseitigen, ist seitens der Klägerin nicht erfolgt. Auf</p> <span class="absatzRechts">393</span><p class="absatzLinks">die von der Klägerin im Schreiben vom 25.03.1994 er-</p> <span class="absatzRechts">394</span><p class="absatzLinks">betene Besprechung wegen des Durchfahrtsrechtes haben</p> <span class="absatzRechts">395</span><p class="absatzLinks">sich die Beklagten eingelassen. Nach der Besprechung</p> <span class="absatzRechts">396</span><p class="absatzLinks">vom 14.04.1994 haben die Beklagten ihre Vorstellungen</p> <span class="absatzRechts">397</span><p class="absatzLinks">im Schreiben vom 29.04.1994 bekannt gegeben und</p> <span class="absatzRechts">398</span><p class="absatzLinks">wiederum die Zahlung für die Benutzung gefordert. Ob-</p> <span class="absatzRechts">399</span><p class="absatzLinks">wohl die Klägerin diese Verpflichtung eingehen wollte,</p> <span class="absatzRechts">400</span><p class="absatzLinks">wie ihr Schreiben vom 21.04.1994 zeigt, hat sie den Be-</p> <span class="absatzRechts">401</span><p class="absatzLinks">klagten zu keinem Zeitpunkt eine Zahlung tatsächlich</p> <span class="absatzRechts">402</span><p class="absatzLinks">angeboten oder gar geleistet, so dass das Zurückbe-</p> <span class="absatzRechts">403</span><p class="absatzLinks">haltungsrecht der Beklagten nicht in Wegfall kam. Auf</p> <span class="absatzRechts">404</span><p class="absatzLinks">das Angebot der Beklagten vom 29.04.1994 ging die</p> <span class="absatzRechts">405</span><p class="absatzLinks">Klägerin, wie der Schriftverkehr zeigt, in der Folge-</p> <span class="absatzRechts">406</span><p class="absatzLinks">zeit nicht ein, sondern ließ sich auf Verhandlungen mit</p> <span class="absatzRechts">407</span><p class="absatzLinks">den Beklagten über den Rückkauf ein, die nicht zum Er-</p> <span class="absatzRechts">408</span><p class="absatzLinks">gebnis führten. Auf die vielfachen Erinnerungsschreiben</p> <span class="absatzRechts">409</span><p class="absatzLinks">der Beklagten im Jahre 1994 reagierte die Klägerin</p> <span class="absatzRechts">410</span><p class="absatzLinks">ebenfalls nicht. Da den Beklagten ein Zurückbe-</p> <span class="absatzRechts">411</span><p class="absatzLinks">haltungsrecht zustand, welches sie bereits frühzeitig</p> <span class="absatzRechts">412</span><p class="absatzLinks">geltend gemacht hatten, befanden sie sich der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">413</span><p class="absatzLinks">gegenüber in dem Zeitraum, für welchen diese Schadens-</p> <span class="absatzRechts">414</span><p class="absatzLinks">ersatz begehrt, nämlich vom 01.04.1994 bis 30.04.1998,</p> <span class="absatzRechts">415</span><p class="absatzLinks">zu keiner Zeit in Schuldnerverzug. Der Schuldner, der</p> <span class="absatzRechts">416</span><p class="absatzLinks">ein Zurückbehaltungsrecht hat und geltend macht, gerät</p> <span class="absatzRechts">417</span><p class="absatzLinks">nicht in Verzug bzw. ein etwaiger Schuldnerverzug, der</p> <span class="absatzRechts">418</span><p class="absatzLinks">schon bestanden hat, entfällt im Zeitpunkt, in welchem</p> <span class="absatzRechts">419</span><p class="absatzLinks">das Zurückbehaltungsrecht geltend gemacht wird. Da die</p> <span class="absatzRechts">420</span><p class="absatzLinks">Beklagten von Anfang an auf Erfüllung ihrer Ansprüche</p> <span class="absatzRechts">421</span><p class="absatzLinks">bestanden, waren, sie zu keiner Zeit in Schuldnerverzug.</p> <span class="absatzRechts">422</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">423</span><p class="absatzLinks">Anderweitige Ansprüche der Klägerin sind nicht ersicht-</p> <span class="absatzRechts">424</span><p class="absatzLinks">lich. Schadensersatzansprüche aus positiver Vertrags-</p> <span class="absatzRechts">425</span><p class="absatzLinks">verletzung sind gegenüber Ansprüchen aus Verzug</p> <span class="absatzRechts">426</span><p class="absatzLinks">subsidiär, so dass diese nicht in Frage kommen. An-</p> <span class="absatzRechts">427</span><p class="absatzLinks">sprüche aus unerlaubter Handlung sind nicht ersicht-</p> <span class="absatzRechts">428</span><p class="absatzLinks">lich.</p> <span class="absatzRechts">429</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91</p> <span class="absatzRechts">430</span><p class="absatzLinks">Abs. l, 709 ZPO.</p>
114,488
lagd-1999-09-15-12-sa-97099
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 Sa 970/99
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:47
2019-02-11T10:39:22
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0915.12SA970.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt eine betriebliche Witwenrente.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 02.07.1947 geborene Kl&#228;gerin ist die Witwe des Architekten Hermann A.. Ihr am 28.05.1936 geborener, schwerbehinderter Ehemann war seit dem 15.11.1965 bei der Beklagten bzw. deren Rechtsvorg&#228;ngerin angestellt. Ihm waren Leistungen der betrieblichen Altersversorgung nach der Versorgungsordnung der Beklagten, die Gegenstand einer am 07.06.1982 geschlossenen Gesamtbetriebsvereinbarung war, zugesagt. Die Versorgungsordnung (nachfolgend: VO) bestimmt u. a. Folgendes:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> &#167; 6 Witwenrente</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">1. Eine Witwenrente erh&#228;lt die Ehefrau eines Mitarbeiters oder Firmenrentners, wenn der Verstorbene den Unterhalt seiner Familie &#252;berwiegend bestritten hat (Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">2. Eine Witwenrente wird nicht gezahlt, wenn ...</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">...</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">5. Die Witwenrente wird lebensl&#228;nglich, letztmalig f&#252;r den Sterbemonat, gew&#228;hrt. Der Anspruch erlischt jedoch mit Ablauf des Monats, in dem die Witwe eine neue Ehe eingeht. In diesem Fall erh&#228;lt die Witwe eine einmalige Abfindung in H&#246;he von 24 Monatsbetr&#228;gen ihrer Witwenrente. Die Witwe ist verpflichtet, ihre Wiederverheiratung der Firma unverz&#252;glich mitzuteilen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">...</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">&#167; 7 Witwerrente</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">&#167; 6 gilt entsprechend f&#252;r den Witwer einer Mitarbeiterin oder Firmenrentnerin.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">...</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">&#167; 9 H&#246;he der Versorgungsleistungen</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">...</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">7. Die Witwenrente betr&#228;gt 60 % der Firmenrente, die der verstorbene Ehemann bei seinem Tode bezog oder die er bezogen h&#228;tte, wenn er am Todestag berufsunf&#228;hig geworden und ausgeschieden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> Diese Regelung gilt entsprechend f&#252;r die Witwerrente. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Nach l&#228;ngeren Krankheitszeiten schied der Ehemann der Kl&#228;gerin am 30.06.1994 bei der Beklagten aus. Nach 23-monatigem Bezug von Arbeitslosengeld erhielt ab dem 01.06.1996 BfA-Rente. Au&#223;erdem gew&#228;hrte ihm die Beklagte ab diesem Zeitpunkt betriebliche Altersrente in H&#246;he von DM 820,00. Am 25.08.1998 verstarb der Ehemann der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerin ist seit dem Jahr 1982 bei der Firma S. angestellt. Nach den Verdienstabrechnungen lag ihr Arbeitsverdienst bis einschlie&#223;lich 1992 niedriger als der ihres Ehemannes. Ab 1993 &#252;berstieg das Einkommen der Kl&#228;gerin vom Bruttobetrag her die aufgrund der Krankheitszeiten, anschlie&#223;enden Arbeitslosigkeit und Verrentung verringerten Eink&#252;nfte des Ehemannes. Lediglich im Jahr 1994 waren die Eink&#252;nfte des Ehemannes aufgrund einer bezogenen Abfindung noch etwas h&#246;her. Wegen der Einzelheiten wird auf die Aufstellung vom 23.08.1999 (Bl. 100 der Gerichtsakte), die Verdienstabrechnungen (Bl. 101 ff.) und die Steuerbescheide von 1985 bis 1998 (Bl. 143 ff.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerin hat im M&#228;rz 1999 vor dem Arbeitsgericht Essen Klage erhoben und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Beklagte zu verurteilen, an sie, die Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:70px">1. f&#252;r die Zeit vom 01.09.1998 bis 31.03.1999 eine r&#252;ckst&#228;ndige Witwenrente von 3.444,00 DM nebst jeweils 4 % Zinsen von 492,00 DM seit dem 01.10., 01.11., 01.12.1998 und 01.01., 01.02., 01.03., 01.04.1999,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:70px">und</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:70px">2. laufend ab April 1999 eine monatliche Witwenrente von 492,00 DM, zahlbar jeweils am Monatsende, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Sie hat die Auffassung vertreten, dass die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt des Ablebens ihres Ehemannes Hauptern&#228;hrerin gewesen sei und ihr daher nach &#167; 6 Abs. 1 VO Witwenrente nicht zustehe.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Mit Urteil vom 06.05.1999 hat das Arbeitsgericht der Klage stattgegeben. Gegen das Urteil wendet sich die Beklagte mit der form-und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung. Sie vertieft ihre erstinstanzlichen Rechtsausf&#252;hrungen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:70px">das Urteil des Arbeitsgerichts Essen vom 06.05.1999 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Sie hat in der Verhandlung vor der Kammer am 15.09.1999 &#252;ber die Verwendung der von ihr und ihrem Ehemann bezogenen Eink&#252;nfte n&#228;here Auskunft gegeben. Insoweit wird auf die Sitzungsniederschrift des vorgenannten Tages Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den von den Parteien vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze mit den hierzu &#252;berreichten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht nach &#167; 6 Nr. 1 VO Witwenrente zu.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1. &#167; 6 Nr. 1 VO grenzt die Anspruchsberechtigung danach ab, ob der Verstorbene den Unterhalt seiner Familie &#252;berwiegend bestritten hat oder nicht. An n&#228;heren Ma&#223;st&#228;ben f&#252;r die Feststellung der Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft l&#228;sst es die Bestimmung fehlen. Sie bedarf daher der Auslegung, die ihrerseits, weil es sich bei der VO um eine Gesamtbetriebsvereinbarung handelt, nach den f&#252;r die Auslegung von Betriebsvereinbarungen geltenden Regeln vorzunehmen ist. Danach ist zun&#228;chst der Wortlaut ma&#223;gebend. &#220;ber den reinen Wortlaut hinaus ist sodann der wirkliche Wille der Betriebspartner und der von ihnen beabsichtigte Zweck zu ber&#252;cksichtigen, soweit die Betriebsvereinbarung, insbesondere der Gesamtzusammenhang der getroffenen Regelungen, diesen Willen und Zweck erkennbar zum Ausdruck bringt (BAG, Urteil vom 15.12.1998, 1 AZR 332/98, ZIP 99, 812, zu 1 der Gr&#252;nde; vgl. BAG, Urteil vom 16.05.1995, 3 AZR 395/94, AP Nr. 10 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge: Papierindustrie, zu I 1 [zur Tarifauslegung]).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2. Der Wortlaut des &#167; 6 Nr. 1 VO gibt keinen endg&#252;ltigen Aufschluss.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Begriffe des Bestreitens des Familienunterhalts bzw. des Ern&#228;hrers kn&#252;pfen an die zur Verf&#252;gung gestellten Mittel, i. e. Geldmittel, an. Mit dem Adverb &#252;berwiegend bzw. dem Pr&#228;fix Haupt- wird auf den prozentualen Anteil (mehr als 50 %) der zugewendeten Mittel abgestellt. Diese quantitative Festlegung sagt zun&#228;chst nichts dar&#252;ber aus, zu welcher Zeit bzw. in welchem Zeitraum die Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft vorgelegen haben muss. Nach allgemeinem Sprachempfinden und Sprachgebrauch wird jedoch als Hauptern&#228;hrer gerade und nur das Familienmitglied bezeichnet, das bezogen auf einen l&#228;ngeren Zeitraum die &#252;berwiegenden Mittel f&#252;r den Unterhalt bereitgestellt hat. Der Umstand, dass ein anderes Familienmitglied gelegentlich oder kurzzeitig h&#246;here Mittel der Familienkasse hat zuflie&#223;en lassen, macht dieses Mitglied nicht zum Hauptern&#228;hrer. Aus diesem Grund kann nicht auf die Verh&#228;ltnisse an einem bestimmten Stichtag , etwa den Monat des Ablebens des Mitarbeiters bzw. Firmenrentners</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">abgestellt werden. Vielmehr ist in der R&#252;ckschau f&#252;r einen repr&#228;sentativen Zeitraum die Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dieser sprachliche Erstbefund l&#228;sst offen, welcher Zeitraum ma&#223;gebend ist und inwieweit es sich auswirkt, wenn in der Vergangenheit die Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft zwischen den Ehepartnern wechselte. Der Wortlaut des &#167; 6 Abs. 1 VO l&#228;sst immerhin die Ber&#252;cksichtigung eines solchen Wechsels zu und macht nicht ohne weiteres den w&#228;hrend der gesamten Dauer der Ehe, des Arbeits- und/oder Ruhestandsverh&#228;ltnisses geleisteten finanziellen Unterhalt zum Ma&#223;stab.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">3. Zweck der betrieblichen Altersversorgung ist es, als Teil der Gesamtversorgung zur Erhaltung des Lebensstandardes des Firmenrentners beizutragen. Indem die Pr&#228;ambel zur VO (Abschnitt I a. E.) diesen Zweck benennt, beschreibt sie die genuine Zwecksetzung jeder betrieblichen Altersversorgung. Des Weiteren hat das Bundesarbeitsgericht erkannt, dass in der Regel auch die Betriebstreue gef&#246;rdert und belohnt werden soll (z. B. BAG, Urteil vom 22.11.1994, 3 AZR 349/94, AP Nr. 24 zu &#167; 1 BetrAVG Gleichbehandlung, zu B III 2, Urteil vom 09.12.1997, 3 AZR 661/96, AP Nr. 40, zu B II 2 a; vgl. BAG, Urteil vom 03.11.1998, 3 AZR 454/97, ZIP 99, 1145, zu B II). Dies gilt auch f&#252;r die VO, die den Anspruch auf Firmenrente und deren H&#246;he von der Firmenzugeh&#246;rigkeit und der Versorgungsgruppe abh&#228;ngig macht (&#167;&#167; 9 bis 11 VO).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren ist anzuerkennen, dass einerseits die Hinterbliebenenversorgung auf dem Arbeitsverh&#228;ltnis des verstorbenen Arbeitnehmers beruht und seinem Interesse an einer angemessenen Versorgung seiner Familienangeh&#246;rigen Rechnung tr&#228;gt, andererseits der Arbeitgeber &#252;berhaupt keine Hinterbliebenenversorgung versprechen muss und ein finanzielles Interesse an der Begrenzung der Versorgungslasten hat (BAG, Urteil vom 28.03.1995, 3 AZR 343/94, AP Nr. 14 zu &#167; 1 BetrAVG Hinterbliebenenversorgung, zu II 2, Urteil vom 16.04.1997, 3 AZR 28/96, AP Nr. 16, zu II 3 b).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Aus diesen allgemeinen Erw&#228;gungen lassen sich indessen keine konkreten Folgerungen f&#252;r die Auslegung des &#167; 6 Abs. 1 VO ableiten. Die Beklagte hat keine Witwenversorgung versprechen m&#252;ssen; sie hat dies aber getan. Dabei hat sie ihre Versorgungsleistung nicht an der individuellen Bed&#252;rftigkeit des Firmenrentners oder seiner Witwe ausgerichtet, sondern eine generalisierende und typisierende Regelung ge-</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">schaffen (vgl. BAG, Urteil vom 07.03.1995, 3 AZR 282/94, AP Nr. 26 zu &#167; 1 BetrAVG Gleichbehandlung, zu B II 2 d ee). Hieran muss sie sich festhalten und messen lassen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Bei diesem Ansatz liegt dem Differenzierungsmerkmal des Hauptern&#228;hrers zum einen die Vorstellung zugrunde, dass das Arbeitseinkommen bzw. die Gesamtversorgung (vgl. &#167; 9 Nr. 6 VO) des Mitarbeiters/Firmenrentners zu dessen Lebzeiten im Wesentlichen den Unterhalt der Familie sicherstellten und dieser Versorgungsgrad, wenn auch verringert und begrenzt (&#167; 6 Nr. 3 bis 5, &#167; 8, &#167; 9 Nr. 7 VO), dem &#252;berlebenden Ehegatten und Kind erhalten bleiben sollte. Zum anderen stellt &#167; 6 Nr. 1 VO auf die Erwerbst&#228;tigkeit des Hauptern&#228;hrers, seinem Arbeitsverh&#228;ltnis bei der Beklagten, deshalb ab, weil typischerweise nur dieses Arbeitsverh&#228;ltnis als Altersversorgungsgrundlage in Betracht kommt, wohingegen die Ehefrau als Nebenern&#228;hrerin aus Berufst&#228;tigkeit keine oder nur geringe Versorgungsanspr&#252;che erwirbt (vgl. BArbBl. 98, 21). Mit der zugesagten Gesamtversorgung wird auf den Lebensstandard des Mitarbeiters vor dem Eintritt in den Ruhestand angekn&#252;pft. Die versprochene Versorgungsleistung soll die L&#252;cke verringern, die sich mit dem Eintritt des Versorgungsfalls zwischen dem durch die letzten aktiven Bez&#252;ge begr&#252;ndeten Lebensstandard und der sozialversicherungsrechtlichen Grundversorgung auftut. Die Witwenrente hat, indem auf den Wegfall des Hauptern&#228;hrers abgestellt wird, dieselbe l&#252;ckenf&#252;llende Funktion.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der so verstandene Versorgungszweck legt es nahe, dass in die Beurteilung der Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft die Verh&#228;ltnisse im Zeitpunkt des Ablebens des Mitarbeiters oder Firmenrentners (&#167; 6 Nr. 1 VO) einzubeziehen sind. Dies bedeutet entgegen der Auffassung der Beklagten freilich nicht, dass aus Gr&#252;nden der klaren und einfachen Ermittlung es nur auf die Verh&#228;ltnisse am Tag bzw. im Monat des Ablebens ankommt und diese Verh&#228;ltnisse den (konkreten) Versorgungsbedarf der Witwe ergeben (Seite 4 des Schriftsatzes vom 01.09.1999). Die Beklagte &#252;bersieht zum einen, dass eine solche punktuelle Betrachtung Zuf&#228;lligkeiten und Einflussm&#246;glichkeiten der Beg&#252;nstigten Raum g&#228;be (vgl. BAG, Urteil vom 17.02.1998, 3 AZR 578/96, AP Nr. 38 zu &#167; 1 BetrAVG Gleichbehandlung, zu II 3 b) und die Witwenrente nicht davon abh&#228;ngt, ob ein tats&#228;chlicher Versorgungsbedarf besteht, sondern dass Witwenrente zu gew&#228;hren ist, sofern die statuierten Voraussetzungen vorliegen, also auch bei fehlender Bed&#252;rftigkeit der Witwe.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Zum anderen ist zu bedenken, dass die Witwenrente bis zum Tod gezahlt wird (&#167; 6 Nr. 5 VO), also der Versorgungsbedarf auf eine Zeitspanne bezogen wird, f&#252;r den eigene Eink&#252;nfte der Witwe nicht feststehen und, falls vorhanden, stark variieren k&#246;nnen, z. B. bei Arbeitslosigkeit, Erwerbsunf&#228;higkeit, Erreichen der Altersgrenze. Das Einkommen der Witwe zum Zeitpunkt des Todes ihres Ehemannes oder in dessen letzten Lebensjahren indiziert nicht, dass ihr k&#252;nftiger Versorgungsbedarf abgedeckt wird. Dieser Einsicht tr&#228;gt auch &#167; 6 Nr. 5 Satz 2 VO durch die pauschalisierte Abgeltung der Rentenanspr&#252;che bei Wiederheirat Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Sind daher die Verh&#228;ltnisse zum Zeitpunkt des Ablebens des Mitarbeiters bzw. Firmenrentners f&#252;r den k&#252;nftigen Versorgungsbedarf der Witwe nicht ohne weiteres aussagekr&#228;ftig, kommt in Betracht, die Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft nach der gesamten Dauer der Ehe, soweit ein Arbeitsverh&#228;ltnis bzw. Ruhestandsverh&#228;ltnis zur Beklagten bestanden hat, festzustellen (so LAG Hamm, Urteil vom 08.12.1998, 6 Sa 674/98, zu 3 c, LAG D&#252;sseldorf, Urteil vom 15.04.1999, 2 (12) Sa 12/99, zu II). Daf&#252;r spricht der Entgeltcharakter der Versorgung, die dem Arbeitnehmer als Gegenleistung f&#252;r Arbeitsleistung und Betriebstreue eine &#252;ber die sozialversicherungsrechtliche Grundsicherung hinausgehende Versorgung gew&#228;hren will.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Betrachtung ist der Ehemann der Kl&#228;gerin Hauptern&#228;hrer , weil er in mindestens 8 von insgesamt 12 Jahren aufgrund h&#246;herer Eink&#252;nfte den Lebensunterhalt der Familie &#252;berwiegend bestritt. Die Kl&#228;gerin hatte h&#246;here Brutto-Eink&#252;nfte in den Jahren 1993, sowie 1995 bis 1998, was allerdings nicht zwangsl&#228;ufig bedeutet, dass ihre Netto-Eink&#252;nfte die weitgehend steuerfreien Eink&#252;nfte des Ehemannes in dieser Zeit &#252;berstiegen. Danach kann offen bleiben, ob eine vom nicht mehr berufst&#228;tigen Ehemann geleistete Haushaltsf&#252;hrung zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re und inwieweit es sich auswirkt, dass der Ehemann an seinen Sohn monatlichen Unterhalt von ca. DM 600,00 leistete, w&#228;hrend mit dem &#252;brigen Gesamtverdienst nicht nur der blo&#223;e Unterhalt bestritten wurde, sondern auch dar&#252;ber hinausgehende Ausgaben get&#228;tigt wurden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">4. Die Auslegung des &#167; 6 Nr. 1 VO darf schlie&#223;lich nicht &#252;bergehen, dass die Bestimmung an &#167; 1266 RVO ( Witwerrente erh&#228;lt der Ehemann nach dem Tod seiner versicherten Ehefrau, wenn die Verstorbene den Unterhalt ihrer Familie &#252;berwiegend</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">bestritten hat ") angelehnt ist. Zu &#167; 1266 RVO war anerkannt, dass die versicherte Ehefrau den Unterhalt der Gesamtfamilie (einschlie&#223;lich aller unterhaltsberechtigten</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Kinder, vgl. BSGE 63, 79, BSG NJW 81, 1008) &#252;berwiegend bestritten haben musste, es auf den tats&#228;chlich geleisteten Unterhalt nach dem Nettoeinkommen ankam und nicht nur finanzielle Aufwendungen, sondern auch Haushaltst&#228;tigkeit der Eheleute zu ber&#252;cksichtigen waren. In zeitlicher Hinsicht waren die f&#252;r den Unterhalt bzw. die Unterhaltskasse erbrachten Leistungen w&#228;hrend des letzten wirtschaftlichen Dauerzustandes vor dem Tod der Versicherten ma&#223;gebend. &#167; 1266 RVO ist, weil verfassungsrechtlich obsolet, durch Artikel 1 Nr. 28 HEZG gestrichen worden und gelangt nicht mehr zur Anwendung, wenn die versicherte Ehefrau vor dem 01.01.1986 verstorben ist (vgl. nunmehr &#167; 46 SGB VI).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Regelungsinhalt und Schicksal des &#167; 1266 RVO sind freilich f&#252;r die Auslegung von &#167; 6 Nr. 1 (&#167; 7) VO nicht ma&#223;gebend. Der Gesetzgeber handelte aus sozialpolitischen Gr&#252;nden, kn&#252;pfte an das gesetzliche Versicherungsverh&#228;ltnis, ein &#252;berkommenes Verst&#228;ndnis von der Rolle der Frau und der Familienhalt an und bestimmte auch nach familienfreundlichen Gesichtspunkten das Ma&#223; der Versorgung. Die Intentionen und Systematik der gesetzlichen Rentenversicherung k&#246;nne nicht Rechtfertigung f&#252;r betriebliche Altersversorgungsregelungen sein. Zwar dient, wie ausgef&#252;hrt, die betriebliche Altersversorgung auch der Versorgung der beg&#252;nstigten Arbeitnehmer und ihrer Hinterbliebenen. Sie ist jedoch zugleich Entgelt f&#252;r die im Unternehmen erbrachte Betriebstreue (BAG, Urteil vom 16.03.1993, 3 AZR 389/92, AP Nr. 6 zu &#167; 1 BetrAVG Teilzeit, zu 3, Urteil vom 12.11.1994, a. a. O., zu B III 3).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">5. Hielte man &#167; 6 Nr. 1 VO gleichwohl mit dem Inhalt f&#252;r auslegungsf&#228;hig, dass es auf die Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft w&#228;hrend des letzten wirtschaftlichen Dauerzustandes ankommt, w&#228;re die danach vorzunehmende Unterscheidung zwischen beg&#252;nstigten und nicht beg&#252;nstigten Witwen zu undifferenziert und sachwidrig. Bei beiden Gruppen ist der k&#252;nftige Versorgungsbedarf ungewiss. Die zuletzt inne gehabte Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft besagt nichts dar&#252;ber, dass die Witwe, wenn sie ihre Erwerbsquelle (Arbeitsverh&#228;ltnis) verliert, der zus&#228;tzlichen Versorgung durch die Witwenrente nicht bedarf. Wenn die Beklagte die Witwenrente von dem Versorgungsbedarf abh&#228;ngig machen wollte, h&#228;tten ihr andere angemessene Regelungsm&#246;glichkeiten zur</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Verf&#252;gung gestanden, etwa die Anrechnung von anderweitigem Arbeitseinkommen oder sonstigen Bez&#252;gen (vgl. BAG, Urteil vom 22.11.1994, a. a. O.). Das Kriterium der Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft vor bzw. beim Ableben des Mitarbeiters bzw. Firmenrent-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">ners erfasst nicht sachgerecht den k&#252;nftigen Versorgungsbedarf, sondern f&#252;hrt in seiner praktischen Anwendung zu einer offenbaren Ungleichbehandlung. Dieser Befund</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">hat zur Folge, dass die Einschr&#228;nkung des &#167; 6 Nr. 1 VO ( wenn ... ) unwirksam ist. Die Teilnichtigkeit f&#252;hrt nicht zur Nichtigkeit der gesamten Witwenversorgung. Weil nach &#167; 6 Nr. 1 VO jedenfalls die Witwen der Hauptern&#228;hrer Anspruch auf Versorgung haben, k&#246;nnen die ausgeschlossenen Witwen nach &#167; 1 Abs. 1 Satz 4 BetrAVG Gleichbehandlung und damit ebenfalls Witwenrente verlangen (vgl. BAG, Urteil vom 09.12.1997, 3 a. a. O., zu III 1).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">6. Dieselbe Rechtsfolge ergibt sich im &#220;brigen daraus, dass die Einschr&#228;nkung des &#167; 6 Nr. 1 VO gegen das Gebot der Normenklarheit (vgl. BAG, Urteil vom 04.12.1997,2 AZR 809/96, AP Nr. 143 zu &#167; 4 TVG Ausschlussfristen, zu B II 3, Beschluss vom 29.01.1980, 1 ABR 45/79, AP Nr. 22 zu &#167; 5 BetrVG 1972, zu B V 1 a) verst&#246;&#223;t. Unklarheiten ergeben sich nicht nur hinsichtlich des ma&#223;geblichen Beurteilungszeitraums, sondern auch der zu ber&#252;cksichtigenden Mittel (Arbeitseinkommen, Eink&#252;nfte aus selbst&#228;ndiger T&#228;tigkeit, aus Kapitalverm&#246;gen usw.) hinsichtlich dessen, was einerseits Unterhalt , andererseits (erh&#246;hter) Lebensstandard und Luxus ist, inwieweit es auf die Brutto- oder Nettoeink&#252;nfte und die Steuerklassenwahl ankommt, wie zu verfahren ist, wenn von den Arbeitseink&#252;nften des einen Ehegatten der Unterhalt bestritten wird, w&#228;hrend die (h&#246;heren) Eink&#252;nfte des anderen Ehegatten oder dessen Verm&#246;gen etwa f&#252;r Luxusausgaben oder f&#252;r die Ansparung von Verm&#246;gen verwendet werden. Ebenso ist unklar, wie der von den Ehegatten unterschiedlich geleistete Anteil der Haushaltsf&#252;hrung festzustellen, zu ber&#252;cksichtigen und zu bewerten ist. Hinzu kommt die gemeinschaftsrechtliche Problematik des Merkmals der Hauptern&#228;hrer-Eigenschaft , auf die die 2. Kammer des LAG D&#252;sseldorf im Urteil vom 15.04.1999 hingewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Gerichte k&#246;nnen zwar nicht ohne weiteres eine unklare Regelung kassieren, sondern haben zun&#228;chst im Wege der Auslegung die Kl&#228;rung des Regelungsinhalts zu versuchen. Vorliegend ist jedoch eine solche Kl&#228;rung mit den anerkannten Auslegungsmethoden nicht m&#246;glich. Vielmehr w&#252;rde den Gerichten praktisch abverlangt, die</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Regelungsdefizite durch eigene Rechtssetzung zu beseitigen. Dies &#252;bersteigt nach Auffassung der Kammer die Aufgabe der Gerichte. Daher m&#252;ssen es die Beteiligten</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">hinnehmen, dass einer unklaren und nicht mehr auslegungsf&#228;higen Regelung die Anerkennung der Rechtswirksamkeit versagt wird.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kosten der erfolglos gebliebenen Berufung hat die Beklagte als unterlegene Partei zu tragen, &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der Rechtssache f&#252;r die Beklagte die Revision zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Dr. Pl&#252;m Novak Kemmerlings</p>
114,489
ovgnrw-1999-09-15-2-a-161996a
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2 A 1619/96.A
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:48
2019-02-12T13:54:25
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0915.2A1619.96A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 1957 in H. bei N. geborene Kl&#228;ger zu 1. und die dort 1952 geborene Kl&#228;gerin zu 2. sind t&#252;rkische Staatsangeh&#246;rige. Sie siedelten 1977 nach Istanbul &#252;ber; dort wurden 1977 die Kl&#228;gerin zu 3. und 1981 die Kl&#228;gerin zu 4. geboren. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 3. reiste am 15. November 1992, die &#252;brigen Kl&#228;ger reisten am 24. Dezember 1992 mit dem Flugzeug nach Deutschland ein. Am 21. Januar 1993 beantragten die Kl&#228;ger ihre Anerkennung als Asylberechtigte. Sie gaben an, sie seien syrisch-orthodoxe Christen aram&#228;ischer Volkszugeh&#246;rigkeit. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei der Anh&#246;rung im Rahmen der Vorpr&#252;fung vor dem Bundesamt f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge (im folgenden: Bundesamt) trug der Kl&#228;ger zu 1. vor: Er habe die Grundschule im Dorf absolviert und sei dann f&#252;r sieben Jahre nach N. zu einem Juwelier in die Lehre gegangen. Nachdem er die Unterdr&#252;ckung nicht mehr habe ertragen k&#246;nnen, sei er mit seiner Ehefrau im Jahre 1977 nach Istanbul umgezogen. Dort habe er ein Juweliergesch&#228;ft er&#246;ffnet und es bis zur Ausreise betrieben. Im Jahre 1987 seien ihm einige Dinge in seinem Juwelierladen gestohlen worden. Er habe Namen der Leute, die er f&#252;r die T&#228;ter gehalten habe, bei der Polizei angegeben. Anschlie&#223;end habe er anonyme Drohanrufe erhalten und sei deshalb von Ende 1989 bis M&#228;rz 1990 nach Deutschland gegangen. Bis 1990 habe die Familie nicht vorgehabt, irgendwo einen Asylantrag zu stellen, obwohl sie in dieser Zeit auch viele Schwierigkeiten erlebt habe. Zeitweise h&#228;tten seine Kinder am islamischen Religionsunterricht in der Schule nicht teilnehmen m&#252;ssen. Als der Lehrer, der ihnen in dieser Richtung geholfen habe, nicht mehr dagewesen sei, h&#228;tten die Kinder wieder Schwierigkeiten gehabt. Seine Kinder B. und U. h&#228;tten die Schule seit 1991 bzw. 1992 nicht mehr besuchen d&#252;rfen, weil sie beim Religionsunterricht durchgefallen seien. Neben seinem Juweliergesch&#228;ft habe er mit einem Freund noch ein Textilgesch&#228;ft betrieben. Im April 1992 sei sein Mitarbeiter erschossen worden. Die T&#228;ter h&#228;tten zwei Lederjacken mitgenommen. Einen Monat sp&#228;ter habe er Telefonanrufe von Unbekannten erhalten, die gesagt h&#228;tten, sie h&#228;tten eine falsche Person ermordet. Vielmehr habe er - der Kl&#228;ger zu 1. - umgebracht werden sollen. Am 24. April 1992 sei er nach einem Kirchbesuch von einigen Fanatikern angegriffen worden. Sein Bruder habe einen dieser Fanatiker an der Stimme erkannt. Er habe gesagt, er vermute, das sei einer derjenigen gewesen, die oft nach dem &#220;berfall bei ihnen angerufen h&#228;tten. Bei diesem Vorfall sei sein Vater verletzt worden und habe 15 Tage im Krankenhaus verbringen m&#252;ssen. Der Kl&#228;ger zu 1. sei au&#223;erdem "der zweite Mann" in der Kirche N. K. gewesen. Er habe sich in der Verwaltung bet&#228;tigt. Nach dem Vorfall im April 1992 habe er oft Antr&#228;ge bei der Staatsanwaltschaft gestellt und gebeten, sein Telefon zu &#252;berwachen. Trotzdem habe es wieder Anrufe gegeben und die Staatsanwaltschaft habe gesagt, man habe nichts in der Hand. Im Juli 1992 seien zwei Zivilisten, die er als Polizisten der Wache C. L. erkannt habe, ins Gesch&#228;ft gekommen und h&#228;tten Geld verlangt. Sie h&#228;tten dann 600 g unbearbeitetes Gold mitgenommen. Danach sei er noch einmal angerufen worden und es sei gesagt worden, seine Kinder w&#252;rden entf&#252;hrt werden. Er habe sich auch wegen der beiden Polizisten an die Polizei gewandt. Die habe jedoch gesagt, das k&#246;nne nicht sein. Ihm pers&#246;nlich sei nichts passiert; bis auf die allgemeine Unterdr&#252;ckung habe er keine Schwierigkeiten gehabt. Finanziell sei es der Familie sehr gut gegangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Datum vom 10. M&#228;rz 1993 reichten die Kl&#228;ger eine erg&#228;nzende Stellungnahme ein. Wegen des Inhalts wird auf Blatt 57 bis 59 der Beiakte Heft 1 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 7. April 1993 lehnte das Bundesamt den Asylantrag der Kl&#228;ger ab. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 4. Mai 1993 zugestellten Bescheid haben die Kl&#228;ger am 11. Mai 1993 Klage erhoben, zu deren Begr&#252;ndung sie erg&#228;nzend vorgetragen haben: Es sei ihnen in keiner Weise m&#246;glich gewesen, irgendwelchen Schutz des t&#252;rkischen Staates zu erlangen. Der Kl&#228;ger zu 1. sei zwar nie von der Polizei f&#246;rmlich verhaftet, jedoch mehrere Male vorgeladen und systematisch unter Druck gesetzt worden. Bei den Verh&#246;ren, die in der Regel sieben bis acht Stunden gedauert h&#228;tten, sei er immer wieder massiv bedroht worden. Erg&#228;nzend haben die Kl&#228;ger auf das Vorbringen des Bruders des Kl&#228;gers zu 1. im Parallelverfahren 14a K 1609/93.A (VG Gelsenkirchen) verwiesen. Insoweit wird auf Blatt 60 bis 64 der Gerichtsakte Bezug genommen. Die Kl&#228;ger haben sich au&#223;erdem auf eine Gruppenverfolgung syrisch-orthodoxer Christen in der T&#252;rkei berufen und hierzu umfangreich unter Hinweis auf zahlreiche Erkenntnisquellen vorgetragen. Insoweit wird auf Blatt 27 bis 59 der Gerichtsakte Bezug genommen. Der Kl&#228;ger zu 1. ist in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 12. Februar 1996 vor dem Verwaltungsgericht zu seinem Asylbegehren geh&#246;rt worden. Insoweit wird auf das Protokoll dieser Sitzung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge vom 7. April 1993 zu verpflichten, die Kl&#228;ger als Asylberechtigte anzuerkennen und festzustellen, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 des Ausl&#228;ndergesetzes vorliegen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> Das Verwaltungsgericht hat der Klage durch Urteil vom 12. Februar 1996 stattgegeben und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Kl&#228;ger k&#246;nnten sich auf eine Gruppenverfolgung der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin berufen. Eine inl&#228;ndische Fluchtalternative in Istanbul bestehe nicht. Zwar h&#228;tten die Kl&#228;ger zun&#228;chst 1977 eine inl&#228;ndische Fluchtalternative in Istanbul ergriffen. Diese sei aber zwischenzeitlich zerst&#246;rt worden. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf den Antrag des Beteiligten hat der Senat die Berufung zugelassen, zu deren Begr&#252;ndung der Beteiligte vortr&#228;gt, die Kl&#228;ger k&#246;nnten sich nicht (mehr) auf eine Gruppenverfolgung der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin berufen, weil sie aufgrund der Verlegung ihres Lebensmittelpunktes nach Istanbul im Jahre 1977 die asylrechtlich erforderliche Bindung an diese Gruppe verloren h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> Sie verteidigen das angefochtene Urteil und weisen erg&#228;nzend darauf hin, da&#223; aufgrund der Aufl&#246;sung der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Istanbul die Kl&#228;ger im Falle einer R&#252;ckkehr ihren Lebensunterhalt nicht sicherstellen k&#246;nnten. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verweist darauf, da&#223; die "Vorverfolgungsgeschich-te" der Kl&#228;ger aufgrund widerspr&#252;chlicher Schilderungen nicht glaubhaft sei. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger zu 1. in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu seinem Begehren angeh&#246;rt. Insoweit wird auf das Protokoll der Sitzung vom 15. September 1999 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten (1 Heft) und des Oberkreisdirektors des Kreises V. (4 Hefte) sowie auf die Gerichtsakte 14a K 1609/93.A (VG Gelsenkirchen) im Verfahren des Bruders des Kl&#228;gers zu 1. und anderer Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat zum Zwecke der Entscheidung die nachfolgenden in das Verfahren eingef&#252;hrten Erkenntnisquellen ausgewertet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Erkenntnisliste </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1. Yonan, Assyrer heute, Dezember 1978 2. Hofmann, Zur Lage der Armenier, ein &#220;berblick, pogrom Nr. 64, Mai/Juni 1979 3. Yonan, Die Lage der christlichen Minderheiten in der T&#252;rkei - pogrom Nr. 64, Mai/Juni 1979 4. Stephanjan, Die imperialistische Politik des kaiserlichen Deutschland gegen&#252;ber Westarmenien w&#228;hrend des 1. Weltkrieges, pogrom Nr. 64, Mai/Juni 1979 5. Inhaltliche Zusammenfassung des Memorandums des Patriarchen der Armenisch-Apostolischen Kirche in der T&#252;rkei, pogrom Nr. 64, Mai/Juni 1979 6. Auszug aus dem Jahresbericht des armenischen Patriarchen Schnork Kalustian &#252;ber das Jahr 1978, pogrom Nr. 64, Mai/Juni 1979 7. Harb-Ansch&#252;tz, Gutachten an den Bayer. VGH &#252;ber die gegenw&#228;rtige Situation der syrischen Christen im Tur Abdin in der S&#252;dostt&#252;rkei v. 7.8.1979 8. epd-Dokumentation Nr. 49/79, Christliche Minderheiten aus der T&#252;rkei, v. 12.11.1979 9. Yonan, Die Situation der Christen in der T&#252;rkei, November 1979, in Materialdienst der Evangelischen Akademie Bad Boll, Nr. 2/80 10. amnesty international (ai), Stellungnahme an VG Ansbach &#252;ber syrisch- orthodoxe Christen v. 21.1.1980 11. Ausw&#228;rtiges Amt (AA), Auskunft an Bundesministerium des Innern - BMI - (510- 516.80 TUR) v. 15.2.1980 12. Koutcharian, der V&#246;lkermord an den Armeniern und seine Auswirkungen, pogrom Nr. 72/73, Mai 1980 13. Palakjan, Das armenische Golgatha, - Auszug aus dem gleichnamigen Buch - pogrom Nr. 72/73, Mai 1980 14. Hartunian, Vom Lausanner Friedensvertrag bis heute, pogrom Nr. 72/73, Mai 1980 15. VG Gelsenkirchen, Terminsprotokoll (14 K 10.118/80) &#252;ber Anh&#246;rung Patriarch Yakub III und Bischof Cicek v. 20.5.1980 16. Carragher, Stellungnahme an Bayer. VGH v. 15.10.1980 17. Schwedisches Au&#223;enministerium, Gutachterliche Stellungnahme zur Situation der Christen in der T&#252;rkei v. 3.4.1981 18. Reisebericht einer schwedisch-norwegischen Reisegruppe v. 29.4.1981 19. Hofmann, Stellungnahme zur Lage der Armenier in Istanbul/Konstantinopel v. 2.5.1981 20. AA, Auskunft an VG Gelsenkirchen (510-516/80 TUR) v. 13.5.1981 21. Dabag, Christen aus der T&#252;rkei in der Bundesrepublik Deutschland, die Situation der Armenier, Materialdienst der evangelischen Akademie Bad Boll, Nr. 6/81 22. Rauch, Die Christen aus der T&#252;rkei und Yaghnam, Die Arabisch-Orthodoxe Gemeinschaft in der BRD, Materialdienst der Evangelischen Akademie Bad Boll, Nr. 6/81 von Oktober 1980 23. Text des Westdeutschen Rundfunks zur Sendung "Dich, Ararat, verge&#223; ich nie/Die Armenier" v. 17.6.1981 24. Staatssekret&#228;r von Staden (BT-Drs. 9/650) v. 6.7.1981 25. Barb&#233;, Schreiben an ZDWF betr. Arabisch-Rum-Orthodoxe- Kirchengemeinschaft in Deutschland, v. 10.8.1981 26. AA, Auskunft an VG Oldenburg (510-516/4154) v. 24.09.1981 27. Manuskript eines Beitrags des Norddeutschen Rundfunks &#252;ber die Armenier in der T&#252;rkei v. 12.10.1981 28. Koutcharian, Atat&#252;rks 100. Geburtstag, die Milit&#228;rjunta und die Armenier, pogrom Nr. 85, Oktober/November 1981 29. Drei armenische Grundschulen in Konstantinopel/Istanbul geschlossen, pogrom Nr. 85, Oktober/November 1981 30. Hofmann, Armenier in der Bundesrepublik, pogrom Nr. 85, Oktober/November 1981 31. Hofmann, Nationale Minderheiten aus und in der T&#252;rkei und im Nahen Osten, pogrom Nr. 85 Oktober/November 1981 32. Hofmann/Koutcharian, Diarbekir und Hatay: Fl&#252;chtlingsbe-richte, pogrom Nr. 85, Oktober/November 1981 33. AA, Auskunft an VG Hamburg (510-516/4274) v. 13.11.1981 34. Wiskandt, Gutachten f&#252;r das Bundesamt zur Situation der Christen in der T&#252;rkei v. 24.11.1981 35. Schweiz. Ev. Pressedienst v. 21.1.1982 36. Diestelmann, Die Situation der syrisch-orthodoxen Christen in der T&#252;rkei und in der Bundesrepublik Deutschland, v. 7.4.1982 37. Carragher, Stellungnahme v. 19.4.1982 zum Gutachten Wiskandt 38. Hofmann, Stellungnahme v. 28.4.1982 zum Gutachten Wiskandt 39. Diakonisches Werk, Stellungnahme v. 6.5.1982 zum Gutachten Wiskandt 40. EKD, Stellungnahme des Pfarrers Klautke zur Situation der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Istanbul an VG Minden v. 18.5.1982 41. Cicek, Die Gr&#252;nde f&#252;r die Auswanderung der syrischen Christen aus der T&#252;rkei, v. 19.7.1982 42. Harb-Ansch&#252;tz, Stellungnahme an VG Minden zur Lage der syrisch-orthodoxen Christen, insbesondere in Gro&#223;st&#228;dten wie Istanbul v. 17.8.1982 43. AA, Auskunft an VG Stade (510-516/4539) v. 18.10.1982 44. Hofmann, Stellungnahme an OVG NW v. 3.4.1983 45. AA, Auskunft an OVG NW (514-516/80 TUR) v. 18.4.1983 46. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Stellungnahme an OVG NW v. 19.5.1983 47. Harb-Ansch&#252;tz, Schreiben an OVG NW v. 30.6.1983 48. M&#252;ller in ZDWF, Stellungnahme zur Lage der Christen aus der T&#252;rkei v. 21.7.1983 49. Yonan, Arabischsprachige orthodoxe Christen in der T&#252;rkei pogrom 102/103, Oktober 1983 50. epd-Dokumentation, Christen aus der T&#252;rkei suchen Asyl, v. 24.10.1983 51. AA, Auskunft an VG Karlsruhe (510-516/6486) v. 12.12.1983 52. AA, Auskunft an BMI (510-516/80 TUR) v. 10.1.1984 53. AA, Auskunft an VG Karlsruhe (510-516/80 TUR) v. 25.5.1984 54. epd-Dokumentation Nr. 26/84, Die Lage der christlichen Minderheiten in der T&#252;rkei, v. 12.6.1984 55. Oberkampf, Situation der syrisch-orthodoxen Christen, v. 23.6.1984 56. AA, Auskunft an Bayer. VGH (510-516/80 TUR) v. 26.6.1984 57. AA, Auskunft an VG Schleswig (514-516/6936) v. 9.7.1984 58. Zeitungsbericht "Vorw&#228;rts" zum Wehrdienst in der T&#252;rkei v. 26.7.1984 59. Oehring, Stellungnahme an VG Minden, Zur Lage der christlichen Minderheiten in der T&#252;rkei v. 14.9.1984 60. Okolisan, Bericht &#252;ber eine Studien- und Begegnungsfahrt in die T&#252;rkei v. 11. - 27.9.84 61. Hofmann, (Zwangs-)&#220;bertritte von Armeniern t&#252;rkischer Staatsb&#252;rgerschaft zum Islam nehmen in besorgniserregendem Umfang zu v. 30.10.1984. 62. AA, Auskunft an VGH Baden-W&#252;rttemberg (510-516/7170) v. 9.11.1984 63. AA, Auskunft an Bayer. VGH (510-516.80 TUR) v. 15.11.1984 64. Taylan, Gutachten an VGH Baden-W&#252;rttemberg v. 1.12.1984 65. Bayer. VGH, Terminsprotokoll &#252;ber Anh&#246;rung von M&#252;ller, Wiskandt, Oehring und Cicek v. 3.12.1984 66. Ansch&#252;tz, Die syrischen Christen vom Tur Abdin, 1985 67. Ansch&#252;tz/Harb, Christen im Vorderen Orient, Deutsches-Orient-Institut, Sondernummer 20, Hamburg 1985 68. Max-Planck-Institut, Gutachten an VGH Baden-W&#252;rttemberg v. 16.1.1985 69. Berberoglu, Stellungnahme an VG Mainz v. 21.1.1985 70. Hofmann, Stellungnahme an VG Stuttgart v. 4.2.1985 71. Wie&#223;ner, Stellungnahme an VG Stuttgart v. 17.3.1985 72. AA, Auskunft an Bayer. VGH (510-516/7387) v. 12.4.1985 73. Binswanger, Gutachten an VGH Baden-W&#252;rttemberg v. 7.5.1985 74. Oehring, Stellungnahme an VG Gelsenkirchen v. 30.5.1985 75. M&#252;ller, Reisebericht zur Lage der Christen in der T&#252;rkei v. 22.6.1985 76. Mildenberger (EKD), Stellungnahme an Bayer. VGH v. 5.7.1985 77. AA, Auskunft an VG Ansbach (510-516/7640) v. 7.10.1985 78. AA, Auskunft an VG Minden (514-516/7902) v. 3.3.1986 79. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 20.6.1986 80. Mildenberger (EKD), Stellungnahme an VG Hamburg vom Juli 1986 81. Taylan, Gutachten an VG Ansbach v. 7.8.1986 82. AA, Auskunft an Bayer. VGH (514-516/8201) v. 26.8.1986 83. AA, Auskunft an OKD Lippe (514-516/E) v. 9.9.1986 84. Wie&#223;ner, Stellungnahme an VG Hamburg v. 14.10.1986 85. AA, Auskunft an VG Hamburg (514-516/8267) v. 10.11.1986 86. AA, Auskunft an VG K&#246;ln (514-516/8315) v. 2.12.1986 87. VG Gelsenkirchen, Terminsprotokoll &#252;ber Anh&#246;rung des Dr. Tasci am 6.1.1987 88. Franz, Stellungnahme an VG K&#246;ln v. 12.1.1987 89. Hofmann, Stellungnahme an VG K&#246;ln v. 17.1.1987 90. Schraps, Stellungnahme an VG K&#246;ln vom 19.1.1987 91. Hofmann, gutachterliche Stellungnahme an das VG K&#246;ln, v. 04.02.1987 92. AA, Auskunft an VG Stuttgart (514-516/8052) v. 24.2.1987 93. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 15.3.1987 94. Oehring, Gutachten an VG K&#246;ln v. 27.3.1987 95. Yonan, Die Entwicklung der politischen Verh&#228;ltnisse in der T&#252;rkei unter der Regierung &#214;zal und die Auswirkungen auf die Lage der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin und Istanbul, v. 7.4.1987 96. AA, Auskunft an VG Hamburg (514-516/8496) v. 21.5.1987 97. AA, Auskunft an VG Ansbach (514-516/8546) v. 1.6.1987 98. AA, Auskunft an VGH Baden-W&#252;rttemberg (514-516/8562) v. 16.6.1987 99. VG K&#246;ln, Terminsprotokoll &#252;ber die Anh&#246;rung des Dr. Tasci v. 24.6.1987 100. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 29.6.1987 101. 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Oehring, Stellungnahme an OVG Rheinland-Pfalz v. 15.6.1990 163. AA, Auskunft an VG Karlsruhe (514-516/10826) v. 1.8.1990 164. Wie&#223;ner, Stellungnahme an OVG Rheinland-Pfalz v. 2.9.1990 165. News Spot Ankara v. 13.9.1990 in Aktueller Informationsdienst Moderner Orient, Heft 20/1990, Kazanciyan zum 83. Patriarchen der Armenischen Kirche gew&#228;hlt 166. AA, Auskunft an VG Stuttgart (514-516/11117) v. 17.10.1990 167. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 25.10.1990 168. FAZ: Noch steht das Kloster Mar Gabriel, v. 4.12.1990 169. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 16.1.1991 170. AA, Auskunft an VG Karlsruhe (514-516/11556) v. 1.2.1991 171. Oehring, Stellungnahme an VG Bremen v. 25.3.1991 172. epd-Dokumentation Nr. 36/91, v. 2.9.1991, S&#252;dost-T&#252;rkei: "In der Region herrscht praktisch B&#252;rgerkrieg" 173. FR, v. 25.10.1991: Eine kleine und schwache Minderheit - Orthodoxe in Istanbul, 174. 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Neppert, Situation der syrisch-orthodoxen Christen in der T&#252;rkei v. 18.5.1993 189. AA, Auskunft an VG Karlsruhe (514-516/14542) v. 25.5.1993 190. AA, Auskunft an VG Stuttgart (514-516/14184) v. 26.5.1993 191. Oehring, Stellungnahme an VG Gie&#223;en v. 15.8.1993 192. Oehring, Stellungnahme an VG Wiesbaden v. 15.8.1993 193. Oehring, Stellungnahme an VG M&#252;nster v. 20.8.1993 194. Oehring, Stellungnahme an VG Ansbach v. 20.8.1993 195. Oehring, Stellungnahme an VG Karlsruhe v. 20.8.1993 196. Assyrische Demokratische Organisation, T&#252;rkisches Milit&#228;r zerst&#246;rt das alte assyrische Dorf Bore (t&#252;rkisch: Bardak-ci), v. 25.8.1993 197. AA, Auskunft an VG Wiesbaden (514-516/14996) v. 3.9.1993 198. AA, Auskunft an VG M&#252;nster (514-516/14725) v. 10.9.1993 199. AA, Auskunft an VG M&#252;nster (514-516/14725 b) v. 10.9.1993 200. Diestelmann, Stellungnahme an OVG Niedersachsen v. 14.9.1993 201. Wie&#223;ner, Stellungnahme an OVG Niedersachsen v. 16.9.1993 202. Wie&#223;ner, Stellungnahme an VG Gie&#223;en v. 18.9.1993 203. ai, Stellungnahme an VG Arnsberg v. 20.9.1993 204. AA, Auskunft an VG Chemnitz (514-516/14654) v. 22.9.1993 205. ai, Die aktuelle Menschenrechtssituation f&#252;r Christen in der T&#252;rkei, Fehlen einer inl&#228;ndischen Fluchtalternative, v. 27.9.1993 206. ai, Stellungnahme an VG Stuttgart v. 1.10.1993 207. Sternberg-Spohr, Update einer Bestandsaufnahme der Restbev&#246;lkerung der Volksgruppen der kurdischen EZDI (Yezidi, Jesiden) und der christlichen Assyrer in der S&#252;d-Ost-T&#252;rkei (Kurdistan-T&#252;rkei) im M&#228;rz 1993 v. 4.10.1993 208. ai, Stellungnahme an VG Gie&#223;en v. 20.10.1993 209. ai, Stellungnahme an VG Karlsruhe (syrisch-orthodoxe Christen) v. 20.10.1993 210. ai, Stellungnahme an VG Karlsruhe (arabisch-orthodoxe Christen) v. 20.10.1993 211. FAZ, 29.10.1993: Nicht l&#228;nger der "Kranke Mann" 212. FAZ, 30.10.1993: Von innen her bedroht 213. Oehring, Stellungnahme an VG Ansbach v. 31.10.1993 214. ai, Angedrohte Zwangsr&#228;umung und Zerst&#246;rung eines von Christen bewohnten Dorfes, v. 16.11.1993 215. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 16.11.1993 216. Oehring, Stellungnahme an VG Karlsruhe v. 18.11.1993 217. Kathpress Nr. 273, T&#252;rkische Armee r&#228;umte Christendorf mit Gewalt, v. 25.11.1993 218. Der Spiegel, 6.12.1993: Zerst&#246;rt und entleert 219. FAZ: Neue K&#228;mpfe im S&#252;dosten der T&#252;rkei v. 14.12.1993 220. Neppert, Bericht zur allgemeinen Situation der syrisch-orthodoxen Christen in der T&#252;rkei v. 21.12.1993 221. SZ, 27.12.1993: Die N&#228;chte der ungestraften Morde 222. AA, Auskunft an OVG Hamburg (514-516/15239) v. 28.12.93 223. FR, 29. 12.1993: Ein blutiges Jahr neigt sich dem Ende zu 224. epd, 12.1.1994, Kirche fordert Bleiberecht f&#252;r Christen 225. Pfarrer Demir, Schreiben v. 10.1.1994 226. AA, Auskunft an VG Minden (514-516/16105) v. 4.3.1994 227. Syriac Universal Alliance, Christenverfolgung hat kein Ende v. 26.3.1994 228. ai, Stellungnahme an VG Ansbach (rum-orthodoxe Christen) v. 31.3.1994 229. AA - Lagebericht T&#252;rkei v. 29.4.1994 230. Wie&#223;ner, Stellungnahme an VG Karlsruhe v. 29.4.1994 231. ai, T&#252;rkei-Bericht (Christen aus dem Tur Abdin) v. 3.5.1994 232. Hahn, Stellungnahme zur Situation der syrisch-evangeli-schen Christen in Istanbul v. 31.5.1994 233. AA - Erg&#228;nzung zum Lagebericht T&#252;rkei v. 6.6.94 234. FAZ, 7.6.1994: Zwischen M&#252;hlsteinen zerrieben 235. AA, Auskunft an VG Gelsenkirchen (514-516/16394) v. 8.6.1994 236. AA - Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrechtliche Lage in der T&#252;rkei v. 21.6.94 (Stand: 20.6.1994) 237. Terminsprotokolle der Beweisaufnahmen vor dem Hess. VGH im Verfahren 12 UE 1220/93 v. 18.4.1994 bis 5.7.1994 238. AA, Auskunft an OVG Niedersachsen (514-516/16665) v. 25.7.1994 239. AA, Auskunft an VG Kassel (514-516/16659) v. 25.7.1994 240. AA, Auskunft an VG W&#252;rzburg (514-516/16055) v. 26.7.1994 241. Neppert, Informationen &#252;ber den Milit&#228;rdienst junger christlicher Wehrpflichtiger in der T&#252;rkei v. 14.8.1994 242. AA - Erg&#228;nzung zum Lagebericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (Gef&#228;hrdungslage der Christen und Yeziden) v. 22.8.1994 (Stand: 22.8.1994) 243. AA, Auskunft an OVG Niedersachsen (514-516/17353) v. 19.9.1994 244. ai, Gef&#228;hrdung von syrisch-orthodoxen und chald&#228;ischen Christen und Yeziden aus der T&#252;rkei v. 14.12.1994 245. Innenministerium NW, Zusammenfassender Bericht &#252;ber die T&#252;rkeireise einer gemeinsamen Delegation des Innenministeriums und der Evangelischen Kirche im Rheinland v. 21.12.1994 246. F&#246;deration der syrischen (aram&#228;ischen) Vereine in der BRD e.V., Stellungnahme v. 22.12.1994 247. AA, Auskunft an VG Braunschweig (514-516/18442)v. 27.12.1994 248. Oehring, Stellungnahme an VG Mainz v. 10.1.1995 249. AA - Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei v. 17.1.1995 (Stand: 16.1.1995). 250. Hofmann, Stellungnahme an OVG NW v. 20.02.1995 251. Wie&#223;ner, Stellungnahme an VG Mainz v. 23.2.1995 252. AA - Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 13.3.1995 (Stand 13.3.1995) 253. AA - Bericht &#252;ber die T&#252;rkei (514-516.80/3 TUR) v. 7.4.1995 (Stand: 24.1.1995) 254. Wie&#223;ner, Stellungnahme an OVG NW v. 1.5.1995 255. Oehring, Stellungnahme an OVG NW v. 3.5.1995 256. Oehring, Stellungnahme an OVG NW v. 5.5.1995 257. AA, Auskunft an OVG NW (514-516/20032) v. 28.6.1995 258. AA, Auskunft an OVG NW (514-516/20031) v. 28.6.1995 259. AA - Bericht - &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 30.6.1995 (Stand 30.6.1995) 260. Wie&#223;ner, Stellungnahme an OVG NW v. 8.9.1995 261. AA, Auskunft an VG Regensburg (514-516.00/21315) v. 26.10.1995 262. AA, Auskunft an VG Ansbach (514-516.00/15717) v. 13.11.1995 263. AA, Auskunft an VG Freiburg (514-516.00/22174) v. 28.11.1995 264. ai, Stellungnahme an VG Regensburg v. 30.11.1995 265. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage - T&#252;rkei - (514- 516.80/3 TUR) v. 7.12.1995 (Stand 5.12.1995) 266. Oehring, Stellungnahme an VG Regensburg vom 31.1.1996 267. AA, Auskunft an VG Wiesbaden (514-516.00/22881) v. 14.2.1996 268. Oehring, Stellungnahme an OVG Niedersachsen v. 26.2.1996 269. Oehring, Stellungnahme an VG Chemnitz v. 2.4.1996 270. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage - T&#252;rkei - (514- 516.80/3) v. 17.4.1996 (Stand 17.4.1996) 271. Oehring, Stellungnahme an VG Freiburg v. 17.4.1996 272. Oehring, Stellungnahme an OVG Niedersachsen v. 23.4.1996 273. ai, Stellungnahme an VG Freiburg v. 31.7.1996 274. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 13.8.1996 (Stand Anfang August 1996) 275. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 4.12.1996 (Stand Mitte November 1996) 276. a) Armenische Gemeinde K&#246;ln, Stellungnahme an OVG NW v. 4.2.1997 b) Erg&#228;nzendes Schreiben der Armenischen Gemeinde K&#246;ln v. 15.7.1998 277. AA, Auskunft an VG Freiburg v. 25.7.1997 (514-516.80/28675) 278. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 10.4.1997 (Stand M&#228;rz 1997) 279. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 18.7.1997 (Stand Juli 1997) 280. Gesellschaft f&#252;r bedrohte V&#246;lker v. 1.10.1997 (Autoren: Yonan und Hermes) 281. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 20.11.1997 (Stand November 1997) 282. AA, Auskunft an VG K&#246;ln (514-516.80/30836) v. 21.1.1998 283. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3) v. 31.3.1998 (Stand M&#228;rz 1998) 284. Erkenntnisse des Bundesamtes zum Herkunftsland T&#252;rkei, Religion und Gesellschaft, 1.12.1996 bis 31.3.1998 285. Hahn, Stellungnahme zur Situation einer zum christlichen Glauben (evangelisch-lutherisch) konvertierten alleinstehenden Frau aus der T&#252;rkei v. 29.5.1998 286. Gesellschaft f&#252;r bedrohte V&#246;lker, Fortschreibung der gutachterlichen Stellungnahme vom 18.4.1997 zur Lage der Armenier in der Republik T&#252;rkei bzw. in Istanbul v. 27.6.1998 287. AA, Auskunft an VG Mainz (514-516.80/32157) v. 8.7.1998 288. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3 TUR) v. 18.9.1998 (Stand September 1998) 289. Z&#252;lch, Aram&#228;ische Christen bis heute verfolgt, pogrom 1998, S. 200 290. Oehring, Stellungnahme an VG Mainz v. 27.2.1999 291. ai, Stellungnahme an VG Koblenz (EUR 44/96.407) v. 8.3.1999 292. AA, Bericht &#252;ber die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der T&#252;rkei (514- 516.80/3 TUR) v. 7.9.1999</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">293.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet. Die Klage ist abzuweisen. Die Kl&#228;ger haben keinen Anspruch auf Anerkennung als Asylberechtigte gem&#228;&#223; Art. 16 a Abs. 1 GG, weil sie nicht politisch Verfolgte im Sinne dieser Vorschrift sind. Ihnen steht auch kein Anspruch auf die Feststellung zu, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG vorliegen. Abschiebungshindernisse nach &#167; 53 AuslG sind nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 16 a Abs. 1 GG genie&#223;en politisch Verfolgte Asylrecht. Politisch Verfolgter ist, wer in Ankn&#252;pfung an seine politische &#220;berzeugung, seine religi&#246;se Grundentscheidung oder an f&#252;r ihn unverf&#252;gbare Merkmale, die sein Anderssein pr&#228;gen, gezielt Rechtsverletzungen ausgesetzt ist, die ihn ihrer Intensit&#228;t nach aus der &#252;bergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 10. Juli 1989 - 2 BvR 502/86 u.a. -, BVerfGE 80, 315, 333 ff.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Politische Verfolgung im Sinne des Art. 16 a Abs. 1 GG ist grunds&#228;tzlich staatliche Verfolgung. Jedoch k&#246;nnen auch Verfolgungsma&#223;nahmen Dritter einen Asylanspruch nach dieser Bestimmung begr&#252;nden. Sie fallen als mittelbare staatliche Verfolgung allerdings nur dann in den Schutzbereich des Art. 16 a Abs. 1 GG, wenn der Staat f&#252;r das Tun der Dritten wie f&#252;r eigenes Handeln verantwortlich ist. Das ist dann der Fall, wenn der Staat Verfolgungsma&#223;nahmen Dritter anregt oder derartige Handlungen unterst&#252;tzt, billigt oder tatenlos hinnimmt. Eine tatenlose Hinnahme liegt nicht bereits dann vor, wenn die Bem&#252;hungen des grunds&#228;tzlich schutzbereiten Staates zur Unterbindung asylerheblicher &#220;bergriffe Dritter mit unterschiedlicher Effektivit&#228;t greifen. Es kommt vielmehr darauf an, ob der Staat mit den ihm an sich zur Verf&#252;gung stehenden Mitteln im gro&#223;en und ganzen Schutz gew&#228;hrt. Davon kann dann keine Rede sein, wenn der Staat zur Schutzgew&#228;hrung entweder nicht bereit ist oder wenn er sich nicht in der Lage sieht, die ihm an sich verf&#252;gbaren Mittel im konkreten Fall gegen&#252;ber Verfolgungsma&#223;nahmen Dritter einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 1. Juli 1987 - 2 BvR 478/86 u.a. -, BVerfGE 76, 143, 169; BVerfG, Beschlu&#223; vom 10. Juli 1989 - 2 BvR 502/86 u.a. -, BVerfGE 80, 315, 335.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Asylgrundrecht beruht auf dem Zufluchtgedanken und setzt grunds&#228;tzlich einen kausalen Zusammenhang zwischen Verfolgung, Flucht und Asyl voraus. Daher ist von wesentlicher Bedeutung, ob der Asylbewerber vorverfolgt oder unverfolgt ausgereist ist. Steht fest, da&#223; der Asylsuchende wegen erlittener oder unmittelbar bevorstehender politischer Verfolgung ausgereist ist und da&#223; ihm auch ein Ausweichen innerhalb seines Heimatstaates wegen Fehlens einer inl&#228;ndischen Fluchtalternative nicht zumutbar war, so ist er gem&#228;&#223; Art. 16 a Abs. 1 GG asylberechtigt, es sei denn, er kann in seinem Staat wieder Schutz finden. Hat der Asylsuchende sein Land hingegen unverfolgt verlassen, so kann sein Asylbegehren nach Art. 16 a Abs. 1 GG nur Erfolg haben, wenn ihm aufgrund asylerheblicher Nachfluchtgr&#252;nde politische Verfolgung mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit droht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 26. November 1986 - 2 BvR 1058/85 -, BVerfGE 74, 51, 64 f..</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Asylrelevante politische Verfolgung - und zwar sowohl unmittelbar als auch mittelbar staatlicher Art - kann sich nicht nur gegen Einzelpersonen richten, sondern auch gegen durch gemeinsame asylerhebliche Merkmale gekennzeichnete Gruppen von Menschen. Eine Gruppenverfolgung liegt vor, wenn die Gruppe als solche Ziel einer politischen Verfolgung ist, so da&#223; im landesweiten, regionalen oder lokalen Bereich jedes einzelne Mitglied allein deshalb, weil es dieses gruppenspezifische Merkmal aufweist, politische Verfolgung zu bef&#252;rchten hat. Richtet sich eine solche politische Verfolgung gegen eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame asylerhebliche Merkmale - etwa die Rasse oder die Religion - verbunden sind, so ist in der Regel davon auszugehen, da&#223; die Verfolgung auf jeden Angeh&#246;rigen der Gruppe zielt. Jedes von einer derartigen Regelvermutung erfa&#223;te Gruppenmitglied, das sich im Zeitraum der Verfolgungshandlungen im Verfolgungsgebiet aufgehalten hat, ist daher ohne R&#252;cksicht darauf als verfolgt anzusehen, ob sich die Verfolgungsma&#223;nahmen in seiner Person bereits konkret verwirklicht haben. Eine Betroffenheit von einer Gruppenverfolgung ist allerdings dann nicht anzunehmen, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, da&#223; der einzelne Angeh&#246;rige von der Gruppenverfolgung ausgenommen ist, so da&#223; die Regelvermutung f&#252;r ihn nicht gilt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 23. Januar 1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, BVerfGE 83, 216, 230 ff.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Kriterium f&#252;r die Bestimmung und Abgrenzung der Gruppe, auf die die Verfolgung zielt, ist das tats&#228;chliche Verfolgungsgeschehen. Dieses ist nicht immer so eindeutig, da&#223; sich Art und Zusammensetzung der verfolgungsbetroffenen Gruppen ohne weiteres nach einem bestimmten Merkmal, etwa einer bestimmten Ethnie oder Religion, bestimmen lassen. In vielen F&#228;llen begeht der Verfolger oder duldet der zum Schutz verpflichtete Staat &#220;bergriffe nur in bestimmten Teilen des Staatsgebiets, w&#228;hrend es anderswo diese &#220;bergriffe nicht gibt. In dieser unterschiedlichen Bedrohungslage kann sich entweder eine regionale oder eine &#246;rtlich begrenzte Gruppenverfolgung manifestieren. Kennzeichen einer "regionalen" Gruppenverfolgung ist es, da&#223; der unmittelbar oder mittelbar verfolgende Staat die gesamte Gruppe im Blick hat, sie aber - als "mehrgesichtiger Staat" - beispielsweise aus Gr&#252;nden politischer Opportunit&#228;t nicht oder jedenfalls derzeit nicht landesweit verfolgt. Bei einer derartigen "Regionalisierung" des &#228;u&#223;erlichen Verfolgungsgeschehens, das unter gewissen Bedingungen stets in eine landesweite Verfolgung umschlagen kann, bleiben die au&#223;erhalb der Region, in der die Verfolgung praktiziert wird, lebenden Gruppenmitglieder mitbetroffen; ihre potentielle Gef&#228;hrdung macht sie zwar nicht selbst zu Verfolgten, rechtfertigt aber die Anwendung des herabgestuften Wahrscheinlichkeitsma&#223;stabes, wenn die regionale Gefahr als objektiver Nachfluchttatbestand nach ihrer Flucht auftritt. Dagegen liegt eine "&#246;rtlich begrenzte" Gruppenverfolgung vor, wenn sich die Verfolgungsma&#223;nahmen nicht gegen alle durch &#252;bergreifende Merkmale wie Ethnie oder Religion verbundenen Personen richten, sondern nur gegen solche, die (beispielsweise) zus&#228;tzlich aus einem bestimmten Ort oder Gebiet stammen oder dort ihren Wohnsitz oder Aufenthalt oder Grundbesitz haben. Dann sind die Angeh&#246;rigen der religi&#246;sen oder ethnischen Gemeinschaft, die nicht gleichzeitig auch die weiteren die Gruppe konstituierenden Merkmale - etwa die Gebietsans&#228;ssigkeit - in eigener Person aufweisen, von der Verfolgung von vornherein nicht betroffen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 9. September 1997 - 9 C 43.96 -, BVerwGE 105, 204, 207 ff. = NVwZ 1999, 308, 309.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen haben die Kl&#228;ger keinen Anspruch auf Anerkennung als Asylberechtigte. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">I. Die Kl&#228;ger werden nicht als Einzelpersonen politisch verfolgt. Sie haben die T&#252;rkei Ende 1992 unverfolgt verlassen (1.) und k&#246;nnen sich auch nicht auf Nachfluchtgr&#252;nde berufen (2.).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1. Eine asylrelevante individuelle Verfolgung der Kl&#228;ger kann sich nur aus den Vorg&#228;ngen im Jahre 1992 unmittelbar vor der Ausreise ergeben. Der Kl&#228;ger zu 1. gab bei seiner Anh&#246;rung vor dem Bundesamt selbst an, die Familie habe bis zum Jahre 1990 nicht vorgehabt, irgendwo einen Asylantrag zu stellen. Au&#223;erdem er&#246;ffnete er noch im Jahre 1991 ein gr&#246;&#223;eres Textilgesch&#228;ft in Istanbul und hob mehrfach hervor, der Familie sei es finanziell gut gegangen. Soweit sich die Kl&#228;ger auf Schwierigkeiten der Kinder beim Schulbesuch berufen, wird die Schwelle der Asylerheblichkeit nicht erreicht. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; die Kl&#228;ger durch diese Schwierigkeiten in eine f&#252;r sie so ausweglose Lage geraten sind, da&#223; ihnen nur noch das Verlassen des Landes blieb.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bei den f&#252;r das Jahr 1992 vorgetragenen Vorg&#228;ngen (&#220;berfall im M&#228;rz/April 1992 und Ermordung eines Mitarbeiters, &#220;berfall im Juli 1992 durch Polizeibeamte sowie Drohanrufe etwa seit April 1992) handelt es sich ausschlie&#223;lich um Verfolgungen durch Dritte. Sie sind - wie dargelegt - dem Staat nur dann zuzurechnen, wenn er Verfolgungsma&#223;nahmen Dritter anregt oder derartige Handlungen unterst&#252;tzt, billigt oder tatenlos hinnimmt. Das h&#228;lt der Senat f&#252;r nicht erwiesen. Das Vorbringen der Kl&#228;ger ist gerade zu dieser Frage so widerspr&#252;chlich und gesteigert, da&#223; es insgesamt unglaubhaft ist. Bei der Anh&#246;rung am 25. Januar 1993 hatte der Kl&#228;ger zu 1. im wesentlichen dargelegt, seine Anzeigen seien von Staatsanwaltschaft und Polizei mehr oder weniger abgewiegelt worden. So habe die Staatsanwaltschaft hinsichtlich der Drohanrufe gesagt, das k&#246;nne nicht wahr sein, man habe nichts in der Hand. Auch hinsichtlich des &#220;berfalls durch die beiden Polizisten sei ihm gesagt worden, "das k&#246;nne nicht sein." Erst in der erg&#228;nzenden schriftlichen Stellungnahme, die die Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 10. M&#228;rz 1993 zu den Akten gereicht haben, will der Kl&#228;ger zu 1. von der Polizei mehrfach eingesperrt, verh&#246;rt und massiv bedroht worden sein. Die Erkl&#228;rung, das Asylvorbringen am 25. Januar 1993 sei deswegen nicht vollst&#228;ndig, weil die Kl&#228;ger Angst vor dem t&#252;rkisch- moslemischen Dolmetscher gehabt h&#228;tten, ist nicht glaubhaft. Vielmehr haben die Kl&#228;ger bereits bei der zweist&#252;ndigen Anh&#246;rung am 25. Januar 1993 detaillierte Angaben &#252;ber Verfolgungsma&#223;nahmen durch Moslems gemacht. Es ist nicht nachvollziehbar, da&#223; sie ausgerechnet die angeblichen Mi&#223;handlungen durch die Polizei &#252;berhaupt nicht erw&#228;hnen. Weitere Abweichungen ergeben sich bei Ber&#252;cksichtigung der Angaben des Bruders des Kl&#228;gers zu 1., Herrn B. E. . Dieser behauptete bei seiner Anh&#246;rung vor dem Bundesamt, die &#220;berf&#228;lle auf das Gesch&#228;ft seien angezeigt worden, die polizeilichen Ermittlungen h&#228;tten jedoch nichts ergeben. Sp&#228;ter trug der Bruder des Kl&#228;gers zu 1. vor, erst ein Bestechungsgeld von 50 Millionen t&#252;rkischer Lira habe die Polizei veranla&#223;t, wenigstens eine Anzeige aufzunehmen. Nach den Angaben des Kl&#228;gers zu 1. in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hat die Polizei den &#220;berfall auf sein Gesch&#228;ft und die Ermordung des Mitarbeiters dagegen sofort aufgenommen, allerdings ihn selbst f&#252;r eine Woche festgehalten und auch geschlagen. Abgesehen davon, da&#223; von einer einw&#246;chigen Festnahme bislang nie die Rede war, ergibt sich aus dieser Aussage, da&#223; die Polizei sehr wohl Ermittlungen angestellt hat, die aber ergebnislos geblieben sind. Der Kl&#228;ger zu 1. hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht am 12. Februar 1996 wiederum nichts &#252;ber Mi&#223;handlungen bei der Polizei berichtet. Als er den Polizisten, der sein Gesch&#228;ft &#252;berfallen habe, angezeigt habe, habe man ihm gesagt, "dieser Mann macht so etwas nicht." Er sei dann noch als "Heide" beschimpft worden. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hat der Kl&#228;ger zu 1. dagegen gesagt, seine Anzeige zu diesem Vorfall sei sofort aufgenommen worden; einige Tage sp&#228;ter habe man ihn jedoch beschieden, der benannte Polizist sei am Tattag in Urlaub gewesen und k&#246;nne daher nicht der T&#228;ter sein.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da die Angaben der Kl&#228;ger &#252;ber das Verhalten von Polizei und Staatsanwaltschaft insgesamt nicht glaubhaft sind, kann der Senat nicht davon ausgehen, da&#223; der t&#252;rkische Staat die gegen die Kl&#228;ger begangenen Straftaten unterst&#252;tzt, gebilligt oder tatenlos hingenommen hat. Angesichts dessen braucht der Senat auf weitere zahlreiche Unstimmigkeiten im Vortrag (so soll beispielsweise der &#220;berfall der Polizisten einmal im Juli 1992, einmal im M&#228;rz 1992 stattgefunden haben; nach einer Aussage sollen zwei Polizeibeamte, nach einer anderen soll nur ein Polizeibeamter beteiligt gewesen sein) nicht einzugehen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">2. Die Kl&#228;ger k&#246;nnen sich auch nicht auf asylrechtlich beachtliche Nachfluchtgr&#252;nde berufen. Anhaltspunkte f&#252;r einen individuellen Nachfluchtgrund sind weder vorgetragen noch ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">II. Die Kl&#228;ger k&#246;nnen sich auch nicht als Mitglieder der syrisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft auf eine Gruppenverfolgung berufen. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1. Allerdings vertritt der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung die Auffassung, da&#223; syrisch-orthodoxe Christen aus dem l&#228;ndlichen Bereich des Tur Abdin in der T&#252;rkei einer dem t&#252;rkischen Staat zuzurechnenden mittelbaren Gruppenverfolgung durch die moslemische Bev&#246;lkerungsmehrheit ohne inl&#228;ndische Fluchtalternative insbesondere in Istanbul unterliegen. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil vom 24. August 1994 - 2 A 10312/90 -; Urteil vom 19. Oktober 1995 - 2 A 10110/89 -.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich hierbei im Sinne der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts um eine sogenannte "&#246;rtlich begrenzte" Gruppenverfolgung, die sich nicht gegen alle syrisch-orthodoxen Christen in der T&#252;rkei richtet, sondern nur gegen solche, die im l&#228;ndlichen Bereich des Tur Abdin ihren Wohnsitz oder Aufenthalt haben. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. ausf&#252;hrlich BVerwG, Urteil vom 9. September 1997 - 9 C 43.96 -, NVwZ 1999, 308 = BVerwGE 105, 204; ferner BVerwG, Beschu&#223; vom 21. Februar 1997 - 9 B 738.96 -. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Zu dieser Gruppe geh&#246;ren die Kl&#228;ger nicht (mehr). Zwar stammen die Kl&#228;ger zu 1. und 2. aus dem Tur Abdin. Sie hatten jedoch zum Zeitpunkt ihrer Ausreise Ende 1992 die f&#252;r eine Anerkennung in asylrechtlicher Hinsicht notwendige Bindung an diese Gruppe der syrisch-orthodoxen Christen bereits verloren, weil sie im Jahre 1977 nach Istanbul &#252;bergesiedelt waren und sich dort eine Existenz aufgebaut hatten. Schon deshalb konnten und mu&#223;ten sie nicht (mehr) bef&#252;rchten, da&#223; sich die den Mitgliedern der Gruppe der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin drohenden Verfolgungsschl&#228;ge auch in Istanbul jederzeit verwirklichen konnten. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">2. In Istanbul unterlagen bzw. unterliegen syrisch- orthodoxe Christen keiner Gruppenverfolgung. Das gilt sowohl f&#252;r den Zeitpunkt der Ausreise der Kl&#228;ger Ende 1992 (a.) als auch f&#252;r die Gegenwart (b.). </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">a. Aus den dem Senat vorliegenden Erkenntnissen ist nicht ersichtlich, da&#223; die in Istanbul lebenden syrisch-orthodoxen Christen zum Zeitpunkt der Ausreise der Kl&#228;ger einer asylrechtlich erheblichen Gruppenverfolgung unterlagen. Wesentlicher Grund f&#252;r die Annahme einer Gruppenverfolgung syrisch-orthodoxer Christen in deren Stammsiedlungsgebieten im S&#252;dosten der T&#252;rkei ist der dort herrschende Vertreibungsdruck, der von den zuwandernden Kurden auf die angestammte christliche Bev&#246;lkerung im S&#252;dosten der T&#252;rkei ausge&#252;bt wurde bzw. ausge&#252;bt wird und der wesentlich auch durch die archaische Feudalstruktur mit der Herrschaftsgewalt der Agas und ihrer Helfer beg&#252;nstigt wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Vgl. grundlegend OVG NW, Urteil vom 24. August 1994 - 2 A 10312/90 -.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dieser die asylrechtliche Lage der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin pr&#228;gende Vertreibungsdruck ist jedoch f&#252;r die au&#223;erhalb ihres angestammten Siedlungsgebietes in St&#228;dten in der Westt&#252;rkei wie vor allem Istanbul lebenden syrisch-orthodoxen Christen nicht in gleicher Weise sp&#252;rbar. Denn dort herrschen andere Sozialstrukturen und er ist - in Ankn&#252;pfung an das asylrechtliche Merkmal der Religionszugeh&#246;rigkeit - wesentlich auch auf die Aneignung des umfangreichen landwirtschaftlichen Grundbesitzes der syrisch-orthodoxen Christen im Tur Abdin gerichtet und deshalb in dieser St&#228;rke in den t&#252;rkischen St&#228;dten etwa in der Westt&#252;rkei oder an der s&#252;dlichen Mittelmeerk&#252;ste wegen der dort herrschenden anderen Grundbesitzverh&#228;ltnisse nicht anzutreffen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Frage der unmittelbaren oder mittelbaren Gruppenverfolgung der syrisch-orthodoxen Christen in Istanbul in Ankn&#252;pfung an das asylerhebliche Merkmal der Religionszugeh&#246;rigkeit hat der f&#252;r die christlichen Asylbewerber aus der T&#252;rkei fr&#252;her zust&#228;ndige 14. Senat des erkennenden Gerichts zuletzt in seinem Urteil vom 9. September 1993 - 14 A 10303/87 - (mit aktualisierten Zitatnummern der Erkenntnisquellen nach dem vorliegenden Verfahren) insbesondere f&#252;r die Zeit bis Anfang der 90er Jahre ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">"Die syrisch-orthodoxen Christen waren und sind in Istanbul aber auch keinen Beeintr&#228;chtigungen der Religionsfreiheit in einer Weise ausgesetzt, da&#223; das durch Art. 16 a Abs. 1 GG gesch&#252;tzte religi&#246;se Existenzminimum gef&#228;hrdet gewesen w&#228;re. Ma&#223;stab f&#252;r die Beurteilung der Asylerheblichkeit von Beeintr&#228;chtigungen der Religionsfreiheit ist, ob der Gl&#228;ubige durch die ihm auferlegten Einschr&#228;nkungen oder Verpflichtungen als religi&#246;s gepr&#228;gte Pers&#246;nlichkeit in &#228;hnlich schwerer Weise wie bei Eingriffen in die k&#246;rperliche Unversehrtheit oder die physische Freiheit in Mitleidenschaft gezogen wird, so da&#223; er in eine Notsituation ger&#228;t, in der ein religi&#246;s ausgerichtetes Leben und damit ein vom Glauben gepr&#228;gtes "Personsein" nicht einmal mehr im Sinne eines "religi&#246;sen Existenzminimums" m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverfassungsgericht, Beschl&#252;sse vom 1. Juli 1987 - 2 BvR 478/86 u.a. -, BVerfGE 76, 143, 158 und vom 9. November 1988 - 2 BvR 288 und 388/88 -, InfAuslR 1989, 63.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Eingriff in das "religi&#246;se Existenzminimum" war und ist jedenfalls seit Beginn der 80er Jahre f&#252;r die in Istanbul lebenden syrisch- orthodoxen Christen aram&#228;ischer Volkszugeh&#246;rigkeit mit hinreichender Sicherheit auszuschlie&#223;en. In Istanbul d&#252;rften im Zeitpunkt der Ausreise der Kl&#228;gerin etwa 14.000 (vgl. EKD-Kirchenamt, Stellungnahme von Juli 1986, Nr. 80 der Erkenntnisliste, Seite 5 - E 80, 5 -) und derzeit rund 10.000 syrisch-orthodoxe Christen (vgl. Ausw&#228;rtiges Amt - AA -, Auskunft vom 12. Januar 1989, E 134, 1; Klautke, Aussage vom 9. Dezember 1988, E 130, 3; Oehring, gutachterliche Stellungnahme vom 15. Februar 1988, E 114, 17) gelebt haben. bzw. leben. F&#252;r die Annahme eines Zerfalls der syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Istanbul seit Beginn der 80er Jahre fehlt es an hinreichenden Anhaltspunkten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 24 Abs. 1 und 2 der t&#252;rkischen Verfassung aus dem Jahre 1982 sind Glaubensgemeinschaften gegen Eingriffe in die Religionsfreiheit gesch&#252;tzt, ist insbesondere auch die Freiheit von Gottesdiensten gew&#228;hrleistet (Binswanger, Gutachten vom 7. Mai 1985, E 73, 3; Oehring, Stellungnahme vom 25. Mai 1988, E 119, 17 und 18). Zwar werden die syrisch-orthodoxen Christen, anders als die Armenier, Griechen und Juden, vom t&#252;rkischen Staat nicht zu den nichtmoslemischen Minderheiten gerechnet, denen der Lausanner Friedensvertrag von 1923 Sonderrechte, wie etwa das Recht, eigene karitative, religi&#246;se und soziale Einrichtungen oder Schulen zu betreiben, einr&#228;umt (Binswanger, Stellungnahme vom 2. September 1988, E 124, 1; EPD-Dokumentation Nr. 49/79 vom 12. November 1979, E 8, 57 f.). Auch sieht sich die Syrisch- Orthodoxe Kirche gewissen administrativen Erschwernissen, wie der Einschr&#228;nkung der Verf&#252;gungsgewalt &#252;ber kirchliches Verm&#246;gen und Behinderungen der Baut&#228;tigkeit, ausgesetzt, und wird ihr, insbesondere wenn es um die religi&#246;se Bet&#228;tigung in der &#214;ffentlichkeit geht, "das Leben schwer gemacht" (Oehring, Aussage vom 3. Dezember 1984, E 65, 15; AA, Lagebericht T&#252;rkei vom 20. Juni 1986, E 79, 7; Yonan, Gutachten vom 7. April 1987, E 95, 19; Weber pp., Bericht von November 1989, E 153, 3 f.).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Derartige Ma&#223;nahmen, von denen nicht nur die Syrisch-Orthodoxe Kirche, sondern mittelbar auch die einzelnen Glaubensangeh&#246;rigen betroffen sein k&#246;nnen, bleiben jedoch unterhalb der asylrechtlich erheblichen Schwelle. Sie stellen die Existenz der Syrisch-Orthodoxen Kirche nicht in Frage und nehmen den Gl&#228;ubigen nicht die M&#246;glichkeit zum religi&#246;sen Bekenntnis, zum Gebet und zum Gottesdienst im h&#228;uslich- privaten Bereich und in Gemeinschaft mit anderen Gemeindemitgliedern. Zwar hat die seelsorgerische Betreuung der syrisch-orthodoxen Christen in der T&#252;rkei dadurch gelitten, da&#223; in den letzten Jahrzehnten viele Priester die angestammten Siedlungsgebiete verlassen haben (Wie&#223;ner, Stellungnahme vom 14. Oktober 1986, E 84, 3) und die Priesterausbildung lediglich in Form der "m&#252;ndlichen &#220;berlieferung" oder im Ausland erfolgen mu&#223; (Binswanger, Stellungnahme vom 2. September 1988, E 124, 2; Yonan, Gutachten vom 7. April 1987, E 95, 19; Wie&#223;ner, Stellungnahme vom 14. Oktober 1986, E 84, 6; EKD-Kirchenamt, Stellungnahme von Juli 1986, E 80, 6 f.); die syrisch-orthodoxen Christen haben aber auch in Istanbul die M&#246;glichkeit des gemeinsamen Gebetes und des &#246;ffentlichen Gottesdienstes unter Leitung ihrer Pfarrer nach ihrem &#252;berlieferten Brauch. Sie verf&#252;gen hier &#252;ber ein eigenes Zentrum und sind in weiteren (mindestens f&#252;nf) Kirchen zu Gast (AA, Auskunft vom 12. Januar 1989, E 134, 2, und vom 10. November 1986, E 85, 7; Klautke, Aussage vom 9. Dezember 1988, E 130, 9; M&#252;ller, Aussage vom 3. Dezember 1984, E 65, 3; Oehring, ebenda, E 65, 13, und Gutachten vom 14. September 1984, E 59, 6; EKD-Kirchenamt, Stellungnahme vom 18. Mai 1982, E 40, 49, und Aussage vom 3. Dezember 1984, E 65, 8). So sieht Wie&#223;ner (Stellungnahme vom 14. Oktober 1986, E 84, 6) f&#252;r die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Istanbul eine gr&#246;&#223;ere Chance zur Bewahrung der eigenen Tradition als in Europa. Das EKD-Kirchenamt (Stellungnahme von Juli 1986, E 80, 6) stellt einen f&#252;r ein &#220;berleben ausreichenden Grad an religi&#246;ser Freiheit fest und hat den Eindruck gewonnen, da&#223; die Gemeinschaft insgesamt Lebenskraft zeigt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Auch eine mittelbare staatliche Verfolgung l&#228;&#223;t sich f&#252;r den Zeitpunkt der Ausreise der Kl&#228;gerin nicht feststellen; denn regelm&#228;&#223;ige, gegebenenfalls dem Staat zurechenbare &#220;bergriffe asylerheblichen Ausma&#223;es durch die moslemische Bev&#246;lkerung gegen die christlichen Mitbewohner wegen deren Konfession dergestalt, wie diese nach Auffassung des Senats (vgl. etwa Urteil vom 24. August 1989 - 14 A 10052/87 -) f&#252;r die Heimatregion der Kl&#228;gerin jedenfalls bis zum Jahre 1980 festzustellen waren, sind f&#252;r Istanbul nicht ersichtlich. Zwar d&#252;rften gelegentliche Beschimpfungen und Bel&#228;stigungen der Christen seitens der moslemischen Bev&#246;lkerung, welche in einem allgemeinen religi&#246;sen &#220;berlegenheitsgef&#252;hl ihre Ursache haben, durchaus vorkommen. Dies mag es erschweren, da&#223; sich bei den Christen subjektiv ein Gef&#252;hl der Sicherheit einstellt. Es l&#228;&#223;t sich aber schon nicht feststellen, da&#223; die moslemische Bev&#246;lkerung den Christen mit einer feindlichen Grundeinstellung begegnet. So hat Pfarrer Klautke, der in der Zeit von 1975 bis 1987 f&#252;r die evangelische Kirche in Istanbul gearbeitet hat und gerade auch deshalb die Gew&#228;hr f&#252;r eine neutrale Bewertung der Lage der christlichen Gemeinden bietet, bekundet, ihm sei weder &#252;ber Behinderungen beim Kirchenbesuch noch - mit einer Ausnahme - &#252;ber k&#246;rperliche &#220;bergriffe berichtet worden (Aussage vom 9. Dezember 1988, E 130, 9). Es spricht vieles daf&#252;r, da&#223; Pfarrer Klautke als langj&#228;hriger Beobachter und Kenner der Verh&#228;ltnisse in Istanbul derartige, seine berufliche T&#228;tigkeit ber&#252;hrende Vorkommnisse erfahren h&#228;tte, wenn sie sich in einer die Lage der Christen bestimmenden H&#228;ufigkeit und Intensit&#228;t ereignet h&#228;tten. Pfarrer Klautke hat vielmehr den Eindruck gewonnen, da&#223; die Christen von den Moslems - m&#246;glicherweise mit Ausnahme der konservativen Stadtteile - generell geachtet werden (vgl. auch Wiskandt, Aussage vom 3. Dezember 1984, E 65, 6 f.; Wie&#223;ner, Stellungnahme vom 17. M&#228;rz 1985, E 71, 4; AA, Auskunft vom 12. April 1985, E 72, 4; EKD- Kirchenamt, Stellungnahme von Juli 1986, E 80, 6). Selbst die Stimmen, die die Situation der syrisch-orthodoxen Christen grunds&#228;tzlich ung&#252;nstiger einsch&#228;tzen, erlauben nicht die Feststellung einer permanent akuten Gef&#228;hrdungslage asylerheblichen Gewichts. So schlie&#223;t etwa Oehring &#220;bergriffe auf Christen nicht aus, erachtet sie aber auch nicht als "allgegenw&#228;rtig"; Behinderungen des Kirchenbesuchs sind - von Bagatellvorf&#228;llen abgesehen - auch ihm nicht bekannt geworden (Gutachten vom 14. September 1984, E 59, 6,7; vgl. auch Stellungnahme vom 27. M&#228;rz 1987, E 94, 5). Die von verschiedener Seite erw&#228;hnten Beispiele von Diskriminierungen christlicher Kinder in der Schule, insbesondere w&#228;hrend des "Ethik-Unterrichts", hindern eine derartige Einsch&#228;tzung nicht. Aus solchen Vorkommnissen folgt insbesondere nicht, da&#223; die Christen in Istanbul ganz allgemein in einem Klima religi&#246;ser Verachtung leben mu&#223;ten."</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"> Der Senat hat sich dieser, die genannten auch ihm vorliegenden Erkenntnisquellen zutreffend und ersch&#246;pfend auswertenden Beurteilung angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa Urteil vom 16. August 1996 - 2 A 10143/88 -.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Neuere Erkenntnisse, nach denen dies zu &#252;berpr&#252;fen oder anders zu sehen w&#228;re, sind nicht dargetan oder ersichtlich. Auf der Grundlage dieser Beurteilung steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; syrisch-orthodoxe Christen in Istanbul zum Zeitpunkt der Ausreise der Kl&#228;ger Ende 1992 nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit mit politischer Verfolgung in Form der an ihre Religionszugeh&#246;rigkeit ankn&#252;pfenden unmittelbaren oder mittelbaren Gruppenverfolgung rechnen mu&#223;ten. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">b. Es kann auch nicht festgestellt werden, da&#223; die Kl&#228;ger als Mitglieder der syrisch-orthodoxen Religionsgemeinschaft bei einer R&#252;ckkehr nach Istanbul mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit einer unmittelbaren oder mittelbaren Gruppenverfolgung unterl&#228;ge. Anhaltspunkte f&#252;r eine derzeit stattfindende Gruppenverfolgung der syrisch-orthodoxen Christen in Istanbul haben die Kl&#228;ger nicht vorgetragen. Sie sind auch aus den dem Senat vorliegenden Erkenntnissen nicht erkennbar. Danach sind syrisch-orthodoxe Christen in Istanbul im Regelfall keinen Verfolgungen und Benachteiligungen durch den t&#252;rkischen Staat oder private Dritte wegen ihres christlichen Glaubens ausgesetzt. Sie werden dort genauso h&#228;ufig oder selten Opfer von Straftaten wie z.B. Eigentumsdelikten wie ihre nichtchristlichen Mitb&#252;rger und werden auch in ihrer Religionsaus&#252;bung nicht behindert. F&#252;r ihre seelsorgliche Betreuung stehen nach wie vor insgesamt sieben Kirchen und eine gen&#252;gende Zahl von Priestern zur Verf&#252;gung. Die christlichen Schulkinder sind seit August 1990 nicht mehr zur Teilnahme am Religions- und Ethikunterricht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oehring (193); AA (215), (229), (252),(253), (262), (270) und (292).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Auch Wie&#223;ner stellt ausdr&#252;cklich fest, da&#223; es in der T&#252;rkei keine staatlich organisierte Verfolgung von Christen gibt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Vgl. Wie&#223;ner (230).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Zwar spricht er insoweit von Benachteiligungen der Christen, die sich aus einer einem bestimmten &#220;berlegenheitsgef&#252;hl der Moslems entspringenden absch&#228;tzigen Bewertung des Christentums durch den Staat und seine Organe ergeben oder ergeben k&#246;nnten. Die von ihm in diesem Zusammenhang genannten Benachteiligungen etwa auf dem privaten Arbeitsmarkt oder bei der &#246;ffentlichen Religionsaus&#252;bung lassen jedoch nicht erkennen, da&#223; dadurch die Grenze zur asylrechtlichen Erheblichkeit &#252;berschritten wird. Der Umstand, da&#223; danach ein allgemeiner Druck auf die Christen ausge&#252;bt wird, reicht f&#252;r die Annahme einer politischen Gruppenverfolgung (noch) nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Zwar stellt auch amnesty international insoweit fest, da&#223; sich der Vertreibungsdruck der Christen landesweit verst&#228;rkt hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vgl. ai (231) und (264).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Da&#223; dieser Druck in Istanbul zu einer Gruppenverfolgung der Christen gef&#252;hrt hat, geht aus seinen Stellungnahmen jedoch nicht hervor. Die darin ebenfalls genannten Berichte von Christen &#252;ber Diskriminierungen durch moslemische Arbeitskollegen oder &#252;ber ihre Furcht, z.B. offen eine Kette mit einem Kreuz zu tragen, sind zu wenig substantiiert, um daraus auf eine allgemeine Benachteiligung der Christen in Istanbul mit asylrechtlicher Relevanz schlie&#223;en zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Annahme einer asylrechtlich relevanten Benachteiligung steht vor allem entgegen, da&#223; Oehring selbst weiterhin ausdr&#252;cklich davon spricht, da&#223; die syrisch- orthodoxe Religionsgemeinschaft in Istanbul von Beeintr&#228;chtigungen in Form von verbalen Angriffen und Drohungen oder gewaltt&#228;tigen Angriffen und &#220;bergriffe auf ihre Einrichtungen bisher nicht betroffen gewesen ist. Beeintr&#228;chtigungen einzelner syrisch-orthodoxer Christen in Istanbul sind danach um so unwahrscheinlicher, je l&#228;nger sie mit Angeh&#246;rigen verschiedener Gruppen, insbesondere mit sich dem T&#252;rkentum verbundenen Moslems zusammenleben.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oehring (256) und (266).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die syrisch-orthodoxen Christen bei einer generalisierenden Betrachtungsweise in Istanbul heute einer mittelbaren staatlichen Gruppenverfolgung durch die moslemische Bev&#246;lkerungsmehrheit unterliegen, sind auch danach selbst unter Ber&#252;cksichtigung dessen, da&#223; durch das Wiedererstarken des Islam auch in Istanbul etwa aufgrund des Ergebnisses der Regionalwahlen im Jahre 1994 die Verunsicherung und Ver&#228;ngstigung der dortigen christlichen Gemeinden zugenommen und der Drang zur Auswanderung der Christen verst&#228;rkt worden ist,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">vgl. Wie&#223;ner (254),</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">nicht festzustellen. Oehring spricht in seiner Stellungnahme von 1999 (290) sogar von "einem beachtlichen Anwachsen der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Istanbul". Auch aus dem neuesten Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes ergeben sich keine Hinweise auf eine Gruppenverfolgung der syrisch-orthodoxen Christen in Istanbul. Dort hei&#223;t es, da&#223; etwa 12.000 syrisch-orthodoxe Christen in Istanbul leben. Sie seien in sieben Kirchengemeinden organisiert. Dort f&#228;nden regelm&#228;&#223;ig Gottesdienste und religi&#246;se Feiern statt. In den Gemeinden werde Religionsunterricht und Sprachunterricht in klassischem (liturgischem) Aram&#228;isch sowie der neuaram&#228;ischen Umgangssprache erteilt. In Istanbul gebe es seit einiger Zeit ein patriarchalisches Vikariat der Syrisch-Orthodoxen Kirche unter einem Metropoliten, das der neuen Bev&#246;lkerungsentwicklung Rechnung trage. Die Christen seien nicht in nennenswertem Umfang &#220;bergriffen ihrer islamischen Nachbarn ausgesetzt; die Sicherheitskr&#228;fte schritten erforderlichenfalls zum Schutze der Christen ein. </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Vgl. AA (292).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Aus der von den Kl&#228;gern zu den Akten gereichten Stellungnahme des Patriarchats von Antiochien, Patriarchalvikariat der Syrisch-Orthodoxen Erzdi&#246;zese in Deutschland, vom 13. August 1999 ergibt sich nichts anderes. Die dort aufgestellte Behauptung, in Istanbul gebe es f&#252;r syrisch-orthodoxe Christen "keine Chance zu &#252;berleben", ist substanzlos, nicht belegt und widerspricht den umfangreichen oben ausgewerteten Erkenntnissen des Senats aus vielen anderen Quellen. Gleiches gilt f&#252;r die Behauptung, bei Befragungen nach der Gruppenzugeh&#246;rigkeit seien "zahlreiche Menschen umgebracht" worden. Die Stellungnahme beruht im &#252;brigen auf unzutreffenden Voraussetzungen, wenn sie davon ausgeht, es seien nur "noch einige syr.-orth. Familien in Istanbul zu finden".</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">III. Nach alledem liegt eine politische Verfolgung der Kl&#228;ger sowohl in Form der unmittelbaren oder mittelbaren Gruppenverfolgung als auch in Form der Einzelverfolgung nicht vor. Unter Ber&#252;cksichtigung der dem Senat vorliegenden Erkenntnisse ergeben sich auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; f&#252;r die Kl&#228;ger in Istanbul eine Gef&#228;hrdungslage im &#220;bergangsbereich zwischen Einzel- und Gruppenverfolgung aufgrund von Referenzf&#228;llen stattgefundener oder stattfindender politischer Verfolgung oder eines Klimas allgemeiner moralischer, religi&#246;ser oder gesellschaftlicher Verachtung besteht, die in ihnen eine begr&#252;ndete Verfolgungsfurcht entstehen lassen k&#246;nnte. Aufgrund dessen ist es den Kl&#228;gern bei einer "qualifizierenden" Betrachtungsweise im Sinne einer Gewichtung und Abw&#228;gung aller festgestellten Umst&#228;nde und ihrer Bedeutung,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteile vom 5. November 1991 - 9 C 118.90 -, Buchholz 402.25 &#167; 1 AsylVfG Nr. 147, vom 8. September 1992 - 9 C 8.91 - und vom 23. Juli 1991 - 9 C 154.90 -, BVerwGE 88, 367,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">gegenw&#228;rtig zuzumuten, in die T&#252;rkei zur&#252;ckzukehren. Die nach dem Vortrag der Kl&#228;ger und den Erkenntnissen des Gerichtes f&#252;r ihre politische Verfolgung sprechenden Umst&#228;nde sind unter Ber&#252;cksichtigung der Intensit&#228;t und H&#228;ufigkeit m&#246;glicher &#220;bergriffe und Benachteiligungen bei objektiver Beurteilung nicht von einem solchen Gewicht, da&#223; sich daraus bei objektiver Betrachtung f&#252;r die Kl&#228;ger die begr&#252;ndete Furcht ableiten l&#228;&#223;t, selbst Opfer asylrechtlich relevanter Verfolgungsma&#223;nahmen zu werden. </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben auch keinen Anspruch auf die Feststellung, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG vorliegen. Ist, wie dargelegt, Leben oder Freiheit der Kl&#228;ger bei einer R&#252;ckkehr in die T&#252;rkei nicht aus politischen Gr&#252;nden bedroht, besteht schon aus diesen Grunde auch kein Anspruch der Kl&#228;ger auf die Feststellung, da&#223; sie die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG erf&#252;llen. </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Abschiebungshindernisse nach &#167; 53 AuslG sind nicht dargetan und nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 154 Abs. 1 VwGO, 83 b Abs. 1 AsylVfG, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 Satz 1 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen. </p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,496
olgham-1999-09-15-20-u-6499
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 64/99
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:48
2019-02-14T10:24:25
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0915.20U64.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r ü n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(abgekürzt gemäß § 543 Abs. 1 ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist die Ehefrau und für den Todesfall Bezugsberechtigte aus einer Lebensversicherung, die ihr Ehemann, der am 16.04.1998 verstorbene C, am 06.04.1995 bei der Beklagten beantragt hatte. Versicherungsbeginn war nach dem Antrag der 01.05.1995. Die Beklagte nahm den Antrag an und stellte einen entsprechenden Versicherungsschein aus. Nach den dem Vertrag zugrundeliegenden Versicherungsbedingungen verpflichtete sich die Beklagte in teilweiser Abweichung von § 169 VVG, auch in den Fällen einer Selbsttötung des Versicherungsnehmers zu leisten. In § 11 heißt es dazu:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(1)</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bei Selbsttötung leisten wir, wenn seit Zahlung des Einlösebeitrags oder seit Wiederherstellung der Versicherung drei Jahre vergangen sind. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(2)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bei Selbsttötung vor Ablauf der 3-Jahres-Frist besteht Versicherungsschutz nur dann, wenn uns nachgewiesen wird, daß die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Andernfalls zahlen wir die eingezahlten Beiträge unverzinst zurück. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am Nachmittag des 16.04.1998 wurde der Ehemann der Klägerin erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Die Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen. Die Klägerin hat die Beklagte auf Auszahlung der Versicherungssumme in Anspruch genommen und nach deren Ablehnung Klage erhoben. Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und zur Begründung ausgeführt, der Versicherungsnehmer habe sich das Leben genommen, so daß die Beklagte gemäß § 169 VVG leistungsfrei sei. Nach den vorliegenden Umständen sei es überzeugt davon, daß der Kläger nicht in einem die freie Geistesbetätigung ausschließenden Zustand gehandelt habe und es sich auch nicht um eine fehlgeschlagene Selbstmorddemonstration gehandelt habe, sondern daß der Versicherungsnehmer in voller Absicht aus dem Leben geschieden sei. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dagegen wendet sich die Klägerin mit ihrer Berufung, mit welcher sie unter Wiederholung und Ergänzung ihres erstinstanzlichen Vortrages ihr Begehren weiterverfolgt. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel hatte keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es steht zur Überzeugung des Senats fest, daß der Versicherungsnehmer freiwillig und bewußt aus dem Leben geschieden ist. Das schließt der Senat aus den Umständen des Todes und den weiteren, im zeitlichen und örtlichen Zusammenhang damit stehenden dargelegten Umständen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach den vorliegenden und ihrem Inhalt nach unstreitigen Akten der Staatsanwaltschaft Detmold 3 UJs 130/98 wurde der Versicherungsnehmer erhängt aufgefunden. Das freie Ende des Seils war an der 3. Treppenstufe von oben gesehen festgeknotet. Die Beine des Versicherungsnehmers hatten keinen Bodenkontakt mehr. Unter ihm am Boden lag ein umgekippter Schemel. Hinweise für ein Fremdverschulden fanden sich nicht. Ein solches wird auch nicht behauptet. Danach hatte der Versicherungsnehmer, wie von ihm abzusehen war, nach Einleitung des Geschehens und Umstoßen des Hockers keine Möglichkeit mehr einzugreifen und den zu erwartenden tödlichen Verlauf des Geschehens aufzuhalten oder zu steuern. Das Erhängen ist eine Todesart, bei welcher der Schluß auf einen Selbstmord besonders nahe liegt (BGH VersR 87, 503). Wer solch ein Geschehen in Gang setzt, handelt sehr wahrscheinlich final und nicht lediglich in Demonstrationsabsicht. Insoweit unterscheidet sich der vorliegende maßgeblich von einem früher vom Senat entschiedenen Fall (VersR 89, 690). Jener Entscheidung hatte ein untypischer Fall des Erhängens vorgelegen, dessen nähere Umstände die Demonstrationsabsicht offenkundig machten: Dort knotete der Versicherungsnehmer einen Gürtel an der Türklinke fest und erhängte sich im Sitzen, was darauf schließen ließ, daß er glaubte, das Geschehen jederzeit abbrechen zu können, und er wußte seine Ehefrau im Nebenzimmer, mit welcher er vorher kommunizierte und der gegenüber er seine Strangulationsabsicht mehrfach bekundete. Hier hingegen war der Versicherungsnehmer allein im Haus. Er erhängte sich an einer Stelle, die von außen und auch für das Haus Betretende nicht gleich einsehbar war. Vor dem Hintergrund, daß der Tod bei einem Ereignis wie dem vorliegenden schnell eintritt, war nach alledem mit einem Hinzutreten und Eingreifen Dritter nicht zu rechnen. Deshalb führte auch der Umstand, daß die Klägerin ihren Besuch beim Versicherungsnehmer für den Nachmittag des 16.04. angekündigt hatte, zu keiner anderen Bewertung. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist der Ansicht, der Versicherte habe bereits einige Wochen vor dem 16.04. eine Selbstmorddemonstration vorgenommen. Sie schildert, sie sei hinzugekommen, als ihr Mann eine Badewanne mit heißem Wasser gefüllt und ein scharfes Messer bereitgelegt habe. Insoweit ist aber zweifelhaft, ob es sich dabei tatsächlich um eine Selbstmorddemonstration oder nicht viel eher um echte Selbstmordvorbereitungen gehandelt hat. Letztere liegt zur Überzeugung des Senats näher. Eine sogenannte Selbstmorddemonstration, die immer Appellcharakter hat, hat nur dann Sinn, wenn sie ihren Adressaten auch erreicht. Das mag bei dem von der Klägerin geschilderten Ereignissen der Fall gewesen sein. Zu Weiterungen ist es damals jedenfalls nicht gekommen. Nach Entdeckung durch die Klägerin hat der Versicherte jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt nicht weiter agiert. Weitere Selbstmordversuche oder Demonstrationen berichtete die Klägerin nicht. Die Notärztin hat aber beim Versicherungsnehmer an den Handgelenken querverlaufende, bereits verschorfte Schnittwunden gefunden. Diese deuten darauf hin, daß es sich um sogenannte "Zauderschnitte" handelt, wie viele, sich mit Selbstmordgedanken tragende Menschen sie sich zufügen. Hätten diese Schnitte Demonstrationscharakter haben sollen, hätte es nahegelegen, diese auch der Umwelt, in erster Linie der Ehefrau, die sich von ihm getrennt hatte, zur Kenntnis zu bringen. Da sie hiervon aber tatsächlich keine Kenntnis hatte, liegt es näher, daß der Versicherungsnehmer sich diese Schnitte in suizidaler Absicht zugefügt hat, von dem Versuch dann aber zurückgetreten ist. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Kein besonders Gewicht mißt der Senat dem Umstand bei, daß der Versicherungsnehmer, wie die Klägerin dargelegt hat, sich mit Reiseplänen getragen hat. Es ist nach der Erfahrung des Senats in ähnlich gelagerten Fällen nicht selten, daß Menschen, die sich ernsthaft mit Suizidgedanken tragen, gleichwohl noch Zukunftspläne schmieden. Der Suizid steht dabei immer erst am Ende einer Entwicklung, die psyisch als extrem belastend empfunden wird, aber durchaus Momente der Hoffnung auf eine Wende zum besseren enthalten kann. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das deutlichste Indiz für einen Suizid einerseits und gegen einen Unfall bzw. eine fehlgeschlagene Selbstmorddemonstration andererseits stellt der Inhalt des beim Versicherungsnehmer vorgefundenen Abschiedsbriefs dar. Dieser macht deutlich, daß der Versicherungsnehmer sein bisheriges Leben "bilanziert" hat und er darin, daß er aus dem Leben scheide, die Lösung der persönlichen und wirtschaftlichen Probleme seiner Familie sehe, wobei er die Auszahlung der Lebensversicherungssumme namentlich erwähnte. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die genannten Kriterien reichen nach alledem zur vollständigen Überzeugungsbildung des Senats dahin aus, daß der Versicherungsnehmer sich bewußt das Leben genommen hat. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Anknüpfungstatsachen dafür, daß der Versicherungsnehmer in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit gehandelt haben könnte, sind nicht dargelegt und erkennbar. Aus dem Umstand, daß der Versicherungsnehmer Alkoholiker war, zieht der Senat einen entsprechenden Schluß nicht. Denn abgesehen davon, daß gerade bei alkoholgewöhnten Alkoholkranken ein derartiger Zustand erst bei höheren Blutalkoholkonzentrationen erreicht wird, hat die Klägerin konkret zum Alkoholkonsum des Versicherungsnehmers allgemein und speziell am 16.04. nichts dargelegt. Auch aus der Todesermittlungssache 3 UJs 130/98 ergeben sich keinerlei Hinweise auf einen zuvor stattgefundenen Alkoholkonsum und dessen Umfang. Anhaltspunkte dafür, daß sich beim Versicherungsnehmer infolge langjährigen Alkoholmißbrauchs Persönlichkeitsveränderungen insbesondere des Umfangs ergeben hätten, daß er nicht mehr als geschäftsfähig anzusehen wäre, sind weder dargelegt noch ersichtlich. Vielmehr sprechen Art und Inhalt des vorgefundenen Abschiedsbriefs, die die Motive für die Entscheidung des Versicherungsnehmers nachvollziehbar darlegen, gegen derartige krankhafte Persönlichkeitsveränderungen mit der Folge einer Geschäftsunfähigkeit. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vorstehenden stände der Klägerin ein Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme nur dann zu, wenn am 16.04.1998 die 3-Jahres-Frist gemäß § 11 Abs. 1 der Versicherungsbedingungen bereits abgelaufen gewesen wäre. § 11 Abs. 1 stellt insoweit maßgeblich auf den Zeitpunkt der Zahlung des Einlösebeitrages ab. Die Besonderheit im konkreten Fall ist, daß der Versicherungsnehmer der Beklagten eine Bankeinzugsermächtigung erteilt hatte, er es selbst somit nicht mehr in der Hand hatte, wann der Einlösebetrag gezahlt bzw. abgebucht wurde. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wann im konkreten Fall der Zeitpunkt der Zahlung des Einlösebeitrags eingetreten war. In Betracht kommen hier zum einen der Zeitpunkt der tatsächlichen Abbuchung, der Zeitpunkt der Erteilung der Abbuchungserlaubnis und schließlich der Zeitpunkt des Vertragsbeginns. Nach Auffassung des Senats ist hier der letztgenannte Zeitpunkt, nämlich der 01.05.1995, der maßgebliche Zeitpunkt. Denn zwar hatte der Versicherungsnehmer mit Antragsunterzeichnung und Erteilung der Bankeinzugsermächtigung einen wesentlichen Teil, wenn auch noch nicht alles, getan, um seiner Beitragspflicht nachzukommen. Denn darüber hinaus war noch erforderlich, daß zu dem Zeitpunkt, als die Beklagte abbuchen durfte, sein Konto die entsprechende Deckung aufwies. Der Vertrag sollte am 01.05.1995 in Kraft treten. An diesem Tag sollte die Deckung durch die Beklagte einsetzen. An diesem Tag sollte auch erst die Beitragspflicht des Versicherungsnehmers einsetzen. Erst zu diesem Zeitpunkt war der Einlösebeitrag fällig. Erst an diesem Tage durfte die Beklagte von der Abbuchungsermächtigung Gebrauch machen. Aus diesem Grunde ist nach Ansicht des Senats in den Fällen, in denen eine Einzugsermächtigung erteilt wird, als Zeitpunkt der Zahlung des Einlösebetrages derjenige Zeitpunkt anzusehen, an dem die Versicherung erstmals von der Bankeinzugsermächtigung Gebrauch machen darf, dieser Einlösungsbeitrag also fällig ist. Auf den Zeitpunkt abzustellen, an dem tatsächlich der Bankeinzug erfolgt bzw. wann die Gutschrift tatsächlich erfolgt, erscheint dem Senat auch vor dem Hintergrund des § 38 VVG unangemessen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Danach begann im vorliegenden Fall die Frist von 3 Jahren am 01.05.1995. Am 16.04.1998 war sie noch nicht abgelaufen. Auch nach § 11 Abs. 1 der Versicherungsbedingungen ist die Beklagte daher zur Zahlung der Versicherungssumme nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Keine der Parteien wird durch die vorliegende Entscheidung zu mehr als 60.000,00 DM beschwert.</p>
114,497
olgham-1999-09-15-2-ws-27099
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 270/99
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:48
2019-02-14T10:24:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0915.2WS270.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r ü n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 23. März 1999 ist der Verurteilte wegen vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr in drei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von neun Monaten verurteilt worden. Zugleich ist ihm verboten worden, für die Dauer von drei Monaten im öffentlichen Straßenverkehr ein Fahrzeug zu führen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat er fristgerecht ein Rechtsmittel eingelegt, das er mit Schreiben vom 3. Mai 1999 als Berufung bezeichnet hat. In der Berufungshauptverhandlung vom 30. Juni 1999 hat er die von ihm eingelegte Berufung zurückgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat der Rücknahme zugestimmt. Die Strafkammer hat daraufhin in der Hauptverhandlung einen Beschluss folgenden Inhalts verkündet:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Die Kosten des zurückgenommenen Rechtsmittels hat der Angeklagte zu tragen, nachdem er die Berufung wirksam zurückgenommen hat, § 473 StPO."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit wortgleichen Schreiben vom 9. Juli, 14. Juli und 21. Juli 1999 hat der Verurteilte mitgeteilt, dass er die "neun Monate Freiheitsstrafe nicht anerkenne." Der Vorsitzende der Strafkammer hat ihn mit Schreiben vom 18. August 1999 darauf hingewiesen, dass das Urteil nach wirksamer Rücknahme der Berufung rechtskräftig sei. Mit Schreiben vom 19. August 1999 hat der Verurteilte mitgeteilt, dass er "die neun Monate Haft nicht annehmen kann."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer sieht die Eingaben des Verurteilten unter Bezugnahme auf den in anderer Sache ergangenen Beschluss des Senats vom 20. Mai 1999 (2 Ws 158, 161 - 164/99) als sofortige Beschwerde gegen den Kostenbeschluss vom 30. Juni 1999 an und hat die Sache dem Senat zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Eingaben des Verurteilten sind nicht als sofortige Beschwerde gegen den Kostenbeschluss vom 30. Juni 1999 anzusehen. Der Verurteilte hat sich nämlich weder ausdrücklich gegen diese Entscheidung gewandt, noch kann seine Erklärung, dass er das Urteil nicht anerkennen könne, gemäß § 300 StPO als sofortige Beschwerde gegen diese Entscheidung ausgelegt werden. Vielmehr sind seine Schreiben als Einwendungen gegen die von ihm erklärte Berufungsrücknahme anzusehen. Hat der Verurteilte eine unzweifelhaft erklärte Berufungsrücknahme nachträglich angefochten oder widerrufen (vgl. OLG Düsseldorf, MDR 1985, 429), oder sonst die Unwirksamkeit der abgegebenen Erklärung geltend gemacht (vgl. BGH NStZ-RR 1998, 60), hat das Berufungsgericht die Berufung für erledigt zu erklären (vgl. BGH a.a.O.; Kleinknecht/Meyer-Goßner, StPO, 44. Aufl., § 302 Rdnr. 11). Erst über die gegen diese Entscheidung eingelegte sofortige Beschwerde hätte der Senat zu entscheiden. Die von der Strafkammer angeführte o.g. Senatsentscheidung betraf einen anderen Sachverhalt. Dort lag eine schriftliche Erklärung vor, die dahingehend zu überprüfen war, ob in ihr überhaupt eine Berufungsrücknahme zu sehen war. Diese Frage war von der Strafkammer vorgreiflich im Rahmen des zunächst erlassenen Kostenbeschlusses und vom Senat im Rahmen der ausdrücklich eingelegten Kostenbeschwerde zu prüfen.</p>
114,501
olgk-1999-09-15-19-w-3299
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 W 32/99
1999-09-15T00:00:00
2018-11-28T11:28:48
2019-02-12T08:36:03
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0915.19W32.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Beschwerde der Antragstellerin vom 03.08.1999 gegen den Beschluss des Landgerichts Köln vom 15.07.1999 - 21 O 42/99 - wird zurückgewiesen. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die 53j&#228;hrige Antragstellerin begehrt Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine beabsichtigte Klage gegen die Antragsgegnerinnen auf Zahlung von 100.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie bezieht ein Einkommen in H&#246;he von 3.153,00 DM, bestehend aus Mieteinnahmen von 1.740,00 DM brutto und einer Pension von 1.413,00 DM brutto. Hiervon hat sie regelm&#228;&#223;ige Abz&#252;ge von insgesamt 957,28 DM. Aus Vorprozessen ist sie mit monatlichen Raten an Anwalt und Steuerberater in H&#246;he von 650,00 DM belastet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin besitzt drei Eigentumswohnungen im Wert von insgesamt 440.000,00 DM. Hiervon bewohnt sie eine Wohnung im Wert von 220.000.- DM selbst. Sie verf&#252;gt &#252;ber eine im Jahr 2001 f&#228;llig werdende Lebensversicherung mit einer Ansparsumme von 180.000,00 DM, welche im F&#228;lligkeitszeitpunkt mit 250.000,00 DM zzgl. Gewinnbeteiligung zur Auszahlung kommen wird, welche sich auf etwa 50.000,- DM belaufen wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat Darlehensverbindlichkeiten gegen&#252;ber ihrer Schwester in H&#246;he von 500.000,00 DM, auf welche sie Zins- und Tilgungsleistungen nicht erbringt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Antrag auf Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe durch Beschluss vom 11.08.1999 - 21 O 42/99 - mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, es sei der Antragstellerin zuzumuten,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">sich die zur Finanzierung des Prozesses n&#246;tigen Mittel durch Aufnahme eines Kredits zu beschaffen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Antragstellerin. Sie vertritt die Auffassung, eine Beleihung der Lebensversicherung sei ihr nicht zuzumuten, da es sich hierbei um ihre Altersversorgung handle. Im &#252;brigen ben&#246;tige sie den Auszahlungsbetrag um den Kredit ihrer Schwester zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen und die Sache dem Senat zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragstellerin ist gem. &#167;&#167; 127 Abs. 3 Satz 2 in Verbindung mit &#167; 567 Abs. 1 ZPO statthaft und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig. In der Sache hat sie jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zurecht die Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe mit R&#252;cksicht auf die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse der Antragstellerin abgelehnt. Gem. &#167; 114 ZPO ist n&#228;mlich Voraussetzung der Bewilligung, dass die Partei nach ihren pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann. Hierbei hat die Partei gem. &#167; 115 Abs. 2 ZPO ihr Verm&#246;gen einzusetzen, soweit dies zumutbar ist. Zum Verm&#246;gen der Antragstellerin geh&#246;ren drei Eigentumswohnungen mit einem Gesamtwert von 440.000,00 DM und eine Lebensversicherung, welche ein Ansparguthaben von 180.000,00 DM aufweist und im Jahr 2001 mit 250.000,00 DM zzgl. &#220;berschussbeteiligung ausgezahlt werden wird. Die Antragstellerin kann sowohl die ihr geh&#246;renden vermieteten beiden Eigentumswohnungen als auch die Lebensversicherung als Verm&#246;gensgegenstand einsetzen, um hierdurch ihre Proze&#223;kosten zu finanzieren. Zum Einsatz des Verm&#246;gens z&#228;hlt n&#228;mlich auch die Nutzung als Kreditsicherung. Hierbei ist es auch im Rahmen der Proze&#223;kostenhilfe grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig, die Partei auf die M&#246;glichkeit der Kreditaufnahme zu verweisen (BGH NJW RR 1990, 450, OLG Bamberg FamRZ 1990, 763; OVG M&#252;nster FamRZ 86, 188; VG Frankfurt am Main NJW RR 87, 1535; Stein/Jonas/Burg ZPO 21. Aufl. VII/1993, &#167; 115 Abs. 3 Rdnr 94, M&#252;nchener Kommentar ZPO</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1992 &#167; 115 Rdnr 57). Voraussetzung hierbei ist, dass die Verwertung des betreffenden Verm&#246;gensgegenstandes im Wege der Beleihung grunds&#228;tzlich zumutbar und die damit verbundene finanzielle Belastung f&#252;r den Antragsteller angemessen ist (M&#252;nchener Kommentar a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Soweit in der Literatur vertreten wird, eine Kreditaufnahme zur Finanzierung von Proze&#223;kosten k&#246;nne grunds&#228;tzlich dann nicht verlangt werden, wenn mit der Tilgung des Kredites Zinszahlungen verbunden seien die einen solchen Kredit teurer ausfallen lasse als die nach der Tabelle aus dem monatlichen Einkommen ggf. zu leistenden Monatsraten (Christel NJW 1981, 785, 790; Grunsky NJW 80, 2041, 2042; Schneider MDR 1981, 1, 2 Z&#246;ller ZPO 19. Aufl. 1994 &#167; 115 Rdnr 65; Musielak ZPO 1999 &#167; 115 Rdnr 50) kann dem nur dann zugestimmt werden, wenn mit der Aufnahme eines Personalkredites Zins- und Tilgungsleistungen aus dem laufenden Einkommen verbunden sind. Im &#252;brigen ist jedoch eine differenzierte Betrachtungsweise unter Ber&#252;cksichtigung der konkreten Einkunfts- und Verm&#246;genssituation des Antragstellers erforderlich. So muss einer Kreditaufnahme f&#252;r den Antragsteller immer dann zumutbar sein, wenn sie nur zu &#220;berbr&#252;ckungszwecken erfolgen muss, bis n&#228;mlich einsatzpflichtiges Verm&#246;gen verwertet werden kann (Musielak a.a.O. &#167; 115 Rdnr 50). Dies gilt um so mehr, wenn der Verwertung des Verm&#246;gensgegenstandes, hier einer wirtschaftlich zweckgebundenen Lebensversicherung lediglich das Argument entgegensteht, dass bei K&#252;ndigung vor Beendigung der regelm&#228;&#223;igen Vertragslaufzeit hebliche Verluste an Zinsen und &#220;berschussbeteiligungen drohen und gerade dies f&#252;r den Antragsteller eine unzumutbare H&#228;rte darstellt. Wird dem Antragsteller aber einerseits durch Zumutbarkeitserw&#228;gungen ein Verm&#246;gensteil belassen, weil er innerhalb der n&#228;chsten zwei Jahre eine erhebliche Rendite erwarten l&#228;sst - hier von der Antragstellerin mit mehr als 70.000,00 DM beziffert -, kann andererseits erwartet werden, dass er den Verm&#246;gensgegenstand zur Finanzierung weitaus niedrigerer Proze&#223;kosten hier: ca. 11.000,00 DM, ggf. unter Mitfinanzierung der hierf&#252;r entstehenden Zinsen einsetzt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann sich auch nicht darauf berufen, sie ben&#246;tige die Lebensversicherung zu ihrer Alterssicherung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Lebensversicherung der Antragstellerin z&#228;hlt grunds&#228;tzlich zum einsetzbaren Verm&#246;gen gem&#228;&#223; &#167; 115 Absatz 2 ZPO. Die Verwertung der Lebensversicherung durch Beleihung stellt n&#228;mlich keine unzumutbare H&#228;rte im Sinne der &#167;&#167; 115 Abs. 2 Satz 2, 88 Abs. 2 Satz 2 BSHG dar. Nach &#167; 88 Abs. 2 Satz 2 BSHG ist von einer besonderen H&#228;rte bei der Hilfe in besonderen Lebenslagen dann auszugehen, wenn unter anderem die Aufrechterhaltung einer angemessenen Alterssicherung wesentlich erschwert w&#252;rde. Bei der Proze&#223;kostenhilfe handelt es sich zwar um eine Hilfe in besonderen Lebenslagen. Die Aufrechterhaltung einer angemessenen Alterssicherung durch die Antragstellerin ist aber durch eine Kreditaufnahme f&#252;r den beabsichtigten Proze&#223; nicht wesentlich erschwert. Die Antragstellerin verf&#252;gt insgesamt &#252;ber Grundverm&#246;gen im Wert von nach ihren Angaben 440.000,00 DM. Sie hat die Auszahlung einer Lebensversicherung von 250.000,00 DM zzgl. &#220;berschussbeteiligung, welche nach unwidersprochenen Angaben der Antragsgegnerin mindestens 50.000,00 DM ausmachen zu erwarten mithin ein Verm&#246;gen im Wert von insgesamt 740.000,00 DM. Angesichts dessen ist selbst unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, dass sie ihrer Schwester 500.000,00 DM schuldet, die Alterssicherung durch eine Kreditaufnahme f&#252;r Proze&#223;kosten in H&#246;he von 11.000,00 DM nicht nennenswert erschwert.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist die 53j&#228;hrige Antragstellerin in der Lage aus ihrem derzeitigen Einkommen die entstehende L&#252;cke in der Alterssicherung wieder aufzuf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei einem verf&#252;gbaren Einkommen von 3.153,- DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Sozialvericherung, ./. 207,28 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nebenkosten der Mietwohnungen ./. 500,- DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Heizung ./. 250,- DM</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Raten f&#252;r Anwalt und Steuerberater ./. 650,- DM</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">des Vorprozesses</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Selbstbehalt ./. 672,- DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">___________</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">verbleibt ein einsetzbares Einkommen von 873,72 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">welches die Antragstellerin zumindest in dem Ma&#223;e zur Ansparung einer Alterssicherung verwenden kann, als ihr nach der Tabelle zu &#167; 115 ZPO eine Ratenzahlung zur Proze&#223;kostenhilfe aufzuerlegen w&#228;re. Nach Abzahlung der Raten an Anwalt und Steuerberater aus dem Vorproze&#223; wird sich der verf&#252;gbare Betrag um 650 DM erh&#246;hen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 127 Abs. 4 ZPO. Die Antragstellerin tr&#228;gt die Gerichtskosten gem. &#167; 49 GKG, 1905 Kostenverzeichnis ohne besonderen Ausspruch.</p>
114,502
vg-arnsberg-1999-09-14-11-k-476897
{ "id": 841, "name": "Verwaltungsgericht Arnsberg", "slug": "vg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 K 4768/97
1999-09-14T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-01-18T16:07:10
Urteil
ECLI:DE:VGAR:1999:0914.11K4768.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Der am 28. Juni 1991 geborene Kläger wird seit seinem 3. Lebensjahr wegen Verhaltensverzögerung, Wahrnehmungsstörungen sowie Störungen der Körperkoordination und der Körperwahrnehmung in der Praxis für Heilpädagogik und Psychomotorik der Heilpädagogin X1. behandelt. Die Mutter des Klägers beantragte im Juni 1997 für diesen Eingliederungshilfe nach § 35 a des Sozialgesetzbuches - 8. Buch: Kinder- und Jugendhilfe - (SGB VIII) und gab an, daß die bisherige Behandlung zwar bereits zu einer Verminderung der entwicklungshemmenden Faktoren geführt habe, doch bestehe weiterhin Behandlungsbedarf. In einem am 12. Juni 1997 durchgeführten Hilfeplangespräch kamen die Eltern des Klägers mit den Mitarbeitern des Jugendamtes überein, daß die Maßnahme ab dem 28. Juni 1997 für zunächst 12 Monate fortzusetzen sei, um eine gezielte Förderung zu ermöglichen. Notwendig seien wöchentlich 2 Einheiten Heilpädagogik in Einzeltherapie sowie ein monatliches Elterngespräch.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bewilligte dem Kläger sodann mit Bescheid vom 8. Juli 1997 für die Zeit vom 28. Juni 1997 für die Zeit bis zum 30. Juni 1998 Eingliederungshilfe in Form einer heilpädagogischen Einzeltherapie mit 2 Sitzungen pro Woche sowie einem Elterngespräch pro Monat. Der Bescheid enthielt den Hinweis, daß die Hilfe im Rahmen der festgelegten Vergütungsregelung für heilpädagogische und mototherapeutische Behandlungen geleistet wird. Ferner heißt es in dem Bescheid, daß dieser der entsprechenden Praxis zur Abrechnung mit dem Jugendamt Witten vorzulegen sei. Nach der auf der Bescheidrückseite abgedruckten Vergütungsregelung werden für eine 45-minütige Einzelbehandlung höchstens 78,00 DM vergütet und für Kooperationsgespräche mit Ärzten, Lehrern, Kollegen und Diensten der psychosozialen Versorgung ebenfalls höchstens 78,00 DM je Zeitstunde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits mit Schreiben vom 25. Juni 1997 hatte der Vater des Klägers den Beklagten gebeten, einen erneuten Behandlungsauftrag der auch bisher mit der Behandlung befaßten Frau X1. zu erteilen; die vom Jugendamt benannten Alternativen kämen wegen Wartezeiten von etwa 1 Jahr nicht in Betracht. Hierauf antwortete der Beklagte unter dem 4. Juli 1997, daß sich die Bewilligungspraxis seines Jugendamtes einheitlich nach dem zwischen dem Kreissozialamt und den heilpädagogischen Praxen im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgehandelten Vergütungsrahmen richte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 29. Juli 1997 übersandte die Heilpädagogin X1. dem Beklagten erstmals eine Rechnung über die im Juli 1997 durchgeführten Maßnahmen, wobei sie 132,81 DM je Einheit berechnete. Der Beklagte überwies einen geringeren als den geforderten Betrag, weil er pro Einheit lediglich 78,00 DM ansetzte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 1. August 1997 erhoben die Eltern des Klägers gegen den Bescheid des Beklagten vom 8. Juli 1997 Widerspruch und führten aus, daß sich dieser Widerspruch allein auf die auf der Bescheidrückseite abgedruckte Vergütungsregelung beziehe. Frau X1. , die ihren Sohn bereits seit 3 Jahren mit großem Erfolg behandele, sehe sich nämlich nicht mehr in der Lage, die Behandlung zu einem seit Jahren unveränderten Kostensatz von 78,00 DM je Einheit durchzuführen. Die Behauptung des Beklagten, daß die Vergütungsregelung mit den heilpädagogischen Praxen im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgehandelt worden sei, treffe nicht zu. Vielmehr habe der Kreis diesen Satz schlicht festgelegt. Frau X1. indessen könne, wie Berechnungen ihres Steuerberaters ergeben hätten, nur dann kostendeckend arbeiten, wenn ihr ein Stundensatz von 132,00 DM bewilligt werde. Ein Anspruch auf Übernahme der vollen Kosten in Höhe von 132,00 DM folge aus § 35 a SGB VIII. Ein Wechsel der Therapeuten könne ihrem Sohn auch im Hinblick auf die Regelung in § 5 SGB VIII nicht zugemutet werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diesen Widerspruch wies der Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 19. September 1997, zur Post gegeben am 30. September 1997, unter Hinweis auf die Verbindlichkeit der Vergütungsregelung, der sich das Jugendamt Witten im Interesse einer gleichmäßigen Handhabung angeschlossen habe, zurück.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat am 22. Oktober 1997 Klage erhoben. Er trägt vor, daß die Anspruchsvoraussetzungen des § 35 a SGB VIII unstreitig gegeben seien. Bei der vom Beklagten dennoch vorgenommenen Einschränkung der Kostenübernahme handele es sich um eine unselbständige Nebenbestimmung, die gegen § 32 Abs. 1 SGB X verstoße. Nach dieser Regelung dürften Verwaltungsakte, auf die ein Anspruch bestehe, grundsätzlich nur dann mit Nebenbestimmungen versehen werden, wenn dies durch eine Rechtsvorschrift zugelassen sei. Hier sei eine solche Rechtsvorschrift nicht ersichtlich. Bei dem am 12. Juni 1997 durchgeführten Hilfeplangespräch seien alle Beteiligten davon ausgegangen, daß die weitere Betreuung des Klägers in der heilpädagogischen Praxis X1. erfolgen solle. Bereits in diesem Gespräch habe Frau X1. darauf hingewiesen, daß sie ausweislich der Kostenberechnung ihres Steuerberaters pro Behandlungseinheit 132,81 DM berechnen müsse, um kostendeckend zu arbeiten. Zu der Durchführung einer Betriebskostenberechnung habe sie sich nach einem Gespräch mit dem Jugendamtsleiter, das am 29. Januar 1997 stattgefunden habe, veranlaßt gesehen. Der Amtsleiter habe ihr mitgeteilt, daß grundsätzlich auf Betriebskostenbasis abgerechnet werde. Hinsichtlich der Fortsetzung der Therapie in der Zeit vom 28. Juni 1997 bis 30. Juni 1998 habe sie mit den Eltern des Klägers lediglich mündlich vereinbart, daß die notwendigen Maßnahmen durchgeführt werden sollten; eine schriftlich Vereinbarung sei nicht geschlossen worden. Zivilrechtliche Dienstverträge seien nicht formbedürftig. Die vom Beklagten vorgenommene Beschränkung der Kostenübernahme verstoße auch gegen das in § 5 SGB VIII festgeschriebene Wunsch- und Wahlrecht. Auf die Frage, ob die Fortsetzung der Therapie in der Praxis X1. , wie der Kläger und seine Eltern es wünschten, unverhältnismäßige Mehrkosten verursache, komme es deswegen gar nicht an, weil gar keine Alternative zu einer Bedarfsdeckung in der Praxis X1. bestünde. Der Kläger werde bereits seit 3 ½ Jahren von Frau X1. betreut, und ein Wechsel zu einer anderen Einrichtung wäre mit Umstellungsschwierigkeiten behaftet, so daß der weitere Erfolg der Behandlung in Frage stünde. Falls es entgegen seiner - des Klägers - Auffassung doch auf die Grenze der unverhältnismäßigen Mehrkosten ankomme, könnten die in der Vergütungsregelung festgelegten Sätze nicht als Maßstab herangezogen werden. Es geht nicht an, daß der Träger der öffentlichen Jugendhilfe die freien Träger systematisch auf einen bestimmten Satz drücke, zu dem diese freien Träger nicht kostendeckend arbeiten könnten, um sodann im Rahmen von § 5 SGB VIII auf diese für die freien Träger ruinösen Bedingungen zu verweisen. Bei den Frühförderstellen akzeptiere das Jugendamt des Beklagten Kostensätze, die nach dem Selbstkostendeckungsprinzip ermittelt seien. Falls der von Frau X1. errechnete Kostensatz von 132,81 DM gleichwohl entgegen seiner - des Klägers - Auffassung als unverhältnismäßig hoch zu qualifizieren sei, bestehe jedenfalls ein Anspruch auf Kostenübernahme in Höhe von 93,60 DM je Therapieeinheit. Dieser Betrag liege um 20 % oberhalb der vom Beklagten zugrundegelegten 78,00 DM, weshalb insoweit noch nicht von unverhältnismäßigen Mehrkosten gesprochen werden könne. Diese Grenze sei erst überschritten, wenn der Aufpreis mehr als 20 % betrage. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten unter Abänderung des Bescheides vom 8. Juli 1997 in der Fassung des Widerspruchsbeschei- des vom 19. September 1997 zu verpflichten, ihm - dem Kläger - Eingliederungshilfe gemäß § 35 a SGB VIII zur Durchführung einer heilpädagogischen Therapie in der Praxis für Heilpädagogik X1. , C1.-straße , X. zu bewilligen, und zwar ohne Begrenzung des zu vergütenden Honorars auf 78,00 DM pro Einheit Heilpädagogik (45 Minuten),</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom 8. Juli 1997 in der Fassung des Widerspruchsbeschei- des vom 19. September 1997 zu verpflichten, die Kosten für eine heilpädagogische Behandlung des Klägers in Höhe von 93,60 DM pro Behandlungseinheit (2 Einheiten pro Woche) zu übernehmen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, daß eine Nichtbeachtung der Vergütungsregelung im Fall des Klägers gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoße. Der Bewilligungsbescheid vom 8. Juli 1997 stelle eine einheitliche Regelung dar und enthalte keine Nebenbestimmung. Dem Kläger gegenüber sei die Zusage erteilt worden, die Kosten für heilpädagogische Maßnahmen bis zu dem festgestellten Höchstbetrag zu erstatten. Mit dieser Bewilligung sei auch der Anspruch des Klägers auf Eingliederungshilfe nach § 35 a SGB VIII erfüllt. Ein Wechsel zu einer anderen heilpädagogischen Praxis sei dem Kläger zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im übrigen wird Bezug genommen auf den Inhalt der Verfahrensakte sowie der beigezogenen Verwaltungsvorgänge.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat weder mit dem Haupt- noch mit dem Hilfsantrag Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie ist als Verpflichtungsklage zulässig, soweit der Kläger die Verpflichtung des Beklagten zur Gewährung von - unbegrenzter - Eingliederungshilfe für die Zeit vom 28. Juni 1997 bis zum 30. Juni 1998 erstrebt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit das zeitlich nicht näher eingegrenzte Klagebegehren sich auf die Zeit nach dem 30. Juni 1998 bezieht, fehlt der Klage das notwendige Rechtsschutzbedürfnis. Zu berücksichtigen ist, daß der Hilfefall in dem streitgegenständlichen Bescheid für die Zeit bis zum 30. Juni 1998 geregelt ist. Die Dauer dieses Regelungszeitraums bestimmt auch die Zeitspanne die der gerichtlichen Prüfung des Begehrens in der Sache unterliegt, denn in der Rechtsprechung ist anerkannt, daß ein Anspruch auf laufende Sozialleistungen nur in dem zeitlichen Umfang der gerichtlichen Überprüfung unterliegt, den zuvor die beklagte Behörde durch ihre Bescheide geregelt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein- Westfalen (OVG NW), Urteil vom 8. November 1982 - 8 A 56/81 - und Beschluß vom 30. Juni 1982 - 8 B 176/82 -.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dieser Grundsatz gilt auch dann, wenn die Behörde sich - wie hier - entschlossen hat, die Bewilligung nicht auf die Zeit bis zum nächstgelegenen Zahlungszeitpunkt zu begrenzen, sondern die gesamte Zeit bis zum nächsten Hilfeplangespräch durch einen Bescheid abdecken wollte. In einem derartigen Fall kommt es auch nicht darauf an, wann der Widerspruchsbescheid, der regelmäßig die letzte den Hilfefall betreffende Verwaltungsentscheidung darstellt, ergangen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 8. Juni 1995 - 5 C 30/93 -, in: Fürsorgerechtliche Entscheidungen der Verwaltungs- und Sozialgerichte (FEVS), Band 46, S. 94 ff.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">In der Sache dringt der Kläger weder mit dem Haupt- noch dem Hilfsantrag durch, weil der Bescheid des Beklagten vom 8. Juli 1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 19. September 1997 rechtmäßig ist und den Kläger nicht in seinen Rechten verletzt. Der Kläger hat keinen Anspruch darauf, daß der Beklagte ihm für die Zeit vom 28. Juli 1997 bis zum 30. Juni 1998 weitere Eingliederungshilfemaßnahmen ohne Begrenzung des zu vergütenden Honorars auf 78,00 DM pro Einheit Heilpädagogik bewilligt bzw. die Kosten für eine heilpädagogische Behandlung in Höhe von 93,60 DM pro Behandlungseinheit übernimmt. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in § 35 a SGB VIII, die nach Lage der Dinge allein als Anspruchsgrundlage in Betracht kommt, rechtfertigt ein derartiges Begehren des Klägers nicht. Allerdings gehört der Kläger - hierüber besteht zwischen den Beteiligten Einigkeit - zu dem in dieser Regelung angesprochenen Personenkreis der von einer seelischen Behinderung zumindest Bedrohten, weswegen für ihn in dem hier maßgeblichen Zeitraum - wie im Hilfeplan vom 12. Juni 1997 vereinbart - Eingliederungshilfe in Form einer heilpädagogischen und psychomotorischen Behandlung zu erbringen ist. Diese vereinbarten Eingliederungshilfeleistungen sind dem Kläger in dem zuvor festgelegten Umfang und vor allem unter Einschaltung der mit dem Hilfefall vertrauten Therapeutin X1. zuteil geworden. Art und Form der Leistungserbringung entsprechen damit vollständig den Erwartungen und Wünschen des Klägers bzw. seiner Eltern.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kläger bzw. seine Eltern mußten zur Erlangung der begehrten Therapieleistungen auch nicht zusätzlich eigene Mittel aufwenden. Vielmehr hat Frau X1. als Leistungserbringerin nur mit dem Beklagten abgerechnet. Ihre von dem Kläger zu den Akten gereichten Rechnungen weisen als Adressaten ausschließlich das Jugendamt der Stadt Witten aus. Der Kläger - bzw. seine Eltern - wurde demgegenüber von Frau X1. nicht in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeziehungen zwischen dem Kläger, vertreten durch seine Eltern, als Hilfeempfänger, Frau X1. als Leistungserbringerin und dem Beklagten als verpflichteten Leistungsträger haben sich dabei in der Weise gestaltet, daß zwischen dem Kläger und Frau X1. ein privatrechtlicher Behandlungsvertrag bestand und daß die Leistungspflicht des Beklagten sich aus dem Bewilligungsbescheid vom 8. Juli 1997 ergab. Wenn ein Jugendhilfeträger seiner Leistungsverpflichtung gegenüber einem Kind oder Jugendlichen nicht selbst durch eigene Kräfte nachkommt, sondern hierfür Dritte wie etwa eine heilpädagogische Praxis eingeschaltet werden, so kommt zwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsempfänger regelmäßig ein dem Privatrecht zuzuordnender Behandlungsvertrag zustande, der von den öffentlich-rechtlichen Rechtsbeziehungen zwischen dem Leistungsberechtigten und dem Jugendhilfeträger zu trennen ist. Eine rechtliche Beziehung des Jugendhilfeträgers mit der leistungserbringenden Institution ergibt sich nur dann, wenn eine Vereinbarung nach § 77 SGB VIII besteht oder eine Kostenzusage erteilt wurde.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. Wiesner/Kaufmann/Moersberger/Oberloskamp/Struck: SGB VIII Kinder- und Jugendhilfe, Kommentar, 1995, Rdnrn. 66 f., 73 ff. vor § 11.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zwischen diesen verschiedenen Rechtsbeziehungen besteht aber deswegen eine gewisse Interdependenz, weil die Höhe des Anspruchs des Hilfeempfängers gegen den öffentlichen Leistungsträger durch den Preis beeinflußt wird, den der Hilfeempfänger zur Erlangung der benötigten Hilfsmaßnahmen - unter Beachtung seines Wunsch- und Wahlrechts - zu entrichten hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Hier hat der Beklagte dadurch Einfluß auf den Vertrag des Klägers mit der ausgewählten heilpädagogischen Praxis genommen, daß er in seinem Bewilligungsbescheid ausdrücklich dazu aufforderte, diesen Bescheid der entsprechenden Praxis zur Abrechnung mit dem Jugendamt Witten vorzulegen, und daß er außerdem auf die dem Bescheid beigegebene Vergütungsordnung hinwies. Durch die Beschränkung der Bewilligung auf die in dieser Vergütungsregelung genannten Höchstsätze ist der Kläger deswegen nicht beeinträchtigt, weil diese Verfahrensweise des Beklagten nicht dazu geführt hat, daß der Kläger - bzw. seine Eltern - aufgrund der Durchführung der Therapie in der Praxis X1. noch Zahlungsansprüchen ausgesetzt ist. Zwischen den Eltern des Klägers und Frau X1. wurde nach den Ausführungen der Klägerseite in dem Schriftsatz vom 4. Juni 1999 lediglich mündlich vereinbart, daß die notwendigen und erforderlichen Maßnahmen durchgeführt werden sollten. Von einer mündlichen oder schriftlichen Abrede über das pro Therapieeinheit zu zahlende Entgelt wird insoweit nichts mitgeteilt. Soweit der Kläger in dem nachgereichten Schriftsatz vom 20. September 1999 ergänzend vortragen läßt, seinen Eltern sei klar gewesen, daß die Leistung der Heilpädagogin X1. nur zu einem Satz von 132,81 DM erbracht werden würde, bezieht sich dies nicht auf den Inhalt der seinerzeit abgegebenen Willenserklärungen. Angesprochen sind damit lediglich mögliche subjektive Vorstellungen der Eltern des Klägers bei Abschluß des Behandlungsvertrages. Gegen eine Auslegung der Willenserklärungen im Sinne der in diesem Schriftsatz vom 20. September 1999 vertretenen Auffassung spricht weiter, daß die Abwicklung des Vertrages genauso erfolgte wie bei den vorangegangenen Behandlungseinheiten. Frau X1. richtete ihre Rechnungen wie zuvor nur an den Beklagten und unternahm nichts gegen die vorgenommenen Kürzungen. Dies läßt nur die Schlußfolgerung zu, daß sie selbst nicht von einer Zahlungsverpflichtung der Eltern des Klägers ausging, weil eine solche nicht vereinbart war. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der angegriffene Bewilligungsbescheid erweist sich ferner nicht wegen eines Verstoßes gegen § 42 SGB X als rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die vom Kläger insoweit beanstandete Aussage, daß die Bewilligung im Rahmen der festgelegten Vergütungsregelung für heilpädagogische und mototherapeutische Behandlungen geleistet wird, stellt keine Auflage oder sonstige Nebenbestimmung dar. Daß es sich bei dem Verweis auf die Vergütungsregelung nicht um eine Bedingung oder Befristung handelt, ergibt sich bereits aus dem Wortlaut des Bescheides. Der Hinweis auf die Vergütungsregelung bezieht sich nicht auf den Beginn und das Ende der Bewilligung, sondern allein auf den Umfang der gewährten Geldleistungen. Als Auflage nach § 32 Abs. 2 Nr. 4 SGB X ist die Einbeziehung der Vergütungsregelung und die Festlegung von Höchstpreisen für die einzelnen Therapiemaßnahmen deswegen nicht anzusehen, weil dem Kläger hierdurch keine - neben die Bewilligung tretende - Handlungs-, Duldungs- oder Unterlassungspflicht auferlegt wird. Die angesprochene Bewilligung erfährt hierdurch lediglich eine Beschränkung der Höhe bzw. des Umfangs nach, so daß von einer inhaltlichen Einschränkung oder Veränderung des Verwaltungsakts gegenüber dem Antrag gesprochen werden kann. In einem derartigen Fall aber ist von einer - vom Antrag aus betrachtet - modifizierten Bewilligung auszugehen. Eine isolierte Anfechtung und Aufhebung der Einschränkung oder Veränderung kommt nicht in Betracht; der Hilfeempfänger muß vielmehr sein auf den Erhalt der uneingeschränkten Bewilligung gerichtetes Begehren weiterverfolgen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Daß hier ein solcher Anspruch auf uneingeschränkte Bewilligung nicht besteht, wurde indessen oben bereits festgestellt. Aufgrund des Nichtsbestehens dieses Anspruchs ist die Klage sowohl mit dem Haupt- als auch mit dem Hilfsantrag abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO. Das Verfahren ist gemäß § 188 Satz 2 VwGO gerichtskostenfrei. Die übrigen Nebenentscheidungen ergeben sich aus § 167 VwGO in Verbindung mit §§ 708 Nr. 11, 711 der Zivilprozeßordnung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,504
lg-wuppertal-1999-09-14-16-s-9099
{ "id": 818, "name": "Landgericht Wuppertal", "slug": "lg-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
16 S 90/99
1999-09-14T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-01-18T16:07:11
Urteil
ECLI:DE:LGW:1999:0914.16S90.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgründe :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Anschlußberufung ist als unselbständige Berufung zulässig, hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger war unstreitig in der Zeit vom 14.06. bis zum 14.07.1998    zu 100 % arbeitsunfähig und mithin die ersten 4 Tage seines Urlaubes noch zu 100 % arbeitsunfähig. Bereits dies rechtfertigt eine Absage des Urlaubs, da der Kläger nicht darauf verwiesen werden kann, seinen Urlaub wenigstens teilweise, mithin für die Zeit einer reduzierten Arbeitsunfähigkeit, zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dass der Kläger seinen Urlaub um wenige Tage nach hinten hätte verschieben können ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Klägers hat in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfange Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Insbesondere steht dem Kläger ein Anspruch auf Zahlung weiterer 2.000,00 DM als Schadensersatz zu.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch ist insbesondere nicht bereits deshalb ausgeschlossen, weil der Kläger nicht das über die Beklagte zu 3.) übermittelte Angebot auf Zahlung von 12.000,00 DM der Firma Xx abgewartet hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dabei kann dahinstehen, ob grundsätzlich eine Verpflichtung des Klägers besteht, nach Eingang des Gutachtens eine gewisse Zeit abzuwarten, um der Beklagtenversicherung die Möglichkeit zu geben, Einwendungen gegen das Gutachten zu erheben. Gegen eine derartige Verpflichtung bestehen bereits erhebliche Zweifel, da der Geschädigte der Herr # des Restitutionsgeschehens ist und dieser grundsätzlich seiner gegenüber dem Schädiger bestehenden Schadensminderungspflicht genüge getan hat, wenn er sich zur Feststellung des Restwertes eines Sachverständigen bedient und ihm insoweit auch ein Auswahlverschulden nicht zur Last fällt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bestehen auch sonst keine begründeten Zweifel an den erstellten Gutachten, besteht grundsätzlich keine Verpflichtung, das Gutachten den Beklagten zur Kenntnis zu bringen vor dem Verkauf des Fahrzeuges.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><img height="26" width="27" src="16_S_90_99_Urteil_19990914_0.jpeg" alt="Die Entscheidung enthält an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Diese Frage kann aber letztlich dahinstehen, da auch die Beklagten nicht behauptet haben, dass der Sachverständige fehlerhaft den Restwert ermittelt hätte auf der Basis der Preise des allgemeinen Marktes. Vielmehr behaupten sie nur, dass ein höherer Restwert durch einen professionellen Restwertaufkäufer zu erzielen gewesen wäre. Hierauf braucht sich der Geschädigte aber nicht einzulassen. Der Geschädigte ist als Herr des Restitutionsgeschehens grundsätzlich berechtigt selbst zu entscheiden, ob er das Fahrzeug behalten will oder verkaufen möchte. Im letzteren Fall kann er selbst wählen, ob er sein Fahrzeug etwa der ihm vertrauten Vertragswerkstatt oder einem anderen Gebrauchtwarenhändler bei dem Erwerb eines Ersatzfahrzeuges in Zahlung geben will. Er ist nicht gehalten, sich auf einen höher ren Restwert verweisen zu lassen, der nur auf einem dem Geschädigten erst durch den Schädiger eröffneten Sondermarkt zu erzielen wäre (ständige Rechtsprechung: BGH NJW 1993, 1849, 1850; NJW 1992, 903, 904).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist es auch unerheblich, ob der Verkauf des Wagens erst am 28.06.1998 erfolgte oder bereits am 18.06.1998, denn es ist dem Kläger nicht zuzumuten, eine Inzahlungnahme des Fahrzeuges - wie hier - abzulehnen, um das Fahrzeug an einen professionellen Restwertverkäufers zu veräußern (BGH NJW 1992, 903, 904).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger nach Behauptung der Beklagten auch eine sogenannte Eintauschprämie erhalten haben sollte, führt dies grundsätzlich nicht zu einer Kürzung seines Anspruchs. Der Kläger muss sich nämlich überobligationsmäßige Anstrengungen - hier den Ankauf eines Naufahrzeuges - nicht anrechnen lassen (BGH DAR 1992, 172).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt unmittelbar, dass dem Kläger grundsätzlich auch ein Anspruch auf Erstattung der Finanzierungskosten in Höhe von 64,10 DM zusteht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten die Finanzierungskosten bestritten haben, hat der Kläger sowohl die Tatsache, dass ihm Finanzierungskosten entstanden sind als auch deren Höhe nachgewiesen durch den vorgelegten Bankauszug der F Bank. Hieraus ergibt sich ein Kontostand zu Lasten des Klägers in Höhe von 2.000,00 DM sowie der geltend gemachte Zinsschaden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dagegen hat die Berufung keinen Erfolg, soweit der Kläger die Zahlung von Rechtsanwaltskosten in Höhe von 170,17 DM begehrt. Dabei kann dahinstellen, ob für die telefonische Befragung des Zeugen eine gesonderte Gebühr entsteht, da der Kläger insoweit jedenfalls gegen seine Schadensminderungspflicht verstoßen hat. Die Frage, ob ein Zeuge zur Aussage bereit ist, bedarf nicht der Klärung durch einen Rechtsanwalt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Schließlich kann der Kläger auch kein höheres Schmerzensgeld fordern. Insoweit wird auf die zutreffenden Ausführungen in der amtsgerichtlichen Entscheidung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger aufgrund seiner Vorerkrankung keine schmerzstillenden Mittel einnehmen konnte und deshalb auch unter Schlafbeeinträchtigung litt, ist diesem Gesichtspunkt bei Zuerkennung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 2.000,00 DM bereits ausreichend Rechnung getragen worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wert des Beschwerdegegenstandes: 4.048,66 DM.</p>
114,505
olgham-1999-09-14-34-u-2699
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34 U 26/99
1999-09-14T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-14T10:24:38
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0914.34U26.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des <b>Tatbestandes</b> wird gem. § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Kläger ist der ihm angesichts des substantiierten Bestreitens der Beklagten obliegende Beweis, daß sämtliche Schäden am Pkw Opel-Senator durch den Verkehrsunfall vom 25.11.1996 verursacht worden sind, nicht gelungen. Vielmehr steht zur Überzeugung des Senats aufgrund des Gutachtens des Sachverständigen Dipl.-Ing. T vom 18.12.1997 i.V.m. der mündlichen Erläuterung dieses Gutachtens im Senatstermin vom 14.09.1999 fest, daß die am Pkw Opel-Senator vorliegenden Schäden nicht allein auf den Unfall vom 25.11.1996 zurückgeführt werden können. Der Sachverständige hat schon in seinem Gutachten vom 18.12.1997 dargelegt, zwar könne ein Anstoß des vom Beklagten zu 3) gefahrenen Pkw VW Golf gegen das Heck des klägerischen Pkw Opel-Senator aus technischer Sicht nicht ausgeschlossen werden, jedoch könne bei einem solchen Anstoß der umfangreiche Schaden am Heck des Pkw Opel-Senator nicht entstanden sein. Der Sachverständige hat diese Ausführungen im Senatstermin vom 14.09.1999 dahingehend ergänzt, daß bei einem geraden Auffahren des Pkw VW Golf auf das Heck des Pkw Opel-Senator größere Schäden am Pkw VW Golf hätten eintreten müssen. Der Sachverständige hat diese Ausführungen durch die zur Erläuterung im vorgenannten Termin vorgelegte Lichtbildmappe als Dokumentation zu einem von ihm durchgeführten sogenannten "Crash-Test" eindrucksvoll belegt. Insbesondere aus dem oberen Lichtbild der Anlage A 12 i.V.m. der sich aus der Anlage A 11 ergebenden Kollisionsgeschwindigkeit von 33,572 km/h folgt, daß bei einer solchen Aufprallgeschwindigkeit erhebliche Deformationen am Vorderteil des bei diesem "Crash-Test" verwendeten VW Golf eingetreten sind. Demgemäß müßten am vom Beklagten zu 3) zum Unfallzeitpunkt gesteuerten Pkw VW Golf beim Zusammenstoß mit dem vom Kläger gesteuerten Pkw Opel-Senator eher noch größere Verformungen eingetreten sein, weil der Beklagte zu 3) ausweislich seiner erstinstanzlich erfolgten persönlichen Anhörung im Kammertermin vom 04.07.1997 mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 km/h auf das klägerische Fahrzeug aufgeprallt ist. Dabei ist vom Sachverständigen vor Durchführung dieses sogenannten "Crash-Tests" am Pkw VW Golf noch eine sogenannte "amerikanische Stoßstange", d.h. eine besonders stabile Stoßstange, befestigt worden. Der Sachverständige weist in diesem Zusammenhang zu Recht darauf hin, daß selbst diese stabile Stoßstange gebrochen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist aufgrund dieser Ausführungen des Sachverständigen daher davon überzeugt, daß bei einem geraden Auffahrvorgang erhebliche Schäden am vom Beklagten zu 3) gesteuerten Pkw VW Golf hätten auftreten müssen. Aus den nach dem Unfall gefertigten Lichtbildern vom VW Golf ergibt sich jedoch, daß dies nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger im Senatstermin vom 14.09.1999 behauptet hat, das von ihm gesteuerte Fahrzeug habe schräg gestanden, als der vom Beklagten zu 3) gesteuerte Pkw von hinten aufgefahren sei, hat der Sachverständige zwar bekundet, in diesem Fall hätten erhebliche Verformungen beim auffahrenden Fahrzeug nicht auftreten müssen. Dann seien aber die - auf den nach dem Unfall gefertigten Lichtbildern zu sehenden - seitlichen Verformungen insbesondere am von hinten gesehen rechten hinteren Seitenblech des klägerischen Fahrzeugs nicht erklärbar. Diese Verformungen müßten dann bereits vor dem Unfall vorgelegen haben. Daraus folgt, daß durch einen schrägen Auffahrvorgang nicht sämtliche Schäden, die dem klägerischen Schadensersatzanspruch zugrundeliegen, am klägerischen Pkw verursacht worden sein können. Der vom Kläger geltend gemachte Schaden kann dann jedenfalls teilweise nicht dem behaupteten Unfalltatbestand zugeordnet werden; vielmehr liegen dann Vorschäden vor, die dem vom Kläger behaupteten Kontakt zwischen dem Opel-Senator und dem VW Golf nicht zugerechnet werden können.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch wenn es nach der letztgenannten Unfallversion dabei bleibt, daß ein Teil der Schäden am Pkw Opel-Senator einer Berührung mit dem VW Golf technisch-physikalisch zugeordnet werden kann, führt das nicht dazu, daß die Verursachung dieses Teilschadens durch die behauptete Kollision als bewiesen angesehen werden kann. Denn im Hinblick auf das durch die nicht gegebene Kompatibilität einiger Schäden mit dem behaupteten Zusammenstoß der unfallbeteiligten Fahrzeuge feststehende unredliche Vorgehen des Klägers kann nicht ausgeschlossen werden, daß auch dieser Teilschaden einem anderen Ereignis zugeordnet werden kann (vgl. dazu Geyer, VersR 1989, 882, 884 f. m.w.N.). Außerdem hätte es dem Kläger oblegen, Art und Umfang des Vorschadens sowie Art und Weise der Schadensbeseitigung unter Beweisantritt darzulegen, um dem Senat eine Prüfung zu ermöglichen, ob durch den Zusammenstoß mit dem Pkw des Beklagten zu 3) ein abgrenzbarer weiterer Schaden entstanden ist (OLG Köln, NZV 1996, 241; OLG Düsseldorf, VersR 1993, 1123, 1124). Mangels entsprechender Darlegungen und Anknüpfungspunkte ist daher auch eine Schadensschätzung gem. § 287 Abs. 1 S. 1 ZPO nicht möglich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im übrigen hat der Kläger dann, wenn der Pkw Opel-Senator eine Vorschädigung aufzuweisen hatte, eine vollumfängliche, sach- und fachgerechte Reparatur der festgestellten Vorschäden nachzuweisen (vgl. Goerke, VersR 1990, 707). An einem solchen Nachweis fehlt es aber.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bei diesem Sachverhalt hatte der Senat auch keinen Anlaß, die vom Kläger für den Umstand, daß der Pkw Opel-Senator vor dem Unfall absolut unbeschädigt gewesen sei, benannten Zeugen zu vernehmen. Zum einen haben die Beklagten diese Behauptung unstreitig gestellt. Zum anderen kann diese Behauptung als wahr unterstellt werden, weil sie nichts daran ändert, daß es vor dem der Klage zugrundeliegenden Unfallschaden zu einem anderen Unfallgeschehen gekommen sein kann, welches der Kläger im nachhinein über einen gestellten Unfall regulieren lassen wollte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 97 Abs. 1, 515 Abs. 3 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf den §§ 708 Nr. 10, 711 S. 1, 713 ZPO.</p>
114,508
olgk-1999-09-14-22-u-3099
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22 U 30/99
1999-09-14T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-12T08:36:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0914.22U30.99.00
<h2>Tenor</h2> I. Auf die Berufungen der Beklagten zu 1) und 2) und auf die Anschlußberufung der Klägerin wird - unter Zu-rückweisung der jeweils weitergehenden Berufungen -das Urteil des Landgerichts Bonn vom 17.12.1998 - 7 0 368/96 - teilweise abgeändert und insgesamt, wie folgt, neu gefaßt: 1. Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Klägerin 78.087,18 DM nebst Zinsen in Höhe von 5,75 % vom 16.5.1996 bis zum 30.10.1996, 5 % vom 31.10.1996 bis zum 29.1.1997, 4 % vom 30.1.1997 bis zum 17.4.1997, 4,6 % vom 18.4.1997 bis zum 11.3.1998 4,3 % vom 12.3.1998 bis zum 27.8.1998 4 % seit dem 28.8.1998 zu zahlen. 2. Es wird festgestellt, daß die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet sind, der Klägerin allen weiteren Schaden zu ersetzen, der wegen der mangelhaften Planung der vollverglasten süd-westlichen Fassade des Bürogebäudes des Bauvorhabens "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" nach dem 11.12.1997 entstanden ist und noch entstehen wird. 3. Im übrigen wird die Klage abgewiesen. II. Die Kosten des Rechtsstreits in beiden Instanzen ein-schließlich der Kosten des selbständigen Beweisverfahrens 7 OH 8/95 LG Bonn tragen die Beklagten als Gesamtschuldner. III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Beklagten können die Vollstreckung durch die Klägerin durch Sicherheitsleistung in Höhe von 130.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet. Die jeweilige Sicherheit kann auch durch selbstschuldnerische Bürgschaft einer deutschen Großbank, der Deutschen Bundesbank oder einer öffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>Tatbestand</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin und Bauherrin des Objekts "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" in der A.allee in B.. Das hierzu geh&#246;rende nach S&#252;dwesten ausgerichtete Verwaltungsgeb&#228;ude hat eine vollverglaste Fassade, hinter der sich B&#252;ror&#228;ume befinden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Mit Ingenieurvertrag vom 13.4.1998 wurde die Beklagte zu 1) von der Kl&#228;gerin mit der Durchf&#252;hrung verschiedener Fachingenieurleistungen, unter anderem betreffend den W&#228;rmeschutz des Geb&#228;udes beauftragt. Wegen des Inhalts des Vertrages im einzelnen wird auf die Ablichtungen Bl. 8 ff. des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens 7 OH 8/95 LG Bonn Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten zu 2) wurden mit Architektenvertrag vom 16.3.1989 mit dem Ausarbeiten von Ausf&#252;hrungsunterlagen als Teil der Grundleistungen der Leistungsphasen 3 und 4, den Grundleistungen der Leistungsphasen 5, 6, 7 (teilweise) und 8 (teilweise) beauftragt. Wegen der Einzelheiten der vertraglichen Vereinbarungen wird auf den Inhalt des Vertrages Bl. 23 ff. der Akten des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Bauma&#223;nahme wurde jedenfalls im wesentlichen entsprechend den planerischen Vorgaben der Beklagten zu 2) unter Ber&#252;cksichtigung der von der Beklagten zu 1) in ihrem Beitrag zur H.-Bau und ihrem an die Kl&#228;gerin gerichteten Telefax vom 6.3.1999 genannten Anforderungen zur Verwirklichung eines effektiven W&#228;rmeschutzes ausgef&#252;hrt; zwischen den Parteien ist streitig, ob die Sonnenschutzmarkisen entsprechend der Planung ausgef&#252;hrt wurden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach Fertigstellung des Geb&#228;udes und &#220;bergabe an den Nutzer wurden an die Kl&#228;gerin Beschwerden &#252;ber zu hohe Raumtemperaturen herangetragen. Das von der Kl&#228;gerin in Auftrag gegebene Privatgutachten zur Kl&#228;rung der Ursachen und Verantwortlichkeiten hierf&#252;r sowie zu Art und Umfang m&#246;glicher Sanierungsma&#223;nahmen kam zu dem Ergebnis, da&#223; die Anforderungen der DIN 4108 Teil II zum sommerlichen W&#228;rmeschutz nicht erf&#252;llt seien und zur Sanierung ein Austausch der vorhandenen Verglasung gegen Sonnenschutzglas zu erfolgen habe. Da die Beklagten nach Vorlage des Privatgutachtens einen Planungsmangel nicht anerkannten, leitete die Kl&#228;gerin das selbst&#228;ndige Beweisverfahren 7 OH 8/95 LG Bonn ein. Wegen der Einzelheiten der in jenem Verfahren getroffenen der Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. K. wird auf den Inhalt des Gutachtens vom 17.12.1995 (Bl. 135 - 151 der Beiakten) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin lie&#223; die Verglasung gegen Sonnenschutzglas austauschen. Zur Ermittlung des Schadens stellte sie eigene Mitarbeiter ab, f&#252;r deren T&#228;tigkeit sie einen Aufwand in H&#246;he von 3.563,89 DM berechnet. Die Planungs- und Aufsichtsleistungen beim Austausch der Verglasung f&#252;hrte die Kl&#228;gerin durch eigenes Personal durch. F&#252;r diese Arbeiten macht sie ein Architektenhonorar in H&#246;he von 4.158,10 DM geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Insgesamt hat die Kl&#228;gerin von den Beklagten Ersatz folgender Kosten verlangt:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Kosten Verglasungaustausch 78,815,65 DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gutachterkosten 21.240,50 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aufwendungen Schadensermittlung 3.563,89 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Eigene Planungs- und Aufsichts-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Leistungen 4.158,10 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Abz&#252;glich Sowieso-Kosten</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">eingebautes Isolierglas - 26.127,07 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">insgesamt: 81.651,07 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, die Innentemperaturen in dem Verwaltungsgeb&#228;ude seien an mehreren Tagen derart angestiegen, da&#223; die R&#228;ume zu Arbeitszwecken kaum noch zu nutzen gewesen seien. Hierf&#252;r sei die mangelhafte Werkleistung der Beklagten urs&#228;chlich. Die Anforderungen der DIN 4108 Teil II "Sommerlicher W&#228;rmeschutz" seien nicht beachtet worden. Das Objekt sei f&#228;lschlicherweise der Kategorie "erh&#246;hte nat&#252;rliche Bel&#252;ftung vorhanden" zugeordnet worden, die Innenbauart sei unzutreffend als "schwer" eingestuft worden, zudem sei den Sonnenschutzvorrichtungen ein zu hoher Abminderungsfaktor "z" im Sinne der DIN beigemessen worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aufgrund der Ausf&#252;hrungen des vom Landgericht im vorliegenden Verfahren beauftragten Sachverst&#228;ndigen Professor N. in seinem Gutachten vom 11.12.1997 hat die Kl&#228;gerin die Klage um den Feststellungsantrag zu Ziffer 2) erweitert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 81.651,07 DM nebst 5,75 % Zinsen seit dem 16.5.1996 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden zu ersetzen, der auf die mangelhafte Planung der vollverglasten s&#252;d-westlichen Fassade des B&#252;rogeb&#228;udes des Bauvorhabens "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" hin entstanden ist und k&#252;nftig noch entsteht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten zu 1) und 2) haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten haben behauptet, die Einstufung als "erh&#246;hte nat&#252;rliche Bel&#252;ftung vorhanden" sei in Absprache mit dem Mitarbeiter G. der Kl&#228;gerin vorgenommen worden. Eine solche sei auch tats&#228;chlich durchf&#252;hrbar. Ein Mangel des Geb&#228;udes wegen angeblich zu hoher Temperaturen liege im &#252;brigen nicht vor. Die Berechnungen der Beklagten zu 1) entsprechend der DIN 4108 II seien zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten zu 2) haben dar&#252;berhinaus die Ansicht vertreten, sie seien f&#252;r etwaige Fehler in den Vorgaben der Beklagten zu 1) nicht verantwortlich, solche seien f&#252;r sie nicht erkennbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das Landgericht hat nach Einholung schriftlicher Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Professor N. und Vernehmung der Zeugen G. und F. durch Urteil vom 17.12.1998, auf dessen Inhalt einschlie&#223;lich seiner Verweisungen Bezug genommen wird, die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 73.929,08 DM nebst 5,75 % Zinsen seit dem 16.5.1996 als Ersatz der Kosten des Verglasungsaustauschs und der Einholung des Privatgutachtens zu zahlen. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, sowohl die Planungsleistungen der Beklagten zu 1) als auch die Leistungen der Beklagten zu 2) als Architekten seien im Hinblick auf den sommerlichen W&#228;rmeschutz mangelhaft. Ein Anspruch auf Ersatz ihrer eigenen Aufwendungen zur Schadensermittlung und -beseitigung stehe der Kl&#228;gerin demgegen&#252;ber nicht zu. Der Feststellungsantrag sei unzul&#228;ssig, da der Kl&#228;gerin der einfachere Weg der Leistungsklage zur Verf&#252;gung stehe.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gegen dieses ihnen jeweils am 28.12.1998 zugestellte Urteil haben die Beklagten zu 1) und zu 2) jeweils am 28.1.1999 Berufung eingelegt, die die Beklagte zu 1) am 3.5.1999 und die Beklagte zu 2) am 26.4.1999 - und zwar nach jeweiliger entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist - begr&#252;ndet haben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin hat gegen das ihr am 4.1.1999 zugestellte Urteil am 3.2.1999 Berufung eingelegt, die sie nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist am 3.5.1999 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Mit ihren Berufungen begehren die Beklagten die Abweisung der Klage insgesamt. Die Kl&#228;gerin verfolgt mit ihrer Berufung den Anspruch auf Erstattung fiktiven Architektenhonorars f&#252;r die von ihr selbst vorgenommenen Planungs- und Aufsichtsleistungen beim Austausch des Fensterglases sowie ihren Feststellungsantrag weiter.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten zu 1) und 2) wiederholen und vertiefen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Sie meinen, das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. sei nicht brauchbar, da er weder die Berechnungen nach der DIN 4108 II nachvollzogen noch konkrete Feststellungen, insbesondere aufgrund von Messungen, zu den im Geb&#228;ude auftretenden Temperaturen getroffen habe. Auch die Verantwortlichkeit der jeweiligen Beklagten f&#252;r den Mangel sei nicht gekl&#228;rt. Im &#252;brigen liege ein &#252;berwiegendes Mitverschulden der fachkundigen Kl&#228;gerin vor.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagte zu 2) meint dar&#252;berhinaus, die Kl&#228;gerin m&#252;sse sich ein etwaiges mitwirkendes Verschulden der Beklagten zu 1) zurechnen lassen, zudem die Fehlinformation durch ihren Mitarbeiter G. &#252;ber die "erh&#246;hte nat&#252;rliche Bel&#252;ftung".</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Berufung der Kl&#228;gerin halten die Beklagten f&#252;r unbegr&#252;ndet; sie wiederholen und vertiefen hierzu im wesentlichen ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage insgesamt abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">ihnen zu gestatten, eine etwaige Sicherheitsleistung auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Berufungen der Beklagten zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">festzustellen, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden zu ersetzen, der wegen der mangelhaften Planung der vollverglasten s&#252;d-westlichen Fassade des B&#252;rogeb&#228;udes "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" nach dem 11.12.1997 entstanden ist und noch entstehen wird,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b) die Beklagten gesamtschuldnerisch zur Zahlung weiterer 4.158,10 DM nebst 5,75 % Zinsen seit dem 16.5.1996 zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">der Kl&#228;gerin nachzulassen, eventuelle Sicherheiten durch B&#252;rgschaft der Deutschen Bundesbank zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin verteidigt zun&#228;chst im Hinblick auf die Berufungen der Beklagten das erstinstanzliche Urteil und st&#252;tzt ihre Ausf&#252;hrungen insbesondere auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen N.. Zu ihrem Feststellungsantrag ist sie der Auffassung, aufgrund der Schwierigkeiten der Ermittlung eines hinreichenden W&#228;rmeschutzes sei ihr nicht zuzumuten, wegen der weiteren Schadensfolgen Leistungsklage zu erheben. Dar&#252;berhinaus k&#246;nne sie nach &#167; 635 BGB den zur M&#228;ngelbeseitigung erforderlichen Betrag und damit auch Ersatz der erforderlichen Kosten f&#252;r die Einschaltung eines Architekten verlangen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und eingereichten Unterlagen Bezug genommen. Die Akten des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens 7 OH 8/95 LG Bonn sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Senat hat Beweis erhoben durch Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. in der m&#252;ndlichen Verhandlung. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 10.08.1999 (Bl. 538-544 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">E N T S C H E I D U N G S G R &#220; N D E</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die - zul&#228;ssigen - Berufungen der Beklagten haben in der Sache bis auf einen Teil des zugesprochenen Zinssatzes keinen Erfolg, demgegen&#252;ber ist die - gleichfalls zul&#228;ssige - Berufung der Kl&#228;gerin bis auf einen Teil des geltendgemachten Zinssatzes begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">A. Berufungen der Beklagten zu 1) und zu 2)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">I.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;gerin steht der geltendgemachte Anspruch auf Ersatz der Kosten f&#252;r die Anbringung der Sonnenschutzverglasung und der Einholung des Privatgutachtens der Sachverst&#228;ndigen T. und O. in der vom Landgericht zugesprochenen H&#246;he von insgesamt 73.929,08 DM gegen die Beklagten als Gesamtschuldner gem&#228;&#223; &#167;&#167; 635, 421 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das Geb&#228;ude wies n&#228;mlich aufgrund des nicht ausreichenden sommerlichen W&#228;rmeschutzes einen erheblichen Mangel auf, der auf einem von der Beklagten zu 1) zu vertretenden Fehler bei der Ermittlung des erforderlichen W&#228;rmeschutzes und der ungepr&#252;ften &#220;bernahme der Berechnungen der Beklagten zu 1) durch die Beklagte zu 2) beruht, obwohl dieser die fehlerhafte Ermittlung der Vorgaben erkennbar war.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aufgrund der fehlerhaften Vorgaben der Beklagten zu 1) ist nicht gew&#228;hrleistet, da&#223; bei l&#228;ngeren W&#228;rmeperioden im Sommer die Innentemperaturen in den B&#252;ror&#228;umen des Verwaltungstrakts nicht oder jedenfalls nicht wesentlich &#252;ber die Au&#223;entemperaturen ansteigen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">a)</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. in seinem Gutachten vom 11.12.1997 (Bl. 203 ff.d.A.) und seinem Erg&#228;nzungsgutachten vom 29.7.1998 (Bl. 284 ff. d.A.) in Verbindung mit dem Ergebnis der m&#252;ndlichen Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen im Termin vor dem Senat vom 10.8.1999 ist das Geb&#228;ude nach seiner Gesamtkonzeption nicht geeignet, hinreichenden W&#228;rmeschutz w&#228;hrend einer hei&#223;en Sommerperiode zu gew&#228;hrleisten. Vielmehr steigen die Temperaturen im Inneren des Geb&#228;udes w&#228;hrend einer solchen Periode kontinuierlich an und &#252;bersteigen nach einigen Tagen, f&#252;r die Benutzer deutlich sp&#252;rbar, die Au&#223;entemperaturen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dies beruht nach den ohne weiteres einleuchtenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen darauf, da&#223; den Besonderheiten des Geb&#228;udes, n&#228;mlich der nach S&#252;dwesten gerichteten Glasfassade, nicht durch Zusammenwirken und Optimierung wesentlicher baulicher Elemente Rechnung getragen worden ist. W&#228;nde und Decken der B&#252;ror&#228;ume haben, wie der Sachverst&#228;ndige im einzelnen dargelegt hat, gemessen an den durch die Glasfassade und den Sonnenlichteinfall bedingten W&#228;rmeverh&#228;ltnissen keine hinreichende Speicherkapazit&#228;t, um tags&#252;ber die W&#228;rme aufnehmen zu k&#246;nnen. Da eine L&#252;ftung nachts bzw. in den fr&#252;hen Morgenstunden nicht durchgef&#252;hrt werde und auch nicht durchgef&#252;hrt werden k&#246;nne, insbesondere eine Querl&#252;ftung im Hinblick auf die Feuerschutzt&#252;ren an den die B&#252;ror&#228;ume begrenzenden Fluren nicht m&#246;glich sei, k&#246;nnten sich die vorhandenen W&#228;rmespeicher nicht wieder entladen, um so am n&#228;chsten Tag die W&#228;rme wieder aufnehmen zu k&#246;nnen. Hinzu komme, da&#223; das Geb&#228;ude jedenfalls nicht vollst&#228;ndig durch die Markisen verschattet sei und zudem aufgrund der auf den Reinigungsg&#228;ngen vor der Fassade angebrachten Lochbleche eine ausreichende Kaminwirkung hinter den Markisen (Abzug der warmen Luft von der Fassade nach oben) nicht stattfinde. Davon abgesehen k&#246;nne aber auch ein 100%iger Sonnenschutz durch entsprechende Verschattung im Hinblick auf die mangelnde Speicherkapazit&#228;t und Bel&#252;ftungsm&#246;glichkeit nachts bzw. in den fr&#252;hen Morgenstunden eine &#220;berhitzung der R&#228;ume an hei&#223;en Sommertagen nicht vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Da&#223; diese Ausf&#252;hrungen zutreffend sind und insbesondere die Anforderungen der DIN 4108 II, wie der Sachverst&#228;ndige &#252;berzeugend dargelegt hat, sich auf das "normale" Bauen, also auf Geb&#228;ude mit &#252;blichen Fensterfl&#228;chenanteilen an der Au&#223;enwand und nicht mit einer vollst&#228;ndig verglasten Fassade beziehen, ist ohne weiteres nachvollziehbar und einleuchtend. Auch im Gutachten der Sachverst&#228;ndigen T. und O. vom 29.9.1994 wird darauf hingewiesen, da&#223; die DIN 4108 nur Empfehlungen enthalte, die Beurteilungskriterien relativ grob seien und nur erste Hinweise erg&#228;ben (Anlage K 1, S.5; K 1 a, S. 1). Der im selbst&#228;ndigen Beweisverfahren beauftragte Gutachter Prof. K. hat ebenfalls auf die Vergr&#246;berungen in der DIN hingewiesen und auf die Notwendigkeit, da&#223; sich die Berechnungen daher auf der sicheren Seite zu bewegen h&#228;tten, zudem darauf, da&#223; die DIN nur f&#252;r den Regelfall gelte (Bl. 141 d. Beiakten). Auch der von der Beklagten zu 1) beauftragte Sachverst&#228;ndige Prof. H., auf dessen Ausf&#252;hrungen die Beklagten sich st&#252;tzen, hat darauf hingewiesen, da&#223; die DIN bewu&#223;t nur Empfehlungen gebe, da nur wenig Erfahrungen vorl&#228;gen (Bl. 65, 66 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Soweit diese Sachverst&#228;ndigen dennoch die Berechnungen der Beklagten zu 1) auf der Grundlage der DIN rechnerisch nachvollzogen haben, beruht dies, soweit ersichtlich, und wie der Sachverst&#228;ndige Prof. K. ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt hat (Bl. 136 d. Beiakten), auf den Vorgaben durch die Beweisfragen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">b)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Selbst wenn man aber die Heranziehung der DIN 4108 II zur Berechnung des erforderlichen W&#228;rmeschutzes nicht bereits im Ansatz f&#252;r verfehlt hielte, st&#252;nde aufgrund der insoweit &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen der Sachverst&#228;ndigen Prof. K. und T. und O. fest, da&#223; die Berechnungen und Vorgaben der Beklagten zu 1), insbesondere der von ihr vorgegebene Wert des Abminderungsfaktors z 0,3125 ausgehend von einem Gesamtenergiedurchla&#223; von 0,25, nicht zutreffend waren. Vielmehr h&#228;tte nach der DIN der Gesamtenergiedurchla&#223;wert kleiner als 0,14 sein m&#252;ssen, da eine erh&#246;hte nat&#252;rliche Bel&#252;ftung nicht vorlag.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">aa)</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Tats&#228;chlich ist eine n&#228;chtliche oder fr&#252;hmorgendliche Bel&#252;ftung in dem B&#252;rogeb&#228;ude n&#228;mlich nicht mit zumutbarem Aufwand durchf&#252;hrbar, wie dies bereits nach der DIN bei B&#252;rogeb&#228;uden in der Regel anzunehmen ist. Abgesehen davon, da&#223; hiergegen Sicherheitsaspekte sprechen, insbesondere nachvollziehbar ist, da&#223; die sicherheitstechnischen Einrichtungen ein &#214;ffnen der Fenster zum Dauerl&#252;ften au&#223;erhalb der Dienstzeiten nicht zulassen, ist auch nicht ersichtlich, da&#223; es der Kl&#228;gerin m&#246;glich und zumutbar w&#228;re, etwa den Hausmeister dazu zu verpflichten, s&#228;mtliche Fenster nachts oder in den fr&#252;hen Morgenstunden vor Dienstbeginn zu &#246;ffnen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Davon abgesehen w&#228;re zur hinreichenden Entleerung der Speichermassen im Geb&#228;ude und entsprechenden Abk&#252;hlung, wie der Sachverst&#228;ndige N. &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat, auch eine Querl&#252;ftung erforderlich, die schon aufgrund der Feuerschutzt&#252;ren nicht m&#246;glich bzw. nicht zul&#228;ssig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">bb)</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch eine entsprechende Vereinbarung mit der Kl&#228;gerin &#252;ber die Einstufung des Geb&#228;udes als erh&#246;ht nat&#252;rlich bel&#252;ftbar und damit &#252;ber die n&#228;chtliche bzw. fr&#252;hmorgendliche L&#252;ftung ist nicht ersichtlich. Insbesondere aus den Aussagen der Zeugen G. und F. in erster Instanz ergibt sich eine solche Vereinbarung nicht. Nach der Aussage des seinerzeit bie der Bundesbaudirektion der Kl&#228;gerin bsch&#228;ftigten Zeugen G. ist diese Frage nicht "reflektiert worden". Auf das Fax der Beklagten zu 1) vom 6.3.1991 hin, in dem der Begriff der "erh&#246;hten nat&#252;rlichen Bel&#252;ftung" genannt worden sei, habe er keine Probleme gesehen. Demgegen&#252;ber hat der f&#252;r die Beklagte zu 1) t&#228;tige Zeuge F. bekundet, er habe schon gesagt, da&#223; die Organisation so sein m&#252;sse, da&#223; Fenster auch ge&#246;ffnet werden k&#246;nnten und tats&#228;chlich auch ge&#246;ffnet w&#252;rden und das "vor allem" nachts oder in den fr&#252;hen Morgenstunden. Aus diesen Aussagen ergibt sich, da&#223; zumindest nicht mit der hinreichenden Klarheit durch die fachkundige, als Sonderfachmann beauftragte Beklagte zu 1) bzw. deren Mitarbeiter F. darauf hingewiesen worden ist, da&#223; es von ganz entscheidender Bedeutung war, ob die Kl&#228;gerin organisatorisch sicherstellen konnte, da&#223; eine l&#228;ngere L&#252;ftung nachts oder am fr&#252;hen Morgen stattfinden konnte und da&#223; von der Kl&#228;gerin hier&#252;ber eine verbindliche Entscheidung verlangt wurde. Angesichts der Bedeutung dieses Aspektes h&#228;tte die Beklagte zu 1) dies mit allen Konsequenzen darstellen und nachfragen m&#252;ssen, ob und wie denn in dem B&#252;rogeb&#228;ude eine solche Bel&#252;ftung - anders als im Regelfall bei B&#252;rogeb&#228;uden - stattfinden k&#246;nne. Sie h&#228;tte darauf hinweisen m&#252;ssen, da&#223; hiermit der ausreichende W&#228;rmeschutz stand und fiel. Da&#223; statt dessen dem Zeugen G. die Bedeutung dieses Punktes nicht klar gemacht worden ist, ergibt sich aus dessen Aussage; eine entsprechende hinreichende Aufkl&#228;rung ist auch der Aussage des Zeugen F. nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aus diesem Grunde brauchten auch die Mitarbeiter der Kl&#228;gerin die &#220;bersendung des Faxes vom 6.3.1991 nicht in dem Sinne zu verstehen, da&#223; hiermit besondere Anforderungen an ihre Organisation der L&#252;ftung gestellt wurden.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">cc)</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Ausgehend von dem sich bei Fehlen einer erh&#246;hten nat&#252;rlichen Bel&#252;ftung aus der DIN ergebenden Gesamtenergiedurchla&#223;wert von 0,14 waren die Berechnungen der Beklagten, die von einem Wert von 0,25 ausgingen, nicht richtig. Selbst wenn man von einer 100 %igen Verschattung ausginge, die aufgrund der seitlichen Schlitze zwischen den einzelnen Bahnen der Markisen der Planung gerade nicht entspr&#228;che, w&#228;re nach den Ausf&#252;hrungen der Sachverst&#228;ndigen T. und O. von einem Wert von 0,144 auszugehen (z=0,18 x 0,8), nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. K. von einem Wert von 0,16. Demgegen&#252;ber sind die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. H. in seinem Gutachten, bei Ausf&#252;hrung des Sonnenschutzes gem&#228;&#223; Planung, n&#228;mlich gescho&#223;hoch, seien Werte von 0,09 bzw. 0,11 zugrundezulegen, nicht nachvollziehbar. Soweit dem Vorbringen der Beklagten zu entnehmen, war jedenfalls eine gescho&#223;hohe und auch seitlich vollst&#228;ndig geschlossene Abdeckung nicht geplant; die Beklagten haben nur den Einstellwinkel der Markise beanstandet.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">dd)</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Selbst wenn im &#252;brigen als Ausgangspunkt die Werte der DIN zugrundegelegt werden k&#246;nnten, bed&#252;rften diese, wie sich ohne weiteres aus der Besonderheit der Glasfassade und der Anwendbarkeit der DIN auf den Regelfall ergibt, zumindest einer deutlichen Korrektur durch Einrechnen einer Sicherheitsspanne. Da&#223; die in der DIN zugrundegelegten Werte, die ohnehin nach den Darstellungen aller Sachverst&#228;ndiger nur relativ grobe Empfehlungen geben k&#246;nnen, exakte Berechnungen im vorliegenden Fall nicht zulassen, liegt auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">ee)</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das gleiche gilt hinsichtlich des Ausgangspunktes "leichte/schwere Bauweise" der DIN. Unabh&#228;ngig davon, wie das Geb&#228;ude letztlich zu qualifizieren ist, steht jedenfalls aufgrund der &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen N. fest, da&#223; aufgrund der Akustikdecke, des Bodenbelags und der an den W&#228;nden stehenden Schr&#228;nke keine uneingeschr&#228;nkte W&#228;rmeaufnahme und Speicherf&#228;higkeit der W&#228;nde bestand. Auch dies h&#228;tte, wenn die Empfehlungen der DIN als Ausgangspunkt anwendbar w&#228;ren, durch entsprechende Sicherheitsspannen ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">2.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aus diesen Umst&#228;nden folgt, wie der Sachverst&#228;ndige N. gleichfalls &#252;berzeugend dargelegt hat, da&#223; bei l&#228;ngeren W&#228;rmeperioden die Temperaturen im Inneren des Geb&#228;udes zwangsl&#228;ufig nicht unwesentlich &#252;ber die Au&#223;entemperaturen hinaus ansteigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dies zu verhindern ist, wie die DIN 4108 ausdr&#252;cklich formuliert, Zweck der in der DIN ausgesprochenen Empfehlungen. Steht aber fest, da&#223; die Vorgaben der DIN aufgrund der Besonderheiten des Geb&#228;udes mit seiner verglasten Fassade jedenfalls deutlich &#252;berschritten werden m&#252;ssen und sind diese Vorgaben hier nicht einmal eingehalten, so mu&#223; es als ausgeschlossen angesehen werden, da&#223; durch die tats&#228;chlichen W&#228;rmeschutzma&#223;nahmen der Zweck der DIN gleichwohl erreicht werden kann. Wie dies m&#246;glich sein soll, haben die Beklagten weder nachvollziehbar und plausibel dargelegt noch ist dies sonst ersichtlich. Die Durchf&#252;hrung von konkreten Messungen ist daher nicht erforderlich. Die Me&#223;ergebnisse, auf die die Beklagten sich beziehen, sind schon nach den &#228;u&#223;eren Bedingungen, insbesondere nach Art, Umfang und Zeit der L&#252;ftungen, Standort des Me&#223;ger&#228;ts etc., nicht hinreichend nachvollziehbar. Fest steht jedenfalls, da&#223; ohne l&#228;ngere n&#228;chtliche oder fr&#252;hmorgendliche L&#252;ftung ein hinreichender Abzug der im Geb&#228;ude gespeicherten W&#228;rme nicht m&#246;glich ist, so da&#223; sich das Geb&#228;ude zwangsl&#228;ufig bei einer Folge mehrerer hei&#223;er Tage &#252;ber die Au&#223;entemperaturen hinaus aufheizt.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">3.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dies stellt einen Mangel des Geb&#228;udes dar.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Zweck der DIN, die die Beklagte zu 1) herangezogen hat und auf den sie ausdr&#252;cklich hingewiesen hat, ist es, ein Ansteigen der Innentemperaturen &#252;ber die Au&#223;entemperaturen hinaus zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Soweit die Beklagte zu 1) meint, sie habe aus der vorgegebenen Planung des Geb&#228;udes "das beste machen sollen", widerspricht dies nicht nur den Vorgaben der DIN, die sie sich selbst zueigen gemacht hat, hierf&#252;r gibt es auch keinerlei Anhaltspunkte. Insbesondere gab es keinen Anla&#223; anzunehmen, da&#223; die Kl&#228;gerin etwa aufgrund der architektonischen Besonderheiten des Geb&#228;udes geringere Anforderungen an den sommerlichen W&#228;rmeschutz h&#228;tte stellen wollen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch die Beklagte zu 2) hatte keinen Anla&#223;, von geringeren Anforderungen auszugehen. Insbesondere war ihr bekannt, da&#223; die Beklagte zu 1) nach den Vorgaben der DIN und damit entsprechend deren Zweck ihre Berechnungen anstellte.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Es kann auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die &#252;berm&#228;&#223;ige Erw&#228;rmung sich auf einige wenige Tage im Sommer bezieht. Der diesj&#228;hrige Sommer 1999 belegt das Gegenteil.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">4.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">F&#252;r den Mangel des Bauwerks sind beide Beklagte verantwortlich.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">a)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagte zu 1) war nach dem mit ihr geschlossenen Vertrag nicht nur gem&#228;&#223; Ziffer 3.2.3 mit den Grundleistungen f&#252;r die vollst&#228;ndige Bearbeitung der HU-Bau, sondern nach Ziffer 3.3.2 insbesondere mit dem Abstimmen des geplanten W&#228;rmeschutzes mit der Ausf&#252;hrungsplanung und Vergabe beauftragt. Die in diesem Zusammenhang erbrachten Leistungen der Beklagten waren fehlerhaft, insbesondere die Vorgabe der Beklagten zu 1) in ihrem Fax vom 6.3.1991, in dem sie einen Abminderungsfaktor von z o,3125 als ausreichend bezeichnet hat.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Hierdurch hat die Beklagte zu 1) eine eindeutige Vorgabe f&#252;r die Ausf&#252;hrungsplanung gegeben, die, wie ausgef&#252;hrt, fehlerhaft war. Die Beklagte zu 1) h&#228;tte darauf hinweisen m&#252;ssen, da&#223; die Werte der DIN, die ohnehin nur als Empfehlungen ausgestaltet sind, nicht bzw. nicht ohne weiteres auf ein Geb&#228;ude mit derart ungew&#246;hnlichen Bedingungen anwendbar waren und allein durch eine entsprechende Verschattung des Geb&#228;udes ein hinreichender W&#228;rmeschutz nicht erreichbar war.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dies mu&#223;te sich der Beklagten zu 1) als Fachmann auf diesem Gebiet ohne weiteres erschlie&#223;en. Sie h&#228;tte auch ohne weiteres erkennen k&#246;nnen, da&#223; eine n&#228;chtliche bzw. fr&#252;hmorgendliche L&#252;ftung ohne detaillierte Absprachen und Aufkl&#228;rung der Kl&#228;gerin nicht als m&#246;glich zugrundegelegt werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">b)</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch die Beklagte zu 2) ist daf&#252;r verantwortlich, da&#223; die fehlerhaften Vorgaben der Beklagten zu 1) in die Ausf&#252;hrungsplanung und Ausf&#252;hrung des Geb&#228;udes Eingang gefunden haben.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach dem mit ihr geschlossenen Vertrag oblag der Beklagten zu 2) nicht nur die Bearbeitung der Ausf&#252;hrungsunterlagen, sondern dar&#252;ber hinaus auch wesentliche Teile der Leistungsphasen 6,7 und 8 des &#167; 15 HOAI.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Architekt, dem diese Aufgaben &#252;bertragen sind, hat zwar die Vorgaben und Planungen des Sonderfachmanns nur insoweit zu &#252;berpr&#252;fen, als deren Grundlagen in sein Fachwissen als Architekt fallen (BGH NJW 97, 2173, 2174; OLG K&#246;ln NJW-RR 94, 1110; OLG K&#246;ln BauR 88, 241, 244). Diese Voraussetzungen sind im vorliegenden Fall aber erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch der Beklagten zu 2) mu&#223;te aufgrund ihrer Fachkenntnisse als Architekten klar sein, da&#223; das Geb&#228;ude aufgrund der nach S&#252;dwesten gerichteten Glasfassade gerade bei der Bemessung des sommerlichen W&#228;rmeschutzes besonders sensibel war. Schon aus dem Inhalt der DIN 4108 selbst ergab sich, da&#223; es sich bei dieser Norm nur um eine Empfehlung handelte. Auch f&#252;r die Beklagte zu 2) mu&#223;te es auf der Hand liegen, da&#223; die Empfehlungen dieser DIN extreme Verh&#228;ltnisse wie bei dem hier fraglichen Bau nicht oder m&#246;glicherweise nicht ber&#252;cksichtigten.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Aus der &#220;bersendung des Faxes der Beklagten zu 1) vom 6.3.1991 an sie zur Kenntnis und der hierin enthaltenen Angabe &#252;ber die erh&#246;hte nat&#252;rliche Bel&#252;ftung konnte die Beklagte zu 2) jedenfalls nicht ohne weiteres entnehmen, da&#223; dies auf eine Absprache mit der Kl&#228;gerin zur&#252;ckging. Selbst bei oberfl&#228;chlicher Durchsicht der ihr zug&#228;nglich gemachten Unterlagen mu&#223;te die Richtigkeit der Ausf&#252;hrungen der Beklagten zu 1) der Beklagten zu 2) - auf der Basis des Kenntnisstandes eines durchschnittlichen Architekten -zumindest so zweifelhaft erscheinen, da&#223; sie durch entsprechende Nachfragen h&#228;tte abkl&#228;ren m&#252;ssen, ob die Vorgaben gesichert und die besonders sensiblen Verh&#228;ltnisse des Geb&#228;udes hinreichend ber&#252;cksichtigt waren.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">c)</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten haften der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 421 BGB als Gesamtschuldner.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Da&#223; der Sonderplaner und der Architekt f&#252;r ihre jeweiligen Fehler, die zu einem Mangel des Geb&#228;udes gef&#252;hrt haben, dem Bauherrn gesamtschuldnerisch haften - wenn auch ggfs. bei Anwendung der Bestimmungen der &#167;&#167; 278, 254 BGB nur mit einer Quote - ist einhellige Auffassung (vgl. Werner/Pastor, Der Bauproze&#223;, 8. Aufl., Rn. 1999; Locher, Das private Baurecht, Rn. 291; Locher/Koeble/Frik, 7. Aufl., Einl. Rn. 130).</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">d)</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin braucht sich kein Mitverschulden anrechnen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">aa)</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin liegt weder deshalb vor, weil die Kl&#228;gerin &#252;ber fachkundige Mitarbeiter verf&#252;gte, noch weil sie selbst vor ca. 20 Jahren die sog. KREV-Studie in Auftrag gegeben und sich hieraus etwa besondere Erkenntnisse ergeben.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch der fachkundige Bauherr darf, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, darauf vertrauen, da&#223; der von ihm beauftragte sachkundige Dritte sach- und fachgerecht arbeitet. Die Beauftragung eines Fachmanns bringt zum Ausdruck, da&#223; der Auftraggeber seine Fachkenntnisse gerade nicht einbringen will. Da&#223; den Mitarbeitern der Kl&#228;gerin etwa ohne eigene Pr&#252;fung die Fehlerhaftigkeit der Planungsvorgaben erkennbar war oder sie diese erkannt haben, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Da&#223; den hier eingeschalteten Mitarbeitern der Kl&#228;gerin die vor immerhin 20 Jahren eingeholte KREV-Studie entweder nicht bekannt war oder sie deren Inhalt nicht heranzogen, kann der Kl&#228;gerin, die sich von einer eigenen Pr&#252;fung durch die Beauftragung der Beklagten gerade entlasten wollte, nicht als Mitverschulden vorgeworfen worden. Es war vielmehr Aufgabe der von ihr beauftragten Fachleute, sich diese Kenntnisse selbst zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">bb)</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin braucht sich auch ein Verhalten des Zeugen G. nicht als eigenes Verschulden zurechnen zu lassen. Eine Verletzung von Obliegenheiten durch den Zeugen G. ist n&#228;mlich nicht ersichtlich. Ohne entsprechende konkrete und nachhaltige Hinweise durch die Beklagte zu 1), die nicht gegeben wurden, brauchte er die Einzelfragen des W&#228;rmeschutzes und insbesondere die Frage der erh&#246;hten nat&#252;rlichen Bel&#252;ftung weder zu problematisieren noch selbst zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">cc)</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Schlie&#223;lich braucht sich die Kl&#228;gerin auch weder das Verschulden der Beklagten zu 1) als Sonderfachmann im Verh&#228;ltnis zur Beklagten zu 2) noch das Verschulden der Beklagten zu 2) bei einer Inanspruchnahme der Beklagten zu 1) gem&#228;&#223; &#167;&#167; 254, 278 BGB anrechnen zu lassen. Weder die Beklagte zu 1) noch die Beklagte zu 2) waren n&#228;mlich Erf&#252;llungsgehilfe der Kl&#228;gerin im Verh&#228;ltnis zur jeweils anderen Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach der Rechtsprechung des BGH (BauR 1971, 265, 269) haften Statiker und Architekt, die f&#252;r den gleichen Mangel verantwortlich sind, in voller H&#246;he gesamtschuldnerisch, ohne sich auf den fehlerhaften Beitrag des jeweils anderen haftungsmindernd berufen zu k&#246;nnen. Diese Rechtsprechung ist auch auf die Haftung des Sonderfachmanns und des Architekten anzuwenden (vgl. Werner/Pastor, Der Bauproze&#223;, 8. Aufl. Rn 2465).</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Demgegen&#252;ber ist nach der Rechtsprechung mehrerer Oberlandesgerichte und einer teilweise im Schrifttum vertretenen Auffassung (vgl. zum Meinungsstand Werner/Pastor aa0 Rn 1983) sowohl der Architekt als auch der Statiker bzw. Sonderfachmann Erf&#252;llungsgehilfe des Bauherrn.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Senat ist der Auffassung, da&#223; weder der Sonderfachmann noch der Architekt Erf&#252;llungshilfen des Bauherrn sind.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Erf&#252;llungshilfe des Bauherrn kann nur sein, wer im Verh&#228;ltnis zu dem jeweiligen Vertragspartner des Bauherrn im Pflichtenkreis des Bauherrn, und zwar im Rahmen von Verpflichtungen, die dem jeweils anderen Vertragspartner gegen&#252;ber bestehen, t&#228;tig ist (vgl. hierzu OLG K&#246;ln NJW-RR 1997, 597, 598).</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Architekt, der die Leistungen des Sonderfachmanns entgegennimmt und verwertet, ist aber nicht dem Sonderfachmann gegen&#252;ber im Pflichtenkreis des Bauherrn t&#228;tig. Dem Bauherrn obliegt gegen&#252;ber dem Sonderfachmann nicht die Verpflichtung, dessen Leistungen mit dem Sachverstand eines Architekten zu &#252;berpr&#252;fen. Der Architekt, der trotz entsprechenden Fachwissens einen Fehler des Sonderfachmanns nicht erkennt, verletzt daher nicht eine dem Bauherrn diesem gegen&#252;ber obliegende Verpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch der Sonderfachmann wird im Verh&#228;ltnis zum planenden und bauleitenden Architekten nicht im Pflichtenkreis des Bauherrn diesem gegen&#252;ber t&#228;tig. Wie ausgef&#252;hrt, kommt eine Haftung des Architekten ohnehin nur in Betracht, wenn der durch den Fehler des Sonderfachmanns betroffene Bereich dem Wissensstand eines Architekten zuzurechnen ist. In diesem, das allgemeine Fachwissen des Architekten betreffenden Bereich, wird aber der Sonderfachmann gerade nicht im Pflichtenkreis des Bauherrn t&#228;tig. Dieser schuldet dem Architekten, den er mit der fachkundigen Architektenleistung beauftragt hat, gerade keine fehlerfreie Leistung des Sonderfachmanns im allgemeinen Wissensbereich des Architekten. Dieses Wissen einzusetzen und zu verwerten, hat der Bauherr gerade den Architekten beauftragt.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">6.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin kann daher von beiden Beklagten als Gesamtschuldnern Ersatz der Kosten der Sonnenschutzverglasung und der Einholung des Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen T. und O. zur Ursache des Mangels und zur Art der Beseitigung verlangen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">a)</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Zwar gen&#252;gt nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen N. die Anbringung des Sonnenschutzglases zur Beseitigung des Mangels nicht. Sie hat aber jedenfalls auch nach Auffassung dieses Sachverst&#228;ndigen zur Verbesserung des W&#228;rmeschutzes beigetragen. Diese Ma&#223;nahme war daher jedenfalls zur Verringerung des Schadens angemessen und geeignet.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dar&#252;berhinaus durfte die Kl&#228;gerin die get&#228;tigten Aufwendungen aber auch deshalb f&#252;r erforderlich halten, weil die Sachverst&#228;ndigen T. und O. ebenso wie der Sachverst&#228;ndige Prof. K. diese Ma&#223;nahme als richtig und ausreichend bezeichnet hatten. Die Beklagten, denen diese Gutachten vorlagen, haben zu keiner Zeit vor Erstattung des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. geltend gemacht, da&#223; der Einbau des Sonnenschutzglases zur Verbesserung des W&#228;rmeschutzes nicht ausreichend sei. Die von der Kl&#228;gerin get&#228;tigten Aufwendungen hierf&#252;r sind daher ad&#228;quate Folge des von den Beklagten zu verantwortenden Mangels.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">b)</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auch die Aufwendungen f&#252;r das au&#223;ergerichtliche Sachverst&#228;ndigengutachten durfte die Kl&#228;gerin zur Kl&#228;rung des Mangels und dessen Beseitigung f&#252;r erforderlich halten. Der Senat nimmt insoweit Bezug auf die Ausf&#252;hrungen des erstinstanzlichen Urteils, gegen die die Beklagten sich nicht gewendet haben.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">II.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der sich unter dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 285, 286 BGB ergebende Zinsanspruch der Kl&#228;gerin ist nur in dem aus dem Tenor des Urteils ersichtlichen Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Soweit die Beklagten trotz Vorlage des Rundschreibens des Bundesministeriums der Finanzen vom 28.8.1998 den Zinsanspruch nach Grund und H&#246;he bestritten haben, haben sie nicht behauptet, der Inhalt dieses Rundschreibens sei etwa unrichtig. Hierf&#252;r bestehen auch keinerlei Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">B. Berufung der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">I.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Klage auf Feststellung, da&#223; die Beklagten zum Ersatz allen weiteren Schadens verpflichtet sind, ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Feststellungsklage ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Da&#223; der Mangel durch den Austausch des Fensterglases gegen Sonnenschutzglas m&#246;glicherweise nicht vollst&#228;ndig behoben ist, ist der Kl&#228;gerin erst durch das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. vom 11.12.1997 bekannt geworden. Den Feststellungsantrag hat sie sodann mit Schriftsatz vom 4.2.1998 angek&#252;ndigt, das Urteil des Landgericht ist aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 19.11.1998 ergangen.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Erhebung einer Leistungsklage war der Kl&#228;gerin bis zur letzten m&#252;ndlichen Verhandlung in erster Instanz nicht zumutbar. Welche Ma&#223;nahmen zur M&#228;ngelbeseitigung erforderlich und ausreichend waren, bedurfte angesichts der Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. einer eingehenden und exakten Planung. Dabei brauchte die Kl&#228;gerin sich nicht etwa sofort f&#252;r den Einbau einer Klimaanlage, soweit dies &#252;berhaupt in dem Verwaltungsgeb&#228;ude zul&#228;ssig w&#228;re, zu entscheiden. In Betracht kamen vielmehr nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen eine Vielzahl anderer Ma&#223;nahmen, die den derzeitigen Zustand verbessern konnten, so etwa die Entfernung der Lochbleche auf den Reinigungsg&#228;ngen vor der Fassade und der Einbau von L&#252;ftungsschlitzen oder bauliche Ver&#228;nderungen, die die Speicherf&#228;higkeit der R&#228;ume zu verbessern geeignet waren. Die Entscheidung, welche dieser Ma&#223;nahmen die Kl&#228;gerin treffen wollte, und die bereits hierf&#252;r erforderliche Kostenermittlung konnten jedenfalls bis zum Abschlu&#223; der 1. Instanz von der Kl&#228;gerin nicht erwartet werden.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">War danach die Feststellungsklage jedenfalls bei ihrer Erhebung zul&#228;ssig, war es weder unter proze&#223;&#246;konomischen Gesichtspunkten erforderlich noch der Kl&#228;gerin zumutbar, in zweiter Instanz zur Leistungsklage &#252;berzugehen (vgl. hierzu: BGH NJW 84, 1552, 1554; OLG K&#246;ln BauR 88, 241). Angesichts des Streits der Parteien &#252;ber den Einflu&#223; der jeweiligen Komponenten auf den W&#228;rmeschutz war jedenfalls nicht zu erwarten, da&#223; &#252;ber die Berechtigung und H&#246;he etwaiger weiterer Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin ohne Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme entschieden werden konnte. Dar&#252;berhinaus w&#228;re den Parteien durch die Erhebung der Leistungsklage in zweiter Instanz eine Tatsacheninstanz verloren gegangen. Schlie&#223;lich ist der Kl&#228;gerin aber auch derzeit angesichts der fortdauernden erheblichen Schwierigkeiten der nachtr&#228;glichen Schaffung eines ausreichenden W&#228;rmeschutzes eine abschlie&#223;ende Entscheidung &#252;ber die zu treffenden Ma&#223;nahmen und Berechnung der Kosten noch nicht zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">2.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">F&#252;r die Erhebung einer Schadensersatzfeststellungsklage ist nicht der Nachweis des Bestehens oder k&#252;nftigen Entstehens weiterer Sch&#228;den erforderlich. Es gen&#252;gt vielmehr, wenn weitere als die geltend gemachten Schadensfolgen entfernt m&#246;glich sind, mag ihre Art und ihr Umfang, sogar ihr Eintritt ungewi&#223; sein (BGH BauR 91, 606, 611).</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. N. ist das Entstehen weiterer Kosten zur Beseitigung des Mangels nicht nur entfernt m&#246;glich, es steht vielmehr fest, da&#223; die bisherigen M&#228;ngelbeseitigungsma&#223;nahmen durch Einsatz des Sonnenschutzglases f&#252;r sich gesehen den Mangel nicht beheben k&#246;nnen. Dies beruht, wie der Sachverst&#228;ndige einleuchtend dargelegt hat, insbesondere auf der zu geringen Speicherf&#228;higkeit der R&#228;ume und des fehlenden W&#228;rmeabzugs durch n&#228;chtliches und fr&#252;hmorgendliches L&#252;ften.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">II.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Kl&#228;gerin steht auch der geltend gemachte Anspruch auf Ersatz ihrer eigenen Planungs- und Aufsichtsleistungen beim Austausch des Fensterglases in H&#246;he des fiktiven Architektenhonorars zu.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Zwar kann der Gesch&#228;digte nicht die eigenen Arbeitleistungen zur Ermittlung und Feststellung des Schadens ersetzt verlangen. Eigene Arbeitsleistungen zur Beseitigung des Schadens, die einen Marktwert haben, kann der Gesch&#228;digte hingegen erstattet verlangen (BGH NJW 1996, 921, 922 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf das Schadensrecht).</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Hinzuziehung eines Architekten w&#228;re vorliegend angesichts des Umfangs der Ma&#223;nahme an der vollverglasten Fassade angemessen gewesen. Die Leistungen der Kl&#228;gerin haben auch einen Marktwert, der dem Honorar eines Architekten f&#252;r diese Leistungen entspricht. In dieser H&#246;he kann die Kl&#228;gerin daher von den Beklagten Ersatz verlangen.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Richtigkeit der in sich schl&#252;ssigen Berechnungen der Kl&#228;gerin haben die Beklagten nicht im einzelnen angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">III.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Der Zinsanspruch ist nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang berechtigt. Insoweit kann auf die obigen Ausf&#252;hrungen zur Berufung der Beklagten Bezug genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">C.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 II, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Schrifts&#228;tze des Beklagten zu 1) vom 18.08.1999 und der Kl&#228;gerin vom 10.09.1999 haben vorgelegen; sie geben zu einer anderen Beurteilung keinen Anla&#223;.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagten: &#252;ber 60.000,- DM</p>
114,509
vg-koln-1999-09-13-1-k-341699
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 K 3416/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-01-18T16:07:12
Beschluss
ECLI:DE:VGK:1999:0913.1K3416.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Gründe: In entsprechender Anwendung des § 92 Abs. 3 Satz 1 VwGO ist das übereinstimmend in der Hauptsache für erledigt erklärte Verfahren einzustellen. Unter den gegebenen Umständen entspricht es billigem Ermessen i. S. v. § 161 Abs. 2 VwGO, der Klägerin die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen, da sie nach dem derzeitigen Verfahrensstand voraussichtlich unterlegen wäre. Zur Begründung kann auf die Ausführungen im Schriftsatz der Beklagten vom 09.06.1999 verwiesen werden, denen das Gericht im Wesentlichen folgt. Dafür, dass die Zuteilung der streitigen Rufnummer an den Dritten rechtswidrig war, sind beim derzeitigen Verfahrensstand hinreichende Anhaltspunkte nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Der festgesetzte Streitwert entspricht dem gesetzlichen Auffangstreitwert (§ 13 Abs. 1 Satz 2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,511
olgham-1999-09-13-13-u-6199
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 61/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-14T10:24:43
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0913.13U61.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin, eine Innungskrankenkasse, nimmt den Beklagten als Gesellschafter-Geschäftsführer wegen unterlassener Zahlung von Gesamtsozialversicherungsbeiträgen der in Konkurs gefallenen Firma P Bau GmbH in Anspruch und zwar für den Zeitraum von Februar 1995 bis Juli 1995. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die GmbH war nach den Feststellungen des Konkursverwalters M spätestens ab 10. Februar 1995 zahlungsunfähig. Am 10.05.1995 beantragte die Klägerin Eröffnung des Konkursverfahrens. Der Konkurs wurde am 01.08.1995 eröffnet. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die GmbH schuldete für den Zeitraum von Februar bis Juli 1995 Gesamtversicherungsbeiträge in Höhe von 62.185,83 DM. Im Laufe des Rechtsstreits wurden aus der Konkursmasse insgesamt 15.949,19 DM gezahlt, so daß an Rückständen 46.236,64 DM verbleiben. In diesem Betrag sind Arbeit<u>nehmer</u>anteile in Höhe von 21.740,07 DM enthalten (Schriftsätze der Klägerin vom 20.11.1998 und 21.05.1999).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wurde durch Strafbefehle des Amtsgerichts Dortmund vom 29.12.1995 - 73 Js 1384/95 - wegen Konkursverschleppung zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 50,00 DM verurteilt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat in Höhe des aus der Konkursmasse gezahlten Betrages von 15.949,19 DM den Rechtsstreit für erledigt erklärt und im übrigen in Höhe von 46.236,64 DM Zahlung verlangt. Der Beklagte hat in erster Instanz keine Sachdarstellung abgegeben. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Ein Anspruch aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 64 GmbHG bestehe nicht. Zwar könne die Klägerin grundsätzlich das negative Interesse ersetzt verlangen. Hier sei die Klägerin aber wie eine Deliktsgläubigerin zu behandeln, so daß die Rechtsprechung zu den sogenannten Neugläubigern auf sie keine Anwendung finde. Ansprüche aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 266 a) StGB stünden der Klägerin ebenfalls nicht zu, da die GmbH spätestens ab dem 10.02.1995 zahlungsunfähig gewesen sei und so die Arbeitnehmeranteile nicht mehr habe abführen können.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Klägerin, die meint, es komme auf eine Unterscheidung zwischen vertraglichen Gläubigern und Deliktsgläubigern nicht an. Der Beklagte sei verpflichtet gewesen, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteile abzuführen. Da er dies nicht getan habe, sei er zum Schadensersatz verpflichtet. Mit weiterem Schriftsatz vom 07.07.1999 stützt die Klägerin ihre Ansprüche auf alle in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen, insbesondere im Hinblick auf ein Schaden der Arbeitnehmer aus übergegangenem Recht gemäß §§ 115 ff, 119 SGB. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Abänderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 46.236,64 DM nebst </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">4 % Zinsen ab dem 22.03.1997 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen, daß im übrigen der Rechtsstreit in der Hauptsache erledigt ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil mit näherer Begründung. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin steht aus keinem rechtlichen Gesichtspunkt ein Zahlungsanspruch gegen den Beklagten zu.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Zahlungsanspruch folgt nicht aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 64 Abs. 1 GmbHG. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Beklagte den Tatbestand des § 64 Abs. 1 GmbHG, der nach einhelliger Meinung Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB ist (vgl. Palandt, BGB, 58.Aufl., § 823 Rn. 146 m.w.N.) erfüllt. Dies ist unter den Parteien auch nicht im Streit. Streitig ist, ob der von der Klägerin geltend gemachte Schaden in den Schutzbereich des § 64 GmbHG fällt. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach der neueren Rechtsprechung des BGH (BGH NJW 94, 2220 = BGHZ 126, 181) hat der Geschäftsführer einem Neugläubiger, der in der Phase der Konkursverschleppung Forderungen gegen die GmbH erlangt hat, das negative Interesse zu ersetzen. Während Altgläubiger den sogenannten Quotenschaden ersetzt bekommen, d.h. den Betrag, um den sich die Konkursquote des Gläubigers durch Verzögerung der Konkurseröffnung gemindert hat, erhält der Neugläubiger den Schaden ersetzt, der ihm dadurch entsteht, daß er mit der konkursreifen GmbH noch in Rechtsbeziehung getreten ist. Der danach zu ersetzende Schaden besteht nicht in dem Erfüllungsanspruch des Gläubigers. Denn das wäre das grundsätzlich nicht geschützte positive Interesse. Zu ersetzen ist vielmehr nur das negative Interesse bzw. der Vertrauensschaden, der z.B. in Form von Vorleistungen oder Aufwendungen, die der vertragliche Neugläubiger in Folge des Vertragsschlusses mit der konkursreifen GmbH erbracht hat, entstanden sein könnte (vgl. BGH NJW 99, 2182; Baumbach-Hoeck, GmbHG, § 64 Rn. 26; Scholz, GmbHG, § 64 Rn. 37 ff). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein solches negatives Interesse hat die Klägerin, die die Stellung eines vertraglichen Neugläubigers beansprucht, nicht geltend gemacht. Sie verlangt nicht Ersatz ihres Vertrauensschadens, sondern vielmehr die ersatzweise Erfüllung ihrer Beitragsforderung. Sie will so gestellt werden, als wäre die GmbH für den hier streitigen Zeitraum noch solvent gewesen. Das aber wird im Rahmen der §§ 823 Abs. 2 BGB, 64 Abs. 1 GmbHG nicht geschützt. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein Zahlungsanspruch aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 64 Abs. 1 GmbHG läßt sich auch nicht damit begründen, daß die Klägerin bei rechtzeitiger Konkursantragstellung durch den Beklagten oder entsprechend früherer Entlassung der Arbeitnehmer der GmbH für diese keinen Sozialversicherungsschutz mehr hätte bereitstellen müssen. Ein Schaden käme nur insoweit in Betracht, wie die Klägerin konkrete Leistungen erbracht hätte. Abgesehen davon, daß hierzu konkreter Vortrag fehlt, fällt dieser Schaden auch nicht in den Schutzbereich des § 64 Abs. 1 GmbHG. Der Sozialversicherungsträger ist nämlich nicht wie ein vertraglicher Neugläubiger anzusehen. Der Schutzzweck des § 64 GmbHG besteht darin, die konkursreife GmbH vom Geschäftsverkehr fernzuhalten. In diesen Schutzzweck ist der Sozialversicherungsträger nicht einbezogen, da er seine Gläubigerstellung allein im Hinblick auf das versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis erhalten hat. Diese Rechtsbeziehung der Beteiligten sind zunächst unabhängig von Konkurs und von der Versäumung der Konkursantragspflicht (vgl. im einzelnen dazu BGH NJW 99, 2183).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch gemäß § 823 Abs. 2 BGB, 266 a StGB in Höhe der Arbeitnehmeranteile besteht nicht. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Beklagte die geschuldeten Arbeitnehmeranteile nicht abgeführt. § 266 a StGB verlangt aber ein "Vorenthalten" der Arbeitnehmeranteile. Da § 266 a StGB ein echtes Unterlassungsdelikt ist, setzt die Verwirklichung des Tatbestandes voraus, daß die Erfüllung der Handlungspflicht dem Geschäftsführer tatsächlich möglich gewesen sein muß, d.h. der Geschäftsführer muß trotz Zahlungsfähigkeit der GmbH nicht gezahlt haben (BGH NJW 97, 130, 132; NJW 97, 133, 134; Dreher, StGB, § 266 a Rn. 12; Lackner, StGB, 22. Aufl., § 266 a Rn. 10). Da der Gläubiger im Rahmen des § 823 Abs. 2 BGB sämtliche Voraussetzungen des Tatbestandes des Schutzgesetzes beweisen muß, muß er daher auch die Zahlungsfähigkeit der GmbH nachweisen (Holzkämper, BB 96, 2142, 2143). Eine Umkehr der Beweislast (so OLG Düsseldorf VersR 99, 372) ist nicht gerechtfertigt. Der Sozialversicherungsträger hat über den Konkursverwalter genügend Möglichkeiten, die tatsächliche Zahlungsfähigkeit der GmbH feststellen zu können. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist dieser Darlegungs- und Beweislast nicht nachgekommen. Sie hat zur tatsächlichen Zahlungsfähigkeit der GmbH keine konkreten Angaben gemacht. Der Konkursverwalter hat nach gründlicher Sichtung der vorhandenen Unterlagen und der "völlig desolaten Buchhaltung" festgestellt, daß die GmbH spätestens ab dem 10.02.1995 zahlungsunfähig gewesen sei. Löhne und Gehälter sind ab März 1995 nicht mehr gezahlt worden (Seite 16 des Gutachtens M vom 11.09.1995). Daß der GmbH gleichwohl noch irgendwelche Geldmittel zur Verfügung gestanden haben sollen, ist von der Klägerin nicht dargelegt und aus den Unterlagen auch nicht ersichtlich. Soweit die Klägerin behauptet, es seien noch in dem hier in Rede stehenden Zeitraum von Februar bis Juli 1995 Löhne gezahlt worden, reicht dieser pauschale Vortrag nicht aus. Er ist durch nichts belegt und stellt eine Behauptung ins Blaue hinein dar. Aus den Unterlagen, die dem Konkursverwalter zur Verfügung standen, ergibt sich dafür nichts. Der Konkursverwalter stellt im Gegenteil fest, daß die Löhne ab März nicht mehr gezahlt worden sind. Soweit die Klägerin im Senatstermin dargelegt hat, sie habe die Arbeitnehmer mit einem Fragebogen angeschrieben und habe von einem ausländischen Arbeitnehmer die Mitteilung erhalten, er habe im Juli 1995 Lohn bekommen, reicht auch dieser Vortrag im Hinblick auf den vom Sachverständigen festgestellten Sachverhalt nicht aus. Erforderlich ist, daß die <u>GmbH</u> noch über tatsächliche Geldmittel verfügte. Dies ist nicht konkret anhand von Buchungsbelegen oder Kontoauszügen dargetan. Der Vortrag, ein Arbeitnehmer habe noch im Juli 95 Lohn erhalten, belegt dies nicht. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klägerin Schadensersatzansprüche aus übergegangenem Recht der Arbeitnehmer geltend macht, fehlt es auch hier an einem substantiierten Vortrag. Zwar gehören die Sozialversicherungsbeiträge bei wirtschaftlicher Betrachtung zu dem vom Arbeitgeber geschuldeten Arbeitsentgelt. Es ist aber nicht dargetan, welcher durch den Beklagten verursachte Schaden den Arbeitnehmern entstanden sein soll. Soweit den Arbeitnehmern keine Löhne mehr gezahlt worden sind, besteht ein Anspruch der Arbeitnehmer gegen die GmbH. Insoweit handelt es sich um Masseschulden, die mit entsprechender Konkursquote zu begleichen sind. Soweit die Klägerin an einen Anspruch aus § 823 Abs. 2 BGB denkt (vgl. Schulin, Sozialversicherungsrecht, § 11 Rn. 172) ist nichts zum Schaden dargetan. Versicherungsleistungen in der Krankenversicherung und in der Arbeitslosenversicherung bestehen unabhängig von den Beitragszahlungen. Im übrigen könnte auch hier ein Schadensersatzanspruch gegen den Geschäftsführer persönlich nur bestehen, wenn es ihm wegen der noch vorhandenen Liquidität der GmbH möglich war, die Beiträge zu überweisen. Dafür ist die Klägerin darlegungs- und beweispflichtig. Konkrete Ausführungen zur Zahlungsfähigkeit aber fehlen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer für den Feststellungsantrag beträgt 2.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert bei einseitiger Erledigungserklärung beurteilt sich nach dem Kosteninteresse (BGH NJW-RR 96, 1210 = WM 96, 1563; BGHN ZM 99, 21).</p>
114,512
olgham-1999-09-13-6-u-4399
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 43/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-14T10:24:15
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0913.6U43.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz fordert der Kläger, der am 06.02.1996 gegen 11.30 Uhr bei nach vorangegangenem Schneefall wieder trockenem Frostwetter auf dem Tankstellengelände des Beklagten stürzte, als er nahe einer überdachten Tanksäule durch die Fahrertür seines Pkw ausstieg und mit dem rechten Fuß auf einer zu Eis gefrorenen Wasserpfütze ausrutschte. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat behauptet, die Eisfläche habe sich dadurch gebildet, daß in einer Wasserkanne bereitgestelltes Wasser von Tankstellenkunden verschüttet worden sei; auf dem grauen Verbundsteinpflaster sei sie nicht zu erkennen gewesen. Unter der Tankstellenüberdachung sei nicht gestreut gewesen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat ausgeführt, es sei richtig, daß in dem überdachten Bereich um die Tanksäulen herum weder Salz noch abstumpfende Mittel gestreut worden seien, während auf dem übrigen Gelände einschließlich der Waschanlagenzufahrt Schnee geräumt und gelegentlich auch Tausalz eingesetzt worden sei. Die Eisfläche, auf der der Kläger ausgerutscht sei, müsse sich erst kurz vor dem Unfall gebildet haben, und zwar möglicherweise durch verschüttetes Wasser, eventuell auch durch herabgefallenen Schnee aus einem Fahrzeugkotflügel. Derartige Gefahrenstellen seien aber regelmäßig von seinen Mitarbeitern, die die Fläche alle 5 bis 15 Minuten kontrolliert hätten, beseitigt worden. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die auf Zahlung von Schmerzensgeld und Feststellung weiterer Schadensersatzverpflichtung des Beklagten gerichtete Klage nach Zeugenvernehmung abgewiesen, weil der Beklagte seiner Verkehrssicherungspflicht in hinreichendem Maße nachgekommen sei. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung verfolgt der Kläger sein Klageziel unter Wiederholung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Vortrags weiter. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verteidigt die angefochtene Entscheidung, behauptet allerdings nunmehr, auch unter der Tankstellenüberdachung sei Streusalz eingesetzt worden. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat überwiegend Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der Verletzung seiner Verkehrssicherungspflicht ist der Beklagte dem Kläger gemäß §§ 823, 847 BGB in einem um 1/3 Mitverschuldensanteil gekürzten Umfang zum Schadensersatz verpflichtet. Als Schmerzensgeldbetrag schuldet der Beklagte dem Kläger 15.000,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach Benutzung der Pkw-Waschanlage ist der Kläger ca. 15 m weit unter die Tankstellenüberdachung gefahren, wo er in Fahrtrichtung gesehen ca. 0,8 m rechts neben dem Sockel angehalten hat, auf dem die Tanksäulen stehen. Er hat die Fahrertür vollständig geöffnet und ist vorwärts ausgestiegen, wobei er mit dem linken Fuß auf dem Betonsteinpflaster festen Halt hatte. Er hat dann den rechten Fuß nachgezogen, rutschte mit diesem jedoch auf der Eisfläche mit einer Ausdehnung von zwischen 0,3 und 0,7 m seitlich weg, wordurch er zu Fall kam und sich u.a. eine Ruptur des medialen Kapselbandapparates am rechten Knie zuzog. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Als Tankstellenbetreiber oblag es dem Beklagten, dafür Sorge zu tragen, daß Kunden auf seinem Gewerbegrundstück nicht zu Schaden kommen konnten. Hierzu gehörte es u.a., witterungsbedingte Gefahrenquellen zu beseitigen und das neue Entstehen solcher Gefahren zu unterbinden (vgl. Palandt/Thomas, BGB, 58. Auflage § 823 Rn. 87 m.w.N.; OLG Hamm OLGR 98, 210; zfs 84, 33; OLG Köln NZV 99, 165). Der Beklagte haftet gemäß §§ 823, 847 BGB, weil er die dazu erforderlichen organisatorischen Maßnahmen nur unzureichend getroffen hat. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Entstehen einer Eisfläche, wie sie hier dem Kläger zum Verhängnis geworden ist, hätte durch die Verwendung von Streumitteln entgegengewirkt werden können. Dabei kann dahinstehen, ob die Temperaturen so niedrig lagen, daß die Verwendung von Streusalz keine ausreichende Wirkung mehr entfalten konnte. Denn selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte der Beklagte durch Streuen von Granulat sicherstellen können, daß sich keine dünnen Eisflächen mit glatter und damit besonders gefahrenträchtiger Oberfläche hätten bilden können. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Derartige Streumaßnahmen hat der Beklagte nicht angeordnet. Soweit er erstmals im Berufungsverfahren geltend macht, auch auf der überdachten Tankstellenfläche sei, wenn auch in geringerem Umfang als auf dem sonstigen Gelände, Streusalz eingesetzt worden, kann er damit nicht gehört werden. Denn in erster Instanz hat er den Vortrag des Klägers, es sei nicht gestreut gewesen, mit Schriftsatz vom 20.08.1988 ausdrücklich bestätigt. Darüber hinaus ist der diesbezügliche übereinstimmende Vortrag der Parteien während der erstinstanzlichen Beweisaufnahme zur Sprache gekommen. Damit hat der Beklagte das Unterbleiben von Streumaßnahmen unter der Tankstellenüberdachung zugestanden, woran er nunmehr gemäß §§ 532, 288 ZPO gebunden ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wenn der Beklagte aber davon absah, auf der überdachten Fläche nahe den Tanksäulen Streusalz oder Granulat einzusetzen, dann hätte er seine Mitarbeiter in der Weise einsetzen müssen, daß zu Boden gelangtes Wasser jeweils so schnell beseitigt wurde, daß es nicht erst zu einer glatten Eisfläche gefrieren konnte. Dies ist nicht geschehen. Daß jemand abgeordnet gewesen ist, um die Fläche bei der Tankstelle nahezu ununterbrochen zu kontrollieren, hat die erstinstanzliche Beweisaufnahme nicht ergeben. Nach der Darstellung des Klägers, die der Beklagte nicht bestreitet, ist die Eisfläche dadurch entstanden, daß Kunden Wasser aus den bereitgestellten Kannen verschüttet hat. Es handelte sich hierbei um warmes Wasser, das jedenfalls nicht sofort zu Eis gefrieren konnte, sobald es zu Boden gelangte. Wenn es gleichwohl nicht von einem Mitarbeiter des Beklagten beseitigt wurde, bevor es zu einer glatten Eisfläche gefror, zeigt dies, daß der Beklagte die angeordneten Kontrollen durch sein Personal nicht engmaschig genug angelegt hatte. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der somit schadensersatzpflichtige Beklagte haftet jedoch nicht in vollem Umfange für die dem Kläger entstandenen Schäden, weil dem Kläger Mitverschulden anzulasten ist, das gemäß § 254 BGB zu einer Anspruchskürzung führt. Auch für den Kläger waren die bereits oben erwähnten Umstände erkennbar, die selbst in dem überdachten Tankstellenbereich zum Auftreten von Nässe mit daraus folgender Bodenglätte führen konnten. Hierauf hätte er sich einstellen müssen, auch wenn er die Eisfläche, auf der er gestürzt ist, auf dem grauen Betonpflaster nicht selbst wahrgenommen hat. Die zum Schutze seiner eigenen Gesundheit gebotene Sorgfalt hat er jedoch außer acht gelassen. Er hätte sich beim Aussteigen aus seinem Pkw mit den Händen an seinem Fahrzeug festen Halt verschaffen können und müssen, bis er sicher war, sich mit beiden Füßen auf rutschfestem Untergrund bewegen zu können. Dem ist der Kläger nicht gerecht geworden. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Allerdings wiegt das Unfallverschulden des Beklagten, der die grundsätzlich berechtigten Sicherungserwartungen seiner Kunden erfüllen mußte, wesentlich schwerer als die momentane Unachtsamkeit des Klägers im Unfallzeitpunkt. Es war daher sachgerecht, das Mitverschulden des Klägers auf lediglich 1/3 zu veranschlagen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat sich bei dem Unfall im Alter von 56 Jahren eine Ruptur des medialen Kapselbandapparates am rechten Kniegelenk zugezogen und mußte zunächst zwei Wochen lang stationär behandelt werden. Während dieser Zeit erfolgte am 09.02.1996 eine operative Rekonstruktion des Reservestreckapparates. Das rechte Bein blieb danach 6 Wochen lang geschient. Es entwickelte sich eine Dystrophie des rechten Kniegelenkes. Als Dauerfolgen blieben ausweislich des fachorthopädischen Gutachtens des Arztes für Orthopädie P vom 14.01.1998 Belastungsschmerzen mit einer daraus resultierenden Gangstörung, eine Muskelverschmächtigung des rechten Ober- und Unterschenkels, eine Kalksalzminderung im Hüftgelenks- und Sprunggelenksbereich sowie im Bereich der rechten Kniescheibe, eine Kapselverdickung des rechten Kniegelenks sowie eine funktionelle Bewegungseinschränkung mit Streckdefizit von 10o und Beugemaximum von 90o. Der Kläger befindet sich seit der Entlassung aus der stationären Behandlung laufend in ambulanter Behandlung, während der wegen der Schmerzen eine zweimalige Injektionstherapie durchgeführt wurde. Eine am 29.01.1999 durchgeführte weitere Knieoperation brachte außer einer gewissen Schmerzlinderung keine wesentliche Besserung. Obwohl bei dem Kläger schon vor dem Unfall eine erhebliche Kniegelenksarthrose bestand, empfand er bis dahin keine Gehbeschwerden. Inzwischen sieht er sich jedoch nicht mehr in der Lage, wie zuvor leichtere Wandertouren oder auch nur längere Spaziergänge zu unternehmen. Statt dessen sucht er körperlichen Ausgleich mehr beim Radfahren, was ihm jedoch wegen der eingeschränkten Beugbarkeit des rechten Kniegelenks ebenfalls Probleme bereitet. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unter Berücksichtigung aller Umstände einschließlich des Mitverschuldens des Klägers ist ein Schmerzensgeldbetrag von 15.000,00 DM als Ausgleich für die immateriellen Nachteile des Klägers angemessen. Dieses Schmerzensgeld wäre auch dann nicht niedriger anzusetzen, wenn die Unfallfolgen, wie der Beklagte behauptet, ohne den in der Kniegelenksarthrose liegenden Vorschaden folgenlos ausgeheilt sein würde. Denn dem Schädiger sind grundsätzlich auch diejenigen Auswirkungen seiner Verletzungshandlung zuzurechnen, die sich erst deshalb ergeben haben, weil der Verletzte bereits einen Vorschaden hatte (vgl. BGH r+s 97, 64; OLG Hamm VersR 94, 1322 = r+s 94, 98). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem Feststellungsbegehren des Klägers war in dem durch das Mitverschulden eingeschränkten Umfang stattzugeben. Denn angesichts der Art der Verletzung besteht die nicht entfernt liegende Möglichkeit weiterer Verwirklichung der Schadensersatzverpflichtung des Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf §§ 286, 288 BGB. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die prozessuale Nebenentscheidungen folgen aus §§ 92, 708 Nr. 10, 546 ZPO. </p>
114,513
lsgnrw-1999-09-13-l-16-b-5699-kr
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 16 B 56/99 KR
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0913.L16B56.99KR.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat es das Sozialgericht abgelehnt, die Beklagte im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, dem Kl&#228;ger vor Ablauf von vier Jahren nach Durchf&#252;hrung einer solchen Leistung medizinische Rehabilitationsma&#223;nahmen zu gew&#228;hren (&#167; 40 Abs 2 S. 2 des Sozialgesetzbuchs (SGB) V).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes kam hier - au&#223;erhalb einer Normierung im Sozialgerichtsgesetz (SGG) - im wesentlichen nur unter den vom Bundesverfassungsgericht (in BVerfGE 46, 166, 178) herausgestellten einschr&#228;nkenden Voraussetzungen in Betracht, da&#223; ohne den begehrten einstweiligen Rechtsschutz "schwere und unzumutbare, anders nicht abwendbare Nachteile entst&#252;nden, zu deren nachtr&#228;glicher Beseitigung die Entscheidung in der Hauptsache nicht mehr in der Lage w&#228;re". Solche Umst&#228;nde sind vom Antragsteller nicht glaubhaft gemacht (&#167; 123 Abs. 3 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - iVm &#167; 920 Abs. 2 der Zivilproze&#223;ordnung) und auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nicht nur wegen der Gew&#228;hrung von Geldleistungen, sondern auch wegen der Gew&#228;hrung von Sach- und/oder Dienstleistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der sozialen Pflegeversicherung (SPV) mu&#223; sich n&#228;mlich der Versicherte, dessen eigene Mittel nicht hinreichen, um notwendige Krankenbehandlung oder Pflege sicherzustellen, nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats (etwa Beschl. v. 15.3.1998 L 16 B 68/98) bis zur Entscheidung der Hauptsache grunds&#228;tzlich auf die Inanspruchnahme von Sozialhilfe verweisen lassen, und notfalls auch auf die Zuhilfenahme der Gerichte der (allgemeinen) Verwaltungsgerichtsbarkeit zur Durchsetzung seiner Anspr&#252;che gegen das Sozialamt. Dies ist ihm bei Abw&#228;gung seiner und der Interessen der Kasse regelm&#228;&#223;ig zumutbar. Einerseits n&#228;mlich ist die Sozialhilfe als Grundsicherung mit Auffangfunktion gerade stets dann zu gew&#228;hren, wenn sonstige Mittel nicht zur Verf&#252;gung stehen, und andererseits liefe eine schon vor der Entscheidung in der Hauptsache mit Kosten belastete Antragsgegnerin Gefahr, diese auch im Falle ihres sp&#228;teren Obsiegens von einem mittellosen Antragssteller nicht zur&#252;ckzuerlangen. So besehen l&#228;ge in der vorl&#228;ufigen Leistungsgew&#228;hrung zwar keine Vorwegnahme der Hauptsache, die einstweilige Leistung k&#228;me aber in ihrer Wirkung einer grunds&#228;tzlich unzul&#228;ssigen Vorwegnahme der Hauptsache (vgl. BVerfGE 86,382 = NJW 92,2749) gleich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es bestand auch kein Anla&#223;, der beklagten Kasse eine solche Gefahr hier ausnahmsweise aufzub&#252;rden. Im Gegenteil ist nicht einmal ersichtlich, ob der Antragsteller nicht ohnehin &#252;ber ausreichende Mittel verf&#252;gt. Er hat dazu nichts vorgetragen, sich vielmehr im wesentlichen darauf verlegt, die Berechtigung seines Anspruchs auf vorzeitige Durchf&#252;hrung einer Kur zu untermauern. Die Kl&#228;rung dieser Frage bleibt indes grunds&#228;tzlich dem Hauptverfahren vorbehalten; sie war hier nur insoweit zu pr&#252;fen, als eine offensichtliche Rechtswidrigkeit der Entscheidung der Kasse die Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes ausnahmsweise erm&#246;glicht h&#228;tte. Von einer offensichtlichen Fehlerhaftigkeit der Sicht der Beklagten konnte sich der Senat aber aus den vom SG im angefochtenen Beschluss angef&#252;hrten Gr&#252;nden nicht &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ist mit der Beschwerde (&#167;&#167; 172 ff SGG) nicht anfechtbar.</p>
114,514
olgk-1999-09-13-9-w-2399
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 W 23/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-11T10:39:20
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0913.9W23.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Beschwerde des Beklagten wird der Prozeßkostenhilfe verweigernde Beschluß der 24. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 21.6.1999 - 24 O 57/99 - aufgehoben und das Landgericht angewiesen, Prozeßkostenhilfe nicht aus den Gründen des angefochtenen Beschlusses zu verweigern. Der Antrag des Beklagten, ihm für die Beschwerde im Prozeßkostenhilfeverfahren Prozeßkostenhilfe zu bewilligen, wird zurückgewiesen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Beschwerde des Beklagten hat in der Sache - vorl&#228;ufigen - Erfolg und f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Erfolgsaussichten der Verteidigung des Beklagten gegen die Klage k&#246;nnen derzeit und insbesondere nicht aus den Gr&#252;nden des landgerichtlichen Beschlusses verneint werden. Der angefochtene Beschlu&#223; ist ohne ausreichende Entscheidungsgrundlage ergangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt im Regre&#223;weg nach &#167; 3 Nr. 9 S. 2 PflVG vom Beklagten die Erstattung von Schadensersatzleistungen an den Gesch&#228;digten aus einem Verkehrsunfall vom 11.4.1996. Sie st&#252;tzt sich dabei auf das r&#252;ckwirkende Au&#223;erkrafttreten der dem Beklagten erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage gem. &#167; 1 Abs. 4 S. 2 AGB 95 (fr&#252;her: &#167; 1 Abs. 2 S. 4 AGB 88).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin kann der Regre&#223;anspruch nicht auf &#167; 38 Abs. 2 VVG gest&#252;tzt werden. Danach tritt Leistungsfreiheit des Versicherers ein, wenn die Erstpr&#228;mie im Zeitpunkt des Versicherungsfalls noch nicht gezahlt ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dies ist zwar vorliegend der Fall. Die Vorschrift des &#167; 38 Abs. 2 VVG ist aber in F&#228;llen, in denen der Versicherungsfall innerhalb der Zeit der vorl&#228;ufigen Deckung eintritt, nicht anwendbar (R&#246;mer/Langheid, VVG, Rdnr. 27 zu &#167; 38). Es gilt vielmehr ausschlie&#223;lich &#167; 1 Abs. 4 S. 2 AKB 95.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gew&#228;hrt der Kraftfahrzeughaftpflicht-Versicherer vorl&#228;ufige Deckung wie &#252;blich und auch hier durch Aush&#228;ndigung der Doppelkarte, ohne zun&#228;chst hierf&#252;r einen Versicherungsbeitrag zu verlangen, ist sog. deckende Stundung der Pr&#228;mie vereinbart und die in ihren Rechtsfolgen sehr einschneidende Vorschrift des &#167; 38 Abs. 2 VVG stillschweigend abbedungen. Es w&#228;re ein Widerspruch in sich, wenn der Versicherer sich bei dieser Sachlage bei Auftreten eines Schadenfalles innerhalb der Zeit der vorl&#228;ufigen Deckung auf die noch nicht gezahlte Erstpr&#228;mie und damit auf &#167; 38 Abs. 2 VVG berufen k&#246;nnte. Ganz abgesehen davon tritt die F&#228;lligkeit der Erstpr&#228;mie gem. &#167; 35 VVG erst nach Aush&#228;ndigung des Versicherungsscheins sowie bei Vertr&#228;gen nach dem sog. Policemodell gem. &#167; 5 a Abs. 1 S. 1, Abs. 2 VVG erst nach dem Ablauf der Widerspruchsfrist ein (R&#246;mer/Langheid, VVG, Rdnr. 4 zu &#167; 35).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Zugang der mit dem Versicherungsschein vom 3.5.1996 &#252;bersandten Erstpr&#228;mienrechnung ist vom Beklagten bestritten. Die insoweit beweispflichtige Kl&#228;gerin hat hierzu Beweis angetreten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn der Zugang des Versicherungsscheins und der Pr&#228;mienrechnung nachgewiesen ist, f&#252;hrt dies jedoch nicht ohne weiteres zum r&#252;ckw&#228;rtigen Au&#223;erkrafttreten der vorl&#228;ufigen Deckungszusage.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Offensichtlich zur Abkl&#228;rung der weiteren Voraussetzungen des &#167; 1 Abs. 4 S. 2 AKB 95 und der erforderlichen, ordnungsgem&#228;&#223;en Belehrung (vgl. hierzu zuletzt OLG Hamm r + s 98, 99; 95, 403; OLG D&#252;sseldorf r + s 97, 442; OLG K&#246;ln r + s 96, 388 m.w.N.) hat das Landgericht die Kl&#228;gerin mit Verf&#252;gung vom 15.4.1999 zur Vorlage des Versicherungsscheins vom 3.5.1996 aufgefordert.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dem ist die Kl&#228;gerin bislang nicht nachgekommen. Dennoch hat das Landgericht das Proze&#223;kostenhilfegesuch des Beklagten durch Beschlu&#223; vom 21.6.1999 zur&#252;ckgewiesen, ohne die erforderlichen Voraussetzungen des r&#252;ckw&#228;rtigen Au&#223;erkrafttretens der vorl&#228;ufigen Deckungszusage sachgem&#228;&#223; pr&#252;fen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dies n&#246;tigt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die Beschwerde im Proze&#223;kostenhilfeverfahren ist nicht zu bewilligen und der Antrag des Beklagten insoweit zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung f&#252;r das Beschwerdeverfahren ist wegen &#167; 127 Abs. 4 ZPO nicht veranla&#223;t.</p>
114,515
olgk-1999-09-13-13-w-5599
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 W 55/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-11T10:39:20
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0913.13W55.99.00
<h2>Tenor</h2> Die sofortige Beschwerde der Klägerin vom 09.08.1999 gegen den Beschluß des Landgerichts Aachen vom 22.07.1999 - 10 O 634/98 - wird als unzulässig verworfen. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt die Klägerin. Der Beschwerdewert wird auf 2.735,- DM festgesetzt. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G R &#220; N D E</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin gegen den Beschlu&#223; des Landgerichts Aachen vom 22.07.1999, mit dem die Kosten des in der Hauptsache erledigten Rechtsstreits gegeneinander aufgehoben worden sind, ist unzul&#228;ssig. Die Beklagte erhebt zu Recht die Einrede des Rechtsmittelverzichts, &#167; 514 ZPO entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem Verhandlungstermin am 22.07.1999 haben die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Parteien &#252;ber den Inhalt des Terminprotokolls hinaus unstreitig auf eine Begr&#252;ndung des zu verk&#252;ndenden Kostenbeschlusses nach &#167; 91a Abs.1 ZPO verzichtet, &#167; 313 Abs.1 Satz 2 ZPO entsprechend, wohingegen ein ausdr&#252;cklicher Rechtsmittelverzicht nicht erkl&#228;rt worden ist. In dem erkl&#228;rten Verzicht auf eine Begr&#252;ndung des Kostenbeschlusses liegt jedoch auch ein Verzicht auf die sofortige Beschwerde nach &#167; 91a Abs.2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt in dieser in der Rechtsprechung kontrovers beurteilten Auslegungsfrage an der bereits mit Beschlu&#223; vom 19.05.1998 - 13 W 29/98 (unver&#246;ffentlicht) - vertretenen Auffassung fest, da&#223; in einer Erkl&#228;rung, auf die schriftliche Begr&#252;ndung einer gem&#228;&#223; &#167; 91a Abs.1 ZPO zu treffenden Kostenentscheidung zu verzichten, regelm&#228;&#223;ig zugleich ein stillschweigend erkl&#228;rter Rechtsmittelverzicht zu sehen ist (so auch OLG Hamm - 33. Zivilsenat - OLGR 1992, 351; OLG Hamm - 20. Zivilsenat - NJW-RR 1993, 827; OLG Hamm - 12. Zivilsenat - OLGR 1994, 71 = NJW-RR 1994, 1407; OLG Hamm - 29. Zivilsenat - OLGR 1995, 180 = NJW-RR 1996, 509; OLG Brandenburg, NJW-RR 1995, 1212; and. Ans. OLG Hamm - 18. Zivilsenat - NJW-RR 1995, 1213; OLG Hamm - 8. Zivilsenat - OLGR 1995, 192 = NJW-RR 1996, 63; OLG Hamm - 10. Zivilsenat - NJW-RR 1997, 318; SchlHOLG, OLGR 1998, 15 = NJW-RR 1998, 1371). Ein gegen&#252;ber dem Gericht erkl&#228;rter Rechtsmittelverzicht braucht nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt zu sein. Entscheidend ist allein, ob eine Erkl&#228;rung oder konkludente Handlung bei objektiver Betrachtung unzweideutig erkennen l&#228;&#223;t, da&#223; die Partei auf das Rechtsmittel verzichten wollte. Dies ist vorliegend der Fall:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Verzicht auf die Begr&#252;ndung der Kostenentscheidung macht deutlich, da&#223; die Parteien nach Erledigungserkl&#228;rung der Hauptsache den Rechtsstreit in erster Instanz auch im Kostenpunkt abschlie&#223;en wollten und auf eine &#220;berpr&#252;fung der Kostenentscheidung in der Rechtsmittelinstanz keinen Wert legten. F&#252;r eine Nachpr&#252;fung durch das Beschwerdegericht ist die Darstellung der Entscheidungsgr&#252;nde aber unerl&#228;&#223;lich. Indem die Parteien auf eine Mitteilung der Entscheidungsgrundlage verzichteten, brachten sie erkennbar zum Ausdruck, da&#223; f&#252;r sie die Nachvollziehbarkeit der Kostenentscheidung bedeutungslos ist und die Einlegung eines Rechtsmittels ausgeschlossen sein sollte. Der Verzicht auf die Begr&#252;ndung des Kostenbeschlusses gibt auch nur dann Sinn, wenn damit zugleich ein Rechtsmittelverzicht verbunden ist. Da - wie allgemein anerkannt ist - rechtsmittelf&#228;hige Beschl&#252;sse begr&#252;ndet werden m&#252;ssen, ginge ein Verzicht auf die Begr&#252;ndung ohne Rechtsmittelverzicht ins Leere.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ein Verzicht nur auf die Begr&#252;ndung l&#228;&#223;t sich auch nicht mehr kostenrechtlich motivieren, weil sich die dreifache Geb&#252;hr f&#252;r das Verfahren im allgemeinen (GKG-KV Nr. 1201) bei einer Kostenentscheidung nach &#167; 91a ZPO auch dann nicht auf den einfachen Tabellensatz (entsprechend GKG-KV Nr. 1202) erm&#228;&#223;igt, wenn die Parteien auf eine Begr&#252;ndung des Kostenbeschlusses verzichtet haben. Angesichts dieser bereits seit dem Kostenrechts&#228;nderungsgesetz von 1994 bestehenden Rechtslage gibt der Gesichtspunkt der Kostenersparnis f&#252;r einen isolierten Begr&#252;ndungsverzicht nichts mehr her.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung der Parteierkl&#228;rungen im Sinne eines konkludenten Rechtsmittelverzichts wird hier durch weitere Umst&#228;nde best&#228;tigt. So ergibt sich aus der Beschwerdeerwiderung vom 16.08.1999, da&#223; und weshalb der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Beklagten nach dem Verlauf der dem Kostenbeschlu&#223; vorangegangenen Er&#246;rterung der Sach- und Rechtslage in der Sitzung am 22.07.1999 davon ausgegangen ist, da&#223; der Kostenbeschlu&#223; wegen des &#252;bereinstimmenden Begr&#252;ndungsverzichts endg&#252;ltig sein sollte. In diesem Sinne hat sich auch der Vorsitzende der Zivilkammer als Einzelrichter in seinem den Parteien bekannt gegebenen Aktenvermerk vom 12.08.1999 ge&#228;u&#223;ert; ebenso wie der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Beklagten ist er von einem konkludenten Rechtsmittelverzicht ausgegangen. Anzumerken ist schlie&#223;lich, da&#223; auch unter Ber&#252;cksichtigung des Sach- und Streitstandes zum Zeitpunkt des Schlusses der m&#252;ndlichen Verhandlung dem Begr&#252;ndungsverzicht des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin keine andere Auslegung als die eines damit einhergehenden stillschweigenden Rechtsmittelverzichts zukommen kann. Die Beklagte hatte die behaupteten Mietr&#252;ckstande im einzelnen bestritten. Wie sich dem Schriftsatz der Kl&#228;gerin vom 25.05.1999, in welchem der Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden ist, entnehmen l&#228;&#223;t, sollte eine Aufkl&#228;rung, in welcher H&#246;he Zahlungsforderungen der Kl&#228;gerin aus dem Mietverh&#228;ltnis bestehen, in diesem Verfahren gerade nicht mehr erfolgen ("<i>Eine Gesamtabrechnung s&#228;mtlicher Forderungen und etwaiger Gegenforderungen im Rahmen dieses Verfahrens soll nicht erfolgen. Die Kl&#228;gerin will vielmehr dieses Verfahren - auch kostenm&#228;&#223;ig - beenden und weitere Forderungen und Gegenforderungen au&#223;erhalb dieses Verfahrens kl&#228;ren</i>"). Entgegen der in dem Schriftsatz vom 25.05.1999 vertretenen Auffassung war die fristlose K&#252;ndigung der Kl&#228;gerin vom 07.10.1998 aber nicht schon dann wirksam und damit die R&#228;umungsklage begr&#252;ndet, wenn zum Zeitpunkt der K&#252;ndigung aufgrund des insoweit unstreitigen Sachverhalts nur die titulierte Miete f&#252;r Dezember 1997 und Nachforderungen aus Nebenkostenabrechnungen f&#252;r die Zeit vom 01.01.-31.05. und 01.06.-31.10.1997 r&#252;ckst&#228;ndig gewesen sein sollten. Nach &#167; 554 Abs.1 Satz 1 Nr.2 BGB ist eine fristlose K&#252;ndigung nur dann wirksam, wenn der Mieter mit der Entrichtung des Mietzinses in H&#246;he von mindestens zwei Monatszinsen in Verzug ist. Mietzins im Sinne des Gesetzes sind nur die laufenden Mieten, d.h. der monatlich geschuldete Nettomietzins zuz&#252;glich etwa vereinbarter monatlicher Nebenkostenvorauszahlungen. Bei der Berechnung eines nach &#167; 554 Abs.1 BGB erheblichen Mietr&#252;ckstandes sind Nachforderungen aus Nebenkostenabrechnungen mithin au&#223;er Ansatz zu lassen. Um solche handelt es sich aber bei den titulierten Forderungen in H&#246;he von weiteren 1.302,10 DM und 1.189,42 DM, nachdem die Parteien ausweislich des Unterpachtvertrages vom 10.08.1995 zwar eine Pflicht der Beklagten zur &#220;bernahme bestimmter Betriebskosten, aber keine hierauf monatlich zu leistenden Vorauszahlungen vereinbart haben. W&#228;re mithin die fristlose K&#252;ndigung wegen R&#252;ckstandes mit nur einer Monatsmiete unwirksam gewesen, erscheint es folgerichtig, da&#223; sich auch der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin mit der in Aussicht gestellten Kostenaufhebung unter Verzicht auf die hiergegen m&#246;gliche sofortige Beschwerde einverstanden erkl&#228;rt hat, weil eine Aufkl&#228;rung, in welcher H&#246;he m&#246;glicherweise weitere R&#252;ckst&#228;nde bestanden, erkl&#228;rterma&#223;en nicht mehr erfolgen sollte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auf dogmatische Bedenken gegen die Wirksamkeit eines vorweggenommenen Rechtsmittelverzichts kommt es schon deshalb nicht an, weil die Parteien anerkannterma&#223;en bereits vor der Entscheidung rechtswirksam vereinbaren k&#246;nnen, da&#223; sie kein Rechtsmittel gegen die k&#252;nftige Entscheidung einlegen werden. Eine solche Vereinbarung begr&#252;ndet eine prozessuale Einrede, die zur Verwerfung des Rechtsmittels f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war demgem&#228;&#223; zu verwerfen, &#167; 574 Satz 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Wert des Beschwerdeverfahrens waren die von der Kl&#228;gerin zu tragenden au&#223;ergerichtlichen Kosten und die h&#228;lftigen Gerichtskosten zugrunde zu legen (wie im Schriftsatz vom 17.08.1999 berechnet).</p>
114,516
olgk-1999-09-13-16-wx-6599
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 65/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:49
2019-02-11T10:39:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0913.16WX65.99.00
<h2>Tenor</h2> Die sofortige weitere Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Beschluss des Landgerichts Köln vom 11.03.1999 - 29 T 2/99 - wird zurückgewiesen. Die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens trägt die An-tragsgegnerin. Eine Erstattung aussergerichtlicher Kosten findet nicht statt. Der Geschäftswert für das Rechtsbeschwerdeverfahren wird auf 20.000,00 DM festgesetzt. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller und die Antragsgegnerin bilden die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft der Wohnungseigentumsanlage F. Stra&#223;e in K.-M..</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der inzwischen verstorbene Ehemann und Rechtsvorg&#228;nger der Antragsgegnerin war urspr&#252;nglich Alleineigent&#252;mer des Grund- st&#252;ckes F. Stra&#223;e , das mit einem eingeschossigen Flachgesch&#228;ftsbau bebaut war. Im Jahre 1972 erwarben die Antragsteller von dem Ehemann der Antragsgegnerin 8/10 Miteigentumsanteile an dem Hausgrundst&#252;ck. Mit Teilungserkl&#228;rung vom 21.08.1975 teilten die Eigent&#252;mer das Eigentum in Miteigentumsanteile von je 2/10 Miteigentumsanteil, ein Miteigentumsanteil verbunden mit dem Sondereigentum (Teileigentum) an den s&#228;mtlichen im Erdgescho&#223; befindlichen und nicht zu Wohnzwecken dienenden R&#228;umen mit einem Zubeh&#246;rraum im Kellergescho&#223;, die &#252;brigen Miteigentumsanteile jeweils mit dem Sondereigentum an den inzwischen errichteten Wohnungen im 1. bis 4. Obergeschoss. Dem Ehemann der Antragsgegnerin wurde der 2/10 Anteil verbunden mit dem Sondereigentum (Teileigentum) an den im Erdgescho&#223; befindlichen und nicht zu Wohnzwecken dienenden R&#228;umlichkeiten nebst Zubeh&#246;rraum im Kellergescho&#223; zu Alleineigentum zugeordnet; die &#252;brigen Miteigentumsanteile gingen an die Antragsteller. In der Teilungserkl&#228;rung war das Teileigentum der Antragsgegnerin mehrfach, auch in Klammerzus&#228;tzen als "Ladenlokal", "Laden" und "Ladenbereich" bezeichnet, der Teileigent&#252;mer als "Ladeneigent&#252;mer", evtl. Mieter dieses Objektes als "Ladenmieter". Nach &#167; 4 Ziff. 1 der Teilungserkl&#228;rung sind die Wohnungs- und Teileigent&#252;mer berechtigt, die Wohnung/das Teileigentum nach Belieben zu nutzen, soweit sich nicht Beschr&#228;nkungen aus dem Gesetz oder aus diesem Vertrag, d.h. der Teilungserkl&#228;rung ergeben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Zeitpunkt des Erwerbes des Miteigentums an dem Grundst&#252;ck durch die Antragsteller und der Teilung in Wohnungs-/Teileigentum befand sich in den R&#228;umen im Erdgescho&#223;, dem jetzigen Teileigentum der Antragsgegnerin, ein Fischfachgesch&#228;ft der Nordsee-Kette als reines Verkaufsgesch&#228;ft mit den &#252;blichen Laden&#246;ffnungszeiten ohne Imbi&#223;angebote. Anschlie&#223;end betrieben die Antragsteller bzw. deren Sohn bis Ende 1997 als Mieter der Antragsgegnerin in den R&#228;umen ein Optikerfachgesch&#228;ft. Das Mietverh&#228;ltnis endete wegen Meinungsverschiedenheiten, insbesondere &#252;ber den zuk&#252;nftig zu zahlenden Mietzins. Mit Mietvertrag vom 01.10.1997 vermietete die Antragsgegnerin sodann die R&#228;umlichkeiten an einen Herrn K., der die R&#228;ume mit einem Aufwand von etwa 400.000,00 DM zu einem Fast-Food-Betrieb modernster Art umbaute. Der Betrieb wurde von der Stadt K. am 10.02.1998 konzessioniert als "Schank- und Speisewirtschaft im Rahmen einer Imbi&#223;wirtschaft ohne Sitzgelegenheiten". In dem Betrieb werden Speisen zubereitet und verkauft zur Mitnahme oder zum sofortigen Verzehr an Stehtischen, die in dem Verkaufsraum aufgestellt sind. Der Betrieb ist montags bis freitags bis 23:00 Uhr ge&#246;ffnet, am Wochenende bis 01:00 Uhr morgens. Mit Ordnungsverf&#252;gung vom 07.01.1999 ist dem Mieter K. wegen Beschwerden &#252;ber Geruchsbel&#228;stigungen inzwischen aufgegeben worden, "die Nutzung des Imbisses im Erdgescho&#223; des Geb&#228;udes F. Stra&#223;e 7" einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen angeblicher Geruchsbel&#228;stigungen durch den Betrieb des Mieters K. haben die Mieterinnen der Wohnungen im 1. und 2. OG, die dort Arztpraxen betreiben, gegen&#252;ber ihren Vermietern, den Antragstellern bereits seit einiger Zeit die Miete gemindert. Sie haben dar&#252;ber hinaus gegen die Antragsteller sowie den Mieter K. ein Beweissicherungsverfahren wegen der behaupteten Geruchsbel&#228;stigungen angestrengt. Wegen des Ergebnisses dieses Beweissicherungsverfahrens wird auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen K&#228;. vom 22.12.1998 (Bl. 239ff GA) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller haben (sinngem&#228;&#223;) beantragt, der Antragsgegnerin aufzugeben, es zu unterlassen, ihr Sondereigentum an den s&#228;mtlichen im Erdgescho&#223; befindlichen R&#228;umen mit einem Zubeh&#246;rraum im Kellergescho&#223; des Hauses F. Stra&#223;e zum Zwecke des Betreibens einer Gastronomie zu nutzen oder nutzen zu lassen. Sie haben im Wesentlichen geltend gemacht, dass die Nutzung des Teileigentums als Imbi&#223;betrieb den Regelungen der Teilungserkl&#228;rung widerspreche. Darin sei bez&#252;glich des Teileigentums der Antragsgegnerin eine Zweckbestimmung dahingehend getroffen, dass das Teileigentum nur als Ladengesch&#228;ft genutzt werden k&#246;nne. Wegen der von dem Betrieb ausgehenden Geruchsbel&#228;stigungen k&#246;nne diese Nutzung von ihnen auch nicht geduldet werden. Mit Beschluss vom 01.12.1998 hat das Amtsgericht dem Antrag der Antragsteller stattgegeben. Die gegen diesen Beschluss gerichtete sofortige Beschwerde der Antragsgegnerin hat das Landgericht durch Beschluss vom 11.03.1999 zur&#252;ckgewiesen. Mit ihrer sofortigen weiteren Beschwerde begehrt die Antragsgegnerin weiterhin die Aufhebung des amtsgerichtlichen Beschlusses. Sie ist der Auffassung, dass die derzeitige Nutzung ihres Teileigentums von den Vereinbarungen in der Teilungserkl&#228;rung gedeckt sei. Jedenfalls aber seien die Antragsteller nach Treu und Glauben verpflichtet, die derzeitige Nutzung zu dulden. Geruchsbel&#228;stigungen gingen von dem Betrieb in ihrem Teileigentum nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte sofortige weitere Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167; 45 Abs. 1 WEG, &#167;&#167; 20, 22 Abs. 1, 27, 29 FGG). Sie hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts halten der dem Gericht der weiteren Beschwerde allein m&#246;glichen rechtlichen Nachpr&#252;fung (&#167; 27 FGG, &#167; 550 ZPO) im Ergebnis stand.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ohne Rechtsirrtum hat das Landgericht angenommen, dass den Antragstellern nach &#167; 15 Abs. 3 WEG, &#167; 1004 BGB gegen die Antragsgegnerin ein Anspruch zusteht, es zu unterlassen, ihre R&#228;ume zu dem Zweck des Betreibens einer Gastronomie zu nutzen oder nutzen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Teileigentum der Antragsgegnerin ist in der Teilungserkl&#228;rung als "Laden" oder "Ladenlokal" bezeichnet. In dieser Bezeichnung liegt eine die Nutzung des Teileigentums einschr&#228;nkende Zweckbestimmung mit Vereinbarungscharakter gem. &#167;&#167; 5 Abs. 4, 10 Abs. 1 Satz 2, 15 Abs. 1 WEG, die eine Nutzung des Teileigentums der Antragsgegnerin in der derzeitigen Form nicht zul&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Teilungserkl&#228;rung unterliegt wie alle Grundbucheintragungen der selbst&#228;ndigen Auslegung durch das Rechtsbeschwerdegericht. Dabei ist auf den Wortlaut und Sinn abzustellen, wie er sich f&#252;r einen unbefangenen Betrachter als n&#228;chstliegende Bedeutung des Erkl&#228;rten ergibt und hat allein nach objektiven Gesichtspunkten und unabh&#228;ngig von den Absichten ihres Verfassers zu erfolgen (vgl. BGH NJW 1993, 1321; Senat NJW-RR 1995, 851; OLG Schleswig NZM 1999, 79, 80). N&#228;chstliegende Bedeutung einer in Abschnitt II &#167; 1 der Teilungserkl&#228;rung im Rahmen der Aufteilungsvereinbarung gew&#228;hlten Bezeichnung "Ladenlokal" f&#252;r die nicht zu Wohnzwecken dienenden R&#228;ume im Sinne des &#167; 1 Ziff. 1 der Teilungserkl&#228;rung sowie die Bezeichnung "Laden" f&#252;r das Teileigentum an den vorhandenen R&#228;umen im Parterre im Rahmen der Begriffsbestimmungen nach &#167; 2 Ziff. 1 und 2 der Teilungserkl&#228;rung ist, dass die Bezeichnung "Laden" oder "Ladenlokal" eine rechtlich verbindliche Zweckbestimmung darstellt, durch die jedenfalls keine Nutzung zugelassen wird, die mehr st&#246;rt oder beeintr&#228;chtigt als ein Laden(-lokal). Die Bezeichnung als Laden oder Ladenlokal stellt bei der gebotenen objektiven Betrachtungweise nicht nur eine &#246;rtliche Beschreibung des Teileigentums der Antragsgegnerin dar, denn die &#246;rtliche Lage des Teileigentums der Antragsgegnerin ist bereits in &#167; 1 Ziff. 1 des Abschnittes II der Teilungserkl&#228;rung bestimmt durch die Bezugnahme auf den Aufteilungsplan sowie durch die sonstigen Angaben "im Erdgescho&#223;" bzw. "im Parterre". Auch ist nicht nur das Teileigentum als Laden oder Ladenlokal bezeichnet, sondern der Teileigent&#252;mer, d.h. jetzt die Antragsgegnerin, und potentielle Dritte als Nutzer des Teileigentums werden "Ladeneigent&#252;mer" und "Ladenmieter" genannt (vgl. Abschnitt II &#167; 1 am Ende, Abschnitt V der Teilungserkl&#228;rung). Hieran zeigt sich deutlich, dass die Bezeichnung Laden oder Ladenlokal nicht nur eine &#246;rtliche Beschreibung ist, sondern eine Zweckbestimmung, durch die die gewerbliche Nutzung eingeschr&#228;nkt wird.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Etwas Anderes folgt nicht aus der Vereinbarung in &#167; 4 des Abschnittes III der Teilungserkl&#228;rung. Danach ist der Wohnungseigent&#252;mer bzw. Teileigent&#252;mer (vgl. Abschnitt II &#167; 2 Ziff. 1) berechtigt, die Wohnung oder das Teileigentum nach Belieben zu nutzen, soweit sich nicht Beschr&#228;nkungen aus dem Gesetz oder diesem Vertrag ergeben. Eine Einschr&#228;nkung ergibt sich aber gerade aus der zuvor festgelegten Zweckbestimmung des Teileigentums, d.h. die eingeschr&#228;nkte Nutzung des Teileigentums als Laden oder Ladenlokal ist dem Teileigentum bereits immanent, so dass durch die Nutzungsregelung in &#167; 4 nur dar&#252;ber hinausgehende Einschr&#228;nkungen grunds&#228;tzlich untersagt sind, soweit nicht den anderen &#252;ber das bei einem geordneten Zusammenleben unvermeidliche Ma&#223; hinaus ein Nachteil entsteht (&#167; 4 Ziff. 1 Satz 2) und nicht berechtigte Interessen der anderen Miteigent&#252;mer entgegenstehen (&#167; 4 Ziff. 2). Damit steht die zuvor getroffene Zweckbestimmung des Teileigentums der in &#167; 4 vereinbarten Nutzung "nach freiem Belieben" nicht entgegen; sie stellt vielmehr den Rahmen dar, innnerhalb dessen eine Nutzung "nach freiem Belieben" m&#246;glich ist. Auf die von der Antragsgegnerin angef&#252;hrte Rechtsprechung des OLG Stuttgart (ZMR 1989, 312f) und des Bayrischen Obersten Landesgerichts (ZMR 1998, 184f), die der Senat im &#220;brigen teilt (vgl. Senatsbeschluss vom 16.04.1999 - 16 Wx 8/99 -), kommt es deshalb nicht an. Die Teilungserkl&#228;rung enth&#228;lt insoweit keine Widerspr&#252;che, erst recht sind Widerspr&#252;che zu den Angaben im Aufteilungsplan nicht erkennbar, so dass es auf die in den genannten F&#228;llen zu entscheidende Frage, welche Bestimmungen vorgehen, nicht ankommt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es entspricht st&#228;ndiger Rechtsprechung, dass die Bezeichnung als "Laden" den Betrieb einer bis in die Nacht ge&#246;ffneten "Gastst&#228;tte" oder wie hier "gastst&#228;tten&#228;hnlichen Einrichtung" grunds&#228;tzlich nicht zul&#228;sst (vgl. Senat, NJW-RR 1995, 851; BayObLG ZMR 1985, 206f; KG ZMR 1986, 296f; OLG Karlsruhe NJW-RR 1994, 146f; KG NZM 1999, 425; Weitnauer, WEG 8. Aufl. 1995, &#167; 15 Rdnr. 14; B&#228;rmann/Pick/Merle, WEG 7. Aufl. 1997, &#167; 13 Rdnr. 49f). In rechtlich nicht zu beanstandende Weise hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, dass der Betrieb eines Stehimbisses in den R&#228;umen der Antragsgegnerin, der als "Schank- und Speisewirtschaft im Rahmen einer Imbi&#223;wirtschaft ohne Sitzgelegenheit" konzessioniert ist, nicht mehr von der Zweckbestimmung "Laden" gedeckt ist, sondern einer Gastst&#228;tte gleichkommt, die nach anerkannter Rechtsprechung im Rahmen der Gebrauchsregelung "Laden" oder "Ladenlokal" nicht betrieben werden darf. Dabei hat das Landgericht zu Recht darauf abgestellt, dass die f&#252;r ein "Laden(lokal)" &#252;blichen Ladenschlusszeiten bei der Nutzung als Imbi&#223; nicht eingehalten werden. Denn das bedeutet f&#252;r die betroffenen Wohnungseigent&#252;mer l&#228;nger andauernder Publikumsverkehr, insbesondere auch an Wochenenden und an den Abenden mit den damit unweigerlich verbundenen Ger&#228;uschentwicklungen. Die derzeit herrschende allgemeine Diskussion um die Neuregelung der Ladenschlusszeiten ist f&#252;r die Beurteilung dieses Falles unerheblich; eine Aussetzung des Verfahrens bis zu einer evtl. Neuregelung des Ladenschlussgesetzes kommt deshalb nicht in Betracht. Entscheidend f&#252;r die Unvereinbarkeit der derzeitigen Nutzung mit der Zweckbestimmung in der Teilungserkl&#228;rung ist n&#228;mlich nicht allein der Umstand, dass der Betrieb auch ausserhalb der geltenden Laden&#246;ffnungszeiten ge&#246;ffnet ist, sondern dass die erweiterte Nutzungsart als solche st&#246;render ist als die in der Teilungserkl&#228;rung vorgesehene (vgl. dazu auch OLG Karlsruhe NJW-RR 1994, 146, 147). Gerade die m&#246;gliche L&#228;rmbel&#228;stigung in den Abendstunden und/oder an Wochenenden ist nicht vergleichbar mit den L&#228;rmbeeintr&#228;chtigungen, die von einem Ladengesch&#228;ft ausgehen k&#246;nnen und dort in der Regel zu den &#252;blichen Anlieferungs- und Einkaufszeiten w&#228;hrend des Tages bestehen werden. Beim Betrieb einer Gastst&#228;tte oder einer gastst&#228;tten&#228;hnlichen Einrichtung ist demgegen&#252;ber nicht auszuschlie&#223;en, dass gerade in den Abendstunden und an Wochenenden vermehrt mit Ger&#228;uschen an- und abfahrender Fahrzeuge, T&#252;renschlagen und mehr oder weniger lautstarken Unterhaltungen vor und in dem Imbi&#223; gerechnet werden muss, St&#246;rungen also, die mit einem Einzelhandelsgesch&#228;ft, das &#252;blicherweise in einem Laden oder Ladenlokal betrieben wird, grunds&#228;tzlich nicht verbunden sind. Unerheblich sind dabei die konkreten zur Zeit gegebenen Beeintr&#228;chtigungen, da deren Auftreten oder Nichtauftreten nicht beeinflussbar ist, sondern vielmehr von dem Verhalten der Kunden abh&#228;ngt, das sich jederzeit &#228;ndern kann. Die M&#246;glichkeit, dass st&#228;ndig Beeintr&#228;chtigungen auftreten k&#246;nnen, die mit dem Betrieb einer Gastst&#228;tte oder Imbi&#223;stube oftmals verbunden sind, brauchen die Miteigent&#252;mer angesichts der eindeutigen Zweckbestimmung in der Teilungserkl&#228;rung aber nicht hinzunehmen. Zu Recht hat das Landgericht ferner darauf hingewiesen, dass auch die Geruchsbeeintr&#228;chtigungen einen weiteren Aspekt bei der Beurteilung der Zul&#228;ssigkeit des Betriebes darstellen, da solche von einem Ladengesch&#228;ft in der Regel nicht ausgehen. Das Auftreten von Geruchsbeeintr&#228;chtigungen hat nunmehr im Rechtsbeschwerdeverfahren auch die Antragsgegnerin einger&#228;umt, jedenfalls ist davon nach den Feststellungen der Vorinstanzen auszugehen. Dabei bedurfte es keiner f&#246;rmlichen Beweisaufnahme, denn eine Pflicht zur f&#246;rmlichen Beweiserhebung besteht nach &#167; 12 FGG nur dann, wenn durch die sonstigen Ermittlungen gen&#252;gend sichere Aufkl&#228;rung nicht zu erreichen ist (vgl. B&#228;rmann/Pick/Merle, a.a.O., &#167; 44 Rdnr. 10). Hier sind in den Vor-instanzen von den Beteiligten indessen gen&#252;gend sichere Anhaltspunkte vorgetragen, die den Schluss auf das Vorhandensein der Geruchsbeeintr&#228;chtigung zulassen. So ist dem f&#252;r das Beweissicherungsverfahren 16 OH 15/98 LG K&#246;ln erstatteten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen K&#228;. vom 22.12.1998 zu entnehmen, dass Imbi&#223;ger&#252;che auch ausserhalb der Imbi&#223;r&#228;ume wahrnehmbar waren und als st&#246;rend empfunden wurden. F&#252;r das Vorhandensein der Geruchsbeeintr&#228;chtigungen spricht weiter die Ordnungsverf&#252;gung der Stadt K&#246;ln vom 07.01.1999, mit der dem Betreiber des Imbisses die Einstellung der Nutzung wegen st&#246;render Geruchsbeeintr&#228;chtigungen aufgegeben wurde, sowie die von den Antragstellern vorgelegten Beschwerdeschreiben von Anwohnern. Derartige objektiv belegte Geruchsbeeintr&#228;chtigungen sind von den Miteigent&#252;mern gemessen an der Zweckbestimmung des Teileigentums ebenfalls nicht hinzunehmen. Ob die Geruchsbeeintr&#228;chtigung zwischenzeitlich durch Einbau weiterer Filter eingeschr&#228;nkt worden ist oder m&#246;glicherweise noch andere Ursachen hat, wie von der Antragsgegnerin im Schriftsatz vom 02.09.1999 vorgetragen, ist f&#252;r die Entscheidung des Senats als Rechtsbeschwerdegericht unbeachtlich, da es sich um neuen Tatsachenvortrag handelt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller sind nicht gem. &#167; 242 BGB zur Duldung der derzeitigen Nutzung des Teileigentums der Antragsgegner verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist dabei zun&#228;chst, ob und welche Absprachen insoweit vor Er&#246;ffnung des Imbisses zwischen der Antragsgegnerin und dem Sohn der Antragsteller getroffen wurden. Denn eine Kenntnis von oder selbst eine Zustimmung des Sohnes der Antragsteller zu der beabsichtigten Nutzung bindet die Antragsteller nicht. F&#252;r eine Vollmacht des Sohnes der Antragsteller zu deren Vertretung zum damaligen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte vor. Auch sind die Voraussetzungen f&#252;r eine Duldungs- oder Anscheinsvollmacht nicht erkennbar. Diese Rechtsscheinsvollmachten setzen voraus, dass entweder die Antragsteller das von der Antragsgegnerin behauptete Verhalten ihres Sohnes kannten oder der Sohn bereits mehrfach f&#252;r sie gehandelt hatte. Dazu hat die Antragsgegnerin jedoch nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine Duldungspflicht ergibt sich weiter nicht daraus, dass von dem Betrieb als Stehimbi&#223; im Vergleich zu einem - erlaubten - Ladengesch&#228;ft keine weitergehenden Beeintr&#228;chtigungen ausgehen. Denn es bestehen weitergehende Beeintr&#228;chtigungen konkret jedenfalls in Form von Geruchsbel&#228;stigungen, wie vorstehend bereits ausgef&#252;hrt worden ist. Es kommt auch nicht darauf an, ob die Geruchsbeeintr&#228;chtigungen - m&#246;glicherweise - durch weitere technische Ma&#223;nahmen, wie die F&#252;hrung des Abluftrohres vor der Fassade &#252;ber das Dach des Hauses, beseitigt werden k&#246;nnten. Denn auch eine solche Ma&#223;nahme erfordert als bauliche Ver&#228;nderung im Sinne des &#167; 22 Abs. 1 WEG die Zustimmung der Antragsteller. Zur Erteilung dieser Zustimmung sind sie indessen nicht verpflichtet, wenn dies nur dazu f&#252;hren w&#252;rde, dass die Antragsteller den von der Antragsgegnerin geschaffenen rechtswidrigen Zustand dulden m&#252;ssten. Es gibt weder aus Treu und Glauben noch aus den dem Wohnungseigentumsrecht immanenten Grundsatz der gegenseitigen Schutz- und Treuepflichten der Wohnungseigent&#252;mer untereinander eine Pflicht der Miteigent&#252;mer weiteren beeintr&#228;chtigenden Ma&#223;nahmen zuzustimmen, die ihre eigene Rechtsposition zunichte machen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich folgt eine Duldungspflicht der Antragsteller nicht aus den der Antragsgegnerin und ihren Mietern m&#246;glicherweise entstehenden wirtschaftlichen Konsequenzen, die mit einer Beseitigung des wohnungseigentumsrechtlich nicht erlaubten Zustandes verbunden sein k&#246;nnten. Denn die die Zweckbestimmung der Teilungserkl&#228;rung &#252;berschreitende Nutzung ihres Teileigentums stellt eine eigene unternehmerische Entscheidung der Antragsgegnerin dar, die sie ohne das erforderliche Einverst&#228;ndnis der Antragsteller getroffen hat, so dass sie auch die wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidung selbst tragen muss.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 47 Abs. 1 WEG. Es entspricht billigem Ermessen, der auch im Rechtsbeschwerdeverfahren unterlegenen Antragsgegnerin die Gerichtskosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens aufzuerlegen. Im &#220;brigen bestand keine Veranlassung, von dem Grundsatz, dass aussergerichtliche Kosten nicht zu erstatten sind, abzuweichen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Beschwerdewertes folgt aus &#167; 48 Abs. 3 WEG und entspricht der nicht beanstandeten Festsetzung des Gegenstandswertes in den Vorinstanzen.</p>
114,518
olgk-1999-09-13-17-w-36299
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 W 362/99
1999-09-13T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-02-11T10:39:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0913.17W362.99.00
<h2>Tenor</h2> Die sofortige Beschwerde wird zurückgewiesen. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt die Antragsgegnerin. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den angefochtenen Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; ist zul&#228;ssig; in der Sache selbst bleibt das Rechtsmittel jedoch ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtspflegerin hat f&#252;r die Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Antragsgegnerin im selbst&#228;ndigen Beweisverfahren mit Recht nur eine 5/10 Proze&#223;geb&#252;hr in Ansatz gebracht, &#167;&#167; 48, 31 Abs. 1 Nr. 1 BRAGO. Dabei ist zutreffend darauf abgestellt worden, da&#223; Seitens der Antragsgegnerin kein Sachantrag gestellt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Proze&#223;geb&#252;hr entsteht auf Seiten des Antragsgegners eines selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens mit Einreichung eines Gegenantrags (vergleiche von Eicken in Gerold/Schmidt/Mabert, BRAGO, 14. Auflage, &#167; 48 Randziffer 5; Hartmann, BRAGO, 28. Auflage, &#167; 48 Randziffer 5). Die zu fordernde Gegenerkl&#228;rung mu&#223; nach Auffassung des Senats eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Antrag auf Durchf&#252;hrung des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens beinhalten. Blo&#223;e Verfahrensanregungen reichen hierzu nicht aus. Dies ergibt sich aus dem Regelungszusammenhang des &#167; 32 Abs. 1 BRAGO.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Beschwerdebegr&#252;ndung besteht keine Veranlassung, die Vorschrift des &#167; 32 BRAGO im selbst&#228;ndigen Beweisverfahren als nicht einschl&#228;gig zu behandeln. Nachdem die Vorschriften der &#167;&#167; 31, 48 BRAGO nunmehr die Zubilligung der vollen Anwaltsgeb&#252;hren er&#246;ffnen, l&#228;&#223;t sich insbesondere keine Handhabe dahingehend ersehen, im Rahmen des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens dadurch eine zus&#228;tzliche Privilegierung der Verfahrensbevollm&#228;chtigten durch den Geltungsausschu&#223; des &#167; 32 BRAGO zu bewirken (vergleiche von Eicken am angegebenen Ort; Hartmann am angegebenen Ort). Im Rahmen der &#167;&#167; 32 Abs. 1, 48 BRAGO ist der Begriff des Sachantrags, bezogen auf die Anforderungen des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens, angemessen auszuf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dabei ist dem Ausgangspunkt hervorzuheben, da&#223; Sachantr&#228;ge sich grunds&#228;tzlich unmittelbar auf den streitigen Anspruch beziehen und mit dieser Zielrichtung eine Auseinandersetzung mit dem Gegenstand eines Beweisantrags enthalten m&#252;sse (vergleiche von Eicken am angegebenen Ort &#167; 32 Randziffer 14 ff). Zwar wird im selbst&#228;ndigen Beweisverfahren kein Gegenantrag zu fordern sein, wie er im Hauptsacheverfahren etwa mit Klageerwiderung &#252;blicher Weise vorgebracht wird. Zu fordern ist jedoch nach Sinn und Zweck des &#167; 32 BRAGO eine die Sache betreffende Gegenerkl&#228;rung. Blo&#223;e verfahrensrechtliche Anregungen reichen hierzu nicht aus (vergleiche von Eicken am angegebenen Ort &#167; 32 Randziffer 17).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vorliegend fehlt es an einer entsprechenden Gegenerkl&#228;rung Seitens der Antragsgegnerin. Die Ent&#228;u&#223;erung blo&#223;er Zweifel gegen die Zust&#228;ndigkeit des angerufenen Gerichts sowie der Vorschlag, bestimmte Sachverst&#228;ndige zu bestellen, spiegeln f&#252;r sich keine dem Gegenstand des Beweisantrags widerstreitende Rechtsverteidigung der Antragsgegnerin wieder. Die Antragsgegnerin hat vielmehr ihre Gewehrleistungsbereitschaft grunds&#228;tzlich bekr&#228;ftigt, ohne der Antragsbegr&#252;ndung im &#252;brigen sachlich entgegengetreten zu sein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ob auch die Wahrnehmung eines vom Sachverst&#228;ndigen anberaumten Ortstermins ausreiche, um die Proze&#223;geb&#252;hr f&#252;r den Verfahrensbevollm&#228;chtigten im selbst&#228;ndigen Beweisverfahren auszul&#246;sen, kann hier offen bleiben. Zwar ist Seitens der Antragsgegner in zun&#228;chst ein entsprechender Kostenanfall in den Festsetzungsantrag eingestellt worden. Gegen die Absetzung dieser Aufwendungen im angefochtenen Beschlu&#223; wendet sich das Rechtsmittel jedoch nicht. Von der Teilnahme an einem Ortstermin ist daher hier nicht auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Letztlich ist auch der von der Antragsgegnerin gestellte Antrag, den Antragstellern gem&#228;&#223; &#167; 494 a Abs. 1 eine Frist zur Klageerhebung zu setzen, nicht dazu angetan, die volle Proze&#223;geb&#252;hr zu rechtfertigen. Dieser Antrag ist ebenso wie der nachfolgende Kostenantrag gem&#228;&#223; &#167; 494 a Abs. 2 ZPO nur auf die Herbeif&#252;hrung eine bestimmten Kostenfolge gerichtet, ohne im &#252;brigen eine sachliche Gegenerkl&#228;rung im vorstehend aufgezeigten Sinne zu umschreiben. Soweit die Antr&#228;ge aus &#167; 494 a Abs. 1 und Abs 2 ZPO mit der Proze&#223;geb&#252;hr des Verfahrensbevollm&#228;chtigten aus &#167;&#167; 31 Abs. 1 Nr. 1, 48 BRAGO abgegeuten sind (vergleiche hierzu Z&#246;ller/Herget, ZPO, 21. Auflage, &#167; 494 a Randziffer 8), kann daraus nicht im Umkehr schlu&#223;gefolgert werden, da&#223; die Stellung solcher Antr&#228;ge ihrerseits der Anfall der - vollen - Proze&#223;geb&#252;hr rechtfertigt. Insofern hat es vielmehr bei den aufgezeigten Grunds&#228;tzen zu verbleiben, wonach Verfahrensantr&#228;ge, welche dem Gegenstand des selbst&#228;ndigen Beweisverfahrens als solche nicht betreffen, bei der Geb&#252;hrenbemessung unber&#252;cksichtigt zu bleiben haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r das Beschwerdeverfahren: 297,50 DM.</p>
114,519
lg-aachen-1999-09-10-9-o-53897
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 O 538/97
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-01-18T16:07:12
Grund- und Teilurteil
ECLI:DE:LGAC:1999:0910.9O538.97.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">                                        <strong><span style="text-decoration:underline">Ta t b e s t a n d:</span></strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kläger war als Malergeselle bei der Firma T1 in F angestellt. Die Firma T1 erhielt von der Beklagten zu 1) den Auftrag, in deren Umspannstation auf dem W in T2 Malerarbeiten durchzuführen. Der Beklagte zu 2) ist als Netzbetriebsmeister bei der Beklagten zu 1) beschäftigt, der Beklagte zu 3) ist Elektromonteur und ebenfalls bei der Beklagten zu 1) beschäftigt. Mit dem von der Beklagten zu 1) in Auftrag gegebenen Malerarbeiten sollte am 07.12.1994 begonnen werden. Der Kläger und sein Kollege, Herr I K, begaben sich gemeinsam mit dem Beklagten zu 2) und dem Beklagten zu 3) zu der Umspannstation. Aufgabe des Beklagten zu 2) war es, den Kläger und Herrn K in die durchzuführenden Arbeiten einzuweisen, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen und die Arbeiten ordnungsgemäß zu überwachen. Der Beklagten zu 3) wurde hinzugezogen, weil im Hause der Beklagten zu 1) die interne Anweisung besteht, daß Schaltungen im Mittelspannungsbereich nur im Beisein einer zweiten Person durchgeführt werden dürfen. In der Umspannstation befindet sich vom Eingang aus gesehen an der linken Längswand eine Niederspannungsverteilung sowie in der hinteren linken Ecke ein Transformator. In der vorderen rechten Ecke des ca. 2,80 m breiten und ca. 5,50 m langen Raumes befindet sich eine sogenannte Mittelspannungsschaltanlage in Form eines Hochschrankes mit den Grundmaßen 1400 mm x 720 mm und einer Höhe von 1920 mm. Dieser Schrank ist nach oben hin offen. Vor Beginn der Arbeiten wurde der in der hinteren linken Ecke befindliche Transformator freigeschaltet und die Niederspannungsverteilung mit Isoliertüchern abgedeckt. Die in der rechten vorderen Ecke befindliche Mittelspannungsverteilung wurde hingegen nicht freigeschaltet, sondern blieb unter einer Spannung von 10.000 Volt. Der Kläger und der Zeuge K wurden in die von ihnen durchzuführenden Arbeiten eingewiesen, wobei der Inhalt der Einweisung zwischen den Parteien streitig ist. Anschließend verließen die Beklagten zu 2) und 3) die Umspannstation. Nachdem der Kläger und Herr K mit den Arbeiten begonnen hatten, kam der Kläger aus nicht aufzuklärenden Gründen mit den spannungsführenden Teilen der 10.000 Volt-Mittelspannungsanlage in Berührung und erlitt einen Stromschlag. Der Kläger ist aufgrund dessen für den Rest seines Lebens körperlich schwer geschädigt. Er erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades am rechten Oberarm, einen hypoxischen Hirnschaden und erblindete. Der Kläger ist ständig auf fremde Hilfe angewiesen und muß rund um die Uhr betreut werden. Wegen der weiteren Einzelheiten der klägerischen Beeinträchtigungen wird auf den Vortrag in der Klageschrift (Bl. 6 ff, d.A.) Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kläger behauptet, der Beklagte zu 2) habe ihm und Herrn K zu Beginn der Arbeiten mitgeteilt, sie sollten selbst entscheiden, welche Arbeiten im einzelnen erforderlich seien. Nach eigenem Ermessen habe entschieden werden sollen, welche einzelnen Ausbesserungs- und Malerarbeiten durchgeführt werden sollten.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger ist der Ansicht, daß sämtliche Beklagten gegen die einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften verstoßen hätten. Er und der Zeuge K hätten nicht ohne Aufsicht in der Umspannstation arbeiten dürfen, solange die 10.000 Volt-Mittelspannungsverteilung stromführend gewesen sei. Alle drei Beklagten seien ihm deshalb zum Ersatz seiner materiellen und immateriellen Schäden verpflichtet.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage verlangt der Kläger von den Beklagten Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes, einer Schmerzensrente sowie Ersatz seiner materiellen Schäden, die er mit 24.955,12 DM beziffert. Darüber hinaus beantragt er die Feststellung, daß die Beklagten ihm zum Ersatz zukünftiger Schäden verpflichtet seien.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein ausdrücklich in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen dem 08.12.1994 zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ab dem 01.01.1995 eine jährlich vorauszahlbare  monatliche Rente in Höhe von 12.000,00 DM jeweils im Voraus zum 01.01., 01.04., 01.07. und 01.10. eines jeden Jahres zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 24.955,12 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">4.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">festzustellen, daß die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, dem Kläger sämtliche weitere Schäden, die ihm im Zusammenhang mit dem Unfall vom 07.12.1994 in der Umspannstation W in T2 entstanden sind zu ersetzen, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger oder sonstige Dritte übergehen.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">              die Klage  abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, bei dem Kläger und Herrn K handele es sich um sogenannte elektrotechnisch unterwiesene Personen im Sinne der einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften. Sowohl der Kläger als auch Herr K hätten bereits in der Vergangenheit mehrfach im Bereich von Elektroanlagen gearbeitet. Beide seien auch bereits im März 1994, also ca. 1 halbes Jahr vor dem Unfall, in der Station W bei Anstreicharbeiten eingesetzt worden.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind schließlich der Ansicht, daß der Arbeitgeber des Klägers, die Firma T2, für die Einhaltung der einschlägigen Sicherheitsvorschriften verantwortlich gewesen sei, weil er sich hierzu bei Übernahme des Auftrages durch Anerkennung der allgemeinen Liefer- und Leistungsbedingungen der Beklagten zu 1) verpflichtet habe.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien zu den Akten gereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens sowie durch mündliche Anhörung des Sachverständigen N. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das schriftliche Gutachten des Sachverständigen N vom 01.02.1999 (Bl. 162 ff d. A.) sowie auf das Protokoll der Sitzung vom 02.06.1999 (Bl. 222 ff d. A.) Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">                                          <strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</span></strong></p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist gegenüber den Beklagten zu 1) und 2) dem Grunde nach gerechtfertigt, während sie hinsichtlich des Beklagten zu 3) dem Grunde nach sowie insgesamt in der Höhe nicht zur Entscheidung reif ist.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) haftet dem Kläger dem Grunde nach gemäß § 823 Abs. 1 BGB. Denn der Beklagte zu 2) hat eine ihm gegenüber dem Kläger obliegende Verkehrssicherungspflicht verletzt, wodurch der Kläger an seiner Gesundheit Schaden erlitten hat.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Derjenige, der Gefahrenquellen schafft, hat die notwendigen Vorkehrungen zum Schutze Dritter zu treffen. Diese Verkehrssicherungspflicht traf in erster Linie die Beklagte zu 1) als Betreiber der Umspannstation W in T2. Allerdings brauchen Verkehrssicherungspflichten dann, wenn sie ein Unternehmen treffen, nicht sämtlich von dessen Organen erfüllt zu werden. Ausreichend – und in der Regel auch erforderlich – ist, daß die Organe die im Einzelnen zu treffenden Sicherungsmaßnahmen auf nachgeordnete Mitarbeiter übertragen. Die Verkehrssicherungspflicht des Unternehmens selbst beschränkt sich dann auf Organisationsmaßnahmen, uns zwar die Delegation der Pflichterfüllung auf die nachgeordneten Mitarbeiter und auf eine Überwachung derselben (vgl. OLG Düsseldorf, VersR 1983, S. 862 m.w.N.). Derjenige, auf den in diesem Sinne die Verkehrssicherungspflicht delegiert worden ist, wird mit der Übernahme selbst deliktsrechtlich verantwortlich (vgl. Palandt-Thomas, BGB, 58. Auflage, § 823 Randnummer 59 f). Dem Beklagten zu 2) war seitens der Beklagten zu 1) die Aufgabe übertragen worden, den Kläger und Herrn K in die durchzuführenden Arbeiten einzuweisen und die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen zu gewährleisten. Es ist also die zunächst die Beklagte zu 1) in vollem Umfang treffende Verkehrssicherungspflicht in diesem Umfang auf den Beklagten zu 2) übertragen worden. Er war deshalb gegenüber dem Kläger verkehrssicherungspflichtig.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese ihn aus den genannten Gründen treffende Verkehrssicherungspflicht hat der Beklagte zu 2) schuldhaft verletzt. Im Ansatz zutreffend weisen die Beklagten allerdings darauf hin, daß nicht für alle denkbaren, entfernten Möglichkeiten eines Schadenseintritts Vorsorge getroffen werden muß. Vielmehr sind nur diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die nach den Sicherheitserwartungen des jeweiligen Verkehrs im Rahmen des zumutbaren geeignet und erforderlich sind, aus Gefahren von Dritten tunlichst abzuwenden. Dabei wird für Gewerbebetriebe die Verkehrssicherungspflicht durch die einschlägigen DIN-Vorschriften und Unfallverhütungsvorschriften konkretisiert (vgl. Palandt/Thomas, § 823, Randnummer 58). Die DIN-Regeln und Unfallverhütungsvorschriften sind somit zwar keine Schutzgesetzte im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB,  worauf die Beklagten im Schriftsatz vom 01.04.1999 (Bl. 207 d. A.) zu Recht hinweisen. Sie konkretisieren aber die im Rahmen des § 823 Abs. 1 maßgeblichen berechtigten Verhaltenserwartungen des Verkehrs gegenüber dem Sicherungspflichtigen.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Aus dem Vorgenannten folgt, daß die in der Umspannstation befindliche, Mittelspannungsverteilung hätte freigeschaltet werden müssen, bevor der Kläger und Herr K mit ihren Arbeiten begannen. Der Sachverständige N weist in seinem schriftlichen Gutachten (dort Bl. 11) sowie in seiner mündlichen Anhörung in diesem Zusammenhang auf Ziffer 11.1.1. der DIN VDE 0105 Teil 1 hin. Nach dieser Norm ist, bevor Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender Teile vorgesehen werden, zu prüfen, ob es nicht zweckmäßiger ist, den spannungsfreien Zustand dieser Teile herzustellen und sicherzustellen, wobei unerheblich ist, ob die durchzuführenden Arbeiten von elektrotechnischen Laien oder elektrotechnisch unterwiesenen Personen durchgeführt werden sollen. Die einschlägige DIN-Vorschrift erfordert also in erster Linie das Freischalten der Anlage, die anderen in der DIN 0105 sowie in der einschlägigen Unfallverhütungsvorschrift VGB 4 vorgesehenen Maßnahmen (Abdecken der spannungsführenden Teile, Abschrankung, ständige Anwesenheit einer Elektrofachkraft) sind erst dann in Betracht zu ziehen, wenn ein Freischalten der Anlage unterbleiben muß, weil hierfür ein zwingender Grund – etwa die Versorgung eines Krankenhauses – vorliegt. Die Kammer schließt sich dieser sich bereits aus dem Wortlaut von Ziffer 11.1.1. der DIN VDE 0105 ergebenden Auslegung an. Hierdurch werden entgegen der Auffassung der Beklagten die an die Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht zu stellenden Anforderungen nicht überspannt. Wie bereits dargelegt, hat der Verkehrssicherungspflichtige im Rahmen des zumutbaren diejenigen Maßnahmen zu treffen, durch die die von der Anlage ausgehenden Gefahren möglichst nachhaltig beseitigt werden. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß die mit Arbeiten in der Nähe von stromführenden Teilen verbundenen Gefahren am Besten dadurch verhindert werden, daß vor Beginn der Arbeiten das Gefahrenpotential vollständig dadurch ausgeschaltet wird, daß die Anlage total freigeschaltet wird. Den berechtigten Interessen des Anlagenbetreibers wird durch das Erfordernis Rechnung getragen, daß ein Freischalten dann nicht geboten ist, wenn hierfür zwingende Gründe vorhanden sind. Für das Vorliegen solcher Gründe haben die Beklagten auch unter Berücksichtigung ihres Schriftsatzes vom 20.07.1999 (Bl. 239 ff d. A.) jedoch nichts vorgetragen. Der von der Beklagten beauftragte Sachverständige Herr Dipl.-Ing. H. T3 weist in diesem Zusammenhang lediglich darauf hin, daß unnötige Schalthandlungen zu Fehlschaltungen oder Störungen im Betriebsablauf führen können und deshalb „oft zeitaufwendig und damit unwirtschaftlich“ sind. Die abstrakte Möglichkeit, daß es durch das Freischalten von Anlagen zu Fehlschaltungen und Störungen im Betriebsablauf kommen kann, ist aber nicht geeignet, als zwingender Grund im oben dargestellten Sinne zu dienen. Denn eine solche Auslegung würde letztlich dazu führen, daß Ziffer 11.1.1. der DIN VDE 0105 vollständig leer liefe. Denn wenn stets die abstrakte Gefahr besteht, daß es zu Fehlschaltungen und Störungen im Betriebsablauf kommt und dies ausreichen würde um das Nichtfreischalten der Anlage zu rechtfertigen, dann könnte der Anlagenbetreiber sich in jedem Einzelfall auf die genannte abstrakte Möglichkeit von Fehlschaltungen und Störungen im Betriebsablauf berufen. Ein zwingender Grund für das Nichtfreischalten der Anlage vor Beginn von Arbeiten an dieser ist vielmehr erforderlich, daß im Einzelfall eine konkrete Beeinträchtigung droht, die es rechtfertigt, ausnahmsweise die Anlage unter Strom zu belassen. Hierfür ist aber seitens der Beklagten nicht vorgetragen. Der Sachverständige N weist sogar in seiner mündlichen Anhörung darauf hin, daß es sich bei der streitgegenständlichen Anlage um eine solche im „Stichbetrieb“ handelt. Bereits daran ließe sich erkennen, daß die Anlage nicht sehr wichtig gewesen sein kann, weil andernfalls der sogenannte „Ringbetrieb“ gewählt worden wäre. Derr Beklagte zu 2) hat sich also deshalb fahrlässig verhalten, weil er als zuständiger Netzbetriebsmeister, auf den die Beklagte zu 1) ihre Verkehrssicherungspflicht delegiert hatte, nicht dafür gesorgt hat, daß die Umspannstation W vollständig freigeschaltet worden ist.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte zu 2) bereits aus diesem Grunde seine Verkehrssicherungspflicht verletzt hat, kommt es auf die Frage, ob die vom Kläger und Herrn K durchzuführenden Arbeiten nicht zumindest unter ständiger Aufsicht einer Elektrofachkraft hätten durchgeführt werden müssen, nicht an. Ergänzend weist die Kammer allerdings darauf hin, daß trotz der Einwendungen der Beklagten gegen die Einschätzung des Sachverständigen auch sie die Auffassung vertritt, daß angesichts der konkret durchzuführenden Arbeiten (insbesondere unter Zuhilfenahme einer Leiter) die konkret getroffenen Vorsichtsmaßnahmen unzureichend waren. Entweder hätte der Beklagte zu 2) oder eine andere Elektrofachkraft die Anstreicharbeiten ständig beaufsichtigen müssen oder es hätte zumindest dafür gesorgt werden müssen, daß der nach oben hin offene Schaltschrank vollständig abgedeckt wurde. Beides ist nicht geschehen. Wie bereits dargelegt, kommt es hierauf jedoch letztlich deshalb nicht an, weil das allein verkehrsgerechte Verhalten in einem völligem Freischalten der Anlage bestanden hätte.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch die Beklagte zu 1) haftet dem Kläger dem Grunde nach aufgrund des streitgegenständlichen Unfalles auf Schadenersatz. Ein entsprechender Anspruch ergibt sowohl aus § 823 Abs. 1 BGB als auch aus § 831 BGB.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wie bereits dargelegt, ist verkehrssicherungspflichtig in erster Linie der Betreiber den Anlage. Dieser kann zwar die Erfüllung seiner Verkehrssicherungspflichten in wesentlichen Teilen auf seine Mitarbeiter delegieren, es verbleibt jedoch stets eine Restpflicht zur Aufsicht und Kontrolle. Zudem sind organisatorische Vorkehrungen zu treffen, die die Einhaltung der Verkehrssicherungspflichten gewährleisten. Insbesondere wäre vorliegend erforderlich gewesen, daß durch die Argane des Beklagten zu 1) dafür Sorge getragen wurde, daß die Anlage vor Beginn der Malerarbeiten total freigeschaltet wurde. Daß seitens der Beklagten zu 1) dahin gehende Maßnahmen getroffen worden sind, läßt sich ihrem Vortrag in keiner Weise entnehmen.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) haftet dem Kläger darüber hinaus aus § 831 Abs. 1 Satz BGB. Der Beklagte zu 2) hat in Ausführung der ihm von der Beklagten zu 1) übertragenen Verrichtung den Kläger widerrechtlich an der Gesundheit geschädigt (s. o.). Für den sogenannten Entlastungsbeweis des § 831 Abs. 1 Satz 2 BGB hat die Beklagte zu 1) nichts vorgetragen.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Schadensersatzpflicht der Beklagten zu 1) und 2) ist auch nicht etwa aufgrund der allgemeinen Lieferungs- und Leistungsbedingungen (dort Ziffer 4) ausgeschlossen. Selbst  wenn die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Beklagten zu 1) überhaupt Einfluß auf ihre Sorgfaltspflichten gegenüber dem Kläger haben konnten, so hat der Arbeitgeber des Klägers durch die genannte Klausel lediglich die Gewähr dafür übernommen, daß die für ihn als Malerbetrieb einschlägigen arbeitsschutzrechtlichen und technischen Bestimmungen eingehalten werden. Für die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen hinsichtlich der von der Beklagten zu 1) betriebenen Umspannstation war der Arbeitgeber des Klägers sicherlich nicht verantwortlich.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da die Sache hinsichtlich der Haftung der Beklagten zu 1) und 2) dem Grunde nach aus den dargelegten Gründen zur Entscheidung reif ist, während es im übrigen - wie sich aus dem ebenfalls am heutigen Tage verkündeten Hinweisbeschluss ergibt – weiteren Vortrages bedarf, hat die Kammer von der ihr in §§ 301 Abs. 1, 304 Abs. 1 ZPO eingeräumten Möglichkeit Gebrauch gemacht, insoweit durch Grund- und Teilurteil zu entscheiden.</p><span class="absatzRechts">33</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>Dr. I1</p></td><td><p>G</p></td><td><p>Dr. I2</p></td></tr></tbody></table>
114,520
arbg-essen-1999-09-10-2-bv-7497
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2 BV 74/97
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-01-18T16:07:13
Beschluss
ECLI:DE:ARBGE:1999:0910.2BV74.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r ü n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten über Umfang und Beschaffenheit des dem antragstellenden</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Betriebsrat vom Arbeitgeber zur Verfügung zu stellenden Betriebsratsbüros.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der beteiligte Arbeitgeber (= Antragsgegnerin) betreibt in mehreren Filialen in ganz Deutschland einen Wach- und Schutzdienst. Der beteiligte Betriebsrat (= Antragsteller) ist der für die Niederlassung F. gewählte, aus 7 Mitgliedern bestehende, Betriebsrat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat verfügt derzeit über einen Büroraum mit einer Grundfläche von 3,20 m</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">x 3,20 m = 10,24 m². In diesem Raum befindet sich der Schrank des Betriebsrats mit einer Größe 175 cm x 40 cm, der Schrank des Schwerbehindertenvertreters mit einer Größe 91 cm x 40 cm, der Karteischrank mit einer Größe von 60 cm x 40 cm, ein Tisch von 85 cm x 50 cm, drei Stühle von jeweils 45 cm x 45 cm, ein Heizkörper von 100 cm x 10 cm, eine Anmauerung von 22 cm x 42 cm, so daß eine freie Fläche von insgesamt 7,7 m² verbleibt (vgl. Skizze Bl. 5 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In diesem Büro arbeiten sowohl der Betriebsratsvorsitzende als auch der Vertrauensmann der Schwerbehinderten (Schwerbehindertenvertretung). Der Raum ist mit einer Verglasung versehen, wobei drei Fenster mit einer Breite von 0,90 m und einer Höhe von 1,50 m ab der Unterkante des Fensters mit 1,20 m den Raum zum Büro des Niederlassungsleiters bzw. zum Leiter des Büros für Alarmtechnik abschließen. Bei der Verglasung handelt es sich nicht um Doppelglas, sondern lediglich um eine einfache Verglasung. Infolge dessen ist das Betriebsratsbüro sowohl vom Büro des Niederlassungsleiters als auch vom Büro des Leiters der Alarmtechnik gut einsehbar (vgl. Bild 1 und Bild 2 in Anlagenmappe Bl. 34 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Betriebsrat schon in der Vergangenheit die Befürchtung gehegt hatte, daß von den Nachbarzimmern aus Gespräche, die im Betriebsratsbüro geführt wurden, mitgehört werden könnten und auch mitgehört würden, kam es dann zu einem Vorgang, der dem Betriebsrat deutlich machte, daß tatsächlich mitgehört wurde; und zwar hatte der Betriebsratsvorsitzende gehört, daß jemand das Nachbarzimmer betreten hatte und dort verweilte. Weil der Betriebsratsvorsitzende schon den Verdacht hatte, daß dies zum Zwecke des Mithörens geschehe, sagte er zu dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden, dieser möge sich doch wenigstens ein Buch zur Hand nehmen, wenn er so faul herumsitze, damit es wenigstens so aussähe, als ob er arbeite. Prompt erhielt der Betriebsratsvorsitzende kurze Zeit später den Hinweis seines Vorgesetzten, daß die Betriebsratstätigkeit ja nur vorgeschoben werde, um untätig herumsitzen zu können. Dabei wurde ausdrücklich auf das vorgenannte Beispiel verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit dem vorliegenden Antrag verlangt der Betriebsrat von dem Arbeitgeber, ihm für die Betriebsratstätigkeit ein angemessenes Büro zur Verfügung zu stellen, das nicht vom Niederlassungsleiter und dem Leiter der Alarmtechnik einsehbar ist und nicht der Zugangskontrolle durch eine nicht vom Betriebsrat zu öffnende Korridortür unterliegt. Zur Begründung trägt er vor, der derzeitige Raum des Betriebsrats könne schon von seiner Größe her nicht als angemessen anerkannt werden. Aufgrund der beschränkten Grundfläche des Büros hätten Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung kaum Arbeitsmöglichkeiten, weil sie sich ständig im Wege stünden, jedenfalls dann, wenn beide anwesend seien. Überdies sei es kaum zumutbar, daß in einem derart kleinen Raum der Betriebsrat seine Sprechstunde abhalten solle. Im übrigen sei es sowohl für den Niederlassungsleiter als auch den Leiter der Alarmtechnik jederzeit möglich, aus deren unmittelbar angrenzenden Nachbarbüros durch die Fensterverglasung die Betriebsratstätigkeit zu kontrollieren und insbesondere festzustellen, wer den Betriebsratsraum betrete. Auch sei es für beide Herren ohne weiteres möglich, jederzeit den geführten Gesprächen zu folgen. Derartige Verhältnisse schlössen eine ordnungsgemäße Betriebsratstätigkeit aber aus. Sie ließen insbesondere nicht zu, daß Arbeitnehmer unbelastet das Betriebsratsbüro zur Rücksprache beträten, weil sie ständig befürchten müßten, sowohl gesehen als auch belauscht zu werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Schließlich gehe es auch nicht an, dass Arbeitnehmer, die den Betriebsrat aufsuchen wollten, notgedrungen eine nicht vom Betriebsrat zu öffnende Korridortür passieren müßten, so dass auch kein vom Arbeitgeber unkontrollierter Zugang zum Betriebsrats-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">büro möglich sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">der Antragsgegnerin aufzugeben, dem Antragsteller ein an-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">gemessenes Büro für die Betriebsratstätigkeit zur Verfügung</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">zu stellen, das nicht vom Niederlassungsleiter und dem Lei-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">ter der Alarmtechnik einsehbar ist und nicht der Zugangs-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">kontrolle durch eine nicht vom Betriebsrat zu öffnende Korri-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">dortür unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">den Antrag zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zur Begründung trägt der Arbeitgeber vor, es sei unzutreffend, daß das Betriebsratsbüro von den Nebenzimmern einsehbar sei. Tatsächlich habe der Betriebsrat nämlich sämtliche - tatsächlich vorhandenen - Fenster mit Plakaten zugehängt. Aus diesem Grund seien weder der Niederlassungsleiter noch der Leiter der Alarmtechnik in der Lage, den Betriebsrat oder sonstige dort anwesende Personen zu kontrollieren. Es sei auch unzutreffend, daß Gespräche im Büro des Betriebsrates aus den Nebenbüros mitgehört werden könnten oder mitgehört worden wären. Im übrigen verfüge der Betriebsrat über ein Büro, welches nahezu identisch sei mit dem des Niederlassungsleiters, der seinerseits auch vertrauliche Dinge zu erledigen habe. Der zur Verfügung gestellte Raum sei auch groß genug. Im übrigen verfüge der Arbeitgeber auch über kein anderes freies Büro, welches er dem Betriebsrat zur Verfügung stellen könne, alle Büroräume seien vielmehr besetzt. Dem Arbeitgeber sei es auch aus organisatorischen Gründen nicht möglich, durch eine Umsetzung die Möglichkeit zu schaffen, dem Betriebsrat ein anderes Büro zur Verfügung zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im übrigen verschweige der Betriebsrat, daß ihm im Bedarfsfall - also beispielsweise für Sitzungen oder Besprechungen im größeren Kreis - seitens des Arbeitgebers ein gesonderter, hinreichend großer Besprechungsraum zur Verfügung gestellt werde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat erwidert, der Arbeitgeber verfüge sehr wohl über ein freies Büro, nämlich über den Raum 06 in der gleichen Etage. Dieser sei im wesentlichen frei, seit der Leiter der NSL dort nicht mehr sitze. Der Raum sei zur Straßenseite gelegen. Er sei nicht nach Nebenräumen hin verglast und habe eine normale Holzeingangstür, so daß auch ein unkontrollierter Zugang zum Betriebsratsbüro möglich wäre. Die Raumgröße dort würde zudem dem Betriebsrat die Aufstellung eines zweiten Schreibtisches ermöglichen, so daß gleichzeitig mit dem Betriebsratsvorsitzenden auch der Vertrauensmann der Schwerbehinderten dort arbeiten könnte. Um die Vertraulichkeit des Gesprächs mit dem Betriebsrat zu sichern, sei auch unabdingbar, daß dieser einen Raum habe, der entweder durch seine Lage oder durch seine Bauart einigermaßen abhörsicher sei. Jedenfalls sei ein Raum ungeeignet und unzumutbar, der es ermögliche, daß der Niederlassungsleiter die Gespräche im Betriebsratsbüro verfolgen könne, weil im Nebenzimmer jedes Wort zu hören sei. Daß im übrigen auch der Niederlassungsleiter die Möglichkeit, in seinem Büro von außen beobachtet zu werden, als unzumutbar ansehe, werde daraus deutlich, daß die Fenster in seinem Büro mit Jalousien versehen seien, so daß er es selbst in der Hand habe, die Einsichtnahme in sein Büro zu verhindern. Dazu liege sein Büro am Ende des Flures und sei auch nur einseitig verglast.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird ergänzend auf die zwischen den Beteiligten gewechselten Schriftsätze sowie auf die Sitzungsprotokolle, jeweils nebst Anlagen, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der zulässige Antrag ist in vollem Umfange begründet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1. Das geltend gemachte Begehren wird von dem Betriebsrat zutreffend im arbeitsgerichtlichen Beschlußverfahren verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich um eine Angelegenheit aus dem Betriebsverfassungsgesetz im Sinne der §§ 2 a Abs. 1 Nr. 1, 2 a Abs. 2, 80 Abs. 1 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2. Das - im arbeitsgerichtlichen Beschlußverfahren stets erforderliche und von Amts wegen zu prüfende (vgl. Grunsky, ArbGG, 7. Aufl. 1995, § 80 Rdz. 20 - 22; Germelmann/Matthes/Prütting, ArbGG, 3. Aufl. 1999, § 81 Rdz. 23 - 32; Rewolle/Bader, ArbGG,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">§ 81 Erl. 1) - Rechtsschutzbedürfnis für den Antrag des Betriebsrats ergibt sich daraus, daß die Beteiligten darüber streiten, ob der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem Betriebsrat ein Betriebsratsbüro zur Verfügung zu stellen, das weder vom Niederlassungsleiter noch von dem Leiter der Alarmtechnik einsehbar ist und nicht der Zugangskontrolle durch eine nicht vom Betriebsrat zu öffnende Korridortür unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gegen die Zulässigkeit des Antrags bestehen daher keine Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begründet. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dem in seinem Betrieb gewählten siebenköpfigen Betriebsrat ein angemessenes Büro für die Betriebsratstätigkeit zur Verfügung zu stellen, das weder vom Niederlassungsleiter noch dem Leiter der Alarmtechnik einsehbar sein darf und auch nicht der Zugangskontrolle durch eine nicht vom Betriebsrat zu öffnende Korridortür unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1. Durch die Tätigkeit des Betriebsrats entstehen zwangsläufig Kosten. Da diese nach der Überzeugung des Gesetzgebers nicht nur im Interesse der Belegschaft, sondern auch im wohlverstandenen Interesse des Betriebs liegen, hat der Arbeitgeber gemäß</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">§ 40 Abs. 1 BetrVG die durch die Tätigkeit des Betriebsrats entstehenden Kosten zu tragen und gemäß § 40 Abs. 2 BetrVG für die laufende Geschäftsführung, die Sitzungen und Sprechstunden in erforderlichem Umfang Räume, sachliche Mittel und Büropersonal zur Verfügung zu stellen, soweit dies für die Tätigkeit des Betriebsrats erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Erforderlichkeit ist dabei unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls anhand der konkreten Verhältnisse des Betriebs und der sich stellenden Betriebsratsaufgaben zu bestimmen. Erforderlich sind Aufwendungen dann, wenn der Betriebsrat diese unter Anlegung eines verständigen Maßstabes für erforderlich halten konnte (vgl. BAG vom 19. April 1989 - 7 ABR 87/87 - AP Nr. 35 zu § 80 BetrVG = NZA 1989, 936 = EzA</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">§ 80 BetrVG Nr. 35).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dabei hat sich der Betriebsrat auf den Standpunkt eines vernünftigen Dritten zu stellen, der die Interessen des Betriebs einerseits und der Arbeitnehmerschaft und ihrer Vertretung andererseits gegeneinander abzuwägen hat (vgl. BAG vom 25. Januar 1995 - 7 ABR 37/94 - AP Nr. 46 zu § 40 BetrVG 1972 = NZA 1995, 591 = EzA § 40 BetrVG 1972 Nr. 73; BAG vom 11. März 1998 - 7 ABR 59/96 - AP Nr. 57 zu § 40 BetrVG 1972 = NZA 1998, 953).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im allgemeinen hat der Betriebsrat Anspruch darauf, seine Aufgaben in einer Art und Weise verrichten zu können, wie sie in dem betreffenden Betrieb üblich ist. Je nach dem von der Art und der Größe des Betriebs abhängenden Umfang der Aufgaben des Betriebsrats muß der Arbeitgeber diesem einen oder mehrere verschließbare Räume ständig oder zeitweise zur Verfügung stellen. Die Räume müssen so beschaffen sein, daß der Betriebsrat seine Aufgaben ordnungsgemäß erfüllen kann (vgl. Bachler in BR-Info 3/1994, 8, 9 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">2. Ausgehend von diesen Grundsätzen, gilt im vorliegenden Fall folgendes:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">a) Darüber, daß der Betriebsrat Anspruch auf einen eigenen möblierten Raum im Gebäude des Arbeitgebers hat, besteht zwischen den Beteiligten kein Streit.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b) Der Betriebsrat hat Anspruch darauf, daß ihm der Arbeitgeber ein Büro zur Verfügung stellt, das nicht von außen - weder vom Niederlassungsleiter oder dem Leiter der Alarmtechnik noch von irgend einen anderen Dritten - einsehbar ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Für eine an seinen gesetzlichen Aufgaben ausgerichtete Arbeit des Betriebsrat ist es unabdingbar, daß das ihm vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellte Betriebsratsbüro von seiner Lage und Beschaffenheit her so gestaltet ist, daß von Seiten interessierter Dritter</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">- seien diese nun Vertreter des Arbeitgebers oder neugierige Arbeitnehmer - nicht von außen beobachtet werden kann, welche Arbeitnehmer (und ggf. wie lange) den Betriebsrat in dessen Büro aufsuchen und dort Anliegen vortragen. Im vorliegenden Fall ist es aber so, daß sich von den beiden angrenzenden Büros des Niederlassungsleiters und des Leiters der Alarmtechnik aus, wie sich anhand der der erkennenden Kammer vom Betriebsrat vorgelegten Fotos zweifelsfrei ergeben hat, das - ohnehin verhältnismäßig kleine - Betriebsratsbüro und alle dortigen Vorgänge mühelos beobachten lassen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat residiert im vorliegenden Fall geradezu im sprichwörtlichen „Glashaus“. Für jeden Arbeitnehmer, der den Betriebsrat in seinem Büro aufsucht, ergibt sich die unangenehme Situation, daß er sich Vorgesetzten, über deren Maßnahmen er sich möglicherweise gerade beim Betriebsrat beschweren will, beim Vortragen seiner Beschwerde „wie auf dem Präsentierteller“ gegenüber sieht, denn diese können den betreffenden Arbeitnehmer durch die Glasfenster nebenan im Betriebsratsbüro ebenso gut beobachten wie umgekehrt Betriebsratsmitglieder und Arbeitnehmer die betreffenden Vorgesetzten, sofern letztere nicht, wie dies vorliegend zumindest dem Niederlassungsleiter möglich ist, als „Sichtblende“ zum Betriebsratsbüro eine Jalousie herablassen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Demnach steht die Tatsache, daß das Betriebsratsbüro - wie anhand der vom Betriebsrat selbst während des vorliegenden Verfahrens gefertigten Fotografien zweifelsfrei feststeht - von zwei Seiten voll einsehbar ist, einer an den Erfordernissen des Betriebsverfassungsgesetzes orientierten Betriebsratstätigkeit diametral entgegen. Vorliegend muß nämlich jeder bei der Antragsgegnerin beschäftigte Arbeitnehmer, der den Betriebsrat aufsucht, damit rechnen, daß sein Besuch vom Niederlassungsleiter und/oder Leiter der Alarmtechnik sowohl registriert als auch optisch verfolgt wird.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">c) Im übrigen ist in Anbetracht der Tatsache, daß sich zwischen dem Betriebsratsbüro und den angrenzenden Büros von Niederlassungsleiter und Leiter der Alarmtechnik lediglich normale Glasscheiben befinden, auch aus der Sicht der erkennenden Kammer</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">(zumindest) der Verdacht begründet, daß von diesen beiden Büros aus die im Betriebsratsbüro geführten Gespräche zumindest teilweise verfolgt werden (können).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dabei kommt es zur Überzeugung des Gerichts nicht entscheidend darauf an, ob es richtig ist, daß - wie der Arbeitgeber behauptet hat - selbst bei gehobener Lautstärke nur ein nicht näher zuzuordnendes „Stimmengewirr“ in den beiden angrenzenden Büros vernommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn dem nämlich so wäre, so ergibt sich gleichwohl sowohl für das Betriebsratsmitglied als auch für alle den Betriebsrat in seinem Büro konsultierenden Arbeitnehmer in Anbetracht der erkennbar dünnen Fensterglas-Abtrennung zum Nachbarbüro zumindest subjektiv das „ungute Gefühl“, daß Niederlassungsleiter und/oder Leiter der Alarmtechnik, aber auch sonstige Personen, die sich in den beiden benachbarten Büros aufhalten, Teile des Gesprächs oder dessen vollen Wortlaut mit anhören können. So fühlt sich etwa ein Mitarbeiter, der gerade dem Betriebsrat eine Beschwerde über einen Vorgesetzten vortragen will, aufgrund der nur durch Glasscheiben vorhandenen Abtrennung zum Nebenraum zwangsläufig von dem im Nachbarraum anwesenden Vertreter des Arbeitgebers beobachtet und kann sich unter Umständen auch des Eindrucks nicht erwehren, daß dieser sein Gespräch mit dem Betriebsrat, das doch gerade vertraulich geführt werden soll, auch noch mühelos mit anhören kann.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Daher kann es dahinstehen, ob in dem Betriebsratsbüro nicht vereinzelt sogar Gespräche geführt werden, bei denen ein kundiger Beobachter, selbst wenn die Fensterfront zu den beiden Nachbarbüros hinreichend schallisoliert wäre, den Inhalt des Gesprächs schon „von den Lippen ablesen“ könnte...!</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Allein die nach Lage und Beschaffenheit des dem Betriebsrat derzeit zur Verfügung gestellten Raumes durchaus begründete subjektive Befürchtung eines jeden Mitarbeiters, der den Betriebsrat aufsucht, sein Gespräch werde von einem Vertreter des Arbeitgebers möglicherweise mitgehört, reicht im vorliegenden Fall, in dem von Seiten der beiden angrenzenden Büros zudem noch optisch jede Bewegung im Betriebsratsbüro gut beobachtet werden kann, aus, das dem Betriebsrat derzeit zur Verfügung gestellte Büro als für eine ordnungsgemäße Betriebsratstätigkeit völlig ungeeignet erscheinen zu lassen. Vielmehr lassen sowohl Lage als auch Beschaffenheit des Betriebsratsbüros derzeit nicht zu, daß Arbeitnehmer dieses unbelastet zu einer Rücksprache mit dem Betriebsrat betreten, denn sie müssen ständig befürchten, dort sowohl gesehen als auch belauscht zu werden. Die diesbezüglichen Befürchtungen des Betriebsrats sind nach den Feststellungen der erkennenden Kammer durchaus begründet.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">d) Der Betriebsrat hat ferner auch Anspruch darauf, daß das ihm vom Arbeitgeber zur Verfügung zu stellende angemessene Büro so beschaffen ist, daß Arbeitnehmer, die den Betriebsrat aufsuchen wollen, dies unkontrolliert tun können.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Auch wenn es sich beim Betrieb des Arbeitgebers um einen Betrieb des Wach- und Schutzdienstes handelt, in dem aufgrund der Aufgabenstellung des Unternehmens gewiß weitergehende Sicherheitsvorschriften einzuhalten sind als dies in einem anderen Betrieb üblich sein mag, geht es gleichwohl nicht an, daß der Arbeitnehmer, der den Betriebsrat aufsuchen will, dabei eine Korridortür passieren muß, die ihm nicht der Betriebsrat, sondern nur ein Vertreter des Arbeitgebers öffnen kann. Vielmehr ist der Arbeitgeber verpflichtet, den Arbeitnehmern einen einfachen Zugang zum Betriebsratsbüro zu ermöglichen, der es bedingt, daß der Betriebsrat in der Lage sein muß, selbst die Korridortür zu öffnen, durch die Mitarbeiter, die den Betriebsrat aufsuchen wollen, kommen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat zwischen den Beteiligten des vorliegenden Verfahrens zuletzt kein Streit mehr darüber bestanden, daß es der Arbeitgeber dem Betriebsrat ermöglichen wird, den ihn aufsuchenden Arbeitnehmern insoweit unkontrollierten Zugang zum Betriebsratsbüro zu gestatten, so daß es insoweit keiner weiteren Hinweise seitens des Gerichts bedarf.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Nach allem war, wie geschehen, zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei (§ 12 Abs. 5 ArbGG).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Rechtsmittelbelehrung</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluß kann von dem Arbeitgeber (= Antragsgegnerin) durch Einreichung einer Beschwerdeschrift bei dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf, Ludwig-Erhard-Allee 21, 40227 Düsseldorf, Beschwerde eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Für den Betriebsrat (= Antragsteller) ist gegen diese Entscheidung kein Rechtsmittel gegeben.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift muß von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein; an seine Stelle können Vertreter der Gewerkschaften oder von Vereinigungen von Arbeitgebern oder von Zusammenschlüssen solcher Verbände treten, wenn sie kraft Satzung oder Vollmacht zur Vertretung befugt sind und der Zusammenschluß, der Verband oder deren Mitglieder Partei sind.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift muß</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">binnen einer Notfrist * von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">nach Zustellung dieses Beschlusses bei dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf eingegangen sein.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Sie muß den Beschluß bezeichnen, gegen den die Beschwerde gerichtet ist und die Er-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">klärung enthalten, daß gegen diesen Beschluß die Beschwerde eingelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gleichzeitig oder innerhalb eines weiteren Monats nach Eingang der</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Beschwerdeschrift beim Landesarbeitsgericht Düsseldorf in gleicher Form schriftlich zu begründen. Sie muß angeben, auf welche neuen Tatsachen die Beschwerde gestützt wird.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">* Eine Notfrist ist unabänderlich und kann nicht verlängert werden.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:126px">gez. B a c h l e r</p>
114,521
lsgnrw-1999-09-10-l-13-8-rj-23198
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 13 (8) RJ 231/98
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-02-12T13:54:24
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0910.L13.8RJ231.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt eine h&#246;here Altersrente; streitig ist dabei, ob die gem. &#167; 22 Abs. 4 des Fremdrentengesetzes (FRG) in der ab 07.05.1996 geltenden Fassung vorgenommene Absenkung der nach &#167; 22 Abs. 1 und 3 FRG ma&#223;geblichen Entgeltpunkte um 40 % verfassungsm&#228;&#223;ig ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 00.00.1938 in Rum&#228;nien geborene Kl&#228;gerin siedelte 1984 in die Bundesrepublik &#252;ber. Sie ist im Besitz eines Vertriebenenausweises A.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf den Antrag der Kl&#228;gerin vom 17.10.1997 bewilligte ihr die Beklagte durch Bescheid vom 28.11.1997 ab 01.02.1998 Altersrente f&#252;r Frauen bei Vollendung des 60. Lebensjahres nach &#167; 39 des Sechsten Buchs des Sozialgesetzbuches (SGB VI) in H&#246;he von monatlich 1.080,76 DM. Die Entgeltpunkte f&#252;r die in Rum&#228;nien zur&#252;ckgelegten Pflichtbeitragszeiten vom 07.08.1959 bis zum 09.10.1984 wurden dabei mit dem Faktor 0,6 multipliziert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dagegen legte die Kl&#228;gerin am 24.12.1997 Widerspruch mit der Begr&#252;ndung ein, die Absenkung der nach dem Fremdrentenrecht zu ber&#252;cksichtigenden Zeiten um 40 % sei u.a. wegen eines Versto&#223;es gegen das Gebot des Vertrauensschutzes verfassungswidrig. Die Beklagte wies durch Bescheid vom 02.06.1998 den Widerspruch zur&#252;ck. Sie f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, ma&#223;geblich f&#252;r die Rentenh&#246;he sei das zum Zeitpunkt des Rentenbeginns geltende Recht. Hinsichtlich der in Rum&#228;nien zur&#252;ckgelegten Zeiten sei die Rente nach dem FRG festzustellen gewesen. Nach &#167; 22 Abs. 4 FRG in der Fassung des Wachstums- und Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetzes (WFG) seien die f&#252;r diese Zeiten zu ermittelnden Entgeltpunkte um 40 % zu mindern gewesen. Die Regelung sei am 07.05.1986 in Kraft getreten und finde auf Renten mit Beginn ab 01.10.1996 Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der zum Sozialgericht Duisburg erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin ihr Begehren weiterverfolgt. Sie hat ausgef&#252;hrt, &#167; 22 Abs. 4 FRG in der Fassung des WFG und &#167; 4 Abs. 5 des Fremdrenten- und Auslandsrentenneuregelungsgesetzes (FANG) stelle eine unzul&#228;ssige unechte R&#252;ckwirkung dar und sei deshalb verfassungswidrig. Ein wesentliches Element des Rechtsstaatsprinzips sei die Rechtssicherheit, die den B&#252;rgern einen Vertrauensschutz garantiere. Das Verhalten der Organe der Bundesrepublik Deutschland habe in der Vergangenheit eine v&#246;llige Gleichstellung der Aussiedler mit bundesdeutschen Versicherten zum Inhalt gehabt. Dies habe bei den Betroffenen einen Vertrauensschutz dahingehend begr&#252;ndet, dass diese Gleichstellung auch zuk&#252;nftig beibehalten werde. Die vorgenommene K&#252;rzung der Fremdrentenanspr&#252;che um 40 % verletze diesen Vertrauensschutz erheblich. Dieser Eingriff sei nicht vorhersehbar gewesen. Ferner verletze die gesetzliche Regelung den Schutzbereich des Art. 14 des Grundgesetzes (GG), der jedenfalls auch Anwartschaften erfasse. Eine Halbierung der Anspr&#252;che &#252;berschreite die Grenzen der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht hat die Klage durch Urteil vom 13.10.1998 abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Beklagte habe bei der Rentenberechnung das Recht richtig angewandt. Die verfassungsrechtlichen Bedenken der Kl&#228;gerin seien nicht zu teilen. Die von der Kl&#228;gerin in Rum&#228;nien zur&#252;ckgelegten und nach dem FRG zu ber&#252;cksichtigenden Zeiten unterfielen zwar dem Schutz des Eigentums des Art. 14 Abs. 1 GG, sodass durch die Neuregelung des &#167; 22 Abs. 4 FRG in der Fassung des WFG der Schutzbereich dieses Grundrechts betroffen sei. Bei der Neuregelung handele es sich jedoch um eine verfassungsm&#228;&#223;ig zul&#228;ssige Inhalts- und Schrankenbestimmung im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG. Die Neuregelung des &#167; 22 Abs. 4 FRG bzw. des &#167; 4 Abs. 5 FANG verletze auch nicht Art. 2 Abs. 1 GG als Auffanggrundrecht und auch nicht Art. 3 Abs. 1 GG. Der Gleichbehandlungsgrundsatz werde insbesondere durch die Stichtagsregelung nicht verletzt. Die Neuregelung begegne schlie&#223;lich auch keinen Bedenken im Hinblick auf Art. 20 Abs. 3 GG. Es handele sich um eine unechte R&#252;ckwirkung. Diese sei immer dann gegeben, wenn der Gesetzgeber an in der Vergangenheit liegende Tatbest&#228;nde r&#252;ckwirkend belastende Folgen ankn&#252;pfe. Die Notwendigkeit derartiger Regelungen ergebe sich aber in weiten Teilen, um ge&#228;nderten gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen Rechnung zu tragen. Daher m&#252;sse es dem Gesetzgeber grunds&#228;tzlich m&#246;glich sein, Normen, die in erheblichem Umfang an in der Vergangenheit liegende Tatbest&#228;nde anzukn&#252;pfen, zu erlassen und unter &#196;nderung der k&#252;nftigen Rechtsfolgen auf ver&#228;nderte Gegebenheiten mit einer Anpassung seines Normenwerkes zu reagieren. Nur so k&#246;nnten bestimmte soziale Gegebenheiten in einem gewissen Sinn beeinflu&#223;t werden. Diese gesetzgeberische Notwendigkeit werde durch den Vertrauensschutz des Einzelnen begrenzt. Der verfassungsrechtliche Vertrauensschutz gehe jedoch nicht so weit, den Beg&#252;nstigten vor jeder "Ent&#228;uschung" seiner Erwartung in die Dauerhaftigkeit der Rechtslage bewahren. Vielmehr m&#252;&#223;ten auf seiner Seite gewichtige zus&#228;tzliche Interessen angef&#252;hrt werden k&#246;nnen, die den &#246;ffentlichen Interessen vorgehen. Andernfalls w&#252;rde der zum Ausgleich zu bringende Widerstreit zwischen den Prinzipien der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes auf der einen Seite mit der unabweisbaren Notwendigkeit, die Rechtsordnung ver&#228;ndern zu k&#246;nnen auf der anderen Seite, in nicht mehr vertretbarer Weise zu Lasten der Anpassungsf&#228;higkeit der Rechtsordnung gel&#246;st. Damit w&#252;rde der dem Gesamtwohl verpflichtete demokratische Gesetzgeber in wichtigen Bereichen durch Einzelinteressen gel&#228;hmt, das Gesamtwohl w&#252;rde schwerwiegend gef&#228;hrdet. Da vorliegend aufgrund der angespannten finanziellen Situation der Rentenkassen ein Einschnitt in die Leistungen der Rentenversicherungstr&#228;ger in vielf&#228;ltiger Weise - und auch durch die Neuregelung des &#167; 22 Abs. 4 FRG sowie des &#167; 4 Abs. 5 FANG - vorgenommen worden sei, habe hier der Vertrauensschutz der Kl&#228;gerin hinter dem &#246;ffentlichen Interesse an einer Anpassung der Versicherungsleistungen zur&#252;ckzutreten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 20.10.1998 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 30.10.1998 Berufung eingelegt. Sie regt an, das Verfahren auszusetzen und dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen. Zur Berufungsbegr&#252;ndung verweist sie auf ihren erstinstanzlichen Vortrag und bezieht sich insbesondere auf das Rechtsgutachten von Podlech/Azzola/Dieners, Die Rentenversicherung 1998, 177 ff und f&#252;hrt erg&#228;nzend aus: Das Sozialgericht habe haupts&#228;chlich darauf abgestellt, dass sie f&#252;r die streitigen Zeiten keine Beitr&#228;ge zur bundesdeutschen Rentenversicherung erbracht habe. Dies liege bei dem Personenkreis, um den es hier gehe (Vertriebene und Aussiedler) in der Natur der Sache. Die Betroffenen h&#228;tten bis zur Aussiedlung auch gar keine M&#246;glichkeit gehabt, Beitr&#228;ge zur bundesdeutschen Rentenversicherung zu entrichten. Es sei auch nicht so, dass die FRG-Rentenanwartschaften ohne eigene Leistung der Betroffenen erworben worden seien. Das FRG kn&#252;pfe an Besch&#228;ftigungs- und Beitragszeiten im Herkunftsland der Aussiedler an. Damit stellten die FRG-Rentenanwartschaften den rentenrechlichen Ausgleich f&#252;r einen gro&#223;en Teil der Lebensarbeitsleistung der Fremdrentenberechtigten dar. Aus Art. 116 GG folge, dass die anerkannten Vertriebenen und Sp&#228;taussiedler in angemessener Weise an den Sozialsystemen in der Bundesrepublik Deutschland partizipieren m&#252;&#223;ten. Dazu geh&#246;re auch, dass sie eine angemessene, ihrer gesamten Lebensarbeitsleistung entsprechende Altersversorgung erhalten m&#252;&#223;ten. Die pauschale 40 %-K&#252;rzung verletze diese Grunds&#228;tze. Sie selbst erhalte so f&#252;r 39 Arbeitsjahre lediglich eine Rente von ca. 1.000,- DM, was vollkommen unangemessen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil stelle nicht in Frage, dass es sich bei den angegriffenen Regelungen um eine sog. unechte R&#252;ckwirkung handelt, und dass die Belange des Vertrauensschutzes der betroffenen Versicherten mit den &#246;ffentlichen Belangen des Staates gegeneinander abzuw&#228;gen seien. Die vom Sozialgericht durchgef&#252;hrte Abw&#228;gung sei jedoch unzureichend. Er&#246;rtert worden seien letztlich nur die fiskalischen Interessen, nicht jedoch ihre Belange des Vertrauensschutzes. Dazu geh&#246;re einmal, dass sie mit einem derartigen Einschnitt in ihre Rentenanwartschaften schlechthin nicht habe rechnen k&#246;nnen. Ihr k&#246;nne nicht entgegengehalten werden, dass der Gesetzgeber schon seit einer Reihe von Jahren Verschlechterungen in den Rechtspositionen der Aussiedler vorgenommen habe. Denn alle diese Neuregelungen h&#228;tten stets den Grundsatz beachtet, dass sie nur f&#252;r den Personenkreis der Aussiedler gelten sollten, der neu in das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zuziehen w&#252;rde. Sie selbst habe in keiner Weise damit rechnen k&#246;nnen, dass der Gesetzgeber 1996 mit diesem Grundsatz brechen und die Neuregelung der 40 %-K&#252;rzung auf sie anwendbar sein w&#252;rde. Zum anderen w&#228;re zu ber&#252;cksichtigen gewesen, dass diese Vorschl&#228;ge erstmals im Fr&#252;hjahr 1996 in die politische Debatte eingef&#252;hrt und dann "Knall auf Fall" innerhalb weniger Monate vom Bundestag beschlossen worden seien. F&#252;r die rentennahen Jahrg&#228;nge h&#228;tte keine M&#246;glichkeit bestanden, die durch die Fremdrentenk&#252;rzungen eingetretene Minderung der Rentenanwartschaften durch pers&#246;nliche Vorsorge auszugleichen. Der Gesetzgeber h&#228;tte hier zumindest l&#228;ngere &#220;bergangszeiten vorsehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die verfassungsrechtliche Problematik im Hinblick auf Art. 3 Abs. 1 GG stelle sich hier nicht so sehr wegen der eingef&#252;hrten Stichtage, sondern wegen einer eklatanten Ungleichbehandlung der verschiedenen Personengruppen. Insbesondere sei darauf hinzuweisen, dass die FRG-Berechtigten erheblich schlechter gestellt w&#252;rden als diejenigen, die rentenrechtliche Zeiten im Beitragsgebiet zur&#252;ckgelegt haben. Diese Ungleichbehandlung sei deshalb ungerechtfertigt, weil die wesentlichen Elemente der Sachverhalte jeweils gleich seien: In beiden F&#228;llen handele es sich um Deutsche im Sinne des Art. 116 GG bzw. deutsche Staatsb&#252;rger, und in beiden F&#228;llen seien keine Beitr&#228;ge zur bundesdeutschen Rentenversicherung entrichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt schrifts&#228;tzlich sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Duisburg vom 13.10.1998 zu &#228;ndern und die Beklagte unter teilweiser Aufhebung des Bescheides vom 28.11.1997 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 02.06.1998 zu verurteilen, ihr die Altersrente ohne die 40 %ige K&#252;rzung der Entgeltpunkte f&#252;r die nach dem FRG anerkannten Zeiten zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt schrifts&#228;tzlich,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil und ihre Bescheide f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig und verweist auf eine Stellungnahme des VDR vom 30.10.1998.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Streitakten und der Verwaltungsakten der Beklagten, der Gegenstand der Entscheidung gewesen ist, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Senat konnte mit dem Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen, denn die angefochtenen Bescheide sind nicht rechtswidrig. Sie entsprechen den nicht verfassungswidrigen Bestimmungen des &#167; 22 Abs. 4 FRG. Es besteht daher auch keine Veranlassung, nach Art. 100 Abs. 1 GG eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) einzuholen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage von &#167; 22 Abs. 4 FRG in der hier anzuwendenden Fassung vom 25.09.1996 ist die Rente der Kl&#228;gerin mit dem Bescheid vom 28.11.1987 zutreffend berechnet worden. Dies bestreitet die Kl&#228;gerin auch nicht. Sie r&#252;gt vielmehr, die getroffene Regelung versto&#223;e gegen Art. 3, 14, 20 und 116 GG. Insbesondere sei mit der &#220;bergangsregelung des Art. 6 &#167; 4 c des Fremdrenten- und Auslandsrentenneuregelungsgesetzes (FANG) der Vertrauensschutz "rentennaher Jahrg&#228;nge", zu denen sie geh&#246;re, nicht hinreichend ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen Art. 14 Abs. 1 GG liegt nicht vor. Gesch&#252;tzt ist eine Rentenanwartschaft, die nach Art eines Ausschlie&#223;lichkeitsrechts dem Rechtstr&#228;ger als privatn&#252;tzig zugeordnet ist. Diese genie&#223;t den Schutz der Eigentumsgarantie dann, wenn sie auf nicht unerheblichen Eigenleistungen des Versicherten beruht und zudem der Sicherung seiner Existenz dient (BVerfGE 69, 272, 300). Die vom FRG Betroffenen haben gegen den Versicherungstr&#228;ger in der Bundesrepublik jedoch erst durch das FRG einen verm&#246;genswerten Rechtsanspruch erhalten. Dieses neue Recht kann keinen "gr&#246;&#223;eren" Inhalt haben, als das Gesetz selbst bestimmt. Da das Gesetz das Recht erst gew&#228;hrt, das von Art. 14 GG gesch&#252;tzt sein soll, kann es (das Gesetz selbst) den Art. 14 nicht verletzt haben. Es kommt deshalb nicht mehr darauf an, da&#223; der vom FRG gew&#228;hrte Rentenanspruch jedenfalls - auch wenn es richtig sein sollte, da&#223; ein Rentenanspruch im allgemeinen dem Privateigentum so nahe steht, da&#223; er eigentums&#228;hnlich ist, insbesondere dieselbe rechtliche Bestandsfestigkeit besitzt wie das privatrechtliche Eigentum - nicht, auch nicht teilweise auf eigenen Leistungen des Rentenempf&#228;ngers an den Rentenversicherungstr&#228;ger in der Bundesrepublik beruht und deshalb als &#246;ffentlich-rechtliche Leistung sozialen Charakters nicht den Schutz der Eigentumsgarantie des Art. 14 GG genie&#223;t (BVerfGE 29, 22 ff.). Anders als in dem vom BSG am 09.09.1998 - B 13 RJ 5/98 R - entschiedenen Fall ist die Kl&#228;gerin bereits 1984 in das Bundesgebiet &#252;bergesiedelt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie durch das FRG eine verm&#246;genswerte Rechtsposition erlangt, die durch die 40%ige K&#252;rzung eingeschr&#228;nkt worden ist. Dieser Gesichtspunkt kann aber nur als ein m&#246;glicher Versto&#223; gegen den rechtsstaatlichen Grundsatz des Vertrauensschutzes bedeutsam sein (s. u.). Anspr&#252;che auf Sozialleistungen, die ausschlie&#223;lich darauf beruhen, da&#223; der Staat sie in Erf&#252;llung seiner F&#252;rsorgepflicht durch Gesetz einger&#228;umt hat, unterfallen grunds&#228;tzlich nicht dem Schutz des Art. 14 GG. Die Fremdrente ist aber gerade ein Anspruch, der sich ausschlie&#223;lich auf staatliche F&#252;rsorge zur&#252;ckf&#252;hren l&#228;&#223;t. Arbeitsleistung an sich reicht zur Begr&#252;ndung von nicht unerheblichen Eigenleistungen des Versicherten nicht aus, weil der Tr&#228;gern der Rentenversicherung in Deutschland keine Beitr&#228;ge zugeflossen sind. Schlie&#223;lich k&#246;nnen Eigenleistungen auch nicht als durch Art. 116 Abs. 1 GG gezahlt angesehen werden; denn Art. 116 Abs. 1 GG trifft lediglich eine Aussage dar&#252;ber, wer den Status eines Deutschen genie&#223;t (vgl. auch BSG vom 09.09.1998, Umdruck S. 11). Die Kl&#228;gerin kann gerade nicht verlangen, so gestellt zu werden, als h&#228;tte sie ihre gesamte Biographie in der Bundesrepublik zur&#252;ckgelegt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch eine Verletzung des allgemeinen Gleichheitssatzes (Art. 3 Abs. 1 GG) ist nicht gegeben. Bez&#252;glich der angegriffenen Norm stand dem Gesetzgeber gro&#223;e Gestaltungsfreiheit zu. Die Grenze bildet insofern allein das Willk&#252;rverbot. Das BSG hat (a.a.O., Umdruck, S. 8) hierzu (zum Renten&#252;berleitungs-Erg&#228;nzungsgesetz vom 24.06.1993) ausgef&#252;hrt, da&#223; der Gesetzgeber bem&#252;ht sein durfte, bei grunds&#228;tzlicher Aufrechterhaltung des Eingliederungsprinzipes des FRG eine Besserstellung gegen&#252;ber bundesdeutschen Versicherten zu vermeiden. Auch in der Literatur ist auf die nicht gerechtfertigte und verfassungsrechtlich bedenkliche Besserstellung von Aussiedlern gegen&#252;ber den &#220;bersiedlern hingewiesen worden (vgl. Schulin, Empfiehlt es sich, die Zuweisung von Risiken und Lasten im Sozialrecht neu zu ordnen?, Gutachten f&#252;r den 59. Deutschen Juristentag, 1992, E 124 f.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Angreifbar ist die beanstandete Norm insoweit, als sie einmal unecht zur&#252;ckwirkt und dabei auch keine die Kl&#228;gerin schonende &#220;bergangsregelung enth&#228;lt. Eine unechte R&#252;ckwirkung liegt vor, wenn eine Norm auf gegenw&#228;rtige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte f&#252;r die Zukunft einwirkt und damit die betroffene Rechtsposition nachtr&#228;glich entwertet (BVerfGE 51, 356, 362). &#167; 22 Abs. 4 FRG in der ab 07.05.1996 geltenden Fassung i. V. mit Art. 6 &#167; 4 c FANG in der ab 07.05.1996 geltenden Fassung wirkt insoweit unecht zur&#252;ck, als Berechtigte, die vor dem Stichtag 07.05.1996 ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in Deutschland genommen haben, und deren Rente nach dem 30.09.1996 beginnt, eine 40%ige K&#252;rzung hinzunehmen haben. Die Regelung hat auch die Konsequenz, da&#223; Berechtigte, die vor dem 01.01.1991 zugezogen sind und deren Rente nach dem 30.09.1996 beginnt, erstmals von einer K&#252;rzung erfa&#223;t werden, und zwar dergestalt, da&#223; die auf Grund der fremdrechtlichen Regelungen ermittelten Entgeltpunkte nicht mehr - wie bis dahin zu 100%, sondern ebenfalls nur noch zu 60% anerkannt werden (vgl. hierzu auch die Stellungnahme des Verbandes Deutscher Rentenversicherungstr&#228;ger vom 30.10.1998, S. 15, zum Rechtsgutachten Podlech/Azzola/Dieners).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Von diesen Auswirkungen ist gerade auch die Kl&#228;gerin betroffen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In diesem Punkt besteht auch der sie benachteiligende Unterschied im Vergleich zu dem vom BSG am 09.09.1998 entschiedenen Fall. Ihrem Argument, sie habe gegen die K&#252;rzung keine ausreichende private Vorsorge mehr treffen k&#246;nnen, kommt daher Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dennoch halten die angegriffenen Regelung auch insoweit einer verfassungsm&#228;&#223;igen &#220;berpr&#252;fung stand. Der Gesetzgeber ist nicht gehindert, zur Regelung bestimmter Lebenssachverhalte Stichtage einzuf&#252;hren, obwohl dies unvermeidlich gewisse H&#228;rten mit sich bringt. Die Wahl des Zeitpunktes mu&#223; sich allerdings am gegebenen Sachverhalt orientieren. Zu pr&#252;fen ist, ob der Gesetzgeber den ihm zukommenden Gestaltungsfreiraum in sachgerechter Weise genutzt, ob er die f&#252;r die zeitliche Ankn&#252;pfung in Betracht kommenden Faktoren hinreichend gew&#252;rdigt hat und ob sich die gefundene L&#246;sung im Hinblick auf den gegebenen Sachverhalt und das System der Gesamtregelung durch sachliche Gr&#252;nde rechtfertigen l&#228;&#223;t (BVerfGE 80, 297, 311; 87, 1, 43). Als Ankn&#252;pfungspunkt sachlich rechtfertigen l&#228;&#223;t sich der Stichtag 07.05.1996 auf Grund der Kabinettsentscheidung &#252;ber die Einbringung des Wachstums- und Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetzes und die entsprechende Unterrichtung der &#214;ffentlichkeit am n&#228;chsten Tage (08.05.1996). Der Einzelne kann sich auch nicht auf den Vertrauensschutz berufen, wenn sein Vertrauen auf den Fortbestand einer gesetzlichen Regelung eine R&#252;cksichtnahme durch den Gesetzgeber billigerweise nicht beanspruchen kann. Zwischen dem Ausma&#223; des Vertrauensschadens, den der Betroffene erleidet, und der Bedeutung, die der Gesetzgeber der Regelung zum Wohle der Allgemeinheit beimi&#223;t, mu&#223; abgewogen werden (BVerfGE 72, 141, 154 f.). Den Gesetzesmaterialien (BT- Drucks. 13/4610, S. 18 f.) ist zu entnehmen, da&#223; die Absenkung der Tabellenwerte um 40% bei allen zuk&#252;nftigen Rentenzug&#228;ngen unabh&#228;ngig vom Zeitpunkt des Zuzuges gerade zur Erhaltung der Akzeptanz der Leistungen nach dem FRG dienen sollte. Das mit der Fremdrentengesetzgebung verfolgte Ziel, die Vertriebenen und Sp&#228;taussiedler , die infolge der Auswirkungen des zweiten Weltkrieges ihre soziale Sicherheit verloren hatten, in das Rentenversicherungssystem der Bundesrepublik einzugliedern, sei weitestgehend erreicht. Die ein relativ hohes Rentenniveau sichernden Leistungen seien nur f&#252;r eine &#220;bergangszeit konzipiert worden. Diese sei &#252;ber 50 Jahre nach dem Ende des Krieges und nach der Wiedervereinigung bestimmt &#252;berschritten. Au&#223;erdem wurde die getroffene Regelung als ein nicht unerheblicher Beitrag zur Ausgabenbegrenzung und damit zur St&#228;rkung der Rentenversicherung angesehen. Die seit dem zweiten Halbjahr 1995 ung&#252;nstig verlaufende wirtschaftliche Entwicklung diente allgemein zur Begr&#252;ndung des eingebrachten Wachstums- und Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetzes, welches ein B&#252;ndel an Ma&#223;nahmen vorsah. Von diesen konnte die gesetzliche Rentenversicherung nicht ausgeschlossen werden. Diese Gr&#252;nde wiegen nach Auffassung des Senats schwerer als der Vertrauensschutz, welcher der Kl&#228;gerin zuzubilligen ist. Sie wird sich entgegenhalten lassen m&#252;ssen, da&#223; bei dem gebotenen Sparzwang gerade dort angesetzt werden konnte, wo nur schwer verst&#228;ndliche Verg&#252;nstigungen (vgl. Schulin a.a.O.) vorlagen. Die Aussiedler, die wie die Kl&#228;gerin von der Regelung betroffen sind, haben im ma&#223;geblichen Zeitraum &#252;berhaupt keine Beitr&#228;ge zur deutschen Rentenversicherung abgef&#252;hrt. Es war auch gerechtfertigt, die Lohn- und Beitragsbezogenheit der Renten zu st&#228;rken.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich war es aus Sicht des Senats auch nicht geboten, eine schonendere &#220;bergangsregelung f&#252;r die sog. rentennahen Jahrg&#228;nge, zu denen die Kl&#228;gerin z&#228;hlt, zu treffen. Bei der Ausgestaltung einer &#220;bergangsregelung steht dem Gesetzgeber ein weiter Gestaltungsspielraum zur Verf&#252;gung. Zwischen der sofortigen, &#252;bergangslosen Inkraftsetzung des neuen Rechts und dem ungeschm&#228;lerten Fortbestand begr&#252;ndeter subjektiver Rechtspositionen sind vielfache Abstufungen denkbar. Der Nachpr&#252;fung durch das BVerfG unterliegt nur, ob der Gesetzgeber bei einer Gesamtabw&#228;gung zwischen der Schwere des Eingriffs einerseits und dem Gewicht und der Dringlichkeit der ihn rechtfertigenden Gr&#252;nde andererseits unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde die Grenze der Zumutbarkeit &#252;berschritten hat (BVerfGE 76, 256 (362) unter Hinweis auf BVerfGE 21, 173 (183); 43, 242 (288 f.); 51, 356 (368 f.); 67, 1 (15 f.)). Da die getroffene Regelung hier jedoch schnell greifen sollte, um die Funktions- und Leistungsf&#228;higkeit des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung f&#252;r alle zu erhalten und der Arbeitsmarktlage und der ung&#252;nstigen wirtschaftlichen Entwicklung anzupassen, konnte der Gesetzgeber die getroffene &#220;bergangsregelung wegen des ihm einger&#228;umten gro&#223;en Gestaltungsspielraums auch wie geschehen treffen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 Sozialgerichtsgesetz (SGG).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Revision wird wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der Rechtssache zugelassen.</p>
114,522
lsgnrw-1999-09-10-l-3-ra-4598
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 3 RA 45/98
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-02-12T13:54:24
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0910.L3RA45.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Streitig ist, ob der Kl&#228;gerin von Januar 1992 bis Januar 1997 eine h&#246;here Rente zusteht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am ...1930 geborene Kl&#228;gerin ist Mutter zweier 1955 und 1960 geborener Kinder. Auf ihren Antrag vom 23.03.1990 bewilligte die Beklagte der Kl&#228;gerin mit Bescheid vom 03.05.1990 vorgezogenes Altersruhegeld wegen Arbeitslosigkeit ab 01.08.1990 in H&#246;he von 452,10 DM (423,17 DM netto). Dem Versicherungsverlauf zum Bescheid vom 03.05.1990 sind u.a. Kindererziehungszeiten von 13 Monaten, 6 Monate mit Pflichtbeitr&#228;gen mit Kindererziehung sowie weitere 5 Monate der Zahlung freiwilliger Beitr&#228;ge mit Kindererziehung zu entnehmen. Die Auswertung der gespeicherten Zeiten ergab eine Summe der anzurechnenden Monate von 303 sowie einen pers&#246;nlichen Vomhundertsatz von 45,24.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Rente stieg bis auf 613,76 DM monatlich im Januar 1997 an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Februar 1997 beantragte die Kl&#228;gerin Regelaltersrente wegen vollendetem 65. Lebensjahr, die ihr mit Bescheid vom 04.04.1997 ab Februar 1997 in H&#246;he von 838,87 DM (775,54 DM netto) bewilligt wurde. Der dieser Bewilligung zugrundegelegte Versicherungsverlauf enth&#228;lt im Zeitraum von Oktober 1955 bis Juni 1961 24 Monate Pflichtbeitr&#228;ge f&#252;r Kindererziehung sowie eine Ber&#252;cksichtigungszeit wegen Kindererziehung vom 01.09.1955 bis zum 30.06.1970. Als belegungsf&#228;hige Kalendermonate sind 427 Monate ausgewiesen, als Summe der pers&#246;nlichen Entgeltpunkte 17,9744.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid legte die Kl&#228;gerin Widerspruch ein und trug vor, sie habe nach dem SGB VI nunmehr 35 Jahre rentenrechtlicher Zeiten, bei deren Ber&#252;cksichtigung ihr bereits ab 01.08.1993 Altersruhegeld f&#252;r langj&#228;hrig Versicherte und ab 01.01.1992 Altersrente f&#252;r Frauen zugestanden h&#228;tte. Die Beklagte w&#228;re im Rahmen ihrer Aufkl&#228;rungspflicht gehalten gewesen, auf eine Antragstellung hinzuwirken. Die Beklagte wies die Kl&#228;gerin darauf hin, da&#223; entsprechende andere Renten innerhalb von drei Monaten nach Ablauf des Monates h&#228;tten beantragt werden m&#252;ssen, in dem die Anspruchsvoraussetzungen erf&#252;llt waren; bei sp&#228;terer Antragstellung beginne die Rente erst ab dem Antragsmonat, hier also im Februar 1997. Da der Widerspruch gegen den urspr&#252;nglichen Bewilligungsbescheid unzul&#228;ssig sei, betrachte sie das Schreiben der Kl&#228;gerin als &#220;berpr&#252;fungsantrag nach &#167; 44 SGB X.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 18.07.1997 lehnte die Beklagte sodann die r&#252;ckwirkende Gew&#228;hrung einer Altersrente f&#252;r Frauen ab 01.01.1992 sowie eine Altersrente f&#252;r langj&#228;hrige Versicherte ab 01.08.1993 mit der Begr&#252;ndung ab, eine Verletzung der Aufkl&#228;rungspflicht sei nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ihren Widerspruch hiergegen begr&#252;ndete die Kl&#228;gerin damit, sie habe erst durch den Rentenbescheid vom 04.04.1997 erfahren, da&#223; sie nach dem Rentenreformgesetz 1992 35 Jahre mit rentenrechtlichen Zeiten habe. Dies sei nach dem Bescheid vom 03.05.1990 unter Ber&#252;cksichtigung der damals geltenden Vorschriften des AVG nicht der Fall gewesen. F&#252;r sie sei daher nicht erkennbar gewesen, bereits ab 01.01.1992 die Voraussetzungen f&#252;r den Bezug einer Altersrente nach &#167; 39 SGB VI erf&#252;llt zu haben. Hierauf habe die Beklagte hinweisen m&#252;ssen, damit ein Rentenantrag rechtzeitig h&#228;tte gestellt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 17.11.1997 wies die Beklagte den Widerspruch der Kl&#228;gerin zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ihre Klage hat die Kl&#228;gerin damit begr&#252;ndet, die Rentenversicherungstr&#228;ger sollten in geeigneten F&#228;llen darauf hinweisen, da&#223; Leistungen beansprucht werden k&#246;nnten. Ein solcher Fall habe bei ihr vorgelegen, da sie selbst aus dem Rentenbescheid von 1990 nicht habe erkennen k&#246;nnen, da&#223; sie 1992 35 Jahre rentenrechtlicher Zeiten aufweisen werde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 30.04.1998 hat das Sozialgericht der Klage teilweise stattgegeben und die Beklagte verurteilt, der Kl&#228;gerin Regelaltersrente ab dem 01.08.1995 nach Ma&#223;gabe der gesetzlichen Bestimmungen zu gew&#228;hren. Die Voraussetzungen eines Herstellungsanspruches f&#252;r die Gew&#228;hrung einer Altersrente f&#252;r Frauen zum 01.01.1992 bzw. eine Altersrente f&#252;r langj&#228;hrig Versicherte, f&#252;r die die Kl&#228;gerin ab 01.08.1993 die &#252;brigen Voraussetzungen erf&#252;llt habe, hat das Sozialgericht mangels eines f&#252;r die Beklagte erkennbaren Beratungsbegehrens nicht als erf&#252;llt angesehen. Der Beklagten als Tr&#228;ger in einer Massenverwaltung k&#246;nne nicht abverlangt werden, s&#228;mtliche Rentenf&#228;lle ab dem 60. Lebensjahr individuell auf die jeweils in Betracht kommenden Umwandlungsm&#246;glichkeiten hin zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ein Herstellungsanspruch hinsichtlich der rechtzeitigen Beantragung der Regelaltersrente bestehe jedoch unter Ber&#252;cksichtigung von &#167; 115 Abs. 6 SGB VI. Danach sollten die Tr&#228;ger der Rentenversicherung in geeigneten F&#228;llen darauf hinweisen, da&#223; die Versicherten eine Leistung erhalten k&#246;nnen, wenn sie diese beantragen. Hierf&#252;r gen&#252;ge es jedoch nicht, da&#223; die Versicherten nicht ausreichend informiert seien und deshalb ein Antrag nicht gestellt werde. Es m&#252;sse vielmehr auch ein geeigneter Fall vorliegen. Dies sei nur dann anzunehmen, wenn das Bestehen einer Hinweispflicht ohne umfang reiche individuelle Pr&#252;fungen oder weitere Tatsachenfeststellungen m&#246;glich sei. F&#252;r einen allgemeinen Hinweis geeignet seien F&#228;lle dann, wenn der betreffende Personenkreis schon festgestellt oder aufgrund gespeicherter Tatbestandmerkmale mittels einfachen Computerprogrammes ermittelt werden k&#246;nne. Wenn ausschlie&#223;lich die Erreichung einer Altersgrenze, wie hier bei der Kl&#228;gerin des 65. Lebensjahres, f&#252;r die Zugeh&#246;rigkeit zum betroffenen Personenkreis ausschlaggebend sei, liege ein geeigneter Fall vor. Die Beklagte sei daher nach &#167; 115 Abs. 6 SGB VI verpflichtet gewesen, die Kl&#228;gerin auf die M&#246;glichkeit und, wegen des Rentenbeginns nach &#167; 99 SGB VI, auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Umwandlung ihrer vorgezogenen Rente in eine Regelaltersrente rechtzeitig zu beantragen. Es sei auch kein erheblicher Mehraufwand, allen Rentenanpassungsmitteilungen an Adressaten mit vollendetem 64. Lebensjahr einen Hinweis auf die Umwandlungsm&#246;glichkeit in Regelaltersrente zukommen zu lassen. Zweifel daran, da&#223; die Kl&#228;gerin im Falle zutreffender und rechtzeitiger Information einen rechtzeitigen Antrag gestellt h&#228;tte, best&#252;nden nicht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die fristgerechte Berufung der Beklagten, mit der sie darauf hinweist, da&#223; in der Literatur &#167; 115 Abs. 6 SGB VI als nicht anspruchsgew&#228;hrende Blankettformulierung angesehen werde. Selbst bei gegenteiliger Annahme sei unter Beachtung der vorhandenen Rechtsprechung sowie der Gesetzgebungsmaterialien deutlich, da&#223; eine Hinweispflicht hinsichtlich der M&#246;glichkeit, Regelaltersrente zu beantragen, nur dann bestehe, wenn die Regelaltersrente zugleich die erste Rentengew&#228;hrung darstelle. So s&#228;hen es auch die ab dem 01.07.1998 in Kraft getretenen gemeinsamen Richtlinien der Rentenversicherungstr&#228;ger vor.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das "Geeignetsein" in &#167; 115 Abs. 6 SGB VI k&#246;nne bei Nachfolgerenten nur an die Voraussetzung gekn&#252;pft sein, da&#223; in der Regel eine h&#246;here Rente zu erwarten sei. Dies sei einer Entscheidung des BSG zu entnehmen (8 RKn 1/97). Bei bisher nach dem AVG berechneten und nach &#167; 307 SGB VI umgewerteten Renten k&#246;nnten sich zwar auch im Einzelfall h&#246;here Rentenanspr&#252;che ergeben. Dies sei jedoch wegen des Zusammenwirkens der zahlreichen Berechnungsfaktoren nicht die Regel und von vornherein auch &#252;berhaupt nicht erkennbar. Zur Vermeidung von im Ergebnis dann doch zu keinem Vorteil f&#252;hrenden Hinweisen m&#252;sse also eine Probeberechnung durchgef&#252;hrt werden. Solche F&#228;lle seien nicht f&#252;r Hinweise geeignet im Sinne von &#167; 115 Abs. 6 SGB VI. Da der Beklagten aus den Versicherungsunterlagen der Kl&#228;gerin zudem die zu einer h&#246;heren Rentengew&#228;hrung f&#252;hrenden Daten ohne Nachforschung und ohne eine individuelle Neuberechnung nicht bekannt gewesen seien und aufgrund von Verwaltungserfahrungen auch nicht h&#228;tten bekannt sein m&#252;ssen, sei sie zu einem Hinweis auch nicht verpflichtet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Auf Anfrage hat die Beklagte erg&#228;nzend mitgeteilt, da&#223; die gemeinsamen Richtlinien zu &#167; 115 Abs. 6 SGB VI eine Hinweispflicht nur f&#252;r Erstbezieher von Renten enthalten. Mit der Akte der Kl&#228;gerin habe sich zwischen Januar 1992 und Februar 1997 kein Sachbearbeiter pers&#246;nlich befa&#223;t und auch nicht befassen m&#252;ssen. Die Umwertung der Rente nach &#167; 307 SGB VI wie auch die Neufeststellung nach Art. 82 RRG 92 zum 01.01.1992 sei maschinell durchgef&#252;hrt worden. Es sei durch aus m&#246;glich, Versicherte kurz vor Vollendung des 65. Lebensjahres mit Mitteln der EDV zu bestimmen und auf die M&#246;glichkeit einer Antragstellung hinzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Differenz zwischen der H&#246;he der nach dem AVG berechneten und ab 01.08.1990 gezahlten Rente und der nach SGB VI in der Fassung des WFG berechneten Rente ab 01.02.1997 beruhe in erster Linie auf der Anwendung von &#167; 262 SGB VI, beeinflu&#223;t durch die Bewertung der beitragsfreien Zeiten im Rahmen der Gesamtleistungsbewertung sowie der Bewertung der Beitragszeiten/Ausbildungszeiten bis Dezember 1956.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Ineinandergreifen der Faktoren sei kompliziert. Zu einer konkreten Aussage, ob die SGB VI-Rente h&#246;her als die AVG-Rente ausfallen w&#252;rde, habe es daher grunds&#228;tzlich einer vollst&#228;ndigen Rentenberechnung bedurft. 0hne Rentenberechnung k&#246;nne allenfalls die Vermutung bestehen, da&#223; sich die eine oder andere Regelung nach dem SGB VI g&#252;nstiger aus wirken k&#246;nne als die entsprechende Regelung des AVG.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten sei in der Zeit nach Verabschiedung des SGB VI von Anfang an klar gewesen, da&#223; die Berechnung einer Regelaltersrente nach dem SGB VI je nach Wirkung der einzelnen Berechnungsfaktoren in dem einen Fall zu einer h&#246;heren und dem anderen Fall zu einer niedrigeren Rente f&#252;hren konnte, wobei eine Verringerung sich jedoch nicht in einer niedrigeren Leistungsgew&#228;hrung habe auswirken k&#246;nnen, da die Entgeltpunkte nach &#167; 88 SGB VI gesch&#252;tzt blieben. Diesbez&#252;gliche Erkenntnisse h&#228;tten den Mitarbeitern der Beklagten seit Anfang 1990 zur Verf&#252;gung gestanden und seien - etwa bei Beratungsgespr&#228;chen - verwertbar gewesen. Zum Verh&#228;ltnis der F&#228;lle, in denen eine rechtzeitig in Anspruch genommene Regelaltersrente &#252;ber bisher bezogene Renten liegen w&#252;rde, l&#228;gen keine Erkenntnisse vor. Derzeit noch nicht berechnet seien etwa 300.000 F&#228;lle.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Dortmund vom 30.04.1998 aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie ist weiter der Meinung, da&#223; die Beklagte verpflichtet gewesen sei, ihr bei Vollendung des 65. Lebensjahres einen Hinweis auf die M&#246;glichkeit einer Umwandlung von vorgezogenem Altersruhegeld in Regelaltersrente nach dem SGB VI zu erteilen. Dies habe sie durch elektronische Datenverarbeitung sicherstellen k&#246;nnen. Eine weitergehende Pr&#252;fung sei, da s&#228;mtliche Versicherungsunterlagen bereits vorgelegen h&#228;tten, nicht erforderlich gewesen. Wegen Verletzung einer sonach bestehenden Hinweispflicht sei die Beklagte verpflichtet, ihr r&#252;ckwirkend ab dem 01.08.1995 die entgangenen h&#246;heren Rentenbez&#252;ge nachzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zu weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der beigezogenen Verwaltungsakten der Beklagten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist unbegr&#252;ndet. Das Sozialgericht hat mit dem angefochtenen Urteil zu Recht den Bescheid der Beklagten vom 18.07.1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 17.11.1997 aufgehoben und die Beklagte zur Zahlung einer Regelaltersrente ab dem 01.08.1995 nach Ma&#223;gabe der gesetzlichen Bestimmungen verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch steht der Kl&#228;gerin trotz Vers&#228;umung der Antragsfrist aus &#167; 99 Abs. 1 SGB VI zu, da sie als Rechtsfolge eines sozialrechtlichen Herstellungsanspruches in Verbindung mit &#167; 115 Abs. 6 SGB VI so zu stellen ist, als h&#228;tte sie den Antrag auf Regelaltersrente wegen Vollendung des 65. Lebensjahres, deren &#252;brige Voraussetzungen im August 1995 vorlagen (&#167;&#167; 35, 50 SGB VI), rechtzeitig gestellt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Verletzung einer Hinweispflicht aus &#167; 115 Abs. 6 Satz 1 SGB VI ist unabh&#228;ngig von einem wegen einer konkreten Aktenbearbeitung bestehenden Beratungsanla&#223; prinzipiell geeignet, einen sozialrechtlichen Herstellungsanspruch auszul&#246;sen (BSG B 5 RJ 62/97 R vom 22.10.1998 mit weiteren Nach weisen). Der Einwand der Beklagten, bis zur Bearbeitung des Antrages der Kl&#228;gerin vom Februar 1997 habe sich kein Mitarbeiter mit der Akte befa&#223;t, ist schon aus diesem Grund unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#167; 115 Abs. 6 SGB VI hat auch anspruchsgew&#228;hrenden Charakter. Die Vorschrift verschafft jedenfalls dem als Mitglied einer Fallgruppe bestimmbaren Adressaten eines Hinweises ein subjektiv-&#246;ffentliches Recht auf dessen Erteilung, das dementsprechend den Rentenversicherungstr&#228;ger verpflichtet, den Angeh&#246;rigen der Fallgruppe die entsprechenden Hinweise im Regelfall ("soll") zu geben (BSG a.a.O. sowie B 5 RJ 18/98 R vom 07.07.1998 unter Anschlu&#223; an die Rechtsprechung des 13. und 8. Senates, u.a. BSG 13 RJ 23/98 vom 22.10.1996 - BSGE 79, 168 ff. = SozR 3-2600 &#167; 115 Nr. 1 sowie 8 RKn 1/97 - BSG 81, 251 ff. = SozR 3-2600 &#167; 115 Nr. 2; a.A. Meyer, Gemeinschaftskommentar Rd-Nr. 44 zu &#167; 115 SGB VI ).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese Hinweispflicht h&#228;ngt auch nicht davon ab, da&#223; die Rentenversicherungstr&#228;ger jedenfalls im streitigen Zeitraum noch keine gemeinsamen Richtlinien nach &#167; 115 Abs. 6 Satz 2 SGB VI erlassen hatten, sondern dies erst durch den Erla&#223; der gemeinsamen Richtlinien der Rentenversicherungstr&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 115 Abs. 6 Satz 2 SGB VI, in Kraft ab dem 01.07.1998, geschehen ist (hierzu Zepke, DAngVers. 1998, 448). Die Richtlinien dienen n&#228;mlich nicht dazu, eine grunds&#228;tzlich bestehende Pflicht des Rentenversicherungstr&#228;gers aus &#167; 115 Abs. 6 Satz 1 SGB VI auszuhebeln, ihr Ziel ist es vielmehr, eine einheitliche Verwaltungs&#252;bung zu "geeigneten F&#228;llen" herbeizuf&#252;hren (Hessisches LSG, Urteil vom 29.09.1998 - L 12 RJ 866/98 -). Ausschlie&#223;lichkeitswirkung kommt ihnen keineswegs zu. Die Ansicht der Beklagten, die Hinweispflicht aus &#167; 115 Abs. 6 SGB VI bestehe nur in F&#228;llen der erstmaligen Beantragung, wird daher nicht durch den Hinweis gest&#252;tzt, da&#223; die gemeinsamen Richtlinien nur F&#228;lle der erstmaligen Beantragung betreffen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Hinweispflicht nach &#167; 115 Abs. 6 SGB VI keineswegs nur die erstmalige Rentenbeantragung, sondern vielmehr auch den &#220;bergang zwischen verschiedenen Rentenarten erfa&#223;t, ist im &#252;brigen in der Rechtsprechung anerkannt (BSG B 5 RJ 62/97 R vom 22.10.1998; Hessisches LSG, a.a.O., LSG NRW L 4 RA 70/98 (B 5 RA 40/99 R beim BSG anh&#228;ngig); L 18 KN 68/96 vom 22.07.1997). Dies erschlie&#223;t sich auch aus Sinn und Zweck der Vorschrift, wie die Gesetzesmaterialien belegen. Die Hinweispflicht nach &#167; 115 Abs. 6 SGB VI als besondere Auspr&#228;gung der allgemeinen Beratungs- und Hinweispflichten nach &#167; 16 ff. SGB I wurde eingef&#252;hrt zum Ausgleich f&#252;r die Einf&#252;hrung des harten Antragsprinzipes aus &#167; 99 Abs. 1 SGB VI, das f&#252;r alle Rentenarten und unabh&#228;ngig vom Vorbezug einer anderen Rentenart gilt. Der Bundestagsausschu&#223; f&#252;r Arbeit und Sozialordnung schlug seinerzeit vor, es solle ein entsprechender Hinweis in den F&#228;llen erfolgen, in denen es naheliege, da&#223; Versicherte Leistungen in Anspruch nehmen wollten, wie zum Beispiel bei der Regelaltersrente und bei der Hinterbliebenenrente; dies sei ein geeigneter Bereich f&#252;r eine konkrete Informationspflicht (Bundestagsdrucksache 11/5530, S. 46 zu &#167; 116 Abs. 6 f.). Ein sachlicher Grund f&#252;r eine Differenzierung zwischen erstmaligen Renten und Anschlu&#223;renten ist auch dar&#252;ber hinaus solange jedenfalls nicht ersichtlich, wie man dem Gesetzgeber nicht blank unterstellen mu&#223;, durch die Einf&#252;hrung von im Einzelfall &#252;bersehenen Antragserfordernissen Einsparungen vorzunehmen (BSG SozR 3-2600 &#167; 115 Nr. 1 mit weiteren Nachweisen der unver&#246;ffentlichten Dokumente, wonach in den Beratungen zum RRG 1992 erwogen wurde, Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung k&#246;nnten durchaus auch unter Nutzung der M&#246;glichkeiten der automatisierten Datenverarbeitung von Amts wegen erbracht werden, was dann allerdings wegen der vermuteten Gefahr gr&#246;&#223;erer Nachzahlungen nicht umgesetzt wurde).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Einf&#252;hrung des Antragserfordernisses nach &#167; 99 SGB VI wie dementsprechend auch die gleichfalls alle Rentenarten betreffende Hinweispflicht aus &#167; 115 Abs. 6 SGB VI ist viel mehr mit dem Bestreben des Gesetzgebers zu erkl&#228;ren, den Versicherten durch die Wahl des Antragszeitpunktes ein Gestaltungsrecht einzur&#228;umen, wie es nach dem Recht der RVO beispielsweise in &#167; 1248 Abs. 6 RVO der Fall war. Diese Regelung sollte den Versicherten die M&#246;glichkeit geben, weitere Beitr&#228;ge f&#252;r die Erf&#252;llung einer Wartezeit oder zur Verbesserung der Rentenh&#246;he zu entrichten (amtliche Begr&#252;ndung BT-Drs. 4/2572 S. 24 zu Nr. 6). Im SGB VI fehlt eine dem &#167; 1248 Abs. 6 RVO entsprechende Regelung. Dies hat seinen Grund darin, da&#223; mit dem Rechts&#252;bergang von der RVO zum SGB VI das Versicherungsfallprinzip durch das Rentenbeginnprinzip abgel&#246;st wurde. Konsequent ist die Systematik des SGB VI f&#252;r alle Rentenarten auf den Rentenbeginn, dessen Regelung vereinheitlicht werden sollte, ausgerichtet worden (Amtliche Begr&#252;ndung zum RRG 1992 vom 07.03.1989, Bundestagsdrucksache 11/4124, S. 175 zu &#167; 98). Anstelle der M&#246;glichkeit, den Zahlungsbeginn einer Rente durch die Verschiebung des Versicherungsfalls zu beeinflussen, haben die Versicherten im Recht des SGB VI nunmehr Einflu&#223; auf Beginn und H&#246;he der Rente durch die Wahl des Zeitpunktes der Antragstellung (vgl. &#167;&#167; 75, 77 SGB VI). Dabei hat der Gesetzgeber auch bewu&#223;t die Folgen einer sp&#228;teren Antragstellung geregelt (BSG SozR 3-2600 &#167; 115 Nr. 1 mit Nachweis der teilweise nicht ver&#246;ffentlichten Materialien). Exemplarisch f&#252;r eine Anspruchskonstellation, in der der Versicherte durch Wahl des Antragszeitpunktes Einflu&#223; auf seine Rentenh&#246;he nehmen kann, steht &#167; 115 Abs. 3 SGB VI, wonach die Bezieher einer Rente wegen EU oder BU bestimmen k&#246;nnen, da&#223; ihr Rente nicht ab Vollendung des 65. Lebensjahres als Regelaltersrente weiter geleistet wird. Es ergibt sich hieraus, da&#223; die vom Gesetzgeber beabsichtigte Dispositionsm&#246;glichkeit in Form der Wahl des Antragszeitpunktes gerade beim &#220;bergang zwischen verschiedenen Rentenarten f&#252;r die Versicherten von Bedeutung ist, und den in den Gesetzesmaterialien genannten Beispielen der Antr&#228;ge auf Regelaltersrente und Hinterbliebenenrente bei Beachtung der gesetzgeberischen Zielsetzung hinsichtlich des Antragserfordernisses im &#252;brigen nicht die Bedeutung beigemessen werden kann, eine Hinweispflicht solle nur bei Antr&#228;gen auf erstmalig zu gew&#228;hrende Renten bestehen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bei der Kl&#228;gerin lag im hier in Betracht kommenden Antragszeitraum nach &#167; 99 Abs. 1 SGB VI bis einschlie&#223;lich Oktober 1995 ein geeigneter Fall und damit eine Hinweispflicht der Beklagten nach &#167; 115 Abs. 6 SGB VI vor, da die Kl&#228;gerin nach den bei der Beklagten bereits gespeicherten und f&#252;r die Berechnung der zuvor bezogenen Rente bereits aufgearbeiteten Daten ihres Versicherungsverlaufes zu einem abgrenzbaren und mittels EDV zu bestimmenden Personenkreis von Beziehern einer nach dem AVG berechneten Rente z&#228;hlte, bei dem sich in einer nennenswerten Anzahl von F&#228;llen, wenn nicht gar typischerweise bei Beantragung der nach dem SGB VI zu berechnen den Regelaltersrente eine Besserstellung ergibt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Besserstellung der Kl&#228;gerin nach dem Recht des SGB VI gegen&#252;ber der Rentenberechnung nach dem AVG folgt aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren, wie insbesondere aus der Anwendung von &#167; 262 SGB VI, der Andersbewertung der beitragsfreien Zeiten im Rahmen der Gesamtleistungsbewertung und der Bewertung der Beitrags- und Ausbildungszeiten bis Ende 1956.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach dem Recht des AVG (Art. II &#167; 54 b Abs. 1 AnVNG) war die Rente nach Mindesteinkommen f&#252;r nach dem 31.12.1972 eingetretene Rentenf&#228;lle in der Weise geregelt, da&#223; der Versicherte bis zum Rentenfall mindestens 25 Jahre (300 Versicherungsmonate) ohne Zeiten der freiwilligen Versicherung und Ausfallzeiten zur&#252;ckgelegt haben mu&#223;te. Die 25 Jahre mu&#223;ten mit Pflichtbeitr&#228;gen und - soweit vorhanden - mit Ersatzzeiten erreicht werden. Erf&#252;llte der Versicherte diese Voraussetzungen, wurde er bei der Rentenberechnung hinsichtlich der Pflichtbeitragszeiten vor dem 01.01.1973 so behandelt, als habe er 75% dessen verdient, was der Durchschnitt aller Versicherten verdient hatte. Dagegen bezieht die Mindestbewertung nach &#167; 262 SGB VI alle bis zum 31.12.1991 entrichteten vollwertigen Pflichtbeitr&#228;ge in die Mindestbewertung ein. Ergibt sich aus allen zur&#252;ckgelegten Pflichtbeitragszeiten ein geringerer Durchschnittswert als 0,0625 Entgeltpunkte je Monat, wird der Durchschnitt der bis zum 31.12.1991 vorhandenen vollwertigen Pflichtbeitr&#228;ge um das 1,5-Fache, h&#246;chstens jedoch auf 75% des Durchschnittsentgelts aller Versicherten angehoben. Voraussetzung sind dabei nicht 25, sondern 35 Jahre mit rentenrechtlichen Zeiten. Zu den 35 Jahren mit rentenrechtlichen Zeiten z&#228;hlen jetzt nicht nur Pflichtbeitr&#228;ge und Ersatzzeiten, sondern auch Ber&#252;cksichtigungszeiten wegen Kindererziehung bzw. wegen Pflege, freiwillige Beitr&#228;ge und Anrechnungszeiten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte die in Art. II &#167; 54 b AnVNG geforderten 25 Jahre nicht erf&#252;llt, so da&#223; seinerzeit eine Anhebung ihrer Pflichtbeitr&#228;ge auf den 75%-Wert nicht m&#246;glich war. Durch die g&#252;nstigere Bewertung der Kindererziehungszeiten, insbesondere die Einf&#252;hrung der rentenrechtlichen Kindererziehungspauschale, der gleichfalls eingef&#252;hrten 2 Monate Anrechnungszeit wegen Schwangerschaft sowie weiterer 9 Monate einer pauschalen Anrechnungszeit profitierte die Kl&#228;gerin jedoch schon zum 01.01.1992 wegen der nunmehr erreichten 35 Versicherungsjahre von dem in Art. 82 Rentenreformgesetz 1992 (RRG 1992) vorgesehenen Zuschlag an pers&#246;nlichen Entgeltpunkten; die AVG-Rente wurde bereits f&#252;r Bezugszeiten ab dem 01.01.1992 um einen Zuschlag in H&#246;he von 2,8013 Entgeltpunkten erh&#246;ht. Allerdings hatte Art. 82 RRG 1992 nur eine Anhebung der Pflichtbeitr&#228;ge bis zum 31.12.1972 vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zur f&#252;r die Rentenh&#246;he entscheidenden Anwendung der Regelung des SGB VI zur Rente nach Mindesteinkommen in &#167; 262 SGB VI kam es erst bei der Beantragung der Regelaltersrente nach &#167; 35 SGB VI.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Eine Ver&#228;nderung in der Bewertung der beitragsfreien Zeiten der Kl&#228;gerin ergab sich insofern, als ihre 31 Monate Anrechnungszeit wegen Arbeitslosigkeit nach &#167; 32 a Abs. 3 AVG 116,87 Werteinheiten (1,1687 Entgeltpunkte) ergab, w&#228;hrend der Gesamtleistungswert aus der Vergleichsbewertung nach &#167; 73 SGB VI zu einem Wert von monatlich 0,0507 Entgeltpunkten, insgesamt 1,5717 Entgeltpunkten f&#252;hrte. Dar&#252;ber hinaus waren bei ihr erstmals bei der nach dem SGB VI in der Fassung des WFG berechneten Regelaltersrente 2 Monate Anrechnungszeit wegen Schwangerschaft sowie 9 Monate pauschale Anrechnungszeit mit dem vollen Gesamtleistungswert von 0,0596 Entgeltpunkten, insgesamt 0,6556 Entgeltpunkte hinzugekommen, was ein Plus von 1,0586 Entgeltpunkten ergab. Letztlich wirkte sich auch die Bewertung der ersten 36 Kalendermonate mit Pflichtbeitr&#228;gen f&#252;r Zeiten einer versicherten Besch&#228;ftigung, die als Zeiten einer beruflichen Ausbildung gelten und gleichzeitig Anrechnungszeiten darstellten (April 1946 bis April 1948 und Oktober 1948 bis August 1949) mit 0,9671 zus&#228;tzlichen Entgeltpunkten aus. Dagegen war zuvor nach &#167; 32 Abs. 4 a AVG der Monatsdurchschnitt mit den Pflichtbeitr&#228;gen der ersten 5 Kalenderjahre h&#246;her; es gab also keine zus&#228;tzlichen Werteinheiten. F&#252;r die Ausbildungszeit (die versicherungsfrei absolvierte Lehre) gab es aus den vor dem 01.01.1965 zur&#252;ckgelegten Beitragszeiten nur einen Monatsdurchschnitt von 2,93 Werteinheiten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wurde damit direkt insbesondere durch die er weiterte Ber&#252;cksichtigung und mittelbar durch die Neubewertung ihrer Kindererziehungszeiten sowie der Ber&#252;cksichtigungszeiten wegen ihrer Kindererziehung nach dem SGB VI im Verh&#228;ltnis zu der nach dem AVG bestehenden Rechtslage bessergestellt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Damit geh&#246;rte sie zu der abgrenzbaren und schon vor Inkrafttreten des SGB VI, erst recht dann bei Vollendung ihres 65. Lebensjahres f&#252;r die Beklagte erkennbar beg&#252;nstigten Zielgruppe von Frauen mit Kindererziehungszeiten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bereits nach den Materialien zum RRG 1992 war n&#228;mlich der Wille des Gesetzgebers deutlich erkennbar, die Alterssicherung f&#252;r Frauen zu verbessern und die Neuregelung bzw. -bewertung von Kindererziehungszeiten als Instrument dieses Vorhabens einzusetzen. Im Bericht des Ausschusses f&#252;r Arbeit und Sozialordnung (BTDrs 11/5530) zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung - RRG 1992 -, der Fraktionen (BTDrs 11/4124) sowie dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung (BTDrs 11/4452, S. 39) hei&#223;t es auf Seite 44: "Die Mitglieder der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP f&#252;hrten die M&#228;ngel der f&#252;r die Anrechnung von Ausfallzeiten ma&#223;geblichen Halbbelegung (nach AVG/RVO) an. So habe das damit verbundene "Alles-oder-Nichts-Prinzip" in erster Linie Frauen aufgrund ihrer Erwerbsbiographie betroffen. Die Halbbelegung werde von jeder zweiten verheirateten Frau mit Kindern nicht erf&#252;llt ... Das Gesamtleistungsmodell werde die Anrechnung und Bewertung beitragsfreier Zeiten (zugunsten der Frauen) auf der Grundlage des Beitrags der Versicherten zur Solidargemeinschaft regeln. Die Bewertung er folge in Abh&#228;ngigkeit von der Gesamtleistung der Beitragszahlung w&#228;hrend des gesamten Versicherungslebens, das mit dem vollendeten 16. Lebensjahr beginne und mit dem jeweiligen Versicherungsfall ende. L&#252;cken im Versicherungsleben w&#252;rden den Gesamtleistungswert mindern, wobei jedoch k&#252;nftig 6 hohe Beitr&#228;ge in einem Kalenderjahr nicht g&#252;nstiger wirkten als 12 halb so hohe Beitr&#228;ge im gleichen Zeitraum. Dieses Prinzip werde durch verschiedene Regelungen erg&#228;nzt, um sozialpolitisch nicht gew&#252;nschte Auswirkungen zu vermindern. Die nun eingef&#252;hrten Kindererziehungs- und Pflegeber&#252;cksichtigungszeiten w&#252;rden sich f&#252;r die Gesamtleistungsbewertung so auswirken, als seien Beitr&#228;ge auf der Grundlage von 75 v.H. des durchschnittlichen Entgelts der Versicherten entrichtet worden. Dies bewirke, da&#223; durch Kindererziehung und Pflege verursachte L&#252;cken die Gesamtleistungsbewertung nicht absenkten bzw. diese sogar erh&#246;hten, soweit der Wert aus den &#252;brigen Zeiten oder w&#228;hrend dieser Zeit unter 75% liege." Weiter a.a.O., S. 49 unter der &#220;berschrift "C Familienbezogene Elemente" hei&#223;t es: " ... Eine weitere Verbesserung sei die Einf&#252;hrung von Ber&#252;cksichtigungszeiten f&#252;r Kindererziehung und Pflege. Im Gesamtleistungsmodell werde durch die Ber&#252;cksichtigungszeiten f&#252;r Kindererziehung und Pflege der Gesamtleistungswert verbessert." Weiter a.a.O., S. 55: ... "Mit dem Rentenreformgesetz 1992 w&#252;rden k&#252;nftig auch die Pflichtbeitr&#228;ge der Jahre 1971 bis 1973 in die Rente nach Mindesteinkommen einbezogen ... Voraussetzung f&#252;r die Anhebung sei k&#252;nftig eine 35-j&#228;hrige Wartezeit, auf die jedoch - statt wie bisher bei der 25-j&#228;hrigen Wartezeit - auch Kinder- und Pflegeber&#252;cksichtigungszeiten sowie Ausfallzeiten und freiwillige Beitragszeiten angerechnet w&#252;rden. Man gehe davon aus, da&#223; sich dies f&#252;r Frauen mit Kindern als eine Erleichterung der Zugangsvoraussetzungen auswirke." Eine Ausweitung des Rentenvolumens war ebenso deutlich bereits vom Gesetzgeber gesehen worden. In der a.a.O., Bl. 94, eingef&#252;gten Tabelle zu den finanziellen Auswirkungen von Einzelma&#223;nahmen wird hinsichtlich der Neuordnung der beitragsfreien und beitragsgeminderten Zeiten ein j&#228;hrlicher Mehrbedarf von zwischen 100 und 600 Millionen f&#252;r die Jahre 1993 bis 2010 angenommen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die familienpolitische Zielsetzung wie auch die hierauf zur&#252;ckzuf&#252;hrenden zu erwartenden finanziellen Auswirkungen fanden in der Fachliteratur eine der Bedeutung des Gesetzgebungsvorhabens entsprechende Resonanz (vgl. statt anderer: Tureck, Entwurf eines Rentenreformgesetzes 1992, Die Angestelltenversicherung 1989, 365 f.; RRG 1992: Auswirkungen auf die Anwartschaftsstruktur der Versicherten, Die Angestelltenversicherung 1990, 93 f.).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Insbesondere war der durch die Anrechnung von Kindererziehungszeiten entstehende finanzielle Mehrbedarf erkannt und hinsichtlich seiner unzureichenden Deckung kritisiert worden: "Weder im SGB VI (Art. 1 RRG 1992) noch in den &#252;brigen Artikeln des RRG 1992 ist eine konkrete Verpflichtung enthalten, da&#223; der Bund die Aufwendungen sowohl aus der Anrechnung von Kindererziehungszeiten (&#167; 56 SGB VI) als auch von Ber&#252;cksichtigungszeiten wegen Kindererziehung (&#167; 57 Abs. 1 SGB VI) zu tragen hat. Lediglich im allgemeinen Teil der Begr&#252;ndung des Entwurfes eines RRG 1992 (BTDrs 11/4124) finden sich auf Seite 142 Ausf&#252;hrungen, wonach "vorgesehen ist, da&#223; die Aufwendungen f&#252;r Zeiten der Kindererziehung k&#252;nftig nicht mehr vom Bund erstattet werden, sondern der Bundeszuschu&#223; zur Abgeltung dieser Aufwendungen im Jahre 1992 zus&#228;tzlich um die Aufwendungen f&#252;r Kindererziehungszeiten im Jahre 1991 in H&#246;he von voraussichtlich 4,8 Milliarden DM erh&#246;ht wird" ... Die gewi&#223; nicht geringen Aufwendungen der Versicherungstr&#228;ger aus der Anrechnung von Ber&#252;cksichtigungszeiten wegen Kindererziehung, die in dem Betrag von 4,8 Milliarden DM nicht enthalten sein k&#246;nnen, werden nicht erw&#228;hnt" (Tureck, a.a.O.). Zur Absch&#228;tzung der sich ergebenden Ver&#228;nderungen der Anwartschaftsstruktur der Versicherten wie auch des damit einhergehenden Finanzbedarfes wurde auf der Basis des Rentenzugangs aus dem Jahre 1988 eine Stichprobenrechnung in 90.000 F&#228;llen und damit im Umfange von rund 17% des gesamten Rentenzuganges dieses Jahres in der Arbeiterrentenversicherung und der Angestelltenversicherung durchgef&#252;hrt. Hierbei wurde festgestellt, da&#223; die zu erwartenden Auswirkungen auf das Anwartschaftsvolumen insgesamt und damit auf die durchschnittlichen Rentenh&#246;hen als eher gering einzustufen seien. So sei davon auszugehen, da&#223; sich das Anwartschaftsvolumen im Rentenzugang kurzfristig lediglich um etwa 1 bis 2% erh&#246;hen werde. Anders als die eher geringen globalen Effekte der Neuregelung zun&#228;chst erwarten lie&#223;en, m&#252;sse allerdings mit sp&#252;rbaren Auswirkungen auf die individuellen Rentenanwartschaften gerechnet werden. F&#252;r den Rentenzugang 1992 er g&#228;ben sich insbesondere f&#252;r die Frauen durch die Ma&#223;nahmen des RRG 1992 zum Teil erhebliche Steigerungen der Anwartschaften im Vergleich zum alten Recht, und zwar f&#252;r die Frauen der Arbeiterrentenversicherung in H&#246;he von 7,9% und f&#252;r die Frauen der Angestelltenversicherung in H&#246;he von 3,3%. Zu Beginn der &#220;bergangsphase 1992 f&#252;hrten die Neuregelungen des RRG 1992 f&#252;r knapp 38% der M&#228;nner und f&#252;r mehr als 54% der Frauen zu einer Anwartschaftserh&#246;hung. Dagegen erg&#228;ben sich f&#252;r 35% der M&#228;nner, aber nur f&#252;r 17% der Frauen Anwartschaftsminderungen. Erheblich h&#246;her (als bei den M&#228;nnern) fielen die durchschnittlichen Erh&#246;hungs- und Minderungsbetr&#228;ge bei den Frauen aus. Aufgrund der im Regelfall geringeren Rentenanwartschaften der Frauen f&#252;hre dies zu relativen &#196;nderungen in beachtlicher H&#246;he. Zu Beginn der &#220;bergangsphase belaufe sich der durchschnittliche Erh&#246;hungsbetrag f&#252;r die bessergestellten Frauen auf 83,-- DM bzw. 12% der f&#252;r diesen Personenkreis ermittelten Durchschnittsrente nach geltendem Recht. In diesem Zusammenhang sei auf das mit der Rentenreform verbundene Ziel hinzuweisen, die rentenrechtliche Sicherung von denjenigen Personen zu verbessern, die aus famili&#228;ren Gr&#252;nden ihre Erwerbst&#228;tigkeit eingeschr&#228;nkt oder g&#228;nzlich auf eine solche verzichtet h&#228;tten. Zu nennen sei hier zun&#228;chst die Ausdehnung der Anrechnung von Kindererziehungszeiten, dann die Einf&#252;hrung von Ber&#252;cksichtigungszeiten wegen Kindererziehung oder -pflege und sodann die Gesamtleistungsbewertung. Da&#223; die familienbezogenen Ma&#223;nahmen einen erheblichen Einflu&#223; auf die Entwicklung der Anwartschaftsstruktur h&#228;tten, werde erkennbar, wenn man in der Gruppe der Frauen eine Unterscheidung danach vornehme, ob Kindererziehungszeiten vorl&#228;gen. Hier zeige sich verst&#228;rkt eine Anwartschaftserh&#246;hung durch das RRG 1992 bei Frauen, f&#252;r die Kindererziehungszeiten angerechnet w&#252;rden. Dies betreffe sowohl die Anteilswerte als auch den Umfang der Anwartschaftsver&#228;nderung. So f&#252;hre die Neuregelung des RRG 1992 zu Beginn der &#220;bergangsphase (ab 1992) f&#252;r rund 56% der Frauen mit Kindererziehungszeiten zu Anwartschaftserh&#246;hungen im Vergleich zu den rund 49% der Frauen ohne Kindererziehungszeiten. Dem st&#252;nden Anwartschaftsminderungen bei knapp 14% der Frauen mit Kindererziehungszeiten und bei rund 29% der Frauen ohne Kindererziehungszeiten gegen&#252;ber (Reimann/Tenbusch, a.a.O. mit Zusammenstellung der Einzeldaten).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei der aufgrund der bereits gespeicherten Zeiten und Altersdaten mit Mitteln der EDV daher leicht abgrenzbaren Gruppe von Frauen mit Kindererziehungszeiten wie der Kl&#228;gerin handelt es sich damit seit Ver&#246;ffentlichung der Gesetzesmaterialien erkennbar um einen abstrakt bestimmbaren Adressatenkreis eines Hinweises auf der Grundlage von &#167; 115 Abs. 6 SGB VI, bei dem die Beklagte dementsprechend zumindest bei der ebenfalls mit Mitteln der EDV leicht zu &#252;berwachenden Erreichung der Altersgrenze von 65 Jahren zum Hin weis auf eine Antragstellung verpflichtet war.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich eine Besserstellung einer absoluten Mehrheit der Antragsteller bei Stellung eines Antrages ergibt bzw. ergeben h&#228;tte, h&#228;lt der Senat im Gegensatz zur Rechtsprechung des Bundessozialgerichtes (B 5 RJ 62/97 R vom 22.10.1998) mit R&#252;cksicht auf die eingehend beschriebenen gesetzgeberischen Zielvorstellungen nicht f&#252;r ein geeignetes Kriterium zur Abgrenzung des Kreises geeigneter F&#228;lle f&#252;r eine Hinweispflicht im Rahmen von &#167; 115 Abs. 6 SGB VI.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Verwirklichung vom Gesetzgeber zugestandener sozialer Rechte kann unter Beachtung des Auslegungszieles einer m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung dieser Rechte (&#167;&#167; 2 Abs. 2, 17 Abs. 1 Nr. 1 SGB I) nicht von einem Mehrheitserfordernis abh&#228;ngig gemacht werden. F&#252;r diese zus&#228;tzliche, im Gesetz nicht enthaltene Voraussetzung sieht der Senat weder eine gesetzliche Grundlage noch im &#252;brigen Notwendigkeit.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dies gilt um so mehr, als sich die Frage, ob es im Einzelfall tats&#228;chlich zu einer Besserstellung infolge der Antragstellung kommt, wegen der Vielzahl teilweise gegenl&#228;ufig wirkender Faktoren der Rentenberechnung ohnehin erst durch Berechnung im Einzelfall kl&#228;ren l&#228;&#223;t, die wiederum nicht automatisch, sondern erst auf ein Auskunftsersuchen hin oder im Rahmen einer zu bearbeitenden Antragstellung durchgef&#252;hrt wird. So hat die Beklagte selbst einger&#228;umt, keine Information zum Verh&#228;ltnis der F&#228;lle zu besitzen, in denen sich eine Besserstellung ergibt zu den F&#228;llen, in denen dies nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Auf eine &#220;berlastung bei Berechnung der nach Angaben der Be klagten noch etwa 30.000 ungekl&#228;rten F&#228;lle kann sich die Be klagte nicht berufen. Solange der Gesetzgeber sie nicht im Einzelfall (zum Beispiel bei der Aussetzung der Verpflichtungen nach &#167; 149 Abs. 2 SGB VI durch &#167; 274 b SGB VI bis zum 31.12.1996) von einer gesetzlichen Pflicht entbindet, ist die Beklagte gehalten, die zur Durchf&#252;hrung ihrer Aufgaben erforderlichen personellen und sachlichen Kapazit&#228;ten sicherzustellen. Eine &#220;berlastung durch die Abarbeitung noch etwa 300.000 "offener" F&#228;lle h&#228;lt der Senat zudem f&#252;r unwahrscheinlich, nachdem es bereits 1989 mit den damals eher weniger weitreichenden M&#246;glichkeiten und Kapazit&#228;ten der EDV m&#246;glich war, 90.000 F&#228;lle rein probeweise durchzurechnen (Reimann/Tenbusch, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 Abs. 1 SGG, die Zulassung der Revision auf &#167; 160 Abs. 1 Nr. 2 SGG.</p>
114,523
lsgnrw-1999-09-10-l-3-rj-1798
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 3 RJ 17/98
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:50
2019-02-12T13:54:24
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0910.L3RJ17.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Streitig ist die Anrechnung einer Rente aus der gesetzlichen Unfallversicherung auf die Regelaltersrente des Kl&#228;gers aus der gesetzlichen Rentenversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am ...1930 geborene Kl&#228;ger bezog seitens der Beklagten aufgrund einer Bewilligung von 10.08.1989 Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit nach einem am 23.06.1989 eingetretenen Versicherungsfall.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 22.08.1995 beantragte er die Umwandlung dieser Rente in die Regelaltersrente.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 14.11.1995 bewilligte die Beklagte die Regelaltersrente anstelle der Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit mit Beginn ab dem 01.01.1996 in H&#246;he von 2.378,55 DM brutto, 2.209,68 DM netto.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Bau-Berufsgenossenschaft (BG) Wuppertal bewilligte dem Kl&#228;ger mit Bescheid vom 15.08.1996 wegen der Folgen einer Asbestose eine Rente aus der Unfallversicherung mit Leistungsbeginn am 28.02.1996 auf der Grundlage eines Jahresarbeitsverdienstes aus dem Jahr 1972 von 12.445,48 DM, fortgeschrieben zum 01.07.1996 auf 40.016,35 DM und einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 20 % in H&#246;he von monatlich 442,55 DM ab dem 01.02.1996 und 444,63 DM ab dem 01.07.1996. Als Zeitpunkt des Versicherungsfalles wurde in diesem Bescheid der 27.02.1996 als Tag des Beginns der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit im Sinne von &#167; 551 Abs. 3 Satz 2 RVO angenommen. Die Nachzahlung von 3.174,790 DM f&#252;r die Zeit vor Aufnahme der laufenden Zahlung ab dem 01.10.1996 wurde zun&#228;chst f&#252;r einen Erstattungsanspruch der Beklagten einbehalten und sp&#228;ter an den Kl&#228;ger ausgezahlt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 22.10.1996 hob die Beklagte den Bescheid vom 14.11.1995 ab dem 01.03.1996 wegen des Zusammentreffens seiner Altersrente mit der Rente aus der Unfallversicherung jenseits eines Grenzbetrages von 2.401,19 DM teilweise auf und bewilligte ab dem 01.12.1996 eine monatliche Altersrente in H&#246;he von 2.098,56 DM brutto, entsprechend 1.940,12 DM netto. Eine &#220;berzahlung von 2.518,22 DM f&#252;r die Zeit vom 01.03.1996 bis zum 30.11.1996 werde von der BG zur&#252;ckgefordert; nicht erstattete Betr&#228;ge seien vom Kl&#228;ger zur&#252;ckzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Seinen Widerspruch begr&#252;ndete der Kl&#228;ger unter Verweis auf &#167; 93 Abs. 5 Nr. 1 SGB VI damit, eine Anrechnung der Unfallrente auf die Regelaltersrente d&#252;rfe nicht stattfinden, weil der Leistungsfall aus der Unfallversicherung, der 27.02.1996, nach dem Beginn der Regelaltersrente eingetreten sei. Die r&#252;ckwirkende Einf&#252;gung von Satz 2 in &#167; 93 Abs. 5 SGB VI sei f&#252;r ihn nachteilig und daher unbeachtlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit weiterem Bescheid vom 14.01.1997 hob die Beklagte den Bescheid vom 15.11.1995 unter Bezugnahme auf &#167; 48 Abs. 1 SGB X teilweise auf und forderte 2.518,22 DM zur Erstattung an. Mit Widerspruchsbescheid vom 11.03.1997 wies sie den Widerspruch des Kl&#228;gers als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck und berief sich auf &#167; 93 Abs. 5 Satz 2 SGB VI in der Fassung des Wachstums- und Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetzes (WFG) vom 25.09.1996, woraus sich ergebe, da&#223; der Zeitpunkt des Versicherungsfalls bei Berufskrankheiten der letzte Tag sei, an dem der Versicherte versicherte T&#228;tigkeiten verrichtet habe, die ihrer Art nach geeignet gewesen seien, die Berufskrankheit zu verursachen. Ma&#223;geblich sei daher nicht der von der Bau-BG festgestellte Leistungsfall vom 27.02.1996, sondern der Zeitpunkt der Aufgabe der letzten Besch&#228;ftigung. Da dieser Zeitpunkt vor Beginn der Altersrente liege, sei die Unfallrente auf die Regelaltersrente anzurechnen. Diese Regelung sei auf den Fall des Kl&#228;gers anzuwenden, da sie r&#252;ckwirkend ab dem 01.01.1992 in Kraft getreten sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kl&#228;ger am 24.03.1997 Klage erhoben und das r&#252;ckwirkende Inkrafttreten des &#167; 93 Abs. 5 Satz 2 SGB VI aus rechtsstaatlichen Gr&#252;nden f&#252;r unbeachtlich gehalten. Er hat weiter Besitzschutz hinsichtlich des Zahlbetrages der durch Bescheid vom 10.08.1989 bewilligten Rente in Anspruch genommen und sodann eine fehlende Anh&#246;rung und Ermessensaus&#252;bung vor Erla&#223; des Bescheides vom 22.10.1996 ger&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat vor dem Sozialgericht darauf verwiesen, da&#223; die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres ungek&#252;rzt gezahlt wurde. Dies h&#228;tte auch bei Gew&#228;hrung einer vorzeitigen Altersrente gegolten, da die Rente aus der Unfallversicherung erst ab dem 28.02.1996 gew&#228;hrt worden sei. Die vor Erteilung des Bescheides vom 22.10.1996 unterbliebene Anh&#246;rung sei durch die Anh&#246;rung im Widerspruchsverfahren geheilt worden. Eine Ermessensabw&#228;gung sei mangels eines atypischen Falles nicht erforderlich gewesen. Im &#252;brigen hat die Beklagte an ihrer in den angefochtenen Bescheiden vertretenen Rechtsaufassung festgehalten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 15.12.1997 hat das Sozialgericht die Klage abgewiesen und die teilweise Aufhebung der Leistungsbewilligung durch Bescheid vom 14.11.1995 auf der Grundlage von &#167; 48 Abs. 1 SGB X als rechtm&#228;&#223;ig angesehen. Durch die Bewilligung der Unfallrente sei in den zuvor ma&#223;geblichen Verh&#228;ltnissen eine &#196;nderung eingetreten, da die Unfallrente auf die Altersrente anzurechnen sei. Eine Anrechnung finde auch in Anbetracht von &#167; 93 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 SGB VI statt, da der von der Bau-BG angegebene Leistungsfall mit dem 27.02.1996 lediglich ein fiktiver Versicherungsfallzeitpunkt bei Berufskrankheiten und nur mit Geltung f&#252;r die Leistungsvorschriften der gesetzlichen Unfallversicherung sei. F&#252;r das Zusammentreffen einer Rente der gesetzlichen Rentenversicherung mit einer Unfallrente sei von einem Zeitpunkt des Versicherungsfalles am letzten Tag, an dem der Versicherte versicherte T&#228;tigkeiten verrichtet habe, die ihrer Art nach geeignet waren, die Berufskrankheit zu verursachen, auszugehen. Diese nunmehr ausdr&#252;cklich in &#167; 93 Abs. 2 Satz 2 SGB VI getroffene Regelung sei zwar erst durch Art. 1 Nr. 17 des WFG eingef&#252;gt worden. Es handele sich dabei jedoch lediglich um eine authentische Interpretation einer bereits bestehenden Rechtslage. Dies ergebe sich aus den Gesetzgebungsmaterialien. Die Kammer folge damit nicht der Auffassung des BSG (5 RJ 4/95 vom 21.06.1995, SozR 3 2600 &#167; 93 Nr. 1; 8 RKn 9/95, 27/95 und 28/96 vom 28.05.1997).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Aufhebung sei auch ab dem gew&#228;hlten Zeitpunkt m&#246;glich gewesen, da die Bewilligung der Unfallrente zur Minderung des Regelanspruches auf Altersrente gef&#252;hrt habe (&#167; 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB X). Der Kl&#228;ger habe zudem aus den Hinweisen im Bescheid vom 14.11.1997 zum Zusammentreffen einer Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung mit einer Unfallrente und deren Anrechenbarkeit gewu&#223;t oder h&#228;tte zumindest erkennen k&#246;nnen, da&#223; eine Minderung der Regelaltersrente eintreten werde. Die Anh&#246;rung sei nachgeholt worden und Ermessen mangels eines atypischen Falles nicht erforderlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 10.09.1999 haben die Beteiligten einen den Rechtsstreit f&#252;r die Zeit vom 01.03.1996 bis zum 30.09.1996 erledigenden Teilvergleich geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist der Kl&#228;ger weiterhin der Meinung, das von der BG festgestellte Datum des Versicherungsfalles sei auch f&#252;r die Beklagte verbindlich und eine Anrechnung daher nach &#167; 93 Abs. 5 Ziffer 1 SGB VI nicht vorzunehmen, da die Rente aus der Unfallversicherung f&#252;r einen Leistungsfall gew&#228;hrt werde, der sich nach Rentenbeginn aus der gesetzlichen Rentenversicherung ereignete.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine r&#252;ckwirkende nachteilige Gesetzes&#228;nderung sei nach rechtsstaatlichen Grunds&#228;tzen unbeachtlich und zudem unm&#246;glich, da er aus dem Bescheid vom 10.08.1989 mit der darin enthaltenen Bewilligung einer zeitlich nicht begrenzten EU-Rente Besitzschutz genie&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es fehle Anh&#246;rung und Ermessensaus&#252;bung.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zudem sei die Berechnung des ruhenden Teils der Rente falsch. Der Kl&#228;ger habe sich aus dem gesundheitssch&#228;digenden Beruf vor 1973 gel&#246;st und in einem anderen Beruf weiterhin hohe Eink&#252;nfte erzielt. Wenn nun der Grenzbetrag f&#252;r das Zusammentreffen einerseits der Rente aus der Unfallversicherung und andererseits der Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung nach einem Grenzbetrag der Unfallversicherung berechnet werde, sei dies unbillig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dem Bescheid vom 14.11.1995 sei auch nicht zu entnehmen, ob eine Pr&#252;fung nach &#167; 89 Abs. 1 SGB VI oder nach &#167; 88 Abs. 1 Satz 2 SGB VI vorgenommen worden sei. Im Ergebnis sei die Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit, da unbefristet bewilligt, unver&#228;ndert zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen eines sozialrechtlichen Herstellungsanspruches sei dem Kl&#228;ger au&#223;erdem noch Altersruhegeld wegen Vollendung des 60. Lebensjahres und damit r&#252;ckwirkend ab 1991 zu zahlen, weil die Beklagte ihn nicht darauf hingewiesen habe, da&#223; er auch eine solche Rente beantragen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Aachen vom 15.12.1997 abzu&#228;ndern und die Beklagte unter Aufhebung der Bescheide vom 22.10.1996, 14.01.1997 und 11.03.1997 zu verurteilen, das Altersruhegeld ohne Anrechnung der Unfallrente auszuzahlen, ersatzweise die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente gem&#228;&#223; &#167;&#167; 88, 89 Abs. 1 SGB VI ohne Anwendung der Ruhensvorschrift zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt die Anrechnung ab dem 01.10.1996 f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der beigezogenen Verwaltungsakten der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet; das angefochtene Urteil best&#228;tigt die Bescheide der Beklagten vom 22.10.1996 und 14.01.1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 11.03.1997 im Ergebnis zu Recht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Streitgegenstand ist nach der teilweisen Erledigung des Rechtsstreits durch den in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 10.09.1999 geschlossenen Vergleich hinsichtlich des Zeitraumes vom 01.03.1996 bis zum 30.09.1996 nur noch die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Anrechnung ab dem 01.10.1996.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den vom Kl&#228;ger in Anspruch genommenen sozialrechtlichen Herstellungsanspruch hinsichtlich einer Besserstellung bei rechtzeitiger Beantragung der ihm nach Vollendung des 60. Lebensjahres im Dezember 1990 ab 01.01.1991 zustehenden vorgezogenen Altersrente (&#167; 1248 Abs. 1 RVO, 37 SGB VI) ist dagegen sachlich nicht zu entscheiden, weil diese Klage unzul&#228;ssig ist. Gegenstand der Klage ist der urspr&#252;ngliche Verwaltungsakt in der Gestalt, die er durch den Widerspruchsbescheid gefunden hat (&#167; 95 SGG); die H&#246;he von Leistungsanspr&#252;chen des Kl&#228;gers vor dem 01.03.1996 war mangels einer Entscheidung der Beklagten vom urspr&#252;nglichen Klagegegenstand nicht umfa&#223;t, eine Klage&#228;nderung ist auch nicht sachdienlich oder wegen einer Einwilligung der Beklagten zul&#228;ssig (&#167; 99 SGG).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ab dem 01.10.1996 hat die Beklagter mit Recht die Rente des Kl&#228;gers aus der Unfallversicherung nach Ma&#223;gabe von &#167; 93 SGB VI auf seine Regelaltersrente angerechnet und deren Bewilligung nach &#167; 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB X teilweise aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB X sollen Verwaltungsakte mit Dauerwirkung bei &#196;nderung der Verh&#228;ltnisse mit Wirkung vom Zeitpunkt der &#196;nderung der Verh&#228;ltnisse aufgehoben werden, soweit nach Antragstellung oder Erla&#223; des Verwaltungsaktes Einkommen oder Verm&#246;gen erzielt worden ist, das zum Wegfall oder zur Minderung des Anspruches gef&#252;hrt haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In den bei Erla&#223; des Bewilligungsbescheides vom 14.11.1995 ma&#223;geblichen Verh&#228;ltnissen ist eine wesentliche &#196;nderung dadurch eingetreten, da&#223; dem Kl&#228;ger mit Bescheid der Bau-Berufsgenossenschaft Wuppertal vom 15.08.1996 eine Rente aus der Unfallversicherung mit laufender Auszahlung ab dem 01.10.1996 bewilligt worden war.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hierdurch hat der Kl&#228;ger ab dem 01.10.1996 Einkommen erzielt, das zur Minderung seines Anspruches auf Regelaltersrente f&#252;hrte, da die Rente aus der Unfallversicherung nach &#167; 93 SGB VI auf seine Altersrente anzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers ist eine Anrechnung nicht bereits deshalb von vornherein ausgeschlossen, weil ihm Besitzschutz hinsichtlich der ungek&#252;rzt weiterhin zustehenden Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit aus dem Bescheid vom 10.08.1989 zust&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Besitzschutz folgt nicht aus &#167; 89 SGB VI. Diese Vorschrift setzt voraus, da&#223; f&#252;r denselben Zeitraum Anspruch auf mehrere Renten aus eigener Versicherung besteht. Dies ist beim Kl&#228;ger nicht der Fall, da ihm f&#252;r keinen Zeitraum mehrere Renten der Beklagten zustanden. Nach &#167; 115 Abs. 3 Satz 1 SGB VI ist bei Versicherten, die bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres eine Rente wegen verminderter Erwerbsf&#228;higkeit oder eine Erziehungsrente bezogen haben, anschlie&#223;end eine Regelaltersrente zu leisten, wenn sie nicht etwas anderes bestimmen. Eine solche Bestimmung hat der Kl&#228;ger nicht vorgenommen, er hat im Gegenteil beantragt, da&#223; seine Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit in eine Regelaltersrente umgewandelt werde, was dann ab dem 01.01.1996 durch den Bescheid vom 14.11.1995 auch geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Besitzschutz folgt auch nicht aus &#167; 88 SGB VI. Danach werden einem Versicherten, der eine Rente wegen Alters bezogen hat, f&#252;r eine sp&#228;tere Rente mindestens die bisherigen pers&#246;nlichen Entgeltpunkte zugrundegelegt. Hat ein Versicherter eine Rente wegen verminderter Erwerbsf&#228;higkeit oder eine Erziehungsrente bezogen und beginnt sp&#228;testens innerhalb von 24 Kalendermonaten nach Ende des Bezugs dieser Rente erneut eine Rente, werden ihm f&#252;r diese Rente mindestens die bisherigen pers&#246;nlichen Entgeltpunkte zugrundegelegt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Insofern ist nicht einmal vorgetragen noch w&#228;re es sonst ersichtlich, da&#223; der Berechnung der dem Kl&#228;ger ab dem 01.01.1996 zukommenden Regelaltersrente weniger Entgeltpunkte als seiner Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit zugrundegelegt wurden. F&#252;r eine Besserstellung im Rahmen von &#167; 88 SGB VI in Verbindung mit einem sozialrechtlichen Herstellungsanspruch zum Ausgleich einer von der Beklagten pflichtwidrig unterlassenen Anregung zur Stellung eines Antrages auf vorgezogenes Altersruhegeld wegen vorherigen Bezuges einer Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit, bei der sich nach dem Vortrag des Kl&#228;gers seine Entgeltpunkte g&#252;nstiger ausgewirkt h&#228;tten als nach der Rechtslage nach Inkrafttreten des Rentenreformgesetzes 1992, fehlt es an tats&#228;chlichen Anhaltspunkten f&#252;r das Vorliegen eines Beratungsfehlers.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die den Fall des Kl&#228;gers betreffenden allgemeinen Auswirkungen der anstehenden Rechts&#228;nderung der Beklagten im Folgezeitraum ab der Verk&#252;ndung des Rentenreformgesetzes 1992 am 18. Dezember 1989 bekannt gewesen sein sollten, so konnte sie jedenfalls nicht erkennen, da&#223; dem Kl&#228;ger im Jahre 1996 eine anzurechnende Rente aus der Unfallversicherung bewilligt werden w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine Anrechnung nach &#167; 93 SGB VI ist nicht nach &#167; 93 Abs. 5 Satz 1 SGB VI deswegen ausgeschlossen, weil die Rente des Kl&#228;gers aus der Unfallversicherung f&#252;r einen Versicherungsfall geleistet wird, der sich nach Rentenbeginn oder nach Eintritt der f&#252;r die Rente ma&#223;geblichen Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit ereignet hatte. Nach &#167; 93 Abs. 5 Satz 2 SGB VI gilt n&#228;mlich bei Berufskrankheiten als Zeitpunkt des Versicherungsfalls der letzte Tag, an dem der Versicherte die versicherte T&#228;tigkeiten verrichtet hat, die ihrer Art nach geeignet waren, die Berufskrankheit zu verursachen. Dieser Zeitpunkt lag beim Kl&#228;ger weit vor dem Beginn der Altersrente, da seine Rente aus der Unfallversicherung wegen einer in der Berufst&#228;tigkeit bis 1972 angelegten Asbestose gew&#228;hrt wird.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">&#167; 93 Abs. 5 SGB VI ist f&#252;r den hier zu beurteilenden Anrechnungszeitraum ab dem 01.10.1996 in der Fassung der &#196;nderung durch Gesetz vom 25.09.1996 (BGBl. I S. 1461) anzuwenden. Eine R&#252;ckwirkungsproblematik, wie sie mehreren Vorlagen an das Bundesverfassungsgericht zugrundeliegt (BSG 8 RKn 29/95 vom 28.05.1997, SozR 3-2600 &#167; 93 Nr. 3 zu &#167; 93 Abs. 5 Satz 3 SGB VI, LSG Sachsen-Anhalt, L 6 Kn 3/96 vom 18.02.1998 zu &#167; 93 Abs. 5 Satz 2 SGB VI), besteht hier nicht, da der gesamte noch streitige Anrechnungszeitraum nach dem Tag der Verk&#252;ndung des &#196;nderungsgesetzes am 26.09.1996 liegt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Den Zeitpunkt sowie den Umfang der Anrechnung hat die Beklagte mit den angefochtenen Bescheiden im &#252;brigen zutreffend bestimmt. Nach &#167; 93 Abs. 1 SGB VI wird die Rente insoweit nicht geleistet, als die Summe der zusammentreffenden Renten vor Einkommensanrechnung den jeweiligen Grenzbetrag &#252;bersteigt. Bei der Ermittlung der Summe aus beiden Renten bleibt nach &#167; 93 Abs. 2 Nr. 2 a) SGB VI bei der Verletztenrente aus der gesetzlichen Unfallversicherung ein Betrag unber&#252;cksichtigt, der bei gleichem Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit als Grundrente nach dem BVG geleistet w&#252;rde, bei einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 20 v.H. zwei Drittel der Mindestgrundrente. Bei einer Rente des Kl&#228;gers aus der Unfallversicherung nach einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 20 % von 444,63 DM ab dem 01.07.1996 war daher ein Betrag von zwei Drittel der Mindestgrundrente nach &#167; 31 BVG im Jahre 1996 von 213,-- DM = 142,-- DM von vornherein von der Anrechnung freizustellen. Die Summe der sonach anrechenbaren Rente aus der Unfallversicherung von 302,63 DM und der Rente des Kl&#228;gers aus der Rentenversicherung von 2.401,19 DM betrug, wie es die Beklagte in der Anlage 7 S. 2 zum Bescheid vom 22.10.1996 zutreffend dargestellt hat, 2.703,82 DM und war daher nach &#167; 93 Abs. 1 hinsichtlich der &#220;berschreitung des "jeweiligen Grenzbetrages" zu k&#252;rzen. Als Grenzbetr&#228;ge sieht &#167; 93 Abs. 3 SGB VI 70 v.H. eines Zw&#246;lftels des Jahresarbeitsverdienstes, der der Berechnung der Rente aus der Unfallversicherung zugrunde liegt, vervielf&#228;ltigt mit dem jeweiligen Rentenartfaktor f&#252;r pers&#246;nliche Entgeltpunkte der Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten (Satz 1), alternativ hierzu den Monatsbetrag der Rente vor. Da die Monatsrente des Kl&#228;gers mit 2.401,19 DM h&#246;her war als der auf der Grundlage eines Jahresarbeitsverdienstes von 40.016,35 DM, eines Rechenwertes von 70 % von einem Zw&#246;lftel dieses Betrages in H&#246;he von 2.334,29 DM und dem f&#252;r die Altersrente des Kl&#228;gers ma&#223;geblichen Rentenartfaktor 1,00 (&#167; 67 Nr. 1 SGB VI) fehlerfrei ermittelte Vergleichsbetrag, war der Monatsbetrag der Rente des Kl&#228;gers als Grenzwert einzusetzen und die Differenz zwischen der Summe der ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Rente aus der Unfallversicherung und der Rente aus der Rentenversicherung von 302,63 DM vom monatlichen Rentenanspruch des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Beklagten von 2.401,19 DM abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger als unbillig angesehene Berechnung des Grenzbetrages nach einem Pauschalwert aus der gesetzlichen Unfallversicherung auch in F&#228;llen wie dem seinen, in dem nach dem Ausscheiden aus dem zur Unfallrente f&#252;hrenden Beruf in anderen Berufen noch hohe versicherungspflichtige Eink&#252;nfte und damit Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung erzielt wurden, liegt daher nicht vor. Der den Kl&#228;ger betreffende Grenzbetrag entspricht vielmehr seiner konkret erworbenen Rentenanwartschaft.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die angefochtenen Bescheide sind auch nicht wegen unterlassener Anh&#246;rung (&#167; 24 SGB X) oder eines von der Beklagten &#252;bersehenen Ermessensspielraumes rechtswidrig. Die Beklagte hat die Anh&#246;rung zur neuen Rechtslage mit Schreiben an den Kl&#228;ger-Bevollm&#228;chtigten vom 07.01.1997 und damit jedenfalls rechtzeitig vor Abschlu&#223; des Verwaltungsverfahrens durch Widerspruchsbescheid vom 11.03.1997 nachgeholt. Ein Ermessensspielraum stand ihr mangels des Vorliegens eines atypischen Falles im Sinne der Rechtsprechung zu &#167; 48 Abs. 1 Satz 2 (hierzu: Schroeder/Printzen, SGB X, Rdn. 20 zu &#167; 48 SGB X m.w.N.) nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Verfassungsrechtliche Bedenken hinsichtlich der prinzipiellen Entscheidung des Gesetzgebers, die gesetzliche Unfallrente auf Altersrenten anzurechnen oder zu ihrer konkreten Ausgestaltung im Rahmen von &#167; 93 SGB V, bestehen nicht. Der Senat schlie&#223;t sich insoweit der hierzu vorhandenen h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung an (Bundesverfassungsgericht vom 19.07.1984, 1 BvR 1614/83, SozR 2200 &#167; 1278 Nr. 11 zu &#167; 1278 RVO, BSG B 4 RA 49/96 vom 31.03.1998, BSG 8 RKn 20/97 R vom 27.08.1998, jeweils m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Revision wurde nicht zugelassen, da ein Grund hierf&#252;r nicht vorliegt (&#167; 160 SGG).</p>
114,326
olgk-1999-09-10-6-u-6499
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6 U 64/99
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:33
2019-02-11T10:39:11
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0910.6U64.99.00
<h2>Tenor</h2> 1.) Auf die Berufung der Klägerin wird das am 12.1.1999 verkündete Urteil des Landgerichts Aachen - 41 O 195/98 - abgeändert und im Hauptausspruch wie folgt neu gefaßt: Die Beklagte wird verurteilt, es bei Meidung eines vom Ge-richt für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zur Höhe von 500.000 DM, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zur Dauer von 6 Monaten zu unterlassen, in Zeitungsinseraten in einer an den Letztverbraucher gerichteten Werbung a) mit 40 exclusiven und wertvollen Ledergarnituren zu werben, wenn in der beworbenen Verkaufsveranstaltung keine 40 exclusiven und wertvollen Ledergarnituren angeboten werden, und/oder b) einzelne Modelle "70 und 80 % billiger als auf der Messe" zu bewerben, wenn in der beworbenen Verkaufsveranstaltung keine Bezugnahme auf Originalverkaufs- bzw. Messepreise vorgenommen wird, zu a) und b) wie nachstehend wiedergegeben: 2.) Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen hat die Beklagte zu tragen. 3.) Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. 4.) Die Beschwer der Beklagten wird auf 40.000 DM festgesetzt. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist zun&#228;chst klagebefugt. Dabei kann dahinstehen, ob sie durch die wettbewerbswidrige Werbung in ihren schutzw&#252;rdigen Rechten beeintr&#228;chtigt worden und daher als unmittelbare Verletzte ohne weiteres prozessf&#252;hrungsbefugt ist. Denn wenn das - etwa wegen des unterschiedlichen Warenangebotes - nicht der Fall sein sollte, ergibt sich ihre Klagebefugnis doch als Mitbewerberin aus &#167; 13 Abs.2 Ziff.1 UWG. Die Beklagte hat n&#228;mlich durch die gezielte Werbung f&#252;r eine Verkaufsveranstaltung in S., auf der innerhalb weniger Stunden M&#246;bel vertrieben worden sind, ein zumindest abstraktes Wettbewerbsverh&#228;ltnis zu der Kl&#228;gerin begr&#252;ndet, die in Aachen und damit im Sinne der Bestimmung auf demselben Markt ein M&#246;belhaus betreibt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch in vollem Umfange begr&#252;ndet, weil beide angegriffenen Aussagen in der Werbung der Beklagten irref&#252;hrend und deswegen gem. &#167; 3 UWG zu untersagen sind. Soweit der Senat gleichwohl den Urteilstenor geringf&#252;gig abweichend von dem Antragswortlaut formuliert hat, stellt dies lediglich eine sprachliche Pr&#228;zisierung und keine inhaltliche &#196;nderung dar. Insbesondere hat die Kl&#228;gerin ersichtlich von Beginn des Verfahrens an die Unterlassung lediglich f&#252;r eine Wiederholung der Werbung gerade in Zeitungsanzeigen begehrt, wie sie ihr durch das vorliegende Urteil zuerkannt wird. Die sprachlich verungl&#252;ckte Formulierung <i>"... im gesch&#228;ftlichen Verkehr, insbesondere in Zeitungsanzeigen ..."</i> besagt nicht, da&#223; das Verbot auch f&#252;r andere Werbetr&#228;ger erstrebt worden ist, zumal nicht einmal angedeutet worden ist, in welchem sonstigen Werbetr&#228;ger die Werbung geschaltet werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die mit dem ersten Antrag angegriffene Aussage "40 exclusive und wertvolle Ledergarnituren" ist deswegen gem. &#167; 3 UWG zu untersagen, weil es sich nicht um exclusive Ledergarnituren gehandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts wird die Aussage "exclusiv" in der Anzeige entsprechend der Behauptung der Kl&#228;gerin dahin verstanden, da&#223; es sich um M&#246;belst&#252;cke handelt, die der Verbraucher nur bei dem betreffenden Vertreiber und nicht auch bei Dritten beziehen kann. Zumindest gilt dies f&#252;r einen nicht unerheblichen Teil der angesprochenen Verkehrskreise, und zwar auch soweit es sich um aufgekl&#228;rte und aufmerksame Verbraucher handelt. Diese wie auch die weiteren noch anzusprechenden Feststellungen &#252;ber die von der Werbung der Beklagten hervorgerufenen Verbrauchervorstellungen vermag der Senat, dessen Mitglieder zu den angesprochenen Verkehrskreisen z&#228;hlen, aus eigener Sachkunde zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es trifft nicht zu, da&#223; der Begriff "exclusiv" in der angegriffenen Werbung lediglich als unsubstantiierte Anpreisung verstanden wird. Vielmehr wird der Verkehr auch ohne namentliche Nennung des Herstellers annehmen, da&#223; die als "exclusive ... Ledergarnituren" angebotenen M&#246;bel nur bei demjenigen bezogen werden k&#246;nnen, der sie unter dem Attribut "exclusiv" anbietet (vgl. zu einem &#228;hnlichen Fall OLG Koblenz WRP 87,326). Zun&#228;chst ist das Wort "exclusiv" in der Anzeige nicht - wie etwa in der Formulierung "exclusives Wohnen" - auf einen abstrakten Begriff, sondern auf ein konkretes M&#246;belst&#252;ck, n&#228;mlich Ledergarnituren, bezogen. M&#246;bel sind auch Wirtschaftsg&#252;ter, von denen der Verkehr wei&#223;, da&#223; sie zu einem nicht geringen Teil nur bei speziellen H&#228;ndlern erh&#228;ltlich sind und damit eben "exclusiv" vertrieben werden. Es kommt hinzu, da&#223; die Beklagte in der angegriffenen Werbung - sogar im unmittelbaren Anschlu&#223; an die beanstandete Aussage - auch damit geworben hat, da&#223; die Garnituren von "namhafte(n) Hersteller(n)" stammten, die f&#252;r Qualit&#228;t und Design "garantier(t)en". Auf diese Weise wird der Verkehr noch zus&#228;tzlich veranla&#223;t, den Begriff "exclusiv" nicht verw&#228;ssert, sondern in seinem eigentlichen, oben dargestellten Sinne zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; es sich um einen Verkauf im Wandergewerbe handelte und - allerdings ohnehin nur im Flie&#223;text - ausdr&#252;cklich auf die vorherige Ausstellung der angebotenen Garnituren auf einer Messe hingewiesen worden ist. Denn der Hersteller von M&#246;beln kann sich nach der Vorstellung von Verbrauchern - auch f&#252;r Ausstellungsst&#252;cke - durchaus auch ausschlie&#223;lich eines Vertreibers bedienen, der im Wandergewerbe verkauft. Au&#223;erdem ist es aus der Sicht des Publikums auch m&#246;glich, da&#223; der Inhaber eines Wandergewerbes zus&#228;tzlich auch von einem festen Gesch&#228;ftslokal aus, in dem er regional begrenzt die ortsans&#228;ssigen Kunden bedient, die M&#246;bel vertreibt (vgl. BGH GRUR 81,279 f - "Nur drei Tage").</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon ist der Antrag zu 1) begr&#252;ndet, weil die angepriesenen Ledergarnituren - was unstreitig ist - vom Letztverbraucher nicht exclusiv nur bei der Beklagten, sondern auch bei Dritten bezogen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund ist der mit dem Antrag zu 1) angegriffene Teil der Werbung auch deswegen zu beanstanden, weil er zus&#228;tzlich die Aussage "wertvolle" enth&#228;lt. Diese Formulierung stellt zwar f&#252;r sich genommen eine blo&#223; wertende Anpreisung dar, die als solche nicht verifiziert werden kann, durch den engen sprachlichen Zusammenhang wird der Verkehr das wertvolle in den M&#246;belst&#252;cken aber als durch die Exclusivit&#228;t gepr&#228;gt ansehen, weswegen mangels einer Exclusivit&#228;t des Vertriebs auch die Werbung mit "wertvoll" zu unterlassen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls irref&#252;hrend und daher gem. &#167; 3 UWG zu untersagen ist die mit dem Antrag zu 2) beanstandete Aussage "einzelne Modelle 70 und 80 % billiger als auf der Messe", weil auch sie nicht zutrifft.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit der Kl&#228;gerin ist davon auszugehen, da&#223; entgegen dieser Aussage nicht einzelne der von der Beklagten vertriebenen Modelle 70 % oder gar 80 % billiger als auf einer fr&#252;heren Messe angeboten worden sind. Dieser Vortrag der Kl&#228;gerin ist gem. &#167; 138 Abs.3 ZPO als zugestanden anzusehen. Denn die Beklagte hat im Proze&#223; zwar pauschal die Richtigkeit dieser Angaben behauptet, hierzu aber keine &#252;berpr&#252;fbaren Angaben gemacht. Ihr einziges Vorbringen, es handele sich um M&#246;bel, die "auf Verbrauchermessen" verkauft worden seien, stellt ersichtlich keinen einlassungsf&#228;higen Vortrag dar. Entgegen der Auffassung der Beklagten oblag es ungeachtet der grunds&#228;tzlichen Darlegungs- und Beweislast der Kl&#228;gerin auch ihr, zun&#228;chst darzulegen, auf welcher Messe welche M&#246;bel zu welchen Preisen angeboten worden sein sollen, damit die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt in die Lage versetzt wurde, vorzutragen, da&#223; und warum die Angaben unzutreffend seien. Anderenfalls k&#246;nnte mit pauschalen und nicht konkret belegten unzutreffenden Tatsachenbehauptungen ungehindert in wettbewerbswidriger Weise geworben werden, obwohl gerade diese Art der Werbung ein hohes Potential an Irref&#252;hrungsgefahr enth&#228;lt. Vor diesem Hintergrund ist in der Rechtsprechung seit langem gekl&#228;rt, da&#223; bei einer Auseinandersetzung &#252;ber eine werbliche Preisgegen&#252;berstellung der Werbende im einzelnen substantiiert darzulegen und erforderlichenfalls auch zu beweisen hat, da&#223; und wo der von ihm behauptete h&#246;here Preis ernsthaft verlangt worden ist (vgl. auf der Basis einer Reihe vorangegangener Entscheidungen BGH GRUR 75,78 f - "Preisgegen&#252;berstellung I").</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit ist auch bez&#252;glich des den Preisvergleich betreffenden Antrages zu 2) entscheidungsreif. Entgegen der Auffassung der Beklagten besteht kein Anla&#223;, ihr noch Gelegenheit zu geben, ihren unsubstatiierten Vortrag zu erg&#228;nzen und nunmehr vorzutragen, um welche Messe und welche Preise im einzelnen es sich gehandelt haben soll. Es trifft insbesondere nicht zu, da&#223; die Beklagte bis zu dem im Termin zur m&#252;ndlichen Berufungsverhandlung erfolgten rechtlichen Hinweis des Senats auf die Richtigkeit der Entscheidung des Landgerichts, wonach die Darlegungs- und Beweislast uneingeschr&#228;nkt bei der Kl&#228;gerin liegen soll, vertrauen und angeblichen Sachvortrag weiter zur&#252;ckhalten durfte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist in der Rechtsprechung verschiedentlich entschieden worden, da&#223; der Berufungsbeklagte seine Proze&#223;f&#246;rderungspflicht nicht verletze, wenn er eine tats&#228;chlich gebotene Erg&#228;nzung seines Vortrages mit R&#252;cksicht auf die erstinstanzliche Entscheidung zun&#228;chst unterlasse (vgl. BGH NJW 81,1378 f; NJW-RR 94,566 f; BVerfG NJW 92,678 f; vgl. auch Z&#246;ller-Gummer, ZPO, 21. Auflage, &#167; 528 RZ 3). Diese Rechtsprechung gebietet indes im vorliegenden Verfahren nicht, der Beklagten in einem weiteren Verhandlungstermin noch zus&#228;tzlichen Sachvortrag zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihre Berufung gegen das klageabweisende Urteil des Landgerichts zu dieser Werbeaussage ausf&#252;hrlich und unter zutreffendem Hinweis auf die gefestigte Rechtsprechung damit begr&#252;ndet, da&#223; das Landgericht die Darlegungs- und Beweislast unrichtig gesehen habe. Der Senat hat schon Zweifel, ob in dieser Situation &#252;berhaupt noch grunds&#228;tzlich von einem sch&#252;tzenswerten Vertrauen der erstinstanzlich erfolgreichen Beklagten auf die Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung ausgegangen werden kann. Das Berufungsverfahren dient der &#220;berpr&#252;fung des erstinstanzlichen Urteils auf seine Richtigkeit und diese &#220;berpr&#252;fung kann ihrer Natur nach auch dazu f&#252;hren, da&#223; sich eine Rechtsauffassung des Erstgerichts als unrichtig erweist. Vor diesem Hintergrund erscheint die Annahme zweifelhaft, der Berufungsbeklagte k&#246;nne sich auch bei dezidiertem Vortrag gerade gegen die betreffende Auffassung des Landgerichts grunds&#228;tzlich auf den Standpunkt zur&#252;ckziehen, er d&#252;rfe bis zu einem Hinweis des Berufungsgerichtes von der Richtigkeit des - immerhin angefochtenen - landgerichtlichen Urteils ausgehen. Im &#252;brigen ist auch der Entscheidung des BGH in NJW-RR 94, 566,567 nicht zu entnehmen, da&#223; auch dort der Berufungskl&#228;ger bereits gerade die Beanstandungen vorgetragen hatte, die den weiteren Sachvortrag der Gegenseite erforderlich machten. Ebenso handelt es sich nicht um die bei Z&#246;ller-Gummer a.a.O. angegebene Situation, da&#223; die Partei gezwungen w&#252;rde, sich vorsorglich auf nur m&#246;gliches gegnerisches Vorbringen einzulassen. Die Frage kann aber auf sich beruhen. Auch wenn man einen Vertrauensschutz auch nach dezidierter R&#252;ge des Berufungsf&#252;hrers in Einzelf&#228;llen annehmen will, kann das jedenfalls im vorliegenden Verfahren nicht gelten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich zum einen schon daraus, da&#223; die Auffassung der Kl&#228;gerin auch f&#252;r die anwaltlich vertretene Beklagte ersichtlich richtig sein mu&#223;te. Denn die von dem Landgericht zugrundegelegte Rechtsauffassung f&#252;hrt zur Unm&#246;glichkeit der Beweisf&#252;hrung und verhindert damit die Durchsetzung auch berechtigter Anspr&#252;che. Die Angabe "Einzelne Modelle 70 und 80 % billiger als auf der Messe" ist unm&#246;glich zu widerlegen, solange nicht dargelegt wird, welches Modell, auf welcher Messe zu welchem Preis verkauft worden ist. Denn die Kl&#228;gerin kann nicht s&#228;mtliche Messeveranstaltungen kennen und erst Recht nicht im Nachhinein mehr feststellen, zu welchem Preis dort einzelne Garnituren verkauft worden sind. Es kommt hinzu, da&#223; die Rechtslage in den von der Kl&#228;gerin richtig zitierten Entscheidungen eindeutig so judiziert und in den Standardkommentaren ebenso eindeutig dargestellt ist (vgl. z.B. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 20.Aufl., &#167; 3 UWG RZ 120; K&#246;hler/Piper, &#167; 3, RZ 379).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem w&#228;re es f&#252;r die Beklagte auch ein leichtes gewesen, die betreffenden Angaben, die ihr nach ihrem Vortrag s&#228;mtlich bekannt sein mu&#223;ten, zu machen. Es oblag ihr lediglich, Ort und Dauer der (Verbraucher-)Messe sowie die dort f&#252;r einzelne Ledergarnituren angeblich verlangten Preise anzugeben. Hierdurch unterscheidet sich der Fall erheblich von demjenigen, der der in NJW 81,1378 f abgedruckten Entscheidung des BGH zugrundelag. Dort ging es nicht um die schlichte Angabe angeblicher Verkaufsdaten, sondern um die Notwendigkeit der Vorlage einer umfassenden Aufstellung der tats&#228;chlichen betrieblichen Aufwendungen f&#252;r die Durchf&#252;hrung eines umfangreichen Auftrages. Demgegen&#252;ber war es f&#252;r die Beklagte des vorliegenden Verfahrens ohne weiteres zumutbar, die ihr leicht zug&#228;nglichen Angaben zu machen. Hierzu war sie auf den dezidierten Vortrag der Kl&#228;gerin hin zur Vermeidung prozessualer Nachteile aus den vorstehenden Gr&#252;nden auch verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich stehen die geltendgemachten Anspr&#252;che auf Unterlassung auch der Kl&#228;gerin zu. Auch hierzu l&#228;&#223;t der Senat die Frage offen, ob die Kl&#228;gerin unmittelbare Verletzte und damit ohne weiteres aus &#167; 3 UWG aktivlegitimiert ist. Denn auch als blo&#223;e Mitbewerberin im Sinne des &#167; 13 Abs.2 Ziff.1 UWG steht ihr der Anspruch zu, weil der Versto&#223; im Sinne der Vorschrift geeignet ist, den Wettbewerb auf dem betroffenen (r&#228;umlichen) Markt wesentlich zu beeintr&#228;chtigen. Dies bedarf angesichts der angek&#252;ndigten radikalen Preisherabsetzung bei gleichzeitiger unberechtigter Inanspruchnahme von Exclusivit&#228;t keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs.1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr.10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs.2 ZPO festgesetzte Beschwer der Beklagten entspricht dem Wert ihres Unterliegens im Rechtsstreit.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 40.000 DM.</p>
114,327
olgk-1999-09-10-6-w-2899
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6 W 28/99
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-11T10:39:11
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0910.6W28.99.00
<h2>Tenor</h2> Die sofortige Beschwerde des Schuldners gegen den Beschluss der 7. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 01.04.1999 -7 O 507/92- wird zurückgewiesen. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Schuldner zu tragen.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde des Schuldners ist zwar gem&#228;&#223; &#167; 793 Abs. 1 ZPO statthaft und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig. In der Sache bleibt dem Rechtsmittel jedoch der Erfolg versagt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht in dem angefochtenen Beschlu&#223; - wie geschehen - gem&#228;&#223; &#167; 890 ZPO gegen den Schuldner ein Ordnungsgeld festgesetzt. Denn dieser hat den im Vers&#228;umnisurteil vom 19.02.1992 gegen ihn titulierten Verbot schuldhaft zuwidergehandelt, gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige Hilfe in Steuersachen zu leisten, die &#252;ber die gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige Erledigung der laufenden Lohnbuchhaltung (Lohnbuchhaltung mit Ausnahme des Einrichtens von Lohnkonten und der Abschlu&#223;arbeiten nach &#167;&#167; 41 b, 42 b des Einkommenssteuergesetzes) hinausgeht und die nicht unter &#167; 6 StBerG f&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die vom Schuldner im Zusammenhang mit der Erstellung der Jahresabschl&#252;sse 1996 und 1997 entfaltete T&#228;tigkeit verst&#246;&#223;t gegen die in dem genannten Titel formulierte Unterlassungsverpflichtung. Dem steht es von vornherein nicht entgegen, da&#223; die hier in Rede stehende Verhaltensweise des Schuldners nicht exakt derjenigen entspricht, die Anla&#223; und Grundlage des Erkennntnisverfahrens war, das schlie&#223;lich zum Erla&#223; des Unterlassungstitels gef&#252;hrt hat. Die Verh&#228;ngung von Ordnungsmitteln wegen Versto&#223;es gegen eine titulierte Unterlassungsverpflichtung setzt voraus, da&#223; der Schuldner Handlungen vorgenommen hat, die vom Verbotstatbestand erfa&#223;t werden bzw. die nur geringf&#252;gig vom wettbewerbswidrigen Kern - dem Charakteristischen - der in dem Vollstreckungstitel untersagten, in der konkreten Verletzungsform sich niederschlagenden Handlung abweichen, ihr praktisch aber gleichwertig sind (vgl. Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che, 7. Auflage, 57. Kapitel, Rdn. 12; Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 20. Auflage, Einl. UWG Rdn. 581 - jeweils m.w.N.). Unter Zugrundelegen dieser Kriterien werden die vom Schuldner im Zusammenhang mit den Jahresabschl&#252;ssen 1996/1997 f&#252;r Frau F. sowie die f&#252;r Herrn G. in den Jahren 1994 und 1995 vorgenommenen T&#228;tigkeiten, die sich ihrem Gesamtbild nach als eine gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige, &#252;ber die blo&#223;e Erledigung der laufenden Lohnbuchhaltung hinausgehende, nicht unter &#167; 6 StBerG fallende Hilfe in Steuersachen darstellen, vom Kernbereich des titulierten Verbots erfa&#223;t, die dem Schuldner danach infolgedessen untersagt sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167; 6 StBerG enth&#228;lt Ausnahmen vom Verbot der gesch&#228;ftsm&#228;&#223;igen Hilfeleistung in Steuersachen f&#252;r die nicht in den &#167;&#167; 3,4 StBerG genannten Personen. Nach &#167; 6 Nr. 4 StBerG sind das Buchen laufender Gesch&#228;ftsvorf&#228;lle, die laufende Lohnabrechung sowie das Fertigen der Lohnsteueranmeldungen zul&#228;ssig, soweit der Handelnde im &#252;brigen die in der erw&#228;hnten Vorschrift genannten fachlichen Voraussetzungen erf&#252;llt. Nicht mehr von &#167; 6 Nr. 4 StBerG gedeckte T&#228;tigkeiten stellen insbesondere das Einrichten einer Buchf&#252;hrung, die Erstellung des betrieblichen Kontenplans und die Aufstellung des steuerlichen Jahresabschlusses einschlie&#223;lich der vorzubereitenden Abschlu&#223;buchungen dar (vgl. BGH NJW RR 1991, 751 -"Bilanzbuchhalter"-; Gehre, Steuerberatungsgesetz, 3. Aufl., &#167; 6 StBerG Rdn. 7).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Danach hat der Schuldner mit den f&#252;r Frau F. geleisteten Arbeiten gegen das titulierte Verbot versto&#223;en. Denn nach den sein Verhalten kennzeichnenden Umst&#228;nden ist davon auszugehen, da&#223; er nicht nur &#252;berhaupt die steuerlichen Jahresabschl&#252;sse 1996/1997 erstellt, sondern da&#223; er dies auch in eigener Verantwortung und nicht etwa nur als Hilfskraft f&#252;r die S. Steuerberatungs GmbH getan hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Soweit der Schuldner sich mit Blick auf die auf den entsprechenden Zahlungsquittungen enthaltenen Vermerke dahingehend verteidigt, da&#223; es sich dabei ausschlie&#223;lich um die "Reinschrift eines vorbereiteten steuerlichen Jahrsabschlusses nach erteiltem Diktat" und damit lediglich um "Schreibarbeiten" gehandelt habe, vermag das nicht zu &#252;berzeugen. Denn schon auf der Zahlungsquittung "Jahresabschlu&#223; 1996 Zur Post" ist von einer blo&#223;en "Reinschrift" ebensowenig die Rede, wie f&#252;r die 3. und 3. Zahlungsrate "Jahresabschlu&#223; 1997". Dar&#252;ber hinaus hat der Schuldner auch nicht nachvollziehbar zu machen vermocht, weshalb f&#252;r die blo&#223;e Reinschrift eines Jahresabschlusses ein Entgelt in H&#246;he von 1.800.- DM gefordert und bezahlt worden sein soll. Da&#223; es sich dabei vielmehr gerade um die Rechnung f&#252;r die Erstellung des Jahrsabschlusses selbst und nicht lediglich um dessen Reinschrift gehandelt hat, wird indiziell best&#228;tigt durch den Umstand, da&#223; der Schuldner eben diesen Betrag von 1.800.- DM Herrn G. mit Rechnung vom 05.10.1995 f&#252;r einen steuerlichen Jahresabschlu&#223; und nicht etwa f&#252;r dessen Reinschrift berechnet hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r den Einwand des Schuldners, da&#223; er die vorbezeichnete T&#228;tigkeit f&#252;r Frau F. im Rahmen seines Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses mit der S. Steuerberatungs GmbH erbracht habe und daher keine eigene gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige Hilfeleistung in Steuersachen von ihm erbracht worden sei. Dabei kann es unterstellt werden, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis mit der S. Steuerberatungs GmbH entsprechend der Behauptung des Schuldners noch bis zum 18.10.1997 bestanden hat. Das entkr&#228;ftet im Hinblick auf die nachstehend dargestellten Umst&#228;nde jedenfalls nicht die Annahme eines eigenen gesch&#228;ftsm&#228;&#223;igen Verhaltens des Schuldners. Denn ausweislich der Zahlungsquittungen ist der Schuldner unter seinem eigenen Namen - mit Stempelaufdruck - aufgetreten und hat das Entgelt in Empfang genommen. An keiner Stelle dieser Quittungen ist ein Hinweis darauf enthalten, da&#223; der Schuldner seine Leistungen f&#252;r die S. Steuerberatungs GmbH erbracht oder auch nur f&#252;r dieses Unternehmen das Entgelt in Empfang genommen hat. Spricht danach alles daf&#252;r, da&#223; der Schuldner bei der im Zusammenhang mit der Erstellung der Jahresabschl&#252;sse 1996/1997 f&#252;r Frau F. entfalteten T&#228;tigkeit in eigenem Interesse gehandelt hat, gilt im Ergebnis Gleiches hinsichtlich der f&#252;r Frau F. in den Jahren 1994 und 1995 und weiter im genannten Zeitraum f&#252;r Herrn G. entfalteten T&#228;tigkeit. Da&#223; der Schuldner dabei die Jahresabschl&#252;sse selbst aufgestellt und nicht lediglich Schreibarbeiten verrichtet hat, ergibt sich aus der Rechnung an Herrn G. vom 05.10.1995 sowie aus den Rechnungen an Frau F. vom 30.01.1996 und vom 21.09.1996. Denn auch insoweit vermag der blo&#223;e Umstand, da&#223; auf den Rechnungen an Frau F. von blo&#223;en "Schreibarbeiten" bzw. von "reingeschriebenen Jahresabschlu&#223;rechnungen" die Rede ist, nichts daran zu &#228;ndern, da&#223; der Schuldner nach den vorstehenden Umst&#228;nden tats&#228;chlich eine weitergehende T&#228;tigkeit erbracht bzw. die Jahresabschl&#252;sse als solche erstellt hat, worauf auch der weitere Umstand hindeutet, da&#223; auf einer Quittung &#252;ber eine &#224;-conto-Zahlung betreffend den Jahresabschlu&#223; 1995 der Hinweis auf eine blo&#223;e Reinschrift fehlt. Der Schuldner hat insoweit auch selbst&#228;ndig und gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ig gehandelt. Er hat Rechnungen auch hier unter eigenem Namen erstellt. Ein irgendwie gearteter Hinweis darauf, da&#223; die fakturierten Leistungen solche der S. Steuerberatungs GmbH seien, f&#252;r welche der Schuldner t&#228;tig geworden sei, findet sich auch hier nicht. Dies begr&#252;ndet die Annahme, da&#223; er selbst in eigenem Interesse und nicht etwa f&#252;r die Sch. Steuerberatungs GmbH t&#228;tig geworden ist. Diese, f&#252;r ein selbst&#228;ndiges Handeln des Schuldners sprechenden Anhaltspunkte werden dabei auch nicht durch die von ihm vorgelegten Kopien der Einkommensteuererkl&#228;rungen entkr&#228;ftet, in denen die S. Steuerberatungs GmbH als Zustellungsbevollm&#228;chtigte angegeben ist. Da&#223; die Einkommensteuererkl&#228;rungen und auch die diesen zugrundeliegenden Jahresabschl&#252;sse in den Jahren 1994 und 1995 durch den Schuldner nach Weisung der S. Steuerberatungs GmbH ausgef&#252;hrt worden seien, l&#228;&#223;t sich dem nicht ohne weiteres entnehmen. Dagegen spricht vielmehr der Umstand, da&#223; die S. Steuerberatungs GmbH Frau F. in einem bei dem Amtsgericht Siegburg unter dem Aktenzeichen 3 C 187/98 gef&#252;hrten Rechtsstreit auf Zahlung von Steuerberaterhonorar "f&#252;r die Beratung und Zusammenstellung der Belege f&#252;r die Arbeits- und Umsatzsteuer 1994 und 1995 sowie die Hilfe bei der Erstellung von Nachweisen f&#252;r das Arbeitsamt und die Berufsgenossenschaft" in Anspruch genommen hat. Die Erstellung der Jahresabschl&#252;sse und der Einkommensteuer-Erkl&#228;rungen f&#252;r diese Zeitr&#228;ume ist indessen nicht geltend gemacht. Da&#223; die S. Steuerberatungs GmbH auf den Einkommenssteuererkl&#228;rungen als Zustellungsbevollm&#228;chtigte angegeben ist, l&#228;&#223;t vor diesem Hintergrund daher nicht notwendig den Schlu&#223; darauf zu, da&#223; der Schuldner insoweit f&#252;r die S. Steuerberatungs GmbH gehandelt habe, sondern kann ebensogut auf ein eigenm&#228;chtiges Verhalten des Schuldners unter der Firma S. Steuerberatungs GmbH zur&#252;ckgef&#252;hrt werden. F&#252;r letzteres sprechen vor allem die eigenen Ausf&#252;hrungen des Schuldners im Rahmen eines in dem vorbezeichneten amtsgerichtlichen Verfahren vorgelegten Schreibens vom 07.07.1998, in dem er u.a. erkl&#228;rt hat, er habe "... die steuerlichen Belange meiner Kunden ...&#252;ber die Steuerberatungsfirma unentgeltlich erledigen.." d&#252;rfen (Hervorhebungen durch den Senat), was eindeutig f&#252;r ein selbst&#228;ndiges T&#228;tigwerden des Schuldners spricht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hat der Schuldner mithin durch die f&#252;r Frau F. und Herrn G. im Zusammenhang mit der Erstellung der Jahresabschl&#252;sse entfalteten T&#228;tigkeiten gegen das titulierte Unterlassungsgebot versto&#223;en, ist das vom Landgericht verh&#228;ngte Ordnungsgeld in H&#246;he von 1.500.- DM auch der H&#246;he nach als angemessen und ausreichend zu erachten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenfolge ergibt sich aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beschwerdedwert: 1.500.- DM.</p>
114,328
olgk-1999-09-10-19-u-20298
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 202/98
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-11T10:39:11
Teilurteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0910.19U202.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">- Ohne Tatbestand gem. &#167; 313 a ZPO - </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </span></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, insbesondere form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat sie teilweise Erfolg, soweit der Kl&#228;ger ein h&#246;heres Schmerzensgeld und die Bezahlung der Kosten eines Muskelaufbautrainings (Klageantr&#228;ge zu 3) und 6)) begehrt; in Bezug auf den Klageantrag zu 4), das Begehren einer Schmerzensgeldrente, war die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Klageantr&#228;ge zu 1) (Gehaltssteigerung) und 2) (Mehrkosten der Haushaltsf&#252;hrung) ist eine Beweiserhebung erforderlich und der Rechtsstreit nicht entscheidungsreif. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auf Grund der bei dem Unfallereignis vom 31. Oktober 1995 erlittenen Verletzungen gegen den Beklagten zu 1) einen Anspruch auf Schmerzensgeld aus &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 BGB, f&#252;r welchen die Beklagte zu 2) gem. &#167; Pflichtversicherungsgesetz gesamtschuldnerisch haftet. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers ist dem Grunde nach zwischen den Parteien unstreitig. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Schwere der erlittenen Verletzungen und deren Folgen h&#228;lt der Senat jedoch, abweichend von der landgerichtlichen Entscheidung, ein Schmerzensgeld i.H.v. insgesamt 60.000,00 DM, mithin nach vorprozessual gezahlten 27.000,00 DM weiteren 33.000,00 DM f&#252;r angemessen. Ma&#223;geblich sind in erster Linie H&#246;he und Ma&#223; der Lebensbeeintr&#228;chtigung (Heftigkeit und Dauer der Schmerzen, Leiden und Entstellungen). Es entspricht gefestigter Rechtsprechung, dass eine billige Entsch&#228;digung in Geld, die nach &#167; 847 BGB bei bestimmten Rechtsgutverletzungen f&#252;r den hierdurch entstandenen nicht verm&#246;gensrechtlichen Schaden zu zahlen ist, in erster Linie dem Verletzten einen Ausgleich f&#252;r die erlittene immaterielle Beeintr&#228;chtigung bieten soll (BGHZ 18, 149, 156 f.; BGH NJW 1993, 781 = r+s 1993, 56, 57; BGH NJW 1993, 1531; BGH NJW 1995, 781; BGH NJW 1996, 1591). Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes muss daher das Ausma&#223; der Beeintr&#228;chtigung, wie auch das Landgericht zutreffend festgestellt hat, im Vordergrund stehen. Der Kl&#228;ger hat durch den Unfall erhebliche Verletzungen und Schmerzen erlitten. Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass der Unfall bei dem Kl&#228;ger zu einer zweigradigen offenen Oberschenkelfraktur links, einer Oberarmfraktur rechts, Radiustr&#252;mmerfraktur rechts, commotio cerebri, Weichteilverletzung am rechten Augenlid und Lippe, multiplen Prellungen, Pneumothorax rechts, Absplitterungsfraktur der oberen Frontzahnreihe und Amnesien gef&#252;hrt hat. Durch den Pneumothorax wurden zwei Tage Intensivstation mit k&#252;nstlicher Beatmung notwendig. Der Behandlungsverlauf im &#252;brigen zog sich &#252;ber mehrere Monate hin. So war der Kl&#228;ger im Anschluss an den Unfall 16 Tage in station&#228;rer Behandlung, wurde sodann ambulant weiter behandelt mit intensiver Krankengymnastik und Gangschule. Eine erneute 10-t&#228;gige station&#228;re Behandlung wurde notwendig nach Bruch der Osteosyntheseplatte und des linken Oberschenkelknochens mit der Notwendigkeit einer weiteren Operation. Im Anschluss verz&#246;gerte sich die Heilung, der Kl&#228;ger konnte erst nach drei Monaten mit einer vorsichtigen Teilbelastung beginnen. Die operative Entfernung eines Implantates steht noch aus. Schlie&#223;lich war eine prothetische Versorgung und Herstellung der Zahnfacetten der Frontzahnreihe des Kl&#228;gers erforderlich. Der Kl&#228;ger war insgesamt 11 Monate zu 100 % in der Erwerbsf&#228;higkeit gemindert, f&#252;r die Dauer von 8 Monaten bestand eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 70 %. Der Kl&#228;ger wird nach heutigen Erkenntnissen dauerhaft zu 50 % in der Erwerbsf&#228;higkeit gemindert sein. Dar&#252;ber hinaus hat der Unfall, wie auch das Landgericht zutreffend festgestellt, f&#252;r den Kl&#228;ger weitere gravierende Dauerfolgen. Der 34-j&#228;hrige Kl&#228;ger kann seinen Beruf als Lagerverwalter nicht mehr aus&#252;ben. Er hat belastungsabh&#228;ngige Schmerzen am rechten Arm und der rechten Hand sowie im linken Oberschenkel und im linken Kniegelenk. Das Kniegelenk selbst ist instabil. Dar&#252;ber hinaus liegt eine leichte Kraftminderung des rechten Armes gegen&#252;ber links, verbunden mit leichtem Muskeldefizit im Bereich des rechten Oberarmes und im Bereich des linken Beines ein deutliches Muskeldefizit am linken Oberschenkel vor. Der Senat hat sich davon &#252;berzeugt, dass der Kl&#228;ger ein hinkendes Gangbild aufweist. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Als Folge des Unfalls hat der Kl&#228;ger dar&#252;ber hinaus als Dauerschaden sehr lange Narben im Bereich des rechten Oberarmes und des linken Oberschenkels und zus&#228;tzlich eine quer verlaufende 12 cm gro&#223;e Narbe am linken Oberschenkel zur&#252;ckbehalten. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger litt und leidet unter unfallbedingten Depressionen, Wetterf&#252;hligkeit und einer Einschr&#228;nkung seines Sexuallebens. Zwar haben die Beklagten diese Unfallfolgen bestritten, es spricht aber der Beweis des ersten Anscheins f&#252;r den Kl&#228;ger. Es handelt sich bei den von ihm behaupteten Beeintr&#228;chtigungen n&#228;mlich um Unfallfolgen, die nach dem &#252;blichen Verlauf der Dinge bei den geschilderten Verletzungen regelm&#228;&#223;ig zu erwarten sind. Andererseits hat der Kl&#228;ger seine Angaben hierzu jedoch nicht so spezifiziert, dass erkennbar w&#228;re, dass sich die Beeintr&#228;chtigungen in einem Rahmen bewegen, welcher die zu erwartenden Unfallreaktionen &#252;bersteigen w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger behaupteten Erinnerungsl&#252;cken als Folge des Unfallereignisses k&#246;nnen dagegen keine Ber&#252;cksichtigung finden, da sie nach Art, Umfang, Dauer und H&#228;ufigkeit des Auftretens nicht beschrieben werden. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes war auch die ihm zukommende Genugtuungsfunktion einzubeziehen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167; 847 BGB erforderliche billige Entsch&#228;digung darf grunds&#228;tzlich alle in Betracht kommenden Umst&#228;nde des Falles ber&#252;cksichtigen, darunter auch den Grad des Verschuldens des Verpflichteten und die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse beider Parteien (BGHZ 18, 149 ff.). Es ist in der Rechtsprechung grunds&#228;tzlich anerkannt, dass der Schmerzensgeldanspruch jedenfalls in F&#228;llen groben Verschuldens eine doppelte Funktion hat: Er soll dem Gesch&#228;digten einen angemessenen Ausgleich f&#252;r diejenigen Sch&#228;den bieten, die nicht verm&#246;gensrechtlicher Art sind, und zugleich dem Gedanken Rechnung tragen, dass der Sch&#228;diger dem Gesch&#228;digten Genugtuung schuldet f&#252;r das, was er ihm angetan hat (BGHZ 18, 149; BGH NJW 1993, 1531; BGH NJW 1995, 781; BGH NJW 1996, 1591; OLG Frankfurt am Main, VersR 1995, 544; OLG K&#246;ln, VersR 1992, 975). Die Doppelfunktion des Schmerzensgeldanspruchs ist nach der Rechtsprechung des BGH und der heute herrschenden Meinung anerkannt (M&#252;nchner Kommentar Stein, &#167; 847 Rdnr. 3 m.w.N.). Bei der Definition des Begriffs der Genugtuung wendet sich der BGH allerdings explizit gegen ein Vverst&#228;ndnis der Genugtuungsfunktion als Einfallstor f&#252;r Straf- oder Bu&#223;elemente in die Schmerzensgeldbemessung (BGH NJW 1995, 781). Vielmehr trage die Ber&#252;cksichtigung des Verschuldens eine besonderen Einstellung des Verletzten gegen&#252;ber der Person des Sch&#228;digers Rechnung, die f&#252;r einen angemessenen Ausgleich zu ber&#252;cksichtigen sei (BGH a.a.O.). Dies rechtfertigt es jedenfalls bei vors&#228;tzlichen Rechtsgutverletzungen auch ein Genugtuungsbed&#252;rfnis des Gesch&#228;digten zu ber&#252;cksichtigen, welches von einem etwaigen Strafanspruch des Staates zu unterscheiden ist (BGH NJW 1995, 781). Gleiches muss f&#252;r grob fahrl&#228;ssige Rechtsgutverletzungen gelten, da auch hier ein im besonderen Ma&#223;e die verkehrs&#252;bliche Sorgfalt verletzendes Verhalten des Sch&#228;digers das Geschehen f&#252;r den Gesch&#228;digten aus dem Bereich des allgemeinen Lebensrisikos herausr&#252;ckt (vgl. hierzu OLG K&#246;ln VersR 1992, 975). So ist es auch hier, die Verletzungen des Kl&#228;gers beruhten auf einem grob fahrl&#228;ssigen Verkehrsversto&#223; des Beklagten zu 1). Dieser hat pl&#246;tzlich unvorhersehbar auf der Fahrbahn gewendet und dabei den Unfall verursacht. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes sind sodann zwar grunds&#228;tzlich auch die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Sch&#228;digers einzubeziehen. Findet n&#228;mlich der Verpflichtete Ersatz seiner Leistung durch ein Ausgleichsanspruch oder durch eine Haftpflichtversicherung, so ist dies bei der Beurteilung seiner wirtschaftlichen Lage zu ber&#252;cksichtigen (BGHZ 18, 149, 165). Ein Sch&#228;diger, der in H&#246;he der Versicherungssumme durch den Haftpflichtversicherer von seiner Haftung freigestellt wird, ist wirtschaftlich g&#252;nstiger gestellt, als ein Sch&#228;diger der die Sch&#228;den aus unerlaubter Handlung allein zu tragen hat (BGH a.a.O., 166). Die Einbeziehung der Haftpflichtversicherung des Sch&#228;digers in die Schmerzensgeldbemessung kann jedoch in Verkehrsunfallsachen nur dazu f&#252;hren, dass eine Gleichbehandlung mit anderen Verkehrsunfallopfern erfolgt. Aufgrund der in Deutschland bestehenden Haftpflichtversicherungspflicht sind die Sch&#228;diger in diesem Punkt in aller Regel wirtschaftlich gleichgestellt. Die Ber&#252;cksichtigung der Leistungsf&#228;higkeit des Sch&#228;digers konnte und musste daher in verst&#228;ndigen Grenzen erfolgen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach allem war dem Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld i.H.v. insgesamt 60.000,00 DM zuzubilligen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2) </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzung zur Zahlung einer Schmerzensgeldrente lagen dagegen nicht vor. Eine Schmerzensgeldrente kommt neben einer Kapitalabfindung nur in engen begrenzten Ausnahmef&#228;llen in Betracht, so bei schweren voraussichtlich lebenslangen Dauersch&#228;den (BGH VersR 1997, 65). Dies gilt beispielsweise f&#252;r den Fall, in dem eine lebensl&#228;ngliche Beeintr&#228;chtigung auch mit zunehmendem Alter immer wieder neu und immer wieder schmerzlich empfunden wird. Eine Rente gibt dem Gesch&#228;digten die M&#246;glichkeit, sein beeintr&#228;chtigtes Lebensgef&#252;hl stets von neuem durch zus&#228;tzliche Erleichterung und Annehmlichkeiten zu heben (BGH VersR 1993, 113 = NJW RR 1993, 146). Dies ist der Fall bei schwersten lebenslangen Beeintr&#228;chtigungen und st&#228;ndigen starken Schmerzen sowie eine erheblichen Beeintr&#228;chtigung der Lebensqualit&#228;t (vgl. OLG Frankfurt Recht und Schaden 1992, 91; OLG D&#252;sseldorf VersR 1997, 65). Vorliegend bewegen sich die Dauerfolgen des Unfalls f&#252;r den Kl&#228;ger jedoch noch in einem Rahmen, in welchem eine einmalige Abfindung zu gew&#228;hren ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die beantragte Rente von 250,00 DM/Monat st&#252;nde auch nicht in einem ausgewogenen Verh&#228;ltnis zu einem vergleichbaren Kapitalbetrag. Eine Kapitalisierungsberechnung (vgl. hierzu BGH VersR 1976, 967; OLG D&#252;sseldorf, VersR 1997, 65) erg&#228;be bei dem 35-j&#228;hrigen Kl&#228;ger einen Kapitalbetrag von 47.910,00 DM (250,00 DM x 12 x 16,97; vgl. Kapitalisierungstabelle bei Becker/B&#246;hme, Kraftverkehrshaftpflichtsch&#228;den, 576). Der Rahmen des dem Kl&#228;ger zuzubilligenden Schmerzensgeldes w&#252;rde durch eine Rente in beantragter H&#246;he deutlich &#252;berschritten. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3) </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten zu 1) schlie&#223;lich einen Anspruch aus &#167; 823 Abs. 1 BGB i.V.m. &#167; 843 BGB auf Zahlung von 400,00 DM wegen der Inanspruchnahme eines Fitnesscenters zum Muskelaufbautraining, f&#252;r welchen die Beklagte zu 2) gem. &#167; 3 Pflichtversicherungsgesetz gesamtschuldnerisch haftet. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten die Kosten des Muskelaufbautrainings sowohl aus dem Gesichtspunkt der Wiederherstellung seines Gesundheitszustandes als auch Entrichtung einer Geldrente bei Vermehrung seiner Bed&#252;rfnisse verlangen. Der Kl&#228;ger hat durch Vorlage einer internistischen Bescheinigung des behandelnden Arztes Dr. D. vom 29.12.1997 die Notwendigkeit eines regelm&#228;&#223;igen Muskelaufbautrainings sowie eines Koordinationstrainings in einem geeigneten Therapiezentrum unter Einleitung eines Diplomsportlehrers bewiesen. Die Beklagten k&#246;nnen dem Kl&#228;ger nicht entgegenhalten, er sei im Rahmen seiner Schadensminderungspflicht gem. &#167; 254 BGB gehalten, das Muskelaufbautraining bei einem Heilgymnasten durchzuf&#252;hren, da nur diese Kosten durch die Krankenversicherung erstattet w&#252;rden. Der Gesch&#228;digte ist n&#228;mlich grunds&#228;tzlich berechtigt, die zur Schadensbeseitigung am besten geeigneten Ma&#223;nahmen zu ergreifen. Dies ist mangels entgegenstehender Anhaltspunkte in der Regel die von dem Arzt empfohlene Behandlungsmethode, hier das gezielte Muskelaufbautraining im Fitnessstudio. Dar&#252;ber hinaus liegt es auf der Hand, dass ein mit Spezialger&#228;ten besonders ausgestattetes Fitnessstudio i.V.m. einem Diplomsportlehrer andere und bessere M&#246;glichkeiten zur Durchf&#252;hrung eines Muskelaufbautrainings hat, als der Krankengymnast. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers folgt in zuerkannter H&#246;he aus &#167;&#167; 286, 288 Abs. 1 BGB. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung war dem Schlussurteil vorzubehalten. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger: 54.750,00 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">(37.000,00 DM + 17.500,00 DM);</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Beklagten: 20.400,00 DM.</p>
114,329
olgk-1999-09-10-19-u-9397
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 93/97
1999-09-10T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-11T10:39:11
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0910.19U93.97.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil der 20. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 05.03.1997 - 20 O 56/96 - abgeändert und wie folgt neu gefaßt: Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 819.530,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.01.1996 zu zahlen. Die Kosten des Rechtsstreits trägt die Beklagte. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 864.000,00 DM abzuwenden, wenn nicht zuvor der Gegner in gleicher Höhe Sicherheit leistet. Die Sicherheit kann auch durch Bürgschaft einer deutschen Groß-bank, einer Genossenschaftsbank oder einer öffentlichen Sparkasse erbracht werden. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin, die A. R. Systems International GmbH (ASI), handelte mit Computer-Hard- und Software und stand in Gesch&#228;ftsbeziehung mit der C. Partner Team GmbH (CPT), der sie im Jahre 1993 Hard- und Software lieferte. Mit der Klage macht die Kl&#228;gerin gegen die Beklagte als damalige Hausbank der CPT Anspr&#252;che in H&#246;he derjenigen Kaufpreisbetr&#228;ge geltend, mit denen sie nach Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen der CPT im Jahre 1994 ausgefallen ist oder ausfallen wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die CPT handelte ihrerseits mit Hard- und Software und erhielt im Juli 1993 im Rahmen eines Gesamtauftrages erstmals einen Lieferauftrag des S&#228;chsischen Staatsministeriums des Innern (SMdI) &#252;ber 500 "A. Easyline" Desktops zum Gesamtkaufpreis von 1.196.000,00 DM brutto. Die an das SMdI zu liefernden Ger&#228;te bezog die CPT bei der ASI. In dem Kaufvertrag vereinbarten ASI und CPT einen verl&#228;ngerten Eigentumsvorbehalt zugunsten der ASI; zus&#228;tzlich schlossen sie einen Abtretungsvertrag, der inhaltlich dem bei den Akten befindlichen (Bl. 28 ff.) sp&#228;teren Abtretungsvertrag vom 13.12.1993 entspricht. Au&#223;erdem wurde CPT ein Zahlungsziel von 30 Tagen bei 3 % Skonto gew&#228;hrt. Nach Lieferung der Ger&#228;te an das SMdI und Zahlung des Kaufpreises auf das Konto der CPT bei der Beklagten zahlte diese ihrerseits fristgerecht per Scheck, der von der Beklagten eingel&#246;st wurde, an die ASI bzw. an die P. Gesellschaft f&#252;r Exportfactoring, der die ASI die Forderung abgetreten hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Folgeauftr&#228;ge erhielt die CPT am 01.12.1993 vom SMdI und am 03.12.1993 vom Landeskriminalamt Sachsen (LKA) zur Lieferung von insgesamt 478 weiteren "A. Easyline" Desktops zu einem Gesamtkaufpreis von 1.261.922,60 DM brutto. Nach den Auftragsbedingungen der Landesbeschaffungsstelle L., die auch diesen Auftr&#228;gen zugrunde lagen, war die Abtretung der dem Auftragnehmer (CPT) aus dem Vertrag zustehenden Forderungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Auftraggebers statthaft. Diese liegt unstreitig nicht vor. Die CPT bestellte ihrerseits die Ger&#228;te wiederum bei der ASI zu einem Kaufpreis von (717.600,00 + 425.776,00 =) insgesamt 1.143.376,00 DM brutto. Dabei wurden verl&#228;ngerter Eigentumsvorbehalt und Forderungsabtretung wie bei dem vorangegangenen Gesch&#228;ft vereinbart, letztere durch Abtretungsvertrag vom 13.12.1993 (Bl. 28 ff. d.A.). Wie schon bei dem Gesch&#228;ft im Sommer 1993 zeigte weder die vertraglich dazu berechtigte ASI noch die vertraglich dazu verpflichtete CPT die Abtretung der Landesbeschaffungsstelle L. an. Die Ger&#228;te wurden von der ASI am 14. und 15.12.1993 geliefert und der CPT am 14. und 16.12.1993 in Rechnung gestellt (Bl. 32, 34 d.A.). In den Rechnungen hei&#223;t es, dass die Forderungen an die P. Gesellschaft f&#252;r Exportfactoring abgetreten und an diese zu zahlen seien. Auch bei diesem Gesch&#228;ft war ein Zahlungsziel von 30 Tagen bei 3 % Skonto vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kaufpreis von 1.262.922,60 DM wurde von der Landesbeschaffungsstelle L. Ende Dezember 1993 an die CPT &#252;berwiesen, und zwar auf Wunsch der Beklagten auf ein von den Angaben in den Rechnungen der CPT abweichendes Konto bei der Beklagten. Einen von der CPT zugunsten ASI/P. ausgestellten Scheck &#252;ber 960.000,00 DM vom 28.01.1994 l&#246;ste die Beklagte nicht ein, wie sie der CPT am 01.02.1994 mitteilte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwischen Mitte Dezember 1993 und Mai 1994 lieferte ASI weitere Hardware in einem Gesamtwert von 21.154,25 DM an die CPT und stellte sie wie in der Berufungsbegr&#252;ndung (Bl. 373 ff. d.A.) im einzelnen aufgef&#252;hrt in Rechnung. Auf die sich unter Ber&#252;cksichtigung dieser Rechnungsbetr&#228;ge ergebende Gesamtforderung in H&#246;he von (1.143.376,00 + 21.154,25 =) 1.164.530,25 DM zahlte die CPT in der Folge 345.000,00 DM. Die restlichen 819.530,25 DM sind Gegenstand der Klage.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 09.02.1994 (Bl. 95 d.A.) k&#252;ndigte die Beklagte "aufgrund der Vorkommnisse hinsichtlich Ihrer Zahlungsverpflichtungen gegen&#252;ber der Firma ASI ... und aufgrund der nicht ausreichenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse" die Gesch&#228;ftsverbindung mit CPT fristlos. Die Beklagte hatte der ihr von der CPT vorzulegenden Finanzplanung entnommen, dass die ab dem 01.01.1994 geltende Kontokorrentkreditlinie von 750.000 DM bei Bedienung des Schecks f&#252;r ASI/P. lt. Finanzplan der CPT vom 24.01.1994 (Bl. 521 d.A.) in der 5. bis 8. Kalenderwoche 1994 um jeweils mehr als 550.000 DM &#252;berschritten w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im M&#228;rz 1994 stellte die Beklagte der CPT ungeachtet der fristlosen K&#252;ndigung nochmals einen Kontokorrentkredit zur Verf&#252;gung. Am 20.06.1994 wurde vom Amtsgericht K&#246;ln das Konkursverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen der CPT er&#246;ffnet (71 N 214/94). Eine Konkursquote zugunsten der Kl&#228;gerin ist nicht zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vor dem Landgericht Anspr&#252;che aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 816 II BGB) und aus unerlaubter Handlung geltend gemacht. Zu deren Begr&#252;ndung wird auf die Darstellung im Tatbestand des landgerichtlichen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 819.530,25 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit (16.01.1996) zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Anspruchsberechtigung der Kl&#228;gerin im Hinblick auf die Abtretung an P. bestritten, ebenso den Sachvortrag der Kl&#228;gerin zur Begr&#252;ndung ihrer Anspr&#252;che. Auf eine mit der CPT vereinbarte Globalzession gem&#228;&#223; Vertrag vom 01./07.12.1992 (Bl. 745 ff. d.A.) st&#252;tzt die Beklagte sich vorprozessual und im Rechtsstreit nicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der im ersten Rechtszug durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift des Landgerichts vom 29.01.1997 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde des landgerichtlichen Urteils wird ebenfalls Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der form- und fristgerecht eingelegten und auch rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufung macht die Kl&#228;gerin geltend:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1. dem Landgericht sei ein Verfahrensfehler unterlaufen, weil es ihr nach der Zeugenvernehmung im Termin vom 29.01.1997 und nach der Entscheidung, die von der Beklagten benannten Zeugen E. und B. nicht mehr zu h&#246;ren, keine Gelegenheit gegeben haben, gem&#228;&#223; &#167; 285 I ZPO zum Ergebnis der Beweisaufnahme Stellung zu nehmen und erg&#228;nzende Beweisantr&#228;ge zu stellen. Die Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung habe das Landgericht zu Unrecht abgelehnt;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2. in der Sache:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a. ihre Schuldnerin CPT habe mit der Beklagten jedenfalls konkludent vereinbart, da&#223; die vom SMdI Mitte Dezember 1993 auf das Konto Nr. 73235006 bei der Beklagten eingezahlten Betr&#228;ge 30 Tage auf diesem Konto verbleiben und anschlie&#223;end an die Kl&#228;gerin ausgezahlt werden sollten. Dabei habe es sich um einen echten Vertrag zugunsten Dritter gehandelt, der ihr ein eigenes Forderungsrecht gegen die Beklagte gebe;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b. sie sei durch die Beklagte sittenwidrig gesch&#228;digt worden (&#167; 826 BGB). In diesem Zusammenhang tr&#228;gt sie vor, die Beklagte sei von dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der CPT, dem Zeugen M., schon im Sommer 1993 &#252;ber die bevorstehenden Auftr&#228;ge des SMdI, die Sicherungsanforderungen der ASI hierzu und &#252;ber die Vertragsbedingungen des SMdI unterrichtet worden. Es habe bei beiden Auftr&#228;gen, also auch im Dezember 1993, Einvernehmen dar&#252;ber bestanden, dass die Zahlungen des SMdI nach Erreichung des mit der ASI vereinbarten Zahlungsziels auf jeden Fall an die ASI weitergeleitet werden w&#252;rden. Ein zus&#228;tzlicher Zweck des drei&#223;igt&#228;gigen Zahlungsziel sei im Dezember 1993 gewesen, den Jahresabschluss der CPT freundlich zu gestalten. Noch im Januar 1994 sei die Beklagte im Rahmen t&#228;glicher telefonischer Abstimmung der Dispositionen der CPT, deren Genehmigung sich die Beklagte vorbehalten habe, mehrfach auf die Ende des Monats f&#228;llige Zahlung an die ASI hingewiesen worden, ohne dass sie dem widersprochen habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen begr&#252;ndet die Kl&#228;gerin den Vorwurf sittenwidrigen Verhaltens der Beklagten auch mit Vorg&#228;ngen, die Monate vor der ersten Gesch&#228;ftsbeziehung zwischen ihr und der CPT liegen, also bevor die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt Gl&#228;ubigerin der CPT war. Dabei geht es vor allem um die Ver&#228;u&#223;erung eines dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der CPT M. geh&#246;renden Grundst&#252;cks f&#252;r 6,1 Mio DM im Januar 1993 (Kaufvertrag Anl. B 22), das - unstreitig - nur mit einem Wert von 3,9 Mio DM begutachtet worden war. Hier will die Kl&#228;gerin darauf hinaus, da&#223; die Beklagte mit diesem Vorgang, bei dem sie auch als Bank der Grundst&#252;ckserwerberin t&#228;tig war und den Erwerb finanzierte, ihre eigenen Interessen zu Lasten der anderen damaligen Gl&#228;ubiger, insbesondere der Sparkasse E. und einer Fa. W. verfolgt habe. Unstreitig sind von dem Verkaufserl&#246;s 3,5 Mio DM als Gesellschafterdarlehen M.s auf das Konto der CPT bei der Beklagten geflossen, das damit wesentlich zur&#252;ckgef&#252;hrt wurde. In diesem Zusammenhang sieht die Kl&#228;gerin Anfechtungsrechte der Gl&#228;ubiger, auch der Kl&#228;gerin selbst, nach &#167; 3 I AnfG und behauptet, da&#223; die Beklagte die K&#252;ndigung der Gesch&#228;ftsverbindung mit der CPT Anfang Februar 1994 zeitlich so eingerichtet habe, dass damit die bestehenden Anfechtungsrechte ausgehebelt werden konnten, indem die Anfechtungsfristen verstrichen seien, bevor die Gl&#228;ubiger aufmerksam wurden;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">c. die Beklagte sei ihr auch nach &#167; 816 II BGB zur Herausgabe der vom SMdI &#252;berwiesenen Betr&#228;ge verpflichtet, weil diese Leistungen an die Beklagte als Nichtberechtigte bewirkt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie 819.530,20 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit (16.01.1996) zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise: das angefochtene Urteil aufzuheben und die Sache zur neuerlichen Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3. ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, einer Genossenschaftsbank oder einer &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1. die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2. ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, einer Genossenschaftsbank oder einer &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie tritt dem tats&#228;chlichen Vorbringen der Kl&#228;gerin entgegen und beruft sich nach wie vor auf deren fehlende Aktivlegitimation, weil sie ihre Forderungen an den Factor P. abgetreten habe; auf die von der Kl&#228;gerin vorgelegte R&#252;ckabtretungserkl&#228;rung vom 26.06.1997 (Anl. B 97) geht sie dabei nicht ein.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen Bezug genommen. Der Senat hat gem&#228;&#223; dem Beschlu&#223; vom 30.04.1999 (Bl. 795 d.A.) Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 06.08.1999 (Bl. 812 ff. d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet. Die Beklagte ist ihr in H&#246;he der Klageforderung schadensersatzpflichtig (&#167; 826 BGB).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">1. Ob dem Landgericht, wie die Kl&#228;gerin meint, im Zusammenhang mit der in erster Instanz durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme ein Verfahrensfehler unterlaufen ist, der eine Aufhebung des Urteils und eine Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Landgericht gerechtfertigt h&#228;tte (&#167; 539 ZPO), kann auf sich beruhen, nachdem der Rechtsstreit inzwischen entscheidungsreif ist. Im &#252;brigen liegt es nahe, dass die Kl&#228;gerin jedenfalls ihr R&#252;gerecht durch die der Beweisaufnahme des Landgerichts folgende Verhandlung zur Sache verloren h&#228;tte (&#167; 295 I ZPO), ohne dass dies hier noch n&#228;her zu begr&#252;nden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2. Die Voraussetzungen eines echten Vertrages zu Gunsten der Kl&#228;gerin zwischen der CPT und der Beklagten, der der Kl&#228;gerin ein eigenes Forderungsrecht gegen die Beklagte geben w&#252;rde (&#167; 328 BGB), kann der Senat nicht feststellen. Die Kl&#228;gerin kommt selbst nicht umhin einzur&#228;umen, da&#223; eine ausdr&#252;ckliche Vereinbarung insoweit nicht vorliegt. Auch der Zeuge M., der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der inzwischen in Konkurs gefallenen CPT, hat nach seinen Aussagen vor dem Landgericht wie vor dem Senat "nicht ausdr&#252;cklich hinterfragt, ob die Beklagte die eingehenden Gelder nach 30 Tagen in jedem Fall an die Kl&#228;gerin weiterleiten w&#252;rde"; er sei aber "davon ausgegangen", habe das "f&#252;r eine Selbstverst&#228;ndlichkeit" gehalten (Bl. 276 d.A.), es f&#252;r ihn "ganz klar" gewesen (Bl. 813 d.A.). Andererseits hat er jedoch ausgef&#252;hrt: "Es gab keine Erkl&#228;rung der Beklagten mit der Ausdrucksweise, da&#223; man zusicherte, da&#223; die eingehenden Gelder an die ASI bezahlt w&#252;rden." (Bl. 277 d.A.). Nach seiner Darstellung war die Beklagte zwar &#252;ber alle Vorg&#228;nge eingehend informiert - hierzu in anderem Zusammenhang mehr -, und das vorangegangene gleiche Gesch&#228;ft mit dem SMdI war auch aus Sicht der Kl&#228;gerin ordnungsgem&#228;&#223; ausgef&#252;hrt worden. Daraus kann aber nicht der Schlu&#223; gezogen werden, die Beklagte habe sich mit der Kenntnis von dem vorgesehenen Ablauf <i>auch der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber</i> verpflichten wollen, die nicht ihr Gesch&#228;ftspartner war. Soweit sie der CPT gegen&#252;ber Zusagen gemacht haben sollte, w&#252;rde das noch keinen eigenen vertraglichen Anspruch der Kl&#228;gerin ergeben. Daran vermag auch die umfangreiche Argumentation der Kl&#228;gerin (Bl. 559 - 574 d.A.) nichts zu &#228;ndern. Eine rechtlich relevante "konkrete Konkludenz des Schweigens", wie sie die Kl&#228;gerin entwickeln m&#246;chte (Bl. 566 d.A.), sieht der Senat hier nicht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3. Einen Anspruch aus &#167; 816 II BGB kann die Kl&#228;gerin ebenfalls nicht mit Erfolg geltend machen. Er setzt zun&#228;chst voraus, da&#223; die Kl&#228;gerin in Bezug auf die Kaufpreiszahlung des SMdI (und des LKA) Berechtigte war, die Beklagte aber diese Leistung als Nichtberechtigte vereinnahmt hat. Die Berechtigung der Kl&#228;gerin k&#246;nnte sich aus dem mit der CPT vereinbarten verl&#228;ngerten Eigentumsvorbehalt in Verbindung mit &#167; 1 des besonders geschlossenen Abtretungsvertrags vom 13.12.1993 ergeben. Da aber die Abtretung der Kaufpreisforderung nach den Vertragsbedingungen des SMdI vom 29.12.1992 nur mit dessen schriftlicher Genehmigung statthaft war, war sie ohne diese Genehmigung unwirksam (&#167; 399 BGB; Palandt/Heinrichs, BGB 57. Aufl., &#167; 399 Rn. 11 m. Nachw.; Palandt/Putzo, a.a.O., &#167; 455 Rn. 17). Eine sp&#228;tere Genehmigung wirkt nur ex nunc (BGHZ 70, 302; 102, 301; Palandt/Heinrichs, a.a.O.). Die Kl&#228;gerin hat selbst vorgetragen, das SMdI habe die Abtretung "nachtr&#228;glich", "nach Eintritt des Schadensfalles" genehmigt, und zwar "unter Verzicht auf jedes Schriftformerfordernis m&#252;ndlich" (Bl. 16 d.A.; vgl. das Schreiben der Kl&#228;gerin an das SMdI Bl. 155 d.A.). Wie auch immer, jedenfalls konnte diese Genehmigung die Kl&#228;gerin nicht mehr nachtr&#228;glich zur Berechtigten im Zeitpunkt der Leistung machen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Deshalb kommt es schon nicht mehr darauf an, da&#223; eine Bank nur als Zahlstelle des Kunden zu betrachten ist, und zwar auch dann, wenn der Schuldner auf das angegebene Konto zahlt, ohne - wie hier unstreitig - von einer Globalabtretung an die Bank etwas zu wissen. In der Au&#223;enwirkung ist also die Bank nicht Leistungsempf&#228;nger im Sinne von &#167; 816 II BGB (BGHZ 72, 316, 320 im Anschlu&#223; an BGHZ 53, 139 ff.).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">4. Dagegen ist die Beklagte der Kl&#228;gerin nach &#167; 826 BGB zum Schadensersatz verpflichtet. Indem sie, die das Finanzgebaren der CPT weitgehend steuerte, in Kenntnis der zwischen der ASI und der CPT sowie zwischen dieser und dem SMdI getroffenen Vereinbarungen die von der CPT geschlossenen Vertr&#228;ge nicht nur hinnahm, sondern erfreut begr&#252;&#223;te, und den ihr schon im Dezember 1993 bekannten Dispositionen der CPT in Bezug auf die Ende Januar f&#228;lligen Zahlungen an die ASI zu keinem Zeitpunkt widersprach, sch&#228;digte sie die Mitgl&#228;ubigerin ASI in einer rechtlich als sittenwidrig zu qualifizierenden Weise, als sie die Einl&#246;sung des Schecks am 01.02.1994 ohne Vorwarnung verweigerte und anschlie&#223;end mit Bezug "auf die Vorkommnisse hinsichtlich Ihrer Zahlungsverpflichtungen gegen&#252;ber der Firma ASI" die Gesch&#228;ftsverbindung k&#252;ndigte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auch der Senat verkennt nicht, dass es grunds&#228;tzlich nicht sittenwidrig ist, wenn eine Bank einen Kredit k&#252;ndigt und von ihren vertraglichen Rechten auf R&#252;ckf&#252;hrung eines Kredits Gebrauch macht, und zwar auch dann nicht, wenn dies in dem Bewusstsein geschieht, dass dadurch m&#246;glicherweise andere Gl&#228;ubiger gef&#228;hrdet werden (BGH WM 1963, 1093, 1094; 1965, 475, 476; 1970, 399, 400; OLG D&#252;sseldorf WM 1983, 874, 885; M&#252;Ko/Mertens, BGB 3. Aufl., &#167; 826 Rn. 146; Palandt/Thomas, a.a.O., &#167; 826 Rn. 37). Anders als den privaten Kreditgeber trifft aber das Kreditgewerbe, dem die Beklagte angeh&#246;rt, auch eine Pflicht zur R&#252;cksichtnahme auf andere Gl&#228;ubiger. Denn derjenige, der in einer Volkswirtschaft den Kredit verwaltet, hat eine besondere Verantwortung, weil seine Gew&#228;hrung oder Verweigerung unmittelbar &#252;ber das wirtschaftliche Schicksal eines anderen entscheiden k&#246;nnen. Gerade wenn ein Schuldner auf ein Kreditinstitut besonders angewiesen ist und dieses ihm gegen&#252;ber eine erhebliche Machtstellung hat, wirkt sich das auch auf Mitgl&#228;ubiger aus, insofern deren Interessen in Mitleidenschaft gezogen werden k&#246;nnen, wenn der Schuldner sein eigenes, auch auf die Befriedigung seiner Gesch&#228;ftspartner gerichtetes Interesse gegen&#252;ber seinem Kreditinstitut nicht zu behaupten vermag (vgl. hierzu M&#252;Ko/Mertens, a.a.O., Rn. 147 m. Nachw.). Insbesondere der Kreditgeber, der &#252;ber eine Leitungsmacht gegen&#252;ber seinem Kreditnehmer verf&#252;gt, ist gegen&#252;ber anderen Gl&#228;ubigern dieses Kreditnehmers spezifisch verantwortlich. Es kann sittenwidrig sein, wenn er sein eigenes unternehmerisches Risiko auf Mitgl&#228;ubiger verlagert (a.a.O., Rn. 149). Bei der Bewertung kommt es wesentlich auf das Ma&#223; der eigenn&#252;tzigen Missachtung fremder Interessen durch den Gl&#228;ubiger an. Dabei ist weiter von Bedeutung, inwieweit der Schuldner vor und nach der zu beurteilenden Ma&#223;nahme von seinem Gl&#228;ubiger abh&#228;ngig ist (a.a.O., Rn. 150 f.; jeweils m. Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Legt man diese Ma&#223;st&#228;be zugrunde, dann ist das Verhalten der Beklagten als sittenwidrig zu bewerten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der vom Landgericht und vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme in Verbindung mit den vorliegenden Urkunden kannte und kontrollierte die Beklagte im entscheidenden Zeitraum die Gesch&#228;fte der CPT, soweit sie wirtschaftlich ins Gewicht fielen. Der Zeuge M., der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der CPT, hat bekundet, die Beklagte habe sein Unternehmen "unter Kredit&#252;berwachung gestellt", als es im Sommer/Herbst 1992 in eine krisenhafte Lage geraten sei. Die CPT musste dem Zeugen B., der bei der Beklagten f&#252;r die Kredit&#252;berwachung zust&#228;ndig war, Finanzpl&#228;ne f&#252;r drei bis f&#252;nf Wochen im Voraus vorlegen, denen Forderungsaufstellungen beizuf&#252;gen waren; die Kl&#228;gerin hat diese Pl&#228;ne und Aufstellungen mit der Berufungsbegr&#252;ndung vorgelegt. Der Zeuge M. hat die Situation anschaulich damit gekennzeichnet, er habe f&#252;r die Beklagte "gl&#228;serne Taschen" gehabt. Der Zeuge B. nahm nach der Darstellung der Zeugen M. und N. auch regelm&#228;&#223;ig Einfluss auf geplante Verf&#252;gungen der CPT, wenn er es angesichts des jeweiligen Standes des Gesch&#228;ftskontos f&#252;r angebracht hielt, bestimmte Zahlungen nicht oder jedenfalls noch nicht zu leisten. Es mag sein, dass diese Kontrollen von der Beklagten bei Einhaltung oder nur geringf&#252;giger &#220;berschreitung des vereinbarten Kreditlimits weniger intensiv betrieben wurden, f&#252;r den entscheidenden Zeitraum von Juli/August 1993 bis zur K&#252;ndigung der Gesch&#228;ftsverbindung Anfang Februar 1994 ist aber nach der Beweisaufnahme als erwiesen anzusehen, dass die CPT f&#252;r ihre finanziellen Verf&#252;gungen auf die Zustimmung der Beklagten in der Person des Zeugen B. angewiesen war. Ab September 1993 fanden t&#228;gliche Abstimmungen statt, schon fr&#252;h am Morgen und manchmal mehrmals t&#228;glich.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden hat der Senat keine Bedenken, den Bekundungen der Zeugen M. und N. auch insoweit zu folgen, als es um die Kenntnis der Beklagten von den Gesch&#228;ften der CPT mit der ASI einerseits und dem SMdI (bzw. dem LKA) andererseits sowie von den ihnen zugrundeliegenden Vertragsbedingungen geht. In der von dem Zeugen M. so bezeichneten "trockenen Zeit" im Sommer 1993 lag nichts n&#228;her, als dem Kontrolleur B. den gro&#223;en Auftrag des SMdI und den in den Zahlungsbedingungen g&#252;nstigen Vertrag mit der ASI unverz&#252;glich anzuzeigen. Der Zeuge B. erkundigte sich daraufhin, aus der Sicht des Hauptkreditgebers der CPT folgerichtig, nach den von der ASI geforderten Sicherheiten. Auf die entsprechende Auskunft des Zeugen M. bemerkte er sinngem&#228;&#223;, der Eigentumsvorbehalt und die Forderungsabtretung seien nicht viel wert, weil die Beklagte wegen der 1992 vereinbarten Globalzession - von der sie dann keinen Gebrauch gemacht hat - die &#228;lteren Rechte habe, und weil die Abtretung "bei der &#246;ffentlichen Hand nicht ziehe". (Im Sitzungsprotokoll vom 06.08.1999 hei&#223;t es auf Seite 1 [Bl. 812 d.A.] irrt&#252;mlich: &#246;ffentliche Bank) Aus seiner Sicht war also die ASI ein Gl&#228;ubiger, der der CPT ein gro&#223;z&#252;giges Zahlungsziel einger&#228;umt hatte, daf&#252;r aber keine echte Sicherheit hatte. Ende September 1993 lie&#223; die Beklagte den Scheck der CPT an die ASI/P. &#252;ber 1.181.456,64 DM passieren, obwohl es dadurch mit den Worten des Zeugen M. "wieder eng" wurde; damals betrug die interne Kreditlinie 1,45 Mio DM, die externe 750.000,00 DM. Diese Unterscheidung hatte, wie der Zeuge E. erl&#228;utert hat, Bedeutung f&#252;r die H&#246;he der Verzinsung des Kredites.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wie die Zeugen M. und N. &#252;bereinstimmend weiter bekundet haben, ist der Zeuge B. auch von dem zweiten Sachsen-Auftrag (SMdI und LKA) Anfang Dezember 1993 unverz&#252;glich unterrichtet worden, und zwar auch &#252;ber die Details der Zahlungs- und Sicherheitsbedingungen, die im &#252;brigen dem Zeugen B. schon seit dem ersten Teilauftrag im Sommer 1993 bekannt waren. Diese Aussagen werden durch die von dem Zeugen M. &#252;berreichten Fax-Nachrichten vom 05. und 06.12.1993 best&#228;tigt, auch wenn darin die (bekannten) Konditionen nicht noch einmal erw&#228;hnt werden. Dass der Zeuge B. &#252;ber diese Nachricht, wie er selbst einger&#228;umt hat, "sehr erfreut" gewesen ist, ist angesichts der angespannten Kreditlage der CPT ohne weiteres nachvollziehbar, konnte doch dadurch der Kontostand zum Jahresende 1993 deutlich auch unter die externe Kreditlinie von 750.000,00 DM zur&#252;ckgef&#252;hrt werden. Der Zeuge M. hat allerdings nach seiner Aussage den Zeugen B. schon im Dezember und noch einmal im Januar darauf hingewiesen, dass Ende Januar die Zahlung an die ASI, "der gro&#223;e Abgang", f&#228;llig sei. Mehrfache Hinweise auf die bald f&#228;llige Zahlung hat auch die Zeugin N. im Januar 1994 dem Zeugen B. gegeben. Beide Aussagen werden best&#228;tigt durch die von der CPT erstellten Finanzpl&#228;ne vom 03. und 17.01.1994 (Bl. 503, 512 d.A.), in denen Ausgaben in H&#246;he von zun&#228;chst 696.000,00 DM und dann weiteren 413.000,00 DM im Zusammenhang mit dem SMdI/LKA-Gesch&#228;ft angek&#252;ndigt werden. Der Zeuge B. wies aber nicht etwa darauf hin, dass diese Zahlungen nicht geleistet werden d&#252;rften, vielmehr sollte nach der Bekundung der Zeugin N. "eine Steuerzahlung nicht ausgef&#252;hrt werden ... wegen der anstehenden Zahlung an die ASI", denn sonst m&#252;sse die Kreditlinie wieder erh&#246;ht werden. Die Mitteilung des Zeugen E. am 01.02.1993, der f&#252;r ASI/P. bestimmte Scheck &#252;ber 960.000,00 DM werde nicht bezahlt, kam unter diesen Umst&#228;nden f&#252;r den Zeugen M. aus heiterem Himmel.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Aussagen der Zeugen M. und N. sind glaubhaft; gegen&#252;ber ihrer pers&#246;nlichen Glaubw&#252;rdigkeit bestehen keine Bedenken. Die Angaben gehen ins Einzelne, sind in sich stimmig und werden durch die vorliegenden Finanzpl&#228;ne und sonstigen Urkunden weitgehend best&#228;tigt. Der Zeuge M. hat bei seiner weit &#252;ber eine Stunde dauernden Vernehmung keine Unsicherheiten gezeigt, er hat ruhig und sachlich geantwortet, auch auf Vorhalte. Es kennzeichnet den Zeugen dar&#252;berhinaus, dass zwischen ihm und der Beklagten nach den Worten des Zeugen E. eine besonders vertrauensvolle Beziehung bestand, und dass er, so wieder der Zeuge E.; jederzeit "ehrlich" war. Die Zeugin N. machte den Eindruck einer zuverl&#228;ssigen und vertrauensw&#252;rdigen Angestellten alter Schule, in ihrer Aussage unbefangen und in der Sache sicher.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber kann der Senat dem Zeugen B. nicht folgen. Es ist g&#228;nzlich unglaubhaft, dass er als f&#252;r die Kredit&#252;berwachung Zust&#228;ndiger bis zum Eingang des f&#252;r die ASI bestimmten Schecks bei der Beklagten Ende Januar 1994 noch nie etwas von diesem Unternehmen geh&#246;rt und von den Vertr&#228;gen mit dem SMdI und ihren Konditionen nichts gewusst haben will. Auf Vorhalt musste er immerhin einr&#228;umen, das Fax der CPT vom 05.12.1993 erhalten zu haben, in dem die &#220;bersendung der schriftlichen Auftr&#228;ge von SMdI und LKA f&#252;r den 06.12.1993 angek&#252;ndigt wird. Obwohl der Zeuge B. dieses zweite Fax nicht kennen wollte, hat der Senat aufgrund des Sendeprotokolls in Verbindung mit der Aussage des Zeugen M. keinen Zweifel, dass es bei der Beklagten eingegangen ist. H&#228;tte der Zeuge B. tats&#228;chlich nichts davon erfahren, dann h&#228;tte angesichts der Ank&#252;ndigung in dem ihm bekannten Fax vom Vortag nichts n&#228;her gelegen, als an die dort angek&#252;ndigte Urkunden&#252;bersendung zu erinnern. Bedenken gegen&#252;ber der Darstellung des Zeugen B. dr&#228;ngen sich auch deshalb auf , weil er &#252;ber Einzelheiten von Vertr&#228;gen mit einem geringeren Volumen (OFD Hannover, Deutsche Bahn) durchaus unterrichtet war. Ersichtlich hat der Zeuge versucht, dem Zeugen M. eine Verwechslung des hier streitigen Vorgangs mit anderen Gesch&#228;ften zu unterstellen. Dem zu folgen, besteht aber keinerlei Anlass.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber mag es durchaus sein, dass der Zeuge E. &#252;ber einzelne Auftr&#228;ge der CPT nicht unterrichtet war, weil er in seiner Position mit Einzelheiten der Gesch&#228;ftsverbindung nicht befasst war, sondern nur eingeschaltet wurde, wenn die CPT Finanzierungsbedarf hatte und &#252;ber die Kreditlinie zu entscheiden war. Seine Aussage ist daher f&#252;r die hier wesentlichen Fragen nicht ergiebig.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Beweisergebnis hat die Beklagte ihre dominierende Stellung hinsichtlich der von der CPT betriebenen Gesch&#228;fte zu Lasten eines dritten Gesch&#228;ftspartners, n&#228;mlich der Kl&#228;gerin, bewu&#223;t und gewollt zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Sie hat in der Person des Zeugen B. als ma&#223;gebliche Gestalterin des Finanzgebarens der CPT die ihr willkommenen Gesch&#228;fte mit der ASI einerseits, dem SMdI und dem LKA andererseits gebilligt und gef&#246;rdert, den ersten Abschnitt auch planm&#228;&#223;ig durch die CPT abwickeln lassen, sodann hinsichtlich des zweiten Abschnitts und dessen Abwicklung bis zur Einreichung des Schecks durch die CPT Ende Januar 1993 keine Bedenken ge&#228;u&#223;ert, obwohl der Zeuge M. schon im Dezember 1993 auf den Ende Januar 1994 zu erwartenden "gro&#223;en Abgang" und die dadurch eintretende Verschlechterung der Kreditlage hingewiesen hatte und anschlie&#223;end weitere Hinweise auch durch die Zeugin N. folgten, um dann pl&#246;tzlich unter Berufung auf eben diese Verschlechterung die Zahlung zu verweigern. Dabei ist nicht entscheidend, dass die Kreditlage der CPT sich im Januar 1994 durch ausbleibende Kundenzahlungen ung&#252;nstiger als erwartet gestaltete. Damit musste die Beklagte rechnen, die seit 1973 mit dem Zeugen M. zusammenarbeitete, im Lauf der Jahre dessen wirtschaftliches Auf und Ab genau kennengelernt hatte und auch nach der Aussage des Zeugen E. wusste, dass der Zeuge M. zwar ehrlich, aber "vielleicht kein besonders guter Kaufmann war, was die Schl&#252;ssigkeit von Zahlen betrifft." Der Zeuge E. hat auch von sich aus einen entscheidenden Punkt im Verhalten der Beklagten genannt, wenn er gesagt hat, die in den Vertr&#228;gen der CPT mit ASI und SMdI "vereinbarte Zahlungsfrist h&#228;tte angesprochen werden m&#252;ssen." Die Beklagte, d.h. der f&#252;r sie handelnde Zeuge B., h&#228;tte rechtzeitig mit der CPT, ggf. unter Einbeziehung der ASI er&#246;rtern m&#252;ssen, ob die Erf&#252;llung der Forderung der gerade aus der Sicht des Zeugen weitgehend ungesicherten ASI innerhalb der vereinbarten Frist m&#246;glich war bzw. sichergestellt werden konnte. Stattdessen hat die Beklagte die Befriedigung der ASI zu ihrem eigenen Vorteil verhindert, ohne trotz wiederholter Hinweise seitens der Zeugen M. und N. vorher irgendwelche Bedenken zu &#228;u&#223;ern.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Durch dieses Verhalten der Beklagten ist die Kl&#228;gerin in H&#246;he der Klageforderung gesch&#228;digt worden, weil unstreitig im Konkurs der CPT keine Quote zu erwarten ist und die Kl&#228;gerin insoweit mit ihrer Kaufpreisforderung ausf&#228;llt. Der Streit der Parteien aus der ersten Instanz dar&#252;ber, auf welche der verschiedenen Rechnungen die von der CPT gezahlten 345.000 DM zu verrechnen sind, ist in der Berufungsinstanz nicht fortgesetzt worden. Er kann deshalb auf sich beruhen. Gestritten wird beiderseits allein &#252;ber die Forderungen aus dem Sachsen-Gesch&#228;ft im Dezember 1993. Im &#252;brigen ging es in erster Instanz im Ergebnis nur um einen Spitzenbetrag von 21.154,20 DM aus den in der Klageschrift (Bl. 9 d.A.) aufgef&#252;hrten &#252;brigen Rechnungen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der weitere Vortrag der Kl&#228;gerin zur Begr&#252;ndung der Klageforderung kann uner&#246;rtert bleiben.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klageforderung ist ab Rechtsh&#228;ngigkeit (16.01.1996) mit 4 % zu verzinsen (&#167;&#167; 291, 288 BGB).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">5. Die Kl&#228;gerin ist nicht gehindert, die Klageforderung geltend zu machen. Sie ist unstreitig Rechtsnachfolgerin der ASI. Diese hat an die damalige P. Gesellschaft f&#252;r Exportfactoring nur ihre Kaufpreisforderungen gegen die CPT abgetreten, nicht Schadensersatzforderungen gegen die Beklagte. Au&#223;erdem liegt auch die R&#252;ckabtretungserkl&#228;rung der Fa. P. Factoring als Rechtsnachfolgerin der Zessionarin vom 26.06.1997 vor (Anl. B 97), die u.a. die seinerzeit abgetretenen Forderungen aus den Rechnungen vom 14. und 16.12.1993 betrifft. Zu dieser Erkl&#228;rung hat die Beklagte nicht Stellung genommen, sie insbesondere auch nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">6. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Das Urteil ist nach den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten: 819.530,20 DM</p>
114,330
lagham-1999-09-09-4-sa-71499
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 Sa 714/99
1999-09-09T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-14T10:22:49
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1999:0909.4SA714.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td colspan="2"></td> <td></td> <td></td> <td></td> </tr> <tr><td></td> <td colspan="4"></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob zwischen ihnen ein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden hat und ob die Beklagte zur Erteilung von Abrechnungen und zur Ausstellung eines Zeugnisses f&#252;r den Kl&#228;ger verpflichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war in der Zeit vom 28.09.1996 bis 31.03.1997 auf der Grundlage eines schriftlichen, als Subunternehmervertrag &#252;berschriebenen Vertrages f&#252;r die Beklagte t&#228;tig. Die Beklagte ihrerseits ist auf der Grundlage eines inhaltlich identischen Vertrages als &#8222;Subunternehmerin&#8220; f&#252;r die Firma G.......... P..........t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach den vertraglichen Vereinbarungen hatte der Kl&#228;ger der Beklagten ein bemanntes Fahrzeug mit einer bestimmten Ladekapazit&#228;t zur Verf&#252;gung zu stellen, mit dem morgens vom Depot der Firma G.......... P..........in W........&#160; Pakete abzuholen und anschlie&#223;end auszuliefern waren. F&#252;r die Bereitstellung des bemannten Fahrzeuges sollte der Kl&#228;ger eine Leistungsverg&#252;tung erhalten, die sich nach Anzahl und Gewicht der zugestellten Pakete richten sollte und tats&#228;chlich bei monatlich 3.500,00&#160;DM bis 5.000,00&#160;DM zzgl. Mehrwertsteuer lag.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Vertragsverh&#228;ltnis der Parteien am 31.03.1997 geendet hatte, machte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten eine Restforderung in H&#246;he von 4.622,43&#160;DM geltend gemacht und lie&#223; ihr durch seine sp&#228;teren Proze&#223;bevollm&#228;chtigten abschlie&#223;end folgendes mitteilen:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wir haben Ihre Mandantin aufzufordern, die vorgenannte Summe bis zum</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">29. April 1997</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">auf eines der angegebenen Konten zu zahlen. Wir versichern insoweit Inkassovollmacht. Sollte Ihre Mandantin Zahlung bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorgenommen haben, werden wir Auftrag erhalten, Klage gegen Ihre Mandantin zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen d&#252;rfte entgegen der vertraglichen Vereinbarung zwischen Ihrer Partei und unserem Mandanten ein Arbeitsverh&#228;ltnis vorliegen. Unser Mandant hat weisungsgebunden und -abh&#228;ngig bei Ihrer Mandantin gearbeitet. Von daher liegt nach unserer Auffassung ein Arbeitsverh&#228;ltnis vor, f&#252;r welches Beitr&#228;ge zu den Sozialversicherungen zu entrichten sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wir behalten uns ausdr&#252;cklich eine Klage zum zust&#228;ndigen Arbeitsgericht und Sozialgericht vor.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach ergebnislosem Fristablauf hat er seine restlichen Verg&#252;tungsanspr&#252;che dann doch vor dem Amtsgericht Borken geltend, wobei er in der Klageschrift vom 23.07.1997 zur Begr&#252;ndung ausf&#252;hrte, f&#252;r die Beklagte als Subunternehmer im Speditionsgewerbe t&#228;tig gewesen zu sein und den Subunternehmervertrag selbst zum 31.03.1997 gek&#252;ndigt zu haben, da die Beklagte die vereinbarten Entgelte f&#252;r die Spedierung von Paketen versp&#228;tet oder auch gar nicht vorgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht Borken hat durch Urteil vom 26.01.1998 (14 C 44/97) wie folgt f&#252;r Recht erkannt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 4.081,06&#160;DM nebst 12% Zinsen seit dem 30.04.1997 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 12% dem Kl&#228;ger und zu 88% der Beklagten auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.100,00&#160;DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. &#8230;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Beklagte Berufung eingelegt. Die Parteien haben sodann vor dem Landgericht M&#252;nster am 19.06.1998 (3 S 51/98) einen Vergleich nachfolgenden Inhalts geschlossen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vergleich</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zahlt an den Kl&#228;ger 3.081,06&#160;DM.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Von den Kosten der I. Instanz tragen die Beklagte <sup>2</sup>/<sub>3</sub>, der Kl&#228;ger <sup>1</sup>/<sub>3</sub>.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Von den Kosten der II. Instanz tragen die Beklagte <sup>3</sup>/<sub>4</sub> der Kl&#228;ger <sup>1</sup>/<sub>4</sub>.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Vergleich wird wirksam, wenn er nicht binnen drei Wochen widerrufen wird.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Vergleich ist von den Parteien nicht widerrufen worden. Mit seiner bei dem Arbeitsgericht am 15.09.1998 eingegangenen Klage begehrt der Kl&#228;ger nunmehr die Feststellung, da&#223; zwischen den Parteien in der Zeit vom 28.09.1996 bis 31.03.1997 ein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Er hat zur Begr&#252;ndung vorgetragen, der Vertrag sei zwar als Subunternehmervertrag &#252;berschrieben worden, tats&#228;chlich habe es sich aber um ein Arbeitsverh&#228;ltnis gehandelt. Er sei vollst&#228;ndig in den Betrieb der Beklagten eingebunden und insbesondere hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort weisungsgebunden gewesen. Ihm sei vorgegeben worden, wann er sich morgens im Depot der Firma G.......... P..........einzufinden gehabt habe. Des weiteren sei ihm eine feste Route zugeteilt worden, die er t&#228;glich zu befahren gehabt habe. F&#252;r andere Auftraggeber h&#228;tte er schon aus rein tats&#228;chlichen Gr&#252;nden nicht mehr t&#228;tig werden k&#246;nnen, da der Arbeitstag durch die Vielzahl der auszuliefernden Pakete mehr als ausgef&#252;llt gewesen sei. Er habe seinerseits keine Arbeitnehmer besch&#228;ftigt und mit Ausnahme seines Fahrzeugs &#252;ber kein eigenes Kapital verf&#252;gt. Da er w&#228;hrend der gesamten Besch&#228;ftigungszeit bei der Beklagten weder kranken- noch rentenversichert gewesen sei, habe er ein erhebliches rechtliches Interesse an der Feststellung, da&#223; zwischen den Parteien ein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden habe. Er ben&#246;tige ein klagestattgebendes Urteil, um bei der AOK f&#252;r den Kreis Borken einen Versicherungsnachweis f&#252;hren zu k&#246;nnen. Au&#223;erdem sei die Beklagte verpflichtet, ihm ein ordnungsgem&#228;&#223;es Arbeitszeugnis auszustellen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; aufgrund Arbeitsvertrages zwischen den Parteien vom 28.09.1996 ein Arbeitsverh&#228;ltnis in der Zeit vom 28.09.1996 bis zum 31.03.1997 bestand,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, ihm f&#252;r die Monate September 1996 bis M&#228;rz 1997 eine Abrechnung &#252;ber das Arbeitsverh&#228;ltnis und insbesondere &#252;ber die Abf&#252;hrung von Sozialleistungen zu erteilen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Beklagten binnen einer Frist von zwei Wochen nach Rechtskraft des Urteils aufzugeben, die entsprechenden Handlungen vorzunehmen und f&#252;r den Fall der Nichtvornahme gegen die Beklagte eine Entsch&#228;digung von mindestens 1.000,00&#160;DM festzusetzen,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, ihm ein qualifiziertes Arbeitszeugnis f&#252;r die Zeit seiner T&#228;tigkeit als Arbeitnehmer bei der Beklagten (28.09. 1996 bis 31.03.1997) zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, dem Kl&#228;ger sei lediglich die Zeit vorgegeben worden, zu der er die Pakete am Depot der Firma G.......... P..........abzuholen gehabt habe. Es sei hingegen seine Sache gewesen, wann er die Pakete tats&#228;chlich ausgeliefert habe. Ihm sei es unbenommen gewesen, auch f&#252;r andere Auftraggeber t&#228;tig zu werden, was er auch tats&#228;chlich gemacht habe. Des weiteren sei beabsichtigt gewesen, dem Kl&#228;ger weitere Verteilungsgebiete zuzuweisen, die er dann mit eigenen Arbeitnehmern h&#228;tte bedienen sollen. F&#252;r eine Subunternehmert&#228;tigkeit spreche auch die vom Kl&#228;ger erzielte Verg&#252;tung von 3.500,00&#160;DM bis 5.000,00&#160;DM zzgl. gesetzlicher Mehrwertsteuer, denn als Arbeitnehmer h&#228;tte er allenfalls 2.500,00&#160;DM brutto erhalten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht Bocholt hat durch Urteil vom 20.01.1999 (4 Ca 1668/98), auf welches vollinhaltlich Bezug genommen wird, die Klage abgewiesen, dem Kl&#228;ger die Kosten des Rechtsstreits auferlegt und den Wert des Streitgegenstandes auf 9.000,00&#160;DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 13.03.1999 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 12.04.1999 Berufung eingelegt und diese am 11.05.1999 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r rechtsfehlerhaft und tr&#228;gt vor, das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die vorliegende Klage sei schon deshalb zu bejahen, weil die AOK Westfalen-Lippe mit Schreiben vom 03.11.1998 die Ansicht vertreten habe, ein Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien habe nicht bestanden. Dieser Rechtsauffassung sei schon nach dem alten Rechtszustand falsch, sie sei nach der Gesetzesreform seit dem 01.04.1999 nicht mehr zu halten. Seine T&#228;tigkeit sei typischerweise die eines Arbeitnehmers gewesen. Insoweit verkenne das Arbeitsgericht die Grunds&#228;tze der &#8222;Eismann&#8220;-Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts. Der hier vorliegende Sachverhalt sei praktisch identisch. Er habe als Arbeitnehmer der Beklagten, die wiederum ausschlie&#223;lich f&#252;r die Firma W...&#160; Transport und Logistik GmbH &amp; Co. KG als Franchisenehmerin der G.......... P......... ungiert habe, gearbeitet. Ein Feststellungsinteresse sei bereits deshalb gegeben, weil die Beklagte verneine, Arbeitgeberin von ihm gewesen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auch der Klageantrag zu 2) sei zul&#228;ssig und im &#252;brigen hinreichend bestimmt. Seine gegenteilige Auffassung habe das Arbeitsgericht weder in der G&#252;teverhandlung noch im Kammertermin offenbart und keinerlei rechtliche Hinweise erteilt. Seine Gesamteinnahmen ohne die gesetzliche Mehrwertsteuer von damals 15% h&#228;tten 24.956,52&#160;DM betragen, so da&#223; ein monatlicher Nettoverdienst von 3.565,21&#160;DM verblieben sei. Ausgehend von diesem Nettobetrag habe die Beklagte die Abrechnung vorzunehmen. Hilfsweise mache er sich den Vortrag der Beklagten zu eigen, da&#223; ein Bruttoarbeitsentgelt von 2.500,00&#160;DM bestanden habe. Nach diesem Betrag sei die Abrechnung vorzunehmen, so da&#223; der Klageantrag zu 2) begr&#252;ndet sei. Die Verfallklausel aus dem Tarifvertrag f&#252;r das Speditionsgewerbe sei nicht anwendbar, da kein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag bestehe und die Parteien nicht tarifgebunden seien.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch der Antrag auf Erteilung eines Arbeitszeugnisses sei nicht verwirkt. Zu Unrecht geht das Arbeitsgericht davon aus, da&#223; ein Anspruch auf Zeugniserteilung nicht mehr gegeben sei, da er zun&#228;chst im zivilrechtlichen Verfahren seine Anspr&#252;che gegen die Beklagte geltend gemacht habe. Die Tatsache, da&#223; er bei der Beklagten gearbeitet und seine Verg&#252;tungsanspr&#252;che zun&#228;chst bei dem unzust&#228;ndigen Zivilgericht geltend gemacht habe, k&#246;nne sich nicht zu seinen Lasten auswirken. Vielmehr h&#228;tte die Beklagte in dem gegen sie gerichteten zivilgerichtlichen Verfahren einwenden k&#246;nnen, da&#223; in Wahrheit das Arbeitsgericht zust&#228;ndig sei. Insoweit h&#228;tte es die Beklagte selbst in der Hand gehabt, den richtigen Rechtsweg zu beschreiten. Im &#252;brigen habe er bereits mit Schreiben seiner Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 22.04.1997 an den damaligen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten seine Auffassung zum Ausdruck gebracht, nach der &#252;ber die Frage des bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses nachzudenken sei.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Unter Ab&#228;nderung des Urteils des Arbeitsgerichts Bocholt vom 20.01.1999 (4 Ca 1668/98) wird festgestellt, da&#223; aufgrund des Arbeitsvertrages zwischen den Parteien vom 28.09.1996 ein Arbeitsverh&#228;ltnis in der Zeit vom 28.09.1996 bis zum 31.03.1997 bestand.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte wird verurteilt, dem Kl&#228;ger f&#252;r die Monate September 1996 bis M&#228;rz 1997 eine Abrechnung &#252;ber das Arbeitsverh&#228;ltnis und insbesondere &#252;ber die Abf&#252;hrung von Sozialleistungen zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Beklagten wird eine Frist von zwei Wochen nach Rechtskraft des Urteils gesetzt, um die unter Ziffer 2. genannte Handlung vorzunehmen und f&#252;r den Fall der Nichtvornahme gegen die Beklagte eine Entsch&#228;digung von mindestens 1.000,00&#160;DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte wird verurteilt, dem Kl&#228;ger ein qualifiziertes Arbeitszeugnis f&#252;r die Zeit seiner T&#228;tigkeit als Arbeitnehmer bei der Beklagten vom 28.09.1996 bis zum 31.03.1997 zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Wert des Streitgegenstandes wird festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und den Wert des Streitgegenstandes festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den m&#252;ndlich vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf die zu den Gerichtsakten gereichten Urkunden Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die aufgrund entsprechender Beschwer statthafte, form- und fristgerecht eingelegte sowie rechtzeitig ordnungsgem&#228;&#223; begr&#252;ndete Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg und f&#252;hrt deshalb zur Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teils unzul&#228;ssig, teils unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">1. Zutreffend hat das Arbeitsgericht in seinem Urteil ausgef&#252;hrt, da&#223; der auf Feststellung der Arbeitnehmereigenschaft gerichtete Klageantrag zu 1) unzul&#228;ssig ist, denn es fehlt insoweit das erforderliche Feststellungsinteresse im Sinne des &#167;&#160;256 Abs.&#160;1 ZPO. Eine auf Feststellung eines vergangenen Rechtsverh&#228;ltnisses gerichtete Feststellungsklage ist nur dann zul&#228;ssig, wenn sich aus der Feststellung noch Rechtsfolgen f&#252;r die Gegenwart oder Zukunft ergeben (<em>BAG</em> v. 23.04.1997 &#8211; 5 AZR 727/95, AP Nr.&#160;40 zu &#167;&#160;256 ZPO 1977 = AR-Blattei ES 160.7 Nr.&#160;207 = EzA &#167;&#160;256 ZPO Nr.&#160;47 = NZA 1997, 1246; <em>BAG</em> v. 24.09.1997 &#8211; 4 AZR 429/95; AP Nr.&#160;1 zu &#167;&#160;1 TVG Tarifvertr&#228;ge Reichsbund = AR-Blattei ES 160.7 Nr.&#160;208 = EzA &#167;&#160;256 ZPO Nr.&#160;48 = NZA 1998, 330). Daf&#252;r reicht z.B. die blo&#223;e M&#246;glichkeit, da&#223; dem Kl&#228;ger, wenn er Arbeitnehmer war, Anspr&#252;che auf eine betriebliche Altersversorgung zustehen, zur Bejahung des Feststellungsinteresses nicht aus (<em>BAG</em> v. 03.03.1999 &#8211; 5 AZR 275/98, AR-Blattei ES 160.7.1 Nr.&#160;2 = EzA &#167;&#160;256 ZPO Nr.&#160;50 = NZA 1999, 669). Des weiteren ist das Feststellungsinteresse zu verneinen und die Klage ist bei den Gerichten f&#252;r Arbeitssachen unzul&#228;ssig, wenn es dem Kl&#228;ger nur um die Feststellung der Sozialversicherungspflichtigkeit seiner fr&#252;heren T&#228;tigkeit geht (<em>LAG K&#246;ln</em> v. 25.03.1998 &#8211; 7 Sa 1661/97, NZA-RR 1999, 327). &#220;ber die Sozialversicherungspflichtigkeit des beendeten Rechtsverh&#228;ltnisses der Parteien hat vorliegend die AOK eigenverantwortlich zu entscheiden. Sie hat dabei von Amts wegen zu ermitteln und dem Kl&#228;ger einen rechtsmittelf&#228;higen Bescheid zu erteilen, gegen den der Kl&#228;ger ggf. Klage am Sozialgericht erheben k&#246;nnte, bei dem ebenfalls eine Ermittlung des Sachverhaltes von Amts wegen erfolgt. Im Verfahren vor den Gerichten f&#252;r Arbeitssachen wird demgegen&#252;ber nur das Vorbringen der Parteien ber&#252;cksichtigt, so da&#223; hier eine Entscheidung aufgrund unzureichenden Parteivorbringens sachlich unrichtig sein kann. Demgem&#228;&#223; ist unsicher, ob eine arbeitsgerichtliche Entscheidung &#252;ber das Rechtsverh&#228;ltnis der Parteien f&#252;r den streitbefangenen Zeitraum vom 28.09.1996 bis zum 31.03.1997 dem Kl&#228;ger &#252;berhaupt etwas n&#252;tzen w&#252;rde, das hei&#223;t von der AOK und ggf. vom Sozialgericht akzeptiert werden w&#252;rde. Gerade das Schreiben der AOK Westfalen-Lippe, Regionaldirektion Steinfurt/Borken vom 03.11. 1998 belegt eindrucksvoll, da&#223; die AOK bereits eine eigenst&#228;ndige Pr&#252;fung der Sozialversicherungspflichtigkeit der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers vorgenommen hat und sich nicht etwa darauf zur&#252;ckzieht, da&#223; der Kl&#228;ger gegen die Beklagte einen vergangenheitsbezogenen Statusproze&#223; f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">2. Zutreffend hat das Arbeitsgericht in seinem Urteil des weiteren ausgef&#252;hrt, da&#223; der auf Abrechnung gerichtete Klageantrag zu 2) unzul&#228;ssig ist, denn es fehlt auch hier das erforderliche Feststellungsinteresse im Sinne des &#167;&#160;256 Abs.&#160;1 ZPO. Da&#223; er selbst noch irgendwelche Anspr&#252;che nach Rechnungslegung durch die Beklagte haben k&#246;nnte, behauptet der Kl&#228;ger selbst nicht. Es geht ihm hier nur um die &#8222;Abf&#252;hrung von Sozialleistungen&#8220; und damit wiederum um die Frage der Sozialversicherungspflichtigkeit seiner T&#228;tigkeit in den Monaten von September 1996 bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1997. Zur Kl&#228;rung dieser Frage sind die Gerichte f&#252;r Arbeitssachen nicht berufen. Im &#252;brigen w&#228;ren evtl. erteilte Abrechnungen f&#252;r die AOK weder hinsichtlich der Frage der Sozialversicherungspflichtigkeit der T&#228;tigkeit als solche noch in Bezug auf die H&#246;he der evtl. auszuweisenden (aber tats&#228;chlich nicht abgef&#252;hrten) Sozialabgaben bindend. Ob der Klageantrag zu 2) unter Zuhilfenahme der Begr&#252;ndung nunmehr hinreichend bestimmt ist, kann dahingestellt bleiben. Es fehlt bereits das erforderliche Feststellungsinteresse.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">3. Da der Antrag zu 2) abgewiesen worden ist, bleibt auch der Entsch&#228;digungsantrag nach &#167;&#160;61 Abs.&#160;2 ArbGG ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">4. Ein Kraftfahrer, der im Rahmen eines Franchisesystems Transporte f&#252;r ein Unternehmen des G&#252;ternahverkehrs ausf&#252;hrt, kann je nach dem Grad der pers&#246;nlichen Abh&#228;ngigkeit Arbeitnehmer i.S.v. &#167;&#160;611 BGB oder selbst&#228;ndige Frachtf&#252;hrer i.S.d. &#167;&#160;425 HGB a.F. = &#167;&#160;407 HGB n.F. sein. Die Arbeitnehmereigenschaft kann auch dann vorliegen, wenn der zur Leistung Verpflichtete vertraglich eine Erfolgsgarantie (Haftung) &#252;bernimmt, selbst die zur Arbeitsverrichtung notwendigen Betriebsmittel stellt (z.B. LKW) und berechtigt und/oder verpflichtet ist, die Leistung durch einen Dritten erbringen zu lassen (<em>LAG D&#252;sseldorf</em> v. 04.09.1996 &#8211; 12/6/5 Sa 909/96, LAGE &#167;&#160;611 BGB Arbeitnehmerbegriff Nr.&#160;33).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">4.1. Der Frachtf&#252;hrer dagegen &#252;bt ein selbst&#228;ndiges Gewerbe aus. Das gilt auch dann, wenn er als Einzelperson ohne weitere Mitarbeiter nur f&#252;r einen Spediteur t&#228;tig ist und beim Transport ein mit den Farben und dem Firmenzeichen des Spediteurs ausgestattetes eigenes Fahrzeug einsetzt (<em>BAG</em> v. 19.11. 1997 &#8211; 5 AZR 653/96, AP Nr.&#160;90 zu &#167;&#160;611 BGB Abh&#228;ngigkeit [<em>Mayer</em>] = AR-Blattei ES 110 Nr.&#160;52 = EzA &#167;&#160;611 BGB Arbeitnehmerbegriff Nr.&#160;63 = EWiR 1998, 443 [<em>Wank</em>] = MDR 1998, 604 = NZA 1998, 364 = SAE 1998, 164 [<em>Misera</em>] = ZIP 1998, 612). Ein Frachtf&#252;hrer, der nur f&#252;r einen Auftraggeber f&#228;hrt, ist nicht Arbeitnehmer, wenn weder Dauer noch Beginn und Ende der t&#228;glichen Arbeitszeit vorgeschrieben sind und er die &#8211; nicht nur theoretische &#8211; M&#246;glichkeit hat, auch Transporte f&#252;r eigene Kunden auf eigene Rechnung durchzuf&#252;hren. Ob er diese M&#246;glichkeit tats&#228;chlich nutzt, ist nicht entscheidend (<em>BAG</em> v. 30.09.1998 &#8211; 5 AZR 563/97, AP Nr.&#160;103 zu &#167;&#160;611 BGB Abh&#228;ngigkeit = AR-Blattei ES 110 Nr.&#160;65 = EzA &#167;&#160;611 BGB Arbeitnehmerbegriff Nr.&#160;74 = MDR 1999, 552 EWiR 1999, 549 [<em>Dalichau</em>] = NZA 1999, 374 = ZIP 1999, 544). F&#252;r die Abgrenzung zwischen Arbeitnehmer und Frachtf&#252;hrer von Bedeutung sind in erster Linie die Umst&#228;nde, unter denen die Dienstleistung zu erbringen ist, und nicht die Modalit&#228;ten der Zahlung oder die steuer- und sozialversicherungsrechtliche Behandlung oder die &#220;berb&#252;rdung von vertraglichen Risiken. Der jeweilige Vertragstyp ergibt sich aus dem wirklichen Gesch&#228;ftsinhalt. Widersprechen sich Vereinbarungen und tats&#228;chliche Durchf&#252;hrung, so ist letztere ma&#223;gebend. Insgesamt kommt es auf eine W&#252;rdigung der Umst&#228;nde des Einzelfalls an. Diese Grunds&#228;tze sind auch im Bereich Transport und Verkehr anzuwenden (<em>BAG</em> v. 16.03.1994 &#8211; 5 AZR 447/92, AP Nr.&#160;68 zu &#167;&#160;611 BGB Abh&#228;ngigkeit = AR-Blattei ES 110 Nr.&#160;39 = EzA &#167;&#160;611 BGB Arbeitnehmerbegriff Nr.&#160;53 = SAE 1995, 122 [<em>Boemke</em>]). Sie gelten auch insoweit, als es um die Abgrenzung zu Franchisevertr&#228;gen (<em>BAG</em> v. 16.07.1997 &#8211; 5 AZB 29/96, AP Nr.&#160;37 zu &#167;&#160;5 ArbGG 1979 = EzA &#167;&#160;5 ArbGG 1979 Nr.&#160;24 = MDR 1997, 1127 = NZA 1997, 1126 = WiB 1997, 1197 [<em>Flohr</em>] = ZIP 1997, 1714), Kommission&#228;rsvertr&#228;gen (<em>BAG</em> v. 08.09.1997 &#8211; 5 AZB 3/97, EzA &#167;&#160;5 ArbGG 1979 Nr.&#160;25 = EWiR 1998, 53 [<em>Walker</em>] = NZA 1997, 1302 = ZIP 1997, 2208) und &#228;hnlichen Vertr&#228;gen geht. Wird die T&#228;tigkeit des Transporteurs st&#228;rker eingeschr&#228;nkt, als es aufgrund gesetzlicher Regelungen oder wegen versicherungsrechtlicher Obliegenheiten geboten ist, so kann das Rechtsverh&#228;ltnis als ein Arbeitsverh&#228;ltnis anzusehen sein (<em>BAG</em> v. 19.11.1997 &#8211; 5 AZR 653/96, a.a.O., m.w.N.; <em>BAG</em> v. 30.09.1998 &#8211; 5 AZR 563/97, a.a.O., m.w.N.). In einem solchen Falle er dann auch einen Anspruch auf Erteilung eines Arbeitszeugnisses (&#167;&#160;630 BGB).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">4.2. Vorliegend reicht das Vorbringen des Kl&#228;gers nicht aus, ihn als Arbeitnehmer zu qualifizieren. In der Berufungsbegr&#252;ndung behauptet er zwar, seine T&#228;tigkeit sei &#8222;typischerweise die T&#228;tigkeit eines Arbeitnehmers&#8220; gewesen, ohne dies n&#228;her zu schildern und zu belegen. Selbst wenn man sein &#8222;vollinhaltlich&#8220; in Bezug genommenes Vorbringen aus der Klageschrift hinzuzieht, was angesichts der Regelung des &#167;&#160;519 Abs.&#160;3 Nr.&#160;2 ZPO nicht unproblematisch ist, vorliegend aber nicht abschlie&#223;end entschieden werden mu&#223;, bleibt sein Vortrag unschl&#252;ssig. Sein Vorbringen ersch&#246;pft sich in dem Vortrag von Schlagworten, die f&#252;r eine Arbeitnehmereigenschaft sprechen, und bleibt an der Oberfl&#228;che. Das Gericht kann sich kein eigenes Bild &#252;ber den tats&#228;chlichen Geschehensablauf und dar&#252;ber machen, ob und ggf. wie der Kl&#228;ger in die Arbeitsorganisation der Beklagten (als Arbeitgeberin) eingegliedert gewesen ist. Die Eingliederung zeigt sich insbesondere darin, da&#223; der Besch&#228;ftigte dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegt (vgl. &#167;&#160;121 GewO). Das Weisungsrecht kann Inhalt, Durchf&#252;hrung, Zeit, Dauer und Ort der T&#228;tigkeit betreffen. Arbeitnehmer ist namentlich der Mitarbeiter, der nicht im wesentlichen frei seine T&#228;tigkeit gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann (vgl. &#167;&#160;84 Abs.&#160;1 Satz 2, Abs.&#160;2 HGB). Selbst wenn man vorliegend als war unterstellt, da&#223; ihm die &#8222;Arbeitszeiten&#8220; von morgens 05.30 Uhr bis ca. 17.00 Uhr nachmittags vorgegeben gewesen sein sollten, l&#228;&#223;t dies keinen R&#252;ckschlu&#223; zu, wie der Tourenablauf gewesen ist und wer ihn wie gestaltet hat. Die Behauptung, er habe &#8222;keine M&#246;glichkeit (gehabt), selbst auf die Gestaltung der Arbeitszeiten Einflu&#223; zu nehmen&#8220;, wird durch den Subunternehmervertrag widerlegt. Nach dem Wortlaut des &#167;&#160;1 des Subunternehmervertrages konnte der Kl&#228;ger andere Fahrer einsetzen, &#8222;die die Imagekleidung entsprechend den Richtlinien von G.......... P..........tragen&#8220;, und zwar ohne vorher die Erlaubnis der Beklagten einzuholen. Der Frachtf&#252;hrer ist auch nicht schon allein deshalb Arbeitnehmer, weil er vertraglich verpflichtet ist, wie es bei Franchisevertr&#228;gen und &#228;hnlichen Vertr&#228;gen &#252;blich ist, sich in einer bestimmten Weise zu kleiden (<em>BAG</em> v. 30.09.1998 &#8211; 5 AZR 563/97, a.a.O.). Beim Einsatz anderer Fahrer hatte der Kl&#228;ger durchaus die M&#246;glichkeit, seine T&#228;tigkeit im wesentlichen frei zu gestalten und seine Arbeitszeit selbst zu bestimmen. Da&#223; sich hier die vertraglichen Vereinbarungen und tats&#228;chliche Durchf&#252;hrung des Vertrages widersprechen sollen, wird vom Kl&#228;ger nicht n&#228;her dargelegt. Da&#223; es dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167;&#160;3 Ziff.&#160;6 des Subunternehmervertrages &#8222;nicht gestattet (war), f&#252;r einen Wettbewerber des System von RT t&#228;tig zu werden&#8220;, spricht ebenfalls nicht f&#252;r die Arbeitnehmereigenschaft, denn auch mit Handelsvertretern kann ein entsprechendes Wettbewerbsverbot vereinbart werden, und zwar auch f&#252;r die Zeit nach Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses (&#167;&#160;90a Abs.&#160;1 HGB). Es bestehen keine Bedenken gegen eine Wettbewerbsklausel, die es einem Frachtf&#252;hrer oder Franchisnehmer verbietet, im Paketdienst &#8222;all round&#8220; t&#228;tig zu werden. Da&#223; der Kl&#228;ger nur im Bereich von G.......... P..........und nicht auch f&#252;r United Parcel Service oder andere Konkurrenten hat t&#228;tig werden d&#252;rfen, macht ihn noch nicht zum Arbeitnehmer.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">4.3. Ein Arbeitsverh&#228;ltnis kann aber dann zu bejahen sein, wenn Vereinbarungen getroffen und praktiziert werden, die zur Folge haben, da&#223; der betreffende Fahrer in der Aus&#252;bung seiner T&#228;tigkeit weit weniger frei ist als ein Frachtf&#252;hrer i.S.d. &#167;&#160;425 HGB a.F. = &#167;&#160;407 HGB n.F. Wirtschaftliche Zw&#228;nge allein k&#246;nnen die Arbeitnehmereigenschaft nicht begr&#252;nden. Entscheidend ist also, welche Gestaltungsspielr&#228;ume dem Besch&#228;ftigten in dem System noch verbleiben und ob seine pers&#246;nliche Abh&#228;ngigkeit das f&#252;r Arbeitsverh&#228;ltnisse typische Ma&#223; erreicht. Der Kl&#228;ger beruft sich lediglich darauf, &#8222;dar&#252;ber hinaus weisungsgebunden&#8220; gewesen zu sein. Er habe seine Weisungen von dem Ehemann der Beklagten, der tats&#228;chlich die Gesch&#228;fte des Unternehmens seiner Ehefrau f&#252;hre, erhalten. Wie sich diese Weisungsgebundenheit in der Praxis dargestellt hat, hat er offen gelassen. Hier w&#228;re eine n&#228;here Darlegung notwendig gewesen, denn der Gesetzgeber hat den Frachtf&#252;hrer als selbst&#228;ndigen Gewerbetreibenden und damit nicht als Arbeitnehmer eingeordnet, obwohl der Frachtf&#252;hrer schon von Gesetzes wegen weitreichenden Weisungsrechten unterliegt (&#167;&#167;&#160;418, 419 HGB n.F.; &#167;&#167;&#160;433, 437 HGB a.F.). Da&#223; der Kl&#228;ger die Anweisung erhielt, wann er sich morgens im Depot W........&#160; der Fa. G......... P..-.... einzufinden hatte, l&#228;&#223;t nicht auf &#8222;eine gravierende pers&#246;nliche Abh&#228;ngigkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer&#8220; schlie&#223;en. Der Kl&#228;ger behauptet weiter, er habe &#8222;keine eigenen unternehmerischen Entscheidungen f&#228;llen&#8220; k&#246;nnen und habe &#8222;gewerblich nicht t&#228;tig sein&#8220; d&#252;rfen, ohne darzulegen, woraus aufgrund der tats&#228;chlichen Handhabung auf diese Einschr&#228;nkungen geschlossen werden kann. Da&#223; er &#8222;ausschlie&#223;lich f&#252;r die Beklagte t&#228;tig&#8220; war, besagt gar nichts, denn auch ein Einfirmenvertreter ist nur f&#252;r ein Unternehmen t&#228;tig und darf sogar f&#252;r ein weiteres Unternehmen &#252;berhaupt nicht t&#228;tig werden (vgl. &#167;&#160;92a Abs.&#160;1 Satz&#160;1 HGB). Solche Beschr&#228;nkungen sind in dem zwischen den Parteien geschlossenen Subunternehmervertrag nicht enthalten. Dem Kl&#228;ger ist als Subunternehmer &#8211;&#160;anders als dies vielfach bei Handelsvertretern &#252;blich ist&#160;&#8211; &#8222;innerhalb des Einsatzgebietes keine Exklusivit&#228;t einger&#228;umt (worden), seine Abgrenzung dient allein der Erm&#246;glichung einer sachgerechten Tourenplanung durch den Subunternehmer&#8220;, wie es in &#167;&#160;1 des Subunternehmervertrages w&#246;rtlich hei&#223;t. Danach hat es im Einzelfall sogar so sein k&#246;nnen, da&#223; dem Kl&#228;ger als Subunternehmer Pakete au&#223;erhalb des Einsatzgebietes zur Auslieferung &#252;bergeben oder Versender au&#223;erhalb des Einsatzgebietes zur Abholung angegeben werden konnten.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">4.4. Im &#252;brigen ist zu beachten, da&#223; der Grad der pers&#246;nlichen Abh&#228;ngigkeit auch von der Eigenart und der Organisation der zu leistenden T&#228;tigkeit abh&#228;ngt. Manche T&#228;tigkeiten k&#246;nnen sowohl im Rahmen eines Arbeitsverh&#228;ltnisses als auch im Rahmen eines anderen Rechtsverh&#228;ltnisses erbracht werden, andere regelm&#228;&#223;ig nur im Rahmen eines Arbeitsverh&#228;ltnisses. Bei untergeordneten und einfacheren Arbeiten ist eher eine Eingliederung in die fremde Arbeitsorganisation anzunehmen als bei gehobenen T&#228;tigkeiten. Ein Arbeitsverh&#228;ltnis kann aber auch bei Diensten h&#246;herer Art gegeben sein, selbst wenn dem Dienstverpflichteten ein hohes Ma&#223; an Gestaltungsfreiheit, Eigeninitiative und fachlicher Selbst&#228;ndigkeit verbleibt. Aus Art und Organisation der T&#228;tigkeit kann auf das Vorliegen eines Arbeitsverh&#228;ltnisses zu schlie&#223;en sein (<em>BAG</em> v. 16.07.1997 &#8211; 5 AZR 312/96, EzA &#167;&#160;611 BGB Arbeitnehmerbegriff Nr.&#160;6). Die Bef&#246;rderung von Paketen ist eine typische Frachtf&#252;hrert&#228;tigkeit, denn nach der Legaldefinition des &#167;&#160;407 Abs.&#160;3 HGB n.F. ist Frachtf&#252;hrer, wer es gewerbsm&#228;&#223;ig &#252;bernimmt, die Bef&#246;rderung von G&#252;tern zu Lande, auf Binnengew&#228;ssern oder mit Luftfahrzeugen auszuf&#252;hren (&#228;hnlich &#167;&#160;425 HGB a.F.). Durch den Frachtvertrag wird der Frachtf&#252;hrer verpflichtet, das Gut zum Bestimmungsort zu bef&#246;rdern und dort an den Empf&#228;nger abzuliefern (&#167;&#160;407 Abs.&#160;1 HGB n.F.). Es ist ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Rechtsbeziehung zwischen einem Spediteur und einem Frachtf&#252;hrer f&#252;r sich allein selbst dann nicht zur Arbeitnehmereigenschaft des Frachtf&#252;hrers f&#252;hrt, wenn sie in einem entsprechenden Rahmenvertrag auf Dauer angelegt ist. Der Gesetzgeber hat den Frachtf&#252;hrer als Gewerbetreibenden und insoweit als Selbst&#228;ndigen eingeordnet, obwohl der Frachtf&#252;hrer sich schon von Gesetzes wegen weitreichenden Weisungsrechten sowohl des Spediteurs als auch des Absenders und des Empf&#228;ngers des Frachtgutes aussetzt. Eine Versch&#228;rfung haben diese Weisungsrechte teilweise noch durch allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen erfahren. Hinzu kommen faktisch f&#252;r den Spediteur unverzichtbare Kontrollen mit R&#252;cksicht auf seine versicherungsrechtlichen Obliegenheiten. Insgesamt ist damit auch der selbst&#228;ndige Frachtf&#252;hrer &#8211; im Vergleich zu anderen selbst&#228;ndigen Unternehmern &#8211; nach seinem Berufsbild in hohem Ma&#223;e weisungsabh&#228;ngig. Diese Umst&#228;nde f&#252;hren auch angesichts dessen, da&#223; das Fahrzeug des Frachtf&#252;hrers &#8211; wie in der Branche gel&#228;ufig &#8211; die Farben und das Logo des Spediteurs aufweist, nicht zu der Annahme, da&#223; hieraus auf ein Arbeitsverh&#228;ltnis zu schlie&#223;en w&#228;re. Insoweit ist vielmehr die gesetzgeberische Wertung, wonach Frachtf&#252;hrer Gewerbetreibende und damit Selbst&#228;ndige sind (&#167;&#160;425 HGB a.F. = &#167;&#160;407 Abs.&#160;3 HGB n.F.), zugrundezulegen (<em>BAG</em> v. 19.11.1997 &#8211; 5 AZR 653/96, a.a.O.). Die Darlegung und den Nachweis, da&#223; sich die Parteien gerade nicht auf eben jene Bindungen beschr&#228;nkt, sondern Vereinbarungen getroffen und praktiziert haben, die zur Folge haben, da&#223; der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten in weit h&#246;herem Ma&#223;e als ein Frachtf&#252;hrer i.S.d. &#167;&#160;425 HGB a.F. = &#167;&#160;407 HGB n.F. unfrei ist, seine T&#228;tigkeit auszu&#252;ben und seine Arbeitszeit zu gestalten, ist der Kl&#228;ger schuldig geblieben. Der Kl&#228;ger glaubt, &#246;rtlich und zeitlich weisungsgebunden und deshalb Arbeitnehmer gewesen zu sein. Er &#252;bersieht dabei, da&#223; auch ein Frachtf&#252;hrer &#246;rtlich und zeitlich weisungsgebunden ist, den der Frachtbrief enth&#228;lt unter anderem &#8222;Stelle und Tag der &#220;bernahme des Gutes sowie die f&#252;r die Ablieferung vorgesehene Stelle&#8220; und &#8222;Name und Anschrift des Empf&#228;ngers und eine etwaige Meldeadresse&#8220; (&#167;&#160;408 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nrn.&#160;4 und&#160;5 HGB n.F.). Der Frachtf&#252;hrer ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;423 HGB n.F. verpflichtet, das Gut innerhalb der vereinbarten Frist oder mangels Vereinbarung innerhalb der Frist abzuliefern, die einem sorgf&#228;ltigen Frachtf&#252;hrer unter Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde vern&#252;nftigerweise zuzubilligen ist (Lieferfrist). Da in den Frachtbrief weitere Angaben eingetragen werden k&#246;nnen, die die Parteien f&#252;r zweckm&#228;&#223;ig halten (&#167;&#160;408 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 HGB n.F.), kann aus einer Toureneinteilung nicht auf einen Arbeitnehmereigenschaft geschlossen werden. Zu den besonderen Vereinbarungen, welche die Beteiligten &#252;ber andere Punkte treffen k&#246;nnen, z&#228;hlt &#8222;namentlich &#8230; die Zeit, innerhalb welcher die Bef&#246;rderung bewirkt werden soll&#8220;, wie es vormals in &#167;&#160;426 Abs.&#160;2 Nr.&#160;8 HGB a.F. hie&#223;. Aus der Zusammenstellung der Bef&#246;rderungszeiten folgt dann der Tourenplan, der nicht notwendig mit dem Frachtf&#252;hrer zeitlich abgestimmt werden mu&#223;, sondern &#8211;&#160;entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers&#160;&#8211; ohne R&#252;cksprache erstellt werden darf. Dieser Tourenplan kann und braucht nat&#252;rlich nur insoweit eingehalten werden, wie der Empf&#228;nger tats&#228;chlich angetroffen wird. Bei Ablieferungshindernissen mu&#223; der Frachtf&#252;hrer ebenso wie bei Bef&#246;rderungshindernissen die Weisung des Verf&#252;gungsberechtigten einholen (&#167;&#160;419 Abs.&#160;1 i.V.m. &#167;&#160;418 HGB n.F.), ohne da&#223; er deshalb in die Organisation des Spediteurs eingegliedert und somit zum Arbeitnehmer wird.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">4.5. Nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen ist der Kl&#228;ger nicht als Arbeitnehmer zu qualifizieren, so da&#223; er keinen Anspruch auf Ausstellung eines Arbeitszeugnisses nach &#167;&#160;630 BGB hat. Dar&#252;ber hinaus mu&#223; sich der Kl&#228;ger widerspr&#252;chliches Verhalten und damit ein Versto&#223; gegen Treu und Glauben (&#167;&#160;242 BGB) entgegenhalten lassen. Sein m&#246;glicher Zeugnisanspruch ist &#8211;&#160;worauf bereits das Arbeitsgericht zutreffend abgestellt hat&#160;&#8211; verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">4.5.1. Der Anspruch auf Erteilung eines qualifizierten Zeugnisses unterliegt, wie jeder schuldrechtliche Anspruch, der Verwirkung. Zur Verwirkung eines Anspruchs m&#252;ssen verschiedene Voraussetzungen erf&#252;llt sein: Der Gl&#228;ubiger mu&#223; sein Recht l&#228;ngere Zeit nicht ausge&#252;bt und dadurch bei dem Schuldner die &#220;berzeugung hervorgerufen haben, der Gl&#228;ubiger werde sein Recht nicht mehr geltend machen. Der Schuldner mu&#223; sich weiter hierauf eingerichtet haben, und schlie&#223;lich mu&#223; ihm die Erf&#252;llung des Rechts des Gl&#228;ubigers nach Treu und Glauben unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Einzelfalles nicht mehr zumutbar sein (<em>BAG</em> v. 17.02.1988 &#8211; 5 AZR 638/86, AP Nr.&#160;17 zu &#167;&#160;630 BGB [<em>van Venrooy</em>] = AR-Blattei ES 1850 Nr.&#160;27 = &#8222;Zeugnis: Entsch.&#160;27&#8220; = EzA &#167;&#160;630 BGB Nr.&#160;12 = MDR 1988, 607 = NZA 1988, 427 = SAE 1989, 59 [<em>M. Wolf</em>]). Zeitmoment und Umstandsmoment d&#252;rfen dabei nicht isoliert, sondern k&#246;nnen nur in engem Zusammenhang gesehen werden. Der Schwerpunkt liegt beim Umstandsmoment (<em>BAG</em> v. 09.07.1958 &#8211; 2 AZR 438/56, AP Nr.&#160;9 zu &#167;&#160;242 BGB Verwirkung [<em>Larenz</em>] = EzA &#167;&#160;242 BGB Nr.&#160;1 = NJW 1958, 1988), das nicht etwa vom Zeitmoment indiziert wird (<em>BAG</em> v. 20.05.1988 &#8211; 2 AZR 711/87, AP Nr.&#160;5 zu &#167;&#160;242 BGB Proze&#223;verwirkung [<em>Kreitner</em>] = AR-Blattei ES 1720 Nr.&#160;4 = &#8222;Verwirkung: Entsch.&#160;4&#8220; = EzA &#167;&#160;242 BGB Proze&#223;verwirkung Nr.&#160;1 [<em>Schulin</em>] = EWiR 1988, 1161 [<em>K&#252;nzl</em>] = NZA 1989, 16 = ZIP 1988, 1595). Die Frage des Rechtsmi&#223;brauchs (der Verwirkungstatbestand ist ein Fall unzul&#228;ssiger Rechtsaus&#252;bung) l&#228;&#223;t sich nur f&#252;r den Einzelfall kl&#228;ren, eine schematisierende Betrachtung wird dem nicht gerecht.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">4.5.2. Vorliegend ist er erf&#252;llt, denn es nicht angeht, da&#223; der Kl&#228;ger seinen Status beliebig &#228;ndert. So stellt es bspw. eine unzul&#228;ssige Rechtsaus&#252;bung dar, wenn ein Rundfunkmitarbeiter zun&#228;chst eine Statusklage vor dem Arbeitsgericht zur&#252;cknimmt und sich sp&#228;ter zur Begr&#252;ndung der Voraussetzungen der tariflichen Unk&#252;ndbarkeit darauf beruft, er sei durchgehend Arbeitnehmer gewesen (<em>BAG</em> v. 12.08.1999 &#8211; 2 AZR 632/98, AP Nr.&#160;41 zu &#167;&#160;242 BGB Unzul&#228;ssige Rechtsaus&#252;bung&#8211;Verwirkung = EzA &#167;&#160;242 BGB Rechtsmi&#223;brauch Nr.&#160;4). Im Ergebnis vergleichbar ist die Rechtslage vorliegend zu beurteilen. Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst nach Beendigung des zwischen den Parteien bestehenden Rechtsverh&#228;ltnisses etwas &#252;ber 1 Jahr lang nichts von sich h&#246;ren lassen, dann mit Schreiben vom 22.04.1997 Zahlungsanspr&#252;che auf der Basis des Subunternehmervertrages geltend macht, am 23.07.1997 vor dem Amtsgericht Borken unter Aktenzeichen 14 C 44/97 einklagt, wobei er sich zur Begr&#252;ndung darauf beruft, f&#252;r die Beklagte als Subunternehmer t&#228;tig gewesen zu sein, um schlie&#223;lich etwa 1&#189; Jahre nach Vertragsbeendigung erstmals seinen vermeintlichen Zeugnisanspruch geltend zu machen (und das sofort gerichtlich). Damit setzt er sich zu seinem Schreiben vom 22.04.1997 in Widerspruch. Obwohl er sich bereits darin ausdr&#252;cklich darauf beruft, Arbeitnehmer gewesen zu sein, f&#252;r den &#8222;Beitr&#228;ge zu den Sozialversicherungen zu entrichten sind&#8220;, hat er nicht gem&#228;&#223; seinem Vorbehalt, &#8222;eine Klage zum zust&#228;ndigen Arbeitsgericht und Sozialgericht&#8220; zu erheben, dort, sondern vor den Zivilgerichten geklagt. Erst nachdem er durch den Abschlu&#223; des Vergleichs vor dem Landgericht M&#252;nster am 19.06.1998 (3 S 51/98) die nach dem unstreitigen Vorbringen der Beklagten deutlich h&#246;here Subunternehmerverg&#252;tung erzielt hat, stellt er sich pl&#246;tzlich auf den Standpunkt, nicht Subunternehmer, sondern Arbeitnehmer gewesen zu sein und deshalb einen Zeugnisanspruch zu haben. Wer durch seine Erkl&#228;rung oder sein Verhalten, wie vorliegend der Kl&#228;ger, bewu&#223;t eine Sach&#8209; oder Rechtslage geschaffen hat, auf die sich der Vertragspartner verlassen durfte und auch verlassen hat, darf ihn in seinem Vertrauen nicht entt&#228;uschen. Es w&#252;rde gegen Treu und Glauben (&#167;&#160;242 BGB) versto&#223;en und das Vertrauen im Rechtsverkehr untergraben, wie das Arbeitsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, wenn es erlaubt w&#228;re, sich nach Belieben mit seinen fr&#252;heren Erkl&#228;rungen und seinem vorausgegangenen Verhalten derart in Widerspruch zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">5. Nach alledem war die Berufung des Kl&#228;gers gegen das arbeitsgerichtliche Urteil in vollem Umfang zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">5.1. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;97 Abs.&#160;1 ZPO, da das Rechtsmittel ohne Erfolg geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">5.2. Der Wert des Streitgegenstandes war nach &#167;&#160;25 GKG i.V.m. &#167;&#160;12 Abs.&#160;7 Satz&#160;1 Hs.&#160;1 ArbGG und &#167;&#167;&#160;3 ff. ZPO festzusetzen. Die vom Arbeitsgericht vorgenommene Bewertung mit insgesamt 9.000,&#8209;&#8209;&#160;DM, welche 4.601,63&#160;&#61541; entspricht, erscheint angemessen zu sein. Der Streitwertbeschlu&#223; hat mit der Urteilsformel verbunden werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">5.3. Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision nach &#167;&#160;72 Abs.&#160;1 ArbGG ist bei der vorliegenden Einzelfallgestaltung nicht ersichtlich, denn die von den Parteien aufgeworfenen Rechtsfragen sind bereits s&#228;mtlich beantwortet bzw. konnten dahingestellt bleiben. Die Nichtzulassung der Revision war in den Urteilstenor aufzunehmen, da die Parteien bereits nach Verk&#252;ndung des Urteils wissen m&#252;ssen, ob der zwischen ihnen bestehende Konflikt entschieden ist oder nicht.</p>
114,331
lagd-1999-09-09-13-16-sa-63499
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13 (16) Sa 634/99
1999-09-09T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-11T10:39:11
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0909.13.16SA634.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erhielt in der ersten H&#228;lfte des Schuljahres 1997/1998 einen Arbeitsvertrag als angestellte Lehrerin zur Erteilung von Unterricht an &#246;ffentlichen Grund- und Hauptschulen mit einer Pflichtstundenzahl von 21 Stunden pro Woche und einer Verg&#252;tung aus der Verg&#252;tungsgruppe BAT III. Die Beteiligten waren sich dar&#252;ber einig, dass mit dem vereinbarten Unterricht der Ausfall der schon l&#228;ngerfristig erkrankten Lehrerin P.abgedeckt werden sollte. Die vertretene Lehrerin verstarb. Die Parteien schlossen daraufhin einen Anschlussarbeitsvertrag f&#252;r die Zeit vom 20.10.1997 bis 24.06.1998 (Bl. 9 d. A.). Nach diesem Vertrag war das gesamte Tarifwerk des Bundesangestelltentarifvertrages Gegenstand des Einzelvertrages. Angaben zum Befristungsgrund im Sinne der Nr. 1 SR II y BAT erfolgten nicht. Zwischenzeitlich nahm die Kl&#228;gerin erfolglos mit einer Bewerbung am &#246;ffentlichen Lehrereinstellungsverfahren im Sinne des &#167; 22 Schulverwaltungsgesetz und des dazugeh&#246;rigen Erlasswerks des Landes N.-W. teil. Mit Schreiben vom 22.06.1998 an das Schulamt der Stadt D.machte sie geltend, dass die Befristung ihres Vertrages vom 22./24.10.1997 wegen des Todes der Stelleninhaberin weggefallen sei. Sie beantragte die Umwandlung ihres Arbeitsverh&#228;ltnisses in ein unbefristetes. Mit der am 14.07.1998 erhobenen Feststellungsklage hat sie die Feststellung begehrt, dass ihr Arbeitsverh&#228;ltnis nicht kraft Befristung mit Ablauf des 24.06.1998 geendet hat und die Verurteilung des Landes, sie im Umfang von w&#246;chentlich 21/27 Unterrichtsstunden auf Dauer weiterzubesch&#228;ftigen. Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, eine wirksame Befristung ihres Arbeitsvertrages sei schon deshalb nicht gegeben, weil eine Vereinbarung im Sinne der Nr. 1 SR II y BAT nicht getroffen worden sei. Weiter hat sie gemeint, sofern sie als Aushilfe eingestellt worden sei, um eine ausgefallene Kollegin zu vertreten, sei der Befristungstatbestand begrifflich mit dem Tod der vertretenen Person beendet gewesen. Die Konsequenz ihrer gleichwohl erfolgten Weiterbesch&#228;ftigung m&#252;sse sein, dass sie nun einen Anspruch auf Dauerbesch&#228;ftigung habe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. festzustellen, dass das zwischen den Parteien bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht kraft Befristung mit Ablauf des 24.06.1998 geendet hat,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. das beklagte Land zu verurteilen, die Kl&#228;gerin als angestellte Lehrerin im Umfang von w&#246;chentlich 21/27 Unterrichtsstunden bei Zahlung einer anteiligen Verg&#252;tung aus der Verg&#252;tungsgruppe BAT III &#252;ber den 24.06.1998 hinaus weiterzubesch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es hat vorgetragen, die Kl&#228;gerin sei im beiderseitigen Einverst&#228;ndnis nur zur Aushilfe f&#252;r die Erteilung des Unterrichts f&#252;r die erkrankte Lehrerin P.eingestellt worden. Nach deren Ableben habe der Grund der Fortsetzung bestanden, den Kindern eine durchgehende Lehrkraft ohne Unterbrechung der pers&#246;nlichen Bindung zwischen Sch&#252;lern und Lehrern zu verschaffen. Das sei als sachlicher Befristungsgrund anzuerkennen. Die Kl&#228;gerin sei dabei aus dem Titel 310 bezahlt worden, der unter dem Begriff Geld statt Stellen bekannt geworden sei. Dieser Titel solle lediglich den Ausgleichsbedarf abdecken. Eine Einstellung auf diesem Wege k&#246;nne nicht mit einer normalen Dauereinstellung nach dem geltenden Lehrereinstellungsverfahren vermischt werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht D&#252;sseldorf hat durch Urteil vom 12.02.1999 die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Entscheidung hat es ausgef&#252;hrt, der Tod der Planstelleninhaberin habe nicht zu einer Entfristung des Vertrages der Kl&#228;gerin gef&#252;hrt. Die Unterlassung einer Regelung im Sinne der Nr. 1 SR II y f&#252;hre nicht zur Unwirksamkeit der Befristung. Sofern die Parteien sich nicht &#252;ber die notwendige Grundform des Vertrages geeinigt h&#228;tten, weil sie davon ausgegangen seien, dass im &#246;ffentlichen Dienst ebenfalls das Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetz gelte, sei diese L&#252;cke im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung zu schlie&#223;en. Auch sei eine Unterlassung der Bezeichnung nach Nr. 2 I SR II y BAT oder eine falsche Bezeichnung unsch&#228;dlich, wenn der Befristungsgrund im Arbeitsvertrag schlagwortartig angegeben sei und dem Arbeitnehmer die n&#228;heren Einzelheiten bekannt seien. Die Kenntnis des Befristungsgrundes auf Seiten der Kl&#228;gerin lasse sich aus deren eigenem Schreiben vom 22.06.1998 (Bl. 10 d. A.) entnehmen. Im &#220;brigen sei der Vertretungsgrund, der zur Befristung des Vertrages gef&#252;hrt habe, durchgehend gegeben gewesen. Man k&#246;nne nicht vordergr&#252;ndig auf die krankheitsbedingte Verhinderung der Stelleninhaberin abstellen. Der Befristungsgrund sei vielmehr die Erteilung von Unterricht f&#252;r die Dauer der Vakanz der Planstelle. Die Einstellung der Kl&#228;gerin habe einen vor&#252;bergehenden Bedarf an zus&#228;tzlichen Lehrkr&#228;ften abgedeckt (wird ausgef&#252;hrt). Auf Dauer k&#246;nne beim beklagten Land nur jemand eingestellt werden, wenn er die Kriterien des Lehrerauswahlverfahrens erf&#252;lle.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin wiederholt die R&#252;ge, im Arbeitsvertrag sei kein Befristungsgrund vereinbart worden. Des weiteren sei nicht angegeben worden, ob nun die Kl&#228;gerin Zeitangestellte, Angestellte f&#252;r Aufgaben von begrenzter Dauer oder Aushilfsangestellte sei. Mit ihrem Vortrag, dass die Kl&#228;gerin zeitweilige Aushilfe zur Vermeidung von Unterrichtsausf&#228;llen bis zur endg&#252;ltigen Stellenbesetzung im Schuljahr 1998/99 f&#252;r die im Oktober 1997 verstorbene Lehrerin P.sei, habe sich das Land auf den Aushilfstatbestand der Vertretung festgelegt. Das endg&#252;ltige Ausscheiden der vertretenen Lehrkraft durch Tod k&#246;nne keinen Befristungsgrund abgeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Berufung r&#252;gt die fehlerhafte Beteiligung der Personalvertretung. Die Unwirksamkeit der Befristungsabrede ergebe sich aus einer Verletzung des Mitbestimmungsrechts des zust&#228;ndigen Personalrats.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Beteiligt worden sei f&#228;lschlich der Bezirkspersonalrat bei der Bezirksregierung</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">D. durch die Bezirksregierung D.. Die Bezirksregierung D.sei aber nicht als Vertreterin des Landes N.-W. aufgetreten, sondern das Land N.-W. werde durch das Schulamt vertreten. Somit habe einerseits eine falsche Beh&#246;rde/Dienststelle das personalvertretungsrechtliche Verfahren eingeleitet. Andererseits sei ein falscher Personalrat beteiligt worden. Der Bezirkspersonalrat sei nicht &#246;rtlicher Personalrat, sondern die Stufenvertretung. Es h&#228;tte durch das Schulamt f&#252;r die Landeshauptstadt D.der bei ihr gebildete &#246;rtliche Personalrat f&#252;r Grund- und Hauptschulen beteiligt werden m&#252;ssen. Im &#220;brigen bestehe eine Diskrepanz zwischen der Mitteilung gegen&#252;ber dem Personalrat und dem, was mit der Kl&#228;gerin arbeitsvertraglich vereinbart worden sei. Dem unzust&#228;ndigen Personalrat sei nur mitgeteilt worden, dass die Kl&#228;gerin aus dem Kontingent der 310 Stellen weiterbesch&#228;ftigt werden solle. Dies sei keine Mitteilung eines Befristungsgrundes. Schlie&#223;lich sei dem Personalrat mitgeteilt, dass die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 20.10.1997 bis 31.07.1998 besch&#228;ftigt werden solle. Der Arbeitsvertrag mit der Kl&#228;gerin sei aber nur abgeschlossen worden bis zum 24.06.1998. Der tats&#228;chlich abgeschlossene Vertrag sei damit mehr als f&#252;nf Wochen k&#252;rzer als die dem Personalrat mitgeteilte Besch&#228;ftigung. Der Vertrag sei entgegen der f&#228;lschlichen Darstellung des beklagten Landes mit dem 24.06.1998 nicht bis zum Ende des Schuljahres befristet worden. Denn gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 des Schulpflichtgesetzes beginne das Schuljahr am 01.08. und ende am 31.07. des darauf folgenden Kalenderjahres.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei das Zustimmungsersuchen unwirksam, weil es nicht rechtzeitig vor der befristeten Einstellung der Kl&#228;gerin eingeleitet worden sei. Gem&#228;&#223; dem Arbeitsvertrag sei die Kl&#228;gerin ab dem 20.10.1997 eingestellt worden. Ausweislich des Eingangsstempels des BPR sei das Zustimmungsersuchen erst am 24.10.1997 beim Personalrat eingegangen. Dieser habe am 05.11.1997 wohl zugestimmt. Die Bezirksregierung D. habe dem Schulamt f&#252;r die Stadt D. bereits mit Schreiben vom 13.10.1997 mitgeteilt, dass die Kl&#228;gerin weiterbesch&#228;ftigt werden k&#246;nne. Am 13.10. habe l&#228;ngst noch keine Zustimmung des Personalrats vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils nach ihrem erstinstanzlichen Antrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land wiederholt seine Auffassung, ein sachlicher Grund f&#252;r die Befristung des Vertrages habe darin bestanden, die zun&#228;chst erkrankte und dann gestorbene Lehrerin bis zum Ende des laufenden Schuljahres zur Vermeidung von Unterrichtsausf&#228;llen zu ersetzen. Das habe nur mit einem befristeten Vertrag geschehen k&#246;nnen, denn &#252;ber eine Dauereinstellung werde im geregelten Auswahlverfahren gem&#228;&#223; Erlass vom 11.09.1997 entschieden. F&#252;r Einstellungsma&#223;nahmen aus dem Kontingent 310 , das durch das Land finanziert werde, sei ausschlie&#223;lich die Bezirksregierung zust&#228;ndig, das Schulamt sei nur ausf&#252;hrendes Organ. Deshalb sei der Bezirkspersonalrat einzuschalten gewesen, der dem Arbeitsvertrag zugestimmt habe. Es gebe auch keine rechtserhebliche Abweichung zwischen dem vom Personalrat gebilligten Zeitraum und der Befristung auf den Tag, an dem die Schulferien begannen. Begrifflich sei die Befristung nur m&#246;glich f&#252;r die Zeit, in der der Unterricht zu erteilen sei, d. h. bis zum letzten Tag des Schuljahres.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Richtig sei, dass bei Ausfertigung des Arbeitsvertrages vom 22./27.10.1997 durch das Schulamt der Stadt D. die schriftliche Zustimmung des Bezirkspersonalrats noch nicht vorgelegen habe. Das Schulamt sei davon ausgegangen, dass die formalen Voraussetzungen f&#252;r den Abschluss des Vertrages mit der Kl&#228;gerin gegeben seien. Im &#220;brigen entstehe aus dem unterstellten Vers&#228;umnis einer rechtzeitigen Anh&#246;rung des Personalrats kein unbefristeter Vertrag.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze und dem sonstigen Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und hatte auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Befristung des Arbeitsvertrages der Kl&#228;gerin ist schon wegen nicht ordnungsgem&#228;&#223;er Beteiligung des Personalrats unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat das Zustimmungsersuchen nicht rechtzeitig eingeleitet, es hat den falschen Personalrat beteiligt und hat mit der Kl&#228;gerin eine andere Befristungsdauer vereinbart, als sie dem Personalrat mitgeteilt wurde. All diese Gr&#252;nde hindern das rechtswirksame Zustandekommen einer Befristungsabrede.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit ersichtlich hat das beklagte Land schon den falschen Personalrat beteiligt. Es h&#228;tte der durch das Schulamt f&#252;r die Landeshauptstadt D. bei dieser gebildete &#246;rtliche Personalrat f&#252;r Grund- und Hauptschulen beteiligt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#167; 95 LPVG regelt, dass der Kultusminister durch Rechtsverordnung die Schulformen, f&#252;r die getrennte Personalvertretungen zu bilden sind und die Stellen, die f&#252;r die im Landesdienst besch&#228;ftigten Lehrer Dienststellen sind, bestimmt. Diese Rechtsverordnung ist die Verordnung &#252;ber die Errichtung von Personalvertretungen f&#252;r die im Landesdienst besch&#228;ftigten Lehrer vom 01.10.1984. F&#252;r die im Grund- und Hauptschulbereich t&#228;tigen Lehrer sind ausweislich &#167; 2 der Verordnung Dienststellen im Sinne des</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#167; 81 Abs. 1 LPVG die Schul&#228;mter. Bei den Schul&#228;mtern sind die &#246;rtlichen Personalvertretungen f&#252;r Grund- und Hauptschulen gebildet. Demgegen&#252;ber ist nicht nachvollziehbar, worauf sich die Auffassung des beklagten Landes gr&#252;ndet, die Zust&#228;ndigkeit der Bezirksregierung D.f&#252;r die Verteilung der Stellen aus dem Kontingent 310 begr&#252;nde die Zust&#228;ndigkeit des Bezirkspersonalrats f&#252;r die Zustimmung zum Abschluss der Arbeitsvertr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Personalvertretungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen r&#228;umt dem Personalrat in &#167; 72 Abs. 1 Nr. 1 LPVG nicht nur bei der Einstellung, sondern auch bei der Befristung von Arbeitsverh&#228;ltnissen und insoweit bei der inhaltlichen Ausgestaltung des Arbeitsvertrages ein Mitbestimmungsrecht ein. Hierbei handelt es sich erkennbar um einen besonderen Mitbestimmungstatbestand (BVerwG, 17.08.1989, AP LPVG Bremen &#167; 65 Nr. 1). Schlie&#223;t der Arbeitgeber mit dem Arbeitnehmer unter Verletzung dieses Mitbestimmungsrechts einen befristeten Vertrag ist lediglich die vereinbarte Befristung unwirksam, der Arbeitnehmer steht also in einem Arbeitsverh&#228;ltnis auf unbestimmte Dauer (BAG, 13.04.1994, AP LPVG NW &#167; 72 Nr. 9; BAG, 06.08.1997, AP ArbGG 1979 &#167; 101 Nr. 5). Auch bei der Verl&#228;ngerung eines befristeten Arbeitsverh&#228;ltnisses oder bei der Umwandlung in ein Arbeitsverh&#228;ltnis auf unbestimmte Zeit ist der Personalrat erneut zu beteiligen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 66 Abs. 1 LPVG NW kann eine Ma&#223;nahme, die der Mitbestimmung des Personalrats unterliegt, nur mit seiner Zustimmung getroffen werden. Aus dem Wortlaut des Gesetzes ergibt sich, dass die Einwilligung des Personalrats vor Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme erforderlich ist und dass eine nachtr&#228;gliche Genehmigung nicht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land ist der erneuten Beteiligung des Personalrats auch nicht aus dem Gesichtspunkt enthoben, dass der zweite befristete Vertrag sich den Umst&#228;nden nach lediglich als unselbstst&#228;ndiger Annex des vorletzten Vertrages darstellen k&#246;nnte und deshalb anzunehmen sein k&#246;nnte, dass die Parteien ihr Arbeitsverh&#228;ltnis mit dem Abschluss des weiteren Fristvertrages nicht auf eine neue rechtliche Grundlage stellen, sondern nur das Auslaufen des bisherigen Vertrages im Sinne einer am Sachgrund f&#252;r dessen Befristung orientierten nachtr&#228;glichen Korrektur des urspr&#252;nglich vereinbarten Endzeitpunkts noch um eine verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig nicht erhebliche Zeit hinausschieben wollten (vgl. dazu BAG v. 21.01.1987, 7 AZR 265/85, EzA &#167; 620, 89).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Eine erneute Beteiligung des Personalrats beim Abschluss des zweiten Arbeitsvertrages mit der Kl&#228;gerin war nicht entbehrlich. Die Verletzung des Mitbestimmungsrechts der Personalvertretung f&#252;hrt entgegen der Auffassung des beklagten Landes dazu, dass der Arbeitsvertrag als solcher zwar wirksam, die Befristung aber unwirksam ist (BAG, 7 AZR 651/93, v. 13.04.1994). Der Arbeitgeber kann nach Auffassung des BAG gem&#228;&#223; &#167; 66 Abs. 1 i. V. m. &#167; 72 Abs. 1 Satz 1 LPVG NW nur mit Zustimmung des Personalrats Arbeitsverh&#228;ltnisse befristen. Ohne diese Zustimmung oder ihre Ersetzung durch die Einigungsstelle ist ihm diese Gestaltung des Arbeitsverh&#228;ltnisses verwehrt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ob die fehlende Mitbestimmung bis zum Beendigungszeitpunkt nachgeholt werden kann und die Befristungsabrede bis dahin nur schwebend unwirksam ist, hat das BAG in seiner vorstehend zitierten Entscheidung offen gelassen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von der nach Auffassung der Kammer erfolgten Beteiligung des unzust&#228;ndigen Personalrats vermag dessen nachtr&#228;gliche Zustimmung vom 05.11.1997 zu der am 20.10.1997 erfolgten Einstellung der Kl&#228;gerin die Verletzung des Mitbestimmungsrechts nicht zu heilen. Eine gegenteilige Annahme w&#252;rde dem Gesetzeswillen zuwider laufen und zur Aush&#246;hlung des Mitbestimmungsrechts f&#252;hren. Allenfalls kann eine vor&#252;bergehende schwebende Unwirksamkeit der Befristungsabrede angenommen werden in F&#228;llen, in denen das Zustimmungsersuchen des Arbeitgebers an die Personalvertretung rechtzeitig eingeleitet ist und deren Stellungnahme erst nach Durchf&#252;hrung der Einstellungsma&#223;nahme erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Unter den gegebenen Umst&#228;nden kommt es nicht darauf an, dass die Befristungsabrede auch unwirksam sein d&#252;rfte aus dem Gesichtspunkt, dass das dem Personalrat mitgeteilte Vertragsende nicht dem Zeitpunkt entspricht, der mit der Kl&#228;gerin vereinbart wurde. Eine lediglich unwesentliche Diskrepanz ist hierin nach Auffassung der Kammer jedoch nicht zu sehen, denn immerhin verk&#252;rzt die Vereinbarung die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der dem Personalrat mitgeteilten Vertragsgestaltung um die Bezahlung f&#252;r die Zeit der Schulferien, wobei ins Gewicht f&#228;llt, dass die Verg&#252;tung f&#252;r die Unterrichtsverpflichtung der Lehrer unter Einbeziehung der Ferienzeit berechnet ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls kann die Kl&#228;gerin von dem beklagten Land ihre Weiterbesch&#228;ftigung als Lehrerin mit einer Unterrichtsverpflichtung von 21/27 Unterrichtsstunden und eine anteilige Verg&#252;tung aus der Verg&#252;tungsgruppe BAT III verlangen. Sie befindet sich in einem unbefristeten Arbeitsverh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die m&#246;glicherweise entscheidungserhebliche Frage, ob die nachtr&#228;gliche Zustimmung des Personalrats seine Nichtbeteiligung bei Abschluss der Befristungsabrede heilt, wurde die Revision zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von dem beklagten Land</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">REVISION</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kl&#228;gerin ist gegen dieses Urteil kein Rechtsmittel gegeben.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Revision muss</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Notfrist von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Bundesarbeitsgericht,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Graf-Bernadotte-Platz 5,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">34119 Kassel,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gleichzeitig oder</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">schriftlich zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Funke van Beek Nause</p>
114,332
vg-gelsenkirchen-1999-09-09-13-k-154296
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13 K 1542/96
1999-09-09T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-14T10:22:57
Urteil
ECLI:DE:VGGE:1999:0909.13K1542.96.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kläger sind Eigentümer der Hausgrundstücke Gemarkung G. , Flur 00, Flurstücke 001 und 002, 003, die an der X.---------straße liegen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die X.---------straße ist eine seit Anfang des Jahrhunderts bestehende Anliegerstraße, die durch ein dicht bebautes unbeplantes Gebiet von der G1. Straße auf dem abfallenden Gelände zur E.---------straße führt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vor dem Ausbau in den Jahren 1990 bis 1992, für den die Kläger zu Ausbaubeiträgen herangezogen worden sind, bestand die X.---------straße aus einer Fahrbahn mit einer schadhaften, notdürftig durch Bitumen instandgesetzten Decke auf Packlage-, Pflaster- und Binderschicht in einer Gesamtstärke bis zu 46 cm und beidseitig angelegten Gehwegen in einer Breite von 3 m mit einem aufgebrauchten Belag aus Platten und Mosaikpflaster auf 15 cm Unterbau und 5 cm Pflastersand. Wie bei den Akten befindliche Fotografien über den Altzustand erkennen lassen, bestand ein eingeschränktes Halteverbot. Ausgewiesene Parkflächen gab es nicht. Dennoch sind auf den Fotos in Längsrichtung parkende Autos zu erkennen, die meist aufgesetzt auf dem Mosaikstreifen des Gehweges stehen. Als Oberflächenentwässerung war teilweise eine gepflasterte Flußbahn vorhanden. Auf der östlichen Straßenseite befanden sich 4 Gasleuchten, die jeweils einen Lichtstrom von 2.000 Lumen abstrahlen konnten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei dem fraglichen Ausbau wurde die Verkehrskonzeption der X.---------straße nicht geändert. Gehwege und Fahrbahn waren weiterhin getrennt. Neu wurden aber - versetzt auf beiden Straßenseiten - Parkflächen angelegt, die insgesamt Raum für das Parken von etwa 21 Kraftfahrzeugen in Queraufstellung bieten. Durch diese Parkflächen wurde ein Versatz der Fahrbahn bewirkt. Deutliche Aufpflasterungen im Verschwenkungsbereich der sonst asphaltierten Fahrbahn bewirken eine Drosselung des Fahrzeugverkehrs. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Fahrbahn erhielt im asphaltierten Bereich einen qualifizierten Aufbau aus einer Frostschutztragschicht von 20 cm, einer Schottertragschicht von 20 cm, einer bituminösen Tragschicht von 8 cm und einer Asphaltfeinbetonschicht von 4 cm (insgesamt 52 cm). Im Bereich der Aufpflasterungen wurden auf den jeweils 20 cm dicken Tragschichten Verbundsteinpflaster von 8 cm in 3 cm Sand verlegt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die neu angelegten Parkflächen wurden aus Verbundsteinpflaster auf qualifizierten Unterbau gefertigt und mit Grün eingefaßt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Gehwege erhielten zum Teil einen Plattenbelag auf Sand und einer Schottertragschicht, zum Teil Verbundsteinpflaster - in Sand verlegt - auf einer Frostschutzschicht mit einer Aufbaustärke von jeweils 25 cm. Die Gehwegbreite verringerte sich von 3 m auf 1,42 m bis 1,75 m.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Oberflächenentwässerung wurde angepaßt. Im Bereich der asphaltierten Fahrbahnflächen wurden Rinnenflußbahnen angelegt. Die Zahl der Straßeneinläufe erhöhte sich von 5 auf 8.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Anstelle der 4 Gasleuchten wurden 5 Aufsatzleuchten mit einem Lichtstrom von 2.400 Lumen pro Leuchte auf der gegenüberliegenden Seite aufgestellt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kosten der geschilderten Ausbaumaßnahme wurden in Höhe von insgesamt 268.370,90 DM ermittelt. Hinzugerechnet wurde ein Aufwand für Darlehenszinsen von 2.174,18 DM. Die entsprechenden Aufwendungen für die einzelnen Teilanlagen wurden nach den im Satzungsrecht für Anliegerstraßen vorgesehenen Prozentsätzen der Anlieger errechnet und nach dem Maßstab aus Grundstücksflächen und Geschoßflächen auf die anliegenden Grundstücke verteilt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch Heranziehungsbescheide vom 7. Juli 1995 wurden die Kläger für das Flurstück 001 zu einem Straßenbaubeitrag von 15.047,04 DM und für die Flurstücke 002, 003 zu 11.425,71 DM herangezogen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen eingelegten Widersprüche wies der Beklagte durch Widerspruchsbescheide vom 8. Februar 1996 zurück.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Am 8. März 1996 haben die Kläger die vorliegende Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gemäß Beschluß vom 3. Februar 1999 hat am 9. März 1999 eine Augenscheinseinnahme durch den Vorsitzenden stattgefunden. Wegen des Ergebnisses wird auf das Ortsterminsprotokoll verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Ortstermin wurde ein Widerrufsvergleich geschlossen, bei dem die Beteiligten davon ausgingen, daß für den Ausbau der Parkflächen, Beleuchtung und Oberflächenentwässerung, nicht aber für die Gehwege und die Fahrbahn ein Beitrag verlangt werden könne. Den Ansatz von Darlehenszinsen stellten die Kläger nicht in Frage.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch Schriftsatz vom 6. April 1999 hat der Beklagte den Vergleich fristgerecht mit der Maßgabe widerrufen, daß die Zustimmung zum Vergleich bezüglich der Gehwegkosten aufrecht erhalten werde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kläger bezweifeln, daß der Vergleich damit wirksam widerrufen worden sei, und meinen im übrigen, die Heranziehungsbescheide seien insgesamt rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Heranziehungsbescheide vom 7. Juli 1995 und die Widerspruchsbescheide vom 8. Februar 1996 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er sieht die Heranziehungsbescheide insgesamt auch hinsichtlich der Beiträge für den Gehwegausbau als gerechtfertigt an.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten im übrigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Verwaltungsvorgänge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgründe</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als Anfechtungsklage im Sinne von § 42 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) zulässig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Verfahren ist nicht bereits durch den im Ortstermin am 9. März 1999 abgeschlossenen gerichtlichen Vergleich gemäß § 106 Satz 1 VwGO erledigt. Der Vergleichsabschluß erfolgte unter Widerrufsvorbehalt. Der Beklagte hat den Vergleich fristgerecht mit Schriftsatz vom 6. April 1999 widerrufen. Zwar enthielt der Widerruf den Zusatz, daß die Zustimmung zu dem Vergleich bezüglich der Gehwegkosten aufrecht erhalten werde. Dieser Zusatz steht jedoch einem wirksamen Widerruf nicht entgegen. Der Beklagte hat zum Ausdruck gebracht, daß er mit wesentlichen Teilen der Vergleichs - u. a. mit der Kostenregelung - nicht einverstanden war, so daß die Wirkungen des Vergleichs durch den Widerruf insgesamt entfielen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsklage ist zum Teil begründet. Die angefochtenen Heranziehungsbescheide in der Fassung der Widerspruchsbescheide sind rechtmäßig und verletzen die Kläger nicht in ihren Rechten (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), soweit sie zu Beiträgen für den Ausbau der Parkflächen, der Straßenentwässerung und der Beleuchtung ohne den Ansatz von Zinsen herangezogen worden sind. Hinsichtlich der Heranziehung von Beiträgen für den Ausbau der Gehwege und der Fahrbahn und der Einbeziehung von Zinsen in den umlagefähigen Aufwand sind die angefochtenen Bescheide dagegen rechtswidrig und verletzen die Kläger in ihren Rechten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage für die angefochtenen Bescheide ist § 8 des Kommunalabgabengesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (KAG NW) in Verbindung mit den Bestimmungen der Satzung vom 8. Mai 1992 über die Erhebung von Beiträgen nach § 8 KAG NW für straßenbauliche Maßnahmen im Gebiet der Stadt Essen (Amtsblatt der Stadt Essen Nr. 20 vom 15. Mai 1992, S. 185) - im folgenden Straßenbaubeitragssatzung genannt -.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gemäß § 1 der Straßenbaubeitragssatzung in Übereinstimmung mit § 8 Abs. 2 KAG NW werden Beiträge zum Ersatz des Aufwandes für die Herstellung, Erweiterung und Verbesserung von Anlagen im Bereich von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen als Gegenleistung dafür erhoben, daß den Eigentümern der erschlossenen Grundstücke durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme der Anlage wirtschaftliche Vorteile geboten werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Danach ist der Ausbau der Parkflächen eine vorteilhafte Verbesserung der Anlage X.---------straße .</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Eine Verbesserung der Anlage als Ganzes ist immer anzunehmen, wenn bei einer Straße im Trennsystem eine bisher nicht vorhandene Teilanlage zusätzlich geschaffen wird. Die dadurch verursachte klare Trennung der Verkehrsarten fördert den Verkehrsfluß und die Verkehrssicherheit.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Urteil vom 27. Februar 1985 - 2 A 2603/82 -; Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, Das Straßenbaubeitragsrecht nach § 8 des Kommunalabgabengesetzes Nordrhein-Westfalen, 3. Aufl., Rdnr. 58</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Bei der fraglichen Ausbaumaßnahme sind erstmals getrennte und in Grün eingefaßte Parkflächen angelegt worden, die früher nicht vorhanden waren. Vor dem Ausbau konnte allenfalls auf der Fahrbahn geparkt werden, soweit dies nicht durch eine entsprechende Beschilderung, wie sie auf den bei den Akten befindlichen Bildern erkennbar ist, untersagt war. Verbotswidriges Parken ist bei dem Vergleich von Alt- und Neuzustand unbeachtlich.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Ausbau der Straßenentwässerung ist ebenfalls als abrechenbare Verbesserung zu werten. Die im Bereich der asphaltierten Fahrbahnflächen durchgehende Anlage von Rinnenflußbahnen und die Erhöhung der Zahl der Straßeneinläufe fördert den rascheren Abfluß des Regenwassers.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 70</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auch die Veränderung der Beleuchtungsanlage stellt eine abrechenbare Verbesserung dar. 4 Gasleuchten wurden durch 5 Elektroleuchten mit höherer Leuchtkraft ersetzt. Damit wurde die Ausleuchtung der X.---------straße verbessert.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 69</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Ausbau der Gehwege führt dagegen weder über das Merkmal der Verbesserung noch das der nachmaligen Herstellung (Erneuerung) zu einer Beitragspflicht der Kläger.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Gehwege haben zwar durch einen qualifizierteren Aufbau gegenüber dem Altzustand eine Verbesserung erfahren. Diese ist jedoch durch eine erhebliche Verschmälerung von 3 m auf 1,42 m bis 1,75 m kompensiert, auch wenn die Gehwege in der verbleibenden Breite noch funktionstauglich sind.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 26. März 1991 - 2 A 785/90 - ; Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 75</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Denn insoweit kommt es für die Annahme einer Kompensation entscheidend nicht auf die Frage einer nach wie vor gegebenen Funktionstauglichkeit, sondern allein darauf an, ob - wie hier - die bisherigen Nutzungsmöglichkeiten durch die Verschmälerung erheblich eingeschränkt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 74</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man davon ausgeht, daß der Ausbau der Gehwege den Tatbestand der Erneuerung erfüllt, obwohl der Ablauf der üblichen Nutzungszeit nicht festgestellt werden kann, wäre der Erneuerungsvorteil durch einen Nachteil ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 21. Juni 1990 - 2 A 1376/87 -, NWVBl. 1991, 22, 24; Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 88</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch für den Ausbau der Fahrbahn, der weder als Verbesserung, noch als vorteilhafte Erneuerung angesehen werden kann. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Fahrbahn einen qualifzierteren Aufbau erhalten, was im Grundsatz für eine Verbesserung spricht. Entscheidend für das Merkmal der Verbesserung ist jedoch, daß der Verkehr bei Zugrundelegung der bisherigen Verkehrskonzeption (Trennsystem) auf der neugestalteten Anlage infolge der Ausbaumaßnahme zügiger, geordneter, unbehinderter oder reibungsloser abgewickelt werden kann als bisher.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 15. März 1989 - 2 A 1268/85 -, GemHH 1989, 284; Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 50</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Beitragstatbestand kann auch in der Form der nachmaligen Herstellung (Erneuerung) erfüllt sein, wenn nach Ablauf der Nutzungszeit eine abgenutzte Straße in gleichartiger Gestalt oder in gegenüber dem ursprünglichen Zustand veränderter Verkehrskonzeption - etwa als verkehrsberuhigte Mischfläche anstelle einer Straße im Trennsystem - neu ausgebaut wird. In beiden Fällen kann der Erneuerungsvorteil darin bestehen, daß den Anliegern anstelle einer verschlissenen Anlage auf Jahre hinaus eine intakte Anlage zur Verfügung gestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Dietzel-Hinsen-Kallerhoff, aaO, Rdnr. 48</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Durch den Ausbau der Fahrbahn ist im vorliegenden Fall weder der Tatbestand der Verbesserung erfüllt worden, noch wird den Anliegern ein Erneuerungsvorteil geboten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat bei dem fraglichen Ausbau die bisherige Verkehrskonzeption beibehalten. Die X.---------straße war und ist eine Straße im Trennprinzip. Das Trennprinzip ist durch die Anlage abgetrennter Parkflächen sogar noch verschärft worden. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Ausbau der Fahrbahn mit einem Fahrgassenversatz und deutlichen Aufpflasterungen erfüllt nicht den Beitragstatbestand der Verbesserung, weil der Fahrzeugverkehr nicht zügiger, geordneter, unbehinderter oder reibungsloser abgewickelt werden kann als bisher, sondern im Gegenteil erheblich erschwert und behindert wird. Dies widerspricht der Konzeption des Trennsystems, wonach die Zügigkeit des Fahrzeugverkehrs dadurch gefördert werden soll, daß die Fahrbahn vom Fußgängerverkehr und dem ruhenden Fahrzeugverkehr freigehalten wird.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein möglicher Erneuerungsvorteil wird durch einen Nachteil ausgeglichen, weil bei dem hier gegebenen Ausbau in gleicher Gestalt der Vorteil einer auf Jahre hinaus intakten Fahrbahn durch den Nachteil der Behinderung des Fahrzeugverkehrs ausgeglichen wird.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Anders wäre es allerdings gewesen, wenn der Beklagte sich zur Anlage einer verkehrsberuhigten Mischfläche entschieden hätte. Nach der Verkehrskonzeption eines verkehrsberuhigten Bereichs ist es durchaus sinnvoll, den Fahrzeugverkehr durch einen Fahrgassenversatz und Aufpflasterungen zu verlangsamen, weil auf der als Mischfläche ausgestalteten Verkehrsfläche auch mit Fußgängern und spielenden Kindern gerechnet werden muß. Bei einer Straße im Trennprinzip ist dies aber anders.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach feststehender Rechtsprechung des OVG NW ist der Ansatz von Zinsen bei dem zu verteilenden Aufwand zudem rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Beschluß vom 22. März 1999 - 15 A 1047/99 -</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Mit ihren Ausbaubeiträgen sind die Kläger somit nur an dem um die Zinsen reduzierten Aufwand mit dem satzungsgemäß für eine Anliegerstraße vorgesehenen Anteil für den Ausbau der Parkflächen in Höhe von 67.635,23 DM zu 60 % = 40.581,14 DM, der Straßenentwässerung in Höhe von 32.171,30 DM zu 50 % = 16.085,65 DM und der Beleuchtung in Höhe von 19.534,02 DM zu 50 % = 9.767, 01 DM (insgesamt 66.433,80 DM) zu beteiligen. Nach den nicht zu beanstandenden Berechnungen des Beklagten ergibt sich eine Verteilungsfläche von insgesamt 12.475 und damit ein Punktwert pro Verteilungseinheit von 5,325355. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Für das Flurstück 001 mit 1.259 Maßstabseinheiten errechnet sich somit eine Beitrag von 6.704,62 DM und für die Flurstücke 002 und 003 mit 956 Einheiten ein Beitrag von 5.091,04 DM. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 155 Abs. 1 VwGO iVm § 159 Satz 2 VwGO. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit wegen der Kosten ergibt sich aus § 167 VwGO iVm den §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
114,333
ovgnrw-1999-09-09-21-a-343396a
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21 A 3433/96.A
1999-09-09T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-12T13:54:18
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0909.21A3433.96A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 1957 in J. (Sri Lanka) geborene Kl&#228;ger ist srilankischer Staatsangeh&#246;riger tamilischer Volkszugeh&#246;rigkeit. Nach seinen Angaben verlie&#223; er sein Heimatland mit dem Flugzeug am 1. Februar 1990 und reiste am 3. Februar 1990 auf dem Landweg von Belgien kommend in die Bundesrepublik Deutschland ein. Unter dem 6. Februar 1990 beantragte er beim Bundesamt f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) seine Anerkennung als Asylberechtigter und f&#252;hrte unter Bezugnahme auf ein schriftliches Statement im wesentlichen aus: Er sei wegen der politischen Probleme in Sri Lanka nach hier gekommen. Aufgrund der Konflikte zwischen den tamilischen und singhalesischen Volksgruppen sei die Situation sehr gef&#228;hrlich geworden. Er sei auch verh&#246;rt worden. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei seiner Anh&#246;rung im Rahmen der Vorpr&#252;fung durch das Bundesamt gab er am 4. Mai 1992 erg&#228;nzend an: Er habe von Januar 1980 bis April 1981 in Colombo Alkohol verkauft. Von April 1981 bis September 1982 sei er als Finanzberater in Jaffna t&#228;tig gewesen. Anschlie&#223;end habe er sich etwa siebeneinhalb Jahre in Colombo aufgehalten und vom Geld seines Vaters und seines Bruders sowie einer Zahlung seines fr&#252;heren Arbeitgebers gelebt. Er sei weder Mitglied einer politischen Partei oder Organisation gewesen noch habe er mit Politik etwas zu tun gehabt. Tamilen h&#228;tten es sehr schwer in Sri Lanka. Das Haus seines Vaters sei im Juni/Juli 1991, also nach seiner Ausreise, anl&#228;&#223;lich von K&#228;mpfen zwischen den Tigern und den srilankischen Soldaten durch Bomben zerst&#246;rt worden. Er pers&#246;nlich habe weder mit der Armee noch mit den Organisationen irgend etwas zu tun gehabt. Seinen Reisepa&#223; habe er auf der Fahrt zwischen Belgien und Deutschland verloren. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 21. Mai 1992 lehnte das Bundesamt den Antrag des Kl&#228;gers auf Anerkennung als Asylberechtigter ab und stellte fest, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG nicht vorliegen. Mit Ordnungsverf&#252;gung vom 24. M&#228;rz 1993 forderte der Stadtdirektor der Stadt W. (Ausl&#228;nderbeh&#246;rde) den Kl&#228;ger unter Androhung seiner Abschiebung zur Ausreise aus dem Bundesgebiet auf.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Kl&#228;ger Klage erhoben, mit der das Asylbegehren weiterverfolgt wird. Zur Begr&#252;ndung hat er sich im wesentlichen auf das bisherige Vorbringen bezogen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge vom 21. Mai 1992 zu verpflichten, ihn als Asylberechtigten anzuerkennen und festzustellen, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG hinsichtlich Sri Lankas vorliegen, 2. die Ordnungsverf&#252;gung des Stadtdirektors der Stadt W. vom 24. M&#228;rz 1993 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> Das Verwaltungsgericht hat den Bescheid der Beklagten vom 21. Mai 1992 sowie die Ordnungsverf&#252;gung des Stadtdirektors der Stadt W. aufgehoben und die Beklagte verpflichtet, den Kl&#228;ger als Asylberechtigten anzuerkennen und festzustellen, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs.1 AuslG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist dem Beteiligten am 27. Juni 1996 zugestellt worden. Auf den am 3. Juli 1996 gestellten Antrag des Beteiligten hat der Senat durch Beschlu&#223; vom 9. September 1996 die Berufung zugelassen f&#252;r den sinngem&#228;&#223;en Antrag,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die - gegen die Beklagte gerichtete - Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat sich im Berufungsverfahren nicht ge&#228;u&#223;ert. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er erg&#228;nzend vor: Vor seiner Ausreise aus Sri Lanka habe er um sein Leben gef&#252;rchtet. Da sein Bruder schon seit l&#228;ngerem in Deutschland gelebt habe, sei er nach hier ausgereist. Wegen der anhaltenden kriegerischen Zust&#228;nde in Sri Lanka sei es f&#252;r ihn sehr schwer, nach dort zur&#252;ckzukehren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben sich mit einer Entscheidung durch den Berichterstatter als Einzelrichter einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten sowie der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beteiligten ist begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Abweisung der Klage.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat weder einen Anspruch auf Anerkennung als Asylberechtigter noch einen Anspruch auf die Feststellung, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG vorliegen. Wegen der f&#252;r die Beurteilung des Begehrens ma&#223;geblichen Ansatzpunkte und Kriterien wird auf den Beschlu&#223; des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Juli 1989 - 2 BvR 502, 1000, 961/86 - (BVerfGE 80, 315) verwiesen. Die dort unter B I f&#252;r die Asylberechtigung dargestellten rechtlichen Grunds&#228;tze gelten, soweit vorliegend relevant, auch f&#252;r die Feststellung der Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Deckungsgleichheit von Verfolgungshandlung, gesch&#252;tztem Rechtsgut sowie politischem Charakter der Verfolgung bei Art. 16 Abs. 2 Satz 2 GG a.F. = Art. 16 a Abs. 1 GG und &#167; 51 Abs. 1 AuslG BVerwG, Urteil vom 18. Februar 1992 - 9 C 59.91 -, NVwZ 1992, 892, sowie zur Deckungsgleichheit des politischen Charakters bei Art. 16 a Abs. 1 GG, &#167; 51 Abs. 1 AuslG und bei Art. 1 A Nr. 2, Art. 33 Genfer Konvention (GK) BVerwG, Urteil vom 18. Januar 1994 - 9 C 48.92 -, NVwZ 1994, 497, 498 f.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> F&#252;r die Beurteilung, ob der Kl&#228;ger politisch Verfolgter ist, ist nicht darauf abzustellen, ob er bei R&#252;ckkehr in sein Heimatland vor politischer Verfolgung hinreichend sicher ist, sondern darauf, ob ihm politische Verfolgung mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit droht; denn er ist nicht wegen bestehender oder unmittelbar drohender politischer Verfolgung ausgereist; mithin kommen nur Nachfluchttatbest&#228;nde in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu den Ma&#223;st&#228;ben BVerfG, Beschlu&#223; vom 10. Juli 1989, a.a.O., S. 344 und BVerwG, Urteil vom 23. Juli 1991 - 9 C 145.90 -, BVerwGE 88, 367, 369 m.w.N.; zur &#220;bereinstimmung der Ma&#223;st&#228;be nach Art. 16 a Abs. 1 GG, &#167; 51 Abs. 1 AuslG und Art. 1 A Nr. 2 GK in der praktischen Rechtsanwendung vgl. BVerwG, Urteile vom 26. Oktober 1993 - 9 C 50.92 u.a. -, NVwZ 1994, 500, und vom 18. Januar 1994 - 9 C 48.92 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> Bei der Pr&#252;fung und Beurteilung erlittener oder unmittelbar drohender Vorverfolgung ist entscheidend auf das Vorbringen der Asylbewerber abzustellen. Da sie allein die bestimmenden Gr&#252;nde f&#252;r das Verlassen ihres Herkunftslandes kennen, obliegt es ihnen, die tats&#228;chliche Grundlage f&#252;r eine politische Verfolgung selbst in schl&#252;ssiger Form vorzutragen. Dabei haben sie bez&#252;glich der in ihre eigene Sph&#228;re fallenden Umst&#228;nde, insbesondere ihrer pers&#246;nlichen Erlebnisse, unter Angabe genauer Einzelheiten eine in sich stimmige Sachverhaltsschilderung zu geben, w&#228;hrend hinsichtlich der allgemeinen Umst&#228;nde im Herkunftsland eine Darstellung von Tatsachen gen&#252;gt, aus denen sich die nicht entfernt liegende M&#246;glichkeit politischer Verfolgung ergibt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 23. November 1982 - 9 C 74.81 -, Buchholz 402.24 &#167; 28 AuslG Nr. 42, Beschlu&#223; vom 26. Oktober 1989 - 9 B 405.89 -, Buchholz 310 &#167; 86 Abs. 1 VwGO Nr. 212, ferner zur Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Substantiierungslast BVerfG, Beschlu&#223; vom 23. Dezember 1985 - 2 BvR 1063/84 -, NVwZ 1987, 487.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Aus dem Vorbringen des Kl&#228;gers ergibt sich nicht, da&#223; er Sri Lanka aus einer ausweglosen Lage unter dem Druck erlittener oder unmittelbar drohender politischer Verfolgung verlassen hat. Weder bei seiner Asylantragstellung noch bei seiner Anh&#246;rung vor dem Bundesamt und im gerichtlichen Verfahren hat er Umst&#228;nde vorgetragen, die darauf schlie&#223;en lassen, da&#223; er in seinem Heimatland schwerwiegenden Rechtsgutverletzungen durch srilankische Stellen in Ankn&#252;pfung an asylerhebliche Merkmale ausgesetzt war. Vielmehr hat er selbst vorgetragen, da&#223; er pers&#246;nlich in Sri Lanka weder mit der Armee noch mit sonstigen Organisationen etwas zu tun gehabt hat, zumal er sich nach eigenen Angaben nie politisch bet&#228;tigte. Die allgemeinen Umst&#228;nde im Gro&#223;raum Colombo, wo sich der Kl&#228;ger nach seinen Angaben in den letzten knapp acht Jahren vor seiner Ausreise aufhielt, begr&#252;ndeten ebenfalls keine Situation politischer Vorverfolgung. Soweit sein Entschlu&#223;, aus Sri Lanka auszureisen, allgemein durch das B&#252;rgerkriegsgeschehen in Sri Lanka bestimmt war, ist er Gefahren ausgewichen, die als Folge der Auseinandersetzungen zwischen den staatlichen srilankischen Kr&#228;ften und der LTTE noch au&#223;erhalb des Bereichs politischer Verfolgung liegen. Insofern wird auf die nachfolgenden Ausf&#252;hrungen zu den verschiedenen Landesteilen verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nachfluchtgr&#252;nde greifen nicht ein. Eine nach dem Verlassen Sri Lankas selbst herbeigef&#252;hrte Verfolgungsgefahr, die einen subjektiven Nachfluchtgrund ergeben k&#246;nnte, ist nicht ersichtlich; insbesondere gibt die Stellung eines Asylantrags insofern nichts her (Ausw&#228;rtiges Amt - AA - 06.04.1998 S. 8; UNHCR 25.04.1997). Auch ein objektiver, also aus der jetzt gegebenen Situation in Sri Lanka folgender Nachfluchtgrund liegt nicht vor. Es fehlt dazu an der erforderlichen beachtlichen Wahrscheinlichkeit einer bei der R&#252;ckkehr drohenden Gefahr politischer Verfolgung. Die Verh&#228;ltnisse in Sri Lanka tragen die Schlu&#223;folgerung auf eine politische Verfolgung der Bev&#246;lkerungsgruppe der Tamilen oder einer vorliegend m&#246;glicherweise relevanten Untergruppe der Tamilen weder f&#252;r das gesamte Land noch f&#252;r einzelne Landesteile, so da&#223; sich die Frage nicht stellt, inwieweit die gegenw&#228;rtigen Verh&#228;ltnisse auf einer &#196;nderung beruhen, wie sie ein objektiver Nachfluchtgrund erfordert. Besondere individuelle Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r eine Verfolgungsgefahr sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Einreise nach Sri Lanka ist &#252;ber den Flughafen von Colombo m&#246;glich, ohne da&#223; den R&#252;ckkehrern dabei mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit Ma&#223;nahmen drohen, die die Voraussetzungen eines Aktes politischer Verfolgung erf&#252;llen. Bei der Einreise finden eingehende Personenkontrollen statt, bei denen R&#252;ckkehrer aus Europa wegen der Besorgnis des Einschleusens von im Ausland f&#252;r Anschl&#228;ge ausgebildeten LTTE- Kadern nicht weniger von Sicherheitsma&#223;nahmen betroffen sind als andere Tamilen (Keller-Kirchhoff - KK - 13.05.1996 S. 2, 05.07.1996 S. 2, 24.02.1997 S. 2). Au&#223;er der Identit&#228;ts&#252;berpr&#252;fung wird am Flughafen ein Datenabgleich mit einer Fahndungsliste durchgef&#252;hrt. Nur wenn der Einreisende seine Identit&#228;t nicht durch ordnungsgem&#228;&#223;e Papiere einschlie&#223;lich der von srilankischen Auslandsvertretungen bei Fehlen sonstiger Papiere erteilten "emergency certificates" (AA 23.09.1997; KK 02.09.1997; UNHCR --.07.1998 S.5) belegen kann - auch der UNHCR weist darauf hin, da&#223; nach seinen Erfahrungen neben guten Gr&#252;nden, sich in Colombo aufzuhalten, ein g&#252;ltiger Pa&#223; der beste Schutz gegen eine Inhaftierung ist(--.07.1998 S.5) - oder sein Name auf der Fahndungsliste steht, droht eine Festnahme (AA 06.04.1998 S. 14, 17.03.1997 S. 12; KK 24.10.1995 S. 39); f&#252;r diese M&#246;glichkeit spricht vorliegend nichts. Allein die Tatsachen des Auslandsaufenthalts und der Anbringung eines Asylbegehrens stellen keine Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r &#220;bergriffe der Sicherheitskr&#228;fte dar (AA 06.04.1998 S. 8 und 14, 16.01.1996 S. 9 f.; UNHCR 25.04.1997). Die &#220;bergabe von 45 j&#252;ngeren Tamilen an Sicherheitskr&#228;fte, von der eine Menschenrechtsorganisation berichtet hat (KK 20.03.1998), und weitere Festnahmen von Gruppen von R&#252;ckkehrern, von denen in geringer Zahl berichtet wird (UNHCR --.07.1998 S.5), betreffen ersichtlich durch die Tatsache der Sammelabschiebung in gro&#223;er Zahl gepr&#228;gte Sonderf&#228;lle; hier fehlt es schon an der &#220;bertragbarkeit auf den vorliegenden Fall. Seit April 1997 sind zwar auch F&#228;lle der Inhaftierung von Einzelreisenden, darunter von zwei R&#252;ckkehrern aus Deutschland bekannt geworden (UNHCR --.07.1998 S. 5; KK 08.12.1998), diese reichen aber jedenfalls nicht aus, um auf die beim Ma&#223;stab der beachtlichen Wahrscheinlichkeit zu fordernde Dichte der Zugriffe bezogen auf die nach erfolglosem Asylverfahren aus Europa Zur&#252;ckkehrenden oder einer bestimmten Gruppe unter ihnen zu schlie&#223;en. Im Gegenteil sind F&#228;lle von l&#228;nger andauerndem Festhalten bei oder in unmittelbarem Zusammenhang mit der Einreise &#252;ber vereinzelte Vorkommnisse hinaus nicht festzustellen (AA 23.09.1997, 16.11.1996 S. 10; KK 24.02.1997 S. 3; S&#252;dasien 1-2/98 S. 15/16; Wingler 31.05 1998 S.30). Dies best&#228;tigt eine Zusammenstellung von in letzter Zeit bekanntgewordenen Geschehnissen (KK 08.12.1998), die auf der Grundlage von Recherchen in Colombo erstellt wurde und deshalb den Schlu&#223; rechtfertigt, ein zutreffendes und umfassendes Bild zu geben. Danach ist - abgesehen von dem Fall eines jungen Mannes aus einer der oben erw&#228;hnten Gruppen - nur ein Fall des Festhaltens - &#252;ber die Dauer von zwei oder drei Tagen unter Vorf&#252;hrung bei Gericht - in Verbindung mit der Einreise belegt. Es kann daher dahinstehen, ob in vorgekommenen F&#228;llen Umst&#228;nde von Bedeutung waren, von denen im vorliegenden Fall nicht auszugehen ist. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Aus der Versch&#228;rfung von Strafbestimmungen f&#252;r Verst&#246;&#223;e gegen Bestimmungen des Ein- und Ausreise- sowie des Pa&#223;rechts (S&#252;dasien B&#252;ro 14.09.1998) ist f&#252;r eine beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung selbst dann nichts herzuleiten, wenn man davon ausgeht, da&#223; die neuen srilankischen Bestimmungen R&#252;ckwirkung f&#252;r Handlungen vor dem Zeitpunkt ihres Inkrafttretens entfalten. Es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; nach mehrj&#228;hrigem Auslandsaufenthalt nach Sri Lanka zur&#252;ckkehrenden Tamilen deshalb politische Verfolgung droht. Denn es ist nicht ersichtlich, da&#223; die Ahndung von Verst&#246;&#223;en gegen Ein-, Ausreise- oder Pa&#223;bestimmungen eine Rechtsgutverletzung in Ankn&#252;pfung an asylrelevante Merkmale darstellt. Die - nicht neu geschaffenen, sondern lediglich in der Strafandrohung versch&#228;rften - Straftatbest&#228;nde (Ein- oder Ausreisen ohne g&#252;ltigen Reisepa&#223;, Nachmachen oder F&#228;lschen von Reisedokumenten, Besitz oder Benutzung gef&#228;lschter oder nachgemachter Reisedokumente, Besitz oder Beantragung mehrerer Reisedokumente oder unbefugter Besitz eines Reisedokumentes einer anderen Person) sind zur Kontrolle der Au&#223;engrenze des Staatsgebiets in der Staatenpraxis gel&#228;ufig und ergeben so keinen Hinweis f&#252;r eine politische Verfolgung. Insbesondere gelten sie nach ihrem Wortlaut f&#252;r alle srilankischen Staatsangeh&#246;rigen und nicht nur f&#252;r tamilische Volkszugeh&#246;rige (S&#252;dasien B&#252;ro 14.09.1998 mit Ausz&#252;gen aus dem "Immigrants and Emigrants Act"). Soweit unter Bezugnahme auf Ausk&#252;nfte und Stellungnahmen eines tamilischen Parlamentsabgeordneten ausgef&#252;hrt ist, das novellierte Gesetz treffe insbesondere tamilische Fl&#252;chtlinge (KK 12.03.1999 S. 3 und in S&#252;dasien 2/99, S. 11, abgedruckt in: Wingler 01.04.1999 S. 9), wird lediglich eine rein tats&#228;chliche Folge aufgezeigt, die als solche ohne Aussagegehalt f&#252;r die Frage der politischen Verfolgung ist. Selbst wenn eingestellt wird, da&#223; zu der Strafversch&#228;rfung die Einflu&#223;nahme von Staaten beigetragen hat, die einen starken Zustrom vorwiegend tamilischer Staatsangeh&#246;riger Sri Lankas festzustellen hatten, spricht das nicht daf&#252;r, da&#223; die ihrer Natur nach auf die Aufrechterhaltung eines staatlich geordneten internationalen Reiseverkehrs zielenden Vorschriften objektiv auf die Tamilen wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit gerichtet sind; insofern ist insbesondere die Bek&#228;mpfung des Schleppertums zu beachten. Lediglich wenn Verst&#246;&#223;e durch Tamilen verfolgt, diejenigen durch Staatsangeh&#246;rige anderer Volkszugeh&#246;rigkeit aber ungeahndet bleiben oder wenn die M&#246;glichkeit, die Verst&#246;&#223;e durch ordnungsgem&#228;&#223;e Papiere und deren gesetzm&#228;&#223;igen Gebrauch zu vermeiden, zwar Personen anderer Volkszugeh&#246;rigkeit einger&#228;umt, den Tamilen jedoch vom srilankischen Staat verwehrt wird, k&#246;nnte Anla&#223; bestehen, eine Gerichtetheit der in der Bestrafung liegenden Beeintr&#228;chtigungen auf die tamilische Volkszugeh&#246;rigkeit in Betracht zu ziehen. Daf&#252;r aber l&#228;&#223;t sich dem vorliegenden Material, das ersichtlich den gegenw&#228;rtig m&#246;glichen Kenntnisstand widerspiegelt, nichts Tragf&#228;higes entnehmen. Die Aussage, da&#223; das "versch&#228;rfte Strafma&#223; in der Regel und Praxis nur auf r&#252;ckkehrende (abgeschobene) Tamilen und nicht auf Singhalesen derzeit angewandt" werde (Wingler 01.04.1999), ist insoweit unergiebig, weil die Verst&#246;&#223;e, um deren Ahndung es geht, sich zwangsl&#228;ufig in der Bev&#246;lkerungsgruppe h&#228;ufen, die in besonderem Ma&#223;e ins Ausland ausreist. Dem entspricht auch die oben schon angesprochene Erkl&#228;rung eines Abgeordneten, das Gesetz treffe "insbesondere" Tamilen, und die dazu gegebene Begr&#252;ndung, diese m&#252;&#223;ten "sich oft gef&#228;lschter Papiere bedienen". Die in dieser Begr&#252;ndung enthaltene Aussage zur Notwendigkeit des Gebrauchs falscher Papiere ist allerdings nicht in dem oben genannten, die M&#246;glichkeit des Charakters der versch&#228;rften Strafbestimmungen als politische Verfolgung einschlie&#223;enden Sinne zu verstehen. Denn daf&#252;r, da&#223; die in Sri Lanka bestehende Ausreisefreiheit nicht auch f&#252;r Tamilen gelten w&#252;rde, spricht nichts (AA 16.04.1999 S.2). Die M&#246;glichkeit, sich einen Reisepa&#223; ausstellen zu lassen, ist Tamilen in gleicher Weise er&#246;ffnet wie srilankischen Staatsangeh&#246;rigen anderer Volkszugeh&#246;rigkeit. Allerdings mag f&#252;r sie die Nutzung dieser M&#246;glichkeit durch die Bedingungen des dazu erforderlichen Aufenthalts in Colombo gewissen faktischen Hemmnissen begegnen; da die Situation in Colombo aber - wie weiter unten noch im einzelnen dargetan wird - den Aufenthalt nicht, insbesondere nicht aus Gr&#252;nden, die auf eine Gerichtetheit gegen Tamilen in Ankn&#252;pfung an asylerhebliche Merkmale schlie&#223;en lassen, unzumutbar macht, kann auch keine Rede davon sein, die Tamilen k&#246;nnten nicht ohne Versto&#223; gegen die Ein- und Ausreisebestimmungen das Land verlassen. Einer gegenteiligen Einsch&#228;tzung st&#252;nde im &#252;brigen auch eindeutig entgegen, da&#223; nach der Erfahrung, die der Senat in den letzten Jahren in hunderten von Verfahren gewonnen hat, die behauptete Ausreise ohne eigenen Pa&#223; in aller Regel mit dem blo&#223;en Verweis darauf erkl&#228;rt wurde, auch die Gestaltung der Ausreise habe der Schlepper &#252;bernommen, ohne da&#223; dabei auf gehabte oder besorgte Probleme in der Beschaffung des Passes hingewiesen worden w&#228;re. Ferner st&#252;nde einem solchen Schlu&#223; die hohe Zahl der in den vom Senat bearbeiteten Verfahren betroffenen Tamilen entgegen, die nach ihren Angaben mit einem g&#252;ltigen Pa&#223; ausgereist sind und bei denen es erst im Zuge und zur F&#246;rderung der Weiterreise sowie der Einreise ins westliche Ausland zu Manipulationen oder zur Abgabe des Passes gekommen ist (vgl. dazu auch AA 16.04.1999 S. 2). Tragf&#228;hige Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Strafversch&#228;rfungen bei Pa&#223;vergehen objektiv darauf gerichtet sind, tamilische Fl&#252;chtlinge gerade (auch) wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit einer strafrechtlichen Sanktion zu unterwerfen, sind somit nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine allein ethnisch begr&#252;ndete und diesem Charakter entsprechend landesweite staatliche Verfolgung von Tamilen findet nicht statt (amnesty international - ai - 28.09.1995 S. 3; AA 07.07.1995 S. 1, 06.04.1998 S. 3); auch landesweite allein ethnisch bedingte Repressalien gegen Tamilen von seiten der singhalesischen Bev&#246;lkerungsmehrheit sind selbst nach der LTTE zugeschriebenen Attentaten und Anschl&#228;gen sowie verlustreichen K&#228;mpfen im Norden ausgeblieben (AA 30.08.1996 S. 4, 06.04.1998 S. 4). Die Beeintr&#228;chtigungen, denen sich Tamilen ausgesetzt sehen, stehen im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen den staatlichen srilankischen Kr&#228;ften und der LTTE. Entsprechend den unterschiedlichen Auspr&#228;gungen dieses bewaffneten, &#220;berf&#228;lle und Terroranschl&#228;ge auch au&#223;erhalb der Kampfgebiete einschlie&#223;enden Konflikts stellen sich die Auswirkungen auf die Lage der Tamilen in den verschiedenen Gebieten Sri Lankas unterschiedlich dar. Im einzelnen betrachtet ergibt sich dabei f&#252;r keinen Bereich eine beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Im Gro&#223;raum Colombo und - in geminderter Weise - in den sonstigen Bereichen des S&#252;dens und Westens Sri Lankas drohen Tamilen zwar Beeintr&#228;chtigungen. Diese erreichen aber weithin nicht die Eingriffsintensit&#228;t, die f&#252;r eine asylerhebliche Rechtsgutbeeintr&#228;chtigung erforderlich ist, oder es mangelt ihnen an der notwendigen Gerichtetheit oder sie sind dem Staat nicht zuzurechnen; soweit diese einer Asylberechtigung entgegenstehenden Gesichtspunkte nicht eingreifen, fehlt es an der Verfolgungsdichte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r Angeh&#246;rige der tamilischen Volksgruppe besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, einer Identit&#228;tsfeststellung unterzogen und zu diesem Zweck eventuell verhaftet zu werden. Diese Ma&#223;nahmen sind im Zusammenhang insbesondere mit den wiederholten Bombenattentaten zu sehen, zu denen es seit dem Ende der Friedensgespr&#228;che zwischen der Regierung und der LTTE und dem Wiederausbruch der offenen Kriegshandlungen im Norden Sri Lankas im April 1995 erneut kommt und die eine Vielzahl von Opfern fordern sowie zum Teil erhebliche Sachsch&#228;den verursachen. Die Sicherheitskr&#228;fte f&#252;hren Massenverhaftungen von Tamilen durch, bei denen trotz gewisser Unterschiede eine klare und durchg&#228;ngige Differenzierung nach Alter und Geschlecht nicht festzustellen ist. Sch&#228;tzungen &#252;ber die Anzahl der von solchen Ma&#223;nahmen Betroffenen belaufen sich schon bei einzelnen Vorkommnissen auf mehrere hundert oder gar tausend Personen (KK 04.01.1996 S. 55, 13.05.1996 S. 3, 20.03.1998) bzw. bezogen auf kurze Zeitr&#228;ume mitunter auf mehrere Tausend (Wingler 31.05.1998 S. 27,33). In Colombo finden ferner routinem&#228;&#223;ig umfangreiche Kontrollen statt, die zu Inhaftierungen und Verh&#246;ren von Personen f&#252;hren, die sich nicht ausweisen k&#246;nnen (AA 06.04.1998 S. 3, 16.01.1996 S. 7; KK 22.02.1997 S. 4; Wingler 08.10.1997 S. 31). </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Den vorbezeichneten Ma&#223;nahmen fehlt es an der erforderlichen Eingriffsintensit&#228;t von Akten der politischen Verfolgung, und zwar auch dann noch, wenn sie in Inhaftierungen m&#252;nden, soweit diese - wie in der weit &#252;berwiegenden Zahl - nur kurze Zeit dauern und es dabei zu keinen anderweitigen asylerheblichen Rechtsgutverletzungen kommt. Ma&#223;nahmen zur Identit&#228;tsfeststellung sind herk&#246;mmlicher und &#252;blicher Bestandteil der pr&#228;ventiven und repressiven T&#228;tigkeit staatlicher Sicherheitskr&#228;fte im Rahmen der Kriminalit&#228;ts- und Terrorismusbek&#228;mpfung. Sofern eine sofortige Identifizierung nicht m&#246;glich ist, sind auch kurzfristige Festnahmen zu diesem Zweck in der Staatenpraxis gel&#228;ufig, so da&#223; in solchem Zusammenhang stehenden Beeintr&#228;chtigungen der Bewegungsfreiheit der die politische Verfolgung ausmachende Charakter einer Ausgrenzung des Betroffenen aus der staatlichen Friedensordnung fehlt. Ab welcher Dauer kurzfristige Inhaftierungen zum Zwecke der Identit&#228;tsfeststellung die asylrechtsrelevante Intensit&#228;t erreichen, h&#228;ngt ma&#223;geblich von den im betrachteten Staat herrschenden Verh&#228;ltnissen ab, insbesondere von der Verwaltungsstruktur, den vorhandenen Kommunikationsm&#246;glichkeiten und der jeweiligen Sicherheitslage. In einem Land wie Sri Lanka, in dem in Teilen B&#252;rgerkrieg herrscht und die Sicherheitskr&#228;fte im &#252;brigen landesweit, insbesondere im hier betrachteten Landesteil mit einer Vielzahl gemeingef&#228;hrlicher Terroranschl&#228;ge konfrontiert sind, ist Inhaftierungen mit einer &#252;berschaubaren Dauer von jedenfalls nicht mehr als zwei Tagen ohne zus&#228;tzliche Rechtsgutverletzungen eine die Ausgrenzung aus der staatlichen Friedensordnung bewirkende Intensit&#228;t und Schwere abzusprechen. Dem Aspekt der Mehrfachverhaftungen derselben Personen (KK 20.03.1996 S. 5; Wingler 01.11.1995 S. 9) kommt, da nichts daf&#252;r ersichtlich ist, da&#223; sie gezielt erfolgen, keine den jeweiligen Eingriff pr&#228;gende Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die F&#228;lle, in denen die Inhaftierung l&#228;nger als zwei Tage andauert, tragen nicht den Schlu&#223;, da&#223; die Bev&#246;lkerungsgruppe der Tamilen insgesamt oder eine vorliegend relevante Untergruppe davon mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung ausgesetzt ist. Die Gr&#246;&#223;enordnung dieser F&#228;lle liegt nach Regierungsangaben bei 10 %, was von Menschenrechtsorganisationen allerdings - freilich ohne zahlenm&#228;&#223;ige Konkretisierung - bezweifelt wird (S&#252;dasien 6/97 S. 7 f). In den Ausk&#252;nften wird sie seit Jahren im wesentlichen auch bis zu dieser H&#246;he gesch&#228;tzt (unter 10 % AA 03.03.1994 S. 2, 10 % l&#228;nger als 2 Tage, 1 % l&#228;nger als 1 Woche AA 30.05.1997, 06.04.1998 S. 3 und 31.08.1998 S. 2, 10 % KK 04.01.1996 S. 56, 62 f., 75, 13.05.1996 S. 3 und 14.10.1996 S. 3, 10 bis 20 % Wingler --.05.1995 S. 23), zum Teil aber auch niedriger (5% Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe --.04.1994 S.10, 4 % Wingler 08.10.1997 S. 32 bzw. &#252;ber 100 von 5000 Wingler 31.05.1998 S.27,28). Die Anzahl der wegen Verdachts auf LTTE-Verbindungen f&#252;r l&#228;ngere Zeit in Haft Befindlichen wird f&#252;r Ende 1995 mit ca. 400 Personen (AA 16.01.1996 S. 8) oder landesweit etwa 520, im Gro&#223;raum Colombo 225 Personen (KK 04.01.1996 S. 66) oder in neuerer Zeit allein f&#252;r den Bereich Colombo mit weit &#252;ber oder etwa 1.000 (Wingler 08.10.1997 S. 41, 30.01.1998 S. 12, 30.09.1998 S.6) bzw. &#252;ber 2.000 (Wingler 12.12.1997 S.1) bzw. landesweit mit etwa 1.500 (AA 21.08.1997 S. 2) oder - bezogen auf das Jahr 1997 und unter Hinweis auf die Zugriffsm&#246;glichkeiten der Sicherheitskr&#228;fte auf der Jaffna-Halbinsel - etwa 1.900 (AA 06.04.1998 S. 10) angegeben. Nach dem Bericht einer Menschenrechtsorganisation sollen landesweit zu einem gegebenen Zeitpunkt immer zwischen 1.000 und 1.500 tamilische Personen inhaftiert sein, ohne da&#223; diese Aussage auf l&#228;ngerfristige Inhaftierungen beschr&#228;nkt ist (KK 14.10.1996 S. 3, 24.02.1997 S. 3). Es ist mithin davon auszugehen, da&#223; bei den Inhaftierungen die Frist von zwei Tagen &#252;berwiegend nur wenig &#252;berschritten wird. Von den etwa 10 % der insgesamt &#252;ber zwei Tage hinaus Festgehaltenen bleiben etwa die H&#228;lfte l&#228;nger als drei Tage in Haft(KK 04.01.1996 S. 75), &#252;ber eine Woche hinaus etwa jeder Zehnte (AA 06.04.1998 S. 3 und 31.08.1998 S.2). Auch angesichts der nach den oben genannten Zahlen bei Tausenden Festgenommener jeweils neu hinzukommenden Hunderte l&#228;nger Festgehaltener kann nach der absoluten, gem&#228;&#223; den Ausk&#252;nften nur geringf&#252;gig schwankenden Gesamtzahl der Inhaftierten die Haftdauer in einer betr&#228;chtlichen Zahl von F&#228;llen die Zeit von zwei Tagen nicht wesentlich &#252;berschreiten. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Frage, ob dem einzelnen mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politische Verfolgung droht, sind diese Zahlen zun&#228;chst noch ohne Aussagewert. Allein von einer zwei Tage &#252;berschreitenden Dauer einer Inhaftierung, der keine im Einzelfall bestehenden konkreten Anhaltspunkte f&#252;r den Verdacht der Beteiligung an oder des Wissens um terroristische Aktivit&#228;t zugrunde liegen, auf den Charakter als politische Verfolgung zu schlie&#223;en, geht nicht an. Denn ob eine an asylerhebliche Merkmale ankn&#252;pfende, zielgerichtete Verfolgung vorliegt, die Verfolgung mithin "wegen" eines Asylmerkmals erfolgt, ist anhand des inhaltlichen Charakters nach der erkennbaren Gerichtetheit der Ma&#223;nahme selbst zu bestimmen. Daf&#252;r, da&#223; dies bei den hier in Rede stehenden Inhaftierungen in ma&#223;geblichem Umfang der Fall ist, fehlt es an ausreichendem Anhalt. In allen angesprochenen Stellungnahmen wird ein Zusammenhang der Verhaftungsaktionen im Gro&#223;raum Colombo mit den terroristischen Aktivit&#228;ten der LTTE im S&#252;den und Westen hergestellt. Die Verhaftungsaktionen sind in jedenfalls pr&#228;gender Weise objektiv darauf gerichtet, die Infiltration von LTTE-Terroristen aus dem Norden und Osten des Landes abzuwehren. Insofern wird auf die f&#252;r die Sicherheitskr&#228;fte entscheidenden Kriterien f&#252;r die Freilassung wie etwa den Besitz von Papieren zum Identit&#228;tsnachweis, einen langj&#228;hrigen Wohnsitz am Ort der Kontrolle, eine gesicherte famili&#228;re und wirtschaftliche Existenz, eine feste Arbeitsstelle oder einen sonstigen plausiblen Grund f&#252;r den Aufenthalt verwiesen(KK 02.09.1997 S.1; AA 17.03.1997 S. 4, 16.01.1996 S. 8 f; European Union, The Council - EU - 02.04.1997 S.10); auch f&#252;hrt im Normalfall eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, die die Polizei bei den Sicherheitsbeh&#246;rden einholt, zu einer schnellen Haftentlassung (KK 04.01.1996 S. 68). Selbst Inhaftierungen von mehr als einer Woche, die srilankische Menschenrechtsorganisationen "bei einer substantiellen Anzahl von Personen" feststellen, werden au&#223;er auf den Aspekt der Erwartung von Bestechungsgeld auf die &#220;berpr&#252;fungen und deren schleppende Durchf&#252;hrung bei Einschaltung verschiedener Sicherheitsstellen zur&#252;ckgef&#252;hrt (S&#252;dasien 6/97 S. 8). Wenn auch die von den Sicherheitskr&#228;ften f&#252;r einen eventuellen LTTE-Verdacht herangezogenen Umst&#228;nde nicht genau festzustellen sind, weist doch die Tatsache, da&#223; der weit &#252;berwiegende Anteil der zun&#228;chst Festgenommenen alsbald wieder freigelassen wird, auf eine &#252;ber die Tatsache der Zugeh&#246;rigkeit zur Gruppe der Tamilen - eventuell auch eines bestimmten Alters und Geschlechts - hinausgehende Pr&#252;fung anhand zus&#228;tzlicher Kriterien und damit darauf hin, da&#223; der Grund einer Fahndung nach LTTE-Angeh&#246;rigen f&#252;r die Verhaftungen nicht lediglich vorgeschoben ist, wogegen auch schon die Abh&#228;ngigkeit der Aktionen von der jeweiligen Sicherheitslage spricht. Da&#223; von den er&#246;rterten Ma&#223;nahmen gerade Tamilen betroffen sind, kn&#252;pft an die f&#252;r die Bek&#228;mpfung des Terrorismus der LTTE als tamilischer separatistischer Organisation bedeutsamen Auff&#228;lligkeiten, insbesondere das Erscheinungsbild der Tamilen an; Ankn&#252;pfungspunkt ist dagegen nicht eine pauschale und undifferenzierte Gleichsetzung der tamilischen Volkszugeh&#246;rigkeit mit der Bereitschaft zu terroristischen Aktivit&#228;ten.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei der Beurteilung, welche Umst&#228;nde als hinreichend anzusehen sind, um Inhaftierungen von tamilischen Volkszugeh&#246;rigen &#252;ber kurze Dauer hinaus - im Hinblick auf das Ziel der Verhinderung von Gewalttaten sowie der Verfolgung und &#220;berf&#252;hrung von Straft&#228;tern und der Identifizierung von Personen, die sich nicht ausweisen k&#246;nnen und bzw. oder keinen plausiblen Grund ("valid reason") f&#252;r ihren Aufenthalt im Gro&#223;raum Colombo nachweisen k&#246;nnen - wegen fehlender Gerichtetheit der Ma&#223;nahmen auf asylerhebliche Merkmale aus dem Bereich der politischen Verfolgung auszuklammern, ist die Intensit&#228;t der abzuwendenden Gefahr ma&#223;geblich einzustellen. Insofern ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Terroranschl&#228;ge, die von der LTTE ver&#252;bt oder ihr zugerechnet werden - beispielsweise die Anschl&#228;ge auf Treibstofflager im Oktober 1995, auf die Zentralbank im Januar 1996, auf einen Vorortzug im Juli 1996, auf das Handelszentrum im Oktober 1997 und auf den Zahntempel in Kandy im Januar 1998 (AA 06.04.1998 S. 3) sowie folgenschwere Explosionen in der N&#228;he des Hauptquartiers der Luftwaffe im Februar 1998 und eines Bahnhofs im M&#228;rz 1998 (Wingler 31.05.1998 S. 39)-, darauf angelegt sind, unter Inkaufnahme einer Vielzahl unbeteiligter Opfer und erheblicher Sachsch&#228;den die Sicherheitslage nachhaltig zu ersch&#252;ttern, f&#252;r anderweitige Erfolge der Sicherheitskr&#228;fte im Kampf gegen die LTTE Rache zu nehmen und Sicherheitskr&#228;fte au&#223;erhalb des eigentlichen Kampfgebietes zu binden. Der Druck auf die staatlichen Stellen, dem zu begegnen, ist nicht zuletzt deshalb ganz erheblich, weil bei Destabilisierung zu besorgen ist, da&#223; es &#252;ber die unmittelbare Rechtsgutbeeintr&#228;chtigung hinaus erneut zu ausgreifenden Unruhen und Ausschreitungen von Singhalesen gegen Tamilen kommt. Die Ausf&#252;hrung der Anschl&#228;ge durch Selbstmordkommandos oder entsprechende Einzelt&#228;ter, zumindest durch T&#228;ter, die ihr Leben zu riskieren bereit sind, zwingt dazu, dem m&#246;glichen Umfeld des T&#228;terkreises, der - wie die Ziele der Anschl&#228;ge, die Durchf&#252;hrung und das verwendete Material zeigen - der Vorbereitung und Unterst&#252;tzung bedarf, besondere Aufmerksamkeit zu geben. Die Spannweite m&#246;glicher Ziele der Terroranschl&#228;ge l&#228;&#223;t vorbeugende Ma&#223;nahmen dabei generell als schwierig erscheinen. Dieses hohe und schwer einzud&#228;mmende Gefahrenpotential sowie die nicht zuletzt durch den B&#252;rgerkrieg in Teilen des Landes und die Fluktuation der Bev&#246;lkerung bedingten Schwierigkeiten schon bei der Abkl&#228;rung der Identit&#228;t Festgenommener sind geeignet, auch l&#228;ngeren Inhaftierungen von mehr als zwei Tagen - weil und sofern sie nach ihrer objektiven Gerichtetheit auf die Verfolgung terroristischer Straft&#228;ter oder pr&#228;ventiv auf Personen ungekl&#228;rter Identit&#228;t oder mit fehlendem plausiblen Grund f&#252;r ihren Aufenthalt im Gro&#223;raum Colombo zielen - wegen mangelnder Ankn&#252;pfung an asylerhebliche Merkmale den Charakter einer politischen Verfolgung zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da&#223; es bei den Inhaftierungen &#252;ber den Freiheitsentzug - unter den in Sri Lanka dabei allgemein gegebenen Verh&#228;ltnissen (AA 06.04.1998 S. 11) - hinaus mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit zu Ma&#223;nahmen kommt, die den Schlu&#223; auf eine gezielte Rechtsgutverletzung in Ankn&#252;pfung an asylerhebliche Merkmale begr&#252;nden, l&#228;&#223;t sich dem vorliegenden Auskunftsmaterial, das ersichtlich alles an Informationen aufgegriffen hat, was zur Verf&#252;gung stand oder beschafft werden konnte, nicht entnehmen. Erkenntnisse, da&#223; die kurzfristig Verhafteten gefoltert werden, liegen nicht vor (KK 20.03.1996 S. 9). F&#252;r die l&#228;nger Inhaftierten ist in den letzten Jahren gegen&#252;ber der fr&#252;heren Praxis der Sicherheitskr&#228;fte eine Verringerung der Gefahr von Verh&#246;ren unter Folter festzustellen, ohne da&#223; diese jedoch auszuschlie&#223;en ist (AA 12.07.1995 S. 2: "besonders gelagerte Einzelf&#228;lle", 08.07.1997 S. 1; KK 20.03.1996 S. 9; Wingler 11.10.1995 S. 2, 08.10.1997 S. 33 sowie 30.09.1998 S. 3, 4: "immer noch" bzw. "weiterhin"; UNHCR --.07.1998 S.2: F&#228;lle von Folter geben Anla&#223; zu gro&#223;er Besorgnis). Dem liegt insbesondere zugrunde, da&#223; die Regierung Kontrollmechanismen gegen&#252;ber den weitgehenden Befugnisse der Sicherheitskr&#228;fte geschaffen hat (UNHCR 25.04.1997 S. 3). Das Problem der Folter wird - anders als fr&#252;her (dazu AA 23.06.1992 S. 8 f., 12.01.1993 S. 1) - nach der Umsetzung der Konvention gegen Folter in nationales Recht ab 1994 angegangen; sie kann mit erheblicher Gef&#228;ngnis- und Geldstrafe geahndet, die Verantwortlichen sollen zudem disziplinarisch belangt und mit Entsch&#228;digungsleistungen belastet werden (AA 12.10.1995 S. 5). Im Sommer 1998 ist eine aus Parlamentarieren und Ministern gebildete, allgemein erreichbare Kommission zur Entgegennahme und Pr&#252;fung von Beschwerden wegen Bel&#228;stigungen und Mi&#223;handlungen bei Verh&#246;ren eingerichtet worden (AA 31.08.1998 S. 2; Wingler 30.09.1998 S. 3,5). Zur Verringerung der Gefahr von Folter und einer ungerechtfertigten Verl&#228;ngerung der Haftdauer m&#252;ssen Festnahmen durch alle Sicherheitskr&#228;fte binnen 24 Stunden, wenn sie diese Frist &#252;berschreiten, der n&#228;chsten Polizeistation gemeldet werden (KK 04.01.1996 S. 66, 75; AA 06.04.1998 S. 10). Nach den Notstandsgesetzen Festgenommene m&#252;ssen sp&#228;testens nach 48 Stunden - sonst 24 Stunden - dem Richter vorgef&#252;hrt werden (KK 22.02.1997 S. 7; AA 06.04.1998 S. 10) oder es mu&#223; f&#252;r sie eine "Detention Order" durch einen h&#246;herrangigen Beamten oder Offizier erwirkt werden (KK 05.02.1997 S. 5) - wovon in letzter Zeit wegen der Anforderungen, die der Oberste Gerichtshof stellt, weniger Gebrauch gemacht wird (AA 06.04.1998 S. 7). Binnen 48 Stunden mu&#223; auch die Mitte 1997 t&#228;tig gewordene Human Rights Commission (HRC), die die Human Rights Task Force abgel&#246;st und zum Teil deren Mitarbeiter &#252;bernommen hat, &#252;ber die Verhaftung und den Ort der Inhaftierung unterrichtet werden (AA 06.04.1998 S. 9; EU 11.11.1997 S. 16; ai --.11.1997 S. 12; UNHCR 25.04.1997 S. 3; KK 22.02.1997 S. 7). Die Unterbringung der nach dem Notstandsrecht Verhafteten darf nur in Einrichtungen erfolgen, die vom Verteidigungsminister daf&#252;r zugelassen worden sind (AA 06.04.1998 S. 11). Menschenrechtsorganisationen k&#246;nnen diese Einrichtungen besuchen (EU 11.11.1998 S. 16; UNHCR 23.07.1996 S. 3; AA 05.06.1998 S.3). Auch sonst sind Besuche bei den Inhaftierten m&#246;glich (Wingler 30.01.1998 S. 12). Die nicht aufgrund gerichtlicher Ma&#223;nahmen Festgehaltenen sind regelm&#228;&#223;ig einem Richter zu melden, der auch die Haftanstalten aufsuchen mu&#223; (AA 06.04.1998 S. 11). Von einer Inhaftierung sind Verwandte oder Freunde des Verhafteten in Kenntnis zu setzen, der mit diesen Kontakt aufnehmen und sie &#252;ber Verhaftung und Aufenthaltsort unterrichten kann (KK 22.02.1997 S. 7). </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist nicht zu verkennen, da&#223; die gesetzlichen Sicherheitsvorkehrungen in der Praxis nicht durchweg eingehalten werden und da&#223; auch die sonstigen von der srilankischen Regierung etablierten Kontrollmechanismen h&#228;ufig noch nicht in der Lage sind, effektiv zu arbeiten (KK 22.02.1997 S.6; AA 17.03.1997 S.6; UNHCR --.07.1998 S. 3 f m.w.N.).Es kommt zu &#220;berschreitungen der vorgegebenen Fristen, was aber auch au&#223;erhalb der Verhaftungen aufgrund der Notstandsregelungen festzustellen ist (EU 11.11.1997 S. 17), und auch sonst zu Verst&#246;&#223;en insbesondere auf den unteren Ebenen der Sicherheitskr&#228;fte (AA 06.04.1998 S. 8). Eine generelle Verschlechterung ist insoweit auch nach dem Verbot der LTTE jedoch nicht festzustellen (Wingler 31.05.1998 S.39), so da&#223; die grunds&#228;tzliche Wirksamkeit nicht in Frage gestellt ist. Verst&#246;&#223;e sind weithin mit Strafe belegt und ihnen wird nachgegangen (AA 11.07.1997, 16.01.1996 S. 11; EU 11.11.1997 S. 15); da&#223; derartige Verfahren schleppend verlaufen - was zum Teil auf das srilankische Strafverfahrenssystem (EU 11.11.1997 S. 10), zum Teil auf die sachlich bedingten Probleme in der Kl&#228;rung der Verantwortlichkeit und der Beweisf&#252;hrung (AA 06.04.1998 S. 10, 12) zur&#252;ckzuf&#252;hren ist -, schlie&#223;t eine schon durch die Strafandrohung und das Aufgreifen von Vorkommnissen hervorgerufene Effizienz nicht aus. Daneben besteht die M&#246;glichkeit, sich mit Beschwerden an den Obersten Gerichtshof zu wenden, wovon zunehmend Gebrauch gemacht wird, und gibt es Anw&#228;lte, die sich in F&#228;llen der Menschenrechtsverletzungen engagieren (AA 06.04.1998 S. 7, 18). Wenngleich Prozesse gegen Sicherheitskr&#228;fte oder die Auferlegung von Entsch&#228;digungsleistungen zun&#228;chst noch nicht bekannt geworden sind (Wingler 08.10.1997 S. 35) bzw. nur wenige Verantwortliche f&#252;r Menschenrechtsverletzungen sich vor Gericht verantworten mu&#223;ten und in den seltensten F&#228;llen verurteilt wurden und allgemein beklagt wird, da&#223; Menschenrechtsverletzungen weitgehend ungeahndet bleiben (UNHCR --.07.1998 S. 3), so zeigen doch die geschaffenen M&#246;glichkeiten jedenfalls insofern Wirkung, als die Sicherheitskr&#228;fte - wie Ausk&#252;nfte &#252;bereinstimmend belegen - im Vergleich zu fr&#252;her zur&#252;ckhaltender agieren. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Inhaftierungen erlangen den Charakter der politischen Verfolgung auch nicht dadurch, da&#223; - wie es verbreitet geschieht - Festnahme und Verz&#246;gerung der Freilassung erfolgen, um L&#246;segeld zu erpressen (KK 04.01.1996 S. 56, 14.10.1996 S. 4; Wingler 01.11.1995 S. 10 - danach geschieht dies "fast schon routinem&#228;&#223;ig", 08.10.1997 S. 33) oder das Angebot von Bestechungsgeld abzuwarten (S&#252;dasien 6/97 S. 8); hier fehlt es, da nur Gelegenheiten ausgenutzt werden, an der erforderlichen Gerichtetheit des kriminellen Tuns. Ohne pr&#228;genden Charakter sind auch Vorf&#228;lle wie der im Magazine- Gef&#228;ngnis im Februar 1996, als nach einem LTTE-Anschlag auf die Zentralbank bis zu 100 dienstfreie Gef&#228;ngnisw&#228;rter tamilische Gefangene angriffen und zum Teil schwer verletzten (KK 20.03.1996 S. 4, 06.06.1996 S. 1), oder der im Gef&#228;ngnis von Kalutara im Dezember 1997, bei dem zwei Tamilen und ein Muslim von singhalesischen Mith&#228;ftlingen ohne Eingreifen der Aufseher get&#246;tet wurden (KK 20.03.1998; Wingler 31.05.1998 S.37); hierbei handelte es sich augenscheinlich um Exzesse.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vorstehenden ist festzuhalten, da&#223; die Gefahr, im Zusammenhang mit den Kontrollen und eventuell daran anschlie&#223;enden Festnahmen Opfer politischer Verfolgung zu werden, gering ist, wenn keine Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r einen Bezug zur LTTE vorliegen. Dabei bilden Volkszugeh&#246;rigkeit, Geschlecht, Alter und Herkunft aus dem Norden oder Osten Sri Lankas allein offensichtlich keine hinreichenden Anhaltspunkte f&#252;r das Festhalten &#252;ber die Kl&#228;rung der Identit&#228;t und des Aufenthaltsgrundes hinaus. Diese Kriterien greifen im wesentlichen f&#252;r den ersten Zugriff ein, wie sich etwa aus einer Zusammenstellung von Aktionen der Sicherheitskr&#228;fte im Zeitraum von Oktober 1997 bis Januar 1998 ergibt (KK 20.03.1998). Soweit nicht - wie bei bestimmten Stadtbezirken von Colombo, insbesondere aber bei den lodges (AA 31.08.1998 S. 1; Wingler 30.09.1998 S. 2) - schon der Ort der Razzia oder Kontrolle f&#252;r einen Zuzug aus den haupts&#228;chlich tamilisch gepr&#228;gten Siedlungsgebieten spricht, ist jedenfalls angesichts des hohen Anteils von aus dem Norden oder Osten stammenden unter den in Colombo ans&#228;ssigen Tamilen (etwa 150.000 von 400.000, EU 11.11.1997 S. 13) davon auszugehen, da&#223; weit mehr als der Anteil der Festgenommenen, der auch nach Kl&#228;rung von Identit&#228;t und Aufenthaltsgrund in Haft verbleibt, aus dem Norden oder Osten Sri Lankas stammen. Welche Kriterien als ma&#223;geblich angesehen werden, ist allerdings - wie angesichts der m&#246;glichen Spannweite zwangsl&#228;ufig - nicht abschlie&#223;end festzustellen. Ebenso fehlen - wiederum durch die Natur der Zusammenh&#228;nge bedingt und daher ohne weitere Ermittlungsm&#246;glichkeit - pr&#228;zise Angaben dar&#252;ber, welcher Personenkreis betroffen ist. Berichte &#252;ber Einzelf&#228;lle (insbesondere KK 08.12.1998) ergeben, soweit sie Bezug zum Aufenthalt in Colombo haben, schon wegen der geringen Zahl allein noch kein verl&#228;&#223;liches Bild. Als Ankn&#252;pfungspunkt ist daher auf die aus der Vergangenheit sowie aus anderen Landesteilen bekannt gewordenen F&#228;lle schwerwiegender &#220;bergriffe im Anschlu&#223; an Festnahmen durch die Sicherheitskr&#228;fte zur&#252;ckzugreifen. Danach zeigt sich, da&#223; sich die Verdachtsmomente insbesondere gegen junge M&#228;nner richten. Betroffene von &#220;bergriffen der Sicherheitskr&#228;fte im Gro&#223;raum Colombo, wo im Jahr 1995 bis zu 40 Personen nach Festnahme gefoltert und ermordet aufgefunden wurden (AA 05.09.1995, 12.10.1995 S. 5, 31.10.1995 S. 3; KK 24.10.1995 S. 30, 26.10.1995 S. 6, 04.01.1996 S. 71 f.; Wingler 20.07.1995 S. 2 f., 11.10.1995 S. 2; UNHCR 25.04.1997 S. 4) und im Februar 1996 (Wingler --.04.1996 S. 18), ferner ab August 1996 (KK 24.02.1997 S. 4) Leichen gefunden wurden, waren M&#228;nner, und zwar, soweit in den Ausk&#252;nften differenziert ist, junge M&#228;nner. Da&#223; dieser Personenkreis in nahezu ausschlie&#223;licher, jedenfalls aber eindeutig hervorgehobener Weise den folgenschweren Zugriffen der Sicherheitskr&#228;fte unterliegt, wird durch die Berichte &#252;ber Festnahmen und Verschwinden nach der Erlangung der Gebietsgewalt auf der Jaffna-Halbinsel durch die staatlichen srilankischen Kr&#228;fte best&#228;tigt (Zusammenstellungen in ai --.11.1997 und UTHR 27.12.1996). Auch die Erkenntnisse zu Verhaftungen von R&#252;ckkehrern in Colombo best&#228;tigen diese Feststellung; in den n&#228;her beschriebenen F&#228;llen (KK 08.12.1998) waren M&#228;nner, und zwar, soweit Altersangaben beigef&#252;gt sind, junge M&#228;nner betroffen. F&#252;r die jungen M&#228;nner kann daher angesichts der nicht fa&#223;baren Kriterien der Sicherheitskr&#228;fte eine reale M&#246;glichkeit eines Zugriffs der Sicherheitskr&#228;fte, der in politische Verfolgung &#252;bergehen kann, nicht ausgeschlossen werden, ohne da&#223; sich diese M&#246;glichkeit allerdings zur beachtlichen Wahrscheinlichkeit verdichtet. Die f&#252;r die Annahme einer - hier als Beleg einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit in Betracht zu ziehenden - Gruppenverfolgung unerl&#228;&#223;liche Dichte der als Akte politischer Verfolgung zu wertenden &#220;bergriffe, also eine Situation, in der die &#220;bergriffe unterschiedslos auf die Mitglieder einer Gruppe gerichtet sind und nach Intensit&#228;t und H&#228;ufigkeit so eng gestreut fallen, da&#223; daraus bei objektiver Betrachtung f&#252;r jeden nicht nur die allgemeine M&#246;glichkeit, sondern die aktuelle Gefahr eigener Betroffenheit entsteht -</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">vgl. zu den Anforderungen BVerwG, Urteile vom 5. Juli 1994 - 9 C 158.94 -, BVerwGE 96, 200, 203 und vom 20. Juni 1995 - 9 C 294.94 -, NVwZ-RR 1996, 57 -,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">ist nicht festzustellen. Bei der aus Rechtsgr&#252;nden gebotenen Abstufung des Kreises der Betroffenen bis hin zu denen, die Opfer von Ma&#223;nahmen politischer Verfolgung werden, ergibt sich nach den obigen Ausf&#252;hrungen auch f&#252;r den Personenkreis der jungen, urspr&#252;nglich aus dem Norden oder Osten Sri Lankas stammenden tamilischen M&#228;nner keine beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung, wobei sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r zeigen, diese Betroffenen im Sinne bestimmter Gruppenmerkmale noch weiter einzugrenzen. Da&#223; f&#252;r die von Wingler gebildete "Untergruppe der j&#252;ngeren aus dem Nord/Osten stammenden tamilischen Neuank&#246;mmlinge ohne ausreichenden 'valid reason' f&#252;r einen Aufenthalt im 'S&#252;den' " (Wingler 12.12.1997 S. 1, 15 ff., 31.05.1998 S. 45 ff., 30.09.1998 S. 2, 13) eine grundlegend andere Situation besteht, l&#228;&#223;t sich nicht mit der erforderlichen Verl&#228;&#223;lichkeit feststellen. Soweit Wingler (12.12.1997 S. 1 f) angibt, "etwa 50 % der verhafteten Population der j&#252;ngeren Tamilen aus dem Nord/Osten ohne ausreichenden 'valid reason' f&#252;r einen Aufenthalt im 'S&#252;den' (bef&#228;nden) sich im Rahmen der neueren Verhaftungswellen l&#228;nger als einen Monat in widerrechtlicher Haft", ist zum einen die Aussage mangels konkreter tats&#228;chlicher Anhaltspunkte vor dem Hintergrund des sonstigen Auskunftsmaterials nicht nachvollziehbar und fehlt es zum anderen an der erforderlichen Differenzierung der Ma&#223;nahmen nach dem Charakter als politische Verfolgung, wie sie im Vorstehenden dargetan ist. Jedenfalls ist nicht ersichtlich, da&#223; R&#252;ckkehrer nach l&#228;ngerem Auslandsaufenthalt in einer mit derjenigen der angesprochenen "Untergruppe" vergleichbaren Gef&#228;hrdungssituation sind, was auch von Wingler nicht mit tragf&#228;higen Erw&#228;gungen in Frage gestellt wird. In der schon wiederholt angesprochenen Zusammenstellung (KK 08.12.1998) sind f&#252;r den Zeitraum von etwa einem Jahr drei F&#228;lle l&#228;ngerfristiger Verhaftung von Personen belegt, die etwa zwei Wochen bis f&#252;nf Monate zuvor aus dem Ausland nach Sri Lanka zur&#252;ckgekehrt und in Colombo verblieben waren. Im Hinblick auf die Kriterien, die die Sicherheitskr&#228;fte bei den &#220;berpr&#252;fungen anlegen, ist f&#252;r das Ausweiserfordernis von wesentlicher Bedeutung, da&#223; eine Vereinbarung zwischen der srilankischen Regierung und dem UNHCR getroffen wurde, wonach den Einreisenden ihre Einreisepapiere zum Zwecke des Nachweises belassen werden sollen (Wingler 11.10.1995 S. 3); allerdings wird dies nicht stets eingehalten, vielmehr werden gerade die "emergency certificates" nach Verh&#246;ren auf dem Flughafen teilweise einbehalten und durch Ausweispapiere zur Meldung bei der &#246;rtlich zust&#228;ndigen Polizeistation in Colombo ersetzt (Wingler 31.05. 1998 S. 30). Der eigentliche Nachweis erfolgt durch die Identit&#228;tskarte (UNHCR 12.02.1998; KK 22.09.1997 S. 4), die mit sich zu f&#252;hren jeder Srilanker ab 18 Jahren verpflichtet ist (EU 11.11.1997 S. 14). Die zur Erlangung des Dokuments erforderliche Geburtsurkunde k&#246;nnen R&#252;ckkehrer im Regelfall - auch schon von Europa aus - erhalten (Wingler 11.10.1995 S. 3 f., 31.05 1998 S. 40; EU 02.04.1997 S. 6). Zur Erledigung der Formalit&#228;ten, insbesondere der Meldepflicht steht ein Beratungsb&#252;ro zur Verf&#252;gung (AA 06.04.1998 S. 14). Da&#223; die R&#252;ckkehr von einem Auslandsaufenthalt nach lange zur&#252;ckliegender Aufgabe des srilankischen Wohnsitzes und dem Verlust der Verbindung zum fr&#252;heren Heimatort, damit die Notwendigkeit, in Sri Lanka wieder Fu&#223; zu fassen, von vornherein nicht als plausibler Grund f&#252;r den Aufenthalt in Colombo als dem Ort, der im Rahmen der R&#252;ckkehr als erster erreicht wird, angesehen wird, ist dem umfangreichen Auskunftsmaterial, das den Fragenkreis der R&#252;ckkehr detailliert behandelt, nicht zu entnehmen. Daraus ergibt sich auch &#252;ber Mutma&#223;ungen hinaus nichts Greifbares daf&#252;r, da&#223; R&#252;ckkehrer im Hinblick auf die bei den staatlichen Beh&#246;rden bekannten Aktivit&#228;ten der LTTE bzw. ihrer Auslandsorganisationen und wegen der Besorgnis der Infiltration (KK 18.03.1998; Wingler 31.05 1998 S. 47) allgemein in besonderem Ma&#223;e gef&#228;hrdet w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Situation, mit der aus dem Ausland nach Colombo gelangende Tamilen konfrontiert sind, tr&#228;gt auch nicht aus anderen als den bereits er&#246;rterten Umst&#228;nden den Schlu&#223; auf die beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung dieser Volkszugeh&#246;rigen oder einer nach asylerheblichen Merkmalen eingegrenzten Gruppe unter ihnen. Der Aufenthalt ist zwar schwierig, doch drohen die Beeintr&#228;chtigungen, soweit sie &#252;berhaupt die f&#252;r eine Verfolgung erforderliche Intensit&#228;t erreichen, nicht in einem solchen Grade, da&#223; auf die f&#252;r die Annahme einer Gruppenverfolgung notwendige Dichte geschlossen werden kann, bzw. lassen sie sich weithin und in entscheidenden Umfang nicht auf ein staatliches Handeln mit der eine politische Verfolgung ausmachenden Gerichtetheit auf asylerhebliche Merkmale zur&#252;ckf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ob es als Akt der politischen Verfolgung zu werten ist, wenn ein Staat einem durch die Volkszugeh&#246;rigkeit abgegrenzten Teil seiner Staatsangeh&#246;rigen entgegen einem verfassungsrechtlichen Anspruch auf freie Wahl des Aufenthaltsortes den Aufenthalt in bestimmten Landesteilen verwehrt und so die Betroffenen zwingt, in Landesteile auszuweichen, in denen ihnen Nachteile insbesondere infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen drohen (vgl. dazu KK 02.09.1997 Anhang S&#252;dasienb&#252;ro vom 2. Juli 1997), mag hinstehen. Ein solcher Zwang ist f&#252;r den Gro&#223;raum Colombo jedenfalls nicht in dem Sinne gegeben, da&#223; er jeden aus dem Ausland zur&#252;ckkehrenden Tamilen mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit trifft. Amtliche Regelungen in dieser Hinsicht - mit der anzunehmenden Folge einer verbreiteten Durchsetzung - bestehen nicht (AA 30.01.1998, 02.10.1997, UNHCR 12.02.1998; KK 13.09.1997; Wingler 08.10.1997 S. 40). Soweit zur&#252;ckkehrenden Tamilen durch Meldeauflagen, das Erfordernis von Ausweispapieren und eines sachlichen Grundes f&#252;r den Aufenthalt sowie durch - unter Umst&#228;nden bei Nichterf&#252;llen dieser Anforderungen - drohende Festnahme bei den zahlreichen Kontrollen und die im Umgang mit den Sicherheitskr&#228;ften bestehenden sprachlichen Schwierigkeiten (KK 08.12.1998, 22.09.1997 S. 4; S&#252;dasien 6/97 S. 8; EU 11.11.1997 S. 13) der Aufenthalt in Colombo erschwert und - wie in den Ausk&#252;nften zum Teil gefolgert wird - faktisch verwehrt wird (Wingler 08.10.1997 S. 40; KK 22.09.1997 S. 4; S&#252;dasien 1-2/98 S. 14), ist auf die vorstehenden Ausf&#252;hrungen zur M&#246;glichkeit, eventuell fehlende Papiere zu erlangen, und zu mangelnden Anhaltspunkten daf&#252;r, da&#223; gerade bei R&#252;ckkehrern die Anerkennung eines sachlichen Grundes f&#252;r die Aufenthalt verneint wird, zu verweisen. Ein genereller Grund, die Meldeauflagen als unzumutbar nicht zu befolgen, ist daher auch nicht ersichtlich. Es fehlt damit schon an einer tats&#228;chlichen Grundlage f&#252;r den Schlu&#223;, jedem R&#252;ckkehrer aus der Volksgruppe der Tamilen oder einer eingrenzbaren Untergruppe drohten mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit Ma&#223;nahmen, die sich als faktischer Zwang, Colombo zu verlassen, erweisen und denen er nur durch Weiterreise in Gebiete ausweichen k&#246;nnte, in denen er mit andersartigen Gefahren von erheblichem Gewicht konfrontiert w&#228;re. Da der in Ausk&#252;nften angesprochene Druck, Colombo zu verlassen, letztlich aus den drohenden Festnahmen folgt (KK 08.12.1998), kann insofern auf das oben zur mangelnden Intensit&#228;t und Dichte derartiger &#220;bergriffe Gesagte verwiesen werden. Die Erschwernisse, die unterhalb der Schwelle der Verhaftungen bleiben, treffen zwar alle R&#252;ckkehrer, sind aber f&#252;r die Frage einer drohenden politischen Verfolgung ohne Bedeutung. Sie sind vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Lage und der Spannungen zu sehen, die aus den Aktivit&#228;ten der LTTE folgen. Mag es angesichts der logistischen Voraussetzungen der LTTE auch zweifelhaft sein, da&#223; die Meldeauflagen und die zahlreichen Kontrollen, insbesondere diejenigen in lodges, konkret zur Ergreifung von LTTE-Aktivisten f&#252;hren (S&#252;dasien 1- 2/98 S. 15), und mag ein vergleichbarer Aufwand der Sicherheitskr&#228;fte gegen&#252;ber anderem gef&#228;hrlichen kriminellen Tun nicht festzustellen sein (Wingler 30.01.1998 S. 11), so ist dennoch nicht von einer Schikane um ihrer selbst willen und mit Zielrichtung auf eine Bev&#246;lkerungsgruppe als solche auszugehen, weil zum einen der Aufbau bzw. die Ausdehnung einer Basis f&#252;r die LTTE erschwert und das subjektive Sicherheitsgef&#252;hl der &#252;brigen Bev&#246;lkerung gef&#246;rdert werden kann. Die Spannungslage, in der sich der srilankische Staat befindet, kann bei der Entscheidung &#252;ber das, was einem Staatsb&#252;rger unterhalb der Schwelle einer ihrer Art nach zum Verlassen des Heimatlandes zwingenden politischen Verfolgung und damit ohne Ausgrenzung aus der staatlichen Friedensordnung zuzumuten ist, nicht au&#223;er Betracht bleiben; sie mu&#223; bei der Pr&#252;fung der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit staatlicher Ma&#223;nahmen und der Einschr&#228;nkung von B&#252;rgerrechten (vgl. dazu insbesondere Wingler 30.01.1998 S. 10) ber&#252;cksichtigt werden. Dabei ist auch zu beachten, da&#223; sich das angesprochene Vorgehen der Sicherheitskr&#228;fte nicht (mehr) in einem Umfeld des Verschweigens oder Unterdr&#252;ckens von Nachrichten abspielt, sondern - wie die insbesondere von Wingler und Keller- Kirchhoff in ihren angef&#252;hrten Ausk&#252;nften zahlreich wiedergegebenen oder zitierten Zeitungsberichte sowie &#196;u&#223;erungen von Politikern und Menschenrechtsorganisationen belegen - Gegenstand der Kritik und der &#246;ffentlichen Auseinandersetzung ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die den aus dem Ausland zur&#252;ckkehrenden Tamilen im Hinblick auf weitere Elemente der Existenzm&#246;glichkeit im Gro&#223;raum Colombo treffenden Beeintr&#228;chtigungen sind ebenfalls ihrer Schwere nach noch nicht asylerheblich, sind nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit zu besorgen oder sind nicht als staatliche Verfolgung mit asylrelevanter Gerichtetheit zu werten. Die M&#246;glichkeit, Arbeit zu finden ist - nicht nur f&#252;r Tamilen - zun&#228;chst schon wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit, also infolge der allgemeinen Wirtschaftslage schwierig. Soweit auf zus&#228;tzliche Probleme f&#252;r Tamilen verwiesen wird, weil potentielle Arbeitgeber bei der Einstellung von Tamilen Schwierigkeiten mit den Sicherheitskr&#228;ften bef&#252;rchten (KK 08.12.1998), kann ungeachtet der Frage nach der erforderlichen Schwere der Beeintr&#228;chtigung nicht von einer politischen Verfolgung gesprochen werden; insofern wird auf die Ausf&#252;hrungen zur mangelnden beachtlichen Wahrscheinlichkeit von Zugriffen auf Tamilen im Zusammenhang mit den allgemeinen Aufenthaltbedingungen verwiesen. Inwieweit Sprachprobleme (KK 08.12.1998) trotz des hohen tamilischen Bev&#246;lkerungsanteils in Colombo Bedeutung haben und inwieweit sie durch Vorteile wie etwa w&#228;hrend des Auslandsaufenthalts gesammelte Ersparnisse oder erworbene Fach- und Sprachkenntnisse aufgewogen werden (AA 06.05.1998) mag dahinstehen; hier fehlt jeder Ansatz f&#252;r eine staatliche Eingriffshandlung. Die M&#246;glichkeit, sich eine Unterkunft zu verschaffen, ist zun&#228;chst durch die allgemeine Knappheit an Wohnraum in Colombo und die demgem&#228;&#223; hohen Preise, ferner durch die Sicherheitslage mit der Folge von Kontrollen und unter Umst&#228;nden auch Schlie&#223;ung von Unterk&#252;nften gepr&#228;gt (KK 08.12.1998), so da&#223; dieselben Erw&#228;gungen wie zur Arbeitssituation eingreifen und zus&#228;tzlich auf die jedenfalls einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit drohender Obdachlosigkeit wegen fehlender Papiere und Aufenthaltsberechtigung entgegenstehenden obigen Erw&#228;gungen zum Aufenthalt, insbesondere unter dem Aspekt des Meldeerfordernisses Bezug genommen werden kann. F&#252;r eine weitverbreitete Obdachlosigkeit ist dem umfassenden Auskunftsmaterial nichts Greifbares zu entnehmen. Da&#223; R&#252;ckkehrern mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit sonstige schwere Rechtsgutbeeintr&#228;chtigungen im Hinblick auf ein Leben in Colombo drohen, ist nicht festzustellen. Daher mag auch dahinstehen, inwieweit ein staatliches Handeln oder Unterlassen mit asylerheblicher Gerichtetheit zugrundeliegt. F&#228;lle der Verelendung oder eines blo&#223;en Dahinvegetierens am Rande des Existenzminimums sind nicht bekannt (AA 06.05.1998; KK 08.12.1998). Selbst wenn ein f&#252;r die R&#252;ckkehrer eingreifendes System der sozialen Grundsicherung nicht besteht (KK 08.12.1998), ist dies kein tragf&#228;higes Indiz f&#252;r eine in dem erforderlichen Grade konkretisierte Gefahr der Rechtsgutverletzung. Denn insofern sind die in Sri Lanka gewachsenen Verh&#228;ltnisse zu beachten, nach denen traditionell die Familien und die Dorfgemeinschaften f&#252;r Hilfsbed&#252;rftige einstehen (AA 06.05.1998) und sich demgem&#228;&#223; ein festgef&#252;gtes System der Sicherung nicht entwickelt hat. Vor diesem Hintergrund mu&#223; der Feststellung zu den tats&#228;chlichen Lebensm&#246;glichkeiten ein wesentliches Gewicht gegen&#252;ber dem Fehlen einer organisierten und geregelten, regelm&#228;&#223;igen Unterst&#252;tzung - nur diese wird von Keller-Kirchhoff (a.a.O.) auch f&#252;r die Hilfe der Volksgruppe sowie karitativer Organisationen und Einrichtungen verneint - gegeben werden. Es m&#252;ssen also Feststellungen getroffen werden, da&#223; es in einer relevanten Dichte zu Rechtsgutbeeintr&#228;chtigungen der erforderlichen Intensit&#228;t tats&#228;chlich gekommen ist und kommen wird; dazu aber gibt das umfassende Auskunftsmaterial nichts her. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eine beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung ist auch nicht im Hinblick auf &#220;bergriffe der &#252;brigen Zivilbev&#246;lkerung gegen Tamilen gegeben; insofern fehlt jedenfalls heute an der erforderlichen Verfolgungsdichte, ferner an einer aus den letzten bekannt gewordenen Vorf&#228;llen - wie die Zerst&#246;rung zahlreicher Gesch&#228;ftsh&#228;user 1995 in Galle (AA 12.10.1995 S. 3; Wingler 03.10.1995 S. 2; KK 24.10.1995 S. 34 ff.), ein &#220;berfall auf indien-tamilische Siedler im Bezirk Galle, bei dem ein M&#228;dchen ermordet wurde (Wingler 03.10.1995 S. 2; KK 24.10.1995 S. 37), die Ermordung von zwei Tamilen im Oktober 1995 in Colombo (KK 26.10.1995 S. 7) sowie weitere Angriffe auf Tamilen, bei denen es Tote und Vermi&#223;te gegeben hat (KK 24.10.1995 S. 37) - ersichtlichen Verantwortlichkeit des Staates. &#220;bergriffe und Exzesse Privater sind dem Staat als mittelbar staatliche Verfolgung nur dann zuzurechnen, wenn er dagegen grunds&#228;tzlich keinen effektiven Schutz gew&#228;hrt. Angesichts der von Regierungsseite ergriffenen Ma&#223;nahmen zur Beendigung und Aufkl&#228;rung der Ausschreitungen ist eine asylrechtliche Verantwortlichkeit des srilankischen Staates danach nicht zu bejahen. Die Ausschreitungen im Bereich Galle wurden polizeilich untersucht und es wurden Singhalesen verhaftet (KK 24.10.1995 S. 35 f.). Die Regierung hat entschlossenes Handeln im Wiederholungsfall angek&#252;ndigt (AA 12.10.1995 S. 3) und die Sicherheitsvorkehrungen verst&#228;rkt (KK 24.10.1995 S. 37). Da&#223; die Ma&#223;nahmen wirksam sind, zeigt im &#252;brigen die Tatsache, da&#223; es selbst nach dem Anschlag auf ein buddhistisches Heiligtum - den Zahntempel in Kandy - nicht zu Ausschreitungen gekommen ist (AA 06.04.1998 S. 4).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">In Teilen des Nordens Sri Lankas ist die Lage durch B&#252;rgerkrieg gekennzeichnet, der von der srilankischen Armee in einer Weise gef&#252;hrt wird, die die gebotene R&#252;cksicht auf die Zivilbev&#246;lkerung zwar in hohem Ma&#223;e vermissen l&#228;&#223;t, jedoch keine tragf&#228;higen Anhaltspunkte f&#252;r eine beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung bietet. Seit dem Ende der Friedensverhandlungen und dem Bruch der "Vereinbarung zur Einstellung der Feindseligkeiten" (Wingler 31.03.1995 S.2; KK 20.02.1995 S.3) ist es zun&#228;chst mit Schwergewicht auf der Jaffna-Halbinsel (KK 04.01.1996 S. 8, 22), jetzt in der Wanni- Region (Wingler 30.01.1998 S. 14, 31.05.1998 S. 16 ff., 30.09.1998 S. 19; AA 06.04.1998 S. 12) zu Milit&#228;roffensiven von staatlicher Seite gekommen, von denen die im Kampfgebiet lebende Zivilbev&#246;lkerung unmittelbar erheblich betroffen wird und bei denen auch soziale, kulturelle und religi&#246;se Einrichtungen zerst&#246;rt und besch&#228;digt werden (KK 04.01.1996 S. 4 ff.; Wingler 30.09.1998 S. 20). Die Milit&#228;roffensiven l&#246;sen ferner Fluchtbewegungen mit in die Hunderttausende gehenden Fl&#252;chtlingen aus (AA 06.04.1998 S. 12; KK 04.01.1996 S. 6; Wingler 01.11.1995 S. 6, 30.01.1998 S. 14, 31.05.1998 S. 19). Neben den milit&#228;rischen Auseinandersetzungen f&#252;hrt auch Zwang von Seiten der LTTE zu den Fluchtbewegungen (AA 16.01.1996 S. 2). Da es an greifbaren Anhaltspunkten daf&#252;r mangelt, da&#223; sich das B&#252;rgerkriegsgeschehen bei r&#228;umlicher Verlagerung qualitativ ge&#228;ndert hat oder regionale Unterschiede die Beurteilung beeinflussen k&#246;nnen (vgl. etwa Wingler 08.10.1997 S. 9 ff), k&#246;nnen f&#252;r die erforderliche Bewertung der heutigen Situation und die erforderliche Prognose die Erkenntnisse zu dem staatlichen Vorgehen auf der Jaffna-Halbinsel mitber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Geschehnisse w&#228;hrend der bisherigen Kriegshandlungen bieten keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; das Vorgehen der staatlichen Sicherheitskr&#228;fte die Merkmale einer auch im Rahmen des Handelns des Staates als Partei im B&#252;rgerkrieg m&#246;glichen politischen Verfolgung (BVerfGE 80, S. 340) aufweist (in der Bewertung abweichend OVG Koblenz, Urteil vom 12. Juni 1996 - 11 A 11369/96 -, S. 8 f.; wie hier OVG L&#252;neburg, Urteile vom 10. Juni 1996 - 12 L 1726/96 -, S. 8 ff. und vom 19. September 1996 - 12 L 2005/96 -, S. 15 ff.; VGH Kassel, Urteil vom 11. Juni 1996 - 10 UE 1919/95 -, S. 30 ff.). Es kann nicht festgestellt werden, da&#223; die Aktionen der Sicherheitskr&#228;fte nach ihrer objektiven Gerichtetheit &#252;ber eine milit&#228;rische Pr&#228;gung mit dem Ziel der R&#252;ckeroberung von der LTTE beherrschter bzw. der Sicherung r&#252;ckeroberter Gebiete (KK 20.03.1996 S. 6, 04.01.1996 S. 22, 24.10.1995 S. 9 f.) sowie der Schw&#228;chung oder Vernichtung der LTTE (AA 16.01.1996 S. 5; Wingler 31.05.1998 S. 17) hinausgingen oder -gehen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Siedlungsstruktur, der Guerilla-Taktik der LTTE, die ein ausgedehntes Netz mit einer unbekannten Anzahl milit&#228;rischer St&#252;tzpunkte in den von ihr kontrollierten Gebieten besitzt (KK 04.01.1996 S. 2, 9), &#252;ber mobile Lager verf&#252;gt (AA 16.01.1996 S. 2) und die Bev&#246;lkerung vor der Zusammenarbeit mit den Milit&#228;rkr&#228;ften warnt (Wingler -- .11.1996 S. 8), sowie ferner unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, da&#223; die srilankischen Truppen aufgrund ihres technischen Standards jedenfalls in der Vergangenheit zumeist zu "punktgenauen" Angriffen nicht in der Lage waren (KK 04.01.1996 S. 41; AA 16.01.1996 S. 6; Wingler 01.11.1995 S. 4, 8) und niedrig fliegende Flugzeuge oder Hubschrauber von Boden-Luft-Raketen der LTTE bedroht sind (KK 24.10.1995 S. 11; Wingler --.04.1996 S. 22), ist die Beeintr&#228;chtigung der tamilischen Zivilbev&#246;lkerung durch die Kampfhandlungen allein kein tragf&#228;higer Hinweis auf eine &#252;ber die Bek&#228;mpfung der LTTE hinausgehende Gerichtetheit der Kampfhandlungen gegen die Tamilen. Eine zu gegenteiligen Schlu&#223;folgerungen f&#252;hrende andersartige Vorgehensweise der Armee bei ethnisch anders zusammengesetzter Zivilbev&#246;lkerung ist nicht festzustellen, da in den Kampfgebieten nach der Vertreibung anderer Bev&#246;lkerungsgruppen durch die LTTE (AA 14.02.1995 S. 3, 27.03.1995 S. 4, 12.10.1995 S. 3) ausschlie&#223;lich Tamilen leben. Der Umstand, da&#223; die Sicherheitskr&#228;fte bei ihren Kampfma&#223;nahmen keine (Wingler 20.07.1995 S. 4) oder nur punktuell (AA 16.01.1996 S. 2) R&#252;cksicht auf eventuell mitbetroffene Zivilisten nehmen, mag diese zwar als menschenrechtswidrig pr&#228;gen, stellt allein jedoch keinen Grund dar, sie als objektiv gezielt an asylerhebliche Merkmale ankn&#252;pfende staatliche Verfolgungsma&#223;nahmen zu qualifizieren (vgl. BVerfGE 80, 341). Gegen eine objektive Gerichtetheit der Aktionen auch auf die physische Vernichtung oder schwerwiegende Beeintr&#228;chtigung der Zivilbev&#246;lkerung spricht, da&#223; die Zahl der Vorkommnisse mit erheblicher Einbeziehung der Zivilbev&#246;lkerung und die Zahl der Opfer angesichts des Umfangs der Offensiven, des eingesetzten Kriegsger&#228;ts, der im Kampfgebiet herrschenden Bev&#246;lkerungsdichte, die sich in den Zahlen der Fl&#252;chtlinge niederschl&#228;gt, sowie der Dauer und H&#228;rte der Auseinandersetzungen relativ niedrig geblieben ist. Als Folge der ersten Offensive auf der Jaffna-Halbinsel berichtet Wingler von 234 toten und 1.414 verwundeten Zivilisten sowie 183.000 Fl&#252;chtlingen (03.10.1995 S. 24), Keller-Kirchhoff nennt 205 tote und 953 schwer verletzte Zivilisten und ca. 188.000 Fl&#252;chtlinge (04.01.1996 S. 13). Die Offensive "Reviresa", die im Dezember 1995 zur Einnahme der Stadt Jaffna f&#252;hrte (KK 04.01.1996 S. 31), forderte im Oktober 1995 neben zahlreichen Toten und Verwundeten unter den Soldaten und LTTE-K&#228;mpfern 104 Tote und 194 Verletzte unter der Zivilbev&#246;lkerung (KK 04.01.1996 S. 12) und f&#252;hrte zu 200.000 bis 550.000 Fl&#252;chtlingen (KK 04.01.1996 S. 15). Die Zahl der get&#246;teten oder verletzten Zivilisten wird f&#252;r die Zeit seit Juli 1995 bzw. f&#252;r die Zeit von April bis Dezember 1995 mit 800 angegeben (AA 01.03.1996 S. 1; Wingler 29.04.1996 S. 22). F&#252;r die Wanni-Region ist von einer betroffenen und auf der Flucht befindlichen Bev&#246;lkerung von 200.000 bis 400.000 (AA 06.04.1998 S. 12) oder weit mehr als 500.000 (Wingler 31.05.1998 S.19) auszugehen. Das IKRK kommt zu dem Schlu&#223;, die zivilen Opfer in den Auseinandersetzungen seien geringer als es unter vergleichbaren Bedingungen in anderen L&#228;ndern der Fall sei (AA 06.04.1998 S. 13). So wird die Zahl der in den ersten acht Monaten des Jahres 1997 bei Bombardierungen get&#246;teten Zivilisten auf 37 gesch&#228;tzt (Anlage 1 zu UNHCR -- .07.1998 S. 10). Hinzu kommt, da&#223; die die Zivilisten schwer beeintr&#228;chtigenden Aktionen ganz &#252;berwiegend (zu Ausnahmen KK 04.01.1996 S. 8 f.) in zeitlichem und r&#228;umlichem Zusammenhang konkreter Offensiven der srilankischen Regierungstruppen standen. Eine fl&#228;chendeckende Bombardierung, die ihrer Art nach auf das objektive Ziel einer Beeintr&#228;chtigung des zivilen Lebens um seiner selbst willen schlie&#223;en lie&#223;e, kann nicht festgestellt werden; die von Wingler als "Fl&#228;chenbombardierungen" zusammengefa&#223;ten und gewerteten Angriffe auf im einzelnen benannte Ansiedlungen (--.05.1995 S. 18), die sich &#252;berwiegend gegen von der LTTE kontrollierte Orte richteten (KK 04.01.1996 S. 1, 4; AA 16.01.1996 S. 1), lassen einen milit&#228;rischen Bezug der Angriffe insofern erkennen, als sie den Kampfoperationen zu Lande vorausgingen (Wingler --.04.1996 S. 22) und die benannten Orte sp&#228;ter von den Regierungstruppen eingenommen wurden (AA 16.01.1996 S. 1). Auch einzelnen folgenschweren Angriffen auf zivile Ziele k&#246;nnen keine tragf&#228;higen Anhaltspunkte f&#252;r eine &#252;ber milit&#228;rische Ziele hinausgehende Gerichtetheit der Aktionen entnommen werden; insofern sei beispielsweise auf den Bombenangriff auf das Gel&#228;nde der Kirche von Navali verwiesen, bei dem wohl 130 Menschen den Tod fanden; die n&#228;heren Umst&#228;nde sind ungekl&#228;rt, insbesondere steht die M&#246;glichkeit im Raum, da&#223; f&#252;r die zahlreichen Opfer die Explosion eines nahe gelegenen Munitionslagers der LTTE verantwortlich war (KK 04.01.1996 S. 4; AA 16.01.1996 S. 3; Wingler 01.11.1995 S. 5).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kriegsf&#252;hrung &#252;ber die mit ihr verbundene vorherrschende Mi&#223;achtung des Rechts auf Leben und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen wie T&#246;tung, Verschwindenlassen und Mi&#223;handlungen (UNHCR --.07.1998 S.2 und zugeh&#246;rige Anlage 1 S. 9 ff.) und die somit zweifellos gegebene R&#252;cksichtslosigkeit gegen&#252;ber der Zivilbev&#246;lkerung hinaus darauf gerichtet ist, die im LTTE-Gebiet lebenden und an den Auseinandersetzungen nicht unmittelbar beteiligten Personen unterhalb der Schwelle der physischen Vernichtung oder Beeintr&#228;chtigung unter den Druck brutaler Gewalt zu setzen und so auszugrenzen, kann ebenfalls nicht festgestellt werden. Dem steht zum einen das von der srilankischen Regierung verfolgte, die milit&#228;rischen Kampfhandlungen erg&#228;nzende (l&#228;ngerfristige) politische Konzept zur L&#246;sung des Konflikts durch Dezentralisierung bzw. Regionalisierung der Macht und teilweise Autonomie f&#252;r tamilische Siedlungsgebiete sowie ein beabsichtigtes - in Jaffna anlaufendes (AA 30.08.1996 S. 9; Wingler 27.11.1996 S. 23) - Wiederaufbauprogramm entgegen (KK 04.01.1996 S. 22 ff.; AA 16.01.1996 S. 5), ferner auch, da&#223; von der Regierung etwa im Fall Navali die Untersuchung durch eine Kommission angeordnet wurde und die berichteten schwerwiegenden Angriffe auf zivile Ziele eher Einzelf&#228;lle geblieben sind. Die letzte Aussage ist trotz der wiederholt verf&#252;gten Pressezensur f&#252;r die Berichterstattung &#252;ber Vorf&#228;lle im Zusammenhang mit Aktionen der Streitkr&#228;fte und der Sicherheitskr&#228;fte (KK 04.01.1996 S. 10; AA 30.08.1996 S. 2; Wingler 31.05.1998 S. 18, 30.09.1998 S. 19) m&#246;glich; es bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; es w&#228;hrend ihrer Geltung zu schwerwiegenderen Angriffen der staatlichen Streitkr&#228;fte auf zivile Ziele gekommen ist, da diese nach dem Ende der Pressezensur bekanntgeworden w&#228;ren und der Propagandaapparat bzw. "Auslandsinformationsdienst" der LTTE weiterhin Mitteilungen verbreitete (Wingler 03.10.1995 S. 45 f.).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Es gibt auch keine tragf&#228;higen Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Aktionen der Sicherheitskr&#228;fte objektiv auf eine Vertreibung der Tamilen und deren Abdr&#228;ngen in eine ausweglose Lage, also auf eine Verelendung und damit verbundene Ausgrenzung der Zivilbev&#246;lkerung im Norden gerichtet sind. Die Versorgungslage einschlie&#223;lich der medizinischen ist in den Kriegsgebieten zwar schlecht, insbesondere f&#252;r die in die hunderttausende gehenden Fl&#252;chtlinge in der Wanni-Region; es gelten Einfuhrverbote f&#252;r Waren, die der LTTE f&#252;r die Kriegsf&#252;hrung vorteilhaft sein k&#246;nnten, wobei die Armee die Verbote zum Teil auch auf nicht kriegswichtiges Material erstreckt (AA 06.04.1998 S. 12; Wingler 31.05.1998 S.16 f.). Die Regierung bem&#252;ht sich, die zum Leben notwendige Versorgung zu erm&#246;glichen, insbesondere unter Einschaltung des Roten Kreuzes und anderer Organisationen (AA 06.04.1998 S. 12). Die Lage stellt sich danach als derjenigen vergleichbar dar, die auf der Jaffna-Halbinsel festzustellen war. Auch dort fehlten Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die schlechte Versorgungslage darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren w&#228;re, da&#223; an sich m&#246;gliche Lieferungen mit Billigung der F&#252;hrung der Sicherheitskr&#228;fte zur&#252;ckgehalten wurden, zumal auch logistische Probleme (KK 04.01.1996 S. 48, 51; Wingler --.09.1996 S. 26) und Gef&#228;hrdungen der Transporte durch die LTTE (Wingler 13.07.1996 S. 30) bestanden. Die weitgehende Blockierung des Wirtschaftslebens durch die Beschr&#228;nkung von G&#252;tern und Transportwegen (KK 04.01.1996 S. 42 ff.) ist nachvollziehbar Bem&#252;hungen zuzuordnen, m&#246;glichen Nutzen f&#252;r den B&#252;rgerkriegsgegner, welcher im &#252;brigen regelm&#228;&#223;ig auch Teile von Lebensmittellieferungen f&#252;r seine K&#228;mpfer abzweigt (AA 07.11.1995 S. 2, 06.04.1998 S. 12), weitestgehend auszuschalten. Die Ausf&#252;hrungen von Wingler zur Nahrungsmittelversorgung (30.09.1998 S. 19 ff.) bieten keinen hinreichenden Anhalt, diese Beurteilung in Frage zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Soweit es in den B&#252;rgerkriegsgebieten in unmittelbarem Bezug zu Zivilisten zu schweren &#220;bergriffen durch srilankische Soldaten gekommen ist, seien es die wiederholt berichteten Vergewaltigungen oder etwa die Entf&#252;hrung und Ermordung zweier junger tamilischer Frauen sowie im Zusammenhang mit einem dieser F&#228;lle der Ermordung dreier weiterer Tamilen, handelt es sich offensichtlich um Exze&#223;taten ohne Aussagegehalt f&#252;r einen Hintergrund politischer Verfolgung; es ist bekannt geworden, da&#223; in derartigen F&#228;llen Armeeangeh&#246;rige verhaftet (S&#252;dasien 7-8/96 S. 17; KK 24.02.1997 S. 6) und in einem aufsehenerregenden Fall sieben T&#228;ter zum Tode und acht zu langj&#228;hrigen Freiheitsstrafen verurteilt worden sind (South- Asia-Bureau, Inform --.07.1998 S. 10). Es zeigt sich, da&#223; die &#220;bergriffe staatlicherseits nicht einfach hingenommen, erst recht nicht als Mittel einer Beeintr&#228;chtigung der Zivilbev&#246;lkerung akzeptiert werden. </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Gebiete, in denen es zur Beendigung des offenen B&#252;rgerkriegs gekommen ist und der srilankische Staat die Gebietsgewalt - wenngleich nicht ganz unangefochten, wie &#220;berf&#228;lle und Anschl&#228;ge der LTTE, etwa die T&#246;tung eines Armeebefehlshabers, der B&#252;rgermeisterin von Jaffna (Wingler 31.05.1998 S.16, 44) und ein schwerwiegender Bombenanschlag auf das Rathaus von Jaffna mit mehreren Toten, darunter dem neuen B&#252;rgermeister, und zahlreichen Verletzten (Wingler 30.09.1998 S.11) zeigen- wieder behauptet, ist eine mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit drohende politische Verfolgung f&#252;r R&#252;ckkehrer nicht festzustellen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das allgemeine Vorgehen der Regierung bietet keinen Ansatz zur Feststellung einer ausgrenzenden Behandlung der gesamten tamilischen Zivilbev&#246;lkerung. Eine gro&#223;e Zahl von 1995 aus dem westlichen Teil der Jaffna-Halbinsel in die &#246;stlichen Teile gefl&#252;chteten Tamilen ist nach der Einnahme weiter Gebiete der Jaffna-Halbinsel durch die Armee (Wingler 29.04.1996 S. 21, 26) in ihre Heimatgebiete zur&#252;ckgekehrt (Wingler 13.07.1996 S. 27). Die Zahl der tamilischen Bev&#246;lkerung wurde mit etwa 450.000 angegeben und steigt weiter (Anlage 1 zu UNHCR -- .07.1998 S. 6). Ein singhalesischer Journalist berichtete nach einer Informationsreise von Zerst&#246;rungen unterschiedlichen Ausma&#223;es, Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten, andererseits von offener Anerkennung f&#252;r das Verhalten der Armee, die um ein positives Bild in der tamilischen Zivilbev&#246;lkerung bem&#252;ht sei und von der sich diese nicht bedroht f&#252;hle (KK 06.06.1996 S. 6 ff.). Auch nach dem Bericht einer Menschenrechtsorganisation (UTHR 27.12.1996) wird die Rolle der Armee und besonders einiger Kommandeure, etwa in Vadamaratchi und in dem die Stadt Jaffna einschlie&#223;enden Gebiet positiv gesehen; allerdings hat auch ein Abgeordneter im Parlament eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Armee und Bev&#246;lkerung beklagt (KK 24.02.1997 S. 6). Von Seiten der Regierung wurden alsbald gro&#223;e Anstrengungen unternommen, au&#223;er den Soldaten auch die Zivilbev&#246;lkerung zu versorgen (Wingler --.09.1996 S. 26). Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde relativ stabil; viele Schulen, die Universit&#228;t und Krankenh&#228;user haben ihren Betrieb wieder aufgenommen (AA 30.08.1996 S. 9; Wingler 27.11.1996 S. 23). Zum Aufbau einer zivilen Verwaltung auf der Jaffna-Halbinsel entsandte die Regierung tamilische Beamte (KK 06.06.1996 S. 3 ff.); im Januar 1998 fanden kommunale Wahlen statt (Wingler 31.05 1998 S.10,20) und die Situation in Jaffna verbessert sich trotz weitgreifender Kontrollen durch das Milit&#228;r zusehends (UNHCR --.07.1998 S.4 und zugeh&#246;rige Anlage 1 S.7). Die Menschenrechtslage wird gegen&#252;ber derjenigen vor Juni 1997 als erheblich verbessert beurteilt (Wingler 30.09.1998 S. 10).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Anla&#223; zu Bedenken im Hinblick auf eine politische Verfolgung geben die Berichte &#252;ber Festnahmen und Verschwindenlassen insbesondere junger tamilischer M&#228;nner (vgl. insoweit die Zusammenstellungen UTHR 27.12.1996 und ai - -.11.1997) durch die Armee - nur von dieser, nicht auch von der Polizei sind entsprechende Aktionen bekannt (ai --.11.1997 S. 8). F&#252;r den jetzigen Zeitraum sowie die weitere Entwicklung - auch in k&#252;nftig wieder in die Gewalt der staatlichen Kr&#228;fte gelangenden Bereichen - und f&#252;r den Personenkreis der R&#252;ckkehrer nach l&#228;ngerem Auslandsaufenthalt ergeben die Vorg&#228;nge jedoch im Sinne der beachtlichen Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung nichts Tragf&#228;higes.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Im April und Mai 1996 sollen &#252;ber 500 tamilische Jungen und M&#228;dchen, die sich unter den Fl&#252;chtlingen befanden, in Internierungslager auf der Jaffna-Halbinsel und an unbekannte Orte - auch im S&#252;den des Landes - verbracht worden sein, wobei sp&#228;tere Freilassungen nur in geringer Zahl bekannt wurden; Anfang Juli 1996 kam es nach Bombenanschl&#228;gen zu einer weiteren gro&#223;en Verhaftungswelle (Wingler 13.07.1996 S. 12, 36; KK 05.07.1996 S. 1, 22.02.1997 S. 7). F&#252;r den Herbst 1996 wird von mehr als 300 Verschwundenen berichtet, die in Milit&#228;rhaft genommen worden waren (Wingler 10.02.1997 S. 32). Nach Zusammenstellungen eines Parlamentsabgeordneten aus dem November 1996 und dem Januar 1997 wurden in jener Zeit in Jaffna ca. 130 Personen verhaftet und gelten als verschwunden (KK 24.02.1997 S. 5). Insgesamt gelten f&#252;r das gesamte Jahr 1996 &#252;ber 700 Personen als verschwunden (AA 06.04.1998 S. 12) bzw. f&#252;r sechs Monate des Jahres etwa 540 Personen (ai --.11.1997 S. 1). Es wird bef&#252;rchtet, da&#223; sie gezielt umgebracht worden oder unter Folter zu Tode gekommen sind, worauf auch Berichte &#252;ber eine Aussage zu Massengr&#228;bern hinweisen (South-Asia Bureau, Inform --.07.1998 S. 10 f.; Wingler 30.09.1998 S. 9). Im Weiteren k&#246;nnen Zahlen dieser Gr&#246;&#223;enordnung - gegebenenfalls sogar mit einem Zuschlag f&#252;r unbekannt gebliebene F&#228;lle - zugrundegelegt werden. Es kann hier dahinstehen, ob und in welchem Umfang Verhaftungsaktionen ihrer objektiven Gerichtetheit nach der Erfassung von LTTE- Anh&#228;ngern und -Unterst&#252;tzern dienen - insofern zeigen Einzelvorkommnisse eine zumindest grobe &#220;berpr&#252;fung unter Freilassung von Unverd&#228;chtigen (ai --.11.1997 S. 9), doch ist zu beachten, da&#223; die Anl&#228;sse einzelner &#220;bergriffe, n&#228;mlich Aktionen der LTTE oder deren anderweitige milit&#228;rische Erfolge (ai --.11.1997 S. 7), auch f&#252;r ein undifferenziertes Vorgehen sprechen. Schlie&#223;lich kann offenbleiben, ob aus den Zahlen und den Umst&#228;nden der Zugriffe auf eine hinreichende Verfolgungsdichte geschlossen werden kann. Die Geschehnisse des Jahres 1996 sind n&#228;mlich f&#252;r die heutige Situation und f&#252;r Tamilen, die nach jahrelangem Auslandsaufenthalt zur&#252;ckkehren, ohne tragenden Aussagegehalt. </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zahl und Umfang vergleichbarer &#220;bergriffe sind nach dem Jahre 1996 erheblich zur&#252;ckgegangen; die Aussage des UNHCR (--.07.1998), seit der Wiederaufnahme der bewaffneten Auseinandersetzungen 1995 habe die Anzahl der F&#228;lle von Verschwindenlassen permanent zugenommen und die Anzahl der berichteten F&#228;lle habe sich 1997 wiederum erh&#246;ht - soweit damit nicht die &#252;ber mehrere Jahre fortgeschriebene Gesamtzahl gemeint ist -, kann jedenfalls f&#252;r die Jaffna-Halbinsel - Jaffna ist neben Batticaloa und Mannar in diesem Zusammenhang erw&#228;hnt - nicht zugrunde gelegt werden. Eine Pr&#228;zisierung im Hinblick auf die Gr&#246;&#223;enordnung oder auf tragf&#228;hige Grundlagen f&#252;r die Aussage findet sich nicht, ist insbesondere auch dem Material, auf dem die Stellungnahme des UNHCR beruht (Anlagen 1 bis 3 zu UNHCR --.07.1998), nicht zu entnehmen. Soweit in den herangezogenen Unterlagen Sri Lanka als das Land mit den meisten Verschwundenen im Jahre 1997 bezeichnet wird (Anlage 2 Ziffer 348), ist das f&#252;r die Entwicklung im Lauf der Jahre und in Bezug auf den hier zu betrachtenden Landesteil ebenso ohne Gehalt wie die ersichtlich zeitlich weit greifende Aussage, die Verletzungen von Menschenrechten seien &#252;ber Jahre hinweg so zahlreich, h&#228;ufig und ernstlich, da&#223; man nicht von isolierten Einzelf&#228;llen des Fehlverhaltens ausgehen k&#246;nne (Anlage 1 Ziffer 151). Demgegen&#252;ber enth&#228;lt das sonstige Auskunftsmaterial unterschiedlicher Stellen mit unterschiedlichen Quellen genaue Angaben und ergibt ein in den Grundz&#252;gen &#252;bereinstimmendes Bild. F&#252;r die erste Jahresh&#228;lfte 1997 wird von 41 Verschwundenen (ai --.11.1997 S. 2) berichtet bzw. von 35 und f&#252;r die zweite Jahresh&#228;lfte von keinem Fall (AA 06.04.1998 S. 12; Wingler 30.01.1998 S. 19). Allerdings wurden ab Juni 1997 noch zwei Jugendliche in der Haft get&#246;tet (Wingler 31.05.1998 S. 43). Angesichts dieser genauen Angaben kann den pauschalen Aussagen des UNHCR kein Gewicht - mangels Anhaltspunkten f&#252;r einen &#252;berlegenen Informationsstand nicht einmal im Sinne weiteren Kl&#228;rungsbedarfs - gegeben werden. Dar&#252;berhinaus gibt es weitere Umst&#228;nde, die eine r&#252;ckl&#228;ufige Tendenz in der Zahl der Verschwundenen auf einen Stand, angesichts dessen ersichtlich von einer f&#252;r eine Gruppen- oder Untergruppenverfolgung erforderlichen Dichte nicht gesprochen werden kann, plausibel machen. Die srilankische Regierung ist bem&#252;ht, den &#220;bergriffen der Armee durch verschiedene Ma&#223;nahmen zu begegnen und die Grunds&#228;tze der oben zum Gro&#223;raum Colombo schon angesprochenen Notstandsgesetzgebung zur Anwendung zu bringen (AA 06.04.1998 S. 12) - so werden etwa Mitteilungen &#252;ber eine Verhaftung erstellt (Wingler 31.05.1998 S. 44) - sowie das Bewu&#223;tsein f&#252;r die Menschenrechte in der Armee zu verbreiten (ai -- .11.1997 S. 14). Insbesondere aber ist Wirkung davon zu erwarten, da&#223; es zu Verfahren kommt, in denen die Verantwortlichkeit von Armeeangeh&#246;rigen f&#252;r schwerwiegende Vorkommnisse gekl&#228;rt werden soll und &#252;ber die in der Presse berichtet wird (ai --.11.1997 S. 2; AA 06.04.1998 S. 12) - in einem Strafverfahren gegen Armeeangeh&#246;rige, die im Norden eingesetzt waren, ist es inzwischen zu einer Verurteilung gekommen (South-Asia-Bureau, Inform --.07.1998 S.10). Ferner ist von Bedeutung, da&#223; dem Verschwinden von Personen durch staatlich eingerichtete Kommissionen nachgegangen wird. So ist beim Verteidigungsministerium ein Board of Investigation eingerichtet worden, dem hunderte von Beschwerden vorliegen und von dem bereits in 160 F&#228;llen die Spuren ermittelt worden sind; au&#223;erdem ist die HRC, die inzwischen &#252;ber ein B&#252;ro in Jaffna verf&#252;gt (Wingler 30.01.1998 S. 19), eingeschaltet, die &#252;ber 270 F&#228;llen nachgeht (ai --.11.1997 S. 2, 12, 13). Schlie&#223;lich wird dem Vorgehen der Armee insbesondere im Hinblick auf das Verschwinden von Zivilisten auch in der &#214;ffentlichkeit Aufmerksamkeit gewidmet; so hat eine in Colombo erscheinende Wochenzeitung eine regelm&#228;&#223;ige Rubrik mit Namen von als verschwunden geltenden Personen eingerichtet (KK 22.02.1997 S. 3) und werfen Richter des Obersten Gerichtshofs den Verfolgungsbeh&#246;rden &#246;ffentlich Rechtsverletzungen und Folter vor (KK 24.02.1997 S.4). F&#252;r die Frage der Gef&#228;hrdung von R&#252;ckkehrern nach einem mehrj&#228;hrigen Auslandsaufenthalt ist zudem die &#220;bertragbarkeit dessen, was die Gef&#228;hrdungssituation insbesondere f&#252;r junge m&#228;nnliche Tamilen ausmachte, in einem f&#252;r die Dichte wesentlichen Umfang zu verneinen. Denn als Vergleichsf&#228;lle sind die Vorkommnisse auszuschlie&#223;en, die nach der Beendigung des offenen B&#252;rgerkrieges zur Sicherung der wiedererlangten Gebietshoheit dort darauf gerichtet waren, LTTE-Verd&#228;chtige in der Bev&#246;lkerung, insbesondere unter den Fl&#252;chtlingen festzunehmen und - unterhalb der Schwelle, die zu politischer Verfolgung f&#252;hren k&#246;nnte - Informationen &#252;ber LTTE-Aktivit&#228;ten zu gewinnen. Insofern ist die Tatsache, sich in der letzten Zeit der LTTE-Herrschaft in dem Bereich aufgehalten zu haben, ein wesentliches Merkmal f&#252;r den Kreis der Betroffenen, das die R&#252;ckkehrer nicht teilen (vgl. dazu BVerwG, Beschlu&#223; vom 10. Februar 1998 - 9 B 136.98 -).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die weiteren unmittelbaren &#220;bergriffe von Angeh&#246;rigen der Sicherheitskr&#228;fte gegen tamilische Zivilisten, insbesondere auf die F&#228;lle der Vergewaltigungen oder der willk&#252;rlichen T&#246;tungen - f&#252;r die Zeit von Januar bis September 1997 ist von &#252;ber 30 F&#228;llen berichtet worden, zu denen Untersuchungen durchgef&#252;hrt worden sind (Anlage 1 zu UNHCR --.07.1998 S. 7) - ist auf die vorstehenden Ausf&#252;hrungen zum R&#252;ckgang des Verschwindenlassens zu verweisen. Auch insofern greifen die Ma&#223;nahmen zur st&#228;rkeren Disziplinierung der Soldaten, so da&#223; jedenfalls nunmehr von Exze&#223;taten auszugehen ist, die nicht als politische Verfolgung zu werten sind; im &#252;brigen mangelt es auch hier an der erforderlichen Dichte der &#220;bergriffe. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Verh&#228;ltnisse in den &#246;stlichen Landesteilen beinhalten zwar Gef&#228;hrdungen von Leib und Leben dort lebender Tamilen durch staatliche oder staatlich geduldete bewaffnete Kr&#228;fte. Die f&#252;r die Annahme einer Gruppenverfolgung unerl&#228;&#223;liche Dichte von derartigen &#220;bergriffen, also eine Situation, in der die &#220;bergriffe unterschiedslos auf die Mitglieder einer Gruppe gerichtet sind und nach Intensit&#228;t und H&#228;ufigkeit so eng gestreut fallen, da&#223; daraus bei objektiver Betrachtung f&#252;r jeden nicht nur die allgemeine M&#246;glichkeit, sondern die aktuelle Gefahr eigener Betroffenheit entsteht, die f&#252;r ihn den Aufenthalt dort unzumutbar erscheinen l&#228;&#223;t, ist f&#252;r die Tamilen insgesamt oder eine Untergruppe nicht festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Eine Situation offenen B&#252;rgerkriegs unter Verlust der Gebietshoheit des Staates ist nicht entstanden. Zwar f&#252;hrten die Milit&#228;roperationen im Norden Sri Lankas ab April 1995 zu einer Reduzierung der Pr&#228;senz der staatlichen Sicherheitskr&#228;fte im Osten, was dort eine Destabilisierung zur Folge hatte (KK 04.01.1996 S. 32; S&#252;dasienb&#252;ro 15.04.1996 S. 2; Wingler 11.12.1995 S. 45, 31.01.1996 S. 39; S&#252;dasien 7- 8/96 S. 11). Der Abzug der Truppen erm&#246;glichte es LTTE-Kadern einzudringen, so da&#223; sich der Einflu&#223;bereich der LTTE im Osten des Landes ausweitete (KK 04.01.1996 S. 32; S&#252;dasienb&#252;ro 15.04.1996 S. 2). Nach der Niederlage auf der Jaffna-Halbinsel hat sie ihre Pr&#228;senz im Osten weiter verst&#228;rkt und kontrolliert dort viele Gebiete (KK 06.06.1996 S. 13; Wingler --.09.1996 S. 36); die srilankische Regierung hielt und h&#228;lt jedoch die Gebietsgewalt &#252;ber den Landstreifen an der K&#252;ste und die dortigen Ortschaften (European Union 02.04.1997 S. 4; Wingler 31.05.1998 S.19; AA 06.04.1998 S. 5; KK 04.01.1996 S. 32). Zu milit&#228;rischen Aktionen, die zum Teil auch zivile Opfer, ganz &#252;berwiegend aber Opfer unter den staatlichen Sicherheitskr&#228;ften und der LTTE fordern, kommt es nur vereinzelt (S&#252;dasienb&#252;ro 15.04.1996; Wingler 10.02.1997 S. 18); Gro&#223;offensiven fanden mit Ausnahme einer gegen Urwaldeinrichtungen der LTTE gerichteten Operation (Wingler 31.01.1996 S. 41 f.) nicht statt (KK 04.01.1996 S. 18). Von einer nachhaltigen Beeintr&#228;chtigung der tamilischen Bev&#246;lkerung durch Ma&#223;nahmen, die einer kriegerischen Auseinandersetzung zuzuordnen und unter den daf&#252;r vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigten Voraussetzungen auf den Charakter als politische Verfolgung zu pr&#252;fen w&#228;ren, ist danach nicht auszugehen. Bestimmend f&#252;r die Situation sind vielmehr unmittelbare &#220;bergriffe der Sicherheitskr&#228;fte gegen Zivilisten - diese sind weithin Reaktionen auf &#220;berf&#228;lle der LTTE, derer man nicht habhaft werden konnte, teils auch der Disziplinlosigkeit sowie einer allgemeinen Wut zuzuordnen - und in geringerem Umfang Beeintr&#228;chtigungen durch sonstige Organisationen und andere Bev&#246;lkerungsgruppen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">&#220;bergriffe, die als Vergeltungsaktionen, also als Ma&#223;nahmen, bei denen Aspekte der Bek&#228;mpfung der LTTE oder der Aufkl&#228;rung von deren Umfeld keine Bedeutung erlangen, anzusehen sind, sind seit 1995 immer wieder vorgekommen und haben zum Tod zahlreicher Zivilisten gef&#252;hrt. So wurde f&#252;r Mai 1995 von einem Dutzend au&#223;ergesetzlicher Hinrichtungen, f&#252;r August 1995 von der T&#246;tung zweier Zivilisten und f&#252;r November 1995 in einem Fall von der T&#246;tung mehrerer, in einem weiteren Fall von der T&#246;tung von drei oder sieben Zivilisten berichtet; Anfang 1996 kam es zu einem besonders schlimmen Vorfall mit der T&#246;tung von 24 Zivilisten, darunter 13 Kindern und auch Frauen (KK 04.01.1996 S. 18 f, 20.03.1996 S. 4; Wingler --.04.1996 S. 38 ff., 13.07.1996 S. 41; AA 30.08.1996 S. 9). Gegen Ende 1996 wurde eine Aktion durchgef&#252;hrt, bei der tamilische Bewohner ganzer Ortschaften ins offene Feld getrieben und kontrolliert wurden, eine unbekannte Zahl nach der Festnahme durch die Armee verschwunden ist und mehrere Personen get&#246;tet wurden (Wingler 10.02.1997 S. 30, 40, 43). F&#252;r 1996 und 1997 sind ferner Brandstiftungen und Vertreibungen der Bewohner belegt, wobei auch Personen zu Schaden kamen (Wingler 13.07.1996 S. 41, 08.10.1997 S. 23 f.). F&#252;r die ersten acht Monate des Jahres 1997 wurde von 35 Get&#246;teten berichtet und davon, da&#223; die F&#228;lle unter Notstandsrecht untersucht wurden, aber auch davon, da&#223; T&#246;tungen von den Sicherheitskr&#228;ften bewaffneten Auseinandersetzungen zugeschrieben werden, um so eine Untersuchung zu umgehen (Anlage 1 zu UNHCR --.07.1998 S. 9). Im September 1997 wurden bei einem &#220;bergriff 6 Tamilen get&#246;tet und wurden weitere verletzt oder verschwanden (Wingler 08.10.1997 S. 23). Im Februar 1998 wurden acht junge Tamilen verhaftet und brutal get&#246;tet (Wingler 31.05.1998 S. 43). F&#228;lle des Verschwindens von tamilischen Zivilisten sind auch dar&#252;ber hinaus - etwa nach Festnahmen durch die Sicherheitskr&#228;fte bei Kontrollen, die in diesem Landesteil ebenfalls, wenn auch in geringerem Ausma&#223; als etwa in den s&#252;dlichen Landesteilen durchgef&#252;hrt werden (KK 04.01.1996 S. 54, 64) - festzustellen (UNHCR --.07.1998 S.3), wobei die Zahl den Umst&#228;nden gem&#228;&#223;, also insbesondere wegen der mangelnden pr&#228;zisen Erfassung und Zusammenfassung sowie mangels fortdauernder Beobachtung der F&#228;lle, nur wenig zuverl&#228;ssig angegeben werden kann. Als Anzahl der verschwundenen Personen wird f&#252;r den Nordosten f&#252;r den Zeitraum eines Jahres ab dem Herbst 1994 etwa 30 angegeben (KK 04.01.1996 S. 70 f., 75, 24.10.1995 S. 4). F&#252;r 1996 wird bezogen auf den Nordosten von einigen Verschwundenen gesprochen (EU 02.04.11997 S. 12 unter Hinweis auf die von ai genannte Zahl sieben). F&#252;r den Bezirk Batticaloa wird berichtet, im ersten Halbjahr 1997 seien 16 Personen verschwunden (ai --.11.1997 S. 2). Der UNHCR teilt mit, im Osten seien F&#228;lle von Verschwindenlassen sowie schwerwiegene Mi&#223;handlungen im Polizeigewahrsam weiterhin ein ernstzunehmendes Problem (UNHCR --.07.1998 S.4); konkretere Angaben lassen sich seiner Stellungnahme und dem in Bezug genommenen Material allerdings nicht entnehmen. Eine Liste mit den Namen von 2.000 Verschwundenen, &#252;ber die berichtet wird (Wingler 08.10.1997 S. 26), ist ebenfalls kaum nachvollziehbar, wenn sie - was in dem Bericht nicht deutlich wird - allein auf die Zeit nach dem Regierungswechsel, den Friedensgespr&#228;chen und dem erneuten Einsetzen der LTTE- &#220;bergriffe bezogen wird, wohl aber bei Einbeziehung der Verh&#228;ltnisse ab 1990/1991, die ein nachhaltig anderes Bild ergaben und nach der Rechtsprechung des Senats (vgl. Urteil vom 8. Juli 1992 - 21 A 914/91.A -) den Schlu&#223; auf die beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung junger tamilischer M&#228;nner trugen. Da der Verfasser der Liste seit langer Zeit in Batticaloa ans&#228;ssig ist und sich mit der Situation der Bev&#246;lkerung befa&#223;t, ist anzunehmen, da&#223; es sich um eine fortgeschriebene Liste handelt; angesichts der sich nicht zuletzt in den Ausk&#252;nften niederschlagenden Beobachtung der Entwicklung durch Menschrechtsorganisationen (KK 14.10.1996 S. 4; EU 02.04.1997 S. 5) kann trotz des oben aufgezeigten Vorbehalts von einer anderweitig nicht bekannt gewordenen Zahl in der genannten Gr&#246;&#223;enordnung nicht ausgegangen werden. In Verbindung mit Aktivit&#228;ten der LTTE stehen auch das berichtete Heranziehen von Zivilisten zum R&#228;umen von Minen und als lebende Schutzschilde im Raum Batticaloa (KK 24.10.1995 S. 5; Wingler 03.11.1995 S. 2, 31.01.1996 S. 41) sowie die Racheakte von Singhalesen (Wingler 31.01.1996 S. 43) oder Moslems (AA 17.03.1997 S. 5). Ohne feststellbaren Bezug zu vorangegangenen Aktivit&#228;ten der LTTE sind Pl&#252;nderungen (Wingler 08.10.1997 S. 24) und &#252;bergriffe gegen Frauen; von F&#228;llen der Vergewaltigung wird immer wieder berichtet, wobei insbesondere auch auf eine Dunkelziffer hingewiesen wird (KK 22.02.1997 S. 3; Wingler 10.07.1997 S. 52, 08.10.1997 S. 24; EU 02.04.1997 S. 12).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die Pr&#252;fung, ob jeder in dem hier betrachteten Landesteil sich aufhaltende Tamile in der Gefahr aktueller Betroffenheit steht, aussagekr&#228;ftige Frage, ob hinter den Beeintr&#228;chtigungen ein bestimmtes, der Art nach eine politische Verfolgung beinhaltendes Programm steht, ist jedoch zu verneinen. Dabei braucht nicht auf die Einzelgesichtspunkte eingegangen zu werden, die f&#252;r eine Qualifizierung von Vorf&#228;llen als Akte politischer Verfolgung ma&#223;geblich sind. Der Annahme eines Verfolgungsprogramms stehen zun&#228;chst die Verschiedenartigkeit und Spannweite der vorstehend aufgef&#252;hrten Akte, die Vielfalt der Anl&#228;sse und Ursachen sowie die Unterschiedlichkeit der Handelnden entgegen. Es kann auch nicht davon ausgegangen werden, die Regierung lasse die Situation gewollt unkontrolliert und dulde bewu&#223;t die Beeintr&#228;chtigungen der Tamilen, etwa um diese als Bev&#246;lkerungsgruppe ungeachtet einer etwaigen Verbindung zur LTTE auszugrenzen. Denn die &#220;bergriffe bleiben nicht mehr ohne jede staatliche Reaktion. So ist der Vorfall von Anfang 1996, bei dem 24 Personen get&#246;tet wurden, zum Gegenstand einer offiziellen Untersuchung gemacht worden (AA 30.08.1996 S. 9 f.) und f&#252;hrte der &#220;bergriff mit sechs Toten im September 1997 alsbald zur Versetzung der Verantwortlichen (Wingler 08.10.1997 S. 23). Auch nach Vergewaltigungen kam es zu Festnahmen (KK 22.02.1997 S. 3). Die eingeleiteten Ma&#223;nahmen f&#252;hren zwar nicht zu z&#252;giger Kl&#228;rung der Verantwortlichkeit und abschlie&#223;enden Ma&#223;nahmen (Wingler 08.10.1997 S. 25), sie stehen aber der in dem angef&#252;hrten Senatsurteil noch ma&#223;geblich mit herangezogenen Schlu&#223;folgerung entgegen, die Tamilen seien &#220;bergriffen v&#246;llig hilflos ausgesetzt und f&#228;nden nirgendwo Geh&#246;r. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, da&#223; - wie insbesondere die wiederholt angef&#252;hrten Ausk&#252;nfte Winglers zeigen - in den Medien von den &#220;bergriffen berichtet wird und Politiker Vorf&#228;lle aufgreifen sowie zum Gegenstand von Protesten machen (Wingler 08.10.1997 S. 23).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die aufgezeigten Beeintr&#228;chtigungen - f&#252;r die im einzelnen eine Untersuchung des Charakters der politischen Verfolgung unterbleibt - reichen in ihrer Gesamtheit nicht aus, um auf eine aktuelle Gefahr f&#252;r jeden einzelnen zu schlie&#223;en. Die Vergeltungsschl&#228;ge sind im Vergleich zu den &#220;bergriffen der LTTE eher selten geblieben. Denn die Situation ist seit Jahren dadurch gepr&#228;gt, da&#223; die LTTE eine Vielzahl von &#220;bergriffen auf strategisch wichtige Ziele, auf Einrichtungen des Milit&#228;rs und der Polizei sowie - um Ausschreitungen von Singhalesen gegen Tamilen zu provozieren (KK 04.01.1996 S. 34) - auf singhalesische D&#246;rfer ver&#252;bt (KK 04.01.1996 S. 17; AA 12.07.1995 S. 1, 17.03.1997 S. 5; Wingler 31.01.1996 S. 40 f., 10.07.1997 S. 39, 53, 08.10.1997 S. 21 ff., 30.01.1998 S. 19). Es kam zu &#220;bergriffen der LTTE mit in Einzelf&#228;llen sehr hoher Zahl an Opfern vor allem unter der singhalesischen Bev&#246;lkerung - so im Mai 1995 mit 42 (AA 07.11.1995 S. 1) und im Oktober 1995 mit 73 Get&#246;teten (KK 24.10.1995 S. 15). Die Zahl der get&#246;teten Sicherheitskr&#228;fte, die schon f&#252;r Anfang 1996 auf &#252;ber 500 gesch&#228;tzt wurde (Wingler --.04.1996 S. 2), ist insbesondere auf den Au&#223;enposten nach wie vor hoch (Wingler 01.10.1997 S. 23); allein im Januar 1997 betrug sie &#252;ber 200 (Wingler 10.02.1997 S. 18). Angriffe auf Armeelager und Polizeistellen, die teilweise mehrere oder gar bis zu 30 Menschenleben fordern, werden als sehr zahlreich, manchmal als fast t&#228;glich geschehend dargestellt (Wingler 13.07.1996 S. 9, --.09.1996 S. 36, 10.07.1997 S. 39; AA 30.08.1996 S. 5, 17.03.1997 S. 5; EU 02.04.1997 S. 4). Hinzu kommen Terroranschl&#228;ge, etwa auf Verkehrsmittel und Politiker (Wingler --.09.1996 S. 18. 37, 10.07.1997 S. 53, 08.10.1997 S. 27). Eine Situation, bei der praktisch nach jedem Akt der LTTE mit einer zugespitzten Gef&#228;hrdung zu rechnen ist, ist daher nicht festzustellen. Das Verschwindenlassen von Personen bei Gelegenheit der Vergeltungsaktionen und in sonstigen Zusammenh&#228;ngen sowie die Vergewaltigungen sind zwar - was in die Beurteilung der Zumutbarkeit des Aufenthalts einflie&#223;en mu&#223; - Akte von ganz erheblicher Schwere; die H&#228;ufigkeit kann aber selbst bei Ber&#252;cksichtigung einer Dunkelziffer nicht als so hoch angesehen werden, da&#223; f&#252;r jeden aus dem jeweils in Betracht zu ziehenden Personenkreis mit dem jederzeitigen Eintritt zu rechnen ist, zumal die schon angesprochene m&#246;gliche Publizit&#228;t und staatliche Reaktion eine eind&#228;mmende Wirkung entfalten k&#246;nnen. Auch f&#252;r die sonstigen &#220;bergriffe wie die durch andere Bev&#246;lkerungsgruppen und Organisationen sowie das Heranziehen zum Minensuchen usw. und in einer Gesamtschau ergibt sich nach dem umfangreichen Material, das ersichtlich alles aufgegriffen hat, was in Erfahrung zu bringen war, so da&#223; auch kein weiterer Aufkl&#228;rungsbedarf besteht, keine in dem erforderlichen Sinne zugespitzte Gefahrenlage f&#252;r den einzelnen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Beurteilung, da&#223; die Situation der Tamilen bei aller Unsicherheit nicht den Schlu&#223; auf die beachtliche Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung tr&#228;gt, beruht auf Erkenntnissen &#252;ber einen Zeitraum von mehreren Jahren und kann, da tragf&#228;hige Anhaltspunkte f&#252;r eine Entwicklung hin zum Schlechteren weder vorgebracht worden noch sonst ersichtlich sind, auch bei der gebotenen Prognose zugrunde gelegt werden. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Beurteilung wird insbesondere nicht durch die im Vorstehenden bereits unter UNHCR --.07.1998 wiederholt angesprochene Stellungnahme des UNHCR, Vertretung in Deutschland, zur R&#252;ckkehrgef&#228;hrdung srilankischer Staatsangeh&#246;riger nebst Anlagen - darunter Bericht des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen &#252;ber au&#223;errechtliche und willk&#252;rliche T&#246;tungen vom 12. M&#228;rz 1998 - in Frage gestellt. Die darin enthaltenen Informationen gehen, soweit sie sich hinreichend gesichert den im einzelnen zu betrachtenden Landesteilen zuordnen lassen, nicht &#252;ber das hinaus, was den Feststellungen und der Beurteilung der jeweils ma&#223;geblichen Verh&#228;ltnisse zugrunde gelegt worden ist, ergeben insbesondere f&#252;r Tamilen im allgemeinen oder f&#252;r Untergruppen der Tamilen keine Steigerung der Gefahrenlage hin zur beachtlichen Wahrscheinlichkeit. F&#252;r das Kampfgebiet im Norden Sri Lankas wird bei den angef&#252;hrten in gro&#223;em Ausma&#223; vorkommenden schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen der unmittelbare Bezug zum Kriegsgeschehen besonders herausgestellt. Da&#223; sich im Hinblick auf die hier anzulegenden Kriterien f&#252;r eine politische Verfolgung, die oben aufgezeigt und gepr&#252;ft worden sind, die Situation anders darstellt und deswegen dort den Tamilen als Gruppe mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politische Verfolgung droht, ist nicht festzustellen. In Bezug auf die &#252;brigen Landesteile ist - auch nach der auf diese bezogenen Einzelbetrachtung auf Seite 4 der Stellungnahme des UNHCR - eine f&#252;r die Annahme der beachtlichen Wahrscheinlichkeit von &#220;bergriffen hinreichende Dichte schon hinsichtlich der angesprochenen allgemeinen Menschenrechtsverletzungen nicht festzustellen. Zudem wird - was in Bezug auf die vorstehende Pr&#252;fung der Gerichtetheit von Ma&#223;nahmen der Sicherheitskr&#228;fte von Bedeutung ist - in der Stellungnahme selbst hervorgehoben, da&#223; es das Ziel der staatlichen Kr&#228;fte ist, mit allen Mitteln terroristische Anschl&#228;ge der LTTE zu verhindern, und es f&#252;r die Regierung in der gegebenen Situation schwierig ist, die Sicherheitskr&#228;fte in die Politik des Schutzes und der F&#246;rderung der Menschenrechte einzubinden. Da&#223; es in einem f&#252;r die Verfolgungsdichte aussagekr&#228;ftigen Ma&#223; zu asylerheblichen - weil mit dem Ziel der Terrorismusabwehr nicht mehr zu erkl&#228;renden - Verfolgungshandlungen kommt, l&#228;&#223;t sich der Stellungnahme nebst den zugrunde liegenden Berichten danach nicht entnehmen. Insofern f&#252;hrt die Aussage zu einer systematischen Praxis des Verschwindenlassens - auch soweit sie auf andere Landesteile als die Jaffna-Halbinsel bezogen wird - nicht weiter. Diese Aussage wird in keiner Hinsicht konkretisiert und untermauert. Welches System, insbesondere mit welchen Kriterien in Bezug auf die Betroffenen zugrunde liegen soll, wird ebensowenig verdeutlicht wie die tats&#228;chlichen Geschehnisse, an die der Schlu&#223; auf ein Vorgehen in bestimmter Weise ankn&#252;pfen soll. Den Berichten, auf denen die Stellungnahme beruht (Anlagen 1 bis 3 zu UNHCR -- .07.1998), l&#228;&#223;t sich Dahingehendes ebenfalls nicht entnehmen; insbesondere tr&#228;gt der sich mit Fragen des Verschwindenlassens befassende Bericht die Aussage nicht. Damit stimmt &#252;berein, da&#223; sich in dem oben zu den einzelnen Landesteilen ausgewerteten und eine Vielzahl von Informationen bietenden Auskunftsmaterial kein Anhaltspunkt f&#252;r eine solche generelle oder systematische Praxis der Sicherheitskr&#228;fte findet. Daher kann weiterhin nicht festgestellt werden, da&#223; jeder Tamile, zumindest jeder junge Tamile jederzeit mit der aktuellen Gefahr eigener Betroffenheit rechnen m&#252;&#223;te. Dementsprechend wird auch in der Stellungnahme des UNHCR selbst hervorgehoben, da&#223; f&#252;r die Pr&#252;fung, ob eine begr&#252;ndete Furcht vor politischer Verfolgung angenommen werden kann, die besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalles - nicht etwa bereits eine auf bestimmte Gruppen von Tamilen bezogene systematische Praxis - entscheidend sind. Darin trifft sich die Einsch&#228;tzung des UNHCR mit der Beurteilung durch das erkennende Gericht.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Besondere individuelle Umst&#228;nde, die vorliegend eine erh&#246;hte Gef&#228;hrdung ergeben k&#246;nnten, liegen nicht vor. Unter Ber&#252;cksichtigung des hier anzulegenden Ma&#223;stabes der beachtlichen Wahrscheinlichkeit l&#228;&#223;t sich insbesondere aus den Ereignissen vor dem Verlassen Sri Lankas nichts Tragf&#228;higes herleiten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1.</p> <p></p> <p>Gr&#252;nde, die Revision zuzulassen, &#167; 132 Abs. 2 VwGO, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,334
ovgnrw-1999-09-09-15-b-79899
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 B 798/99
1999-09-09T00:00:00
2018-11-28T11:28:34
2019-02-12T13:54:18
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0909.15B798.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Beigeladenen zu 1. hat keinen Erfolg. Der allein geltend gemachte Zulassungsgrund der ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Beschlusses nach den &#167;&#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1, 146 Abs.&#160;4 VwGO liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ernstlichen Zweifeln begegnet zun&#228;chst nicht die Feststellung des Verwaltungsgerichts, die Antragstellerin sei analog &#167;&#160;42 Abs.&#160;2 VwGO antragsbefugt. Durch die Umwandlungserkl&#228;rung nach &#167;&#160;20 Abs. 3 Satz&#160;1 des Gesetzes &#252;ber kommunale Gemeinschaftsarbeit (GkG) wird die Antragstellerin in ihren Rechten betroffen, weil diese Erkl&#228;rung darauf gerichtet ist, den Beigeladenen zu 2. von einem Zwangsverband in einen Freiverband umzuwandeln. Sie betrifft den Rechtscharakter des Planungsverbandes unmittelbar und damit zugleich auch die verbandsrechtliche Rechtsstellung der Antragstellerin als Verbandsmitglied. Die Umwandlung schafft n&#228;mlich eine Austrittsm&#246;glichkeit nicht nur f&#252;r die Antragstellerin selbst, sondern vor allem auch f&#252;r die &#252;brigen Verbandsmitglieder. Machen diese von ihrem Austrittsrecht Gebrauch, k&#246;nnen sie dadurch die Aufl&#246;sung des Zweckverbandes herbeif&#252;hren, ohne da&#223; ein als einziges verbliebenes Verbandsmitglied, das an dessen Fortbestand interessiert ist, dies verhindern kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Umwandlungserkl&#228;rung nach &#167;&#160;20 Abs. 3 Satz&#160;1 GkG die Antragstellerin unmittelbar in ihrer verbandsrechtlichen Rechtsstellung betrifft, zeigt sich besonders im vorliegenden Fall eines Zweckverbandes mit nur zwei Mitgliedern daran, da&#223; die Beigeladene zu 1. unter dem 8.&#160;Oktober 1998 bereits ihren Austritt aus dem Planungsverband mit Ablauf des 31.&#160;Dezember 1998 erkl&#228;rt hat. Gerade in einem solchen Fall stellt sich die Umwandlung als Vorstufe zur Verbandsaufl&#246;sung dar. Nicht nur dem Zweckverband selbst, sondern auch den Verbandsmitgliedern stehen Rechtsschutzm&#246;glichkeiten nicht erst gegen den Aufl&#246;sungsbeschlu&#223; nach &#167;&#160;20 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 GkG zur Verf&#252;gung, sondern auch bereits gegen die im Vorfeld der Aufl&#246;sung ergangene Umwandlungserkl&#228;rung nach &#167;&#160;20 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 GkG, sofern den Verbandsmitgliedern &#252;berhaupt subjektiv-&#246;ffentliche Rechte in bezug auf den Fortbestand des Zweckverbandes zustehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier der Fall. Der Antragstellerin steht ein Abwehrrecht gegen die bezeichneten Ma&#223;nahmen zu, weil der Beigeladene zu 2. nicht ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen Interesse, sondern zumindest auch im Individualinteresse der Antragstellerin gegr&#252;ndet worden ist. Das ergibt sich aus der Entstehungsgeschichte des &#167;&#160;42 AachenG. Hiernach erfolgte der zwangsweise Zusammenschlu&#223; der Antragstellerin mit der Beigeladenen zu 1. zu einem gemeinsamen Planungsverband aus der Erw&#228;gung heraus, zwischen den beiden neuen Gemeinden sei wegen ihrer r&#228;umlichen N&#228;he "eine gewisse Abstimmung in Fragen der weiteren Entwicklung anzustreben". Das sollte "vor allem f&#252;r Standortfragen und die st&#228;dtebaulichen Planungskonzeptionen"</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Nr.&#160;5.3.4 der Begr&#252;ndung zum Gesetzentwurf der Landesregierung, LT-Drs. 7/830, S.&#160;305</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">und damit f&#252;r Aufgaben gelten, die zur Planungshoheit als einem Teil des kommunalen Selbstverwaltungsrechts der beiden neuen Gemeinden aus Art.&#160;28 Abs.&#160;2 GG, Art.&#160;78 Abs.&#160;1 und&#160;2 VerfNRW geh&#246;ren. Mit R&#252;cksicht auf die Planungshoheit war im Regierungsentwurf des AachenG zun&#228;chst nicht die Bildung eines Zwangsverbandes vorgesehen, sondern nur die Empfehlung an die beiden neuen Gemeinden, auf freiwilliger Basis einen Planungsverband nach &#167;&#160;4 BBauG aF oder andere Formen der kommunalen Gemeinschaftsarbeit anzustreben. Wenn sich der Landtag auf &#196;nderungsantrag der CDU-Fraktion anstelle dieser Empfehlung f&#252;r die gesetzliche Festlegung eines Zwangsverbandes entschieden hat, so lag darin keine Modifikation dieser Zielsetzung. Im Gegenteil wurde diese Entscheidung getroffen, "um zu verdeutlichen, da&#223; der Gesetzgeber die planerische Zusammenarbeit f&#252;r sehr wichtig halte."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Bericht des Ausschusses f&#252;r Verwaltungsreform, LT-Drs. 7/1180, S.&#160;38.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Keinen ernstlichen Zweifeln begegnet ferner die W&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts, das Entfallen der Gr&#252;nde f&#252;r die zwangsweise Bildung des Beigeladenen zu 2. sei mit den Mitteln des Eilverfahrens nicht abschlie&#223;end feststellbar. Die Frage, ob die Gr&#252;nde f&#252;r die zwangsweise Bildung des Beigeladenen zu 2. weggefallen sind, kann nur im Hauptsacheverfahren abschlie&#223;end beantwortet werden. Ihre Kl&#228;rung verlangt neben der Feststellung der dem &#167;&#160;42 AachenG zugrundeliegenden landesplanerischen Erw&#228;gungen vor allem die umfassende Auseinandersetzung mit der gegenw&#228;rtigen landesplanerischen Situation im Raum A &#160;&#160;B.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch die vom Verwaltungsgericht vorgenommene Abw&#228;gung der widerstreitenden Vollzugsinteressen nicht ernstlich zweifelhaft. Das Verwaltungsgericht hat das Vollzugsinteresse der Beigeladenen zu 1. zu Recht deshalb als nachrangig eingestuft, weil sie einer "Boykotthaltung" der Antragstellerin durch entweder ein Schlichtungsverfahren nach &#167;&#160;30 GkG oder eine Planersetzung nach &#167;&#160;205 Abs.&#160;3 BauGB begegnen kann. Die hiergegen von der Beigeladenen zu 1. in der Antragsschrift vorgebrachten Einwendungen greifen nicht durch. Insbesondere sind keine durchgreifenden Gr&#252;nde gegen die Anwendbarkeit des &#167;&#160;205 Abs.&#160;3 BauGB auf den Beigeladenen zu 2. als eines durch Landesgesetz zwangsweise gebildeten Planungsverbandes erkennbar. Da&#223; &#167;&#160;205 BauGB auf den Beigeladenen zu 2. anwendbar ist, ergibt sich im Gegenteil aus der Entstehungsgeschichte des &#167;&#160;42 AachenG sowie aus dem Einleitungssatz und aus den &#167;&#167;&#160;1 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, 2 Abs.&#160;1 der Satzung &#252;ber den Zusammenschlu&#223; der Stadt A und der Stadt B zu einem Planungsverband (Verbandssatzung&#160;&#160;VS) vom 12./19.&#160;M&#228;rz 1973. Das weitere Argument der Beigeladenen zu 1., die genannten Verfahren seien unzumutbar langwierig, ist angesichts der vom Verwaltungsgericht im einzelnen aufgezeigten anschlie&#223;enden gerichtlichen Rechtsschutzm&#246;glichkeiten ebenfalls nicht stichhaltig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Von einer weiteren Begr&#252;ndung wird gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;124&#160;a Abs.&#160;2 Satz&#160;2, 146 Abs.&#160;6 Satz&#160;2 Halbsatz&#160;1 VwGO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;&#160;154 Abs.&#160;1, 162 Abs.&#160;3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung ergibt sich aus den &#167;&#167;&#160;13 Abs.&#160;1, 14 Abs.&#160;3, 20 Abs.&#160;3 GKG.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#167;&#160;25 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 Halbsatz&#160;2, 5 Abs.&#160;2 Satz&#160;3 GKG unanfechtbar.</p>
114,335
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24 C 6287/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:22:57
Urteil
ECLI:DE:AGD:1999:0908.24C6287.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien bewohnen übereinanderliegende Eigentumswoh-</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">nungen auf der X-Straße 30 in X</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">seit dem 1. November 1998. Das Schlafzimmer der Kläger</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">befindet sich über dem Arbeitszimmer der Beklagten. Die</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Kläger behaupten, die Beklagten seien Kettenraucher und</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">rauchten mindestens jeder 80 Zigaretten pro Tag. Der Zi-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">garettenrauch steige über Balkonschlitze und andere Öff-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">nungen in die Wohnung der Kläger. Der hierdurch entste-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hende Geruch in der Wohnung der Kläger sei derart pene-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">trant und gesundheitsschädlich, daß sie deswegen ihr</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Schlafzimmer nicht benutzen könnten. Gleiches gelte für </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">den Balkon.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kläger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">1.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">ihre im Hause X-Straße 30, 1. OG</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">befindliche Eigentumswohnung nicht zur Teras-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">se hin zu entlüften, wenn sie zuvor in ihrem </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">Arbeitszimmer oder aber in einem anderen zur</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">Terrasse hin gelegenen Zimmer geraucht haben;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">2.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">es zu unterlassen, bei geöffnetem Arbeitszim-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">merfenster zu rauchen;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">3.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">es überhaupt zu unterlassen, aus der Wohnung </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">Nikotingeruch zu entsorgen, so lange sie nicht</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">eine Klimaanlage mit Geruchsentsorgung ange-</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">schafft haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In der mündlichen Verhandlung vom 28. Juli 1999 haben in-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">folge des Auszuges des Beklagten zu 2. die Parteien den</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Rechtsstreit insoweit übereinstimmend für erledigt er-</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">klärt. Die Kläger verfolgen den eingangs genannten Antrag</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">lediglich noch gegen die Beklagte zu 1. weiter.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1. beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2. beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">die Kosten des Verfahrens hinsichtlich der</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:64px">Teilerledigung den Klägern aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bestreiten den von den Klägern behaupteten</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Konsum an Zigaretten. Keinesfalls käme es durch einen</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Rauch von ca. 20 Zigaretten pro Tag zu irgendwelchen meß-</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">baren Gesundheitsbeeinträchtigungen der Kläger.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben gemäß Beweisbeschluss vom</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">30. Juni 1999.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sitzungsniederschrift vom 28. Juli 1999 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen des übrigen Parteivorbringens wird auf die gewech-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">selten Schriftsätze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begründet, soweit sie noch gegen die</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Beklagte zu 1. verfolgt wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kläger haben weder Ansprüche entsprechend den §§</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">1004, 823 Abs. 1 und 2 BGB noch aus den §§ 906, 862 BGB</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">gegen die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kläger haben nicht bewiesen, daß eine Störung der Be-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">klagten vorliegt, die übermäßig und nach den örtlichen</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Verhältnissen ungewöhnlich ist.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat durch die überzeugende Aussage der</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Zeugin X, der Raumpflegerin der Parteien, erge-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">ben, daß die Beklagten zwar Zigaretten geraucht haben und</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Nikotinablagerungen an den Fenstern feststellbar waren,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">einen übermäßigen Nikotinkonsum hat die Zeugin jedoch</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">nicht bekundet. Vielmehr hat sie sogar erklärt, daß bei</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">der Nachforschung, woher denn der Zigarettenrauch käme,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">habe sie an einem Tage festgestellt, daß der Geruch aus </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">einer Nachbarwohnung gekommen sei. Diese glaubhafte, ins-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">besondere unter Eid geleistete Aussage, wird auch die</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Parteivernehmung der Beklagten gestützt, die erklärt hat,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">sie rauche ungefähr eine Schachtel Zigaretten pro Tag,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">allerdings würde sie auch noch Konditionssport betreiben</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">und wäre dazu schon als Kettenraucher gar nicht in der </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Lage.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Damit steht zur Überzeugung des Gerichts fest, daß die</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Beklagte einen für Raucher durchschnittlichen Konsum an</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Zigaretten hat, welcher durch die Verteilung in der Luft</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">keine derart gravierende Immission darstellt, daß sie ei-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">nen Stock höher derart gravierend wirkt, daß hieraus eine</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Duldungspflicht der Beklagten resultiert. Das Gericht sah</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">sich nach der Beweisaufnahme nicht in der Lage, eine kon-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">krete Gefährdung der Kläger festzustellen. Immerhin sind</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">"nicht wägbare" Immissionen, insbesondere also die Zufüh-</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">rung von Gerüchen und Rauch nur dann geeignet, eine Klage</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">wie die von den Klägern erhoben, zu begründen, wenn die</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">betreffenden Einwirkungen die Benutzung der Wohnung nicht</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">nur unwesentlich beeinträchtigen und sie zudem unüblich</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">sind. Derartiges konnte das Gericht nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Zur Überzeugung des Gerichts vermag auch ein Gutachten</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">des Sachverständigen Toxikologen Prof. Dr. X in X,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">wie es die Kläger beantragt haben, bei dem Konsum</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">der Beklagten nicht mehr als nur unwesentliche Beein-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">trächtigung der Kläger ergeben.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Klage der Kläger gegen die Beklagte zu 1. war somit</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Soweit die Parteien übereinstimmend den Rechtsstreit hin-</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">sichtlich des Klägers zu 2. durch Auszug für erledigt er-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">klärt haben, waren die Kosten entsprechend § 91 a ZPO den</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Klägern aufzuerlegen. Diese hätte nach der Beweisaufnahme</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">voraussichtlich gegen den Beklagten zu 2. nicht obsiegt.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">In Verbindung mit der Aussage der vereidigten Zeugin</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">X und der Aussage des Beklagten als Partei hat</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">dieser ebenfalls nicht übermäßig Rauch und Gerüche produ-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">ziert.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">die Entscheidungen im übrigen folgen aus den §§ 91, 100,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
114,336
lagd-1999-09-08-4-5-sa-85899
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 (5) Sa 858/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-11T10:39:12
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1999:0908.4.5SA858.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px"></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Beklagte berechtigt gewesen ist, ohne Zustimmung des Betriebsrates die Tariflohnerh&#246;hung, die sich aus der Erh&#246;hung der an den Kl&#228;ger gezahlten Pr&#228;mienzulage ergibt, auf die dem Kl&#228;ger gezahlte weitere &#252;bertarifliche Zulage anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, auf dessen Arbeitsverh&#228;ltnis die Tarifvertr&#228;ge f&#252;r die Eisen-, Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalens Anwendung finden, erh&#228;lt unstreitig einen Tariflohn der Gruppe 7 in den Lohnabrechnungen als Zeitlohnstammlohn ausgewiesen und einen in den Lohnabrechnungen weiterhin als Zeitlohn ausgewiesenen Betrag von 6,62 DM. Unstreitig hat der Kl&#228;ger weiterhin Anspruch auf eine 16 %ige Leistungszulage, da bei der Beklagten keine Leistungsbeurteilung durchgef&#252;hrt wurde. Aufgrund einer Betriebsvereinbarung vom 17.03.1998 wurde diese Leistungszulage anl&#228;sslich der Umstellung von Akkordl&#246;hnen auf 25 % erh&#246;ht. In dieser Betriebsvereinbarung ist u. a. bestimmt, dass das Akkordsystem bei der Beklagten in der Schlosserei aufgegeben wird und stattdessen auf der Grundlage der vorhandenen Daten (Vorgabezeiten) ein Standardpr&#228;mienlohn gezahlt wird, der 125 % des Tariflohnes der jeweiligen Lohngruppe betr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der hier nachzuzahlende Betrag war in dem Betrag Zeitlohn &#252;ber 6,62 DM enthalten, der danach verbleibende Restbetrag stellt eine &#252;bertarifliche Zulage dar.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;sslich der zum 01.04.1998 durchgef&#252;hrten Tariflohnerh&#246;hung erh&#246;hte die Beklagte den tariflichen Stundenlohn und damit den Effektivlohn des Kl&#228;gers um den Betrag, der sich aus der Erh&#246;hung des tariflichen Grundlohnes ergab. Dagegen wurde der Betrag, der sich aus der Erh&#246;hung der Leistungszulage ergeben h&#228;tte, nicht weitergegeben und die &#252;bertarifliche Zulage um diesen Betrag gek&#252;rzt, wobei unver&#228;ndert als Zeitlohn weiterhin ein Betrag von 6,62 DM ausgewiesen wurde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat die Klage des Kl&#228;gers auf Erh&#246;hung seines Effektivlohnes um den ermittelten Betrag mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, die Lohntarifanspr&#252;che des</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gers w&#252;rden von der Beklagten erf&#252;llt, und vorliegend sei die von der Beklagten getroffene Anrechnungsentscheidung nicht schon deshalb unwirksam, weil ein Mitbe-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">stimmungsrecht des Betriebsrates bestanden habe. Denn ein solches sei vorliegend deshalb nicht gegeben, weil der Verteilungsschl&#252;ssel unver&#228;ndert geblieben sei. Wegen der weiteren Darstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgr&#252;nde wird auf das angefochtene Urteil verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der zul&#228;ssigen Berufung verfolgt der Kl&#228;ger unter Vertiefung seines erstinstanzlichen Vorbringens sein Klageziel weiter. Er weist insbesondere darauf hin, dass entgegen der Auffassung des angefochtenen Urteils vorliegend zwar eine gleichm&#228;&#223;ige, aber nicht vollst&#228;ndige Anrechnung auf die &#252;bertarifliche Zulage stattgefunden habe, so dass zugleich eine &#196;nderung der Verteilungsgrunds&#228;tze eingetreten sei und damit auch eine andere Anrechnungsentscheidung ohne weiteres m&#246;glich gewesen w&#228;re. So habe das K&#252;rzungsvolumen insgesamt bestehen bleiben k&#246;nnen und diejenigen Mitarbeiter, die hohe &#252;bertarifliche Zulagen h&#228;tten, k&#246;nnten &#252;berproportional, diejenigen mit niedrigen tariflichen Zulagen unterproportional ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Aufhebung des Urteils des Arbeitsgerichts Wuppertal vom 14.04.1999</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> 3 Ca 4663/98 die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. an den Kl&#228;ger DM 138,74 brutto nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung auf den sich ergebenen Nettobetrag zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. dem Kl&#228;ger zuk&#252;nftig ab November 1998 einen Stundenlohn in H&#246;he von DM 26,85 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px"> die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil erster Instanz und weist insbesondere darauf hin, dass vorliegend gerade keine &#196;nderung der Verteilungsgrunds&#228;tze durch die von der Beklagten vorgenommene Anrechnungsentscheidung eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf den &#252;brigen Inhalt der Akte erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat mit zutreffenden Erw&#228;gungen, auf die ausdr&#252;cklich Bezug genommen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend hierzu und zu den Einw&#228;nden der Berufung ist festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1. Entgegen der Auffassung der Berufung war die von der Beklagten vorgenommene Anrechnung des Betrages, der sich aus der H&#246;he der Leistungszulage ergeben h&#228;tte, auf die &#252;bertarifliche Zulage und die dadurch bewirkte K&#252;rzung nicht nach der Regelung in &#167; 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG mitbestimmungspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">a) Dies ergibt sich nach Auffassung der Kammer unabh&#228;ngig von der Frage, ob vorliegend das tarifliche Grundgehalt sowie die Leistungszulage verschiedene Entlohnungsgrunds&#228;tze i. S. d. &#167; 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG darstellen, die auch hinsichtlich des Mitbestimmungsrechtes bez&#252;glich der Anrechnung getrennt zu betrachten sind (vgl. nachfolgend c), bereits aus der Entscheidung des gro&#223;en Senats vom 03.12.1991 (AP Nr. 51 zu &#167; 87 BetrVG 72 Lohngestaltung zu C III 6 der Gr&#252;nde): Danach unterliegt nicht die K&#252;rzungsentscheidung als solche, sondern allein die hierdurch bewirkte Ver&#228;nderung der bisherigen Verteilungsgrunds&#228;tze der Mitbestimmung mit der Folge, dass ein Mitbestimmungsrecht entf&#228;llt, wenn ein Arbeitgeber einen prozentualen Teil einer Tariflohnerh&#246;hung bei allen Arbeitnehmern gleichm&#228;&#223;ig anrechnen will und damit jede einzelne Zulage um den ermittelten Prozentsatz k&#252;rzt. In gleicher Weise entf&#228;llt ein Mitbestimmungsrecht, wenn dem Arbeitgeber aufgrund seiner K&#252;rzungsentscheidung jede weitere Gestaltungsm&#246;glichkeit fehlt, weil er mehr als die Tariflohnerh&#246;hung nicht anrechnen kann.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b) Vorliegend hat die Beklagte den tariflichen Stundenlohn erh&#246;ht, aber nicht zugleich den Lohn des Kl&#228;gers und den der anderen Arbeitnehmer um den weiteren</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Betrag erh&#246;ht, der sich aus der Erh&#246;hung der Leistungszulage ergeben h&#228;tte und hat damit die &#252;bertarifliche Zulage um diesen Betrag gek&#252;rzt: Dabei geht es vorliegend nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers um die 25 %ige Pr&#228;mienzulage gem&#228;&#223; der Betriebsvereinbarung vom 27.03.1998, wie seine eigene Rechnung in der Klageschrift Seite 2, letzter Absatz, und in der Berufungsbegr&#252;ndung Seite 2, letzter Absatz, zeigt:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der dort f&#252;r die Leistungszulage ermittelte Betrag von 5,03 DM macht 25 % des Tariflohnes (25 % von 20,11 DM = 5,03 DM) aus. Wird aber die auf diesen Betrag entfallende Tariflohnerh&#246;hung bei allen Arbeitnehmern angerechnet und insoweit die &#252;bertarifliche Zulage gek&#252;rzt, handelt es sich um eine f&#252;r alle betroffenen Arbeitnehmer gleichm&#228;&#223;ige Anrechnungsentscheidung, bei der dem Arbeitgeber jede weitere</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gestaltungsm&#246;glichkeit fehlt. Denn vorliegend w&#228;re eine Umverteilung zugunsten eines Teils der Zulagenempf&#228;nger zu Lasten der &#252;brigen schon deshalb nicht m&#246;glich, weil der einzelne Arbeitnehmer aufgrund der getroffenen Vereinbarungen und schon aus Gr&#252;nden der Gleichbehandlung einen Anspruch darauf hat, dass nach einer Tariflohnerh&#246;hung ihm die um den entsprechenden Teil der Tariflohnerh&#246;hung gek&#252;rzte Pr&#228;mie als Mindestbetrag gezahlt wird. Der &#196;nderung der Verteilungsgrunds&#228;tze stehen daher rechtliche Hindernisse entgegen, da die Beklagte gerade nicht bei einem Teil der aufgrund der Betriebsvereinbarung beg&#252;nstigten Arbeitnehmer mehr, bei einem anderen Teil weniger als den Betrag anrechnen k&#246;nnte, der sich aus der Erh&#246;hung der Pr&#228;mie bei Weitergabe der tariflichen Lohnsteigerung ergeben h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">c) Unabh&#228;ngig hiervon ergibt sich diese Rechtslage aus der weiteren &#220;berlegung, dass das tarifliche Grundentgelt sowie die aufgrund der Betriebsvereinbarung gezahlte Pr&#228;mie verschiedene Entlohnungsgrunds&#228;tze i. S. d. &#167; 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG darstellen: Einerseits hat der Kl&#228;ger Anspruch auf den tariflichen Grundlohn und einen Anspruch auf Gew&#228;hrung einer tariflichen Leistungszulage, die im Durchschnitt der Lohngruppe 7 10 16 % der tariflichen Lohnsumme der Zeitlohnarbeiter dieser Tarifgruppen betragen muss. Andererseits erh&#228;lt er aufgrund der Betriebsvereinbarung vom 17.03.1998, mit der die Betriebspartner das Akkordsystem abgeschafft haben, den dort vereinbarten Pr&#228;mienlohn, der sich gem&#228;&#223; &#167; 12 Lohnrahmenabkommen Metall NW nach dem des Zeitl&#246;hners richtet. Handelt es sich danach aber um verschiedene Entlohnungsgrunds&#228;tze aufgrund unterschiedlicher Regelungen, ist es nur folgerichtig, sie im Rahmen der Frage des Mitbestimmungsrechtes und der danach allein entscheiden-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">den Frage nach der &#196;nderung der Verteilungsgrunds&#228;tze isoliert zu betrachten. In diesem Falle aber liegt eine vollst&#228;ndige und gleichm&#228;&#223;ige Anrechnung der Tariflohnerh&#246;hung auf diese Zulage vor.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2. Individualrechtlich besteht gleichfalls kein Anspruch des Kl&#228;gers darauf, dass ihm die Tariflohnerh&#246;hung ohne Anrechnung auf die &#252;bertarifliche Zulage sowohl auf den tariflichen Grundlohn als auch die Pr&#228;mien/Leistungszulage weitergegeben wird. Weder sieht die Betriebsvereinbarung vom 17.03.1998 eine solche Regelung vor noch ist insoweit eine betriebliche &#220;bung bei der Beklagten ersichtlich. Im &#220;brigen ergibt sich die Anrechenbarkeit der tariflichen Leistungszulage auf &#252;bertarifliche Zulagen aus der Protokollnotiz in &#167; 9 Ziff. 4 Abs. IV Lohnrahmenabkommen Metall NW, wonach die Leistungszulage nicht zu einer Erh&#246;hung des bisherigen Stundenlohnes f&#252;hren soll und eine Anrechnung &#252;bertariflicher Lohnbestandteile daher m&#246;glich ist (vgl. LAG D&#252;sseldorf vom 28.06.1994 8 Sa 633/94). Unstreitig wird aber durch die von der Beklagten vorgenommene Zahlung des Effektivlohnes sowohl der tarifliche Lohnanspruch des Kl&#228;gers als auch der Anspruch auf Zahlung einer 25 %igen Zulage nach der Betriebsvereinbarung erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten hierauf sei erg&#228;nzend hingewiesen sind die Verfallfristen vorliegend gewahrt: Zwar enth&#228;lt das zu den Akten gereichte Schreiben des Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vom 29.07.1998 (Bl. 13 d. A.) nicht ausdr&#252;cklich den Namen des Kl&#228;gers, sondern nur den Namen der dort aufgef&#252;hrten Arbeitnehmer. Hieraus war der Beklagten jedoch bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung ersichtlich (&#167; 133 BGB), dass auch der hier vertretene und gewerkschaftlich organisierte Kl&#228;ger in gleicher Weise die ihm seiner Auffassung nach zustehenden Anspr&#252;che auf vertragsgerechte Entlohnung mit diesem Schreiben ebenso wie die anderen Arbeitnehmer auch geltend gemacht hat. F&#252;r die Beklagte war aufgrund dieses Schreibens ohne weiteres erkennbar, dass mit diesem Schreiben die Anspr&#252;che aller gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer im Betrieb der Beklagten auf vertragsgerechte Entlohnung aufgrund des vorgetragenen Sachverhaltes geltend gemacht w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Kammer hat die Revision f&#252;r den Kl&#228;ger wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der hier angesprochenen Rechtsfragen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">RECHTSMITTELBELEHRUNG</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von dem Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">REVISION</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beklagte ist gegen dieses Urteil kein Rechtsmittel gegeben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Revision muss</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Notfrist von einem Monat</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Bundesarbeitsgericht</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Graf-Bernadotte-Platz 5</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">34119 Kassel,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gleichzeitig oder</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">schriftlich zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">gez. Dr. Peter gez. Franzen gez. Trzeczak </p>
114,337
fg-dusseldorf-1999-09-08-5-k-245791-u
{ "id": 790, "name": "Finanzgericht Düsseldorf", "slug": "fg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Finanzgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 K 2457/91 U
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:23:00
Urteil
ECLI:DE:FGD:1999:0908.5K2457.91U.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>G r ü n d e : </b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin, die ihren Geschäftsbrieb inzwischen eingestellt hat, betrieb u. a. in den Streitjahren 1984 bis 1987 ein Taxiunternehmen in <b>A-stadt</b>. In den Streitjahren besaß die Klägerin mindestens 19 Taxen, die sie im Tag- und Nachtschichtdienst einsetzte und von 15 fest angestellten Taxifahrern sowie zahlreichen Aushilfsfahrern fahren ließ. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1988 bis 1990 fand bei der Klägerin eine Steuerfahndungsprüfung durch das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung <b>A-stadt</b> statt. Dabei traf der Prüfer folgende Feststellungen: </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kassenaufzeichnungen der Klägerin seien mangelhaft. Die Bareinnahmen aller Taxifahrer seien täglich in einer nicht überprüfbaren Summe aufgezeichnet worden. Arbeitszeitnachweise der Fahrer seien nur teilweise vorhanden, der überwiegende Teil sei vernichtet worden. Auch andere Unterlagen (z. B. Schichtpläne und Aufzeichnungen über Kilometerstände) seien größtenteils vernichtet worden. Aus den noch vorhandenen Arbeitszeitnachweisen und Reparaturrechnungen ergäben sich folgende Gesamtfahrleistungen: </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1984 1.987.497 km</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1985 1.967.667 km</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1986 1.836.728 km.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung geeigneter Unterlagen sei die Laufleistung für 1987 in Anlehnung an die vorgenannten Werte auf 1.900.000 km zu schätzen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus stellte der Prüfer - z. T. unter Berücksichtigung von Ermittlungsergebnissen des Arbeitsamtes <b>A-stadt</b> und der AOK <b>A-stadt</b> - fest, dass die Umsätze der Fahrer nur unvollständig verbucht worden waren. So seien bei einer Reihe von ohne Lohnsteuerkarte beschäftigten Fahrern, die 40 % der von ihnen eingefahrenen Bruttoumsätze als Arbeitsentgelt erhielten, nur die an die Klägerin abgeführten 60 % als Umsatz erfasst worden. Wegen der Feststellungen im Einzelnen wird auf Textziffern 13 bis 16 des Steuerfahndungsberichtes vom 16.03.1999 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aufgrund seiner Feststellungen ging der Prüfer davon aus, dass eine ordnungsgemäße Buchführung nicht vorliege. Er schätzte die Umsatzerlöse der Klägerin unter Berücksichtigung der vorgenannten Laufleistungen der Taxen und eines durchschnittliches Erlöses von 1,10 DM pro gefahrenen Kilometer auf brutto 2.186.246 DM (1984), 2.164.433 DM (1985), 2.020.400 DM (1986), 2.090.000 DM (1987). </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dies führte zu bisher nicht erklärten Bruttoumsätzen i. H. v. 702.259 DM (1984), 680.841 DM (1985), 531.870 DM (1986) und 610.825 DM (1987). Unter Anwendung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von 7 % gelangte der Prüfer zu höheren Umsatzsteuern i. H. v. 45.942 DM (1984), 44.541 DM (1985), 34.795 DM (1986) und 39.960 DM (1987). </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen die dementsprechend geänderten Umsatzsteuerbescheide 1984 bis 1987 von 29.06.1990 richtet sich die nach erfolglosem Einspruchsverfahren erhobene Klage.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin macht geltend:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte sei nicht berechtigt gewesen, ihre Umsätze zu schätzen. Die Buchführung der Klägerin sei ordnungsgemäß. Die mangelnde Aufbewahrung der Arbeitszeitnachweise der Fahrer sei nicht erheblich. Die im Steuerfahndungsbericht angeführten Unregelmäßigkeiten bei der Verbuchung träfen sämtlich nicht zu. Für die im Zusammenhang mit Verfahren beim Arbeitsamt <b>A-stadt</b> und bei der AOK <b>A-stadt</b> erhobenen Vorwürfe habe die Verwaltung bisher keine konkreten Beweise vorgebracht. Das Arbeitsamtsverfahren sei inzwischen eingestellt worden. Darüber hinaus sei die Schätzung auch fehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht gehe der Beklagte davon aus, dass es sich bei den von ihr beschäftigten Aushilfsfahrern um Arbeitnehmer handele. Diese seien vielmehr als selbständige Unternehmer anzusehen. Zur Begründung beruft die Klägerin sich insbesondere auf den Beschluss des Bundesarbeitsgerichts vom 29.05.1991 - 7 ABR 67/90.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt sinngemäß,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Umsatzsteuerbescheide 1984 bis 1986 vom 29.06.1990 aufzuheben und den Umsatzsteuerbescheid 1987 vom 29.06.1990 dahingehend abzuändern, dass die Umsatzsteuer erklärungsgemäß auf 37.296,42 DM festgesetzt wird.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er hält an seiner Auffassung fest, im Streitfall sei das Finanzamt berechtigt gewesen, die Umsätze zu schätzen, weil die Buchführung nicht ordnungsgemäß gewesen sei. Entgegen der Auffassung der Klägerin handele es sich auch bei den bei ihr beschäftigten Aushilfsfahrern um Arbeitnehmer. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begründet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war dem Grunde nach berechtigt, Hinzuschätzungen zu den von der Klägerin erklärten Umsätzen vorzunehmen. Soweit die Finanzbehörde die Besteuerungsgrundlagen nicht ermitteln oder berechnen kann, hat sie sie zu </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">schätzen. Dabei sind alle Umstände zu berücksichtigen, die für die Schätzung von Bedeutung sind (§ 162 Abs. 1 AO). Zu schätzen ist u.a. insbesondere dann, wenn der Steuerpflichtige Bücher oder Aufzeichnungen, die er nach den Steuergesetzen zu führen hat, nicht vorlegen kann oder wenn die Buchführung oder die Aufzeichnungen des Steuerpflichtigen wegen fehlender sachlicher Richtigkeit der Besteuerung nicht </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zugrunde gelegt werden können (§ 162 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. § 158 AO). Im Streitfall können die von der Klägerin in ihrer Buchführung erfassten Umsätze der Besteuerung nicht zugrunde gelegt werden, weil sie nur unvollständig aufgezeichnet worden sind. Die Klägerin hat - unbestritten - die von den nicht fest angestellten Aushilfsfahrern getätigten Einnahmen nur zu 60 % in ihrer Buchführung erfasst, obwohl ihr diese - unabhängig davon, ob es sich bei den Aushilfen um Selbständige oder Arbeitnehmer handelt - in vollem Umfang zuzurechnen sind. Denn die Beförderungsleistungen gegenüber den Taxikunden erfolgten - wie inzwischen unstreitig ist - auch insoweit im Namen und für Rechnung der Klägerin, als es sich um von Aushilfsfahrern durchgeführte Beförderungen handelte. Die Fahrer traten gegenüber den Taxikunden im Namen der Klägerin auf. Im Innenraum der Fahrzeuge befand sich das Inhaberzeichen "<b>Inhaberzeichen</b>". Soweit gegenüber den Kunden Rechungen erteilt wurden, wiesen diese ebenfalls die "<b>Inhaberzeichen</b>" als Leistungserbringerin aus (vgl. Erklärung des Geschäftsführers der Klägerin im Erörterungstermin vom 16.11.1998 in den Verfahren 16 K 2789/93 H(L), 16 K 6223/94 H(L) - Bl. 105 /106 d. A. 16 K 2789/93 H(L) und Schriftsatz der Klägerin vom 26.7.1993 eingereicht als Anlage zum Schriftsatz vom 18.3.1994 im Verfahren 5 V 1932/94 A(U) - Bl. 1 ff, 11 ff. d. A. 5 V 1923/94 A(U)).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus kann die Buchführung der Klägerin unabhängig von der zwischen den Beteiligten streitigen Frage, ob die Buchführung weitere formelle Mängel aufweist, auch deshalb der Besteuerung nicht zugrunde gelegt werden, weil sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit materiell unrichtig ist. Unter Zugrundelegung der für die Jahre 1984 bis 1986 feststehenden Kilometerleistungen der von der Klägerin eingesetzten Fahrzeuge und der seinerzeitigen Fahrpreise lässt sich unter Berücksichtigung von statistischen Erfahrungswerten über den Grad der Auslastung (Verhältnis Leerfahrten/Besetztfahrten) mit der gebotenen Sicherheit feststellen, dass </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Klägerin ihre Umsätze nur unvollständig erklärt hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei der Schätzung der Höhe nach schließt der Senat sich den Ausführungen des 16. Senats des FG Düsseldorf in dem zwischen den Beteiligten ergangenen Urteil vom 10.3.1999 - 16 K 2789/93 H(L) an, wonach es unter Berücksichtigung des städtischen Gutachtens über die wirtschaftliche Situation des <b>A-stadt</b>er Taxigewerbes 1985 und zur Abgeltung aller Schätzungsunsicherheiten sachgerecht erscheint, von einem Leer- und Besetztfahrtenanteil von jeweils 50 % auszugehen und die bisherigen Zuschätzungen der Steuerfahndung um jeweils 300.000.- DM (brutto) zu reduzieren. Wegen der Einzelheiten der Berechnung nimmt der Senat Bezug auf das vorgenannte Urteil des 16. Senats des FG Düsseldorf, S. 12 und 13. Unter Zugrundelegung des ermäßigten Steuersatzes gemäß § 12 Abs. 2 Nr. 10 b UStG reduzieren sich die angefochtenen Steuerfestsetzungen danach um jeweils 19.626.- DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die zwischen den Beteiligten streitige Frage, ob es sich bei den Aushilfsfahrern der Klägerin um Arbeitnehmer oder Selbständige handelt, ist für die Entscheidung des Streitfalles ohne Bedeutung. Wie sich aus dem vorstehend Gesagten ergibt, sind der Klägerin die mit den von Aushilfsfahrern gefahrenen Taxen getätigten Umsätze auch dann in voller Höhe zuzurechnen, wenn es sich bei den Aushilfsfahrern - entgegen der Würdigung des 16. Senats des FG Düsseldorf im o. g. Urteil - um selbständig tätige Subunternehmer der Klägerin gehandelt haben sollte. Auch ein Abzug weiterer Vorsteuerbeträge käme in den Streitjahren nicht in Betracht. § 15 Abs. 1 Nr. 1 UStG setzt für den Vorsteuerabzug u. a. voraus, dass der leistende Unternehmer dem Leistungsempfänger eine Rechnung mit gesondertem Umsatzsteuerausweis erteilt. Zumindest an dieser Voraussetzung fehlt es im Streitfall. Denn die Aushilfsfahrer haben der Klägerin in den Streitjahren keine entsprechenden Rechnungen mit Steuerausweis erteilt. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 136 Abs. 1 Finanzgerichtsordnung.</p>
114,338
vg-koln-1999-09-08-21-k-98998
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
21 K 989/98
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:23:05
Urteil
ECLI:DE:VGK:1999:0908.21K989.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> T a t b e s t a n d </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kläger trägt als überörtlicher Träger der Kriesgsopferfürsorge (§ 5 Abs. 1a Ziffer 2 Landschaftsverbandsordnung Nordrhein Westfalen - LVerbO - i.d.F. vom 14. 07. 1994, GV NW 1994, S.657) seit dem 13.06.1996 im Rahmen der Hilfe zur Pflege nach § 26 c Bundesversorgungsgesetz - BVG - die Kosten der Unterbringung der nach § 25 BVG berechtigten Gertrud L. in dem Altenzentrum C. in X. . Zu den gesondert berechenbaren Aufwendungen gemäß § 82 Abs. 3 SGB XI wird ein monatliches Pflegewohngeld gewährt. Zur teilweisen Deckung der entstehenden Aufwendungen wird das anrechenbare Einkommen von Frau L. aus Ausgleichsrente, Witwenrente, Altersrente und Unfallrente vom Kläger gem. § 25 c BVG in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 04.12.1996 beantragte der Kläger bei der Beklagten Wohngeld für die nach § 25 BVG Berechtigte und machte einen Erstattungsanspruch nach § 104 SGB X geltend. Mit Bescheid vom 02.10.1997 bewilligte die Beklagte Wohngeld für die Zeit vom 01.12.1996 bis 31.10.1997 in Höhe von DM 54,00 monatlich und überwies den rückständigen Betrag für die Vergangenheit an den Kläger. Gleichzeitig wurde unter Bezugnahme auf einen Schnellbrief des Ministers für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein Westfalen vom 17.01.1997 - IV B 4 - 4082 - 1049/96 - mitgeteilt, laufende Wohngeldzahlungen seien nur direkt an den Wohngeldempfänger zu zahlen; ggfls. sei eine Abtretung vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 03.03.1998 wurde Wohngeld für die Zeit vom 01.11.1997 bis 31.03.1998 in Höhe von DM 30,00 für Frau L. bewilligt. Bis einschließlich 31.03.1998 wurde das bewilligte Wohngeld an den Kläger überwiesen. Ab dem 01.06.1998 ist der Wohngeldanspruch von Frau L. gegenüber der Beklagten an den Kläger mit der Folge abgetreten worden, daß auf dieser Grundlage die Beklagte die Wohngeldzahlungen an den Kläger erbringt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 09.02.1998 hat der Kläger Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er trägt zur Begründung seiner Klage vor, der geltend gemachte Erstattungsanspruch hinsichtlich des Wohngeldes gegen die Beklagte ergebe sich eindeutig aus § 104 Abs. 1 Satz 1 mit Satz 4 SGB X und sei durch den Schnellbrief des Ministers für Bauen und Wohnen Nordrhein-Westfalen vom 17.01.1997 nicht ausgeschlossen. Der Kläger erbringe im Rahmen der Kriegsopferfürsorge Hilfe zur Pflege nach § 26 c für die nach § 25 BVG Berechtigte in vollem Umfange als Sachleistung. Gem. § 25 c Abs. 2 BVG habe Frau L. den Aufwand für die Sachleistung in Höhe des einzusetzenden Einkommens und Vermögens zu erstatten, folglich könne er, der Kläger, wiederum im Rahmen der Erstattung nach § 104 SGB X das Wohngeld gegenüber der Beklagten geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> die Beklagte zu verurteilen, an den Kläger 60,00 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begründung trägt sie vor, nach dem Erlaß des Ministers für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein-Westfalen vom 17.01.1997 - IV B 4 - 4082 - 1049/96 - seien die laufenden Wohngeldzahlungen direkt an den Hilfesuchenden zu leisten, ein Erstattungsanspruch könne sich nur auf Wohngeldnachzahlungen erstrecken.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten im übrigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie der beigezogenen Verwaltungsvorgänge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> Die Klage ist als Leistungsklage zulässig und begründet. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat einen Erstattungsanspruch gegen die Beklagte nach § 104 Abs.1 Satz 1 mit Satz 4 SGB X im Hinblick auf das der nach § 25 BVG berechtigten Frau L. zustehende Wohngeld für die Monate April und Mai 1998 in Höhe von monatlich DM 30,00. Der Erstattungsanspruch beläuft sich damit auf DM 60,00. In diesem Umfang sind die von dem Kläger an die Berechtigte erbrachten Leistungen und das von der Beklagten für Frau L. bewilligte Wohngeld als zeitlich deckungsgleiche und auch zweckidentische Leistungen anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach § 104 Abs. 1 Satz 1 SGB X ist in den Fällen, in denen ein nachrangig verpflichteter Leistungsträger Sozialleistungen erbracht hat, ohne daß die Voraussetzungen von § 103 Abs. 1 SGB X vorliegen, der Leistungsträger erstattungspflichtig, gegen den der Berechtigte vorrangig einen Anspruch hat oder hatte, soweit der Leistungsträger nicht bereits selbst geleistet hat, bevor er von den Leistungen des anderen Leistungsträgers Kenntnis erlangt hat. Nach § 104 Abs. 1 Satz 4 SGB X gilt Satz 1 entsprechend, wenn u.a. von den Trägern der Kriegsopferfürsorge Aufwendungsersatz geltend gemacht oder ein Kostenbeitrag erhoben werden kann; Satz 3 gilt in diesen Fällen nicht. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die genannte Bestimmung regelt die Voraussetzungen für den Er- stattungsanspruch des nachrangig verpflichteten Leistungsträgers. Dieser besteht nach Satz 1 nur, soweit der Berechtigte, der die Leistung erhalten hat, einen Leistungsanspruch gegen einen vorrangig verpflichteten Leistungsträger hat oder hatte. Der in § 104 Abs.1 Satz 3 SGB X normierte Nachranggrundsatz der Leistungsträger, der einen Erstattungsanspruch ausschließt, soweit der erstattungspflichtige Leistungsträger bereits an den Berechtigten geleistet hat, bevor er von der Leistung des anderen Leistungsträgers Kenntnis hatte, ist in den Fällen, in denen der Träger der Kriegsopferfürsorge Leistungen erbringt, für die er einen Aufwendungsersatzanspruch hat, nach § 104 Abs.1, Satz 4, 2. Halbsatz aufgehoben. In diesen Fällen hat der Erstattunganspruch nach § 104 Abs. 1 SGB X lediglich zur Voraussetzung, daß der Träger der Kriegsopferfürsorge Leistungen erbringt, für die er gem. § 25 c Abs. 2 BVG Aufwendungsersatz von dem nach § 25 BVG Berechtigten fordern kann und dieser selber einen gleichartigen und zeitidentischen Leistungsanspruch gegenüber einem anderen Leistungsträger hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend erfüllt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat als überörtlicher Träger der Kriesgsopferfürsorge gegen Frau L. als der nach § 25 BVG Berechtigten einen Anspruch auf Aufwendungsersatz nach § 25 c Abs. 2 BVG. Nach dieser Bestimmung hat der Hilfeempfänger, wenn Sachleistungen gewährt werden, den Aufwand für die Sachleistung in Höhe des ein- zusetzenden Einkommens und Vermögens zu tragen. Der Kläger trägt seit dem 13. 06. 1996 im Rahmen der Gewährung der Hilfe zur Pflege nach § 26 c BVG die vollen Kosten der Heimunterbringung von Frau L. in dem Altenzentrum C. in X. . In den Leistungen des Klägers für Frau L. nach § 26 c BVG an das vorgenannte Heim sind zwangsläufig auch Kostenanteile für die Gewährung von Unterkunft enthalten. Der Kläger erbringt seine Leistungen nach § 26 c BVG als Sachleistungen i. S. von § 25 c Abs. 2 BVG. Sachleistungen sind Leistungen der So- zialhilfe, die dem Hilfeempfänger unmittelbar in Form des zu befriedigenden Bedarfes zugute kommen. Dazu gehört neben der Hilfe durch persönliche Hilfeleistung auch die Übernahme des gesamten Hilfefalles. In einem solchen Fall wird die Hilfeleistung durch einen Dritten - das Heim - mittels Geldzahlung an diesen sichergestellt. Die Qualifizierung der Leistungen des Klägers als Sachleistung ist unter den Beteiligten im übrigen auch nicht streitig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die gegenüber dem Kläger gem. § 25 BVG Berechtigte hatte auch - was zwischen den Beteiligten ebenfalls unstreitig ist - gegen die Beklagte in den streitgegenständlichen Monaten April und Mai 1998 einen Anspruch auf Gewährung von Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz. Das Wohngeld ist als zeitlich deckungsgleiche und auch zweckidentische Leistung in Bezug auf die in den Leistungen des Klägers nach § 26 c BVG enthaltenen Unterkunftskosten anzu- sehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Damit sind sämtliche für den geltend gemachten Erstattungsanspruch nach § 104 Abs. 1 Satz 4 mit Satz 1 SGB X erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. Dem Kläger steht der geltend gemachte Erstattungsanspruch für die Dauer des Bestehens des Wohngeldanspruches von Frau L. gegen die Beklagte für die Monate April und Mai 1998 zu. Der Wohngeldanspruch von Frau L. gilt für diesen Zeitraum insoweit als erfüllt, § 107 Abs. 1 SGB X. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Für die der Entscheidung der Beklagten zugrundgelegte Rechtsauffassung des Ministers für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein Westfalen ausweislich seines Schnellbriefes vom 17.01.1997 - IV B 4 - 4082 - 1049/96, wonach laufende Wohngeldzahlungen ausschließlich an den Berechtigten zu zahlen seien, da es sich um höchstpersönliche Ansprüche handele, findet sich im Gesetz keine Stütze. Die Regelung des § 104 Abs. 1 Satz 1 mit Satz 4 SGB X ist eindeutig und einer Interpretation nicht zugänglich. Soweit der Erlaß des genannten Ministeriums auf Überlegungen dahingehend beruhen könnte, die Eigenverantwortung von Hilfeempfängern im Fall der Heimunterbringung zu stärken, können diese im Rahmen einer Gesetzesiniatiative ein Rolle spielen, nicht aber zu einer - gesetzwidrigen - Interpretation der insoweit eindeutigen Vorschrift des § 104 Abs. 1 Satz 1 und Satz 4 SGB X herangezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1, § 188 Satz 2 VwGO. </p>
114,339
ovgnrw-1999-09-08-8-b-105399
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 B 1053/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-12T13:54:18
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0908.8B1053.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,340
ovgnrw-1999-09-08-18-a-112698
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 A 1126/98
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-12T13:54:18
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0908.18A1126.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten Zulassungsgr&#252;nde nach &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 und 3 VwGO rechtfertigen die Zulassung der Berufung nicht. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die aufgeworfene Rechtsfrage verleiht der Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung, weil sie sich unmittelbar aus dem Gesetz beantworten l&#228;&#223;t. Einer weiteren Kl&#228;rung bedarf es daher nicht. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die am 1. November 1997 in Kraft getretene Norm des &#167; 44 Abs. 1 a AuslG (Gesetz zur &#196;nderung ausl&#228;nder- und asylverfahrensrechtlicher Vorschriften vom 29. Oktober 1997, BGBl. I 2584) stellt eine Ausnahmeregelung u. a. zu &#167; 44 Abs. 1 Nr. 3 AuslG dar und bezweckt ausweislich der amtlichen Begr&#252;ndung (BT-Drucks. 13/4986, abgedruckt bei Kloesel/Christ/H&#228;u&#223;er, Deutsches Ausl&#228;nderrecht &#167; 44 AuslG) den Erhalt der "einmal erworbenen Rechtsposition auf Dauer". Dementsprechend und nach dem eindeutigen Wortlaut der Norm setzt &#167; 44 Abs. 1 a AuslG das Bestehen einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis oder Aufenthaltsberechtigung voraus und verhindert nach Ma&#223;gabe ihrer Voraussetzungen lediglich das Erl&#246;schen des Aufenthaltstitels nach &#167; 44 Abs. 1 Nr. 3 AuslG. Im vorliegend Fall hingegen war die dem Kl&#228;ger erteilte unbefristete Aufenthaltserlaubnis nach den nicht in Frage gestellten Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts vor seiner erneuten Einreise im Februar 1993 bereits erloschen. Eine bereits erloschene Aufenthaltserlaubnis kann aber nach dem eindeutigen Regelungsgehalt der Norm nicht wieder aufleben. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In derartigen F&#228;llen verbleibt dem Ausl&#228;nder allein die M&#246;glichkeit, nach &#167; 16 Abs. 5 AuslG die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zu beanspruchen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden Gr&#252;nden bestehen auch keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Von einer weiteren Begr&#252;ndung dieses Beschlusses wird abgesehen (&#167; 124 a Abs. 2 Satz 2 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung auf &#167;&#167; 14 Abs. 1 und 3, 13 Abs. 1 GKG. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO). </p>
114,341
ovgnrw-1999-09-08-18-b-56798
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 B 567/98
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-12T13:54:19
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0908.18B567.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat zum Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den mit dem Hauptantrag verfolgten Aussetzungsantrag der Antragstellerinnen zu Recht abgelehnt. Insoweit nimmt der Senat auf die zutreffenden Gr&#252;nde der angefochtenen Entscheidung Bezug (&#167; 122 Abs. 2 Satz 3 VwGO), die durch das Beschwerdevorbringen nicht entkr&#228;ftet werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Hilfsantrag, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, den Antragstellerinnen vorl&#228;ufig eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> Er ist - wie der dementsprechende Antrag in den Widerspruchsschreiben vom 13. Januar 1998 - als Minus gegen&#252;ber dem haupts&#228;chlich gestellten Aussetzungsantrag nach dem Rechtsschutzziel der Antragstellerinnen, vorerst im Bundesgebiet bleiben zu k&#246;nnen, (auch) auf die Gew&#228;hrung von Abschiebungsschutz gerichtet. Denn die weitergehende Verpflichtung zur Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung im Wege eines einstweiligen Anordnungsverfahrens ist aus Rechtsgr&#252;nden grunds&#228;tzlich ausgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der nach &#167; 123 Abs. 3 VwGO in Verbindung mit &#167; 920 Abs. 2 ZPO erforderliche Anordnungsanspruch liegt ebenso wie der wegen der drohenden Abschiebung gegebene Anordnungsgrund vor. Der Anordnungsanspruch folgt aus &#167; 55 Abs. 2 AuslG. Danach wird einem Ausl&#228;nder eine Duldung unter anderem dann erteilt, wenn seine Abschiebung aus rechtlichen Gr&#252;nden unm&#246;glich ist. Diese Voraussetzungen haben die Antragstellerinnen, wie von &#167; 123 Abs. 3 VwGO in Verbindung mit &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO gefordert, glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Rechtlich unm&#246;glich ist die Abschiebung, wenn sie aus rechtlichen Gr&#252;nden nicht durchgef&#252;hrt werden darf, weil ein Abschiebungsverbot (&#167; 51 Abs. 1 AuslG) oder ein zwingendes Abschiebungshindernis nach &#167; 53 AuslG oder aufgrund vorrangigen Rechts, namentlich der Grundrechte, gegeben ist. Ein zwingendes Abschiebungshindernis aufgrund von Art. 6 Abs. 1 GG liegt insbesondere auch dann vor, wenn es dem Ausl&#228;nder nicht zuzumuten ist, seine famili&#228;ren Beziehungen durch Ausreise zu unterbrechen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Dezember 1997 - 1 C 19.96 -, InfAuslR 1998, S. 213, 214 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> Dies kann unter anderem dann der Fall sein, wenn die erneute Ausreise faktisch zu einem Abbruch der famili&#228;ren Beziehungen f&#252;hrt, weil dem Ausl&#228;nder die Mittel f&#252;r eine erneute Einreise fehlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schleswig Holsteinisches OVG, Urteil vom 30. April 1996 - 4 L 62/95 -, InfAuslR 1996, 258, 262.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Von einer dementsprechenden Fallkonstellation ist hier sowohl f&#252;r die Antragstellerin zu 1. (I.) als auch f&#252;r die Antragstellerinnen zu 2. und 3. (II.) auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">I. Die Antragstellerin zu 1. ist seit dem 25. August 1996 mit dem deutschen Staatsangeh&#246;rigen D. K. verheiratet, mit dem sie seit ihrer Einreise nach Deutschland am 1. September 1997 nach ihrem unwidersprochenen Sachvortrag in h&#228;uslicher Gemeinschaft lebt. Die Antragstellerin zu 1. hat weiterhin vorgetragen, ihre gemeinsame Ausreise mit ihren T&#246;chtern, den Antragstellerinnen zu 2. und 3., und die anschlie&#223;ende Wiedereinreise nach Deutschland nach Erteilung von dementsprechenden Visa sei aus finanziellen Gr&#252;nden nicht realisierbar. Dieser Behauptung ist der Antragsgegner nicht entgegengetreten. Sie ist auch nicht etwa unglaubhaft, denn die Antragstellerin zu 1. hat zur Substantiierung ihrer Behauptung - ebenfalls unwidersprochen - angegeben, sie habe derzeit keine eigenen Eink&#252;nfte und ihr Ehemann verdiene nicht genug, um eine dementsprechende Reise finanzieren zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ob schon die beschriebenen Umst&#228;nde zwingend zur Unzumutbarkeit der Ausreise f&#252;hren w&#252;rden, mag auf sich beruhen. Die Unzumutbarkeit wird hier jedenfalls im Rahmen einer wertenden Gesamtschau - neben den Folgen der Ausreise - des weiteren dadurch begr&#252;ndet, da&#223; der zwingende Versagungsgrund nach &#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 AuslG f&#252;r die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis f&#252;r die Antragstellerin zu 1. nach &#167; 9 Abs. 1 Nr. 2 AuslG &#252;berwunden werden kann und damit das &#246;ffentliche Interesse an der Ausreise der Antragstellerin zu 1. an Gewicht verliert. Denn die von &#167; 9 Abs. 1 Nr. 2 AuslG geforderten Voraussetzungen eines Anspruchs auf Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung f&#252;r die Antragstellerin zu 1. nach &#167;&#167; 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 17 Abs. 1 AuslG sind offensichtlich gegeben und werden auch vom Antragsgegner nicht in Frage gestellt. Die danach dem Antragsgegner obliegende Ermessensentscheidung &#252;ber die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis in Abweichung von dem Versagungsgrund des &#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 AuslG ist noch nicht getroffen worden. Die vom Antragsgegner im Rahmen dieses Eilverfahrens mit Schriftsatz vom 12. August 1998 angestellten Ermessenserw&#228;gungen stellen keine zul&#228;ssige Erg&#228;nzung von Ermessenserw&#228;gungen nach &#167; 114 Satz 2 VwGO dar, weil es in dem angefochtenen Bescheid an dementsprechenden Ermessenserw&#228;gungen g&#228;nzlich fehlt. Die in dem erw&#228;hnten Schreiben enthaltenen Ermessens&#252;berlegungen sind &#252;berdies ihrerseits nicht frei von Ermessensfehlern. Bei der Ermessensaus&#252;bung will der Antragsgegner dem &#246;ffentlichen Interesse an der Einhaltung der Visavorschriften den Vorrang einr&#228;umen im wesentlichen deshalb, weil die Antragstellerin zu 1. trotz von Anfang an beabsichtigten Daueraufenthaltes angegeben hat, nur zu Besuchszwecken in die Bundesrepublik Deutschland einreisen zu wollen und daraufhin ein entsprechendes Besuchsvisum erhalten hat. Allein die darin liegende T&#228;uschung &#252;ber den wahren Aufenthaltszweck kann indes die ablehnende Ermessensentscheidung nicht rechtfertigen. Denn der durch &#167; 9 Abs. 1 Nr. 2 AuslG gerade &#252;berwindbare Versagungsgrund des &#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 AuslG setzt eine dementsprechende T&#228;uschung zumindest typischerweise voraus.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kloesel/Christ/H&#228;u&#223;er, Deutsches Ausl&#228;nderrecht, &#167; 9 Rdnr. 6.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> Die vorliegende T&#228;uschung &#252;ber den wahren Aufenthaltszweck er&#246;ffnet deshalb gerade die in &#167; 9 Abs. 1 Nr. 2 AuslG gebotene Ermessensentscheidung &#252;ber ein Absehen von der zwingenden Versagung und pr&#228;gt nicht etwa zugleich das Ergebnis der Ermessensentscheidung ma&#223;geblich vor. Abzuw&#228;gen ist vielmehr, ob das &#246;ffentliche Interesse an der Einhaltung der Einreisevorschriften das private Interesse der Antragstellerin zu 1. an der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis im Inlandsverfahren &#252;berwiegt. In diese Betrachtung einzubeziehen sind u.a. auch die sich im konkreten Einzelfall f&#252;r den Ausl&#228;nder ergebenden Folgen bei einer Ausreise zur Durchf&#252;hrung des Aufenthaltsgenehmigungsverfahrens. Dies zugrundegelegt kommt bei sachgerechter Ermessensentscheidung ein Absehen von dem Versagungsgrund des &#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 AuslG jedenfalls in Betracht, zumal der Ehemann der Antragstellerin bei der auch vom Antragsgegner hervorgehobenen Vorsprache vom 10. September 1997 - f&#252;r die Antragstellerin zu 1. - &#252;ber die zugestandene T&#228;uschung hinaus erkl&#228;rt hat, es sei zu schwierig, ein Visum zur Familienzusammenf&#252;hrung zu bekommen. Die Erteilung eines solchen Visums sei zu teuer und dauere auch viel zu lange. Es sei ihm auch nicht klar gewesen, da&#223; ein solches Visum ben&#246;tigt w&#252;rde, damit eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">II. Steht danach der Abschiebung der Antragstellerin zu 1. im Hinblick auf die Lebensgemeinschaft mit ihrem deutschen Ehemann ein zwingendes Abschiebungshindernis entgegen, so gilt entsprechendes f&#252;r die Antragstellerinnen zu 2. und 3., die mit ihrer Mutter, der Antragstellerin zu 1., in famili&#228;rer Gemeinschaft leben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO, die Streitwertfestsetzung auf &#167;&#167; 20 Abs. 3, 13 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO). </p>
114,342
olgham-1999-09-08-12-wf-16799
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 WF 167/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:23:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0908.12WF167.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:-1px"><b><u>Gründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gemäß § 127 Abs. 2 ZPO zulässig. In der Sache ist sie nicht begründet und war zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsgegner ist die nachgesuchte Prozeßkostenhilfe zu verweigern, denn er hat nicht glaubhaft gemacht, daß er bedürftig im Sinne des § 114 ZPO ist. Das Familiengericht hat zwar in dem angefochtenen Beschluß angenommen, daß der Antragsgegner nach seinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen nicht in der Lage sei, die Kosten des Prozesses zu tragen und deshalb einen Anspruch auf Prozeßkostenvorschuß gegen die Antragstellerin habe. Diese Einschätzung hat es aber in dem Nichtabhilfebeschluß vom 27. Juli 1999 nicht aufrechterhalten, nachdem der Antragsgegner ein Verfahren auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung wegen der Leistung eines Prozeßkostenvorschusses angestrengt und dort - auch aufgrund von Auflagen des Gerichts - näher zu seinen Einkommens- und Vermögensverhältnissen vorgetragen hat. Grundlage der Entscheidung über das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Bewilligung von Prozeßkostenhilfe ist stets der letzte Erkenntnisstand im Zeitpunkt der Beschlußfassung (s. dazu Zöller/Philippi ZPO, 21. Auflage, § 119 Rdnr. 44). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat zwar erhebliche Bedenken, ob der Einschätzung des Familiengerichts bezüglich der am 30. November 1998 bei der X eG vorhandenen Barmittel und vor allem bezüglich des PKW Citroen gefolgt werden kann. Darauf kommt es aber nicht entscheidend an. Der Antragsgegner hat seine Vermögenssituation hinsichtlich der beiden vorhandenen Lebensversicherungen nicht ausreichend dargelegt. Ob es sich dabei um eine angemessene Altersvorsorge handelt, die entsprechend § 88 Abs. 3 BSHG für die Finanzierung des Rechtsstreits nicht eingesetzt werden müßte, oder ob dem Antragsgegner zuzumuten ist, diese Versicherungen für die Finanzierung des Prozesses zu beleihen, kann nicht beurteilt werden. Es fehlt jeglicher Vortrag etwa zur Art, zur Höhe der Versicherungssumme, zum Rückkaufswert und auch zur Fälligkeit. Das Familiengericht hat den Antragsgegner mehrfach darauf hingewiesen, eine Ergänzung der Angaben ist nicht erfolgt. Der Hinweis auf die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts genügt insoweit nicht. </p>
114,343
olgham-1999-09-08-13-u-3599
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 35/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:23:09
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0908.13U35.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des <b><span style="text-decoration:underline;">Tatbestandes</span></b> wird gemäß § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">Entscheidungsgründe:</span></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung des Klägers hat in der Sache keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind gemäß §§ 7, 17, 18 StVG, 823 BGB, 3 Nr. 1 PflVG verpflichtet, dem Kläger als Gesamtschuldner 3/4 des Schadens zu ersetzen, der ihm aufgrund des Verkehrsunfalls entstanden ist, der sich am 11.02.1998 gegen 1.40 Uhr auf der Autobahn in Höhe der Auffahrt R in Fahrtrichtung W unter Beteiligung des vom Kläger gesteuerten VW-Golf VR 6 und des vom Beklagten zu 1) gesteuerten bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Opel-Astra Pkw des Beklagten zu 1) ereignet hat. Ohne Erfolg wendet sich der Kläger dagegen, daß das Landgericht aufgrund der Überschreitung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h zu seinen Lasten eine Mithaftung von 25 % angenommen hat. Die gemäß § 17 StVG vorzunehmende Abwägung der beiderseitigen Verursachungsbeiträge führt zu einer Haftungsverteilung von 75:25 zu Lasten der Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) hat gegen § 5 Abs. 4 Satz 1 StVO, wonach derjenige, der zum Überholen ausscheren will, sich so zu verhalten hat, daß eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist, verstoßen. Wie im zweiten Rechtszug unstreitig geworden ist, hat der Beklagte zu 1) entsprechend seinen Angaben im Rahmen seiner persönlichen Anhörung die Geschwindigkeit des auf der linken Fahrspur herannahenden Klägerfahrzeugs unterschätzt und ist zum Überholen eines auf der rechten Fahrspur vorausfahrenden Lkw auf die linke Fahrspur ausgeschert. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Demgegenüber ist dem Kläger, der durch das verkehrswidrige Überholmanöver des Beklagten zu 1) nach links ausweichen mußte und die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor, zwar kein Verschulden am Zustandekommen des Verkehrsunfalls nachzuweisen. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht aber zur Überzeugung des Senats fest, daß die Ausgangsgeschwindigkeit des Pkw des Klägers mindestens 150 km/h betragen hat, während der Kläger nicht den ihm obliegenden Beweis der Unabwendbarkeit des Unfalls (§ 7 Abs. 2 StVG) zu führen vermocht hat. Die Beweisaufnahme hat nicht ergeben, daß der Kläger bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h (§ 1 der Autobahn-Richtgeschwindigkeits-VO vom 27.11.1978, BGBl. I, 1824) den Unfall nicht hätte vermeiden können.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Ausgangsgeschwindigkeit des Golf-Pkw des Klägers betrug mindestens 150 km/h. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Aussage des Zeugen S, der den Unfall polizeilich aufgenommen hat, steht zur Überzeugung des Senats fest, daß der Kläger selbst nach dem Unfall die von ihm gefahrene Geschwindigkeit mit ca. 160 km/h angegeben hat. Der Zeuge S hat mit Bestimmtheit bekundet, die betreffende Geschwindigkeitsangabe, so wie sie vom Kläger vor Ort gemacht worden ist, in die Unfallanzeige aufgenommen zu haben und einen diesbezüglichen Irrtum zuverlässig ausgeschlossen. Zudem hat der Kläger bei seiner persönlichen Anhörung eingeräumt, gegenüber seinem Arzt S - wie in dessen Bericht vom 17.03.1998 vermerkt - zum Unfallhergang angegeben zu haben, mit 150 km/h bei einem Ausweichmannöver in die Leitplanken gefahren zu sein. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Unfallanalyse durch den Sachverständigen G hat ergeben, daß der Kläger sich bei den betreffenden Geschwindigkeitsangaben jedenfalls nicht zu seinen Ungunsten verschätzt hat. Vielmehr hat der Sachverständige plausibel ausgeführt, daß bereits unter der Prämisse, daß es im direkten Anschluß an das Ausweichmannöver des Klägers zum Erstkontakt seines Fahrzeugs mit den Leitplanken gekommen ist, die Ausgangsgeschwindigkeit 140 km/h bis 160 km/h betragen hat. Hinzu kommt, daß nach der Aussage des Zeugen A, deren Richtigkeit der Kläger auf Nachfrage bestätigt hat, das Klägerfahrzeug vor dem Erstkontakt mit den Leitplanken zunächst vom Grünstreifen nach rechts zurückdriftete, so daß bis zum Erreichen der Endstellung eine weitere Verzögerung mit entsprechendem Geschwindigkeitsverlust eingetreten ist. Aufgrund dessen ist nach den Feststellungen des Sachverständigen eine noch deutlich über 140 km/h liegende Mindestausgangsgeschwindigkeit in der vom Kläger selbst nach dem Unfall angegebenen Größenordnung realistisch.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Überdies hat der Sachverständige überzeugend dargelegt, daß der Kläger unter Zugrundelegung der Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h den ihm obliegenden Unabwendbarkeitsnachweis nicht führen kann.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Da mangels Kollision eine genaue, objektivierbare räumlich-zeitliche Verknüpfung der Annäherung der Fahrzeuge nicht möglich ist, ist der Sachverständige im Rahmen seiner diesbezüglichen Unfallanalyse von einem wegen fehlender Berührung der Fahrzeuge realistisch erscheinenden Mindestabstand von 20 m beim Ausscheren des Pkw des Beklagten zu 1) und von einer nicht zu widerlegenden Geschwindigkeit dieses Fahrzeugs von 120 km/h ausgegangen. Unter diesen Voraussetzungen war der Kläger bei einer Ausgangsgeschwindigkeit seines Pkw von 160 km/h zum Ausweichen gezwungen, so daß ihm keine Fehlreaktion (Verstoß gegen § 1 Abs. 2 StVO) und damit kein Verschulden am Zustandekommen des Unfalls nachzuweisen ist. Demgegenüber hätte der Kläger bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h aufgrund der wesentlich geringeren Geschwindigkeitsdifferenz der Fahrzeuge von nur 10 km/h genügend Zeit und Raum für eine mittelstarke Ausgleichsbremsung gehabt, so daß er ggfls. - wie der Sachverständige betont hat - den Unfall problemlos hätte vermeiden können.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Damit hat der Kläger die Richtgeschwindigkeit mit einer bewiesenen Mindestausgangsgeschwindigkeit von 150 km/h deutlich überschritten und nicht zu beweisen vermocht, daß der Unfall auch bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h nicht hätte vermieden werden können, so daß nach der Rechtsprechung des BGH (NJW 1992, 1684, <span style="text-decoration:underline;">1686</span>), der sich der Senat anschließt, die Betriebsgefahr des Fahrzeugs des Klägers im Rahmen der nach § 17 StVG vorzunehmenden Abwägung zu seinen Lasten zu berücksichtigen ist, und zwar nach der ständigen Rechtsprechung des Senats in vergleichbaren Fällen mit 25 % (vgl. etwa Urt. vom 08.12.1993 - 13 U 140/93 - NZV 1994, 193 = DAR 1994, 154 f.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht dem Kläger auf Basis einer Haftungsquote von 3:1 zu seinen Gunsten unter Berücksichtigung des zweitinstanzlich unstreitig gewordenen zu regulierenden materiellen Unfallschadens von insgesamt 21.321,70 DM und der darauf gemäß dem Abrechnungsschreiben der Beklagten zu 2) vom 27.05.1998 gezahlten 13.017,36 DM keinen über 2.973,92 DM hinausgehenden Betrag zuerkannt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das mit der Berufungsbegründung erfolgte "Nachschieben" des Schmerzensgeldanspruchs "zur Auffüllung" der Klageforderung, bei deren Berechnung auf den materiellen Schaden gezahlte 125,00 DM unberücksichtigt geblieben sind, führt entgegen der Auffassung des Klägers zu keiner entsprechenden Erhöhung der zu regulierenden Schadensersatzforderung. Vielmehr ist die vom Kläger durch den Unfall erlittene HWS-Verletzung unter Zugrundelegung seiner Mithaftung von 25 % mit den auf das Schmerzensgeld gezahlten 375,00 DM angemessen reguliert.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 97 Abs. 1, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
114,344
olgham-1999-09-08-13-u-4599
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 45/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-14T10:23:12
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0908.13U45.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">Tatbestand</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin verlangt Schadensersatz, Schmerzensgeld und die Feststellung der Ersatzpflicht der Beklagten für zukünftige Schäden aus einem Unfall, der sich am 13. Dezember 1995 in D ereignete. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin bestieg gegen 12.40 Uhr an der Haltestelle "K" einen Linienbus der D, der auf der Straße "A" in östlicher Richtung unterwegs war. Der Zeuge S befuhr mit seinem Pkw die Straße in der Gegenrichtung. In Höhe einer - der Bushaltestelle schräg gegenüberliegenden - Gaststätte hielt er einige Meter vor dem Bus an, um seine drei Beifahrer aussteigen zu lassen. Kurz darauf fuhr der Bus wieder an. Als die Beklagte, die hinten links saß, ihre Tür öffnete, nahm der Fahrer des Busses, der Zeuge F, eine Vollbremsung vor. Dabei kam die damals 60-jährige Klägerin zu Fall. Sie zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu, der operativ durch eine sog. "Mecronverschraubung" versorgt wurde. Bis zum 29. Dezember 1995 befand sich die Klägerin in stationärer Krankenhausbehandlung. Am 22. Oktober 1996 wurde ihr ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin behauptet, nur durch die Vollbremsung des Busses habe eine Kollision mit der geöffneten Tür vermieden werden können. Die Hüftprothesenimplantation sei erforderlich gewesen, weil trotz der Operation keine vollständige Verheilung der Fraktur eingetreten sei. Infolge der operativen Versorgung sei eine allergische Hautreaktion aufgetreten, die ein Jahr angedauert habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat ein Schmerzensgeld von mindestens 60.000 DM sowie die Erstattung der Kosten von Taxifahrten für Besorgungen und Arztbesuche in Höhe von 2.554,20 DM und für Arztberichte in Höhe von 251,10 DM begehrt. Daneben hat sie weitere 1.201,39 DM für die Kurzzeitpflege ihrer Mutter verlangt, die sie während ihres Klinikaufenthaltes nicht habe versorgen können.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, die Vollbremsung sei nicht erforderlich gewesen. Der Bus habe ausreichend Platz gehabt, weil die Straße 6,05 m breit sei. Jedenfalls trage die Klägerin ein Mitverschulden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Parteien persönlich gehört und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen F und S sowie durch Einholung eines fachorthopädischen Gutachtens des Sachverständigen K. Mit dem angefochtenen Urteil hat es der Klage hinsichtlich der materiellen Schäden und des Feststellungsbegehrens stattgegeben und der Klägerin ein Schmerzensgeld von 40.000 DM zugesprochen. Dagegen richtet sich die Berufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien persönlich gehört und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen Z, S und F sowie durch Einholung eines mündlichen Gutachtens des Sachverständigen B. Wegen des Ergebnisses der Parteianhörung und der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerks Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Akten 28 Js 14/96 StA Dortmund lagen vor und waren Gegenstand der mündlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">Entscheidungsgründe</span></b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung hat nur zum Teil Erfolg. Die Klage ist, soweit das Landgericht ihr stattgegeben hat, im wesentlichen begründet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">I. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat gegen die Beklagte gem. § 823 Abs. 1 BGB einen Anspruch auf Schadensersatz in Höhe von 4.006,69 DM. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat schuldhaft die Körperverletzung der Klägerin herbeigeführt. Sie hat fahrlässig gegen § 14 Abs. 1 StVO verstoßen. Nach dieser Vorschrift muß sich derjenige, der ein- oder aussteigt, so verhalten, daß eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Wird beim Ein- oder Aussteigen ein anderer Verkehrsteilnehmer geschädigt, so spricht der Beweis des ersten Anscheins für fahrlässige Sorgfaltspflichtverletzung des Ein- bzw. Aussteigenden (KG VM 10986, 20).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Diesen Anschein hat die Beklagte nicht entkräftet. Sie hat vorgetragen, der Bus habe ausreichend Platz gehabt. Die Straße sei 6,05 m breit (nach der polizeilichen Unfallskizze 6 m) und der Pkw des Zeugen S habe z.T. auf dem Gehweg gestanden. Wenn eine Vollbremsung erforderlich gewesen sei, um eine Kollision zu vermeiden, dann deswegen, weil der Bus beim Ausscheren aus der Haltebucht unnötig weit nach links über die Mittellinie hinausgekommen sei. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ob der Bus - bei entsprechender Fahrweise - Platz genug gehabt hätte, um an dem haltenden Pkw vorbeizufahren, läßt sich nicht feststellen. Die Beauftragung eines Sachverständigen zur Unfallrekonstruktion verspricht keine zuverlässige Klärung dieser Frage, weil der genaue Standort des Pkw nicht gesichert ist. Beim Eintreffen der Polizei standen die Fahrzeuge nicht mehr in der Unfallposition. Hinzu kommt, daß die Örtlichkeit inzwischen verändert ist, denn die Bushaltestelle ist verlegt worden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach der polizeilichen Skizze stand der Pkw, so wie von der Beklagten angegeben und von den Zeugen und S bestätigt, mit den rechten Rädern etwas auf dem Gehweg, so daß für den Bus eine Breite von <span style="text-decoration:underline;">mindestens</span> 4,2 m verblieb. Das hätte für den normalen Gegenverkehr gereicht. Hier ist aber zu berücksichtigen, daß der Bus in einer Haltebucht angehalten hatte. Beim Herausfahren aus dieser Bucht muß die Fahrlinie<b> </b>des Busses notwendigerweise einen Bogen beschreiben. Dessen Verlauf hängt davon ab, wo genau der Bus gestanden hat, was nicht feststellbar ist. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob der Bus - bei seiner Fahrweise - genügend Platz gehabt hätte oder ob er anders hätte fahren müssen, kann an dieser Stelle indessen offenbleiben, denn es geht hier nicht um ein Verschulden des Busfahrers, sondern um die Frage, ob die Beklagte gegen § 14 StVO verstoßen hat. So, wie der Bus gefahren ist, war jedenfalls kaum genügend Raum, um an der geöffneten Tür vorbeizukommen. Insoweit decken sich die Aussagen der Zeugen F und Schneider. Das Öffnen der Tür hat den Busfahrer zumindest irritiert und dadurch zu der Vollbremsung veranlaßt. Damit war das Öffnen der Tür adäquat kausal für das weitere Geschehen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen § 14 StVO verstößt allerdings nur derjenige, der sich nicht so verhält, daß eine <span style="text-decoration:underline;">Gefährdung</span> anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Eine <span style="text-decoration:underline;">Behinderung</span> (§ 1 Abs. 2 StVO) muß unter Umständen hingenommen werden (OLG Düsseldorf DAR 1976, 215). Eine bloße Behinderung kann gegeben sein, wenn die geöffnete Tür einem anderen Verkehrsteilnehmer zwar die Weiterfahrt unmöglich macht, dieser das aber so rechtzeitig erkennen kann, daß er in der Lage ist, seine Fahrweise darauf einzustellen. Demgegenüber ist eine Gefährdung anzunehmen, wenn das Öffnen der Tür - oder das Aussteigen selbst - unvermittelt geschieht und einen anderen Verkehrsteilnehmer zu plötzlichem Reagieren zwingt. Das war hier der Fall. Die Tatsache der Vollbremsung spricht dafür, daß die Tür unvermittelt und ohne Rücksicht auf den entgegenkommenden Bus geöffnet worden ist. Diesen Anschein hat die Beklagte nicht entkräftet. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ob sie nur die Tür geöffnet hat oder auch schon ausgestiegen war, als der Busfahrer die Vollbremsung vornahm - nach eigenen Angaben hatte sie schon ein Bein auf die Straße gestellt -, ist ohne Belang, da das Öffnen einer Tür schon Teil des Aussteigevorgangs ist und diesen einleitet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden ist zu bejahen. Die Beklagte hat fahrlässig gehandelt. § 14 StVO schreibt höchste Sorgfalt vor (Jagusch/Hentschel, Straßenverkehrsrecht, 34. Aufl., § 14 StVO, Rdn. 1). Zu achten ist insbesondere auch auf Gegenverkehr (BGH, VersR 1986, 1231 und 1987, 37). Das hat die Beklagte nicht ausreichend getan. Sie mußte nicht nur mit einem Anfahren des Busses, sondern auch damit rechnen, daß dieser dabei nach links - über die Mittellinie hinaus - ausscheren könnte. Sie mußte auch damit rechnen, daß ein plötzliches Öffnen der Tür den Busfahrer irritieren und zu einer Vollbremsung veranlassen könnte, zumal er ein unvermitteltes Aussteigen befürchten mußte. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten ist nicht gem. § 254 BGB wegen Mitverschuldens gemindert. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein etwaiges Verschulden des Busfahrers braucht sich die Klägerin nicht zurechnen zu lassen, da die Voraussetzungen von § 278 BGB, auf den § 254 Abs. 2 Satz 2 BGB verweist, nicht gegeben sind. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein eigenes Verschulden der Klägerin liegt nicht vor. Ihr ist insbesondere nicht vorzuwerfen, sich nicht oder nicht genügend festgehalten zu haben. Allerdings müssen sich Fahrgäste eines Busses grundsätzlich vor dem Anfahren einen festen Halt verschaffen (LG Duisburg, VRS 1969, 420), denn sie müssen sich ihrerseits sorgfältig verhalten (OLG Oldenburg, DAR 1956, 245; OLG Zweibrücken VersR 1966, 1087) und jederzeit mit einem scharfen Bremsen des Busses rechnen (OLG Düsseldorf, VersR 1972, 1171). Daß die Klägerin diese ihr obliegende Sorgfaltspflicht nicht beachtet hat, läßt sich nicht feststellen. Nach ihren eigenen Angaben war sie gerade im Begriff, sich zu setzen, als die Vollbremsung geschah. In dieser Situation fällt es erfahrungsgemäß nicht leicht, festen Halt zu bewahren. Unter diesen Umständen ist ein Mitverschulden nicht beweisbar. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der materielle Schaden beträgt 4.006,69 DM. Die Aufwendungen für Arztberichte (251,10 DM) und die Kurzzeitpflege der Mutter (1.201,39 DM) sind nicht mehr im Streit. Die Kosten der Taxifahrten für Besorgungen und Arztbesuche (2.554,20 DM) sind belegt. Der Senat hält sie in voller Höhe für gerechtfertigt (§ 287 ZPO). Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel war der Klägerin längere Zeit nicht zumutbar. Sie war infolge der Verletzungen in erheblichem Maße gehbehindert und auf Gehhilfen angewiesen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat gem. §§ 823 Abs. 1, 847 BGB einen Anspruch auf Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes. Der Senat hält unter Berücksichtigung aller Umstände, insbesondere der erlittenen Schmerzen sowie der Unfallfolgen einschließlich des langwierigen Heilverlaufs und der Dauerschäden, einen Betrag von 30.000,00 DM für erforderlich, aber auch ausreichend. Der Senat hat dabei berücksichtigt, daß die Oberschenkelhalsfraktur eine sehr schmerzhafte Falschgelenkbildung ausgelöst hat. Aufgrund dessen war, wie der Sachverständige B ausgeführt hat, die Implantation einer Hüftendoprothese notwendig. Dazu mußte die Klägerin ein zweites Mal stationär behandelt werden. Die Prothese sitzt heute korrekt. Allderdings ist die Beweglichkeit im endoprothetisch versorgten Hüftgelenk im Vergleich zur nichtoperierten Gegenseite erkennbar eingeschränkt. Das rechte Bein ist um 1 cm verkürzt. Zum Ausgleich trägt die Klägerin einen Beinlängenausgleich im Schuh, der ihr Gangbild heute sehr harmonisch aussehen läßt. Die Klägerin kann nach eigenen Angaben jedoch nur langsam gehen. Nach längerem Gehen treten Schmerzen im Oberschenkelbereich auf. Diese Beschwerden sind nach Angaben des Sachverständigen B glaubhaft. Eine Vorschädigung liegt nicht vor. Das Hüftgelenk als solches war vor dem Unfall in Ordnung. Eine Arthrose ist bislang nicht eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Feststellungsbegehren ist zulässig und begründet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich gem. § 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 Satz 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 91 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO, diejenige über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
114,345
lsgnrw-1999-09-08-l-10-sb-2199
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 10 SB 21/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-12T13:54:19
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0908.L10SB21.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Beteiligten ist streitig, ob bei der Kl&#228;gerin die gesundheitlichen Voraussetzungen f&#252;r den Nachteilsausgleich der au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung (Merkzeichen "aG") vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die 1950 geborene Kl&#228;gerin war von Beruf Rechtspflegerin. 1989 wurde sie wegen ihrer Gesundheitsst&#246;rungen aufgrund amts&#228;rztlicher Untersuchung in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 18.04.1995 beantragte sie unter Vorlage des amts&#228;rztlichen Gutachtens von Dr. L ..., Gesundheitsamt des Kreises M., die Feststellung einer Behinderung, des Grades der Behinderung (GdB) und des Nachteilsausgleichs "aG". Sie leide an einer allergischen und autoallergischen Immunst&#246;rung mit rheumatischer Erkrankung und Ischialgie sowie an einer erheblichen Kreislauflabilit&#228;t. Wegen der Duftstoffallergie sei ihr die Benutzung von &#246;ffentlichen Verkehrsmitteln und Taxen nicht m&#246;glich. Aufgrund von Ersch&#246;pfungs- und Schw&#228;chezust&#228;nden k&#246;nne sie nicht lange laufen und m&#252;sse - auch wegen der Wirbels&#228;ule -, Gelenk- und Ischiasschmerzen - zeitweise von Verwandten im eigenen Auto gefahren werden. Die Beschaffung der f&#252;r sie geeigneten Nahrungsmittel in besonderen Gesch&#228;ften sei nur mit einem Auto m&#246;glich, wenn sie in der N&#228;he des Fahrzieles parken k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Versorgungsamt D&#252;sseldorf holte von den behandelnden &#196;rzten Prof. S ... und Dr. K ... Befundberichte ein. Ferner erstattete Oberregierungsmedizinalr&#228;tin A ... aufgrund ambulanter Untersuchung ein Gutachten. Der &#196;rztin lag die Bescheinigung des Psychologen H ... vor, bei der die Kl&#228;gerin seit 1983 in regelm&#228;&#223;iger psychotherapeutischer Behandlung stand. Sodann stellte der Beklagte durch Bescheid vom 14.11.1995 folgende Funktionsst&#246;rungen mit einem GdB von 50 fest:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1. Allergische Erkrankung mit K&#246;rperschw&#228;che und psychastnenischer Ersch&#246;pfung</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2. Wirbels&#228;ulenfehlstellung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Den Widerspruch der Kl&#228;gerin, mit dem sie erneut eine au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung geltend machte, wies der Beklagte durch Widerspruchsbescheid vom 08.01.1996 zur&#252;ck. Er verneinte das Vorliegen einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 17.01.1996 hat die Kl&#228;gerin beim Sozialgericht D&#252;sseldorf Klage erhoben und unter Vorlage zahlreicher &#228;rztlicher Bescheinigungen vorgetragen, der GdB sei mit 80 zu bewerten. Zum Vorliegen einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung hat sie erg&#228;nzend zu ihrem Vortrag im Verwaltungsverfahren geltend gemacht, wegen der R&#252;cken- und Gelenkbeschwerden, der vorzeitigen Ersch&#246;pfung bis zum Zusammenbruch k&#246;nne sie nur noch kleinere Wegstrecken zu Fu&#223; zur&#252;cklegen. Tr&#228;ten von den Allergien und Tetanien ausgehende Schwindelanf&#228;lle auf, bed&#252;rfe sie sofort &#228;rztlicher Hilfe und k&#246;nne selbst kleine Entfernungen nicht mehr zu Fu&#223; bew&#228;ltigen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 14.11.1995 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 08.01.1996 abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen, einen Grad der Behinderung von 80 sowie die gesundheitlichen Voraussetzungen f&#252;r den Nachteilsausgleich "aG" festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat sich auf den Inhalt des angefochtenen Bescheides gest&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das SG hat Beweis erhoben durch Einholung eines orthop&#228;dischen Gutachtens von Dr. B ..., eines psychiatrischen Gutachtens von Dr. L .../Dr. H ... - G ... und deren erg&#228;nzender Stellungnahme. Der Sachverst&#228;ndige B ... hat degenerative Ver&#228;nderungen der Wirbels&#228;ule mit wiederkehrenden neurologischen Reizerscheinungen festgestellt und daf&#252;r einen GdB von 10 angenommen. Bez&#252;glich der objektivierbaren schmerzhaften Verspannungen im Bereich der unteren Lendenwirbels&#228;ule sei eine subjektive &#220;berlagerung unverkennbar. Die R&#246;ntgenaufnahmen zeigten dezente degenerative Wirbels&#228;ulenver&#228;nderungen, so da&#223; die geklagte Ichiasneuralgie mit starken Schmerzen durchaus glaubhaft sei. Die &#252;brigen Gelenke seien in einem altersentsprechenden Ausma&#223; zu bewegen, wenngleich in erster Linie nur passiv. Es ergebe sich kein Anhalt f&#252;r eine Bechterew sche Erkrankung. Eine Osteoporose sei durchaus wahrscheinlich. Sie bedinge jedoch keinen GdB. Eine erhebliche und au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung hat der Sachverst&#228;ndige B ... verneint. Die Sachverst&#228;ndigen L .../H ... haben eine histrionische Pers&#246;nlichkeitsstruktur mit Dramatisierung bez&#252;glich der eigenen Person sowie Verlangen nach Anerkennung durch andere und daneben auch anankastische Pers&#246;nlichkeitsanteile mit Perfektionismus, &#252;berm&#228;&#223;iger Gewissenhaftigkeit und Pedanterie beschrieben. Im Vordergrund stehe eine Somatisierungsst&#246;rung mit seit mehreren Jahren anhaltenden multiplen und unterschiedlichen k&#246;rperlichen Symptomen (Wirbels&#228;ulen-, Gelenkbeschwerden, Bauchbeschwerden, Kreislaufkollaps, allergische Reaktionen, vor allem auf D&#252;fte, Schwindel, Herzrasen, brennende Augen, asthmatische Beschwerden, &#220;belkeit, Erbrechen), f&#252;r die keine ausreichende somatische Erkl&#228;rung gefunden worden sei. Begleitend habe sich im Laufe der Jahre eine rezidivierende, inzwischen lang anhaltende, chronifizierte schwere depressive Episode entwickelt mit bedr&#252;ckter Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit und Verminderung des Antriebes sowie erh&#246;hter Erm&#252;dbarkeit und Aktivit&#228;tseinschr&#228;nkung bereits nach nur kleinen Anstrengungen, z.B. durch Erledigung leichtester Hausarbeit. Begleitet werde die Symptomatik durch negative und pessimistische Zukunftsperspektiven, zeitweilig gest&#246;rten Schlaf, gest&#246;rten Appetit mit Gewichtsverlust und massive Einschr&#228;nkung der sozialen und beruflichen Aktivit&#228;ten. Die Kl&#228;gerin habe kaum noch bzw. nur telefonischen Kontakt auch zu nahen Angeh&#246;rigen oder Freunden. Sie lebe nur in ihrem eigenen System. Der depressive Zustand erscheine durch das histrionische Verhalten verdeckt, sei aber dahinter in aller Deutlichkeit sp&#252;rbar und bei exakter Exploration sehr eindr&#252;cklich. F&#252;r das psychiatrische Leiden sei ein GdB mit 80 anzunehmen. Der auf orthop&#228;dischem Fachgebiet festgestellte GdB von 10 f&#252;hre zu keiner Erh&#246;hung. Die Sachverst&#228;ndigen habe eine au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung bejaht. Die Kl&#228;gerin leide zwar nicht an einer organisch begr&#252;ndbaren Gehbehinderung im eigentlichen Sinne, sei also durchaus in der Lage zu laufen. Aufgrund der schweren psychischen Erkrankung, n&#228;mlich der Somatisierungsst&#246;rung, des schweren depressiven Leidens und der Antriebsminderung, sei sie dauerhaft nicht in der Lage, &#252;bliche Wegstrecken zur&#252;ckzulegen, so da&#223; dies einer Gehbehinderung von Querschnittsgel&#228;hmten oder anderen massiv Gehbehinderten gleichkomme. Ihre k&#246;rperliche Belastbarkeit sei als &#228;u&#223;erst gering einzustufen. Insgesamt k&#246;nne sie allenfalls nur kurze Wegstrecken zur&#252;cklegen mit Entfernungen deutlich unter 2 km. Erg&#228;nzend haben die Sachverst&#228;ndigen ausgef&#252;hrt, wenn man streng dem Gesetzestext folge, liege bei der Kl&#228;gerin eine solche Beeintr&#228;chtigung, die einer Gehbehinderung von Querschnittsgel&#228;hmten oder anderen massiv Gehbehinderten gleichkomme, noch nicht dauerhaft vor. Es g&#228;be auch Tage, an denen es ihr besser gehe und sie nicht in dieser Art beeintr&#228;chtigt sei. Sicherlich liege auch keine organische Krankheit vor, die eine solche Einstufung rechtfertige. Dieses beschreibe jedoch gerade das Dilemma, in dem sich die Kl&#228;gerin ohnehin befinde, da&#223; sie selbst und viele der fr&#252;her aufgesuchten &#196;rzte bei der Schwere der Erkrankung nach organischen Ursachen gesucht h&#228;tten und suchten und die Schwere der psychischen St&#246;rungen nicht ber&#252;cksichtigten und dies der Gesetzgeber bisher auch nicht tue, so da&#223; ihr aus dieser Sichtweise, die der Schwere der Erkrankung nicht gerecht werde, das Merkmal "aG" nicht zuerkannt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 25.02.1999 hat das Sozialgericht den Beklagten verurteilt, einen GdB von 80 festzustellen und die auf die Feststellung des Nachteilsausgleichs "aG" gerichtete Klage abgewiesen. F&#252;r die psychische Erkrankung sei unter Ber&#252;cksichtigung der "Anhaltspunkte f&#252;r die &#228;rztliche Gutachtert&#228;tigkeit im sozialen Entsch&#228;digungsrecht und nach dem Schwerbehindertengesetz" (AHP), die f&#252;r schwere soziale Anpassungsschwierigkeiten einen GdB von 80 bis 100 vors&#228;hen, ein GdB von 80 gerechtfertigt. Eine au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung hat das SG verneint, weil die Kl&#228;gerin nicht zu dem in der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zu &#167; 46 Stra&#223;enverkehrsordnung (STVO) genannten Personenkreis geh&#246;re und diesem auch nicht hinsichtlich der Gehf&#228;higkeit gleichzusetzen sei. Dem psychiatrischen Sachverst&#228;ndigen sei insoweit nicht zu folgen, sondern der Auffassung des Bundessozialgerichts (BSG), da&#223; nicht allgemeine Erschwernisse, sondern nur die au&#223;ergew&#246;hnliche Behinderung beim Gehen, die Inanspruchnahme der begrenzt zur Verf&#252;gung stehenden Behindertenparkpl&#228;tze rechtfertige.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 26.03.1999 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 14.04.1999 Berufung eingelegt. Zu deren Begr&#252;ndung hat sie vorgetragen, sie k&#246;nne au&#223;erhalb ihres Kraftfahrzeuges kurze Wegstrecken nur mit gro&#223;er Anstrengung oder fremder Hilfe zur&#252;cklegen, somit sei von einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung auszugehen. Es l&#228;gen auch nicht nur allgemeine Erschwernisse beim Gehen vor, ebensowenig blo&#223;e Antriebsst&#246;rungen. Es handele sich bei ihr vielmehr um ein psychisches Leiden, das in seinen Auswirkungen denen einer ernsthaften organischen Erkrankung gleichkomme.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das Urteil des SG D&#252;sseldorf vom 26. Februar 1999 abzu&#228;ndern und den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom 14. November 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 08. Januar 1996 zu verurteilen, die gesundheitlichen Voraussetungen f&#252;r die Zuerkennung des Nachteilsausgleichs "au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung" (Merkzeichen aG) festzustellen, hilfsweise, die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung gegen das Urteil des Sozialgerichts D&#252;sseldorf vom 26. Februar 1999 zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er hat auf die Rechtsprechung des BSG verwiesen, wonach eine au&#223;ergew&#246;hnliche Gehbehinderung nur vorliege, wenn die M&#246;glichkeit der Fortbewegung in einem hohen Ma&#223;e eingeschr&#228;nkt sei, wobei ausdr&#252;cklich auf die Behinderungen beim Gehen abzustellen sei. Die psychischen Leiden der Kl&#228;gerin wirkten sich auf die Gehf&#228;higkeit nicht funktional aus, so da&#223; eine Gleichstellung mit dem in den stra&#223;enverkehrsrechtlichen Vorschriften genannten Personenkreis nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Sozialgericht die Klage, soweit diese auf die Zuerkennung des Nachteilsausgleichs "aG" gerichtet war, abgewiesen. Der angefochtene Bescheid vom 14.11.1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 08.01.1996 beschwert die Kl&#228;gerin insoweit nicht im Sinne des &#167; 54 Abs. 2 Sozialgerichtsgesetz (SGG). Der Bescheid ist rechtm&#228;&#223;ig. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf die Zuerkennung des Nachteilsausgleichs "aG".</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 4 Schwerbehindertengesetz (SchwbG) hat das Versorgungsamt die Voraussetzungen f&#252;r diesen Nachteilsausgleich festzustellen und das Merkzeichen "aG" in den Schwerbehindertenausweis einzutragen (&#167; 3 Abs.1 Nr. 3 der Ausweisverordnung Schwerbehindertengesetz - SchwbAwV - i.v.m. &#167; 6 Abs. 1 Nr. 14 Stra&#223;enverkehrsgesetz - StVG -). Wer als au&#223;ergew&#246;hnlich gehbehindert anzusehen ist, legt das Schwerbehindertenrecht nicht fest. Es verweist hierzu auf den durch stra&#223;enverkehrsrechtliche Vorschriften definierten Begriff. Danach ist au&#223;ergew&#246;hnlich gehbehindert, wer sich wegen der Schwere seines Leidens dauernd nur mit fremder Hilfe oder nur mit gro&#223;er Anstrengung au&#223;erhalb seines Fahrzeuges bewegen kann. Hierzu z&#228;hlen: Querschnittsgel&#228;hmte, Doppeloberschenkelamputierte, Doppelunterschenkelamputierte, H&#252;ftexartikulierte und einseitig Oberschenkelamputierte, die dauernd au&#223;erstande sind, ein Kunstbein zu tragen, oder nur eine Beckenkorbprothese tragen k&#246;nnen oder zugleich unterschenkel- oder armamputiert sind, sowie andere Schwerbehinderte, die nach versorgungsrechtlicher Feststellung, auch aufgrund von Erkrankungen, die dem vorstehend aufgef&#252;hrten Personenkreis gleichzustellen sind (allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Stra&#223;enverkehrsordnung - VwV - StVO vom 19.03.1992 zu &#167; 46 Abs. 1 Nr. 11 Stra&#223;enverkehrsordnung - StVO -).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zu dem in der VwV - StVO - ausdr&#252;cklich genannten Personenkreis geh&#246;rt die Kl&#228;gerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie ist diesem auch nicht gleichzustellen. Eine Gleichstellung setzt voraus, da&#223; bei dem Behinderten, der die Anerkennung als au&#223;ergew&#246;hnlich Gehbehinderter anstrebt, in funktioneller Hinsicht eine Einschr&#228;nkung vorliegt, die der Einschr&#228;nkung entspricht, die bei dem ausdr&#252;cklich bezeichneten Personenkreis der au&#223;ergew&#246;hnlich Gehbehinderten regelm&#228;&#223;ig vorliegt, d.h. er mu&#223; in seiner Gehf&#228;higkeit ebenso eingeschr&#228;nkt sein. Aus dem in der genannten Verwaltungsvorschrift enthaltenen Hinweis auf den "vorstehend angef&#252;hrten Personenkreis" folgt, da&#223; die Auswirkungen der bei der Kl&#228;gerin vorliegenden Gesundheitsst&#246;rungen denen des genannten Personenkreises funktionell gleichzuachten sind. Der Leidenszustand mu&#223; also ebenfalls wegen einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Behinderung beim Gehen die Fortbewegung auf das schwerste einschr&#228;nken (BSG, Urteil vom 13.12.1994 - 9 RVs 3/94 - in: SozR 3-3870 &#167; 4 SchwbG Nr. 11; BSG, Urteil vom 17.12.1997 - 9 RVs 16/96 - in: SozR 3-3870 &#167; 4 SchwbG Nr. 22). Der Kl&#228;gerin mu&#223; der unausweisliche Fu&#223;weg zwischen einem ordnungsm&#228;&#223;ig haltenden oder parkenden Fahrzeug und dem angestrebten Ziel in &#228;hnlicher Weise au&#223;erordentlich schwerfallen wie den ausdr&#252;cklich genannten Personen. Dabei ist jedoch zu beachten, da&#223; jede Ausweitung des Kreises der Berechtigten sich nachteilig auf den zu sch&#252;tzenden Personenkreis auswirken w&#252;rde. Denn innerst&#228;dtische Parkfl&#228;chen k&#246;nnen nicht beliebig vermehrt werden. Im Interesse aller Verkehrsteilnehmer mu&#223; m&#246;glichst an deren Gleichberechtigung festgehalten werden (BSG, Urteil vom 29.01.1992 - 9 a RVs 4/90 in: br. 1992, Seite 91 ff.; BSG, Urteil vom 17.12.1997 aaO). Die geforderte gleichstarke Beeintr&#228;chtigung der Kl&#228;gerin wie bei den in der VwV - StVO - aufgef&#252;hrten Personen ist vorliegend nicht nachgewiesen. Die Kl&#228;gerin ist durchaus in der Lage sich fortzubewegen. Der Sachverst&#228;ndige Baumgardt hat ihr Gangbild als normal ohne erkennbares Hinken beschrieben. Er hat auf seinem Fachgebiet lediglich degenerative Wirbels&#228;ulenver&#228;nderungen mit wiederkehrenden Reizerscheinungen festgestellt, die er mit einem GdB von 10 bewertet hat. Zu Bewegungen, die der &#220;berpr&#252;fung des Fu&#223;bodenabstandes und der Schober und Ott schen Zeichen dienen sollten, sah sich die Kl&#228;gerin au&#223;erstande. Beeintr&#228;chtigungen des Bewegungsapparates hat der Sachverst&#228;ndige bei der von ihm vorgenommenen - passiven - Beweglichkeits&#252;berpr&#252;fung nicht festgestellt. Die Beweglichkeit der H&#252;ft-, Knie- und Sprunggelenke entsprach den in den AHP 1996 Nr. 8 (Seite 15) angegebenen normalen Bewegungsausma&#223;en. Die Behauptung der Kl&#228;gerin, der Sachverst&#228;ndige habe die &#220;berpr&#252;fung der Bewegungsf&#228;higkeit "gegen den nat&#252;rlichen Schmerzwiderstand mit Gewalt" durchgef&#252;hrt und sie h&#228;tte wegen der bei der Untersuchung verursachten Brustwirbelblockierung mit Akkupunktur behandelt werden m&#252;ssen, ist unerheblich. Denn da&#223; die Kl&#228;gerin ihre Gehwerkzeuge benutzen kann, wird auch von den Sachverst&#228;ndigen L .../H ... best&#228;tigt, die die Kl&#228;gerin jedoch aufgrund der bei ihr vorliegenden ausgepr&#228;gten Antriebsminderung und einer als &#228;u&#223;erst gering einzustufenden k&#246;rperlichen Belastbarkeit nur noch f&#252;r in der Lage erachtet haben, allenfalls kurze Wegstrecken mit Entfernungen deutlich unter 2 km zur&#252;ckzulegen. Derartige, durch psychische Leiden bedingte St&#246;rungen rechtfertigen die Gleichsetzung mit dem in der VwV - StVO - angef&#252;hrten Personenkreis ebenfalls nicht. Denn diese Beeintr&#228;chtigungen bewirken nicht, da&#223; die Beine und F&#252;&#223;e die ihnen zukommende Funktion der Fortbewegung nicht oder nur unter besonderen Erschwernissen erf&#252;llen (BSG, Urteil vom 17.12.1997 aaO). Abgesehen davon erf&#252;llt eine "allenfalls kurze Wegstrecke mit Entfernungen deutlich unter 2 km", zu deren Zur&#252;cklegung die Sachverst&#228;ndigen L .../H ... die Kl&#228;gerin noch f&#252;r in der Lage erachtet haben, angesichts der Auffassung des BSG, eine Gehf&#228;higkeit von 200 m reiche nicht aus (Beschluss vom 15.02.1995 - 9 BH Vs 1/94), nicht die Voraussetzungen einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung. Auch die Kl&#228;gerin selbst hat vorgetragen, im Sommer 300 bis 500 m gehen zu k&#246;nnen, sofern keine Allergene einwirkten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin nach ihrem eigenen Vortrag bei schubweise auftretenden Schwindelzust&#228;nden, Kreislaufschw&#228;che sowie Tetanieanf&#228;llen, mit denen sie jederzeit rechnen m&#252;sse, im Sommer bei Allergeneinwirkung und im Winter wegen der K&#228;lte nicht in der Lage ist, auch nur kleine Entfernungen zur&#252;ckzulegen, rechtfertigt die erforderliche Gleichstellung unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung des BSG ebenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Im Falle eines Behinderten, bei dem ein hirnorganisches Anfallsleiden als Funktionsst&#246;rung festgestellt worden war, hat das BSG (Urteil vom 29.01.1992 aaO) die dauernde Gefahr des Eintrittes einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehunf&#228;higkeit ein Fortbestehen derselben nicht gleichgeachtet. Gef&#228;hrdungen dieser Art best&#252;nden bei zahllosen Behinderten mit hirnorganischen Anfallsleiden sowie bei unz&#228;hligen Personen mit anderen Erkrankungen, die gelegentlich zu einem anfallsartigen Zusammenbruch f&#252;hrten. Diese Personen k&#246;nnten die notwendigen Strecken zwischen dem vorschriftsm&#228;&#223;ig abgestellten Kraftfahrzeug und ihrem jeweiligen Ziel zur&#252;cklegen, wenn auch manche unter Umst&#228;nden mit gewissen M&#252;hen. Wenn die Parkverg&#252;nstigung auf sie ausgedehnt w&#252;rde, widerspr&#228;che das dem dargelegten Zweck der Ausnahmegenehmigung. Falls einmal unmittelbar vor oder nach Verlassen eines Kraftfahrzeuges ein Anfall auftr&#228;te und Gehunf&#228;higkeit verursachte, best&#252;nde ein Notfall, der nach allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen zu einem straffreien Abweichen von der f&#252;r alle Verkehrsteilnehmer bestehenden Parkregelung berechtigte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Berufung konnte nach alledem kein Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 192, 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 192 kann das Gericht einem Beteiligten, der durch Mutwillen dem Gericht Kosten verursacht hat, diese ganz oder teilweise auferlegen. Mutwillen eines Beteiligten liegt vor, wenn er die Erfolglosigkeit weiterer Proze&#223;f&#252;hrung kennt und entgegen seiner besseren Einsicht von weiterer Rechtsverfolgung nicht Abstand nimmt (Vgl. dazu BSG, Urteil vom 19.06.1961 - 3 RK 67/60 - in: SozR Nr. 4 zu &#167; 192 SGG; BSG, Urteil vom 14.08.1986 - 2 BU 39/86 - in: HV - Info 1986, 1516 - 1519). Auch derjenige, der eine mit Nachweisen belegte Rechtsauffassung durch ein Rechtsmittel bek&#228;mpft, ohne die Nachweise auch nur zur Kenntnis zu nehmen, handelt mutwillig (BSG, Beschluss vom 14.08.1992 - 9 b BAR 14/92 -).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Hier hat der Senat von dieser M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht, weil die Kl&#228;gerin trotz Einsicht in die Erfolglosigkeit der Proze&#223;f&#252;hrung auf der weiteren Rechtsverfolgung bestanden hat. Mit der Kl&#228;gerin sind die Sach- und Rechtslage sowie die einschl&#228;gigen Entscheidungen des BSG eingehend er&#246;rtert worden. Ihr ist mitgeteilt worden, da&#223; und weshalb ihre Berufung keinen Erfolg haben und die Revision nicht zugelassen werden w&#252;rde. Der Senat hat aufgrund des Verhaltens der Kl&#228;gerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung die &#220;berzeugung gewonnen, da&#223; sie, die als Rechtspflegerin beruflich t&#228;tig war, die Erfolglosigkeit der Proze&#223;f&#252;hrung nach Beratung mit ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten eingesehen und entgegen dieser Einsicht von der weiteren Rechtsverfolgung keinen Abstand genommen hat. Sachgerechte Gr&#252;nde f&#252;r ihr Verhalten hat sie nicht angegeben, so da&#223; die Fortf&#252;hrung des Streitverfahrens nur als mutwillig angesehen werden kann. Deswegen ist die Anwendung des &#167; 192 SGG geboten. Die Gemeinschaft der Steuerzahler ist von einer mi&#223;br&#228;uchlichen Ausnutzung der grunds&#228;tzlichen Kostenfreiheit des sozialgerichtlichen Verfahrens zu sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zu den Kosten, die einem Beteiligten nach &#167; 192 SGG auferlegt werden k&#246;nnen, geh&#246;ren auch die Kosten der Gerichtshaltung, die bei sachgerechtem Verhalten der Kl&#228;gerin vermieden worden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da es sich insoweit um eine Schadensersatzregelung handelt, kann ihre H&#246;he nach &#167; 202 SGG i.V.m. &#167; 287 Zivilproze&#223;ordnung gesch&#228;tzt werden (BSG, Urteil vom 14.08.1986 a.a.O.; Schleswig-Holsteinisches LSG, SGb 1980, 309, 310 mit Anmerkung von Hommel 314). Die Senatsberatung, Urteilsverk&#252;ndung und -begr&#252;ndung, die weitere richterliche und verwaltungsm&#228;&#223;ige Bearbeitung, Urteilsabsetzung, Herstellen und Zustellen der Urteilsausfertigungen sowie die Abschlu&#223;arbeiten der Gesch&#228;ftsstelle verursachen zus&#228;tzliche Aufwendungen, deren tats&#228;chliche H&#246;he erheblich &#252;ber dem vorsorglich auf 700,00 DM begrenzten Teilbetrag liegt (vgl. dazu Urteil des LSG NRW vom 11.11.1987 - L 12 Ar 158/85 - m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brige Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Revision war nicht zuzulassen (&#167; 160 Abs. 2 SGG).</p>
114,346
olgk-1999-09-08-5-u-3599
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 35/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-11T10:39:12
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0908.5U35.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 01.02.1999 - 9 O 218/98 - wird zurückgewiesen. Die Klägerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin bleibt in der Sache ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage - mit zutreffender Begr&#252;ndung - zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin ist in zweiter Instanz unter den Parteien nicht mehr umstritten; jedenfalls ist die Beklagte hierauf im Rahmen ihrer Berufungserwiderung nicht mehr konkret eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst greifen die formalen R&#252;gen der Kl&#228;gerin nicht durch. Erst nach Durchf&#252;hrung der Beweisaufnahme hat der Zeuge N. mit Faxschreiben nebst pers&#246;nlichem Anschreiben weitere Behandlungsunterlagen dem Gericht &#252;bersandt, ohne dass die Kl&#228;gerin diese zum Gegenstand ihres Vortrages gemacht h&#228;tte. Einer Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung bedurfte es deshalb nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat das Landgericht in der Sache zu Recht entschieden, dass die Kl&#228;gerin den Nachweis daf&#252;r, dass die seitens des Zeugen N. durchgef&#252;hrte umf&#228;ngliche zahnprothetische Versorgung medizinisch erforderlich war, nicht gef&#252;hrt hat. Eine solche medizinische Erforderlichkeit ergibt sich auch nicht aus den von der Kl&#228;gerin nunmehr in zweiter Instanz zum Gegenstand ihres Berufungsvorbringens gemachten, seitens des Zeugen N. eingereichten Behandlungsunterlagen, wobei es insoweit keiner Beweisaufnahme durch Einholung eines weiteren Sachverst&#228;ndigengutachtens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Aus diesen Unterlagen (Bl. 181-209 d.A.) ergeben sich n&#228;mlich gegen&#252;ber dem erstinstanzlichen Vorbringen und den dort bereits vorliegenden Unterlagen keine durchgreifenden neuen Gesichtspunkte, die zu einer weitergehenden Beweisaufnahme Veranlassung geben k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im wesentlichen beinhalten diese Unterlagen Funktionsanalysen und deren Auswertung, aus welchen sich mit Deutlichkeit ergibt, dass Behandlungsziel der gesamten Behandlung in erster Linie die "Entfernung von Metallen" war.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber beinhalten die Unterlagen keinerlei R&#246;ntgenaufnahmen oder aber Bissabformungen oder sonstige konkrete Unterlagen dazu, dass und aufgrund welcher Umst&#228;nde der Zahnarzt N. Veranlassung h&#228;tte haben k&#246;nnen, von einer schleichenden Palladiumvergiftung der Beklagten auszugehen und vor diesem Hintergrund eine komplette zahnprothetische Neuversorgung durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin insbesondere in zweiter Instanz darauf abgestellt hat, die umf&#228;ngliche Neuversorgung sei insbesondere deshalb erforderlich gewesen, weil bei der Beklagten eine Karieslage gegeben gewesen sei und au&#223;erdem Inlays herausgefallen seien, so hat bereits der erstinstanzliche Sachverst&#228;ndige hierzu spezifiziert und nachvollziehbar dargetan, dass jedenfalls nach den vom Zeugen N. durchgef&#252;hrten Ma&#223;nahmen &#252;berhaupt keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r eine Karies und auch nicht f&#252;r eine Erneuerungsbed&#252;rftigkeit der Gebisssituation erkennbar waren, wobei ohnehin schon &#252;beraus fragw&#252;rdig erscheint, ob eine Karieslage Veranlassung f&#252;r eine komplette Neuversorgung geben kann. H&#228;tte bei der Beklagten tats&#228;chlich eine derart massive Karies vorgelegen, so w&#228;re diese auch als solche behandlungsbed&#252;rftig gewesen. Den gesamten vorgelegten Unterlagen sind jedoch nicht die geringsten Anhaltspunkte daf&#252;r zu entnehmen, dass tats&#228;chlich eine unmittelbare Kariesbehandlung durchgef&#252;hrt worden ist. Unstreitig ist eine solche jedenfalls nicht in Rechnung gestellt worden, und es sprechen &#252;berhaupt keine vern&#252;nftigen und nachvollziehbaren Gesichtspunkte daf&#252;r, dass ein Zahnarzt durchgef&#252;hrte Behandlungsma&#223;nahmen dem Patienten nicht in Rechnung stellt. Dass insoweit eine Liquidierung erfolgt ist, hat der Zeuge N. und hat insbesondere auch die Kl&#228;gerin selbst nicht behauptet, sondern vielmehr einger&#228;umt, dass eine Kariesbehandlung nicht abgerechnet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Soweit Inlays herausgefallen sein sollten, so ist dem Senat aus einer Reihe von F&#228;llen mit entsprechendem Behandlungsgegenstand bekannt, dass solche Inlays entweder jeweils einzeln wieder eingef&#252;gt oder aber neu erstellt werden k&#246;nnen, ohne dass hiernach ein Behandlungsumfang in Richtung auf eine komplette Neuversorgung erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Was die weiteren vorliegenden Behandlungsunterlagen des Zahnarztes N. anbetrifft, so beschr&#228;nken diese sich im wesentlichen auf eine Anamnese, ohne dass diese, jedenfalls soweit aus den vorliegenden Unterlagen ersichtlich ist, durch eigene konkrete Feststellungen des Zahnarztes verifiziert worden w&#228;re. Der Zeuge N. hat es ersichtlich verabs&#228;umt, die Gebisssituation nach der erst ca. zwei Jahre vorher erfolgten Neuversorgung in einer Weise zu dokumentieren, die geeignet w&#228;re, R&#252;ckschl&#252;sse auf deren Qualit&#228;t zu ziehen. Gerade wenn die Vorversorgung mangelhaft und umf&#228;nglich erneuerungsbed&#252;rftig gewesen w&#228;re, h&#228;tte es &#252;beraus nahegelegen, dies in einer nachvollziehbaren Weise in den Behandlungsunterlagen kenntlich zu machen. Dies ist jedoch gerade nicht geschehen. Die von der Kl&#228;gerin insbesondere auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hervorgehobene "Umkringelung" mehrerer Z&#228;hne in dem formularm&#228;&#223;igen Zahnschema als Hinweis auf diesbez&#252;gliche sichtbare Karies, reicht in keiner Weise aus, um insoweit eine umf&#228;ngliche Behandlungsbed&#252;rftigkeit darzutun, zumal in keiner Weise erkennbar ist, dass diese angemerkte Karies "auf Sicht" &#252;berhaupt tats&#228;chlich vorgelegen hat. Soweit ferner darauf hingewiesen worden ist, es habe der Verdacht bestanden, dass auch weitergehende, nicht auf Sicht erkennbare Karies vorhanden gewesen sei, ist auch diese Vermutung aus den Behandlungsunterlagen in keiner Weise nachvollziehbar und in geeigneter Weise dokumentiert, so dass auch insoweit eine umf&#228;ngliche Behandlungsbed&#252;rftigkeit in keiner Weise ersichtlich ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die von dem Zeugen N. vorgelegten, farblich ersichtlich verf&#228;lschten Fotos bieten nach den in jeder Hinsicht &#252;berzeugend erscheinenden Ausf&#252;hrungen des erstinstanzlichen Sachverst&#228;ndigen insbesondere auch anl&#228;sslich seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung vor der Kammer des Landgerichts keine hinreichende Grundlage f&#252;r diesbez&#252;gliche Erkenntnisse und w&#228;ren demzufolge auch f&#252;r eine weitere Begutachtung durch einen Sachverst&#228;ndigen unergiebig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insoweit greift auch die R&#252;ge der Kl&#228;gerin, was die Vorgehensweise des erstinstanzlichen Sachverst&#228;ndigen anbetrifft, nicht. Unstreitig hat dieser den Zeugen N. mit Schreiben vom 15.10.1998 aufgefordert, ihm im einzelnen aufgef&#252;hrte Behandlungsunterlagen zu &#252;bermitteln. Wenn statt dessen der Zeuge dem Sachverst&#228;ndigen nur eine eigene Beurteilung der Behandlungssituation &#252;bermittelte und die angeforderten Behandlungsunterlagen nicht beif&#252;gte, so hatte der Sachverst&#228;ndige keine Veranlassung, insoweit weiter nachzufragen; vielmehr konnte und musste er davon ausgehen, dass entweder bei dem Zeugen N. keine weiteren Unterlagen vorhanden waren oder aber dieser nicht willens war, diese vorzulegen. Ersichtlich diente das Schreiben des Zeugen N. nur dazu, dem Sachverst&#228;ndigen die eigene Sicht der Dinge des Zeugen N. zu vermitteln, ohne dies durch eigene Behandlungsunterlagen in ausreichendem Ma&#223;e zu dokumentieren. Schon vor diesem Hintergrund aber auch angesichts des Umstandes, dass die nunmehr vorliegenden Behandlungsunterlagen &#252;berhaupt keine neuen Gesichtspunkte erbringen, er&#252;brigte sich eine weitere Beweisaufnahme durch Einholung eines weiteren Sachverst&#228;ndigengutachtens.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine Vernehmung des behandelnden Arztes, des Zeugen N., zur Frage der Indikation und Mangelhaftigkeit bzw. Mangelfreiheit seiner Arbeit kommt nicht in Betracht, jedenfalls dann nicht, soweit diese Frage der medizinischen Erforderlichkeit der durchgef&#252;hrten Behandlung grunds&#228;tzlich durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten gekl&#228;rt werden kann und zu kl&#228;ren ist. Gerade dies ist aber bereits in erster Instanz mit einem f&#252;r die Kl&#228;gerin negativen Ergebnis erfolgt, ohne dass im Berufungsverfahren neue, zu einer weiteren Beweisaufnahme Veranlassung gebende Umst&#228;nde aufgezeigt und durch Behandlungsunterlagen belegt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin war deshalb mit der Kostenfolge des &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin: 22.059,68 DM.</p>
114,347
olgk-1999-09-08-13-u-4299
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 42/99
1999-09-08T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-11T10:39:13
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0908.13U42.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 4. Februar 1999 - 18 O 148/98 - wird zurückgewiesen. Die Klägerin hat die Kosten der Berufung zu tragen. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin wendet sich im Ergebnis ohne Erfolg dagegen, da&#223; das Landgericht die von der Kl&#228;gerin mit 18.440,55 DM geltend gemachte - streitige - Restwerklohnforderung bereits daran hat scheitern lassen, da&#223; die Kl&#228;gerin auf weitergehende Anspr&#252;che wirksam verzichtet hat. Die Restwerklohnforderung der Kl&#228;gerin ist jedenfalls mit der Einl&#246;sung des zweiten Schecks &#252;ber 15.000,00 DM, den die Beklagten ihr mit Schreiben vom 12.03.1998 &#252;bersandt haben, erloschen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Berufung r&#252;gt allerdings mit Recht, da&#223; das angefochtene Urteil auf verfahrensfehlerhafter Grundlage ergangen sei. Das Landgericht h&#228;tte nicht ohne Vernehmung des Bauleiters T. entscheiden d&#252;rfen; jedenfalls h&#228;tte es sich durch Nachfrage vergewissern m&#252;ssen, wenn es die im Haupttermin zu Protokoll genommene Erkl&#228;rung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin, "auf den Zeugen T. f&#252;r diese Instanz nicht verzichten" zu wollen, nicht als gegenbeweisliche Benennung dieses Zeugen verstehen zu m&#252;ssen glaubte.</li> </ol> <span class="absatzRechts">4</span><ol class="absatzLinks" type="a"> <li>Die Beklagten hatten bereits mit Schriftsatz vom 18.08.1998 auf eine Vernehmung des von ihnen f&#252;r die Vereinbarung vom 29.01.1998 als Zeuge benannten Bauleiters T. verzichtet, sofern dem Gericht die urkundenbeweisliche Verwertung des Protokolls &#252;ber die Vernehmung dieses Zeugen im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren vor derselben Kammer (allerdings in anderer Besetzung) gen&#252;ge. Der Zeuge wurde daraufhin durch proze&#223;leitende Verf&#252;gung zum Haupttermin geladen (unter Anforderung eines entsprechenden Kostenvorschusses der Beklagten). Da er nicht zum Termin erschienen ist, erging gegen ihn ein Ordnungsmittelbeschlu&#223;. Nach vergeblichen Vergleichsbem&#252;hungen des Gerichts wies der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin auf das gegen den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin anh&#228;ngige, auf eine Anzeige der Beklagten wegen Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren beruhende Ermittlungsverfahren (11 Js 359/98 StA Bonn) hin und beantragte die Aussetzung des Zivilrechtsstreits wegen Vorgreiflichkeit jenes Ermittlungsverfahrens. Als die Kammer daraufhin in Aussicht stellte, &#252;ber den Aussetzungsantrag "in einem gesonderten Termin - ggfls. auch in einem Urteil" zu entscheiden, kam es zu der Erkl&#228;rung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin, auf den Zeugen T. nicht verzichten zu wollen.</li> <li>Unter diesen Umst&#228;nden ist bereits die Annahme der Kammer verfehlt, der Bauleiter T. sei von den Beklagten nicht mehr als Zeuge f&#252;r die von ihnen behauptete Vereinbarung vom 29.01.1998 benannt und damit nicht mehr als Beweismittel in das Verfahren eingebracht. Die Erkl&#228;rung der Beklagten, auf eine Vernehmung des Zeugen vor dem Proze&#223;gericht zu verzichten, falls das Gericht den Beweis bereits aufgrund urkundenbeweislicher Verwertung als erbracht ansehe, ist kein Verzicht auf den Zeugen i.S.d. &#167; 399 ZPO, sondern lediglich ein Verzicht auf die Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme (&#167; 355 Abs.1 ZPO) unter hilfsweiser Aufrechterhaltung des Zeugenbeweisangebotes. Die Erkl&#228;rung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin, nicht auf den Zeugen verzichten zu wollen, w&#228;re sinnlos, wenn man sie nicht als gegenbeweisliche Benennung des Zeugen verstehen w&#252;rde. Der urkundenbeweislichen Verwertung konnte die Kl&#228;gerin nicht widersprechen und hat sie auch nicht widersprochen, so da&#223; sich die Frage, ob ein solcher Widerspruch allein bereits als (gegenbeweislicher) Antrag auf Vernehmung des Zeugen zu verstehen w&#228;re (verneinend z.B. BGH VersR 1970, 322) oder jedenfalls dem Gericht gem&#228;&#223; &#167; 139 Abs.1 ZPO Veranlassung zu einer Nachfrage geben m&#252;&#223;te (so z.B. OLG K&#246;ln, VersR 1993, 1366), nicht stellt. Da prozessuale Erkl&#228;rungen grunds&#228;tzlich so auszulegen sind, da&#223; sie einen Sinn ergeben, w&#228;re unter den dargestellten Umst&#228;nden eine klarstellende Nachfrage des Gerichts unabweisbar geboten gewesen, wenn die Kammer die Erkl&#228;rung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin nicht eindeutig als konkludenten Antrag auf Vernehmung des Zeugen ansah.</li> </ol> <span class="absatzRechts">5</span><ol class="absatzLinks" start="2"> <li>Einer Beweisaufnahme zu der strittigen Vereinbarung vom 29.01.1998 bedarf es indessen deshalb nicht, weil sich die Kl&#228;gerin jedenfalls aufgrund der Einl&#246;sung des ihr mit Einschreiben der Beklagten vom 12.03.1998 &#252;bersandten zweiten Schecks &#252;ber 15.000,00 DM so behandeln lassen mu&#223;, als habe sie diese Vereinbarung nachtr&#228;glich best&#228;tigt.</li> </ol> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">In ihrem Schreiben vom 12.03.1998 haben die Beklagten erneut - wie schon zuvor mit Schreiben vom 11.02.1998 - aus ihrer Sicht das Ergebnis des Gespr&#228;chs vom 29.01.1998 dargestellt. Weiter hei&#223;t es in jenem Schreiben: "<i>Den ersten Teil unserer vereinbarten Ratenzahlung erf&#252;llten wir durch die Zahlung vom 29. Januar 1998. Zum Ausgleich der zweiten Teilzahlung und somit Abschlu&#223; unseres Vergleichs erhalten Sie anliegend einen Verrechnungsscheck in H&#246;he von DM 15.000. Hiermit sind alle gegenseitigen Forderungen mit Ausnahme derer aus Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;chen erf&#252;llt und ausgeglichen, was auch Sie durch Annahme dieses Schecks und dessen Einl&#246;sung noch einmal ausdr&#252;cklich best&#228;tigen"</i>.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin hat zwar durch Antwortschreiben ihres Gesch&#228;ftsf&#252;hrers vom 13.03.1998 erkl&#228;rt, weiterhin auf der Begleichung ihrer Gesamtforderung zu bestehen. Das schlie&#223;t es aus, die Einziehung des Schecks im Sinne einer Best&#228;tigung der von den Beklagten behaupteten Vereinbarung oder als Annahme eines in dem Schreiben der Beklagten zu sehenden Vergleichsangebotes zu deuten. Eine andere Frage ist es, ob sich die Kl&#228;gerin nicht aufgrund ihres Verhaltens jedenfalls so behandeln lassen mu&#223;, als sei ein solcher Vergleich oder Erla&#223;vertrag zustande gekommen. Dies ist unter den vorliegenden Umst&#228;nden zu bejahen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks" type="a"> <li>Aus dem Schreiben der Beklagten ergab sich unmi&#223;verst&#228;ndlich, da&#223; die Kl&#228;gerin von dem beigef&#252;gten Scheck nur Gebrauch machen durfte, wenn sie akzeptierte, da&#223; damit alle gegenseitigen Forderungen mit Ausnahme derer aus Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;chen erf&#252;llt und ausgeglichen sind. Der Empf&#228;nger eines solchen Schreibens verh&#228;lt sich mit der Einl&#246;sung des Schecks grunds&#228;tzlich nur dann rechtm&#228;&#223;ig und redlich, wenn er auch die Voraussetzungen akzeptiert, an die der Absender sie gekn&#252;pft hat (vgl. BGH NJW-RR 1986, 415; BGH NJW 1990, 1656). Ausweislich seines Schreibens vom 13.03.1998, das auf das Schreiben der Beklagten vom 12.03.1998 Bezug nimmt, hat der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin dessen Inhalt zur Kenntnis genommen. Er mu&#223; sich daher dessen bewu&#223;t gewesen sein, da&#223; er den Scheck nur annehmen und einl&#246;sen durfte, wenn er die hieran im Schreiben der Beklagten gekn&#252;pfte Bedingung akzeptierte. Die Erkl&#228;rung eines gegenteiligen Willens gleicht der Abgabe einer Willenserkl&#228;rung unter dem geheimen Vorbehalt, sie solle nicht gelten, und ist daher entsprechend &#167; 116 BGB rechtlich unbeachtlich (so auch BGH NJW-RR 1986, 415 und OLG Hamm, NJW-RR 1998, 1662). Im Ergebnis gleich bleibt es, wenn man das Erkl&#228;rungsverhalten des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Kl&#228;gerin als sog. "protestatio facto contraria" (Verwahrung gegen die Deutung des eigenen Verhaltens als Willenserkl&#228;rung bestimmten Inhalts) dem Anwendungsbereich des &#167; 242 BGB zurechnet und deshalb die Kl&#228;gerin so behandelt, als sei der Vergleich (oder Erla&#223;vertrag) zustande gekommen (in BGH NJW-RR 1987, 937 ist dies nur deshalb verneint worden, weil die Scheck&#252;bersendung dort mit einem Angebot zum Abschlu&#223; eines Treuhandvertrages verbunden war und es nicht vertretbar erschien, den Empf&#228;nger unter Berufung auf Treu und Glauben "in die Pflichten eines Treuhandvertrages hineinzuzwingen").</li> <li>Es liegen hier keine Umst&#228;nde vor, welche die Annahme rechtfertigen k&#246;nnen, da&#223; die Kl&#228;gerin unbewu&#223;t in eine sog. "Erla&#223;falle" heineingelockt worden ist, wie sie unter Ausnutzung der oben angef&#252;hrten BGH-Rechtsprechung zunehmend von "pfiffigen" Schuldnern aufgebaut wurde, um sich durch Scheck&#252;bersendungen mit v&#246;llig unrealistischen Vergleichsangeboten, die in krassem Mi&#223;verh&#228;ltnis zu unstreitigen oder gar titulierten Forderungen des Gl&#228;ubigers standen, von ihrer Schuld "freizutricksen" (E. Schneider, "Der Trick mit dem Scheck", MDR 1999, 195 f.; OLG M&#252;nchen, MDR 1998, 1236; OLG Dresden, WM 1999, 488 m.w.Nachw.). Unstreitig hatte hier am 29.01.1998 eine Verhandlung zwischen den Parteien - in Anwesenheit des Bauleiters T. - stattgefunden mit dem Ziel einer Einigung &#252;ber die noch offenen Restwerklohnforderungen der Kl&#228;gerin. Unstreitig ist auch, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin hierbei durchaus zu einem - dem Umfang nach allerdings streitigen -Nachla&#223; unter Einschlu&#223; der angek&#252;ndigten Nachtragsforderungen bereit war. Auf die Mahnung der Kl&#228;gerin vom 09.02.1998 &#252;ber eine Restforderung in H&#246;he von 15.965,31 DM aus den beiden Hauptrechnungen vom 30.12.1997 (nach Abzug des Schecks vom 29.01.1998) haben die Beklagten mit Schreiben vom 11.02.1998 das "Ergebnis unserer Vereinbarung vom 29. Januar 1998" wie folgt festgehalten:</li> </ol> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">"1. eine angemessene Reduzierung der Schlu&#223;zahlung auf insgesamt 30.000 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">2. Zahlung in zwei Raten, und zwar</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a) sofort 15.000 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b) bis sp&#228;testens in drei Monaten - ohne jegliche Zinsvereinbarung - die restlichen 15.000 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nachdem wir die erste Rate fristgem&#228;&#223; geleistet haben und seit unserem Gespr&#228;ch noch keine 14 Tage vergangen sind, ist uns Ihr vorbezeichnetes Mahnschreiben v&#246;llig unverst&#228;ndlich........ Wir gehen daher davon aus, da&#223; Ihnen ein Versehen unterlaufen ist."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kl&#228;gerin hat hierauf kommentarlos mit weiteren Mahnungen und der Erteilung einer Zusatzrechnung vom 28.02.1998 reagiert. Die Beklagten haben hierzu in dem bereits oben auszugsweise zitierten Schreiben vom 12.03.1998 angemerkt:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">"Ihre aktuellen Rechnungslegungen, die wenig bis nichts mit unserer Vereinbarung zu tun haben, werden wir im Sinne unseres Vergleichs unbeachtet lassen. Abschlie&#223;end d&#252;rfen wir vielleicht noch erw&#228;hnen, da&#223; unser Architekt uns davon abriet, diesen Kompromi&#223; mit ihnen einzugehen, weil er der Meinung ist, da&#223; wir mit der versprochenen und hiermit auch geleisteten Zahlung (immerhin insgesamt 50.050 DM) zuviel Entgegenkommen bewiesen h&#228;tten, weil ihre tats&#228;chlich gerechtfertigte Forderung doch deutlich unter der Gesamtsumme zur&#252;ckbliebe. Da aber der Sinn eines Kompromisses wohl immer der ist, da&#223; beide Seiten aufeinander zugehend "etwas dazu tun" und zur Vermeidung eines Streits beitragen, haben wir diesen Rat nicht befolgt, vielmehr den Kompromi&#223; geschlossen und ihn auch gehalten. Nun ist es an Ihnen, dies auch zu tun und sich an unsere ebenso gerechtfertigte wie beweisbare Vereinbarung zu halten."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Beklagten handelten damit aus ihrer unmi&#223;verst&#228;ndlich dargelegten Sicht vertragskonform. Wenn die Kl&#228;gerin dem widersprechen wollte, dann durfte sie redlicherweise auch den ausschlie&#223;lich zur Erf&#252;llung dieser Vereinbarung unter der Voraussetzung ihrer Best&#228;tigung &#252;bersandten Scheck der Beklagten nicht einl&#246;sen. Als Folge ihres widerspr&#252;chlichen Verhalten ist daher unabh&#228;ngig davon, ob tats&#228;chlich am 29.01.1998 die von den Beklagten behauptete Vereinbarung zustande gekommen war, mit der Einl&#246;sung des zweiten Schecks &#252;ber 15.000,00 DM die Restwerklohnforderung der Kl&#228;gerin insgesamt erloschen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks" start="3"> <li>Aus den vorstehenden Gr&#252;nden mu&#223; es im Ergebnis bei der Abweisung der Klage verbleiben.</li> </ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gem&#228;&#223; &#167; 97 Abs.1 ZPO hat die Kl&#228;gerin auch die Kosten der Berufung zu tragen. Die verfahrensfehlerhafte Handhabung des Landgerichts gibt dem Senat keine Veranlassung zu einer Anordnung nach &#167; 8 Abs.1 S.1 GKG, weil nicht davon ausgegangen werden kann, da&#223; allein diese Verfahrensfehlerhaftigkeit die Kl&#228;gerin zu der Berufung veranla&#223;t hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr.10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert der Berufung und Beschwer der Kl&#228;gerin durch dieses Urteil: 18.440,55 DM.</p>
114,348
ovgnrw-1999-09-07-2-a-174897
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 1748/97
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:35
2019-02-12T13:54:19
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0907.2A1748.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger berufen sich zun&#228;chst auf ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie machen hierzu geltend, dem Kl&#228;ger zu 1) k&#246;nne die Eintragung der russischen Nationalit&#228;t in seinem Inlandspa&#223; nicht entgegengehalten werden, weil er zum Zeitpunkt der Eintragung noch nicht gesch&#228;ftsf&#228;hig gewesen sei und wegen der von ihm zu bef&#252;rchtenden schlechten Behandlung der deutschen Volkszugeh&#246;rigen beim Milit&#228;rdienst von einer freiwilligen Entscheidung keine Rede sein k&#246;nne. Dieses Vorbringen rechtfertigt die Zulassung der Berufung nicht. In der Rechtsprechung ist gekl&#228;rt, da&#223; die bei Ausstellung des ersten Inlandspasses abgegebene Erkl&#228;rung nicht deshalb unwirksam ist, weil der Betreffende zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt ist. Die nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BVFG erforderliche Erkl&#228;rungsf&#228;higkeit richtet sich grunds&#228;tzlich nach dem Recht des Herkunftsstaats. Dies beruht darauf, da&#223; es letztlich auf die Sicht der Beh&#246;rden des Aussiedlungsgebiets ankommt, ob jemand aufgrund einer bestimmten Erkl&#228;rung den von allgemeinen Vertreibungsma&#223;nahmen betroffenen oder deren Nachwirkungen ausgesetzten Volksdeutschen oder aber einer anderen Volksgruppe zugerechnet wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 29. August 1995 - 9 C 391.94 -, DVBl. 1996, 198, 200 = BVerwGE 99, 133.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Zulassungsantrag ist auch nicht dargelegt, da&#223; der Kl&#228;ger zu 1) im Sinne des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 BVFG ein Bekenntnis zum deutschen Volkstum nicht abgeben mu&#223;te, weil es mit Gefahr f&#252;r Leib und Leben oder schwerwiegenden beruflichen oder wirtschaftlichen Nachteilen verbunden gewesen w&#228;re. Die Bef&#252;rchtung einer "schlechten Behandlung der deutschen Volkszugeh&#246;rigen im Milit&#228;r" reicht hierf&#252;r nicht aus. Die Ber&#252;cksichtigung dieses Gesichtspunktes st&#252;nde nicht im Einklang mit der v&#246;lkerrechtsfreundlichen Haltung des Grundgesetzes, die vor allem Achtung vor fremden Rechtsordnungen und Rechtsanschauungen fordert. Sowohl die Pr&#228;ambel und die Art. 1 Abs. 2, 24 und 25 GG als auch die das Verfassungssystem der Bundesrepublik Deutschland insgesamt kennzeichnenden Prinzipien des Pluralismus und der Toleranz lassen erkennen, da&#223; das Grundgesetz die Rechtsordnung anderer Staaten respektiert, soweit dies nicht gegen den v&#246;lkerrechtlich verbindlichen und kraft Art. 25 GG zu beachtenden Mindeststandard oder gegen andere Verfassungsgrunds&#228;tze, insbesondere Grundrechte verst&#246;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Beschlu&#223; vom 12. Juni 1997 - 2 A 3404/94 -; OVG NW, Urteil vom 24. Oktober 1996 - 22 A 408/94 - mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht ersichtlich, da&#223; die Ableistung des Wehrdienstes in der ehemaligen Sowjetunion bzw. in Ru&#223;land gegen allgemeine Regeln des V&#246;lkerrechts oder gegen andere im Grundgesetz enthaltene Verfassungsgrunds&#228;tze verst&#246;&#223;t. Da&#223; die Ableistung des Wehrdienstes durch den Kl&#228;ger zu 1) als deutscher Volkszugeh&#246;riger mit Gefahr f&#252;r Leib und Leben verbunden gewesen w&#228;re (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 BVFG), ist nicht dargetan. Wenn es hierzu in der Antragsschrift hei&#223;t, "da&#223; deutsche Volkszugeh&#246;rige dort nur f&#252;r die niedersten Arbeiten eingesetzt und oft von Vorgesetzten und Kameraden maltr&#228;tiert werden," bedeutet das noch keine Gefahr f&#252;r Leib und Leben. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger vertreten weiter die Auffassung, da&#223; der Kl&#228;ger zu 1) auch die Voraussetzungen des &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BVFG erf&#252;lle, weil er nach den Aussagen der Zeugen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht "sehr wohl deutschsprachig aufgewachsen" sei und es nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (Urteil vom 13. Juni 1995 - 9 C 392/94 -) auf deutsche Sprachkenntnisse ohnehin nicht ankomme.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch damit werden ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils nicht dargelegt. Abgesehen davon, da&#223; schon das Fehlen der Voraussetzungen des &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BVFG den Entscheidungsanspruch tr&#228;gt und Zweifel bestehen k&#246;nnen, ob das Verwaltungsgericht sein Urteil auch auf das Fehlen von Best&#228;tigungsmerkmalen im Sinne des &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BVFG gest&#252;tzt hat, bezieht sich das von den Kl&#228;gern zitierte Urteil des Bundesverwaltungsgerichts auf die bis zum 31. Dezember 1992 geltende Rechtslage. Nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BVFG in der seit dem 1. Januar 1993 geltenden Fassung w&#228;re der Kl&#228;ger zu 1) nur dann deutscher Volkszugeh&#246;riger, wenn ihm die Eltern, ein Elternteil oder andere Verwandte best&#228;tigende Merkmale, wie Sprache, Erziehung, Kultur, vermittelt haben. Dabei besteht zwischen dem Best&#228;tigungsmerkmal Sprache einerseits und den Best&#228;tigungsmerkmalen Erziehung und Kultur andererseits ein sehr enger innerer Zusammenhang, weil Basis f&#252;r die Erziehung eines Kindes sowie die Vermittlung einer bestimmten Kultur regelm&#228;&#223;ig die Sprache ist. Daher k&#246;nnen deutsche Erziehung und deutsche Kultur in einer ein Bekenntnis zum deutschen Volkstum best&#228;tigenden Weise ohne eine gleichzeitige Vermittlung der deutschen Sprache als Muttersprache oder bevorzugte Umgangssprache nur unter besonderen Umst&#228;nden vermittelt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 12. November 1996 - 9 C 8.96 -, DVBl. 1997, 897 = BVerwGE 102, 214; BVerwG, Urteil vom 4. November 1997 - 9 C 36.96 -, S. 9 f. des Urteilsabdrucks.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Da derartige besondere Umst&#228;nde in der Antragsschrift nicht dargelegt sind, kommt es auf die Vermittlung der deutschen Sprache an. Unter Sprache im Sinne dieser Bestimmung ist grunds&#228;tzlich die deutsche Sprache als Muttersprache oder als bevorzugte Umgangssprache zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. zuletzt BVerwG, Beschlu&#223; vom 27. April 1999 - 5 B 42.99 -.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Als Muttersprache kann die deutsche Sprache regelm&#228;&#223;ig dann angesehen werden, wenn sie in fr&#252;hester Kindheit von den Eltern oder sie ersetzenden Bezugspersonen prim&#228;r durch Nachahmung erworben und bis zur Selbst&#228;ndigkeit so vertieft worden ist, da&#223; sie auch im Erwachsenenalter entsprechend der Herkunft und dem Bildungsstand als die dem Betreffenden eigent&#252;mliche Sprache umfassend beherrscht wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 3. November 1998 - 9 C 4.97 -.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Als bevorzugte Umgangssprache ist die deutsche Sprache anzusehen, wenn sie jemand wie eine Muttersprache spricht, ihr gegen&#252;ber den sonstigen von ihm beherrschten Sprachen im pers&#246;nlich-famili&#228;ren Bereich den Vorzug gegeben und sie damit in diesem Bereich regelm&#228;&#223;ig &#252;berwiegend gebraucht hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 12. November 1996 - 9 C 8.96 -, DVBl. 1997, 897 = BVerwGE 102, 214.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Danach ist Deutsch weder die Muttersprache noch die bevorzugte Umgangssprache des Kl&#228;gers zu 1). In der Antragsschrift werden Sprachkenntnisse in dem o.g. Umfang nicht behauptet. Die Mutter des Kl&#228;gers hat in ihrer - auch in der Antragsschrift in Bezug genommenen - Aussage vor dem Verwaltungsgericht vielmehr ausgef&#252;hrt: "Wir haben zu Hause halb russisch halb deutsch gesprochen. Alle meine Kinder konnten deutsch sprechen, wenn auch nicht gut." Dann kann Deutsch jedoch nicht Muttersprache oder bevorzugte Umgangssprache des Kl&#228;gers zu 1) im h&#228;uslichen Bereich gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils bestehen schlie&#223;lich auch nicht insoweit, als das Verwaltungsgericht eine Einbeziehung der Kl&#228;ger in den Aufnahmebescheid der Mutter des Kl&#228;gers zu 1) abgelehnt hat. Da die Mutter des Kl&#228;gers zu 1) bereits im Juni 1992 endg&#252;ltig nach Deutschland &#252;bergesiedelt ist, ist sie Aussiedlerin (vgl. &#167; 1 Abs. 2 Nr. 3 BVFG), nicht jedoch Sp&#228;taussiedlerin geworden. Denn die Sp&#228;taussiedlereigenschaft kann nach &#167; 4 Abs. 1 BVFG nur bei einem Verlassen der Aussiedlungsgebiete nach dem 31. Dezember 1992 erworben werden. In der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ist gekl&#228;rt, da&#223; die zum 1. Januar 1993 durch das Gesetz zur Bereinigung von Kriegsfolgengesetzes vom 21. Dezember 1992, BGBl. I S. 2094, geschaffene Einbeziehungsm&#246;glichkeit nach &#167; 27 Abs. 1 Satz 2 BVFG bzw. &#167; 27 Abs. 2 2. Alternative BVFG nur f&#252;r den Personenkreis der Sp&#228;taussiedler gilt. F&#252;r Abk&#246;mmlinge solcher Personen, die vor dem 1. Januar 1993 das Aussiedlungsgebiet verlassen haben und damit zu dem von &#167; 1 Abs. 2 Nr. 3 BVFG erfa&#223;ten Personenkreis der Aussiedler geh&#246;ren, ist hingegen das bis zum 31. Dezember 1992 geltende Recht ma&#223;gebend. Dieses gab einem Abk&#246;mmling keinen Anspruch auf Einbeziehung in einen Aufnahmebescheid.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. M&#228;rz 1999 - 5 B 83.99 -; BVerwG, Beschlu&#223; vom 27. April 1999 - 5 B 42.99 -.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine Pflicht des Bundesverwaltungsamtes, die Mutter des Kl&#228;gers zu 1) und den Kl&#228;ger zu 1) selbst auf die &#196;nderung der Rechtslage zum 1. Januar 1993 und die seitdem bestehende Einbeziehungsm&#246;glichkeit hinzuweisen, bestand schon aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden nicht. Die Mutter des Kl&#228;gers zu 1) h&#228;lt sich bereits seit dem 25. Juni 1992 in der Bundesrepublik Deutschland auf. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung f&#252;r das am 1. Januar 1993 in Kraft getretene Kriegsfolgenbereinigungsgesetz ist jedoch erst am 7. September 1992 beim Bundestag eingebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundestagsdrucksache 12/3212 vom 7. September 1992.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt gleichzeitig, da&#223; die Rechtssache "wegen der erforderlichen Festsetzung der Hinweispflichten und wegen der Festlegung der zeitlichen Grenzen der Geltung der Einbeziehungsvorschriften" auch keine grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 2, 159 Satz 1 VwGO iVm &#167; 100 Abs. 1 ZPO. Die Festsetzung des Streitwerts ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 13 Abs. 1, 14 Abs. 1 und 3 GKG.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 25 Abs. 3 Satz 2 GKG). Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist rechtskr&#228;ftig (&#167; 124 a Abs. 2 Satz 3 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,349
ovgnrw-1999-09-07-19-b-151299
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
19 B 1512/99
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-12T13:54:19
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0907.19B1512.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssige Antrag auf Zulassung der Beschwerde ist begr&#252;ndet, weil an der Richtigkeit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts, das dem Antrag der Antragstellerin, </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, dem Beigeladenen die Stelle des Schulleiters des R. - Gymnasiums in S. vorl&#228;ufig nicht zu &#252;bertragen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">stattgegeben hat, die geltend gemachten ernstlichen Zweifel im Sinne von &#167; 146 Abs. 4 iVm &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - bestehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zutreffend macht die Antragsgegnerin geltend, da&#223; ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung sich daraus ergeben, da&#223; das Verwaltungsgericht zu Unrecht das Vorliegen eines Anordnungsgrundes f&#252;r eine Sicherungsanordnung im Sinne von &#167; 123 Abs. 1 Satz 1 VwGO bejaht hat. Es spricht &#220;berwiegendes daf&#252;r, da&#223; die Annahme des Verwaltungsgerichts, die Aus&#252;bung des Vorschlagsrechts der Antragstellerin werde wesentlich erschwert, wenn die Antragstellerin nicht schon die &#220;bertragung der Stelle an den Beigeladenen verhindern k&#246;nnte, unzutreffend ist, weil ausweislich des Schreibens der Antragsgegnerin vom 6. Juli 1999 an den Beigeladenen derzeit jedenfalls keine endg&#252;ltige &#220;bertragung des Dienstpostens eines Schulleiters am R. -Gymnasium beabsichtigt ist, und da&#223; deshalb der f&#252;r einen Anspruch auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung erforderliche Anordnungsgrund fehlt. Hierf&#252;r sind folgende Erw&#228;gungen ma&#223;gebend: </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 21 a Abs. 1 des Schulverwaltungsgesetzes - SchVG - hat die Antragstellerin als Tr&#228;gerin des R. -Gymnasiums das Vorschlagsrecht f&#252;r die Besetzung der Schulleiterstelle. Durch Verf&#252;gung vom 10. Mai 1999 hat zun&#228;chst die Antragsgegnerin als Schulaufsichtsbeh&#246;rde und durch weitere Verf&#252;gung vom 30. Juli 1999 sodann das Ministerium f&#252;r Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen als oberste Schulaufsichtsbeh&#246;rde die Stelle aus zwingenden dienstlichen Gr&#252;nden im Sinne von &#167; 21 a Abs. 4 SchVG in Anspruch genommen. Gegen diesen ihr gegen&#252;ber ergangenen Verwaltungsakt des Ministeriums, der an die Stelle der Entscheidung der Antragsgegnerin vom 10. Mai 1999 getreten ist, hat die Antragstellerin Klage beim Verwaltungsgericht Aachen (9 K 1872/99) erhoben, der mangels Anordnung der sofortigen Vollziehung gem&#228;&#223; &#167; 80 VwGO aufschiebende Wirkung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Verfahren Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Beschlu&#223; vom 22. August 1996 - 19 B 1541/96 -. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;nahmen der Antragsgegnerin, die die Durchsetzung der Rechte der Antragstellerin aus &#167; 21 a Abs. 1 SchVG im Hauptverfahren erschweren k&#246;nnten, waren weder zum Zeitpunkt der Entscheidung des Verwaltungsgerichts noch sind sie zum Zeitpunkt der Entscheidung des Senats zu bef&#252;rchten. Das folgt aus dem Schreiben der Antragsgegnerin an den Beigeladenen vom 6. Juli 1999, durch das dieser (nur) beauftragt wird, ab 2. August 1999 vor&#252;bergehend die Aufgaben eines Schulleiters am R. -Gymnasium in S. wahrzunehmen, und in dem zugleich ausdr&#252;cklich bestimmt ist, da&#223; aus dieser kommissarischen Beauftragung keine Rechte auf die endg&#252;ltige Zuweisung dieses Einsatzortes hergeleitet werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall ist deshalb nicht mit dem vergleichbar, der der auch vom Verwaltungsgericht zitierten Entscheidung des Senats vom 22. August 1996 - 19 B 1541/96 - zugrundelag und in dem der Senat einen Anordnungsgrund im Hinblick darauf bejaht hat, da&#223; die Verwirklichung des Vorschlagsrechts der Schultr&#228;gerin wesentlich erschwert werden w&#252;rde, wenn sie nicht schon die &#220;bertragung der Stelle an den Beigeladenen verhindern, sondern erst gegen dessen Versetzung vorgehen k&#246;nnte. In dem damals entschiedenen Fall hatte die Antragsgegnerin verkannt, da&#223; nach der Neuregelung des Vorschlagsrechts des Schultr&#228;gers durch &#167; 21 a SchVG die Inanspruchnahme der Stelle durch die (oberste) Schulaufsichtsbeh&#246;rde ein Verwaltungsakt ist, dem gegen&#252;ber Rechtsbehelfe grunds&#228;tzlich aufschiebende Wirkung haben. Sie hatte deshalb schrifts&#228;tzlich ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, da&#223; sie die aufschiebende Wirkung der Anfechtungsklage gegen die Entscheidung nach &#167; 21 a Abs. 4 SchVG nicht akzeptieren und dem damaligen Beigeladenen die Stelle des Schulleiters im Wege der Versetzung &#252;bertragen werde (vgl. Beschlu&#223;abdruck S. 6). Der Senat hat deshalb in dem damaligen Verfahren einen Anordnungsgrund f&#252;r einen Antrag auf Verpflichtung der Antragsgegnerin, dem Beigeladenen vorl&#228;ufig nicht die Stelle des Schulleiters zu &#252;bertragen, bejaht, weil dieser Rechtsschutz von einfacheren Voraussetzungen abh&#228;ngt als ein etwaiger Rechtsschutz gegen eine Versetzungsentscheidung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, aaO., Beschlu&#223;abdruck S. 6 f.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vorliegend droht aber eine die aufschiebende Wirkung der Anfechtungsklage mi&#223;achtende Versetzung bzw. eine endg&#252;ltige Dienstposten&#252;bertragung</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">vgl. zu den Problemen des Rechtsschutzes gegen eine Dienstpostenvergabe OVG NW, Beschlu&#223; vom 30. August 1985 - 1 B 319/85 -, NVwZ 1986, 773; OVG Saarland, Beschlu&#223; vom 10. April 1989 - 1 W 7/89 -, D&#214;V 1989, 947</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">gerade nicht, wie aus dem oben wiedergegebenen Inhalt des Schreibens der Antragsgegnerin vom 6. Mai 1999 folgt. Um die (endg&#252;ltige) &#220;bertragung der Schulleiterstelle an den Beigeladenen durch ein einfacheres Mittel, als es ein Rechtsmittel gegen die Versetzungsentscheidung bzw. die endg&#252;ltige Dienstposten&#252;bertragung w&#228;re, zu verhindern, bedarf es vorliegend keines vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes, da die Klage gegen die Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 21 a Abs. 4 SchVG aufschiebende Wirkung hat und weder zum Zeitpunkt der Entscheidung des Verwaltungsgerichts noch zum Zeitpunkt der Entscheidung des Senats Anhaltspunkte daf&#252;r bestanden haben bzw. bestehen, da&#223; die Antragsgegnerin die aufschiebende Wirkung mi&#223;achten und dem Beigeladenen die Schulleiterstelle bereits endg&#252;ltig &#252;bertragen wird. Andere einen Anordnungsgrund begr&#252;ndende Umst&#228;nde sind weder vorgetragen noch ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ist die Beschwerde nach alledem bereits gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO wegen ernstlicher Zweifel an der Glaubhaftmachung eines Anordnungsgrundes zuzulassen, kann offenbleiben, ob ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts sich auch aus den Ausf&#252;hrungen der Antragsgegnerin zum Fehlen eines Anordnungsanspruchs ergeben oder ob die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 und 3 VwGO wegen der von der Antragsgegnerin geltend gemachten rechtlichen Schwierigkeiten bzw. grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Antragsverfahren wird als Beschwerdeverfahren fortgesetzt; der Einlegung einer Beschwerde bedarf es nicht (&#167; 146 Abs. 6 Satz 2 iVm &#167; 124 a Abs. 2 Satz 4 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,350
olgham-1999-09-07-15-w-17399
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 173/99
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-14T10:23:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0907.15W173.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r ü n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser ist unverheiratet und kinderlos verstorben. Die Beteiligte zu 1) ist seine Mutter; der Vater des Erblassers ist vorverstorben. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser errichtete zu notarieller Urkunde vom 24.11.1997 (UR-Nr. 287/1997 Notar N in G) ein Testament, dessen Eingang lautet: </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Der Erschienene vermochte nach seinen Angaben und nach der Überzeugung des Notars nicht hinreichend zu sprechen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Erschienene wurde darauf hingewiesen, daß zu der Beurkundung ein zweiter Notar oder ein Zeuge hinzugezogen werden soll, es sei denn, daß der Erschienene darauf verzichtete. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Erschienene verzichtete auf die Hinzuziehung eines zweiten Notars oder eines Zeugen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Erschienene war ausweislich seines persönlichen Eindrucks und der mit ihm geführten Unterhaltung nach meiner Überzeugung zweifelsfrei unbedenklich testierfähig. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Er Erschienene erklärte seinen Letzten Willen mündlich wie folgt."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In seinen nochfolgenden letztwilligen Verfügungen setzte der Erblasser die Beteiligte zu 2) zu seiner alleinigen Erbin ein und ordnete Vermächtnisse für einzelne Vermögensgegenstände an. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Neben der vorgenannten notariellen Urkunde hat das Amtsgericht eine von dem Erblasser niedergeschriebene und unterschriebene Erklärung vom 25.11.1997 eröffnet, die lautet: </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Ich möchte auf See bestattet werden. Ich bitte meine Erbin, Frau I, ..., meine Bestattung auf See auszurichten. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ich bitte meinen Kameraden, Herrn E ... meiner Erbin bei der Ausrichtung meiner Bestattung auf See behilflich zu sein."</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) hat zu notarieller Urkunde vom 20.05.1998 die Erteilung eines Erbscheins beantragt, der sie auf Grund gesetzlicher Erbfolge als Alleinerbin ausweisen soll. Zur Begründung hat sie im wesentlichen geltend gemacht, das notarielle Testament des Erblassers sei gemäß § 2233 Abs. 3 BGB unwirksam, weil er zum Zeitpunkt der Beurkundung sprechunfähig gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) ist dem Erbscheinsantrag entgegengetreten. Sie hält das Testament für wirksam. Jedenfalls sei in der schriftlichen Erklärung des Erblassers vom 25.11.1997 eine erneute Erbeinsetzung zu sehen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Beteiligte zu 2) sowie den Urkundsnotar als Zeugen vernommen. Ferner hat es eine schriftliche Zeugenaussage des Arztes für Allgemeinmedizin E aus G eingeholt, der den Erblasser ärztlich betreut hat. Dieser hat bekundet, der Erblasser habe sich nach einer im November 1996 erfolgten operativen Entfernung des Kehlkopfes sprachlich nicht mehr verständigen können. Seines Wissens habe er weder über ein entsprechendes Sprachgerät (elektronischer Kehlkopf) verfügt noch habe er die Ösophagus-Ersatzstimme (Speiseröhrenstimme) beherrscht. Die Verständigung mit ihm, dem Zeugen, sei stets schriftlich erfolgt. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch Beschluß vom 02.02.1999 angekündigt, den beantragten Erbschein zu erteilen, falls nicht bis zum 05.03.1999 Beschwerde eingelegt werde. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluß hat die Beteiligte zu 2) mit Schriftsatz ihres Verfahrensbevollmächtigten vom 05.02.1999 Beschwerde eingelegt. Das Landgericht hat die Sache mit den Beteiligten am 23.03.1999 erörtert und durch Beschluß vom selben Tag die Bescherde der Beteiligten zu 2) zurückgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2), die sie mit Schriftsatz ihres Verfahrensbevollmächtigten vom 22.04.1999 bei dem Landgericht eingelegt hat. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) beantragt die Zurückweisung des Rechtsmittels. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist nach den §§ 27, 29 FGG statthaft sowie formgerecht eingelegt. Die Beschwerdebefugnis der Beteiligten zu 2) folgt bereits daraus, daß ihre erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">In der Sache ist das Rechtsmittel unbegründet, weil die Entscheidung des Landgerichts nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (§ 27 Abs. 1 Satz 1 FGG). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht zutreffend von einer zulässigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 2) ausgegangen. Die Rechtsmittelfähigkeit des vom Amtsgericht erteilten Vorbescheides ist in der Rechtsprechung anerkannt (vgl. BGHZ 20, 255; Keidel/Winkler, FG, 14. Aufl., § 84 Rdnr. 2). </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch die Sachentscheidung des Landgerichts hält rechtlicher Nachprüfung stand. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht festgestellt, daß das notarielle Testament vom 24.11.1997 nicht formwirksam errichtet ist. Nach § 2233 Abs. 3 BGB kann ein Erblasser ein formgültiges Testament nicht - wie es hier geschehen ist - durch mündliche Erklärung, sondern nur durch Übergabe einer Schrift errichten, wenn er (entweder) nach seinen eigenen Angaben oder nach der Überzeugung des Notars nicht hinreichend zu sprechen vermag. Ein Erblasser vermag dann hinreichend zu sprechen, wenn er seinen letzten Willen in der Lautsprache verständlich machen kann, wenn er lautlich Worte bilden kann, die von den mitwirkenden Personen verstanden werden (BGHZ 2, 172 = DNotZ 1952, 175). Dabei genügt es für die rechtswirksame Errichtung eines öffentlichen Testaments durch mündliche Erklärung, daß die Urkundsperson einen Testamentsentwurf vorliest und der Erblasser auf ihre Frage, ob das Verlesene seinem letzten Willen entspreche, mit "ja" antwortet. Damit ist jedoch die Grenze dessen erreicht, was aus Gründen der Klarheit und Sicherheit im Rechtsleben in Kauf genommen werden kann. Wer nur unartikuliert lallen und die Sprache überhaupt nicht mehr gebrauchen, sich allein durch Zeichen oder Gebärden ausdrücken kann, vermag nicht hinreichend zu sprechen und kann deshalb durch mündliche Erklärung das Testament nicht wirksam errichten. Unschädlich ist es allerdings, wenn ein Erblasser sprachliche Erklärungen zu einzelnen Punkten durch Zeichen oder Gebärden unterstützten oder ersetzen muß (BGHZ 37, 79 = NJW 1962, 1149; BayObLGZ 1968, 268 = DNotZ 1969, 301; MK/BGB/Burkart, 3. Aufl., § 2233 Rdnr. 10). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der weiteren Beschwerde ist für die Beschränkung der Testiermöglichkeit nach § 2233 Abs. 3 BGB nicht die tatsächliche Sprechunfähigkeit des Erblassers maßgebend. Vielmehr kommt es, wie sich schon aus dem eindeutigen Gesetzeswortlaut ergibt, darauf an, ob der Erblasser angibt, nicht hinreichend sprechen zu können, oder ob der Notar davon überzeugt ist, daß er dies nicht kann. Dabei ist ein Irrtum des Notars bei der Überzeugungsbildung unschädlich. Ergibt sich aus der notariellen Urkunde entweder die Angabe des Erblassers, nicht sprechen zu können, oder die Überzeugungsbildung des Notars von der Sprechunfähigkeit des Erblassers, so kann diese Feststellung nicht durch späteren Ermittlungen des Gerichts ersetzt werden. Möglich ist allenfalls der Beweis, daß der Notar die sich aus der Urkunde ergebende Überzeugung in Wahrheit nicht gehabt habe (RGZ 108, 397, 402; OLG Köln MittRhNotK 1995, 269, 271; Senatsbeschluß vom 26.07.1989  15 W 72/89 -; MK/BGB/Burkart, aaO, § 2233 Rdnr. 11; Staudinger/Firsching, BGB, 12. Auflage, § 2233 Rdnr. 10; Dittmann/Reimann/Bengel, Testament und Erbvertrag, 2. Auflage, § 2233 BGB Rdnr. 24). Diese Grundsätze, die im Wortlaut des Gesetzes deutlich zum Ausdruck kommen, finden ihre Rechtfertigung darin, daß es im Interesse der Rechtssicherheit beim oft lange nach der Errichtung des Testaments ausgetragenen Streit über seine Formwirksamkeit nicht auf die schwer aufzuklärenden Voraussetzungen der tatsächlichen Sprechunfähigkeit, sondern auf die regelmäßig leichter und sicherer festzustellenden Angaben des Erblassers oder die Überzeugungsbildung des Notars ankommen soll. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall kann dahingestellt bleiben, ob der Eingang der notariellen Urkunde bei einer zusammenhängenden Würdigung die Feststellung der Überzeugungsbildung des Notars enthält, der Erblasser könne nicht sprechen. Denn die in die notarielle Urkunde dazu aufgenommenen Angaben sind in nicht nachvollziehbarer Weise in sich widersprüchlich, indem es einerseits eingangs heißt, der Erblasser vermöge nach der Überzeugung des Notars nicht hinreichend zu sprechen, während der anschließende Text der Urkunde dahin lautet, der Erblasser habe dem Notar mündlich seinen Willen wie nachfolgend erklärt (vgl. dazu OLG Köln MDR 1994, 806 = BWNotZ 1996, 16). Ausschlaggebend ist hier, daß die notarielle Urkunde die weitergehende Feststellung enthält, der Erblasser vermöge <u>nach seinen eigenen Angaben</u> nicht hinreichend zu sprechen. Bereits diese Erklärung des Erblassers schloß - wie bereits ausgeführt - für sich alleingenommen die Beurkundung eines Testaments durch mündliche Erklärung nach § 2233 Abs. 3 BGB aus, ohne daß noch eine eigene Prüfungsbefugnis des Urkundsnotars bestand. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die durch die Anwendung der Vorschrift eintretende Rechtsfolge der Formunwirksamkeit des Testaments verstößt entgegen der Auffassung der Beteiligten zu 2) auch nicht gegen die Erbrechtsgarantie des Artikel 14 GG. Die von der weiteren Beschwerde herangezogene jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (NJW 1999, 1853) betrifft ausdrücklich nur den Fall einer Doppelbehinderung des Erblassers, der sowohl sprech- als auch schreibunfähig war und dem deshalb nach den gesetzlichen Vorschriften des BGB die Möglichkeit zur Errichtung einer letztwilligen Verfügung verwehrt war. Hier verhält es sich demgegenüber so, daß der Erblasser entsprechend dem Gesetzeswortlaut des § 2233 Abs. 3 BGB ohne weiteres noch ein notarielles Testament errichten konnte, nämlich in der Form der Übergabe einer Schrift; daneben stand ihm noch die Möglichkeit der Errichtung eines privatschriftlichen Testamentes gemäß §§ 2247 BGB zur Verfügung. Es geht hier deshalb lediglich darum, daß der Notar bei der Wahrnehmung seiner Amtspflichten dem Erblasser nicht den richtigen Weg zur Errichtung eines formwirksamen Testaments gewiesen hat. Die Unwirksamkeit eines Testaments infolge der Verletzung der vorgeschriebenen Form nimmt das Gesetz ausdrücklich hin. Die nachteiligen Folgen für die im Testament bedachten Personen müssen in anderer Weise ausgeglichen werden. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht in der schriftlichen Erklärung des Erblassers vom 25.11.1997 nicht ein privatschriftlich errichtetes Testament gesehen, weil der Erblasser dieses Schriftstück nicht mit Testierwillen errichtet habe. Es entspricht einhelliger Rechtsprechung, daß die Feststellung des Testierwillens auf der Grundlage der Auslegungsvorschrift des § 133 BGB, nicht jedoch derjenigen des § 2084 BGB zu erfolgen hat (BayObLGZ 1970, 173; NJW-RR 1989, 1092; Palandt/Edenhofer, aaO, § 2247 Rdnr. 3). Ein Fall, in dem eine analoge Anwendung des § 2084 BGB erwogen werden mag, insbesondere bei Zweifeln, ob eine rechtsgeschäftliche Verfügung als solche unter Lebenden oder als letztwillige Verfügung gewollt ist (vgl. Palandt/ Edenhofer, § 2084 , a.a.O., Rdnr. 16), liegt nicht vor. Denn hier ist bereits zweifelhaft, ob der Erblasser überhaupt eine rechtsgeschäftliche Verfügung über sein Vermögen treffen wollte. Dies hat das Landgericht mit rechtlich nicht zu beanstandenen Ausführungen verneint. Die Kammer hat insbesondere darauf hingewiesen, der Erblasser habe nach dem Gesamtinhalt seiner Erklärung vom 25.11.1997 lediglich Anordnungen für seine Beerdigung treffen wollen. Die Bezeichnung der Beteiligten zu 2) als "meine Erbin" beruhe auf dem Zusammenhang mit dem am Tag zuvor errichteten notariellen Testament, in dem er die Beteiligte zu 2) zu seiner Erbin eingesetzt habe. Ferner habe der Erblasser, wie das notarielle Testament vom Vortrag zeige, neben der Erbeinsetzung auch Vermächtnisse anordnen wollen. Auch dies spreche dagegen, daß er eine Erklärung vom 25.11.1997 als Testament habe verstanden wissen wollen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diese Erwägungen sind rechtlich in keiner Richtung zu beanstanden. Die Erklärung des Erblassers vom 25.11.1997 betrifft inhaltlich ersichtlich lediglich die Totenfürsorge, mit der er die Beteiligte zu 2) beauftragt hat, weil er sie anderweitig in dem Testament vom Vortag als Erbin eingesetzt hatte. Eine Umdeutung dieser Erklärung in ein Testament, wie sie der weiteren Beschwerde entsprechend dem Rechtsgedanken des § 140 BGB vorschwebt, scheitert bereits daran, daß die Anordnung des Erblassers für die Totenfürsorge nicht etwa unwirksam ist und zudem als Ergebnis einer Umdeutung das Ersatzgeschäft in seinen rechtlichen Wirkungen nicht weiterreichen darf als das (gedacht) unwirksame Rechtsgeschäft (BGHZ 19, 269, 275; Palandt/Heinrichs, aaO, § 140 Rdnr. 6). Es liegt deshalb auf der Hand, daß eine Anordnung des Erblassers für die Totenfürsorge nicht in eine rechtsgeschäftliche letztwillige Verfügung über sein Vermögen umgedeutet werden kann. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die Anordnung der Erstattung außergerichtlicher Kosten des Verfahrens der weiteren Beschwerde folgt aus der zwingenden Vorschrift des § 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung für das Verfahren der weiteren Beschwerde beruht auf den §§ 131 Abs. 2, 30 Abs. 1 KostO. </p>
114,351
lsgnrw-1999-09-07-l-6-v-4198
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L 6 V 41/98
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-12T13:54:19
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0907.L6V41.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Streitig ist die H&#246;he des Berufsschadensausgleichs (BSA) nach dem Bundesversorgungsgesetz (BVG).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der im September 1918 geborene Kl&#228;ger hat nach dem Besuch der Oberschule (bis zur 10. Klasse) eine Lehre als Sparkassenbuchhalter erfolgreich abgeschlossen. Bereits vor dem Wehrdienst war er ab 1937 als Sparkassenangestellter t&#228;tig und hat nach der Entlassung aus der Deutschen Wehrmacht im Jahre 1942 zun&#228;chst in P ... und sp&#228;ter in S ... wieder als Sparkassenbuchhalter gearbeitet. Nach der Vertreibung wurde er 1946 als Angestellter bei der Kreissparkasse B ... eingestellt und im Mai 1956 - zwischen zeitlich war er zum stellvertretenden Leiter der Wechselinkassoabteilung aufgestiegen - in das Beamtenverh&#228;ltnis &#252;bernommen. Am 30. September 1979 schied er als Sparkassenoberamtsrat (Besoldungsgruppe A 13) aus dem Beamtenverh&#228;ltnis aus. Seit Oktober 1979 bezieht er neben seinen Versorgungsbez&#252;gen eine Altersrente von der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte (BfA). Zur Steigerung der BfA-Altersrente hatte er von seinem Recht zur Nachentrichtung freiwilliger Beitr&#228;ge Gebrauch gemacht und im Juni 1968, im Dezember 1972 und im Mai 1973 Beitr&#228;ge f&#252;r die Zeit von Juni 1956 bis Dezember 1972 (Monatsbeitrag jeweils 85,00 oder 90,00 DM) nachentrichtet, und in der Folgezeit laufend bis zum Ausscheiden aus dem Erwerbsleben freiwillige Beitr&#228;ge entrichtet, so dass alle Monate, in denen aufgrund des Beamtenverh&#228;ltnisses Versicherungsfreiheit bestand, mit einem Monatsbeitrag belegt sind. Au&#223;erdem hatte er f&#252;r das zweite Halbjahr 1967 Beitr&#228;ge zur H&#246;herversicherung entrichtet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wegen der Folgen eines w&#228;hrend des Kriegsdienstes erlittenen Lungenleidens bezog der Kl&#228;ger bis zum Ende seines Erwerbslebens Ver sorgungsbez&#252;ge nach einem Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit (MdE) um 70 v.H. (Bescheid vom 23. Oktober 1951), der nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben auf 100 v.H. angehoben worden ist (Bescheide vom 18. M&#228;rz 1987 und 01. M&#228;rz 1990).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Abschluss eines vorangegangenen Rechtsstreits hat der Beklagte ihm BSA nach einem Vergleichseinkommen (VE) der Besoldungsgruppe A 13, Dienstaltersstufe 14, des Bundesbesoldungsgesetzes bewilligt (Bescheid vom 05. April 1995, worin eine Berechnung f&#252;r den Zeitraum bis einschlie&#223;lich Juni 1990 erfolgt ist). Nach den Berechnungen des Beklagten ergab sich ein - geringf&#252;giger - Zahlbetrag indes nur f&#252;r die Monate Mai 1982 und Juli bis September 1983; im &#252;brigen ergab sich kein Zahlbetrag, weil das derzeitige Bruttoeinkommen (dB), n&#228;mlich die Versorgungsbez&#252;ge und die BfA- Altersrente, unter Ber&#252;cksichtigung der Anrechnung nach &#167; 30 Abs. 8 Satz 1 BVG (jetzt: &#167; 30 Abs. 13 Satz 1 BVG) das VE &#252;berstieg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit seinem hiergegen gerichteten Widerspruch machte der Kl&#228;ger geltend, es k&#246;nne nicht die gesamte BfA-Rente als dB angerechnet werden, da dieser auch freiwillige Beitr&#228;ge zugrunde l&#228;gen. Diese seien nicht durch Abz&#252;ge vom Gehalt, sondern aus Mitteln seiner "KB-Rente" sowie aus Zuwendungen seiner Schwiegereltern gezahlt worden. Der Beklagte lehnte eine Ausklammerung des auf freiwilligen Beitr&#228;gen beruhenden Rentenanteils unter Bezugnahme auf die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) ab, da die Beitr&#228;ge f&#252;r Zeiten des Erwerbslebens entrichtet worden seien (Widerspruchsbescheid vom 31. Oktober 1995).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit seiner im November 1995 eingegangenen Klage hat der Kl&#228;ger sein Begehren auf Gew&#228;hrung eines - h&#246;heren - BSA weiter verfolgt und weiter behauptet, die freiwilligen Beitr&#228;ge seien eindeutig nicht aus seinen Erwerbseink&#252;nften sondern zum gr&#246;&#223;ten Teil aus seiner "KB-Rente" und aus Unterst&#252;tzungsleistungen seiner Schwiegereltern, die zwischenzeitlich verstorben seien, gezahlt worden; Quittungen oder sonstige Belege existierten naturgem&#228;&#223; nicht. Zur Best&#228;tigung seines Vorbringens hat er eine schriftliche Erkl&#228;rung seiner Ehefrau vorgelegt, wonach sein Sparkassengehalt nicht ausgereicht habe, freiwillige Beitr&#228;ge nachzuentrichten; die Zahlungen seien daher aus Zuwendungen ihrer Eltern mit dem Zweck einer ausreichenden Absicherung im Alter erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Klageverfahrens hat das beklagte Land einen weiteren Bescheid zur Berechnung des BSA f&#252;r den Zeitraum von Juli 1990 bis August 1996 erteilt, wonach sich aber sowohl nach der bisherigen Berechnung als auch nach der - neu ins Gesetz eingef&#252;hrten - Nettoberechnung kein Zahlbetrag ergab (Bescheid vom 02. Juli 1996).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Ab&#228;nderung des Bescheides vom 05.04.1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 31.10.1995 zu verurteilen, bei der Ansetzung der BfA- Rente im Rahmen der Berechnung des Berufsschadensausgleiches den Rentenanteil nicht zu ber&#252;cksichtigen, der auf freiwilligen Beitr&#228;gen und Beitr&#228;ge zur H&#246;herversicherung beruht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es hat seine Entscheidung weiter f&#252;r zutreffend gehalten. Auch die Erkl&#228;rung der Ehefrau beweise nicht, dass die freiwilligen Beitr&#228;ge nicht aus Eink&#252;nften aus Erwerbst&#228;tigkeit geleistet worden seien.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht (SG) hat die Klage abgewiesen, weil die Altersrente der BfA auch insoweit zu ber&#252;cksichtigen sei, als sie auf freiwilligen Beitr&#228;gen beruhe. Unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung des BSG aus dem Jahre 1980 liege keine Ausnahmekonstellation vor, bei der der Anteil der Rente, der auf freiwilligen Beitr&#228;gen beruht, nicht zu ber&#252;cksichtigen sei. (Urteil vom 05. Juni 1998, den Bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers am 23. Juli 1998 zugestellt).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 17. August 1998 eingegangenen Berufung hat der Kl&#228;ger sein Begehren weiter verfolgt. Das SG habe die Rechtsprechung des BSG falsch ausgelegt. Der Kl&#228;ger habe die hierin aufgestellte Vermutung, dass w&#228;hrend aktiver Erwerbst&#228;tigkeit entrichtete frei willige Beitr&#228;ge Zahlungen aus Erwerbseinkommen seien, dadurch widerlegt, dass er diese Beitr&#228;ge tats&#228;chlich aus seiner Kriegsbesch&#228;digtenrente und aus Zuwendungen seiner Schwiegereltern gezahlt habe. Im &#252;brigen sei er w&#228;hrend seines gesamten Erwerbslebens durch die Sch&#228;digungsfolgen beeintr&#228;chtigt und am Fortkommen gehindert gewesen. Ohne die Sch&#228;digungsfolgen h&#228;tte er wahrscheinlich vorzeitig in den Vorstand einer gr&#246;&#223;eren Bank oder Sparkasse wechseln k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Detmold vom 05. Juni 1998 abzu&#228;ndern und das beklagte Land unter Ab&#228;nderung des Bescheides vom 04. Mai 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 31. Oktober 1995 sowie des Bescheides vom 02.07.1996 zu verurteilen, bei der Berechnung des Berufsschadensausgleichs den Anteil seiner BfA- Rente au&#223;er Betracht zu lassen, der auf der Entrichtung von freiwilligen Beitr&#228;gen und Beitr&#228;gen zur H&#246;herversicherung beruht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der Darstellung der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten, der Verwaltungsakten des beklagten Landes (B-Akten, Grundlisten-Nr.: ...), der Vorproze&#223;akten des Sozialgerichts D ... (Az.: S 2 V 9/89) sowie auf die beigezogenen Akten der Sparkasse B ... und der BfA Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist, wie das SG zu Recht entschieden hat, durch die angefochtenen Bescheide nicht beschwert, &#167; 54 Abs. 2 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz (SGG). Diese Bescheide sind nicht rechtswidrig, weil das beklagte Land hierin zu Recht errechnet hat, dass sich f&#252;r den hier streitigen Zeitraum ab Februar 1980 ein - h&#246;herer - Zahlungsanspruch nicht ergibt, &#167;&#167; 30 Abs&#228;tze 3 und 4 BVG, 9 Abs. 1 Ziffer 1, Abs. 2 Ziffer 2 Berufsschadensausgleichsverordnung (BSchAV). Denn entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers sind bei der Bemessung des dB die Rentenanteile, die auf freiwilligen Beitr&#228;gen beruhen, nicht au&#223;er Betracht zu lassen, da sich nicht feststellen l&#228;&#223;t, dass der Kl&#228;ger diese Beitr&#228;ge nicht - auch nicht mittelbar - aus Eink&#252;nften aus einer Erwerbst&#228;tigkeit entrichtet hat, &#167; 9 Abs. 2 Ziffer 2 BSchAV.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Verfahrens sind die Bescheide vom 05. April 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 31. Oktober 1996 sowie vom 02. Juli 1996, wobei dieser in entsprechender Anwendung des &#167; 96 Abs. 1 SGG zum Gegenstand des Verfahrens geworden ist, weil er &#252;ber den streitigen Anspruch f&#252;r einen Folgezeitraum entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist durch diese Bescheide auch formell beschwert.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Obwohl der Bescheid vom 05. April 1995 in Ausf&#252;hrung des Urteils des SG Detmold vom 12. Oktober 1993 ergangen ist, enth&#228;lt er da neben eine eigenst&#228;ndige Regelung, durch die sich eine zus&#228;tzliche Beschwer ergibt. Denn anders als das Urteil, das den Anspruch auf BSA lediglich dem Grunde nach (&#167; 130 Satz 1 SGG) regelt, enth&#228;lt der Bescheid vom 05. April 1995 - wie auch derjenige vom 02. Juli 1996 - zus&#228;tzlich Regelungen zur H&#246;he des Anspruchs. Nur soweit sich der Kl&#228;ger hiergegen wendet, ist eine materielle Pr&#252;fung seines Begehrens m&#246;glich. Soweit lediglich das Urteil ausgef&#252;hrt wird, ist bereits die M&#246;glichkeit einer Beschwer nicht erkennbar, weil die Ausf&#252;hrung zutreffend erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, dass der Kl&#228;ger in diesem Verfahren nicht mit Erfolg erneut behaupten kann, er h&#228;tte ohne die Sch&#228;digungsfolgen einen weitergehenden beruflichen Aufstieg genommen. Denn aufgrund des rechtskr&#228;ftigen Urteils im Vorproze&#223; steht zwischen den Beteilig ten fest, dass der Berufsweg des Kl&#228;gers bis zum 30. September 1979 auch ohne die Sch&#228;digungsfolgen wahrscheinlich nicht anders verlaufen w&#228;re. Dies folgt daraus, dass als VE dasjenige Einkommen zugrunde gelegt wurde, das der Kl&#228;ger tats&#228;chlich vor seinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben auch erzielt hat. Der Anspruch auf BSA besteht damit - nur - wegen sch&#228;digungsbedingten vorzeitigen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben. Aufgrund dieser Konstellation und der H&#246;he des nach dem Ausscheiden erzielten Einkommens aus fr&#252;herer unselbst&#228;ndiger T&#228;tigkeit kann damit der vom Kl&#228;ger geltend gemachte Anspruch realistischerweise nur f&#252;r die Zeit bis September 1983 (Vollendung des 65. Lebensjahres) in Betracht kommen, weil das VE sp&#228;testens zu diesem Zeitpunkt zwingend auf 75 v.H. abzusenken ist, &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 Ziffer 1 BSchAV. F&#252;r die Zeit ab Oktober 1983 errechnete sich danach selbst dann kein Einkommensverlust, wenn die BfA-Rente nur zu weitaus weniger als der H&#228;lfte ber&#252;cksichtigt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aber auch f&#252;r den Zeitraum bis September 1983 errechnet sich kein - h&#246;herer - BSA, weil sich zur &#220;berzeugung des Senats nicht feststellen l&#228;&#223;t, dass ein Anteil der BfA-Rente auf freiwilligen</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beitr&#228;gen beruht, die der Kl&#228;ger nicht - auch nicht mittelbar - aus Eink&#252;nften aus eigener Erwerbst&#228;tigkeit entrichtet hat, &#167; 9 Abs. 2 Ziffer 2 BSchAV in der Fassung der Bekanntmachung vom 29. Juni 1984 (BGBl. I, S. 861 ff.). Dabei kann offenbleiben, ob diese nach den Urteilen des BSG von 1980 (BSG Urteil vom 29.10.1980, Az. 9 RV 12/80, in Der Versorgungsbeamte (VersorgB) 1981, 47 [Ls]; BSG SozR 3100 &#167; 30 Nr. 52 = Breithaupt 1981, 794 ff. = Die Sozialgerichtsbarkeit (Sgb) 1982, 167 ff.) in Kraft getretene Gesetzesfassung die konkrete gesetzgeberische Umsetzung dieser Urteile darstellt (so Wilke-F&#246;rster, Soziales Entsch&#228;digungsrecht, Handkommentar, 7. Auflage 1992, &#167; 30 Rdnr. 75) oder ob eine eigenst&#228;ndige weiterreichende Ausnahmeregelung beabsichtigt war (so wohl Rohr-Str&#228;&#223;er, Bundesversorgungsrecht mit Verfahrensrecht, Handkommentar, 6. Auflage, Stand September 1998, &#167; 30 BVG, K 134). Sofern man die Vorschrift im Lichte der o.g. Rechtsprechung des BSG auslegt, wie es das SG getan hat, kann ein Rentenanteil schon deshalb nicht von der Anrechnung auf das dB ausgenommen werden, weil die freiwilligen Beitr&#228;ge w&#228;hrend der Zeit des Erwerbslebens f&#252;r Zeiten des Erwerbslebens entrichtet wurden und allein deshalb als durch Erwerbseinkommen erzielt gelten; es kommt dann nicht mehr darauf an, woher die konkreten Geldbetr&#228;ge geflossen sind (BSG, Urteil vom 29.10.80, S. 6).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Aber auch wenn man der Auffassung des Kl&#228;gers folgend nur eine Auslegungsregel und damit eine widerlegbare Vermutung annimmt, kann der auf freiwilligen Beitr&#228;gen beruhende Rentenanteil nicht au&#223;er Betracht bleiben, weil dem Kl&#228;ger der Nachweis, dass es sich nicht - auch nicht mittelbar - um Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit handelte, nicht gelungen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">An diesen Nachweis sind strenge Anforderungen zu stellen, um nachtr&#228;gliche Manipulationen nach M&#246;glichkeit auszuschlie&#223;en. Deshalb ist eine nachvollziehbare Gestaltungsform zu fordern, die eindeutige R&#252;ckschl&#252;sse sowohl auf die Herkunft des Geldes als auch auf den inneren Grund und die Zweckbestimmung der Zahlung zul&#228;&#223;t. Dem gen&#252;gt die Behauptung des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau, die Zahlungen seien aus Mitteln der Schwiegereltern und der "KB-Rente" geflossen, nicht. Denn selbst wenn die Schwiegereltern dem Kl&#228;ger in den Jahren 1968, 1972 und 1973, in denen die Nachzahlungen erfolgten, dreimal gr&#246;&#223;ere Geldbetr&#228;ge (2.016,-, 5.580,- und 7.140,-) in der Absicht zugewendet haben sollten, die Altersvorsorge zu unterst&#252;tzen - was nicht nachgewiesen ist -, ist weder vorgetragen noch lebensnah, dass diese Verf&#252;gungen unter der aufl&#246;senden Bedingung nicht zweckentsprechender Verwendung erfolgt sind. Entsprechend sind die Beitr&#228;ge auch vom Kl&#228;ger selbst entrichtet und &#252;berwiesen worden. Es handelte sich also um Geldbetr&#228;ge, die in seine uneingeschr&#228;nkte Verf&#252;gungsgewalt - sozusagen in "einen gro&#223;en Topf" - gelangt waren, dessen wesentlichen Anteil sein Erwerbseinkommen ausmachte. In einem solchen Fall ist aber eine Aufteilung des Gesamteinkommens nicht mehr m&#246;glich, so dass die Beitr&#228;ge jedenfalls mittelbar aus Eink&#252;nften aus einer Erwerbst&#228;tigkeit entrichtet wurden. Ob und inwieweit Teile der Grundrente nach dem BVG aus dem Gesamteinkommen in die Nachentrichtung eingeflossen sind, kann offenbleiben, da auch deren entsprechende Verwendung nur durch das daneben vorliegende Erwerbseinkommen erm&#246;glicht wurde, womit auch insoweit die Beitr&#228;ge jedenfalls mittelbar aus dem Erwerbseinkommen entrichtet sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies ist zu ber&#252;cksichtigen, dass - was nach dem zuvor Gesagten zwischen den Beteiligten feststeht - der Kl&#228;ger bis zum Ausscheiden ein von den Sch&#228;digungsfolgen wirtschaftlich unbeeinflu&#223;tes Erwerbsleben gehabt hat, das ihm wie jedem anderen Erwerbst&#228;tigen mit entsprechendem Einkommen erm&#246;glicht hat, in eigener Verantwortung zus&#228;tzliche Altersvorsorge zu betreiben und zu diesem Zweck R&#252;cklagen zu bilden. Selbst wenn seine Grundrente und Zuwendungen der Schwiegereltern dem Kl&#228;ger eine solche Altersvorsorge erleichtert haben, &#228;ndert dies nichts daran, dass sie ohne das Erwerbseinkommen nicht m&#246;glich gewesen w&#228;re, die freiwilligen Beitr&#228;ge also mittelbar aus Erwerbseinkommen entrichtet wurden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die bestehende Beweislosigkeit mu&#223; sich nach den Grunds&#228;tzen der objektiven Beweislast zu Lasten des Kl&#228;gers auswirken, weil er die Voraussetzungen eines Ausnahmetatbestandes behauptet. Sind die Voraussetzungen dieser Ausnahme nicht erwiesen, verbleibt es beim Regelfall, n&#228;mlich der Ber&#252;cksichtigung der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung als Einnahme aus fr&#252;her unselbst&#228;ndiger T&#228;tigkeit bei der Berechnung des dB.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 183, 193 Abs. 1 SGG.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Anla&#223;, die Revision zuzulassen, besteht nicht, &#167; 160 Abs. 2 SGG. Insbesondere hat die Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Ma&#223;geblich f&#252;r die Entscheidung sind vielmehr die konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles, ohne dass es im Ergebnis darauf ankommt, ob die Rechtsprechung des BSG aus dem Jahre 1980 auch nach der jetzigen Fassung des &#167; 9 Abs. 2 Ziffer 2 BSchAV weiter zutrifft.</p>
114,352
olgk-1999-09-07-6-w-4899
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 W 48/99
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:13
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0907.6W48.99.00
<h2>Tenor</h2> Die sofortige Beschwerde der Schuldnerin gegen den Beschluss der 1. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Köln vom 10.06.1999 - 81 O 49/99 SH I - wird zurückgewiesen. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat die Schuldnerin zu tragen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 793, 577 ZPO statthafte und auch im &#252;brigen zul&#228;ssige Beschwerde der Schuldnerin hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht in dem angefochtenen Beschluss gegen die Schuldnerin wegen Zuwiderhandlung gegen das in der einstweiligen Verf&#252;gung vom 25.03.1999 (81 O 49/99 LG K&#246;ln) titulierte Unterlassungsgebot ein Ordnungsgeld in H&#246;he von 2.000,-- DM festgesetzt. Denn die Schuldnerin hat sowohl in objektiver Hinsicht als auch in subjektiv vorwerfbarer Weise dem darin ausgesprochenen Verbot zuwidergehandelt, ihren Chor als "Original Don Kosaken ..." zu bezeichnen. Aus den vom Landgericht in dem angefochtenen Beschluss bereits ausgef&#252;hrten &#252;berzeugenden Gr&#252;nden, auf die der Senat zur Vermeidung von Wiederholungen in entsprechender Anwendung von &#167; 543 Abs. 1 ZPO Bezug nimmt, muss die Schuldnerin es sich in objektiver und subjektiver Hinsicht zurechnen lassen, dass die von ihr mit dem Werbeschreiben vom 05.03.1999 angeschriebene und ausdr&#252;cklich um Vorank&#252;ndigung des geplanten Konzerts gebetene Saarbr&#252;cker Zeitung sodann unter dem Datum des 29./30.03.1999, also nach Vollziehung der im Beschlussweg erwirkten einstweiligen Verf&#252;gung durch die Gl&#228;ubigerin, im Internet auf das Konzert der "Original Don Kosaken ..." hingewiesen hat. Die von der Schuldnerin mit ihrer Beschwerde vorgebrachten Argumente verm&#246;gen demgegen&#252;ber keine abweichende W&#252;rdigung herbeizuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Soweit die Schuldnerin damit bereits in Abrede stellen will, dass aus der gegen sie titulierten Unterlassungsverpflichtung eine Handlungspflicht zur Beseitigung des von ihr geschaffenen rechtswidrigen Zustandes geflossen sei, &#252;berzeugt das nicht. Denn der Titelschuldner handelt dem gegen ihn ergangenen Unterlassungsgebot auch dann zuwider, wenn er einen verbotswidrigen Zustand aufrechterh&#228;lt, dessen Beseitigung von seinem Willen abh&#228;ngig ist. Im Rahmen dieser den Schuldner treffenden Pflicht zur Abwendung eines rechtswidrigen Erfolgs hat er durch positives T&#228;tigwerden die Garantie daf&#252;r zu schaffen, dass dem Unterlassungsgebot nicht zuwidergehandelt wird, wozu er in seinem Verf&#252;gungsbereich unverz&#252;glich und sachgerecht alle zumutbaren Handlungen und Ma&#223;nahmen treffen muss, um die Fortwirkung des wettbewerbswidrigen Handlungserfolges zu unterbinden oder die Neuvornahme der untersagten Handlung und ihre Verletzungsfolgen zu verhindern. Unterl&#228;sst er dies und hat diese pflichtwidrige Unt&#228;tigkeit den Titelversto&#223; verursacht, hat der Vollstreckungsschuldner eine <i>eigene</i> Zuwiderhandlung gegen das Unterlassungsgebot begangen (vgl. Gro&#223;kommentar/Jestaedt, UWG, vor &#167; 13 E Rdnr. 26; Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 20. Aufl., Einleitung UWG Rdnr. 581 - jeweils m.w.N. -). So liegt der Fall hier. Der Schuldnerin oblag es, die von ihr mit dem in Rede stehenden Werbeblatt vom 05.03.1999 angeschriebenen Adressaten, darunter die Saarbr&#252;cker Zeitung, auf das in der ihr am 26.03.1999 zugestellten Beschlussverf&#252;gung titulierte Verbot aufmerksam zu machen. Denn mit Blick auf den Umstand, dass das Konzert f&#252;r den 29.03.1999 angesetzt war, war es ihr objektiv m&#246;glich und zumutbar, bei den angeschriebenen Adressaten noch f&#252;r ein Unterlassen der werblichen Ank&#252;ndigung des Konzerts unter Verwendung der verbotenen Bezeichnung "Original Don Kosaken ..." Sorge zu tragen. Im gegebenen Zusammenhang kann es dabei offenbleiben, ob es den objektiven Umst&#228;nden nach f&#252;r die Schuldnerin vorhersehbar war, dass die werbliche Ank&#252;ndigung bzw. der Hinweis auf die Konzertveranstaltung gerade auch im Internet ver&#246;ffentlicht werde. Das ist deshalb nicht von entscheidungserheblicher Bedeutung, weil f&#252;r die Schuldnerin im Zeitpunkt der Zustellung der Beschlussverf&#252;gung am 26.03.1999 absehbar war, dass noch am Tage der Konzertveranstaltung, also am 29.03.1999, jedenfalls auch in der Tagesausgabe der Saarbr&#252;cker Zeitung - wie in dem Schreiben vom 05.03.1999 erbeten - ein aktueller Hinweis auf die Konzertveranstaltung der "Original Don Kosaken ..." ver&#246;ffentlicht werde. Vor diesem Hintergrund durfte die Schuldnerin daher nicht unt&#228;tig bleiben, sondern hatte sie unter anderem die Saarbr&#252;cker Zeitung auf das titulierte Verbot aufmerksam zu machen, um den mit dem Schreiben vom 05.03.1999 geschaffenen rechtswidrigen Zustand zu beseitigen. W&#228;re seitens der Schuldnerin ein derartiger, ihr zumutbarer und daher abzuverlangender Hinweis unter anderem gegen&#252;ber der Saarbr&#252;cker Zeitung erfolgt, spricht alles daf&#252;r, dass dann eine entsprechende werbliche Ank&#252;ndigung durch die auf das Verbot aufmerksam gemachte Adressatin nicht nur in dem Printmedium, sondern in allen von ihr zu Publikationszwecken genutzten Medien, darunter dem Internet, unterblieben w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die somit durch ihre schlichte Unt&#228;tigkeit bewirkte eigene Zuwiderhandlung der Schuldnerin gegen das Unterlassungsgebot ist ihr auch in subjektiver Hinsicht vorwerfbar. Ein - eigenes - Verschulden des Titelschuldners liegt vor, wenn er pflichtwidrig nicht unverz&#252;glich nach Kenntnis des gerichtlichen Unterlassungsgebotes alle ihm zumutbaren Anordnungen oder sonstigen Ma&#223;nahmen trifft, um Zuwiderhandlungen zu unterbinden, wobei an diese Pflicht des Schuldners strenge Ma&#223;st&#228;be anzulegen sind. Diesen Anforderungen hat die Schuldnerin hier nicht gen&#252;gt. Soweit sie sich in diesem Zusammenhang mit dem Einwand zu verteidigen sucht, sie habe in keinem Auftragsverh&#228;ltnis mit der Saarbr&#252;cker Zeitung gestanden, ist das von vornherein unerheblich. Denn die Pflicht des Titelschuldners, Zuwiderhandlungen gegen das Verbot zu verhindern, ist nicht an eine bestimmte rechtliche Ausgestaltung des Verh&#228;ltnisses zu einem Dritten, von dessen Seite aus durch die vom Schuldner gesetzte ma&#223;gebliche Ursache die Fortf&#252;hrung des wettbewerbswidrigen Zustands zu besorgen ist, gebunden. Ma&#223;geblich ist vielmehr allein, ob der Titelschuldner konkret damit rechnen muss, dass der Dritte eine dem titulierten Verbot entgegenstehende Handlung verwirklichen werde. Das aber ist im Streitfall zu bejahen. Die Schuldnerin kann sich insbesondere nicht mit Erfolg darauf berufen, sie habe nicht mit der Ver&#246;ffentlichung der werblichen Ank&#252;ndigung der Saarbr&#252;cker Zeitung im Internet rechnen m&#252;ssen. Aus den bereits vom Landgericht in dem angefochtenen Beschluss dargelegten &#252;berzeugenden Gr&#252;nden stellt es auch im Bereich von Printmedien eine verbreitete &#220;bung dar, Ver&#246;ffentlichungen einschlie&#223;lich der Hinweise auf - lokale - Veranstaltungen ebenfalls im Internet zu publizieren. Die Schuldnerin hat dabei entgegen ihrer Ansicht auch nicht etwa um eine Einschr&#228;nkung des werblichen Hinweises auf ihre Konzertveranstaltung nur in Printmedien der Saarbr&#252;cker Zeitung gebeten. Die in dem Schreiben vom 05.03.1999 formulierte Bitte um "Vorank&#252;ndigung des Konzerts ... in Ihrer Zeitung ..." bringt keine derartige Beschr&#228;nkung auf ein bestimmtes Publikationsmedium zum Ausdruck, sondern stellt ersichtlich die allgemeinsprachlich formulierte Bitte um die Erw&#228;hnung in den von der angeschriebenen "Saarbr&#252;cker Zeitung" genutzten Medien dar.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch soweit die Schuldnerin schlie&#223;lich ihre Haftung mit dem Einwand abzuwenden trachtet, es m&#252;sse hier - wie dies angeblich im Markenrecht anerkannt sei - nur derjenige haften, der die Verletzungshandlung selbst begehe der blo&#223;e Informant k&#246;nne hingegen nicht in Anspruch genommen werden, hat das keinen Erfolg. Ungeachtet der Frage, dass sich aus der von der Schuldnerin zum Beleg f&#252;r diesen im Markenrecht angeblich anerkannten Grundsatz angegebenen Fundstelle (Gloy, Handbuch des Wettbewerbsrechts, 2. Aufl., Rdnr. 50 zu &#167; 27), eine derartige Beschr&#228;nkung nicht ergibt, handelt es sich bei der Schuldnerin nicht lediglich um eine "blo&#223;e Informantin", sondern um diejenige, die mit ihrer konkreten Bitte um Ank&#252;ndigung der Konzertveranstaltung unter Verwendung des Begriffs "Original Don Kosaken ..." die ma&#223;gebliche Ursache f&#252;r die hier fragliche Ver&#246;ffentlichung gesetzt hat. Ma&#223;geblich ist aber, dass die Schuldnerin die hier in Rede stehende Zuwiderhandlung durch ihr Unterlassen, f&#252;r die Umsetzung und Achtung des titulierten Verbots ernsthaft Sorge zu tragen, selbst verwirklicht hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenfolge ergibt sich aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p>
114,353
olgk-1999-09-07-24-u-3999
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 39/99
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:13
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0907.24U39.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung der Klägerin wird das am 13.1.1999 verkündete Urteil der 26. Zivilkammer des Landgerichts Köln - Aktz. 26 0 56/98 - wie folgt abgeändert: Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 16.254,10 DM nebst 7,75 % seit dem 30.1.1998 zu zahlen. Der Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die formell unbedenklich zul&#228;ssige Berufung f&#252;hrt in der Sache zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Entgegen der Auffassung des Landgerichts hat die Kl&#228;gerin nach &#167; 652 BGB einen Anspruch auf Maklerhonorar in H&#246;he von 12.190,57 DM gegen den Beklagten. Dabei kann offen bleiben, ob dem Beklagten das Mietobjekt schon vor der Kontaktaufnahme mit der Kl&#228;gerin bekannt war. Selbst wenn dies zutrifft, ist zwischen den Parteien zumindest ein atypischer Maklervertrag abgeschlossen worden, wobei erst durch eine Leistung der Kl&#228;gerin der Hauptvertrag zustande gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">1. Der vorliegende Fall ist durch die Besonderheit charakterisiert, dass der Vermieter nicht bereit war, ohne die von ihm eingeschalteten Makler einen Mietvertrag mit den Interessenten abzuschlie&#223;en. Wie der Beklagte selbst vortr&#228;gt, hatte der Vermieter ihn f&#252;r den Abschluss des Hauptvertrages an die Kl&#228;gerin verwiesen. Diese hatte ihre Mitwirkung bei dem Zustandekommen eines solchen Vertrages aber von der Zustimmung zu ihrem Provisionsverlangen abh&#228;ngig gemacht. Dabei kann offen bleiben, ob die Kl&#228;gerin bereits bei der telefonischen Kontaktaufnahme eine Provision verlangt hat. Eine solche Forderung hat sie sp&#228;testens bei der &#220;bersendung des Expos&#233;s gestellt. In dem Anschreiben vom 23.6.1997 (Anlage K 1) hat sie deutlich darauf hingewiesen, dass ihre Leistung "provisionspflichtig" f&#252;r den Mieter sein soll. Die H&#246;he der Provision ergab sich sodann aus den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin, die auf der R&#252;ckseite abgedruckt sind. Dies ist rechtlich zul&#228;ssig und ein ausreichendes Angebot zum Abschluss eines Maklervertrages.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">2. Der Beklagte hat dieses Angebot angenommen. Die Kl&#228;gerin hat dazu vorgetragen, dass sie sich mit dem Beklagten am Tag der Unterzeichnung des ersten Mietvertrages (1.7.1997) &#252;ber die Provisionspflicht einig geworden sei, wobei lediglich noch offen geblieben sei, ob sich die Provisionsh&#246;he auch nach der im Mietvertrag vorgesehenen Verl&#228;ngerungsoption richten sollte (Seite 11/12 der Berufungsbegr&#252;ndung). Dass dieser schl&#252;ssige Sachvortrag zutreffend ist, ergibt sich aus dem Schreiben des Beklagten vom 3.7.1997, in dem er darum bittet, wegen der "Zahlungsmodalit&#228;ten" mit seinen Partnern R&#252;cksprache nehmen zu k&#246;nnen. Ob dies ein Anerkenntnis im Rechtssinne ist, kann letztlich dahin stehen. Zumindest ist es ein ausreichendes Indiz f&#252;r die Feststellung, dass die Parteien sich &#252;ber die Provisionspflicht einig waren und lediglich noch Verhandlungen zur H&#246;he gef&#252;hrt werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die gegen diese Bewertung des Schriftverkehrs vorgebrachten Argumente sind nicht stichhaltig. Schrifts&#228;tzlich ist der Beklagte auf diese Formulierung nicht eingegangen, obwohl die Kl&#228;gerin hierauf hingewiesen hatte. In seiner Anh&#246;rung vor dem Senat hat er erkl&#228;rt, er habe mit diesem Schreiben lediglich die Kl&#228;gerin hinhalten wollen, um Zeit zu gewinnen, mit seinen Partnern die Rechtslage zu kl&#228;ren. Eine solche Erkl&#228;rung h&#228;lt der Senat aber nicht f&#252;r plausibel. Der Beklagte ist juristisch geschult; er muss daher an dem objektiven Erkl&#228;rungsinhalt dieses Schreibens festgehalten werden. F&#252;r einen Au&#223;enstehenden kann der Einleitungssatz nur dahingehend verstanden werden, dass der Beklagte sich mit der Provisionsforderung der Kl&#228;gerin einverstanden erkl&#228;rt hatte und nur noch zur H&#246;he, soweit diese durch die Verl&#228;ngerungsoption im Mietvertrag beeinflusst werden konnte, um Bedenkzeit bitten wollte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Eine Beweisaufnahme zum Inhalt der Gespr&#228;che am 1.7.1997 ist auch dann nicht erforderlich, wenn man dem Schreiben des Beklagten vom 3.7.1997 lediglich indizielle Bedeutung beimi&#223;t. Soweit der Beklagte bestreitet, sich mit Herrn R. in dem vorgenannten Sinne geeinigt zu haben (Seite 10 der Berufungserwiderung), ist dieses Bestreiten nicht hinreichend substantiiert. Denn dem Schreiben vom 3.7.1997 l&#228;sst sich entnehmen, dass es ein solches Gespr&#228;ch gegeben haben muss ("wie bereits telefonisch und pers&#246;nlich besprochen"...). Aus dem Kontext dieses Schreibens ergibt sich dar&#252;ber hinaus, dass es in diesem Gespr&#228;ch um die Provisionsforderung der Kl&#228;gerin gegangen sein muss. Welchen Inhalt diese pers&#246;nliche Unterredung hatte, wird vom Beklagte jedoch nicht gesagt, obwohl er selbst in der Folgezeit davon ausgegangen ist, dass nur noch eine Einigung &#252;ber die "Zahlungsmodalit&#228;ten" erforderlich sei. Seiner Verpflichtung, sich vollst&#228;ndig zum Tatsachenvortrag der Gegenseite zu erkl&#228;ren (&#167; 138 Abs. 4 ZPO), ist der Beklagte offensichtlich nicht nachgekommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Auff&#228;llig ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Beklagte sich schon vorprozessual in &#228;hnlicher Weise verhalten hat. Nachdem die Kl&#228;gerin in ihrem Schreiben vom 19.8.1997 den Stand der Provisionsabsprachen substantiiert dargelegt hatte, ist der Beklagte dem in seinem Antwortschreiben vom 29. 8.1997 nicht konkret entgegengetreten, sondern er hat die Kl&#228;gerin an seinen Kollegen M. verwiesen, wobei er auch zu diesem Zeitpunkt noch die M&#246;glichkeit einer Zahlung ("Freigabe und Auszahlung von Geldern") in Aussicht gestellt hat. In einer solchen Weise &#228;u&#223;ert sich aber kein Anwalt, wenn an ihn eine pers&#246;nliche Forderung herangetragen wird, deren Tatsachengrundlage er f&#252;r unzutreffend h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Es mag zwar sein, dass der Beklagte innere Vorbehalte gegen&#252;ber der Provisionsforderung der Kl&#228;gerin hatte. Der Senat ist aber davon &#252;berzeugt, dass er dies gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin bei der Unterzeichnung des ersten Mietvertrages nicht zum Ausdruck gebracht hat. Da er noch eine eigene Wohnung durch die Einschaltung der Kl&#228;gerin mieten wollte und ihm bewusst war, dass er dies ohne die Zustimmung zum Provisionsverlangen nicht erreichen konnte, blieb ihm nur die M&#246;glichkeit, von dem Hauptvertrag abzusehen oder der Provisionsforderung der Kl&#228;gerin f&#252;r beide Mietvertr&#228;ge zuzustimmen. Die zweite M&#246;glichkeit hat er gew&#228;hlt, wie sein Schreiben vom 3.7.1997 zeigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Feststellung einer Provisionsvereinbarung scheitert auch nicht daran, dass die Parteien sich noch nicht vollst&#228;ndig geeinigt hatten. Die Regelung des &#167; 154 Abs. 1 Satz 1 BGB, wonach ein Vertrag im Zweifel nicht geschlossen ist, solange nicht die Parteien sich &#252;ber alle Punkte eines Vertrages geeinigt haben, &#252;ber die nach der Erkl&#228;rung auch nur einer Partei eine Vereinbarung getroffen werden soll, greift hier nicht ein. Zwar war noch keine vollst&#228;ndige Einigung zur H&#246;he der Courtage erzielt worden, wie das Schreiben des Beklagten vom 3.7.1997 und der Brief der Kl&#228;gerin vom 19.8. 1997 zeigen. Die zitierte Auslegungsregel des &#167; 154 Abs. 1 Satz 1 BGB greift aber dann nicht ein, wenn sich aus den Umst&#228;nden ergibt, dass sich die Parteien trotz eines noch ungeregelten Punktes bereits fest binden wollten (Palandt-Heinrichs, 58. Aufl. 1999, Rdn. 2 zu &#167; 154 BGB). Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn nur noch eine Einigung zur H&#246;he der Verg&#252;tung erzielt werden muss und die Rechtsordnung hierf&#252;r notfalls eine gesetzliche Regelung bereit h&#228;lt (hier in &#167; 653 Abs. 2 BGB). Von einem solchen Ausnahmefall ist hier ebenfalls auszugehen: Der Beklagte hat, als er sich mit der Kl&#228;gerin weitgehend am 1.7.1997 geeinigt hatte, bei gleicher Gelegenheit auch deren Leistungen in Anspruch genommen und sie mit Schreiben vom 3.7.1997 aufgefordert, hinsichtlich des zweiten Mietvertrages weiter f&#252;r ihn t&#228;tig zu sein. Ein solcher Vollzug einer angestrebten Vereinbarung ist ein ausreichendes Indiz f&#252;r den Bindungswillen der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">3. Die Kl&#228;gerin hat auch eine verg&#252;tungspflichtige Maklerleistung erbracht. Selbst wenn der Beklagte das Objekt und die Person des Vermieters schon vor der Kontaktaufnahme mit der Kl&#228;gerin kannte, hat er doch erst durch sie die M&#246;glichkeit zum Abschluss des Hauptvertrages erhalten. Nach seinem eigenen Vortrag war der Vermieter auf direktem Weg dazu nicht bereit. Insoweit handelt es sich bei der Leistung der Kl&#228;gerin um einen Nachweis im weiteren Sinne, bei dem zwar, wenn man von dem Sachvortrag des Beklagten ausgeht die Vertragskonditionen und der Vertragspartner schon feststanden, der Mietvertrag aber dennoch erst durch die Mitwirkung des Maklers zustande kommt. Eine solche Konstellation ist insbesondere dann, wenn dem Makler ein Alleinauftrag erteilt worden ist, nicht ungew&#246;hnlich (BGH WM 1978, 247, 248).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">4. Die Klage ist auch in voller H&#246;he begr&#252;ndet. Nach den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin, auf deren Geltung in dem Anschreiben vom 23.6.1997 deutlich hingewiesen wurde und die auf der R&#252;ckseite abgedruckt waren, forderte die Kl&#228;gerin f&#252;r die Vermittlung eines gewerblichen Mietvertrages mit einer Laufzeit von f&#252;nf Jahren und einer Verl&#228;ngerungsoption von weiteren f&#252;nf Jahren eine Provision von 4 Monatsmieten. Aus dem von der Kl&#228;gerin vorgelegten Schriftverkehr ergibt sich zwar, dass die Parteien diese Regelung insofern ab&#228;ndern wollten, als die Erh&#246;hung von zwei auf vier Monatsmieten erst erfolgen sollte, wenn der Beklagte von dieser Verl&#228;ngerungsoption auch tats&#228;chlich Gebrauch machte. Dieses von der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 19.8.1997 gemachte Angebot hat der Beklagte aber nicht angenommen. Demgem&#228;&#223; bleibt es bei der urspr&#252;nglichen Provisionsregelung von 4 Monatsmieten. Dies gilt selbst dann, wenn man aufgrund des Schreibens vom 19.8.1997 davon ausgeht, dass die Parteien sich von Anfang an nicht &#252;ber die Provisionsh&#246;he einig waren. Ma&#223;geblich ist dann nach &#167; 653 Abs. 2 BGB der "&#252;bliche" Maklerlohn. Bei dem Nachweis eines gewerblichen Mietobjektes ist eine Provision von vier Monatsmieten orts&#252;blich, wenn ein auf f&#252;nf Jahre beschr&#228;nkter Mietvertrag eine Verl&#228;ngerungsoption von weiteren f&#252;nf Jahren enth&#228;lt. Dies ist dem Senat aus anderen Verfahren bekannt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gegen die von der Kl&#228;gerin vorgenommene Forderungsberechnung, die hinsichtlich der Gewerber&#228;ume lediglich drei Monatsmieten eingeklagt hat, sind vom Beklagten keine weiteren Einwendungen vorgebracht worden, so da&#223; von deren Richtigkeit auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">5. Die Klageforderung ist mit 7,75 % zu verzinsen. Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 286 Abs. 1, 288 Abs. 2 BGB. Der Beklagte befindet sich aufgrund einer schriftlichen Zahlungsaufforderung der Kl&#228;gerin vom 20.1.1998 mit Fristsetzung zum 29.1.1998 seit dem 30.1.1998 in Verzug. Die H&#246;he des Zinsschadens ist durch eine Bescheinigung der Dresdner Bank nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Berufungsstreitwert und Beschwer des Beklagten: 16.254,10 DM</p>
114,354
olgk-1999-09-07-2-ws-49799
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 497/99
1999-09-07T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0907.2WS497.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrerin, die sich sich seit dem 17. Dezember 1997 unter dem Verdacht der Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemanns durch den Mitangeklagten M. in Untersuchungshaft (&#167; 112 Abs.3 StPO) befindet, ist durch Urteil der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Aachen vom 23. M&#228;rz 1999 wegen Beihilfe zum Mord zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren verurteilt worden. Gegen das Urteil haben sowohl die Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschluss hat der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer den mit Anwaltsschriftsatz vom 20. August 1999 gestellten Antrag abgelehnt, der Ausf&#252;hrung der Angeklagten auf ihre Kosten zur standesamtlichen Eheschlie&#223;ung ihres Sohnes P. N. am 9. September 1999 im Standesamt der Stadt T. zuzustimmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der hiergegen mit Schriftsatz des Verteidigers vom 31. August 1999 eingelegten Beschwerde hat der Vorsitzende nicht abgeholfen (Beschluss vom 1. September 1999).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 304 Abs.1 StPO zul&#228;ssige Beschwerde hat in der Sache keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer hat in fehlerfreier Aus&#252;bung des ihm in &#167; 119 Abs.3 und 4 StPO einger&#228;umten Ermessens die Genehmigung der Ausf&#252;hrung abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gesetzliche Grundlage f&#252;r die Gestaltung der Untersuchungshaft ist - bis zum Inkrafttreten des UHaftG - &#167; 119 Abs.3 StPO. Nach dieser Vorschrift d&#252;rfen dem Untersuchungsgefangenen nur solche Beschr&#228;nkungen auferlegt werden, die der Zweck der Untersuchungshaft oder die Ordnung in der Vollzugsanstalt erfordert.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Eine Sonderregelung f&#252;r "Bequemlichkeiten", zu denen die Ausf&#252;hrung des Gefangenen geh&#246;rt, enth&#228;lt &#167; 119 Abs.4 StPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Danach darf sich der Gefangene auf seine Kosten Bequemlichkeiten verschaffen, soweit sie mit dem Zweck der Haft vereinbar sind und nicht die Ordnung in der Vollzugsanstalt st&#246;ren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ausf&#252;hrungen sollen nach der - an die Formulierung der entsprechenden Regelung in der Untersuchungshaftvollzugsordnung (Nr. 41 Abs.2 UVollzO) ankn&#252;pfenden - Rechtsprechung und Literatur bewilligt werden, wenn die Erledigung wichtiger und unaufschiebbarer pers&#246;nlicher, gesch&#228;ftlicher oder rechtlicher Angelegenheiten die Anwesenheit des Gefangenen an einem Ort au&#223;erhalb der Anstalt erforderlich machen (vgl. Kleinknecht/ Janischowski, Das Recht der Untersuchungshaft, Rdn 401; <i>Wendisch</i> in: L&#246;we/Rosenberg, StPO, 24.Aufl., &#167; 119 Rdn.116, Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner, StPO, 44.Aufl., &#167; 119 Rdn.40). Da es sich bei einer Ausf&#252;hrung um eine Bequemlichkeit handelt, durch die der Gewahrsam, das Prinzip der Untersuchungshaft, gelockert wird, sind sie auf solche F&#228;lle zu beschr&#228;nken, in denen die Anwesenheit des Gefangenen au&#223;erhalb der Anstalt dringend geboten ist (LR-Wendisch, a.a.O., OLG Bremen MDR 1963,158, OLG Koblenz GA 1973,157).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen der Gefangenen einerseits und der <u>konkreten</u> vollzuglichen Belange in diesem Fall andererseits - der <i>Haftzweck</i> d&#252;rfte einer Ausf&#252;hrung nicht entgegenstehen - geh&#246;rt die Teilnahme der Untersuchungsgefangenen an der Eheschlie&#223;ung des Sohnes in T. auch unter Beachtung des grundrechtlichen Schutzes der Familie nicht zu den Angelegenheiten, f&#252;r die die Ausf&#252;hrung der Angeklagten zu bewilligen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrung der Angeklagten zu dem beantragten Zweck m&#252;sste nach der Stellungnahme des Leiters der Justizvollzugsanstalt K&#246;ln vom 24. August 1999, die auch der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer seiner Entscheidung zugrunde gelegt hat, von zwei Bediensteten durchgef&#252;hrt werden. F&#252;r die Ausf&#252;hrung nach Trier sind unter Ber&#252;cksichtigung der Hin- und R&#252;ckfahrtzeiten mindestens 10 Stunden anzusetzen. Dieser personelle und zeitliche Aufwand kann nach der Stellungnahme des Anstaltsleiters nicht geleistet werden, weil die in diesem Bereich t&#228;tigen Bediensteten mit den dringend notwendigen Ausf&#252;hrungen zu &#196;rzten, Krankenh&#228;usern u.&#228;. ausreichend ausgelastet sind. Eine Ausf&#252;hrung k&#228;me, wie die Stellungnahme zu verstehen ist, nur durch den Einsatz von Bediensteten in Betracht, die aus anderen Bereichen zu diesen Zweck abgezogen werden m&#252;ssten. Hierdurch aber w&#252;rde die Ordnung der Anstalt erheblich gest&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zwar geh&#246;rt die Ausf&#252;hrung zur F&#252;rsorge f&#252;r den Verhafteten. Der Staat muss dazu Personal zur Verf&#252;gung stellen. Demzufolge rechtfertigt Mangel an Bewachungspersonal die Ablehnung berechtigter Ausf&#252;hrungsantr&#228;ge nicht (LR-Wendisch, a.a.O., Rdn. 108; <i>Boujong</i> in: Karlsruher Kommentar, StPO, 4. Aufl., &#167; 119 Rdn.66). Anderseits k&#246;nnen die personellen M&#246;glichkeiten der Vollzugsanstalten auch nicht g&#228;nzlich unber&#252;cksichtigt bleiben. Ausf&#252;hrungen m&#252;ssen nach der Personalausstattung der Anstalten, die sich an der Aufgabe der Bewachung und der Erreichung der vollzuglichen Ziele orientiert und darauf zugeschnitten ist, die Ausnahme bleiben, zumal es der Gleichbehandlungsgrundsatz gebieten w&#252;rde, die einem Gefangenen aus famili&#228;ren Gr&#252;nden bewilligte Ausf&#252;hrung auch anderen Gefangenen zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine solche Ausnahme wird nicht durch die gew&#252;nschte Teilnahme an der Eheschlie&#223;ung des Sohnes in einem entfernt gelegenen Ort begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dass die Teilnahme der Mutter an der Eheschlie&#223;ung des Sohnes w&#252;nschenswert und der Wunsch nach Teilnahme verst&#228;ndlich ist, bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung. Es handelt sich um einen Akt, der im Leben der Familie eine hohe Bedeutung hat, bei dem die Teilnahme der Mutter auch aus Gr&#252;nden des famili&#228;ren Zusammenhalts von Bedeutung ist. Zwingend erforderlich ist die Teilnahme der Mutter f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Eheschlie&#223;ung des Sohnes andererseits nicht. Eine Ausf&#252;hrung zu diesem Zweck kann deshalb nicht mit denselben Ma&#223;st&#228;ben gemessen werden, wie etwa diejenige zur <i>eigenen</i> Eheschlie&#223;ung eines Untersuchungsgefangenen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde man dem Wunsch der Antragstellerin auf Ausf&#252;hrung zur Eheschlie&#223;ung des Sohnes als berechtigt im Sinne des &#167; 119 Abs.4 StPO anerkennen, k&#246;nnte anderen Gefangenen in &#228;hnlicher Situation eine Ausf&#252;hrung ohne Versto&#223; gegen das Gebot der Gleichbehandlung nicht verweigert werden. Dabei w&#228;re es, wenn man das Erfordernis einer zwingend gebotenen pers&#246;nlichen Anwesenheit aufg&#228;be, kaum m&#246;glich, eine Grenze zu ziehen zwischen solchen famili&#228;ren Anl&#228;ssen, bei denen eine Ausf&#252;hrung noch gerechtfertigt ist, und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist. Die hieraus resultierende Ausweitung der Ausf&#252;hrungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Untersuchungsgefangene w&#228;re indes mit den zur Verf&#252;gung stehenden personellen Mitteln schlechterdings nicht zu leisten und deshalb mit der Anstaltsordnung unvereinbar. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ist aber aus diesem Grund ein Festhalten an den strengen Ma&#223;st&#228;ben f&#252;r eine Ausf&#252;hrung geboten, ist der Antrag der Angeklagten auf Ausf&#252;hrung abzulehnen. Denn diese ist, wie sich aus der Stellungnahme des Anstaltsleiters ergibt, im Einzelfall mit der Anstaltsordnung unvereinbar, weil sie einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohen Aufwand erfordert. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 473 Abs.1 Satz 1 StPO.</p>
114,355
ovgnrw-1999-09-06-22-a-160498
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
22 A 1604/98
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-12T13:54:19
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0906.22A1604.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger pachtete mit Vertrag vom 31. Januar 1990 zusammen mit einem Mitp&#228;chter vom Land Nordrhein-Westfalen - I. C. Fonds - das Jagdaus&#252;bungsrecht f&#252;r einen 286 ha gro&#223;en Jagdbezirk f&#252;r die Zeit vom 1. April 1990 bis 31. M&#228;rz 1999. Als Jahrespachtpreis wurden 17.606,16 DM zuz&#252;glich gesetzlicher Umsatzsteuer vereinbart. Ferner hatten die P&#228;chter Nebenleistungen f&#252;r Wildschadenersatz und Wildschadenverh&#252;tung zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 22. Juli 1996 zog der Beklagte den Kl&#228;ger zur Jagdsteuer f&#252;r das Steuerjahr 1996 in H&#246;he von 3.747,97 DM heran, die er mit einem Steuersatz von 18% nach dem Pachtpreis von 17.606,16 DM, der Wildschadenverh&#252;tungspauschale von 500,-- DM und 15% Mehrwertsteuer in H&#246;he von 2.715,92 DM berechnete. Zum Mitp&#228;chter der Jagd, zu dessen Steuerpflicht und zur Auswahl des Steuerschuldners enthielt der Bescheid keine Ausf&#252;hrungen. Gegen den Mitp&#228;chter erging auch kein eigener Steuerbescheid.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid st&#252;tzte sich auf die Jagdsteuersatzung (JStS) des Kreises Q. von 15. M&#228;rz 1995 in der Fassung vom 14. Februar 1996, die am 1. April 1995 in Kraft trat. Diese Satzung wurde erneut mit unver&#228;ndertem Inhalt jedoch ge&#228;nderter Datumsbezeichnung aufgrund erneuter Bekanntmachungsanordnung vom 2. August 1996 am 7. August 1996 bekanntgemacht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Steuerma&#223;stabes bei verpachteten Jagden bestimmt &#167; 3 JStS:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Als Steuerma&#223;stab gilt der finanzielle Aufwand, und zwar</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. bei verpachteten Jagden das an den Verp&#228;chter zu entrichtende Entgelt (Pachtpreis und etwaige Mehrwertsteuer zzgl. des Wertes der vereinbarten Nebenleistungen, jedoch ohne den etwa &#252;bernommenen Wildschadenersatz),</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2. ..."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 JStS sind mehrere Steuerpflichtige Gesamtschuldner. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 12. August 1996 wandten sich der Kl&#228;ger und der Mitp&#228;chter der Jagd sinngem&#228;&#223; insoweit gegen den Steuerbescheid, als diesem die Wildschadenverh&#252;tung und die an den Verp&#228;chter gezahlte Mehrwertsteuer zugrunde lagen, und legten Widerspruch ein, soweit die Steuer h&#246;her als 3.169,11 DM festgesetzt worden war.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 27. August 1996 half der Beklagte dem Widerspruch teilweise ab und setzte die Jagdsteuer f&#252;r 1996 auf 3.644,47 DM herab. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, die Pauschale zur Wildschadenverh&#252;tung sei zu Unrecht bei der Berechnung der Steuer ber&#252;cksichtigt worden; dagegen sei die Mehrwertsteuer rechtlich zutreffend angesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zusammen mit dem Mitp&#228;chter am 10. September 1996 Klage erhoben, die der Mitp&#228;chter in der m&#252;ndlichen Verhandlung des Verwaltungsgerichts f&#252;r seine Person wieder zur&#252;ckgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen: Der Steuerbescheid sei fehlerhaft, da im Zeitpunkt seines Erlasses die Jagdsteuersatzung des Kreises fehlerhaft ver&#246;ffentlicht gewesen sei. Daran habe die nachtr&#228;gliche erneute Ver&#246;ffentlichung nichts ge&#228;ndert. Die Einbeziehung der Mehrwertsteuer in die Bemessungsgrundlage der Jagdsteuer sei rechtswidrig. Es sei bereits fraglich, ob der Verp&#228;chter &#252;berhaupt mehrwertsteuerpflichtig sei. Au&#223;erdem sei nach Auskunft der Bezirksregierung geplant, f&#252;r die Verpachtung von Jagden durch das Land einen niedrigeren Umsatzsteuersatz anzusetzen. Sein Mitp&#228;chter und er zahlten die im Pachtvertrag &#252;bernommene Mehrwertsteuer deshalb nur noch unter Vorbehalt. Im &#252;brigen sei er Unternehmer, wie sich aus der Veranlagung zur X. m. Berufsgenossenschaft ergebe. Soweit er als Unternehmer bei der Umsatzsteuer vorsteuerabzugsberechtigt sei, sei die Einbeziehung der an den P&#228;chter gezahlten Mehrwertsteuer jedenfalls rechtswidrig. Im &#252;brigen handele es sich bei der Mehrwertsteuer um eine Bundessteuer, auf die nicht noch einmal eine kommunale Steuer erhoben werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Jagdsteuerbescheid des Beklagten vom 22. Juli 1996 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 27. August 1996 insoweit aufzuheben, als in die Bemessungsgrundlage der Jagdsteuerberechnung die Mehrwertsteuer eingeflossen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte hat die Auffassung vertreten, da&#223; die am 7. August 1996 bekanntgemachte Jagdsteuersatzung eine wirksame Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung des Kl&#228;gers sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage durch das angefochtene, dem Beklagten am 2. M&#228;rz 1998 zugestellte Urteil stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Es sei bereits zweifelhaft, ob der Steuerbescheid des Beklagten nicht deshalb rechtswidrig sei, weil er keine Ermessenserw&#228;gungen dazu enthalte, warum von den beiden Steuerschuldnern gerade und nur der Kl&#228;ger herangezogen worden sei. Au&#223;erdem sei fraglich, ob die Verpachtung des Jagdrechts durch das Land der Umsatzsteuer unterliege und der Kl&#228;ger an den Verp&#228;chter Mehrwertsteuer zu entrichten habe. Der Bescheid sei jedenfalls rechtswidrig, weil es an einer wirksamen Rechtsgrundlage fehle. Die Jagdsteuersatzung des Kreises Q. sei n&#228;mlich wegen Unbestimmtheit des in ihrem &#167; 3 Satz 1 Nr. 1 vorgesehenen Steuerma&#223;stabes nichtig. Dieser lasse es auch nicht durch Auslegung unter Ber&#252;cksichtigung des Sachzusammenhanges zu, Kriterien zu gewinnen, die eine willk&#252;rliche Handhabung der Bestimmung ausschl&#246;ssen. So sei unklar, was unter "etwaige" Mehrwertsteuer im Sinne der Satzung zu verstehen sei. Eine Auslegung, die auf die tats&#228;chliche vom P&#228;chter an den Verp&#228;chter gezahlte Mehrwertsteuer abstelle, sei mit dem Wesen der Aufwandsteuer nicht vereinbar, weil der P&#228;chter eventuell vorsteuerabzugsberechtigter Unternehmer sein k&#246;nne und die tats&#228;chlich gezahlte Steuer insoweit f&#252;r ihn keinen Aufwand bedeute; vielmehr handele es sich nur um einen durchlaufenden Posten und nicht um eine echte Belastung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Beklagte mit der vom Senat zugelassenen Berufung.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat w&#228;hrend des Berufungsverfahrens telefonische und schriftliche Ausk&#252;nfte bei der Bezirksregierung E. und beim I. C. Fonds eingeholt. Danach ist seitens des I. C. Fonds als Verp&#228;chter seit 1994 gegen die Mehrwertsteuerpflicht beim Finanzamt jeweils Einspruch eingelegt worden. Dieser wurde im Hinblick auf ein beim BFH anh&#228;ngiges Musterverfahren nicht beschieden. Die Vollziehung war bis zum Abschlu&#223; dieses Musterverfahrens ausgesetzt; Mehrwertsteuer f&#252;r die Pachterl&#246;se wurde nicht abgef&#252;hrt. Mit Urteil vom 11. Februar 1999 wurde der Musterproze&#223; vom BFH (V R 27/97) dahin entschieden, da&#223; die Erl&#246;se eines Forstwirtes aus der Verpachtung der Jagd nach den allgemeinen Vorschriften des Umsatzsteuergesetzes zu versteuern seien. Auf die nach dieser Entscheidung ergangene Zahlungsaufforderung des Finanzamtes hat der Verp&#228;chter mit Schreiben an das Finanzamt vom 16. Juli 1999 unter Hinweis auf einen Erla&#223; des Ministers f&#252;r Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW vom 18. Juni 1999 und auf eine weitere beabsichtigte Kl&#228;rung auf Bundesebene die Verl&#228;ngerung des Aussetzung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unbeschadet der seit 1994 eingelegten Einspr&#252;che hat der Verp&#228;chter bei den P&#228;chtern die nach den Vertr&#228;gen geschuldete Mehrwertsteuer erhoben, die diese zun&#228;chst auch ohne Vorbehalt zahlten. Nach Auskunft des I. C. Fonds wurde erst im Jahre 1998, nachdem der Kl&#228;ger und sein Mitp&#228;chter sich schriftlich nach der Grundlage f&#252;r die Erhebung der Mehrwertsteuer erkundigt hatten, zwischen Verp&#228;chter und den P&#228;chtern der Jagd Einigkeit dar&#252;ber erzielt, da&#223; die von den P&#228;chtern gezahlte Mehrwertsteuer an diese zur&#252;ckgezahlt werde, wenn sich ergebe, da&#223; das Land wegen der Verpachtung der Jagd nicht mehrwertsteuerpflichtig sei. Der Kl&#228;ger und sein Mitp&#228;chter zahlten - nach dieser Auskunft - ab 1998 die Mehrwertsteuer an den Verp&#228;chter nur noch unter Vorbehalt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Auffassung, die Auswahl des Kl&#228;gers als heranzuziehender Steuerschuldner sei fehlerfrei erfolgt. Das Verwaltungsgericht gehe ferner zu Unrecht davon aus, da&#223; die Verpachtung des Jagdaus&#252;bungsrechtes durch das Land nicht der Mehrwertsteuer unterliege. Die Regelungen &#252;ber den Steuerma&#223;stab f&#252;r verpachtete Jagden in &#167; 3 der Jagdsteuersatzung seien hinreichend bestimmt. Zudem komme eine Vorsteuerabzugsberechtigung im vorliegenden Fall gar nicht in Betracht. Der Kl&#228;ger habe unbeschadet der zwischen Verp&#228;chter und Finanzverwaltung noch offenen Frage der umsatzsteuerrechtlichen Behandlung der Erl&#246;se aus der Jagdverpachtung nicht nur vorl&#228;ufig, sondern endg&#252;ltig auch wegen der &#252;bernommenen Mehrwertsteuer zur Jagdsteuer veranlagt werden d&#252;rfen. Auf seine gegen&#252;ber dem Verp&#228;chter bestehende Pflicht habe sich das steuerrechtliche Verfahren des Verp&#228;chters n&#228;mlich nicht ausgewirkt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> Er ist der Auffassung, die Kl&#228;rung der Frage, ob der Verp&#228;chter f&#252;r 1996 wegen des Pachterl&#246;ses endg&#252;ltig zur Mehrwertsteuer herangezogen werde, sei vorgreiflich f&#252;r das vorliegende Verfahren. In der Sache schlie&#223;t er sich der Begr&#252;ndung der angefochtenen Entscheidung an und tr&#228;gt weiter vor: F&#252;r die Verpachtung der Jagd falle keine Mehrwertsteuer an, allenfalls jedoch Mehrwertsteuer in H&#246;he von 7 %, dem Steuersatz f&#252;r Land- und Forstwirtschaft. Gespr&#228;che mit dem Verp&#228;chter &#252;ber die Abw&#228;lzung der Mehrwertsteuer h&#228;tten nicht erst 1998, sondern bereits fr&#252;her stattgefunden. Auch die Mehrwertsteuer f&#252;r das Jagdjahr 1996 sei von ihm nur unter m&#252;ndlichem Vorbehalt an den Verp&#228;chter gezahlt worden. Die vom Beklagten beim Verp&#228;chter eingeholten Ausk&#252;nfte seien verfahrensfehlerhaft eingeholt, weil sich der Beklagte nur an den Verp&#228;chter und nicht auch an die P&#228;chter gewandt habe.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt, das Verfahren bis zur Entscheidung &#252;ber die Bestandskraft des an den Verp&#228;chter gerichteten Umsatzsteuerbescheides auszusetzen. Diesen Antrag hat der Senat mit Beschlu&#223; vom 3. September 1999 abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und des beigezogenen Verwaltungsvorganges des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Unrecht stattgegeben, denn die angefochtenen Bescheide, soweit sie noch im Streit sind, sind rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1. Der Jagdsteuerbescheid des Beklagten kann sich auf eine wirksame Rechtsgrundlage st&#252;tzen. Die Jagdsteuersatzung des Kreises Q. ist, soweit sie hier zur Anwendung kommt, entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts wirksam.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a) Die Jagdsteuersatzung ist f&#252;r den hier interessierenden Zeitraum nicht deshalb unwirksam, weil sie durch die Bekanntmachung vom 7. August 1996 in Verbindung mit der Regelung des &#167; 11 Abs. 1 und 3 JStS r&#252;ckwirkend zum 1. April 1995 bzw. (hinsichtlich der Besteuerung der Pirscherlaubnisse) r&#252;ckwirkend zum 1. April 1996 in Kraft gesetzt worden ist. Dabei kann hier, wo es nur um die Jagdsteuer f&#252;r 1996 geht, dahinstehen, ob diese R&#252;ckwirkung auch f&#252;r die Zeit des Jagdjahres 1995 (1. April 1995 bis 31. M&#228;rz 1996) unbedenklich ist. Sie ist es jedenfalls f&#252;r das Steuerjahr 1996 (1. April 1996 bis 31. M&#228;rz 1997, vgl. &#167;&#167; 7 Abs. 1, 5 Abs. 1 JStS).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und der Verwaltungsgerichte steht der Grundsatz des Vertrauensschutzes, der unter dem aus dem Rechtsstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 3 GG herzuleitenden Gesichtspunkt der Rechtssicherheit regelm&#228;&#223;ig eine r&#252;ckwirkende, an abgeschlossene Tatbest&#228;nde ankn&#252;pfende rechtliche Verschlechterung ausschlie&#223;t, einer r&#252;ckwirkenden rechtlichen Regelung ausnahmsweise dann nicht entgegen, wenn das Vertrauen der Betroffenen in eine bestimmte Rechtslage sachlich nicht gerechtfertigt ist. So ist das Vertrauen u.a. dann nicht schutzw&#252;rdig, wenn der B&#252;rger in dem Zeitpunkt, auf den der Eintritt der Rechtsfolge von der Norm zur&#252;ckbezogen wird, mit dieser Regelung rechnen mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. zuletzt: Urteil des Senats vom 21. Februar 1996 - 22 A 5053/95 -, n.v., unter Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 19. Dezember 1961 - 2 BvL 6/59 -, BVerfGE 13, 261 (271 f.); BVerwG, Urteil vom 15. April 1983 - 8 C 170.81 -, BVerwGE 67, 129 (131 f.) mwN.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> So ist die Sachlage hier. Soweit die im August 1996 (erneut) bekanntgemachte Satzung bis zum 20. M&#228;rz 1996, dem Zeitpunkt der ersten fehlerhaften Bekanntmachung, zur&#252;ckwirkt, war ein Vertrauen des B&#252;rgers bereits deshalb ausgeschlossen, weil der Wille des Satzungsgebers, die Aus&#252;bung des Jagdrechts entsprechend den Bestimmungen dieser Satzung zu besteuern, f&#252;r die B&#252;rger sp&#228;testens mit der Bekanntmachung der Satzung am 20. M&#228;rz 1996 offenkundig war. Niemand konnte und durfte darauf vertrauen, da&#223; der Satzungsgeber einen etwaigen Fehler bei dieser Bekanntmachung der Norm nicht nachtr&#228;glich und r&#252;ckwirkend beheben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> b) Die Jagdsteuersatzung begegnet hinsichtlich der hier zur Anwendung kommenden Vorschriften auch keinen materiellen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">(1) Allerdings sind die Bestimmungen der JStS &#252;ber die Besteuerung der Jagdg&#228;ste in Jagden des Bundes und des Landes und die Bestimmungen &#252;ber die Haftung unwirksam,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">vgl. zu gleichartigen Regelungen den vom VG bereits angef&#252;hrten Beschlu&#223; des Senats vom 6. Mai 1997 - 22 A 877/97 -, RdL 1998, 43.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Jedoch besteht zwischen diesen Regelungen und den hier zur Anwendung kommenden Vorschriften &#252;ber die "klassische" Jagdsteuer, n&#228;mlich die f&#252;r die Aus&#252;bung des Jagdrechts erhobene, kein Regelungszusammenhang. Die unwirksamen Vorschriften k&#246;nnen entfallen, ohne da&#223; die hier anzuwendenden Bestimmungen der Satzung davon sachlich ber&#252;hrt werden. Die fehlerhaften Bestimmungen des Satzung f&#252;hren deshalb nur zu einer hier nicht relevanten Teilnichtigkeit der Satzung.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">(2) Die Vorschrift des &#167; 3 Satz 1 Nr. 1 JStS &#252;ber den Steuerma&#223;stab bei Pachtjagden ist - entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts - nicht unbestimmt. Ma&#223;gebliche Besteuerungsgrundlage ist das vom P&#228;chter "an den Verp&#228;chter zu entrichtende Entgelt". Damit ist klar, da&#223; es nicht darauf ankommt, was der P&#228;chter tats&#228;chlich zahlt, sondern auf das, was er dem Verp&#228;chter schuldet, was er "zu entrichten" hat. Zugleich stellt die Vorschrift klar, auf welche der zu erbringenden Leistungen es ankommt, "Pachtpreis", "vereinbarte Nebenleistungen" (au&#223;er &#252;bernommenem Wildschadenersatz) und "etwaige Mehrwertsteuer". Hinsichtlich dieser letzteren besteht ebenfalls keinerlei Unklarheit: "etwaig" bezieht sich darauf, da&#223; dieser Steuerma&#223;stab nur dann eingreift, wenn der P&#228;chter die beim Verp&#228;chter anfallende Mehrwertsteuer &#252;bernommen hat, also eine entsprechende Leistung an den Verp&#228;chter "zu erbringen" hat.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der vom Verwaltungsgericht angesprochene Fragenkreis zur eventuellen Vorsteuerabzugsberechtigung von P&#228;chtern betrifft - entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts - nicht die Bestimmtheit der Norm, sondern deren inhaltliche Vereinbarkeit mit h&#246;herrangigem Recht oder die Anwendung der Norm. Stellt die Norm auf das "an den Verp&#228;chter zu entrichtende Entgelt ... (... Mehrwertsteuer ...)" ab, so ist dies eindeutig: ma&#223;geblich ist, was der Verp&#228;chter an den P&#228;chter an Mehrwertsteuer abw&#228;lzt. Darauf ist ohne Einflu&#223;, ob und in welchem Umfang der P&#228;chter seinerseits diese Mehrwertsteuer als Vorsteuer geltend machen kann.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">(3) Die Vorschrift begegnet insoweit jedoch auch keinen materiellen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Gegenstand der Regelung ist es zu bestimmen, nach welchen Teilen des Aufwandes, den der Jagdp&#228;chter f&#252;r die Jagd erbringt, die Steuer bemessen werden soll. Es ist anerkannt, da&#223; aus Gr&#252;nden der Praktikabilit&#228;t nicht auf den gesamten Aufwand, sondern typisierend auf einen charakteristischen Teil dieses Aufwandes abgestellt werden darf, zu dem insbesondere der Pachtpreis und die Nebenleistungen einschlie&#223;lich der &#252;bernommenen Mehrwertsteuer geh&#246;ren.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG M&#252;nster, Urteil vom 11. November 1992 - 22 A 2993/91 -, NWVBL 1993, 189 = GemHaush 1993, 182 = ZKF 1993, 182.; ferner (speziell zur vom P&#228;chter &#252;bernommenen Mehrwertsteuer) neben dem vom Kl&#228;ger selbst vorgelegten Urteil des OVG Saarlouis vom 7. November 1994 - 1 R 43/93 -, NVwZ-RR 1995, 226, auch OVG L&#252;neburg, Urteil vom 16. Februar 1972 - VII OVG A 87/69 -, KStZ 1973, 136.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"> Diese typisierende Aufwandermittlung sieht bewu&#223;t (und dies ist aus Gr&#252;nden der Praktikabilit&#228;t der Steuererhebung allein m&#246;glich) davon ab, den f&#252;r die Jagdaus&#252;bung erbrachten individuellen Aufwand durch Erfassung und Saldierung aller Lasten und Ertr&#228;ge der Jagd zu ermitteln. Bei den Lasten werden dabei zahlreiche Kostenfaktoren au&#223;er Betracht gelassen (Ausr&#252;stung, Reisen und Unterbringung, Revierausstattung mit H&#252;tten und Futterpl&#228;tzen, Futterkosten, Wildschadenersatz, Leistungen an die Berufsgenossenschaft, u.a.). Dem entspricht, da&#223; auch die individuellen durch Nutzung des Jagdaus&#252;bungsrechtes erzielbaren Einnahmen oder die Verminderung von sonstigen Kosten, die nicht den typisierend herangezogenen Ausschnitt des Aufwandes betreffen, au&#223;er Ansatz bleiben m&#252;ssen. Pauschalierung und Typisierung des als Steuerma&#223;stab dienenden Aufwandes, wie sie die Satzung zul&#228;ssigerweise durch Abstellen auf den Pachtpreis mit Mehrwertsteuer und Nebenleistungen vornimmt, und wirtschaftliche Saldierung der Kosten und Einnahmen aus der Jagd schlie&#223;en sich aus. Es ist deshalb systemgerecht, wenn eine Jagdsteuersatzung, die den steuerlich relevanten Aufwand des Jagdp&#228;chters typisierend auch nach der Mehrwertsteuer bemi&#223;t, die dieser gegen&#252;ber dem Verp&#228;chter ausgleicht, es unber&#252;cksichtigt l&#228;&#223;t, ob und in welchem Umfang der P&#228;chter bei eigener Mehrwertsteuerpflicht berechtigt ist, deswegen Vorsteuer abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"> 2. Die Veranlagung des Kl&#228;gers zur Jagdsteuer f&#252;r das Jagdjahr 1996 ist, soweit bei der Bemessung der Jagdsteuer auf die vom P&#228;chter an den Verp&#228;chter zu zahlende Mehrwertsteuer abgestellt worden ist, durch die nach dem zuvor Gesagten hier anzuwendende und wirksame Satzungsregelung gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">a) Dies gilt zun&#228;chst unbeschadet des Umstandes, da&#223; die Satzung erst nach Erla&#223; des streitigen Jagdsteuerbescheides bekanntgemacht worden ist. Selbst wenn, was der Senat unterstellt, die Satzung wegen eines Bekanntmachungsfehlers im Zeitpunkt des Bescheides unwirksam war, hat die r&#252;ckwirkende Inkraftsetzung durch die Bekanntmachung vom 7. August 1996 diesen Mangel geheilt. Dies folgt daraus, da&#223; es nach st&#228;ndiger Rechtsprechung nicht nur der Verwaltungsgerichte, sondern auch des BGH f&#252;r die Beurteilung der materiellen Rechtm&#228;&#223;igkeit von Abgabenbescheiden auf den Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung ankommt und deshalb r&#252;ckwirkende Satzungsregelungen, die eine bis dahin unwirksame Satzung ersetzen, einen rechtswidrigen Abgabenbescheid zu heilen verm&#246;gen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vgl. BGH, Urteil vom 13. Oktober 1994 - III ZR 24/94 -, DVBl 1995, 109 = BGHZ 127, 223; VGH M&#252;nchen, Urteil vom 08. Mai 1992 - 23 B 90.1777 -, KStZ 1992, 219 = NVwZ-RR 1993, 100; OVG M&#252;nster, Urteil vom 29. September 1983 - 3 A 1635/82 -, NVwZ 1984, 321 = D&#214;V 84,598; BVerwG, Urteil vom 26. August 1983 - 8 C 140.81 -, NVwZ 1984, 648 = BRS 43 Nr. 147; BVerwG, Urteil vom 25. November 1981 - 8 C 14.81 -, BVerwGE 64, 218 = NVwZ 1982, 375; BVerwG, Urteil vom 14. Dezember 1979 - IV C 12 - 16.77 -, KStZ 1980, 70 = D&#214;V 1980, 341; BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972 - VII B 92.70 -, Buchholz 401.84, Nr. 13.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"> Im &#252;brigen war hier bereits im Zeitpunkt der letzten Verwaltungsentscheidung, n&#228;mlich bei Erla&#223; des Widerspruchsbescheides, der urspr&#252;ngliche (unterstellte) Satzungsmangel behoben.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"> b) Nach der Satzung ist die Mehrwertsteuer dann Bestandteil des Steuerma&#223;stabes des Jagdp&#228;chters, wenn sie zu dem von diesem "an den Verp&#228;chter zu entrichtende(n) Entgelt" geh&#246;rt. Dies war vorliegend der Fall, denn der Kl&#228;ger und sein Mitp&#228;chter waren durch den Jagdpachtvertrag auch die Verpflichtung eingegangen, die vom Verp&#228;chter zu entrichtende Mehrwertsteuer zu &#252;bernehmen. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">(1) F&#252;r diese Verpflichtung aus dem Jagdpachtvertrag ist es unerheblich, ob der Verp&#228;chter nach dem Umsatzsteuergesetz umsatzsteuerpflichtig ist oder nicht. Ma&#223;geblich f&#252;r die vertragliche Regelung ist n&#228;mlich nach deren Sinn nur, ob der Verp&#228;chter wegen des Pachterl&#246;ses von der Finanzverwaltung zur Umsatzsteuer veranlagt wird oder nicht, nicht aber, ob diese Veranlagung durch das Gesetz gedeckt ist oder nicht. Letztere Frage ist f&#252;r die abgabenrechtliche Auseinandersetzung des Verp&#228;chters mit dem Finanzamt von Bedeutung, nicht aber f&#252;r die vertragliche Pflicht des Jagdp&#228;chters zur &#220;bernahme der Mehrwertsteuer, zu der der P&#228;chter veranlagt wird. Eine andere Auslegung des Pachtvertrages dahin, da&#223; der P&#228;chter gegen&#252;ber dem Verp&#228;chter die Zahlung der &#252;bernommenen Mehrwertsteuer ablehnen d&#252;rfe, wenn der Verp&#228;chter vom Finanzamt zu Unrecht zur Umsatzsteuer veranlagt werde, widerspricht offensichtlich der dem Vertrag zugrunde liegenden Interessenlage. Dem P&#228;chter sollte mit dem Pachtvertrag wohl kaum die M&#246;glichkeit einger&#228;umt werden, bei Zweifeln daran, ob die Heranziehung des Verp&#228;chters zur Mehrwertsteuer wegen des Pachterl&#246;ses dem Grunde oder der H&#246;he nach zu Recht erfolge, diesen durch Zahlungsverweigerung zwingen zu k&#246;nnen, in eine rechtliche, ggf. sogar finanzgerichtliche Auseinandersetzung mit der Finanzbeh&#246;rde einzutreten. Sinn der Regelung war es vielmehr, die Mehrwertsteuer, zu der der Verp&#228;chter veranlagt wurde, an den P&#228;chter weiterzugeben.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Bei dieser vertraglichen Gestaltung ist - anders als in der vom Kl&#228;ger vorgelegten Entscheidung des OVG Saarlouis, aaO., - f&#252;r eine Pr&#252;fung der umsatzsteuerlichen Rechtslage durch den Senat kein Raum. Denn es kommt hier nicht auf diese Rechtslage, sondern nur darauf an, ob der Verp&#228;chter wegen des Pachterl&#246;ses zur Mehrwertsteuer tats&#228;chlich herangezogen wird.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">(2) Die vertragliche Pflicht des Kl&#228;gers, die Mehrwertsteuer zu &#252;bernehmen, zu der der Verp&#228;chter wegen der Pacht veranlagt wird, ist auch nicht dadurch entfallen, da&#223; die entsprechenden Abgabenbescheide noch nicht bestandskr&#228;ftig sind und deren Vollziehung noch (jedenfalls noch faktisch) ausgesetzt ist. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Einspr&#252;che, die der Verp&#228;chter beim Finanzamt eingelegt hat, haben die Gesch&#228;ftsgrundlage des Jagdpachtvertrages, soweit die P&#228;chter darin die Umsatzsteuer &#252;bernehmen, nicht ber&#252;hrt. Die Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r diese Vertragsklausel entf&#228;llt im Hinblick auf die unter (1) dargestellte, den Vertrag tragende Interessenlage erst, wenn feststeht, da&#223; f&#252;r das jeweilige Steuerjahr der Erl&#246;s des Verp&#228;chters aus der Jagdpacht nicht der Umsatzsteuer unterliegt. Solange wegen der Verpachtung der Jagd eine Heranziehung des Verp&#228;chters zur Umsatzsteuer erfolgt und sei sie - wie hier - auch noch nicht bestandskr&#228;ftig, solange schuldet der P&#228;chter dem Verp&#228;chter deren &#220;bernahme. Das vom Verp&#228;chter gegen die Besteuerung eingelegte Rechtsmittel gew&#228;hrt dem P&#228;chter lediglich die Chance, da&#223; bei dessen Erfolg mit der Aufhebung des Abgabenbescheides in der Zukunft auch die Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r die &#220;bernahme der Umsatzsteuer nachtr&#228;glich entf&#228;llt (und damit eventuell Erstattungsanspr&#252;che gegen den Verp&#228;chter entstehen). Es l&#228;&#223;t diese Grundlage jedoch nicht bereits deshalb entfallen, weil es eingelegt ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dasselbe gilt f&#252;r die vom Finanzamt gegen&#252;ber dem Verp&#228;chter ausgesprochene Aussetzung der Vollziehung des Umsatzsteuerbescheides f&#252;r 1996: diese ber&#252;hrt die Umsatzsteuerpflicht des Verp&#228;chters nicht, sondern setzt nur seine Zahlungsverpflichtung gegen&#252;ber der Finanzbeh&#246;rde einstweilen aus. Der Jagdpachtvertrag bietet keinen Ansatz f&#252;r die Annahme, da&#223; diese allein im Rechtsverh&#228;ltnis zwischen Verp&#228;chter und Finanzamt getroffene vorl&#228;ufige Regelung Auswirkungen auf die vertraglichen Verpflichtungen des Jagdp&#228;chters hat, an den im Vertrag festgesetzten Zeitpunkten auch die Mehrwertsteuer zu entrichten, zu der der Verp&#228;chter herangezogen wird.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Mehrwertsteuer in &#220;bereinstimmung mit diesem Verst&#228;ndnis des Vertrages vom Kl&#228;ger und seinem Mitp&#228;chter auch tats&#228;chlich gezahlt und nicht verweigert worden. Der "Vorbehalt", den der Kl&#228;ger auch f&#252;r die das Jagdjahr 1996 betreffende Zahlung gemacht zu haben behauptet, &#228;ndert daran nichts, denn ein solcher Vorbehalt &#228;ndert die vertragsrechtliche Lage zwischen P&#228;chter und Verp&#228;chter nicht und verwandelt auch nicht die als Erf&#252;llung von Vertragspflichten erbrachte Leistung in eine reine Sicherheitsleistung.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"> (3) An der vertraglichen Verpflichtung zur &#220;bernahme der Umsatzsteuer durch die P&#228;chter ist f&#252;r 1996 (und wohl auch f&#252;r die Folgejahre) nichts ge&#228;ndert worden. Eine schriftliche Vertrags&#228;nderung, wie sie &#167; 22 des Jagdpachtvertrages vorsieht, wird vom Kl&#228;ger nicht behauptet. Die von diesem vorgetragene m&#252;ndliche Abrede, da&#223; die an den Verp&#228;chter gezahlte Umsatzsteuer an die P&#228;chter zur&#252;ckerstattet werde, wenn die vom Verp&#228;chter gegen seine wegen der Jagdpacht erfolgte Veranlagung zur Umsatzsteuer erhobenen Einspr&#252;che erfolgreich bleiben, bedeutet (abgesehen vom Formmangel) keine Vertrags&#228;nderung. Sie l&#228;&#223;t die Pflicht zur &#220;bernahme der Mehrwertsteuer unber&#252;hrt und schreibt nur fest, da&#223; k&#252;nftig ein Erstattungsanspruch gegen den Verp&#228;chter entsteht, wenn nachtr&#228;glich die Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r diese &#220;bernahme entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">(4) Aus dem Vorstehenden folgt zugleich, da&#223; der Beklagte, auch soweit f&#252;r die H&#246;he der Jagdsteuer auf die an den Verp&#228;chter zu entrichtende Mehrwertsteuer abzustellen war, eine endg&#252;ltige Festsetzung der Steuer vornehmen durfte und nicht nur eine vorl&#228;ufige Steuerfestsetzung nach &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. b) KAG NRW iVm. &#167; 165 Abs. 1 AO. Da der Kl&#228;ger und sein Mitp&#228;chter trotz der Auseinandersetzung zwischen Verp&#228;chter und Finanzamt an den Verp&#228;chter Mehrwertsteuer zu entrichten hatten, war insoweit nicht ungewi&#223;, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Entstehung der Steuer eingetreten waren. Ungewi&#223; war und ist allein, ob sich die Sach- und Rechtslage f&#252;r die Veranlagung zur Jagdsteuer eventuell durch einen k&#252;nftigen Erfolg des Verp&#228;chters bei der Finanzverwaltung und einen dadurch entstehenden Anspruch der P&#228;chter auf R&#252;ckerstattung der an den Verp&#228;chter gezahlten Mehrwertsteuer in einer rechtlich relevanten Weise nachtr&#228;glich &#228;ndern wird. Am gegenw&#228;rtigen Vorliegen der Besteuerungsvoraussetzungen &#228;ndert die Chance einer nachtr&#228;glichen &#196;nderung der Verh&#228;ltnisse jedoch nichts.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">(5) Schlie&#223;lich folgt aus dem Vorstehenden, da&#223; der Aussetzungsantrag des Kl&#228;gers keinen Erfolg haben konnte, denn die Bestandskraft des einschl&#228;gigen an den Verp&#228;chter ergangenen Umsatzsteuerbescheides ist ohne Einflu&#223; auf die vertragliche Pflicht des P&#228;chters zur entsprechenden Zahlung an den Verp&#228;chter.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"> c) Die von den P&#228;chtern an den Verp&#228;chter f&#252;r das Jagdjahr 1996 zu entrichtende Mehrwertsteuer ist auch nicht in der H&#246;he fehlerhaft angesetzt worden, weil der Beklagte es unterlassen h&#228;tte, eventuell von den P&#228;chtern abgesetzte Vorsteuer zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zum einen gibt es in tats&#228;chlicher Hinsicht keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger in Bezug auf seine Jagd im ma&#223;geblichen Zeitraum Gesch&#228;fte get&#228;tigt hat, f&#252;r die Mehrwertsteuer anf&#228;llt und bei der sich eine Vorsteuerabzugsberechtigung auswirken k&#246;nnte. Das vom Kl&#228;ger dazu vorgelegte Schreiben der Berufsgenossenschaft, wonach er "Jagdunternehmer" sei, hat mit dieser Frage keinen Zusammenhang, denn der in diesem Schreiben benutzte Unternehmerbegriff des &#167; 103 SGB VII und der des &#167; 2 Abs. 1 UStG haben miteinander nichts zu tun: auch ein reiner Hobbyj&#228;ger ist als P&#228;chter einer Jagd (nicht dagegen als Jagdgast) Jagdunternehmer im Sinne des Unfallversicherungsrechts. Zum anderen erscheint es unter jedem Gesichtspunkt ausgeschlossen, da&#223; der Kl&#228;ger, selbst wenn er bezogen auf die Jagd Unternehmer im Sinne des UStG w&#228;re, bezogen auf die Jagd Ums&#228;tze get&#228;tigt h&#228;tte, die die Grenzen des &#167; 19 Abs. 1 UStG &#252;berschritten und zu einer Umsatzsteuerpflicht f&#252;hren k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen aber w&#228;re es rechtlich ohne Bedeutung, wenn der Kl&#228;ger f&#252;r 1996 bei der Umsatzsteuer die an den Verp&#228;chter entrichtete Mehrwertsteuer f&#252;r eigene Ums&#228;tze als Vorsteuer absetzen k&#246;nnte: Steuerma&#223;stab ist die an den Verp&#228;chter gezahlte Mehrwertsteuer. An dieser &#228;ndert sich, wie oben bereits ausgef&#252;hrt, nichts, wenn der P&#228;chter seine eigene Umsatzsteuerschuld wegen dieser Steuer vermindern darf.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"> d) Schlie&#223;lich ist auch die alleinige Heranziehung des Kl&#228;gers zur Jagdsteuer unter &#220;bergehung des Mitp&#228;chters rechtsfehlerfrei. Mehrere P&#228;chter einer Jagd schulden die Jagdsteuer nach &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 JStS als Gesamtschuldner.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Auswahl unter den Gesamtschuldnern besteht ein weitgehend freies Ermessen der Beh&#246;rde. Ein Zwang zur Begr&#252;ndung der getroffenen Auswahl ist regelm&#228;&#223;ig nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG vom 22.1.1993 - 8 C 57/91 -, NJW 1993, 1667; OVG NRW vom 21.11.1994 - 16 A 2859/94 -, NWVBL 1995, 233; vom 9.4.1990 - 22 A 2718/89 - NWVBL 1990, 375; VGH Mannheim vom 2.8.1994 - 2 S 1449/94 -, VBlBW 1995, 147; BayVGH vom 28.6.1985 - 23 CS 84 A.1051 -, D&#214;V 1986, 383.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"> Daf&#252;r, da&#223; hier ein Ausnahmefall gegeben ist, der dem Beklagten bei der Schuldnerauswahl Anla&#223; zu weitergehenden Ermessenserw&#228;gungen und ihrer Darlegung h&#228;tte geben m&#252;ssen, ist nichts vorgetragen und nichts ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO, wobei sich die Kostentragungspflicht des Kl&#228;gers f&#252;r das Verfahren im ersten Rechtszug nur auf die Kosten bezieht, die nicht bereits rechtskr&#228;ftig durch das Verwaltungsgericht seinem Mitp&#228;chter nach dessen Klager&#252;cknahme auferlegt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO iVm. &#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,356
olgham-1999-09-06-13-u-27198
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 271/98
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-14T10:23:18
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0906.13U271.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin verleaste der Beklagten, die früher unter I GmbH firmierte, Ende 1992 ein Olivetti-Computersystem (Hard- und Software). Der Vertrag sah eine Laufzeit von 60 Monaten ab Übernahme vor (Finanzie-rungsleasing mit Vollamortisation). Die monatliche Leasingrate betrug 2.470,16 DM zuzüglich MWSt. Die Klägerin kaufte das System für 130.975,74 DM bei der Firma X, Q und & E GmbH in F. Die Beklagte übernahm die Anlage am 15. Dezember 1992. Mit Wirkung ab 1. November 1993 trat die K GmbH & Co KG dem Leasingvertrag als "Nachfolger" bei. In der Vertragsurkunde heißt es:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:34px">"Leasingnehmer/Mieter/Mietkäufer und Nachfolger haften</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:34px">für alle entstandenen und zukünftigen Verpflichtungen, die mit dem o.a. Vertrag (scil. Leasingvertrag) in Zusammenhang stehen, gesamtschuldnerisch." </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die K GmbH & Co KG fiel später in Konkurs. Mit Schreiben vom 17. Juli 1996 teilte der Konkursverwalter der Klägerin mit, daß er gem. § 17 KO die Erfüllung des Leasingvertrages ablehne. Die Klägerin sah darin eine fristlose Kündigung und meldete Schadensersatzansprüche an. Mit Schreiben vom 6. August 1996 bot sie der Beklagten die Übernahme und Weiterführung des Vertrages an. Sie erbat eine entsprechende Erklärung bis zum 20. August 1996 und drohte an, die Anlage andernfalls zu verwerten. Mit Schreiben vom 21. Mai 1997 teilte sie der Beklagten mit, daß aufgrund der Konstellation und des schlechten verschmutzten Zustands eine Verwertung nicht möglich gewesen sei. Die Anlage habe nur noch Schrottwert gehabt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin behauptet, sie habe die Anlage am 19. September 1996 bei der Gemeinschuldnerin abholen lassen. Die Anlage sei funktionsunfähig und verschmutzt gewesen. Die Magnetbandkassetten und der Drucker hätten gefehlt. Sie habe die Anlage am 30. September 1996 bei sich eingelagert. Sie sei unverkäuflich gewesen und deshalb im Januar 1997 verschrottet worden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin verlangt rückständige Leasingraten von 5.681,36 DM brutto für Juni und Juli 1996 und 37.844,51 DM Schadensersatz (16 restliche Leasingraten à 2.470,16 DM netto = 39.522,56 DM abzüglich einer Zinsgutschrift von 1.678,05 DM, Refinanzierungssatz: 7,02 %).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, sie habe fernmündlich ihr Interesse an der Fortführung des Vertrages bekundet. Darauf habe die Klägerin mitgeteilt, die Anlage könne derzeit nicht zur Verfügung gestellt werden; der Konkursverwalter habe sie noch nicht freigegeben. Der Konkursverwalter habe die Anlage noch Ende September 1996 genutzt; sie habe Weihnachten 1996 noch bei der Gemeinschuldnerin gestanden. Die Anlage sei fortwährend gewartet worden und habe bei Beendigung des Vertrages noch einen Wiederverkaufswert von 20.000 DM netto gehabt. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil hat das Landgericht der Klage stattgegeben. Dagegen richtet sich die Berufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen X und durch Einholung eines mündlichen Gutachtens des Sachverständigen Dr. C. Wegen des Ergebnisses der Parteianhörung und der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerks Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung ist im wesentlichen erfolglos. Die Klage ist bis auf einen Teil des Zinsanspruchs begründet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat gegen die Beklagte gem. § 2 des Leasingvertrages einen Anspruch auf Zahlung rückständiger Leasingraten in Höhe von (2 x 2.840.68 DM =) 5.681,36 DM.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Vertragsbeitritt der späteren Gemeinschuldnerin läßt die Zahlungsverpflichtung der Beklagten unberührt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus hat die Klägerin gegen die Beklagte einen Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung in Höhe weiterer 37.844,51 DM.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage ist § 19 Satz 3 KO in Verbindung mit dem Schuldbeitritt der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Erklärung des Konkursverwalters, den Vertrag gem. § 17 KO nicht erfüllen zu wollen, ist als Kündigung i.S. v. § 19 Satz 1 KO auszulegen. Der Konkursverwalter hat zum Ausdruck gebracht, das Vertragsverhältnis beenden zu wollen. Dieses konnte er nicht gem. § 17 KO, denn diese Vorschrift findet auf Leasingverträge, bei denen die zeitlich begrenzte Gebrauchsüberlassung im Vordergrund steht, keine Anwendung (Wolf/Eckert, Handbuch des gewerblichen Miet-, Pacht- und Leasingrechts, 7. Aufl., Rdn. 2066). Hier gilt § 19 KO (Berninghaus in: Büschgen, Praxishandbuch Leasing, § 13 Rdn. 29). Die Kündigung wurde nach Ablauf der dreitägigen gesetzlichen Kündigungsfrist gem. § 556 Abs. 4 Nr. 2 BGB am 1. August 1996 wirksam. Die Kündigung hat den Vertrag insgesamt, also auch mit Wirkung für und gegen die Beklagte beendet (vgl. OLG D, NJW 1974, 2013 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Für die Schadensersatzforderung der Klägerin gem. § 19 Satz 3 KO haftet die Beklagte aufgrund ihres Schuldbeitritts. § 425 BGB steht dem nicht entgegen. Die Beklagte ist nämlich nicht nur dem Leasingvertrag beigetreten, sondern sie hat zusätzlich ihren Schuldbeitritt auch zu allen zukünftigen Verpflichtungen, die mit dem Leasingvertrag in Zusammenhang stehen, erklärt. Zu diesen Verpflichtungen gehört der Schadensersatzanspruch des Leasinggebers nach Kündigung des Leasingvertrages durch den Konkursverwalter des Erstschuldners. Ebenso wie die Bürgschaft (§ 765 Abs. 2 BGB) kann sich der Schuldbeitritt auch auf künftige oder bedingte Verbindlichkeiten beziehen (vgl. BGH NJW-RR 1993, 308). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung umfaßt gem. § 252 BGB grundsätzlich den vollständigen Gewinn, den der Gläubiger bei ordnungsgemäßer Vertragserfüllung erzielt hätte (BGH NJW 1991, 221, 223). </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat deshalb einen Anspruch auf Zahlung der restlichen Nettoleasingraten, wobei wegen des Zinsvorteils eine Abzinsung zu erfolgen hat. Die Höhe des mit 7,02 % in Ansatz gebrachten Refinanzierungssatzes hat die Klägerin durch Vorlage der Bescheinigung der Frankfurter Sparkasse vom 15. Januar 1999 belegt. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auf die danach sich ergebende Forderung ist grundsätzlich der Verwertungserlös des Leasingobjekts anzurechnen. Hier hat die Klägerin keinen Erlös erzielt, denn sie hat die Anlage verschrottet. Dazu war sie berechtigt, denn die Leasingsache war wirtschaftlich wertlos. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Richtig ist, daß sich der Leasinggeber mit zumutbarer Sorgfalt um die bestmögliche Verwertung des Leasingobjekts bemühen muß (BGHZ 95, 39, 54 und 61). Die Verwertung muß in angemessener Zeit erfolgen (Berninghaus, aaO, Rdn. 109). Verstößt er schuldhaft gegen diese Pflicht, kann der Leasingnehmer aus positiver Vertragsverletzung Schadensersatz verlangen. Der Anspruch des Leasingnehmers ist im Rahmen der Abrechnung der Ansprüche des Leasinggebers als zu verrechnende Gegenforderung oder als schadensminderndes Mitverschulden des Leasinggebers zu berücksichtigen (Berninghaus, aaO). </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin mußte sich wegen des besonders schnellen Wertverfalls von EDV-Anlagen um eine möglichst rasche Verwertung des Leasingobjekts bemühen. Gegen diese Verpflichtung hat sie nicht verstoßen. Die Behauptung der Beklagten, die Klägerin habe die Anlage Weihnachten 1996 noch nicht abgeholt gehabt, ist widerlegt. Die Abholung ist 19. September 1996 erfolgt. Das ergibt sich aus den von der Klägerin überreichten Unterlagen, deren Richtigkeit der Zeuge X glaubhaft bestätigt hat. Daß die Klägerin die Anlage nicht verwertet hat, kann ihr nicht angelastet werden. Die Beweisaufnahme hat ergeben, daß eine Verwertung nicht (mehr) möglich war. Sie war unverkäuflich. Wie der Sachverständige Dr. C überzeugend dargelegt hat, gibt es zwar durchaus einen Gebrauchtmarkt für EDV-Anlagen, aber nicht für Hardware, die - wie hier - mit dem UNIX-System (ein einziger Rechner mit mehreren Terminals) arbeitet. Die PDS-Standard-Software war deshalb unverkäuflich, weil sie - lizenzrechtlich - an das Unternehmen gebunden war. Auch der zurückgegebene Drucker war nach Angaben des Sachverständigen nicht zu verkaufen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Daß die Klägerin durch die vorzeitige Beendigung des Leasingvertrages Kosten erspart hat, ist nicht ersichtlich. Während die Fortführung eines Vertrages im allgemeinen mit relativ geringem Kostenaufwand verbunden ist, fallen bei vorzeitiger Beendigung regelmäßig höhere Kosten an. Eine Kostenersparnis tritt deshalb erfahrungsgemäß nur dann ein, wenn sich die Fortführung des Vertrages im Einzelfall als besonders kostenintensiv dargestellt hätte. Das macht die Beklagte nicht geltend. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich in dem zuerkannten Umfang gem. §§ 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB, 352 Abs. 1 Satz 1 HGB. Einen höheren Zinsschaden (§ 286 BGB) hat die Klägerin nicht nachgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 97 Abs. 1 ZPO, 92 Abs. 2 ZPO, diejenige über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
114,357
lsgnrw-1999-09-06-l-16-b-3499-kr-nzb
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 16 B 34/99 KR NZB
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-12T13:54:19
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0906.L16B34.99KR.NZB.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die von der Zuzahlungspflicht des &#167; 31 des F&#252;nften Buchs des Sozialgesetzbuchs - Gesetzliche Krankenversicherung (SGB V) - befreite Kl&#228;gerin begehrt die Erstattung eines Betrages von 1,97 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Oktober 1998 wurde der Kl&#228;gerin kassen&#228;rztlich das Medikament Dismenol verordnet, f&#252;r das ein Festbetrag von 7,61 DM i.S.v. &#167; 31 Abs. 2, &#167;&#167; 35, 36 SGB V bestimmt ist und das die abgebende Apotheke mit einem Endpreis von 9,58 DM berechnet hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht (SG) hat den Antrag der Kl&#228;gerin, die Beklagte solle (die Arzneikosten in voller H&#246;he &#252;bernehmen und) ihr die entstandenen Kosten erstatten, abgewiesen (Gerichtsbescheid vom 26.04.1999). Die Berufung hat es nicht zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf den am 27.05.1999 zum Zwecke der Zustellung versandten Gerichtsbescheid hat die Kl&#228;gerin am 28.05.1999 Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt, der das SG nicht abgeholfen hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167; 144 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 145 des Sozialgerichtsgesetzes (SGG) zuzulassen, weil die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat zwar das SG herausgestellt, da&#223; die gesetzlichen Voraussetzungen des &#167; 31 Abs. 2 SGB V erf&#252;llt sind, wonach die Kl&#228;gerin den Betrag selbst zu zahlen hat, der den Festbetrag &#252;bersteigt. Jedoch ist nicht abschlie&#223;end entschieden, ob der Festbetrag ordnungsgem&#228;&#223; und den verfassungsrechtlichen Vorgaben entsprechend zustande gekommen und bestimmt worden ist. Richtig ist zwar die Auffassung des SG, da&#223; dem einzelnen Versicherten kein Anspruch auf Bereitstellung oder Finanzierung bestimmter Gesundheitsleistungen zusteht, vielmehr der Umfang des Anspruchs auf Krankenbehandlung durch die Leistungsgesetze bestimmt und begrenzt wird (Hinweis auf Bundesverfassungsgericht (BVerfG), NJW 1997, 3085). Entgegen der Auffassung des SG ist aber auch im vorliegenden Verfahren zu pr&#252;fen, ob die Festbetr&#228;ge in einem ordnungsgem&#228;&#223;en Verfahren bestimmt und festgesetzt worden sind. Denn nur von der zust&#228;ndigen Stelle in die Festbetragsregelung einbezogene Medikamente l&#246;sen eine Pflicht der Versicherten zur Eigenbeteiligung aus. Sind die Festbetr&#228;ge nicht in einem verfassungsrechtlich zul&#228;ssigen Verfahren festgesetzt worden, haben sie keine Rechtswirksamkeit. Derartige Zweifel bestehen derzeit, wie dem Vorlagebeschlu&#223; des Bundessozialgerichts (BSG) u.a. vom 14.06.1995 - Az. 3 RK 20/94 - (in: Neue Zeitschrift f&#252;r Sozialrecht - NZS - 1995, 502 ff.) zu entnehmen ist. Das BSG hat dem BVerfG die Frage vorgelegt, ob &#167; 35 SGB V hinsichtlich der Festsetzung von Festbetr&#228;gen deswegen verfassungswidrig ist, weil die Festsetzung nicht als Rechtsnorm durch die dazu legitimierten Rechtssetzungsorgane, sondern durch Verwaltungsbeh&#246;rden erfolgt. Diese bislang durch eine Entscheidung des BVerfG nicht ausger&#228;umten Zweifel m&#252;ssen auch in dem die Kl&#228;gerin betreffenden Verfahren beachtet werden. Dabei ist unerheblich, da&#223; das BSG ersichtlich Zweifel an der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit auch wegen der vom SG herausgehobenen Rechtspositionen der Arzneimittelhersteller aus Art. 12 GG (Einschr&#228;nkung der Berufsfreiheit) ge&#228;u&#223;ert hat. Dies betrifft in der Tat nicht die subjektiven Rechte der Kl&#228;gerin. Entscheidend ist aber, da&#223; die Kl&#228;gerin dadurch in ihren subjektiven Rechten verletzt sein k&#246;nnte, wenn die Beitragsfestsetzung gegen Art. 80 GG, eine verfassungsrechtliche Verfahrensnorm, verst&#246;&#223;t. Die formelle Verfassungswidrigkeit einer Regelung greift unmittelbar in die Rechte des jedes einzelnen Betroffenen ein und ist deshalb zu ber&#252;cksichtigen (f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der Inzidentkontrolle in Verfahren, die ein Versicherter betreibt, ausdr&#252;cklich das BSG a.a.O., S. 506).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Solange das BVerfG diese Frage nicht abschlie&#223;end gekl&#228;rt hat, mu&#223; die Rechtssache als grunds&#228;tzlich angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar, &#167; 177 SGG.</p>
114,358
olgk-1999-09-06-27-uf-18599
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 UF 185/99
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0906.27UF185.99.00
<h2>Tenor</h2> 1) Auf die Beschwerde des Antragstellers vom 20. Juli 1999 wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Jülich vom 4. Juni 1999 - 10 F 448/98 - aufgehoben. Diese Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei; außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet. 2) Das Ablehnungsgesuch des Antragstellers vom 20. Juli 1999 gegen Richter am Amtsgericht B. wegen Besorgnis der Befangenheit wird als unbegründet zurückgewiesen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die zul&#228;ssige Beschwerde des Antragsstellers f&#252;hrt im Ergebnis zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses.</li> </ol> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss des Familiengerichts, durch den es dem Antragsteller als Vormund des Kindes die Vertretungsmacht bez&#252;glich des Aufenthaltsbestimmungsrechts und bez&#252;glich Pass- und Ausweisangelegenheiten entzogen und auf den Kindesonkel als Pfleger &#252;bertragen hat, unterliegt der Aufhebung, weil die sachliche Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts f&#252;r die getroffenen Ma&#223;nahmen nicht gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 621 Abs. 1 Nr. 1 ZPO ist das Familiengericht f&#252;r Familiensachen zust&#228;ndig, die die elterliche Sorge f&#252;r ein Kind betreffen, soweit sich die Zust&#228;ndigkeit aus den Vorschriften des B&#252;rgerlichen Gesetzbuches ergibt. Das Familiengericht hat hiernach zwar &#252;ber die &#220;bertragung der elterlichen Sorge auf den Antragsteller nach &#167; 1680 Abs. 2 BGB zu entscheiden. Dies gilt auch, soweit mit einer entsprechenden, dem Antrag stattgebenden Entscheidung die elterliche Sorge des Antragstellers an die Stelle der ihm &#252;bertragenen Vormundschaft tritt. Aus der Zust&#228;ndigkeit f&#252;r das Verfahren nach &#167; 1680 Abs. 2 BGB ergibt sich jedoch keine Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts f&#252;r sonstige Ab&#228;nderungen der von dem Vormundschaftsgericht getroffenen Entscheidung &#252;ber die Vormundschaft, insbesondere nicht f&#252;r die Entlassung eines Vormunds nach den &#167;&#167; 1886 ff BGB und die Bestellung eines anderen Vormunds oder auch f&#252;r die den Vormund betreffende Entziehung der Vertretungsmacht nach &#167; 1796 BGB. Diese sind dem Vormundschaftsgericht vorbehalten. Dies gilt auch f&#252;r im Wege der einstweiligen Anordnung vom Familiengericht getroffene Ma&#223;nahmen ungeachtet dessen, dass sie bis zu ihrer Aufhebung wirksam bleiben (vgl. Palandt/Diederichsen, BGB, 58. Aufl, Einl. v. &#167; 1773 Rn. 2).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Kindschaftsrechtsreform ist bewu&#223;t davon abgesehen worden, die Verfahren betreffend die Vormundschaft &#252;ber Minderj&#228;hrige in die Zust&#228;ndigkeit der Familiengerichte zu &#252;bertragen (vgl. BT.-Drs. 13/4899, S. 71). Ausgeweitet worden ist die Zust&#228;ndigkeit der Familiengerichte allerdings bei Anordnungen von Vormundschaften oder Pflegschaften im Rahmen von &#167; 1697 BGB; die Anwendung dieser Vorschrift setzt jedoch voraus, dass wegen - die elterliche Sorge betreffenden - Ma&#223;nahmen des Familiengerichts (etwa bei Entziehung der elterlichen Sorge nach &#167; 1666 BGB) eine Vormundschaft oder Pflegschaft anzuordnen ist. Ein solcher Fall ist hier indes nicht gegeben, weil die getroffene Ma&#223;nahme nicht die elterliche Sorge, sondern die Vormundschaft des Antragstellers betrifft. Die Entscheidung, durch die dem bestellten Vormund die Vertretungsmacht f&#252;r einzelne Angelegenheiten oder einen bestimmten Kreis von Angelegenheiten entzogen wird (&#167; 1796 BGB), ist mithin ebenso wie die &#196;nderung sonstiger vom Vormundschaftsgericht getroffener, auch nach der neuen Rechtslage in seine Zust&#228;ndigkeit fallender Anordnungen (&#167; 1696 BGB) auch weiterhin von dem Vormundschaftsgericht in eigener Zust&#228;ndigkeit zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zust&#228;ndig w&#228;re das Familiengericht allerdings im Rahmen des in seiner Zust&#228;ndigkeit liegenden Verfahrens nach &#167; 1680 Abs. 2 BGB f&#252;r die Bestellung eines Verfahrenspflegers f&#252;r das Kind nach &#167; 50 FGG gewesen, auch soweit eine solche Bestellung einen Eingriff in die Vertretungsbefugnis des Vormunds beinhaltet. Ersichtlich hat jedoch das Familiengericht eine solche Verfahrenspflegschaft nicht anordnen wollen, sondern eine einstweilige Anordnung auf der Grundlage der &#167;&#167; 1796, 1909 Abs. 1 Satz 1 BGB getroffen und auch treffen wollen. Ein anderes Verst&#228;ndnis der angefochtenen Entscheidung kommt im Streitfall auch deswegen nicht in Betracht, weil die Anordnung einer Verfahrenspflegschaft ohnehin die Wahrnehmung von Pass- und Ausweisangelegenheiten f&#252;r das Kind nicht umfassen d&#252;rfte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2) Das Befangenheitsgesuch gegen Richter am Amtsgericht B. ist zul&#228;ssig, in der Sache jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 42 Abs. 2 ZPO, der nach &#167; 621 a Abs. 1 Satz 2 ZPO in isolierten Sorgesachen entsprechend anzuwenden ist, kann ein Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden, wenn ein Grund vorliegt, der geeignet ist, Mi&#223;trauen gegen seine Unparteilichkeit zu wecken. Ein solcher Grund ist anzunehmen, wenn objektive Umst&#228;nde gegeben sind, die vom Standpunkt des Ablehnenden bei vern&#252;nftiger Betrachtung die Bef&#252;rchtung wecken k&#246;nnen, der Richter stehe der Sache nicht unvoreingenommen gegen&#252;ber (vgl. Z&#246;ller/Vollkommer, ZPO, 21. Aufl., &#167; 42 Rn. 9 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Solche objektiven Gr&#252;nde hat der Antragsteller weder hinreichend dargetan noch glaubhaft gemacht (&#167; 44 Abs. 2 ZPO). Hierf&#252;r reicht insbesondere der gegen den abgelehnten Richter erhobene Vorwurf nicht aus, er habe den "vern&#252;nftigen Vorschlag" des Antragstellers "abgekanzelt". Der Hinweis des abgelehnten Richters im dem Schreiben vom 20. Februar 1999 darauf, der Antragsteller m&#246;ge seine Meinung noch einmal &#252;berdenken und nicht auf "Garantien f&#252;r ein bestimmtes grunds&#228;tzlich vom Gericht und nicht von ihm zu bestimmendes Verfahren" bestehen, ist lediglich als ein - in der Sache zutreffender - Hinweis des Gerichts zu verstehen, dass es den Vorschlag des Antragstellers zwar als Anregung zur Kenntnis genommen und in Erw&#228;gung gezogen hat, sich gleichwohl aber entsprechend seinem Selbstverst&#228;ndnis nicht das konkrete - aus seiner Sicht auch unter Zweckm&#228;&#223;igkeitsgesichtspunkten zu bestimmende - Vorgehen bei der Durchf&#252;hrung der Anh&#246;rung des Kindes von einer Partei vorschreiben lassen kann.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dass der abgelehnte Richter dem Vorschlag des Antragstellers f&#252;r den Verfahrensablauf nicht gefolgt ist, ist bei objektiver Betrachtung kein Grund f&#252;r die Annahme, er stehe dessen Begehren nicht mehr unvoreingenommen gegen&#252;ber. Dies gilt insbesondere auch deswegen, weil die Bef&#252;rchtung des Antragstellers, die Verwandten w&#252;rden das Kind beeinflussen, wenn sie es nach Deutschland br&#228;chten, nicht gerechtfertigt erscheint. Denn das Kind lebt bereits seit geraumer Zeit gemeinsam mit ihnen in Tschechien, so dass sie ohnehin gen&#252;gend Gelegenheit haben, mit dem Kind &#252;ber das anh&#228;ngige Verfahren zu sprechen und auf es Einfluss auszu&#252;ben. Mit der Begleitung nach Deutschland w&#252;rde insofern lediglich ein ohnehin bestehender Zustand fortgesetzt. Umgekehrt mag die von dem Antragsteller ge&#228;u&#223;erte Vermutung einer Einflussnahme durch die Verwandten des Kindes ein Hinweis darauf sein, dass er m&#246;glicherweise seinerseits mit einem Abholen des Kindes in Tschechien die Hoffnung verbindet, vor der Anh&#246;rung durch das Gericht mit dem Kind &#252;ber eine dauerhafte R&#252;ckkehr nach Deutschland sprechen zu k&#246;nnen. Sofern der Antragsteller bef&#252;rchtet, mit der Zustimmung zur Ausstellung eines Passes "sein letztes Pfand" heraus zu geben, sind nach dem bisherigen Verhalten in dem Verfahren keine konkreten Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, dass die tschechischen Verwandten nach Ausstellung eines Passes f&#252;r das Kind einer Ladung zur Anh&#246;rung vor dem Familiengericht nicht Folge leisten k&#246;nnten. Ohnehin musste es aus Sicht des abgelehnten Richters zumindest zweifelhaft erscheinen, ob es dem Antragsteller mit dem deutschen Kinderausweis &#252;berhaupt gelingen w&#252;rde, das Kind, das im heutigen Tschechien - der fr&#252;heren Tschechoslowakei - geboren ist und dessen Mutter tschechische Staastb&#252;rgerin war - &#252;ber die tschechisch-deutsche Grenze mit nach Deutschland zu bringen. Dass der abgelehnte Richter bei dieser Sachlage mit dem Ziel, baldm&#246;glich eine Anh&#246;rung des Kindes zu erm&#246;glichen - dies erscheint gerade auch im vehementen Interesse des Antragstellers dringend geboten -, die entsprechenden Anordnungen in dem Beschluss vom 4. Juni 1999 getroffen hat, vermag die Besorgnis der Befangenheit nicht zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt schlie&#223;lich f&#252;r den Umstand, dass das Familiengericht nach Ansicht des Senats (siehe unter 1) f&#252;r die im Beschluss vom 4. Juni 1999 getroffenen Anordnungen sachlich nicht zust&#228;ndig ist. Fehlerhafte Entscheidungen sind grunds&#228;tzlich kein Ablehnungsgrund, wenn nicht Gr&#252;nde dargetan werden, die daf&#252;r sprechen, dass die Fehlerhaftigkeit auf einer unsachlichen Einstellung gegen&#252;ber der ablehnenden Partei beruht. Hierf&#252;r besteht im Streitfall kein Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage muss das Ablehnungsgesuch ohne Erfolg bleiben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 2.000 DM</p>
114,359
olgk-1999-09-06-2-w-16399
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2 W 163/99
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0906.2W163.99.00
<h2>Tenor</h2> Das Amtsgericht Bonn wird angewiesen, dem Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Neuwied vom 28. Mai und 17. Juni 1999 zu entsprechen. Jedoch bleibt die Anordnung der Vorführung der Geschäftsführerin des Antragsgegnerin dem Amtsgericht Neuwied vorbehalten.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Bestimmungen der &#167;&#167; 156 ff GVG &#252;ber die Rechtshilfe sind auch im Verfahren nach der Insolvenzordnung anzuwenden (vgl. Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, 1999, &#167; 2, Rdn. 10 und &#167; 5, Rdn. 16; Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, 1999, &#167; 2, Rdn. 12 und &#167; 5, Rdn. 25; Smid, InsO, 1999, &#167; 4, Rdn. 11). Mit der Verweisung auf die Vorschriften der Zivilproze&#223;ordnung wird durch &#167; 4 InsO das Insolvenzverfahren - in gleicher Weise wie durch &#167; 72 KO das Konkursverfahren (vgl. hierzu Kuhn/Uhlenbruck, KO, 11. Aufl. 1994, &#167; 72, Rdn. 1) - der streitigen Gerichtsbarkeit zugeordnet, so da&#223; hier auch die Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes anwendbar sind, soweit die Insolvenzordnung selbst keine speziellere Regelung trifft. Nachdem es das Amtsgericht Bonn durch Verf&#252;gungen vom 8. und 29. Juni 1999 abgelehnt hat, dem Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Neuwied vom 28. Mai und 17. Juni 1999 zu entsprechen, hat daher auf die Beschwerde des ersuchenden Gerichts vom 9. Juli 1999 gem&#228;&#223; &#167; 159 Abs. 1 Satz 1 GVG das Oberlandesgericht K&#246;ln zu entscheiden, zu dessen Bezirk das ersuchte Gericht geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Dem Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Neuwied hat das Amtsgericht Bonn zu entsprechen, soweit es nicht auf den Erla&#223; eines Vorf&#252;hrungsbefehls durch den ersuchten Richters zielt. Nach &#167; 158 Abs. 1 GVG darf ein Rechtshilfeersuchen grunds&#228;tzlich nicht abgelehnt werden. Etwas anders gilt nur, wenn die vorzunehmende Handlung nach dem Recht des ersuchten Gerichts verboten ist (&#167; 158 Abs. 2 Satz 1 GVG) oder wenn das Ersuchen nicht ausf&#252;hrbar ist, etwa weil die vorzunehmende Handlung nicht hinreichend deutlich bezeichnet ist (vgl. Baumbach/Lauterbach/Albers, ZPO, 57. Aufl. 1999, &#167; 158 GVG, Rdn. 1; Z&#246;ller/Gummer, ZPO, 21. Aufl. 1999, &#167; 158 GVG, Rdn. 1). Soweit nicht der Erla&#223; eines Vorf&#252;hrungsbefehls in Rede steht, liegt keiner dieser Ausnahmef&#228;lle hier vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 20, 97 Abs. 1, 101 Abs. 1 Satz 1 InsO ist der Schuldner bzw. das zu seiner Vertretung berufene Organ, im Fall einer Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung also deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer (&#167; 35 Abs. 1 GmbH; vgl. Kirchhof, a.a.O., &#167; 20, Rdn. 4), auch im Er&#246;ffnungsverfahren zur Auskunftserteilung verpflichtet. Die Einholung von Ausk&#252;nften des Schuldners oder seines gesetzlichen Vertreters ist nicht auf eine schriftliche Befragung beschr&#228;nkt. Vielmehr k&#246;nnen der Schuldner oder sein gesetzlicher Vertreter gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 20 Satz 2, 97 Abs. 3 Satz 1, 101 Abs. 1 Satz 1 InsO auch zu einem Termin geladen werden, damit er in diesem Termin die erforderlichen Ausk&#252;nfte erteilt (vgl. Eickmann in: Heidelberger Kommentar, a.a.O., 1999, &#167; 97, Rdn. 16). Die im Schrifttum vertretene Auffassung, das Insolvenzgericht solle auf Vernehmungen im Wege der Rechtshilfe insbesondere wegen des damit verbundenen Zeitverlustes und des eingeschr&#228;nkten Erkenntniswerts derartiger Vernehmungen m&#246;glichst verzichten (vgl. Schmerbach, a.a.O., &#167; 5, Rdn. 25), steht der Verpflichtung des Amtsgerichts Bonn zur Ausf&#252;hrung des Rechtshilfeersuchens ebensowenig entgegen wie der Einwand in der Verf&#252;gung des ersuchten Gerichts vom 29. Juni 1999, da&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Schuldnerin - wie aus einem anderen Verfahren bekannt sei - "zum Termin sowieso nicht erscheine", weshalb ihre Vernehmung im Wege der Rechtshilfe "untunlich" sei. Ob eine bestimmte Verfahrensweise zweckm&#228;&#223;ig ist, unterliegt allein der Beurteilung des ersuchenden Gerichts. Ein Rechtshilfeersuchen darf nicht deshalb abgelehnt werden, weil der ersuchte Richter die Verfahrensweise des ersuchenden Gerichts als unzweckm&#228;&#223;ig oder "untunlich" ansieht (vgl. BGH NJW 1990, 2936 [2937]; BayObLG, Rpfleger 1994, 103; OLG D&#252;sseldorf, MDR 1996, 843 [844]; Baumbach/Lauterbach/Albers, a.a.O., &#167; 158 GVG, Rdn. 3; Z&#246;ller/Gum-mer, a.a.O., &#167; 158 GVG, Rdn. 4). Zudem kann, wenn die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Schuldnerin zu dem Termin vor dem ersuchten Richter des Amtsgerichts Bonn nicht erscheinen sollte, gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 20 Satz 2, 98 Abs. 1 Nr. 1, 101 Abs. 1 Satz 1 InsO ihre zwangsweise Vorf&#252;hrung und erforderlichenfalls auch die Haft angeordnet werden, um die Erf&#252;llung ihrer Auskunftspflichten zu erzwingen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Das Rechtshilfeersuchen ist auch hinreichend bestimmt. Zwar kann einem solchen Ersuchen dann - mangels Ausf&#252;hrbarkeit - nicht entsprochen werden, wenn sich aus ihm f&#252;r den ersuchten Richter nicht mit hinreichender Deutlichkeit ergibt, um welche Ma&#223;nahmen er gebeten wird, wenn also im Fall eines Vernehmungsersuchens nicht klargestellt ist, wor&#252;ber - zu welchen Themen - die zu befragende Person vernommen werden soll (vgl. OLG Koblenz, NJW 1975, 1036; OLG Oldenburg, NJW-RR 1992, 64; OLG Frankfurt, MDR 1995, 1216; Z&#246;ller/Gummer, a.a.O., &#167; 158 GVG, Rdn.1). Es bedarf hier keiner Entscheidung, unter welchen Voraussetzungen eine n&#228;here Bezeichnung der aufzukl&#228;renden Tatsachen wegen des mit der Anh&#246;rung verfolgten Ziels nicht geboten ist (vgl. KG NJW-RR 1990, 586 mit weit. Nachw. f&#252;r den Fall einer Anh&#246;rung nach &#167; 613 ZPO und/oder 50 b FGG) und ob ein derartiger Fall wegen des das Insolvenzverfahren beherrschenden Grundsatzes der Ermittlung von Amts wegen (&#167; 5 Abs. 1 InsO) auch gegeben ist, wenn der Schuldner oder sein gesetzlicher Vertreter im Er&#246;ffnungsverfahren nach den &#167;&#167; 20, 97 Abs. 1, 101 Abs. 1 InsO zur Erteilung von Ausk&#252;nften &#252;ber die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Schuldners herangezogen werden soll. Im vorliegenden Fall ergibt sich n&#228;mlich jedenfalls aus dem Vordruck "Verm&#246;gens&#252;bersicht", den das Amtsgericht Neuwied dem Amtsgericht Bonn mit &#252;bersandt und auf den es in der Verf&#252;gung vom 17. Juni 1999 zur n&#228;heren Konkretisierung seines Ersuchens Bezug genommen hat, mit hinreichender Deutlichkeit, welche Fragen die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Schuldnerin beantworten soll.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Von der Erf&#252;llung im Wege der Rechtshilfe ausgenommen sind gem&#228;&#223; &#167; 158 Abs. 2 Satz 1 GVG allerdings solche Aufgaben, die das ersuchte Gericht wegen einer insoweit gegebenen ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Insolvenzgerichts nicht vornehmen darf (vgl. Kirchhof, a.a.O., &#167; 2, Rdn. 10). Zust&#228;ndig f&#252;r den Erla&#223; einer Vorf&#252;hrungsanordnung oder eines Haftbefehls ist nach der Regelung des &#167; 98 Abs. 2 in Verbindung mit Absatz 1 Satz 1 InsO das Insolvenzgericht, nicht der ersuchte Richter (vgl. Schmerbach, a.a.O., &#167; 25, Rdn. 5). Der Erla&#223; einer Vorf&#252;hrungsanordnung kann daher nicht - wie mit der Verf&#252;gung des Amtsgerichts Neuwied vom 17. Juni 1999 beabsichtigt - dem ersuchten Amtsgericht Bonn &#252;bertragen werden. Die Erzwingung einer Vernehmung im Wege der Rechtshilfe wird hierdurch nicht wesentlich erschwert, weil das ersuchende Gericht nicht gehindert ist, dem Rechtshilfeersuchen vorsorglich - f&#252;r den Fall, da&#223; die zu vernehmende Person nicht erscheint - einen Vorf&#252;hrungsbefehl beizuf&#252;gen (vgl. Schmerbach, a.a.O.) oder einen solchen Vorf&#252;hrungsbefehl kurzfristig zu erlassen, nachdem der ersuchte Richter ihm mitgeteilt hat, da&#223; die zu vernehmende Person nicht erschienen ist.</p>
114,360
olgk-1999-09-06-14-uf-17399
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14 UF 173/99
1999-09-06T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-11T10:39:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0906.14UF173.99.00
<h2>Tenor</h2> Die als sofortige Beschwerde gegen den Beschluß des Amtsgerichts - Familiengericht - Euskirchen vom 3. Mai 1999 - 19 FH 5/98 - zu behandelnde Eingabe des Antragsgegners vom 10. Mai 1999 wird auf seine Kosten zurückgewiesen.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>Gr&#252;nde:</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des vorliegenden Verfahrens ist ein Antrag auf Unterhaltsfestsetzung im vereinfachten Verfahren nach &#167;&#167; 645 ff ZPO. Zusammen mit dem amtlichen Erk&#228;rungsvordruck f&#252;r Einwendungen gegen den Antrag und einem Anschreiben des Amtsgerichts ist die Antragsschrift vom 16. Dezember 1998, wegen deren Einzelheiten auf Bl. 1 bis 10 d.A. Bezug genommen wird, dem Antragsgegner pers&#246;nlich am 26. M&#228;rz 1999 zugestellt worden (Bl. 18R d.A.). Mit Beschlu&#223; vom 3. Mai 1999 hat das Amtsgericht dem Antrag entsprochen.. Mit einem am 17. Mai 1999 beim Amtsgericht eingegangenen Schriftsatz seiner Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 10. Mai 1999 hat der den Erkl&#228;rungsvordruck &#252;bersandt und weiter zum Verfahren Stellung genommen. Wegen des n&#228;heren Inhalts wird auf Bl. 29 ff d.A. verwiesen. Das Amtsgericht hat diese Eingabe als sofortige Beschwerde gegen den Festsetzungsbeschlu&#223; angesehen und die Sache dem Senat zur Entscheidung vorgelegt. Der Senat hat beide Parteien hiervon in Kenntnis gesetzt und ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Wegen des weiteren Sach- und Streitstands wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die vom Amtsgericht zutreffend als sofortige Beschwerde nach &#167; 652 Abs. 1 ZPO behandelte Eingabe des Antragsgegners ist zul&#228;ssig, bleibt aber in der Sache ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#167; 652 Abs. 2 ZPO schr&#228;nkt den Gegenstand der Beschwerde ein. Mit der Beschwerde k&#246;nnen nur</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a) die Einwendungen nach &#167; 648 Abs. 1 ZPO oder</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b) die Zul&#228;ssigkeit von Einwendungen nach &#167; 648 Abs. 2 oder</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">c) die Unrichtigkeit der Kostenfestsetzung</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>zu a):</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer beruft sich darauf, die Verfahrenskosten seien gem&#228;&#223; &#167; 93 ZPO der Antragstellerin aufzuerlegen, weil er keinen Anla&#223; zu dem Verfahren gegeben habe. Dieser gem&#228;&#223; &#167; 648 Abs. 1 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Einwand greift nicht durch. Aus der in den Akten befindlichen vorgerichtlichen Korrespondenz der Parteien ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; der Antragsgegner &#252;ber einen langen Zeitraum hinweg immer wieder vergeblich aufgefordert worden ist, seine Unterhaltsverpflichtung au&#223;ergerichtlich beurkunden zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der weiter erhobene Einwand gegen den Zeitraum oder die H&#246;he des Unterhalts (Einwand C des Einwendungsformulars) ist nicht n&#228;her erl&#228;utert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Andere Einwendungen nach &#167; 648 Abs. 1 ZPO sind nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">zu b:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Einwendungen des Antragsgegners fallen unter &#167; 648 Abs. 2 ZPO. Insoweit kann aber mit der Beschwerde nur ger&#252;gt werden, da&#223; das Gericht eine solche Einwendung zu Unrecht als unzul&#228;ssig angesehen habe (vgl. Born in: Unterhaltsrecht, Stand: 1.11.1998, II Rdn. 442; B&#228;umel in: Familienrechtsreformkommentar 1998, Rdn. 8 zu &#167; 652 ZPO). Das setzt also voraus, da&#223; das erstinstanzliche Gericht &#252;ber eine Einwendung im Sinne des &#167; 648 Abs. 2 ZPO entschieden hat (vgl. dazu auch die Begr&#252;ndung des Gesetzentwurfs zu &#167; 652 Abs. 2 ZPO in BT-Drucks. 13/7338, S. 42:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">"... Als Beschwerdegr&#252;nde f&#252;r beide Parteien kommen nur die in &#167; 648 Abs. 1 ZPO-E bezeichneten Einwendungen...sowie der Einwand in Betracht, das Gericht habe eine Einwendung im Sinne des &#167; 648 Abs. 2 ZPO-E zu Unrecht als unzul&#228;ssig behandelt. ...").</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">An einer Befassung des Amtsgerichts mit Einwendungen des &#167; 648 Abs. 2 ZPO fehlt es hier. Das Amtsgericht konnte &#252;ber die erstmals mit Schriftsatz vom 10.5.1999 vorgebrachten Einwendungen nicht mehr entscheiden, weil der Antragsgegner sie nicht rechtzeitig erhoben hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im vereinfachten Verfahren nach &#167;&#167; 645 ff ZPO hat der Antragsgegner gem&#228;&#223; &#167; 647 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 ZPO innerhalb eines Monats ab Zustellung des Antrags die M&#246;glichkeit, die in &#167; 648 ZPO n&#228;her beschriebenen Einwendungen zu erheben. Ist der Antrag im Ausland zuzustellen, so bestimmt das Gericht die Einwendungsfrist, &#167; 647 Abs. 1 Satz 3 ZPO. Die Einwendungsfrist ist allerdings nicht als Ausschlu&#223;frist ausgestaltet. Auch nach Fristablauf eingehende Einwendungen hat das Gericht zu ber&#252;cksichtigen, solange der Festsetzungsbeschlu&#223; noch nicht verf&#252;gt ist, &#167; 648 Abs. 3 ZPO. Nach diesem Zeitpunkt kann der Antragsgegner Einwendungen nur noch im Wege der Ab&#228;nderungsklage nach &#167; 654 ZPO geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren sind Einwendungen des Antragsgegners, der auf die Monatsfrist vom Amtsgericht hingewiesen worden war, weder innerhalb dieser Frist noch vor Verf&#252;gung des Festsetzungsbeschlusses eingegangen. Soweit sich der Antragsgegner darauf beruft, der Antrag sei erst am 22. April 1999 bei ihm eingegangen, steht dem der Inhalt des Zustellungszeugnisses Bl. 18R d.A. entgegen, ausweislich dessen die &#220;bergabe am 26. M&#228;rz 1999 erfolgte. Die Zustellung war entgegen der Auffassung des Antragsgegners auch nicht deswegen unwirksam, weil sie nicht an seine jetzige Verfahrensbevollm&#228;chtigte erfolgt ist. Die Zustellung h&#228;tte nur dann an die Verfahrensbevollm&#228;chtigte erfolgen m&#252;ssen, wenn diese f&#252;r das gerichtliche Verfahren bestellt gewesen w&#228;re, &#167; 176 ZPO. Dazu h&#228;tte dem Gericht die Bevollm&#228;chtigung zur Kenntnis gebracht werden m&#252;ssen, was hier indes nicht geschehen war.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsgegner bleibt die M&#246;glichkeit, seine Einwendungen im Rahmen einer Ab&#228;nderungsklage nach &#167; 654 ZPO geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: bis 40.000,00 DM, &#167; 17 GKG</p>
114,361
vg-koln-1999-09-03-4-k-284997
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 K 2849/97
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-14T10:23:22
Urteil
ECLI:DE:VGK:1999:0903.4K2849.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung am 19. April 1996 beschloß der Rat der Beklagten die Aufstellung eines Bebauungsplanes, in dessen Plangebiet im Ortsteil Wachtberg- Berkum ein Einkaufszentrum errichtet werden soll. Der Beschluß wurde am 18. Mai 1996 im Amtsblatt der Gemeinde Wachtberg veröffentlicht. Am 12. Juli 1996 beantragte die "Aktionsgemeinschaft für Läden in den Orten" ein Bürgerbegehren zu der Frage: </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Die Gemeinde Wachtberg erstellt ein Konzept zur ausschließlichen Förderung des heimischen Einzelhandels innerhalb der Ortschaften. Die Gemeinde fördert in diesem Konzept nur Maßnahmen, die den heimischen innerörtlichen Einzelhandel unterstützen und zu einer Verbesserung der derzeitigen Einkaufs- und Dienstleistungsstandorte führen. Befürworten sie diesen Beschluß? (Ja/Nein)"</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Begründung des Antrags heißt es, als Flächengemeinde seien die Bürgerinnen und Bürger im Interesse ihrer Nahversorgung auf den Einzelhandel innerhalb der einzelnen Ortschaften Wachtbergs dringend angewiesen. Deshalb müsse die Gemeinde ein Konzept aufstellen, in dem ausschließlich die Förderung und Unterstützung der heimischen Einkaufsstätten und Dienstleistungsunternehmen in den Orten selbst verfolgt werde. Die Gemeinde wirke dabei ausdrücklich allen Bestrebungen entgegen, die diesem Konzept widersprächen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Finanzierung heißt es in dem Antrag, die meisten Aktivitäten hieraus seien ideeller Natur und hätten keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Haushalt der Gemeinde. Die Gemeinde erhalte durch die verstärkte innerörtliche Ansiedlung Einkünfte aus anfallenden Steuern. Darüber hinaus stelle die Gemeinde bei allen künftig zu erlassenden Haushaltssatzungen einen ausreichenden Betrag ein; die Deckung erfolge im Rahmen des jeweiligen Gesamthaushalts. Als Vertreter des Bürgerbegehrens wird der Kläger bezeichnet. Dem Antrag waren 1789 Unterstützungsunterschriften für das Bürgerbegehren beigefügt, von denen die Verwaltung "mehr als 1450" Unterschriften als rechtswirksam anerkannte. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluß vom 9. September 1996 erklärte der Rat der Beklagten das Bürgerbegehren für unzulässig, weil es</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"a. gegen die Aufstellung eines Bebauungsplanes gerichtet ist und eine Angelegenheit verbindlich fordert, die ihre Verbindlichkeit nur durch Bauleitplanung erhält, was gemäß § 26 Abs. 5 Ziffer 5 wiederum vom Bürgerbegehren ausgenommen ist und </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b. die entstehenden Kosten und deren Deckung nicht hinreichend benennt, was gemäß § 26 Abs. 2 GO verbindlich erforderlich ist." </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis teilte die Beklagte dem Kläger mit Bescheid vom 17. September 1996 mit. Den hiergegen fristgemäß erhobenen Widerspruch wies der Rat der Beklagten in seiner Sitzung am 18. März 1997 als unbegründet zurück; der entsprechende Widerspruchsbescheid der Beklagten vom 19. März 1997 wurde dem Kläger am 21. März 1997 zugestellt. Die Klage ist am 8. April 1997 beim Verwaltungsgericht Köln eingegangen. Ein Eilantrag des Klägers, mit dem dieser im wesentlichen eine vorläufige Zulassung des Bürgerbegehrens begehrt hatte, blieb erfolglos, da die erkennende Kammer im Beschluß vom 28. Januar 1997 das Vorliegen jedenfalls eines Anordnungsgrundes verneinte (4 L 2818/96). </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kläger trägt zur Klagebegründung im wesentlichen vor: Die Entscheidung, das Bürgerbegehren für unzulässig zu erklären, sei rechtswidrig. Es gehe nicht um eine Angelegenheit, über die im Rahmen der Aufstellung von Bauleitplänen zu entscheiden sei. Gefordert werde mit dem Bürgerbegehren vielmehr die Aufstellung eines innergemeindlichen Konzepts zur Förderung von innerörtlichem Einzelhandel. Es werde nicht gefordert, einen konkreten Bebauungsplan aufzustellen oder abzuändern, sondern es gehe um ein Gesamtkonzept. Weder für die in der Begründung des Bürgerbegehrens angesprochene Bereitstellung gemeindeeigenen Baulands noch für die sonstige Förderung des Gewerbes sei ein Bauleitplanverfahren erforderlich. Auch aus dem inzwischen von der Aktionsgemeinschaft erarbeiteten beispielhaften Konzept ergebe sich, daß eine Förderung der ortsnahen Versorgung in der Gemeinde Wachtberg weitgehend nicht der Aufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen bedürfe. Das Bürgerbegehren wolle die Erarbeitung eines planerischen Gesamtkonzepts und gehe damit viel weiter als das konkrete Bauleitplanverfahren. Es handele sich um eine Entscheidung im Rahmen der Gewerbepolitik der Gemeinde, nicht um eine flächenbezogene Einzelplanung. Es könne nicht angehen, daß deswegen, weil zur Realisierung einer solchen Entscheidung möglicherweise auch eine Flächenplanung in Form eines Bauleitplanverfahrens durchgeführt werden müsse oder ein bereits betriebenes Bauleitverfahren nicht so durchgeführt werden könne wie der Rat dies nach dem Stand des Verfahrens bei Aufstellungsbeschluß gerne hätte, schon das Bürgerbegehren unzulässig sei. Folge man der Auslegung der Beklagtenseite, könnten Bürgerbegehren in einem weiten Feld gemeindlicher Politik überhaupt nicht mehr stattfinden, weil in vielfältiger Weise Bebauungspläne betroffen sein könnten. In diesem Sinne könne das Gesetz daher nicht ausgelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Schon aus dem Wortlaut des Bürgerbegehrens ergebe sich auch, daß ein Verstoß gegen § 26 Abs. 3 GO nicht vorliege, da sich das Bürgerbegehren keinesfalls nur auf einen konkreten Bebauungsplan beziehe. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Bürgerbegehren enthalte auch einen ausreichenden Kostendeckungsvorschlag i. S. d. § 26 Abs. 2 Satz 1 GO NW. Werde das Konzept - wie vom Bürgerbegehren vorausgesetzt - von der Gemeindeverwaltung selbst aufgestellt, entstünden keine weiteren Kosten. Insoweit sei ein Kostendeckungsvorschlag daher entbehrlich. Erst bei Aufstellung des Konzepts könne überlegt werden, ob im Rahmen des Konzepts überhaupt kostenträchtige Maßnahmen erforderlich seien. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung der Beschlüsse des Rates der Beklagten vom 9. September 1996 und 18. März 1997 in der Fassung des Bescheides vom 17. September 1996 und des Widerspruchsbescheides vom 19. März 1997 zu verpflichten, das Bürgerbegehren betreffend die Erstellung eines Konzepts zur ausschließlichen Förderung des heimischen Einzelhandels innerhalb der Ortschaften für zulässig zu erklären.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, das Bürgerbegehren verstoße gegen § 26 Abs. 5 Nr. 6 GO NW. Wie im Widerspruchsbescheid vom 19. März 1997 zutreffend dargelegt worden sei, könne das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans für ein Einkaufszentrum, das mit Beschluß vom 19. April 1996 eingeleitet worden sei, nicht weitergeführt werden, wenn ein dem Bürgerbegehren entsprechender Bürgerentscheid ergehe. Der Kläger habe im Verfahren 4 L 2818/96 selbst zum Ausdruck gebracht, daß es ein wesentliches Ziel des Bürgerbegehrens sei, die Aufstellung dieses Bebauungsplans zu unterbinden. Selbstverständlich sei die Aufstellung eines Einzelhandelskonzepts nicht generell durch § 26 Abs. 5 Nr. 6 GO NW als Gegenstand eines Bürgerbegehrens ausgeschlossen. Gegenstand des streitgegenständlichen Bürgerbegehrens sei jedoch nicht die Aufstellung eines allgemeinen Einzelhandelskonzepts für die Beklagte, das - ohne Verbindlichkeit für Verfahren der Bauleitplanung - verschiedene Möglichkeiten zur Entwicklung des Einzelhandels darstelle und unter städtebaulich relevanten Gesichtspunkten gegeneinander abwäge. Gegenstand des Bürgerbegehrens sei vielmehr ein Konzept, mit dem städtebauliche Entwicklungen, die nicht der Förderung des heimischen Einzelhandels innerhalb der Ortschaften dienten, ausgeschlossen werden sollten. Der Umstand, daß das begehrte Konzept Wirkungen auch außerhalb des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplanes für das Einkaufszentrum entfalten könne, sei unter diesen Umständen ohne rechtliche Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im übrigen sei auch die Annahme des Klägers, die Aufstellung des Konzepts verursache keine Kosten, weil sie von der Verwaltung geleistet werden könne, unrichtig. Zum einen arbeite die Verwaltung nicht kostenfrei, zum anderen fehle ihren Mitarbeitern die fachliche Kompetenz, ein Konzept zu erarbeiten, wie es durch das Bürgerbegehren gefördert werde. Außerdem sei das Bürgerbegehren nicht nur auf die Erarbeitung eines Papiers, sondern darüber hinaus auch auf die Förderung der dort genannten Maßnahmen zu Gunsten des heimischen Einzelhandels gerichtet und müsse der Finanzierungsvorschlag deshalb auch diejenigen Kosten einbeziehen, die durch die Umsetzung des Konzepts voraussichtlich entstehen würden. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im übrigen sei das Bürgerbegehren auch deshalb unzulässig, weil durch einen entsprechenden Bürgerentscheid nicht eine Entscheidung des Rates getroffen, sondern nur die noch zu treffende Entscheidung des Rates vorgeprägt werde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und die beigezogenen Verwaltungsvorgänge ergänzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> Die Klage hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage des Klägers zu 2) (Bürgerbegehren "Aktionsgemeinschaft für Läden in den Orten") ist bereits deshalb unzulässig, weil das Bürgerbegehren als solches nicht klagebefugt ist. Dies ergibt sich aus § 26 Abs. 6 Satz 2 GO NW, wonach nur die Vertreter des Bürgerbegehrens gegen die Entscheidung des Rates, ein Bürgerbegehren nicht zuzulassen, Widerspruch einlegen können. Diese Beschränkung gilt entsprechend auch für das weitere Rechtsmittelverfahren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vl. Rehn/Cronauge, Anm. VII Nr. 1 zu § 26 GO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch insoweit aus formalen Gründen unzulässig, als sie gegen den Beklagten zu 2) (Rat der Gemeinde Wachtberg) gerichtet ist. In Klagen der hier vorliegenden Art, in denen es ausschließlich um die vom Rat verneinte Zulässigkeit eines Bürgerbegehrens geht, handelt es sich nicht um einen innerorganschaftlichen oder organinternen Streit innerhalb der Gemeinde, da jedenfalls in diesem Stadium weder das Bürgerbegehren, noch seine Unterzeichner oder die Stellvertreter als Organ der Gemeinde oder Teil eines Gemeindeorgans angesehen werden können. Vielmehr sind insoweit die Außenrechtsbeziehungen der Gemeinde betroffen, so daß die Klage ungeachtet der gemeindeinternen materiellen Entscheidungszuständigkeit des Rates gegen die Gemeinde zu richten ist. Da es sich ferner nicht um eine Entscheidung des Gemeindedirektors als Behörde handelt, sondern der Gemeindedirektor lediglich eine vom Rat getroffene Entscheidung nach außen hin umsetzt, ist richtiger Beklagter die Gemeinde Wachtberg, vertreten durch den Gemeindedirektor.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klage des Klägers zu 1) gegen die Beklagte ist zulässig, aber unbegründet. Die angegriffenen Bescheide sind rechtmäßig und verletzen den Kläger nicht in seinen Rechten, § 113 Abs. 5 VwGO. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zu Recht von der Unzulässigkeit des Bürgerbegehrens ausgegangen. Dies folgt bereits daraus, daß mit dem Bürgerbegehren gar keine Frage aufgeworfen wird, die einer Entscheidung durch Bürgerentscheid zugänglich wäre. Nach § 26 Abs. 1 GO NW ist ein Bürgerbegehren der Antrag auf einen Bürgerentscheid, nicht auf eine Entscheidung des Rates. Die Bürger können nach dem eindeutigen Wortlaut dieser Vorschrift nur beantragen, „daß sie an Stelle des Rates über eine Angelegenheit der Gemeinde selbst entscheiden". Dies ist vorliegend nicht der Fall. Vielmehr soll der Gemeinde durch den Bürgerentscheid lediglich die Erstellung eines Konzepts aufgegeben werden, über das der Rat abschließend beraten und entscheiden müßte. Mit dem angestrebten Bürgerentscheid soll mithin keine Entscheidung des Rates ersetzt, sondern lediglich eine solche Entscheidung herbeigeführt werden. Dies ist indes nicht der Sinn eines Bürgerentscheids.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit zu der vergleichbaren Rechtslage nach der hessischen Gemeindeordnung Hess. VGH, B. v. 3.1.1994, 6 TG 3023/93.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Daß dem Rat nach der Formulierung des Bürgerbegehrens durch einen positiven Bürgerentscheid bestimmte Bindungen für die von ihm zu treffende Entscheidung auferlegt würden, führt zu keiner anderen Beurteilung. Mit einem Bürgerentscheid wird nicht bezweckt, daß die Bürger „dem Rat Vorgaben für eine von ihm noch zu treffende Entscheidung machen, sondern allein, daß die Bürger die eigentlich vom Rat zu treffende, abschließende Entscheidung an dessen Stelle selbst treffen",</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">so OVG NW, Urteil vom 9. Dezember 1997 - 15 A 974/97 - NVWBl. 1998, 273 (275).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> Folgt man dieser Auffassung der Kammer und des OVG NW nicht und geht davon aus, daß nicht nur die abschließende Entscheidung des Rates - hier die Verabschiedung des angestrebten Konzepts selbst -, sondern auch wesentliche Teilentscheidungen im Vorfeld dieser Entscheidung einem Bürgerentscheid zugänglich sind und unterstellt man ferner, daß das Bürgerbegehren auf derartige abschließende (Teil)Entscheidungen gerichtet ist, so verstößt es jedenfalls gegen § 26 Abs. 5 Ziff.6 GONW. Nach § 26 Abs. 5 Ziffer 6 GO NW ist ein Bürgerbegehren unzulässig über "die Aufstellung, Änderung, Ergänzung und Aufhebung von Bauleitplänen". Hiergegen verstößt das Bürgerbegehren, obwohl es weder den Aufstellungsbeschluß des Rates vom 19. April 1996 noch das im „Bebauungsplanentwurf Nr. 02 -10 „Einkaufszentrum", Berkum" vorgesehene Einkaufszentrum in Wachtberg-Berkum erwähnt. Die Kammer hat jedoch keinen Zweifel daran, daß es sich - wie die Beklagte zu Recht angenommen hat - dennoch primär gegen diesen Aufstellungsbeschluß und das in ihm zum Ausdruck kommende Konzept einer zentralisierten Versorgung des Gemeindegebiets durch das geplante Einzelhandelszentrum wendet, indem es diesem Konzept das vollkommen entgegengesetzte Konzept einer dezentralisierten Versorgung durch "heimische" Einzelhandelsbetriebe entgegensetzt. So heißt es etwa in dem vorgeschlagenen Beschluß, es solle ein Konzept zur "ausschließlichen Förderung des heimischen Einzelhandels innerhalb der Ortschaften" erstellt werden, in dem die Gemeinde "nur Maßnahmen, die den heimischen, innerörtlichen Einzelhandel unterstützen und zu einer Verbesserung der derzeitigen dezentralen Einkaufs- und Dienstleistungsstandorte führen", fördert. Noch deutlicher wird das Ziel der Verhinderung des Einkaufszentrums in dem Satz der Begründung: "Die Gemeinde wirkt dabei ausdrücklich allen Bestrebungen entgegen, die diesem Konzept widersprechen". Zu diesen, dem angestrebten Konzept eindeutig widersprechenden Bestrebungen zählt aber auch - und im hier gegebenen, auch zeitlichen Kontext vorrangig - die von der Ratsmehrheit beschlossene Ausweisung eines speziellen Sondergebietes für das Einkaufszentrum.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Daß das Bürgerbegehren nicht isoliert ("abstrakt"), sondern nur vor dem Hintergrund der konkreten politischen Situation in Wachtberg und hier insbesondere der Auseinandersetzung um das vorgesehene Einkaufszentrum in Wachtberg- Berkum gesehen werden kann, machen neben dem zeitlichen Zusammenhang nicht nur die Äußerungen des Verfahrensbevollmächtigten des Klägers im Eilverfahren 4 L 2818/96, sondern auch die Ausführungen im "Entwurf eines Einzelhandelskonzepts für die Gemeinde Wachtberg" - "Konzept" -, den der Kläger im Eilverfahren vorgelegt hat, deutlich. So heißt es in der Antragsschrift im Verfahren 4 L 2818/96 wörtlich:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">"Ist dieses Einkaufszentrum erst einmal errichtet, ist das Ziel des Bürgerbegehrens, nämlich die Einzelhandelsbetriebe in den einzelnen Ortschaften zu erhalten, praktisch nicht mehr realisierbar, weil die entsprechende Kaufkraft durch das Einkaufszentrum abgesogen wird. Durch konkret drohende Realisierungsmaßnahmen seitens des Antragsgegners ist daher das Ziel des Bürgerbegehrens ernsthaft gefährdet. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Würde man die üblichen Zeiten des Widerspruchverfahrens und des anschließenden Klageverfahrens berücksichtigen, spricht viel dafür, daß zum fraglichen Zeitpunkt nicht nur gültiges Baurecht geschaffen, sondern auch das Einkaufszentrum auch schon realisiert sein wird. Im übrigen wäre auch gültiges Baurecht ohne erhebliche Kostenfolgen durch den Antragsgegner nicht mehr zu beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Es ist daher notwendig, im Rahmen des einstweiligen Anordnungsverfahrens dafür zu sorgen, daß der Antragsgegner nicht allein den Zeitablauf nach seiner rechtswidrigen Unzulässigkeitserklärung des Bürgerbegehrens dazu nutzt, das Ziel des Bürgerbegehrens zu verhindern, und auf diesem Wege einen an sich durchzuführenden Bürgerentscheid obsolet macht. ..."</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dies kann nicht anders verstanden werden, als daß zumindest ein wesentliches Ziel des Bürgerbegehrens die Verhinderung des Einkaufszentrums ist, dessen Errichtung wiederum den Regelungsgegenstand des Bebauungsplanes darstellt, dessen Aufstellung der Rat am 19. April 1996 - also weniger als drei Monate zuvor - beschlossen hatte. Auch der vorgelegte Entwurf eines "Konzepts" läßt diese Zielrichtung erkennen, etwa wenn es dort (S. 2) heißt, die Errichtung des Einkaufszentrums mache "eine gleichzeitige Entwicklung innerhalb der Ortschaften unmöglich" und führe "mittelfristig zu einer völligen Vernichtung der gesamten Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen in den einzelnen Orten der Gemeinde Wachtberg", weshalb "der Förderung der ortsnahen Versorgung der Vorrang vor der Zentralisierung aller Versorgungseinrichtungen und aller Dienstleistungen an einem Ort" zu geben sei. Das Ziel der Verhinderung des Einkaufszentrums kommt auch in dem im Amtsblatt der Gemeinde Wachtberg vom 27. Juli 1996 auf den S. 10 und 11 abgedruckten Schreiben der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Gemeinde Wachtberg zum Ausdruck, in dem es u. a. heißt, es sei das Ziel der Aktionsgemeinschaft "ein Einkaufszentrum überflüssig zu machen". Auch die weiteren Ausführungen in diesem Schreiben der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, deren Ortsverein neben der Bürgerinitiative "Einkaufszentrum: Nein !" dem "Förderverein Frieden und Umweltschutz, Wachtberg e.V.", der SPD-Wachtberg und der UWG-Wachtberg zu den Initiatoren des Bürgerbegehrens gehören, lassen keinen Zweifel daran, daß das Bürgerbegehren vorliegend als ein Instrument verstanden wird, um "Großprojekte der Ratsmehrheit" wie das Einkaufszentrum zu Fall zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ist ein wesentliches Ziel des Bürgerbegehrens danach aber die Verhinderung des Einkaufszentrums, dessen Errichtung der Aufstellungsbeschluß des Rates vom 19. April 1996 gerade ermöglichen soll, so ist es nach § 26 Abs. 5 Ziffer 6 GO NW unzulässig. Hierfür ist ebensowenig wie für die Anwendung des § 26 Abs. 3 GO NW</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> vgl. hierzu Urteil der Kammer vom 31. Mai 1999 - 4 K 7677/96 - und VGH Mannheim, Urteil vom 18. Juni 1990 - 1 S 657/90 - VBlBW 1990, 460; Ritgen, Bürgerbegehren und Bürgerentscheid, 1997, 158 ff. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">erforderlich, daß das Bürgerbegehren unmittelbar oder ausschließlich auf die Änderung des einschlägigen Ratsbeschlusses, hier also auf die Aufstellung, Änderung, Ergänzung oder Aufhebung des in Rede stehenden Bebauungsplans gerichtet ist. Vielmehr reicht es auch hier aus, daß es sich inhaltlich auf einen bestimmten Ratsbeschluß bzw. Bauleitplan bezieht und dessen Korrektur bzw. eine wesentlich andere Lösung eines Problems als vom Rat vorgezeichnet anstrebt, wobei auch hier nicht erforderlich ist, daß der Text des Bürgerbegehrens den in Frage stehenden Ratsbeschluß (Bauleitplan) erwähnt oder gar genau bezeichnet. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> Vgl. auch insoweit Urteil der Kammer vom 31. Mai 1999 a.a.O. m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nur durch eine solche Beschränkung der Zulässigkeit von Bürgerbegehren kann gewährleistet werden, daß die Festlegung insbesondere der bauplanerischen Vorstellungen der Gemeinde entsprechend dem in § 26 Abs.5 Ziffer 6 GO NW zum Ausdruck gekommenen Willen des Landesgesetzgebers ausschließlich in dem im Baugesetzbuch vorgesehenen Verfahren erfolgt und divergierende Entscheidungen - hier des Rates, dort eines Bürgerentscheids - vermieden werden. Dies macht auch der vorliegende Fall deutlich. Würde nämlich der Bebauungsplan in der Fassung des Aufstellungsbeschlusses beschlossen und hätte andererseits auch das Bürgerbegehren Erfolg, so müßte die gleiche Gemeinde, die die Zulässigkeit des Einkaufszentrums in rechtlich-verbindlicher Weise festgelegt hat, aufgrund eines erfolgreichen Bürgerbescheides allen Bestrebungen entgegenwirken, die der Realisierung dieses Einkaufszentrums dienen, da diese Realisierung den Vorgaben des Bürgerentscheids zuwiderläuft. Ist der Bebauungsplan hingegen noch nicht beschlossen, führt ein Bürgerentscheid entsprechend dem vorgelegten Bürgerbegehren zu einem offenen Widerspruch zwischen dem im Aufstellungsbeschluß zum Ausdruck gekommenen Willen der Ratsmehrheit, das Einkaufszentrum zu verwirklichen und den bindenden Vorgaben für das angestrebte Konzept, mit denen die gegenteilige Zielrichtung verfolgt wird. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ob das Bürgerbegehren darüber hinaus auch deshalb unzulässig ist, weil es sich nach dem vorstehend Ausgeführten gegen den Aufstellungsbeschluß des Rates vom 19.04.1996 richtet und nicht innerhalb von 6 Wochen nach der Bekanntmachung dieses Beschlusses am 18. Mai 1996 eingereicht worden ist (§ 26 Abs. 3 Satz 1 GO NW) und weil es - jedenfalls in Teilen - zu unbestimmt ist und - wie der Beklagte meint - keinen ausreichenden Kostendeckungsvorschlag enthält (vgl. § 26 Abs. 2 Satz 1 GO NW), kann danach offen bleiben. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 167 VwGO, 709 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,362
ovgnrw-1999-09-03-10-a-369197
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10 A 3691/97
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
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Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0903.10A3691.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks G. stra&#223;e 18 in D. -B. . Das Grundst&#252;ck liegt am Rand der bebauten Ortslage. Es ist mit den Geb&#228;uden einer landwirtschaftlichen Hofstelle bebaut. Nach Aufgabe der Tierhaltung hat der Kl&#228;ger einen Teil der Geb&#228;ude zu Wohnungen umgebaut, die er vermietet hat. Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer von rund 18 ha landwirtschaftlicher Nutzfl&#228;che. Von ihnen nutzt er derzeit nur etwa 4 ha selbst. Die anderen Fl&#228;chen hat er kurzfristig verpachtet. In seinem Eigentum steht das Grundst&#252;ck Gemarkung B. , Flur 3, Flurst&#252;ck 85. Es grenzt unmittelbar an die Hofstelle und erstreckt sich von dort rund 270 m nach S&#252;den. Das Grundst&#252;ck wird als Acker zum Anbau von Mais genutzt. Es liegt inmitten landwirtschaftlich genutzter Fl&#228;chen. S&#252;dwestlich des Flurst&#252;cks 85 liegt eine andere Hofstelle. Zu ihr geh&#246;rt ein Reitplatz mit einer Pferdef&#252;hranlage. Sie liegt unmittelbar gegen&#252;ber der s&#252;dwestlichen Ecke des Flurst&#252;cks 85. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Flurst&#252;ck 85 liegt im Geltungsbereich der Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Kreis B. vom 1. November 1974. S&#252;dlich grenzt an dieses Landschaftsschutzgebiet das Naturschutzgebiet "G. II" an. Der Fl&#228;chennutzungsplan der Stadt D. stellt den Bereich als Fl&#228;che f&#252;r die Landwirtschaft dar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beabsichtigt, auf dem Flurst&#252;ck 85 in dessen s&#252;dwestlicher Ecke unmittelbar gegen&#252;ber dem angrenzenden Reitplatz mit Pferdef&#252;hranlage eine landwirtschaftliche Halle mit einer Grundfl&#228;che von 875 qm zu errichten. Die Halle soll als Pferdestall sowie der Lagerung von Stroh und Heu dienen. Geplant sind 16 Pferdeboxen. Der Kl&#228;ger will dort Pensionspferde halten. Aufgrund einer Vereinbarung mit seinem Nachbarn kann er dessen Reitplatz und Pferdef&#252;hranlage mit benutzen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter dem 16. M&#228;rz 1994 stellte der Kl&#228;ger beim Beklagten eine Bauvoranfrage f&#252;r sein Vorhaben. Der Beklagte beschied sie durch Bescheid vom 17. Mai 1996 ablehnend: Das (privilegierte) Vorhaben beeintr&#228;chtige &#246;ffentliche Belange. Es sei mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht vereinbar, weil es im Landschaftsschutzgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet verwirklicht werden solle.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene wies den Widerspruch des Kl&#228;gers durch Bescheid vom 13. August 1996 zur&#252;ck. Er nahm an, das Vorhaben des Kl&#228;gers diene keinem landwirtschaftlichen Betrieb, weil es den sonstigen Betriebsgeb&#228;uden nicht r&#228;umlich zugeordnet sei. Als sonstiges Vorhaben sei die Halle im Au&#223;enbereich und im Landschaftsschutzgebiet unzul&#228;ssig. Eine Befreiung von dem Bauverbot der Landschaftsschutzverordnung komme nicht in Betracht. Das Vorhaben schaffe den Ansatz f&#252;r einen neuen Hof. Es sei damit zu rechnen, da&#223; k&#252;nftig weitere Geb&#228;ude f&#252;r die Pferdehaltung, aber auch ein Wohnhaus hier errichtet w&#252;rden. Dies tr&#252;ge dazu bei, die Landschaft weiter zu zersiedeln. Der jetzt relativ abgerundete Ortsteil B. werde weiter aufgesplittet. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit seiner daraufhin erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger insbesondere geltend gemacht, sein Vorhaben diene einem landwirtschaftlichen Betrieb. Er habe den Standort f&#252;r die Halle deshalb gew&#228;hlt, weil er den benachbarten Reitplatz mit Pferdef&#252;hranlage mitbenutzen d&#252;rfe. Auf seiner jetzigen Hofstelle k&#246;nne er das Vorhaben nicht verwirklichen. Von der Pferdehaltung gingen Immissionen aus, welche die Nachbarschaft st&#246;rten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 17. Mai 1996 in der Form des Widerspruchsbescheides des Beigeladenen vom 13. August 1996 zu verpflichten, ihm gem&#228;&#223; seinem Antrag vom 16. M&#228;rz 1994 die Bebauungsgenehmigung zur Errichtung einer landwirtschaftlichen Halle zur Nutzung als Pferdestall und Scheune auf dem Grundst&#252;ck Gemarkung B. , Flur 3, Flurst&#252;ck 85 zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er hat sich die Auffassung des Beigeladenen zu eigen gemacht, das Vorhaben des Kl&#228;gers diene keinem landwirtschaftlichen Betrieb.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene hat keinen Antrag gestellt. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach einer Ortsbesichtigung hat das Verwaltungsgericht die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit seiner zugelassenen Berufung macht der Kl&#228;ger im wesentlichen geltend: Seinem Vorhaben st&#252;nden Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht entgegen. Auf einen anderen Standort f&#252;r seine Halle brauche er sich nicht verweisen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach seinem Klageantrag erster Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hebt erg&#228;nzend hervor, der Kl&#228;ger k&#246;nne die Erteilung einer Befreiung von dem Bauverbot der Landschaftsschutzverordnung mit Blick auf das nahegelegene Naturschutzgebiet einerseits, das hohe St&#246;rpotential einer Pensionstierhaltung andererseits nicht erwarten. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene stellt keinen Antrag. Er legt ausf&#252;hrlich die Bedeutung des angrenzenden Naturschutzgebietes "G. " dar und hebt hervor, das Landschaftsschutzgebiet diene diesem Naturschutzgebiet als notwendige Pufferzone. F&#252;r eine Bebauung in diesem Bereich k&#246;nne von vornherein keine Befreiung nach der Landschaftsschutzverordnung erteilt werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter hat die &#214;rtlichkeit in Augenschein genommen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt der Gerichtsakte und die Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten (zwei Hefte).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat entscheidet gem&#228;&#223; &#167; 130a Satz 1 VwGO &#252;ber die Berufung ohne m&#252;ndliche Verhandlung durch Beschlu&#223;, weil er sie einstimmig f&#252;r begr&#252;ndet und eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Die Beteiligten sind gem&#228;&#223; &#167; 130a Abs. 2, &#167; 125 Abs. 2 Satz 3 VwGO geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet. Die Klage des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Dem Kl&#228;ger fehlt nicht das erforderliche Rechtsschutzinteresse. Er kann sein geplantes Vorhaben allerdings nicht schon dann verwirklichen, wenn ihm der jetzt streitige Bauvorbescheid zu erteilen ist. Neben der bauaufsichtlichen Zulassung des Vorhabens ist f&#252;r dessen Verwirklichung eine Befreiung oder eine Ausnahme von dem Bauverbot der Landschaftsschutzverordnung erforderlich. Der Kl&#228;ger will sein Vorhaben im Geltungsbereich der Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Kreis B. vom 1. November 1974 verwirklichen. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ob der Beklagte dem Kl&#228;ger den begehrten Bauvorbescheid zu erteilen hat, ist zwar unabh&#228;ngig davon zu beurteilen, ob die erforderliche landschaftsrechtliche Befreiung erteilt oder eine Ausnahme zugelassen werden kann. Das nordrhein- westf&#228;lische Landesrecht trennt verfahrensrechtlich zwischen der Erteilung des Bauvorbescheides einerseits, der Erteilung einer landschaftsrechtlichen Befreiung oder der Zulassung einer Ausnahme andererseits. &#220;ber den Vorbescheid ist unabh&#228;ngig von einer erforderlichen landschaftsrechtlichen Befreiung oder Ausnahme zu entscheiden,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">vgl. z.B. OVG NRW, Urteil vom 16. November 1989 - 7 A 503/88 -; Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 12. August 1977 - IV C 48 und 49.75 - BRS 32 Nr. 90; Urteil vom 19. April 1985 - 4 C 25.84 - BRS 44 Nr. 80.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser verfahrensrechtlichen Trennung ist bei der Entscheidung &#252;ber eine Bauvoranfrage zwar nicht zu pr&#252;fen, ob die Voraussetzungen f&#252;r eine Ausnahme oder eine Befreiung von dem Bauverbot der Landschaftsschutzverordnung vorliegen. Dem Kl&#228;ger w&#252;rde allerdings das Sachbescheidungsinteresse f&#252;r die Bescheidung seiner Bauvoranfrage mit der Folge der Unzul&#228;ssigkeit der Klage dann fehlen, wenn offensichtlich w&#228;re, da&#223; f&#252;r das Vorhaben eine erforderliche landschaftsschutzrechtliche Ausnahme oder Befreiung schlechthin nicht erteilt werden kann,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vgl. auch insoweit OVG NRW, Urteil vom 16. November 1989 - 7 A 503/88 -.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da&#223; eine Ausnahme oder Befreiung schlechthin nicht erteilt werden kann, ist hier nicht in diesem Sinne offensichtlich, sondern bedarf vielmehr n&#228;herer Pr&#252;fung in dem daf&#252;r vorgesehenen Verfahren. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dabei ist zun&#228;chst zu pr&#252;fen, ob neben einer Befreiung nach &#167; 69 Abs. 1 LG NW auch die Zulassung einer Ausnahme in Betracht kommt, wie sie in &#167; 3 der gem&#228;&#223; &#167; 73 LG NW &#252;bergeleiteten Landschaftsschutzverordnung vorgesehen ist,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">offengelassen von OVG NRW, Urteil vom 19. Dezember 1990 - 10 A 2077/87 -; OVG NRW, Urteil vom 30. Juni 1989 - 11 A 1452/88 -; wegen des notwendigen Zusammenhangs zwischen fl&#228;chendeckendem Schutz und Ausnahmen in der Abw&#228;gung geht OVG NRW, Urteil vom 5. Dezember 1994 - 7 A 2824/92 -; OVG NRW, Urteil vom 12. Dezember 1994 - 12. Dezember 1994 - 7 A 504/92 - von einer &#220;berleitung auch der Ausnahmevorschriften in einer Landschaftsschutzverordnung aus.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 der einschl&#228;gigen Landschaftsschutzverordnung ist eine Ausnahme zuzulassen f&#252;r das Errichten von baulichen Anlagen, die unmittelbar dem landwirtschaftlichen Betriebe dienen und das Landschaftsbild m&#246;glichst schonen. Da&#223; - wie das Verwaltungsgericht meint - eine Ausnahme nach dieser Vorschrift nur erteilt werden k&#246;nnte, wenn die Anlage aus objektiv zwingenden Gr&#252;nden nur im Geltungsbereich der Landschaftsschutzverordnung errichtet werden mu&#223;, liegt nicht im Sinne einer Offensichtlichkeit auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">W&#228;re die Ausnahmevorschrift des &#167; 3 der Landschaftsschutzverordnung nicht mehr anwendbar, k&#228;me es darauf an, ob die Voraussetzungen einer Befreiung nach &#167; 69 Abs. 1 LG NW vorliegen. Ob das Bauverbot f&#252;r den Kl&#228;ger zu einer nicht beabsichtigten H&#228;rte im Sinne des &#167; 69 Abs. 1 Satz 1 Buchstabe a) aa) LG NW f&#252;hren w&#252;rde, kann beispielsweise davon abh&#228;ngen, inwieweit der Kl&#228;ger f&#252;r seinen Betrieb auf eine Nutzung gerade dieses Standortes f&#252;r die geplante Halle angewiesen ist. Ob eine Befreiung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne von &#167; 69 Abs. 1 Satz 1 Buchstabe a) aa) LG NW zu vereinbaren ist, h&#228;ngt davon ab, welchen Schutzzweck die Unterschutzstellung verfolgt, inwieweit das Vorhaben des Kl&#228;gers auf diese Schutzgr&#252;nde einwirkt und mit welchem Gewicht das angrenzende Naturschutzgebiet eine Freihaltung der hier streitigen Fl&#228;che von (weiterer) Bebauung erfordert. Ohne weitere Feststellungen und Ermittlungen hierzu lassen sich keine verl&#228;&#223;lichen Aussagen dazu treffen, ob eine erforderliche landschaftsschutzrechtliche Befreiung erteilt werden kann oder nicht. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat einen Anspruch darauf, da&#223; der Beklagte ihm den begehrten Bauvorbescheid erteilt. Der ablehnende Bescheid des Beklagten vom 17. Mai 1996 und der Widerspruchsbescheid des Beigeladenen vom 13. August 1996 sind rechtswidrig und verletzen den Kl&#228;ger in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 5 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dem Vorhaben des Kl&#228;gers stehen &#246;ffentlich-rechtliche Vorschriften nicht entgegen (&#167; 71 Abs. 2, &#167; 75 Abs. 1 Satz 1 BauO NW).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zu den &#246;ffentlich-rechtlichen Vorschriften, die dem Vorhaben entgegenstehen k&#246;nnten, geh&#246;ren nicht die Vorschriften der Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Kreis B. . Ob der Kl&#228;ger von dem Bauverbot der Landschaftsschutzverordnung befreit werden kann oder ob insoweit eine Ausnahme zuzulassen ist, ist - wie bereits erw&#228;hnt - in einem getrennten Verfahren zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#214;ffentlich-rechtliche Vorschriften des Bauplanungsrechts stehen dem Vorhaben des Kl&#228;gers nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die bauplanungsrechtliche Zul&#228;ssigkeit des Vorhabens richtet sich nach &#167; 35 Abs. 1 BauGB. Das Vorhaben des Kl&#228;gers soll au&#223;erhalb des Geltungsbereichs eines Bebauungsplans und au&#223;erhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils, mithin im Au&#223;enbereich verwirklicht werden. Der geplante Standort der Halle liegt im Au&#223;enbereich, n&#228;mlich inmitten landwirtschaftlich genutzter Fl&#228;chen. Die Lage des Standorts im Au&#223;enbereich ergibt sich aus dem vorliegenden Karten- und Bildmaterial eindeutig, hat sich bei der Ortsbesichtigung des Berichterstatters best&#228;tigt und ist zwischen den Beteiligten nicht streitig.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Vorhaben des Kl&#228;gers ist im Au&#223;enbereich gem&#228;&#223; &#167; 35 Abs. 1 Satz 1 BauGB zul&#228;ssig. Das Vorhaben dient einem landwirtschaftlichen Betrieb. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Landwirtschaft im Sinne von &#167; 201 BauGB ist auch die Pensionstierhaltung auf &#252;berwiegend eigener Futtergrundlage. Der Kl&#228;ger verf&#252;gt &#252;ber rund 18 ha landwirtschaftlicher Fl&#228;che. Sie k&#246;nnen als Gr&#252;nland und f&#252;r den Anbau von K&#246;rnerfutter verwendet werden. Soweit sie derzeit verpachtet sind, steht dies einer k&#252;nftigen Nutzung durch den Kl&#228;ger nicht entgegen. Der Kl&#228;ger hat nur kurzfristige Pachtvertr&#228;ge geschlossen. Eine Fl&#228;che dieser Gr&#246;&#223;e reicht aus, die eigene Futtergrundlage f&#252;r einen Pferdebestand der hier in Rede stehenden Gr&#246;&#223;enordnung sicherzustellen. Der Kl&#228;ger plant 16 Einstellboxen f&#252;r Pensionspferde. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es ist nichts Durchgreifendes daf&#252;r hervorgetreten, dem Betrieb des Kl&#228;gers k&#246;nne die erforderliche Nachhaltigkeit im Sinne eines auf Dauer gedachten lebensf&#228;higen Unternehmens fehlen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das konkrete Vorhaben, die landwirtschaftliche Halle, dient dem Betrieb. Anla&#223; f&#252;r das Vorhaben des Kl&#228;gers ist der betriebliche Zweck, nicht aber der Wunsch, im Au&#223;enbereich zu wohnen und in erster Linie deshalb dort ein Geb&#228;ude errichten zu wollen. Das Geb&#228;ude wird nach seiner Gestaltung und Ausstattung durch den Verwendungszweck als Pferdestall und Scheune gepr&#228;gt. Damit ist die funktionelle Zuordnung des Vorhabens zu einem landwirtschaftlichen Betrieb gegeben,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 16. Mai 1991 - 4 C 2.89 - BRS 52 Nr. 70.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Begriff des Dienens reicht zwar die blo&#223;e F&#246;rderlichkeit des Vorhabens f&#252;r den Betrieb nicht aus, andererseits kann aber eine Notwendigkeit oder gar eine Unentbehrlichkeit nicht verlangt werden. Bei dieser Sachlage dient das Vorhaben dem Betrieb auch dann, wenn sich der Betrieb auch ohne das streitige Vorhaben an seiner konkreten Stelle sachgem&#228;&#223; bewirtschaften lie&#223;e. Der Landwirt braucht sich f&#252;r ein dem Betrieb funktional zugeordnetes und durch den Betrieb gepr&#228;gtes Vorhaben grunds&#228;tzlich nicht in den Innenbereich verweisen zu lassen, </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">vgl. auch insoweit BVerwG, Urteil vom 16. Mai 1991 - 4 C 2.89 - BRS 52 Nr. 70.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Dem Vorhaben des Kl&#228;gers stehen &#246;ffentliche Belange nicht entgegen. Als &#246;ffentlicher Belang, der dem Vorhaben entgegenstehen k&#246;nnte, kommen nur die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Betracht (&#167; 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 5 BauGB). Der Gesetzgeber verweist landwirtschaftliche Betriebe in den Au&#223;enbereich. Der Errichtung von Geb&#228;uden, die einem landwirtschaftlichen Betrieb dienen, kann deshalb regelm&#228;&#223;ig nicht entgegengehalten werden, derartige Geb&#228;ude beeintr&#228;chtigten die nat&#252;rliche Eigenart der Landschaft oder f&#252;hrten zu einer Zersiedelung des Au&#223;enbereichs. Bebauungsrechtlich k&#246;nnen dem Vorhaben des Kl&#228;gers unter dem Gesichtspunkt des Landschaftsschutzes nur Gesichtspunkte entgegengehalten werden, die &#252;ber die f&#246;rmliche Unterschutzstellung hinausgehen. Das l&#228;uft letztlich auf die Frage hinaus, ob durch das Vorhaben des Kl&#228;gers das Landschaftsbild verunstaltet wird,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 18. Februar 1983 - 4 C 19.81 - BRS 40 Nr. 84.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r ist indes auch in der Ortsbesichtigung nichts Durchgreifendes hervorgetreten. Die Halle soll in einer Umgebung errichtet werden, die durch eine landwirtschaftliche Nutzung, n&#228;mlich durch Ackerbau und Weidewirtschaft, ferner durch eine in der N&#228;he gelegene Hofstelle gepr&#228;gt ist. In dieser Umgebung verunstaltet ein Geb&#228;ude, das ebenfalls der landwirtschaftlichen Nutzung dient, nicht das Landschaftsbild. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dem Vorhaben des Kl&#228;gers kann schlie&#223;lich nicht entgegengehalten werden, er habe die landwirtschaftlichen Geb&#228;ude auf seiner bisherigen Hofstelle teilweise unter Inanspruchnahme der Erleichterungen nach &#167; 35 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 BauGB zu Wohnungen umgebaut und k&#246;nne deshalb nicht jetzt an anderer Stelle im Au&#223;enbereich die aufgegebenen Betriebsgeb&#228;ude neu errichten. Der Kl&#228;ger hat keine Verpflichtung im Sinne von &#167; 35 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe g) BauGB &#252;bernommen. Deshalb bedarf keiner Entscheidung, ob die beabsichtigte Errichtung einer neuen landwirtschaftlichen Halle im Interesse der Entwicklung des Betriebes erforderlich ist, weil sie dazu dient, eine immissionstr&#228;chtige Tierhaltung aus einer st&#246;ranf&#228;lligen Umgebung herauszunehmen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1, &#167; 162 Abs. 3 VwGO, der Ausspruch &#252;ber ihre vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 167 VwGO, &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision nicht zugelassen, weil die gesetzlichen Voraussetzungen hierf&#252;r (&#167; 130a Satz 2, &#167; 125 Abs. 2 Satz 3, &#167; 132 Abs. 2 VwGO) nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwerts beruht auf &#167; 13 Abs. 1 Satz 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,363
ovgnrw-1999-09-03-10-b-128399
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10 B 1283/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:36
2019-02-12T13:54:20
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0903.10B1283.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks Im E. 62 in W. . Das Grundst&#252;ck ist an seiner s&#252;d&#246;stlichen Grenze mit einem Wohnhaus bebaut. Die Antragstellerin und der Antragsteller, ihr Sohn, bewohnen je eine Wohnung in dem Haus. Eine Einliegerwohnung ist vermietet. Die Wohnzimmer und vorgelagerte Terrassen liegen an der Ostseite des Hauses. Auf dem Grundst&#252;ck ist nordwestlich des Wohnhauses ein gro&#223;es, verpachtetes Gew&#228;chshaus errichtet. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks In der L. 5. Das Grundst&#252;ck ist mit einem Wohnhaus bebaut. Die Antragstellerin hat ein Nie&#223;brauchsrecht an dem Haus. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene ist Inhaber einer landwirtschaftlichen Hofstelle auf dem Grundst&#252;ck Im E. 78 in W. . Er errichtete in der N&#228;he seiner Hofstelle eine Windenergieanlage mit einer Nabenh&#246;he von 65 m, einem Rotordurchmesser von gut 40 m und einer Nennleistung von 500 kW. Die Windenergieanlage ist in einer Entfernung von rund 225 m nord&#246;stlich des Wohnhauses der Antragstellerin und rund 310 m s&#252;d&#246;stlich des Hauses In der L. 5 errichtet. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene legte ein schalltechnisches Gutachten vor. Es beruht auf Messungen beim Betrieb der bereits errichteten Anlage. Die Messungen sind unter anderem am Wohnhaus Im E. 62 der Antragstellerin vorgenommen worden. Die schalltechnische Untersuchung kommt bei einer Leistung der Anlage von 400 kW zu einem Beurteilungspegel von 45 db (A) bezogen auf das Wohnhaus Im E. 62. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen gab eine Stellungnahme zur Einwirkung von Schlagschatten unter anderem auf das Wohnhaus Im E. 62 ab. Das Landesumweltamt errechnete insoweit eine maximal m&#246;gliche j&#228;hrliche Beschattungsdauer von etwas mehr als 33 Stunden innerhalb des Zeitraumes zwischen dem 22. Mai und dem 20. Juli. Die maximal m&#246;gliche Beschattungsdauer je Tag betr&#228;gt nach dieser Berechnung 41 Minuten. Sie liegt in den fr&#252;hen Morgenstunden. Unter Ber&#252;cksichtigung erfahrungsgem&#228;&#223; auftretender Bew&#246;lkung kommt das Landesumweltamt zu einer effektiven j&#228;hrlichen Beschattungsdauer von &#252;ber 13 Stunden. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner erteilte dem Beigeladenen unter dem 2. November 1998 eine nachtr&#228;gliche Baugenehmigung f&#252;r die bereits errichtete Windenergieanlage. Die Baugenehmigung ist mit Auflagen versehen. Unter anderem hat der Beigeladene parallel zur &#246;stlichen Grenze des Grundst&#252;cks der Antragstellerin auf dem Nachbargrundst&#252;ck in einem Abstand von 4 m zum Grundst&#252;ck der Antragstellerin als Sichtschutz eine Reihe serbischer Fichten mit einer H&#246;he von etwa 4,50 m und eine Reihe Koreatannen mit einer H&#246;he von 2,50 m bis 3,00 m anzupflanzen. Die Anpflanzung mu&#223; auf Dauer eine H&#246;he von mindestens 9,14 m &#252;ber Grund erreichen. Um die Einwirkung von Schlagschatten unter anderem auf die H&#228;user Im E. 62 und In der L. 5 zu verhindern, ist der Rotor der Windenergieanlage zu den Zeiten automatisch geregelt stillzulegen, zu denen solche Einwirkungen auf die H&#228;user und die zu ihnen geh&#246;renden intensiv genutzten Au&#223;enbereiche (Terrassen, Sitzecken)zu erwarten sind. Um Immissionsrichtwerte von nachts 45 db (A) zu gew&#228;hrleisten, ist die Windenergieanlage nachts so zu betreiben, da&#223; die Nennleistung maximal 400 kW betr&#228;gt und die Rotordrehzahl 35 Umdrehungen in der Minute nicht &#252;berschreitet. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin legte am 5. November 1998, der Antragsteller legte mit Schriftsatz vom 24. Februar 1999 Widerspruch gegen die Baugenehmigung ein. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antr&#228;ge der Antragsteller, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung ihrer Widerspr&#252;che gegen die dem Beigeladenen erteilte Baugenehmigung des Antragsgegners vom 2. November 1998 anzuordnen, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht durch den angefochtenen Beschlu&#223; abgelehnt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit ihren vom Senat zugelassenen Beschwerden verfolgen die Antragsteller ihre Begehren erster Instanz weiter. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter hat die &#214;rtlichkeit in Augenschein genommen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt der Gerichtsakte (3 B&#228;nde), der Verfahrensakte 10 L 3205/97 - VG Gelsenkirchen - sowie der Verwaltungsvorg&#228;nge des Antragsgegners (2 Ordner und 8 Hefte).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> II.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerden sind unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat die Antr&#228;ge der Antragsteller zu Recht abgelehnt. Die Antr&#228;ge sind unbegr&#252;ndet. Das Interesse des Beigeladenen daran, die ihm erteilte Baugenehmigung sofort ausnutzen zu d&#252;rfen, &#252;berwiegt das Interesse der Antragsteller, das Vorhaben des Beigeladenen bis zum Abschlu&#223; des Hauptsacheverfahrens vorerst zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand des Senats verst&#246;&#223;t die streitige Baugenehmigung nicht offensichtlich gegen solche &#246;ffentlich-rechtlichen Vorschriften, die dem Schutze der Antragsteller als Nachbarn zu dienen bestimmt sind. Danach spricht derzeit mehr daf&#252;r, da&#223; die Widerspr&#252;che der Antragsteller gegen die streitige Baugenehmigung erfolglos bleiben werden. Ihnen ist deshalb der weitere Betrieb der Anlage vorerst zuzumuten. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die erteilte Baugenehmigung verst&#246;&#223;t nicht gegen &#246;ffentlich-rechtliche Vorschriften des Bauordnungsrechts mit nachbarsch&#252;tzendem Charakter. Namentlich wahrt die genehmigte Anlage die gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 10 BauO NW erforderliche Abstandfl&#228;che in Richtung auf die Grundst&#252;cke der Antragsteller. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bauplanungsrechtlich richtet sich das Vorhaben des Beigeladenen nach &#167; 35 Abs. 1 BauGB. Das Vorhaben des Beigeladenen soll au&#223;erhalb des Geltungsbereichs eines Bebauungsplans und au&#223;erhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils verwirklicht werden. An den Stra&#223;en Im E. und In der L. sind lediglich verstreut einzelne (Wohn- )Geb&#228;ude vorhanden. Diese Streubebauung bildet allenfalls eine Splittersiedlung. Die Baulichkeiten lassen nach ihrer Zahl und Anordnung keine organische Siedlungsstruktur erkennen und haben nicht das n&#246;tige Gewicht, um bereits als Ortsteil im Sinne des &#167; 34 BauGB angesehen werden zu k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wird das Vorhaben des Beigeladenen danach im Au&#223;enbereich verwirklicht, verletzte die angefochtene Baugenehmigung Nachbarrechte der Antragsteller, wenn sie gegen &#167; 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 BauGB und das darin enthaltene Gebot der R&#252;cksichtnahme verstie&#223;e. Nach dieser Vorschrift beeintr&#228;chtigt ein Vorhaben im Au&#223;enbereich &#246;ffentliche Belange insbesondere dann, wenn das Vorhaben sch&#228;dliche Umwelteinwirkungen hervorrufen kann. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zu solchen sch&#228;dlichen Umwelteinwirkungen k&#246;nnen insbesondere L&#228;rmimmissionen geh&#246;ren, die von der Windenergieanlage auf benachbarte Wohnh&#228;user einwirken. Der Betrieb der genehmigten Anlage wird indes auf den Grundst&#252;cken der Antragsteller mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit nicht zu unzumutbaren L&#228;rmbel&#228;stigungen f&#252;hren. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch die Grundst&#252;cke der Antragsteller liegen im Au&#223;enbereich, n&#228;mlich innerhalb der beschriebenen Streubebauung. Die Antragsteller k&#246;nnen zwar damit rechnen, da&#223; in der Umgebung ihrer Grundst&#252;cke keine Nutzung zugelassen wird, die ihre Wohnnutzung unzumutbar beeintr&#228;chtigt. Die Schwelle zur Unzumutbarkeit ist aber noch nicht dann &#252;berschritten, wenn die Richtwerte nicht eingehalten werden, die nach den einschl&#228;gigen technischen Regelwerten f&#252;r reine Wohngebiete gelten. K&#246;nnen Ger&#228;usche - wie diejenigen einer Windenergieanlage - nach den Richtwerten der VDI-Richtlinie 2058 oder nach der TA-L&#228;rm beurteilt werden, so sind Ger&#228;usche mit einem Beurteilungspegel von 55 db (A) tags&#252;ber und 40 db (A) nachts f&#252;r ein Wohnhaus zuzumuten, das in einem reinen Wohngebiet, jedoch in Randlage zum Au&#223;enbereich liegt. Der Schutzma&#223;stab ist noch weiter herabzusetzen, wenn das Wohnhaus - wie hier diejenigen der Antragsteller - im Au&#223;enbereich liegt. Wer im Au&#223;enbereich wohnt, hat keinen Anspruch darauf, da&#223; seine Umgebung von weiterer Bebauung freibleibt. Wie sich aus &#167; 35 Abs. 1 BauGB ergibt, mu&#223; er unter Umst&#228;nden mit belastenden Anlagen rechnen. Wer im Au&#223;enbereich wohnt, kann deshalb allenfalls die Einhaltung der Grenzwerte verlangen, die nach den einschl&#228;gigen technischen Regelwerken f&#252;r Mischgebiete erarbeitet sind, also Beurteilungspegel von 60 db (A) tags&#252;ber sowie 45 db (A) nachts,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">OVG NRW, Beschlu&#223; vom 9. September 1998 - 7 B 1591/98 -.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Einhaltung dieser Werte ist f&#252;r die Wohnh&#228;user der Antragsteller in der Baugenehmigung festgeschrieben. Die Werte k&#246;nnen voraussichtlich eingehalten werden. Hierzu liegt die schalltechnische Untersuchung vor. Sie beruht nicht auf einer Prognose, sondern auf Messungen aus dem Betrieb der Anlage. Danach wird ein Beurteilungspegel von 45 db (A) an den Wohnh&#228;usern der Antragsteller jedenfalls dann eingehalten, wenn die Nennleistung der Windenergieanlage bei maximal 400 kW liegt und die Rotordrehzahl 35 Umdrehungen in der Minute nicht &#252;berschreitet. Der Antragsgegner hat dem Beigeladenen in der Baugenehmigung zur Auflage gemacht,w&#228;hrend der Nachtzeit diese Kennzahlen f&#252;r den Betrieb der Anlage einzuhalten. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller greifen die schalltechnische Untersuchung deshalb an, weil der Sachverst&#228;ndige von dem gemessenen Wirkpegel einen Abzug von 3 db (A) f&#252;r Me&#223;unsicherheiten vorgenommen hat. Dieser Abzug d&#252;rfte indes nicht zu beanstanden sein. Der Sachverst&#228;ndige hat f&#252;r seine schalltechnische Untersuchung noch die TA-L&#228;rm (1968) zugrundegelegt. Sie sah in Nr. 2.422.5 Satz 1 Buchst. c einen Abzug von 3 db (A) f&#252;r Me&#223;unsicherheit vor. Dieser Abschlag trug dem Umstand Rechnung, da&#223; in die Berechnungen Me&#223;werte einflie&#223;en, die wegen ger&#228;te- und umweltbedingter Toleranzen Wahrscheinlichkeitsgr&#246;&#223;en sind, mit der Folge, da&#223; auch das Berechnungsergebnis selbst eine gewisse Unsicherheit aufweist. Diese mit 3 db (A) bewertete Toleranz war untrennbar Bestandteil des Me&#223;- und Berechnungsverfahrens nach der TA- L&#228;rm. Wurden sch&#228;dliche Umwelteinwirkungen nach Ma&#223;gabe der TA-L&#228;rm ermittelt, durfte der Bewertungsma&#223;stab dieses Regelwerks nicht dadurch verschoben werden, da&#223; der vorgeschriebene Me&#223;unsicherheitsabschlag unber&#252;cksichtigt blieb,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschlu&#223; vom 22. Oktober 1996 - 7 B 132.96 -, NVwZ-RR 1997, 279.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Mit Blick auf die bevorstehende Einf&#252;hrung der TA-L&#228;rm 1998 zum 1. November 1998 hat der Sachverst&#228;ndige sich auch zu der Frage ge&#228;u&#223;ert, ob sich aus der TA-L&#228;rm 1998 f&#252;r das Ergebnis bedeutsame &#196;nderungen ergeben. Er hat diese Frage verneint. Der Senat hat keine durchgreifenden Anhaltspunkte f&#252;r eine abweichende Einsch&#228;tzung. Die TA-L&#228;rm 1998 sieht in ihrer Nr. 6.9 einen Abschlag um 3 db (A) vor, wenn bei der &#220;berwachung einer Anlage die Ger&#228;uschimmissionen durch Messung ermittelt werden. Mit diesem Abzug d&#252;rfte der fr&#252;here Abschlag f&#252;r Me&#223;unsicherheiten fortgeschrieben sein. Der Abschlag d&#252;rfte somit auch heute noch untrennbarer Bestandteil des in der TA-L&#228;rm vorgeschriebenen Me&#223;- und Berechnungsverfahrens sein und deshalb weiterhin vorzunehmen sein, </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">vgl. Kutscheidt, Die Neufassung der TA-L&#228;rm, NVwZ 1999, 577, 583.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Wohnnutzung der Grundst&#252;cke der Antragsteller k&#246;nnte ferner durch Lichteffekte nachteilig betroffen werden, welche die Windkraftanlage verursacht. Steht die Sonne hinter dem Rotor, k&#246;nnen bewegte Schatten &#252;ber die Grundst&#252;cke laufen. Sie verursachen dadurch dort, je nach Umlaufgeschwindigkeit des Rotors, einen verschieden schnellen Wechsel von Schatten und Licht. Dadurch k&#246;nnen sie das Wohnen erheblich st&#246;ren. Durch die Fenster sind diese Effekte auch in allen Wohnr&#228;umen wahrnehmbar, die der Windkraftanlage zugewandt sind, und zwar derart, da&#223; diese Schatten durch den ganzen Raum wandern und von W&#228;nden, Fenstern und anderen Fl&#228;chen widergespiegelt werden. Indes hat der Antragsgegner eine Auflage in die Baugenehmigung aufgenommen, die nicht ungeeignet erscheint, derartige belastende Auswirkungen der genehmigten Anlage auf die Wohngrundst&#252;cke der Antragsteller zu unterbinden. Nach dieser Auflage ist die Anlage automatisch geregelt stillzulegen, wenn Schlagschatten auf die Wohnh&#228;user unter anderem der Antragsteller und die von ihnen intensiv genutzten Au&#223;enbereiche einwirken w&#252;rden. Die Auflage gibt selbst nicht die Daten vor, die in die automatische Schattenabschaltung einzugeben sind. Sie sind vielmehr erst in Umsetzung der Baugenehmigung und der Auflage zu ihr vom Landesumweltamt errechnet und dem Staatlichen Umweltamt Herten &#252;bermittelt worden. Der Senat geht derzeit - auch nach der Er&#246;rterung dieser Frage im Ortstermin - davon aus, da&#223; die automatische Abschaltung entsprechend der vom Landesumweltamt ermittelten Zeiten so programmiert ist, da&#223; die Ostseite des Wohnhauses, die der Anlage zugewandt ist, vor einer Einwirkung von Schlagschatten wirksam gesch&#252;tzt ist. Im &#252;brigen gibt die Auflage zu der Baugenehmigung - zul&#228;ssigerweise - insoweit nur das Ziel und das daf&#252;r einzusetzende Mittel vor. Die Abschaltautomatik ist in Umsetzung der Auflage so zu programmieren, da&#223; mit ihr das vorgegebene Ziel erreicht wird. Erweisen sich Nachbesserungen als erforderlich, weil die eingegebenen Zeiten die Zeiten einer Einwirkung von Schlagschatten nicht oder nicht vollst&#228;ndig erfassen, ist der Beigeladene verpflichtet, zur Erf&#252;llung der Auflage die eingegebenen Zeiten entsprechend zu &#228;ndern. Die Antragsteller haben hierauf einen durchsetzbaren Anspruch, weil die Auflage zu der Baugenehmigung auch ihrem Schutz zu dienen bestimmt ist. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grund geht der Senat derzeit davon aus, da&#223; die genannte Auflage zu der Baugenehmigung auch geeignet ist, die Antragsteller vor der von ihnen beklagten Einwirkung von Lichteffekten auf die vorderen, der Anlage abgewandten R&#228;ume des Hauses zu sch&#252;tzen. Wie die Antragsteller vorgetragen und im Ortstermin durch Vorf&#252;hrung einer Videoaufzeichnung nachvollziehbar dargelegt haben, spiegelt das Gew&#228;chshaus im nordwestlichen Winkel ihres Grundst&#252;cks in seinen Seitenw&#228;nden den drehenden Rotor der Anlage einerseits wider und wirft andererseits dieses Spiegelbild auf das Wohnhaus der Antragsteller zur&#252;ck, wo es sich in Form sich st&#228;ndig bewegender Lichteffekte in den Glasfl&#228;chen der Eingangst&#252;r, den Fenstern der K&#252;che und den glatten Oberfl&#228;chen der K&#252;chenm&#246;bel niederschl&#228;gt. Dieser Effekt tritt dann ein, wenn die Sonne hinter der Windenergieanlage steht, also Schlagschatten auf dem Gew&#228;chshaus erzeugt. Zwischen den Beteiligten blieb im Ortstermin streitig, ob die f&#252;r die automatische Abschaltung vorgegebenen Zeiten auch die Zeiten erfa&#223;t, in denen der beschriebene Effekt auftritt. Die nachgereichten Unterlagen sprechen daf&#252;r, da&#223; die bisher f&#252;r die automatische Abschaltung vorgegebenen Zeiten nur die Zeiten erfassen, zu denen der r&#252;ckw&#228;rtige Bereich des Wohnhauses selbst von Schlagschatten erfa&#223;t wird. Das Wohnhaus und das Gew&#228;chshaus stehen versetzt zueinander. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht legt auch der Senat die Auflage zu der Baugenehmigung so aus, da&#223; mit ihr dem Beigeladenen aufgegeben ist, die Anlage automatisch geregelt auch zu solchen Zeiten stillzulegen, zu denen Schlagschatten auf die Wohnbereiche nicht nur unmittelbar, sondern auch durch Spiegelung mittelbar einwirken. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Vorhaben des Beigeladenen k&#246;nnte dar&#252;berhinaus durch die Eigenart der Anlage als solcher r&#252;cksichtslos auf die Wohnnutzung der nahegelegenen Grundst&#252;cke einwirken. Selbst wenn in Bodenn&#228;he nahezu Windstille herrscht, drehen die Rotorfl&#252;gel leicht. Es ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; eine derartige stete Bewegung im oder am Rande des Blickfeldes schon nach kurzer Zeit, erst recht auf Dauer, unertr&#228;glich werden kann. Ein sich drehendes Moment zieht den Blick des Menschen nahezu zwanghaft auf sich. Dies kann Irritationen hervorrufen. Eine Konzentration auf andere T&#228;tigkeiten kann wegen der steten, kaum vermeidbaren Ablenkung erschwert werden. Die Anlage kann sich dabei in den Fenstern des Hauses oder an den Inneneinrichtungen der Wohnungen spiegeln, soweit diese reflektierende Oberfl&#228;chen haben. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Solche Wirkungen einer Windenergieanlage k&#246;nnen auch dann eine R&#252;cksichtslosigkeit des Vorhabens gegen&#252;ber benachbarter Wohnbebauung begr&#252;nden, wenn - wie hier - die Abst&#228;nde nach &#167; 6 Abs. 10 BauO NW zu den benachbarten Grundst&#252;cken eingehalten sind. &#167; 6 BauO NW regelt seinen Sachbereich zwar abschlie&#223;end. Er legt insoweit fest, welches Ma&#223; an R&#252;cksichtnahme der Bauherr seinem Nachbarn schuldet und was diesem zugemutet werden kann. Ein Geb&#228;ude kann einem benachbarten Grundst&#252;ck Licht, Sonne und Luft nehmen, ferner einen Einblick in das Nachbargrundst&#252;ck erm&#246;glichen. Diese Belange werden regelm&#228;&#223;ig durch das bauordnungsrechtliche Abstandfl&#228;chenrecht aufgefangen. Windenergieanlagen sind keine Geb&#228;ude. Von ihnen k&#246;nnen aber geb&#228;udegleiche Wirkungen ausgehen, mit der Folge, da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 10 BauO NW auf sie die f&#252;r Geb&#228;ude geltenden Vorschriften &#252;ber Abstandfl&#228;chen anzuwenden sind. Die einem Geb&#228;ude gleiche Wirkung folgt insbesondere aus dem Rotor und seiner Drehbewegung. Diese vergr&#246;&#223;ern die Windenergieanlage in ihren optischen Dimensionen deutlich und bestimmen sie. Allein der Rotorkreis hat geb&#228;udegleiche Abmessungen, die angesichts der sich &#252;ber ihren gesamten Bereich bewegenden Rotorfl&#252;gel insgesamt, nicht aber nur in dem jeweils von den Fl&#252;geln &#252;berdeckten Teilen in Erscheinung tritt. Hinzu kommt die Rotorbewegung, denn diese verst&#228;rkt die belastende Wirkung der Anlage auf die Nachbarschaft, </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 29. August 1997 - 7 A 629/95 -.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wird danach die bedr&#228;ngende Wirkung, welche eine Windenergieanlage auf die Nachbarschaft aus&#252;bt, auch vom Schutzbereich des &#167; 6 BauO NW erfa&#223;t, so nimmt diese Vorschrift insoweit dennoch keine abschlie&#223;ende Bewertung vor. Die optisch bedr&#228;ngende Wirkung, die von einer Windenergieanlage wegen der Drehbewegung als solcher ausgeht, ist in ihrer rechtlichen Bewertung vergleichbar der erdr&#252;ckenden Wirkung, die von einem Geb&#228;ude wegen seiner Masse auf die unmittelbare Umgebung ausge&#252;bt werden kann. Die erdr&#252;ckende Wirkung eines Bauk&#246;rpers kann selbst dann als planungsrechtlich r&#252;cksichtslos beurteilt werden, wenn der Bauk&#246;rper die Abstandfl&#228;che nach dem Bauordnungsrecht einh&#228;lt. Unter diesem Gesichtspunkt enth&#228;lt das Abstandfl&#228;chenrecht keine abschlie&#223;ende Regelung. &#196;hnlich ist zu urteilen f&#252;r die optisch bedr&#228;ngende Wirkung, die von dem sich drehenden Rotor einer Windenergieanlage ausgeht. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist diese Wirkung einer Windenergieanlage nicht stets r&#252;cksichtslos, wenn sie auf angrenzenden Wohngrundst&#252;cken wahrgenommen wird. Wohnh&#228;user sind gegen sie nicht unterschiedslos gesch&#252;tzt. Der Schutz richtet sich vielmehr auch insoweit nach der planungsrechtlichen Lage des Wohnhauses. Liegt das Wohngrundst&#252;ck in einem reinen oder allgemeinen Wohngebiet, das durch Bebauungsplan festgesetzt ist, genie&#223;t es erh&#246;hten Schutz gegen Einwirkungen durch eine gebietsfremde Windenergieanlage, die durch ihre Eigenart als solche den Wohnfrieden st&#246;rt. Anders verh&#228;lt es sich hingegen bei einem Wohnhaus im Au&#223;enbereich. Im Au&#223;enbereich sind Windenergieanlagen gem&#228;&#223; &#167; 35 Abs. 1 Nr. 6 BauGB privilegiert zul&#228;ssig. Sie sind nicht gebietsfremd. Wer im Au&#223;enbereich wohnt, mu&#223; mit den auch optisch bedr&#228;ngenden Wirkungen einer solchen Anlage rechnen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der geminderte Schutzanspruch wirkt sich insbesondere auch insoweit aus, als dem Betroffenen eher Ma&#223;nahmen zumutbar sind, durch die er den Wirkungen der Windenergieanlage ausweicht oder sich selbst vor ihnen sch&#252;tzt. Ihm ist eher zuzumuten, Gewohnheiten zu &#228;ndern und der ver&#228;nderten Nachbarschaft anzupassen, w&#228;hrend dies einem Betroffenen schwerlich angesonnen werden k&#246;nnte, der sich gegen die Auswirkungen einer gebietsfremden Anlage wehrt. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Von diesem Ansatz ist zu Recht auch das Verwaltungsgericht ausgegangen. Von ihm ausgehend wirkt die streitige Anlage nicht unzumutbar auf die Wohnnutzung des Hauses Im E. 62 ein. Der Rotor mit seinen Bl&#228;ttern ist nicht von jeder Stelle des Wohnhauses aus zu erblicken. Eine nahezu &#252;berall sichtbare, unertr&#228;gliche stete Bewegung der Rotorbl&#228;tter, der man sich nicht entziehen k&#246;nnte, ist nicht festzustellen. Diese Bewertung des Sachverhalts teilt der Senat aufgrund der Ortsbesichtigung zweiter Instanz. Eine Nutzung der Terrasse ist beispielsweise m&#246;glich, ohne da&#223; die Windenergieanlage in den Blick ger&#228;t. In bestimmten Bereichen wird sie durch die B&#228;ume an der Grundst&#252;cksgrenze verdeckt. &#196;hnliches gilt f&#252;r das Wohnzimmer. Von Sitzpl&#228;tzen nahe dem Fenster kann die Anlage gesehen werden, von anderen Pl&#228;tzen aus hingegen nicht. Spiegelungen der Anlage waren ohne weiteres in der Glasplatte des Tisches zu erkennen, ohne da&#223; indes im &#252;brigen der Eindruck entstand, einem Ph&#228;nomen ausgesetzt zu sein, dem man sich nicht entziehen k&#246;nnte. Da&#223; die Antragstellerin beispielsweise das Fernsehger&#228;t an anderer Stelle als bisher aufgestellt hat, um eine Spiegelung der Windenergieanlage in dem Fernsehger&#228;t auszuschlie&#223;en, geh&#246;rt zu den Ma&#223;nahmen, die nach dem rechtlichen Ausgangspunkt zumutbar sind.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller sind der Auffassung des Verwaltungsgerichts nicht entgegengetreten, f&#252;r das Wohnhaus In der L. 5 seien unzumutbare Einwirkungen der Windenergieanlage nicht festzustellen. Der Senat sieht deshalb insoweit keinen Anla&#223; zu weiteren Ausf&#252;hrungen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Soweit in diesem Verfahren nicht abschlie&#223;end gekl&#228;rt werden kann, ob die streitige Baugenehmigung mit den nachbarsch&#252;tzenden Bestimmungen des Bauplanungsrechts vereinbar ist, h&#228;lt der Senat nach alledem den Betrieb der Anlage f&#252;r die Antragsteller bis zum Abschlu&#223; des Hauptsacheverfahrens f&#252;r zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2, &#167; 159 Satz 1 VwGO, &#167; 100 Abs. 4 ZPO, &#167; 162 Abs. 3 VwGO, die Festsetzung des Streitwerts folgt aus &#167; 20 Abs. 3, &#167; 13 Abs. 1 Satz 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,364
olgham-1999-09-03-9-u-14498
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 144/98
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-14T10:23:24
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0903.9U144.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 00.00.1946 geborene Kläger nimmt die Beklagte wegen eines Verkehrsunfalls, der sich am 15.05.1990 gegen 16.50 Uhr in N ereignete, auf Schadensersatz in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten darüber, ob er einen unfallbedingten körperlichen Schaden erlitten hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger befuhr mit seinem Fahrzeug, einem Audi 90 Quattro, amtliches Kennzeichen XX-XX XXX, den H. In Höhe des Hauses Nr. 11/13 fuhr ein in einer Haltebucht stehender Omnibus plötzlich an. Der Kläger mußte, ebenso wie der Kraftfahrer eines hinter ihm fahrenden VW Golf, sein Fahrzeug abbremsen. Der Fahrer eines weiteren bei der Beklagten haftpflichtversicherten VW Golf erfaßte die Verkehrssituation zu spät. Er fuhr auf das hinter dem Kläger befindliche Fahrzeug, dessen Fahrer die Bremse betätigte, auf und schob es auf den klägerischen Wagen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Fahrzeuge wurden beschädigt. Wegen des am Fahrzeug des Klägers entstandenen Schadens wird auf das Gutachten der DEKRA N2 vom 17.05.1990 Bezug genommen (Bl. 173 – 183 GA), bezüglich des Schadens an dem auf das Fahrzeug des Klägers aufgeschobenen Wagen auf das Gutachten des Ingenieurbüro T4 vom 17.05.1990 (Bl. 193 – 199 GA). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kläger suchte noch am Unfalltag seinen Hausarzt, Herrn Dr. T3 in N2, auf. Er klagte über Schwindel, einen steifen Nacken, Kopfschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes. Der behandelnde Arzt stellte grob neurologisch keine Ausfälle, mäßigen Klopfschmerz am Hinterhaupt, an den Dornfortsätzen der HWS, der Nacken- und paravertebralen Muskulatur sowie eine starke Verspannung der Nackenmuskulatur fest und attestierte ein HWSSchleudertrauma; später durch ihn gefertigte Röntgenaufnahmen waren ohne pathologischen Befund. Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den ärztlichen Bericht von Dr. T3 vom 02.07.1990 Bezug genommen (Bl. 20,21 GA). </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kläger war bis zum 10.06.1990 arbeitsunfähig krank geschrieben. In der Folgezeit klagte er über eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes, anhaltende Nacken- und Schulterschmerzen, ständige Kribbelgefühle in den Fingern, migräneartige Kopfschmerzen, Seh- und Schlafstörungen und durch die Beschwerden verursachte Einschränkungen seines Sexuallebens. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kläger litt bereits seit 15 Jahren an Lendenwirbelbeschwerden; er war ferner bereits vor dem Unfall wegen Beschwerden an der Halswirbelsäule in ärztlicher Behandlung. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er unterzog sich nach dem Unfall einer Reihe von Untersuchungen und Begutachtungen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf die folgenden Bescheinigungen, Arztbericht bzw. Gutachten und Stellungnahmen Bezug genommen:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dr. C, Arzt für Chirurgie und Chirotherapie, vom 10.09.1990 (Bl. 24 – 27 GA), ergänzt durch die Stellungnahme vom 01.08.1991 zum Gutachten von Dr. E2 (Bl. 50 - 51 GA),</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dr. D, Arzt für Orthopädie, F – Hospital N2, vom 23.02.1991 (Bl. 54 - 71 GA), Gesellschaft für Diagnose und Forschung, Gemeinnütziges Gemeinschaftskrankenhaus I, Kernspintomographie, vom 14.02.1992 (Bl. 46 – 47 GA),</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gemeinnütziges Gemeinschaftskrankenhaus I, Neurochirurgie, vom 24.07.1992 und vom 13.10.1992 (Bl. 22 – 23, 48 GA),</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. med. W, Arzt für Orthopädie, Universitätsklinik N2, vom 05.01.1993 (Bl. 72 – 96 GA), vom 22.02.1994 (Bl. 97 – 103 GA), ergänzt durch gutachterliche Stellungnahme vom 07.05.1997 (Bl. 414 – 422 GA) zum Gutachten von Dr. Q, Dr. med. T, Orthopäde, vom 28.07.1993 (Bl. 49 GA), Dr. med. T3, Internist und Sportmedizin, vom 25.08.1993 und 06.09.1994 (Bl. 43, 44, 53 GA),Prof. Dr. F und Dipl. T, Institut für Rechtsmedizin, Universität N2, vom 28.09.1995 (Bl. 225 – 228 GA und Ergänzungsgutachten vom 05.05.1997 (Bl. 412, 413 GA).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In einem aufgrund krankheitsbedingter massiver dienstlicher Fehlzeiten eingeholten Gutachten über die Dienst- und Polizeidienstfähigkeit des Klägers stellte der Polizeiärztliche Dienst des Regierungspräsidenten E die Polizeidienstunfähigkeit des Klägers fest. Wegen der Einzelheiten wird auf das Gutachten des Polizeiärztlichen Dienstes vom 14.08.1990 (Bl. 325 – 335 GA) sowie auf das von dort eingeholte orthopädische Gutachten von Prof. Dr. O vom 26.07.1991 (Bl. 336 – 339 GA) Bezug genommen. Durch Bescheid vom 02.10.1991 stellte der OKD N die Polizeidienstunfähigkeit des Klägers fest (Bl. 28 ff GA). Auf den Widerspruch des Klägers veranlaßte der Regierungspräsident in E die Einholung eines Gutachtens über die allgemeine Dienstfähigkeit des Klägers durch Prof. Dr. W von der Universität N2. Auf das neurochirurgische Gutachten vom 18.03.1993 wird Bezug genommen (Bl. 33 – 42 GA). Mit Bescheid vom 20.07.1990 wies der Regierungspräsidenten E den Widerspruch des Klägers als unbegründet zurück (Bl. 28 – 30 GA). Mit Ablauf des 30.09.1995 wurde der Kläger in den Ruhestand versetzt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1996 wurde dem Kläger wegen einer Oberschenkelkopfnekrose ein neues Hüftgelenk implantiert. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Sachschaden ausgeglichen und auf den immateriellen Schaden vorprozessual 2.000,00 DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat zum Unfallhergang behauptet, wegen des ersten Aufprallgeräuschs habe er sich nach hinten rechts umgedreht. Durch den weiteren Aufprall sei sein Kopf nach links, dann </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">über die Schulter und den Nacken nach rechts geflogen. Die Kopfstützen seines Fahrzeugs hätten keine Wirkung entfaltet. Die Differenzgeschwindigkeit habe mindestens 10 km/h betragen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die nach dem Unfall aufgetretenen Beschwerden seien unfallbedingte Folge eines Halswirbelschleudertraumas. Aufgrund seiner vorgeschädigten Halswirbelsäule habe auch ein Anstoß mit geringer Differenzgeschwindigkeit zu einem HWS-Trauma führen können. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die durch den Unfall verursachten Beeinträchtigungen hätten seine Polizeidienst- und allgemeine Dienstunfähigkeit herbeigeführt. Die vor dem Unfall bestehende Beschwerdesymptomatik sei mit den nach dem Unfall aufgetretenen Beschwerden nicht identisch, da vor dem Unfall eine kopfgelenknahe biomechanische Störung im Vordergrund gestanden hätte, während nach dem Unfall eine Überlastungssymptomatik des interspinalen Bandapparates der mittleren HWS überwiege. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Hüftleiden hätte nach Einsetzen des neuen Hüftgelenks nicht zu einer Dienstunfähigkeit geführt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ihm sei aufgrund seiner unfallbedingt verminderten Bezüge ein Verdienstausfallschaden entstanden, der auch in Zukunft weiter entstehe. Aufgrund der durch die vorzeitige Versetzung in den Ruhestand verringerten Beihilfeleistung sei ihm ein weiterer Schaden wegen nicht erstatteter Heilbehandlungskosten entstanden. Er habe deshalb auch eine Krankenzusatzversicherung abschließen müssen, deren monatliche Kosten er ebenfalls ersetzt verlangt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn verurteilen, an in angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1994 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn für die Zeit vom 01.01.1991 bis 30.09.1995 27.923,61 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> 3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> an ihn ab dem 01.10.1995 eine vierteljährlich </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 1.710,51 DM, </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> ab dem 01.01.1996 eine vierteljährlich vorauszahlbare </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> monatliche Rente in Höhe von 1.579,84 DM, </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"> ab dem 01.01.1998 eine vierteljährlich vorauszahlbare </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> monatliche Rente in Höhe von 2.004,84 DM, </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> ab dem 01.01.2000 eine vierteljährlich vorauszahlbare </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> monatliche Rente in Höhe von 2.495,18 DM </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> und ab dem 01.07.2006 eine vierteljährlich vorauszahlbare </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> monatliche Rente in Höhe von 1.498,15 DM bis an sein </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"> Lebensende, jeweils im voraus zum 01.01., 01.04., 01.07. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"> und 01.10., einschließlich 4 % Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"> Rechtshängigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> 4. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"> an ihn 15.938,17 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> sowie ab dem 01.03.1998 einen monatlich vorauszahlbaren </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"> Betrag in Höhe von 286,05 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, die auf das Fahrzeug des Klägers einwirken-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">de Differenzgeschwindigkeit habe weniger als 5 km/h betragen. Sie hat in Frage gestellt, ob die Halswirbelsäule des Klägers überhaupt eine traumatische Beschleunigung erfahren habe und eine unfallbedingte Verletzung des Klägers bestritten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Sie hat weiterhin bestritten, daß der Kläger aufgrund unfall-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">bedingter gesundheitlicher Beeinträchtigungen habe pensioniert werden müssen, und hat behauptet, seine Beeinträchtigungen </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">seien auf degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule zurückzuführen. Aufgrund seines Hüftleidens hätte der Kläger sowieso pensioniert werden müssen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Einholung von schriftlichen Gutachten der Sachverständigen Prof. Dr. K.-F. T2 (Bl. 266 – 281 GA) und Prof. Dr. Q, H, (Bl. 352 a – 353 GA) sowie eines interdisziplinäres Gutachten der Sachverständigen Dipl. Ing. u (Bl. 449 – 485 GA) und Dr. med. M2 (Bl. 499 – 515 GA) die Klage abgewiesen. Es hat sich aufgrund der eingeholten Gutachten nicht davon überzeugen können, daß der Kläger ein Halswirbelschleudertrauma erlitten habe und daß die Beschwerden, unter denen er heute leide, auf eine derartige Verletzung zurückzuführen seien. Es ist den Darlegungen des Sachverständigen Dr. med. M2 gefolgt, daß aus keinem der überreichten Privatgutachten oder seitens des Gerichtes eingeholter Gutachten sich ein gesicherter unfallbedingter Körperschaden ergebe. Auch weitere Indizien führten nicht dazu, daß das vom Kläger angegebene Beschwerdebild unfallmechanisch plausibel zu erklären sei. Sowohl die von dem Sachverständigen Dipl. Ing. u ermittelte geringe kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung des klägerischen PKW von 5 – 9 km/h als auch das Verhalten des Klägers nach dem Unfall und der anfängliche Verlauf seiner Beschwerden würden gegen einen unfallbedingten Körperschaden sprechen. Die Verursachung der nunmehr behaupteten Beschwerden durch den Unfall sei jedenfalls nicht wahrscheinlicher als eine unfallunabhängige Entwicklung, insbesondere aufgrund psychischer und degenerativer Prozesse.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Klägers, mit der er unter Wiederholung und Vertiefung seines früheren Vorbringens die früheren Klageanträge weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Er rügt die Beweiswürdigung des Landgerichts, das sich zu Unrecht auf das nach seiner Meinung widersprüchliche Gutachten des Sachverständigen Dr. med. M2 gestützt habe. Der Kläger behauptet, die Kollisionsgeschwindigkeit habe über 20 km/h betragen, auf seinen Körper hätte eine kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung von mindestens 15 km/h eingewirkt. Dies stehe nicht im Widerspruch zu den von dem Sachverständigen Dipl. Ing. u herangezogenen Versuchsfahrzeugen, die deutlich geringere Beschädigungen aufwiesen, als die verunfallten Fahrzeuge. Er beantragt insoweit die Einholung eines weiteren Sachverständigengutachtens.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten des Sachverständigen Dr. M2 überzeuge nicht. Der Schluß des Sachverständigen, die Kopfdrehung vor dem Unfall habe sich gefährdungsmindernd ausgewirkt, sei falsch. Der Sachverständige habe die erhebliche Vorschädigung der Halswirbelsäule übersehen. Es sei längst anerkannt, daß die HWS – Gefahr bei degenerativen Vorschäden größer sei und eine geringere biomechanische Einwirkung ausreiche, um den Vorgeschädigten zu verletzen. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Auch die übrigen Verletzungen würden eine Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule belegen. Der vorliegende Beschwerdeverlauf sei typisch für Zerrungen und Stauchungen im Halswirbelbereich. Es sei im Anschluß an den Verkehrsunfall zu einem richtungsändernden Verlauf des bisherigen Krankheitsbildes gekommen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Er beantragt die Einholung eines weiteren Sachverständigengutachtens.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Körperverletzung habe im Rahmen eines kontinuierlich verlaufenden Prozesses letztlich zur Dienstunfähigkeit des Klägers geführt. Die Halswirbelsäulen-Distorsion sei dabei mindestens mitursächlich gewesen. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das Urteil des Landgerichts abzuändern und die Beklagte zu verurteilen, </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1994 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn für die Zeit vom 01.01.1991 bis 30.09.1995 27.923,61 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">3.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn ab dem 01.10.1995 eine vierteljährlich vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 1.710,51 DM, </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ab dem 01.01.1996 eine vierteljährlich vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 1.579,84 DM, </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ab dem 01.01.1998 eine vierteljährlich vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 2.004,84 DM, </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ab dem 01.01.2000 eine vierteljährlich vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 2.495,18 DM </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">und ab dem 01.07.2006 eine vierteljährlich vorauszahlbare monatliche Rente in Höhe von 1.498,15 DM bis an sein Lebensende, jeweils im voraus zum 01.01., 01.04., 01.07. und 01.10. einschließlich 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">4. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an ihn 15.938,17 DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtshängigkeit sowie ab dem 01.03.1998 einen monatlich vorauszahlbaren Betrag in Höhe von 286,05 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"> 1. </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"> die Berufung zurückzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks"> 2.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ihr gegebenenfalls zu gestatten, Sicherheit durch selbstschuldnerische Bürgschaft einer Großbank, Genossenschaftsbank oder öffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt unter Wiederholung und Vertiefung ihres frühe-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">ren Vorbringens das angefochtene Urteil. Sie bestreitet wei-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">ter, daß der Kläger bei dem Verkehrsunfall eine Körperverletzung erlitten hat. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, daß die von dem Sachverständigen Dipl. Ing. u ermittelte Geschwindigkeitsänderung des Klägerfahrzeugs unzutreffend sei. Der Sachverständige Dr. med. M2 habe die Vorschädigung der Halswirbelsäule keinesfalls übersehen. Er habe eindeutig verneint, daß der Kläger bei dem Unfall eine Körperverletzung erlitten habe. Es sei auch indiziell zu berücksichtigen, daß der Kläger erst mehrere Stunden nach dem Unfall einen Arzt aufgesucht habe, da Körperverletzungen der behaupteten Art mit sofortigen Beschwerden und Funktionseinbußen auftreten würden.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet eine richtungsändernde Verschlimmerung der vorbestehenden Gesundheitsschäden des Klägers durch den Unfall und dessen Ursächlichkeit für eine Dienstunfähigkeit.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schriftsätze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Sachverständigen Dipl.-Ing. u, Prof. Dr. med. W, Dr. med. M2 und Dr. med. P zur Erläuterung ihrer Gutachten vernommen. </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Vermerk der Berichterstatterin zur Senatssitzung vom 03. September 1999 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung des Klägers hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Dem Kläger steht gegen die Beklagte aufgrund des Verkehrsunfalls vom 15.05.1990 weder ein Anspruch auf Schmerzensgeld gemäß §§ 847 Abs. 1 BGB, 3 Nr. 1 PflVG zu noch kann er von ihr gemäß §§ 823 BGB, 7 Abs. 1 StVG Ersatz für Verdienstausfall und Krankenversicherungsaufwendungen verlangen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten Schadensersatzansprüche aus §§ 823, 847 BGB, 7 StVG setzen voraus, daß der Kläger durch den Verkehrsunfall eine Körperverletzung erlitten hat.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Es obliegt nach den allgemeinen Beweisregeln dem Kläger als Anspruchsteller, diesen Nachweis zu erbringen. Da es sich hierbei um eine Voraussetzung des <i>Haftungsgrundes</i> handelt, muß der Kläger den Vollbeweis im Sinne von § 286 ZPO führen, daß er bei dem Verkehrsunfall überhaupt körperlich verletzt worden ist (vgl. Zöller/Greger, § 287, Rz. 3 m.w.N; Baumbach-Lauterbach/Hartmann § 287 Rz 11; vgl. auch Lemcke, NZV 1996, 337, 338).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Diesen Beweis hat der Kläger nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat nach umfassender Würdigung der in beiden Rechtszügen erstatteten und erläuterten Sachverständigengutachten keine hinreichend sicheren Feststellungen zu einer durch den Unfall vom 15.05.1990 verursachten Körperverletzung des Klägers treffen können. </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Sachverständigen sind in ihren Gutachten zu folgenden Ergebnissen gelangt:</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">a.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dipl.-Ing. u hat zur Ermittlung der </p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">bei dem Unfall auf den Körper des Klägers einwirkenden kolli-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">sionsbedingten Geschwindigkeitsänderung einen Versuch mit bauartgleichen Fahrzeugen durchgeführt und die Beschleunigungsdaten am Körper des Versuchsfahrers gemessen. Der im Versuch eingesetzte Audi 90 sei korrosionsfrei gewesen. Der VW Golf I sei mit 17,5 km/h auf den stehenden Audi 90 aufgefahren. Bei dem im Versuch benutzten Audi 90 habe sich das gleiche Beschädigungsbild ergeben wie bei dem Unfallfahrzeug. Die Spuren beim Versuchsfahrzeug seien allerdings deutlich stärker gewesen. Die Stoßfängerspur am klägerischen Fahrzeug habe rechts unten abrupt geendet, demgegenüber sei die Eindringtiefe beim Versuchsfahrzeug deutlich ausgeprägter gewesen. Daraus folge, daß auf das klägerische Fahrzeug mit einer geringeren Geschwindigkeit, maximal 12 – 14 km/h, eingewirkt worden sei. Auch der beim Versuch benutzte VW Golf habe ein ähnliches Beschädigungsbild aufgewiesen wie der verunfallte Wagen. Ob der Scheinwerfer – wie beim Unfall – beschädigt werde oder – wie beim Versuch – nicht, sei Zufall und lasse keine weiteren Rückschlüsse zu. Die kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung habe beim Versuch 8,2 km/h betragen. Dies sei eine relativ harmlose Geschwindigkeitsänderung. Die Kopfschleuderung sei beim Versuch mit bis zu 6 g erfolgt. Ein solcher Wert werde bei Belastungen im Alltag durchaus überschritten. Wenn sich beispielsweise eine Person aus dem Sitzen heraus auf eine Matratze fallen lasse, wirkten 8 – 9 g auf den Kopf ein. Ähnliche Werte würden erzielt, wenn man sich rückwärts in einen Stuhl fallen lasse oder einen Rempler in der Fußgängerzone erleide. Da die Kollisionsgeschwindigkeit beim Unfall einen niedrigeren Wert aufgewiesen habe, sei auch die kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung geringer gewesen. Sie habe um 6 km/h gelegen.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">b. </p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. P ist zusammen mit dem Sachverständigen Prof. Dr. Q in seinem schriftlichen Gutachten zu dem Ergebnis gelangt, daß der Kläger durch den Unfall ein HWS - Schleudertrauma erlitten hat. Es habe ein Accelerationstrauma sowie eine seitliche Distorsion bei zum Zeitpunkt des Unfallereignisses nach rechts gedrehtem Kopf vorgelegen. Hierdurch sei es zu einer traumatischen Gefügestörung im Bewegungssegment C5/C6 mit entsprechendem posttraumatischen radiologisch nachweisbarem osteochondrotischen Umbau im Bewegungssegment C5/C6 sowie zu einer klinischen traumatisch bedingten C6- und C7-Symptomatik rechts mit entsprechenden radikulären Schmerzen und neurologischen Ausfällen gekommen. Zwar habe vermutlich nur eine geringe Aufprallgeschwindigkeit vorgelegen. Der Verletzungsmechanismus sei aber aufgrund der zusätzlichen seitlichen Distorsion schwerer zu beurteilen als bei einem reinen Accelerationstrauma. Aus der Beurteilung der radiologischen Zusatzdiagnostik ergebe sich, daß auf den Röntgenbildern aus den Jahren 1979/1986 nur relativ geringfügige Veränderungen im Segment C5/6 vorhanden gewesen seien. Der nach dem Unfall ausschließlich im Segment C5/C6 erfolgte osteochondrotische Umbau spreche dafür, daß es im Rahmen des Unfalls zu einer posttraumatischen Gefügestörung des Bewegungssegments C5/C6 im Sinne einer traumatischen HWS-Schädigung gekommen sein.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Zwar hätten auch vor dem Unfall HWS-Beschwerden bestanden. Es habe aber eine vorwiegend cerviko-occipitale Symptomatik mit biomechanischer Störung im Bereich der Kopfgelenke vorgelegen. Eine radikuläre Symptomatik aufgrund degenerativer Veränderungen im Bereich der mittleren und unteren HWS habe nicht bestanden.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Bei der klinischen Untersuchung seien auch neurologische Ausfälle, eine Parese der Fingerbeugungsmuskulatur und der Handgelenksmuskulatur sowie Sensibilitätsstörungen im Bereich C6/C7, festgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. P hat eingeräumt, daß die durch die kernspintomographischen Untersuchungen festgestellten Veränderungen des Bandscheibensegments C5/C6 keine eindeutige Ursache erkennen lassen. Es könne sich um degenerative oder unfallabhängige Veränderungen handeln.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Das klinische Beschwerdebild habe sich aber durch den Unfall geändert. Es liege nach dem Unfall das klinische Bild einer Nervenwurzelschädigung vor.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">c. </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Prof. Dr. med. W ist in seinem Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, der Kläger habe eine nunmehr folgenlos ausgeheilte Distorsion der Halswirbelsäule erlitten bei Zustand nach leichtgradigem Schleudertrauma. Noch bestehende Beschwerden seien auf anlagebedingte Veränderungen zurückzuführen. Im Hinblick auf den unmittelbaren Verlauf nach dem Unfall, die Diagnostik der behandelnden Ärzte und die Feststellungen des Sachverständigen u zur kollisionsbedingten Geschwindigkeitsänderung würden nur die Nackenschmerzen am Unfalltag für eine Verletzung des Klägers sprechen. Der behandelnde Arzt habe eine Muskelverspannung festgestellt. Der Umstand, daß er keine Röntgenbilder gefertigt habe, sei ein Indiz dafür, daß es sich um leichtgradige Beschwerden gehandelt habe. Diese Verhärtung entspreche einer leichtgradigen Distorsion. Ein Nachweis sei nicht möglich. Es gebe nur eine verletzungstypische Symptomatik. </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Die röntgenologische Untersuchung der HWS vor dem Unfall habe deutliche degenerative Veränderungen gezeigt, die auch nach dem Unfall nachweisbar seien. Es hätten sich auf sämtlichen röntgenologischen Untersuchungen nach dem Unfall keine deutlichen Anzeichen von traumatischen Veränderungen gefunden. Wie vom Kläger selbst angegeben, habe er bei dem Unfall ein Schleudertrauma erlitten. Die Begutachtung gestalte sich bei Verletzungen der Halswirbelsäule dadurch schwierig, daß wenigen objektiven Befunden häufig multiple subjektive Beschwerden gegenüberstünden. Bei leichten Distorsionen der Halswirbelsäule fehlten objektive Kriterien. </p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Vorschädigung der Halswirbelsäule des Klägers habe die Schleuderverletzung eine vorübergehende, nicht richtunggebende, zeitlich abgrenzbare Verschlimmerung des unfallunabhängigen Leidens hervorgerufen. Die Vorschädigung habe sich nicht dahingehend ausgewirkt, daß das zu einer (weiteren) Schädigung erforderliche Maß der Einwirkung sich verringere. Eine vorgeschädigte Wirbelsäule brauche nicht weniger Einwirkung als eine gesunde.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Beim Kläger seien lediglich verschleißbedingte und nicht posttraumatische Veränderungen im Segment C4/5 und C5/6 vorhanden. Eine unfallbedingte Veränderung hätte in beiden Etagen stattfinden müssen.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Es gebe keine wissenschaftlichen Untersuchungen, ob die Kopfhaltung Einfluß auf mögliche Verletzungen habe. Nach seiner Ansicht müsse die Wirbelsäule durch ein Drehen des Kopfes nicht unbedingt verletzungsanfälliger werden, da sie sich verblocke. </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">d. </p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. M2 ist zu dem Ergebnis gelangt, daß der Kläger bei dem Verkehrsunfall keine behandlungsbedürftige Verletzung erlitten habe.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Er begründet dies damit, daß es kein gesichertes unfallbedingtes morphologisches Substrat gebe. Die von Dr. T3 festgestellte wirbelsäulenbegleitete Verspannung der Nackenmuskulatur könne viele Ursachen haben. Sie sei weder verletzungstypisch noch -spezifisch. Im gesamten Bevölkerungsquerschnitt gebe es Muskelverspannungen, die haltungsbedingt oder psychisch bedingt sein könnten.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Bei der Heckkollision werde die Hals- und nicht die Nackenmuskulatur beansprucht. Da von einer unfallbedingten direkten Verletzung der Nackenmuskulatur nicht auszugehen sei, könne die Muskelanspannung hier nur Folge eines Primärschadens gewesen sein, aufgrund dessen die Muskeln durch Anspannung versuchten, einen verletzten Bereich still und damit möglichst schmerzfrei zu halten. Eine solche unfallbedingte Primärverletzung lasse sich aber nicht feststellen. Auch die durch Dr. med. P dargestellten Befunde ließen keine objektiven Anhaltspunkte für unfallbedingte Beschwerden erkennen. Ein Nervenschaden sei nicht objektiv festgestellt worden. Kraftentfaltung und Gefühlsstörung seien subjektiv bestimmt. Elektrophysische Untersuchungen seien ohne Befund geblieben. Die kernspintomographischen Untersuchungen würden keinen Schaden des Rückenmarks oder der Nerven dokumentieren, sondern lediglich feststellen, ob das Rückenmark oder die Nerven durch umgebende Strukturen bedrängt werden.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Das vom Kläger angegebene Beschwerdebild sei auch unter Berücksichtigung gesicherter traumatologischer Erfahrung aufgrund weiterer Indizien unfallmechanisch plausibel nicht zu erklären. </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die Halswirbelsäule sei bei der geringen Kollisionsdifferenzgeschwindigkeit nicht nennenswert gefährdet gewesen. Bei dieser sehr sehr geringen Gefährdung sei die Gefahr einer morphologischen Verletzung praktisch null gewesen. Eine Segmentlockerung an der Halswirbelsäule sei eine schwere Verletzung, die im Regelverlauf sofortige Beschwerden verursache. Das Verhalten des Klägers nach dem Unfall spreche ebenso wie die Diagnostik und Behandlung von Dr. T3 aber für eine allenfalls harmlose Verletzung. </p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die peripheren Nervenversorgungsstörungen seien nach den vorliegenden Attesten weder gegenüber Dr. T3 noch gegenüber Dr. C geklagt worden. </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die Kopfhaltung während des Unfalls spiele aus unfallmechanischer Sicht keine Rolle. Die Verletzungsgefahr sei, ob der Kopf gedreht werde oder nicht, gleich groß.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Bei einer Vorschädigung könne das Beschwerdebild anders ablaufen, als bei einer altersgerechten Bandscheibe, verletzungsanfälliger sei eine vorgeschädigte Halswirbelsäule nicht. </p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die medizinischen Sachverständigen sind damit zu konträren Ergebnissen gekommen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Ausführungen des Sachverständigen Dr. med. P sind ebensowenig wie die diesbezüglichen Erläuterungen des Sachverständigen Prof. Dr. med. W geeignet, dem Senat eine sichere Überzeugung dahingehend zu vermitteln, daß der Kläger eine unfallbedingte Verletzung erlitten hat. Durch das Gutachten des Sachverständigen Dr. med. M2 werden ernsthafte Zweifel an der Richtigkeit der Feststellungen der Sachverständigen Dr. med. P und Prof. Dr. med. W begründet.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">a.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Sowohl der Sachverständige Prof. Dr. med. W als auch der Sachverständige Dr. med. P haben in ihren einige Jahre nach dem Unfall erstellten Gutachten die vom Kläger geklagten und mit dem Unfall begründeten Beschwerden als zutreffend unterstellt. Der Sachverständige Prof. Dr. med. W stützt hierauf im wesentlichen seine Diagnose. Auch der Sachverständige Dr. med. T2 geht in seinem Gutachten  wie auch die übrigen, den Kläger behandelnden, Mediziner  offenbar von den Angaben und Schlußfolgerungen des Klägers aus, die als feststehend zu Grunde gelegt werden. </p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Damit werden die Sachverständigen ihrer Aufgabe als Gutachter nicht gerecht. Die vom Kläger auf den Unfall zurückgeführten Beschwerden lassen - gerade im Hinblick auf seine Vorschädigung  nicht den zwingenden Schluß zu, daß eine unfallbedingte Körperverletzung vorliegt. Es wäre vielmehr erforderlich, objektive Umstände oder Indizien festzustellen, die eine durch den Unfall erlittene Verletzung plausibel und nachvollziehbar erscheinen lassen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">b.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. M2 hat überzeugend dargelegt, daß keine gesicherten medizinischen Befunde für eine unfallbedingte Verletzung des Klägers vorliegen. </p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">aa.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Soweit durch den erstbehandelnden Arzt, Dr. T3, eine starke Verspannung der Nacken- und paravertebralen Muskulatur diagnostiziert wurde und der Sachverständige Prof. Dr. med. W deshalb eine leichtgradige Schädigung für möglich gehalten hat, beweist dies keine unfallbedingte Körperverletzung. Der Sachverständige Dr. med. M2 hat nachvollziehbar ausgeführt, daß im gesamten Bevölkerungsquerschnitt Nacken- und Schulterverspannungen feststellbar sind, die unterschiedliche, nicht nur unfallbedingte Ursachen haben können. Da es bei der hier vorliegenden Heckkollision eher zu einer Verspannung der Hals- als der Nackenmuskulatur kommt und auf die Nackenmuskulatur auch nicht in sonstiger Weise eingewirkt wurde, ist sie als direkte Unfallfolge unwahrscheinlich. Eine Verspannung des Nackens wäre daher allenfalls als Reaktion auf eine Primärverletzung erklärbar. Es ist jedoch keine Verletzung festgestellt worden. Daher ist davon auszugehen, daß die Nackenverspannung nicht aufgrund des Unfalls, sondern durch eine falsche Haltung oder psychisch bedingt verursacht wurde.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">bb.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Weitere gesicherte Befunde sind nicht vorhanden. </p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Es läßt sich nicht feststellen, daß die diagnostizierten Veränderungen des Bandscheibensegments C5/C6 Folge des Verkehrsunfalls vom 15.05.1990 sind.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. P hat im Senatstermin selbst eingeräumt, daß die durch die kernspintomographischen Untersuchungen vom 11.02.1992 und 07.05.1992 festgestellten Veränderungen keinerlei Ursächlichkeit erkennen lassen. Es kann sich um degenerative oder unfallbedingte Veränderungen handeln. </p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Zwar stützt der Sachverständige seine These einer durch den </p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Unfall verursachten Veränderung im wesentlichen darauf, daß vor dem 15.05.1990 keine Veränderungen des Segments C5/C6 vorhanden gewesen seien, der Kläger nach dem Unfall über radiku-</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">läre Schmerzen mit Ausstrahlung von der Halswirbelsäule in den rechten Arm und einige Finger geklagt habe und sich nunmehr das klinische Bild einer Nervenwurzelschädigung finde. </p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Diese Argumentation überzeugt den Senat jedoch nicht. </p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Sowohl der Sachverständige Dr. med. M2 als l. auch der Sachverständige Prof. Dr. med. W haben erklärt, daß die Segmentveränderung nicht unfallbedingt ist. </p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Prof. Dr. med. W stützt seine Meinung darauf, daß der Schaden schon 1990  vor dem Unfall  vorhanden war und im weiteren Verlauf zugenommen hat. Es gab keinen Knick im Verlauf und keine drastische Zunahme. Ausweislich des Röntgenbildes vom 29.12.1992 wurden in den Segmenten C4/C5 und C5/C6 degenerative Veränderungen unterschiedlichen Grades festgestellt (Bl. 417 f. d.A.). Wenn es sich um eine unfallbedingte Folge gehandelt hätte, hätten sich beide Segmente in gleichem Maße verändert haben müssen. </p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die von Dr. med. P gestellte Diagnose wird von ihm mit klinischen Untersuchungen begründet. Diese gründen sich jedoch  worauf der Sachverständige Dr. med. M2 zu Recht hingewiesen hat  allein auf subjektive Faktoren. Soweit der Sachverständige Dr. med. P eine Parese der Fingerbeugungsmuskulatur und der Handgelenksmuskulatur festgestellt hat, beruht dies auf den Empfindungen des Untersuchten. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, daß der Kläger periphere Nervenversorgungsstörungen ausweislich der ausgestellten Atteste weder gegenüber dem erstbehandelnden Arzt, Herrn Dr. T3 (Bl. 20 f GA) noch gegenüber Herrn Dr. C (Bl. 24 ff GA), der den Kläger am 27.07.1990, 09.08.1990 und 06.09.1990 behandelt hat, geklagt hat. Die Ärzte haben offensichtlich auch keine Veranlassung gesehen, eine elektrophysiologische Untersuchung, mit deren Hilfe eine derartige Störung zu objektivieren gewesen wäre, durchzuführen. Eine später im Jahre 1992 in der Neurochirurgie des Gemeinnützigen Gemeinschaftskrankenhauses I durchgeführte elektrophysiologische Untersuchung war ohne Befund (Bl. 22, 23 GA). Objektive Feststellungen, die die Diagnose von Dr. med. P stützen würden, liegen daher nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">c. </p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kläger nach dem Unfall eklagten Beschwerden lassen sich plausibel durch seine Vorschädigungen und den weiteren Verlauf eines degenerativen Prozesses erklären.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">aa.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Er wurde seit 15 Jahren wegen Problemen an der Lendenwirbelsäule behandelt. Die Halswirbelsäule ist nach Angaben der Sachverständigen Dr. med. P und Dr. med. M2 in den Jahren 1979/1986 röntgenologisch festgehalten worden. Da ein Anlaß für eine derartige Untersuchung bestanden haben muß, legt dies zumindest den Schluß nahe, daß in diesem Bereich bereits zu diesem Zeitpunkt Beschwerden aufgetreten sind. </p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Der Kläger war wegen eines Wirbelsäulenleidens, auch der HWS, das seit Jahren bestand, bei Herrn Dr. T3 in Behandlung (Bl. 21 GA). Durch Dr. C wurde der Kläger mehrmals wegen Nackenschmerzen, zuletzt im Februar 1990, behandelt (Bl. 26 GA). Am 17. Januar 1990 wurde eine weitere Aufnahme der Halswirbelsäule angefertigt.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">bb.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Auch stellen alle Sachverständigen im Ergebnis fest, daß vor dem Unfall bereits Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule aufgetreten sind.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Zwar geht der Sachverständige Dr. med. P davon aus, daß erst nach dem Unfall erstmals über Beschwerden im Arm geklagt wurde. Wie bereits oben ausgeführt, sind diese Beschwerden aber weder von Herrn Dr. T3 noch von Herrn Dr. C attestiert. Es läßt sich daher nicht feststellen, daß die vorgetragenen Beschwerden im Arm bereits in zeitlichem Zusammenhang zum Unfall geäußert wurden.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Daß der Sachverständige Dr. med. P in den röntgenologischen Untersuchungen vor dem Unfall keine deutlich degenerativen Veränderungen festgestellt hat, schließt einen solchen Verlauf nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige stützt sich hierbei auf die Röntgenaufnahmen aus den Jahren 1979/1986, die also 11 bzw. 4 Jahre vor dem Unfall gefertigt worden sind. Auf dem Röntgenbild vom 28.08.1990 stellt er selbst leichte degenerative Veränderungen fest.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Das Röntgenbild vom 17.01.1990, das nach Angaben des Sachverständigen Dr. med. M2 Verknöcherungen des vorderen Längsbandes in Höhe des Segments C4/C5 sowie eine leichte Höhenminderung des Segments C5/C6 mit vorderen knöchernen Kantenausziehungen und nach den Angaben von Prof. Dr. med. W degenerative Veränderungen erkennen läßt, wurde von dem Sachverständigen Dr. med. P nicht in die Begutachtung einbezogen. </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. med. W stellt darüber hinaus im Hinblick auf die Röntgenbilder der HWS vom 27.07.1990, 04.05.1992 und 29.12.1992 nach wie vor degenerative Veränderungen fest. Es finden sich nach seiner Beurteilung keine deutlichen Zeichen von traumatischen Schäden, vielmehr liegt eine ganz normale Weiterentwicklung eines Verschleißprozesses vor. </p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">d. </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Auch alle weiteren Indizien sprechen gegen eine durch den Unfall verursachte Verletzung des Klägers.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">aa. </p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Die auf den Körper des Klägers einwirkende kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung war äußerst gering.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Der Senat geht aufgrund der überzeugenden Darlegungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. U von einer kollisionsbedingten Geschwindigkeitsänderung von 6 km/h aus. Der Sachverständige hat den Aufprall des VW Golf auf das klägerische Fahrzeug mit bauartgleichen Fahrzeugen nachgestellt und die sich für den Fahrer des Audi ergebenden Beschleunigungsdaten gemessen. Daß die im Versuch gefahrene Kollisionsgeschwindigkeit von 17,5 km/h höher lag, als die bei dem Unfall gegebene, ergibt sich aus dem Vergleich der Schäden am klägerischen und an dem beim Versuch benutzten Fahrzeug. Die vorgefundenen Beschädigungen im Heckbereich des Versuchsfahrzeugs sind deutlich stärker als die des klägerischen Fahrzeugs. Daraus folgt nach den Darlegungen des Sachverständigen u, daß der Golf mit einer Kollisionsgeschwindigkeit von 12 – 14 km/h auf das klägerische Fahrzeug aufgefahren ist. Bei dem Versuch wurde die auf den Fahrer des Audi einwirkende kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung mit 8,2 km/h ermittelt. Unter Berücksichtigung der geringeren Kollisionsgeschwindigkeit beim Unfall ist diese niedriger anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">(2) </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Alle Sachverständigen sind sich dahingehend einig, daß die auf den Körper des Klägers einwirkende Geschwindigkeitsänderung allenfalls als relativ gering anzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige Dr. med. P hat eingeräumt, daß die Belastung der Wirbelsäule äußerst gering war. Für Prof. Dr. med. W stellt die festgestellte Geschwindigkeitsänderung kein Indiz für einen Unfall dar. Dr. med. M2 geht aufgrund einer sehr geringen Gefährdung davon aus, daß die Gefahr einer morphologischen Verletzung praktisch nicht bestehe.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige u hat darüber hinaus darauf hingewiesen, daß es im Alltag zu erheblich höheren Belastungen kommt, wenn man sich beispielsweise rückwärts in einen Stuhl fallen läßt.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">(3) </p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Es läßt sich auch nicht feststellen, daß aufgrund einer Kopfdrehung des Klägers bereits eine geringe kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung ausgereicht hätte, um eine Verletzung zu verursachen.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Zwar geht der Sachverständige Dr. med. P davon aus, daß es bei dem Unfall aufgrund des nach rechts gedrehten Kopfes neben einem reinen Accelerationstrauma auch zusätzlich zu einer seitlichen Distorsion gekommen ist. Deshalb sei der Verletzungsmechanismus schwerer zu beurteilen. Warum sich die Kopfhaltung ausgewirkt haben soll und wodurch eine seitliche Distorsion belegt wird, hat er nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Demgegenüber hat Prof. Dr. med. W darauf hingewiesen, daß ihm keine wissenschaftlichen Untersuchungen im Hinblick auf den Einfluß der Kopfhaltung bekannt sind. Er geht davon aus, daß sich die durch das Drehen des Kopfes verursachte Anspannung eher positiv als negativ auswirkt. Der Sachverständige Dr. med. M2 hat ausgeführt, daß die Kopfhaltung aus unfallmechanischer Sicht unerheblich ist. Die Verletzungsgefahr ist demnach bei gedrehtem Kopf genauso groß wie bei nicht gedrehtem Kopf. Diese Ansicht wird durch die Ergebnisse der vom Sachverständigen u in Zusammenarbeit mit der Universität N2 durchgeführten Versuche mit gedrehter Kopfhaltung gestützt. Danach sind für den hier in Betracht kommenden Geschwindigkeitsbereich keine Veränderungen feststellbar. </p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">(4)</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Es ergeben sich auch im Hinblick auf die Vorschädigung der Halswirbelsäule des Klägers keine geringeren Anforderungen an die Belastungen, die auf sie eingewirkt haben müßten, um eine unfallbedingte Verletzung zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. med. W und Dr. med. M2 haben übereinstimmend und überzeugend erklärt, daß eine vorgeschädigte Wirbelsäule nicht verletzungsanfälliger ist. Zu einer Schädigung ist dieselbe Einwirkung erforderlich, wie bei einer gesunden Wirbelsäule. Die Vorverletzung spielt lediglich eine Rolle für die Intensität und Dauer der Beschwerden. Zudem ist nach den Ausführungen des Sachverständigen M2 davon auszugehen, daß die Muskulatur des Klägers gefährdungsmindernd dadurch, daß er vor dem Anstoß an seinem Fahrzeug bereits den ersten Anstoß gehört hatte, reflektorisch gespannt war. </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">bb.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Gegen einen unfallbedingten Körperschaden sprechen weiterhin das Verhalten des Klägers nach dem Unfall und der anfängliche Verlauf. Der Kläger hat nach eigenen Angaben sein Fahrzeug eigentätig verlassen und sich am Unfallort zielgerichtet verhalten. Er hat die Unfallstelle mit seinem eigenen Fahrzeug verlassen und fuhr selbst zu seinem Arzt. Ausweislich des Attestes kam er erst einige Stunden nach dem Vorfall in die Praxis. Die Sachverständigen Prof. Dr. med. W und Dr. med. M2 gehen übereinstimmend davon aus, daß diese Umstände zumindest den Rückschluß zulassen, daß keine schwerwiegende Verletzung vorgelegen haben kann. Der Sachverständige Dr. med. M2 hat - weitergehend - überzeugend dargelegt, daß es gesicherter traumatischer Erfahrung entspricht, daß ein unfallbedingter Körperschaden sofort mit Beschwerden und Funktionseinbußen einhergeht. Hier ist auch zu berücksichtigen, daß der erstbehandelnde Arzt zunächst keinen Anlaß gesehen hat, ein Röntgenbild zu fertigen.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Auch der weitere Krankheitsverlauf spricht gegen eine unfallbedingte Verletzung. Der Sachverständige Dr. med. M2 hat dargelegt, daß es gesicherter traumatologischer Erfahrung und gesicherter Lebenserfahrung entspricht, daß ein unfallbedingter Körperschaden mit einem Decrescendo einhergeht und nicht mit einem über Jahre bestehenden gleichbleibenden bzw. sich ausweitenden Beschwerdebild.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Der Senat hatte weder von Amts wegen noch aufgrund der Anträge des Klägers Anlaß, weitere Sachverständigengutachten einzuholen.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige u hat überzeugend und widerspruchsfrei dargelegt, wie er die Aufprallgeschwindigkeit und die kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderung ermittelt hat. </p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Auch im Hinblick auf die sich zum Teil widersprechenden medizinischen Gutachten war die Einholung eines weiteren (Ober)Gut-achtens nicht erforderlich, da keine erfolgversprechende weitere Aufklärungsmöglichkeit bestand (vgl. BGH Vers R 1980, 533).</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>