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bverwg-2019-01-08-1-c-1618
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1 C 16/18
2019-01-08T00:00:00
2019-01-29T12:48:53
2019-01-29T12:48:53
Urteil
ECLI:DE:BVerwG:2019:080119U1C16.18.0
<h2>Tatbestand</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger, nach eigenen Angaben mauretanischer Staatsangeh&#246;riger, wendet sich gegen die Ablehnung seines Asylantrags als unzul&#228;ssig, die Feststellung, dass nationale Abschiebungsverbote nicht vorliegen, die Anordnung der Abschiebung in die Republik &#214;sterreich und die Befristung des Einreise- und Aufenthaltsverbots auf 12 Monate.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger reiste nach eigenen Angaben am 21. M&#228;rz 2017 in das Bundesgebiet ein und beantragte am 30. M&#228;rz 2017 seine Anerkennung als Asylberechtigter. Ein Eurodac-Abgleich ergab, dass er zuvor bereits in der Republik &#214;sterreich einen Asylantrag gestellt hatte. Auf ein entsprechendes Ersuchen des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge der Beklagten (Bundesamt) erkl&#228;rte das Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl der Republik &#214;sterreich mit Schreiben vom 6. April 2017 seine Bereitschaft zur Wiederaufnahme des Kl&#228;gers. Daraufhin lehnte das Bundesamt mit Bescheid vom 9. Juni 2017 den Asylantrag wegen anderweitiger internationaler Zust&#228;ndigkeit als unzul&#228;ssig ab (Ziffer 1), stellte fest, dass keine nationalen Abschiebungsverbote vorliegen (Ziffer 2), ordnete die Abschiebung in die Republik &#214;sterreich an (Ziffer 3) und befristete das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot auf 12 Monate (Ziffer 4).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Das Verwaltungsgericht lehnte mit Beschluss vom 28. Juni 2017 einen fristgerecht gestellten Antrag des Kl&#228;gers auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ab.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Gegen diesen Beschluss erhob der Kl&#228;ger fristgerecht Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht und beantragte zugleich den Erlass einer einstweiligen Anordnung. Zur Begr&#252;ndung trug er vor, der Erlass des Beschlusses vom 28. Juni 2017 durch einen Richter auf Zeit verletze seine Rechte aus Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG. Das Bundesverfassungsgericht bat das Bundesamt zu best&#228;tigen, dass bis zu einer Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde oder den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung keine Abschiebung des Kl&#228;gers erfolgen werde. Das Bundesamt gab eine entsprechende Erkl&#228;rung ab und setzte mit Bescheid vom 17. August 2017 die Vollziehung der Abschiebungsanordnung aus dem Bescheid vom 9. Juni 2017 bis zur Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde oder den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 4 VwGO aus.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Das Verwaltungsgericht hat mit Urteil vom 6. Februar 2018 den Bescheid des Bundesamtes vom 9. Juni 2017 aufgehoben. Die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Entscheidung &#252;ber den Asylantrag sei zwischenzeitlich auf die Bundesrepublik Deutschland &#252;bergegangen, weil durch die beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 4 VwGO die &#220;berstellungsfrist nicht erneut unterbrochen worden sei. Grunds&#228;tzlich k&#246;nne zwar eine beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 4 VwGO, Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO zur Unterbrechung der &#220;berstellungsfristen f&#252;hren. Dies erfordere aber Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Abschiebungsanordnung, welche nicht vorgelegen h&#228;tten. Die &#220;berstellungsfrist sei damit im Zeitpunkt des Urteils abgelaufen gewesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Mit ihrer vom Verwaltungsgericht zugelassenen Sprungrevision macht die Beklagte geltend, das Verwaltungsgericht habe die Anforderungen an eine beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung fehlerhaft zu eng bestimmt. F&#252;r eine Beschr&#228;nkung der Vollzugsaussetzung auf diejenigen F&#228;lle, in denen ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Abschiebungsanordnung best&#252;nden, sei nichts Stichhaltiges erkennbar. Der Wortlaut von &#167; 80 Abs. 4 Satz 1 VwGO lasse eine einengende Interpretation nicht zu. &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO stelle ersichtlich einen Sonderfall dar. Nichts anderes folge aus dem Unionsrecht. Es sei nicht erkennbar, dass Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO allein dem Interesse des Drittstaatsangeh&#246;rigen zu dienen bestimmt sei. Zwar verfolge das Zust&#228;ndigkeitsbestimmungsverfahren der Dublin III-VO auf der einen Seite das Ziel einer z&#252;gigen Bearbeitung von Asylantr&#228;gen. Auf der anderen Seite solle aber auch die Sekund&#228;rmigration verhindert werden. Der dem Dublin-System innewohnende Beschleunigungsgedanke verlange ebenfalls keine einengende Interpretation, weil die Verz&#246;gerung durch das rechtliche Vorgehen des Kl&#228;gers verursacht worden sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger verteidigt die angegriffene Entscheidung. Beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidungen h&#228;tten auf den Ablauf der &#220;berstellungsfrist keinen Einfluss, weil Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO auf eine aufschiebende Wirkung abstelle, die sich unmittelbar aus dem Gesetz ergebe oder durch ein Gericht angeordnet werde. Das Bundesamt sei kein Gericht im vorgenannten Sinne. Zudem schlie&#223;e &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylG als vorrangige Spezialregelung die Anwendbarkeit von &#167; 80 Abs. 4 VwGO aus. &#167; 34a Abs. 1 AsylG setze f&#252;r den Erlass einer Abschiebungsanordnung voraus, dass die Abschiebung durchgef&#252;hrt werden k&#246;nne. Komme die Beh&#246;rde zu der &#220;berzeugung, dass die Abschiebungsanordnung nicht vollzogen werden k&#246;nne, sei diese aufzuheben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Das Bundesverfassungsgericht hat am 26. Juni 2018 beschlossen, dass die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen wird und sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung damit erledigt hat. Mit Bescheid vom 2. Juli 2018 hat das Bundesamt die Vollziehung der Abschiebungsanordnung aus dem Bescheid vom 9. Juni 2017 bis zur Beendigung des Revisionsverfahrens ausgesetzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Der Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht hat sich am Verfahren nicht beteiligt.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>Die form- und fristgerecht eingelegte Sprungrevision der Beklagten, &#252;ber die der Senat mit Einverst&#228;ndnis der Verfahrensbeteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheidet (&#167; 141 Satz 1, &#167; 125 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. &#167; 101 Abs. 2 VwGO), ist begr&#252;ndet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts, die beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung des angefochtenen Bescheides nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO habe die &#220;berstellungsfrist nicht unterbrochen, sodass die Bundesrepublik Deutschland zust&#228;ndiger Mitgliedstaat geworden sei, verst&#246;&#223;t gegen revisibles Recht (&#167; 137 Abs. 1 VwGO); hinsichtlich der Unzul&#228;ssigkeitsentscheidung erweist sich das Urteil auch nicht aus anderen Gr&#252;nden als richtig (&#167; 144 Abs. 4 VwGO) (1.). Auch im &#220;brigen ist der angegriffene Bescheid rechtm&#228;&#223;ig (2.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>Ma&#223;geblich f&#252;r die rechtliche Beurteilung des kl&#228;gerischen Begehrens sind das Asylgesetz (AsylG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 2. September 2008 (BGBl. I S. 1798), zuletzt ge&#228;ndert durch das am 12. Dezember 2018 in Kraft getretene Dritte Gesetz zur &#196;nderung des Asylgesetzes vom 4. Dezember 2018 (BGBl. I S. 2250), die Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. M&#228;rz 1991 (BGBl. I S. 686), zuletzt ge&#228;ndert durch das am 1. November 2018 in Kraft getretene Gesetz zur Einf&#252;hrung einer zivilprozessualen Musterfeststellungsklage vom 12. Juli 2018 (BGBl. I S. 1151) sowie die Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist (ABl. L 180 S. 31) - Dublin III-VO -. Da es sich um eine asylrechtliche Streitigkeit handelt, bei der das Tatsachengericht nach &#167; 77 Abs. 1 AsylG regelm&#228;&#223;ig auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung oder Entscheidung abzustellen hat, m&#252;sste es seiner Entscheidung, wenn es diese nunmehr tr&#228;fe, die w&#228;hrend des Revisionsverfahrens in Kraft getretenen &#196;nderungen zugrunde legen, soweit nicht hiervon eine Abweichung aus Gr&#252;nden des materiellen Rechts geboten ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>1. Die Klage ist, soweit sie sich gegen die Unzul&#228;ssigkeitsentscheidung in Ziffer 1 des Bescheides des Bundesamtes richtet, als Anfechtungsklage statthaft (BVerwG, Urteil vom 27. Oktober 2015 - 1 C 32.14 - BVerwGE 153, 162 Rn. 13 f.) und auch im &#220;brigen zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet. Das Bundesamt hat insoweit seine Entscheidung zu Recht auf &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG gest&#252;tzt. Ein Asylantrag ist hiernach unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat nach Ma&#223;gabe der Dublin III-VO oder aufgrund von anderen Rechtsvorschriften der Europ&#228;ischen Union oder eines v&#246;lkerrechtlichen Vertrags f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist (1.1). Diese Zust&#228;ndigkeit ist hier auch in der Folgezeit nicht durch Ablauf der &#220;berstellungsfrist (Art. 29 Abs. 2 Dublin III-VO) auf die Bundesrepublik Deutschland &#252;bergegangen (1.2). Die origin&#228;re Zust&#228;ndigkeitsbestimmung steht auch nicht mit Blick auf Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 Dublin III-VO in Zweifel (1.3).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>1.1 Das Verwaltungsgericht ist im Ergebnis zutreffend davon ausgegangen, dass - vorbehaltlich einer Pr&#252;fung nach Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 Dublin III-VO - f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens die Republik &#214;sterreich origin&#228;r zust&#228;ndig war, weil sich eine anderweitige vorrangige Zust&#228;ndigkeit nach Kapitel III der Dublin III-VO (Art. 3 Abs. 1 Satz 2 Dublin III-VO) nicht bestimmen lie&#223; und daher der Mitgliedstaat - hier die Republik &#214;sterreich - zust&#228;ndig war, in dem der Kl&#228;ger seinen ersten Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat (Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 1 Dublin III-VO). Die Beklagte hat die Republik &#214;sterreich fristgerecht um Wiederaufnahme des Kl&#228;gers ersucht (Art. 23 Abs. 2, 3 Dublin III-VO), diese hat das Wiederaufnahmegesuch innerhalb der von Art. 25 Abs. 1 Satz 2 Dublin III-VO bestimmten Zweiwochenfrist angenommen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>1.2 Die Zust&#228;ndigkeit ist auch nicht nachtr&#228;glich auf die Beklagte &#252;bergegangen. Zu einem hier allein in Betracht kommenden Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang durch Ablauf der &#220;berstellungsfristen des Art. 29 Dublin III-VO (1.2.1) ist es nicht gekommen, weil die mit der Annahme des Wiederaufnahmegesuchs in Lauf gesetzte Frist jeweils vor ihrem Ablauf wirksam unterbrochen worden ist (1.2.2), und zwar entgegen der Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts auch durch die beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung (&#167; 80 Abs. 4 VwGO) durch das Bundesamt (1.2.3).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>1.2.1 In F&#228;llen der Zust&#228;ndigkeit eines anderen Mitgliedstaats als des Mitgliedstaats, in dem sich der Antragsteller aufh&#228;lt, regelt Art. 29 Dublin III-VO die Modalit&#228;ten und Fristen der &#220;berstellung. Nach Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO erfolgt die &#220;berstellung, sobald dies praktisch m&#246;glich ist und sp&#228;testens innerhalb einer Frist von sechs Monaten nach Annahme des (Wieder-)Aufnahmegesuchs durch einen anderen Mitgliedstaat (Alt. 1) oder der endg&#252;ltigen Entscheidung &#252;ber einen Rechtsbehelf oder eine &#220;berpr&#252;fung, wenn diese gem&#228;&#223; Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO aufschiebende Wirkung hat (Alt. 2). Verz&#246;gert sich die &#220;berstellung wegen eines Rechtsbehelfsverfahrens mit aufschiebender Wirkung, ist der zust&#228;ndige Mitgliedstaat hier&#252;ber unverz&#252;glich zu unterrichten (Art. 9 Abs. 1 der Verordnung &lt;EG&gt; Nr. 1560/2003 der Kommission vom 2. September 2003 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Verordnung &lt;EG&gt; Nr. 343/2003 des Rates zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen in einem Mitgliedstaat gestellten Asylantrags zust&#228;ndig ist &lt;ABl. L 222 S. 3&gt;). Wird die &#220;berstellung nicht innerhalb der Frist von sechs Monaten durchgef&#252;hrt, ist der zust&#228;ndige Mitgliedstaat nach Art. 29 Abs. 2 Dublin III-VO nicht mehr zur (Wieder-)Aufnahme der betreffenden Person verpflichtet und die Zust&#228;ndigkeit geht auf den ersuchenden Mitgliedstaat &#252;ber.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>1.2.2 Nach Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Alt. 1 Dublin III-VO ist hier die sechsmonatige &#220;berstellungsfrist erstmals nach der Annahme des Wiederaufnahmeersuchens durch die &#246;sterreichischen Beh&#246;rden vom 6. April 2017 in Lauf gesetzt worden. Zutreffend geht das Verwaltungsgericht davon aus, dass die so in Lauf gesetzte &#220;berstellungsfrist durch den fristgem&#228;&#223; gestellten Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage gegen die Abschiebungsanordnung vom 16. Juni 2017 - welcher kraft Gesetzes ein &#220;berstellungsverbot ausl&#246;st (vgl. &#167; 34a Abs. 2 Satz 2 AsylG i.V.m. Art. 27 Abs. 3 Buchst. c Satz 2 Dublin III-VO) - unterbrochen worden ist (Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Alt. 2 Dublin III-VO), wor&#252;ber das Bundesamt die &#246;sterreichischen Beh&#246;rden auch informiert hat. Mit Ergehen der ablehnenden gerichtlichen Eilentscheidung vom 28. Juni 2017 wurde die sechsmonatige &#220;berstellungsfrist erneut in Gang gesetzt (stRspr, vgl. BVerwG, Urteil vom 26. Mai 2016 - 1 C 15.15 - Buchholz 451.902 Europ. Ausl.- u. Asylrecht Nr. 83 Rn. 11 und Beschluss vom 27. April 2016 - 1 C 22.15 - Buchholz 451.902 Europ. Ausl.- u. Asylrecht Nr. 81 Rn. 18 ff.). Die &#220;berstellungsfrist wird wegen des kraft Gesetzes damit verbundenen, verfahrenssichernden &#220;berstellungsverbots (&#167; 34a Abs. 2 AsylG; s.a. EuGH, Urteil vom 19. Juni 2018 - C-181/16 [ECLI:EU:C:2018:465] -) auch in solchen F&#228;llen unterbrochen, in denen ein gerichtlicher Eilantrag im Ergebnis ohne Erfolg bleibt oder nicht beschieden wird (a.A. wohl &#214;sterreichischer Verwaltungsgerichtshof, Entscheidung vom 14. Dezember 2017 - Ra 2015/20/0231-16 - und Schweizerisches Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 19. November 2014 - E-3971/2013 -). Aus den Gr&#252;nden seines Beschlusses vom 27. April 2016 - 1 C 22.15 - (Buchholz 451.902 Europ. Ausl.- u. Asylrecht Nr. 81 Rn. 18 ff.) h&#228;lt es der Senat in der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union weiterhin f&#252;r gekl&#228;rt (s. nur EuGH, Urteil vom 29. Januar 2009 - C-19/08 [ECLI:EU:C:2009:41], Petrosian - Rn. 40 ff., 44), dass auch in F&#228;llen, in denen eine &#220;berstellung kraft Gesetzes oder kraft wirksamer Einzelfallentscheidung lediglich zeitweise ausgeschlossen war, die Mitgliedstaaten &#252;ber eine zusammenh&#228;ngende Frist von sechs Monaten verf&#252;gen m&#252;ssen, die sie in vollem Umfang zur Regelung der technischen Probleme f&#252;r die Bewerkstelligung der &#220;berstellung sollen nutzen d&#252;rfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>1.2.3 Die &#220;berstellungsfrist, die mit dem Beschluss, mit dem der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage gegen den Bescheid des Bundesamtes abgelehnt worden ist, neu in Lauf gesetzt worden ist, ist vor ihrem Ablauf wirksam durch die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 4 VwGO durch den Bescheid des Bundesamtes vom 17. August 2017 erneut unterbrochen worden. Diese Unterbrechung, die den &#246;sterreichischen Beh&#246;rden zudem auch mitgeteilt worden ist, dauerte im Zeitpunkt des Urteils des Verwaltungsgerichts an und hinderte den - vom Verwaltungsgericht zu Unrecht angenommenen - &#220;bergang der Zust&#228;ndigkeit auf die Bundesrepublik Deutschland.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>a) Die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 4 VwGO durch die Beh&#246;rde ist generell geeignet, die in Art. 29 Abs. 1 Dublin III-VO vorgesehene &#220;berstellungsfrist zu unterbrechen (EuGH, Urteil vom 13. September 2017 - C-60/16 [ECLI:EU:C:2017:675], Khir Amayry - Rn. 71; BVerwG, Urteil vom 9. August 2016 - 1 C 6.16 - BVerwGE 156, 9 Rn. 18). Nach Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO k&#246;nnen die Mitgliedstaaten vorsehen, dass die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden beschlie&#223;en k&#246;nnen, von Amts wegen t&#228;tig zu werden, um die Durchf&#252;hrung der &#220;berstellungsentscheidung bis zum Abschluss des Rechtsbehelfs oder der &#220;berpr&#252;fung auszusetzen. Diese unionsrechtlich vorgesehene M&#246;glichkeit wird im nationalen Recht durch &#167; 80 Abs. 4 VwGO er&#246;ffnet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>Nichts anderes folgt f&#252;r die Unterbrechungswirkung daraus, dass Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO nicht auch auf Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO Bezug nimmt. Nach Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO ist allein entscheidend, dass ein Rechtsbehelf im Sinne des Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO aufschiebende Wirkung hat und daher eine &#220;berstellung nicht durchgef&#252;hrt werden kann. Die in Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO den Mitgliedstaaten er&#246;ffnete M&#246;glichkeit, dass auch die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden die Durchf&#252;hrung der &#220;berstellungsentscheidung aussetzen k&#246;nnen, erweitert lediglich die Fallgruppen, in denen einem Rechtsbehelf aufschiebende Wirkung im Sinne des Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO zukommt. Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO verl&#246;re im &#220;brigen in weitem Ma&#223;e seine praktische Wirksamkeit, wenn die Regelung nicht angewendet werden k&#246;nnte, ohne dass die Gefahr best&#252;nde, dass die &#220;berstellungsfrist abl&#228;uft und ein Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang die Folge w&#228;re (EuGH, Urteil vom 13. September 2017 - C-60/16 - Rn. 71).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>b) Die Wirkung, die &#220;berstellungsfrist neuerlich zu unterbrechen, entf&#228;llt bei der Aussetzungsentscheidung vom 17. August 2017 nicht deswegen, weil diese rechtswidrig w&#228;re. Vielmehr h&#228;lt sie sich in den Grenzen, die durch das nationale Recht und Unionsrecht vorgegeben sind.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>aa) Nach &#167; 80 Abs. 4 Satz 1 VwGO haben die Beh&#246;rden grunds&#228;tzlich die Befugnis, nach Ermessen die Vollziehung auszusetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>Regelungen des Asylgesetzes schlie&#223;en eine beh&#246;rdliche Aussetzung nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO nicht aus. &#167; 34a AsylG ordnet allerdings an, dass u.a. in den F&#228;llen des &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG die Abschiebung anzuordnen ist, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann (Abs. 1), und enth&#228;lt Sonderregelungen zu der Frist, die bei einem Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO zu beachten ist, sowie zu einem Verbot der Abschiebung vor der gerichtlichen Entscheidung (Abs. 2). Damit ist aber die beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO weder ausdr&#252;cklich noch der Sache nach ausgeschlossen. Namentlich k&#246;nnen auch bei einer im Sinne des &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylG rechtlich und tats&#228;chlich m&#246;glichen Abschiebung Gr&#252;nde vorliegen, die es rechtfertigen, deren Vollziehung - etwa zur Sicherung der Effektivit&#228;t gerichtlichen Rechtsschutzes - vor&#252;bergehend bis zu einer abschlie&#223;enden gerichtlichen Kl&#228;rung auszusetzen. &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylG gebietet in solchen F&#228;llen - entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerseite - nicht, die Abschiebungsanordnung aufzuheben, was die endg&#252;ltige gerichtliche Kl&#228;rung gerade verhinderte. Denn selbst bei nach Erlass der Abschiebungsanordnung auftretenden Abschiebungsverboten oder Duldungsgr&#252;nden ist das Bundesamt nicht verpflichtet, die Abschiebungsanordnung nach &#167; 48 VwVfG aufzuheben; namentlich bei vor&#252;bergehenden Abschiebungshindernissen kann es deren Vollziehung auch (vorl&#228;ufig) aussetzen (s.a. BVerfG, Kammerbeschluss vom 17. September 2014 - 2 BvR 1795/14 - Asylmagazin 2014, 341). Auch aus weiteren Regelungen des Asylgesetzes ergibt sich kein bundesgesetzlicher Ausschluss des &#167; 80 Abs. 4 VwGO im Asylverfahren; &#167; 36 Abs. 4 AsylG etwa regelt allein den Ma&#223;stab f&#252;r die gerichtliche Anordnung der Aussetzung der Abschiebung und schlie&#223;t weitergehende beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidungen nicht aus.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>&#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO beschr&#228;nkt das beh&#246;rdliche Aussetzungsermessen f&#252;r das Asylverfahren ebenfalls nicht. Hiernach "soll" die Aussetzung bei &#246;ffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen. Dieser auf die (qualifizierte) Rechtswidrigkeit des angefochtenen Verwaltungsakts bezogene Ma&#223;stab ist auf die Vollziehbarkeit sonstiger Verwaltungsakte weder unmittelbar noch - entgegen im Schrifttum teilweise vertretener Ansicht (s. etwa Gersdorf, in: Posser/Wolff, BeckOK VwGO, 47. Edition, Stand 1. Juli 2018, &#167; 80 Rn. 126) - entsprechend anzuwenden (s. nur BVerwG, Beschluss vom 17. September 2001 - 4 VR 19.01 - Buchholz 310 &#167; 80 VwGO Nr. 66 S. 3 f.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>bb) Unionsrecht setzt in Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO eine beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung voraus, steht also &#167; 80 Abs. 4 VwGO gerade nicht entgegen. Es setzt aber dem nach nationalem Recht (&#167; 80 Abs. 4 Satz 1 VwGO) er&#246;ffneten weiten Handlungsspielraum durch unionsrechtliche Vorgaben (vgl. insbesondere Art. 27 und 28 Dublin III-VO) gewisse Grenzen. Diese Beschr&#228;nkungen ergeben sich daraus, dass die beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung den Antragsteller nicht nur beg&#252;nstigt, indem aufenthaltsbeendende Ma&#223;nahmen auf der Grundlage der Abschiebungsanordnung zun&#228;chst nicht mehr erfolgen k&#246;nnen, sondern mittelbar auch belastet, weil sie die &#220;berstellungsfrist unterbricht und so dazu f&#252;hren kann, dass ein vom Antragsteller m&#246;glicherweise erstrebter Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang nicht erfolgt; zu ber&#252;cksichtigen sind auch die Belange des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>Mindestvoraussetzung einer beh&#246;rdlichen Aussetzungsentscheidung nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO ist, dass der Antragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (Art. 27 Abs. 4 und Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO). Weitere Grenzen folgen aus dem von Art. 27 Abs. 3 und 4 i.V.m. Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO angestrebten Ziel eines angemessenen Ausgleichs zwischen einerseits der Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes und der Erm&#246;glichung einer raschen Bestimmung des f&#252;r die inhaltliche Pr&#252;fung des Asylantrags zust&#228;ndigen Mitgliedstaats (vgl. Erw&#228;gungsgrund 5 zur Dublin III-VO) und andererseits dem Ziel zu verhindern, dass sich Asylbewerber durch Weiterwanderung den f&#252;r die Pr&#252;fung ihres Asylbegehrens zust&#228;ndigen Mitgliedstaat aussuchen (Verhinderung von Sekund&#228;rmigration) (BVerwG, Urteil vom 27. April 2016 - 1 C 24.15 - Buchholz 451.902 Europ. Ausl.- u. Asylrecht Nr. 82 Rn. 13). Der Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang nach Ablauf der &#220;berstellungsfrist soll verhindern, dass Asylantr&#228;ge monate- oder gar jahrelang nicht gepr&#252;ft werden, zugleich soll das Ziel einer m&#246;glichst schnellen Pr&#252;fung nicht dazu f&#252;hren, dass dem jeweiligen Mitgliedstaat keine zusammenh&#228;ngende &#220;berstellungsfrist von sechs Monaten zur Verf&#252;gung steht, in der nur noch die &#220;berstellungsmodalit&#228;ten zu regeln sind (EuGH, Urteil vom 29. Januar 2009 - C-19/08 - Rn. 43 ff.) oder der Beschleunigungsgedanke zulasten eines effektiven Rechtsschutzes verwirklicht wird (vgl. &#167; 27 Abs. 3 und 4 Dublin III-VO).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>Eine beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung darf hiernach auch unionsrechtlich jedenfalls dann ergehen, wenn Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Abschiebungsanordnung bestehen (so bereits BVerwG, Urteil vom 9. August 2016 - 1 C 6.16 - BVerwGE 156, 9 Rn. 18); dann haben die Belange eines Antragstellers auf Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes offenkundig Vorrang vor dem Beschleunigungsgedanken. Die Wirksamkeit des gerichtlichen Rechtsschutzes (s.a. Art. 46 der Richtlinie 2013/32/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zu gemeinsamen Verfahren f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes &lt;ABl. L 180 S. 60&gt;) erlaubt eine beh&#246;rdliche Aussetzung aus sachlich vertretbaren Erw&#228;gungen, die nicht rechtlich zwingend sein m&#252;ssen, auch unterhalb dieser Schwelle, wenn diese den Beschleunigungsgedanken und die Interessen des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats nicht willk&#252;rlich verkennen und auch sonst nicht missbr&#228;uchlich sind. Das vorliegende Verfahren gibt dabei keinen Anlass zur abschlie&#223;enden Kl&#228;rung dieser Willk&#252;r- oder Missbrauchsschwelle; sie wird aber dann &#252;berschritten sein, wenn bei klarer Rechtslage und offenkundig er&#246;ffneter &#220;berstellungsm&#246;glichkeit die beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung allein dazu dient, die &#220;berstellungsfrist zu unterbrechen, weil sie aufgrund beh&#246;rdlicher Vers&#228;umnisse ansonsten nicht (mehr) gewahrt werden k&#246;nnte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>cc) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 17. August 2017 ist nach diesen Grunds&#228;tzen beachtlich und hat die &#220;berstellungsfrist neuerlich unterbrochen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p>(1) Dem unionsrechtlichen Mindesterfordernis, dass der Kl&#228;ger einen Rechtsbehelf im Sinne des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO eingelegt hat, ist mit der am 16. Juni 2017 erhobenen und zum Zeitpunkt der Aussetzungsentscheidung weiterhin anh&#228;ngigen Klage, die sich auch gegen die Abschiebungsanordnung richtet, entsprochen. Keine andere Beurteilung ergibt sich daraus, dass der Kl&#228;ger auch einen Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung gestellt hatte, der erfolglos geblieben ist. Unionsrecht verbietet den Mitgliedstaaten jedenfalls nicht, von aufenthaltsbeendenden Ma&#223;nahmen oder &#220;berstellungsma&#223;nahmen auch dann abzusehen, wenn zwar eine erste gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der &#220;berstellungsentscheidung nicht zur Gew&#228;hrung aufschiebender Wirkung gef&#252;hrt hat, &#252;ber den Rechtsbehelf gegen die &#220;berstellungsentscheidung aber noch nicht endg&#252;ltig entschieden ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p>(2) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes ist hier jedenfalls durch die von dem Kl&#228;ger erhobene Verfassungsbeschwerde, den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung und die auf Bitte des Bundesverfassungsgerichts vom Bundesamt erteilte Stillhalteerkl&#228;rung sachlich gerechtfertigt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p>Die Verfassungsbeschwerde entfaltet als au&#223;erordentlicher Rechtsbehelf selbst keine aufschiebende Wirkung. Diese wird auch nicht schon durch eine formlose Bitte des Bundesverfassungsgerichts bewirkt, zur Verfahrenssicherung bis zu einer Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde von Vollziehungsma&#223;nahmen abzusehen. Nicht zu vertiefen ist, welche Rechtsqualit&#228;t einer solchen "Stillhaltebitte" des Bundesverfassungsgerichts und einer entsprechenden beh&#246;rdlichen Erkl&#228;rung zukommt, namentlich dann, wenn sie dem Antragsteller (und Verfassungsbeschwerdef&#252;hrer) nicht mitgeteilt wird. Diese - auf die Wahrung der Effektivit&#228;t auch des nationalen Verfahrens der Verfassungsbeschwerde bezogenen - Vorg&#228;nge sind jedenfalls ein hinreichender, sachlich rechtfertigender Anlass f&#252;r eine beh&#246;rdliche Aussetzung der Vollziehung nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO. Der Beschluss des Verwaltungsgerichts, durch den der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO abgelehnt worden ist, entfaltet gegen&#252;ber einer beh&#246;rdlichen Aussetzungsanordnung nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO keine Sperrwirkung; dies gilt insbesondere dann, wenn diese gerichtliche Entscheidung ihrerseits Gegenstand einer Verfassungsbeschwerde ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p>Die beh&#246;rdliche Aussetzungsentscheidung war hier schon deswegen sachlich geboten, frei von Willk&#252;r und nicht rechtsmissbr&#228;uchlich, weil sie die Ber&#252;cksichtigung der Effektivit&#228;t verfassungsgerichtlichen Rechtsschutzes sicherstellte, ohne eine endg&#252;ltige Ver&#228;nderung der Rechtslage durch einen Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang infolge Ablaufs der &#220;berstellungsfrist zu bewirken. Bereits nach nationalem Recht f&#252;hren die Erhebung der Verfassungsbeschwerde und der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nicht nach Art. 27 Abs. 3 i.V.m. Art. 29 Abs. 1 Unterabs. 1 Dublin III-VO zu einer Unterbrechung der &#220;berstellungsfrist. Dazu bedurfte es der - hier auch erfolgten - beh&#246;rdlichen Aussetzungsentscheidung. Neben der Effektivierung des Rechtsschutzes des Kl&#228;gers - erst mit der beh&#246;rdlichen Aussetzungsentscheidung stand f&#252;r diesen fest, dass w&#228;hrend des verfassungsgerichtlichen Verfahrens nicht mit aufenthaltsbeendenden Ma&#223;nahmen zu rechnen sei - dient die beh&#246;rdliche Aussetzungsanordnung auch der Klarstellung im Verh&#228;ltnis zu dem zust&#228;ndigen Mitgliedstaat, dass der Lauf der &#220;berstellungsfrist (erneut) unterbrochen worden ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p>Dem Interesse des Kl&#228;gers an einer zeitnahen Kl&#228;rung der internationalen Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Sachentscheidung &#252;ber seinen Asylantrag kommt dabei hier kein ausschlaggebendes Gewicht zu. Mit der beh&#246;rdlichen Aussetzungsanordnung hat das Bundesamt der Sache nach (vorl&#228;ufig) seinem Rechtsschutzbegehren, vor der endg&#252;ltigen Kl&#228;rung der internationalen Zust&#228;ndigkeit nicht aus dem Bundesgebiet abgeschoben zu werden, entsprochen, welches er zun&#228;chst mit dem Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung und nachfolgend mit der mit einem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung verbundenen Verfassungsbeschwerde verfolgt hat. Das m&#246;gliche Ziel, damit auch einen Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang zu erwirken, w&#228;re weder nach nationalem noch nach Unionsrecht schutzw&#252;rdig.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p>1.2.4 Nicht zu vertiefen ist, ob der Senat einen Ablauf der &#220;berstellungsfrist w&#228;hrend des Revisionsverfahrens ber&#252;cksichtigen k&#246;nnte, weil auch w&#228;hrend des Revisionsverfahrens die &#220;berstellungsfrist nicht abgelaufen ist. Das Bundesamt hatte die &#220;berstellung lediglich bis zu einer Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde oder den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ausgesetzt. Diese Aussetzung ist mit der R&#252;cknahme der Verfassungsbeschwerde durch den Kl&#228;ger gegenstandslos geworden, weil sie erkennbar zur Sicherung des durch R&#252;cknahme beendeten verfassungsgerichtlichen Verfahrens ergangen ist. Die damit neu in Lauf gesetzte &#220;berstellungsfrist ist indes vor ihrem Ablauf zur Sicherung des Revisionsverfahrens durch eine erneute Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes nach &#167; 80 Abs. 4 VwGO unterbrochen worden. Auch diese Aussetzungsentscheidung gen&#252;gt angesichts der im Revisionsverfahren zu kl&#228;renden Grundsatzfrage den nach nationalem und Unionsrecht zu stellenden Anforderungen. Dies gilt umso mehr, als durch das der Klage stattgebende erstinstanzliche Urteil des Verwaltungsgerichts in der Hauptsache ungeachtet der von der Beklagten eingelegten Revision nunmehr selbst "ernstliche Zweifel" an der Abschiebungsanordnung begr&#252;ndet worden sind. Diese neue Verfahrenslage durfte das Bundesamt der Beklagten sachgerecht und willk&#252;rfrei zum Anlass der neuerlichen Aussetzung nehmen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p>1.3 Das stattgebende Urteil zur Ablehnung des Asylantrags als unzul&#228;ssig erweist sich auch nicht aus anderen Gr&#252;nden als richtig (&#167; 144 Abs. 4 VwGO).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p>1.3.1 Der Feststellung der anderweitigen internationalen Zust&#228;ndigkeit der Republik &#214;sterreich stand hier nicht entgegen, dass die Zust&#228;ndigkeit wegen sog. systemischer M&#228;ngel (vgl. Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 Dublin III-VO und EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011 - C-411/10 und C-493/10 [ECLI:EU:C:2011:865], N. S. u.a. -; EGMR &lt;GK&gt;, Urteil vom 21. Januar 2011 - Nr. 30696/09, M. S. S./Belgien und Griechenland - NVwZ 2011, 413) auf die Bundesrepublik Deutschland &#252;bergegangen w&#228;re.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p>Der Senat kann dies ungeachtet dessen beurteilen, dass das Verwaltungsgericht zur abschiebungsrelevanten Lage in der Republik &#214;sterreich keine ausdr&#252;cklichen Feststellungen getroffen hat. Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 Dublin III-VO verlangt eine weitergehende Pr&#252;fung der internationalen Zust&#228;ndigkeit nur und erst dann, wenn sich die &#220;berstellung in den zun&#228;chst als zust&#228;ndig bestimmten Mitgliedstaat als unm&#246;glich erweist, weil es wesentliche Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme gibt, dass das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen f&#252;r Antragsteller in diesem Mitgliedstaat systemische Schwachstellen aufweisen, die eine Gefahr einer unmenschlichen oder entw&#252;rdigenden Behandlung im Sinne des Art. 4 der EU-Grundrechtecharta mit sich bringen. Nach dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens (vgl. EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011 - C-411/10 und C-493/10 - Rn. 79 ff.) gilt die Vermutung, dass die Behandlung der Asylantragsteller in jedem einzelnen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union den Vorschriften der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention, der Europ&#228;ischen Konvention f&#252;r Menschenrechte und der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union entspricht (s.a. BVerfG, Kammerbeschluss vom 14. Dezember 2017 - 2 BvR 1872/17 - EuGRZ 2018, 69 Rn. 19). An die Widerlegung dieser Vermutung sind hohe Anforderungen zu stellen. Von systemischen M&#228;ngeln ist nur dann auszugehen, wenn das Asylverfahren oder die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylantragsteller regelhaft so defizit&#228;r sind, dass zu erwarten ist, dass diesem im konkret zu entscheidenden Einzelfall mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung droht (vgl. BVerwG, Beschluss vom 19. M&#228;rz 2014 - 10 B 6.14 - NVwZ 2014, 1039 &lt;1040&gt;). F&#252;r das Vorliegen eines solchen Ausnahmefalles, der Feststellungen des Verwaltungsgerichts erfordert h&#228;tte, ist von den Beteiligten weder im Ausgangs- noch im Revisionsverfahren etwas vorgetragen worden noch h&#228;tten sich dem Verwaltungsgericht solche Erw&#228;gungen aufdr&#228;ngen m&#252;ssen. Umst&#228;nde, welche die Vermutung f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Behandlung von Asylantragstellern in der Republik &#214;sterreich auch nur ansatzweise substantiell ersch&#252;ttern k&#246;nnten, sind dem Senat nicht bekannt und ergeben sich namentlich nicht aus der ver&#246;ffentlichten Rechtsprechung.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_38">38</a> </dt> <dd> <p>1.3.2 Die Bundesrepublik Deutschland war auch nicht verpflichtet, von ihrem gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 Unterabs. 1 und 2 Dublin III-VO bestehenden Selbsteintrittsrecht Gebrauch zu machen. Offenbleiben kann dabei, ob ein Antragsteller sich im gerichtlichen Verfahren auf eine etwa fehlerhafte Bet&#228;tigung des durch Art. 17 Dublin III-VO einger&#228;umten Ermessens berufen kann (nicht eindeutig insoweit EuGH, Urteil vom 16. Februar 2017 - C-578/16 PPU [ECLI:EU:C:2017:127] - Rn. 88). Jedenfalls sind vorliegend die Voraussetzungen f&#252;r eine Reduktion des den nationalen Beh&#246;rden in Art. 17 Dublin III-VO einger&#228;umten Ermessens zum Selbsteintritt wegen unangemessen langer Verfahrensdauer (vgl. EuGH, Urteil vom 14. November 2013 - C-4/11 [ECLI:EU:C:2013:740], Puid - Rn. 35 &lt;noch zu Art. 3 Abs. 2 der Verordnung [EG] Nr. 343/2003 des Rates vom 18. Februar 2003 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen in einem Mitgliedstaat gestellten Asylantrags zust&#228;ndig ist - Dublin II-VO -) nicht erf&#252;llt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_39">39</a> </dt> <dd> <p>2. Die Klage hat auch im &#220;brigen keinen Erfolg. Gr&#252;nde f&#252;r die Rechtswidrigkeit der Feststellung, dass Abschiebungsverbote nicht vorliegen (Ziffer 2 des Bescheides), der Abschiebungsanordnung (Ziffer 3 des Bescheides) und der Befristung des Einreise- und Aufenthaltsverbots (Ziffer 4 des Bescheides) sind weder geltend gemacht noch sonst ersichtlich.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_40">40</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167; 83b AsylG nicht erhoben. Der Gegenstandswert ergibt sich aus &#167; 30 RVG. Gr&#252;nde f&#252;r eine Abweichung gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 2 RVG liegen nicht vor.</p> </dd> </dl> </div>
161,444
vg-dusseldorf-2019-01-08-22-l-225218a
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22 L 2252/18.A
2019-01-08T00:00:00
2019-01-16T07:00:02
2019-01-21T11:45:19
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0108.22L2252.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Die aufschiebende Wirkung der Klage 22 K 6332/18.A gegen Ziffer 3 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 2. Juli 2018 wird angeordnet.</strong></p> <p><strong>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 9. Juli 2018 urspr&#252;nglich beim Verwaltungsgericht K&#246;ln gestellte und sodann an das erkennende Gericht verwiesene sinngem&#228;&#223;e Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>die aufschiebende Wirkung der Klage 22 K 6332/18.A gegen Ziffer 3 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 2. Juli 2018 anzuordnen,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat Erfolg. Er ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist nach &#167;&#160;34a Abs.&#160;2 Satz&#160;1 AsylG zul&#228;ssig, insbesondere ist die dort bestimmte Antragsfrist von einer Woche nach Bekanntgabe des streitgegenst&#228;ndlichen Bescheides an die Antragsteller (hier nicht vor dem 3. Juli 2018) gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begr&#252;ndet. Nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 VwGO kann das Gericht auf Antrag im Rahmen einer eigenen Ermessensentscheidung die aufschiebende Wirkung der Klage anordnen, wenn das Interesse des Antragstellers an der beantragten Aussetzung der Vollziehung das bez&#252;glich der Abschiebungsanordnung durch &#167;&#160;75 AsylG gesetzlich angeordnete &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Durchsetzbarkeit des Verwaltungsaktes &#252;berwiegt. Die dabei vorzunehmende Interessenabw&#228;gung geht zu Gunsten der Antragsteller aus. Die Abschiebungsanordnung in Ziffer&#160;3 des angefochtenen Bescheides begegnet bei der im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes allein m&#246;glichen und gebotenen summarischen Pr&#252;fung durchgreifenden rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;34a Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG ordnet das Bundesamt die Abschiebung in einen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen Staat (&#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 AsylG) an, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann. Es bestehen erhebliche Zweifel, dass die hierf&#252;r erforderlichen Voraussetzungen im vorliegenden Fall derzeit erf&#252;llt sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a) AsylG ist ein Asylantrag unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat nach Ma&#223;gabe der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist (Dublin III-VO), f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist. Diese Verordnung findet gem&#228;&#223; ihres Art. 49 Unterabsatz 2 Satz 1 auf Schutzgesuche Anwendung, die nach dem 31. Dezember 2013 gestellt werden, mithin auch auf den von den Antragstellern im April 2018 gestellten Asyl(folge)antrag.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Urspr&#252;nglich ist die Zust&#228;ndigkeit Frankreichs nach Art.&#160;12 Abs. 2 1. Halbsatz der Dublin III&#8209;VO f&#252;r die Pr&#252;fung des Asylantrags der Antragsteller begr&#252;ndet worden. Nach dieser Vorschrift ist in den F&#228;llen, in denen der Antragsteller ein g&#252;ltiges Visum besitzt, der Mitgliedstaat f&#252;r die Pr&#252;fung des Antrages auf internationalen Schutz zust&#228;ndig, der das Visum erteilt hat. Die Antragsteller waren zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt der erstmaligen Beantragung internationalen Schutzes in einem Mitgliedstaat (vgl. Art.&#160;7 Abs.&#160;2 Dublin III-VO) im Besitz eines g&#252;ltigen Visums, das von der franz&#246;sischen Auslandsvertretung im Iran ausgestellt wurde. Das Visum war ausweislich des Auszuges aus dem Visainformationssystem (VIS) g&#252;ltig vom 28. M&#228;rz 2017 bis zum 27 April 2017. Ihr erster Asylantrag in einem Mitgliedstaat (im Bundesgebiet) datiert vom 26. April 2017.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage dieser Zust&#228;ndigkeit hatte das Bundesamt in der Vergangenheit ein &#220;bernahmeersuchen an Frankreich auf der Grundlage von Art. 12 Abs. 2 Dublin&#160;III-VO gerichtet, welches Frankreich angenommen hatte. Sodann war ein fr&#252;herer Ablehnungsbescheid vom 23. Mai 2017 mit Abschiebungsanordnung nach Frankreich gegen&#252;ber den Antragstellern ergangen. Die hiergegen gerichteten Eilverfahren und Klageverfahren beim Verwaltungsgericht Arnsberg (12 K 5616/17.A und 12 L 1729/17.A) blieben ohne Erfolg oder wurden zur&#252;ckgenommen. Sodann &#252;berstellten die deutschen Beh&#246;rden die Antragsteller am 6. Dezember 2017 nach Frankreich.Am 8. April 2018 sind die Antragsteller nach ihren Angaben wieder in das Bundesgebiet eingereist und es erfolgte eine erkennungsdienstliche Behandlung am 9. April 2018 durch Polizeibeh&#246;rden in Bielefeld. Am 18. April 2018 erschienen sie bei der Au&#223;enstelle des Bundesamtes in Bonn und stellten einen Folgeantrag.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die fr&#252;here Zust&#228;ndigkeit Frankreichs ist in der Folge dieser Abl&#228;ufe auch nicht nach der Wiedereinreise auf die Antragsgegnerin &#252;bergegangen, weil sie nach dem Zeitpunkt der Kenntnis von der Wiedereinreise &#8211; fr&#252;hestens am 9. April 2018, vgl. Beiakte&#160;3, Bl.&#160;20ff. &#8211; innerhalb der Frist f&#252;r ein &#220;bernahmeersuchen nach Wiedereinreise am 20. Juni 2018 ein erneutes &#220;bernahmeersuchen an Frankreich auf der Grundlage von Art. 18 Abs. 1 lit.&#160;b Dublin&#160;III-VO (hier drei Monate, weil es sich nicht auf EURODAC- Treffer sondern auf VIS-Treffer oder sonstiges st&#252;tzte, vgl. 21 Abs. 1 UAbs.&#160;1 bzw. Art.&#160;23 Abs.&#160;2 UAbs.&#160;2 Dublin&#160;III-VO) gerichtet hat. Frankreich hat dieses mit am 28. Juni 2018 beim Bundesamt eingegangenem Schreiben vom 27. Juni 2018 auf der Grundlage von Art. 18 Abs. 1 lit.&#160;a Dublin&#160;III-VO angenommen. Frankreich ging mithin davon aus, dass es lediglich die im Bundesgebiet gestellten Asylantr&#228;ge gibt und in Frankreich kein Antrag auf internationalen Schutz gestellt worden ist. Dies stimmt damit &#252;berein, dass EURODAC-Treffer aus Frankreich nicht ersichtlich sind. Das Abfrageprotokoll aus der EURODAC-Datenbank vom 18.&#160;April 2018 weist einen &#8222;Nulltreffer &#8220; aus.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese Zust&#228;ndigkeit ist auch nicht gem&#228;&#223; Art. 29 Abs. 2 Dublin&#160;III-VO auf die Antragsgegnerin &#252;bergegangen, weil die ab der Annahme des Aufnahmeersuchens durch Frankreich laufende &#220;berstellungsfrist durch den beim Verwaltungsgericht K&#246;ln, auf welches die Rechtsbehelfsbelehrung des Bescheides vom 2. Juli 2018 verwies, fristgerecht gestellten Antrag gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 VwGO unterbrochen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die damit f&#252;r Frankreich anzunehmende Zust&#228;ndigkeit d&#252;rfte jedoch zwischenzeitlich dadurch entfallen sein, dass die Antragsteller das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten f&#252;r drei Monate (freiwillig) verlassen haben. Denn nach Art. 19 Abs. 2 Unterabsatz 1 Dublin III-VO erl&#246;schen die Pflichten nach Art.&#160;18 Abs.&#160;1 Dublin III-VO, wenn der zust&#228;ndige Mitgliedstaat nachweisen kann, dass der Antragsteller oder eine andere Person im Sinne von Art. 18 Abs. 1 Buchst. c) oder d) Dublin III-VO, um dessen/deren Aufnahme oder Wiederaufnahme er ersucht wurde, das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten f&#252;r mindestens drei Monate verlassen hat, es sei denn, die betreffende Person ist im Besitz eines vom zust&#228;ndigen Mitgliedstaat ausgestellten g&#252;ltigen Aufenthaltstitels. Art. 19 Abs. 2 Unterabsatz 2 Dublin III-VO bestimmt, dass ein nach der Periode der Abwesenheit im Sinne des Unterabsatzes 1 gestellter Antrag als neuer Antrag gilt, der ein neues Verfahren zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats ausl&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller k&#246;nnen sich vorliegend auf diese Vorschrift berufen. Denn sie hat individualsch&#252;tzende Wirkung. Insbesondere steht dieser Annahme der Wortlaut des Unterabsatzes 1 der Vorschrift, wonach nur der zust&#228;ndige Mitgliedstaat nachweisen kann, dass der Antragsteller das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten f&#252;r mindestens drei Monate verlassen hat, nicht entgegen. Die insoweit entgegenstehende Rechtsprechung, wonach ein Asylantragsteller der &#220;berstellung in den f&#252;r ihn zust&#228;ndigen Mitgliedstaat nur mit dem Einwand systemischer M&#228;ngel des Asylverfahrens und der Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber entgegentreten k&#246;nne,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vgl. nur BVerwG, Beschl&#252;sse vom 14. Juli 2014 - 1 B 9.14. u.a. -, juris, Rdn. 4, vom. 6. Juni 2014 &#8209;&#160;10&#160;B 35.14 -, juris, Rdn. 5, vom 21. Mai 2014 - 10 B 31.14 -, juris, Rdn. 4 und vom 19. M&#228;rz 2014 &#8209;&#160;10 B 6.14 -, juris, Rdn. 7; OVG Niedersachen, Beschluss vom 6. November 2014 - 13 LA 66/14 -, juris, Rdn. 10 ff.; VGH Hessen, Beschluss vom 25. August 2014 - 2 A 976/14.A&#160;&#8209;,&#160;juris, Rdn. 15; VG Gelsenkirchen, Urteile vom 25. November 2014 - 6a 3817/14.A -, juris, Rdn. 26 und vom 25.&#160;November 2014 - 6a 3256/14.A -, juris, Rdn. 21,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">verweist s&#228;mtlich auf die noch zu der Verordnung (EG) Nr. 343/2003 (Dublin II-VO) ergangene Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs (EuGH),</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 10. Dezember 2013 - Rs. C-394/12 (Abdullahi) -, juris,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">und ist insofern nicht ohne Weiteres auf die im vorliegenden Verfahren ma&#223;gebliche Verordnung (EU) Nr.&#160;604/2013 (Dublin III-VO) zu &#252;bertragen. Vielmehr ist nach den nunmehr zu der Dublin III-VO ergangenen Urteilen des EuGH davon auszugehen, dass auch die Vorschrift des Art. 19 Abs. 2 Unterabsatz 1 Dublin III-VO ein subjektives Recht eines Asylbewerbers begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH Gro&#223;e Kammer, Urteil vom 7. Juni 2016 - Rs. C-155/15 (Karim) -, juris, Rdn. 26 und Urteil vom 7. Juni 2016 - Rs. 63/15 (Ghezelbash) -, juris (in Bezug auf Art. 27 Abs. 1 Dublin III-VO); VG M&#252;nchen, Beschluss vom 29. September 2016 - M 24 S 16.50506 -, juris. Rdn. 25 ff.; VG Hannover, Beschluss vom 9. Januar 2017 - 13 B 6976/16 -, juris, Rdn. 21 ff. (entsprechend f&#252;r Art. 19 Abs. 1 Dublin III-VO); offen gelassen: VG Arnsberg, Beschluss vom 29. Juli 2015 - AN 11 S 15.50223&#160;-, juris, Rdn. 26 ff.; ohne weiteres wie hier: VG K&#246;ln, Beschluss vom 6. M&#228;rz 2017 &#8211; 14 L 36/17.A -, juris Rn.&#160;7ff.; VG&#160;D&#252;sseldorf, Beschluss vom 21. M&#228;rz 2017 &#8211; 12 L 39/17.A -, juris Rn.&#160;10 f.; VG Bayreuth, Beschluss vom 23. Mai 2017 &#8211; B 3 S 17.50616 -, juris Rn.&#160;25; VG M&#252;nchen, Beschluss vom 1. M&#228;rz 2018 &#8211; M 1 S 17.52262 -, juris Rn.&#160;16; VG Aachen, Beschluss vom 7. September 2018 &#8211; 6 L 1087/18.A -, juris Rn.&#160;14.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Denn Art. 19 Abs. 2 Dublin-III-VO ist nach der zuvor zitierten Rechtsprechung des EuGH so auszulegen, dass diese Bestimmung, insbesondere ihr Unterabsatz 2, auf einen Drittstaatsangeh&#246;rigen anwendbar ist, der nach der Stellung eines ersten Asylantrags in einem Mitgliedstaat den Nachweis erbringt, dass er das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten f&#252;r mindestens drei Monate (freiwillig) verlassen hat, bevor er einen neuen Asylantrag in einem anderen Mitgliedstaat gestellt hat. Danach kann ein Asylbewerber, der unter die Regelung der Dublin III-VO f&#228;llt, im Rahmen eines Rechtsbehelfs die fehlerhafte Anwendung von Zust&#228;ndigkeitskriterien geltend machen. Dies folgt aus dem neu eingef&#252;hrten Erw&#228;gungsgrund 19 der Dublin III-VO, wonach im Einklang mit Art. 47 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union Rechtsgarantien und das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf gegen &#220;berstellungsentscheidungen festgeschrieben werden sollen, um einen wirksamen Schutz der Rechte der Betroffenen zu gew&#228;hrleisten. Ausgehend von dieser Pr&#228;misse muss das jeweils mit dem Rechtsbehelf gegen eine &#220;berstellungsentscheidung befasste Gericht, um sich zu vergewissern, dass die Entscheidung nach einer fehlerfreien Durchf&#252;hrung des in der Dublin III-VO vorgesehenen Verfahrens zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaates ergangen ist, das Vorbringen eines Asylbewerbers pr&#252;fen k&#246;nnen, mit dem ein Versto&#223; gegen die Regelung des Art. 19 Abs.&#160;2 Unterabsatz 1 Dublin III-VO geltend gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH Gro&#223;e Kammer, Urteil vom 7. Juni 2016 - Rs. C-155/15 (Karim) -, juris, Rdn. 26 und Urteil vom 7. Juni 2016 - Rs. 63/15 (Ghezelbash) -, juris (in Bezug auf Art. 27 Abs. 1 Dublin III-VO).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze spricht vorliegend &#220;berwiegendes daf&#252;r, dass die Antragsteller, nachdem sie am 6. Dezember 2017 von den deutschen Beh&#246;rden in Vollziehung der Abschiebungsanordnung im fr&#252;heren Dublin-Bescheid vom 23. Mai 2017 (Az.&#160;7109661-439) nach Frankreich &#252;berstellt worden sind, noch im Dezember 2017 &#8211; nach ihren Angaben im Zeitraum zwischen dem 16. und 20. Dezember 2017 &#8211; mithilfe eines Schleppers zur&#252;ck in den Iran eingereist sind und das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten erst Anfang April 2018 &#8211; nach ihren Angaben am 8. April 2018, aufgrund von Erkenntnissen &#252;ber ihre erkennungsdienstliche Behandlung jedenfalls sp&#228;testens am 9. April 2018 &#8211; wieder betreten haben. Dies folgt aus den von ihnen gegen&#252;ber dem Bundesamt gemachten Angaben, ihren Angaben im vorliegenden Verfahren und den schon im Verwaltungsverfahren beim Bundesamt vorgelegten Unterlagen im Hinblick auf diesen Aufenthalt im Iran sowie deren in diesem Eilverfahren erfolgten &#220;bersetzungen sowohl durch das Bundesamt als auch auf Veranlassung der Antragsteller.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Fest steht insofern, dass die Antragsteller am 6. Dezember 2017 auf dem Luftweg von Frankfurt am Main mit einem Linienflug der Lufthansa nach Lyon in S&#252;dfrankreich &#252;berstellt wurden. Nach ihrem Vorbringen beim Bundesamt in der Niederschrift zur Folgeantragstellung vom 18. April 2018 haben sie sich vom 20. Dezember 2017 bis 6.&#160;April 2018 im Heimatland Iran &#8211; jedenfalls au&#223;erhalb des Gebietes der Europ&#228;ischen Union &#8211; aufgehalten, haben den Iran dann auf dem Landweg in die T&#252;rkei verlassen und sind von Istanbul auf dem Luftweg nach Frankfurt am Main geflogen. Diese rudiment&#228;ren Angaben, die sich bei der Folgeantragstellung kaum einordnen lie&#223;en, hat die Antragstellerin zu&#160;1. in der informatorischen Anh&#246;rung zum Folgeantrag am 5. Juni 2018 bei der Au&#223;enstelle des Bundesamtes in Bonn konkretisiert:Sie h&#228;tten nach der R&#252;ckf&#252;hrung nach Frankreich durch die deutschen Beh&#246;rden in Frankreich von der Polizei zwei Schreiben bekommen, dass sie sich an eine bestimmte Adresse wenden sollten. Sie h&#228;tten diese Adresse aufgesucht, das Geb&#228;ude sei aber geschlossen gewesen. Nachfolgend seien sie auf der Stra&#223;e &#8222;geblieben&#8220;, wo es sehr kalt gewesen sei, etwa -2&#176;C. Sie h&#228;tten dieses Schreiben der Polizei gezeigt, welche aber gesagt habe, dass es sie nichts angehe. Sie h&#228;tten nicht genug Geld f&#252;r ein Hotel gehabt und h&#228;tten deshalb ihrer Familie im Iran mitgeteilt, dass sie auf der Stra&#223;e leben w&#252;rden. Am zweiten Tag sei dies ebenso gewesen; dort seien sie in der Nacht von zwei Betrunkenen &#252;berfallen worden; ein Kind habe Fieber gehabt. Daraufhin habe sie ihren Mann kontaktiert und ihn &#252;ber ihre schwierige Lage informiert. Es seien auch noch weitere Leute wie sie auf der Stra&#223;e gewesen. Ihr Mann habe ihr dann gesagt, sie solle in den Iran zur&#252;ckkehren, und habe dies mit einem Schlepper organisiert. Am dritten Abend (nach der &#220;berstellung) sei der Schlepper zu ihr gekommen und habe sie ein Haus gebracht. Dort seien sie eine Woche blieben, dann habe der Schlepper ihnen einen Reisepass gegeben. Am 16. Dezember h&#228;tten sie sich in Richtung Iran bewegt und seien vier Tage sp&#228;ter dort angekommen, am 20.&#160;Dezember.Ihr Ehemann habe einen Platz in der Stadt T.&#160;&#160;&#160;&#160; gemietet, wo sie bis zum 25. M&#228;rz geblieben seien. Ihr Mann habe sich dann wieder beim Nachrichtendienst f&#252;r Straftaten vorstellen m&#252;ssen, aufgrund einer Vorladung, weil man dort gewusst habe, dass sie wieder im Iran sei. Als sie dies am 25. M&#228;rz mitbekommen h&#228;tten, seien sie von T.&#160;&#160;&#160;&#160; in eine Villa in der Stadt I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gegangen. Sie h&#228;tten wieder den Schlepper kontaktiert, welcher sagte, innerhalb einer Woche w&#252;rde er die Ausreise organisieren. Am 6. April seien sie in die Grenzstadt V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gefahren, um von dort in die T&#252;rkei weiter zu reisen. Sie seien etwa 10-12 Stunden zu Fu&#223; &#252;ber die Grenze in die T&#252;rkei gegangen und dort am 8.&#160;April angekommen. Mit einem Auto seien sie weiter nach Istanbul gefahren und von dort nach &#8222;Frankreich&#8220; geflogen. (Bei der Angabe des Flugziels Frankreich d&#252;rfte es sich um einen &#220;bersetzungs- oder Diktatfehler handeln. Ansonsten haben Sie durchg&#228;ngig &#8222;Frankfurt&#8220; angegeben.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im gerichtlichen Verfahren hat die Antragstellerin zu&#160;1. ihre eidesstattliche Versicherung vom 19. September 2018 vorgelegt, in der sie in Bezug auf die erneute Ausreise aus dem Iran und die Einreise in das Bundesgebiet im Jahr 2018 angab: Sie sei am 7. April 2018 mit ihren Kindern aus Teheran nach V1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit einem PKW abgereist und von dort zu Fu&#223; zur Grenze gegangen. Von dort seien sie mit einem PKW nach Istanbul gefahren. Auf der gesamten Strecke habe sie ein Schleuser begleitet. In Istanbul habe der Schleuser Flugtickets sowie falsche P&#228;sse beschafft. Mit diesen Dokumenten seien sie mit dem Flugzeug von Istanbul nach Frankfurt am Main geflogen. Der Schleuser habe sie auch dabei begleitet. Sie seien am 00.00 2018 in Frankfurt am Main angekommen. Sie seien mit Turkish Airline geflogen und seien gegen 22:00 Uhr in Frankfurt am Main gelandet. Nach der Ankunft habe der Schleuser sie zu einer Freundin von ihr gebracht, habe die Dokumente behalten und sei gegangen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zum Beleg f&#252;r ihr Vorbringen haben die Antragsteller im Verwaltungsverfahren durch ihren Bevollm&#228;chtigten mit Schriftsatz vom 22. Juni 2018 eine Vielzahl von Unterlagen eingereicht, die im Verlauf dieses Gerichtsverfahrens sowohl durch die Antragsteller als auch durch das Bundesamt mit im Wesentlichen &#252;bereinstimmendem Inhalt &#252;bersetzt worden sind. Bei diesen Unterlagen handelt es sich &#8211; soweit hier relevant &#8211; um:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Heiratsurkunde der Antragstellerin zu&#160;1. &#252;ber die Eheschlie&#223;ung in T.&#160;&#160;&#160;&#160; am 00.00.2004 mit ihrem Ehemann N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; O.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geboren 00.00.1974;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein Mietvertrag vom 16. Dezember 2017 zwischen einem Vermieter T1.&#160;&#160;&#160;&#160; B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; I1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und einem Mieter N. O., geb. 00.00.1974, &#252;ber ein Wohnhaus in der Stadt T.&#160;&#160;&#160;&#160; mit zwei Schlafzimmern und einer Fl&#228;che von 150 qm, Mietdauer ein Jahr vom 22. Dezember 2017 bis 22. Dezember 2018, &#220;bergabe an den Mieter am 22. Dezember 2017, insgesamt vier Personen vorgesehen f&#252;r die Unterkunft;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verkaufsquittung vom 26. Dezember 2017, ausgestellt &#8222;f&#252;r die Dame: T2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; &#252;ber Lebensmittel mit Einzelheiten (Reis, &#214;l, Nudeln, Zucker), eines Verk&#228;ufers mit Stempel &#8222;E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 42214431&#8220; (alle Verkaufsquittungen mit Mengenangaben und Preisen);</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verkaufsquittung vom 21. Januar 2018, ausgestellt &#8222;f&#252;r die Dame: T2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; &#252;ber Lebensmittel und Putzmittel mit Einzelheiten (Sp&#252;lmittel, Thunfisch, &#214;l, Erbsen, Bohnen, eingelegtes Gem&#252;se, schwarzer Pfeffer), eines Verk&#228;ufers mit Stempel &#8222;E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 42214431&#8220;;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verkaufsquittung vom 4. Februar 2018, ausgestellt &#8222;f&#252;r die Dame: T2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; &#252;ber zwei Packungen Shampoo, eines Verk&#228;ufers mit Stempel &#8222;E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220;;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verkaufsquittung vom 12. Februar 2018 (oder 14.3.2018 - insofern weichen die &#220;bersetzungen vom Bundesamt und von den Antragstellern voneinander ab), ausgestellt &#8222;f&#252;r die Dame: T2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220;, eines Gesch&#228;fts f&#252;r &#8222;Gefl&#252;gel und Fisch Mehdi&#8220; (oder Mahdi) &#252;ber Gefl&#252;gel mit Einzelheiten (marinierte H&#228;hnchen, Pute, Wachtel, H&#228;hnchen);</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Arztrezept vom 26. Januar 2018 eines Arztes Dr.&#160;N2.&#160;&#160;&#160;&#160; L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; L1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aus T.&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r Patient O1.&#160;&#160;&#160; O.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (die Antragstellerin zu&#160;3.), wohl Verschreibung eines Medikaments;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Arztrezept vom 4. Februar 2018 desselben Arztes f&#252;r Patient L2.&#160;&#160;&#160;&#160; O.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (der Antragsteller zu&#160;2.), wohl Verschreibung eines Medikaments;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">&#61656;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Arztrezept vom 24. M&#228;rz 2018 desselben Arztes f&#252;r Patient T2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (die Antragstellerin zu&#160;1.), wohl Verschreibung eines Medikaments.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Insgesamt f&#252;gen sich die vorgelegten Unterlagen schl&#252;ssig und widerspruchsfrei in die von den Antragstellern geltend gemachte Schilderung ihres Aufenthalts im Iran zwischen dem 20. Dezember 2017 und Anfang April 2018 ein. Der Mietvertrag ist zu Beginn des Zeitraumes, den sie geltend machen, vom Ehemann der Antragstellerin in der Stadt T.&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r vier Personen geschlossen worden; zu diesem Zeitpunkt war f&#252;r die Antragstellerin zu&#160;1. und ihren Ehemann die Dauer des Aufenthalts im Iran nicht absehbar. Der Abschluss des Vertrages durch den Ehemann d&#252;rfte den &#252;blichen Rollenverteilungen im Iran entsprechen. Die Gr&#246;&#223;e des Hauses und die Anzahl der Personen, die es nach der Angabe im Mietvertrag bewohnen sollten, passen zur Familie der Antragsteller mit dem Ehemann und Vater. Die Arztrezepte, die die Namen der Antragsteller enthalten, einerseits und die auf den Namen der Antragstellerin zu&#160;1. ausgestellten Einkaufsquittungen &#252;ber teilweise hohe Betr&#228;ge bei umfangreichen Eink&#228;ufen sind insgesamt &#252;ber den Zeitraum zwischen dem 26. Dezember 2017 und dem 24. M&#228;rz 2018 verteilt, liegen nicht ganz drei Monate auseinander, fallen jedoch in den von den Antragstellern geltend gemachten Zeitraum. Wenn es sich bei diesen Dokumenten nicht um F&#228;lschungen handelt &#8211; was nicht auszuschlie&#223;en ist &#8211; machen sie den Aufenthalt im Iran im geltend gemachten Zeitraum glaubhaft.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Insofern ist nat&#252;rlich auch eine F&#228;lschung dieser Unterlagen nicht auszuschlie&#223;en. Besser f&#252;r den Nachweis eines Aufenthalts au&#223;erhalb des Gebiets der Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union im Sinne von Art. 19 Abs. 2 Dublin&#160;III-VO sind Beweismittel f&#252;r die Ausreise und die sp&#228;tere Wiedereinreise aus dem bzw. in das EU-Gebiet,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Cottbus, Beschluss vom 19. September 2017 &#8211; 5 L 208/17.A &#8211;, juris Rn.&#160;15,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">die hier jedoch nicht vorliegen. Sind die Antragsteller, wie von ihnen angegeben, mit einem Schlepper sowohl von Frankreich zur&#252;ck in den Iran zwischen dem 16. und 20.&#160;Dezember 2017 gereist, sowie ebenfalls mit Schlepper zwischen 6. und 8. April 2018 wieder in das Bundesgebiet gereist, so ist das Fehlen von Belegen hierf&#252;r nach der in diesem Gewerbe bekannten Lebenswirklichkeit nachvollziehbar, da die Schlepper ihren &#8222;Kunden&#8220; diese Nachweise typischerweise abnehmen bzw. &#252;berhaupt nicht &#252;berlassen. Es m&#252;ssen auch nicht zwingend &#8222;Beweismittel&#8220; i.&#160;S.&#160;d. Dublin&#160;III-VO vorgelegt, werden, weil es nicht darum geht, einen positiven EURODAC-Treffer zu widerlegen, da ein solcher nicht vorlag. F&#252;r andere Umst&#228;nde in Bezug auf die Feststellung der Zust&#228;ndigkeitskriterien reichen Indizien und mithin andere Umst&#228;nde, die hier mit den vorgelegten Dokumenten sowie dem Vorbringen der Antragsteller beigebracht sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Geschichte von der Ausreise mit Schlepper aus Frankreich als Reaktion auf die dortigen f&#252;r sie als unzumutbar empfundenen Bedingungen zur&#252;ck in den Iran ist auf den ersten Blick ungew&#246;hnlich. Die von ihnen nach ihrem Vorbringen in S&#252;dfrankreich nach Flug&#252;berstellung nach Lyon vorgefundenen Bedingungen sind nach der Erkenntnislage der Kammer &#252;ber die Verh&#228;ltnisse in S&#252;dfrankreich f&#252;r Dublin-R&#252;ckkehrer oder andere Asylbewerber jedoch m&#246;glich. Die Reaktion hierauf mit einer R&#252;ckreise ins Herkunftsland Iran ist au&#223;ergew&#246;hnlich, da die meisten Schutzsuchenden in dieser Situation wieder nach Deutschland zur&#252;ckkehren oder in andere L&#228;nder weiterreisen, die aus ihrer Sicht g&#252;nstigere Bedingungen bieten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das Gericht kann hier weder feststellen, dass sicher ist, dass die Antragsteller zwischen dem 20. Dezember 2017 und dem 6. April 2018 im Iran oder allgemeinen au&#223;erhalb des Gebiets der Europ&#228;ischen Union waren, noch steht mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit fest, dass dies nicht der Fall war. Mehr spricht f&#252;r das Gericht bei den im Grundsatz nicht unglaubhaften Dokumenten mit vielf&#228;ltigen lebensnahen Details und der mit dem durch diese Dokumente vorgegebenen zeitlichen Ger&#252;st &#252;bereinstimmenden Schilderung der Antragsteller daf&#252;r, dass sie sich tats&#228;chlich mehr als drei Monate au&#223;erhalb der Europ&#228;ischen Union aufgehalten haben. Jedenfalls bedarf dies der Aufkl&#228;rung im Hauptsacheverfahren und in der Situation einer alleinstehenden Frau mit zwei 13 und vier Jahre alten minderj&#228;hrigen Kindern &#252;berwiegt bei der Interessenabw&#228;gung das Aussetzungsinteresse der Antragsteller, nicht vorl&#228;ufig in die potentiell zumindest in der Anfangssituation herausfordernden Verh&#228;ltnisse in Frankreich (insbesondere eventuell wie zuvor in S&#252;dfrankreich) &#252;berstellt zu werden und das Klageverfahren von dort aus fortzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;sst sich gegenw&#228;rtig auch nicht feststellen, dass die Antragsteller das Hoheitsgebiet unfreiwillig verlassen haben, etwa weil sie bereits in einem sicheren Drittstaat erfolglos ein Asylverfahren abgeschlossen haben (vgl. &#167; 71a AsylG) oder ein fr&#252;herer Asylantrag in Deutschland unanfechtbar abgelehnt worden ist (vgl. &#167; 71 AsylG) und die Antragsteller daraufhin in den Iran abgeschoben wurden. Weder der Verwaltungsakte des Bundesamtes noch dem Vorbringen der Antragsteller sind Anhaltspunkte daf&#252;r zu entnehmen. &#220;ber einen Aufenthaltstitel in Frankreich ist ebenfalls nichts bekannt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die abschlie&#223;ende Kl&#228;rung der Frage, ob, aus welchem Beweggrund und f&#252;r welchen Zeitraum die Antragsteller das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten freiwillig verlassen haben und ob sie weitere Nachweise &#8211; insbesondere in Form von Ausweis- oder Reisedokumenten &#8211; daf&#252;r vorlegen k&#246;nnen, bedarf der weiteren Aufkl&#228;rung, die dem Hauptsacheverfahren vorbehalten bleibt. Es &#252;berwiegt zu diesem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit f&#252;r einen drei Monate &#252;berschreitenden Zeitraum der Abwesenheit vom Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten im Sinne von Art. 19 Abs. 2 Dublin&#160;III-VO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167;&#160;83b AsylG nicht erhoben. Der Gegenstandswert ergibt sich aus &#167; 30 Abs. 1 RVG.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</p>
161,404
vg-schleswig-holsteinisches-2019-01-08-12-b-7018
{ "id": 1071, "name": "Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht", "slug": "vg-schleswig-holsteinisches", "city": 647, "state": 17, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 B 70/18
2019-01-08T00:00:00
2019-01-16T06:59:14
2019-01-21T11:45:03
Beschluss
ECLI:DE:VGSH:2019:0108.12B70.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>1. Dem Antragsgegner wird im Wege der einstweiligen Anordnung untersagt, die mit Schreiben vom 12.&#160;Januar&#160;2018 ausgeschriebenen zwei Bef&#246;rderungsstellen der Besoldungsgruppe A 14 SHBesO am &#8230;&#8230;-Stadt vor einer bestandskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber den Widerspruch des Antragstellers vom 28.&#160;September&#160;2018 endg&#252;ltig zu besetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>2. Der Antragsgegner tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen, die diese selber tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>3. Der Wert des Streitgegenstands wird auf 33.360,36&#160;&#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten &#252;ber die ordnungsgem&#228;&#223;e Durchf&#252;hrung des Stellenbesetzungsverfahrens f&#252;r zwei Bef&#246;rderungsstellen der Besoldungsgruppe A 14 SHBesO am .&#8230;.in .-Stadt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Antragsteller steht als Studienrat (Besoldungsgruppe A 13 SHBesO) in Diensten des Landes Schleswig-Holstein. Er ist am&#160;&#160;in -Stadt t&#228;tig.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Am 12.&#160;Januar&#160;2018 schrieb der Antragsgegner zwei Bef&#246;rderungsstellen der Besoldungsgruppe A 14 SHBesO am&#160;&#160;aus. Auf diese Stellen bewarben sich neben dem Antragsteller die Beigeladenen. Diese stehen ebenfalls als Studienr&#228;te (Besoldungsgruppe A 13 SHBesO) in Diensten des Landes Schleswig-Holstein und sind ebenfalls am&#160;&#160;t&#228;tig.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Schulleiter des s erstellte f&#252;r die Bewerber Anlassbeurteilungen. Dabei beurteilte er den Beigeladenen zu 2. mit &#8222;sehr gut&#8220;, die Beigeladene zu 1. mit &#8222;gut&#8220; und den Antragsteller mit &#8222;befriedigend&#8220;.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Der Antragsteller legte eine &#8222;Gegenvorstellung&#8220; gegen seine Beurteilung ein. Diese sei in neun Punkten fehlerhaft bzw. unzutreffend. Insgesamt sei seine Leistung mit &#8222;gut&#8220; zu bewerten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Mit als &#8222;Bescheid&#8220; bezeichnetem Schreiben vom 10.&#160;Juli&#160;2018 teilte der Schulleiter dem Antragsteller mit, dass er zwar einzelne &#196;nderungen bzw. Erg&#228;nzungen an der Beurteilung vorgenommen habe. Das Gesamturteil &#8222;befriedigend&#8220; habe jedoch auch bei deren Ber&#252;cksichtigung Bestand.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Ausweislich des Auswahlvermerks des Antragsgegners vom 23.&#160;Juli&#160;2018 (Bl.&#160;65 des Verwaltungsvorgangs) folgte der Antragsgegner dem Auswahlvorschlag des Schulleiters, die ausgeschriebenen Stellen mit den Beigeladenen zu besetzen. Es sei daher beabsichtigt, die Beigeladenen zum n&#228;chstm&#246;glichen Zeitpunkt zu bef&#246;rdern.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Am 10.&#160;August&#160;2018 legte der Antragsteller Widerspruch gegen die ge&#228;nderte Beurteilung ein. Das Urteil &#8222;befriedigend&#8220; bedeute eine grobe Fehleinsch&#228;tzung, eine Missachtung seiner Person und habe neben dem sachlich falschen Charakter den Beigeschmack einer bewussten Herabw&#252;rdigung seiner Person.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Mit Schreiben vom 31.&#160;August&#160;2018 teilte der Antragsgegner dem Antragsteller mit, dass seiner Bewerbung nicht entsprochen werden k&#246;nne. Gem&#228;&#223; dem Prinzip der Bestenauslese m&#252;sse die Bewerbung mit der besten Note zum Zuge kommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Gegen diese Negativmitteilung legte der Antragsteller mit Schreiben vom 28.&#160;September&#160;2018 Widerspruch ein. Der Antragsgegner hat den Widerspruch bislang nicht beschieden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Ebenfalls am 28.&#160;September&#160;2018 hat der Antragsteller um Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes ersucht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Anlassbeurteilungen der Beigeladenen seien fehlerhaft und verstie&#223;en gegen die Beurteilungsgrunds&#228;tze des Antragsgegners. Unter anderem fehle bei der Beurteilung der Beigeladenen ein zusammenfassendes Gesamturteil.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Auch seine eigene dienstliche Beurteilung sei fehlerhaft. Insoweit verweist er auf sein Vorbringen im Widerspruchsverfahren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Er beantragt sinngem&#228;&#223;,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">dem Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu untersagen, die mit Schreiben vom 12.&#160;Januar&#160;2018 ausgeschriebenen zwei Bef&#246;rderungsstellen der Besoldungsgruppe A 14 SHBesO am&#160;&#160;.-Stadt vor einer bestandskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber seinen Widerspruch vom 28.&#160;September&#160;2018 endg&#252;ltig zu besetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der Antragsgegner beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">den Antrag abzulehnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Er hat mit Schriftsatz vom 18.&#160;Dezember&#160;2018 &#252;berarbeitete Beurteilungen der Beigeladenen vorgelegt. Die Erfolgsaussichten des Antragstellers bei einer erneuten Auswahl seien nicht offen. Seine Auswahl erscheine nicht m&#246;glich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Das Gesamturteil der Beigeladenen habe entgegen der Auffassung des Antragstellers nicht ausf&#252;hrlicher begr&#252;ndet werden m&#252;ssen, weil sich bei der Beigeladenen zu 1. aus den einzelnen Ausf&#252;hrungen im Beurteilungstext schl&#252;ssig ein &#8222;gut&#8220;, beim Beigeladenen zu 2. aus den Ausf&#252;hrungen in seiner Beurteilung unter Ber&#252;cksichtigung eines Beurteilungsbeitrags ein &#8222;sehr gut&#8220; ergebe. Nur das Gesamturteil des Antragstellers habe n&#228;her begr&#252;ndet werden m&#252;ssen, weil aufgrund seiner Vornote &#8222;gut&#8220; und eines &#8222;sehr guten&#8220; Beurteilungsbeitrags eine n&#228;here Begr&#252;ndung des Gesamturteils &#8222;befriedigend&#8220; erforderlich gewesen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Die Beigeladenen haben keine Antr&#228;ge gestellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten sowie des Sachverhalts im &#220;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie den Auswahlvorgang des Antragsgegners&#160;&#8211; dieser hat der Kammer als Beiakte vorgelegen&#160;&#8211; Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>1. Der gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, Abs.&#160;3&#160;VwGO statthafte Antrag ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 Satz&#160;1&#160;VwGO kann das Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung in Bezug auf den Streitgegenstand treffen, wenn die Gefahr besteht, dass durch eine Ver&#228;nderung des bestehenden Zustands die Verwirklichung eines Rechts des Antragstellers vereitelt oder wesentlich erschwert werden k&#246;nnte. Voraussetzung daf&#252;r ist, dass der Antragsteller einen Anordnungsgrund, das hei&#223;t die Eilbed&#252;rftigkeit seines Rechtsschutzbegehrens, sowie einen Anordnungsanspruch glaubhaft machen kann (&#167;&#160;123 Abs.&#160;3&#160;VwGO i.&#8239;V.&#8239;m. &#167;&#160;920 Abs.&#160;2&#160;ZPO). Das ist hier der Fall.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>a) Ein Anordnungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 Satz&#160;1&#160;VwGO ist gegeben, weil es um die Vergabe von Bef&#246;rderungsstellen geht (vgl. OVG Schleswig, Beschluss vom 2.&#160;September&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;MB&#160;21/&#8203;16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;9). Der Antragsgegner beabsichtigt, die Beigeladenen zum n&#228;chstm&#246;glichen Zeitpunkt zu bef&#246;rdern.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>b) Dem Antragsteller steht auch ein Anordnungsanspruch zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Ein bei der Bef&#246;rderungsauswahl unterlegener Bewerber muss seinen Anspruch aus Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG durch vorl&#228;ufigen Rechtsschutz wirksam sichern k&#246;nnen. Art.&#160;19 Abs.&#160;4&#160;GG garantiert eine effektive gerichtliche Kontrolle. Einstweiliger Rechtsschutz ist deswegen unter eingehender tats&#228;chlicher und rechtlicher Pr&#252;fung des im Hauptsacheverfahren geltend gemachten Bewerbungsverfahrensanspruchs zu gew&#228;hren. Ein abgelehnter Bewerber, dessen subjektives Recht aus Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG durch eine fehlerhafte Auswahlentscheidung des Dienstherrn verletzt worden ist, kann eine erneute Entscheidung &#252;ber seine Bewerbung zumindest dann beanspruchen, wenn seine Erfolgsaussichten bei einer erneuten Auswahl offen sind, seine Auswahl also m&#246;glich erscheint (OVG Schleswig, Beschluss vom 2.&#160;August&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;MB&#160;16/16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;16&#160;m.&#8239;w.&#8239;N.; VG Schleswig, Beschluss vom 4.&#160;September&#160;2018&#160;&#8211; 12&#160;B&#160;49/18&#160;&#8211; juris, Rn.&#160;26). Das ist vorliegend der Fall.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>aa) Der Antragsgegner hat den Bewerbungsverfahrensanspruch des Antragstellers verletzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Ein Beamter hat zwar keinen Anspruch auf &#220;bertragung eines Bef&#246;rderungsamtes, er hat aber ein Recht darauf, dass der Dienstherr eine rechts-, insbesondere ermessensfehlerfreie Entscheidung &#252;ber die Vergabe des Bef&#246;rderungsamtes trifft. Materiell-rechtlich hat der Dienstherr bei seiner Entscheidung dar&#252;ber, wem er die Stelle &#252;bertragen will, das Prinzip der Bestenauslese zu beachten und Eignung, Bef&#228;higung und fachliche Leistung der Konkurrentinnen und Konkurrenten zu bewerten und zu vergleichen (Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG, &#167;&#160;9 BeamtStG). Bei diesen Kriterien handelt es sich um Gesichtspunkte, die Aufschluss dar&#252;ber geben, in welchem Ma&#223;e der Beamte den Anforderungen seines Amtes gen&#252;gt und sich in einem h&#246;heren Amt voraussichtlich bew&#228;hren wird. Diese inhaltlichen Anforderungen des Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG f&#252;r die Vergabe h&#246;herwertiger &#196;mter machen eine Bewerberauswahl notwendig. Der Dienstherr muss Bewerbungen von Beamten um das h&#246;herwertige Amt zulassen und darf das Amt nur demjenigen Bewerber verleihen, den er aufgrund eines den Vorgaben des Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG entsprechenden Qualifikationsvergleichs als den am besten geeigneten ausgew&#228;hlt hat (vgl. OVG M&#252;nster, Beschluss vom 25.&#160;November&#160;2010&#160;&#8211; 6&#160;B&#160;749/10&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;4; VG Schleswig, Beschluss vom 26.&#160;Juli&#160;2018&#160;&#8211; 12&#160;B&#160;49.17&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;22).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Ausgehend von diesen Ma&#223;st&#228;ben hat der Antragsgegner den Bewerbungsverfahrensanspruch des Antragstellers verletzt. Seine Auswahlentscheidung ist fehlerhaft, weil sie auf einer unzutreffenden Tatsachengrundlage beruht (vgl. BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;20). Die dem Qualit&#228;tsvergleich zwischen den Bewerbern im Rahmen der Auswahlentscheidung des Antragsgegners zu Grunde gelegten dienstlichen Beurteilungen der Beigeladenen, auf die es hier alleine ankommt (hierzu &lt;1&gt;) sind rechtswidrig (hierzu &lt;2&gt;). Die Beurteilung des Antragstellers hingegen war rechtm&#228;&#223;ig (hierzu &lt;3&gt;), sodass daraus keine weitere Verletzung des Bewerbungsverfahrensanspruchs des Antragsteller folgt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>(1) F&#252;r die Frage der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Auswahlentscheidung des Antragsgegners kommt es auf die dienstlichen Beurteilungen des Antragstellers und der Beigeladenen an, die dem Antragsgegner zum Zeitpunkt der Auswahlentscheidung&#160;&#8211; also am 23.&#160;Juli&#160;2018 (Bl.&#160;65 des Verwaltungsvorgangs)&#160;&#8211; vorlagen. Der ma&#223;gebliche Zeitpunkt f&#252;r die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Auswahlentscheidung ist der Zeitpunkt der letzten Beh&#246;rdenentscheidung. Denn allein die Erw&#228;gungen, die der Dienstherr bei der Auswahlentscheidung angestellt hat, sind f&#252;r die Beurteilung ihrer Rechtm&#228;&#223;igkeit relevant (vgl. BVerwG, Beschluss vom 27.&#160;Januar&#160;2010&#160;&#8211; 1&#160;WB&#160;52.08&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;37; OVG Bremen, Urteil vom 17.&#160;Oktober&#160;2018&#160;&#8211; 2&#160;LB&#160;228/&#8203;17&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;45; OVG M&#252;nster, Beschluss vom 17.&#160;August&#160;2011&#160;&#8211; 6&#160;B&#160;600/11&#160;&#8211; juris, Rn.&#160;2&#160;m.&#8239;w.&#8239;N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>So wie eine erst im gerichtlichen Verfahren nachtr&#228;glich gegebene Begr&#252;ndung der Auswahlentscheidung nicht ber&#252;cksichtigt werden kann (vgl. BVerwG, Beschluss vom 26.&#160;Oktober&#160;2017&#160;&#8211; 1&#160;WB&#160;41.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;32; VG Schleswig, Beschluss vom 4.&#160;September&#160;2018&#160;&#8211; 12&#160;B&#160;49/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;53), k&#246;nnen auch nach dem Zeitpunkt der Auswahlentscheidung erstellte oder &#252;berarbeitete Beurteilungen grunds&#228;tzlich nicht in die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Auswahlentscheidung einbezogen werden (zum m&#246;glichen Ausnahmefall einer nachtr&#228;glichen Plausibilisierung von Einzelbewertungen in der dienstlichen Beurteilung vgl. BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;41).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>(2) Die Beurteilungen der Beigeladenen zu 1. und des Beigeladenen zu 2. sind rechtswidrig.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Dienstliche Beurteilungen sind von den Verwaltungsgerichten nur eingeschr&#228;nkt &#252;berpr&#252;fbar. Denn die Entscheidung des Dienstherrn dar&#252;ber, ob und in welchem Grad ein Beamter die f&#252;r sein Amt und f&#252;r seine Laufbahn erforderliche Bef&#228;higung und fachlichen Leistungen aufweist, ist ein dem Dienstherrn von der Rechtsordnung vorbehaltener Akt wertender Erkenntnis. Die verwaltungsgerichtliche Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle hat sich deshalb darauf zu beschr&#228;nken, ob die Verwaltung den anzuwendenden Begriff oder den gesetzlichen Rahmen, in dem sie sich frei bewegen kann, verkannt hat, ob sie von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen ist, allgemeing&#252;ltige Wertma&#223;st&#228;be nicht beachtet, sachfremde Erw&#228;gungen angestellt oder gegen Verfahrensvorschriften versto&#223;en hat. Hat der Dienstherr Richtlinien f&#252;r die Abgabe dienstlicher Beurteilungen erlassen (wie hier die Beurteilungsgrunds&#228;tze f&#252;r die Besetzung von Bef&#246;rderungsstellen der Bes.Gr. A 14 SHBesO/&#8203;Eingruppierungen in die Entgeltgruppe 14 TV-L vom 11.&#160;Januar&#160;2018 &lt;Anlage&#160;AG 2&gt;, im Folgenden: &#8222;Beurteilungsgrunds&#228;tze&#8220;), dann sind die Beurteilenden an diese Richtlinien hinsichtlich des anzuwendenden Verfahrens und der einzuhaltenden Ma&#223;st&#228;be nach dem Gleichheitsgrundsatz gebunden; das Gericht kann insoweit nur pr&#252;fen, ob die Richtlinien eingehalten sind und ob sie mit den gesetzlichen Regelungen in Einklang stehen (BVerwG, Urteil vom 30.&#160;Januar&#160;2003&#160;&#8211; 2&#160;A&#160;1.02&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;11; OVG L&#252;neburg, Beschluss vom 29.&#160;Juli&#160;2015&#160;&#8211; 5&#160;ME&#160;107/15&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;8; OVG Schleswig, Urteil vom 6.&#160;September&#160;2000&#160;&#8211; 3&#160;L&#160;221/98, juris, Rn.&#160;54). Die verwaltungsgerichtliche Nachpr&#252;fung kann dagegen nicht dazu f&#252;hren, dass das Gericht die fachliche und pers&#246;nliche Beurteilung des Beamten durch seinen Dienstvorgesetzten in vollem Umfang nachvollzieht oder diese gar durch eine eigene Beurteilung ersetzt (BVerwG, Urteil vom 26.&#160;Juli&#160;1980&#160;&#8211; 2&#160;C&#160;8.78&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;18; OVG L&#252;neburg, Beschluss vom 12.&#160;April&#160;2016&#160;&#8211; 5&#160;ME&#160;14/16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;20).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p>Ausgehend von diesen Ma&#223;st&#228;ben ergibt sich die Rechtswidrigkeit der Beurteilungen der Beigeladenen aus Verst&#246;&#223;en gegen die Beurteilungsgrunds&#228;tze (hierzu &lt;a&gt;) und aus einem Versto&#223; gegen die allgemeine Verpflichtung, das Gesamturteil der dienstlichen Beurteilung grunds&#228;tzlich zu begr&#252;nden (hierzu &lt;b&gt;). Die Beurteilung der Beigeladenen zu 1. ist zudem rechtswidrig, weil sie einen unzutreffenden Sachverhalt zugrunde legt (hierzu &lt;c&gt;). Der Umstand, dass die Beurteilung des Beigeladenen zu 1. keinen konkreten Beurteilungszeitraum angibt, ist hingegen unsch&#228;dlich (&lt;hierzu d&gt;).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>(a) Die Beurteilungen der Beigeladenen versto&#223;en gegen die Beurteilungsgrunds&#228;tze.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>(aa) Die Beurteilungen der Beigeladenen basieren zun&#228;chst nicht vollst&#228;ndig auf den in den Beurteilungsgrunds&#228;tzen genannten Beurteilungsmerkmalen (Allgemeine Bef&#228;higungsmerkmale, Unterrichtgestaltung, Fachkenntnisse, sonstige Arbeitsleistung, Dienstauffassung, Belastbarkeit, Soziales Verhalten, Kooperationsf&#228;higkeit). Teilweise fehlen Ausf&#252;hrungen zu einzelnen Kriterien, teilweise werden Kriterien anders bezeichnet, teilweise finden sich Kriterien, die in den Beurteilungsgrunds&#228;tzen nicht vorgesehen sind. Die Beurteilung der Beigeladenen zu 1. ist in die Punkte &#8222;Fachkenntnisse&#8220;, &#8222;Soziales Verhalten, Kooperationsf&#228;higkeit&#8220;, &#8222;Unterrichtliche Leistungen&#8220;, &#8222;P&#228;dagogisches Handeln&#8220;, &#8222;Au&#223;erunterrichtliches Engagement&#8220;, &#8222;Dienstauffassung&#8220; unterteilt, die Beurteilung des Beigeladenen zu 2. in die Punkte &#8222;Allgemeine Bef&#228;higungsmerkmale&#8220;, &#8222;Soziales Verhalten, Kooperationsf&#228;higkeit&#8220;, &#8222;Unterrichtliche Leistungen&#8220;, &#8222;P&#228;dagogisches Handeln&#8220;, &#8222;Au&#223;erunterrichtliches Engagement&#8220;, &#8222;Dienstauffassung&#8220;.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Damit stellten die Anlassbeurteilungen schon keine ausreichende Vergleichsgrundlage f&#252;r den Qualifikationsvergleich zwischen den Bewerbern dar (vgl. VG Schleswig, Beschluss vom 4.&#160;September&#160;2018&#160;&#8211; 12&#160;B&#160;49/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;34). Das hat auch der Antragsgegner erkannt und die &#252;berarbeiteten&#160;&#8211; hier jedoch irrelevanten&#160;&#8211; Beurteilungen der Beigeladenen entsprechend der Beurteilungsmerkmale der Beurteilungsgrunds&#228;tze gestaltet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>(bb) Dar&#252;ber hinaus versto&#223;en die Beurteilungen der Beigeladenen (auch die nachgereichten) dadurch gegen die Beurteilungsgrunds&#228;tze, dass sie keine &#8222;abschlie&#223;ende W&#252;rdigung&#8220; enthalten. Ausweislich Punkt 6. der Beurteilungsgrunds&#228;tze sind die Einzelwertungen der Beurteilung &#8222;in einer abschlie&#223;enden W&#252;rdigung [&#8230;] <span style="text-decoration:underline">und</span> einem Gesamturteil zusammenzufassen&#8220; (Hervorhebung nur hier). Ausnahmen vom Erfordernis einer abschlie&#223;enden W&#252;rdigung sehen die Beurteilungsgrunds&#228;tze nicht vor. Es reicht deshalb&#160;&#8211; unabh&#228;ngig von der Frage, ob dies tats&#228;chlich der Fall ist&#160;&#8211; nicht aus, wenn sich, wie der Antragsgegner meint, das Gesamturteil schl&#252;ssig aus dem Beurteilungstext ergibt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Eine solche individuelle abschlie&#223;ende W&#252;rdigung enthalten die Beurteilungen der Beigeladenen nicht. Die Beurteilung der Beigeladenen zu 1. schlie&#223;t mit dem Satz &#8222;Unter Einbeziehung der oben genannten Aspekte beurteile ich die dienstlichen Leistungen von [&#8230;] mit gut&#8220;. Die Beurteilung des Beigeladenen zu 2. schlie&#223;t mit dem Satz &#8222;Unter Einbeziehung des oben genannten Beurteilungsbeitrags beurteile [ich] die dienstlichen Leistungen von [&#8230;] mit sehr gut&#8220;. Dabei handelt es sich nicht um die geforderte W&#252;rdigung, Gewichtung und Abw&#228;gung der Beurteilungsmerkmale der Beigeladenen. Die abgegebene formelhafte Begr&#252;ndung kommt einem Begr&#252;ndungsausfall gleich (vgl. VG Freiburg, Beschluss vom 8.&#160;Oktober&#160;2018&#160;&#8211; 3&#160;K&#160;3258/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;31).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>(b) Die Beurteilungen der Beigeladenen (auch die nachgereichten) versto&#223;en auch gegen die allgemeine Pflicht, das Gesamturteil einer dienstlichen Beurteilung grunds&#228;tzlich zu begr&#252;nden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, der sich die Kammer anschlie&#223;t, m&#252;ssen Gesamturteil und Einzelbewertungen einer dienstlichen Beurteilung in dem Sinne miteinander &#252;bereinstimmen, dass sich das Gesamturteil nachvollziehbar und plausibel aus den Einzelbewertungen herleiten l&#228;sst. Dabei steht es im Ermessen des Dienstherrn, festzulegen, welches Gewicht er den einzelnen Merkmalen beimessen will (vgl. BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16, juris, Rn.&#160;39).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Das abschlie&#223;ende Gesamturteil ist durch eine W&#252;rdigung, Gewichtung und Abw&#228;gung der einzelnen bestenauswahlbezogenen Gesichtspunkte zu bilden (BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;39; Beschluss vom 25.&#160;Oktober&#160;2011&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;4.11&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;15&#160;m.&#8239;w.&#8239;N.). Diese Gewichtung bedarf schon deshalb einer Begr&#252;ndung, weil nur so die Einhaltung gleicher Ma&#223;st&#228;be gew&#228;hrleistet und das Gesamturteil nachvollzogen und einer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung zugef&#252;hrt werden kann (BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;39; Urteil vom 17.&#160;September&#160;2015&#160;&#8211; 2&#160;C&#160;27.14&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;32). Ein individuelles Begr&#252;ndungserfordernis f&#252;r das Gesamturteil rechtfertigt sich auch aus dessen besonderer Bedeutung als prim&#228;r ma&#223;gebliche Grundlage bei einem sp&#228;teren Leistungsvergleich in einem an Art.&#160;33 Abs.&#160;2&#160;GG zu messenden Auswahlverfahren (vgl. BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16, juris, Rn.&#160;40; Beschluss vom 20.&#160;Juni&#160;2013&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.13&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;21).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>Eine solche individuelle Begr&#252;ndung des Gesamturteils enthalten die Beurteilungen der Beigeladenen nicht (s.&#8239;o. &lt;b&gt;). Eine Begr&#252;ndung des Gesamturteils war vorliegend entgegen der Auffassung des Antragsgegners auch nicht entbehrlich. Das kann ausnahmsweise dann gegeben sein, wenn im konkreten Fall eine andere Note nicht in Betracht kommt, weil sich die vergebene Note&#160;&#8211; vergleichbar einer Ermessensreduzierung auf Null&#160;&#8211; geradezu aufdr&#228;ngt (BVerwG, Beschluss vom 21.&#160;Dezember&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;VR&#160;1.16, juris, Rn.&#160;40; Urteil vom 17.&#160;September&#160;2015&#160;&#8211; 2&#160;C&#160;27.14&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;37). Das war vorliegend nicht der Fall.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>Die Beurteilungen der Beigeladenen enthalten&#160;&#8211; abgesehen von der Gesamtnote&#160;&#8211; ausschlie&#223;lich &#8222;Flie&#223;text&#8220;. Bei den einzelnen Beurteilungsmerkmalen findet&#160;&#8211; anders als dies etwa bei Beurteilungen im sogenannten Ankreuzverfahren (zu dessen Zul&#228;ssigkeit vgl. BVerwG, Urteil vom 17.&#160;September&#160;2015&#160;&#8211; 2&#160;C&#160;27.14&#160;&#8211;, juris) der Fall ist&#160;&#8211; keine W&#252;rdigung anhand des Beurteilungsma&#223;stabes der Beurteilungsgrunds&#228;tze statt. Weder werden die einzelnen Beurteilungsmerkmale den Notenstufen des Beurteilungsma&#223;stabs (&#8222;sehr gut&#8220; bis &#8222;ungen&#252;gend&#8220;) zugeordnet, noch gehen sie auf die inhaltliche Bedeutung dieser Notenstufen ein, bewerten die jeweiligen Merkmale also nicht als etwa &#8222;die durchschnittlichen Anforderungen &#252;bertreffend&#8220; oder &#8222;im Allgemeinen durchschnittlichen Anforderungen entsprechend&#8220;. Auch hinreichend klare andere Formulierungen, die die Einhaltung des von den Beurteilungsgrunds&#228;tzen vorgegebenen Beurteilungsma&#223;stabs gew&#228;hrleisten w&#252;rden, enthalten die Beurteilungen jedenfalls nicht durchg&#228;ngig. Gerade in einem solchen Fall, in dem die textlichen Ausf&#252;hrungen zu den Beurteilungsmerkmalen keine ausreichend klaren Indizien f&#252;r die Zuordnung zu einer Notenstufe enthalten, muss die geforderte Nachvollziehbarkeit und Plausibilit&#228;t der Gesamtnote sich aus der Begr&#252;ndung des Gesamturteils ergeben. Selbst wenn sich die Gesamtnote &#8222;schl&#252;ssig&#8220; aus den textlichen Ausf&#252;hrungen ergeben sollte, w&#228;re das nicht mit der f&#252;r den Verzicht auf eine Begr&#252;ndung erforderlichen Ermessensreduzierung auf Null gleichzusetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>(c) Die Beurteilung der Beigeladenen zu 1. ist zudem rechtswidrig, weil sie einen unzutreffenden Sachverhalt zugrunde legt. Die Beurteilung nennt als Beurteilungszeitraum ausdr&#252;cklich &#8222;Februar 2015&#160;&#8211; Februar 2018&#8220;. In die Beurteilung wurde jedoch ein Unterrichtsbesuch am 16.&#160;M&#228;rz&#160;2018 mit einbezogen. Weil dieser&#160;&#8211; wenn auch nur geringf&#252;gig&#160;&#8211; au&#223;erhalb des genannten Beurteilungszeitraums lag, stellte er keinen f&#252;r die Beurteilung der Leistungen der Beigeladenen in der Zeit von Februar 2015 bis Februar 2018 ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Sachverhalt dar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>(d) Der Umstand, dass die Beurteilung des Beigeladenen zu 2. keinen konkreten Beurteilungszeitraum angibt, ist hingegen unsch&#228;dlich. Eine ausdr&#252;ckliche Nennung des Beurteilungszeitraums ist solange unsch&#228;dlich, wie dieser hinreichend sicher ermittelt werden kann (OVG Schleswig, Beschluss vom 19.&#160;Oktober&#160;2018&#160;&#8211; 2&#160;MB&#160;18/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;15&#160;m.&#8239;w.&#8239;N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>Das ist vorliegend der Fall. Die Beurteilung benennt in &#220;bereinstimmung mit den Beurteilungsgrunds&#228;tzen und &#167;&#160;8 Abs.&#160;2 der Landesverordnung &#252;ber die Laufbahn der Laufbahngruppe 2 in der Fachrichtung Bildung (LVO-Bildung) einen &#8222;zu beurteilenden Zeitraum von drei Jahren&#8220;. Daraus kann geschlossen werden, dass sich die Beurteilung auf den unmittelbar vor ihrem Datum liegenden Dreijahreszeitraum beziehen soll (vgl. wiederum &#167;&#160;8 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 LVO-Bildung: &#8222;Der Beurteilungszeitraum soll die letzten drei Jahre vor dem Beurteilungszeitpunkt umfassen.&#8220;). Dem entgegenstehende Indizien&#160;&#8211; etwa eine Bezugnahme auf diesem Zeitpunkt vorangehende Leistungen (so bei OVG Schleswig, Beschluss vom 19.&#160;Oktober&#160;2018&#160;&#8211; 2&#160;MB&#160;18/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;15&#160;m.&#8239;w.&#8239;N.), vorangegangene Stellungnahmen (so bei OVG Hamburg, Beschluss vom 2.&#160;Juni&#160;2014&#160;&#8211; 3 Bs 36/14&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;15) oder &#228;hnliches&#160;&#8211; enth&#228;lt die Beurteilung nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>(3) Die Beurteilung des Antragstellers war hingegen rechtm&#228;&#223;ig. Sie enth&#228;lt ausdr&#252;cklich Ausf&#252;hrungen zu den in den Beurteilungsgrunds&#228;tzen genannten Beurteilungsmerkmalen und eine ausreichende abschlie&#223;ende Beurteilung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_49">49</a></dt> <dd><p>Eine Rechtswidrigkeit der Beurteilung des Antragstellers ergibt sich ausgehend von den unter (2) dargelegten Ma&#223;st&#228;ben auch nicht aus dem Vortrag des Antragstellers in seiner Gegendarstellung gegen seine urspr&#252;ngliche Beurteilung bzw. im Widerspruchverfahren gegen die erneute Beurteilung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_50">50</a></dt> <dd><p>Das gilt zun&#228;chst hinsichtlich des vom Antragsteller ger&#252;gten Fehlens eines Beurteilungsbeitrags des Leiters des Abendgymnasiums des s. Der Antragsteller hat in Ansehung der Ausf&#252;hrungen des Schulleiters auf Seite&#160;3 des Schreibens vom 10.&#160;Juli&#160;2018 (Bl.&#160;60 des Verwaltungsvorgangs) und der Tatsache, dass dieser seine Unterrichtsbesuche beim Antragsteller am Abendgymnasium durchgef&#252;hrt hat, nicht glaubhaft gemacht, dass eine Situation gegeben war, in der nach Ziffer 3 der Beurteilungsgrunds&#228;tze die Einholung eines Beurteilungsbeitrags erforderlich gewesen w&#228;re (Vorgesetztenwechsel, Einsatz au&#223;erhalb der Schule).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_51">51</a></dt> <dd><p>Soweit der Antragsteller r&#252;gt, dass seine Unterrichtstunden nicht sachgerecht bewertet worden seien, ist diese R&#252;ge einer Pr&#252;fung durch das Gericht entzogen. Es handelt sich dabei um subjektive Wertungen des Dienstvorgesetzten des Antragstellers, die vom Gericht weder in vollem Umfang &#252;berpr&#252;ft werden, geschweige denn durch eine eigene Beurteilung ersetzt werden k&#246;nnen. Gleiches gilt f&#252;r die nach Auffassung des Antragstellers zu schlechte Bewertung seines Fachwissens. Auch im &#220;brigen stellt der Antragsteller dem Inhalt der Beurteilung durch den Schulleiter lediglich seine eigenen&#160;&#8211; besseren&#160;&#8211; Einsch&#228;tzungen der eigenen Leistung und Bef&#228;higung gegen&#252;ber.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_52">52</a></dt> <dd><p>Sollte die R&#252;ge des Antragstellers, dass die Gesamtnote &#8222;befriedigend&#8220; eine &#8222;Herabw&#252;rdigung&#8220; seiner Leistung darstelle bzw. &#8222;den Beigeschmack einer bewussten Herabw&#252;rdigung seiner Person&#8220; darstelle, darauf zielen, dass die Beurteilung nach seiner Auffassung aufgrund einer Voreingenommenheit des Schulleiters (vgl. zum Ma&#223;stab f&#252;r die Bejahung einer Voreingenommenheit nur BVerwG, Urteil vom 23.&#160;April&#160;1998&#160;&#8211; 2&#160;C&#160;16.97&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;16) auf sachfremden Erw&#228;gungen beruhte, dringt er mit dieser R&#252;ge ebenfalls nicht durch. Eine tats&#228;chliche Voreingenommenheit des Schulleiters hat der Antragsteller nicht glaubhaft gemacht. Auch sonst sind Anzeichen daf&#252;r nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_53">53</a></dt> <dd><p>bb) Die Auswahl des Antragstellers im Rahmen einer erneuten Auswahlentscheidung erscheint zumindest m&#246;glich. Das gilt auch in Ansehung des Umstands, dass die Beurteilung des Antragstellers rechtm&#228;&#223;ig war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_54">54</a></dt> <dd><p>Zwar spricht einiges daf&#252;r, dass nach dem bei dieser Prognose zu ber&#252;cksichtigenden Beurteilungsbild zum Zeitpunkt der neuen Auswahlentscheidung (vgl. OVG M&#252;nster, Beschluss vom 4.&#160;Dezember&#160;2017&#160;&#8211; 6&#160;B&#160;1135/17&#160;&#8211;, juris&#160;Rn.&#160;22) der Antragsteller erneut nicht ausgew&#228;hlt werden w&#252;rde. Ausgeschlossen (zu einem solchen Fall vgl. OVG Schleswig, Beschluss vom 2.&#160;August&#160;2016&#160;&#8211; 2&#160;MB&#160;16/16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;17 ff) ist dies jedoch nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_55">55</a></dt> <dd><p>Das ergibt sich daraus, dass auch die nachgereichten Beurteilungen der Beigeladenen keine den unter aa) (2) (a) (aa) und (b) dargestellten Ma&#223;st&#228;ben gen&#252;gende plausible und nachvollziehbare Begr&#252;ndung des Gesamturteils der Beurteilungen enthalten. Das grunds&#228;tzliche Begr&#252;ndungserfordernis ist keine blo&#223;e F&#246;rmelei, sondern dient der Sicherstellung der materiellen Richtigkeit des Gesamturteils durch die Anwendung eines einheitlichen Beurteilungsma&#223;stabs sowie der Vergleichbarkeit der dienstlichen Beurteilungen. Es legt dem Beurteiler gerade in F&#228;llen von reinen Textbeurteilungen eine abschlie&#223;ende (Selbst-)&#8203;Kontrolle auf, ob die einzelnen Beurteilungsmerkmale tats&#228;chlich die von ihm beabsichtigte Gesamtnote st&#252;tzen. Es kann deshalb angesichts des Umstands, dass sich vorliegend keine bestimmten Gesamturteile &#8222;im Sinne einer Ermessensreduzierung auf Null geradezu aufdr&#228;ngten&#8220; nicht ausgeschlossen werden, dass der Beurteiler bei einer ordnungsgem&#228;&#223;en Begr&#252;ndung des Gesamturteils zu einem anderen Gesamturteil kommt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_56">56</a></dt> <dd><p>2. Die Kostentragungspflicht des Antragsgegners folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;1&#160;VwGO. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen sind gem&#228;&#223; &#167;&#160;162 Abs.&#160;3&#160;VwGO nicht erstattungsf&#228;hig, weil sie keine eigenen Antr&#228;ge gestellt haben und damit auch kein eigenes Kostenrisiko auf sich genommen haben (vgl. &#167;&#160;154 Abs.&#160;3&#160;VwGO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_57">57</a></dt> <dd><p>3. Die Streitwertfestsetzung folgt aus &#167;&#160;63 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 des Gerichtskostengesetzes (GKG), &#167;&#160;53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 GKG, &#167;&#160;52 Abs.&#160;1 GKG i.&#8239;V.&#8239;m. &#167;&#160;52 Abs.&#160;Abs. 6 Satz&#160;4 GKG, &#167;&#160;52 Abs.&#160;6 Satz&#160;1 Nr.&#160;1 und S&#228;tze 2 und 3 GKG in Verbindung mit Ziffer 1.5 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit (https://&#8203;www.&#8203;bverwg.&#8203;de/&#8203;user/&#8203;data/&#8203;media/&#8203;streitwertkatalog.&#8203;pdf). Danach ist f&#252;r den Antrag auf vorl&#228;ufige Freihaltung der Bef&#246;rderungsstelle ein Viertel der f&#252;r ein Kalenderjahr zu zahlenden Bez&#252;ge des angestrebten Amtes (hier Besoldungsgruppe A 14 SHBesO) in Ansatz zu bringen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_58">58</a></dt> <dd><p>Weil das Begehren des Antragstellers auf die Freihaltung von zwei Bef&#246;rderungsstellen der Besoldungsgruppe A 14 SHBesO gerichtet ist, ist der sich so ergebende Betrag aber zu verdoppeln (OVG Schleswig, Beschluss vom 25. M&#228;rz 2011 &#8211; 3 O 5/11 &#8211;; VG Schleswig, Beschluss vom 23. November 2017 &#8211; 12 B 17/17 &#8211;, juris, Rn. 46; VG Hannover, Beschluss vom 21. Dezember 2009 &#8211; 13 B 6174/09 &#8211;, juris, Rn. 33). Auf Grundlage der genannten Vorschriften und Grunds&#228;tze ergibt sich somit ein Streitwert in H&#246;he von 33.360,36&#160;&#8364; (5.560,06 x 12 : 2 : 2 = 16.680,18 x 2 = 33.360,36 &#8364;).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
180,259
vg-koln-2019-01-07-4-l-205218
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 L 2052/18
2019-01-07T00:00:00
2019-02-07T14:18:48
2019-02-12T13:33:29
Beschluss
ECLI:DE:VGK:2019:0107.4L2052.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Die Antragsteller tragen die Kosten des Verfahrens.</p> <p>2.</p> <p>Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 5.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragsteller,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">im Wege der einstweiligen Anordnung anzuordnen, dass bis zur Entscheidung &#252;ber ihre Klage gegen die Entscheidung des Antragsgegners, das B&#252;rgerbegehren gegen den Aufstellungsbeschluss des BP 000 &#8222;P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren (Az. 4 K 6302/18), seitens des Antragsgegners keine Entscheidungen getroffen werden, die dem Begehren entgegenstehen oder die den Aufstellungsbeschluss vollziehen, insbesondere keine weiteren Verfahrensschritte wie ein Beschluss zur Offenlage oder fr&#252;hzeitigen B&#252;rgerbeteiligung im Bebauungsplanverfahren eingeleitet oder der Bebauungsplan BP 000 &#8222;P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; als Satzung beschlossen wird,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Antrag und der korrespondierenden Antragsbegr&#252;ndung begehren die Antragsteller, zumindest bis zur Entscheidung &#252;ber ihre Klage die Sperrwirkung des &#167; 26 Abs. 6 Satz 6 GO NRW auszul&#246;sen. Diese Sperrwirkung, wonach eine dem Begehren eines B&#252;rgerentscheids entgegenstehende Entscheidung der Gemeindeorgane nicht mehr getroffen oder mit dem Vollzug einer derartigen Entscheidung nicht mehr begonnen werden darf, tritt grunds&#228;tzlich ein, wenn die Zul&#228;ssigkeit eines B&#252;rgerbegehrens festgestellt wird. Hier hat der Antragsgegner das von den Antragstellern getragene B&#252;rgerbegehren mit Beschluss vom 8. August 2018 f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt. Entsprechend sind die Antragsteller unter dem 14. August 2018 beschieden worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch wenn der Antragsgegner in Aus&#252;bung seiner Kompetenz aus &#167; 26 Abs. 6 Satz&#160;1 GO NRW die Unzul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens festgestellt hat, sind (Verpflichtungs-)Klage und Antrag mit dem Ziel, die Zul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens festzustellen, nicht gegen ihn zu richten. Richtiger Antragsgegner im Streit um die Zul&#228;ssigkeit eines B&#252;rgerbegehrens ist vielmehr die Kommune als Rechtstr&#228;ger des Antragsgegners. Ob das Gericht in entsprechender Anwendung des &#167; 78 Abs. 1 Nr.&#160;1, 2. Halbsatz VwGO zu einer Rubrumsberichtigung von Amts wegen in einem Fall berechtigt ist, in dem &#8211; wie hier &#8211; sich die Antragsteller bewusst gegen das Organ und nicht dessen Rechtstr&#228;ger wenden, mag dahinstehen. Der Antrag bleibt jedenfalls aus den folgenden Gr&#252;nden erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Wege einer einstweiligen Anordnung spricht das Gericht die Verpflichtung zur Feststellung der Zul&#228;ssigkeit eines B&#252;rgerbegehrens nur aus, wenn die Zul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens &#252;berwiegend wahrscheinlich und eine gegenteilige Entscheidung im Hauptsacheverfahren praktisch ausgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 01.08.2013 &#8211; 15 B 584/13 &#8211;, juris, Rn. 1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ist der Antrag unbegr&#252;ndet. Es ist nicht &#252;berwiegend wahrscheinlich, dass die Antragsteller einen im Hauptsacheverfahren zu verfolgenden Anspruch darauf haben, dass der Antragsgegner gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 6 Satz 1 GO NRW die Zul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens feststellt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens stehen sowohl der Ausschlusstatbestand des &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 GO NRW (1) als auch des &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 GO NRW (2) entgegen. Zudem gen&#252;gt die Frage des B&#252;rgerbegehrens &#8222;Soll der Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 00.03.2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 ,P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8216; aufgehoben werden?&#8220; nicht den Bestimmtheitsanforderungen aus &#167; 26 Abs. 7 Satz 1 i.V.m. &#167; 26 Abs. 2 Satz 1 GO NRW (3). Zugunsten der Antragsteller eine hinreichend bestimmte Frage unterstellt, erweisen sich diese Frage und die Begr&#252;ndung des B&#252;rgerbegehrens als inkongruent (4).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1) Nach &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 GO NRW ist ein B&#252;rgerbegehren u.a. unzul&#228;ssig &#252;ber Angelegenheiten, die im Rahmen eines f&#246;rmlichen Verwaltungsverfahrens mit&#160; &#214;ffentlichkeitsbeteiligung zu entscheiden sind. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat am 00. M&#228;rz 2018 nicht nur die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 beschlossen, sondern auch schon n&#228;chste Schritte, n&#228;mlich insbesondere den Entwurf dieses Bebauungsplans nebst Begr&#252;ndung gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 2 BauGB &#246;ffentlich auszulegen und gleichzeitig mit der Auslegung die Einholung der Stellungnahmen nach &#167; 4 Abs. 2 BauGB durchzuf&#252;hren. Dies &#252;bersehen die Antragsteller, wenn sie mit ihrem Antrag auf Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes vermeintlich noch anstehende Verfahrensschritte wie ausdr&#252;cklich den &#8222;Beschluss zur Offenlage&#8220; unterbinden wollen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2) Nach &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 GO NRW ist ein B&#252;rgerbegehren unzul&#228;ssig &#252;ber die Aufstellung, &#196;nderung, Erg&#228;nzung und Aufhebung von Bauleitpl&#228;nen mit Ausnahme der Entscheidung &#252;ber die Einleitung des Bauleitplanverfahrens. Ob die Ausnahme der Entscheidung &#252;ber die Einleitung des Bauleitplanverfahrens in &#167; 26 Abs.&#160;5 Satz 1 Nr. 5 GO NRW ein &#8211; wie hier &#8211; auf Aufhebung eines bereits gefassten Einleitungsbeschlusses gerichtetes B&#252;rgerbegehren zul&#228;sst oder nicht, kann die Kammer dahinstehen lassen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einerseits deutet der Wille des Gesetzgebers auf die Zul&#228;ssigkeit, wenn in der Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfs im Lichte der beabsichtigten St&#228;rkung der B&#252;rgerbeteiligung als Sinn und Zweck der ge&#228;nderten Vorschrift formuliert ist: &#8222;Ein B&#252;rgerbegehren kann nach der Neuregelung auf die Aufhebung eines Aufstellungsbeschlusses zielen oder im Wege eines initiierenden B&#252;rgerbegehrens eine Entscheidung &#252;ber das &#8222;Ob&#8220; eines Bauleitplanverfahrens herbeif&#252;hren.&#8220; Der Aufstellungsbeschluss sei in der Regel &#8222;die das Bauleitplanverfahren einleitende Entscheidung&#8220;; sowohl sie selbst als auch deren Aufhebung sollten dem B&#252;rgerbegehren zug&#228;nglich sein (vgl. die amtliche Begr&#252;ndung des Gesetzentwurfs der Landesregierung, LT-Drs. 15/2151, S. 16; ihr folgend auch Rehn/Cronauge/von Lennep/Knirsch, GO NRW, 42. Erg., Juni 2015, &#167; 26 S. 21). Gegen die Zul&#228;ssigkeit spricht indes die bundesrechtlich im BauGB geregelte Konzeption, dass bei der Aufstellung von Bauleitpl&#228;nen durch die Gemeinde von vornherein Belange abzuw&#228;gen seien, die nicht durch ein B&#252;rgerbegehren mit seiner &#8222;Ja/Nein-Alternative&#8220; ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnten. Deshalb handele es sich nach einem getroffenen Einleitungsbeschluss fortan um das Aufstellungsverfahren, das dem Zugriff von B&#252;rgerbegehren auch nach der neuen Fassung der Gemeindeordnung entzogen bleibe (in diese Richtung wohl Wansleben in Held/Winkel/Wansleben, Kommunalverfassungsrecht Nordrhein-Westfalen, Kommentare, Texte, Stand: August 2018, &#167; 26 Rn. 3.1.5.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dieser Problematik k&#246;nnen aber jedenfalls solche (planerischen) Entscheidungen, die &#252;ber die blo&#223;e Einleitung eines Bauleitplanverfahrens hinausgehen, nach &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 GO NRW nicht tauglicher Gegenstand eines B&#252;rgerbegehrens sein. Sinn und Zweck der Regelung, Bauleitpl&#228;ne umfassend dem Anwendungsbereich des B&#252;rgerbegehrens zu entziehen, ist in der nahe liegenden &#220;berlegung begr&#252;ndet, dass solche mit &#214;ffentlichkeitsbeteiligung zu treffenden Entscheidungen eine Vielzahl &#246;ffentlicher und privater Interessen zu ber&#252;cksichtigen und abzuw&#228;gen haben, die sich nicht in das Schema einer Abstimmung mit &#8222;Ja&#8220; oder &#8222;Nein&#8220; pressen lassen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 23.04.2002 &#8211; 15 A 5594/00 &#8211;, juris, Rn. 27; Beschl&#252;sse vom 06.12.2007 &#8211; 15 B 1744/07 &#8211; juris, Rn. 9 (jeweils zu &#167; 26 Abs. 5 Nr. 6 GO NRW a.F.), und vom 16.04.2018 &#8211; 15 A 1322/17 &#8211;, n.v.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das vorliegende B&#252;rgerbegehren hat eine solche vom Befassungsverbot betroffene Bauleitplanentscheidung zum Gegenstand. Es zielt nicht auf die Verhinderung der (blo&#223;en) Entscheidung &#252;ber die Einleitung des Bauleitplanverfahrens. Es zielt vielmehr auf die Verhinderung der Entscheidung f&#252;r eine Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 &#8222;P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; im beschleunigten Verfahren nach &#167; 13b BauGB.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Gegenstand eines B&#252;rgerbegehrens ergibt sich aus seiner Zielrichtung. Bei der Ermittlung dieser Zielrichtung kommt es in erster Linie darauf an, wie die Unterzeichnenden den Text verstehen m&#252;ssen, da sichergestellt sein muss, dass die B&#252;rger bei der Leistung der Unterschrift wissen, was Gegenstand des B&#252;rgerbegehrens ist. Daneben ist auch das Verst&#228;ndnis der Gemeindevertretung als Adressat des Begehrens auf Durchf&#252;hrung eines B&#252;rgerentscheids f&#252;r die Auslegung relevant. Es bedarf insoweit einer Kongruenz der Auslegung aus dem Empf&#228;ngerhorizont sowohl der unterzeichnenden B&#252;rger als auch der Gemeindevertretungen. Eine nachtr&#228;gliche erg&#228;nzende oder &#228;ndernde Auslegung des B&#252;rgerbegehrens ist dadurch ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">VG K&#246;ln, Urteil vom 18.09.2008 &#8211; 4 K 1670/08 &#8211;, juris, Rn. 33; Hessischer Verwaltungsgerichtshof, Urteil vom 28.10.1999 &#8211; 8 UE 3683/97 &#8211;, juris, Rn. 40; OVG f&#252;r das Land Mecklenburg-Vorpommern, Beschluss vom 24.07.1996 &#8211; 1 M 43/96 &#8211;, juris, Rn. 36.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon ergibt die Auslegung f&#252;r den vorliegenden Fall, dass das B&#252;rgerbegehren zentral darauf gerichtet ist, eine Verhinderung des beschleunigten Aufstellungsverfahrens unter Ausschluss insbesondere der Umweltpr&#252;fung herbeizuf&#252;hren. Es spricht viel, wenn nicht alles daf&#252;r, dass die als einheitlicher Beschluss getroffene Entscheidung f&#252;r die Aufstellung des Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren Anlass f&#252;r das B&#252;rgerbegehren war und zugleich zu seinem Gegenstand gemacht wurde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Von dieser Zielrichtung zeugt zum einen der eigentliche Text des B&#252;rgerbegehrens. Auch wenn die Frage &#8222;Soll der Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 00.03.2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 ,P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8216; aufgehoben werden?&#8220; f&#252;r sich genommen einen eindeutigen Hinweis vermissen l&#228;sst, kann in der Gesamtbetrachtung kein Zweifel daran bestehen, dass mit einem &#8222;Ja&#8220; daf&#252;r votiert wird, das beschleunigte Aufstellungsverfahren ohne Umweltpr&#252;fung zu verhindern. Denn unmittelbar nach der Fragestellung folgt noch vor der eigentlichen Begr&#252;ndung unter dem Begriff &#8222;Hintergrund&#8220; das zentrale Motiv des B&#252;rgerbegehrens: Die Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; soll nicht im beschleunigten Verfahren ohne Umweltpr&#252;fung in P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 28 Baugrundst&#252;cke planungsrechtlich absichern. Auch Punkt 2 der Begr&#252;ndung l&#228;sst diese Intention erkennen, wenn dort statuiert wird, dass eine Umweltpr&#252;fung bei einer Bebauung im Landschaftsschutzgebiet und in unmittelbarer N&#228;he zu einem Naturschutzgebiet sowie einem Naturdenkmal unverzichtbar sei. Dar&#252;ber hinaus gibt die Historie zum angegriffenen Beschluss vom 00. M&#228;rz 2018 Aufschluss dar&#252;ber, dass das B&#252;rgerbegehren gerade nicht die Aufstellung des Bebauungsplans an sich verhindern m&#246;chte. Denn vor dem am 00. M&#228;rz 2018 gefassten Aufstellungsbeschluss gab es bereits einen ersten Aufstellungsbeschluss vom 00. November 2017. Dieser erste Beschluss, der noch keine Entscheidung f&#252;r das beschleunigte Verfahren enthielt, wurde aber nicht durch ein B&#252;rgerbegehren angegriffen. Seine Aufhebung in der Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses am 00. M&#228;rz 2018 durch einen formal eigenst&#228;ndigen Beschluss erfolgte ersichtlich allein aus parteipolitischen Gr&#252;nden. Der streitige Beschluss f&#252;r denselben Bebauungsplan, nun jedoch im beschleunigten Verfahren, folgte der Aufhebung auf dem Fu&#223;e. Entsprechend macht schon die Niederschrift der Sitzung vom 00. M&#228;rz 2018 deutlich, dass die &#196;nderung, die Aufstellung des Bebauungsplans nunmehr im beschleunigten Verfahren durchzuf&#252;hren, die dann auch vom B&#252;rgerbegehren thematisierten Widerst&#228;nde ausgel&#246;st hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Zielrichtung ist das B&#252;rgerbegehren nach &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 GO NRW unzul&#228;ssig. Es enth&#228;lt Elemente der Bauleitplanung, die die Vorschrift als untauglichen Gegenstand qualifiziert. Denn die Entscheidung f&#252;r das beschleunigte Verfahren beinhaltet insbesondere den Verzicht auf die Umweltpr&#252;fung nach &#167; 2 Abs. 4 BauGB, vgl. &#167;&#167; 13b Satz 1, 13a Abs. 2 Nr. 1, 13 Abs. 3 Satz 1 BauGB. Mit diesem Verzicht geht aber bereits die vorweggenommene Wertung einher, dass gewisse Umweltbelange nicht beeintr&#228;chtigt werden, da andernfalls die Aufstellung des Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;13b Satz 1, 13a Abs.&#160;1 S&#228;tze 4 und 5 BauGB ausgeschlossen w&#228;re. Hinzukommt, dass im beschleunigten Verfahren nach &#167;&#160;13b Satz&#160;1, 13a Abs.&#160;2 Nr.&#160;4 BauGB Eingriffe, die auf Grund der Aufstellung des Bebauungsplans zu erwarten sind, als im Sinne des &#167;&#160;1a Abs.&#160;3 Satz&#160;6 BauGB vor der planerischen Entscheidung erfolgt oder zul&#228;ssig gelten. Die im Rahmen der planerischen Abw&#228;gung zu beantwortende Frage, ob und in welchem Umfang f&#252;r Eingriffe in Natur und Landschaft ein Ausgleich im Sinne des &#167;&#160;1a Abs.&#160;3 Satz&#160;2 BauGB in den Bebauungsplan aufzunehmen ist, wird mit der Entscheidung f&#252;r das beschleunigte Verfahren dahingehend beantwortet, dass ein solcher Ausgleich nicht erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3) Die Frage des B&#252;rgerbegehrens &#8222;Soll der Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 00.03.2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 ,P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8216; aufgehoben werden?&#8220; gen&#252;gt f&#252;r sich genommen nicht den Bestimmtheitsanforderungen aus &#167; 26 Abs. 7 Satz 1 i.V.m. &#167; 26 Abs. 2 Satz 1 GO NRW. Danach kann bei einem B&#252;rgerbegehren &#252;ber die gestellte Frage nur mit &#8222;Ja&#8220; oder &#8222;Nein&#8220; abgestimmt werden. Insoweit setzt &#167; 26 Abs. 7 Satz 1 GO NRW voraus, dass die Frage eindeutig formuliert, also hinreichend bestimmt ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 30.10.2008 &#8211; 15 A 2027/08 &#8211;, juris, Rn. 7.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die hinreichende Bestimmtheit der Fragestellung eines B&#252;rgerbegehrens ist von &#252;berragender Bedeutung. Die B&#252;rger m&#252;ssen schon aus der Fragestellung erkennen k&#246;nnen, f&#252;r oder gegen was sie ihre Stimme abgeben. Die Fragestellung muss in sich widerspruchsfrei, in allen Teilen inhaltlich nachvollziehbar und aus sich heraus verst&#228;ndlich sein. Mit anderen Worten: Bei mehrdeutigen, unpr&#228;zisen und zu Missverst&#228;ndnissen Anlass bietenden Formulierungen ist eine hinreichende Bestimmtheit der Fragestellung zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 21.06.2013 &#8211; 15 B 697/13 &#8211;, juris, Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die hier in Rede stehende Frage wird diesen Anforderungen nicht gerecht. Sie ist aus Sicht des objektiven, mit dem Inhalt des B&#252;rgerbegehrens nicht weiter vertrauten billig und gerecht denkenden Empf&#228;ngers,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 21.06.2013 &#8211; 15 B 697/13 &#8211;, juris, Rn. 8,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">mehrdeutig. Die nicht n&#228;her eingegrenzte, pauschale Bezugnahme auf den &#8222;Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 00.&#160;M&#228;rz 2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans (&#8230;)&#8220; enth&#228;lt keine Bestimmung, in welchem Umfang der am 00. M&#228;rz 2018 gefasste Aufstellungsbeschluss aufgehoben werden soll. Der Beschluss, der im B&#252;rgerbegehren nicht abgedruckt, aber &#252;ber das Ratsinformationssystem der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r jedermann einsehbar ist, besteht allerdings aus zwei S&#228;tzen: &#8222;Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss beschlie&#223;t gem. &#167; 2 Abs. 1 f&#252;r das im &#220;bersichtsplan, Auszug aus der Deutschen Grundkarte, schwarz umrandete Gebiet die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 000 ,P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8216;. Die Aufstellung des Bebauungsplanes erfolgt im beschleunigten Verfahren zur Einbeziehung von Au&#223;enbereichsfl&#228;chen gem. &#167;&#160;13b BauGB.&#8220; Allein der erste Satz betrifft die Frage zur Aufstellung des Bebauungsplans. Der zweite Satz hingegen geht mit der Entscheidung f&#252;r das beschleunigte Verfahren dar&#252;ber hinaus.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die zur Unzul&#228;ssigkeit des B&#252;rgerbegehrens f&#252;hrende Mehrdeutigkeit der Fragestellung kann auch nicht durch R&#252;ckgriff auf die Begr&#252;ndung des B&#252;rgerbegehrens beseitigt werden. Zwar dient die nach &#167; 26 Abs. 2 Satz 1 GO NRW zwingend erforderliche Begr&#252;ndung des B&#252;rgerbegehrens dazu, &#252;ber die zu entscheidende Frage n&#228;her aufzukl&#228;ren. Die Begr&#252;ndung soll damit insbesondere Aufschluss &#252;ber die Motive des B&#252;rgerbegehrens geben, um dessen Sinn und Zweck (besser) nachvollziehen zu k&#246;nnen. Dadurch wird aber nicht von der Verpflichtung entbunden, die Frage selbst hinreichend bestimmt zu formulieren. Gerade mit Blick auf die Funktion der Frage f&#252;r einen etwaigen sp&#228;teren B&#252;rgerentscheid, der einen Ratsbeschluss ersetzt, muss die Frage selbst aus Gr&#252;nden der Rechtsklarheit und Rechtssicherheit so eindeutig formuliert sein, dass sie auch bei isolierter Betrachtung keinen Zweifel an ihrem Inhalt aufkommen l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 15.05.2014 &#8211; 15 B 499/14 &#8211;, juris, Rn. 14&#160;ff.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dies leistet die hier in Rede stehende Fragestellung aus den genannten Gr&#252;nden nicht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">4) Aber selbst wenn davon auszugehen w&#228;re, dass die Frage des B&#252;rgerbegehrens mit ihrer Bezugnahme auf den Beschluss vom 00. M&#228;rz 2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 hinreichend bestimmt w&#228;re, so w&#228;re das B&#252;rgerbegehren dennoch unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dies liegt nach den Ausf&#252;hrungen unter 1) und 2) auf der Hand, wenn die Frage des B&#252;rgerbegehrens beide S&#228;tze des zitierten Beschlusses vom 00. M&#228;rz 2018 umfasste. Denn wenn das B&#252;rgerbegehren auch auf die Entscheidung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses f&#252;r das beschleunigte Verfahren zielte, w&#228;re von einem unzul&#228;ssigen Entscheidungsgegenstand auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dies ist jedoch auch der Fall, wenn die Kammer zugunsten der Antragsteller unterstellte, die Frage des B&#252;rgerbegehrens umfasse eindeutig nur den ersten Satz des zitierten Beschlusses vom 00. M&#228;rz 2018 und &#167; 26 Abs. 5 Nr. 5 GO NRW sei dahin auszulegen, dass ein zul&#228;ssiger Entscheidungsgegenstand vorliege, selbst wenn der Einleitungsbeschluss bereits gefasst worden sei. Allerdings erg&#228;be sich bei einem solchen Verst&#228;ndnis die Unbestimmtheit des B&#252;rgerbegehrens aus der fehlenden Kongruenz von Frage und Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 26 Abs. 2 Satz 1 GO NRW muss ein B&#252;rgerbegehren die zur Entscheidung zu bringende Frage sowie eine Begr&#252;ndung enthalten. Die zur Entscheidung zu bringende Frage und die Begr&#252;ndung stehen dabei in einem inneren Zusammenhang: Die Begr&#252;ndung soll der Sache nach &#252;ber die zu entscheidende Frage aufkl&#228;ren. Daraus ergibt sich, dass die zur Entscheidung zu bringende Frage und die Begr&#252;ndung thematisch deckungsgleich sein, sich also auf denselben Gegenstand beziehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 08.11.2011 &#8211; 15 A 1668/11 &#8211;, juris, Rn. 17, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bezieht sich die Begr&#252;ndung nicht nur auf den Gegenstand der zur Entscheidung zu bringenden Frage, wird f&#252;r den B&#252;rger unklar, wor&#252;ber er abstimmen soll.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 08.11.2011 &#8211; 15 A 1668/11 &#8211;, juris, Rn. 19, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen kann das B&#252;rgerbegehren nicht gen&#252;gen. Denn die begr&#252;ndenden Ausf&#252;hrungen im B&#252;rgerbegehren haben nicht nur die zugunsten der Antragsteller angenommene isolierte Frage der Aufstellung zum Gegenstand.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dieser Frage [&#8222;Soll der Beschluss des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 00.03.2018 zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 000 ,P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8216; (gedanklich erg&#228;nzt: beschr&#228;nkt auf seinen Satz 1) aufgehoben werden?&#8220;] folgt eine weitergehende Begr&#252;ndung. Diese bezieht sich auf weitere Aspekte und verleiht dem B&#252;rgerbegehren damit eine zus&#228;tzliche Zielrichtung im Sinne auch noch anderer Forderungen. Namentlich wird ausgef&#252;hrt, dass zun&#228;chst ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Stadtentwicklungsplan konzipiert werden m&#252;sse, welcher die aktuellen Infrastrukturprobleme und das Leitbild der Stadt P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ber&#252;cksichtige. Bei der Erstellung des Plans seien die B&#252;rger demokratisch zu beteiligen. Zudem sei eine Umweltpr&#252;fung unverzichtbar. Schlie&#223;lich werde gefordert, dass zun&#228;chst s&#228;mtliche vorhandenen Baul&#252;cken in einem &#8222;Baul&#252;ckenkataster&#8220; erfasst w&#252;rden. Auf dieser Grundlage muss der B&#252;rger den Eindruck gewinnen, er solle nicht nur &#252;ber die Aufhebung des Einleitungsbeschlusses, sondern zus&#228;tzlich &#252;ber seine Beteiligung an der Konzipierung eines Stadtentwicklungskonzepts und &#252;ber das Erfordernis einer Umweltpr&#252;fung sowie eines Baul&#252;ckenkatasters abstimmen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 52 Abs. 2 GKG. Von einer Reduzierung des angesetzten Auffangstreitwertes im einstweiligen Rechtsschutzverfahren hat die Kammer abgesehen, da das Begehren des Antragstellers auf eine Vorwegnahme der Hauptsache hinausl&#228;uft (vgl. Ziff. 1.5 Satz 2 des Streitwertkataloges f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit i.d.F. der am 31.&#160;Mai/1.&#160;Juni 2012 und 18.&#160;Juli 2013 beschlossenen &#196;nderungen).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;1 dieses Beschlusses kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe schriftlich bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, Beschwerde eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist wird auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der&#160; Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, eingeht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten m&#252;ssen sich bei der Einlegung und der Begr&#252;ndung der Beschwerde durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;2 dieses Beschlusses kann innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, Beschwerde eingelegt werden. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist schriftlich, zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, einzulegen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
180,258
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Verg 30/18
2019-01-07T00:00:00
2019-02-07T14:18:46
2019-02-12T13:33:29
Beschluss
ECLI:DE:OLGD:2019:0107.VERG30.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen, darunter den angerufenen Vergabesenat, ist zul&#228;ssig</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit am 03.11.2017 abgesandter Bekanntmachung schrieb die Antragsgegnerin, eine gesetzliche Krankenkasse, die Vergabe &#8222;Versorgung mit Stomaartikeln der Produktartgruppe 29 und den ggf. in diesem Zusammenhang notwendigen Inkontinenzhilfen der Produktgruppe 15 gem&#228;&#223; &#167;&#160;127 Absatz&#160;1 Sozialgesetzbuch (SGB) F&#252;nftes Buch (V)&#8220; im offenen Verfahren in 20 Gebietslosen europaweit aus. Gegenstand der Vergabe war die Versorgung der Versicherten der Antragsgegnerin mit Stomaartikeln und Inkontinenzhilfen einschlie&#223;lich Zubeh&#246;r, notwendiger Reparaturen sowie der im Zusammenhang mit der Versorgung zu erbringenden Dienst- und Serviceleistungen. Die abzuschlie&#223;enden Rahmenvereinbarungen sollten eine Laufzeit von 24 Monaten haben und mit einer zweimaligen Verl&#228;ngerungsm&#246;glichkeit von je einem Jahr versehen sein. Angebote konnten bis zum 26.01.2018 abgegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter Ziffer 2.2.4 war zu den Dienst- und Serviceleistungen in der Leistungsbeschreibung unter anderem Folgendes geregelt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur fachgerechten und qualit&#228;tsorientierten Versorgung der Versicherten geh&#246;ren auch alle damit im Zusammenhang stehenden Dienst- und Serviceleistungen, die sich an den g&#252;ltigen Hygiene-, Pflege- und Versorgungsstandards orientieren. Hierzu z&#228;hlen insbesondere die pers&#246;nliche Beratung, die Lieferung, die Anpassung und eine umfassende Einweisung und Nachbetreuung der Versicherten bzw. der Bezugspersonen in den sachgerechten Gebrauch der Hilfsmittel.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dazu setzt der Auftragnehmer fachlich qualifiziertes Personal und Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde in der f&#252;r eine qualit&#228;tsorientierte Versorgung notwendigen Anzahl ein. [&#8230;]</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde m&#252;ssen erfolgreiche Weiterbildungen von mindestens 120 Unterrichtseinheiten (theoretischer Teil) und zus&#228;tzlich mindestens 40 praktische Unterrichtseinheiten bzw. gleichwertige Qualifikationen oder eine der nachstehenden, h&#246;herwertigen Qualifikationen nachweisen k&#246;nnen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#9679;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Weiterbildung als Enterostomatherapeut(in) [&#8230;] oder</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#9679;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Weiterbildung als Pflegeexpertin/-experte Stoma, Kontinenz und Wunde mit einem von der Fachgesellschaft Stoma, Kontinenz und Wunde e.V. (FgSKW) anerkannten Abschluss oder</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#9679;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mindestens eine gleichwertige Weiterbildung und Qualifikation.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">U.a. m&#252;ssen die Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde &#252;ber Kenntnisse und F&#228;higkeiten in den Bereichen Stoma-Management, Ern&#228;hrung, onkologische Pflege, Schmerzmanagement, Patientenedukation, Gesundheitssystem, Kommunikation und Recht verf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">[&#8230;]</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die neben den Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde f&#252;r die Beratung der Versicherten eingesetzten Mitarbeiter(innen) des Auftragnehmers m&#252;ssen mindestens folgende Voraussetzungen erf&#252;llen: [&#8230;]&#8220;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Vergabeunterlagen sahen vor, das wirtschaftlichste Angebot je Los nach einer Formel zu ermitteln, die den Gesamtversorgungspreis zu 80&#160;% und die Qualit&#228;t zu 20&#160;% ber&#252;cksichtigte. Das Kriterium der Qualit&#228;t war in 6 Unterkriterien untergliedert, von denen der Einsatz von Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde mit 3&#160;% Gewichtung sowie der Einsatz von qualifiziertem Fachpersonal mit 2&#160;% Gewichtung je eines war. Die Bieter sollten insoweit angeben, wie viel Pflegeexperten und qualifiziertes Fachpersonal je 1.000 Versicherten der Antragsgegnerin mit Stomaanlage sie einsetzen wollten. Die entsprechende Angabe sollte im Falle der Zuschlags Vertragsbestandteil werden, zuvor aber im Rahmen der Angebotsbewertung Ber&#252;cksichtigung finden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In der Antwort auf die Bieteranfrage 257 teilte die Antragsgegnerin w&#228;hrend der laufenden Angebotsfrist Folgendes mit:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der alleinige Einsatz von fachlich qualifiziertem Personal (keine Pflegeexperten) erf&#252;llt nicht die Anforderung der Leistungsbeschreibung, so dass ein solches Angebot ausgeschlossen wird.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin, eine pr&#228;qualifizierte Hilfsmittellieferantin, gab auf das Los&#160;18 fristgerecht ein Angebot ab. Im Formblatt &#8222;Angaben zur Bewertung der qualitativen Zuschlagskriterien&#8220; gab sie allerdings an, keine Pflegeexperten einzusetzen. Das Formblatt A3 &#8222;Eigenerkl&#228;rung zur Anzahl der Erst- und Neuversorgungen&#8220; f&#252;gte die Antragstellerin ihrem Angebot zwar bei, unterschrieb es jedoch nicht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin r&#252;gte unter dem 22.01.2018 (Anlage Ast&#160;2), dass das Vergabeverfahren aus mehreren vergabe- und sozialrechtlichen Gr&#252;nden vergaberechtswidrig sei. Die Antragsgegnerin half den R&#252;gen nicht ab, sondern wies sie mit Schreiben vom 31.01.2018 (Anlage Ast&#160;1) zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat am 15.02.2018 einen Nachpr&#252;fungsantrag bei der 1. Vergabekammer des Bundes gestellt. Mit diesem hat sie unter anderem geltend gemacht, dass die Ausschreibung wegen ihres hohen Dienstleistungsanteils gegen das Zweckm&#228;&#223;igkeitsgebot des &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V versto&#223;e und deshalb gesetzlich verboten sei. Die Antragsgegnerin schlie&#223;e sie, die Antragstellerin, zudem unzul&#228;ssig von der Hilfsmittelversorgung aus, weil sie den Einsatz von Pflegeexperten fordere. Sie habe als pr&#228;qualifizierte Leistungserbringerin im Sinne von &#167;&#160;126 SGB V einen gesetzlichen Anspruch darauf, Hilfsmittel abzugeben. Das Eignungskriterium, Pflegeexperten einsetzen zu m&#252;ssen, sei vergaberechtswidrig. Das Kriterium sei unangemessen und stehe nicht mit dem Auftragsgegenstand in Verbindung. Die ausgeschriebenen Leistungen k&#246;nnten wie bisher auch von Personal erbracht werden, das sich nicht zu Pflegeexperten weitergebildet habe. Auch der Kriterienkatalog des GKV-Spitzenverbands sehe eine entsprechende Anforderung nicht vor. Die Antragsgegnerin d&#252;rfe das Eignungskriterium &#8222;Pflegeexperten&#8220; nicht zum Zuschlagskriterium erheben. Schlie&#223;lich sei es unzul&#228;ssig, dass die Antragsgegnerin mit der Forderung des Einsatzes von Pflegeexperten unterschiedliche Leistungsbereiche, n&#228;mlich die Hilfsmittelversorgung und die h&#228;usliche Krankenpflege, miteinander kombiniere.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Bundesversicherungsamt der Antragsgegnerin mit &#8211; noch nicht bestandskr&#228;ftigem &#8211; Bescheid vom 20.03.2018 aufgegeben hat, das Vergabeverfahren aufzuheben, hat die Antragstellerin geltend gemacht, dieser Bescheid entfalte Tatbestandswirkung und sei von der Vergabekammer zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat &#8211; soweit hier von Interesse &#8211; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1. die Antragsgegnerin zu verpflichten, die Ausschreibung der Versorgung mit Stomaartikeln der Produktgruppe 29 &#8222;Stomaartikel&#8220; und den ggf. in diesem Zusammenhang notwendigen Inkontinenzhilfen der Produktgruppe 15 gem&#228;&#223; &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 SGB V gem&#228;&#223; der Bekanntmachung der Antragsgegnerin vom 7. November 2017, EU-Bekanntmachung 2017/S213-4442130, aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise der Antragsgegnerin zu untersagen, das laufende Vergabeverfahren fortzusetzen und bei fortbestehendem Beschaffungsbedarf das Vergabeverfahren in den Stand vor der Versendung der Vergabeunterlagen zur&#252;ckzusetzen, dieses unter Beachtung der Rechtsauffassung der Kammer zu bearbeiten und den Bietern auf dieser Grundlage eine neue M&#246;glichkeit zur Teilnahme zu geben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">den Nachpr&#252;fungsantrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat die Ansicht vertreten, dass der Nachpr&#252;fungsantrag teilweise schon unzul&#228;ssig sei. So sei die Antragstellerin bez&#252;glich der angeblichen Verletzung des &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 SGB V nicht antragsbefugt, weil die Vorschrift nicht bietersch&#252;tzend sei. Jedenfalls sei der Nachpr&#252;fungsantrag aber insgesamt unbegr&#252;ndet. Der Bescheid des Bundesversicherungsamts entfalte keine Tatbestandswirkung f&#252;r die Vergabekammer. Die Anforderung, Pflegeexperten einzusetzen, sei kein Eignungs-, sondern ein Zuschlags- und Musskriterium, weshalb es auf das Pr&#228;qualifizierungsverfahren nach &#167;&#160;126 SGB V und die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zu den Eignungsanforderungen nach dieser Vorschrift nicht ankomme. Die Forderung nach dem Einsatz von Pflegeexperten bewege sich im Rahmen des weiten Ermessensspielraums des &#246;ffentlichen Auftraggebers. Es handele sich um eine sich unmittelbar auf die Versorgungsqualit&#228;t auswirkende Vorgabe, die den Vorstellungen des HHVG in besonderem Ma&#223;e Rechnung trage. Eine Vermischung verschiedener sozialrechtlicher Leistungsbereiche finde nicht statt. Die Ausschreibung enthalte keine Pflegeleistungen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 05.04.2018 hat die Vergabekammer den Nachpr&#252;fungsantrag zur&#252;ckgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat sie unter anderem ausgef&#252;hrt, dass der nicht bestandskr&#228;ftige Bescheid des Bundesversicherungsamts sie, die Vergabekammer, nicht binde. Die Ausschreibung versto&#223;e nicht gegen das Zweckm&#228;&#223;igkeitsgebot des &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;6 SGB V. Der von der Antragsgegnerin geforderte Einsatz von Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde sei keine Anforderung an die Eignung. Diese Anforderung sei nicht unternehmensbezogen, sondern betreffe die angebotenen Leistungen. Da die Antragsgegnerin selbst bestimme, was sie beschaffe, komme es nicht darauf an, was f&#252;r Anforderungen nach Auffassung der Antragstellerin oder des GKV-Spitzenverbands f&#252;r die Versorgung von Stomapatienten erforderlich seien. Ob &#167;&#160;126 SGB V hinsichtlich der Aufstellung von Eignungsanforderungen abschlie&#223;end sei, sei unerheblich, weil die Anforderung, Pflegeexperten einzusetzen, keine Eignungsanforderung sei. Die gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die ausgeschriebene Leistung seien &#167;&#160;127 GWB, &#167;&#160;58 VgV und &#167;&#160;127 Abs.&#160;1b SGB V. Wegen der weiteren Einzelheiten des Beschlusses der Vergabekammer wird auf diesen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat gegen den ihr am 05.04.2018 zugestellten Beschluss der Vergabekammer am 18.04.2018 sofortige Beschwerde beim Oberlandesgericht D&#252;sseldorf eingelegt. Sie ist der Ansicht, dass die Vergabekammer ihrer Entscheidung den vom Bundesversicherungsamt erlassenen Bescheid habe zugrunde legen m&#252;ssen. Dieser entfalte unabh&#228;ngig von seiner Bestandskraft Tatbestandswirkung und begr&#252;nde ein Abweichungsverbot f&#252;r alle sp&#228;ter entscheidenden Stellen. Mit der Vorgabe, Pflegeexperten einzusetzen, verfolge die Antragsgegnerin nicht schwerpunktm&#228;&#223;ig das Ziel, das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln, sondern die fachliche und pers&#246;nliche Eignung des Bieters zu bestimmen und zu beurteilen. Damit sei &#167;&#160;122 Abs.&#160;2 GWB angesprochen. Insoweit sei die Antragsgegnerin an das Ergebnis des Pr&#228;qualifizierungsverfahrens nach &#167;&#160;126 SGB V gebunden. Die Voraussetzungen des &#167;&#160;58 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Nr.&#160;2 SGB V seien nicht erf&#252;llt. Die Forderung nach Pflegeexperten sei, da es sich um eine pflegerische Leistung handele, nicht von der Vertragskompetenz der Krankenkassen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln umfasst. Die Krankenkassen seien nicht befugt, ihr Leistungsrecht nach &#167;&#160;2 SGB V auf Pflegeexperten auszuweiten. Mit der Forderung des Einsatzes von Pflegeexperten verlange die Antragsgegnerin eine offensichtlich sozialrechtswidrige Leistung, weil nach &#167;&#160;12 SGB V nicht notwendige Leistungen von den Krankenkassen nicht erbracht werden d&#252;rften.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat mit Beschluss vom 03.08.2018 den Antrag der Antragstellerin, die aufschiebende Wirkung ihrer sofortigen Beschwerde bis zur Entscheidung &#252;ber die sofortige Beschwerde zu verl&#228;ngern, abgelehnt. Wegen der Begr&#252;ndungseinzelheiten wird auf den Beschluss verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 21.08.2018 macht die Antragstellerin erstmals geltend, das Verfahren sei an das Sozialgericht M&#252;nchen zu verweisen. Sie habe begr&#252;ndet, warum bereits die Vergabekammer die fehlende Zweckm&#228;&#223;igkeit der Ausschreibung mit der Folge habe ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, dass der Antragsgegnerin aufgegeben wird, die Ausschreibung aufzuheben. Treffe das nicht zu, sei eine Verweisung auszusprechen. Unterbleibe eine Verweisung an das Sozialgericht, komme dies einer Vereitelung der Rechtsschutzgarantie gleich.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">a) den Beschluss der Vergabekammer vom 05.04.2018 aufzuheben und, bezogen auf Los 18,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1. die Antragsgegnerin zu verpflichten, die Ausschreibung der Versorgung mit Stomaartikeln der Produktgruppe 29 &#8222;Stomaartikel&#8220; und den gegebenenfalls in diesem Zusammenhang notwendigen Inkontinenzhilfen der Produktgruppe 15 gem&#228;&#223; &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 SGB V gem&#228;&#223; der Bekanntmachung der Antragsgegnerin vom 07.11.2017, EU-Bekanntmachung 2017/S&#160;213-442130, aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise der Antragsgegnerin zu untersagen, das laufende Vergabeverfahren fortzusetzen und bei fortbestehendem Beschaffungsbedarf das Vergabeverfahren in den Stand vor der Versendung der Vergabeunterlagen zur&#252;ckzusetzen, dieses unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bearbeiten und den Bietern auf dieser Grundlage eine neue M&#246;glichkeit zur Teilnahme zu geben,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b) das Verfahren hilfsweise gem&#228;&#223; &#167;&#160;17a Abs.&#160;2 Satz&#160;1 GVG an das Sozialgericht M&#252;nchen zu verweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1. die sofortige Beschwerde der Antragstellerin vom 28.03.2018, zugestellt am 26.04.2018, zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2. den Verweisungsantrag der Antragstellerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin verteidigt die angefochtene Entscheidung unter Wiederholung und Vertiefung ihres Vorbringens vor der Vergabekammer als zutreffend. Sie ist der Ansicht, dass der von ihr vor dem Landessozialgericht Hamburg angegriffene Bescheid des Bundesversicherungsamts keine Tatbestandswirkung entfalte. &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V sei hier nicht zu ber&#252;cksichtigen, weil er durch das Unionsrecht und das Vergaberecht des Vierten Teils des GWB &#252;berlagert werde. Ziel des verlangten Einsatzes von Pflegeexperten Stoma, Kontinenz und Wunde sei es, durch deren h&#246;here Qualifikation eine bessere Betreuung der Versicherten zu erreichen. Hierbei handele es sich um keine Eignungsanforderung, sondern um eine Anforderung an die Leistung, die der Bestimmungsfreiheit des &#246;ffentlichen Auftraggebers unterfalle. Soweit die Anzahl der eingesetzten Pflegeexperten Zuschlagskriterium sei, seien die vergaberechtlichen Voraussetzungen des &#167;&#160;127 GWB und des &#167;&#160;58 VgV erf&#252;llt. Die von ihr, der Antragsgegnerin, ausgeschriebene Versorgungsweise, sei auch nach &#167;&#160;70 SGB V wirtschaftlich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der von der Antragstellerin beantragten Verweisung ist die Antragsgegnerin der Ansicht, dass diese nicht auszusprechen sei, weil die Vergabe-nachpr&#252;fungsinstanzen abschlie&#223;end zust&#228;ndig seien. Bei der verfahrensgegenst&#228;ndlichen Leistung handele es sich um einen in die Zust&#228;ndigkeit der Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen fallenden &#246;ffentlichen Auftrag im Sinne von &#167;&#160;103 Abs.&#160;1 GWB. Sozialrechtliche Vorfragen w&#252;rden durch das Kartellvergaberecht &#252;berlagert; dem Sozialrechtsweg seien sie nicht zugeordnet. Eine insoweit fehlende Antragsbefugnis der Antragstellerin lasse die Zust&#228;ndigkeit der Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen unber&#252;hrt. Eine Teilverweisung scheide im &#220;brigen wegen des Beschleunigungsgrundsatzes aus.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf die Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie die Verfahrensakten der Vergabekammer verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;155, 156 Abs.&#160;2 GWB i.V.m. &#167;&#167;&#160;98, 99, 103, 106 GWB ist vorliegend der Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Senat spricht dies mit vorliegendem Beschluss gem&#228;&#223; &#167;&#160;17a Abs.&#160;3 Satz&#160;1 GVG vorab aus, um etwaige Zweifel auszur&#228;umen (vgl. auch Senatsbeschl&#252;sse vom 17.01.2008 &#8211; VII-Verg 57/07, zitiert nach juris, Tz.&#160;25, und vom 19.12.2007 &#8211; VII-Verg 51/07, zitiert nach juris, Tz.&#160;22). Ob eine Vorabentscheidung wegen des Vorbringens der Antragstellerin im Anschluss an den Senatsbeschluss vom 03.08.2018 nach &#167;&#160;17a Abs.&#160;3 Satz&#160;2 GVG ohnehin erforderlich ist, kann danach dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat zuletzt wiederholt entschieden hat, ist er nicht gehindert, ein als Beschwerdeverfahren bei ihm anh&#228;ngiges Vergabenachpr&#252;fungsverfahren an das &#246;rtlich und sachlich zust&#228;ndige erstinstanzliche Gericht der Sozialgerichtsbarkeit zu verweisen, wenn der Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen nicht er&#246;ffnet und der Rechtsweg zu den Sozialgerichten zul&#228;ssig ist (vgl. Senatsbeschl&#252;sse vom 31.10.2018 &#8211; VII-Verg 37/18 &#8211; und vom 19.12.2018 &#8211; VII-Verg 40/18).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es entspricht inzwischen &#8211; auch in Abkehr von fr&#252;heren Entscheidungen des Senats (vgl. Senatsbeschluss vom 30.01.2008 &#8211; VII-Verg 29/07, zitiert nach juris, Tz.&#160;43) &#8211; der herrschenden Rechtsprechung, dass eine Verweisung an das Gericht des zul&#228;ssigen Rechtswegs gem&#228;&#223; &#167;&#160;17a Abs.&#160;2 GVG auszusprechen ist, wenn ein Unternehmen von einem Beschaffungsvorhaben eines &#246;ffentlichen Auftraggebers profitieren m&#246;chte und in diesem Zusammenhang die Verletzung eigener Rechte r&#252;gt, der zu vergebende Auftrag aber nicht den f&#252;r die Statthaftigkeit eines Nachpr&#252;fungsantrags ma&#223;geblichen Schwellenwert erreicht oder &#252;berschreitet (OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 08.05.2012 &#8211; 11 Verg 2/12, zitiert nach juris, Tz.&#160;74&#160;f.) oder der &#246;ffentliche Auftraggeber nicht die Form eines &#246;ffentlichen Auftrags gew&#228;hlt hat, sondern beispielsweise den Weg von Konzessionen nach &#167;&#160;149 GWB (vgl. in diesem Sinne BGH, Beschluss vom 23.01.2012 &#8211; X ZB 5/11, zitiert nach juris, Tz.&#160;24; Senatsbeschl&#252;sse vom 28.03.2012 &#8211; VII-Verg 37/11 &#8211; und vom 07.03.2012 &#8211; VII-Verg 78/11; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 06.02.2013 &#8211; 15 Verg 11/12; OLG Naumburg, Beschluss vom 17.06.2016 &#8211; 7 Verg 2/16) oder den Weg eines sogenannten Open-House-Modells (vgl. Senatsbeschluss vom 31.10.2018 &#8211; VII-Verg 37/18).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin meint, der Senat sei in seinem Beschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17 &#8211; hiervon fehlerhaft abgewichen, unterliegt sie einem Fehlverst&#228;ndnis aufgrund einer Formulierung unter Gliederungspunkt II. 2. a) bb) (5) jenes Beschlusses, die auf die Rechtsprechung zur ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des nach &#167;&#160;171 Abs.&#160;3 GWB eingerichteten Vergabesenats f&#252;r Entscheidungen &#252;ber Rechtsbehelfe gegen Entscheidungen der Vergabekammern zur&#252;ckgeht (vgl. BGH, Beschluss vom 15.07.2008 &#8211; X ZB 17/08, zitiert nach juris, Tz.&#160;12; Senatsbeschluss vom 19.12.2007 &#8211; VII-Verg 51/07, zitiert nach juris, Tz.&#160;17&#160;ff.). In dem Verfahren VII-Verg 59/17 stellte sich die Frage einer Verweisung des Beschwerdeverfahrens gem&#228;&#223; &#167;&#160;17a Abs.&#160;2 GVG indes nicht, weshalb der Senat folgerichtig hierzu auch keine Ausf&#252;hrungen gemacht hat. Der eingeschlagene Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen war zul&#228;ssig. Die Voraussetzungen der &#167;&#167;&#160;155, 156 Abs.&#160;2 GWB lagen unzweifelhaft vor und waren von keinem der Verfahrensbeteiligten in Abrede gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen ist &#8211; auch hier &#8211; zul&#228;ssig. Die Voraussetzungen der &#167;&#167;&#160;155, 156 Abs.&#160;2 GWB i.V.m. &#167;&#167;&#160;98, 99, 103, 106 GWB liegen vor. Danach ist der Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen er&#246;ffnet, wenn ein Unternehmen die Verletzung seiner subjektiven Rechte in einem f&#246;rmlichen Vergabeverfahren r&#252;gt, das ein &#246;ffentlicher Auftraggeber zur Vergabe eines &#246;ffentlichen Auftrags durchf&#252;hrt. Dabei muss der Auftragswert die nach dem Gesetz vorgesehenen Schwellenwerte erreichen oder &#252;berschreiten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das Vorliegen s&#228;mtlicher der vorgenannten Voraussetzungen hat bereits die Vergabekammer zutreffend bejaht. Die Antragsgegnerin ist als gesetzliche Krankenkasse &#246;ffentliche Auftraggeberin gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;98, 99 Nr.&#160;2 GWB (vgl. EuGH, Urteil vom 11.06.2009 &#8211; C-300/07 &#8211; <em>Oymanns</em> &#8211;, zitiert nach juris, Tz.&#160;59). Bei der von der Antragsgegnerin ausgeschriebenen Leistung der Versorgung ihrer Versicherten mit Stomaartikeln und den ggf. in diesem Zusammenhang notwendigen Inkontinenzhilfen handelt es sich um einen &#246;ffentlichen Auftrag gem&#228;&#223; &#167;&#160;103 Abs.&#160;1 GWB. Dieser &#252;berschreitet auch den ma&#223;geblichen Schwellenwert nach &#167;&#160;106 Abs.&#160;1, Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 GWB, Art.&#160;4 der Richtlinie 2014/24/EU i.V.m. der Delegierten Verordnung (EU) 2015/2170. Und schlie&#223;lich beruft sich die Antragstellerin auf ihre Rechte aus &#167;&#160;97 Abs.&#160;6 GWB. Das folgt hier &#8211; konkludent &#8211; schon daraus, und mehr ist im Rahmen der Statthaftigkeit auch nicht zu fordern, dass sie keine Klage erhoben, sondern einen den formellen Anforderungen der &#167;&#167;&#160;160 Abs.&#160;1, 161 GWB gen&#252;genden Nachpr&#252;fungsantrag bei der zust&#228;ndigen Vergabekammer gestellt hat, der auf die Rechtswirkungen des &#167;&#160;169 Abs.&#160;1 GWB zielte.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Dass das Vergabeverfahren zwischenzeitlich durch Erteilung eines Zuschlags beendet oder von der Antragsgegnerin aufgehoben worden ist mit der Folge, dass ein Nachpr&#252;fungsantrag unter Umst&#228;nden nicht mehr statthaft ist, ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit des Rechtswegs zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen h&#228;ngt nicht davon ab, ob die Antragsgegnerin die sozialrechtlichen Voraussetzungen einer Hilfsmittelausschreibung, die Zweckm&#228;&#223;igkeit gem&#228;&#223; &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V, zutreffend bejaht hat. Die Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen sind hier gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;155, 156 Abs.&#160;2 GWB nach Art einer aufdr&#228;ngenden Rechtswegzuweisung (vgl. Horn/Hofmann, in: Burgi/Dreher, Beck&#8217;scher Vergaberechtskommentar, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;155 GWB Rn.&#160;4) zust&#228;ndig, weil die Antragsgegnerin zur Realisierung ihres Beschaffungsvorhabens den Weg der Vergabe eines &#246;ffentlichen Auftrags gew&#228;hlt hat und auch die &#252;brigen Voraussetzungen einer Zul&#228;ssigkeit des Rechtswegs zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen &#8211; wie soeben dargestellt &#8211; gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit des Rechtswegs zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass es sich bei &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB&#160;V, dessen Verletzung die Antragstellerin unter dem Gesichtspunkt fehlender Zweckm&#228;&#223;igkeit als einen von mehreren Vergaberechtsverst&#246;&#223;en r&#252;gt, nach der Rechtsprechung des Senats nicht um eine bietersch&#252;tzende vergaberechtliche Vorschrift handelt (vgl. Senatsbeschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17, zitiert nach juris, Tz.&#160;62). Ob es sich bei einer als verletzt ger&#252;gten Vorschrift um eine bietersch&#252;tzende vergaberechtliche Vorschrift im Sinne von &#167;&#160;97 Abs.&#160;6 GWB handelt, ist keine Frage der Statthaftigkeit des Nachpr&#252;fungsantrags, sondern eine der Antragsbefugnis nach &#167;&#160;160 Abs.&#160;2 GWB (vgl. auch Senatsbeschl&#252;sse vom 11.05.2016 &#8211; VII-Verg 2/16, zitiert nach juris, Tz.&#160;28&#160;ff., und vom 28.06.2017 &#8211; VII-Verg 2/17 &#8211; <em>Erweiterungsbau Wallraf-Richartz-Museum</em> &#8211;, zitiert nach juris, Tz.&#160;18&#160;ff.; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 22.07.2011 &#8211; 15 Verg 8/11, zitiert nach juris, Tz.&#160;24; Dicks, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;160 GWB Rn.&#160;17). Die M&#246;glichkeit einer Verletzung von subjektiven Rechten des Antragstellers nach &#167;&#160;97 Abs.&#160;6 GWB, die &#167;&#160;160 Abs.&#160;2 GWB dem &#167;&#160;42 Abs.&#160;2 VwGO vergleichbar f&#252;r die Antragsbefugnis voraussetzt, kommt nur in Betracht, wenn es sich bei den als verletzt ger&#252;gten Vorschriften um solche des Vergaberechts handelt oder um Rechtsvorschriften, f&#252;r die es eine vergaberechtliche Ankn&#252;pfungsnorm gibt (vgl. Dicks, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;160 GWB Rn.&#160;17; Reidt, in: Reidt/Stickler/Glahs, Vergaberecht, 4.&#160;Aufl., &#167;&#160;160 GWB Rn.&#160;31). Da es sich beim Nachpr&#252;fungsverfahren nicht um ein objektives Beanstandungsverfahren handelt, ist f&#252;r die Antragsbefugnis ferner Voraussetzung, dass die als verletzt ger&#252;gten Vorschriften bietersch&#252;tzend sind.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit des Rechtswegs zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen wird auch nicht durch die von der Antragstellerin gestellten Antr&#228;ge ganz oder teilweise in Frage gestellt. Zum einen kann &#8211; in Ausnahmef&#228;llen &#8211; in einem Vergabenachpr&#252;fungsverfahren auch die von der Antragstellerin mit ihrem Hauptantrag beantragte Aufhebung der Ausschreibung ausgesprochen werden (vgl. Steck, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;168 Rn.&#160;18; Vavra, in: Burgi/Dreher, Beck&#8217;scher Vergaberechtskommentar, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;178 GWB Rn.&#160;8). Zum anderen kommt Haupt- und Hilfsantr&#228;gen im Vergabenachpr&#252;fungsverfahren keine Bedeutung zu, die es erlaubte, daraus in Anlehnung an den zweigliedrigen Streitgegenstandsbegriff des Zivilprozessrechts eine unterschiedliche Rechtswegzust&#228;ndigkeit f&#252;r verschiedene Streitgegenst&#228;nde abzuleiten (vgl. Steck, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;168 GWB Rn.&#160;11; zur Bedeutung des zweigliedrigen Streitgegenstands des Zivilprozessrechts f&#252;r die Rechtswegzust&#228;ndigkeit Zimmermann, in: M&#252;nchener Kommentar zur ZPO, 5.&#160;Aufl., &#167;&#160;17 GVG Rn.&#160;13). Im Vergabenachpr&#252;fungsverfahren haben die Antr&#228;ge keine den Streitgegenstand umgrenzende Funktion, weil die Vergabekammer nach &#167;&#160;168 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GWB nicht an die Antr&#228;ge gebunden ist (vgl. zur Pr&#252;fungskompetenz der Vergabekammer Dicks, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;163 GWB Rn.&#160;2). Nach der Rechtsprechung des Senats gilt die Vorschrift f&#252;r den Vergabesenat im Rahmen des Beschwerdegegenstands entsprechend (vgl. Senatsbeschluss vom 13.06.2007 &#8211; VII-Verg 2/07, zitiert nach juris, Tz.&#160;89&#160;ff.; ebenso BayObLG, Beschluss vom 05.11.2002 &#8211; Verg 22/02, zitiert nach juris, Tz.&#160;35; Steck, in: Ziekow/V&#246;llink, Vergaberecht, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;178 GWB Rn.&#160;7).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Rechtswegzust&#228;ndigkeit der Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen begegnet hier auch unter dem Blickwinkel des Streitgegenstands eines Vergabenachpr&#252;fungsverfahrens keinen Bedenken. Jener wird durch das Verhalten des &#246;ffentlichen Auftraggebers bestimmt, das &#8211; wirklich oder vermeintlich &#8211; bietersch&#252;tzende Bestimmungen &#252;ber das Vergabeverfahren verletzt (Senatsbeschluss vom 30.05.2001 &#8211; Verg 23/00, zitiert nach juris, Tz.&#160;25; OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 15.07.2008 &#8211; 11 Verg 4/08, zitiert nach juris, Tz.&#160;65, und Beschluss vom 10.06.2008 &#8211; 11 Verg 3/08, zitiert nach juris, Tz.&#160;65; Summa, in: Heiermann/Zeiss/Summa, jurisPK-Vergaberecht, 5.&#160;Aufl., &#167;&#160;168 GWB Rn.&#160;119). Danach handelt es sich hier um einen vergabenachpr&#252;fungsrechtlichen Streitgegenstand, auch soweit die Antragstellerin im Vergabenachpr&#252;fungsverfahren die R&#252;ge fehlender sozialrechtlicher Zweckm&#228;&#223;igkeit nach &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V erhebt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kann dahinstehen, ob einer von der Antragsgegnerin thematisierten etwaigen Teilverweisung im Vergabenachpr&#252;fungsverfahren nicht ohnehin der Beschleunigungsgrundsatz entgegenst&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Nur erg&#228;nzend weist der Senat darauf hin, dass seine Rechtswegzust&#228;ndigkeit nach &#167;&#167;&#160;155, 156 GWB, weil es sich um eine eng umgrenzte aufdr&#228;ngende Sonderzuweisung handelt (vgl. f&#252;r eine in gewisser Weise verwandte Ausnahmeregelung in &#167;&#160;87 GWB zuletzt BAG, Urteil vom 29.06.2017 &#8211; 8 AZR 189/15, zitiert nach juris, Tz.&#160;25&#160;ff.), aus seiner Sicht nicht zur Folge hat, dass der Rechtsweg zu den Sozialgerichten nach &#167;&#160;17a Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GVG verschlossen ist, soweit, ggf. auch konkurrierende, sozialrechtliche Streitgegenst&#228;nde betroffen sind (vgl. Senatsbeschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Einer Zulassung der Rechtsbeschwerde an den Bundesgerichtshof bedarf es in der vorliegenden Sache nicht. Die Rechtssache hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne von &#167;&#160;17a Abs.&#160;4 Satz&#160;5 GVG. Eine grunds&#228;tzliche Bedeutung ist zu bejahen, wenn eine entscheidungserhebliche Rechtsfrage bisher h&#246;chstrichterlich nicht gekl&#228;rt, kl&#228;rungsbed&#252;rftig und kl&#228;rungsf&#228;hig ist und sie das abstrakte Interesse der Allgemeinheit an der einheitlichen Entwicklung und Handhabung des Rechts ber&#252;hrt, weil sie sich in einer unbestimmten Vielzahl von F&#228;llen stellt (BGH, NJW 2003, 1943, 1944).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Hier fehlt es an der danach vorausgesetzten kl&#228;rungsbed&#252;rftigen Rechtsfrage. Die Zul&#228;ssigkeit des Rechtswegs zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen in F&#228;llen der vorliegenden Art, in denen der Anwendungsbereich des Kartellvergaberechts in sachlicher und personeller Hinsicht er&#246;ffnet ist und ein antragstellendes Unternehmen &#8211; wie hier &#8211; neben weiteren vermeintlichen Vergaberechtsverst&#246;&#223;en auch die fehlende Zweckm&#228;&#223;igkeit nach &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V unter Hinweis auf &#167;&#160;97 Abs.&#160;6 GWB r&#252;gt, ist bislang weder in der Rechtsprechung noch in der Literatur streitig. Der Senat hat in diesen F&#228;llen schon in der Vergangenheit den Rechtsweg zu den Vergabenachpr&#252;fungsinstanzen er&#246;ffnet gesehen (vgl. Senatsbeschl&#252;sse vom 24.09.2014 &#8211; VII-Verg 17/14 &#8211; und vom 21.12.2016 &#8211; VII-Verg 26/16). An dieser Sichtweise hat sich durch den Senatsbeschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17 &#8211; nichts ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ob daneben f&#252;r die &#220;berpr&#252;fung der Frage sozialrechtlicher Zweckm&#228;&#223;igkeit nach &#167;&#160;127 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 und 6 SGB V in Form eines sozialrechtlichen Streitgegenstands auch der Rechtsweg zu den Sozialgerichten er&#246;ffnet sein k&#246;nnte, ist aktuell zwar streitig (vgl. die im Senatsbeschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17 zitierte sozialgerichtliche Rspr. und aus der Literatur z.B. Butzer/Lungstras, in: Becker/Kingreen, SGB V, 6.&#160;Aufl., &#167;&#160;127 Rn.&#160;30; Luthe, SGb 2018, 206, 211; Knispel, NZS 2019, 6&#160;ff.), wobei j&#252;ngste Entscheidungen und Literaturstimmen sich der im Senatsbeschluss vom 27.06.2018 &#8211; VII-Verg 59/17 &#8211; ge&#228;u&#223;erten Rechtsansicht anzuschlie&#223;en scheinen (vgl. LSG Hamburg, Beschluss vom 25.09.2018 &#8211; L&#160;1 KR 34/18 KL ER, zitiert nach juris, Tz.&#160;55; SG Hamburg, Beschluss vom 04.12.2018 &#8211; S 37 KR 1565/18 ER, zitiert nach juris; Knispel, in: jurisPR-SozR 25/2018 Anm.&#160;2; ders., NZS 2009, 6&#160;ff.). Etwaige sich aus diesem Meinungsstreit ergebende Rechtsfragen sind im vorliegenden Verfahren jedoch nicht kl&#228;rungsf&#228;hig, sondern m&#252;ssen von den Sozialgerichten beantwortet werden.</p>
180,257
lg-aachen-2019-01-07-33m-stvk-2219
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
33m StVK 22/19
2019-01-07T00:00:00
2019-02-07T14:18:46
2019-02-12T13:33:29
Beschluss
ECLI:DE:LGAC:2019:0107.33M.STVK22.19.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antrag wird zur&#252;ckgewiesen.</strong></p> <p><strong>Die Kosten des Verfahrens werden der Antragstellerin auferlegt.</strong></p> <p><strong>Der Streitwert wird auf 500 &#8364; festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner leidet unter einer kombinierten Pers&#246;nlichkeitsst&#246;rung mit emotional instabilen Pers&#246;nlichkeitsstr&#246;men. Er steht unter gesetzlicher Betreuung und befindet sich im Rahmen der Vollstreckung einer Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach &#167; 63 StGB in der Einrichtung des Antragstellers.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 26.12.2018 versuchte er sich mit seinem Pullover am Waschbecken zu strangulieren und wurde daraufhin zur Abwendung weiterer Selbstgef&#228;hrdungen fixiert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller wandten sich daraufhin an die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Aachen mit der Bitte um Genehmigung der Fixierung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf richterliche Genehmigung der Fixierung ist weder zul&#228;ssig noch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist bereits unzul&#228;ssig, weil die Gerichte nur im Rahmen gesetzlich zugewiesener Verfahren t&#228;tig werden d&#252;rfen und f&#252;r einen Fixierungsantrag im Ma&#223;regelvollzug derzeit kein gerichtliches Verfahren vorgesehen ist &#8211; weder ein solches vor der Strafvollstreckungskammer noch ein solches vor einem anderen Gericht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Insbesondere sind die Regelungen der &#167; 121 Nr. 6 StVollzG NRW i.V.m. &#167; 109 ff. StVollzG Bund nicht anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Denn gem&#228;&#223; &#167; 109 Abs. 2 StVollzG ist ein Antrag auf gerichtliche Entscheidung nur zul&#228;ssig, wenn der Antragsteller geltend macht, durch die Ma&#223;nahme [...] in seinen Rechten verletzt zu sein. Die &#167;&#167; 138 Abs. 3, 109 bis 121 StVollzG regeln somit ausdr&#252;cklich nur den Fall, dass ein Betroffener sich nachtr&#228;glich gegen eine Ma&#223;nahme wendet. Der Fall, dass sich die Vollzugsbeh&#246;rde im Vorhinein eine ihrerseits beabsichtigte vollzugliche Ma&#223;nahme gerichtlich genehmigen lassen will, wird mithin von den &#167;&#167; 109ff StVollzG ihrem eindeutigen Wortlaut nach nicht erfasst. Sie er&#246;ffnen lediglich eine Anfechtungs- und &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit f&#252;r den Betroffenen selbst (OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 13.11.2018, Az.: 3 Ws 847/18, Rn 6).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch die &#167;&#167;&#160;415 ff FamFG sind nicht unmittelbar anwendbar, da die hier in Rede stehende Freiheitsentziehung in Form der Fixierung auf den Regelungen des Ma&#223;regelungsvollzugsgesetzes NRW und damit auf Landrecht und nicht wie die Unterbringung als solche auf Bundesrecht (&#167; 63 StGB) beruht. Die &#167;&#167; 312 ff FamFG sind ihrem Wortlaut nach ebenfalls nicht einschl&#228;gig, da die hier in Rede stehende Fixierung keine freiheitsentziehende Ma&#223;nahme oder Zwangsma&#223;nahme auf der Grundlage von &#167; 1906 BGB bzw. dem PsychKG NRW darstellt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch aus dem unmittelbar geltenden Richtervorbehalt des Art. 104 Abs. 2 S. 1, 2, 4 GG folgt nichts anderes. Denn nach Art. 104 Abs. 2 S. 4 GG verlangt jede Freiheitsentziehung, dass der Gesetzgeber hierf&#252;r zuvor &#8211; &#252;ber die Erm&#228;chtigungsgrundlage hinaus &#8211; ein entsprechendes Verfahren richterlicher Entscheidungsfindung schafft. Art. 104 Abs. 2 GG bietet damit keine Handhabe f&#252;r richterliches T&#228;tigwerden, sondern setzt sie voraus.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung eines gesetzlich vorgesehenen Verfahrens kann vorliegend anstelle einer Entscheidung der Kammer &#252;ber den Antrag auch keine Weiterverweisung nach &#167; 17a Abs. 2 GVG oder nach &#167; 17a Abs. 5 GVG erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies k&#246;nnte die Strafvollstreckungskammer selbst dann nicht &#252;ber den vorliegenden Antrag entscheiden, wenn Gerichte trotz fehlender Verfahrensgrundlage im vorliegenden Fall t&#228;tig werden d&#252;rften. Denn es fehlt an einer Er&#246;ffnung des Rechtswegs zu den ordentlichen Gerichten. Nach &#167; 40&#160;Abs.&#160;1&#160;S.&#160;1,&#160;2 VwGO ist in allen &#246;ffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nichtverfassungsrechtlicher Art der Verwaltungsrechtsweg gegeben, soweit die Streitigkeiten nicht durch Gesetz einem anderen Gericht ausdr&#252;cklich zugewiesen sind. Eine abdr&#228;ngende Sonderzuweisung ist im vorliegenden Fall nicht gegeben, insbesondere sind die &#167;&#167; 109 ff. StVollzG Bund wie ausgef&#252;hrt nicht einschl&#228;gig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die fehlende gesetzliche Regelung eines Verfahrens zur Erf&#252;llung des Richtervorbehaltes kann auch nicht im Wege einer Analogie geschlossen werden, da jede gesetzliche Erm&#228;chtigung zu einer Fixierung bis zur Flankierung durch eine entsprechende gesetzliche Verfahrensregelung verfassungswidrig ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Bed&#252;rfnis f&#252;r eine entsprechende Verfahrensregelung folgt aus Art. 104 Abs. 2 GG, der anordnet, dass &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung nur der Richter zu entscheiden hat. Die Fixierung eines Patienten stellt einen Eingriff in dessen Grundrecht auf Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. Art. 104 GG) dar. Sowohl bei einer 5-Punkt- als auch bei einer 7-Punkt-Fixierung von nicht nur kurzfristiger Dauer handelt es sich um eine Freiheitsentziehung im Sinne des Art. 104 Abs. 2 GG. Das gilt auch dann, wenn dem Betroffenen im Rahmen der Unterbringung die Freiheit bereits entzogen worden ist (BVerfG, Urteil vom 24. Juli 2018 &#8211; 2 BvR 309/15 &#8211;, NJW 2018, 2619).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landesrecht sieht den nach Art. 104 Abs. 2 GG f&#252;r die Fixierung eines Ma&#223;regelpatienten damit geltenden Richtervorbehalt nicht vor, da das einschl&#228;gige Ma&#223;regelvollzugsgesetz NRW (MRVG NRW) weder in &#167; 17 MRVG NRW noch in einer anderen Vorschrift eine entsprechende Regelung enth&#228;lt. Zwar ist Art. 104 Abs. 2 GG unmittelbar geltendes und anzuwendendes Recht und erfordert die Anwendung seines Richtervorbehaltes auch dort, wo er nicht einfachgesetzlich ausgestaltet ist (BVerfG, Urteil vom 24. Juli 2018 &#8211; 2 BvR 309/15 &#8211;, NJW 2018, 2619). Bestimmungen zur gerichtlichen Zust&#228;ndigkeit und dem einzuhaltenden Verfahren sind Art. 104 Abs. 2 GG jedoch nicht zu entnehmen. Das Bundesverfassungsgericht hat entsprechend ausdr&#252;cklich entschieden, dass die Verpflichtung des Gesetzgebers zur Ausgestaltung des Richtervorbehalts nach Art. 104 II 4 GG durch dessen unmittelbare Geltung nicht obsolet wird. Nimmt der Gesetzgeber diesen verfassungsrechtlichen Auftrag nicht wahr mit der Folge, dass eine einfach-gesetzliche Rechtsgrundlage die von Verfassungs wegen erforderlichen Bestimmungen zur Ausgestaltung des Richtervorbehalts nicht vorsieht, so f&#252;hrt dies zur Verfassungswidrigkeit der Norm (BVerfG, Urteil vom 24. Juli 2018 &#8211; 2 BvR 309/15 &#8211;, NJW 2018, 2619, Rn. 95). Vor diesem Hintergrund scheidet eine richterliche Genehmigung der Fixierung durch die Strafvollstreckungskammer aus.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kammer ist es auch verwehrt, die Fortgeltung einer verfassungswidrigen Regelung als lediglich unvereinbar mit der Verfassung anzuordnen oder an ihre Stelle im Wege richterlicher Rechtsfortbildung eine verfassungsm&#228;&#223;ige zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vielmehr obliegt es allein dem Gesetzgeber &#8211; bzw. f&#252;r die &#220;bergangszeit, bis der Gesetzgeber seinem Regelungsauftrag aus Art. 104 Abs. 2 GG nachgekommen ist, dem Bundesverfassungsgericht gem&#228;&#223; &#167; 31 BVerfGG -, mit Gesetzeskraft den zust&#228;ndigen, Richter zu bestimmen und ein Verfahren zu regeln, das auf die jeweils zur Entscheidung stehende Freiheitsentziehung abgestimmt ist, und sicherstellt, dass dem Betroffenen vor der Freiheitsentziehung alle diejenigen rechtsstaatlichen Sicherungen gew&#228;hrt werden, die mit einem justizf&#246;rmigen Verfahren verbunden sind (BVerfG, a.a.O., Rn 94). Diesbez&#252;glich schlie&#223;t sich die Kammer der Rechtsauffassung des OLG Frankfurt a.M. in seinem Beschluss vom 13.11.2018 an, wonach es den Gerichten verwehrt ist, eine m&#246;gliche L&#252;cke hinsichtlich des gesetzlich nicht vorgesehenen Richtervorbehaltes bei der Anordnung oder Genehmigung von Fixierungen im Rahmen der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach &#167; 63 StGB eigenm&#228;chtig zu schlie&#223;en, weil damit die Grenzen zul&#228;ssiger Auslegung &#252;berschritten werden w&#252;rden. Dies obliegt allein dem Gesetzgeber (vgl. OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 13.11.2018, Az.: 3 Ws 847/18, Rn 10; so auch LG Darmstadt, Beschluss vom 6.9.2018 &#8211; 33a StVK 1314/18).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch das&#160; Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 24.7.2018 (a.a.O.) keine gesetzesgleichen Regelungen f&#252;r Fixierungen im Geltungsbereich des MRVG NRW getroffenen, da diese nicht Gegenstand der dortigen Entscheidung waren.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Anders als das Bundesverfassungsgericht ist die Kammer an die Rechtsfolge der Verfassungswidrigkeit der gesetzlichen Regelung gebunden und kann nicht von sich aus eine fortdauernde Anwendbarkeit bei Unvereinbarkeit mit der Verfassung anordnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Im Geltungsbereich des MRVG NRW verbietet sich &#252;berdies bereits deswegen, im Wege der richterlichen Rechtsfortbildung eine Zust&#228;ndigkeitsregelung zu schaffen, weil es nach der Entscheidung des Gesetzgebers bereits an einer entsprechenden Erm&#228;chtigungsgrundlage fehlt. Denn als Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r den Eingriff der Fixierung kommt allenfalls &#167; 17 Abs. 3 MRVG NRW in Betracht, der jedoch allein die Fesselung als Ma&#223;nahme vorsieht, die aus zwingenden Behandlungsgr&#252;nden &#228;rztlich angeordnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Fesselung als Begrenzung der Bewegungsfreiheit an H&#228;nden und F&#252;&#223;en ist nach der &#252;berkommenen Begriffsverwendung jedoch von der deutlich eingriffsintensiveren Fixierung des K&#246;rpers oder von Teilen davon zu unterscheiden. Auch in Gesetzen wird regelm&#228;&#223;ig danach unterschieden, ob nur Fesselungen oder dar&#252;ber hinaus auch Fixierungen zul&#228;ssig sein sollen (vgl. etwa &#167; 49 des Berliner Untersuchungshaftvollzugsgesetz, &#167; 22 des Abschiebungshaftvollzugsgesetzes Nordrhein-Westfalen und insbesondere &#167; 69 Abs. 2 Nr. 6, Abs. 7 StVollzG NRW). Anders als die nicht nur kurzfristige Fixierung ist die vom nordrhein-westf&#228;lischen Gesetzgeber vorgesehen Fesselung auch nicht als eigenst&#228;ndige Freiheitsentziehung zu qualifizieren, die den Richtervorbehalt des Art. 104 II 1 GG abermals ausl&#246;st (ausdr&#252;cklich beschr&#228;nkt auf 5-Punkt- oder 7-Punkt-Fixierungen, bei denen s&#228;mtliche Gliedma&#223;en des Betroffenen mit Gurten am Bett festgebunden werden, BVerfG, a.a.O., Rn. 68 f.). Aus diesem Grunde ist das MRVG NRW gerade nicht verfassungswidrig, da die dort allein vorgesehene Fesselung keines Richtervorbehaltes bedarf. Die Gerichte k&#246;nnen bereits wegen der Gesetzesbindung der Rechtsprechung und des Gesetzesvorbehaltes des Freiheitsgrundrechts vor diesem Hintergrund nicht durch einer weitere Auslegung des Fesselungsbegriffs selbst eine Rechtsgrundlage auch f&#252;r Fixierungen schaffen, die der Gesetzgeber gerade nicht vorgesehen hat. Dar&#252;ber hinaus auch noch entsprechende Zust&#228;ndigkeiten durch Analogie zu schaffen, verbietet sich zudem deshalb, weil nicht durch erweiternde Auslegung eine verfassungswidrige Regelung geschaffen werden darf, um diesem verfassungswidrigen Zustand daraufhin durch &#8211; selbst verfassungswidrige (s.o. unter Ziffer 4.) &#8211; Analogie abzuhelfen. Es ist umgekehrt geboten, eine gesetzliche Regelung verfassungskonform auszulegen (st. Rspr. des BVerfG, vgl. j&#252;ngst BVerfG, Beschluss vom 22.3.2018 &#8211; 2 BvR 780/16, NJW 2018, 1935).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es besteht zudem auch kein tats&#228;chliches Bed&#252;rfnis f&#252;r eine entsprechende Analogie, da auch im Ma&#223;regelvollzug regelm&#228;&#223;ig ein einstweiliger Betreuer bestellt bzw. eine bestehende Betreuung einstweilig erweitert und die Fixierungsentscheidungen des Betreuers richterlich genehmigt werden k&#246;nnen. Auch im vorliegenden Fall besteht eine Betreuung, die ausweislich der Angaben fr&#252;herer Antr&#228;ge vollumf&#228;nglich sein soll.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies w&#228;re die Strafvollstreckungskammer selbst dann nicht zust&#228;ndig, wenn der Rechtsweg zu den ordentlichen Gerichten er&#246;ffnet, eine Erm&#228;chtigungsgrundlage vorhanden, diese verfassungsm&#228;&#223;ig und die analoge Anwendung einer bestehenden Zust&#228;ndigkeitsregelung zul&#228;ssig und geboten w&#228;re. Denn selbst in diesem Fall w&#228;ren nicht die Regelungen des Strafvollzugsgesetzes, sondern in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des Bundesverfassungsgerichtes hinsichtlich der dort verfahrensgegenst&#228;ndlichen Regelungen die Bestimmungen des FamFG analog heranzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Anders als die Bestimmungen des FamFG ist das Verfahren nach &#167; 109 ff StVollzG auf die grunds&#228;tzlich nachtr&#228;gliche &#220;berpr&#252;fung einer vollzuglichen Ma&#223;nahme, und gerade nicht auf eine eilige pr&#228;ventive Genehmigung einer bevorstehenden bzw. anhaltenden Fixierungsma&#223;nahme mit entsprechendem Rechtsschutz f&#252;r den Betroffenen zugeschnitten. Insbesondere sehen die &#167;&#167; 109 ff StVollzG weder eine pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Betroffenen noch die Bestellung eines Verfahrenspflegers vor (&#167;&#167; 114 Abs. 2, 115 Abs. 1 S. 1 StVollzG).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 24.7.2018 (a.a.O.) ausgef&#252;hrt, das Verfahren m&#252;sse auf die jeweils zur Entscheidung stehende Freiheitsentziehung abgestimmt sein und sicherstellen, dass dem Betroffenen vor der Freiheitsentziehung alle diejenigen rechtsstaatlichen Sicherungen gew&#228;hrt werden, die mit einem justizf&#246;rmigen Verfahren verbunden sind (BVerfG, a.a.O., Rn 94). Ein solches Verfahren sieht das Bundesverfassungsgericht durch die entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 312ff FamFG und &#167;&#167; 70 ff FamFG gew&#228;hrleistet. Zu einem solchen Verfahren geh&#246;ren &#8211; auch nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts &#8211; u.a. die pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Betroffenen (&#167; 319 FamFG) und grunds&#228;tzlich auch die Bestellung eines Verfahrenspflegers (&#167; 315 Abs. 2 FamFG). Daher kommt schon im Hinblick auf die verfassungsm&#228;&#223;igen Rechte des Betroffenen eine entsprechende Anwendung der &#167; 109ff StVollzG (i.V.m. &#167; 78a Abs. 1, Nr. 2, 78b Abs. I Nr. 2 GVG) nicht in Betracht, sondern allenfalls eine analoge Heranziehung des betreuungsgerichtlichen Verfahrens. Dieses hat im Hinblick auf die Ortsn&#228;he der insoweit zust&#228;ndigen Amtsgerichte den weiteren Vorzug einer zeitn&#228;heren Entscheidung, die im Rahmen des verfassungsrechtlich gebotenen Eilrechtsschutzes geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Soweit das OLG Hamm in seinem Beschluss vom 20.11.2018 (Az.: III - 1 Vollz (Ws) 391/18) <em>obiter dictum</em> die Auffassung ge&#228;u&#223;ert hat, dass f&#252;r die Genehmigungsentscheidungen bei Fixierungen gem&#228;&#223; &#167; 78a Abs. 2 [gemeint Abs. 1 S. 2] Nr. 2, 78b Abs. I Nr. 2 GVG die kleinen Strafvollstreckungskammern bei den Landgerichten zust&#228;ndig seien, betraf dies einen anderen Fall, der dem OLG keine Veranlassung gab, sich mit den obigen Rechtsfragen (1. &#8211; 7.) auseinanderzusetzen. Denn dort handelte es sich um eine Konstellation des nachtr&#228;glichen, vom Betroffenen angestrengten Rechtsschutzes, auf den die &#167;&#167; 109 ff. StVollzG Bund zugeschnitten sind.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kammer weist vorsorglich darauf hin, dass auch in Ermangelung einer Erm&#228;chtigungsgrundlage und einer verfassungsrechtlich vorgesehenen Zust&#228;ndigkeitsregelung zur richterlichen Genehmigung von Fixierungen unter den Voraussetzungen des rechtfertigenden Notstands nach &#167; 34 StGB die individuelle Veranlassung und Durchf&#252;hrung entsprechender Fixierungen gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">10.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung einer verfassungswidrigen gesetzlichen Regelung und ihrer Entscheidungserheblichkeit ist schlie&#223;lich keine Vorlage der gegebenen Sache nach Art 100 Abs. 1 GG m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;121 Abs. 2 S. 1 StVollzG.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung betreffend den Streitwert beruht auf den &#167;&#167;&#160;65 S.&#160;1, 60 Hs.&#160;1, 52 Abs.&#160;1 GKG. Die Kammer bestimmt ihn nach der Bedeutung der Sache, wie sie sich aus dem Antrag des Antragstellers ergibt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung ist das Rechtsmittel der Rechtsbeschwerde nach Ma&#223;gabe des beigef&#252;gten Formblatts statthaft.</p> <span class="absatzRechts">45</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>Dr. R</p> </td> <td></td> <td></td> </tr> <tr><td></td> <td></td> <td></td> </tr> </tbody> </table>
180,256
lsgnrw-2019-01-07-l-15-u-61118-b
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 15 U 611/18 B
2019-01-07T00:00:00
2019-02-07T14:18:45
2019-02-12T13:33:29
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:2019:0107.L15U611.18B.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen den Beschluss des Sozialgerichts Gelsenkirchen vom 08.11.2018 wird zur&#252;ckgewiesen. Au&#223;ergerichtliche Kosten sind nicht zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht hat es zu Recht abgelehnt, die Kosten der Beweisaufnahme nach &#167; 109 Sozialgerichtsgesetz (SGG) auf die Landeskasse zu &#252;bernehmen. Der Senat verweist in entsprechender Anwendung des &#167; 153 Abs. 2 SGG in vollem Umfang auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen in dem angefochtenen Beschluss, denen er sich anschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die im Berufungsverfahren veranlasste weitere Anfrage bei dem nach &#167; 109 SGG herangezogenen Dr. L war lediglich deshalb erforderlich geworden, weil der Kl&#228;ger im Vorfeld der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 10.07.2018 vorgetragen hatte, Dr. L habe- nunmehr als sein behandelnder Arzt- aufgrund neuer radiologischer sowie neurologischer Befunde weitergehende Unfallfolgen gesichert. Weitere Erkenntnisse im Rahmen der gebotenen Sachaufkl&#228;rung bezogen auf sein f&#252;r das Sozialgericht erstellte Gutachten vom 17.03.2017 lassen sich hieraus deshalb nicht ableiten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist nicht mit der Beschwerde anfechtbar, &#167; 177 SGG.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung des &#167; 193 SGG (Keller, in: Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer, SGG, 12. Auflage , &#167; 109 Rn 22).</p>
171,304
vg-dusseldorf-2019-01-07-10-k-809916
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10 K 8099/16
2019-01-07T00:00:00
2019-01-29T12:50:47
2019-02-12T13:44:37
Urteil
ECLI:DE:VGD:2019:0107.10K8099.16.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Geb&#252;hrenbescheid des Standesamtes der Beklagten vom 7. April 2016 in der Gestalt des Bescheides vom 20. Juni 2016 wird aufgehoben.</strong></p> <p><strong>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der eine sog. Erbenermittlung betreibt, lie&#223; mit Schreiben vom 16. Dezember 2015 durch sein C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B&#252;ro bei der Beklagten die Ausstellung einer &#8222;beglaubigten Kopie des Familienbuchs von b.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; h.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und l.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; v.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; I.&#160;&#160;&#160; geheiratet am 20.02.1960 in e.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; beantragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18. M&#228;rz 2016 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, dass eine Eheschlie&#223;ung X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; / I.&#160;&#160; trotz mehrfacher Suche im Standesamt E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nicht habe ermittelt werden k&#246;nnen und f&#252;r diesen Aufwand eine Suchgeb&#252;hr in H&#246;he von 17,- Euro anfalle.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 7. April 2016 erhob die Beklagte die vorgenannte Suchgeb&#252;hr in H&#246;he von 17,- Euro. Diesem Bescheid war keine Rechtsbehelfsbelehrung beigef&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger gegen diesen Bescheid Einwendungen erhoben hatte, setzte die Beklagte die Suchgeb&#252;hr (nochmals) mit Bescheid vom 20. Juni 2016 unter Beif&#252;gung einer Rechtsbehelfsbelehrung fest. Zur Begr&#252;ndung hei&#223;t es, weder unter den genannten Namen noch unter dem genannten Datum habe eine Eheschlie&#223;ung ermittelt werden k&#246;nnen. 1960 habe es 9 Standes&#228;mter in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gegeben. In keinem davon sei am 20.&#160;Februar 1960 eine Ehe geschlossen worden. Es existiere auch kein Familienbuch mit dem Kennzeichen X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /I.&#160;&#160; oder I.&#160;&#160; /X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . M&#246;glicherweise h&#228;tten die Betroffenen in einer anderen Stadt oder in einem Konsulat geheiratet oder das angegebene Heiratsdatum sei falsch. Der Geb&#252;hrentatbestand ergebe sich aus dem Geb&#252;hrengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GebG NRW) in Verbindung mit der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung (AVwGebO NRW) sowie Tarifstelle 5b.4.9 des Allgemeinen Geb&#252;hrentarifs (AGT; Anlage zur AVwGebO NRW). Da nur ein Jahrgang durchsucht worden sei, sei lediglich die Mindestgeb&#252;hr in H&#246;he von 17,- Euro erhoben worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen den Bescheid der Beklagten vom 7. April 2016 in der Gestalt des Bescheides vom 20. Juni 2016 hat der Kl&#228;ger am 11. Juli 2016 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Klage verweist er auf das Urteil des Verwaltungsgerichts (VG) Berlin vom 2. Oktober 2000&#160;&#8211; 1 A 83.99&#160;&#8211; und das nachgehende Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Berlin vom 29. August 2003&#160;&#8211; 2 B 4.01&#160;&#8211;. Diese zu &#167; 68 Abs. 1 Nr. 15 der Verordnung zur Ausf&#252;hrung des Personenstandsgesetzes (PStV) alter Fassung (a.F.) ergangenen Entscheidungen seien auch auf das nordrhein-westf&#228;lische Landesrecht zu &#252;bertragen. Er habe zur Eheschlie&#223;ung genaue Angaben gemacht. Wenn mit diesen Angaben kein Eintrag zu ermitteln sei, sei ihm dies mitzuteilen. Er habe nie beantragt, weitere Suchvorg&#228;nge durchzuf&#252;hren. Der Geb&#252;hrentatbestand der Tarifstelle 5b.4.9 AGT setze einen Aufwand voraus, der durch das Fehlen von Angaben erforderlich werde, z.B. wenn das genaue Datum nicht angegeben werden k&#246;nne, aber ein Zeitraum (&#8222;von &#8230; bis&#8230;&#8220;), so dass in diesem Zeitraum gesucht werden muss. Ein solcher zus&#228;tzlicher Aufwand sei hier bei ordnungsgem&#228;&#223;er Behandlung der Anfrage nicht gegeben. Im &#220;brigen m&#252;sse f&#252;r die Beantwortung jeder Anfrage im Personenstandswesen der betreffende Eintrag zun&#228;chst gesucht werden. Die Argumentation der Beklagten w&#252;rde bedeuten, dass bei jeder Anfrage eine Suchgeb&#252;hr berechnet werden m&#252;sste.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>den Geb&#252;hrenbescheid des Standesamtes der Beklagten vom 7. April 2016 in der Gestalt des Bescheides vom 20. Juni 2016 aufzuheben.</strong></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>die Klage abzuweisen.</strong></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend: Von 1958 bis 2008 seien nach damaligem Recht f&#252;r Eheschlie&#223;ungen in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Familienb&#252;cher gef&#252;hrt worden. Sie habe in der Familienbuchkartei weder zu X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /I.&#160;&#160; noch zu I.&#160;&#160; /X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein Familienbuch gefunden. Sie habe auch in ihrer Abgabekartei keinen Eintrag dar&#252;ber gefunden, dass das Familienbuch an ein anderes Standesamt abgegeben worden sei. Auch in den Namensverzeichnissen der damaligen 9 Standes&#228;mter habe sie erfolglos nach den genannten Familiennamen und dem Datum der Eheschlie&#223;ung gesucht. Hierbei habe sie auch alternative Namensschreibweisen wie z.B. &#8222;X1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; gepr&#252;ft. Zuletzt habe sie durch eine Suche im Heiratsregister festgestellt, dass am genannten Datum in keinem der damaligen 9 Standes&#228;mter eine Eheschlie&#223;ung stattgefunden habe. Der Geb&#252;hrenbescheid sei rechtm&#228;&#223;ig. Zwar seien Angaben gemacht worden. Es sei aber auszuschlie&#223;en, dass diese richtig seien, da sonst die Eheschlie&#223;ung zu ermitteln gewesen w&#228;re. Wenn bereits fehlende Angaben den Geb&#252;hrentatbestand der Tarifstelle 5b.4.9 AGT ausl&#246;sen w&#252;rden, m&#252;ssten erst recht g&#228;nzlich falsche Angaben zu einer Geb&#252;hr f&#252;hren. Dieses Ergebnis werde durch einen Umkehrschluss zu &#167; 15 GebG NRW gest&#252;tzt, denn hier habe eine Amtshandlung bereits begonnen und nur durch die Suche nach dem Familienbuch habe das Standesamt feststellen k&#246;nnen, dass es f&#252;r die Anfrage nicht zust&#228;ndig sei. Die vom Kl&#228;ger in Bezug genommenen Urteile seien auf den hiesigen Fall nicht &#252;bertragbar, da anders als hier die einzige fehlende Angabe die Nennung des damaligen Standesamtes gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schrifts&#228;tzen vom 12. und 18. September 2018 haben die Beteiligten auf die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend auf den Inhalt der Gerichtsakte und des beigezogenen Verwaltungsvorgangs der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><strong>Entscheidungsgr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Gericht entscheidet im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung, &#167;&#160;101 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist sie am 11. Juli 2016 fristgem&#228;&#223; erhoben worden. Der Bescheid des Standesamts der Beklagten vom 7. April 2016 konnte nicht die Monatsfrist des &#167; 74 Abs. 1 Satz 2 VwGO in Lauf setzen, sondern nur die Jahresfrist des &#167; 58 Abs. 2 Satz 1 VwGO, denn diesem Bescheid war keine Rechtsbehelfsbelehrung beigef&#252;gt. Nach Bekanntgabe des mit einer Rechtsbehelfsbelehrung versehenen Bescheides vom 20. Juni 2016 ist die Klage binnen Monatsfrist erhoben worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Geb&#252;hrenbescheid des Standesamts der Beklagten vom 7.&#160;April 2016 in der Gestalt des Bescheides vom 20. Juni 2016 ist rechtswidrig und verletzt den Kl&#228;ger in seinen Rechten, &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Als Rechtsgrundlage dieses Bescheides kommen nur &#167;&#167; 1 Abs. 1 und 2 Abs. 1 GebG NRW i.V.m. &#167;&#160;1 AVwGebO NRW sowie die &#8211; seit Beendigung der Amtshandlung (vgl. &#167;&#160;11 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GebG NRW) im M&#228;rz 2016 nicht ge&#228;nderte &#8211; Tarifstelle 5b.4.9 AGT in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die tatbestandlichen Voraussetzungen der Tarifstelle 5b.4.9 AGT sind nicht erf&#252;llt. Nach dieser Tarifstelle wird f&#252;r das Suchen eines Eintrags oder Vorgangs, wenn hierf&#252;r zum Aufsuchen notwendige Angaben nicht gemacht werden k&#246;nnen, je nach Aufwand eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 17 bis 66 Euro erhoben. Ein Aufsuchen im Sinne dieser Tarifstelle, f&#252;r das notwendige Angaben nicht gemacht werden k&#246;nnen (bzw. konnten), ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieses Tatbestandsmerkmal ist zun&#228;chst nicht unter dem Gesichtspunkt erf&#252;llt, dass der Kl&#228;ger das genaue Standesamt im Gebiet der Stadt E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , vor dem im Jahr 1960 die betreffende Ehe geschlossen worden sein soll, nicht angegeben hat. Denn die Beklagte hat selbst vorgetragen, dass die Angabe des damaligen Standesamts f&#252;r die Ermittlung des Familienbuchs nicht erforderlich gewesen sei (erster Absatz auf der zweiten Seite der Klageerwiderung vom 11. August 2016). Abgesehen davon folgt das Gericht der Rechtsprechung des</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">VG Berlin, Urteil vom 2. Oktober 2000&#160;&#8211; 1 A 83.99&#160;&#8211;, juris (Leits&#228;tze), und des OVG Berlin, Urteil vom 29. August 2003&#160;&#8211; 2 B 4.01&#160;&#8211;, juris,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">wonach die Benennung eines in dem jetzigen Standesamtsbezirk aufgegangenen fr&#252;heren Standesamtsbezirks, in dessen r&#228;umlichen Zust&#228;ndigkeitsbereich seinerzeit der Urkundeneintrag vorgenommen worden ist, nicht gefordert werden kann. Dass diese Rechtsprechung zu &#167; 68 Abs. 1 Nr. 15 PStV a.F. ergangen ist, dessen Wortlaut zudem in gewissen Umfang von der Tarifstelle 5b.4.9 AGT abweicht, f&#252;hrt zu keiner anderen Einsch&#228;tzung. Denn die f&#252;r die vorgenannte Auslegung angef&#252;hrten &#8211; &#252;berzeugenden &#8211; Argumente kn&#252;pfen nicht lediglich an den Wortlaut des &#167; 68 Abs. 1 Nr. 15 PStV a.F.an. Dies gilt z.B. f&#252;r das Argument, dass nur die vorgenannte Auslegung hinreichend die gebotene Unterscheidung zwischen dem Bereich der dem Staat &#252;bertragenen Organisationsgewalt auf der einen Seite und den dem auskunftssuchenden B&#252;rger zug&#228;nglichen Erkenntnism&#246;glichkeiten und zumutbaren Nachforschungsbem&#252;hungen auf der anderen Seite ber&#252;cksichtige. Dem schlie&#223;t sich auch das erkennende Gericht an.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Vorstehenden insb. OVG Berlin, Urteil vom 29. August 2003&#160;&#8211; 2 B 4.01&#160;&#8211;, juris Rn. 14.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein Aufsuchen im Sinne der Tarifstelle 5b.4.9 AGT, f&#252;r das notwendige Angaben nicht gemacht werden k&#246;nnen, kann auch nicht deshalb bejaht werden, weil der Kl&#228;ger zwar hinsichtlich Datum und Art (Eheschlie&#223;ung) des Personenstandsfalls, Name der beteiligten Personen und (heutigem) Standesamtsbezirk zwar pr&#228;zise und vollst&#228;ndige, aber offenbar unzutreffende Angaben gemacht hat, die nicht zum Auffinden eines entsprechenden Eintrags gef&#252;hrt haben. Soweit die Beklagte die Tarifstelle 5b.4.9 AGT dahin auslegt, dass sie nicht nur bei g&#228;nzlich fehlenden (oder ggf. ungenauen,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu auch VG Berlin, Urteil vom 2. Oktober 2000&#160;&#8211; 1 A 83.99&#160;&#8211;, Seite 7 des Urteilsabdrucks),</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">sondern erst recht auch bei falschen Angaben anwendbar sein m&#252;sse, folgt das Gericht ihr nicht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es ist bereits fraglich, ob der Wortlaut der Tarifstelle 5b.4.9 AGT Raum f&#252;r eine solche Auslegung l&#228;sst. Diese Frage muss jedoch nicht abschlie&#223;end beantwortet werden, denn gegen die von der Beklagten bevorzugte Auslegung, wonach der Tatbestand der Tarifstelle 5b.4.9 AGT auch bei vollst&#228;ndigen und pr&#228;zisen, wenngleich falschen Angaben erf&#252;llt sein kann, sprechen entscheidend jedenfalls gesetzessystematische Gr&#252;nde und der Wille des Verordnungsgebers. Dies ergibt sich aus Folgendem: F&#252;r die Beantwortung jeder Anfrage im Personenstandswesen ist, worauf der Kl&#228;ger zu Recht hinweist, ein gewisser Suchaufwand erforderlich. Der Wortlaut der Tarifstelle 5b.4.9 AGT l&#228;sst ohne Weiteres zu, von einem &#8222;Suchen eines Eintrags oder Vorgangs&#8220; z.B. dann auszugehen, wenn sich ein B&#252;rger mit der Bitte um Auskunft aus dem &#8211; sp&#228;testens seit dem 31. Dezember 2013 elektronisch zu f&#252;hrenden, &#167;&#167; 3 Abs. 2 Satz 1, 75 Satz 1 PStG &#8211; Personenstandsregister an das Standesamt wendet (vgl. Tarifstelle 5b.4.7 AGT). Eine Auslegung der Tarifstelle 5b.4.9 AGT, wonach nicht nur fehlende (oder ggf. ungenaue), sondern auch falsche Angaben eine Geb&#252;hrenpflicht begr&#252;nden, w&#252;rde zu einer Suchgeb&#252;hr in H&#246;he von mindestens 17,- Euro auch dann f&#252;hren, wenn sich der Suchaufwand des Standesamtes auf das blo&#223;e Eingeben vollst&#228;ndiger und pr&#228;ziser &#8211; wenngleich falscher &#8211; Daten in eine elektronische Suchmaske beschr&#228;nkt. Trotz ihrer Dauer von nur wenigen Augenblicken h&#228;tte eine solche Suche eine h&#246;here Geb&#252;hr (mindestens 17,- Euro) zur Folge als die aufgrund einer erfolgreichen Suche erteilte Registerauskunft (6,- Euro, Tarifstelle 5b.4.7 AGT) oder Erteilung einer Personenstandsurkunde (10,- Euro, Tarifstelle 6b.4.5 AGT). Ein solches Ergebnis kann nach dem Daf&#252;rhalten des Gerichts nicht dem Willen des Verordnungsgebers entsprechen. Dies wird z.B. auch durch &#167; 15 Abs. 2 Halbs. 1 GebG NRW gest&#252;tzt, wonach sich eine vorgesehene Geb&#252;hr unter anderem dann um ein Viertel reduziert, wenn ein Antrag aus anderen Gr&#252;nden als wegen Unzust&#228;ndigkeit abgelehnt wird. Zwar entsteht auch in diesen F&#228;llen ein Verwaltungsaufwand, der durchaus mit demjenigen bei stattgebenden Entscheidungen vergleichbar sein kann, doch ist die Bedeutung, der wirtschaftliche Wert oder der sonstige Nutzen der Amtshandlung f&#252;r den Antragsteller (vgl. &#167; 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 GebG NRW) &#8211; wenn &#252;berhaupt gegeben &#8211; erheblich geringer als bei positiven Entscheidungen und deshalb sogar nur eine niedrigere Geb&#252;hr als bei letzteren zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. Wei&#223;auer/Lenders, GebG NRW, &#167;&#160;15, S. 126 (Stand: Mai 2011).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die M&#246;glichkeit, dass eines der vorstehend beschriebenen Ergebnisse eintritt, l&#228;sst sich auch nicht durch eine teleologische Reduktion der Tarifstelle 5b.4.9 AGT ausschlie&#223;en, etwa in dem Sinne, dass nicht jeder &#8211; ggf. auch nur elektronische &#8211; Suchvorgang, sondern nur ein solcher mit einem gewissen Aufwand eine Suchgeb&#252;hr rechtfertigt. Denn der Verordnungsgeber hat sich bewusst gegen die Regelung eines entsprechenden, einschr&#228;nkenden Tatbestandsmerkmals entschieden. Die Erhebung einer Suchgeb&#252;hr war urspr&#252;nglich in &#167; 68 Abs. 1 Nr. 14 der Personenstandsverordnung vom 25. Februar 1977 (BGBl. I, S. 377) geregelt. Nach dieser Bestimmung war eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 5,- DM zu erheben &#8222;f&#252;r das Suchen eines Eintrags oder Vorgangs, wenn hierf&#252;r entweder Datum oder Standesamtsbezirk oder sonstige zum Aufsuchen notwendige Angaben nicht gemacht werden k&#246;nnen und damit ein besonderer Arbeitsaufwand verbunden ist.&#8220; Durch Art. 1 Nr. 29 Buchstaben a) ee) und gg) der 15. Verordnung zur &#196;nderung Personenstandsverordnung vom 25. Mai 1998 (BGBl. I, S. 1138) wurde die Suchgeb&#252;hr in &#167; 68 Abs. 1 Nr. 15 der Personenstandsverordnung geregelt und die Wendung &#8222;und damit ein besonderer Arbeitsaufwand verbunden ist 30,--&#8220; durch &#8222;je nach Aufwand 30,-- bis 100,--&#8220; ersetzt. Der Verordnungsgeber hatte damit entschieden, dass ein besonderer Arbeitsaufwand kein Tatbestandsmerkmal mehr ist, sondern der f&#252;r die Bearbeitung eines Antrags erforderliche Aufwand erst auf der Rechtsfolgenseite f&#252;r die Festsetzung innerhalb des vorgegebenen Geb&#252;hrenrahmens Bedeutung hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch OVG Berlin, Urteil vom 29. August 2003&#160;&#8211; 2 B 4.01&#160;&#8211;, juris Rn. 13.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">An dieser Systematik des &#167; 68 Abs. 1 Nr. 15 PStV a.F. hat sich bis zum 1. Januar 2009, als die Verordnung zur Ausf&#252;hrung des Personenstandsgesetzes vom 22. November 2008 (BGBl. I, S. 2263) in Kraft trat (&#167; 75 Nr. 1), die keine Geb&#252;hrenregelungen mehr enthielt, nichts ge&#228;ndert. Diese Systematik hat der nordrhein-westf&#228;lische Verordnungsgeber, als er die Tarifstelle 5.b.4.9 AGT mit der 12. Verordnung zur &#196;nderung der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung vom 18.&#160;November 2008 (GVBl., S. 690) eingef&#252;hrt hat, in das Landesrecht &#252;bernommen und sich damit der bewussten Entscheidung, den Aufwand des Standesamtes nicht auf der Tatbestands-, sondern erst auf der Rechtsfolgenseite des Suchgeb&#252;hrentatbestandes zu ber&#252;cksichtigen, angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen der Beklagten, ein Umkehrschluss zu &#167; 15 GebG NRW st&#252;tze die von ihr bevorzugte Auslegung der Tarifstelle 5.b.4.9 AGT, bleibt ohne Erfolg. Zun&#228;chst gibt die Beklagte &#167; 15 GebG NRW ungenau wieder, wenn sie vortr&#228;gt: &#8222;Danach f&#228;llt keine Geb&#252;hr an, wenn noch keine Amtshandlung begonnen wurde und wegen Unzust&#228;ndigkeit verwiesen wird&#8220; (Bl. 27 der Gerichtsakte). &#167; 15 GebG NRW hat jedoch, soweit die Beklagte auf ihn abzielt, folgenden Wortlaut: &#8222;Wird ein Antrag ausschlie&#223;lich wegen Unzust&#228;ndigkeit der Beh&#246;rde abgelehnt, so werden weder Geb&#252;hren noch Auslagen erhoben. Dasselbe gilt bei R&#252;cknahme eines Antrages, wenn mit der sachlichen Bearbeitung noch nicht begonnen ist. Wird ein Antrag auf Vornahme einer Amtshandlung zur&#252;ckgenommen, nachdem mit der sachlichen Bearbeitung begonnen, die Amtshandlung aber noch nicht beendet ist, oder wird ein Antrag aus anderen Gr&#252;nden als wegen Unzust&#228;ndigkeit abgelehnt &#8230;, so erm&#228;&#223;igt sich die vorgesehene Geb&#252;hr um ein Viertel&#8220;, &#167; 15 Abs. 1, Abs. 2 Halbs. 1 GebG NRW. Soweit die Beklagte die Entstehung einer Suchgeb&#252;hr damit zu begr&#252;nden versucht, dass eine Amtshandlung hier schon begonnen habe, folgt das Gericht ihr nicht. Der vorgenannte Wortlaut des &#167; 15 Abs. 1 und 2 GebG NRW gibt f&#252;r einen entsprechenden Umkehrschluss nichts her. Die Abs&#228;tze 1 und 2 des &#167; 15 GebG NRW enthalten Regelungen f&#252;r bestimmte F&#228;lle dem Grunde nach bestehender Geb&#252;hrenschulden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Wei&#223;auer/Lenders, GebG NRW, &#167;&#160;15, S. 126 (Stand: Juni 2010) und &#167; 15 Abs. 2 Halbs. 1 GebG NRW (&#8222;vorgesehene Geb&#252;hr&#8220;).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ergibt aber &#8211; wie hier &#8211; eine Auslegung des in Betracht kommenden Geb&#252;hrentatbestandes, dass f&#252;r die betreffende Amtshandlung eine Geb&#252;hrenschuld von vornherein nicht entstanden ist, vermag auch &#167; 15 GebG NRW daran nichts zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen der Beklagten, nur durch die Suche nach dem Familienbuch habe das Standesamt feststellen k&#246;nnen, dass es f&#252;r die Anfrage nicht zust&#228;ndig sei, f&#252;hrt nicht zur Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Bescheide. W&#252;rde sie die Entscheidung des Standesamtes so verstehen, dass die Anfrage des Kl&#228;gers mangels Zust&#228;ndigkeit abgelehnt worden sei, so h&#228;tte &#167; 15 Abs. 1 Satz 1 GebG NRW einer Geb&#252;hrenerhebung entgegengestanden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg wendet die Beklagte schlie&#223;lich ein, die vom Kl&#228;ger in Bezug genommenen Urteile seien auf den hiesigen Fall nicht &#252;bertragbar. Denn f&#252;r die vorstehende Auslegung der Tarifstelle 5b.4.9 AGT im Hinblick auf die Rechtsfolgen falscher Angaben war diese Rechtsprechung von allenfalls untergeordneter Bedeutung. Dar&#252;ber hinaus trifft es nicht zu, wenn die Beklagte vortr&#228;gt, im betreffenden Fall habe einzig die Angabe des fr&#252;heren Standesamtsbezirks gefehlt und dem Standesamt sei es m&#246;glich gewesen, mit den vorhandenen Informationen den entsprechenden Eintrag zu finden. Das Standesamt Reinickendorf konnte den Eintrag, mit dessen Suche es die Festsetzung einer Suchgeb&#252;hr begr&#252;ndet hatte, nicht finden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 167 VwGO, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann innerhalb eines Monats nach Zustellung des vollst&#228;ndigen Urteils bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich die Zulassung der Berufung beantragt werden. Der Antrag muss das angefochtene Urteil bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Antrag kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingereicht werden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollst&#228;ndigen Urteils sind die Gr&#252;nde darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nur zuzulassen,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn die Rechtssache besondere tats&#228;chliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der Obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Begr&#252;ndung ist, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Antrag entscheidet das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Im Berufungs- und Berufungszulassungsverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift und die Zulassungsbegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><strong>Beschluss:</strong></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Streitwert wird auf 17,-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Euro festgesetzt.</strong></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwertes ist nach &#167;&#160;52 Abs. 3 GKG erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
171,211
vg-neustadt-an-der-weinstrae-2019-01-07-2-l-144918nw
{ "id": 919, "name": "Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße", "slug": "vg-neustadt-an-der-weinstrae", "city": 541, "state": 13, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 L 1449/18.NW
2019-01-07T00:00:00
2019-01-29T12:50:06
2019-02-12T13:44:22
Beschluss
ECLI:DE:VGNEUST:2019:0107.2L1449.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>1. Der Antrag wird abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>2. Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>3. Der Streitwert wird auf 3.750.-&#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Das nach &#167; 123 Abs. 1 VwGO zu beurteilende Ersuchen der Antragstellerin um vorl&#228;ufigen Rechtsschutz mit dem Ziel, die Antragsgegnerin zu verpflichten, ihr eine Duldung zur Aufnahme eines Ausbildungsverh&#228;ltnisses ab 1. April 2019 zu erteilen, mit welchem die Antragstellerin das Berufsziel der Altenpflegerin anstrebt, bleibt ohne Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin, die nach der Ablehnung ihres Asylantrags als offensichtlich unbegr&#252;ndet auf der Grundlage des Bundesamtsbescheids vom [...] seit dem 9. Januar 2018 vollziehbar ausreisepflichtig ist, hat nicht der ihr obliegenden Last gen&#252;gt, nach &#167; 123 Abs. 1 und Abs. 3 VwGO i. V. m. &#167; 920 ZPO darzutun und glaubhaft zu machen, dass ihr ein sicherungsf&#228;higer Anspruch auf Erteilung der beantragten Ausbildungsduldung oder einer Duldung aus anderen Gr&#252;nden zusteht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG ist eine Duldung wegen dringender pers&#246;nlicher Gr&#252;nde im Sinne von &#167; 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG zu erteilen, wenn der Ausl&#228;nder eine qualifizierte Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberuf in Deutschland aufnimmt oder aufgenommen hat, die Voraussetzungen nach &#167; 60a Abs. 6 AufenthG nicht vorliegen und konkrete Ma&#223;nahmen zur Aufenthaltsbeendigung nicht bevorstehen. Sinn und Zweck des &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG ist es, ausreisepflichtige Ausl&#228;nder bis zum Abschluss der Berufsausbildung zu dulden, wenn sie sich in einem qualifizierten Berufsausbildungsverh&#228;ltnis befinden, oder sie eine entsprechende Ausbildung in K&#252;rze beginnen werden, weil sie bereits einen Ausbildungsvertrag rechtswirksam abgeschlossen haben, der in das Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe eingetragen oder &#8211; bei fehlendem Eintragungserfordernis &#8211; sonst als qualifizierte Berufsausbildung anzuerkennen ist. Eine qualifizierte Berufsausbildung im Sinne des &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG liegt nach der entsprechend heranzuziehenden Legaldefinition des &#167; 6 Abs.1 Satz 2 der Besch&#228;ftigungsverordnung &#8211; BeschV &#8211; vor, wenn die Ausbildungsdauer mindestens zwei Jahre betr&#228;gt (vgl. z.B. VGH BW, Beschluss vom 20. Dezember 2016 &#8211; 11 S 2516/16 &#8211;, juris). Die Ausbildung muss zudem darauf ausgerichtet sein, in einem geordneten Ausbildungsgang die f&#252;r eine qualifizierte berufliche T&#228;tigkeit notwendigen Fertigkeiten, Kenntnisse und F&#228;higkeiten (berufliche Handlungsf&#228;higkeit) sowie die erforderlichen Berufserfahrungen zu vermitteln (vgl. OVG RP, Beschluss vom 31. Juli 2017 &#8211; 7 B 11276/17.OVG &#8211;, juris, Rnr. 8). Die Regelung des &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG hat dabei die anerkannten Aus- und Fortbildungsabschl&#252;sse nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) sowie vergleichbare bundes- oder landesrechtlich geregelte Berufsabschl&#252;sse mit entsprechenden Qualifikationen zum Ziel (vgl. OVG RP, Beschluss vom 12. Juli 2018 &#8211; 7 B 10610/18.OVG &#8211; in: ESOVGRP Rnr. 16).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin strebt die berufliche Qualifikation zur Altenpflegerin an. Die Ausbildung zur Altenpflegekraft ist eine dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) vergleichbar geregelte qualifizierte Berufsausbildung, wenn sie den Vorgaben des Abschnitts 2 des Gesetzes &#252;ber die Berufe in der Altenpflege &#8211; Altenpflegegesetz (&#8211; AltPflG &#8211; BGBl. I 2003, 1690 ff.) und den hierzu ergangenen landesrechtlichen Bestimmungen entspricht (vgl. insb. &#167;&#167; 3-9 AltPflG). F&#252;r eine qualifizierte Berufsausbildung zur Altenpflegekraft ist danach eine mindestens dreij&#228;hrige Ausbildung erforderlich (&#167; 4 Abs. 1 Satz 1 AltPflG), die aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht (&#167; 4 Abs. 1 Satz 2 AltPflG). Die praktische Ausbildung wird in anerkannten Ausbildungseinrichtungen vermittelt (&#167; 4 Abs. 3 AltPflG, &#167; 2 der Landesverordnung zur Ausf&#252;hrung des Altenpflegegesetzes (GVBl. 2004, 401 ff. &#8211; AltPflGAV &#8211; vom 22. Juli 2004). Der Unterricht wird an Pflegeschulen erteilt (&#167; 4 Abs. 2 AltPflG i.V.m. &#167; 1 der Landesverordnung zur Ausf&#252;hrung des Altenpflegegesetzes &#8211; AltPflGAV &#8211; (GVBl. 2004, 401)).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Hiervon ausgehend setzt der Anspruch auf Erteilung einer Ausbildungsduldung nach &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG wegen der beabsichtigten Berufsausbildung als Altenpflegekraft in F&#228;llen, in welchen das Ausbildungsverh&#228;ltnis noch nicht begonnen ist, voraus, dass der Ausbildungsbewerber vor der Veranlassung konkreter aufenthaltsbeendender Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nachweist, in einer zugelassenen Pflegeeinrichtung den praktischen Teil der Ausbildung in K&#252;rze antreten zu k&#246;nnen, und er zudem belegt, &#252;ber die Zusage einer anerkannten Pflegeschule zu verf&#252;gen, an dem Unterricht zur Ausbildung als Altenpfleger oder Altenpflegerin teilnehmen zu k&#246;nnen. Denn den Pflegeschulen kommt f&#252;r die Vermittlung der Berufsqualifikation eine zentrale Bedeutung zu. Sie bed&#252;rfen der staatlichen Anerkennung (&#167; 5 Abs. 1 Satz 1 AltPflG) und haben die ordnungsgem&#228;&#223;e Durchf&#252;hrung der Ausbildung zu gew&#228;hrleisten (&#167; 5 Abs. 1 Satz 2 AltPflG). Sie tragen vorbehaltlich abdr&#228;ngender Zuweisungen die Gesamtverantwortung f&#252;r die Ausbildung zur qualifizierten Pflegekraft (&#167; 4 Abs. 4 Satz 1 AltPflG). Die Abschnitte des Unterrichts und der praktischen Ausbildung sind inhaltlich und organisatorisch aufeinander abzustimmen, wobei der praktische Anteil &#252;berwiegt. Die Altenpflegeschule unterst&#252;tzt und f&#246;rdert die praktische Ausbildung durch Praxisbegleitung. Die Praxisanleitung ist durch die Pflegeeinrichtungen sicherzustellen (&#167; 4 Absatz 3 AltPflG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin hat nicht belegt und nicht glaubhaft gemacht, dass die von ihr angestrebte Ausbildung den Erfordernissen, die an die qualifizierte Berufsausbildung zur Pflegekraft zu stellen sind, entspricht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Mit der Vorlage des Ausbildungsvertrags vom [...], wonach sie ab dem 1. April 2019 bei der Fa. &#8222;...-GmbH&#8220; die praktische Ausbildung zur Altenpflegerin aufnehmen will, hat die Antragstellerin allein glaubhaft gemacht, dass ihr die M&#246;glichkeit offensteht, bei der genannten Pflegeinrichtung in eine praktische betriebliche Ausbildung mit dem Berufsziel der Altenpflegerin einzutreten. Hingegen fehlt es an der verbindlichen Zusage einer Aufnahme der Antragstellerin in eine Pflegeschule mit dem Ziel der dreij&#228;hrigen Ausbildung zur Altenpflegerin (&#167; 4 Abs. 1 Satz 1 AltPflG). Denn die Altenpflegeschule &#8222;...&#8220; hat in einer E-Mail vom [...] gegen&#252;ber der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde klargestellt, der Antragstellerin im Rahmen eines Programms zur Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund vorbehaltlich des noch ausstehenden Nachweises ausreichender Sprachkenntnisse (A2) einen Schulplatz ab dem 1. April 2019 (zun&#228;chst nur) f&#252;r eine 2-j&#228;hrige Ausbildung zur Altenpflegehelferin zugesagt zu haben (Blatt 351 der Beh&#246;rdenakte). Dies ist in Zusammenhang mit der Regelung in &#167; 2 des Ausbildungsvertrags vom [...] zu sehen, wonach ein vertraglicher Anspruch auf Fortsetzung der vierj&#228;hrigen Gesamtausbildung zur Altenpflegekraft nur besteht, wenn die &#8222;Abschlusspr&#252;fung&#8220; nach zwei Jahren mit einem Notendurchschnitt von mindestens 2,5 bestanden wird (Bl. 55 ff, <span style="text-decoration:underline">56</span> der Gerichtsakte 2 L 1449/18.NW). Mithin ist Gegenstand des Ausbildungsvertrags zun&#228;chst der Erwerb einer zweij&#228;hrigen beruflichen Vorqualifikation der Antragstellerin als Altenpflegehelferin, die mit einer Abschlusspr&#252;fung endet, und die erst hiernach in eine (gegebenenfalls nach &#167; 7 Abs. 1 Nr. 2 AltPflG auf zwei weitere Jahre verk&#252;rzte) berufsqualifizierende Ausbildung zur Altenpflegerin m&#252;nden kann. F&#252;r die Ausbildung der Antragstellerin zur Altenpflegehelferin ist ihr aber eine Ausbildungsduldung nicht zu erteilen. Denn die Ausbildung zur Altenpflegehelferin ist keine qualifizierte Berufsausbildung im Sinne des &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG i.V.m. &#167; 6 Abs. 1 Satz 2 BeschV, weil die Ausbildung gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 2 der Fachschulverordnung &#8211; Altenpflegehilfe vom 31. August 2004 (GVBl. 2004, 41 ff. &#8211; AltenPflV &#8211;) in der Regel auf ein Jahr beschr&#228;nkt ist. Die T&#228;tigkeit als Altenpflegehelfer oder -helferin stellt einen selbst&#228;ndigen, in der der Fachschulverordnung &#8211; Altenpflegehilfe geregelten Beruf dar. Sie kann nicht nur als blo&#223;e Einstiegsqualifizierung f&#252;r das Berufsziel der Altenpflegekraft begriffen werden. F&#252;r sie kann im Rahmen der auf das konkrete Berufsbild bezogenen Betrachtungsweise des &#167; 60a Abs. 2 Satz 4 AufenthG eine Ausbildungsduldung oder eine Besch&#228;ftigungserlaubnis &#167; 6 Abs. 1 Satz 2 BeschV auch dann nicht erteilt werden, wenn im Rahmen des hier vertraglich vereinbarten Blockmodells eine l&#228;ngere (hier: zweij&#228;hrige) Ausbildungsdauer vereinbart ist mit der Folge, dass sich die Ausbildungszeit einer anschlie&#223;enden berufsqualifizierenden Ausbildung zur Pflegekraft hierdurch m&#246;glicherweise verk&#252;rzt (so VGH BW, Beschluss vom 20. Dezember 2016 &#8211; 11 S 2516/16 &#8211;, juris; s. f&#252;r Rheinland-Pfalz siehe auch das Schreiben der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier vom 24. September 2018 &#8211; Az. 1932/WO/1/18(24) &#8211; an die Ausl&#228;nderbeh&#246;rden).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die weitere Frage, ob der Antragstellerin gem&#228;&#223; &#167; 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG eine Duldung f&#252;r die Ausbildung zur Altenpflegehelferin nach Ermessen erteilt werden k&#246;nnte, stellt sich hier nicht. Es fehlt bereits an dem Nachweis entsprechender Sprachkenntnisse des Niveaus A2, die die Pflegeschule selbst f&#252;r eine Aufnahme der Antragstellerin zur Altenpflegehelferin notwendig &#8211; und der beruflichen T&#228;tigkeit entsprechend in nachvollziehbarere Weise &#8211; voraussetzt. Zudem k&#228;me die Erteilung einer Ermessensduldung f&#252;r eine Helferausbildung als Einstiegsqualifizierung nur in Betracht, wenn sich sicher absehen lie&#223;e, dass im Anschluss an die Helferausbildung eine qualifizierte Berufsausbildung der Antragstellerin zur Altenpflegerin erfolgt. Dies ist hier nicht der Fall. Denn der Vertrag vom 31. Oktober 2018 macht die weitere Ausbildung der Antragstellerin von dem Erreichen eines bestimmten Notendurchschnitts bei der Abschlusspr&#252;fung zur Altenpflegehelferin abh&#228;ngig. Dabei ist es v&#246;llig ungewiss ist, ob die Antragstellerin dieses Ausbildungsziel erreichen wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Weitere Duldungsgr&#252;nde sind nicht geltend gemacht und auch sonst nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Soweit die Antragstellerin in dem (hier hinzuverbundenen) Verfahren 2 L 1430/18.NW am 30. Oktober 2018 beantragt hat, die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs gegen die Versagung der Ausbildungsduldung anzuordnen, hat sich dieses Verfahren mit dem Ergehen des Beschlusses im Verfahren 2 L 1449/18.NW erledigt. Dies gilt ungeachtet des Umstands, dass die dem Bescheid vom 23. Oktober 2018 beigef&#252;gte Rechtsbehelfsbelehrung unzutreffend war, weil gegen die Versagung der Duldung ein Widerspruch nicht statthaft ist, nachdem die Duldung eine Aussetzung der Abschiebung zum Gegenstand hat (&#167; 83 Abs.1 AufenthG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Der Streitwert wird gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2, &#167; 53 Abs. 2 GKG i.V.m. Nr. 1.5., Nr. 8.1. des Streitwertkatalogs 2013 f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit (LKRZ 2014, 169 ff.) auf 3.750,00 &#8364; festgesetzt (vgl. OVG RP, Beschluss vom 16. Juni 2017 &#8211; 7 B 10927/17.OVG &#8211;).</p></dd> </dl> </div></div> </div>
171,197
olgce-2019-01-07-3-ws-32118-strvoll
{ "id": 603, "name": "Oberlandesgericht Celle", "slug": "olgce", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
3 Ws 321/18 (StrVollz)
2019-01-07T00:00:00
2019-01-29T12:49:53
2019-02-12T13:44:19
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Es wird festgestellt, dass die Anordnung der Antragsgegnerin, dem Antragsteller im Zeitraum vom 17. August 2018 bis zum 12. September 2018 den Zugang zu einem Lese- und Schreibcomputer nur in der Zeit von montags bis donnerstags von 16:30 bis 19:30 Uhr sowie freitags und an Wochenenden von 8:00 bis 11:00 Uhr zu gew&#228;hren, rechtswidrig war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Entscheidung der Antragsgegnerin, dem Antragsteller ab dem 12. September 2018 den Zugang zu dem Lese- und Schreibraum t&#228;glich in der Zeit von 12:00 bis 18:00 Uhr zu gew&#228;hren, wird aufgehoben und die Sache an die Antragsgegnerin nach Ma&#223;gabe der nachfolgenden Gr&#252;nde zur&#252;ckgegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Verfahrens sowie dem Antragsteller hieraus erwachsene notwendige Auslagen fallen der Landeskasse zur Last.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Streitwert wird auf bis zu 500 &#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Antragsteller verb&#252;&#223;t derzeit wegen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe und befindet sich seit dem 17. August 2018 in der Sozialtherapeutischen Abteilung der Justizvollzugsanstalt ... . Zuvor befand sich der Antragsteller in der Justizvollzugsanstalt ... . Dort - sowie in vorherigen Anstalten auch - war ihm infolge seiner erheblichen Einschr&#228;nkung der Sehf&#228;higkeit - dem Antragsteller wurde insoweit eine Schwerbehinderung von 100&#160;% zuerkannt&#160;- w&#228;hrend der Zeiten des Aufschlusses mit Ausnahme einer einst&#252;ndigen Mittagspause grunds&#228;tzlich unbeschr&#228;nkt der Zugang zu einem in einem gesonderten Haftraum befindlichen Lese- und Schreibcomputer gew&#228;hrt, ohne welchen der Antragsteller nicht in der Lage ist, zu lesen oder Schriftst&#252;cke zu fertigen. Der Antragsteller nutzte diesen f&#252;r eine ausgesprochen umfangreiche Korrespondenz sowie zum Fertigen zahlreicher Antr&#228;ge auf gerichtliche Entscheidung sowie sonstiger Eingaben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Nach Verlegung in die Justizvollzugsanstalt ... wurde ihm dort der Zugang zu dem ebenfalls in einem gesonderten Haftraum befindlichen Lese- und Schreibcomputer zun&#228;chst ohne n&#228;here Begr&#252;ndung in der Zeit von montags bis donnerstags von 16:30 bis 19:30 Uhr sowie freitags und an Wochenenden von 8:00 bis 11:00 Uhr gew&#228;hrt. Auf seinen hiergegen gerichteten Antrag auf gerichtliche Entscheidung vom 21. August 2018 mit dem Ziel einer wie bislang w&#228;hrend der Aufschlusszeiten uneingeschr&#228;nkten Nutzung hat die Antragsgegnerin ab dem 12. September 2018 den Zugang zu dem Lese- und Schreibraum t&#228;glich in der Zeit von 12:00 bis 18:00 Uhr gew&#228;hrt und erkl&#228;rt, sie betrachte den Rechtsstreit hiernach f&#252;r erledigt; gegen eine Kostenteilung w&#252;rden keine Bedenken erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>In der Sache selbst hat die Antragsgegnerin ausgef&#252;hrt, das Nutzen des Lese- und Schreibcomputers in dem dem Antragsteller bislang gew&#228;hrten Umfang stehe dem therapeutischen Konzept der integrativen Sozialtherapie in der sozialtherapeutischen Anstalt entgegen, in dessen Rahmen der Antragsteller, bei dem eine dissoziale und narzisstische Pers&#246;nlichkeitsst&#246;rung sowie Merkmale einer Psychopathie festgestellt worden seien, sich neben Gruppen- und Einzelgespr&#228;chssitzungen im t&#228;glichen Kontakt mit anderen Therapieteilnehmern und dem Stationsdienst mit seiner Person auseinandersetzen m&#252;sse, um &#252;berhaupt erst einen Zugang zu seinen Pers&#246;nlichkeitsst&#246;rungen erreichen zu k&#246;nnen. Die vollst&#228;ndige Ablenkung des Antragstellers durch seine private Korrespondenz mit Zugangszeiten von 60 Stunden zum Lese- und Schreibraum lasse f&#252;r die therapeutische Intervention und Auseinandersetzung mit seinen Pers&#246;nlichkeitsst&#246;rungen keinen ausreichenden Raum mehr.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Antragsteller ist dem entgegengetreten und hat zun&#228;chst der Annahme einer Erledigung widersprochen; eine solche sei nicht eingetreten, er halte an seinen Antr&#228;gen fest. Er sei infolge seiner Sehbehinderung auf das Nutzen des Lese- und Schreibcomputers zwingend angewiesen und eine zeitliche Beschr&#228;nkung verletze ihn in seinen Rechten aus Art. 3, 5, 19 und 20 GG; schlie&#223;lich d&#252;rfe er infolge seiner Sehbehinderung anderen Strafgefangenen gegen&#252;ber nicht benachteiligt werden. Dies gelte umso mehr, als er - anders als andere Strafgefangene - au&#223;erhalb der Aufschlusszeiten nicht lesen und schreiben k&#246;nne.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Strafvollstreckungskammer beim Landgericht Hannover hat mit Beschluss vom 23. Oktober 2018 den Antrag auf gerichtliche Entscheidung, soweit er sich nicht erledigt habe, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen und hat die Kosten des Verfahrens dem Antragsteller und der Antragsgegnerin jeweils zur H&#228;lfte auferlegt; seine notwendigen Auslagen habe der Antragsteller selbst zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>F&#252;r den Zeitraum bis zum 12. September 2018 sei durch die seither getroffene Vereinbarung Teilerledigung eingetreten. Unter Zugrundelegung des Meistbeg&#252;nstigungsgrundsatzes sei das Schreiben des Antragstellers vom 27. September 2018 als Teilerledigung auszulegen, da f&#252;r einen Feststellungsanspruch nach &#167; 115 Abs. 3 StVollzG ein berechtigtes Feststellungsinteresse nicht bestehe. Insoweit hat die Kammer die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen der Antragsgegnerin auferlegt, weil der Antrag auf gerichtliche Entscheidung unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstand ohne den Eintritt des erledigenden Ereignisses voraussichtlich zum Erfolg gef&#252;hrt h&#228;tte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Im Hinblick auf die seit dem 12. September 2018 geltende Regelung sei die weiterhin angefochtene Entscheidung der Antragsgegnerin nicht zu beanstanden. Der Antragsteller habe keinen Anspruch auf Nutzungszeiten am Computer &#252;ber ein t&#228;gliches Zeitfenster von 12:00 bis 18:00 Uhr hinaus; dem st&#252;nden als Belange des Vollzugs im Sinne von &#167; 57 Abs. 2 Satz 2 NJVollzG das von der Antragsgegnerin dargelegte therapeutische Konzept und hiermit die Erreichung des Vollzugsziels im Sinne von &#167; 67 Abs. 2 Satz 2 Alt. 1 NJVollzG entgegen. Bereits im eigenen Interesse solle der Antragsteller bestrebt sein, das Vollzugsziel zu erreichen, was bei einer Nutzung des Computers &#252;ber t&#228;glich 6 Stunden hinaus gef&#228;hrdet sei. Die dem Antragsteller nunmehr gew&#228;hrten Nutzungszeiten tr&#252;gen seinem grundrechtlich verb&#252;rgten Anspruch, sich zu informieren und journalistisch t&#228;tig zu werden, mit Dritten zu korrespondieren sowie effektiven Rechtsschutz geltend zu machen auch mit Blick auf seine Sehbehinderung hinreichend Rechnung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Gegen diese Entscheidung wendet der Antragsteller sich mit seiner Rechtsbeschwerde mit der R&#252;ge der Verletzung sachlichen und formellen Rechts. Die Antragsgegnerin verkenne die Bedeutung seiner Grundrechte. Der Antragsteller sei blind und k&#246;nne ohne einen entsprechenden Rechner weder schreiben noch lesen, ein entsprechendes Hilfsmittel zum Ausgleich seiner Behinderung k&#246;nne ihm nicht vorenthalten werden. Die von der Antragsgegnerin vorgenommene zeitliche Beschr&#228;nkung des Zugangs sei nicht hinnehmbar, zumal er in Zeiten des Einschlusses auf das Ger&#228;t nicht zugreifen k&#246;nne. Vor der Verlegung in die Justizvollzugsanstalt ... sei ihm der Zugang zu dem Rechner zu den Aufschlusszeiten grunds&#228;tzlich unbeschr&#228;nkt m&#246;glich gewesen. Schlie&#223;lich habe die Kammer einen Feststellungsanspruch nach &#167; 115 Abs. 3 StVollzG und hiermit ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r ein berechtigtes Feststellungsinteresse zu Unrecht verneint, schlie&#223;lich gehe es offensichtlich um die Einschr&#228;nkung von Grundrechten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Der Zentrale juristische Dienst f&#252;r den nieders&#228;chsischen Justizvollzug wurde beteiligt; er hat beantragt, die Rechtsbeschwerde nach Ma&#223;gabe von &#167; 116 Abs. 1 StVollzG als unzul&#228;ssig zu verwerfen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Die Rechtsbeschwerde ist nach Ma&#223;gabe von &#167; 116 Abs. 1 StVollzG zul&#228;ssig, denn es ist geboten, die Nachpr&#252;fung der angefochtenen Entscheidung sowohl zur Fortbildung des Rechts als auch zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung zu erm&#246;glichen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>III.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Der Rechtsbeschwerde konnte auch ein Erfolg in der Sache nicht versagt bleiben. Die angefochtene Entscheidung ist nicht frei von Rechtsfehlern.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>1. Soweit die Strafvollstreckungskammer im Hinblick auf die seit dem 12. September 2018 geltende Nutzungsregelung eine Teilerledigung des Rechtsstreits angenommen und nur noch &#252;ber die Kosten des Verfahrens entschieden hat, h&#228;lt dies rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Zwar hat die Kammer grunds&#228;tzlich zutreffend die Regelung des &#167; 115 Abs. 3 StVollzG herangezogen. Hiernach hat der Antragsteller bei Erledigung nach Stellen des Anfechtungs- oder Verpflichtungsantrags bei Vorliegen eines Feststellungsinteresses die Wahl, ob er ein Fortsetzungsfeststellungsantrag stellt oder - nach entsprechendem Hinweis - den Rechtsstreit f&#252;r erledigt erkl&#228;rt und nur noch einen Kostenantrag nach &#167; 121 Abs. 2 Satz 2 StVollzG stellt (vgl. zum Ganzen nur Arloth/Kr&#228;, StVollzG, 4. Aufl., &#167; 115 Rn. 10). Vorliegend hat der Antragsteller der Annahme einer Erledigung ausdr&#252;cklich widersprochen und erkl&#228;rt, er verfolge seine Antr&#228;ge weiter. Einen Kostenantrag im Sinne von &#167; 121 Abs. 2 Satz 2 StVollzG hat der Antragsteller hiernach jedenfalls nicht gestellt. Nicht zu folgen war der Kammer nachfolgend, soweit sie ein berechtigtes Feststellungsinteresse des Antragstellers im Hinblick auf die f&#252;r erledigt angesehene Ma&#223;nahme verneint hat. Vorliegend steht die Verletzung grundrechtlich gesch&#252;tzter Position des Antragstellers in Rede. Hierbei kann ein berechtigtes Interesse an Feststellung der Rechtswidrigkeit angefochtener Ma&#223;nahmen nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts regelm&#228;&#223;ig nicht verneint werden (BVerfG ZfStrVo 2002, 176; NStZ-RR 2004, 59). Es gilt vorliegend umso mehr, als die Strafvollstreckungskammer selbst letztlich davon ausgeht, dass der Antrag auf gerichtliche Entscheidung ohne Eintritt eines erledigenden Ereignisses erfolgreich gewesen w&#228;re. Gerade unter Beachtung des Meistbeg&#252;nstigungsprinzips war hiernach vielmehr die Annahme ein Fortsetzungsfeststellungsinteresse anzunehmen, welches der Antragsteller auch vor Erlass der angefochtenen Entscheidung zumindest konkludent bereits geltend gemacht hatte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Nach alledem konnte und hat der Senat im Verfahren der Rechtsbeschwerde selbst festzustellen, dass die bis zum 12. September 2018 geltende Nutzungsregelung rechtswidrig war und den Antragsteller in seinen Rechten verletzt hatte. Insoweit gelten die nachfolgenden Ausf&#252;hrungen erst recht:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>2. Auch in der Sache selbst h&#228;lt die angefochtene Entscheidung der Strafvollstreckungskammer rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>a) Die Strafvollstreckungskammer hat zun&#228;chst au&#223;er Acht gelassen, dass der Antragsgegnerin im Hinblick auf die Ausgestaltung des Zugangs des Antragstellers zum Lese- und Schreibcomputer nach Ma&#223;gabe von &#167; 115 Abs. 5 StVollzG ein Beurteilungs- und Ermessensspielraum zusteht und das Gericht hiernach nur befugt ist zu pr&#252;fen, ob die Ma&#223;nahme oder ihre Ablehnung rechtswidrig ist, weil die gesetzlichen Grenzen des Ermessens &#252;berschritten sind oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht hat. Die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung erstreckt sich hiernach nur auf Ermessensfehler. Der Strafvollstreckungskammer steht hiernach lediglich ein eingeschr&#228;nkter &#220;berpr&#252;fungsma&#223;stab zur Verf&#252;gung im Hinblick auf das allein von der Antragsgegnerin auszu&#252;bende Ermessen. Eine eigene Sachentscheidung ist der Strafvollstreckungskammer in derartigen F&#228;llen grunds&#228;tzlich versagt (vgl. zum Ganzen lediglich Arloth/Kr&#228;, StVollzG, 4. Aufl., &#167; 115 Rn. 15 f m.w.N.). Die vorliegende Entscheidung l&#228;sst nicht erkennen, dass die Strafvollstreckungskammer sich dieses eingeschr&#228;nkten Pr&#252;fungsma&#223;stabs bewusst war. Die Kammer hat vielmehr eine inhaltliche Pr&#252;fung der angefochtenen Entscheidung der Antragsgegnerin vorgenommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>b) Auch die von der Antragsgegnerin seit dem 12. September 2018 angewandte Nutzungsregelung h&#228;lt rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Insoweit ist davon auszugehen, dass die Entscheidung der Antragsgegnerin nicht frei von Rechts - und Ermessensfehlern ergangen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Dem Antragsteller stand vor seiner Verlegung in Justizvollzugsanstalt ..., zuletzt in Justizvollzugsanstalt ..., senatsbekannt und auch dem nicht widersprochenen Vorbringen des Antragstellers zufolge die Nutzung des Lese- und Schreibcomputers w&#228;hrend der Zeiten des Aufschlusses grunds&#228;tzlich uneingeschr&#228;nkt zur Verf&#252;gung. Bei dieser Nutzungsm&#246;glichkeit handelt es sich um eine rechtm&#228;&#223;igende beg&#252;nstigende Ma&#223;nahme, die nach Ma&#223;gabe von &#167; 100 NJVollzG i.V.m. &#167; 49 Abs. 2 VwVfG nur unter den dort benannten einschr&#228;nkenden Voraussetzungen widerrufen werden kann. Dies gilt grunds&#228;tzlich auch im Falle einer Verlegung eines Strafgefangenen in eine andere Justizvollzugsanstalt, soweit dem nicht besondere Umst&#228;nde innerhalb der neuen Anstalt entgegenstehen. Als derartige besondere Umst&#228;nde kommen etwa ein anderer, strengerer Sicherheitsstandard in der neuen Anstalt oder die fehlende tats&#228;chliche M&#246;glichkeit, eine einmal gew&#228;hrte Beg&#252;nstigung weiterhin zu gew&#228;hren, in Betracht. Diese Voraussetzungen sind vorliegend nicht ersichtlich. Zum einen handelt es sich bei Justizvollzugsanstalt ebenfalls senatsbekannt und dem Vollstreckungsplan zufolge um eine gegen&#252;ber der Justizvollzugsanstalt ... weniger sicherheitsrelevante Anstalt, und zum anderen ist weder vorgetragen noch aus dem gesamten, von der Strafvollstreckungskammer wirksam in Bezug genommenen Antragsvorbringen ersichtlich, dass dem Antragsteller aus rein organisatorischen Gr&#252;nden der Zugang zu dem Lese- und Schreibcomputer in dem bislang bewilligten Umfang in der Justizvollzugsanstalt ... nicht bewilligt werden k&#246;nnte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Besondere Umst&#228;nde in diesem Sinne k&#246;nnen sich grunds&#228;tzlich ebenfalls ergeben, soweit einer (vorliegend fortgeltenden) Nutzungsm&#246;glichkeit medizinisch erforderlicher Hilfsmittel im Sinne von &#167; 57 Abs. 2 Satz 1 Nr. 5 NJVollzG, worum es sich bei dem dem Antragsteller zur Verf&#252;gung gestellten Lese- und Schreibcomputer fraglos handelt, Belange des Vollzugs im Sinne von Satz 2 der genannten Vorschrift entgegenstehen. Auch solche sind vorliegend nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Als Belange des Vollzugs in diesem Sinn gelten neben den bereits benannten Sicherheitserw&#228;gungen etwa eine - im Hinblick auf die weitere Vollzugsdauer - lange Eingew&#246;hnungsphase, eine grob fahrl&#228;ssige oder vors&#228;tzliche Zerst&#246;rung oder eine missbr&#228;uchliche Benutzung des Hilfsmittels (BeckOK Strafvollzug Bund/Knauss StVollzG &#167; 59 Rn. 16 f; AK-Lesting/St&#252;ber, StVollzG, 6. Aufl., &#167; 59 Rn. 6; Arloth/Kr&#228;, StVollzG, 4. Aufl., &#167; 57 NJVollzG, Rn. 7). Auch hiervon ist vorliegend nicht auszugehen. Dies gilt auch im Hinblick auf eine etwaige Annahme einer missbr&#228;uchlichen Nutzung des Lese- und Schreibcomputers - jedenfalls soweit und solange der Antragsteller diesen nicht nachweislich zum Aus&#252;ben unzul&#228;ssiger Rechtsberatung oder sonst dem Vollzug grunds&#228;tzlich widerstreitenden Arbeiten verwendet. Allein das Verfassen zahlreicher Eingaben und Antr&#228;ge stellt noch keine in diesem Sinne unzul&#228;ssige Nutzung eines erforderlichen medizinischen Hilfsmittels dar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Soweit die Antragsgegnerin und ihr folgend die Strafvollstreckungskammer besondere Umst&#228;nde im Sinne von &#167; 57 Abs. 2 Satz 1 Nr. 5 NJVollzG darin sehen, dass der Antragsteller sich nunmehr in einer sozialtherapeutischen Abteilung einer Justizvollzugsanstalt befindet und eine extensive Nutzung des Lese- und Schreibcomputers den verfolgten therapeutischen Zwecken entgegenstehe, kann auch hierauf eine Beschr&#228;nkung der Zugangsm&#246;glichkeiten zu dem aus allein medizinischen Gr&#252;nden erforderlichen Hilfsmittel nicht gest&#252;tzt werden. Das medizinische Hilfsmittel des Lese- und Schreibcomputers ist geeignet und notwendig, die grunds&#228;tzliche Beeintr&#228;chtigung des Antragstellers infolge seiner Sehbehinderung auszugleichen. Dem kann jedenfalls nicht mit therapeutischen Konzepten oder der Erw&#228;gung der Erfolgsaussichten einer sozialtherapeutischen Behandlung entgegengetreten werden. Insoweit ist die Entscheidung der Antragsgegnerin nicht frei von Ermessensfehlern. Vielmehr ist die Sache - salopp formuliert - nicht anders zu beurteilen, als wollte man einem Strafgefangenen mit einer Sehschw&#228;che die Lesebrille entziehen, weil dieser in seiner Freizeit sich nicht den f&#252;r erforderlich gehaltenen therapeutischen Bem&#252;hungen hingibt oder zahllose Schrifts&#228;tze fertigt. Die Frage, ob das Verhalten des Antragstellers mit extensiver Nutzung des medizinischen Hilfsmittels dem therapeutischen Ansatz oder dem Erfolg der Ma&#223;nahme insgesamt f&#246;rderlich ist, kann jedenfalls nicht mit dem Erfordernis einer grunds&#228;tzlichen Nutzungsm&#246;glichkeit vermengt werden. Letztlich wird allein der Antragsteller zu entscheiden haben, ob und in welchem Umfang er sich auf das therapeutische Angebot und die hiermit verbundenen Bem&#252;hungen einl&#228;sst oder anderenfalls den Erfolg seiner weiteren Unterbringung in der sozialtherapeutischen Abteilung selbst gef&#228;hrdet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Da nach alledem im Hinblick auf die Nutzung des Lese- und Schreibcomputers in dem in dem Antragsteller vor seiner Verlegung in die Justizvollzugsanstalt ... gew&#228;hrten Umfang ein Ermessen der Antragsgegnerin schon nicht er&#246;ffnet, mithin eine sog. Ermessensreduzierung auf Null anzunehmen ist, hat der Senat davon abgesehen, die Sache unter Aufhebung der angefochtenen Entscheidung an die Strafvollstreckungskammer zur erneuten Sachentscheidung unter Beachtung der Rechtsansicht des Senats zur&#252;ckzuverweisen. Nach Aufhebung der angefochtenen Entscheidung auch in der seit dem 12. September 2018 geltenden Fassung gilt hiernach vielmehr der vor seiner Verlegung in die Justizvollzugsanstalt ...&#252;r den Antragsteller geltende Zustand fort und wird die Antragsgegnerin gehalten sein, dem Antragsteller den Zugang zu dem Lese- und Schreibcomputer in dem bislang in der Justizvollzugsanstalt ... bewilligten Umfang zu gew&#228;hren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>IV. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 121 Abs. 1 und 4 StVollzG i.V.m. &#167; 467 Abs. 1 StPO in entsprechender Anwendung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>V. Die Entscheidung &#252;ber den Streitwert ergibt sich aus &#167;&#167; 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8, 52 Abs. 1, 60, 63 Abs. 3 Nr. 2, 65 GKG.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=KORE202422019&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
171,194
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{ "id": 489, "name": "Verwaltungsgericht Greifswald", "slug": "vg-greifswald", "city": 283, "state": 10, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 A 1194/17 As HGW
2019-01-07T00:00:00
2019-01-29T12:49:49
2019-02-12T13:44:19
Urteil
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">Soweit die Klage zur&#252;ckgenommen worden ist, wird das Verfahren eingestellt. Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Verfahrenskosten. Gerichtskosten werden nicht erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">Das Urteil ist im Kostenpunkt vorl&#228;ufig vollstreckbar. Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Vollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung i.H.v. 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht die Beklagte ihrerseits zuvor Sicherheit i.H.v. 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Tatbestand</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten &#252;ber die Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger, der afghanischer Herkunft und Zugeh&#246;riger zur Volksgruppe der Tadschiken ist, reiste am 14. November 2014 in die Bundesrepublik Deutschland ein, stellte am 5. Dezember 2014 seinen Asylantrag und ist am 3. August 2016 pers&#246;nlich zu seinen Fluchtgr&#252;nden angeh&#246;rt worden. Dort gab er im Wesentlichen an, in der Provinz Parwan gelebt und die Schule bis zur neunten Klasse besucht zu haben. Einen Beruf habe er nicht erlernt. Er habe Afghanistan verlassen, da er einem m&#228;chtigen Kommandanten, f&#252;r den er auf sein Verlangen hin in Frauenkleidern getanzt habe, eine Vase an den Kopf geschlagen habe, sodass dieser ohnm&#228;chtig geworden sei und kr&#228;ftig geblutet habe. Dies habe er getan, weil der Kommandant sich w&#228;hrend seines Tanzes vollst&#228;ndig entkleidet, ihn &#252;berall angefasst und versucht habe ihn zu vergewaltigen. Kennengelernt habe er den Kommandanten auf der Hochzeit seines Cousins. Er - der Kl&#228;ger - habe ihn - den Kommandanten - danach mehrfach getroffen und von ihm Geschenke erhalten, sodass er ihm vertraut habe. Nachdem er den Kommandanten geschlagen habe, sei er geflohen und zu seinen Eltern gegangen. Er habe ihnen alles erz&#228;hlt. Sp&#228;ter habe es an der T&#252;r geklopft. Daraufhin sei er von seiner Mutter zur Nachbarin geschickt worden. Der Mann der Nachbarin sei schlie&#223;lich nachsehen gegangen, was bei seinen Eltern geschehen sei und habe erfahren, dass sie zusammengeschlagen worden seien. Sein Vater habe im Koma liegend ins Krankenhaus gebracht werden m&#252;ssen und seine Mutter sei ohnm&#228;chtig gewesen. Er habe daraufhin eine Nacht bei den Nachbarn verbracht, sei dann zu einer Freundin seiner Nachbarin nach Kabul gegangen, habe dort drei Tage verbracht und sei schlie&#223;lich zusammen mit einer anderen Familie ausgereist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Mit Bescheid vom 16. Mai 2017, der dem Kl&#228;ger am 18. Mai 2017 zugestellt wurde, versagte die Beklagte dem Kl&#228;ger die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft (Ziffer 1), die Anerkennung als Asylberechtigten (Ziffer 2) und den subsidi&#228;ren Schutz (Ziffer 3). Zudem stellte sie fest, dass keine Abschiebungsverbote nach &#167; 60 Abs. 5 und Abs. 7 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) vorliegen (Ziffer 4). Ebenfalls enthielt der Bescheid eine Ausreiseaufforderung und eine Abschiebungsandrohung (Ziffer 5). Das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot gem. &#167; 11 Abs. 1 AufenthG befristete die Beklagte auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziffer 6). Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie im Wesentlichen an, dass den Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers kein tauglicher Fluchtgrund zu entnehmen gewesen sei. Zudem sei nicht erkennbar, dass der Kommandant landesweiten Einfluss habe. Der Eintritt eines ernsthaften Schadens nach der R&#252;ckkehr des Kl&#228;gers sei daher nicht hinreichend (beachtlich) wahrscheinlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat am 1. Juni 2017 Klage erhoben. Er hat zun&#228;chst beantragt, die Beklagte unter Aufhebung ihres Bescheides vom 16. Mai 2017 zu verpflichten, ihm die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuzuerkennen und ihn als Asylberechtigten anzuerkennen, ihm den subsidi&#228;ren Schutzstatus zuzuerkennen und festzustellen, dass Abschiebungsverbote nach &#167; 60 Abs. 5 und Abs. 7 Satz 1 AufenthG vorliegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Zur Begr&#252;ndung verweist er auf seinen bisherigen Vortrag und die allgemeine Lage in Afghanistan.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt nach teilweiser Klager&#252;cknahme,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>die Beklagte unter teilweiser Aufhebung ihres Bescheides vom 16. Mai 2017 (Az. ) zu verpflichten, ihm subsidi&#228;ren Schutz zu gew&#228;hren;</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>hilfsweise, festzustellen, dass Abschiebungsverbote gem. &#167; 60 Abs. 5 und Abs. 7 AufenthG vorliegen.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat schrifts&#228;tzlich beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>die Klage abzuweisen.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Sie bezieht sich auf ihre im Ablehnungsbescheid get&#228;tigten Ausf&#252;hrungen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Im &#220;brigen wird hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes sowie des Vorbringens der Beteiligten im Einzelnen auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung und - genauso wie das dazugeh&#246;rige Protokoll - der Entscheidung waren.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Entscheidungsgr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Das Gericht konnte auch ohne Beteiligung der Beklagten in der m&#252;ndlichen Verhandlung entscheiden, da sie gem. &#167; 102 Abs. 2 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) hierauf in der Ladung hingewiesen wurde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Der Bescheid ist im angegriffenen Umfang rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger im ma&#223;geblichen Zeitpunkt nicht in eigenen Rechten, vgl. &#167; 113 Abs. 5 VwGO. Gem. &#167; 77 Abs. 1 Satz 1 AsylG ist auf die Sach- und Rechtslage in dem Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung abzustellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Dem Kl&#228;ger ist kein subsidi&#228;rer Schutz zu gew&#228;hren. Ein Ausl&#228;nder ist nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 AsylG subsidi&#228;r schutzberechtigt, wenn er stichhaltige Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme vorgetragen hat, dass ihm in seinem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht. Als ernsthafter Schaden gilt gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 AsylG die Verh&#228;ngung oder Vollstreckung der Todesstrafe (Nr. 1), Folter oder unmenschliche Behandlung oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (Nr. 2 ) oder eine ernsthafte individuelle Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit einer Zivilperson infolge willk&#252;rlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten Konflikts (Nr. 3). In Bezug auf den Eintritt eines ernsthaften Schadens gilt auch der Grad der beachtlichen Wahrscheinlichkeit (vgl. Kluth in: Kluth/Heusch, Ausl&#228;nderrecht, &#167; 4 AsylG Rn. 32., beck-online). Dieser setzt voraus, dass bei einer zusammenfassenden W&#252;rdigung des zur Pr&#252;fung gestellten Lebenssachverhalts die f&#252;r eine Verfolgung sprechenden Umst&#228;nde ein gr&#246;&#223;eres Gewicht besitzen und deshalb gegen&#252;ber den dagegen sprechenden Tatsachen &#252;berwiegen. Dabei ist eine &#8222;qualifizierende&#8220; Betrachtungsweise im Sinne einer Gewichtung und Abw&#228;gung aller festgestellten Umst&#228;nde und ihrer Bedeutung anzulegen. Es kommt darauf an, ob in Anbetracht dieser Umst&#228;nde bei einem vern&#252;nftig denkenden, besonnenen Menschen in der Lage des Betroffenen Furcht vor Verfolgung bzw. dem Eintritt eines ernsthaften Schadens hervorgerufen werden kann (vgl. BVerwG, Urt. v. 20.2.2013 - 10 C 23.12 - Rn. 32, juris; VG Potsdam, Urt. v. 11.3.2016 - VG 4 K 1242/15.A - S. 8 d. Umdr.). Im &#220;brigen gilt, dass das Gericht sich die volle &#220;berzeugung von der Wahrheit des behaupteten Verfolgungsschicksals und der Wahrscheinlichkeit der Verfolgungsgefahr bilden muss. Eine blo&#223;e Glaubhaftmachung in der Gestalt, dass der Vortrag lediglich wahrscheinlich sein muss, ist nicht ausreichend (vgl. grundlegend BVerwG, Urt. v. 16.4.1985 - 9 C 109/84 -, BVerwGE 71, 180-183, Rn. 16). Hierbei darf das Gericht jedoch hinsichtlich der Vorg&#228;nge im Verfolgerland, die zur Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes oder der Feststellung eines Abschiebungsverbots f&#252;hren sollen, keine unerf&#252;llbaren Beweisanforderungen stellen, sondern muss sich in tats&#228;chlich zweifelhaften F&#228;llen mit einem f&#252;r das praktische Leben brauchbaren Grad von Gewissheit begn&#252;gen, auch wenn Zweifel nicht v&#246;llig auszuschlie&#223;en sind (vgl. BVerwG, a.a.O.). In der Regel kommt deshalb dem pers&#246;nlichen Vorbringen des Kl&#228;gers, seiner Pers&#246;nlichkeit und Glaubw&#252;rdigkeit sowie der Art seiner Einlassung besondere Bedeutung zu (vgl. VGH M&#252;nchen, Urt. v. 26.1.2012 - 20 B 11.30468 -, Rn. 19, juris; VG Augsburg, Urt. v. 1.2.2016 - Au 5 K 15.30408 -, Rn. 38, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Gem. &#167; 4 Abs. 3 AsylG gelten die &#167;&#167; 3c bis 3e entsprechend (Satz 1). An die Stelle der Verfolgung, des Schutzes vor Verfolgung beziehungsweise der begr&#252;ndeten Furcht vor Verfolgung treten die Gefahr eines ernsthaften Schadens, der Schutz vor einem ernsthaften Schaden beziehungsweise die tats&#228;chliche Gefahr eines ernsthaften Schadens; an die Stelle der Fl&#252;chtlingseigenschaft tritt der subsidi&#228;re Schutz (Satz 2).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Ausgehen kann die Verfolgung gem&#228;&#223; &#167; 3c AsylG vom Staat, Parteien oder Organisationen, die den Staat oder einen wesentlichen Teil des Staatsgebiets beherrschen, oder nichtstaatlichen Akteuren, sofern die vorgenannten Akteure einschlie&#223;lich internationaler Organisationen erwiesenerma&#223;en nicht in der Lage oder nicht willens sind, im Sinne des &#167; 3d AsylG Schutz vor Verfolgung zu bieten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Dabei greift zugunsten eines Vorverfolgten bzw. in anderer Weise Gesch&#228;digten eine tats&#228;chliche Vermutung, dass sich fr&#252;here Handlungen und Bedrohungen bei einer R&#252;ckkehr in das Herkunftsland wiederholen werden (vgl. BVerwG, Urt. v. 27.4.2010 - 10 C 5.09 - Rn. 19, juris). Nach Art. 4 Abs. 4 der Neufassung der Richtlinie 2011/95/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes (Abl. Nr. L 337 S. 9, sog. &#8222;EU-Qualifikations-RL&#8220;) ist die Tatsache, dass der schutzsuchende Ausl&#228;nder bereits verfolgt wurde oder er einen sonstigen ernsthaften Schaden erlitten hat bzw. er von solcher Verfolgung oder einem solchen Schaden unmittelbar bedroht war, ein ernsthafter Hinweis darauf, dass seine Furcht vor Verfolgung begr&#252;ndet ist bzw. dass er tats&#228;chlich Gefahr l&#228;uft, ernsthaften Schaden zu erleiden, es sei denn, stichhaltige Gr&#252;nde sprechen dagegen, dass er erneut von solcher Verfolgung oder einem solchen Schaden bedroht wird (vgl. VGH Kassel, Urt. v. 21.1.2008 - 3 UE 191/07.A - juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Nach Anwendung dieser Ma&#223;st&#228;be ist der Eintritt eines ernsthaften Schadens bei R&#252;ckkehr des Kl&#228;gers nicht beachtlich wahrscheinlich. Er konnte nicht hinreichend glaubhaft machen i.S.d. Norm vorverfolgt aus Afghanistan ausgereist zu sein. Er hat zwar glaubhaft berichtet, mehrere Monate als sog. &#8222;Tanzknabe&#8220; oder &#8222;Bacha Bazi&#8220; fungiert zu haben. Bei einem Treffen mit seinem Peiniger hat er ihn dann mit einer Vase bewusstlos geschlagen oder sogar get&#246;tet, weil der ihn vergewaltigen wollte. Seine Bodyguards oder Familienangeh&#246;rige haben dann seine Eltern auf der Suche nach ihm aufgesucht und zusammengeschlagen. Es ist jedoch nicht zu erkennen, dass der Kl&#228;ger einer landesweiten Bedrohung ausgesetzt war bzw. bei R&#252;ckkehr ist. Gem. &#167;&#167; 4 Abs. 3, 3e Abs. 1 AsylG wird dem Ausl&#228;nder der subsidi&#228;re Schutz nicht zuerkannt, wenn er in einem Teil seines Herkunftslandes keine begr&#252;ndete Furcht vor Verfolgung oder Zugang zu Schutz vor Verfolgung nach &#167; 3d hat (Nr. 1) und sicher und legal in diesen Landesteil reisen kann, dort aufgenommen wird und vern&#252;nftigerweise erwartet werden kann, dass er sich dort niederl&#228;sst (Nr. 2). Bei der Pr&#252;fung der Frage, ob ein Teil des Herkunftslandes die Voraussetzungen nach Abs. 1 erf&#252;llt, sind die dortigen allgemeinen Gegebenheiten und die pers&#246;nlichen Umst&#228;nde des Ausl&#228;nders gem&#228;&#223; Artikel 4 der Richtlinie 2011/95/EU zum Zeitpunkt der Entscheidung &#252;ber den Antrag zu ber&#252;cksichtigen (Abs. 2 Satz 1).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger konnte nicht darlegen, dass sein Peiniger oder dessen Familie so gro&#223;en Einfluss hat, dass ihm landesweite Verfolgung und nicht nur Verfolgung in seiner Heimatprovinz Parwan oder in den unmittelbar angrenzenden Provinzen droht. Z.B. Balch mit der Stadt Mazar-e Sharif kommt grunds&#228;tzlich als interne Fluchtalternative in Betracht (vgl. auch VG M&#252;nchen, Urt. v. 21.8.2018 - M 26 K 17.37440 -, Rn. 19 f., juris; VG W&#252;rzburg, Urt. v. 23.4.2018 - W 1 K 18.30201 -, Rn. 24, juris; VG Aachen, 15.11.2017, 7 K 1746/17.A, unver&#246;ffentlicht). Die Stadt hat eine starke und relativ diversifizierte Volkswirtschaft, einschlie&#223;lich eines robusten Bau-, Fertigungs- und Dienstleistungssektors. Es ist zudem ein Industriezentrum mit einer gro&#223;en Anzahl von kleinen und mittleren Unternehmen und mehreren gro&#223;en Produktionsunternehmen. R&#252;ckkehrer sind zwar i.d.R. auf T&#228;tigkeiten als Tagl&#246;hner angewiesen, aber lediglich im Herbst und Winter sind diese als eher begrenzt vorhanden zu betrachten. In Mazar-e Sharif sind die Lebenshaltungskosten zwar relativ hoch, aber daf&#252;r ist die Armutsquote in der Provinz Balch im Allgemeinen niedrig. Auch die Gesundheitsversorgung erscheint als hinreichend, zumal in Mazar-e Sharif das Hauptkrankenhaus Nordafghanistans liegt. Dort haben die Menschen zudem Zugang zu Unterk&#252;nften, Trinkwasser und Strom (vgl. insbes. EASO Country of Origin Information Report - Key socio-economic indicators, 08/2017, S. 30 f., 42, 58, 64; aber auch ACCORD - Afghanistan: Entwicklung der wirtschaftlichen Situation, der Versorgungs- und Sicherheitslage in Herat, Mazar-e Sharif (Provinz Balkh) und Kabul 2010-2018, 7.12.2018, 40 ff.). Das Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl aus &#214;sterreich (BFA) zeichnet ein &#228;hnlich Bild von der Region (vgl. BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation Afghanistan, 29.6.2018, S. 84 f.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Auch die allgemeine Sicherheitslage stellt sich so dar, dass es dem Kl&#228;ger zuzumuten ist, sich dort niederzulassen. Die Wahrscheinlichkeit durch einen sicherheitsrelevanten Vorfall verletzt oder get&#246;tet zu werden ist, bezogen auf die Provinz Balch, in der etwa 1.382.155 Menschen leben (vgl. BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation Afghanistan, 29.6.2018, S. 84), gering. Aus dem Bericht von UNAMA (vgl. Afghanistan - Annual Report 2017, Stand 02/2018, Anlage III) ergeben sich Opferzahlen wieder provinzgenau. F&#252;r den Berichtszeitraum 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2017 wird f&#252;r den gesamten Staat Afghanistan von 3.438 get&#246;teten und 7.015 verletzten Personen berichtet (vgl. UNAMA, a.a.O., S. 1). Insgesamt gab es mithin 10.453 Opfer. Davon entfielen auf die Provinz Balch 129, was einem R&#252;ckgang der Opferzahl im Vergleich zu 2016 i.H.v. 68 % entspricht (vgl. UNAMA, a.a.O., Anlage III). Daraus ergibt sich eine Schadenswahrscheinlichkeit von 1:10.715 oder 0,009 %. Das ist weit von dem entfernt, was f&#252;r die Annahme eines mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit drohenden Schadenseintritts erforderlich ist. Selbst bei einer Verzehnfachung der Opferzahlen (1.290) erg&#228;be sich &#8222;lediglich&#8220; eine Schadenswahrscheinlichkeit von 1:1.072 bzw. 0,093 %. Dass diese Einsch&#228;tzung auf Grund von Ereignissen zwischen dem Ende des Berichtszeitraums (31. Dezember 2017) und dem Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht mehr zutreffend ist, ist nicht ersichtlich. Auch dem Bericht von UNAMA vom 12. April 2018 (vgl. Afghanistan Protection of Civilians in Armed Conflict Quarterly Report: 1 January to 31 March 2018) ist nichts Gegenteiliges zu entnehmen. Danach ist die Anzahl der Get&#246;teten und Verletzten im ersten Halbjahr seit 2016 nahezu konstant (5.275 im Jahr 2016, 5.272 im Jahr 2017 und 5.122 im Jahr 2018).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Die Provinz befindet sich im Norden Afghanistans, wohingegen Parwan &#246;stlich gelegen ist. Wieso dem Kl&#228;ger auch dort Gefahr drohen soll, ist nicht zu erkennen und von ihm auch nicht hinreichend glaubhaft gemacht worden. Er konnte lediglich den Namen seines Peinigers und den seines Bruders wiedergeben, aber z.B. nicht sagen, wo sie ein Kommando aus&#252;ben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger kann sich zudem legal in Balch aufhalten und relativ sicher dorthin reisen. Den dem Gericht zur Verf&#252;gung stehenden Erkenntnismitteln sind jedenfalls keine gegenteiligen Anhaltspunkte zu entnehmen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Es kann auch vern&#252;nftigerweise erwartet werden, dass er sich dort niederl&#228;sst. Dies ist dann der Fall, wenn er am Zufluchtsort eine ausreichende Lebensgrundlage vorfindet, d.h. dort das Existenzminimum und ein dar&#252;ber hinausgehender Standard gew&#228;hrleistet ist. Im Falle einer fehlenden Existenzgrundlage ist eine interne Schutzm&#246;glichkeit nicht gegeben. F&#252;r die Frage, ob der Antragsteller vor Verfolgung sicher ist und eine ausreichende Lebensgrundlage besteht, kommt es allein auf die allgemeinen Gegebenheiten im Zufluchtsgebiet und die pers&#246;nlichen Umst&#228;nde des Antragstellers an (vgl. BVerwG, Urt. v. 29.5.2008 - 10 C 11/07 -, BVerwGE 131, 186-198, Rn. 32). Ein verfolgungssicherer Ort bietet erwerbsf&#228;higen Personen das wirtschaftliche Existenzminimum grunds&#228;tzlich immer dann, wenn sie dort durch eigene, notfalls auch wenig attraktive und ihrer Vorbildung nicht entsprechende Arbeit, die grunds&#228;tzlich zumutbar ist, oder durch Zuwendungen von dritter Seite jedenfalls nach &#220;berwindung von Anfangsschwierigkeiten das zu ihrem Lebensunterhalt unbedingt Notwendige erlangen k&#246;nnen. Zu den danach zumutbaren Arbeiten geh&#246;ren auch T&#228;tigkeiten, f&#252;r die es keine Nachfrage auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gibt, die nicht &#252;berkommenen Berufsbildern entsprechen, etwa weil sie keinerlei besondere F&#228;higkeiten erfordern, und die nur zeitweise, etwa zur Deckung eines kurzfristigen Bedarfs ausge&#252;bt werden k&#246;nnen, auch soweit diese Arbeiten als T&#228;tigkeiten im Bereich einer &#8222;Schatten- oder Nischenwirtschaft" bezeichnet werden. Kriminelle Arbeit, also eine Arbeit etwa im Sinne &#8222;mafi&#246;ser" Erwerbst&#228;tigkeit, die f&#252;r eine kriminelle Organisation geleistet wird und - wie bei Mitgliedern der Mafia - in der fortgesetzten Begehung von oder der Teilnahme an Verbrechen besteht, ist hingegen unzumutbar (vgl. BVerwG, Beschl. v. 17.5.2006 - 1 B 100/05 -, Rn. 11, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>In Anbetracht der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen in Balch und Mazar-e Sharif (s.o.) ist davon auszugehen, dass der Kl&#228;ger ein Einkommen erzielen kann, das ihm ein Leben oberhalb des Existenzminimums erm&#246;glicht. Der Kl&#228;ger ist gerade einmal 20 Jahre alt, hat nach seinen Einlassungen in der m&#252;ndlichen Verhandlung eine achtj&#228;hrige Schulbildung in Afghanistan genossen, spricht die Landessprache Dari und hat in Deutschland die 9. Klasse erfolgreich abgeschlossen. Er hat hier die Ausbildungsreife erlangt und befindet sich derzeit im 2. Lehrjahr einer Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe. Dar&#252;ber hinaus ist er k&#246;rperlich und geistig gesund, mithin nicht in seiner Erwerbsf&#228;higkeit beschr&#228;nkt. Soweit es ihm aufgrund seiner individuellen Voraussetzungen, insbesondere wegen seines geringen Alters und der geringen Bildung, zum Zeitpunkt seiner Flucht nicht m&#246;glich gewesen sein sollte, seine Existenz in einem anderen, prim&#228;r in dem o.g. Landesteil zu sichern, streitet die gesetzliche Vermutung aus Art. 4 EU-Qualifikations-RL dennoch nicht mehr f&#252;r ihn. Diese Umst&#228;nde haben sich - wie dargelegt - bereits zum positiven ver&#228;ndert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Dar&#252;ber hinaus f&#252;hrt die R&#252;ckkehr des Kl&#228;gers aus einem westlichen Land nach Afghanistan nicht zu einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit bzgl. des Eintritts eines ernsthaften Schadens. Insoweit k&#246;nnen die Grunds&#228;tze, die zur Pr&#252;fung einer m&#246;glichen Gruppenverfolgung hinsichtlich der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft entwickelt worden sind, herangezogen werden. Danach kann sich die Gefahr einer eigenen Verfolgung f&#252;r einen Ausl&#228;nder nicht nur aus gegen ihn selbst gerichteten Ma&#223;nahmen ergeben (anlassgepr&#228;gte Einzelverfolgung), sondern auch aus gegen Dritte gerichteten Ma&#223;nahmen, wenn diese Dritten wegen eines asylerheblichen Merkmales verfolgt werden, das er mit ihnen teilt, und wenn er sich mit ihnen in einer nach Ort, Zeit und Wiederholungstr&#228;chtigkeit vergleichbaren Lage befindet (Gefahr der Gruppenverfolgung). Die Annahme einer alle Gruppenmitglieder erfassenden Gruppen gerichteten Verfolgung setzt dabei nach der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung (vgl. BVerwG, Urt. v. 18.7.2006 - 1 C 15/05 -, BVerwGE 126, 243-254, Rn. 24, juris; Urt. v. 21.4.2009 - 10 C 11/08 -, Rn. 17, juris) voraus, dass eine bestimmte Verfolgungsdichte vorliegt, die die Vermutung eigener Verfolgung rechtfertigt. Hierf&#252;r ist die Gefahr einer so gro&#223;en Vielzahl von Eingriffshandlungen in fl&#252;chtlingsrechtlich gesch&#252;tzte Rechtsg&#252;ter erforderlich, dass es sich dabei nicht mehr nur um vereinzelt bleibende individuelle &#220;bergriffe oder um eine Vielzahl einzelner &#220;bergriffe handelt. Die Verfolgungshandlungen m&#252;ssen vielmehr im Verfolgungszeitraum und Verfolgungsgebiet auf alle sich dort aufhaltenden Gruppenmitglieder zielen und sich in quantitativer und qualitativer Hinsicht so ausweiten, wiederholen und um sich greifen, dass daraus f&#252;r jeden Gruppenangeh&#246;rigen nicht nur die M&#246;glichkeit, sondern ohne weiteres die aktuelle Gefahr einer Betroffenheit besteht. Zudem gilt auch f&#252;r die Gruppenverfolgung, dass sie mit R&#252;cksicht auf den allgemeinen Grundsatz der Subsidiarit&#228;t des Fl&#252;chtlingsrechts den Betroffenen einen Schutzanspruch im Ausland nur vermittelt, wenn sie im Herkunftsland landesweit droht, wenn also auch keine innerstaatliche Fluchtalternative besteht, die vom Zufluchtsland aus erreichbar ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Konkrete seine Person betreffende Umst&#228;nde, die zu seiner Gef&#228;hrdung im Falle der R&#252;ckkehr f&#252;hren w&#252;rden, hat der Kl&#228;ger weder dargelegt, noch sind solche sonst ersichtlich. Hinsichtlich der Voraussetzungen f&#252;r eine Gruppenverfolgung mangelt es jedenfalls an der hierf&#252;r erforderlichen Verfolgungsdichte. Weder etwa dem Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes (Stand: 5/2018, S. 28 f.) oder dem L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation Afghanistan der BFA (Stand 3/2017, aktualisiert am 30.1.2018, S. 193 ff., 204 ff. und v. 29.6.2018, S. 309 ff., 327 ff.) noch dem Amnesty Report 2017 (Stand 2/2018) oder der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe (Afghanistan: Update Die aktuelle Sicherheitslage, Stand 9/2017, S. 31 ff.) ist hierzu etwas zu entnehmen. Zwar gehen aus den UNHCR-Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchender (Stand 4/2016, S. 46 f.) ein Fall im Jahr 2016, in dem einige aus einer Gruppe r&#252;ckgef&#252;hrter junger M&#228;nner einem betr&#228;chtlichen Risiko gewaltsamer Angriffe ausgesetzt gewesen seien, und ein Fall aus 2014, in dem die Taliban einen abgeschobenen afghanischen Asylsuchenden wegen Fotos aus Australien auf seinem Handy gefoltert h&#228;tten, hervor. Diese dokumentierten F&#228;lle von Rechtsgutsbeeintr&#228;chtigungen weisen jedoch - auch unter Ber&#252;cksichtigung einer Dunkelziffer - keine solche H&#228;ufigkeit auf, dass jeder einzelne Asylr&#252;ckkehrer die begr&#252;ndete Furcht herleiten kann, selbst alsbald ein Opfer solcher Verfolgungsma&#223;nahmen zu werden, sich somit jeder von ihnen st&#228;ndig der Gef&#228;hrdung an Leib, Leben oder pers&#246;nlicher Freiheit ausgesetzt sehen kann. Etwas anderes ergibt sich nach Ansicht des Gerichts auch nicht aus dem Gutachten von Frau S vom 28. M&#228;rz 2018 (Gutachten an das VG W&#252;rzburg zu dem Verfahren 7 K 1757/16.WI.A, S. 299 ff.). Auch sie weist auf die Sicherheitsrisiken dieser Gruppe hin, ohne dass die Annahme einer Gruppenverfolgung im Sinne des Gesetzes gerechtfertigt erscheint.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Auch die Voraussetzungen des &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 AsylG liegen nicht vor. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts muss diesbzgl. ermittelt werden, ob die schutzsuchende Person als Zivilperson einer ernsthaften individuellen Bedrohung f&#252;r Leib oder Leben infolge willk&#252;rlicher Gewalt in dem Gebiet ausgesetzt ist, in dem der innerstaatliche bewaffnete Konflikt stattfindet. Nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs setzt dies eine Situation voraus, die durch einen so hohen Gefahrengrad gekennzeichnet ist, dass stichhaltige Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme bestehen, dass die fragliche Person der von dem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt ausgehenden Gefahren individuell ausgesetzt w&#228;re. Allerdings kann der Grad willk&#252;rlicher Gewalt umso geringer sein, je mehr der Antragsteller zu belegen vermag, dass er aufgrund seiner pers&#246;nlichen Situation von dem Konflikt spezifisch betroffen ist (vgl. EuGH, Urt. v. 17.2.2009 - C-465/07 -, Celex-Nr. 62007CJ0465, 35. Erw&#228;gungsgrund, juris). Erforderlich sind hiernach Feststellungen &#252;ber das Niveau willk&#252;rlicher Gewalt in dem betreffenden Gebiet, die eine jedenfalls ann&#228;herungsweise quantitative Ermittlung einerseits der Gesamtzahl der in dem betreffenden Gebiet lebenden Zivilpersonen und andererseits der Akte willk&#252;rlicher Gewalt, die von den Konfliktparteien gegen Leib oder Leben von Zivilpersonen in diesem Gebiet ver&#252;bt werden, sowie eine wertende Gesamtbetrachtung mit Blick auf die Anzahl der Opfer und die Schwere der Sch&#228;digungen (Todesf&#228;lle und Verletzungen) bei der Zivilbev&#246;lkerung verlangen. Soweit ein Antragsteller keine gefahrerh&#246;henden pers&#246;nlichen Umst&#228;nde verwirklicht, ist ein besonders hohes Niveau willk&#252;rlicher Gewalt erforderlich (vgl. BVerwG, Urt. v. 27.4.2010 - 10 C 4/09 -, BVerwGE 136, 360-377, Rn. 33). Die Annahme einer erheblichen individuellen Gefahr setzt voraus, dass dem Betroffenen mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit ein Schaden an den Rechtsg&#252;tern Leib oder Leben droht. Ein Schadensrisiko von 1:800 bzw. 0,125 % ist dabei weit von der Schwelle der beachtlichen Wahrscheinlichkeit entfernt (vgl. BVerwG, Urt. v. 17.11.2011 - 10 C 13/10 -, Rn. 22, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Ma&#223;geblicher Bezugspunkt f&#252;r die Beurteilung des Vorliegens der Voraussetzungen des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1, Satz 2 Nr. 3 AsylG ist die Herkunftsregion des Betroffenen, in die er typischerweise zur&#252;ckkehren wird. Denn f&#252;r die Frage, welche Region als Zielort der R&#252;ckkehr eines Ausl&#228;nders anzusehen ist, kommt es weder darauf an, f&#252;r welche Region sich ein unbeteiligter Betrachter vern&#252;nftigerweise entscheiden w&#252;rde, noch darauf, in welche Region der betroffene Ausl&#228;nder aus seinem subjektiven Blickwinkel strebt. Allerdings ist jedenfalls dann nicht (mehr) auf die Herkunftsregion abzustellen, wenn sich der Ausl&#228;nder schon vor der Ausreise und unabh&#228;ngig von den fluchtausl&#246;senden Umst&#228;nden von dieser gel&#246;st und in einem anderen Landesteil mit dem Ziel niedergelassen hatte, dort auf unabsehbare Zeit zu leben. Durch eine solche freiwillige Abl&#246;sung verliert die Herkunftsregion ihre Bedeutung als Ordnungs- und Zurechnungsmerkmal und scheidet damit als Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Gefahrenprognose bei &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 AsylG aus (vgl. VGH Mannheim, Urt. v. 17.1.2018 - A 11 S 241/17 -, Rn. 202, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Eine derart hohe Gefahrendichte liegt bezogen auf die Provinz Parwan, in der der Kl&#228;ger aufgewachsen ist und in der etwa 660.000 Menschen leben (vgl. EASO, Country of Origin Information Report - Afghanistan Security Situation, 12/2017, S. 98), nicht vor. Auf die Provinz Parwan entfielen 77 get&#246;tete oder verletzte Personen, was einem R&#252;ckgang der Opferzahl im Vergleich zu 2016 i.H.v. 31 % entspricht (vgl. UNAMA, a.a.O., Anlage III). Daraus ergibt sich eine Schadenswahrscheinlichkeit von 1:8.571 oder 0,012 %. Das ist weit von dem entfernt, was f&#252;r die Annahme eines mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit drohenden Schadenseintritts erforderlich ist. Selbst bei einer Verzehnfachung der Opferzahlen (770) erg&#228;be sich &#8222;lediglich&#8220; eine Schadenswahrscheinlichkeit von 1:857 bzw. 0,117 %. Dass diese Einsch&#228;tzung auf Grund von Ereignissen zwischen dem Ende des Berichtszeitraums (31. Dezember 2017) und dem Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht mehr zutreffend ist, ist nicht ersichtlich (s.o.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich ist nicht zu erkennen, dass der Abschiebung Abschiebungshindernisse entgegenstehen. Gem. &#167; 60 Abs. 5 AufenthG besteht ein Abschiebungsverbot immer dann, wenn sich aus der Anwendung der Konvention vom 4.11.1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) ergibt, dass die Abschiebung unzul&#228;ssig w&#228;re. Die Abschiebung eines Ausl&#228;nders in Nicht-Vertragsstaaten ist danach nicht nur unzul&#228;ssig, wenn ihm dort unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Sinne von Art. 3 EMRK droht, sondern ein Abschiebungsverbot kommt auch dann in Betracht, wenn im Einzelfall andere in der EMRK verb&#252;rgte, von allen Vertragsstaaten als grundlegend anerkannte Menschenrechtsgarantien in ihrem Kern bedroht sind (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.5.2000 - 9 C 34/99 -, BVerwGE 111, 223-230, Rn. 11). Vorliegend ist jedoch lediglich eine Verletzung von Art. 3 EMRK naheliegend. Art. 3 EMRK sch&#252;tz vor Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung. Im Falle einer Abschiebung wird eine Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland nach Art. 3 EMRK dann begr&#252;ndet, wenn erhebliche Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme bestehen, dass der Betroffene im Fall der Abschiebung tats&#228;chlich Gefahr l&#228;uft, einer Art. 3 EMRK widersprechenden Behandlung ausgesetzt zu sein. Auch schlechte humanit&#228;re Verh&#228;ltnisse k&#246;nnen eine Behandlung im Sinne des Art. 3 EMRK darstellen (vgl. VGH Mannheim, Urt. v. 11.4.2018 - A 11 S 924/17 -, Rn. 119, juris). In der Rechtsprechung des EGMR gilt die ohnehin f&#252;r Art. 3 EMRK bestehende hohe Schwelle in diesem Fall (keine Verantwortung des Staates) ganz besonders. Der Umstand, dass im Fall einer Aufenthaltsbeendigung die Lage des Betroffenen einschlie&#223;lich seiner Lebenserwartung erheblich beeintr&#228;chtigt w&#252;rde, reicht nach der Rechtsprechung des EGMR nicht aus, einen Versto&#223; gegen Art. 3 EMRK anzunehmen. Anderes kann nur in besonderen Ausnahmef&#228;llen gelten, in denen humanit&#228;re Gr&#252;nde zwingend gegen die Aufenthaltsbeendigung sprechen (vgl. m.w.N. BVerwG, Urt. v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 -, BVerwGE 146, 12-31, Rn. 23). Zur Beantwortung der Frage, ob schlechte humanit&#228;re Verh&#228;ltnisse eine hinreichende Gefahrenlage begr&#252;nden, die zu einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung f&#252;hrt, sind eine Vielzahl von Faktoren zu ber&#252;cksichtigen. Darunter fallen etwa der Zugang f&#252;r R&#252;ckkehrer zu Arbeit, Wasser, Nahrung, Gesundheitsversorgung sowie die Chance eine ad&#228;quate Unterkunft zu finden, der Zugang zu sanit&#228;ren Einrichtungen und nicht zuletzt die finanziellen Mittel zur Befriedigung elementarer Bed&#252;rfnisse, auch unter Ber&#252;cksichtigung von R&#252;ckkehrhilfen usw. (vgl. VGH Mannheim, a.a.O., Rn. 129).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Art. 3 EMRK verpflichtet die Konventionsstaaten nicht, Unterschiede in der medizinischen Versorgung oder soziale und wirtschaftliche Unterschiede durch freie und unbegrenzte Versorgung von Ausl&#228;ndern ohne Bleiberecht zu beseitigen, da die Konventionsstaaten hierdurch &#252;berm&#228;&#223;ig belastet w&#252;rden (vgl. EGMR, Urt. v. 27.5.2008 - 26565/05 -, Rn. 44). Im Rahmen des durch Asyl- und Aufenthaltsgesetz vermittelten Abschiebungsschutzes wird der vom EGMR insoweit &#252;ber die Anwendung des Art. 3 EMRK auch ohne Verantwortung des Staates beziehungsweise ohne Handeln eines bestimmten Akteurs angenommene Schutz bereits - jedenfalls f&#252;r Krankheiten - ausreichend durch &#167; 60 Abs. 7 AufenthG vermittelt, zumal im Rahmen des &#167; 60 Abs. 5 AufenthG die gleichen Anforderungen an die Substantiierungspflicht zu stellen sind. Dies gilt hingegen nicht bei den allgemeinen Lebensbedingungen, da dort - jedenfalls soweit diese als allgemeine Gefahr zu werten sind - wegen &#167; 60 Abs. 7 Satz 5 AufenthG bei Abs. 7 und Abs. 5 unterschiedliche (Prognose-) Ma&#223;st&#228;be gelten (vgl. dazu BVerwG, Urt. v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 -, BVerwGE 146, 12-31, Rn. 38). Nach beiden Abs&#228;tzen ist ein Abschiebungsverbot allerdings nicht gegeben, wenn der R&#252;ckkehrer durch Gelegenheitsarbeiten ein k&#252;mmerliches Einkommen erzielen und sich damit ein Leben am Rande des Existenzminimums finanzieren kann (vgl. BVerwG, a.a.O., Rn. 39). Zun&#228;chst ist f&#252;r die Pr&#252;fung von Abschiebungsverboten aufgrund einer m&#246;glichen Verletzung von Art. 3 EMRK auf die Umst&#228;nde in dem Ort abzustellen, an dem die Abschiebung endet, hier also Kabul (vgl. BVerwG, Urt. v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 -, BVerwGE 146, 12-31, Rn. 26; VGH Mannheim, Urt. v. 11.4.2018 - A 11 S 924/17 -, Rn. 152). Im &#220;brigen sind die Verh&#228;ltnisse im Abschiebungszielstaat landesweit in den Blick zu nehmen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p>Die allgemeine humanit&#228;re Lage in Kabul und in Afghanistan im Allgemeinen begr&#252;ndet im Hinblick auf die individuellen Umst&#228;nde des Kl&#228;gers kein Abschiebungsverbot nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG in Verbindung mit Art. 3 EMRK (vgl. zur Lage insbesondere auch VGH Mannheim, Urt. v. 17.1.2018 - A 11 S 241/17 -, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Das Gericht geht unter Ber&#252;cksichtigung der ihm zur Verf&#252;gung stehenden aktuellen Erkenntnismittel (vgl. etwa Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Islamischen Republik Afghanistan, 5/2018, Lagebeurteilung f&#252;r Afghanistan nach dem Anschlag am 31.5.2017, 7/2017; Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl - BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation - Afghanistan, Stand: 29.6.2018; UNHCR Richtlinien zur Feststellung des Internationalen Schutzbedarfs Afghanischer Asylsuchender, 8/2018; UNAMA, Afghanistan - Annual Report 2016, Stand 2/2017, Annual Report 2017, Stand 2/2018, midyear update vom 15.7.2018; Stellungnahme vom Amnesty International an das VG Wiesbaden v. 5.2.2018 und Bericht: Afghanistan 2018, 12/2017, etc.) davon aus, dass die Versorgungslage schwierig und die Sicherung des Lebensunterhaltes eine Herausforderung ist. Das Gericht verkennt nicht, dass Infrastruktur in vielen - vor allem l&#228;ndlichen - Bereichen, nicht oder nur eingeschr&#228;nkt vorhanden ist, was mitunter auch die Versorgung mit Trinkwasser betrifft. Zwar ist es f&#252;r den afghanischen Staat nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Bev&#246;lkerungswachstums und der hohen Anzahl an (Binnen-) Fl&#252;chtlingen mit gro&#223;en Herausforderungen verbunden, die Grundbed&#252;rfnisse der eigenen Bev&#246;lkerung zu befriedigen und ein Mindestma&#223; an sozialen Dienstleistungen, etwa im Bildungsbereich, zur Verf&#252;gung zu stellen (vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Islamischen Republik Afghanistan, 5/2018, S. 25). Allerdings ist sich die afghanische Regierung ihrer Schutzverantwortung f&#252;r die Bev&#246;lkerung bewusst und bestrebt, diese wahrzunehmen (vgl. BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation - Afghanistan, 2.3.2017, aktualisiert am 30.1.2018, S. 196 ff.). Der Zustand des Gesundheitssystems und die Gesundheitsversorgung haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Wobei die mitunter unzureichende Versorgung mit Medikamenten und ausreichend qualifiziertem Personal nach wie vor pr&#228;gend sind. Die Sterberate von Kindern unter f&#252;nf Jahren konnte in der letzten Dekade von 257 auf 55 und die S&#228;uglingssterblichkeitsrate von 165 auf 45 pro 1.000 Lebendgeburten gesenkt werden (vgl. BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation - Afghanistan, Stand: 29.6.2018, S. 318 ff.). Das Gericht &#252;bersieht nicht, dass sich die Versorgungslage aufgrund der zunehmenden Anzahl von Binnenvertriebenen (nach Amnesty International, Bericht: Afghanistan 2018, 12/2017, S. 4 etwa 437.907 im Jahr 2017 und mehr als 2 Millionen insgesamt) und der hohen Anzahl der aus dem Ausland zur&#252;ckkehrenden Personen (nach der Stellungnahme vom Amnesty International an das VG Wiesbaden vom 5.2.2018, S. 45 allein aus dem Iran und Pakistan etwa 620.000 im Jahr 2017) insgesamt versch&#228;rft hat. Die gro&#223;e Anzahl r&#252;ckkehrender Personen und Binnenvertriebener f&#252;hrt zu einer Anspannung im Bereich der Versorgung mit Wohnungen und zu einer Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote betr&#228;gt etwa 39 %. Ein gleich gro&#223;er Anteil der Bev&#246;lkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die M&#246;glichkeiten, eine existenzsichernde Besch&#228;ftigung zu finden, sind mit Abzug der internationalen Streitkr&#228;fte als bedeutendem Wirtschaftsfaktor eingeschr&#228;nkter. Auch auf dem Arbeitsmarkt versch&#228;rft sich die Konkurrenzsituation (vgl. Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Afghanistan: Update - Die aktuelle Sicherheitslage, 14.9.2017, S. 28).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Afghanistan und insbesondere Kabul sind gerade auch in j&#252;ngster Zeit mit der R&#252;ckkehr einer Vielzahl von Menschen aus dem benachbarten und westlichen Ausland konfrontiert. Dabei stellt sich deren Lage, obwohl die Situation f&#252;r R&#252;ckkehrer schwierig ist, nicht f&#252;r alle gleicherma&#223;en problematisch dar. Berichte dahin, dass R&#252;ckkehrer generell oder aber jedenfalls in sehr gro&#223;er Zahl und unabh&#228;ngig von ihrer pers&#246;nlichen Disposition ihr Existenzminimum nicht sichern k&#246;nnten, gibt es nicht. Vielmehr sind bestimmte, vulnerable Gruppen wie etwa Familien mit j&#252;ngeren Kindern, alleinstehende Frauen, Kranke oder &#228;ltere Menschen in besonderem Ma&#223;e gef&#228;hrdet, ohne dass aber insgesamt festzustellen w&#228;re, dass die Existenzsicherung oder gar das &#220;berleben f&#252;r s&#228;mtliche R&#252;ckkehrer nicht gew&#228;hrleistet w&#228;re (vgl. VGH Mannheim, Urt. v. 11.4.2018 - A 11 S 924/17 -, Rn. 338, juris). Nach den dem Gericht zur Verf&#252;gung stehenden Erkenntnismitteln existiert in Kabul eine hinreichende Infrastruktur f&#252;r Energie, Trinkwasser und Transport. Dar&#252;ber hinaus werden R&#252;ckkehrer bis zu zwei Wochen bei der Wiedereingliederung unterst&#252;tzt (vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Islamischen Republik Afghanistan, 5/2018, S. 25 f.). Der Wohnungsmarkt in Kabul erweist sich als sehr angespannt und daher teuer, wobei Ermittlungen auch ergeben haben, dass sowohl in Kabul als auch im Umland eine Vielzahl an H&#228;usern und Wohnungen zur Verf&#252;gung stehen (vgl. BFA, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation - Afghanistan, 2.3.2017, aktualisiert am 30.1.2018, S. 209).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Das Gericht geht weiterhin davon aus, dass es einem arbeitsf&#228;higen Mann im Falle einer R&#252;ckkehr aus Europa in der Regel m&#246;glich ist, seinen Lebensunterhalt in ausreichendem Ma&#223;e zu sichern, sodass er keiner existenziellen Gefahr ausgesetzt ist. Im Ergebnis ergibt sich auch nichts anderes aus dem Bericht &#8222;&#220;berleben in Afghanistan&#8220; (vgl. Asylmagazin 3/2017), der die im Zusammenhang mit einer R&#252;ckkehr nach Afghanistan verbundenen Schwierigkeiten darstellt. Angesichts der - sich auch aus anderen Berichten ergebenden - angespannten Arbeitsmarktsituation aufgrund der Vielzahl der R&#252;ckkehrer nach Afghanistan im Jahr 2016, wird darin die Sicherung des &#220;berlebens aus eigener Kraft f&#252;r junge gesunde M&#228;nner und kinderlose Paare zwar infrage gestellt, allerdings nicht g&#228;nzlich ausgeschlossen. Dasselbe ergibt sich aus der Stellungnahme von Amnesty International an das Verwaltungsgericht Leipzig (- 1 K 825/16.A -) vom 8. Januar 2018. Dort wird zwar von einer angespannten Wohnungs- und Versorgungssituation berichtet, wie sie sich auch aus den &#252;brigen Erkenntnismitteln des Gerichts ablesen l&#228;sst. Allerdings ist nicht davon die Rede, dass jeder R&#252;ckkehrer mit einer &#167; 60 Abs. 5 AufenthG in Verbindung mit Art. 3 EMRK zuwiderlaufenden Behandlung zu rechnen hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Das Gericht h&#228;lt es nicht f&#252;r hinreichend wahrscheinlich, dass der Kl&#228;ger nach dem Eintreffen in Afghanistan in eine Lage ger&#228;t, in der er seine existenziellen (Grund-) Bed&#252;rfnisse nicht im f&#252;r &#167; 60 Abs. 5 AufenthG i.V.m. Art. 3 EMRK ausreichendem Ma&#223;e befriedigen kann. Zu den individuellen Voraussetzungen des Kl&#228;gers hinsichtlich seiner Erwerbsf&#228;higkeiten und -chanzen wird auf die obigen Ausf&#252;hrungen verwiesen. Er ist mit interkulturellen und den in Afghanistan vorherrschenden kulturellen Gepflogenheiten hinreichend vertraut. Dass er in irgendeiner Weise generell an einer Erwerbst&#228;tigkeit gehindert ist, insbesondere, dass er gesundheitlich derart belastet ist, dass er keine Erwerbst&#228;tigkeit aus&#252;ben kann, hat er nicht einmal behauptet. Das Gericht geht aufgrund der vorstehenden Erw&#228;gungen davon aus, dass es ihm - auch auf sich allein gestellt - m&#246;glich sein wird, seine Existenz in Afghanistan zu sichern. Der Kl&#228;ger muss seine Existenz mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit jedoch nicht ohne famili&#228;re Unterst&#252;tzung sichern, da noch seine Eltern, seine minderj&#228;hrigen Geschwister, seine Tante und seine Cousins jeweils (m&#252;tterlicherseits) in Afghanistan leben. Dass der Kl&#228;ger in Afghanistan zu seiner Familie keinen Kontakt wird aufbauen k&#246;nnen, ist nicht hinreichend glaubhaft gemacht. Der fehlende Kontakt von Deutschland aus begr&#252;ndet f&#252;r sich genommen jedenfalls keine hinreichende Wahrscheinlichkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Dass der Kl&#228;ger aufgrund seines Aufenthalts im Ausland oder seiner Volkszugeh&#246;rigkeit, einer besonderen Gef&#228;hrdung ausgesetzt w&#228;re und deshalb in eine besondere Gefahrenlage geraten wird, h&#228;lt das Gericht nicht f&#252;r zutreffend. Aus den vorliegenden Erkenntnismitteln ergibt sich, dass in den vergangenen Jahren eine Gro&#223;zahl von Personen aus dem Ausland nach Afghanistan zur&#252;ckgekehrt ist. Die Situation des Kl&#228;gers stellt sich also keinesfalls als Einzelfall dar. Er ist vielmehr Teil einer die afghanische Gesellschaft mitpr&#228;genden gro&#223;en Gruppe von Menschen und dadurch wegen seines pers&#246;nlichen Hintergrunds nicht isoliert. Auch nach Kabul sind viele Menschen und insbesondere auch seiner Volkszugeh&#246;rigkeit gekommen, sodass sich auch in Bezug auf den Zielort der Abschiebung nichts anderes ergibt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich ist nicht beachtlich wahrscheinlich, dass der Kl&#228;ger in Kabul, aufgrund von sicherheitsrelevanten Vorkommnissen, unmenschlich oder erniedrigend behandelt wird. Die Wahrscheinlichkeit in Kabul verletzt oder get&#246;tet zu werden, liegt nach den dem Gericht zur Verf&#252;gung stehenden Erkenntnismitteln bei 1:2.403 oder 0,042 %. In Kabul leben etwa 4,4 Millionen Menschen (vgl. EASO, Country of Origin Information Report - Afghanistan Security Situation, 12/2017, S. 153). F&#252;r den Berichtszeitraum 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2017 wird f&#252;r den gesamten Staat Afghanistan von 3.438 get&#246;teten und 7.015 verletzten Personen berichtet (vgl. UNAMA, Afghanistan - Annual Report 2017, Stand 2/2018, S. 1). Insgesamt gab es mithin 10.453 Opfer. Davon entfielen auf die Provinz Kabul 1.831 (vgl. UNAMA, a.a.O., Anlage III). Selbst bei einer Verdreifachung der Opferzahlen (5.493) besteht rechnerisch eine Wahrscheinlichkeit von 1:801 bzw. 0,124 % verletzt oder get&#246;tet zu werden. Teilweise wird auch die Bev&#246;lkerungszahl allein f&#252;r die Stadt Kabul auf mehr als sieben Millionen Menschen gesch&#228;tzt (vgl. OVG L&#252;neburg, Urt. v. 19.9.2016 - 9 LB 100/15 -, Rn. 64, juris), was die Wahrscheinlichkeit weiter reduzieren w&#252;rde. Dass diese Einsch&#228;tzung aufgrund von Ereignissen zwischen dem Ende des Berichtszeitraums (31. Dezember 2017) und dem Zeitpunkt der Entscheidung nicht mehr zutreffend ist, ist nicht ersichtlich. Auch dem Bericht von UNAMA vom 15. Juli 2018 (vgl. Midyear Update On The Protection Of Civilians In Armed Conflict: 1 January to 30 June 2018) ist nichts Gegenteiliges zu entnehmen. Danach ist die Anzahl der Get&#246;teten und Verletzten im ersten Halbjahr seit 2016 nahezu konstant (5.275 im Jahr 2016, 5.272 im Jahr 2017 und 5.122 im Jahr 2018). Gleiches ergibt sich bei einer Gesamtbetrachtung Afghanistans. Dabei liegt die Schadenswahrscheinlichkeit bei einer angenommenen Bev&#246;lkerung von 28 Millionen (vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Islamischen Republik Afghanistan, 5/2018, S. 25) bei 1:2.679 oder 0,04 %.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Andere Gr&#252;nde, die den Kl&#228;ger in eine besondere Gefahrenlage bringen k&#246;nnen, sind nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Gr&#252;nde f&#252;r das Vorliegen eines Abschiebungsverbotes nach &#167; 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG sind auch nicht zu erkennen. Es bestehen f&#252;r das Gericht aufgrund des Vortrages des Kl&#228;gers insbesondere keinerlei Anhaltspunkte f&#252;r eine lebensbedrohliche oder schwerwiegende Erkrankung im Sinne von &#167; 60 Abs. 7 Satz 2 AufenthG. Nur eine solche ist jedoch im Stande, eine erhebliche konkrete Gefahr i.S.d. Abs. 1 aus gesundheitlichen Gr&#252;nden zu begr&#252;nden. Dem Kl&#228;ger droht, wie den obigen Ausf&#252;hrungen zu entnehmen ist, auch nicht aufgrund der allgemeinen Versorgungslage in Afghanistan eine solche konkrete und individuelle Gefahr, die dazu f&#252;hrt, dass er gleichsam sehenden Auges dem sicheren Tod oder schwersten Verletzungen ausgeliefert w&#252;rde (vgl. hierzu BVerwG, Urt. v. 29.9.2011 - 10 C 24/10 -, Rn. 20, juris; VG L&#252;neburg, Urt. v. 6.2.2017 - 3 A 126/16 -, Rn. 58, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>Ebenfalls ist die Abschiebungsandrohung rechtm&#228;&#223;ig. Die Voraussetzungen des &#167; 34 Abs. 1 AsylG liegen vor, da der Kl&#228;ger wie dargelegt nicht international Schutzberechtigt ist bzw. keinen Anspruch auf Asyl hat (Nr. 1 - 2a), Abschiebungsverbote nicht bestehen (Nr. 3) und er auch nicht im Besitz eines Aufenthaltstitels ist (Nr. 4).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO i.V.m. &#167; 83b AsylG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit fu&#223;t auf &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 709 Satz 2 Zivilprozessordnung (ZPO).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a> </div>
171,182
ovgsn-2019-01-07-4-p-119
{ "id": 982, "name": "Sächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgsn", "city": null, "state": 15, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 P 1/19
2019-01-07T00:00:00
2019-01-29T12:49:43
2019-02-12T13:44:17
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die von dem Antragsteller mit Schriftsatz vom 18. November 2018 gegen die Kostenrechnung vom 11. September 2018 - Kassenzeichen 1110-W18267-0 - eingelegte &#8222;Beschwerde&#8220; ist als Erinnerung nach &#167; 66 Abs. 1 Satz 1 GKG statthaft, hat aber in der Sache keinen Erfolg, weil der Antragsteller schon keine Gr&#252;nde aufzeigt, warum die Kostenrechnung fehlerhaft sein sollte. Solche Gr&#252;nde sind auch nicht ersichtlich. Nach dem anzuwendenden Kostenverzeichnis zum Gerichtskostengesetz ist f&#252;r die Beendigung des gesamten Verfahrens ausgehend von einem Streitwert von 5.000,00 Euro eine zweifache Geb&#252;hr f&#228;llig. Dies ber&#252;cksichtigt die Kostenrechnung vom 11. September 2018. Auch ist weder geltend gemacht noch sonst ersichtlich, dass die Festsetzung der Dokumentenpauschale zu beanstanden ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Soweit der Antragsteller vortr&#228;gt, er habe nicht als Privatperson, sondern als Organ der Stadt A. versucht, gegen die Verletzung seiner Rechte als Stadtrat vorzugehen, sodass die Forderungen nicht an ihn, sondern die Stadt A. zu richten seien, f&#252;hrt dies nicht zur Aufhebung oder &#196;nderung der Kostenrechnung vom 11. September 2018. Denn der Antragsteller kann den aus seiner Sicht bestehenden (&#246;ffentlich-rechtlichen) Erstattungsanspruch (vgl. dazu SaarlOVG, Beschl. v. 05.10.1981 - 3 R 87/80 -, juris; BayVGH, Urt. v. 14.08.2006 - 4 B 05.939 -, juris; OVG NW. Urt. v. 24.04.2009 - 15 A 981/06 -, juris), also die Auszahlung des in der Kostenrechnung festgesetzten Betrags im Rahmen einer Kostenerstattung, ausschlie&#223;lich gegen&#252;ber der Antragsgegnerin geltend machen. Soweit diese eine Kostenerstattung ablehnen sollte, ist er gehalten, den Verwaltungsrechtsweg zu beschreiten (vgl. z. B. VG Frankfurt, Urt. v. 17.10.2018 - 7 K 9917/17.F -, juris; VG Bayreuth, Urt. v. 25.10.2016 - B 5 K 15.645 -, juris, m. w. N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>F&#252;r eine Geltendmachung der Kosten seitens des Gerichts unmittelbar gegen&#252;ber der Antragsgegnerin fehlt es hingegen an einer Rechtsgrundlage; denn der das Normenkontrollverfahren einstellende Beschluss vom 31. August 2018 (Az.: 4 K 158/18) erkl&#228;rt ausdr&#252;cklich auf der Grundlage des &#167; 155 Abs. 2 VwGO, dass &#8222;der Antragsteller&#8220; die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt, nicht hingegen die Antragsgegnerin. Insoweit richtet sich die Kostenrechnung auch zu Recht an den Antragsteller.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 66 Abs. 8 GKG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#167; 152 Abs. 1 VwGO, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
161,498
olgmuen-2019-01-07-34-ar-24518
{ "id": 277, "name": "Oberlandesgericht München", "slug": "olgmuen", "city": null, "state": 4, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
34 AR 245/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:51
2019-02-12T13:44:09
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>Die Bestimmung eines zuständigen Gerichts wird abgelehnt.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>Die Parteien sind Eigentümer benachbarter Grundstücke und streiten über das zulässige Ausmaß der auf dem Grundstück der Antragsgegner zur Grenze der Antragsteller hin vorgenommenen Anpflanzungen.</p> <p><rd nr="2"/>Die Antragsteller und die Antragsgegnerin zu 1 wohnen in München, der Antragsgegner zu 2 wohnt im Bezirk des Amtsgerichts Landsberg am L1..</p> <p><rd nr="3"/>Die Antragsteller haben Antrag auf Bestimmung des zuständigen Gerichts gestellt und angeregt, das Amtsgericht München als zuständig zu bestimmen.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="4"/>Die Voraussetzungen für die Bestimmung eines zuständigen Gerichts nach § 36 Abs. 1 Nr. 3 ZPO liegen nicht vor. Eine Bestimmung nach dieser Vorschrift kann grundsätzlich nicht erfolgen, wenn ein gemeinschaftlicher besonderer Gerichtsstand besteht oder bis zur Klageerhebung bestanden hat (vgl. Zöller/Schultzky ZPO 32. Aufl. § 36 Rn. 23). Dies ist hier der Fall.</p> <p><rd nr="5"/>Es besteht für beide Antragsgegner ein gemeinsamer ausschließlicher Gerichtsstand nach § 24 Abs. 1 ZPO bei dem Gericht, in dessen Bezirk die streitgegenständlichen Grundstücke belegen sind. Bei Beseitigungs- und Unterlassungsklagen aus § 1004 Abs. 1 BGB (Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann ZPO 4. Aufl. § 24 Rn. 31; Stein/Jonas/Roth ZPO 23. Aufl. § 24 Rn. 15; HK-ZPO/Bendtsen 7. Aufl. § 24 Rn. 3) oder entsprechenden nachbarrechtlichen Vorschriften des Landesrechts (z.B. Art. 47 Abs. 1 AGBGB; BayObLGZ 1996, 14; BeckOK ZPO/Toussaint ZPO 31. Edition § 24 Rn. 6) bildet das Eigentum den wesentlichen Klagegrund (Stein/Jonas/Roth ZPO 23. Aufl. § 24 Rn. 15). Daher richtet sich die örtliche Zuständigkeit insoweit nach § 24 Abs. 1 ZPO (BayObLGZ 1996, 14).</p> <p>III.</p> <p><rd nr="6"/>Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst. Die Voraussetzungen für die Zulassung der Rechtsbeschwerde liegen nicht vor.</p> <p><rd nr="7"/>Sollte das zuständige Prozessgericht der Rechtsmeinung des Senats nicht folgen können und eine gemeinsame Zuständigkeit verneinen, wird sich der Senat auf entsprechende Vorlage einer - wenn auch nur deklaratorischen - Gerichtsstandsbestimmung nicht verschließen.</p> </div>
161,494
ovgsl-2019-01-07-1-b-31618nc
{ "id": 938, "name": "Oberverwaltungsgericht des Saarlandes", "slug": "ovgsl", "city": null, "state": 14, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 B 316/18.NC
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:48
2019-02-12T13:44:08
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Der Beschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 24. Oktober 2018 – 1 L 1844/18.NC – wird aufgehoben.</p><p>Die Sache wird an das Verwaltungsgericht zur erneuten Entscheidung über das Antragsbegehren zurückverwiesen.</p><p>Die Kostenentscheidung bleibt der Endentscheidung vorbehalten.</p> <h2>Gründe</h2> <p/> <p><strong>I.</strong></p> <p><rd nr="1"/>Der Antragsteller hat unter dem 6.9.2018 bei der Antragsgegnerin beantragt, ihm außerhalb der festgesetzten Kapazität einen ungenutzten Studienplatz des Studiengangs Humanmedizin nach den Rechtsverhältnissen des Wintersemesters 2018/2019 im 1. Fachsemester, hilfsweise beschränkt auf den vorklinischen Studienabschnitt oder bis zum kapazitätsbestimmenden Engpass, zuzuweisen.</p> <p><rd nr="2"/>Am 22.10.2018 hat der Antragsteller einen korrespondierenden Antrag auf Gewährung einstweiligen Rechtschutzes bei dem Verwaltungsgericht eingereicht. Er sei deutscher Staatsangehöriger und besitze die allgemeine ausländische Hochschulzugangsberechtigung. Zur Glaubhaftmachung hat er ein auf seine persönlichen Daten ausgestelltes „General Certificate of Education“ nebst „Statement of Marks June 2018 (A-Level)“ in Fotokopie und eine eidesstattliche Versicherung vom 5.9.2018 vorgelegt.</p> <p><rd nr="3"/>Auf die Aufforderung des Verwaltungsgerichts, bis zum 5.11.2018 die gemäß § 12 der Verordnung über die Qualifikation für ein Studium an der Universität des Saarlandes - QVOU - geforderte Anerkennung der zuständigen Stelle als Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung nachzureichen, hat der Antragsteller unter dem 24.10.2018 unter Vorlage einer weiteren eidesstattlichen Erklärung vom 23.10.2018 ausgeführt, er habe im Sommer 2018 einen A-Level Abschluss am Kings College Taunton erworben. Die absolvierte Fächerkombination vermittele ihm die Hochschulzugangsberechtigung für das Medizinstudium in Deutschland. Voraussichtlich werde er sein Originalzeugnis per Post nach Ablauf der ersten Novemberwoche erhalten. Zwecks Beantragung des Bescheids über die Anerkennung der Hochschulzugangsberechtigung als gleichwertig werde um Verlängerung der ihm gesetzten Frist bis zum 17.12.2018 gebeten. Ausweislich des beigefügten Merkblatts für die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Bildungsnachweisen aus dem britischen Schulsystem mit dem Zeugnis der deutschen Hochschulreife sei die Ausstellung des Bescheids der Zeugnisanerkennungsstelle reine Formsache; er werde die Anerkennung sofort nach Erhalt des Originalzeugnisses veranlassen.</p> <p><rd nr="4"/>Das Verwaltungsgericht hat das einstweilige Rechtsschutzbegehren des Antragstellers durch Beschluss vom 24.10.2018 zurückgewiesen. Es bedürfe keines weiteren Zuwartens auf die Vorlage des Nachweises der Hochschulzugangsberechtigung. Vom Sinn und Zweck der Ausschlussfrist des § 23a - gemeint ist § 23 - VergabeVO Stiftung (für das Wintersemester: 15. Oktober) sei umfasst, dass der Antrag auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität nur auf eine zum Zeitpunkt der Ausschlussfrist bereits vorliegende Hochschulzugangsberechtigung für den erstrebten Studienplatz gestützt werden könne. Die zur Gewährung effektiven Rechtschutzes eröffnete außerkapazitäre Vergabe von Studienplätzen kompensiere ein fehlerhaftes behördliches Handeln, rechtfertige es aber nicht, den Nachweis des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung zur Aufnahme eines Studiums vom Beginn des angestrebten Semesters loszulösen. Anders als in den Fällen der Vorlage von Anrechnungsbescheiden für ein höheres Semester habe es der deutsche Studienbewerber mit der Wahl des ausländischen Abschlusses bzw. der Schule im Ausland in der Hand, den rechtzeitigen Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung für ein anschließendes Studium an der Universität des Saarlandes sicherzustellen.</p> <p><strong>II.</strong></p> <p><rd nr="5"/>Die gegen diesen Beschluss eingelegte Beschwerde ist zulässig und begründet.</p> <p><rd nr="6"/>Das Beschwerdevorbringen im Schriftsatz vom 26.11.2018 gibt Veranlassung, die Sache - wie beantragt - in entsprechender Anwendung des § 130 Abs. 1 Nr. 2 VwGO(OVG des Saarlandes, u.a. Beschlüsse vom 12.6.2015 - 1 B 105/15.NC -, vom 29.2.2012 - 2 B 440/11.NC -, und vom 10.1.2008 - 3 B 488/07 -, jew. juris) unter Aufhebung der erstinstanzlichen Entscheidung an das Verwaltungsgericht zurückzuverweisen.</p> <p><rd nr="7"/>Der Antragsteller hat seinen im Schreiben vom 6.9.2018 formulierten Verwaltungsantrag auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Zulassungszahl nach Aktenlage fristgerecht bei der Antragsgegnerin eingereicht. Eine mangelnde Vollständigkeit der Antragsunterlagen mit der Folge der Versäumung der Antragsfrist kann ihm nicht entgegengehalten werden.</p> <p><rd nr="8"/>Die Vergabe von Studienplätzen des ersten Fachsemesters der in das zentrale Vergabeverfahren einbezogenen Studiengänge, u.a. des Studiengangs Medizin, ist in der Verordnung über die zentrale Vergabe von Studienplätzen durch die Stiftung für Hochschulzulassung - VergabeVO Stiftung SL - geregelt.</p> <p><rd nr="9"/>Vorgaben zu den Anforderungen an Anträge auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Zulassungszahlen finden sich ausschließlich in § 23 VergabeVO Stiftung SL. Hiernach gilt für einen entsprechenden Antrag hinsichtlich des Wintersemesters eine Ausschlussfrist. Er muss bis zum 15. Oktober bei der Antragsgegnerin eingegangen sein. Weitere Anforderungen sind nicht normiert. Soweit in der früheren Fassung der Vorschrift vom 20.4.2011 in deren Satz 2 zusätzlich die Notwendigkeit eines auf Zulassung innerhalb der Kapazität zielenden Antrags vorgesehen war, wobei sich eine etwaige Vergabe gemäß Satz 3 an den Vergabekriterien im zentralen Vergabeverfahren zu orientieren hatte, hat der damals zuständige Zweite Senat des erkennenden Gerichts diese Regelungen in einem Normenkontrollverfahren für unwirksam erklärt.(OVG des Saarlandes, Urteil vom 2.2.2012 - 2 C 300/11 -, juris)</p> <p><rd nr="10"/>Die damit allein aufgeworfene Frage, ob der Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung zwingend innerhalb der Antragsfrist eingereicht werden muss, um diese zu wahren, ist zu verneinen. Ein Nachreichen ist möglich, sofern die Zugangsberechtigung vor Fristablauf erworben worden ist.</p> <p><rd nr="11"/>Soweit das Verwaltungsgericht in diesem Zusammenhang offenbar dem Sinn und Zweck der Ausschlussfrist des § 23 VergabeVO Stiftung SL - ohne diesen näher einzugrenzen - entnehmen will, dass nicht nur die Hochschulzugangsberechtigung, sondern auch deren Bescheinigung bei Fristablauf vorliegen muss, kann ihm nicht gefolgt werden. Dem sich auf die Bestimmung einer Antragsfrist beschränkenden Regelungsgehalt der Vorschrift ist das Erfordernis, die Antragsunterlagen vor Fristablauf vollständig vorzulegen, nicht immanent. Die Vorgabe einer Ausschlussfrist dient, ebenso wie dies gemäß § 3 Abs. 2 VergabeVO Stiftung SL in Bezug auf Zulassungsanträge innerhalb der Kapazität geschieht, der Fixierung des potentiellen Bewerberkreises. Selbst in letztgenannten Verfahren, in denen die beizufügenden Unterlagen zur Erstellung der für die Vergabeentscheidung notwendigen Rangfolge unerlässlich sind, ist bei fristgerechter Antragstellung die Nachreichung von Unterlagen in den zeitlichen Grenzen des § 3 Abs. 7 VergabeVO Stiftung SL zulässig. Die Studienplatzbewerber in Bezug auf Anträge auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität verfahrensrechtlich restriktiver zu behandeln, indem ihnen jegliche Möglichkeit versagt würde, die zum Nachweis ihrer Studienberechtigung notwendigen Unterlagen so rechtzeitig nachzureichen, dass ihre Bewerbung bei einer etwaigen Vergabeentscheidung Berücksichtigung finden kann, wäre schwerlich mit den durch Art. 12 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 1 GG verbürgten Rechtspositionen hochschulreifer Staatsbürger(vgl. hierzu: BVerfG, Urteil vom 18.7.1972 - 1 BvL 32/70, 1 BvL 25/71 -, juris Rdnrn. 59 ff.; BayVGH, Beschluss vom 29.4.2005 - 7 CE 05.10114 u.a. -, juris Rdnr. 14; OVG des Saarlandes, Beschluss vom 16.11.2009 - 2 B 469/09.NC -, juris Rdnrn. 53 ff.) zu vereinbaren, zumal wenn nicht im Raum steht, dass der Studienplatzbewerber sich nachträglich an einem bereits anhängigen Massenverfahren beteiligen will.(vgl. zu diesem Aspekt: BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 21.7.2005 1 BvR 584/05 -, juris <noindex>Rdnrm</noindex>. 20 f.)</p> <p><rd nr="12"/>Entscheidend ist, dass der Studienplatzbewerber bei Ablauf der für seinen Antrag auf Zulassung zum Studium außerhalb der festgesetzten Kapazität geltenden Ausschlussfrist die subjektiven Zulassungsvoraussetzungen für das angestrebte Studium erfüllt und dies so rechtzeitig nachweist, dass seine Antragsunterlagen zur Zeit der Vergabeentscheidung vollständig vorliegen.(in diesem Sinn bereits in Bezug auf das 3. Fachsemester, hilfsweise niedrigere Fachsemester: OVG des Saarlandes, Beschluss vom 10.1.2008, a.a.O., Rdnrn. 10 ff.)</p> <p><rd nr="13"/>Der Antragsteller hat in diesem Zusammenhang detailliert vorgetragen, die für das angestrebte Medizinstudium erforderliche Hochschulzugangsberechtigung im Juni 2018 an einer englischen Schule erworben zu haben, und sein Vorbringen im Wege eidesstattlicher Erklärungen glaubhaft gemacht. Im Beschwerdeverfahren hat er ergänzend die Ablichtung eines Schreibens des Saarländischen Ministeriums für Bildung und Kultur vom 7.12.2018 vorgelegt, ausweislich dessen der seinerseits beantragte Anerkennungsvermerk inzwischen ausgefertigt sei. Dieser Sachstand reicht vorläufig aus, den Antragsteller in die Bewerberkonkurrenz um etwaige außerkapazitäre Studienplätze einzubeziehen, was die Zurückverweisung der Sache an das Verwaltungsgericht, das zur Zeit die Kapazitätsberechnung der Antragsgegnerin überprüft, rechtfertigt. Dem steht insbesondere die Erwägung des Verwaltungsgerichts, ein deutscher Studienbewerber habe es mit der Wahl des ausländischen Abschlusses bzw. der Schule im Ausland in der Hand, den rechtzeitigen Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung für ein anschließendes Studium an der Universität des Saarlandes sicherzustellen, nicht entgegen. Inwieweit die Sachlage sich von derjenigen in Fällen der Vorlage von Anrechnungsbescheiden(hierzu: OVG des Saarlandes, Beschluss vom 12.6.2015, a.a.O.) unterscheiden soll, ist weder aufgezeigt noch erkennbar. Zudem belegt der vorliegende Sachverhalt, dass dieses Argument einer inhaltlichen Rechtfertigung entbehrt.</p> <p><rd nr="14"/>Ein fristgerecht gestellter, aber nicht mit allen Antragsunterlagen versehener Antrag ist vorläufig in die Bewerberkonkurrenz einzubeziehen, wobei der Nachweis des rechtzeitigen Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung geführt sein muss, bevor eventuell außerhalb der festgesetzten Kapazität aufgetane Studienplätze festgestellt werden. Das Vorliegen dieses Nachweises ist unabdingbare Voraussetzung für eine Berücksichtigung der Bewerbung im Rahmen einer etwaigen Vergabe zusätzlicher Studienplätze durch gerichtliche Entscheidung oder Vergleich.(OVG des Saarlandes, Beschluss vom 12.6.2015, a.a.O., Rdnr. 9) Damit besteht entgegen der Argumentation der Antragsgegnerin keine Gefahr, dass ein Studienplatz zunächst an einen Bewerber ohne Hochschulzugangsberechtigung vergeben wird und sich dies erst bei Aufnahme des Studiums herausstellt. Es trifft auch nicht zu, dass - bezogen auf sogenannte verdeckte Studienplätze - ein vernünftiges Vergabeverfahren nicht durchgeführt werden könnte. Denn eine Vergabe von Studienplätzen, die über die festgesetzte Kapazität hinaus bestehen, kommt nur in Betracht, wenn auf der Grundlage einer Überprüfung der der Festsetzung der Zulassungszahl zugrundeliegenden Kapazitätsberechnung offenbar geworden ist, dass die Aufnahmekapazität die festgesetzte Zulassungszahl übersteigt. Zu diesem Zeitpunkt der Entscheidungsreife muss der notwendige Nachweis geführt sein.</p> <p><rd nr="15"/>Die Kostenentscheidung bleibt der Entscheidung des Verwaltungsgerichts vorbehalten.</p> <p><rd nr="16"/>Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar.</p>
161,451
lg-wuppertal-2019-01-07-16-t-23217
{ "id": 818, "name": "Landgericht Wuppertal", "slug": "lg-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
16 T 232/17
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:08
2019-01-21T11:45:26
Beschluss
ECLI:DE:LGW:2019:0107.16T232.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Beteiligten zu 1) vom 03.05.2017 wird der Beschluss des Amtsgerichts Wuppertal vom 10.04.2017 (Az.: 641 F 27/16) abgeändert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Gemäß § 4 Abs. 1 S. 1 JVEG wird die der Beteiligten zu 1) für die Erteilung der Auskunft vom 13.10.2016 zu gewährende Entschädigung auf 21,00 Euro festgesetzt.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei; außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p>Die weitere Beschwerde wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gründe:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen des Verfahrens über die familiengerichtliche Genehmigung der Erbausschlagung der minderjährigen Kinder X und V hat das Amtsgericht – Familiengericht – im Wege der Amtsermittlung nach § 26 FamFG die Beteiligte zu 1) mit Schreiben vom 26.09.2016 gebeten, Auskünfte über Nachlasswerte oder Nachlassverbindlichkeiten/Schulden des verstorbenen Kindesvater zu erteilen. Mit Schreiben vom 13.10.2016 hat die Beteiligte zu 1) die geforderten Auskünfte durch Vorlage entsprechender Forderungsberechnungen für vier verschiedene Konten erteilt und hierfür eine Entschädigung nach dem JVEG für eine Arbeitsstunde in Höhe von 21,00 Euro beantragt. Nach Anhörung des Beteiligten zu 2) hat das Amtsgericht diesen Antrag mit Beschluss vom 10.04.2017, der Beteiligten zu 1) zugestellt am 21.04.2017, zurückgewiesen und zudem wegen der grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Frage die Beschwerde zugelassen. Hiergegen richtet sich die Erinnerung der Beteiligten zu 1) vom 03.05.2017, eingegangen bei Gericht am selben Tag.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat der Beschwerde nach Anhörung des Beteiligten zu 2) nicht abgeholfen und der Kammer zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist ungeachtet seiner Bezeichnung als „Erinnerung“ als Beschwerde gemäß § 4 Abs. 3, 2. Atl. JVEG statthaft und auch sonst zulässig. Das Landgericht ist nach § 4 Abs. 4 S. 2 JVEG zuständiges Beschwerdegericht. Beschwerdegericht ist nach Abs. 4 Satz 2 JVEG immer das nächst höhere Gericht, also das Landgericht auch dann, wenn das Amtsgericht als Familiengericht entschieden hat (BDPZ/Binz, 4. Aufl. 2019, JVEG § 4 Rn. 15).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch in der Sache hat die Beschwerde Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligten zu 1) steht in entsprechender Anwendung des § 23 Abs. 2 JVEG eine Entschädigung für die unter dem 13.10.2016 erteilte Auskunft i. H. v. 21,00 Euro zu.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach § 23 Abs. 2 JVEG werden Dritte, die aufgrund einer gerichtlichen Anordnung nach § 142 Abs. 1 Satz 1 oder § 144 Abs. 1 der Zivilprozessordnung Urkunden, sonstige Unterlagen oder andere Gegenstände vorlegen oder deren Inaugenscheinnahme dulden, sowie Dritte, die aufgrund eines Beweiszwecken dienenden Ersuchens der Strafverfolgungs- oder Verfolgungsbehörde Gegenstände herausgeben oder Auskünfte erteilen, wie Zeugen entschädigt. Bedient sich der Dritte eines Arbeitnehmers oder einer anderen Person, werden ihm die Aufwendungen dafür (§ 7 JVEG) im Rahmen des § 22 JVEG ersetzt; § 19 Abs. 2 und 3 JVEG gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei der Beteiligten zu 1) handelt es sich um eine Dritte i. S. d. § 23 Abs. 2 JVEG, da sie weder Beteiligte des zugrundeliegenden Verfahrens über die Genehmigung der Erbausschlagung war, noch nach anderen Vorschriften des JVEG anspruchsberechtigt ist. Eine Zeugenentschädigung nach § 19 JVEG scheitert bereits daran, dass es sich bei der Beteiligten zu 1) um eine juristische Person handelt, ein Zeuge jedoch nur eine natürliche Person sein kann (Schneider, JVEG, 2. Aufl. 2014, § 19 Rn. 1). Auch handelt es sich bei der Beteiligten zu 1) nicht um eine nach Art. 35 Abs. 1 GG zur Amtshilfe verpflichtete Behörde, welche nach § 1 Abs. 2 JVEG als Sachverständige zu vergüten wäre. Denn im Rahmen einer Auskunftserteilung wird eine Sparkasse nicht als Behörde tätig wird (Schneider, JVEG, 2. Aufl. 2014, § 23 Rn. 15).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist, dass die Beteiligte zu 1) hier weder in Erfüllung einer zivilprozessualen Anordnung nach den §§ 142 Abs. 1 S. 1 und 2 ZPO, 144 Abs. 1 ZPO, ggf. i. V. m. § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG, noch aufgrund des Ersuchens einer Strafverfolgungs- oder Verfolgungsbehörde tätig geworden ist. Stattdessen hat die Beteiligte zu 1) eine im Amtsermittlungsverfahren nach § 26 FamFG erbetene Auskunft erteilt. Bei dem Verfahren zur familiengerichtlichen Genehmigung einer Erbausschlagung nach § 1643 Abs. 2 BGB handelt es sich um eine Kindschaftssache i. S. d. § 151 Abs. 1, Nr. 1 FamFG, in welchem der Amtsermittlungsgrundsatz nach § 26 FamFG und damit auch das Freibeweisverfahren nach § 29 Abs. 1 ZPO gilt (OLG Brandenburg, Beschluss vom 11.9.2018 – 13 WF 114/18, NJW-RR 2018, 1354). Das Amtsgericht hat sich hier auch des Freibeweisverfahrens bedient, indem es die Beteiligte zu 1) formlos schriftlich um eine Auskunft gebeten hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">§ 23 Abs. 2 JVEG findet auf den vorliegenden Fall einer im Rahmen des § 26 FamFG erteilten Auskunft entsprechende Anwendung. Der Gesetzestext des § 23 Abs. 2 JVEG ist insoweit lückenhaft (vgl. auch Binz in BDPZ/Binz, 4. Aufl. 2019, JVEG § 23 Rn. 3-5, der eine analoge Anwendung d. § 23 Abs. 2 JVEG auf nach § 372a ZPO herangezogene Dritte diskutiert).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der – von § 23 Abs. 2 JVEG nicht ausdrücklich erfasste – Fall einer Heranziehung des Dritten nach § 26 FamFG ist uneingeschränkt vergleichbar mit der Heranziehung des Dritten nach den §§ 142, 144, ggf. i. V. m. § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG, da der hierdurch dem Dritten entstehende und zu entschädigende Aufwand dem Umfang und der Höhe nach gleichbleibend ist. Aus der Sicht des Dritten ist es dementsprechend unerheblich, nach welcher Vorschrift er herangezogen wird.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine entsprechende Anwendung des § 23 Abs. 2 JVEG entspricht auch dem Sinn und Zweck der Vorschrift, der insbesondere der Gesetzesbegründung entnommen werden kann. Mit der Erweiterung des Entschädigungskatalogs auf die nach den §§ 142 und 144 ZPO herangezogenen Dritten sollte gerade der nicht unerhebliche Aufwand für den Dritten berücksichtigt werden (BT-Drs. 15/1971, 186), der bei einer Heranziehung nach § 26 FamFG jedoch gleichermaßen entsteht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen einer Entschädigung nach § 23 Abs. 2 JVEG kommt es demgegenüber nicht darauf an, ob der Dritte gesetzlich verpflichtet ist, dem Ersuchen nachzukommen oder das Gericht das Ersuchen mit Zwangsmitteln durchsetzen kann (BDZ/Binz, JVEG, 4. Aufl. 2019, § 23 Rn. 3). Eine solche Differenzierung würde auch dem oben genannten Sinn und Zweck der Vorschrift widersprechen. Der herangezogene Dritte wird im Zweifel eine gerichtliche Anfrage – unabhängig von deren Wirksamkeit und Durchsetzbarkeit – beantworten, zumal er meist nicht in der Lage sein wird, deren Wirksamkeit und Durchsetzbarkeit eigenständig zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine entsprechende Anwendung des § 23 Abs. 2 JVEG auf den vorliegenden Fall erscheint auch aus praktischer Sicht sinnvoll. Denn das Familiengericht ist insbesondere in Kindschaftssachen im Sinne des Kindeswohls auf eine schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit mit Dritten angewiesen. Die Bereitschaft hierzu würde allerdings sinken, wenn entsprechende Entschädigungsansprüche abgewiesen werden würden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Höhe nach richtet sich der Entschädigungsanspruch nach § 22 S. 1 JVEG. Betraut der Dritte (z. Bsp. ein Kreditinstitut) mit den durch das Ersuchen erforderlichen Arbeiten einen seiner Arbeitnehmer, werden ihm die Aufwendungen hierfür nach § 7 JVEG ersetzt. Die Höhe der Aufwendungen ist jedoch auf die Höchstbeträge nach den §§ 19 Abs. 2, 22 JVEG begrenzt (Meyer/Höver/Bach/Oberlack/Jahnke, 27. Aufl., JVEG, S. 360; BDZ/Binz JVEG § 23, 4. Auf. 2019, Rn. 5). Insoweit beläuft sich der zu entschädigende Verdienstausfall hier auf 21,00 Euro (§ 22 S. 1 JVEG).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Kostenentscheidung folgt aus § 4 Abs. 8 JVEG.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es besteht keine Veranlassung, die weitere Beschwerde zuzulassen, da Fragen von grundsätzlicher Bedeutung nicht zur Entscheidung anstanden, vielmehr eine Entscheidung im Einzelfall vorliegt, § 4 Abs. 5 JVEG. Auch wenn diese Art der Auskunftsanfrage durch das Amtsgericht immer wieder erfolgt, wurde die entsprechende Auskunft bislang von keiner anderen Bank in Rechnung gestellt (vgl. Stellungnahme des Beteiligten zu 2), Bl. 48 GA).</p>
161,450
olgd-2019-01-07-2-ws-64518
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 645/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:07
2019-02-12T13:44:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGD:2019:0107.2WS645.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der sofortige Beschwerde wird als unzulässig verworfen.</p> <p>Der Verurteilte trägt die Kosten des Rechtsmittels.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td></td> <td></td> <td></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Kleve hat den Beschwerdeführer am 23. Juli 2015 wegen Diebstahls zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt und seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Die Vollstreckung der Freiheitsstrafe und der Maßregel ist für die Dauer von vier Jahren zur Bewährung ausgesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Verurteilte ist in der Bewährungszeit erneut straffällig geworden. Er ist deshalb durch das Amtsgericht Dinslaken am 19. Juli 2018 wegen Wohnungseinbruchdiebstahls, vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, und Diebstahls in zwei Fällen, davon in einem Fall in Tateinheit mit Sachbeschädigung, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Die entwendeten Gegenstände wollte der Verurteilte gewinnbringend veräußern, um dadurch insbesondere seinen Betäubungsmittelkonsum zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Duisburg hat daraufhin die Strafaussetzung zur Bewährung aus dem Urteil vom 23. Juli 2015 widerrufen. Ein Widerruf der Aussetzung der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt ist in dem Widerrufsbeschluss nicht erörtert worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der therapiewillige Verurteilte möchte mit seiner sofortigen Beschwerde gegen den Widerrufsbeschluss erreichen, dass auch die Aussetzung der Maßregel widerrufen wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist mangels Beschwer des Verurteilten unzulässig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der selbst verfassten Beschwerdebegründung ist eindeutig zu entnehmen, dass sich der Verurteilte nicht gegen den Widerruf der Strafaussetzung wendet, sondern allein erstrebt, dass auch die Aussetzung der Maßregel widerrufen wird. So hat er erklärt:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">„Grundsätzlich erkenne ich den Widerruf der zur Bewährung ausgesetzten Strafe an, allerdings fehlt im Beschluss die Bezugnahme zu § 64 StGB.“</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach Darlegung seiner Therapiebemühungen während der laufenden Bewährung hat der Verurteilte sein Anfechtungsziel wie folgt umschrieben:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">„Aufgrund meiner Bemühungen bereits während meiner Bewährungszeit bitte ich deshalb darum, dass in dem Beschluss die Bezugnahme zu § 64 StGB nachgetragen wird.“</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es geht dem Verurteilten bei seinem Rechtsmittel mithin allein darum, dass neben der Strafaussetzung auch die Aussetzung der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt widerrufen wird.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ein Betroffener kann eine Entscheidung nur dann in zulässiger Weise anfechten, wenn er durch sie beschwert ist (vgl. statt aller: Meyer-Goßner/Schmitt, StPO, 61. Aufl., vor § 296 Rdn. 8 ff.). Eine solche Beschwer ist hier nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a) Für das Erkenntnisverfahren ist anerkannt, dass ein allein auf die Nichtanordnung der Maßregel des § 64 StGB gestütztes Rechtsmittel mangels Beschwer unzulässig ist (vgl. grundlegend: BGHSt 28, 327, 330 f. = BGH NJW 1979, 1941; ferner: BGH NStZ 2007, 213; NStZ-RR 2011, 308; NStZ-RR 2014, 43; BeckRS 2016, 8540).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Eine Beschwer kann zwar auch darin liegen, dass eine rechtlich mögliche oder gebotene Entscheidung unterlassen wird, durch die eine für den Betroffenen günstigere Rechtslage geschaffen würde. Für die Beurteilung, ob diese Voraussetzung vorliegt, kommt es indes nicht auf dessen subjektive Einschätzung, sondern allein darauf an, ob nach objektiven Kriterien, wie sie sich zur Zeit der Entscheidung darstellen, durch die begehrte Entscheidung eine Besserstellung des Betroffenen herbeigeführt würde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bei objektiver Betrachtung stellt die Anordnung der Maßregel des § 64 StGB ein zusätzliches Übel neben der Freiheitsstrafe dar. Denn dadurch kann sich die Dauer des Freiheitsentzuges gegenüber einer bloßen Freiheitsstrafe nach Maßgabe des § 67d Abs. 1 StGB um bis zu zwei Jahre verlängern.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zwar kann sich im Einzelfall ergeben, dass der Verurteilte im Ergebnis günstiger gestellt wird, wenn die Maßregel des § 64 StGB vor der Freiheitsstrafe vollstreckt wird, weil dann eine bedingte Entlassung bei positiver Sozialprognose ohne das Erfordernis besonderer Umstände schon zum Halbstrafenzeitpunkt möglich ist (§ 67 Abs. 5 Satz 1 StGB). Ob eine solche für den Verurteilten günstige Möglichkeit eintritt, ist jedoch im Zeitpunkt der nach § 64 StGB zu treffenden Entscheidung nicht abzusehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch darf bei der Beurteilung, ob die Nichtanordnung der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt eine Beschwer enthält, nicht außer Betracht bleiben, dass diese Maßregel nicht nur den Zweck hat, den drogen- oder alkoholsüchtigen Täter in seinem persönlichen Interesse zu therapieren, sondern vornehmlich dem Schutz der Allgemeinheit vor gefährlichen Tätern dient.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">b) Die vorgenannten Erwägungen gelten gleichermaßen für die Beurteilung der Beschwer, wenn - wie hier - neben dem erfolgten Widerruf der Strafaussetzung ein Widerruf der Aussetzung der Maßregel des § 64 StGB unterblieben ist und der Verurteilte sich mit seinem Rechtsmittel allein gegen den Nichtwiderruf wendet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da der Verlauf der von dem Verurteilten angestrebten Unterbringung nicht absehbar und ein gegenüber der Dauer der Freiheitsstrafe deutlich längerer Freiheitsentzug möglich ist, wirkt der Nichtwiderruf der Aussetzung der Maßregel objektiv nicht zu seinem Nachteil, so dass es an der erforderlichen Beschwer fehlt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Strafvollstreckungskammer wird allerdings die Prüfung nachzuholen haben, ob auch die Voraussetzungen für den Widerruf der Aussetzung der Maßregel vorliegen (§ 67g Abs. 1 StGB). Der Widerrufsbeschluss vom 7. November 2018 verhält sich dazu nicht, so dass der Eindruck vermittelt wird, als sei dieser Gesichtspunkt gänzlich übersehen worden. In der Regel ist es sachgerecht, über den Widerruf der Straf- und Maßregelaussetzung eine gemeinsame Entscheidung zu treffen (vgl. KG NStZ-RR 2009, 61). Ein Grund für eine Abweichung von diesem Grundsatz („normativer Entscheidungsverbund“) ist hier nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 473 Abs. 1 Satz 1 StPO.</p>
161,449
ovgnrw-2019-01-07-1-b-179218
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 B 1792/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:07
2019-02-12T13:44:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0107.1B1792.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zurückgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller trägt die Kosten des Beschwerdeverfahrens mit Ausnahme etwaiger außergerichtlicher Kosten des Beigeladenen, die dieser selbst trägt.</p> <p>Der Streitwert wird für das Beschwerdeverfahren auf 11.683,54 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat ungeachtet der zwischen den Beteiligten streitigen Frage, ob der Antragsteller mit seiner E-Mail vom 28. August 2018 auch die dem vorliegenden Verfahren zugrunde liegende Bewerbung wirksam zurückgenommen hat, keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist bei der Überprüfung der erstinstanzlichen Entscheidung auf die Prüfung der von dem Rechtsmittelführer fristgerecht dargelegten Gründe beschränkt (§ 146 Abs. 4 Satz 6 i. V. m. Satz 1 und 3 VwGO). Diese Gründe rechtfertigen es nicht, dem mit der Beschwerde (sinngemäß) weiterverfolgten Antrag zu entsprechen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung bis zur bestandskräftigen Entscheidung in der Hauptsache zu untersagen, den mit der Besoldungsgruppe A 9 mZ (t) bewerteten Dienstposten als Techniker/in Elektrotechnik/Elektroenergiewesen beim Marineführungsunterstützungszentrum 1 in H.          mit dem Beigeladenen zu besetzen und diesen auf diesem Dienstposten zu befördern.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat diesen – in zeitlicher Hinsicht („bis zur bestandskräftigen Entscheidung in der Hauptsache“) von vornherein zu weit gehenden,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">vgl. zuletzt OVG NRW, Beschluss vom 7. Juni 2018 – 1 B 1381/17 –, juris, Rn. 9 bis 11: Erforderlich ist die Sicherung des Bewerbungsverfahrensanspruchs nur bis zu einer erneuten und rechtsfehlerfreien, die Rechtsauffassung des Gerichts zugrunde legenden Entscheidung über diesen –</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Antrag im Kern mit der folgenden Begründung abgelehnt: Der Antragsteller habeeinen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht. Die streitbefangene Auswahlentscheidung sei fehlerfrei. Die Antragsgegnerin sei bei dem Vergleich der jeweils letzten dienstlichen Beurteilungen der Bewerber zutreffend von einem Leistungsvorsprung des Beigeladenen vor dem Antragsteller ausgegangen. Die von dem Beigeladenen erzielte Gesamtnote „2 = gut“ sei besser als die formal gleichlautende Gesamtnote des Antragstellers, weil sie auf das Statusamt A 8 BBesO bezogen sei, während der Antragsteller insoweit noch im niedrigeren Amt A 7 BBesO beurteilt worden sei. Es könne auch nicht ausnahmsweise von einem im Wesentlichen gleichen Beurteilungsergebnis ausgegangen werden, weil beide Beurteilungen jeweils in der Summe der Bewertungen der Einzelmerkmale eine Tendenz zu einer besseren Gesamtnotenstufe aufwiesen. Vor diesem Hintergrund könne die Schwerbehinderung des Antragstellers im Rahmen der Auswahlentscheidung weder durch einen Rückgriff auf Hilfskriterien noch im Rahmen einer Ermessensentscheidung berücksichtigt werden. Abweichendes folge nicht aus der Vorschrift des § 5 Abs. 3 BLV, die sich vorrangig an den Ersteller der dienstlichen Beurteilung richte. Dass der Beurteiler die Schwerbehinderung des Antragstellers berücksichtigt habe, ergebe sich aus deren Erwähnung in der dienstlichen Beurteilung. Vor diesem Hintergrund bedürfe es keiner (erneuten) Berücksichtigung etwaiger Leistungseinschränkungen im Rahmen der Auswahlentscheidung mehr.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Hiergegen macht der Antragsteller im Wesentlichen geltend: Das Verwaltungsgericht habe den Grundsatz, dass bei einem Leistungsvergleich anhand dienstlicher, formal auf das gleiche Gesamturteil lautender Beurteilungen diejenige dienstliche Beurteilung besser sei, deren Maßstab ein höheres Statusamt gewesen sei, unzulässig rein schematisch angewandt. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts hänge das zusätzlich zu berücksichtigende Gewicht der in einem höheren Statusamt erteilten Beurteilung von den Umstanden des Einzelfalles ab. Demnach hätte vorliegend berücksichtigt werden müssen, dass sich nur aus der dienstlichen Beurteilung des Antragstellers eine sich kontinuierlich steigernde Tendenz ergebe. Seiner dienstlichen Beurteilung sei außerdem nicht zu entnehmen, dass hier seine besondere Leistungsfähigkeit auch unter dem Aspekt der Schwerbehinderung eingeschätzt bzw. dieser Rechnung getragen worden sei. Vor diesem Hintergrund müsse hier das Hilfskriterium der Schwerbehinderung herangezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorbringen zeigt nicht auf, dass das Verwaltungsgericht die in Rede stehende Auswahlentscheidung zu Unrecht als fehlerfrei bewertet hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. Zunächst ist es nicht zu beanstanden, dass die Antragsgegnerin bei ihrer Auswahlentscheidung in Bezug auf den Antragsteller von dem Gesamturteil „2 = gut“ und nicht von einem besseren Gesamturteil ausgegangen ist. Zwar führt der Antragsteller mit seiner Beschwerde aus, seiner herangezogenen aktuellen dienstlichen Beurteilung sei nicht zu entnehmen, dass seine besondere Leistungsfähigkeit auch unter dem Aspekt der bestehenden Schwerbehinderung (hinreichend) „eingeschätzt“ worden sei. Dieser Vortrag greift aber schon deshalb nicht durch, weil er eine hinreichende Auseinandersetzung mit der angefochtenen Entscheidung vermissen lässt und daher nicht den Erfordernissen des § 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO genügt. Das Verwaltungsgericht hat aus dem ausdrücklichen Vermerk der Schwerbehinderung des Antragstellers in der dienstlichen Beurteilung geschlossen, dass etwaige Einschränkungen der Arbeits- und Verwendungsfähigkeit wegen der Behinderung auch inhaltlich berücksichtigt worden seien. Gegen diese nachvollziehbare Annahme trägt der Antragsteller nichts vor; insbesondere zeigt er schon keine (ggf. zu berücksichtigenden) entsprechenden Einschränkungen auf.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. Aus dem Beschwerdevorbringen ergibt sich auch nicht, dass die Antragsgegnerin bei dem Leistungsvergleich, den sie auf der Grundlage der jeweiligen aktuellen, auf unterschiedliche Statusämter bezogenen dienstlichen Beurteilungen vorgenommen hat, zu Unrecht einen (die Heranziehung von Hilfskriterien ohne weiteres ausschließenden) Leistungsvorsprung des Beigeladenen vor dem Antragsteller angenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a) Liegen der Auswahlbehörde im Falle der Konkurrenz um einen (Beförderungs-) Dienstposten nicht unmittelbar vergleichbare Regelbeurteilungen vor, so ist sie befugt und verpflichtet, die gebotene Gleichheit der Beurteilungsmaßstäbe auf geeignete Weise herzustellen, um zu miteinander vergleichbaren Aussagen über Eignung, Befähigung und fachliche Leistung zu gelangen. Das geschieht durch eine gewichtende, die Umstände des Einzelfalles beachtende, verwaltungsgerichtlich nur eingeschränkt überprüfbare Entscheidung. Das gilt u. a. auch dann, wenn die Beurteilungen der konkurrierenden Bewerber sich – wie hier – auf unterschiedliche Statusämter beziehen. In einem solchen Fall geht die Rechtsprechung von dem Grundsatz aus, dass bei formal gleichlautenden Gesamturteilen die Beurteilung des Beamten imhöheren Statusamt grundsätzlich besser ist als diejenige des für ein niedrigeres Statusamt beurteilten Konkurrenten. Das beruht auf der Überlegung, dass der Maßstab für die dienstlichen Anforderungen regelmäßig im Blick auf das innegehabte Amt im statusrechtlichen Sinne zu bestimmen ist und dass mit einem verliehenen höheren Statusamt im Allgemeinen gegenüber dem zuvor innegehabten niedrigeren Statusamt gesteigerte Anforderungen und ein größeres Maß an Verantwortung verbunden sind.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Kammerbeschlüsse vom 4. Juli 2018– 2 BvR 1207/18 –, juris, Rn. 10, vom 11. Mai 2011– 2 BvR 764/11 –, juris, Rn. 11, und vom 20. März 2007 – 2 BvR 2470/06 –, juris, Rn. 15 f.; ferner OVG NRW, Beschlüsse vom 17. Februar 2015– 1 B 1327/14 –, juris, Rn. 13 f., und vom 16. Oktober 2017 – 6 B 685/17 –, juris, Rn. 16 f., jeweils m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die den formulierten Grundsatz tragende Erwägung (gesteigerte Anforderungen und höheres Maß an Verantwortung im höheren Statusamt) darf allerdings nicht schematisch auf jeden Fall der Beförderungskonkurrenz zwischen zwei formal gleich beurteilten Beamten unterschiedlicher Statusämter angewendet werden. Vielmehr sind bei der Herstellung der Vergleichbarkeit weitere Kriterien zu berücksichtigen, sofern die besonders gelagerten Umstände des Einzelfalls dies ausnahmsweise gebieten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">So ausdrücklich BVerfG, Kammerbeschluss vom 4. Juli 2018 – 2 BvR 1207/18 –, juris, Rn. 11; ferner BVerfG, Kammerbeschluss vom 11. Mai 2011– 2 BvR 764/11 –, juris, Rn. 11; vgl. auch OVG NRW, Beschluss vom 17. Februar 2015– 1 B 1327/14 –, juris, Rn. 15.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nur scheinbar hierher gehören diejenigen vom Bundesverfassungsgericht entschiedenen Fälle, in denen ein „Statusrückstand“ aufgrund besonderer Gegebenheiten ausnahmsweise durch leistungsbezogene Kriterien kompensiert werden konnte. Denn in diesen Fällen waren die zu vergleichenden Gesamturteile gerade nicht formal gleichlautend, sondern wichen voneinander ab, so dass bei der gewichtenden Entscheidung dem Statusvorsprung auf der einen Seite jeweils ein Beurteilungsvorsprung auf der anderen Seite gegenüberzustellen war.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Kammerbeschluss vom 11. Mai 2011– 2 BvR 764/11 –, juris, Rn. 11 a. E., 12 ff., und Kammerbeschluss vom 17. Februar 2017– 2 BvR 1558/16 –, juris, Rn. 20 bis 22 (zulässige Kompensation des jeweils geringen – nur die Amtszulage umfassenden – Statusvorsprungs der unterlegenen Bewerberin bzw. des unterlegenen Bewerbers durch das um eine halbe bzw. um eine ganze Notenstufe bessere Gesamturteil der dienstlichen Beurteilung des jeweils ausgewählten Bewerbers).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bei formal gleichlautenden Gesamturteilen statusverschiedener Bewerber hat das Bundesverfassungsgericht besonders gelagerte Umstände im vorstehenden Sinne etwa in einem Fall angenommen, in dem hinsichtlich eines bestimmten beurteilten und nun zu vergleichenden Teils der Gesamttätigkeit der Bewerber trotz des grundsätzlich gegebenen Statusunterschieds der gleiche Maßstab angelegt worden ist und deshalb <span style="text-decoration:underline">insoweit</span> gerade kein Statusunterschied bestanden hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit BVerfG, Kammerbeschluss vom 20. März 2007 – 2 BvR 2470/06 –, juris, Rn. 17, 18 ff. (jeweils nach R 3 BBesO bewertete Rechtsprechungstätigkeit eines nach R 4 BBesO besoldeten Vizepräsidenten eines OLG und eines nach R 3 BBesO besoldeten Vizepräsidenten eines LAG),</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ferner kann, wenn offensichtlich fragwürdige (durch personelle Veränderungen unmittelbar vor einem Regierungswechsel geprägte) Besetzungsumstände geltend gemacht werden, ausnahmsweise auch der berufliche Werdegang formal gleich beurteilter Konkurrenten zu berücksichtigen sein.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. die entsprechenden Ausführungen in dem Kammerbeschluss des BVerfG vom 4. Juli 2018– 2 BvR 1207/18 –, juris, Rn. 2 und 3 (Sachverhalt) sowie Rn. 11, 12.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Nachprüfung der gewichtenden Entscheidung der Auswahlbehörde durch die Verwaltungsgerichte hat an die vorgenannten allgemeinen Grundsätze anzuschließen und umfasst die Prüfung, ob der Dienstherr von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen ist, den beamten- und verfassungsrechtlichen Rahmen verkannt, allgemein gültige Wertmaßstäbe nicht beachtet oder sachfremde Erwägungen angestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">So BVerfG, Kammerbeschluss vom 4. Juli 2018– 2 BvR 1207/18 –, juris, Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">b) Gemessen an den unter 2. a) dargestellten Maßgaben zeigt das Beschwerdevorbringen nicht auf, dass der in Rede stehenden Auswahlerwägung ein Rechtsfehler der vorgenannten Art anhaftet. Aus ihm ergibt sich nicht, dass die Antragsgegnerin die Vergleichbarkeit der maßgeblichen dienstlichen Beurteilungen nicht wie erfolgt herstellen durfte, sondern gehalten gewesen wäre, eine Einzelfallbetrachtung vorzunehmen und (im Ergebnis) von einem Leistungsgleichstand beider Bewerber auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">aa) Ausweislich ihres Auswahlvermerks vom 3. April 2018 ist sie dem o. g. Grundsatz gefolgt und hat das im niedrigeren Statusamt erzielte Gesamturteil des Antragstellers „für Vergleichszwecke um eine ganze Notenstufe tiefer“, nämlich mit der Vergleichsnote „3 = befriedigend“, gewertet. Auf der Grundlage dieser Wertung erweist sich der Beigeladene, der die Gesamtnote „2 = gut“ erhalten hat, als besser. Das gilt auch dann, wenn nur für den Antragsteller von einer im oberen Bereich der Bewertungsstufe des Gesamturteils liegenden Bewertung und von einer Tendenz zur nächsthöheren Note auszugehen sein sollte, weil das Gesamturteil auch in einem solchen Fall nicht die Notenstufe „2 = gut“ erreichen, sondern im Bereich der Note „3 = befriedigend“, wenn auch in deren oberem Bereich, verbleiben würde.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">bb) Besondere Umstände des Einzelfalles, die ausnahmsweise die Heranziehung weiterer Kriterien gebieten würden, sind nicht einmal ansatzweise erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">(1) Das gilt zunächst für den von der Beschwerde hervorgehobenen Umstand, dass dem Antragsteller im Rahmen der Begründung der Gesamtbewertung der Leistungsbeurteilung bereits eine deutliche Tendenz zur nächsthöheren Bewertungsstufe bescheinigt worden ist. Diese nur perspektivische Äußerung stellt nämlich nicht in Frage, dass die zur Beurteilung anstehenden Leistungen des Antragstellers im Statusamt nach A 7 BBesO erbracht (und noch nicht mit einer höheren Note als „2 = gut“– oberer Bereich – bewertet) worden sind. Sie ist deshalb von vornherein ungeeignet, aufzuzeigen, dass die den o. g. Grundsatz tragenden Erwägungen (hier: geringere Anforderungen und niedrigeres Maß an Verantwortung in dem vom Antragsteller ausgeübten Statusamt) vorliegend ausnahmsweise keine Geltung beanspruchen dürften.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">(2) Besondere Umstände des Einzelfalles im o. g. Sinne resultieren ferner nicht daraus, dass der Antragsteller schwerbehindert ist. Der nach dem Vorstehenden zu konstatierende Leistungsvorsprung des Beigeladenen kann im Rahmen der Auswahlentscheidung offensichtlich nicht wegen einer (weiter) auszugleichenden Schwerbehinderung des Antragstellers relativiert – geschweige denn negiert – werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das gilt schon deshalb, weil die Schwerbehinderung eines Beamten mangels unmittelbaren Leistungsbezuges nicht den im Rahmen einer Auswahlentscheidung anzustellenden Leistungsvergleich beeinflussen darf, sondern nur bei Vorliegen eines Leistungsgleichstandes als sog. Hilfskriterium herangezogen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlüsse vom 1. August 2011– 1 B 186/11 –, juris, Rn. 16 f., und vom 24. Juli 2006 – 6 B 807/06 –, juris, Rn. 29 ff.; ebenso Bodanowitz, in: Schnellenbach/Bodanowitz, Beamtenrecht in der Praxis, 9. Aufl. 2017, § 3 Rn. 64, und in: Schnellenbach/Bodanowitz, Die dienstliche Beurteilung der Beamten und der Richter, Stand: Dezember 2018, Rn. 427, vierter Spiegelstrich, allerdings jeweils mit der zusätzlichen Einschränkung, dass eine Behinderung nicht einmal als Hilfskriterium berücksichtigt werden darf, wenn der behinderte Beamte den Leistungsgleichstand erst wegen der Berücksichtigung der Behinderung bei der dienstlichen Beurteilung erreicht hat („Vermeidung eines Doppelvorteils“).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diese Bewertung führt auch nicht dazu, dass eine kompensatorische Berücksichtigung behinderungsbedingter Leistungseinschränkungen unter Leistungsaspekten überhaupt unterbleibt. Denn behinderungsbedingte Minderleistungen sind bereits im Rahmen der dienstlichen Beurteilung zu berücksichtigen. Das ergibt sich aus § 5 Abs. 3 BLV. Nach dieser Vorschrift ist bei der Beurteilung der Leistung schwerbehinderter Menschen eine etwaige Einschränkung der Arbeits- und Verwendungsfähigkeit wegen der Behinderung zu berücksichtigten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Näher zu den materiellen Anforderungen an die dienstliche Beurteilung von Menschen mit Behinderung einerseits etwa OVG des Saarlandes, Beschluss vom 24. Februar 2017 – 1 A 94/16 –, juris, Rn. 4 f., m. w. N. (Berücksichtigung nur quantitativer behinderungsbedingter Minderleistungen bei der dienstlichen Beurteilung) und andererseits Lorse, Die dienstliche Beurteilung, 6. Aufl. 2016, Rn. 233 ff., und Bodanowitz, in: Schnellenbach/Bodanowitz, Die dienstliche Beurteilung der Beamten und der Richter, Stand: Dezember 2018, Rn. 424: ggf. auch Berücksichtigung qualitativer Minderleistungen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dass hier von einer solchen Berücksichtigung auszugehen ist, ergibt sich aus den Ausführungen des Senats weiter oben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund würde die von dem Antragsteller befürwortete Berücksichtigung behinderungsbedingter Leistungseinschränkungen als Leistungsgesichtspunkt im Rahmen einer Auswahlentscheidung nicht nur – wie oben ausgeführt – gegen den Leistungsgrundsatz verstoßen, sondern zugleich auch auf eine Doppelberücksichtigung dieser Einschränkungen unter Leistungsaspekten und damit auf eine unzulässige Bevorzugung des betroffenen Beamten wegen seiner Schwerbehinderung abzielen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 154 Abs. 2, 162 Abs. 3 VwGO. Es entspricht nicht der Billigkeit, die etwaigen außergerichtlichen Kosten des Beigeladenen für erstattungsfähig zu erklären, weil dieser im Beschwerdeverfahren keinen Antrag gestellt hat und damit kein Kostenrisiko eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwert für das Beschwerdeverfahren beruht auf den §§ 40, 47 Abs. 1 Satz 1, 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG sowie § 52 Abs. 1 i. V. m. Abs. 6 Satz 1 Nr. 1, Satz 2 bis 4 GKG. Auszugehen ist nach diesen Vorschriften von dem Jahresbetrag (§ 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 GKG) der Bezüge, die dem jeweiligen Antragsteller nach Maßgabe des im Zeitpunkt der Beschwerdeerhebung bekanntgemachten, für Bundesbeamte geltenden Besoldungsrechts unter Zugrundelegung der jeweiligen Erfahrungsstufe fiktiv für das angestrebte Amt im Kalenderjahr der Antragstellung zu zahlen sind. Nicht zu berücksichtigen sind dabei die nach § 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 und Satz 3 GKG ausgenommenen Besoldungsbestandteile. Der nach diesen Maßgaben zu bestimmende Jahresbetrag ist wegen § 52 Abs. 6 Satz 4 GKG und wegen der im Eilverfahren nur begehrten vorläufigen Sicherung auf ein Viertel zu reduzieren. Der nach den vorstehenden Grundsätzen zu ermittelnde Jahresbetrag beläuft sich hier angesichts des (mittelbar) angestrebten Amtes der Besoldungsgruppe A 9 BBesO mit Amtszulage und bei Zugrundelegung der Erfahrungsstufe 8 für das maßgebliche Jahr 2018 auf 46.734,16 Euro (Januar und Februar 2018 jeweils 3.498,92 Euro und 300,91 Euro, für die übrigen 10 Monate jeweils 3.603,54 Euro und 309,91 Euro). Die Division des o. g. Jahresbetrages mit dem Faktor 4 führt auf den im Tenor festgesetzten Streitwert von 11.683,54 Euro.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine Änderung der erstinstanzlichen Streitwertfestsetzung von Amts wegen (§ 63 Abs. 3 GKG) war nicht veranlasst. Zwar wäre nach dem maßgeblichen, im Zeitpunkt der Stellung des Eilantrages (18. Juni 2018) bekanntgemachten Besoldungsstand noch für das gesamte Jahr von monatlichen Bezügen in Höhe von 3.799,83 Euro (3.498,92 Euro und 300,91 Euro) und damit von einem Gesamtbetrag von 11.399,49 Euro auszugehen gewesen. Der tatsächlich festgesetzte Streitwert (11.740,35 Euro) fällt aber in die gleiche Wertstufe (bis 13.000,00 Euro) wie der zutreffend festzusetzende Streitwert.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist hinsichtlich der Streitwertfestsetzung nach den §§ 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG und im Übrigen gemäß § 152 Abs. 1 VwGO unanfechtbar.</p>
161,448
ovgnrw-2019-01-07-13-a-88818a
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13 A 888/18.A
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:03
2019-02-12T13:44:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0107.13A888.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kläger auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für das zweitinstanzliche Verfahren unter Beiordnung von Rechtsanwalt T.     , L.       , wird abgelehnt.</p> <p>Der Antrag der Kläger auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg vom 27. Februar 2018 wird abgelehnt.</p> <p>Die Kläger tragen die Kosten des Zulassungsverfahrens, für das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Der Antrag auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts ist zulässig, aber unbegründet. Die Kläger haben den zur Begründung ihres Zulassungsantrags allein angeführten Zulassungsgrund der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtssache im Sinne von § 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG nicht den Anforderungen des § 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG entsprechend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Darlegung der Grundsatzbedeutung setzt voraus, dass eine bestimmte, obergerichtlich oder höchstgerichtlich noch nicht hinreichend geklärte und (auch) für die Berufungsentscheidung erhebliche Frage rechtlicher oder tatsächlicher Art herausgearbeitet und formuliert wird; zudem muss angegeben werden, worin die allgemeine, über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung bestehen soll. Darzulegen sind die konkrete Frage, ihre Klärungsbedürftigkeit, Klärungsfähigkeit und allgemeine Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Beschlüsse vom 6. Februar 2018 – 13 A 2901/17.A –, juris, Rn. 3, vom 14. Juli 2017 – 13 A 1519/17.A –, juris, Rn. 6, und vom 8. Juni 2016 – 13 A 1222/16.A –, juris, Rn. 4, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein auf die grundsätzliche Bedeutung einer Tatsachenfrage gestützter Zulassungsantrag genügt zudem nicht den Darlegungsanforderungen des § 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG, wenn in ihm lediglich die Behauptung aufgestellt wird, die für die Beurteilung maßgeblichen Verhältnisse stellten sich anders dar als vom Verwaltungsgericht angenommen. Es ist vielmehr im Einzelnen darzulegen, welche Anhaltspunkte für eine andere Tatsacheneinschätzung bestehen. Der Antragsteller muss die Gründe, aus denen seiner Ansicht nach die Berufung zuzulassen ist, dartun und in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht erläutern. Hierzu genügt es nicht, bloße Zweifel an den Feststellungen des Verwaltungsgerichts im Hinblick auf die Gegebenheiten im Herkunfts-land des Ausländers zu äußern oder schlicht gegenteilige Behauptungen aufzustellen. Vielmehr ist es erforderlich, durch die Benennung bestimmter Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür darzulegen, dass nicht die Feststellungen, Erkenntnisse und Einschätzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Behauptungen in der Antragsschrift zutreffend sind, so dass es zur Klärung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchführung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa OVG NRW, Beschlüsse vom 6. Februar 2018 – 13 A 2901/17.A –, juris, Rn. 5, und vom 20. Juni 2016 – 13 A 2789/15.A –, juris, Rn. 3 f., m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen genügt das Zulassungsvorbringen der Kläger in ihrem Schriftsatz vom 14. März 2018 nicht. Weiterer den Zulassungsantrag begründender Vortrag ist ausgeblieben und nunmehr ausgeschlossen, nachdem die Antrags- und Darlegungsfrist aus § 78 Abs. 4 Sätze 1 und 4 AsylG mit Ablauf des 28. März 2018 verstrichen ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a) Mit dem Zulassungsvorbringen wird schon nicht aufgezeigt, dass die durch die Kläger für grundsätzlich bedeutsam erachtete Fragestellung,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">„ob die nach dem Tarakhel-Urteil des EGMR vom 4. November 2014 ergangene allgemeine Erklärung Italiens, alle Familien mit Kindern würden im Falle einer Rückkehr nach den Dublin-Regeln zusammenbleiben und familien- beziehungsweise kindgerecht untergebracht (Garantieerklärung), die individuelle Zusicherung nach der Maßgabe der Tarakhel-Entscheidung ersetzt,“</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">in dieser Allgemeinheit mit der Durchführung eines Berufungsverfahrens sinnvoll geklärt werden könnte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat in seinem durch die Kläger angeführten Urteil vom 4. November 2014 in der Rechtssache „Tarakhel“ in der im Dublin-Verfahren beabsichtigten Überstellung einer aus Afghanistan stammenden Familie mit sechs zwischen 1999 und 2012 geborenen minderjährigen Kindern aus der Schweiz nach Italien eine Verletzung von Art. 3 EMRK gesehen. Wie aus den Gründen dieses Urteils hervorgeht, ist der Gerichtshof dabei seinerzeit in tatsächlicher Hinsicht davon ausgegangen, dass die Aufnahmebedingungen für Asylbewerber in Italien nicht jegliches Überstellen von Asylbewerbern in dieses Land verhinderten, die dem Gerichtshof vorliegenden Tatsachen und Informationen aber ernstliche Zweifel an der Kapazität des Aufnahmesystems begründeten. Es könne daher die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass eine erhebliche Zahl von Asylbewerbern keine Unterkunft finde oder in überbelegten Einrichtungen auf engstem Raum oder sogar in gesundheitsschädlichen oder gewalttätigen Verhältnissen untergebracht werde. Eine Abschiebung der als besonders schutzbedürftig erachteten Beschwerdeführer sei auf dieser Grundlage nur dann zulässig, wenn die Schweizer Behörden über eine individuelle Zusicherung Italiens verfügten, dass die Beschwerdeführer nach ihrer Ankunft in Italien in Einrichtungen und unter Bedingungen untergebracht würden, die dem Alter der Kinder entsprächen, und dass die Familieneinheit erhalten bliebe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. EGMR, Urteil vom 4. November 2014 – Beschwerde Nr. 29217/12 –, NVwZ 2015, 127 (131), Ziffern 120 und 115.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zugleich hat der Gerichtshof festgestellt, dass die Schweizer Behörden im konkreten Fall keine ausreichenden Kenntnisse hinsichtlich der zu erwartenden Behandlung der Beschwerdeführer in Italien besaßen. Zwar habe die italienische Regierung mitgeteilt, dass die Beschwerdeführer im Fall der Überstellung nach Italien in einer vom Europäischen Flüchtlingsfonds finanzierten Einrichtung untergebracht würden. Es gebe aber keine detaillierten und zuverlässigen Informationen über die materiellen Bedingungen in der Unterkunft und die Erhaltung der Familieneinheit.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. EGMR, Urteil vom 4. November 2014 – Beschwerde Nr. 29217/12 –, NVwZ 2015, 127 (131), Ziffer 121.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Demgegenüber hat der Gerichtshof in jüngeren Entscheidungen unter ausdrücklicher Bezugnahme auf seine in der Rechtssache „Tarakhel“ getroffenen Feststellungen zu den Aufnahmebedingungen in Italien sowie seine in rechtlicher Hinsicht herausgearbeiteten Maßstäbe für die Zulässigkeit einer Überstellung im Dublin-Verfahren auch bei drohenden Abschiebungen von Familien mit minderjährigen Kindern eine Verletzung von Art. 3 EMRK verneint. Im Einzelnen hat sich der Gerichtshof dabei neben den weiteren Umständen des jeweiligen Einzelfalls u.a. auch darauf gestützt, dass Italien in Reaktion auf das Urteil des Gerichtshofs in der Rechtssache „Tarakhel“ mit mehreren Rundschreiben an die Dublin-Einheiten der Mitgliedstaaten mitgeteilt hatte, dass man die allgemeine Garantie abgebe, Familien mit minderjährigen Kindern bei Überstellungen im Dublin-Verfahren nach Italien dort in familiengeeigneten Unterkünften unter Wahrung der Familieneinheit unterzubringen, welche für solche Familien reserviert seien.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa EGMR Entscheidungen vom 4. Oktober 2016 – Beschwerde Nr. 30474/14 – „Jihana Ali und andere“, Ziffer 34, und vom 4. Oktober 2016 – Beschwerde Nr. 32275/15 – „M.A.-M. und andere“, Ziffer 27.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zuletzt hat sich der Gerichtshof in diesem Zusammenhang zudem mit der Frage befasst, ob die durch Italien abgegebenen Garantien in der Überstellungspraxis hinreichend belastbar sind. Die diesbezüglich im konkreten Verfahren durch die Beschwerdeführer erhobenen und anhand konkreter Fallbeispiele belegten Einwände hat der Gerichtshof dort aber in quantitativer Hinsicht nicht als derart gravierend eingestuft, dass angenommen werden könnte, diese Garantien seien <em>per se</em> nicht verlässlich.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. EGMR, Entscheidung vom 15. Mai 2018 – Beschwerde Nr. 67981/16 – „H. und andere“, Ziffer 21.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wie sich den angeführten Entscheidungen entnehmen lässt, misst der Gerichtshof den hiernach durch Italien abgegebenen allgemeinen Garantien zur Unterbringung im Dublin-Verfahren überstellter Familien mit minderjährigen Kindern, auf die die Kläger mit ihrem Zulassungsantrag (wohl) Bezug nehmen, eine mitunter entscheidungserhebliche Bedeutung zu. Die Frage nach einer drohenden Verletzung von Art. 3 EMRK bleibt indes auch nach diesen Entscheidungen von einer Beurteilung sämtlicher Umstände des konkreten Einzelfalls, namentlich der aktuellen Aufnahmesituation für Asylbewerber in Italien, der die Überstellung begleitenden Kommunikation zwischen den beteiligten Behörden und der Belastbarkeit erteilter Zusicherungen abhängig. Die durch die Kläger mit ihrer Fragestellung erstrebte Klärung lässt sich daher nicht losgelöst von den tatsächlichen Umständen des jeweiligen Einzelfalls mit der Durchführung eines Berufungsverfahren erreichen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b) Im Übrigen fehlt es auch an einer hinreichenden Darlegung im Hinblick auf die mit der formulierten Fragestellung in tatsächlicher Hinsicht verbundene Behauptung, die Aufnahmesituation für Asylsuchende in Italien habe sich zwischenzeitlich – auch gegenüber den jüngeren Entscheidungen des Gerichtshofs – derart verschlechtert, dass bei der Überstellung einer Familie mit minderjährigen Kindern im Dublin-Verfahren trotz der allgemeinen Garantieerklärung(en) stets mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit von einer drohenden Verletzung von Art. 3 EMRK auszugehen sei, wenn nicht vor der Überstellung eine individuelle Zusicherung der italienischen Behörden vorliege, dass die Betroffenen nach ihrer Ankunft in Italien unter Wahrung der Familieneinheit familien- bzw. kindgerecht untergebracht werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die insoweit nach § 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG erforderliche Darlegung eines Klärungsbedarfs setzte insbesondere eine Auseinandersetzung mit den in Italien gegenwärtig bestehenden Aufnahmebedingungen für Asylbewerber gerade im Hinblick auf die Behandlung von Familien mit minderjährigen Kindern sowie den konkreten Inhalt und die tatsächliche Belastbarkeit der nach der Auffassung der Kläger nicht ausreichenden allgemeinen Garantieerklärung(en) voraus. Dabei wäre unter Anführung entsprechend aussagekräftiger Erkenntnismittel aufzuzeigen, dass zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass die Aufnahmebedingungen für Asylbewerber in Italien für Familien mit minderjährigen Kindern im Fall einer Überstellung nicht den Anforderungen des Art. 3 EMRK genügen und auch die allgemeine(n) Garantieerklärung(en) Italiens keinen hinreichenden Schutz vor einer die Rechte aus Art. 3 EMRK verletzenden Behandlung bieten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen ist nicht schon damit Genüge getan, dass die Kläger mit ihrem Zulassungsvorbringen allein ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover vom 12. Oktober 2017 anführen und stellenweise – einschließlich der dort indirekt wiedergegebenen Erkenntnismittel – im Wortlaut wiedergeben. Die zitierte erstinstanzliche Entscheidung,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Hannover, Urteil vom 12. Oktober 2017 – 3 A 4622/17 –, juris,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">verhält sich nämlich schon nicht spezifisch zu der hier aufgeworfenen Frage der Aufnahmebedingungen für Familien mit minderjährigen Kindern und insbesondere nicht zu der Belastbarkeit der durch Italien an die übrigen Mitgliedstaaten übermittelten Garantieerklärungen für deren Behandlung. Vielmehr nimmt das Verwaltungsgericht Hannover in einem generellen Sinne sog. systemische Mängel des italienischen Aufnahmesystems für Asylbewerber im Sinne von Art. 3 Abs. 2 Satz 2 Dublin III-VO an und überträgt das der „Tarakhel“-Entscheidung des Gerichtshofs entnommene Erfordernis einer individuellen Zusicherung auch auf die Abschiebung alleinstehender Erwachsener. Im Übrigen weicht die dabei durch das Verwaltungsgericht Hannover zugrunde gelegte Beurteilung der Aufnahmebedingungen für Asylbewerber in ihrer Generalität nicht nur von der in dem hier angefochtenen Urteil zugrunde gelegten bisherigen Rechtsprechung des erkennenden Senats,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu insbesondere OVG NRW, Urteile vom 7. Juli 2016 – 13 A 2302/15. A –, juris, und vom 18. Juli 2016 – 13 A 1859/14.A –, juris, jeweils Rn. 41 ff.,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">sondern auch von der ständigen Rechtsprechung des für das Land Niedersachen zuständigen Oberverwaltungsgerichts ab,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vgl. zuletzt etwa Nds. OVG, Beschluss vom 6. Juni 2018 – 10 LB 167/18 –, juris, Rn. 39 ff.,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">so dass auch unter diesem Gesichtspunkt allein mit der Zitierung der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hannover noch kein zur Zulassung der Berufung führender grundsätzlicher Klärungsbedarf aufgezeigt ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2. Aus diesen Gründen bot auch der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe nicht die nach § 166 Abs. 1 Satz 1 VwGO i.V.m. § 114 Abs. 1 Satz 1 ZPO erforderliche hinreichende Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO, § 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (§ 80 AsylG).</p>
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9 A 4825/18.A
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:03
2019-02-12T13:44:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0107.9A4825.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Beklagten auf Zulassung der Berufung wird abgelehnt.</p> <p>Die Beklagte trägt die Kosten des Zulassungsverfahrens, für das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gründe:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Beklagten auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg. In Verfahren, auf die - wie hier - das Asylgesetz (AsylG) Anwendung findet, ist die Berufung nur zuzulassen, wenn einer der in § 78 Abs. 3 AsylG aufgeführten Zulassungsgründe geltend gemacht und den Anforderungen des § 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG entsprechend dargelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier. Die Berufung ist nicht wegen der allein geltend gemachten Abweichung von der übergeordneten Rechtsprechung (Zulassungsgrund gemäß § 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG) zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Eine die Berufung nach § 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG eröffnende Divergenz ist nur dann hinreichend bezeichnet, wenn der Zulassungsantrag einen inhaltlich bestimmten, die angefochtene Entscheidung tragenden abstrakten Rechts- oder verallgemeinerungsfähigen Tatsachensatz benennt, mit dem die Vorinstanz einem in der übergeordneten Rechtsprechung aufgestellten ebensolchen entscheidungstragenden Rechts- oder Tatsachensatz widersprochen hat. Eine Divergenz liegt aber nicht schon dann vor, wenn in der angefochtenen Entscheidung ein in der übergeordneten Rechtsprechung aufgestellter Rechts- oder Tatsachensatz lediglich übersehen, übergangen oder sonst wie nicht richtig angewandt worden sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu § 132 VwGO: BVerwG, Beschluss vom 21. Juli 2017 - 8 B 4.16 -, juris Rn. 3, m.w.N.; zu § 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG: OVG NRW, Beschluss vom 8. Mai 2018 - 9 A 1434/18.A -, juris Rn. 23 ff.; zu § 124 Abs. 2 Nr. 4 VwGO: Seibert, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5. Aufl. 2018, § 124 Rn. 158 f., m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Maßstäben zeigt die Antragsbegründung nicht auf, dass das angefochtene Urteil von einem Grundsatz abweicht, den der Senat in dem Beschluss vom 26. Juli 2018 - 9 A 2789/17.A - aufgestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Beklagte verpflichtet, dem Kläger, der nach eigenen Angaben in Al Qosh (Al Kosh) geboren ist und dort auch zuletzt gewohnt hat, die Flüchtlingseigenschaft gemäß § 3 Abs. 1 AsylG zuzuerkennen. Zur Begründung hat es ausgeführt: Der dem yezidischen Glauben und der kurdischen Volksgruppe angehörende Kläger sei im Jahr 2014 aus seinem in der Nähe von Mosul gelegenen Heimatort vor einem Angriff der Terrormiliz IS und damit vor einer unmittelbar bevorstehenden, an seine Religionszugehörigkeit anknüpfenden Verfolgung durch einen nichtstaatlichen Akteur i.S.d. § 3c Nr. 3 AsylG geflohen. Eine inländische Fluchtalternative i.S.d. § 3e AsylG habe ihm nicht zur Verfügung gestanden; nach der gemäß § 3e Abs. 2 AsylG zu berücksichtigenden Einschätzung des UNHCR seien die öffentlichen Versorgungseinrichtungen in den kurdischen Gebieten mit der Aufnahme von Binnenvertriebenen überfordert, so dass die Annahme einer internen Fluchtalternative nur unter besonderen Voraussetzungen, nämlich bei Bestehen enger familiärer Kontakte und familiärer Unterstützung, möglich sei. Die Vermutungswirkung nach Art. 4 Abs. 4 RL 2011/95/EU sei durch die tatsächliche Entwicklung nicht widerlegt. Zwar sei das Kalifat des Islamischen Staats 2017 im Irak weitestgehend besiegt worden. Dies bedeute jedoch nicht das Ende der Bedrohung durch die Terrororganisation; vielmehr gebe es nach dem Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom 12. Februar 2018, dessen Einschätzung mit Medienberichten übereinstimme, landesweit, namentlich in den Provinzen Ninawa (Ninive) und Salah al Din, terroristische Anschläge und offene bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen IS-Verbündeten und Sicherheitskräften. In diesem Zusammenhang hat sich das Verwaltungsgericht mit dem Senatsbeschluss vom 26. Juli 2018 - 9 A 2789/17.A - auseinandergesetzt und darauf hingewiesen, dass dieser Beschluss im Verfahren eines Klägers ergangen sei, der aus Dohuk, mithin aus der kurdischen Autonomieregion stamme, und dass es nach den Ausführungen in dem genannten Beschluss (vgl. etwa juris Rn. 31) allein auf die Sicherheitslage in der Herkunftsregion des jeweiligen Klägers ankomme. Sollte der Senatsbeschluss auch Personen betreffen, die außerhalb dieser Region, insbesondere im Sindjar, durch den IS verfolgt worden seien, würde das Verwaltungsgericht der Entscheidung des OVG NRW nicht folgen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachte Divergenz ergibt sich aus der Antragsbegründung nicht. Die Beklagte meint, der Senat habe in dem Beschluss vom 26. Juli 2018   - 9 A 2789/17.A - ohne Differenzierung nach der Herkunftsregion den Grundsatz aufgestellt, dass Yeziden im Irak, also auch Yeziden aus der Sindjarregion, vor erneuter Verfolgung durch den IS sicher seien. Hiervon sei das Verwaltungsgericht in entscheidungserheblicher Weise abgewichen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das trifft jedoch nicht zu. Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgeführt hat, ist der Senatsbeschluss vom 26. Juli 2018 - 9 A 2789/17.A - in dem Verfahren eines aus Dohuk in der Kurdischen Autonomieregion stammenden Yeziden ergangen. Da es   – wie das Verwaltungsgericht ebenfalls zutreffend betont hat – bei der Gefahrenprognose auf die Sicherheitslage in der Herkunftsregion, dort also Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan (Region Kurdistan-Irak), ankommt, verhält sich der Beschluss vom 26. Juli 2018 - 9 A 2789/17.A - auch ausschließlich zu der dortigen Sicherheitslage (so ausdrücklich juris Rn. 17, 24 und 32). Ausführungen zu der Sicherheitslage in einem über die (de iure) kurdischen Autonomiegebiete hinaus reichenden, wie auch immer geographisch abzugrenzenden Norden des Irak, insbesondere etwa zu den yezidischen Siedlungsgebieten in Al Kosh und der Sindjarregion, waren in jenem Nichtzulassungsbeschluss nicht veranlasst und sind darin auch weder ausdrücklich noch sinngemäß enthalten. Soweit der bei juris zu findende Orientierungssatz Anlass zu Missverständnissen gibt, ist darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um einen vom Senat autorisierten Leitsatz handelt. Zu der Sicherheitslage in Ninawa einschließlich der Provinzhauptstadt Mosul (Mossul) verhält sich der Beschluss vom 26. Juli 2018 nicht. Ebenso wenig enthält der Beschluss Ausführungen zu der Frage, ob Personen, die außerhalb der Kurdischen Autonomieregion verfolgt worden sind, auf eine Fluchtalternative innerhalb der Autonomieregion verwiesen werden können (vgl. juris Rn. 32).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit in dem genannten Beschluss vom 26. Juli 2018 der Begriff „Nord-Irak“ verwendet worden ist, sei hiermit – soweit erforderlich – klargestellt, dass damit der kurdisch verwaltete Nord-Irak, d.h. die Autonome Region Kurdistan-Irak mit den (de iure) zugehörigen Provinzen Dohuk, Erbil, Sulaymania und Halabdscha gemeint ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO i. V. m. § 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (§ 80 AsylG).</p>
161,446
ovgnrw-2019-01-07-6-a-56618
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6 A 566/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:02
2019-02-12T13:44:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0107.6A566.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kläger trägt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch für das Zulassungsverfahren auf die Wertstufe bis 19.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gründe:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung ist unbegründet. Der Kläger stützt ihn auf die Zulassungsgründe gemäß § 124 Abs. 2 Nrn. 1, 2 und 3 VwGO. Keiner dieser Zulassungsgründe liegt vor.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Aus den im Zulassungsverfahren dargelegten Gründen ergeben sich keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils im Sinne des § 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO. Das Verwaltungsgericht hat angenommen, der Kläger habe keinen Anspruch auf Neubescheidung seines Verbeamtungsbegehrens, weil er die Einstellungshöchstaltersgrenze überschreite.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1. Ohne Erfolg kritisiert der Kläger den Rechtsstandpunkt des Verwaltungsgerichts, maßgeblich für die Entscheidung über den Antrag auf Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe sei die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung. Die Auffassung des Verwaltungsgerichts entspricht nicht nur der bisherigen Rechtsprechung des Senats,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschluss vom 11. April 2011 - 6 A 57/11 -, juris Rn. 12 ff.,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">sondern auch der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts. Danach haben die Verwaltungsgerichte bei der Beurteilung von Verpflichtungs- und Neubescheidungsbegehren Rechtsänderungen zu beachten, die während des behördlichen oder gerichtlichen Verfahrens in Kraft getreten sind, sofern das neue, zum Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung geltende Recht nichts anderes bestimmt. Dies gilt auch dann, wenn die Verwaltung den Erlass des beantragten Verwaltungsakts rechtswidrig abgelehnt hat, diese Entscheidung aber von einer danach in Kraft getretenen Rechtsänderung gedeckt wird. Relevantes Übergangsrecht, welches die Anwendung älteren, abweichenden Rechts vorsieht, ist hier weder in der - auch vom Verwaltungsgericht angewandten - aktuellen Fassung des LBG NRW vom 14. Juni 2016 (GV. NRW. S. 310, im Folgenden: LBG NRW n.F.) noch in der vorherigen Gesetzesfassung (LBG NRW vom 17. Dezember 2015, GV. NRW. S. 938, im Folgenden: LBG NRW a.F.) enthalten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 -, BVerwGE 156, 180 = juris Rn. 15.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dagegen führt der Kläger erfolglos "Rechtssicherheitsaspekte" an. Für jeden Beteiligten besteht die Möglichkeit, auf das Inkrafttreten für ihn ungünstiger rechtlicher Grundlagen prozessual zu reagieren. Der Kläger hat das nicht getan, sondern an seinem Begehren ungeachtet der Neuregelungen weiter festgehalten. Soweit er rügt, bei einem Abstellen auf den Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung würden dem Normgeber "unendliche Nachbesserungsmöglichkeiten" eingeräumt, verkennt er, dass die Herstellung verfassungsgemäßer Rechtsvorschriften - wie hier nach der Unvereinbarkeitserklärung durch das Bundesverfassungsgericht - von Verwaltung und Gerichten gerade das Abwarten dieser Neuregelungen verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 -, a.a.O., Rn. 32.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein schutzwürdiges Vertrauen darauf, dass der Gesetzgeber nach dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts - dies betrifft ebenso die Vorgehensweise nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 19. Februar 2009 (2 C 18.07) - keine Altersgrenze normieren oder die gestellten Übernahmeanträge generell von der Neuregelung ausnehmen würde, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2. Entgegen der Auffassung des Klägers hat das Verwaltungsgericht zu Recht angenommen, dass § 14 Abs. 3 i.V.m. Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 LBG NRW seinem Verbeamtungsbegehren entgegen steht und nicht gegen höherrangiges Recht verstößt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Einwand, die Überprüfung der Vereinbarkeit des Einstellungshöchstalters mit höherrangigem Recht durch das Verwaltungsgericht sei unzureichend, weil es seine Argumentation auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 23. Februar 2012 - 2 C 79.10 - stütze, das aber "falsch" sei, ist bereits nicht verständlich, weil das Verwaltungsgericht diese Entscheidung nicht heranzieht. Aber auch mit dem Vorbringen, das vom Verwaltungsgericht in Bezug genommene Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 - stehe "noch auf dem Prüfstand", lassen sich keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung begründen. Insoweit lässt es der Zulassungsantrag schon an jeder Darlegung dazu fehlen, aufgrund welcher Erwägungen die Neuregelung mit Verfassungs- oder Unionsrecht unvereinbar sein soll; das Vorbringen, das Verwaltungsgericht hätte dies näher prüfen müssen, reicht dafür ersichtlich nicht aus. Im Übrigen verstößt die gesetzliche Altersgrenze von 42 Jahren gemäß § 14 Abs. 3 LBG NRW n.F. (zuvor § 15a Abs. 1 LBG NRW a.F.) nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, der der Senat folgt, weder gegen das Grundgesetz noch gegen Unionsrecht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. im Einzelnen BVerwG, Urteil vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 -, a.a.O., Rn. 16 ff.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der gegen letztere Annahme (nur) erhobene Einwand, das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sei noch nicht rechtskräftig, ist erstens unzureichend und zweitens unzutreffend. Die Entscheidung ist rechtskräftig, da sie mit ordentlichen Rechtsmitteln nicht mehr angegriffen werden kann, § 173 VwGO i.Vm. § 705 ZPO. Die Einlegung einer Verfassungsbeschwerde als außerordentlicher Rechtsbehelf suspendiert den Eintritt der Rechtskraft nicht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3. Ohne Erfolg beanstandet der Kläger mit dem Antrag auf Zulassung der Berufung weiter, das Verwaltungsgericht habe sich mit dem Problem der Folgenbeseitigungslast unzureichend auseinander gesetzt. Nicht zutreffend ist seine hierzu vertretene Auffassung, für die Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe aus einem Angestelltenverhältnis/Tarifbeschäftigungsverhältnis gebe es keine Höchstaltersregelung; diese gelte vielmehr nur für die originäre Einstellung. Während die frühere Vorschrift des § 6 LVO NRW Höchstaltersgrenzen für die Einstellung und die Übernahme in das Beamtenverhältnis geregelt habe, sei dies in § 14 LBG NRW (n.F.) nur noch für die Einstellung der Fall.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bereits aus der Legaldefinition des Begriffs in § 14 Abs. 1 LBG NRW n.F., wonach die "Einstellung" eine Ernennung zur Begründung eines Beamtenverhältnisses ist, folgt, dass bei der Begründung eines Beamtenverhältnisses stets eine Einstellung im Sinne des Gesetzes vorliegt, unabhängig davon, ob möglicherweise zuvor bereits ein Angestelltenverhältnis mit dem beklagten Land bestand. Denn auch in diesen Fällen erfolgt die Begründung eines Beamtenverhältnisses. Die "Übernahme" von bereits im Angestelltenverhältnis Beschäftigten ist demnach vom Oberbegriff der "Einstellung" mit umfasst. Es stünde zudem mit dem Sinn und Zweck des Gesetzes im Widerspruch, wenn Bewerber, die sich bereits in einem Angestelltenverhältnis mit dem beklagten Land befinden, bei einer Verbeamtung keine Höchstaltersgrenze einhalten müssten. Denn die Erwägungen für die geforderte Höchstaltersgrenze - insbesondere die Sicherstellung eines angemessenen Verhältnisses zwischen der aktiven Dienstzeit im Beamtenverhältnis und den Versorgungsansprüchen auf der Grundlage des Alimentations- und Lebenszeitprinzips - kommen bei einer "Übernahme" in das Beamtenverhältnis ebenso zum Tragen wie in den Fällen, in denen die Einstellung in das Beamtenverhältnis zugleich die erstmalige Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses mit dem beklagten Land bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch BVerfG, Urteil vom 21. April 2015 - 2 BvR 1322/12 -, BVerfGE 139, 19 = juris Rn. 77 ff.; BVerwG, Urteil vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 -, a.a.O., Rn. 17 ff.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Begründung des Gesetzentwurfs der Landesregierung zur Neuregelung der Höchstaltersgrenzen für die Einstellung in ein Beamtenverhältnis im Land Nordrhein- Westfalen und zur Entfristung der Altersteilzeitregelung vom 16. September 2015 bestätigt dies. Darin wird zudem mehrfach auf den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 21. April 2015 Bezug genommen, der ebenfalls gerade Fälle der "Übernahme" von Lehrern zum Gegenstand hatte, die sich bereits in einem unbefristeten Angestelltenverhältnis befanden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drs. 16/9759, S. 21 ff.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen ist ohne Relevanz und rechtfertigt keine abweichende Beurteilung, wie der Begriff der Übernahme im Sinne des § 8 des Gesetzes zur vorübergehenden personellen Verstärkung der Landespolizei LSA - mithin einer Norm des sachsen-anhaltinischen Landesrechts - zu verstehen ist. In § 72 Abs. 1 Nr. 1 LPVG ist lediglich der Begriff der Einstellung, nicht der der Übernahme verwendet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zur Frage der Folgenbeseitigungslast hat das Verwaltungsgericht im Übrigen ausdrücklich darauf verwiesen, dass die vom beschließenden Senat für bestimmte Fallkonstellationen entwickelte (das behördliche Ermessen bei Anwendung der Ausnahmevorschrift reduzierende) Folgenbeseitigungslast nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 - nicht mehr anzunehmen sei. Danach ist jedenfalls für Bewerber, die - wie hier der Kläger - zum Antragszeitpunkt bereits diejenige Altersgrenze überschritten haben, die der Gesetzgeber nachträglich und rückwirkend in rechtmäßiger Weise festgelegt hat, nicht anzunehmen, dass eine Ernennung zum Beamten unter Verstoß gegen die rechtmäßige Altersgrenze die einzig mögliche Ermessensentscheidung sein soll. Es widerspräche der den Normgeber infolge der Unvereinbarkeitserklärung treffenden Verpflichtung, im Rahmen der Neuregelung des Sachbereichs rückwirkend eine verfassungskonforme Umgestaltung der Rechtslage herbeizuführen, und dem damit eingeräumten Regelungsspielraum, wenn von Vornherein feststünde, dass zugunsten derjenigen Bewerber, die während des Bestehens der für unvereinbar mit dem Grundgesetz erkannten Norm den Antrag auf Ernennung zum Beamten gestellt haben, zwingend eine Ausnahme von der nunmehr verfassungsgemäßen Regelung zu machen wäre.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 11. Oktober 2016 - 2 C 11.15 -, a.a.O., Rn. 31 f.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II. Die Rechtssache weist keine besonderen tatsächlichen oder rechtlichen Schwierigkeiten im Sinne von § 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO auf. Das wäre nur dann der Fall, wenn die Angriffe des Klägers begründeten Anlass zu Zweifeln an der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung gäben, die sich nicht ohne Weiteres im Zulassungsverfahren klären ließen, sondern die Durchführung eines Berufungsverfahrens erforderten; der Ausgang des Rechtsstreits muss als offen erscheinen. Dies ist - wie oben ausgeführt - nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">III. Die Berufung ist ferner nicht wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache im Sinne von § 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO zuzulassen. Eine Rechtssache hat grundsätzliche Bedeutung, wenn sie eine im Berufungsverfahren klärungsbedürftige und für die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung über den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung für die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Mit dem Antrag auf Zulassung der Berufung ist daher eine solche Frage auszuformulieren und substantiiert auszuführen, warum sie für klärungsbedürftig und entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gründen ihr Bedeutung über den Einzelfall hinaus zugemessen wird. Diese Voraussetzungen sind hinsichtlich der vom Kläger aufgeworfenen Fragen nicht erfüllt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Fragen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"Ergibt sich aus dem materiellen Recht, dass hinsichtlich der Rechtslage in Bezug auf die Bescheidung eines Verbeamtungsantrags auch dann auf den Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung vor Gericht abzuheben ist, wenn die Behörde mehr als drei Monate lang einen einfach zu bescheidenden Verbeamtungsantrag nicht beschieden hat in der</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Annahme/Vorstellung, dass man so lange zuwartet, bis es 'neues Recht gibt', um darauf basierend den Antrag eventuell ablehnen zu können, dem man bei zügiger Bescheidung stattgeben müsste?",</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">"Ist auf die Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung vor Gericht abzuheben, wenn es Gerichte und Behörden nicht schaffen, die Sache vor Änderung der Rechtslage zu entscheiden mit dem Ergebnis, dass - so im konkreten Fall - bei Entscheidung noch im Dezember dem Antrag/der Klage hätte stattgegeben werden müssen, der Antrag/die Klage nach Entscheidung ab dem 01.01.2016 abgewiesen wird?",</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">"Ist § 14 LBG mit Art. 12 GG, Art. 33 GG und der Richtlinie 2000/78/EG in Einklang zu bringen?", und</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">"Gibt es für die Übernahme von Verbeamtungsbewerbern aus dem Tarifbeschäftigungsverhältnis in das Beamtenverhältnis überhaupt eine Höchstaltersregel?"</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">lassen sich im Wege der Auslegung des Gesetzes sowie auf der Grundlage der bereits ergangenen Rechtsprechung in der oben dargestellten Weise beantworten, ohne dass es dazu der Durchführung eines Berufungsverfahrens bedürfte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiter aufgeworfenen Rechtsfragen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">"Entspricht es höherrangigem Recht, insbesondere Anforderungen an die Einzelfallgerechtigkeit, wenn in § 14 LBG in Bezug auf die Ausnahmetatbestände geregelt ist, dass die tatsächliche Betreuung eines oder mehrerer minderjähriger Kinder oder die tatsächliche Betreuung eines pflegebedürftigen nahen Angehörigen automatisch zum Hinausschieben der Höchstaltersgrenze kommt, sofern während des entsprechenden Zeitraums keine berufliche Tätigkeit im Umfang von in der Regel mehr als 2/3 der jeweiligen regelmäßigen Arbeitszeit ausgeübt wurde?", und</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">"Ist es im Rahmen des § 14 LBG und in Bezug auf die Folgenbeseitigungslast gerechtfertigt, Antragsteller, die vor der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts einen Verbeamtungsantrag gestellt haben, anders zu behandeln als Antragsteller, die den Antrag nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gestellt haben?"</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">wird deren Entscheidungserheblichkeit nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf § 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 2, Sätze 2 und 3 GKG.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar. Mit der Ablehnung des Zulassungsantrags wird das angefochtene Urteil rechtskräftig (§ 124a Abs. 5 Satz 4 VwGO).</p>
161,445
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9 L 839/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T07:00:02
2019-01-21T11:45:21
Beschluss
ECLI:DE:VGMS:2019:0107.9L839.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Antragsteller trägt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auf 5.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller begehrt im Verfahren der einstweiligen Anordnung seine vorläufige Zulassung zum Studiengang „Master of Education“ für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen (HRSGe) unter anderem mit den Fächern Sozialwissenschaften und Geographie als Studienanfänger an der X.             X2.        -V.           N.       (X1.   N.       ) nach den tatsächlichen und rechtlichen Verhältnissen des Wintersemesters (WS) 2018/2019.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Orthopädiemechaniker und Bandagisten. Anschließend besuchte er das B.           -I.        -C.            in S.              , wo er am 5. Juli 2013 die fachgebundene Hochschulreife erwarb. Ab dem WS 2015/2016 betrieb er – überwiegend an der X1.   N.       – ein Bachelor-Studium im Lehramtsstudiengang HRSGe mit den Fächern Sozialwissenschaften und Geographie unter Geltung des Lehrerausbildungsgesetzes 2009.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller bewarb sich am 8. Juli 2018 bei der Antragsgegnerin um einen Studienplatz im verfahrensbetroffenen Masterstudiengang. Dem Zulassungsantrag war unter anderem eine Bescheinigung des Prüfungsamtes der X1.   N.       vom 15. Mai 2018 nebst Leistungsübersicht beigefügt, wonach die bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Leistungen des Antragstellers im Bachelor-Studiengang der vorläufigen Gesamtnote „gut (2,3)“ entsprächen. Von seiner fachgebundenen Hochschulzugangsberechtigung war lediglich die letzte Seite, auf die verwiesen wird, dem Antrag beigefügt. Ein Nachweis über zuvor erworbene Fremdsprachenkenntnisse wurde nicht geführt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin teilte dem Antragsteller mit, dass er den erforderlichen Nachweis von Kenntnissen in zwei Fremdsprachen mit dem Qualifikationsniveau A2 nicht erbracht habe, weshalb er in dem erstrebten Masterstudiengang nicht studieren könne. Hiergegen wandte sich der Antragsteller an die Antragsgegnerin mit einem als Beschwerde bezeichneten Schreiben vom 11. Juli 2018.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 20. August 2018 hat der Antragsteller Klage (9 K 2473/18) erhoben und zugleich um vorläufigen Rechtsschutz nachgesucht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er lässt vortragen, dass ein – ihm aufgrund seines Bildungsgangs derzeit nicht möglicher – Nachweis von zwei Fremdsprachen nicht bereits für die Zulassung zum verfahrensbetroffenen Masterstudiengang, sondern erst für den Zugang zu dem an das Masterstudium anschließenden Vorbereitungsdienst vorausgesetzt werden dürfe. Demgemäß könne er die ihm noch fehlenden Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache noch im Verlauf des Masterstudiums erwerben und nachweisen. Im Übrigen habe er sich auf die Angaben in seinem Zeugnis über den Erwerb der fachgebundenen Hochschulreife verlassen, wonach er unter anderem bezogen auf ein Lehramtsstudium für die Sekundarstufe I „gemäß LPO - BASS 20 - 02 Nr. 11 ü“ sowohl für den Bachelor- als auch für den Masterstudiengang ohne Weiteres die erforderliche Zugangsberechtigung besitze.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und des beigezogenen Verwaltungsvorgangs verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Antragstellers, die Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihn vorläufig zum Studiengang „Master of Education für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen“ mit den Fächern Sozialwissenschaften und Geographie zum WS 2018/2019 zuzulassen, ist unbegründet. Der Antragsteller hat nicht glaubhaft gemacht, dass ihm der geltend gemachte Anspruch zusteht, § 123 Abs. 1 und 3 VwGO, §§ 920 Abs. 2, 294 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beurteilung der Antragsgegnerin, wonach der Antragsteller derzeit – d. h. zum WS 2018/2019 – die Zugangsvoraussetzungen für den verfahrensbetroffenen Masterstudiengang nicht sämtlich erfüllt und dementsprechend auch mit seinen eingereichten Bewerbungsunterlagen nicht nachgewiesen hat, lässt nach dem Ergebnis der im vorliegenden Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes durchgeführten Überprüfung durch das Gericht keine Rechtsfehler erkennen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Maßgeblich für den Zugang und die Zulassung zum Studiengang „Master of Education“, gerichtet auf das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen (HRSGe) ist in erster Linie die Zugangs- und Zulassungsordnung für die Studiengänge mit dem Abschluss „Master of Education“ auf der Grundlage des LABG (Lehrerausbildungsgesetzes) 2009 vom 10. Februar 2014, AB X1.   N.       2014, 258, im Folgenden: ZZO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie schließt an die im Wesentlichen gleichgerichteten Regelungen der Rahmenordnung für die Prüfungen im Studium für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen mit dem Abschluss „Master of Education“ an der X.             X2.        -V.           vom 6. Juni 2011, AB X1.   N.       2011, 909, in der derzeit geltenden Fassung, im Folgenden: RahmenO, an.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">§§ 2 und 3 ZZO bestimmen für den Zugang zum Masterstudium, dem sich bezogen auf zulassungszahlenbeschränkte Fächer und Lernbereiche ein im Einzelnen geregeltes Auswahlverfahren unter den zugangsberechtigten Bewerbern anschließt, einen Katalog von mit der Bewerbung nachzuweisenden Voraussetzungen. Dazu gehört neben dem Abschluss eines einschlägigen Bachelorstudiums (§ 2 Abs. 1 ZZO), was hier in Bezug auf den Antragsteller durch den vorgelegten Nachweis in einem vorläufigen Zeugnis (§ 3 Abs. 1 Nr. 1 ZZO) gegeben ist, der Nachweis über die Voraussetzungen gemäß § 2 Abs. 2 und 3 ZZO, namentlich der Nachweis von lehramtsspezifischen Sprachkenntnissen gemäß § 11 der Lehramtszugangsverordnung – LZV – vom 25. April 2016, GV. NRW. 2016, 211.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch die zuvor geltende Regelung in § 11 LZV vom 18. Juni 2009, GV. NRW. 2009, 334 ohne die nunmehr geltende günstigere Sonderregelung nach Satz 3 zum Nachweis von Fremdsprachenkenntnissen für das Lehramt an Berufskollegs mit beruflicher Fachrichtung.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">§ 11 LZV (2016) bestimmt insoweit in seinem Absatz 1 Satz 1, dass „Kenntnisse in zwei Fremdsprachen nachzuweisen sind, in der Regel durch die Hochschulzugangsberechtigung.“ Dabei handelt es sich um eine Nachweispflicht von Fremdsprachenkenntnissen, die – wie klarzustellen ist – keinen Bezug zu den in § 11 Abs. 2 LZV weiter geregelten sprachlich bezogenen fachwissenschaftlichen Kompetenzen hat, die in bestimmten Fächern für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen entsprechend der hierfür geltenden Verordnung für den Bildungsgang und die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe vorausgesetzt werden (Latinum, Graecum, Hebraicum oder Arabisch).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dass die in § 11 Abs. 1 Satz 1 LZV geregelte Nachweispflicht über Kenntnisse in zwei Fremdsprachen (regelmäßig mindestens in der Niveaustufe A2 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen GER, was bei den in der Norm in Bezug genommenen schulisch erworbenen Hochschulzugangsberechtigungen der Fall ist) bereits – spätestens – mit dem Eintritt in das Masterstudium besteht und sich nicht erst nach Abschluss des Lehramtsstudiums bei Eintritt in den Vorbereitungsdienst realisiert, ist in den hierfür maßgeblichen Regelungen des Lehrerausbildungsrechts hinreichend tragfähig angelegt und entspricht auch den diesen Regelungen zugrunde liegenden gesetzgeberischen Zielrichtungen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des § 11 Abs. 1 LZV lässt zunächst nicht zwingend darauf schließen, dass die Bestimmung zugleich (bereits) eine Zulassungsvoraussetzung für einen Lehramtsstudiengang aufstellen soll. Etwas anderes folgt jedoch aus der zugrunde liegenden Ermächtigungsnorm des § 9 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 Nr. 2 LABG. Nach § 9 Abs. 2 Satz 1 LABG legt die Lehramtszugangsverordnung die fachlichen Voraussetzungen fest, unter denen Studienabschlüsse den Zugang zum Vorbereitungsdienst für ein Lehramt eröffnen. Der Studienabschluss ist damit der maßgebliche Nachweis für das Vorliegen der fachlichen Voraussetzungen, die zum Vorbereitungsdienst für ein Lehramt befähigen. Ein fachlicher Nachweis auf anderem Wege ist gerade nicht vorgesehen. In diesem Sinne nimmt § 9 Abs. 2 Satz 2 LABG – unter anderem – mit Blick auf das Erfordernis der Kenntnis von Fremdsprachen eine Konkretisierung dahingehend vor, dass die Lehramtszugangsverordnung „in diesem Rahmen“ – also im Rahmen des fachlichen Nachweises durch den Studienabschluss – auch Regelungen über „den Mindestumfang der beim Zugang zum Vorbereitungsdienst nachzuweisenden fachwissenschaftlichen und bildungswissenschaftlichen Leistungen (Leistungspunkte) und jeweils zu erwerbende Kompetenzen […] einschließlich der erforderlichen Sprachkenntnisse“ trifft.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch die systematische Auslegung legt nahe, dass das Erfordernis der Kenntnis von zwei Fremdsprachen studiengangsbezogen zu verstehen ist. § 9 Abs. 1 LABG bestimmt in diesem Zusammenhang – ähnlich wie der bereits zuvor erwähnte § 9 Abs. 2 Satz 1 LABG –, dass die fachlichen Voraussetzungen für die Einstellung in den Vorbereitungsdienst für ein Lehramt mit Studienabschlüssen nach § 10 LABG unbeschadet der Anerkennungen nach § 14 Abs. 1 LABG erfüllt, wer die für das jeweilige Lehramt vorgesehenen Studienabschlüsse in gemäß § 11 LABG akkreditierten Studiengängen entsprechend den Anforderungen dieses Gesetzes und der Lehramtszugangsverordnung erworben hat. Auch die Verortung des § 9 LABG im Gesetzesabschnitt „III. Zugang zum Vorbereitungsdienst“ spricht nicht gegen ein studiengangsbezogenes Verständnis dieser Vorschrift, da diesem Abschnitt der Gedanke einer vorverlagernden Einarbeitung der Zugangsvoraussetzungen für den Vorbereitungsdienst in die Phase des Studiums zugrunde liegt. Das wird zum Beispiel daran deutlich, dass sich § 9 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 LABG mit den „Mindestanforderungen an die Praxisphasen des Studiums, insbesondere an das Praxissemester“ befasst und § 10 LABG die „Studienabschlüsse“ regelt. Dieses Grundverständnis wird ausdrücklich belegt durch § 1 Abs. 2 Satz 2 LABG, wonach das Land das zum Lehramt führende Studium als Phase der Ausbildung unter anderem durch die Festlegung von Zugangsbedingungen für den Vorbereitungsdienst regelt. Im Sinne einer ganzheitlich begriffenen Lehrerausbildung bestimmt § 2 Abs. 2 Satz 2 LABG zudem, dass sich die Ausbildung in Studium und Vorbereitungsdienst gliedert.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes folgt aus der Lehramtszugangsverordnung. Denn § 1 Abs. 1 Sätze 1 und 2 LZV legt in Anknüpfung an § 9 LABG fest, dass für den Zugang zum Vorbereitungsdienst in fachlicher Hinsicht der Erwerb der nach § 10 LABG für das jeweilige Lehramt vorgesehenen Hochschulabschlüsse vorausgesetzt wird, der den Anforderungen des Lehrerausbildungsgesetzes entsprechen muss. Ebenso spricht § 11 Abs. 3 LZV, wonach die Hochschulen mit Blick auf den Nachweis fremdsprachlicher Kenntnisse in ihren Ordnungen weitergehende Anforderungen stellen können, für ein studiengangsbezogenes Verständnis dieses Nachweises.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wenn aber – wie hier – der Masterstudiengang selbst die Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen gar nicht zum Inhalt hat, kann der Studienabschluss nur dann die Fremdsprachenkompetenz nachweisen, wenn diese schon zur Voraussetzung für die Zulassung zum Studiengang (hier: Masterstudiengang) gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannte Auslegung von § 11 Abs. 1 Satz 1 LZV i. V. m. § 9 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 Nr. 2 LABG wird bestätigt durch die entstehungsgeschichtlichen Materialien. So heißt es in dem Bericht der Landesregierung gemäß § 1 Abs. 3 LABG vom 10. Dezember 2013 zu „Entwicklungsstand und Qualität der Lehrausbildung in Nordrhein-Westfalen“, der Grundlage für den Entwurf der Verordnung zur Neufassung der Lehramtszugangsverordnung vom 5. Oktober 2015 war, unter der Überschrift „2.7 Fremdsprachenanforderungen für das Studium“: „Gemäß § 11 Abs. 1 LZV sind für das Lehramtsstudium zwei Fremdsprachen nachzuweisen, in der Regel durch die Hochschulzugangsberechtigung.“ Ferner wird dort ausgeführt: „Die Hochschulen haben eine unterschiedliche Praxis (Fach- und Standortunterschiede) hinsichtlich des Zeitpunkts der nachzuweisenden Fremdsprachenkenntnisse; teilweise wird der Nachweis innerhalb des Bachelorstudiums, teilweise aber auch erst für den Zugang zum Masterstudium verbindlich gemacht.“</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Landtags-Drucksache Vorlage 16/1476, Seiten 29 und 31; vgl. zudem Landtags-Drucksache Vorlage 16/3286, Seiten 12 f.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Damit entsprach es dem Regelungsziel der Landesregierung, dem „auf ein Lehramt“ Studierenden jedenfalls nicht die Möglichkeit zu eröffnen, noch im zeitlichen Verlauf des Masterstudienganges – gegebenenfalls studienbegleitend – die entsprechenden Sprachkenntnisse zu erwerben und nachzuweisen. Bestätigt wird dieses Verständnis dadurch, dass die Zulassung zur Masterprüfung bereits mit der Einschreibung zu diesem Studium erfolgt, die Prüfung mithin studienbegleitend durchgeführt wird, vgl. § 6 Abs. 1 Satz 1 RahmenO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat in diesem Zusammenhang mit ihrem Schriftsatz vom 29. August 2018 zutreffend ausgeführt, dass bei ihr die Fremdsprachenkenntnisse gemäß § 11 LZV nicht bereits im Rahmen der vorausgehenden Bachelor-Studiengänge verlangt würden, weil diese teilweise polyvalent studierbar – also in gewissem Maße offen für den weiteren akademischen oder beruflichen Werdegang – seien. Erst die Master-of-Education-Studiengänge seien ausschließlich lehramtsrelevant im Sinne des Lehrerausbildungsgesetzes (LABG 2009).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">In dieselbe Richtung gehen die Entwürfe der Verordnung zur Neufassung der Lehramtszugangsverordnung vom 13. Mai 2015 und 5. Oktober 2015. Dort wird in den Begründungen jeweils ausgeführt, dass die Beschränkung auf den Nachweis der Kenntnis einer Fremdsprache für das Lehramt an Berufskollegs den Zugang zu diesem Lehramtsstudium erleichtern soll. Dies lässt erkennbar darauf schließen, dass § 11 Abs. 1 LZV auch schon für den Zugang zum Studium Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Landtags-Drucksache Vorlage 16/2937, Seite 17; Landtags-Drucksache Vorlage 16/3286, Seite 18.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Übrigen steht es auch im Einklang mit den Zielen und damit mit Sinn und Zweck des geforderten Nachweises bezüglich zweier Fremdsprachen, wenn er bereits als Voraussetzung für die Zulassung zu dem lehramtsspezifischen Masterstudiengang Master of Education ausgeformt ist. Der bereits genannte Bericht der Landesregierung gemäß § 1 Abs. 3 LABG vom 10. Dezember 2013 stellt diesbezüglich heraus: „Wenn es darum geht, Sprachbewusstheit als Sensibilität für die Struktur und den Gebrauch von Sprache und sprachlich vermittelter Kommunikation in ihren soziokulturellen, kulturellen, politischen und historischen Zusammenhängen zu vermitteln und ein individuelles Mehrsprachigkeitsprofil zu unterstützen, ist eine Reflexion über Sprache notwendig. Dazu eignet sich eine sprachvergleichende Analyse der Lexik und grammatischer Strukturen. Da es allen Sprachen in gleicher Weise gelingt, mittels Lexik und Syntax Kommunikation zu ermöglichen, gibt es grundsätzlich keine Kriterien dafür, welche Sprachen zu einer vergleichenden Reflexion besser geeignet sind. Somit gibt es auch keine besondere Notwendigkeit für Lehrkräfte, über umfassende Kenntnisse der lateinischen Sprache zu verfügen, wohl aber über weitere Fremdsprachenkenntnisse.“</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Landtags-Drucksache Vorlage 16/1476, Seite 30.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gerade weil der Masterstudiengang Master of Education schon vollständig lehramtsspezifisch bzw. -relevant ausgestaltet ist, können für die Zulassung zu diesem Studiengang bereits die für eine Lehrkraft notwendigen Sprachkenntnisse und damit einhergehend ein entsprechendes Sprachbewusstsein verlangt werden. Dies wird besonders auch daran deutlich, dass der Studiengang Master of Education nach § 8 Abs. 2 Satz 1 LZV ein Praxissemester beinhaltet, bei dem die Absolventinnen und Absolventen nachweisen müssen, dass sie bezogen auf ein Schulhalbjahr und in der Regel in einer dem angestrebten Lehramt entsprechenden Schulform und den Studienfächern kontinuierlich mindestens 390 Zeit-Stunden Ausbildungszeit im Bereich des Lernorts Schule absolviert haben. Im Bereich des Masters of Education für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen werden lediglich 32 Leistungspunkte von insgesamt 120 Leistungspunkten für die Unterrichtsfächer I und II vergeben. Einen größeren Anteil von 39 Leistungspunkten nehmen dagegen – neben dem Praxissemester mit 25 Leistungspunkten – die Bildungswissenschaften ein. Dabei geht es darum, sich analytisch, reflexiv und weiterführend mit Erziehungs-, Bildungs-, Lern- und Sozialisationsprozessen sowie deren institutionellen Rahmenbedingungen und der Profession des Lehrer- bzw. Lehrerinnenberufs auseinanderzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content /bildungswissenschaften/med_hrsge_studienbeginn_2018.pdf.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Auslegung von § 11 Abs. 1 LZV i. V. m. § 9 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 Nr. 2 LABG als Zulassungsvoraussetzung für den Masterstudiengang Master of Education stehen nach summarischen Prüfung auch nicht die grundrechtlichen Gewährleistungen des Antragstellers – insbesondere seine Berufsfreiheit nach Art. 12 Abs. 1 GG – entgegen. Der Antragsteller zweifelt schon selbst nicht an, dass das Erfordernis des Nachweises zweier Fremdsprachen als solches – jedenfalls als Voraussetzung für den Eintritt in den Vorbereitungsdienst – gerechtfertigt ist. Mit Blick auf die zeitliche Vorverlagerung als Zulassungsvoraussetzung für den Masterstudiengang ist der Antragsteller darauf zu verweisen, dass – wie ausgeführt – dieser Studiengang bereits vollständig lehramtsspezifisch bzw. -relevant ausgestaltet ist. Zudem erweist es sich als sach- und praxisgerecht, den Nachweis der fachlichen Voraussetzungen für den Vorbereitungsdienst – wie nach § 9 LABG und § 1 Abs. 1 LZV gewollt – in den Studienabschlüssen zu bündeln. Die getroffene Regelung rechtfertigt damit den Eingriff in die Berufsfreiheit nach Art. 12 Abs. 1 GG. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass es dem Antragsteller frei stand bzw. steht, seine Kompetenz in einer weiteren Fremdsprache vor, während oder nach seinem Bachelor-Studium zu erwerben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Schließlich kann sich der Antragsteller auch nicht darauf berufen, dass er auf den Inhalt seines Zeugnisses über die fachgebundene Hochschulreife vertraut habe, wo es heißt: „Die fachgebundene Hochschulreife berechtigt zum Studium an Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland in den einschlägigen Studiengängen: Fachrichtung Gesundheit und Soziales … d) Lehramt für allgemein bildende Schulen der Primarstufe und aller einzelner Schularten der Sekundarstufe I (in NRW: entsprechendes Lehramt in den Fachrichtungen bzw. Fächern gemäß LPO - BASS 20 - 02 Nr. 11 ü)“. Dies gilt zum einen deshalb, weil der Hinweis auf die in der Bereinigten Amtlichen Sammlung der Schulvorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen unter Kapitel 20-02 Nummer 11 ü (BASS 20-02 Nr. 11 ü) zu findende Lehramtsprüfungsordnung (LPO) sich auf schon seinerzeit auslaufendes Recht bezog. Denn der Lehramtsprüfungsordnung ist sowohl in der aktuellen (BASS 2018/2019, 33. Ausgabe) als auch in der seinerzeit einschlägigen (BASS 2012/2013, 27. Ausgabe) Fassung der BASS der vorangestellte und § 14 Abs. 2 LZV i. V. m. § 20 Abs. 1 bis 4 LABG entsprechende Hinweis zu entnehmen, dass die Lehramtsprüfungsordnung auslaufend bis längstens 2021 fortgilt für Lehramtsstudierende, die sich in Studiengänge nach dem Lehrerausbildungsgesetz 2002 (BASS 1-8 ü) bis einschließlich Sommersemester 2011 eingeschrieben haben. Damit konnte für den Antragsteller zum Zeitpunkt des Erwerbs seiner fachgebundenen Hochschulreife am 5. Juli 2013 insoweit schon kein schutzwürdiges Vertrauen entstehen. Zum anderen ist der Hinweis in dem Hochschulreifezeugnis des Antragstellers ohnehin dahingehend zu verstehen, dass der Zugang zu den aufgeführten Studiengängen unbeschadet der weiteren geregelten Zugangsvoraussetzungen – also insbesondere allein nach Maßgabe der einschlägigen Zugangsverordnung  – eröffnet wird.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf §§ 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 2 GKG. Sie entspricht der ständigen Spruchpraxis des beschließenden Gerichts und des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen in Verfahren der vorliegenden Art.</p>
161,418
laghh-2019-01-07-7-ta-1218
{ "id": 381, "name": "Landesarbeitsgericht Hamburg", "slug": "laghh", "city": null, "state": 8, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 Ta 12/18
2019-01-07T00:00:00
2019-01-16T06:59:32
2019-01-21T11:45:10
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde des Klägers gegen den Beschluss des Arbeitsgerichts Hamburg vom 09. August 2018 – 15 Ca 444/17 – wird als unzulässig verworfen.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gründe</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Im Ausgangsverfahren stritten die Parteien über die Wirksamkeit einer Änderungskündigung, die der Kläger unter Vorbehalt angenommen hatte. Der Rechtsstreit endete durch Feststellung eines Vergleichs gemäß § 278 Abs. 6 ZPO, hinsichtlich dessen Inhalts auf Bl. 110 ff. d.A. Bezug genommen wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Mit Beschluss vom 09. August 2018 (Bl. 133 d.A.) setzte das Arbeitsgericht den Gegenstandswert für das Verfahren auf 67.479,38 € und den Vergleichsmehrwert auf 207.698,99 € fest. Der Beschluss wurde dem Prozessbevollmächtigten des Klägers am 13. August 2018 zugestellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Mit der – mit anwaltlichem Schriftsatz namens und in Vollmacht des Klägers eingelegten – am 15. August 2018 beim Arbeitsgericht eingegangenen Beschwerde wendet sich der Kläger gegen die Festsetzung des Wertes des Verfahrens und des Mehrwerts des Vergleichs. Er meint, es sei ein Wert des Verfahrens von 134.958,64 € und ein Mehrwert des Vergleiches von 409.723,34 € festzusetzen. Bzgl. der Klage sei zu berücksichtigen, dass die angebotene Position erheblich von der bisherigen Position abweiche, auch sei ein Weiterbeschäftigungsantrag zu berücksichtigen. Bzgl. des Vergleichsmehrwerts sei insbesondere eine Übernahme und Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch die Nebenintervenientin, deren Verpflichtung zur Zahlung von Entgelt, Tantieme und Sozialplananspruch zu berücksichtigen, außerdem die Freistellungs- und Zeugnisregelung. Diese Punkte hätten den wesentlichen Inhalt der Einigung ausgemacht. Bei der Bestimmung des Gegenstandswertes sei auf das wirtschaftliche Interesse des Klägers abzustellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Das Arbeitsgericht hat am 16. August 2018 verfügt, der Beschwerde nicht abzuhelfen und u.a. ausgeführt, eine Beschwer des Klägers durch den Beschluss vom 09. August 2018 sei nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Auf einen Hinweis der früheren Vorsitzenden der Kammer, dass beabsichtigt sei, die Beschwerde zurückzuweisen, wurde ergänzend mit Schriftsatz vom 24. September 2018 (Bl. 151 ff. d.A.) Stellung genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde des Klägers ist unzulässig. Zwar ist sie von einem Antragsberechtigten (§ 33 Abs. 2 Satz 2 RVG) innerhalb der zweiwöchigen Frist des § 33 Abs. 3 Satz 3 RVG eingelegt worden, es fehlt jedoch an einer Beschwer.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>1. Es handelt sich um eine Beschwerde des Klägers.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Gemäß § 33 Abs. 3 Satz 1 RVG können gegen den Beschluss nach § 33 Abs. 1 RVG die Antragsberechtigten Beschwerde einlegen, wenn der Wert des Beschwerdegegenstands 200,00 € übersteigt. Antragsberechtigt sind der Rechtsanwalt, der Auftraggeber, ein erstattungspflichtiger Gegner und in den Fällen des § 45 RVG die Staatskasse, § 33 Abs. 2 Satz 2 RVG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Vorliegend wurde die Beschwerde vom 15. August 2018 zwar mit anwaltlichem Schriftsatz, allerdings ausdrücklich „namens und in Vollmacht des Klägers“ eingelegt, mithin von einem „Auftraggeber“ iSd. § 33 Abs. 2 Satz 2 RVG, d.h. einem Antragsberechtigten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Bereits wegen des eindeutigen Wortlauts scheidet eine Auslegung dahingehend, dass tatsächlich eine Beschwerde durch einen Rechtsanwalt im eigenen Namen gemeint gewesen sein sollte, aus. Dagegen spricht zudem, dass in der Beschwerdebegründung auch explizit darauf abgestellt wird, dass bei der Bestimmung des Gegenstandswertes auf das wirtschaftliche Interesse des Klägers abzustellen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Das Beschwerdegericht ist davon überzeugt, dass dem anwaltlichen Prozessbevollmächtigten des Klägers bewusst ist, dass er das Recht hat, im eigenen Namen Streitwertbeschwerde einzulegen, wenn die Streitwertfestsetzung für die Berechnung der Anwaltsgebühren seiner Auffassung nach zu niedrig ausgefallen sein sollte. Wenn sodann gleichwohl formuliert wird, dass die Beschwerde "namens und in Vollmacht des Klägers" eingelegt wird, kann dies nicht anders ausgelegt werden als in dem Sinne, dass die Beschwerde im Namen der Mandantschaft und nicht im eigenen Namen eingelegt wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>2. Eine Beschwer des Klägers ist nicht erkennbar, worauf auch das Arbeitsgericht zutreffend in seiner Nichtabhilfeverfügung hingewiesen hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Im Rahmen der weiteren Ausführungen der Beschwerdebegründung wurde eine Beschwer des Klägers ebenfalls nicht dargelegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die vom Kläger begehrte Erhöhung des Gegenstandswertes für Klage und Vergleich würde allenfalls dazu führen, dass sein Rechtsanwalt ihm gegenüber eine höhere Vergütung fordern und ggf. festsetzen lassen könnte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Eine Prozesspartei ist durch eine vermeintlich zu niedrige Festsetzung des Anwaltsgebührenstreitwerts regelmäßig nicht beschwert. Eine ausdrücklich in ihrem Namen erhobene Streitwertbeschwerde, die die Festsetzung eines höheren Streitwertes zum Ziel hat, ist daher regelmäßig unzulässig. Der Kläger persönlich ist durch den einen vermeintlich zu niedrigen Streitwert festsetzenden Beschluss des Arbeitsgerichts nicht beschwert. Der Kläger persönlich als Auftraggeber der anwaltlichen Dienstleistungen hat ein natürliches Interesse daran, die anwaltlichen Leistungen aus dem Mandatsvertrag mit seinem Prozessbevollmächtigten so günstig wie möglich einzukaufen. Dies gilt unabhängig davon, ob er für seine Verpflichtung, die Anwaltsgebühren zu bezahlen, eine Rechtschutzversicherung in Anspruch nehmen kann oder nicht. Je höher der Streitwert für die anwaltlichen Gebühren festgesetzt wird, desto höher fällt die gesetzliche Anwaltsvergütung aus. Dementsprechend liegt es nicht im Interesse des Klägers persönlich, eine vermeintlich zu niedrige Festsetzung des Anwaltsgebührenstreitwertes nach oben zu korrigieren (ebenso LAG Köln, Beschluss vom 26. August 2014 – 7 Ta 193/14 –, Rn. 4, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Falls den Ausführungen des Prozessbevollmächtigten des Klägers im Schriftsatz vom 24. September 2018 entnommen werden soll, dass die Streitwertbeschwerde auch im eigenen Namen des Prozessbevollmächtigten eingelegt werden soll, ändert dies nichts an der Unzulässigkeit der Beschwerde; denn im Zeitpunkt des Eingangs des Schriftsatzes vom 24. September 2018 war die vierzehntägige Beschwerdefrist des § 33 Abs. 3 RVG längst abgelaufen. Eine rückwirkende Umwidmung der Person des Beschwerdeführers ist nicht möglich (LAG Köln, Beschluss vom 26. August 2014 – 7 Ta 193/14 –, Rn. 6, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>III.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Eine Entscheidung über die außergerichtlichen Kosten der Beteiligten war nicht veranlasst (§ 33 Abs. 9 Satz 2 RVG; vgl. auch Hartmann, Kostengesetze, 47. Aufl., § 33 RVG Rn 26).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Einer Ermäßigung der nach Nr. 8614 der Anlage 1 zu § 3 Abs. 2 GKG zu Lasten des Beschwerdeführers anfallenden Gebühr oder einer Bestimmung, dass eine Gebühr nicht zu erheben ist, bedurfte es nicht. Eine solche käme nämlich nur in Betracht, wenn die Beschwerde nur teilweise verworfen oder zurückgewiesen wird (Nr. 8614 der Anlage 1 zu § 3 Abs. 2 GKG, letzter Absatz).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a> </div>
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lagk-2019-01-04-9-ta-20018
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9 Ta 200/18
2019-01-04T00:00:00
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Beschluss
ECLI:DE:LAGK:2019:0104.9TA200.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin wird der die Bewilligung von Prozesskostenhilfe ablehnende Beschluss des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 11.10.2018 &#8211; 6 Ca 2725/18&#160; &#8211; abge&#228;ndert.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird f&#252;r den ersten Rechtszug mit Wirkung ab dem 01.06.2018 derzeit ratenfreie Prozesskostenhilfe unter Beiordnung von Rechtsanwalt K bewilligt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Schriftsatz vom 01.06.2018, am selben Tag beim Arbeitsgericht eingegangen, beantragte die schwangere Kl&#228;gerin die Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r den bereits anh&#228;ngigen Rechtsstreit, in dem sie sich gegen eine K&#252;ndigung des Beklagten vom 16.04.2018 gewandt sowie Verg&#252;tungsanspr&#252;che f&#252;r April 2018 und eine Verzugskostenpauschale geltend gemacht hat. Zugleich beantragte sie, die Erkl&#228;rung zu den pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnissen nachreichen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 05.06.2018 erging gegen den Beklagten ein Anerkenntnisurteil, mit dem den Klageantr&#228;gen in vollem Umfang stattgegeben wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 04.07.2018 ging bei dem Arbeitsgericht die Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin zu ihren pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen ein. Mit Verf&#252;gung vom 05.07.2018 &#252;bertrug die Vorsitzende die Pr&#252;fung der pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse dem Rechtspfleger. Dieser gew&#228;hrte der Kl&#228;gerin die von ihr beantragte Fristverl&#228;ngerung zur Beibringung der noch erforderlichen Unterlagen bis zum 10.09.2018 und erg&#228;nzend mit Verf&#252;gung vom 12.09.2018 eine weitere Frist zur Einreichung einer Lohnabrechnung binnen zwei Wochen, worauf die Kl&#228;gerin mitteilte, dass sie keiner Erwerbst&#228;tigkeit nachgehe. Mit Verf&#252;gung vom 02.10.2018 empfahl der Rechtspfleger die Bewilligung von Prozesskostenhilfe ohne Zahlungsbestimmungen unter Hinweis auf die von ihm vorgenommene Berechnung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Beschluss vom 11.10.2018 lehnte das Arbeitsgericht die Bewilligung von Prozesskostenhilfe ab, weil bis zum Abschluss des Rechtsstreits noch kein ordnungsgem&#228;&#223;er Prozesskostenhilfeantrag vorgelegen habe. Denn zu diesem Zeitpunkt habe die Kl&#228;gerin noch keine Erkl&#228;rung &#252;ber ihre pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Versagung der Prozesskostenhilfe wendet sich die am 19.10.2018 beim Arbeitsgericht eingegangene sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin. Sie r&#252;gt, dass das Arbeitsgericht verfahrenswidrig Prozesskostenhilfe abgelehnt habe. &#220;ber ihren Antrag vom 01.06.2018 auf Verl&#228;ngerung der Frist zur Beibringung der notwendigen Erkl&#228;rung habe das Arbeitsgericht nicht entschieden. Jedoch habe der Rechtspfleger die beantragte Fristverl&#228;ngerung bewilligt. Zudem habe das Arbeitsgericht auf die nach seiner Ansicht vorliegende Rechtslage nicht hingewiesen und somit gegen &#167;&#160;139 ZPO versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet. Zu Unrecht hat das Arbeitsgericht den Prozesskostenhilfeantrag der Kl&#228;gerin mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, dass bis zum Abschluss des Rechtsstreits noch kein ordnungsgem&#228;&#223;er Prozesskostenhilfeantrag vorgelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Allerdings ist das Arbeitsgericht im Grundsatz zutreffend davon ausgegangen, dass eine Bewilligung von Prozesskostenhilfe nach Instanzende grunds&#228;tzlich nicht mehr m&#246;glich ist. Zwar sieht das Gesetz eine Frist f&#252;r den Prozesskostenhilfe-Antrag nicht vor. Prozesskostenhilfe darf jedoch nur f&#252;r ein bevorstehendes oder laufendes Verfahren bewilligt werden. Denn Zweck der Prozesskostenhilfe ist, die Prozessf&#252;hrung zu erm&#246;glichen, nicht aber, nachtr&#228;glich der Partei die Kosten f&#252;r einen bereits gef&#252;hrten Prozess abzunehmen oder ihrem Rechtsanwalt das Honorar zu beschaffen. Prozesskostenhilfe kann daher nicht bewilligt werden, wenn die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse weder vor der Beendigung des Verfahrens noch innerhalb einer vom Gericht gesetzten Nachfrist dargelegt und belegt werden. Nach Beendigung der Instanz ist eine Erfolg versprechende Rechtsverfolgung oder -verteidigung nicht mehr m&#246;glich (Geimer in: Z&#246;ller, Zivilprozessordnung, 32. Aufl. 2018, &#167;&#160;117 ZPO, Rn. 2a, 2b). Die Bewilligung setzt daher voraus, dass zum Zeitpunkt der Erledigung des Hauptsacheverfahrens der Antrag entscheidungsreif war. Hierf&#252;r ist erforderlich, dass der Antragsteller durch einen formgerechten Antrag von seiner Seite aus alles f&#252;r die Bewilligung Erforderliche oder Zumutbare getan hat. Eine Bewilligung von Prozesskostenhilfe nach Abschluss der Instanz kommt nur in Betracht, wenn das Gericht eine Frist zur Nachreichung der fehlenden Unterlagen und Belege gesetzt hat und diese Frist eingehalten wurde (BAG, Beschluss vom 03. Dezember 2003 - 2 AZB 19/03 -, Rn. 10, juris; Landesarbeitsgericht K&#246;ln, Beschluss vom 27. Juni 2017 - 9 Ta 110/17 -, Rn. 2, juris; Landesarbeitsgericht K&#246;ln, Beschluss vom 29. Juni 2016 - 1 Ta 114/16 -, Rn. 3, juris).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das war hier aber der Fall. Die Kl&#228;gerin hatte mit Schriftsatz vom 01.06.2018 beantragt, die Erkl&#228;rung zu den pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnissen nachreichen zu d&#252;rfen. &#220;ber diesen Antrag hat das Arbeitsgericht zwar nicht vor Erlass des Anerkenntnisurteils entschieden und keine entsprechende Frist gesetzt. Es hat jedoch den Rechtspfleger nach Eingang der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse mit deren Pr&#252;fung beauftragt. Dieser hat dann, wozu er nach &#167;&#160;118 Abs. 2 u. 4 ZPO, &#167;&#167;&#160;3, 20 Abs. 1 Nr. 4 a) RPflG befugt war, Fristen zur Beibringung weiterer Unterlagen gesetzt, die die Kl&#228;gerin dann eingehalten hat. Sie hat damit das Erforderliche getan und eine r&#252;ckwirkende Bewilligung von Prozesskostenhilfe erm&#246;glicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Aber selbst wenn der Rechtspfleger die Frist nicht einger&#228;umt h&#228;tte, w&#228;re es dem Arbeitsgericht verwehrt gewesen, die Bewilligung der Prozesskostenhilfe mit der Begr&#252;ndung abzulehnen, dass bis zum Abschluss des Rechtsstreits noch kein ordnungsgem&#228;&#223;er Prozesskostenhilfeantrag vorgelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Jedoch ergibt sich dies nicht, wie die Kl&#228;gerin meint, aus einem Versto&#223; des Arbeitsgerichts gegen Hinweispflichten. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts ist das Arbeitsgericht weder nach &#167;&#160;118 Abs. 2Satz 4 ZPO noch nach &#167;&#160;139 ZPO verpflichtet, vor Beendigung des Rechtsstreits auf das Fehlen der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse hinzuweisen, weil einem Rechtsanwalt die Notwendigkeit der Einreichung der formularm&#228;&#223;igen Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse bekannt sein m&#252;sse (BAG, Beschluss vom31. Juli 2017 &#8211; 9 AZB 32/17 &#8211;, Rn. 6, juris; BAG, Beschluss vom05. Dezember 2012 &#8211; 3 AZB 40/12 &#8211;, Rn. 11, juris). Es kann dahinstehen, ob dieser Rechtsprechung zu folgen ist oder ob die Zur&#252;ckweisung von Unterlagen mit der Begr&#252;ndung, sie seien nicht vor Instanzende oder der gesetzten Nachfrist vorgelegt worden, einen vorherigen Hinweis auf die M&#228;ngel des Gesuchs voraussetzt (so Landesarbeitsgericht K&#246;ln, Beschluss vom 30. September 2013 - 11 Ta 177/13 -, Rn. 18, juris; dem folgend Landesarbeitsgericht K&#246;ln, Beschluss vom 27. Juli 2017 &#8211; 9 Ta 137/17 &#8211;, Rn. 3, juris). Eines solchen Hinweises hatte es im vorliegenden Fall ersichtlich schon deswegen nicht bedurft, weil die Problematik der Kl&#228;gerin bekannt war. Denn sie hatte, anders als der Kl&#228;ger in dem vom Bundesarbeitsgericht entschiedenen Fall, der die Beibringung der Erkl&#228;rung nach eigenen Angaben versehentlich vers&#228;umt hatte, ausdr&#252;cklich beantragt, die Erkl&#228;rung nachtr&#228;glich abgeben zu d&#252;rfen. Der Kl&#228;gerin war daher die Notwendigkeit der Einreichung des Formulars &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse bekannt (zu einer solchen Fallgestaltung BAG, Beschluss vom 05. Dezember 2012 &#8211; 3 AZB 40/12 &#8211;, Rn. 13, juris).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Arbeitsgericht w&#228;re aber gehalten gewesen, zun&#228;chst, also vor Beendigung des Rechtsstreits &#252;ber den Antrag der kurz vor der Entbindung eines Kindes stehenden Kl&#228;gerin zu entscheiden und ihr eine nachtr&#228;gliche Beibringung der Erkl&#228;rung zu erm&#246;glichen. Die unterlassene Bescheidung eines Antrags auf Einr&#228;umung einer solchen Frist, die vorliegend durch den Rechtspfleger nachgeholt worden war, ist verfahrensfehlerhaft (vgl. BGH, Beschluss vom 16. Januar 2018 &#8211; VIII ZB 61/17 &#8211;, Rn. 16, juris zur Nichtbescheidung eines Fristverl&#228;ngerungsantrags). Die Einr&#228;umung einer solchen Frist w&#228;re zudem unter dem vom Arbeitsgericht zu beachtenden Grundsatz der prozessualen Fairness (Art. 20 Abs. 3 GG) geboten gewesen, nachdem der Beklagte zuvor schon den K&#252;ndigungsschutzantrag und mit Schriftsatz vom 04.06.2018 die weiteren Klageantr&#228;ge anerkannt hatte. Denn ab diesem Zeitpunkt hatte es die Kl&#228;gerin nicht mehr in der Hand, eine Beendigung des Rechtsstreits durch Anerkenntnisurteil zu verhindern (vgl. Feskorn in: Z&#246;ller, Zivilprozessordnung, 32. Aufl. 2018, &#167;&#160;307 ZPO, Rn. 6). Gem&#228;&#223; &#167;&#160;307 ZPO sind n&#228;mlich Grundlage eines Anerkenntnisurteils allein der Sachantrag der klagenden Partei und das Anerkenntnis der beklagten Partei. Ein auf den Erlass eines Anerkenntnisurteils gerichteten Verfahrensantrags bedarf es nicht. Es lag damit allein noch in der Hand des Arbeitsgerichts, die Beendigung des Rechtsstreits durch den Erlass des Anerkenntnisurteils herbeizuf&#252;hren, auch wenn die Kl&#228;gerin im hier vorliegenden Fall einen entsprechenden Verfahrensantrag im Schriftsatz vom 01.06.2018 und vom 11.06.2018 selbst gestellt hatte. Hierdurch unterscheidet sich der vorliegende Rechtsstreit von den F&#228;llen, in denen die klagende Partei die M&#246;glichkeit gehabt h&#228;tte, einen Vergleich zun&#228;chst abzulehnen oder den Erlass eines Vers&#228;umnisurteils nicht zu beantragen, und weiterhin die Bewilligung von Prozesskostenhilfe zu verlangen (vgl. BAG, Beschluss vom 31. Juli 2017 &#8211; 9 AZB 32/17 &#8211;, Rn. 6, juris). Es widerspr&#228;che demgem&#228;&#223; den Grunds&#228;tzen eines fairen Verfahrens, die Bewilligung der Prozesskostenhilfe mit der Begr&#252;ndung abzulehnen, dass bis zum Abschluss des Rechtsstreits kein ordnungsgem&#228;&#223;er Prozesskostenhilfeantrag vorgelegen habe, wenn die&#160; klagende Partei eine zu ihren Gunsten ausgehende Beendigung des Rechtsstreits nicht mehr in der Hand und das Gericht nicht die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet hatte, einen ordnungsgem&#228;&#223;en Antrag anzubringen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die nach &#167;&#160;114 Abs. 1, 115 ZPO f&#252;r die Bewilligung von Prozesskostenhilfe erforderlichen Voraussetzungen liegen vor. Die Klage hatte hinreichende Aussicht auf Erfolg, was durch das uneingeschr&#228;nkte Anerkenntnis des Beklagten belegt wird. Die Kl&#228;gerin war und ist auch nicht in der Lage, die Kosten des Rechtsstreits ratenweise zu tragen. Dies ergibt sich aus der nicht zu beanstandenden Berechnung des Rechtspflegers (Bl. 27 der Akte). Die Beiordnung eines Rechtsanwalts ist erforderlich, wie auch der Beklagte durch einen Rechtsanwalt vertreten war (&#167;&#160;121 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">3.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen diesen Beschluss ist ein Rechtsmittel nicht gegeben.</p>
171,305
lg-dusseldorf-2019-01-04-10-o-818
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 8/18
2019-01-04T00:00:00
2019-01-29T12:50:47
2019-02-12T13:44:37
Teil-Anerkenntnis- und Schlussurteil
ECLI:DE:LGD:2019:0104.10O8.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.304,92&#160;&#8364; nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 12.12.2017 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r die Beklagte jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110&#160;% des jeweils zu vollstreckenden Betrages.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Rechtsfolgen des Widerrufs eines grundpfandrechtlich besicherten Verbraucherdarlehensvertrags, nachdem die Kammer mit &#8211; inzwischen rechtskr&#228;ftigem &#8211; Urteil vom 08.04.2016 (10 O 396/14) festgestellt hatte, dass sich der zwischen den Parteien am 16.05.2008 geschlossene Darlehensvertrag durch die Widerrufserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin vom 04.09.2014 in ein R&#252;ckgew&#228;hrschuldverh&#228;ltnis umgewandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiernach erteilte die Beklagte eine Abrechnung der wechselseitigen Anspr&#252;che, in der sie ihren Anspruch auf R&#252;ckgew&#228;hr der Darlehensvaluta bis zum Zeitpunkt der (geplanten) Abl&#246;sung mit dem vertraglich vereinbarten Sollzins von 4,55&#160;% p.&#160;a. verzinste und der Kl&#228;gerin bis zum Zeitpunkt des Widerrufs einen Nutzungsersatzanspruch in H&#246;he von in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz, entsprechend 11.305,32&#160;&#8364; brutto, zugutehielt. Hieraus ergab sich &#8211; nach Einbehalt von inzwischen an das Finanzamt abgef&#252;hrter Kapitalertragsteuer nebst Solidarit&#228;tszuschlags und Kirchensteuer in H&#246;he von insgesamt 3.136,40&#160;&#8364; &#8211; per 31.01.2017 ein Saldo zu Lasten der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 22.415,77&#160;&#8364;, welchen die Kl&#228;gerin unter dem Vorbehalt der sachlichen und rechnerischen Richtigkeit ausglich. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Schreiben der Beklagten vom 13.12.2016 (Anlage K&#160;2) und 30.01.2017 (Anlage K&#160;4) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Nachgang lie&#223; die Kl&#228;gerin die Berechnungen der Beklagten durch den Kreditsachverst&#228;ndigen Prof. Dr. Wehrt &#252;berpr&#252;fen. Gest&#252;tzt auf dessen Berechnungen, wegen deren Inhalts und Begr&#252;ndung auf das Anlagenkonvolut K&#160;5 sowie die Anlagen K&#160;7, K&#160;9 und K&#160;11 Bezug genommen wird, forderte sie die Beklagte mit anwaltlichem Schreiben vom 27.11.2017 unter Fristsetzung bis zum 11.12.2018 auf, an sie einen Betrag in H&#246;he von 42.058,40&#160;&#8364; zu zahlen und verauslagte Sachverst&#228;ndigenhonorare in H&#246;he von 585,00&#160;&#8364; und 225,00&#160;&#8364; zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die &#8211; nach Mitteilung ihres Prozessbevollm&#228;chtigten in der m&#252;ndlichen Verhandlung &#8222;nicht unverm&#246;gende&#8220; &#8211; Kl&#228;gerin behauptet, die Beklagte habe aus den &#252;berlassenen Zins- und Tilgungsleistungen Nutzungen in H&#246;he der vom Sachverst&#228;ndigen Wehrt berechneten Eigenkapitalrendite gezogen, welche ihr &#8211; der Kl&#228;gerin &#8211; bis zum Zeitpunkt der tats&#228;chlichen R&#252;ckabwicklung zu ersetzen seien. Ferner ist sie der Ansicht, dass der Beklagten ab dem Zeitpunkt des Widerrufs nicht mehr der Vertragszins, sondern allenfalls Nutzungsersatz in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz zustehe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an sie 42.868,40&#160;&#8364; nebst Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz seit dem 12.12.2017 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verpflichten, an sie zur Erstattung der vorgerichtlichen Kosten weitere 1.706,94&#160;&#8364; zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 04.12.2018 hat sie die Klageforderung in H&#246;he von 1.304,92&#160;&#8364; nebst beantragter Zinsen anerkannt. Im &#220;brigen tritt sie dem Vorbringen der Kl&#228;gerin in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist &#8211; mit Ausnahme des von der Beklagten anerkannten Betrages in H&#246;he von 1.304,92&#160;&#8364; &#8211; unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte die Klageforderung anerkannt hat, war sie ihrem Anerkenntnis gem&#228;&#223; zu verurteilen (&#167;&#160;307 S.&#160;1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Hauptforderung ist unbegr&#252;ndet. Die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin aus dem durch den Widerruf des Darlehensvertrags entstandenen R&#252;ckgew&#228;hrschuldverh&#228;ltnis (&#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB in der vom 02.12.2004 bis 10.06.2010 g&#252;ltigen Fassung, im Folgenden: a.&#160;F., i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;346 BGB) sowie auf Erstattung der nach dem Widerruf gezahlten Darlehensraten (&#167;&#160;812 Abs.&#160;1 S.&#160;1, 1.&#160;Fall BGB) sind durch die von der Beklagten mit den Abrechnungsschreiben vom 13.12.2016 und 30.01.2017 erkl&#228;rten Aufrechnungen erloschen (&#167;&#160;389 BGB). Soweit die Kl&#228;gerin im Zuge der zum 31.01.2017 erfolgten Abl&#246;sung eine &#220;berzahlung geleistet hat, ist der hieraus folgende Bereicherungsanspruch (&#167;&#160;812 Abs.&#160;1 S.&#160;1, 1.&#160;Fall BGB) bis auf den von der Beklagten anerkannten Betrag erf&#252;llt (&#167;&#160;362 Abs.&#160;1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten insoweit lediglich (noch) &#252;ber die H&#246;he und die zeitliche Reichweite des der Kl&#228;gerin zustehenden Nutzungsersatzes f&#252;r die von ihr &#252;berlassenen Zins- und Tilgungsleistungen (dazu siehe unter a)) sowie &#252;ber die Berechtigung und die H&#246;he des von der Beklagten beanspruchten Wertersatzes f&#252;r die fortdauernde &#220;berlassung der Darlehensvaluta nach dem Widerruf (dazu siehe unter b)).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schuldete der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;346 Abs.&#160;1 BGB die R&#252;ckgew&#228;hr der bis zum Widerruf erbrachten Zins- und Tilgungsleistungen in H&#246;he von 148.076,28&#160;&#8364; sowie gem&#228;&#223; &#167;&#160;812 Abs.&#160;1 S.&#160;1, 1.&#160;Fall BGB die Herausgabe der nach dem Widerruf gezahlten Raten in H&#246;he von (29 x 1.973,71 =) 57.237,59&#160;&#8364; (vgl. Anlage 3 zum Anlagenkonvolut K&#160;5). Insoweit besteht zwischen den Parteien kein Streit.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus schuldete die Beklagte der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;1 BGB Nutzungsersatz f&#252;r die &#252;berlassenen Zins- und Tilgungsleistungen, dies jedoch lediglich in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz und lediglich bis zum Zeitpunkt des Widerrufs, mithin maximal in der von der Beklagten zugestandenen &#8211; den vom kl&#228;gerischen Sachverst&#228;ndigen errechneten Betrag von 11.165,08&#160;&#8364; (vgl. Anlage 3 zum Anlagenkonvolut K&#160;5) sogar &#252;bersteigenden &#8211; H&#246;he von 11.305,32&#160;&#8364;.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist widerleglich zu vermuten, dass die Beklagte aus ihr von der Kl&#228;gerin &#252;berlassenen Zins- und Tilgungsraten Nutzungen (lediglich) in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz gezogen habe. Die in beide Richtungen widerlegliche Vermutung kn&#252;pft normativ spiegelbildlich an die Regelungen an, die die von den Banken beanspruchbaren Verzugszinsen normieren (hier: &#167;&#160;497 Abs.&#160;1 S.&#160;2 BGB in der vom 01.08.2002 bis 10.06.2010 g&#252;ltigen Fassung). Sie ist unabh&#228;ngig von der tats&#228;chlichen Entwicklung am Zinsmarkt und wirkt sowohl zugunsten als auch zulasten beider Vertragsparteien (vgl. grundlegend BGH, Urteil vom 12.07.2016, XI ZR 564/15, Rn.&#160;58).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Den hiernach offen stehenden Nachweis eines h&#246;heren Gebrauchsvorteils der Beklagten hat die Kl&#228;gerin nicht gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Vermutung, der Darlehensgeber habe Nutzungen aus ihm &#252;berlassenen Zins- und Tilgungsleistungen in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz gezogen, ist konkret bezogen auf die aus dem jeweiligen Darlehensvertrag erwirtschafteten Mittel zu widerlegen. Kn&#252;pft &#8211; wie oben ausgef&#252;hrt &#8211; die in beide Richtungen widerlegliche Vermutung normativ spiegelbildlich an die Regelungen an, die die von den Banken beanspruchbaren Verzugszinsen normieren, muss Grundlage einer abweichenden konkreten Berechnung so wie nach &#167;&#160;497 Abs.&#160;1 S.&#160;3 BGB a.&#160;F. die Verwendung des konkret vorenthaltenen Geldbetrages sein. Folglich ist zur Widerlegung der Vermutung zur anderweitigen Nutzung der konkret &#252;berlassenen Mittel vorzutragen (vgl. zu den spiegelbildlichen Anforderungen an den Nachweis eines geringeren Gebrauchsvorteils durch den Darlehensgeber BGH, Urteil vom 25.04.2017, XI ZR 573/15, Rn.&#160;18). Ebenso wenig wie hiernach der Darlehensgeber einen geringeren Gebrauchsvorteil z.&#160;B. durch den blo&#223;en Hinweis auf die Nettozinsmarge aus seinem gesamten Kreditgesch&#228;ft darlegen kann, gen&#252;gt f&#252;r die Darlegung eines h&#246;heren Gebrauchsvorteils der allgemeine Vortrag des Darlehensnehmers, welchen Nutzen der Darlehensgeber bei einer bestimmten Verwendung der von ihm geleisteten Zahlungen, wie z.&#160;B. der Anlage in Dispositionskredite, h&#228;tte ziehen k&#246;nnen (vgl. OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 18.12.2017, 14 U 1221/16, WM 2018, S.&#160;370, 371&#160;f.).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die mit dem Nachweis des konkreten Gebrauchsvorteils des Darlehensgebers verbundenen Darlegungs- und Beweisschwierigkeiten des Darlehensnehmers werden durch die Vermutungsregel hinreichend ausgeglichen, ohne dass es zu deren Widerlegung weitergehender Beweiserleichterungen, wie z.&#160;B. einer sekund&#228;ren Darlegungslast des Darlehensgebers, bedarf. Soweit die Kl&#228;gerin insoweit gar eine Beweislastumkehr zu Lasten der Beklagten postuliert, verkennt sie das Wesen der &#8211; wie oben ausgef&#252;hrt &#8211; auch zu ihren Lasten wirkenden Vermutung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach dem vorstehenden Ma&#223;stab ist die vom Sachverst&#228;ndigen f) herangezogene (angebliche) Eigenkapitalrendite der Beklagten schon im Ansatz kein tauglicher Ma&#223;stab f&#252;r die H&#246;he der aus geleisteten Darlehensraten gezogenen Nutzungen. Die vom kl&#228;gerischen Sachverst&#228;ndigen zitierte &#8211; nicht ver&#246;ffentlichte &#8211; Entscheidung des OLG Koblenz vom 28.09.2016 (10 U 453/15) ist insoweit schon deshalb unbehelflich, weil sie die R&#252;ckabwicklung einer fondsgebundenen Rentenversicherung betrifft, f&#252;r die m&#246;glicherweise andere Ma&#223;st&#228;be gelten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Eigenkapital der Banken dient im Wesentlichen der Risikobegrenzung und der Sicherung der Kundeneinlagen. Seine Rendite setzt sich aus der Gesamtheit der aus den verschiedenen get&#228;tigten Bankgesch&#228;ften erzielten Renditen zusammen, also nicht nur aus den Renditen get&#228;tigter Kreditgesch&#228;fte, sondern u.&#160;a. auch aus Renditen anderer Bankgesch&#228;fte, wie etwa dem Emissions- und dem Anlageberatungsgesch&#228;ft, dem Investmentbanking oder anderen von Banken get&#228;tigten Kapitalanlagen. Schon deshalb l&#228;sst die H&#246;he der Eigenkapitalrendite, die im &#220;brigen typischerweise um so geringer ausf&#228;llt, je h&#246;her die Eigenkapitalquote der Bank ist, keinen tauglichen R&#252;ckschluss darauf zu, die Bank habe aus Darlehensraten Nutzungen in dieser H&#246;he gezogen. Es tritt hinzu, dass Banken Kredite typischerweise &#252;berwiegend nicht aus dem Eigenkapital vergeben, sondern aus Fremdmitteln refinanzieren. Die aus R&#252;ckzahlungen gezogenen Nutzungen bestehen dann je nach konkreter Verwendung der R&#252;ckzahlungen entweder nur in eingesparten Schuldzinsen in H&#246;he der Differenz zwischen dem vertraglich vereinbarten Zins und dem Refinanzierungszins (vgl. BGH, Urteil vom 25.04.2017, XI ZR 573/15, Rn.&#160;23) oder &#8211; etwa bei Verwendung des Zinsanteils f&#252;r Neukredite &#8211; aus dem Zinssatz des Neukredits, wobei bei dieser Betrachtung Kosten und etwaige Ausfallrisiken von Neukrediten noch mindernd in Abzug zu bringen w&#228;ren. Die Eigenkapitalrendite ist daher f&#252;r die Sch&#228;tzung oder den Nachweis aus den Ratenzahlungen gezogener Nutzungen kein tauglicher Ma&#223;stab (vgl. OLG Zweibr&#252;cken, Urteil vom 23.11.2016, 7 U 62/16, Rn.&#160;117&#160;f.; im Ergebnis ebenso OLG Brandenburg, Urteil vom 14.02.2018, 4 U 37/17, Rn.&#160;74).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der im kl&#228;gerischen Schriftsatz vom 17.07.2018 (Bl.&#160;32&#160;ff. d.&#160;A.) wiedergegebenen, den vorstehend zitierten Ausf&#252;hrungen des Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken &#8222;jegliche wirtschaftswissenschaftliche, insbesondere betriebswirtschaftliche Kompetenz&#8220; absprechenden Polemik des Sachverst&#228;ndigen f) vermag die Kammer keine in rechtlicher Hinsicht beachtlichen Argumente zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">In der Zeit nach dem Widerruf sind dagegen weitere Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin auf Nutzungsersatz, die sie der Beklagten entgegenhalten k&#246;nnte, nicht zur Entstehung gelangt. Denn die zugrunde liegenden Hauptanspr&#252;che der Kl&#228;gerin auf R&#252;ckgew&#228;hr ihrer Zins- und Tilgungsleistungen sind durch die Aufrechnung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#160;389 BGB r&#252;ckwirkend auf den Zeitpunkt der Entstehung des R&#252;ckgew&#228;hrschuldverh&#228;ltnisses am 04.09.2014 (hinsichtlich der bis zum Widerruf gezahlten Raten) bzw. r&#252;ckwirkend auf den jeweiligen Leistungszeitpunkt (hinsichtlich der nach dem Widerruf gezahlten Raten) erloschen und k&#246;nnen damit nicht Grundlage f&#252;r Folgeanspr&#252;che sein (vgl. OLG Brandenburg, Urteil vom 01.06.2016, 4 U 125/15, Rn.&#160;134, juris; OLG Stuttgart, Urteil vom 18.04.2017, 6 U 36/16, Rn.&#160;105, juris; OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 29.05.2017, 14 U 118/16, Rn.&#160;60, juris). Soweit &#167;&#160;389 BGB es dem Schuldner erm&#246;glicht, seiner Verpflichtung mit R&#252;ckwirkung nachzukommen und infolgedessen so behandelt zu werden, als h&#228;tte er seine Verpflichtung bereits im Zeitpunkt der (erstmaligen) Entstehung der Aufrechnungslage erf&#252;llt, ist er jedenfalls von solchen in der Zeit bis zur Aufrechnungserkl&#228;rung entstandenen Folgeanspr&#252;chen freizustellen, die ihren Rechtsgrund gerade in der Nichterf&#252;llung des Anspruchs finden (OLG N&#252;rnberg, a.&#160;a.&#160;O.).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im Gegenzug schuldete die Kl&#228;gerin der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;346 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;1 BGB die R&#252;ckzahlung der Darlehensvaluta in H&#246;he von 190.000,00&#160;&#8364; sowie die Leistung von Wertersatz f&#252;r die Gebrauchsvorteile aus dem jeweils noch &#252;berlassenen Teil der Darlehensvaluta in H&#246;he von 39.626,09&#160;&#8364; (bis zum 04.09.2014, vgl. Anlage 3 zum Anlagenkonvolut K&#160;5) und weiteren 4.964,54&#160;&#8364; (bis zum 31.01.2017, vgl. Anlage K&#160;12).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Wertersatzanspruch des Darlehensgebers besteht auch nach dem Widerruf bis zur Beendigung der Gebrauchs&#252;berlassung durch die vollst&#228;ndige R&#252;ckf&#252;hrung der Darlehensvaluta fort (vgl. OLG D&#252;sseldorf, Urteil vom 17.01.2013, 6 U 64/12, Rn.&#160;37, juris; Beschluss vom 17.08.2017, 6 U 229/16, n.&#160;v.; Beschluss vom 31.07.2018, I-6 U 162/17, n.&#160;v.; Beschluss vom 17.04.2018, I-16 U 84/17, n.&#160;v.; OLG Karlsruhe, Urteil vom 10.02.2016, 17 U 77/15, Rn.&#160;43, juris; OLG Frankfurt, Urteil vom 27.04.2016, 23 U 50/15, Rn.&#160;75, juris; OLG Brandenburg, Urteil vom 01.06.2016, 4 U 125/15, Rn.&#160;131, juris; KG Berlin, Urteil vom 06.10.2016, 8 U 228/15, Rn.&#160;104, juris; Urteil vom 14.02.2018, 4 U 37/17, Rn.&#160;100, juris; OLG Stuttgart, Urteil vom 18.04.2017, 6 U 36/16, Rn.&#160;120&#160;f., juris; OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 29.05.2017, 14 U 118/16, Rn.&#160;58, juris; OLG Saarbr&#252;cken, Urteil vom 05.10.2017, 4 U 40/16, Rn.&#160;44, juris OLG Hamburg, Urteil vom 24.01.2018, 13 U 242/16, Rn.&#160;55, juris).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Berechnung des Wertersatzes ist auf der Grundlage der Verweisung des &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. nach &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;1 und S.&#160;2 Hs.&#160;1 BGB grunds&#228;tzlich der Vertragszins ma&#223;geblich (BGH, Urteil vom 12.09.2017, XI ZR 365/16, Rn.&#160;10). Dies gilt auch &#252;ber den Zeitpunkt der Widerrufserkl&#228;rung hinaus bis zur R&#252;ckzahlung der Darlehensvaluta (vgl. OLG D&#252;sseldorf, Urteil vom 17.01.2013, 6 U 64/12, Rn.&#160;37, juris; Beschluss vom 17.08.2017, 6 U 229/16, n.&#160;v.; Beschluss vom 31.07.2018, I-6 U 162/17, n.&#160;v.; Beschluss vom 17.04.2018, I-16 U 84/17, n.&#160;v.; OLG Karlsruhe, Urteil vom 10.02.2016, 17 U 77/15, Rn.&#160;43, juris; OLG Frankfurt, Urteil vom 27.04.2016, 23 U 50/15, Rn.&#160;75, juris; OLG Brandenburg, Urteil vom 01.06.2016, 4 U 125/15, Rn.&#160;131, juris; KG Berlin, Urteil vom 06.10.2016, 8 U 228/15, Rn.&#160;104, juris; Urteil vom 14.02.2018, 4 U 37/17, Rn.&#160;100, juris; OLG Stuttgart, Urteil vom 18.04.2017, 6 U 36/16, Rn.&#160;120&#160;f., juris; OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 29.05.2017, 14 U 118/16, Rn.&#160;58, juris; OLG Saarbr&#252;cken, Urteil vom 05.10.2017, 4 U 40/16, Rn.&#160;44, juris OLG Hamburg, Urteil vom 24.01.2018, 13 U 242/16, Rn.&#160;55, juris).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der &#8211; soweit ersichtlich, nur vom 9. Zivilsenat des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf (Urteil vom 30.04.2018, I-9 U 89/17, Rn. 53&#160;ff., juris) vertretenen &#8211; Gegenauffassung, wonach &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. in Verbindung mit &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 BGB nur bis zum Zugang der Widerrufserkl&#228;rung anwendbar sei mit der Folge, dass nicht nur der Anspruch des Darlehensnehmers auf R&#252;ckgew&#228;hr der nach diesem Zeitpunkt erbrachten Zins-und Tilgungsleistungen (vgl. BGH, Urteil vom 21.02.2017, XI ZR 467/15, Rn.&#160;20), sondern auch der Wertersatzanspruch des Darlehensgebers f&#252;r die Kapital&#252;berlassung ab diesem Zeitpunkt nach Bereicherungsrecht zu beurteilen seien, vermag die Kammer aus nachstehenden Gr&#252;nden nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend ist bereits die dieser Auffassung zugrunde liegende Annahme, das lediglich faktische Belassen der Darlehensvaluta beim Darlehensnehmer nach dem Widerruf stelle eine Leistung des Darlehensgebers im Sinne des &#167;&#160;812 Abs.&#160;1 S.&#160;1, 1.&#160;Fall BGB dar. Vielmehr ist der Wertersatzanspruch in seiner Entstehung &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 BGB zuzuordnen; denn bei der Kapital&#252;berlassung handelt es sich um eine Leistung, die in Vollzug des noch nicht widerrufenen Darlehensvertrages erbracht wurde (OLG Stuttgart, Urteil vom 18.04.2017, 6 U 36/16, Rn.&#160;121, juris). Bereits zu diesem Zeitpunkt wird die Darlehensvaluta aus dem Verm&#246;gen des Darlehensgebers ausgeschieden und dem Verm&#246;gen des Darlehensnehmers zugef&#252;hrt. Da sich an dieser Verm&#246;genszuordnung weder durch den Widerruf noch durch ein anschlie&#223;endes Unt&#228;tigbleiben des Darlehensgebers etwas &#228;ndert &#8211; zumal dieses Unt&#228;tigbleiben regelm&#228;&#223;ig aus der &#220;berzeugung von der Unwirksamkeit des Widerrufs resultieren d&#252;rfte &#8211;, kann schwerlich von einer nach Widerruf erbrachten Leistung des Darlehensgebers im Sinne einer bewussten und zweckgerichteten Vermehrung fremden Verm&#246;gens gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen ist f&#252;r eine Anwendung der &#167;&#167;&#160;812&#160;ff. BGB auch deshalb kein Raum, weil &#167;&#160;357 BGB a.&#160;F. hinsichtlich der Rechtsfolgen des Widerrufs eine abschlie&#223;ende Sonderregelung trifft (vgl. &#167;&#160;357 Abs.&#160;4 BGB: &#8222;Weitergehende Anspr&#252;che bestehen nicht.&#8220;). Dem Wortlaut der Norm kann eine zeitliche Begrenzung bis zum Zugang der Widerrufserkl&#228;rung nicht entnommen werden. Die Gesetzgebungsgeschichte spricht gegen eine solche Begrenzung:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die eine Verg&#252;tungspflicht explizit nur bis zum Zeitpunkt des Widerrufs regelnde Vorschrift des &#167;&#160;361a Abs.&#160;2 S.&#160;6 BGB in der bis zum 31.12.2001 g&#252;ltigen Fassung wurde im Zuge der Schuldrechtsreform nicht &#252;bernommen. Die ab dem 13.06.2014 geltende Neuregelung des &#167;&#160;357a Abs.&#160;3 S.&#160;1 BGB, die die Rechtsfolgen des Widerrufs von den allgemeinen R&#252;cktrittsvorschriften entkoppelt, sieht explizit vor, dass der vereinbarte Sollzins &#8222;f&#252;r den Zeitraum zwischen der Auszahlung und der R&#252;ckzahlung des Darlehens&#8220; zu zahlen ist. Aus den Gesetzgebungsmaterialien (BT-Drucks. 17/12637, S.&#160;65) ergibt sich, dass der Gesetzgeber hiermit lediglich die Rechtsfolgen fortschreiben wollte, die sich nach seiner Auffassung zuvor aus der Verweisung in &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. auf &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 S.&#160;2 BGB ergaben (vgl. OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 29.05.2017, 14 U 118/16, Rn.&#160;58, juris). Hierf&#252;r spricht auch, dass bereits die &#8211; sp&#228;testens zum 12.05.2010 umzusetzende &#8211; Richtlinie 2008/48/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 23.04.2008 in Art.&#160;14 Abs.&#160;3 b) die Verpflichtung des sein Widerrufsrecht aus&#252;benden Verbrauchers vorsah, &#8222;das Darlehen einschlie&#223;lich der bis zum Zeitpunkt der R&#252;ckzahlung des Darlehens aufgelaufenen Zinsen&#8220; zur&#252;ckzuzahlen. Demzufolge h&#228;tte der Gesetzgeber sp&#228;testens im Jahr 2010 das Regelungsgeflecht der &#167;&#167;&#160;357, 346&#160;ff. BGB &#228;ndern m&#252;ssen, wenn er der Auffassung gewesen w&#228;re, dass diese Regelungen nur eine Verzinsung bis zum Zeitpunkt des Widerrufs vorsahen (vgl. OLG N&#252;rnberg, a.&#160;a.&#160;O.).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">(3)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sprechen auch systematische Gr&#252;nde nicht f&#252;r eine Begrenzung des Regelungsgehalts des &#167;&#160;346 BGB auf den Zeitraum bis zum Zugang der Widerrufserkl&#228;rung. Die von der Gegenauffassung angestellte Erw&#228;gung, eine Verpflichtung des mit der Erf&#252;llung seiner R&#252;ckgew&#228;hrpflichten nicht in Verzug befindlichen Verbrauchers zur Zahlung einer Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he des Vertragszinses w&#252;rde diesen gegen&#252;ber einem Verbraucher benachteiligen, der sich wegen eines den Annahmeverzug begr&#252;ndenden R&#252;ckgew&#228;hrangebots der Bank in Verzug befinde (OLG D&#252;sseldorf, Urteil vom 30.04.2018, I-9 U 89/17, Rn.&#160;58, juris), trifft bereits im Ansatz nur unter den gegenw&#228;rtigen geldpolitischen Bedingungen zu, d.&#160;solange der Basiszins &#8211; wie zur Zeit &#8211; negativ oder jedenfalls so niedrig ist, dass der hieran ankn&#252;pfende Verzugszins den &#8211; regelm&#228;&#223;ig vor Beginn der derzeit herrschenden &#8222;Niedrigzinsphase&#8220; vereinbarten &#8211; Vertragszins unterschreitet. Wird demgegen&#252;ber in einer &#8222;Hochzinsphase&#8220; ein in einer &#8222;Niedrigzinsphase&#8220; geschlossener Darlehensvertrag widerrufen, kehrt sich dieses Verh&#228;ltnis um. Die Gegenauffassung l&#228;sst zudem au&#223;er Acht, dass Anspr&#252;che wegen Verz&#246;gerung der Erf&#252;llung von R&#252;ckgew&#228;hrpflichten nach den &#167;&#167;&#160;280 Abs.&#160;1 und 2, 286 BGB nicht an die Stelle der Anspr&#252;che auf Wertersatz nach &#167;&#160;346 Abs.&#160;1 und 2 BGB treten, sondern konkurrierend neben diese. Dies bedeutet, dass ein Anspruch auf Verzugszinsen insoweit nicht besteht, als f&#252;r denselben Zeitraum bereits ein Wertersatzanspruch wegen der unterlassenen R&#252;ckzahlung geltend gemacht wird, aber etwa ein in der Vorenthaltung der Nutzungen selbst liegender Nachteil unter dem Gesichtspunkt des Verzugs auszugleichen ist (vgl. Palandt/Gr&#252;neberg, BGB, 77.&#160;Aufl. 2018, &#167;&#160;346 Rn.&#160;6 mit Verweis auf BGH, Urteil vom 25.04.2017, XI ZR 573/15, Rn.&#160;44).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Den auch nach &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 S.&#160;2 Hs.&#160;2 BGB offen stehenden Nachweis eines niedrigeren, d.&#160;h. unterhalb des Vertragszinses liegenden, Gebrauchsvorteils hat die Kl&#228;gerin nicht gef&#252;hrt. Es kann dahinstehen, ob der ma&#223;gebliche Vergleichswert auch f&#252;r den Zeitraum nach Widerruf anhand der Verh&#228;ltnisse im Zeitpunkt des Vertragsschlusses (vgl. BGH, Urteil vom 12.09.2017, XI ZR 365/16, Rn.&#160;12 unter Verweis auf OLG D&#252;sseldorf, Urteil vom 17.01.2013, 6 U 64/12, Rn.&#160;36, juris) oder nach den im Zeitpunkt des Widerrufs markt&#252;blichen Zinskonditionen zu bestimmen ist (so OLG D&#252;sseldorf, Urteil vom 30.04.2018, I-9 U 89/17, Rn.&#160;59, juris). Denn die Kl&#228;gerin hat nichts dazu vorgetragen, zu welchen Konditionen sie das Darlehen im September 2014 h&#228;tte umschulden k&#246;nnen. Soweit sie sich die Stellungnahme des Sachverst&#228;ndigen f) vom 02.12.2018 (Anlage K&#160;11) zu eigen macht, in der (unter III.) pauschal ausgef&#252;hrt ist, die Konditionen eines festverzinslichen Grundpfanddarlehens f&#252;r kurzfristige Laufzeiten von 0,25 Jahren bis zu einem Jahr seien mit einer Verzinsung in H&#246;he von 2,5 Prozentpunkten &#252;ber dem Basiszinssatz &#8222;gut eingefangen&#8220;, vermag dies einen konkreten Sachvortrag nicht zu ersetzen. F&#252;r eine tats&#228;chliche Vermutung dahingehend, dass der markt&#252;bliche Zins &#8222;etwa&#8220; 2,5 Prozentpunkte &#252;ber dem Basiszinssatz betrage (in diesem Sinne &#8211; ohne nachvollziehbare Begr&#252;ndung und unter offensichtlich verfehltem R&#252;ckgriff auf die Zinsstatistik der Bundesbank im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung &#8211; die Hilfserw&#228;gung des 9. Zivilsenats des OLG D&#252;sseldorf, a.&#160;a.&#160;O.), ist jedenfalls im Rahmen des &#167;&#160;346 Abs.&#160;2 S.&#160;2 Hs.&#160;2 BGB, bei dem es gerade um die Widerlegung einer gesetzlichen Vermutung geht, kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Darlehensnehmer der Konsequenz, weiterhin Vertragszinsen zahlen zu m&#252;ssen, obwohl der Vertrag widerrufen ist, dadurch entgehen, dass er den Darlehensgeber in Annahmeverzug setzt. Denn danach schuldet er allenfalls in Anwendung des &#167;&#160;302 BGB die Herausgabe tats&#228;chlich gezogener Gebrauchsvorteile, etwa in Form ersparter Zinsen wegen der Verz&#246;gerung der beabsichtigten Umschuldung (OLG Stuttgart, Urteil vom 18.04.2017, 6 U 36/16, Rn.&#160;121, juris; OLG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 31.07.2018, I-6 U 162/17, n.&#160;v.). Die Voraussetzungen des Annahmeverzugs, der u.&#160;a. voraussetzen w&#252;rde, dass die Kl&#228;gerin die von ihr selbst nach &#167;&#160;357 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB a.&#160;F. i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;346 BGB geschuldeten Leistungen in einer den Annahmeverzug begr&#252;ndenden Weise angeboten h&#228;tte (vgl. BGH, Vers&#228;umnisurteil vom 21.02.2017, XI ZR 467/15, Rn.&#160;28), hat die Kl&#228;gerin jedoch weder im Vorprozess, in dem ihr Antrag auf Feststellung, dass sich die Beklagte mit der Annahme der Restvaluta im Annahmeverzug befinde, rechtskr&#228;ftig abgewiesen worden ist, noch im vorliegenden Rechtsstreit dargetan.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">ee)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat die Beklagte bei ihrer zuletzt angestellten, vom kl&#228;gerischen Sachverst&#228;ndigen mit dem Ergebnis einer &#8211; von der Beklagten anerkannten &#8211; Differenz in H&#246;he von 47,43&#160;&#8364; &#252;berpr&#252;ften Berechnung (vgl. Anlagen B&#160;6, K&#160;12) ber&#252;cksichtigt, dass sich der &#8211; von der Beklagten mit 81.552,82&#160;&#8364;, von der Kl&#228;gerin mit 81,552,81&#160;&#8364; angegebene &#8211; Widerrufssaldo durch die erkl&#228;rte Aufrechnung r&#252;ckwirkend um den Bruttobetrag des der Kl&#228;gerin zustehenden Nutzungsersatzes (siehe oben) verringert hat (&#167;&#160;389 BGB).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Nach alledem standen am 31.01.2017 Anspr&#252;chen der Kl&#228;gerin in H&#246;he von (maximal) 216.619,19&#160;&#8364; Anspr&#252;che der Beklagten in H&#246;he von 234.593,63&#160;&#8364; aufrechenbar gegen&#252;ber. Auf den sich hieraus ergebenden, vom Sachverst&#228;ndigen Wehrt auf 17.974,45&#160;&#8364; (vgl. Anlage K&#160;11 unter IV.) berechneten Aufrechnungssaldo zugunsten der Beklagten hat die Kl&#228;gerin im Zuge der Abl&#246;sung 22.415,77&#160;&#8364; gezahlt, mithin zun&#228;chst eine &#220;berzahlung in H&#246;he von 4.441,32&#160;&#8364; geleistet.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Den der Kl&#228;gerin hieraus erwachsenen Bereicherungsanspruch gem&#228;&#223; &#167;&#160;812 Abs.&#160;1 S.&#160;1, 1.&#160;Fall BGB hat die Beklagte in H&#246;he von 3.136,40&#160;&#8364; durch die nachfolgend unstreitig erfolgte Abf&#252;hrung der von ihr auf den Nutzungsersatz zu entrichtenden Kapitalertragsteuer nebst Solidarit&#228;tszuschlag und Kirchensteuer an das Finanzamt erf&#252;llt (&#167;&#160;362 Abs.&#160;1 BGB). Durch die Vorschriften &#252;ber den Steuerabzug wird die Regel, dass der Schuldner den geschuldeten Betrag unmittelbar an den Gl&#228;ubiger zu zahlen hat, im Verh&#228;ltnis zwischen der Bank als Schuldnerin und ihrem Kunden als Gl&#228;ubiger teilweise durchbrochen. Der Leistung an den durch das Abzugsverfahren gesetzlich erm&#228;chtigten Steuergl&#228;ubiger durch die Bank als Steuerentrichtungspflichtige kommt, wenn der Steuerentrichtungspflichtige die Steuer &#8211; wie hier &#8211; bis zum Schluss der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung abgef&#252;hrt hat, Erf&#252;llungswirkung gem&#228;&#223; &#167;&#160;362 Abs.&#160;1 BGB im Verh&#228;ltnis zwischen der Bank und dem Kunden zu, wobei Gerichte anderer Gerichtsbarkeiten als der Finanzgerichtsbarkeit die Berechtigung des Abzugs nicht &#252;berpr&#252;fen, sofern f&#252;r den Steuerentrichtungspflichtigen nicht eindeutig erkennbar war, dass eine Verpflichtung zum Abzug nicht bestand (vgl. BGH, Urteil vom 25.04.2017, XI ZR 573/15, Rn.&#160;41&#160;f.). Der hiernach verbleibende Betrag in H&#246;he von 1.304,92&#160;&#8364; entspricht der von der Beklagten anerkannten Forderung.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Erstattung der vor Klageerhebung verauslagten Sachverst&#228;ndigenkosten steht der Kl&#228;gerin ebenso wenig zu wie ein Anspruch auf Ersatz ihrer vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die vor Klageerhebung verauslagten Honorare des Sachverst&#228;ndigen f) in H&#246;he von 585,00&#160;&#8364; und 225,00&#160;&#8364; waren zu einer zweckentsprechenden Rechtsverfolgung schon nicht erforderlich, da die mit diesen Honoraren verg&#252;teten Berechnungen &#8211; wie oben im Einzelnen aufgezeigt &#8211; in weiten Teilen unbrauchbar sind.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die vorgerichtlich entstandenen Rechtsanwaltskosten stellen &#8211; auch nicht im Hinblick auf den obsiegenden Teil der Klage &#8211; keinen gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;280 Abs.&#160;1 und 2, 286 Abs.&#160;1 S.&#160;1 BGB ersatzf&#228;higen Verzugsschaden dar, da sie bereits durch das Aufforderungsschreiben vom 27.11.2017 (Anlage K&#160;5) entstanden sind und die Beklagte sich zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht in Verzug mit der Erstattung der nach diesem Urteil geleisteten &#220;berzahlung der Kl&#228;gerin befand.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;92 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#160;708 Nr.&#160;1, &#167;&#160;709 S.&#160;1 und 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird auf 42.868,40&#160;&#8364; festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsbehelfsbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Gegen die Streitwertfestsetzung ist die Beschwerde statthaft, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,00 EUR &#252;bersteigt oder das Landgericht die Beschwerde zugelassen hat. Die Beschwerde ist sp&#228;testens innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, bei dem Landgericht D&#252;sseldorf, Werdener Stra&#223;e 1, 40227 D&#252;sseldorf, schriftlich in deutscher Sprache oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle einzulegen. Die Beschwerde kann auch zur Niederschrift der Gesch&#228;ftsstelle eines jeden Amtsgerichtes abgegeben werden. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann die Beschwerde noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Hinweis zum elektronischen Rechtsverkehr:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Einlegung ist auch durch &#220;bertragung eines elektronischen Dokuments an die elektronische Poststelle des Gerichts m&#246;glich. Das elektronische Dokument muss f&#252;r die Bearbeitung durch das Gericht geeignet und mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein oder von der verantwortenden Person signiert und auf einem sicheren &#220;bermittlungsweg gem&#228;&#223; &#167; 130a ZPO nach n&#228;herer Ma&#223;gabe der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (BGBl. 2017 I, S. 3803) eingereicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite <span style="text-decoration:underline">www.justiz.de</span>.</p>
161,493
ovgsl-2019-01-04-2-b-34418
{ "id": 938, "name": "Oberverwaltungsgericht des Saarlandes", "slug": "ovgsl", "city": null, "state": 14, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 B 344/18
2019-01-04T00:00:00
2019-01-16T07:00:47
2019-02-12T13:44:08
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Die Beschwerde des Antragstellers gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 27. November 2018 – 5 L 1920/18 – wird zurückgewiesen.</p><p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt der Antragsteller. Außergerichtliche Kosten des Beigeladenen werden nicht erstattet.</p><p>Der Streitwert für das Beschwerdeverfahren wird auf 3.750,- EUR festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <p/> <p><strong>I.</strong></p> <p><rd nr="1"/>Der Antragsteller wendet sich gegen ein dem Beigeladenen im Juli 2017 genehmigtes Bauvorhaben auf dem Nachbargrundstück und begehrt gleichzeitig die Einstellung der Arbeiten durch die Antragsgegnerin.</p> <p><rd nr="2"/>Der Antragsteller ist Eigentümer des Anwesens A-Straße (Parzelle Nr. 640/56 in Flur 8 der Gemarkung S). Daran schließt sich die bisher unbebaute Parzelle Nr. 642/58 (Anwesen „Nr. 27“) an. Das folgende Grundstück (Parzelle Nr. 644/59) des Vaters des Beigeladenen ist insoweit grenzständig mit dem Wohnhaus Nr. 29 bebaut. Darin befinden sich im Erdgeschoss neben der Wohnung auch Büroräume des als selbständiger Hausverwalter tätigen Beigeladenen und in dem Obergeschoss beziehungsweise im Dachgeschoss zwei weitere Wohnungen. Die Grundstücke liegen im Geltungsbereich des Bebauungsplans „W...“ der Antragsgegnerin aus dem Jahr 1968, der hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung ein Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO 1962) festsetzt. Für die Parzelle Nr. 642/58 ist ein Baufenster mit rückwärtiger und seitlicher Baugrenze mit Abstand zur Grenze des Grundstücks des Antragstellers sowie einer zum L Weg hin festgesetzten Baulinie ausgewiesen.</p> <p><rd nr="3"/>Im Juli 2017 erteilte die Antragsgegnerin dem Beigeladenen im vereinfachten Verfahren eine Baugenehmigung zur „Errichtung einer Garage mit vier Stellplätzen“ auf der Parzelle Nr. 642/58.(vgl. den Bauschein der Antragsgegnerin vom 18.7.2017 – 20170143 –) In den genehmigten Bauvorlagen ist das 9,60 m x 12,48 m große Garagengebäude rechtsseitig zur Straße hin auf der Baulinie und ansonsten innerhalb der festgesetzten überbaubaren Grundstücksfläche als Anbau mit der Rückseite an die geschlossene Giebelwand des Hauses Nr. 29 sowie mit vier Einfahrtstoren nach Osten zum Grundstück des Antragstellers hin dargestellt. Der Abstand der Vorderseite des Gebäudes zu dessen Grenze ist mit 6 m angegeben. Belege für eine Bekanntgabe der Genehmigung an den Antragsteller enthält die Akte nicht.</p> <p><rd nr="4"/>Zur Begründung seines etwa mit Beginn der Arbeiten im Juli 2018 erhobenen Widerspruchs machte der Antragsteller geltend, nach dem Stand der Erdarbeiten habe der geschaffene Hang eine Höhe von vier bis fünf Metern und falle ohne Absicherung „senkrecht ab“. Hier sei ein Abrutschen zu befürchten. Es sei nicht einzusehen, dass die Garage nicht wie bei den anderen Anwesen im L. Weg zur Straße hin angeordnet werden solle und dass stattdessen entlang seiner Grenze eine Zufahrt außerhalb des Baufensters genehmigt worden sei. Das habe unzumutbare Immissionen auf seinem Grundstück zur Folge. Sein Grundstück sei bereits 1963 vor Erlass des Bebauungsplans grenzständig bebaut worden. Gleichzeitig forderte der Antragsteller die Antragsgegnerin zum bauaufsichtsbehördlichen Einschreiten auf.</p> <p><rd nr="5"/>Anfang November suchte der Antragsteller beim Verwaltungsgericht um vorläufigen Rechtsschutz nach. Zur Begründung führte er aus, das genehmigte Vorhaben sei nach Aussagen eines Mitarbeiters des im Verfahren nicht beteiligten Stadtplanungsamts der Antragsgegnerin bauplanungsrechtlich nicht genehmigungsfähig, da die Fläche außerhalb des festgesetzten Baufensters bis zur Grenze seines Grundstücks von Bebauung freizuhalten sei. Die dort geplante Auffahrt sei mithin unzulässig. Weiterhin habe man ihm mitgeteilt, dass die geplante Garage, sofern sie für eine kommerzielle Nutzung oder eine Vermietung an Dritte vorgesehen sei, planungsrechtlich nicht zulässig sei, weil das Anwesen seines Vaters bereits über vier Garagen verfüge. Zudem seien Stellplätze und Garagen so anzuordnen, dass ihre Nutzung die Gesundheit nicht schädige und das Arbeiten und Wohnen, die Ruhe und die Erholung in der Umgebung durch Lärm, Abgase und Gerüche nicht über das zumutbare Maß hinaus störe. Stellplätze und Garagen müssten zudem unter Berücksichtigung eines angemessenen Stauraumes auf möglichst kurzem Wege von den öffentlichen Verkehrsflächen aus zu erreichen sein. Durch die genehmigte Anordnung der Garagen verlaufe die Zufahrt aber unmittelbar entlang seines Grundstücks. Ferner müsse der durch die Abgrabung entstandene Hang von etwa vier bis fünf Metern zwingend vor Errichtung der Garagen abgefangen werden, da sonst auch sein Grundstück die Stütze verliere. Der Antragsteller legte ferner ein Gutachten zur Standsicherheit seines Anwesens vor.</p> <p><rd nr="6"/>Die Antragsgegnerin hat unter anderem vorgetragen, es lasse sich nicht feststellen, dass die Festsetzungen über die überbaubaren Grundstücksflächen hier nachbarschützend sein sollten. Die Festsetzungen des Bebauungsplans würden auch eingehalten. Die Belegenheit der Zufahrt außerhalb des Baufensters führe nicht zur bauplanungsrechtlichen Unzulässigkeit. Durch das Anwesen L. Weg Nr. 29 werde ein Stellplatzbedarf von 6,5 Stellplätzen ausgelöst. Dieses sei mit zwei Stellplätzen in einer Doppelgarage genehmigt und errichtet worden. In dem Anwesen werde eine im Wohngebiet zulässige freiberufliche Tätigkeit ausgeübt, die einen höheren Stellplatzbedarf auslöse. Dieser werde durch die genehmigte Garage befriedigt. Für eine über die zugelassene Nutzung verursachten Bedarf hinausgehende kommerzielle Nutzung oder Vermietung lägen keinerlei Anhaltspunkte vor. Mangels besonderer Festsetzungen sei die Garage und erst Recht die Zufahrt zur Garage außerhalb des Baufensters zulässig. Zudem wäre die parallele Anordnung der Garagen mit verkehrsrechtlichen Gesichtspunkten sowie Aspekten der Gefahrenabwehr nicht vereinbar. Auch sei der Wegfall von Parkmöglichkeiten aus straßenverkehrsrechtlichen und städtebaulichen Gründen nicht vertretbar. Da keine Gründe ersichtlich seien, dass die Baugenehmigung nachbarrechtswidrig sei, sei es nicht gerechtfertigt, eine Ausführung des Gesamtvorhabens bis zum Abschluss eines voraussichtlich Jahre währenden Nachbarrechtsstreits zu unterbinden. Ferner sei weder die Standsicherheit des Hauses noch die Tragfähigkeit des Grundstücks des Antragstellers gefährdet noch drohe der Hang abzurutschen. Nach einer fachtechnischen Untersuchung durch einen Statiker sei nicht davon auszugehen, dass durch die Abtragung des Erdreiches die Standsicherheit der Außenwand des Hauses des Antragstellers beeinträchtigt werde. Die Abgrabung sei ferner nicht akut setzungsgefährdet, da der Boden an dieser Stelle tragfähig sei. Auf die Eingaben des Antragstellers hin habe ihre Bauaufsicht den Hang wiederholt in Augenschein genommen. Eine unmittelbare Gefahr eines Abrutschens des Hangs bestehe nicht. Dem Beigeladenen sei im Rahmen einer Ortskontrolle im November 2018 aufgegeben worden, den Hang durch eine Folie vor Niederschlagswasser zu schützen. Dieser sei der Aufforderung umgehend nachgekommen. Danach bestehe keine konkrete Gefahr, dass der Hang seine Stütze verlieren würde.</p> <p><rd nr="7"/>Der Beigeladene hat geltend gemacht, der Antragsteller habe in der Vergangenheit ohne Baugenehmigung eine über 12 m lange und über 3 m hohe Garage mit Lagerraum sowie eine Dachterrasse an der Grundstücksgrenze errichtet. Bei der in seinem Privatgutachten thematisierten Bebauung oberhalb der Böschung handele es sich um zwei im Katasterplan nicht verzeichnete Häuser, die direkt auf der Grundstücksgrenze errichtet worden seien. Seine geplanten Garagen hätten einen Grenzabstand von 6 m und beeinträchtigten den Antragsteller in keiner Weise. Nachdem das Privatgutachten vorgelegen habe, habe die Antragsgegnerin einen Ortstermin durchgeführt, bei dem festgestellt worden sei, dass sich im Abgrabungsbereich überwiegend Fels und lediglich über dem Felshorizont Erdreich befinde. Die Standsicherheit seiner Böschung sei allein seine Sache und tangiere den Nachbar in keiner Weise. Unabhängig davon werde zur Hangsicherung im Rahmen der Baumaßnahme eine statisch nachgewiesene Gabionenwand errichtet. Er realisiere keine Baumaßnahme, die nicht standsicher sei. Sein Vater verfüge in seiner Eigenschaft als Dipl.-Ingenieur, Entwurfsverfasser und Bauleiter seines Bauvorhabens über jahrzehntelange berufliche Erfahrungen in der Ausführung von wesentlich komplexeren Großbauprojekten.</p> <p><rd nr="8"/>Das Verwaltungsgericht hat die Anträge Ende November 2018 zurückgewiesen. In den Gründen der Entscheidung heißt es unter anderem, eine Rechtswidrigkeit der Baugenehmigung im Verhältnis zum Antragsteller könne nicht mit der erforderlichen Sicherheit festgestellt werden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Baugenehmigung dem Beigeladenen im vereinfachten Verfahren mit gesetzlich beschränktem Entscheidungsprogramm erteilt worden sei. Deshalb scheide eine Rechtswidrigkeit der angegriffenen Baugenehmigung insbesondere wegen einer Verletzung des § 47 Abs. 5 LBO von vornherein aus. Eine Verletzung abstandsflächenrechtlicher Vorschriften scheide ebenfalls aus. Die Garage solle grenzständig zur Parzelle Nr. 644/59 errichtet werden und zum Grundstück des Antragstellers einen mehr als ausreichenden Abstand einhalten. Auch sonst sei kein Verstoß gegen nachbarschützende Vorschriften ersichtlich. Für die Beurteilung sei nur der Regelungsinhalt der Genehmigungsentscheidung und nicht eine davon gegebenenfalls abweichende Bauausführung maßgeblich. Das Vorhaben des Beigeladenen widerspreche zunächst nicht den Festsetzungen des Bebauungsplans „W...". Die Garage genüge den Anforderungen des § 12 Abs. 2 BauNVO, wonach in Allgemeinen Wohngebieten Stellplätze und Garagen nur für den durch die zugelassene Nutzung verursachten Bedarf zulässig seien. Nach der Betriebsbeschreibung diene die Garage ausschließlich dem auf dem Anwesen L. Weg Nr. 29 stehenden Gebäude. Für eine Fremdvermietung der Garagen gebe es keine Anhaltspunkte. Soweit die geplante Auffahrt über eine Fläche außerhalb des Baufensters führe, ergebe sich daraus keine Verletzung von Rechten des Antragstellers. Es sei davon auszugehen, dass die vorliegende Festsetzung über die überbaubaren Grundstücksflächen nicht nachbarschützend sei, da sich im konkreten Fall der notwendige dahingehende Regelungswille der plangebenden Gemeinde nicht feststellen lasse. Außerdem liege auch keine Verletzung der entsprechenden Festsetzung vor. Die Garage einschließlich ihrer Zufahrt sei innerhalb des festgesetzten Baufensters genehmigt worden. Dass die Garage nur erreicht werden könnte, indem von der Straße aus eine Fläche überfahren wird, die nicht innerhalb des Baufensters liege, widerspreche nicht dem Bebauungsplan. Im Bebauungsplan seien keine Flächen festgesetzt, die nicht überfahren werden dürften. Die Baugenehmigung führe ferner nicht zu einer Verletzung des Gebotes der Rücksichtnahme. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass das Vorhaben für den Antragsteller schlechthin unzumutbare Auswirkungen habe. Zwar befinde sich die Zufahrt zu seinem Grundstück hin. Die Garage diene aber ausschließlich dem auf dem Anwesen L. Weg Nr. 29 stehenden Gebäude, weshalb eine wohngebietsunverträgliche Nutzung fernliegend erscheine. Beeinträchtigungen aufgrund des Zu- und Abgangsverkehrs, der durch eine in Wohngebieten zulässige Nutzung ausgelöst werde, seien von Nachbarn grundsätzlich hinzunehmen. Daher komme eine Anordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs des Antragstellers nicht in Betracht. Dieser habe auch keinen Anspruch auf eine Baueinstellung im Hinblick auf eine Verletzung bauordnungsrechtlicher Vorschriften. Dies gelte insbesondere mit Blick auf § 13 Abs. 1 Satz 2 LBO, wonach die Standsicherheit anderer baulicher Anlagen und die Tragfähigkeit des Baugrunds der Nachbargrundstücke nicht gefährdet werden dürften. Nach derzeitigen Erkenntnissen sei nicht festzustellen, dass die Ausführung des Vorhabens des Beigeladenen maßgebliche Auswirkungen auf die Standsicherheit des Gebäudes des Antragstellers haben werde. Der Beigeladene sei verpflichtet, die Bauarbeiten nach den Regeln der Baukunst ausführen zu lassen. Dazu gehöre es, die Abgrabungsarbeiten so durchzuführen, dass es nicht zu einer Gefährdung der Standsicherheit des Gebäudes des Antragstellers komme. Auch bei mehrmaligen Kontrollen der Antragsgegnerin sei nicht festzustellen gewesen, dass die durchgeführten Erdarbeiten einen Einfluss auf die Standsicherheit der Gebäude auf dem Grundstück des Antragstellers gehabt hätten. Hinsichtlich der Standsicherheit der auf dem Grundstück des Beigeladenen durch die Abgrabung von Erdreich entstandenen Böschung sei schon nicht ersichtlich, inwieweit sich ein mögliches Abrutschen auf das Grundstück des Antragstellers auswirken könnte. Zudem sei die Böschung von Mitarbeitern der Antragsgegnerin in Augenschein genommen und dem Beigeladenen aufgegeben worden, diese mit Folien abzudecken, damit es nicht auf Grund von Regenfällen zu Rutschungen kommen könne. Dem ist der Beigeladene nachgekommen. Da auch ansonsten keine Gründe dafür vom Antragsteller glaubhaft gemacht worden seien, habe auch der Antrag auf Baueinstellung keinen Erfolg.</p> <p><rd nr="9"/>Gegen diese Entscheidung des Verwaltungsgerichts richtet sich das Rechtsmittel des Antragstellers.</p> <p><strong>II.</strong></p> <p><rd nr="10"/>Die gemäß § 146 VwGO statthafte Beschwerde gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts vom 27.11.2018 – 5 L 1920/18 –, mit dem der Antrag des Antragstellers auf Anordnung der durch § 212a Abs. 1 BauGB entfallenen aufschiebenden Wirkung seines Widerspruchs gegen die dem Beigeladenen erteilte Baugenehmigung vom 18.7.2017 für die „Errichtung einer Garage mit vier Stellplätzen“ auf der Parzelle Nr. 642/58 in Flur 8 der Gemarkung S sowie auf Verpflichtung der Antragsgegnerin zur Einstellung der Bauarbeiten zurückgewiesen wurde, muss ohne Erfolg bleiben. Das Verwaltungsgericht hat diesen Anträgen auch unter Berücksichtigung des den Prüfungsumfang des Rechtsmittelgerichts begrenzenden Beschwervorbringens (§ 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO) zu Recht nicht entsprochen.</p> <p>A.</p> <p><rd nr="11"/>Mit dieser Maßgabe ist auch für das Rechtsmittelverfahren davon auszugehen, dass der Aussetzungsantrag des Antragstellers nicht begründet ist.</p> <p><rd nr="12"/>Die allgemein für derartige Nachbarrechtsbehelfsverfahren nach den §§ 80a Abs. 3, 80 Abs. 5 VwGO geltenden Maßstäbe hat das Verwaltungsgericht in der erstinstanzlichen Entscheidung zutreffend dargelegt. Danach setzt der Erfolg eines solchen Aussetzungsbegehrens über eine Feststellung der objektiven Rechtswidrigkeit, die keinen Grund darstellt, dem Nachbarinteresse an der Anordnung der aufschiebenden Wirkung den Vorrang einzuräumen, hinaus das (voraussichtliche) Vorliegen einer für den Erfolg jedes Nachbarrechtsbehelfs notwendigen Verletzung einer auch dem Schutz des jeweiligen Rechtsbehelfsführers dienenden Vorschrift des materiellen öffentlichen Rechts voraus (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO entspr.). Im Anwendungsbereich des vereinfachten Verfahrens nach § 64 LBO 2015 kann sich eine solche Rechtsverletzung durch die Genehmigungsentscheidung ferner nur aus der Nichtbeachtung materiell-rechtlicher Bestimmungen – generell nicht aus Verfahrensvorschriften – ergeben, die nach dem § 64 Abs. 2 LBO 2015 zum Prüfungs- und Entscheidungsprogramm der Genehmigungsbehörde gehören. Eine Anordnung der aufschiebenden Wirkung eines Nachbarrechtsbehelfs gegen eine Baugenehmigung kommt insoweit nur in Betracht, wenn die notwendig „überschlägige“ Kontrolle zumindest gewichtige Zweifel an der rechtlichen Unbedenklichkeit der Genehmigung gerade mit Blick auf die Position des konkreten Nachbarn ergibt.(vgl. dazu etwa OVG des Saarlandes, Beschluss vom 2.1.2018 – 2 B 820/17 –, SKZ 2018, 138, Leitsatz Nr. 30, ständige Rechtsprechung) Dass dies hier nicht der Fall ist, hat das Verwaltungsgericht zutreffend dargelegt. Das Vorbringen in der Beschwerdebegründung vom 21.12.2018 rechtfertigt keine abweichende Beurteilung. Dabei wird von der Zulässigkeit des erst etwa ein Jahr nach der Erteilung der Baugenehmigung erhobenen Widerspruchs des Antragstellers ausgegangen.</p> <p><rd nr="13"/>1. Im genannten Sinne gewichtige Zweifel an der nachbarrechtlichen Unbedenklichkeit des hier genehmigten Vorhabens ergeben sich zunächst nicht im Hinblick auf die Festsetzungen des Bebauungsplans „W...“ aus dem Jahre 1968 über die überbaubaren Grundstücksflächen. Der Antragsteller wendet insoweit ein, das Verwaltungsgericht sei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass diese nicht nachbarschützend seien. Sein Gebäude auf der Parzelle Nr. 640/56 (Nr. 25) sei bereits 1963 errichtet und damals bereits vorhanden gewesen, weswegen der Satzungsgeber seinerzeit durch die von der gemeinsamen Grenze abgerückte linke Baugrenze auf der Parzelle Nr. 642/58 einen Abstand zu seinem Gebäude habe gewahrt sehen wollen. Dieser Einschätzung kann nicht gefolgt werden.</p> <p><rd nr="14"/>Da die Festsetzungen auch hinsichtlich der seitlichen Baugrenze ausweislich des genehmigten Ergänzungsplans mit dem Garagengebäude selbst unschwer erkennbar eingehalten werden und die Zufahrt zu den Garagen im Bereich der Grenze zum Grundstück des Antragstellers weder ein Gebäude noch ein Gebäudeteil (der Garage) im Sinne des nach § 23 Abs. 3 BauNVO (1962) ist, würde sich hierbei die Frage stellen, ob auch eine mit „Rasengittersteinen“ teilbefestigte Zufahrt zu den Garagen überhaupt im Sinne der bewusst über den Wortlaut der Vorschrift hinausgehenden Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts als eine über § 23 Abs. 5 BauNVO – mangels Vorgaben im Bebauungsplan – nach Satz 2 durch Einzelfallentscheidung zulassungsbedürftige, sonstige selbständige und für sich nicht abstandsflächenrechtlich relevante „bauliche Anlage“ anzusehen ist.(vgl. hierzu grundlegend BVerwG, Urteile vom 7.6.2001 – 4 C 1.01 –, BRS 64 Nr. 79, BauR 2001, 1698, wonach § 23 BauNVO aus der Zielsetzung des § 9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB auszulegen ist, die Festsetzung von Baugrenzen die von der Gemeinde gewünschte "offene Bauweise" unterstreichen soll und dieses Ziel unterlaufen würde, wenn eine bauliche Anlage, welche bauplanerisch weder "Gebäude" noch "Nebenanlage" ist, als Hauptnutzung "vor der Baugrenze" ohne weiteres zulässig wäre; und vom 21.3.2013 – 4 C 14.11 –, BauR 2013, 1236, BRS 81 Nr. 101, zur Abgrenzung der Anwendungsbereiche der Sätze 1 und 2 des § 23 Abs. 5 BauNVO;) Schon das erscheint sehr fernliegend. Im Übrigen ist die Zufahrt Bestandteil der Genehmigung und wäre damit zugelassen.</p> <p><rd nr="15"/>Einer Beantwortung dieser Fragen bedarf es vorliegend nicht. Entgegen der Ansicht des Antragstellers ergeben sich keine durchgreifenden Anhaltspunkte dafür, dass die linksseitige Festsetzung der Baugrenze auf dem Baugrundstück konkret zugunsten des Grundstücks des Antragstellers vom Plangeber mit nachbarschützender Wirkung versehen worden ist. Der Antragsteller möchte dies daraus herleiten, dass er selbst sein Haus vor dem Erlass des Planes auf der rechten Nachbargrenze zum Baugrundstück hin errichtet hat. Dabei ist im Grundsatz davon auszugehen, dass Festsetzungen nach § 23 BauNVO über die überbaubaren Grundstücksflächen durch die Ausweisung von Baugrenzen und Baulinien ebenso wie Festsetzungen über das zugelassene Maß baulicher Nutzung in Bebauungsplänen (§§ 16 ff. BauNVO)(vgl. hierzu grundlegend BVerwG, Beschluss vom 23.6.1995 – 4 B 52.95 –, BRS 57 Nr. 209, wo die Übertragung des Gedankens der „Schicksalsgemeinschaft“ hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung auf diese anderen Festsetzungen ausdrücklich abgelehnt wurde) wegen eines insoweit regelmäßig nicht feststellbaren Austauschverhältnisses unter den Eigentümern der Grundstücke im Plangebiet und wegen ihrer regelmäßig allein städtebaulichen Zielrichtung nur ausnahmsweise nachbarschützend sind, wenn sich im konkreten Fall ein dahingehender Regelungswille der plangebenden Gemeinde, hier der Antragsgegnerin, feststellen lässt. Zwar trifft es zu, dass sich ein solcher Wille zur nachbarschützenden Ausgestaltung der jeweiligen Festsetzung im Einzelfall auch aus der Planzeichnung und aus den jeweiligen örtlichen Verhältnissen im Wege einer Interpretation ermitteln lassen kann.(vgl. dazu OVG des Saarlandes, Urteil vom 28.8.2018 – 2 A 158/18 –, IBR 2018, 706) Dafür spricht hier aber nichts. Aus dem bei den Bauakten befindlichen Auszug aus dem zeichnerischen Teil der Festsetzungen ergibt sich vielmehr, dass das als grenzständiger Bestand ausgewiesene Gebäude des Antragstellers auf der Parzelle Nr. 640/56 selbst nicht den Vorstellungen des Plangebers entsprach. Auch für dieses Grundstück ist dort eine entsprechend seitlich von der Grenze und zudem von der Straße (Baulinie) abgerückte Festsetzung („Baufenster“) dargestellt. Davon ausgehend ließe sich über ein nachbarliches Austauschverhältnis vom Konzept her im Ansatz nachdenken. Da das Haus des Antragstellers aber selbst in mehrfacher Hinsicht den Vorgaben des Plangebers nicht entspricht, würde im Ergebnis zumindest eine Berufungsmöglichkeit des Antragstellers auf die Baugrenzenfestsetzung bezüglich der Parzelle Nr. 642/58 ausscheiden. Spätestens von daher müsste dem Einwand nicht weiter nachgegangen werden. Das legt übrigens nahe, dass sich der Antragsteller, dessen Haus selbst die Festsetzungen nicht einhält, generell nicht mit Erfolg gegen ein entsprechendes „Heranrücken“ auf dem Nachbargrundstück zur Wehr setzen könnte.</p> <p><rd nr="16"/>2. Der Antragsteller macht im weiteren geltend, das Vorhaben möge „formal betrachtet“ in ein allgemeines Wohngebiet „passen“, wie es hier im Bebauungsplan „W...“, damals unter Rückgriff auf den § 4 BauNVO 1962, festgesetzt wurde. Wenn man dieser Feststellung folgt, schließt dies bereits die Annahme einer subjektiven Rechtverletzung des Antragstellers durch die wegen der „formalen“ Maßgeblichkeit allein des Inhalts der Baugenehmigung für die nachbarrechtliche Beurteilung in Anfechtungsstreit aus. Der weitere Vortrag des Antragstellers, an der erstinstanzlichen Entscheidung bestünden aus den von ihm erstinstanzlich vorgetragenen Gründen „erhebliche Zweifel“, rechtfertigt keine andere Beurteilung. Soweit es den hierbei angesprochenen Gesichtspunkt der Zulässigkeit des Vorhabens unter dem Aspekt der (festgesetzten) Art der baulichen Nutzung angeht, ist allein eine auf „Nachfassen“ des Antragstellers hin angeblich von einem Mitarbeiter des Standplanungsamts der Antragsgegnerin, auf dessen „ordnungsgemäße“ rein behördeninterne Beteiligung in dem Baugenehmigungsverfahren(vgl. – ohne dass es darauf hier ankäme – dazu die bei der UBA am 12.7.2017 eingegangene Antwort des Stadtamtes 61 – Stadtplanungsamt – („Stellungnahme zum Bauplanungsrecht“)) es übrigens für die Beurteilung der Außenrechtsbeziehung zwischen den privaten Beteiligten dieses Verfahrens beziehungsweise von Abwehransprüchen des Antragstellers gegen die Baugenehmigung vom 18.7.2017 nicht ankommt, gemachte Äußerung, dass eine „kommerzielle Nutzung oder Vermietung“ nicht zulässig sei, auch hier nicht maßgeblich. Ungeachtet der schon vom Verwaltungsgericht aufgeworfenen Frage, ob es sich dabei nach dem maßgeblichen Genehmigungsinhalt nicht ohnehin um eine genehmigungsabweichende Nutzung handeln würde, ist die über die entsprechenden Festsetzungen (§ 1 Abs. 3 BauNVO) die Baugebietsvorschriften für Wohngebiete in den §§ 3, 4 BauNVO (1962) ergänzende Vorschrift des § 12 Abs. 2 BauNVO (1962), wonach auch mit Wirkung für den sogenannten Gebietserhaltungsanspruch(vgl. dazu grundlegend BVerwG, Urteil vom 16.9.1993 – 4 C 28.91 –, BRS 55 Nr. 110, zu einer Nachbaranfechtungsklage gegen eine Baugenehmigung für 5 Garagen in einem reinen Wohngebiet) die Zulässigkeit von Garagen in diesen Gebieten auf den „durch die zugelassene Nutzung verursachten Bedarf“ beschränkt wird, nicht grundstücksbezogen, sondern in Anlehnung an die frühere Rechtsprechung zur Reichsgaragenordnung (RGaO)(vgl. die bis 1986 geltende Verordnung über Garagen und Einstellräume (Reichsgaragenordnung - RGaO -) vom 17.2.1939 (Reichsgesetzblatt I, Seite 219), in der erstmals die Stellplatzpflicht bei Neubauten geregelt worden war) stets gebietsbezogen zu interpretieren und ließe von daher in dem Rahmen auch eine Überlassung an Dritte zu.(vgl. dazu etwa OVG des Saarlandes, Beschluss vom 19.1.1998 – 2 V 13/97 –, Leitsatz in SKZ 1998, 248, wonach der „Bedarf“ insbesondere nicht notwendig durch die Anzahl der notwendigen Stellplätze begrenzt wird; vgl. OVG des Saarlandes, Beschluss vom 26.6.2017 – 2 A 151/17 –, BauR 2017, 1738, zu Stellplätzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Kindertagesstätte; dazu auch OVG Lüneburg, Beschluss vom 20.9.2017 – 1 ME 117/17 –, bei juris) Die räumliche Umgrenzung des im jeweiligen Fall für die Beurteilung maßgeblichen „Gebiets“ ist eine Frage des Einzelfalls.(vgl. dazu und zu den engen Grenzen einer gegebenenfalls sogar das „festgesetzte“ Gebiet räumlich übergreifenden Bedarfsdeckungsmöglichkeit Bitz/Schwarz u.a., Baurecht Saarland, 2. Auflage 2005, Kp. XI, Rn 137; OVG des Saarlandes, Urteile vom 27.9.1988 – 2 R 136/86 – und vom 30.8.1994 – 2 R 8/94 –, BRS 56 Nr. 121, sowie die Beschlüsse vom 12.4.1999 – 2 W 1/99 und 2 W 2/99 –, SKZ 1999, 282, Leitsatz Nr. 53; dazu auch OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.11.2017 – 2 S 20.17 –, bei juris, wonach Stellplatzanlagen in allgemeinen Wohngebieten die Gebietstypik nicht von vorneherein in Frage stellen, sondern im Gegenteil typischerweise gebietsverträglich sind, dies grundsätzlich auch für reine Stellplatz- oder Garagengrundstücke gilt, auf denen wenigstens ein Teil des innergebietlichen Bedarfs gedeckt wird, und hinsichtlich der Emissionen, die durch eine nach § 12 Abs. 2 BauNVO zugelassene Stellplatznutzung verursacht werden, für den Regelfall von einer Vermutung der Nachbarschaftsverträglichkeit auszugehen ist) Dass die Stellplätze in der streitigen Garage in diesem Sinne nicht „bedarfsorientiert“ sind beziehungsweise damit gebietsfremden Zwecken dienen sollen, macht der Antragsteller nicht geltend. Die von ihm aufgeworfene Frage eines bei Überschreitung der notwendigen Stellplätze (§ 47 Abs. 1 LBO 2015) zu führenden konkreten „Bedarfsnachweises“(so der Antragsteller unter Verweis auf Fickert/Fieseler, BauNVO, 13. Auflage 2019, § 12 Rn 6) rechtfertigt ebenfalls nicht die Annahme einer Nachbarrechtsverletzung. Abgesehen davon, dass der Antragsteller mit dem Bauantrag bereits unter dem 15.2.2017 eine (nur) auf den Bedarf des Grundstücks seines Vaters bezogene Stellplatzberechnung vorgelegt hat, die bereits insoweit einen Fehlbedarf von 4,5 Stellplätzen ausweist, können diese Fragen vorliegend keiner abschließenden Klärung zugeführt werden. Sie wären also gegebenenfalls im Hauptsacheverfahren einer näheren Betrachtung zuzuführen, wobei allerdings gegenwärtig nichts für eine im oben genannten Verständnis „bedarfsüberschreitende“, und damit bereits einen Gebietserhaltungsanspruch des Antragstellers auslösende Anlage spricht.(vgl. dazu allgemein Bitz/Schwarz u.a., Baurecht Saarland, 2. Auflage 2005, Kp. XI, Rn 135 und 136) Die vom Antragsteller zitierte Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahre 1995(vgl. BVerwG, Beschluss vom 19.9.1995 – 4 NB 24.94 –, BRS 57 Nr. 78) betraf die einer am Maßstab des § 12 Abs. 2 BauNVO in dem dort betrachteten Wohngebiet nicht bedarfsgerechten Tiefgarage mit 380 Stellplätzen zugerechnete Zufahrt, die aus Sicht des Gerichts dort entsprechend zu beurteilen war. Darum geht es hier aber nicht, da – wie erwähnt – hier alles dafür spricht, dass es sich in dem vorliegenden Fall um die Zufahrt zu einer in dem konkreten Allgemeinen Wohngebiet zulässige Garage mit vier Stellplätzen handelt.</p> <p><rd nr="17"/>3. Soweit der Kläger ferner unter Rücksichtnahmegesichtspunkten (§ 15 BauNVO) für ihn unzumutbare und damit nicht hinnehmbare Störungen infolge der Benutzung der Garagenzufahrt für den Zu- und Abgangsverkehr beziehungsweise die mit seinerseits erwarteten „16 Fahrvorgängen“ am Tag verbundenen Immissionen geltend macht, spricht ebenfalls nichts durchgreifend für das Vorliegen eines Nachbarrechtsverstoßes durch das genehmigte Bauvorhaben. Nach der ständigen Rechtsprechung des Senats ist sind – ganz allgemein – durch die Nutzung von Stellplätzen und Garagen hervorgerufene Immissionen auch in ruhigen Wohngebieten von den Bewohnern zu tolerieren und begründen – vorbehaltlich, hier nicht ersichtlicher, besonderer Verhältnisse im Einzelfall, wie sie in der vom Antragsteller zitierten Entscheidung des OVG Koblenz(vgl. OVG Koblenz, Urteil vom 27.6.2002 – 1 A 11669/99 –, BauR 2003, 368, BRS 65 Nr. 143, unter Verweis auf die Maßgeblichkeit der konkreten Umstände des jeweiligen Einzelfalls) bezogen auf den dortigen Fall angenommen wurden – keine nachbarlichen Abwehransprüche.(vgl. dazu beispielsweise OVG des Saarlandes, Beschlüsse vom 26.6.2017 – 2 A 151/17 –, BauR 2017, 1738, m.w.N., zu mehreren Stellplätzen für eine Kindertagesstätte, und vom 28.1.2016 – 2 B 236/15 –, juris, zu einer im Wege einer Befreiung von einer Grünflächenfestsetzung zugelassenen Herstellung einer 3,80 m breiten, etwa 100 m bis 120 m langen gepflasterten Zufahrt zu zwei Wohngebäuden unmittelbar entlang der Nachbargrenzen; speziell für die im Rahmen des baurechtlichen Nachbarstreits unter dem Aspekt des Rücksichtnahmegebots vorzunehmende Interessenbewertung beispielsweise OVG des Saarlandes, Beschlüsse vom 4.7.2016 – 2 A 161/16 –, SKZ 2017, 68, Leitsatz Nr. 28, vom 4.12.2008 – 2 A 228/08 –, LKRZ 2009, 142, vom 30.3.2012 – 2 A 317/11 –, SKZ 2012, 171, Leitsatz Nr. 22, und vom 24.5.2012 – 2 A 395/11 –, SKZ 2012, 173, Leitsatz Nr. 25; weitere Nachweise bei Bitz/Schwarz u.a., Baurecht Saarland, 2. Auflage 2005, Kap. XI, Rn 110 ff.) In Fällen, in denen ausschließlich Wohnzwecken dienende Gebäude Genehmigungsgegenstand sind, sind die Beeinträchtigungen aufgrund des dabei zu erwartenden Zu- und Abgangsverkehrs von Nachbarn auch in reinen Wohngebieten grundsätzlich hinzunehmen, weil die durch die Benutzung in diesen Fällen verursachten Beeinträchtigungen auch in Wohngebieten zu den von der Nachbarschaft in aller Regel nicht abwehrbaren „Alltagserscheinungen“ gehören.(vgl. dazu OVG des Saarlandes, Beschluss vom 30.8.2016 – 2 B 224/16 –, SKZ 2017, 69, Leitsatz Nr. 31) Bei der Bedarfsdeckung im Sinne des § 12 Abs. 2 BauNVO dienenden Stellplätzen ist daher im Regelfall auch von einer Nachbarverträglichkeit der durch die Stellplatznutzung verursachten Immissionen auszugehen.(vgl. auch dazu OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.11.2017 – 2 S 20.17 –, bei juris, wonach das sowohl für die mit der Stellplatznutzung üblicherweise einhergehende Lärmbelästigung als auch für etwaige Abgas- und Lichtemissionen gilt, die nach der Wertung des Gesetzgebers als sozialadäquat hinzunehmen sind) Das gilt hier insbesondere deswegen, weil die angefochtene Baugenehmigung nur eine von ihrem Umfang her „überschaubare“ Anzahl von vier Stellplätzen an einer Stelle zulässt. Es geht hier entgegen der Ansicht des Antragstellers nicht um eine „Massierung“ von Stellplätzen und erst Recht nicht um eine solche in einem rückwärtigen „Gartenbereich“.</p> <p><rd nr="18"/>Von daher wird der Rechtsbehelf des Antragstellers gegen die Baugenehmigung vom 18.7.2017 in der Hauptsache nach gegenwärtigem Stand aller Voraussicht nach ohne Erfolg bleiben. Die Anordnung der aufschiebenden Wirkung ist daher nicht veranlasst.</p> <p>B.</p> <p><rd nr="19"/>Da der Beschwerdevortrag sich nicht mit möglicherweise ein bauaufsichtliches Einschreiten gebietenden Nachbarrechtsverstößen außerhalb des Prüfungsprogramms des vereinfachten Genehmigungsverfahrens (§ 64 Abs. 2 Satz 1 LBO 2015) beziehungsweise mit den – insoweit ebenfalls überzeugenden – Ausführungen zum Nichtbestehen eines Einschreitensanspruchs des Antragstellers auf der Grundlage des § 81 LBO 2015 (Baueinstellung) unter dem Aspekt von erstinstanzlich noch bezogen auf das eigene Anwesen geltend gemachten Standsicherheitsbedenken (§ 13 Abs. 1 Sätze 2 und 3 LBO 2015) befasst, kann und muss hierauf schon nach Maßgabe des § 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO durch den Senat nicht weiter eingegangen werden.</p> <p><rd nr="20"/>Daher war die Beschwerde insgesamt zurückzuweisen.</p> <p><strong>III.</strong></p> <p><rd nr="21"/>Der seitens des Antragstellers zweitinstanzlich gestellte Antrag auf Erlass einer vorläufigen Baueinstellung für die Dauer des Beschwerdeverfahrens im Wege einer Zwischenentscheidung auf der Grundlage des Art. 19 Abs. 4 GG ist durch den Abschluss des Rechtsmittelverfahrens erledigt.</p> <p><strong>IV.</strong></p> <p><rd nr="22"/>Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 154 Abs. 2, 162 Abs. 3 VwGO.</p> <p><rd nr="23"/>Die Streitwertfestsetzung findet ihre Grundlage in den §§ 63 Abs. 2, 53 Abs. 2 Nr. 2, 52 Abs. 1, 47 GKG.</p> <p><rd nr="24"/>Der Beschluss ist nicht anfechtbar.</p>
161,452
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1 B 916/18
2019-01-04T00:00:00
2019-01-16T07:00:08
2019-02-12T13:44:08
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0104.1B916.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens einschlie&#223;lich der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beigeladenen.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren und&#8211; unter entsprechender Ab&#228;nderung der Streitwertfestsetzung des Verwaltungsgerichts &#8211; auch f&#252;r das Verfahren erster Instanz wird jeweils auf 2.500 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragsgegnerin ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die fristgerecht dargelegten Beschwerdegr&#252;nde (vgl. &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 i.&#160;V.&#160;m. Satz 1 und 3 VwGO) geben keine Veranlassung, dem Rechtsmittel stattzugeben, n&#228;mlich die Entscheidung des Verwaltungsgerichts mit dem Tenor</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#8222;Es wird bis zur Entscheidung in der Hauptsache festgestellt, dass die Ehefrau des Antragstellers ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Angeh&#246;rige des Antragstellers nach Ma&#223;gabe des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Bundesbeihilfeverordnung ist&#8220;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">dahin abzu&#228;ndern, dass der entsprechende Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes abgelehnt wird.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin stellt mit ihrem Beschwerdevorbringen nicht in Frage, dass der streitgegenst&#228;ndliche Antrag statthaft sowie im &#220;brigen zul&#228;ssig ist und dass f&#252;r die vom Antragsteller begehrte einstweilige Anordnung ein Anordnungsgrund besteht. Sie tritt vielmehr allein der in dem angegriffenen Beschluss vertretenen Auffassung entgegen, dass f&#252;r das Sachbegehren auch ein Anordnungsanspruch bestehe, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Erfolg in der Hauptsache auszugehen sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Anordnungsanspruch wie folgt begr&#252;ndet: Auf den Antragsteller als Soldaten der Bundeswehr f&#228;nden &#167; 80 BBG und die Bundesbeihilfeverordnung (BBhV) entsprechende Anwendung. Seine Ehegattin, die Beamtin im Dienst des Beigeladenen ist, z&#228;hle grunds&#228;tzlich &#8211; d.&#160;h. vorbehaltlich der hier nicht streitgegenst&#228;ndlichen Einkommensgrenze &#8211; zu den nach &#167; 4 Abs. 1 BBhV ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Personen. Auch &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BhV schlie&#223;e die Ber&#252;cksichtigungsf&#228;higkeit nicht aus, weil dessen Voraussetzungen nicht vorl&#228;gen. Die Ehefrau des Antragstellers sei w&#228;hrend ihrer Elternzeit nicht Beihilfeberechtigte aus einem Dienstverh&#228;ltnis. Der Begriff der &#8222;Beihilfeberechtigung aus einem Dienstverh&#228;ltnis&#8220; sei in der Bundesbeihilfeverordnung nicht definiert. Zwar m&#246;ge der Bundesgesetz- bzw. &#8209;verordnungsgeber vor dem Hintergrund der Rechtslage im Recht der Bundesbeamten (Fortbestand der Beihilfeberechtigung w&#228;hrend der Elternzeit) davon ausgegangen sein, dass eine von der Beihilfeberechtigung des Ehegatten abgeleitete Beihilfeberechtigung gegen&#252;ber einer eigenen Beihilfeberechtigung subsidi&#228;r sei. Ma&#223;geblich f&#252;r die Beantwortung der Frage, ob eine Beihilfeberechtigung aus einem Dienstverh&#228;ltnis (auch f&#252;r den Fall der Inanspruchnahme von Elternzeit) bestehe, sei unter Beachtung der betreffenden Zust&#228;ndigkeiten und Kompetenzen jedoch die Regelung in dem Recht, das f&#252;r den zu betrachtenden Ehegatten im konkreten Fall gelte. Das sei hier das Beamten-/Beihilferecht des Landes Nordrhein-Westfalen. Der dortige Landesgesetz- und &#8209;verordnungsgeber habe die Beihilfeberechtigung f&#252;r den Fall der Elternzeit anders als im Bund geregelt. Aus dem dort gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 Satz 3 i.&#160;V.&#160;m. &#167; 64 Abs. 5 Satz 1 LBG NRW gew&#228;hrten &#8222;Anspruch auf Leistungen der Krankenf&#252;rsorge in entsprechender Anwendung der Beihilferegelungen&#8220; folge nicht die &#8222;Beihilfeberechtigung aus einem Dienstverh&#228;ltnis&#8220; im Sinne des &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV. Eine solche sei vielmehr nach dem eindeutigen Wortlaut ausgeschlossen worden. In die gleiche Richtung weise zudem &#167; 64 Abs. 5 Satz 2 LBG NRW, wonach ein Anspruch auf Leistungen der Krankenf&#252;rsorge (im Sinne des Satzes 1) nicht bestehe, wenn die Beamtin ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Angeh&#246;rige eines Beihilfeberechtigten werde. Damit solle prim&#228;r der abgeleitete Beihilfeanspruch greifen. Das verdeutliche die dortige Formulierung (&#8222;wird&#8220;). Sie deute darauf hin, dass f&#252;r den Zeitraum der Elternzeit ein Beamter sein bisheriges Sicherungssystem durchaus verlassen und ber&#252;cksichtigungsf&#228;higer Angeh&#246;riger eines anderen Sicherungssystems werden k&#246;nne. Gemessen hieran ergebe sich auch unter Ber&#252;cksichtigung der von der Antragsgegnerin in Bezug genommenen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts f&#252;r die Konkurrenz der hier in Rede stehenden Beihilfetr&#228;ger kein &#252;berzeugendes anderes Ergebnis. Die weiter angef&#252;hrte Einsch&#228;tzung der Bund-L&#228;nder-Kommission habe rechtlich keine Relevanz.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem setzt die Beschwerdebegr&#252;ndung keine Argumente von Gewicht entgegen, welche die Einsch&#228;tzung, ein Erfolg des Antragstellers sei auch im Hauptsacheverfahren sehr wahrscheinlich, ernstlich in Frage stellen. Die Darlegungen sind zum gro&#223;en Teil bereits nicht zielf&#252;hrend, weil die Antragsgegnerin die tragenden Gr&#252;nde der angefochtenen Entscheidung anscheinend missverstanden hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entgegen den Ausf&#252;hrungen auf Seite 2 oben der Beschwerdebegr&#252;ndung hat das Verwaltungsgericht <span style="text-decoration:underline">nicht</span> die Auffassung vertreten, der &#8222;Beihilfeanspruch&#8220; (genauer: der Anspruch auf Krankenf&#252;rsorge entsprechend den Beihilferegelungen) gegen&#252;ber dem Land Nordrhein-Westfalen (das Verwaltungsgericht hatte irrt&#252;mlich das Land als Dienstherrn der Ehegattin des Antragstellers angesehen) bzw. &#8211; richtig &#8211; gegen&#252;ber dem Beigeladenen folge w&#228;hrend der Elternzeit &#8222;nicht aus einem Dienstverh&#228;ltnis&#8220;. Der Antragsgegnerin ist darin zuzustimmen, dass das Dienstverh&#228;ltnis der Ehegattin des Antragstellers als Beamtin auch w&#228;hrend der Elternzeit fortbesteht, diese Rechtsbeziehung namentlich nicht unterbrochen oder aufgehoben worden ist. Etwas anderes hat aber auch das Verwaltungsgericht bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung seiner Ausf&#252;hrungen nicht angenommen. Es hat gepr&#252;ft, ob die tatbestandliche Voraussetzung &#8222;Beihilfeberechtigung aus einem Dienstverh&#228;ltnis&#8220; insgesamt vorliegt, und dies im Ergebnis verneint. Problematisch ist in diesem Zusammenhang vor allem, ob das Merkmal der Beihilfeberechtigung erf&#252;llt ist. An dieses Merkmal kn&#252;pft die Argumentation des Verwaltungsgerichts (ab Seite 6 Mitte bis Seite 7, vorletzter Absatz, des amtl. Abdrucks) der Sache nach jedenfalls mit an. Zu dessen Auslegung verh&#228;lt sich die Beschwerdebegr&#252;ndung aber &#8211; wenn &#252;berhaupt &#8211; allenfalls am Rande.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber, ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen die Beihilfeberechtigung besteht, d.&#160;h. ein Beamter beihilfeberechtigt ist, hat grunds&#228;tzlich der jeweilige Dienstherr bzw. der f&#252;r diesen zust&#228;ndige Gesetz- und/oder Verordnungsgeber zu entscheiden. F&#252;r die Frage einer (nicht abgeleiteten) Beihilfeberechtigung der Ehegattin des Antragstellers kommt es deswegen &#8211; insoweit unstreitig &#8211; auf die einschl&#228;gigen Regelungen im Beamten-/Beihilferecht des Landes Nordrhein-Westfalen an.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 75 Abs. 1 Nr. 1 LBG NRW sind &#8222;beihilfeberechtigt&#8220; Beamtinnen und Beamte mit Anspruch auf Besoldung. Dem entspricht die Regelung in &#167; 1 BVO NRW. Dort ist in Absatz 1 Nr. 1 bestimmt, dass (u.&#160;a.) Beamte Beihilfe erhalten, solange sie Dienstbez&#252;ge (&#8230;) erhalten. Den Dienstbez&#252;gen sind in der Vorschrift bestimmte andere Bez&#252;gearten gleichgestellt, die vorliegend keine Bedeutung haben. Nach Ma&#223;gabe der vorstehenden Bestimmungen besteht w&#228;hrend der Elternzeit eine Beihilfeberechtigung der Ehegattin des Antragstellers nicht, weil Beamte w&#228;hrend dieser Zeit keine Besoldung erhalten (&#167; 9 FrUrlV NRW). Stattdessen wird &#8211; als staatliche soziale Leistung &#8211; ein Elterngeld gezahlt (vgl. n&#228;her &#167;&#167; 1 ff. BEEG).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#167; 74 Abs. 2 Satz 3 i.&#160;V.&#160;m. &#167; 64 Abs. 5 Satz 1 LBG NRW bestimmt (vorbehaltlich der Ausschluss-/Subsidiarit&#228;tsklausel in Satz 2 der letztgenannten Norm) f&#252;r die dem Beamtenrecht des Landes Nordrhein-Westfalen unterfallenden Beamtinnen/Beamten f&#252;r die Dauer der Elternzeit einen &#8222;Anspruch auf Leistungen der Krankenf&#252;rsorge in entsprechender Anwendung der Beihilferegelungen f&#252;r Beamtinnen und Beamte mit Besoldung&#8220;. Diese nur wegen der Anspruchsinhalte und auch insoweit nur entsprechend an die im Beihilferecht f&#252;r Beamte mit Besoldung vorgesehenen Anspr&#252;che ankn&#252;pfende, eigenst&#228;ndige Regelung der Krankenf&#252;rsorge des Dienstherrn enth&#228;lt ausgehend von Wortlaut und Gesetzessystematik (mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit) keine modifizierende oder erg&#228;nzende Regelung in Bezug auf die allgemeinen Kriterien f&#252;r die Beihilfeberechtigung im Sinne der &#167; 75 LBG NRW, &#167; 1 BVO NRW. Dass hier vielmehr (u. a.) f&#252;r den Zeitraum der Elternzeit eine besondere Regelungstechnik verwandt wurde, zeigt ein Vergleich mit der insoweit einschl&#228;gigen Regelung im Beihilferecht des Bundes. &#167; 2 Abs. 2 Satz 2 BBhV bezieht die Fallgruppe, dass Bez&#252;ge wegen Elternzeit nicht gezahlt werden, ausdr&#252;cklich in die in &#167; 2 BBhV getroffene Regelung der beihilfeberechtigten Personen und der Voraussetzungen f&#252;r die Beihilfeberechtigung ein. Solches h&#228;tte auch im Beihilferecht des Landes Nordrhein-Westfalen in vergleichbarer Weise erfolgen k&#246;nnen, ist dort aber &#8211; aus der objektiven Fassung des Gesetzes erkennbar &#8211; offenbar bewusst nicht geschehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund kommt es hier wesentlich auf die Auslegung des Begriffs &#8222;Beihilfeberechtigung&#8220; in &#167; 5 Abs. 1 BBhV an. W&#228;re dieser Begriff dort in &#220;bereinstimmung mit seiner sonstigen Verwendung (bzw. der Verwendung des Begriffs &#8222;beihilfeberechtigt&#8220;) in der Bundesbeihilfeverordnung w&#246;rtlich zu nehmen, so w&#252;rde es im Fall der Ehegattin der Antragstellerin f&#252;r die Dauer der Elternzeit am Vorliegen des Merkmals der Beihilfeberechtigung aus einem Dienstverh&#228;ltnis fehlen. Sollte es dagegen die Absicht des Verordnungsgebers des Bundes gewesen sein, im Rahmen des &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV die Ber&#252;cksichtigungsf&#228;higkeit von (u. a.) Ehegatten nach &#167; 4 BBhV &#252;ber den Wortlaut hinaus auch in F&#228;llen auszuschlie&#223;en, in denen ein (anderer) Dienstherr seinen Beamten &#8211; hier: f&#252;r die Dauer der Elternzeit &#8211; zwar nicht die Rechtsstellung von Beihilfeberechtigten einr&#228;umt bzw. bel&#228;sst, sie aber durch Gew&#228;hrung eines inhaltlich entsprechenden Anspruchs auf Krankenf&#252;rsorge in der Sache wie Beihilfeberechtigte behandelt, so w&#252;rde es voraussichtlich daran fehlen, dass diese Absicht in der objektiven Fassung der ma&#223;geblichen Rechtsgrundlage hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht wurde. Dass in diesem Zusammenhang durchaus auch andere, n&#228;mlich offenere Formulierungen m&#246;glich gewesen w&#228;ren, zeigt beispielhaft der die Versicherungsfreiheit in der gesetzlichen Krankenversicherung (u.&#160;a.) f&#252;r Beamte regelnde &#167;&#160;6 Abs. 1 Nr. 2 SGB&#160;V, der daran ankn&#252;pft, ob diese &#8222;<span style="text-decoration:underline">nach beamtenrechtlichen Vorschriften oder Grunds&#228;tzen</span> bei Krankheit <span style="text-decoration:underline">Anspruch auf</span> Fortzahlung der Bez&#252;ge und auf <span style="text-decoration:underline">Beihilfe oder Heilf&#252;rsorge</span> haben&#8220; (Hervorhebungen nur hier). Ob &#167; 5 Abs. 1 BBhV in eine entsprechende Richtung erweiternd ausgelegt werden kann, ist zweifelhaft. Aus Gr&#252;nden der F&#252;rsorgepflicht ist dies jedenfalls nicht geboten, da es hier (nur) um eine Konkurrenzregelung f&#252;r den Fall des Bestehens mehrerer im Grundsatz gleichwertiger Anspr&#252;che geht. Eine vertiefte Auseinandersetzung des Gerichts mit all diesen zum Teil schwierigen Fragen ist im Rahmen dieses Beschwerdeverfahrens des einstweiligen Rechtsschutzes nicht veranlasst, zumal die Beschwerdebegr&#252;ndung darauf nicht eingeht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt, kann sich die Antragsgegnerin ebenfalls nicht mit Erfolg auf die fehlende Einschl&#228;gigkeit des &#167; 64 Abs. 5 Satz 2 (i.&#160;V.&#160;m. &#167; 74 Abs. 2 Satz 3) LBG NRW berufen. W&#228;re n&#228;mlich der f&#252;r das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Hauptbeteiligten dieses Verfahrens im Ausgangspunkt ma&#223;gebliche &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV dahin auszulegen, dass die Ber&#252;cksichtigungsf&#228;higkeit der Ehegattin des Antragstellers als Angeh&#246;rige nicht wegen eines ggf. bestehenden Anspruchs aus &#167; 64 Abs. 5 Satz 1 LBG NRW ausgeschlossen ist, weil dessen Einr&#228;umung die Bestimmungen &#252;ber die Rechtsstellung der Ehegattin als Beihilfeberechtigte nicht ber&#252;hrt, w&#228;ren damit die Voraussetzungen des &#167; 64 Abs. 5 Satz 2 LBG NRW erf&#252;llt. Die Ehegattin w&#228;re dann n&#228;mlich infolge des Wegfalls ihres Besoldungsanspruchs und des damit verbundenen Wegfalls ihrer Beihilfeberechtigung f&#252;r die Dauer der Elternzeit ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Angeh&#246;rige des Antragstellers als eines Beihilfeberechtigten des Bundes geworden. Dass nach dem Wortlaut und der Systematik der S&#228;tze 1 und 2 des &#167; 64 Abs. 5 LBG NRW der abgeleitete Beihilfeanspruch des Angeh&#246;rigen eines Beihilfeberechtigten, so er denn besteht, den Vorrang vor dessen eigenem Anspruch auf Krankenf&#252;rsorge gem&#228;&#223; dem Satz 1 haben soll, ist nach der objektiven Fassung der Vorschrift (&#8222;Dies gilt nicht, wenn &#8230;&#8220;) offensichtlich.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Soweit das Bundessozialgericht in seiner in dem angegriffenen Beschluss zitierten Rechtsprechung</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">BSG, Urteil vom 18. M&#228;rz 1999 &#8211; B 12 KR 13/98 R &#8211;, juris, Rn. 12 ff., 17</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">dem f&#252;r die Gew&#228;hrung von Beihilfeanspr&#252;chen bzw. entsprechenden Anspr&#252;chen zust&#228;ndigen Dienstherrn/Vorschriftengeber (sinngem&#228;&#223;) rechtliche Grenzen gezogen hat, eine Subsidiarit&#228;t solcher Anspr&#252;che gegen&#252;ber Anspr&#252;chen aus der gesetzlichen Krankenversicherung (beitragsfreien Familienversicherung) mit Wirkung f&#252;r den Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung zu bestimmen, hat es dies aus dem System des SGB V heraus begr&#252;ndet. R&#252;ckschl&#252;sse f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen verschiedenen Tr&#228;gern der Beamtenbeihilfe k&#246;nnen daraus &#8211; erst recht f&#252;r ein Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes &#8211; jedenfalls nicht unmittelbar gezogen werden; die Beschwerdebegr&#252;ndung verh&#228;lt sich dazu auch nicht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar mag der nordrhein-westf&#228;lische Gesetz- und Verordnungsgeber mit der hier vorliegenden (nicht kompetenzwidrigen) Ausgestaltung seines Landesrechts das in der Beschwerdebegr&#252;ndung der Antragsgegnerin wohl zutreffend benannte Ziel der Regelung des &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV, den Dienstherrn nicht mit der Pflicht zur Gew&#228;hrung einer Beihilfe f&#252;r einen grunds&#228;tzlich ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Angeh&#246;rigen zu belasten, wenn f&#252;r diesen Angeh&#246;rigen (aus eigenem Recht) beihilferechtlich ohnehin gesorgt ist, in gewisser Weise unterlaufen haben. Das ist wohl durch eine mangelnde inhaltliche Kongruenz der jeweils einschl&#228;gigen Vorschriften bedingt (vgl. auch Seite 7 Mitte des amtl. Abdrucks der erstinstanzlichen Entscheidung). Eine derartige erst durch das Verhalten eines einzelnen Landesgesetzgebers (mit) herbeigef&#252;hrte &#8222;missliche&#8220; Situation kann aber schwerlich f&#252;r die Auslegung der korrespondierenden Norm des Bundesrechts, hier des &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV, entscheidend sein. Das gilt grunds&#228;tzlich auch dann, wenn die bundesrechtliche Norm (wie hier) enger gefasst ist, als ihr Regelungszweck es wohl erfordert h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wie die Rechtslage nach Er&#246;rterung mit dem Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen und Beratung innerhalb der Bund-L&#228;nder-Kommission f&#252;r das Beihilferecht (inzwischen) beurteilt wird, ist f&#252;r das vorliegende gerichtliche Verfahren nicht ma&#223;geblich. Die in dem von der Antragsgegnerin in Bezug genommenen Schrift- bzw. E-Mail-Verkehr &#8211; offenbar gest&#252;tzt auf &#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BBhV &#8211; vertretene ministerielle Auffassung, es sei &#8222;eindeutig&#8220;, dass der eigene Anspruch nach NRW-Recht bestehen bleibe, ist aus sich heraus nicht nachvollziehbar, setzt sich insbesondere nicht erkennbar mit der Frage der gebotenen Auslegung der o.&#160;g. bundesrechtlichen Norm in Bezug auf die tatbestandliche Voraussetzung der Beihilfeberechtigung auseinander.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es trifft schlie&#223;lich auch wohl nicht zu, dass das Land Nordrhein-Westfalen inzwischen (durchg&#228;ngig) bereit w&#228;re, einer Landesbeamtin in F&#228;llen der Konkurrenz mit einem abgeleiteten Anspruch aus der Ehe mit einem Bundesbeamten oder Soldaten vorrangig den eigenen Anspruch auf Gew&#228;hrung von Leistungen der Krankenf&#252;rsorge in entsprechender Anwendung der Beihilferegelungen zu gew&#228;hren. So hat das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch die Bezirksregierung E.&#160;, in einem diesbez&#252;glichen, erstinstanzlich zu seinen Ungunsten ausgegangenen Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes erst k&#252;rzlich Beschwerde beim hiesigen Oberverwaltungsgericht eingelegt (1 B 1752/18 = 10 L 2739/18 VG D&#252;sseldorf).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 2, 162 Abs. 3 VwGO. Sie ber&#252;cksichtigt dass sich der Beigeladene dadurch, dass er beantragt hat, die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen, auch einem eigenen Kostenrisiko ausgesetzt hat (vgl. &#167; 154 Abs. 3 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung folgt aus &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 1 und 2, 47 Abs. 1 Satz 1 GKG. Das Verwaltungsgericht ist im Ausgangspunkt zutreffend vom Auffangwert gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG ausgegangen, weil der Sach- und Streitstand keine gen&#252;genden Anhaltspunkte bietet, den Streitwert davon abweichend zu bestimmen. Der sich grunds&#228;tzlich auf ein Hauptsacheverfahren beziehende Auffangwert von 5.000 Euro ist f&#252;r das vorliegende Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes allerdings zu halbieren.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17. Januar 2012&#8211; 1 E 52/12 &#8211;, juris, Rn. 8 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das gilt nach der Rechtsprechung des Senats &#8211; siehe die oben angef&#252;hrte Entscheidung &#8211; regelm&#228;&#223;ig auch dann, wenn die Hauptsache (ggf. f&#252;r einen bestimmten Zeitraum) <span style="text-decoration:underline">vorl&#228;ufig</span> vorweggenommen wird. Dass das vorliegende Verfahren &#8211; wie das Verwaltungsgericht meint &#8211; nach seinem Gegenstand auf eine <span style="text-decoration:underline">endg&#252;ltige</span>, d.&#160;h. auch bei einem Unterliegen des Antragstellers im Hauptsacheverfahren nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machende Vorwegnahme der Hauptsache gerichtet w&#228;re, l&#228;sst sich nicht hinreichend nachvollziehen. Verfahrensgegenstand ist hier &#8211; wie im Fall der vom Senat unter dem Aktenzeichen 1 E 52/12 entschiedenen Streitwertbeschwerde &#8211; die vorl&#228;ufige (n&#228;mlich nur bis zur Entscheidung in der Hauptsache reichende) Feststellung der grunds&#228;tzlichen Verpflichtung des Dienstherrn gewesen, einen bestimmten Angeh&#246;rigen eines Beamten oder Soldaten beihilferechtlich als ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Person zu behandeln. Eine entsprechende gerichtliche Feststellung schlie&#223;t eine Korrektur nach dem Ergehen der Hauptsacheentscheidung nicht aus, etwa auf der Grundlage, dass bis dahin &#8211; der Vorl&#228;ufigkeit der getroffenen Regelung entsprechend &#8211; die Gew&#228;hrung/Zahlung von Beihilfe nur unter Vorbehalt erfolgt. Der vom Verwaltungsgericht angesprochenen Anwendung des &#167; 49 Abs. 3 VwVfG bedarf es in diesem Falle nicht. Die &#196;nderung der erstinstanzlichen Streitwertfestsetzung ist in Anwendung des &#167; 63 Abs. 3 GKG erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist hinsichtlich der Streitwertfestsetzung nach den &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 GKG und im &#220;brigen gem&#228;&#223; &#167; 152 Abs. 1 VwGO unanfechtbar.</p>
180,261
olgham-2019-01-03-4-rbs-37718
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4 RBs 377/18
2019-01-03T00:00:00
2019-02-07T14:18:49
2019-02-12T13:33:30
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2019:0103.4RBS377.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde wird verworfen.Die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Betroffene (&#167; 473 Abs.&#160;1 StPO in Verbindung mit &#167;&#160;46 Abs. 1 OWiG).</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Generalstaatsanwaltschaft Hamm hat in ihrer Antragsschrift vom 29.11.2018 Folgendes ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#8222;Da das Amtsgericht Siegen den Betroffenen zu einer Geldbu&#223;e von nicht mehr als 100,00 Euro verurteilt hat, ist die Rechtsbeschwerde gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Nr. 1 OWiG wegen der Anwendung von Rechtsnormen &#252;ber das Verfahren nicht, wegen der Anwendung von materiellen Rechtsnormen nur zur Fortbildung des Rechts oder wegen der Versagung rechtlichen Geh&#246;rs zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Zulassungsgr&#252;nde liegen allesamt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die auf die allgemeine Sachr&#252;ge hin vorzunehmende materiell-rechtliche &#220;berpr&#252;fung des angefochtenen Urteils f&#252;hrt nicht zur Aufdeckung einer entscheidungserheblichen, kl&#228;rungsbed&#252;rftigen und abstraktionsf&#228;higen Rechtsfrage, so dass die Zulassung der Rechtsbeschwerde zur Fortbildung des Rechts nicht geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Soweit die Rechtsbeschwerde unter Hinweis auf den Beschluss des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes vom 27.04.2018 (Lv 1/18) geltend macht, dass der Betroffene in seinem Recht auf ein faires Verfahren verletzt sei, wenn ihm die Rohmessdaten nicht zur Verf&#252;gung gestellt werden, gebietet dies die Zulassung der Rechtsbeschwerde nicht. Ein - unterstellter - Versto&#223; gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens vermag die Zulassung der Rechtsbeschwerde nicht zu begr&#252;nden, da es sich um keinen in &#167; 80 Abs. 1 OWiG aufgef&#252;hrten Zulassungsgrund handelt. Ferner ist es auch in der Sache obergerichtlich hinreichend gekl&#228;rt, dass Gesuche, die auf die Einsichtnahme in die Rohmessdaten der Messung abzielen, gegen&#252;ber der Verwaltungsbeh&#246;rde zu verfolgen sind. Kommt die Verwaltungsbeh&#246;rde dem nicht nach, hat der Betroffene sein Begehren im Wege des &#167; 62 OWiG weiterzuverfolgen (zu vgl. OLG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 06.07.2018 &#8211; IV- 2 RBs 133/18), was die Rechtsbeschwerde nicht vorgetragen hat. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes hier nicht einschl&#228;gig (zu vgl. OLG D&#252;sseldorf, aaO.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit die Rechtsbeschwerde eine Versagung rechtlichen Geh&#246;rs geltend macht und damit begr&#252;ndet, das Amtsgericht habe einen Antrag auf Hinzuziehung einer Kopie der Messdatei einschlie&#223;lich etwaiger Rohmessdaten zu Unrecht abgelehnt, dringt sie auch damit nicht durch. Es kann dahinstehen, ob der von dem Betroffenen herangezogenen Auffassung des VerfGH des Saarlands (BeschI. v. 27.04.2018 Lv 1/18 -), dass die Nichtzug&#228;nglichmachung einer lesbaren Falldatei das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verletzt (auch wenn sie nicht Aktenbestandteil sind), zu folgen ist oder ob es sich vielmehr nur um eine nicht zur Zulassung der Rechtsbeschwerde nach &#167; 80 Abs. 2 Nr. 1 OWiG berechtigende Frage des fairen Verfahrens geht (s.o).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ge der Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs gen&#252;gt vorliegend jedenfalls nicht den Begr&#252;ndungsanforderungen der &#167;&#167; 79 Abs. 3 OWiG, 344 Abs. 2 StPO. Danach muss eine Verfahrensr&#252;ge so ausgef&#252;hrt werden, dass das Rechtsbeschwerdegericht allein anhand der Darstellung in der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung &#252;berpr&#252;fen kann, ob der geltend gemachte Verfahrensversto&#223; vorliegt, wenn die behaupteten Tatsachen zutreffen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des VerfGH des Saarlands wird dem Betroffene unm&#246;glich gemacht, Anhaltspunkte f&#252;r eine Fehlmessung vorzutragen wenn die Messdaten als die Grundlage der Messung nicht f&#252;r eine sachverst&#228;ndige Untersuchung zur Verf&#252;gung gestellt werde. Damit w&#252;rde ihm auch die erfolgversprechende Verschaffung rechtlichen Geh&#246;rs unm&#246;glich gemacht (VerfGH Saarland a.a.O.). Die Richtigkeit dieser Rechtsansicht unterstellt, w&#228;re das aber nur dann der Fall, wenn der Betroffene &#252;berhaupt keine M&#246;glichkeit gehabt hat, an die entsprechenden Originalmessdaten zu gelangen. Deswegen geh&#246;rt zu einer entsprechenden Begr&#252;ndung der Verfahrensr&#252;ge der Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs nicht nur die Wiedergabe des entsprechenden Antrages in der Hauptverhandlung (der hier ausweislich des Hauptverhandlungsprotokolls vom 05.09.2018 tats&#228;chlich gar nicht gestellt worden ist ) und seiner Bescheidung durch den Tatrichter, sondern auch die Darlegung, welche Anstrengungen der Betroffene au&#223;erhalb der Hauptverhandlung in dieser Hinsicht unternommen hat, ob er etwa gegen&#252;ber der Verwaltungsbeh&#246;rde t&#228;tig geworden ist und wie diese auf seine Anfragen reagiert hat (&#228;hnlich: OLG Celle, Beschl. v. 21.04.2016 -2 Ss OWi 82/16 -). Entsprechende Ausf&#252;hrungen finden sich in der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung nicht. So kann der Senat nicht &#252;berpr&#252;fen, ob dem Betroffenen tats&#228;chlich die erfolgversprechende Verschaffung rechtlichen Geh&#246;rs unm&#246;glich gemacht worden ist, oder ob die Stellung eines entsprechenden Antrages erst in der Hauptverhandlung auf seiner eigenen Nachl&#228;ssigkeit oder gar taktischen Erw&#228;gungen beruhte oder ob er gar die erforderlichen Daten anderweitig erhalten hat (vgl. Senatsbeschluss vom 25.07.2018 - III-4 RBs 221/18 -).&#8220;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diesen zutreffenden Ausf&#252;hrungen schlie&#223;t sich der Senat nach eigener Pr&#252;fung an.</p>
180,260
olgham-2019-01-03-4-ws-22118
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ws 221/18
2019-01-03T00:00:00
2019-02-07T14:18:49
2019-02-12T13:33:30
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2019:0103.4WS221.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Verurteilten (&#167; 473 Abs. 1 StPO) als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht statthaft.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 310 Abs. 1 StPO sind Beschl&#252;sse, die von einem Landgericht auf eine Beschwerde hin erlassen wurden, nur in &#8211; hier nicht vorliegenden Ausnahmef&#228;llen (&#167; 310 Abs. 2 StPO) &#8211; statthaft. Diese gesetzliche Begrenzung kann nicht dadurch umgangen werden, dass ein Beschwerdef&#252;hrer &#252;ber eine Beschwerde gegen eine Gegenvorstellung eine weitere Beschwerdem&#246;glichkeit erh&#228;lt (vgl. zur entsprechenden Problematik im Falle einer Beschwerde gegen eine Anh&#246;rungsr&#252;ge: OLG Hamm, Beschl. v. 17.10.2013 &#8211; III &#8211; 1 Ws 469/13 &#8211; juris).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat macht allerdings, ebenso wie das Landgericht in seinem Beschluss vom 05.10.2018 darauf aufmerksam, dass der Schriftsatz des Verurteilten vom 29.06.2018 wom&#246;glich als Rechtsmittel gegen das gegen ihn ergangene Urteil anzusehen sein k&#246;nnte (&#8222;&#8230;sein Urteil ist damit ung&#252;ltig&#8220;).</p>
171,307
olgk-2019-01-03-18-u-7018
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 70/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-29T12:50:48
2019-02-12T13:44:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:2019:0103.18U70.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts K&#246;ln (24 O 287/17) vom 12.04.2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsmittels tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das angefochtene Urteil ist ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 Prozent des vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger zuvor Sicherheit in H&#246;he von 110 Prozent des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p>Der Streitwert des Berufungsverfahrens wird auf 16.995,11 EUR festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Der Kl&#228;ger begehrt Schadenersatz von der Beklagten als Herstellerin des Motors seines von einem Autoh&#228;ndler gekauften Gebrauchtwagens der Marke Audi.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erwarb den streitgegenst&#228;ndlichen Pkw bei der B. GmbH. Die Beklagte ist Entwicklerin und Herstellerin des in dem Fahrzeug verbauten Dieselmotors EA189 Eu5. Das Fahrzeug wurde als der Schadstoffklasse Euro 5 zugeh&#246;rig verkauft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In den Motor dieses Pkw setzte die Beklagte eine Software ein, die zwei unterschiedliche Betriebsmodi zur Steuerung der Abgasr&#252;ckf&#252;hrung kannte. Im Modus 1 kam es zu einer h&#246;heren Abgasr&#252;ckf&#252;hrung und somit zu einem geringeren Aussto&#223; von Stickoxiden als in Modus 0. Der Modus 1 war allerdings nur beim Durchfahren des Neuen Europ&#228;ischen Fahrzyklus (NEFZ) aktiv. Im normalen Stra&#223;enverkehr wurde der im streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeug verbaute Motor nur im Betriebsmodus 0 betrieben. Ab September 2015 wurde die Verwendung dieser Software mit zwei Betriebsmodi zur Fahrzeugsteuerung bekannt. Sp&#228;ter ordnete das Kraftfahrtbundesamt den R&#252;ckruf derjenigen Fahrzeuge an, die mit der oben genannten Software ausger&#252;stet worden waren. Es gab der Beklagten auf, Ma&#223;nahmen zu entwickeln und nach Freigabe zu ergreifen, um die betroffenen Fahrzeuge in einen ordnungsgem&#228;&#223;en Zustand zu versetzen. Im Rahmen der nach der Entwicklung der notwendigen Software und ihrer Freigabe durch das Kraftfahrtbundesamt schlie&#223;lich folgenden R&#252;ckrufaktion bot die Beklagte den Kunden und darunter auch dem Kl&#228;ger an, sein Fahrzeug bzw. die hier installierte Software zur Motorsteuerung kostenfrei einem Software-Update zu unterziehen, das nach Aufspielen auf die betroffenen Fahrzeuge dazu f&#252;hren solle, dass auch im normalen Betrieb die &#246;ffentlich-rechtlichen Grenzwerte eingehalten w&#252;rden. Nach der Installation des Updates w&#252;rde der Motor des das Fahrzeugs durchg&#228;ngig in einem angepassten Modus 1 betrieben. Der Kl&#228;ger lie&#223; die Installation des Updates allerdings zun&#228;chst nicht durchf&#252;hren. Erst am 5. Juli 2018 wurde das Fahrzeug mit einem Software-Update versehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, er h&#228;tte das Fahrzeug nicht gekauft, wenn er davon gewusst h&#228;tte, dass das Abgasr&#252;ckf&#252;hrungssystem &#252;ber zwei Betriebsmodi verf&#252;gt und die Euro 5-Grenzwerte nur im Pr&#252;fmodus eingehalten werden. Die angebotene Nachbesserung durch ein Software-Update sei ungeeignet, den Mangel zu beheben; zudem seien sch&#228;dliche Auswirkungen auf den Motor zu bef&#252;rchten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Ansicht vertreten, dass es sich bei der Software nicht um eine illegale Abschalteinrichtung i.S.v. Art. 5 Abs. 2 S. 1 der Verordnung (EG) Nr. 715/2007 und der Kl&#228;ger keinen wirtschaftlichen Schaden erlitten habe. Sie hat bestritten, dass der Vorstand der Beklagten oder eines ihrer Organe Kenntnis von der Installation dieser Software hatte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes im ersten Rechtszug einschlie&#223;lich der gestellten Antr&#228;ge wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> Mit seinem am 12. April verk&#252;ndeten (vgl. Bl. 382 GA) Urteil (vgl. 383 ff. GA) hat das Landgericht K&#246;ln der Klage &#252;berwiegend stattgegeben und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, die Beklagte hafte nach &#167;&#160;826 BGB.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dabei hat das Landgericht eine T&#228;uschung der Beklagten &#252;ber den unter normalen Fahrbedingungen erh&#246;hten Stickoxidaussto&#223; bejaht und das Verhalten der Entscheidungstr&#228;ger in Bezug auf die Verwendung der Software dem Vorstand nach &#167; 31 BGB analog zugerechnet. Eine Kenntnis des Vorstands selbst erachtet das Landgericht als unbewiesen. Die Verwendung der Software sei eine illegale Abschalteinrichtung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Details der rechtlichen W&#252;rdigung des Landgerichts lassen sich den Entscheidungsgr&#252;nden des angefochtenen Urteils entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>3. a)</strong> Die Beklagte hat gegen das ihr am 18. April 2018 (Bl. 396 GA) zugestellte Urteil mit einem beim Oberlandesgericht am 15. Mai 2018 eingegangen Schriftsatz Berufung eingelegt (Bl. 413 f. GA) und ihr Rechtsmittel &#8211;nach entsprechende Fristverl&#228;ngerung &#8211; mit einem am 16. Juli 2018 eingegangen Schriftsatz begr&#252;ndet (Bl. 424 ff.GA).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie stellt die angefochtene Entscheidung insgesamt zu &#220;berpr&#252;fung und r&#252;gt die Verletzung von Verfahrensrecht. Insofern vertritt sie die Ansicht, dass das Urteil auf einer unrichtigen Tatsachenfeststellung beruhe. Auch die materiell-rechtliche Bewertung des Landgerichts sei fehlerhaft, denn ein Schadenersatzanspruch aus &#167;&#160;826 BGB scheitere am Tatbestandsmerkmal der Sittenwidrigkeit, an einer Sch&#228;digungshandlung der Beklagten im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger, am Vorsatz eines Vorstandsmitglieds oder eines anderen Organs der Beklagten und am fehlenden Schaden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 12.04.2018, Az.: 24 O 287/17 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">verteidigt die angefochtene Entscheidung und h&#228;lt an seinem erstinstanzlichen Vorbringen fest.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Nachdem der Senat mit einem Beschluss vom 29. November 2018 (vgl. Bl. 631 ff. GA), auf den zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird, darauf hingewiesen hat, dass er beabsichtige, das Rechtsmittel durch Beschluss gem&#228;&#223; &#167;&#160;522 Abs. 2 S. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen, und die Gr&#252;nde hierf&#252;r eingehend ausgef&#252;hrt hat, hat die Beklagte mit einem Schriftsatz vom 21. Dezember 2018 Stellung genommen und hierbei insbesondere eingewandt, dass ihre Haftung bei einem Fahrzeug eines anderen Herstellers nicht in Betracht komme, dass sie nach einer anzustellenden Gesamtw&#252;rdigung nicht sittenwidrig gehandelt habe, dass eine Zurechnung nach &#167; 31 BGB nicht in Betracht komme, dass der Kl&#228;ger keinen auf die angeblich sittenwidrige Handlung der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hrenden Schaden erlitten habe, dass ein Schaden nach dem Update nicht mehr vorliege, dass kein Vorsatz von Mitarbeitern der Beklagten vorliege und dass die Berufungserwiderung des Kl&#228;gers versp&#228;tet sei. Wegen der Einzelheiten wird auf den oben genannten Schriftsatz Bezug genommen (vgl. Bl. 645 ff. GA).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong>&#160;Die Berufung der Beklagte ist nach den hierf&#252;r ma&#223;gebenden &#167;&#167;&#160;511 ff. ZPO zwar statthaft und auch im &#220;brigen zul&#228;ssig, aber offensichtlich nicht begr&#252;ndet (&#167;&#160;522&#160;Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;1 ZPO), denn das angegriffene Urteil des Landgerichts K&#246;ln beruht nicht auf einem Rechtsfehler, sondern unter Zugrundelegung der Rechtsprechung einerseits zu&#160; den Voraussetzungen einer sittenwidrigen, vors&#228;tzlichen Sch&#228;digung im Sinne des &#167;&#160;826 BGB bereits durch Inverkehrbringung mangelhafter Waren und andererseits zu den Erleichterungen der Darlegungslast zugunsten nicht am Geschehensablauf beteiligter Personen sowie schlie&#223;lich zum Schadenseintritt schon durch den Abschluss von Vertr&#228;gen und den Erwerb eines von den gerechtfertigten Vorstellungen des Erwerbers abweichenden Gegenstandes kommt eine andere, f&#252;r die Beklagte g&#252;nstigere Entscheidung nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Daran hat sich auch durch die Stellungnahme vom 21. Dezember 2018 nichts ge&#228;ndert. Vielmehr geben die entsprechenden Ausf&#252;hrungen der Beklagten lediglich zu einigen wenigen Erg&#228;nzungen Anlass.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>a)&#160;aa)</strong>&#160;Sittenwidrig ist ein Verhalten immer dann, wenn es nach seinem unter zusammenfassender W&#252;rdigung von Inhalt, Beweggrund und Zweck zu ermittelnden Gesamtcharakter in dem Sinne dem Anstandsgef&#252;hl aller billig und gerecht Denkenden zuwiderl&#228;uft, dass es mit grundlegenden Wertungen der Rechts- und Sittenordnung nicht vereinbar ist (vgl. etwa BGH, Urt. v. 19.11.2013 &#8211;&#160;VI&#160;ZR&#160;336/12&#160;-, NJW&#160;2014, S.&#160;383 [Tz.&#160;9] m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger, als sittenwidrig zu bewertender Versto&#223; gegen die Rechts- und Sittenordnung kann rein tats&#228;chlich nicht nur in einer bereits nach &#167;&#160;123 BGB rechtlich missbilligten T&#228;uschung eines Vertragspartners oder eines sp&#228;ter hinzutretenden Dritten liegen, sondern schon in der Ver&#228;u&#223;erung eines z.B. wegen eines Unfallschadens mangelhaften Kfz an einen Zwischenerwerber, wenn n&#228;mlich in dem konkreten Fall damit zu rechnen war, dass derselbe es unter Verschweigen des Mangels weiterver&#228;u&#223;ern w&#252;rde (vgl. dazu etwa OLG Braunschweig, Urt. v. 13.&#160;April 2006 &#8211; 8 U 29/05 -, juris Rn.&#160;21 ff. m.w.N. zur diesbez&#252;glichen OLG-Rechtsprechung sowie <em>Sprau,</em> in: Palandt, BGB, 77.&#160;Aufl., &#167;&#160;826 Rn.&#160;23).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Einerseits liegt der Versto&#223; gegen die f&#252;r das Sittenwidrigkeitsurteil ma&#223;gebenden Wertungen der Rechts- und Sittenordnung hier nicht bereits in der Ver&#228;u&#223;erung einer mangelhaften Sache als solcher und ebenso wenig schon in einem diesbez&#252;glichen Gewinnstreben des Erstverk&#228;ufers. Vielmehr geh&#246;rt es durchaus zum gew&#246;hnlichen Rechtsverkehr, auch mangelhafte Sachen entgeltlich zu ver&#228;u&#223;ern.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Andererseits bedarf es auch nicht der T&#228;uschung des Erstk&#228;ufers bzw. Weiterverk&#228;ufers durch den Sch&#228;diger bzw. Erstverk&#228;ufer, sondern es ist ebenso anst&#246;&#223;ig, wenn dem Zweitverk&#228;ufer die Eigenschaften der erworbenen und weiter zu ver&#228;u&#223;ernden Ware genau bekannt sind, der Erstverk&#228;ufer und der Zweitverk&#228;ufer aber dahingehend kollusiv zusammenwirken, einem Dritten die betreffende Sache zu ver&#228;u&#223;ern, von dem sie annehmen m&#252;ssen, dass er &#252;ber keine Kenntnisse hinsichtlich der betreffenden, nachteiligen Eigenschaft verf&#252;gt, aber in Kenntnis der Umst&#228;nde von dem Gesch&#228;ft Abstand nehmen w&#252;rde. In einem solchen Fall liegt der Tatbeitrag des Erstverk&#228;ufers bereits in der Ver&#228;u&#223;erung der mangelbehafteten Sache. Die Sittenwidrigkeit seines Verhaltens ergibt sich aber erst aus den weiteren Umst&#228;nden, also der Kenntnis nicht nur des Mangels, sondern auch der bevorstehenden Weiterver&#228;u&#223;erung an einen ahnungslosen Dritten. Dar&#252;ber hinaus kommt es darauf an, dass der Erstverk&#228;ufer auch in der Vorstellung handelt, dass der Dritte in Kenntnis der Umst&#228;nde von dem Erwerb Abstand nehmen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Den vorstehenden Erw&#228;gungen ist zu entnehmen, dass es letztlich auch nicht darauf ankommt, inwiefern der Erstk&#228;ufer bzw. Zweitverk&#228;ufer von dem betreffenden Mangel Kenntnis hat. Ebenso gut ist eine Konstellation denkbar, bei der der Erstverk&#228;ufer &#252;ber &#252;berlegene Kenntnis verf&#252;gt, die Sache also dem ahnungslosen Zweitverk&#228;ufer bzw. Weiterverk&#228;ufer in der Vorstellung ver&#228;u&#223;ert, dass dieser den Mangel weder kennt noch entdeckt und die Sache schon deshalb ohne entsprechende Information an einen Dritten ver&#228;u&#223;ern wird. Auch darin liegt eine sittenwidrige Ver&#228;u&#223;erung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kommt es f&#252;r die Sittenwidrigkeit des Verhaltens des Erstverk&#228;ufers als solche auch nicht darauf an, ob die T&#228;uschung des Dritten und Zweitk&#228;ufers tats&#228;chlich gelingt. Vielmehr ist zu ber&#252;cksichtigen, dass das Verhalten des Erstverk&#228;ufers zu dem Zeitpunkt der m&#246;glichen T&#228;uschung bereits abgeschlossen ist. Ma&#223;gebend k&#246;nnen demnach nur die Vorstellungen des Erstverk&#228;ufers sein.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Kurz: Sittenwidrig handelt, wer eine Sache, von deren Mangelhaftigkeit er wei&#223;, in der Vorstellung in den Verkehr bringt, dass die betreffende Sache von dem Erwerber in unver&#228;ndert mangelhaftem Zustand an einen ahnungslosen Dritte, die in Kenntnis der Umst&#228;nde von dem Gesch&#228;ft Abstand n&#228;hmen, ver&#228;u&#223;ert werden wird.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong>&#160;Im vorliegenden Fall haben Mitarbeiter der Beklagten den Motor EA 189 Eu5 mit einer Software zur Motorsteuerung ausr&#252;sten lassen, die zwei Betriebsmodi und darunter einen im Sinne der Abgasr&#252;ckf&#252;hrung optimierten Betriebsmodus vorsah, und auf dieser Grundlage haben Mitarbeiter der Beklagten die Typengenehmigungen der so ausger&#252;steten Fahrzeuge erwirkt, ohne die daf&#252;r zust&#228;ndige Beh&#246;rde hiervon in Kenntnis zu setzen. Darin allein liegt, wie der Senat bereits in den andere Zusammenh&#228;nge betreffenden Verfahren 18 U 112/17 und 18 U 134/17 ausgef&#252;hrt hat, mit R&#252;cksicht auf die daraus folgende Rechtsunsicherheit f&#252;r die Typengenehmigung und die Betriebszulassung der entsprechend ausger&#252;steten Fahrzeuge ein gravierender Mangel.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter der Beklagten die mit der manipulativ wirkenden Software ausger&#252;steten Motoren des Typs EA 189 Eu5 den zum VW-Konzern geh&#246;renden Herstellern gerade zum Zweck der Weiterver&#228;u&#223;erung &#252;berlie&#223;en, also damit rechnen mussten und zur &#220;berzeugung des Senats auch tats&#228;chlich damit rechneten, dass die so ausger&#252;steten Fahrzeuge ohne Hinweis auf die Erwirkung der Typengenehmigung unter Einsatz einer manipulativ wirkenden Software mit zwei Betriebsmodi weiterver&#228;u&#223;ert werden w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Aus der Heimlichkeit des Einsatzes der Software gegen&#252;ber dem Kraftfahrtbundesamt, den beteiligten Stellen und den potentiellen Kunden gegen&#252;ber ergibt sich schlie&#223;lich mit hinreichender Sicherheit, dass die beteiligten Mitarbeiter der Beklagten auch in der Vorstellung handelten, dass der Einsatz der Software zu Schwierigkeiten hinsichtlich der Typengenehmigung und der Betriebszulassung der so ausgestatteten Fahrzeuge f&#252;hren k&#246;nnte und dass potentielle Kunden Fahrzeuge, die derart mit rechtlichen Unsicherheiten belastet waren, nicht ohne weiteres erwerben w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><strong>cc)</strong>&#160;Diese Kenntnisse und Vorstellungen sind der Beklagten nach &#167;&#160;31 BGB zuzurechnen, weil aufgrund des hier ma&#223;gebenden Sach- und Streitstandes davon auszugehen ist, dass der Vorstand der Beklagten nicht nur &#252;ber umfassende Kenntnisse von dem Einsatz der oben geschilderten Software verf&#252;gte, sondern auch in der Vorstellung die Herstellung und die Inverkehrgabe der mangelbehafteten Motoren veranlasste, dass diese unver&#228;ndert und ohne entsprechenden Hinweis weiter ver&#228;u&#223;ert werden w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Insofern greift in zweierlei Hinsicht zugunsten der Zweitk&#228;ufer und darunter auch des Kl&#228;gers eine Erleichterung der Darlegungslast:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong>(1.)</strong>&#160;Steht n&#228;mlich ein (prim&#228;r) darlegungspflichtiger Anspruchsteller au&#223;erhalb des f&#252;r seinen Anspruch erheblichen Geschehensablaufs und kennt der Anspruchsgegner alle wesentlichen Tatsachen, so gen&#252;gt nach den h&#246;chstrichterlichen Grunds&#228;tzen &#252;ber die sekund&#228;re Darlegungslast das einfache Bestreiten seitens des Anspruchsgegners nicht, sofern ihm n&#228;here Angaben zuzumuten sind (vgl. BGH, Urt. v. 17. Januar 2008 &#8211; III ZR 239/06 -, juris Rn.&#160;16 m.w.N. zur BGH-Rspr.).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Soll aber f&#252;r diese h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung &#252;berhaupt ein Anwendungsbereich er&#246;ffnet sein, m&#252;ssen schon die Anforderungen an die prim&#228;ren Darlegungen seitens des Anspruchstellers auf die allgemeine Behauptung der nach dem ma&#223;gebenden Tatbestandsmerkmal erforderlichen Tatsache beschr&#228;nkt werden, denn zur Frage des Umfangs einer sekund&#228;ren Darlegungslast kann man stets nur dann gelangen, wenn der Anspruchsteller die Voraussetzung der ihn treffenden prim&#228;ren Darlegungslast zu erf&#252;llen vermag. Das aber kann mit R&#252;cksicht auf den Umstand, dass der Anspruchsteller in der von der zitierten h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung er&#246;rterten F&#228;llen jeweils au&#223;erhalb des Geschehensablaufs steht und ihm entsprechende Kenntnisse aus strukturellen Gr&#252;nden fehlen, nur dann geschehen, wenn man allgemeine Behauptungen ausreichen l&#228;sst und von weiterer Substantiierung absieht.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><strong>(2.)</strong>&#160;Vor diesem Hintergrund reicht einerseits die Behauptung des Kl&#228;gers aus, dass dem Vorstand der Beklagten s&#228;mtliche oben er&#246;rterten Umst&#228;nde bekannt gewesen seien, w&#228;hrend andererseits das Vorbringen der Beklagten zu den internen Geschehnissen im Zusammenhang mit der Beauftragung, der Bezahlung, dem Empfang, der Kontrolle und der Verwendung der oben erw&#228;hnten Motorsteuerungs-Software nicht einmal ansatzweise ausreichen. Da die Beklagte auch nicht konkret darlegt, dass und wie einzelne Mitarbeiter unter Ausschluss des Vorstandes die mangelhafte Software pflichtwidrig beauftragen, bezahlen und verwenden lie&#223;en, kann sich die Beklagte auch hierauf nicht berufen und muss es sowohl bei der Annahme umfassender Kenntnisse des Vorstandes der Beklagten als auch bei der Anwendung des &#167;&#160;31 BGB im Sinne einer Zurechnung bleiben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><strong>dd)</strong> Den vorstehenden Erw&#228;gungen ist zum einen ohne weiteres zu entnehmen, dass und inwiefern in dem Verhalten der Beklagten als Herstellerin des hier fraglichen Motors sehr wohl ein sittenwidriges Verhalten liegt. Das "Dazwischentreten" eines Fahrzeugherstellers steht dem Anspruch des Kl&#228;gers aus &#167; 826 BGB zum einen deshalb nicht entgegen, weil es im Rahmen des &#167; 826 BGB nicht auf eine vertragliche Rechtsbeziehung zwischen dem Gesch&#228;digten und dem Sch&#228;diger ankommt, sondern die Norm - wie andere Bestimmungen des Deliktsrechts&#160; - auch und gerade auf Sch&#228;digungen au&#223;erhalb solcher Vertragsbeziehungen abzielt. In dem Hinzutreten des Fahrzeug-Herstellers liegt auch keine Unterbrechung des hier ma&#223;gebenden Kausalzusammenhangs, denn die Verwendung des mangelhaften Motors zum Einbau in ein Fahrzeug und zur Weiterver&#228;u&#223;erung an ahnungslose Kunden war nicht nur vorhersehbar, sondern geradezu Sinn und Zweck des Vorgehens der beteiligten Mitarbeiter der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zum anderen ergibt sich aus den obigen Ausf&#252;hrungen des Senats, dass die an der Beauftragung, Entwicklung und Verwendung der Manipulations-Software beteiligten Mitarbeiter der Beklagten zur &#220;berzeugung des Senats vors&#228;tzlich gehandelt haben, dass die Beklagte ihrer Darlegungs- und Substantiierungspflicht hinsichtlich der internen Vorg&#228;nge im Zusammenhang mit der Manipulations-Software nicht ansatzweise hinreichend nachkommt und dass von einem analog &#167; 31 BGB zuzurechnenden Vorsatz des Vorstands auszugehen ist. Da die Beklagte auch weiterhin keine konkreten Details ihres Gesch&#228;ftsbetriebs im Zusammenhang mit der Manipulations-Software darlegt, muss es hierbei bleiben.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong>&#160;Der Kl&#228;ger hat den geltend gemachten Schaden schon durch den Erwerb des mit der bereits mehrfach erw&#228;hnten Software zur Motorsteuerung ausger&#252;steten Fahrzeugs erlitten. Auf die Fragen, welchen Verkehrswert das Fahrzeug hatte und hat und worauf eine negative Entwicklung des Verkehrswertes des Diesel-Fahrzeugs des Kl&#228;gers zur&#252;ckgeht, kommt es nicht an.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Schaden des Kl&#228;gers besteht im vorliegenden Fall bereits in dem Erwerb des mit der manipulativ wirkenden Software zur Motorsteuerung ausger&#252;steten Fahrzeugs, weil das erworbene Fahrzeug infolge der eingesetzten Software hinter den Vorstellungen des Kl&#228;gers von der allgemein ordnungsgem&#228;&#223;en Ausr&#252;stung des zu erwerbende Pkw zur&#252;ckblieb und sich dieses Zur&#252;ckbleiben schon infolge der damit zun&#228;chst verbundenen Unsicherheiten f&#252;r die Typengenehmigung und die Betriebszulassung nachteilig auf den Verm&#246;genswert des Pkw auswirkte.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In welchem Umfang das genau der Fall war und inwiefern andere Gesichtspunkte hinzutraten, die zu einem erheblichen Wertverlust s&#228;mtlicher Diesel-Fahrzeuge f&#252;hrten und f&#252;hren, ist f&#252;r die Entscheidung des vorliegendes Falles schon deshalb nicht relevant, weil der Kl&#228;ger als Schadenersatz die R&#252;ckabwicklung des Erwerbs begehrt und nicht Zahlung irgendeiner Wertdifferenz verlangt. Ausschlaggebend ist hier allein, dass das Fahrzeug mit einer Software ausgestattet war, die zu Unsicherheiten hinsichtlich des Fortbestandes der Typengenehmigung und der Betriebszulassung f&#252;hrte sowie nach den verbindlichen Vorgaben des Kraftfahrtbundesamtes einen R&#252;ckruf und ein Update mit einer seitens des Kraftfahrtbundesamtes genehmigten Software des Herstellers erforderte.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><strong>c)&#160;aa)</strong>&#160;Die Beklagte hat den nach den vorstehenden Erw&#228;gungen eingetretenen Verm&#246;gensschaden auch im Sinne einer &#8222;condicio sine qua non&#8220; (vgl. dazu <em>Gr&#252;neberg,</em> in: Palandt, BGB, 77.&#160;Aufl., Vorb. v. &#167;&#160;249 Rn.&#160;25 m.w.N.) verursacht. H&#228;tte sie n&#228;mlich die Motoren des Typs EA 189 Eu5 nicht mit der manipulativ wirkenden Software zur Motorsteuerung ausger&#252;stet und die so ausgestatteten Motoren nicht zwecks Weiterverwendung an den Fahrzeughersteller ver&#228;u&#223;ert, h&#228;tte der Kl&#228;ger den hier streitgegenst&#228;ndlichen Pkw Audi A4 2.0 l TDI nicht erwerben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Vorgehen der Beklagten, die mit einer Manipulations-Software ausger&#252;steten Motoren des Typs EA 189 Eu5 durch Ver&#228;u&#223;erung an Fahrzeughersteller in den Verkehr zu bringen, war auch nicht nur unter ganz besonderen, au&#223;erhalb jeder Wahrscheinlichkeit liegenden Umst&#228;nden geeignet den Schaden herbeizuf&#252;hren (vgl. zur notwendigen Ad&#228;quanz <em>Gr&#252;neberg,</em> in: Palandt, BGB, 77.&#160;Aufl., Vorb. v. &#167;&#160;249 Rn.&#160;25 m.w.N.). Vielmehr war es so, dass die Motoren gerade f&#252;r den Einbau in die f&#252;r die Ver&#228;u&#223;erung bestimmten Fahrzeuge vorgesehen waren und dass das heimliche Vorgehen hinsichtlich der eingesetzten Software nur dann sinnvoll war, wenn man davon ausging, dass auch die Fahrzeughersteller weder die zust&#228;ndigen &#246;ffentlichen Stellen, noch H&#228;ndler, noch Kunden informieren w&#252;rden. Dementsprechend war der Eintritt solcher Sch&#228;den, wie sie der Kl&#228;ger erlitten hat, nicht nur nicht g&#228;nzlich unwahrscheinlich, sondern sogar bei gew&#246;hnlichem Lauf der Geschehnisse sicher zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Auch mit R&#252;cksicht auf den Schutzzweck des hier verletzten Verhaltensgebots (vgl. zu den entsprechenden Einschr&#228;nkungen der Haftung aus &#167;&#160;826 BGB <em>Wagner,</em> in: M&#252;nchKomm-BGB, 7.&#160;Aufl., &#167;&#160;826 Rn.&#160;46 m.w.N.) kommt hier kein anderes Ergebnis in Betracht. Denn oben ist bereits ausgef&#252;hrt worden, dass sittenwidrig hier bereits das Inverkehrbringen der mit der Manipulations-Software ausger&#252;steten Motoren des Typs EA 189 Eu5 in der Vorstellung war, dass diese in Fahrzeuge eingebaut werden w&#252;rden und diese Fahrzeuge ahnungslosen Kunden ver&#228;u&#223;ert werden w&#252;rden. Der Sinn des entsprechenden Verhaltensverbots liegt aber in der Vermeidung solcher Sch&#228;den, wie sie der Kl&#228;ger hier erlitten hat.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong>&#160;Im Zusammenhang mit dem Schaden und der Kausalit&#228;t ist abschlie&#223;end klarzustellen, dass es nicht auf eine T&#228;uschung &#252;ber die Einhaltung von Grenzwerten der Euro-5-Norm im Alltagsbetrieb o.&#228;. Vorstellungen des Kl&#228;gers als K&#228;ufer ankommt. Ma&#223;gebend f&#252;r das Vorhandensein eines Schadens ist vielmehr lediglich die allgemeine Vorstellung des Kl&#228;gers als K&#228;ufer eines f&#252;r die Nutzung im Stra&#223;enverkehr bestimmten Pkw, dass die daf&#252;r notwendige Typengenehmigung und die Betriebszulassung ohne gegen&#252;ber den zust&#228;ndigen &#246;ffentlichen Stellen verheimlichte Manipulation erwirkt wurden und dass es deshalb keine rechtlichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Typengenehmigung und der Betriebszulassung und ausgehend von einer heimlichen Manipulation gibt und geben wird.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist aufgrund des feststehenden Erwerbs des Fahrzeugs seitens des Kl&#228;gers zum Zwecke der Nutzung im Stra&#223;enverkehr im Sinne des &#167; 286 Abs. 1 ZPO davon &#252;berzeugt, dass der Kl&#228;ger die danach hinreichende Vorstellung hatte und nicht etwa ein Fahrzeug zu erwerben glaubte, dessen Typengenehmigung und Betriebszulassung durch eine den Genehmigungs- und Zulassungsbeh&#246;rden verheimlichte Manipulation der zur Motorsteuerung eingesetzten Software in Frage gestellt war.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte allgemein behauptet, dass der Kl&#228;ger das Fahrzeug auch in Kenntnis der Software erworben h&#228;tte, geht das insofern an der Sache vorbei, als es auf die Vorstellung des Kl&#228;gers ankommt, ein Fahrzeug mit einer unzweifelhaft bestandskr&#228;ftigen Typenzulassung und Betriebsgenehmigung zu erwerben. Dies ergibt sich mit hinreichender Sicherheit schon daraus, dass der Kl&#228;ger ein zur Nutzung im Stra&#223;enverkehr bestimmtes Fahrzeug erwarb und nicht etwa ein Fahrzeug, dessen Nutzbarkeit im Stra&#223;enverkehr unsicher war. Der Senat geht nicht davon aus, dass die Beklagte in Zweifel ziehen will, dass der Kl&#228;ger beim Erwerb des mit einem von ihr hergestellten Motor versehenen Audi erwarten durfte, ein dauerhaft verkehrstaugliches mit unzweifelhafter Typengenehmigung und Betriebszulassung ausgestattetes Fahrzeug zu erwerben.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Da der Schadenersatzanspruch des Kl&#228;gers bereits mit dem Erwerb des Fahrzeugs entstanden ist und auf Restitution durch R&#252;ckabwicklung des Kaufs gerichtet ist, kann in der j&#252;ngst erfolgten Ausstattung des Fahrzeugs mit dem vom Kraftfahrtbundesamt erzwungenen Software-Update keine Erf&#252;llung des Schadenersatzanspruchs liegen, und auch ein Entfallen des Schadens infolge eines &#252;berholenden Kausalverlaufs vermag die Beklagte insofern nicht hinreichend darzulegen, als sie nicht durch Offenlegung des Software-Updates in allen Details dartut, dass das Software-Update keine anderen negativen Auswirkungen haben kann. Angesichts dessen muss es bei dem hier vom Senat bejahten Schaden, der in dem Erwerb eines Fahrzeugs mit nicht gewollten Eigenschaften liegt und letztlich nur durch R&#252;ckabwicklung ausgeglichen werden kann, bleiben.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><strong>d)</strong>&#160;Dass nach dem hier ma&#223;gebenden Sach- und Streitstand Mitarbeiter der Beklagten vors&#228;tzlich handelten und dass ihr dies entsprechend &#167;&#160;31 BGB zuzurechnen ist, ist der Sache nach bereits oben und im Zusammenhang mit der Qualifikation des Verhaltens der Beklagten als sittenwidrig n&#228;her ausgef&#252;hrt worden. Die dort angestellten &#220;berlegungen gelten sinngem&#228;&#223; auch f&#252;r den Vorsatz hinsichtlich des Schadens.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><strong>e)</strong>&#160;Die Sch&#228;tzung des Nutzungsvorteils ausgehend von einer Gesamtlaufleistung von 300.000 km ist vor dem Hintergrund des &#167;&#160;287 ZPO nicht in einem f&#252;r die Beklagten g&#252;nstigen Sinne zu beanstanden, zumal der Senat selbst im Verfahren 18 U 134/17 von einer noch deutlich h&#246;heren Gesamtlaufleistung ausgeht.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Auch insofern geht der Senat davon aus, dass die Beklagte nicht eine mindere Qualit&#228;t der von ihr hergestellten und vertriebenen Motoren behaupten m&#246;chte. Jedenfalls fehlte es insofern aber an substantiiertem Vorbringen der Beklagten zu den Gr&#252;nden f&#252;r eine mindere Qualit&#228;t ihrer Motoren.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><strong>f)</strong> Die von der Beklagten bem&#252;hte Vorschrift des &#167; 296 Abs. 1 ZPO findet im zweiten Rechtszug nur &#252;ber &#167; 530 ZPO entsprechende Anwendung und setzt eine hier offensichtlich mangelnde Verz&#246;gerung des Rechtsstreits als Folge der Versp&#228;tung voraus.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig liegen hier mit R&#252;cksicht auf den Inhalt der Berufungserwiderung die Voraussetzungen einer Zur&#252;ckweisung nach &#167; 531 Abs. 2 ZPO vor.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong>&#160;Die Berufung hat nach den vorstehenden Erw&#228;gungen nicht nur wegen ihrer offensichtlichen Unbegr&#252;ndetheit im Sinne des &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 S. 1 Nr.&#160;1 ZPO keine Aussicht auf Erfolg, sondern der Fall wirft keine ungekl&#228;rten Rechtsfragen auf und l&#228;sst sich unter R&#252;ckgriff auf die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung ohne weiteres entscheiden. Weder bedarf es demnach der Kl&#228;rung von Rechtsfragen, noch divergiert der Senat in einer Rechtsfrage, noch bedarf es einer Rechtsfortbildung, noch erscheint eine m&#252;ndliche Verhandlung zur weiteren Sachaufkl&#228;rung oder aus anderen Gr&#252;nden geboten, &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;2 bis 4 ZPO. Gelegentlich vorkommende abweichende Rechtsauffassungen von Berufungsgerichten beruhen vielmehr auf Abweichungen der Subsumtion und geben dementsprechend Anlass weder von der Anwendung des &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 ZPO abzusehen, noch die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><strong>3.</strong> Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Nr.&#160;10, &#167;&#167; 711, 713 ZPO, 26 Nr.&#160;8 EGZPO.</p>
171,171
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1 P 146/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-29T12:49:41
2019-02-12T13:44:15
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die mit Schreiben des Kl&#228;gers vom 1. November 2018 u. a. gegen die Kostenrechnung des Oberverwaltungsgerichtes des Landes Sachsen-Anhalt vom 12. August 2010 &#252;ber 151,00 &#8364; (Az.: 1 L 114/10; Kassenzeichen: 1110 - W 11378 - 4) erhobene Einrede der Verj&#228;hrung ist als Erinnerung gegen den Kostenansatz i. S. d. &#167; 8 Abs. 1 S. 1 JBeitrO i. V. m. &#167; 1 Abs. 1 Nr. 4, Abs. 2 JBeitrO zu werten. Die Verj&#228;hrungseinrede betrifft als Leistungsverweigerungsrecht den beizutreibenden Anspruch selbst (vgl. OVG LSA, Beschluss vom 8. September 2014 - 1 L 15/01 - m. w. N.). Auf die Erinnerung sind die Vorschriften des GKG anzuwenden. &#220;ber die Erinnerung entscheidet gem&#228;&#223; &#167; 66 Abs. 6 S. 1 1. HS GKG die Berichterstatterin als Einzelrichterin; die Erinnerung unterliegt weder einer Rechtsbehelfsfrist noch einem Anwaltszwang.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die danach zul&#228;ssige Erinnerung ist nicht begr&#252;ndet, denn eine Verj&#228;hrung der Ko-stenforderung ist - entgegen dem Vorbringen des Kl&#228;gers und Kostenschuldners - nicht eingetreten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Zwar verj&#228;hren gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 GKG Anspr&#252;che auf Zahlung von Kosten in 4 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem das Verfahren durch rechtskr&#228;ftige Entscheidung &#252;ber die Kosten beendet ist. Jedoch beginnt die Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 S. 2 GKG durch die Aufforderung zur Zahlung oder durch eine dem Schuldner mitgeteilte Stundung erneut. Zudem sind gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 S. 1 1. HS GKG auf die Verj&#228;hrung die Vorschriften des BGB anzuwenden. Gem&#228;&#223; &#167; 212 Abs. 1 Nr. 2 BGB beginnt die Verj&#228;hrung erneut, wenn eine gerichtliche oder beh&#246;rdliche Vollstreckungshandlung vorgenommen oder beantragt wird und die Voraussetzungen in &#167; 212 Abs. 2 und 3 BGB, nach denen ein erneuter Verj&#228;hrungsbeginn als nicht eingetreten gilt, nicht vorliegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>In Anwendung dieser Ma&#223;st&#228;be h&#228;tte die Verj&#228;hrung der oben genannten Kostenrechnung des OVG LSA vom 12. August 2010 im Verfahren 1 L 114/10 zun&#228;chst aufgrund der unanfechtbaren Entscheidung des OVG LSA (&#252;ber die Ablehnung der Zulassung der Berufung) vom 11. August 2010 mit Ablauf des 31. Dezember 2014 eintreten k&#246;nnen. Sie wurde jedoch durch verschiedene Ma&#223;nahmen vor ihrem Ablauf (31. Dezember 2014), zuletzt durch einen Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschluss vom 5. September 2014 erneut in Lauf gesetzt gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 S. 1 1. HS GKG i. V. m. &#167; 212 Abs. 1 Nr. 2 BGB. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass diese Vollstreckungshandlung, welche sich laut Vermerk des Finanzamtes (&#8230;) vom 8. November 2018 als fruchtlos erwiesen hat, aufgehoben worden sein k&#246;nnte i. S. d. &#167; 212 Abs. 3, Abs. 2 BGB und deshalb der erneute Beginn der Verj&#228;hrung als nicht eingetreten gelten k&#246;nnte, sind weder vorgetragen noch ersichtlich. Der Kostenbetrag liegt auch &#252;ber der Wertgrenze (unter 25,00 &#8364;), die einem erneuten Verj&#228;hrungsbeginn oder einer Hemmung entgegensteht gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 S. 4 GKG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Neubeginn der Verj&#228;hrung bedeutet, dass die bislang verstrichene Zeit der alten Verj&#228;hrungsfrist unbeachtet bleibt und mit dem ma&#223;geblichen Ereignis der Lauf einer neuen Frist beginnt, wobei die L&#228;nge der neuen Frist grunds&#228;tzlich mit der der alten identisch ist. Die neue Verj&#228;hrungsfrist l&#228;uft auch dann wieder sofort nach Eintritt des Neubeginntatbestandes, wenn es sich um Anspr&#252;che handelt, deren Verj&#228;hrung erst mit dem Schluss des betreffenden Jahres beginnt (vgl. Grothe, M&#252;nchner Kommentar zum BGB, 6. Aufl., &#167; 212 BGB Rn. 23; BGH, Urteil vom 15. August 2012 - XII ZR 86/11 -, juris Rn. 33; OVG LSA, Beschluss vom 8. September 2014 -1 L 15/01-).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Vor Ablauf der neu begonnenen 4j&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist im September 2018 wurde der Beginn der Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 S. 1 1. HS GKG i. V. m. &#167; 212 Abs. 1 Nr. 2 BGB durch die Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschl&#252;sse vom 5. Juli 2017 und 18. August 2018 jeweils erneut in Lauf gesetzt, wobei sich auch f&#252;r diese Vollstreckungsma&#223;nahmen kein Anhalt ergibt, dass der Neubeginn der Verj&#228;hrung gem&#228;&#223;<br>&#167; 212 Abs. 2, Abs. 3 BGB als nicht eingetreten gelten k&#246;nnte. Die 4j&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist ist hiernach noch nicht abgelaufen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Das Erinnerungsverfahren ist gerichtsgeb&#252;hrenfrei; Kosten werden nicht erstattet (&#167; 66 Abs. 8 GKG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 66 Abs. 3 S. 3 GKG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
171,170
ovgsn-2019-01-03-1-m-14518
{ "id": 982, "name": "Sächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgsn", "city": null, "state": 15, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 M 145/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-29T12:49:40
2019-02-12T13:44:15
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>1. Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichtes Magdeburg - 5. Kammer - vom 27. November 2018, deren Pr&#252;fung gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 1 und 6 VwGO auf die dargelegten Gr&#252;nde beschr&#228;nkt ist, hat in der Sache keinen Erfolg. Das Beschwerdevorbringen rechtfertigt die begehrte Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 123 Abs. 1 Satz 2 VwGO kann das Gericht eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf das streitige Rechtsverh&#228;ltnis erlassen, um wesentliche Nachteile abzuwenden oder drohende Gewalt zu verhindern oder wenn die Regelung aus anderen Gr&#252;nden n&#246;tig erscheint. Der geltend gemachte Anspruch (Anordnungsanspruch) sowie die Notwendigkeit der vorl&#228;ufigen Regelung (Anordnungsgrund) sind gem&#228;&#223; &#167; 123 Abs. 3 VwGO in Verbindung mit den &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO glaubhaft zu machen. Wird mit einer Regelungsanordnung nach &#167; 123 Abs. 1 Satz 2 VwGO die Hauptsache ganz oder teilweise vorweggenommen und dadurch in aller Regel ein faktisch endg&#252;ltiger Zustand geschaffen, kann eine Regelung nur ergehen, wenn der Antragsteller in der Hauptsache zumindest &#252;berwiegende Erfolgsaussichten hat und schlechthin unzumutbaren, anders nicht abwendbaren Nachteilen ausgesetzt w&#228;re, wenn er auf den rechtskr&#228;ftigen Abschluss eines Klageverfahrens verwiesen werden m&#252;sste. &#220;berwiegende Aussichten in der Hauptsache bestehen hingegen nur dann, wenn der geltend gemachte Anspruch mit gr&#246;&#223;ter Wahrscheinlichkeit begr&#252;ndet ist und aller Voraussicht nach auch im Hauptsacheverfahren best&#228;tigt werden wird (<em>vgl. OVG LSA, Beschluss vom 5. Januar 2007 - 1 M 1/07 -, juris [m. w. N.]</em>).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Es ist bereits fraglich, ob die Antragstellerin vorliegend den erforderlichen Anordnungsgrund glaubhaft gemacht hat (<em>vgl. hierzu: OVG LSA, Beschluss vom 4. Juli 2017 - 1 M 70/17 -, juris</em>). Dies bedarf im gegebenen Fall indes keiner abschlie&#223;enden Entscheidung, denn jedenfalls hat die Antragstellerin den erforderlichen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Ein Besetzungsverfahren kann durch einen wirksamen Abbruch beendet werden, wenn der Dienstherr die Stelle zwar weiterhin vergeben will, hierf&#252;r aber ein neues Auswahlverfahren f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Wirksam ist diese Entscheidung indes nur, wenn sie rechtm&#228;&#223;ig ist. Pr&#252;fungsma&#223;stab hierf&#252;r ist Art. 33 Abs. 2 GG. Der Abbruch betrifft nicht die der Organisationsgewalt des Dienstherrn vorbehaltene Entscheidung dar&#252;ber, ob und welche &#196;mter er schaffen und wie er seine Dienstposten zuschneiden will. Die Stelle soll vielmehr unver&#228;ndert bestehen bleiben und auch vergeben werden. Die Entscheidung, das in Gang gesetzte Auswahlverfahren abzubrechen und die Stelle erneut auszuschreiben, bezieht sich nicht auf Zuschnitt und Gestaltung des Amtes, sondern auf dessen Vergabe. Mit der Ma&#223;nahme werden organisatorische Fragen des Auswahlverfahrens bestimmt. Der Abbruch eines Auswahlverfahrens bedarf daher eines sachlichen Grundes, der den Vorgaben aus Art. 33 Abs. 2 GG gen&#252;gt (etwa: Fehlerhaftigkeit des Verfahrens ohne Aussicht auf ordnungsgem&#228;&#223;e Auswahlentscheidung; Erforderlichkeit einer erneuten Ausschreibung, um eine hinreichende Anzahl leistungsstarker Bewerber zu erhalten). Gen&#252;gt die Abbruchentscheidung diesen Vorgaben nicht, ist sie unwirksam und das in Gang gesetzte Auswahlverfahren nach dessen Ma&#223;gaben fortzuf&#252;hren. Eine Neuausschreibung darf dann nicht erfolgen. Die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Abbruchs setzt dar&#252;ber hinaus voraus, dass die Bewerber hiervon rechtzeitig und in geeigneter Form Kenntnis erlangen und der wesentliche Abbruchgrund schriftlich dokumentiert wird (<em>siehe zum Vorstehenden: BVerwG, Urteil vom 3. Dezember 2014 - 2 A 3.13 -, BVerwGE 151, 14 = juris Rn. 17 ff. [m. w. N.]</em>).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Letzteres ist hier aufgrund des in dem Vermerk vom 8. August 2018 fixierten Abbruchgrundes der Fall. Der Antragsgegnerin steht ein sachlicher Grund zur Seite, den sie in dem vorbezeichneten Vermerk auch schriftlich fixiert hat. Die Beendigung des hier streitgegenst&#228;ndlichen Besetzungsverfahrens, weil (aufgrund des verwaltungsgerichtlichen Beschlusses vom 7. Mai 2018 in dem zwischen den Beteiligten anh&#228;ngigen Verfahren 5 B 511/17 MD) eine erneute Auswahlentscheidung zu treffen sei, die die inzwischen erstellten Regelbeurteilungen zum Stichtag 31. Dezember 2017 zu ber&#252;cksichtigen habe, stellt sich - entgegen der Auffassung der Beschwerde - als sachlicher Grund dar. Auszugehen ist n&#228;mlich dabei von Folgendem:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>F&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Auswahlentscheidung f&#252;r die Vergabe eines h&#246;herwertigen Amtes oder Dienstpostens kommt es auf die Sachlage zum Zeitpunkt der Ausgangsentscheidung - regelm&#228;&#223;ig in Gestalt des Auswahlvermerkes - an (<em>BVerwG, Beschluss vom 12. Dezember 2017 - 2 VR 2.16 -, juris</em>). Der von Art. 33 Abs. 2 GG geforderte Leistungsvergleich der Bewerber um ein Bef&#246;rderungsamt muss anhand aussagekr&#228;ftiger, d. h. aktueller, hinreichend differenzierter und auf gleichen Bewertungsma&#223;st&#228;ben beruhender dienstlicher Beurteilungen vorgenommen werden (<em>OVG LSA, Beschluss vom 28. September 2018 - 1 M 111/18 -, juris</em>). Zur Ermittlung des Leistungsstandes konkurrierender Bewerber ist mithin in erster Linie auf unmittelbar leistungsbezogene Kriterien zur&#252;ckzugreifen. Regelm&#228;&#223;ig sind dies die - bezogen auf den Zeitpunkt der Auswahlentscheidung - &#8222;aktuellsten&#8220; Beurteilungen, wobei der Dienstherr im Rahmen ordnungsgem&#228;&#223;er Personalbewirtschaftung daf&#252;r zu sorgen hat, dass die Beamten grunds&#228;tzlich regelm&#228;&#223;ig dienstlich beurteilt werden, da die dienstliche Beurteilung mit ihrer auf das innegehabte Amt bezogenen Bewertung der Eignung, Bef&#228;higung und fachlichen Leistung vor allem dem Vergleich zwischen den f&#252;r die Besetzung eines Bef&#246;rderungsdienstpostens oder f&#252;r die Verleihung eines Bef&#246;rderungsamtes in Betracht kommenden Beamten dient (<em>OVG LSA Beschluss vom 16. Oktober 2010 - 1 M 125/10 -, juris [m. w. N.]</em>). Regelbeurteilung erfassen n&#228;mlich die f&#252;r alle Beamten gleichm&#228;&#223;ig zu beurteilenden Merkmale nicht nur punktuell, sondern in ihrer zeitlichen Entwicklung und unabh&#228;ngig von einer konkreten Verwendungsentscheidung (<em>BVerwG, Urteil vom 18. Juli 2001 - 2 C 41.00 - juris; OVG LSA Beschluss vom 16. Januar 2009 - 1 M 2/09 -, juris [m. w. N.]</em>). F&#252;r die Beamten des Landes Sachsen-Anhalt folgt zudem aus &#167; 21 Abs. 1 LBG LSA (<em>OVG LSA, Beschluss vom 18. August 2011 - 1 M 65/11 -, juris</em>), dass Eignung, Bef&#228;higung und fachliche Leistung der Beamten regelm&#228;&#223;ig zu beurteilen sind. Hieraus resultierend darf der Dienstherr bei seiner Auswahlwahlentscheidung daher grunds&#228;tzlich nicht ausschlie&#223;lich die jeweils &#8222;aktuell(st)en&#8220; Anlassbeurteilungen zugrunde legen, sondern hat &#252;berdies zumindest die letzte Regelbeurteilung der Beamten zu ber&#252;cksichtigen (<em>siehe hierzu im Einzelnen: OVG LSA, Beschluss vom 6. M&#228;rz 2015 - 1 M 2/15 -, juris [m. w. N.]</em>). Daraus folgt, dass bei einer erneuten Auswahlentscheidung des Dienstherrn in der Zwischenzeit erstellte Regelbeurteilungen, die mithin nicht nur von besonderer Bedeutung sind, sondern zugleich die mittlerweile aktuellsten Auswahlgrundlagen darstellen und den Regelbeurteilungszeitraum erfassende etwaige Anlassbeurteilungen inkorporieren, zwingend der erneuten Auswahlentscheidung zugrunde zu legen sind (<em>siehe: OVG LSA, Beschluss vom 1. Juli 2014 - 1 M 58/14 -, juris</em>).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Ferner ist rechtlich nicht zu erinnern, dass die Antragsgegnerin bei der vorliegend neu zu treffenden Auswahlentscheidung nicht lediglich die Antragstellerin und den zuvor f&#252;r die Bef&#246;rderung in Aussicht genommenen Beamten, sondern vielmehr alle die Bef&#246;rderungsvoraussetzung erf&#252;llenden Beamten der Besoldungsgruppe A 7 LBesO LSA der Landesbereitschaftspolizei einzubeziehen beabsichtigt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Ebenso wenig, wie Art. 33 Abs. 2 GG einem Bewerber ein blo&#223;es Konkurrentenverhinderungsinteresse gew&#228;hrt, vermag sich ein Bewerber grunds&#228;tzlich auf die Zulassung oder Nichtzulassung anderer Bewerber als ihn und den ausgew&#228;hlten Bewerber mit Erfolg zu berufen. Denn Art. 33 Abs. 2 GG sch&#252;tzt den unterlegenen Bewerber nicht vor der Zulassung konkurrierender Bewerber und gew&#228;hrt Art. 33 Abs. 2 GG (i. V. m. Art. 19 Abs. 4 GG) keinen subjektiven Anspruch auf Zulassung Dritter zum Auswahlverfahren (<em>OVG LSA, Beschluss vom 6. April 2017 - 1 M 38/17 -, juris [m. w. N.]</em>). Der Bewerbungsverfahrensanspruch umfasst insbesondere damit keinen Anspruch darauf, dass das urspr&#252;ngliche Bewerberfeld im Rahmen einer wiederholten Auswahlentscheidung (&#8222;Neubescheidung") unver&#228;ndert bleibt (<em>BVerfG, Beschluss vom 25. Januar 2017 - 2 BvR 2076/16 -, juris [Rn. 26 f.]</em>).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Im Hinblick auf das Gebot effektiven Rechtsschutzes im Auswahlverfahren nach Art. 33 Abs. 2 GG in Verbindung mit Art. 19 Abs. 4 GG erscheint es zwar denkbar, dass etwa die Reduzierung des Bewerberfeldes mit der Folge einer nicht hinreichenden Anzahl leistungsstarker Bewerber keinen f&#252;r einen Abbruch des Auswahlverfahrens erforderlichen Sachgrund darstellt, wenn der Dienstherr das urspr&#252;ngliche Bewerberfeld gezielt mit der Absicht der Herbeif&#252;hrung der gew&#252;nschten Abbruchm&#246;glichkeit des zu wiederholenden Auswahlverfahrens reduziert (<em>so BVerfG, </em><em>Beschluss vom 25. Januar 2017, a. a. O. [Rn. 27])</em>. Ein solcher oder entsprechend gelagerter Fall rechtsmissbr&#228;uchlichen Verhaltens des Dienstherrn ist vorliegend indes weder seitens der Beschwerde - schl&#252;ssig - aufgezeigt noch anderweitig f&#252;r den Senat erkennbar. Im Gegenteil: Ausweislich der vorliegenden Verwaltungsvorg&#228;nge der Antragsgegnerin und nach dem bisherigen Beteiligtenvorbringen ist vielmehr davon auszugehen, dass die Antragsgegnerin entgegen der in &#167; 9 Satz 1 LBG LSA ausdr&#252;cklich normierten Stellenausschreibungspflicht die seinerzeit avisierten 16 Bef&#246;rderungen, von denen das hier streitgegenst&#228;ndliche Stellenbesetzungsverfahren &#252;brig geblieben ist, die Bewerber nicht durch Stellenausschreibung ermittelt hat, sondern stattdessen alle bef&#246;rderungsf&#228;higen Beamten in die Auswahlentscheidung(en) eingezogen hat. Es entspringt der Antragstellerin jedenfalls kein rechtlicher Nachteil daraus, dass die Antragsgegnerin die weiterhin zu besetzen beabsichtigte Bef&#246;rderungsplanstelle nicht gem&#228;&#223; &#167; 9 Satz 1 LBG LSA ausschreibt, sondern stattdessen &#8222;in-sich-konsequent&#8220; weiterhin alle Beamten der Landesbereitschaftspolizei, die die Bef&#246;rderungsvoraussetzungen erf&#252;llen, in die Auswahlentscheidung - unter Zugrundelegung der nunmehr vorliegenden, zugleich aktuellsten (Regel-)Beurteilungen - einbezieht. Anderenfalls m&#252;sste n&#228;mlich das bisherige Stellenbesetzungsverfahren mangels Ausschreibung ohnehin aufgehoben werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Ist das streitgegenst&#228;ndliche Stellenbesetzungsverfahren nach alledem rechtm&#228;&#223;ig aufgrund des in dem Vermerk vom 8. August 2018 schriftlich fixierten sachlichen Grundes abgebrochen worden, kommt es auf das weitere (hilfsweise geltend gemachte) Beschwerdevorbingen dazu, ob - wie das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt hat - jedenfalls in der Mitarbeiterinformation vom 10. August 2018 ein zureichender sachlicher Grund dokumentiert ist, nicht mehr entscheidungserheblich an.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>2. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>3. Die Entscheidung &#252;ber die Festsetzung der H&#246;he des Streitwertes f&#252;r das Beschwerdeverfahren beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG i. V. m. &#167;&#167; 47, 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1, Satz 2 bis 4 GKG. Insofern war hier f&#252;r das Beschwerdeverfahren die H&#228;lfte der Summe der f&#252;r ein Kalenderjahr nach der Besoldungsgruppe A 8 LBesO LSA (2.423,21 &#8364;) zu zahlenden Bez&#252;ge im Zeitpunkt der Rechtsmitteleinlegung zugrunde zu legen. Dabei geht der Senat mit dem Verwaltungsgericht davon aus, dass die Antragstellerin der 1. Erfahrungsstufe zugeordnet ist. Der sich daraus ergebende Betrag war im Hinblick auf die begehrte Vorwegnahme der Hauptsache nicht zu reduzieren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>4. Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 68 Abs. 1 Satz 5 GKG i. V. m. &#167; 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
171,097
bverwg-2019-01-03-5-b-3618-5-b-3618
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5 B 36/18, 5 B 36/18 (5 C 1/19)
2019-01-03T00:00:00
2019-01-29T12:48:54
2019-01-29T12:48:54
Beschluss
ECLI:DE:BVerwG:2019:030119B5B36.18.0
<h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die Revision ist nach &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der Rechtssache zuzulassen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Die Revision kann dem Senat Gelegenheit zur Kl&#228;rung der Frage geben, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen eine Versetzung aus dienstlichen Gr&#252;nden im Sinne des Trennungsgeldrechts anzunehmen ist, wenn die Versetzung von dem Beamten beantragt wurde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,094
bverwg-2019-01-03-4-b-5318
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4 B 53/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-29T12:48:53
2019-01-29T12:48:53
Beschluss
ECLI:DE:BVerwG:2019:030119B4B53.18.0
<h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Anh&#246;rungsr&#252;ge nach &#167; 152a VwGO hat keinen Erfolg. Der Senat hat den Anspruch der Kl&#228;ger auf rechtliches Geh&#246;r nicht in entscheidungserheblicher Weise verletzt. Die Kl&#228;ger haben daher keinen Anspruch auf Fortsetzung des Verfahrens der Nichtzulassungsbeschwerde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>1. Die Kl&#228;ger beanstanden, dass der Senat ihre R&#252;ge &#252;bergangen habe, nicht die vom Oberverwaltungsgericht als Sachverst&#228;ndige bezeichneten Frau F. und Herr G. seien die gerichtlich bestellten Sachverst&#228;ndigen, sondern die T. GmbH. Der Vorhalt ist unberechtigt. Der Senat hat den Inhalt des vorinstanzlichen Beweisbeschlusses vom 11. November 2014 zur Kenntnis genommen (BA Rn. 16) und, wie die Kl&#228;ger nicht in Abrede stellen, zutreffend wiedergegeben. Er ist auch nicht davon ausgegangen, dass das Oberverwaltungsgericht in Wahrheit Frau F. zur gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen bestellt habe. Er hat nur festgestellt, dass das Oberverwaltungsgericht Frau F. als "gerichtlich bestellte Sachverst&#228;ndige" befragt hat (BA Rn. 19), Frau G. indes nicht zur weiteren gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen (neben der T. GmbH) bestellt hat und deshalb auch nicht verpflichtet war, sie zur erg&#228;nzenden Anh&#246;rung zu laden. Im &#220;brigen ist es f&#252;r den Vorwurf, das Oberverwaltungsgericht habe durch die unterlassene Ladung von Frau G. das Fragerecht der Kl&#228;ger vereitelt, ohne Belang, ob die T. GmbH oder Frau F. gerichtlich bestellte Sachverst&#228;ndige war.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>2. Der Senat hat die R&#252;ge der Kl&#228;ger beschieden, das Oberverwaltungsgericht habe unter Versto&#223; gegen &#167; 98 VwGO i.V.m. &#167; 411 Abs. 3 und &#167;&#167; 402, 397 ZPO davon abgesehen, alle Mitarbeiter aus dem Bereich Strahlenschutz, die an der Erstattung des Erg&#228;nzungsgutachtens beteiligt waren, zum Verhandlungstermin zu laden (BA Rn. 18). Eine Verpflichtung der Vorinstanz, neben Frau F. und Herrn G. alle an der Gutachtenerstattung beteiligten Mitarbeiter zu laden, hat der Senat verneint, weil sich diejenigen Personen, die von Frau F. und Herrn G. zur Unterst&#252;tzung bei der Erledigung des Gutachtenauftrags herangezogen worden seien, einer Befragung in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht h&#228;tten stellen m&#252;ssen (BA Rn. 19). Damit ist auch gesagt, dass Herr H. nicht h&#228;tte geladen werden m&#252;ssen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kl&#228;ger sehen einen Geh&#246;rsversto&#223; darin, dass der Senat ihnen seine Absicht nicht mitgeteilt habe, die Auskunft der Bundesregierung (BT-Drs. 18/7260 S. 2) auszuwerten. Auch damit dringen sie nicht durch.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Der Senat bezweifelt bereits einen Geh&#246;rsversto&#223;. Die Auswertung von Parlamentsdrucksachen versteht der Senat nicht als Tatsachenermittlung, sondern als Bestandteil der Rechtsfindung. Einen Anspruch darauf, dass ein Gericht die Beteiligten vorab auf seine Rechtsauffassung hinweist, besteht aber nicht, es sei denn, es handelt sich um eine Rechtsauffassung, mit der auch ein kundiger Prozessbeteiligter nicht zu rechnen brauchte (stRspr, vgl. nur BVerwG, Beschluss vom 20. November 2012 - 2 B 56.12 - NVwZ 2013, 1093). Von einem solchen Ausnahmefall ist hier nicht auszugehen. Die Frage, ob die Festlegung von Flugverfahren einer Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung bedarf, hat der Senat im Urteil vom 18. Dezember 2014 - 4 C 35.13 - (Buchholz 442.42 &#167; 27a LuftVO Nr. 8 Rn. 21 ff. m.w.N.) und im Beschluss vom 7. Dezember 2015 - 4 B 50.15 - (juris Rn. 4) verneint. Dass er aus &#167; 8 Abs. 1 Satz 4 und 5 Luftverkehrsgesetz (LuftVG) i.d.F. vom 28. Juni 2016 (BGBl. I S. 1548) und den der &#196;nderung des &#167; 8 Abs. 1 LuftVG zugrunde liegenden Motiven weitere Schl&#252;sse in dieselbe Richtung ziehen w&#252;rde, konnte nicht &#252;berraschen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Im Ergebnis kann das allerdings offenbleiben. Denn ein - zu Gunsten der Kl&#228;ger unterstellter - Geh&#246;rsversto&#223; w&#228;re f&#252;r die Zur&#252;ckweisung der Nichtzulassungsbeschwerde nicht kausal. Der Senat hat die Gesetzesnovelle als Best&#228;tigung seiner Rechtsprechung verstanden, an der er auch ansonsten festgehalten h&#228;tte. Die Darlegungen zu &#167; 8 Abs. 1 Satz 4 und 5 LuftVG k&#246;nnen hinweggedacht werden, ohne dass sich am Misserfolg der Nichtzulassungsbeschwerde etwas &#228;nderte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>4. Wegen der Fragen,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob der in Art. 3 UVP-RL enthaltene Begriff "nach Ma&#223;gabe eines jeden Einzelfalls" so auszulegen ist, dass eine Pflicht zur Durchf&#252;hrung einer Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung auch f&#252;r die Festlegung zus&#228;tzlicher f&#252;r die Inbetriebnahme eines Flughafens n&#246;tiger Abflugverfahren nach deutschem Luftverkehrsrecht besteht, wenn Auswirkungen von Flugverfahren auf die Schutzg&#252;ter auf vorangegangenen Verfahrensstufen ausschlie&#223;lich in Bezug auf von einer "Grobplanung" umfasste Abflugverfahren gepr&#252;ft wurden, nachtr&#228;glich aber abweichend von dieser "Grobplanung" zus&#228;tzliche Abflugverfahren festgesetzt werden,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob Art. 3 UVP-RL und der darin enthaltene Begriff der "unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines Projekts" so auszulegen ist, dass darunter auch die Risiken eines durch das Projekt ausgel&#246;sten nuklearen Unfalls zu verstehen sind,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>sowie diverser Fragen zur Vereinbarkeit des innerstaatlichen Rechts, nach der die Festlegung von Flugverfahren keiner vorherigen Strategischen Umweltpr&#252;fung bedarf, hat der Senat die Revision nicht zugelassen, weil das Oberverwaltungsgericht sie sich nicht gestellt und deshalb auch nicht beantwortet hatte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, dass der Senat damit den Begriff der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache i.S.d. &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO verkannt habe. Es komme nicht auf die Themenwahl des Oberverwaltungsgerichts, sondern nur darauf an, ob sich die aufgeworfenen Grundsatzfragen bei richtiger Rechtsanwendung stellten. Nur wenn die Rechtsfragen auch nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts nicht entscheidungserheblich seien, d&#252;rfe die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen werden. Den Kl&#228;gern ist entgegenzuhalten, dass die Anh&#246;rungsr&#252;ge keinen Rechtsbehelf zur &#220;berpr&#252;fung der inhaltlichen Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung darstellt (BVerwG, Beschluss vom 24. November 2011 - 8 C 13.11 &lt;8 C 5.10&gt; - juris Rn. 2). Sie dient auch nicht dazu, die Rechtsauffassung des Senats hinsichtlich der Anforderungen an die Darlegung von Revisionszulassungsgr&#252;nden zu &#252;berpr&#252;fen (BVerwG, Beschluss vom 23. August 2016 - 4 B 25.16 &lt;4 B 45.15&gt; - juris Rn. 15).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, &#167; 159 Satz 1 VwGO i.V.m. &#167; 100 Abs. 1 ZPO. Die H&#246;he des Gegenstandswerts ergibt sich unmittelbar aus KV Nr. 5400 der Anlage 1 zu &#167; 3 Abs. 2 GKG; einer Streitwertfestsetzung bedarf es daher nicht.</p> </dd> </dl> </div>
161,453
ovgnrw-2019-01-03-13-b-166518
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 B 1665/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-16T07:00:09
2019-02-12T13:44:08
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0103.13B1665.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 2. November 2018 geändert.</p> <p>Die aufschiebende Wirkung der durch die Antragstellerin vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen erhobenen Klage – 6z K 5426/18 – gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 11. Oktober 2018 wird wiederhergestellt.</p> <p>Die Antragsgegnerin trägt die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtszügen.</p> <p>Der Streitwert wird auch für das Beschwerdeverfahren auf 5.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten um die Rücknahme eines im zentralen Vergabeverfahren erteilten Zulassungsbescheids für die Aufnahme eines Studiums der Humanmedizin an der Universität Göttingen zum Wintersemester 2018/2019.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist von Beruf medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin und erwarb am 15. April 2010 vor dem Niedersächsischen Prüfungsamt für den Erwerb der fachbezogenen Hochschulzugangsberechtigung nach Maßgabe von § 18 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2, Abs. 4 des Niedersächsischen Hochschulgesetzes (NHG) die Berechtigung zum Studium der Humanmedizin mit der Durchschnittsnote 2,9. In einem Teilzeitpräsenzlehrgang am Westfalen-Kolleg der Stadt Dortmund erlangte die Antragstellerin am 2. Juli 2011 außerdem die allgemeine Hochschulreife mit der Durchschnittsnote 3,4. Unter alleiniger Angabe ihrer fachbezogenen Hochschulzugangsberechtigung bewarb sie sich zum Wintersemester 2018/2019 bei der Antragsgegnerin um die Zuweisung eines Studienplatzes im Studiengang Humanmedizin und wurde auf dieser Grundlage mit 16 Wartehalbjahren in der Wartezeitquote ausgewählt. Mit Bescheid vom 10. August 2018 wies ihr die Antragsgegnerin antragsgemäß einen Studienplatz an der Universität Göttingen zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Antragsgegnerin in Folge eines Datenabgleichs Kenntnis vom Vorliegen auch der allgemeinen Hochschulreife erhalten hatte, nahm sie den Zulassungsbescheid nach Anhörung der Antragstellerin mit dem in der Hauptsache vor dem Verwaltungsgericht – 6z K 5426/18 – angefochtenen Bescheid vom 11. Oktober 2018 zurück und ordnete die sofortige Vollziehung ihrer Entscheidung an. Der Zulassungsbescheid beruhe auf falschen Angaben, weil die Antragstellerin bei ihrer Bewerbung zwingend die allgemeine Hochschulreife hätte angeben müssen, die nach den einschlägigen rechtlichen Bestimmungen zum zentralen Vergabeverfahren gegenüber der fachbezogenen Hochschulzugangsberechtigung für beruflich Qualifizierte Vorrang habe. Auf der Grundlage der allgemeinen Hochschulreife hätte die Antragstellerin mit nur 14 Wartehalbjahren und einer Durchschnittsnote von 3,4 zum Wintersemester 2018/2019 keinen Studienplatz erhalten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den am 24. Oktober 2018 gestellten Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der Klage mit Beschluss vom 2. November 2018 abgelehnt und die Rechtsauffassung der Antragsgegnerin bestätigt. Eine ausdrückliche Regelung für den Fall des Aufeinandertreffens der im Streit stehenden Hochschulzugangsberechtigungen bestehe nicht. Die Bestimmung in § 4 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung über die zentrale Vergabe von Studienplätzen durch die Stiftung für Hochschulzulassung (VergabeVO), wonach dem Zulassungsantrag bei mehreren durch den Bewerber vorgelegten Hochschulzugangsberechtigungen die zuerst erworbene zugrunde gelegt werden müsse, sei nicht einschlägig. Aus ihr lasse sich bei gebotener Auslegung auch nicht im Umkehrschluss folgern, dass dem Bewerber grundsätzlich ein Wahlrecht zustehe, welche von mehreren Hochschulzugangsberechtigungen er bei der Bewerbung anführe. Demgegenüber sei aus den Regelungen über den Nachweis der zum Studium berechtigenden Qualifikation in § 27 Abs. 2 Hochschulrahmengesetz (HRG) und die Sonderquote zugunsten der in der beruflichen Bildung Qualifizierten in § 32 Abs. 2 Satz 2 HRG i.V.m. Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 des Staatsvertrags über die Errichtung einer gemeinsamen Einrichtung für Hochschulzulassung vom 5. Juni 2008 (StV) ein Vorrang der allgemeinen Hochschulreife gegenüber einer Hochschulzugangsberechtigung für beruflich Qualifizierte abzuleiten, der ein Wahlrecht ausschließe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die am 12. November 2018 eingelegte und im Einzelnen näher begründete Beschwerde der Antragstellerin. Sie macht insbesondere geltend, dass es sich im Hinblick auf den Studiengang der Humanmedizin bei der von ihr erworbenen fachbezogenen Hochschulzugangsberechtigung nach niedersächsischem Landesrecht um eine mit der allgemeinen Hochschulreife gleichrangige Hochschulzugangsberechtigung handle. Außerdem wäre es im Ergebnis unbillig, wenn ihr der zusätzliche Erwerb der allgemeinen Hochschulreife im Auswahlverfahren nunmehr zum Nachteil gereiche.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Beschluss des Verwaltungsgericht Gelsenkirchen vom 2. November 2018 aufzuheben und die aufschiebende Wirkung ihrer dort am 24. Oktober 2018 erhobenen Klage – 6z K 5426/18 – gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 11. Oktober 2018 wiederherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die angefochtene Entscheidung unter Bezugnahme auf die durch das Verwaltungsgericht angeführte Begründung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Verwaltungsvorgänge der Antragsgegnerin verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zulässig und begründet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die mit der Beschwerde angeführten Gründe führen zur Änderung des Beschlusses des Verwaltungsgerichts und zur Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der durch die Antragstellerin erhobenen Klage. Die nach § 80 Abs. 5 Satz 1 Halbsatz 2 VwGO vorzunehmende und in erster Linie an den Erfolgsaussichten der Hauptsache auszurichtende Abwägung zwischen dem Suspensivinteresse der Antragstellerin und den privaten wie öffentlichen Interessen an einer sofortigen Vollziehung fällt zu Gunsten des Suspensivinteresses der Antragstellerin aus. Die mit dem in der Hauptsache angefochtenen Bescheid verfügte Rücknahme des Zulassungsbescheids ist rechtswidrig und verletzt die Antragstellerin in ihren Rechten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die nach Art. 11 Abs. 6 Satz 1 StV erforderlichen Voraussetzungen für eine Rücknahme sind nicht gegeben. Die Zulassung der Antragstellerin zum Studium der Humanmedizin an der Universität Göttingen zum Wintersemester 2018/2019 beruht weder auf falschen Angaben der Antragstellerin im Zulassungsantrag (Halbsatz 1), noch ist sie aus den durch die Antragsgegnerin angeführten Umständen in sonstiger Weise mit der Folge fehlerhaft, dass eine Möglichkeit zur Rücknahme des Zulassungsbescheids nach pflichtgemäßem Ermessen eröffnet wäre (Halbsatz 2). Es ist nämlich von Rechts wegen nicht zu beanstanden, dass die Antragstellerin mit ihrer Bewerbung um die Zuweisung eines Studienplatzes allein ihre am 15. April 2010 in Niedersachsen erworbene fachbezogene Hochschulzugangsberechtigung aufgrund beruflicher Qualifizierung angeführt hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1. Für Studienplatzbewerber, die über mehrere zu dem angestrebten Studium berechtigende Hochschulzugangsberechtigungen verfügen, besteht im Verfahren zur zentralen Vergabe von Studienplätzen im Grundsatz ein materiell-rechtliches Wahlrecht, ihren Zulassungsantrag nach freiem Ermessen auf eine der bestehenden Hochschulzugangsberechtigungen zu stützen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a) Zwar enthalten – wie bereits das Verwaltungsgericht zutreffend festgestellt hat – die für das zentrale Vergabeverfahren maßgeblichen Bestimmungen des Bundes- und Landesrechts keine ausdrückliche Regelung für den Fall des Bestehens mehrerer zu dem angestrebten Studium berechtigender Hochschulzugangsberechtigungen eines Studienplatzbewerbers. Bereits dieser Umstand spricht aber im Umkehrschluss entscheidend für ein dem Studienplatzbewerber im Grundsatz verbleibendes materiell-rechtliches Wahlrecht, sich unter Abwägung der mit der eigenverantwortlich zu treffenden Entscheidung zwangsläufig verbundenen unterschiedlichen Chancen und Risiken im Auswahlverfahren nach freiem Ermessen auf eine der bestehenden Hochschulzugangsberechtigungen festzulegen. In Anbetracht des grundrechtlich durch Art. 12 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 1 GG geschützten Rechts der Studienplatzbewerber auf gleiche Teilhabe am staatlichen Studienangebot und des damit derivativen Anspruchs auf gleichheitsgerechte Zulassung zum Studium ihrer Wahl wären nämlich entsprechende ausdrückliche gesetzliche Vorgaben zu einem etwaigen Vorrang der einen vor der anderen Hochschulzulassungsberechtigung im Auswahlverfahren zu verlangen. Weil sich eine wie auch immer gestaltete staatliche Festlegung auf eine von mehreren bestehenden Hochschulzugangsberechtigungen für den Studienplatzbewerber chancenmindernd oder chancenerhöhend auswirken kann, bedürfte sie einer gleichheitsgerechten und dem Grundsatz des Gesetzesvorbehalts genügenden gesetzlichen Regelung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu zuletzt grundlegend BVerfG, Urteil vom 19. Dezember 2017 – 1 BvL 3/14 –, BVerfGE 147, 253 = juris, Rn. 103 ff. und 107 ff. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b) Auch die verfahrensrechtliche Vorschrift des § 4 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO weist bei gebotener Auslegung auf ein von ihr im Grundsatz vorausgesetztes materiell-rechtliches Wahlrecht des Studienplatzbewerbers hin. Sie besagt, dass dann, wenn mehrere einschlägige Hochschulzugangsberechtigungen vorgelegt werden, dem Zulassungsantrag die zuerst erworbene zugrunde gelegt wird. Nach dem ausdrücklichen Wortlaut dieser Vorschrift greift die in der Rechtsfolge vorgesehene Festlegung auf die zuerst erworbene Hochschulzugangsberechtigung nicht schon dann, wenn der Bewerber bei der Antragstellung über mehrere einschlägige Hochschulzugangsberechtigungen verfügt. Tatbestandlich vorausgesetzt ist vielmehr, dass mit dem Zulassungsantrag auch mehrere einschlägige Hochschulzugangsberechtigungen „vorgelegt“ werden, was auf ein bestehendes Wahlrecht des Bewerbers schließen lässt, seinen Zulassungsantrag auch bei Bestehen mehrerer einschlägiger Hochschulzugangsberechtigungen nur auf eine dieser Hochschulzugangsberechtigungen zu stützen. Die Festlegung auf die zuerst erworbene Hochschulzugangsberechtigung in § 4 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO verliert hierdurch nicht ihren Sinn, weil sie der Stiftung für Hochschulzulassung (nur) für den Fall, dass der Bewerber mit seinen Zulassungsantrag mehrere Hochschulzugangsberechtigungen anführt, ohne selbst eine Auswahl zu treffen, ein klares und die Effizienz und Handhabbarkeit des Vergabeverfahrens gewährleistendes Entscheidungskriterium zur Hand gibt, um auf der Grundlage allein einer der einschlägigen Hochschulzugangsberechtigungen eine Auswahlentscheidung treffen zu können.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">§ 4 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO steht damit rechtshistorisch in einer Linie mit der Vorgängerregelung in § 9 Abs. 1 Sätze 2 und 3 VergabeVO in der letztmalig für das Vergabeverfahren zum Sommersemester 2005 maßgeblichen Fassung (a.F.). Diese bestimmte: „Werden mehrere Hochschulzugangsberechtigungen vorgelegt, soll für jeden gewünschten Studiengang angegeben werden, auf welche der Zulassungsantrag gestützt wird. Fehlt eine derartige Angabe, wird dem Zulassungsantrag die zuerst erworbene Hochschulzugangsberechtigung zugrunde gelegt.“ Deutlicher als in der heutigen Fassung trat dabei aus der Formulierung in § 9 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO a.F. ein dem Bewerber zustehendes Wahlrecht hervor, bei Vorlage mehrerer Hochschulzugangsberechtigungen nach freiem Ermessen für jeden gewünschten Studiengang anzugeben, auf welche Hochschulzugangsberechtigung der Zulassungsantrag gestützt wird. Der in § 9 Abs. 1 Satz 3 VergabeVO a.F. vorgesehene Rückgriff auf die zuerst erworbene Hochschulzugangsberechtigung war dabei ersichtlich nur als Ersatzkriterium für den Fall vorgesehen, dass der Bewerber entsprechende Angaben in seinem Zulassungsantrag unterlassen hatte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entsprechend wurde auch in der zugehörigen Kommentarliteratur angenommen, dass die Bestimmung in § 9 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO a.F. es dem Bewerber ermöglichte, die für ihn günstige Auswahl unter mehreren Hochschulzugangsberechtigungen zu treffen. Die Vorschrift verstoße insoweit auch nicht gegen den allgemeinen Gleichheitssatz, weil der Bewerber in jedem Fall mit anderen Bewerbern konkurriere, die gleichberechtigt seien. Als Ersatzkriterium im Sinne von § 9 Abs. 1 Satz 3 VergabeVO a.F. sei die Festlegung auf die zuerst erworbene Hochschulzugangsberechtigung als zulässig anzusehen, weil die (vormalige) Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in dem unter starkem Zeitdruck stehenden Verfahren eine eindeutige Regelung anwenden müsse und die Feststellung, welche Hochschulzugangsberechtigung für den Bewerber am günstigsten wäre, wegen der möglichen Vielfalt von Kombinationen mit anderen Bewerbern die Durchführung des Verfahrens beinträchtigen würde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bahro/Berlin, Das Hochschulzulassungsrecht in der Bundesrepublik Deutschland, 4. Auflage 2003, § 9 VergabeVO Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Anders als das Verwaltungsgericht meint, liegt es in Anbetracht der im Kern identisch gebliebenen Regelung zu einem Ersatzkriterium in § 4 Abs. 1 Satz 2 VergabeVO nahe, dass der Verordnungsgeber das in § 9 Abs. 1 Sätze 2 und 3 VergabeVO a.F. vorgefundene Regelungskonzept auch in die aktuelle Fassung der Vergabeverordnung übernommen hat und die in diesem Zusammenhang vorgenommenen textlichen Verkürzungen lediglich dem Wegfall der seinerzeit durch § 9 Abs. 2 VergabeVO a.F. eröffneten Möglichkeit geschuldet sind, im Zulassungsantrag bis zu zwei Studiengänge zu nennen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2. Das hiernach im Grundsatz bestehende materiell-rechtliche Wahlrecht wird entgegen der Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts auch nicht partiell für den hier gegebenen Fall des Aufeinandertreffens der allgemeinen Hochschulreife mit einer (fachbezogenen) Hochschulzugangsberechtigung aufgrund beruflicher Qualifizierung durch einen Vorrang der allgemeinen Hochschulreife überlagert. Einen solchen Vorrang gibt es im zentralen Vergabeverfahren nicht. Er folgt insbesondere auch nicht aus den durch das Verwaltungsgericht zur Begründung seiner Rechtsauffassung herangezogenen Vorschriften in § 27 Abs. 2 HRG oder § 32 Abs. 2 Satz 2 HRG i.V.m. Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6, Satz 2 StV.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. offenlassend noch OVG NRW, Beschlüsse vom 4. November 2014 – 13 A 1640/14 –, juris, Rn. 4, und vom 28. November 2013 – 13 B 1246/13 –, juris, Rn. 2; wie die Vorinstanz dagegen Bode, in: Geis, Hochschulrecht in Bund und Ländern, Loseblattsammlung, 43. Lieferung September 2015, § 32 HRG Rn. 158.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">a) § 27 HRG, der wie sämtliche Vorschriften des Hochschulrahmengesetzes ohnehin nur noch nach näherer Maßgabe der Art. 125a f. GG fortgilt, regelt die allgemeinen Voraussetzungen für den Zugang zum Studium. Nach Absatz 1 Satz 1 dieser Vorschrift ist jeder Deutsche im Sinne von Art. 116 des Grundgesetzes zu dem von ihm gewählten Hochschulstudium berechtigt, wenn er die für das Studium erforderliche Qualifikation nachweist. Hierauf nimmt der durch das Verwaltungsgericht angeführte Absatz 2 Bezug. Dessen Satz 1 bestimmt, dass der Nachweis der erforderlichen Qualifikation für den Zugang zu einem Studium, das zu dem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führt, grundsätzlich durch den Abschluss einer auf das Studium vorbereitenden Schulbildung erbracht wird. Ergänzend sieht Satz 2 vor, dass in der beruflichen Bildung Qualifizierte diesen Nachweis nach näherer Bestimmung des Landesrechts auch auf andere Weise erbringen können. In diesem Sinne ist im Land Niedersachen eine Hochschulzugangsberechtigung auch aufgrund beruflicher Vorbildung nach näherer Maßgabe von § 18 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2, Abs. 4 NHG vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Ausgangspunkt zutreffend hat das Verwaltungsgericht dabei insbesondere aus dem Wortlaut von § 27 Abs. 2 Satz 1 HRG („grundsätzlich“) darauf geschlossen, dass der Rahmengesetzgeber den Regelfall des Qualifikationsnachweises für den Zugang zu einem auf den ersten berufsqualifizierenden Abschluss hinführenden Studium in dem Abschluss einer auf das Studium vorbereitenden Schulbildung sieht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu auch Bode, in: Geis, Hochschulrecht in Bund und Ländern, Loseblattsammlung, 45. Lieferung April 2016, § 27 HRG Rn. 181 ff.; Lindner, in: Hartmer/Detmer, Hochschulrecht, 3. Auflage 2017, S. 677 (Rn. 84).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zugleich lässt aber bereits der Begriff „grundsätzlich“ seit jeher Ausnahmen durch das jeweilige Landesrecht zu, so dass auch nichtschulische Qualifikationsnachweise, etwa Eignungsfeststellungsprüfungen der Hochschule, Reifeprüfungen für Nichtschüler oder Prüfungen für die Zulassung zum Hochschulstudium ohne Reifezeugnis, zusätzlich zur Schulbildung gefordert werden dürfen oder auch an deren Stelle treten können.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. bereits den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Hochschulrahmengesetz vom 30. November 1973, in: BT-Drs. 7/1328, S. 53; vgl. außerdem BayVGH, Beschluss vom 4. April 2005 – 7 CE 05.109 –, juris, Rn. 24; Bode, in: Geis, Hochschulrecht in Bund und Ländern, Loseblattsammlung, 45. Lieferung April 2016, § 27 HRG Rn. 181 ff.; Lindner, in: Hartmer/Detmer, Hochschulrecht, 3. Auflage 2017, S. 677 (Rn. 84).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Mit der erst nachträglich durch Art. 1 Nr. 24 des Vierten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes vom 20. August 1998 (BGBl. I, S. 2190 ff.) eingeführten Regelung in Absatz 2 Satz 2 sollten sodann alle Länder verpflichtet werden, den Hochschulzugang auch aufgrund beruflicher Qualifikationen zu eröffnen. Im Einzelnen sollen Bewerber, die in der beruflichen Bildung einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss erworben haben, nach näherer Bestimmung des Landesrechts den Nachweis ihrer Studieneignung auf andere Weise als durch eine auf das Studium vorbereitende Schulbildung erbringen können. Nach der Vorstellung des Rahmengesetzgebers kann das Landesrecht hierzu beispielsweise eine Eignungsprüfung, eine Ergänzungsprüfung im schulischen Bereich, ein Probestudium, eine Qualifikation als Meister, eine vergleichbare Qualifikation oder eine Kombination dieser Kriterien vorsehen. Neben der Auswahl und näheren Ausgestaltung der Nachweismöglichkeit soll weiterhin dem Landesrecht obliegen, über die abgeschlossene Berufsausbildung hinausgehende Anforderungen, etwa im Hinblick auf das Alter oder eine Berufstätigkeit, festzulegen sowie die Art der zu erwerbenden Hochschulzugangsberechtigung zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Vierten Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes vom 20. Oktober 1997, in: BT-Drs. 13/8796, S. 22; Bode, in: Geis, Hochschulrecht in Bund und Ländern, Loseblattsammlung, 45. Lieferung April 2016, § 27 HRG Rn. 213.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Zusammenhang bedarf dabei keiner weitergehenden Prüfung, inwieweit aus der Bestimmung in Absatz 2 Satz 1 auch im Hinblick auf den durch Absatz 2 Satz 2 eröffneten Zugang zum Hochschulstudium aufgrund beruflicher Qualifizierung noch von einer jedenfalls rahmengesetzlich vorgegebenen Regel-Ausnahme-Systematik mit sich daraus ggf. ergebenden weiteren Implikationen für die Zulassung beruflicher Qualifikationsnachweise ausgegangen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. im Ansatz kritisch Bode, in: Geis, Hochschulrecht in Bund und Ländern, Loseblattsammlung, 45. Lieferung April 2016, § 27 HRG Rn. 184 m.w.N; Lindner, in: Hartmer/Detmer, Hochschulrecht, 3. Auflage 2017, S. 679 (Rn. 88).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wortlaut und Regelungssystematik von § 27 HRG werden jedenfalls dann überspannt, wenn aus ihnen auch mit Bedeutung für das zentrale Vergabeverfahren ein Vorrang schulisch erworbener Qualifikationsnachweise vor beruflich erworbenen Qualifikationsnachweisen geschlossen wird. Eine solche Auslegung vernachlässigt bereits, dass beide Hochschulzugangsberechtigungen nach § 27 Abs. 1 Satz 1 HRG grundsätzlich unterschiedslos zu einem Hochschulstudium berechtigen und damit in der Rechtsfolge gleichrangig nebeneinander stehen. Etwaige Beschränkungen der Zulassung, etwa auf ein bestimmtes Studienfach, die bei einer Hochschulzugangsberechtigung für beruflich Qualifizierte bestehen können, sind der in § 27 Abs. 2 Satz 2 HRG vorgesehenen weiteren Ausgestaltung durch Landesrecht geschuldet. Mit ihnen geht aber – im Umfang der konkret erworbenen Hochschulzulassungsberechtigung – keine Nachrangigkeit gegenüber dem Abschluss einer auf das Studium vorbereitenden Schulbildung einher. Vor allem aber differenzieren die hier einschlägigen Regelungen zum Auswahlverfahren in den Hauptquoten nach § 32 Abs. 3 HRG, soweit sie als Auswahlkriterium auf den Grad oder den Zeitpunkt der Qualifikation im Sinne von § 27 HRG abstellen, nicht danach, ob es um eine schulisch oder um eine außerschulisch erworbene Qualifikation handelt. Der mit der Zulassung außerschulischer Qualifikationsnachweise einhergehenden und für die Zwecke des Auswahlverfahrens relevanten Problematik der Vergleichbarkeit mit der allgemeinen Hochschulreife wird nach der Vorstellung des Gesetzgebers in erster Linie mit der Bestimmung in § 32 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 Satz 2 HRG und damit auf der „Erwerbsseite“ begegnet, wonach die Länder dafür Sorge zu tragen haben, dass die Nachweise auch innerhalb eines Landes hinsichtlich der jeweiligen Anforderungen und Bewertungen vergleichbar sind.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu bereits den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Hochschulrahmengesetz vom 30. November 1973, in: BT-Drs. 7/1328, S. 53.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b) Anderes folgt auch nicht aus der in § 32 Abs. 2 Satz 2 HRG angelegten Option, für nach § 27 Abs. 2 Satz 2 HRG in der beruflichen Bildung qualifizierte Bewerber anstelle einer Zulassung in den Hauptquoten Studienplätze innerhalb der Sonderquote für die Vorabzulassung vorzuhalten. Von dieser Option haben die Länder mit Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 und Satz 2 StV in dem Sinne Gebrauch gemacht, dass im Auswahlverfahren eine Sonderquote für in der beruflichen Bildung Qualifizierte, die über keine sonstige Studienberechtigung verfügen, vorgesehen werden soll, wenn zu erwarten ist, dass der Anteil der ihr unterfallenden Bewerber an der Bewerbergesamtzahl mindestens eins vom Hundert beträgt. Andernfalls erfolgt eine Auswahlentscheidung innerhalb der Hauptquoten nach Art. 10 StV.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der Gesetzgebungsmaterialien zu § 32 Abs. 2 Satz 2 HRG hat sich der Rahmengesetzgeber dabei von der Vorstellung leiten lassen, dass ohnehin eine nicht von der (vormaligen) ZVS, sondern von den Hochschulen durchzuführende Zulassung wie bei Deutschen nicht gleichgestellten Ausländern und Staatenlosen naheliege, da die von den Betroffenen erworbenen Hochschulzugangsberechtigungen nur von dem jeweiligen Land anerkannt seien. Außerdem könne im Rahmen der Sonderquote für die Vorabzulassung der Unterschiedlichkeit der beruflichen Qualifikation (Gesellen-, Meisterprüfung, Berufstätigkeit, Zugangsprüfung) besser Rechnung getragen werden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Vierten Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes vom 20. Oktober 1997, in: BT-Drs. 13/8796, S. 23.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die hiernach für eine Vorabzulassung für in der beruflichen Bildung qualifizierte Bewerber maßgeblichen Erwägungen rechtfertigen nicht den Rückschluss, dass für Bewerber, die zusätzlich zu einem beruflichen Qualifikationsnachweis auch über die allgemeine Hochschulreife verfügen und damit selbst im Fall der Bildung einer Sonderquote nach Art. 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 StV – die es im hier streitgegenständlichen Wintersemester 2018/2019 nicht gegeben hat – nur am Auswahlverfahren in den Hauptquoten zugelassen werden können, dort zwingend die allgemeine Hochschulreife als Auswahlkriterium maßgeblich sein muss. Im Gegenteil würde ein derartiger Rückschluss für mehrfach qualifizierte Studienplatzbewerber mitunter zu einer unbilligen Benachteiligung im Auswahlverfahren in den Hauptquoten führen können, wie nicht zuletzt der Fall der Antragstellerin zeigt. Diese würde allein wegen des zusätzlichen Erwerbs der (vermeintlich höherrangigen) allgemeinen Hochschulreife einen Studienplatz nicht erhalten, der ihr ohne den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife allein aufgrund des (vermeintlich nachrangigen) beruflichen Qualifikationsnachweises in den Hauptquoten ohne weiteres zugestanden hätte. Ein solches Auswahlergebnis entbehrte einer sachlichen Rechtfertigung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwerts folgt aus § 47 Abs. 1 Satz 1, § 53 Abs. 2 Nr. 2, § 52 Abs. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar.</p>
161,429
lg-braunschweig-2019-01-03-11-o-117218
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11 O 1172/18
2019-01-03T00:00:00
2019-01-16T06:59:49
2019-01-21T11:45:15
Urteil
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kläger trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrages.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Tatbestand</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Kläger macht im Rahmen des sog. „Abgasskandals“ im Zusammenhang mit einem PKW-Kauf gegen die Beklagte als Herstellerin Schadensersatzansprüche geltend.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Im Jahre 2009 erwarb der Kläger gegen Zahlung von 19.100 € von einem Autohaus ein Fahrzeug vom ... .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Im streitgegenständlichen Fahrzeug ist ein Dieselmotor vom ... verbaut. Das Fahrzeug wurde aufgrund einer entsprechenden Typgenehmigung - deren rechtlicher Bestand zwischen den Parteien streitig ist - nach EU5 zugelassen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Umfang der NOX-Emissionen des Fahrzeugs hängt u.a. davon ab, in welchem Umfang Abgase aus dem Auslassbereich des Motors über ein Abgasrückführungsventil in den Ansaugtrakt des Motors zurückgeleitet werden: Je mehr Abgase zurückgeführt werden, desto weniger Stickoxide werden emittiert. Die das Abgasventil steuernde Software des Motorsteuerungsgeräts erkannte, ob sich das Fahrzeug innerhalb oder außerhalb der Bedingungen des zur Erlangung der Typengenehmigung durchgeführten Testlauf nach dem NEFZ befand, der aus fünf exakt vorgegebenen synthetischen Fahrkurven besteht. Verließ das Fahrzeug die Bedingungen des NEFZ wurden relativ weniger Abgase in den Ansaugtrakt des Motors zurückgeleitet als wenn sich das Fahrzeug innerhalb der Bedingungen des NEFZ befand.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Das Kraftfahrtbundesamt (im Folgenden: KBA) erkannte in der genannten Software - die der zuständigen Behörde anlässlich des Typgenehmigungsverfahren und dem Kläger bei Abschluss des Kaufvertrages unbekannt war - eine unzulässige Abschalteinrichtung im Sinne von Art. 5 Abs. 2, Art. 3 Ziffer 10 der VO (EG) 715/2017 und ordnete einen Rückruf an. Es wurde daraufhin ein Softwareupdate entwickelt, welches vom KBA mit Schreiben vom 20.06.2016 - auf welches Bezug genommen wird (Anlage B5) - freigegeben wurde. Der Kläger ließ das Update nachfolgend aufspielen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Er ist der Auffassung, dass die Beklagte Zug-um-Zug gegen Rückgabe des streitgegenständlichen Fahrzeugs aus Deliktsrecht zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe des damals gezahlten Kaufpreises verpflichtet sei. Hilfsweise sei die Beklagte - so der Kläger weiter - verpflichtet, ihm einen merkantilen Minderwert in Höhe von mindestens 5.730 € zu erstatten. Hilfsweise begehrt der Kläger zudem festzustellen, dass die Beklagte zur Zahlung weiteren Schadensersatzes verpflichtet ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Der Kläger behauptet, er sei von der Beklagten über die Gesetzeskonformität des Fahrzeugs getäuscht worden. Das Inverkehrbringen des Fahrzeugs ohne Hinweis auf die streitgegenständliche Software habe ihm vorgespiegelt, dass das Fahrzeug in einem gesetzeskonformen Zustand die Betriebserlaubnis erhalten habe. Eine Täuschung sei zudem durch die Angabe der (Zitat!) „Schadsoftware“ in der Prospektwerbung erfolgt, die für einen Käufer nur den Schluss zugelassen habe, dass es sich um ordnungsgemäß und nicht mit Hilfe einer manipulierten Motorsteuerungssoftware ermittelte Werte handelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Weiter behauptet der Kläger, das Update führe zu einer erhöhten Belastung des Fahrzeugs und damit zu geringeren Haltbarkeit, insbesondere des Abgasrückführungsventils.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Infolge der streitgegenständlichen Softwareproblematik sei ein verbleibender merkantiler Minderwert von ca. 30% des ursprünglich gezahlten Kaufpreises eingetreten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Der Kläger ist der Auffassung, die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug sei erloschen, jedenfalls drohe weiter eine Entziehung derselben. Insbesondere ausländische Behörden könnten das so sehen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Der Kläger ist der Auffassung, die Beklagte hafte nach § 826 BGB, §§ 823 Abs. 2 BGB, 263 Abs. 1 StGB und §§ 823 Abs. 2 BGB, 6, 27 EG-FGV.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Der Kläger beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">1. die Beklagte zu verurteilen, an ihn 19.100 € nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 18.06.209 Zug um Zug gegen Rückgabe des ... mit der ... zu zahlen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">2. festzustellen, dass sich die Beklagte mit der Rücknahme o.g. Fahrzeugs im Annahmeverzug befindet und</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">3. die Beklagte zu verurteilen, ihm vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten in Höhe von 1.171,69 € nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 15.01.2018 zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Hilfsweise zu 1. beantragt der Kläger,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">1. die Beklagte zu verurteilen, an ihn einen in das Ermessen des Gerichts zu stellenden Schadensersatz in Höhe mindestens 5.730 € zu zahlen und</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">2. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet sei, ihm alle Schäden zu ersetzen, die ihm im Zusammenhang mit dem Kauf des streitgegenständlichen Fahrzeugs entstanden sind und zukünftig entstehen werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Das Gericht hat dem Kläger mit Verfügung vom 30.07.2018 - auf die Bezug genommen wird (Bl. 84 d. A.) - rechtliche Hinweise erteilt.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Entscheidungsgründe</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Die Klage ist hinsichtlich des Hilfsantrags zu Ziffer 2 bereits nicht zulässig, im Übrigen nicht begründet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p><strong>I. Zum Klageantrag zu Ziffer 1.:</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Dem Kläger steht gegen die Beklagte kein Anspruch auf Zahlung von Schadensersatz in Höhe des ursprünglich gezahlten Kaufpreises Zug um Zug gegen Rückgabe des streitgegenständlichen Fahrzeugs zu:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>1. Ein Anspruch aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 263 Abs. 1 StGB scheidet aus.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Zunächst hat der Kläger keine relevante Täuschung dargelegt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Der Kläger behauptet, eine Täuschung sei durch die Angabe der Schadstoffwerte (die ersichtlich statt der „Schadsoftware“ gemeint sind) in der Prospektwerbung erfolgt, die für den Kläger nur den Schluss darauf zuließ, dass es sich um ordnungsgemäß ermittelte und nicht etwa mit Hilfe einer manipulierten Motorsteuerungssoftware herbeigeführte Werte handelt. Indes wird kein einziges Prospekt vorgelegt. Dies wäre aber insbesondere auch deshalb erforderlich gewesen, weil Angaben zu den NOX-Emissionen nicht zu den Pflichtangaben des Herstellers nach der Pkw-EnVKV gehören.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Weiter „behauptet“ der Kläger, das Inverkehrbringen des Fahrzeugs ohne Hinweis darauf, dass Stickoxidwerte mit Hilfe einer Abschaltvorrichtung erzielt worden seien, habe ihm vorgespiegelt, dass der Pkw in einem gesetzeskonformen Zustand die Betriebserlaubnis erhalten habe. Insoweit liegt beim Kläger aber bereits ein technisches Missverständnis vor: Die der Betriebserlaubnis zugrundeliegenden Stickoxidwerte sind nicht mit Hilfe einer Abschaltvorrichtung erzielt worden, weil für die Erlaubnis die Emissionen im Rahmen des sog. NEFZ geprüft wurden, unter denen die Software nicht eingriff. Im Übrigen kann dem Angebot oder der Lieferung einer Sache nicht die Erklärung entnommen werden, diese sei mangelfrei (BayObLG, NJW 1994, 1078) und sind Umstände, die eine Ausnahme von diesem Grundsatz zulassen würden, nicht ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Dem Vortrag des Klägers ist damit letztlich nur zu entnehmen, dass von der Beklagten als Herstellerin des Fahrzeugs das Vorhandensein der streitgegenständlichen Software verschwiegen wurde. Eine strafrechtlich relevante Täuschung durch Unterlassen hat der Kläger dadurch nicht dargelegt (so zuletzt auch OLG Braunschweig, Beschluss vom 27.11.2018, 7 W 11/18):</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Eine - strafrechtlich relevante - Täuschung durch Unterlassen setzt eine - vorliegend nicht dargelegte - Garantenstellung gem. § 13 Abs. 1 StGB, nämlich voraus, dass der Täter als „Garant“ für die Abwendung des Erfolgs einzustehen hat, die es rechtfertigt, ein Unterlassen dem aktiven Tun gleichzustellen. Die Erfolgsabwendungspflichten beruhen auf dem Grundgedanken, dass eine bestimmte Person - zumal in besonderer Weise - zum Schutz des gefährdeten Rechtsgutes aufgerufen ist und dass alle übrigen Beteiligten auf das helfende Eingreifen dieser Person vertrauen und vertrauen dürfen (OLG Bamberg, Beschluss vom 08.03.2013, 3 Ws 4/12, zit. nach juris, Rn. 18). Der Täter muss rechtlich verpflichtet sein, den deliktischen Erfolg abzuwenden. Eine sittliche Pflicht oder die bloße Möglichkeit, den Erfolg zu verhindern, genügen nicht (BGH, Urteil vom 02.12.2014, VI ZR 501/13, zit. nach juris, Rn. 13).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Soweit es um einen Kaufvertrag geht, wird eine Aufklärungspflicht bereits des Verkäufers - mit dem immerhin ein vertrauensbegründendes Vertragsverhältnis besteht - erst dann gesehen, wenn es um wertbildende Faktoren der Kaufsache von besonderem Gewicht geht (BayObLG, Beschluss vom 09.12.1993, 3 St RR 127/93, zit. nach juris, Rn. 24, 25; ausdrücklich ist dort auch von einem wucherhaften Missverhältnis von Leistung und Gegenleistung die Rede).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Dazu „passt“, dass sich der Gesetzgeber bei Schaffung der Regelungen für das auf Rückabwicklung des Kaufvertrages gerichtete Rücktrittsrecht der Figur des arglistig handelnden Verkäufers bewusst war, was aus §§ 438, 442 BGB folgt. Dennoch hat der Gesetzgeber nicht ausdrücklich geregelt, dass der Rücktritt im Falle eines arglistigen Verkäufers unabhängig von einer vorherigen Fristsetzung zur Mangelbeseitigung möglich ist und der arglistige Verkäufer damit durch Nachbesserung eine Rückabwicklung des Kaufvertrages verhindern kann. Auch fehlt eine Regelung dahingehend, dass eine Berufung des arglistigen Verkäufers auf die Unerheblichkeit der Pflichtverletzung gem. § 323 Abs. 5 S. 2 BGB ausgeschlossen ist. Entsprechend wird auch von der Rechtsprechung nur angenommen, dass die Arglist des Verkäufers eine Fristsetzung zur Mangelbeseitigung nur „in der Regel“ entbehrlich macht und auch nur „in der Regel“ eine Anwendung des § 323 Abs. 5 S. 2 BGB ausschließt.  Würde man jegliches Verschweigen eines Mangels als ein eine Garantenstellung im Sinne von § 13 StGB auslösendes Verhalten ansehen, hieße es anzunehmen, dass der Gesetzgeber einen Käufer u.U. trotz eines strafrechtlich inkriminierten Verhaltens am Kaufvertrag festgehalten wissen wollte, was ausgeschlossen sein dürfte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Die weitere „Entfernung“ der Beklagten zum Kläger im vorliegenden Fall - bei der Beklagten handelt es sich „nur“ um den Hersteller des Fahrzeugs - dürfte es sogar rechtfertigen, das Bestehen einer Aufklärungspflicht wenn nicht gar auszuschließen, so aber doch mindestens auf „Vollkatastrophen“ zu beschränken, also auf Umstände, die dazu führen, dass der Kaufgegenstand (fast) wertlos ist oder überhaupt nicht mehr genutzt werden kann. Letztendlich kann diese Frage aber dahinstehen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p>Zunächst hat die Kläger nicht dargelegt, dass das Fahrzeug infolge der streitgegenständlichen Softwareproblematik künftig nicht mehr genutzt werden kann:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Eine Nutzungseinschränkung droht nicht, weil die Typgenehmigung für vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeuge wegen der streitgegenständlichen Software erloschen ist. Die diesbezüglich teilweise vertretene Rechtsauffassung teilt die Kammer in ständiger Rechtsprechung nicht (so auch für vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeuge VG Düsseldorf, Urteil vom 24.01.2018, 6 K 12341/17, zit. nach juris, Rn. 313 ff; VG Magdeburg, Beschluss vom 02.07.2018, 1 B 268/18, zit. nach juris, Rn. 14; VG Stuttgart, Beschluss vom 27.04.2018, 8 K 2962/18, zit. nach juris, Rn. 17):</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Die Typgenehmigung ist nicht (beschränkt auf das streitgegenständliche Fahrzeug, denn weiter würde die Wirkung der Vorschriften selbst im Falle ihres Eingreifens nicht gehen) gem. §§ 19 Abs. 7, Abs. 2 S. 2 Nr. 3 StVZO erloschen (so für vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeuge auch VG Düsseldorf, Urteil vom 24.01.2018, 6 K 12341/17, zit. nach juris, Rn. 313 ff.). Die genannten Vorschriften gelten nämlich nicht für den hier (allenfalls) vorliegenden Fall, dass ein Fahrzeug schon vor Inverkehrbringen durch den Hersteller nicht der maßgeblichen Typgenehmigung entspricht. Aus der Begründung zur damaligen Neufassung des § 19 Abs. 2 StVZO - vgl. BR-Drucksache 629/93, dort S. 15, 16 - folgt nämlich, dass diese Vorschrift ihrer Intention nach nur Änderungen von bereits im Verkehr befindlichen Fahrzeugen erfassen sollte, denn nur insoweit wurde eine Regelungskompetenz erkannt. Dieses an der Entstehungsgeschichte der Norm orientierte Auslegungsergebnis wird durch eine systematische Auslegung eindrucksvoll unterstützt: So sieht § 19 Abs. 2 Nr. 3, Abs. 7 StVZO ein - automatisches - Erlöschen der Typgenehmigung für den Fall vor, dass an dem Fahrzeug Änderungen vorgenommen werden, durch die eine - einfache - Gefährdung von Verkehrsteilnehmern zu erwarten ist. Würde dies auch für Änderungen vor Inverkehrbringen des Fahrzeugs durch den Hersteller gelten, würde die zeitlich nachfolgend in Kraft getretene Vorschrift des § 25 Abs. 3 Nr. 2 EG-FGV, welche den Widerruf der Typgenehmigung erst dann ermöglicht, wenn von dem Fahrzeug ein erhebliches Risiko für die Verkehrssicherheit ausgeht und der Behörde zumal noch ein Ermessen einräumt, keinen Sinn machen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Die Typgenehmigung ist auch nicht analog §§ 19 Abs. 2, Abs. 2 S. 2 Nr. 3 StVZO erloschen. Angesicht der Regelung des § 25 Abs. 3 Nr. 1 EG-FGV besteht nämlich keine Regelungslücke. Im Übrigen wollte schon der europäische Gesetzgeber technische Veränderungen, die zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Emissionsminderungssystems führen, nicht zum Anlass nehmen, die Typgenehmigung des Fahrzeugs als Ganzes in Frage zu stellen (vgl. Art. 5 Ziff. 10 der VO (EG) 692/2008, der sich ausweislich der Überschrift zu Art. 5 ausdrücklich nur auf die in Art. 2 Ziff. 2 definierte Teiltypgenehmigung bezieht).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Es droht auch künftig keine Entziehung der Zulassung. Nach der Bescheinigung der zuständigen Behörde vom 20.06.2016 entspricht das Fahrzeug nach Durchführung des Updates den gesetzlichen Vorgaben. Dem Klägervortrag lassen sich keine Gründe dafür entnehmen, dass die Einschätzung der auf technische Frage dieser Art spezialisierten Fachbehörde unrichtig sein könnten (vgl. dazu auch VG Düsseldorf, a. a. O., zit. nach juris, Rn. 349).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Es besteht auch nicht die Gefahr, dass ausländische Behörden vom Erlöschen der Typgenehmigung ausgehen und zulassungsentziehende Maßnahmen ergreifen. Innerhalb des Geltungsbereiches der Typgenehmigung - also innerhalb der EU - können Staaten, die eine Abweichung von einer von einem anderen Mitgliedstaat erteilten Typgenehmigung feststellen, lediglich den ausstellenden Mitgliedstaat auffordern, geeignete Maßnahmen zu ergreifen (vgl. dazu Art. 30 Abs. 3 der Richtlinie 2007/46/EG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Die Kläger hat ferner nicht vereinzelt dargelegt, dass - was die Aufklärungspflicht eines Verkäufers ausgelöst hätte - die Fehlerhaftigkeit der verfahrensgegenständlichen Motorsteuerungssoftware am Markt wenigstens aktuell, was - Simultanitätsprinzip - einen Rückschluss auf den Zeitpunkt des Kaufvertrages zulassen würde, einen wertbildenden Faktor von ganz besonderem Gewicht darstellen, dergestalt, dass es zu einem erheblichen Preisverfall der davon betroffenen Fahrzeuge gekommen ist. Trotz eines entsprechenden gerichtlichen Hinweises und entgegenstehender detaillierter Darlegung der Beklagten hat er nur pauschal einen geminderten Wiederkaufswert behauptet. Dabei wäre dem Kläger eine am Markt orientierte vereinzelte Darlegung ggf. auch möglich gewesen, da der Kraftfahrzeugmarkt generell durch eine erhebliche Transparenz gekennzeichnet ist (vgl. z.B. die monatlichen sog. „Schwacke-Listen“) und die Preisentwicklung von gebrauchten Dieselfahrzeugen zudem - offenkundig, nämlich dem Gericht durch zuverlässige Presseberichte und Internetseiten bekannt (Zöller/Greger, ZPO, 30. Aufl., § 291, Rn. 1) - unter besonderer medialer Aufmerksamkeit steht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Auch aus pflichtwidrigem Vorverhalten Tun (Ingerenz) ergibt sich vorliegend schließlich keine Garantenpflicht zugunsten des Klägers. Eine Pflichtwidrigkeit löst im Einzelfall nämlich nur dann eine Garantenpflicht aus, wenn die verletzte Norm gerade dem Schutz des fraglichen Rechtsgutes zu dienen bestimmt ist (Schönke/Schröder/Stree/ Bosch, StGB, 28. Aufl., § 13, Rn. 35a mwN). Als pflichtwidriges Vorverhalten der Verantwortlichen der Beklagten kommt vorliegend allein ein Verstoß gegen die maßgeblichen europarechtlichen Normen, die den Einsatz von unzulässigen Abschalteinrichtungen verbieten, in Betracht. Diese dienen indes ersichtlich nicht dem Schutz der hier allein betroffenen Vermögensinteressen des Klägers, sondern gesamtgesellschaftlichen Zielen, nämlich der Weiterentwicklung des Binnenmarkts durch Harmonisierung der technischen Vorschriften über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen sowie der Sicherstellung eines hohen Umweltschutzniveaus</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Im Übrigen hat der Kläger auch nicht dargelegt, dass ihm durch Abschluss des Kaufvertrages infolge der streitgegenständlichen Software ein Schaden entstanden ist. Der Umstand, dass jemand durch eine Täuschung zu einem Vertragsschluss bewegt wurde, von dem er in Kenntnis der Täuschung abgesehen hätte, begründet nicht ohne weiteres einen Schadensersatzanspruch auf Freistellung von den Verpflichtungen aus dem Vertrag. Voraussetzung ist vielmehr, dass Leistung und Gegenleistung objektiv nicht gleichwertig sind oder aber - bei objektiver Gleichwertigkeit von Leistung und Gegenleistung - die Leistung für den Getäuschten trotzdem nicht voll brauchbar (so auch OLG Braunschweig, Beschluss vom 11.01.2018, 7 U 155/17). Soll ein Schaden darin liegen, dass die tatsächlich erbrachte Leistung gegenüber der geschuldeten Leistung im Tatzeitpunkt in Euro und Cent minderwertig war, muss der Wert der erbrachten Leistung feststehen (OLG Hamm, Beschluss vom 07.02.2011, III-5 Ws 459 - 471/10, zit. nach juris, Rn. 21 f.). Denn § 263 StGB schützt das Vermögen und nicht die Verfügungsfreiheit des Getäuschten (BGH, Urteil vom 24.02.1983, 1 StR 550/82, zit. nach juris, Rn. 5). Umstände der genannten Art hat der Kläger nicht dargelegt. Konkrete Angaben zum Wert von Leistung und Gegenleistung wären dabei auch deswegen notwendig, weil die Klägerin noch nicht einmal vereinzelt darlegt, dass die Preise von vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeuge selbst über 3 Jahre nach Bekanntwerden desselben gerade wegen der streitgegenständlichen Softwareproblematik sinken.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>2. Ein Anspruch aus §§ 823 Abs. 2 BGB, 6 Abs. 1, 27 Abs. 1 EG-FGV scheidet ebenfalls aus. Es wird zwar im Rahmen des sog. „Abgasskandals“ die Auffassung vertreten, dass dem Käufer gegen den Hersteller ein Anspruch auf Schadensersatz aus den genannten Vorschriften zusteht, weil die EG-Übereinstimmungsbescheinigung sei, da das Fahrzeug im Zeitpunkt seiner Zulassung infolge der streitgegenständlichen Software nicht allen einschlägigen Rechtsakten entsprochen habe. Der Unterzeichner teilt diese Auffassung jedoch aus einer Vielzahl von Gründen nicht:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>a) Die Vorschriften der §§ 6 Abs. 1, 27 Abs. 1 EG-FGV stellen keine Schutzgesetze im Sinne von § 823 Abs. 2 BGB dar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>b) Die EG-Übereinstimmungsbescheinigung enthält nicht die Erklärung, dass das Fahrzeug im Zeitpunkt der Zulassung allen einschlägigen Rechtsakten entspricht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>c) Eine irgendwie geartete inhaltliche Unrichtigkeit der EG-Übereinstimmungsbescheinigung führt nicht zu deren Unwirksamkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>d) Zuletzt dürften vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeug nicht im Sinne der EG-Übereinstimmungsbescheinigung vom genehmigten Typ abweichen (insoweit abweichend von LG Braunschweig, Urteil vom 31.08.2017, 3 O 21/17, zit. nach juris, Rn. 151 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>Im Einzelnen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_49">49</a></dt> <dd><p>Zu a): Ein Anspruch im diskutierten Sinne scheitert - auch - daran, dass die Vorschriften der §§ 6, 27 EG-FGV nicht dem Schutz von Individualinteressen zu dienen bestimmt sind. Für die Beantwortung dieser Frage kommt es nämlich nicht auf Wirkung, sondern auf Inhalt und Zweck des Gesetzes sowie darauf an, ob der Gesetzgeber bei Erlass des Gesetzes gerade einen Rechtsschutz zu Gunsten von Einzelpersonen oder bestimmten Personenkreisen wenigstens mitgewollt hat. Die genannten Vorschriften dienen der Umsetzung der Richtlinie 2007/46/EG. Der Schutz der Fahrzeugerwerber wird in der Richtlinie, insbesondere auch in deren Erwägungsgründen nicht genannt. Auch der Umstand, dass die Übereinstimmungsbescheinigung gem. Anhang IX der VO 385/2009/EG den Fahrzeugkäufer adressieren soll, führt allenfalls reflexiv dazu, dass das Interesse des Erwerbers, ein zulassungsfähiges Fahrzeug zu erhalten, geschützt wird. Dass der Individualschutz der Fahrzeugerwerber im „Aufgabenbereich der Norm“ liegt, wie der Bundesgerichtshof es von einem Schutzgesetz verlangt, ist nicht ersichtlich (so noch ausführlicher OLG Köln, Beschluss vom 22.08.2018, 15 U 76/18, auch OLG München, Beschluss vom 02.07.2018, 8 U 1710/17, zit. nach juris, Rn. 41).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_50">50</a></dt> <dd><p>Zu b): Die EG-Übereinstimmungsbescheinigung enthält nicht die Erklärung, dass das Fahrzeug im Zeitpunkt der Zulassung allen einschlägigen Rechtsakten entspricht. Eine solche Erklärung wird zwar im Anhang IX zur VO (EG) 385/2009 als - ein - Ziel formuliert. Das eigentliche Muster enthält diese Erklärung dann aber ausdrücklich nicht. Danach erklärt der Hersteller mit der Übereinstimmungserklärung gegenüber dem Käufer nur, dass das konkrete Fahrzeug mit dem genehmigten Typ übereinstimmt. Ein Zufall/Missverständnis ist ausgeschlossen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass das anvisierte Ziel nur insoweit umgesetzt wurde, wie es nachfolgend formuliert wurde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_51">51</a></dt> <dd><p>Zu c): Eine irgendwie geartete inhaltliche Unrichtigkeit der EG-Übereinstimmungsbescheinigung führt ohnehin nicht zu deren Unwirksamkeit:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_52">52</a></dt> <dd><p>Zunächst enthält die (auch nach den nationalen Vorschriften) maßgebliche Vorschrift über den Inhalt der EG-Übereinstimmungsbescheinigung - Art. 18 der Richtlinie 2007/46/EG - lediglich eine Anzahl einzuhaltender Kriterien formaler Natur.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_53">53</a></dt> <dd><p>Dafür, dass die EG-Übereinstimmungsbescheinigung insbesondere dann nicht materiell unwirksam ist, wenn das betroffene Fahrzeug nicht allen maßgeblichen gesetzlichen Vorschriften entspricht, spricht auch die weitere Auslegung der Richtlinie:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_54">54</a></dt> <dd><p>Nach Art. 28 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG werden der Verkauf und die Inbetriebnahme von Bauteilen ausdrücklich auch davon abhängig gemacht, dass diese den einschlägigen Rechtsakten entsprechen. Der komplette Fahrzeuge betreffende Art. 26 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG enthält eine entsprechende Regelung jedenfalls seinem Wortlaut nach nicht. Weiter könnte zwar die Voraussetzung, dass (auch) ein Fahrzeug den einschlägigen Rechtsakten entsprechen muss, in Art. 26 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG durch das - in Art. 28 Abs. 1 der Richtlinie nicht vorkommende -  Wort „gültig“ in Verbindung mit der Legaldefinition der Übereinstimmungsbescheinigung in Art. 3 Ziff. 36 der Richtlinie 2007/46/EG zum Ausdruck gebracht worden sein, zumal zunächst nicht recht ersichtlich sein könnte, aus welchem Grund der europäische Gesetzgeber bei Fahrzeugen anders als bei Bauteilen auf diese Voraussetzung verzichtet haben sollte. Zu beachten ist gleichzeitig aber die sprachliche Fassung des Art. 28 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG: Die besondere Betonung der Voraussetzungen „dann und nur dann“ (in der englischen Fassung: „if and only if“) - zum Vergleich heißt es in Art. 26 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG nur „nur dann“- zeigt, dass es dem Gesetzgeber klar war, dass in Art. 28 im Vergleich zu Art. 26 Abs. 1 Richtlinie 2007/46/EG erhöhte Anforderungen erhoben werden. Für Letzteres spricht auch, dass im ursprünglichen Entwurf („Vorschlag“) der Richtlinie in Art. 25 Abs. 1 und Art. 27 Abs. 1 (Dokument 52003PC0418, abrufbar bei EUR-Lex) noch eine einheitliche Formulierung - jeweils „nur dann“ - vorgesehen war. Ein Grund für die unterschiedliche Behandlung von kompletten Fahrzeugen und Bauteilen liegt gleichzeitig auch vor, nämlich darin, dass Adressat der Umsetzung von Art. 28 der Richtlinie 2007/46/EG nicht die Mitgliedstaaten selbst sind: Art. 28 regelt nur den Verkauf und die Inbetriebnahme von Bauteilen. Adressat von Art. 26 der Richtlinie 2007/46/EG sind bei dessen Umsetzung dagegen auch die Mitgliedstaaten selbst, da sie für die dort - auch - geregelte Zulassung der Fahrzeuge zuständig sind. Würde Art. 26 der Richtlinie voraussetzen, dass die Fahrzeuge nur zugelassen werden könnten, wenn sie allen rechtlichen Akten entsprechen, weil nur dann die EG-Übereinstimmungserklärung gültig wäre, würde dies u. U. (erneute) Prüfungspflichten begründen, was dem Ziel der Richtlinie, die Zulassung von Fahrzeugen zu vereinfachen, widersprechen, zudem zusätzlichen behördlichen Aufwand bedeuten würde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_55">55</a></dt> <dd><p>Zudem folgt aus der Auslegung der die Richtlinie 2007/46/EG umsetzenden nationalen Vorschriften, dass jedenfalls der nationale Gesetzgeber davon ausging, dass Unregelmäßigkeiten im Typgenehmigungsverfahren, wodurch der genehmigte Fahrzeugtyp nicht allen maßgeblichen gesetzlichen Vorschriften entspricht, nicht zur Unwirksamkeit der EG-Übereinstimmungsbescheinigung führt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_56">56</a></dt> <dd><p>Der Gesetzgeber hat den Fall vorhergesehen, dass bereits im Verkehr befindliche Fahrzeuge nicht vorschriftsmäßig sind: Es ermächtigt das KBA für diesen Fall in § 25 Abs. 2 EG-FGV, die Typgenehmigung nachträglich mit Nebenbestimmungen zu versehen. Betreffend die EG-Übereinstimmungserklärung fehlt eine entsprechende Regelung. Dies lässt den Schluss darauf zu, dass der Umstand, dass ein bereits im Verkehr befindliches Fahrzeug nicht vorschriftsmäßig ist, keine Auswirkungen auf die Übereinstimmungsbescheinigung haben sollte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_57">57</a></dt> <dd><p>Weiter: Nach § 37 EG-FGV handelt ordnungswidrig, wer ein Fahrzeug entgegen § 27 EG-FGV ohne eine „gültige“ Übereinstimmungsbescheinigung anbietet oder in Umlauf bringt. Mit § 37 EG-FGV wollte der Gesetzgeber „die in § 27 EG-FGV enthaltenen Anforderungen besser durchsetzen“, ging gleichzeitig aber davon aus, dass „bestimmte Verstöße im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wie die Vorlage gefälschter Prüfergebnisse oder technischer Spezifikationen oder sonstige unrichtige oder unvollständige Erklärungen“ bereits anderweitig sanktioniert werden und damit keiner Ahndung durch § 37 EG-FGV bedurften (vgl. BR-Drucksache 190/09, S. 57). Verstöße im Rahmen des Typgenehmigungsverfahrens sollen danach nicht § 37 EG-FGV unterfallen, also keinen Verstoß gegen § 27 EG-FGV darstellen, also die Gültigkeit der Übereinstimmungsbescheinigung im Sinne von § 27 EG-FGV nicht tangieren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_58">58</a></dt> <dd><p>- Zu d): Vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeug dürften schließlich auch nicht im Sinne der Erklärung in der EG-Übereinstimmungsbescheinigung vom genehmigten Typ abweichen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_59">59</a></dt> <dd><p>Bei dem genehmigten Typ im Sinne der EG-Übereinstimmungsbescheinigung handelt sich dabei zunächst nicht um ein anlässlich des Typgenehmigungsverfahren vorgeführtes und geprüftes reales Fahrzeug:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_60">60</a></dt> <dd><p>Darauf deutet zunächst schon die Formulierung des Art. 9 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG hin, der nicht von einem Fahrzeug, sondern vom Typ eines Fahrzeugs spricht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_61">61</a></dt> <dd><p>Dieses Verständnis wird untermauert durch die Regelung in Art. 11 der Richtlinie 2007/46/EG, wonach die Prüfungen an Fahrzeugen durchgeführt werden, die für den genehmigten Typ repräsentativ sind. Auch diese Formulierung - „repräsentativ“ - belegt, dass der genehmigte Typ eines Fahrzeugs nach dem Willen des Richtliniengebers nicht mit den vorgeführten und geprüften Fahrzeugen gleichzusetzen ist. Anlässlich des o.g. Entwurfes der Richtlinie ging man unter „Grundlage und Inhalt des Vorschlags“, dort Punkt 6.2.2. sogar davon aus, dass - nur - „repräsentative Prototypen“ besichtigt und geprüft werden. Warum überhaupt das spätere Endprodukt vorab geprüft wird, wenn Gegenstand der Genehmigung tatsächlich ein fiktives Fahrzeug ist, erschließt sich dabei vor folgendem Hintergrund:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_62">62</a></dt> <dd><p>„Eines der wesentlichen Grundsätze des Typgenehmigungsrechts ist die Gewissheit, dass der Hersteller über ein ständiges System zur Kontrolle der Übereinstimmung der Übereinstimmung seiner Produktion verfügt“ (Entwurf, Grundlage und Inhalt des Vorschlags, 6.1 letzter Absatz).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_63">63</a></dt> <dd><p>Auf Dauer - nach Erteilung der Typgenehmigung - wird diese Gewissheit dadurch gestützt, dass der Hersteller nachweisen muss, dass es über ein belastbares internes Überwachungssystem verfügt, dass ihn befähigt, Nichtübereinstimmungen mit dem genehmigten Typ zu erkennen und abzustellen, worüber sich die Behörde auch vergewissern muss (Art. 12 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG). Demselben Zweck dienen auch Untersuchungen am konkreten Produkt, die stichprobenartig vorgenommen werden dürfen (Art. 12 Abs. 2 der Richtlinie 2007/46/EG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_64">64</a></dt> <dd><p>In diesem Kontext ist auch die Untersuchung an repräsentativen Fahrzeugen bereits anlässlich der Typgenehmigung zu sehen: Sie stellt quasi die Eingangs-/Voruntersuchung dar, ob der der Hersteller in der Lage sein wird, die Übereinstimmung der Produktion mit dem genehmigten Typen auf Dauer zu gewährleisten. Dieser Gedankengang dürfte auch im genannten Entwurf, dort unter „Grundlage und Inhalt des Vorschlags“ Ziffer 6.2.2. wenigstens angedeutet sein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_65">65</a></dt> <dd><p>Von dem dergestalt definierten genehmigten Typ dürften vom sog. „Abgasskandal“ betroffene Fahrzeuge im Sinne der EG-Übereinstimmungsbescheinigung indes nicht abweichen. Dies folgt mittelbar aus Art. 30 Abs. 2 der Richtlinie 2007/46/EG. Danach sollen nämlich Abweichungen von den Angaben in der Beschreibungsmappe, obwohl solche eigentlich ohne weiteres eine Abweichung vom genehmigten Typ darstellen müssten (so konsequent auch noch Art. 11 Abs. 1 der Richtlinie 70/156/EWG), da eine Typgenehmigung nur für einen Typ erteilt wird, der mit den Angaben in der Beschreibungsmappe übereinstimmt (Art. 9 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG), lediglich als Fiktion eine Abweichung vom genehmigten Typ darstellen und dies unzweideutig - vergleiche die Verschärfung der Formulierung im Vergleich zum o.g. Entwurf der Richtlinie, dort Art. 29 Abs. 2 - ausdrücklich auch nur im Rahmen von Art. 30 Abs. 1 der Richtlinie 2007/46/EG. Hieraus dürfte folgen, dass nach dem Willen des Richtliniengebers Abweichungen von den Angaben in der Beschreibungsmappe ansonsten - also auch im Sinne der Erklärung der EG-Übereinstimmungsbescheinigung - keine Abweichung vom genehmigten Typ darstellen sollen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_66">66</a></dt> <dd><p>3. Ein Schadensersatzanspruch aus § 826 BGB, namentlich eine sittenwidrige Schädigung ist nicht dargelegt (so im Rahmen des sog. „Abgasskandals“ auch OLG Braunschweig, Beschluss vom 27.11.2018, 7 W 11/18):</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_67">67</a></dt> <dd><p>Die Entwicklung und (genauer) der Einsatz der streitgegenständlichen Software stellt einen Verstoß gegen die einen Verbot von illegalen Abschalteinrichtungen vorsehende VO (EG) 715/2007 dar. Die genannte Verordnung dient aber nicht dem Schutz der hier geltend gemachten Vermögensinteressen (s.o.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_68">68</a></dt> <dd><p>Auch unter dem Gesichtspunkt des Inverkehrbringens einer mangelhaften Sache stellt sich das Verhalten der Beklagten nicht als sittenwidrig im Sinne von § 826 BGB dar:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_69">69</a></dt> <dd><p>Das Inverkehrbringen einer mangelhaften Sache ohne eine Täuschung des Verbrauchers stellt, soweit es - wie vorliegend - um dessen Äquivalenzinteresse geht, keine sittenwidrige Schädigung gem. § 826 BGB dar (arg. ex. § 442 Abs. 1 S. 1 BGB)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_70">70</a></dt> <dd><p>Letztlich geht es mithin um die Frage, ob das Verschweigen von Mängeln durch einen Hersteller bzw. dessen Lieferanten, soweit es wie vorliegend um das Nutzungs- und Äquivalenzinteresse des Käufers geht, einen Anspruch aus § 826 BGB auszulösen vermag, Die Kammer geht diesbezüglich davon aus, dass allenfalls das Verschweigen von schwerwiegenden Mängeln durch den Hersteller oder dessen Lieferanten, denen der Markt eine ganz erhebliche Bedeutung beimisst oder die dazu führen, dass das Fahrzeug unkorrigierbar nur erheblich eingeschränkt oder gar gar nicht mehr genutzt werden kann, den Vorwurf der Sittenwidrigkeit zu begründen vermag. Dies beruht auf folgenden Überlegungen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_71">71</a></dt> <dd><p>Schon zwischen Vertragspartnern rechtfertigt das Verschweigen eines Umstandes, der für Vertragsschluss relevant ist, nicht ohne weiteres den Vorwurf eines Sittenverstoßes, sondern nur dann, wenn eine Seite der anderen zu entsprechender Offenbarung verpflichtet ist. Eine Offenbarungspflicht entsteht, wenn die andere Seite nach Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte eine Mitteilung erwarten durfte. Eine vollumfängliche Information über alle Belange des Geschäftes darf der Vertragspartner nach Treu und Glauben nicht erwarten; es besteht also keine allgemeine Offenbarungspflicht. Im Vertragsrecht ist zunächst jedes Privatrechtssubjekt für die Verteidigung seiner Interessen selbst verantwortlich. Das gilt insbesondere für den Kaufvertrag, der von gegensätzlichen Interessen geprägt ist: Jeder möchte möglichst viel für sich selbst rausholen. Die Grenze des nach der Verkehrsauffassung Hinnehmbaren ist erst dann überschritten ist, wenn es um erhebliche wertbildende Umstände beim Kaufvertragsabschluss geht (so ausdrücklich Palandt/Sprau, BGB, 77. Aufl., § 826, Rn. 20; Bamberger/Roth, BGB,3. Aufl., § 826, Rn. 23, Fn. 148; m Ergebnis auch Staudinger/Oechsler, BGB, 2014, § 826, Rn. 159, der zunächst nur betreffend erhebliche Umstände eine Aufklärungspflicht annimmt, einen verborgenen Sachmangel dann als regelmäßig erheblichen Umstand bezeichnet, um dann nur Fälle aufzuzählen, in denen es um erhebliche wertbildende Faktoren geht; ähnlich auch BayObLG, Beschluss vom 09.12.1993, 3 St RR 127/93, zit. nach juris, Rn. 24, indes für die Aufklärungspflicht im Rahmen von § 263 StGB, s.o.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_72">72</a></dt> <dd><p>Dazu „passend“: Nach dem Willen des Gesetzgebers sollte das arglistige Verschweigen von Mängel durch den Verkäufer nicht zwingend zu einer Rückabwicklung des Kaufvertrages führen (s.o.). Würde man wegen des Verschweigens von Mängeln uneingeschränkt einen Schadensersatzanspruch auf Rückabwicklung des Kaufvertrages nach § 826 BGB eröffnen, würde der vorgenannte gesetzliche Wille missachtet werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_73">73</a></dt> <dd><p>Zu beachten ist weiterhin: Die vorgenannten Argumente gelten schon im Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer, die miteinander ein gewisses Vertrauen begründend über einen Vertrag miteinander verbunden sind, welches der arglistige Verkäufer „verrät“. Im Verhältnis des Herstellers zum Käufer fehlt es an dieser vertrauensbegründenden Verbindung, die durch Verschweigen des Mangels „verraten“ werden würde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_74">74</a></dt> <dd><p>Schließlich hat der Gesetzgeber durch Einführung des ProdHaftG eine Haftung des Herstellers für fehlerhafte Produkte eingeführt. Das wirtschaftliche Nutzungs- und Äquivalenzinteresse des Käufers, dass die Sache keine Mängel aufweist, sollte dadurch aber gerade nicht geschützt werden (Palandt/Sprau, BGB, 77. Aufl., § 3 ProdHaftG, Rn. 1).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_75">75</a></dt> <dd><p>Wenn</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_76">76</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">- das arglistige Verschweigen von Mängeln durch den Verkäufer nicht in jedem Fall einen Anspruch aus § 826 BGB auslösen soll,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_77">77</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">- obwohl dort ein gewisses Vertrauensverhältnis „verraten“ wird, welches der Hersteller/der Lieferant des Herstellers nicht „verraten“ kann und</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt"></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_78">78</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">- der Gesetzgeber auf die Einführung einer Haftung des Herstellers für das Nutzungs- und Äquivalenzinteresse des Käufers verzichtet hat,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_79">79</a></dt> <dd><p>erscheint es im Ergebnis sachgerecht, eine Haftung des Herstellers für verschwiegene Mängel gem. § 826 BGB nur für die o.g. „Vollkatastrophen“ anzunehmen. Letztlich kann diese Frage aber dahinstehen. Der Kläger hat noch nicht einmal Umstände dargelegt, die eine Offenbarungspflicht eines Verkäufers ausgelöst hätten (s.o.)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_80">80</a></dt> <dd><p>4. Ob eine deliktische Haftung der Beklagten für „behauptete“ negative Folgen des Updates überhaupt in Frage kommt - Das Update ist behördlich angeordnet worden, was deliktischen Ansprüchen entgegenstehen dürfte. - kann dahinstehen. Der Kläger hat negative Folgen des Updates nicht vereinzelt dargelegt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_81">81</a></dt> <dd><p>Soweit der Kläger einen erhöhten Verschleiß infolge des Softwareupdates behauptet, übersieht er, dass der Nacherfüllungsanspruch des Käufers gegen den Verkäufer nicht weiter reicht als der ursprüngliche Erfüllungsanspruch, dies im Verhältnis zum Hersteller erst recht gelten muss und er nicht dargelegt hat, welche Haltbarkeit von der Beklagten als Hersteller zugesagt wurde oder er - der Käufer - aufgrund welcher Umstände wenigstens üblicherweise erwarten durfte. Dies gilt betreffend die emissionsmindernden Einrichtungen des Fahrzeugs umso mehr, als die zuständige Behörde in dem o.g. Schreiben bescheinigt hat, dass die Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit eingehalten werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_82">82</a></dt> <dd><p><strong>II. Zum Klageantrag zu Ziffer 2):</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_83">83</a></dt> <dd><p>Da der Kläger keinen Anspruch auf Schadenersatz hat, befindet sich die Beklagte auch nicht mit der Annahme des streitgegenständlichen Fahrzeugs in Verzug.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_84">84</a></dt> <dd><p><strong>III. Zum Klageantrag zu Ziffer 3):</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_85">85</a></dt> <dd><p>Mangels Anspruchsgrundlage - s.o. - steht dem Kläger gegen die Beklagte auch kein Anspruch auf Erstattung vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_86">86</a></dt> <dd><p><strong>IV. Zum Hilfsantrag zu Ziffer 1.:</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_87">87</a></dt> <dd><p>Der Antrag ist zwar zulässig, aber nicht begründet. Der Kläger hat den geltend gemachten Schadenersatzanspruch weder dem Grunde, noch der Höhe nach schlüssig dargelegt. Auf die obigen Ausführungen wird verwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_88">88</a></dt> <dd><p><strong>V. Zum Hilfsantrag Ziffer 2.:</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_89">89</a></dt> <dd><p>Der Antrag ist bereits nicht zulässig, (mindestens) weil es an einem Feststellungsinteresse mangelt. Bei reinen Vermögensschäden, die Gegenstand der Klage sind, hängt bereits die Zulässigkeit der Feststellungsklage von der Wahrscheinlichkeit eines auf die Verletzungshandlung zurückzuführenden Schadenseintritts ab (BGH, Urteile vom 15. Oktober 1992 - IX ZR 43/92, WM 1993, 251, 260, vom 14. Dezember 1995 - IX ZR 242/94, WM 1996, 548, 549, vom 2. Dezember 1999 - IX ZR 415/98, WM 2000, 199, 202, vom 22. Februar 2001 - IX ZR 293/99, WM 2001, 741, 742, vom 25. Oktober 2001 - IX ZR 427/98, WM 2002, 29, 32 und vom 6. Juli 2004 - XI ZR 250/02, BGHReport 2005, 78, 79). Eine solche Wahrscheinlichkeit hat der Kläger vorliegend nicht dargelegt: Die behauptete Verletzungshandlung der Beklagten besteht in der Verwendung einer illegalen Abschalteinrichtung. Diese ist entfernt und es nicht ersichtlich, warum die Software im Nachhinein noch Schäden am Fahrzeug bewirken soll.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_90">90</a></dt> <dd><p><strong>VI. Prozessuale Nebenentscheidungen:</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_91">91</a></dt> <dd><p>Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 91, 709 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_92">92</a></dt> <dd><p><strong>VII. Streitwert: </strong>Wertstufe bis 22.000 €</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px"> </p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abkürzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedrückt halten) können Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einfügen." onmouseover="Tip('<span class="contentOL">Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedrückt halten) können Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einfügen.</span>', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()"> Diesen Link können Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken möchten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&docid=JURE190000332&psml=bsndprod.psml&max=true</p> </div> </div>
180,262
vg-koln-2019-01-02-2-l-287018
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 L 2870/18
2019-01-02T00:00:00
2019-02-07T14:18:50
2019-02-12T13:33:30
Beschluss
ECLI:DE:VGK:2019:0102.2L2870.18.00
<h2>Tenor</h2> <ul class="ol"><li><p>1. Der Antrag wird abgelehnt.</p> </li> </ul> <p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die Antragstellerin. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beigeladenen zu 1) und der Beigeladenen zu 2) sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <ul class="ol"><li><p>2. Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 30.000,00 Euro festgesetzt.</p> </li> </ul><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das vorl&#228;ufige Rechtsschutzgesuch der Antragstellerin mit den Antr&#228;gen,</p> <span class="absatzRechts">3</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. die aufschiebende Wirkung der Klage 2 K 8338/18 gegen die dem Beigeladenen zu 1) erteilte Baugenehmigung des Antragsgegners vom 15. Oktober 2018 (Az.: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) anzuordnen,</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">5</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2. &#8222;dem Beizuladenden aufzugeben, die Bauarbeiten sofort einzustellen und fortan alle Ma&#223;nahmen zur Ausf&#252;hrung des genehmigten Vorhabens zu unterlassen,&#8220;</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die im Verfahren nach &#167;&#167; 80a Abs. 3, 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO vorzunehmende Abw&#228;gung zwischen dem Interesse des Beigeladenen zu 1) an der weiteren Ausnutzung der ihm erteilten Baugenehmigung und dem Interesse der Antragstellerin, die weitere Ausnutzung vorerst zu verhindern, f&#228;llt zum Nachteil der Antragstellerin aus. Denn die dem Beigeladenen zu 1) erteilte Baugenehmigung vom 15. Oktober 2018 zum Neubau eine HIT-Verbrauchermarktes verletzt die Antragstellerin mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in ihren Rechten als Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks C.------stra&#223;e 00 in N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , mit der Folge, dass ihre Klage 2 K 8338/18 voraussichtlich keinen Erfolg haben wird.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1. Die dem Beigeladenen zu 1) erteilte Baugenehmigung der Antragsgegnerin verst&#246;&#223;t mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegen Rechtsvorschriften, die auch dem Schutz der Rechte der Antragstellerin zu dienen bestimmt sind.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Vorhaben des Beigeladenen zu 1) wird im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 25 &#8222;Ortskern N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220;, 27. &#196;nderung, der Beigeladenen zu 2) realisiert. Einem durch ein Bauvorhaben betroffenen Nachbarn wird insoweit Nachbarschutz nach Ma&#223;gabe von &#167; 15 Abs. 1 BauNVO vermittelt. Nach &#167; 15 Abs. 1 Satz 2 &#160;&#160;&#160; BauNVO sind bauliche und sonstige Anlagen unzul&#228;ssig, wenn von ihnen Bel&#228;stigungen oder St&#246;rungen ausgehen k&#246;nnen, die nach der Eigenart des Baugebiets im Baugebiet selbst oder in dessen Umgebung unzumutbar sind, oder wenn sie solchen Bel&#228;stigungen oder St&#246;rungen ausgesetzt werden. Eine St&#246;rung kann auch &#8211; wie hier vorgetragen &#8211; darin bestehen, dass die &#246;ffentlichen Stra&#223;en durch den von einer Anlage verursachten Verkehr so stark belastet werden, dass die Nutzbarkeit der Grundst&#252;cke im Baugebiet selbst und dar&#252;ber hinaus unzumutbar beeintr&#228;chtigt wird,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">vgl. nur Roeser in: K&#246;nig/Roeser/Stock, Baunutzungsverordnung, 3. Auflage, 2014, &#167; 15 Rn. 27.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das in dem unbestimmten Rechtsbegriff der Unzumutbarkeit enthaltene R&#252;cksichtnahmegebot ist verletzt, wenn unter Ber&#252;cksichtigung der Schutzw&#252;rdigkeit des Betroffenen, der Intensit&#228;t der Beeintr&#228;chtigung und der wechselseitigen Interessen das Ma&#223; dessen, was billigerweise noch zumutbar ist, &#252;berschritten wird,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">vgl. nur BVerwG, Urteil vom 25. Februar 1977 &#8211; IV C 22.75 &#8211;, BRS 32 Nr. 77; Beschluss vom 13. Februar 1981 &#8211;, BRS 38 Nr. 82.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zur Bestimmung der Unzumutbarkeit bedarf es einer Bewertung des jeweiligen Einzelfalls, bei der auch die Schutzbed&#252;rftigkeit und Schutzw&#252;rdigkeit von Bauherrn und Nachbarn in den Blick zu nehmen ist,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 27. Februar 1992 &#8211; 4 C 50/89 &#8211; juris.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r die wechselseitigen R&#252;cksichtnahmepflichten ist, dass die Nutzung, die f&#252;r sich eine R&#252;cksichtnahme reklamiert, tats&#228;chlich legal ausge&#252;bt wird. Der &#8222;Schwarznutzer&#8220; kann keine R&#252;cksichtnahme verlangen. Abzustellen ist darauf, welche Nutzung bauaufsichtlich genehmigt ist. Denn nur die Beeintr&#228;chtigungen einer legalen Nutzung k&#246;nnen im Rahmen des vom Gebot der R&#252;cksichtnahme geforderten Interessenausgleichs ber&#252;cksichtigt werden. Nutzungen, die zwar faktisch ausge&#252;bt werden, aber nicht genehmigt worden sind und auch nicht h&#228;tten genehmigt werden k&#246;nnen, unterliegen keiner R&#252;cksichtnahmepflicht,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Januar 1993 &#8211; 4 C 19.90 &#8211;, BRS 55 Nr. 175, Beschluss vom 11. Juli 1994 &#8211; 4 B 134.94 &#8211;, BRS 56 Nr. 164.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gemessen an diesen Grunds&#228;tzen l&#228;sst sich im vorliegenden Verfahren f&#252;r das Gericht nicht feststellen, dass vom streitigen Bauvorhaben unzumutbare Bel&#228;stigungen oder St&#246;rungen f&#252;r den Speditionsbetrieb auf dem Grundst&#252;ck der Antragstellerin ausgehen. Denn die Antragstellerin ist nicht schutzw&#252;rdig, da es an einer legalen Nutzung ihres Grundst&#252;cks f&#252;r die Zwecke des Betriebs einer Spedition fehlt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Formal fehlt es vorliegend an einer Baugenehmigung, die den Betrieb einer Spedition auf dem Grundst&#252;ck der Antragstellerin legalisiert. In den von dem Beklagten vorgelegten Bauakten befinden sich lediglich Bauscheine vom 10. Juni 1949 (Nr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) f&#252;r den Einbau einer Tankanlage, vom 28. Juli 1953 f&#252;r den Bau eines Lagers (Nr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) f&#252;r eine Baustoff- und Kohlehandlung, vom 14. August 1964 f&#252;r die Aufstockung eines Lagergeb&#228;udes (&#8222;Baustoffe&#8220;) (Nr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ), vom 11. November 1969 f&#252;r &#8222;Heiz&#246;l Lagerung&#8220; (Nr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ), vom 22. Juni 1970 einen Nachtrag f&#252;r &#8222;Heiz&#246;l Lagerung&#8220; (Nr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) sowie Baugenehmigungen vom 05. Mai 1977 zur Umstellung der Heizungsanlage auf &#214;lfeuerung (Az. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ), vom 28. April 2010 zur Nutzungs&#228;nderung Ladenlokal in Postfiliale (Az.: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) und vom 08. Juni 2011 ein Nachtrag zur Nutzungs&#228;nderung Ladenlokal in Postfiliale. Weitere Baugenehmigungen liegen dem Gericht nicht vor; die Antragstellerin hat auf Anforderung des Gerichts keine weiteren baurechtlichen Genehmigungen betreffend die Nutzung ihres Grundst&#252;cks f&#252;r den Betrieb einer Spedition vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dass der Betrieb der Spedition auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin materiell legal w&#228;re, ist f&#252;r die Kammer derzeit nicht erkennbar und von der Antragstellerin auch nicht glaubhaft gemacht. Dem Gericht ist es nicht m&#246;glich, die materielle Legalit&#228;t des Speditionsbetriebs auf dem Grundst&#252;ck C.------stra&#223;e 00 in N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu beurteilen. Das gilt schon deshalb, weil es sowohl an einem Bauantrag nach &#167; 70 BauO NRW 2018 als auch an den grunds&#228;tzlich zur Beurteilung der Genehmigungsf&#228;higkeit erforderlichen Bauvorlagen nach den Vorgaben der BauPr&#252;fVO mangelt. Erforderlich zur Beurteilung w&#228;ren &#8211; in jedem Fall &#8211; ein Lageplan gem&#228;&#223; &#167; 3 BauPr&#252;fVO, auf dem &#8211; u.a. &#8211; auch die Erschlie&#223;ung des Grundst&#252;cks darzustellen w&#228;re, Bauzeichnungen nach &#167; 4 BauPr&#252;fVO, eine Bau- und Betriebsbeschreibung nach &#167; 5 BauPr&#252;fVO, aus denen sich &#8211; u.a. &#8211; die Betriebszeiten sowie die Anzahl der vorhandenen LKW erg&#228;ben sowie mit Blick auf sch&#252;tzenswerte Wohnbebauung in der n&#228;heren Umgebung eine belastbare Immissionsprognose.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung weiterer nachbarsch&#252;tzender Bestimmungen zu Lasten der Antragstellerin ist nicht ersichtlich und wird auch nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2. Hat der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung keinen Erfolg, so ist auch f&#252;r die Anordnung von Sicherungsma&#223;nahmen nach Ma&#223;gabe des Antrags zu 2. kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 162 Abs. 3 VwGO. Es entspricht billigem Ermessen, die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen zu 1) und 2) nicht f&#252;r erstattungsf&#228;hig zu erkl&#228;ren, da die Beigeladenen keine Sachantr&#228;ge gestellt und sich damit auch selbst keinem Kostenrisiko (vgl. &#167; 154 Abs. 3 VwGO) unterworfen haben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 2 und 52 Abs. 1 GKG. Sie tr&#228;gt der anzunehmenden Bedeutung der Sache aus Sicht der Antragstellerin Rechnung. Wird die Beeintr&#228;chtigung eines gewerblichen Betriebs von einem Nachbarn geltend gemacht, ist der Streitwert im Rahmen von 7.500,00 Euro bis 120.000,00 Euro festzusetzen (vgl. Ziffer 7.) b.) des Streitwertkatalogs der Bausenate des OVG NRW, i.d.F.v. 22. Januar 2019). Danach erscheint hier im Klageverfahren ein Betrag von 60.000,00 Euro als angemessen, der wegen der Vorl&#228;ufigkeit des Verfahrens halbiert wird (vgl. Ziffer 14.) a.) des Streitwertkatalogs der Bausenate des OVG NRW).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;1 dieses Beschlusses kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe schriftlich bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, Beschwerde eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist wird auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der&#160; Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, eingeht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinander setzen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten m&#252;ssen sich bei der Einlegung und der Begr&#252;ndung der Beschwerde durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;2 dieses Beschlusses kann innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, Beschwerde eingelegt werden. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist schriftlich, zur Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, einzulegen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
180,224
olgbs-2019-01-02-9-u-3218
{ "id": 602, "name": "Oberlandesgericht Braunschweig", "slug": "olgbs", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 32/18
2019-01-02T00:00:00
2019-02-07T14:18:24
2019-02-12T13:33:24
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Senat weist darauf hin, dass er beabsichtigt, die Berufung der Beklagten durch einstimmigen Beschluss gem&#228;&#223; &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 ZPO zur&#252;ckzuweisen, weil sie offensichtlich keine Aussicht auf Erfolg hat und auch die Voraussetzungen des &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 Nr.&#160;2 bis 4 ZPO vorliegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Parteien streiten um die Herausgabe der Zulassungsbescheinigung Teil II des PKW X.-Auto Typ YZ-Transporter, Fahrzeugidentifizierungsnr. XYZ999 nach (streitigem) gutgl&#228;ubigem Erwerb durch die Kl&#228;gerin Mitte 2015.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Wegen des Sach- und Streitstandes der I. Instanz und der dort gestellten Antr&#228;ge wird auf den Tatbestand des angegriffenen landgerichtlichen Urteils (Seite 2-5 = Bl.&#160;250R-252 d. A.) verwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Das Landgericht hat der Klage stattgegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;gerin stehe gegen die Beklagte ein Anspruch auf Herausgabe der Zulassungsbescheinigung Teil II gem. &#167; 985 BGB zu. Als Eigent&#252;merin des streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeugs sei sie gem. &#167; 952 Abs. 2 BGB analog auch Eigent&#252;merin der Zulassungsbescheinigung Teil II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Es k&#246;nne dahinstehen, ob die Streitverk&#252;ndete bereits von der Leasingnehmerin Eigentum erworben habe. Jedenfalls die Kl&#228;gerin habe von der Streitverk&#252;ndeten gem. &#167;&#167; 929 S. 1, 932 BGB gutgl&#228;ubig Eigentum erworben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die insoweit darlegungs- und beweisbelastete Beklagte habe nicht nachweisen k&#246;nnen, dass der Kl&#228;gerin bei dem Erwerb in Bezug auf die Eigent&#252;merstellung des Ver&#228;u&#223;erers grobe Fahrl&#228;ssigkeit zur Last zu legen sei. Beim Erwerb eines gebrauchten Kfz bestehe keine allgemeine Nachforschungspflicht, die &#220;bergabe und Pr&#252;fung des Kfz-Briefes bzw. der Zulassungsbescheinigung Teil II seien die Mindestanforderungen f&#252;r einen gutgl&#228;ubigen Erwerb. Diesen habe die Kl&#228;gerin gen&#252;gt. Der insoweit beweispflichtigen Kl&#228;gerin sei aufgrund der &#252;bereinstimmenden Angaben der Zeugen <em>F.</em> und <em>Z.</em> der Nachweis gelungen, dass sich der Zeuge <em>F.</em> die Zulassungsbescheinigung Teil&#160;II angesehen und zumindest die Fahrgestellnummern verglichen habe. Der Zeuge <em>F.</em> sei als Zeuge zu vernehmen gewesen, weil er am Morgen des 07.12.2016 wirksam vor der m&#252;ndlichen Verhandlung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin abberufen worden sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Das Vorliegen hinreichender Verdachtsgr&#252;nde, die die Kl&#228;gerin bzw. den Zeugen <em>F.</em> zu weiteren Nachforschungen h&#228;tten verpflichten k&#246;nnen, habe die insoweit darlegungs- und beweispflichtige Beklagte nicht nachweisen k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die gef&#228;lschte Zulassungsbescheinigung Teil II sei nicht in einem Ma&#223;e auff&#228;llig gewesen, dass dem Zeugen <em>F.</em> h&#228;tten Bedenken kommen m&#252;ssen. Die sich bei genauerer Betrachtung ergebenden Auff&#228;lligkeiten seien in einer Gesamtschau nicht derart evident, dass der Zeuge <em>F.</em> habe Verdacht sch&#246;pfen m&#252;ssen. Dem Landgericht selbst seien die Auff&#228;lligkeiten erst nach Erl&#228;uterung durch den Beklagtenvertreter im Rahmen der m&#252;ndlichen Verhandlung erkenntlich geworden. Da die Mitarbeiter der Zulassungsstelle in B. auf das gef&#228;lschte Blankett die Umschreibung auf die Kl&#228;gerin beurkundet h&#228;tten, h&#228;tten offensichtlich auch sie die F&#228;lschung nicht erkannt. Das spreche ebenfalls gegen die Auff&#228;lligkeit der F&#228;lschung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Auch der Verkaufspreis von 15.500,00 Euro habe zu keiner weiteren Nachforschungspflicht gef&#252;hrt. Dieser sei selbst dann aus Sicht des Kl&#228;gers nicht als eklatant niedrig anzusehen, wenn man den von der Beklagten behaupteten H&#228;ndlerpreis von 32.100,00 Euro zugrunde lege. Von einem Kunden, der einen gebrauchtes Fahrzeug erwerben m&#246;chte, k&#246;nne keine umfassende Marktrecherche erwartet werden. Hinzutrete die von der Streitverk&#252;ndeten behauptete Vorsch&#228;digung des Fahrzeugs. Auch diesbez&#252;glich k&#246;nne einem Kunden nicht abverlangt werden, genau zu ermitteln, welchen Einfluss ein solcher Schaden auf den Kaufpreis habe. Der behauptete Schaden sei so erheblich gewesen, dass die Vorstellung nachvollziehbar erscheine, dass das Fahrzeug dadurch in seinem Wert gemindert sei. Zudem d&#252;rfe der Kunde auch sein eigenes Verhandlungsgeschick als Ursache eines g&#252;nstigen Preises ansehen. Weiter sei zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich bei der Streitverk&#252;ndeten um ein Autohaus handele, bei dem die Kl&#228;gerin schon mehrfach Fahrzeuge eingekauft habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Ein Abhandenkommen des Fahrzeugs sei von der darlegungs- und beweispflichtigen Beklagten nicht nachgewiesen; der Zeuge <em>Be. </em>sei nicht aufzufinden gewesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Gegen das ihr am 11.05.2018 zugestellte Urteil des Landgerichts Braunschweig vom 09.05.2018 hat die Beklagte am 08.06.2018 Berufung eingelegt und diese innerhalb der ihr zweifach antragsgem&#228;&#223; gew&#228;hrten Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist am 11.09.2018 begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt sie an:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Die Klagepartei habe beim Erwerb des Fahrzeugs schon die von der obergerichtlichen Rechtsprechung entwickelten Mindestvoraussetzungen f&#252;r einen gutgl&#228;ubigen Erwerb eines Kraftfahrzeugs nicht erf&#252;llt. Herr <em>F.</em> habe hierzu nicht als Zeuge vernommen werden d&#252;rfen. Im Termin sei ohne jeden Beleg behauptet worden, dass dieser am Morgen vor der Beweisaufnahme als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer abberufen worden sei. Einen Tag nach der Beweisaufnahme sei er dann erneut zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt worden, wobei weder die Abberufung noch die Neubestellung im Handelsregister eingetragen worden seien. Dies wecke den Verdacht, dass sowohl die Abberufung als auch die Neubestellung gar nicht oder nur zum Schein erfolgt seien. Ginge man davon aus, dass die Abberufung stattgefunden habe, so sei diese als rechtsmissbr&#228;uchlich anzusehen, weil ihr einziger Zweck darin bestanden habe, Herrn <em>F.</em> f&#252;r diesen einen Beweistermin und nur f&#252;r diesen einen Sachverhalt eine Zeugenstellung zu verschaffen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Aus der Beweisaufnahme ergebe sich, dass der Kaufvertrag ohne vorherige Einsichtnahme in die Zulassungsbescheinigung Teil II abgeschlossen worden sei. Diese habe erst bei der Inbesitznahme des Fahrzeuges stattgefunden. Selbst zu diesem Zeitpunkt habe aber keine ausreichende Pr&#252;fung der Papiere stattgefunden. Diese seien so genau zu pr&#252;fen und miteinander zu vergleichen gewesen, dass einem durchschnittlichen Erwerber etwaige Unstimmigkeiten oder Widerspr&#252;che auffallen k&#246;nnten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Das Landgericht habe zudem die Auff&#228;lligkeiten an den Fahrzeugpapieren zu Unrecht als nicht gravierend genug angesehen, um eine weitere Nachforschungspflicht zu begr&#252;nden. Wenn &#8211; wie vorliegend &#8211; die Schriftbilder der Fahrzeugdaten und der Ersthaltereintragung identisch seien, m&#252;sse dies jeden redlichen Erwerber zu weiteren Nachforschungen veranlassen, weil der Fahrzeughersteller als origin&#228;rer Ausgeber des Dokumentes niemals die Ersthaltereintragung vornehmen d&#252;rfe. Da Herr <em>F.</em> zeitgleich ein Fahrzeug in Zahlung gegeben habe, habe er durch einen Vergleich mit der zu diesem Fahrzeug geh&#246;renden Zulassungsbescheinigung II auch die &#8211; nach Auffassung der Beklagten &#8211; auff&#228;lligen Abweichungen im optischen Erscheinungsbild des Barcodes in dem gef&#228;lschten Dokument erkennen k&#246;nnen. Auch aus den unterschiedlichen Schriftbildern der Haltereintragung einerseits und der Beh&#246;rdenangabe andererseits h&#228;tten sich Zweifel daran ergeben m&#252;ssen, dass beides zur selben Zeit auf demselben Beh&#246;rdendrucker eingedruckt worden sei. Dies gelte auch f&#252;r das unterschiedliche Erscheinungsbild der einmal vierzeiligen und einmal f&#252;nfzeiligen Beh&#246;rdenangabe auf der Zulassungsbescheinigung Teil I und Teil II. Der Zeuge <em>F.</em> habe dies nicht bemerkt, weil er die Papiere &#8211; abgesehen von einem Vergleich der Fahrzeugidentifikationsnummern (FIN) &#8211; gar keiner n&#228;heren &#220;berpr&#252;fung unterzogen habe. Die grobe Fahrl&#228;ssigkeit liege damit, so die Auffassung der Beklagten, schon in dem vollst&#228;ndigen Unterlassen jeglicher Pr&#252;fungen &#252;ber die FIN hinaus. Infolgedessen sei dem Zeugen F. auch die fehlende Angabe des Farbcodes nicht aufgefallen, die ebenfalls Anlass zu weiteren Nachforschungen gebe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Argumentation des Landgerichts, dass auch die Beh&#246;rdenmitarbeiter in B. die F&#228;lschung nicht als solche erkannt h&#228;tten, liege neben der Sache, da es f&#252;r die Gutgl&#228;ubigkeit allein auf die Erkenntnism&#246;glichkeiten des Zeugen <em>F.</em> ankomme.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Ferner meint die Beklagte, eine Nachforschungspflicht ergebe sich schon allein aus dem Umstand, dass nicht die Verk&#228;uferin, sondern die Leasingnehmerin, also eine dritte Person, als Halterin in der gef&#228;lschten Zulassungsbescheinigung Teil II eingetragen gewesen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Das Landgericht habe zudem den Vortrag der Beklagten ignoriert, dass der Kaufpreis f&#252;r das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug &#8211; nach ihrer Auffassung &#8211; exorbitant niedrig gewesen sei und die Klagepartei auch deshalb Recherchen zur Herkunft des Fahrzeugs und zur Eigent&#252;merstellung h&#228;tte anstellen m&#252;ssen. Infolgedessen sei verfahrensfehlerhaft kein Beweis &#252;ber die (Un-)Angemessenheit des Kaufpreises erhoben worden. Dieser habe nicht einmal der H&#228;lfte des tats&#228;chlichen Marktwertes entsprochen. Darauf, dass laut den Verk&#228;uferangaben ein Heckschaden vorgelegen habe, k&#246;nne sich die Kl&#228;gerin nicht berufen, weil ein solcher nicht festzustellen oder zu sehen gewesen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Beklagte k&#252;ndigt an zu beantragen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><table class="RspIndent" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">das Urteil des Landgerichts Braunschweig vom 09.05.2018 &#8211; 4 O 1008/16 &#8211;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin k&#252;ndigt an zu beantragen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Sie verteidigt das landgerichtliche Urteil.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Der Zeuge <em>F.</em> sei, entgegen der Ansicht der Beklagten, als Zeuge zu vernehmen gewesen. Zur Wirksamkeit der Abberufung eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers sei die deklaratorische Eintragung nach &#167; 39 GmbHG nicht erforderlich. Es sei zudem g&#228;ngig und &#252;blich, dass ein Vertretungsorgan durch Abberufung Zeuge werden k&#246;nne.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Der Zeuge <em>F.</em> habe glaubhaft dargelegt, dass er sich die Zulassungsbescheinigung Teil II angesehen und keine Unstimmigkeiten habe feststellen k&#246;nnen. Die von der Beklagten vorgetragenen Unregelm&#228;&#223;igkeiten seien nicht geeignet gewesen, eine Nachforschungspflicht auszul&#246;sen. Bei den vorgetragenen Abweichungen handele es sich um spezifische Details, die umfassende Kenntnisse &#252;ber den Aufbau und das Erscheinungsbild der Fahrzeugdokumente erfordern und f&#252;r Laien nicht ersichtlich seien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Etwas anderes w&#252;rde sich auch nicht aus der Vorlage der Vorderseite der Zulassungsbescheinigung Teil I ergeben. Die Vorlage sei im &#220;brigen nicht m&#246;glich. Die Zulassungsstelle habe die Zulassungsbescheinigung Teil I inzwischen vernichtet und zuvor lediglich die R&#252;ckseite als gescannte Datei archiviert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Der vereinbarte Kaufpreis sei nicht geeignet gewesen ein Verdachtsmoment zu begr&#252;nden. Aus Sicht des Zeugen <em>F.</em> habe es sich um einen angemessenen Marktpreis f&#252;r das Fahrzeug gehandelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Auch aus den weiteren Umst&#228;nden habe sich keine Nachforschungspflicht ergeben. Dabei habe eine umfassende W&#252;rdigung der Umst&#228;nde des Einzelfalles stattzufinden. Daher sei zu ber&#252;cksichtigen gewesen, dass der Zeuge F. das Fahrzeug bei einem langj&#228;hrig &#246;rtlich ans&#228;ssigen Autohandel von einem dort t&#228;tigen Mitarbeiter erworben habe und das Fahrzeug dabei in der Verkaufshalle ausgestellt gewesen sei. Es seien s&#228;mtliche Dokumente, die Zulassungsbescheinigung Teil I und II, das Serviceheft, die Abmeldebescheinigung und der Zweitschl&#252;ssel &#252;bergeben worden. Auch die weiterhin bestehende Haltereintragung des Voreigent&#252;mers sei im Kfz-Gebrauchthandel &#252;blich und entspreche der g&#228;ngigen Praxis.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Eine Anfrage bei der &#246;rtlichen Polizeibeh&#246;rde w&#228;re &#8211; wenn sie durchgef&#252;hrt worden w&#228;re&#160;&#8211; ohne Erfolg geblieben, weil die Kl&#228;gerin erst ca. 6 Monate nach der &#220;bergabe von der Polizei dar&#252;ber informiert worden sei, dass Unregelm&#228;&#223;igkeiten best&#252;nden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Die Berufung ist zul&#228;ssig. In der Sache ist sie jedoch unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;gerin steht ein Anspruch auf Herausgabe der Zulassungsbescheinigung Teil&#160;II gem. &#167; 985 BGB i. V. m. &#167; 952 Abs. 2 BGB analog gegen die Beklagte als deren Besitzerin zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Derjenige, der unstreitig im Besitz des Fahrzeugs ist, kann die Herausgabe des Fahrzeugbriefs beanspruchen, wenn er &#8211; wie hier die Kl&#228;gerin &#8211; Eigent&#252;mer des Fahrzeugs geworden ist (vgl. BGH, Urteil vom 19. Juni 2007&#160;&#8211; X ZR 5/07&#160;&#8211;, Rn. 7, juris, m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>1.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Unstreitig &#252;bt die Beklagte derzeit die unmittelbare Sachherrschaft &#252;ber die Zulassungsbescheinigung Teil II aus und ist damit unmittelbare Besitzerin i.S.d. &#167;&#160;854&#160;Abs. 1&#160;BGB.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>2.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin ist auch Eigent&#252;merin des PKW X.-AUTO YZ. F&#252;r sie streitet die Vermutung des &#167;&#160;1006&#160;Abs. 1&#160;Satz 1&#160;BGB (dazu a)). Der Gegenbeweis konnte von der insofern darlegungs- und beweisbelasteten Beklagten nicht erbracht werden (dazu b)). Es ist nicht bewiesen, dass die Kl&#228;gerin bei Erwerb des Kfz b&#246;sgl&#228;ubig war und damit ein gutgl&#228;ubiger Erwerb i.S.d. &#167;&#160;932&#160;Abs. 1&#160;BGB nicht stattgefunden hat oder dass die Sache i.S.d. &#167;&#160;935&#160;BGB abhandengekommen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>a)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>F&#252;r die Kl&#228;gerin streitet im Ausgangspunkt die Eigentumsvermutung des &#167;&#160;1006 Abs. 1 Satz&#160;1&#160;BGB. Danach wird zugunsten des Besitzers einer beweglichen Sache vermutet, dass er Eigent&#252;mer der Sache ist. Die Eigentumsvermutung des &#167;&#160;1006&#160;Abs. 1 BGB besteht allerdings nur, wenn der Besitzer Eigenbesitzer (&#167;&#160;872 BGB) ist und die Sache von Anfang an in Eigenbesitz gehabt hat (BGH NJW 2004, 217, 219; Koblenz DZWIR 2005, 37; Brehm/Berger, &#167;&#160;7 Rn.&#160;83). Nur dann kann n&#228;mlich die dem &#167;&#160;1006 BGB zugrundeliegende Annahme zutreffen, dass der Besitzerwerb anl&#228;sslich einer Eigentums&#252;bertragung erfolgt ist (Erman/<em>Ebbing</em>, BGB, 15. Aufl. 2017, &#167;&#160;1006 BGB, Rn. 10). Liegen die Voraussetzungen vor, wird der Eigentumserwerb des Besitzers an der Sache vermutet und dass er w&#228;hrend der gesamten Dauer seines Besitzes Eigent&#252;mer geblieben ist (BGH, NJW 2015, 1678, 1680; Kontusch/Traub NJ 2015, 340). Prozessual muss der Besitzer zum Nachweis seines Eigentums also grunds&#228;tzlich nur seinen gegenw&#228;rtigen oder fr&#252;heren unmittelbaren oder (h&#246;chststufigen) mittelbaren Besitz darlegen und beweisen, nicht aber die den Eigentumserwerb begr&#252;ndenden Tatsachen (BGH NJW 2004, 217; 2002, 2101; OLG Oldenburg, 22.7.2014 - 6 U 53/13; OLG Saarbr&#252;cken, NJW-RR 2014, 1241; <em>Erman/Ebbing,</em> BGB, 15. Aufl. 2017, &#167;&#160;1006 BGB, Rn. 17; jurisPK<em>-</em>BGB<em>/Hans,</em> 8. Aufl. 2017, &#167;&#160;1006 BGB, Rn. 8; Staudinger/Karl-Heinz Gursky (2012) BGB &#167;&#160;1006, Rn. 42).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Vorliegend sind diese Voraussetzungen f&#252;r die Vermutung des &#167;&#160;1006 Abs.&#160;1 Satz&#160;1&#160;BGB erf&#252;llt. Die Kl&#228;gerin hat den Transporter von der Streitverk&#252;ndeten unstreitig f&#252;r sich selbst erworben; der Zeuge <em>F. </em>hat das Fahrzeug nur in seiner Funktion als Organ/Besitzdiener der Kl&#228;gerin in Besitz genommen. Die Kl&#228;gerin war damit von Anfang an unmittelbare Eigenbesitzerin (vgl. OLG Hamm, Urteil vom 11.6.2015 &#8211; 5 U 9/15, Rn. 17).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>b)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Die Beklagte als Vermutungsgegnerin kann die Vermutung neben dem Fall des Abhandenkommens dadurch widerlegen, dass der Besitzer keinen Eigenbesitz oder trotz Eigenbesitzbegr&#252;ndung kein Eigentum erworben hat. (jurisPK-BGB/Hans, 8.&#160;Aufl. 2017, &#167;&#160;1006 BGB, Rn. 9). Die Widerlegung der Vermutung setzt den vollen Beweis des Gegenteils der Vermutungsfolge voraus, also den Nachweis, dass der Vermutungsbeg&#252;nstigte entweder beim Besitzerwerb nicht auch Eigent&#252;mer geworden ist oder dass er sein Eigentum bereits vor dem ma&#223;geblichen Termin wieder verloren hat (Staudinger/Karl-Heinz Gursky [2012] BGB &#167;&#160;1006, Rn. 43; Erman/<em>Ebbing</em>, BGB, 15. Aufl. 2017, &#167;&#160;1006 BGB, Rn. 17; vgl. auch BGH, Urt. v. 16.10.2003&#160;&#8211; IX ZR 55/02&#160;&#8211;, BGHZ 156, 310-320, Rn. 31).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Das ist der Beklagten nicht gelungen, was das Landgericht fehlerfrei festgestellt hat:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>aa)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Dass der Ver&#228;u&#223;erer nicht Berechtigter und der Erwerber b&#246;sgl&#228;ubig war, hat derjenige zu beweisen, der dem Erwerber gegen&#252;ber sein Eigentum geltend macht (Palandt/Herrler, BGB, 78. Aufl., &#167; 932 Rn. 15; Reinking-Eggert, Der Autokauf,13.&#160;Aufl., Rz. 4764). Zum B&#246;sgl&#228;ubigkeitsnachweis geh&#246;rt der Nachweis derjenigen Tatsachen, aus denen sich die Kenntnis oder grob fahrl&#228;ssige Unkenntnis des Erwerbers ergibt. Geht es um die Verletzung der Nachforschungspflicht, muss der Gegner des den gutgl&#228;ubigen Eigentumserwerb Behauptenden dessen pflichtbegr&#252;ndende Umst&#228;nde und den qualifizierten Sorgfaltsversto&#223; beweisen (OLG Hamm, Urteil vom 8.7.2013 &#8211; 5U111/12, Rn. 65 mit weiteren Nachweisen; Reinking/Eggert, a.a.O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Nach &#167;&#160;932&#160;Abs. 2&#160;BGB ist der Erwerber nicht in gutem Glauben, wenn ihm bekannt oder in Folge grober Fahrl&#228;ssigkeit unbekannt ist, dass die Sache nicht dem Ver&#228;u&#223;erer geh&#246;rt. Unter grober Fahrl&#228;ssigkeit wird im Allgemeinen ein Handeln verstanden, bei dem die erforderliche Sorgfalt den gesamten Umst&#228;nden nach in ungew&#246;hnlich gro&#223;em Ma&#223;e verletzt worden ist und bei dem dasjenige unbeachtet geblieben ist, was im gegebenen Fall jedem h&#228;tte einleuchten m&#252;ssen (BGH, Urt. v. 18.06.1980 &#8211; VIII ZR 119/79 -, juris Rz. 22 = BGHZ 77, 274, 276; Urt. v. 01.03.2013 &#8211; V ZR 92/12 &#8211;, juris Rz. 11). Beim Erwerb eines gebrauchten Fahrzeugs begr&#252;ndet der Besitz desselben allein nicht den f&#252;r den Gutglaubenserwerb nach &#167;&#160;932&#160;BGB erforderlichen Rechtsschein. Vielmehr geh&#246;rt es regelm&#228;&#223;ig zu den Mindesterfordernissen des gutgl&#228;ubigen Erwerbs eines solchen Kraftfahrzeuges, dass sich der Erwerber die Zulassungsbescheinigung Teil II (&#167; 12 VI FZV bzw. fr&#252;her den Kraftfahrzeugbrief (&#167; 25 IV S. 2 StVZO a.F.) vorlegen l&#228;sst, um die Berechtigung des Ver&#228;u&#223;erers zu pr&#252;fen (BGH, Urt. v. 01.03.2013 &#8211; V ZR 92/12 &#8211;, juris Rz. 13; Urt. v. 13.09.2006 &#8211; VIII ZR 184/05 &#8211;, juris Rz. 17; Urt. v. 13.05.1996 &#8211; II ZR 222/95 &#8211;, juris Rz. 7, m.w.N.). Denn es muss in der Regel Argwohn erwecken und zu weiteren Nachforschungen Anlass geben, wenn der Ver&#228;u&#223;erer entweder den Kraftfahrzeugbrief nicht vorlegen kann oder wenn sich aus diesem ein vom Ver&#228;u&#223;erer personenverschiedener Halter ergibt (BGH, Urt. v. 13.04.1994 &#8211; II ZR 196/93 &#8211;, juris Rz. 19). Sinn und Zweck der Zulassungsbescheinigung Teil II bzw. fr&#252;her des Fahrzeugbriefs besteht in dem Schutz des Eigent&#252;mers oder sonst dinglich am Kraftfahrzeug Berechtigten (BGH, Urt. v. 01.03.2013 &#8211; V ZR 92/12 &#8211;, juris Rz. 14). Diese Pr&#252;fungen hat der Erwerber jedenfalls vorzunehmen, um sich nicht dem Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit auszusetzen. Kommt der Erwerber dieser Obliegenheit nach und liegen auch keine anderen Verdachtsmomente f&#252;r ihn vor, treffen ihn keine weiteren Nachforschungspflichten (BGH, Urt. v. 01.03.2013 &#8211; V ZR 92/12 &#8211;, juris. Rz. 14).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Soweit die Beklagte in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung darauf abstellt, dass der Kaufvertrag ohne vorherige Einsichtnahme in die Zulassungsbescheinigung abgeschlossen worden sei (Bl. 294 f.), ist dies unerheblich, weil diese Argumentation das Trennungsprinzip als Grundsatz des deutschen Zivilrechts nicht beachtet. Das Eigentum an einer beweglichen Sache wird gem. &#167;&#167;&#160;929&#160;BGB durch Einigung &#252;ber den Eigentums&#252;bergang und &#220;bergabe der Sache &#252;bertragen. F&#252;r einen gutgl&#228;ubigen Erwerb i.S.d. &#167; 932 BGB kommt es mithin auf den Zeitpunkt des Verf&#252;gungsgesch&#228;fts (die &#220;bergabe) und nicht auf das davon zu trennende Verpflichtungsgesch&#228;ft (den Abschluss des Kaufvertrags) an.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>(1)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Den Beweis, dass es der Zeuge <em>F. </em>unterlassen hat, sich die Zulassungsbescheinigung Teil II anzusehen, hat die Beklagte nicht erbracht. Vielmehr ist<em> d</em>as Landgericht nachvollziehbar zu der Feststellung gelangt, dass sich der Zeuge <em>F.</em>, die Zulassungsbescheinigung Teil II angesehen hat. Die Zeugen <em>F.</em> und <em>Z.</em> haben &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt, dass sich der Zeuge <em>F.</em>, den Fahrzeugbrief des Fahrzeugs angesehen habe. Der Zeuge <em>F. </em>selbst hat ausgesagt, dass er sich die Zulassungsbescheinigung angesehen habe, ihm dabei aber nichts Ungew&#246;hnliches aufgefallen sei (Bl. 108 d. A.). Nach der Aussage des Zeugen <em>Z.</em>, habe der Zeuge <em>F.</em>, noch gesagt &#8222;Oh, der kommt aus D., dann scheint ja alles in Ordnung zu sein&#8220; (Bl. 103 d. A.). Insbesondere die Aussage des Zeugen <em>Z.</em> spricht daher daf&#252;r, dass sich der Zeuge <em>F.</em>, auch das Feld der Zulassungsbescheinigung angesehen hat, in welches der Vorhalter eingetragen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>Zwar hat das Landgericht &#8211; wie im Ergebnis auch die Parteien selbst &#8211; diesbez&#252;glich die Beweislast falsch beurteilt und die Kl&#228;gerin daf&#252;r als beweispflichtig angesehen, dass sich der Zeuge <em>F.</em> die Zulassungsbescheinigung angesehen hat. Hierauf beruht aber die Entscheidung des Landgerichts nicht (&#167; 513 Abs. 1 ZPO). Etwas anderes macht die Berufung insoweit auch nicht geltend.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>Auch die Vernehmung des <em>F.</em> als Zeuge ist nicht zu beanstanden und wirkt sich letztlich f&#252;r die Erfolgsaussicht der Berufung auch nicht aus.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>Soweit sich die Beklagte auf den Standpunkt stellt, dass die Abberufung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer kurz vor der Vernehmung als sittenwidrig anzusehen sei, ist dem nicht zu folgen. F&#252;r die Zeugnisf&#228;higkeit ist die formale Stellung im Zeitpunkt der Vernehmung entscheidend. Es ist daher zul&#228;ssig, dass ein Vertretungsorgan durch Abberufung Zeuge wird (vgl. Z&#246;ller<em>/Greger</em>, ZPO, Vor &#167; 373, Rn. 5<em>).</em></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>Die Abberufung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers einer GmbH richtet sich nach &#167; 38 GmbHG. Sie ist, sofern in der Satzung nicht etwas anderes vereinbart wurde, jederzeit und zwar formfrei m&#246;glich. Die Abberufung ist alsbald zum Handelsregister anzumelden, doch ist dies keine Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit (Uwe H. Schneider/Sven H. Schneider in: Scholz, GmbHG, 12. Aufl. 2018, 2014, 2015 [Bde. 1, 2, 3], &#167;&#160;38 GmbHG, Rn. 15a).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>Dass die Abberufung am Morgen des 07.12.2016 und damit vor der Vernehmung stattfand, ergibt sich bereits aus der Vernehmung des Zeugen <em>F. </em>sowie aus dem erstinstanzlich nachgereichten Abberufungsbeschluss der Gesellschafterver-sammlung (Anlage K 15), der auf den 07.12.2016 datiert ist. Einen Gegenbeweis hat die Beklagte auch schon in I. Instanz nicht angeboten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>Ungeachtet dessen kommt es auf die Frage der Gesch&#228;ftsf&#252;hrerstellung des Herrn <em>F.</em> am 07.12.2016 nicht an. Daher war mangels Entscheidungserheblichkeit zu diesem Zeitpunkt &#252;ber diese Frage auch kein Beweis mehr zu erheben. Dies ergibt sich bereits daraus, dass &#8211; wie oben bereits ausgef&#252;hrt &#8211; nicht die Kl&#228;gerin zu beweisen hatte, dass die Fahrzeugpapiere eingesehen wurden, sondern es der Beklagten oblag, zu beweisen, dass eine solche Einsichtnahme nicht stattgefunden hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>(2)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_49">49</a></dt> <dd><p>Aus dem Umstand, dass die Streitverk&#252;ndete nicht als Halter in der Zulassungsbescheinigung Teil II eingetragen war, ergab sich keine weitergehende Nachforschungspflicht der Kl&#228;gerin bzw. des Zeugen <em>F.</em>.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_50">50</a></dt> <dd><p>Zwar muss demjenigen, der von einer Privatperson einen Gebrauchtwagen erwirbt, die nicht als Halter im Fahrzeugbrief ausgewiesen ist, sich der &#8211; eine Nachforschungspflicht ausl&#246;sende &#8211; Verdacht aufdr&#228;ngen, dass der Ver&#228;u&#223;erer auf unredliche Weise in den Besitz des Fahrzeugs gelangt sein k&#246;nne (BGH NJW-RR 1987, 1456, 1457). Das gilt aber nicht f&#252;r solche F&#228;lle, in denen &#8211; wie hier &#8211; ein gebrauchtes Fahrzeug von einem H&#228;ndler in dessen Gesch&#228;ftsbetrieb erworben wird und dabei der Kraftfahrzeugbrief bzw. die Zulassungsbescheinigung Teil II samt allen sonstigen Unterlagen &#252;bergeben wird (vgl. BGH NJW 1975, 735; NJW-RR 1987, 1456, 1457; NJW 1992, 310). Beim Erwerb eines gebrauchten Kraftfahrzeugs von einem Kfz-H&#228;ndler reicht allein dessen fehlende Eintragung im Kfz-Brief zur Begr&#252;ndung der B&#246;sgl&#228;ubigkeit nicht aus, weil es nicht ungew&#246;hnlich ist, dass ein Autoh&#228;ndler ein gebrauchtes Fahrzeug ohne vorherige Umschreibung verkauft (OLG K&#246;ln, Urt. v. 21.02.1996 &#8211; 6 U 167/94, Rn. 12; OLG D&#252;sseldorf, Urt. v. 11.02.2009 &#8211; I-11 U 24/08, Rn. 12, jeweils zitiert nach juris). Zum einen bringt es dem Kfz-H&#228;ndler nichts, den Aufwand seiner eigenen Eintragung als Halter auf sich zu nehmen; zum anderen ist zu ber&#252;cksichtigen, dass ein Fahrzeug nach der Verkehrsanschauung umso mehr an Wert verliert, je mehr Eigent&#252;mer in den Fahrzeugpapieren eingetragen sind (OLG&#160;Stuttgart, Urt. v. 27.02.2013 &#8211; 3 U 140/12, Rn. 2; OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>(3)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_51">51</a></dt> <dd><p>Auch der Verkaufspreis von 15.500,00 Euro hatte keine weiteren Nachforschungspflichten f&#252;r die Kl&#228;gerin bzw. den Zeugen <em>F.</em> zur Folge. Dies gilt unabh&#228;ngig davon, ob der von der Beklagten behauptete Marktwert von 32.100,00 Euro brutto zutreffend ist. Grunds&#228;tzlich wird zwar die Preisgestaltung von der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung als beachtenswertes Verdachtsmoment angesehen (vgl. BGH, NJW 1996, 314; NJW 1975, 735; NJW - RR 1987, 1456; NJW 1994, 2022). Allerdings muss das Missverh&#228;ltnis f&#252;r den Kl&#228;ger als Erwerber eklatant sein (OLG Braunschweig, Urteil vom 1. September 2011&#160;&#8211; 8 U 170/10&#160;&#8211;, Rn. 48, juris). Es muss f&#252;r den K&#228;ufer erkennbar sein, dass es sich um einen deutlich zu niedrigen Verkaufspreis handelt, weil anderenfalls nicht von grober Fahrl&#228;ssigkeit gesprochen werden kann. Ma&#223;geblich ist damit, ob der Verkaufspreis aus Sicht der Kl&#228;gerin bzw. des f&#252;r sie handelnden Zeugen <em>F., </em>derart niedrig war, dass sich daraus Zweifel an der rechtm&#228;&#223;igen Besitzerlangung der Streitverk&#252;ndeten ergeben mussten und deshalb aus ihrer Sicht weitere Nachforschungen angezeigt gewesen w&#228;ren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_52">52</a></dt> <dd><p>Das ist nicht festzustellen. Zun&#228;chst ist &#8211; entgegen der Ansicht der Beklagten (Bl. 304 f.)&#160;&#160;&#8211; nicht schon aufgrund der Rechtsform der Kl&#228;gerin oder ihrer T&#228;tigkeit als Waschanlagenbetreiberin von einer besonderen Kenntnis hinsichtlich der Marktwerte von Fahrzeugen auszugehen. Es ist nicht ersichtlich, warum eine GmbH und auch eine Waschanlagenbetreiberin besondere Erfahrungen im Handel mit gebrauchten Fahrzeugen haben sollten, aufgrund derer sie einen deutlich zu niedrigen Kaufpreis besser erkennen k&#246;nnte als eine Privatperson.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_53">53</a></dt> <dd><p>Dem Landgericht ist auch darin zuzustimmen, dass von dem Erwerber eines gebrauchten Fahrzeugs nicht zuvor eine umfassende Marktrecherche erwartet werden kann. Dagegen wendet sich die Beklagte in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung mit dem Argument, dass jedermann vor dem Kauf eines Fahrzeugs Erkundigungen einhole und Preise vergleiche. Ob dies von dem Erwerber eines Gebrauchtfahrzeuges zu erwarten ist, kann letztlich dahinstehen, weil der Zeuge <em>F. </em>in seiner Vernehmung am 07.12.2016 ausgesagt hat, dass auch er im Vorfeld verglichen habe, was derartige Fahrzeuge kosten und dabei &#8211; unwiderlegt &#8211; seinerzeit gesehen habe, dass es &#228;hnliche Fahrzeuge zum Preis von 20.000,00 &#8364; gebe (Bl. 108 d.A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_54">54</a></dt> <dd><p>Zu beachten ist weiterhin der konkrete Zustand in dem sich das Fahrzeug befand. Die Zeugen haben ausgesagt, dass &#252;ber den schlechten Zustand der Reifen und einen angeblich ausgebesserten Heckschaden gesprochen worden ist (Bl. 103, 108 d.A.). Dass von dem Heckschaden zum &#220;bergabezeitpunkt ggf. nichts (mehr) zu sehen war, ist unerheblich. Auch reparierte Unfallsch&#228;den wirken sich wertmindernd aus. Der Zeuge Z. hat zudem bekundet, dass der Ladebereich des Fahrzeugs komplett leer, also ohne Innenausstattung gewesen sei. Diese Umst&#228;nde, insbesondere ein behaupteter Unfallschaden, k&#246;nnen aus Sicht eines Laien plausible Gr&#252;nde f&#252;r einen deutlich niedrigeren Preis darstellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_55">55</a></dt> <dd><p>Dass ein &#8211; sogar reparierter &#8211; Unfallschaden an einem Fahrzeug zu einer Wertminderung f&#252;hrt, ist nach allgemeiner Lebenserfahrung auch unter Laien weithin bekannt, nicht aber, wie viel ein Fahrzeug durch einen Unfallschaden konkret an Wert verliert. Im Ergebnis war es jedenfalls aus Sicht eines Laien nicht vollkommen abwegig, dass sich der Unfallschaden, der &#252;brige Zustand des Fahrzeugs, die gleichzeitige Inzahlungnahme des Pkw M. und die bisherige Gesch&#228;ftsbeziehung erheblich auf den Preis auswirken. Damit ist nicht festzustellen, dass der vereinbarte Kaufpreis von 15.500,00 &#8364; aus damaliger Sicht der Kl&#228;gerin eklatant zu niedrig war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>(4)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_56">56</a></dt> <dd><p>Auch die konkreten Merkmale der Zulassungsbescheinigung waren nicht geeignet, eine B&#246;sgl&#228;ubigkeit der Kl&#228;gerin bzw. des Zeugen <em>F. </em>zu begr&#252;nden. Dies ist bei einer gef&#228;lschten Zulassungsbescheinigung nur dann anzunehmen, wenn sie als solche deswegen leicht durchschaubar ist (vgl. M&#252;Ko/<em>Oechsler, </em>BGB, &#167; 932, Rn. 56). Dies war vorliegend nicht der Fall.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_57">57</a></dt> <dd><p>Vertiefte Kenntnisse dar&#252;ber, welche Stelle zu welcher Zeit welche Eintragungen in der Zulassungsbescheinigung vornimmt, k&#246;nnen von einem Laien jedenfalls nicht erwartet werden. Vor diesem Hintergrund musste das identische Schriftbild im oberen Teil der Zulassungsbescheinigung Teil II bei der Haltereintragung und im unteren Teil bei den Fahrzeugdaten bei dem Zeugen <em>F. </em>keinen Verdacht erregen. Das Gleiche gilt f&#252;r die unter der Halterangabe befindliche Beh&#246;rdenangabe. Es erschlie&#223;t sich au&#223;erdem nicht, warum von einem identischen Schriftbild zwingend auf denselben Drucker und damit auf eine zeitgleich vorgenommene Eintragung geschlossen werden sollte. Es ist durchaus denkbar und beispielsweise im privaten Bereich auch selbstverst&#228;ndlich, dass unterschiedliche Drucker mit der gleichen Schriftart drucken k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_58">58</a></dt> <dd><p>Von dem Zeugen <em>F. </em>war auch nicht zu erwarten, den Bar-Code der gef&#228;lschten Zulassungsbescheinigung mit demjenigen aus der Zulassungsbescheinigung des in Zahlung gegebenen Pkw M. zu vergleichen. Ein solches Vorgehen kann schon deshalb nicht zu den Mindestanforderungen eines Gebrauchtwagenk&#228;ufers z&#228;hlen, weil diese M&#246;glichkeit &#252;berhaupt nur dann besteht, wenn zeitgleich ein Fahrzeug vom H&#228;ndler angekauft wird, was aber nicht immer der Fall ist. Dar&#252;ber hinaus besteht f&#252;r den Erwerber &#252;berhaupt nur dann ein Anlass, einzelne Elemente der Zulassungsbescheinigung einer genaueren Untersuchung zu unterziehen, sofern bereits auf den ersten Blick Verdacht erregende Auff&#228;lligkeiten zu erkennen sind. Ohne Anlass ist ein solcher Vergleich jedenfalls nicht vorzunehmen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_59">59</a></dt> <dd><p>Das Entsprechende gilt f&#252;r die Unterschriften der Beh&#246;rdenmitarbeiter. Vom Erwerber, der beim Kauf eines Gebrauchtfahrzeugs ohnehin schon viele Dinge zu beachten hat, kann zur Vermeidung des Vorwurfs grober Fahrl&#228;ssigkeit nicht verlangt werden, jedes einzelne Feld und jeden Schriftzug der Zulassungsbescheinigung genauestens zu kontrollieren und sich zudem das zuvor f&#252;r eine solche umfassende Kontrolle n&#246;tige fachliche Detailwissen anzueignen. Dies gilt entsprechend f&#252;r die Eintragung des Farbcodes.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_60">60</a></dt> <dd><p>Der Zeuge war auch nicht gehalten die Beh&#246;rdenstempel der Zulassungsbescheinigungen Teil I und II miteinander zu vergleichen. Selbst wenn er dies getan h&#228;tte, h&#228;tte ihm als Laien dabei nicht zwangsl&#228;ufig auffallen m&#252;ssen, dass es sich um eine F&#228;lschung handelt, obwohl der Stempel unter den Halterangaben in der Zulassungsbescheinigung Teil II eher nach &#8222;eingedruckt&#8220; als nach einem Stempel aussieht. Einem Laien muss aber nicht bekannt sein, dass an dieser Stelle zwingend ein &#8222;gestempelter&#8220; Stempel zu sehen sein muss. Zudem weist auch der Stempel der Zulassungsbeh&#246;rde in B. durch seine Ausrichtung und sein klares, nicht verwischtes Schriftbild ein &#228;hnlich &#8222;gedruckte&#8220; Erscheinung auf.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_61">61</a></dt> <dd><p>Soweit die Beklagte eine Auskunft bei der Bundesdruckerei und die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens beantragt hat, beziehen sich diese Antr&#228;ge auf die Feststellung der zeitlichen Abfolge der Eintragungen in der Zulassungsbescheinigung, die allenfalls dazu geeignet w&#228;re nachzuweisen, dass es sich bei der von der Streitverk&#252;ndeten &#252;bergebenen Zulassungsbescheinigung Teil II um eine F&#228;lschung handelt. Dies ist jedoch zwischen den Parteien nicht streitig. Zu kl&#228;ren war demgegen&#252;ber, ob dies f&#252;r den Zeugen <em>F.</em> offensichtlich zu erkennen war. F&#228;lschungsmerkmale die erst durch Auskunft bei der Bundesdruckerei oder durch Sachverst&#228;ndigengutachten nachgewiesen werden m&#252;ssen, fallen regelm&#228;&#223;ig nicht hierunter. Das gilt auch f&#252;r die &#252;brigen Ausf&#252;hrungen der Beklagten, die dazu dienen, darzulegen, dass es sich bei der &#252;bergebenen Zulassungsbescheinigung Teil II um eine F&#228;lschung handelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_62">62</a></dt> <dd><p>Entgegen der Ansicht der Berufung bietet auch die Tatsache, dass den Mitarbeitern der Zulassungsbeh&#246;rde die F&#228;lschung nicht aufgefallen ist, durchaus einen geeigneten Anhaltspunkt daf&#252;r, ob dem Zeugen <em>F. </em>grob fahrl&#228;ssige Unkenntnis vorzuwerfen ist. Dies ist nach dem oben Gesagten nur dann anzunehmen, wenn dasjenige unbeachtet geblieben ist, was jedem h&#228;tte einleuchten m&#252;ssen. Der Umstand, dass die F&#228;lschung mehreren Personen &#8211; auch dem Zeugen <em>Z.</em> ist nichts aufgefallen (Bl. 103 d.A.) &#8211; nicht als solche aufgefallen ist, spricht eher daf&#252;r als dagegen, dass es sich nicht um etwas handelt, &#8222;was jedem h&#228;tte einleuchten m&#252;ssen&#8220;. Dies gilt umso mehr bei den Beh&#246;rdenmitarbeitern, die t&#228;glich derartige<br>&#8211; und insbesondere mehrheitlich <span style="text-decoration:underline">echte</span> &#8211; Dokumente in der Hand halten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_63">63</a></dt> <dd><p>Sofern die Beklagte bestreitet, dass die gef&#228;lschte Zulassungsbescheinigung Teil II auf Originalpapier gedruckt wurde, h&#228;tte es &#8211; wie ausgef&#252;hrt &#8211; ihr oblegen, dies zu beweisen. Unabh&#228;ngig davon ist dieser Umstand im Tatbestand des erstinstanzlichen Urteils als unstreitige Tatsache festgehalten worden. Das ist zutreffend. Auf das einfache Bestreiten der Beklagten mit Nichtwissen (Schriftsatz vom 9.8.2016, Seite 12 = Bl. 35 d.A.) hat die Kl&#228;gerin weitergehend qualifiziert erwidert (Schriftsatz vom 4.10.2016, Seite 6 = Bl. 58 d.A.). Au&#223;erdem hat das Landgericht nach Einsichtnahme in die Ermittlungsakten den Hinweis erteilt (Hinweisbeschluss vom 23.01.2017, Seite 3 = Blatt 124 d.A.), dass nach deren Inhalt der verwendete Vordruck als Originalvordruck in Bremen entwendet worden sei. Beidem ist die Beklagte entgegen &#167; 138 Abs. 2 und 3 ZPO erstinstanzlich auch nicht mehr entgegengetreten (vgl. Schriftsatz vom 20.02.2017, Seite 9 = Blatt 138 d.A.), sodass sie sich schon deshalb daran festhalten lassen muss. Der Tatbestand entfaltet zudem gem. &#167; 314 ZPO Beweiskraft. Etwaige Unrichtigkeiten sind im Wege der Berichtigung gem. &#167; 320 ZPO zu beseitigen. Der Zweck des &#167; 320 ZPO besteht gerade darin, die zutreffende Grundlage f&#252;r die Entscheidung des Rechtsmittelgerichts zu gew&#228;hrleisten (BGH, Urteil vom 10. M&#228;rz 1983&#160;&#8211; VII ZR 135/82&#160;&#8211;, Rn. 29, juris = NJW 1983, 2030, 2032; Z&#246;ller/<em>Feskorn</em>, ZPO, &#167; 320, Rn. 12). Die Beklagte hat keine Tatbestandsberichtigung beantragt. Sie kann nach Ablauf der zweiw&#246;chigen Antragsfrist sich nicht mehr darauf berufen, dass der Tatbestand Unrichtigkeiten enth&#228;lt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_64">64</a></dt> <dd><p>Soweit die Beklagte r&#252;gt, dass keine Kopie der Vorderseite der Zulassungsbescheinigung Teil&#160;I vorgelegt worden ist, ist das unerheblich. Welche Auff&#228;lligkeiten oder Widerspr&#252;che sich daraus ergeben h&#228;tten, die zur Annahme einer grob fahrl&#228;ssigen Unkenntnis des Zeugen <em>F.</em> h&#228;tten f&#252;hren k&#246;nnen, ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>(5)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_65">65</a></dt> <dd><p>Der Umstand, dass ein Kfz-H&#228;ndler &#8211; wie hier die Streitverk&#252;ndete &#8211; drei &#228;hnliche junge gebrauchte Fahrzeuge zum Verkauf angeboten hat, kann verschiedene unverf&#228;ngliche Gr&#252;nde haben und muss mithin bei einem Kunden eines Gebrauchtwagenh&#228;ndlers ohne Weiteres keinen Verdacht aufkommen lassen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>bb)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_66">66</a></dt> <dd><p>Die Beklagte vermochte auch nicht zu beweisen, dass das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug abhandengekommen ist. Der dazu von ihr benannte Zeuge<em> Be. </em>war nicht aufzufinden (analog &#167; 244 Abs. 3, 6.Fall StPO; BGH, Urt. vom 17.2.1970 &#8211; III ZR 139/67, Rn. 228, zitiert nach juris). Darauf hat das Landgericht mit Hinweisbeschluss vom 23.1.2017 (Seite 5 = Blatt 126 d.A.) zutreffend hingewiesen. Das Landgericht war nicht gehalten, eine Ladung an der von der Beklagten genannten Adresse zu versuchen, zu der die Ermittlungsbeh&#246;rden ohne Gewinnung weiterf&#252;hrender Erkenntnisse bereits festgestellt hatten, dass sich der Zeuge dort nicht aufh&#228;lt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_67">67</a></dt> <dd><p>Der Zeuge brauchte aber unabh&#228;ngig davon schon deshalb nicht geladen zu werden, weil die Beklagte bereits keinen schl&#252;ssigen Sachvortrag f&#252;r ein Abhandenkommen gehalten hat. Die Ladung des Zeugen, w&#228;re dessen Aufenthalt bekannt, w&#228;re zur Vermeidung unzul&#228;ssiger Beweisausforschung nicht zul&#228;ssig gewesen. Aus ihrem Schriftsatz vom 20.2.2017 (Seite 2 = Blatt 135 d.A.) wird deutlich, dass die Beklagte keine Anhaltspunkte f&#252;r ein Abhandenkommen hat und den Zeugen insoweit nur vernommen wissen m&#246;chte, um etwaige Anhaltspunkte zu erfahren. Nicht einmal in Verfahren mit Amtsermittlungsgrundsatz ist eine Zeugenvernehmung zur Beweisausforschung zul&#228;ssig, auch unabh&#228;ngig davon, warum ein Verfahrensbeteiligter &#252;ber die Erkenntnisse nicht verf&#252;gt, deren Gewinnung er sich aus der Vernehmung des von ihm benannten Zeugen verspricht (vgl. BSG, Urteil vom 28.6.2018 &#8211; B 5 RS 7/17 R, Rn. 37, zitiert nach juris). Das gilt erst recht im vom Parteibeibringungsgrundsatz gepr&#228;gten Zivilprozessverfahren (vgl. OLG Karlsruhe, Urteil vom 16.5.2002 &#8211; 11 U 10/01, Rn. 42, zitiert nach juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_68">68</a></dt> <dd><p>Die Eigentumsvermutung des &#167;&#160;1006&#160;Abs. 1&#160;Satz 1&#160;BGB zugunsten der Kl&#228;gerin ist nach den damit fehlerfreien Feststellungen des Landgerichts nicht widerlegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>3.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_69">69</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat ein &#8211; au&#223;erhalb ihres durch den gutgl&#228;ubigen Erwerb der Kl&#228;gerin verlorenen Eigentums &#8211; sonstiges Recht zum Besitz (&#167; 986 BGB) nicht vorgetragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_70">70</a></dt> <dd><p>Die Berufung hat demzufolge keine Aussicht auf Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>III.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_71">71</a></dt> <dd><p>Der Beklagten wird Gelegenheit zur Stellungnahme oder zur R&#252;cknahme der Berufung bis zum&#160;&#160;<strong>31. Januar 2019 </strong>gegeben.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=KORE204102019&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
171,308
ag-dusseldorf-2019-01-02-127-cs-30-js-6215
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
127 Cs - 30 Js 6215/18 - 786/18
2019-01-02T00:00:00
2019-01-29T12:50:49
2019-02-12T13:44:38
Urteil
ECLI:DE:AGD:2019:0102.127CS30JS6215.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf aufgrund der Hauptverhandlung vom 02.01.2019, an der teilgenommen haben:</p> <p>Richterin am Amtsgericht L</p> <p>als Richterin</p> <p>AA&#180;in C</p> <p>als Vertreter/Vertreterin der Staatsanwaltschaft D&#252;sseldorf</p> <p>Rechtsanw&#228;ltin T aus H als Verteidiger des Angeklagten M</p> <p>Justizbesch&#228;ftigte U</p> <p>als Urkundsbeamtin der Gesch&#228;ftsstelle</p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>Der Angeklagte M ist nach dem Strafbefehl des Amtsgerichts D&#252;sseldorf vom 16.11.2018 der vors&#228;tzlichen Stra&#223;enverkehrsgef&#228;hrdung in Tateinheit mit fahrl&#228;ssiger K&#246;rperverletzung schuldig.</p> <p>Rechtskr&#228;ftig ist die Verurteilung zu einer Geldstrafe von 80 Tagess&#228;tzen sowie die Entziehung der Fahrerlaubnis und die Anweisung an die Verwaltungsbeh&#246;rde, dem Angeklagten vor Ablauf von 12 Monaten keine neue Fahrerlaubnis zu erteilen.</p> <p>Die Tagessatzh&#246;he wird auf 12 EUR festgesetzt.</p> <p>Angewendete Vorschriften:</p> <p>&#167;&#167; 229, 230, 315c Abs. 1 Nr. 2a,d, Abs. 3 Nr. 1, 52, 69, 69a StGB</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(abgek&#252;rzt gem&#228;&#223; &#167; 267 Abs. 4 Satz 1 2. Halbsatz StPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der festgestellte Sachverhalt und das angewendete Strafgesetz ergeben sich aus dem Strafbefehl vom 16.11.2018, auf den Bezug genommen wird. Angewendet wurden die im Urteilstenor aufgef&#252;hrten Bestimmungen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Tagessatzh&#246;he war entsprechend der Einkommensverh&#228;ltnisse des Angeklagten auf 12 EUR festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 465 StPO.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">L</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Richterin am Amtsgericht</p>
161,454
ovgnrw-2019-01-02-13-a-459918a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 A 4599/18.A
2019-01-02T00:00:00
2019-01-16T07:00:09
2019-02-12T13:44:08
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0102.13A4599.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kläger auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg vom 30. Oktober 2018 wird abgelehnt.</p> <p>Die Kläger tragen die Kosten des Zulassungsverfahrens, für das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r ü n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung bleibt ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kläger haben die zur Begründung ihres Antrags allein geltend gemachte grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache gemäß § 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG im Hinblick auf die als klärungsbedürftig erachtete Rechtsfrage,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">„inwieweit in Verfahren nach der Dublin III-VO inländische Vollstreckungshindernisse im Sinne der Rechtsprechung des BVerwG zu beachten sind“,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">nicht den sich aus § 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG ergebenden Anforderungen entsprechend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Darlegung der Grundsatzbedeutung setzt voraus, dass eine bestimmte, obergerichtlich oder höchstgerichtlich noch nicht hinreichend geklärte und (auch) für die Berufungsentscheidung erhebliche Frage rechtlicher oder tatsächlicher Art herausgearbeitet und formuliert wird; zudem muss angegeben werden, worin die allgemeine, über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung bestehen soll. Darzulegen sind die konkrete Frage, ihre Klärungsbedürftigkeit, Klärungsfähigkeit und allgemeine Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlüsse vom 13. Juni 2018 – 13 A 2294/17.A –, juris, Rn. 3, vom 14. Juli 2017 – 13 A 1519/17.A – juris, Rn. 6, und vom 8. Juni 2016 – 13 A 1222/16.A – juris, Rn. 4, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Hieran fehlt es bereits deshalb, weil die Kläger die Entscheidungserheblichkeit der geltend gemachten Rechtsfrage nicht hinreichend dargelegt haben. Wie der Senat bereits mit Beschluss vom 3. Dezember 2018 im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes nach § 80 Abs. 7 VwGO – 13 B 1738/18.A – ausgeführt hat, ist die durch die Kläger in diesem Zusammenhang angeführte Behauptung eines inlandsbezogenen Abschiebungshindernisses in Folge einer behinderungsbedingten Reiseunfähigkeit des Antragstellers zu 3) nicht hinreichend substantiiert dargetan. Weder aus dem Zulassungsvorbringen selbst, dem im Übrigen keine weiteren Unterlagen beigefügt waren, noch aus dem durch die Antragsteller im erstinstanzlichen Verfahren vorgelegten Arztbrief des Evangelischen Krankenhauses C.         in J.        vom 13. September 2018 ergeben sich ernsthafte Anhaltspunkte für eine behinderungsbedingte Reiseunfähigkeit des Antragstellers zu 3), die erst dann anzunehmen wäre, wenn die konkrete Gefahr bestünde, dass sich der Gesundheitszustand des Antragstellers zu 3) durch die Abschiebung wesentlich oder gar lebensbedrohlich verschlechtern würde, und wenn diese Gefahr nicht durch bestimmte Vorkehrungen ausgeschlossen oder gemindert werden könnte. Sinngemäß gilt dies auch für die angeführte Schwangerschaft der Antragstellerin zu 2), soweit das Zulassungsvorbringen dahin zu verstehen sein sollte, dass sich auch hieraus eine Reiseunfähigkeit ergebe. Weiteres Zulassungsvorbringen hierzu ist ausgeschlossen, nachdem die Frist für die Darlegung der für einschlägig erachteten Zulassungsgründe aus § 78 Abs. 4 Sätze 1 und 4 AsylG mit Ablauf des 10. Dezember 2018 (Montag) verstrichen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Übrigen zeigt das Zulassungsvorbringen auch keinen in der ober- oder höchstgerichtlichen Rechtsprechung bestehenden Klärungsbedarf auf. In der jüngeren Rechtsprechung ist anerkannt, dass es im Rahmen des Verfahrens auf Erlass einer Abschiebungsanordnung gemäß § 34a Abs. 1 AsylG wegen der Zuständigkeit eines anderen Staates nach Maßgabe der Dublin III-VO mit Blick auf den Wortlaut dieser Vorschrift Aufgabe allein des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ist zu prüfen, ob „feststeht“, dass die Abschiebung durchgeführt werden kann. Das Bundesamt hat damit sowohl zielstaatsbezogene Abschiebungshindernisse als auch der Abschiebung entgegenstehende inlandsbezogene Vollstreckungshindernisse zu prüfen, so dass daneben für eine eigene Entscheidungskompetenz der Ausländerbehörde zur Erteilung einer Duldung nach § 60a Abs. 2 AufenthG kein Raum verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ganzen BVerfG, Beschluss vom 17. September 2014 – 2 BvR 1795/14 –, juris, Rn. 9; Nds. OVG, Beschluss vom 20. Juni 2017 – 13 PA 104/17 –, juris, Rn. 16; VGH Baden-Württemberg, Beschluss vom 4. Januar 2017 – 11 S 2301/16 –, juris, Rn. 19; Bay. VGH, Urteil vom 7. April 2016 – 20 B 14.30214 –, juris, Rn. 17; OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 18. Februar 2016 – 1 A 11081/14 –, juris, Rn. 36; OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 1. Februar 2012 – OVG 2 S 6.12 –, juris, Rn. 4; OVG NRW, Beschluss vom 30. August 2011 – 18 B 1060/11 –, juris, Rn. 4, jeweils m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein Klärungsbedarf ergibt sich insbesondere auch nicht aus der durch das Verwaltungsgericht im angefochtenen Urteil zum Beleg seiner gegenteiligen Rechtsauffassung angeführten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, die sich allein auf die Benennung des Zielstaats einer Abschiebung in einer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verfügten Abschiebungsandrohung bezieht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 10. Oktober 2012 – 10 B 39.12 –, Buchholz 402.25 § 34 AsylVfG Nr. 11 = juris, Rn. 4.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO, § 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (§ 80 AsylG).</p>
171,311
vg-gelsenkirchen-2018-12-28-6-z-k-459618
{ "id": 843, "name": "Verwaltungsgericht Gelsenkirchen", "slug": "vg-gelsenkirchen", "city": 423, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 z K 4596/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-29T12:50:51
2019-02-12T13:44:38
Gerichtsbescheid
ECLI:DE:VGGE:2018:1228.6Z.K4596.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Der Gerichtsbescheid ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des aufgrund des Gerichtsbescheides vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am &#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 geborene Kl&#228;ger erwarb im 00.00.0000 die allgemeine Hochschulreife (Abitur) mit der Durchschnittsnote 3,2. Sodann nahm er offenbar ein Maschinenbaustudium auf, das er indes nach einem Semester abbrach.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Zulassungsantrag vom &#160;&#160;&#160;00.00.0000 bewarb der Kl&#228;ger sich bei der Beklagten um die Zulassung zum Studium der Humanmedizin. Dabei gab er an, er w&#252;nsche eine Teilnahme in der Wartezeitquote sowie am Auswahlverfahren der Hochschulen. Zudem stellte er einen H&#228;rtefallantrag sowie einen Ortsantrag in Bezug auf den Studienort C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Den H&#228;rtefallantrag st&#252;tze er auf &#8222;besondere gesundheitliche Umst&#228;nde&#8220; (Fallgruppe 1.1) und auf &#8222;besondere famili&#228;re oder soziale Umst&#228;nde&#8220; (Fallgruppe 2). Ohne n&#228;here Erl&#228;uterung f&#252;gte er seiner Bewerbung ein Gutachten &#252;ber den Gesundheitszustand einer Frau A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8211; vermutlich seine Mutter &#8211; bei, die infolge einer 2011 erlittenen Hirnsch&#228;digung an k&#246;rperlichen und psychischen Beeintr&#228;chtigungen leidet. Zudem legte er eine &#8222;&#196;rztliche Stellungnahme&#8220; der &#196;rztin E.&#160; . P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (D.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , P1.&#160;&#160;&#160; -I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -D1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - und K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) vom &#160;&#160;00.00.0000 vor, in welcher ihm die Erkrankung an Morbus Crohn bescheinigt wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 lehnte die Beklagte den Zulassungsantrag des Kl&#228;gers mit der Begr&#252;ndung ab, er habe die bestehenden Auswahlgrenzen nicht erreicht. Der H&#228;rtefallantrag sei nicht anerkannt worden, da der Kl&#228;ger nicht nachgewiesen habe, dass die sofortige Aufnahme des Studiums zwingend erforderlich sei. Der Ortsantrag habe nicht beschieden werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine Begr&#252;ndung ist nicht vorgelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Ablehnungsbescheides vom</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">00. 00 00 zu verpflichten, ihm einen Medizinstudienplatz (erstes Fachsemester) zum Wintersemester 00/00 zuzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie tritt der Klage entgegen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte sowie die von der Beklagten &#252;bersandten Bewerbungsunterlagen erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kammer entscheidet &#252;ber die Klage gem&#228;&#223; &#167; 84 Abs. 1 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ohne m&#252;ndliche Verhandlung durch Gerichtsbescheid, weil sie der Auffassung ist, dass die Sache keine besonderen Schwierigkeiten tats&#228;chlicher oder rechtlicher Art aufweist und der Sachverhalt gekl&#228;rt ist. Die Beteiligten sind dazu geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Ablehnungsbescheid ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten, &#167;&#160;113 Abs. 5 Satz 1 VwGO. Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Zuteilung des beantragten Studienplatzes im Studiengang Humanmedizin nach den f&#252;r das Wintersemester 00/00 ma&#223;geblichen Regeln und tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Studienpl&#228;tze im Studiengang Humanmedizin werden gem&#228;&#223; &#167;&#160;1 Satz 2 der Verordnung &#252;ber die zentrale Vergabe von Studienpl&#228;tzen &#8211; VergabeVO &#8211; in Verbindung mit ihrer Anlage 1 in einem zentralen Vergabeverfahren nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167;&#160;6 ff. VergabeVO vergeben. Der Kl&#228;ger erreicht mit seiner Wartezeit (ein Halbjahr) nicht die ma&#223;gebliche Auswahlgrenze. F&#252;r eine Auswahl in der Wartezeitquote (&#167;&#160;14 VergabeVO) waren zum X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 00/00 mindestens vierzehn Halbjahre erforderlich. In der Abiturbestenquote hat der Kl&#228;ger sich nicht beworben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch keinen Anspruch auf Auswahl nach H&#228;rtegesichtspunkten (&#167;&#160;15 VergabeVO). Die Studienpl&#228;tze der H&#228;rtefallquote werden an Bewerber vergeben, f&#252;r die es eine au&#223;ergew&#246;hnliche H&#228;rte bedeuten w&#252;rde, wenn sie keine Zulassung erhielten. Eine au&#223;ergew&#246;hnliche H&#228;rte liegt gem&#228;&#223; &#167;&#160;15 Satz 2 VergabeVO vor, wenn in der eigenen Person liegende besondere soziale oder famili&#228;re Gr&#252;nde die</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">sofortige Aufnahme des Studiums zwingend erfordern. Da die Zulassung im H&#228;rtefallwege nach dem System des &#167; 6 VergabeVO zwangsl&#228;ufig zur Zur&#252;ckweisung eines anderen, noch nicht zugelassenen Erstbewerbers f&#252;hrt, ist eine strenge Betrachtungsweise geboten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oberverwaltungsgericht (OVG) NRW, Beschl&#252;sse vom 17.&#160;Mai 2010 - 13 B 504/10 -, und vom 2.&#160;Juli 2012 - 13 B 656/12 -, abrufbar auf www.nrwe.de; Verwaltungsgericht (VG) Gelsenkirchen, Urteil vom 17.&#160;August 2015 - 6z K 3872/14 - und Beschluss vom 31.&#160;M&#228;rz 2017 - 6z L 787/17 -; C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , in: Bahro/C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Das Hochschulzulassungsrecht in der BRD, 4.&#160;Aufl. 2003, &#167;&#160;21 VergabeVO Rn.&#160;1.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im Blick zu behalten ist &#252;berdies die Funktion der H&#228;rtefallregelung. Sie soll &#8211; wie schon der Wortlaut der Vorschrift zeigt &#8211; innerhalb des notwendigerweise schematisierten Massenverfahrens der Studienzulassung einen Ausgleich f&#252;r besondere Einzelf&#228;lle schaffen, in denen die Anwendung der regul&#228;ren Auswahlkriterien dem Gebot der Chancengleichheit nicht gerecht wird; nach M&#246;glichkeit soll niemand infolge wirtschaftlicher, gesundheitlicher, famili&#228;rer oder sonstiger sozialer Benachteiligungen an der Erreichung seines Berufsziels gehindert werden. Anderen Zwecken &#8211; etwa der Kompensation erlittener Schicksalsschl&#228;ge oder erfahrenen Leids &#8211; darf die H&#228;rtefallzulassung hingegen nicht dienen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 14.&#160;Juni 2013 - 13 B 440/13 -, vom 11.&#160;Dezember 2014 - 13 B 1297/14 - und vom 18.&#160;Dezember 2014 - 13 B 1360/14 -; VG Gelsenkirchen, Beschl&#252;sse vom 27.&#160;M&#228;rz 2013 - 6z L 313/13 - vom 15.&#160;Oktober 2014 - 6z L 1403/14 -, vom 21.&#160;Dezember 2016 - 6z L 2869/16 - und vom 9.&#160;Februar 2018 - 6z L 107/18 -, alle auf www.nrwe.de und mit weiteren Nachweisen; C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , in: Bahro/C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Das Hochschulzulassungsrecht in der BRD, &#167;&#160;21 VergabeVO, Rn. 1 ff.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gemessen daran besteht vorliegend kein Anspruch auf eine H&#228;rtefallzulassung. Der Berichterstatter der Kammer hat dazu in seinem Hinweisschreiben vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#8222;Die Beklagte geht in ihrer st&#228;ndigen Verwaltungspraxis davon aus, dass die Notwendigkeit der Pflege naher Angeh&#246;riger von vornherein keinen H&#228;rtefall begr&#252;nden kann. Diese Rechtsauffassung liegt nicht fern, weil &#167;&#160;15 VergabeVO von &#8222;in der eigenen Person&#8220; des Bewerbers liegenden Gr&#252;nden spricht, und sie wird auch in der Literatur geteilt (Bahro/C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Das Hochschulzulassungsrecht in der Bundesrepublik Deutschland, 4.&#160;Aufl. 2003, &#167; 21 VergabeVO, Rdnr. 5). Die Kammer hat die Frage allerdings in der Vergangenheit offen gelassen (vgl. etwa das Urteil vom 28.&#160;Februar 2012 - 6z K 3820/12 -) und wird auch im vorliegenden Fall nicht &#252;ber sie entscheiden m&#252;ssen. Denn selbst wenn man ann&#228;hme, dass die Pflege naher Angeh&#246;riger im Einzelfall einen H&#228;rtefall begr&#252;nden kann, w&#252;rde es hier an entsprechendem Vortrag und an der Vorlage der notwendigen Belege fehlen. Aus dem allein vorgelegten Gutachten der Praxis J.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 ergibt sich nicht, warum aus dem Gesundheitszustand seiner Mutter f&#252;r den Kl&#228;ger die zwingende Notwendigkeit einer sofortigen Aufnahme des Studiums folgen soll.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Macht ein Bewerber geltend, eine sofortige Zulassung zum Studium sei deshalb erforderlich, weil er selbst an einer gravierenden chronischen Krankheit leide und weil deren voraussichtliches Fortschreiten dazu f&#252;hre, dass er bei einer sp&#228;teren Aufnahme des Studiums dieses nicht mehr werde abschlie&#223;en k&#246;nnen, so muss er das Vorliegen der Krankheit, vor allem aber die seinen Vortrag st&#252;tzende Prognose des zuk&#252;nftigen Krankheitsverlaufs, durch ein fach&#228;rztliches Attest belegen, an dessen Begr&#252;ndungstiefe wegen der oben aufgezeigten Grunds&#228;tze, namentlich mit Blick auf die Chancengleichheit der Mitbewerber, hohe Anforderungen zu stellen sind (vgl. nur Oberverwaltungsgericht NRW, Beschluss vom 14.&#160;November 2013 - 13 B 1242/13 - und VG Gelsenkirchen, Beschluss vom 9.&#160;Februar 2018 - 6z L 107/18 - mit weiteren Nachweisen). Diesen Anforderungen gen&#252;gt die &#8222;Stellungnahme&#8220; der &#196;rztin E.&#160; .&#160;P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom &#160;&#160;00.00.0000, in welcher dem Kl&#228;ger in wenig differenzierter Weise eine Erkrankung an Morbus Crohn attestiert wird, ersichtlich nicht.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">An diesen &#220;berlegungen, denen der Kl&#228;ger nicht entgegen getreten ist, h&#228;lt die Kammer fest. Die Ausf&#252;hrungen der &#196;rztin E.&#160; . P.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur Prognose des weiteren Krankheitsverlaufs und denkbaren Behandlungsm&#246;glichkeiten reichen f&#252;r die Anerkennung eines H&#228;rtefalls bei Weitem nicht aus. Hierbei verkennt das Gericht nicht, dass eine exakte Vorhersage der zuk&#252;nftigen gesundheitlichen Entwicklung eines Patienten wegen des stets individuellen Verlaufs einer jeden Erkrankung h&#228;ufig kaum m&#246;glich sein wird. Dennoch erfordert &#167; 15 VergabeVO, dass der Arzt eine auf den konkreten Einzelfall bezogene Prognose abgibt und diese eingehend begr&#252;ndet. Denn die Beklagte und auch das Gericht sind im Interesse der Chancengleichheit der Mitbewerber um einen Medizinstudienplatz gehalten, die ihnen vorgelegten &#228;rztlichen Atteste kritisch zu hinterfragen. Entscheidend ist, dass diejenigen Symptome, die f&#252;r das Absolvieren des Studiums von besonderer Bedeutung sind und die Wahrscheinlichkeit ihres k&#252;nftigen Auftretens im Gutachten konkret benannt werden. Angaben zu der Frage, welche Symptome zu welchem Zeitpunkt in der Zukunft nach statistischen Erkenntnissen oder nach der Erfahrung des Arztes mit einiger Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind, ob sie in massiver, die Unterbrechung des Studiums erzwingender Form und f&#252;r einen mehr als unerheblichen Zeitraum einzutreten pflegen, inwieweit sie durch eine Therapie gelindert werden k&#246;nnen und worauf die Prognose beruht, sind unverzichtbar, um die Voraussetzungen des H&#228;rtefalltatbestands feststellen und diejenigen Studienbewerber herausfiltern zu k&#246;nnen, bei denen eine sofortige Zulassung zur Wahrung der Chancengleichheit geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG Gelsenkirchen, Beschl&#252;sse vom 15. Oktober 2014 - 6z L 1403/14 -, vom 31.&#160;M&#228;rz 2017 - 6z L 787/17 - und vom 9.&#160;Februar 2018 - 6z L 107/18 - sowie Urteil vom 17.&#160;August 2015 - 6 K 3872/14 -, juris.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">An derart konkreten Angaben fehlt es vorliegend; eine k&#252;nftige Verschlechterung des Gesundheitszustands wird in dem Attest lediglich pauschal behauptet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nachweism&#228;ngel werden sich f&#252;r das Bewerbungsverfahren zum X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 00/00 auch nicht mehr beheben lassen. Erst im gerichtlichen Verfahren eingereichte Unterlagen d&#252;rfen von der Kammer nicht ber&#252;cksichtigt werden. Denn die f&#252;r das Auswahl- und Verteilungsverfahren ma&#223;geblichen Daten m&#252;ssen in Bezug auf das X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r &#8222;Altabiturienten&#8220; sp&#228;testens bis zum 00.00.00vorliegen (&#167; 3 Abs. 7 Satz 2 VergabeVO). Die Vorschrift statuiert eine gesetzliche Ausschlussfrist, so dass die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung der Beklagten &#252;ber einen Zulassungsantrag auch vom Gericht ausschlie&#223;lich anhand derjenigen Unterlagen zu pr&#252;fen ist, die innerhalb der Bewerbungs- bzw. Nachfrist des &#167;&#160;3 Abs. 2 und 7 VergabeVO bei der Beklagten vorgelegen haben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m.&#160;&#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 der Zivilprozessordnung.</p>
171,310
lg-dortmund-2018-12-28-4-o-15118
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 151/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-29T12:50:50
2019-02-12T13:44:38
Urteil
ECLI:DE:LGDO:2018:1228.4O151.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des jeweils zu</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von der Beklagten die Unterlassung der Werbung mit der Bezeichnung &#8222;D&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte betreibt unter der Bezeichnung &#8222;D&#8220; bzw. &#8222;D&#160;....&#160;............ ......&#8220; eine Bestell-App f&#252;r die Vermittlung von Fahrauftr&#228;gen an professionelle und lokal ans&#228;ssige konzessionierte Mietwagen- und Taxiunternehmen. &#220;ber diese App k&#246;nnen Kunden sich ein gew&#246;hnliches Taxi bestellen oder eine schwarze Limousine (sog. D black) aus dem Fuhrpark der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, sie betreibe in E eine Taxifahrtenvermittlungszentrale, der derzeit 431 von insgesamt 574 in E zugelassenen Taxis angeschlossen seien. Sie sei zudem Lizenznehmerin der Taxi-Bestell-App &#8222;Taxi E2&#8220;, mit der Fahrg&#228;ste Taxis bei ihr bestellen k&#246;nnten, ohne dass ein direkter Sprachkontakt mit der Vermittlungszentrale notwendig sei. Zu ihren satzungsm&#228;&#223;igen Aufgaben geh&#246;re auch die Wahrnehmung allgemeiner gewerblicher oder beruflicher Interessen der Mitglieder im Deutschen Taxi- und Mietwagenverband; sie unterhalte zur Wahrnehmung ihrer satzungsgem&#228;&#223;en Aufgaben einen vollkaufm&#228;nnischen Gesch&#228;ftsbetrieb.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie meint, die Werbung der Beklagten mit der Bezeichnung &#8222;D&#8220; f&#252;r den Mietwagenverkehr versto&#223;e gegen &#167; 49 Abs. 4 S. 5 PBefG, weil sie geeignet sei, zur Verwechslung mit dem Taxiverkehr zu f&#252;hren. Sie behauptet, die Bezeichnung &#8222;Cab&#8220; bezeichne im englisch-amerikanischen Sprachraum ein Taxi und f&#252;hre damit vor allem bei englischsprachigen Verkehrskreisen zur Irref&#252;hrung; diese Verwechslungsgefahr sei auch gewollt, weil die Beklagte mit dieser Bezeichnung sowohl f&#252;r den von ihr betriebenen Taxiverkehr wie auch f&#252;r den Mietwagenverkehr werbe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">der Beklagten zu untersagen &#8211; bei Meidung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 &#8364;, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, zu vollziehen an den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern der Beklagten &#8211; f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Wettbewerbszwecken f&#252;r Personenbef&#246;rderungen mit Mietwagen (&#167; 49 Abs. 4 PBefG) mit der Bezeichnung &#8222;D&#8220; zu werben und/oder die Vermittlung oder Bef&#246;rderung von Personen mit Mietwagen (&#167; 49 Abs. 4 PBefG) unter der Bezeichnung &#8222;D&#8220; anzubieten oder durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie beruft sich auf Verj&#228;hrung und Verwirkung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie meint, es bestehe keine Verwechslungsgefahr, da &#8211; was unstreitig ist &#8211; der eigene Fuhrpark schwarz und ansonsten vollkommen &#8222;nackt&#8220; sei, den Taxen vorbehaltene Zeichen und Merkmale wie Farbe, Bezeichnung als Taxi und Taxischilder nicht verwendet w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die verwendete Bezeichung &#8222;D dein pers&#246;nlicher Fahrer&#8220; sei eine blo&#223;e Wortsch&#246;pfung und weise nicht einmal auf Personenbef&#246;rderung hin.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht aus &#167;&#167; 3a UWG, 49 Abs. 4 S. 5 PBefG kein Anspruch auf Unterlassung der Werbung mit der Bezeichnung &#8222;D&#8220; bzw. &#8222;D&#160;....&#160;............ ......&#8220; (im Folgenden: D) zu. Es kann daher dahinstehen, inwieweit die Kl&#228;gerin klagebefugt ist, ebenso, inwieweit Anspr&#252;che verj&#228;hrt bzw. verwirkt sind.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Werbung mit dieser Bezeichnung verst&#246;&#223;t nicht gegen. &#167; 49 Abs. 4 S. 5 PBefG.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 49 Abs. 4 S. 5 PBefG d&#252;rfen Annahme, Vermittlung und Ausf&#252;hrung von Bef&#246;rderungsauftr&#228;gen, das Bereithalten des Mietwagens sowie Werbung f&#252;r Mietwagenverkehr weder allein noch in ihrer Verbindung geeignet sein, zur Verwechslung mit dem Taxenverkehr zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine solche Verwechslungsgefahr besteht unter Ber&#252;cksichtigung der angesprochenen Verkehrskreise im Ergebnis vorliegend nicht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar trifft es zu, dass in der Bezeichnung &#8222;D&#8220; das englische Wort &#8222;Cab&#8220; enthalten ist, das &#252;bersetzt &#8222;Taxi&#8220; bedeutet. Auch ist es durchaus so, dass viele Menschen in E englisch sprechen und diesen Begriff verstehen werden. Dies ist jedoch die einzige Verbindung, die &#252;berhaupt zum Taxiverkehr gegeben ist. Die von der Beklagten bereitgehaltenen Mietwagen &#228;hneln Taxen &#252;berhaupt nicht. Soweit das LG Stuttgart in einer Entscheidung ausgef&#252;hrt hat, schwarz sei eine &#8222;typische Taxifarbe&#8220; (vgl. LG Stuttgart, Urteil vom 27.07.2016, 11 O 91/16, zitiert nach juris Rn. 28), folgt das erkennende Gericht dem nicht: Die typische Taxifarbe in Deutschland ist elfenbeinfarben; schwarz mag eine typische Autofarbe sein, ist aber nicht typisch gerade f&#252;r Taxen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Beziehung zum Taxiverkehr wird jedoch dadurch abgeschw&#228;cht, dass das Wort in Verbindung mit den weiteren Buchstaben &#8222;EP&#8220; gebraucht wird, daher nicht ohne Weiteres als eigenst&#228;ndiges Wort und damit das englische Wort f&#252;r Taxi zu erkennen ist, zudem dadurch, dass auch im englischsprachigen Raum nunmehr verst&#228;rkt das Wort &#8222;taxi&#8220; und nicht &#8222;cab&#8220; benutzt wird. Dies f&#252;hrt auch f&#252;r die durchschnittlichen Verkehrskreise nicht zu einer Verwechslung mit dem Taxiverkehr. Dies gilt umso mehr, wenn man sich die Beschreibung der App selbst durchliest &#8211; dort wird deutlich zwischen der Vermittlung von Taxen und von Mietwagen unterschieden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 709 S. 1 und 2 ZPO.</p>
171,309
ovgnrw-2018-12-28-19-b-169018
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
19 B 1690/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-29T12:50:50
2019-02-12T13:44:38
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1228.19B1690.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird auf 2.500,00&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus den mit der Beschwerde dargelegten Gr&#252;nden, auf deren Pr&#252;fung der Senat beschr&#228;nkt ist (&#167;&#160;146 Abs.&#160;4 Satz&#160;6 VwGO), ergibt sich nicht, dass das Verwaltungsgericht den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung (&#167;&#160;123 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 VwGO) zu Unrecht abgelehnt hat. Die Antragstellerin hat auch im Beschwerdeverfahren den f&#252;r den Erlass einer einstweiligen Anordnung erforderlichen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht (&#167; 123 Abs. 3 VwGO in Verbindung mit &#167; 920 Abs.&#160;2 ZPO). Aus ihrem Vorbringen ergibt sich nicht, dass sie mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit einen Anspruch auf Versetzung in die Qualifikationsphase hat. Denn es bestehen keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r, dass ihre Leistungen in der schriftlichen Arbeit der Nachpr&#252;fung nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;4 APO-GOSt im Fach Mathematik am 27.&#160;und 28.&#160;August 2018 besser als mit der Note &#8222;mangelhaft&#8220; zu bewerten sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat im angegriffenen Beschluss u. a. ausgef&#252;hrt, dass die nach dem Erwartungshorizont des Fachlehrers zum Bestehen des schriftlichen Teils der Nachpr&#252;fung notwendigen 28 Punkte schon dann nicht erreicht sind, wenn ihre R&#252;gen betreffend die Aufgaben&#160;3b und&#160;3d erfolglos bleiben. Dabei ist es &#8211; mit Ausnahme der irrt&#252;mlich doppelt ber&#252;cksichtigten Punkte f&#252;r die Aufgabe&#160;1 und der Aufgaben 3b und 3d &#8211; von den von der Antragstellerin selbst vorgetragenen Annahmen ausgegangen und hat zu ihren Gunsten die aus ihrer Sicht angemessenen Punktzahlen je Aufgabe zugrunde gelegt (Seiten 4&#160;f. des Beschlussabdrucks). Das erstinstanzliche Vorbringen zur Bewertung der Aufgabe 3d hat es als unsubstantiiert und nicht nachvollziehbar erachtet. Lediglich die Punktevergabe f&#252;r die Aufgabe 3b hat das Verwaltungsgericht am Ma&#223;stab des pr&#252;fungsspezifischen Bewertungsspielraums gew&#252;rdigt und diese als rechtm&#228;&#223;ig erachtet. Soweit der Pr&#252;fer nur 3 der m&#246;glichen 12 Punkte vergeben habe, habe dieser den falsch ermittelten Nullstellen ein erhebliches Gewicht beigemessen. Die Gewichtung eines Mangels liege ebenso wie die W&#252;rdigung der Qualit&#228;t der Darstellung im Beurteilungsspielraum des Pr&#252;fers, dessen Grenzen hier nicht &#252;berschritten seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieser zuletzt genannten Wertung tritt die Antragstellerin mit der Beschwerde entgegen und macht ohne Erfolg sinngem&#228;&#223; geltend, das Verwaltungsgericht habe in Verkennung des gerichtlichen Pr&#252;fungsma&#223;stabes keine weitere Pr&#252;fung vorgenommen, ob die mathematische L&#246;sung richtig oder falsch sei. Dieser Einwand ist bereits unsubstantiiert. Er entkr&#228;ftet nicht die vom Verwaltungsgericht unter Bezugnahme auf einen Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts dargestellte Rechtsprechung zu den Gegenst&#228;nden des pr&#252;fungsspezifischen Bewertungsspielraums. Zu diesen z&#228;hlt die Frage, mit welchem Gewicht festgestellte Defizite bei der Bewertung von Pr&#252;fungsleistungen zu ber&#252;cksichtigen sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zuletzt OVG NRW, Beschluss vom 27.&#160;November 2018 &#8209;&#160;19 B 1380/18&#160;&#8209;, juris, Rn.&#160;5 m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Weshalb diese Rechtsprechung im konkreten Fall keine Anwendung finden k&#246;nnte, legt die Antragstellerin nicht dar. Welche konkreten fachspezifischen Fragestellungen sich dar&#252;ber hinaus bei den Aufgaben 3b oder 3d stellen k&#246;nnten und inwieweit im schriftlichen Teil fachlich vertretbare Antworten der Antragstellerin vom Fachlehrer zu Unrecht als falsch, m&#228;ngelbehaftet oder unvollst&#228;ndig bewertet worden sein sollen, l&#228;sst sich der Beschwerdebegr&#252;ndung ebenfalls nicht entnehmen. Hierzu gen&#252;gt nicht die pauschale Behauptung, in Mathematikarbeiten ginge es lediglich um fachlich richtige oder unrichtige L&#246;sungen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da das Verwaltungsgericht zum Vorteil der Antragstellerin deren errechnete Punktzahlen zugrunde gelegt hat, kommt es nicht darauf an, ob diese von der Pr&#252;fereinsch&#228;tzung abweichenden Bewertungen von ihr oder ihrem Vater stammen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich erg&#228;be sich selbst im Falle einer verfahrensfehlerhaften Vorgehensweise im Widerspruchsverfahren &#8211; f&#252;r die vorliegend nichts spricht &#8211; kein Anspruch der Antragstellerin auf vorl&#228;ufige Teilnahme am Unterricht der Jahrgangsstufe 11 oder gar auf Versetzung. Ein solcher ist allein davon abh&#228;ngig, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Versetzung nach &#167; 9 Abs. 4 Satz 1 oder Satz 3 APO-GOSt vorliegen oder jedenfalls mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit anzunehmen sind. Der diesbez&#252;gliche Beschwerdevortrag zur rechtzeitigen Vorlage des Widerspruchs bei der Bezirksregierung und dessen weitere Behandlung ist f&#252;r die Entscheidung ohne rechtliche Relevanz.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167;&#160;47, 52 Abs.&#160;2, 53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#167;&#160;66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3, 68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5 GKG).</p>
171,199
olgce-2018-12-28-2-ws-47218
{ "id": 603, "name": "Oberlandesgericht Celle", "slug": "olgce", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
2 Ws 472/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-29T12:49:55
2019-02-12T13:44:20
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div><dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p></dd> </dl></div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Anzeigeerstatterin betreibt eine Website, auf welcher deutsche und &#246;sterreichische Verbraucher die M&#246;glichkeit haben, &#252;ber das Online-Portal einen Rahmenkredit zu erhalten. Der Beschuldigte registrierte sich am 02.05.2017 auf der Online-Plattform und schloss in der Folge einen Rahmenkreditvertrag &#252;ber einen Kredit in H&#246;he von 1500,- &#8364; ab. Der Vertrag kam mit der D. K. P. AG zustande, w&#228;hrend die Antragstellerin als Kreditvermittlerin aufgef&#252;hrt wurde. Durch den Vertragsschluss verpflichtete sich der Beschuldigte zur monatlichen R&#252;ckzahlung eines Betrages von mindestens 3 % des in Anspruch genommenen Kreditrahmens. Die Antragstellerin zog die f&#228;lligen Raten f&#252;r die Monate Juni 2017 und Juli 2017 vertragsgem&#228;&#223; im Wege der Lastschrift ein, jedoch widersprach der Beschuldigte den Lastschriften am 10.08.2017 und am 22.08.2017 gegen&#252;ber seiner Hausbank, woraufhin ihm die Betr&#228;ge wieder gutgeschrieben wurden. Auf mehrfache Nachfrage der Antragstellerin nach dem Grund des Widerspruchs antwortete der Beschuldigte nicht. Auf Mahnungen reagierte er ebenfalls nicht, sodass die Antragstellerin das gerichtliche Mahnverfahren betrieb. Das auf die Strafanzeige der Antragstellerin wegen Betruges eingeleitete Ermittlungsverfahren stellte die Staatsanwaltschaft Hannover am 10.08.2018 mangels hinreichenden Tatverdachts gem&#228;&#223; &#167;&#160;170 Abs. 2 StPO ein. Zur Begr&#252;ndung wurde unter anderem ausgef&#252;hrt, dass allein der Umstand, dass der Beschuldigte seinen Verpflichtungen als Darlehensnehmer nicht nachgekommen ist, noch nicht den hinreichenden Tatverdacht des Betruges begr&#252;nde. Etwaige weitere Anhaltspunkte, wie etwa ein bestehendes Insolvenzverfahren oder Vollstreckungstitel zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses h&#228;tten nicht vorgelegen. Die fristgerecht eingelegte Beschwerde hatte keinen Erfolg. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle erlie&#223; am 13.11.2018 einen ablehnenden Bescheid. Gegen diesen richtet sich der fristgerecht eingereichte Antrag auf gerichtliche Entscheidung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="text-align:center"><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der nach &#167; 172 Abs. 2 StPO statthafte Antrag auf gerichtliche Entscheidung gen&#252;gt nicht den gesetzlichen Anforderungen. Gem&#228;&#223; &#167; 172 Abs. 3 Satz 1 StPO muss ein Klageerzwingungsantrag die Tatsachen, die die Erhebung der &#246;ffentlichen Klage begr&#252;nden sollen, und die sie belegenden Beweismittel angeben. Dazu bedarf es einer in sich geschlossenen und aus sich heraus verst&#228;ndlichen Darstellung des Sachverhalts, aus dem sich der gegen die Beschuldigten erhobene strafrechtlich relevante Tatvorwurf ergibt und der bei Unterstellung hinreichenden Tatverdachts die Erhebung der &#246;ffentlichen Klage in materieller und formeller Hinsicht rechtfertigen w&#252;rde (vgl. BVerfG, Beschluss vom 27. Juli 2016, 2 BvR 2040/15). Dabei ist auch die Verletzteneigenschaft, sofern sie nicht ohne weiteres ersichtlich ist, zu begr&#252;nden (OLG Bamberg NStZ-RR 2012, 248; OLG Stuttgart Justiz 2004, 213; <em>Meyer-Go&#223;ner/Schmitt</em>, StPO, 61. Auflage, 2018, &#167; 172, Rn. 27c).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Diesen Anforderungen wird der vorliegende Antrag nicht gerecht.Verletzter ist, wer durch die Straftat bei Unterstellung ihrer tats&#228;chlichen Begehung unmittelbar in seinen Rechten, Rechtsg&#252;tern oder rechtlich anerkannten Interessen beeintr&#228;chtigt ist (OLG Celle, Beschluss vom 01.02.2008, 1 Ws 32/08; vgl. <em>Meyer/Go&#223;ner/Schmitt</em>, &#167; 172, Rn. 9;<em> Karlsruher Kommentar zur StPO</em>, 7. Auflage, 2013, Moldenhauer, &#167; 172, Rn. 19). Beim Tatbestand des Betruges kann neben dem an seinem Verm&#246;gen Gesch&#228;digten oder Gef&#228;hrdeten auch der blo&#223; Get&#228;uschte als Verletzter anzusehen sein (vgl. OLG Celle, Beschluss vom 01.02.2008, 1 Ws 32/08; <em>Karlsruher Kommentar - </em>Moldenhauer, StPO, 7.&#160;Aufl., &#167; 172, Rn. 27), wenn ihm wegen der sch&#228;digenden Verm&#246;gensdispositionen eine Ersatzforderung droht (L&#246;we/Rosenberg<em> - </em>Graalmann-Scheerer, Kommentar zur StPO, 27. Auflage, 2018, &#167; 172, Rn. 91). Denn Rechtsgut des Tatbestandes ist das Verm&#246;gen, die Dispositionsfreiheit des Verm&#246;gensinhabers nur insoweit, als sie ihrerseits einen geldwerten Verm&#246;gensanteil beinhaltet (vgl. BGH, Beschl&#252;sse vom 16.06.2016, 1 StR 20/16 und vom 08.10.2014, 1 StR 359/13; BGH NJW 1983, 1917; <em>Fischer</em>, StGB, 66.&#160;Auflage, 2019, &#167; 263, Rn. 3). An entsprechendem Vortrag fehlt es vorliegend. Ausweislich des in der Antragsschrift zitierten Kreditvertrages kam dieser zwischen dem Beschuldigten und der D. K. P. AG und damit nicht mit der Antragstellerin zustande. Die Antragstellerin, die Get&#228;uschte, wirkte lediglich als Kreditvermittlerin. Durch die ausbleibende R&#252;ckzahlung des Darlehens wurde folglich die D. K. P. AG in ihrem Verm&#246;gen gesch&#228;digt. Zu einem bei der Antragstellerin eingetretenen oder drohenden Verm&#246;gensschaden, etwa aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen mit der Bank, erfolgt jedoch kein konkreter Vortrag. Die Ausf&#252;hrungen in der Antragsschrift beschr&#228;nken sich lediglich auf die pauschale Behauptung, dass der Antragstellerin nach der K&#252;ndigung des Darlehens ein Verm&#246;gensschaden in H&#246;he des Auszahlungsbetrages entstanden sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Gegen diese Entscheidung ist keine Beschwerde gegeben (&#167; 304 Abs.4 StPO).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=KORE202412019&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
171,144
lsgsh-2018-12-28-l-6-as-19118-b-pkh
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 6 AS 191/18 B PKH
2018-12-28T00:00:00
2019-01-29T12:49:26
2019-02-12T13:44:11
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde gegen den Beschluss des Sozialgerichts Kiel vom 5. September 2018 wird verworfen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Kosten sind f&#252;r das Beschwerdeverfahren nicht zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Gr&#252;nde:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Gegenstand des Beschwerdeverfahrens ist die am 3. Juli 2017 von der zwischenzeitlich am ... 2018 verstorbenen Kl&#228;gerin beantragte und vom Sozialgericht&#160;&#160;Kiel abgelehnte Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r das Klageverfahren S 43 AS 445/17, mit der die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf Gew&#228;hrung h&#246;herer Leistungen der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende unter Ber&#252;cksichtigung eines Mehrbedarfs nach &#167; 23 Nr. 4 Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) verfolgt hatte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Das Sozialgericht hat die Bewilligung von Prozesskostenhilfe mit folgender Begr&#252;ndung abgelehnt: Der PKH-Antrag sei mit dem Tod der Kl&#228;gerin gegenstandslos geworden. Eine Bewilligung von Prozesskostenhilfe d&#252;rfe nach dem Tod des jeweiligen Antragstellers nicht mehr erfolgen. Es sei nicht Zweck der Prozesskostenhilfe, dem die Partei vertretenden Anwalt einen Verg&#252;tungsanspruch gegen die Staatskasse zu verschaffen. Ma&#223;geblich sei stets, ob der PKH-Antragsteller der Hilfe aktuell noch bed&#252;rfe. Jedenfalls sei der PKH-Antrag aber zu Lebzeiten der Kl&#228;gerin auch nicht entscheidungsreif gewesen, weil angeforderte Kontoausz&#252;ge noch nicht eingereicht worden seien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Mit der Beschwerde macht der Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin geltend, dass nach der Rechtsprechung des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts ein zu Lebzeiten gestellter PKH-Antrag nicht allein deshalb abzulehnen sei, weil der Antragsteller verstorben sei (LSG Schleswig, Beschluss vom 17. Februar 2010 &#8211; L 9 B 28/09 SO PKH). Vielmehr komme die Bewilligung von Prozesskostenhilfe ausnahmsweise auch nach dem Tod des Antragstellers in Betracht, wenn bei ordnungsgem&#228;&#223;em Gesch&#228;ftsgang Prozesskostenhilfe noch zu Lebzeiten h&#228;tte bewilligt werden k&#246;nnen. So liege der Fall hier, weil die Kl&#228;gerin ihre Bed&#252;rftigkeit bereits mit Vorlage der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse vom 27. Juni 2017 glaubhaft gemacht habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die form- und fristgerecht erhobene (vgl. &#167; 173 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz [SGG]) Beschwerde ist unstatthaft und damit als unzul&#228;ssig zu verwerfen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Nach &#167; 172 Abs. 3 Nr. 2 lit. a SGG ist die Beschwerde ausgeschlossen gegen die Ablehnung von Prozesskostenhilfe, wenn das Gericht die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen f&#252;r die Prozesskostenhilfe verneint. Ob die Ablehnungsentscheidung die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen f&#252;r die Prozesskostenhilfe betrifft, ist systematisch anhand der in &#167; 114 Satz 1 ZPO geregelten Grundvoraussetzungen f&#252;r die Bewilligung von Prozesskostenhilfe zu bestimmen. Danach sind die Voraussetzungen des Ausschlussgrundes des &#167; 172 Abs. 3 Nr. 2 lit. a SGB II dann erf&#252;llt, wenn die Ablehnung nicht aus Gr&#252;nden fehlender hinreichender Erfolgsaussichten oder wegen der Mutwilligkeit der Rechtsverfolgung erfolgt (vgl. Karl in: jurisPK-SGG, 1. Aufl. 2017, &#167; 172 Rn. 171 ff.). Daran gemessen ist hier die Beschwerde ausgeschlossen. Das Sozialgericht hat seine Ablehnungsentscheidung allein damit begr&#252;ndet, dass die Kl&#228;gerin aufgrund ihres Todes der Gew&#228;hrung von Prozesskostenhilfe nicht mehr bed&#252;rfe; die Ablehnungsentscheidung erging damit auch im Wortsinn wegen der pers&#246;nlichen Voraussetzungen ohne R&#252;cksicht auf m&#246;glicherweise (bis dahin) bestehende Erfolgsaussichten oder die Mutwilligkeit der Rechtsverfolgung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Damit kann dahinstehen, ob die Beschwerde auch deshalb unstatthaft ist, weil der Beschwerdewert nicht erreicht ist, da in der Hauptsache eine Berufung der Zulassung bed&#252;rfte (&#167; 172 Abs. 3 Nr. 2 lit. b SGB II). Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass ein Mehrbedarf kein selbst&#228;ndiger Streitgegenstand sein kann und deshalb die Ablehnung seiner Ber&#252;cksichtigung durch Bescheid jeweils &#8211; im Sinne der Ablehnung einer &#196;nderungsentscheidung nach &#167; 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB X) &#8211; in Beziehung zu setzen ist zur aktuellen Bewilligungsentscheidung &#252;ber Arbeitslosengeld II (vgl. BSG, Urteil vom 26. Mai 2011 &#8211; B 14 AS 146/10 R &#8211; BSGE 108, 235 = SozR 4-4200 &#167; 20 Nr 13, juris Rn. 14 ff.). Daran gemessen aber d&#252;rfte angesichts des bei Antragstellung noch bis Februar 2017 laufenden Bewilligungszeitraums und der Geltendmachung des Mehrbedarfs nach &#167; 23 Nr. 4 SGB II erst ab September 2016 die Wertgrenze des &#167; 144 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 SGB II von 750,00 EUR deutlich unterschritten sein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde w&#228;re &#252;berdies auch unbegr&#252;ndet, weil das Sozialgericht zu Recht davon ausgegangen ist, dass die Prozesskostenhilfe angesichts der vom Sozialgericht am 22. Dezember 2017 und damit noch vor dem Tod verf&#252;gten Beibringung aktueller Kontoausz&#252;ge noch nicht bewilligungsreif war (zur Bewilligungsreife vgl. den Senatsbeschluss vom 5. Mai 2014 &#8211; L 6 AS 269/13 B PKH &#8211; juris Rn. 11), w&#228;hrend die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der Bewilligungsreife am 3. April 2018 (Eingang der Kontoausz&#252;ge) bereits verstorben war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Auch in der Sache d&#252;rfte die Rechtsverfolgung keine hinreichenden Erfolgsaussichten gehabt haben. Der Mehrbedarf nach &#167; 23 Nr. 4 SGB II kann allein Sozialgeldberechtigten zustehen, also nicht erwerbsf&#228;higen Personen, die mit erwerbsf&#228;higen Leistungsberechtigten in einer Bedarfsgemeinschaft leben. Eine erwerbsf&#228;hige leistungsberechtigte Person, die der Kl&#228;gerin im Falle ihrer Erwerbsunf&#228;higkeit den Zugang zu SGB-II-Leistungen h&#228;tte vermitteln k&#246;nnen ist aber jedoch nicht ersichtlich weshalb nicht hinreichend wahrscheinlich ist, dass der geltend gemachte Anspruch auf Ber&#252;cksichtigung des Mehrbedarfs gegen den Beklagten &#252;berhaupt h&#228;tte bestehen k&#246;nnen. Die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Gew&#228;hrung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts (untere Ber&#252;cksichtigung des Mehrbedarfs, vgl. &#167; 30 Abs. 1 Sozialgesetzbuch Zw&#246;lftes Buch [SGB XII]) h&#228;tte daher allenfalls beim &#246;rtlichen Tr&#228;ger der Sozialhilfe gelegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Au&#223;ergerichtliche Kosten sind im Prozesskostenhilfebeschwerdeverfahren nicht zu erstatten (&#167; 127 Abs. 4 ZPO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 177 SGG).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
142,304
ovgnrw-2018-12-28-6-b-166118
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1661/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-08T23:47:00
2019-02-12T13:10:40
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1228.6B1661.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf bis 35.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg. Die zu ihrer Begr&#252;ndung dargelegten Gr&#252;nde, auf deren Pr&#252;fung der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO beschr&#228;nkt ist, rechtfertigen die Aufhebung oder &#196;nderung des angefochtenen Beschlusses nicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Antrag des Antragstellers,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Antragsgegner zu verpflichten, ihm seine vollen Dienstbez&#252;ge auszuzahlen, bis &#252;ber seine Klage vom 18. Juli 2018 vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg - 2&#160;K&#160;3145/18 - gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 4. Juli 2018 rechtskr&#228;ftig entschieden worden ist,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">abgelehnt. Es hat zur Begr&#252;ndung - zusammengefasst - ausgef&#252;hrt, der Antragsteller habe die tats&#228;chlichen Voraussetzungen eines Anordnungsanspruchs nicht glaubhaft gemacht. Dem Anspruch auf volle Besoldung nach Erlass des Zurruhesetzungsbescheides stehe &#167;&#160;34 Abs. 3 Satz 1 LBG NRW entgegen. Danach werde ab dem Zeitpunkt des Beginns des Ruhestands wegen Dienstunf&#228;higkeit mit dem Ende des Monats, in welchem dem Beamten oder dessen Vertreter die Verf&#252;gung zugestellt worden sei, die das voraussichtliche Ruhegehalt &#252;bersteigende Besoldung einbehalten. Die Vorschrift gelte unabh&#228;ngig von der Frage, ob die Zurruhesetzung des Beamten, die Voraussetzung des teilweisen Einbehaltens der Bez&#252;ge sei, rechtm&#228;&#223;ig erfolgt sei. Sinn dieser Regelung sei es, dem Beamten die M&#246;glichkeit zu nehmen, durch die Erhebung von Widerspruch und Anfechtungsklage gegen die Versetzung in den Ruhestand einen wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen, der ihn erst zu der Ergreifung von Rechtsbehelfen ermutige. Einstweiliger Rechtsschutz nach &#167;&#160;123 VwGO sei jedoch dann ausnahmsweise zu gew&#228;hren, wenn die Zurruhesetzungsverf&#252;gung ersichtlich rechtsmissbr&#228;uchlich erfolgt sei und nur dem Zweck diene, die Rechtsfolge der Besoldungsk&#252;rzung eintreten zu lassen, oder wenn die Annahme der Dienstunf&#228;higkeit aus der Luft gegriffen bzw. offensichtlich rechtswidrig erscheine. An die Glaubhaftmachung des Anordnungsanspruchs seien insoweit hohe Anforderungen zu stellen. Die streitbefangene Zurruhesetzung sei weder ersichtlich rechtsmissbr&#228;uchlich noch aus der Luft gegriffen bzw. noch offensichtlich rechtswidrig. Sie sei nicht v&#246;llig haltlos, sondern seitens des Antragsgegners begr&#252;ndet worden. Die Schlussfolgerung des Antragsgegners, dass eine dauernde psychische Erkrankung des Antragstellers vorliege, dr&#228;nge sich zur &#220;berzeugung der Kammer aufgrund des langen Zeitraums von rund vier Jahren der Arbeitsunf&#228;higkeit auf. Dass der Antragsgegner hierbei auch nicht nur den Zweck verfolgt habe, die Besoldungsk&#252;rzung eintreten zu lassen, ergebe sich bereits aus den umfangreichen Gr&#252;nden des streitbefangenen Bescheids.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Zurruhesetzung sei auch nicht offensichtlich rechtswidrig. Anhaltspunkte f&#252;r eine Willk&#252;r des Antragsgegners seien nicht ersichtlich. Die Verf&#252;gung sei insbesondere auch nicht deshalb offensichtlich rechtswidrig, weil der Wortlaut des &#167;&#160;34 Abs. 1 Satz&#160;1 LBG NRW die Einholung eines amtlichen Gutachtens der unteren Gesundheitsbeh&#246;rde fordere, der Antragsteller jedoch nicht fachpsychiatrisch begutachtet worden sei. Ein &#228;rztliches Gutachten sei nur im Regelfall erforderlich. Auch ohne Vorliegen eines amtlichen Gutachtens k&#246;nne es ausreichen, dass im Verfahren eine sorgf&#228;ltige Aufkl&#228;rung des Sachverhalts erfolgt sei. Daf&#252;r, dass der Antragsgegner seine Entscheidung auf die amts&#228;rztliche Untersuchung des Antragstellers mit fachpsychiatrischer Begutachtung vom 12. November 2015 habe st&#252;tzen d&#252;rfen, spreche, dass nach dem Vortrag des Antragstellers seine Dienstunf&#228;higkeit bis zum Zeitpunkt der Zurruhesetzung auf dem Vorfall vom 24. Juni 2014 beruht habe. Dar&#252;ber hinaus best&#252;nden erhebliche Bedenken, ob der Antragsteller seiner sich aus &#167;&#160;33 Abs. 1 Satz 1 LBG NRW ergebenden Pflicht nachgekommen sei, sich bei Zweifeln &#252;ber seine Dienstunf&#228;higkeit durch einen Arzt der unteren Gesundheitsbeh&#246;rde untersuchen zu lassen. Vielmehr sei anzunehmen, dass er sich f&#252;r den Zeitraum ab Oktober 2017 so behandeln lassen m&#252;sse, als habe er sich ausdr&#252;cklich geweigert, sich amts&#228;rztlich untersuchen zu lassen. Denn er habe drei der insgesamt vier anberaumten Termine zur fachpsychiatrischen Zusatzbegutachtung jeweils kurzfristig unter Berufung auf eine Arbeitsunf&#228;higkeit abgesagt. In einem Fall habe er die Einladung zum Termin unbeantwortet gelassen, was in besonderem Ma&#223;e seine fehlende Kooperationsbereitschaft zum Ausdruck bringe. Dabei falle auf, dass die Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigungen von wechselnden &#196;rzten ausgestellt worden und die Absagen stets in unmittelbarer zeitlicher N&#228;he zu den Untersuchungsterminen erfolgt seien. Selbst wenn der Antragsteller zu den jeweiligen Zeitpunkten tats&#228;chlich arbeitsunf&#228;hig gewesen sein sollte, ergebe sich daraus nicht zwingend, dass ihm ein Erscheinen zu der fachpsychiatrischen Zusatzbegutachtung schlichtweg unzumutbar gewesen sei. F&#252;r die M&#246;glichkeit der Teilnahme an den Terminen am 13. April 2018 und am 27. April 2018 spreche, dass er ausweislich der Atteste nur drei bzw. zwei Tage arbeitsunf&#228;hig gewesen sein solle und eine schwerwiegende Erkrankung aufgrund dieser begrenzten Dauer jedenfalls auszuschlie&#223;en sei. Sollte es dem Antragsteller tats&#228;chlich an s&#228;mtlichen Untersuchungsterminen aus gesundheitlichen Gr&#252;nden unm&#246;glich gewesen sein, die fachpsychiatrische Zusatzbegutachtung durchf&#252;hren zu lassen, so w&#252;rde dies umgekehrt f&#252;r die Annahme seiner Dienstunf&#228;higkeit sprechen. Auch aufgrund seines sonstigen Verhaltens seien erhebliche Zweifel an der Bereitschaft des Antragstellers begr&#252;ndet, seiner Pflicht aus &#167;&#160;33 Abs. 1 Satz 1 LBG NRW nachzukommen. Denn er habe sich in der Vergangenheit gegen&#252;ber dem Antragsgegner wenig kooperativ gezeigt. So sei dem Antragsteller etwa eine funktionsgleiche Stelle in Meschede angeboten worden, die er jedoch aus - nicht n&#228;her beschriebenen - famili&#228;ren Gr&#252;nden abgelehnt habe. Auf die Glaubhaftmachung eines Anordnungsgrundes komme es somit nicht an.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diesen Erw&#228;gungen setzt die Beschwerde nichts Durchgreifendes entgegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Einem Anspruch des Antragstellers auf Fortzahlung seiner Dienstbez&#252;ge steht &#167; 34 Abs. 3 LBG NRW entgegen. Danach werden die Dienstbez&#252;ge einbehalten, die das Ruhegehalt &#252;bersteigen, wenn der Beamte nach der Versetzung in den Ruhestand wegen Dienstunf&#228;higkeit wegen eines eingelegten Rechtsmittels Anspruch auf Besoldung beh&#228;lt (Satz 1). Hat die Entscheidung &#252;ber die Zurruhesetzung keinen Bestand, sind die einbehaltenen Betr&#228;ge nachzuzahlen (Satz 2). Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, gilt diese Vorschrift unabh&#228;ngig davon, ob die Versetzung in den Ruhestand rechtm&#228;&#223;ig ist. Sie setzt nur die Existenz einer solchen Entscheidung, nicht aber die Dienstunf&#228;higkeit selbst voraus. Den Nachteil, dass dem Beamten der ggf. nach Aufhebung der Zurruhesetzung nachzuzahlende Betrag nicht zeitgerecht zur Verf&#252;gung steht, mutet das Gesetz ihm grunds&#228;tzlich zu. Sinn dieser Regelung ist es, dem Beamten die M&#246;glichkeit zu nehmen, durch die Erhebung von Rechtsmitteln gegen die Versetzung in den Ruhestand einen wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen, der ihn erst zur Ergreifung von Rechtsbehelfen ermutigt. Es kann offen bleiben, ob die Rechtsfolge der Einbehaltung der Bez&#252;ge mit Blick auf den Wortlaut der Vorschrift zwingend in jedem Fall eintritt oder - wie das Verwaltungsgericht in &#220;bereinstimmung mit anderer Judikatur zugrunde gelegt hat - ob eine Ausnahme aus Gr&#252;nden des Art. 19 Abs. 4 GG dann anzunehmen ist, wenn die Zurruhesetzung ersichtlich rechtsmissbr&#228;uchlich ist oder nur dem Zweck dient, die Rechtsfolge der Besoldungsk&#252;rzung eintreten zu lassen, oder wenn sie offensichtlich rechtswidrig ist, etwa weil die Annahme der Dienstunf&#228;higkeit aus der Luft gegriffen erscheint.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ganzen OVG NRW, Beschluss vom 22.&#160;Dezember 2017 - 6 B 1401/17 -, juris Rn. 3 ff. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Denn die Voraussetzungen des danach nur ausnahmsweise vorliegenden Anordnungsanspruchs, an den hohe Anforderungen zu stellen sind, hat der Antragsteller auch im Beschwerdeverfahren nicht glaubhaft gemacht. Die Beschwerde macht nicht erkennbar, inwieweit sich die Rechtsmissbr&#228;uchlichkeit der Versetzung in den Ruhestand aus dem Umstand ergeben soll, dass noch am 8. Juni 2018 mit dem Antragsteller ein als Perspektivgespr&#228;ch angek&#252;ndigtes Dienstgespr&#228;ch gef&#252;hrt worden ist. Gr&#252;nde f&#252;r eine offensichtliche Rechtswidrigkeit sind dem Beschwerdevorbringen ebenfalls nicht zu entnehmen. Die Frage, ob der Antragsteller tats&#228;chlich dienstunf&#228;hig ist, ist eine solche der - ggfs. n&#228;her aufzukl&#228;renden - Rechtm&#228;&#223;igkeit der Zurruhesetzungsverf&#252;gung; f&#252;r das Vorliegen der Dienstunf&#228;higkeit und damit gegen eine offensichtliche Rechtswidrigkeit der Verf&#252;gung spricht dabei bereits die erhebliche Dauer der Ausfallzeiten des Antragstellers von &#252;ber vier Jahren. Ebenfalls nicht auf die Annahme offensichtlicher Rechtswidrigkeit f&#252;hrt der weitere Beschwerdevortrag, der Antragsgegner habe sich nicht auf die amts&#228;rztliche Untersuchung vom 12. November 2015 st&#252;tzen d&#252;rfen; der Antragsteller sei tats&#228;chlich nicht in der Lage gewesen, an den festgesetzten Untersuchungsterminen teilzunehmen, wof&#252;r er eine weitere &#228;rztliche Bescheinigung vorlegt; und seine Kooperationsbereitschaft stelle es nicht in Frage, dass er einen Einsatz in N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; abgelehnt habe, denn f&#252;r die Fahrt dorthin h&#228;tte er pro Strecke mindestens 10 Minuten l&#228;nger ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1, 52 Abs. 1, 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG nach den Grunds&#228;tzen zum sogenannten Teilstatus.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 66 Abs. 3 Satz 3, 68 Abs. 1 Satz 5 GKG).</p>
125,191
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{ "id": 521, "name": "Amtsgericht Hannover", "slug": "ag-hannover", "city": 325, "state": 11, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
908 IN 538/18
2018-12-28T00:00:00
2019-01-04T14:23:02
2019-01-17T11:45:59
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die Antragsgegnerin.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Gegenstandswert wird festgesetzt auf 7.213,00 EUR.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>I. Durch zul&#228;ssigen Antrag vom 17.09.2018 hat die Antragstellerin die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen der Antragsgegnerin beantragt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Forderung ist beglichen worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin hat die Erledigung der Hauptsache erkl&#228;rt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Antragsgegnerin hat nach Hinweis entsprechend &#167;&#160;91a Abs.&#160;1&#160;Satz&#160;2&#160;ZPO keine Erkl&#228;rung abgegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>II. Das Gericht hat gem&#228;&#223; &#167;&#160;91a&#160;ZPO nur noch &#252;ber die Kosten des Verfahrens zu entscheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>1. Die Erf&#252;llung der Antragsforderung stellt zwar seit der &#196;nderung des &#167; 14 kein erledigendes Ereignis mehr dar (vgl. dazu Uhlenbruck/Wegener, InsO, 15. Aufl. 2019, &#167;&#160;14 Rz. 170). Die Antragstellerin hatte allerdings ihr urspr&#252;ngliches Antragsziel mit der Erledigungserkl&#228;rung aufgegeben. Ihr Begehren richtet sich nicht mehr auf die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens, sondern nur noch darauf festzustellen, dass sich der urspr&#252;ngliche Er&#246;ffnungsantrag nunmehr erledigt hat. Schlie&#223;t sich der Schuldner der Erledigungserkl&#228;rung an, ist damit der Er&#246;ffnungsantrag nicht mehr anh&#228;ngig (so zutreffend Uhlenbruck/Wegener, InsO, 15. Aufl. 2019, &#167;&#160;14 Rz.&#160;173). Es ist dann unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstands nach billigem Ermessen nur noch von Amts wegen &#252;ber die <em>Kosten</em> zu entscheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Bei &#252;bereinstimmenden Erledigungserkl&#228;rungen hat das Gericht das Vorliegen eines erledigenden Ereignisses nicht nachzupr&#252;fen (so zutreffend FK/Schmerbach, InsO, 9. Aufl. 2018, &#167;&#160;13 Rz. 284; HambKomm/<em>Linker</em>, InsO, 7. Aufl. 2017, &#167;&#160;14 Rz.&#160;71; <em>Foerste</em>, ZInsO 2017. 1263,1264). Im Rahmen der Kostenentscheidung pr&#252;ft das Gericht, ob der Antrag urspr&#252;nglich bis zum erledigenden Ereignis zul&#228;ssig war. Nicht zu pr&#252;fen hat das Gericht, ob der Antrag auch begr&#252;ndet war, da es auf den Sach- und Streitstand im Er&#246;ffnungsverfahren ankommt (ebenso FK/Schmerbach, InsO, 9. Aufl. 2018, &#167;&#160;13 Rz. 284 mwN).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>2. Vorliegend war der von der Antragstellerin gestellte Antrag urspr&#252;nglich zul&#228;ssig. Die Antragstellerin hat sowohl den Insolvenzgrund als auch ihre Forderung hinreichend glaubhaft gemacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Entgegen einer in der Rechtsprechung vorwiegend vertretenen Ansicht (LG Ulm, Beschl. v. 15.10.2018 &#8211; 2 T 21/18, ZInsO 2018, 2657, 2658; LG K&#246;ln, Beschl. v. 05.03.2018 &#8211; 1 T 5/18, ZInsO 2018, 889, 890; LG K&#246;ln, Beschl. v. 24.08.2016 &#8211; 13 T 87/16, ZInsO 2016, 1997, 1998; bei einem fortgef&#252;hrten Gesch&#228;ftsbetrieb AG K&#246;ln, Beschl. v. 20.10.2017 &#8211; 85 IN 309/17, ZInsO 2017, 2702; AG K&#246;ln, Beschl. v. 02.02.2018 &#8211; 73 IN 210/17, ZInsO 2018, 1635; AG K&#246;ln, Beschl. v. 20.02.2018 &#8211; 73 IN 237/17, ZInsO 2018, 1689) handelt es sich auch nicht um einen unzul&#228;ssigen Druckantrag, wenn die Antragstellerin nicht von der M&#246;glichkeit gebraucht macht, dass Verfahren trotz Zahlung der dem Antrag zugrundeliegenden Forderung fortzusetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>a) Gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 InsO ist der Antrag eines Gl&#228;ubigers nur zul&#228;ssig, wenn der Gl&#228;ubiger ein rechtliches Interesse an der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens hat. Das Tatbestandsmerkmal "rechtliches Interesse" ist eingef&#252;gt worden, um sicherzustellen, dass nur solche Gl&#228;ubiger Antr&#228;ge stellen, die im Falle der Er&#246;ffnung als Insolvenzgl&#228;ubiger am Verfahren beteiligt w&#228;ren, und um missbr&#228;uchlichen Antr&#228;gen vorzubeugen, die etwa zu dem Zweck gestellt werden, Zahlungen solventer, aber zahlungsunwilliger Schuldner zu erzwingen. In aller Regel wird einem Gl&#228;ubiger, dem eine Forderung zusteht und der einen Er&#246;ffnungsgrund glaubhaft macht, das rechtliche Interesse an der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens schon wegen des staatlichen Vollstreckungsmonopols nicht abgesprochen werden k&#246;nnen (BGH, Beschl. v. 29.06.2006 &#8211; IX ZB 245/05, ZInsO 2006, 824 Rz.&#160;7)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>b) Ein Teil der Rechtsprechung geht davon aus, dass es ein gewichtiges Indiz f&#252;r einen unzul&#228;ssigen Druckantrag sei, wenn der Gl&#228;ubiger unmittelbar nach vollst&#228;ndiger Befriedigung das Verfahren f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, obwohl der Antrag durch die Forderungserf&#252;llung nicht unzul&#228;ssig geworden ist (so LG Ulm, Beschl. v. 15.10.2018 &#8211; 2 T 21/18, ZInsO 2018, 2657, 2658; LG K&#246;ln, Beschl. v. 05.03.2018 &#8211; 1 T 5/18, ZInsO 2018, 889, 890; LG K&#246;ln, Beschl. v. 24.08.2016 &#8211; 13 T 87/16, ZInsO 2016, 1997, 1998; AG K&#246;ln, Beschl. v. 02.02.2018 &#8211; 73 IN 210/17, ZInsO 2018, 1635; AG K&#246;ln, Beschl. v. 20.02.2018 &#8211; 73 IN 237/17, ZInsO 2018, 1689)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>c) Entgegen dieser Auffassung kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Nichtfortf&#252;hrung des Antrags trotz Zahlung einen Druckantrag indiziert (ebenso AG Leipzig, Beschl. v. 5. 9. 2017 - 403 IN 1109/17, ZInsO 2017, 2704, 2706; AG G&#246;ttingen, Beschl. v. 09.01.2018 &#8211; 74 IN 210/17, ZInsO 2018, 396, 397).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Wie <em>Sch&#228;dlich</em> (NZI 2017, 849, 850) zutreffend herausgestellt hat, handelt der Gl&#228;ubiger nicht verwerflich, wenn er mit dem Insolvenzantrag das Ziel verbindet, seine Forderung gegen den Schuldner durchzusetzen (ebenso <em>Foerste</em>, ZInsO 2017, 1263, 1264 ff.). Es ist grunds&#228;tzlich jedem Gl&#228;ubigerhandeln immanent, dass der Gl&#228;ubiger eine Befriedigung seiner Forderung anstreben. Nur in den seltensten F&#228;llen wird es den Gl&#228;ubigern nicht um die Befriedigung der eigenen Forderung, sondern um die Abwicklung des Schuldnerunternehmens gehen. W&#228;hlt der Gl&#228;ubiger zum Zwecke der Durchsetzung seiner Forderung in zul&#228;ssiger Weise das Mittel der Gesamtvollstreckung, unterwirft er sich lediglich den Bedingungen der gemeinsamen Gl&#228;ubigerbefriedigung gem&#228;&#223; den Regeln der Insolvenzordnung. Einen weitergehenden Zweck verfolgt er nicht. Erh&#228;lt er eine Befriedigung seiner Forderung, f&#228;llt f&#252;r ihn grunds&#228;tzlich das Interesse an einem Insolvenzverfahren weg. Er ist dann nicht gehindert, den Er&#246;ffnungsantrag nicht weiter zu verfolgen. Er muss allerdings damit rechnen, dass die Befriedigung der Forderung ggfs. im Wege der Anfechtung r&#252;ckabgewickelt wird.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Unzutreffend ist insbesondere die Pr&#228;misse des <em>AG K&#246;ln</em>, dass ein Druckantrag nur bei einem fortgef&#252;hrten Gesch&#228;ftsbetrieb, nicht hingegen bei einem eingestellten Gesch&#228;ftsbetrieb vorliegen soll. Diese Kriterien sind f&#252;r die Motivation, den Antrag zu stellen, in der Regel nicht ma&#223;geblich, da den Sozialversicherungstr&#228;gern bei der Antragstellung zumeist nicht bekannt ist, ob der Gesch&#228;ftsbetrieb bereits eingestellt ist. Die Sozialversicherungstr&#228;ger verfolgen mit ihren Antr&#228;gen zwei Ziele, n&#228;mlich die Verhinderung weiterer auflaufender Forderungen und die zumindest teilweise Realisierung der r&#252;ckst&#228;ndigen Beitr&#228;ge. Wird nun gezahlt, ist das Ziel der Realisierung der Beitr&#228;ge eingetreten. Wie sich in einer Vielzahl von Verfahren beim Amtsgericht Hannover gezeigt hat, verbleibt es bei diesem einmalig gestellten Insolvenzantrag. Nur in den wenigsten F&#228;llen kommt es so sogenannten Stapelantr&#228;gen. Insoweit haben die Sozialversicherungstr&#228;ger kein zwangsl&#228;ufiges Interesse, s&#228;mtliche Unternehmen, die mehr als sechs Monate die Sozialversicherungsabgaben nicht gezahlt haben, vom Markt zu verdr&#228;ngen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Der Gesetzgeber hat es im Rahmen des &#167;&#160;14 InsO vers&#228;umt, bei einer Erf&#252;llung der Forderung die Norm dahin auszugestalten, dass eine Erledigungserkl&#228;rung nicht mehr m&#246;glich ist. Vielmehr hat er dadurch, dass der Antrag nicht mehr unzul&#228;ssig wird, dem Gl&#228;ubiger lediglich die M&#246;glichkeit verschafft, das Verfahren fortzusetzen. Ein Fortsetzungszwang sollte nicht normiert werden (so auch <em>Sch&#228;dlich</em>, NZI 2017, 849, 850; Foerste. ZInsO 2017, 1263, 1264; &#228;hnlich KPB/<em>Pape</em>, InsO, &#167;&#160;13 Rz.&#160;244a). Der Gesetzgeber h&#228;tte bei der Neufassung des &#167;&#160;14 InsO die M&#246;glichkeit gehabt, die Sozialversicherungstr&#228;ger zur Fortsetzung des Verfahrens zu zwingen, wenn der Gesch&#228;ftsbetrieb nicht eingestellt wurde. Da er darauf verzichtet hat, kann diese Verpflichtung nicht &#252;ber die Kostenentscheidungen durch die Gerichte eingef&#252;hrt werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>III. Die Entscheidung hinsichtlich des Gegenstandswertes beruht auf &#167;&#160;58&#160;GKG. Sie richtet sich nach der H&#246;he der dem Antrag zugrundeliegenden Forderung.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=KORE231672018&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
180,209
bsg-2018-12-27-b-9-bl-118-b
{ "id": 8, "name": "Bundessozialgericht", "slug": "bsg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
B 9 BL 1/18 B
2018-12-27T00:00:00
2019-02-07T14:18:00
2019-02-07T14:18:00
Beschluss
ECLI:DE:BSG:2018:271218BB9BL118B0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen die Nichtzulassung der Revision im Beschluss des Landessozialgerichts Niedersachsen-Bremen vom 28. Mai 2018 wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beteiligten haben einander f&#252;r das Beschwerdeverfahren keine au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>I. Der Kl&#228;ger wendet sich gegen die Anrechnung von Leistungen der sozialen Pflegeversicherung auf das Blindengeld nach dem Gesetz &#252;ber das Landesblindengeld f&#252;r Zivilblinde in Niedersachsen <em>(idF vom 18.1.1993 - Nds GVBl 1993, 25, </em> <em>NBlGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der 1936 geborene Kl&#228;ger bezog bis zum 31.12.2016 Pflegegeld nach der Pflegestufe 2 in H&#246;he von 458 Euro monatlich, seit dem 1.1.2017 nach dem Pflegegrad 3 in H&#246;he von monatlich 545 Euro.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Unter dem 21.11.2016 beantragte der Kl&#228;ger die Zuerkennung des Merkzeichens "Bl" und die Gew&#228;hrung von Landesblindengeld. Der Beklagte lehnte den Antrag zun&#228;chst ab, half dem Widerspruch des Kl&#228;gers dann aber ab. Er stellte beim Kl&#228;ger ab dem 27.1.2017 das Merkzeichen "Bl" fest <em>(Bescheid vom 29.3.2017)</em> und bewilligte ihm Landesblindengeld in H&#246;he von 375 Euro. Auf den Zahlbetrag rechnete der Beklagte aber Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung nach dem SGB XI in H&#246;he von 165 Euro monatlich an <em>(Bescheid vom 11.4.2017)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Die gegen die Anrechnung von Leistungen der sozialen Pflegeversicherung auf das Landesblindengeld gerichtete Klage und die anschlie&#223;ende Berufung sind erfolglos geblieben <em>(SG-Urteil vom 14.2.2018; LSG-Beschluss vom 28.5.2018)</em>. Das LSG hat ausgef&#252;hrt, bei der Anrechnung handele es sich um eine gebundene Entscheidung, die verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Gegen die Nichtzulassung der Revision in dieser Entscheidung hat der Kl&#228;ger Beschwerde zum BSG eingelegt. Das LSG habe insbesondere die grunds&#228;tzliche Bedeutung der Frage verkannt, ob die Anrechnung von Leistungen bei h&#228;uslicher Pflege auf das Landesblindengeld in Niedersachsen verfassungswidrig sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>II. 1. Die Nichtzulassungsbeschwerde des Kl&#228;gers ist unzul&#228;ssig. Die Begr&#252;ndung gen&#252;gt nicht den gesetzlichen Anforderungen, weil die allein behauptete grunds&#228;tzliche Bedeutung nicht ordnungsgem&#228;&#223; dargetan worden ist <em>(vgl &#167; 160a Abs 2 S 3 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Eine Rechtssache hat nur dann grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine Rechtsfrage aufwirft, die &#252;ber den Einzelfall hinaus aus Gr&#252;nden der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts einer Kl&#228;rung durch das Revisionsgericht bed&#252;rftig und f&#228;hig ist. Eine solche grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache hat die Beschwerde bereits deshalb nicht dargelegt, weil sie mit &#167; 3 Abs 2 S 1 NBlGG keine revisible Rechtsnorm bezeichnet hat, deren Auslegung durch das BSG grunds&#228;tzlich gekl&#228;rt werden k&#246;nnte. Nach &#167; 162 SGG kann die Revision nur darauf gest&#252;tzt werden, dass das angefochtene Urteil auf der Verletzung einer Vorschrift des Bundesrechts oder einer sonstigen im Bezirk des Berufungsgerichts geltenden Vorschrift beruht, deren Geltungsbereich sich &#252;ber den Bezirk des Berufungsgerichts hinaus erstreckt. Das NBlGG gilt dagegen nur in Niedersachsen und damit ausschlie&#223;lich im Bezirk des nieders&#228;chsischen LSG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Zwar hat das BSG Revisibilit&#228;t von Landesrecht auch angenommen, wenn inhaltsgleiche Vorschriften verschiedener L&#228;nder in den Bezirken verschiedener LSG gelten und die &#220;bereinstimmung nicht nur zuf&#228;llig, sondern im Interesse der Rechtsvereinheitlichung bewusst und gewollt ist <em>(Senatsurteil vom 11.8.2015 - B 9 BL 1/14 R - BSGE 119, 224 = SozR 4-5921 Art 1 Nr 3, RdNr 12 mwN)</em>. Indes h&#228;tte die Beschwerde daf&#252;r substantiiert darlegen m&#252;ssen, dass mehrere Bundesl&#228;nder in ihren Landesblindengeldgesetzen inhaltsgleiche Regelungen zu der von ihr allein bezeichneten Vorschrift des &#167; 3 Abs 2 S 1 Nr 2 NBlGG getroffen und die jeweiligen Landesgesetzgeber diese &#220;bereinstimmung bewusst und gewollt zum Zwecke der Rechtsvereinheitlichung herbeigef&#252;hrt haben <em>(vgl BSG Beschluss vom 10.9.2003 - B 7 SF 1/03 B - Juris RdNr 6)</em>. Solche Darlegungen enth&#228;lt die Beschwerde nicht; sie befasst sich allein mit dem nieders&#228;chsischen Landesrecht. Eine revisible Rechtsnorm bezeichnet sie damit nicht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Von einer weiteren Begr&#252;ndung sieht der Senat ab <em>(vgl &#167; 160a Abs 4 S 2 Halbs 2 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>2. Die Beschwerde ist somit ohne Zuziehung der ehrenamtlichen Richter zu verwerfen <em>(&#167; 160a Abs 4 S 1 Halbs 2, &#167; 169 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kostenentscheidung beruht auf der entsprechenden Anwendung des &#167; 193 SGG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
178,112
bsg-2018-12-27-b-10-eg-2017-b
{ "id": 8, "name": "Bundessozialgericht", "slug": "bsg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
B 10 EG 20/17 B
2018-12-27T00:00:00
2019-02-01T13:09:32
2019-02-01T13:09:32
Beschluss
ECLI:DE:BSG:2018:271218BB10EG2017B0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beschwerde des Beklagten gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des Bayerischen Landessozialgerichts vom 19. Juni 2017 wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin f&#252;r das Beschwerdeverfahren.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>I. Die Kl&#228;gerin begehrt h&#246;heres Elterngeld f&#252;r ihre im Dezember 2010 geborene Tochter.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin ist mexikanische Staatsangeh&#246;rige und verf&#252;gt &#252;ber eine Niederlassungserlaubnis nach &#167; 9 Aufenthaltsgesetz. In den zw&#246;lf Monaten vor dem Geburtsmonat ihrer Tochter arbeitete sie als Ortskraft im mexikanischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main f&#252;r ein monatliches Bruttogehalt von 2125,95 Euro.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Der Beklagte gew&#228;hrte der Kl&#228;gerin auf ihren Antrag lediglich Mindestelterngeld, weil sie aufgrund des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Deutschland und Mexiko nur steuerfreies Gehalt bezogen habe <em>(Bescheid vom 30.3.2011, Widerspruchsbescheid vom 28.6.2011)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Im von ihr angestrengten Klageverfahren teilte die Kl&#228;gerin mit, ihre Eink&#252;nfte aus nichtselbstst&#228;ndiger Arbeit seien nicht versteuert worden. Sie seien auch in ihrer Steuererkl&#228;rung als steuerfreie Eink&#252;nfte deklariert und vom Finanzamt als solche anerkannt worden. Das SG hat die Klage abgewiesen. Nach der ab 1.1.2011 anwendbaren Gesetzesfassung seien nur im Inland zu versteuernde Eink&#252;nfte beim Elterngeld zu ber&#252;cksichtigen (<em>Gerichtsbescheid vom 14.4.2015</em>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin hat das LSG den Beklagten verurteilt, der Kl&#228;gerin Elterngeld unter Ber&#252;cksichtigung ihrer Eink&#252;nfte aus ihrer nichtselbstst&#228;ndigen T&#228;tigkeit beim mexikanischen Generalkonsulat zu gew&#228;hren. Tats&#228;chlich h&#228;tten die Eink&#252;nfte der Kl&#228;gerin versteuert werden m&#252;ssen, wie sich aus dem ma&#223;geblichen materiellen Einkommensteuerrecht ergebe. Entscheidend sei die materielle Steuerpflicht, nicht die Handhabung des Steuerrechts durch die Steuerbeh&#246;rden <em>(Urteil vom 19.6.2017)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Gegen die Nichtzulassung der Revision in dieser Entscheidung hat der Beklagte Beschwerde zum BSG eingelegt. Das LSG habe die grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache verkannt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>II. Die Nichtzulassungsbeschwerde des Beklagten ist unzul&#228;ssig. Die Begr&#252;ndung gen&#252;gt nicht den gesetzlichen Anforderungen, weil die allein geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung nicht ordnungsgem&#228;&#223; dargetan worden ist <em>(vgl &#167; 160a Abs 2 S 3 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>1. Eine Rechtssache hat nur dann grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine Rechtsfrage aufwirft, die &#252;ber den Einzelfall hinaus aus Gr&#252;nden der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts einer Kl&#228;rung durch das Revisionsgericht bed&#252;rftig und f&#228;hig ist. Der Beschwerdef&#252;hrer muss daher anhand des anwendbaren Rechts und unter Ber&#252;cksichtigung der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung angeben, welche Fragen sich stellen, dass diese noch nicht gekl&#228;rt sind, weshalb eine Kl&#228;rung dieser Rechtsfragen aus Gr&#252;nden der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts erforderlich ist und dass das angestrebte Revisionsverfahren eine Kl&#228;rung erwarten l&#228;sst. Ein Beschwerdef&#252;hrer muss mithin, um seiner Darlegungspflicht zu gen&#252;gen, eine Rechtsfrage, ihre (abstrakte) Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit, ihre (konkrete) Kl&#228;rungsf&#228;higkeit (Entscheidungserheblichkeit) sowie die &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung der von ihm angestrebten Entscheidung (so genannte Breitenwirkung) darlegen <em>(zum Ganzen Senatsbeschluss vom 25.10.2016 - B 10 &#220;G 24/16 B - Juris RdNr 7 mwN)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Kl&#228;rungsbed&#252;rftig ist eine Rechtsfrage, wenn sie h&#246;chstrichterlich weder tragend entschieden noch pr&#228;judiziert ist und die Antwort nicht von vornherein praktisch au&#223;er Zweifel steht, so gut wie unbestritten ist oder sich unmittelbar aus dem Gesetz ergibt. Um die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit ordnungsgem&#228;&#223; darzulegen, muss sich der Beschwerdef&#252;hrer daher ua mit Wortlaut, Kontext und ggf der Entstehungsgeschichte des fraglichen Gesetzes sowie der einschl&#228;gigen Rechtsprechung auseinandersetzen <em>(Senatsbeschluss vom 21.8.2017 - B 9 SB 11/17 B - Juris RdNr 8 mwN</em>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1" valign="top"/> </tr> <tr> <td colspan="2" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Diese Anforderungen verfehlt die Beschwerde.<br/>Sie h&#228;lt die Frage f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig,</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">ob bei der Anwendung des &#167; 2 Abs 1 S 2 Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) in der bis 31.12.2010 und ab 1.1.2011 geltenden Fassung sowie des &#167; 2 Abs 1 S 3 BEEG in der Fassung des Gesetzes vom 10.9.2012 (BGBl I 2012, 1878) f&#252;r die Frage des Vorliegens von zu versteuernden Eink&#252;nften im Sinne dieser Vorschriften nicht die tats&#228;chliche Behandlung durch die Finanzbeh&#246;rde im Einkommensteuerbescheid, sondern allein die materielle Rechtslage im Einkommensteuerrecht ma&#223;geblich ist.</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die Beschwerdebegr&#252;ndung legt indes den Kl&#228;rungsbedarf nicht hinreichend dar. Sie verweist zwar zutreffend auf die unterschiedlichen Gesetzesfassungen zu &#167; 2 BEEG und darauf, dass der hier ma&#223;geblichen Fassung zu den "im Inland zu versteuernden Eink&#252;nften" durch das Haushaltsbegleitgesetz 2011 lediglich klarstellende Funktion zukommt <em>(vgl BSG Urteil vom 20.5.2014 - B 10 EG 2/14 R - RdNr 18).</em> Sie zeigt aber weder anhand der zur Ber&#252;cksichtigung steuerfreier Eink&#252;nfte insgesamt ergangenen Senatsrechtsprechung noch anhand der von der Vorinstanz zitierten Entscheidung vom 20.5.2014 <em>(B 10 EG 9/13 R - BSGE 116, 54 = SozR 4-7837 &#167; 2 Nr 28) </em>auf, ob und inwieweit sich daraus nicht bereits hinreichend verl&#228;ssliche Kriterien zur Entscheidung der aufgeworfenen Rechtsfrage ergeben bzw weiterer Kl&#228;rungsbedarf verblieben ist. Dies gilt vornehmlich mit Blick auf die dargestellte Entstehungsgeschichte des BEEG und die in diesem Zusammenhang hervorgehobene Bindungswirkung von Steuerbescheiden <em>(Senatsurteil, aaO, RdNr 21).</em> Es gilt erst recht mit Blick auf die von der Beschwerdebegr&#252;ndung zitierte weitere Senatsrechtsprechung zur Bindungswirkung von Lohnsteueranmeldungen <em>(Urteil vom 14.12.2017 - B 10 EG 7/17 R - SozR 4-7837 &#167; 2c Nr 2). </em>Zwar geht die Beschwerde auf den in der Beschwerdebegr&#252;ndungsfrist allein verf&#252;gbaren Terminbericht zu diesem Urteil ein <em>(Terminbericht Nr 61/17 vom 14.12.2017)</em>. Die Beschwerde legt insoweit zutreffend dar, nach der neueren Senatsrechtsprechung k&#246;nne eine Lohnsteueranmeldung des Arbeitgebers Bindungswirkung f&#252;r die Elterngeldbeh&#246;rden entfalten <em>(vgl Senatsurteil aaO RdNr 35 f mwN)</em>. Sie f&#252;hrt auch weiter nachvollziehbar aus, wenn bereits eine Lohnsteueranmeldung des Arbeitgebers Bindungswirkung f&#252;r nachgelagerte Beh&#246;rdenentscheidungen habe, so k&#246;nne dies einer origin&#228;ren Beh&#246;rdenentscheidung wie dem Steuerbescheid der Finanzverwaltung, dem noch dazu eine materiell-rechtliche Pr&#252;fung vorausgegangen sei, nicht abgesprochen werden. Angesichts dessen vers&#228;umt die Beschwerde aber die Darlegung, warum sich auf der Grundlage des von ihr zutreffend wiedergegebenen Kernsatzes des Senatsurteils zur m&#246;glichen Bindungswirkung der Inhalte einer Lohnsteueranmeldung nicht erst recht die von ihr aufgeworfene Rechtsfrage zum Einkommenssteuerbescheid beantworten l&#228;sst. Letztlich geht die Beschwerdebegr&#252;ndung auch nicht von einem Kl&#228;rungsbedarf aus, sondern verweist auf die von der Entscheidung vom 20.5.2014 <em>(B 10 EG 9/13 R - aaO)</em> abweichende Rechtsanwendung durch das LSG <em>(Beschwerdebegr&#252;ndung S 6). </em>Auf eine ihm innerhalb der Beschwerdebegr&#252;ndungsfrist m&#246;gliche Divergenzr&#252;ge <em>(&#167; 160 Abs 2 Nr 2 SGG)</em> hat der Beklagte seine Nichtzulassungsbeschwerde jedoch nicht gest&#252;tzt. Die Voraussetzungen f&#252;r eine erleichterte Divergenzulassung liegen nicht vor <em>(vgl BSG Beschluss vom 15.12.1976 - 4 BJ 1/76 - SozR 1500 &#167; 160 Nr 25 Juris RdNr 4; BSG Beschluss vom 8.9.2015 - B 1 KR 34/15 B - SozR 4-1500 &#167; 160 Nr 28 RdNr 4).</em> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>Ob das LSG richtig entschieden hat, spielt im Verfahren der Nichtzulassungsbeschwerde keine Rolle. Ihr Gegenstand ist nicht die inhaltliche Richtigkeit der Entscheidung des LSG im Einzelfall <em>(Senatsbeschluss vom 30.8.2017 - B 9 SB 31/17 B - Juris RdNr 10 mwN)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>Von einer weiteren Begr&#252;ndung sieht der Senat ab <em>(vgl &#167; 160a Abs 4 S 2 Halbs 2 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>2. Die Beschwerde ist somit ohne Zuziehung der ehrenamtlichen Richter zu verwerfen <em>(&#167; 160a Abs 4 S 1 Halbs 2, &#167; 169 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kostenentscheidung beruht auf der entsprechenden Anwendung des &#167; 193 SGG und tr&#228;gt dem vollst&#228;ndigen Unterliegen des Beklagten Rechnung.<br/> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,313
olgham-2018-12-27-4-rbs-37418
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 RBs 374/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-29T12:50:51
2019-02-12T13:44:38
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2018:1227.4RBS374.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Rechtsbeschwerde wird als unbegr&#252;ndet verworfen, da die Nachpr&#252;fung des Urteils aufgrund der Rechtsbeschwerderechtfertigung keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Betroffenen ergeben hat (&#167; 79 Abs. 3 OWiG, &#167; 349 Abs. 2 StPO).Die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Betroffene (&#167; 473 Abs. 1 StPO in Verbindung mit &#167;&#160;46 Abs. 1 OWiG).</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Zusatz:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend zur Antragsschrift der Generalstaatsanwaltschaft ist anzumerken, dass eine Bezugnahme auf die Messfotos Bl. 1 und 3 d.A. im angefochtenen Urteil durchaus vorhanden ist. Bzgl. des Messfotos Bl. 1 ist eine ausdr&#252;ckliche Inbezugnahme gem. &#167;&#167; 267 Abs. 1 S. 3, 71 Abs. 1 OWiG auf UA S. 4 erfolgt. Aber auch bereits die Klammerzus&#228;tze auf S. 3 UA m&#252;ssen hier nach der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung als Inbezugnahme ausgelegt werden (vgl. BGH, Urt. v. 28.01.2016 &#8211; 3 StR 425/15 &#8211; juris; vgl. auch OLG Hamm ZFSch 2018, 233). Der Senat konnte sich damit auch selbst die &#220;berzeugung verschaffen, dass das Messfoto f&#252;r eine T&#228;teridentifizierung geeignet ist. In diesem Zusammenhang macht der Senat allerdings darauf aufmerksam, dass eine Inbezugnahme nach &#167; 267 Abs. 1 S. 3 StPO nur bzgl. des Inhalts von Abbildungen m&#246;glich ist. Dass dies in den &#8211; ansonsten &#252;beraus sorgf&#228;ltig abgefassten - Urteilsgr&#252;nden bei der Vornahme eines Verweises auf den Eichschein, der keine Abbildung, sondern eine Urkunde darstellt, nicht&#160; beachtet wurde, ist unsch&#228;dlich, da dessen entscheidungsrelevanter Inhalt aus den Urteilsgr&#252;nden selbst hervorgeht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Weiter ist hinsichtlich der Verurteilung wegen Vorsatzes darauf aufmerksam zu machen, dass die Gerichte den Regelfall, dass ordnungsgem&#228;&#223; aufgestellte Verkehrszeichen von Verkehrsteilnehmern in aller Regel wahrgenommen werden, regelm&#228;&#223;ig zugrunde legen d&#252;rfen. Die M&#246;glichkeit, dass der Betroffene das die Beschr&#228;nkung der H&#246;chstgeschwindigkeit anordnende Verkehrszeichen &#252;bersehen hat, brauchen sie nur dann in Rechnung zu stellen, wenn der Betroffene sich darauf beruft oder sich hierf&#252;r sonstige Anhaltspunkte ergeben (OLG K&#246;ln, Beschluss vom 19. Oktober 2018 &#8211; III-1 RBs 324/18 &#8211; juris m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r zuk&#252;nftige vergleichbare F&#228;lle weist der Senat auf Folgendes hin: Die Annahme einer vors&#228;tzlichen Geschwindigkeits&#252;berschreitung, welche das Amtsgericht aus der &#220;berschreitung der zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit von 30 km/h um mehr als 100% herleitet, liegt hier zudem wegen des Umstands, dass der Betroffene auch mit gefahrenen 67 km/h die &#252;bliche inner&#246;rtlich zul&#228;ssige H&#246;chstgeschwindigkeit deutlich &#252;berschritten h&#228;tte, besonders nahe .</p>
171,312
olgham-2018-12-27-4-rbs-39118
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 RBs 391/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-29T12:50:51
2019-02-12T13:44:38
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2018:1227.4RBS391.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den zu Grunde liegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels - an das Amtsgericht Coesfeld zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen fahrl&#228;ssiger &#220;berschreitung der zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit zu einer Geldbu&#223;e von 160 Euro verurteilt und gegen ihn ein Fahrverbot von einem Monat angeordnet. Der Verurteilung liegt eine mittels eines Kraftrades begangene inner&#246;rtliche Geschwindigkeits&#252;berschreitung zu Grunde. Der Betroffene bestreitet seine T&#228;terschaft.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil wendet sich der Betroffene mit der Rechtsbeschwerde, mit der er die Verletzung materiellen Rechts r&#252;gt sowie Verfahrensr&#252;gen erhebt. Die Generalstaatsanwaltschaft hat beantragt, sein Rechtsmittel als offensichtlich unbegr&#252;ndet zu verwerfen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Rechtsbeschwerde hat auch in der Sache Erfolg und f&#252;hrt auf die Sachr&#252;ge hin zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht (&#167; 79 Abs. 6 OWiG).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil weist durchgreifende, auf die Sachr&#252;ge hin beachtliche, Rechtsfehler in der Beweisw&#252;rdigung auf.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist die Beweisw&#252;rdigung Sache des Tatrichters. Das Revisions- bzw. Rechtsbeschwerdegericht kann nur eingreifen, wenn sie rechtsfehlerhaft ist, insbesondere wenn sie Widerspr&#252;che oder erhebliche L&#252;cken aufweist oder mit Denkgesetzen oder gesicherten Erfahrungss&#228;tzen nicht vereinbar (OLG Hamm, Beschluss vom 08. Juni 2017 &#8211; III-4 RVs 64/17 &#8211;, Rn. 15, juris m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beweisw&#252;rdigung im angefochtenen Urteil ist hinsichtlich der T&#228;teridentifizierung l&#252;ckenhaft.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht st&#252;tzt seine &#220;berzeugungsbildung in einer Zusammenschau im Wesentlichen darauf, dass die sichergestellte Motorradbekleidung nebst Helm mit der vom T&#228;ter auf dem Messfoto getragenen Bekleidung &#252;bereinstimme, wobei es keine Anhaltspunkte daf&#252;r gebe, dass die Kleidung verliehen worden sein oder von einer anderen Person getragen worden sein k&#246;nnte, und dass ein anthropologisches Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ergeben habe, dass eine Identit&#228;t des Betroffenen mit dem T&#228;ter &#8222;maximal m&#246;glich&#8220; sei. Ferner stimme der Betroffene von der Statur und Gr&#246;&#223;e her deutlich mit dem Fahrer auf dem Messfoto &#252;berein.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Soweit es um die Bekleidung und den Helm als Identifizierungsmerkmale geht, f&#252;hrt noch nicht zur L&#252;ckenhaftigkeit und Aufhebung, dass zun&#228;chst unklar bleibt, bei wem die Bekleidung sichergestellt wurde und was sie mit dem Betroffenen zu tun hat. Auf S. 4 UA (bzgl. des Helms) bzw. auf S. 5 UA (bzgl. der Bekleidung) wird mitgeteilt, dass diese bei dem Betroffenen sichergestellt wurde und dass es weitere Fotos von ihm gibt, die ihn mit dieser Bekleidung zeigen. Auch liegt auf S. 5 UA ein noch hinreichender Verweis i.S.v. &#167;&#167; 71 OWiG; 267 Abs. 1 S. 3 StPO auf das Messfoto Bl. 44 d. A. vor. Dieses ist auch von guter Qualit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die L&#252;ckenhaftigkeit der Beweisw&#252;rdigung ergibt sich aber aus Folgendem: Nach den Urteilsgr&#252;nden (UA S. 3) ist die bei dem Betroffenen sichergestellte Motorradkleidung aus schwarzem Leder gefertigt. Bei dem Messfoto, welches der Senat bei seiner Beurteilung aufgrund der Verweisung zu Grunde legen kann, handelt es sich um eine Aufnahme in schwarz-wei&#223;. Dort erscheint die Hose des Fahrers zwar schwarz, der obere Teil der Bekleidung aber deutlich heller (heller Grauton). Insoweit erschlie&#223;t sich f&#252;r das Rechtsbeschwerdegericht nicht, wie das Amtsgericht zu der &#220;berzeugung kommt, dass die sichergestellte Motorradbekleidung mit der auf dem Foto &#252;bereinstimmt. Ein solcher Schluss erscheint zwar nicht ausgeschlossen, etwa aufgrund unterschiedlichen Reflektionsverhaltens, unterschiedlichem Material etc. Er h&#228;tte aber der Darlegung bedurft.&#160; &#196;hnliches gilt f&#252;r die auf der sichergestellten Motorradbekleidung erkennbaren Schriftz&#252;ge &#8222;E&#8220; auf Brust und an den Unterarmen. Das Amtsgericht f&#252;hrt dazu zwar aus, dass diese Schriftz&#252;ge nicht zwangsl&#228;ufig erkennbar sein m&#252;ssten, weil die Reflektion von wei&#223;em Leder (Schriftz&#252;ge) deutlich geringer ausfalle als von wei&#223;em Kunststoff (die stark reflektierenden Teile an Helm und Motorrad), und das Messfoto im Bereich der Schriftz&#252;ge eine leichte Aufhellung aufweise. Dabei hat sich das Amtsgericht aber nicht mit dem Umstand auseinandergesetzt, dass ausweislich des Fotos Bl. 166 d.A., auf das es verwiesen hat, unmittelbar oberhalb des Brustschriftzuges offenbar abgesetzte Taschen mit Reisverschl&#252;ssen erkennbar sind und die d&#252;nne strichartige Aufhellung im Brustbereich des Fahrers, welche auf dem Messfoto erkennbar ist, auch hiervon stammen kann. Diese Aufhellung erscheint zudem deutlich schmaler als der Schriftzug.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch soweit das anthropologische Sachverst&#228;ndigengutachten betroffen ist, ist die Beweisw&#252;rdigung l&#252;ckenhaft. Nach st&#228;ndiger obergerichtlicher und h&#246;chstrichter-licher Rechtsprechung muss der Tatrichter, der ein Sachverst&#228;ndigengutachten eingeholt hat und ihm Beweisbedeutung beimisst, auch dann, wenn er sich dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen, von dessen Sachkunde er &#252;berzeugt ist, anschlie&#223;t, in der Regel die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen in einer in sich geschlossenen (wenn auch nur gedr&#228;ngten) zusammenfassenden Darstellung unter Mitteilung der zugrundeliegenden Ankn&#252;pfungstatsachen und der daraus gezogenen Schlussfolgerungen im Urteil wiedergeben, um dem Rechtsmittelgericht die gebotene Nachpr&#252;fung zu erm&#246;glichen (OLG Hamm, Beschluss vom 22. Juni 2017 &#8211; 4 RBs 216/17 &#8211;, Rn. 3, juris m.w.N.). Das Amtsgericht beschr&#228;nkt sich hier auf die Mitteilung des Ergebnisses der Sachverst&#228;ndigen, dass diese (offenbar wegen des getragenen Helms) nur eine stark eingeschr&#228;nkte Anzahl auswertbarer Merkmale gefunden habe und in welchen Merkmalen sie eine &#220;bereinstimmung zwischen Messfoto und Betroffenem sie gefunden hat. Insoweit beschr&#228;nken sich die Urteilsgr&#252;nde auf eine blo&#223;e Wiedergabe der Ausf&#252;hrungen der Sachverst&#228;ndigen ohne eigene (vgl. &#167; 261 StPO) Beweisw&#252;rdigung des Gerichts (vgl. OLG Hamm a.a.O.). Entsprechende Ausf&#252;hrungen h&#228;tten sich hier um so mehr aufgedr&#228;ngt, als die von der Sachverst&#228;ndigen beschriebenen Merkmale auf dem Messfoto Bl. 44 aufgrund der geringen Gr&#246;&#223;e des Fotos und des vom T&#228;ter getragenen Helms mit heruntergeklappter Visierscheibe, nicht erkannt werden k&#246;nnen. M&#246;glicherweise m&#246;gen diese Merkmale auf einer etwaigen Vergr&#246;&#223;erung erkennbar seien. Ob die Sachverst&#228;ndige eine solche bei ihrer Beurteilung zu Grunde gelegt hat wird aber in den Urteilsgr&#252;nden &#8211; welche die auf die &#220;berpr&#252;fung auf die Sachr&#252;ge hin allein ma&#223;gebliche &#220;berpr&#252;fungsgrundlage f&#252;r das Rechtsbeschwerdegericht sind &#8211; nicht mitgeteilt. Auch wird darin nicht auf eine solche Vergr&#246;&#223;erung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann nicht ausschlie&#223;en, dass das Amtsgericht bei rechtsfehlerfreier Beweisw&#252;rdigung zu einem anderen Ergebnis hinsichtlich der T&#228;terschaft des Betroffenen gekommen w&#228;re.</p>
171,158
laghh-2018-12-27-5-ta-1518
{ "id": 381, "name": "Landesarbeitsgericht Hamburg", "slug": "laghh", "city": null, "state": 8, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 Ta 15/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-29T12:49:35
2019-02-12T13:44:13
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin und unter ihrer Zur&#252;ckweisung im &#220;brigen wird der Beschluss des Arbeitsgerichts Hamburg vom 26. Juli 2018 &#8211; 24 Ca 123/18 &#8211; teilweise abge&#228;ndert und wie folgt erg&#228;nzt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;gerin wird als Prozessbevollm&#228;chtigter beigeordnet: Rechtsanwalt K., ...</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beiordnung erfolgt zu den Bedingungen eines Hamburger Rechtsanwalts, d. h. anwaltliche Reisekosten werden aus der Landeskasse nicht erstattet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Geb&#252;hr f&#252;r das Beschwerdeverfahren ist nicht zu erheben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Mit der sofortigen Beschwerde wendet sich die Kl&#228;gerin gegen einen arbeitsgerichtlichen Beschluss, mit dem ihr zwar Prozesskostenhilfe mit Ratenzahlung bewilligt worden ist, nicht aber die Beiordnung ihres Prozessbevollm&#228;chtigten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Im Hauptsacheverfahren haben die Parteien einen K&#252;ndigungsrechtsstreit gef&#252;hrt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Am 16. Mai 2018 ging die K&#252;ndigungsschutzklage der anwaltlich vertretenen Kl&#228;gerin beim Arbeitsgericht Hamburg ein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Am 26. Juni 2018 ging erstmals ein von der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich verfasster Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe nebst ausgef&#252;llter Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse sowie einigen Belegen beim Arbeitsgericht ein:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">&#8222;in vorbezeichneter Angelegenheit beantrage ich Prozesskostenhilfe und bitte um Genehmigung. Die Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem beigef&#252;gten Antrag nebst Anlagen. Herzlichen Dank. ...&#8220;</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Mit Schriftsatz vom 11. Juli 2018 (Bl. 47 d.A.) unterbreiteten die anwaltlich vertretenen Beklagten einen Vergleichsvorschlag, den das Arbeitsgericht mit Verf&#252;gung vom 12. Juli 2018 (Bl. 49 d.A.) an die Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin &#252;bermittelte und den die Kl&#228;gerin durch ihre Prozessbevollm&#228;chtigten mit Schriftsatz vom 18. Juli 2018 (Bl. 50 d.A.) annahm. Der anberaumte G&#252;tetermin wurde daraufhin vom Arbeitsgericht aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Das <strong>Arbeitsgericht</strong> Hamburg hat durch Beschluss vom 26. Juli 2018 &#8211; 24 Ca 123/18 &#8211; (Bl. 25 PKH-Heft) der Kl&#228;gerin Prozesskostenhilfe f&#252;r die erste Instanz f&#252;r die Klage und den Vergleich bewilligt sowie aufgrund der glaubhaft gemachten pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse Monatsraten von 147,00 &#8364; festgesetzt. &#220;ber die Beiordnung des Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin hat es nicht entschieden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Gegen diesen am 31. Juli 2018 (Bl. 31 PKH-Heft) dem Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin zugestellten Beschluss hat die Kl&#228;gerin mit einem am 23. August 2018 (Bl. 40 PKH-Heft) beim Arbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz <strong>sofortige Beschwerde</strong> eingelegt und diese zugleich begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Die <strong>Kl&#228;gerin</strong> h&#228;lt den arbeitsgerichtlichen Beschluss f&#252;r unzutreffend und hat vorgetragen, ihr Prozessbevollm&#228;chtigter sei in allen Schrifts&#228;tzen und Beschl&#252;ssen im Rubrum als Prozessbevollm&#228;chtigter aufgef&#252;hrt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>den Beschluss insoweit zu &#228;ndern, dass der Kl&#228;gerin f&#252;r die erste Instanz Prozesskostenhilfe f&#252;r die Klage und den Vergleich unter Beiordnung von Rechtsanwalt</strong><strong><em> K.</em></strong><strong> zu bewilligen ist.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Das Arbeitsgericht hat durch Beschluss vom 17. September 2018 (Bl. 42 PKH-Heft) der sofortigen Beschwerde <strong>nicht abgeholfen</strong> und dem Landesarbeitsgericht zur Entscheidung vorgelegt. Zur Begr&#252;ndung hat es im Wesentlichen ausgef&#252;hrt, erstmals im Rahmen der sofortigen Beschwerde sei ein Beiordnungsantrag gestellt worden. Diesem Antrag k&#246;nne nicht mehr entsprochen werden, da nach Abschluss eines Verfahrens eine r&#252;ckwirkende Beiordnung nicht in Betracht komme. Der Wortlaut des Gesetzes sei hierzu eindeutig. Beantrage eine Partei lediglich die Gew&#228;hrung von Prozesskostenhilfe, ohne dass auch Beiordnung beantragt werde, sei dies nicht so auszulegen, dass das Gericht von sich aus davon auszugehen habe, dass zugleich die Beiordnung des Prozessbevollm&#228;chtigten beantragt werde. Ebenfalls bestehe keine entsprechende gerichtliche Hinweispflicht (LAG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 27. Januar 2005 &#8211; 2 Ta 14/05 &#8211;).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Die <strong>Kl&#228;gerin</strong> h&#228;lt den arbeitsgerichtlichen Nichtabhilfebeschluss f&#252;r unzutreffend und tr&#228;gt weiter vor, ihr Prozessbevollm&#228;chtigter sei von Anfang an mit ihrer au&#223;ergerichtlichen und gerichtlichen Vertretung beauftragt gewesen. Ihr Prozessbevollm&#228;chtigter sei nach ihren Angaben davon ausgegangen, dass sie rechtsschutzversichert sei. Die Rechtsschutzversicherung habe eine Deckungszusage aber abgelehnt, sodass sie den Prozesskostenhilfeantrag eigenst&#228;ndig beim Arbeitsgericht gestellt habe. Ihr Antrag sei dahin auszulegen, dass sie Prozesskostenhilfe f&#252;r die Klage und einen m&#246;glicherweise zu schlie&#223;enden Vergleich unter Beiordnung ihrer Rechtsanw&#228;lte beantragt habe. Dies sei aufgrund der Vertretungsverh&#228;ltnisse auch aus der Akte ersichtlich gewesen, ohne dass ihr Prozessbevollm&#228;chtigter ausdr&#252;cklich einen Beiordnungsantrag gestellt habe, da es aus prozess&#246;konomischen Gr&#252;nden zu einem Vergleich gekommen sei, bevor der Beiordnungsantrag habe gestellt werden k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die sofortige Beschwerde hat &#252;berwiegend Erfolg. Sie ist zul&#228;ssig und im Wesentlichen begr&#252;ndet. &#220;ber sie entscheidet das Landesarbeitsgericht ohne Hinzuziehung der ehrenamtlichen Richter (&#167; 78 Satz 3 ArbGG) durch den Vorsitzenden allein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>1. Die sofortige Beschwerde ist statthaft, der Streitwert der Hauptsache &#252;bersteigt den Betrag von 600,00 &#8364;, und auch im &#220;brigen zul&#228;ssig, insbesondere in der gesetzlichen Form und Frist eingelegt (&#167; 127 Abs. 2 Satz 2 und 3, &#167; 567 Abs. 1 Nr. 1, &#167; 569 Abs. 1 und 2 ZPO i.V.m. &#167; 78 Satz 1 ArbGG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>2. Die sofortige Beschwerde ist im Wesentlichen begr&#252;ndet. Der von der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich gestellte Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe vom 26. Juni 2018 ist dahin auszulegen, dass die Kl&#228;gerin Prozesskostenhilfe unter Beiordnung ihres f&#252;r sie in diesem Rechtsstreit bereits t&#228;tigen Prozessbevollm&#228;chtigten begehrt. Auch die Beiordnungsvoraussetzungen liegen vor, allerdings nur zu den Bedingungen eines Hamburger Rechtsanwalts.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>a) In Verfahren, in denen eine Vertretung durch Anw&#228;lte nicht vorgeschrieben ist, wird der Partei auf ihren Antrag ein zur Vertretung bereiter Rechtsanwalt ihrer Wahl beigeordnet, wenn die Vertretung durch einen Rechtsanwalt erforderlich erscheint oder der Gegner durch einen Rechtsanwalt vertreten ist (&#167; 121 Abs. 2 ZPO). Der Beiordnungsantrag ist grunds&#228;tzlich ausdr&#252;cklich zu stellen. Jedoch ist ein stillschweigender Antrag nicht unzul&#228;ssig. Die Antr&#228;ge einer Partei sind sachgerecht auszulegen. So wie der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe selbst kann das Verhalten von Partei und Anwalt im Hinblick auf die Beantragung einer Anwaltsbeiordnung ausgelegt werden. Bestehen Zweifel, hat das Gericht von seinem ihm obliegenden Fragerecht gem&#228;&#223; &#167; 139 ZPO Gebrauch zu machen (LAG Hamm, Beschluss vom 15. Dezember 2014 &#8211; 14 Ta 510/14 &#8211;, Rn. 6, juris, m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>aa) Danach ist anerkannt, dass der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe, den eine bed&#252;rftige Partei durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten stellt, regelm&#228;&#223;ig so zu verstehen ist, dass der Prozessbevollm&#228;chtigte im Rahmen der zu bewilligenden Prozesskostenhilfe beigeordnet werden will. Vor dem Hintergrund der Antragstellung durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten liegt eine solche stillschweigende Beantragung der Beiordnung selbst dann vor, wenn kein Anwaltszwang besteht. Auch bei einer vorherigen Beiordnung im Hauptverfahren ist bei einem Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r die Zwangsvollstreckung anzunehmen, dass damit zugleich die Beiordnung des Anwalts beantragt wird (LAG Hamm, Beschluss vom 15. Dezember 2014 &#8211; 14 Ta 510/14 &#8211;, Rn. 7, juris, m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>bb) Aber auch im umgekehrten Fall, dass nicht der im Hauptsacheverfahren bereits t&#228;tige Prozessbevollm&#228;chtigte, sondern die bed&#252;rftige Partei selbst einen Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe stellt, ohne ausdr&#252;cklich die Beiordnung ihres Prozessbevollm&#228;chtigten zu beantragen, ist grunds&#228;tzlich der Beiordnungsantrag als stillschweigend gestellt anzunehmen. Es kann nicht ernstlich angenommen werden, dass eine bed&#252;rftige Partei den Willen hat, sich von den Gerichtskosten befreien zu lassen, jedoch bei ihr die Bereitschaft besteht und sie auch nur in der Lage ist, die deutlich h&#246;heren Anwaltskosten zu zahlen. Es ist fernliegend und lebensfremd anzunehmen, dass eine bereits anwaltlich vertretene Partei, die selbst einen Prozesskostenhilfeantrag stellt, nicht zugleich (konkludent) eine Beiordnung beantragt. Einer Partei, die das Prozesskostenhilfeverfahren selbst betreibt, zu unterstellen, sie wolle nur f&#252;r die Gerichtskosten Prozesskostenhilfe haben, die Kosten der Hinzuziehung eines Anwalts jedoch selber tragen, obwohl sie bed&#252;rftig ist, ist abwegig (LAG Hamm, Beschluss vom 15. Dezember 2014 &#8211; 14 Ta 510/14 &#8211;, Rn. 8, juris, m.w.N.). Dies gilt jedenfalls dann, wenn kein abweichender Wille der bed&#252;rftigen Partei feststellbar ist oder sonst naheliegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>b) Danach ist der von der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich gestellte Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe vom 26. Juni 2018 dahin auszulegen, dass die Kl&#228;gerin Prozesskostenhilfe unter Beiordnung ihres f&#252;r sie bereits in diesem Rechtsstreit t&#228;tigen Prozessbevollm&#228;chtigten begehrt. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, dass ihr Prozessbevollm&#228;chtigter unter Vorlage einer ihn legitimierenden Vollmacht der Kl&#228;gerin (Bl. 21 d.A.) zun&#228;chst K&#252;ndigungsschutzklage erhoben hat, ohne einen Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe unter seiner Beiordnung zu stellen, weil die Erteilung einer Deckungszusage durch die Rechtsschutzversicherung der Kl&#228;gerin zu diesem Zeitpunkt noch ausstand. Nachdem aber feststand, dass die Deckungszusage nicht erteilt wird, hat die Kl&#228;gerin am 26. Juni 2018, also noch vor Instanzende, das durch die gerichtliche Feststellung des Parteivergleichs (&#167; 278 Abs. 6 Satz 1 Fall 1 ZPO) am 19. Juli 2018 eingetreten ist, pers&#246;nlich erstmals Prozesskostenhilfe begehrt, allerdings ohne ausdr&#252;cklich einen Beiordnungsantrag zu stellen. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass die Kl&#228;gerin einen Antrag, ihren bereits f&#252;r sie t&#228;tigen und ausdr&#252;cklich bevollm&#228;chtigten Prozessbevollm&#228;chtigten und damit einen bestimmten Rechtsanwalt auch beizuordnen, jedenfalls stillschweigend gestellt hat. Ihr ist nicht zu unterstellen, dass sie Prozesskostenhilfe nur zur Befreiung von den Gerichtskosten begehre, die Kosten der Hinzuziehung ihres Anwalts aber selber tragen wolle. Ein hiervon abweichender Wille der Kl&#228;gerin besteht gerade nicht, vielmehr ist die Nichterteilung der Deckungszusage durch ihre Rechtsschutzversicherung der Anlass gewesen, Prozesskostenhilfe zu beantragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>c) Auch die Beiordnungsvoraussetzungen liegen vor. Die Beklagten als Gegner haben sich ihrerseits durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen (&#167; 121 Abs. 2 ZPO). Allerdings ist die Beiordnung nur zu den Bedingungen eines Hamburger Rechtsanwalts, ohne die Erstattung etwaiger anwaltlicher Reisekosten zu bewilligen, weil die Kl&#228;gerin die daf&#252;r erforderlichen besonderen Umst&#228;nde nicht dargelegt hat (&#167; 121 Abs. 3 und 4 ZPO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>III.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>1. Die Geb&#252;hr f&#252;r das Beschwerdeverfahren ist nicht zu erheben, weil die Beschwerde im Wesentlichen erfolgreich gewesen ist (Nr. 8614 Kostenverzeichnis als Anlage 1 zu &#167; 3 Abs. 2 GKG).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>2. Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst, weil die Beteiligten des Beschwerdeverfahrens einander keine Kosten zu erstatten haben (&#167; 127 Abs. 4 ZPO; <em>Z&#246;ller/Geimer</em>, ZPO, 30. Aufl., &#167; 127 Rn. 39).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>3. Gegen diesen Beschluss ist die Rechtsbeschwerde an das Bundesarbeitsgericht nicht zuzulassen, weil ein erforderlicher Zulassungsgrund nicht ersichtlich ist (&#167; 72 Abs. 2 Nr. 1 bis 3, &#167; 78 Satz 2 ArbGG). Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Rechtsbeschwerde ist unstatthaft (BAG, Beschluss vom 11. Juni 2009 &#8211; 9 AZA 8/09 &#8211;, Rn. 6, juris).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a> </div>
171,135
bsg-2018-12-27-b-10-eg-218-b
{ "id": 8, "name": "Bundessozialgericht", "slug": "bsg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
B 10 EG 2/18 B
2018-12-27T00:00:00
2019-01-29T12:49:20
2019-01-29T12:49:20
Beschluss
ECLI:DE:BSG:2018:271218BB10EG218B0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beschwerde des Beklagten gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des Bayerischen Landessozialgerichts vom 23. November 2017 wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beklagte hat dem Kl&#228;ger die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens zu erstatten.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>I. Die Beteiligten streiten &#252;ber die Ber&#252;cksichtigung von Eink&#252;nften des Kl&#228;gers aus der Nutzung eines Dienstwagens w&#228;hrend des Bezugs von Elterngeld.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der Beklagte gew&#228;hrte dem Kl&#228;ger Elterngeld in H&#246;he von 1389,60 Euro f&#252;r den 10. und 11. Lebensmonat seines am 3.7.2012 geborenen Sohnes. Er setzte dabei als Einkommen im Bezugszeitraum unter anderem geldwerte Vorteile aus der Nutzung eines Dienstwagens zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte in H&#246;he von 739,20 Euro an, die der Arbeitgeber in den Verdienstabrechnungen f&#252;r die Monate April und Juni 2013 ausgewiesen hatte <em>(Bescheid vom 18.9.2013, Widerspruchsbescheid vom 4.12.2013)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Das SG hat den Beklagten verurteilt, dem Kl&#228;ger Elterngeld ohne Ber&#252;cksichtigung eines geldwerten Vorteils aus der Nutzung des Dienstwagens f&#252;r Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte im Bezugszeitraum zu gew&#228;hren. Der Beklagte habe die als geldwerte Vorteile ausgewiesenen Sachbez&#252;ge zu Unrecht als Einkommen ber&#252;cksichtigt. Der Arbeitgeber des Kl&#228;gers habe im Lohnsteuerabzugsverfahren regelm&#228;&#223;ig zu viel Lohnsteuer abgezogen. Die Richtigkeitsvermutung der Lohn- und Gehaltsbescheinigungen sei insoweit widerlegt. Bei der vom Kl&#228;ger getroffenen zul&#228;ssigen Wahl der Einzelbewertungsmethode entfalle die in den Bescheinigungen ausgewiesene pauschale Ermittlung des Zuschlags <em>(Urteil vom 18.5.2015)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Das LSG hat die Berufung des Beklagten zur&#252;ckgewiesen. Der Kl&#228;ger habe im Bezugszeitraum keine Einnahmen in Gestalt von Sachbez&#252;gen aus der Benutzung seines Dienstwagens zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte gehabt. Das ergebe sich aus dem Einkommensteuerrecht <em>(Hinweis auf BFH Urteil vom 4.4.2008 - VI R 85/04 - Juris RdNr 17)</em>; die lohnsteuerrechtliche Handhabung sei unerheblich <em>(Urteil vom 23.11.2017)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Gegen die Nichtzulassung der Revision in dieser Entscheidung hat der Beklagte Beschwerde zum BSG eingelegt, weil das LSG nach seiner Ansicht die grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache verkannt hat.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>II. 1. Die Nichtzulassungsbeschwerde des Beklagten ist unzul&#228;ssig. Die Begr&#252;ndung gen&#252;gt nicht den gesetzlichen Anforderungen, weil die allein behauptete grunds&#228;tzliche Bedeutung nicht ordnungsgem&#228;&#223; dargetan worden ist <em>(vgl &#167; 160a Abs 2 S 3 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Eine Rechtssache hat nur dann grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine Rechtsfrage aufwirft, die &#252;ber den Einzelfall hinaus aus Gr&#252;nden der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts einer Kl&#228;rung durch das Revisionsgericht bed&#252;rftig und f&#228;hig ist. Der Beschwerdef&#252;hrer muss daher anhand des anwendbaren Rechts und unter Ber&#252;cksichtigung der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung angeben, welche Fragen sich stellen, dass diese noch nicht gekl&#228;rt sind, weshalb eine Kl&#228;rung dieser Rechtsfragen aus Gr&#252;nden der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts erforderlich ist und dass das angestrebte Revisionsverfahren eine Kl&#228;rung erwarten l&#228;sst. Ein Beschwerdef&#252;hrer muss mithin, um seiner Darlegungspflicht zu gen&#252;gen, eine Rechtsfrage, ihre (abstrakte) Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit, ihre (konkrete) Kl&#228;rungsf&#228;higkeit (Entscheidungserheblichkeit) sowie die &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung der von ihm angestrebten Entscheidung (so genannte Breitenwirkung) darlegen <em>(zum Ganzen Senatsbeschluss vom 25.10.2016 - B 10 &#220;G 24/16 B - Juris RdNr 7 mwN)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Diesen Anforderungen wird die vorliegende Beschwerdebegr&#252;ndung nicht gerecht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Der Beklagte h&#228;lt es f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig, ob bei der Anwendung des &#167; 2 Abs 3 S 1, Abs 7 S 1, 4 BEEG in der bis zum 17.9.2012 g&#252;ltigen Fassung <em>(vom 23.11.2011)</em> ein in den Lohn- und Gehaltsbescheinigungen des Arbeitgebers als laufendes steuerpflichtiges Bruttoeinkommen ausgewiesener geldwerter Vorteil aus der Nutzung eines betrieblichen Kraftfahrzeugs f&#252;r Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte <em>(0,03 %-Regelung, &#167; 8 Abs 2 S 3 EStG)</em> als Einkommen im Bezugszeitraum zu ber&#252;cksichtigen ist, wenn sich der Elterngeldberechtigte im Veranlagungsverfahren zur Einkommensteuer f&#252;r die Einzelbewertung <em>(0,002 %-Regelung gem&#228;&#223; BFH Urteil vom 4.4.2008 - VI R 85/04 und BFH Urteil vom 22.9.2010 - VI R 57/09)</em> entscheidet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>Wie der Beklagte indes selbst vortr&#228;gt, betrifft der Rechtsstreit mit &#167; 2 BEEG in der bis zum 17.9.2012 g&#252;ltigen Fassung <em>(vom 23.11.2011)</em> ausgelaufenes Recht, das nach &#167; 27 Abs 1 S 1 BEEG <em>(idF vom 23.10.2012)</em> noch f&#252;r den Fall des Kl&#228;gers galt, weil sein Sohn vor dem 1.1.2013 geboren worden ist. Eine derartige au&#223;er Kraft getretene Vorschrift hat aber nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des BSG in aller Regel keine grunds&#228;tzliche Bedeutung <em>(BSG Beschluss vom 26.3.2010 - B 11 AL 192/09 B - Juris RdNr 10 mwN)</em>. Im Falle solchen ausgelaufenen bzw auslaufenden Rechts ist eine grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache allenfalls dann gegeben, wenn noch eine erhebliche Zahl von F&#228;llen auf der Grundlage des alten Rechts zu entscheiden sind oder wenn die &#220;berpr&#252;fung der Rechtsnorm bzw ihre Auslegung aus anderen Gr&#252;nden fortwirkende allgemeine Bedeutung hat, namentlich wegen einer weitgehenden &#220;bereinstimmung mit dem neuen Recht<em> (BSG Beschluss vom 17.6.2013 - B 10 EG 6/13 B - Juris mwN)</em>. Diese Voraussetzungen hat die Beschwerde nicht hinreichend dargelegt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die Beschwerde geht nicht darauf ein, dass nach aktuellem Recht gem&#228;&#223; &#167; 2c Abs 2 S 2 BEEG die Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit der Angaben in den ma&#223;geblichen Lohn- und Gehaltsbescheinigungen vermutet wird <em>(vgl Senatsurteil vom 14.12.2017 - B 10 EG 7/17 R - Juris RdNr 37 mwN)</em>. Dagegen hat das Gesetz diese Bescheinigungen nach dem im Fall des Kl&#228;gers noch anwendbaren Recht lediglich als <em>Grundlage</em> der Einkommensermittlung bezeichnet. Nach &#167; 2 Abs 7 S 4 BEEG <em>(idF vom 23.11.2011)</em> waren Grundlage der Einkommensermittlung die entsprechenden monatlichen Lohn- und Gehaltsbescheinigungen des Arbeitgebers. Diese Regelung sollte lediglich der Erleichterung der Sachverhaltsaufkl&#228;rung dienen, ohne eine rechtliche Bindung an die Feststellung des Arbeitgebers zu begr&#252;nden <em>(vgl Senatsurteile vom 30.9.2010 - B 10 EG 19/09 R - BSGE 107, 18 = SozR 4-7837 &#167; 2 Nr 6, RdNr 21 und vom 3.12.2009 - B 10 EG 3/09 R - BSGE 105, 84 = SozR 4-7837 &#167; 2 Nr 4, RdNr 27)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>Schlie&#223;lich legt die Beschwerde insbesondere auch nicht substantiiert eine erhebliche Anzahl von F&#228;llen dar, die noch nach altem Recht zu beurteilen w&#228;ren und deshalb eine fortbestehende grunds&#228;tzliche Bedeutung begr&#252;nden k&#246;nnten. Ihre Aussage, die ma&#223;geblichen Vorschriften k&#246;nnten in der Verwaltungspraxis des Beschwerdef&#252;hrers bei der endg&#252;ltigen Festsetzung von Elterngeld noch zur Anwendung kommen, benennt lediglich eine vage M&#246;glichkeit.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>Von einer weiteren Begr&#252;ndung sieht der Senat ab <em>(vgl &#167; 160a Abs 4 S 2 Halbs 2 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>2. Die Beschwerde ist somit ohne Zuziehung der ehrenamtlichen Richter zu verwerfen <em>(&#167; 160a Abs 4 S 1 Halbs 2, &#167; 169 SGG)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kostenentscheidung beruht auf der entsprechenden Anwendung des &#167; 193 SGG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
161,455
olgk-2018-12-27-16-u-11818
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 118/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-16T07:00:09
2019-02-12T12:22:35
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:2018:1227.16U118.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 25.05.2018 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bonn &#8211; 1 O 109/17 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das erstinstanzliche Urteil ist ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren wird auf 5.471,66 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird abgesehen (&#167; 540 Abs. 2, 313 a Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;522 Abs.&#160;2 ZPO zur&#252;ckzuweisen, weil das Rechtsmittel nach einstimmiger &#220;berzeugung des Berufungsgerichts offensichtlich nicht begr&#252;ndet ist, die Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung hat, die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Berufungsgerichts nicht erfordern und eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der offensichtlichen Erfolglosigkeit der Berufung wird zun&#228;chst auf den Hinweisbeschluss vom 14.11.2018 Bezug genommen. Darin hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><em>&#8222;Dem Kl&#228;ger stehen die geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che nicht zu. Das Landgericht hat im Ergebnis zurecht ausgef&#252;hrt, dass der Kl&#228;ger den ihm durch den streitgegenst&#228;ndlichen Unfall vom 01.10.2016 entstandenen Fahrzeugschaden nicht hinreichend dargetan hat.</em></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><em>1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nach dem beidseits nicht angegriffenen Gutachten des gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. T hatte der B des Kl&#228;gers zum Unfallzeitpunkt bereits Vorsch&#228;den auf der durch die Kollision mit dem W des Beklagten zu 2. betroffenen&#160;&#160; rechten Fahrzeugseite.</em></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><em>2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gem&#228;&#223; gefestigter Rechtsprechung des Senats (s. Urteile v. 05.02.1996 - 16 U 54/95 = NZV 1996, 241 und v. 22.02.1999 &#8211; 16 U 33/98 = NZV 1999, 378) und weiterer Obergerichte (s. nur OLG K&#246;ln, Beschl. v. 08.04.2013 &#8211; 11 U 214/12 = NZV 2013, 445 = r+s 2013, 305; v. 17.1.2017 &#8211; 11 W 1/17, NZV 2018, 273 m. Anm. Franzke; v. 04.06.2018 &#8211; 15 U 7/18 = BeckRS 2018, 22217; OLG D&#252;sseldorf, Urt. v. 07.03.2017 &#8211; 1 U 31/16 = VersR 2017, 1032; KG, Urt. v. 27.08.2015 &#8211; 22 U 152/14 = DAR 2016, 461) kann der Gesch&#228;digte bei bestehenden Vorsch&#228;den die mit dem sp&#228;teren Schadensereignis kompatiblen Sch&#228;den nur unter folgenden Voraussetzungen ersetzt verlangen: Es muss mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit gem&#228;&#223; &#167;&#160;287 ZPO auszuschlie&#223;en sein, dass diese bereits im Rahmen eines Vorschadens entstanden sind. Dazu muss der Gesch&#228;digte grunds&#228;tzlich, vor allem aber im Fall von Schadens&#252;berlagerungen, den Umfang des Vorschadens und gegebenenfalls dessen Reparatur belegen, da sich der Ersatzanspruch lediglich auf den Ersatz derjenigen Kosten erstreckt, die zur Wiederherstellung des vorbestehenden Zustandes erforderlich sind. Insoweit muss der Gesch&#228;digte geeignete Sch&#228;tzgrundlagen beibringen, welche Anhaltspunkte f&#252;r die Einsch&#228;tzung des Schadens und seiner H&#246;he bieten. Eine Sch&#228;tzung ist unzul&#228;ssig, wenn sie mangels greifbarer, vom Kl&#228;ger vorzutragender Anhaltspunkte v&#246;llig in der Luft h&#228;ngen w&#252;rde. Nur soweit der geltend gemachte Schaden technisch und rechnerisch eindeutig vom Vorschaden abgrenzbar ist, besteht ein Ersatzanspruch des Gesch&#228;digten. Ist hingegen eine zuverl&#228;ssige Ermittlung auch nur eines unfallbedingten Teilschadens aufgrund der Wahrscheinlichkeit von erheblichen Vorsch&#228;den nicht m&#246;glich, so hat diese Unsicherheit die vollst&#228;ndige Klageabweisung zur Folge. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, dass selbst eine weitere Besch&#228;digung bereits vorgesch&#228;digter Fahrzeugteile jedenfalls nicht stets zu einer schadensersatzrechtlich bedeutsamen Vertiefung des Vorschadens f&#252;hrt.</em></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><em>3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nach dem Klagevorbringen und dem unstreitigen Sachverhalt kann nicht mit der erforderlichen &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit gem&#228;&#223; &#167;&#160;287 ZPO ausgeschlossen werden, dass die vom Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. T auf Seite 44 seines Gutachtens aufgef&#252;hrten &#8222;kompatiblen Besch&#228;digungen&#8220; an bereits vorbesch&#228;digten Fahrzeugteilen eingetreten sind.</em></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><em>Wie der Sachverst&#228;ndige auf Seite 21 seines Gutachtens ausgef&#252;hrt hat, umfasst die Kompatibilit&#228;t die gegenseitige Zuordnung der Besch&#228;digungen und Spurzeichnungen sowie der Besch&#228;digungsintensit&#228;ten unter Beachtung der Struktursteifigkeiten der an der Kollision beteiligten Fahrzeugzonen. Die von ihm als kompatibel bezeichneten Besch&#228;digungen lassen sich also mit dem von den Parteien &#252;bereinstimmend geschilderten Unfallgeschehen in Einklang bringen.</em></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><em>Mit der blo&#223;en Feststellung der Kompatibilit&#228;t ist aber nicht mit der erforderlichen &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass in den jeweiligen Schadensbereichen bereits eine Vorsch&#228;digung vorlag. Denn das Fahrzeug des Kl&#228;gers wies jedenfalls im unmittelbaren r&#228;umlichen N&#228;hebereich der kompatiblen Sch&#228;den zahlreiche Vorbesch&#228;digungen auf, die der Sachverst&#228;ndigen - ebenfalls auf Seite 44 seines Gutachtens - als &#8222;nicht kompatible Besch&#228;digungen&#8220; festgehalten hat:</em></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><em>- So finden sich aus der Aufz&#228;hlung der &#8222;kompatiblen Besch&#228;digungen&#8220; insbesondere die Fahrzeugteile Sto&#223;f&#228;ngerverkleidung sowie Beifahrer- und Fondst&#252;r explizit auch in der Aufstellung der &#8222;nicht kompatiblen Besch&#228;digungen&#8220; wieder.</em></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><em>- Die grunds&#228;tzlich kompatible Besch&#228;digung der Versch&#252;rfung der Seitenwand wird von dem Gerichtssachverst&#228;ndigen ausdr&#252;cklich nur teilweise dem Unfallereignis zugeordnet.</em></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><em>- Die nicht kompatiblen Besch&#228;digungen der Deformation und Verkratzung der (T&#252;r-)Schweller und der Versch&#252;rfung der T&#252;rabdeckungen belegen im Zusammenhang mit den Abbildungen 17 bis 20 auf den Seiten 15-17 des Gerichtsgutachtens, dass im unteren Bereich der T&#252;ren erhebliche Vorsch&#228;den vorlagen, die es nahelegen, dass diese auch im Bereich der von kompatiblen Besch&#228;digungen betroffenen T&#252;rbl&#228;tter vorgelegen haben k&#246;nnten.</em></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><em>Aufgrund dieser umfassenden N&#228;heverh&#228;ltnisse kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vom Sachverst&#228;ndigen punktuell festgestellten Vorsch&#228;den sich &#252;ber die gesamte rechte Seite erstreckten und damit auch die Fahrzeugzonen erfassten, bei denen als kompatibel bewertete Neusch&#228;den vorliegen, etwa auch im Bereich des Scheinwerfers und des Au&#223;enspiegels.</em></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><em>Der Kl&#228;ger hat auch in der Berufungsschrift nicht substantiiert dargelegt, inwiefern die - nunmehr noch in H&#246;he von 5.446,66 &#8364; - geltend gemachten Netto-Reparaturkosten technisch und rechnerisch eindeutig von den unstreitigen Vorsch&#228;den abgrenzbar sein sollen. Unabh&#228;ngig davon, dass es nicht Aufgabe des Gerichts ist, einen technisch und rechnerisch abgrenzbaren Schaden von Amts wegen zu ermitteln (s. auch KG Berlin, a.a.O., Rz. 42), ist dies auch schon deshalb nicht m&#246;glich, weil &#8211; gem&#228;&#223; obigen Ausf&#252;hrungen &#8211; die Bereiche der Vorsch&#228;den und der kompatiblen Besch&#228;digungen sich entweder direkt &#252;berlagern oder jedenfalls so eng verbunden sind, dass eine Ausbreitung des Vorschadens auf die kompatibel besch&#228;digten Fahrzeugbereiche nicht mit der gebotenen &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann."</em></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">An dieser Begr&#252;ndung des Hinweisbeschlusses vom 14.11.2018 h&#228;lt der Senat nach erneuter &#220;berpr&#252;fung fest. Die von dem Kl&#228;ger dagegen mit Schriftsatz vom 18.12.2018 erhobenen Einwendungen geben keinen Anlass zu einer abweichenden Entscheidung:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger verweist zun&#228;chst darauf, dass zur Feststellung des ihm durch das streitgegenst&#228;ndliche Ereignis entstandenen Schadens gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO eine &#252;berwiegende Wahrscheinlichkeit ausreicht, so dass entgegen der Ansicht des Senates zur Beweisf&#252;hrung nicht erforderlich sei, eine Vorsch&#228;digung auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieser Einwand vermag der Berufung nicht zum Erfolg zu verhelfen. Bereits in dem Hinweisbeschluss vom 14.11.2018 hat der Senat unter Zitierung weiterer obergerichtlicher Entscheidungen ausdr&#252;cklich dargelegt, dass im Rahmen des &#167; 287 ZPO das von dem Kl&#228;ger genannte Beweisma&#223; der &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit anzuwenden ist. Unter Beachtung dieses &#8211; gegen&#252;ber der &#220;berzeugungsbildung nach &#167; 286 ZPO &#8211; eingeschr&#228;nkten Beweisma&#223;es muss dann aber ausgeschlossen werden k&#246;nnen, dass die geltend gemachte Schadenspositionen bereits durch eine vorherige Besch&#228;digung entstanden sind. Dies bedeutet indes nicht, dass es der klagenden Partei generell obliegt, andere Ursachen f&#252;r die begehrten Schadenspositionen auszuschlie&#223;en, sondern lediglich, dass bei feststehenden Vorsch&#228;den &#252;berwiegend wahrscheinlich sein muss, dass diese nicht von dem geltend gemachten Schaden umfasst werden. Letzteres ist dem Kl&#228;ger aus den im Hinweisbeschluss vom 14.11.2018 genannten Gr&#252;nden nicht gelungen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sofern der Kl&#228;ger meint, der Reparaturaufwand f&#252;r die unfallurs&#228;chlichen Besch&#228;digungen lasse sich bereits deshalb technisch und rechnerisch von Vorsch&#228;den trennen, weil der Sachverst&#228;ndige T eine Abgrenzung zwischen kompatiblen und nicht kompatiblen Besch&#228;digungen vorgenommen habe, verkennt er die bereits im Hinweisbeschluss vom 14.11.2018 betonte &#8211; eingeschr&#228;nkte &#8211; Bedeutung der Kompatibilit&#228;t. Die von dem Sachverst&#228;ndigen als kompatibel bezeichneten Besch&#228;digungen lassen sich mit dem von den Parteien vorgetragenen Unfallgeschehen in Einklang bringen, ohne dass damit im Fall von direkt &#252;berlagerten und/oder eng benachbarten Vorsch&#228;den aber zugleich ausreichend wahrscheinlich ist, dass die kompatiblen &#8211; sprich: theoretisch passenden &#8211; Besch&#228;digungen auch tats&#228;chlich auf dem Unfallereignis beruhen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Hinweis des Kl&#228;gers darauf, eine unsubstantiierte Klage d&#252;rfe nicht abgewiesen werden, wenn diese aufgrund von Zeugenaussagen oder eines Gutachtens substantiiert werde, verhilft der Berufung ebenfalls nicht zum Erfolg. Der von dem Kl&#228;ger mit dem Zitat BGH GRUR 2004, 50,52 belegte Rechtssatz, eine Partei mache sich eine ihr g&#252;nstige Zeugenaussage regelm&#228;&#223;ig als Sachvortrag zu eigen, findet im Streitfall bereits deshalb keine Anwendung, weil entsprechende, f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstige Ergebnisse aus einer durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme fehlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Soweit der Kl&#228;ger r&#252;gt, der Sachverst&#228;ndige T habe keine &#220;berlagerung der Bereiche der Vorsch&#228;den und der kompatiblen Besch&#228;digungen festgestellt, geht dieser Einwand schon deshalb fehl, weil der Sachverst&#228;ndige die besch&#228;digten Fahrzeugteile Sto&#223;f&#228;ngerverkleidung sowie Beifahrer- und Fondt&#252;r sowohl in seiner Aufstellung der kompatiblen Besch&#228;digungen als auch der nicht kompatiblen Besch&#228;digungen auff&#252;hrt. Dass es sich bei den nicht kompatiblen Besch&#228;digungen um Vorsch&#228;den handelt, stellt auch der Kl&#228;ger nicht in Abrede, wenn er etwa auf Seite 2 unten seines Schriftsatzes vom 18.12.2018 ausdr&#252;cklich die Vorbesch&#228;digung mit den nicht kompatiblen Sch&#228;den gleichstellt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schlie&#223;lich hat auch der Einwand des Kl&#228;gers, die Vorsch&#228;den seien unrepariert, so dass sich die Kosten zweifelsfrei herausrechnen lie&#223;en, keinen Erfolg. Wie ebenfalls bereits in dem Hinweisbeschluss vom 14.11.2018 ausf&#252;hrlich ausgef&#252;hrt, ist es zum einen nicht Aufgabe des Gerichts, einen technisch und rechnerisch abgrenzbaren Schaden von Amts wegen zu ermitteln und zum anderen eine solche Berechnung wegen der m&#246;glichen Ausbreitung des Vorschadens auf die kompatibel besch&#228;digten Fahrzeugbereiche auch nicht durchf&#252;hrbar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">C.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Nr.&#160;10 Satz 2, 711, 713 ZPO.</p>
142,308
ovgnrw-2018-12-27-4-a-425018
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 4250/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-08T23:47:02
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1227.4A4250.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Anh&#246;rungsr&#252;ge der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen die Streitwertfestsetzung in dem Beschluss des Senats vom 31.10.2018 &#8210; 4 A 494/16 &#8210; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers tragen die Kosten des Verfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rungsr&#252;ge gem&#228;&#223; &#167; 152a VwGO ist zwar zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Der Senat hat den Anspruch der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers auf rechtliches Geh&#246;r nicht in entscheidungserheblicher Weise verletzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verpflichtet das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Die Gerichte sind aber nicht verpflichtet, sich mit jedem Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu befassen. Aus Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG ergibt sich auch keine Pflicht eines Gerichts, der von der Partei vertretenen Rechtsauffassung zu folgen. Nur wenn sich im Einzelfall aus besonderen Umst&#228;nden ergibt, dass das Gericht aus seiner Sicht erhebliche, zum Kern des Beteiligtenvorbringens geh&#246;rende Gesichtspunkte nicht zur Kenntnis genommen oder nicht erwogen hat, ist Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG verletzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 18.1.2017 &#8211; 8 B 16.16 &#8211;, Buchholz 451.622 EAEG Nr.&#160;3 = juris, Rn.&#160;4, und vom 9.5.2017 &#8210; 1 WNB 3.16 &#8210;, NZWehrr 2017, 216 = juris, Rn.&#160;7, sowie Urteil vom 18.12.2014 &#8211; 4 C 35.13 &#8211;, NVwZ 2015, 656 = juris, Rn. 42, jeweils m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rungsr&#252;ge ist dabei kein Instrument, mit dem die Rechtskraft &#252;berspielt und eine neue inhaltliche &#220;berpr&#252;fung in der Sache erreicht werden kann. Art. 103 Abs.&#160;1&#160;GG vermittelt keinen Anspruch darauf, dass das zur Entscheidung berufene Gericht den Kl&#228;ger &#8222;erh&#246;rt&#8220; und der von ihm vertretenen Rechtsauffassung folgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 30.8.2012 &#8211; 2 KSt 1.11 &#8211;, juris, Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers dargelegte Rechtsauffassung zur H&#246;he des Streitwerts f&#252;r eine Klage gegen einen Feuerst&#228;ttenbescheid nicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 71 Abs 1 Satz 1 GKG ergibt sich nicht, dass der Streitwert f&#252;r eine solche Klage gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG auf 5.000,00 EUR festzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 71 Abs. 1 GKG bestimmt, dass in Rechtsstreitigkeiten, die vor Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung anh&#228;ngig geworden sind, die Kosten nach bisherigem Recht erhoben werden. Dies gilt nicht im Verfahren &#252;ber ein Rechtsmittel, das nach dem Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung eingelegt worden ist. Gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 1 Satz&#160;3 GKG gelten die vorgenannten Regelungen auch, wenn Vorschriften ge&#228;ndert werden, auf die dieses Gesetz verweist. Aus der letztgenannten Bestimmung ergibt sich im Umkehrschluss, dass diese keine Anwendung finden, wenn sich eine Regelung au&#223;erhalb des Gerichtskostengesetzes ge&#228;ndert hat, die nicht auf das Gerichtskostengesetz verweist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu einer &#196;nderung der Bestimmung des Gegenstandswert in asylrechtlichen Verfahren: BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn. 3 f.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Um eine solche Regelung handelt es sich bei &#167; 14b SchfHwG. Die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers wiedergegebene Rechtsprechung zu &#167; 71 Abs. 1 GKG bzw. der Vorg&#228;ngervorschrift &#167;&#160;73 Abs. 1 GKG a.&#160;F.,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 2.4.1998 &#8211; 8 B 19.98 &#8211;, Buchholz 428 &#167; 1 VermG Nr. 146 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 26.9.2013 &#8211; 6 E 942/13 &#8211;, juris, Rn. 2,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ist deswegen f&#252;r den vorliegenden Fall nicht ma&#223;geblich. Denn bei diesen Entscheidungen waren w&#228;hrend des laufenden Verfahrens Vorschriften im Gerichtskostengesetz selbst ge&#228;ndert worden. Auch aus der weiteren von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 24.3.1994 &#8211; 7 C 34.93 &#8211;, BVerwGE 95, 301 = juris, Rn. 23 f.,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ergibt sich in der Sache nichts anderes. Zwar stellt das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r die Streitwertfestsetzung im Ergebnis auf die Regelung des &#167; 73 Abs. 1 GKG a.&#160;F. ab und verneint eine R&#252;ckwirkung einer w&#228;hrend eines laufenden Verfahrens in das Verm&#246;genszuordnungsgesetz eingef&#252;gten Regelung zur Gegenstandswertfestsetzung. Zu diesem Ergebnis gelangt es allerdings nur, weil es der Vorschrift selbst sowie einer speziellen &#220;berleitungsvorschrift unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzgebungshistorie die Wertung entnommen hat, eine &#220;bergangsregelung fehle allein, weil der Gesetzgeber das &#220;bergangsproblem aufgrund einer im Gesetzgebungsverfahrens erst sp&#228;t erfolgten Erstreckung des Gesetzes auf alle noch nicht bestandskr&#228;ftig abgeschlossenen Verfahren &#252;bersehen habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung des &#167; 14b SchfHWG ergibt demgegen&#252;ber, dass die Vorschrift R&#252;ckwirkung entfaltet. Eine &#220;bergangsvorschrift wurde in das SchfHWG nicht eingef&#252;gt. Es ergeben sich aus den Gesetzesmaterialen zu dem ersten Gesetz zur &#196;nderung des Schornsteinfegerhandwerksgesetzes keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Einf&#252;gung einer solchen Vorschrift nur versehentlich unterlassen hat. Dass er die in der obergerichtlichen Praxis h&#228;ufig erfolgende Festsetzung des Auffangstreitwerts f&#252;r unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gehalten hat,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. Nr. 18/12493, S. 50 f.,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">spricht im Gegenteil daf&#252;r, dass der neue Wert sofort gelten sollte. Nur so lie&#223;en sich weitere &#8222;unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig&#8220; hohe Kostenrisiken vermeiden. Auch der Umstand, dass f&#252;r den durch dieses Gesetz neu eingef&#252;gten &#167; 12a in &#167; 45 SchfHWG ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, dass dieser nicht bereits mit Inkrafttreten des Gesetzes, sondern erst ab dem 1.1.2018 anzuwenden ist, spricht daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Notwendigkeit etwaiger &#220;bergangsregelungen reflektiert und bei der Bestimmung des &#167; 14b SchfHWG von einer solchen im Interesse einer sofortigen Geltung bewusst abgesehen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dagegen bestehen unter dem Gesichtspunkt einer unechten R&#252;ckwirkung keine verfassungsrechtlichen Bedenken; dies gilt auch, soweit die Rechtsanwaltsgeb&#252;hren der H&#246;he nach beeinflusst werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn.&#160;4.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen existierte trotz der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers zutreffend wiedergegebenen fr&#252;heren Praxis des Senats, bei Klagen gegen Feuerst&#228;ttenbescheide den Streitwert auf grunds&#228;tzlich 5.000,00 EUR festzusetzen, keine solche einheitliche Streitwertpraxis. So war die Frage, ob der Streitwert in solchen F&#228;llen mit dem Auffangstreitwert gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG zu bemessen war, umstritten. An der hiervon ausgehenden obergerichtlichen Rechtsprechung haben sich &#8211; auch in Nordrhein-Westfalen &#8211; nicht alle Verwaltungsgerichte konsequent orientiert. Faktisch bewirkt nunmehr erst das Einf&#252;gen des &#167; 14b SchfHWG eine Vereinheitlichung der Streitwertpraxis. Zuvor orientierte sich die Streitwertfestsetzung teilweise auch an dem individuellen Interesse des jeweiligen Kl&#228;gers (&#167; 52 Abs. 1 GKG), das in der Regel ebenfalls regelm&#228;&#223;ig mit einem deutlich unter 5.000,00 EUR liegenden Betrag bemessen wurde.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.&#160;B. VG Arnsberg, Beschluss vom 14.2.2013&#8211; 1 L 8/13 &#8211;, juris, Rn. 28 ff.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO).</p>
142,307
ovgnrw-2018-12-27-4-a-427818
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 4278/18
2018-12-27T00:00:00
2019-01-08T23:47:01
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1227.4A4278.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Anh&#246;rungsr&#252;ge der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen die Streitwertfestsetzung in dem Beschluss des Senats vom 31.10.2018 &#8210; 4 A 495/16 &#8210; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers tragen die Kosten des Verfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rungsr&#252;ge gem&#228;&#223; &#167; 152a VwGO ist zwar zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Der Senat hat den Anspruch der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers auf rechtliches Geh&#246;r nicht in entscheidungserheblicher Weise verletzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verpflichtet das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Die Gerichte sind aber nicht verpflichtet, sich mit jedem Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu befassen. Aus Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG ergibt sich auch keine Pflicht eines Gerichts, der von der Partei vertretenen Rechtsauffassung zu folgen. Nur wenn sich im Einzelfall aus besonderen Umst&#228;nden ergibt, dass das Gericht aus seiner Sicht erhebliche, zum Kern des Beteiligtenvorbringens geh&#246;rende Gesichtspunkte nicht zur Kenntnis genommen oder nicht erwogen hat, ist Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG verletzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 18.1.2017 &#8211; 8 B 16.16 &#8211;, Buchholz 451.622 EAEG Nr.&#160;3 = juris, Rn.&#160;4, und vom 9.5.2017 &#8210; 1 WNB 3.16 &#8210;, NZWehrr 2017, 216 = juris, Rn.&#160;7, sowie Urteil vom 18.12.2014 &#8211; 4 C 35.13 &#8211;, NVwZ 2015, 656 = juris, Rn. 42, jeweils m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rungsr&#252;ge ist dabei kein Instrument, mit dem die Rechtskraft &#252;berspielt und eine neue inhaltliche &#220;berpr&#252;fung in der Sache erreicht werden kann. Art. 103 Abs.&#160;1&#160;GG vermittelt keinen Anspruch darauf, dass das zur Entscheidung berufene Gericht den Kl&#228;ger &#8222;erh&#246;rt&#8220; und der von ihm vertretenen Rechtsauffassung folgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 30.8.2012 &#8211; 2 KSt 1.11 &#8211;, juris, Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers dargelegte Rechtsauffassung zur H&#246;he des Streitwerts f&#252;r eine Klage gegen einen Feuerst&#228;ttenbescheid nicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 71 Abs 1 Satz 1 GKG ergibt sich nicht, dass der Streitwert f&#252;r eine solche Klage gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG auf 5.000,00 EUR festzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 71 Abs. 1 GKG bestimmt, dass in Rechtsstreitigkeiten, die vor Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung anh&#228;ngig geworden sind, die Kosten nach bisherigem Recht erhoben werden. Dies gilt nicht im Verfahren &#252;ber ein Rechtsmittel, das nach dem Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung eingelegt worden ist. Gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 1 Satz&#160;3 GKG gelten die vorgenannten Regelungen auch, wenn Vorschriften ge&#228;ndert werden, auf die dieses Gesetz verweist. Aus der letztgenannten Bestimmung ergibt sich im Umkehrschluss, dass diese keine Anwendung finden, wenn sich eine Regelung au&#223;erhalb des Gerichtskostengesetzes ge&#228;ndert hat, die nicht auf das Gerichtskostengesetz verweist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu einer &#196;nderung der Bestimmung des Gegenstandswert in asylrechtlichen Verfahren: BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn. 3 f.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Um eine solche Regelung handelt es sich bei &#167; 14b SchfHwG. Die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers wiedergegebene Rechtsprechung zu &#167; 71 Abs.&#160;1 GKG bzw. der Vorg&#228;ngervorschrift &#167;&#160;73 Abs. 1 GKG a.&#160;F.,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 2.4.1998 &#8211; 8 B 19.98 &#8211;, Buchholz 428 &#167; 1 VermG Nr. 146 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 26.9.2013 &#8211; 6 E 942/13 &#8211;, juris, Rn. 2,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ist deswegen f&#252;r den vorliegenden Fall nicht ma&#223;geblich. Denn bei diesen Entscheidungen waren w&#228;hrend des laufenden Verfahrens Vorschriften im Gerichtskostengesetz selbst ge&#228;ndert worden. Auch aus der weiteren von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 24.3.1994 &#8211; 7 C 34.93 &#8211;, BVerwGE 95, 301 = juris, Rn. 23 f.,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ergibt sich in der Sache nichts anderes. Zwar stellt das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r die Streitwertfestsetzung im Ergebnis auf die Regelung des &#167; 73 Abs. 1 GKG a.&#160;F. ab und verneint eine R&#252;ckwirkung einer w&#228;hrend eines laufenden Verfahrens in das Verm&#246;genszuordnungsgesetz eingef&#252;gten Regelung zur Gegenstandswertfestsetzung. Zu diesem Ergebnis gelangt es allerdings nur, weil es der Vorschrift selbst sowie einer speziellen &#220;berleitungsvorschrift unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzgebungshistorie die Wertung entnommen hat, eine &#220;bergangsregelung fehle allein, weil der Gesetzgeber das &#220;bergangsproblem aufgrund einer im Gesetzgebungsverfahrens erst sp&#228;t erfolgten Erstreckung des Gesetzes auf alle noch nicht bestandskr&#228;ftig abgeschlossenen Verfahren &#252;bersehen habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung des &#167; 14b SchfHWG ergibt demgegen&#252;ber, dass die Vorschrift R&#252;ckwirkung entfaltet. Eine &#220;bergangsvorschrift wurde in das SchfHWG nicht eingef&#252;gt. Es ergeben sich aus den Gesetzesmaterialen zu dem ersten Gesetz zur &#196;nderung des Schornsteinfegerhandwerksgesetzes keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Einf&#252;gung einer solchen Vorschrift nur versehentlich unterlassen hat. Dass er die in der obergerichtlichen Praxis h&#228;ufig erfolgende Festsetzung des Auffangstreitwerts f&#252;r unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gehalten hat,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. Nr. 18/12493, S. 50 f.,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">spricht im Gegenteil daf&#252;r, dass der neue Wert sofort gelten sollte. Nur so lie&#223;en sich weitere &#8222;unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig&#8220; hohe Kostenrisiken vermeiden. Auch der Umstand, dass f&#252;r den durch dieses Gesetz neu eingef&#252;gten &#167; 12a in &#167; 45 SchfHWG ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, dass dieser nicht bereits mit Inkrafttreten des Gesetzes, sondern erst ab dem 1.1.2018 anzuwenden ist, spricht daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Notwendigkeit etwaiger &#220;bergangsregelungen reflektiert und bei der Bestimmung des &#167; 14b SchfHWG von einer solchen im Interesse einer sofortigen Geltung bewusst abgesehen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dagegen bestehen unter dem Gesichtspunkt einer unechten R&#252;ckwirkung keine verfassungsrechtlichen Bedenken; dies gilt auch, soweit die Rechtsanwaltsgeb&#252;hren der H&#246;he nach beeinflusst werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn.&#160;4.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen existierte trotz der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers zutreffend wiedergegebenen fr&#252;heren Praxis des Senats, bei Klagen gegen Feuerst&#228;ttenbescheide den Streitwert grunds&#228;tzlich auf 5.000,00 EUR festzusetzen, keine solche einheitliche Streitwertpraxis. So war die Frage, ob der Streitwert in solchen F&#228;llen mit dem Auffangstreitwert gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG zu bemessen war, umstritten. An der hiervon ausgehenden obergerichtlichen Rechtsprechung haben sich &#8211; auch in Nordrhein-Westfalen &#8211; nicht alle Verwaltungsgerichte konsequent orientiert. Faktisch bewirkt nunmehr erst das Einf&#252;gen des &#167; 14b SchfHWG eine Vereinheitlichung der Streitwertpraxis. Zuvor orientierte sich die Streitwertfestsetzung teilweise auch an dem individuellen Interesse des jeweiligen Kl&#228;gers (&#167; 52 Abs. 1 GKG), das in der Regel ebenfalls regelm&#228;&#223;ig mit einem deutlich unter 5.000,00 EUR liegenden Betrag bemessen wurde.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.&#160;B. VG Arnsberg, Beschluss vom 14.2.2013&#8211; 1 L 8/13 &#8211;, juris, Rn. 28 ff.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO).</p>
142,306
ovgnrw-2018-12-27-4-a-49516
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 495/16
2018-12-27T00:00:00
2019-01-08T23:47:01
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1227.4A495.16.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Gegenvorstellung der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen die Festsetzung des Streitwerts durch Beschluss vom 31.10.2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Gegenvorstellung ist jedenfalls unbegr&#252;ndet. Aufgrund der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vorgebrachten Argumente besteht kein Anlass, die Streitwerte f&#252;r das erst- und zweitinstanzliche Verfahren h&#246;her festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Den Streitwert f&#252;r die Anfechtung eines Feuerst&#228;ttenbescheids setzt der Senat in Anwendung des &#167; 14b SchfHWG auf 500,00 EUR fest. Hinzuzuaddieren ist der Streitwert f&#252;r den Antrag auf Aufhebung der Kostenrechnung, der gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 3 Satz 1 GKG mit 54,61 EUR zu bemessen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 71 Abs. 1 Satz 1 GKG ergibt sich nicht, dass der Streitwert f&#252;r die Anfechtung eines Feuerst&#228;ttenbescheids gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG auf 5.000,00 EUR festzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 71 Abs. 1 GKG bestimmt, dass in Rechtsstreitigkeiten, die vor Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung anh&#228;ngig geworden sind, die Kosten nach bisherigem Recht erhoben werden. Dies gilt nicht im Verfahren &#252;ber ein Rechtsmittel, das nach dem Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung eingelegt worden ist. Gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 1 Satz&#160;3 GKG gelten die vorgenannten Regelungen auch, wenn Vorschriften ge&#228;ndert werden, auf die dieses Gesetz verweist. Aus der letztgenannten Bestimmung ergibt sich im Umkehrschluss, dass diese keine Anwendung finden, wenn sich eine Regelung au&#223;erhalb des Gerichtskostengesetzes ge&#228;ndert hat, die nicht auf das Gerichtskostengesetz verweist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu einer &#196;nderung der Bestimmung des Gegenstandswert in asylrechtlichen Verfahren: BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn. 3 f.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Um eine solche Regelung handelt es sich bei &#167; 14b SchfHwG. Die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers wiedergegebene Rechtsprechung zu &#167; 71 Abs. 1 GKG bzw. der Vorg&#228;ngervorschrift &#167;&#160;73 Abs. 1 GKG a.&#160;F.,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 2.4.1998 &#8211; 8 B 19.98 &#8211;, Buchholz 428 &#167; 1 VermG Nr. 146 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 26.9.2013 &#8211; 6 E 942/13 &#8211;, juris, Rn. 2,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ist deswegen f&#252;r den vorliegenden Fall nicht ma&#223;geblich. Denn bei diesen Entscheidungen waren w&#228;hrend des laufenden Verfahrens Vorschriften im Gerichtskostengesetz selbst ge&#228;ndert worden. Auch aus der weiteren von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 24.3.1994 &#8211; 7 C 34.93 &#8211;, BVerwGE 95, 301 = juris, Rn. 23 f.,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ergibt sich in der Sache nichts anderes. Zwar stellt das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r die Streitwertfestsetzung im Ergebnis auf die Regelung des &#167; 73 Abs. 1 GKG a.&#160;F. ab und verneint eine R&#252;ckwirkung einer w&#228;hrend eines laufenden Verfahrens in das Verm&#246;genszuordnungsgesetz eingef&#252;gten Regelung zur Gegenstandswertfestsetzung. Zu diesem Ergebnis gelangt es allerdings nur, weil es der Vorschrift selbst sowie einer speziellen &#220;berleitungsvorschrift unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzgebungshistorie die Wertung entnommen hat, eine &#220;bergangsregelung fehle allein, weil der Gesetzgeber das &#220;bergangsproblem aufgrund einer im Gesetzgebungsverfahrens erst sp&#228;t erfolgten Erstreckung des Gesetzes auf alle noch nicht bestandskr&#228;ftig abgeschlossenen Verfahren &#252;bersehen habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung des &#167; 14b SchfHWG ergibt demgegen&#252;ber, dass die Vorschrift R&#252;ckwirkung entfaltet. Eine &#220;bergangsvorschrift wurde in das SchfHWG nicht eingef&#252;gt. Es ergeben sich aus den Gesetzesmaterialen zu dem ersten Gesetz zur &#196;nderung des Schornsteinfegerhandwerksgesetzes keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Einf&#252;gung einer solchen Vorschrift nur versehentlich unterlassen hat. Dass er die in der obergerichtlichen Praxis h&#228;ufig erfolgende Festsetzung des Auffangstreitwerts f&#252;r unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gehalten hat,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. Nr. 18/12493, S. 50 f.,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">spricht im Gegenteil daf&#252;r, dass der neue Wert sofort gelten sollte. Nur so lie&#223;en sich weitere &#8222;unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig&#8220; hohe Kostenrisiken vermeiden. Auch der Umstand, dass f&#252;r den durch dieses Gesetz neu eingef&#252;gten &#167; 12a in &#167; 45 SchfHWG ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, dass dieser nicht bereits mit Inkrafttreten des Gesetzes, sondern erst ab dem 1.1.2018 anzuwenden ist, spricht daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Notwendigkeit etwaiger &#220;bergangsregelungen reflektiert und bei der Bestimmung des &#167; 14b SchfHWG von einer solchen im Interesse einer sofortigen Geltung bewusst abgesehen hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dagegen bestehen unter dem Gesichtspunkt einer unechten R&#252;ckwirkung keine verfassungsrechtlichen Bedenken; dies gilt auch, soweit die Rechtsanwaltsgeb&#252;hren der H&#246;he nach beeinflusst werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn.&#160;4.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen existierte trotz der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers zutreffend wiedergegebenen fr&#252;heren Praxis des Senats, bei Klagen gegen Feuerst&#228;ttenbescheide den Streitwert grunds&#228;tzlich auf 5.000,00 EUR festzusetzen, keine solche einheitliche Streitwertpraxis. So war die Frage, ob der Streitwert in solchen F&#228;llen mit dem Auffangstreitwert gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG zu bemessen war, umstritten. An der hiervon ausgehenden obergerichtlichen Rechtsprechung haben sich &#8211; auch in Nordrhein-Westfalen &#8211; nicht alle Verwaltungsgerichte konsequent orientiert. Faktisch bewirkt nunmehr erst das Einf&#252;gen des &#167; 14b SchfHWG eine Vereinheitlichung der Streitwertpraxis. Zuvor orientierte sich die Streitwertfestsetzung teilweise auch an dem individuellen Interesse des jeweiligen Kl&#228;gers (&#167; 52 Abs. 1 GKG), das in der Regel ebenfalls regelm&#228;&#223;ig mit einem deutlich unter 5.000,00 EUR liegenden Betrag bemessen wurde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.&#160;B. VG Arnsberg, Beschluss vom 14.2.2013&#8211; 1 L 8/13 &#8211;, juris, Rn. 28 ff.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167; 152 Abs. 1 VwGO unanfechtbar.</p>
142,305
ovgnrw-2018-12-27-4-a-49416
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 494/16
2018-12-27T00:00:00
2019-01-08T23:47:00
2019-02-12T13:10:40
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1227.4A494.16.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Gegenvorstellung der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen die Festsetzung des Streitwerts durch Beschluss vom 31.10.2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Gegenvorstellung ist jedenfalls unbegr&#252;ndet. Aufgrund der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vorgebrachten Argumente besteht kein Anlass, die Streitwerte f&#252;r das erst- und zweitinstanzliche Verfahren h&#246;her festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Den Streitwert f&#252;r die Anfechtung eines Feuerst&#228;ttenbescheids setzt der Senat in Anwendung des &#167; 14b SchfHWG auf 500,00 EUR fest. Hinzuzuaddieren ist der Streitwert f&#252;r den Antrag auf Aufhebung der Kostenrechnung, der gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 3 Satz 1 GKG mit 39,62 EUR zu bemessen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 71 Abs. 1 Satz 1 GKG ergibt sich nicht, dass der Streitwert f&#252;r die Anfechtung eines Feuerst&#228;ttenbescheids gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG auf 5.000,00 EUR festzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 71 Abs. 1 GKG bestimmt, dass in Rechtsstreitigkeiten, die vor Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung anh&#228;ngig geworden sind, die Kosten nach bisherigem Recht erhoben werden. Dies gilt nicht im Verfahren &#252;ber ein Rechtsmittel, das nach dem Inkrafttreten einer Gesetzes&#228;nderung eingelegt worden ist. Gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 1 Satz&#160;3 GKG gelten die vorgenannten Regelungen auch, wenn Vorschriften ge&#228;ndert werden, auf die dieses Gesetz verweist. Aus der letztgenannten Bestimmung ergibt sich im Umkehrschluss, dass diese keine Anwendung finden, wenn sich eine Regelung au&#223;erhalb des Gerichtskostengesetzes ge&#228;ndert hat, die nicht auf das Gerichtskostengesetz verweist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu einer &#196;nderung der Bestimmung des Gegenstandswert in asylrechtlichen Verfahren: BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn. 3 f.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Um eine solche Regelung handelt es sich bei &#167; 14b SchfHwG. Die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers wiedergegebene Rechtsprechung zu &#167; 71 Abs.&#160;1 GKG bzw. der Vorg&#228;ngervorschrift &#167;&#160;73 Abs. 1 GKG a.&#160;F.,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 2.4.1998 &#8211; 8 B 19.98 &#8211;, Buchholz 428 &#167; 1 VermG Nr. 146 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 26.9.2013 &#8211; 6 E 942/13 &#8211;, juris, Rn. 2,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ist deswegen f&#252;r den vorliegenden Fall nicht ma&#223;geblich. Denn bei diesen Entscheidungen waren w&#228;hrend des laufenden Verfahrens Vorschriften im Gerichtskostengesetz selbst ge&#228;ndert worden. Auch aus der weiteren von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 24.3.1994 &#8211; 7 C 34.93 &#8211;, BVerwGE 95, 301 = juris, Rn. 23 f.,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ergibt sich in der Sache nichts anderes. Zwar stellt das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r die Streitwertfestsetzung im Ergebnis auf die Regelung des &#167; 73 Abs. 1 GKG a.&#160;F. ab und verneint eine R&#252;ckwirkung einer w&#228;hrend eines laufenden Verfahrens in das Verm&#246;genszuordnungsgesetz eingef&#252;gten Regelung zur Gegenstandswertfestsetzung. Zu diesem Ergebnis gelangt es allerdings nur, weil es der Vorschrift selbst sowie einer speziellen &#220;berleitungsvorschrift unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzgebungshistorie die Wertung entnommen hat, eine &#220;bergangsregelung fehle allein, weil der Gesetzgeber das &#220;bergangsproblem aufgrund einer im Gesetzgebungsverfahrens erst sp&#228;t erfolgten Erstreckung des Gesetzes auf alle noch nicht bestandskr&#228;ftig abgeschlossenen Verfahren &#252;bersehen habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung des &#167; 14b SchfHWG ergibt demgegen&#252;ber, dass die Vorschrift R&#252;ckwirkung entfaltet. Eine &#220;bergangsvorschrift wurde in das SchfHWG nicht eingef&#252;gt. Es ergeben sich aus den Gesetzesmaterialen zu dem ersten Gesetz zur &#196;nderung des Schornsteinfegerhandwerksgesetzes keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Einf&#252;gung einer solchen Vorschrift nur versehentlich unterlassen hat. Dass er die in der obergerichtlichen Praxis h&#228;ufig erfolgende Festsetzung des Auffangstreitwerts f&#252;r unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gehalten hat,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. Nr. 18/12493, S. 50 f.,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">spricht im Gegenteil daf&#252;r, dass der neue Wert sofort gelten sollte. Nur so lie&#223;en sich weitere &#8222;unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig&#8220; hohe Kostenrisiken vermeiden. Auch der Umstand, dass f&#252;r den durch dieses Gesetz neu eingef&#252;gten &#167; 12a in &#167; 45 SchfHWG ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, dass dieser nicht bereits mit Inkrafttreten des Gesetzes, sondern erst ab dem 1.1.2018 anzuwenden ist, spricht daf&#252;r, dass der Gesetzgeber die Notwendigkeit etwaiger &#220;bergangsregelungen reflektiert und bei der Bestimmung des &#167; 14b SchfHWG von einer solchen im Interesse einer sofortigen Geltung bewusst abgesehen hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dagegen bestehen unter dem Gesichtspunkt einer unechten R&#252;ckwirkung keine verfassungsrechtlichen Bedenken; dies gilt auch, soweit die Rechtsanwaltsgeb&#252;hren der H&#246;he nach beeinflusst werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 20.1.1994 &#8211; 9 B 15.94 &#8211;, DVBl. 1994, 537 = juris, Rn.&#160;4.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen existierte trotz der von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers zutreffend wiedergegebenen fr&#252;heren Praxis des Senats, bei Klagen gegen Feuerst&#228;ttenbescheide den Streitwert grunds&#228;tzlich auf 5.000,00 EUR festzusetzen, keine solche einheitliche Streitwertpraxis. So war die Frage, ob der Streitwert in solchen F&#228;llen mit dem Auffangstreitwert gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 2 GKG zu bemessen war, umstritten. An der hiervon ausgehenden obergerichtlichen Rechtsprechung haben sich &#8211; auch in Nordrhein-Westfalen &#8211; nicht alle Verwaltungsgerichte konsequent orientiert. Faktisch bewirkt nunmehr erst das Einf&#252;gen des &#167; 14b SchfHWG eine Vereinheitlichung der Streitwertpraxis. Zuvor orientierte sich die Streitwertfestsetzung teilweise auch an dem individuellen Interesse des jeweiligen Kl&#228;gers (&#167; 52 Abs. 1 GKG), das in der Regel ebenfalls regelm&#228;&#223;ig mit einem deutlich unter 5.000,00 EUR liegenden Betrag bemessen wurde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.&#160;B. VG Arnsberg, Beschluss vom 14.2.2013&#8211; 1 L 8/13 &#8211;, juris, Rn. 28 ff.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167; 152 Abs. 1 VwGO unanfechtbar.</p>
180,183
bverwg-2018-12-21-7-bn-318
{ "id": 5, "name": "Bundesverwaltungsgericht", "slug": "bverwg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
7 BN 3/18
2018-12-21T00:00:00
2019-02-07T14:17:33
2019-02-07T14:17:33
Beschluss
ECLI:DE:BVerwG:2018:211218B7BN3.18.0
<h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Antragstellerin verf&#252;gt &#252;ber mehrere Erlaubnisse zum Aufsuchen von Kohlenwasserstoffen in Gebieten des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Suche war 2013 erfolgreich, die F&#246;rderung ist aber noch nicht aufgenommen worden. Die Antragstellerin wendet sich gegen die Bestimmungen der &#167;&#167; 12, 15 und 17 der Verordnung &#252;ber die Feldes- und F&#246;rderabgabe vom 8. April 2014 (GVOBl. M-V 2014, S. 140); die darin festgesetzten S&#228;tze der Feldesabgabe und die F&#246;rderabgabe sind gegen&#252;ber den S&#228;tzen des Bundesberggesetzes erh&#246;ht. Das Oberverwaltungsgericht hat auf den Normenkontrollantrag die genannten Bestimmungen f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt. Die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r die abweichende Festsetzung der Abgaben nach &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG l&#228;gen nicht vor. Eine Gef&#228;hrdung der Wettbewerbslage der aufsuchenden oder gewinnenden Unternehmen sei nicht erkennbar. Auch auf den Schutz sonstiger volkswirtschaftlicher Belange k&#246;nne sich der Antragsgegner nicht berufen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Das Oberverwaltungsgericht hat Revision gegen sein Urteil nicht zugelassen; hiergegen richtet sich die Beschwerde des Antragsgegners.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Die allein auf den Zulassungsgrund nach &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO gest&#252;tzte Beschwerde hat keinen Erfolg. Die Rechtssache hat nicht die grunds&#228;tzliche Bedeutung, die die Beschwerde ihr beimisst.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Grunds&#228;tzlich bedeutsam im Sinne von &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO ist eine Rechtssache, wenn in dem angestrebten Revisionsverfahren die Kl&#228;rung einer bisher h&#246;chstrichterlich ungekl&#228;rten, in ihrer Bedeutung &#252;ber den der Beschwerde zugrunde liegenden Einzelfall hinausgehenden, kl&#228;rungsbed&#252;rftigen und entscheidungserheblichen Rechtsfrage des revisiblen Rechts (&#167; 137 Abs. 1 VwGO) zu erwarten ist. In der Beschwerdebegr&#252;ndung muss dargelegt (&#167; 133 Abs. 3 Satz 3 VwGO), also n&#228;her ausgef&#252;hrt werden, dass und inwieweit eine bestimmte Rechtsfrage des Bundesrechts im allgemeinen Interesse kl&#228;rungsbed&#252;rftig und warum ihre Kl&#228;rung in den beabsichtigten Revisionsverfahren zu erwarten ist (stRspr, BVerwG, Beschluss vom 2. Oktober 1961 - 8 B 78.61 - BVerwGE 13, 90 &lt;91&gt;). Diesen Anforderungen wird das Vorbringen des Antragsgegners nicht gerecht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Die - hier wegen der inhaltlichen N&#228;he zusammengefasste - Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob die Verbesserung der Einnahmesituation des Landes oder die Sanierung des Landeshaushalts einen sonstigen volkswirtschaftlichen Belang im Sinne von &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG darstellen, zu deren Schutz die Festsetzung eines von &#167; 30 Abs. 3 Satz 1 BBergG abweichenden Betrages oder einer anderen Staffelung sowie die Festsetzung eines von &#167; 31 Abs. 2 BBergG abweichenden Vomhundertsatzes oder Bemessungsma&#223;stabs im Sinne des &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BBergG gerechtfertigt w&#228;re,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ist nicht rechtsgrunds&#228;tzlich kl&#228;rungsbed&#252;rftig. Sie kann vielmehr auf der Grundlage des Gesetzeswortlauts mithilfe der &#252;blichen Auslegungsregeln im Einklang mit dem Oberverwaltungsgericht eindeutig im verneinenden Sinne beantwortet werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Rein fiskalische Zwecke, die ohne jegliche inhaltliche Lenkungsfunktion allein auf die mit der Erhebung einer Abgabe ohnehin verbundene Steigerung der staatlichen Einnahmen abzielen, was - wof&#252;r im Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht im &#220;brigen nichts vorgetragen wurde und es demnach auch an bindenden Tatsachenfeststellungen fehlt - bei nennenswerten Ertr&#228;gen und sonstigen haushaltspolitischen Rahmenbedingungen auch ein Beitrag zur Haushaltssanierung leisten kann, fallen nicht unter den Begriff der "sonstigen volkswirtschaftlichen Belange" im Sinne von &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Nach dem weiten Wortlaut k&#246;nnen volkswirtschaftliche Belange zwar zun&#228;chst alle Interessen der beteiligten Wirtschaftssubjekte und somit auch die des Staates und die auf ihn bezogenen Geldstr&#246;me umfassen. Der Begriff der "sonstigen" volkswirtschaftlichen Belange verweist aber auf die anderen in &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG zuvor genannten Alternativen f&#252;r die Abweichung von den bundesrechtlich festgesetzten S&#228;tzen. Diese zielen mit der Abwehr einer St&#246;rung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, der Abwehr einer Gef&#228;hrdung der Wettbewerbslage der aufsuchenden oder gewinnenden Unternehmen, der Sicherung der Versorgung des Marktes mit Rohstoffen und der Verbesserung der Ausnutzung von Lagerst&#228;tten in verschiedener Weise auf die Steuerung &#252;berindividueller Funktionsbedingungen des Zusammenwirkens der Wirtschaftssubjekte in der Volkswirtschaft. Stehen die sonstigen volkswirtschaftlichen Belange somit in einer Reihe mit Tatbestandsvarianten, die nur unter differenzierend umschriebenen Voraussetzungen eine Erh&#246;hung zulassen, verbietet sich die Annahme, dass der Verordnungsgeber unter Berufung auf die genannten Belange die Erh&#246;hung letztlich voraussetzungslos anordnen kann und die ausdifferenzierte Normierung und deren Begrenzungsfunktion damit ins Leere l&#228;uft (vgl. Mu&#223;gnug, ZfB 134 &lt;1993&gt;, 168 &lt;170, 176&gt;; von Hammerstein/Haack, ZfB 146 &lt;2015&gt;, 151 &lt;153, 157&gt;). Dieses Verst&#228;ndnis wird durch die Gesetzesmaterialien best&#228;rkt, wenn dort zum einen betont wird, dass "der Erlass einer Rechtsverordnung an enge Voraussetzungen gekn&#252;pft" sei und zum anderen die Rohstoffsicherung und der Lagerst&#228;ttenschutz zusammen mit den "sonstigen volkswirtschaftlichen Belangen" zu einer Fallgruppe und einem "Sammeltatbestand" zusammengefasst werden (BT-Drs. 8/1315 S. 96). Dar&#252;ber hinaus gebietet auch Art. 80 Abs. 1 Satz 2 GG ein enges Verst&#228;ndnis der "sonstigen volkswirtschaftlichen Belange"; denn anderenfalls w&#228;re &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG nicht mit dem Bestimmtheitsgrundsatz vereinbar (vgl. Mu&#223;gnug, ZfB 134 &lt;1993&gt;, 168 &lt;170, 175 f.&gt;; von Hammerstein/Haack, ZfB 146 &lt;2015&gt;, 151 &lt;153 f.&gt;).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Die Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG dahingehend auszulegen ist, dass die Absch&#246;pfung von Marktlagengewinnen ("windfall profits") keinen sonstigen volkswirtschaftlichen Belang darstellt, zu dessen Schutz die Festsetzung eines von &#167; 30 Abs. 3 Satz 1 BBergG abweichenden Betrages oder einer anderen Staffelung sowie die Festsetzung eines von &#167; 31 Abs. 2 BBergG abweichenden Vomhundertsatzes oder Bemessungsma&#223;stabs im Sinne des &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BBergG gerechtfertigt w&#228;re,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ist in einem Revisionsverfahren nicht kl&#228;rungsf&#228;hig. Denn das Oberverwaltungsgericht hat nicht festgestellt, dass der Verordnungsgeber mit der Rechtsverordnung - wie in der Frage vorausgesetzt - gerade auf die Absch&#246;pfung von Marktlagengewinnen abzielt und inwieweit solche gegeben sind. Sind aber Tatsachen, die vorliegen m&#252;ssten, damit die mit der Beschwerde aufgeworfene Frage sich in einem Revisionsverfahren stellen k&#246;nnte, von der Vorinstanz nicht festgestellt worden, kann die Revision im Hinblick auf diese Frage nicht allein wegen der M&#246;glichkeit weiterer Tatsachenfeststellung nach Zur&#252;ckverweisung der Sache wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung zugelassen werden (BVerwG, Beschluss vom 13. M&#228;rz 2015 - 7 B 16.14 - NVwZ 2015, 1772 Rn. 17). In dieser Situation bleibt offen, ob die als rechtsgrunds&#228;tzlich bedeutsam bezeichnete Frage im angestrebten Revisionsverfahren &#252;berhaupt beantwortet werden kann. F&#252;r die Zulassung der Revision muss jedoch die Kl&#228;rungsf&#228;higkeit der gestellten Frage feststehen (vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 17. M&#228;rz 2000 - 8 B 287.99 - BVerwGE 111, 61 &lt;62&gt; und vom 2. Februar 2011 - 6 B 37.10 - Buchholz 421.2 Hochschulrecht Nr. 173 Rn. 11). Nur ausnahmsweise k&#246;nnen andere als die von der Vorinstanz festgestellten Tatsachen der Entscheidung im Revisionsverfahren zugrunde gelegt werden. Dies gilt dann, wenn das Tatsachengericht den Sachverhalt deshalb nicht weiter aufgekl&#228;rt hat, weil es die als rechtsgrunds&#228;tzlich bedeutsam bezeichnete Frage anders als der Beschwerdef&#252;hrer beantwortet und deshalb die Aufkl&#228;rung als nicht entscheidungserheblich unterlassen hat (vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 17. M&#228;rz 2000 - 8 B 287.99 - BVerwGE 111, 61 &lt;62&gt; und vom 4. Dezember 2017 - 6 B 39.17 - juris Rn. 12; siehe auch Beschl&#252;sse vom 19. August 2013 - 9 BN 1.13 - Buchholz 401.68 Vergn&#252;gungssteuer Nr. 56 Rn. 7 und vom 21. Januar 2016 - 4 BN 36.15 - BRS 84 Nr. 17 Rn. 13). Hierauf kann sich der Antragsgegner aber nicht berufen. Denn das Oberverwaltungsgericht hat die Frage der Zul&#228;ssigkeit der Absch&#246;pfung von Marktlagengewinnen nicht abschlie&#223;end beantwortet und verneint. Es hat vielmehr darauf abgestellt, dass &#167; 32 Abs. 2 Satz 2 BBergG allein das m&#246;gliche Ausma&#223; der Erh&#246;hung der S&#228;tze regelt, w&#228;hrend die Zul&#228;ssigkeit dem Grunde nach sich auch insoweit nur aus den in &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG normierten Fallgruppen ergeben kann (siehe hierzu etwa K&#252;hne, DB 1982, 1693 &lt;1694 f.&gt;; Nicolaysen, Bewilligung und F&#246;rderabgabe nach dem BBergG, 1982, S. 40 ff.; Vitzthum/Piens, in: Piens/Schulte/Vitzthum, BBergG, 2. Aufl. 2013, &#167; 32 Rn. 5; BT-Drs. 8/3965 S. 135). Das Vorliegen dieser Voraussetzungen hat das Oberverwaltungsgericht ersichtlich deswegen verneint, weil der Antragsgegner hierzu im Verfahren nichts vorgetragen hatte und schon deswegen - auch ungeachtet des Fehlens eines Beweisantrags - kein Anlass f&#252;r eine weitere Sachverhaltsaufkl&#228;rung bestand. Wie in Bezug auf Verfahrensr&#252;gen gilt aber auch hier, dass das Revisionsverfahren nicht dazu dient, Vers&#228;umnisse eines Verfahrensbeteiligten in der Tatsacheninstanz zu kompensieren (vgl. etwa BVerwG, Beschluss vom 15. Juli 2015 - 7 B 23.14 - juris Rn. 13 m.w.N.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Die Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG dahingehend auszulegen ist, dass dem Verordnungsgeber im Hinblick auf das Vorliegen des Tatbestandsmerkmals des Schutzes volkswirtschaftlicher Belange und die Erforderlichkeit einer Anpassung der Feldes- und F&#246;rderabgaben eine Einsch&#228;tzungspr&#228;rogative zukommt, so dass die plausible Darlegung bef&#252;rchteter negativer Folgen der Rohstoffgewinnung f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Abweichung gen&#252;gt,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>rechtfertigt ebenso wenig die Zulassung der Revision. Die Beschwerde zeigt einen rechtsgrunds&#228;tzlichen Kl&#228;rungsbedarf nicht auf. Soweit die Frage sich als entscheidungserheblich erweist, ist sie einer fall&#252;bergreifenden Beantwortung nicht zug&#228;nglich. Das Oberverwaltungsgericht hat angenommen, dass die Auswirkungen des Abtransports des gef&#246;rderten Roh&#246;ls und der daraus folgende Ausbaubedarf f&#252;r die Verkehrsinfrastruktur des Landes grunds&#228;tzlich unter dem Rechtsbegriff der sonstigen volkswirtschaftlichen Belange fallen k&#246;nnen. Ob dem eine volle richterliche &#220;berpr&#252;fung eines unbestimmten Rechtsbegriffs zugrunde liegt oder ob von einem Auftrag der Exekutive zur n&#228;heren Konkretisierung des gesetzlichen Tatbestands verbunden mit einem Beurteilungs- und Konkretisierungsspielraum auszugehen ist (siehe hierzu M&#246;stl, in: Ehlers/P&#252;nder, Allgemeines Verwaltungsrecht, 15. Aufl. 2016, &#167; 19 Rn. 31), ist f&#252;r die Entscheidung unerheblich. Von Bedeutung bleibt dann allein die hieran anschlie&#223;ende Frage, welche Anforderungen f&#252;r die prognostische Darlegung der Wahrscheinlichkeit des Eintritts der unterstellten Kausalbeziehung gelten. Dies richtet sich aber - auch bei Annahme eines Beurteilungsspielraums des Verordnungsgebers - nach den Umst&#228;nden des Einzelfalls und kann demnach rechtsgrunds&#228;tzlich nicht gekl&#228;rt werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;rungsf&#228;higkeit der Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG dahingehend auszulegen ist, dass der "Schutz volkswirtschaftlicher Belange" eine Abweichung nur zum Ausgleich von Nachteilen erlaubt, deren Auswirkungen auf die Volkswirtschaft des jeweiligen Bundeslandes von vergleichbarem Gewicht sind wie bei den sonstigen in &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG genannten Voraussetzungen und dies insbesondere zur Folge hat, dass die Auswirkungen landesweit wirtschaftlich sp&#252;rbar sein m&#252;ssen, es also nicht gen&#252;gt, dass diese nur die lokale oder regionale Wirtschaft betreffen,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ist gleichfalls nicht dargetan. Denn das Oberverwaltungsgericht geht davon aus, dass die vom Antragsgegner angef&#252;hrten Auswirkungen der Erd&#246;lf&#246;rderung auf die Verkehrsinfrastruktur in ihrer Gesamtheit einen volkswirtschaftlichen Belang darstellen k&#246;nnen und folglich die geforderten landesweiten Wirkungen vorliegen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob es dem Verordnungsgeber auf Grundlage von &#167; 32 Abs. 1 Satz 1 BBergG zum Schutz sonstiger volkswirtschaftlicher Belange m&#246;glich ist, einen gegen&#252;ber den &#167; 31 BBergG erh&#246;hten F&#246;rdersatz vorzusehen, wenn er gleichzeitig die Anrechenbarkeit von Feldesbehandlungskosten oder anderer mit der F&#246;rderung verbundener Kosten vorsieht,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>w&#228;re in dem angestrebten Revisionsverfahren nicht kl&#228;rungsf&#228;hig, weil das Oberverwaltungsgericht sie sich so nicht gestellt und deshalb auch nicht beantwortet hat (BVerwG, Beschluss vom 31. Mai 2018 - 4 B 7.18 - juris Rn. 25). Die Revisionszulassung setzt vielmehr eine Rechtsfrage voraus, die f&#252;r das angegriffene Urteil entscheidungserheblich war (BVerwG, Beschluss vom 4. Oktober 2013 - 6 B 13.13 - Buchholz 421.2 Hochschulrecht Nr. 181 Rn. 18). Auf die Modalit&#228;ten der Erh&#246;hung des F&#246;rdersatzes hat das Oberverwaltungsgericht aber nicht abgestellt, weil es aus seiner Sicht bereits an den tatbestandlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Erh&#246;hung fehlte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>Schlie&#223;lich rechtfertigt die Frage,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>ob der Verordnungsgeber die Feldes- und F&#246;rderkosten zur Abwehr einer Gef&#228;hrdung der Wettbewerbslage der aufsuchenden oder gewinnenden Unternehmen oder zum Schutz sonstiger volkswirtschaftlicher Belange im Sinne des &#167; 32 Abs. 2 Satz 1 BBergG bereits dann anpassen darf, wenn Unternehmen wegen der besonders hohen oder niedrigen Qualit&#228;t der zu f&#246;rdernden Rohstoffe bei gleichbleibenden Feldes- und F&#246;rderabgaben au&#223;ergew&#246;hnliche Vor- oder Nachteile zu gew&#228;rtigen h&#228;tten,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>auch dann nicht die Zulassung der Revision, wenn sie allein auf die Auswirkungen der F&#246;rderung von - wie im gesamten Verfahren vorgetragen - Rohstoffen hoher Qualit&#228;t beschr&#228;nkt wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>Soweit der Antragsgegner sich im Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht in dieser Hinsicht auf die tatbestandlichen Voraussetzungen einer Gef&#228;hrdung der Wettbewerbslage der aufsuchenden oder gewinnenden Unternehmen beruft, besteht jedenfalls kein Kl&#228;rungsbedarf. Denn damit l&#228;sst sich nur eine Herabsetzung der F&#246;rders&#228;tze f&#252;r die von der Verordnung im jeweiligen Bundesland betroffenen Unternehmen begr&#252;nden (vgl. Mann, in: Boldt/Weller/K&#252;hne/von M&#228;&#223;enhausen, BBergG, 2. Aufl. 2016, &#167; 32 Rn. 8 f.; Nicolaysen, a.a.O. S. 41; B&#252;cker, ZfB 123 &lt;1982&gt;, 77 &lt;82&gt;). Erlangt ein Unternehmen au&#223;ergew&#246;hnliche wirtschaftliche Vorteile durch die F&#246;rderung qualitativ hochwertiger Rohstoffe, kann dies nur positive, nicht aber negative Auswirkungen auf seine Wettbewerbslage haben. Nur im letzteren Falle steht eine Gef&#228;hrdung der Wettbewerbslage der betroffenen Unternehmen in Rede, die der Verordnungsgeber gegebenenfalls durch eine Anpassung der F&#246;rderabgaben nach unten abfedern kann. Auswirkungen auf Unternehmen in anderen Bundesl&#228;ndern sind insoweit unbeachtlich, weil das Gesetz dem (Landes-)Verordnungsgeber nur die Ber&#252;cksichtigung der Wettbewerbslage der seiner Regelungskompetenz unterliegenden abgabepflichtigen Unternehmen aufgibt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>Soweit die Frage sich auf das Tatbestandsmerkmal des Schutzes sonstiger volkswirtschaftlicher Belange bezieht und die Beschwerdebegr&#252;ndung auf Parallelen zur Absch&#246;pfung von Marktlagengewinnen verweist, fehlt es auch hier - als Voraussetzung der Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit - an den erforderlichen tats&#228;chlichen Feststellungen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Streitwertfestsetzung folgt aus &#167; 47 Abs. 1 und 3, &#167; 52 Abs. 2 GKG.</p> </dd> </dl> </div>
171,316
lsgnrw-2018-12-21-l-7-as-200018-b-er
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 7 AS 2000/18 B ER; L 7 AS 2001/18 B
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:50:52
2019-02-12T13:44:39
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:2018:1221.L7AS2000.18B.ER.L.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragsteller gegen den Beschluss des Sozialgerichts Gelsenkirchen vom 18.09.2018 wird zur&#252;ckgewiesen. Kosten sind nicht zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller begehren mit ihrer Beschwerde Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II f&#252;r die Zeit ab dem 14.08.2018 im Wege des einstweiligen Rechtschutzes.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der am 00.00.1979 geborene Antragsteller zu 1) siedelte mit seiner am 00.00.1991 geborenen fr&#252;heren Lebensgef&#228;hrtin, Frau F G und drei ihrer gemeinsamen Kinder, den am 00.00.2009, 00.00.2011 und 00.00.2008 geborenen Antragstellern zu 2) bis 4), im April 2014 in die Bundesrepublik Deutschland &#252;ber. Frau F G und der Antragsteller zu 1) sind dar&#252;ber hinaus Eltern der in Deutschland geborenen Kinder O G (geboren am 00.00.2015) und B G (geboren am 00.00.2018). Die Antragsteller sind - wie die &#252;brigen Familienmitglieder - rum&#228;nische Staatsb&#252;rger.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst lebten die Antragsteller zusammen mit Frau F G in H. Im Juni 2017 zogen die Antragsteller mit Frau F G und O G von H nach I, wo sie bei dem Antragsgegner am 12.06.2017 Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II beantragten. Frau F G und der Antragsteller zu 1) gaben an, sie seien auf geringf&#252;giger Basis bei der Gesellschaft f&#252;r M. und K. mbH, F (GMK) befristet als Zusteller besch&#228;ftigt. Sie legten einen ab dem 01.06.2017 g&#252;ltigen Mietvertrag &#252;ber eine 72 m&#178; gro&#223;e Wohnung in der C-stra&#223;e 00, I mit einer monatlichen Gesamtmiete von 520 EUR (385 EUR Grundmiete, 60 EUR Betriebskostenvorschuss, 75 EUR Heizkostenvorschuss) vor. Ferner wurde ein Kindergeldbescheid der Familienkasse Nordrhein-Westfalen Nord vom 07.11.2016 vorgelegt, mit dem die bewilligten Kindergeldleistungen f&#252;r die Antragsteller zu 2) bis 4) und das Geschwisterkind O G ab November 2016 aufgehoben wurden. Zur Begr&#252;ndung wurde in dem Aufhebungsbescheid der Familienkasse Nordrhein-Westfalen Nord aufgef&#252;hrt, dass die f&#252;r den Kindergeldbezug notwendige Niederlassungs- oder Aufenthaltserlaubnis nicht mehr bestehe, da die Freiz&#252;gigkeit mit Verf&#252;gung der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde vom 10.10.2016, zugestellt am 18.10.2016, durch die Stadt H aufgehoben worden sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller zu 2) bis 4) besuchten bei Antragstellung noch die H-grundschule V. F&#252;r den Antragsteller zu 3) lag eine Schulanf&#228;ngeranmeldung f&#252;r diese Schule f&#252;r das Schuljahr 2017/18 vor. Die Antragsteller 2) und 3) wechselten sp&#228;ter auf die Grundschule Q, I. Der Antragsteller zu 4) wechselte nach dem Umzug nach I auf die Grundschule K in I.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Statusanfrage des Antragsgegners im Registerportal des Bundesverwaltungsamtes vom 21.06.2017 ergab, dass hinsichtlich der Antragsteller zu 2) bis 4) sowie Frau F G und O G mit Bescheiden der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde H vom 10.10.2016 nach &#167; 5 Abs. 4 Freiz&#252;gG/EU der Verlust des Rechts auf Einreise und Aufenthalt im Bundesgebiet festgestellt und am 18.10.2016 die Ausweisung f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rt wurde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheiden vom 18.07.2017, 18.09.2017, 28.12.2017 bewilligte der Antragsgegner den Antragstellern, Frau F G und O G zun&#228;chst SGB II-Leistungen in der Zeit vom 01.06.2017 bis 30.11.2017 unter Ber&#252;cksichtigung des Erwerbseinkommens bei der GMK. Im Rahmen eines pers&#246;nlichen Gespr&#228;chs vom 05.01.2018 teilte der Antragsgegner dem Antragsteller zu 1) und Frau F G mit, dass vor Kl&#228;rung des Aufenthaltsrechts eine weitere Leistungsgew&#228;hrung nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 14.04.2018 wurde die j&#252;ngste Tochter des Antragstellers zu 1) und Schwester der Antragsteller zu 2) bis 4), B G, geboren. Frau F G wurde deswegen f&#252;r die Zeit vom 14.04.2018 bis 13.04.2019 Elterngeld in H&#246;he von 300 EUR monatlich von der Stadt I bewilligt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 25.04.2018 lehnte der Antragsgegner die weitere Bewilligung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts f&#252;r die Antragsteller sowie F G, O G und B G ab. Der Antragsteller zu 1) und Frau F G h&#228;tten zuletzt ein Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis nicht mehr nachgewiesen und f&#252;r die Antragsteller zu 2) bis 4) und Frau F G sei die Freiz&#252;gigkeit mit der Ausreiseaufforderung der Stadt I entzogen worden. Die Antragsteller und ihre Familienangeh&#246;rigen h&#228;tten nach &#167; 6 Abs. 1 Freiz&#252;gG/EU ihr Freiz&#252;gigkeitsrecht verloren, so dass sie sich nach &#167; 7 Abs. 2 Freiz&#252;gG/EU nicht mehr im Bundesgebiet aufhalten d&#252;rften. Demnach h&#228;tten sie auch keinen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II. Das Schreiben vom 25.04.2018 enthielt keine Rechtsmittelbelehrung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 30.04.2018 haben die Antragsteller, Frau F G, O G und B G bei dem SG Gelsenkirchen beantragt den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihnen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts ab Antragstellung zu zahlen (S 33 AS 1169/18 ER). Wegen der Arbeitnehmereigenschaft des Antragstellers zu 1) und von Frau F G sei der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II nicht einschl&#228;gig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 07.05.2018 hat das Sozialgericht den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, dem Antragsteller zu 1) den Regelbedarf vom 30.04.2018 bis zum 30.09.2018 - abz&#252;glich des Erwerbseinkommens und ohne Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung - zu zahlen. Im &#220;brigen hat das SG den Antrag abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen den ihnen am 09.05.2018 zugestellten Beschluss haben die Antragsteller zu 2) bis 4), ihre Mutter und Geschwister am 06.06.2018 Beschwerde bei dem Senat eingelegt (L 7 AS 961/18 B ER). Die Beschwerde der Mutter und Geschwister der Antragsteller (B und O G), die wegen einer drohenden Haftstrafe der Mutter wieder nach Rum&#228;nien (so der Antragsteller zu 1)) bzw. nach Frankreich (so die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde der Stadt I unter Bezugnahme auf eine Mitteilung des Antragstellers zu 1)) ausgewandert seien, hat die Prozessbevollm&#228;chtigte der Antragsteller mit Schrifts&#228;tzen vom 22.08.2018 und 13.09.2018 zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Parallel zum Beschwerdeverfahren haben die Antragsteller erneut Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts beim Antragsgegner beantragt. Das Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis des Antragstellers zu 1) sei zwischenzeitlich mit Schreiben vom 09.05.2015 der GMK zum 15.06.2018 gek&#252;ndigt worden. Mit Schreiben vom 11.06.2018 hat der Antragsteller zu 1) mitgeteilt, seine "Frau" (gemeint wohl Frau F G) sei mit der j&#252;ngsten Tochter ausgezogen und nach Rum&#228;nien zur&#252;ckgekehrt. Er sei nunmehr alleinerziehender Vater von drei Kindern.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Am 15.06.2018 hat der Antragsgegner vom Ausl&#228;nderamt Kenntnis erhalten, dass sich Frau F G in Untersuchungshaft befand. Eine Verurteilung wegen "Bandenkriminalit&#228;t" sei im Januar 2018 erfolgt. F&#252;r die Kinder von Frau F G bestehe weiterhin keine Freiz&#252;gigkeit. Auf weitere Nachfrage des Antragsgegners hat der Antragsteller zu 1) mit Schreiben vom 20.06.2018 mitgeteilt, sein Geburtsname sei T gewesen. Er habe im Jahr 2006 Frau T geheiratet und ihren Namen angenommen. Im Jahr 2007 habe er sich scheiden lassen. Seit 2007 sei er mit Frau F G zusammen gekommen, ohne diese zu heiraten. Er habe f&#252;nf Kinder mit ihr. Frau F G sei mit den beiden j&#252;ngsten Kindern ausgewandert und wieder nach Rum&#228;nien zur&#252;ckgekehrt. Das Einwohnermeldeamt habe eine Abmeldung abgelehnt. Ihm sei arbeitgeberseitig ordentlich gek&#252;ndigt worden, wie sich aus dem K&#252;ndigungsschreiben vom 09.05.2018 zum 15.06.2018 ergebe. Er lebe als alleinerziehender Vater von drei Kindern in der Wohnung C-stra&#223;e 00, I. Die Lohnabrechnungen habe er bereits vorgelegt, werde diese gleichwohl noch einmal nachreichen. In der Folgezeit hat der Antragsteller zu 1) die Lohnabrechnungen f&#252;r die Monate November 2017 bis M&#228;rz 2018 dem Antragsgegner zugefaxt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auf gerichtliche Nachfrage in dem Beschwerdeverfahren L 7 AS 961/18 B ER hat das Amt f&#252;r Ausl&#228;nderangelegenheiten der Stadt H unter dem 27.07.2018 mitgeteilt, dass Frau F G weiterhin vollziehbar ausreisepflichtig sei. Zwar habe sie gegen diese Ordnungsverf&#252;gung Rechtsmittel eingelegt, jedoch sei das Verfahren eingestellt worden, da Frau F G das Verfahren nicht betrieben habe. Der Antragsteller zu 4) sei ebenfalls vollziehbar ausreisepflichtig. Die Abweichung im Ausl&#228;nderzentralregister beruhe auf einen &#220;bertragungsfehler.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Am 14.08.2018 haben die Antragsteller bei dem SG Gelsenkirchen einen weiteren Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gestellt und ihren Vortrag im Wesentlichen wiederholt. Das SG Gelsenkirchen hat eine Stellungnahme der GMK eingeholt, die unter dem 05.09.2018 mitgeteilt hat, dass das Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis des Antragstellers zu 1) verhaltensbedingt gek&#252;ndigt worden sei, weil dieser trotz arbeitsgerichtlicher Abmahnung nicht vereinbarte Arbeitszeiten eingehalten habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gest&#252;tzt hierauf hat das SG Gelsenkirchen mit Beschluss vom 18.09.2018 den Antrag der Antragsteller auf Erlass einer einstweiligen Anordnung und Prozesskostenhilfe abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die GMK hat auf gerichtliche Anfrage in dem Verfahren L 7 AS 961/18 B ER mit Schreiben vom 21.09.2018 ferner mitgeteilt, dass das Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis mit dem Antragsteller zu 1) nach Abmahnung verhaltensbedingt gek&#252;ndigt worden sei. Bereits zuvor hat die Bundesagentur f&#252;r Arbeit am 18.09.2018 festgestellt, dass die ab dem 16.06.2018 eingetretene Arbeitslosigkeit des Antragstellers zu 1) selbstverschuldet eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen den Beschluss des Sozialgerichts Gelsenkirchen vom 18.09.2018, der ihnen am 19.09.2018 zugestellt wurde, haben die Antragsteller Beschwerde eingelegt. Das Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis des Antragstellers zu 1) sei entgegen der Stellungnahme der GMK unfreiwillig beendet worden. Die Antragsteller zu 2) bis 4) besuchten in I weiterhin Grundschulen und w&#252;rden vom Antragsteller zu 1) alleine erzogen. Zu diesem Zwecke habe der Antragsteller im Juni 2018 vor dem AG I das alleinige Sorgerecht beantragt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter dem 23.10.2018 hat die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde der Stadt I in dem Beschwerdeverfahren L 7 AS 961/18 B ER mitgeteilt, dass es ein Verfahren zur Feststellung &#252;ber das Nichtbestehen der Freiz&#252;gigkeitsrechte bez&#252;glich des Antragstellers zu 1) er&#246;ffnet habe. Da das letzte Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis des Antragstellers zu 1) nicht unfreiwillig beendet worden sei, sei beabsichtigt, den Verlust der Freiz&#252;gigkeit festzustellen. Hierzu laufe eine Anh&#246;rungsfrist, die am 08.11.2018 ende. Eine R&#252;ckverf&#252;gung des Freiz&#252;gigkeitsrechts der minderj&#228;hrigen Antragsteller zu 2) bis 4) sei nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auf Anfrage des Senats in dem Beschwerdeverfahren L 7 AS 961/18 B ER haben die Grundschulen Q und K mit Schreiben vom 30.10.2018 und 31.10.2018 mitgeteilt, dass die Antragsteller zu 2) bis 4) seit den Herbstferien 2018 nicht mehr zum Schulunterricht erschienen sind. Weder seien Abmeldungen noch Entschuldigungen eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 26.11.2018 hat die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde der Stadt I gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 4 Freiz&#252;gG/EU das Nichtbestehen des Rechts auf Einreise und Aufenthalt im Bundesgebiet bei dem Antragsteller zu 1) festgestellt und die sofortige Vollziehung dieser Ordnungsverf&#252;gung angeordnet. Zur freiwilligen Ausreise hat das Ausl&#228;nderamt dem Antragsteller zu 1) eine Frist bis zum 31.01.2019 einger&#228;umt. F&#252;r den Fall, dass eine freiwillige Ausreise zum 31.01.2019 nicht erfolgt, wurde bereits die Abschiebung nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 3 Freiz&#252;gG/EU angedroht. Gegen diesen Bescheid hat der Antragsteller zu 1) bisher - soweit ersichtlich - keinen Widerspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 28.11.2018 hat der Senat in dem Beschwerdeverfahren L 7 AS 961/18 B ER die Beschwerde der Antragsteller zu 2) bis 4) zur&#252;ckgewiesen, da die Antragsteller zu 2) bis 4) weder einen Anordnungsanspruch glaubhaft gemacht hatten, noch Leistungen im Wege der Folgenabw&#228;gung zuzusprechen waren</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde der Antragsteller ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht hat den Antrag der Antragsteller zu 2) bis 4) im Ergebnis zu Recht abgelehnt, da dieser bereits Gegenstand des Verfahren S 33 AS 1169/18 ER bzw. L 7 AS 561/18 B ER war und eine parallele Geltendmachung desselben Anspruchs in einem weiteren Verfahren nicht zul&#228;ssig ist. Nur der Antrag des Antragstellers zu 1) war zul&#228;ssig. Zul&#228;ssiger Gegenstand des Verfahrens ist damit die einstweilige Verpflichtung des Antragsgegners zur Zahlung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts ab dem 14.08.2018 an den Antragsteller zu 1). Zu Recht hat das Sozialgericht den Antrag abgelehnt (vgl. bereits die Ausf&#252;hrungen des Senats im Beschluss vom 28.11.2018 - L 7 AS 561/18 B ER).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Einstweilige Anordnungen sind nach &#167; 86b Abs. 2 Satz 2 SGG zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustands in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis zul&#228;ssig, wenn eine solche Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile n&#246;tig erscheint (Regelungsanordnung). Der Erlass einer einstweiligen Anordnung verlangt grunds&#228;tzlich Erfolgsaussichten in der Hauptsache sowie die Erforderlichkeit einer vorl&#228;ufigen gerichtlichen Entscheidung. Die Erfolgsaussichten in der Hauptsache (Anordnungsanspruch) und die Eilbed&#252;rftigkeit der erstrebten einstweiligen Regelung (Anordnungsgrund) sind glaubhaft zu machen (&#167; 86b Abs. 2 Satz 4 SGG iVm &#167; 920 Abs. 2 ZPO). Ob ein Anordnungsanspruch vorliegt, ist in der Regel durch summarische Pr&#252;fung zu ermitteln. K&#246;nnen ohne Eilrechtsschutz jedoch schwere und unzumutbare Nachteile entstehen, die durch das Hauptsacheverfahren nicht mehr zu beseitigen w&#228;ren, ist eine abschlie&#223;ende Pr&#252;fung erforderlich (BVerfG Beschluss vom 12.05.2005 - 1 BvR 569/05). Bei offenem Ausgang muss das Gericht anhand einer Folgenabw&#228;gung entscheiden, die die grundrechtlichen Belange der Antragsteller umfassend zu ber&#252;cksichtigen hat (BVerfG Beschluss vom 12.05.2005 - 1 BvR 569/05; st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, vgl. nur Beschl&#252;sse vom 05.09.2017 - L 7 AS 1419/17 B ER und vom 21.07.2016 - L 7 AS 1045/16 B ER).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller zu 1) hat einen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es kann offen bleiben, ob der Antragsteller zu 1) die Leistungsvoraussetzungen nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II erf&#252;llt. Jedenfalls war er nach &#167; 7 SGB II vom Leistungsbezug ausgenommen. Nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2a SGB II sind vom SGB II-Leistungsbezug ausgenommen Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, die kein Aufenthaltsrecht haben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Bei dem Antragsteller zu 1) wurde von der zust&#228;ndigen Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nach &#167; 5 Abs. 4 Freiz&#252;gG/EU der Verlust des Rechts auf Einreise und Aufenthalt im Bundesgebiet festgestellt. Der Antragsteller hat nach &#167; 6 Abs. 1 Freiz&#252;gG/EU sein Freiz&#252;gigkeitsrecht verloren, so dass er sich nach &#167; 7 Abs. 2 Freiz&#252;gG/EU nicht im Bundesgebiet aufhalten darf. Die f&#246;rmliche Verlustfeststellung begr&#252;ndet nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU die sofortige Ausreisepflicht, wenn nicht Rechtsschutz in Anspruch genommen wird (BSG Urteil vom 03.12.2015 - B 4 AS 44/15 R). Der Antragsteller zu 1) hat nicht glaubhaft gemacht, dass er gegen die ihm adressierte Verlustfeststellung Rechtsmittel eingelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass nach der durch das Gesetz zur Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der Europ&#228;ischen Union vom 19.08.2007 erfolgten &#196;nderung des &#167; 7 Freiz&#252;gG/EU die Ausreisepflicht nicht mehr erst dann entsteht, wenn die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde unanfechtbar festgestellt hat, dass das Recht auf Einreise und Aufenthalt nicht besteht, sondern grunds&#228;tzlich bereits mit der blo&#223;en Feststellung des Verlustes (BT-Drs. 16/5065, S. 211; vgl. auch LSG Nordrhein-Westfalen Beschl&#252;sse vom 06.10.2017 - L 19 AS 1761/17 B ER und vom 19.03.2018 - L 19 AS 133/18 B ER, das in diesen F&#228;llen bereits einen gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Bundesgebiet verneint).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller zu 2) bis 4) verf&#252;gen auch nicht &#252;ber ein Aufenthaltsrecht aus Art. 10 VO (EU) 492/11, weshalb auch der Antragsteller zu 1) sich hierauf nicht berufen kann. Danach k&#246;nnen die Kinder eines Staatsangeh&#246;rigen eines Mitgliedstaats, der im Hoheitsgebiet eines anderen Mitgliedstaates besch&#228;ftigt ist oder besch&#228;ftigt gewesen ist, wenn sie im Hoheitsgebiet dieses Mitgliedstaats wohnen, unter den gleichen Bedingungen wie die Staatsangeh&#246;rigen dieses Mitgliedstaats am allgemeinen Unterricht sowie an der Lehrlings- und Berufsausbildung teilnehmen. Art. 10 VO (EU) 492/11 verleiht den Kindern eines Arbeitnehmers ein eigenes Recht auf Zugang zum Unterricht an einer allgemeinbildenden Schule und damit ein autonomes, dh nicht vom Aufenthaltsrecht ihrer Eltern abh&#228;ngiges, eigenst&#228;ndiges Aufenthaltsrecht. Dieses Recht gilt f&#252;r Kinder von Arbeitnehmern wie auch f&#252;r die Kinder ehemaliger Arbeitnehmer. Art. 10 VO (EU) 492/11 verlangt nur, dass das Kind mit seinen Eltern oder einem Elternteil in der Zeit in einem Mitgliedstaat lebte, in der dort zumindest ein Elternteil als Arbeitnehmer wohnte (vgl. EuGH, Urteile vom 30.06.2016 - C-115/15, vom 13.06.2013 - C-45/12 Hadj Ahmed, vom 08.05.2013 - C-529/11 Alarape und Tijani, vom 14.06.2012 - C-542/09, vom 06.09.2012 - C-147/11/148/11 Czop und Punakova und vom 23.02.2010 - C-310/08; 480/08 Ibrahim und Teixeira). Voraussetzung ist aber, dass sie im Hoheitsgebiet dieses Mitgliedstaats wohnen, woran hier hinsichtlich der Antragsteller zu 2) bis 4) erhebliche Zweifel bestehen und am Unterricht tats&#228;chlich teilnehmen. Letzteres ist hier nicht glaubhaft gemacht, denn die Antragsteller zu 2) bis 4) sind seit dem Ende der Herbstferien, mithin seit dem 29.10.2018, unentschuldigt nicht mehr zum Unterricht erschienen. Die u.a. mit Schriftsatz der Prozessbevollm&#228;chtigten der Antragsteller vom 26.11.2018 vorgelegten Schulbescheinigungen datieren vom 14.09.2018 bzw. 18.09.2018 und damit vor den Herbstferien. Ob dem Leistungsbezug aufgrund des Schulbesuchs zus&#228;tzlich &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2c) SGB II entgegensteht oder hier im Wege der Folgenabw&#228;gung bei einem tats&#228;chlichen und fortgesetzten Schulbesuch im einstweiligen Rechtsschutz eine Folgenabw&#228;gung zugunsten des Antragstellers vorgenommen werden muss (so die st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, vgl. Beschluss vom 21.12.2017 - L 7 AS 2044/17 B ER), braucht im vorliegenden Einzelfall nicht entschieden zu werden, da kein tats&#228;chlicher und fortgesetzter Schulbesuch glaubhaft gemacht wurde. Ebenso muss nicht entschieden werden, ob ein Aufenthaltsrecht aus Art. 10 VO (EU) 492/11 auch bei Ausl&#228;ndern, die vollziehbar ausreisepflichtig sind, denkbar ist oder ob auch insoweit dem Aufenthaltsrecht die Tatbestandswirkung der ausl&#228;nderbeh&#246;rdlichen Ausreiseverf&#252;gung entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund sind Leistungen auch nicht im Wege der Folgenabw&#228;gung zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zuletzt hatte auch eine Beiladung der Stadt I als zust&#228;ndige Tr&#228;gerin von Leistungen nach dem AsylbLG nicht zu erfolgen. Zwar k&#228;me nach den obigen Ausf&#252;hrungen ein Anspruch des Antragstellers zu 1) nach &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG in Betracht (vgl. LSG Sachsen-Anhalt Beschluss vom 25.07.2016 - L 8 SO 19/16 B ER; LSG Hessen Beschluss vom 22.05.2015 - L 4 SO 31/15 B ER). Insofern fehlt es jedoch an einem Anordnungsgrund, da die anwaltlich vertretenen Antragsteller sich bislang nicht an die Stadt I gewandt und Leistungen begehrt haben, obwohl ein entsprechender Hinweis mit Beschluss vom 28.11.2018 bereits in dem Beschwerdeverfahren L 7 AS 961/18 B ER erteilt wurde. Ein Antragsteller ist zun&#228;chst gehalten, sich an den (zust&#228;ndigen) Leistungstr&#228;ger unmittelbar zu wenden, bevor er gerichtlichen Eilrechtsschutz in Anspruch nimmt (so auch LSG Nordrhein-Westfalen Beschluss vom 06.10.2017 - L 19 AS 1761/17 B ER).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mangels hinreichender Erfolgsaussicht war auch der Antrag auf Prozesskostenhilfe f&#252;r die Antragsteller abzulehnen (&#167; 73a SGG iVm &#167; 114 Abs. 1 ZPO). Im Beschwerdeverfahren haben die Antragsteller keinen Prozesskostenhilfe-Antrag gestellt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung von 193 Abs. 1 Satz 1 SGG. Im Beschwerdeverfahren gegen die Ablehnung von Prozesskostenhilfe sind au&#223;ergerichtliche Kosten nicht zu erstatten (&#167; 73a Abs. 1 Satz 1 SGG iVm &#167; 127 Abs. 4 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist nicht mit der Beschwerde anfechtbar (&#167; 177 SGG).</p>
171,315
vg-gelsenkirchen-2018-12-21-9a-l-216018a
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9a L 2160/18.A
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:50:52
2019-02-12T13:44:39
Beschluss
ECLI:DE:VGGE:2018:1221.9A.L2160.18A.00
<h2>Tenor</h2> <ul><li><p>1. Die aufschiebende Wirkung der im Verfahren 9a&#160;K&#160;5971/18.A gegen die in&#160;&#160;&#160; Ziffer 1. des Bescheides der Antragsgegnerin vom 20. November 2018&#160;&#160;&#160; (Az. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) enthaltene Ablehnung des Asylantrags als unzul&#228;ssig&#160;&#160;&#160; erhobenen Klage wird angeordnet.</p> </li> <li><p>2. Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens, f&#252;r das&#160;&#160;&#160; Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p> </li> </ul><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit seinem w&#246;rtlich gestellten Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung dieser Klage anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">bezieht sich der anwaltlich nicht vertretene Antragsteller auf seine am 26. November 2018 im Verfahren 9a K 5971/18.A gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 20. November 2018 &#8211; Az&#8211; erhobene Klage, mit der er w&#246;rtlich beantragt, den Bescheid des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Az.&#160;&#160; ) vom 20. November 2018 in Ziffer 1. aufzuheben, die Beklagte zu verpflichten, ihn als Asylberechtigten anzuerkennen und die Fl&#252;chtlingseigenschaft gem&#228;&#223; &#167; 3 AsylG zuzuerkennen, hilfsweise, subsidi&#228;ren Schutz gem&#228;&#223; &#167; 4 AsylG zu gew&#228;hren, weiter hilfsweise, festzustellen, dass Abschiebungsverbote gem&#228;&#223; &#167; 60 V und VII 1 AufenthG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung seines Vorbringens (&#167;&#167;&#160;122 Abs. 1, 88 VwGO) ist Rechtsschutzziel des Antragstellers im Eilverfahren,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung der im Verfahren 9a K 5971/18.A gegen die in Ziffer 1. des Bescheides der Antragsgegnerin vom 20. November 2018 (Az.) enthaltene Ablehnung seines Asylfolgeantrags als unzul&#228;ssig anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, die Antragsgegnerin zu verpflichten, der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde mitzuteilen, dass die im Bescheid der Antragsgegnerin vom 28. Februar 2018 (Az.) enthaltene Abschiebungsandrohung bis zu einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber die Voraussetzungen des &#167; 60 Abs. 5 und 7 AufenthG im Hauptsacheverfahren vorl&#228;ufig nicht vollzogen werden darf.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der in Ziffer 1. des in der Hauptsache angegriffenen Bescheides enthaltenen Regelung wurde das als Folgeantrag erfasste Begehren des Antragstellers als unzul&#228;ssig abgelehnt. In den F&#228;llen, in denen eine Unzul&#228;ssigkeitsentscheidung nach &#167; 29 Abs. 1 Nr. 5 des Asylgesetzes (AsylG) ergeht, ist die Anfechtungsklage die statthafte Klageart im Hauptsacheverfahren. Soweit in der bisherigen Rechtsprechung zum Folgeantrag die Verpflichtungsklage als allein zul&#228;ssige Klageart betrachtet worden war, ist daran aufgrund der Weiterentwicklung des Asylverfahrensrechts durch das Integrationsgesetz vom 31. Juli 2016 (BGBl. I, S. 1939), insbesondere der Neufassung des &#167; 29 AsylG durch Art. 6 dieses Gesetzes, nicht festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Dezember 2016 &#8211; 1 C 4.16 &#8211; juris Rn. 16 ff.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund ist nunmehr auch in den F&#228;llen, in denen das Bundesamt &#8211; wie hier &#8211; keine erneute Abschiebungsandrohung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 71 Abs. 4, 34 bis 36 AsylG erlassen hat, vorl&#228;ufiger Rechtsschutz gegen drohende Abschiebungsma&#223;nahmen nicht mehr nach &#167; 123 Abs. 1 VwGO, sondern nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO zu gew&#228;hren. Gegenstand des Antrags auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ist dann die in der Hauptsache mit der Anfechtungsklage angegriffene Ablehnung des Asylfolgeantrags als unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">VG M&#252;nchen, Beschluss vom 08. Mai 2017 &#8211; M 2 E 17.37375 &#8211;, Rn. 12 f., juris;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die gegen die Ablehnung des Folgeantrags als unzul&#228;ssig gerichtete Anfechtungsklage hat keine aufschiebende Wirkung, weil insbesondere kein Fall der &#167;&#167; 75 Abs.&#160;1, 38 Abs. 1 AsylG vorliegt. Gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 4 AsylG sind, wenn die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 bis 3 des Verwaltungsverfahrensgesetzes nicht vorliegen, die &#167;&#167; 34, 35 und 36 AsylG entsprechend anzuwenden. Es liegt damit kein &#8222;sonstiger Fall&#8220; im Sinne des &#167; 38 Abs. 1 AsylG vor, bei dem eine Anfechtungsklage gem&#228;&#223; &#167;&#160;75 Abs. 1 AsylG aufschiebende Wirkung h&#228;tte. Dies gilt auch dann, wenn es einer erneuten Abschiebungsandrohung nach &#167; 71 Abs. 4 i.V.m. &#167;&#160;34&#160;ff. AsylG nicht bedarf, weil eine nach Stellung des fr&#252;heren Asylantrags ergangene Abschiebungsandrohung oder -anordnung vollziehbar geworden ist (&#167; 71 Abs. 5 Satz 1 AsylG),</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG M&#252;nchen, Beschluss vom 08. Mai 2017 &#8211; M 2 E 17.37375 &#8211;, Rn. 13, juris; VG Augsburg, Beschluss vom 28. Februar 2018 &#8211; Au 6 E 18.30245 &#8211;, Rn. 23, juris; VG Dresden, Beschluss vom 11. September 2017 &#8211; 13 L 1004/17.A &#8211;, Rn. 19, juris</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wird dem Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO entsprochen, d&#252;rfen aus der Ablehnung des Folgeantrags einstweilen keine Folgen mehr gezogen werden bzw. ist von einer vorl&#228;ufigen Wirksamkeitshemmung auszugehen. Der betroffene Ausl&#228;nder ist im Ergebnis zumindest so zu stellen, als sei &#252;ber seinen Folgeantrag noch nicht entschieden. Damit scheidet &#8211; was zur Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes erforderlich, aber auch ausreichend ist &#8211; insbesondere eine Abschiebung des Ausl&#228;nders einstweilen aus.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG M&#252;nchen, Beschluss vom 08. Mai 2017 &#8211; M 2 E 17.37375 &#8211;, Rn. 14, juris m.N.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In der Hauptsache ist die in Ziffer 2. des Bescheides enthaltene Ablehnung einer Ab&#228;nderung des Ausgangsbescheides zu den Feststellungen zu &#167;&#160;60 Abs. 5 und 7 Satz&#160;1 AufenthG hilfsweise durch eine Verpflichtungsklage in Form der Versagungsgegenklage zur verwaltungsgerichtlichen Pr&#252;fung zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Dezember 2016 &#8211; 1 C 4.16 &#8211; Rn. 20, juris.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund kommt im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes nur ein Antrag nach &#167; 123 VwGO in Betracht, der im Hilfsverh&#228;ltnis zu dem gegen Ziffer&#160;1. des in der Hauptsache angegriffenen Bescheides gerichteten Antrag steht. Insoweit ist es erforderlich, aber auch ausreichend, dem Bundesamt aufzugeben, der zust&#228;ndigen Ausl&#228;nderbeh&#246;rde mitzuteilen, dass die im Ausgangsbescheid enthaltene Abschiebungsandrohung bis zu einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber die Voraussetzungen des &#167; 60 Abs. 5 und 7 AufenthG im Hauptsacheverfahren vorl&#228;ufig nicht vollzogen werden darf.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch VG Augsburg, Beschluss vom 28. Februar 2018 &#8211; Au 6 E 18.30245 &#8211;, Rn. 25, juris; vgl. VG Gelsenkirchen, Beschluss vom 28. Mai 2018 &#8211; 3a L 953/18.A &#8211; n.v.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Von den so verstandenen Antr&#228;gen hat der Hauptantrag Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der gegen Ziffer 1. des in der Hauptsache angegriffenen Bescheides gerichtete Antrag ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist er nicht verfristet, weil die Wochenfrist gem&#228;&#223; &#167; 36 Abs. 3 AsylG mangels erneut erlassener Abschiebungsandrohung (&#167; 71 Abs. 4 i.V.m. &#167; 36 Abs. 3 AsylG) nicht gilt. Vielmehr besteht f&#252;r den gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 VwGO gestellten Antrag das geforderte Rechtsschutzbed&#252;rfnis, weil die Klage in der Hauptsache zul&#228;ssig, insbesondere fristgerecht erhoben wurde.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die aufschiebende Wirkung der Klage ist anzuordnen. In der von &#167; 71 Abs. 4 AsylG geforderten entsprechenden Anwendung des &#167; 36 Abs. 4 AsylG darf die aufschiebende Wirkung der Klage nur angeordnet werden, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Verwaltungsaktes bestehen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der aufschiebenden Wirkung nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 VwGO h&#228;ngt ab von einer Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen an der Suspendierung der angefochtenen Ma&#223;nahme einerseits und der Vollziehung des Verwaltungsaktes andererseits. Bei der Abw&#228;gung sind auch die Erfolgsaussichten des eingelegten Rechtsbehelfs zu ber&#252;cksichtigen. Ergibt die im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes allein gebotene summarische Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage, dass die Rechtm&#228;&#223;igkeit des sofort vollziehbaren Verwaltungsakts nach dem Ma&#223;stab des nach dem Ma&#223;stab des &#167; 36 Abs. 4 AsylG ernstlich zweifelhaft ist, &#252;berwiegt das private Aufschubinteresse des Antragstellers. An der Vollziehung einer rechtswidrigen hoheitlichen Ma&#223;nahme besteht kein &#246;ffentliches Interesse. Wird sich hingegen der angegriffene Bescheid nach summarischer Pr&#252;fung als rechtm&#228;&#223;ig erweisen, &#252;berwiegt regelm&#228;&#223;ig das &#246;ffentliche Interesse am Bestand der sofortigen Vollziehbarkeit.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es bestehen in der Sache bei der im vorliegenden Verfahren gebotenen und nur m&#246;glichen summarischen Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage ernstliche Zweifel daran, dass das Bundesamt den Asylantrag des Antragstellers als Folgeantrag behandeln und als unzul&#228;ssig ablehnen konnte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r eine erneute Sachpr&#252;fung des Asylbegehrens durch die Antragsgegnerin im Folgeantragsverfahren ist &#167; 71 Abs. 1 AsylG. Danach ist f&#252;r den Fall, dass ein Ausl&#228;nder, bei dem ein Asylantrag zur&#252;ck genommen oder unanfechtbar abgelehnt worden ist, erneut einen Asylantrag (Folgeantrag) stellt, ein weiteres Asylverfahren nur durchzuf&#252;hren, wenn die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 bis 3 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Folgeantrag liegt hier nach summarischer Pr&#252;fung nach Sichtung und W&#252;rdigung der vom Bundesamt &#252;bermittelten Beiakten nicht vor. Der Antragsteller befindet sich nach summarischer Pr&#252;fung nach wie vor in einem Asylerstverfahren, das nach &#167; 33 Abs. 5 Satz 5 AsylG durch das Bundesamt nach Einstellung des Asylverfahrens mit Bescheid vom 25. August 2017 und Aufhebung dieses Bescheides auf seinen Antrag vom 5. September 2017 hin wieder in dem Verfahrensabschnitt aufgenommen wurde, in dem es eingestellt wurde. Damit befand sich der Antragsteller mit der Wiederaufnahme des Verfahrens erneut im Erstverfahren. Demgegen&#252;ber ist das als Folgeantrag erfasste Ersuchen des Antragstellers nicht als Folgeantrag zu qualifizieren, weil das Erstverfahren nach summarischer Pr&#252;fung noch schwebt. F&#252;r einen Folgeantrag w&#228;re es erforderlich gewesen, dass die Regelung des &#167;&#160;33 Abs. 5 Satz 6 AsylG eingreift. Dies ist jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#167; 33 Abs. 5 AsylG bestimmt, dass das Bundesamt insbesondere im Fall des Eingreifens der R&#252;cknahmefiktion wegen Nichtbetreibens (&#167; 33 Abs. 1 AsylG) das Asylverfahren einstellt (Satz 1). Ein Ausl&#228;nder, dessen Asylverfahren gem&#228;&#223; Satz 1 eingestellt worden ist, kann die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragen (Satz 2). [&#8230;] Stellt der Ausl&#228;nder einen neuen Asylantrag, so gilt dieser als Antrag im Sinne des Satzes 2 (Satz 4). Das Bundesamt nimmt die Pr&#252;fung in dem Verfahrensabschnitt wieder auf, in dem sie eingestellt wurde (Satz 5).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 33 Abs. 5 Satz 6 AsylG ist abweichend von Satz 5 das Asylverfahren nicht wieder aufzunehmen und ein Antrag nach Satz 2 oder Satz 4 als Folgeantrag (&#167; 71) zu behandeln, wenn die Einstellung des Asylverfahrens zum Zeitpunkt der Antragstellung mindestens neun Monate zur&#252;ckliegt (Nr. 1) oder das Asylverfahren bereits nach dieser Vorschrift wieder aufgenommen worden war (Nr. 2).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat mit dem Antrag vom 22. Juni 2018 keinen Antrag nach &#167; 33 Abs. 5 Satz 2 AsylG gestellt. Dies h&#228;tte vorausgesetzt, dass das Verfahren nach &#167;&#160;33 Abs. 5 Satz&#160;1 AsylG eingestellt worden w&#228;re. Hieran fehlt es. Die Antragsgegnerin hat den Bescheid vom 25. August 2017 aufgehoben und das Verfahren wiederaufgenommen. Das Verfahren ist nicht durch eine Einstellungsentscheidung gem&#228;&#223; &#167; 33 Abs. 5 Satz 1 AsylG beendet worden. Die Einstellung ergibt sich nicht aus dem Bescheid vom 28. Februar 2018. Dieser Bescheid ist dem Antragsteller gegen&#252;ber aber nach summarischer Pr&#252;fung nicht wirksam geworden. Er ist nicht ordnungsgem&#228;&#223; zugestellt worden (&#167;&#167; 41 Abs. 5 VwVfG, 4 VwZG).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid wurde am 28. Februar 2018 an die dem Bundesamt bekannte Wohnanschrift des Antragstellers, unter der er auch den hier anh&#228;ngigen Antrag gestellt hat, adressiert als Einschreiben zur Post gegeben (Bl. VV). Das Einschreiben wurde nicht abgeholt (&#8222;non r&#233;clam&#233;&#8220; &#8211; ebenda, Bl.) und gelangte als Postr&#252;ckl&#228;ufer zum Bundesamt zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dies gen&#252;gt nicht den Anforderungen des &#167; 4 VwZG. Nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 VwZG w&#228;re zum Nachweis der Zustellung durch die Post mittels Einschreiben mit R&#252;ckschein gerade die Vorlage des R&#252;ckscheines erforderlich. Einen solchen gibt es hier nicht und kann es auch nicht geben, da der Umschlag mit dem Bescheid darin unstreitig von der Post an das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge zur&#252;ckgesandt wurde. Unabh&#228;ngig davon, ob &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 VwZG &#252;berhaupt auf Einschreiben mit R&#252;ckschein - und nicht nur auf sonstige &#220;bergabeeinschreiben - anwendbar ist, ergibt sich daraus ebenfalls keine Zustellung, denn es steht fest, dass der Bescheid nicht anderweitig aufgrund der postalischen Versendung zugegangen ist, &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Halbsatz 2 und Satz&#160;3 VwZG. Im Ergebnis gilt, dass, sollte ein Bescheid durch eingeschriebenen Brief zugestellt werden, der eingeschriebene Brief aber seitens der Post an den Absender zur&#252;ckgesandt wurde, weil die Auslieferung nicht m&#246;glich war, so fehlt es auch dann an einer f&#246;rmlichen Zustellung, wenn der Brief in der Zwischenzeit bei dem Postamt hinterlegt und der Empf&#228;nger davon benachrichtigt worden war.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 1. Oktober 1970 &#8211; VIII C 137.69 &#8211;, juris, Ls.; VG D&#252;sseldorf, Urteil vom 18. Januar 2013 &#8211; 17 K 6052/12.A &#8211;, Rn. 22, juris; VG Augsburg, Urteil vom 08. Juni 2011 &#8211; Au 6 K 11.30166 &#8211;, Rn. 36, juris; Kopp/Ramsauer, VwVfG &#167; 41 Rn.&#160;72.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Es ist nach summarischer Pr&#252;fung der Beiakten des Bundesamtes nicht ersichtlich, dass der Antragsteller das Schriftst&#252;ck anderweitig erhalten oder seinen Zugang &#252;ber das schlichte Nichtabholen hinaus treuwidrig vereitelt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Aspekt der treuwidrigen Vereitelung VG Hamburg, Urteil vom 27. November 1996 &#8211; 22 VG 2003/95 &#8211;, Rn. 28, juris m.N. zur st. Rspr. des BVerwG.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid gilt auch nicht aufgrund der gesetzlichen Fiktion des &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 Satz&#160;4 AsylG als zugestellt. Darauf, ob der Antragsteller &#252;ber die Zustellungsfiktion gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs.&#160;7 AsylG ordnungsgem&#228;&#223; belehrt worden ist, kommt es deshalb nicht an.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">&#167;&#160;10 Abs.&#160;2 Satz&#160;4 AsylG sieht vor, dass die Zustellung mit der Aufgabe zur Post als bewirkt gilt, wenn die Sendung dem Ausl&#228;nder nicht zugestellt werden kann, selbst wenn die Sendung als unzustellbar zur&#252;ckkommt. Voraussetzung f&#252;r den Eintritt dieser Fiktionswirkung ist jedoch, dass der erfolglose Zustellversuch ordnungsgem&#228;&#223; erfolgt ist, was unter anderem dann nicht der Fall ist, wenn an der letzten bekannten Anschrift nach den allgemeinen Regeln des Verwaltungszustellungsgesetzes h&#228;tte ordnungsgem&#228;&#223; zugestellt werden k&#246;nnen, dies aber zu Unrecht unterblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl.&#160;VG M&#252;nster, Urteil vom 22. Juni 2018 &#8211; 7 K 5191/16.A &#8211;, juris Rn.&#160;19 ff. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend greift die Zustellungsfiktion vorliegend nicht ein. Der Antragsteller war nach summarischer Pr&#252;fung durchgehend unter der Anschrift, an die zugestellt werden sollte, nach seinen eigenen Angaben und dem Inhalt der beigezogenen Akten wohnhaft, sodass eine ordnungsgem&#228;&#223;e Zustellung also h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen. Es f&#228;llt in die Risikosph&#228;re der Antragsgegnerin, die sachgerechte Zustellungsart zu w&#228;hlen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung &#252;ber den Hilfsantrag er&#252;brigt sich wegen des Erfolgs des Hauptantrages.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird darauf hingewiesen, dass auf Grund der nach summarischer Pr&#252;fung fehlgeschlagenen Zustellung des Bescheides vom 28. Februar 2018 eine Abschiebungsandrohung nicht wirksam ergangen sein d&#252;rfte.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO und &#167; 83b AsylG.</p>
171,314
lg-dusseldorf-2018-12-21-10-o-15917
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 159/17
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:50:51
2019-02-12T13:44:38
Urteil
ECLI:DE:LGD:2018:1221.10O159.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten und die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten haben die Kl&#228;gerin zu 1. zu 78&#160;% und die Kl&#228;gerin zu 2. zu 22&#160;% zu tragen; im &#220;brigen findet eine Kostenerstattung nicht statt.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110&#160;% des jeweils zu vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ein Kreditinstitut, das sich u.&#160;a. &#252;ber die Ausgabe von Genussscheinen refinanzierte. Streitgegenst&#228;ndlich sind die Genussscheine mit den WKN 273079 (ISIN: DE0002730793) und 273080 (ISIN: DE0002730801), die die Parteien auch als &#8222;Altemissionen&#8220; bezeichnen, die Genussscheine mit der WKN 273119 (ISIN: DE0002731197), die die Parteien auch als &#8222;2015er Genussscheine&#8220; bezeichnen sowie die Genussscheine mit den WKN 273142 (ISIN: DE0002731429) und 273156 (ISIN: DE0002731569), die die Parteien auch als &#8222;2017 Genussscheine&#8220; bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Diese wurden jeweils in St&#252;ckelungen zu je 100,00&#160;&#8364; (WKN 273079, 273080, 273119), 1.000,00&#160;&#8364; (WKN 273142) bzw. 50.000,00 &#8364; (WKN 273156) ausgegeben. Die Genussscheine mit der WKN 273079 wurden 2001 ausgegeben, ihre Laufzeit endete mit dem Gesch&#228;ftsjahr #####/####. Die Genussscheine mit der WKN 273080 wurden 2002 ausgegeben, ihre Laufzeit endete ebenfalls mit dem Gesch&#228;ftsjahr #####/####. Die Genussscheine mit der WKN 273119 wurden 2004 ausgegeben, ihre Laufzeit endete mit dem Gesch&#228;ftsjahr #####/####. Die Genussscheine mit der WKN 273142 wurden 2006, die Genussscheine mit der WKN 273156 wurden 2007 ausgegeben; ihre Laufzeiten endeten jeweils mit dem Gesch&#228;ftsjahr #####/####.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Genussscheine sollte nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 der jeweiligen Genussscheinbedingungen (im Folgenden: GB) eine j&#228;hrliche Aussch&#252;ttung gezahlt werden, die nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 der jeweiligen Bedingungen dadurch begrenzt war, dass durch sie kein &#8222;Jahresfehlbetrag&#8220; (WKN 273079, 273080) bzw. &#8222;Bilanzverlust&#8220; (WKN 273119, 273142, 273156) entstehen d&#252;rfe. &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 GB 273156 bestimmt erg&#228;nzend, dass ein bestehender Bilanzverlust nicht erh&#246;ht werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Genussscheine sollten nach &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 der jeweiligen Bedingungen grunds&#228;tzlich zum Nennbetrag zur&#252;ckgezahlt werden. Nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;1 der jeweiligen Bedingungen nehmen die Genussscheininhaber allerdings an einem Verlust (WKN 273079, 273080: &#8222;Jahresfehlbetrag&#8220;; WKN 273119, 273142, 273156: &#8222;Bilanzverlust&#8220;) <em>&#8222;in voller H&#246;he durch Verminderung ihrer R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che, und zwar im Verh&#228;ltnis der R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che zu dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genu&#223;scheinkapital, jedoch ohne nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220;</em> teil. Zus&#228;tzlich enthalten &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;2 und S.&#160;3 GB 273142 und GB 273156 in Satz 2 eine Regelung f&#252;r den Fall einer Kapitalherabsetzung und bestimmen dann in Satz&#160;3: <em>&#8222;Verlustvortr&#228;ge aus den Vorjahren bleiben hierbei au&#223;er Betracht&#8220;</em>. &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 der jeweiligen Bedingungen regelt, dass und wie die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che zu erh&#246;hen sind, wenn nach einer Verlustteilnahme in den folgenden Gesch&#228;ftsjahren Jahres&#252;bersch&#252;sse erzielt werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Genussscheinbedingungen 2001 (WKN 273079, Anlage K&#160;20), die Genussscheinbedingungen 2002 (WKN 273080, Anlage K&#160;19), die Genussscheinbedingungen 2004 (WKN 273119, Anlage K&#160;15), die Genussscheinbedingungen 2006 (WKN 273142, Anlage K&#160;16) sowie die Genussscheinbedingungen 2007 (WKN 273156, Anlage K&#160;17) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1. hielt Genussscheine der Beklagten mit der WKN 273119 im Nominalvolumen von 12.345.000,00&#160;&#8364;, Genussscheine mit der WKN 273079 im Nominalvolumen von 16.200.000,00&#160;&#8364; sowie Genussscheine mit der WKN 273080 im Nominalvolumen von 5.364.000,00&#160;&#8364;.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte sah sich im Jahr 2007 einer Krise ausgesetzt, in deren Folge die Genussscheininhaber &#8211; so auch die Kl&#228;ger &#8211; ab dem Gesch&#228;ftsjahr #####/#### an Verlusten beteiligt wurden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In den Jahresabschl&#252;ssen der Gesch&#228;ftsjahre #####/####, #####/#### und #####/#### wies die Beklagte jeweils einen Jahres&#252;berschuss von 0&#160;&#8364; aus, nachdem sie dem Sonderposten f&#252;r allgemeine Bankrisiken nach &#167; 340g HGB Betr&#228;ge in H&#246;he von etwa 402 Mio.&#160;&#8364; (#####/####), 5 Mio.&#160;&#8364; (#####/####) bzw. 7 Mio.&#160;&#8364; (#####/####) zugef&#252;hrt hatte. Auch im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### schloss die Beklagte mit einem Jahres&#252;berschuss von 0&#160;&#8364;, nachdem sie eine au&#223;erordentliche Zuf&#252;hrung zu den Pensionsr&#252;ckstellungen in H&#246;he eines sonst entstehenden Jahres&#252;berschusses in H&#246;he von 23 Mio.&#160;&#8364; vorgenommen hatte. Ab dem Gesch&#228;ftsjahr #####/#### f&#252;llte sie weder die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che der Genussscheininhaber auf noch erbrachte sie Zinszahlungen an die Genussscheininhaber.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei F&#228;lligkeit der Genussscheine mit den WKN 273079 und 273080 im Jahr 2012 sowie bei F&#228;lligkeit der Genussscheine mit der WKN 273119 im Jahr 2015 leistete die Beklagte jeweils keine R&#252;ckzahlung, sondern buchte die Genussscheine als wertlos aus. Bei der Berechnung der R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che ber&#252;cksichtigte die Beklagte jeweils den Verlustvortrag des Vorjahres. Bei F&#228;lligkeit der Genussscheine mit den WKN 273142 und 273156 im Jahr 2017 zahlte die Beklagte 26,840554&#160;% des Nennbetrags zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 2. behauptet, sie halte aus abgetretenem Recht Genussscheine mit der WKN 273119 im Nominalvolumen von 3.356.000,00&#160;&#8364; sowie Genussscheine mit den WKN 273142 und 273156 jeweils im Nominalvolumen von 100.000,00&#160;&#8364;.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen sind der Ansicht, ihnen stehe nach &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 der jeweiligen Bedingungen jeweils ein R&#252;ckzahlungsanspruch in H&#246;he von 100&#160;% des Nennbetrags, jedenfalls aber ein h&#246;herer R&#252;ckzahlungsanspruch zu, als ihnen von der Beklagten bei F&#228;lligkeit zugestanden worden sei. Zum einen seien bei der Berechnung der Verlustbeteiligung nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr nicht zu ber&#252;cksichtigen. Zum anderen sei bei der Berechnung der Verlustteilnahme nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 der jeweiligen Bedingungen &#8211; entgegen der Praxis der Beklagten &#8211; im Rechenposten &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genu&#223;scheinkapital, jedoch ohne nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220; auch der Sonderposten f&#252;r allgemeine Bankrisiken (&#167;&#160;340g HGB) zu ber&#252;cksichtigen, X3 die Genussscheinbedingungen insoweit auf das aufsichtsrechtliche Eigenkapital nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG (in dem zum Zeitpunkt der jeweiligen Emissionen geltenden Fassung, im Folgenden: a.&#160;F.), jedenfalls aber auf s&#228;mtliche in der Handelsbilanz ausgewiesenen Posten mit Eigenkapitalcharakter, Bezug n&#228;hmen. Die Kl&#228;gerin zu 2. ist in diesem Zusammenhang der Auffassung, dass bei den Genussscheinen mit den WKN 273142 und 273156 Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr auch bei dem Rechenposten &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital&#8220; herauszurechnen seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Etwaig durch Verlustteilnahmen herabgeminderte R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che seien nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 der jeweiligen Bedingungen wieder aufzuf&#252;llen. Zum einen habe der Wiederauff&#252;llungsanspruch Vorrang vor der Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB. Zum anderen h&#228;tten die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r die erfolgten Dotierungen nicht vorgelegen, vielmehr seien diese rechtsmissbr&#228;uchlich &#8211; n&#228;mlich mit dem Ziel, die Genussrechte &#8222;auszuhungern&#8220; &#8211; erfolgt (dies betrifft die Genussscheine mit den WKN 273119, 273142 und 273156).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen zu 1. und 2. beanspruchen dar&#252;ber hinaus ab dem Gesch&#228;ftsjahr #####/#### Aussch&#252;ttungen bzw. Nachzahlungen von Aussch&#252;ttungen gem&#228;&#223; &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;2 der jeweiligen Bedingungen. Diese seien nicht nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 jeweiligen Bedingungen ausgeschlossen, da zum einen Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr nicht zu ber&#252;cksichtigen seien und zum anderen der Aussch&#252;ttungsanspruch Vorrang vor der &#8211; ohnehin fehlerhaft bzw. rechtsmissbr&#228;uchlich erfolgten &#8211; Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB genie&#223;e (dies betrifft Genussscheine mit den WKN 273119, 273142 und 273156).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen beantragen nach teilweisen &#196;nderungen ihrer Antr&#228;ge und zwischenzeitlicher Erweiterung der Klage zuletzt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des x, auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 16.789.200,00&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 In H&#246;he von 191.347,50&#160;&#8364; sowie aus einem Teilbetrag von 3.888.675,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2014 sowie aus einem Teilbetrag von 12.900.525,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 jeweils in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des Investmentverm&#246;gens x, auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273079</strong> / ISIN DE0002730793 einen Betrag von 154.710,00&#160;&#8364; nebst Zinsen hieraus seit dem 01.01.2014 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des x, auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273080</strong> / ISIN DE0002730801 einen Betrag von 51.226,20&#160;&#8364; nebst Zinsen hieraus seit dem 01.01.2014 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 4.564.160,00&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 in H&#246;he von 52.018,00&#160;&#8364; sowie aus einem Teilbetrag von 1.057.140,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2014 sowie aus einem Teilbetrag von 3.507.020,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 jeweils in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273142</strong> / ISIN DE0002731429 einen Betrag von 115.459,45&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 1.158,73&#160;&#8364; sowie Zinsen aus einem Teilbetrag von 32.900,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2014, aus einem Teilbetrag von 4.700,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2015, aus einem Teilbetrag von 4.700,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2016 sowie aus einem Teilbetrag von 73.159,45&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 jeweils in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273156</strong> / ISIN DE0002731569 einen Betrag von 123.784,45&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 1.386,77&#160;&#8364; sowie Zinsen aus einem Teilbetrag von 39.375,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2014, aus einem Teilbetrag von 5.625,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2015, aus einem Teilbetrag von 5.625,00&#160;&#8364; seit dem 02.08.2016 sowie aus einem Teilbetrag von 73.159,45&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 jeweils in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5,625 Prozentpunkten, h&#246;chst hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 zu 100&#160;% des Nennbetrages des Genussscheinkapitals ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung die Verlustvortr&#228;ge aus den Vorjahren nicht mehrfach als Verlust und im Eigenkapital der Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil zu ber&#252;cksichtigen sind:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">7.1. die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des x, auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 3.752.880,00&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 in H&#246;he von 58.021,50&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 3.752.880,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">7.2. die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 1.004.450,80&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 in H&#246;he von 15.773,20 &#160; sowie Zinsen aus 1.004.450.80&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">8.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 zu 100&#160;% des Nennbetrages des Genussscheinkapitals und eine Ber&#252;cksichtigung des Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil bei der Verlustteilnahmeberechnung ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung die Verlustvortr&#228;ge aus den Vorjahren nicht mehrfach als Verlust zu ber&#252;cksichtigen sind:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">8.1. die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des x, auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 3.313.398,00&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 in H&#246;he von 51.849,00&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 3.313.398,00&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">8.2. die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 einen Betrag von 900.750,40&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2015 bis zum 03.08.2015 in H&#246;he von 14.095,20&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 900.750,40&#160;&#8364; seit dem 04.08.2015 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">9.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273142</strong> / ISIN DE0002731429 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung im Eigenkapital der Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil zu ber&#252;cksichtigen ist und die Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr im Nenner der Verlustteilnahmeberechnung nicht als Abzugsposten zu ber&#252;cksichtigen sind, die Beklagte zu verurteilen, an <strong>die Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN <strong>273142</strong> / ISIN DE0002731429 einen Betrag von 12.884,30&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 204,07&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 12.884,30&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; h&#246;chst hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273142</strong> / ISIN DE0002731429 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung im Eigenkapital der Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil zu ber&#252;cksichtigen ist, die Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr im Nenner der Verlustteilnahmeberechnung hingegen als Abzugsposten zu ber&#252;cksichtigen sind, die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN 273142 / ISIN DE0002731429 einen Betrag von 3.090,45&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 48,95&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 3.090,45&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">10.&#160;&#160; a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273156</strong> / ISIN DE0002731569 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung im Eigenkapital der Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil zu ber&#252;cksichtigen ist und die Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr im Nenner der Verlustteilnahmeberechnung nicht als Abzugsposten zu ber&#252;cksichtigen sind, die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN 273156 / ISIN DE0002731569 einen Betrag von 12.884,30&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 244,23&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 12.884,30&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5,625 Prozentpunkten, h&#246;chst hilfsweise In H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; h&#246;chst hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273156</strong> / ISIN DE0002731569 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass bei der Verlustteilnahmeberechnung im Eigenkapital der Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken als Eigenkapitalbestandteil zu ber&#252;cksichtigen ist, die Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr im Nenner der Verlustteilnahmeberechnung hingegen als Abzugsposten zu ber&#252;cksichtigen sind, die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auf die Genussscheine mit der WKN 273156 / ISIN DE0002731569 einen Betrag von 3.090,45&#160;&#8364; nebst ausgerechneter Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 31.03.2017 bis zum 01.08.2017 in H&#246;he von 58,58&#160;&#8364; sowie Zinsen aus 3.090,45&#160;&#8364; seit dem 02.08.2017 in H&#246;he von 8 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., hilfsweise in H&#246;he von 5,625 Prozentpunkten, h&#246;chst hilfsweise in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a., mindestens aber in H&#246;he von 5&#160;% p.&#160;a., zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">11.&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong>, als Verwalterin des x, vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten in H&#246;he von 109.798,62&#160;&#8364; nebst Zinsen hieraus in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a. seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">12.&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten in H&#246;he von 33.891,50&#160;&#8364; nebst Zinsen hieraus in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a. seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">13.&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an die <strong>Kl&#228;gerinnen zu Ziffern 1. und 2. als</strong> Gesamtgl&#228;ubiger &#8211; neben den Kl&#228;gern im Verfahren 10 O 285/18 &#8211; auf die verauslagten Gerichtskosten in H&#246;he von 242.808,00&#160;&#8364; Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz p.&#160;a. seit dem Zeitpunkt ihrer Einzahlung, hilfsweise mit dem Antrag der Beklagten auf Klageabweisung, bis zur Beantragung der Kostenfestsetzung zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">14.&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das Gericht der Auffassung ist, dass die Jahresabschl&#252;sse der Beklagten f&#252;r die Gesch&#228;ftsjahre #####/####, #####/#### und #####/#### durch Heilung gem&#228;&#223; &#167;&#160;256 Abs.&#160;6 Satz 1 AktG gegen&#252;ber den <strong>Kl&#228;gerinnen zu Ziffern 1. und 2.</strong> Bindungswirkung entfalten und deren in der Klage geltend gemachten Anspr&#252;che hemmen oder ausschlie&#223;en:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">14.1. festzustellen, dass der festgestellte Jahresabschluss der Beklagten zum 31.03.2014 f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr vom 01.04.2013 bis 31.03.2014 nichtig ist,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">14.2. festzustellen, dass der festgestellte Jahresabschluss der Beklagten zum 31.03.2015 f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr vom 01.04.2014 bis 31.03.2015 nichtig ist,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">14.2. festzustellen, dass der festgestellte Jahresabschluss der Beklagten zum 31.03.2016 f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 nichtig ist;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">15.&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass R&#252;ckzahlungen und (nachholende) Kuponzahlungen an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 1.</strong> auch nach dem Laufzeltende der Genussscheine aus einer zuk&#252;nftigen Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung erfolgen m&#252;ssen, festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, aus einer bis zur Feststellung des Jahresabschlusses f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr #####/#### erfolgenden Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung vorrangig Zahlungen an die Kl&#228;gerin zu Ziffer 1 auf die Genussscheine mit der WKN 273119 / ISIN DE0002731197 in H&#246;he von 16.789.200,00&#160;&#8364; zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">16.&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273119</strong> / ISIN DE0002731197 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass R&#252;ckzahlungen und (nachholende) Kuponzahlungen an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auch nach dem Laufzeltende der Genussscheine aus einer zuk&#252;nftigen Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung erfolgen m&#252;ssen, festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, aus einer bis zur Feststellung des Jahresabschlusses f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr #####/#### erfolgenden Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung vorrangig Zahlungen an die Kl&#228;gerin zu Ziffer 2 auf die Genussscheine mit der WKN 273119 / ISIN DE0002731197 in H&#246;he von 4.564.160,00&#160;&#8364; zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">17.&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN <strong>273142</strong> / ISIN DE0002731429 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass R&#252;ckzahlungen und (nachholende) Kuponzahlungen an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auch nach dem Laufzeitende der Genussscheine aus einer zuk&#252;nftigen Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung erfolgen m&#252;ssen, festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, aus einer bis zur Feststellung des Jahresabschlusses f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr #####/#### erfolgenden Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung vorrangig Zahlungen an die Kl&#228;gerin zu Ziffer 2 auf die Genussscheine mit der WKN 273142 / ISIN DE0002731429 in H&#246;he von 115.459,45&#160;&#8364; zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">18.&#160;&#160; hilfsweise f&#252;r den Fall, dass das erkennende Gericht eine R&#252;ckzahlung aus den Genussscheinen mit der WKN 273156 / ISIN DE0002731569 zu 100&#160;% des Nennbetrages ablehnt, sich aber der Auffassung anschlie&#223;t, dass R&#252;ckzahlungen und (nachholende) Kuponzahlungen an die <strong>Kl&#228;gerin zu Ziffer 2.</strong> auch nach dem Laufzeitende der Genussscheine aus einer zuk&#252;nftigen Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung erfolgen m&#252;ssen, festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, aus einer bis zur Feststellung des Jahresabschlusses f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr #####/#### erfolgenden Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlter K&#246;rperschaftsteuer inkl. Solidarit&#228;tszuschlag oder aus Zahlungen auf die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung vorrangig Zahlungen an die Kl&#228;gerin zu Ziffer 2 auf die Genussscheine mit der WKN 273156 / ISIN DE0002731S69 in H&#246;he von 123.784,45&#160;&#8364; zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">19.&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, <strong>Auskunft</strong> zu erteilen &#252;ber die in den Gesch&#228;ftsjahren #####/#### bis #####/#### erfolgten Dotierungen der &#167;&#160;340g HGB-Reserve durch Vorlage der betreffenden Vorstands- und Aufsichtsratsbeschl&#252;sse, der Beschlussvorlagen f&#252;r Vorstand- und Aufsichtsratsbeschl&#252;sse, Beschlussvorlagen f&#252;r Vorstand und Aufsichtsrat und seiner Aussch&#252;sse einschlie&#223;lich interner Arbeitspapiere, der regulatorischen Kapitalplanung als wesentlicher Planungsgr&#246;&#223;e der operativen 5-Jahresplanung, sowie der Pr&#252;fberichte der Wirtschaftspr&#252;fer, jeweils betreffend die Gesch&#228;ftsjahre #####/#### bis #####/####.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sie tritt der Argumentation der Kl&#228;ger in rechtlicher Hinsicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><strong>1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Zahlungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin zu 1. hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273119 (Antrag zu 1., Hilfsantr&#228;ge zu 7.1. und 8.1.)</strong></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 1. stehen gegen die Beklagte keine Anspr&#252;che hinsichtlich der von ihr gehaltenen Genussscheine mit der WKN 273119 zu. Bei den diesbez&#252;glichen &#8222;Hilfsantr&#228;gen&#8220; zu 7.1. und 8.1. handelt es sich nicht um Hilfsantr&#228;ge im eigentlichen Sinne; vielmehr beziffert die Kl&#228;gerin zu 1. lediglich ihre Zahlungsanspr&#252;che f&#252;r den Fall, dass die Kammer der kl&#228;gerischen Berechnung nicht in allen strittigen Fragen folgen will, auf entsprechend geringere Betr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><strong>a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kein R&#252;ckzahlungsanspruch (&#167;&#160;3 Abs.&#160;1 GB)</strong></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 1. steht gegen die Beklagte hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273119 kein &#8211; auch nicht ein teilweiser &#8211; Anspruch auf R&#252;ckzahlung des Nennbetrags gem&#228;&#223; &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 S.&#160;2 GB 273119 zu.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Denn die Berechnung der Beklagten ist weder hinsichtlich der Verlustteilnahme der Genussscheininhaber nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 noch hinsichtlich eines (nicht bestehenden) Wiederauff&#252;llungsanspruchs nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 zu beanstanden, da im Rahmen der Verlustteilnahme Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr zu ber&#252;cksichtigen sind und der Rechenposten <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220;</em> allein das im handelsrechtlichen Jahresabschluss ausgewiesene Eigenkapital zuz&#252;glich des Genussscheinkapitals &#8211; und nicht etwa auch den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB &#8211; umfasst.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>aa) Berechnungsformel des R&#252;ckzahlungsanspruchs</strong></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Verlustteilnahme berechnet sich nach der Formel:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><em>R&#252;ckzahlungsanspruch nach Verlustbeteiligung in % =</em></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><em>R&#252;ckzahlungsanspruch vor Verlustbeteiligung in % * (1 - Jahresfehlbetrag /in der Bilanz ausgewiesenes Eigenkapital, einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten).</em></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Denn ausweislich &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 nehmen die Genussscheininhaber an einem Verlust wie folgt teil:</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die (zuvor bestehenden) R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che &#8211; hierf&#252;r ist der Rechenposten &#8222;1&#8220; anzusetzen, der die bisherigen R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che in voller H&#246;he wiedergibt &#8211; vermindern sich &#8211; d.&#160;h. &#8222;minus&#8220; &#8211; in dem Verh&#228;ltnis der R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che &#8211; d.&#160;h. R&#252;ckzahlungsanspruch nach Verlustbeteiligung geteilt durch R&#252;ckzahlungsanspruch vor Verlustbeteiligung &#8211; zu dem Verh&#228;ltnis &#8211; d.&#160;h. &#8222;gleich&#8220; &#8211; dem Jahresfehlbetrag zu dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne nachrangige Verbindlichkeiten). Diese Formel ergibt durch Umstellung die oben genannte Formel.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerinnen im nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 31.10.2018 &#8211; ohne dies in den Einzelheiten weiter zu begr&#252;nden &#8211; meinen, es sei auch eine andere Formel denkbar, n&#228;mlich:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><em>Buchwert der Genussscheine im Jahr X =</em></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><em>Urspr&#252;nglicher R&#252;ckzahlungsanspruch * Bilanzverlust des Jahres X (vor der Verlustteilnahme) / in der Bilanz ausgewiesenes Eigenkapital des Jahres X(vor Verlustteilnahme, einschlie&#223;lich Genussrechtskapital),</em></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">ber&#252;cksichtigen sie die Formulierung &#8222;Verminderung&#8220; in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 nicht. Im &#220;brigen haben die Kl&#228;gerinnen nach dem Verst&#228;ndnis der Kammer ihre Anspr&#252;che bislang selbst nach der eingangs genannten Formel berechnet; andernfalls bliebe offen, auf welcher Basis sie die H&#246;he der geltend gemachten Zahlungsanspr&#252;che bestimmt haben. Die von ihnen nunmehr formulierte Klausel erscheint f&#252;r die Genussscheininhaber auch ung&#252;nstiger.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"><strong>bb) Berechnung der Verlustteilnahme (&#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB)</strong></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Berechnung der Beklagten ist hinsichtlich der Verlustteilnahme der Genussscheininhaber nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 nicht zu beanstanden, da hierbei Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr zu ber&#252;cksichtigen sind und der Rechenposten <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220;</em> allein das im handelsrechtlichen Jahresabschluss ausgewiesene Eigenkapital zuz&#252;glich des Genussscheinkapitals &#8211; und nicht etwa auch den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB &#8211; umfasst.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><strong>(1) Ber&#252;cksichtigung der Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr</strong></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Berechnung der Verlustteilahme nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 kn&#252;pft an den handelsbilanziellen Begriff des Bilanzverlusts &#8211; mit einer logisch notwendigen Modifikation dahingehend, dass nur der Bilanzverlust vor dem Abzug des Verlustanteils der Genussrechtsinhaber gemeint sein kann &#8211; an. Bei der Ermittlung des Bilanzverlusts sind auch Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">(a)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung ist zu beachten, dass Genussscheinbedingungen Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Sinne der &#167;&#167;&#160;305&#160;ff. BGB sind. Von der Bereichsausnahme des &#167;&#160;310 Abs.&#160;4 BGB werden Vertr&#228;ge &#252;ber die Gew&#228;hrung von Genussrechten nicht erfasst, da sie keine gesellschaftsrechtlich gepr&#228;gten Mitgliedschaftsrechte sind, sondern sich in einem bestimmten geldwerten Anspruch ersch&#246;pfen und darin ihr Charakter als schuldrechtliches Gl&#228;ubigerrecht zum Ausdruck kommt (vgl. BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;24; BGH, Urteil vom 05.10.1992, II ZR 172/91, Rn.&#160;13, juris; OLG M&#252;nchen, Urteil vom 11.06.2015, 23 U #####/####, Rn.&#160;34, juris).</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Dabei ist klarzustellen, dass Genussrechtsbedingungen auch dann in das Vertragsrechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien einbezogen werden, wenn es sich nicht um die Ersterwerber der Genussrechte handelt. Denn die Genussrechtsbedingungen pr&#228;gen den Inhalt des Rechts bzw. werden dessen Bestandteil und sind daher auch gegen&#252;ber Folgeerwerbern ma&#223;geblich (OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;76, juris, m.&#160;w.&#160;N.).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Infolge der Qualifizierung als Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen sind bei der Auslegung insbesondere folgende Regeln zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">(aa)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung muss f&#252;r alle St&#252;cke der jeweiligen Genussrechte einheitlich erfolgen. Besonderheiten, die sich aus der Person eines einzelnen Inhabers ergeben, haben au&#223;er Betracht zu bleiben (BGH, Urteil vom 23.10.1958, II ZR 4/57, Rn.&#160;25, juris; OLG M&#252;nchen, Urteil vom 11.06.2015, 23 U #####/####, Rn.&#160;37, juris).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">(bb)</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung ist auf die Erwartungen und Erkenntnism&#246;glichkeiten eines typischerweise bei Vertr&#228;gen der geregelten Art zu erwartenden Durchschnittskunden im Zeitpunkt des Vertragsschlusses abzustellen (BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;27 m.&#160;w.&#160;N.). Aufgrund der St&#252;ckelung von 100,00&#160;&#8364; liegt es nahe, dass hierbei auf einen privaten (Klein-) Anleger und nicht einen institutionellen Anleger abzustellen ist (vgl. OLG M&#252;nchen, Urteil vom 11.01.2018, 23 U #####/####, Rn.&#160;49&#160;f., juris).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">(cc)</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">In Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen verwendete Rechtsbegriffe sind in der Regel entsprechend ihrer juristischen Fachbedeutung zu verstehen, insbesondere wenn sie erkennbar auf eine gesetzliche Regelung Bezug nehmen (BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;24 m.&#160;w.&#160;N.; OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;82, juris).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">(dd)</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Sofern nach Aussch&#246;pfung aller in Betracht kommenden Auslegungsm&#246;glichkeiten Zweifel verbleiben und zumindest zwei Auslegungsergebnisse rechtlich vertretbar sind, kommt die sich zu Lasten des Klauselverwenders auswirkende Unklarheitenregel des &#167;&#160;305c Abs.&#160;2 BGB zur Anwendung. Verst&#228;ndnism&#246;glichkeiten, die zwar theoretisch denkbar, praktisch aber fern liegend sind und f&#252;r die an solchen Gesch&#228;ften typischerweise Beteiligten nicht ernsthaft in Betracht kommen, bleiben hierbei allerdings unber&#252;cksichtigt (BGH, Urteil vom 20.01.2016, VIII ZR 152/15, Rn.&#160;19; BGH, Urteil vom 14.06.2017, IV ZR 161/16, Rn.&#160;12, jeweils m.&#160;w.&#160;N.). Dass es sich bei &#167;&#160;4 der jeweiligen Bedingungen um eine gem&#228;&#223; &#167;&#160;307 Abs.&#160;3 S.&#160;1 BGB der Inhaltskontrolle nach den &#167;&#167;&#160;307&#160;ff. BGB entzogene Vereinbarung &#252;ber den Hauptleistungsinhalt &#8211; n&#228;mlich den Umfang, in welchem das Genusskapital wie Eigenkapital als Haftungsmasse zur Verf&#252;gung gestellt wird (vgl. dazu BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;29) &#8211; handelt, steht der Anwendung des &#167;&#160;305c Abs.&#160;2 BGB nicht entgegen (OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;81, juris).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">(b)</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben kn&#252;pft die Berechnung der Verlustteilahme nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 an den handelsbilanziellen Begriff des Bilanzverlust an, bei dessen Ermittlung auch Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr zu ber&#252;cksichtigen sind.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">(aa)</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 nehmen die Genussscheininhaber an einem etwaigen Verlust teil. Der Begriff des Verlusts ist durch den Klammerzusatz als &#8222;Bilanzverlust&#8220; n&#228;her beschrieben. Der Begriff des Bilanzverlusts ist grunds&#228;tzlich entsprechend seiner juristischen Fachbedeutung zu verstehen, X3 er erkennbar auf gesetzliche Regelungen (hier: &#167;&#160;268 Abs.&#160;1 HGB, &#167;&#160;158 Abs.&#160;1 Nr.&#160;5 AktG) Bezug nimmt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Allerdings kann der Begriff des &#8222;Bilanzverlusts&#8220; bei der Berechnung der Verlustteilnahme der Genussscheininhaber nicht streng in dem Sinne verstanden werden, den er nach den handelsrechtlichen und aktienrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften bei der Bilanzierung von Kreditinstituten hat (so aber OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;82, juris). Denn der Bilanzverlust enth&#228;lt auch Entnahmen aus dem Genussrechtskapital (vgl. Nr.&#160;10 Formblatt 1, Nr.&#160;31 Formblatt 3 RechKredV). Wenn hier unter Ber&#252;cksichtigung des &#8222;Bilanzverlusts&#8220; der eigentlich vorgelagerte Umfang der Entnahmen aus dem Genussrechtskapital &#8211; durch deren Verringerung infolge der Teilnahme am Bilanzverlust &#8211; berechnet werden soll, so ist dies streng genommen zirkul&#228;r (vgl. OLG M&#252;nchen, Urteil vom 12.01.2012, 23 U #####/####, Rn.&#160; 47 m.&#160;w.&#160;N., juris; Becker, NZG 2016, 1021, 1022).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Dies rechtfertigt allerdings keine v&#246;llig autonome Auslegung des Begriffes des Bilanzverlusts oder gar die Auslegung, dass ein v&#246;llig anderer Begriff &#8211; wie z.&#160;B. der Jahresfehlbetrag &#8211; gemeint sein k&#246;nnte, sondern f&#252;hrt lediglich dazu, dass der der Begriff des &#8222;Bilanzverlusts&#8220; aus logischen Gr&#252;nden &#8211; und zwar so wenigen wie m&#246;glich &#8211; modifiziert werden muss, X3 anderenfalls die erforderliche Berechnung nicht m&#246;glich ist. Gemeint sein kann &#8211; auch aus der Sicht eines verst&#228;ndigen Durchschnittsanlegers &#8211; nur der Bilanzverlust vor dem Abzug des Verlustanteils der Genussrechtsinhaber (vgl. OLG M&#252;nchen, Urteil vom 12.01.2012, 23 U #####/####, Rn.&#160;47 m.&#160;w.&#160;N., juris; Becker, NZG 2016, 1021, 1022). In diesem Sinne versteht die Kammer auch das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 29.04.2014 (II ZR 395/12, insbesondere Rn.&#160;26, wobei der Privatgutachter M&#252;lbert der Beklagten &#8211; Anlage B&#160;6, S.&#160;41 Fn.&#160;11 &#8211; zu Recht darauf hinweist, dass die dortigen Verweis auf die Gliederungsstellen der Formbl&#228;tter der RechtkredV nicht zutreffend sind).</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung des Bilanzverlusts ist nicht nur der Jahresfehlbetrag, sondern auch ein Verlustvortrag aus dem Vorjahr zu ber&#252;cksichtigen. Denn aus &#167;&#160;268 Abs.&#160;1 S.&#160;2 HGB und &#167;&#160;158 Abs.&#160;1 S.&#160;1 Nr.&#160;1 und Nr.&#160;5 AktG ergibt sich, dass ein vorhandener Verlustvortrag in den Bilanzverlust einzubeziehen ist (OLG Frankfurt, Urteil vom 16.11.2011, 19 U 12/11, Rn.&#160;31, juris; OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;86, juris &#8211; die hiergegen gerichteten Nichtzulassungsbeschwerden wurden vom BGH zur&#252;ckgewiesen; a.&#160;A. &#8211; allerdings aufgrund der Unklarheit einer anders formulierten Klausel &#8211; OLG M&#252;nchen, Urteil vom 12.01.2012, 23 U #####/####, Rn.&#160;56, juris).</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">(bb)</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Auch unter Ber&#252;cksichtigung der Systematik der GB 273119, insbesondere deren &#167;&#160;4, ergibt sich kein anderes Verst&#228;ndnis.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Zwar kn&#252;pft &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 hinsichtlich des Wiederauff&#252;llungsanspruchs an den &#8222;Jahres&#252;berschuss&#8220; an. Allerdings hat auch dieser Begriff &#8211; ebenso wie der Begriff des Bilanzverlusts &#8211; eine klare juristische Fachbedeutung, X3 er erkennbar auf die gesetzlichen Regelungen zur Gewinn- und Verlustrechnung (z.&#160;B. &#167;&#160;275 Abs.&#160;2 Nr.&#160;17 HGB) Bezug nimmt. Dies deutet bei einem systematischen Vergleich sogar eher darauf hin, dass f&#252;r die Verlustteilnahme und den Wiederauff&#252;llungsanspruch unterschiedliche Ansatzpunkte gew&#228;hlt werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Beide Regelungen (&#167;&#160;4 Abs.&#160;1 und &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119) sind logisch nebeneinander anwendbar. Zwar ist die Kammer nicht der Auffassung, dass sich &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 nur auf Jahre bezieht, in denen keine Verlustteilnahme erfolgt. Denn die Formulierung &#8222;in den folgenden Gesch&#228;ftsjahren&#8220; besagt bei unbefangenem Lesen nur, dass in Gesch&#228;ftsjahren, die auf Gesch&#228;ftsjahren folgen, in denen nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 eine Verlustbeteiligung stattgefunden hat, ggf. ein Anspruch auf Wiederauff&#252;llung der R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che besteht. Diese vertragliche Regelung kann aufgrund der unterschiedlichen Ankn&#252;pfungspunkte dazu f&#252;hren, dass in ein- und demselben Gesch&#228;ftsjahr &#8211; z.&#160;B. aufgrund von Verlustvortr&#228;gen aus dem Vorjahr &#8211; ein Bilanzverlust entsteht, in dessen Folge die Genussscheininhaber nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 am Verlust beteiligt werden, und zugleich ein Jahres&#252;berschuss erzielt wird, in dessen Folge die &#8211; aufgrund von Verlustteilnahmen in fr&#252;heren Jahren geminderten &#8211; R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che der Genussscheininhaber wiederaufgef&#252;llt werden. Diese Koinzidenz mag zwar bei erster Betrachtung die Frage aufwerfen, welcher (wirtschaftliche oder rechtliche) Gedanke der Gesamtregelung zugrunde liegt; es sind aber keine rechtlichen Ma&#223;st&#228;be erkennbar, welche die ausweislich des Wortlauts von den Parteien vereinbarte Ankn&#252;pfung an die unterschiedlichen Parameter &#8222;Bilanzverlust&#8220; und &#8222;Jahres&#252;berschuss&#8220; in Frage stellen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">(cc)</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Soweit bei der Auslegung weitere Umst&#228;nde zu ber&#252;cksichtigen sind, f&#252;hrt dies &#8211; selbst im Rahmen einer Gesamtw&#252;rdigung &#8211; nicht zu einem abweichenden Ergebnis.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung ist zwar von dem Wortlaut der Bedingungen auszugehen; die Auslegung beschr&#228;nkt sich aber nicht auf die in der Urkunde niedergelegten Bedingungen. Auch au&#223;erhalb der Urkunde liegende Umst&#228;nde k&#246;nnen und m&#252;ssen ggf. zur Auslegung herangezogen werden, z.&#160;B. besondere Umst&#228;nde und Begleitumst&#228;nde im Zeitpunkt der Ausgabe eines Wertpapiers (BGH, Urteil vom 23.10.1958, II ZR 4/57, Rn.&#160;25). Soweit in der Rechtsprechung darauf abgestellt wird, dass weitere Umst&#228;nde neben dem Wortlaut nur zu ber&#252;cksichtigen seien, wenn der Wortlaut der Klausel nicht eindeutig sei (vgl. BGH, Urteil vom 30.06.2009, XI ZR 364/08, Rn.&#160;20&#160;f. f&#252;r Optionen; OLG M&#252;nchen, Urteil vom 11.01.2018, 23 U #####/####, Rn.&#160;48, juris, f&#252;r Genussscheine), mag man eine solche Uneindeutigkeit in dem bei strenger Betrachtung &#8211; wie oben aufgezeigt &#8211; nicht durchzuf&#252;hrenden Verweis auf den Begriff des Bilanzverlusts erkennen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Ein Vergleich mit den Bedingungswerken anderer Genussscheine &#8211; seien es fr&#252;her oder sp&#228;ter emittierte Genussscheine der Beklagten oder solche von anderen Kreditinstituten &#8211; kann insoweit nicht vorgenommen werden. Denn solche kennt der durchschnittliche private (Klein-) Anleger nicht und kann sie daher nicht in seine &#220;berlegungen einbeziehen. Dies gilt insbesondere f&#252;r die Bedingungen der sp&#228;ter emittierten Genussscheine mit den WKN 273142 und 2713156.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung zu ber&#252;cksichtigende Umst&#228;nde k&#246;nnen sich aber aus dem Emissionsprospekt ergeben (vgl. OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;83&#160;f., juris). In dem bei der Emission der Genussscheine mit der WKN 273119 verwendeten Prospekt (&#8222;Unternehmensbericht &#252;ber die Zulassung zum Handel im geregelten Markt&#8220;, Anlage K&#160;21) sind ab Seite&#160;8 die GB 273119 korrekt &#8211; mit dem Begriff <em>&#8222;Bilanzverlust&#8220;</em> in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 &#8211; wiedergeben. Andererseits hei&#223;t es zuvor auf Seite&#160;6 unter der &#220;berschrift &#8222;Teilnahme am Verlust&#8220;, dass die Genussscheininhaber an einem etwaigen &#8222;Verlust (<em>Jahresfehlbetrag</em>)&#8220; teiln&#228;hmen; der Jahresfehlbetrag umfasst freilich nicht den Verlustvortrag des Vorjahres. Im Rahmen der gebotenen objektiven Auslegung wird aber auch einem durchschnittlichen Anleger deutlich, dass der im Text auf Seite&#160;6 verwendete klare juristische Fachbegriff (&#8222;Jahresfehlbetrag&#8220;) in offenem Widerspruch zu den in unmittelbarer r&#228;umlicher N&#228;he auf Seite&#160;8 &#8211; und nicht etwa &#8222;versteckt&#8220; in einem Anhang &#8211; abgedruckten Bedingungen steht, in denen ein anderer, ebenfalls klarer juristischer Fachbegriff (&#8222;Bilanzverlust&#8220;) verwendet wird. Damit ist der im Text auf Seite&#160;6 verwendete Begriff (&#8222;Jahres&#252;berschuss&#8220;) f&#252;r den durchschnittlichen, verst&#228;ndigen Anleger klar als Prospektfehler erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">(dd)</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Anwendung der Unklarheitenregel des &#167;&#160;305c Abs.&#160;2 BGB ist nach alledem kein Raum. Denn nach Aussch&#246;pfung aller in Betracht kommenden Auslegungsm&#246;glichkeiten verbleiben an der Bedeutung des Begriffs &#8222;Bilanzverlust&#8220; keine Zweifel, X3 vor allem im Hinblick auf den Wortlaut &#8211; selbst unter Ber&#252;cksichtigung der logisch notwendigen Modifizierung des handelsrechtlichen Begriffs &#8211; keine zwei Auslegungsergebnisse rechtlich vertretbar sind.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">(ee)</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">&#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 ist auch keine &#252;berraschende Klausel im Sinne des &#167;&#160;305c Abs.&#160;1 BGB. Die Ankn&#252;pfung einer Verlustbeteiligung an den Begriff des Bilanzverlusts ist im Allgemeinen nicht ungew&#246;hnlich (vgl. Habersack, in: M&#252;nchener Kommentar zum AktG, 4.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;103). Die Genussscheinbedingungen sind im Prospekt drucktechnisch so angeordnet, dass gerade ihre Kenntnisnahme von einem durchschnittlichen, verst&#228;ndigen Anleger zu erwarten ist. Sie sind insbesondere nicht in einen Anhang oder an das Ende des Prospekts ausgelagert.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">(ff)</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">&#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 2713119 unterliegt schlie&#223;lich nicht der Inhaltskontrolle nach den &#167;&#167;&#160;307&#160;ff. BGB. Denn es handelt sich um eine der Inhaltskontrolle entzogene Vereinbarung &#252;ber den Hauptleistungsinhalt (&#167;&#160;307 Abs.&#160;3 S.&#160;1 BGB). Die Vertragsparteien legen damit fest, ob und in welchem Umfang das Genusskapital wie Eigenkapital als Haftungsmasse zur Verf&#252;gung gestellt wird (vgl. BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;29). Aus diesem Grund kommt nach Auffassung der Kammer auch dem Umstand, dass in besonderen Konstellationen Genussrechtsinhaber gegen&#252;ber Aktion&#228;ren &#252;berproportional an einem Verlust teilnehmen k&#246;nnen (vgl. dazu Becker, NZG 2016, 1021) keine ma&#223;gebliche Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks"><strong>(2)&#160;Keine Ber&#252;cksichtigung des Sonderposten im Eigenkapital</strong></p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Formulierung <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genu&#223;scheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220;</em> ist &#8211; nach den oben angef&#252;hrten Ma&#223;st&#228;ben zur Auslegung von Genussscheinbedingungen &#8211; dahingehend auszulegen, dass der damit umschriebene Rechenposten allein das im handelsrechtlichen Jahresabschluss ausgewiesene Eigenkapital zuz&#252;glich des Genussscheinkapitals umfasst. Es wird insbesondere nicht auf das aufsichtsrechtliche (regulatorische) Eigenkapital im Sinne des &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG a.&#160;F., ein &#8211; wie im Einzeln auch immer zusammengesetztes &#8211; &#8222;materiell-rechtliches Eigenkapital&#8220; oder auf sonstige in der Handelsbilanz ausgewiesene Posten mit &#8222;Eigenkapitalcharakter&#8220; Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">(a)</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 2713119 (&#8222;<em>in der Bilanz ausgewiesene[n] Eigenkapital</em>&#8220; nimmt eindeutig auf das im handelsrechtlichen Jahresabschluss, der (Handels-) Bilanz, ausgewiesene Eigenkapital Bezug. Denn (nur) dort wird das Eigenkapital &#8222;ausgewiesen&#8220; (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;14 zur Auslegung des Begriffs &#8222;Bilanzverlust&#8220;; vgl. auch OLG M&#252;nchen, Urteil vom 21.11.2013, 23 U #####/####, Rn.&#160;41, juris).</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB ist im handelsbilanziellen Eigenkapital nicht enthalten. Die Gliederung des Jahresabschlusses ist &#8211; bei Kreditinstituten wie der Beklagten &#8211; durch das Formblatt 1 zu &#167;&#160;2 RechKredV vorgegeben, wonach der Sonderposten unter der Nr.&#160;11 vor dem unter der Nr.&#160;12 aufgef&#252;hrten Eigenkapital gesondert auszuweisen ist. F&#252;r die streitige Auslegungsfrage kommt es nicht entscheidend darauf an, ob und ggf. welche materielle Wirkung die RechKredV entfaltet bzw. aufgrund ihrer Erm&#228;chtigungsgrundlage (&#167;&#160;330 Abs.&#160;1, Abs.&#160;2 HGB in der jeweils g&#252;ltigen Fassung) entfalten kann. Denn der durchschnittliche private (Klein-) Anleger wird den Verweis auf das &#8222;<em>in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital</em>&#8220; im Zweifel als Verweis auf den entsprechenden Gliederungspunkt in dem einschl&#228;gigen Formblatt verstehen. Es kommt auch nicht darauf an, dass nach allgemeinen bilanzrechtlichen Regeln Genussrechte unter bestimmten Bedingungen dem Eigenkapital zuzuweisen sein k&#246;nnen (vgl. dazu B&#246;cking/Gros in Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 3.&#160;Auflage, &#167;&#160;266 Rn.&#160;47), da diese bei Kreditinstituten gesondert ausgewiesen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Ein Verst&#228;ndnis dahingehend, dass s&#228;mtliche in der Handelsbilanz (irgendwo) ausgewiesenen Posten die (rechtlich oder wirtschaftlich) Eigenkapitalcharakter haben, umfasst werden, liegt deshalb ebenso fern wie eine Bezugnahme auf das &#8222;haftende Eigenkapital&#8220; im Sinne von &#167;&#160;10 Abs.&#160;3 S.&#160;2 KWG a.&#160;F.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">(b)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Auch aus der Formulierung des Klammerzusatzes (<em>&#8222;einschlie&#223;lich Genu&#223;scheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten&#8220;</em>) ergibt sich kein anderes Verst&#228;ndnis.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">(aa)</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Damit wird in der Formel zur Berechnung der Verlustteilnahme zun&#228;chst das handelsbilanzielle Eigenkapital um das Genussscheinkapital erg&#228;nzt. Soweit die Kl&#228;ger aus dem Begriff &#8222;einschlie&#223;lich&#8220; folgern wollen, dass das Genussscheinkapital bereits im Eigenkapital enthalten sei, was nur bei dem regulatorischen Eigenkapital nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG a.&#160;F. nicht aber bei dem handelsbilanziellen Eigenkapital der Fall sei, liegt dem ein zu enges Begriffsverst&#228;ndnis zu Grunde. Denn im allgemeinen Sprachgebrauch (vgl. Duden) ist &#8222;einschlie&#223;lich&#8220; u.&#160;a. gleichbedeutend mit &#8222;(zusammen) mit&#8220;. Danach l&#228;sst der Wortsinn ohne Weiteres zu, dass mit dem Begriff &#8222;einschlie&#223;lich&#8220; nicht nur eine (deklaratorische) Klarstellung, sondern eine (konstitutive) Erweiterung vorgenommen werden soll.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">(bb)</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber kann der nachfolgend vorgenommene Ausschluss &#8222;andere[r] nachrangige[r] Verbindlichkeiten&#8220; nach dem Wortlaut &#8211; zumindest auch &#8211; als klarstellender Zusatz verstanden werden, der zwar &#8211; streng genommen &#8211; &#252;berfl&#252;ssig ist, damit aber noch keinen Widerspruch zum handelsbilanziellen Eigenkapitalbegriff begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern ist zwar zuzugeben, dass die anderen nachrangigen Verbindlichkeiten (vgl. Nr.&#160;9 Formblatt 1 RechKredV) vom handelsbilanziellen Eigenkapitalbegriff (vgl. Nr. 12 Formblatt 1 RechKredV) ohnehin nicht erfasst werden und dass ihrem Ausschluss (nur) dann eine konstitutive Bedeutung zuk&#228;me, wenn mit dem Begriff &#8222;Eigenkapital&#8220; das regulatorische Eigenkapital im Sinne von &#167;&#160;10 KWG a.&#160;F. gemeint w&#228;re. Denn &#167;&#160;10 Abs.&#160;5a KWG a.&#160;F. sah (jeweils) vor, dass bestimmte nachrangige Verbindlichkeiten dem regulatorischen Eigenkapital zuzurechnen sind, was durch den Klammerzusatz ausgeschlossen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Diesem Gedanken kommt jedoch aus zweierlei Gr&#252;nden keine ausschlaggebende Bedeutung zu: Zum einen w&#228;re bei diesem Verst&#228;ndnis die Einbeziehung des Genussrechtskapitals in den Eigenkapitalbegriff (s.&#160;o.) &#252;berfl&#252;ssig, da ausweislich &#167;&#160;1 der jeweiligen Bedingungen gerade Genussscheinkapital geschaffen werden sollte, das zum &#8222;haftenden Eigenkapital&#8220; nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG a.&#160;F. geh&#246;rt. Zum anderen findet sich in &#167;&#160;4 GB 273119 keinerlei Bezug zur Haftung, sondern vielmehr der &#8211; bereits er&#246;rtere &#8211; Verweis auf das &#8222;<em>in der Bilanz ausgewiesene&#8220;</em> Eigenkapital. Der durchschnittliche private (Klein-) Anleger kann aus dem Jahresabschluss, der (Handels-) Bilanz, der Beklagten die H&#246;he des regulatorischen Eigenkapitals &#8211; anders als das bilanzielle Eigenkapital und die Genussrechte &#8211; nicht ohne Weiteres ablesen (vgl. zu diesem Gesichtspunkt BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;28).</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">(cc)</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hat der Bundesgerichtshof bei der Auslegung einer &#228;hnlichen Vertragsklausel in Genussscheinbedingungen, die ebenfalls auf das &#8222;Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220; Bezug nahm, aber &#8211; anders als hier &#8211; nicht einmal den klarstellenden Verweis &#8222;in der Bilanz ausgewiesen&#8220; enthielt, auf die Formbl&#228;tter zu &#167;&#160;2 RechKredV &#8211; und damit ebenfalls auf die handelsbilanziellen Begriffe &#8211; verwiesen (vgl. BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;4, 28, auch wenn die konkreten Verweise sich wohl irrt&#252;mlich nicht auf die in der Klausel verwandten Begriffe beziehen). F&#252;r die Auslegung der Begriffe in einer solchen Vertragsklausel ist es unerheblich, ob das Kreditinstitut in dem vom Bundesgerichthof entschiedenen Fall im ma&#223;geblichen Zeitraum tats&#228;chlich einen Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB gebildet hatte oder nicht. Soweit des OLG M&#252;nchen (Urteil vom 21.11.2013, 23 U #####/####, Rn.&#160;42&#160;ff., juris) eine andere Auslegung f&#252;r vertretbar gehalten hat, lag dessen Beurteilung eine andere Klausel &#8211; n&#228;mlich die Formulierung: &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (ohne nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220; &#8211; zugrunde. Dort war das Genussrechtskapital, das ebenfalls eine nachrangige Verbindlichkeit darstellt, nicht genannt. Vorliegend ist klargestellt, dass das Genussrechtskapital einzubeziehen ist, was &#8211; wie bereits erw&#228;hnt &#8211; &#252;berfl&#252;ssig w&#228;re, wenn an den Begriff des &#8222;haftenden Eigenkapitals&#8220; nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG a.&#160;F. angekn&#252;pft w&#252;rde, der das Genussrechtskapital ohnehin umfasst.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">(c)</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Dass es sich nach &#167;&#160;1 GB 273119 um Genussscheine im Sinne von &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 KWG a.&#160;F. handeln und u.&#160;a. &#167;&#160;9 GB 273119 gew&#228;hrleisten soll, dass die Voraussetzungen des &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 KWG a.&#160;F. eingehalten werden (vgl. OLG M&#252;nchen, Urteil vom 21.11.2013, 23 U #####/####, Rn.&#160;43, juris), l&#228;sst nach Auffassung der Kammer &#8211; selbst den hier erfolgten konkreten Verweis auf den Ausweis in der Bilanz weggedacht &#8211; offen, ob bei der Berechnung der Verlustteilnahme der Begriff des Eigenkapitals im Sinne des KWG oder im handelsbilanziellen Sinne zu verstehen ist. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 S.&#160;1 Nr.&#160;1 KWG a.&#160;F. m&#252;ssen die Genussscheine &#8222;bis zur vollen H&#246;he am Verlust teilnehmen&#8220;. Was mit &#8222;Verlust&#8220; gemeint ist, definiert das KWG nicht. Zul&#228;ssig ist jedenfalls die Ankn&#252;pfung an den Jahresfehlbetrag oder einen Bilanzverlust (Boos, in: Boos/Fischer/Schulte-Mattler, KWG, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;10 Rn.&#160;75; Lutter, in: K&#246;lner Kommentar zum AktG, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;297; Henke, WM 1985, 41, 44). Da vorliegend in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 zul&#228;ssigerweise an den Jahresfehlbetrag &#8211; mithin einen handelsbilanziellen Begriff &#8211; angekn&#252;pft wird, liegt es nahe, bei der Berechnung der Verlustteilnahme Rechnungsposten wie den Begriff des Eigenkapitals ebenfalls im handelsbilanziellen Sinne zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">(d)</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Auf Ausf&#252;hrungen in einem sp&#228;teren Prospekt (zu den im Jahre 2006 emittierten Genussscheinen mit der WKN 273142) kann f&#252;r die Auslegung der streitgegenst&#228;ndlichen Bedingungen ebenso wenig abgestellt werden wie auf Regelungen in fr&#252;her (am 06.11.2002 bzw. 20.04.2004) geschlossen Vertr&#228;gen &#252;ber stille Gesellschaften, selbst wenn diese so zu verstehen sein sollen, dass stille Gesellschafter und Genussscheininhaber am Verlust mit &#8222;dem gleichen Prozentsatz&#8220; teilnehmen und dort das haftende Eigenkapital im Sinne des KWG als Bezugspunkt genannt sein sollen. Daraus k&#246;nnte sich allenfalls ergeben, wie die Beklagte als Emittentin der Genussscheine und Vertragspartei der Gesellschaftsvertr&#228;ge damals die Genussscheinbedingungen verstanden hat. Diese Kenntnisse &#252;bersteigen indes den Empf&#228;ngerhorizont des durchschnittlichen privaten (Klein-) Anlegers und beziehen sich dar&#252;ber hinaus auf einen in Bezug auf die Ausgabe der streitgegenst&#228;ndlichen Genussscheine sp&#228;teren Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">(e)</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Nach alledem liegen Zweifel im Sinne von &#167;&#160;305c Abs.&#160;2 BGB nicht vor, X3 vor dem Hintergrund der &#8211; wie vorstehend aufgezeigt &#8211; eindeutigen Bezugnahme auf das <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital&#8220;</em> nicht mindestens zwei Auslegungsergebnisse rechtlich vertretbar sind. Andere Verst&#228;ndnism&#246;glichkeiten sind nur theoretisch denkbar, praktisch aber fern liegend.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">(f)</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 ist auch nicht wegen eines Versto&#223;es gegen das Transparenzgebot (&#167;&#160;307 Abs.&#160;1 S.&#160;2 BGB) unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Das Transparenzgebot verlangt vom Verwender allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen, die Rechte und Pflichten des Vertragspartners m&#246;glichst klar und durchschaubar ohne vermeidbare Unklarheiten und Spielr&#228;ume darzustellen. Dar&#252;ber hinaus gebieten es Treu und Glauben, dass eine in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen verwendete Klausel die wirtschaftlichen Nachteile und Belastungen so weit erkennen l&#228;sst, wie dies nach den Umst&#228;nden gefordert werden kann. Dabei ist auf die Erwartungen und Erkenntnism&#246;glichkeiten eines typischerweise bei Vertr&#228;gen der geregelten Art zu erwartenden Durchschnittskunden im Zeitpunkt des Vertragsschlusses abzustellen (BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;27 m.&#160;w.&#160;N.).</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Dies ist hier der Fall. Was unter dem <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene[n] Eigenkapital&#8220;</em> zu verstehen ist, ist in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 2713119 verst&#228;ndlich erl&#228;utert. Die dabei verwandten Begriffe sind hinreichend bestimmt (vgl. die Formbl&#228;tter zu &#167;&#160;2 RechKredV) und die hiernach ma&#223;geblichen Betr&#228;ge lassen sich jeweils dem Jahresabschluss der Beklagten entnehmen (vgl. BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;28).</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks"><strong>cc) Keine Wiederauff&#252;llung des R&#252;ckzahlungsanspruchs (&#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB)</strong></p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Auch dass in den Gesch&#228;ftsjahren ab #####/#### der R&#252;ckzahlungsanspruch der Genussrechtsinhaber nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 nicht wieder aufgef&#252;llt wurde, ist nicht zu beanstanden. Eine Bindung an den Jahresabschluss besteht zwar nicht, Zuf&#252;hrungen zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB gehen aber den Anspr&#252;chen der Genussscheininhaber auf Wiederauff&#252;llung ihrer R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 vor und die Kammer kann auch nicht feststellen, dass die Dotierungen des Sonderpostens durch die Beklagte in den Gesch&#228;ftsjahren #####/####, #####/#### und #####/#### zu Unrecht erfolgt sind.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks"><strong>(1) Keine Bindungswirkung an festgestellten Jahres&#252;berschuss</strong></p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Sind die Genussrechte &#8211; wie hier &#8211; an den &#8222;Jahres&#252;berschuss&#8220; &#8211; und damit nicht an die Rechtsstellung der Aktion&#228;re &#8211; gebunden, so kann der Genussrechtsinhaber Fehler in der rechnerischen Feststellung und sonstige Unrichtigkeiten uneingeschr&#228;nkt geltend machen und auf vertraglicher Grundlage auf Auszahlung des richtig ermittelten Betrags klagen (Habersack, in: M&#252;nchener Kommentar zum AktG, 4.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;282; ebenso in der 2. und 3. Aufl.; Koch, in: H&#252;ffer/Koch, AktG, 13.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;65; Lutter, in: K&#246;lner Kommentar zum AktG, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;359&#160;f.). Anders liegt es, wenn an den Bilanzgewinn angekn&#252;pft wird (zu einer solchen Fallgestaltung vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;17).</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks"><strong>(2) Kein Vorrang der Wiederauff&#252;llung vor der Dotierung des Sonderpostens</strong></p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Zuf&#252;hrungen zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB gehen den Anspr&#252;chen der Genussscheininhaber auf Wiederauff&#252;llung ihrer R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 vor, d.&#160;h. der &#8222;Jahres&#252;berschuss&#8220; im Sinne des &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 ist unter Einbeziehung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB (d.&#160;h. &#8222;nach&#8220; der Zuf&#252;hrung) &#8211; und nicht unter dessen Ausklammerung (d.&#160;h. &#8222;vor&#8220; der Zuf&#252;hrung) zu ermitteln.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Wie oben dargelegt, ist der Rechtsbegriff des &#8222;Jahres&#252;berschusses&#8220; in der Regel &#8211; so auch hier &#8211; entsprechend seiner juristischen Fachbedeutung zu verstehen, X3 damit erkennbar auf eine gesetzliche Regelung Bezug genommen wird (BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;24 m.&#160;w.&#160;N.; OLG Frankfurt, Urteil vom 15.07.2015, 19 U 201/13, Rn.&#160;82, juris). Gem&#228;&#223; &#167;&#160;340g Abs. 2 HGB sind &#8222;Zuf&#252;hrungen&#8220; zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g oder &#8222;Ertr&#228;ge&#8220; aus der Aufl&#246;sung des Sonderpostens in der Gewinn- und Verlustrechnung gesondert auszuweisen. Damit ist systematisch die Gewinn- und Verlustrechnung im Sinne von &#167;&#160;275 HGB, die mit &#8222;Jahres&#252;berschuss/Jahresfehlbetrag&#8220; endet, gemeint.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Dass diese bei Aktiengesellschaften wie der Beklagten nach &#167;&#160;158 AktG um eine &#220;berleitungsrechnung zum &#8222;Bilanzgewinn/Bilanzverlust&#8220; zu erg&#228;nzen ist, f&#252;hrt zu keiner anderen Beurteilung. Zwar sind Zuf&#252;hrungen zu bzw. Ertr&#228;ge aus dem Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB in den Formbl&#228;ttern 2 und 3 RechkredV betreffend die Darstellung der Gewinn- und Verlustrechnung bei Kreditinstituten nicht ausdr&#252;cklich aufgef&#252;hrt. Die Zuf&#252;hrung kann daher in einem eigenen Posten oder in einem Unterposten vorgenommen werden (vgl. B&#246;cking/Gros/Helke, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;340g Rn.&#160;6 m.&#160;w.&#160;N). Dies w&#252;rde es Kreditinstituten nach dem Wortlaut erm&#246;glichen, Zuf&#252;hrungen zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB erst nach Ermittlung des Jahres&#252;berschusses/Jahresfehlbetrags im Rahmen der Gewinnverwendung vorzunehmen. Dem steht allerdings in systematischer Hinsicht entgegen, dass der Jahres&#252;berschuss bzw. Jahresfehlbetrag den Saldo aller Ertr&#228;ge und Aufwendungen darstellt (B&#246;cking/Gros, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, a.&#160;a.&#160;O., &#167;&#160;275 Rn.&#160;45 m.&#160;w.&#160;N). Alle Ertr&#228;ge und Aufwendungen &#8211; mithin auch solche hinsichtlich des Sonderpostens nach &#167; 340g HGB &#8211; m&#252;ssen daher in der Gewinn- und Verlustrechnung vorher ausgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Auch aus dem Wortlaut des &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 ergibt sich kein anderes Verst&#228;ndnis. Dass hiernach &#8211; nach der gesetzlich vorgeschriebenen Wiederauff&#252;llung der gesetzlichen R&#252;cklage &#8211; die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che wieder aufzuf&#252;llen sind, bevor eine anderweitige Verwendung der Jahres&#252;bersch&#252;sse vorgenommen wird, hat keine Auswirkung auf andere Posten, die &#8211; wie der Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB &#8211; bereits vor der Ermittlung des Jahres&#252;berschusses und der nachfolgenden Gewinnverwendung gebildet werden m&#252;ssen. Zudem handelt es sich bei dem &#8222;Sonderposten&#8220; nach &#167;&#160;340g HGB schon dem Wortlaut nach nicht um eine R&#252;cklage (LG Kiel, Urteil vom 19.04.2018, 6 O 447/16; vgl. auch (OVG Berlin Brandenburg, Urteil vom 06.03.2014, OVG 1 B 18.12, Rn.&#160;80&#160;f.). Da der Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB &#8211; wie dargelegt &#8211; zur Ermittlung des Jahres&#252;berschusses/Jahresfehlbetrags notwendig ist, geh&#246;rt er auch systematisch &#8211; auch im Sinne von &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 &#8211; zur Gewinnermittlung und nicht zur nicht Gewinnverwendung.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Es kommt daher nicht darauf an, dass eine Ermittlung des &#8222;Jahres&#252;berschusses&#8220; im Sinne von &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 unter vollst&#228;ndiger Ausklammerung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB (&#8222;vor&#8220; der Zuf&#252;hrung) auch gar nicht durchf&#252;hrbar erscheint. Denn nach &#167;&#160;340e Abs.&#160;4 HGB &#8222;ist&#8220; ein bestimmter Betrag (mindestens 10&#160;% der Nettoertr&#228;ge des Handelsbestandes) dem Sonderposten zuzuf&#252;hren und &#8222;dort&#8220; gesondert auszuweisen. Dieser gesondert ausgewiesene Posten darf zudem nur unter eng umgrenzten Voraussetzungen aufgel&#246;st werden. Ein Verst&#228;ndnis von &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 dergestalt, dass die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che der Genussrechtsinhaber auch vorrangig vor dieser gesetzlich vorgegebenen Zuf&#252;hrung zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB wiederaufzuf&#252;llen seien, liegt &#8211; unabh&#228;ngig davon, ob dies rechtlich &#252;berhaupt zul&#228;ssig w&#228;re &#8211; fern. Denn eine unterschiedliche Behandlung der in &#167;&#160;340e Abs.&#160;4 HGB geregelten obligatorischen Zuf&#252;hrung zum Sonderposten und der weiteren in &#167;&#160;340g HGB geregelten fakultativen Zuf&#252;hrung zum Sonderposten l&#228;sst sich &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 GB 273119 nicht entnehmen. Hinzu kommt, dass der obligatorische Posten nach &#167;&#160;340e Abs.&#160;4 HGB &#8222;dort&#8220;, d.&#160;h. bei dem Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB, mittels eines des &#8222;Davon&#8220;-Vermerks (&#8222;davon Sonderposten nach &#167;&#160;340e Abs.&#160;4&#8220;) auszuweisen ist (vgl. B&#246;cking/Gros/Helke/Morawietz, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;340e Rn.&#160;32 m.&#160;w.&#160;N.), was eine Darstellung in der Gewinn- und Verlustrechnung an unterschiedlichen Stellen &#8211; teils vor und teils nach der Bestimmung des Jahres&#252;berschusses/Jahresfehlbetrags &#8211; nicht zul&#228;sst. Eine Darstellung der obligatorischen Zuf&#252;hrung bzw. der Ertr&#228;ge aus einer entsprechenden Aufl&#246;sung in der Gewinn- und Verlustrechnung nach der Ermittlung des Jahres&#252;berschusses/Jahresfehlbetrags im Rahmen der Gewinnverwendung erscheint systematisch fernliegend.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><strong>(3) Rechtsm&#228;&#223;igkeit der Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB</strong></p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Die Kammer kann auch nicht feststellen, dass die Dotierungen des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB durch die Beklagte in den Gesch&#228;ftsjahren #####/####, #####/#### und #####/#### zu Unrecht erfolgt sind.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">(a)</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;340g HGB d&#252;rfen Kreditinstitute &#8211; wie die Beklagte &#8211; auf der Passivseite ihrer Bilanz zur Sicherung gegen allgemeine Bankrisiken einen Sonderposten &#8222;Fonds f&#252;r allgemeine Bankrisiken&#8220; bilden, soweit dies nach vern&#252;nftiger kaufm&#228;nnischer Beurteilung wegen der besonderen Risiken des Gesch&#228;ftszweigs der Kreditinstitute notwendig ist. Darlegungs- und beweisbelastet f&#252;r die Nichteinhaltung dieser Voraussetzungen sind nach allgemeinen Regeln die Kl&#228;gerinnen (vgl. auch LG Kiel, Urteil vom 19.04.2018, 6 O 447/16, Rn.&#160;72), die gegen die Beklagte einen Anspruch geltend machen und sich hier gerade darauf berufen, dass nach einer fr&#252;heren Verlustteilnahme R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che zu ihren Gunsten h&#228;tten wiederaufgef&#252;llt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167;&#160;340g HGB stellt rechtlich nur schwer fassbare Begrenzungen f&#252;r die Dotierung des Sonderpostens auf. Der Tatbestand enth&#228;lt mehrere unbestimmte Rechtsbegriffe, insbesondere soweit an die &#8222;vern&#252;nftige kaufm&#228;nnische Beurteilung&#8220; und die &#8222;Notwendigkeit&#8220; der Dotierung angekn&#252;pft wird. Zudem besteht auf der Rechtsfolgeseite (&#8222;kann&#8220;) ein &#8211; weites &#8211; Ermessen (vgl. B&#246;cking/Gros/Helke, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 3.&#160;Aufl., &#167;&#160;340g Rn.&#160;5; Gaber, WM 2018, 153, 161, wobei die Kammer nicht verkennt, dass es sich bei dem Verfasser um einen Mitarbeiter der Beklagten handelt). Letztlich er&#246;ffnet die Regelung der Beklagten sowohl auf Tatbestands- als auch auf Rechtsfolgenseite einen weiten Spielraum, der nur einer eingeschr&#228;nkten gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung im Sinne einer Vertretbarkeitskontrolle unterliegt. Die Kl&#228;gerinnen haben nicht dargelegt, dass dieser Spielraum &#252;berschritten worden ist.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">(b)</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Dies gilt zun&#228;chst f&#252;r die im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### erfolgten Dotierungen in H&#246;he von etwa 265 Mio.&#160;&#8364; bis zum 31.12.2013 sowie weiteren rund 138 Mio.&#160;&#8364; bis zum 31.03.2014.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">(aa)</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die zwischen zwei Jahresabschl&#252;ssen in einem Zwischengewinnverfahren erfolgten Dotierungen sind im Hinblick auf die Teilnahme der Beklagten an dem EZB-Stresstest zum 31.12.2013 nach deren ma&#223;geblicher vern&#252;nftiger kaufm&#228;nnischer Beurteilung notwendig, d.&#160;h. vertretbar, gewesen.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Das Erreichen einer ausreichenden aufsichtsrechtlich geforderten Eigenkapitalquote als ein regulatorisches Risiko sowie generell das Sicherstellen einer ausreichenden Eigenkapitalausstattung unterf&#228;llt dem Tatbestand des &#167;&#160;340g HGB. Es handelt sich dabei um besondere Risiken des Gesch&#228;ftszweigs der Kreditinstitute im Sinne von &#167;&#160;340g HGB. Denn der Sonderposten soll &#8222;allgemeine&#8220; Bankrisiken &#8211; und gerade keine konkreten Einzelrisiken &#8211; abdecken (vgl. OVG Berlin Brandenburg, Urteil vom 06.03.2014, OVG 1 B 18.12, Rn.&#160;82; Balzer/Kr&#246;ll, in Heymann, HGB, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;340g Rn.&#160;2). In (steigenden) regulatorischen Eigenkapitalanforderungen spiegelt sich gerade die allgemeine Erwartung, dass Banken besonderen Risiken ausgesetzt sind, gegen die sich absichern m&#252;ssen. Der Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB ist auch Teil des regulatorischen Eigenkapitals, was es systematisch naheliegend erscheinen l&#228;sst, dass der Fonds zur St&#228;rkung des regulatorischen Eigenkapitals genutzt werden kann. Dabei kann es entgegen dem Wortlaut des &#167;&#160;340g HGB, der von einer Vorsorge f&#252;r die &#8222;besonderen Risiken des Gesch&#228;ftszweigs der Kreditinstitute&#8220; spricht und damit auf die allgemeine Situation der Kreditwirtschaft abzustellen scheint, nur um eine Vorsorge f&#252;r die sich aus banktypischen Gefahren ergebende konkrete Risikosituation des jeweiligen Instituts, nicht aber um eine durchschnittliche Branchenbetrachtung gehen. Daher kommt auch einer Vergleichsbetrachtung mit anderen Banken bzw. Durchschnittswerten keine ausschlaggebende Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben sind die bis zum 31.12.2013 &#8211; dem letztlich ma&#223;geblichen Stichtag f&#252;r den Stresstest &#8211; erfolgten Dotierungen nicht zu beanstanden. Dass die Beklagte die ma&#223;geblichen Eigenkapitalquoten in den unterschiedlichen Szenarien &#8211; z.&#160;B. im Stressszenario &#8211; um &#252;ber 1&#160;% &#252;berschritten hat, f&#252;hrt zu keiner anderen Beurteilung, denn eine &#8222;punktgenaue Landung&#8220; erscheint ex ante weder m&#246;glich noch nach der ma&#223;geblichen vern&#252;nftigen kaufm&#228;nnischen Beurteilung notwendig. Welche Folgen das Nichtbestehen des Stresstests gehabt h&#228;tte &#8211; insbesondere ob und ggf. welchen Beschr&#228;nkungen die Beklagte unterworfen worden w&#228;re &#8211; kann dahinstehen. Denn aus der Sicht eines vern&#252;nftigen Kaufmanns erscheint es jedenfalls notwendig, aufsichtsrechtlich angeordnete Tests zu bestehen.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">(bb)</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Auch die weitere Dotierung zum 31.03.2014 &#8211; im Rahmen des Jahresabschluss #####/#### &#8211; in H&#246;he von rund 138 Mio.&#160;&#8364; ist auf der Basis des Sach- und Streitstandes nach vern&#252;nftiger kaufm&#228;nnischer Beurteilung nicht zu beanstanden. Hierbei ist insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, dass diese Dotierung noch w&#228;hrend des laufenden Stresstests erfolgte und die Beklagte auch aufgrund der kurzfristigen Aufnahme in den Stresstest Verhandlungen f&#252;hrte, um zu erreichen, dass f&#252;r sie &#8211; anders als es die Leitlinien des Stresstests vorsahen &#8211; nicht der 31.12.2013 als Stichtag gelten soll. Diese Beurteilung wird dadurch best&#228;tigt, dass f&#252;r die Beurteilung der &#8222;Risikogewichteten Aktiva&#8220; (RWA) auf den 31.03.2014 abgestellt wurde, auch wenn es bei der Beurteilung der Kapitalquote bei dem (vorherbestimmten) Stichtag, dem 31.12.2013, verblieb.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">(cc)</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerinnen meinen, die Zuf&#252;hrungen zum Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB seien zur St&#228;rkung des regulatorischen Eigenkapitals nicht notwendig gewesen, X3 es hierzu gleicherma&#223;en geeignete Alternativen gegeben habe, so ergeben sich daraus keine durchgreifenden Bedenken gegen die erfolgten Dotierungen. Der &#8211; vorstehend dargestellte &#8211; gesetzliche Ma&#223;stab f&#252;r die Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB f&#252;hrt nicht dazu, dass unternehmerische Entscheidungen der Beklagten in diesem Rahmen zu &#252;berpr&#252;fen sind. So unterliegt es der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit der Beklagten, ob sie den Standardsatz der Risikobemessung umstellt; im &#220;brigen hat die Beklagte nachvollziehbar dargelegt, dass dies in sehr kurzer Zeit nicht durchf&#252;hrbar gewesen w&#228;re. Eine &#8211; in diesem Rahmen &#8211; nicht &#252;berpr&#252;fbare unternehmerische Entscheidung ist es auch, ob die Beklagte Unternehmensteile (z.&#160;B. ihre Leasing-Tochter, die J2 GmbH) verkauft und wann sie das tut. Entsprechendes gilt f&#252;r andere von den Kl&#228;gerinnen aufgeworfenen alternativen Methoden der Eigenkapitalbeschaffung, wie den R&#252;ckkauf von Nachrang-, Hybrid- und Genusscheinkapital unterhalb des Buchwerts, das Aufdecken stiller Reserven, die Aufl&#246;sung von Steuerr&#252;ckstellungen oder die Durchf&#252;hrung einer Kapitalerh&#246;hung. Es kann dahinstehen, ob diese Alternativen &#252;berhaupt (oder in der K&#252;rze der Zeit) durchf&#252;hrbar gewesen w&#228;ren. Denn ein so weitreichender Eingriff in die unternehmerische Entscheidungsfreiheit k&#228;me nur unter ganz besonderen Umst&#228;nden in Betracht, die hier nicht ersichtlich sind.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Zwar kann es im Rahmen der Ermessensaus&#252;bung geboten sein, gesellschaftsrechtliche Treuepflichten gegen&#252;ber den &#8222;Anteilseignern&#8220; zu ber&#252;cksichtigen (vgl. B&#246;cking/Gros/Helke, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 3.&#160;Auflage 2014, &#167;&#160;340g Rn.&#160;5). Diese gelten aber gerade nicht gegen&#252;ber Genussscheininhabern, welche die zul&#228;ssige Aus&#252;bung von Gestaltungsspielr&#228;umen bei der Aufstellung des Jahresabschlusses wie auch bei der Vornahme des Gewinnverwendungsbeschlusses &#8211; insbesondere durch die Aus&#252;bung von Bilanzierungswahlrechten oder die Bildung R&#252;cklagen &#8211; grunds&#228;tzlich hinzunehmen haben. Denn sie haben dieses Risiko bedingungsgem&#228;&#223; &#252;bernommen (BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;17; Habersack, in M&#252;nchener Kommentar zum AktG, 4.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;283). Entsprechendes gilt erst recht f&#252;r die vorstehend er&#246;rterten unternehmerischen Entscheidungen.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">(dd)</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerinnen schlie&#223;lich geltend machen, die Beklagte habe die Genussrechtsinhaber gezielt benachteiligen (&#8222;aushungern&#8220;) wollen, ist dies nach Auffassung der Kammer nicht unter dem Gesichtspunkt eines Ermessensfehlers in Form von sachfremden Erw&#228;gungen (so aber m&#246;glicherweise Gaber, WM 2018, 153, 161), sondern (nur) unter dem Gesichtspunkt eines m&#246;glichen Schadensersatzanspruchs aufgrund eines rechtsmissbr&#228;uchlichen oder gezielt den Interessen der Genussscheininhaber zuwider laufenden Verhaltens (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;18) zu pr&#252;fen (dazu siehe unten).</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">(c)</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend ist auch die Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB in den Gesch&#228;ftsjahren #####/#### in H&#246;he von etwa 5 Mio.&#160;&#8364; und #####/#### in H&#246;he von etwa 7 Mio.&#160;&#8364; nicht zu beanstanden. Auch wenn ein weiterer Stresstest nicht zu bestehen war, war die hierdurch bewirkte weitere, im Vergleich zum Gesch&#228;ftsjahr #####/#### aber bereits erheblich reduzierte St&#228;rkung des aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals &#8211; auch oberhalb der aufsichtsrechtlich angeordneten Mindestquoten auf Instituts- und Gruppenebene &#8211; angesichts der sich absehbar weiter versch&#228;rfenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen nach vern&#252;nftiger kaufm&#228;nnischer Beurteilung vertretbar, zumal stille Reserven nach &#167;&#160;340f HGB nach deren Aufl&#246;sung im Jahre 2007 nicht mehr bestanden.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks"><strong>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Sekund&#228;ranspr&#252;che auf R&#252;ckzahlung</strong></p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 1. stehen gegen die Beklagte hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273119 auch keine auf die R&#252;ckzahlung des Nennbetrags gerichteten Sekund&#228;ranspr&#252;che zu.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks"><strong>aa) Kein Schadensersatzanspruch (&#167;&#160;280 Abs.&#160;1 BGB)</strong></p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen eines Schadensersatzanspruchs gem&#228;&#223; &#167;&#160;280 Abs.&#160;1 BGB unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauchs bzw. der gezielten Benachteiligung der Genussscheininhaber (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;18) hat die Kl&#228;gerin zu 1. nicht hinreichend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Anspruch w&#252;rde voraussetzen, dass die infolge der Dotierungspraxis der Beklagten in Bezug auf den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB objektiv eingetretene Benachteiligung der Genussrechtsinhaber nicht nur Reflex einer legitimen Strategie der Eigenkapitalst&#228;rkung ist, sondern die Organe der Beklagten in den betreffenden Gesch&#228;ftsjahren gezielt den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB in der jeweiligen H&#246;he dotiert haben, um die &#8211; an das Jahresergebnis gekn&#252;pften &#8211; Anspr&#252;che der Genussrechtsinhaber auszuschlie&#223;en. Diese &#8211; subjektive &#8211; Voraussetzung kann die Kammer nicht mit der f&#252;r eine Verurteilung erforderlichen Gewissheit feststellen. Zur &#220;berzeugungsbildung der Kammer (&#167;&#160;286 Abs.&#160;1 ZPO) bedarf es dabei keiner absoluten oder unumst&#246;&#223;lichen Gewissheit im Sinne des wissenschaftlichen Nachweises, sondern nur eines f&#252;r das praktische Leben brauchbaren Grades von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen gebietet, ohne sie v&#246;llig auszuschlie&#223;en (vgl. statt vieler BGH, Urteil vom 16.04.2013, VI ZR 44/12).</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Dieser Grad an Gewissheit ist vorliegend nicht erreicht, wobei die Kammer nicht verkennt, dass die Kl&#228;gerinnen durchaus einige beachtliche Indizien vorgetragen haben, die einen Missbrauchsverdacht in Betracht ziehen lassen (dazu sogleich). Diese Indizien erscheinen aber &#8211; auch in ihrer Gesamtschau &#8211; nicht so gewichtig, dass die Kammer mit der n&#246;tigen Sicherheit auszuschlie&#223;en vermag, dass sich die Organe der Beklagten bei der Ermessensaus&#252;bung (dazu siehe oben) tats&#228;chlich von dem Ziel einer als notwendig angesehenen St&#228;rkung der Eigenkapitalquote leiten lie&#223;en und nicht &#8211; vorrangig oder auch nur daneben &#8211; das Ziel verfolgten, die Genussscheininhaber zu benachteiligen. Im Einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">(a)</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Die Kammer verkennt nicht, dass die Beklagte die aufsichtsrechtlich vorgegebenen Eigenkapitalquoten (zum Teil) &#252;berschritten hat. Indessen handelt es sich bei den vorgegebenen Kapitalquoten lediglich um Mindestanforderungen, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich versch&#228;rft worden waren und deren jeweils zu erf&#252;llenden Anforderungen nicht exakt auf l&#228;ngere Sicht vorhersehbar sind. So kann die Aufsichtsbeh&#246;rde individuelle Anforderungen an einzelne Kreditinstitute stellen, z.&#160;B. im Rahmen des &#8222;Supervisory and Evaluation Process&#8220; (SREP) (hier geschehen &#8211; wenn auch erst &#8211; mit Bescheid vom 08.09.2016) oder eine zus&#228;tzliche Eigenmittelkennzifferpflicht einf&#252;hren (hier geschehen &#8211; wenn auch erst &#8211; mit Bescheid vom 14.07.2016). Vor diesem Hintergrund legt die &#220;berschreitung oder beabsichtigte &#220;berschreitung der Mindestkapitalquote &#8211; zumal nach der Erfahrung einer existenziellen Krise &#8211; nicht ohne Weiteres nahe, dass gleichsam unter dem &#8222;Deckmantel&#8220; der Eigenkapitalst&#228;rkung andere Ziele, namentlich die Vereitelung von Anspr&#252;chen der Genussscheininhaber, verfolgt wurden.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">(b)</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Auff&#228;llig ist weiter, dass die Beklagte in s&#228;mtlichen Gesch&#228;ftsjahren seit #####/#### (nur) deshalb keine positiven Jahresergebnisse erzielte, X3 sie in H&#246;he des ansonsten entstehenden Jahres&#252;berschusses zun&#228;chst den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB dotierte und im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### ein bilanzielles Wahlrecht zugunsten von Pensionsr&#252;ckstellungen aus&#252;bte.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Allein das Ergebnis mehrerer aufeinanderfolgender Jahresabschl&#252;sse bietet indes noch keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, dass die Beklagte hierbei treuwidrig gehandelt hat, um Anspr&#252;che der Genussscheininhaber abzuschneiden (vgl. in Bezug auf R&#252;ckstellungen BGH Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;19), zumal sie noch im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB in H&#246;he von 19 Mio.&#160;&#8364; aufgel&#246;st und dadurch eine noch gr&#246;&#223;ere Verlustbeteiligung der Genussscheininhaber vermieden hatte. Wenn hierdurch, wie die Beklagte &#8211; nach vern&#252;nftiger kaufm&#228;nnischer Beurteilung &#8211; nachvollziehbar dargelegt hat, eine im Zusammenhang mit der Aufl&#246;sung und Abwicklung einer Tochtergesellschaft getroffene Risikovorsorge aufgel&#246;st wurde, ist darin auch kein Widerspruch zu der von der Beklagten reklamierten Strategie der St&#228;rkung der Eigenkapitalquote zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte in ihren Prognosen und ver&#246;ffentlichten Planungen angek&#252;ndigt hat, in den folgenden Jahren bis 2021 &#8211; dort laufen Besserungsabreden hinsichtlich weiterer hier nicht streitgegenst&#228;ndlicher Genussrechte aus &#8211; weiterhin den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB in H&#246;he der sonst entstehenden Jahres&#252;bersch&#252;sse dotieren zu wollen, deutet dies ebenfalls nicht zwingend auf eine Benachteiligungsabsicht gegen&#252;ber den Genussrechtsinhabern hin. Zum einen handelt es sich hierbei lediglich um pflichtgem&#228;&#223; zu erstellende Planungen bzw. Prognosen, die ggf. ver&#228;nderten Gegebenheiten &#8211; etwa gesunkenen aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen &#8211; angepasst werden m&#252;ssen. Zum anderen haben Genussrechtsinhaber die zul&#228;ssige Nutzung von Gestaltungsspielr&#228;umen grunds&#228;tzlich auf Dauer &#8211; und nicht blo&#223; f&#252;r ein Gesch&#228;ftsjahr &#8211; hinzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, dass die Beklagte (erst) im Gesch&#228;ftsjahr #####/#### &#8211; zum Kaufpreis von lediglich 311 Mio.&#160;&#8364; &#8211; Hybridkapital im Nennwert von 911 Mio.&#160;&#8364; zur&#252;ckgekauft hat, impliziert zwar, dass es der Beklagten zu diesem Zeitpunkt nicht (mehr) an Eigenkapital mangelte, sie dieses vielmehr einsetzen konnte. Allerdings hat die Beklagte nachvollziehbar dargelegt, dass die hierf&#252;r aufgewendeten Mittel (erst) nach dem Verkauf ihrer Leasing-Tochter zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten und sie die &#8211; g&#252;nstige &#8211; Gelegenheit des R&#252;ckkaufs genutzt habe, um m&#246;gliche zuk&#252;nftige Belastungen zu umgehen.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">(c)</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Auch unter Ber&#252;cksichtigung der durch die besondere Eigent&#252;merstruktur der Beklagten begr&#252;ndeten Interessenlage ergibt sich keine andere Bewertung.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Die Aktien der Beklagten lagen in dem ma&#223;geblichen Zeitraum zun&#228;chst mehrheitlich und inzwischen sogar ausschlie&#223;lich in der Hand des Investors Lone Star, welcher &#8211; anders als die Genussrechtsinhaber, die nur laufzeitbeschr&#228;nkt beteiligt sind &#8211; im Falle einer Weiterver&#228;u&#223;erung seiner Aktien nach dem Auslaufen der letzten Genussrechte von den im Unternehmen verbleibenden Werten profitieren w&#252;rde. Hierdurch fehlte es bei der Beklagten &#8211; im Vergleich zu Gesellschaften mit gestreutem Aktienbesitz &#8211; zudem an einem Korrektiv bei der Aufstellung des Jahresabschlusses. Denn regelm&#228;&#223;ig haben bei einer Vielzahl von Aktion&#228;ren zumindest einige ein Interesse an einem positiven Jahresergebnis, um in den Genuss einer Dividendenzahlung zu kommen, was f&#252;r einen Investor, der prim&#228;r auf die Kursentwicklung der Aktie setzt, von geringerem Interesse sein mag.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Letztlich zeigen die Kl&#228;gerinnen mit dem Verweis auf die Eigent&#252;merstruktur nicht mehr als ein potentielles Motiv und erleichterte Bedingungen f&#252;r ein rechtsmissbr&#228;uchliches Verhalten der Organe der Beklagten auf. R&#252;ckschl&#252;sse, ob ein solches tats&#228;chlich vorliegt, erlauben beide Gesichtspunkte nicht.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">(d)</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kann auch der Rede des Vorstandsvorsitzenden der Beklagten, Dr.&#160;Wiedemann, in der Hauptversammlung vom 01.09.2016 (Anlage K&#160;41), in der dieser sich (unter Punkt 3.) dahingehend ge&#228;u&#223;ert hat, dass die Beklagte vorhabe, Betr&#228;ge, die vorrangig zu einer Dividendenzahlung seien, &#252;ber eine Restrukturierung der Passivseite perspektivisch zu verringern, eine gegen die Interessen der Genussrechtsinhaber gerichtete Absicht nicht entnommen werden. Denn die zitierte &#196;u&#223;erung steht im Zusammenhang mit zwei konkreten, in der Hauptversammlung zu beschlie&#223;enden Ma&#223;nahmen hinsichtlich zweier stiller Gesellschafter.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks"><strong>bb) Kein Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage (&#167;&#160;313 Abs.&#160;1 BGB)</strong></p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 1. steht gegen die Beklagte auch kein Anspruch wegen des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage zu (&#167;&#160;313 Abs.&#160;1 BGB). Denn es ist nicht ersichtlich, dass sich die gemeinsame Gesch&#228;ftsgrundlage ver&#228;ndert hat. Dass die Beklagte nunmehr das Ziel verfolgt, ihre Eigenkapitalausstattung und den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB umfangreich auszustatten, begr&#252;ndet keine &#196;nderung der Gesch&#228;ftsgrundlage. Die Vorschrift des &#167;&#160;340g HGB ist bereits seit dem 01.01.1991 in L. Dass die Beklagte fr&#252;her regelm&#228;&#223;ig Dividenden an die Aktion&#228;re und Zinsen an Genussscheininhaber gezahlt sowie die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che der Genussrechtsinhaber in voller H&#246;he erf&#252;llt hat, ist kein Umstand, von dessen Fortbestand die Parteien bei Abschluss der Erwerbsvertr&#228;ge &#252;bereinstimmend ausgingen oder oder auch nur die Kl&#228;gerin zu 1. bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung der Vertragsbedingungen ausgehen durfte, da sie nach den Genussscheinbedingungen sowohl gesch&#228;ftspolitische Entscheidungen der Unternehmensf&#252;hrung der Beklagten als auch die zul&#228;ssige Aus&#252;bung bilanzieller Gestaltungsrechte hinzunehmen hat.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks"><strong>c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kein Anspruch auf Aussch&#252;ttungen (&#167;&#160;2 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;2 GB)</strong></p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 1. stehen gegen die Beklagte hinsichtlich der von ihr gehaltenen Genussscheine mit der WKN 273119 weder Anspr&#252;che auf laufende Aussch&#252;ttungen nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 GB 273119 noch &#8211; insbesondere hinsichtlich der Gesch&#228;ftsjahre ab #####/#### &#8211; auf nachholende Aussch&#252;ttungen nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 S.&#160;2 GB 273119 zu. Denn gem&#228;&#223; &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 S.&#160;1 GB 273119 sind Aussch&#252;ttungen auf die Genussscheine dadurch begrenzt, dass durch sie kein Bilanzverlust entstehen darf, was im Falle einer Erf&#252;llung des kl&#228;gerseits geltend gemachten Anspr&#252;che in den streitgegenst&#228;ndlichen Gesch&#228;ftsjahren jeweils der Fall gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Der Begriff des &#8222;Bilanzverlusts&#8220; ist entsprechend der Regelung zur Verlustteilnahme in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273119 (dazu siehe oben unter I.&#160;1.a)&#160;bb)&#160;(1)) zu verstehen, n&#228;mlich als Bilanzverlust im handelsbilanziellen Sinne, allerdings vor Bedienung der Aussch&#252;ttungen der Genussrechtsinhaber. Dieses Verst&#228;ndnis wird durch die fehlerhafte, auch in diesem Zusammenhang auf den &#8222;Jahresfehlbetrag&#8220; abstellende Erl&#228;uterung auf Seite&#160;5 des Prospekts nicht beeintr&#228;chtigt, da &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 GB 273119 auf Seite&#160;8 des Prospekts zutreffend wiedergegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Der Bilanzverlust w&#252;rde auch jeweils &#8222;durch die Aussch&#252;ttung entstehen&#8220;. Auch in dieser Hinsicht ist die Regelung in &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 S.&#160;1 GB 273119 nach Aussch&#246;pfung aller Auslegungsmethoden eindeutig und nicht unklar im Sinne von &#167;&#160;305c Abs.&#160;2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Zwar legt der Wortlaut der Klausel &#8211; &#8222;dass <em>durch</em> sie [gemeint: die Aussch&#252;ttung] kein Bilanzverlust <em>entstehen</em> darf&#8220; &#8211; zun&#228;chst nahe, dass die Erh&#246;hung eines unabh&#228;ngig von Erf&#252;llung der Kuponanspr&#252;che bestehenden Bilanzverlusts unsch&#228;dlich sei, und k&#246;nnte damit eine Unklarheit im Sinne von &#167;&#160;305 Abs.&#160;2 BGB begr&#252;nden (vgl. OLG M&#252;nchen, Urteil vom 11.06.2015, 23&#160;U #####/####, Rn.&#160;90&#160;f., juris, zu einer gleichlautenden Genussscheinbedingung; LG D&#252;sseldorf, Urteil vom 24.03.2017, 10 O 308/15, Rn.&#160;24&#160;f., juris, zu einer &#228;hnlich formulierten Nachrangdarlehensbedingung). Denn bei (wort)w&#246;rtlichem Verst&#228;ndnis <em>&#8222;entsteht&#8220;</em> ein Bilanzverlust nicht <em>&#8222;durch&#8220;</em> die Aussch&#252;ttung, wenn er auch ohne sie &#8211; sei es durch ein ohnehin negatives Jahresergebnis (einen Jahresfehlbetrag) oder einen Verlustvortrag &#8211; auszuweisen w&#228;re; vielmehr w&#252;rde in diesen F&#228;llen ein bereits <em>bestehender</em> Bilanzverlust durch die Aussch&#252;ttung nur <em>erh&#246;ht</em>.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Eine dahingehende, wortlautgetreue Auslegung scheidet aber nach Aussch&#246;pfung der weiteren Auslegungsmethoden aus.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">(a)</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist in systematischer Hinsicht zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich bei den streitgegenst&#228;ndlichen Genussscheinen nach &#167;&#160;1 Abs.&#160;1 GB 273119 ausdr&#252;cklich um Genussscheine im Sinne von &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 KWG a.&#160;F., d.&#160;h. um haftendes Eigenkapital nach &#167;&#160;10 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KWG a.&#160;F., handeln soll. Die daf&#252;r notwenigen Voraussetzungen sollen &#8211; auch f&#252;r den verst&#228;ndigen durchschnittlichen Anleger erkennbar &#8211; in den Genussscheinbedingungen geschaffen und z.&#160;B. durch &#167;&#160;9 GB 273119 abgesichert werden. Dies aber setzt voraus, dass auch dann keine Aussch&#252;ttungen gezahlt werden, wenn hierdurch ein bereits bestehender (Bilanz)Verlust erh&#246;ht w&#252;rde. Denn &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 S.&#160;1 Nr.&#160;1 KWG a.&#160;F. bestimmt, dass Genussrechtskapital nur dann dem haftenden Eigenkapital zuzurechnen ist, wenn &#8222;es bis zur vollen H&#246;he am Verlust teilnimmt&#8220; und &#8211; damit korrespondierend &#8211; das Institut berechtigt ist, &#8222;im Falle eines Verlustes Zinszahlungen aufzuschieben&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Das KWG definiert nicht, was mit &#8222;Verlust&#8220; gemeint ist. Ausgehend vom Recht der stillen Gesellschaft kann darunter verstanden werden, dass der Genussrechtsinhaber an einem negativen ordentlichen Betriebsergebnis oder an einem Jahresfehlbetrag zu beteiligen ist, auch das Ankn&#252;pfen an einen Bilanzverlust ist zul&#228;ssig. Entscheidend ist, dass das Genussrechtskapital nicht bedient werden darf, wenn andernfalls ein Verlust bei dem Kreditinstitut entst&#252;nde. Aus der Verlustteilnahmeregelung ergibt sich konsequenterweise, dass im Falle eines Verlusts Zinszahlungen (Aussch&#252;ttungen) aufzuschieben sind (vgl. Boos in Boos/Fischer/Schulte-Mattler, KWG, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;10 Rn.&#160;74&#160;f.; Henke, WM 1985, 41, 44). Wird hier der Ausschluss der Aussch&#252;ttungen zul&#228;ssigerweise an einen Bilanzverlust gekn&#252;pft, muss im Falle des so bestimmten Verlusts die Beklagte die Zinszahlungen (Aussch&#252;ttungen) aufschieben. Nach dem Wortlaut von &#167;&#160;10 Abs.&#160;5 S.&#160;1 Nr.&#160;1 KWG a.&#160;F. kommt es auch nur darauf an, dass der &#8222;Fall[e] eines Verlustes&#8220; eingetreten ist, nicht aber wodurch.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des ma&#223;geblichen Empf&#228;ngerhorizonts (dazu siehe oben) spielt es f&#252;r die Auslegung des &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 S.&#160;1 GB 273119 keine Rolle, dass die Beklagte in den Bedingungen des &#8211; sp&#228;ter emittierten &#8211; Genussscheins mit der WKN 273156 abweichend formuliert hat, es d&#252;rfe kein Bilanzverlust entstehen &#8222;oder ein bestehender Bilanzverlust erh&#246;ht&#8220; werden; nach den vorstehenden Erw&#228;gungen handelt es sich hierbei aber ohnehin nur um einen klarstellenden Zusatz.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">(b)</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis der systematischen Auslegung wird durch die teleologische Erw&#228;gung gest&#252;tzt, dass die Genussscheinbedingungen &#8211; auch f&#252;r einen verst&#228;ndigen durchschnittlichen Anleger erkennbar &#8211; regeln wollen, dass Aussch&#252;ttungen nur aus (untechnisch verstandenen) &#8222;Gewinnen&#8220; gezahlt werden. Es ist erkennbar gerade nicht gewollt, dass beispielsweise bei einem Bilanzgewinn in H&#246;he von 1&#160;&#8364; (vor Aussch&#252;ttungen an die Genussrechtsinhaber), dieser Betrag lediglich anteilig an alle aussch&#252;ttungsberechtigten Genussscheininhaber aufgeteilt wird und andererseits bei einem Bilanzverlust in H&#246;he von 1&#160;&#8364; (vor Aussch&#252;ttungen an die Genussrechtsinhaber) alle Genussscheininhaber Aussch&#252;ttungen in voller H&#246;he erhalten. Dieses &#8211; offensichtlich widersinnige &#8211; Ergebnis aber w&#228;re die Konsequenz der oben erwogenen wortlautgetreuen Auslegung, ohne dass f&#252;r die unterschiedliche Behandlung ein sachlicher Grund ersichtlich ist.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks"><strong>2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Zahlungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin zu 1. hinsichtlich der Genussscheine mit den WKN 273079 und 273080 (Antr&#228;ge zu 2. und 3.)</strong></p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Auch hinsichtlich der Genussscheine mit den WKN 273079 und 273080 stehen der Kl&#228;gerin zu 1. keine R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che gegen die Beklagte zu. Die Berechnung der Verlustteilnahme nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273079 ist nicht zu beanstanden, X3 der Rechenposten <em>&#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220;</em> allein das im handelsrechtlichen Jahresabschluss ausgewiesene Eigenkapital zuz&#252;glich des Genussscheinkapitals &#8211; und nicht etwa auch den Sonderposten nach &#167;&#160;340g HGB &#8211; umfasst. Insoweit gelten die Ausf&#252;hrungen zu der gleichlautenden Klausel in &#167;&#160;4 Abs.1 GB 273119 (siehe oben unter I.&#160;1.&#160;a)&#160;bb)&#160;(2)) entsprechend. Weitere Punkte sind zwischen den Parteien hinsichtlich dieser Genussscheine nicht strittig.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks"><strong>3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Zahlungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin zu 2. hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273119 (Antrag zu 4., Hilfsantr&#228;ge zu 7.2. und 8.2.)</strong></p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Auch der Kl&#228;gerin zu 2. stehen gegen die Beklagte keine Anspr&#252;che hinsichtlich der von ihr gehaltenen Genussscheine mit der WKN 273119 zu. Bei den diesbez&#252;glichen &#8222;Hilfsantr&#228;gen&#8220; zu 7.2. und 8.2. handelt es sich nicht um Hilfsantr&#228;ge im eigentlichen Sinne; vielmehr beziffert die Kl&#228;gerin zu 2. lediglich ihre Zahlungsanspr&#252;che f&#252;r den Fall, dass die Kammer der kl&#228;gerischen Berechnung nicht in allen strittigen Fragen folgen will, auf entsprechend geringere Betr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Zwar ist die Kl&#228;gerin zu 2. hinsichtlich der hier streitgegenst&#228;ndlichen 3.356.000 St&#252;ck der Genussscheine mit der WKN 273119 aktivlegitimiert.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich von 332.300 St&#252;ck ergibt sich dies aus den Ausbuchungsbest&#228;tigungen aus dem Depot ihres Gesch&#228;ftsf&#252;hrers sowie der diesbez&#252;glichen &#8211; auch von der Beklagten nicht in Zweifel gezogenen &#8211; Abtretungsvereinbarung.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Weitere 33.000 St&#252;ck wurden aus dem Depot eines Herrn L ausgebucht, der die entsprechenden Anspr&#252;che zun&#228;chst an den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin zu 2. abgetreten hat, welcher sie an die Kl&#228;gerin zu 2. weiterzediert hat. Die Kl&#228;gerin zu 2. hat zuletzt den Nachweis der &#220;berweisung vom 08.11.2016 (Anlage K&#160;113) vorgelegt, durch welche der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin zu 2. das entsprechende Abtretungsangebot des Herrn L jedenfalls rechtzeitig &#8211; unabh&#228;ngig davon, ob die Einhaltung der einw&#246;chigen &#220;berweisungsfrist zwingend war (&#8222;soll&#8220;) &#8211; angenommen hat (vgl. Ziffer 3. der Vereinbarung vom 30.10./08.11.2016, Anlage K&#160;8).</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Es ist auch nicht rechtsmissbr&#228;uchlich, Genussrechte zu einem unter dem Nennwert liegenden Preis aufzukaufen, um anschlie&#223;end die Richtigkeit der Berechnungen der Beklagten gerichtlich &#252;berpr&#252;fen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Aus den oben dargestellten Gr&#252;nden bestehen aber in der Sache weder R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che noch Anspr&#252;che auf Aussch&#252;ttungen. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird insoweit auf die Ausf&#252;hrungen zu den Anspr&#252;chen der Kl&#228;gerin zu 1. (siehe oben unter I.&#160;1.&#160;a)) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks"><strong>4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Zahlungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin zu 2. hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273142 (Antrag zu 5., Hilfsantr&#228;ge zu 9.)</strong></p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 2. stehen gegen die Beklagte auch keine Anspr&#252;che hinsichtlich der von ihr gehaltenen Genussscheine mit der WKN 273142 zu. Bei den diesbez&#252;glichen &#8222;Hilfsantr&#228;gen&#8220; zu 9.&#160;a) und 9.&#160;b) handelt es sich nicht um Hilfsantr&#228;ge im eigentlichen Sinne; vielmehr beziffert die Kl&#228;gerin zu 2. lediglich ihre Zahlungsanspr&#252;che f&#252;r den Fall, dass die Kammer der kl&#228;gerischen Berechnung nicht in allen strittigen Fragen folgen will, auf entsprechend geringere Betr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Insoweit gelten die Ausf&#252;hrungen zu den Genussscheinen mit der WKN 273119 (siehe oben unter I.&#160;1.) mit den nachfolgenden Erg&#228;nzungen entsprechend. Dass die Genussscheine mit der WKN 273142 in St&#252;ckelungen zu je 1.000,00&#160;&#8364; ausgegeben wurden, f&#252;hrt zu keiner erheblichen &#196;nderung des Auslegungsma&#223;stabs.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks"><strong>a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Berechnung der Verlustteilnahme (&#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB)</strong></p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Berechnung der Verlustteilnahme nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 GB 273142 ist ebenfalls der Bilanzverlust. Dabei hat die Beklagte Verlustvortr&#228;ge aus den Vorjahren aufgrund der Regelung des &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;3 GB 273142, wonach diese &#8222;hierbei au&#223;er Betracht [bleiben]&#8220;, unstreitig nicht im &#8222;Bilanzverlust&#8220; (dem Z&#228;hler der Berechnungsformel) ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin zu 2. ist der Rechenposten &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital&#8220; nicht um Verlustvortr&#228;ge aus den Vorjahren zu bereinigen. Denn die Formulierung &#8222;hierbei&#8220; in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;3 GB 273142 bezieht sich nur auf den Verlust (Bilanzverlust). Die Formulierung &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital&#8220; in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;1 GB 273142 nimmt Bezug auf Nr.&#160;11 Formblatt 1 RechKredV (mit der oben unter I.&#160;1.&#160;a)&#160;bb)&#160;(1)&#160;(b) dargestellten logisch notwendigen Modifikation, vgl. auch BGH, Urteil vom 29.04.2014, II ZR 395/12, Rn.&#160;26). Da Verlustvortr&#228;ge aus dem Vorjahr in der Herleitung des Begriffs &#8222;Eigenkapital&#8220; im Formblatt 1 RechKredV nicht erw&#228;hnt sind, erscheint es fernliegend, dass diese auch hier herausgerechnet werden sollen. Bei dem Begriff des &#8222;Bilanzverlusts&#8220; ist dies hingegen auch nach der Gliederung des Formblatts 3 RechKredV ohne besonderen Aufwand m&#246;glich. Denn in der Herleitung des Begriffs &#8222;Bilanzverlust&#8220; in der Gewinn- und Verlustrechnung ist der Verlustvortrag aus dem Vorjahr ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt (Nr.&#160;28). Da &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;3 GB 273142 eine Regelung &#252;ber Verlustvortr&#228;ge trifft und die &#220;berleitungsrechnung in &#167;&#160;158 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 AktG die Verlustvortr&#228;ge in Beziehung zum Bilanzverlust, nicht aber zu dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital setzt, erscheint es auch systematisch naheliegend, die Formulierung &#8222;hierbei&#8220; auf den Bilanzverlust zu beziehen.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks"><strong>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Ber&#252;cksichtigung des Sonderpostens im Eigenkapital</strong></p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Eine gegen&#252;ber den GB 273119 abweichende Auslegung ergibt sich auch nicht f&#252;r den Rechenposten &#8222;in der Bilanz ausgewiesene[s] Eigenkapital (einschlie&#223;lich Genussscheinkapital, jedoch ohne andere nachrangige Verbindlichkeiten)&#8220; in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 S.&#160;1 GB 273142. Dass der hierzu ver&#246;ffentlichte Prospekt (Anlage K&#160;62) bei der Darstellung des Einzelabschlusses (Seite&#160;18 unter 6.2 mit Fu&#223;note&#160;3) das &#8222;Eigenkapital <em>inklusive Fonds f&#252;r allgemeine Bankenrisiken&#8220;</em> ausgewiesen ist, f&#252;hrt nicht zu anderer Beurteilung. Denn diese Angabe steht in einem anderen Kontext (ausweislich der &#220;berschrift des Gliederungspunktes 6.2 geht es um eine vereinfachte Darstellung der &#8222;Kapitalbildung und Verschuldung&#8220;) und bezieht sich weder auf die Ermittlung des Bilanzverlusts noch auf die Berechnung der Verlustteilnahme. Auf Seite&#160;20 des Prospekts wird f&#252;r die Berechnung der Verlustteilnahme auf die Bedingungen &#8211; und nicht auf die Darstellung auf Seite&#160;18 &#8211; verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks"><strong>5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Zahlungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin zu 2. hinsichtlich der Genussscheine mit der WKN 273156 (Antrag zu 6., Hilfsantr&#228;ge zu 10.)</strong></p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 2. stehen gegen die Beklagte auch keine Anspr&#252;che hinsichtlich der von ihr gehaltenen Genussscheine mit der WKN 273156 zu. Bei den diesbez&#252;glichen &#8222;Hilfsantr&#228;gen&#8220; zu 10.&#160;a) und 10.&#160;b) handelt es sich nicht um Hilfsantr&#228;ge im eigentlichen Sinne; vielmehr beziffert die Kl&#228;gerin zu 1. lediglich ihre Zahlungsanspr&#252;che f&#252;r den Fall, dass die Kammer der kl&#228;gerischen Berechnung nicht in allen strittigen Fragen folgen will, auf entsprechend geringere Betr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Insoweit gelten die Ausf&#252;hrungen zu den Genussscheinen mit der WKN 273119 (siehe oben unter I.&#160;1.) mit folgenden Erg&#228;nzungen entsprechend, wobei hinsichtlich der Berechnung der Verlustteilnahme und der (Nicht)Ber&#252;cksichtigung von Verlustvortr&#228;gen aus dem Vorjahr erg&#228;nzend auf die Ausf&#252;hrungen zu den Genussscheinen mit der WKN 273142 verwiesen werden kann. Die St&#252;ckelung zu je 50.000,00&#160;&#8364; f&#252;hrt jedenfalls zu keinem f&#252;r die Kl&#228;gerin g&#252;nstigeren Auslegungsma&#223;stab. Im &#220;brigen stellt &#167;&#160;2 Abs.&#160;2 S.&#160;1 GB 273156 hier ausdr&#252;cklich klar, dass Aussch&#252;ttungen auch dann ausgeschlossen sind, wenn durch sie ein bestehender Bilanzverlust erh&#246;ht wird.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks"><strong>6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Anspr&#252;che auf Erstattung von Steuern (Hilfsantr&#228;ge zu 15. bis 18.)</strong></p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen k&#246;nnen von der Beklagten hinsichtlich der von ihnen gehaltenen Genussscheine mit den WKN 273119, 273142 und 273156 auch nicht (im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung) verlangen, an einer Erstattung von f&#252;r das Jahr 2009 gezahlten Steuern oder an Zahlungen auf eine f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr #####/#### abgeschriebene Steuerforderung zu partizipieren.</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Dem steht bereits entgegen, dass die Genussrechtsinhaber u.&#160;a. das Risiko der Bildung von R&#252;cklagen und der Aus&#252;bung von bilanziellen Wahlrechten &#252;bernommen haben (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;17&#160;f.). Diese Wertung kann auf die hier strittige Frage &#252;bertragen werden: Ebenso wie die Aufl&#246;sung von R&#252;cklagen, die sich im Nachhinein als unn&#246;tig erwiesen haben, k&#246;nnen auch andere abgeschlossene Vorg&#228;nge grunds&#228;tzlich nicht zum Anlass genommen werden, daraus sp&#228;ter noch einmal Anspr&#252;che herzuleiten. Denn dies w&#252;rde nicht nur zu einer &#252;ber die Laufzeit der Genussscheine hinausgehenden Rechtsunsicherheit f&#252;hren, sondern es im Gegenzug auch nahelegen, dass die Genussscheininhaber auch an Folgekosten, wie z.&#160;B. Steuernachzahlungen, zu beteiligen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Kl&#228;gerinnen in diesem Zusammenhang auf das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 05.10.1992 (II ZR 172/91) berufen, lag dem eine andere Fallgestaltung zugrunde. Dort f&#252;hrte die aufgrund von drohenden Verlusten beschlossene Herabsetzung des Grundkapitals auch zu einer Herabsetzung des Gesamtbetrags des Genusskapitals. Da die bef&#252;rchteten Verluste nicht eintraten, war hinsichtlich der Reduzierung des Grundkapitals der Unterschiedsbetrag in die Kapitalr&#252;cklage einzuzahlen. Eine Regelung hinsichtlich des Genussrechtskapitals war nicht getroffen (vgl. BGH, a.&#160;a.&#160;O., Rn.&#160;37&#160;ff., juris). Die besondere Situation einer Kapitalherabsetzung ist aber mit der h&#228;ufig vorkommenden Situation der r&#252;ckwirkenden Berichtigung von Steuerforderungen nicht zu vergleichen.</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks"><strong>7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Keine Auskunftsanspr&#252;che (Antrag zu 19.)</strong></p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich stehen den Kl&#228;gerinnen auch die zuletzt klageerweiternd geltend gemachten Anspr&#252;che auf Auskunft &#252;ber die in den Gesch&#228;ftsjahren #####/#### bis #####/#### erfolgten Dotierungen de &#8222;&#167;&#160;340g HGB-Reserve&#8220; nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen machen gegen die Beklagte &#8211; anders als diese meint &#8211; keine Anspr&#252;che auf Rechenschaft im Sinne von &#167;&#160;259 BGB &#8211; eine Zusammenstellung der Einnahmen oder der Ausgaben enthaltende Rechnung &#8211; geltend, sondern begehren n&#228;here Ausk&#252;nfte zu einer einzelnen Bilanzposition (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;16; Lutter, in K&#246;lner Kommentar zum AktG, 2.&#160;Aufl., &#167;&#160;221 Rn.&#160;378&#160;f.). Hierf&#252;r kann die Kammer keine Rechtsgrundlage erkennen.</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks"><strong>a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Auskunft &#252;ber die Gesch&#228;ftsjahre #####/#### bis #####/####</strong></p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Dotierungen des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB in den Gesch&#228;ftsjahren #####/#### bis #####/#### steht den Kl&#228;gerinnen kein Auskunftsanspruch gegen die Beklagte zu.</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">Ein allgemeiner, auf &#167;&#160;242 BGB gest&#252;tzter Auskunftsanspruch besteht nicht. Vielmehr ist zu differenzieren: Ein vertraglicher Auskunftsanspruch ist lediglich dann zuzubilligen, wenn die zwischen den Parteien bestehenden Rechtsbeziehungen es mit sich bringen, dass der Anspruchsberechtigte, der zur Durchsetzung seiner Rechte auf die Auskunft angewiesen ist, in entschuldbarer Weise &#252;ber das Bestehen oder den Umfang seines Rechts im Ungewissen und der Verpflichtete in der Lage ist, unschwer die zur Beseitigung dieser Ungewissheit erforderlichen Ausk&#252;nfte zu. Ein aus &#167;&#160;242 BGB abgeleiteter unselbstst&#228;ndiger Anspruch auf Auskunft zur Vorbereitung eines vertraglichen Schadensersatzanspruchs setzt voraus, dass zumindest der begr&#252;ndete Verdacht einer Vertragspflichtverletzung besteht und ein daraus resultierender Schaden des Anspruchstellers wahrscheinlich ist (vgl. BGH, Urteil vom 14.06.2016, II ZR 121/15, Rn.&#160;17&#160;f. m.&#160;w.&#160;N.).</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Die Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB in den Gesch&#228;ftsjahren #####/#### bis #####/#### steht zwischen den Parteien nicht im Streit. Es ist daher schon im Ansatz nicht ersichtlich, dass die Kl&#228;gerinnen &#8211; im Hinblick auf die Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB in diesen Gesch&#228;ftsjahren &#8211; &#252;ber das Bestehen oder den Umfang ihrer Rechte im Ungewissen sind oder der begr&#252;ndete Verdacht einer Vertragspflichtverletzung der Beklagten besteht.</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks"><strong>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Auskunft &#252;ber die Gesch&#228;ftsjahre #####/#### bis #####/####</strong></p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Gesch&#228;ftsjahre #####/#### bis #####/#### kann offen bleiben, ob den Kl&#228;gerinnen nach den vorstehenden Ma&#223;gaben dem Grunde nach ein Auskunftsanspruch zusteht.</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Soweit der Antrag darauf abzielt, die bei der Beklagten im Zusammenhang mit der jeweiligen Dotierung des Sonderpostens nach &#167;&#160;340g HGB angestellten Erw&#228;gungen in Erfahrung zu bringen, hat die Beklagte diese Auskunft &#8211; die eine Wissenserkl&#228;rung darstellt (vgl. Palandt/Gr&#252;neberg, BGB, 77.&#160;Aufl., &#167; 260 Rn.&#160;14) &#8211; im vorliegenden Rechtsstreit schriftlich erteilt und damit erf&#252;llt (&#167;&#160;362 Abs.&#160;1 BGB). Der Antrag der Kl&#228;gerinnen beschr&#228;nkt sich daher auch nicht auf eine Auskunft im Sinne einer Wissenserkl&#228;rung, sondern richtet sich &#8211; dar&#252;ber hinaus &#8211; auf die Vorlage von bestimmten Belegen, in denen die Kl&#228;gerinnen die tats&#228;chlich angestellten Erw&#228;gungen dokumentiert vermuten.</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Einen aus &#167;&#160;242 BGB abgeleiteter Anspruch auf Vorlage von Belegen kommt nur in besonderen Ausnahmef&#228;llen in Betracht (BGH, Urteil vom 31.03.1971, VIII ZR 198/69 Rn.&#160;10, juris; Palandt/Gr&#252;neberg, BGB, 77.&#160;Aufl., &#167;&#160;260 Rn.&#160;15). Solche besonderen Umst&#228;nde kann die Kammer im vorliegenden Fall nicht erkennen.</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann, ob die Kl&#228;gerinnen &#252;berhaupt die Vorlage von Belegen begehren, die erforderlich w&#228;ren, um sich die erforderliche Klarheit &#252;ber Bilanzpositionen zu verschaffen, wie z.&#160;B. Vertr&#228;ge, Rechnungen, Wertgutachten oder andere Nachweise f&#252;r Tatsachen. Die Kl&#228;ger erstreben mit dem Antrag letztlich vielmehr, sich eine Grundlage zu verschaffen, um eine Entscheidung der Beklagten &#252;berpr&#252;fen zu k&#246;nnen, die im Wesentlichen eine Ermessensentscheidung ist, und daf&#252;r Dokumente aufzufinden, die die Richtigkeit der von der Beklagten (im Rechtsstreit) erteilten Auskunft widerlegt bzw. Anhaltspunkte f&#252;r die von den Kl&#228;gerinnen vermutete rechtsmissbr&#228;uchliche Dotierung des Sonderpostens &#8211; insbesondere im Hinblick auf die damit verbundenen Absichten der handelnden Personen &#8211; aufzeigen.</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">Dieses Begehren aber sprengt den m&#246;glichen Gegenstand einer Auskunft, sondern betrifft letztlich eine Frage der Beweisf&#252;hrung. Da niemand verpflichtet ist, dem Gegner Beweismittel zu verschaffen, darf ein Begehren der Vorlage von Unterlagen darf nicht zu einer unzul&#228;ssigen Ausforschung f&#252;hren (vgl. BGH, Urteil vom 31.03.1971, VIII ZR 198/69, Rn.&#160;11 m.&#160;w.&#160;N., juris). Dabei verkennt die Kammer nicht, dass jedem Auskunftsanspruch ein gewisses Ma&#223; an Ausforschung innewohnt. Die allgemeinen Grunds&#228;tze zur Darlegungs- und Beweislast d&#252;rfen hierdurch jedoch nicht unterlaufen werden (vgl. BGH, Urteil vom 28.11.1989, VI ZR 63/89, Rn.&#160;8, juris).</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der nach Treu und Glauben stets vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung ist insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, dass f&#252;r die Kl&#228;gerinnen keine Notwendigkeit zur Vorlage der begehrten Unterlagen besteht, da ihnen zum Beweis der von ihnen behaupteten Tatsachen unmittelbare Beweismittel &#8211; in Form der Zeugen- oder Parteivernehmung der damals auf Seite der Beklagten handelnden Personen &#8211; zu Verf&#252;gung stehen. Damit besteht kein Anlass abzugrenzen, ob und ggf. hinsichtlich welcher Unterlagen einem Auskunftsverlangen ohnehin der Grundsatz der Vertraulichkeit entgegenst&#252;nde (vgl. z.&#160;B. BGH, Beschluss vom 14.01.2014, II ZB 5/12, Rn.&#160;76 zu Auskunftsanspr&#252;chen eines Aktion&#228;rs &#252;ber Sitzungen des Aufsichtsrats und der vom ihm bestellten Aussch&#252;sse).</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks"><strong>8.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Feststellung der Nichtigkeit der Jahresabschl&#252;sse (Hilfsantr&#228;ge zu 14.)</strong></p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung &#252;ber die &#8211; auf die Feststellung der Nichtigkeit der festgestellten Jahresabschl&#252;sse der Beklagten f&#252;r die Gesch&#228;ftsjahre #####/####, #####/#### und #####/#### gerichteten &#8211; Hilfsantr&#228;ge zu 14. ist nicht veranlasst, X3 die innerprozessuale Bedingung, dass die festgestellten Jahresabschl&#252;sse gegen&#252;ber den Kl&#228;gerinnen Bindungswirkung entfalten oder deren in der Klage geltend gemachten Anspr&#252;che hemmen oder ausschlie&#223;en, nicht erf&#252;llt ist.</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks"><strong>9.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nebenforderungen (Antr&#228;ge zu 11., 12., 13.)</strong></p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung einer begr&#252;ndeten Hauptforderung kommen Anspr&#252;che der Kl&#228;gerinnen auf Erstattung von au&#223;ergerichtlichen Rechtsverfolgungskosten sowie Verzinsung von verauslagten Gerichtskosten von vornherein nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Die nachgelassenen Schrifts&#228;tze der Parteien vom 15.10.2018 boten ebenso wenig Anlass zur Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung wie die nicht nachgelassenen Schrifts&#228;tze der Kl&#228;gerinnen vom 24.10.2018, 31.10.2018 und 05.12.2018 sowie der Beklagten vom 01.11.2018.</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;91 Abs.&#160;1 S.&#160;1, &#167;&#160;100 Abs.&#160;2 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#160;709 S.&#160;1 und S.&#160;2.</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks"><strong>IV.</strong></p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird auf 21.798.540,10&#160;&#8364; festgesetzt, wobei die Antr&#228;ge zu 11. bis 13. gem&#228;&#223; &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 letzter Hs. ZPO und die Hilfsantr&#228;ge zu 14. gem&#228;&#223; &#167;&#160;45 Abs.&#160;1 S.&#160;2 GKG unber&#252;cksichtigt bleiben und den (Hilfs-)Feststellungsantr&#228;gen zu 15. bis 18. sowie dem Auskunftsantrag zu 19. neben den Zahlungsantr&#228;gen zu 1. bis 6. kein eigenst&#228;ndiger, dar&#252;ber hinausgehender Wert zukommt.</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsbehelfsbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Gegen die Streitwertfestsetzung ist die Beschwerde statthaft, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,00 EUR &#252;bersteigt oder das Landgericht die Beschwerde zugelassen hat. Die Beschwerde ist sp&#228;testens innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, bei dem Landgericht D&#252;sseldorf, X2, 40227 D&#252;sseldorf, schriftlich in deutscher Sprache oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle einzulegen. Die Beschwerde kann auch zur Niederschrift der Gesch&#228;ftsstelle eines jeden Amtsgerichtes abgegeben werden. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann die Beschwerde noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">Hinweis zum elektronischen Rechtsverkehr:</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Die Einlegung ist auch durch &#220;bertragung eines elektronischen Dokuments an die elektronische Poststelle des Gerichts m&#246;glich. Das elektronische Dokument muss f&#252;r die Bearbeitung durch das Gericht geeignet und mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein oder von der verantwortenden Person signiert und auf einem sicheren &#220;bermittlungsweg gem&#228;&#223; &#167; 130a ZPO nach n&#228;herer Ma&#223;gabe der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (BGBl. 2017 I, S. 3803) eingereicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite <span style="text-decoration:underline">www.justiz.de</span>.</p>
171,222
ovgrlp-2018-12-21-7-a-1074018
{ "id": 910, "name": "Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz", "slug": "ovgrlp", "city": null, "state": 13, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 A 10740/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:50:10
2019-02-12T13:44:24
Beschluss
ECLI:DE:OVGRLP:2018:1221.7A10740.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Mainz vom 9. Mai 2018 wird abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Wert des Streitgegenstandes wird f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 113,00 &#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Antrag auf Zulassung der Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Zulassungsgr&#252;nde der ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des Urteils (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO), der besonderen rechtlichen Schwierigkeiten (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO), der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO) und der Abweichung (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 4 VwGO) liegen nicht vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Das Verwaltungsgericht hat die Klage gegen den Rundfunkbeitragsbescheid des Beklagten vom 2. Mai 2017 zu Recht abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 18. Juli 2018 &#8211; 1 BvR 1675/16 u.a. &#8211;, juris, entschieden, dass das System der Rundfunkbeitragserhebung im Wesentlichen &#8211; bis auf die Heranziehung von Inhabern mehrerer Wohnungen &#8211; verfassungsm&#228;&#223;ig ist. Soweit die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit bejaht wurde, stimmt das Urteil mit der bisher ergangenen Rechtsprechung einschlie&#223;lich des Bundesverwaltungsgerichts, des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz, des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz &#252;berein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beruft sich mit ihrem Zulassungsantrag auf eine Verletzung ihrer Grundrechte aus Art. 4 Abs. 1, Art. 5 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 und Art. 1 Abs. 1 GG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Das Bundesverfassungsgericht hat in der genannten Entscheidung einen Versto&#223; gegen das Recht auf negative Informationsfreiheit bzw. auf die allgemeine Handlungsfreiheit nach Art. 2 Abs. 1 GG verneint (juris, Rn. 135). Denn die Rundfunkbeitragspflicht begr&#252;ndet &#8211; so das Bundesverfassungsgericht &#8211; keinen Zwang zur Konfrontation mit dem &#252;ber den &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreiteten Informationen, so dass es jedenfalls an einem Eingriff fehlt. Es wird weder unmittelbar noch mittelbar Zwang ausge&#252;bt, die Programme der &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten anzusehen oder anzuh&#246;ren. Der von der Kl&#228;gerin angesprochene Finanzierungszwang &#228;ndert daran nichts.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Nach der Rechtsprechung des Senats (Beschluss vom 24. Juli 2015 &#8211; 7 A 10454/15.OVG &#8211; und Beschluss vom 16. November 2015 &#8211; 7 A 10455/15.OVG &#8211;, juris) verst&#246;&#223;t die Erhebung des Rundfunkbeitrags nicht gegen die in Art. 4 Abs. 1 GG gew&#228;hrleistete Glaubens- und Gewissensfreiheit. Ein Eingriff in den Schutzbereich mit Blick auf aus religi&#246;sen Gr&#252;nden abgelehnte Programme und Programminhalte ist nicht gegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beruft sich vorliegend auf die weltanschauliche Bekenntnisfreiheit, die Art. 4 Abs. 1 GG gew&#228;hrleistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Eine Verletzung dieses Freiheitsrechts sieht sie nicht in einzelnen Programmen und Programminhalten. Vielmehr geht sie davon aus, dass es sich bei dem &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunk um eine Weltanschauungsgemeinschaft handelt, deren zwangsweise Finanzierung automatisch ein Bekenntnis zu dieser Weltanschauungsgemeinschaft bedeuten w&#252;rde. Hintergrund ihres Anliegens sei die (im Grunde anarchische) Sichtweise der Negation s&#228;mtlicher staatlicher und gesellschaftstheoretischer Pr&#228;missen, in denen stets ein Aspekt &#8222;Gewalt&#8220; gesehen werde. Diese Auffassung wurzele in der Sichtweise der &#8222;Negativen Dialektik&#8220;, wie sie Theodor W. Adorno in seinem Hauptwerk entwerfe. Sie lehne nicht nur einzelne Programminhalte ab, sondern den &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunk als solchen, dessen Grundversorgungsauftrag und die durch ihn angebotene Meinungsvielfalt. Sie lehne das Prinzip der Verbreitungen von Meinungen generell ab. In ihrem Schriftsatz vom 21. August 2018 f&#252;hrt sie aus, es handele sich bei dem Beklagten um eine Institution, die einen bestimmten Meinungspluralismus verbreite. Da der Begriff von &#8222;Pluralit&#228;t&#8220; grunds&#228;tzlich relativ sei &#8211; erst recht bei staatlichen Medien und Medieninstituten, bei denen es immer auch um Meinungshoheit und Einflussnahme, kurz: um &#8222;kulturelle Hegemonie&#8220; gehe &#8211; m&#252;sse es mithin m&#246;glich sein, eine eigene antiplurale (identit&#228;re) Weltanschauung zu vertreten, die Schutz vor dem Zwang zur Unterst&#252;tzung von Institutionen genie&#223;e, die explizit ein pluralistisches Weltbild verbreiteten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Es kann offen bleiben, ob die schrifts&#228;tzlich vorgetragenen &#220;berzeugungen der Kl&#228;gerin tats&#228;chlich so gegeben sind; es kann des Weiteren offen bleiben, ob diese als Weltanschauung im Sinne des Art. 4 Abs. 1 GG zu verstehen sind (vgl. dazu BVerwG, Urteil vom 19. Februar 1992 &#8211; 6 C 5.91 &#8211;, BVerwGE 89, 368 = juris, Rn. 20 ff.). Selbst wenn man einen Eingriff in ihre Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses nach Art. 4 Abs. 1 annehmen sollte, ist ihre Heranziehung zu einem Rundfunkbeitrag nicht verfassungswidrig. Zwar unterliegt das Grundrecht keinem Gesetzesvorbehalt. Grenzen k&#246;nnen den Freiheiten des Art. 4 GG nach dem Grundsatz der Einheit der Verfassung jedoch durch andere Bestimmungen des Grundgesetzes gezogen werden. Insbesondere findet die Freiheit des Bekenntnisses dort ihre Grenzen, wo die Aus&#252;bung dieses Grundrechts durch einen Grundrechtstr&#228;ger auf die kollidierenden Grundrechte anderer trifft (st. Rpsr. des BVerfG, u.a. Beschluss vom 16. Oktober 1979 &#8211; 1 BvR 647/70, 1 BvR 7/74 &#8211;, BVerfGE 52, 223 = juris, Rn. 65). In diesem Sinne stellt Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG, der die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk, also die Rundfunkfreiheit, gew&#228;hrleistet, kollidierendes Verfassungsrecht dar. Die von der Kl&#228;gerin abgelehnte Vielfalt an Meinungen l&#228;sst sich demnach aus der Verfassung selbst ableiten und genie&#223;t wie die Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses in Art. 4 Abs. 1 GG ebenfalls verfassungsrechtlichen Schutz.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Der durch Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG gew&#228;hrleistete verfassungsrechtliche Schutz der Freiheit des Rundfunks erstreckt sich auf das Recht der bestehenden Rundfunkanstalten, der ihrem Auftrag entsprechenden Vielfalt der zu vermittelnden Programminhalte Rechnung zu tragen (BVerfG, Beschluss vom 13. Januar 1982 &#8211; 1 BvR 848/77 u.a. &#8211;, BVerfGE 59, 231 = juris, Rn. 55). Die Rundfunkfreiheit dient der freien individuellen und &#246;ffentlichen Meinungsbildung. Der in Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG enthaltene Auftrag zur Gew&#228;hrleistung der Rundfunkfreiheit zielt auf eine Ordnung, die sicherstellt, dass die Vielfalt der bestehenden Meinungen im Rundfunk m&#246;glichst breit und vollst&#228;ndig Ausdruck findet (BVerfG, Urteil 25. M&#228;rz 2014 &#8211; 1 BvF 1/11 u.a. &#8211;, juris, Rn. 34). Die Rundfunkfreiheit vollzieht sich in einem Kommunikationsprozess, in welchem dem Rundfunk die Aufgabe eines &#8222;Mediums&#8220; und &#8222;Faktors&#8220; zukommt: Es obliegt ihm, in m&#246;glichster Breite und Vollst&#228;ndigkeit zu informieren; er gibt dem Einzelnen und den gesellschaftlichen Gruppen Gelegenheit zu meinungsbildendem Wirken und ist selbst an dem Prozess der Meinungsbildung beteiligt. Dies geschieht in einem umfassenden Sinne (BVerfG, Beschluss vom 13. Januar 1982 &#8211; 1 BvR 848/77 u.a. &#8211;, BVerfGE 59, 231 = juris, Rn. 55; Beschluss vom 24. M&#228;rz 1987 &#8211; 1 BvR 147/86 u.a. &#8211;, BVerfGE 74, 297 = juris, Rn. 74; Beschluss vom 4. November 1986 &#8211; 1 BvF 1/84 &#8211;, BVerfGE 73, 118 = juris, Rn. 89).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Rundfunkanstalten sind demgem&#228;&#223; nicht &#8211; wie die Kl&#228;gerin meint &#8211; Weltanschauungsgemeinschaften, die sie entgegen ihrer eigenen Weltanschauung mit der Zahlung des Rundfunkbeitrages unterst&#252;tzen m&#252;sste. Vielmehr sind es rechtsf&#228;hige Anstalten des &#246;ffentlichen Rechts mit der verfassungsrechtlichen Aufgabe, Meinungsvielfalt zu gew&#228;hrleisten. Anders ausgedr&#252;ckt, die von der Kl&#228;gerin abgelehnte &#8222;Weltanschauung&#8220; der Meinungsvielfalt ist bereits in der Verfassung selbst, n&#228;mlich in Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG begr&#252;ndet und gew&#228;hrleistet. Daraus folgt auch, dass eine Finanzierung erforderlich ist, die den &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Stand setzt, die ihm zukommende Funktion im dualen System zu erf&#252;llen. In der Sicherstellung der Grundversorgung der Bev&#246;lkerung mit Rundfunkprogrammen im dualen System findet sich die Rechtfertigung f&#252;r die fr&#252;here Geb&#252;hrenfinanzierung und die heutige Finanzierung &#252;ber Rundfunkbeitr&#228;ge (u.a. vgl. BVerfG, Urteil vom 22. Februar 1994 &#8211; 1 BvL 30/88 &#8211;, BVerfGE 90, 60 = juris, Rn. 147 f.). Das Bundesverfassungsgericht hat eine Bestands- und Entwicklungsgarantie f&#252;r den &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgesprochen. Diese umfasst auch die zur Erf&#252;llung des Rundfunkauftrags ben&#246;tigten finanziellen Mittel. Die Bestands- und Entwicklungsgarantie ist zugleich Finanzierungsgarantie. Ihr entspricht ein ebenfalls aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG folgendes Recht der Anstalten, die zur Erf&#252;llung ihrer Funktion n&#246;tigen Mittel zu erhalten (vgl. BVerfG, Urteil vom 22. Februar 1994 &#8211; 1 BvL 30/88 &#8211;, BVerfGE 90, 60 = juris, Rn. 150). Im Hinblick auf die gro&#223;e Bedeutung, die der Rundfunkfreiheit und der damit verbundenen Meinungsvielfalt in einem demokratischen Staat zukommt, muss das Grundrecht der Kl&#228;gerin auf Freiheit ihres weltanschaulichen Bekenntnisses &#8211; sofern &#252;berhaupt ein Eingriff vorliegt &#8211; zur&#252;cktreten. Dabei ist auch zu sehen, dass es ihr unbenommen bleibt, das Rundfunkangebot generell nicht zu nutzen und damit die Konfrontation mit den Programmen und Programminhalten, in denen die Meinungsvielfalt zum Ausdruck kommt, zu vermeiden. An Beeintr&#228;chtigung bleibt die Zahlung der Rundfunkbeitr&#228;ge, die aus oben genannten Gr&#252;nden hinzunehmen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Der von der Kl&#228;gerin weiter geltend gemachte Versto&#223; gegen die in Art. 1 Abs. 1 GG gesch&#252;tzte Menschenw&#252;rde ist ebenfalls nicht gegeben. Auch bei Unterstellung eines Eingriffs in die Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses wird die Kl&#228;gerin mit der Zahlung der Rundfunkbeitr&#228;ge nicht zum blo&#223;en Objekt staatlichen Handelns gemacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Im &#220;brigen wird auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen in dem verwaltungsgerichtlichen Urteil verwiesen. Aus alledem folgt, dass ernstliche Zweifel gegen die Richtigkeit dieses Urteils nicht bestehen. Die sich stellenden Rechtsfragen sind anhand der Rechtsprechung, insbesondere der des Bundesverfassungsgerichts zur Bedeutung der Rundfunkfreiheit, ohne weiteres zu beantworten, so dass die Rechtssache auch keine besonderen rechtlichen Schwierigkeiten aufweist bzw. ihr keine grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Der Zulassungsgrund der Abweichung liegt ebenfalls nicht vor. Insoweit beruft sich die Kl&#228;gerin auf die vom Verwaltungsgericht angesprochene H&#228;rtefallregelung und meint, es liege eine Abweichung von dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Dezember 2012 &#8211; 1 BvR 2550/12 &#8211;, juris, vor. In diesem Beschluss hatte das Bundesverfassungsgericht es nicht f&#252;r von vornherein ausgeschlossen gehalten, dass der dortige Beschwerdef&#252;hrer mit einem H&#228;rtefallantrag, bei dem er seine religi&#246;se Einstellung und seine gesamten Lebensumst&#228;nde darlegen k&#246;nnte, eine Beitragsbefreiung erreichen k&#246;nne. Abgesehen davon, dass das Bundesverfassungsgericht es lediglich nicht f&#252;r von vornherein ausgeschlossen hielt, ist die Frage, ob im Fall der Kl&#228;gerin ein Befreiungsantrag Erfolg haben k&#246;nnte, vorliegend nicht entscheidungserheblich. Einen solchen H&#228;rtefallantrag hat die Kl&#228;gerin n&#228;mlich nicht gestellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Die Streitwertfestsetzung folgt aus &#167; 52 Abs. 3 Satz 1 GKG.</p></dd> </dl> </div></div> </div>
171,198
lsgnihb-2018-12-21-l-7-al-16318-b-er
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L 7 AL 163/18 B ER
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:49:54
2019-02-12T13:44:20
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Sozialgerichts Hannover vom 18. Oktober 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Antragstellerin tr&#228;gt auch die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird auf 5.000 Euro festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten im Rahmen eines einstweiligen Rechtsschutzverfahrens um die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Antragstellerin gegen den Widerruf einer Erlaubnis nach dem Arbeitnehmer&#252;berlassungsgesetz (A&#220;G).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin betreibt seit Juni 1998 an verschiedenen Niederlassungen auf der Grundlage einer ab dem 30. Juni 1998 erstmals erhaltenen, auf mehrfache Antr&#228;ge jeweils antragsgem&#228;&#223; verl&#228;ngerten und ab dem 30. Juni 2007 unbefristet erteilten Erlaubnis die &#220;berlassung von Arbeitnehmern und besch&#228;ftigt u.a. auch Personen aus Rum&#228;nien. Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin war zun&#228;chst bis zum Oktober 2009 die 1943 geborene Frau C..</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Nach dem zum 20. Oktober 2009 erfolgten Wechsel der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zu Herrn D. stellte die Antragsgegnerin bei einer &#220;berpr&#252;fung der Gesch&#228;ftsunterlagen am 27. April 2011 eine Vielzahl von Versagungstatbest&#228;nden im Sinne von &#167; 3 A&#220;G fest, u.a. die falsche Verg&#252;tung von Freizeitstunden, die nicht bzw. nicht korrekte Zahlung von einsatzbezogenen Zulagen sowie tarifvertraglich festgesetzten j&#228;hrlichen Sonderzahlungen, Verst&#246;&#223;e gegen &#167; 2 Abs. 1 Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG), Verst&#246;&#223;e gegen das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG), Verst&#246;&#223;e gegen das Nachweisgesetz (NachwG) und die Nichteinhaltung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG). Die Antragsgegnerin beanstandete diese Verst&#246;&#223;e ausdr&#252;cklich unter Hinweis auf einen m&#246;glichen Erlaubniswiderruf und behielt sich eine sp&#228;tere erneute Pr&#252;fung der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin teilte in der Folgezeit zum 19. August 2011 die erneute &#220;bernahme der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung durch Frau C. mit sowie zum 28. August 2013 einen erneuten Wechsel der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zu Frau E..</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Im Oktober 2017 forderte die Antragsgegnerin zur Vorbereitung einer m&#246;glichen Routinepr&#252;fung unter Verweis auf &#167; 7 Abs. 2 A&#220;G die Antragstellerin zur Ausf&#252;llung und R&#252;cksendung eines beigef&#252;gten Fragebogens auf, was im November 2017 erfolgte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Am 16. Mai 2018 f&#252;hrte die Antragsgegnerin die angek&#252;ndigte &#246;rtliche Pr&#252;fung bei der Antragstellerin durch. Diese ergab eine Vielzahl ger&#252;gter und mit Schreiben vom 21. Juni 2018 unter Bezugnahme auf &#167; 28 Abs. 1 A&#220;G sowie unter Einr&#228;umung einer Stellungnahmefrist bis zum 20. Juli 2018 der Antragstellerin mitgeteilter M&#228;ngel im Rahmen der Besch&#228;ftigung von Leiharbeitnehmern, u.a. Verst&#246;&#223;e gegen das Equal-Pay-Gebot nach neunmonatiger &#220;berlassungsdauer, Verst&#246;&#223;e gegen den Tarifvertrag der iGZ, Verst&#246;&#223;e gegen das NachwG, Verst&#246;&#223;e gegen das Arbeitszeitgesetz (ArbZG), Verst&#246;&#223;e gegen den Garantielohn gem&#228;&#223; &#167; 615 Abs. 1 Satz 1 B&#252;rgerliches Gesetzbuch (BGB), unzul&#228;ssige Auftragsk&#252;ndigungen, Verst&#246;&#223;e gegen den Manteltarifvertrag (IGZ/DGB) durch Vorenthaltung von Jahressonderzahlungen, falsche Verg&#252;tungen bei Urlaubsentgelten und Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall und falsche Mehrarbeitszuschl&#228;ge, Verst&#246;&#223;e gegen das EFZG an Feiertagen, rechtswidrige Probezeitvereinbarungen, rechtswidrige Vertragsstrafen, Verst&#246;&#223;e gegen das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und Verst&#246;&#223;e gegen die Auskunftsverpflichtung gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 2 A&#220;G wegen Nichtvorlage vollst&#228;ndiger Unterlagen aus allen Niederlassungen. Aufgrund der festgestellten Verst&#246;&#223;e sei ein Widerruf der Erlaubnis gem&#228;&#223; &#167; 5 A&#220;G beabsichtigt aufgrund einer anzunehmenden Unzuverl&#228;ssigkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Nachdem die Antragstellerin bereits mit Schreiben vom 28. Mai 2018 die zum 31. Mai 2018 erfolgte Abberufung der bisherigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin sowie die Ernennung des 1939 geborenen Herrn F. mitgeteilt hatte, nahm sie mit Schreiben vom 11. Juli 2018 zu dem beabsichtigten Erlaubniswiderruf Stellung. Einige Verst&#246;&#223;e wurden bestritten, z.B. hinsichtlich des Equal-Pay- Gebot nach neunmonatiger &#220;berlassungsdauer und hinsichtlich des Garantielohns, der Auftragsk&#252;ndigungen, fehlerhafter Mehrarbeitszuschl&#228;ge, Urlaubsentgelte und Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall. Ger&#252;gte Vertragsstrafen seien in F&#228;llen unentschuldigten Fehlens und nach vorheriger Abmahnung verh&#228;ngt worden. Die ger&#252;gte Praxis der Berechnung von Kosten f&#252;r Arbeitsschuhe beim Ausscheiden aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis innerhalb von drei Monaten ohne R&#252;ckgabem&#246;glichkeit erfolge, weil eine Weitergabe der Schuhe an andere Besch&#228;ftigte nicht zumutbar sei. Zudem erhielten die Besch&#228;ftigten bei Abnutzung kostenlos Ersatz und k&#246;nnten alle wieder nutzbaren Kleidungsst&#252;cke zur&#252;ckgeben. Die ger&#252;gten fehlenden Betriebsunterlagen resultierten aus dem Verschieben des Pr&#252;fungstermins und der daher erfolgten R&#252;ckgabe der bereits angeforderten Unterlagen in die Niederlassungen. Die Unvollst&#228;ndigkeit der dann f&#252;r den Pr&#252;ftermin erneut angeforderten Unterlagen sei zun&#228;chst nicht aufgefallen und innerhalb einer Stunde behoben worden. Ein vor&#252;bergehend aufgetretener IT-Systemausfall sei unverschuldet gewesen. Es habe auch keine K&#252;ndigungen in Abh&#228;ngigkeit zu Auftr&#228;gen gegeben. Teilweise seien zum Zeitpunkt von K&#252;ndigungen sp&#228;tere Bedarfe nicht absehbar gewesen und teilweise h&#228;tten Arbeitnehmer auch angebotene Eins&#228;tze bei anderen Entleihern nicht wahrnehmen wollen. Die teilweisen Abweichungen zwischen arbeitsvertraglich vereinbarten und tats&#228;chlich geleisteten monatlichen Arbeitsstunden h&#228;tten nicht zu Nachteilen f&#252;r die Leiharbeitnehmer gef&#252;hrt, weil alle Stunden ohne Buchung auf Arbeitszeitkonten verg&#252;tet worden seien. Die Umstellung der Arbeitsvertr&#228;ge auf die tats&#228;chliche Stundenanzahl erfolge zuk&#252;nftig zeitnah. Weitere Verst&#246;&#223;e wurden einger&#228;umt und mit dem Verschulden der jeweiligen Entleiher begr&#252;ndet, wie z.B. hinsichtlich des ArbZG, bzw. mit dem Fehlverhalten einer bereits zum 31. Januar 2018 gek&#252;ndigten ehemaligen Niederlassungsleiterin und der dortigen Sachbearbeiter und Auszubildenden, wie z.B. hinsichtlich der Jahressonderzahlungen und der Entgeltfortzahlungen an Feiertagen, und mit hinsichtlich der T&#228;tigkeitsbezeichnung fehlerhaften &#220;berlassungsvertr&#228;gen. Bei weiteren einger&#228;umten Verst&#246;&#223;en wurden zuk&#252;nftige &#196;nderungen angek&#252;ndigt, wie z.B. hinsichtlich der aus vorgetragener Unkenntnis von Sachbearbeitern nicht berichtigten Probezeitvereinbarungen und hinsichtlich der nicht hinreichend konkreten Vertragscharakterisierungen gem&#228;&#223; den Vorgaben des NachwG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Mit Bescheid vom 10. August 2018, zugestellt per PZU am 15. August 2018, widerrief der Antragsgegner gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 Nr. 3 A&#220;G iVm &#167; 3 Abs. 1 Nr. 1 A&#220;G die unbefristete Erlaubnis zur Arbeitnehmer&#252;berlassung unter Bezugnahme auf die festgestellten Verst&#246;&#223;e. Die im Anh&#246;rungsverfahren vorgebrachten Argumente der Antragstellerin seien insbesondere hinsichtlich der Jahressonderzahlungen, des Garantielohns und der Entgeltfortzahlung nicht geeignet gewesen, eine andere Entscheidung zu treffen. Die festgestellten Verst&#246;&#223;e seien erheblich und deren Anzahl und Qualit&#228;t begr&#252;ndeten die Gefahr einer auch zuk&#252;nftigen Nichteinhaltung von arbeitsrechtlichen Pflichten. Die bisherige Verleihpraxis habe gezeigt, dass die wichtigsten Grundprinzipien der Arbeitnehmer&#252;berlassung nicht umgesetzt w&#252;rden, weshalb im Rahmen des Ermessens keine positive Prognose f&#252;r die Zukunft attestiert werden k&#246;nne. Eine Auflage sei nicht gleicherma&#223;en zum Schutz der Leiharbeitnehmer geeignet, weil deren Einbu&#223;en so erheblich seien, dass eine blo&#223;e Kontrolle der T&#228;tigkeit der Antragstellerin nicht mehr verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sei. Die Erlaubnis gelte gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 iVm &#167; 5 Abs. 2 Satz 2 iVm &#167; 2 Abs. 4 A&#220;G f&#252;r die Abwicklung abgeschlossener Vertr&#228;ge f&#252;r l&#228;ngstens zw&#246;lf Monate fort.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Mit anwaltlichem Schreiben vom 28. August 2018 legte die Antragstellerin Widerspruch ein und beantragte die Anordnung der aufschiebenden Wirkung unter Verweis auf den beigef&#252;gten entsprechenden Antrag gem&#228;&#223; &#167; 86b Abs. 1 Nr. 2 Sozialgerichtsgesetz (SGG) an das Sozialgericht Hannover (SG) vom selben Tag. Hinsichtlich der einzelnen Feststellungen der Betriebspr&#252;fung werde auf die umfangreiche Stellungnahme im Anh&#246;rungsverfahren Bezug genommen. Die Vorw&#252;rfe seien teilweise bereits widerlegt bzw. inhaltlich nicht nachvollziehbar. Der vorgeworfene Fehler bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall werde einger&#228;umt. Die Fehlerursache sei, wie bei der fehlerhaften Entgeltfortzahlung an Feiertagen, eine nicht gen&#252;gende Kontrolle der Berechnungen einer Auszubildenden gewesen, die aufgrund der wegen Krankheit bzw. Mutterschutz ausgefallenen Sachbearbeiterinnen durch die zwischenzeitlich wegen Verst&#246;&#223;en gegen das A&#220;G gek&#252;ndigte Niederlassungsleiterin h&#228;tte erfolgen m&#252;ssen. Die einger&#228;umten Verst&#246;&#223;e betr&#228;fen &#252;berhaupt im Wesentlichen den Bereich der Niederlassung in G. und den Zeitraum der Leitung durch die wegen Verst&#246;&#223;en gegen das A&#220;G gek&#252;ndigten Niederlassungsleiterin, wodurch die Eignung der Kontrollt&#228;tigkeit der Antragstellerin belegt sei. Diese Kontrolle und Reaktion sei von der Antragsgegnerin nicht gew&#252;rdigt worden. Die daneben in geringem Umfang verbleibenden arbeitsrechtlichen Verst&#246;&#223;e rechtfertigten unter Beachtung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes keinen Erlaubniswiderruf, weil sie auf irrt&#252;mlichen Rechtsverletzungen beruhten, die keine zuk&#252;nftigen Rechtsverletzungen indizierten, weshalb kein Sachverhalt vorliege, aus dem sich ergebe, dass die Antragstellerin keine Gew&#228;hr daf&#252;r biete, zuk&#252;nftig ihr Gewerbe ordnungsgem&#228;&#223; auszu&#252;ben. Der angegriffene Bescheid mache die Antragstellerin nahezu handlungsunf&#228;hig, weil h&#228;ufig Leiharbeitnehmer das Arbeitsverh&#228;ltnis beendeten. Es m&#252;sse daher zur Erf&#252;llung der Vertr&#228;ge mit den Entleihern f&#252;r Ersatzeinstellungen gesorgt werden. Ohne einstweiligen Rechtsschutz seien die rund 200 Arbeitspl&#228;tze in akuter Gefahr. Zudem handele es sich um einen Ausbildungsbetrieb mit allein in der Verwaltung besch&#228;ftigten drei alleinerziehenden M&#252;ttern.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Das SG hat mit Beschluss vom 28. Oktober 2018 den Antrag auf Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes abgelehnt. Die Erfolgsaussichten einer Klage gegen den Widerruf der Erlaubnis zur Arbeitnehmer&#252;berlassung seien gering. Im Rahmen der gebotenen summarischen &#220;berpr&#252;fung falle die Prognose zur Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin negativ aus. So seien Anspr&#252;che der Arbeitnehmer auf tarifvertraglich festgesetzte Jahressonderzahlungen nicht beachtet worden, was einen schwerwiegenden Versto&#223; darstelle, der zudem bereits bei der fr&#252;heren Pr&#252;fung im Jahr 2011 beanstandet worden sei. Weiterhin seien die Grunds&#228;tze des &#167; 6a Manteltarifvertrag iGV nicht eingehalten und Urlaubs- sowie Krankheitszeiten lediglich pauschal verg&#252;tet worden. Dieser Versto&#223; wiege umso schwerer, als zudem bei mehrheitlich kaum &#252;ber deutsche Sprachkenntnisse verf&#252;gende und daher in besonderem Ma&#223;e auf ordnungsgem&#228;&#223;e Abrechnungen vertrauende Arbeitnehmer aus Rum&#228;nien in erheblichem Umfang von den tats&#228;chlichen Arbeitszeiten abweichende Arbeitszeiten vereinbart worden seien. Der Hinweis auf fehlende Kontrollen der Berechnungen einer Auszubildenden bzw. auf Ausf&#228;lle von Sachbearbeitern sei insoweit nicht ausreichend. Weiterhin seien Verst&#246;&#223;e gegen die Entgeltfortzahlung an Feiertagen einger&#228;umt worden sowie Verst&#246;&#223;e gegen das Verbot der mehrmaligen Vereinbarung von Probezeiten in aufeinanderfolgenden Arbeitsvertr&#228;gen identischer Arbeitnehmer. Die Rechtfertigung mit individuellen Sachbearbeiterfehlern gen&#252;ge nicht, weil sich in der Zusammenschau mit der von der Antragsgegnerin unter dem Punkt &#8222;Auftragsk&#252;ndigungen&#8220; ger&#252;gten Verhaltensweise der Antragstellerin ergebe, dass mit etlichen Mitarbeitern mehrfach Arbeitsvertr&#228;ge geschlossen wurden nachdem vorher bereits bestehende Vertr&#228;ge kurz zuvor gek&#252;ndigt worden seien. Es spr&#228;chen insoweit Anhaltspunkte f&#252;r jeweils mit der Abmeldung durch den Entleihbetrieb erfolgte K&#252;ndigungen. Dies sei nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) unzul&#228;ssig, weil im Rahmen der Arbeitnehmer&#252;berlassung regelm&#228;&#223;ige Auftragsschwankungen intern auszugleichen seien und keine betriebsbedingten K&#252;ndigungen rechtfertigten. Hinsichtlich des einger&#228;umten Versto&#223;es gegen das Arbeitszeitgesetz an insgesamt sieben Tagen k&#246;nne sich die Antragstellerin nicht auf Verpflichtungserkl&#228;rungen des Entleihers berufen, sondern sei selbst f&#252;r die Einhaltung der Regelungen verantwortlich. Gegen die Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin spreche auch die Belastung der Arbeitnehmer mit den Kosten der Sicherheitsschuhe entgegen des eindeutigen gesetzlichen Verbots, wobei die daf&#252;r erfolgte Erkl&#228;rung nicht &#252;berzeuge. Die abschlie&#223;ende Aufkl&#228;rung der von der Antragstellerin bestrittenen Verst&#246;&#223;e k&#246;nne angesichts der einger&#228;umten Verst&#246;&#223;e dem Hauptsacheverfahren Vorbehalten bleiben. F&#252;r die Prognoseentscheidung falle ins Gewicht, dass fast ausschlie&#223;lich eine inzwischen ausgeschiedene Niederlassungsleiterin verantwortlich gemacht werde ohne Hinterfragung struktureller Probleme. Weiterhin seien viele Verst&#246;&#223;e bereits Gegenstand der im Jahr 2011 getroffenen Feststellungen gewesen und seitdem nicht abgestellt worden. Die Erteilung einer Auflage gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 A&#220;G gen&#252;ge nicht, weil die ohnehin gebotene Beachtung gesetzlicher und tarifvertraglicher Vorgaben keine taugliche Auflage darstelle. Ein &#252;bergeordnetes Aussetzungsinteresse sei aufgrund der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit rechtm&#228;&#223;igen Entscheidung der Antragsgegnerin abzulehnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Gegen den am 18. Oktober 2018 vorab per Telefax und am 23. Oktober 2018 gegen Empfangsbekenntnis zugestellten Beschluss hat die Antragstellerin am 19. November 2018 Beschwerde eingelegt. Bei der Antragstellerin handele es sich um eine juristische Person, weshalb hinsichtlich der Beurteilung der Zuverl&#228;ssigkeit auf die vertretungsberechtigten Organe abzustellen sei. Insoweit seien die Wechsel in der Position der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zu ber&#252;cksichtigen. Die ger&#252;gten und teilweise einger&#228;umten M&#228;ngel seien nicht geeignet eine negative Prognoseentscheidung f&#252;r den amtierenden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, Herrn H., zu begr&#252;nden, weil dieser erst im Juni 2018 und damit nach der Pr&#252;fung durch die Antragsgegnerin zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt worden sei. Insoweit sei auch keine Bezugnahme auf im Jahr 2011 festgestellte Verst&#246;&#223;e m&#246;glich. Hieran &#228;ndere auch die langj&#228;hrige Gesellschafterstellung des Herrn H. nichts, weil diesem keine Verletzung seiner Aufsichtspflicht in der Vergangenheit vorzuwerfen sei. &#220;ber die Pr&#252;fung im Jahr 2011 sei keine Information der damaligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrung erfolgt. Eine Kontrolle des Tagesgesch&#228;fts durch die Gesellschafter sei weder gesellschaftsrechtlich vorgesehen noch k&#246;nne eine solche im Gesellschaftervertrag geregelt werden. Es sei nicht Aufgabe der Gesellschafter, die Sachbearbeitung zu &#252;bernehmen. Es gebe auch keine Altersgrenze f&#252;r Gesch&#228;ftsf&#252;hrer. Das Verhalten des Herrn H. zeige seine Zuverl&#228;ssigkeit, weil die Antragstellerin die damals zust&#228;ndige Niederlassungsleiterin in G. nach Feststellung der Verst&#246;&#223;e gek&#252;ndigt habe. Der im arbeitsgerichtlichen Verfahren geschlossene Vergleich sei eine &#252;bliche Beendigungsform. Vorf&#228;lle aus dem Jahr 2011 k&#246;nnten f&#252;r eine Prognoseentscheidung ohnehin nicht mehr herangezogen werden. Es sei auch keine Verantwortung abgew&#228;lzt, sondern durch die K&#252;ndigung der Wille zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen dokumentiert worden. Auch im &#220;brigen seien geeignete Ma&#223;nahmen zur zuk&#252;nftigen Vermeidung von Verst&#246;&#223;en getroffen worden durch im Zeitraum Mai bis November 2018 intern bekannt gemachte Anweisungen und eine dadurch gezeigte Auseinandersetzung mit ger&#252;gten strukturellen Problemen, so z.B. durch eine &#8222;Arbeitsanweisung Entgeltabrechnung bei Krankheits-, Urlaubs-, Feiertagsstunden&#8220;, eine &#8222;Arbeitsanweisung Arbeitskleidung&#8220;, eine &#8222;Arbeitsanweisung Probezeit und Einhaltung&#8220;, eine &#8222;Arbeitsanweisung Umgang mit Abmahnungen&#8220; , eine Arbeitsanweisung zur Dokumentationspflicht, eine Dienstanweisung zur Eingruppierung nach dem IGZ-Tarifvertrag und eine &#8222;Arbeitsanweisung Unterst&#252;tzung der Azubis&#8220;. Den Mitarbeitern w&#252;rden dadurch festgestellte individuelle Fehler mitgeteilt und konkrete Vorgaben zur zuk&#252;nftig erwarteten Vorgehensweise gemacht. Die Umstellung konkreter Arbeitsabl&#228;ufe sei daneben nicht notwendig. Bei Unklarheiten hole die Antragstellerin nunmehr auch rechtliche Beratung beim zust&#228;ndigen Arbeitgeberverband ein. Insgesamt ergebe sich aus den geschilderten Ma&#223;nahmen eine Auseinandersetzung mit organisatorischen M&#228;ngeln, weshalb sich die Entscheidung der Antragsgegnerin mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als rechtm&#228;&#223;ig erweisen werde. Die Antragstellerin habe bei allen Beanstandungen und festgestellten Verst&#246;&#223;en eine angemessene Reaktion gezeigt. Entgegen der Auffassung des SG sei auch die Erteilung einer Auflage bzgl. der Einstellung des Gesch&#228;ftsbetriebs im Bereich der Niederlassung G. m&#246;glich, weshalb der Widerruf der Erlaubnis nicht das einzig geeignete Mittel sei. Dem Antrag der Antragstellerin sei auch aufgrund der im Rahmen der Folgenabw&#228;gung ma&#223;geblichen Grunds&#228;tze stattzugeben. Die Antragstellerin m&#252;sse nach dem derzeitigen Stand Mitte Januar 2019 die Er&#246;ffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen, weshalb ihr Rechtsschutz unzul&#228;ssig verk&#252;rzt w&#252;rde, weil sich das Hauptsacheverfahren noch im Widerspruchsverfahren befinde. Der Verweis auf das Hauptsacheverfahren laufe daher ins Leere und eine dortige vollst&#228;ndige Pr&#252;fung k&#246;nne nicht mehr erfolgen. Insoweit sei zu ber&#252;cksichtigen, dass eine Vielzahl von Leiharbeitnehmern von Kunden der Antragstellerin in ein festes Arbeitsverh&#228;ltnis &#252;bernommen bzw. von der Antragstellerin vermittelt w&#252;rden. Hinzu komme die soziale Verantwortung f&#252;r Auszubildende und Arbeitnehmer. Der vom A&#220;G bezweckte Schutz der Leiharbeitnehmer und des Verwaltungspersonals werde durch den Verlust der Arbeitspl&#228;tze ins Gegenteil verkehrt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">den Beschluss des Sozialgerichts Hannover vom 18. Oktober 2018 abzu&#228;ndern und die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Antragstellerin vom 28. August 2018 gegen den Bescheid der Antragstellerin vom 10. August 2018 anzuordnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Antragsgegnerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Beschwerde gegen den Beschluss des Sozialgerichts Hannover vom 18. Oktober 2018 zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der neue Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin befinde sich im 80. Lebensjahr und sei bereits langj&#228;hriger Gesellschafter gewesen, weshalb lediglich von einer situationsbezogenen Interimsl&#246;sung auszugehen und das erforderliche grundlegende Umsteuern zweifelhaft sei. Eine Verbesserung der Umst&#228;nde sei auch nach der Pr&#252;fung im Jahr 2011 trotz erheblicher Beanstandungen nicht erfolgt. Es m&#252;ssten langj&#228;hrige Entgeltverk&#252;rzungen zu Lasten der Leiharbeitnehmer vermutet werden. Die eingereichten Arbeits- und Dienstanweisungen stellten lediglich die festgestellten Beanstandungen dar, wohingegen jegliche Hinweise f&#252;r eine Umstellung der konkreten Arbeitsweise fehlten sowie darauf bezogene Kontrollen. Es entstehe der Eindruck einer Delegierung der Verantwortung auf die Mitarbeiter unter Freizeichnung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung. Das Widerspruchsverfahren sei im Hinblick auf das einstweilige Rechtsschutzverfahren ruhend gestellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Wegen des vollst&#228;ndigen Vorbringens der Beteiligten und des umfassenden Sachverhalts wird auf die Gerichtsakte sowie auf die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge der Antragsgegnerin Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige, insbesondere form- und fristgerecht erhobene Beschwerde der Antragstellerin ist unbegr&#252;ndet. Das SG hat es mit dem angegriffenen Beschluss zu Recht abgelehnt, die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Antragstellerin gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 10. August 2018 anzuordnen. Der Antrag der Antragstellerin ist abzulehnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">1. Gem&#228;&#223; &#167; 86b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Sozialgerichtsgesetz (SGG) kann das Gericht in F&#228;llen, in denen Widerspruch oder Anfechtungsklage keine aufschiebende Wirkung haben, die aufschiebende Wirkung ganz oder teilweise anordnen. Widerspruch und Klage gegen die Ablehnung der befristeten Erteilung einer Erlaubnis zur Arbeitsnehmer&#252;berlassung sowie gegen den Widerruf der Erlaubnis haben gem&#228;&#223; &#167; 86a Abs. 4 Satz 1 SGG keine aufschiebende Wirkung. In dieser Vorschrift sind ausdr&#252;cklich die Nichtverl&#228;ngerung der Erlaubnis sowie die Aufhebung der Erlaubnis nach &#167; 1 A&#220;G genannt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Die Frage der Anordnung der aufschiebenden Wirkung ist anhand einer Abw&#228;gung zu beurteilen zwischen dem Interesse des Antragstellers, einstweilen von der belastenden Wirkung des streitigen Verwaltungsaktes verschont zu bleiben, und dem besonderen Interesse der die Verf&#252;gung erlassenden Verwaltung, das zur Anordnung der sofortigen Vollziehung nach &#167; 86 a Abs. 2 Nr. 5 SGG gef&#252;hrt hat bzw. dem im Gesetz zum Ausdruck gekommenen besonderen allgemeinen Vollzugsinteresse. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei die Grundentscheidung des Gesetzgebers &#252;ber die fehlende aufschiebende Wirkung eines Rechtsbehelfs oder einer Klage, weshalb die Anordnung der aufschiebenden Wirkung eine mit gewichtigen Argumenten zu begr&#252;ndende Ausnahme bleiben muss. Auf der anderen Seite kann an der sofortigen Vollziehung eines ersichtlich rechtswidrigen Verwaltungsaktes kein &#252;berwiegendes Vollzugsinteresse bestehen, weshalb es bei der Interessenabw&#228;gung ma&#223;geblich auf die konkreten Erfolgsaussichten des Hauptsacheverfahrens, das konkrete Vollzugsinteresse und die f&#252;r die Dauer der m&#246;glichen aufschiebenden Wirkung drohende Rechtsbeeintr&#228;chtigung ankommt. Sind die Erfolgsaussichten nicht in dieser Weise absch&#228;tzbar, so hat eine allgemeine Interessenabw&#228;gung hinsichtlich der Folgen f&#252;r die jeweiligen Beteiligten bei der Aufrechterhaltung der gesetzlich angeordneten sofortigen Vollziehung zu erfolgen (vgl. Beschluss des Senats vom 27. Juni 2018 - L 7 AL 22/18 B ER -; Keller in: Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer, SGG, 12. Aufl. 2017, &#167; 86b Rn 12 ff).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Die Anordnung der aufschiebenden Wirkung kommt unter Ber&#252;cksichtigung der ausgef&#252;hrten Grunds&#228;tze vorliegend nicht in Betracht, weil nach der im einstweiligen Rechtsschutzverfahren gebotenen summarischen Pr&#252;fung die Verwaltungsentscheidung der Antragsgegnerin zum Widerruf der Erlaubnis zur Arbeitnehmer&#252;berlassung mit einer weit &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit rechtm&#228;&#223;ig ist und die die Erfolgsaussichten von Widerspruch und Klage gegen die Entscheidung der Antragsgegnerin daher nur sehr gering sind:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">a)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 Nr. 3 iVm &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 A&#220;G kann eine erteilte Erlaubnis nach pflichtgem&#228;&#223;er Ermessensaus&#252;bung mit Wirkung f&#252;r die Zukunft widerrufen werden, wenn die Erlaubnisbeh&#246;rde aufgrund nachtr&#228;glich eingetretener Tatsachen berechtigt w&#228;re, die Erlaubnis zu versagen. Gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 1 Nr. 1 A&#220;G ist eine Erlaubnis zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass der Antragsteller die f&#252;r die Aus&#252;bung der T&#228;tigkeit nach &#167; 1 A&#220;G erforderliche Zuverl&#228;ssigkeit nicht besitzt, weil er u. a. die arbeitsrechtlichen Pflichten nicht einh&#228;lt. Diese &#8222;Unzuverl&#228;ssigkeit&#8220; ist nach dem klaren Wortlaut der Vorschrift nicht nur bei der Neuerteilung, sondern auch bei jeder Verl&#228;ngerung der Erlaubnis zu pr&#252;fen (Landessozialgericht &lt;LSG&gt; Rheinland-Pfalz, Urteil vom 19. Dezember 2012 - L 1 AL 4/01). Wann die Voraussetzungen des Versagungsgrundes der Unzuverl&#228;ssigkeit, der einen gerichtlich nachpr&#252;fbaren unbestimmten Rechtsbegriff darstellt (Bundessozialgericht &lt;BSG&gt;, Urteil vom 6. Februar 1992 - 7 RAr 140/90 - SozR 3-7815 Art 1 &#167; 3 Nr. 3), verwirklicht sind, ergibt sich nicht abschlie&#223;end aus dem A&#220;G. &#167; 3 Abs. 1 Nr. 1 A&#220;G begn&#252;gt sich, wie dem Wort "insbesondere" zu entnehmen ist, mit der Aufz&#228;hlung von Beispielsf&#228;llen. Zur Auslegung herangezogen werden kann aber auch der Zweck der Vorschrift. Dieser besteht darin, im Interesse der Sicherheit des sozialen Schutzes der Leiharbeitnehmer unzuverl&#228;ssige Verleiher aus dem Bereich der gewerbsm&#228;&#223;igen Arbeitnehmer&#252;berlassung auszuschalten (BT-Drs. VI/2303, S. 11). Als unzuverl&#228;ssig ist ein Antragsteller danach anzusehen, wenn in seiner Person Tatsachen vorliegen, denen zufolge zu besorgen ist, dass er sein Gewerbe nicht im Einklang mit den bestehenden rechtlichen Vorschriften aus&#252;ben wird (BSG, Urteil vom 6. Februar 1992 - 7 RAr 140/90 - SozR 3-7815 Art. 1 &#167; 3 Nr. 3). Zwar wird es sich in der Regel um arbeitsrechtliche Verst&#246;&#223;e im Kernbereich - z.B. Verg&#252;tung, Anspr&#252;che auf Erholungsurlaub bzw. auf sonstige geldwerte Leistungen o.&#228;. - handeln (LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 10. November 2017 - L 2 AL 75/17 B ER -). Die Unzuverl&#228;ssigkeit kann sich aber auch aus einer Summierung von Umst&#228;nden und kleinen Verst&#246;&#223;en gegen arbeitsrechtliche Vorschriften ergeben, die f&#252;r sich allein keinen Versagungsgrund rechtfertigen k&#246;nnten (Beschluss des Senats vom 27. Juni 2018 - L 7 AL 22/18 B ER). Dabei ist eine Prognose f&#252;r die Zukunft anzustellen. Ma&#223;gebend ist ein aus den vorhandenen tats&#228;chlichen Umst&#228;nden der Vergangenheit und der Gegenwart gezogener Schluss auf ein wahrscheinliches zuk&#252;nftiges Verhalten des Antragstellers, wobei der Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Tatsachengericht ma&#223;gebend ist (BSG, Urteil vom 6. Februar 1992 - 7 RAr 140/90 - a.a.O.; LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 10. November 2017 - L 2 AL 75/17 B ER). Im Rahmen der im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen stehenden Widerrufsentscheidung sind aufgrund der Aufhebung einer urspr&#252;nglich rechtm&#228;&#223;igen Erlaubnis im Rahmen einer Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung Schwere und H&#228;ufigkeit der Verst&#246;&#223;e zu gewichten und mildere Mittel, z.B. der Erlass einer Auflage, in Erw&#228;gung zu ziehen (vgl. Sch&#252;ren/Hamann, A&#220;G, 5. Aufl. 2018, &#167; 5 Rn 39).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">b)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Nach der im einstweiligen Rechtsschutzverfahren gebotenen summarischen Pr&#252;fung ist vor diesem Hintergrund unter Ber&#252;cksichtigung der vorliegenden Unterlagen und Informationen das SG zutreffend zu der Bewertung gelangt, dass die Prognose zur Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin negativ ausf&#228;llt. Der von der Antragsgegnerin erkl&#228;rte Erlaubniswiderruf ist weder unter Ber&#252;cksichtigung der vorgesehenen Ermessensaus&#252;bung rechtswidrig noch aus sonstigen Gr&#252;nden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Ma&#223;geblich f&#252;r die negative Prognose zur Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin ist bereits ihr Verhalten nach der Kenntniserlangung und der Einr&#228;umung von Verst&#246;&#223;en seit Mai 2018. Die Antragstellerin hat danach nicht nur keine auch nur ansatzweise hinreichenden Ma&#223;nahmen zur Sicherstellung der zuk&#252;nftigen Einhaltung der ihr gesetzlich und tarifvertraglich obliegenden Verpflichtungen getroffen, sondern im Gegenteil derartige Ma&#223;nahmen sogar f&#252;r gar nicht erforderlich erachtet. Da die einger&#228;umten Verst&#246;&#223;e, die mit der u.a. ersichtlichen Tangierung von Verg&#252;tung, vertraglich vereinbarter Arbeitszeit und Arbeitsschutz den arbeitsrechtlichen Kernbereich betreffen, nach dem Vorbringen der Antragstellerin weit &#252;berwiegend auf Fehlern von nachgeordneten Sachbearbeitern und Auszubildenden, auf dem ersatzlosen Ausfall von Sachbearbeitern sowie insbesondere auf unzureichender Kontrolle beruht haben sollen, w&#228;re es zwingend zu erwarten und unbedingt erforderlich gewesen, hieraus die naheliegende Konsequenz einer &#220;berpr&#252;fung und Korrektur der internen Aufgaben- und &#220;berwachungsstruktur bei der Antragstellerin zu ziehen mit der Implementierung eines tragf&#228;higen Konzepts zur zuk&#252;nftigen Sicherstellung a) des Einsatzes hinreichend qualifizierter und in den jeweils rechtlich ma&#223;geblichen Bereichen geschulter Mitarbeiter, b) der Sicherstellung eines hinreichend gro&#223;en Mitarbeiterpools zur Kompensation von Ausf&#228;llen sowie insbesondere c) einer hinreichend dichten und zeitnahen internen Pr&#252;fung und Nachhaltung einer den rechtlichen Vorgaben entsprechenden Verwaltungst&#228;tigkeit. Soweit die Antragstellerin demgegen&#252;ber allein die K&#252;ndigung einer nachgeordneten Mitarbeiterin und die Mitteilung aktuell festgestellter Verst&#246;&#223;e an die verbliebenen Mitarbeiter in Form von Arbeits- bzw. Dienstanweisungen f&#252;r ausreichend erachtet, zeigt sich ein grundlegendes Fehlverst&#228;ndnis hinsichtlich der Schwierigkeit und Komplexit&#228;t der einzuhaltenden gesetzlichen und tarifvertraglichen Vorschriften sowie insbesondere auch hinsichtlich der Organisationsverantwortlichkeit der Antragstellerin f&#252;r die Sicherstellung der Einhaltung dieser Vorschriften. Die Antragstellerin ist als Erlaubnisinhaberin verantwortlich daf&#252;r, zu Lasten der Leiharbeitnehmer gehende Fehler der von ihr eingestellten und mit den Verwaltungsaufgaben betrauten Mitarbeiter zu vermeiden durch Einrichtung und &#220;berwachung einer daf&#252;r geeigneten Organisationsstruktur mit der Auswahl und Kontrolle geeigneter und bei Bedarf regelm&#228;&#223;ig geschulter und weitergebildeter Mitarbeiter. Diesen Verpflichtungen ist die Antragstellerin unter Ber&#252;cksichtigung ihrer eigenen Begr&#252;ndung der einger&#228;umten Verst&#246;&#223;e in der Vergangenheit nicht hinreichend nachgekommen, weil den arbeitsrechtlichen Kernbereich betreffende Aufgaben ohne gen&#252;gende &#220;berwachung Auszubildenden und nicht auf dem erforderlichen aktuellen Kenntnistand befindlichen Sachbearbeitern &#252;bertragen wurden. Bei der Erheblichkeit der festgestellten und einger&#228;umten Verst&#246;&#223;e gen&#252;gt es daher nicht, Mitarbeiter durch Anweisungen &#252;ber die zuk&#252;nftige Handhabung konkret beanstandeter Fehler zu informieren, gleichzeitig aber diejenigen Strukturen unver&#228;ndert zu lassen, die in der Vergangenheit zu diesen unstreitig aufgetretenen Fehlern und Verst&#246;&#223;en gef&#252;hrt haben. Ganz konkret fehlen jegliche Erl&#228;uterungen und Belege, durch welche internen Ma&#223;nahmen f&#252;r die Zukunft sichergestellt werden soll, dass fehlerhafte Berechnungen, fehlerhafte Entgeltauszahlungen, fehlerhafte Vertragsinhalte, Verst&#246;&#223;e gegen das ArbZG und das ArbSchG o.&#228;. verhindert werden sollen. Die Antragstellerin hat nicht dargelegt, dass und ggf. wie zuk&#252;nftig die Qualit&#228;t neu eingestellter Mitarbeiter sowie die Aus- und Weiterbildung des Mitarbeiterstamms gew&#228;hrleistet werden soll, dass und ggf. wie zuk&#252;nftig die Bearbeitung durch hinreichend qualifizierte Mitarbeiter auch bei vor&#252;bergehenden Ausf&#228;llen durch Krankheit o.&#228;. gew&#228;hrleistet werden soll sowie, dass und ggf. wie zuk&#252;nftig eine hinreichende interne Kontrolle der Bearbeitungsstandards durchgef&#252;hrt und sichergestellt werden soll. Die ausdr&#252;cklich ge&#228;u&#223;erte Auffassung, dass es ausreiche, den Mitarbeitern konkrete Vorgaben zur zuk&#252;nftig erwarteten Vorgehensweise zu machen, ohne dass die Umstellung konkreter Arbeitsabl&#228;ufe notwendig sei, zeigt weiterhin auch eine vollst&#228;ndig fehlende Wahrnehmung und Respektierung der Relevanz und Sensibilit&#228;t der Einhaltung von konkreten, dem Schutz von Arbeitnehmerrechten dienenden gesetzlichen und tarifvertraglichen Vorgaben. Das Fehlen eines im Interesse der Sicherheit des sozialen Schutzes der Leiharbeitnehmer zwingend erforderlichen Gesp&#252;rs f&#252;r das sensible Vermittlungsgesch&#228;ft zeigt sich auch durch die teilweise erfolgte Bagatellisierung von arbeitsrechtlichen Verst&#246;&#223;e als &#8222;in geringem Umfang verbleibend&#8220; sowie insbesondere auch durch den Vortrag zu angeblich fehlenden Nachteilen der Leiharbeitnehmer durch die erheblichen Diskrepanzen zwischen vertraglich vereinbarter und tats&#228;chlich erbrachten Arbeitsstunden und zur auch nach der Beanstandung zun&#228;chst weiter f&#252;r sachgerecht gehaltenen Belastung der Leiharbeitnehmer mit Kosten von Arbeitsschuhen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Insgesamt ergibt sich auf der Grundlage der vorliegenden Unterlagen und Informationen der Eindruck, dass die Antragstellerin ausschlie&#223;lich auf konkret benannte Einzelfehler reagiert, jedoch weder bereit noch nach der personellen Aufstellung in der Lage ist, f&#252;r die Zukunft die Vermeidung der bereits festgestellten Fehler, insbesondere aber auch die Vermeidung weiterer Fehler im Rahmen der komplexen rechtlichen Vorgaben zu gew&#228;hrleisten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Aufgrund dieses aktuellen Verhaltens der Antragstellerin nach der Pr&#252;fung der Antragsgegnerin im Mai 2018 und damit auch nach dem vollzogenen Wechsel der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung kommt es auf die Frage, ob f&#252;r die Entkr&#228;ftung einer negativen Prognose allein ein solcher Wechsel ausreichend ist, nicht mehr an. Dahinstehen kann daher auch, dass hinsichtlich des neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers keine Qualifikationen, insbesondere Kenntnisse des Arbeitsrechts und des Arbeitnehmer&#252;berlassungsrechts, vorgetragen und glaubhaft gemacht worden sind, und ob bei der Antragstellerin unter Ber&#252;cksichtigung der selbst vorgetragenen personellen Ausstattung &#252;berhaupt von einer hinreichenden Betriebsorganisation iSd &#167; 3 Abs. 1 Nr. 2 A&#220;G auszugehen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Im Rahmen des der Antragsgegnerin einger&#228;umten Ermessensspielraums gerichtlich &#252;berpr&#252;fbare Ermessensfehler in Gestalt eines Ermessensnicht- oder Ermessensfehlgebrauchs, z.B. ein unsachliches Motiv, ein sachfremder Zweck oder ein unrichtiger oder unvollst&#228;ndiger Sachverhalt (vgl. Keller in: Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer/Schmidt, SGG, 12. Aufl. 2017, &#167; 54 Rn 27, 28), sind nicht ersichtlich. Die Antragsgegnerin hat die zu treffende Ermessensentscheidung erkannt und im Rahmen der getroffenen Abw&#228;gung auch das mildere Mittel einer Auflagenerteilung erwogen. Eine Ermessensreduzierung auf Null kommt bereits deshalb nicht in Betracht, weil die von der Antragstellerin vorgetragene Auflage der Einstellung der Verleiht&#228;tigkeit im Bereich der Niederlassung G. in gar keinem erkennbaren Zusammenhang mit den konkret festgestellten und einger&#228;umten Verst&#246;&#223;en steht. Diese haben ersichtlich nichts mit dortigen &#246;rtlichen Besonderheiten zu tun, sondern allein mit der personellen Aufstellung der Antragstellerin und der fehlenden Personal&#252;berwachung. Diese Fehlerquelle besteht aber nach den erfolgten Ausf&#252;hrungen f&#252;r den gesamten &#246;rtlichen und sachlichen T&#228;tigkeitsbereich der Antragstellerin fort. Blo&#223;e Gesetzeswiederholungen oder die Anordnung, gesetzliche oder tarifliche Vorschriften zuk&#252;nftig zu beachten, stellen zudem keine taugliche Auflage dar, weil diese Vorgaben auch ohne Auflage ohnehin zu beachten sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Auch sonstige Gr&#252;nde f&#252;r eine etwaige Rechtswidrigkeit des Erlaubniswiderrufs sind weder vorgetragen noch aus den Umst&#228;nden ersichtlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">c)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Gewichtige Interessen der Antragstellerin, die bei der Interessenabw&#228;gung vor diesem Hintergrund zu einem anderen Ergebnis f&#252;hren k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich. Insoweit gen&#252;gt aufgrund der voraussichtlichen Rechtm&#228;&#223;igkeit des Erlaubniswiderrufs insbesondere nicht allein das wirtschaftliche Interesse an einer Gesch&#228;ftsfortf&#252;hrung. Es kann daher dahinstehen, dass es hinsichtlich der konkreten wirtschaftlichen Situation der Antragstellerin an substantiiertem Vortrag und einer Glaubhaftmachung bzgl. der vorgetragenen drohenden Insolvenz fehlt. Dahinstehen kann auch, dass insoweit auch jedenfalls erl&#228;uterungsbed&#252;rftig gewesen w&#228;re, warum die Beschwerde erst mehr als einen Monat nach der vorab bereits per Telefax erfolgten &#220;bersendung des erstinstanzlichen Beschlusses und unter fast vollst&#228;ndiger Aussch&#246;pfung der Rechtsmittelfrist eingelegt worden ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">2. Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 197a SGG iVm &#167; 154 Verwaltungsgerichtsordnung. Danach tr&#228;gt der unterliegende Beteiligte, hier die Antragstellerin, die Kosten des Verfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">3. Der Streitwert richtet sich nach &#167; 52 Abs. 2 Gerichtskostengesetz (GKG). Der Senat h&#228;lt den Auffangstreitwert von EUR 5.000 ohne Abschlag f&#252;r geboten, weil die Ablehnung des einstweiligen Rechtsschutzantrags die vorl&#228;ufige Einstellung der gewerblichen T&#228;tigkeit der Antragstellerin zur Folge hat, die wirtschaftliche Bedeutung des Verfahrens f&#252;r die Antragstellern also praktisch der eines Hauptsachverfahrens entspricht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">4. Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167; 177 SGG nicht anfechtbar.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=JURE190000822&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
171,169
ovgsn-2018-12-21-2-m-11718
{ "id": 982, "name": "Sächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgsn", "city": null, "state": 15, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 M 117/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-29T12:49:40
2019-02-12T13:44:15
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Antragsteller wenden sich gegen eine den Beigeladenen erteilte Baugenehmigung f&#252;r den Anbau und die Aufstockung einer Doppelhaush&#228;lfte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Antragsteller sind Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung A-Stadt, Flur A, Flurst&#252;ck 362/39 mit der Lagebezeichnung A-Stra&#223;e 19. Die Beigeladenen sind Eigent&#252;mer des unmittelbar s&#252;dlich angrenzenden Grundst&#252;cks Gemarkung A-Stadt, Flur A, Flurst&#252;ck 363/39 mit der Lagebezeichnung A-Stra&#223;e 17 (Lageplan: GA Bl. 70). Die Grundst&#252;cke liegen im unbeplanten Innenbereich der Stadt A-Stadt und sind mit einem Doppelhaus bebaut. Das Doppelhaus besteht aus einem zweigeschossigen Haupthaus mit traufst&#228;ndigem Satteldach, das im Bereich des Grundst&#252;cksgrenzverlaufs mittig geteilt ist. Beide Haush&#228;lften wiesen bislang eine spiegelbildliche, symmetrische Stra&#223;enansicht auf (Lichtbild: GA Bl. 25). Im r&#252;ckw&#228;rtigen Bereich wurde auf beiden Grundst&#252;cken ein grenzst&#228;ndiger, eingeschossiger Anbau mit einer Breite von ca. 5 m und einem Flachdach errichtet. Dahinter befindet sich in einem Winkel von 90&#176; zum Haupthaus ein zweigeschossiges ehemaliges Stallgeb&#228;ude mit Satteldach, das auf der Seite der Antragsteller ausgebaut wurde. Die Grundst&#252;cksgrenze verl&#228;uft mittig entlang des Firstes.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Beigeladenen planen, auf ihrem Grundst&#252;ck den zwischen dem Haupthaus und dem ehemaligen Stallgeb&#228;ude liegenden Anbau abzubrechen und durch einen zweigeschossigen Neubau zu ersetzen (Lageplan: BA A Bl. 30 und 31). Der Neubau hat eine Grundfl&#228;che von ca. 64,45 m&#178; (6,30 m x 10,23 m), eine H&#246;he von 6,95 m und tritt hinter dem Haupthaus seitlich etwa 3 m hervor, so dass er von der Stra&#223;e aus sichtbar ist (Ansicht: BA A Bl. 36; Lichtbilder: GA Bl. 38, 107 und 112). Zur Herstellung einer Verbindung zwischen dem Haupthaus und dem Anbau soll die r&#252;ckw&#228;rtige Dachfl&#228;che des Haupthauses teilweise aufgebrochen werden. Der Neubau &#252;berragt den auf dem Grundst&#252;ck der Antragsteller befindlichen Anbau auf einer L&#228;nge von ca. 7 m um ca. 4 m (Lichtbild: GA Bl. 111). Hierdurch kommt es auf dem Grundst&#252;ck der Antragsteller zu einer Verschattung des im r&#252;ckw&#228;rtigen Bereich des Haupthauses befindlichen Dachfl&#228;chenfensters, des Kuppelfensters auf dem Flachdach des Anbaus sowie des zum Haupthaus ausgerichteten Fensters im Obergeschoss des ehemaligen Stallgeb&#228;udes (Lichtbilder: GA Bl. 29 &#8211; 32). Das Bauvorhaben der Beigeladenen ist mittlerweile im Rohbau fertiggestellt (GA Bl. 107).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>In der n&#228;heren Umgebung des Vorhabengrundst&#252;cks in der A-Stra&#223;e befinden sich &#252;berwiegend Doppelh&#228;user mit ein- oder zweigeschossigen Anbauten im r&#252;ckw&#228;rtigen Bereich (Lageplan: BA A Bl. 1 und 2).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Mit Baugenehmigung vom 16.04.2018 erteilte die Antragsgegnerin den Beigeladenen eine Baugenehmigung f&#252;r ihr Bauvorhaben. Hiergegen legten die Antragsteller Widerspruch ein, &#252;ber den &#8211; soweit ersichtlich &#8211; noch nicht entschieden ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Mit Beschluss vom 20.09.2018 &#8211; 4 B 116/18 MD &#8211; hat das Verwaltungsgericht den Antrag der Antragsteller, die aufschiebende Wirkung ihres Widerspruchs gegen die Baugenehmigung vom 16.04.2018 anzuordnen, abgelehnt. Zur Begr&#252;ndung hat das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt, das geplante Geb&#228;ude der Beigeladenen f&#252;ge sich in die Eigenart der n&#228;heren Umgebung i.S.d. &#167; 34 Abs. 1 BauGB ein. Es verletze nicht das im Tatbestandsmerkmal des "Einf&#252;gens" enthaltene Gebot der R&#252;cksichtnahme. Das Vorhaben der Beigeladenen versto&#223;e auch nicht im Hinblick auf die "Doppelhaus-Rechtsprechung" des Bundesverwaltungsgerichts gegen das Gebot der R&#252;cksichtnahme, denn in der Umgebung des Baugrundst&#252;cks sei eine einseitig grenzst&#228;ndige Bebauung mit zweigeschossigen, zu Wohnzwecken genutzten Anbauten in den r&#252;ckw&#228;rtigen Grundst&#252;cksbereichen bereits vorhanden. Auch von einer rechtlich relevanten Verschattung k&#246;nne nicht ausgegangen werden. Das Dachgeschoss der vorderen Doppelhaush&#228;lfte der Antragsteller werde jedenfalls auch durch die dort befindlichen Giebelfenster belichtet. Die Belichtung durch das Dachfl&#228;chenfenster sei im Wesentlichen zur Mittagszeit eingeschr&#228;nkt, erfolge dann aber gegen Nachmittag wieder, denn der Anbau der Beigeladenen verdecke (nur) die S&#252;dseite und zu einem geringen Teil die Westseite des r&#252;ckw&#228;rtigen Teils des Geb&#228;udes der Antragsteller. Die Verschattung des flachen Anbaus betreffe lediglich den Dielenbereich und ein Badezimmer. Der wesentliche Bereich des flachen Anbaus werde durch seitliche Fenster belichtet. Das Obergeschoss des hinteren Geb&#228;udes werde durch zwei Fenster belichtet, die sich an gegen&#252;berliegenden Seiten bef&#228;nden. F&#252;r das Eilverfahren werde davon ausgegangen, dass der Anbau nicht zu einer v&#246;lligen Verdunkelung des Raumes f&#252;hren werde. Die endg&#252;ltige Kl&#228;rung der Belichtungssituation k&#246;nne erst im Hauptsacheverfahren erfolgen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Beschwerde der Antragsteller hat keinen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>1. Der Antrag der Antragsteller ist inzwischen unzul&#228;ssig geworden. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r den Antrag nach &#167;&#167; 80a Abs. 3, 80 Abs. 5 VwGO ist entfallen, weil das Bauvorhaben der Beigeladenen mittlerweile im Rohbau fertiggestellt ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r einen Nachbarantrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz entf&#228;llt regelm&#228;&#223;ig mit Fertigstellung des Rohbaus des angegriffenen Bauvorhabens. Denn das mit dem Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs verbundene Ziel, die Schaffung vollendeter Tatsachen zu verhindern, ist nach Fertigstellung der baulichen Anlage nicht mehr zu erreichen. Ausreichend ist insoweit die Fertigstellung des Rohbaus (vgl. BayVGH, Beschl. v. 17.11.2015 &#8211; 9 CS 15.1762 &#8211;, juris RdNr. 18; OVG BBg, Beschl. v. 10.04.2018 &#8211; OVG 10 S 40.17 &#8211;, juris RdNr. 3). Hiernach ist das Rechtsschutzinteresse der Antragsteller infolge der Fertigstellung des Rohbaus des Bauvorhabens der Beigeladenen entfallen. Zwar kann trotz Fertigstellung des Rohbaus des angegriffenen Vorhabens das Rechtsschutzbed&#252;rfnis des Nachbarn im Hinblick auf die Anordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs ausnahmsweise fortbestehen, sofern daneben eine Verletzung in eigenen Rechten auch durch die Nutzung der genehmigten Anlage geltend gemacht wird (vgl. BayVGH, Beschl. v. 17.11.2015 &#8211; 9 CS 15.1762 &#8211;, a.a.O. RdNr. 18; OVG BBg, Beschl. v. 10.04.2018 &#8211; OVG 10 S 40.17 &#8211;, a.a.O. RdNr. 3). Dies ist vorliegend jedoch nicht der Fall, da sich die Antragsteller ausschlie&#223;lich gegen die Ausma&#223;e des Bauk&#246;rpers des Neubaus wenden und insoweit eine Verletzung des Gebots der R&#252;cksichtnahme geltend machen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>2. Die Beschwerde der Antragsteller hat auch deshalb keinen Erfolg, weil die in der Beschwerdebegr&#252;ndung dargelegten Gr&#252;nde, auf deren Pr&#252;fung der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO beschr&#228;nkt ist, keine &#196;nderung der erstinstanzlichen Entscheidung rechtfertigen. Das Verwaltungsgericht hat den Antrag der Antragsteller auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihres Widerspruchs gegen die Baugenehmigung vom 16.04.2018 im Ergebnis zu Recht abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Im Rahmen eines Verfahrens nach &#167; 80a Abs. 3 i.V.m. &#167; 80 Abs. 5 VwGO trifft das Gericht eine eigene Entscheidung dar&#252;ber, welche Interessen h&#246;her zu bewerten sind: Die, die f&#252;r einen sofortigen Vollzug des angefochtenen Verwaltungsakts, oder die, die f&#252;r die Anordnung der aufschiebenden Wirkung streiten. Das Gericht nimmt somit eine eigene Interessenbewertung vor. Im Rahmen dieser Interessenabw&#228;gung sind auch die Erfolgsaussichten des Rechtsbehelfs in der Hauptsache zu ber&#252;cksichtigen. Wird der in der Hauptsache erhobene Rechtsbehelf bei der im einstweiligen Rechtsschutzverfahren nur m&#246;glichen summarischen Pr&#252;fung voraussichtlich erfolgreich sein (weil er zul&#228;ssig und begr&#252;ndet ist), wird regelm&#228;&#223;ig nur die Anordnung der aufschiebenden Wirkung in Betracht kommen. Wird dagegen der in der Hauptsache erhobene Rechtsbehelf voraussichtlich keinen Erfolg haben (weil er unzul&#228;ssig oder unbegr&#252;ndet ist), spricht dies f&#252;r die Ablehnung des Antrages auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung. Sind die Erfolgsaussichten offen, findet eine reine Abw&#228;gung der f&#252;r und gegen den Sofortvollzug sprechenden Interessen statt (vgl. Beschl. d. Senats v. 10.10.2018 &#8211; 2 M 53/18 &#8211;, juris RdNr. 10; BayVGH, Beschl. v. 23.02.2012 &#8211; 14 CS 11.2837 &#8211;, juris RdNr. 38; Finkelnburg/Dombert/K&#252;lpmann, Vorl&#228;ufiger Rechtsschutz im Verwaltungsstreitverfahren, 6. Aufl., RdNr. 964). In Anwendung dieser Grunds&#228;tze &#252;berwiegt das Interesse der Antragsteller an der Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihres Widerspruchs das gegenl&#228;ufige Interesse insbesondere der Beigeladenen an einem sofortigen Vollzug der angefochtenen Baugenehmigung nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>1. Die angefochtene Baugenehmigung verst&#246;&#223;t &#8211; bei summarischer Pr&#252;fung &#8211; nicht gegen das planungsrechtliche &#8211; und nachbarsch&#252;tzende &#8211; Gebot der R&#252;cksichtnahme, weil sich in die Eigenart der n&#228;heren Umgebung i.S.d. &#167; 34 Abs. 1 BauGB nur ein Vorhaben in offener Bauweise (&#167; 22 Abs. 2 BauNVO) einf&#252;gt, das Vorhaben der Beigeladenen aber nicht mehr Teil eines Doppelhauses ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Ein Versto&#223; gegen das Gebot der R&#252;cksichtnahme kann vorliegen, wenn sich ein Vorhaben entgegen &#167; 34 Abs. 1 BauGB nach den dort genannten Merkmalen nicht in die Eigenart der n&#228;heren Umgebung einf&#252;gt. Das Bundesverwaltungsgericht hat dies f&#252;r Doppelh&#228;user konkretisiert: Ist ein unbeplanter Innenbereich in offener Bauweise bebaut, weil dort nur Einzelh&#228;user, Doppelh&#228;user und Hausgruppen im Sinne von &#167; 22 Abs. 2 BauNVO den ma&#223;geblichen Rahmen bilden, f&#252;gt sich ein grenzst&#228;ndiges Vorhaben im Sinne des &#167; 34 Abs. 1 BauGB grunds&#228;tzlich nicht nach der Bauweise ein, das unter Beseitigung eines bestehenden Doppelhauses grenzst&#228;ndig errichtet wird, ohne mit dem verbleibenden Geb&#228;ude ein Doppelhaus zu bilden. Ein solches Vorhaben verst&#246;&#223;t gegen&#252;ber dem Eigent&#252;mer der bisher bestehenden Doppelhaush&#228;lfte grunds&#228;tzlich gegen das drittsch&#252;tzende Gebot der R&#252;cksichtnahme (vgl. BVerwG, Urt. v. 05.12.2013 &#8211; 4 C 5.12 &#8211;, juris RdNr. 22; Urt. v. 19.03.2015 &#8211; 4 C 12.14 &#8211;, juris RdNr. 11).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>a) Die n&#228;here Umgebung des Baugrundst&#252;cks, die aus den Grundst&#252;cken A-Stra&#223;e 1a/3, 2/4, 5/6, 6/8, 9/11, 10/12, 13/15, 14/16, 13/15, 18/20, 17/19 sowie 22/24 bestehen d&#252;rfte, ist nach den vorliegenden Lagepl&#228;nen und Lichtbildern durch eine Bebauung mit Doppelh&#228;usern in offener Bauweise i.S.d. &#167; 22 Abs. 2 BauNVO gepr&#228;gt. Eine "Gemengelage" in Bezug auf das Merkmal der Bauweise ist in der n&#228;heren Umgebung nicht gegeben. Hiervon gehen auch die Beteiligten &#252;bereinstimmend aus.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>b) Das Vorhaben der Beigeladenen f&#252;gt sich nach der Bauweise in diese n&#228;here Umgebung ein, weil das auf den Grundst&#252;cken A-Stra&#223;e 17/19 befindliche Geb&#228;ude auch nach Realisierung des Vorhabens der Beigeladenen ein Doppelhaus ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Ein Doppelhaus i.S.d. &#167; 22 Abs. 2 Satz 1 BauNVO ist eine bauliche Anlage, die dadurch entsteht, dass zwei Geb&#228;ude auf benachbarten Grundst&#252;cken durch Aneinanderbauen an der gemeinsamen Grundst&#252;cksgrenze zu einer Einheit zusammengef&#252;gt werden. Doppelh&#228;user zeichnen sich dadurch aus, dass sie gemeinsame Grundst&#252;cksgrenzen ohne seitlichen Grenzabstand &#252;berwinden. Bauplanungsrechtlich sind sie gleichwohl in der offenen Bauweise zul&#228;ssig. Ein Doppelhaus entsteht dann, wenn zwei Geb&#228;ude derart zusammengebaut werden, dass sie einen Gesamtbauk&#246;rper bilden. Nicht erforderlich ist, dass die Doppelhaush&#228;lften gleichzeitig oder deckungsgleich (spiegelbildlich) errichtet werden. Kein Doppelhaus bilden dagegen zwei Geb&#228;ude, die sich zwar an der gemeinsamen Grundst&#252;cksgrenze noch ber&#252;hren, aber als zwei selbst&#228;ndige Bauk&#246;rper erscheinen. Ein Doppelhaus verlangt ferner, dass die beiden Haush&#228;lften in wechselseitig vertr&#228;glicher und abgestimmter Weise aneinandergebaut werden (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.02.2000 &#8211; 4 C 12.98 &#8211;, juris RdNr. 16 ff.; BVerwG, Urt. v. 05.12.2013 &#8211; 4 C 5.12 &#8211;, a.a.O. RdNr. 13; OVG BBg, Beschl. v. 09.01.2018 &#8211; OVG 2 S 48.17 &#8211;, juris RdNr. 10). Diese Begriffsbestimmung bezeichnet den Begriff des Doppelhauses im Sinne bauplanungsrechtlicher Vorschriften, also auch f&#252;r den unbeplanten Innenbereich (vgl. BVerwG, Urt. v. 05.12.2013 &#8211; 4 C 5.12 &#8211;, a.a.O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Hierbei l&#228;sst sich weder abstrakt-generell noch mathematisch-prozentual festlegen, in welchem Umfang die beiden Haush&#228;lften an der Grenze zusammengebaut sein m&#252;ssen (vgl. BVerwG, Urt. v. 19.03.2015 &#8211; 4 C 12.14 &#8211;, a.a.O. Rdnr. 15). Es geht um eine spezifische Gestaltung des Orts- und Stra&#223;enbildes, die darin liegt, dass das Doppelhaus den Gesamteindruck einer offenen, aufgelockerten Bebauung nicht st&#246;rt, eben weil es als ein Geb&#228;ude erscheint. Es kommt also f&#252;r die Frage, ob grenzst&#228;ndige Geb&#228;ude ein Doppelhaus bilden, auf die wechselseitige Vertr&#228;glichkeit dieser Geb&#228;ude an. Hierbei bedarf es einer W&#252;rdigung des Einzelfalls unter Betrachtung quantitativer und qualitativer Gesichtspunkte (vgl. BVerwG, Urt. v. 19.03.2015 &#8211; 4 C 12.14 &#8211;, a.a.O. RdNr. 19 f.). Ein Geb&#228;ude, soll es Teil eines Doppelhauses sein, muss ein Mindestma&#223; an &#220;bereinstimmung mit dem zugeh&#246;rigen Nachbarhaus aufweisen, indem es zumindest einzelne der ihm Proportionen und Gestalt gebenden baulichen Elemente aufgreift. Regelm&#228;&#223;ig geben H&#246;he, Breite und Tiefe, sowie die Zahl der Geschosse und die Dachform einem Haus seine ma&#223;gebliche Gestalt. Diese Kriterien k&#246;nnen daher im Einzelfall Anhaltspunkte f&#252;r die Beurteilung des wechselseitigen Abgestimmtseins geben (vgl. OVG NW, Beschl. v. 21.08.2015 &#8211; 10 B 758/15 &#8211;, juris RdNr. 8; Beschl. v. 18.01.2016 &#8211; 10 A 2574/14 &#8211;, juris Rdnr. 10).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>F&#252;r die Frage, ob grenzst&#228;ndige Geb&#228;ude ein Doppelhaus bilden, kommt es allein auf die wechselseitige Vertr&#228;glichkeit des Vorhabens mit der anderen "Doppelhaush&#228;lfte" an. Die Bebauung anderer Grundst&#252;cke (in der n&#228;heren Umgebung) ist hierf&#252;r ohne Belang. Ma&#223;geblich ist allein, ob das Bauvorhaben mit der vorhandenen grenzst&#228;ndigen Bebauung ein Doppelhaus bildet (vgl. BVerwG, Beschl. v. 19.03.2015 &#8211; 4 B 65.14 &#8211;, juris RdNr. 6). Die Umgebungsbebauung ist allein f&#252;r die Frage ma&#223;geblich, ob das Einf&#252;gen in die n&#228;here Umgebung gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 1 BauGB eine offene Bauweise erfordert (vgl. BVerwG, Beschl. v. 19.03.2015 &#8211; 4 B 65.14 &#8211;, a.a.O. RdNr. 9). Bei der Pr&#252;fung, ob ein Doppelhaus vorliegt, ist auch nicht isoliert das angegriffene Bauvorhaben in den Blick zu nehmen. Es muss vielmehr auf die Wechselwirkung zwischen dem angegriffenen Bauvorhaben und der anderen "Doppelhaush&#228;lfte" abgestellt werden (vgl. OVG NW, Urt. v. 03.09.2015 &#8211; 7 A 1276/13 &#8211;, juris RdNr. 44).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Nach diesem Ma&#223;stab d&#252;rften die Haush&#228;lften der Antragsteller und der Beigeladenen auch nach dem geplanten Anbau und der Aufstockung noch ein Doppelhaus bilden. Bei einer wertenden Gesamtbetrachtung d&#252;rften nach wie vor zwei hinreichend aufeinander abgestimmte Teile des Gesamtbauk&#246;rpers Doppelhaus gegeben sein. Das Geb&#228;ude st&#246;rt als Doppelhaus auch nach dem Anbau und der Aufstockung nicht den offenen, aufgelockerten Bebauungszusammenhang der n&#228;heren Umgebung. Ma&#223;gebend f&#252;r diese Beurteilung ist, dass mit dem Bauvorhaben der Beigeladenen die wichtigsten Bestandteile des bislang bestehenden Doppelhauses unber&#252;hrt gelassen und nur in einem relativ geringf&#252;gigen Ausma&#223; Ver&#228;nderungen vorgenommen werden. Die Bausubstanz des an der Stra&#223;e liegenden, zweigeschossigen Haupthauses sowie des hinter dem eingeschossigen Anbau liegenden ehemaligen Stallgeb&#228;udes und damit die ganz &#252;berwiegende Bausubstanz des bislang bestehenden Doppelhauses bleiben erhalten. Allein der im r&#252;ckw&#228;rtigen Bereich des Grundst&#252;cks der Beigeladenen befindliche Anbau wird durch einen Neubau ersetzt. Dieser tritt zwar seitlich etwa 3 m hinter dem Haupthaus hervor. Auch &#252;berragt er den auf dem Grundst&#252;ck der Antragsteller befindlichen Anbau &#8211; nach den Angaben der Antragsteller &#8211; auf einer L&#228;nge von ca. 7 m um ca. 4 m. Hierbei handelt es sich jedoch, gemessen an den Ausma&#223;en des Gesamtgeb&#228;udes, um eher untergeordnete &#196;nderungen, die den Gesamteindruck von zwei hinreichend aufeinander abgestimmten Teilen des Gesamtbauk&#246;rpers Doppelhaus nicht beeintr&#228;chtigen, zumal die H&#246;he des Neubaus die Firsth&#246;he des an der Stra&#223;e gelegenen Haupthauses nicht &#252;bersteigt. Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, dass nach den Bauvorlagen (BA A Bl. 36) die Stra&#223;enansicht des Haupthauses auf der Seite der Beigeladenen dahin ge&#228;ndert wird, dass statt der auch auf der Geb&#228;udeh&#228;lfte der Antragsteller spiegelbildlich vorhandenen Dachgaube zwei Dachfl&#228;chenfenster eingesetzt und in der Au&#223;enwand die beiden kleinen Fenster durch ein gr&#246;&#223;eres Fenster ersetzt werden. Diese Eingriffe f&#252;hren zwar dazu, dass sich die linke und die rechte Haush&#228;lfte nicht mehr spiegelbildlich entsprechen werden, zumal auch der etwa 3 m seitlich heraustretende Neubau von der Stra&#223;e aus sichtbar ist. Insgesamt bleibt das Ausma&#223; der &#220;bereinstimmung der beiden Geb&#228;udeteile aber so gro&#223;, dass dem Erfordernis einer baulichen Einheit im Sinne eines Gesamtbauk&#246;rpers noch gen&#252;gt ist. Die Abweichungen sind demgegen&#252;ber nur geringf&#252;gig, so dass nicht die Rede davon sein kann, die beiden Geb&#228;ude tr&#228;ten als zwei selbst&#228;ndige Bauk&#246;rper in Erscheinung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>F&#252;r diese Einsch&#228;tzung spricht ferner, dass die beiden Haush&#228;lften nach Errichtung des Anbaus an die Doppelaush&#228;lfte der Beigeladenen nach wie vor in erheblichem Ma&#223;e an der Grundst&#252;cksgrenze zusammengebaut sind. Dies zeigt die von den Beigeladenen als Anlage 2 zu ihrem Schreiben vom 16.11.2018 vorgelegte und grunds&#228;tzlich plausible Abbildung 1 (GA Bl. 71), wonach die Schnittfl&#228;che zwischen den beiden Geb&#228;udeh&#228;lften nach Ausf&#252;hrung des Bauvorhabens noch 106 m&#178; (130 m&#178; - 24 m&#178;) betr&#228;gt, w&#228;hrend der Anbau der Beigeladenen die Geb&#228;udeh&#228;lfte der Antragsteller (nur) auf einer Fl&#228;che von 24 m&#178; &#252;berragt. Zwar k&#246;nnen die Ausf&#252;hrungen der Beigeladenen &#8211; wie die Antragsteller grunds&#228;tzlich zu Recht geltend machen &#8211; im Beschwerdeverfahren wegen des beim Oberverwaltungsgericht bestehenden Vertretungszwangs nicht ber&#252;cksichtigt werden. Der Vertretungszwang gem&#228;&#223; &#167; 67 Abs. 4 Satz 1 VwGO soll sicherstellen, dass nur Streitstoff in das Verfahren eingef&#252;hrt wird, der von einem Rechtsanwalt gesichtet und gepr&#252;ft worden ist. Aufgrund dieses Normzwecks erstreckt sich der Vertretungszwang auf den gesamten Sachvortrag eines Verfahrensbeteiligten. Antrags- und Beschwerdegegner sowie Beigeladene sind nur dann vom Vertretungszwang ausgenommen, wenn und soweit sie ihre prozessualen Gestaltungs- und Mitwirkungsm&#246;glichkeiten nicht wahrnehmen, d.h. sich passiv verhalten (vgl. BVerwG, Urt. v. 25.01.2007 &#8211; 2 A 3.05 &#8211;, juris Rdnr. 16; Beschl. d. Senats v. 09.12.2014 &#8211; 2 M 102/14 &#8211;, juris Rdnr. 42). Davon unber&#252;hrt bleibt die Heranziehung zur Mitwirkung an der gerichtlichen Ermittlung des Sachverhalts (&#167; 86 Abs. 1 Satz 1 VwGO). Ebenso ist das Gericht nicht gehindert, die von einem anwaltlich nicht vertretenen Beteiligten vorgelegten Unterlagen im Wege der Amtsaufkl&#228;rung zu sichten und zu w&#252;rdigen. Hiernach bestehen keine rechtlichen Hindernisse dagegen, dass der beschlie&#223;ende Senat die von den Beigeladenen vorgelegte Darstellung der Schnittfl&#228;che des Doppelhauses A-Stra&#223;e 17/19 erg&#228;nzend ber&#252;cksichtigt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>2. Das Gebot der R&#252;cksichtnahme wird &#8211; soweit derzeit ersichtlich &#8211; auch nicht aufgrund einer unzumutbaren Verschattung des Nachbargrundst&#252;cks verletzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Eine Abstandsfl&#228;che ist im vorliegenden Fall gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 BauO LSA nicht erforderlich. Nach dieser Vorschrift ist eine Abstandsfl&#228;che nicht erforderlich vor Au&#223;enw&#228;nden, die an Grundst&#252;cksgrenzen errichtet werden, wenn nach planungsrechtlichen Vorschriften an die Grenze gebaut werden muss oder gebaut werden darf. Wie bereits ausgef&#252;hrt, darf das Vorhaben der Beigeladenen planungsrechtlich gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 1 BauGB grenzst&#228;ndig errichtet werden, weil es sich als Bestandteil eines Doppelhauses in die durch offene Bauweise gepr&#228;gte n&#228;here Umgebung einf&#252;gt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Sind die landesrechtlichen Abstandsfl&#228;chenvorschriften eingehalten, kommt eine Verletzung des drittsch&#252;tzenden Gebots der R&#252;cksichtnahme in der Regel nicht mehr in Betracht (vgl. BVerwG, Beschl. v. 11.01.1999 &#8211; 4 B 128.98 &#8211;, juris RdNr. 3 f.). Eine bestimmte Dauer oder "Qualit&#228;t" der Tagesbelichtung eines Grundst&#252;cks wird im Baurecht nicht gew&#228;hrleistet. Diese Frage wird nur mittelbar &#252;ber das Abstandsfl&#228;chenrecht erfasst. Durch Abstandsfl&#228;chen nach &#167; 6 BauO LSA sollen eine ausreichende Belichtung und Besonnung im Regelfall sichergestellt werden. Das Ma&#223; der aus diesen Gr&#252;nden einzuhaltenden Abst&#228;nde ist damit vom Gesetzgeber vorgegeben. Ein Nachbar, der sich gegen die Verwirklichung eines Bauvorhabens zur Wehr setzt, kann eine &#252;ber den Schutz des &#167; 6 BauO LSA hinausgehende R&#252;cksichtnahme in der Regel nicht beanspruchen. Weitergehende baunachbarrechtliche Abwehrrechte sind nur in Extremf&#228;llen zu erw&#228;gen (vgl. OVG SH, Urt. v. 20.01.2005 &#8211; 1 LB 23/04 &#8211;, juris Rdnr. 44; Beschl. d. Senats v. 20.06.2012 &#8211; 2 M 38/12 &#8211;, juris Rdnr. 23). Insbesondere ist es in bebauten Ortslagen in Mitteleuropa regelm&#228;&#223;ig unvermeidlich und daher von den Nachbarn hinzunehmen, dass n&#246;rdlich gelegene Grundst&#252;cke von Bebauung auf s&#252;dlich gelegenen Nachbargrundst&#252;cken verschattet werden (vgl. HessVGH, Beschl. v. 20.11.2006 &#8211; 4 TG 2391/06 &#8211;, juris Rdnr. 17). Gemessen daran geht die von den Antragstellern geltend gemachte Verschattung nicht &#252;ber das hinaus, womit der Nachbar eines s&#252;dlich gelegenen Grundst&#252;cks durch eine auf diesem Grundst&#252;ck verwirklichte Bebauung grunds&#228;tzlich zu rechnen hat. Es ist auch nicht mit einer &#252;berm&#228;&#223;igen Verschattung des Obergeschosses des Haupthauses, des Anbaus sowie des Obergeschosses des ausgebauten ehemaligen Stallgeb&#228;udes auf dem Grundst&#252;ck der Antragsteller zu rechnen. Diese Geb&#228;udeteile werden jeweils &#8211; wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat &#8211; auch von Fenstern belichtet, auf die sich der von dem Neubau der Beigeladenen verursachte Schattenwurf nicht auswirkt. Eine abschlie&#223;ende Kl&#228;rung der Zumutbarkeit der Verschattung des Grundst&#252;cks der Antragsteller durch das Bauvorhaben der Beigeladenen muss vor diesem Hintergrund einem Hauptsacheverfahren vorbehalten bleiben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 2, 162 Abs. 3 VwGO. Der Senat stellt bei der nach &#167; 162 Abs. 3 VwGO zu treffenden Billigkeitsentscheidung in st&#228;ndiger Rechtsprechung in erster Linie auf die Stellung des Beigeladenen in dem zur Entscheidung anstehenden Interessenskonflikt ab. Er h&#228;lt daher die Kosten des notwendig beigeladenen Bauherrn, unabh&#228;ngig davon, ob er einen Antrag gestellt hat, in der Regel f&#252;r erstattungsf&#228;hig, weil er ohne sein Zutun mit einem solchen Verfahren &#252;berzogen wird (vgl. Beschl. d. Senats v. 09.12.2014 &#8211; 2 M 102/14 &#8211;, a.a.O. RdNr. 44).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167;&#167; 47, 53 Abs. 2 Nr. 2, 52 Abs. 1 GKG i.V.m. Nr. 9.7.1 und 1.5 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 68 Abs. 1 Satz 5 i.V.m. &#167; 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
161,461
vg-koln-2018-12-21-9-l-169918
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 L 1699/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:16
2019-01-17T12:06:27
Beschluss
ECLI:DE:VGK:2018:1221.9L1699.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes wird abgelehnt.</p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>2. Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 2.500.000,- Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Der Antrag ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zwar ist aufgrund der Verschmelzung der urspr&#252;nglichen Antragstellerin auf die Antragstellerin diese wegen der insoweit gem&#228;&#223; &#167; 20 Abs. 1 UmwG kraft Gesetzes eintretenden Rechtsnachfolge, die keine Klage&#228;nderung im Sinne des &#167; 91 Abs. 1 VwGO darstellt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><em>Kopp/Schenke</em>, Verwaltungsgerichtsordnung, 24. Aufl. 2018, &#167; 91, Rn. 13,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">in das vorliegende Verfahren eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen einer von der Antragstellerin erstrebten Klage&#228;nderung gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 1 VwGO infolge der &#220;bertragung der vormals ihr zugeteilten Frequenzen auf die Antragstellerin im Verfahren 9 L 1698/18 in Gestalt eines (weiteren) gewillk&#252;rten Parteiwechsels lagen hingegen nicht vor, da die Antragsgegnerin insoweit nicht eingewilligt hat. Das Gericht konnte einen weiteren Parteiwechsel auch nicht f&#252;r sachdienlich im Sinne des &#167; 91 Abs. 1 VwGO halten. Denn nach &#167; 265 Abs. 2 Satz 2 ZPO kann derjenige, an den die streitbefangene Sache ver&#228;u&#223;ert oder der geltend gemachte Anspruch abgetreten wird, den Prozess anstelle des Rechtsvorg&#228;ngers als Hauptpartei nur &#252;bernehmen, wenn der Gegner zustimmt. Eine Ver&#228;u&#223;erung oder Abtretung der streitbefangenen Sache oder des geltend gemachten Anspruchs im Sinne des &#167; 265 Abs. 1 ZPO liegt vor bei jeder Rechtsnachfolge eines Dritten, gleichg&#252;ltig ob gewillk&#252;rt, kraft Hoheitsakts oder kraft Gesetzes, unmittelbar oder als Folge eines anderen rechtlichen Vorgangs.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><em>Greger</em>, in: Z&#246;ller, Zivilprozessordnung, 32. Aufl. 2018, &#167; 265 ZPO, Rn. 5.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die demnach vorliegend erforderliche Zustimmung im Sinne der gem&#228;&#223; &#167; 173 Satz&#160;1&#160;VwGO entsprechend anwendbaren,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">siehe auch BVerwG, Beschluss vom 7. Februar 2011 &#8211; 6 C 11/10 &#8211;, juris (Rn. 3),</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vorschrift des &#167; 265 Abs. 2 Satz 2 ZPO kann nicht dadurch ersetzt werden, dass das Prozessgericht die &#220;bernahme als sachdienlich erachtet. Das ist in der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs anerkannt. Zu einer anderen Beurteilung im Verwaltungsprozess besteht kein Anlass. Im Gegensatz zum gewillk&#252;rten Parteiwechsel auf der Kl&#228;gerseite im Allgemeinen, der als Unterfall der Klage&#228;nderung entsprechend der Regelung des &#167; 91 Abs. 1 VwGO grunds&#228;tzlich auch ohne Einwilligung des Beklagten zul&#228;ssig ist, wenn das Gericht die &#196;nderung f&#252;r sachdienlich h&#228;lt, ist dies im Sonderfall des &#167; 265 Abs.&#160;2 ZPO ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 12. Dezember 2000 &#8211; 7 B 68/00 &#8211;, juris (Rn. 6).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin fehlt jedoch die erforderliche Antragsbefugnis gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 2 VwGO analog. Das Bundesverwaltungsgericht hat zur Klagebefugnis im Hinblick auf die Anordnung eines Vergabeverfahrens nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG ausgef&#252;hrt, dass als Konsequenz einer durch Frequenzbewirtschaftung zu bew&#228;ltigenden Knappheitssituation die Anordnung eines Vergabeverfahrens den Anspruch auf Einzelzuteilung von Frequenzen in einen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme am Vergabeverfahren umwandelt. Sie ber&#252;hre &#8211; so das Bundesverwaltungsgericht &#8211; (daher) die materielle Rechtsposition von Unternehmen, die einen noch nicht bestandskr&#228;ftig abgelehnten Antrag auf Einzelzuteilung gestellt haben. Auf die Rechte von Unternehmen, die sich nicht um die Zuteilung der zu vergebenden Frequenzen bewerben, sondern als Drittbetroffene lediglich St&#246;rungen durch die sp&#228;tere Nutzung der zu vergebenden Frequenzen bef&#252;rchten, k&#246;nne sich die Anordnung des Vergabeverfahrens hingegen nicht auswirken.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36/11 &#8211;, juris (Rn. 19).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Ma&#223;gaben ist die Antragstellerin nicht antragsbefugt. Denn ihr sind gegenw&#228;rtig keine in die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur vom 14. Mai 2018, ein Vergabeverfahren f&#252;r im Einzelnen benannte Frequenzbereiche anzuordnen, einbezogene Frequenzen (mehr) zugeteilt. Da mithin die M&#246;glichkeit einer Verl&#228;ngerung im Sinne von &#167; 55 Abs. 9 Satz 3 TKG grunds&#228;tzlich auszuschlie&#223;en ist, kann die Antragstellerin eine erforderliche Antragsbefugnis nicht geltend machen. Nichts anderes ergibt sich daraus, dass die einzelnen Entscheidungen &#252;ber die Vergabe von Frequenzen das sachliche Fundament f&#252;r die abschlie&#223;ende Frequenzzuteilungen bilden, weswegen bei deren Anfechtung eine etwaige Bestandskraft vorangegangener Entscheidungen zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Siehe dazu BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 40.10 &#8211;, juris (Rn. 12).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Auswahl des Versteigerungsverfahrens kommt hinzu, dass innerhalb eines nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG angeordneten Vergabeverfahrens nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts das Diskriminierungsverbot des &#167; 55 Abs. 1 Satz 3 i.V.m. &#167; 61 Abs. 8 Satz 1 TKG drittsch&#252;tzende Wirkung (nur) f&#252;r denjenigen entfaltet, der sich an der Frequenzvergabe beteiligt oder beteiligen will, und sich auf seinen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme beruft.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris (Rn. 18).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind im Falle der Antragstellerin ebenfalls nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die Antragstellerin mit Blick auf die Rechtsfolgen des &#167; 265 Abs. 2 Satz 2 ZPO f&#252;r antragsbefugt erachtet w&#252;rde, ist der Antrag jedenfalls aus den in dem Beschluss des Gerichts vom heutigen Tage im Verfahren 9 L 1698/18 genannten Gr&#252;nden unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 52 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung anderer Anhaltspunkte hat das Gericht den in telekommunikationsrechtlichen Gerichtsverfahren regelm&#228;&#223;ig im Falle gro&#223;er Telekommunikationsunternehmen herangezogenen Streitwert zugrunde gelegt und unter Ber&#252;cksichtigung von Ziffer 1.5 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit halbiert.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar, &#167; 137 Abs. 3 Satz 1 TKG.</p>
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vg-koln-2018-12-21-9-l-169818
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 L 1698/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:15
2019-01-17T12:06:27
Beschluss
ECLI:DE:VGK:2018:1221.9L1698.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes wird abgelehnt.</p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>2. Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 2.500.000,- Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Der Antrag ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Statthaft ist vorliegend ein Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO. Dem steht nicht entgegen, dass das Begehren der Antragstellerin (auch) darauf gerichtet ist, die Frequenzen im Bereich von 3700 bis 3800 MHz in die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur vom 14. Mai 2018, ein Vergabeverfahren f&#252;r im Einzelnen benannte Frequenzbereiche anzuordnen, einzubeziehen. Denn dies ist &#8211; ausweislich des von der Antragstellerin im zugeh&#246;rigen Hauptsacheverfahren angek&#252;ndigten Klageantrags &#8211; bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung ihres Vorbringens (&#167; 88 VwGO) nicht der Fall. Die Antragstellerin versucht (lediglich), die Rechtswidrigkeit der Anordnung eines Vergabeverfahrens im vorliegenden Fall damit zu begr&#252;nden, dass der Frequenzbereich von 3700 bis 3800 MHz nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur einbezogen wurde. Ihr Begehren ist hingegen nicht auf die Einbeziehung der Frequenzen im Bereich von 3700 bis 3800 MHz in das durch die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur angeordnete Vergabeverfahren gerichtet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Statthaftigkeit des Antrags steht &#252;berdies &#167; 44a VwGO nicht entgegen, wonach Rechtsschutz nur im Zusammenhang mit der abschlie&#223;enden Sachentscheidung in Anspruch genommen werden kann. Denn diese Vorschrift findet mit Blick auf die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur keine Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Grundlegend BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris; siehe ferner BVerwG, Urteile vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 43); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 14).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren ist die Antragstellerin antragsbefugt gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 2 VwGO analog. Das Bundesverwaltungsgericht hat zur Klagebefugnis im Hinblick auf die Anordnung eines Vergabeverfahrens nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG ausgef&#252;hrt, dass als Konsequenz einer durch Frequenzbewirtschaftung zu bew&#228;ltigenden Knappheitssituation die Anordnung eines Vergabeverfahrens den Anspruch auf Einzelzuteilung von Frequenzen in einen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme am Vergabeverfahren umwandelt. Sie ber&#252;hrt &#8211; so das Bundesverwaltungsgericht &#8211; (daher) die materielle Rechtsposition von Unternehmen, die einen noch nicht bestandskr&#228;ftig abgelehnten Antrag auf Einzelzuteilung gestellt haben. Auf die Rechte von Unternehmen, die sich nicht um die Zuteilung der zu vergebenden Frequenzen bewerben, sondern als Drittbetroffene lediglich St&#246;rungen durch die sp&#228;tere Nutzung der zu vergebenden Frequenzen bef&#252;rchten, kann sich die Anordnung des Vergabeverfahrens hingegen nicht auswirken.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36/11 &#8211;, juris (Rn. 19).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Ma&#223;gaben ist die Antragstellerin antragsbefugt. Denn ihr sind gegenw&#228;rtig in die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur, ein Vergabeverfahren f&#252;r im Einzelnen benannte Frequenzbereiche anzuordnen, einbezogene Frequenzen zugeteilt. Da mithin insoweit die M&#246;glichkeit einer Verl&#228;ngerung im Sinne von &#167; 55 Abs. 9 Satz 3 TKG zumindest nicht grunds&#228;tzlich auszuschlie&#223;en ist, kann die Antragstellerin die erforderliche Antragsbefugnis geltend machen. Des Weiteren wird die materielle Rechtsposition der Antragstellerin auch durch die Auswahl des Versteigerungsverfahrens (&#167; 61 Abs. 1, 5 TKG) ber&#252;hrt. Denn die Wahl des Versteigerungsverfahrens verengt den Frequenzzugang auf einen Erwerb im Wege des H&#246;chstgebotes. Auch insoweit scheidet eine subjektive Rechtsverletzung jedenfalls nicht von vornherein aus.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Allgemein dazu BVerwG, Urteile 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6/10 &#8211;, juris (Rn. 13); und vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4/09 &#8211;, juris (Rn. 16, 19).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 VwGO kann das Gericht die aufschiebende Wirkung einer Klage anordnen, die wie hier gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwGO i.V.m. &#167; 137 Abs. 1 TKG entfallen ist. Die dabei im Rahmen des &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO vorzunehmende Interessenabw&#228;gung zwischen dem individuellen Interesse der Antragstellerin an der Aussetzung der Vollziehung der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur und dem &#246;ffentlichen Interesse an deren sofortiger Vollziehung f&#228;llt hier zu Lasten der Antragstellerin aus. Die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur ist nach summarischer Pr&#252;fung nicht offensichtlich rechtwidrig, sondern rechtm&#228;&#223;ig. Abgesehen davon f&#228;llt auch eine Interessenabw&#228;gung zulasten der Antragstellerin aus.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung eines Vergabeverfahrens in Ziffer I der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur st&#246;&#223;t nicht auf durchgreifende rechtliche Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie findet ihre Rechtsgrundlage in &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG. Danach kann die Bundesnetzagentur unbeschadet des &#167; 55 Abs. 5 TKG anordnen, dass der Zuteilung von Frequenzen ein Vergabeverfahren nach &#167; 61 TKG vorauszugehen hat, wenn f&#252;r Frequenzzuteilungen nicht in ausreichendem Umfang verf&#252;gbare Frequenzen vorhanden oder f&#252;r bestimmte Frequenzen mehrere Antr&#228;ge gestellt sind. Die in diesen Alternativen vorausgesetzte Frequenzknappheit kann sich entweder aus der bereits feststehenden Tatsache eines Antrags&#252;berhangs oder aus der Prognose einer mangelnden Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen ergeben. Diese Prognose bezieht sich unter Ber&#252;cksichtigung des Gesetzeswortlautes wie auch des systematischen Zusammenhangs der beiden Fallvarianten des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG darauf, dass im Zuteilungszeitpunkt eine das verf&#252;gbare Frequenzspektrum &#252;bersteigende Anzahl von Zuteilungsantr&#228;gen gestellt sein wird. Grundlage dieser Prognose ist die Feststellung eines &#252;berschie&#223;enden Frequenzbedarfs. Bei dieser Feststellung als solcher steht der Bundesnetzagentur anders als bei der Prognose ein Beurteilungsspielraum nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ausf&#252;hrlich BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3/10 &#8211;, juris (Rn. 26, 28).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei bestehender Knappheit schlie&#223;t &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG die Einzelzuteilung der betreffenden Frequenzen in der Regel aus. In einer solchen Situation ist die Entscheidung der Bundesnetzagentur infolge der Grundrechtsbindung gegen&#252;ber der Gesamtheit der Zuteilungspetenten wie auch des unionsrechtlichen Diskriminierungsverbotes regelm&#228;&#223;ig im Sinne des Erlasses einer Anordnung eines Vergabeverfahrens vorgepr&#228;gt; nur ausnahmsweise darf unter Ber&#252;cksichtigung der Regulierungsziele trotz Frequenzknappheit vom Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens abgesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Siehe dazu BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 35); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 23).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vorliegend besteht eine Knappheit im vorstehenden Sinne. Dies ergibt sich aus dem &#8211; hinsichtlich seines Ergebnisses von der Antragstellerin nicht in Zweifel gezogenen und insoweit auch nicht zweifelhaften,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zum diesbez&#252;glichen gerichtlichen Pr&#252;fungsma&#223;stab BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59/14 &#8211;, juris (Rn. 26),</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#8211; von der Bundesnetzagentur durchgef&#252;hrten f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zum Ergebnis des durchgef&#252;hrten f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 233.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dieses f&#246;rmliche Bedarfsermittlungsverfahren wurde vorliegend &#8211; entgegen der Auffassung der Antragstellerin &#8211; auch nicht in rechtswidriger Weise durchgef&#252;hrt. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts haben die Betroffenen &#8211; auf der Grundlage des &#167; 55 Abs. 1 Satz 3 TKG, wonach eine Frequenzzuteilung zweckgebunden nach Ma&#223;gabe des Frequenzplanes und diskriminierungsfrei auf der Grundlage nachvollziehbarer und objektiver Verfahren erfolgt &#8211; zwar einen Anspruch auf Teilnahme an einem diskriminierungsfreien Vergabeverfahren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 36); siehe aber auch BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris (Rn. 18), wonach das Diskriminierungsverbot des &#167; 55 Abs. 1 Satz 3 i.V.m. &#167; 61 Abs. 8 Satz 1 TKG <em>innerhalb</em> eines nach &#167; 55 Abs. 9 Satz 1 TKG angeordneten Vergabeverfahrens drittsch&#252;tzende Wirkung f&#252;r denjenigen entfaltet, der sich an der Frequenzvergabe beteiligt oder beteiligen will, und sich auf seinen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme beruft (Hervorhebungen hinzugef&#252;gt).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Allgemeinen wird die Bundesnetzagentur diesem Anspruch indes grunds&#228;tzlich durch die Durchf&#252;hrung eines f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens gerecht, bei dem sie zur Vorbereitung ihrer Entscheidung &#252;ber den Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens &#246;ffentlich dazu auffordert, innerhalb einer angemessenen Frist Bedarfsmeldungen in Bezug auf die fraglichen Frequenzen einzureichen. Ein solches Verfahren gen&#252;gt nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts den (unionsrechtlich vorgegebenen) Kriterien der Objektivit&#228;t, Transparenz und Diskriminierungsfreiheit.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 28).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein solches Verfahren im vorstehenden Sinne hat die Bundesnetzagentur durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ergeben sich Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit dieses Verfahrens auch nicht aus dem Umstand, dass &#8211; wie die Antragstellerin meint &#8211; namentlich die ihr in der Vergangenheit zugeteilten Frequenzen und &#252;berdies auch weitere in die Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogene Frequenzen gegenw&#228;rtig und noch f&#252;r einen l&#228;ngeren Zeitraum zugeteilt sind und deshalb rechtlich nicht verf&#252;gbar sind. Zwar werden Frequenzen nach &#167; 55 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 TKG nur zugeteilt, wenn sie verf&#252;gbar sind. Hieran fehlt es, wenn die zu vergebende Frequenz bereits einem anderen Nutzer wirksam zugeteilt ist. F&#252;r die Auffassung der Antragstellerin, die Zuteilungsvoraussetzung der rechtlichen Verf&#252;gbarkeit m&#252;sse bereits im Zeitpunkt der Anordnung eines Vergabeverfahrens nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG gegeben sein, findet sich im Gesetzeswortlaut indes kein Anhaltspunkt. Vielmehr m&#252;ssen die in &#167;&#160;55 TKG normierten Voraussetzungen (erst) gegeben sein, bevor Frequenzen zugeteilt werden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit Blick auf die Rechte Drittbetroffener BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 20).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes l&#228;sst sich &#8211; nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts &#8211; auch nicht mit der Erw&#228;gung begr&#252;nden, die Bundesnetzagentur k&#246;nne die zur Vergabe gestellten Frequenzen anderenfalls nur unter Verletzung der Nutzungsrechte Dritter zuteilen. Denn in der Zeit zwischen dem Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens und der Zuteilung der betreffenden Frequenzen k&#246;nnen sich schon in Folge eines Widerrufs fr&#252;herer Frequenzzuteilungen, &#196;nderungen ergeben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dazu in vorliegendem Zusammenhang mit Blick auf den Frequenzbereich zwischen 3400 bis 3700 MHz BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 170 f.,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dem Gesichtspunkt der Rechtssicherheit &#8211; auf den das Bundesverwaltungsgericht in seiner Rechtsprechung ma&#223;geblich Bezug genommen hat &#8211; kann dabei dadurch Rechnung getragen werden, dass das Vorhandensein anderer Frequenznutzungsrechte f&#252;r die Zuteilungspetenten &#8211; wie hier,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 65 ff.,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#8211; aufgrund eines Hinweises in der Anordnung eines Vergabeverfahrens erkennbar ist. M&#252;sste die Voraussetzung der Verf&#252;gbarkeit der Frequenzen bereits im Zeitpunkt der Anordnung des Vergabeverfahrens erf&#252;llt sein, h&#228;tte dies nach dem Bundesverwaltungsgericht zur Folge, dass die zu vergebenden Frequenzen w&#228;hrend des gesamten Vergabe- und Zuteilungsverfahrens nicht genutzt werden k&#246;nnten. Dies st&#252;nde aber in einem durch sachliche Gr&#252;nde nicht gerechtfertigten Widerspruch zum Grundsatz der effizienten Frequenznutzung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Grundlegend BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 20).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dass das Bundesverwaltungsgericht dabei auf den Aspekt der Nichtnutzung von Frequenzen w&#228;hrend eines Vergabe- und Zuteilungsverfahrens rekurriert, l&#228;sst sich &#8211; entgegen der Auffassung der Antragstellerin &#8211; ebenfalls nicht dahingehend verstehen, dass zwischen einer Bedarfsanmeldung im Rahmen eines f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens und der Zuteilung der betreffenden Frequenzen lediglich ein (bestimmter) Zeitabstand liegen darf.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Anders <em>Fetzer</em>, NVwZ 2018, 190 (191 f.).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Denn das Bundesverwaltungsgericht hat auch ausgef&#252;hrt, dass sich Bedarfsmeldungen (im Rahmen eines f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens) auf erst noch zu erwartende Zuteilungsantr&#228;ge beziehen, und deswegen nicht schon die Voraussetzungen einer Zuteilung nach &#167; 55 Abs. 5 Satz 1 TKG erf&#252;llen m&#252;ssen, um bei der Feststellung eines Bedarfs&#252;berhangs ber&#252;cksichtigt werden zu k&#246;nnen. Da &#167; 55 Abs.&#160;10 Satz 1 TKG allein die Stellung mehrerer Antr&#228;ge ausreichen lasse, um eine Frequenzknappheit zu belegen, ohne dass es in diesem Stadium schon darauf ank&#228;me, ob sie zuteilungsreif sind, k&#246;nnen an Bedarfsmeldungen als tats&#228;chliche Grundlage f&#252;r erst noch zu erwartende Antr&#228;ge auch keine h&#246;heren Anforderungen gestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59/14 &#8211;, juris (Rn. 25).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zudem verf&#252;gt die Bundesnetzagentur nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts hinsichtlich der Prognose, dass im Zuteilungszeitpunkt eine das verf&#252;gbare Frequenzspektrum &#252;bersteigende Anzahl von Zuteilungsantr&#228;gen gestellt sein wird, &#252;ber einen Beurteilungsspielraum.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ausf&#252;hrlich BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3/10 &#8211;, juris (Rn. 26, 28).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auch aus den Fristen der &#167;&#167; 55 Abs. 4 Satz 4 TKG, &#167; 61 Abs. 7 Satz 1 TKG l&#228;sst sich nicht ableiten, dass im Falle der Durchf&#252;hrung eines Vergabeverfahrens die Einbeziehung von noch nicht verf&#252;gbaren Frequenzen unzul&#228;ssig ist. Denn das Gesetz gibt zwar, worauf auch die Antragstellerin im Rahmen ihrer Argumentation hinweist, Fristen vor, innerhalb derer &#252;ber einen vollst&#228;ndigen Frequenzzuteilungsantrag zu entscheiden ist. Die Frist betr&#228;gt sechs Wochen (&#167; 55 Abs.&#160;4 Satz 4 TKG), innerhalb derer eine Entscheidung &#252;ber einen vollst&#228;ndigen Antrag auf Einzelzuteilung zu treffen ist; sie kann bei Durchf&#252;hrung des Vergabeverfahrens um l&#228;ngstens acht Monate verl&#228;ngert werden (&#167; 61 Abs. 7 Satz 1 TKG), wodurch die Interessen der beteiligten Zuteilungspetenten gewahrt werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Allgemein OVG NRW, Urteil vom 10. M&#228;rz 2016 &#8211; 13 A 2395/07 &#8211;, juris (Rn. 97 f.).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Diese gesetzlich vorgesehenen Fristen gelten allerdings ausdr&#252;cklich nur f&#252;r die Entscheidung &#252;ber einen Antrag auf Frequenzzuweisung, nicht aber f&#252;r die Anordnung eines Vergabeverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Siehe dazu auch BVerwG, Beschluss vom 8. April 2010 &#8211; 6 VR 2.10 &#8211;, juris (Rn. 6) unter Hinweis darauf, dass der Beginn der betreffenden Frist nicht schon an den Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens, sondern an den Zuteilungsantrag ankn&#252;pft; anders wohl <em>Hahn/Hartl/Dorsch</em>, in: Scheurle/Mayen (Hrsg.), TKG, 3. Aufl. 2018, &#167; 61, Rn. 68.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Denn &#167; 61 Abs. 1 Satz 3 TKG bestimmt, dass die Zuteilung der Frequenzen nach &#167;&#160;55 TKG erfolgt, nachdem das Vergabeverfahren nach &#167; 61 Abs. 1 Satz 1 TKG durchgef&#252;hrt worden ist. Sofern &#8211; wie hier &#8211; die Feststellung der Frequenzknappheit nicht auf die Stellung mehrerer Antr&#228;ge f&#252;r bestimmte Frequenzen sondern auf die Durchf&#252;hrung eines Bedarfsermittlungsverfahrens zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, haben die Fristen der &#167;&#167; 55 Abs. 4 Satz 4, 61 Abs. 7 Satz 1 TKG mithin keine Bedeutung. Dagegen, dass die gesetzlichen Vorschriften &#8211; worauf die Antragstellerin hinweist &#8211; im Hinblick auf eine &#8222;konkrete Knappheit&#8220; einerseits und eine &#8222;abstrakte Knappheit&#8220; andererseits divergieren, gibt es daher rechtlich nichts zu erinnern. Demzufolge lassen sich aus den gesetzlichen Fristen der &#167;&#167; 55 Abs. 4 Satz 4, 61 Abs. 7 Satz 1 TKG keine Vorgaben im Hinblick darauf herleiten, inwiefern zugeteilte Frequenzen zum Gegenstand der Anordnung eines Vergabeverfahrens gemacht werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Einwand der Antragstellerin auf eine &#8211; vermeintliche &#8211; Vereitelung des Anspruchs auf Verl&#228;ngerung der Zuteilung von Frequenzen verf&#228;ngt ebenso wenig. Denn die durch die Anordnung eines Vergabeverfahrens bewirkte Umwandlung des Anspruchs auf Einzelzuteilung in einen Anspruch auf chancengleiche Teilnahme am Vergabeverfahren ist nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts nicht dadurch aufl&#246;send bedingt, dass es die Bundesnetzagentur vers&#228;umt, &#252;ber den Zuteilungsantrag rechtzeitig zu entscheiden. Eine derartige Konsequenz ist &#8211; so das Bundesverwaltungsgericht &#8211; im Gesetz nicht vorgesehen. Sie w&#228;re auch erkennbar zweckwidrig, da der gesetzliche Grund der Frequenzbeschr&#228;nkung, der Nachfrage&#252;berhang, von der Frist&#252;berschreitung unber&#252;hrt bleibt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 33); ferner BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris (Rn. 16).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon hat das Bundesverwaltungsgericht ferner angenommen, dass es nicht darauf ankommt, ob Frequenzen im Zeitpunkt des Abschlusses des Vergabeverfahrens f&#252;r eine Zuteilung zur Verf&#252;gung stehen, da sich die Anordnung eines Vergabeverfahrens nach dem Vorstehenden auch verneinendenfalls nicht auf die Rechtsposition der Betroffenen auswirken kann.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 21).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren muss nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts die Anordnung eines Vergabeverfahrens auch nicht wegen der &#220;berschreitung der in &#167;&#160;55 Abs. 4 Satz 4 i.V.m. &#167; 61 Abs. 7 Satz 1 TKG geregelten Frist (zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt) aufgehoben werden. Ein Vergabeverfahren kann nach Fristablauf auch ohne erneute Feststellung der Frequenzknappheit und ohne neu zu erlassenden Anordnung eines Vergabeverfahrens fortgesetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 8. April 2010 &#8211; 6 VR 2.10 &#8211;, juris (Rn. 6); Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 34); ferner OVG NRW, Urteil vom 10. M&#228;rz 2016 &#8211; 13 A 2395/07 &#8211;, juris (Rn. 97 f.), wonach sich &#8211; gewisserma&#223;en umgekehrt &#8211; ein Rechtsanspruch auf Einzelzuteilung von Frequenzen nicht aus dem Ablauf der Fristen des &#167; 55 Abs. 4 Satz 4 TKG und des &#167; 61 Abs. 7 Satz 1 TKG herleiten l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt, kann die Antragstellerin im vorliegenden Verfahren auch unter Hinweis auf &#167;&#167; 55 Abs. 4 Satz 4, 61 Abs. 7 Satz 1 TKG nicht mit Erfolg geltend machen, dass einzelne zur Vergabe gestellte Frequenzen nicht verf&#252;gbar sind, weil sie erst zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zugeteilt werden k&#246;nnen. Denn ausgehend von der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist die Anordnung eines Vergabeverfahrens im Sinne des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG nach den Vorschriften des Telekommunikationsgesetzes gerade nicht an Fristen gebunden. Auch die f&#252;r die Entscheidung &#252;ber Antr&#228;ge auf die Zuteilung von Frequenzen geltenden gesetzlichen Fristen der &#167;&#167; 55 Abs. 4 Satz 4, 61 Abs. 7 Satz 1 TKG wirken sich auf die Anordnung eines Vergabeverfahrens nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Europ&#228;isches Recht steht dem nicht entgegen. Art. 7 Abs. 4 der Richtlinie 2002/20/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 7. M&#228;rz 2002 &#252;ber die Genehmigung elektronischer Kommunikationsnetze und -dienste (Genehmigungsrichtlinie) statuiert lediglich, dass die Mitgliedstaaten bei wettbewerbsorientierten oder vergleichenden Auswahlverfahren die in Art. 5 Abs. 3 der Richtlinie genannte H&#246;chstfrist von sechs Wochen so lange wie n&#246;tig, h&#246;chstens jedoch um acht Monate, verl&#228;ngern k&#246;nnen, um f&#252;r alle Beteiligten ein faires, angemessenes, offenes und transparentes Verfahren sicherzustellen. Diese Fristen lassen geltende internationale Vereinbarungen &#252;ber die Nutzung von Funkfrequenzen und die Satellitenkoordinierung unber&#252;hrt. Die dem zugrunde liegenden Vorschrift des Art. 5 Abs. 3 der Richtlinie bestimmt, dass Entscheidungen &#252;ber Nutzungsrechte von der nationalen Regulierungsbeh&#246;rde so schnell wie m&#246;glich nach Erhalt des vollst&#228;ndigen Antrags getroffen, mitgeteilt und ver&#246;ffentlicht werden, und zwar innerhalb von drei Wochen im Fall von Nummern, die im Rahmen des nationalen Nummerierungsplans f&#252;r spezielle Zwecke vergeben worden sind, und innerhalb von sechs Wochen im Fall von Funkfrequenzen, die im Rahmen des nationalen Frequenzvergabeplans f&#252;r spezielle Zwecke zugeteilt worden sind. Die letztgenannte Frist l&#228;sst geltende internationale Vereinbarungen &#252;ber die Nutzung von Funkfrequenzen und Erdumlaufpositionen unber&#252;hrt. Diesen Vorgaben des Europ&#228;ischen Rechts lassen sich ebenfalls Ma&#223;st&#228;be lediglich im Hinblick auf Antr&#228;ge betreffend Nutzungsrechte an Nummern und Funkfrequenzen abgewinnen, nicht aber hinsichtlich der Anordnung eines Vergabeverfahrens. Daher steht die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur nicht im Widerspruch zum Europ&#228;ischen Recht. Auch die Vorschriften der &#167;&#167;&#160;55 Abs. 4 Satz 4, 61 Abs. 7 Satz 1 TKG lassen &#8211; unabh&#228;ngig von deren Relevanz im vorliegenden Verfahren &#8211; europarechtlich fundierte Defizite nicht erkennen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ein Mangel des Bedarfsermittlungsverfahrens ergibt sich schlie&#223;lich auch nicht daraus, dass Bedarfsanmeldungen f&#252;r erst zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt verf&#252;gbare Frequenzen abgegeben werden mussten. Sofern die Antragstellerin meint, dass die Ma&#223;st&#228;be, die das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r l&#228;nger zur&#252;ckliegende Bedarfsermittlungen herangezogen hat, erst recht f&#252;r Bedarfsermittlungen gelten m&#252;ssen, die sich auf Frequenzen beziehen, die erst in der Zukunft verf&#252;gbar im Sinne des &#167; 55 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 TKG sind, verhilft dies ihrem Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht zum Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Zwar ist nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts die Anordnung eines Vergabeverfahrens aufgrund der mit dem Vergabeverfahren verbundenen Kosten und Risiken f&#252;r alle Antragsteller nur gerechtfertigt, wenn ein Bedarfs&#252;berhang an Frequenzen tats&#228;chlich besteht. Sofern diesbez&#252;glich ein Bedarfsermittlungsverfahren nicht zeitnah vor dem Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens durchgef&#252;hrt wird, ist die Bundesnetzagentur gehalten, auf Erkenntnisse zur&#252;ckzugreifen, die eine vergleichbare Gew&#228;hr f&#252;r die zutreffende Erfassung des aktuellen Frequenzbedarfs bieten und somit als Grundlage f&#252;r die Prognose einer (nicht) ausreichenden Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen nicht weniger geeignet sind. Dies schlie&#223;t einen R&#252;ckgriff auf teilweise lange zur&#252;ckliegende Bedarfsabfragen, bestimmte neuere Bedarfsmeldungen und eigene Bedarfsabsch&#228;tzungen nicht schon grunds&#228;tzlich aus. Voraussetzung ist &#8211; worauf die Antragstellerin mit ihrer Argumentation wohl Bezug nimmt &#8211; insoweit allerdings, dass ein Bedarfs&#252;berhang auf dieser Grundlage nachgewiesen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 21 f.).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Rechtsprechung l&#228;sst sich aber nichts f&#252;r die Einbeziehung von erst k&#252;nftig verf&#252;gbaren Frequenzen in ein f&#246;rmliches Bedarfsermittlungsverfahren herleiten, das einer Vergabeanordnung unmittelbar vorausgeht. Die Rechtsprechung nimmt n&#228;mlich lediglich die zutreffende Erfassung des aktuellen Frequenzbedarfs zum Zeitpunkt des Erlasses der Anordnung eines Vergabeverfahrens in den Blick.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren besteht nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgericht auch keine Verpflichtung, die Bedarfsmeldungen einer abschlie&#223;enden fachlichen frequenztechnischen und frequenz&#246;konomischen Bewertung zu unterziehen, die &#252;ber die Pr&#252;fung hinausgeht, ob die angemeldeten Bedarfe den g&#252;ltigen Frequenznutzungsbestimmungen entsprechen, ob ihnen weder eine offensichtliche Hortungsabsicht noch sachfremde Gr&#252;nde zugrunde liegen sowie ob die Zuteilungsvoraussetzungen offenkundig nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59.14 &#8211;, juris (Rn. 25).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Bundesverwaltungsgericht hat auch keine Aussage dazu getroffen, ob und gegebenenfalls unter welchen weiteren Voraussetzungen (subjektive) Angaben von Wettbewerbern &#252;ber ihren Bedarf geeignet sind, die erforderliche eigene &#220;berzeugungsbildung des Gerichts vom Vorliegen eines &#252;berschie&#223;enden Frequenzbedarfs zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59.14 &#8211;, juris (Rn. 15 f.); zur Vereinbarkeit des Abstellens auf subjektive Bedarfsabsch&#228;tzungen mit der Ma&#223;gabe eines diskriminierungsfreien, objektiven und transparenten Verfahrens auch <em>Hahn/Hartl/Dorsch</em>, in: Scheurle/Mayen (Hrsg.), TKG, 3. Aufl. 2018, &#167; 55, Rn. 76.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Ferner hat das Bundesverwaltungsgericht ausgef&#252;hrt, dass die Zahl zu erwartender Zuteilungsantr&#228;ge von den individuellen wettbewerblichen Besonderheiten der betreffenden Unternehmen abh&#228;ngt. Ein Frequenzbedarf kann sich danach etwa daraus ergeben, dass ein Unternehmen eine aggressive Gesch&#228;ftsstrategie verfolgt, welche auf die Gewinnung neuer Kunden oder die Vermarktung zunehmend breitbandiger Dienste gerichtet und daher auf ein hohes Wachstum der Kapazit&#228;t angewiesen ist.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Dazu schon BVerwG, Beschluss vom 21. Januar 2014 &#8211; 6 B 43.13 &#8211;, juris (Rn. 13).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Auf dieser Grundlage konkretisierten die betreffenden Unternehmen mithin ihren Bedarf an weiteren Frequenzen, der in Zuteilungsantr&#228;ge einm&#252;ndet, wenn Frequenzen f&#252;r eine Zuteilung freiwerden. In diesem Sinne ist der zu ermittelnde Bedarf eine subjektive, n&#228;mlich von den Unternehmen eigenverantwortlich festgelegte Gr&#246;&#223;e. Ausgehend hiervon kann sich ein Bedarfs&#252;berhang insbesondere durch aktuelle, auf den Zeitpunkt der Anordnung eines Vergabeverfahrens bezogene Bedarfsabfragen bei den Unternehmen und deren Bedarfsmeldungen ergeben.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dazu (nochmals) BVerwG, Urteil vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 22).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Weil derartige Bedarfsmeldungen sich auf erst noch zu erwartende Zuteilungsantr&#228;ge beziehen, m&#252;ssen sie &#8211; wie gezeigt &#8211; auch nicht schon die Voraussetzungen einer Zuteilung nach &#167; 55 Abs. 5 Satz 1 TKG erf&#252;llen, um bei der Feststellung eines Bedarfs&#252;berhangs ber&#252;cksichtigt werden zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Siehe (nochmals) BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59.14 &#8211;, juris (Rn. 25); zum Ganzen auch BVerwG, Beschluss vom 20. Februar 2017 &#8211; 6 B 36/16 &#8211;, juris (Rn. 14).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;gaben stellt die hier von der Bundesnetzagentur durchgef&#252;hrte Bedarfsabfrage eine ausreichende Grundlage f&#252;r ihre Prognose dar, dass im Zuteilungszeitpunkt eine das verf&#252;gbare Frequenzspektrum &#252;bersteigende Anzahl von Zuteilungsantr&#228;gen gestellt sein wird.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Anders <em>Fetzer</em>, NVwZ 2018, 190 (192 f.).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Dem stehen auch weder die von der Antragstellerin in Bezug genommenen &#8211; m&#246;glichen &#8211; Ver&#228;nderungen auf dem Telekommunikationsmarkt entgegen, noch der Vorwurf, dass der Standardisierungsprozess im Bereich der 5G-Technologie bislang noch nicht abgeschlossen sei. Zwar z&#228;hlt die Bedarfsfeststellung als solche zu den entscheidungserheblichen Tatsachengrundlagen, die wirklich gegeben und nicht nur vertretbar angenommen worden sein muss.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 28); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 21),</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Indes l&#228;sst sich weder aus &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG noch aus der (diesbez&#252;glichen) Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ableiten, dass dies dahingehend zu verstehen ist, dass auch s&#228;mtliche Tatsachen, auf denen die Bedarfsfeststellung und im Falle der Durchf&#252;hrung eines Bedarfsermittlungsverfahrens die Bedarfsanmeldungen beruhen, wirklich vorliegen m&#252;ssen. Nach dem Bundesverwaltungsgericht ist der &#8222;Bedarf&#8220; im Ausgangspunkt eine von den Unternehmen eigenverantwortlich festgelegte Gr&#246;&#223;e. Es ist Sache der betreffenden Unternehmen, ihre Netze eigenverantwortlich zu planen und auszugestalten. Die f&#252;r die Bedarfsfeststellung ma&#223;geblichen Bedarfsanmeldungen der Unternehmen k&#246;nnen in Anbetracht der &#252;blicherweise langfristigen Frequenzzuteilungen naturgem&#228;&#223; mitbeeinflusst sein durch Planungen und Entwicklungen, die einen in der Zukunft liegenden Zeitraum betreffen. Es obliegt den Unternehmen selbst, ihren zuk&#252;nftigen Frequenzbedarf auf der Grundlage eigenverantwortlicher gesch&#228;ftlicher Planungen einzusch&#228;tzen und zu beziffern. Dies schlie&#223;t die M&#246;glichkeit einer Fehlkalkulation ein. Da die Absch&#228;tzung eines unternehmensindividuellen Frequenzbedarfs in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens liegt, kann es naturgem&#228;&#223; auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich eine der Bedarfsbemessung zu Grunde liegende unternehmerische Erwartung nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Siehe dazu auch BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59.14 &#8211;, juris (Rn. 38 ff.); ferner BVerwG, Beschluss vom 20. Februar 2017 &#8211; 6 B 36.16 &#8211;, juris (Rn. 8); siehe auch VG K&#246;ln, Urteil vom 3. September 2014 &#8211; 21 K 4413/11 &#8211;, juris (Rn. 126), wonach auch der Umstand, dass Mobilfunkunternehmen von ihnen erworbene Frequenzen nicht nutzen, der Ber&#252;cksichtigung eines zuvor angemeldeten Bedarfs nicht entgegensteht. Denn der Frequenzbedarf kann sich &#8211; so die Argumentation &#8211; gerade auch aus dem beabsichtigten zuk&#252;nftigen Netzaufbau und -ausbau ergeben. Dessen zeitliche Umsetzung h&#228;ngt insbesondere bei neuen Mobilfunktechnologien aber nicht nur davon ab, wann die von dem jeweiligen Betreiber pr&#228;ferierte Netztechnik kommerziell verf&#252;gbar ist. Der Netzausbau wird vielmehr &#8211; vorbehaltlich etwaiger Versorgungsverpflichtungen und der Sicherstellung einer effizienten Frequenznutzung &#8211; auch nachfragegetrieben erfolgen. Im Allgemeinen k&#246;nnen sich angenommene Frequenzbedarfe ferner naturgem&#228;&#223; zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt als irrig herausstellen, was nach dem Ermessen der Bundesnetzagentur zu einem Widerruf der Frequenzzuteilung nach &#167; 63 Abs. 1 TKG f&#252;hren kann und ggf. f&#252;hren muss. Da die Absch&#228;tzung eines unternehmensindividuellen Frequenzbedarfs in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens liegt, kann es auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich eine der Bedarfsbemessung zu Grunde liegende unternehmerische Erwartung nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Es obliegt folglich allein dem den Zugang zu Frequenzen nachsuchenden Unternehmen, die ma&#223;geblichen Entscheidungen zur Nutzung der Frequenzen &#8211; ausgerichtet an seinem jeweiligen Gesch&#228;ftsmodell &#8211; zu treffen, soweit diese Nutzung den geltenden Frequenznutzungsbestimmungen entspricht. Diese Entscheidungs- und Dispositionsfreiheit des Unternehmens ist ein ma&#223;geblicher Wettbewerbsparameter und entzieht sich beh&#246;rdlicher Einflussnahme im Rahmen der Bedarfsfeststellung nach &#167;&#160;55 Abs. 10 Satz 1 TKG.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59.14 &#8211;, juris (Rn. 46 ff.).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon sind die von der Antragstellerin im vorliegenden Verfahren geltend gemachten Umst&#228;nde ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der von der Antragstellerin in Bezug genommenen Vorschrift des &#167; 7 Abs. 1 Nr. 3 VOB/A EU. Diese Vorschrift ist vorliegend weder unmittelbar noch analog anwendbar und der darin zum Ausdruck gebrachte Rechtsgedanke der Unzul&#228;ssigkeit eines ungew&#246;hnlichen Wagnisses findet in &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG ersichtlich keinen Anklang.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Nach alledem hat die Bundesnetzagentur im vorliegenden Fall ein rechtlich nicht zu beanstandendes f&#246;rmliches Bedarfsermittlungsverfahren durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren hat die Bundesnetzagentur auch die Grenzen des ihr hinsichtlich der Prognose, dass im Zuteilungszeitpunkt eine das verf&#252;gbare Frequenzspektrum &#252;bersteigende Anzahl von Zuteilungsantr&#228;gen gestellt sein wird, einger&#228;umten Beurteilungsspielraums, gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Soweit darauf hingewiesen wird, dass das Prognoserisiko im Rahmen einer Entscheidung nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten soweit zu reduzieren ist, wie dies vor dem Hintergrund der &#252;brigen Regulierungsziele des Telekommunikationsgesetzes m&#246;glich sei, siehe <em>Fetzer</em>, NVwZ 2018, 190 (193), tr&#228;gt dies schon nicht dem Umstand Rechnung, dass die gerichtliche Kontrolle in F&#228;llen von Beurteilungsspielr&#228;umen beschr&#228;nkt ist.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Dass im Zuteilungszeitpunkt eine das verf&#252;gbare Frequenzspektrum &#252;bersteigende Anzahl von Zuteilungsantr&#228;gen gestellt sein wird, muss aufgrund des der Bundesnetzagentur insoweit einger&#228;umten Beurteilungsspielraums (lediglich) vertretbar angenommen worden sein.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 28); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 21).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die gerichtliche Kontrolle ist demgem&#228;&#223; darauf beschr&#228;nkt, ob die Bundesnetzagentur &#8211; von der Einhaltung der Verfahrensbestimmungen abgesehen &#8211; von einem richtigen Verst&#228;ndnis der gesetzlichen Begriffe ausgegangen ist, den erheblichen Sachverhalt vollst&#228;ndig und zutreffend in den Blick genommen hat und bei der eigentlichen Bewertung widerspruchsfrei und plausibel argumentiert und insbesondere das Willk&#252;rverbot nicht verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Grundlegend BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; BVerwG 6 C 40.10 &#8211;, juris (Rn. 16); vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 41.10 &#8211;, juris (Rn. 14); vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; BVerwG 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 37); und vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 38).</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Nach dem Bundesverwaltungsgericht ist zwar auch insoweit eine komplexe Gesamtabw&#228;gung durchzuf&#252;hren. Die einzustellenden Belange sind indes durch Inhalt und Zweck der Entscheidung begrenzt. Abw&#228;gungsrelevant sind nur solche privaten und &#246;ffentlichen Belange, die von der Entscheidung ber&#252;hrt werden. Sonstige Belange sind hingegen nicht erfasst.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 38).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;gaben hat die Bundesnetzagentur die Grenzen des ihr einger&#228;umten Beurteilungsspielraums nicht &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Indem die Bundesnetzagentur namentlich der Antragstellerin zugeteilte Frequenzen in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen hat, hat sie zun&#228;chst weder den erheblichen Sachverhalt unvollst&#228;ndig oder unzutreffend ermittelt, noch hat sie insbesondere das Willk&#252;rverbot verletzt. Insoweit bedarf keiner Entscheidung, ob die abseits des f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens seitens der Bundesnetzagentur formulierten Erw&#228;gungen,</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 245 ff.,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">zu &#252;berzeugen verm&#246;gen. Denn diese Erw&#228;gungen erweisen sich nicht als evident,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">zur Ma&#223;geblichkeit des Ma&#223;stabes der Evidenz im Zusammenhang mit dem Willk&#252;rverbot (im Anwendungsbereich des Art. 3 Abs. 1 GG) grundlegend BVerfG, Beschluss vom 9. Mai 1961 &#8211; 2 BvR 49/60 &#8211;, juris (Rn. 20),</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">unsachlich.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Bundesnetzagentur hat des Weiteren auch nicht dadurch die Grenzen des ihr einger&#228;umten Beurteilungsspielraums &#252;berschritten, dass sie die Frequenzen im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen hat. Der Sache nach handelt es sich insoweit um eine Entscheidung &#252;ber den von der Anordnung eines Vergabeverfahrens erfassten Frequenzumfang. Eine derartige Entscheidung ist nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts Bestandteil der Prognose einer mangelnden Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 Alt. 1 TKG. Diese schlie&#223;t &#8211; so das Bundesverwaltungsgericht &#8211; n&#228;mlich die Bewertung ein, dass der betreffende Frequenzumfang zur Erbringung von Leistungen in einem wettbewerblichen Umfeld ausreichend ist.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 28).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Diesbez&#252;glich bestehen zun&#228;chst an der Einhaltung der einschl&#228;gigen Verfahrensbestimmungen keine Zweifel. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus dem Vorbringen der Antragstellerin, die Bundesnetzagentur habe im Hinblick darauf, dass die Frequenzen im Bereich von 3700 bis 3800 MHz nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen wurden, durch Verwaltungsakt handeln m&#252;ssen. Denn die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens der Bundesnetzagentur nimmt ausdr&#252;cklich den Frequenzbereich zwischen 3400 MHz und 3700 MHz in Bezug und trifft damit gerade eine Entscheidung &#252;ber den von der Anordnung eines Vergabeverfahrens erfassten Frequenzumfang im Rahmen des f&#246;rmlichen Beschlusskammerverfahrens. Sofern sich die Antragstellerin auf die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts beruft, wonach die Entscheidung der Bundesnetzagentur, (seinerzeit auf der Grundlage des sog. GSM-Konzepts) von einer Vergabe frei gewordenen Frequenzen abzusehen, gem&#228;&#223; &#167; 132 Abs. 1 Satz 1 TKG von der Beschlusskammer aufgrund m&#252;ndlicher Verhandlung durch Verwaltungsakt zu treffen war,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 26. Januar 2011 &#8211; 6 C 2.10 &#8211;, juris (Rn. 30) unter Hinweis auf BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris (Rn. 23 ff.),</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">verhilft dies ihrem Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ebenso wenig zum Erfolg. Die Bundesnetzagentur hat mit der streitgegenst&#228;ndlichen Anordnung eines Vergabeverfahrens eine dahingehende Entscheidung n&#228;mlich nicht getroffen. Nichts anderes ergibt sich daraus, dass die Antragstellerin darauf hinweist, dass es sich insoweit offensichtlich um zwei Bausteine eines koordinierten Gesamtkonzepts handele. Zum Frequenzbereich zwischen 3700 MHz und 3800 MHz verh&#228;lt sich die Inbezugnahme des Frequenzbereichs (lediglich) zwischen 3400 MHz und 3700 MHz n&#228;mlich nicht.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Siehe zum Ganzen BVerwG, Urteil vom 26. Januar 2011 &#8211; 6 C 2.10 &#8211;, juris (Rn. 29 f.) mit dem Hinweis, dass Entscheidungen, die gewisserma&#223;en noch im Vorfeld der Entscheidung &#252;ber die Anordnung eines Vergabeverfahrens liegen, abgeschichtet und vorab gekl&#228;rt werden k&#246;nnen, bevor die Beschlusskammer mit der Angelegenheit befasst wird, w&#228;hrend dann, wenn ein funktionell zusammengeh&#246;riger Frequenzbereich gleichzeitig frei geworden ist, der als solcher dem Markt nach objektiven Kriterien &#8211; erforderlichenfalls unter Zwischenschaltung eines Vergabeverfahrens &#8211; ohne Weiteres zur Verf&#252;gung gestellt werden kann, und die Bundesnetzagentur die Entscheidung trifft, bez&#252;glich frei gewordener Frequenzen ausnahmsweise von einer Vergabe abzusehen, der Anwendungsbereich des &#167; 50 Abs. 10 Satz 1 TKG bereits dadurch und nicht etwa erst durch den zeitlich aufgeschobenen Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens betroffen ist und ein f&#246;rmliches Beschlusskammerverfahren durchzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Auch im &#220;brigen hat die Bundesnetzagentur den ihr einger&#228;umten Beurteilungsspielraum gewahrt. Nach dem Vorstehenden vermag die Antragstellerin nicht geltend zu machen, dass die von der Bundesnetzagentur getroffene Entscheidung zu einer k&#252;nstlichen Frequenzknappheit und zu einer Versch&#228;rfung des Bieterwettbewerbs f&#252;hre. Darauf, dass nicht der gesamte Frequenzbereich zwischen 3400 und 3800 MHz zum Gegenstand der Anordnung eines Vergabeverfahrens gemacht wurde, kommt es f&#252;r sich genommen nach dem Vorstehenden n&#228;mlich nicht an.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren hat die Bundesnetzagentur die Grenzen ihres Beurteilungsspielraums auch nicht dadurch &#252;berschritten, dass sie der streitgegenst&#228;ndlichen Anordnung eines Vergabeverfahrens eine Differenzierung zwischen einer bundesweiten Nutzung der Frequenzen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz einerseits und lokalen sowie regionalen Nutzungen betreffend den Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz andererseits zugrunde gelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Grundlegend dazu BNetzA, Eckpunkte f&#252;r den Ausbau digitaler Infrastrukturen und Bedarfsermittlung f&#252;r bundesweite Zuteilungen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz, Mit-Nr. 484/2017, Abl. BNetzA 13/2017 vom 12. Juli 2017, S. 2726 ff.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Es kann &#8211; anders als die Antragstellerin mit ihrem Hinweis, alle Frequenzen unterl&#228;gen derselben frequenzplanerischen Nutzung, meint &#8211; zun&#228;chst dahinstehen, welche Bedeutung dem Frequenznutzungszweck betreffend die genannten Frequenzbereiche beizumessen ist. Auch bedarf keiner Entscheidung, ob die Differenzierung der Antragsgegnerin zwischen dem Nutzungszweck einerseits und einem &#8222;Zuteilungszweck&#8220; andererseits eine St&#252;tze im Telekommunikationsgesetz findet. Denn der Nutzungszweck betreffend die Frequenzen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz und erst recht hinsichtlich des Frequenzbereichs zwischen 3700 und 3800 MHz ist in der hier streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur selbst nicht geregelt.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsgrundlage des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG gibt f&#252;r eine Regelung eines entsprechenden Nutzungszwecks nichts her. Solche Regelungen haben der Anordnung eines Vergabeverfahrens vielmehr (auf planerischer Ebene) voranzugehen bzw. ihr (im Zusammenhang mit der abschlie&#223;enden Frequenzzuteilung) nachzufolgen: So werden im Frequenzbereichszuweisungsplan, den die Bundesregierung durch Rechtsverordnung erl&#228;sst (&#167; 53 Abs. 1 Satz 1 TKG), die Frequenzbereiche den Funkdiensten zugewiesen (&#167; 53 Abs. 2 Satz 1 TKG); der von der Bundesnetzagentur auf der Grundlage des Frequenzbereichszuweisungsplans zu erstellende Frequenzplan enth&#228;lt die weitere Aufteilung der Frequenzbereiche auf die Frequenznutzungen sowie Festlegungen f&#252;r diese Frequenznutzungen (&#167; 54 Abs. 1, 2 TKG). Innerhalb des Vergabeverfahrens weist erst die Festlegung der Vergabebedingungen einen Bezug zum Nutzungszweck insofern auf, als darin die Frequenznutzung, f&#252;r die die zu vergebenden Frequenzen unter Beachtung des Frequenzplanes verwendet werden d&#252;rfen (&#167; 61 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 TKG), sowie die Frequenznutzungsbestimmungen (&#167; 61 Abs. 3 Satz 2 Nr. 4 TKG) festgelegt werden. Die Frequenzzuteilung schlie&#223;lich, die nach Abschluss des Vergabeverfahrens und au&#223;erhalb desselben durch gesonderten Verwaltungsakt ausgesprochen wird (&#167; 61 Abs. 1 Satz 3 TKG), ist gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 1 Satz 3 TKG zweckgebunden nach Ma&#223;gabe des Frequenzplans.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Dazu, dass namentlich der Frequenzplan im Rahmen verwaltungsgerichtlicher Verfahren gegen Frequenzzuteilungsentscheidungen nach &#167; 55 TKG inzident &#252;berpr&#252;ft werden kann, BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 47).</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser Einbindung der Anordnung eines Vergabeverfahrens in Entscheidungen, die ihr vorangehen bzw. nachfolgen, besteht schon keine Notwendigkeit f&#252;r eine (weitere) regelnde Festsetzung des Frequenznutzungszwecks in der Anordnung eines Vergabeverfahrens selbst.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Siehe BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 39); etwas anderes ergibt sich auch nicht daraus, dass das Bundesverwaltungsgericht zum f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahren ausgef&#252;hrt hat, dass die Anmeldung eines Bedarfs insoweit unber&#252;cksichtigt bleiben muss, wenn die beabsichtigte Nutzung nicht den Frequenznutzungsbestimmungen entspricht, siehe (nochmals) BVerwG, Beschluss vom 9. Juni 2015 &#8211; 6 B 59/14 &#8211;, juris (Rn. 25).</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; enth&#228;lt auch die hier streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens keine objektiven Anhaltspunkte f&#252;r eine dahingehende Regelungsabsicht der Bundesnetzagentur. Die blo&#223;e Beschreibung k&#252;nftiger Nutzungen der Frequenzen im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz gen&#252;gt hierf&#252;r nicht.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Prognose der Bundesnetzagentur, dass der von der vorliegenden Anordnung eines Vergabeverfahrens erfasste Frequenzumfang zur Erbringung von Leistungen in einem wettbewerblichen Umfeld ausreichend ist, gerichtlich &#8211; wie gezeigt &#8211; (auch) darauf zu &#252;berpr&#252;fen, ob die Bundesnetzagentur von einem richtigen Verst&#228;ndnis der gesetzlichen Begriffe ausgegangen ist, den erheblichen Sachverhalt vollst&#228;ndig und zutreffend in den Blick genommen hat und bei der eigentlichen Bewertung widerspruchsfrei und plausibel argumentiert und insbesondere das Willk&#252;rverbot nicht verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Dies ist vorliegend der Fall.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Bundesnetzagentur ist zun&#228;chst von einem richtigen Verst&#228;ndnis der gesetzlichen Begriffe ausgegangen. Unabh&#228;ngig davon, ob der Frequenzplan eine Verwaltungsvorschrift, eine quasi-dingliche Allgemeinverf&#252;gung oder eine Rechtsform eigener Art darstellt,</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">dazu BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 46),</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">und ob es in vorliegendem Zusammenhang &#252;berhaupt auf ein richtiges Verst&#228;ndnis (gerade) der gesetzlichen Begriffe im Hinblick auf den Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz ankommt, ist ein diesbez&#252;glich fehlerhaftes Verst&#228;ndnis jedenfalls nicht erkennbar. Schon nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts schr&#228;nkt der &#8211; im Frequenzplan enthaltene &#8211; Begriff des drahtlosen Netzzugangs zum Angebot von Telekommunikationsdiensten die Angebote nicht auf mobile Anwendungen ein, sondern umfasst auch feste und nomadische Anwendungen, sofern sie die Frequenznutzungsbestimmungen einhalten.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 40.10 &#8211;, juris (Rn. 27, 36).</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Ferner enth&#228;lt der Frequenzplan selbst die Festlegung, dass die Frequenznutzung &#8222;drahtloser Netzzugang zum Angebot von Telekommunikationsdiensten&#8220; &#252;ber das Angebot von Telekommunikationsdiensten hinaus auch Anwendungen f&#252;r innerbetrieblicher Zwecke oder Infrastrukturanwendungen umfasst.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Frequenzplan, 2018, S. 4.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren hat die Bundesnetzagentur auch den erheblichen Sachverhalt vollst&#228;ndig und zutreffend in den Blick genommen. Etwas anderes ergibt sich insbesondere nicht aus dem Vorwurf der Antragstellerin, die Bundesnetzagentur habe durch den Verzicht auf die Durchf&#252;hrung eines f&#246;rmlichen Bedarfsermittlungsverfahrens im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz den Frequenzbedarf nicht ordnungsgem&#228;&#223; ermittelt. Denn soweit es &#8211; wie hier &#8211; um die Bewertung geht, ob der ma&#223;gebliche Frequenzumfang (n&#228;mlich derjenige zwischen 3400 und 3700 MHz) zur Erbringung von Leistungen in einem wettbewerblichen Umfeld ausreichend ist, kommt es auf die Feststellung des Frequenzbedarfs im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz gar nicht an. Demzufolge bedarf auch die &#8211; von der Antragstellerin f&#252;r erheblich gehaltene &#8211; Frage keiner Beantwortung, ob im Falle der Bereitstellung des (gesamten) Frequenzbereichs zwischen 3400 und 3800 MHz davon auszugehen w&#228;re, dass gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG f&#252;r Frequenzzuteilungen nicht in ausreichendem Umfang verf&#252;gbare Frequenzen vorhanden sind.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Bei der eigentlichen Bewertung hat die Bundesnetzagentur schlie&#223;lich auch widerspruchsfrei und plausibel argumentiert und insbesondere das Willk&#252;rverbot nicht verletzt. Die Bundesnetzagentur hat die von ihr vorgenommene Differenzierung vornehmlich damit begr&#252;ndet, dass bestehende regionale Zuteilungen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz in den Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz verlagert werden sollen, um die Verf&#252;gbarkeit der Frequenzen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz vorzeitig im Jahr 2019 herzustellen.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 70 f., 144.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren solle auch kleinen und mittleren Unternehmen ausreichend Spektrum im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz zur Realisierung von lokalen und regionalen Gesch&#228;ftsmodellen in Entsprechung mit den Regulierungszielen des Telekommunikationsgesetzes bereitgestellt werden, wobei die Bereitstellung von 100 MHz f&#252;r derartige lokale und regionale Gesch&#228;ftsmodelle damit begr&#252;ndet wurde, dass derzeitige regionale Zuteilungen von bis zu 80 MHz bestehen.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 69 ff., 144.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Auch diene die Bereitstellung von 100 MHz im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz dazu, allen Interessenten Zugang zu Frequenzen zu erm&#246;glichen, was ebenfalls zur Verwirklichung der Regulierungsziele des Telekommunikationsgesetzes beitrage.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 150 f., 154.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die Aufteilung des Frequenzbereichs zwischen 3400 und 3800 MHz entspreche &#8211; so die Bundesnetzagentur weiter &#8211; auch (im &#220;brigen) den Regulierungszielen des Telekommunikationsgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 129.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Zugrunde gelegt worden sei &#252;berdies, dass in Umsetzung internationaler Verlautbarungen bis zu 100 MHz zur Umsetzung regionaler und lokaler Gesch&#228;ftsmodelle f&#252;r erforderlich gehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 145 ff.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen sind nicht willk&#252;rlich. Dies ergibt sich schon daraus, dass eine Differenzierung zwischen bundesweiten Zuteilungen einerseits und regionalen sowie lokalen Zuteilungen andererseits dem Umfang derzeitiger regionaler Zuteilungen, Nachfragen nach Frequenzen und dem Umstand, dass ein etwaiger Schutzabstand zu den Frequenzen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz seitens der Inhaber von Zuteilungen im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz einzuhalten ist, Rechnung tr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 126, 146, 235.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung des Willk&#252;rverbotes ist auch unter Ber&#252;cksichtigung des weiteren Vorbringens der Antragstellerin nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin moniert, in der Bereitstellung der Frequenzen im Bereich zwischen 3400 und 3700 MHz k&#246;nne kein Ausgleich f&#252;r die Beeintr&#228;chtigung ihrer Interessen dadurch, dass die Frequenzen im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen wurden, gesehen werden, liegt dies neben der Sache.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Darauf, ob die Entscheidung der Bundesnetzagentur, die Frequenzen im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einzubeziehen, zur Erreichung von Regulierungszielen &#8211; was die Beteiligten unterschiedlich beurteilen &#8211; geboten ist und den Regulierungszielen zuwiderl&#228;uft, kommt es in Ansehung des der Bundesnetzagentur nach dem Vorstehenden einger&#228;umten Beurteilungsspielraums &#252;berdies nicht an.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren kann im Zusammenhang mit dem Willk&#252;rverbot dahinstehen, ob die Bundesnetzagentur im Hinblick auf die Zuteilung der Frequenzen im Bereich zwischen 3700 und 3800 MHz von einem Vergabeverfahren abzusehen beabsichtigt,</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 129, 157,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">ist dies doch jedenfalls weder Regelungsgegenstand der hier streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur noch Streitgegenstand des vorliegenden Verfahrens.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Es bedarf daher auch keiner Entscheidung, ob ein Absehen von einem Vergabeverfahren im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz an den von der Antragstellerin herangezogenen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 8. April 2010 &#8211; 6 C 2.10 &#8211;, juris (Rn. 25 ff.),</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">zu messen ist und die dort entwickelten Anforderungen erf&#252;llt sind. Ob ein Absehen von einem Vergabeverfahren im Frequenzbereich zwischen 3700 und 3800 MHz eine &#8211; von der Antragstellerin behauptete &#8211; Diskriminierung bundesweiter Anbieter von Telekommunikationsdiensten bedeutet, bedarf schlie&#223;lich ebenfalls keiner Betrachtung.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Bundesnetzagentur hat die Grenzen des ihr im Anwendungsbereich des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG zustehenden Beurteilungsspielraums nach alledem nicht &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die Bundesnetzagentur hat auch das ihr im Anwendungsbereich des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG zustehende Ermessen rechtsfehlerfrei ausge&#252;bt. &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG er&#246;ffnet der Bundesnetzagentur Ermessen, dessen Aus&#252;bung bei bestehender Frequenzknappheit nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts infolge der Grundrechtsbindung gegen&#252;ber der Gesamtheit der Zuteilungspetenten wie auch des unionsrechtlichen Diskriminierungsverbotes regelm&#228;&#223;ig im Sinne des Erlasses der Anordnung eines Vergabeverfahrens vorgepr&#228;gt ist.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Grundlegend BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 35); vom 26. Januar 2011 &#8211; 6 C 2.10 &#8211;, juris (Rn. 25).</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; bedarf es ausdr&#252;cklicher Ermessenserw&#228;gungen nicht im Regel-, sondern nur im Ausnahmefall.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; BVerwG 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 23); zum Ganzen auch BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36/11 &#8211;, juris (Rn. 36).</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon &#8211; sowie dem Umstand, dass die Bundesnetzagentur das ihr einger&#228;umte Ermessen vorliegend erkannt hat,</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 261 ff.,</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">&#8211; ist ein Ermessensfehler entgegen der Auffassung der Antragstellerin nicht etwa darin zu sehen, dass die Bundesnetzagentur gegen ihre bisherige st&#228;ndige Verwaltungspraxis versto&#223;en hat. Zwar kann sich eine Beh&#246;rde im Rahmen des ihr einger&#228;umten Ermessens dadurch binden, dass sie bei der Behandlung vergleichbarer F&#228;lle gleichbleibend nach einem System verf&#228;hrt, von dem sie dann nicht im Einzelfall nach Belieben abweichen darf, ohne dadurch (objektiv) willk&#252;rlich zu handeln und damit gegen den Gleichheitssatz zu versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Grundlegend etwa BVerwG, Urteil vom 28. April 1978 &#8211; IV C 49.76 &#8211;, juris (Rn. 12).</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Eine in diesem Sinne st&#228;ndige Verwaltungspraxis der Bundesnetzagentur dahingehend, dass Frequenzen, die noch f&#252;r mehrere Jahre zugeteilt sind, nicht in ein Verfahren nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG einbezogen werden, ist &#8211; anders als die Antragstellerin meint &#8211; indes nicht erkennbar. Unabh&#228;ngig von der Frage, ob im Anwendungsbereich des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG angesichts der bisherigen Anzahl von Anwendungsf&#228;llen &#252;berhaupt (schon) von einem System im vorstehenden Sinne ausgegangen werden kann, sind jedenfalls in der Vergangenheit Frequenzen zum Gegenstand von Verfahren nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG gemacht worden, die f&#252;r einen gemessen an den der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen (noch) l&#228;ngeren Zeitraum zugeteilt und deren Zuteilung zumindest nicht bestandkr&#228;ftig widerrufen worden war.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Siehe etwa BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn insoweit dem Umstand, dass die Zuteilung der betreffenden Frequenzen widerrufen worden war, und mithin den Vorstellungen der Bundesnetzagentur hinsichtlich des Zeitpunkts der Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen ma&#223;gebliche Bedeutung beizumessen sein sollte, w&#228;re ein Ermessensfehler vorliegend nicht gegeben. Zwar wurde in der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur mit Blick auf die der Antragsgegnerin zugeteilten Frequenzen (lediglich) eine Verlagerung in Aussicht gestellt und klarstellend gerade hinzugef&#252;gt, dass mit einer etwaigen Verlagerung der Frequenznutzungen keine &#196;nderung der befristeten Zuteilungen einhergehe, weswegen entsprechende Ma&#223;nahmen keine vorzeitige Verf&#252;gbarkeit dieser Frequenzen zur Folge h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 67 f.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Es ist jedoch in der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts gesichert, dass eine Beh&#246;rde ihre bisherige Praxis aus willk&#252;rfreien, d. h. sachlichen Gr&#252;nden &#228;ndern kann.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Im Anwendungsbereich des Telekommunikationsgesetzes allgemein dazu BVerwG, Urteil vom 25. September 2013 &#8211; 6 C 13/12 &#8211;, juris (Rn. 55).</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls so liegt der Fall hier. Denn das Bestreben der Bundesnetzagentur, im Wege der gemeinsamen Vergabe aller Frequenzen namentlich im Bereich von 2 GHz Planungs- und Investitionssicherheit herzustellen,</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 37 f.,</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">und des Weiteren zur Vermeidung von Frequenzknappheit an der bisherigen Vergabepraxis festzuhalten,</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 57 ff.,</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">stellt einen sachlichen Grund im vorstehenden Sinne dar. Dies folgt schon daraus, dass die Zuteilung von Frequenzen im Bereich von 2 GHz urspr&#252;nglich einheitlich bis zum 31. Dezember 2020 befristet erfolgte und aufgrund eines weiteren (nachtr&#228;glichen) Vergabeverfahrens die Zuteilung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen bis zum 31. Dezember 2025 befristet wurde. Dass die Bundesnetzagentur bei der nunmehrigen Anordnung eines Vergabeverfahrens auf den urspr&#252;nglichen Befristungszeitraum abstellt, f&#252;hrt dabei nicht zur Unsachlichkeit. Denn eine gemeinsame Vergabe aller Frequenzen namentlich im Bereich von 2 GHz erweist sich ausgehend vom Ma&#223;stab der Evidenz,</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">dazu (nochmals) BVerfG, Beschluss vom 9. Mai 1961 &#8211; 2 BvR 49/60 &#8211;, juris (Rn. 20),</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">nicht als willk&#252;rlich. Nichts anderes ergibt sich daraus, dass die Bundesnetzagentur im Rahmen des (nachtr&#228;glichen) Vergabeverfahrens seinerzeit gerade auf die Einbeziehung weiterer Frequenzen verzichtete, wurde eine Vergabe der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen doch nur deswegen angeordnet, weil einzelne zugeteilte Frequenzen zur&#252;ckgegeben beziehungsweise widerrufen worden waren.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Siehe BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 12. Oktober 2009 &#252;ber die Verbindung der Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 790 bis 862 MHz sowie 1710 bis 1725 MHz und 1805 bis 1820 MHz mit dem Verfahren zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang zum Angebot von Telekommunikationsdiensten sowie &#252;ber die Durchf&#252;hrung des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang zum Angebot von Telekommunikationsdiensten, S. 18.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Dass sich die Bundesnetzagentur &#8211; wie die Antragstellerin meint &#8211; (in der Vergangenheit) insoweit widerspr&#252;chlich verhalten oder sie &#8211; die Antragstellerin &#8211; in die Irre gef&#252;hrt hat, ist abgesehen von der Frage, ob sich die Antragstellerin darauf im vorliegenden Verfahren &#252;berhaupt berufen kann, insoweit nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Darauf, dass die Bundesnetzagentur &#8211; wie die Antragstellerin meint &#8211; zur Erreichung der von ihr mit der Einbeziehung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen beabsichtigten Zielsetzung(en) andere Zuteilungen von Frequenzen verl&#228;ngern und ein Verfahren nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt einleiten k&#246;nnte, kommt es nach dem Vorstehenden ebenfalls schon nicht an. Abgesehen davon ist &#8211; wie gezeigt &#8211; bei bestehender Frequenzknappheit das Ermessen nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts infolge der Grundrechtsbindung gegen&#252;ber der Gesamtheit der Zuteilungspetenten wie auch des unionsrechtlichen Diskriminierungsverbotes ohnehin im Sinne des Erlasses der Anordnung eines Vergabeverfahrens vorgepr&#228;gt und nur ausnahmsweise darf unter Ber&#252;cksichtigung der Regulierungsziele trotz Frequenzknappheit vom Erlass der Anordnung eines Vergabeverfahrens abgesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Siehe nochmals BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 35); vom 26. Januar 2011 &#8211; 6 C 2.10 &#8211;, juris (Rn. 25).</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Ausnahmefall ist vorliegend nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Ferner entspricht es gerade entgegen der Auffassung der Antragstellerin nicht der Verwaltungspraxis der Bundesnetzagentur, anstelle der Durchf&#252;hrung eines Vergabeverfahrens Zuteilungen von Frequenzen zu verl&#228;ngern. Soweit sich die Antragstellerin insoweit auf das sog. GSM-Konzept beruft, regelte dieses einen Sonderfall. Das Bundesverwaltungsgericht hat dazu ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt, dass die Bundesnetzagentur in einem bestimmten historischen Einzelfall ausnahmsweise von dem bei Frequenzknappheit sonst gebotenen Vergabeverfahren abgewichen sei; daraus folge aber unter keinem Gesichtspunkt, dass eine sp&#228;tere Ermessensaus&#252;bung, die dem gesetzlichen Regelfall folgt, ihrerseits besonders begr&#252;ndungsbed&#252;rftig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6/10 &#8211;, juris (Rn. 24).</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Aus dem sog. GSM-Konzept vermag die Antragstellerin im vorliegenden Verfahren mithin nichts f&#252;r sich herzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Ein Ermessensfehler der Bundesnetzagentur folgt des Weiteren auch nicht daraus, dass es nach dem Bundesverwaltungsgericht unter dem Gesichtspunkt der in wesentlicher Hinsicht vollst&#228;ndigen und zutreffenden Ermittlung des Sachverhalts zu den Grundlagen der Ermessensentscheidung nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG geh&#246;rt, dass die berechtigten Interessen der &#252;brigen Marktteilnehmer durch einen Ausgleich an anderer Stelle angemessen ber&#252;cksichtigt werden, was eine Abw&#228;gung zwischen einer Laufzeitverl&#228;ngerung und einem Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 10 Abs. 1 TKG erforderlich macht.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 22. Juli 2014 &#8211; 6 B 50/13 &#8211;, juris (Rn. 15) mit dem Hinweis, dass berechtigte Interessen durch ein Versteigerungsverfahren, an dem die betreffenden Unternehmen grunds&#228;tzlich teilnehmen k&#246;nnen, angemessen ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Da die Antragstellerin nicht zu den &#252;brigen Marktteilnehmern im vorstehenden Sinne z&#228;hlt, vermag sie daraus nichts f&#252;r sich herzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Auch unter dem von der Antragstellerin herangezogenen Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes ein Ermessensfehler der Bundesnetzagentur nicht erkennbar. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts besteht grunds&#228;tzlich gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 3 Satz 1, Abs. 5 Satz 1 TKG ein subjektives &#246;ffentliches Recht auf eine Frequenzzuteilung, sofern die Voraussetzungen erf&#252;llt sind und keine Hinderungsgr&#252;nde entgegenstehen. An dieser Konstellation &#228;ndert sich nichts Wesentliches dadurch, dass ein Zuteilungspetent die betreffenden Frequenzen bereits befristet zugeteilt erhalten hatte und mit einem vor Fristende gestellten Antrag die Verl&#228;ngerung erstrebt. Denn nach &#167; 55 Abs. 9 Satz 1 TKG werden Frequenzen in der Regel befristet zugeteilt, wobei eine Verl&#228;ngerung der Befristung m&#246;glich ist. Die positive Entscheidung &#252;ber einen Verl&#228;ngerungsantrag, soweit der bisherige Inhaber die Zuteilungsvoraussetzungen nach Ablauf der Befristung weiter erf&#252;llt, ist der Sache nach nichts anderes als eine Zuteilung, die sich zeitlich an eine vorherige Zuteilung anschlie&#223;t und mit ihr gleichsam eine Kette bildet.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 1. September 2009 &#8211; 6 C 4.09 &#8211;, juris (Rn. 15).</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Nicht anders als bei einem Antrag auf Erstzuteilung kann auch in diesem Fall indes der Zuteilungsanspruch dadurch gehemmt sein, dass f&#252;r die Frequenzzuteilung nicht in ausreichendem Umfang verf&#252;gbare Frequenzen vorhanden sind. Auch unter den Voraussetzungen des &#167; 55 Abs. 9 Satz 1 TKG wandelt sich dann der Anspruch auf Zuteilung gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG zun&#228;chst in einen Anspruch auf Teilnahme an einem diskriminierungsfreien Vergabeverfahren, und er wandelt sich erst dann, wenn sich der bisherige Zuteilungsinhaber im Vergabeverfahren gegen die Mitbewerber durchsetzt, in einen Anspruch auf Zuteilung zur&#252;ck. Dabei verhindert die Befristung der Frequenzzuteilung gerade die Bildung schutzw&#252;rdigen Vertrauens des bisherigen Zuteilungsinhabers darauf, die Frequenzen nach Fristablauf exklusiv weiter nutzen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 36).</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Demzufolge kann sich die Antragstellerin hinsichtlich der ihr zugeteilten Frequenzen nicht auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht daraus, dass die Anordnung eines Vergabeverfahrens im Sinne von &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG vor dem Ablauf der Befristung der Zuteilung von Frequenzen erfolgt. Da die hier streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur die Zuteilung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen unber&#252;hrt l&#228;sst, ist nicht ersichtlich, dass dem Gedanken des Vertrauensschutzes insoweit eine weitergehende Bedeutung beizumessen ist. Auch daraus, dass nach dem Vorbringen der Antragstellerin in der Vergangenheit kein Bedarf f&#252;r eine fusionsbedingte &#196;nderung der Frequenzausstattung erblickt wurde, l&#228;sst sich ein Versto&#223; gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes nicht herleiten. Ebenso wie im Hinblick auf die Verl&#228;ngerung der Zuteilung von Frequenzen,</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">dazu allgemein BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 37),</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">fallen entsprechende Erwartungen in den alleinigen Risikobereich der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Aus denselben Gr&#252;nden kann die Antragstellerin auch nicht mit Erfolg geltend machen, dass es einem Vergabeverfahren an der &#8211; aus Gr&#252;nden des Europarechtes &#8211; erforderlichen Objektivit&#228;t mangelt, sofern unklar ist, zu welchem Zeitpunkt Frequenzen (erneut) zum Gegenstand eines entsprechenden Verfahrens gemacht werden. Abgesehen davon, dass unter Zugrundelegung dieser Argumentation im Falle der Antragstellerin allenfalls dasjenige Vergabeverfahren in Zweifel zu ziehen w&#228;re, auf dessen Grundlage die ihr zugeteilten Frequenzen vormals zugeteilt wurden, ist nach dem Vorstehenden auch insoweit eine Verletzung des Grundsatzes des Vertrauensschutzes nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Ein Ermessensfehler der Bundesnetzagentur in dem Sinne, dass der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung &#8211; wie die Antragstellerin meint &#8211; sachfremde Erw&#228;gungen zugrunde lagen, liegt ebenso wenig vor. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass durch die Einbeziehung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG vornehmlich Interessen von Wettbewerbern der Antragstellerin Rechnung getragen werden sollten, sind nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur verletzt schlie&#223;lich nicht das Diskriminierungsverbot. Nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofes verlangt der allgemeine Gleichbehandlungsgrundsatz, der zu den Grundprinzipien des Unionsrechts geh&#246;rt und dessen besondere Auspr&#228;gung das Diskriminierungsverbot ist,</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">zu Art. 21 der EU-Grundrechtecharta etwa EuGH, Urteil vom 22. Mai 2014 &#8211; C-356/12 &#8211;, juris (Rn. 43),</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">dass vergleichbare Sachverhalte nicht unterschiedlich und unterschiedliche Sachverhalte nicht gleich behandelt werden, es sei denn, dass eine solche Behandlung objektiv gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Grundlegend EuGH, Urteil vom 19. Oktober 1977 &#8211; C-117/76 &#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon ist eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes vorliegend nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Eine solche ergibt sich nicht bereits aus dem Umstand, dass die in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogenen Frequenzen eine unterschiedliche Zuteilungsdauer aufweisen. Denn die Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen ist &#8211; wie gezeigt &#8211; f&#252;r die Anordnung eines Vergabeverfahrens grunds&#228;tzlich ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann &#8211; gewisserma&#223;en umgekehrt &#8211; ebenso wenig mit Erfolg geltend machen, dass Frequenzen aus weiteren Frequenzb&#228;ndern nicht in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen wurden. Denn unabh&#228;ngig vom Nutzungszweck der betreffenden Frequenzen und ihrer physikalischen Eigenschaften,</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">dass sich Frequenzen in ihren physikalischen Ausbreitungseigenschaften unterscheiden, ist eine naturwissenschaftliche Tatsache, siehe BVerwG, Beschluss vom 20. Februar 2017 &#8211; 6 B 36/16 &#8211;, juris (Rn. 10),</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">ist &#8211; wie gezeigt &#8211; die Entscheidung &#252;ber den von der Anordnung eines Vergabeverfahrens erfassten Frequenzumfang Bestandteil der Prognose einer mangelnden Verf&#252;gbarkeit von Frequenzen nach &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 Alt. 1 TKG.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Siehe nochmals BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 28).</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Dass die Bundesnetzagentur namentlich die der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen und mithin s&#228;mtliche die Frequenzen im Bereich von 2 GHz, nicht aber Frequenzen aus weiteren Frequenzb&#228;ndern in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen hat, vermag eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes mithin nicht zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes folgt entgegen der Argumentation der Antragstellerin auch nicht daraus, dass eine Finanzierung von Investitionen notwendig ist, die sich &#8211; so ihr Vorbringen &#8211; aufgrund der Anordnung eines Vergabeverfahrens nach &#167; 55 Abs.&#160;10 Satz 1 TKG im Hinblick auf die ihr zugeteilten Frequenzen f&#252;r sie gerade zu einem wesentlichen fr&#252;heren Zeitpunkt ergebe. Unabh&#228;ngig von der Frage, ob die Antragstellerin mit ihrer Argumentation das Ergebnis eines k&#252;nftigen Versteigerungsverfahrens in unzul&#228;ssiger Weise vorwegnimmt, ist ganz grunds&#228;tzlich eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes diesbez&#252;glich nicht ersichtlich. Denn die Notwendigkeit der Finanzierung von Investitionen im Hinblick auf die der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen entsteht nicht lediglich der Antragstellerin, sondern auch konkurrierenden Unternehmen. Auch folgt eine Diskriminierung der Antragstellerin nicht daraus, dass sich insoweit &#8211; wie sie geltend macht &#8211; in ihrem Falle die Notwendigkeit der Finanzierung von Investitionen bereits zu einem Zeitpunkt ergibt, in dem ihr Frequenzen noch f&#252;r einen l&#228;ngeren Zeitraum befristet zugeteilt sind. Denn diesen Umstand bedingt nicht die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens, er resultiert vielmehr aus den unternehmerischen Entscheidungen der Antragstellerin in der Vergangenheit sowie (mit Blick auf das vorliegende Verfahren) in der Zukunft.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus den &#246;konomischen Erw&#228;gungen der Antragstellerin im &#220;brigen. Abgesehen davon, dass diese allenfalls mittelbar mit der streitgegenst&#228;ndlichen Anordnung eines Vergabeverfahrens in Zusammenhang stehen, pr&#228;gt das diesbez&#252;gliche Vorbringen der Antragstellerin die Erwartung, f&#252;r die Dauer der Befristung der ihr zugewiesenen Frequenzen nicht erneut mit Investitionskosten belastet zu werden. Ausgehend davon, dass &#8211; wie bereits gezeigt &#8211; dem Gedanken des Vertrauensschutzes im Anwendungsbereich des &#167; 55 Abs. 10 Satz 1 TKG grunds&#228;tzlich keine Bedeutung beizumessen ist, f&#228;llt allerdings die von der Antragstellerin formulierte Erwartung (ebenfalls) in ihren alleinigen Risikobereich.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Verl&#228;ngerung der Zuteilung von Frequenzen dazu (nochmals) BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 37).</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Denn nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts soll die Befristung der Zuteilung von Frequenzen gerade (auch) die erforderliche Flexibilit&#228;t f&#252;r eine innovationsoffene und effiziente Frequenzplanung sicherstellen.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 40/10 &#8211;, juris (Rn. 38); siehe auch BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3/10 &#8211;, juris (Rn. 37).</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt erweist sich die Erwartung der Antragstellerin, f&#252;r die Dauer der Befristung der ihr zugewiesenen Frequenzen nicht erneut mit Investitionskosten belastet zu werden, nicht als ma&#223;geblich und eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes mithin als ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Antragstellerin ferner darauf beruft, gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 9 Satz 2 TKG m&#252;sse eine Befristung der Zuteilung von Frequenzen f&#252;r die betreffende Nutzung angemessen sein und die Amortisation der daf&#252;r notwendigen Investitionen angemessen ber&#252;cksichtigen, ist bereits nicht ersichtlich, dass eine entsprechende Amortisation unm&#246;glich gemacht wird. Die hier streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur l&#228;sst n&#228;mlich &#8211; wie gezeigt &#8211; die Zuteilung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Dazu, dass &#252;berdies technische und &#246;konomische Schwierigkeiten, die einer Amortisation von Investitionen entgegengestehen, in den Risikobereich des betreffenden Unternehmens fallen, BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 3.10 &#8211;, juris (Rn. 37).</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist das Diskriminierungsverbot nicht deswegen verletzt, weil die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur &#8211; wie die Antragstellerin meint &#8211; strategisches Bieten zu ihren Lasten erm&#246;glicht. Denn dies ist unabh&#228;ngig davon, ob die Antragstellerin auch insoweit mit ihrer Argumentation das Ergebnis eines k&#252;nftigen Versteigerungsverfahrens in unzul&#228;ssiger Weise vorwegnimmt, nicht der Fall. Einem bedarfsunabh&#228;ngigen Frequenzerwerb sind n&#228;mlich bereits aus unternehmerischer Sicht enge wirtschaftliche Grenzen gesetzt,</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">dazu BVerwG, Beschluss vom 20. Februar 2017 &#8211; 6 B 36.16 &#8211;, juris (Rn. 9),</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">und eine effiziente und st&#246;rungsfreie Frequenznutzung im Sinne des &#167; 55 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 TKG vermag nur ein Antragsteller sicherzustellen, der das Kriterium der finanziellen Leistungsf&#228;higkeit erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Siehe BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 40.10 &#8211;, juris (Rn. 20).</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies wird ein von der Antragstellerin bef&#252;rchtetes strategisches Bieten konkurrierender Unternehmen nicht schon dadurch erm&#246;glicht, dass die der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung eines Vergabeverfahrens einbezogen wurden und konkurrierende Unternehmen Kenntnis davon haben. Offen bleiben kann, ob diejenigen Gegebenheiten, die die Antragsgegnerin zum Anlass ihrer Bef&#252;rchtung strategischen Bietens konkurrierender Unternehmen nimmt, zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt weiterhin und gegebenenfalls in gesteigertem Ausma&#223; vorliegen. Denn ein von der Antragstellerin bef&#252;rchtetes strategisches Bieten konkurrierender Unternehmen w&#228;re erst dann m&#246;glich und gegebenenfalls zu erwarten, wenn die Wettbewerber auch Kenntnis vom Frequenzbedarf der Antragstellerin haben. (Erst) die Kenntnis der H&#246;he des Frequenzbedarfs verschafft konkurrierenden Unternehmen in einem Versteigerungsverfahren n&#228;mlich strategische Vorteile, da sie ihr eigenes Bietverhalten hierauf einstellen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 21. Januar 2014 &#8211; 6 B 43.13 &#8211;, Rn. 13, juris)</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">(Allein) durch die Einbeziehung der der Antragstellerin zugeteilten Frequenzen in die streitgegenst&#228;ndliche Anordnung werden derartige strategische Vorteile hingegen nicht geschaffen.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Da mithin Ermessensfehler nicht ersichtlich sind, erweist sich die Anordnung eines Vergabeverfahrens in Ziffer I der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur insgesamt als rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Die in Ziffer II der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur enthaltene Regelung, dass das Vergabeverfahren als Versteigerungsverfahren durchgef&#252;hrt werden wird, ist ebenfalls rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Sie findet ihre Rechtsgrundlage in &#167; 61 Abs. 1 Satz 1 TKG. Danach kann die Bundesnetzagentur, wenn nach &#167; 55 Abs. 10 TKG angeordnet wurde, dass der Zuteilung von Frequenzen ein Vergabeverfahren voranzugehen hat, nach Anh&#246;rung der betroffenen Kreise das Versteigerungsverfahren oder das Ausschreibungsverfahren durchf&#252;hren. &#167; 61 Abs. 2 Satz 1 TKG bestimmt, dass grunds&#228;tzlich das Versteigerungsverfahren durchzuf&#252;hren ist, es sei denn, dieses Verfahren ist nicht geeignet, die Regulierungsziele nach &#167; 2 TKG sicherzustellen. Dies kann nach &#167; 61 Abs. 2 Satz 2 TKG insbesondere der Fall sein, wenn f&#252;r die Frequenznutzung, f&#252;r die die Frequenzen unter Beachtung des Frequenzplans verwendet werden d&#252;rfen, bereits Frequenzen ohne Versteigerungsverfahren zugeteilt wurden, oder wenn ein Antragsteller f&#252;r die zuzuteilenden Frequenzen eine gesetzlich begr&#252;ndete Pr&#228;ferenz geltend machen kann.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Bei der gem&#228;&#223; &#167; 61 Abs. 1 Satz 1 TKG vorzunehmenden Bestimmung der Durchf&#252;hrung des Vergabeverfahrens als Versteigerungsverfahren oder als Ausschreibungsverfahren steht der Bundesnetzagentur nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts kein Ermessen zu. Denn nach &#167; 61 Abs. 2 Satz 1 TKG ist grunds&#228;tzlich das Versteigerungsverfahren durchzuf&#252;hren, falls dieses Verfahren nicht ausnahmsweise ungeeignet zur Erreichung der Regulierungsziele ist. Allerdings ist im Hinblick auf diese Bewertung &#8211; auf der Tatbestandsseite der Norm &#8211; ein Beurteilungsspielraum der Bundesnetzagentur anzuerkennen, der sich aus der Notwendigkeit rechtfertigt, zur Bestimmung der Geeignetheit bzw. Ungeeignetheit des Versteigerungsverfahrens in eine komplexe Abw&#228;gung der Regulierungsziele einzutreten, was die Gewichtung und den Ausgleich gegenl&#228;ufiger &#246;ffentlicher und privater Belange einschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 5.10 &#8211;, juris (Rn. 12); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 27).</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Dieser Beurteilungsspielraum ist dadurch eingeschr&#228;nkt, dass &#167; 61 Abs. 2 Satz 1 TKG ein Regel-Ausnahme-Verh&#228;ltnis zugunsten des Versteigerungsverfahrens vorgibt, also grunds&#228;tzlich von der Geeignetheit dieses Verfahrens zur Erreichung der Regulierungsziele ausgeht. Der Gesetzgeber unterstellt generalisierend, dass das erfolgreiche Gebot die Bereitschaft und die F&#228;higkeit belegt, die zuzuteilenden Frequenzen im marktwirtschaftlichen Wettbewerb optimal einzusetzen. Eine gegenl&#228;ufige Einschr&#228;nkung ergibt sich aus &#167; 61 Abs. 2 Satz 2 TKG. Dort hei&#223;t es mit Blick auf die ausnahmsweise fehlende Eignung des Versteigerungsverfahrens zur Sicherstellung der Regulierungsziele, dass dies &#8211; insbesondere &#8211; der Fall sein kann, wenn f&#252;r die Frequenznutzung, f&#252;r die die Funkfrequenzen unter Beachtung des Frequenzplanes verwendet werden d&#252;rfen, bereits Frequenzen ohne Versteigerungsverfahren zugeteilt wurden, oder wenn ein Antragsteller f&#252;r die zuzuteilenden Frequenzen eine gesetzlich begr&#252;ndete Pr&#228;ferenz geltend machen kann.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Dazu BVerwG, Urteil vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 5.10 &#8211;, juris (Rn. 12 f.); zum Ganzen auch BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 2012 &#8211; 6 C 36.11 &#8211;, juris (Rn. 37).</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Diese gesetzliche Regelung ist als ein qualifizierter Pr&#252;fauftrag in dem Sinne zu verstehen, dass die Bundesnetzagentur die Verfahrensart in den angesprochenen Fallkonstellationen mit Blick auf die Sicherstellung der Regulierungsziele einer detaillierten Eignungspr&#252;fung zu unterziehen hat. Dabei f&#252;hrt das Vorliegen eines der Regelbeispiele zwar nicht zu einer Umkehrung, wohl aber zu einer Aufhebung des in &#167; 61 Abs. 2 Satz 1 TKG angelegten Regel-Ausnahme-Verh&#228;ltnisses, so dass die Geeignetheit des Versteigerungsverfahrens in dieser Situation ohne gesetzliche Vorsteuerung anhand der Regulierungsziele zu beurteilen ist.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteile vom 22. Juni 2011 &#8211; 6 C 5.10 &#8211;, juris (Rn. 14); und vom 23. M&#228;rz 2011 &#8211; 6 C 6.10 &#8211;, juris (Rn. 27 f.).</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich, dass ein Fallbeispiel des &#167; 61 Abs. 2 Satz 2 TKG vorliegt,</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">BNetzA, Entscheidung der Pr&#228;sidentenkammer vom 14. Mai 2018 &#252;ber Anordnung und Wahl des Verfahrens zur Vergabe von Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz f&#252;r den drahtlosen Netzzugang, Rn. 299,</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">oder sich aus sonstigen Gr&#252;nden die fehlende Eignung des Versteigerungsverfahrens zur Sicherstellung der Regulierungsziele ergibt.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Eine von der Rechtm&#228;&#223;igkeit der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung der Bundesnetzagentur losgel&#246;ste Abw&#228;gung zwischen dem Interesse der Antragstellerin an der aufschiebenden Wirkung der von ihr erhobenen Klage einerseits und dem &#246;ffentlichen Interesse an der sofortigen Vollziehbarkeit der angegriffenen Entscheidung andererseits geht ebenfalls zu Ungunsten der Antragstellerin aus. Bei dieser Interessenabw&#228;gung ist der Rechtsschutzanspruch umso st&#228;rker und darf umso weniger zur&#252;ckstehen, je schwerer die dem Betroffenen auferlegte Belastung wiegt und je mehr die Ma&#223;nahmen der Verwaltung Unab&#228;nderliches bewirken. F&#252;r die vorzunehmende Interessenabw&#228;gung ist allerdings eine gesetzgeberische Wertentscheidung f&#252;r den Ausschluss der aufschiebenden Wirkung, wie sie auch hier in Gestalt des &#167;&#160;137 Abs. 1 TKG vorliegt, von erheblicher Bedeutung. Um eine Entscheidung zu rechtfertigen, die zu einer Abweichung von dem durch den Gesetzgeber angeordneten grunds&#228;tzlichen Vorrang des Vollziehungsinteresses f&#252;hrt, bedarf es besonderer Umst&#228;nde. Dabei ist das Gericht zu einer Einzelfallbetrachtung grunds&#228;tzlich nur im Hinblick auf solche Umst&#228;nde angehalten, die von den Beteiligten vorgetragen werden und die Annahme rechtfertigen k&#246;nnen, dass im konkreten Fall von der gesetzgeberischen Grundsatzentscheidung ausnahmsweise abzuweichen ist. Dementsprechend muss der Antragsteller die Wertung des Gesetzgebers mit Besonderheiten seiner Situation entkr&#228;ften und Wege aufzeigen, die gleichwohl den &#246;ffentlichen Belangen noch Rechnung tragen. Dabei sind die Folgen, die sich f&#252;r den Antragsteller mit dem Sofortvollzug verbinden, nur insoweit beachtlich, als sie nicht schon als regelm&#228;&#223;ige Folge der gesetzlichen Anordnung des Sofortvollzuges in der gesetzgeberischen Grundentscheidung Ber&#252;cksichtigung gefunden haben.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Siehe zum Ganzen VG K&#246;ln, Beschluss vom 26. Mai 2015 &#8211; 9 L 1284/15 &#8211;, juris (Rn. 29 ff.).</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesem Ma&#223;stab ergibt sich, dass die Nachteile, die voraussichtlich f&#252;r die Antragstellerin eintreten werden, wenn der vorliegende Antrag abgelehnt wird, die Klage jedoch sp&#228;ter Erfolg hat, nicht die nachteiligen Folgen f&#252;r das &#246;ffentliche Interesse &#252;berwiegen, die sich ergeben, wenn dem Aussetzungsantrag stattgegeben, die Klage sp&#228;ter hingegen abgewiesen w&#252;rde. Eine m&#246;glicherweise notwendige R&#252;ckabwicklung im Falle eines Obsiegens der Antragstellerin in der Hauptsache nimmt der Gesetzgeber mit der in &#167; 137 Abs. 1 TKG getroffenen Entscheidung in Kauf. Die Gefahr der R&#252;ckabwicklung spricht daher nicht gegen ein &#246;ffentliches Interesse an der Vollziehung der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung. Das &#246;ffentliche Interesse an deren sofortiger Vollziehung erw&#228;chst hier insbesondere aus den in &#167; 2 Abs. 2 TKG festgeschriebenen Regulierungszielen, insbesondere der Sicherstellung einer effizienten und st&#246;rungsfreien Nutzung von Frequenzen im Sinne des &#167; 2 Abs.&#160;2 Nr. 7 TKG. Diesem Regulierungsziel liefe eine Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage der Antragstellerin gegen die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung der Bundesnetzagentur zuwider. Demgegen&#252;ber droht der Antragstellerin durch die sofortige Vollziehung der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung kein unmittelbarer, gegenw&#228;rtiger Rechtsverlust. Etwas anderes ergibt sich auch nicht daraus, dass im Falle einer sofortigen Vollziehung die Durchf&#252;hrung des Versteigerungsverfahrens droht. Insoweit ist nicht ersichtlich, dass der Antragstellerin ein Abwarten bis zur Entscheidung in der Hauptsache unzumutbar w&#228;re. Dringt die Antragstellerin mit ihrem Vorbringen der Rechtswidrigkeit der streitgegenst&#228;ndlichen Entscheidung in der Hauptsache durch und wird ihrer Klage stattgegeben, m&#252;sste die Bundesnetzagentur ein zwischenzeitlich durchgef&#252;hrtes Versteigerungsverfahren gegebenenfalls r&#252;ckabwickeln oder wiederholen.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">2. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 52 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung anderer Anhaltspunkte hat das Gericht den in telekommunikationsrechtlichen Gerichtsverfahren regelm&#228;&#223;ig im Falle gro&#223;er Telekommunikationsunternehmen herangezogenen Streitwert zugrunde gelegt und unter Ber&#252;cksichtigung von Ziffer 1.5 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit halbiert.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar, &#167; 137 Abs. 3 Satz 1 TKG.</p>
161,459
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6 L 2741/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:12
2019-01-17T12:06:27
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2018:1221.6L2741.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antrag wird abgelehnt.</strong></p> <p><strong>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Der Streitwert wird auf 2.500,00 Euro festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin begehrt die vorl&#228;ufige Feststellung ihrer Zuverl&#228;ssigkeit i.S.d. &#167;&#160;7 Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie ist als Flugbegleiterin bei der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B.&#160; an den Flugh&#228;fen G.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; angestellt. Mit Bescheid vom 13.&#160;Dezember&#160;2013 stellte die Bezirksregierung E1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Bezirksregierung) ihre luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit fest.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch rechtskr&#228;ftigen Strafbefehl des Amtsgerichts X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 11.&#160;August&#160;2015 wurde gegen die Antragstellerin wegen fahrl&#228;ssiger Gef&#228;hrdung des Stra&#223;enverkehrs (&#167;&#160;315c Abs. 1 Nr. 1a, Abs. 3 Nr.&#160;2 StGB) in Tatmehrheit mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort (&#167; 142 Abs. 1 Nr. 1 StGB) tateinheitlich mit vors&#228;tzlicher Trunkenheit im Verkehr (&#167; 316 Abs. 1 StGB) eine Gesamtgeldstrafe von 70 Tagess&#228;tzen, gebildet aus zwei Einzelgeldstrafen von je 50 Tagess&#228;tzen, festgesetzt. Das Amtsgericht st&#252;tzte den Strafbefehl auf die folgenden Sachverhaltsfeststellungen: Die Antragstellerin habe am 5.&#160;Juni 2015 gegen 18.40 Uhr mit einem PKW die Q.---stra&#223;e in X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; befahren, wobei ihre Blutalkoholkonzentration mindestens 2,67 Promille betragen habe. Infolge Alkoholgenusses sei sie nicht in der Lage gewesen, den PKW sicher zu f&#252;hren. Sie sei gegen einen PKW gesto&#223;en, so dass ein Fremdschaden in H&#246;he von ca. 1.400,00 Euro entstanden sei. Obwohl sie den Unfall bemerkt habe, habe sie die Unfallstelle verlassen, ohne ihren Pflichten zu gen&#252;gen. Nach dem Unfall sei ihr bekannt gewesen, dass sie infolge des Alkoholgenusses fahrunt&#252;chtig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 16.&#160;Juli&#160;2018 beantragte die Antragstellerin &#252;ber ihre Arbeitgeberin bei der Bezirksregierung die Durchf&#252;hrung der turnusm&#228;&#223;igen Wiederholung der Zuverl&#228;ssigkeits&#252;berpr&#252;fung nach dem LuftSiG. Daraufhin informierte die Bezirksregierung die Antragstellerin, dass die Verurteilung vom 11.&#160;August&#160;2015 von sicherheitsrelevanter Bedeutung sei und dazu f&#252;hren k&#246;nne, dass die Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin i.S.v. &#167;&#160;7 LuftSiG nicht bejaht werde. Die Antragstellerin teilte der Beh&#246;rde mit, dass sie im Juni 2015 massive famili&#228;re und gesundheitliche Probleme gehabt habe. Sie habe Alkohol getrunken und sei dann leider Auto gefahren. Das bereue sie sehr. Dabei habe sie &#8211; von ihr unbemerkt &#8211; ein parkendes Auto seitlich touchiert, wodurch der Vorwurf der Fahrerflucht entstanden sei. Sie k&#246;nne mit Sicherheit sagen, dass ihr so etwas nie wieder passieren werde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 15. August 2018 versagte die Bezirksregierung der Antragstellerin die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie im Wesentlichen aus, aufgrund der Verurteilung der Antragstellerin zu einer Geldstrafe von 70 Tagess&#228;tzen sei davon auszugehen, dass es ihr an der erforderlichen Zuverl&#228;ssigkeit zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs fehle. Denn in der Regel fehle nach &#167;&#160;7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 LuftSiG die erforderliche Zuverl&#228;ssigkeit, wenn der Antragsteller wegen einer vors&#228;tzlichen Straftat zu einer Geldstrafe von 60 Tagess&#228;tzen oder mindestens zweimal zu einer geringeren Geldstrafe verurteilt worden sei, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung f&#252;nf Jahre noch nicht verstrichen seien. Eine Gesamtw&#252;rdigung des Einzelfalls der Antragstellerin habe keine entlastenden Momente ergeben, die geeignet seien, die Bedenken hinsichtlich der erforderlichen Zuverl&#228;ssigkeit auszur&#228;umen. Die Verurteilung sei von sicherheitsrelevanter Bedeutung, da die Antragstellerin durch die abgeurteilte Straftat gezeigt habe, dass sie nicht gewillt sei, die Rechtsvorschriften zu achten. Dadurch, dass sie ein Kraftfahrzeug gef&#252;hrt habe, obwohl sie habe erkennen m&#252;ssen, dass sie hierzu aufgrund ihrer erheblichen Alkoholisierung nicht mehr in der Lage gewesen sei, habe sie verantwortungslos gehandelt und sich und Dritte in gro&#223;e Gefahr gebracht. Deshalb best&#252;nden erhebliche Zweifel, dass sie in der Lage und gewillt sei, das besonders hohe Ma&#223; an Verantwortung aufzubringen, das die T&#228;tigkeit in sicherheitsrelevanten Bereichen erfordere. Da der Luftverkehr mit besonderen Risiken verbunden sei, deren Bew&#228;ltigung in besonderem Ma&#223;e verantwortungsvolles Verhalten, Selbstbeherrschung und Bereitschaft zur Einhaltung von Rechtsvorschriften des dort besch&#228;ftigten Personals voraussetze, stelle bereits der Zweifel an der Redlichkeit und charakterlichen Eignung einer Person ein Sicherheitsrisiko dar.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin wurde infolge der Verneinung ihrer luftsicherheitsrechtlichen Zuverl&#228;ssigkeit ohne Bezug von Arbeitsentgelt von der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B.&#160; suspendiert. Sie verlor ihr Jobticket und ihre Parkmarke f&#252;r den G1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Flughafen und wurde von erm&#228;&#223;igten Mitarbeiterfl&#252;gen ausgeschlossen. Die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B.&#160; stellt ihr die K&#252;ndigung ihres Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses in Aussicht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat gegen den ablehnenden Bescheid am 13.&#160;September&#160;2018 Klage erhoben (6&#160;K&#160;7503/18), &#252;ber die noch nicht entschieden ist. Zugleich hat sie einen Antrag auf Gew&#228;hrung von Eilrechtsschutz gestellt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt sie vor, dass die Regelvermutung des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr.&#160;1&#160;Alt.&#160;1&#160;LuftSiG nicht einschl&#228;gig sei. Die Regelvermutung verlange, dass der zu &#220;berpr&#252;fende wegen einer Vorsatztat zu einer Geldstrafe von mindestens 60 Tagess&#228;tzen verurteilt worden sei. Eine aus mehreren Einzelstrafen gebildete Gesamtstrafe sei deshalb nur zu ber&#252;cksichtigen, sofern es sich bei allen Straftaten um Vorsatztaten handele. Auch die zweite Alternative des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 LuftSiG sei nicht erf&#252;llt. Denn sie setze eine zweimalige rechtskr&#228;ftige Verurteilung &#8211; also zwei unterschiedliche Urteile &#8211; voraus. Hier existiere jedoch nur ein einziger &#8211; einem Urteil gleichstehender &#8211; Strafbefehl. Zwar bejahe die Rechtsprechung in Bezug auf &#167; 5 Waffengesetz (WaffG) in der vorliegenden Konstellation die Verwirklichung eines Regelbeispiels. Diese Rechtsprechung sei aber nicht auf &#167; 7 LuftSiG &#252;bertragbar. Zum einen seien die H&#252;rden der luftsicherheitsrechtlichen Unzuverl&#228;ssigkeitsvermutung h&#246;her als die der waffenrechtlichen, denn die Negierung oder der Verlust des Rechts zum F&#252;hren von Waffen sei erheblich weniger grundrechtsrelevant als das existenzgef&#228;hrdende faktische Verbot der (weiteren) Berufsaus&#252;bung, das gegebenenfalls aus der Verneinung der luftsicherheitsrechtlichen Zuverl&#228;ssigkeit folge. Zum anderen enthalte der Regelkatalog des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 LuftSiG im Gegensatz zu &#167; 5 Abs. 2 WaffG gerade keine fahrl&#228;ssig verwirklichten Straftaten, so dass diese bei dem Erreichen der Tagessatzh&#246;he nicht ber&#252;cksichtigungsf&#228;hig seien. Der Gesetzgeber habe sich hier &#8211; im Gegensatz zu &#167;&#160;5&#160;WaffG &#8211; dazu entschieden, strafrechtliche Unwerturteile, die sich auf Fahrl&#228;ssigkeitstaten bez&#246;gen, nicht im Rahmen der Regelvermutung zu ber&#252;cksichtigen. Auch eine Gesamtw&#252;rdigung unabh&#228;ngig von der Verwirklichung eines der gesetzlichen Regelbeispiele f&#252;hre nicht zu der Annahme einer fehlenden Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>dem Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung aufzugeben, vorl&#228;ufig bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache (6&#160;K&#160;7503/18) ihre luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit festzustellen.</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>den Antrag abzulehnen.</strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, dass es f&#252;r die Verwirklichung des Regelbeispiels des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr.&#160;1 Alt. 1 LuftSiG ausreiche, dass der Betroffene zu einer Gesamtgeldstrafe von mindestens 60 Tagess&#228;tzen verurteilt worden sei und jedenfalls eine der gesamtstrafenf&#228;higen Straftaten eine Vorsatztat darstelle. Anderenfalls werde die Regelung im Falle einer gesamtstrafenf&#228;higen Fahrl&#228;ssigkeitstat ad absurdum gef&#252;hrt. Denn dann komme eine Unzuverl&#228;ssigkeit auf Grund der Regelvermutung nicht mehr in Betracht, sobald mehrere kleinere Vorsatztaten mit einer einzigen Fahrl&#228;ssigkeitstat zu einer Gesamtstrafe von &#252;ber 60 Tagess&#228;tzen abgeurteilt w&#252;rden. Der Gesetzgeber habe die Verwirklichung des Regelbeispiels aber nicht von der dogmatischen Einordnung abh&#228;ngig machen wollen, ob eine Straftat gesamtstrafenf&#228;hig sei oder nicht. Vielmehr sei es ihm nur darauf angekommen, ob es aufgrund von jedenfalls einer Vorsatztat zu einer Verurteilung zu einer Geldstrafe von mindestens 60 Tagess&#228;tzen gekommen sei. Anderenfalls bleibe das erhebliche Unwerturteil, dass eine Verurteilung zu einer Gesamtgeldstrafe von mindestens 60&#160;Tagess&#228;tzen aufgrund einer Fahrl&#228;ssigkeits- und einer Vorsatztat zur Folge habe, au&#223;er Betracht. Aufgrund der identischen Einzelgeldstrafen trete hier die Vorsatztat auch nicht hinter der Fahrl&#228;ssigkeitstat zur&#252;ck. Vielmehr &#252;berw&#246;gen die vors&#228;tzlichen Elemente, da die Antragstellerin aufgrund von nur einer Fahrl&#228;ssigkeits- aber wegen zwei Vorsatztaten zu der Gesamtstrafe verurteilt worden sei. Auf die zutreffende Feststellung der Antragstellerin, dass das Regelbeispiel des &#167; 7 Abs.&#160;1a Satz 2 Nr. 1 Alt. 2 LuftSiG nicht verwirklicht sei, komme es daher nicht an.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie des beigezogenen Verwaltungsvorgangs der Bezirksregierung erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssige Antrag hat keinen Erfolg. Er ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 Satz 2 VwGO ist eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis zul&#228;ssig, wenn diese Regelung, vor allem bei dauernden Rechtsverh&#228;ltnissen, um wesentliche Nachteile abzuwenden oder drohende Gewalt zu verhindern oder aus anderen Gr&#252;nden n&#246;tig erscheint. Die Notwendigkeit der einstweiligen Anordnung (Anordnungsgrund) und der geltend gemachte materielle Anspruch (Anordnungsanspruch) sind vom Antragsteller glaubhaft zu machen (vgl. &#167; 123 Abs. 3 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO). Die einstweilige Anordnung dient damit lediglich der Sicherung von Rechten des Antragstellers, nicht aber ihrer Befriedigung. Sie darf grunds&#228;tzlich nicht die Entscheidung in der Hauptsache vorweg nehmen. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz ist nur dann geboten, wenn ein wirksamer Rechtsschutz im Hauptsacheverfahren nicht zu erreichen ist und dies f&#252;r den Antragsteller zu unzumutbaren Folgen f&#252;hren w&#252;rde. Letzteres setzt allerdings voraus, dass ein Erfolg in der Hauptsache ganz &#252;berwiegend wahrscheinlich ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend nicht gegeben. Die Antragstellerin hat einen Anordnungsanspruch nicht mit dem f&#252;r eine &#8211; auch teilweise &#8211; Vorwegnahme der Hauptsache zu fordernden hohen Grad an Gewissheit glaubhaft gemacht. Die Versagung der luftsicherheitsrechtlichen Zuverl&#228;ssigkeitsfeststellung durch die Bezirksregierung ist nach der im Eilverfahren allein m&#246;glichen &#252;berschl&#228;gigen Pr&#252;fung nicht zu beanstanden. Der geltend gemachte Anspruch auf Feststellung ihrer luftsicherheitsrechtlichen Zuverl&#228;ssigkeit steht der Antragstellerin voraussichtlich nicht zu. Sie wird sich wahrscheinlich als nicht zuverl&#228;ssig im luftsicherheitsrechtlichen Sinne erweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit im Sinne von &#167; 7 LuftSiG stellt einen &#8211; durch die Gerichte voll &#252;berpr&#252;fbaren &#8211; unbestimmten Rechtsbegriff dar,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 4. Juli 2018 &#8211; 20 A 145/15 &#8211;, n.v., B.A. S. 7 und vom 15. Juni 2009 &#8211; 20 B 148/09 &#8211;, juris Rn. 7 m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">der durch die Rechtsprechung bereits vor Erg&#228;nzung der Vorschrift um den Absatz 1a weitreichend konkretisiert worden war.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Danach ist zuverl&#228;ssig im Sinne von &#167;&#160;7 LuftSiG,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">vgl. zur formellen und materiellen Verfassungsm&#228;&#223;igkeit: BVerfG, Beschluss vom 4. Mai 2010&#8211; 2&#160;BvL&#160;8/07, 2 BvL 9/07 &#8211;, NVwZ&#160;2010, 1146 ff.,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">wer die Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, die ihm obliegenden Pflichten zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs, insbesondere vor Flugzeugentf&#252;hrungen, Sabotageakten und terroristischen Anschl&#228;gen (vgl. &#167;&#160;1 LuftSiG) in vollem Umfang zu erf&#252;llen. Bezugspunkt der &#220;berpr&#252;fung der Zuverl&#228;ssigkeit muss dabei sein, ob Grund zu der Annahme besteht, bei dem &#220;berpr&#252;ften sei aktuell oder k&#252;nftig ein Versto&#223; gerade gegen die Anforderungen zur Wahrung der Sicherheit des Luftverkehrs zu bef&#252;rchten. Der &#220;berpr&#252;fte muss nach dem Gesamtbild seiner Pers&#246;nlichkeit das erforderliche Ma&#223; an Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeherrschung aufbringen, um selbst bei Inaussichtstellen von Vorteilen oder der Androhung von Nachteilen die Belange der Sicherheit des Luftverkehrs zu wahren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. Februar 2005 &#8211; 20 B 111/05 &#8211;, juris und vom 4.&#160;Mai 2005&#8211; 20 B 2825/04 &#8211;, zur Vorg&#228;ngerregelung des &#167;&#160;29 d Luftverkehrsgesetz: BVerwG, Urteil vom 15. Juli 2004 &#8211;&#160;3&#160;C&#160;33.03&#160;&#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1a Satz 1 LuftSiG ist die Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen aufgrund einer Gesamtw&#252;rdigung des Einzelfalles zu bewerten. Der Zuverl&#228;ssigkeitsbegriff wird durch &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 LuftSiG anhand von Regelbeispielen konkretisiert, deren Vorliegen die Zuverl&#228;ssigkeit in der Regel ausschlie&#223;en. Bei den Regeltatbest&#228;nden handelt es sich stets um typisierte Fallgruppen, die ausweislich der Gesetzesbegr&#252;ndung keinesfalls abschlie&#223;enden oder ausschlie&#223;enden Charakter besitzen. Der Katalog orientiert sich dabei inhaltlich an &#167; 18 Abs. 2 der Verordnung &#252;ber Luftfahrtpersonal (LuftPersV) sowie an &#167;&#160;5&#160;WaffG und tr&#228;gt der besonderen Gef&#228;hrdung des Luftverkehrs durch m&#246;gliche Innent&#228;ter Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. BT-Drs. 18/9752, S. 53.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 LuftSiG fehlt die erforderliche Zuverl&#228;ssigkeit in der Regel, wenn der Betroffene wegen einer vors&#228;tzlichen Straftat zu einer Freiheitsstrafe, Jugendstrafe oder Geldstrafe von mindestens 60 Tagess&#228;tzen oder mindestens zweimal zu einer geringeren Geldstrafe verurteilt worden ist, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung f&#252;nf Jahre noch nicht verstrichen sind (Nr. 1), wenn der Betroffene wegen eines Verbrechens oder wegen sonstiger vors&#228;tzlicher Straftaten zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung zehn Jahre noch nicht verstrichen sind (Nr. 2), oder wenn tats&#228;chliche Anhaltspunkte daf&#252;r bestehen, dass der Betroffene Bestrebungen nach &#167; 3 Abs. 1 des Bundesverfassungsschutzgesetzes verfolgt oder unterst&#252;tzt oder in den letzten zehn Jahren verfolgt oder unterst&#252;tzt hat (Nr. 3). &#167; 7 Abs. 1a Satz 3 LuftSiG bestimmt, dass bei sonstigen Verurteilungen oder beim Vorliegen sonstiger Erkenntnisse im Wege der Gesamtw&#252;rdigung nach Satz 1 zu pr&#252;fen ist, ob sich daraus im Hinblick auf die Sicherheit des Luftverkehrs Zweifel an der Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen ergeben. &#167;&#160;7 Abs. 1a Satz 4 LuftSiG enth&#228;lt eine Aufz&#228;hlung der in Betracht kommenden sonstigen Erkenntnisse im Sinne von Satz 3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren gilt, dass wegen des hohen Gef&#228;hrdungspotentials des Luftverkehrs bei der &#220;berpr&#252;fung der pers&#246;nlichen Zuverl&#228;ssigkeit von zu &#252;berpr&#252;fenden Personen an den Grad der Wahrscheinlichkeit eines von ihnen zu verantwortenden Schadenseintritts nur geringe Anforderungen gestellt werden d&#252;rfen. Die Zuverl&#228;ssigkeit ist zu verneinen, wenn daran Zweifel verbleiben (vgl. &#167;&#160;7 Abs. 6 LuftSiG), wobei die Rechtsprechung mit Blick auf die Wertigkeit der in Rede stehenden Rechtsg&#252;ter schon geringe Zweifel ausreichen l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">So unter anderem OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 15. Juni 2009 &#8211; 20 B 148/09 &#8211; und vom 23.&#160;Februar&#160;2007 &#8211; 20 B 44/07 &#8211;, unter Hinweis auf BVerwG, Urteile vom 15. Juli 2004 &#8211; 3 C 33.03 &#8211; und vom 11.&#160;November&#160;2004 &#8211; 3&#160;C&#160;8.04&#160;&#8211;.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auf Grund des gerade im Bereich des Luftverkehrs hohen Gefahrenpotentials und der Hochrangigkeit der zu sch&#252;tzenden Rechtsg&#252;ter bestehen im Hinblick auf Art. 12 GG keine Bedenken, insoweit strenge Anforderungen an die Zuverl&#228;ssigkeit zu stellen, die auch in anderen Rechtsgebieten f&#252;r die Aufnahme einer beruflichen T&#228;tigkeit als subjektive Zulassungsvoraussetzung gefordert wird und deren Normierung vor dem Hintergrund des dem Gesetzgeber bei der Einsch&#228;tzung von der Allgemeinheit drohenden Gefahren und der Beurteilung der ihrer Verh&#252;tung und Bew&#228;ltigung dienenden Ma&#223;nahmen zustehenden weiten Einsch&#228;tzungs&#8209; und Prognosespielraums,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG&#160;NRW, Beschluss vom 27. M&#228;rz&#160;2006 &#8211; 20&#160;B&#160;1985/05 &#8211; und Urteil vom 28.&#160;April&#160;2005&#8211;&#160;20&#160;A&#160;4721/03 &#8211;, juris,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">als verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Berufsaus&#252;bungsregelung anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerwG, Urteil vom 15.&#160;Juli&#160;2004 &#8211;&#160;3&#160;C&#160;33.03 &#8211;, juris; OVG&#160;NRW, Urteil vom 28.&#160;April 2005 &#8211; 20&#160;A&#160;4721/03 &#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dabei entspricht es den allgemeinen Grunds&#228;tzen des Gefahrenabwehrrechts, umso strengere Anforderungen an die Zuverl&#228;ssigkeit von Bewerbern f&#252;r eine entsprechende berufliche T&#228;tigkeit zu stellen, je schutzw&#252;rdiger die Rechtsg&#252;ter sind, die gef&#228;hrdet werden k&#246;nnen, und je h&#246;her der m&#246;gliche Schaden ist. Wenn wie bei Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs hochrangige Rechtsg&#252;ter wie das Leben und die Gesundheit zahlreicher Menschen gef&#228;hrdet werden k&#246;nnen, kann der Normgeber auch bereits die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Schadens ausreichen lassen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 15. Juli 2004 &#8211;&#160;3&#160;C&#160;33.03 &#8211;, juris Rn. 21.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Ma&#223;st&#228;be hat die Bezirksregierung die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin nach Aktenlage voraussichtlich zu Recht verneint. Es deutet nach summarischer Pr&#252;fung Vieles darauf hin, dass die Antragstellerin nicht &#252;ber die erforderliche luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit verf&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Insoweit kann dahinstehen, ob die Verurteilung vom 11.&#160;August&#160;2015 zu einer Gesamtgeldstrafe von 70 Tagess&#228;tzen das Regelbeispiel des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr.&#160;1&#160;Alt.&#160;1 LuftSiG erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dem steht zwar aller Voraussicht nach nicht entgegen, dass die f&#252;r die Verwirklichung des Regelbeispiels erforderliche Schwelle von 60 Tagess&#228;tzen hier erst im Wege einer Gesamtstrafenbildung gem&#228;&#223; &#167; 54 StGB &#252;berschritten wurde. Denn es sprechen gute Gr&#252;nde daf&#252;r, dass der Regeltatbestand des &#167;&#160;7 Abs.&#160;1a Satz 2 Nr.&#160;1&#160;Alt. 1 LuftSiG auch dann erf&#252;llt ist, wenn der Betroffene wegen einschl&#228;giger Straftaten (lediglich) zu einer Gesamtgeldstrafe verurteilt wurde, die die gesetzliche Schwelle von 60 Tagess&#228;tzen &#252;berschreitet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Dies nimmt die obergerichtliche Rechtsprechung in Bezug auf &#167; 5 Abs. 2 Nr. 1 WaffG, der die (waffenrechtliche) Zuverl&#228;ssigkeit ebenfalls in der Regel verneint, wenn der Betroffene zu einer Geldstrafe von mindestens 60 Tagess&#228;tzen verurteilt worden ist, weitgehend an.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. Oktober 2015 &#8211; 20 A 2653/15 &#8211;, n.v., B.A. S. 3 und vom 8.&#160;Januar&#160;2018 &#8211; 20 B 502/17 &#8211;, n.v., B.A. S. 5 f.; BayVGH, Beschluss vom 7. Oktober 2005 &#8211; 19 ZB 05/2148 &#8211;, juris; VGH Hessen, Beschluss vom 14. Oktober 2004 &#8211; 11 TG 2490/04 &#8211;, juris; OVG L&#252;neburg, Beschluss vom 4. September 2006&#160;&#8211; 8 LA 114/06&#160;&#8211;, juris Rn. 7.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Denn ausweislich der Gesetzesmaterialien zu &#167; 5 WaffG,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">BT-Drs. 14/7758, S. 54, 105, 128,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">hat der Gesetzgeber die Verwirklichung des Regelbeispiels allein an den Strafausspruch bei der (Erst-)Verurteilung wegen einer einschl&#228;gigen Tat gekn&#252;pft und dabei lediglich &#8222;geringf&#252;gige Strafausspr&#252;che&#8220; nicht in den Katalog der Regelbeispiele aufnehmen wollen. Denn w&#228;hrend derartige geringf&#252;gige Strafausspr&#252;che der Ahndung von Bagatelldelikten dienen, enthalten Verurteilungen zu mindestens 60&#160;Tagess&#228;tzen nach der Praxis der Gerichte ein erhebliches Unwerturteil. Auf die strafrechtliche Einordnung, ob einzelne Straftatbest&#228;nde in Tateinheit oder Tatmehrheit zu einander stehen, kommt es vor diesem Hintergrund demgegen&#252;ber nicht an. Denn durch die Gesamtstrafenbildung erfolgt in einer Gesamtschau eine zusammenfassende W&#252;rdigung der Person des T&#228;ters und der einzelnen Straftaten untereinander &#8211; also des (Gesamt-)Unwertes der Tat. Daher kann allein auf die Gesamtstrafe abgestellt werden, ohne die jeweiligen Einzelstrafen zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. BayVGH, Beschluss vom 7. Oktober 2005 &#8211; 19 ZB 05/2148 &#8211;, juris Rn. 7 f.; VGH Hessen, Beschluss vom 14. Oktober 2004 &#8211; 11 TG 2490/04 &#8211;, juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Diese Rechtsprechung d&#252;rfte auf &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 Alt. 1 LuftSiG &#252;bertragbar sein, da der Gesetzgeber sich bei der Schaffung der Regeltatbest&#228;nde ausweislich der Gesetzesbegr&#252;ndung insbesondere an &#167; 5 WaffG orientiert,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. 18/9752, S. 53,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">und &#167; 5 Abs. 2 Nr. 1 lit. a WaffG nahezu w&#246;rtlich &#252;bernommen hat.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist zweifelhaft, ob die jeweiligen Einzelstrafen auch dann noch au&#223;er Betracht bleiben k&#246;nnen, wenn sie sich nicht ausschlie&#223;lich auf vors&#228;tzliche &#8211; und damit i.S.d. &#167;&#160;7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 LuftSiG einschl&#228;gige &#8211; Straftaten beziehen, sondern unter anderem auch &#8211; wie hier &#8211; auf fahrl&#228;ssig verwirklichte Straftaten,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">ausdr&#252;cklich offengelassen zu &#167; 5 WaffG: BayVGH, Beschluss vom 7. Oktober 2005 &#8211; 19 ZB 05/2148 &#8211;, juris Rn. 9; bejahend: VG Saarlouis, Urteil vom 15. Dezember 2009 &#8211; 1 K 50/09 &#8211;, juris Rn. 58.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r spricht zwar, dass bei einer Verurteilung zu einer Geldstrafe von mindestens 60&#160;Tagess&#228;tzen auch im Falle einer aus Einzelstrafen f&#252;r Vorsatz- und Fahrl&#228;ssigkeitstaten gebildeten Gesamtgeldstrafe nicht lediglich von einem nur geringf&#252;gigen Strafausspruch, sondern von einer Verurteilung mit einem erheblichen Unwerturteil auszugehen ist. Dieses erhebliche Unwerturteil beruht jedoch nicht nur auf vors&#228;tzlichen Straftaten, sondern auch auf mindestens einer fahrl&#228;ssigen Straftat. Der Gesetzgeber geht jedoch augenscheinlich nur in Bezug auf vors&#228;tzliche und nicht auch im Hinblick auf fahrl&#228;ssige Straftaten davon aus, dass die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit bei einer Verurteilung zu mindestens 60 Tagess&#228;tzen im Regelfall zu verneinen ist. Denn anderenfalls h&#228;tte er den Anwendungsbereich des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 LuftSiG nicht ausdr&#252;cklich auf vors&#228;tzliche Straftaten eingeschr&#228;nkt und sich so von der Vorbildnorm des &#167; 5 WaffG entfernt. Ferner beziehen sich auch die in &#167; 7 Abs. 1a Satz&#160;2 Nr. 2 und 3 LuftSiG genannten Regeltatbest&#228;nde ausschlie&#223;lich auf vors&#228;tzlich verwirklichte (Straf-)Taten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Bei einer Gesamtstrafe, die aus vors&#228;tzlichen und fahrl&#228;ssigen Straftaten gebildet worden ist, sind jedoch Fallgestaltungen denkbar, bei denen aus dem Strafurteil nicht hervorgeht, wie die einzelnen vors&#228;tzlichen und fahrl&#228;ssigen Straftaten bei der Gesamtstrafenbildung gewichtet worden sind. Denn abgesehen von der gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs.&#160;1 Satz 2 StGB als Einsatzstrafe voll in Ansatz zu bringenden h&#246;chsten Einzelstrafe ist der Strafrichter bei der Bildung der Gesamtstrafe durch Erh&#246;hung der Einsatzstrafe weitgehend frei. Er muss lediglich die Person des T&#228;ters und die einzelnen Straftaten zusammenfassend w&#252;rdigen (&#167; 54 Abs. 1 Satz 3 StGB), wobei die gebildete Gesamtstrafe die Summe der Einzelstrafen nicht erreichen darf (&#167; 54 Abs. 2 Satz 1 StGB). Deshalb ist bei einer sowohl aufgrund vors&#228;tzlicher als auch aufgrund fahrl&#228;ssiger Straftaten gebildeten Gesamtstrafe f&#252;r die Beh&#246;rde und das Gericht nicht nachvollziehbar, ob allein die vors&#228;tzlich verwirklichten Straftatbest&#228;nde im Rahmen der Gesamtstrafenbildung zusammen die gesetzliche Schwelle von 60 Tagess&#228;tzen erreichen. Beispielsweise ist bei einer Gesamtstrafe von 70&#160;Tagess&#228;tzen, die aus zwei Einzelstrafen zu je 30 Tagess&#228;tzen (wegen Diebstahls sowie wegen fahrl&#228;ssiger K&#246;rperverletzung) und einer Einzelstrafe von 40 Tagess&#228;tzen (wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort) gebildet wurde, nicht ersichtlich, mit welcher Tagessatzh&#246;he der Diebstahl in die Gesamtstrafe eingeflossen ist und ob die 60-Tagess&#228;tze-Schwelle bereits allein durch die beiden Vorsatztaten erreicht ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Erst recht bei der Antragstellerin ist zweifelhaft, ob sie das Regelbeispiel verwirklicht. Denn da die Gesamtstrafe aufgrund zweier in Tateinheit stehender Vorsatztaten und einer dazu in Tatmehrheit stehenden Fahrl&#228;ssigkeitstat gebildet wurde, erreichen die vors&#228;tzlich verwirklichten Straftatbest&#228;nde allein unzweifelhaft nicht die 60-Tagess&#228;tze-Schwelle, sondern erst unter Hinzunahme der fahrl&#228;ssigen Gef&#228;hrdung des Stra&#223;enverkehrs. Das erhebliche Unwerturteil der Verurteilung, das nach dem Willen des Gesetzgebers erst mit &#220;berschreiten der 60-Tagess&#228;tze-Schwelle erreicht ist, beruht bei der Antragstellerin nicht nur auf vors&#228;tzlichen Straftaten, sondern auch auf einer fahrl&#228;ssigen Straftat.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Ob die angesprochenen Erw&#228;gungen dazu f&#252;hren, dass die Verwirklichung eines Regelbeispiels zu verneinen ist, bedarf jedoch keiner abschlie&#223;enden Entscheidung. Denn unabh&#228;ngig davon begr&#252;nden die in dem Strafbefehl vom 11.&#160;August 2015 festgestellten tats&#228;chlichen Gegebenheiten voraussichtlich jedenfalls im Rahmen einer Gesamtw&#252;rdigung nach &#167; 7 Abs.&#160;1a Satz 3 LuftSiG Zweifel an der Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Liegt &#8211; wie hier &#8211; eine Verurteilung wegen einer vors&#228;tzlichen Straftat unterhalb der gesetzlichen Schwelle der Verwirklichung eines Regelbeispiels von 60 Tagess&#228;tzen in &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 Alt. 1 LuftSiG bzw. eine Verurteilung wegen einer fahrl&#228;ssig verwirklichten Straftat vor, k&#246;nnen sich gleichwohl aus den Gesamtumst&#228;nden der Tat hinreichende Zweifel an der Zuverl&#228;ssigkeit des zu &#220;berpr&#252;fenden ergeben. Wie geschildert, haben die Regelbeispiele des &#167; 7 Abs. 1a Satz 2 LuftSiG keinen abschlie&#223;enden Charakter. Vielmehr ist gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1a Satz 3 LuftSiG bei sonstigen &#8211; d.h. gerade nicht in den Regeltatbest&#228;nden genannten &#8211; Verurteilungen oder bei Vorliegen sonstiger Erkenntnisse im Wege einer Gesamtw&#252;rdigung des Einzelfalls zu pr&#252;fen, ob sich daraus im Hinblick auf die Sicherheit des Luftverkehrs Zweifel an der Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen ergeben. Liegt das Strafma&#223; unterhalb der Schwelle der Verwirklichung eines Regelbeispiels, bedeutet das also nicht, dass von der Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen auszugehen ist. Die Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen ist in diesen F&#228;llen nicht in Richtung auf eine negative Entscheidung gesetzlich vorgezeichnet. Vielmehr verbleibt es bei einer Gesamtw&#252;rdigung im Einzelfall. Dabei darf die in den Regelbeispielen zum Ausdruck gekommene gesetzgeberische Wertung nicht &#252;berspielt werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kammerbeschluss vom 7. Juni 2017 &#8211; 6 L 2506/17 &#8211;, juris Rn. 46 ff.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wie auch &#167; 7 Abs. 1a Satz 3 LuftSiG zum Ausdruck bringt, bietet jede strafgerichtliche Verurteilung Anlass, die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit des Verurteilten in Frage zu stellen. Denn die Begehung von Straftaten ist grunds&#228;tzlich geeignet, Zweifel zu begr&#252;nden, ob sich der Betroffene auch in Zukunft jederzeit rechtreu verhalten und hinreichende Gew&#228;hr daf&#252;r bieten wird, die Belange der Luftsicherheit zu bewahren. Straftatbest&#228;nde kennzeichnen Kernanforderungen der Rechtsordnung an die &#246;ffentliche Sicherheit. Die Straftat muss dabei keinen spezifischen luftsicherheitsrechtlichen Bezug aufweisen. Denn eine Gef&#228;hrdung kann auch dadurch eintreten, dass eine Person, die Zugang zu den nicht allgemein zug&#228;nglichen oder sicherheitsempfindlichen Bereichen eines Flughafens hat oder die aufgrund ihrer T&#228;tigkeit Einfluss auf die Sicherheit des Luftverkehrs hat, ihre Kenntnisse von Betriebsabl&#228;ufen und Sicherheitsma&#223;nahmen an au&#223;enstehende Dritte weitergibt oder diesen den Zutritt zum Flughafen erm&#246;glicht, sei es mit oder ohne Kenntnis der wahren Motive der Dritten. Eine Verurteilung gebietet deshalb grunds&#228;tzlich eine weitere Gesamtw&#252;rdigung des Einzelfalls dahin, ob sich aus den festgestellten Vorg&#228;ngen Bedenken ergeben, der Betreffende k&#246;nne aus eigenem Antrieb oder aufgrund fremder Manipulation die Sicherheit des Luftverkehrs beeintr&#228;chtigen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 1.&#160;M&#228;rz&#160;2018 &#8211; 20 B 1340/17 &#8211;, juris Rn. 20 ff. und vom 17.&#160;Dezember 2008 &#8211; 20 B 1431/08 &#8211; sowie Urteil vom 28. April 2005 &#8211; 20 A 4721/03 &#8211;, juris; vgl. auch BayVGH, Beschluss vom 12. Juli 2005 &#8211; 20 CS 05.1674 &#8211;, juris Rn. 9.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bei der weiteren Gesamtw&#252;rdigung der Umst&#228;nde des Einzelfalls sind neben dem in der H&#246;he des Strafauspruchs zum Ausdruck kommenden Gewicht der abgeurteilten Verfehlung deren indizielle Aussagekraft f&#252;r das in Rede stehende besondere Gef&#228;hrdungspotential in den Blick zu nehmen. Der indizielle Aussagewert der Verurteilung ist regelm&#228;&#223;ig anhand der Gesamtumst&#228;nde der Tat zu beurteilen, wie sie sich aus den Feststellungen des Strafurteils ergeben.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. <em>Meyer</em>, in: Grabherr/Reidt/Wysk, Luftverkehrsgesetz, Stand: 20. Erg&#228;nzungslieferung Januar&#160;2018, &#167;&#160;7 LuftSiG, Rn. 37.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Ferner k&#246;nnen sich gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1a Satz 3 LuftSiG im Rahmen der vorzunehmenden Gesamtw&#252;rdigung Zweifel an der Zuverl&#228;ssigkeit des Betroffenen auch bei Vorliegen sonstiger Erkenntnisse ergeben. Als solche kommen gem&#228;&#223; Satz 4 Nr. 1 insbesondere Alkoholabh&#228;ngigkeit oder regelm&#228;&#223;iger Alkoholmissbrauch in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">So bereits vor Einf&#252;gung des Abs. 1a: VG W&#252;rzburg, Beschluss vom 12. August 2015&#160;&#8211; W 6 S 15.646&#160;&#8211;, juris; Kammerurteil vom 9. Juni 2005 &#8211; 6 K 7954/04 &#8211;, juris Rn. 32.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Ma&#223;st&#228;be bietet die strafrechtliche Verurteilung vom 11.&#160;August&#160;2015 jedenfalls in der Zusammenschau mit den konkreten Umst&#228;nden des Vorfalls und der nach Aktenlage indizierten Alkoholproblematik der Antragstellerin bei summarischer Pr&#252;fung hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r Zweifel an ihrer Zuverl&#228;ssigkeit.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Gesamtumst&#228;nde der durch die Antragstellerin am 5. Juni 2015 begangenen Tat weisen auf das Vorliegen charakterlicher und pers&#246;nlicher Schw&#228;chen hin, die sich auf die Luftsicherheit gef&#228;hrdend auswirken k&#246;nnen. Sie hat durch die Straftat gezeigt, dass sie nicht f&#228;hig oder willens ist, die Rechtsordnung stets zu respektieren und dass sie ihre pers&#246;nlichen Interessen &#252;ber die Rechtsg&#252;ter anderer (hier das Eigentum sowie Leib und Leben Dritter) bzw. der Allgemeinheit (hier die Sicherheit des Stra&#223;enverkehrs) stellt, wobei sie nicht vor der Begehung einer Straftat zur&#252;ckschreckt. Eine derartige Einstellung l&#228;sst bef&#252;rchten, dass die Antragstellerin auch ihre Pflichten im Luftverkehr den eigenen Interessen nachordnet und dass sie nicht das erforderliche Ma&#223; an Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeherrschung aufbringt, um die Belange der Sicherheit des Luftverkehrs zu wahren.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Erschwerend kommt hinzu, dass die Antragstellerin sowohl fahrl&#228;ssig als auch vors&#228;tzlich Straftaten begangen hat, die geeignet sind, eine unbestimmte Vielzahl fremder Rechtsg&#252;ter zu verletzen. Ihr Verhalten offenbart daher eine fehlende Einsicht oder Einsichtsf&#228;higkeit in die besonderen Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit und Gemeinwohlbelange, die durch das missachtete Verbot gesch&#252;tzt werden sollen. Die Antragstellerin hat gezeigt, dass sie im Bereich des Stra&#223;enverkehrs nicht willens oder in der Lage ist, den Grad ihrer Alkoholisierung zu hinterfragen und die damit einhergehenden m&#246;glichen Folgen f&#252;r die Rechtsg&#252;ter Dritter und die Sicherheit der Allgemeinheit hinreichend zu ber&#252;cksichtigen. Deshalb liegt es nahe, dass ihr dieser Wille bzw. diese F&#228;higkeit auch im luftsicherheitsrelevanten Bereich fehlt. Denn ebenso wie im Stra&#223;enverkehr k&#246;nnen im Bereich des Luftverkehrs kleinste Nachl&#228;ssigkeiten weitreichende Folgen f&#252;r eine nicht eingrenzbare Vielzahl an (Luft-)Verkehrsteilnehmern haben. Ihr Verhalten begr&#252;ndet deshalb die Bef&#252;rchtung, sie k&#246;nne sich in beruflichen Zusammenh&#228;ngen ebenfalls entsprechend unreflektiert und eigeninteressiert verhalten und dabei &#8211; sei es auch nur in Verkennung der Tragweite ihres Verhaltens &#8211; die Luftsicherheitsinteressen der Allgemeinheit aus den Augen verlieren.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kammerbeschl&#252;sse vom 19. Juli 2011 &#8211; 6 L 1002/11 &#8211;, juris Rn. 36 (zum Fahren ohne Fahrerlaubnis) und vom 10. Februar 2010 &#8211; 6 L 81/10 &#8211;, n.v., B.A. S. 8 (zu vors&#228;tzlicher Trunkenheit im Verkehr).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Das gilt umso mehr, also die Antragstellerin &#8211; obwohl ihr infolge des Unfalls klar geworden war, dass sie fahrunt&#252;chtig war &#8211; nach dem Unfall im fahrunt&#252;chtigen Zustand weitergefahren ist und damit erneut &#8211; nun sogar bewusst &#8211; die Verletzung von Rechtsg&#252;tern Dritter bzw. der Allgemeinheit in Kauf genommen und ihren eigenen Interessen nachgeordnet hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass die bei der Antragstellerin anl&#228;sslich der von ihr begangenen Straftaten festgestellte Blutalkoholkonzentration von 2,67 Promille nach Aktenlage jedenfalls einen Alkoholmissbrauch begr&#252;ndet. Denn nach den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung der Bundesanstalt f&#252;r Stra&#223;enwesen,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Bundesanstalt f&#252;r Stra&#223;enwesen, Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Stand: 24.&#160;Mai&#160;2018, S. 74,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">ist bereits bei einer einmaligen Fahrt unter hoher Alkoholkonzentration &#8211; wie hier &#8211; von Alkoholmissbrauch auszugehen. Die Begutachtungsleitlinien geben den aktuellen Stand der verkehrsmedizinischen Alkoholforschung wieder und k&#246;nnen so &#252;ber den Bereich des Stra&#223;enverkehrs hinaus als sachverst&#228;ndige Erkenntnisquelle auch im luftsicherheitsrechtlichen Verfahren herangezogen werden. Aufgrund der hohen Dunkelziffer nicht entdeckter Trunkenheitsfahrten ist zudem nicht ausgeschlossen, dass die Antragstellerin deutlich h&#228;ufiger fahrunt&#252;chtig ein Kraftfahrzeug gef&#252;hrt hat, als es in der strafrechtlichen Verurteilung zum Ausdruck kommt. Ferner liegt der begr&#252;ndete Verdacht einer bereits verfestigten Alkoholproblematik und damit eines chronischen Missbrauchs im klinischen Sinn umso n&#228;her, je h&#246;her die festgestellte Blutalkoholkonzentration 1,1&#160;Promille &#252;berschreitet.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Verdacht des chronischen Missbrauchs im klinischen Sinn: Schubert u.a., Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Kommentar, 3. Auflage 2018, S. 249.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der hohe Alkoholkonzentrationswert der Antragstellerin bei der Trunkenheitsfahrt begr&#252;ndet &#252;berdies objektive Anhaltspunkte f&#252;r eine Alkoholabh&#228;ngigkeit. Kriterien f&#252;r eine Alkoholabh&#228;ngigkeit sind nach 3.13.2 der Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung die Diagnosekriterien nach der sog. Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme-10 (ICD-10). Ma&#223;gebend sind danach ein s&#252;chtiges Verlangen des Betroffenen nach Alkohol, eine verminderte F&#228;higkeit, den Alkoholkonsum zu steuern, ein k&#246;rperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Alkoholkonsums, eine Toleranzbildung, eine Interessenseinengung und anhaltender Konsum trotz Nachweises eindeutiger sch&#228;dlicher Folgen. Diese Kriterien lassen sich in der Regel ohne aktive Mithilfe des Betroffenen nicht objektivieren. Objektive Ankn&#252;pfungstatsachen sind aber bei dem Betroffenen festgestellte Atem- bzw. Blutalkoholkonzentrationen. Dabei k&#246;nnen aus der H&#246;he der anl&#228;sslich von Auff&#228;lligkeiten bestimmten Blut- oder Atemalkoholkonzentrationen R&#252;ckschl&#252;sse auf das Kriterium Toleranzbildung gezogen werden. Der Nachweis einer Toleranz bedeutet, dass zunehmend h&#246;here Alkoholdosen erforderlich sind, um die urspr&#252;nglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen. Es gibt dabei keine feste Grenze, ab wann von einer Toleranzbildung ausgegangen werden muss. In der Literatur wird h&#228;ufig als Grenze 2,0&#160;Promille vorgeschlagen, sofern ad&#228;quate Trunkenheitssymptome fehlen. Werden Kraftfahrer im Stra&#223;enverkehr mit Werten um oder &#252;ber 1,5 Promille angetroffen, so ist die Annahme eines chronischen Alkoholkonsums mit besonderer Gew&#246;hnung anzunehmen. Als objektive Ankn&#252;pfungstatsache f&#252;r eine Alkoholabh&#228;ngigkeit kann also insbesondere ein hoher ermittelter Blutalkoholwert des Betroffenen in Zusammenhang mit seinem k&#246;rperlichen und geistigen Befinden und Verhalten herangezogen werden. Dabei sind umso weniger Zusatzinformationen notwendig, je n&#228;her der festgestellte Blutalkoholkonzentrationswert einem Wert von 3,0 Promille kommt. Denn ein Blutalkoholkonzentrationswert von 3,0&#160;Promille spricht nach medizinischen Erkenntnissen mit einer gro&#223;en Sicherheit f&#252;r eine Alkoholabh&#228;ngigkeit.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kammerbeschluss vom 15.&#160;Januar 2018 &#8211; 6 L 6017/17 &#8211;, n.v., B.A. S. 5; BayVGH, Beschl&#252;sse vom 2.&#160;Juli&#160;2013 &#8211; 11 CS 13.1064 &#8211;, juris Rn. 14, vom 2. September 2016 &#8211; 11 ZB 16.1359 &#8211;, juris Rn. 21 und vom 27. M&#228;rz 2017 &#8211; 11 CS 17.420 &#8211;, juris Rn. 16; Bundesanstalt f&#252;r Stra&#223;enwesen, Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Stand: 24. Mai 2018, S. 76 f.; Schubert u.a., Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Kommentar, 3. Auflage 2018, S. 280 ff.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben bietet die bei der Antragstellerin am 5. Juni 2015 festgestellte Blutalkoholkonzentration von 2,67&#160;Promille in Zusammenschau mit dem Umstand, dass sie trotz der sich an den Schwellenwert von 3,0 Promille ann&#228;hernden Blutalkoholkonzentration in der Lage war &#8211;&#160;wenn auch unter Touchierung eines parkenden Autos &#8211; ein Kraftfahrzeug zu f&#252;hren, hinreichende objektive Anhaltspunkte f&#252;r eine Alkoholabh&#228;ngigkeit.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Auch unabh&#228;ngig von einem Alkoholmissbrauch bzw. einer Alkoholabh&#228;ngigkeit zeigt das Verhalten der Antragstellerin im Jahr 2015, dass sie zumindest in schwierigen Situationen die Kontrolle verliert und Alkohol in ungew&#246;hnlich hohen Mengen konsumiert, um diese zu bew&#228;ltigen. Diese Umst&#228;nde weisen auf eine erhebliche Charakterschw&#228;che hin. Auch vor diesem Hintergrund ist nicht auszuschlie&#223;en, dass die Antragstellerin auch k&#252;nftig in f&#252;r sie schwierigen Situationen &#252;berm&#228;&#223;ig Alkohol konsumieren wird.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der bei der Antragstellerin anl&#228;sslich der Trunkenheitsfahrt festgestellten erheblichen Blutalkoholkonzentration bestehen Anhaltspunkte daf&#252;r, dass sie nicht jederzeit in der Lage ist, die Belange des Luftverkehrs zu wahren. &#220;berm&#228;&#223;iger Alkoholkonsum beeinflusst die Steuerungsf&#228;higkeit, Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung. Deshalb besteht die Gefahr, dass die Antragstellerin in angetrunkenem oder betrunkenem Zustand von dritter Seite dahingehend beeinflussbar ist, die Belange des Luftverkehrs au&#223;er Acht zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kammerbeschluss vom 10. Februar 2010 &#8211; 6 L 81/10 &#8211;, n.v., B.A. S. 8; VG W&#252;rzburg, Beschluss vom 12. August 2015&#160;&#8211; W 6 S 15.646&#160;&#8211;, juris Rn. 29; VG Cottbus, Beschluss vom 21. M&#228;rz 2017 &#8211; VG 3 L 115/17 &#8211;, juris Rn. 21.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Aus der Zusammenschau der oben angef&#252;hrten Umst&#228;nde ergeben sich mithin Indizien f&#252;r eine &#8211; unter Umst&#228;nden auch durch Alkoholabh&#228;ngigkeit krankheitsbedingte &#8211; Pers&#246;nlichkeit der Antragstellerin, die jedenfalls bei summarischer Pr&#252;fung Zweifel daran begr&#252;nden, ob sie tats&#228;chlich unbedingt f&#228;hig und bereit ist, sich im Bereich der Luftsicherheit so zu verhalten, wie es die Sicherheitsanforderungen gebieten.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nde, die demgegen&#252;ber durchgreifend die Annahme rechtfertigen, dass die Antragstellerin zuk&#252;nftig gleichwohl ohne jeden &#8211; auch nur geringen &#8211; Zweifel die Gew&#228;hr bietet, die Belange der Luftsicherheit zu wahren, fehlen. Solche hat die Antragstellerin weder vorgetragen noch sind sie sonst ersichtlich. Insbesondere kann nicht ohne Weiteres angenommen, werden, dass die Antragstellerin einen etwaig 2015 bestehenden regelm&#228;&#223;igen Alkoholmissbrauch bzw. eine Alkoholabh&#228;ngigkeit mittlerweile &#252;berwunden hat. Denn aus der vorwiegend stra&#223;enverkehrsrechtlichen Forschung ist bekannt, dass bei einer Alkoholproblematik aufgrund der allgemeinen Verf&#252;gbarkeit von Alkohol eine hohe R&#252;ckfallgefahr besteht. Zudem verschwindet die einmal erreichte Giftfestigkeit nicht mehr vollst&#228;ndig aus dem Organismus, sondern bleibt bestehen, selbst wenn gr&#246;&#223;ere Trinkpausen bestehen oder der Konsum l&#228;ngerfristig erheblich reduziert wurde. Dadurch fehlen die nat&#252;rlichen alarmierenden Reaktionen des Organismus, die normalerweise durch den Konsum gr&#246;&#223;erer Alkoholmengen ausgel&#246;st werden bzw. sind nur gering ausgepr&#228;gt. Voraussetzung f&#252;r eine positive Verhaltensprognose ist deshalb neben einer stabilen &#196;nderung des Trinkverhaltens, dass diese Toleranzbildung dem Betroffenen bewusst ist. Eine einmal bestehende Alkoholabh&#228;ngigkeit kann sogar erst nach einer stabilen, mindestens einj&#228;hrigen Alkoholabstinenz als therapiert angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schubert u.a., Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Kommentar, 3. Auflage 2018, S.&#160;263&#160;ff., 296; Bundesanstalt f&#252;r Stra&#223;enwesen, Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Stand:&#160;24. Mai 2018, S. 77.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man den Ausgang des Klageverfahrens und damit die Frage der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Versagungsbescheids als offen ansehen wollte, m&#252;sste die Gew&#228;hrung von Eilrechtsschutz auch im Rahmen einer Interessenabw&#228;gung in Gestalt einer Folgenabw&#228;gung ausscheiden.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">L&#228;sst sich nicht hinreichend zuverl&#228;ssig absch&#228;tzen, ob dem Antragsteller der begehrte Anspruch in der Hauptsache zusteht, kann das Gericht lediglich eine Interessenabw&#228;gung in Form einer Folgenabsch&#228;tzung vornehmen. Dabei sind die Folgen, die eintreten, wenn der Antrag auf Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes abgelehnt wird, der geltend gemachte Anspruch aber besteht, gegen die Folgen abzuw&#228;gen, die eintreten, wenn der Antrag auf Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes Erfolg hat, sich die Versagung des Antrags aber sp&#228;ter als rechtm&#228;&#223;ig erweist. Auf die betroffenen Grundrechte ist in besonderer Weise Bedacht zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Kammerbeschluss vom 12. Mai 2005 &#8211; 1 BvR 569/05 &#8211;, NVwZ&#160;2005, 927 (= juris Rn.&#160;23&#160;ff.).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Diese Abw&#228;gung f&#228;llt zulasten der Antragstellerin aus.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Antragstellerin streitet ihr durch Art. 12 Abs. 1 GG gesch&#252;tztes Interesse an einer weiteren Besch&#228;ftigung bei der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B.&#160; . Hiergegen steht das &#246;ffentliche Interesse an der Sicherheit des Luftverkehrs zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs, insbesondere vor Flugzeugentf&#252;hrungen, Sabotageakten und terroristischen Anschl&#228;gen. Sollte die Antragstellerin nicht zuverl&#228;ssig im luftsicherheitsrechtlichen Sinn sein, d&#252;rfte sie aber gleichwohl im sicherheitsrelevanten Bereich eines Flughafens arbeiten, w&#252;rde dies ein erhebliches Gef&#228;hrdungspotential der Antragstellerin f&#252;r die Luftsicherheit und damit f&#252;r Leib und Leben einer nicht eingrenzbaren Zahl von Teilnehmern am Luftverkehr bedeuten. Wird umgekehrt die luftsicherheitsrechtliche Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin nicht vorl&#228;ufig festgestellt, obwohl sie zuverl&#228;ssig ist, muss sie zwar die f&#252;r sie pers&#246;nlich schwerwiegende Folgen in Gestalt des Verlustes ihres Arbeitsplatzes hinnehmen. Im Vergleich dazu wiegt aber der m&#246;glicherweise eintretende Schaden an der potentiellen Vielzahl der gesch&#252;tzten hoch- und h&#246;chstwertigen Rechtsg&#252;ter der Luftverkehrsteilnehmer zu schwer, als dass es verantwortbar w&#228;re, der Antragstellerin bis zur endg&#252;ltigen Kl&#228;rung ihrer Zuverl&#228;ssigkeit vorerst die weitere Besch&#228;ftigung im sicherheitsrelevantem Bereich eines Flughafens zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 1 und 2 des Gerichtskostengesetzes (GKG). Das Interesse an der Feststellung der luftsicherheitsrechtlichen Zuverl&#228;ssigkeit wird im Hauptsacheverfahren mit dem Betrag des Auffangstreitwertes des &#167; 52 Abs.&#160;2&#160;GKG angesetzt. In Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes erm&#228;&#223;igt sich der Hauptsachestreitwert wegen der Vorl&#228;ufigkeit der erstrebten Entscheidung um die H&#228;lfte (vgl. Nr. 1.5 des Streitwertkataloges f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Fassung der am 31. Mai, 1.&#160;Juni 2012 und am 18.&#160;Juli&#160;2013 beschlossenen &#196;nderungen).</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
161,458
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8 A 2763/17
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:11
2019-02-12T12:22:36
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1221.8A2763.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts K&#246;ln vom 29.&#160;September 2017 wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 500,-&#160;EUR festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg. Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;124a Abs.&#160;4 Satz&#160;4, Abs.&#160;5 Satz&#160;2 VwGO nur zuzulassen, wenn einer der Gr&#252;nde des &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 VwGO innerhalb der Begr&#252;ndungsfrist dargelegt ist und vorliegt. Das ist hier nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1. Es bestehen nicht die vom Kl&#228;ger der Sache nach geltend gemachten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angegriffenen Urteils (&#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">a) Rechtsgrundlage f&#252;r die vom Kl&#228;ger begehrte Gew&#228;hrung einer Parkerleichterung f&#252;r Schwerbehinderte ist &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO. Danach kann die Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rde in bestimmten Einzelf&#228;llen oder allgemein f&#252;r bestimmte Antragsteller Ausnahmen genehmigen von den Verboten oder Beschr&#228;nkungen, die durch Vorschriftzeichen, Richtzeichen, Verkehrseinrichtungen oder Anordnungen erlassen sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Den Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rden ist dabei ein Ermessen einger&#228;umt. Das Merkmal der Ausnahmesituation ist Bestandteil der Ermessensentscheidung. Diese wiederum unterliegt nach &#167;&#160;114 Satz&#160;1 VwGO nur einer eingeschr&#228;nkten richterlichen &#220;berpr&#252;fung. Das Gericht kann insoweit nur pr&#252;fen, ob die Beh&#246;rde das Ermessen &#252;berhaupt ausge&#252;bt hat, ob sie bei ihrer Entscheidung die gesetzlichen Grenzen des Ermessens &#252;berschritten hat oder ob sie von dem ihr einger&#228;umten Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht hat. Das Ermessen der Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rden wird durch die aufgrund Art.&#160;84 Abs.&#160;2 GG erlassene Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Stra&#223;enverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) gelenkt und gebunden. Es handelt sich dabei nicht um eine Rechtsnorm, sondern um innerdienstliche Richtlinien, die keine unmittelbaren Rechte und Pflichten f&#252;r den B&#252;rger begr&#252;nden. Sie entfalten im Verh&#228;ltnis zum B&#252;rger nur deshalb Wirkungen, weil die Verwaltung zur Wahrung des Gleichheitssatzes nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 GG verpflichtet ist und sich demgem&#228;&#223; durch die pflichtgem&#228;&#223;e Anwendung der Verwaltungsvorschriften selbst bindet. Ma&#223;geblich ist die bestehende Verwaltungspraxis.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 23.&#160;August 2011 - 8 A 2247/10&#160;-, NWVBl.&#160;2012, 117 =&#160;juris Rn.&#160;24&#160;ff. m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach Ziffer&#160;I Nr.&#160;1 der VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Nr.&#160;11 StVO k&#246;nnen Parkerleichterungen grunds&#228;tzlich nur schwerbehinderten Menschen mit au&#223;ergew&#246;hnlicher Gehbehinderung gestattet werden. Allerdings sind nach Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Nr.&#160;11 StVO die ermessenslenkenden Vorschriften &#252;ber die Gestattung von Parkerleichterungen sinngem&#228;&#223; auch auf folgende Personengruppen anzuwenden:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Blinde Menschen;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160; Schwerbehinderte Menschen mit beidseitiger Amelie oder Phokomelie oder mit vergleichbaren Funktionseinschr&#228;nkungen, wobei die zeitlichen Begrenzungen, die eine Bet&#228;tigung der Parkscheibe voraussetzen, nicht gelten;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schwerbehinderte Menschen mit den Merkzeichen G und B und einem Grad der Behinderung (GdB) von wenigstens 80 allein f&#252;r Funktionsst&#246;rungen an den unteren Gliedma&#223;en (und der Lendenwirbels&#228;ule, soweit sich diese auf das Gehverm&#246;gen auswirken);</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">d)&#160;&#160;&#160;&#160; Schwerbehinderte Menschen mit den Merkzeichen G und B und einem GdB von wenigstens 70 allein f&#252;r Funktionsst&#246;rungen an den unteren Gliedma&#223;en (und der Lendenwirbels&#228;ule, soweit sich diese auf das Gehverm&#246;gen auswirken) und gleichzeitig einem GdB von wenigstens 50 f&#252;r Funktionsst&#246;rungen des Herzens oder der Atmungsorgane;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schwerbehinderte Menschen, die an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt sind, wenn hierf&#252;r ein GdB von wenigstens 60 vorliegt;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">f)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schwerbehinderte Menschen mit k&#252;nstlichem Darmausgang und zugleich k&#252;nstlicher Harnableitung, wenn hierf&#252;r ein GdB von wenigstens 70 vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Erlass vom 30.&#160;November 2015 hat das Ministerium f&#252;r Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen angeordnet, dass f&#252;r die Inanspruchnahme von Parkerleichterungen das Merkzeichen&#160;B zuk&#252;nftig in Nordrhein-Westfalen nicht mehr erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Soweit es f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Ausnahmegenehmigung auf die Feststellung des (Gesamt-)Grades der Behinderung oder das Vorliegen bzw. Nichtvorliegen von Merkzeichen ankommt, sind die Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rden an die Feststellungen der f&#252;r Aufgaben des Schwerbehindertenrechts zust&#228;ndigen Beh&#246;rden (in Nordrhein-Westfalen die Kreise und kreisfreien St&#228;dte) gebunden. Das ergibt sich hier aus &#167;&#160;69 Abs.&#160;5 Satz&#160;2 i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;69 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, Abs.&#160;4 SGB&#160;IX in der bis zum 31.&#160;Dezember 2017 g&#252;ltigen Fassung (a.&#160;F.). Danach dient der Schwerbehindertenausweis dem Nachweis f&#252;r die Inanspruchnahme von Leistungen und sonstigen Hilfen, die schwerbehinderten Menschen nach Teil 2 des SGB IX oder nach anderen Vorschriften zustehen. Sinn und Zweck dieser Regelung ist es, &#252;ber das Vorliegen und den Grad der Behinderung sowie &#252;ber das Vorliegen weiterer gesundheitlicher Merkmale in einem einheitlichen Verfahren zu entscheiden und durch die Ausstellung des Schwerbehindertenausweises sicherzustellen, dass der behinderte Mensch gegen&#252;ber jedermann die Voraussetzungen f&#252;r die Inanspruchnahme von Rechten und Verg&#252;nstigungen nachweisen kann.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bindungswirkung kommt dabei nicht nur den im Schwerbehindertenausweis dokumentierten positiven Feststellungen &#252;ber gesundheitliche Merkmale im Sinne des &#167;&#160;69 Abs.&#160;4 SGB&#160;IX&#160;a.&#160;F. zu, sondern auch den negativen Feststellungen, dass solche Merkmale nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine &#252;ber die Feststellungen des Schwerbehindertenausweises hinausgehende Bindungswirkung besteht hingegen nicht. Die Stra&#223;enverkehrsbeh&#246;rden sind insbesondere nicht an die Stellungnahmen der Sozialbeh&#246;rden gebunden, die diese im Wege der Amtshilfe nach Aktenlage abgeben. Die Bindungswirkung des &#167;&#160;69 Abs.&#160;5 Satz&#160;2 SGB&#160;IX&#160;a.&#160;F. bezieht sich allein auf die in den Schwerbehindertenausweis einzutragenden Feststellungen, also das Vorliegen einer Behinderung und den (Gesamt&#8209;)Grad der Behinderung (&#167;&#160;69 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 SGB IX&#160;a.&#160;F.) sowie die weiteren gesundheitlichen Merkmale (&#167;&#160;69 Abs.&#160;4 SGB&#160;IX a.&#160;F.), nicht auch auf sonstige Stellungnahmen der Sozialverwaltung zum Vorliegen bestimmter Krankheiten oder Funktionsbeeintr&#228;chtigungen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine Bindung an versorgungsbeh&#246;rdliche Stellungnahmen ergibt sich auch nicht aus der VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ganzen OVG NRW, Urteil vom 23.&#160;August 2011 - 8 A 2247/10&#160;-, NWVBl.&#160;2012, 117 =&#160;juris Rn.&#160;80&#160;ff.; krit.&#160;Dau, jurisPR-SozR 4/2014 Anm. 4.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b) Gemessen daran ist der von der Beklagten auf dieser Grundlage erlassene Ablehnungsbescheid vom 10.&#160;August 2016 nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ist hier nicht davon auszugehen, dass sich die Beklagte zu Unrecht und zu seinen Lasten an die Stellungnahme des Amtes 50/1 des S.&#160;&#160;&#160;&#160; -F.&#160;&#160;&#160; -Kreises (Amt f&#252;r Familien, Generationen und Soziales) vom 5.&#160;August 2016 gebunden gef&#252;hlt habe. Es ist nicht zu beanstanden, dass sie ihrer Entscheidung im Wesentlichen die im Wege der Amtshilfe eingeholte Stellungnahme des Sozialamts zugrunde gelegt hat. Abgesehen davon, dass sie ausweislich der Begr&#252;ndung des Ablehnungsbescheids dar&#252;ber hinaus das Vorliegen besonderer Umst&#228;nde gepr&#252;ft hat, die eine den Kl&#228;ger beg&#252;nstigende Entscheidung h&#228;tten rechtfertigen k&#246;nnen, hatte die Beklagte keinen begr&#252;ndeten Anlass, die Richtigkeit der Stellungnahme des Sozialamts vom 5.&#160;August 2016 in Frage zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Anlass ergibt sich entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht daraus, dass seine im Befundbericht des Universit&#228;tsklinikums Bonn vom 14.&#160;Januar 2016 beschriebenen k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigungen im Sinne der Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstabe&#160;b) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Nr.&#160;11 StVO einer beidseitigen Amelie oder Phokomelie vergleichbar seien und er deshalb entgegen der Einsch&#228;tzung des Sozialamts zum berechtigten Personenkreis geh&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Befundbericht vom 14.&#160;Januar 2016 bescheinigt dem Kl&#228;ger im Wesentlichen eine Funktionsbeeintr&#228;chtigung der unteren Gliedma&#223;en. Infolge h&#228;ufiger Blutungen, insbesondere in die Gelenke, und aufgrund fehlender Behandlungsm&#246;glichkeiten habe er in fr&#252;heren Jahren ausgepr&#228;gte, arthropathische Ver&#228;nderungen, insbesondere beider Knie- und Ellenbogengelenke, erlitten. Dar&#252;ber hinaus sei im&#160;November 2013 infolge eines Arbeitsunfalls eine Knie-TEP-Implantation rechts erfolgt. Seither sei die Beweglichkeit des rechten Kniegelenks erheblich eingeschr&#228;nkt. Der Kl&#228;ger habe dadurch nicht nur in den betroffenen Gelenken Schmerzen, sondern auch fehlhaltungsbedingte R&#252;ckenschmerzen und belastungsabh&#228;ngige Beschwerden im rechten Sprunggelenk. Aus sei das Risiko weiterer Einblutungen in die h&#228;marthropathisch ver&#228;nderten Gelenke deutlich erh&#246;ht. Im Hinblick auf die Schwere der Gelenkver&#228;nderungen und der damit verbundenen schweren Gehbehinderung sei der Kl&#228;ger zum Teil nur unter starken Schmerzen in der Lage, Wegstrecken &#252;ber 400 bis 500&#160;m aus eigener Kraft zur&#252;ckzulegen. Beim Tragen von Lasten &#252;ber 5&#160;kg verk&#252;rze sich die schmerzfreie Gehstrecke auf 20&#160;bis 30&#160;m. Da die Belastungen jederzeit weitere Blutungen hervorrufen k&#246;nnten, die eine weitere Verschlechterung der aktuellen Situation zur Folge h&#228;tten, sei &#228;rztlicherseits eine Meidung l&#228;ngerer Wegstrecken, insbesondere auch auf unebenem Terrain, zu empfehlen. Deshalb bestehe beim Kl&#228;ger eine erhebliche Gehbehinderung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach Auswertung dieses Befundberichts wurde dem Kl&#228;ger das Merkzeichen&#160;&#8222;G&#8220; zuerkannt. Das Sozialamt nahm einen Gesamtgrad der Behinderung von 100 an, der sich ausweislich der dieser Entscheidung zugrunde liegenden Gutachtlichen Stellungnahme vom 26.&#160;April 2016 aus einem Einzelgrad der Behinderung von 100 f&#252;r die Blutungskrankheit des Kl&#228;gers und von 20 f&#252;r sein k&#252;nstliches Kniegelenk rechts ergab. Diese Beurteilung hat der Kl&#228;ger nicht beanstandet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese dem Kl&#228;ger attestierte Funktionsbeeintr&#228;chtigung ist entgegen seiner Auffassung nicht mit einer beidseitigen Amelie oder Phokomelie im Sinne der Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstabe&#160;b) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Vergleichbarkeit in Sinne dieser Regelung setzt (jedenfalls auch) voraus, dass sich die Funktionseinschr&#228;nkung aus einem Krankheitsph&#228;nomen ergibt, das einer beidseitigen Amelie oder Phokomelie &#228;hnelt. Dies ergibt sich aus einer Gesamtschau der drei Fallgruppen von Funktionsbeeintr&#228;chtigungen an den unteren Gliedma&#223;en, die die VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO in Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstaben b) bis d) regelt, gest&#252;tzt durch den Wortlaut der Regelung (&#8222;vergleichbaren&#8220;) und den Willen des Gesetzgebers zum teilweise wortgleichen &#167;&#160;6 Abs.&#160;1 Nr.&#160;14 StVG (&#8222;schwerbehinderte Menschen mit &#8230; beidseitiger Amelie oder Phokomelie oder vergleichbaren Funktionseinschr&#228;nkungen&#8220;).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die auf eine beidseitige Amelie oder Phokomelie oder eine vergleichbare Funktionseinschr&#228;nkung zugeschnittene Regelung in Buchstabe&#160;b) fordert weder ein Merkzeichen noch einen bestimmten Grad der Behinderung, weil die genannten k&#246;rperlichen Einschr&#228;nkungen typischerweise mit besonders schwerwiegenden Funktionsst&#246;rungen oder sogar einem v&#246;lligen Ausfall der betroffenen Gliedma&#223;en verbunden sind. Geht es um die beidseitige Amelie oder Phokomelie der unteren Gliedma&#223;en, leuchtet das unmittelbar ein; soweit die oberen Gliedma&#223;en betroffen sind, wollte der Gesetzgeber den besonderen Bed&#252;rfnissen von Menschen mit solchen k&#246;rperlichen Einschr&#228;nkungen Rechnung tragen: Wenn die F&#252;&#223;e die Funktion der H&#228;nde &#252;bernehmen, werden ihre Gelenke verst&#228;rkt beansprucht und m&#252;ssen daher besonders geschont werden, z.&#160;B. durch Vermeiden l&#228;ngerer Wegstrecken.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. BT-Drs. 16/10534, S.&#160;1, 6 f., zu &#167;&#160;6 Abs.&#160;1 Nr.&#160;14 StVG.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die in Buchstaben c) und d) aufgef&#252;hrten F&#228;lle erfassen demgegen&#252;ber Funktionsst&#246;rungen an den unteren Gliedma&#223;en ohne das in Buchstabe b) genannte besondere Krankheitsph&#228;nomen und setzen sowohl das Merkzeichen &#8222;G&#8220; als auch einen bestimmten Grad der Behinderung gerade f&#252;r diese Funktionsst&#246;rung voraus. Den Grundfall einer Funktionsst&#246;rung an den unteren Gliedma&#223;en ohne Hinzutreten weiterer Umst&#228;nde regelt dabei Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstabe&#160;c) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO, der einen auf diese St&#246;rung bezogenen Grad der Behinderung von wenigstens 80 voraussetzt. Ist der Grad der Behinderung geringer (mindestens 70), muss nach Buchstabe d) eine weitere Funktionsst&#246;rung hinzukommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, dass die Bestimmung in Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstabe&#160;b) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO keine Auffangregelung f&#252;r alle sonstigen F&#228;lle einer Funktionsst&#246;rung an den unteren Gliedma&#223;en ist, die weder mit dem Krankheitsph&#228;nomen der beidseitigen Amelie oder Phokomelie vergleichbar ist noch unter die Voraussetzungen von Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstaben&#160;c) und d) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO f&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Unstreitig erf&#252;llt der Kl&#228;ger nicht die Voraussetzungen der Ziffer&#160;II Nr.&#160;3 Buchstabe&#160;c) und&#160;d) VwV-StVO zu &#167;&#160;46 Abs.&#160;1 Nr.&#160;11 StVO. Auch geht weder aus dem Befundbericht des Universit&#228;tsklinikums Bonn vom 14.&#160;Januar 2016 hervor noch ist sonst ersichtlich, dass die schwerwiegenden Erkrankungen des Kl&#228;gers dem Krankheitsbild der beidseitigen Amelie oder Phokomelie vergleichbar sind oder sein k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Aus dem Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt a.&#160;M. vom 5.&#160;Juni 2013- 4&#160;K&#160;4243/12.F - (NZV&#160;2014, 191 =&#160;juris), dessen Erw&#228;gungen sich der Kl&#228;ger offenbar zu eigen machen m&#246;chte, folgt bereits deswegen nichts anderes, weil dort der Fall eines Mannes zu entscheiden war, dessen Arml&#228;ngen beidseits ca.&#160;ein 1/3 bis 1/2 der normalen L&#228;nge mit nicht regelgerechter Ausbildung beider H&#228;nde betrug. Dieses Krankheitsbild trifft auf den Kl&#228;ger nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2. Der der Sache nach geltend gemachte Zulassungsgrund des Verfahrensmangels gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO wegen einer behaupteten Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r liegt ebenfalls nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger allgemein behauptet, das Verwaltungsgericht habe sich mit den Ausf&#252;hrungen seiner Klagebegr&#252;ndung vom 13.&#160;September 2016 nicht auseinandergesetzt, ist das Vorbringen nur pauschal und zeigt keine entscheidungserhebliche Geh&#246;rsverletzung auf.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Seine weitere Behauptung, das Verwaltungsgericht habe die vorgelegten &#228;rztlichen Befundberichte (gemeint sind offenbar die Befundberichte vom 14.&#160;Januar 2016 und vom 19.&#160;Juli 2016) nicht gew&#252;rdigt, trifft dies nicht zu. Ausweislich des Tatbestands (S.&#160;3 des Urteilsabdrucks) und der Entscheidungsgr&#252;nde (S.&#160;6 des Urteilsabdrucks) hat das Verwaltungsgericht diese Befunde zur Kenntnis genommen und bei seiner Entscheidungsfindung ber&#252;cksichtigt. Tats&#228;chlich macht der Kl&#228;ger lediglich im Gewand der Geh&#246;rsr&#252;ge eine - nach dem Vorstehenden nicht anzunehmende - fehlerhafte Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts geltend.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertsetzung beruht auf &#167;&#167;&#160;47, 52 Abs.&#160;1 GKG. Die Bedeutung der Sache ist nach der Rechtsprechung des Senats mit 500,- EUR ausreichend bewertet.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 18.&#160;Januar 2011- 8 E 23/11&#160;-, NVwZ-RR&#160;2011, 423 =&#160;juris Rn.&#160;11.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#167;&#160;68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5, 66 Abs.&#160;6 Satz&#160;3 GKG).</p>
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ovgnrw-2018-12-21-8-b-133518
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 B 1335/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:11
2019-02-12T12:22:36
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1221.8B1335.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Antragstellers gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf vom 23.&#160;August 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 1.000&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span> :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Antragstellers hat keinen Erfolg. Sein Beschwerdevorbringen, auf dessen Pr&#252;fung der Senat gem&#228;&#223; &#167;&#160;146 Abs.&#160;4 Satz&#160;6 VwGO beschr&#228;nkt ist, stellt den erstinstanzlichen Beschluss nicht durchgreifend in Frage.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Antrag abgelehnt, die aufschiebende Wirkung der Klage des Antragstellers gegen die Ordnungsverf&#252;gung der Antragsgegnerin vom 12.&#160;Oktober 2017 zum R&#252;ckbau einer befestigten Fl&#228;che und Ersatzpflanzung von Str&#228;uchern wiederherzustellen bzw. anzuordnen. Zur Begr&#252;ndung hat es im Wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Ordnungsverf&#252;gung sei trotz der Falschbezeichnung des Flurst&#252;cks hinreichend bestimmt i. S.&#160;v. &#167;&#160;37 Abs.&#160;1 VwVfG NRW, weil f&#252;r den Antragsteller aus den objektiven Umst&#228;nden ohne Weiteres erkennbar gewesen sei, welche konkrete Fl&#228;che der Bescheid betreffe. Auch im &#220;brigen sei die Ordnungsverf&#252;gung rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Der Antragsteller tr&#228;gt mit seiner Beschwerde ohne Erfolg vor, der angefochtene Beschluss versto&#223;e gegen seinen Anspruch auf den gesetzlichen Richter gem&#228;&#223; Art.&#160;101 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GG, weil ein Einzelrichter anstelle der Kammer entschieden habe, ohne dass der Einzelrichter&#252;bertragungsbeschluss zuvor wirksam geworden sei. Der &#220;bertragungsbeschluss und der Beschluss im Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes seien ihm gleichzeitig zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen den gesetzlichen Richter gem&#228;&#223; Art.&#160;101 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GG kann sich aus der Entscheidung durch den Einzelrichter an Stelle der Kammer ergeben. Daf&#252;r reicht jedoch nicht jede irrt&#252;mliche &#220;berschreitung der den Fachgerichten gezogenen Grenzen aus. Die Grenze zur Verfassungswidrigkeit ist erst &#252;berschritten, wenn die fehlerhafte Auslegung und Anwendung einfachen Rechts willk&#252;rlich oder offensichtlich unhaltbar ist. Eine verfassungsrechtlich relevante Entziehung des gesetzlichen Richters liegt nicht schon dann vor, wenn ein aktenkundig intern vor der Sachentscheidung gefasster &#220;bertragungsbeschluss lediglich deshalb nicht rechtzeitig wirksam geworden ist, weil er irrt&#252;mlich den Beteiligten erst zusammen mit oder nach der Sachentscheidung formlos bekannt gegeben worden ist. Ein lediglich die Bekanntgabe und deren Zeitpunkt betreffender Mangel stellt die Gew&#228;hrleistung des gesetzlichen Richters mangels objektiver Willk&#252;r und mangels jeglicher Manipulationsabsicht nicht in Frage.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 15.&#160;Oktober 2001 - 8 B 104.01&#160;-, juris Rn.&#160;7 f.; OVG NRW, Beschluss vom 2.&#160;November 2017 - 4 B 891/17&#160;-, juris Rn.&#160;12 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon hat der Einzelrichter hier seine Zust&#228;ndigkeit nicht unter Versto&#223; gegen Art.&#160;101 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 GG angenommen. Der Einzelrichter&#252;bertragungsbeschluss stammt ausweislich seines Datums vom 2.&#160;August 2018. Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, dass dieses Datum unzutreffend sein k&#246;nnte und die Richter diesen Beschluss tats&#228;chlich etwa gleichzeitig mit dem Eilbeschluss am 23.&#160;August 2018 oder noch sp&#228;ter unterschrieben haben k&#246;nnten, sind weder substantiiert vorgetragen noch sonst ersichtlich. Das blo&#223;e Bestreiten in der Beschwerdebegr&#252;ndung gen&#252;gt insoweit nicht. Der Einzelrichter&#252;bertragungsbeschluss ist zwar &#8211; aus nicht erkennbaren Gr&#252;nden &#8211; den Beteiligten erst zusammen mit dem Eilbeschluss vom 23.&#160;August 2018 zugestellt worden. Darin liegt ein Bekanntgabefehler. Es ist aber nicht objektiv willk&#252;rlich oder manipulativ, dass der Einzelrichter schon von seiner Zust&#228;ndigkeit ausgegangen ist, nachdem die Kammer den Einzelrichter&#252;bertragungsbeschluss unterschrieben hatte, der Beschluss aber noch nicht zugestellt worden war.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2. Die R&#252;ge, die angefochtene Entscheidung verletze den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs, f&#252;hrt nicht zum Erfolg der Beschwerde. Der Antragsteller meint, das Verwaltungsgericht h&#228;tte ihn aufgrund seiner Bitte darauf hinweisen m&#252;ssen, wenn es seinen &#8222;formalen&#8220; Einwendungen gegen die Ordnungsverf&#252;gung nicht folgen sollte; in diesem Fall h&#228;tte er erstinstanzlich zur materiellen Rechtslage vorgetragen. Dies greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Hinweispflicht des Gerichts nach &#167;&#160;86 Abs.&#160;3 VwGO konkretisiert den Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs (Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG) und zielt mit dieser Funktion insbesondere darauf, &#220;berraschungsentscheidungen zu vermeiden. Allerdings folgt daraus keine Pflicht des Gerichts, die Beteiligten schon vorab auf seine Rechtsauffassung oder die beabsichtigte W&#252;rdigung des Prozessstoffes hinzuweisen und offenzulegen, wie es seine Entscheidung im Einzelnen zu begr&#252;nden beabsichtigt. Eine Ausnahme hiervon gilt dann, wenn das Gericht bei seiner Entscheidung auf einen rechtlichen Gesichtspunkt oder auf eine bestimmte Bewertung des Sachverhalts abstellen will, mit dem bzw. mit der auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht zu rechnen braucht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 30.&#160;M&#228;rz 2016 - 5 B 11.16&#160;-, juris Rn.&#160;20, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gemessen daran ist das rechtliche Geh&#246;r nicht verletzt worden. Das Verwaltungsgericht musste den Antragsteller trotz seiner Bitte nicht darauf hinweisen, wie es die Bestimmtheit der Ordnungsverf&#252;gung beurteilen w&#252;rde. Jedenfalls nachdem die Antragsgegnerin in ihrem Schriftsatz vom 6.&#160;Februar 2018 die Meinung vertreten hatte, dass die Ordnungsverf&#252;gung trotz der Falschbezeichnung des Grundst&#252;cks hinreichend bestimmt sei, musste der Antragsteller auch ohne einen Hinweis des Gerichts damit rechnen, dass diese Argumentation bei der gerichtlichen Entscheidung relevant sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig vom Vorstehenden f&#252;hrte eine Geh&#246;rsverletzung nicht zum Erfolg der vorliegenden Beschwerde, weil der Senat deren Erfolg auf der Grundlage des Beschwerdevorbringens eigenst&#228;ndig pr&#252;ft und dabei auch die erstmals vorgetragenen Einw&#228;nde gegen die materiell-rechtliche Rechtm&#228;&#223;igkeit der in Rede stehenden Ordnungsverf&#252;gung ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3. Das Verwaltungsgericht hat zu Recht angenommen, dass die Ordnungsverf&#252;gung inhaltlich hinreichend bestimmt ist i. S.&#160;v. &#167;&#160;37 Abs.&#160;1 VwVfG NRW.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hinreichende inhaltliche Bestimmtheit im Sinne dieser Vorschrift setzt voraus, dass insbesondere f&#252;r den Adressaten des Verwaltungsakts die von der Beh&#246;rde getroffene Regelung so vollst&#228;ndig, klar und unzweideutig erkennbar ist, dass er sein Verhalten danach richten kann. Es reicht aus, wenn sich die Regelung aus dem gesamten Inhalt des Bescheides, insbesondere seiner Begr&#252;ndung, sowie den weiteren den Beteiligten bekannten oder ohne Weiteres erkennbaren Umst&#228;nden unzweifelhaft erkennen l&#228;sst. Der Verwaltungsakt muss eine geeignete Grundlage f&#252;r seine zwangsweise Durchsetzung bilden. Im Einzelnen richten sich die Anforderungen an die notwendige Bestimmtheit nach den Besonderheiten des jeweils anzuwendenden und mit dem Verwaltungsakt umzusetzenden materiellen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 9.&#160;Oktober 2012- 7 VR 10.12&#160;-, juris Rn.&#160;10, und Urteil vom 20.&#160;April 2005 - 4 C 18.03&#160;-, juris Rn.&#160;53.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach Ma&#223;gabe dieser Grunds&#228;tze ist die in Rede stehende Ordnungsverf&#252;gung hinsichtlich der Bezeichnung des Flurst&#252;cks noch hinreichend bestimmt. Die Antragsgegnerin hat das Grundst&#252;ck in der Ordnungsverf&#252;gung zwar falsch bezeichnet. Statt auf dem Flurst&#252;ck&#160;X der Flur&#160;X, Gemarkung E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , sollte der Antragsteller eine befestigte Fl&#228;che auf dem Flurst&#252;ck&#160;Y der Flur&#160;Y, Gemarkung C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , zur&#252;ckbauen. Dass dieses Flurst&#252;ck gemeint war, konnte der Antragsteller aber aus dem gesamten Inhalt des Bescheides, insbesondere seiner Begr&#252;ndung, sowie den weiteren ihm bekannten oder ohne Weiteres erkennbaren Umst&#228;nden schlie&#223;en. Dies ergibt sich aus Folgendem: Die beiden genannten, dem Antragsteller geh&#246;renden Grundst&#252;cke grenzen unmittelbar aneinander. Die im Bescheid genannte Adresse &#8222;I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Stra&#223;e&#160;Z&#8220; l&#228;sst sich ohne Weiteres auch auf das Flurst&#252;ck&#160;Y beziehen, weil die Zufahrt f&#252;r Besucher des Hotels bzw. der Gastst&#228;tte sowie f&#252;r die Feuerwehr &#252;ber den stra&#223;ennahen Teil des Flurst&#252;cks&#160;Y auf das Flurst&#252;ck&#160;X f&#252;hrt. Dass es um die Fl&#228;che geht, die auf dem Flurst&#252;ck&#160;Y f&#252;r weitere Parkpl&#228;tze angelegt worden ist, ergibt sich f&#252;r den Antragsteller, der als Grundst&#252;ckseigent&#252;mer und Betreiber des dortigen Hotels mit den &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen vertraut ist, auch aus der Begr&#252;ndung des Bescheides. Dort hat die Antragsgegnerin angef&#252;hrt, dass sie im&#160;Oktober 2016 festgestellt habe, dass eine zus&#228;tzlich befestigte Fl&#228;che von etwa 130&#160;m&#178; frisch angelegt und von Aufwuchs/Geh&#246;lzbestand befreit worden sei. Nach den insoweit unbestrittenen Angaben der Antragsgegnerin war dies die einzige dort neu angelegte befestigte Fl&#228;che. Au&#223;erdem hat die Antragsgegnerin in der Begr&#252;ndung des Bescheides auf den Bauantrag &#8222;Umbau und Erweiterung eines bestehenden Gastronomiebetriebes&#8220; verwiesen. In dem entsprechenden Antrag des Ingenieurb&#252;ros I1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sei bereits angek&#252;ndigt worden, dass durch ein erh&#246;htes G&#228;steaufkommen weitere Fl&#228;chen, die sich [auf dem Flurst&#252;ck&#160;Y] im Landschaftsschutzgebiet bef&#228;nden, in Anspruch genommen werden sollten. Auch daraus konnte der Antragsteller entnehmen, dass es um die Fl&#228;che auf dem Flurst&#252;ck&#160;Y ging. Vor diesem Hintergrund kann entgegen der Auffassung des Antragstellers auch ein objektiver Dritter ermitteln, welches Grundst&#252;ck von dem angegriffenen Bescheid erfasst ist, und kann dieser deshalb Grundlage f&#252;r seine zwangsweise Durchsetzung sein.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4. Soweit der Antragsteller behauptet, er habe lediglich die Fl&#228;che im Grenzbereich der beiden Flurst&#252;cke wiederhergestellt, die sein Vater bereits im letzten Jahrhundert befestigt habe, f&#252;hrt dies schon deswegen nicht zum Erfolg der Beschwerde, weil er dies in keiner Weise belegt oder glaubhaft gemacht hat (vgl. &#167;&#160;123 Abs.&#160;3 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#167;&#160;920 Abs.&#160;2, 294 Abs.&#160;1 ZPO). Abgesehen davon widerspricht diese Behauptung den historischen Luftbildern zu diesem Grundst&#252;ck. Auf Luftbildern aus den Jahren 1999 und 2007, einem Luftbild aus dem Jahre 2005 und dem im Verwaltungsvorgang enthaltenen Luftbild aus dem Jahre 2014 ist klar zu erkennen, dass die in Rede stehende Fl&#228;che jeweils dicht bewachsen war, insbesondere auch im Jahre 2005, als der Landschaftsplan Wuppertal-Nord in Kraft trat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung richtet sich nach den &#167;&#167;&#160;47 Abs.&#160;1, 52 Abs.&#160;1 und 53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;2 GKG und folgt der Festsetzung des Verwaltungsgerichts. Die Zwangsgeldandrohung bleibt bei der Festsetzung des Streitwerts nach Nr.&#160;1.7.2 Satz&#160;1 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit 2013 au&#223;er Betracht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, 68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5 und 66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG).</p>
161,456
vg-munster-2018-12-21-6-k-423017
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6 K 4230/17
2018-12-21T00:00:00
2019-01-16T07:00:10
2019-01-17T12:06:26
Urteil
ECLI:DE:VGMS:2018:1221.6K4230.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Bescheid des Beklagten vom 29. September 2016 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 12. Mai 2017 wird aufgehoben. Der Beklagte wird verpflichtet, der Kl&#228;gerin f&#252;r den von ihr belegten Heimplatz Pflegewohngeld in gesetzlicher H&#246;he f&#252;r die Zeit vom 10. Juli 2016 bis zum 31. Dezember 2016 zu gew&#228;hren.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin lebt seit dem 10. Juli 2016 vollstation&#228;r im N2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160; . N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Am 5. Juli 2016 beantragte Herr G.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , dem die Kl&#228;gerin am 15. Oktober 2015 eine Vorsorgevollmacht ausgestellt hatte, beim Beklagten f&#252;r den von der Kl&#228;gerin belegten Heimplatz die Gew&#228;hrung von Pflegewohngeld.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 29. September 2016 lehnte der Beklagte den Antrag ab und gab zur Begr&#252;ndung an: Nach den von der Kl&#228;gerin vorgelegten Unterlagen &#252;bersteige ihr einzusetzendes Verm&#246;gen In H&#246;he von insgesamt 21.009,29 &#8364; den ma&#223;geblichen Verm&#246;gensfreibetrag von 10.000,00 &#8364; zuz&#252;glich max. 4.000,00 &#8364; f&#252;r die angemessene Bestattungsvorsorge um 7.009,29 &#8364;. Es sei der Kl&#228;gerin zuzumuten, diesen Betrag einzusetzen und das ab ihrer Aufnahme im N2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; anfallende Pflegewohngeld bis zum Verbrauch des einzusetzenden Verm&#246;gens aufzubringen. Eine angemessene Bestattungsvorsorge liege bei 4.000,00 &#8364;. Dieser Betrag werde als angemessene Bestattungsvorsorge anerkannt. Auch im Fall der Kl&#228;gerin werde dieser Betrag ber&#252;cksichtigt. Die Kl&#228;gerin habe nicht dargelegt, dass eine angemessene Bestattung in ihrem Fall diesen Betrag &#252;bersteige. Weiter habe die Kl&#228;gerin nicht nachgewiesen, dass die Verwertung der Bestattungsvorsorgevertr&#228;ge unwirtschaftlich sei. Eine unwirtschaftliche Verwertung sei gegeben, wenn die Verwertung des Verm&#246;gens einen Verlust von mehr als 50 % bedeuten w&#252;rde. Eine solche Problematik sei bislang bei der Verwertung von Bestattungsvorsorgevertr&#228;gen nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen erhobenen Widerspruch der Kl&#228;gerin wies der Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 12. Mai 2017 zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er im Wesentlichen aus: Ausweislich der von der Kl&#228;gerin vorgelegten Unterlagen habe sie zum Zeitpunkt der Antragstellung &#252;ber Verm&#246;gen in Form von Betr&#228;gen auf dem Girokonto (845,40 &#8364;) und einem Sparbuch (9.563,89 &#8364;) sowie in Form von Forderungen aus zwei Bestattungsvorsorge-Treuhandvertr&#228;gen (7.000,00 &#8364; bzw. 3.500,00 &#8364;), insgesamt i.H.v. 21.009,29 &#8364; verf&#252;gt. Die Bestattungsvorsorgevertr&#228;ge stellten Forderungen und grunds&#228;tzlich Verm&#246;gen dar. Unter Ber&#252;cksichtigung des gesch&#252;tzten Betrages verbleibe ein Verm&#246;gen i.H.v. 11.009,29 &#8364;. Die Bestattungsvorsorge-Treuhandvertr&#228;ge seien nicht nach &#167; 90 Abs. 2 SGB XII gesch&#252;tzt. Im Kreis X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; w&#252;rden f&#252;r Bestattungen, die aus Sozialhilfemitteln finanziert w&#252;rden, durchschnittlich Kosten i.H.v. 2.500,00 &#8364; als angemessen f&#252;r eine w&#252;rdevolle Bestattung &#252;bernommen. Bei der Beurteilung, ob es sich um eine angemessene Bestattungsvorsorge handele, w&#252;rden auch besondere W&#252;nsche einbezogen. Gleichwohl m&#252;ssten sich die Gestaltungsw&#252;nsche im Rahmen des Angemessenen bewegen. Unter Ber&#252;cksichtigung des Sparsamkeitsgebots der Sozialhilfe als auch der pers&#246;nlichen W&#252;nsche sei es angemessen und ausreichend, als H&#228;rteregelung im besonderen Einzelfall der Kl&#228;gerin einen Betrag von 4.000,00 &#8364; anrechnungsfrei zu stellen. Dieser Betrag liege deutlich &#252;ber dem Betrag, der dem sozialhilferechtlichen Mindeststandard entspreche. Es seien keine Gr&#252;nde zu erkennen, dass der Betrag von 4.000,00 &#8364; nicht ausreichend sei, um damit eine w&#252;rdevolle und deutlich &#252;ber dem sozialhilferechtlichen Mindeststandard liegende Bestattung zu finanzieren. Die von der Kl&#228;gerin vorgelegte Kostenaufstellung des Bestatters liege mit 9.541,31 &#8364; zwar ganz erheblich &#252;ber den im Kreis X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; anfallenden Kosten f&#252;r eine Bestattung. Aus der bisherigen Lebensf&#252;hrung der Kl&#228;gerin sei aber nicht zu schlie&#223;en, dass so hohe Kosten f&#252;r eine dereinstige Bestattung angemessen seien. Mit monatlichen Eink&#252;nften in H&#246;he von knapp 850,00 &#8364; und Unterkunftskosten von 380,00 &#8364; habe sie immer schon in bescheidenen Verh&#228;ltnissen gelebt. Die in den Treuhandvertr&#228;gen festgelegten Betr&#228;ge seien ausschlie&#223;lich f&#252;r die Finanzierung der Kosten des Bestatters angelegt. Ein Grabpflegevertrag sei nicht abgeschlossen worden. Im &#220;brigen bestehe auch keine Notwendigkeit, Betr&#228;ge f&#252;r die Grabpflege zu sch&#252;tzen. Weder die angemessene Lebensf&#252;hrung noch die Aufrechterhaltung einer angemessenen Alterssicherung seien durch den Einsatz des Bestattungsvorsorgevertrages wesentlich erschwert. Es sei keine H&#228;rte darin zu sehen, den Bestattungsvorsorgevertrag zumindest teilweise zu k&#252;ndigen und die Mittel f&#252;r die Heimkosten zu verwenden. Auch in Aus&#252;bung des einger&#228;umten Ermessens und unter Ber&#252;cksichtigung der individuellen Situation der Kl&#228;gerin sei keine andere Entscheidung zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 14. Juni 2017 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie macht im Wesentlichen geltend: Nach zwischenzeitlich herrschender verwaltungsgerichtlicher Rechtsprechung stehe fest, dass der Einsatz und die Verwertung von Mitteln im Rahmen der Bewilligung von Pflegewohngeld, die f&#252;r eine angemessene Bestattung und eine angemessene Grabpflege zur&#252;ckgelegt w&#252;rden, eine unzumutbare H&#228;rte darstelle. Der Wunsch vieler alter Menschen, f&#252;r die Zeit nach dem Tod vorzusorgen, sei unter dem Gesichtspunkt der Menschenw&#252;rde und der allgemeinen Handlungsfreiheit zu beachten. Nach der einschl&#228;gigen Rechtsprechung sei zur Ermittlung der Angemessenheit einer Bestattungsvorsorge zun&#228;chst als Grundbetrag der Betrag heranzuziehen, der den einfachen Standard einer Bestattung gew&#228;hrleiste. Dieser Betrag sei um den so genannten Erh&#246;hungsbetrag bis zur Grenze der Angemessenheit zu erh&#246;hen. Dieser Erh&#246;hungsbetrag richte sich zum einen nach den individuellen W&#252;nschen der vorsorgenden Person, zum anderen nach dem tats&#228;chlichen Preisniveau einer durchschnittlichen b&#252;rgerlichen Bestattung an dem vorgesehenen Bestattungsort. Im Hinblick darauf, dass sie, die Kl&#228;gerin, nicht nur die dereinstigen Bestattungs- und Friedhofsgeb&#252;hren, sondern auch die dereinstigen Steinmetzkosten absichern wolle, sei der hinterlegte Betrag i.H.v. 10.500,00 &#8364; hinsichtlich seiner Angemessenheit nicht zu beanstanden. Die im Kostenvoranschlag des Vertragsbestatters aufgef&#252;hrten Kosten entspr&#228;chen einem nur durchschnittlichen Preisniveau. Dar&#252;ber hinaus sei es anerkannt, dass es im Rahmen einer Bestattungsvorsorge zul&#228;ssig sei, f&#252;r zuk&#252;nftige Kostensteigerungen einen den Kostenvoranschlag des Vertragsbestatters &#252;berschie&#223;enden Betrag vorzusehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 29. September 2016 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 12. Mai 2017 zu verpflichten, ihr f&#252;r den von ihr belegten Heimplatz vom 10. Juli 2016 bis 31. Dezember 2016 Pflegewohngeld in gesetzlicher H&#246;he zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er verweist zur Begr&#252;ndung auf die Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Bescheid.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben sich mit einer Entscheidung durch den Berichterstatter anstelle der Kammer ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- Streitstandes wird auf den Inhalt der zwischen den Beteiligten gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf den Inhalt der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 1 VwGO zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die durch den angefochtenen Bescheid des Beklagten vom 29. September 2016 in der Gestalt seines Widerspruchsbescheides vom 12. Mai 2017 erfolgte Ablehnung von Pflegewohngeld ist rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;gerin in ihren Rechten (&#167; 113 Abs. 5, Abs. 1 VwGO). Der Kl&#228;gerin steht gegen&#252;ber dem Beklagten der f&#252;r die Zeit vom 10. Juli 2016 bis zum 31. Dezember 2016 geltend gemachte Anspruch auf Gew&#228;hrung von Pflegewohngeld in gesetzlicher H&#246;he zu.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 des Alten- und Pflegegesetzes Nordrhein-Westfalen (APG NRW, vom 2. Oktober 2014, GV.NRW. S. 619) wird Pflegewohngeld in vollstation&#228;ren Dauerpflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen als Unterst&#252;tzung der Personen (Anspruchsberechtigte) gew&#228;hrt, die gem&#228;&#223; &#167; 14 des Elften Buches Sozialgesetzbuch pflegebed&#252;rftig und nach &#167; 43 des Elften Buches Sozialgesetzbuch oder im Rahmen einer privaten Pflegeversicherung anspruchsberechtigt sind und deren Einkommen und Verm&#246;gen unter Ber&#252;cksichtigung des Einkommens und Verm&#246;gens ihrer nicht getrennt lebenden Ehegattinnen, Ehegatten, eingetragenen Lebenspartnerinnen oder Lebenspartnern oder der mit ihnen in ehe&#228;hnlicher oder lebenspartnerschafts&#228;hnlicher Gemeinschaft lebenden Personen zur Finanzierung der von ihnen ansonsten zu tragenden f&#246;rderungsf&#228;higen Aufwendungen im Sinne des &#167; 10 Abs. 1 ganz oder teilweise nicht ausreicht. Nach &#167; 14 Abs. 2 Satz 1 APG NRW wird Pflegewohngeld nicht gezahlt, wenn unter anderem durch Einsatz eigenen Einkommens und Verm&#246;gens die Zahlung der Investitionskosten m&#246;glich ist. Nach &#167; 14 Abs. 3 Satz 1 APG NRW erfolgt die Ermittlung des einzusetzenden monatlichen Einkommens und Verm&#246;gens unter anderem entsprechend der Regelungen des Elften Kapitels des Zw&#246;lften Buches Sozialgesetzbuch. Nach der danach anzuwendenden Vorschrift des &#167;&#160;90 Abs.&#160;1 SGB XII ist das gesamte verwertbare Verm&#246;gen einzusetzen. Zum Verm&#246;gen in diesem Sinn geh&#246;ren bewegliche und unbewegliche G&#252;ter und Rechte, sofern der zum Verm&#246;genseinsatz Verpflichtete Eigent&#252;mer oder Rechtsinhaber ist, sie in Geld sch&#228;tzbar sind und eine gewisse Wertbest&#228;ndigkeit aufweisen. Hiervon erfasst werden auch Forderungen bzw. Anspr&#252;che gegen Dritte. Die Verwertbarkeit des Verm&#246;gens setzt voraus, dass der Verm&#246;gensinhaber unter rechtlichen und tats&#228;chlichen Gesichtspunkten &#252;ber das Verm&#246;gen verf&#252;gen kann und auch in der Lage ist, es rechtzeitig zur Bedarfszeit zu realisieren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. BSG, Urteil vom 18. M&#228;rz 2008 - B 8/9b SO 9/06 R -, Zeitschrift f&#252;r Erbrecht und Verm&#246;gensnachfolge (ZEV) 2008, 539, mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Ma&#223;gaben stand der Kl&#228;gerin in dem hier in Rede stehenden Zeitraum kein hinreichendes einzusetzendes Verm&#246;gen im Sinn der genannten Vorschriften zur Deckung der Investitionskosten zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Insbesondere kann von der Kl&#228;gerin nicht verlangt werden, die im Hinblick auf ihre dereinstige Bestattung auf die geschlossenen Bestattungsvorsorge-Treuhandvertr&#228;ge gezahlten Betr&#228;ge in H&#246;he von insgesamt 10.500,00 &#8364; f&#252;r die Investitionskosten einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zwar geh&#246;rten diese Betr&#228;ge im streitigen Zeitraum zum verwertbaren Verm&#246;gen der Kl&#228;gerin, weil die beiden Vertr&#228;ge &#8211; was zwischen den Beteiligten nicht streitig ist - h&#228;tten gek&#252;ndigt werden k&#246;nnen und der Kl&#228;gerin dann entsprechende R&#252;ckzahlungsanspruche zugestanden h&#228;tten. Jedoch stellte der Einsatz dieses Verm&#246;gens f&#252;r die Kl&#228;gerin eine H&#228;rte im Sinne des &#167; 14 Abs. 3 S.&#160;1 APG NRW i.V.m. &#167; 90 Abs. 3 S. 1 SGB XII dar.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichtes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen ist gekl&#228;rt, dass die Verwertung des zum Zweck der angemessenen Bestattungsvorsorge und der angemessenen Grabpflege vorgesehenen Verm&#246;gens eines Heimbewohners in Anlehnung an die sozialhilferechtliche Rechtsprechung auch im Pflegewohngeldrecht grunds&#228;tzlich eine H&#228;rte bedeuten w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 27. Februar 2013</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#8211; 12 A 1255/12 -, juris, Rn. 3, mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist der Wunsch vieler Menschen, f&#252;r die Zeit nach ihrem Tod vorzusorgen, dahin zu respektieren, dass ihnen die Mittel erhalten bleiben, die sie f&#252;r eine angemessene Bestattung (und eine angemessene Grabpflege) zur&#252;ckgelegt haben. Denn nur auf diese Weise, d.h. nur dann, wenn die f&#252;r Bestattung und Grabpflege zur&#252;ckgelegten Mittel zu Lebzeiten nicht zu einem anderen Zweck eingesetzt werden m&#252;ssen, stehen sie nach dem Tod f&#252;r Bestattung und Grabpflege zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 11. Dezember 2003 &#8211; 5 C 84.02 &#8211;, juris, Rn. 22 = NJW 2004, 2914.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ob die Bestattungsvorsorge der H&#246;he nach angemessen ist, beurteilt sich anhand der vorgesehenen Leistungen und der &#246;rtlichen Preise f&#252;r eine Bestattung. Zur Bestimmung der Angemessenheit einer Bestattungsvorsorge ist zun&#228;chst auf die Kosten abzustellen, die die &#246;rtlich zust&#228;ndige Beh&#246;rde als erforderliche Kosten der Bestattung nach &#167; 74 SGB XII zu &#252;bernehmen hat (Grundbetrag). Insofern wird den &#246;rtlichen Besonderheiten sowie den unterschiedlichen Friedhofskosten Rechnung getragen. Dabei ist hinsichtlich der Art der Bestattung (Erdbestattung, Feuerbestattung etc.) in der Regel die Entscheidung des Heimbewohners zugrunde zu legen. Der sich daraus ergebende Kostenbetrag, der lediglich den einfachen Standard repr&#228;sentiert und dar&#252;ber hinaus auf vertraglichen Rabattvereinbarungen der Beh&#246;rde mit den &#246;rtlichen Bestattern beruhen kann, ist unter Ber&#252;cksichtigung etwaiger Gestaltungsw&#252;nsche des Heimbewohners bis zur Grenze der Angemessenheit zu erh&#246;hen (Erh&#246;hungsbetrag). Dabei k&#246;nnen die Kosten einer durchschnittlichen Bestattung als Richtschnur dienen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 27. Februar 2013 &#8211; 12 A 1255/12 -, juris, Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Grunds&#228;tze sind die f&#252;r die Kl&#228;gerin geschlossenen Bestattungsvorsorge-Treuhandvertr&#228;ge f&#252;r ihre dereinstige Erdbestattung (ohne Grabpflege) auf dem Friedhof E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in H&#246;he von insgesamt 10.500,00 &#8364; als angemessene Bestattungsvorsorge zu bewerten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auch wenn dem Vorbringen des Beklagten zufolge die durchschnittlichen Kosten f&#252;r eine Bestattung nach &#167; 74 SGB XII im Kreis X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bei 2.500,00 &#8364; liegen, bestehen keine Bedenken an der Angemessenheit der f&#252;r die dereinstige Bestattung der Kl&#228;gerin vorgesehenen Betr&#228;ge. Weder l&#228;sst sich feststellen, dass die in der &#8222;Kostenaufstellung zum Bestattungsvorsorgevertrag&#8220; des Bestattungsunternehmens vom 21.&#160;August 2015 aufgef&#252;hrten Positionen den Rahmen des Angemessenen &#252;berschreiten noch bestehen Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die errechneten Gesamtkosten der dereinstigen Bestattung der Kl&#228;gerin unangemessen hoch w&#228;ren. Die in der Kostenaufstellung aufgef&#252;hrten einzelnen Leistungen entsprechen den Gestaltungsw&#252;nschen der Kl&#228;gerin und sind auch nicht un&#252;blich f&#252;r eine Erdbestattung. Ebenso h&#228;lt sich der Gesamtbetrag der Bestattungskosten von 9.541,31 &#8364; mit Blick darauf, dass die Gesamtkosten einer Erdbestattung im Jahr 2013 zwischen 4.287,- (durchschnittliche einfache Erdbestattung) und 12.152,- &#8364; (durchschnittliche gehobene Erdbestattung) betrugen,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vgl. Stiftung Warentest, Spezial, Bestattungen (M&#228;rz 2013), www.bestattungen.de,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">durchaus noch im Rahmen des &#220;blichen. Daran &#228;ndert sich nichts dadurch, dass f&#252;r die Kl&#228;gerin ein &#252;ber die veranschlagten Bestattungskosten hinausgehender Betrag in H&#246;he von insgesamt 10.500 &#8364; hinterlegt worden ist. Insoweit weist der Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin zu Recht darauf hin, dass es im Rahmen einer Bestattungsvorsorge zul&#228;ssig sei, f&#252;r zuk&#252;nftige Kostensteigerungen einen den Kostenvoranschlag des Vertragsbestatters &#252;berschie&#223;enden Betrag vorzusehen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. LSG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 25. September 2017 &#8211; L 1 SO 75/11 &#8211;, zitiert nach: Niemeyer, Bisping, Naumann in: Steuerberater Branchenhandbuch, 205. Lieferung 2018, Bestattungsunternehmen, juris, Rn. 23.1.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte anf&#252;hrt, aus der bisherigen Lebensf&#252;hrung der Kl&#228;gerin, die schon immer in bescheidenen Verh&#228;ltnissen gelebt habe, sei nicht zu schlie&#223;en, dass so hohe Kosten f&#252;r eine Bestattung angemessen seien, greift dies nicht durch. Da die Anerkennung eines angemessenen Bestattungsvorsorgevertrages als Schonverm&#246;gen im Sinne der H&#228;rteregelungen auf dem Gedanken der Selbstbestimmung und Menschenw&#252;rde auch f&#252;r die Zeit nach dem Ableben beruht,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">vgl. BSG, Urteil vom 18. M&#228;rz 2008 &#8211; B 8/9b SO 9/06 R &#8211; juris, Rn. 24,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen die konkreten finanziellen Lebensumst&#228;nde des Betroffenen nicht dazu f&#252;hren, die Gestaltungsw&#252;nsche und Kosten f&#252;r seine Bestattung &#8211; etwa bis auf Sozialhilfeniveau - einzuschr&#228;nken. Die Grenze des Angemessenen ist danach vielmehr erst dann &#252;berschritten, wenn sich die konkreten Gestaltungsw&#252;nsche und deren Kosten im Einzelfall als v&#246;llig &#252;berzogen oder luxuri&#246;s erweisen oder Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, dass vorhandenes Verm&#246;gen zielgerichtet allein deshalb f&#252;r die Bestattungsvorsorge verwendet wurde, um Leistungsanspr&#252;che zu erwerben,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vgl. BSG, Urteil vom 18. M&#228;rz 2008 &#8211; B 8/9b SO 9/06 R &#8211; juris, Rn. 23, 24.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Derartiges ist im Fall der Kl&#228;gerin nicht ersichtlich und wird auch vom Beklagten nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Steht der Kl&#228;gerin mithin f&#252;r die Zeit vom 10. Juli 2016 bis zum 31. Dezember 2016 ein Anspruch auf Gew&#228;hrung von Pflegewohngeld gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 APG NRW in gesetzlicher H&#246;he zu, wird bei der entsprechenden Nachbetrachtung dieses Zeitraums indes zu ber&#252;cksichtigen sein, dass die Kl&#228;gerin jedenfalls zu Beginn des genannten Zeitraums &#252;ber &#8211; den Schonbetrag nach &#167;&#160;14 Abs. 3 Satz 3 APG NRW in H&#246;he von 10.000,00 &#8364; &#252;bersteigendes - Verm&#246;gen im Sinne von &#167;&#160;14 Abs. 3 Satz 1 APG NRW i.V.m. &#167; 90 Abs. 1 SGB XII in Form eines Bankguthabens in H&#246;he von 509,29 &#8364; verf&#252;gte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat nach &#167; 154 Abs. 1 VwGO die Kosten des Verfahrens zu tragen, weil er unterlegen ist. Gerichtskosten werden nach &#167; 188 S. 2 VwGO nicht erhoben. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung beruht auf &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
142,311
ovgnrw-2018-12-21-4-a-91118a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 911/18.A
2018-12-21T00:00:00
2019-01-08T23:47:04
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1221.4A911.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Aachen vom 3.1.2018 wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Der geltend gemachte Zulassungsgrund eines Verfahrensmangels, n&#228;mlich einer Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs, liegt nicht vor (&#167; 78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG in Verbindung mit &#167; 138 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Anspruch des Kl&#228;gers auf rechtliches Geh&#246;r nicht dadurch verletzt, dass es &#8210; so das Zulassungsvorbringen &#8210; in dem angegriffenen Urteil Erkenntnisquellen verwendet habe, die ihm zuvor nicht ordnungsgem&#228;&#223; bekannt gegeben worden seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verlangt, dass das Urteil nur auf Tatsachen und Beweisergebnisse gest&#252;tzt wird, zu denen die Beteiligten sich &#228;u&#223;ern konnten (Art.&#160;103 Abs. 1 GG, &#167; 108 Abs. 2 VwGO). Die Verwertung von Tatsachen und Beweisergebnissen setzt deshalb voraus, dass diese von den Verfahrensbeteiligten oder vom Gericht im Einzelnen bezeichnet zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht oder sonst in das Verfahren eingef&#252;hrt worden sind, und dass sich die Beteiligten hierzu &#228;u&#223;ern konnten. Dies gilt auch f&#252;r die im Asylverfahren verwendeten Erkenntnisse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 18.7.2001 &#8210; 2 BvR 982/00 &#8210;, InfAuslR 2001, 463 = juris, Rn. 15 ff.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dass das Verwaltungsgericht gegen diese Verpflichtung versto&#223;en haben k&#246;nnte, legt der Kl&#228;ger schon nicht dar. Das Verwaltungsgericht hat den in den Urteilsgr&#252;nden zitierten Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes, Stand Mai 2016, dadurch zum Gegenstand des Verfahrens gemacht, dass es die Beteiligten mit der Ladungsverf&#252;gung vom 21.8.2017 darauf hingewiesen hat, die Liste der Erkenntnisquellen, die ber&#252;cksichtigt werden und zu denen der genannte Lagebericht geh&#246;rt, sei auf der Internetseite des Gerichts unter <span style="text-decoration:underline">www.vg-aachen.nrw.de</span> (Aufgaben/Erkenntnislisten) einsehbar; auf Anfrage werde eine Erkenntnisliste &#252;bersandt. Zudem hat es in der m&#252;ndlichen Verhandlung, bei der auch der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers zugegen war, die Ausk&#252;nfte, Berichte und Gutachten, auf die die Beteiligten mit der Ladung hingewiesen worden sind, zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht. Damit hatte der Kl&#228;ger ausreichend Gelegenheit, sich Kenntnis &#252;ber die relevanten Erkenntnisquellen im Internet, durch Anforderung in Papierform, Einsichtnahme oder durch Nachfrage in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu verschaffen. Unterl&#228;sst er dies, ist ihm die Geh&#246;rsr&#252;ge verwehrt. Denn ein Rechtssuchender muss die nach der jeweiligen prozessualen Lage gegebenen und zumutbaren prozessualen M&#246;glichkeiten aussch&#246;pfen, um sich das rechtliche Geh&#246;r zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 22.6.2017 &#8210; 2 WD 6/17 u. a. &#8210;, Buchholz 450.2 &#167; 121a WDO 2002 Nr. 1 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 1.2.2018 &#8210; 4 A 1763/15.A &#8210;, juris, Rn. 6 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Schon deshalb greift auch der Einwand des Kl&#228;gers nicht durch, ihm habe zumindest die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet werden m&#252;ssen, Kopien der in der Erkenntnisliste aufgef&#252;hrten Materialien anzufertigen. Er macht nicht geltend, gegen&#252;ber dem Verwaltungsgericht um diese M&#246;glichkeit nachgesucht zu haben. Im &#220;brigen reicht es nach Bezeichnung der in einem Verfahren m&#246;glicherweise zu verwertenden Erkenntnisse f&#252;r die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs aus, wenn den Parteien eine Einsichtnahme m&#246;glich und zumutbar war.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 20.3.1997 &#8210; 14 A 990/97.A &#8210;, NVwZ 1997, Beilage Nr. 11, 81 = juris, Rn. 8.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legt nicht dar, aufgrund welcher Umst&#228;nde es ihm nicht zumutbar gewesen sein sollte, sich von dem Inhalt der Erkenntnisquellen durch eine vom Verwaltungsgericht ausdr&#252;cklich als M&#246;glichkeit benannte Einsichtnahme bei Gericht Kenntnis zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus fehlt jeglicher Vortrag dazu, was der Kl&#228;ger bei ausreichender Geh&#246;rsgew&#228;hrung noch vorgetragen h&#228;tte und inwieweit der weitere Vortrag zur Kl&#228;rung des geltend gemachten Anspruchs geeignet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 1.2.2018 &#8210; 4 A 1763/15.A &#8210;, juris, Rn. 8 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs ist auch nicht dadurch verletzt, dass das Verwaltungsgericht das vom Kl&#228;ger vorgelegte L&#228;nderkurzinfo Pakistan von Amnesty International, Zitate von der Internetseite des Ausw&#228;rtigen Amtes und Angaben des UNHCR nicht ausdr&#252;cklich in den Urteilsgr&#252;nden ber&#252;cksichtigt hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Art. 103 Abs. 1 GG und &#167; 108 Abs. 2 VwGO verpflichten das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Es ist indes grunds&#228;tzlich davon auszugehen, dass ein Gericht diesen Anforderungen gen&#252;gt. Die Gerichte sind nicht verpflichtet, jedes Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu bescheiden. Deshalb m&#252;ssen im Einzelfall besondere Umst&#228;nde deutlich machen, dass tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder nicht zur Kenntnis genommen oder doch bei der Entscheidung nicht erwogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.8.2017 &#8211; 4&#160;A 1904/17.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aus der Antragsbegr&#252;ndung ergibt sich nicht, dass das Verwaltungsgericht hiergegen versto&#223;en haben k&#246;nnte. Eine Verpflichtung des Gerichts, sich mit allen von den Verfahrensbeteiligten angef&#252;hrten Erkenntnisquellen ausdr&#252;cklich zu befassen, besteht nicht. Ma&#223;geblich ist, dass das Gericht inhaltlich auf die relevanten und die von den Verfahrensbeteiligten vorgetragenen Gesichtspunkte eingeht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Kammerbeschluss vom 27.3.2017 &#8210; 2 BvR 681/17 &#8210;, NVwZ 2017, 1702 = juris, Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dies hat das Verwaltungsgericht getan. Es hat die vom Kl&#228;ger mit den vorgelegten bzw. benannten Informationen geltend gemachte Verschlechterung der Sicherheitslage in Pakistan sowohl im Tatbestand (Urteilsabdruck, Seite 3, zweiter Absatz) angef&#252;hrt als auch in den Entscheidungsgr&#252;nden (Urteilsabdruck, Seite 9, erster Absatz, bis Seite 10, erster Absatz) ausf&#252;hrlich gewertet. Dass es diesen Vortrag auf eine Weise gew&#252;rdigt hat, die nicht mit den subjektiven Vorstellungen des Kl&#228;gers &#252;bereinstimmt, f&#252;hrt nicht auf einen Geh&#246;rsversto&#223;.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch der weitere Einwand des Kl&#228;gers, das Verwaltungsgericht h&#228;tte den Sachverhalt von Amts wegen gem&#228;&#223; &#167; 86 Abs. 1 Satz 1 VwGO erforschen m&#252;ssen, beinhaltet keinen Versto&#223; gegen das rechtliche Geh&#246;r. Ein Aufkl&#228;rungsmangel begr&#252;ndet grunds&#228;tzlich &#8210; so auch hier &#8210; weder einen Geh&#246;rsversto&#223; noch geh&#246;rt er zu den sonstigen Verfahrensm&#228;ngeln im Sinne der &#167;&#167; 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG, 138 VwGO. Dies gilt auch insoweit, als der gerichtlichen Aufkl&#228;rungsverpflichtung verfassungsrechtliche Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 19.12.2016 &#8210; 4 A 2203/15.A &#8210;, juris, Rn. 24 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Die mit dem Zulassungsvorbringen geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG) ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG hat eine Rechtssache nur dann, wenn sie eine bisher h&#246;chstrichterlich oder obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine im Bereich der Tatsachenfeststellung bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte Frage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die sich in dem angestrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. F&#252;r die Darlegung dieser Voraussetzungen ist neben der Formulierung einer Rechts- oder Tatsachenfrage erforderlich, dass der Zulassungsantrag konkret auf die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit und -f&#228;higkeit der Rechts- bzw. Tatsachenfrage sowie ihre &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 29.1.2016 &#8211; 4 A 2103/15.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzte Grundsatzr&#252;ge erfordert &#252;berdies die Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen etwa im Hinblick auf hierzu vorliegende gegens&#228;tzliche Ausk&#252;nfte oder abweichende Rechtsprechung einer unterschiedlichen W&#252;rdigung zug&#228;nglich sind. Insoweit ist es Aufgabe des Rechtsmittelf&#252;hrers, durch die Benennung von bestimmten begr&#252;ndeten Informationen, Ausk&#252;nften, Presseberichten oder sonstigen Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit daf&#252;r darzulegen, dass nicht die Feststellungen und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Bewertungen in der Zulassungsschrift zutreffend sind, so dass es zur Kl&#228;rung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23.2.2017 &#8211; 4 A 685/14.A &#8211;, juris, Rn. 5 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung nicht. Die vom Kl&#228;ger aufgeworfenen Fragen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">ob in Pakistan aufgrund einer beabsichtigten Zwangsrekrutierung durch die Taliban oder Mullahs f&#252;r den Jihad eine M&#246;glichkeit besteht, Schutz durch die pakistanische Polizei zu erhalten,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">ob die Taliban und Mullahs ihren Krieg in die St&#228;dte und weitere Regionen in Pakistan, damit auch im Punjap, getragen haben und aufgrund einer Nachrichtensperre der Regierung kein Zugang zu Kampfgebieten erm&#246;glicht wird,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ob die terroristische Bedrohung durch die Taliban sich im Wesentlichen auf Teile der sogenannten Stammesgebiete in den FATA und in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa konzentriert oder Gesamt-Pakistan durch eine terroristische Bedrohung durch die Taliban betroffen ist,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ob der Kl&#228;ger als Privatperson Angriffen der Taliban ausgesetzt ist,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren nicht zur Berufungszulassung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der ersten Frage fehlt bereits die Entscheidungserheblichkeit. Der Kl&#228;ger hatte weder gegen&#252;ber dem Bundesamt noch im verwaltungsgerichtlichen Verfahren geltend gemacht, vor seiner Ausreise aus Pakistan von einer Zwangsrekrutierung betroffen gewesen zu sein oder bei einer R&#252;ckkehr hiermit rechnen zu m&#252;ssen. Vielmehr hatte er eine Verfolgung durch Mullahs wegen seiner Freundschaft mit Ahmadis angegeben. Insoweit hat das Verwaltungsgericht sein Vorbringen als unglaubhaft befunden (Urteilsabdruck, Seite 7, vorletzter Absatz) und ist &#252;berdies von einer unabh&#228;ngig von polizeilichem Schutz bestehenden internen Schutzm&#246;glichkeit ausgegangen (Urteilsabdruck, Seite 7, letzter Absatz, bis Seite 8). Dieser Annahme ist der Kl&#228;ger nicht mit durchgreifenden Zulassungsgr&#252;nden entgegen getreten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legt die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit der zweiten und dritten Frage nicht schl&#252;ssig dar. Es fehlt eine Auseinandersetzung mit der auf entsprechenden Erkenntnissen aus dem Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes, Stand: Mai 2016, beruhenden Annahme des Verwaltungsgerichts, f&#252;r ihn bestehe bei R&#252;ckkehr nach Pakistan keine konkrete Gefahr, Opfer von Angriffen der Taliban oder anderer terroristischer Organisationen auf die Zivilbev&#246;lkerung zu werden oder in Auseinandersetzungen der staatlichen Sicherheitskr&#228;fte mit den Taliban einbezogen zu werden (Urteilsabdruck, Seite 9, zweiter Absatz). Auch unter Ber&#252;cksichtigung der vom Kl&#228;ger im Zulassungsantrag benannten Anschl&#228;ge besteht angesichts der Gr&#246;&#223;e und Bev&#246;lkerungszahl Pakistans kein Anhalt daf&#252;r, dass f&#252;r ihn landesweit die konkrete Gefahr best&#252;nde, Opfer eines entsprechenden &#220;bergriffs zu werden. Er benennt n&#228;mlich schon keine entsprechenden Erkenntnisquellen, die die von ihm vorgetragenen Anschl&#228;ge belegen, sondern verweist nur allgemein auf &#8222;&#246;ffentlich zug&#228;ngliche Quellen&#8220;. Es ist jedoch nicht Aufgabe des Senats, sondern obliegt aufgrund seiner Darlegungslast gem&#228;&#223; &#167;&#160;78 Abs. 4 Satz 4 AsylG dem Kl&#228;ger, diejenigen &#246;ffentlichen Quellen konkret zu benennen, die aus seiner Sicht f&#252;r die Beantwortung der von ihm aufgeworfenen Fragen von Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der letzten Frage fehlt es an der Darlegung ihrer &#252;ber den Einzelfall hinausgehenden Bedeutung. Dar&#252;ber hinaus fehlen auch insoweit Darlegungen zu Erkenntnisquellen, aus denen sich ausreichende Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, dass f&#252;r Privatpersonen generell oder f&#252;r eine Gruppe von Privatpersonen, zu der der Kl&#228;ger geh&#246;rt, landesweit die konkrete Gefahr bestehen k&#246;nnte, Angriffen durch die Taliban ausgesetzt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">3.&#160;Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils geltend macht, scheitert eine Zulassung bereits daran, dass das Asylgesetz &#8210; anders als &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO &#8210; einen daran ankn&#252;pfenden Zulassungsgrund nicht kennt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylG unanfechtbar.</p>
142,310
ovgnrw-2018-12-21-4-a-90918a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 909/18.A
2018-12-21T00:00:00
2019-01-08T23:47:03
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1221.4A909.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Aachen vom 3.1.2018 wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Der geltend gemachte Zulassungsgrund einer Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs (&#167; 78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;138 VwGO) liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Anspruch des Kl&#228;gers auf rechtliches Geh&#246;r nicht dadurch verletzt, dass es &#8210; so das Zulassungsvorbringen &#8210; in dem angegriffenen Urteil Erkenntnisquellen verwendet habe, die ihm zuvor nicht ordnungsgem&#228;&#223; bekannt gegeben worden seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Gebot rechtlichen Geh&#246;rs verlangt, dass das Urteil nur auf Tatsachen und Beweisergebnisse gest&#252;tzt wird, zu denen die Beteiligten sich &#228;u&#223;ern konnten (Art.&#160;103 Abs. 1 GG, &#167; 108 Abs. 2 VwGO). Die Verwertung von Tatsachen und Beweisergebnissen setzt deshalb voraus, dass diese von den Verfahrensbeteiligten oder vom Gericht im Einzelnen bezeichnet zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht oder sonst in das Verfahren eingef&#252;hrt worden sind, und dass sich die Beteiligten hierzu &#228;u&#223;ern konnten. Dies gilt auch f&#252;r die im Asylverfahren verwendeten Erkenntnisse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 18.7.2001 &#8210; 2 BvR 982/00 &#8210;, InfAuslR 2001, 463 = juris, Rn. 15 ff.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dass das Verwaltungsgericht gegen diese Verpflichtung versto&#223;en haben k&#246;nnte, legt der Kl&#228;ger schon nicht dar. Das Verwaltungsgericht hat den in den Urteilsgr&#252;nden zitierten Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes, Stand Mai 2016, dadurch zum Gegenstand des Verfahrens gemacht, dass es die Beteiligten mit der Ladungsverf&#252;gung vom 21.8.2017 darauf hingewiesen hat, die Liste der Erkenntnisquellen, die ber&#252;cksichtigt w&#252;rden und zu denen der genannte Lagebericht geh&#246;rt, sei auf der Internetseite des Gerichts unter <span style="text-decoration:underline">www.vg-aachen.nrw.de</span> (Aufgaben/Erkenntnislisten) einsehbar; auf Anfrage werde eine Erkenntnisliste &#252;bersandt. Zudem hat es in der m&#252;ndlichen Verhandlung, bei der auch der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers zugegen war, die Ausk&#252;nfte, Berichte und Gutachten, auf die die Beteiligten mit der Ladung hingewiesen worden sind, zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht. Damit hatte der Kl&#228;ger ausreichend Gelegenheit, sich Kenntnis &#252;ber die relevanten Erkenntnisquellen im Internet, durch Anforderung in Papierform, Einsichtnahme oder durch Nachfrage in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu verschaffen. Unterl&#228;sst er dies, ist ihm die Geh&#246;rsr&#252;ge verwehrt. Denn ein Rechtssuchender muss die nach der jeweiligen prozessualen Lage gegebenen und zumutbaren prozessualen M&#246;glichkeiten aussch&#246;pfen, um sich das rechtliche Geh&#246;r zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 22.6.2017 &#8210; 2 WD 6/17 u. a. &#8210;, Buchholz 450.2 &#167; 121a WDO 2002 Nr. 1 = juris, Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 1.2.2018 &#8210; 4&#160;A 1763/15.A &#8210;, juris, Rn. 6 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Schon deshalb greift auch der Einwand des Kl&#228;gers nicht durch, ihm habe zumindest die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet werden m&#252;ssen, Kopien der in der Erkenntnisliste aufgef&#252;hrten Materialien anzufertigen. Er macht nicht geltend, gegen&#252;ber dem Verwaltungsgericht um diese M&#246;glichkeit nachgesucht zu haben. Im &#220;brigen reicht es nach Bezeichnung der in einem Verfahren m&#246;glicherweise zu verwertenden Erkenntnisse f&#252;r die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs aus, wenn den Parteien eine Einsichtnahme m&#246;glich und zumutbar war.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 20.3.1997 &#8210; 14 A 990/97.A &#8210;, NVwZ 1997, Beilage Nr. 11, 81 = juris, Rn. 8.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legt nicht dar, aufgrund welcher Umst&#228;nde es ihm nicht zumutbar gewesen sein sollte, sich von dem Inhalt der Erkenntnisquellen durch eine vom Verwaltungsgericht ausdr&#252;cklich als M&#246;glichkeit benannte Einsichtnahme bei Gericht Kenntnis zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus fehlt jeglicher Vortrag dazu, was der Kl&#228;ger bei ausreichender Geh&#246;rsgew&#228;hrung noch vorgetragen h&#228;tte und inwieweit der weitere Vortrag zur Kl&#228;rung des geltend gemachten Anspruchs geeignet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 1.2.2018 &#8210; 4 A 1763/15.A &#8210;, juris, Rn. 8 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs ist auch nicht dadurch verletzt, dass das Verwaltungsgericht das vom Kl&#228;ger vorgelegte L&#228;nderkurzinfo Pakistan von Amnesty International, Zitate von der Internetseite des Ausw&#228;rtigen Amtes und Angaben des UNHCR nicht ausdr&#252;cklich in den Urteilsgr&#252;nden ber&#252;cksichtigt hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Art. 103 Abs. 1 GG und &#167; 108 Abs. 2 VwGO verpflichten das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Es ist indes grunds&#228;tzlich davon auszugehen, dass ein Gericht diesen Anforderungen gen&#252;gt. Die Gerichte sind nicht verpflichtet, jedes Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu bescheiden. Deshalb m&#252;ssen im Einzelfall besondere Umst&#228;nde deutlich machen, dass tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder nicht zur Kenntnis genommen oder doch bei der Entscheidung nicht erwogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.8.2017 &#8211; 4&#160;A 1904/17.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aus der Antragsbegr&#252;ndung ergibt sich nicht, dass das Verwaltungsgericht hiergegen versto&#223;en haben k&#246;nnte. Eine Verpflichtung des Gerichts, sich mit allen von den Verfahrensbeteiligten angef&#252;hrten Erkenntnisquellen ausdr&#252;cklich zu befassen, besteht nicht. Ma&#223;geblich ist, dass das Gericht inhaltlich auf die relevanten und die von den Verfahrensbeteiligten vorgetragenen Gesichtspunkte eingeht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Kammerbeschluss vom 27.3.2017 &#8210; 2&#160;BvR 681/17 &#8210;, NVwZ 2017, 1702 = juris, Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dies hat das Verwaltungsgericht getan. Es hat die vom Kl&#228;ger mit den vorgelegten bzw. benannten Informationen geltend gemachte Verschlechterung der Sicherheitslage in Pakistan sowohl im Tatbestand (Urteilsabdruck, Seite 3, dritter Absatz) angef&#252;hrt als auch in den Entscheidungsgr&#252;nden (Urteilsabdruck, Seite 9, letzter Absatz, bis Seite 10, vorletzter Absatz) ausf&#252;hrlich gewertet. Dass es diesen Vortrag auf eine Weise gew&#252;rdigt hat, die nicht mit den subjektiven Vorstellungen des Kl&#228;gers &#252;bereinstimmt, f&#252;hrt nicht auf einen Geh&#246;rsversto&#223;.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch der weitere Einwand des Kl&#228;gers, das Verwaltungsgericht h&#228;tte den Sachverhalt von Amts wegen gem&#228;&#223; &#167; 86 Abs. 1 Satz 1 VwGO erforschen m&#252;ssen, beinhaltet keinen Versto&#223; gegen das rechtliche Geh&#246;r. Ein Aufkl&#228;rungsmangel begr&#252;ndet grunds&#228;tzlich &#8210; so auch hier &#8210; weder einen Geh&#246;rsversto&#223; noch geh&#246;rt er zu den sonstigen Verfahrensm&#228;ngeln im Sinne der &#167;&#167; 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG, 138 VwGO. Dies gilt auch insoweit, als der gerichtlichen Aufkl&#228;rungsverpflichtung verfassungsrechtliche Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 19.12.2016 &#8210; 4 A 2203/15.A &#8210;, juris, Rn. 24 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Die von dem Kl&#228;ger geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG) ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG hat eine Rechtssache nur dann, wenn sie eine bisher h&#246;chstrichterlich oder obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine im Bereich der Tatsachenfeststellung bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte Frage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die sich in dem angestrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. F&#252;r die Darlegung dieser Voraussetzungen ist neben der Formulierung einer Rechts- oder Tatsachenfrage erforderlich, dass der Zulassungsantrag konkret auf die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit und -f&#228;higkeit der Rechts- bzw. Tatsachenfrage sowie ihre &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 29.1.2016 &#8211; 4 A 2103/15.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzte Grundsatzr&#252;ge erfordert &#252;berdies die Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen etwa im Hinblick auf hierzu vorliegende gegens&#228;tzliche Ausk&#252;nfte oder abweichende Rechtsprechung einer unterschiedlichen W&#252;rdigung zug&#228;nglich sind. Insoweit ist es Aufgabe des Rechtsmittelf&#252;hrers, durch die Benennung von bestimmten begr&#252;ndeten Informationen, Ausk&#252;nften, Presseberichten oder sonstigen Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit daf&#252;r darzulegen, dass nicht die Feststellungen und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Bewertungen in der Zulassungsschrift zutreffend sind, so dass es zur Kl&#228;rung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23.2.2017 &#8211; 4 A 685/14.A &#8211;, juris, Rn. 5 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung nicht. Die vom Kl&#228;ger aufgeworfenen Fragen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">ob in Pakistan aufgrund einer beabsichtigten Zwangsrekrutierung durch die Taliban oder Mullahs f&#252;r den Jihad eine M&#246;glichkeit besteht, Schutz durch die pakistanische Polizei zu erhalten,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">ob die Taliban und Mullahs ihren Krieg in die St&#228;dte und weitere Regionen in Pakistan, damit auch im Punjap, getragen haben und aufgrund einer Nachrichtensperre der Regierung kein Zugang zu Kampfgebieten erm&#246;glicht wird,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ob die terroristische Bedrohung durch die Taliban sich im Wesentlichen auf Teile der sogenannten Stammesgebiete in den FATA und in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa konzentriert oder Gesamt-Pakistan durch eine terroristische Bedrohung durch die Taliban betroffen ist,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ob der Kl&#228;ger als Privatperson Angriffen der Taliban ausgesetzt ist,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren nicht zur Berufungszulassung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der ersten Frage fehlt bereits die Entscheidungserheblichkeit. Der Kl&#228;ger hatte weder gegen&#252;ber dem Bundesamt noch im verwaltungsgerichtlichen Verfahren geltend gemacht, vor seiner Ausreise aus Pakistan von einer Zwangsrekrutierung betroffenen gewesen zu sein oder bei einer R&#252;ckkehr hiermit rechnen zu m&#252;ssen. Vielmehr hatte er famili&#228;re Streitigkeiten sowie wirtschaftliche N&#246;te als Fluchtgr&#252;nde angegeben. Insoweit hat das Verwaltungsgericht sein Vorbringen als unglaubhaft befunden (Urteilsabdruck, Seite&#160;7, vorletzter Absatz, bis Seite&#160;8, zweiter Absatz) und ist &#252;berdies von einer unabh&#228;ngig von polizeilichem Schutz bestehenden internen Schutzm&#246;glichkeit ausgegangen ist (Urteilsabdruck, Seite 8, letzter Absatz, bis Seite&#160;9, erster Absatz). Dieser Annahme ist der Kl&#228;ger nicht mit durchgreifenden Zulassungsgr&#252;nden entgegen getreten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Er legt die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit der zweiten und dritten Frage nicht schl&#252;ssig dar. Es fehlt eine Auseinandersetzung mit der auf entsprechenden Erkenntnissen aus dem Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amtes, Stand: Mai 2016, beruhenden Annahme des Verwaltungsgerichts, f&#252;r ihn bestehe bei R&#252;ckkehr nach Pakistan keine konkrete Gefahr, Opfer von Angriffen der Taliban oder anderer terroristischer Organisationen auf die Zivilbev&#246;lkerung zu werden oder in Auseinandersetzungen der staatlichen Sicherheitskr&#228;fte mit den Taliban einbezogen zu werden (Urteilsabdruck, Seite 10, zweiter Absatz). Auch unter Ber&#252;cksichtigung der vom Kl&#228;ger im Zulassungsantrag benannten Anschl&#228;ge besteht angesichts der Gr&#246;&#223;e und Bev&#246;lkerungszahl Pakistans kein Anhalt daf&#252;r, dass f&#252;r ihn landesweit die konkrete Gefahr best&#252;nde, Opfer eines entsprechenden &#220;bergriffs zu werden. Er benennt n&#228;mlich schon keine entsprechenden Erkenntnisquellen, die die von ihm vorgetragenen Anschl&#228;ge belegen, sondern verweist nur allgemein auf &#8222;&#246;ffentlich zug&#228;ngliche Quellen&#8220;. Es ist jedoch nicht Aufgabe des Senats, sondern obliegt aufgrund seiner Darlegungslast gem&#228;&#223; &#167;&#160;78 Abs. 4 Satz 4 AsylG dem Kl&#228;ger, diejenigen &#246;ffentlichen Quellen konkret zu benennen, die aus seiner Sicht f&#252;r die Beantwortung der von ihm aufgeworfenen Fragen von Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der letzten Frage fehlt es an der Darlegung ihrer &#252;ber den Einzelfall hinausgehenden Bedeutung. Dar&#252;ber hinaus fehlen auch insoweit Darlegungen zu Erkenntnisquellen, aus denen sich ausreichende Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, dass f&#252;r Privatpersonen generell oder f&#252;r eine Gruppe von Privatpersonen, zu der der Kl&#228;ger geh&#246;rt, landesweit die konkrete Gefahr bestehen k&#246;nnte, Angriffen durch die Taliban ausgesetzt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">3.&#160;Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils geltend macht, scheitert eine Zulassung bereits daran, dass das Asylgesetz &#8210; anders als &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO &#8210; einen daran ankn&#252;pfenden Zulassungsgrund nicht kennt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylG unanfechtbar.</p>
142,309
ovgnrw-2018-12-21-4-a-119918a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 1199/18.A
2018-12-21T00:00:00
2019-01-08T23:47:03
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1221.4A1199.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Aachen vom 7.2.2018 wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die mit dem Zulassungsvorbringen ausschlie&#223;lich geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG) ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG hat eine Rechtssache nur dann, wenn sie eine bisher h&#246;chstrichterlich oder obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine im Bereich der Tatsachenfeststellung bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte Frage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die sich in dem angestrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. F&#252;r die Darlegung dieser Voraussetzungen ist neben der Formulierung einer Rechts- oder Tatsachenfrage erforderlich, dass der Zulassungsantrag konkret auf die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit und -f&#228;higkeit der Rechts- bzw. Tatsachenfrage sowie ihre &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 29.1.2016 &#8211; 4 A 2103/15.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzte Grundsatzr&#252;ge erfordert &#252;berdies die Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen etwa im Hinblick auf hierzu vorliegende gegens&#228;tzliche Ausk&#252;nfte oder abweichende Rechtsprechung einer unterschiedlichen W&#252;rdigung zug&#228;nglich sind. Insoweit ist es Aufgabe des Rechtsmittelf&#252;hrers, durch die Benennung von bestimmten begr&#252;ndeten Informationen, Ausk&#252;nften, Presseberichten oder sonstigen Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit daf&#252;r darzulegen, dass nicht die Feststellungen und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Bewertungen in der Zulassungsschrift zutreffend sind, so dass es zur Kl&#228;rung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23.2.2017 &#8211; 4 A 685/14.A &#8211;, juris, Rn. 5 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung nicht. Die vom Kl&#228;ger aufgeworfene Frage,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#8222;ob in vergleichbaren F&#228;llen in Bezug auf die R&#252;ckkehr von Asylsuchenden nach Pakistan auf die mangelnde Gew&#228;hrung des Existenzminimums eine Abschiebung rechtm&#228;&#223;ig ergehen kann im Hinblick auf einen Versto&#223; gegen Art. 3 und 8 EMRK i. V. m. &#167; 60 Abs. 5 AufenthG&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt nicht zur Berufungszulassung. Der Kl&#228;ger legt die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit der Frage nicht schl&#252;ssig dar.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit den Schilderungen zu den politischen, gesellschaftlichen und sozialen Verh&#228;ltnissen in Pakistan, die dazu f&#252;hrten, dass f&#252;r den Kl&#228;ger kein lebenswertes Leben im Hinblick auf Ern&#228;hrung, Arbeit, medizinische Versorgung und Wohnung in Pakistan bestehe, ersch&#252;ttert er nicht die der Begr&#252;ndung des Ablehnungsbescheids des Bundesamts folgende Einsch&#228;tzung des Verwaltungsgerichts, er k&#246;nne sein Existenzminimum aufgrund seiner Jugend, Arbeitsf&#228;higkeit und der M&#246;glichkeit einer Wiederaufnahme der vor der Ausreise ausge&#252;bten handwerklichen T&#228;tigkeit sicherstellen. Es besteht auch unter Ber&#252;cksichtigung seiner Schilderung zu den Verh&#228;ltnissen in Pakistan kein Anhalt daf&#252;r, dass einem R&#252;ckkehrer nach Pakistan die Sicherstellung seines Existenzminimums generell nicht m&#246;glich oder unzumutbar sein oder aber die konkrete Gefahr einer Verletzung seines Privat- und Familienlebens bestehen k&#246;nnte. Insoweit benennt der Kl&#228;ger bereits keine Erkenntnisquellen, aus denen sich eine generell fehlende Existenzsicherungsm&#246;glichkeit f&#252;r junge und arbeitsf&#228;hige R&#252;ckkehrer ergeben k&#246;nnte. Es ist nicht Aufgabe des Senats, sondern obliegt aufgrund seiner Darlegungslast gem&#228;&#223; &#167; 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG dem Kl&#228;ger, diejenigen Informationen aufzufinden und konkret zu benennen, die aus seiner Sicht f&#252;r die Beantwortung der von ihm aufgeworfenen Frage von Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylG unanfechtbar.</p>
142,298
ovgni-2018-12-21-10-lb-20118
{ "id": 601, "name": "Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgni", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
10 LB 201/18
2018-12-21T00:00:00
2019-01-08T23:46:42
2019-02-12T13:10:40
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover - Einzelrichterin der 4. Kammer - vom 6. M&#228;rz 2018 ge&#228;ndert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird vollumf&#228;nglich abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Anschlussberufung des Kl&#228;gers wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen. Gerichtskosten werden nicht erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Beschluss ist hinsichtlich der Kostenentscheidung vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% des auf Grund des Beschlusses vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in der H&#246;he von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrags leistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger, dem in Italien der subsidi&#228;re Schutzstatus zuerkannt worden ist, wendet sich gegen die Ablehnung seines Asylantrags als unzul&#228;ssig sowie die Androhung seiner Abschiebung nach Italien und begehrt die Feststellung von Abschiebungsverboten nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und 7 AufenthG in Bezug auf Italien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger, der Personalpapiere seines Heimatlands nicht vorgelegt hat, ist somalischer Staatsangeh&#246;riger und wurde nach seinen Angaben im vorliegenden Verfahren 1990 in C. geboren. Der Kl&#228;ger reiste am 27.&#160;Februar 2015 in die Bundesrepublik Deutschland ein, wobei er in Begleitung einer ebenfalls somalischen Staatsangeh&#246;rigen war, die er w&#228;hrend seines Aufenthaltes in den Niederlanden kennengelernt und dort traditionell geheiratet hatte. Das Paar meldete sich am selben Tag als asylsuchend. Am 18.&#160;August 2015 wies der Landkreis Diepholz, dem der Kl&#228;ger und seine Partnerin zugewiesen worden waren, das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (im Folgenden: Bundesamt) darauf hin, dass noch kein Asylantrag aufgenommen worden sei. Am 25.&#160;April 2016 konnte das Paar beim Bundesamt einen Asylantrag stellen. Der Kl&#228;ger gab in dem dort gef&#252;hrten pers&#246;nlichen Gespr&#228;ch zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaates zur Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens an, sein Heimatland im Jahr 2013 verlassen zu haben und &#252;ber verschiedene afrikanische Staaten zun&#228;chst nach Libyen gereist zu sein. Im Mai 2014 sei er &#252;ber Sizilien nach Italien eingereist, wo er sich etwa sieben Monate in Rom aufgehalten habe. Er habe weder in einem anderen Mitgliedstaat internationalen Schutz beantragt oder zuerkannt bekommen noch seien ihm in einem anderen Mitgliedstaat Fingerabdr&#252;cke abgenommen worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Eine Anfrage vom selben Tag ergab f&#252;r den Kl&#228;ger drei Eurodac-Treffer, einen f&#252;r Italien (Sassari auf Sardinien 7.&#160;Juni 2011) und zwei f&#252;r die Niederlande (Ter Apel 20.&#160;Juni 2012 sowie 23.&#160;Juni 2014).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Bei seiner erneuten Befragung am 26.&#160;Mai 2016 erkl&#228;rte der Kl&#228;ger, nicht nach Italien &#252;berstellt werden zu wollen. Er sei dort ein Jahr gewesen. Er habe bei jedem Wetter drau&#223;en geschlafen. Er habe dort nichts erhalten. Er habe dort weder zur Schule noch arbeiten gehen k&#246;nnen. Die Situation w&#252;rde bei seiner R&#252;ckkehr genauso sein. Er habe in Italien ein Interview gehabt und sei auch anerkannt worden. Anschlie&#223;end habe er von den Beh&#246;rden nichts mehr geh&#246;rt. Sie h&#228;tten ihm keine Unterst&#252;tzung, keine Arbeit, nichts gegeben. Er habe in Italien durch Betteln und einmaliges t&#228;gliches Essen bei der Kirche gelebt. Das sei kein Leben. Er habe sich in einer Schlange anstellen m&#252;ssen. Arbeit habe er in Italien nicht gefunden, obwohl er &#252;berall angeklopft habe. Seine beiden in den Niederlanden gestellten Asylantr&#228;ge seien abgelehnt worden, mit welcher Begr&#252;ndung, wisse er nicht. In den Niederlanden sei es noch schlimmer gewesen. Es sei kalt gewesen, sie h&#228;tten auf dem kalten Boden schlafen m&#252;ssen. Er sei 2012 in den Niederlanden gewesen und habe dort Asyl beantragt. Nach einem Monat habe er die Antwort bekommen, dass er die Niederlande verlassen m&#252;sse, sonst w&#252;rde er mit Polizeigewalt nach Italien &#252;berstellt. Er habe dann dort zwei Jahre auf der Stra&#223;e gelebt. 2014 sei er erneut abgelehnt worden. Man habe ihn bedroht und er habe die Flucht ergriffen. Er wolle noch sagen, dass er aus seiner Heimat geflohen und seit sechs Jahren in Europa nur am Durchh&#228;ngen sei. Ein Land schmei&#223;e ihn in das n&#228;chste. Er wolle, dass ihm Deutschland eine Chance gebe. Er bitte darum, dass er sein Leben in W&#252;rde organisieren, dass er hier lernen und arbeiten k&#246;nne. Der Kl&#228;ger f&#252;hrte bei seiner Anh&#246;rung auch noch an, eine Schilddr&#252;senunterfunktion zu haben, die in Deutschland medikament&#246;s eingestellt worden sei. Schon in Somalia habe er psychische Probleme gehabt, gegen die er in Italien Beruhigungstabletten bekommen habe. Seitdem es ihm mit seiner Schilddr&#252;se bessergehe, nehme er keine Medikamente gegen psychische Beschwerden mehr ein. Er habe allerdings noch Magenprobleme. So bekomme er bei Stress Magenschmerzen und nach dem Essen Durchfall.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Auf ein an Italien gerichtetes Wiederaufnahmegesuch teilten die dortigen Asylbeh&#246;rden mit Schreiben vom 17.&#160;Juni 2016 mit, dass dem Kl&#228;ger unter Aliaspersonalien und mit dem angegebenen Geburtsjahr 1993 am 22.&#160;Juli 2014 der subsidi&#228;re Schutzstatus zuerkannt und eine Aufenthaltserlaubnis erteilt worden sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Nach Abtrennung des Asylverfahrens der Partnerin des Kl&#228;gers lehnte das Bundesamt mit Bescheid vom 5.&#160;September 2017 (Gesch.-Z.: 5924962-273) dessen Asylantrag als unzul&#228;ssig ab (Ziffer&#160;1), stellte fest, dass in seinem Falle Abschiebungsverbote nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und 7 Satz&#160;1 AufenthG nicht vorl&#228;gen (Ziffer&#160;2), drohte ihm f&#252;r den Fall der Nichteinhaltung einer auf 30 Tage festgelegten Ausreisefrist die Abschiebung nach Italien oder in einen anderen aufnahmebereiten Staat an (Ziffer&#160;3 S&#228;tze&#160;1 bis 3), stellte hinsichtlich Somalias ein Abschiebungsverbot fest (Ziffer&#160;3 Satz&#160;4) und befristete das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziffer 4). Auf die Begr&#252;ndung des Bescheides wird Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Am 8.&#160;September 2017 hat der Kl&#228;ger Klage erhoben. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts k&#246;nne ein vor dem 20.&#160;Juli 2015 gestellter Asylantrag nicht allein deswegen als unzul&#228;ssig behandelt werden, weil dem Antragsteller in einem anderen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union bereits subsidi&#228;rer Schutz gew&#228;hrt worden sei (BVerwG, Beschluss vom 23.10.2015 - 1 B 41.15 -, juris Leitsatz&#160;1 und Rn.&#160;11 f.). Er, der Kl&#228;ger, habe noch vor dem Stichtag sein Asylgesuch ge&#228;u&#223;ert. Auf die formelle Antragstellung am 25.&#160;April 2016 komme es nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs nicht an (EuGH, Urteil vom 26.07.2017 - C-670/16 -, juris Leitsatz&#160;3 und Rn.&#160;75 ff.). Auch sei ihm in Italien nur der subsidi&#228;re Schutz zuerkannt worden. Die Anerkennung als Fl&#252;chtling k&#246;nne er daher weiterhin begehren. Dar&#252;ber hinaus drohe ihm im Fall seiner R&#252;ckf&#252;hrung nach Italien dort eine unmenschliche und erniedrigende Behandlung im Sinne von Art.&#160;3 Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention (im Folgenden: EMRK) sowie ernsthafte und konkrete Gefahren f&#252;r Leib und Leben. Wie er bereits beim Bundesamt angef&#252;hrt habe, habe ihm nach der Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus keinerlei sozialrechtliche Absicherung mehr zugestanden. Dies entspr&#228;che den allgemeinen Erkenntnissen &#252;ber das italienische Aufnahmesystem. Zumindest sei die Entscheidung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs zu dem Vorabentscheidungsersuchen des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juni 2017 im Verfahren 1 C 26.16 (BVerwG, Vorlagebeschluss vom 27.06.2017 - 1 C 26/16 -, juris) abzuwarten. Der Kl&#228;ger hat zudem ein &#196;rztliches Attest einer haus&#228;rztlichen Praxis vom 3.&#160;Juni 2016 vorgelegt, nach dem er sich dort seit April 2015 aufgrund einer chronischen Schilddr&#252;senerkrankung in Behandlung befand. Bescheinigt wird, dass der Kl&#228;ger regelm&#228;&#223;ige Blutkontrollen und die dauerhafte Einnahme von Schilddr&#252;senmedikamenten ben&#246;tige.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat schrifts&#228;tzlich beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:72pt">1. den Bescheid der Beklagten vom 5.&#160;September 2017 (Gesch.-Z.: 5924962-273) bis auf dessen Ziffer 3 Satz 4 aufzuheben,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:72pt">2. festzustellen, dass Abschiebungsverbote nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und 7 Satz&#160;1 AufenthaltG vorliegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat schrifts&#228;tzlich beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Durch Urteil vom 6.&#160;M&#228;rz 2018 (4 A 8102/17), das im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten gem&#228;&#223; &#167;&#160;101 Abs.&#160;2 VwGO ohne m&#252;ndliche Verhandlung ergangen ist, hat das Verwaltungsgericht Hannover - Einzelrichterin der 4.&#160;Kammer - die Beklagte unter Aufhebung von Ziffer 2, 3 S&#228;tze 1 bis 3 und 4 des Bundesamtsbescheids vom 5.&#160;September 2017 verpflichtet festzustellen, dass f&#252;r den Kl&#228;ger hinsichtlich Italiens ein Abschiebungsverbot gem&#228;&#223; &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG vorliegt, und die Klage im &#220;brigen abgewiesen. Den Asylantrag des Kl&#228;gers habe das Bundesamt auf der Grundlage des &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG zu Recht als unzul&#228;ssig abgelehnt. Der Kl&#228;ger habe seinen Asylantrag erst nach dem Stichtag 20.&#160;Juli 2015 gestellt. Der Kl&#228;ger habe jedoch hinsichtlich Italiens einen Anspruch auf Feststellung eines Abschiebungsverbots nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG. Daher erweise sich auch die auf &#167;&#167;&#160;34, 35, 29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG gest&#252;tzte Abschiebungsandrohung als rechtswidrig. Die Abschiebung des Kl&#228;gers nach Italien versto&#223;e gegen Art.&#160;3 EMRK, wonach niemand der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden d&#252;rfe. Eine solche Behandlung drohe dem Kl&#228;ger im Falle seiner &#220;berstellung nach Italien aufgrund der dortigen Lebensverh&#228;ltnisse f&#252;r Personen, denen in Italien internationaler Schutz gew&#228;hrt worden sei und die vollst&#228;ndig auf staatliche Hilfe angewiesen seien, mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Auf Antrag der Beklagten hat der Senat durch Beschluss vom 24.&#160;April 2018 (10 LA 173/18) die Berufung gegen das verwaltungsgerichtliche Urteil wegen (nachtr&#228;glicher) Divergenz (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;2 AsylG) zugelassen, soweit der Klage stattgegeben worden ist. Denn der Senat hatte mit - zwischenzeitlich rechtskr&#228;ftigem - Grundsatzurteil vom 6.&#160;April 2018 entschieden, dass die Aufnahmebedingungen f&#252;r in Italien bereits anerkannte Schutzberechtigte keine systemischen M&#228;ngel aufweisen, die die Gefahr einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung im Sinne von Art.&#160;4 Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: GRC) und Art.&#160;3 EMRK bei ihrer R&#252;ck&#252;berstellung nach Italien begr&#252;nden (Senatsurteil vom 06.04.2018 - 10 LB 109/18 -, juris Leitsatz und Rn.&#160;25 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Mit Schriftsatz vom 26.&#160;April 2018, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat die Beklagte die Berufung begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt schrifts&#228;tzlich,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">das erstinstanzliche Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover vom 6.&#160;M&#228;rz 2018 (Az.: 4 A 8102/17) zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt schrifts&#228;tzlich,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Der Rechtsprechung des Senats k&#246;nne nicht in allen Punkten gefolgt werden. Zudem habe er - anders als der Kl&#228;ger in dem Verfahren 10 LB 109/18 - schon zu seiner Zeit in Italien keinen Zugang mehr zu sozialer Absicherung gehabt, weil er den ihm zugestandenen Zeitraum in der Unterkunft &#252;berschritten habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat zudem am 18.&#160;Mai 2018 Anschlussberufung gegen den klageabweisenden Teil des verwaltungsgerichtlichen Urteils vom 6.&#160;M&#228;rz 2018 (Az.: 4 A 8102/17) eingelegt. Die erkennende Einzelrichterin habe verkannt, dass die Beklagte deswegen an der Ablehnung des Asylantrags als unzul&#228;ssig gehindert sein k&#246;nnte, weil die Ausgestaltung des internationalen Schutzes, namentlich die Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge in Italien, den Anforderungen der Art.&#160;20 ff. der Richtlinie 2011/95/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes (im Folgenden: Qualifikationsrichtlinie) nicht gen&#252;ge, ohne bereits gegen Art.&#160;4 GRC bzw. Art.&#160;3 EMRK zu versto&#223;en. Es sei bisher h&#246;chstrichterlich nicht gekl&#228;rt, ob die sozialrechtliche Ausgestaltung der Lebensbedingungen in Italien der Ablehnung des Asylantrags eines dort anerkannten Fl&#252;chtlings entgegenstehe. Insoweit werde nochmals auf das Vorabentscheidungsersuchen des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juni 2017 im Verfahren 1 C 26.16 (a.a.O.) hingewiesen. Auch habe das Bundesverwaltungsgericht dem Europ&#228;ischen Gerichtshof die Frage vorgelegt, ob ein Antrag als unzul&#228;ssig abgelehnt werden k&#246;nne, obwohl in dem anderen Mitgliedstaat aufgrund fehlender Integrationsprogramme allenfalls eine formale Inl&#228;ndergleichbehandlung bestehe und die Rechte aus der Qualifikationsrichtlinie daher faktisch nicht gew&#228;hrleistet w&#252;rden (BVerwG, Vorlagebeschluss vom 02.08.2017 - 1 C 2/17 -, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt schrifts&#228;tzlich,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">Ziffer 1 des Bescheids der Beklagten vom 5. September 2017 aufzuheben und das Urteil des Verwaltungsgerichts aufzuheben, soweit es dem entgegensteht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat zu der ihr am 30.&#160;Mai 2018 zugestellten Anschlussberufung des Kl&#228;gers keine Stellungnahme abgegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Mit Schreiben vom 14.&#160;November 2018 ist den Beteiligten unter Verweis auf das Senatsurteil vom 6.&#160;April 2018 (10 LB 109/18, a.a.O.) angek&#252;ndigt worden, dass der Senat beabsichtige, sowohl &#252;ber die Berufung der Beklagten als auch &#252;ber die Anschlussberufung des Kl&#228;gers durch Beschluss nach &#167;&#160;130a Satz&#160;1 VwGO zu entscheiden. Im Falle des Kl&#228;gers abweichende Besonderheiten seien nicht ersichtlich. Die von ihm angef&#252;hrten Vorabentscheidungsersuchen des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juni 2017 (1 C 26.16, a.a.O.) und 2.&#160;August 2018 (1 C 2/17, a.a.O.) seien nicht einschl&#228;gig.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Mit Schriftsatz vom 16.&#160;Dezember 2018 hat der Kl&#228;ger geltend gemacht, bei der Entscheidung sei noch zu ber&#252;cksichtigen, dass die italienische Regierung ihrem Unwillen, Gefl&#252;chtete ad&#228;quat zu versorgen, nunmehr auch durch das - zwischenzeitlich Gesetz gewordene - so genannte Salvini-Dekret (Dekret n.&#160;113 vom 4.&#160;Oktober 2018) Ausdruck verliehen habe. Das Dekret habe insbesondere massive Einschr&#228;nkungen beim Zugang zu einer Unterbringung (v.a. f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte) zur Folge. Nach alledem k&#246;nne nicht mehr von der Einhaltung der Garantien aus der Qualifikationsrichtlinie die Rede sein. Zumindest bleibe die Bewertung der Lage durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof abzuwarten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten und des Sachverhalts wird auf die Gerichtsakte und die Beiakten verwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die Berufung der Beklagten hat Erfolg (I.); die Anschlussberufung des Kl&#228;gers bleibt erfolglos (II.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Der Senat trifft diese Entscheidung nach Anh&#246;rung der Beteiligten durch Beschluss (&#167;&#160;130a Satz 1 VwGO), weil er die Berufung einstimmig f&#252;r begr&#252;ndet und die Anschlussberufung einstimmig f&#252;r unbegr&#252;ndet und jeweils eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Hierzu sind die Beteiligten - wie von &#167;&#160;130a Satz&#160;2 i.V.m. &#167;&#160;125 Abs.&#160;2 Satz&#160;3 VwGO gefordert - vorher geh&#246;rt worden. Die Beklagte hat sich schrifts&#228;tzlich mit dem angek&#252;ndigten Vorgehen ausdr&#252;cklich einverstanden erkl&#228;rt. Der Kl&#228;ger hat nur in der Sache vorgetragen. Dass er eine m&#252;ndliche Verhandlung f&#252;r erforderlich h&#228;lt, hat er in dem Schriftsatz vom 16.&#160;Dezember 2018 nicht geltend gemacht. Einer Entscheidung des Senats nach &#167;&#160;130a Satz&#160;1 VwGO steht auch nicht entgegen, dass schon vor dem Verwaltungsgericht keine m&#252;ndliche Verhandlung stattgefunden hat. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts begr&#252;nden weder Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG noch &#167;&#160;108 Abs.&#160;2 VwGO einen Anspruch darauf, dass das rechtliche Geh&#246;r gerade in der m&#252;ndlichen Verhandlung gew&#228;hrt werden muss. Allerdings ergibt sich aus den Vorschriften zur Entscheidung durch Gerichtsbescheid (&#167;&#160;84 Abs.&#160;2 und 3 VwGO), dass der Gesetzgeber dem Rechtssuchenden im Verwaltungsprozess einen mit wenigstens einer m&#252;ndlichen Verhandlung versehenen Rechtszug gew&#228;hrleisten wollte. Dies kann zu einer Einschr&#228;nkung des dem Berufungsgericht im Rahmen von &#167;&#160;130a VwGO zustehenden Ermessens in der Weise f&#252;hren, dass es u.a. dann von der M&#246;glichkeit einer Entscheidung durch Beschluss absehen muss, wenn das Verwaltungsgericht verfahrensfehlerhaft ohne m&#252;ndliche Verhandlung entschieden hat. Haben die Beteiligten dagegen in der ersten Instanz freiwillig und ausdr&#252;cklich auf eine m&#252;ndliche Verhandlung verzichtet (&#167;&#160;101 Abs.&#160;2 VwGO), steht dem Berufungsgericht die M&#246;glichkeit einer Entscheidung durch Beschluss nach &#167;&#160;130a VwGO offen (BVerwG, Beschluss vom 12.09.2018 - 1 B 50.18 u.a., juris Rn.&#160;24 m.w.N.). Dies war hier der Fall. Kl&#228;ger und Beklagte hatten auf eine entsprechende Anfrage der Berichterstatterin erstinstanzlich ihr Einverst&#228;ndnis mit einer Entscheidung des Gerichts nach &#167;&#160;101 Abs.&#160;2 VwGO erkl&#228;rt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Ma&#223;gebliche Frage im vorliegenden Berufungsverfahren ist, wie auch schon im Verfahren der ersten Instanz, ob in Italien systemische M&#228;ngel vorliegen, die einer Abschiebung des Kl&#228;gers dorthin entgegenstehen. Der Senat hat in dem bereits angef&#252;hrten Verfahren 10 LB 109/18 aufgrund der dortigen m&#252;ndlichen Verhandlung vom 6.&#160;April 2018 mit in juris ver&#246;ffentlichtem Urteil vom selben Tag grunds&#228;tzlich entschieden, dass dies f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte ohne wesentliche gesundheitliche Einschr&#228;nkungen - wie den Kl&#228;ger - nicht der Fall ist. Wegen der Grundsatzentscheidung des Senats ist vorliegend bereits durch Beschluss vom 24.&#160;April 2018 (10 LA 173/18) die Berufung zugelassen worden. Zuletzt wurde der Kl&#228;ger mit der Anh&#246;rung gem&#228;&#223; &#167;&#160;130a Satz&#160;2 i.V.m. &#167;&#160;125 Abs.&#160;2 Satz&#160;3 VwGO auf sie hingewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat keine Rechtsfragen aufgeworfen oder Tatsachen benannt, die eine Er&#246;rterung, seine pers&#246;nliche Anh&#246;rung oder gar eine Beweisaufnahme in einer m&#252;ndlichen Verhandlung erforderlich machen w&#252;rden. Die allgemeine Lage f&#252;r zur&#252;ckkehrende anerkannte Schutzberechtigte in Italien hat der Senat mit seiner Entscheidung vom 6.&#160;April 2018 festgestellt. Zwar vertritt der Kl&#228;ger im Berufungsverfahren die Auffassung, der Rechtsprechung des Senats k&#246;nne nicht in allen Punkten gefolgt werden. Er hat aber - wie noch n&#228;her dargelegt werden wird - keine in dem Senatsurteil nicht bereits ber&#252;cksichtigten relevanten Umst&#228;nde oder entscheidungserhebliche individuelle Gesichtspunkte vorgetragen. Soweit der Kl&#228;ger eigene Erfahrungen in Italien geschildert hat, kann aus diesen bereits nicht auf die Gesamtsituation in Italien f&#252;r zur&#252;ckkehrende anerkannte Schutzberechtigte geschlossen werden, so dass sie nicht geeignet sind, die grunds&#228;tzliche Beurteilung des Senats zur Lage in Italien in Frage zu stellen. Die Glaubhaftigkeit der Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers kann daher dahingestellt bleiben, wenngleich anzumerken ist, dass sich der Kl&#228;ger, der nach seinen Angaben bei seiner zweiten Anh&#246;rung vor dem Bundesamt am 26.&#160;Mai 2016 bereits sechs Jahre zuvor nach Europa gekommen sein will und im Juni 2012 seinen ersten Asylantrag in den Niederlanden gestellt hat, insgesamt erheblich l&#228;nger als ein Jahr in Italien aufgehalten haben muss. Auch ist nicht ersichtlich - wie ebenfalls noch ausgef&#252;hrt werden wird -, dass sich die Umst&#228;nde in Italien seit dem Urteil des Senats vom 6.&#160;April 2018 in entscheidungserheblicher Weise ver&#228;ndert h&#228;tten (vgl. bereits Senatsbeschl&#252;sse vom 06.08.2018 - 10 LA 320/18 -, juris Leitsatz und Rn. 6 f. - zu Dublin-R&#252;ckkehrern -, und vom 12.09.2018 - 10 LA 345/18 -, nicht ver&#246;ffentlicht, Urteilsabdruck Seite 4/5 - zu anerkannten Schutzberechtigten -). Eine sachgerechte Entscheidung des Streitfalls ist dem Senat daher aufgrund der Aktenlage und der vorhandenen Erkenntnismittel m&#246;glich (vgl. dazu auch BVerwG, Beschluss vom 03.12.2012 - 2 B 32.12 -, juris Rn.&#160;6, und Urteil vom 09.12.2010 - 10 C 13.09 -, juris Rn.&#160;23).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>I. Das Verwaltungsgericht hat die Beklagte zu Unrecht unter Aufhebung der Ziffern 2, 3 S&#228;tze 1 bis 3 und 4 des Bescheids des Bundesamts vom 5.&#160;September 2017 verpflichtet, f&#252;r den Kl&#228;ger hinsichtlich Italiens das Vorliegen eines Abschiebungsverbots gem&#228;&#223; &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG festzustellen. Der angefochtene Bescheid verletzt den Kl&#228;ger (auch) bez&#252;glich seiner Ziffern 2, 3 S&#228;tze 1 bis 3 und 4 nicht in seinen Rechten (&#167;&#160;113 Abs.&#160;5, Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO). Insbesondere ist die Feststellung, dass im Falle des Kl&#228;gers Abschiebungsverbote nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und 7 Satz&#160;1 AufenthG nicht vorliegen, auch in dem nach &#167;&#160;77 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entscheidung des Senats rechtm&#228;&#223;ig. Insoweit ist Folgendes auszuf&#252;hren:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>1. Die Auffassung des Verwaltungsgerichts, dem Kl&#228;ger stehe ein Abschiebungsverbot nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG zur Seite, weil seine Abschiebung nach Italien gegen Art.&#160;3 EMRK versto&#223;e, &#252;berzeugt nicht. Denn es sind keine hinreichenden Gr&#252;nde f&#252;r die Gefahr einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung im Sinne von Art. 4 GRC bzw. dem &#252;bereinstimmenden Art. 3 EMRK bei R&#252;ckkehr nach Italien feststellbar. Hierzu hat der Senat in seinem Urteil vom 6.&#160;April 2018 (10 LB 109/18, a.a.O., Rn.&#160;27 ff.) ausgef&#252;hrt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:18pt"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#160;&#8222;Bei der Pr&#252;fung, ob Italien hinsichtlich der Behandlung von r&#252;ck&#252;berstellten Schutzberechtigten gegen Art.&#160;3 EMRK verst&#246;&#223;t, ist ein strenger Ma&#223;stab anzulegen (vgl. Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211;, juris Rn. 28). Denn Italien unterliegt als Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union deren Recht und ist den Grunds&#228;tzen einer gemeinsamen Asylpolitik sowie den Mindeststandards des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems verpflichtet. Das Gemeinsame Europ&#228;ische Asylsystem gr&#252;ndet sich auf das Prinzip gegenseitigen Vertrauens, dass alle daran beteiligten Staaten die Grundrechte sowie die Rechte beachten, die ihre Grundlage in der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und in der EMRK finden. Daraus hat der Europ&#228;ische Gerichtshof die Vermutung abgeleitet, dass die Behandlung der Asylbewerber in jedem Mitgliedstaat in Einklang mit den Erfordernissen der Grundrechte-Charta sowie mit der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und der EMRK steht (EuGH, Urteil vom 21.12.2011 &#8211; C-411/10 und C-493/10 &#8211;, Rn. 80). Diese Vermutung ist zwar nicht unwiderleglich. Eine Widerlegung der Vermutung hat der Europ&#228;ische Gerichtshof aber wegen der gewichtigen Zwecke des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems an hohe H&#252;rden gekn&#252;pft: Nicht jede drohende Grundrechtsverletzung oder geringste Verst&#246;&#223;e gegen die Aufnahmerichtlinie 2013/33/EU (Abl.&#160;2013, L&#160;180/96), die Qualifikationsrichtlinie oder die Verfahrensrichtlinie 2013/32/EU (Abl.&#160;2013, L&#160;180/60) gen&#252;gen, um die &#220;berstellung eines Asylbewerbers an den normalerweise zust&#228;ndigen Mitgliedstaat zu vereiteln. Ist hingegen ernsthaft zu bef&#252;rchten, dass die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber bzw. anerkannte Schutzberechtigte im zust&#228;ndigen Mitgliedstaat systemische M&#228;ngel aufweisen, die eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung der an diesen Mitgliedstaat &#252;berstellten Personen im Sinne von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw.&#160;Art.&#160;3&#160;EMRK zur Folge haben, ist eine &#220;berstellung mit dieser Bestimmung unvereinbar (vgl.&#160;BVerwG, Beschluss vom 19.03.2014 &#8211; 10 B 6.14 &#8211;, juris Rn.&#160;6).<br>F&#252;r das in Deutschland &#8211; im Unterschied zu anderen Rechtssystemen &#8211; durch den Untersuchungsgrundsatz (&#167;&#160;86 Abs.&#160;1 VwGO) gepr&#228;gte verwaltungsgerichtliche Verfahren hat das Kriterium der systemischen M&#228;ngel des Asylverfahrens und der Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber in einem anderen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union Bedeutung f&#252;r die Gefahrenprognose im Rahmen des Art.&#160;4 EUGrCh bzw. Art.&#160;3 EMRK. Der Tatrichter muss sich zur Widerlegung der auf dem Prinzip gegenseitigen Vertrauens unter den Mitgliedstaaten gr&#252;ndenden Vermutung, die Behandlung der Asylbewerber stehe in jedem Mitgliedstaat in Einklang mit den Erfordernissen der Grundrechte-Charta sowie mit der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und der EMRK, die &#220;berzeugungsgewissheit (&#167;&#160;108 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO) verschaffen, dass der Asylbewerber wegen systemischer M&#228;ngel des Asylverfahrens oder der Aufnahmebedingungen in dem eigentlich zust&#228;ndigen Mitgliedstaat mit beachtlicher, d.h. &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit (vgl. BVerwG, Urteil vom 27.04.2010 &#8211; 10 C 5.09 &#8211;, BVerwGE 136, 377, Rn. 22 m.w.N.) einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung ausgesetzt wird. Dies entspricht dem Ma&#223;stab des &#8222;real risk&#8220; in der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte (vgl. EGMR, Gro&#223;e Kammer, Urteil vom 28.02.2008 &#8211;&#160;Nr.&#160;37201/06,&#160;Saadi&#160;&#8211;, NVwZ 2008, 1330, Rn. 129; BVerwG, Urteil vom 20.02.2013 &#8211;&#160;10&#160;C&#160;23/12&#160;&#8211;, juris Rn.&#160;32). Die Fokussierung der Prognose auf systemische M&#228;ngel ist dabei, wie sich aus den Erw&#228;gungen des Gerichtshofs zur Erkennbarkeit der M&#228;ngel f&#252;r andere Mitgliedstaaten ergibt (EuGH, Urteil vom 21.12.2011 &#8211; C-411/10 und C-493/10 &#8211;, Rn. 88 bis 94), Ausdruck der Vorhersehbarkeit solcher Defizite, weil sie im Rechtssystem des zust&#228;ndigen Mitgliedstaates angelegt sind oder dessen Vollzugspraxis strukturell pr&#228;gen. Solche M&#228;ngel treffen den Einzelnen in dem zust&#228;ndigen Mitgliedstaat nicht unvorhersehbar oder schicksalhaft, sondern lassen sich aus Sicht der deutschen Beh&#246;rden und Gerichte wegen ihrer systemimmanenten Regelhaftigkeit verl&#228;sslich prognostizieren. Die Widerlegung der oben genannten Vermutung aufgrund systemischer M&#228;ngel setzt deshalb voraus, dass das Asylverfahren oder die Aufnahmebedingungen im zust&#228;ndigen Mitgliedstaat aufgrund gr&#246;&#223;erer Funktionsst&#246;rungen regelhaft so defizit&#228;r sind, dass anzunehmen ist, dass dort auch dem Asylbewerber im konkret zu entscheidenden Einzelfall mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung droht (BVerwG, Beschluss vom 19.03.2014&#160;&#8211; 10 B 6.14&#160;&#8211;, juris Rn. 9).<br>Das erfordert eine aktuelle Gesamtw&#252;rdigung der zur jeweiligen Situation vorliegenden Berichte und Stellungnahmen, wobei regelm&#228;&#223;igen und &#252;bereinstimmenden Berichten von internationalen Nichtregierungsorganisationen besondere Bedeutung zukommt (BVerfG, Beschluss vom 21.04.2016 &#8211; 2&#160;BvR&#160;273/16 &#8211;, juris Rn.&#160;11; vgl. auch EuGH, Urteil vom 21.12.2011, &#8211; C-411/10 und C-493/10 &#8211;, juris Rn.&#160;90&#160;f.). Das gilt insbesondere f&#252;r die Stellungnahmen des UNHCR angesichts der Rolle, die diesem in Hinblick auf die &#220;berwachung der Einhaltung der GFK (vgl. dort Art.&#160;35) &#252;bertragen worden ist (vgl. EuGH, Urteil vom 30.05.2013 &#8211; C-528/11 &#8211;, juris Rn.&#160;44).<br>Zur Bestimmung der wesentlichen Kriterien f&#252;r das Vorliegen einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung ist auf die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte zu dem mit Art.&#160;4&#160;EUGrCh &#252;bereinstimmenden Art.&#160;3&#160;EMRK zur&#252;ckzugreifen (Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211;, juris Rn. 31; Nieders&#228;chsisches OVG, Urteil vom 25.06.2015 &#8211; 11&#160;LB&#160;248/14 &#8211;, juris Rn.&#160;43; OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 07.03.2014 &#8211; 1&#160;A&#160;21/12.A &#8211;, juris Rn.&#160;112). Eine Behandlung ist unmenschlich, wenn sie absichtlich &#252;ber Stunden erfolgt und entweder tats&#228;chliche k&#246;rperliche Verletzungen oder schwere k&#246;rperliche oder psychische Leiden verursacht. Als erniedrigend ist eine Behandlung dann anzusehen, wenn sie eine Person dem&#252;tigt oder herabw&#252;rdigt und fehlenden Respekt f&#252;r ihre Menschenw&#252;rde zeigt oder diese herabmindert oder wenn sie Gef&#252;hle der Furcht, Angst oder Unterlegenheit hervorruft, die geeignet sind, den moralischen oder psychischen Widerstand der Person zu brechen (EGMR, Urteil vom 21.01.2011 &#8211; 30696/09 &#8211;, M.S.S./Belgium and Greece, NVwZ&#160;2011, 413, Rn. 220). Die Behandlung bzw. Misshandlung muss dabei, um in den Schutzbereich des Art.&#160;3&#160;EMRK zu fallen, einen Mindestgrad an Schwere erreichen. Dessen Beurteilung ist allerdings relativ, h&#228;ngt also von den Umst&#228;nden des Falles ab, insbesondere von der Dauer der Behandlung und ihren physischen und psychischen Auswirkungen sowie mitunter auch vom Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand des Opfers (EGMR, Urteil vom 21.01.2011, a.a.O., Rn. 219).<br>Im Hinblick auf die Situation r&#252;ck&#252;berstellter Schutzberechtigter ist ferner zu beachten, dass Art.&#160;3&#160;EMRK die Vertragsstaaten nicht aus sich heraus dazu verpflichtet, jedermann in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet mit einer Wohnung zu versorgen und Fl&#252;chtlingen finanzielle Unterst&#252;tzung zu gew&#228;hren oder ihnen einen bestimmten Lebensstandard zu erm&#246;glichen. Art.&#160;3&#160;EMRK ist im Kern ein Abwehrrecht gegen unw&#252;rdiges Staatsverhalten im Sinne eines strukturellen Versagens bei dem durch den Vertragsstaat zu gew&#228;hrenden angemessenen materiellen Mindestniveau und weniger ein individuelles Leistungsrecht einzelner Personen auf bestimmte materielle Lebens- und Sozialbedingungen. Anerkannte Schutzberechtigte m&#252;ssen sich deshalb auf den f&#252;r alle italienischen Staatsangeh&#246;rigen vorhandenen Lebensstandard verweisen lassen (vgl. Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211;, juris Rn. 32; OVG&#160;Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 31.08.2016 &#8211; 3&#160;L&#160;94/16 &#8211;, juris Rn. 9 und 11). Durch Missst&#228;nde im sozialen Bereich wird die Eingriffsschwelle von Art.&#160;3&#160;EMRK bzw. Art.&#160;4 EUGrCh mithin nur unter strengen Voraussetzungen &#252;berschritten (Nieders&#228;chsisches OVG, Beschluss vom 10.03.2017 &#8211; 2 ME 63/17 &#8211;). Es ist aber jedenfalls mit Art.&#160;3&#160;EMRK unvereinbar, wenn sich ein Asylbewerber, der von staatlicher Unterst&#252;tzung vollst&#228;ndig abh&#228;ngig ist und sich in einer gravierenden Mangel- oder Notsituation befindet, staatlicher Gleichg&#252;ltigkeit ausgesetzt sieht (vgl. EGMR, Urteil vom 21.12.2011, a.a.O., Rn.&#160;53). Die Verpflichtung zur Versorgung mittelloser Asylsuchender mit einer Unterkunft und einer materiellen Grundausstattung kann sich ferner aus europarechtlichen Verpflichtungen wie der Richtlinie 2011/95/EU (Qualifikationsrichtlinie) ergeben (vgl. EGMR, Urteil vom 21.01.2011, a.a.O., Rn.&#160;249-250; Nieders&#228;chsisches OVG, Urteil vom 15.11.2016 &#8211; 8 LB 92/15 &#8211;, juris, und Beschluss vom 20.12.2016 &#8211;&#160;8&#160;LB&#160;184/15&#160;&#8211;, juris Rn.&#160;57 m.w.N.). Die Qualifikationsrichtlinie garantiert anerkannten Fl&#252;chtlingen den Zugang zu Sozialhilfeleistungen und zu medizinischer Versorgung zu denselben Bedingungen wie Staatsangeh&#246;rigen des aufnehmenden Staats (Art.&#160;29 Abs.&#160;1 und 30 Abs.&#160;1) sowie den Zugang zu Wohnraum zu gleichwertigen Bedingungen wie sich rechtm&#228;&#223;ig im Hoheitsgebiet aufhaltenden Drittstaatsangeh&#246;rigen (Art.&#160;32 Abs.&#160;1).<br>Zusammenfassend liegt eine ernsthafte Gefahr einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung im Sinne von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK (insbesondere) vor, wenn im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung mit Blick auf das Gewicht und das Ausma&#223; einer drohenden Beeintr&#228;chtigung dieses Grundrechts mit einem beachtlichen Grad von Wahrscheinlichkeit die reale, n&#228;mlich durch eine hinreichend gesicherte Tatsachengrundlage belegte Gefahr besteht, dass der Betroffene in dem Mitgliedstaat, in den er &#252;berstellt werden soll, wegen einer grundlegend defizit&#228;ren Ausstattung mit den notwendigen Mitteln die elementaren Grundbed&#252;rfnisse des Menschen (wie z.B. Unterkunft, Nahrungsaufnahme und Hygienebed&#252;rfnisse) - im Unterschied zu den Staatsangeh&#246;rigen des betreffenden Mitgliedstaats - nicht in einer noch zumutbaren Weise befriedigen kann (Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211;, juris Rn. 32 und 34; Nieders&#228;chsisches OVG, Beschluss vom 20.12.2016&#160;&#8211; 8&#160;LB&#160;184/15&#160;&#8211;, juris Rn.&#160;36) und der betreffende Mitgliedstaat dem mit Gleichg&#252;ltigkeit begegnet, weil er auf die gravierende Mangel- und Notsituation nicht mit (geeigneten) Ma&#223;nahmen reagiert (Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211; juris Rn. 32 und 40).<br>Nach diesen strengen Ma&#223;st&#228;ben bestehen in Italien keine grundlegenden Defizite im Hinblick auf die Aufnahmebedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte, da diese in ihrer Gesamtheit zur &#220;berzeugung des Senats nicht die Annahme rechtfertigen, dass anerkannten Schutzberechtigten &#8211; wie dem Kl&#228;ger &#8211; bei einer Abschiebung mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Sinne von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK droht (ebenfalls eine drohende Verletzung von Art.&#160;3 EMRK f&#252;r r&#252;ck&#252;berstellte anerkannte Schutzberechtigte verneinend: OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 24.08.2016 &#8211; 13 A 63/16. A &#8211;, juris Rn. 51 ff; VG Braunschweig, Urteil vom 26.09.2017 &#8211; 7 A 338/16 &#8211;, juris Rn. 57 ff.).<br>F&#252;r Dublin-R&#252;ckkehrer, die in Italien noch keinen Schutzstatus erhalten haben, hat der Senat in seinem Urteil vom 4. April 2018 (- 10 LB 96/17 -, juris) systemische M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen und die beachtliche Wahrscheinlichkeit von Verst&#246;&#223;en gegen Art.&#160;4&#160;EUGrCh und Art.&#160;3&#160;EMRK ebenfalls verneint. Anerkannte Schutzberechtigte befinden sich nach ihrer R&#252;ckkehr nach Italien hinsichtlich des Zugangs zu Wohnraum und zu den Leistungen zum Lebensunterhalt zwar in einer schwierigeren Situation als Dublin-R&#252;ckkehrer, die noch keinen Schutzstatus erhalten haben, doch auch in ihrem Fall k&#246;nnen systemische M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen, die eine Verletzung von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK begr&#252;nden, nicht festgestellt werden. Auch die Vorgaben der Qualifikationsrichtlinie sind f&#252;r diesen Personenkreis erf&#252;llt. Dies ergibt sich aus Folgendem:<br>Anerkannte Schutzberechtigte erhalten eine Aufenthaltsbewilligung, die 5 Jahre g&#252;ltig ist, bei Ablauf in der Regel automatisch verl&#228;ngert wird (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Asylverfahren und Aufnahmebedingungen in Italien, Mai 2011, Seite&#160;31, und Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;34) und Zugang zum Arbeitsmarkt bzw. zu einer Berufsausbildung verschafft (BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Stand: Mai 2017, Seite&#160;3). Sie k&#246;nnen mit dieser Aufenthaltsbewilligung ein- und ausreisen und sich in Italien ohne Einschr&#228;nkungen bewegen (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;33).<br>Sie sind bez&#252;glich der sozialen Rechte und dem Zugang zu Sozialleistungen den italienischen Staatsangeh&#246;rigen v&#246;llig gleichgestellt (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;35, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;3). Angesichts dessen, dass das italienische Sozialsystem nicht dem deutschen Sozialsystem vergleichbar ausgestaltet ist und sowohl f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge als auch f&#252;r italienische Staatsangeh&#246;rige gleicherma&#223;en deutlich weniger F&#252;rsorgeleistungen vorh&#228;lt, bedeutet dies aber auch, dass von ihnen grunds&#228;tzlich erwartet wird, dass sie selbst f&#252;r ihre Unterbringung und ihren Lebensunterhalt sorgen (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seiten&#160;35 und 49, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;1). Soweit es danach im Bereich der Versorgung mit einer Unterkunft und mit den Leistungen zum Lebensunterhalt &#8211; wie im Folgenden dargestellt wird &#8211; zu Problemen kommen kann, ergeben sich daraus keine systemischen M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte, die eine Verletzung von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK begr&#252;nden (so auch OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 24.08.2016 &#8211; 13 A 63/16. A &#8211;, juris Rn. 55 ff.). Denn Art.&#160;3 EMRK ist nach dem oben dargestellten Ma&#223;stab im Kern ein Abwehrrecht gegen unw&#252;rdiges Verhalten eines Staates, der mit Gleichg&#252;ltigkeit auf eine gravierende Mangel- und Notsituation reagiert, und begr&#252;ndet beispielsweise keinen individuellen Anspruch auf Versorgung mit einer Wohnung oder die allgemeine Verpflichtung, Fl&#252;chtlinge finanziell zu unterst&#252;tzen. Anerkannte Schutzberechtigte m&#252;ssen sich insbesondere auf die f&#252;r alle italienischen Staatsangeh&#246;rigen geltenden Voraussetzungen und Einschr&#228;nkungen hinsichtlich des Empfangs von Sozialleistungen verweisen lassen (sogenannte Inl&#228;ndergleichbehandlung).<br>H&#246;here Anforderungen an die Versorgung von anerkannten Fl&#252;chtlingen ergeben sich auch nicht aus der Qualifikationsrichtlinie. Denn nach deren Art.&#160;29 Abs.&#160;1 tragen die Mitgliedstaaten &#8220;nur&#8220; daf&#252;r Sorge, dass Personen, denen internationaler Schutz zuerkannt worden ist, in dem Mitgliedstaat, der diesen Schutz gew&#228;hrt hat, die notwendige Sozialhilfe &#8211; wie Staatsangeh&#246;rige dieses Mitgliedstaats &#8211; erhalten. Nach Art.&#160;30 Abs.&#160;1 der Richtlinie tragen die Mitgliedstaaten ferner daf&#252;r Sorge, dass diese Personen zu denselben Bedingungen &#8211; wie Staatsangeh&#246;rige des ihren Schutz gew&#228;hrenden Mitgliedstaats &#8211; Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Schlie&#223;lich muss nach Art.&#160;32 Abs.&#160;1 der Richtlinie auch der Zugang zu Wohnraum &#8220;nur&#8220; unter den Bedingungen gew&#228;hrleistet werden, die den Bedingungen gleichwertig sind, die f&#252;r andere Drittstaatsangeh&#246;rige gelten, die sich rechtm&#228;&#223;ig im Hoheitsgebiet des betreffenden Mitgliedstaats aufhalten. Da Italien anerkannte Schutzberechtigte im Hinblick auf die Sozialleistungen genauso behandelt wie seine eigenen Staatsangeh&#246;rigen, scheidet deshalb auch ein Versto&#223; gegen die Qualifikationsrichtlinie von vornherein aus (ebenso OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 24.08.2016 &#8211; 13 A 63/16. A &#8211;, juris Rn. 58).<br>Demgegen&#252;ber kann nicht mit Erfolg eingewandt werden, dass Fl&#252;chtlinge, die die Landessprache oft nur unzureichend beherrschen, &#252;ber kein famili&#228;res Netzwerk in Italien verf&#252;gen, das sie bei fehlenden staatlichen Leistungen auffangen k&#246;nnte, und sie insofern faktisch schlechter gestellt sind als die italienischen Staatsangeh&#246;rigen. Denn dies &#228;ndert nichts daran, dass sie den Vorgaben der Qualifikationsrichtlinie entsprechend dieselben rechtlichen und tats&#228;chlichen Zugangsm&#246;glichkeiten zu den Sozialleistungen haben wie italienische Staatsangeh&#246;rige. Im Unterschied beispielsweise zu der Lage in Bulgarien (siehe hierzu Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211; juris Rn. 36 ff, 45 ff. und 49 ff.) werden sie n&#228;mlich nicht durch die rechtliche und tats&#228;chliche Ausgestaltung des Zugangs zu den Sozialleistungen von diesen ausgeschlossen.<br>Davon abgesehen d&#252;rften auch viele italienische Staatsangeh&#246;rige in der heutigen Zeit &#252;ber kein ausreichendes famili&#228;res Netzwerk mehr verf&#252;gen, das sie im Falle der Bed&#252;rftigkeit auff&#228;ngt. Dar&#252;ber hinaus ist zu ber&#252;cksichtigen, dass gerade auch anerkannte Fl&#252;chtlinge Zugang zu den Hilfeleistungen kommunaler und karitativer Einrichtungen sowie der Nichtregierungsorganisationen (NGO&#8217;s) haben, die das fehlende famili&#228;re Netzwerk zumindest teilweise ausgleichen. Denn diese versorgen sie nicht nur mit Lebensmitteln und Unterkunftspl&#228;tzen (Ausw&#228;rtiges Amt, Anfragebeantwortung an OVG Nordrhein-Westfalen vom 23.02.2016 zum Az. 13 A 516/14.A, Seite&#160;5; Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;80), sondern bieten auch andere, speziell auf anerkannte Fl&#252;chtlinge zugeschnittene und durch staatliche sowie europ&#228;ische Mittel gef&#246;rderte Hilfen wie Jobtrainings, Praktika und Sprachkurse (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;53; BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Mai 2017, Seite&#160;3) und auch Projekte an, die beim &#220;bergang zur Selbstst&#228;ndigkeit nach der Beendigung der Unterbringung in einem SPRAR-Zentrum unterst&#252;tzen sollen (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;51).<br>&#220;ber die Hilfen durch kommunale und karitative Einrichtungen sowie NGO&#8217;s hinaus sind r&#252;ck&#252;berstellte anerkannte Schutzberechtigte aber auch im Hinblick auf staatliche Hilfen keineswegs g&#228;nzlich auf sich selbst gestellt. Unabh&#228;ngig von dem oben genannten Gesichtspunkt der sogenannten Inl&#228;ndergleichbehandlung kann deshalb auch aus diesem Grund eine Verletzung der Rechte aus Art.&#160;4&#160;EUGrCh und Art.&#160;3&#160;EMRK nicht festgestellt werden, zumal der italienische Staat auf die Situation anerkannter Fl&#252;chtlinge nicht mit Gleichg&#252;ltigkeit reagiert.<br>Anerkannte Fl&#252;chtlinge haben im Rahmen der bestehenden Kapazit&#228;ten und sofern die maximale Aufenthaltsdauer von 6 Monaten, die unter bestimmten Voraussetzungen (bei Gesundheitsproblemen oder im Hinblick auf bestimmte Integrationsziele) um weitere 6 Monate verl&#228;ngert werden kann, noch nicht ausgesch&#246;pft ist, Zugang zum Zweitaufnahmesystem SPRAR, das zurzeit &#252;ber 31.313 Pl&#228;tze verf&#252;gt. (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;1, Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;1, und Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seiten&#160;29, 35 f. und 39; BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Stand: Mai 2017, Seite&#160;3). Bei den SPRAR handelt es sich um eine dezentrale auf lokaler Ebene organisierte (Zweit-)Unterbringung, die aus einem Netzwerk von Unterk&#252;nften und &#252;berwiegend aus Wohnungen besteht, auf einer Zusammenarbeit zwischen dem Innenministerium, den Gemeinden und verschiedenen NGO&#8216;s basiert und die Teilhabe am kommunalen Leben f&#246;rdern soll. Die Unterbringung wird von Unterst&#252;tzungs- und Integrationsma&#223;nahmen (Rechtsberatung, Sprachkurse, psychosoziale Unterst&#252;tzung, Jobtrainings, Praktika, Unterst&#252;tzung bei der Suche einer Stelle auf dem Arbeitsmarkt) begleitet (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seiten&#160;35 f. und 53, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;6; BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Mai 2017, Seiten&#160;1 und 2). Neben Lebensmitteln erhalten die Bewohner auch ein Taschengeld je nach SPRAR-Projekt zwischen 1,50 Euro/Tag und 3 Euro/Tag (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;50, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;3; BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Stand: Mai 2017, Seiten&#160;1 und 2).<br>Soweit (in der Vergangenheit) die Pl&#228;tze in den SPRAR-Einrichtungen (wie m&#246;glicherweise auch in anderen Einrichtungen) nicht ausreichend (gewesen) sein sollten, ergibt sich daraus schon deshalb keine Verletzung der Rechte aus Art.&#160;4 EUGrCh und Art.&#160;3 EMRK, weil diese Rechte die Staaten weder verpflichten, eine absolut bestimmbare Mindestanzahl von Unterk&#252;nften zur Verf&#252;gung zu stellen, noch dazu, rein vorsorglich Unterkunftskapazit&#228;ten im Umfang einer "Spitzenbelastung" vorzuhalten (OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 07.07.2016 &#8211; 13 A 2302/15.A &#8211;, juris Rn. 90).<br>Deshalb und weil von dem Einzelfall des Kl&#228;gers ausgehend nicht auf die gesamte Unterkunftssituation in Italien geschlossen werden kann, f&#252;hrt auch der Vortrag des Kl&#228;gers in der m&#252;ndlichen Verhandlung, dass w&#228;hrend seines 15-t&#228;gigen Aufenthalts in Italien im Jahr 2014 in den Unterkunftszentren, in denen er untergebracht gewesen sei, katastrophale Zust&#228;nde geherrscht h&#228;tten, zu keiner anderen Beurteilung der gegenw&#228;rtigen Unterkunftssituation in Italien, zumal der italienische Staat die Unterkunftskapazit&#228;ten in den letzten Jahren erheblich ausgebaut hat. Denn Ende Februar 2015 waren lediglich 67.128 Pl&#228;tze vorhanden, davon 9.504 im Erstaufnahmesystem, 20.596 im SPRAR-System und 37.028 in den Notfallzentren (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe vom 23.04.2015, Anfragebeantwortung an VG Schwerin, Seite&#160;2; Ausw&#228;rtiges Amt vom 25.03.2015, Anfragebeantwortung an VG Schwerin, Seite&#160;2), nunmehr bestehen 183.225 Pl&#228;tze im Unterkunftssystem (siehe hierzu ausf&#252;hrlich das Senatsurteil vom 04.04.2018 &#8211; 10 LB 96/17 -, juris), davon 31.313 Pl&#228;tze im SPRAR-System (SFH, Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;2).<br>Allerdings haben anerkannte Schutzberechtigte in der Regel keinen Zugang zum SPRAR-System mehr, wenn sie einmal in einer SPRAR- Unterkunft aufgenommen worden sind und diese wieder verlassen haben. Von dieser Regel kann nur abgewichen werden, wenn die betroffene Person einen Antrag beim Innenministerium einreicht und neue &#8220;Verletzlichkeiten&#8220; vorbringt (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;36, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;1). In diesem Fall ebenso wie in dem Fall, dass die maximale Aufenthaltsdauer in einer SPRAR-Einrichtung abgelaufen ist, haben die betroffenen Personen, sofern sie nicht in der Lage sind, f&#252;r sich selbst zu sorgen und eine Wohnung zu mieten, und auch keinen Unterkunftsplatz in den bereits erw&#228;hnten kommunalen und karitativen Einrichtungen oder mit Hilfe der NGO&#8217;s erhalten, ebenso wie italienische Staatsangeh&#246;rige in vergleichbarer Situation nur Zugang zu Notschlafstellen und zu Unterk&#252;nften in besetzten H&#228;usern (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;2). Daraus ergibt sich aber kein systemisches Versagen bez&#252;glich der Aufnahmebedingungen f&#252;r r&#252;ck&#252;berstellte anerkannte Schutzberechtigte und keine Verletzung von Art.&#160;3 EMRK und Art.&#160;4&#160;EUGrCh. Denn auch nach diesen rechtlichen Ma&#223;gaben ist der italienische Staat nicht gehindert, den Zugang zu den SPRAR-Einrichtungen von bestimmten - von den Schutzberechtigten erf&#252;llbaren - Voraussetzungen abh&#228;ngig zu machen und den Anspruch auf Unterkunft in einer solchen Einrichtung entfallen zu lassen, wenn der Schutzberechtigte die Unterkunft &#8220;eigenm&#228;chtig&#8220; verl&#228;sst (vgl. Art 20 Abs.&#160;1 a) der Aufnahmerichtlinie, wonach einem Antragsteller die gew&#228;hrten materiellen Leistungen entzogen werden k&#246;nnen, wenn dieser den von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde bestimmten Aufenthaltsort eigenm&#228;chtig verl&#228;sst), bzw. die Aufenthaltsdauer in einer solchen Einrichtung zu begrenzen. Aus diesem Verhalten des italienischen Staates kann deshalb auch nicht auf dessen Gleichg&#252;ltigkeit gegen&#252;ber anerkannten Schutzberechtigten geschlossen werden.<br>Abgesehen davon sind anerkannte Fl&#252;chtlinge, sofern sie weder in einer staatlichen noch in einer kommunalen oder karitativen Einrichtung einen Unterkunftsplatz finden, genauso gestellt wie italienische Staatsangeh&#246;rige in vergleichbarer Situation. Schon aus diesem Grund folgen &#8211; wie oben ausgef&#252;hrt &#8211; aus den dargestellten Schwierigkeiten keine systemischen M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte, die eine Verletzung von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK begr&#252;nden.<br>Schlie&#223;lich ergibt sich aus den verf&#252;gbaren Erkenntnisquellen auch nicht, dass tats&#228;chlich der gr&#246;&#223;te Teil der anerkannten Schutzberechtigten &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum obdachlos ist. Denn danach ist ein im Verh&#228;ltnis zu ihrer Gesamtzahl eher kleiner Teil der Migranten tats&#228;chlich obdachlos bzw. lebt in besetzten H&#228;usern. Nach Sch&#228;tzung der M&#200;DECINS SANS FRONTI&#200;RES (= &#196;rzte ohne Grenzen) gibt es n&#228;mlich &#8220;nur&#8220; ungef&#228;hr 10.000 obdachlose Menschen unter den Asylsuchenden und Schutzgenehmigungsinhabern (MSF, &#8222;OUT of sight&#8220; &#8211; Second edition, Stand: 08.02.2018).<br>Einen Anspruch auf staatliche Sozialhilfe, die mit der in Deutschland gew&#228;hrten Sozialhilfe vergleichbar ist, haben au&#223;erhalb der Aufnahmeeinrichtungen lebende und mangels hinreichender Chancen auf dem regul&#228;ren Arbeitsmarkt oft auf Schwarzarbeit (beispielsweise in der Landwirtschaft) angewiesene Schutzberechtigte (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;52) ebenso wenig wie italienische Staatsangeh&#246;rige (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;49). Es gibt ein Arbeitslosengeld, wenn jemand seine (legale) Arbeit verloren hat. Personen mit sehr geringem oder keinem Einkommen &#8211; wie viele anerkannte Schutzberechtigte &#8211; haben ferner die M&#246;glichkeit, sich f&#252;r einen &#8220;finanziellen Beitrag&#8220; zu bewerben, dessen H&#246;he je nach Region bzw. Gemeinde sehr unterschiedlich ist (beispielsweise in Rom bis zu 500 Euro im Jahr, in Mailand 250 Euro pro Monat f&#252;r einen Zeitraum von 6 Monaten) und dessen Gew&#228;hrung von der Anzahl der Anfragen und dem verf&#252;gbaren Budget abh&#228;ngt (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seiten&#160;49 f., und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;4). Da der italienische Staat die anerkannten Schutzberechtigten demnach auch in dieser Hinsicht genauso behandelt wie seine eigenen Staatsangeh&#246;rigen, k&#246;nnen auch insoweit systemische M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen, die eine Verletzung von Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK begr&#252;nden, nicht festgestellt werden.<br>Sowohl die innerhalb eines Unterkunftszentrums als auch die au&#223;erhalb einer solchen Einrichtung lebenden Schutzberechtigten haben schlie&#223;lich einen Anspruch auf eine den Anforderungen aus Art.&#160;4&#160;EUGrCh bzw. Art.&#160;3&#160;EMRK jedenfalls gen&#252;genden kostenfreien Grund- und Notfallversorgung bei Krankheit oder Unfall sowie auf eine Pr&#228;ventivbehandlung zur Wahrung der individuellen und &#246;ffentlichen Gesundheit (Schweizerische Fl&#252;chtlingshilfe, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, Seite&#160;54, und Anlage vom 31.07.2017 zu der Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;4). Das beinhaltet einen in der Regel kostenlosen Zugang zu allen &#246;ffentlichen medizinischen Leistungen wie Arzt, Zahnarzt und Krankenhaus (Ausw&#228;rtiges Amt, Anfragebeantwortung an OVG Nordrhein-Westfalen vom 23.02.2016, zum Az. 13 A 516/14.A, Seite&#160;6). Sie haben in Bezug auf die medizinische Versorgung dieselben Rechte und Pflichten wie italienische Staatsb&#252;rger (BAMF, L&#228;nderinformation: Italien, Stand: Mai 2017, Seite&#160;3).<br>Hinsichtlich des aufgrund Art.&#160;4&#160;EUGrCh und Art.&#160;3&#160;EMRK nicht zu fordernden Zugangs zu dem weiterf&#252;hrenden medizinischen Leistungsangebot in Italien hat der Senat in seinem Urteil vom 4. April 2018 (- 10 LB 96/17 -, juris) ausgef&#252;hrt:</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#160;&#8222;Um von einem weiterf&#252;hrenden Leistungsangebot profitieren zu k&#246;nnen m&#252;ssen sich Schutzsuchende in den SSN (&#8222;Servizio Sanitario Nazionale) einschreiben. Nach der Einschreibung in den SSN erhalten Schutzsuchende - und damit auch Dublin-R&#252;ckkehrer wie der Kl&#228;ger - dieselbe medizinische Behandlung wie (arbeitslose) italienische Staatsb&#252;rger (vgl. dazu Aida, Country Report: Italy, 2016 Update, S.&#160;79, 80 und SFH, Aufnahmebedingungen in Italien, August 2016, S.&#160;54).</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#160;In der praktischen Umsetzung bestehen H&#252;rden und Einschr&#228;nkungen dieses Rechts auf medizinische Behandlung, insbesondere f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte mit Aufenthaltserlaubnis als auch andere Migranten in informellen Unterk&#252;nften und Obdachlose. MSF gibt mit Verweis auf b&#252;rokratische H&#252;rden an, dass diese Personengruppen reduzierte M&#246;glichkeiten beim Zugang zum Gesundheitssystem h&#228;tten, was Allgemeinmedizin einschlie&#223;e. Die Notaufnahme der Krankenh&#228;user sei h&#228;ufig die einzige Zugangsm&#246;glichkeit zum Italian National Healthcare Service (SSN) (MSF, Stand: 08.02.2018, &#8222;OUT of sight&#8220; &#8211; Second edition). MSF hat deshalb in den Jahren 2016 und 2017 sein Engagement in Italien insbesondere f&#252;r Migranten in informellen Unterk&#252;nften erh&#246;ht und unterh&#228;lt in Como und Ventimiglia psychologische Notfallbehandlung und in Ventimiglia gyn&#228;kologische Behandlungen. In Rom wird prim&#228;re Gesundheitsversorgung und psychologische Unterst&#252;tzung geleistet. In Bari und Turin half MSF bei der Kontaktherstellung zum SSN. Dabei kritisiert MSF, dass ehrenamtliche Nothilfe mitunter unter Verweis auf das Verbot der Unterst&#252;tzung illegaler Einreise und Aufenthalts kriminalisiert werde (MSF, Stand: 08.02.2018, &#8222;OUT of sight&#8220; &#8211; Second edition). Weitere NGOs, die vor allem auch Asylsuchende und Schutzberechtigte in besetzten H&#228;usern und auf der Stra&#223;e unterst&#252;tzen, sind MEDU, Cittadini del Mondo und Naga (SFH, L&#228;nderinformation Italien, August 2016, S.&#160;57 f.).<br>AIDA erkl&#228;rt, dass Asylsuchende zwar theoretisch denselben Zugang zum Gesundheitssystem haben sollten wie Italiener, dies aber de facto erst geschehe, wenn die jeweilige Questura den Asylantrag formalisiert habe. Dies verz&#246;gere sich teilweise um mehrere Monate. In dieser Zeit h&#228;tten Asylsuchende jedoch Zugang zur Notfallversorgung. Eine gro&#223;e praktische H&#252;rde sei die Sprachbarriere (AIDA, 02/2017, S.&#160;79 f.). Problematisch sei auch das Vorgehen bei der Beantragung einer Gesundheitskarte. Hierf&#252;r w&#252;rden ein Ausweis und ein dauerhafter Wohnsitz verlangt. Es gebe einen Selbstbehalt, der in vielen F&#228;llen von den Patienten getragen werden m&#252;sse und der das Budget Asylsuchender und von Personen mit Schutzstatus oft &#252;bersteige (SFH, L&#228;nderinformation Italien, August 2016, S.&#160;55-57).<br>Erkenntnisse dar&#252;ber, dass kranken Dublin-R&#252;ckkehrern die erforderliche Behandlung vorenthalten worden ist und sie deshalb ernsthafte Sch&#228;den an Leib oder Leben erlitten haben, liegen dem Senat nicht vor. Folglich sind auch die dargestellten M&#228;ngel und Defizite im Bereich der medizinischen Versorgung f&#252;r Asylbewerber weder f&#252;r sich genommen noch insgesamt als so gravierend zu bewerten, dass ein grundlegendes systemisches Versagen des Mitgliedstaates festgestellt werden kann, welches f&#252;r einen Dublin-R&#252;ckkehrer nach dem Prognosema&#223;stab der beachtlichen Wahrscheinlichkeit Rechtsverletzungen im Schutzbereich von Artikel&#160;3 EMRK oder Artikel&#160;4 EUGrCh mit dem daf&#252;r notwendigen Schwergrad zur Folge h&#228;tte.&#8220;</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:18pt"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#160;K&#246;nnen demnach schon aus den oben genannten Gr&#252;nden systemische M&#228;ngel in den Aufnahmebedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte, die eine Verletzung von Art.&#160;3 EMRK oder Art.&#160;4 EUGrCh begr&#252;nden k&#246;nnten, weder im Hinblick auf deren Unterkunftssituation noch bez&#252;glich der medizinischen Versorgung und der Bereitstellung der &#252;brigen materiellen Leistungen festgestellt werden, ist eine Verletzung dieser Rechte bzw. die Annahme systemischer M&#228;ngel auch deshalb zu verneinen, weil der italienische Staat auf die Situation der anerkannten Schutzberechtigten keineswegs mit Gleichg&#252;ltigkeit reagiert.</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:18pt"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#160;Denn zum einen hat er nach den obigen Feststellungen die Unterkunftskapazit&#228;ten insgesamt nahezu verdreifacht und auch die Zahl der Unterkunftspl&#228;tze im SPRAR-System erheblich um 10.000 Pl&#228;tze auf nunmehr 31.313 Pl&#228;tze erh&#246;ht (SFH, Anfragebeantwortung an VG Hannover vom 12.09.2017, Seite&#160;2).<br>Zum anderen hat er im Oktober 2017 einen Nationalen Integrationsplan erlassen, der insbesondere Hilfen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte enth&#228;lt. Der Plan wird durch EU-Gelder finanziert und wurde mithilfe lokaler Regierungen und NGOs entwickelt (The Local, &#8222;Italy launches forst official migrant integration plan: Five Things you need to know&#8220;, 27.09.2017).<br>Er beinhaltet eine Verpflichtung anerkannter Schutzberechtigter zu italienischen Werten (Verfassung), Rechten und zum Erlernen der italienischen Sprache. Er sieht spezielle Hilfen f&#252;r Analphabeten, die Aufnahme anerkannter Schutzberechtigter in regionale Notfallunterk&#252;nfte nach Verlassen der Aufnahmezentren sowie die Unterst&#252;tzung bei der Arbeitssuche und eine Bekr&#228;ftigung des Rechts auf Zugang zum Gesundheitssystem vor. Nach diesem Plan ist Italien bestrebt, das CAS-System weitestgehend in das SPRAR-System zu &#252;berf&#252;hren, um effektive nationale Integration zu erm&#246;glichen (Nationaler Integrationsplan, &#8222;FOR PERSONS ENTITLED TO INTERNATIONAL PROTECTION, October 2017, http://www.interno.gov.it/sites/default/files/piano_nazionale_integrazione_eng.pdf<span style="text-decoration:underline">, </span>Seite&#160;17). Ferner m&#246;chte Italien laut dem Nationalen Integrationsplan eine vollst&#228;ndige Umsetzung der &#220;bereinkunft zwischen der Zentralregierung und den Regionen zur Gesundheit von Migranten von 2012 erreichen, wobei der Zugang zum nationalen Gesundheitsdienst verbessert werden und eine &#220;berwachung auf nationaler und regionaler Ebene erfolgen soll, ob die Vereinbarung von 2012 umgesetzt wird. Im &#220;brigen ist geplant, die Organisationen und das Angebot im Bereich der Gesundheitsversorgung zu st&#228;rken, indem spezifische Wege f&#252;r jede Krankheit aufgezeigt werden, besonders auch f&#252;r psychiatrische F&#228;lle und PTBS. Die Zahl kostenloser Dienste soll angepasst und Pr&#228;ventionsprogramme mit Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen und f&#252;r die Gesundheit von Mutter und Kind sollen gest&#228;rkt werden (Nationaler Integrationsplan, &#8222;FOR PERSONS ENTITLED TO INTERNATIONAL PROTECTION, October 2017, Seite&#160;25). Des Weiteren will Italien Anreize f&#252;r Sprachkurse schaffen, die au&#223;erhalb der Unterbringungseinrichtungen angeboten werden. Zu diesem Zweck sollen Sprachkurse mit Lehrern angeboten werden, die spezialisiert sind und interaktive und experimentelle Methoden nutzen (Nationaler Integrationsplan, &#8222;FOR PERSONS ENTITLED TO INTERNATIONAL PROTECTION, October 2017, Seite&#160;22). Ziel ist es, konkrete Ma&#223;nahmen zu ergreifen, um Zugang zu sekund&#228;rer und h&#246;herer Bildung zu erm&#246;glichen und die Anerkennung vorheriger Kompetenzen und Abschl&#252;sse zu garantieren (Nationaler Integrationsplan, &#8222;FOR PERSONS ENTITLED TO INTERNATIONAL PROTECTION, October 2017, Seite&#160;23).<br>In diesen gerade auf die Situation anerkannter Schutzberechtigter reagierenden Hilfebem&#252;hungen und in den bereits tats&#228;chlich umgesetzten Ma&#223;nahmen zur Verbesserung ihrer Lage (Erh&#246;hung der Zahl der Unterkunftspl&#228;tze im SPRAR-System um 10.000 Pl&#228;tze) liegt auch ein wesentlicher Unterschied zu der Situation anerkannter Schutzberechtigter in Bulgarien, die sich dort letztlich staatlicher Gleichg&#252;ltigkeit ausgesetzt sehen (Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211;, juris Rn. 40). Au&#223;erdem besteht ein ma&#223;geblicher Unterschied darin, dass der bulgarische Staat seinen Staatsangeh&#246;rigen soziale Leistungen anbietet, zu denen anerkannte Schutzberechtigte jedoch keinen Zugang haben (Senatsurteil vom 29.01.2018 &#8211; 10 LB 82/17 &#8211; juris Rn. 36 ff., 46 f. und 50), w&#228;hrend der italienische Staat anerkannte Schutzberechtigte in jeder Hinsicht gleich behandelt mit italienischen Staatsangeh&#246;rigen.&#8220;</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Diese Ausf&#252;hrungen gelten in vollem Umfang auch f&#252;r den Kl&#228;ger. Abweichende Besonderheiten sind entgegen seiner Auffassung insofern nicht ersichtlich. Auch im Berufungsverfahren 10 LB 109/18 war kl&#228;gerseits geltend gemacht worden, dass anerkannte Schutzberechtigte lediglich die M&#246;glichkeit einer auf sechs Monate befristeten Aufnahme im sogenannten SPRAR-System h&#228;tten (a.a.O., Rn.&#160;14). Von einer grunds&#228;tzlich maximalen Aufenthaltsdauer von sechs Monaten ist der Senat auch ausgegangen (a.a.O., Rn.&#160;41, 44), hat aber trotzdem ein systemisches Versagen bez&#252;glich der Aufnahmebedingungen f&#252;r r&#252;ck&#252;berstellte anerkannte Schutzberechtigte verneint (a.a.O., Rn.&#160;44 ff.). Auch die weitere im Berufungsverfahren ge&#228;u&#223;erte Kritik des Kl&#228;gers an dem Senatsurteil vom 6.&#160;April 2018 greift nicht durch. Darin ist sehr wohl ausgef&#252;hrt, warum der Senat zu dem Schluss kommt, dass &#8222;der italienische Staat auf die Situation der anerkannten Schutzberechtigten keineswegs mit Gleichg&#252;ltigkeit reagiert&#8220; (a.a.O.; Rn. 54 ff.). Ebenso wird die Annahme des Senats, dass r&#252;ck&#252;berstellte anerkannte Schutzberechtigte auch im Hinblick auf staatliche Hilfen keineswegs g&#228;nzlich auf sich allein gestellt sind, entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers, n&#228;mlich in den nachfolgenden Abs&#228;tzen (a.a.O., Rn.&#160;40 ff.) erl&#228;utert. Dem Einwand des Kl&#228;gers, der Senat habe die tats&#228;chliche Umsetzung des im Oktober 2017 erlassenen Nationalen Integrationsplans nicht &#252;berpr&#252;ft, die Erfahrungen mit Bulgarien zeigten, dass ein Plan allein nicht dazu f&#252;hre, dass bestimmte Ma&#223;nahmen auch umgesetzt w&#252;rden, ist entgegenzuhalten, dass Erkenntnisse zur Nicht-umsetzung des Integrationsplans, der durch EU-Gelder finanziert wird, nicht vorlagen und auch in diesem Verfahren weder vom Kl&#228;ger benannt noch sonst ersichtlich sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Auch ist nicht zu erkennen, dass sich die Umst&#228;nde in Italien seit dem Urteil des Senats vom 6.&#160;April 2018 in entscheidungserheblicher Weise ver&#228;ndert h&#228;tten. Dies hat der Senat bereits in zwei Nichtzulassungsbeschl&#252;ssen aus August bzw. September 2018 entschieden, in denen zur Begr&#252;ndung der grunds&#228;tzlichen Bedeutung gem&#228;&#223; &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG insbesondere &#196;u&#223;erungen des zum 1.&#160;Juni 2018 ernannten Ministerpr&#228;sidenten Italiens Giuseppe Conte und des neuen italienischen Innenministers Matteo Salvini angef&#252;hrt worden waren. Ob es tats&#228;chlich zu einer K&#252;rzung der Leistungen f&#252;r Asylbewerber bzw. der Mittel f&#252;r die Fl&#252;chtlingsbetreuung komme und ob sich daraus systemische M&#228;ngel ergeben w&#252;rden, sei derzeit noch nicht absehbar (Senatsbeschl&#252;sse vom 06.08.2018 - 10 LA 320/18 -, juris Leitsatz und Rn. 6 f. - zu Dublin-R&#252;ckkehrern -, und vom 12.09.2018 - 10 LA 345/18 -, nicht ver&#246;ffentlicht, Urteilsabdruck Seite 5 - zu anerkannten Schutzberechtigten -). Eine ma&#223;gebende Ver&#228;nderung ergibt sich auch nicht aus dem im Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 16.&#160;Dezember 2018 in Bezug genommenen so genannten Salvini-Dekret (Dekret n.&#160;113 vom 4.&#160;Oktober 2018). Das nicht n&#228;her konkretisierte Vorbringen des Kl&#228;gers, das Dekret habe insbesondere massive Einschr&#228;nkungen beim Zugang zu einer Unterbringung (v.a. f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte) zur Folge, findet schon keine Best&#228;tigung. Die mit dem Dekret verbundene Versch&#228;rfung des Asylrechts in Italien betrifft den Kl&#228;ger als bereits anerkannten Schutzberechtigten nicht. Richtig ist, dass es eine Neuorganisation der Verteilung und Unterbringung von Asylbewerbern geben soll. Die meisten von ihnen sollen in gro&#223;en Auffangzentren untergebracht werden. Gerade aber anerkannte Fl&#252;chtlinge (und ledige unbegleitete Minderj&#228;hrige) sollen auf kleinere Unterk&#252;nfte verteilt werden, um ihre Integration zu erleichtern (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-09/italien-migrationspolitik-aslyrecht-verschaerfung-matteo-salvini). F&#252;r diesen Personenkreis sollen die SPRAR erhalten bleiben (https://www.borderline-europe.de/sites/default/files/projekte_files/2018_09_25_Italien-Salvinis%20Dekret%20der%20Asylrechtsversch&#228;rfungen_JIAN_0.pdf). Ungeachtet dessen hat der Senat seiner Entscheidung vom 6.&#160;April 2018 ohnehin zugrunde gelegt, dass grunds&#228;tzlich die maximale Aufenthaltsdauer in einer SPRAR-Einrichtung nur sechs Monate betr&#228;gt (a.a.O., Rn.&#160;44).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><table class="Rsp"> <tr><th colspan="1" rowspan="1"></th></tr> <tr><td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">Der Kl&#228;ger geh&#246;rt schlie&#223;lich auch nicht zu einem besonders schutzbed&#252;rftigen Personenkreis, bei dem nach dem Urteil des EGMR vom 4.&#160;November 2014 im Verfahren Tarakhel ./. Schweiz (Az. 29217/12, NVwZ 2015, 127 ff.) eine Abschiebung nach Italien nur zul&#228;ssig ist, wenn zuvor besondere Garantien von den italienischen Beh&#246;rden eingeholt worden sind. Der EGMR hat in diesem Verfahren entschieden, dass die Schweizer Beh&#246;rden die Abschiebung einer Familie nach Italien nicht vornehmen d&#252;rfen, ohne vorher individuelle Garantien von den italienischen Beh&#246;rden erhalten zu haben, dass die Antragsteller in Italien in einer dem Alter der Kinder ad&#228;quaten Art und Weise behandelt werden und die Familie zusammenbleiben darf. Dieses Urteil enth&#228;lt demnach lediglich eine Einschr&#228;nkung f&#252;r die Abschiebung von Familien nach Italien und keine Aussage zu systemischen M&#228;ngeln in Italien, die der EGMR auch nicht in seiner Entscheidung vom 5. Februar 2015 im Verfahren A.M.E./. Niederlande (Az. 51428/10) festgestellt hat. Nach letzterer Entscheidung sind vielmehr die Struktur und die Gesamtsituation des italienischen Fl&#252;chtlings- und Asylbewerberaufnahmesystems kein genereller Grund daf&#252;r, eine &#220;berstellung im Zuge des sogenannten Dublin-Verfahrens zu verbieten. Die Situation des Kl&#228;gers ist mit derjenigen, die der Entscheidung des EGMR vom 4.&#160;November 2014 zugrunde gelegen hat, nicht vergleichbar. Mit der ihn bei seiner Einreise in das Bundesgebiet am 27.&#160;Februar 2015 begleitenden somalischen Staatsangeh&#246;rigen ist der Kl&#228;ger nach eigenen Angaben nur traditionell verheiratet. Dass aus der Beziehung zwischenzeitlich Kinder hervorgegangen sind, ist nicht dargetan. Auch bestehen keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Kl&#228;ger unter gesundheitlichen Einschr&#228;nkungen leidet, die ihn als besonders schutzbed&#252;rftig erscheinen lassen. Selbst wenn man von der Fortgeltung des erstinstanzlich vorgelegten &#196;rztlichen Attestes vom 3.&#160;Juni 2016 ausgeht, bedarf der Kl&#228;ger wegen seiner chronischen Schilddr&#252;senerkrankung nur regelm&#228;&#223;iger Blutkontrollen und der Einnahme von Schilddr&#252;senmedikamenten. Dass hierdurch seine F&#228;higkeiten, seine Rechte in Italien wahrzunehmen und dort f&#252;r sich selbst zu sorgen, in erheblicher Weise eingeschr&#228;nkt w&#228;ren, ist weder geltend gemacht noch ersichtlich.</p></td></tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>2. Die Voraussetzungen f&#252;r die Feststellung eines Abschiebungsverbots nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;7 AufenthG, die das Verwaltungsgericht wegen der Anerkennung eines Abschiebungshindernisses nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG nicht mehr zu pr&#252;fen hatte, sind ebenfalls nicht gegeben. Nach Satz&#160;1 dieser Vorschrift soll von der Abschiebung eines Ausl&#228;nders in einen anderen Staat abgesehen werden, wenn dort f&#252;r diesen eine erhebliche konkrete Gefahr f&#252;r Leib, Leben oder Freiheit besteht. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gr&#252;nden liegt nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;7 Satz&#160;2 AufenthG allerdings nur bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern w&#252;rden, vor. F&#252;r eine derart schwerwiegende Erkrankung fehlen im Falle des Kl&#228;gers jegliche Anhaltspunkte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>3. Das Bundesamt hat in seinem Bescheid vom 5.&#160;September 2017 auch zu Recht die Abschiebung des Kl&#228;gers nach Italien angedroht. Denn gem&#228;&#223; &#167;&#160;35&#160;AsylG droht das Bundesamt dem Ausl&#228;nder die Abschiebung in den F&#228;llen des &#167;&#160;29&#160;Abs.&#160;1&#160;Nr.&#160;2&#160;AsylG an, also in den F&#228;llen, in denen ein anderer Mitgliedsstaat dem Ausl&#228;nder - wie hier dem Kl&#228;ger - bereits internationalen Schutz im Sinne des &#167;&#160;1&#160;Abs.&#160;1&#160;Nr.&#160;2&#160;AsylG gew&#228;hrt hat. Eine Abschiebungsandrohung gem&#228;&#223; &#167;&#160;35&#160;AsylG kann nur unter den Voraussetzungen des &#167;&#160;34&#160;Abs.&#160;1&#160;Satz&#160;1&#160;AsylG erlassen werden. Sie setzt also unter anderem voraus, dass die Voraussetzungen des &#167;&#160;60&#160;Abs.&#160;5&#160;und 7&#160;AufenthG nicht vorliegen. Da hier Abschiebungsverbote nach diesen Vorschriften in Bezug auf den Zielstaat der Abschiebung (Italien) nicht vorliegen, ist die Abschiebungsandrohung rechtm&#228;&#223;ig.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>Dass das Bundesamt die dem Kl&#228;ger gesetzte Ausreisefrist entgegen &#167;&#160;36 Abs.&#160;1 AsylG an der Auffangregelung des &#167;&#160;38 Abs.&#160;1 AsylG orientiert und damit von einer Woche auf 30 Tage verl&#228;ngert hat, vermag den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten zu verletzen, da mit der Fristverl&#228;ngerung unmittelbar lediglich rechtliche Vorteile (Verl&#228;ngerung der Frist und aufschiebende Wirkung der Klage) verbunden sind und die in der Rechtsprechung (u.a. VG Bayreuth, Urteil vom 01.12.2017 - B 3 K 17.33153 -, juris) teilweise angef&#252;hrten mittelbaren &#8222;Nachteile&#8220; (Wegfall der Rechtsfolgen nach &#167;&#160;37 Abs.&#160;1 AsylG) v&#246;llig ungewiss, n&#228;mlich vom f&#252;r den Kl&#228;ger positiven Ausgang des betreffenden gerichtlichen Eilverfahrens abh&#228;ngig sind, falls der Kl&#228;ger im Falle der Frist nach &#167;&#160;36 Abs.&#160;1 AsylG einen Antrag nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 VwGO gestellt h&#228;tte (vgl. hierzu ausf&#252;hrlich VG G&#246;ttingen, Urteil vom 15.10.2018 - 3 A 745/17 -, juris Leitsatz 1 und 2 sowie Rn.&#160;40 ff.). Schlie&#223;lich begegnet auch die Befristung des gesetzlichen Einreise- und Aufenthaltsverbots gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 AufenthG keinen rechtlichen Bedenken. Auch der Kl&#228;ger selbst hat gegen die in dem angefochtenen Bundesamtsbescheid vom 5.&#160;September 2017 angenommene Angemessenheit einer 30monatigen Frist keine Einw&#228;nde erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>II. Zu Recht hat das Verwaltungsgericht die Klage des Kl&#228;gers gegen Ziffer 1 des Bescheides des Bundesamts vom 5.&#160;September 2017 abgewiesen. Der angefochtene Bundesamtsbescheid ist auch insoweit rechtm&#228;&#223;ig. Das Vorliegen der Voraussetzungen des &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG hat die erkennende Einzelrichterin zutreffend dargelegt. Darauf kann verwiesen werden, zumal der Kl&#228;ger seine Auffassung, er habe seinen Asylantrag bereits vor dem Stichtag 20.&#160;Juli 2015 gestellt, im Anschlussberufungsverfahren nicht mehr wiederholt hat. Mit seinem zur Begr&#252;ndung der Anschlussberufung erfolgten Vorbringen vermag der Kl&#228;ger aber ebenfalls nicht durchzudringen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>Auf die Vorlagefragen des zum Drittstaat Bulgarien ergangenen Vorabentscheidungsersuchens des Bundesverwaltungsgerichts vom 2.&#160;August 2017 (1 C 2/17, juris) kommt es entgegen seiner Auffassung nicht an. Die Frage, ob ein Mitgliedstaat unionsrechtlich gehindert ist, einen Antrag auf internationalen Schutz wegen der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft in einem anderen Mitgliedstaat in Umsetzung der Erm&#228;chtigung in Art. 33 Abs. 2 Buchst, a Richtlinie 2013/32/EU bzw. der Vorg&#228;ngerregelung in Art. 25 Abs. 2 Buchst, a Richtlinie 2005/85/EG als unzul&#228;ssig abzulehnen, wenn die Ausgestaltung des internationalen Schutzes, namentlich die Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge, in dem anderen Mitgliedstaat, der dem Antragsteller bereits internationalen Schutz gew&#228;hrt hat, a) nicht den Anforderungen der Art. 20 ff. Richtlinie 2011/95/EU entspricht und/oder b) gegen Art. 4 GRC bzw. Art. 3 EMRK verst&#246;&#223;t, stellt sich vorliegend nicht. Denn in seinem Urteil vom 6.&#160;April 2018 ist der Senat nicht nur zu dem Ergebnis gekommen, dass die Aufnahmebedingungen f&#252;r in Italien bereits anerkannte Schutzberechtigte keine systemischen M&#228;ngel aufweisen, die die Gefahr einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung im Sinne von Art.&#160;4: GRC und Art.&#160;3 EMRK bei ihrer R&#252;ck&#252;berstellung nach Italien begr&#252;nden. Er hat dar&#252;ber hinaus ausdr&#252;cklich festgestellt, dass auch die Vorgaben der Qualifikationsrichtlinie f&#252;r diesen Personenkreis eingehalten werden (a.a.O., Rn.&#160;34). Hiernach ist auch der zum Drittstaat Italien ergangene Vorlagebeschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juni 2017 (1 C 26/16, juris) nicht einschl&#228;gig. Denn die mit ihm zur Vorabentscheidung gestellte Frage 1 legt ebenfalls zugrunde, dass die Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge, in dem anderen Mitgliedstaat, der dem Antragsteller bereits internationalen Schutz gew&#228;hrt hat, den Anforderungen der Art.&#160;20 ff. Richtlinie 2011/95/EU nicht gen&#252;gt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>III. Nach alledem ist der Berufung stattzugeben und ist die Anschlussberufung zur&#252;ckzuweisen mit der Folge, dass das erstinstanzliche Urteil zu &#228;ndern und die Klage vollumf&#228;nglich abzuweisen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung in dem nach &#167; 83b AsylG gerichtskostenfreien Verfahren folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;1 VwGO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_49">49</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#160;167 VwGO i. V. m. &#167;&#167;&#160;708 Nr.&#160;10, 709 Satz&#160;2, 711 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_50">50</a></dt> <dd><p>Die Voraussetzungen des &#167;&#160;132 Abs.&#160;2 VwGO f&#252;r eine Zulassung der Revision sind nicht erf&#252;llt.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=MWRE190000080&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
188,443
bgh-2018-12-20-i-zr-10417
{ "id": 4, "name": "Bundesgerichtshof", "slug": "bgh", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
I ZR 104/17
2018-12-20T00:00:00
2019-02-11T11:03:13
2019-02-11T11:03:13
Urteil
ECLI:DE:BGH:2018:201218UIZR104.17.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Revision gegen das Urteil des 4. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 31. Mai 2017 wird auf Kosten des Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Von Rechts wegen</p> </dd> </dl> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin betreibt das Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim. Sie hat Fotografien (Anlage K 1) von Gem&#228;lden und Bildern ihrer Museumssammlung im Jahr 1992 in einer Publikation ver&#246;ffentlicht. Sie ist Inhaberin der Nutzungsrechte an diesen Fotografien. Die fotografierten Gem&#228;lde und Bilder sind wegen Ablaufs der urheberrechtlichen Schutzfrist urheberrechtlich nicht mehr gesch&#252;tzt (gemeinfrei).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der Beklagte hat diese Fotografien eingescannt. Ferner hat er bei einem Besuch des Museums der Kl&#228;gerin im Jahr 2007 weitere Fotografien (Anlage K 2) von im Eigentum der Kl&#228;gerin stehenden, gemeinfreien Kunstwerken angefertigt. Der Beklagte hat Dateien mit s&#228;mtlichen Fotografien in die mit dem Internetportal Wikipedia verkn&#252;pfte Mediendatenbank Wikimedia Commons hochgeladen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin sieht im Hochladen der eingescannten Fotografien (Anlage K 1) eine Verletzung von nach dem Urheberrechtsgesetz gesch&#252;tzten Rechten an den in ihrer Publikation abgebildeten Fotografien. Sie ist weiter der Ansicht, der Beklagte habe durch das Anfertigen von Fotografien der in ihrem Museum ausgestellten Kunstwerke (Anlage K 2) gegen den mit dem Beklagten geschlossenen Besichtigungsvertrag und das danach bestehende Fotografierverbot versto&#223;en; dar&#252;ber hinaus habe er dadurch ihr Eigentum an den Kunstwerken verletzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin hat den Beklagten auf Unterlassung der &#246;ffentlichen Zug&#228;nglichmachung der von ihm eingescannten Fotografien (Anlage K 1) und der von ihm im Museum angefertigten Fotografien (Anlage K 2) sowie auf Ersatz der vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten in Anspruch genommen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Das Landgericht hat der Klage stattgegeben (LG Stuttgart, ZUM-RD 2017, 161). Die Berufung des Beklagten ist - soweit f&#252;r die Revision von Bedeutung - ohne Erfolg geblieben (OLG Stuttgart, GRUR 2017, 905). Der Beklagte verfolgt mit seiner vom Berufungsgericht zugelassenen Revision, deren Zur&#252;ckweisung die Kl&#228;gerin beantragt, seinen auf Abweisung der Klage gerichteten Antrag weiter.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>A. Das Berufungsgericht hat der Klage - soweit f&#252;r die Revision von Bedeutung - stattgegeben und ausgef&#252;hrt:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Die Klage sei zul&#228;ssig, insbesondere die Kl&#228;gerin als kommunale Gebietsk&#246;rperschaft parteif&#228;hig. Der Beklagte schulde Unterlassung und Ersatz der vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten, weil er die Bilder durch das Hochladen &#246;ffentlich zug&#228;nglich gemacht habe. Das Hochladen der aus der Publikation der Kl&#228;gerin eingescannten Fotografien (Anlage K 1) verletze das der Kl&#228;gerin zustehende ausschlie&#223;liche Nutzungsrecht. Diese Fotografien gen&#246;ssen Schutz als Lichtbilder. Das Hochladen der vom Beklagten selbst angefertigten Lichtbilder (Anlage K 2) stelle eine Verletzung des Eigentums- und Hausrechts der Kl&#228;gerin sowie des zwischen den Parteien zustande gekommenen Besichtigungsvertrags dar, nach dem die Anfertigung von Fotos verboten gewesen sei. Die vom Beklagten diesbez&#252;glich behauptete Erlaubnis des Museumspersonals sei nicht bewiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>B. Die gegen diese Beurteilung gerichtete Revision des Beklagten hat keinen Erfolg. Die Klage ist zul&#228;ssig (dazu B I). Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Unterlassungsanspruch hinsichtlich der in Anlage K 1 abgebildeten Fotos aus ihrer Publikation ebenso zu (dazu B II) wie der auf die in Anlage K 2 abgebildeten Fotos bezogene Unterlassungsanspruch (dazu B III). Infolgedessen hat die Kl&#228;gerin auch Anspruch auf Zahlung vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten (dazu B IV).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>I. Die Klage ist zul&#228;ssig.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>1. Die Revision wendet sich zu Recht nicht gegen die Annahme des Berufungsgerichts, dass die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 4 der Gemeindeordnung f&#252;r Baden-W&#252;rttemberg parteif&#228;hig ist und im Rechtsstreit nach &#167; 6 des Gesetzes &#252;ber die Eigenbetriebe der Gemeinden des Landes Baden-W&#252;rttemberg ordnungsgem&#228;&#223; vertreten wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>2. Die Unterlassungsantr&#228;ge sind hinreichend bestimmt im Sinne des &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>a) Nach &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO darf ein Unterlassungsantrag - und nach &#167; 313 Abs. 1 Nr. 4 ZPO eine darauf beruhende Verurteilung - nicht derart undeutlich gefasst sein, dass der Streitgegenstand und der Umfang der Pr&#252;fungs- und Entscheidungsbefugnis des Gerichts nicht mehr klar umrissen sind, der Beklagte sich deshalb nicht ersch&#246;pfend verteidigen kann und im Ergebnis dem Vollstreckungsgericht die Entscheidung dar&#252;ber &#252;berlassen bleibt, was dem Beklagten verboten ist; der Mangel der Bestimmtheit des Klageantrags ist auch im Revisionsverfahren von Amts wegen zu beachten (st. Rspr.; vgl. BGH, Urteil vom 17. August 2011 - I ZR 108/09, GRUR 2011, 1043 Rn. 36 = WRP 2011, 1454 - T&#220;V II; Urteil vom 15. M&#228;rz 2012 - I ZR 128/10, GRUR-RR 2012, 475 Rn. 16). Bei mehreren Streitgegenst&#228;nden wird die Bestimmtheit des Klageantrags durch die Benennung der Reihenfolge hergestellt, in der diese zur &#220;berpr&#252;fung durch das Gericht gestellt werden. Diese Benennung kann noch im Laufe des Verfahrens, und zwar auch noch in der Revisionsinstanz nachgeholt werden (BGH, Beschluss vom 24. M&#228;rz 2011 - I ZR 108/09, BGHZ 189, 56 Rn. 9 und 13 - T&#220;V I).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>b) Die Revision r&#252;gt ohne Erfolg, dass die Kl&#228;gerin ihren hinsichtlich der in Anlage K 1 abgebildeten Fotografien verfolgten Unterlassungsanspruch sowohl auf den Schutz als Lichtbildwerk gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, Abs. 2 UrhG als auch auf den Lichtbildschutz des &#167; 72 UrhG st&#252;tze, ohne die Reihenfolge der Geltendmachung klarzustellen. Entgegen der Ansicht der Revision handelt es sich hierbei um einen einheitlichen Streitgegenstand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>Der Streitgegenstand wird durch den Klageantrag und den Lebenssachverhalt bestimmt, aus dem der Kl&#228;ger die begehrte Rechtsfolge herleitet. Geht der Kl&#228;ger aus mehreren Schutzrechten vor, bildet ein jedes einen gesonderten Streitgegenstand (BGHZ 189, 56 Rn. 3 f. - T&#220;V I; Teplitzky/Schwippert, Wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che und Verfahren, 11. Aufl., Kap. 46 Rn. 5a).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>Im Falle des Urheberrechts an einem Lichtbildwerk und dem Schutzrecht des Lichtbildners besteht die Besonderheit, dass jedes Lichtbildwerk im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, Abs. 2 UrhG stets die Tatbestandsmerkmale des Lichtbilds im Sinne von &#167; 72 UrhG erf&#252;llt. Andererseits ist das fotografische Werk gem&#228;&#223; &#167; 64 UrhG f&#252;r die Dauer von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers, das Lichtbild nach &#167; 72 Abs. 3 UrhG nur 50 Jahre nach seinem Erscheinen gesch&#252;tzt. Zudem kommt mit Blick auf das Fehlen einer pers&#246;nlichen geistigen Sch&#246;pfung ein gegen&#252;ber dem fotografischen Werk lediglich abgestufter Schutz des Lichtbilds in Betracht, auch wenn &#167; 72 Abs. 1 UrhG f&#252;r den Lichtbildschutz die analoge Anwendung der f&#252;r Werke geltenden Vorschriften anordnet (vgl. Vogel in Schricker/Loewenheim, Urheberrecht, 5. Aufl., &#167; 72 UrhG Rn. 41; Wandtke/Bullinger/Thum, Urheberrecht, 4. Aufl., &#167; 72 UrhG Rn. 22; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 8. Aufl., Rn. 724; Erdmann, Festschrift Bornkamm, 2014, S. 761, 762).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>Allerdings lag der Schaffung des Lichtbildschutzes das Bestreben des Gesetzgebers zugrunde, mit Blick auf das f&#252;r den Werkbegriff geltende Erfordernis einer pers&#246;nlichen geistigen Sch&#246;pfung "un&#252;berwindliche Abgrenzungsschwierigkeiten" bei der urheberrechtlichen Einordnung von Lichtbildern zu vermeiden (vgl. Regierungsentwurf eines Gesetzes &#252;ber Urheberrecht und verwandte Schutzrechte, BT-Drucks. IV/270, S. 89; dazu Schack aaO Rn. 720). Diesem Schutzzweck liefe eine Differenzierung des Streitgegenstands zuwider. Der Senat h&#228;lt daher daran fest, dass die Einordnung als Lichtbildwerk oder Lichtbild lediglich als unterschiedliche rechtliche Aspekte eines Streitgegenstands zu beurteilen sind (BGH, Urteil vom 3. November 1999 - I ZR 55/97, GRUR 2000, 317, 318 [juris Rn. 12] = WRP 2000, 203 - Werbefotos; OLG K&#246;ln, GRUR 2015, 167, 169; BeckOK UrhR/Lauber-R&#246;nsberg, 21. Edition, &#167; 72 UrhG Rn. 3b; Zigann/Werner in Cepl/Vo&#223;, Praxiskommentar zum Gewerblichen Rechtsschutz, 2. Aufl., &#167; 253 ZPO Rn. 102; aA Wandtke/Bullinger/Thum aaO &#167; 72 UrhG Rn. 64).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>c) Der auf die in Anlage K 2 abgebildeten Fotografien bezogene Unterlassungsantrag ist ebenfalls hinreichend bestimmt im Sinne des &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt ihren Anspruch einerseits auf eine Beeintr&#228;chtigung ihres Eigentums (&#167; 1004 BGB), andererseits auf eine Verletzung der mit dem Beklagten anl&#228;sslich seines Museumsbesuchs zustande gekommenen vertraglichen Vereinbarung. Bei der Geltendmachung eines auf Verletzung eines absoluten Rechts und eines auf die Verletzung einer vertraglichen Pflicht gest&#252;tzten Unterlassungsanspruchs handelt es sich um unterschiedliche Streitgegenst&#228;nde (vgl. BGH, Urteil vom 24. Januar 2013 - I ZR 60/11, GRUR 2013, 397 Rn. 13 f. = WRP 2013, 499 - Peek und Cloppenburg III; Urteil vom 22. M&#228;rz 2018 - I ZR 118/16, GRUR 2018, 1161 Rn. 23 = WRP 2018, 1329 - Hohlfasermembranspinnanlage II).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung in der Revisionsinstanz klargestellt, dass dieser Klageantrag in erster Linie auf eine Verletzung des Besichtigungsvertrags und hilfsweise auf eine Eigentumsverletzung gest&#252;tzt wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>II. Der Kl&#228;gerin steht hinsichtlich der Fotografien der Anlage K 1 der Unterlassungsanspruch aus &#167; 97 Abs. 1, &#167; 72 UrhG zu. Diese Fotografien sind jedenfalls als Lichtbilder im Sinne von &#167; 72 Abs. 1 UrhG gesch&#252;tzt (dazu B II 1). Diese Vorschrift erfasst auch Fotografien gemeinfreier Werke (dazu B II 2). Der Lichtbildschutz ist noch nicht erloschen (dazu B II 3). Der Kl&#228;gerin wurden die Rechte an den Fotografien wirksam &#252;bertragen und auch die &#252;brigen Anspruchsvoraussetzungen liegen vor (dazu B II 4).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>1. Die Revision wendet sich ohne Erfolg gegen die Einordnung der in Anlage K 1 abgebildeten Fotografien als Lichtbilder im Sinne von &#167; 72 Abs. 1 UrhG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>a) Das Berufungsgericht hat angenommen, die m&#246;glichst exakte Fotografie eines Gem&#228;ldes genie&#223;e eigenst&#228;ndigen Schutz als Lichtbild. Durch die Anfertigung der Fotografien sei eine eigenst&#228;ndige Fixierung in eine neue Werkform erfolgt. Bei den in der Publikation der Kl&#228;gerin enthaltenen Fotografien handele es sich nicht lediglich um technische Reproduktionen, sondern um Vervielf&#228;ltigungsst&#252;cke der urspr&#252;nglich mit Sch&#246;pfungswillen gefertigten Fotografien. Eine teleologische Reduktion des &#167; 72 UrhG mit dem Ziel, Fotografien gemeinfreier Werke aus dem Anwendungsbereich dieser Vorschrift auszuschlie&#223;en, komme nicht in Betracht, weil dies mit ihrem Schutzzweck nicht vereinbar sei. Diese Beurteilung h&#228;lt der rechtlichen Nachpr&#252;fung stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>b) Der Schutz des &#167; 72 UrhG bezieht sich auf Lichtbilder und Erzeugnisse, die &#228;hnlich wie Lichtbilder hergestellt werden. Danach kommt rein technisch jedes Verfahren in Betracht, bei dem ein Bild unter Benutzung strahlender Energie erzeugt wird. Der technische Reproduktionsvorgang allein begr&#252;ndet aber noch keinen Lichtbildschutz. Vielmehr ist ein Mindestma&#223; an - zwar nicht sch&#246;pferischer, aber doch - pers&#246;nlicher geistiger Leistung erforderlich, das schon bei einfachen Fotografien regelm&#228;&#223;ig erreicht ist, allerdings im Falle von Lichtbildern fehlt, die sich lediglich als blo&#223;e Vervielf&#228;ltigung anderer Lichtbilder darstellen, bei denen also ein Original-Lichtbild so getreu wie m&#246;glich lediglich reproduziert (kopiert) wird. Der Lichtbildschutz erfordert, dass das Lichtbild als solches origin&#228;r, das hei&#223;t als Urbild, geschaffen worden ist (vgl. BGH, Urteil vom 8. November 1989 - I ZR 14/88, GRUR 1990, 669, 673 [juris Rn. 86 f.] - Bibel-Reproduktion; Urteil vom 3. November 1999 - I ZR 55/97, GRUR 2000, 317 = WRP 2000, 203 [juris Rn. 16] - Werbefotos; Urteil vom 7. Dezember 2000 - I ZR 146/98, GRUR 2001, 755, 757 f. = WRP 2001, 804 [juris Rn. 29] - Telefonkarte; Vogel in Schricker/Loewenheim aaO &#167; 72 UrhG Rn. 30; Schulze in Dreier/Schulze, UrhG, 6. Aufl., &#167; 72 Rn. 10; Schack aaO Rn. 720; W. Nordemann, GRUR 1987, 15, 17).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>c) Im Streitfall beansprucht die Kl&#228;gerin den Schutz der Fotografien von Kunstwerken, die von einem ihrer Mitarbeiter angefertigt wurden, und nicht den Schutz der Abbildungen dieser Fotografien, die in ihrer Publikation enthalten sind. Der Beklagte hat dadurch, dass er die in der Publikation abgebildeten Fotografien eingescannt und ins Internet eingestellt hat, (mittelbar) die von dem Mitarbeiter der Kl&#228;gerin angefertigten Fotografien der Kunstwerke vervielf&#228;ltigt und &#246;ffentlich zug&#228;nglich gemacht. Er hat damit auf Lichtbilder zugegriffen, die der Mitarbeiter der Kl&#228;gerin als Urbilder geschaffen hat. Zu Recht hat das Berufungsgericht diesen Lichtbildern das erforderliche Mindestma&#223; an pers&#246;nlicher geistiger Leistung zugesprochen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>Die Revision beruft sich vergeblich auf den in der Literatur vertretenen Standpunkt, die Fotografie eines Gem&#228;ldes oder anderen zweidimensionalen Werkes sei durch &#167; 72 UrhG nicht gesch&#252;tzt, weil Ziel der Aufnahme nur eine m&#246;glichst gro&#223;e &#196;hnlichkeit mit dem Original sei, so dass es an dem auch f&#252;r den Lichtbildschutz erforderlichen Mindestma&#223; einer pers&#246;nlichen geistigen Leistung fehle (Ohly, Festschrift Schricker, 1995, S. 427, 455; W. Nordemann, GRUR 1987, 15, 17).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>Die Aufnahme einer Fotografie von einem (auch zweidimensionalen) Werk erfordert - wie auch die Revision nicht in Abrede stellt - Entscheidungen des Fotografen &#252;ber eine Reihe von gestalterischen Umst&#228;nden, zu denen Standort, Entfernung, Blickwinkel, Belichtung und Ausschnitt der Aufnahme z&#228;hlen (Vogel in Schricker/Loewenheim aaO &#167; 72 Rn. 30; Schulze in Dreier/Schulze aaO &#167; 72 Rn. 10; Schack, Kunst und Recht: Bildende Kunst, Architektur, Design und Fotografie im deutschen und internationalen Recht, 3. Aufl. Rn. 873; Bullinger, Festschrift Raue, 2006, S. 379, 382; Erdmann, Festschrift Bornkamm, 2014, S. 761, 766; Katzenberger, GRUR Int. 1989, 116, 117). Auch wenn - wie die Revision betont - der Fotograf diese Entscheidungen an handwerklich-technischen Fragestellungen ausrichtet und das Ziel einer m&#246;glichst originalgetreuen Abbildung verfolgt, spricht dies nicht gegen das Vorliegen einer pers&#246;nlichen geistigen Leistung. Auch die handwerkliche Leistung ohne k&#252;nstlerische Aussage kann in den Schutzbereich des &#167; 72 UrhG fallen (vgl. Schack, Festschrift Pfennig, 2012, S. 207, 208). Gegenstand des Lichtbildschutzes ist nach der Vorstellung des Gesetzgebers gerade auch die "rein technische Leistung" des Lichtbildners, "die nicht einmal besondere F&#228;higkeiten voraussetzt" (vgl. Regierungsentwurf eines Gesetzes &#252;ber Urheberrecht und verwandte Schutzrechte, BT-Drucks. IV/270, S. 88; Talke, ZUM 2010, 846, 849; ferner BGH, Urteil vom 4. November 1966 - Ib ZR 77/65, GRUR 1967, 315, 316 [juris Rn. 25] = WRP 1967, 212 - scai-cubana).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>Damit erreicht die Fertigung einer Fotografie eines Gem&#228;ldes regelm&#228;&#223;ig - so auch im Streitfall - das f&#252;r den Schutz nach &#167; 72 UrhG erforderliche Mindestma&#223; an pers&#246;nlicher geistiger Leistung. Dies entspricht auch der im Zusammenhang mit der Neufassung des &#167; 51 Satz 3 UrhG ge&#228;u&#223;erten Sichtweise des Gesetzgebers (vgl. Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Angleichung des Urheberrechts an die aktuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft [Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz - UrhWissG], BT-Drucks. 18/12329, S. 32).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>2. Ohne Erfolg beruft sich die Revision darauf, Fotografien von gemeinfreien Kunstwerken seien im Wege einer teleologischen Reduktion aus dem Anwendungsbereich des &#167; 72 UrhG auszuschlie&#223;en.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p>Nach einer in der Literatur vertretenen Auffassung ist eine solche teleologische Reduktion erforderlich, weil andernfalls der gesetzlich vorgesehene Urheberschutz faktisch &#252;ber die nach &#167; 64 UrhG vorgesehene Schutzdauer von 70 Jahren hinaus verl&#228;ngert werde. Der Inhaber des Nutzungsrechts k&#246;nne den Zugang zum Kunstwerk von einem Fotografierverbot abh&#228;ngig machen und gleichzeitig nur eigene fotografisch angefertigte Reproduktionen in Verkehr bringen, die dann einen Lichtbildschutz von (weiteren) 50 Jahren gen&#246;ssen (vgl. W. Nordemann, GRUR 1987, 15, 18; Graf, Kunstchronik 2008, 206, 207; Yang, ZUM 2017, 951, 953). Die Fotografie eines Kunstwerkes ber&#252;hre als Vervielf&#228;ltigung einer Vorlage allein die Verwertungsrechte des Urheberrechtsinhabers; nach dem Ablauf der Schutzfrist solle die Vervielf&#228;ltigung aber jedermann freistehen (vgl. Stang, Zeitschrift f&#252;r geistiges Eigentum 2009, 168, 213 ff.; ders., Das urheberrechtliche Werk nach Ablauf der Schutzfrist, Diss. Bonn 2011, 183 ff.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p>Der Senat teilt diese Auffassung nicht. Im Ausgangspunkt hindert der Lichtbildschutz nach &#167; 72 UrhG die Allgemeinheit nicht an der geistigen Auseinandersetzung mit einem gemeinfreien Werk, weil er lediglich der Vervielf&#228;ltigung des konkret betroffenen Lichtbilds entgegensteht (vgl. BGH, GRUR 1967, 315, 316 [juris Rn. 25] - scai-cubana; Vogel in Schricker/Loewenheim aaO &#167; 72 UrhG Rn. 37; BeckOK UrhR/Lauber-R&#246;nsberg aaO &#167; 72 UrhG Rn. 16b; Schulze in Dreier/Schulze aaO &#167; 72 Rn. 10; Maa&#223;en, Festschrift Pfennig 2012, S. 135, 146). Zudem l&#228;sst nunmehr das durch das Gesetz zur Angleichung des Urheberrechts an die Erfordernisse der Wissensgesellschaft (BGBl. 2017 I, S. 3346) mit Wirkung vom 1. M&#228;rz 2018 eingef&#252;hrte Zitatrecht nach &#167; 51 Satz 3 UrhG die Nutzung einer Abbildung des zitierten Werkes zum Zwecke des Zitats nach &#167; 51 Satz 1 und 2 UrhG zu, auch wenn diese selbst durch ein Urheberrecht oder ein verwandtes Schutzrecht gesch&#252;tzt ist (vgl. Schack aaO Rn. 550; ders., Festschrift Pfennig, 2012, S. 207, 212 ff.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p>Im Streitfall wird das Hochladen der in Anlage K 1 enthaltenen Bilder in die Datenbank Wikimedia Commons allerdings nicht von der Schrankenregelung des &#167; 51 UrhG erfasst, weil es nicht zum Zwecke des Zitats erfolgte. Hierf&#252;r muss eine innere Verbindung zwischen den verwendeten fremden Werken oder Werkteilen und den eigenen Gedanken des Zitierenden hergestellt werden, weil Zitate als Belegstelle oder Er&#246;rterungsgrundlage f&#252;r selbstst&#228;ndige Ausf&#252;hrungen des Zitierenden und der Erleichterung der geistigen Auseinandersetzung dienen sollen. Es gen&#252;gt nicht, wenn die Verwendung des fremden Werks dieses dem Endnutzer nur leichter zug&#228;nglich machen will (BGH, Urteil vom 29. April 2010 - I ZR 69/08, BGHZ 185, 291 Rn. 26 - Vorschaubilder I). Das Hochladen der Bilder in Wikimedia Commons sollte lediglich den Zugriff der Nutzer der Plattform Wikipedia erm&#246;glichen, ohne dass eine Verbindung zu eigenen Gedanken des Beklagten erkennbar ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p>3. Die im Jahr 1992 erschienenen Fotografien der Anlage K 1 sind noch als Lichtbilder gesch&#252;tzt. Zwar sah &#167; 72 Abs. 3 Satz 1 Halbsatz 2 UrhG in der im Jahr 1992 geltenden Fassung lediglich eine Schutzdauer von 25 Jahren nach dem Erscheinen des Lichtbilds vor. Da der Schutz der hier in Rede stehenden Lichtbilder danach am 1. Juli 1995 noch nicht erloschen war, sind auf sie aber gem&#228;&#223; &#167; 137f Abs. 1 Satz 2 UrhG die Vorschriften &#252;ber die Schutzdauer in der ab dem 1. Juli 1995 geltenden (aktuellen) Fassung des Urheberrechtsgesetzes anzuwenden. Gem&#228;&#223; &#167; 72 Abs. 3 Satz 1 Halbsatz 1 UrhG erlischt das Recht nach &#167; 72 Abs. 1 UrhG 50 Jahre nach dem Erscheinen des Lichtbilds. Danach ist die Schutzdauer der streitgegenst&#228;ndlichen Lichtbilder nicht abgelaufen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p>4. Die Revision wendet sich zu Recht nicht dagegen, dass das Berufungsgericht auch die &#252;brigen Voraussetzungen eines Unterlassungsanspruchs nach &#167; 97 Abs. 1 Satz 1 UrhG bejaht hat. Dies gilt zum einen f&#252;r die Beurteilung des Berufungsgerichts, die Kl&#228;gerin sei Inhaberin der Nutzungsrechte an den Fotografien der Anlage K 1, weil der bei ihr angestellte Fotograf der Bilder ihr diese einger&#228;umt habe. Zum anderen erhebt die Revision zu Recht keine R&#252;gen gegen die Annahme des Berufungsgerichts, der Beklagte habe die Fotografien der Anlage K 1 durch Hochladen bei Wikimedia gem&#228;&#223; &#167; 19a UrhG &#246;ffentlich zug&#228;nglich gemacht, so dass Wiederholungsgefahr bestehe (vgl. dazu BGH, Urteil vom 20. Juni 2013 - I ZR 55/12, GRUR 2013, 1235 Rn. 16 = WRP 2014, 75 - Restwertb&#246;rse II, mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p>III. Der Kl&#228;gerin steht gegen&#252;ber dem Beklagten der gegen das &#246;ffentliche Zug&#228;nglichmachen der in der Anlage K 2 abgebildeten Fotografien geltend gemachte Unterlassungsanspruch wegen einer Verletzung des mit dem Beklagten geschlossenen Besichtigungsvertrags zu. Ob in dem unbefugten Anfertigen von Fotografien der ausgestellten Kunstwerke eine Eigentumsverletzung liegt, kann daher offenbleiben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p>1. Das Berufungsgericht hat hierzu ausgef&#252;hrt, zwischen den Parteien sei durch den Besuch des Museums konkludent ein Besichtigungsvertrag unter Einbeziehung von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen zustande gekommen, nach denen das Fotografieren der Bilder nur nach Ausnahmegenehmigung durch die Direktion erlaubt gewesen sei. Dem stehe auch die Grundrechtsbindung der Kl&#228;gerin nicht entgegen. Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass im Museum auch zur Zeit des Besuchs des Beklagten im Mai 2007 Schilder mit einer durchgestrichenen Kamera angebracht und eine Besuchsordnung mit einem Fotografierverbot aufgeh&#228;ngt gewesen sei. Der Besucher wisse, dass das Betreten eines Museums regelm&#228;&#223;ig nur unter Einhaltung bestimmter Bedingungen zum Schutz der Ausstellungsobjekte gew&#228;hrt werde. Grundrechtliche Einschr&#228;nkungen der Eigent&#252;merbefugnisse der Kl&#228;gerin best&#252;nden nicht, weil die Herstellung von Fotografien eine &#252;ber den Gemeingebrauch und die Zugangsm&#246;glichkeit hinausgehende besondere Nutzung sei, die reglementiert werden d&#252;rfe. Hinsichtlich der Behauptung des Beklagten, eine Aufsichtsperson habe ihm das Fotografieren gestattet, sei der Beklagte beweisf&#228;llig geblieben. Das Hochladen der unberechtigt gefertigten Bilder setze die Vertragsverletzung fort und begr&#252;nde daher einen Unterlassungsanspruch. Diese Beurteilung h&#228;lt der rechtlichen Nachpr&#252;fung stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p>2. Die Revision wendet sich zu Recht nicht gegen die Annahme des Berufungsgerichts, zwischen den Parteien sei konkludent ein Besichtigungsvertrag geschlossen worden, der nach Ziffer I der Benutzungsordnung privatrechtlich ausgestaltet ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p>3. Das Berufungsgericht hat zutreffend angenommen, dass das als Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingung einzuordnende Fotografierverbot wirksam in den Besichtigungsvertrag einbezogen worden ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_38">38</a> </dt> <dd> <p>a) Gegen die Beurteilung des Berufungsgerichts, ein durch Piktogramme und die Benutzungsordnung angeordnetes Fotografierverbot stelle eine Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingung dar, erhebt die Revision keine R&#252;gen. Rechtsfehler sind insoweit auch nicht ersichtlich. Insbesondere k&#246;nnen Piktogramme Teil von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen sein. Der Begriff der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen erfordert keine Schriftform; auch Zahlen oder Zeichen, denen ein vertraglicher Regelungsgehalt zukommt, werden erfasst (vgl. Pfeifer in Wolf/Lindacher/Pfeifer, AGB-Recht, 6. Aufl., &#167; 305 BGB Rn. 21).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_39">39</a> </dt> <dd> <p>b) Die Revision wendet sich weiter nicht gegen die tats&#228;chlichen Feststellungen des Berufungsgerichts zur Anbringung der das Fotografierverbot enthaltenden Besuchsordnung und von Piktogrammen, die dieses Verbot mittels einer durchgestrichenen Kamera symbolisieren. Danach begegnet auch die Beurteilung des Berufungsgerichts keinen Bedenken, dass das Fotografierverbot durch hinreichend deutlich sichtbaren Aushang in den Vertrag einbezogen worden ist (&#167; 305 Abs. 2 Nr. 1 BGB).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_40">40</a> </dt> <dd> <p>c) Die vom Berufungsgericht vorgenommene Auslegung des Fotografierverbots ist frei von Rechtsfehlern.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_41">41</a> </dt> <dd> <p>aa) Die Auslegung von allgemeinen Vertragsbedingungen durch das Berufungsgericht ist revisionsrechtlich in vollem Umfang &#252;berpr&#252;fbar (vgl. BGH, Urteil vom 13. November 2012 - XI ZR 500/11, BGHZ 195, 298 Rn. 15). Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen sind im Unterschied zu individuellen Vertragsbestimmungen objektiv ohne Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde des Einzelfalls und des Willens der konkreten Parteien auszulegen. Besondere Bedeutung kommt daher dem Wortlaut einer Klausel und seinem Verst&#228;ndnis durch die typischerweise beteiligten redlichen Verkehrskreise unter Ber&#252;cksichtigung derer Interessen zu (vgl. BGH, Urteil vom 4. Juli 2013 - I ZR 156/12, NJW-RR 2014, 215 Rn. 24 f.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_42">42</a> </dt> <dd> <p>bb) Das Berufungsgericht hat die Piktogramme mit durchgestrichener Kamera und die ausgeh&#228;ngte Benutzungsordnung zutreffend dahingehend ausgelegt, dass damit ein generelles Fotografierverbot f&#252;r Museumsbesucher ausgesprochen wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_43">43</a> </dt> <dd> <p>Entgegen der Auffassung der Revision begr&#252;ndet die in der Benutzungsordnung vorgesehene Ausnahme vom Fotografierverbot f&#252;r den Fall einer vorherigen Erlaubnis durch die Direktion keine Auslegungszweifel im Sinne von &#167; 305c Abs. 2 BGB. Zweifel an der Auslegung von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen bestehen nur, wenn diese mehrdeutig und damit mindestens zwei Auslegungsergebnisse rechtlich vertretbar sind, wobei v&#246;llig fernliegende Auslegungsm&#246;glichkeiten au&#223;er Betracht bleiben (BGH, NJW-RR 2014, 215 Rn. 25). Bei verst&#228;ndiger Auslegung der Benutzungsordnung erkennt der durchschnittliche Museumsbesucher ebenso wie beim Betrachten der Piktogramme, dass Fotografieren in diesem Museum nicht gestattet ist. Die Benutzungsordnung weist ihn zus&#228;tzlich auf die M&#246;glichkeit hin, bei der Direktion um eine Ausnahmegenehmigung nachzusuchen, nach deren Erteilung fotografiert werden darf. Dass die Voraussetzungen der Erteilung einer Ausnahmegenehmigung nicht genannt werden, f&#252;hrt nicht zur Unklarheit der Klausel. Die Benutzungsordnung weist mit dieser Formulierung lediglich auf die - gem&#228;&#223; &#167; 305b BGB stets gegebene - M&#246;glichkeit einer individualvertraglichen Aufhebung des Fotografierverbots hin.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_44">44</a> </dt> <dd> <p>4. Ohne Erfolg greift die Revision die Beurteilung des Berufungsgerichts an, das Fotografierverbot halte der Inhaltskontrolle nach &#167; 307 BGB stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_45">45</a> </dt> <dd> <p>a) Das Fotografierverbot unterliegt der Inhaltskontrolle nach &#167; 307 Abs. 1 BGB.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_46">46</a> </dt> <dd> <p>aa) Nach &#167; 307 Abs. 3 Satz 1 BGB sind die Abs&#228;tze 1 und 2 dieser Vorschrift ebenso wie &#167; 308 und &#167; 309 BGB nur auf Bestimmungen in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen anzuwenden, durch die von Rechtsvorschriften abweichende oder diese erg&#228;nzende Regelungen vereinbart werden. Hingegen unterfallen Abreden unmittelbar &#252;ber den Gegenstand des Vertrags, seinen Leistungsinhalt oder das Entgelt nicht der Inhaltskontrolle (vgl. Palandt/Gr&#252;neberg, BGB, 77. Aufl., &#167; 307 Rn. 41; M&#252;nchKomm.BGB/Wurmnest, 7. Aufl., &#167; 307 Rn. 1). Danach sind Klauseln, die Art, G&#252;te und Umfang der Hauptleistung unmittelbar festlegen, einer Inhaltskontrolle entzogen, nicht aber Bestimmungen, die das Hauptleistungsversprechen einschr&#228;nken, ver&#228;ndern, ausgestalten oder modifizieren (vgl. BGH, Urteil vom 13. Juli 1994 - IV ZR 107/93, BGHZ 127, 35, 41 [juris Rn. 15]; Urteil vom 28. November 2017 - X ZR 42/16, NJW 2018, 1157 Rn. 9 mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_47">47</a> </dt> <dd> <p>bb) Der zwischen Besucher und Museumsbetreiber abgeschlossene Besichtigungsvertrag ist ein Vertrag mit im Wesentlichen mietvertraglichen Elementen, weil dem Besucher der Gebrauch der Museumsr&#228;umlichkeiten zum Zwecke der Wahrnehmung dort vorhandener Exponate gestattet wird. Mit der Bereitstellung kunstwissenschaftlicher Informationen oder der Erbringung museumsp&#228;dagogischer Dienstleistungen durch den Museumsbetreiber k&#246;nnen dienstvertragliche Elemente hinzutreten (vgl. [zum Fitnessstudiovertrag] BGH, Urteil vom 8. Februar 2012 - XII ZR 42/10, NJW 2012, 1431 Rn. 17). Der Inhaltskontrolle entzogener Gegenstand der (miet-)vertraglichen Hauptleistung ist die Gew&#228;hrung des Zutritts durch den Betreiber, der hierf&#252;r - jedenfalls im Streitfall - Zahlung des Eintrittspreises vom Besucher verlangt. Bei der Verh&#228;ngung eines Fotografierverbots handelt es sich demgegen&#252;ber um eine blo&#223;e Modifikation des Hauptleistungsversprechens, das mithin einer Inhaltskontrolle unterliegt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_48">48</a> </dt> <dd> <p>b) Nach &#167; 307 Abs. 1 Satz 1 BGB sind Bestimmungen in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Nach &#167; 307 Abs. 1 Satz 2 BGB kann sich eine unangemessene Benachteiligung daraus ergeben, dass die Bestimmung nicht klar und verst&#228;ndlich ist. Nach &#167; 307 Abs. 2 BGB ist eine unangemessene Benachteiligung im Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist (Nr. 1) oder wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrags ergeben, so einschr&#228;nkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gef&#228;hrdet ist (Nr. 2).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_49">49</a> </dt> <dd> <p>Voraussetzung ist zun&#228;chst eine Benachteiligung des Vertragspartners des Verwenders von einigem Gewicht (BGH, Urteil vom 6. November 2013 - KZR 58/11, BGHZ 199, 1 Rn. 66 - VBL-Gegenwert I). Eine solche Benachteiligung ist im Sinne von &#167; 307 BGB unangemessen, wenn der Verwender durch eine einseitige Vertragsgestaltung missbr&#228;uchlich eigene Interessen auf Kosten seines Vertragspartners durchzusetzen versucht, ohne von vornherein auch dessen Belange hinreichend zu ber&#252;cksichtigen und ihm einen angemessenen Ausgleich zuzugestehen (BGH, Urteil vom 18. Februar 2016 - III ZR 126/15, BGHZ 209, 52, 58 Rn. 17; Urteil vom 7. Juni 2018 - III ZR 351/17, NJW 2018, 2788 Rn. 23; jeweils mwN). Das Vorliegen dieser Voraussetzungen ist mittels einer umfassenden W&#252;rdigung der Art des konkreten Vertrags, der typischen Interessen der Vertragschlie&#223;enden und der die jeweilige Klausel begleitenden Regelung zu beurteilen (BGH, Urteil vom 24. M&#228;rz 2010 - VIII ZR 304/08, NJW 2010, 2793 Rn. 33 mwN). Bei der Interessenabw&#228;gung k&#246;nnen auch die objektiven Wertentscheidungen des Grundgesetzes und die Grundrechte zu ber&#252;cksichtigen sein (BGH, Urteil vom 1. Juni 2005 - IV ZR 100/02, NJW-RR 2005, 1161 Rn. 21 mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_50">50</a> </dt> <dd> <p>c) Ein Versto&#223; gegen &#167; 307 Abs. 1 Satz 2 BGB liegt nicht vor. Das durch die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin ausgesprochene generelle Fotografierverbot ist klar und verst&#228;ndlich. Insoweit kommt es - entgegen der Auffassung der Revision - nicht darauf an, dass die Voraussetzungen f&#252;r eine Ausnahmeerlaubnis in der Benutzungsordnung nicht n&#228;her konkretisiert werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_51">51</a> </dt> <dd> <p>d) Die Revision macht nicht geltend, dass mit dem Fotografierverbot vom wesentlichen Grundgedanken einer gesetzlichen Regelung des Mietvertragsrechts abgewichen werde (&#167; 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB). Dies ist auch nicht der Fall, weil das Verbot des Fotografierens das gesetzliche Leitbild des Mietvertragsrechts, insbesondere die in &#167; 535 Abs. 1 und &#167; 536 BGB vorgesehene Gew&#228;hrung des Gebrauchs der Mietsache in vertragsgem&#228;&#223;en Zustand, nicht ber&#252;hrt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_52">52</a> </dt> <dd> <p>Die Voraussetzungen des &#167; 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB liegen ebenfalls nicht vor. Die Natur eines Vertrags &#252;ber die Besichtigung eines Museums wird durch die Bereitstellung der R&#228;umlichkeiten und Exponate zur Wahrnehmung durch den Besucher gepr&#228;gt. Die Erreichung dieses Vertragszwecks wird durch das Verbot, von ausgestellten Werken Fotografien zu fertigen, nicht gef&#228;hrdet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_53">53</a> </dt> <dd> <p>e) Die Revision r&#252;gt, das Fotografierverbot stelle eine unangemessene Benachteiligung im Sinne des &#167; 307 Abs. 1 Satz 1 BGB dar. Hierzu verweist sie auf den satzungsm&#228;&#223;igen Zweck des Museums der Kl&#228;gerin, der &#214;ffentlichkeit Zugang zur Sammlung zu verschaffen. Es bestehe ein gro&#223;es Interesse daran, Gem&#228;lde nicht nur bei einem Ausstellungsbesuch, sondern auch &#252;ber das Internet wahrzunehmen. Der Satzungszweck m&#252;sse mit Blick auf die Sozialbindung des Eigentums gem&#228;&#223; Art. 14 Abs. 2 Satz 2 GG und die von Art. 5 Abs. 1 GG gesch&#252;tzte Informationsfreiheit ausgelegt werden. Jedenfalls Fotografien zu privaten, wissenschaftlichen und allgemeinbildenden Zwecken seien zuzulassen. Hiermit dringt die Revision nicht durch.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_54">54</a> </dt> <dd> <p>aa) Die Auferlegung eines Fotografierverbots stellt zwar einen hinreichend bedeutsamen Nachteil im Sinne des &#167; 307 Abs. 1 Satz 1 BGB dar. Diese Benachteiligung ist jedoch nicht unangemessen, wie eine umfassende W&#252;rdigung der relevanten Umst&#228;nde ergibt. Entgegen der Auffassung der Revision kommt es in diesem Zusammenhang nicht darauf an, welche das Verbot rechtfertigenden Interessen die Kl&#228;gerin geltend gemacht oder das Berufungsgericht festgestellt hat. Im Rahmen der Inhaltskontrolle nach &#167; 307 Abs. 1 BGB ist vielmehr im Wege einer objektivierten Betrachtungsweise auf die typische Interessenlage abzustellen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_55">55</a> </dt> <dd> <p>bb) Es besteht ein berechtigtes Interesse der Betreiber von Museen, Regeln f&#252;r das Verhalten der Besucher w&#228;hrend des Museumsbesuchs aufzustellen, zu denen auch ein Fotografierverbot z&#228;hlen kann. Ein solches Verbot kann dem Schutz der Kunstwerke, dem ordnungsgem&#228;&#223;en Ablauf des Museumsbetriebs, der Einhaltung rechtlicher Verpflichtungen des Museums gegen&#252;ber Dritten oder eigenen Interessen des Museums dienen (vgl. Stang, Das urheberrechtliche Werk nach Ablauf der Schutzfrist, S. 325; Stieper, Rechtfertigung, Rechtsnatur und Disponibilit&#228;t der Schranken des Urheberrechts, 2009, S. 413 f., 419; Bullinger in Festschrift Raue, 2006, S. 379, 395; Schack, JZ 2011, 375, 376; ders., JZ 2013, 743, 744). Dies gilt nicht nur dann, wenn sich der Betreiber des Museums gegen&#252;ber Leihgebern verpflichtet hat, urheberrechtswidrige Vervielf&#228;ltigungen geliehener Werke zu unterbinden, oder Werke vor der Besch&#228;digung durch Lichtblitze oder dem Hantieren mit Stativen gesch&#252;tzt werden sollen. Die allgemeine Freigabe des Fotografierens ist - nicht zuletzt angesichts der gro&#223;en Beliebtheit von Mobiltelefonen und der mit ihnen angefertigten Fotos - geeignet, den geordneten Museumsbetrieb zu beeintr&#228;chtigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_56">56</a> </dt> <dd> <p>cc) Das Interesse der Besucher eines Museums ist jedenfalls in erster Linie auf die unmittelbare Wahrnehmung der dargebotenen Ausstellungsst&#252;cke gerichtet. Dar&#252;ber hinaus ist aber auch das Interesse der Besucher anzuerkennen, den Wahrnehmungseindruck in geeigneter Weise zu perpetuieren. Dieses Interesse kann durch die Anfertigung eigener Fotografien, aber auch durch den Erwerb von Bildmaterial befriedigt werden, soweit solches etwa im Museumsgesch&#228;ft verf&#252;gbar ist. Zugunsten der Revision kann unterstellt werden, dass auch solche Personen Interesse an Fotografien von Ausstellungsst&#252;cken haben, die das Museum nicht selbst aufsuchen, sondern seine Exponate &#252;ber das Internet wahrnehmen m&#246;chten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_57">57</a> </dt> <dd> <p>Grundrechtlich ist das Interesse, in einem von der &#246;ffentlichen Hand unterhaltenen Museum nicht durch ein Verbot an der Anfertigung von Fotografien gehindert zu werden, jedoch - entgegen der Auffassung der Revision - nicht durch die Informationsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG) oder aufgrund der Sozialbindung des Eigentums (Art. 14 Abs. 2 GG), sondern allenfalls durch die allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) gesch&#252;tzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_58">58</a> </dt> <dd> <p>Es trifft zwar zu, dass eine &#246;ffentlich-rechtliche K&#246;rperschaft, die ein Museum betreibt, sich ihrer Grundrechtsbindung nicht durch eine - im Streitfall gegebene - privatrechtliche Ausgestaltung des Benutzungsverh&#228;ltnisses entziehen kann (vgl. [zur Grundrechtsbindung &#246;ffentlicher Unternehmen in Privatrechtsform] BVerfGE 128, 226 245 f. [juris Rn. 50]; BVerwGE 113, 208, 211 [juris Rn. 11]; BVerwG, NVwZ 1991, 59 [juris Rn. 5] mwN). Jedoch ist weder mit Blick auf die Informationsfreiheit gem&#228;&#223; Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG noch mit Blick auf die Sozialpflichtigkeit des Eigentums (Art. 14 Abs. 2 GG) im Streitfall eine allgemeine Freigabe des Fotografierens im Museum der Kl&#228;gerin zu verlangen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_59">59</a> </dt> <dd> <p>(1) Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG verb&#252;rgt neben der Meinungs&#228;u&#223;erungsfreiheit das Recht eines jeden, sich aus allgemein zug&#228;nglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_60">60</a> </dt> <dd> <p>Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts kann der Schutzbereich des Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG erst nach Herstellung der allgemeinen Zug&#228;nglichkeit und nur in ihrem Umfang betroffen sein, soweit der so hergestellte Zugang hoheitlich beeintr&#228;chtigt wird. Eine Informationsquelle ist allgemein zug&#228;nglich, wenn sie geeignet und bestimmt ist, der Allgemeinheit, das hei&#223;t einem individuell nicht bestimmbaren Personenkreis, Informationen zu verschaffen. Dieses Grundrecht gew&#228;hrleistet aber nur das Recht, sich ungehindert aus einer schon f&#252;r die allgemeine Zug&#228;nglichkeit bestimmten Quelle zu unterrichten. Fehlt es hingegen an dieser Bestimmung, f&#228;llt die Informationsbeschaffung nicht in den Schutzbereich der Informationsfreiheit (BVerfGE 103, 44, 60 [juris Rn. 56] mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_61">61</a> </dt> <dd> <p>&#220;ber die Zug&#228;nglichkeit und die Art der Zugangser&#246;ffnung entscheidet, wem die Rechtsordnung ein entsprechendes Bestimmungsrecht zuweist. Die Aus&#252;bung dieses Rechts stellt keinen Eingriff in den Schutzbereich dar. Das Bestimmungsrecht ist nach den allgemeinen Vorschriften zu beurteilen, richtet sich f&#252;r Privatpersonen insbesondere nach denen des b&#252;rgerlichen Rechts, f&#252;r den Staat vornehmlich nach denen des &#246;ffentlichen Rechts. Der Bestimmungsberechtigte kann sein Bestimmungsrecht in differenzierender Weise aus&#252;ben und Modalit&#228;ten des Zugangs festlegen, indem etwa die Zahlung von Eintritt oder eine Einwilligung in Fotoaufnahmen bei Zutritt zu einem Konzert verlangt wird. Dies gilt auch f&#252;r den Staat. Soweit er bestimmungsberechtigt ist, kann er im Rahmen seiner Aufgaben und Befugnisse Art und Umfang des Zugangs bestimmen (BVerfGE 103, 44, 60 f. [juris Rn. 57]). Durch die Festlegung der Zug&#228;nglichkeit und des Ausma&#223;es der &#214;ffnung einer Informationsquelle wird in diesem Umfang zugleich der Schutzbereich der Informationsfreiheit er&#246;ffnet (BVerfGE 103, 44, 61 [juris Rn. 58]; kritisch hierzu Stieper aaO S. 423 f.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_62">62</a> </dt> <dd> <p>Nach b&#252;rgerlichem Recht steht die Befugnis &#252;ber die Entscheidung, wem der Zutritt zu einer &#214;rtlichkeit gestattet oder verweigert wird, dem Inhaber des aus dem Grundeigentum oder -besitz folgenden Hausrechts zu. Sie schlie&#223;t das Recht ein, den Zutritt nur zu bestimmten Zwecken zu erlauben oder rechtswirksam von Bedingungen wie der Zahlung eines Entgelts abh&#228;ngig zu machen. Dem Hausrecht unterf&#228;llt danach auch die Gestattung, H&#246;rfunk-, Film- oder Fotoaufnahmen in den R&#228;umlichkeiten des Hausrechtsinhabers vorzunehmen (vgl. BGH, Urteil vom 8. November 2005 - KZR 37/03, BGHZ 165, 62, 69 f. [juris Rn. 24 f.] - H&#246;rfunkrechte; Urteil vom 28. Oktober 2010 - I ZR 60/09, BGHZ 187, 255 Rn. 22 - Hartplatzhelden.de). Diese Grunds&#228;tze sind bei der Anwendung auf K&#246;rperschaften des &#246;ffentlichen Rechts oder privatrechtlich organisierte Unternehmen der &#246;ffentlichen Hand allerdings nicht ohne weiteres &#252;bertragbar, weil diese zwar selbst an die Grundrechte gebunden sind, sich gegen&#252;ber dem B&#252;rger aber nicht auf Grundrechte - etwa das Eigentumsgrundrecht (Art. 14 Abs. 1 GG) - berufen k&#246;nnen. Ein R&#252;ckgriff auf die aus &#167; 903 Satz 1 BGB folgenden Befugnisse des Eigent&#252;mers, also auch auf das Hausrecht, steht aber auch &#246;ffentlichen Stellen oder von ihnen dominierten privatrechtlichen Unternehmen offen, wenn dies dem Schutz individueller Rechtsg&#252;ter oder der Verfolgung legitimer, hinreichend gewichtiger &#246;ffentlicher Zwecke des gemeinen Wohls dient (vgl. BGH, Urteil vom 26. Juni 2015 - V ZR 227/14, NJW 2015, 2892 Rn. 18). Im Falle des Fotografierverbots stellt das Ordnungs- und Schutzinteresse eines Museumsbetreibers einen solchen hinreichenden Gemeinwohlgrund dar, so dass der Kl&#228;gerin im Streitfall insoweit die Berufung auf ihr Hausrecht offensteht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_63">63</a> </dt> <dd> <p>Danach ist ein Eingriff in den Schutzbereich der Informationsfreiheit gem&#228;&#223; Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG zu verneinen, wenn ein &#246;ffentlich-rechtlicher Museumstr&#228;ger den Zugang zum Museum nur mit der Ma&#223;gabe eines Fotografierverbots er&#246;ffnet (vgl. H. Lehment, Das Fotografieren von Kunstgegenst&#228;nden, Diss. G&#246;ttingen 2008, 151; Stang aaO S. 318 f.; Euler, AfP 2009, 459, 461 f.; aA Stieper aaO S. 423 f.). So verh&#228;lt es sich im Streitfall. Er&#246;ffnet das Museum ferner nicht selbst den Zugang zu seiner Sammlung &#252;ber das Internet, ber&#252;hrt dies nach den vorstehenden Grunds&#228;tzen ebenfalls nicht die Informationsfreiheit von Personen, die an der Wahrnehmung von Ausstellungsst&#252;cken &#252;ber das Internet interessiert sind. Die Revision macht weder geltend noch ist ersichtlich, dass im Streitfall ein solcher Zugang &#252;ber das Internet besteht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_64">64</a> </dt> <dd> <p>(2) Die Sozialpflichtigkeit des Eigentums (Art. 14 Abs. 2 GG) entfaltet im Streitfall zugunsten des Beklagten ebenfalls keine Schutzwirkung. Sie ist begrenzendes Korrelat der Eigentumsfreiheit (Art. 14 Abs. 1 GG) und richtet sich mithin an Tr&#228;ger dieses Grundrechts. Zu diesen z&#228;hlt die Kl&#228;gerin als juristische Person des &#246;ffentlichen Rechts nicht (vgl. H. Lehment aaO S. 152; Stieper aaO S. 421).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_65">65</a> </dt> <dd> <p>(3) Mit dem Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) ist das Fotografierverbot vereinbar. Die Revision zieht die formelle verwaltungsrechtliche Rechtm&#228;&#223;igkeit der dem Verbot zugrundeliegenden Rechtsgrundlagen nicht in Zweifel. Die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit des Verbots ist mit Blick auf das Schutz- und Ordnungsinteresse des Museumsbetreibers sowie die M&#246;glichkeit gewahrt, im Ausnahmefall bei der Direktion des Museums eine Erlaubnis zu beantragen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_66">66</a> </dt> <dd> <p>dd) Die Revision macht vergeblich geltend, das Fotografierverbot widerspreche dem Widmungszweck des Museums der Kl&#228;gerin.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_67">67</a> </dt> <dd> <p>Die Revision beruft sich ohne Erfolg darauf, dass der Zweck des Museums nach &#167; 1 Abs. 3 der Betriebssatzung "die Pflege und F&#246;rderung der Kunst- und Kulturgeschichte, der Photographie, der Arch&#228;ologie und der Denkmalpflege, der Kulturen der Welt und der Umwelt- und Naturkunde, der Theater- und Musikgeschichte sowie der Stadt- und Regionalgeschichte in Form von Sammeln, Bewahren, Forschen, Pr&#228;sentieren und Vermitteln" ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_68">68</a> </dt> <dd> <p>Die Widmung legt als hoheitliche Zweckbestimmung zwar den zul&#228;ssigen Gebrauch einer &#246;ffentlichen Einrichtung fest (Wolff/Bachof/Stober/Kluth, Verwaltungsrecht, Bd. II, 7. Aufl., &#167; 75 Rn. 1; Erbguth/Guckelberger, Allgemeines Verwaltungsrecht, 9. Aufl., &#167; 30 Rn. 9; Stang aaO S. 319), so dass sie ein im Rahmen der Inhaltskontrolle nach &#167; 307 Abs. 1 BGB zu ber&#252;cksichtigender Umstand ist. Es kann aber im Streitfall nicht festgestellt werden, dass das Fotografierverbot gegen den Widmungszweck verst&#246;&#223;t.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_69">69</a> </dt> <dd> <p>Das in der Widmung niedergelegte Ziel der Pr&#228;sentation und Vermittlung von Kunst und Kultur erfolgt in hergebrachter Weise dadurch, dass Besuchern die Wahrnehmung von Ausstellungsobjekten in den R&#228;umlichkeiten eines Museums erm&#246;glicht wird. Das Fotografierverbot steht im Einklang mit diesem Zweck, weil es dazu dient, das Interesse des Betreibers am Schutz der Exponate und an der st&#246;rungsfreien Durchf&#252;hrung von Ausstellungen sicherzustellen. Sofern im Einzelfall dieses berechtigte Interesse des Museumsbetreibers hinreichend gewahrt werden kann, besteht nach der Benutzungsordnung die M&#246;glichkeit einer Ausnahme vom Fotografierverbot. Soweit im Zeitalter des Internets durch ver&#228;nderte, &#252;ber den herk&#246;mmlichen Museumsbesuch hinausgehende Rezeptionsgewohnheiten der Allgemeinheit das Bed&#252;rfnis nach fotografischer Dokumentation von Ausstellungsobjekten steigt (dazu Stang, aaO S. 322), kann auch diesem Interesse durch Anwendung des in der Benutzungsordnung niedergelegten Erlaubnistatbestands Rechnung getragen werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_70">70</a> </dt> <dd> <p>ee) Insgesamt ist das Fotografierverbot danach nicht als unangemessene Benachteiligung der Museumsbesucher im Sinne des &#167; 307 Abs. 1 BGB anzusehen. Angesichts berechtigter Interessen der Kl&#228;gerin am Schutz der ausgestellten Kunstwerke und der ordnungsgem&#228;&#223;en Durchf&#252;hrung von Ausstellungen und des Umstands, dass besonderen Interessen der Besucher durch die ausnahmsweise Erteilung einer Erlaubnis Rechnung getragen werden kann, handelt es sich hierbei nicht um eine missbr&#228;uchliche einseitige Vertragsgestaltung des Verwenders auf Kosten der anderen Vertragspartei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_71">71</a> </dt> <dd> <p>5. Die Revision wendet sich ohne Erfolg gegen die Zuerkennung des Unterlassungsanspruchs. Dieser folgt aus &#167; 280 Abs. 1, &#167; 249 Abs. 1 BGB.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_72">72</a> </dt> <dd> <p>Nach &#167; 280 Abs. 1 BGB kann der Gl&#228;ubiger Schadensersatz verlangen, wenn der Schuldner eine Pflicht aus dem Schuldverh&#228;ltnis verletzt, sofern es nicht am Verschulden fehlt. Der im Falle der Verletzung des &#167; 280 Abs. 1 BGB zu leistende Schadensersatz ist gem&#228;&#223; &#167; 249 Abs. 1 BGB darauf gerichtet, den vor Eintritt der Verletzungshandlung bestehenden Zustand wiederherzustellen. Ausgenommen sind lediglich Folgesch&#228;den, die au&#223;erhalb des Schutzzwecks der verletzten Pflicht liegen. Bei wertender Betrachtung muss sich ergeben, dass der geltend gemachte Schaden in einem inneren Zusammenhang mit der durch den Sch&#228;diger geschaffenen Gefahrenlage steht; ein "&#228;u&#223;erlicher", gleichsam "zuf&#228;lliger" Zusammenhang gen&#252;gt nicht (BGH, Urteil vom 17. September 2015 - I ZR 47/14, GRUR 2016, 526 Rn. 31 = WRP 2016, 489 - Irref&#252;hrende Lieferantenangabe, mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_73">73</a> </dt> <dd> <p>Im Streitfall stellt das &#246;ffentliche Zug&#228;nglichmachen der unter Verletzung des vertraglichen Fotografierverbots hergestellten Bildaufnahmen ein &#228;quivalent und ad&#228;quat kausales Schadensgeschehen dar, das einen hinreichenden inneren Zusammenhang mit der Vertragsverletzung aufweist. Auf die Annahme des Verschuldens des Beklagten bezogene R&#252;gen erhebt die Revision nicht. Das Bereitstellen im Museum gefertigter Bildaufnahmen im Internet ist mit Blick auf die Bedeutung und verbreitete Nutzung der durch das Internet er&#246;ffneten Kommunikations- und Informationsm&#246;glichkeiten als typische Folge des Versto&#223;es gegen das Fotografierverbot anzusehen. Ein solches Geschehen z&#228;hlt bei wertender Betrachtung zu den nachteiligen Folgen, vor denen das Fotografierverbot die Kl&#228;gerin bewahren soll.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_74">74</a> </dt> <dd> <p>IV. Die Verurteilung des Beklagten zum Ersatz der vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten nebst Zinsen hat ebenfalls Bestand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_75">75</a> </dt> <dd> <p>Hinsichtlich des &#246;ffentlichen Zug&#228;nglichmachens der eingescannten Fotos (Anlage K 1) aus der Publikation der Kl&#228;gerin folgt der Anspruch auf Ersatz der Abmahnkosten aus &#167; 97a Abs. 3 Satz 1 UrhG. Hinsichtlich des &#246;ffentlichen Zug&#228;nglichmachens der in Anlage K 2 abgebildeten Fotos ergibt sich die Ersatzpflicht des Beklagten aus &#167; 280 Abs. 1, &#167; 249 Abs. 1 BGB. Aus Sicht der Kl&#228;gerin war die Einschaltung eines Rechtsanwalts zur au&#223;ergerichtlichen Geltendmachung ihrer Anspr&#252;che erforderlich und zweckm&#228;&#223;ig (vgl. BGH, Urteil vom 28. Mai 2013 - XI ZR 148/11, juris Rn. 35; Urteil vom 22. M&#228;rz 2018 - I ZR 265/16, GRUR 2018, 914 Rn. 16 = WRP 2018, 1087 - Riptide; jeweils mwN). Gegen die H&#246;he des geltend gemachten Anspruchs und den Zinsausspruch erhebt die Revision keine R&#252;gen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_76">76</a> </dt> <dd> <p>C. Danach ist die Revision des Beklagten mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Koch&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Kirchhoff&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">L&#246;ffler</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Feddersen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Schmaltz&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
180,210
bsg-2018-12-20-b-3-kr-2418-b
{ "id": 8, "name": "Bundessozialgericht", "slug": "bsg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
B 3 KR 24/18 B
2018-12-20T00:00:00
2019-02-07T14:18:00
2019-02-07T14:18:00
Beschluss
ECLI:DE:BSG:2018:201218BB3KR2418B0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Auf die Beschwerde der Beklagten wird das Urteil des Landessozialgerichts Baden-W&#252;rttem-berg vom 21. Februar 2018 aufgehoben, soweit die Beklagte zur Zahlung von Krankengeld an den Kl&#228;ger f&#252;r den Zeitraum vom 16. Dezember 2014 bis 10. Juni 2015 sowie f&#252;r den Zeitraum vom 16. Juni 2015 bis 31. August 2015 verurteilt worden ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Insoweit wird die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landessozialgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>I. Im Streit stand urspr&#252;nglich, ob der Kl&#228;ger mit Anspruch auf Krankengeld (Krg) bei der Beklagten versichert war und f&#252;r die Zeit vom 23.10.2014 bis 31.8.2015 Anspruch auf Krg hat. Das SG hat - unter Aufhebung entgegenstehender Bescheide - ausgef&#252;hrt, die Beklagte habe einen Bescheid &#252;ber die Feststellung einer freiwilligen Versicherung ab 1.7.2014 mit Anspruch auf Krg nicht wirksam zur&#252;ckgenommen. Anspruch auf Krg habe der Kl&#228;ger allerdings nicht. F&#252;r die Zeit vom 23.10.2014 bis 31.10.2014 habe der Krg-Anspruch wegen versp&#228;teter Meldung nach &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V geruht und ab 1.11.2014 k&#246;nne Krg nicht gezahlt werden, weil der Kl&#228;ger seit diesem Tag nicht mehr selbstst&#228;ndig erwerbst&#228;tig gewesen sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Auf die dagegen nur vom Kl&#228;ger eingelegte Berufung hat das LSG die Beklagte zur Krg-Zahlung f&#252;r die Zeit vom 13.11.2014 bis 31.8.2015 verurteilt und im &#220;brigen die Berufung zur&#252;ckgewiesen. Es hat ua ausgef&#252;hrt, dem Krg-Anspruch stehe nicht die erst nach dem Eintritt der Arbeitsunf&#228;higkeit (AU) erfolgte Einstellung der selbstst&#228;ndigen Erwerbst&#228;tigkeit ab 1.11.2014 entgegen. Nur wenn die selbstst&#228;ndige Erwerbst&#228;tigkeit bereits vor Eintritt der AU eingestellt und kein regelm&#228;&#223;iges Arbeitseinkommen mehr erzielt werde, k&#246;nne kein Krg beansprucht werden. Der Krg-Anspruch des Kl&#228;gers ab der 7. Woche der AU habe aber gem&#228;&#223; &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V wegen versp&#228;teter Meldung vom 23.10.2014 bis (gemeint) 12.11.2014 geruht. Am 13.11.2014 sei der Beklagten die AU durch Vorlage der &#228;rztlichen Bescheinigung erstmals gemeldet worden. Der Anspruch stehe dem Kl&#228;ger bis 31.8.2015 zu, weil bis dahin seine AU - unter Ber&#252;cksichtigung eines zeitweiligen Krankenhausaufenthaltes - l&#252;ckenlos &#228;rztlich bescheinigt worden sei. Die Frage der Rechtzeitigkeit der Meldung der &#228;rztlich attestierten AU-Zeiten ab 13.11.2014 bei der Beklagten hat das LSG nicht thematisiert <em>(Urteil vom 21.2.2018)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des LSG richtet sich die nach dem Beschwerdevorbringen auf die Zeitr&#228;ume vom 16.12.2014 bis 10.6.2015 und vom 16.6.2015 bis 31.8.2015 beschr&#228;nkte Beschwerde der Beklagten <em>(zur Beschr&#228;nkung siehe S 5 der Beschwerdebegr&#252;ndung)</em>. Sie beruft sich neben einer Abweichung von der Rechtsprechung des BSG auf das Vorliegen von Verfahrensm&#228;ngeln <em>(&#167; 160 Abs 2 Nr 2 und 3 SGG) </em>und macht insbesondere eine &#220;berraschungsentscheidung geltend, weil das LSG in der Berufungsentscheidung f&#252;r den Zeitraum ab 13.11.2014 die Ruhensvorschrift nach &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V nicht mehr ber&#252;cksichtigt habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>II. Die zul&#228;ssige Beschwerde der Beklagten f&#252;hrt zur teilweisen Aufhebung des angefochtenen Berufungsurteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das LSG gem&#228;&#223; &#167; 160a Abs 5 SGG, soweit die Krg-Zahlung f&#252;r die Zeitr&#228;ume vom 16.12.2014 bis 10.6.2015 und vom 16.6.2015 bis 31.8.2015 im Streit steht. F&#252;r diesen Zeitraum hat die Beklagte einen Verfahrensmangel geltend gemacht, auf dem die angefochtene Entscheidung beruhen kann <em>(&#167; 160 Abs 2 Nr 3 SGG)</em>. Der Senat macht von der M&#246;glichkeit des &#167; 160a Abs 5 SGG Gebrauch, wonach in solchen F&#228;llen durch Beschluss das LSG-Urteil aufgehoben und eine Zur&#252;ckverweisung an das Berufungsgericht zur erneuten Verhandlung und Entscheidung erfolgen kann.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Die Beklagte r&#252;gt, dass das LSG in der Berufungsentscheidung das Ruhen des Krg-Anspruchs nach &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V f&#252;r den Zeitraum ab 13.11.2014 nicht thematisiert habe. Dies sei insbesondere deshalb &#252;berraschend, weil diese Ruhensvorschrift dem Krg-Anspruch des Kl&#228;gers nach dem Berufungsurteil bis zum 12.11.2014 entgegengestanden und daher stetig im Mittelpunkt des Rechtsstreits gestanden habe. Nachdem der Kl&#228;ger vom 22.11.2014 bis 15.12.2014 station&#228;r behandelt worden sei, sei ihr (der Beklagten) die weitere AU vom 16.12.2014 bis 15.6.2015 erst am 11.6.2015 gemeldet worden und weitere AU-Zeiten bis zum 31.8.2015 seien erst im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens am 12.7.2016 gemeldet worden. Dies ergebe sich aus den Ausf&#252;hrungen im Widerspruchsbescheid und werde auch im Tatbestand des Berufungsurteils so wiedergegeben. Die Verurteilung zur durchg&#228;ngigen Krg-Zahlung f&#252;r den Zeitraum vom 16.12.2014 bis 31.8.2015 sei daher &#252;berraschend. Letzteres trifft nach der W&#252;rdigung des Sach- und Streitstandes durch den Senat zu.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Den Beteiligten ist vor jeder Entscheidung rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren <em>(&#167; 62 SGG)</em>. Der Grundsatz rechtlichen Geh&#246;rs verbietet sog &#220;berraschungsentscheidungen. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r soll ua verhindern, dass die Beteiligten durch eine Entscheidung &#252;berrascht werden, die auf Rechtsauffassungen, Tatsachen oder Beweisergebnissen beruht, zu denen sie sich nicht &#228;u&#223;ern konnten. Er soll sicherstellen, dass ihr Vorbringen vom Gericht in seine Erw&#228;gungen miteinbezogen wird <em>(BVerfGE 22, 267, 274; BVerfGE 96, 205, 216 f)</em>. Art 103 Abs 1 GG gebietet zwar nicht, dass das Gericht vor seiner Entscheidung auf seine Rechtsauffassung hinweist <em>(BVerfG vom 27.11.2008 - 2 BvR 1012/08 - Juris RdNr 6; BVerfGE 86, 133, 145 mwN)</em>. Auch aus &#167; 62 SGG ergibt sich keine Pflicht des Prozessgerichts, vor einer Entscheidung die f&#252;r die richterliche &#220;berzeugungsbildung m&#246;glicherweise leitenden Gesichtspunkte mit den Beteiligten zu er&#246;rtern, soweit sie bereits aus dem Verfahrensstand ersichtlich sind <em>(vgl BSG SozR 3-1500 &#167; 112 Nr 2)</em>. Eine &#220;berraschungsentscheidung liegt aber dann vor, wenn das Gericht seine Entscheidung auf einen bislang nicht er&#246;rterten rechtlichen oder tats&#228;chlichen Gesichtspunkt st&#252;tzt und damit dem Rechtsstreit eine Wende gibt, mit der auch ein gewissenhafter Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Verfahrensverlauf selbst unter Ber&#252;cksichtigung der Vielzahl vertretbarer Rechtsauffassungen nicht rechnen musste <em>(BSG SozR 4-2500 &#167; 103 Nr 6 RdNr 17; BSG Beschluss vom 18.1.2011 - B 2 U 268/10 B - Juris RdNr 6)</em>. Das ist hier der Fall.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>F&#252;r die Zeit ab 16.12.2014 ist im Berufungsurteil die Frage des Ruhens des Krg-Anspruchs nach &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V nicht er&#246;rtert worden, obwohl nach den Ausf&#252;hrungen im Tatbestand des Berufungsurteils von versp&#228;teten Meldungen der festgestellten AU betreffend die Zeitr&#228;ume vom 16.12.2014 bis 10.6.2015 und vom 16.6.2015 bis 31.8.2015 ausgegangen werden konnte, es sei denn, das Berufungsgericht h&#228;tte sich diesbez&#252;glich zu weiteren Ermittlungen gedr&#228;ngt gef&#252;hlt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des BSG ist die Gew&#228;hrung von Krg bei versp&#228;teter Meldung auch dann ausgeschlossen, wenn die Leistungsvoraussetzungen im &#220;brigen zweifelsfrei gegeben sind und den Versicherten keinerlei Verschulden an dem unterbliebenen oder nicht rechtzeitigen Zugang der Meldung trifft <em>(vgl zB BSGE 85, 271, 276 = SozR 3-2500 &#167; 49 Nr 4 S 15 f; BSGE 111, 18 = SozR 4-2500 &#167; 46 Nr 4, RdNr 18 mwN).</em> Die AU muss der Krankenkasse vor jeder erneuten Inanspruchnahme des Krg auch dann angezeigt werden, wenn sie seit ihrem Beginn ununterbrochen bestanden hat, aber wegen der Befristung der bisherigen Attestierung der AU &#252;ber die Weitergew&#228;hrung des Krg neu zu befinden ist <em>(stRspr, vgl nur BSGE 85, 271, 275 </em> <em>f = SozR 3-2500 &#167; 49 Nr 4 S 15; BSGE 111, 18 = SozR 4-2500 &#167; 46 Nr 4, RdNr 18)</em>. Auch dann muss der Versicherte die Fortdauer der AU grunds&#228;tzlich rechtzeitig vor Fristablauf &#228;rztlich feststellen lassen und seiner Krankenkasse melden, will er das Erl&#246;schen oder das Ruhen des Leistungsanspruchs vermeiden <em>(vgl zum Ganzen zuletzt auch Urteil des Senats vom 25.10.2018 - B 3 KR 23/17 R - mwN, zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen)</em>.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Vor diesem rechtlichen Hintergrund und auf der Grundlage der Feststellungen des LSG war es &#252;berraschend, dass das Berufungsgericht die Frage des Ruhens des Krg-Anspruchs nach &#167; 49 Abs 1 Nr 5 SGB V f&#252;r die Zeit ab 16.12.2014 nicht er&#246;rtert und dem Rechtsstreit damit eine Wende gegeben hat, mit der ein gewissenhafter Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Verfahrensverlauf nicht rechnen musste. Denn wenn das Berufungsgericht von dem Vorbringen der Beklagten, dass ihr die AU des Kl&#228;gers nach seinem Krankenhausaufenthalt vom 16.12.2014 bis 15.6.2015 erst am 11.6.2015 und weitere AU-Zeiten bis zum 31.8.2015 erst im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens am 12.7.2016 gemeldet worden seien, nicht &#252;berzeugt gewesen w&#228;re, h&#228;tte es hierzu entweder weiterer Ermittlungen bedurft oder das LSG h&#228;tte den Beteiligten zumindest rechtliches Geh&#246;r gew&#228;hren m&#252;ssen, um deren Vorbringen hierzu hinreichend ber&#252;cksichtigen zu k&#246;nnen. Einer solchen Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs h&#228;tte es auch dann bedurft, wenn das LSG in Abweichung von der oben dargestellten st&#228;ndigen Rechtsprechung des BSG zur Erforderlichkeit zeitgerechter Meldungen jeder erneut festgestellten AU-Zeit entscheiden oder vom Vorliegen eines Ausnahmefalls ausgehen wollte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>Die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs wird das Berufungsgericht im wieder er&#246;ffneten Berufungsverfahren nachzuholen haben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die Kostenentscheidung bleibt der Schlussentscheidung des LSG vorbehalten.<br/> </p> </dd> </dl> </div>
178,104
bverfg-2018-12-20-1-bvr-115518
{ "id": 3, "name": "Bundesverfassungsgericht", "slug": "bverfg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Verfassungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
1 BvR 1155/18
2018-12-20T00:00:00
2019-02-01T13:09:25
2019-02-01T13:09:25
Stattgebender Kammerbeschluss
ECLI:DE:BVerfG:2018:rk20181220.1bvr115518
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>1. Das Urteil des Amtsgerichts Braunschweig vom 7. Dezember 2017 - 112 C 427/17 - verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Recht aus Artikel 103 Absatz 1 des Grundgesetzes. Es wird aufgehoben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>2. Die Sache wird an das Amtsgericht Braunschweig zur&#252;ckverwiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>3. Der Beschluss des Amtsgerichts Braunschweig vom 1. M&#228;rz 2018 - 112 C 427/17 - wird damit gegenstandslos.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>4. Das Land Niedersachsen hat dem Beschwerdef&#252;hrer die notwendigen Auslagen zu ersetzen.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>A.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p> Der Beschwerdef&#252;hrer richtet sich dagegen, dass ein Beweisangebot in einem Schadensersatzprozess als versp&#228;tet zur&#252;ckgewiesen wurde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p> Nach einem Autounfall verklagte der Beschwerdef&#252;hrer die Versicherung des Sch&#228;digers vor dem Amtsgericht unter anderem auf Schadensersatz wegen Mietwagenkosten in H&#246;he von 316,49 Euro. Das schriftliche Vorverfahren nach &#167; 276 ZPO wurde angeordnet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p> In der Klageerwiderung bestritt die Versicherung eine Ersatzpflicht, weil der Beschwerdef&#252;hrer w&#228;hrend der viert&#228;gigen Mietdauer nur 67 km zur&#252;ckgelegt habe, was einer t&#228;glichen Fahrtstrecke von 16,75 km entspreche, die mit &#246;ffentlichen Verkehrsmitteln h&#228;tte bew&#228;ltigt werden k&#246;nnen. Das Amtsgericht &#252;bermittelte dem Beschwerdef&#252;hrer den Klageerwiderungsschriftsatz "mit der Bitte um Stellungnahme"; eine Fristsetzung unterblieb. Der Beschwerdef&#252;hrer trug schrifts&#228;tzlich nichts weiter vor.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p> In der m&#252;ndlichen Verhandlung wies das Gericht auf den Vortrag der Versicherung zu den Mietwagenkosten hin. Der Anwalt des Beschwerdef&#252;hrers erwiderte, dass dieser um 5:45 Uhr zur Arbeit fahren m&#252;sse und aufgrund der Verkehrsanbindung keine andere M&#246;glichkeit habe, zur Arbeit zu kommen. Die (nicht anwesende) Ehefrau k&#246;nne dies bezeugen. Die Versicherung bestritt diesen Vortrag "vorsorglich mit Nichtwissen".</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p> Das Amtsgericht wies die Klage hinsichtlich der Mietwagenkosten ab. Vor dem Termin habe der Beschwerdef&#252;hrer trotz rechtzeitig versandter Klageerwiderung nichts zum Problem der geringen Fahrleistung vorgetragen, sondern erst in der m&#252;ndlichen Verhandlung auf die Anreise zu seiner Arbeitsstelle verwiesen. Soweit er sich dabei auf die Ehefrau als Zeugin berufen habe, sei der Beweisantritt versp&#228;tet: Eine "etwaige Beweisaufnahme w&#252;rde zur Verz&#246;gerung des Verfahrens f&#252;hren (&#167; 296 ZPO)".</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p> Die Anh&#246;rungsr&#252;ge des Beschwerdef&#252;hrers blieb erfolglos. Die Zur&#252;ckweisung des Beweisantritts sei nach &#167; 296 Abs. 1 ZPO zutreffend erfolgt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p> Der Beschwerdef&#252;hrer r&#252;gt insbesondere die Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs und der verfassungsrechtlichen Grenzen der richterlichen Rechtsfortbildung sowie einen Versto&#223; gegen das Willk&#252;rverbot.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>III.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p> Der Versicherung, dem Nieders&#228;chsischen Justizministerium sowie dem Beschwerdef&#252;hrer wurde Gelegenheit zur Stellungnahme zur Verfassungsbeschwerde gegeben. Die Akten des Ausgangsverfahrens haben dem Bundesverfassungsgericht vorgelegen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <br/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>B.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p> Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung an und gibt ihr nach &#167; 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG statt. Die ma&#223;geblichen verfassungsrechtlichen Fragen hat das Bundesverfassungsgericht bereits entschieden (&#167; 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p> Die zul&#228;ssige Verfassungsbeschwerde ist offensichtlich begr&#252;ndet. Die Zur&#252;ckweisung des Beweisangebots verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p> 1. Art. 103 Abs. 1 GG verpflichtet die Gerichte, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Dabei soll das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs als Prozessgrundrecht sicherstellen, dass die Entscheidung frei von Verfahrensfehlern ergeht, welche ihren Grund in unterlassener Kenntnisnahme und Nichtber&#252;cksichtigung des Sachvortrags der Parteien haben. In diesem Sinne gebietet Art. 103 Abs. 1 GG in Verbindung mit den Grunds&#228;tzen des einschl&#228;gigen Prozessrechts die Ber&#252;cksichtigung erheblicher Beweisantr&#228;ge (vgl. BVerfGE 50, 32 &lt;35&gt;; 60, 247 &lt;249&gt;). Die Nichtber&#252;cksichtigung eines erheblichen Beweisangebotes verst&#246;&#223;t daher dann gegen Art. 103 Abs. 1 GG, wenn sie aus Gr&#252;nden erfolgt, die im Prozessrecht keine St&#252;tze mehr finden (vgl. BVerfGE 50, 32 &lt;35 f.&gt;; 69, 141 &lt;143 f.&gt;; BVerfGK 13, 303 &lt;304&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 2. Juli 2018 - 1 BvR 612/12 -, www.bverfg.de, Rn. 31).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p> Die fehlerhafte Anwendung einer einfachrechtlichen Pr&#228;klusionsvorschrift stellt nicht stets eine Geh&#246;rsverletzung dar. Sie wird aber unter anderem dann bejaht, wenn die Anwendung der Pr&#228;klusionsvorschrift "offenkundig unrichtig" ist (vgl. BVerfGE 69, 145 &lt;149&gt;; 75, 302 &lt;312&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 7. Oktober 2016 - 2 BvR 1313/16 -, www.bverfg.de, Rn. 9) und die Entscheidung hierauf beruht. Das ist der Fall, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die zu Unrecht unterbliebene Anh&#246;rung das Gericht zu einer anderen Beurteilung des Sachverhalts oder in einem wesentlichen Punkt zu einer anderen W&#252;rdigung veranlasst oder im Ganzen zu einer anderen, g&#252;nstigeren Entscheidung gef&#252;hrt h&#228;tte (vgl. BVerfGE 112, 185 &lt;206&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 7. Februar 2018 - 2 BvR 549/17 -, www.bverfg.de, Rn. 7).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p> 2. Die Zur&#252;ckweisung des Beweisangebots ist hier das Ergebnis einer offenkundig unrichtigen Rechtsanwendung.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p> Das Amtsgericht hat die Zur&#252;ckweisung ausweislich des Beschlusses &#252;ber die Anh&#246;rungsr&#252;ge auf "&#167; 296 Abs. 1 ZPO in Verbindung mit &#167; 277 Abs. 4, 277 Abs. 2 und 3 ZPO" gest&#252;tzt. Dabei hat es &#252;bersehen, dass die Zur&#252;ckweisung nach &#167; 296 Abs. 1 ZPO die Vers&#228;umung einer richterlichen Frist erfordert (vgl. BVerfGE 69, 126 &lt;137&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats vom 16. M&#228;rz 1989 - 1 BvR 1433/88 -, juris, Rn. 19; Greger, in: Z&#246;ller, ZPO, 32. Aufl. 2018, &#167; 296 Rn. 8, 8c), eine solche aber nicht gesetzt wurde. &#167; 277 ZPO normiert hiervon keine Ausnahme. Die Vorschrift setzt eine richterliche Fristsetzung voraus (s. dazu Thole, in: Stein/Jonas, ZPO, 23. Aufl. 2018, &#167; 277 Rn. 1).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p> Die angegriffenen Entscheidungen beruhen auf der offenkundig fehlerhaften Rechtsanwendung. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Durchf&#252;hrung der Beweisaufnahme f&#252;r den Beschwerdef&#252;hrer erfolgreich verlaufen w&#228;re und das Gericht deswegen der Klage hinsichtlich der Mietwagenkosten entsprochen h&#228;tte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p> Die Annahme der Verfassungsbeschwerde ist zur Durchsetzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r ist im Sinne des &#167; 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG angezeigt, weil die Zur&#252;ckweisung des Beweisangebots Ausdruck leichtfertigen Umgangs mit der Gew&#228;hrleistung rechtlichen Geh&#246;rs ist (dazu BVerfGE 90, 22 &lt;25&gt;). Da eine Zur&#252;ckweisung nach der die Entscheidung tragenden Norm des &#167; 296 Abs. 1 ZPO offensichtlich nicht in Betracht kam, h&#228;tte sich dem Amtsgericht aufdr&#228;ngen m&#252;ssen, dass die Zur&#252;ckweisung verfassungsrechtlich nicht zu rechtfertigen ist. Gleichwohl hat es noch auf die Anh&#246;rungsr&#252;ge des Beschwerdef&#252;hrers an ihr festgehalten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <br/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>III.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p> Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p> </dd> </dl> </div>
171,322
olgham-2018-12-20-4-rbs-38718
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 RBs 387/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:54
2019-02-12T13:44:40
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2018:1220.4RBS387.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschluss wird mit den zu Grunde liegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung &#8211; auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels - an das Amtsgericht L&#252;dinghausen zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen den Betroffenen im Beschlusswege nach &#167; 72 OWiG wegen Anordnens bzw. Zulassens einer verbotswidrigen Fahrt am Sonntag mit einem LKW mit Anh&#228;nger sowie der Anordnung der Inbetriebnahme bzw.&#160; des Zulassens der Inbetriebnahme eines Lastkraftwagens bzw. dessen Anh&#228;nger, obwohl die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung wesentlich beeintr&#228;chtigt war, eine Geldbu&#223;e von 720 Euro festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Betroffene mit der auf die Sachr&#252;ge gest&#252;tzten Rechtsbeschwerde. Die Generalstaatsanwaltschaft hat beantragt, den angefochtenen Beschluss aufzuheben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das zul&#228;ssige Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Begr&#252;ndung eines Beschlusses nach &#167; 72 OWiG entspricht der eines Urteils in Strafsachen (Seitz/Bauer in: G&#246;hler, OWiG, 17. Aufl., &#167; 72 Rdn. 63). Eine fehlende Beweisw&#252;rdigung f&#252;hrt bei einem solchen auf die Sachr&#252;ge hin zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung (BGH NStZ-RR 1999, 45). Der angefochtene Beschluss enth&#228;lt keinerlei Beweisw&#252;rdigung und war mithin bereits deswegen aufzuheben. Daran &#228;ndert sich auch nichts dadurch, dass im Rechtsbeschwerdeverfahren betreffend einen Beschluss nach &#167; 72 OWiG dem Rechtsbeschwerdegericht in gewissem Umfang die Kenntnisnahme des Akteninhalts m&#246;glich ist (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 05.01.2016 &#8211; III &#8211; 4 RBs 320/15 &#8211; juris; Seitz/Bauer a.a.O. Rdn. 79 m.w.N.). Wollte man auf das Erfordernis einer Beweisw&#252;rdigung des Tatrichters v&#246;llig verzichten, weil er sich selbst aus den Akten eine &#220;berzeugung bzgl. der Richtigkeit der Feststellungen verschaffen k&#246;nnte, so w&#252;rde dies dazu f&#252;hren, dass&#160; die Rechtsbeschwerdeinstanz &#8211; contra legem (vgl. &#167; 79 Abs. 3 OWiG) &#8211; von einer Rechts&#252;berpr&#252;fungsinstanz zu einer Berufungsinstanz w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend weist der Senat darauf hin, dass die getroffenen Feststellungen auch die o.g. Verurteilung nicht hinreichend belegen. So bleibt unklar, in welchem Verh&#228;ltnis der Betroffene und der Fahrzeugf&#252;hrer stehen, inwieweit der Betroffene also tats&#228;chlich dessen Fahrzeugf&#252;hrung zugelassen hat, und es bleibt unklar, ob es sich bei dem &#8222;LKW&#8220; um einen solchen i.S.v. &#167; 30 Abs. 3 StVO handelt. N&#228;here Feststellungen zur Beeintr&#228;chtigung der Verkehrssicherheit fehlen ebenfalls. Die Wertung, dass die Zurrb&#228;nder &#8222;ablegereif&#8220; gewesen sein, wird nicht n&#228;her belegt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Weiter weist der Senat erg&#228;nzend darauf hin, dass der Tenor auf eine Verurteilung auf wahldeutiger Grundlage hindeutet (&#8222;Anordnens bzw. Zulassens&#8220;), w&#228;hrend die Urteilsgr&#252;nde offenbar auf ein Zulassen abstellen. Insoweit besteht ein Widerspruch.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Angesichts der ohnehin gebotenen Aufhebung auf die allein erhobene Sachr&#252;ge hin, kann dahinstehen, ob eine Beschlussentscheidung, deren Voraussetzung ist, dass das Gericht eine Hauptverhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt, auch noch m&#246;glich ist, wenn &#8211; wie hier &#8211; kurz zuvor eine Hauptverhandlung stattgefunden hat.</p>
171,321
vg-dusseldorf-2018-12-20-15-l-323718
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 L 3237/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:54
2019-02-12T13:44:40
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2018:1220.15L3237.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antrag wird abgelehnt.</strong></p> <p><strong>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Der Streitwert wird auf 5.000,00 Euro festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 7. November 2018 sinngem&#228;&#223; gestellte Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>festzustellen, dass die Klage 15 K 8375/18 gegen die Entscheidung der dortigen Beklagten &#252;ber das Absehen von der Weiterf&#252;hrung des Amtes als Pr&#228;sidentin der Antragsgegnerin aufschiebende Wirkung hat,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>hilfsweise im Wege der einstweiligen Anordnung festzustellen, dass die Antragstellerin berechtigt und verpflichtet ist, das Amt der Pr&#228;sidentin kommissarisch auszu&#252;ben,</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>hilfsweise der Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung aufzugeben, der Antragstellerin die kommissarische Aus&#252;bung des Amtes der Pr&#228;sidentin zu erm&#246;glichen,</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. Der Antrag ist mit seinem Hauptbegehren bereits nicht statthaft.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ein Antrag auf Feststellung der aufschiebenden Wirkung der Klage gegen einen belastenden Verwaltungsakt ist nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5&#160;Satz&#160;1&#160;VwGO statthaft, wenn die Beh&#246;rde einen Verwaltungsakt vollzieht, obwohl der gegen ihn erhobenen Klage aufschiebende Wirkung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Klage 15 K 8375/18, inhaltlich gerichtet gegen den unter dem Tagesordnungspunkt&#160;6 gefassten Beschluss der Hochschulwahlversammlung vom 24. September 2018, die Antragsgegnerin zu bitten, von der Fortf&#252;hrung des Amtes als Pr&#228;sidentin der Antragsgegnerin abzusehen (im Folgenden: Beschluss der Hochschulwahlversammlung), kommt &#8211; ungeachtet der Frage, ob richtiger Klagegegner die Antragsgegnerin oder die Hochschulwahlversammlung der Antragsgegnerin ist &#8211; keine aufschiebende Wirkung zu. Aufschiebende Wirkung hat nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;1&#160;VwGO allein die Anfechtungsklage, und zwar auch bei rechtsgestaltenden oder feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat unter dem genannten Aktenzeichen bereits keine Anfechtungsklage, sondern eine Feststellungsklage erhoben. Selbst wenn die Antragstellerin den angek&#252;ndigten Antrag noch auf einen Anfechtungsantrag umstellen sollte, &#228;nderte dies nichts. Eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss der Hochschulwahlversammlung w&#228;re unstatthaft und w&#252;rde als offensichtlich unzul&#228;ssig deshalb keine aufschiebende Wirkung entfalten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sodan/Ziekow, Verwaltungsgerichtsordnung, 5. Auflage 2018, &#167;&#160;80 Rdnr.&#160;32 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsklage ist eine Gestaltungsklage, die auf die Aufhebung eines den Kl&#228;ger beschwerenden Verwaltungsaktes gerichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 9. Februar 1967 &#8211; I C 49.64 &#8211;, juris, Rdnr.&#160;17, und Urteil vom 25. Februar 1969 &#8211; I&#160;C 65.67 &#8211;, juris, Rdnr.&#160;35</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hier fehlt es jedoch an einem die Antragstellerin belastenden Verwaltungsakt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 35 Satz&#160;1&#160;VwVfG NRW ist Verwaltungsakt jede Verf&#252;gung, Entscheidung oder andere hoheitliche Ma&#223;nahme, die eine Beh&#246;rde zur Regelung eines Einzelfalls auf dem Gebiet des &#246;ffentlichen Rechts trifft und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach au&#223;en gerichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es spricht bereits alles daf&#252;r, dass dem Beschluss der Hochschulwahlversammlung die Qualit&#228;t eines Verwaltungsaktes fehlt, weil die Hochschulwahlversammlung nicht als Beh&#246;rde zum Zwecke des Vollzugs der Gesetze (&#167;&#160;1 Abs.&#160;2&#160;VwVfG NRW), sondern im Rahmen der Selbstverwaltung der Hochschule als K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts als deren Organ und in diesem Sinne hochschulpolitisch t&#228;tig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls aber fehlt es an einer die Antragstellerin belastenden Ma&#223;nahme. Die von der Hochschulwahlversammlung ausgesprochene Bitte, von der Fortf&#252;hrung des Amtes als Pr&#228;sidentin abzusehen, entbindet sie unmittelbar lediglich von ihr kraft Gesetzes obliegenden Aufgaben und hat insoweit allein beg&#252;nstigenden Charakter.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dabei bedarf keiner Entscheidung, ob die Abwahl der Antragstellerin durch die Hochschulwahlversammlung rechtm&#228;&#223;ig und sie deshalb gem&#228;&#223; &#167;&#160;20 Abs.&#160;3 Satz&#160;2&#160;des Gesetzes &#252;ber die Hochschulen f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 16. September 2014, GV.NRW. S.&#160;547, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 17. Oktober 2017, GV.NRW. S.&#160;806, (HG NRW i.V.m.) &#167;&#160;31 Abs.&#160;3 Halbsatz 2 des Gesetzes &#252;ber die Beamtinnen und Beamten des Landes Nordrhein-Westfalen (LBG NRW) kraft Gesetzes entlassen ist. Denn die Antragstellerin hat am 28. August 2018 ihren R&#252;cktritt vom Amt der Pr&#228;sidentin der Antragsgegnerin erkl&#228;rt. Infolge dieser einseitigen, rechtsverbindlich gestaltenden Erkl&#228;rung ist die Antragstellerin nicht l&#228;nger Inhaberin des Amtes mit der Folge, dass ihr die aus der Amtsinhaberschaft folgenden Rechte nicht mehr zustehen und sie die mit der Amtsstellung verbundenen Pflichten nicht mehr treffen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit dem R&#252;cktritt ist die Amtsstellung der Antragstellerin als Pr&#228;sidentin beendet. Nach den Regelungen in &#167;&#167;&#160;10 Abs.&#160;1 Satz&#160;4, 20 Abs.&#160;4 Satz&#160;2 HG NRW steht der R&#252;cktritt sowohl dem Ablauf der Amtszeit und als auch allen anderen Beendigungsgr&#252;nden, wie etwa der Abwahl, gleich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin versucht, ihre R&#252;cktrittserkl&#228;rung zu ihren Gunsten dahingehend einschr&#228;nkend zu interpretieren, dass sie lediglich vom konkret-funktionellen Amt zur&#252;ckgetreten, das Statusamt aber unber&#252;hrt geblieben sei, geht dies fehl. Dabei bedarf keiner Kl&#228;rung, ob die R&#252;cktrittserkl&#228;rung zugleich als Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverh&#228;ltnis auf Zeit nach &#167;&#160;23 Abs.&#160;1 Nr.&#160;4 des Gesetzes zur Regelung des Statusrechts der Beamtinnen und Beamten in den L&#228;ndern (BeamtStG) verstanden werden musste.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ist das Amt der Pr&#228;sidentin einer Hochschule des Landes Nordrhein-Westfalen nicht blo&#223; ein Laufbahnamt, sondern ein sogenanntes funktionsgebundenes Amt. Ein solches Amt wird nicht abstrakt, sondern nach der damit konkret verbundenen Funktion umschrieben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 2. September 1999 &#8211; 2 C 36.98 &#8211;, juris, Rdnr.&#160;16.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Amt im statusrechtlichen Sinne f&#228;llt beim funktionsgebundenen Amt mit dem konkret-funktionellen Amt zusammen. So ist auch das Amt der Pr&#228;sidentin einer &#8211; in der Ernennungsurkunde zu bestimmenden &#8211; Hochschule nach Anlage 4 zum Besoldungsgesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 14. Juni 2016, GV.NRW. 2016 S.&#160;642, der Besoldungsgruppe W3 zugeordnet; zugleich sind gem&#228;&#223; &#167;&#160;20 Abs.&#160;1 Satz&#160;2&#160;HG NRW die Vorschriften &#252;ber die Laufbahnen &#8211; soweit Mitglieder des Rektorats in ein Beamtenverh&#228;ltnis auf Zeit berufen sind &#8211; nicht anzuwenden. Beides zusammen l&#228;sst die mit der Kategorie des funktionsgebundenen Amtes beschriebene enge Verbindung zwischen dem Amt im funktionellen und im statusrechtlichen Sinne erkennen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 24. April 2018 &#8211; 2 BvL 10/16 &#8211;, juris, Rdnr.&#160;52 (zum Amt des Hochschulkanzlers nach brandenburgischem Hochschulrecht).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch ein Recht auf &#8211; kommissarische &#8211; Fortf&#252;hrung des Amtes als Pr&#228;sidentin bis zur Bestellung eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin steht der Antragstellerin offensichtlich nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167;&#160;20 Abs.&#160;4&#160;HG NRW begr&#252;ndet ein solches Recht nicht. Nach Satz&#160;1 der genannten Vorschrift sind hauptberufliche Rektoratsmitglieder, zu denen der jeweilige Pr&#228;sident bzw. die Pr&#228;sidentin der Hochschule der Antragsgegnerin gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;14 Abs.&#160;2 Satz&#160;1, 15 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 HG NRW i.V.m &#167;&#160;3 der Grundordnung der Antragsgegnerin z&#228;hlt, verpflichtet, soweit andere Gesetze oder Verordnungen nicht etwas anderes bestimmen, im Falle ihres R&#252;cktritts oder nach Ablauf oder nach einer sonstigen Beendigung ihrer Amtszeit, das Amt bis zur Ernennung einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers weiterzuf&#252;hren. Wie bereits der Wortlaut erkennen l&#228;sst, begr&#252;ndet die Vorschrift eine Pflicht des Pr&#228;sidenten oder der Pr&#228;sidentin, dessen/deren Amtszeit &#8211; aus welchen Gr&#252;nden auch immer &#8211; beendet ist, das Amt f&#252;r eine &#220;bergangszeit fortzuf&#252;hren. Ein Recht vermittelt sie dem ehemaligen Amtsinhaber nicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin &#8211; wie sie mit den anh&#228;ngig gemachten gerichtlichen Verfahren dokumentiert &#8211; offenkundig ein Interesse daran hat, die Position der Pr&#228;sidentin f&#252;r den &#220;bergangszeitraum weiter auszu&#252;ben, ist dieses Interesse rechtlich nicht gesch&#252;tzt. Die Vorschrift des &#167;&#160;20 Abs.&#160;4 Satz&#160;1&#160;HG NRW dient allein den Interessen der Hochschule und damit dem &#246;ffentlichen Interesse an einem kontinuierlichen Funktionieren der Selbstverwaltung der Hochschule hier an einem geordneten &#220;bergang.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Haase, in: Leuze/Epping, Hochschulgesetz Nordrhein-Westfalen, Stand April 2018, &#167; 10 Rdnr.&#160;10.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">So soll sie verhindern, dass eine hauptamtliche Position im Rektorat &#252;ber eine l&#228;ngere Zeit unbesetzt bleibt und der Hochschule aus der Notwendigkeit Schaden entsteht, die mit der vakanten Stelle verbundenen Befugnisse &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum durch den oder die nach den gesetzlichen Vorgaben berufenen Vertreter oder Vertreterin aus&#252;ben lassen zu m&#252;ssen. Soweit die Anwendung der Vorschrift dazu f&#252;hrt, dass der ehemalige Amtsinhaber im Falle der Erf&#252;llung der Pflicht zur Amtsfortf&#252;hrung Anspr&#252;che auf Verg&#252;tung seiner T&#228;tigkeit erwirbt, handelt es sich nicht um eine vom Gesetz zum Schutz der finanziellen Interessen des ehemaligen Amtsinhabers mit der Pflichtenbegr&#252;ndung bezweckte Folge, sondern lediglich um einen jenen faktisch beg&#252;nstigenden Rechtsreflex.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2. Der Antrag bleibt auch mit den Hilfsbegehren erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 S.&#160;2&#160;VwGO kann das Gericht eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis treffen, wenn eine solche Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile, zur Verhinderung drohender Gewalt oder aus anderen Gr&#252;nden n&#246;tig erscheint. Der Anordnungsgrund und der Anordnungsanspruch sind glaubhaft zu machen (&#167;&#167;&#160;123 Abs.&#160;3 VwGO, 920 Abs.&#160;2, 294 Abs.&#160;1&#160;ZPO).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat einen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r ihr auf kommissarische Fortf&#252;hrung des Amtes als Pr&#228;sidentin der Antragsgegnerin&#160; gerichtetes Begehren fehlt es &#8211; wie bereits gezeigt &#8211; an einer Anspruchsgrundlage.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;1&#160;VwGO.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertentscheidung beruht auf &#167;&#167;&#160;53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1, Nr.&#160;2, 52 Abs.&#160;2&#160;GKG. Von einer Reduzierung des Streitwerts sieht die Kammer aufgrund der mit einer Umsetzung der begehrten vorl&#228;ufigen Entscheidung wegen des Zeitablaufs notwendigerweise einhergehenden endg&#252;ltigen Vorwegnahme der Hauptsache ab.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
171,320
vg-dusseldorf-2018-12-20-15-nc-4818
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 Nc 48/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:54
2019-02-12T13:44:40
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2018:1220.15NC48.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antrag wird abgelehnt.</strong></p> <p><strong>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 5.000,00&#160;Euro festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das vorl&#228;ufige Rechtsschutzgesuch, das auf die Zulassung zum Studium im Bachelorstudiengang Psychologie zum Wintersemester&#160;2018/2019 durch die Antragsgegnerin au&#223;erhalb der festgesetzten Ausbildungskapazit&#228;t gerichtet ist, hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unbeschadet etwaiger Bedenken gegen seine Zul&#228;ssigkeit ist der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung jedenfalls unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 S.&#160;2&#160;VwGO kann das Gericht eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis treffen, wenn eine solche Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile n&#246;tig erscheint. Diese Voraussetzungen sind hier schon mangels eines glaubhaft gemachten Anordnungsanspruchs nicht erf&#252;llt (&#167;&#167;&#160;123 Abs.&#160;3 VwGO, 920 Abs.&#160;2, 294 Abs.&#160;1&#160;ZPO).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Anspruch auf vorl&#228;ufige Zulassung zum Hochschulstudium bzw. auf Beteiligung an einem gerichtlich anzuordnenden Losverfahren zur Verteilung solcher Studienpl&#228;tze, der auf Art.&#160;12 Abs.&#160;1&#160;GG i.&#160;V.&#160;m. dem allgemeinen Gleichheitssatz (Art.&#160;3 Abs.&#160;1&#160;GG) und dem in Art.&#160;20 Abs.&#160;3&#160;GG verankerten Sozialstaatsprinzip beruht, ist nicht gegeben. Die f&#252;r den Studiengang Psychologie (Bachelor) festgesetzten Zulassungszahlen ersch&#246;pfen die Ausbildungskapazit&#228;t der Hochschule.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Wissenschaftsverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen hat die Zahl der Studienpl&#228;tze f&#252;r den Bachelorstudiengang Psychologie an der Antragsgegnerin mit der Verordnung &#252;ber die Festsetzung von Zulassungszahlen und die Vergabe von Studienpl&#228;tzen im ersten Fachsemester f&#252;r das Wintersemester 2018/2019 vom 26.&#160;Juni 2018 (GV.&#160;NRW. S.&#160;338), zuletzt ge&#228;ndert durch die &#196;nderungsverordnung vom 22. November 2018 (GV. NRW. S. 591), f&#252;r das 1.&#160;Fachsemester auf 125 festgesetzt. Diese Zulassungszahl ersch&#246;pft die Ausbildungskapazit&#228;t der Lehreinheit f&#252;r den Bachelorstudiengang.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kapazit&#228;tsberechnung f&#252;r das Studienjahr 2018/2019 hat f&#252;r Studieng&#228;nge, deren Pl&#228;tze -&#160;wie hier im Studiengang Psychologie (Bachelor und Master)&#160;- durch die Hochschulen vergeben werden, nach den Vorgaben der Verordnung zur Ermittlung der Aufnahmekapazit&#228;t an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen f&#252;r Studieng&#228;nge au&#223;erhalb des zentralen Vergabeverfahrens (Kapazit&#228;tsverordnung&#160;Nordrhein-Westfalen&#160;2017&#160;&#8209; KapVO NRW 2017) vom 8.&#160;Mai 2017 (GV.&#160;NRW. S.&#160;591) zu erfolgen (&#167;&#167;&#160;12 S.&#160;1, 13 KapVO NRW 2017). Ihr sind dabei nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;3 KapVO NRW 2017 die gem&#228;&#223; dem Kapazit&#228;tserlass der Wissenschaftsverwaltung vom 23.&#160;Januar&#160;2018 (213-7.01.02.02.06.03) zum Stichtag 1.&#160;M&#228;rz 2018 erhobenen und gem&#228;&#223; dem Kapazit&#228;tserlass vom 2. Juli 2018 (213-7.01.02.02.06) zum 15.&#160;September 2018 &#252;berpr&#252;ften Daten zu Grunde zu legen. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;3 S.&#160;1&#160;KapVO NRW 2017 ergibt sich dabei die j&#228;hrliche Aufnahmekapazit&#228;t eines einer Lehreinheit (&#167;&#160;4 KapVO NRW 2017) zugeordneten Studiengangs aus dem bereinigten Lehrangebot je Jahr (&#167;&#160;5 KapVO NRW 2017) (I.), dividiert durch den gewichteten Curriculareigenanteil (&#167;&#160;6 KapVO NRW 2017) aller der Lehreinheit zugeordneten Studieng&#228;nge und multipliziert mit der jeweiligen Anteilquote (&#167;&#160;7 KapVO NRW 2017) (II.) sowie der abschlie&#223;enden &#220;berpr&#252;fung gem&#228;&#223; den &#167;&#167;&#160;8 und&#160;9 KapVO NRW 2017 (III.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>I. Lehrangebot</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das in Deputatstunden (DS) gemessene Lehrangebot einer Lehreinheit errechnet sich aus dem Lehrdeputat der verf&#252;gbaren Stellen (&#167;&#160;5 Abs.&#160;2 S.&#160;1 KapVO NRW 2017) (1.) und dem durch Lehrauftragsstunden zus&#228;tzlich zur Verf&#252;gung stehenden Deputat (&#167;&#160;5 Abs.&#160;3 KapVO NRW 2017) (2.) abz&#252;glich etwaiger Verminderungen des Lehrdeputats nach &#167;&#160;5 Abs.&#160;2 S.&#160;2 KapVO NRW 2017 (3.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">1. Unbereinigtes Lehrdeputat:</span></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das in Deputatstunden (DS) gemessene unbereinigte Lehrangebot einer Lehreinheit ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;5 Abs.&#160;2 S.&#160;1&#160;KapVO NRW 2017 anhand der f&#252;r die verschiedenen Stellengruppen jeweils geltenden Regellehrverpflichtungen zu ermitteln.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch die der Antragsgegnerin nach dem Haushaltsplan des Landes Nordrhein-Westfalen und anderen Finanzierungsquellen zugewiesenen und der Lehreinheit Psychologie zugeordneten Finanzmittel stehen der Lehreinheit Psychologie nach dem vorgelegten Stellenplan f&#252;r Lehrpersonal 37,00&#160;Stellen zur Verf&#252;gung. Das anhand dieser Stellenzuweisung und der zuletzt durch die Verordnung vom 1.&#160;Juli 2016 (GV.&#160;NRW. S.&#160;526) ge&#228;nderten Verordnung &#252;ber die Lehrverpflichtung an Universit&#228;ten und Fachhochschulen (Lehrverpflichtungsverordnung - LVV) vom 24.&#160;Juni&#160;2009 (GV.&#160;NRW. S.&#160;409) durch die Antragsgegnerin ermittelte Lehrdeputat von 195&#160;DS l&#228;sst Rechtsfehler nicht erkennen. Es ergibt sich aus folgenden Festlegungen:</p> <span class="absatzRechts">13</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p><strong>Stellenart</strong></p> </td> <td><p><strong>Stellen</strong></p> </td> <td><p><strong>Deputat je Stelle gem&#228;&#223; &#167;&#160;3&#160;LVV</strong></p> </td> <td><p><strong>Angebot in DS</strong></p> </td> </tr> <tr><td><p>W3 Universit&#228;tsprofessor</p> </td> <td><p>4</p> </td> <td><p>9</p> </td> <td><p>36</p> </td> </tr> <tr><td><p>W2 Universit&#228;tsprofessor</p> </td> <td><p>4</p> </td> <td><p>9</p> </td> <td><p>36</p> </td> </tr> <tr><td><p>Akademischer Oberrat auf Zeit</p> </td> <td><p>1</p> </td> <td><p>7</p> </td> <td><p>7</p> </td> </tr> <tr><td><p>Akademischer Rat auf Zeit</p> </td> <td><p>5,5</p> </td> <td><p>4</p> </td> <td><p>22</p> </td> </tr> <tr><td><p>Wissenschaftlicher Angestellter;befristet</p> </td> <td><p>21,5</p> </td> <td><p>4</p> </td> <td><p>86</p> </td> </tr> <tr><td><p>Wissenschaftliche Angestellte;unbefristet</p> </td> <td><p>1</p> </td> <td><p>8 oder 9</p> </td> <td><p>8</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Summe</strong></p> </td> <td><p>37</p> </td> <td></td> <td><p>195</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Deputatstundenzahl von 195 ist rechtlich nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Weder aus dem Gebot zur umfassenden Ersch&#246;pfung der Ausbildungskapazit&#228;t noch aus dem Teilhaberecht Studierwilliger ergibt sich ein Anspruch des einzelnen Studienbewerbers darauf, dass die Hochschule ihre wissenschaftlichen Lehrkr&#228;fte in einer einem bestimmten Studiengang zu Gute kommenden Weise einsetzt. Rechtlich ohne Bedeutung f&#252;r die Berechnung des Lehrangebots -&#160;und auch die Bemessung der im Weiteren in die Kapazit&#228;tsberechnung einzustellenden Parameter&#160;- sind in der Regel damit sowohl die der Antragsgegnerin nach dem Gesetz zur Verbesserung der Qualit&#228;t in Lehre und Studium an nordrhein-westf&#228;lischen Hochschulen (Studiumsqualit&#228;tsgesetz) vom 1.&#160;M&#228;rz 2011 (GV.&#160;NRW. S.&#160;165) und nach der Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und L&#228;ndern &#252;ber den Hochschulpakt&#160;2020 vom 5.&#160;September&#160;2007 (Bundesanzeiger Nr.&#160;171 vom 12.&#160;September 2007, S.&#160;7480) zustehenden Mittel als auch die der Antragsgegnerin aus dem Hochschulpakt&#160;II und dem Masterprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen (HPMA) zur Verf&#252;gung gestellten finanziellen Ressourcen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. zuletzt etwa: Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG&#160;NRW), Beschluss vom 13.&#160;Oktober 2018 &#8211; 13&#160;C&#160;50/18 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;16).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#160;1 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Studiumsqualit&#228;tsgesetz werden den Hochschulen vom Land die Mittel nach diesem Gesetz nicht zur Ausweitung der Ausbildungskapazit&#228;t zugewiesen, sondern zweckgebunden zur Verbesserung der Lehr&#8209; und der Studienbedingungen. Mit der auf die Steigerung der Qualit&#228;t der Ausbildung abzielenden Zweckbestimmung ist ein Mitteleinsatz nicht vereinbar, der die Ausweitung der Quantit&#228;t an Studienpl&#228;tzen bezweckt. Dies gilt nicht nur f&#252;r Sach&#8209;, sondern auch f&#252;r Personalmittel.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">OVG&#160;NRW, Beschluss vom 11.&#160;August&#160;2015 &#8211; 13&#160;C&#160;16/15 &#8211;, www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der zwischen dem Bund und den L&#228;ndern geschlossene Hochschulpakt&#160;2020 enth&#228;lt keine Regelungen mit subjektiv-&#246;ffentlichem Charakter, so dass sich auf die getroffenen Abreden weder Hochschulen noch Studienbewerber berufen k&#246;nnen, die mit einer Hochschule einen Kapazit&#228;tsrechtsstreit f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. zuletzt etwa Beschl&#252;sse der Kammer vom 27. November 2017 &#8211; 15 Nc&#160;13/17 &#8211;&#160;u.&#160;a., vom 6.&#160;Dezember 2016 &#8211; 15&#160;Nc&#160;13/16 &#8211;&#160;u.&#160;a., und vom 18.&#160;November 2016 &#8211; 15&#160;Nc&#160;37/156 &#8211; &#160;u.&#160;a., jeweils www.nrwe.de und juris; ebenso in st&#228;ndiger Rechtsprechung OVG&#160;NRW, etwa Beschl&#252;sse vom 26.&#160;August&#160;2013 &#8211; 13&#160;C&#160;88/13 &#8211; und &#8211; 13&#160;C&#160;98/13 &#8211;, www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt f&#252;r den Hochschulpakt&#160;II, den Hochschulpakt&#160;III und das Masterprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. Sofern eine Hochschule allerdings solche Mittel in Anspruch nimmt und zus&#228;tzliche Ausbildungskapazit&#228;ten f&#252;r Studienanf&#228;nger schafft, ist die Verwendung der Mittel kapazit&#228;tsrelevant.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu den Paktmitteln zuletzt etwa OVG&#160;NRW, Beschluss vom 31. Mai 2016 &#8211; 13&#160;C 22/16 &#8211;, www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, dass die Antragsgegnerin Mittel aus den vorbezeichneten Finanzierungsquellen zur Ausweitung der Ausbildungskapazit&#228;t verwandt hat, ohne diesen Umstand in die Kapazit&#228;tsberechnung einzustellen, bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein &#252;ber 195&#160;DS hinausgehendes Lehrangebot, f&#252;r das die Antragsgegnerin keine Erm&#228;&#223;igungen i.S.d. &#167; 5 LVV in Ansatz gebracht hat, ist der Kapazit&#228;tsberechnung nicht zu Grunde zu legen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach den in &#167;&#160;5 Abs.&#160;1 S.&#160;1 und S.&#160;2, Abs.&#160;2 KapVO NRW 2017 getroffenen Regelungen folgt das unbereinigte Lehrangebot einer Lehreinheit kapazit&#228;tsrechtlich aus der Verkn&#252;pfung der nach Gruppen geordneten Lehrpersonalstellen mit der den jeweiligen Stellen zugeordneten Regellehrverpflichtung, die ihrerseits durch den Dienst&#8209; bzw. Amtsinhalt der Stellengruppe bestimmt wird. Gerade dieses der Kapazit&#228;tsberechnung zu Grunde liegende (abstrakte) Stellenprinzip verwehrt es (vgl. &#167;&#160;5 Abs.&#160;1 S.&#160;2&#160;KapVO NRW 2017), bei der Ermittlung des Lehrangebots Stellenvakanzen zu Lasten der Ausbildungskapazit&#228;t der Hochschule zu ber&#252;cksichtigen oder in die Bemessung der Lehrleistung Besonderheiten einzustellen, die sich aus der Besetzung einer konkreten Stelle mit einer bestimmten Lehrperson im Hinblick auf ihre individuelle Lehrverpflichtung oder Qualifikation ergeben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa: OVG&#160;NRW Beschl&#252;sse vom 14. M&#228;rz&#160;2005 &#8211; 13&#160;C&#160;1773/04 &#8211; und vom 14.&#160;April&#160;2005 &#8211; 13&#160;C 119/05 &#8211; u.&#160;a., jeweils juris und www.nrwe.de.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das bei der Lehrangebotsberechnung damit prinzipiell anzuwendende (abstrakte) Stellenprinzip gilt indes nicht ausnahmslos. Es ist etwa dann zu durchbrechen, wenn eine Lehrpersonalstelle, die nach ihrer Gruppenzugeh&#246;rigkeit mit einer bestimmten (niedrigeren) Regellehrverpflichtung versehen ist, "dauerhaft" mit einer Lehrperson besetzt ist, f&#252;r die individuell eine h&#246;here Lehrverpflichtung gilt, weil die Stelle durch eine solche Besetzung faktisch einer Stellengruppe zugeordnet wird, f&#252;r die nach ihrem Amts-&#160;bzw. Dienstinhalt eine h&#246;here Regellehrverpflichtung gilt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa: OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 7.&#160;Juli&#160;2013 &#8211; 13&#160;C&#160;50/13 &#8211;, vom 15.&#160;Mai&#160;2009 &#8211; 13&#160;C&#160;20/09 &#8211;, und vom 27.&#160;April&#160;2009 &#8211; 13&#160;C&#160;10/09 &#8211;, jeweils juris und www.nrwe.de, sowie Beschl&#252;sse der Kammer vom 7.&#160;November&#160;2008 &#8211; 15&#160;Nc&#160;15/08 &#8211;&#160;u.&#160;a., und vom 3.&#160;November 2006, - 15&#160;Nc&#160;21/06 &#8211;&#160;u.&#160;a, jeweils www.nrwe.de und juris, und vom 8.&#160;November&#160;2007 &#8211; 15&#160;Nc&#160;19/07 &#8211;&#160;u.&#160;a., n.&#160;v.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r eine solche Annahme bieten die von der Antragsgegnerin vorgelegten Berechnungsunterlagen nicht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ob die mit den befristet besch&#228;ftigten wissenschaftlichen Mitarbeitern geschlossenen Arbeitsvertr&#228;ge f&#252;r sich genommen den gesetzlichen Vorgaben f&#252;r die zeitliche Ausgestaltung der Arbeitsverh&#228;ltnisse entsprechen, ist kapazit&#228;tsrechtlich regelm&#228;&#223;ig ohne Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 11.&#160;Juli 2016 &#8211; 13&#160;C 30/16 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;10&#160;ff.); zu der im Ausnahmefall gegebenen kapazit&#228;tsrechtlichen Bedeutung dieses Umstandes etwa: Beschluss der Kammer vom 18.&#160;November 2015 &#8211; 15&#160;Nc 37/15 &#8211;, www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch verpflichten weder das (abstrakte) Stellenprinzip noch das Kapazit&#228;tsersch&#246;pfungsgebot die Hochschule zu dem Nachweis, dass sich ein bestimmter Stelleninhaber im Einzelfall tats&#228;chlich (noch) in der Weiterbildung befindet und deshalb die Befristung des Arbeitsvertrages gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG&#160;NRW, Beschluss vom 11.&#160;Juli 2016 &#8211; 13&#160;C&#160;30/16 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;7).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Deshalb besteht in diesem Zusammenhang der vereinzelt geltend gemachte Aufkl&#228;rungsbedarf nicht; namentlich gilt dies f&#252;r die verschiedentlich beantragte Vorlage der Arbeitsvertr&#228;ge der befristet besch&#228;ftigten wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Forderung, diese zur Abgabe eidesstattlicher Versicherungen des Inhalts aufzufordern, dass sie weniger als 50&#160;% ihrer vertraglichen Arbeitszeit f&#252;r eine Lehrt&#228;tigkeit aufwenden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon wahren aber die s&#228;mtlich nach dem 17.&#160;April&#160;2007 geschlossenen Arbeitsvertr&#228;ge nach der den &#252;bersandten Berechnungsunterlagen der Antragsgegnerin beigef&#252;gten dienstlichen Versicherung, an deren Richtigkeit zu zweifeln kein Anlass besteht, alle die Befristungsh&#246;chstgrenzen, die sich f&#252;r solche Vertr&#228;ge aus dem Gesetz &#252;ber befristete Arbeitsvertr&#228;ge in der Wissenschaft (Wissenschaftszeitvertragsgesetz&#160;&#8209; WissZeitVG) vom 12.&#160;April&#160;2007 (BGBl.&#160;I S.&#160;506) f&#252;r nicht promovierte bzw. promovierte wissenschaftliche Mitarbeiter ergeben. Danach ist die Befristung von Vertr&#228;gen mit wissenschaftlichen Mitarbeitern, die nicht promoviert sind, gem&#228;&#223; &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 S.&#160;1 WissZeitVG f&#252;r die Dauer von sechs Jahren und nach abgeschlossener Promotion bis zu einer Dauer von ebenfalls sechs Jahren zul&#228;ssig (&#167;&#160;2 Abs.&#160;1 S.&#160;2 Hs.&#160;1 WissZeitVG), wobei sich die zul&#228;ssige Befristungsh&#246;chstdauer von promovierten wissenschaftlichen Mitarbeitern in dem Umfang verl&#228;ngert, in dem Zeiten einer befristeten Besch&#228;ftigung und Promotionszeiten ohne Besch&#228;ftigung i.&#160;S. des &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 S.&#160;1 WissZeitVG zusammen weniger als sechs Jahre betragen (&#167;&#160;2 Abs.&#160;1 S.&#160;2 Hs.&#160;2 WissZeitVG).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch im &#220;brigen spricht nichts f&#252;r eine rechtlich gebotene Ausweitung des in die Kapazit&#228;tsberechnung der Antragsgegnerin eingestellten Lehrangebots. Insbesondere bietet die durch die Antragsgegnerin vorgelegte &#220;bersicht zur tats&#228;chlichen Besetzung der verf&#252;gbaren Stellen keinen Anlass f&#252;r die Annahme, dass der Lehreinheit abweichend von der Lehrangebotsberechnung tats&#228;chlich ein "Mehr" an Lehrleistung zur Verf&#252;gung steht. Dass die der Stellengruppe der befristet besch&#228;ftigten wissenschaftlichen Angestellten zugeordneten Lehrpersonen im f&#252;r die Kapazit&#228;tsberechnung ma&#223;geblichen Zeitpunkt s&#228;mtlich auch &#252;ber befristete Arbeitsvertr&#228;ge verf&#252;gten, ist nicht ernstlich zweifelhaft. Da nichts daf&#252;r spricht, dass die diesbez&#252;glichen Angaben der Antragsgegnerin unzutreffend sind, war entgegen der vereinzelt erhobenen Forderung auch nicht weiter aufzukl&#228;ren, ob und welche der Angestellten entgegen der Darstellung in den Kapazit&#228;tsberechnungsunterlagen entfristet worden sind.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">2.&#160;Lehrauftragsstunden:</span></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Soweit das Lehrangebot in der Kapazit&#228;tsberechnung rechnerisch um Lehrauftragsstunden im Umfang von 11&#160;DS erh&#246;ht worden ist, weil der Lehreinheit entsprechende Lehrkapazit&#228;t aufgrund tempor&#228;r eingerichteter Stellen zur Verf&#252;gung gestanden hat, ist dies rechtlich nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;5 Abs.&#160;3 &#160;KapVO NRW&#160;2017 werden als Lehrauftragsstunden solche Lehrveranstaltungsstunden in die Kapazit&#228;tsberechnung einbezogen, die der Lehreinheit in dem dem Berechnungsstichtag vorausgehenden Jahr f&#252;r das Pflicht- oder Wahlpflichtcurriculum zur Verf&#252;gung gestanden haben und nicht auf einer Regellehrverpflichtung oder unentgeltlichen Lehrleistungen beruhen oder eine Regellehrverpflichtung ersetzen. Ausweislich der durch die Antragsgegnerin hierzu vorgelegten &#220;bersicht, hinsichtlich deren Richtigkeit Zweifel weder ersichtlich noch Bedenken erhoben sind, sind diese Voraussetzungen in einem Umfang von insgesamt ([11 DS + 11&#160;DS] / 2 =) 11&#160;DS erf&#252;llt:</p> <span class="absatzRechts">40</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p><strong>Stellengruppe</strong></p> </td> <td><p><strong>Stellenanteil</strong></p> </td> <td><p><strong>Umfang (SWS) pro Semester</strong></p> </td> </tr> <tr><td><p>WB befr.</p> </td> <td><p>0,50</p> </td> <td><p>2,00</p> </td> </tr> <tr><td><p>WB befr.</p> </td> <td><p>0,25</p> </td> <td><p>2,00</p> </td> </tr> <tr><td><p>WB befr.</p> </td> <td><p>0,75</p> </td> <td><p>3,00</p> </td> </tr> <tr><td><p>WB befr.</p> </td> <td><p>1,00</p> </td> <td><p>4,00</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Summe</strong></p> </td> <td></td> <td><p><strong>11,00</strong></p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die weiteren in den Kapazit&#228;tsberechnungsunterlagen bezeichneten und durch Lehrauftragsstunden abgedeckten Lehrveranstaltungen sind s&#228;mtlich kapazit&#228;tsneutral, weil sie entweder nicht zum Ausbildungsaufwand im Sinne der Kapazit&#228;tsverordnung geh&#246;ren (&#8222;Kolloquium kognitive Neurowissenschaften", &#8222;Methoden und Statistiken der Neurobildgebung&#8220; sowie &#8222;Psychologische Psychotherapie&#8220;) oder von Dozenten unentgeltlich bzw. drittmittelfinanziert erbracht worden sind (&#8222;Neurowissenschaftliche Psychologie&#8220;).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Entgegen vereinzelt erhobener Forderungen bedarf keiner Kl&#228;rung, ob weitere Lehrauftragsstunden freiwillig und unentgeltlich und damit im Rahmen der sogenannten Titellehre erbracht worden sind. Denn solche Lehrauftragsstunden bleiben kapazit&#228;tsrechtlich au&#223;er Ansatz.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 23.&#160;Juli&#160;1987 &#8211; 7&#160;C&#160;10.86 &#8211;, juris; OVG NRW, etwa Beschl&#252;sse vom 8.&#160;Juli 2013 &#8211; 13&#160;C&#160;50/13 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;7), vom 20.&#160;November&#160;2009 &#8211; 13&#160;C&#160;362/09 &#8211;, vom 8.&#160;Juli&#160;2009 &#8211; 13&#160;C&#160;93/09 &#8211;, und vom 12.&#160;Februar&#160;2008 &#8211; 13&#160;C&#160;4/08 &#8211;, jeweils juris und www.nrwe.de; st&#228;ndige Rechtsprechung der Kammer: vgl. zuletzt etwa Beschl&#252;sse vom 6.&#160;Dezember 2016 &#8211; 15&#160;Nc&#160;13/16 &#8211;, und vom 14.&#160;November 2012 &#8211; 15&#160;Nc&#160;30/12 &#8211;, jeweils www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dem Gebot ersch&#246;pfender Nutzung &#246;ffentlicher Mittel k&#246;nnen freiwillig und unentgeltlich erbrachte Lehrleistungen nicht zuwider laufen. Diese in die Berechnung des Lehrangebots einzustellen hie&#223;e, die das Lehrangebot um Aspekte der Praxis und der spezialisierten Forschung bereichernde und damit hochschulpolitisch w&#252;nschenswerte Titellehre zu gef&#228;hrden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 23.&#160;Juli&#160;1987 &#8211; 7&#160;C&#160;10.86 &#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der weiteren Kapazit&#228;ts&#252;berpr&#252;fung ist danach ein Lehrangebot von (195,00&#160;DS&#160;+ 11,00&#160;DS&#160;=) 206,00&#160;DS zu Grunde zu legen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">3. Dienstleistungsexport:</span></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Ein Dienstleistungsbedarf f&#252;r nicht der Lehreinheit zugeordnete Studieng&#228;nge, der sich gem&#228;&#223; &#167;&#160;5 Abs.&#160;4 S.&#160;1&#160;KapVO NRW 2017 kapazit&#228;tsmindernd auswirkt, ist nicht in Ansatz gebracht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">4. Bereinigtes Lehrangebot:</span></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Unter Verwendung der unter Ziffer&#160;1., 2. und 3. ermittelten Werte betr&#228;gt damit das der Kapazit&#228;tsberechnung zu Grunde zu legende bereinigte Lehrangebot der Lehreinheit</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">195,00&#160;DS + 11,00&#160;DS - 0,00&#160;DS = 206,00&#160;DS.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><strong>II. Lehrnachfrage und Aufnahmekapazit&#228;t</strong></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Den f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e Ausbildung einer oder eines Studierenden in dem Studiengang erforderlichen und gem&#228;&#223; &#167;&#160;6 Abs.&#160;1 S.&#160;1&#160;KapVO NRW 2017 durch den Curricularnormwert (CN-Wert) bestimmten Aufwand aller an der Ausbildung beteiligten Lehreinheiten haben die Hochschulen nach &#167;&#160;6 Abs.&#160;1 S.&#160;2&#160;KapVO NRW 2017 im Rahmen der in Anlage&#160;1 zu dieser Verordnung f&#252;r den jeweiligen Studiengang vorgegebenen Bandbreite zu berechnen. Nach Anmerkung&#160;1 zu der vorgenannten Anlage k&#246;nnen die Hochschulen dabei entweder die aus den bisher geltenden Curricularnormwerten (f&#252;r Diplomstudieng&#228;nge) abgeleiteten Werte verwenden und 80&#160;% hiervon f&#252;r einen Bachelor-Studiengang bzw. f&#252;r einen Masterstudiengang 40&#160;% ansetzen oder aber den Curricularwert f&#252;r einen Studiengang auf der Grundlage des Studienplans selbst ableiten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Gemessen daran ist der durch die Antragsgegnerin f&#252;r den Bachelorstudiengang Psychologie in die Kapazit&#228;tsberechnung eingestellte CN-Wert von 2,26 rechtlich nicht zu beanstanden. Er liegt kapazit&#228;tsfreundlich nicht nur am unteren Ende der innerhalb der in Anlage&#160;1 zur KapVO NRW 2017 normativ ohne Anlass zu Beanstandungen vorgegebenen,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG&#160;NRW, Beschluss vom 13.&#160;M&#228;rz&#160;2012 &#8211; 13&#160;B&#160;55/12 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;21&#160;ff.),</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Bandbreite (2,20 - 3,40), sondern -&#160;weil insoweit einen niedrigeren Ausbildungsaufwand ausweisend&#160;- auch kapazit&#228;tsfreundlich unter dem CN-Wert, der sich -&#160;angesichts des vormals f&#252;r den Diplomstudiengang Psychologie geltenden CN-Wertes von 4,0 (vgl. Nr.&#160;32 der Anlage zu &#167;&#160;13 Abs.&#160;1 KapVO 1994)&#160;- durch die Anwendung der nach Anmerkung 1 zu der Anlage&#160;1 der KapVO NRW 2017 bei der alternativ m&#246;glichen pauschalierenden Berechnungsmethode mit (80&#160;% von 4,0&#160;=) 3,2 ergibt. Von dem CN-Wert 2,26 f&#252;r den Bachelorstudiengang in Abzug zu bringen (vgl. &#167;&#160;6 Abs.&#160;2 S.&#160;1 KapVO NRW 2017) ist ein seinerseits dem Grunde und der H&#246;he nach bei summarischer Pr&#252;fung ohne Anlass zu Beanstandungen gebliebener Curricularfremdanteil (CA<sub>q</sub>) von 0,23 f&#252;r Dienstleistungsimporte zentraler Einrichtungen der Antragsgegnerin.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch der f&#252;r den Masterstudiengang ber&#252;cksichtigte CN-Wert 1,7 liegt noch innerhalb der in Anlage 1 zur KapVO&#160;NRW&#160;2017 vorgegebenen Bandbreite (1,10 &#8211; 1,70). Er ist ausweislich der Angaben in den Berechnungsunterlagen, die auch insoweit dem Grunde und der H&#246;he nach unbeanstandet geblieben sind und bei summarischer Pr&#252;fung Rechtsfehler nicht erkennen lassen, um (0,13 + 0,04&#160;=) 0,17 Curricularfremdanteile (CA<sub>q</sub>) zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung des Curriculareigenanteils f&#252;r den der Lehreinheit Psychologie zugeordneten Masterstudiengang Psychologie errechnet sich nach Ma&#223;gabe der Anteilquoten (Zp) von 0,489 f&#252;r den Bachelorstudiengang und 0,511&#160;f&#252;r den Masterstudiengang Psychologie ein gewichteter Curriculareigenanteil der der Lehreinheit zugeordneten Studieng&#228;nge von gerundet:</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">CA = ([2,26&#160;- 0,23] x 0,489) + ([1,7&#160;&#8209; 0,17] x 0,511) = 1,77.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dabei ist es rechtlich nicht zu beanstanden, dass die vorbezeichneten Anteilquoten (Zp) nicht dem Verh&#228;ltnis zwischen der Zahl der Studienbewerber f&#252;r den Bachelor-Studiengang (4.401) und der Zahl der Studienbewerber f&#252;r den Master-Studiengang (1.031) aus dem Vorjahr entsprechen. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;7 S.&#160;2&#160;KapVO&#160;NRW&#160;2017 bildet die Hochschule die Anteilquoten aufgrund sachlicher Kriterien unter Ber&#252;cksichtigung der jeweiligen Nachfrage in den Studieng&#228;ngen sowie planerischen Gesichtspunkten im Einvernehmen mit dem Ministerium. Dabei sind nach Satz 3 dieser Vorschrift bei &#8211; wie hier &#8211; zulassungsbeschr&#228;nkten Studieng&#228;ngen die Bewerberzahlen des Vorjahres (nur) <span style="text-decoration:underline">ein</span> geeignetes Kriterium. Die im gerichtlichen Verfahren kundgetane (vgl. Bl. 3 der Berechnungsunterlagen) Einsch&#228;tzung der Antragsgegnerin, dass der &#252;berwiegende Teil der Studierenden der Psychologie den Masterabschluss als Voraussetzung f&#252;r die Ausbildung zum "psychologischen Psychotherapeuten" anstrebe und es zwecks Deckung dieses Ausbildungsbedarfs auch der Bereitstellung einer entsprechenden Ausbildungskapazit&#228;t f&#252;r das Masterstudium bed&#252;rfe, l&#228;sst Rechtsfehler nicht erkennen. Die an diesem sachlichem Kriterium orientierte Festlegung der Anteilquoten ist auch im Sinne des &#167;&#160;7 S.&#160;2 KapVO&#160;NRW&#160;2017 im Einvernehmen mit dem Ministerium erfolgt, nachdem die durch die Antragsgegnerin f&#252;r das 1.&#160;Fachsemester des Bachelor- und des Masterstudiengangs berechneten Ausbildungskapazit&#228;ten &#8209;&#160;und damit zugleich die zu Grunde liegenden Berechnungsgr&#246;&#223;en&#160;&#8209; als gebilligt Eingang in die Zulassungszahlenverordnung gefunden hat.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Vgl. noch zu &#167; 7 KapVO&#160;NRW&#160;2010: OVG NRW, Beschluss vom 26. Juni 2013 &#8211; 13 C 47/13 &#8211;, juris, Rdnr. 2 ff; VG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 11. November 2013 &#8211; 15 Nc 145/13 &#8211;, juris, Rdnr. 42 ff.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Rechtsfehler sind hinsichtlich der Bildung der Anteilquoten als Ma&#223;nahme, die in das Organisationsermessen der Antragsgegnerin f&#228;llt, nach summarischer Pr&#252;fung weder ersichtlich noch von Antragstellerseite geltend gemacht. Namentlich spricht nichts daf&#252;r, dass ihr willk&#252;rliche oder sonst sachfremde Erw&#228;gungen zu Grunde gelegen haben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. hinsichtlich des Pr&#252;fungsma&#223;stabs in Bezug auf Vorgaben der Wissenschaftsverwaltung zur Bildung von Anteilquoten nach &#167;&#160;12 Abs.&#160;2&#160;KapVO&#160;1994 etwa OVG&#160;NRW, Beschluss vom 26.&#160;Juni&#160;1996, 13&#160;C&#160;12/96, n.&#160;v.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Aus dem gewichteten Curriculareigenanteil von 1,77 und dem bereinigten Bruttolehrdeputat von 206,00&#160;DS je Semester ergibt sich (&#167;&#160;3 KapVO NRW 2017) eine j&#228;hrliche Aufnahmekapazit&#228;t der Lehreinheit von</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">2&#160;x&#160; 206,00&#160;DS---------------------- &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; = 232,77&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1,77</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">bzw. eine Jahresausbildungskapazit&#228;t von 233 Studierenden, von denen unter Ber&#252;cksichtigung der jeweils zugeh&#246;rigen Anteilsquoten (Zp) auf den Bachelorstudiengang</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">0,489, x 233&#160;= 113,94</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">bzw. 114&#160;Studienpl&#228;tze entfallen, und auf den Masterstudiengang</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">0,511 x 233&#160;= 119,06</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">bzw. 119&#160;Studienpl&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"><strong>III. &#220;berpr&#252;fung des Berechnungsergebnisses</strong></p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der gem&#228;&#223; &#167;&#160;9 S.&#160;1 KapVO NRW 2017 durchzuf&#252;hrenden &#220;berpr&#252;fung des Berechnungsergebnisses erh&#246;ht sich die Zahl der Studienpl&#228;tze im Bachelorstudiengang von 114 auf 123 und im Masterstudiengang von 119 auf 120.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die mit 1/0,93 f&#252;r den Bachelorstudiengang und f&#252;r den Masterstudiengang mit 1/0,99 in die &#220;berpr&#252;fung eingestellten Schwundausgleichsfaktoren begegnen bei summarischer &#220;berpr&#252;fung auch ohne weitere Sachaufkl&#228;rung rechtlich keinen durchgreifenden Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ihre Berechnung, die mangels normativer Vorgaben sachangemessen nach dem die Grundprinzipien der Kapazit&#228;tsverordnung wahrenden "Hamburger Modell" erfolgt ist und nicht mehr als die vergangenen 4&#160;Semester einschlie&#223;en muss,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG&#160;NRW, etwa Beschl&#252;sse vom 25.&#160;Juli&#160;2014 &#8211; 13&#160;C&#160;13/14 &#8211;, vom 4.&#160;November&#160;2013&#8211; 13&#160;A&#160;455/13 &#8211;, vom 15. April&#160;2010 &#8211; 13&#160;C&#160;133/10&#160;&#8211; 13&#160;C&#160;137/10 &#8211;, vom 8.&#160;Mai&#160;2008 &#8211; 13&#160;C&#160;75/08 &#8211;, und vom 17.&#160;M&#228;rz&#160;2003 &#8211; 13&#160;C&#160;11/03 &#8211;, jeweils www.nrwe.de und juris,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">ist rechtsfehlerfrei. Dass der jeweilig anhand der amtlichen Statistik zu errechnende Schwundausgleichsfaktor die Quote derjenigen, die bis zum Ende der Regelstudienzeit im Studiengang verbleiben, entgegen den tats&#228;chlichen Gegebenheiten und damit unzutreffend wiedergibt, ist weder substantiiert vorgetragen noch sonst ersichtlich. Dabei fehlt dem in die Berechnung eingestellten Schwundausgleichsfaktor nicht schon per se die innere Plausibilit&#228;t, wenn in dessen Berechnung etwa aus Anlass von H&#246;herstufungen, Fach&#8209; und Hochschulwechseln semesterliche &#220;bergangsquoten eingestellt werden, die &#252;ber&#160;1 liegen und zur Folge haben, dass trotz der Tatsache, dass die Zahl an Abg&#228;ngen in ein h&#246;heres Fachsemester die Zahl an Zug&#228;ngen aus dem jeweils vorangegangenen Semester &#252;berwiegt, keine Entlastung in der Lehrnachfrage zu verzeichnen ist, die gem&#228;&#223; &#167;&#160;9 S.&#160;1KapVO NRW 2017 zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa: OVG&#160;NRW, Beschl&#252;sse vom 2.&#160;Juni&#160;2010 &#8211; 13&#160;C&#160;243/10 &#8211;, juris und www.nrwe.de, vom 26.&#160;Januar&#160;2007 &#8211;&#160;13&#160;C&#160;158/06 &#8211; u.&#160;a., n.&#160;v., und vom 1.&#160;M&#228;rz&#160;2006 &#8211; 13&#160;C&#160;38/06 &#8211;, www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Zudem ist wegen der gebotenen praktikablen Anwendung der Grunds&#228;tze der KapVO entgegen verschiedentlich erhobener Forderungen "schwundfremden Faktoren" kein Einfluss auf die Berechnung des Schwundausgleichsfaktors einzur&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">St&#228;ndige Rechtsprechung des OVG&#160;NRW; vgl. etwa Beschl&#252;sse vom 15. April&#160;2010 &#8211; 13&#160;C&#160;133/10&#160;&#8211; 13&#160;C&#160;137/10 &#8211;, vom 26.&#160;Januar&#160;2007 &#8211; 13&#160;C&#160;158/06 &#8211;&#160;u.&#160;a., und vom 1.&#160;M&#228;rz&#160;2006 &#8211; 13&#160;C&#160;38/06 &#8211;, jeweils www.nrwe.de und juris.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Namentlich gilt dies entgegen verschiedentlicher Beanstandungen auch f&#252;r Beurlaubungen von Studierenden. Solche fallen nicht unter den nach &#167;&#160;9 S.&#160;1 KapVO NRW 2017 zu ber&#252;cksichtigenden Schwund, weil Studierende, die beurlaubt sind, Lehrveranstaltungen lediglich zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt in Anspruch nehmen und deshalb keine Schwundentlastung der Lehreinheit bei der studentischen Nachfrage begr&#252;nden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa OVG&#160;NRW, Beschl&#252;sse vom 31.&#160;Mai 2016 &#8211; 13&#160;C&#160;22/16 &#8211; und 26.&#160;August 2013, - 13&#160;C&#160;88/13 &#8211;, jeweils www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;11 bzw. Rdnr.&#160;21).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Weiterer Aufkl&#228;rungsbedarf besteht insoweit deshalb nicht. Damit ergibt die &#220;berpr&#252;fung des Berechnungsergebnisses hinsichtlich des Bachelorstudiengangs angesichts der Schwundquotenberechnung mit</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 114&#160;x 1/0,93&#160;=&#160;122,58</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">eine Zahl von 123&#160;Studienpl&#228;tzen f&#252;r Studienanf&#228;nger und f&#252;r den Masterstudiengang mit</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 119&#160;x 1/0,99&#160;=&#160;120,20</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">120&#160;Studienpl&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Studienpl&#228;tze entfallen bei dem jeweils j&#228;hrlich organisierten Lehrbetrieb in dem Bachelor&#8209; und Masterstudiengang Psychologie s&#228;mtlich auf das Wintersemester 2018/2019.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Dass die Wissenschaftsverwaltung die Zahl der in das 1. Fachsemester des Bachelorstudiengangs aufzunehmenden Studierenden abweichend von dem Berechnungsergebnis von 123 auf 125 festgesetzt hat, ist rechtlich unbedenklich. Die Erh&#246;hung ist kapazit&#228;tsfreundlich und angesichts ihrer Gr&#246;&#223;enordnung von nur 2 Studienpl&#228;tzen auch nicht geeignet, die Richtigkeit der Kapazit&#228;tsberechnung sowie die tats&#228;chlichen Annahmen, auf denen sie beruht, ernstlich in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><strong>IV. Besetzung</strong></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Nach der dienstlichen Erkl&#228;rung der Antragsgegnerin vom 10.&#160;Oktober 2018, die entgegen verschiedentlich erhobener Forderungen nicht durch die Vorlage von Namenslisten der Immatrikulierten zu belegen ist,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG&#160;NRW, Beschluss vom 11.&#160;Juli 2016 &#8211; 13&#160;C&#160;30/16 &#8211;, www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;13),</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">waren am 10. Oktober 2018 im 1.&#160;Fachsemester des Bachelorstudiengangs Psychologie 151&#160;Studierende (ohne Beurlaubte) eingeschrieben, so dass keine Studienpl&#228;tze zur gerichtlichen Vergabe zur Verf&#252;gung stehen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berbuchung im 1.&#160;Fachsemester um (151&#160;- 123&#160;=) 28 Studienpl&#228;tze weckt keine ernsthaften Zweifel an der Richtigkeit der der Kapazit&#228;tsberechnung sowie ihrer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung zugrunde liegenden tats&#228;chlichen Angaben der Antragsgegnerin. Die Praxis der Antragsgegnerin, einer Zahl an Studienbewerbern Immatrikulationsangebote zu machen, die &#252;ber die f&#252;r das 1.&#160;Fachsemester festgesetzte Zulassungszahl hinausgeht, verfolgt den mit den &#167;&#167;&#160;23 Abs.&#160;2 S.&#160;1 der Verordnung &#252;ber die Vergabe von Studienpl&#228;tzen in Nordrhein-Westfalen (Vergabeverordnung NRW&#160;&#8209; VergabeVO&#160;NRW) vom 15.&#160;Mai&#160;2008 (GV.&#160;NRW. S.&#160;386) in der zuletzt durch die Verordnung vom 9. April 2018 (GV.&#160;NRW. S.&#160;198) ge&#228;nderten Fassung normativ verankerten und rechtlich zu billigenden Zweck, die f&#252;r Studienanf&#228;nger verf&#252;gbaren Studienpl&#228;tze im Interesse eines jeden Studienbewerbers an einer Aufnahme des Studiums zu Beginn eines Semesters m&#246;glichst ohne Nachr&#252;ckverfahren in einem Vergabedurchgang zu besetzen. Mithin darf dem Umstand Rechnung getragen werden, dass -&#160;wenn in der R&#252;ckschau auf die Verfahren der Vergangenheit zur Vergabe von Studienpl&#228;tzen im 1.&#160;Fachsemester hierzu Anlass besteht&#160;- erfahrungsgem&#228;&#223; nicht alle der Bewerber um einen Studienplatz das ihnen schlie&#223;lich unterbreitete Einschreibeangebot auch tats&#228;chlich annehmen. Dass eine aus den Erfahrungen der Vergangenheit abgeleitete Prognose &#252;ber das Annahmeverhalten der Studienbewerber f&#252;r das kommende Semester auch mit Unw&#228;gbarkeiten verbunden ist, liegt in der Natur der Sache mit der Folge, dass, sollte die Prognose sich als unzutreffend erweisen, dies nicht zu Lasten der Hochschule im Rahmen der Kapazit&#228;ts&#252;berpr&#252;fung zu ber&#252;cksichtigen ist, wenn mehr Studienbewerber von ihrem Immatrikulationsangebot Gebrauch machen, als erwartet.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend die &#220;berbuchung durch die Zulassung von mehr Bewerbern, als dies nach der festgesetzten Zulassungszahl geboten ist, es den Hochschulen erm&#246;glichen soll, die Studienpl&#228;tze m&#246;glichst vollst&#228;ndig im ersten Zulassungsdurchgang zu besetzen, dient die Bindung der Hochschule an die Zulassungszahl -&#160;ausgehend davon, dass die Zulassungszahl entsprechend den Vorgaben der Kapazit&#228;tsverordnung kapazit&#228;tsersch&#246;pfend festgesetzt ist&#160;- der Aufrechterhaltung eines funktionsf&#228;higen Hochschulbetriebes, also dem Schutz der Rechte von Hochschule, Hochschullehrern und eingeschriebenen Studenten. Die infolge eines -&#160;selbst verfahrensfehlerhaft durchgef&#252;hrten&#160;- &#220;berbuchungsverfahrens erfolgte Besetzung von Studienpl&#228;tzen jenseits der festgesetzten Kapazit&#228;t f&#252;hrt deshalb grunds&#228;tzlich weder zu einer Rechtsverletzung des Bewerbers um einen "au&#223;erkapazit&#228;ren" Studienplatz, noch vermittelt sie diesem einen Rechtsanspruch auf Zuweisung eines solchen.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">So OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 17.&#160;M&#228;rz 2016 &#8211; 13&#160;C&#160;20/16 &#8211;, und vom 28.&#160;Januar 2013 &#8211; 13&#160;B&#160;971/12 &#8211;, beide www.nrwe.de und juris (dort Rdnr.&#160;4 bzw.&#160;Rdnr.&#160;14).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die &#220;berbuchung des Bachelorstudiengangs Folge sachfremder Erw&#228;gungen der Antragsgegnerin ist, sind weder substantiiert dargetan noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;1&#160;VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167;&#160;53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1, 52 Abs.&#160;1 GKG und ber&#252;cksichtigt die Streitwertpraxis des OVG&#160;NRW, nach der auch in vorl&#228;ufigen Rechtsschutzverfahren betreffend die Zulassung zum Studium, deren Ziel sich selbst bei der (nur) angestrebten Beteiligung an einem Losverfahren weitestgehend auf die Vorwegnahme der Hauptsache richtet, der f&#252;r das Hauptsacheverfahren ma&#223;gebliche Streitwertbetrag von 5.000,00&#160;Euro anzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG&#160;NRW, Beschluss vom 16.&#160;M&#228;rz&#160;2009 &#8211; 13&#160;C&#160;1/09 &#8211;, juris und www.nrwe.de.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst dreifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
171,319
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1 K 909/16
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:53
2019-02-12T13:44:39
Urteil
ECLI:DE:VGAC:2018:1220.1K909.16.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin die im Jugendhilfefall C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geb. 26. M&#228;rz 2009, vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2015 angefallenen Jugendhilfekosten in H&#246;he von 16.484,- Euro zu zahlen.</p> <p>Es wird festgestellt, dass die Beklagte der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber bei unver&#228;nderten Umst&#228;nden auch &#252;ber den 31. Dezember 2015 hinaus f&#252;r die Gew&#228;hrung von Hilfe zur Erziehung in Form der Vollzeitpflege f&#252;r C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geboren am 26. M&#228;rz 2009, bis zur Vollendung dessen 18. Lebensjahres kostenerstattungspflichtig ist.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen; diese sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten &#252;ber die Kostenerstattung und zuk&#252;nftige Kostentragung wegen Jugendhilfeleistungen im Fall C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin gew&#228;hrt seit dem 1. November 2012 Hilfe zur Erziehung in Form der Vollzeitpflege f&#252;r den im M&#228;rz 2009 geborenen C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , der seit dem 13. Dezember 2010 bei seinem mittlerweile personensorgeberechtigten Onkel lebt. Aufgrund einer Klage des Onkels von C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (1 K 1010/14) &#252;ber die Gew&#228;hrung von Pflegeld bewilligte die Beklagte f&#252;r die Zeit vom 1. April 2011 bis 31. Oktober 2012 die begehrte Leistung und erkannte gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin ihre Kostenerstattungspflicht f&#252;r die Zeit vom 1. November 2012 bis zum 31. Dezember 2013 an. Eine Kostenerstattungspflicht &#252;ber diesen Zeitraum hinaus ist zwischen den Beteiligten streitig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Mutter von C.&#160;&#160; ist seit ihrem 18. Lebensjahr drogenabh&#228;ngig und war aufgrund von Beschaffungskriminalit&#228;t mehrere Jahre inhaftiert. Im Juli 2009 zog sie mit C.&#160;&#160; nach Heinsberg und war dort bis zum 1. Juli 2011 gemeldet. Ihre Betreuerin informierte Frau H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom Jugendamt der Beklagten am 21. September 2010, dass der Mutter von C.&#160;&#160; klargemacht worden sei, dass sie eine station&#228;re Therapie durchstehen m&#252;sse, sonst k&#246;nne sie C.&#160;&#160; nicht l&#228;nger bei sich behalten. C.&#160;&#160; befand sich zu diesem Zeitpunkt vor&#252;bergehend im Haushalt seines Onkels und wurde von dessen Lebensgef&#228;hrtin versorgt. Diese erkundigte sich bei Frau H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; am 2. November 2010 telefonisch nach dem Sachstand. Den Vorschlag der Betreuerin, C.&#160;&#160; weitere drei Monate bei dem Onkel und dessen Lebensgef&#228;hrtin zu belassen, lehnte die Kindsmutter laut Vermerk am 11. November 2010 ab. In der Zeit vom 13. November 2010 bis zum 13. Dezember 2010 verweilte C.&#160;&#160; mit seiner Mutter in einer Klinik in Lippstadt, seitdem lebt C.&#160;&#160; im Haushalt von Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem sich dieser zur &#220;bernahme der Pflegschaft bereit erkl&#228;rt hatte, beantragte das Jugendamt der Beklagten unter dem 23. Dezember 2010 bei dem Amtsgericht Heinsberg, der Kindsmutter die elterliche Sorge zu entziehen und den Onkel zum Pfleger zu bestellen. In der Sitzung des Amtsgerichts am 20. Januar 2011 best&#228;tigte der Onkel seine Bereitschaft, C.&#160;&#160; auf Dauer aufzunehmen. Im Hinblick auf die finanziellen Auswirkungen m&#252;ssten seine Lebensgef&#228;hrtin und er Kindergeld und weitere Leistungen f&#252;r C.&#160;&#160; beantragen. Auch die Kindsmutter bef&#252;rwortete das Vorhaben. Mit Beschluss vom 27. Januar 2011 wurde Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zum Vormund bestellt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Laut einem Gespr&#228;chsvermerk der Kl&#228;gerin beantragte er dort am 30. M&#228;rz 2011 die Bewilligung von Pflegegeld, weil Herr N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom Jugendamt der Beklagten ihn an das dortige Jugendamt verwiesen habe. Die Mitarbeiterin der Kl&#228;gerin ging demgegen&#252;ber von der Zust&#228;ndigkeit der Beklagten aus, weil die Mutter von C.&#160;&#160; dort ihren letzten gew&#246;hnlichen Aufenthalt gehabt h&#228;tte. Zu einer Vorsprache beim Jugendamt der Beklagten ist es nach Aktenlage in der nachfolgenden Zeit nicht gekommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter dem 26. November 2012 beantragte Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Bewilligung einer Vollzeitpflege bei dem Jugendamt der Kl&#228;gerin. Diese lehnte ihre Zust&#228;ndigkeit mit Vermerk vom 4. Juni 2013 ab. Das Verwaltungsgericht Aachen habe in einem vergleichbaren Fall festgehalten, mit dem Zeitpunkt des Entzugs der elterlichen Sorge liege ein p&#228;dagogischer Bedarf f&#252;r das Kind vor, so dass zu diesem Zeitpunkt auch der Leistungsbeginn liege. Vor diesem Hintergrund beantragte die KI&#228;gerin bei dem Jugendamt der Beklagten unter dem 18. Juni 2013 die &#220;bernahme der Bearbeitung des Falles C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in eigener Zust&#228;ndigkeit. Mit dem Entzug des Sorgerechts ergebe sich automatisch eine Erziehungsnotwendigkeit im Sinne des &#167;&#160;33 SGB VIII f&#252;r das betroffene Kind. Diese p&#228;dagogische Notwendigkeit sei der Beklagten bereits im Januar 2011 bekannt gewesen. Gleichwohl habe sie unverst&#228;ndlicherweise Bens Onkel an sie, die Kl&#228;gerin, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter dem 5. Juli 2013 lehnte die Beklagte die &#220;bernahme des Falles ab. Das Bundesverwaltungsgericht habe am 19. Oktober 2011 geurteilt, dass Beginn der Leistung im Sinne des &#167; 86 SGB VIII das Einsetzen der Hilfegew&#228;hrung und damit grunds&#228;tzlich der Zeitpunkt sei, ab dem die konkrete Hilfe tats&#228;chlich erbracht werde. Das Jugendamt der Beklagten habe zu keiner Zeit Hilfe geleistet. Die Kl&#228;gerin erwiderte mit Schreiben vom 16. Juli 2013, es sei offensichtlich, das f&#252;r C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sofort nach dem Sorgerechtsentzug ein Leistungsanspruch nach dem SGB VIII bestanden habe. Anscheinend versuche die Beklagte, die Zust&#228;ndigkeit der Kl&#228;gerin zu erwirken.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 18. Juli 2013 wandte sich Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit anwaltlichem Schreiben an die beklagte Stadt und machte Anspr&#252;che f&#252;r den Zeitraum von Dezember 2010 bis Oktober 2012 geltend. Man habe C.&#160;&#160; auf Initiative des Jugendamtes der Beklagten aufgenommen. Das Jugendamt habe auch vor dem Amtsgericht Heinsberg das Sorgerechtsverfahren eingeleitet. Gleichwohl sei er nicht &#252;ber die M&#246;glichkeit beraten worden, Pflegegeld zu beantragen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Laut Aktenvermerk sprachen Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und seine Lebensgef&#228;hrtin am 19. Juli 2013 beim Jugendamt der Kl&#228;gerin vor und erkl&#228;rten, das Jugendamt der Beklagten habe sie am 13. Dezember 2010 angerufen und gebeten, C.&#160;&#160; aus der Suchtklinik abzuholen und unterzubringen. Kurz nach der dauerhaften Unterbringung von C.&#160;&#160; habe man sich beim Jugendamt der Beklagten - bei Herrn N1.&#160;&#160;&#160;&#160; - nach finanzieller Unterst&#252;tzung erkundigt. Dem sei entgegnet worden, dass es sich bei der Aufnahme von C.&#160;&#160; um eine Gef&#228;lligkeit in der Familie gehandelt habe, f&#252;r die keine Leistungen des Jugendamtes gew&#228;hrt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 22. Juli 2013 bewilligte die Kl&#228;gerin nach Durchf&#252;hrung einer Eignungspr&#252;fung und eines Hausbesuchs gem&#228;&#223; &#167; 86d SGB VIII vorl&#228;ufig die Gew&#228;hrung von Jugendhilfe nach &#167; 33 SGB VIII in Form der Vollzeitpflege f&#252;r C.&#160;&#160; ab dem 1. November 2012 in einer H&#246;he von 644,- Euro monatlich.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26. Juli 2013 verwies die Beklagte Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; darauf, dass die Aufnahme Bens in den Haushalt nicht auf Bitten ihres Jugendamtes erfolgt sei. Die Betreuerin der Kindsmutter habe vielmehr die zust&#228;ndige Sozialarbeiterin gebeten, im Rahmen eines familiengerichtlichen Verfahrens den Antrag auf Entzug der elterlichen Sorge zu stellen und diese auf den Onkel zu &#252;bertragen. Ein Verwaltungsverfahren zur Pr&#252;fung einer Hilfe zur Erziehung nach dem SGB VIII sei nicht thematisiert worden. Erst im April 2011 habe Bens Onkel einen solchen erzieherischen Bedarf geltend gemacht und sei dementsprechend an die Kl&#228;gerin verwiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 4. November 2013 beantragte die Kl&#228;gerin bei der Beklagten erfolglos die Kostenerstattung f&#252;r die ab 1. November 2012 geleistete Hilfe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19. Dezember 2013 wandte sich Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; an die Beklagte und forderten die Gew&#228;hrung von Pflegegeld f&#252;r den ausstehenden Zeitraum ab Aufnahme des Kindes in den Haushalt. W&#228;re er ordnungsgem&#228;&#223; beraten worden, h&#228;tte er seinerzeit einen Antrag gestellt. Die Beklagte entgegnete am 9. Januar 2014, dass C.&#160;&#160; bereits im September 2010 auf Veranlassung der Betreuerin mit Zustimmung der sorgeberechtigten Mutter in den Haushalt seines Onkels verbracht worden sei. Im November 2010 habe Frau H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; explizit nachgefragt, ob ein Bedarf an erzieherischer Hilfe bestehe, und dies habe der Onkel ausdr&#252;cklich verneint. Dementsprechend habe man aufgrund der Zust&#228;ndigkeitsregelung der &#167;&#167; 87b, 50 SGB VIII ein familiengerichtlichen Verfahren eingeleitet. Eine Betreuung durch das Jugendamt im Rahmen der Hilfe zur Erziehung sei von dem Onkel von vornherein abgelehnt worden. Erstmals im April 2011 habe dieser Pflegegeld nach dem SGB VIII gefordert.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 28. April 2014 lehnte die Beklagte den Antrag von Bens Onkel auf Gew&#228;hrung von Pflegegeld f&#252;r die Zeit vom 13. Dezember 2010 bis 31. Oktober 2012 ab.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter dem 14. Mai 2014 wies die Kl&#228;gerin die Beklagte darauf hin, dass diese Hilfe zur Erziehung h&#228;tte gew&#228;hren m&#252;ssen. In Einzelf&#228;llen m&#252;sse von dem erw&#228;hnten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hinsichtlich der generellen Bestimmung des Beginns der Leistung abgewichen werden. Ein solcher Ausnahmefall liege auch hier vor, weil der Onkel von C.&#160;&#160; glaubhaft versichert habe, dass er bereits kurz nach der dauerhaften Aufnahme von C.&#160;&#160; bei Herrn N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom Jugendamt Heinsberg vorgesprochen habe. Die Frage nach einer Gew&#228;hrung von Hilfe zur Erziehung sei mit dem Hinweis darauf, die Aufnahme Bens sei eine Familiengef&#228;lligkeit, beantwortet worden. Dabei sei zu diesem Zeitpunkt bereits der p&#228;dagogische Hilfebedarf bekannt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In dem von ihm im Mai 2014 eingeleiteten Klageverfahren VG Aachen 1 K 1010/14 gegen die Beklagte erl&#228;uterte Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , dass seine Bestellung zum Vormund f&#252;r C.&#160;&#160; mit Zustimmung der Eltern und des Jugendamtes erfolgt sei. Die Anfrage nach Unterst&#252;tzung bei der Durchf&#252;hrung der Pflege einschlie&#223;lich laufender Gelder wie Pflegegeld sei abschl&#228;gig beschieden worden. Dabei habe ein offenkundiger Beratungsbedarf bestanden. Die &#220;bertragung der Vormundschaft durch das Familiengericht h&#228;tte Anlass gegeben, ihn auf seine Rechte hinzuweisen. Bis zum 1. Januar 2011 sei die Beklagte nach &#167; 86 Abs. 1 S. 1 SGB VIII zust&#228;ndig gewesen. Dar&#252;ber hinaus habe eine Zust&#228;ndigkeit nach &#167; 86 Abs. 3 und Abs. 2 S. 2 SGB VIII bestanden, die Kindeseltern h&#228;tten ihren Wohnsitz in Heinsberg gehabt. C.&#160;&#160; sei zun&#228;chst vor&#252;bergehend von Anfang Oktober 2010 bis Mitte November 2010 bei ihm untergebracht worden. Nach Ablauf dieser Zeit sei das Kind wieder zu seiner Mutter in die Klinik zur&#252;ckgekehrt und dort bis Mitte Dezember verblieben. Unstreitig habe sich die Beklagte an der anschlie&#223;enden Unterbringung von C.&#160;&#160; beteiligt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte entgegnete in dem Verfahren, dass sie sich an der erstmaligen Unterbringung des Kindes im Haushalt seines Onkels nicht beteiligt habe. Vielmehr habe die Betreuerin der Kindsmutter mit deren Zustimmung die Unterbringung veranlasst. Auch habe am 13. Dezember 2010 diese Betreuerin den Onkel und seine Lebensgef&#228;hrtin telefonisch kontaktiert und um Abholung des Kindes aus der Klinik gebeten. Im November 2010 habe sich der Onkel an die zust&#228;ndige Sozialarbeiterin des Jugendamtes, Frau H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , mit der Bitte um Beratung gewandt. An diesem Gespr&#228;ch habe auch der zust&#228;ndige Sachgebietsleiter, Herr N1.&#160;&#160;&#160;&#160; , teilgenommen. Die M&#246;glichkeit, beim Familiengericht Heinsberg die &#220;bertragung der elterlichen Sorge auf den Onkel zu beantragen, sei er&#246;rtert worden. In diesem Gespr&#228;ch habe Herr N1.&#160;&#160;&#160;&#160; nachgefragt, ob auch eine Begleitung im Rahmen der Hilfe zur Erziehung ben&#246;tigt werde. Dies sei ausdr&#252;cklich verneint worden, weil es mit der Betreuung und Erziehung Bens keine Schwierigkeiten gebe. Dem Vortrag des Onkels, er und seine Lebensgef&#228;hrtin seien nicht hinreichend informiert worden, werde ausdr&#252;cklich widersprochen. Erst im April 2011 habe er die Zahlung von Pflegegeld und, nach entsprechender Belehrung, die Hilfe zur Erziehung nach &#167; 27 SGB VIII beantragt. C.&#160;&#160; habe auch seit September 2010 seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt in H&#252;ckelhoven bei dem Onkel begr&#252;ndet, daher sei nach &#167; 86 Abs. 3 i.V.m. Abs. 2 Satz 4 SGB VIII das Jugendamt der Kl&#228;gerin zust&#228;ndig gewesen. Die &#220;bertragung der elterlichen Sorge zur rechtlichen Vertretung eines Kindes lasse f&#252;r sich keine Erziehungsnotwendigkeit nach &#167; 33 SGB VIII vermuten. Im November 2010 sei der Onkel ausreichend belehrt worden, zudem sei er f&#252;r den Antrag auf Hilfe zur Erziehung zum damaligen Zeitpunkt nicht aktivlegitimiert gewesen. Erst im Januar 2011 sei ihm die Personensorge &#252;bertragen worden. Als der Onkel im April 2011 einen Bedarf geltend gemacht habe, habe es an der eigenen &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit gefehlt. Auch d&#252;rfe das Vormundschaftsverfahren nicht mit einem Jugendhilfeverfahren verwechselt werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin f&#252;hrte in dem besagten Verfahrens als Beigeladene aus, dass die Beklagte zust&#228;ndig gewesen sei. Die Unterbringung von C.&#160;&#160; bei seinem Onkel sei am 13. Dezember 2010 auf Veranlassung des Jugendamtes der Beklagten erfolgt. Vom Fehlen eines erzieherischen Bedarfs k&#246;nne offenkundig nicht die Rede sein. Da zu diesem Zeitpunkt beide Elternteile ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Stadtgebiet der Beklagten gehabt h&#228;tten, ergebe sich deren Zust&#228;ndigkeit aus &#167; 86 Abs. 1 Satz 1 SGB VIII. Selbst wenn man sp&#228;tere Zeitpunkte in den Blick nehmen w&#252;rde, verbliebe es bei einer Zust&#228;ndigkeit der Beklagten. Aufgrund des Wegzugs des Kindsvaters zum 1. Januar 2011 bei gleichzeitigem Verbleib der Kindsmutter im Stadtgebiet der Beklagten und &#220;bertragung des Sorgerechts auf Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; am 27. Januar 2011 folge die Zust&#228;ndigkeit der Beklagten in diesem Fall aus &#167; 86 Abs. 3 i.V.m. Abs. 2 Satz 2 SGB VIII. Denn C.&#160;&#160; habe w&#228;hrend der letzten sechs Monate vor diesem Zeitpunkt seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt bei seiner Mutter gehabt. Gleiches gelte, wenn man - wie die Beklagte - auf den Zeitpunkt der Antragstellung Anfang April 2011 abstellen w&#252;rde. In diesem Fall ergebe sich die Zust&#228;ndigkeit ebenfalls aus &#167; 86 Abs. 3 i.V.m. Abs. 2 Satz 2 SGB VIII. &#167; 86 Abs. 2 Satz 4 SGB VIII sei nicht anwendbar, denn C.&#160;&#160; habe nicht seit September 2010 den gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Haushalt seines Onkels gehabt, sondern erst seit Dezember 2010. Damit sei nach wie vor der Zeitraum von sechs Monaten eingehalten, in dem der gew&#246;hnliche Aufenthalt der Mutter ma&#223;geblich sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auf den richterlichen Hinweis, dass ein Anspruch von C1.s&#160;&#160;&#160; Onkel gegen die Beklagte unstreitig ab 1. April 2011 bestanden haben d&#252;rfte, hob diese ihren Ablehnungsbescheid vom 28. April 2014 auf und gew&#228;hrte das begehrte Pflegegeld f&#252;r die Zeit bis 31. Oktober 2012. In Nachgang wurde der Rechtsstreit VG Aachen 1 K 1010/14 im Juni 2015 in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter dem 25. Juni 2015 wandte sich die Kl&#228;gerin an die Beigeladene und machte einen Anspruch auf Kostenerstattung nach &#167; 89a SGB VIII ab dem 1. Januar 2014 geltend. Die Kindsmutter lebe im Gebiet der Beigeladenen, und f&#252;r den Fall, dass mit der Neuregelung von &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII eine dynamische Zust&#228;ndigkeit festgestellt worden sei, sei die Beigeladene erstattungspflichtig. Die Beigeladene erkl&#228;rte den Verzicht auf die Einrede der Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit weiterem Schreiben vom 26. Juni 2015 wurde von der Kl&#228;gerin der Kostenerstattungsanspruch gegen&#252;ber der Beklagten erhoben. Diese erkannte den Anspruch f&#252;r die Zeit bis 31. Dezember 2013 mit Schreiben vom 24. Juli 2015 an und verwies f&#252;r die Zeit danach auf die Zust&#228;ndigkeit der Beigeladenen wegen der Neuregelung von &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 26. April 2016 Klage erhoben und begehrt die Erstattung der f&#252;r C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufgewandten Leistungen durch die Beklagte f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 2014. Unstreitig erbringe sie allein aufgrund der Sonderzust&#228;ndigkeit nach &#167; 86 Abs. 6 SGB VIII Jugendhilfeleistungen und habe daher einen Anspruch aus &#167; 89a SGB VIII. Streitentscheidend sei die Frage, zu welchem Zeitpunkt von einem Beginn der Leistung im Sinne des &#167; 86 SGB VIII ausgegangen werden k&#246;nne. Hierzu habe das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil vom 19. Oktober 2011 im Verfahren 5 C 25.10 ausgef&#252;hrt, dass es auf das tats&#228;chliche Einsetzen der die Leistung ausmachenden Ma&#223;nahmen und Hilfen gegen&#252;ber dem Bed&#252;rftigen - dies k&#246;nne nur das Kind oder der Jugendliche sein - ankomme. Danach sei vorliegend die von der Beklagten veranlasste Unterbringung von C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Haushalt seines Onkels am 13. Dezember 2010 der Leistungsbeginn. Der Standpunkt der Beklagten, erst die formale Bewilligung der Vollzeitpflege im April 2011 sei der Beginn der Leistung, verkenne die Rechtsprechung. Schlie&#223;lich habe es mit der Unterbringung von C.&#160;&#160; einen Hilfebedarf gegeben, den dessen Onkel deutlich gemacht habe. Zu Unrecht h&#228;tte die Beklagte entsprechende Ansinnen zur&#252;ckgewiesen. Da zum Zeitpunkt der Unterbringung sowohl die Kindsmutter als auch der Kindsvater ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Stadtgebiet der Beklagten gehabt h&#228;tten, sei diese nach &#167; 86 Abs. 1 Satz 1 SGB VIII zust&#228;ndig gewesen. Die Abmeldung des Kindsvaters zum 1. Januar 2011 habe eine Zust&#228;ndigkeit nach &#167; 86 Abs. 5 Satz 1 SGB VIII begr&#252;ndet, da nunmehr allein die Kindsmutter bestimmend gewesen sei. Mit dem Entzug des Sorgerechts am 27. Januar 2011 sei die Zust&#228;ndigkeit der Beklagten nach &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII festgeschrieben worden. Der Umzug der Kindsmutter im Juni 2013 in das Gebiet der Beigeladenen sei daher ohne Auswirkungen f&#252;r die Zust&#228;ndigkeit. Dies gelte auch vor dem Hintergrund der ge&#228;nderten Vorschrift zum 1. Januar 2014.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagte zu verurteilen, an sie die im Jugendhilfefall C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geb. 26. M&#228;rz 2009, vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember 2015 angefallenen Jugendhilfekosten in H&#246;he von 16.484,- Euro zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, dass die Beklagte ihr gegen&#252;ber bei unver&#228;nderten Umst&#228;nden auch &#252;ber den 31. Dezember 2015 hinaus f&#252;r die Gew&#228;hrung von Hilfe zur Erziehung in Form der Vollzeitpflege f&#252;r C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geboren am 26. M&#228;rz 2009, bis zur Vollendung dessen 18. Lebensjahres kostenerstattungspflichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, dass Beginn der Leistung nur der 1. April 2011 sein k&#246;nne. Pflegegeld sei erstmalig ab diesem Zeitpunkt gew&#228;hrt worden. Da die Eltern im April 2011 nicht mehr sorgeberechtigt gewesen seien, gelte &#252;ber &#167; 86 Abs. 3 SGB VIII die Vorschrift des &#167; 86 Abs. 2 Satz 2 SGB VIII, die auf den gew&#246;hnlichen Aufenthalt der Kindsmutter abstelle. Diese habe sich in Heinsberg aufgehalten, so dass sie nach &#167;&#160;86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII alter Fassung zust&#228;ndig gewesen sei. Der Umzug der Kindsmutter nach Bonn im April 2013 und nach Wesel im Juni 2013 habe deshalb nicht zu einer Zust&#228;ndigkeits&#228;nderung gef&#252;hrt. Diese sei aber mit der Neuregelung des &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII eingetreten. Die Vorschrift gelte ab Januar 2014 f&#252;r sie nicht mehr, denn es handele sich vorliegend gerade nicht um einen Fall von Aufenthalts&#228;nderungen nach Beginn der Leistung.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladene stellt keinen Antrag und f&#252;hrt aus, der Anspruch der Kl&#228;gerin sei begr&#252;ndet. Das Urteil des Bundesverwaltungsgericht vom 19. Oktober 2011 (5 C 25.10) zum Beginn der Leistung lasse ausdr&#252;cklich offen, ob auf das Einsetzen der Hilfe auch dann abgestellt werden m&#252;sse, wenn eine objektive Verz&#246;gerung der Leistungsbewilligung mit der Folge eines Zust&#228;ndigkeitswechsels vorliege. Hier habe die Beklagte die Antragsaufnahme verweigert, so dass Leistungsbeginn der Dezember 2010 sei. Zudem m&#252;sse der Zeitpunkt "<span style="text-decoration:underline">vor</span> Beginn der Leistung" ma&#223;geblich sein, dies sei regelm&#228;&#223;ig der Zeitpunkt der Antragstellung. Da der Antrag auf Bewilligung von Jugendhilfeleistungen auch schl&#252;ssig gestellt werden k&#246;nne, habe bereits am 13. Dezember 2010 ein ausreichender Antrag vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einen Anspruch auf Kostenerstattung gem&#228;&#223; &#167;&#160;89a Abs.&#160;1 SGB VIII f&#252;r den geltend gemachten Zeitraum gegen die Beklagte<em>,</em> auch ist ihr Feststellungsbegehren hinsichtlich der zuk&#252;nftig entstehenden Kosten begr&#252;ndet. Diese muss die Beklagte bei unver&#228;nderten Umst&#228;nden bis zum 18. Lebensjahr von C.&#160;&#160; erstatten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">&#167; 89a SGB VIII regelt die Kostenerstattung bei fortdauernder Vollzeitpflege. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;89a Abs. 1 S. 1 SGB VIII sind die Kosten, die ein &#246;rtlicher Tr&#228;ger aufgrund einer Zust&#228;ndigkeit nach &#167; 86 Abs. 6 SGB VIII aufgewendet hat, von dem &#246;rtlichen Tr&#228;ger zu erstatten, der zuvor zust&#228;ndig war oder gewesen w&#228;re. Nach &#167;&#160;89a Abs.&#160;3 SGB VIII wird, wenn sich w&#228;hrend der Gew&#228;hrung der Leistung nach Absatz&#160;1 der f&#252;r die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit nach &#167;&#160;86 Abs.&#160;1 bis 5 SGB VIII ma&#223;gebliche gew&#246;hnliche Aufenthalt &#228;ndert, der &#246;rtliche Tr&#228;ger kostenerstattungspflichtig, der ohne Anwendung des &#167;&#160;86 Abs.&#160;6 SGB VIII &#246;rtlich zust&#228;ndig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;86 Abs.&#160;6 SGB VIII ist oder wird abweichend von &#167;&#160;86 Abs.&#160;1 bis 5 SGB VIII der &#246;rtliche Tr&#228;ger zust&#228;ndig, in dessen Bereich die Pflegeperson ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher zwei Jahre bei einer Pflegeperson lebt und sein Verbleib bei dieser Pflegeperson auf Dauer zu erwarten ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Seit Dezember 2010 ist C.&#160;&#160; bei seinem Onkel in H&#252;ckelhoven untergebracht, somit wurde die Kl&#228;gerin ab Dezember 2012 gem. &#167;&#160;86 Abs.&#160;6 SGB VIII &#246;rtlich zust&#228;ndig. In der Zeit vor Dezember 2010 ist noch nicht von einem gew&#246;hnlichen Aufenthalt von C.&#160;&#160; bei seinem Onkel auszugehen, weil diese Aufenthalte immer nur vor&#252;bergehend waren und die Kindsmutter bestrebt war, C.&#160;&#160; bei sich zu haben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat aufgrund ihrer Zust&#228;ndigkeit nach &#167;&#160;86 Abs.&#160;6 SGB VIII Hilfe zur Erziehung in Form der Vollzeitpflege gem. &#167;&#167;&#160;27, 33 SGB VIII erbracht, und in Anwendung von &#167; 89a SGB VIII erstattete die Beklagte die Jugendhilfeaufwendungen der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit bis 31. Dezember 2013, weil sie als &#246;rtlicher Tr&#228;ger der Jugendhilfe zuvor zust&#228;ndig gewesen war.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Erstattungspflicht der Beklagten geht aber &#252;ber diesen Zeitpunkt hinaus. Sie ist auch zuk&#252;nftig bei unver&#228;nderten Umst&#228;nden gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin kostenerstattungspflichtig hinsichtlich der Aufwendungen, die im Jugendhilfefall C.&#160;&#160; A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bis zu dessen 18. Lebensjahr erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Beklagte zu Recht darauf verwiesen, dass mit der Neuregelung des &#167;&#160;86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII zum 1. Januar 2014 ein Wechsel von einer statischen zu einer dynamischen Zust&#228;ndigkeitsbestimmung einherging.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzgeber hat in &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII mit Wirkung zum 1. Januar 2014 drei Worte eingef&#252;gt und die Norm wie folgt gefasst: &#8222;Solange <span style="text-decoration:underline">in diesen F&#228;llen</span> die Personensorge beiden Elternteilen gemeinsam oder keinem Elternteil zusteht, bleibt die bisherige Zust&#228;ndigkeit bestehen.&#8220; &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII ist nunmehr dahingehend zu verstehen, dass die bisherige Zust&#228;ndigkeit nur dann bestehen bleibt, wenn die Elternteile nach &#167; 86 Abs. 5 Satz 1 SGB VIII verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte erstmals nach Beginn der Leistung begr&#252;nden; &#167;&#160;86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII bezieht sich demnach nur noch auf F&#228;lle, in denen auch &#167; 86 Abs. 5 Satz 1 SGB VIII tatbestandlich gegeben ist; die bisher hierzu ergangene Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist aufgrund des ge&#228;nderten Gesetzeswortlauts nicht mehr anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts fand, sofern keinem Elternteil das Sorgerecht zustand (&#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII a.F.), die Vorschrift in allen Fallgestaltungen Anwendung, in denen die Elternteile nach Beginn der Leistung verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte besa&#223;en. Anders verhielt es sich nur f&#252;r die F&#228;lle des - hier nicht vorliegenden - gemeinsamen Sorgerechts der Eltern, weil &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 1 SGB VIII a.F. dahin auszulegen war, dass die Vorschrift auf die Voraussetzungen des &#167; 86 Abs. 5 Satz 1 Halbsatz 1 SGB VIII in vollem Umfang Bezug nahm und damit auch ein (erstmaliges) Begr&#252;nden verschiedener gew&#246;hnlicher Aufenthalte nach Leistungsbeginn voraussetzte. &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII a.F., der die F&#228;lle des fehlenden Sorgerechts beider Elternteile nach Leistungsbeginn regelte, fand hingegen auch dann Anwendung, wenn die Elternteile zu Beginn der Leistung bereits verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte besa&#223;en und nicht erstmalig nach Beginn der Leistung begr&#252;ndeten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 14. November 2013 - 5 C 34.12 -, BVerwGE 148, 242, juris, m.w.N.; kritisch hierzu Lange in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB VIII, 2. Aufl. 2018, &#167; 86 SGB VIII, Rn. 127.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der &#167; 86 SGB VIII a.F. zugrunde liegenden Konzeption w&#228;re es zuwidergelaufen, den Geltungsbereich des Absatzes 5 Satz 2 Alt. 2 a.F. durch eine entsprechende Inbezugnahme nicht nur des Merkmals &#8222;nach Beginn der Leistung&#8220; im Sinne des Absatzes 5 Satz 1 Halbsatz 1, sondern auch der darin vorgesehenen weiteren Ankn&#252;pfungstatsache der erstmaligen Begr&#252;ndung verschiedener gew&#246;hnlicher Aufenthalte der Elternteile auf die zuvor allein von Absatz 1 Satz 1 erfassten Fallgestaltungen zu reduzieren. Die Konzeption des &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII a.F. gr&#252;ndete auf dem Umstand, dass die individuellen Jugendhilfeleistungen nach dem SGB VIII, die Eltern in Anerkennung ihrer in Art. 6 Abs. 2 Satz 1 GG beruhenden Verantwortung gew&#228;hrt werden, darauf ausgerichtet sind, die Erziehungsf&#228;higkeit der Elternteile zu st&#228;rken und ihre erzieherische Kompetenz zu f&#246;rdern, um auf diese Weise eine eigenst&#228;ndige Wahrnehmung der elterlichen Erziehungsverantwortung zu erm&#246;glichen (vgl. &#167; 37 Abs. 1 Satz 2 SGB VIII). Die Bestimmungen verfolgten das Ziel, durch eine grunds&#228;tzliche Ankn&#252;pfung an den gew&#246;hnlichen Aufenthalt der Erziehungsverantwortlichen eine effektive Aufgabenwahrnehmung sicherzustellen. Die regelm&#228;&#223;ig erforderliche enge und kontinuierliche Zusammenarbeit des Tr&#228;gers der &#246;ffentlichen Jugendhilfe mit den Eltern wird gerade durch dessen r&#228;umliche N&#228;he zu ihrem Aufenthaltsort erm&#246;glicht und beg&#252;nstigt. Hingegen bedurfte es eben dieser r&#228;umlichen N&#228;he im Falle, dass kein Elternteil (mehr) das Sorgerecht hatte (&#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Art. 2 SGB VIII a.F.), regelm&#228;&#223;ig nicht. Gerade in F&#228;llen, in denen die Erziehungsverantwortung (vgl. &#167; 1626 Abs. 1, &#167; 1631 Abs. 1 BGB) infolge des Entzugs der elterlichen Sorge nicht bei den Eltern lag und sich das Kind oder der Jugendliche regelm&#228;&#223;ig auch nicht bei einem Elternteil aufhielt, bestand keine Notwendigkeit, die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit weiterhin an den (k&#252;nftigen) gew&#246;hnlichen Aufenthalt eines Elternteils zu binden und sie mit diesem &#8222;mitwandern&#8220; zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 19. Oktober 2011 - 5 C 25.10 -, BVerwGE 141, 77, juris, und vom 14. November 2013 - 5 C 34.12 -, a.a.O.; OVG NRW, Urteil vom 15. Dezember 2015 - 12 A 2645/14 -, juris; VG Aachen, Urteil vom 11. M&#228;rz 2010 - 1 K 265/07 -, juris, Rn. 26.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Diese Rechtsprechung ist aufgrund der neuen Rechtslage nicht mehr anzuwenden. Durch die Gesetzes&#228;nderung regelt &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 Alt. 2 SGB VIII daher nicht mehr alle F&#228;lle, in denen die Eltern keinen gemeinsamen gew&#246;hnlichen Aufenthalt haben und keinem Elternteil das Sorgerecht zusteht, unabh&#228;ngig davon, wann die unterschiedlichen gew&#246;hnlichen Aufenthalte begr&#252;ndet wurden. Vielmehr greift bei einem Wohnortwechsel eines Elternteils, wenn schon zu Beginn der Leistung verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte der Eltern vorlagen, &#167; 86 Abs. 3 SGB VIII und sorgt mit seiner Verweisung nach &#167; 86 Abs. 2 Satz 2 SGB VIII daf&#252;r, dass die Zust&#228;ndigkeit grunds&#228;tzlich dynamisch an den gew&#246;hnlichen Aufenthalt des Elternteils gebunden ist, bei dem das Kind vor Beginn der Leistung zuletzt seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hatte.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu VG W&#252;rzburg, Urteil vom 18. Mai 2017 - W 3 K 16.332 -, juris, Rn. 39, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch f&#252;r die F&#228;lle, in denen die Gesetzes&#228;nderung - wie hier - laufende Jugendhilfeleistungen betrifft und ohne &#196;nderung in den tats&#228;chlichen oder rechtlichen Verh&#228;ltnissen der involvierten Personen allein auf Grund einer Gesetzeserg&#228;nzung ein Zust&#228;ndigkeitswechsel eintreten soll. Eine Ausschlussregelung f&#252;r bestehende F&#228;lle wurde nicht geschaffen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vgl. Lange in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB VIII, 2. Aufl. 2018, &#167; 86 SGB VIII, Rn. 133, mit Verweis auf das DIJuF-Rechtsgutachten vom 12. Januar 2015 - J 8.110/J 9.230 DE -, JAmt 2015, 200 ff.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl bleibt die Zust&#228;ndigkeit der Beklagten auch unter Beachtung der obigen Ma&#223;st&#228;be weiterhin nach &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 2. Alt. SGB VIII bestehen, denn die Elternteile haben verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte nach Beginn der Leistung im Sinne von Abs. 5 Satz 1 begr&#252;ndet. Der Ansatz der Beklagten, dies sei bereits vor Beginn der Leistung erfolgt, weil Leistungsbeginn nur der April 2011 sein k&#246;nne, geht fehl.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Als Beginn der Leistung i. S. v. &#167; 86 SGB VIII ist das Einsetzen der Hilfegew&#228;hrung und damit grunds&#228;tzlich der Zeitpunkt anzusehen, ab dem die konkrete Hilfeleistung tats&#228;chlich gegen&#252;ber dem Hilfeempf&#228;nger erbracht wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 19. Oktober 2011 - 5 C 25.10 -, BVerwGE 141, 77; OVG NRW, Beschluss vom 21. M&#228;rz 2014 - 12 A 1211/12 -, juris, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Ansatz kann nur die tats&#228;chliche Zahlung von Pflegegeld ab April 2011 als Beginn der Leistung angesehen werden mit der Folge, dass - die Personensorge stand zu diesem Zeitpunkt keinem Elternteil zu - &#252;ber &#167; 86 Abs. 3 SGB VIII die Vorschrift des &#167; 86 Abs. 2 Satz 2 SGB VIII zur Anwendung kommt, so dass mit dem Fortzug der Kindsmutter in das Gebiet der Beigeladenen deren Zust&#228;ndigkeit ab 1. Januar 2014 begr&#252;ndet wurde. &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII ist nicht einschl&#228;gig, weil die Eltern bereits vor April 2011 verschiedene gew&#246;hnliche Aufenthalte begr&#252;ndet hatten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vorliegend gilt jedoch ein anderer Zeitpunkt. Das Bundesverwaltungsgericht hat in seinem Urteil vom 19. Oktober 2011 ausdr&#252;cklich offen gelassen, ob von dem grunds&#228;tzlich ma&#223;geblichen Zeitpunkt der tats&#228;chlichen Leistungsgew&#228;hrung eine Ausnahme zu machen ist f&#252;r den Fall, dass eine objektive Verz&#246;gerung der Leistungsbewilligung durch den Jugendhilfetr&#228;ger feststellbar ist und dies zu einer anderen Zust&#228;ndigkeit bzw. Kostentr&#228;gerschaft f&#252;hren w&#252;rde. Ein solcher Fall liegt hier vor.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat bereits im November 2010 das Jugendamt der Beklagten um Unterst&#252;tzung gebeten und damit einen konkludenten Antrag gestellt. Wenn die Beklagte sich darauf beruft, die konkrete Frage nach einer Hilfe zur Erziehung sei von C1.&#160;&#160;&#160; Onkel im Nachgang abschl&#228;gig beschieden worden, verkennt sie, dass aus dessen Sicht damit (nur) eine tats&#228;chliche p&#228;dogische Erziehungshilfe und nicht auch eine finanzielle Hilfe verbunden gewesen w&#228;re. Sp&#228;testens mit der Unterbringung C1.&#160;&#160;&#160; im Haushalt des Onkels im Dezember 2010 w&#228;re die Beklagte gehalten gewesen, auf den Bezug von Pflegegeld hinzuweisen. Dies folgt bereits aus den Mitwirkungspflichten der &#167;&#167; 16 und 17 SGB I. Nach ihren eigenen Angaben im Verfahren 1 K 1010/14 hat die Beklagte Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; jedoch erst im April 2011 dahingehend belehrt, dass die Zahlung von Geldleistungen das Vorliegen der Voraussetzungen der &#167;&#167; 27 ff. SGB VIII voraussetzt mit der Folge, dass dieser nunmehr die Erziehungsnotwendigkeit bejahte, um finanzielle Unterst&#252;tzung zu erhalten. Warum die Beklagte diese Belehrung nicht bereits im November oder Dezember 2010 vorgenommen hat, erschlie&#223;t sich nicht. Angesichts des Einverst&#228;ndnisses der Kindsmutter mit der &#220;bertragung der Personensorge auf ihren Bruder im Januar 2011 ist zudem davon auszugehen, dass sie f&#252;r ihren Bruder einen entsprechenden Antrag auch Ende 2010 gestellt h&#228;tte. Schlie&#223;lich h&#228;tte die Beklagte anl&#228;sslich ihres Antrags an das Amtsgericht Heinsberg vom 23. Dezember 2010, den Entzug der elterlichen Sorge der Kindsmutter betreffend, Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe gew&#228;hren m&#252;ssen. Der Antrag erl&#228;utert umfassend den notwendigen Bedarf der Unterbringung des Kindes bei seinem Onkel und macht deutlich, dass - anders als in den Zeitr&#228;umen davor, in denen das Kind nur vor&#252;bergehend bei Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und dessen Lebensgef&#228;hrtin verweilte - nunmehr C.&#160;&#160; auf Dauer dort bleiben solle. Best&#228;tigt wird diese Annahme durch das Protokoll der Anh&#246;rung vom 20. Januar 2011 vor dem Amtsgericht Heinsberg hinsichtlich des Sorgerechtsentzugs. In Anwesenheit von Vertretern der Beklagten wies Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; laut Protokoll auf den finanziellen Bedarf hin, der durch die Aufnahme C1.&#160;&#160;&#160; entstanden sei, und f&#252;hrte ausdr&#252;cklich aus, es m&#252;ssten noch Kindergeld und weitere Leistungen f&#252;r C.&#160;&#160; beantragt werden.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Trotz dieses offenkundigen Bedarfs und der konkludenten Antragstellung in der Zeit, bevor der Kindsmutter mit Beschluss vom 27. Januar 2011 die Personensorge entzogen worden war, leistete die Beklagte keine Hilfe, so dass ein Fall der objektiven Verz&#246;gerung der Leistungsbewilligung festzustellen ist, der angesichts des ge&#228;nderten &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII zum Wechsel der Kostentr&#228;gerschaft ab 1. Januar 2014 - zu Lasten der Beigeladenen - f&#252;hrt. In einem solchen Fall h&#228;lt die Kammer eine Abweichung von der grunds&#228;tzlichen Ma&#223;geblichkeit der tats&#228;chlichen Leistungsgew&#228;hrung f&#252;r geboten. Der Beginn der Leistung muss insoweit vorverlagert werden auf den Zeitpunkt, zu dem die Beklagte gehalten gewesen w&#228;re, zu leisten. Dies ist hier zumindest der Dezember 2010. Die Eltern von C.&#160;&#160; haben bei einem solchen Ansatz gem&#228;&#223; &#167; 86 Abs. 5 Satz 1 SGB VIII nach Beginn der Leistung verschiedene Aufenthalte begr&#252;ndet - der Vater wurde zum 1. Januar 2011 nach unbekannt abgemeldet, die (noch) personensorgeberechtigte Kindsmutter hatte ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in Heinsberg -, und &#252;ber &#167; 86 Abs. 5 Satz 2 SGB VIII verbleibt es auch mit der Neuregelung der Vorschrift bei der Zust&#228;ndigkeit der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen ist die Beklagte auch dann gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin erstattungspflichtig, wenn man unter Beginn der Leistung nur die tats&#228;chliche Leistungsgew&#228;hrung versteht. Denn mit der Unterbringung von C.&#160;&#160; bei seinem Onkel am 13. Dezember 2010 erbrachte die Beklagte eine eigenst&#228;ndige Leistung der Hilfe zur Erziehung nach &#167; 33 SGB VIII gegen&#252;ber der Kindsmutter. Die Erziehungsnotwendigkeit war offensichtlich, denn die Lage von C.&#160;&#160; und seinen Eltern waren der Beklagten bekannt. Dies ergibt sich bereits nach Aktenlage aus den Aufzeichnungen der zust&#228;ndigen Mitarbeiterin der Beklagten, Frau H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Diese erhielt schon im September 2010 einen Anruf der Betreuerin der Kindsmutter und vermerkte, dass im Notfall Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und seine Lebensgef&#228;hrtin bereit seien, C.&#160;&#160; aufzunehmen. Es folgen weitere Vermerke &#252;ber die Schwierigkeit der Kindsmutter, eine Therapie durchzustehen, &#252;ber die Frage, wo und wie lange C.&#160;&#160; untergebracht werden k&#246;nne und ob C.&#160;&#160; bei seiner Mutter in einer Klinik sein solle. Auch ist vermerkt, wie die Lebensgef&#228;hrtin von Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die vor&#252;bergehende Unterbringung von C.&#160;&#160; mit ihrer Arbeitst&#228;tigkeit vereinbaren k&#246;nne, zudem ihre Auffassung, C.&#160;&#160; sei nicht altersentsprechend entwickelt. Schlie&#223;lich ist festgehalten, dass die Kindsmutter im November 2010 den Jungen bei sich in der Klinik haben m&#246;chte, gegen den Willen der C.&#160;&#160; bis dahin betreuenden Lebensgef&#228;hrtin von Herrn A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Angesichts dieser Erkenntnisse auf Seiten der Beklagten kann sich diese nachtr&#228;glich nicht darauf berufen (so ihr Vortrag im Verfahren 1 K 1010/14 vom 9. Juli 2014), die mit Antrag vom 23. Dezember 2010 begehrte &#220;bertragung der elterlichen Sorge zum Zwecke der rechtlichen Vertretung eines Kindes lasse keine Erziehungsnotwendigkeit im Sinne des &#167; 33 SGB VIII vermuten, im Gegensatz zum Sorgerechtsentzug wegen Erziehungsunf&#228;higkeit der Eltern, und die gerichtliche Antrag folge nur aufgrund der Zust&#228;ndigkeitsregelungen in &#167;&#167; 87b, 50 SGB VIII. Vielmehr musste sich in einem Fall wie hier die Erziehungsnotwendigkeit gerade aufdr&#228;ngen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dem stehen auch nicht die gerichtlichen Feststellungen im Verfahren 1 K 1010/14 entgegen. Soweit in der m&#252;ndlichen Verhandlung darauf hingewiesen wurde, Herr A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; habe unstreitig ab 1. April 2011 deutlich gemacht, den Anspruch auf Pflegegeld und Vollzeitpflege gegen&#252;ber der Beklagten durchsetzen zu wollen, besagt dies nicht, dass im Zeitraum davor eine entsprechende Antragstellung auszuschlie&#223;en ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 3,&#160;162 Abs.&#160;3, 188 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#160;709 ZPO.</p>
171,318
lsgnrw-2018-12-20-l-1-kr-60118-b
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 1 KR 601/18 B
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:52
2019-02-12T13:44:39
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:2018:1220.L1KR601.18B.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen den Beschluss des Sozialgerichts K&#246;ln vom 21.08.2018 wird als unzul&#228;ssig verworfen. Kosten sind f&#252;r das Beschwerdeverfahren nicht zu erstatten. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird abgelehnt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Der 1967 geborene Kl&#228;ger wendet sich gegen die Ablehnung der Bewilligung von Prozesskostenhilfe (PKH) f&#252;r das Klageverfahren S 9 KR 632/18 beim Sozialgericht K&#246;ln. In diesem Klageverfahren r&#252;gt er die Beitragseinstufung der Beklagten hinsichtlich der von ihm zu zahlenden Beitr&#228;ge f&#252;r seine bei der Beklagten bestehende freiwillige Kranken- und Pflegeversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 21.08.2018 hat das Sozialgericht die Bewilligung von PKH abgelehnt. Die beabsichtigte Rechtsverfolgung biete keine hinreichende Aussicht auf Erfolg, weil die Beitragseinstufung durch die Beklagte nicht zu beanstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen den ihm am 25.08.2018 zugestellten Beschluss hat der Kl&#228;ger mit einfacher E-Mail vom 26.08.2018 beim Sozialgericht K&#246;ln "Berufung" eingelegt. Er hat f&#252;r das Berufungsverfahren und die Begr&#252;ndung der Berufung Prozesskostenhilfe unter Beiordnung eines Rechtsanwalts beantragt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger mit Schreiben vom 03.09.2018 darauf hingewiesen, dass die per einfacher E-Mail eingelegte Beschwerde nicht zul&#228;ssig sei. Die bei Erhebung der Beschwerde einzuhaltenden Formerfordernisse erg&#228;ben sich aus der dem angefochtenen Beschluss beigef&#252;gten Rechtsmittelbelehrung. Es werde anheim gestellt, die Beschwerde formgerecht einzulegen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II. Der Senat verwirft die vom Kl&#228;ger als "Berufung" bezeichnete Beschwerde gegen den Beschluss des Sozialgerichts K&#246;ln vom 21.08.2018 gem&#228;&#223; &#167; 202 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz (SGG) i. V. m. &#167; 572 Abs. 2 Satz 2 Zivilprozessordnung (ZPO) als unzul&#228;ssig, weil die Beschwerde nicht innerhalb der gesetzlichen Frist erhoben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 173 Satz 1 SGG ist die Beschwerde binnen eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle einzulegen. Der Beschluss ist dem Kl&#228;ger am 25.08.2018 zugestellt worden. Der Kl&#228;ger hat jedoch innerhalb der am 25.09.2018 endenden Beschwerdefrist (&#167; 64 Abs. 1, 2 und 3 SGG), keine dem Schriftformerfordernis gen&#252;gende Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zwar kann die Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 65a Abs. 1 SGG in der ab dem 01.01.2018 geltenden Fassung nach Ma&#223;gabe der Abs. 2 bis 6 auch als elektronisches Dokument bei Gericht eingereicht werden. Allerdings muss das elektronische Dokument f&#252;r die Bearbeitung durch das Gericht geeignet sein (&#167; 65a Abs. 2 Satz 1 SGG). Das elektronische Dokument muss zudem mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein oder von der verantwortenden Person (einfach) signiert und auf einem sicheren &#220;bermittlungsweg eingereicht werden (&#167; 65a Abs. 3 und 4 SGG). Ein elektronisches Dokument ist eingegangen, sobald es auf der f&#252;r den Empfang bestimmten Einrichtung des Gerichts gespeichert ist. Ist ein elektronisches Dokument f&#252;r das Gericht zur Bearbeitung nicht geeignet, ist dies dem Absender unter Hinweis auf die Unwirksamkeit des Eingangs und die geltenden technischen Rahmenbedingungen unverz&#252;glich mitzuteilen (&#167; 65a Abs. 6 SGG).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die am 26.08.2018 beim Sozialgericht eingegangene E-Mail des Kl&#228;gers, mit welcher dieser - ohne entsprechende Signatur und ohne Nutzung eines sicheren &#220;bermittlungswegs - sinngem&#228;&#223; Beschwerde gegen den Beschluss des Sozialgerichts eingelegt hat, gen&#252;gt diesen Anforderungen nicht. Der Senat hat dies dem Kl&#228;ger auch unverz&#252;glich mitgeteilt und darauf hingewiesen, dass die Beschwerde damit nicht wirksam erhoben ist und ihn erneut auf die geltenden technischen Rahmenbedingungen aufmerksam gemacht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf PKH f&#252;r das vorliegende Beschwerdeverfahren war ebenfalls abzulehnen. Nach &#167; 73a SGG i. V. m. &#167; 114 ZPO kann PKH f&#252;r die "Prozessf&#252;hrung" gew&#228;hrt werden. Hierunter ist das eigentliche Streitverfahren zu verstehen, nicht aber das PKH-Pr&#252;fungsverfahren, in welchem lediglich &#252;ber die Gew&#228;hrung staatlicher Hilfe f&#252;r den Antragsteller zu befinden ist (vgl. LSG NRW, Beschl. v. 17.01.2014 - L 1 KR 536/13 B -, juris Rn.; BayLSG, Beschl. v. 28.11.2011 - L 11 AS 606/11 B PKH -, juris Rn. 10; Schmidt in Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer/Schmidt, SGG, 12. Aufl., &#167; 73a Rn. 2b).&amp;8232;&amp;8232;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens sind nicht erstattungsf&#228;hig (&#167; 127 Abs. 4 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 177 SGG).</p>
171,317
lg-koln-2018-12-20-36-o-14718
{ "id": 812, "name": "Landgericht Köln", "slug": "lg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
36 O 147/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:52
2019-02-12T13:44:39
Urteil
ECLI:DE:LGK:2018:1220.36O147.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte zu 2) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 66.640,00 &#8364; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018 zu zahlen, abz&#252;glich einer Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he von 0,266 &#8364; f&#252;r jeden ab Kilometerstand 0 km mit dem nachbezeichneten Fahrzeug bis zur R&#252;ckgabe gefahrenen Kilometer, Zug um Zug gegen &#220;bereignung und Herausgabe des Fahrzeuges VW Touareg Edition, 3.0 l V-6 TDI, FIN: #####.</p> <p>Die Beklagte zu 2) wird weiter verurteilt, an den Kl&#228;ger 3.718,53 EUR&#160; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte zu 2) wird weiter verurteilt, an den Kl&#228;ger au&#223;ergerichtliche Rechtsverfolgungskosten in H&#246;he von 1.954,46 EUR&#160; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018 zu zahlen.</p> <p>Es wird festgestellt, dass die Beklagte zu 2) sich mit der R&#252;cknahme des Pkw des Kl&#228;gers, VW Touareg Edition, 3.0 l V-6 TDI, FIN: #####, in Annahmeverzug befindet.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Gerichtskosten und die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers tragen der Kl&#228;ger zu zwei Dritteln und die Beklagte zu 2) zu einem Drittel. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1) und zu 3) tr&#228;gt der Kl&#228;ger, die Beklagte zu 2) tr&#228;gt ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 120&#160;% des zu vollstreckenden Betrages.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht gegen die Beklagten einen R&#252;ckabwicklungsanspruch betreffend den Kauf eines Reimport-Pkw der Marke VW Touareg geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, von Beruf selbstst&#228;ndiger Diplom-Ingenieur, bestellte mit Kaufvertrag &#252;ber ein Neufahrzeug vom 22.07.2015 (Bl. 101, 101 R GA) bei dem Beklagten zu 1), der gewerblich mit Fahrzeugen handelt, einen Neuwagen des Typs VW Touareg Edition V6 3,0 TDI, Schadstoffnorm Euro 6, zu einem Kaufpreis von 66.640,00 &#8364; brutto. Das Fahrzeug sollte als Reimportfahrzeug von dem Beklagten zu 1) aus Finnland importiert und sodann an den Kl&#228;ger &#252;bereignet werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger mit dem Beklagten zu 1) den Kaufvertrag &#252;ber das vorbezeichnete Fahrzeug abgeschlossen hatte wurde im September 2015 in den Medien der sog. &#8222;VW Abgasskandal&#8220; bekannt. Dieser bezog sich zun&#228;chst auf den nachfolgend zusammengefassten Sachverhalt, der dem Gericht aus der Berichterstattung in den allgemein zug&#228;nglichen Medien sowie aus anderen, diesbez&#252;glich anh&#228;ngigen Rechtsstreitigkeiten bekannt ist :</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zum Nachweis, dass ein Kraftfahrzeug bei seinem Betrieb die europaweit einheitlich festgesetzten Abgasgrenzwerte einh&#228;lt, muss das Fahrzeug &#252;ber eine Typgenehmigung gem&#228;&#223; Art. 4 Abs. 1 der "Verordnung (EG) Nr.&#160;715/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 20.&#160;Juni 2007 &#252;ber die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen hinsichtlich der Emissionen von leichten Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen (...) und &#252;ber den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen f&#252;r Fahrzeuge" (im Folgenden:&#160; VO (EG) 715/2007) verf&#252;gen. Die zur Erteilung dieser Typgenehmigung durchgef&#252;hrte Pr&#252;fung der Abgasgrenzwerte erfolgt nicht durch Messungen der tats&#228;chlichen Werte w&#228;hrend des Regelbetriebes eines Fahrzeugs, sondern in einem europaweit festgelegten einheitlichen Testverfahren, dem Neuen Europ&#228;ischen Fahrzyklus (NEFZ), auf einem Pr&#252;fstand.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Zusammenhang mit diesem Pr&#252;fstandsverfahren kam zun&#228;chst im Jahr 2015 ans Licht, dass die von der Beklagten zu 2) und ihren Konzernt&#246;chtern hergestellten Fahrzeuge mit Motoren der Baureihe EA 189 eine spezielle Motorsteuerungssoftware implementiert worden war, welche erkannte, wann ein Fahrzeug das Pr&#252;fstandsverfahren durchlief und daraufhin den Schadstoffaussto&#223; durch den Wechsel in einen besonderen Betriebsmodus reduzierte. Hinsichtlich dieser bei den Motoren der EA 189-Baureihe implementierten Software kam das Kraftfahrt-Bundesamt (im Folgenden: KBA) mit Bescheid vom 15.10.2015 zu dem Ergebnis, dass es sich um eine unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung handele, und erlegte der Beklagten zu 2) deshalb auf, die Software aus allen betroffenen Kfz zu entfernen sowie geeignete Ma&#223;nahmen zur Wiederherstellung der Vorschriftsm&#228;&#223;igkeit der Fahrzeuge zu ergreifen. Die Beklagte zu 2) entwickelte daraufhin in der Folgezeit f&#252;r die betroffenen Fahrzeugtypen jeweils Software-Updates, welche die nach Auffassung des KBA aufgrund der Abschalteinrichtung mit einem technischen Mangel behafteten Fahrzeuge wieder in einen ordnungsgem&#228;&#223;en Zustand versetzen sollen. Die betroffenen Fahrzeuge wurden sodann seitens der Beklagten zu 2) chargenweise zur&#252;ckgerufen, um das Software-Update durchf&#252;hren zu k&#246;nnen. Soweit die Eigent&#252;mer der Fahrzeuge in Einzelf&#228;llen die Durchf&#252;hrung des Software-Updates verweigerten, ist es gerichtsbekannt mittlerweile zu Stilllegungsverf&#252;gungen der zust&#228;ndigen Kfz-Zulassungs&#228;mter betreffend diese Fahrzeuge gekommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Motor des streitbefangenen Pkw geh&#246;rt nicht zur Baureihe EA 189, was auch dem Kl&#228;ger bekannt war. Nachdem jedoch der Kl&#228;ger, der zu diesem Zeitpunkt noch auf das bei dem Beklagten zu 1) bestellte Fahrzeug wartete, von dem vorstehend beschriebenen "VW-Abgasskandal" Kenntnis erlangt hatte richtete er mit E-Mail vom 22.09.2015 (Bl. 103 GA) an einen Mitarbeiter des Beklagten zu 1) die Anfrage, ob es m&#246;glich sei, dass die derzeit in der Presse besprochene &#8220;Schummelei bei den Abgaswerten im Hause VW&#8220; auch auf sein Fahrzeug zutreffen k&#246;nne und ihm hierdurch Nachteile entstehen k&#246;nnten. Mit E-Mail vom gleichen Tage antwortete der Mitarbeiter des Beklagten zu 1), dass es sich bei dem Motor in dem von dem Kl&#228;ger bestellten Fahrzeug nicht um denjenigen handelte, der von dem Abgasskandal betroffen sei; man gehe davon aus, dass es sich VW nicht erlauben k&#246;nne, die betroffenen Motoren in der aktuellen Produktion weiter zu verwenden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit weiterer E-Mail vom 22.09.2015 (Bl. 105 GA) wandte sich der Kl&#228;ger an die Beklagte zu 2) mit der Anfrage, ob das von ihm bestellte Fahrzeug mit einer Software versehen sei,&#160; &#8222;die &#252;ber Verbrauchswerte t&#228;uscht&#8220;, oder ob er einen Neuwagen mit einer korrekt arbeitenden Software erhalte. Da die Beklagte zu 2) diese Anfrage zun&#228;chst nicht beantwortete, begehrte der Kl&#228;ger vor Abnahme des Fahrzeugs von dem&#160; Beklagten zu 1) die Unterzeichnung einer vorformulierten schriftlichen Erkl&#228;rung, derzufolge der Kl&#228;ger das Fahrzeug, da nicht ausgeschlossen werden k&#246;nne, dass es &#8222;fehlerhafte Abgaswerte&#8220; aufweise, nur unter Vorbehalt annehme und sich &#8222;f&#252;r den Fall fehlerhafter Abgaswerte&#8220; die Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen vorbehalte; wegen des genauen Wortlauts wird auf die Ablichtung Bl. 106 GA Bezug genommen. Nachdem sowohl der Kl&#228;ger als auch der Beklagte zu 1) diese Erkl&#228;rung mit Datum vom 03.11.2015 unterzeichnet hatten, nahm der Kl&#228;ger das Fahrzeug am 20.11.2015 entgegen. Mit E-Mail vom 04.12.2015 beantwortete sodann die Beklagte zu 2) die E-Mail des Kl&#228;gers vom 22.09.2015, und zwar unter anderem mit folgenden Ausf&#252;hrungen (Bl. 107 GA): &#8222;Daher m&#246;chten wir Ihnen mit diesem Schreiben versichern, dass Ihr Volkswagen Touareg nicht von der Abweichung der Abgaswerte betroffen sind ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 08.12.2017 ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt auch f&#252;r Fahrzeuge des streitgegenst&#228;ndlichen Typs VW Touareg 3.0 l Diesel Euro 6 einen verpflichtenden R&#252;ckruf an. In der Verlautbarung hierzu (Bl. 126 GA) teilte das KBA mit:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">"Bei der &#220;berpr&#252;fung des VW Touareg 3,0 l Diesel Euro 6 durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden zwei unzul&#228;ssige Abschalteinrichtungen nachgewiesen. Im Pr&#252;fzugzyklus NEFZ springt bei diesen Fahrzeugen zum einen eine sogenannte schadstoffmindernde Aufw&#228;rmstrategie an, die &#252;berwiegend im realen Verkehr nicht aktiviert wird. Zum anderen wurde bei Fahrzeugen mit SCR-Katalysator eine Strategie eingesetzt, die die Nutzung von AdBlue unter bestimmten Bedingungen unzul&#228;ssig einschr&#228;nkt. Dass KBA hat deshalb am 8. Dezember 2017 einen verpflichtenden R&#252;ckruf dieser Fahrzeuge angeordnet, um die Vorschriftsm&#228;&#223;igkeit der produzierten Fahrzeuge wieder herzustellen."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erfuhr zun&#228;chst im Januar 2018 aus der Presse, dass auch in den von ihm erworbenen PKW eine vom KBA als verbotene Abschalteinrichtung eingestufte Software implementiert war. Mit Schreiben aus Februar 2018 (Bl. 125, 125 R GA) informierte die Beklagte zu 2) den Kl&#228;ger, dass sein Fahrzeug von der R&#252;ckrufaktion betroffen sei und teilte ihm mit, dass er sich zur Durchf&#252;hrung eines Software-Updates an einen VW-Vertragspartner wenden m&#246;ge. Der Kl&#228;ger hat dieses Software-Update bislang nicht durchf&#252;hren lassen, zum einen, weil er meint, dass auch nach Durchf&#252;hrung des Updates die Abgasgrenzwerte nicht vorschriftsm&#228;&#223;ig eingehalten w&#252;rden, zum anderen, weil er Folgesch&#228;den f&#252;r sein Fahrzeug bef&#252;rchtet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit anwaltlichen Schreiben vom 31.01.2018 erkl&#228;rte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber dem Beklagten zu 1) die Anfechtung seiner Vertragserkl&#228;rung zum streitgegenst&#228;ndlichen Kaufvertrag sowie den R&#252;cktritt vom Kaufvertrag. Mit anwaltlichen Schreiben vom gleichen Tage an die Beklagten zu 2) und zu 3) forderte er diese zur Schadensersatzleistung im Hinblick auf die in dem Fahrzeug eingebaute Motorsteuerungssoftware erfolglos auf. Die Beklagten wiesen die geltend gemachten Anspr&#252;che zur&#252;ck. Eine Frist zur Nacherf&#252;llung hat der Kl&#228;ger den Beklagten zuvor nicht gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erwarb f&#252;r das streitbefangene Fahrzeug einen Satz Winterreifen zum Preis von 1.846,53 &#8364;. Unter dem 29.12.2015 schloss er f&#252;r das Fahrzeug eine Garantieversicherung zum Preis von 1.872,00 &#8364; ab (Bl. 109 GA).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, dass in dem von ihm erworbenen streitgegenst&#228;ndlichen Pkw entsprechend den Feststellungen des Kraftfahrt-Bundesamtes mindestens eine verbotene Abschaltinrichtung im Sinne des Art. 5 Abs. 2 a) der Verordnung (EG) Nr. 715/2007 verwendet werde. Zum einen springe die sogenannte "schadstoffmindernde Aufw&#228;rmstrategie" des Fahrzeugs nur im Pr&#252;fstandsverfahren an, w&#228;hrend im realen Verkehrsbetrieb die entsprechende Schadstoffminderung unterbleibe. Zum anderen werde bei der Motorsteuerung eine Strategie eingesetzt, welche die Schadstoffreduzierung durch die Zuf&#252;hrung von AdBlue - einer beim Betrieb des Motors zugesetzte k&#252;nstlichen Harnstoffl&#246;sung - unzul&#228;ssig einschr&#228;nke.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, dass der Beklagte zu 1) aufgrund der erkl&#228;rten Anfechtung sowie auch unter dem Gesichtspunkt der kaufrechtlichen Sachm&#228;ngelhaftung zur R&#252;ckg&#228;ngigmachung des streitgegenst&#228;ndlichen Kaufvertrages verpflichtet sei. Kaufrechtliche Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che seien vorliegend auch nicht verj&#228;hrt: In der erg&#228;nzenden Vereinbarung vom 03.11.2015 sei ein Garantievertrag zu sehen, welcher der Regelverj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 195 BGB unterliege. Im &#220;brigen habe der Beklagte zu 1) dem Kl&#228;ger den dem Fahrzeug anhaftenden Mangel auch arglistig, n&#228;mlich bedingt vors&#228;tzlich, verschwiegen. Der Setzung einer Nachfrist zur M&#228;ngelbeseitigung habe es vorliegend nicht bedurft, da die Durchf&#252;hrung des Software-Updates, die allein als M&#228;ngelbeseitigung angeboten werde, ihm sowohl wegen arglistigen Verhaltens des Beklagten zu 1) als auch deshalb nicht zumutbar sei, weil das Software-Update nicht dazu geeignet sei, den vorhandenen Mangel vollumf&#228;nglich, insbesondere ohne verbleibenden merkantilen Minderwert des Fahrzeugs, zu beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, dass die Beklagte zu 2) den streitgegenst&#228;ndlichen Motor in das von ihr hergestellte Fahrzeug eingebaut und mit diesem in den Verkehr gebracht habe. Der Vorstand der Beklagten zu 2) sei seit dem Zeitpunkt der ersten Lieferung der betroffenen Motoren, sp&#228;testens jedoch mit Bekanntwerden des Abgasskandals um den Motorentyp EA 189, dar&#252;ber im Bilde gewesen, dass in dem Motor eine verbotene Abschalteinrichtung verwendet werde, und habe dies billigend in Kauf genommen. Es habe letztlich keine legalen Abgasverminderungssysteme gegeben, mit denen die Beklagte zu 2) in der Lage gewesen w&#228;re, die Stickoxidgrenzwerte einzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt weiter vor, dass die Beklagte zu 3) den streitgegenst&#228;ndlichen Motor, dessen Steuerungssoftware und das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug mit Wissen und Wollen ihres Vorstandes hergestellt und in Verkehr gebracht habe. Die Beklagte zu 3) habe den streitgegenst&#228;ndlichen Motor hergestellt und zur weiteren Verwendung an die Beklagte zu 2) geliefert; dabei sei auch der Vorstand der Beklagten zu 3) insbesondere &#252;ber die Art und Weise, wie die Abgasreinigung im streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeugtyp funktionieren solle, informiert gewesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich behauptet der Kl&#228;ger, dass f&#252;r den streitgegenst&#228;ndliche PKW von einer zu erwartenden Gesamtlaufleistung von 500.000 km auszugehen sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zu dem erg&#228;nzend gestellten Feststellungsantrag tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, dass er an der begehrten Feststellung ein berechtigtes Interesse habe, dies im Hinblick auf m&#246;gliche k&#252;nftige Sch&#228;den, die infolge der Abschalteinrichtungen oder des Entfernens derselben an dem streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeug entstehen k&#246;nnten, insbesondere einer Beeintr&#228;chtigung der Lebensdauer einzelner Fahrzeugkomponenten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1.,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 66.640,00 &#8364; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018, Zug um Zug gegen &#220;bereignung und Herausgabe des Fahrzeuges VW Touareg Edition, 3.0 l V-6 TDI, FIN: #####, abz&#252;glich der Zahlung einer Nutzungsentsch&#228;digung in EUR pro gefahrenem km seit dem 20.11.2015 (Laufleistung zum Zeitpunkt des Kaufvertrages: 0 km), die sich nach folgender Formel berechnet:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">(66.640,00 EUR x gefahrene Kilometer) : 500.000 km</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2.,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 3.718,53 EUR&#160; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3.,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn au&#223;ergerichtliche Rechtsverfolgungskosten in H&#246;he von 1.954,46 EUR&#160; nebst Zinsen in H&#246;he von f&#252;nf Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 11.08.2018 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4.,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass sich die Beklagten mit der R&#252;cknahme des Pkw's des Kl&#228;gers,&#160; VW Touareg Edition, 3.0 l V-6 TDI, FIN: #####, in Annahmeverzug befinden,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5.,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass die Beklagten verpflichtet sind, an den Kl&#228;ger Schadensersatz zu zahlen f&#252;r Sch&#228;den, die aus der Ausstattung des Fahrzeuges VW Touareg Edition, 3.0 l V-6 TDI, FIN: #####, mit der manipulierenden Motorsoftware resultieren.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) erhebt die Einrede der Verj&#228;hrung. Dar&#252;ber hinaus tr&#228;gt er vor, dass das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug mangelfrei sei, da es in dem allein&#160; ma&#223;geblichen Verfahren des NEFZ die vorgegebenen Stickstoffgrenzwerte einhalte. Auf den Schadstoffaussto&#223; im realen Fahrbetrieb komme es nach den gesetzlichen Vorgaben nicht an. Soweit derzeit auf Anordnung des KBA f&#252;r Fahrzeuge des streitgegenst&#228;ndlichen Typs eine Aktualisierung der Motorsoftware durch Installation eines Software-Updates vorgenommen werde, k&#246;nne der Kl&#228;ger diese Ma&#223;nahme jederzeit kostenfrei durchf&#252;hren lassen; das KBA habe in der Freigabebest&#228;tigung betreffend diese Software ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, dass die Ma&#223;nahme nicht zu negativen Auswirkungen im Hinblick auf Kraftstoffverbrauchswerte, CO2-Immissionswerte, Motorleistung, Drehmoment, Ger&#228;uschimmissionen und Dauerhaltbarkeit der emissionsmindernden Einrichtungen f&#252;hre, sowie dass nach Durchf&#252;hrung des Software-Updates alle geltenden Grenzwerte bez&#252;glich der Schadstoffimmissionen sowie die sonstigen Anforderungen eingehalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) tr&#228;gt weiter vor, dass er den Kl&#228;ger in keinerlei Hinsicht get&#228;uscht habe; als freier H&#228;ndler habe auch er nur auf die &#246;ffentlichen Stellungnahmen des Fahrzeugherstellers zur&#252;ckgreifen k&#246;nnen, von den von den Manipulationen des Herstellers habe er keinerlei Kenntnis gehabt und insbesondere auch gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger nicht mit T&#228;uschungsvorsatz gehandelt. Er habe auch mit dem Kl&#228;ger nicht eine bestimmte Beschaffenheit des streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeugs vereinbart. Der schriftlichen Erkl&#228;rung vom 03.11.2015 sei doch gerade zu entnehmen, dass der Kl&#228;ger schon selbst damit gerechnet habe, dass das Fahrzeug fehlerhafte Abgaswerte aufweisen w&#252;rde; eine Beschaffenheitsvereinbarung sei deshalb nicht getroffen worden. Zudem fehle es an der f&#252;r einen wirksamen R&#252;cktritt vom Kaufvertrag erforderlichen Nachfristsetzung zur M&#228;ngelbeseitigung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) tr&#228;gt vor, dass sie den streitgegenst&#228;ndlichen Motor nicht hergestellt habe, weshalb sie f&#252;r eine etwaige Fehlerhaftigkeit dieses Motors auch nicht einstehen m&#252;sse. Zudem habe der Kl&#228;ger das Fahrzeug als Reimport aus Finnland erworben; der Pkw sei folglich f&#252;r den Verkauf im Ausland bestimmt gewesen, weshalb der Kl&#228;ger schon nicht zum Adressatenkreis einer etwaigen T&#228;uschung im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen des Fahrzeugs geh&#246;re. Zudem sei eine etwaige T&#228;uschung nicht kausal f&#252;r den Kaufentschluss des Kl&#228;gers gewesen und ein Schaden sei dem Kl&#228;ger ebenfalls nicht entstanden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der in das Fahrzeug implementierte und vom KBA als unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung beurteilte sogenannte "Warmlauf-Modus" des SCR-Katalysators habe mit dem Regelbetrieb des Fahrzeugs nichts zu tun; es handele sich allerdings auch nicht um einen alternativen Betriebsmodus f&#252;r den Motor im Pr&#252;fstandsbetrieb. Der Warmlauf-Modus verfolge lediglich den Zweck, dass sich der SCR-Katalysator nach einem Kaltstart des Fahrzeugs schneller aufheize, damit die Stickstoffemissionen auch bereits in den ersten Betriebsminuten nach einem Kaltstart effizient reduziert w&#252;rden. Auch die ebenfalls vom KBA als unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung eingestufte optimierte Dosierungsstrategie betreffend die Zuf&#252;hrung von AdBlue beim Betrieb des Motors verfolge lediglich das Ziel, ein rechtzeitiges Nachtanken und eine jederzeitige ausreichende Versorgung&#160; des Fahrzeugs mit AdBlue sicherzustellen. Man habe deshalb die optimierte Dosierungsstrategie implementiert, um sicherzustellen, dass dem Fahrzeugf&#252;hrer rechtzeitig &#8211; n&#228;mlich bei einer noch verbleibenden Fahrstrecke von 2.400 km &#8211; angezeigt werde, dass er AdBlue nachtanken m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Soweit das KBA diese Einzelheiten der Motorsteuerungssoftware beanstandet habe, habe es das von der Beklagten zu 2) entwickelte Software-Update f&#252;r den streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeug-Typ zwischenzeitlich freigegeben. Der Kl&#228;ger k&#246;nne diese Ma&#223;nahme jederzeit kostenfrei durchf&#252;hren lassen; das KBA habe in der Freigabebest&#228;tigung&#160; ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, dass die Ma&#223;nahme nicht zu negativen Auswirkungen im Hinblick auf Kraftstoffverbrauchswerte, CO2-Immissionswerte, Motorleistung, Drehmoment, Ger&#228;uschimmissionen und Dauerhaltbarkeit der emissionsmindernden Einrichtungen f&#252;hre, sowie dass nach Durchf&#252;hrung des Software-Updates alle geltenden Grenzwerte bez&#252;glich der Schadstoffimmissionen sowie die sonstigen Anforderungen eingehalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) tr&#228;gt weiter vor, dass sie den Kl&#228;ger nicht get&#228;uscht habe. Das Fahrzeug verf&#252;ge &#252;ber alle erforderlichen Genehmigungen und halte im allein ma&#223;geblichen Pr&#252;fstandsverfahren auch die Abgasgrenzwerte ein; dass die Abgaswerte in der t&#228;glichen Fahrpraxis h&#246;her seien als im Pr&#252;fstandsverfahren, sei allgemein bekannt und gebe keinen Anlass zu Beanstandungen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ein Schaden sei dem Kl&#228;ger ohnehin nicht entstanden: Das Fahrzeug sei technisch einwandfrei, verf&#252;ge &#252;ber alle erforderlichen Genehmigungen und das Verbleiben eines merkantilen Minderwerts sei ebenfalls nicht zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Zudem habe der Kl&#228;ger nicht substantiiert vorgetragen, dass Personen, deren Kenntnisse der Beklagten zu 2) zuzurechnen w&#228;ren, mit Vorsatz hinsichtlich einer T&#228;uschung oder eines Schadens des Kl&#228;gers gehandelt h&#228;tten. Erst recht fehle es an einer Sittenwidrigkeit des Handelns der Beklagten zu 2).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) meint, dass sie keine taugliche Anspruchsgegnerin f&#252;r die vom Kl&#228;ger geltend gemachten Anspr&#252;che sei, da sie weder Herstellerin noch Verk&#228;uferin des streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeugs sei und es auch zu keiner Zeit einen direkten Kontakt zwischen ihr und dem Kl&#228;ger gegeben habe. Ein den Kl&#228;ger t&#228;uschendes, erst recht sittenwidriges Verhalten der Beklagten zu 3) dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber sei mithin unter keinem denkbaren Gesichtspunkt gegeben, zumal das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug - was als solches unstreitig ist - auch nicht &#252;ber die bei den Motoren der Baureihe EA 189 verwendete Umschaltlogik verf&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger k&#246;nne auch ein ersatzf&#228;higer Schaden nicht entstanden sein, da das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug stets technisch sicher und fahrbereit gewesen sei, zudem verf&#252;ge es&#160; nach wie vor &#252;ber die erforderliche EG-Typengenehmigung und die Einstufung in die Abgasnorm EU 6. Soweit die Beklagte auf Anordnung des KBA f&#252;r Fahrzeuge des streitgegenst&#228;ndlichen Typs eine Aktualisierung der Motorsoftware durch Installation eines Software-Updates vornehme, k&#246;nne der Kl&#228;ger diese Ma&#223;nahme jederzeit kostenfrei durchf&#252;hren lassen; das KBA habe in der Freigabebest&#228;tigung betreffend diese Software ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, dass diese Ma&#223;nahme nicht zu negativen Auswirkungen im Hinblick auf Kraftstoffverbrauchswerte, CO2-Immissionswerte, Motorleistung, Drehmoment, Ger&#228;uschimmissionen und Dauerhaltbarkeit der emissionsmindernden Einrichtungen f&#252;hre, sowie dass nach Durchf&#252;hrung des Software-Updates alle geltenden Grenzwerte bez&#252;glich der Schadstoffimmissionen sowie die sonstigen Anforderungen eingehalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig und in dem aus der Entscheidungsformel ersichtlichen Umfang - n&#228;mlich im Wesentlichen gegen die Beklagte zu 2) - auch begr&#252;ndet, im &#220;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst gegen die Beklagte zu 2) unter dem Gesichtspunkt einer vors&#228;tzlichen sittenwidrigen Sch&#228;digung gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB einen Anspruch auf Erstattung des f&#252;r den streitgegenst&#228;ndlichen Pkw gezahlten Kaufpreises, abz&#252;glich einer Entsch&#228;digung f&#252;r die zwischenzeitlich gezogenen Nutzungen, Zug um Zug gegen &#220;bereignung des Fahrzeugs. Im Einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat durch ein Verhalten der Beklagten zu 2), n&#228;mlich durch die vors&#228;tzliche Inverkehrbringung des wegen der - ebenfalls vors&#228;tzlichen - Implementierung zweier unzul&#228;ssiger Abschalteinrichtungen in die Motorsteuerungssoftware technisch mangelbehafteten streitgegenst&#228;ndlichen Pkw, einen Schaden erlitten. Ein Schaden im Sinne des &#167; 826 BGB ist nicht nur die Verletzung bestimmter Rechte oder Rechtsg&#252;ter oder eine nachteilige Einwirkung auf die Verm&#246;genslage, sondern dar&#252;ber hinaus jede Beeintr&#228;chtigung eines rechtlich anerkannten Interesses (BGH, Urteil vom 19.07.2004, Az. II zR 402/02, juris Rz. 41; LG Offenburg, Urteil vom 12.05.2017, Az. 6 O 119/16, juris Rz. 28). Es gen&#252;gt jede Schadenszuf&#252;gung im weitesten Sinne, also jede nachteilige Einwirkung auf die Verm&#246;genslage in ihrer Gesamtheit. Nach dem subjektbezogenen Schadensbegriff stellt auch der Abschluss eines Gesch&#228;fts, welches nicht den Zielen des Gesch&#228;digten entspricht, einen Schaden im Rahmen des &#167; 826 BGB dar, ohne dass es darauf ank&#228;me, ob die erhaltene Leistung wirtschaftlich betrachtet hinter der Gegenleistung zur&#252;ckbleibt (so auch LG Offenburg a. a. O.).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen von der Beklagten hergestellten Pkw erworben, welcher&#160; in einem bedeutsamen Gesichtspunkt anders beschaffen war, als ein vern&#252;nftiger Durchschnittsk&#228;ufer dies erwarten durfte. Ein vern&#252;nftiger Durchschnittsk&#228;ufer darf n&#228;mlich davon ausgehen, dass ein von ihm erworbener PKW entweder zu Recht zugelassen oder zulassungsf&#228;hig ist. Hierzu geh&#246;rt, dass der Hersteller die f&#252;r das Fahrzeug erforderliche Typgenehmigung nicht durch T&#228;uschung erwirkt hat. Das gilt auch, wenn der K&#228;ufer sich bis zum Bekanntwerden einer solchen T&#228;uschung keine konkreten Vorstellungen von den technischen Einrichtungen und den rechtlichen Voraussetzungen f&#252;r die Typgenehmigung gemacht hat (so auch OLG K&#246;ln, Beschluss vom 20.12.2017, Az. 18 U 112/17, juris Rz. 36, 38). Die von der Beklagten in das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug implementierte Motorsteuerungssoftware beinhaltet gleich in zweifacher Hinsicht nach der zutreffenden und von der erkennenden Kammer geteilten Beurteilung des Kraftfahrt-Bundesamtes eine verbotene Abschalteinrichtung gem&#228;&#223; Art. 3 Nr. 10, Art. 5 Abs. 2 VO (EG) 715/2007, n&#228;mlich zum einen in Form des sogenannten &#8222;Warmlauf-Modus&#8220;, der vordergr&#252;ndig f&#252;r eine effizientere Reduzierung der Stickstoffemissionen des Pkw auch bei geringer Betriebstemperatur sorgen soll, jedoch nach den Feststellungen des KBA im Wesentlichen nur beim Durchlaufen des Pr&#252;fstandsverfahrens des NEFZ anspringt, im realen Verkehr hingegen &#252;berwiegend nicht aktiviert wird, zum anderen in Form der Dosierungsstrategie des zugesetzten AdBlue, die vordergr&#252;ndig der Einhaltung der Anforderungen der Euro 6 - Norm<a href="36_O_147_18_Urteil_20181220.html${__hash__}_ftn1">[1]</a> dienen soll, nach den Feststellungen des KBA jedoch im Ergebnis die Nutzung von AdBlue in unzul&#228;ssiger Weise einschr&#228;nkt, mit entsprechender Verminderung von dessen schadstoffmindernder Wirkung.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kammer legt insoweit ihrer Entscheidungsfindung die Beurteilung der Motorsteuerungssoftware durch das Kraftfahrt-Bundesamt als unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung als zutreffend zugrunde, ohne sich insoweit zur Einholung eines gerichtlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens gehalten zu sehen, dies aus folgenden Gr&#252;nden:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bereits anl&#228;sslich des eingangs dieses Urteils beschriebenen, im September 2015 zutage getretenen sogenannten &#8222;VW-Abgasskandals&#8220; betreffend die Motoren der Baureihe EA 189 war sowohl f&#252;r die Beklagte zu 2) als Herstellerin der betroffenen Fahrzeuge als auch f&#252;r das Kraftfahrt-Bundesamt ersichtlich, dass die Bejahung des Vorhandenseins einer unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtung zu ganz erheblichen Konsequenzen sowohl f&#252;r den Leumund des Konzerns der Beklagten zu 2) als auch - insbesondere - f&#252;r Millionen von Fahrzeugeigent&#252;mern f&#252;hren w&#252;rde. Entsprechend darf davon ausgegangen werden, dass das KBA sich &#252;ber die weitreichenden Konsequenzen der Bejahung des Vorhandenseins einer unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtung vor der Verlautbarung entsprechender verpflichtender R&#252;ckrufe vollumf&#228;nglich im Klaren war und die Bewertung der Software als unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung nur in solchen F&#228;llen getroffen hat, in denen dies unausweichlich war. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass ein Kraftfahrzeughersteller, der sich verbotener Abschalteinrichtungen bedient, diese in der Regel nicht - wie bei den EA 189-Motoren - so ausgestalten wird, dass sie ersichtlich betr&#252;gerischen Zwecken dienen, sondern in der Regel - wie vorliegend - Steuerungsstrategien implementieren wird, die vordergr&#252;ndig legitimen Zwecken dienen, tats&#228;chlich jedoch die Funktion einer unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtung erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Wenn die Beklagte zu 2) die Einsch&#228;tzung des Kraftfahrt-Bundesamts als einer Bundesbeh&#246;rde, deren hoheitliche Akte jederzeit gerichtlicher &#220;berpr&#252;fung zug&#228;nglich sind, als fehlerhaft oder zumindest angreifbar beurteilt h&#228;tte, h&#228;tte sie als Adressatin des Hoheitsaktes die M&#246;glichkeit gehabt, diesen gerichtlich &#252;berpr&#252;fen und gegebenenfalls aufheben zu lassen. Hiervon hat die Beklagte zu 2) indes keinen Gebrauch gemacht - nach Angabe ihres Prozessbevollm&#228;chtigten in der m&#252;ndlichen Verhandlung m&#246;glicherweise mit Blick auf die gesteigerte mediale Aufmerksamkeit, der sie sich seit Bekanntwerden des sog. Abgasskandals ausgesetzt sieht. Die Konsequenzen der nunmehr bestandskr&#228;ftigen Einsch&#228;tzung und Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamtes treffen jedoch nunmehr &#8211; was f&#252;r die Beklagte zu 2) als selbstverst&#228;ndliche Konsequenz von vorneherein erkennbar war und von ihr entsprechend wissentlich in Kauf genommen wurde &#8211; nicht diese selbst, sondern die K&#228;ufer der von ihr in gro&#223;er Zahl hergestellten und mit unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen versehenen Pkws. Insoweit erachtet es die Kammer als ein Gebot von Treu und Glauben, dass die Beklagte zu 2), wenn sie die ihr m&#246;gliche gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der verpflichtenden R&#252;ckrufanordnung des Kraftfahrt-Bundesamtes unterl&#228;sst und die entsprechenden Hoheitsakte bestandskr&#228;ftig werden l&#228;sst, dann auch im Rechtsstreit mit den Millionen K&#228;ufern ihrer Produkte, die die Folgen dieser Entscheidung zu tragen haben, an die Bestandskraft der von ihr nicht angegriffenen beh&#246;rdlichen Beurteilung gebunden bleibt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte zu 2) zwar im Rechtsstreit dargelegt, welche (vordergr&#252;ndigen) Zwecke die vom Kraftfahrt-Bundesamt als unzul&#228;ssige Abschalteinrichtungen beurteilten Motorsteuerungsstrategien verfolgen; daraus folgt allerdings noch nicht - und hierzu hat die Beklagte zu 2) auch nichts weiter dargelegt - dass es sich nicht dar&#252;ber hinaus, wie vom Kraftfahrt-Bundesamt zutreffend erkannt, um unzul&#228;ssige Abschalteinrichtungen handelt, die letztlich, wenn auch auf technisch andere Weise, den gleichen Zwecken dienen wie die in die EA 189-Motoren eingebaute Umschaltlogik.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Vorhandensein der nach alledem vom Kraftfahrt-Bundesamt zu Recht als solchen eingestuften unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen in dem streitgegenst&#228;ndlichen Pkw begr&#252;ndet eine technische Mangelhaftigkeit des von dem Kl&#228;ger erworbenen Fahrzeugs mit potentieller Gefahr seiner Stilllegung, was als Schaden im Sinne des &#167;&#160;826 BGB vollkommen ausreicht. Zudem entsprechen die Schadstoffimmissionen des Fahrzeugs nicht jenen, die der Kl&#228;ger aufgrund der gesetzlichen Grenzwerte und des erfolgreichen Durchlaufens des NEFZ-Pr&#252;fstandsverfahrens erwarten durfte. Zwar trifft der Einwand der Beklagten zu, dass allgemein bekannt ist, dass die auf dem Pr&#252;fstand ermittelten Abgaswerte im realen Stra&#223;enverkehrsbetrieb regelm&#228;&#223;ig nicht erreicht werden. Allerdings d&#252;rfen die K&#228;ufer von Kraftfahrzeugen berechtigterweise erwarten, dass diese &#252;bliche Abweichung nicht durch den Einsatz einer Manipulationssoftware noch vergr&#246;&#223;ert wird&#160; (so auch LG Offenburg, Urteil vom 12.05.2017, Az. 6 O 119/16, juris Rz. 32). Die sch&#228;digende Handlung der Beklagten lag hier gerade darin, dass sie die Fahrzeuge des streitgegenst&#228;ndlichen Typs in einem Zustand hergestellt und auf den Markt und an ihre Kunden gebracht hat, in welchem durch die eingebaute unzul&#228;ssige Abschalteinrichtung dem Pr&#252;fstandsverfahren die Aussagekraft in Bezug auf den realen Fahrbetrieb des Fahrzeugs genommen wurde und damit die ohnehin durch die Beschr&#228;nkung auf die Pr&#252;fstandswerte nur eingeschr&#228;nkte staatliche Kontrolle der Abgasgrenzwerte ihre Wirksamkeit vollends verloren hat (&#228;hnlich - f&#252;r die EA 189-Motoren - LG Aachen, Urteil v. 07.07.2017, Az. 8 O 12/16, zitiert nach: juris Rz. 29; LG Osnabr&#252;ck, Urteil v. 09.05.2017, Az. 1 O 29/17, zitiert nach: juris Rz. 42; LG Arnsberg, Urteil v. 14.06.2017, Az. 1 O 25/17, zitiert nach: juris Rz. 22; jeweils m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis ist auch nicht unter Schutzzweckgesichtspunkten zu korrigieren (so auch LG Offenburg a. a. O., Rz. 38 ff.). Die im Rahmen des &#167;&#167; 826 BGB verletzte Verhaltensnorm, in deren Schutzzweckzusammenhang der Schaden fallen muss, um zurechenbar zu sein, ist hier nicht nur die &#246;ffentlich-rechtliche Vorschrift des&#160; Art. 4 Abs. 1&#160; VO (EG) 715/2007, die m&#246;glicherweise nicht dem Individualschutz dient, sondern die Anforderung an einen Fahrzeug- und Motorenhersteller, nur solche Fahrzeuge herzustellen und in Verkehr zu bringen, deren Betriebsgenehmigung er nicht durch T&#228;uschung erwirkt hat und die nicht aufgrund einer solchen T&#228;uschung technisch und rechtlich m&#228;ngelbehaftet und von der Gefahr einer Stilllegung bedroht sind. Bereits der Erwerb eines solchen Fahrzeugs stellt f&#252;r den Kunden - hier den Kl&#228;ger - einen Schaden dar, der der Beklagten vollumf&#228;nglich zuzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob dem Kl&#228;ger angesonnen werden kann, zur Behebung oder Minderung dieses Schadens, der ihm bereits durch den Erwerb des technisch mangelbehafteten Fahrzeugs entstanden ist, das von der Beklagten zu 2) angebotene Software-Update durchzuf&#252;hren, &#228;ndert nichts an der rechtlichen Bewertung, dass dem Kl&#228;ger zun&#228;chst einmal durch das Verhalten der Beklagten zu 2) ein Schaden entstanden ist. Die Durchf&#252;hrung eines Software-Updates stellt demgegen&#252;ber eine nachtr&#228;gliche Schadensbehebungs- oder Schadensminderungsma&#223;nahme dar, zu deren Durchf&#252;hrung der Kl&#228;ger allenfalls wegen der ihn treffenden Schadensminderungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB gehalten sein k&#246;nnte - was indes, wie noch auszuf&#252;hren sein wird, nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Das sch&#228;digende Verhalten der Beklagten zu 2) ist auch als sittenwidrig im Sinne des &#167; 826 BGB zu beurteilen. Denn die Beklagte zu 2) hat in gro&#223;em Umfang vors&#228;tzlich gesetzliche Umweltschutzvorschriften ausgehebelt und zugleich ihre Kunden get&#228;uscht und gesch&#228;digt. Sie hat dabei nicht nur gesetzliche Abgaswerte au&#223;er Acht gelassen, sondern mit den unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen zugleich ein System zur planm&#228;&#223;igen Verschleierung ihres Vorgehens gegen&#252;ber den Aufsichtsbeh&#246;rden und den Verbrauchern geschaffen, welches sich mit Blick auf die erheblichen Folgen einerseits f&#252;r die Fahrzeugeigent&#252;mer, die sich drohenden Stillegungsverf&#252;gungen, verpflichtenden R&#252;ckrufaktionen und Software-Updates, und einem - sich mittlerweile auch sichtbar auf dem Kfz-Markt abzeichnenden - rapiden Wertverfall ihrer Dieselfahrzeuge ausgesetzt sehen, andererseits f&#252;r die Allgemeinheit, die aufgrund der millionenfachen Verkehrsteilnahme von Dieselfahrzeugen, die h&#246;here Abgasemissionen aussto&#223;en als nach dem Einhalten der Schadstoffnormen auf dem Pr&#252;fstand zu erwarten war, erh&#246;hter Umweltbelastung und drohenden Fahrverboten in stark belasteten Innenstadtzonen ausgesetzt ist, als sittenwidrig zu beurteilen ist. Zudem gilt der Grundsatz, dass eine bewusste T&#228;uschung zur Herbeif&#252;hrung eines Vertragsschlusses regelm&#228;&#223;ig bereits den Vorwurf der Sittenwidrigkeit begr&#252;ndet (BGH, Urteil vom 28.06.2016, Az. I ZR 536/15, juris Rz. 17; LG Offenburg a. a. O.) und im vorliegenden Fall liegt eine solche zudem auch in der wahrheitswidrigen Angabe der Beklagten zu 2) im Schreiben vom 04.12.2015 an den Kl&#228;ger, dass das von ihm erworbene Fahrzeug nicht von der Abweichung der Abgaswerte betroffen sei.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das gegen die guten Sitten versto&#223;ende Verhalten der Beklagten zu 2) hat den Schaden des Kl&#228;gers auch kausal und zurechenbar ausgel&#246;st. Denn die durch die Beklagte zu 2) manipulierten Werte des Pr&#252;fstandsverfahrens zur Untersuchung der Abgaswerte haben neben dem Bezug zur Umweltvertr&#228;glichkeit auch Einfluss auf die Zulassung, bzw. Zulassungsf&#228;higkeit des Fahrzeugs. Insoweit ist bereits nach der allgemeinen Lebenserfahrung davon auszugehen, dass die Gesetzm&#228;&#223;igkeit und Zulassungsf&#228;higkeit eines Fahrzeugs f&#252;r die Kaufentscheidung eines potentiellen K&#228;ufers von wesentlicher Bedeutung ist, ohne dass es darauf ankommt, ob der K&#228;ufer konkrete Vorstellungen &#252;ber die f&#252;r die Zulassung und Zulassungsf&#228;higkeit im Einzelnen erforderlichen technischen Einrichtungen, rechtlichen Voraussetzungen und Zulassungs- bzw. Genehmigungsverfahren macht. Denn ein Fahrzeugk&#228;ufer darf auch ohne solche detaillierten Vorstellungen davon ausgehen, dass ein von ihm f&#252;r den Inlandsbetrieb erworbener Pkw eines namhaften Herstellers entweder zu Recht zugelassen oder zulassungsf&#228;hig ist (vgl. OLG K&#246;ln, Beschluss v. 20.12.2017, Az. 18 U 112/17, zitiert nach juris Rz. 36 ff.; &#228;hnlich auch LG Arnsberg, Urteil vom 14.06.2017, Az. 1 O 25/17, juris Rz. 53). Da eine T&#228;uschung in dem f&#252;r den erlaubten Betrieb und die Zulassung des Fahrzeugs bedeutsamen Bereich sowohl die Allgemeine Betriebserlaubnis des Fahrzeugs gef&#228;hrdet als auch erhebliche Einbu&#223;en des Verkehrswerts zur Folge haben kann, ist bereits nach der allgemeinen Lebenserfahrung davon auszugehen, dass der Kl&#228;ger das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug nicht erworben h&#228;tte, wenn er von der Manipulation gewusst h&#228;tte. Die Kammer teilt insoweit die Beurteilung des LG Hildesheim, dass &#8222;kein verst&#228;ndiger Kunde ein Fahrzeug mit dieser Motorsteuerungssoftware erwerben w&#252;rde, wenn die Beklagte ihn vor dem Kauf darauf hinweisen w&#252;rde, dass die Software nicht gesetzeskonform sei und er deshalb jedenfalls mit Problemen f&#252;r den Fall der Entdeckung der Manipulation durch das KBA rechnen m&#252;sse.&#8220; (LG Hildesheim, Urteil vom 17.01.2017, Az. 3 O 139/16, juris, Rz. 31).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat auch s&#228;mtliche vorbeschriebenen Merkmale der Schadenszuf&#252;gung im Sinne des &#167; 826 BGB in ihrer Person verwirklicht. Die Haftung einer juristischen Person aus &#167; 826 BGB setzt voraus, dass einer ihrer verfassungsm&#228;&#223;ig berufenen Vertreter im Sinne des &#167; 31 BGB den objektiven und subjektien Tatbestand dieser Anspruchsgrundlage verwirklicht hat (vgl. BGH, Urteil vom 28.06.2016, Az. VI ZR 536/15, juris Rz. 13). Dabei z&#228;hlen allerdings zu den verfassungsm&#228;&#223;ig berufenen Vertretern einer Gesellschaft im Sinne des &#167; 31 BGB entgegen der Auffassung der Beklagten nicht nur die satzungs- oder gesetzm&#228;&#223;igen Organe einer juristischen Person, wie etwa Vorstandsvorsitzende und Vorstandsmitglieder einer Aktiengesellschaft, sondern alle Personen, denen durch die allgemeine Betriebsregelung und Handhabung bedeutsame, wesensm&#228;&#223;ige Funktionen der juristischen Personen zur selbstst&#228;ndigen, eigenverantwortlichen Erf&#252;llung zugewiesen sind und die die juristische Person insoweit repr&#228;sentieren. Es ist weder erforderlich, dass die T&#228;tigkeit des verfassungsm&#228;&#223;ig berufenen Vertreters satzungs- oder gesetzm&#228;&#223;ig vorgesehen ist, noch muss er rechtsgesch&#228;ftliche Vertretungsmacht f&#252;r das Unternehmen besitzen. Der personelle Anwendungsbereich des &#167;&#160;31 BGB deckt sich damit in etwa mit dem Begriff des leitenden Angestellten im arbeitsrechtlichen Sinne (Palandt/Ellenberger, &#167; 31 Rz. 6).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Es ist der Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als unstreitig zugrunde zu legen, dass leitende Mitarbeiter der Beklagten zu 2) mit Organstellung im Sinne des &#167; 31 BGB Kenntnis von dem Einbau der Manipulationssoftware gehabt haben. Denn die Beklagte zu 2) ist dem diesbez&#252;glichen, hinreichend substantiierten Vortrag des Kl&#228;gers ihrerseits nicht substantiiert entgegengetreten. Der Kl&#228;ger hat eine der Beklagten zu 2) zurechenbare Kenntnis ihrer leitenden Organe um die Funktionsweise sowie die Eigenschaften der in ihre Fahrzeuge eingebauten Dieselmotoren hinreichend substantiiert behauptet. Hiernach oblag es der Beklagten zu 2), ihrerseits darzulegen, welche Personen in ihrem Unternehmen Kenntnis von der Software hatten, bzw. wie es ggfs. m&#246;glich war, dass der millionenfache und kostenintensive Einbau der streitgegenst&#228;ndlichen Motorsteuerungssoftware in ihrem gesamten Unternehmensgeflecht nicht einem einzigen leitenden Mitarbeiter, dessen Position im Unternehmen ausreichen w&#252;rde, um ihn als verfassungsm&#228;&#223;ig berufenen Vertreter der Beklagten zu 2) im Sinne des &#167; 31 BGB einzustufen,&#160; bekannt gewesen sein soll. Wie der Kl&#228;ger zutreffend vortr&#228;gt, ist dies angesichts der systematischen und fl&#228;chendeckenden Implementation der Software kaum vorstellbar und die Beklagte zu 2) hat auch diesbez&#252;glich keinen konkreten Vortrag gehalten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">In subjektiver Hinsicht ist es im Rahmen des &#167; 826 BGB nicht erforderlich, dass der Sch&#228;diger selbst zur Bewertung seines Tuns als sittenwidrig gelangt, es gen&#252;gt die Kenntnis der die Sittenwidrigkeit begr&#252;ndenden Umst&#228;nde. Eine solche Kenntnis der Beklagten zu 2) ist - wie dargelegt - zu bejahen. Die Beklagte zu 2) handelte auch mit Sch&#228;digungsvorsatz im Sinne des &#167; 826 BGB. Insoweit muss der Sch&#228;diger nicht im Einzelnen wissen, wer der durch sein Verhalten Gesch&#228;digte sein wird. Er muss nur die Richtung, in der sich sein Verhalten zum Schaden anderer auswirken k&#246;nnte, und die Art des m&#246;glichen Schadens vorausgesehen und mindestens billigend in Kauf genommen haben (BGH, Urteil vom 19. Juli 2004, Az. II ZR 402/02, juris Rz. 47; LG Offenburg, Urteil vom 12.05.2017, Az. 6 O 119/16, juris Rz. 48). F&#252;r die beteiligten Organe der Beklagten zu 2) im Sinne des &#167; 31 BGB war aufgrund ihrer Kenntnis von der Implementation der Motorsteuerungssoftware mit den unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen offensichtlich, dass die Kunden der Beklagten zu 2) k&#252;nftig Fahrzeuge erwerben w&#252;rden, welche ihren berechtigten Erwartungen an den gesetzeskonformen Erwerb der Typgenehmigung und die technische Mangelfreiheit nicht entsprachen und ihnen deshalb einen Schaden im Sinne des &#167; 826 BGB zuf&#252;gten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Da - wie er&#246;rtert - alle Anspruchsmerkmale des &#167; 826 BGB verwirklicht sind, hat der Kl&#228;ger gegen die Beklagte zu 2) aus dieser Norm in Verbindung mit &#167; 249 BGB einen Anspruch auf Ersatz des ihm entstandenen Schadens, der hier auf R&#252;ckabwicklung des streitgegenst&#228;ndlichen Kaufvertrages gerichtet ist, da der Kl&#228;ger, wenn er von der T&#228;uschung gewusst h&#228;tte, den streitgegenst&#228;ndlichen Pkw nicht erworben h&#228;tte. Der Kl&#228;ger muss sich auch nicht unter dem Gesichtspunkt der Schadensminderungspflicht aus &#167;&#160;254 Abs. 2 BGB darauf einlassen, das von der Beklagten zu 2) entwickelte Software-Update durchzuf&#252;hren, weil zum einen nicht auszuschlie&#223;en ist, dass die Durchf&#252;hrung des Software-Updates zu nachteiligen Folgen f&#252;r die Lebensdauer des streitgegenst&#228;ndlichen Pkw f&#252;hren wird, vor allem aber davon auszugehen ist, dass dem</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">dem Fahrzeug allein wegen der Betroffenheit von dem VW-Abgasskandal ein merkantiler Minderwert verbleiben wird. Im Einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hegt zun&#228;chst berechtigterweise die Bef&#252;rchtung, dass das von der Beklagten zu 2) angebotene Software-Update den vorhandenen technischen Mangel des streitgegenst&#228;ndlichen Pkw entweder nicht dauerhaft beheben oder aber wieder zu neuen Problemen f&#252;hren wird: Diese berechtigten Zweifel ergeben sich bereits daraus, dass es der Beklagten zu 2) offenbar seit mehr als 10 Jahren nicht gelungen ist, Dieselfahrzeuge herzustellen, die - ohne Manipulationen - einerseits die Abgasgrenzwerte wenigstens im Pr&#252;fstandsverfahren einhalten und andererseits die am Markt erw&#252;nschte und beworbene Leistung bringen, w&#228;hrend sie nunmehr geltend macht, dass ihr kurz nach Bekanntwerden der Manipulationen die L&#246;sung dieses Problems mittels eines einzigen Software-Updates - ohne die Notwendigkeit von Hardware-Nachr&#252;stungen, ohne erneute Unterwanderung der Aussagekraft der Pr&#252;fstandswerte und ohne jegliche nachteilige Folgen im Hinblick auf Kraftstoffverbrauchswerte, CO2-Immissionswerte, Motorleistung, Drehmoment, Ger&#228;uschimmissionen und Dauerhaltbarkeit der emissionsmindernden Einrichtungen und das zudem f&#252;r s&#228;mtliche betroffenen Fahrzeugtypen - gelungen sei. Zumindest &#252;ber m&#246;gliche nachteilige Folgen f&#252;r die Dauerhaltbarkeit des Motors oder sonstiger Fahrzeugkomponenten jenseits der emissionsmindernden Einrichtungen verh&#228;lt sich auch die Freigabebescheinigung des KBA nicht, weil solche Folgen gar nicht Gegenstand der Pr&#252;fung durch das KBA sind. Zudem handelt es sich um langfristige Prozesse, die sich erst im Laufe der Zeit erweisen werden. Schon diese naturgem&#228;&#223; prognostische Natur s&#228;mtlicher Angaben der Beklagten zu 2) betreffend m&#246;gliche Auswirkungen des Software-Updates auf die Dauerhaltbarkeit und/oder den Verschlei&#223; einzelner Komponenten des Fahrzeugs berechtigt aus Kundensicht zu Zweifeln, die noch verst&#228;rkt werden, durch die "naheliegende Frage, warum die Beklagte (...) die jetzt beabsichtigten technischen L&#246;sungen nicht von vornherein implementiert hat" (LG Arnsberg a. a. O., Rz. 35), sondern zu einer Manipulationssoftware greifen musste. Die von dem Kl&#228;ger ge&#228;u&#223;erten Bedenken hinsichtlich m&#246;glicher negativer Folgewirkungen des Software-Updates sind also berechtigt, weshalb der Kl&#228;ger sich auf das Update nicht einlassen muss - zumal sich im Ernstfall auch kaum beweisen lassen wird, dass ein etwaiger fr&#252;hzeitiger Verschlei&#223; des Motors, der Feinstaubpartikelfilter oder sonstiger Fahrzeugkomponenten auf das Software-Update zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, weshalb ein solcher Schaden voraussichtlich ersatzlos bei dem K&#228;ufer verbleiben wird.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist dem Kl&#228;ger die Durchf&#252;hrung des Software-Updates auch deshalb nicht zumutbar, weil er zu Recht bef&#252;rchtet, dass dem Fahrzeug auch nach Durchf&#252;hrung des Software-Updates allein wegen der Betroffenheit von dem Abgasskandal und der Ver&#228;nderung des Originalzustandes durch das Update mit der Gefahr von Folgeproblemen ein merkantiler Minderwert verbleiben wird (vgl. hierzu auch OLG K&#246;ln, Beschluss v. 20.12.2017, Az. 18 U 112/17, juris Rz. 48).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Auf den im Wege des Schadensersatzes Zug um Zug gegen R&#252;ck&#252;bereignung des streitgegenst&#228;ndlichen Fahrzeugs zu erstattenden Kaufpreis muss der Kl&#228;ger sich im Wege des Vorteilsausgleichs den Geldwert der zwischenzeitlichen Nutzung des Pkw nach der &#252;blichen Formel</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">gefahrene Kilometer x Bruttokaufpreis</span></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">voraussichtliche Gesamtlaufleistung des Fahrzeugs</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Auf dieser Basis sch&#228;tzt die Kammer im vorliegenden Fall - ausgehend von einem unstreitigen Kilometerstand Null bei &#220;bergabe des Neufahrzeugs sowie von einer gesch&#228;tzten voraussichtlichen Gesamtlaufleistung des streitgegenst&#228;ndlichen Pkw von 250.000 km (so auch LG Aachen, Urteil v. 07.07.2017, Az. 8 O 12/16, zitiert nach: juris Rz. 38, m. w. N.) - die von dem Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit bis zur Durchf&#252;hrung der R&#252;ck&#252;bereignung zu leistende Nutzungsentsch&#228;digung auf</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">gefahrene Kilometer x 66.640,00 &#8364;</span>&#160;&#160;&#160;&#160; =&#160; 0,266&#160; &#8364;/km.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 250.000 km</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Zu dem nach dem Vorstehenden von der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 826, 249 ff. BGB zu ersetzenden Schaden geh&#246;rt auch der Ersatz der mit dem Klageantrag zu 2) geltend gemachten, jetzt nutzlosen Aufwendungen des Kl&#228;gers in H&#246;he von insgesamt 3.718,53 &#8364; f&#252;r Winterreifen und Garantieversicherung.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger gegen die Beklagte zu 2) auch Anspruch auf Erstattung der vorgerichtlich entstandenen Rechtsanwaltskosten (Klageantrag zu 3)) nach einem Gegenstandswert von 70.358,53 &#8364; in geltend gemachter H&#246;he unter dem Gesichtspunkt der zweckentsprechenden Rechtsverfolgung. Der zuerkannte Zinsanspruch ergibt sich aus &#167; 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Zu entsprechen war zudem dem Klageantrag zu 4) auf Feststellung, dass sich die Beklagte zu 2) mit der R&#252;cknahme des streitbefangenen Fahrzeugs in Annahmeverzug befindet; der Annahmeverzug ist gem&#228;&#223; &#167; 293 BGB aufgrund des erfolglosen vorgerichtlichen Angebots des Kl&#228;gers zur Durchf&#252;hrung der R&#252;ckabwicklung eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet war hingegen der mit dem Klageantrag zu 5) geltend gemachte weitere Feststellungsantrag, der auf eine Schadensersatzpflicht der Beklagten zu 2) hinsichtlich solcher Sch&#228;den gerichtet war, die nach der Bef&#252;rchtung des Kl&#228;gers k&#252;nftig noch infolge des Vorhandenseins der unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen oder infolge der Entfernung derselben durch das Software-Update entstehen k&#246;nnen. Da das R&#252;ckabwicklungsbegehren des Kl&#228;gers begr&#252;ndet ist, treffen solche Sch&#228;den, so sie denn in Zukunft entstehen, nicht mehr den Kl&#228;ger, sondern die Beklagte zu 2), welche dann die Eigent&#252;merin des streitbefangenen Fahrzeugs ist.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der zuerkannte Zinsanspruch ergibt sich aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet ist die gegen den Beklagten zu 1) erhobene Klage, da die von diesem erhobene Einrede der Verj&#228;hrung durchgreift. S&#228;mtliche denkbaren kaufrechtlichen Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che gegen den Beklagten zu 1) &#8211; auch aus einer etwaigen Beschaffenheitsvereinbarung &#8211; sind gem&#228;&#223; &#167; 438 Abs. 1 Nr. 3 BGB mit Ablauf des 31.12.2017 verj&#228;hrt. F&#252;r ein arglistiges Verhalten des Beklagten zu 1) ist entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers hier nichts ersichtlich, vielmehr hat sich der Beklagte zu 1) &#252;ber seinen Mitarbeiter lediglich dahingehend ge&#228;u&#223;ert, dass in das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug kein Motor der Baureihe EA 189 eingebaut sei - was zutreffend ist &#8211; und dass er selbst von dem aufgedeckten Abgasskandal betroffen und schockiert sei.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Auch die von dem Kl&#228;ger und dem Beklagten zu 1) unterzeichnete Erkl&#228;rung vom 03.11.2015 f&#252;hrt hinsichtlich der eingetretenen Verj&#228;hrung nicht zu einer anderen Beurteilung. Es handelt sich bei dieser Erkl&#228;rung nicht um eine selbstst&#228;ndige Garantieerkl&#228;rung des Beklagten zu 1), sondern allenfalls um eine Beschaffenheitsvereinbarung dahingehend, dass das streitgegenst&#228;ndliche Fahrzeug von einer Manipulation der Pr&#252;fstand-Abgaswerte nicht betroffen sei. Die Vereinbarung nimmt insoweit ausdr&#252;cklich auf den bereits abgeschlossenen Kaufvertrag vom 22./24.07.2015 Bezug und erg&#228;nzt diesen. Dass der Beklagte zu 1) dar&#252;ber hinaus eine</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">selbstst&#228;ndige Garantieerkl&#228;rung &#8211; erst recht mit einer eigenst&#228;ndigen Garantiefrist, zu der in der schriftlichen Erkl&#228;rung nichts erw&#228;hnt ist &#8211; h&#228;tte abgeben wollen, l&#228;sst sich der Erkl&#228;rung nicht entnehmen, und es ist auch nicht ersichtlich, weshalb der Beklagte zu 1), der nicht der Hersteller des Fahrzeugs ist, angesichts des bereits zu Tage getretenen &#8222;VW-Abgasskandals&#8220; auf eigenes Risiko eine solche Garantie h&#228;tte &#252;bernehmen sollen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet ist auch die gegen die Beklagte zu 3) erhobene Klage. Die Beklagte zu 3) ist die Herstellerin des streitgegenst&#228;ndlichen Motors, der jedoch als solcher - hinsichtlich der &#8222;hardware&#8220; - nicht mangelbehaftet ist, sondern erst durch den Betrieb mit der die Motorleistung gezielt manipulierenden Software Anlass zur Beanstandung gibt. Soweit der Kl&#228;ger auf entsprechenden Hinweis des Gerichts mit Schriftsatz vom 15.11.2018 erstmals - und g&#228;nzlich unsubstantiiert - vorgetragen hat, dass auch die Steuerungssoftware des Motors und damit die unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtungen von der Beklagten zu 3) angefertigt worden seien und hierzu auf einen Bu&#223;geldbescheid unbekannten Inhalts Bezug nimmt (Bl. 400 GA), steht dieser Vortrag im Widerspruch zu dem Vortrag in der Klageschrift, wonach die Beklagte zu 2) den Motor in den streitgegenst&#228;ndlichen Pkw eingebaut hat und mithin bei der Fertigung des Fahrzeugs auch die zugeh&#246;rige Software implementiert haben muss. Selbst wenn die Beklagte zu 3) zusammen mit dem Motor auch eine Steuerungssoftware an die Beklagte zu 2) geliefert haben sollte, so oblag doch letztlich der Beklagten zu 2) als Herstellerin des Fahrzeugs die Implementation der Software in die Bordelektronik des Pkw, weshalb auch sie allein letztlich f&#252;r die Inverkehrbringen des mit der unzul&#228;ssigen Abschalteinrichtung ausgestatteten Fahrzeugs verantwortlich zeichnet.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 100 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709 S. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Klageantrag zu 1):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 66.640,00 &#8364;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Klageantrag zu 2):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 3.718,53 &#8364;</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Klageantrag zu 3):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; -,-- &#8364; (kein selbst&#228;ndiger Streitwert neben dem Klageantrag zu 1))</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Klageantrag zu 4):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -,-- &#8364; (kein selbst&#228;ndiger Streitwert neben dem Klageantrag zu 1))</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Klageantrag zu 5):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">&#160; 3.000,00 &#8364;</span></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Insgesamt:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">73.358,53 &#8364;</span></p> <hr /><span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><a href="36_O_147_18_Urteil_20181220.html${__hash__}_ftnref1">[1]</a> = Verordnung (EG) Nr. 692/2008 der Kommission vom 18. Juli 2008 zur Durchf&#252;hrung und &#196;nderung der Verordnung (EG) Nr. 715/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen hinsichtlich der Emissionen von leichten Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen (Euro 5 und Euro 6) und &#252;ber den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen f&#252;r Fahrzeuge</p>
171,216
lsgrlp-2018-12-20-l-5-kr-12518
{ "id": 900, "name": "Landessozialgericht Rheinland-Pfalz", "slug": "lsgrlp", "city": null, "state": 13, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 5 KR 125/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:50:08
2019-02-12T13:44:23
Urteil
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Sozialgerichts Trier vom 11.04.2018 aufgehoben. Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>2. Au&#223;ergerichtliche Kosten sind in beiden Rechtsz&#252;gen nicht zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>3. Die Revision wird nicht zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin begehrt die Versorgung mit Medizinal-Cannabisbl&#252;ten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die 1986 geborene und bei der Beklagten als Rentnerin krankenversicherte Kl&#228;gerin leidet an Morbus Crohn und (wohl) einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivit&#228;ts-St&#246;rung (ADHS). Am 22.07.2015 wurde ihr seitens des Bundesinstitutes f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte eine Ausnahmegenehmigung nach &#167; 3 Abs 2 Bet&#228;ubungsmittelgesetz (BtMG) zum Erwerb von Medizinal-Cannabisbl&#252;ten (Sorten Bedrocan, Bedica, Bedrobinol, Bediol, Bedrolite) im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie erteilt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Ua unter Vorlage eines Attestes der Fach&#228;rztin f&#252;r Allgemeinmedizin Dr. M vom 13.05.2015 und eines Schreibens des Arztes f&#252;r Allgemeinmedizin Dr. S vom 24.06.2015 hatte die Kl&#228;gerin zun&#228;chst die Erstattung aufgewandter Kosten sowie die Versorgung mit Cannabisbl&#252;ten beantragt. Dr. M hatte angegeben, dass von 2011 bis 2012 bez&#252;glich der ADHS ein Therapieversuch mit Medikinet durchgef&#252;hrt, jedoch aufgrund von Nebenwirkungen wie Bauchkr&#228;mpfen, Hyperhidrosis, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme, beendet worden sei. Die Kl&#228;gerin sei bereits vor Beginn der Therapie untergewichtig gewesen. Der Morbus Crohn werde mit Budesonid, Mesalazin und Cortison behandelt; unter deren Einnahme h&#228;tten erhebliche Nebenwirkungen bestanden; Erfolg h&#228;tte die Therapie allerdings nicht gebracht. Die Kl&#228;gerin leide unter 16 bis 18 Stuhlfrequenzen t&#228;glich, bis zu viermal auch nachts, starken Unterbauchschmerzen, -kr&#228;mpfen und Nachtschwei&#223;. Zudem best&#252;nden R&#252;ckenschmerzen bei Skoliose, die &#8211; wie auch die Symptome der ADHS und des Morbus Crohn &#8211; unter Einnahme von Cannabis besser geworden seien. Dr. S hatte eine zu diesem Zeitpunkt bestehende schwere Verlaufsform eines Morbus Crohn best&#228;tigt, die letzte gastroenterologische Untersuchung habe im &#8222;Dezember 2014&#8220; im Mutterhaus stattgefunden. Der Antrag hatte keinen Erfolg (Bescheid vom 17.09.2015, Stellungnahme der &#196;rztin im Medizinischen Dienst der Krankenversicherung &lt;MDK&gt; Dr. L vom 21.04.2016, Stellungnahme des Arztes im MDK Dr. S vom 15.09.2016, Stellungnahme von Dr. L vom 19.01.2017, Widerspruchsbescheid vom 23.06.2017; einen am 19.04.2016 bei dem Sozialgericht &lt;SG&gt; Trier - S 5 KR 68/16 ER - gestellten Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung hat die Kl&#228;gerin im Beschwerdeverfahren - L 5 KR 129/16 B ER - vor dem Landessozialgericht &lt;LSG&gt; Rheinland-Pfalz am 13.06.2016 f&#252;r erledigt erkl&#228;rt).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Mit Schreiben vom 19.01.2017 teilte die Kl&#228;gerin der Beklagten mit, dass der Bundestag die notwendigen Gesetzes&#228;nderungen beschlossen habe, die ein Verschreiben von Medizinal-Cannabis auf Kosten der Krankenkassen erm&#246;glichten. Es werde daher um Mitteilung gebeten, wie die Beklagte bei Patienten, die bereits eine Genehmigung der Bundesopiumstelle bes&#228;&#223;en, vorgehen werde und ob eine Kostenzusage f&#252;r voraussichtlich M&#228;rz 2017 bzw ab Geltung des Gesetzes abgegeben werden k&#246;nne. Mit Schreiben vom 22.02.2017 &#252;bersandte die Kl&#228;gerin sodann ein Attest von Dr. M vom 20.01.2017 sowie einen Bericht des Arztes f&#252;r Neurologie und Psychiatrie S vom 02.02.2017 und bat erneut um Mitteilung, wie das Vorgehen der Beklagten zur Verschreibung von Cannabis-Pr&#228;paraten sei; nach der Zustimmung des Bundesrates zu der Gesetzes&#228;nderung sei nunmehr mit einer baldigen Verk&#252;ndung im Bundesgesetzblatt und damit dem Inkrafttreten des Gesetzes zu rechnen. Mit Schreiben vom 06.03.2017 bat die Kl&#228;gerin erneut um Mitteilung des Vorgehens der Beklagten zur Verschreibung von Medizinal-Cannabis nach den &#8222;inzwischen geltenden&#8220; gesetzlichen Bestimmungen. Alle drei vorgenannten Schreiben &#252;bersandte die Kl&#228;gerin zu dem Aktenzeichen der Beklagten in dem Widerspruchsverfahren gegen den Bescheid vom 17.09.2015. In der Folgezeit legte die Kl&#228;gerin weitere &#228;rztliche Unterlagen vor. Mit Schreiben vom 16.03.2017, welches am gleichen Tag versandt wurde, teilte die Beklagte der Kl&#228;gerin mit, dass sie die von der Kl&#228;gerin eingereichten Unterlagen zur Pr&#252;fung des Antrags auf Genehmigung einer Therapie mit Cannabis-Arzneimitteln erhalten und dem MDK vorgelegt habe. Sobald das Gutachten des MDK vorliege, werde sie &#252;ber den Leistungsantrag der Kl&#228;gerin entscheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>In einer nach Aktenlage erstellten Stellungnahme vom 24.03.2017 gelangte der Arzt im MDK A zu dem Ergebnis, dass die Kriterien des am 10.03.2017 in Kraft getretenen &#167; 31 Abs 6 F&#252;nftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) vorliegend nicht erf&#252;llt seien. Zwar liege eine &#228;rztliche Verordnung vor und die Erkrankung der Kl&#228;gerin mit diagnostiziertem Morbus Crohn sowie Schmerzen sei als schwerwiegende Erkrankung zu betrachten. In &#8222;der&#8220; &#228;rztlichen Bescheinigung werde auch der Erfolg der Cannabis-Therapie attestiert, allerdings st&#252;nden weitere leitliniengerechte Therapieoptionen zur Verf&#252;gung. Insbesondere k&#246;nne die bedarfsgerechte Eskalationsbehandlung des Morbus Crohn eine Verbesserung bewirken und hinsichtlich der Schmerzsymptomatik stehe die interdisziplin&#228;re Evaluation im Rahmen der Behandlung durch ein Schmerzzentrum zur Verf&#252;gung. Im Hinblick auf die Aufmerksamkeitsproblematik sei neurologischerseits Atomoxetin erwogen worden, es finde sich in den Unterlagen aber keine medizinische Begr&#252;ndung daf&#252;r, warum ein derartiger Behandlungsversuch von vornherein nicht zielf&#252;hrend sein solle.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Gest&#252;tzt auf die Stellungnahme von Dr. A lehnte die Beklagte mit Bescheid vom 03.04.2017 die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r eine ambulante Arzneimitteltherapie mit Cannabis-Arzneimitteln ab.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Den hiergegen unter Vorlage eines Attestes von Dr. M vom 05.04.2017 sowie einer Stellungnahme von Dr. S vom 07.04.2017 zu den Ausf&#252;hrungen des MDK erhobenen Widerspruch begr&#252;ndete die Kl&#228;gerin damit, dass die seitens des MDK vorgeschlagenen Therapiealternativen mit zu erwartenden Nebenwirkungen verbunden seien, die die Symptome der jeweils anderen Erkrankungen und damit ihren Krankheitszustand massiv verschlimmern k&#246;nnten. Diese Nebenwirkungen zu riskieren, k&#246;nne ihr aufgrund ihres labilen Krankheitszustandes nicht zugemutet werden. Dass die seitens des MDK angesprochenen Therapiealternativen nicht zumutbar seien, ergebe sich aus den Stellungnahmen von Dr. M vom 05.04.2017 und Dr. S vom 07.04.2017. Dr. S f&#252;hrte insoweit aus, dass die vorgeschlagene Therapie mit Infliximab (Remicade&#174;) bei 1 % bis 10 % der damit behandelten Patienten Depressionen und Schlaflosigkeit sowie Nervosit&#228;t und Kopfschmerzen ausl&#246;se. Dies seien Beschwerden, unter denen die Kl&#228;gerin sowieso schon im Zusammenhang mit der ADHS leide. Auch Atomoxetin habe ein erhebliches Nebenwirkungsprofil: Bis zu 10 % der mit Strattera&#174; behandelten Patienten litten unter Appetitlosigkeit bis hin zu Anorexie. Aufgrund des Gewichts der Kl&#228;gerin von aktuell 48,3 kg sei eine Therapie mit Strattera&#174; daher nicht weiter in Betracht gezogen worden. Die Medikamente f&#252;r die eine Krankheit w&#252;rden daher mit hoher Wahrscheinlichkeit die Symptome der anderen Krankheit verschlimmern. Dass keine zumutbaren Therapiealternativen best&#252;nden, zeige auch die ihr, der Kl&#228;gerin, seitens der Bundesopiumstelle erteilte Genehmigung. &#167; 31 Abs 6 SGB V regele ganz klar, dass eine Erstattungsf&#228;higkeit der Cannabis-Therapie auch dann gegeben sei, wenn zwar abstrakt noch andere, allgemein anerkannte Leistungen in Erw&#228;gung gezogen werden k&#246;nnten, der behandelnde Arzt im konkreten Fall aber zu der Einsch&#228;tzung gelangt sei, dass diese Leistungen nicht anwendbar seien. Dabei sei die Therapiefreiheit des behandelnden Arztes zu ber&#252;cksichtigen. Es m&#252;sse sichergestellt sein, dass der betroffene Patient nicht erst langwierige und schwerwiegende Nebenwirkungen ertragen m&#252;sse, bevor ein Arzt medizinisches Cannabis verschreiben d&#252;rfe. Ziel der Gesetzes&#228;nderung sei es gewesen, schwerkranken Menschen den Zugang zu Cannabis als Therapiemittel finanziert &#252;ber die Krankenkassen zu erm&#246;glichen. Dabei habe vor allem Personen geholfen werden sollen, die bisher zwar Inhaber einer Ausnahmeerlaubnis nach &#167; 3 BtMG gewesen seien, sich das Cannabispr&#228;parat aufgrund der Kosten aber nicht h&#228;tten leisten k&#246;nnen. Der Gesetzgeber sei in der Gesetzesbegr&#252;ndung davon ausgegangen, dass diese Personen k&#252;nftig Cannabis verschrieben erhalten w&#252;rden (Hinweis auf BT-Drs 18/8965, S 24). Demnach d&#252;rfe eine Ablehnung der Krankenkassen auch nur in ganz begr&#252;ndeten Ausnahmef&#228;llen erfolgen. Die Genehmigung stelle folglich den Grundsatz und die Ablehnung die Ausnahme dar. Gr&#252;nde f&#252;r eine Ablehnung l&#228;gen vorliegend nicht vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Der hierauf erneut eingeschaltete MDK f&#252;hrte in einer nach Aktenlage erstellten Stellungnahme vom 25.04.2017 durch Dr. L aus, dass die Kl&#228;gerin nach wie vor die allgemein anerkannte und arzneimittelrechtlich zugelassene Therapie zum Morbus Crohn nicht durchf&#252;hre. In den vorgelegten Attesten werde behauptet, dass Arzneimittel-Wechselwirkungen dem im Wege st&#252;nden; dies sei aber weder belegt noch lasse sich dies objektiv ermitteln. Das bei der Kl&#228;gerin bestehende Untergewicht sei ein typisches Symptom eines &#8211; seit l&#228;ngerer Zeit &#8211; unzureichend behandelten Morbus Crohn. Nebenwirkungen von Remicade&#174; w&#252;rden ausweislich der vorgelegten Atteste nur bef&#252;rchtet, das Mittel sei aber nie erprobt worden. Sofern Remicade&#174; nicht vertragen w&#252;rde, stehe als Alternative Azathioprin oder Humira&#174; zur Verf&#252;gung. Diese w&#252;rden zB in der Leitlinie &#8222;Diagnostik &amp; Therapie des M. Crohn&#8220; der Deutschen Gesellschaft f&#252;r Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) angeraten. Arzneimittelrechtlich seien diese Alternativen trotz m&#246;glicher Nebenwirkungen zugelassen und somit zumutbar. Dass die arzneimittelrechtlich zugelassenen Alternativen nicht ausgesch&#246;pft seien, ergebe sich etwa auch aus einem Bericht des Klinikums M in T vom 14.01.2015, wonach auf Wunsch der Kl&#228;gerin eine Antik&#246;rper-Therapie zur&#252;ckgestellt worden sei. Die Morbus-Crohn-Symptomatik sei damals nach einer vor&#252;bergehenden Corticoid-Behandlung deutlich zur&#252;ckgegangen; die Kl&#228;gerin habe sich aber zu einer empfohlenen Dauermedikation, einer &#8222;Antik&#246;rper-Therapie&#8220;, nicht entschlie&#223;en k&#246;nnen. Die &#8222;Antik&#246;rper-Therapie&#8220; best&#252;nde in Adalimumab (Humira&#174;) oder Infliximab (Remicade&#174;), die nach der fach&#228;rztlichen Einsch&#228;tzung somit f&#252;r die Kl&#228;gerin geeignet seien. Dies stehe der Meinung der allgemein&#228;rztlichen Behandler entgegen. Die von der Kl&#228;gerin angenommene Therapiefreiheit des Arztes finde sich in &#167; 31 Abs 6 SGB V nicht, vielmehr verlange die Regelung gerade die erfolglose Aussch&#246;pfung von Alternativen. Soweit zudem mit der ADHS argumentiert werde, sei die Diagnose nicht hinreichend belegt. Arzneimittel aufgrund dieser Diagnose d&#252;rften nach der Arzneimittelrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) nur von einem Spezialisten f&#252;r Verhaltensst&#246;rungen bei Kindern und/oder Jugendlichen verordnet und nur unter dessen Aufsicht angewendet werden. Die vorliegend eine ADHS attestierende Fach&#228;rztin f&#252;r Allgemeinmedizin Dr. M habe keine Befunde einer sachgerechten ADHS-Diagnostik &#252;bersandt, so dass eine ADHS nicht hinreichend gesichert sei. Zudem sei nicht belegt, dass Methylphenidat tats&#228;chlich unvertr&#228;glich sei; dazu im Jahr 2015 attestierte Symptome entspr&#228;chen denen des Morbus Crohn. Die &#8211; bereits in Vorgutachten &#8211; aufgezeigten Alternativen in Form von Methylphenidat (zB Ritalin adult&#174; oder Medikinet adult&#174;) oder, falls tats&#228;chlich unvertr&#228;glich, mit einem anderen Wirkstoff wie Atomoxetin (Strattera&#174;), st&#252;nden nach wie vor zur Verf&#252;gung. Eine psychotherapeutische Behandlung der &#8211; ungesicherten &#8211; ADHS sei ebenfalls nicht erfolgt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Hierauf stellte die Kl&#228;gerin am 25.04.2017 bei dem SG Trier einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung (S 1 KR 59/17 ER); durch Beschluss vom 08.05.2017 verpflichtete das SG Trier die Beklagte im Wege der einstweiligen Anordnung die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit ab dem 25.04.2017 vorl&#228;ufig und l&#228;ngstens bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs 6 SGB V mit Cannabisbl&#252;ten entsprechend der jeweils verordneten Dosierung zu versorgen. Beschwerde gegen den Beschluss wurde nicht eingelegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Mit Schreiben vom 06.05.2017 &#252;bersandte die Kl&#228;gerin &#8211; bereits im Widerspruchsverfahren gegen den Bescheid vom 17.09.2015 &#252;bersandte - Berichte der Fach&#228;rztin f&#252;r Psychiatrie, Psychotherapie H vom 09.11.2011 sowie vom 25.10.2012, aus denen sich sowohl die gesicherte Diagnose einer ADHS als auch eines Behandlungsversuchs mit Medikinet ergebe. Entsprechend habe auch Dr. A in der Stellungnahme vom 24.03.2017 die Diagnose nicht mehr angezweifelt, so dass die Einsch&#228;tzung von Dr. L in der Stellungnahme vom 25.04.2017 nicht nachvollziehbar und widerspr&#252;chlich sei. Dass Nebenwirkungen vorgeschlagener Medikamente f&#252;r die Behandlung der einen Erkrankung als Symptome der anderen Erkrankung anzusehen seien, sei vorliegend gerade das Problem. Genau aus diesen Gr&#252;nden sei bei Einsatz der von dem MDK vorgeschlagenen Alternativpr&#228;parate von der Verschlimmerung der Symptome der anderen Erkrankung auszugehen und aufgrund dessen habe sie auch die Durchf&#252;hrung der &#8222;Antik&#246;rper-Therapie&#8220; zur Behandlung des Morbus Crohn abgelehnt. Der Einsatz der Cannabis-Bl&#252;ten f&#252;hre hingegen zu einer Verbesserung aller Symptome, wirke also sowohl beruhigend als auch schmerzlindernd bei der Morbus-Crohn-Erkrankung als auch ausgleichend bei der ADHS.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Gest&#252;tzt auf die Einsch&#228;tzung des MDK wies die Beklagte den Widerspruch der Kl&#228;gerin gegen den Bescheid vom 03.04.2017 durch Widerspruchsbescheid vom 23.06.2017 zur&#252;ck.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Gegen den ihrer Prozessbevollm&#228;chtigten am 05.07.2017 zugestellten Widerspruchsbescheid hat die Kl&#228;gerin am 01.08.2017 Klage vor dem SG Trier erhoben. Erg&#228;nzend zu ihrem Vortrag aus dem Verwaltungs- und Widerspruchsverfahren hat sie vorgetragen, dass es keine Standardtherapie zur Behandlung von Morbus Crohn und einer ADHS gleichzeitig gebe, eine getrennte Behandlung aber nicht m&#246;glich sei. Die von der Beklagten vorgeschlagenen Therapiealternativen seien ihr nicht zumutbar; dies habe ihr Hausarzt medizinisch begr&#252;ndet. Auch sei das Suchtpotential von Cannabis nicht extrem hoch. Cannabis f&#252;hre zu keiner k&#246;rperlichen und nur in wenigen F&#228;llen zu einer psychischen Abh&#228;ngigkeit.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Das SG Trier hat durch Urteil vom 11.04.2018 den Bescheid der Beklagten vom 03.04.2017 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 23.06.2017 aufgehoben und die Beklagte verurteilt, die Kl&#228;gerin mit Cannabisbl&#252;ten entsprechend der jeweiligen &#228;rztlich verordneten Dosierungen zu versorgen. Die Kl&#228;gerin habe auf der Grundlage von &#167; 13 Abs 3a SGB V einen Anspruch auf die Versorgung mit Cannabisbl&#252;ten. Entgegen der Ansicht der Beklagten sei nicht erst das kl&#228;gerische &#8222;Erinnerungsschreiben&#8220; vom 06.03.2017, sondern bereits das Schreiben vom 22.02.2017 als konkludenter, erneuter Antrag auf Versorgung mit einer Cannabis-Therapie anzusehen gewesen. Zudem sei bereits anhand der &#220;berschrift des Schreibens vom 19.01.2017 &#8222;&#220;bernahme der Kosten f&#252;r Medizinal-Cannabis; heutiger Gesetzesbeschluss des Bundestages&#8220; zweifelsfrei deutlich, dass im Hinblick auf die bevorstehende gesetzliche Neuregelung &#252;ber den Rahmen des laufenden Widerspruchsverfahrens hinaus die Versorgung mit Medizinal-Cannabis begehrt werde. Ausgehend von einem Antrag vom 19.01.2017 habe die Beklagte aber offensichtlich nicht innerhalb der Frist des &#167; 13 Abs 3a SGB V entschieden, weshalb die Versorgung mit dem &#228;rztlich verordneten Cannabis als genehmigt gelte. Im &#220;brigen l&#228;gen aber auch die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Inanspruchnahme der begehrten Leistung der Sache nach gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs 6 SGB V vor. Dass die Kl&#228;gerin unter einer schwerwiegenden Erkrankung im Sinne von (iSv) &#167; 31 Abs 6 SGB V leide, werde auch von der Beklagten nicht in Zweifel gezogen. Nicht zutreffend sei aber die Ansicht der Beklagten, der Gesetzgeber habe bei Einf&#252;hrung des &#167; 31 Abs 6 SGB V bewusst eine Behandlung mit Cannabis nur als ultima ratio vorgesehen, wenn alle anderen Alternativen ausgesch&#246;pft oder nach medizinisch begr&#252;ndeter Einsch&#228;tzung des behandelnden Arztes nicht anzuwenden seien. Zwar bed&#252;rfe die Leistung bei der ersten Verordnung f&#252;r einen Versicherten der Genehmigung der Krankenkasse, diese k&#246;nne aber nur in begr&#252;ndeten Ausnahmef&#228;llen abgelehnt werden. Schon aus der Normierung eines solchen &#8222;Regel-Ausnahme-Verh&#228;ltnisses&#8220; k&#246;nne nur der Schluss gezogen werden, dass Cannabis im Zweifel an den Versicherten abzugeben sei. Der Gesetzgeber habe explizit &#8222;die Erstattung von Arzneimitteln auf Cannabisbasis erm&#246;glichen&#8220; wollen, &#8222;obwohl nicht das Evidenzlevel vorliegt, das &#252;blicherweise f&#252;r die Erstattung der GKV verlangt wird! (vgl. BT-Drs. 18/8965, S. 25)&#8220;. Dabei habe sich der Gesetzgeber der offenkundig sogar &#228;u&#223;erst d&#252;nnen Studienlage bewusst sein m&#252;ssen (Hinweis auf Bericht des Deutschen &#196;rzteblattes vom 21.02.2018). Der Gesetzgeber habe auch der Bedeutung der Therapiehoheit des Vertragsarztes Rechnung getragen. Vorliegend liege eine begr&#252;ndete vertrags&#228;rztliche Einsch&#228;tzung zugunsten der Sinnhaftigkeit der Cannabis-Therapie bei der Kl&#228;gerin vor. Dabei sei auch, wie aus den vorgelegten Attesten von Dr. M vom 13.05.2015 und vom 05.04.2017 sowie Dr. M vom 15.06.2016 und Dr. S vom 15.03.2017 hervorgehe, eine Abw&#228;gung mit den zu erwartenden Nebenwirkungen und eine Ber&#252;cksichtigung des Krankheitszustandes erfolgt und es sei zu Recht eine nicht nur ganz entfernt liegende Aussicht auf eine sp&#252;rbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome angenommen worden. Gerade im Falle der bei der Kl&#228;gerin angenommenen Komorbidit&#228;t von Morbus Crohn und der ADHS werde die Behandlung mit Cannabis als echte Behandlungsalternative gesehen. Auch der langj&#228;hrige, bis dato positive Verlauf der Therapie best&#228;tige diese Einsch&#228;tzung. Die Kl&#228;gerin selbst habe in der m&#252;ndlichen Verhandlung ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, dass ihre fr&#252;heren Beschwerden und Beeintr&#228;chtigungen durch den Morbus Crohn und die ADHS erheblich gebessert seien und sich durch die Cannabis-Therapie ihr Leben deutlich zum Besseren gewendet habe; sie ben&#246;tige auch keine anderen Medikamente mehr. Die Behandlung des Morbus Crohn mit Budesonid, Mesalazin und Cortison sei in der Vergangenheit ohne den gew&#252;nschten Erfolg geblieben; sie habe unter 16 bis 18 Stuhlfrequenzen t&#228;glich und starken Unterbauchschmerzen sowie -kr&#228;mpfen und Nachtschwei&#223; gelitten. Zudem sei sie tags&#252;ber ersch&#246;pft und kaum in der Lage gewesen, ihre Hausarbeit zu verrichten. Das alles habe sich nach den glaubhaften Schilderungen der Kl&#228;gerin unter der Cannabis-Einnahme deutlich gebessert, ohne dass dadurch &#8211; bis dato &#8211; andere Probleme (Abh&#228;ngigkeit, Sucht oder psychotische Entwicklung) aufgetreten seien. Angesichts dieser konkreten Umst&#228;nde des vorliegenden Einzelfalles sei daher nicht erkennbar, warum sich die Kl&#228;gerin noch auf eine Antik&#246;rper-Therapie zur Behandlung des Morbus Crohn einlassen solle, wenn sie nach jahrelangen anderen Therapieversuchen mit Cortison ua Medikamenten nunmehr einen f&#252;r sie im Ergebnis zufriedenstellenden Weg gefunden habe. Es sei dann nicht erkennbar, warum gleichwohl ein &#8222;Ausnahmefall&#8220; vorliegen solle, in welchem die Beklagte von der Einsch&#228;tzung gleich mehrerer behandelnder &#196;rzte abweichen und die Leistung/Genehmigung dennoch verweigern k&#246;nnen solle. Gerade im vorliegenden Fall k&#246;nne auch schon angesichts der langj&#228;hrig praktizierten Therapie sowie der vorliegenden Genehmigung der Bundesopiumstelle nicht mehr von einer blo&#223;en &#8222;Wunschverordnung&#8220; ausgegangen werden (Hinweis auf Hessisches LSG, Beschluss vom 27.11.2017 &#8211; L 8 KR 396/17 B ER &#8211; juris Rn 13).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Gegen das ihr am 19.04.2018 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 15.05.2018 Berufung eingelegt. Entgegen der Ansicht des SG Trier habe die Kl&#228;gerin keinen Anspruch auf Versorgung mit Cannabisbl&#252;ten aufgrund einer Genehmigungsfiktion. Nachdem der im September 2015 gestellte Antrag auf Kosten&#252;bernahme abgelehnt worden sei, habe sich das Verfahren im Widerspruchsverfahren befunden, auf das sich die Schreiben der Kl&#228;gerin vom 19.01.2017, vom 22.02.2017 und vom 06.03.2017 bezogen h&#228;tten. Dies ergebe sich zum einen daraus, dass ihr, der Beklagten, Aktenzeichen aus dem Widerspruchsverfahren angegeben sei, zum anderen daraus, dass in den Schreiben der Begriff &#8222;Widerspruchsf&#252;hrerin&#8220; und nicht &#8222;Antragstellerin&#8220; verwendet worden sei. Soweit die Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem SG angegeben habe, &#8222;dass sie davon ausgegangen ist, dass in jedem Fall ein Antrag gestellt wurde&#8220; lasse sich dies der Akte nicht entnehmen. Vielmehr habe die Prozessbevollm&#228;chtigte in der m&#252;ndlichen Verhandlung angegeben, dass sie davon ausgegangen sei, &#8222;dass das bereits laufende Verfahren in jedem Fall fortgef&#252;hrt und auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt werden soll.&#8220; Somit habe zwar in jedem Fall ein Antragsverfahren gef&#252;hrt werden sollen, dies k&#246;nne aber nicht dahingehend gedeutet werden, dass mit den Schreiben vom 19.01.2017 bzw vom 22.02.2017 ein zweites, neues Verfahren habe begonnen werden sollen. Der Kl&#228;gerin sei auch telefonisch am 24.01.2017 mitgeteilt worden, dass die Neuregelung noch nicht umgesetzt sei mit der Folge, dass zu diesem Zeitpunkt keine Kostenzusage m&#246;glich sei. Wie sich aus der Verwaltungsakte ergebe, sei man in Folge des Schreibens vom 06.03.2017, eingegangen bei ihr, der Beklagten am 14.03.2017, und dem zu diesem Zeitpunkt bereits in Kraft getretenen &#167; 31 Abs 6 SGB V &#252;berein gekommen, ein neues Antragsverfahren einzuleiten; diese Vorgehensweise sei mit der Kl&#228;gerin telefonisch abgesprochen worden. Da die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 16.03.2017 &#252;ber die Einholung eines MDK-Gutachtens informiert worden sei, habe die Frist von f&#252;nf Wochen gegolten, innerhalb derer der Bescheid vom 03.04.2017 rechtzeitig vor Fristablauf am 04.04.2017 zugestellt worden sei. Dar&#252;ber hinaus sei zu ber&#252;cksichtigen, dass vor dem 10.03.2017 Cannabisbl&#252;ten nicht &#228;rztlich h&#228;tten verordnet werden d&#252;rfen mit der Folge, dass die begehrte Leistung ganz offensichtlich au&#223;erhalb des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung gelegen habe und daher auch aus diesem Grund eine Genehmigungsfiktion nicht habe eintreten k&#246;nnen. Entgegen der Auffassung des SG Trier l&#228;gen auch die Voraussetzungen des &#167; 31 Abs 6 SGB V vorliegend nicht vor. Der Gesetzgeber habe eine Behandlung mit Cannabis nur als ultima ratio vorgesehen, wenn alle anderen Alternativen bereits ausgesch&#246;pft oder nach medizinisch begr&#252;ndeter Einsch&#228;tzung des behandelnden Arztes nicht anzuwenden seien. An eine solche Einsch&#228;tzung sei nach der bisherigen Rechtsprechung zumindest die Anforderung zu stellen, dass eine qualifizierte Abw&#228;gung der Nebenwirkungen von Cannabis und der Nebenwirkungen der zugelassenen Behandlungsm&#246;glichkeiten vorgenommen werde. Es m&#252;sse also begr&#252;ndet werden, weshalb im Einzelfall ein besonders hohes Risiko f&#252;r Nebenwirkungen bestehe bzw weshalb die m&#246;glichen Nebenwirkungen im Einzelfall eine besondere Gef&#228;hrlichkeit aufwiesen, so dass das Risiko f&#252;r Nebenwirkungen von Cannabis aufgewogen werde. Diese Anforderungen m&#252;ssten umso strenger beurteilt werden, wenn es sich bei der Alternative um die durch Leitlinien empfohlene Standardtherapie handele. Zudem ergebe sich aus dem Erfordernis einer Genehmigung durch die Krankenkassen, dass eine eigene und unabh&#228;ngige Pr&#252;fung zu erfolgen habe. Allein das Vorliegen einer Ausnahmegenehmigung nach &#167; 3 Abs 2 BtMG gen&#252;ge nicht, um das Vorliegen eines Anspruchs nach &#167; 31 Abs 6 SGB V zu begr&#252;nden (Hinweis auf BT-Drs 18/13352). Die Verordnung von Cannabis zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung solle sehr wohl einen Ausnahmefall darstellen. Zu ber&#252;cksichtigen sei auch, dass die Voraussetzung der Alternativlosigkeit und diejenige der Aussicht auf einen Behandlungserfolg nicht alternativ gelten w&#252;rden, sondern nebeneinander st&#252;nden. Es gen&#252;ge daher nicht allein, dass die bisherige Behandlung mit Cannabis positive Wirkungen gezeigt habe, es m&#252;sse vielmehr klar sein, dass dieser Effekt nur mit Cannabis und nicht auch mit anderen Arzneimitteln erreicht werden k&#246;nne (Hinweis auf SG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 08.08.2017 &#8211; S 27 KR 698/17 ER). Genau das Erfordernis der Alternativlosigkeit von Cannabis sei vorliegend indes nicht erf&#252;llt. Es st&#252;nden, wie in den Stellungnahmen des MDK ausgef&#252;hrt worden sei, arzneimittelrechtlich zugelassene Alternativen zur Verf&#252;gung, bei denen es sich um die allgemein anerkannten Standardtherapien f&#252;r die Erkrankung der Kl&#228;gerin handele und die den aktuellen Behandlungsleitlinien f&#252;r Morbus Crohn entspr&#228;chen. Diese Alternativen w&#252;rden auch von den Fach&#228;rzten des Klinikums M T empfohlen (Hinweis auf die Stellungnahme des MDK vom 25.04.2017). Entgegen der Ansicht des SG Trier sei hier damit davon auszugehen, dass der Patientenwunsch im Vordergrund stehe und nicht die medizinische Notwendigkeit. Soweit die Kl&#228;gerin eingewandt habe, den &#196;rzten in vorgenanntem Klinikum sei die Diagnose ADHS nicht bekannt gewesen, k&#246;nne dies nicht nachvollzogen werden. Auch k&#246;nnten den Fachinformationen der als Alternativen genannten Arzneimittel keine Warnhinweise oder Kontraindikationen entnommen werden, obwohl es sich bei der ADHS um eine relativ weit verbreitete Erkrankung handele. Stelle die Diagnose ADHS tats&#228;chlich bereits ein generelles Ausschlusskriterium f&#252;r eine Behandlung mit den genannten Medikamenten dar, m&#252;sse sich dies auch aus den Fachinformationen ergeben. Der Hinweis auf die m&#246;glichen Nebenwirkungen durch Dr. S k&#246;nne nicht &#252;berzeugen. Dieser gebe an, dass die Nebenwirkungen in 1 % bis 10 % der F&#228;lle auftreten k&#246;nnten, was im Umkehrschluss bedeute, dass &#252;ber 90 % der Patienten mit diesen Alternativen ohne schwerwiegende Nebenwirkungen behandelt werden k&#246;nnten. Dabei m&#252;sse auch ber&#252;cksichtigt werden, dass es wohl kaum ein Arzneimittel auf dem Markt gebe, bei dem kein Risiko von Nebenwirkungen bestehe. Allein das generelle Risiko von Nebenwirkungen k&#246;nne aber nicht gen&#252;gen, um eine alternative Behandlungsm&#246;glichkeit auszuschlie&#223;en und damit die Voraussetzungen des &#167; 31 Abs 6 SGB V zu erf&#252;llen. Insoweit lasse sich auch der Gesetzesbegr&#252;ndung entnehmen, dass ein Anspruch nach &#167; 31 Abs 6 SGB V nur dann entstehen k&#246;nne, wenn Nebenwirkungen im Ausma&#223; einer behandlungsbed&#252;rftigen Krankheit mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit eintr&#228;ten. Dies sei vorliegend gerade nicht der Fall; es sei keine Begr&#252;ndung vorgebracht worden, warum bei der Kl&#228;gerin das individuelle Risiko f&#252;r das Auftreten von Nebenwirkungen besonders hoch sein solle. Dabei sei auch zu ber&#252;cksichtigen, dass Dr. S Allgemeinarzt sei, w&#228;hrend die behandelnden &#196;rzte am Klinikum M Fach&#228;rzte f&#252;r Rheumatologie seien, zu deren Fachgebiet die Erkrankung Morbus Crohn geh&#246;re. Schlie&#223;lich sei auch keine Auseinandersetzung mit den m&#246;glichen Nebenwirkungen und insbesondere dem sehr wohl bestehenden Suchtpotential von Cannabis erkennbar. Durch die von dem MDK genannten Arzneimittel k&#246;nne im &#220;brigen eine Behandlung der Grunderkrankung Morbus Crohn erfolgen, w&#228;hrend Cannabis nur rein symptomatisch wirke und keine nachhaltige Verbesserung des Gesundheitszustandes bewirken und auch kein Fortschreiten der Grunderkrankung verhindern k&#246;nne. Insoweit sei schon fraglich, ob die Therapie mit Cannabis als gleichwertig anzusehen sei. Etwas anderes ergebe sich auch nicht unter Ber&#252;cksichtigung der ADHS. Die behaupteten Nebenwirkungen der Behandlung der ADHS seien auch mit den Symptomen des Morbus Crohn in Einklang zu bringen, so dass schon unklar sei, ob tats&#228;chlich eine Nebenwirkung der bereits erfolgten Arzneimitteltherapie vorliege. Selbst wenn dies der Fall sei, w&#252;rde mit Atomoxetin nach wie vor eine zugelassene Behandlungsalternative zur Verf&#252;gung stehen, die noch nicht eingesetzt worden sei. Im &#220;brigen sei auch insoweit nicht dargelegt, dass im individuellen Einzelfall eine &#252;berwiegende Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Auftreten von Nebenwirkungen vorliege; in der Fachinformation zu Atomoxetin sei nicht aufgef&#252;hrt, dass Morbus Crohn eine Kontraindikation darstelle. Vor diesem Hintergrund k&#246;nne offen bleiben, ob die weitere Voraussetzung des &#167; 31 Abs 6 SGB V, die Aussicht auf einen Behandlungserfolg, erf&#252;llt sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">das Urteil des Sozialgericht Trier vom 11.04.2018 aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Sie erachtet die Entscheidung des SG als zutreffend. Erg&#228;nzend hat sie ein Schreiben ihrer Prozessbevollm&#228;chtigten vom 30.07.2017, gerichtet an das K , Dr. R , vorgelegt, mit welchem sie bei diesem angefragt hat, ob er die Therapieempfehlung mit Infliximab auch ausgesprochen h&#228;tte, wenn er Kenntnis von der ADHS gehabt h&#228;tte. Ferner hat die Kl&#228;gerin ein Schreiben von Dr. R vom 21.08.2017 vorgelegt, in welchem dieser antwortet, dass seit dem Jahr 2014 weitere hocheffektive und nebenwirkungsarme Medikamente zugelassen worden seien, so dass eine etablierte, zugelassene Therapie bestehe. Inwieweit diese Medikamente eine Verschlechterung der ADS-Erkrankung herbeif&#252;hrten, sei ihm unbekannt. Insbesondere die neuen Antik&#246;rper (zB Ustekinumab) st&#252;nden aber seines Erachtens nicht im Verdacht, die ADS-Erkrankung zu verschlechtern, so dass er nicht uneingeschr&#228;nkt eine Stellungnahme bez&#252;glich einer Bef&#252;rwortung der Therapie mit Cannabis ausstellen k&#246;nne.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Auf Nachfrage des Senats hat die Kl&#228;gerin das Schreiben von Dr. R vom 14.01.2015 und erg&#228;nzend eine Bescheinigung des Facharztes f&#252;r Innere Medizin, Gastroenterologie Dr. K vom 17.10.2017 vorgelegt. Dr. K f&#252;hrt aus, dass er &#252;ber den Status der Darmerkrankung keine Angaben machen k&#246;nne, da eine geplante Darmspiegelung noch nicht erfolgt sei. In einer im M&#228;rz 2013 durch das M durchgef&#252;hrten Koloskopie habe sich makroskopisch ein Befund gezeigt, der mit einem Initialstadium eines Morbus Crohn vereinbar gewesen sei; auch histologisch habe sich ein entsprechender Befund gezeigt. Seiner Einsch&#228;tzung nach sei eine erneute Koloskopie n&#246;tig, um den aktuellen Status der Erkrankung zu erheben und festzulegen, ob &#252;berhaupt ein therapiebed&#252;rftiger Zustand vorliege. Unter der Therapie mit Prednisolon, Budesonid und Mesalazin sei es nach Angaben der Kl&#228;gerin zu Unvertr&#228;glichkeitsreaktionen gekommen. Bis dato sei aber keine Therapie mit anderen immunsuppressiv wirkenden Substanzen durchgef&#252;hrt worden; dies seien im Einzelnen die anti-TNF-Antik&#246;rper, Azathioprin oder neuerdings auch die Therapie mit Ustekinumab. Letzterer Wirkstoff sei indiziert f&#252;r die Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn, die entweder auf eine konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha-Antagonisten unzureichend angesprochen h&#228;tten. Unklar sei, ob es bei der Kl&#228;gerin bei einem Wechsel der aktuellen Therapie mit Cannabis-Bl&#252;ten auf einen der genannten Wirkstoffe zu Nebenwirkungen komme; diese seien vielf&#228;ltig und in den jeweiligen Fachinformationen nachzulesen. Au&#223;erdem scheine die Cannabis-Therapie einen g&#252;nstigen Einfluss auf die ADHS zu haben. Insgesamt empfehle er zun&#228;chst die Durchf&#252;hrung einer erneuten Dickdarmdiagnostik.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Der Senat hat bei Dr. S angefragt, ob in der Therapie mit Ustekinumab vorliegend eine Alternative zu der Behandlung mit Cannabisbl&#252;ten gesehen werde und um Begr&#252;ndung der Einsch&#228;tzung gebeten. Hierauf hat Dr. S mit Schreiben vom 03.10.2018 ausgef&#252;hrt, dass zwischenzeitlich neue Therapieverfahren (ua Ustekinumab) entwickelt worden seien, die allerdings mit einer h&#246;heren Wahrscheinlichkeit mit Unvertr&#228;glichkeitsreaktionen verbunden seien. Die Kl&#228;gerin habe diese therapeutische Option bis dato noch nicht in Anspruch genommen und stehe ihr aufgrund negativer Erfahrungen &#228;ngstlich und ablehnend gegen&#252;ber. Es sei ihm aber nicht m&#246;glich zu prognostizieren, ob es bei der Kl&#228;gerin im Falle einer Behandlung mit Ustekinumab zu relevanten Nebenwirkungen komme oder nicht. Die Wahrscheinlichkeit sei aber aufgrund der Vorgeschichte h&#246;her als bei anderen Patienten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Hierauf hat die Beklagte ausgef&#252;hrt, dass sich der Hausarzt der Kl&#228;gerin offenbar nicht in der Lage sehe, zu beurteilen, ob eine Behandlung der Kl&#228;gerin mit den zugelassenen Behandlungsalternativen grunds&#228;tzlich m&#246;glich und medizinisch auch sinnvoll bzw vertretbar w&#228;re. Der Wunsch des Patienten bzw dessen Angst vor Nebenwirkungen sei allein nicht ausreichend, um eine Behandlungsalternative auszuschlie&#223;en. Dies gelte erst Recht, wenn es, wie vorliegend, keine konkreten Anhaltspunkte daf&#252;r gebe, dass im Einzelfall ein besonders hohes Risiko f&#252;r schwerwiegende Nebenwirkungen bestehe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat mit Schreiben vom 18.09.2018 bei der Gemeinsamen Pr&#252;fungseinrichtung Rheinland-Pfalz einen Antrag auf &#220;berpr&#252;fung der Wirtschaftlichkeit der Verordnungsweise nach &#167; 106 SGB V gegen&#252;ber Dr. S betreffend die Kl&#228;gerin gestellt. Dr. S hat mit Schreiben vom 02.11.2018 mitgeteilt, dass er nach dem Eingang des Regressantrages kein Cannabis mehr verordnet habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands nimmt der Senat Bezug auf die Prozessakte und die Verwaltungsakte der Beklagten sowie die beigezogenen Prozessakten der Verfahren S 5 KR 68/16 ER (L 5 KR 129/16 B ER) und S 1 KR 59/17 ER, deren Inhalt Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung und der Beratung war.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die nach &#167;&#167; 143 f, 151 Sozialgerichtsgesetz (SGG) zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist begr&#252;ndet. Das SG Trier hat der Klage zu Unrecht stattgegeben; das angefochtene Urteil ist aufzuheben und die Klage abzuweisen. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Versorgung mit Medizinal-Cannabis.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf der Grundlage von &#167; 13 Abs 3a SGB V. Gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs 3a Satz 1 SGB V hat die Krankenkasse &#252;ber einen Antrag auf Leistungen z&#252;gig, sp&#228;testens innerhalb von drei Wochen nach Antragseingang oder in F&#228;llen, in denen eine gutachterliche Stellungnahme, insbesondere des MDK, eingeholt wird, innerhalb von f&#252;nf Wochen nach Antragseingang zu entscheiden. Wenn die Krankenkasse eine gutachterliche Stellungnahme f&#252;r erforderlich h&#228;lt, hat sie diese unverz&#252;glich einzuholen und den Leistungsberechtigten hier&#252;ber zu unterrichten (Satz 2). Der MDK nimmt innerhalb von drei Wochen gutachterlich Stellung (Satz 3). Kann die Krankenkasse die Frist nach Satz 1 nicht einhalten, teilt sie dies nach Satz 5 dem Leistungsberechtigten unter Darlegung der Gr&#252;nde rechtzeitig schriftlich mit. Erfolgt keine Mitteilung eines hinreichenden Grundes, gilt die Leistung gem&#228;&#223; Satz 6 nach Ablauf der Frist als genehmigt. Beschaffen sich Leistungsberechtigte nach Ablauf der Frist eine erforderliche Leistung selbst, ist die Krankenkasse zur Erstattung der hierdurch entstandenen Kosten verpflichtet (Satz 7).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Die Voraussetzungen von &#167; 13 Abs 3a SGB V sind vorliegend nicht erf&#252;llt. Das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 22.02.2017 war entgegen der Ansicht des SG Trier nicht als neuer Antrag auf Versorgung mit Medizinal-Cannabis zu verstehen. Vorgenanntes Schreiben wurde ausweislich des in dem Betreff angegebenen Aktenzeichens zu dem zu diesem Zeitpunkt laufenden Widerspruchsverfahren betreffend den gegen den Bescheid vom 17.09.2015 erhobenen Widerspruch &#252;bersandt. Auch die zus&#228;tzlich verwendete Formulierung &#8222;in obiger Angelegenheit&#8220; l&#228;sst dabei erkennen, dass die Kl&#228;gerin ausdr&#252;cklich Bezug auf dieses Verfahren nehmen wollte. Soweit die Kl&#228;gerin inhaltlich auf die erfolgte Zustimmung des Bundesrates und das aufgrund dieser angenommene baldige Inkrafttreten des Gesetzes &#8211; namentlich des &#167; 31 Abs 6 SGB V &#8211; verweist, wird hieraus nicht erkennbar, dass ein neuer Antrag gestellt werden sollte. Vielmehr wurde diese Information zu dem bereits laufenden Verfahren erteilt, in welchem &#8211; und insoweit erweist sich dieses Vorgehen auch als sachgerecht und konsequent &#8211; eine neue Rechtslage von der Beklagten mit Blick auf die begehrte Versorgung mit Medizinal-Cannabis auch zu beachten gewesen w&#228;re. Gleiches gilt mit Blick auf das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 19.01.2017, welches ebenfalls ausdr&#252;cklich zu dem Aktenzeichen des Widerspruchsverfahrens &#252;bersandt worden war und im Rahmen dieses Verfahrens nach objektiver Betrachtung gleichsam als Information &#252;ber das laufende Gesetzgebungsverfahren zu betrachten ist. Ein neuer Antrag l&#228;sst sich auch diesem Schreiben nicht entnehmen. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der Angabe der Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem SG Trier vom 11.04.2018, wonach diese &#8222;davon ausgegangen ist, dass in jedem Fall ein Antrag gestellt wurde&#8220;. Zum einen wird hierdurch nicht erkennbar, welches von ihr &#252;bersandte Schreiben ihrer Ansicht nach einen neuen Antrag dargestellt hat, zum anderen &#8211; und dies ist ma&#223;geblich &#8211; h&#228;tte sie dies entsprechend formulieren m&#252;ssen, was gerade, wie dargelegt, nicht erfolgt ist. Soweit die Beklagte schlie&#223;lich das Schreiben der Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin vom 06.03.2017 als neuen Antrag gewertet hat, kann offen bleiben, ob dies ausgehend von einem objektiven Empf&#228;ngerhorizont entsprechend zu verstehen war. Jedenfalls hat die Beklagte bez&#252;glich des von ihr entsprechend ausgelegten Schreibens unter Wahrung der Fristen des &#167; 13 Abs 3a SGB V einen Bescheid erlassen. Das Schreiben vom 06.03.2017 ging am 07.03.2017 bei der Beklagten ein mit der Folge, dass die Frist von drei Wochen am 08.03.2017 begann (&#167; 26 Abs 1 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch &lt;SGB X&gt; iVm &#167; 187 Abs 1 B&#252;rgerliches Gesetzbuch &lt;BGB&gt;) und am 28.03.2017 (Dienstag) endete (&#167; 26 Abs 1 SGB X iVm &#167; 188 Abs 2 BGB). Innerhalb dieser Frist hat die Beklagte die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 16.03.2017 dar&#252;ber informiert, dass der MDK mit einer Pr&#252;fung beauftragt worden ist mit der Folge, dass sich die Frist zur Entscheidung auf f&#252;nf Wochen, mithin bis zum 11.04.2017 (Dienstag), verl&#228;ngerte. Der ausweislich der Postzustellungsurkunde am 04.04.2017 zugestellte Bescheid vom 03.04.2017 ging der Kl&#228;gerin mithin fristwahrend zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch auf Versorgung mit Medizinal-Cannabis auf der Grundlage von &#167; 31 Abs 6 SGB V. Gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs 6 Satz 1 SGB V haben Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung Anspruch auf Versorgung mit Cannabis in Form von getrockneten Bl&#252;ten oder Extrakten in standardisierter Qualit&#228;t und auf Versorgung mit Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon, wenn</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">1. eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">a) nicht zur Verf&#252;gung steht oder<br>b) im Einzelfall nach der begr&#252;ndeten Einsch&#228;tzung der behandelnden Vertrags&#228;rztin oder des behandelnden Vertragsarztes unter Abw&#228;gung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Ber&#252;cksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">2. eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine sp&#252;rbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome besteht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Offen bleiben kann vorliegend, ob die Kl&#228;gerin an einer schwerwiegenden Erkrankung iSv &#167; 31 Abs 6 SGB V leidet. &#167; 31 Abs 6 SGB V definiert den Begriff der &#8222;schwerwiegenden Erkrankung&#8220; nicht. Nach der Gesetzesbegr&#252;ndung soll der Anspruch auf Versorgung mit Cannabisarzneimitteln nur in &#8222;eng begrenzten Ausnahmef&#228;llen&#8220; gegeben sein (BT-Drs 18/8965 S 14, 23). Da die Versorgung mit Cannabis als Ersatz f&#252;r eine nicht zur Verf&#252;gung stehende oder im Einzelfall nicht zumutbare allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung konzipiert ist, spricht nach Auffassung des Senats viel daf&#252;r, den Begriff der schwerwiegenden Erkrankung entsprechend desjenigen im Bereich der Rechtsprechung zum off-label-use zu verstehen (so Hessisches LSG, Beschluss vom 21.11.2017 &#8211; L 8 KR 406/17 B ER &#8211; juris Rn 23; vgl auch LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 19.09.2017 &#8211; L 11 KR 3414/17 ER-B - juris Rn 28, das Anleihe an dem Begriff der schwerwiegenden Erkrankung in &#167; 35c Abs 2 Satz 1 SGB V nimmt). Ein off-label-use kommt ebenfalls nur in Betracht, wenn es ua um die Behandlung einer schwerwiegenden Erkrankung geht, die in diesem Zusammenhang als lebensbedrohliche oder die Lebensqualit&#228;t auf Dauer nachhaltig beeintr&#228;chtigende Erkrankung definiert wird (stRspr des BSG, vgl nur Urteil vom 13.12.2016 &#8211; B 1 KR 1/16 R &#8211; juris Rn 15). Entsprechend hat auch der GBA eine schwerwiegende Erkrankung iSv &#167; 34 Abs 1 Satz 1 SGB V in &#167; 12 Abs 3 der Richtlinie &#252;ber die Verordnung von Arzneimitteln in der vertrags&#228;rztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie &#8211; AM-RL) definiert. Insoweit findet sich in Nr 18 der Anlage I zu dem Abschnitt F der AM-RL als schwerwiegende Erkrankung ua Morbus Crohn. Stellt damit Morbus Crohn grunds&#228;tzlich eine &#8222;schwerwiegende Erkrankung&#8220; dar, ergibt sich vorliegend aus der Bescheinigung von Dr. K vom 17.10.2017, dass der im Rahmen einer im Jahr 2013 durchgef&#252;hrten Koloskopie gewonnene makroskopische und histologische Befund &#8222;nur&#8220; mit dem Befund eines Morbus Crohn im Initialstadium vergleichbar war. Nachvollziehbar empfiehlt er daher zun&#228;chst die Durchf&#252;hrung einer Koloskopie zur Abkl&#228;rung, ob &#252;berhaupt ein therapiebed&#252;rftiger Zustand vorliegt. Dieser Frage brauchte der Senat aber ebenso wenig nachzugehen wie der sich vor diesem Hintergrund ggf stellenden Frage, ob ein Morbus Crohn, gleich welchen Stadiums, eine schwerwiegende Erkrankung darstellt, weil jedenfalls die weitere Voraussetzung des &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 1 SGB V nicht erf&#252;llt ist. Ebenfalls offen bleiben kann, ob eine ADHS eine schwerwiegende Erkrankung im vorgenannten Sinne darstellt und ob eine solche bei der Kl&#228;gerin tats&#228;chlich vorliegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Zwischen den Beteiligten ist unstreitig, dass eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung iSv &#167; 31 Abs 6 Satz1 Nr 1 Buchst a SGB V sowohl zur Behandlung des Morbus Crohn als auch der ADHS grunds&#228;tzlich zur Verf&#252;gung steht. Dr. L hat in der Stellungnahme vom 25.04.2017 insoweit zur Behandlung des Morbus Crohn auf Remicade&#174; (Infliximab) oder &#8211; soweit dies nicht vertr&#228;glich sein sollte &#8211; den Arzneistoff Azathioprin oder Humira&#174; (Adalimumab) hingewiesen. Hierbei handelt es sich nach den Angaben von Dr. L um die Empfehlung der DGVS in der Leitlinie &#8222;Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn&#8220;. Die vorgenannte, im Internet frei zug&#228;ngliche (https://www.dgvs.de/wissen-kompakt/leitlinien/leitlinien-der-dgvs/morbus-crohn/), S3-Leitlinie aus 2014 enth&#228;lt unter Punkt &#8222;2. Allgemeine Hinweise zur immunsuppressiven Therapie&#8220; Ausf&#252;hrungen zu Therapien mit Infliximab und insbesondere zu einer Behandlung mit Anti-TNF-&#945;-Antik&#246;rpern (Infliximab, Adalimumab), die auch seitens Dr. R ausweislich seines Schreibens vom 14.01.2015 empfohlen, jedoch auf Wunsch der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgestellt wurde. In seinem Schreiben vom 21.08.2017 f&#252;hrt Dr. R im &#220;brigen aus, dass seit 2014 weitere hocheffektive Medikamente zugelassen worden sind; ausdr&#252;cklich benannt wird der Antik&#246;rper Ustekinumab. Dieser steht nach Einsch&#228;tzung von Dr. R auch nicht in Verdacht, die ADHS zu verschlechtern. Es ist auch im &#220;brigen weder ersichtlich noch wird dies von den die Kl&#228;gerin behandelnden &#196;rzten vorgetragen, dass die vorgenannten Arzneistoffe generell im Falle des Vorliegens einer ADHS kontraindiziert w&#228;ren. Zur Behandlung der ADHS stehen ausweislich der Angaben von Dr. L Methylphenidat (Ritalin adult&#174; oder Medikinet adult&#174;) oder &#8211; falls tats&#228;chlich unvertr&#228;glich &#8211; der Wirkstoff Atomoxetin (Strattera&#174;) sowie eine psychotherapeutische Behandlung zur Verf&#252;gung. Auch insoweit ist nicht erkennbar, dass diese bei gleichzeitigem Vorliegen eines Morbus Crohn generell kontraindiziert w&#228;ren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_34" title="zum Leitsatz">34</a></dt> <dd><p>Soweit die Kl&#228;gerin vortr&#228;gt, die angef&#252;hrten Therapien k&#246;nnten in ihrem Einzelfall aufgrund der zu erwartenden Nebenwirkungen nicht zur Anwendung kommen, vermag der Senat dieser Argumentation nicht zu folgen. Dr. S hat in seiner Stellungnahme vom 07.04.2017 ausgef&#252;hrt, dass eine Therapie mit Infliximab (Remicade&#174;) bei 1 % bis 10 % der damit behandelten Patienten Depressionen und Schlaflosigkeit sowie Nervosit&#228;t und Kopfschmerzen und damit Beschwerden ausl&#246;se, unter denen die Kl&#228;gerin ohnehin schon aufgrund der ADHS leide. Auch Atomoxetin habe ein erhebliches Nebenwirkungsprofil: Bis zu 10 % der mit Strattera&#174; behandelten Patienten litten unter Appetitlosigkeit bis hin zu Anorexie, so dass aufgrund des Gewichts der Kl&#228;gerin eine Therapie mit Strattera&#174; nicht weiter in Betracht gezogen worden sei. Die Medikamente f&#252;r die eine Krankheit verschlimmerten daher mit hoher Wahrscheinlichkeit die Symptome der anderen Krankheit. Mit Blick auf die von Dr. R angef&#252;hrte Therapie mit dem Antik&#246;rper Ustekinumab hat Dr. S auf Nachfrage des Senats mit Schreiben vom 03.10.2018 ausgef&#252;hrt, dass die neuen Therapieverfahren (ua Ustekinumab) mit &#8222;einer h&#246;heren Wahrscheinlichkeit von Unvertr&#228;glichkeitsreaktionen&#8220; verbunden seien, dies jedoch weder weiter begr&#252;ndet noch belegt. Plausibel weist Dr. S insoweit darauf hin, dass es ihm nicht m&#246;glich sei, zu prognostizieren, ob es bei der Kl&#228;gerin bei einer Behandlung mit Ustekinumab zu relevanten Nebenwirkungen kommen k&#246;nne. Die damit seitens Dr. S angef&#252;hrten allgemeinen &#8211; unabh&#228;ngig von dem Einzelfall &#8211; Wahrscheinlichkeiten bei der Behandlung mit Infliximab oder Atomoxetin und die nur allgemein als mit &#8222;einer h&#246;heren Wahrscheinlichkeit&#8220; ihres Eintritts bewerteten Nebenwirkungen einer Behandlung mit Ustekinumab reichen indes nicht aus, um die Voraussetzung einer &#8222;begr&#252;ndeten Einsch&#228;tzung&#8220; iSv &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 1 Buchst b SGB V zu erf&#252;llen. Nur m&#246;gliche &#8211; also nicht aufgrund individueller Umst&#228;nde konkret zu erwartende und aufgrund einer individuellen Absch&#228;tzung als unzumutbar bewertete &#8211; Nebenwirkungen eines Medikaments sind nicht zur Begr&#252;ndung geeignet, dass eine anerkannte Standardtherapie iSv &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 1 Buchst b SGB V &#8222;nicht zur Anwendung kommen kann&#8220; (so auch Hessisches LSG, Beschluss vom 16.10.2017 &#8211; L 8 KR 366/17 B ER &#8211; juris Rn 11). Best&#228;tigt wird dies durch die Gesetzesbegr&#252;ndung, wonach es dem oder der Versicherten zwar nicht zugemutet werden soll, langj&#228;hrig schwerwiegende Nebenwirkungen ertragen zu m&#252;ssen, bevor die Therapiealternative eines Cannabisarzneimittels genehmigt werden kann. Cannabisarzneimittel als Therapiealternative sollen aber erst dann zur Anwendung kommen, &#8222;wenn die durch Studien belegten schulmedizinischen Behandlungsm&#246;glichkeiten auch unter Ber&#252;cksichtigung von Nebenwirkungen im Ausma&#223; einer behandlungsbed&#252;rftigen Krankheit, die mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit eintreten werden, ausgesch&#246;pft&#8220; worden sind; dabei sind von der &#196;rztin oder dem Arzt auch die Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln zu ber&#252;cksichtigen (BT-Drs 18/8965, S 24). Deutlich wird damit, dass der Hinweis auf die generell m&#246;glichen Nebenwirkungen und deren allgemeine Eintrittswahrscheinlichkeit nicht gen&#252;gt, um die Voraussetzungen des &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 1 Buchst b SGB V zu erf&#252;llen. Dies geht auch mit dem Sinn und Zweck der Regelung des &#167; 31 Abs 6 SGB V einher: Der Gesetzgeber wollte, wie bereits erw&#228;hnt, nur f&#252;r &#8222;eng begrenzte Ausnahmef&#228;lle&#8220; einen Anspruch auf Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon schaffen. Deutlich angelehnt hat sich der Gesetzgeber, wie auch anhand der Gesetzesbegr&#252;ndung deutlich wird, an den Voraussetzungen des &#167; 2 Abs 1a SGB V (BT-Drs 18/8965, S 24), der ebenfalls nur besondere Ausnahmef&#228;lle zum Gegenstand hat. Vor diesem Hintergrund sind die Voraussetzungen des &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 1 SGB V nach Ansicht des Senats nicht erf&#252;llt. Nur erg&#228;nzend erw&#228;hnt sei daher, dass sich Dr. S &#8211; ebenso wie Dr. M &#8211; auch nicht mit den konkreten Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln auseinandergesetzt hat, was nach der Gesetzesbegr&#252;ndung und auch nicht zuletzt angesichts des noch recht jungen Lebensalters der Kl&#228;gerin ebenfalls von N&#246;ten gewesen w&#228;re.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_35" title="zum Leitsatz">35</a></dt> <dd><p>Offen bleiben kann daher, ob die Voraussetzung einer &#8222;nicht ganz entfernt liegenden Aussicht auf eine sp&#252;rbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder schwerwiegende Symptome&#8220; iSv &#167; 31 Abs 6 Satz 1 Nr 2 SGB V erf&#252;llt ist. Diese weit gefasste Formulierung verlangt zwar keinen Wirksamkeitsnachweis nach den Ma&#223;st&#228;ben evidenzbasierter Medizin, vielmehr gen&#252;gen schon (Wirksamkeits)Indizien, die sich auch au&#223;erhalb von Studien oder vergleichbaren Erkenntnisquellen oder von Leitlinien der &#228;rztlichen Fachgesellschaften finden k&#246;nnen (vgl mit Blick auf &#167; 2 Abs 1a SGB V: BSG, Urteil vom 02.09.2014 &#8211; B 1 KR 4/13 R - juris Rn 17 mit weiteren Nachweisen; vgl auch BVerfG, Beschluss vom 06.12.2005 &#8211; 1 BvR 347/98 - juris Rn 66). Dabei ist je nach Schwere der Erkrankung ein abgestufter Evidenzgrad zu verlangen; das subjektive Empfinden des Versicherten, ggf gest&#252;tzt durch die entsprechende Einsch&#228;tzung oder Empfehlung behandelnder &#196;rzte oder deren Erfahrungen bei Behandlungen der in Rede stehenden Art im Einzelfall, gen&#252;gt f&#252;r sich allein genommen indes nicht. Eine solche Mindestevidenz im Sinne des Vorliegens erster wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass bei der Erkrankung Morbus Crohn oder einer ADHS durch den Einsatz von Cannabinoiden ein therapeutischer Erfolg zu erwarten ist, wurde aber weder von den die Kl&#228;gerin behandelnden &#196;rzten angegeben noch l&#228;sst sich dies aus den Stellungnahmen des MDK ableiten (zu Zweifeln bez&#252;glich des Nutzens von Cannabis bei Einsatz zur Behandlung einer ADHS: LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 27.11.2018 &#8211; L 16 KR 504/18 B ER &#8211; juris Rn 20).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Soweit die Kl&#228;gerin schlie&#223;lich auf die sich aus &#167; 31 Abs 6 Satz 2 SGB V ergebende Therapiehoheit des behandelnden Arztes hinweist, von der die Krankenkassen nur in begr&#252;ndeten F&#228;llen abweichen d&#252;rfte, folgt hieraus kein anderes Ergebnis. Die Beklagte kann sich f&#252;r ihre abweichende Entscheidung auf einen solche Fall berufen, da die Ausf&#252;hrungen der behandelnden &#196;rzte die Darlegungen des MDK zu den vorhandenen Standardtherapien, wie dargelegt, nicht in Zweifel ziehen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Revisionszulassungsgr&#252;nde nach &#167; 160 Abs 2 SGG sind nicht gegeben.</p></dd> </dl> </div></div> </div>
171,110
bfh-2018-12-20-x-s-4118
{ "id": 6, "name": "Bundesfinanzhof", "slug": "bfh", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
X S 41/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:49:02
2019-01-29T12:49:02
Beschluss
ECLI:DE:BFH:2018:B.201218.XS41.18.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Vollziehung der in der Einspruchsentscheidung vom 13. Oktober 2011 enthaltenen Bescheide &#252;ber die Festsetzung der Einkommensteuer und des Gewerbesteuermessbetrags f&#252;r 2007 wird ab dem 1. Oktober 2018 bis einen Monat nach Bekanntgabe der Entscheidung im Nichtzulassungsbeschwerdeverfahren X B 128/18 ohne Sicherheitsleistung in der Weise ausgesetzt, dass von einer gewinnmindernden Teilwertabschreibung in H&#246;he von 68.497 &#8364; und einer gegenl&#228;ufigen gewinnerh&#246;henden Minderung der Zuf&#252;hrung zur Gewerbesteuerr&#252;ckstellung in H&#246;he von 9.484 &#8364; auszugehen ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Kosten des Verfahrens tragen die Antragsteller als Gesamtschuldner zu 9 %, der Antragsteller zu weiteren 5 % und der Antragsgegner zu 86 %.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center">I. </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Antragsteller sind Eheleute, die im Streitjahr 2007 zur Einkommensteuer zusammenveranlagt werden. Der Antragsteller erzielt mit einem Gebrauchtwagenhandel Eink&#252;nfte aus Gewerbebetrieb. Er ermittelt seinen Gewinn durch Betriebsverm&#246;gensvergleich.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der Antragsteller begehrt zum 31.&#160;Dezember 2007 die Vornahme einer Teilwertabschreibung auf den Bilanzansatz f&#252;r sein Betriebsgrundst&#252;ck. Der Antragsgegner (das Finanzamt --FA--) versagte dies in der Einspruchsentscheidung vom 13.&#160;Oktober 2011 und setzte die Einkommensteuer und den Gewerbesteuermessbetrag f&#252;r 2007 entsprechend h&#246;her fest. Dabei ber&#252;cksichtigte er gegenl&#228;ufig eine Gewerbesteuerr&#252;ckstellung in H&#246;he von 10.995&#160;&#8364;, die er nach der "5/6-Methode" sch&#228;tzte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Die Klage hatte im ersten Rechtsgang keinen Erfolg. Im anschlie&#223;enden Revisionsverfahren hob der beschlie&#223;ende Senat das klageabweisende Urteil des Finanzgerichts (FG) mit Urteil vom 21.&#160;September 2016 X&#160;R&#160;58/14 (BFH/NV 2017, 275) auf und verwies die Sache an das FG zur&#252;ck. Im zweiten Rechtsgang wies das FG die Klage erneut ab; dieses Urteil wurde den Antragstellern am 30.&#160;August 2018 zugestellt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Das FA hatte den Antragstellern w&#228;hrend der bisherigen Verfahrensabschnitte auf entsprechende Antr&#228;ge jeweils Aussetzung der Vollziehung (AdV) gew&#228;hrt, zuletzt bis einen Monat nach Bekanntgabe des FG-Urteils im zweiten Rechtsgang (30.&#160;September 2018).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Die Antragsteller haben gegen das FG-Urteil Nichtzulassungsbeschwerde erhoben, &#252;ber die noch nicht entschieden ist. Das FA hat einen Antrag, w&#228;hrend des Verfahrens der Nichtzulassungsbeschwerde AdV zu gew&#228;hren, abgelehnt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Die Antragsteller beantragen,<br/>AdV der Bescheide &#252;ber Einkommensteuer 2007 und Gewerbesteuermessbetrag 2007 vom 13.&#160;Oktober 2011 zu gew&#228;hren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Das FA beantragt,<br/>den Antrag abzulehnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center">II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>1. Der Senat legt den nicht bezifferten AdV-Antrag dahingehend aus, dass die Antragsteller AdV im Umfang des --bereits eingeschr&#228;nkten-- Klageantrags begehren, den sie vor dem FG im zweiten Rechtsgang gestellt haben. Danach ist noch eine Teilwertabschreibung in H&#246;he von 68.497&#160;&#8364; im Streit.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>2. Der Antrag ist &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>a) Nach &#167;&#160;69 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 i.V.m. Abs.&#160;2 Satz&#160;2 der Finanzgerichtsordnung (FGO) soll das Gericht die Vollziehung eines angefochtenen Verwaltungsakts u.a. aussetzen, wenn ernstliche Zweifel an dessen Rechtm&#228;&#223;igkeit bestehen. Ernstliche Zweifel liegen vor, wenn neben f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit sprechenden Umst&#228;nden gewichtige, gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit sprechende Gr&#252;nde zutage treten, die Unentschiedenheit oder Unsicherheit in der Beurteilung der Rechtsfragen oder Unklarheit in der Beurteilung der Tatfragen bewirken (st&#228;ndige Rechtsprechung, vgl. Beschluss des Bundesfinanzhofs --BFH-- vom 6.&#160;Februar 2013 XI&#160;B&#160;125/12, BFH/NV 2013, 615, unter II.2.b, mit zahlreichen weiteren Nachweisen).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Wird ein AdV-Antrag --wie hier-- w&#228;hrend der Anh&#228;ngigkeit einer Nichtzulassungsbeschwerde beim BFH gestellt, kann dieser allerdings wegen der im Falle der Erfolglosigkeit des Rechtsmittels sogleich eintretenden Rechtskraftwirkung nur dann Erfolg haben, wenn neben den ernstlichen Zweifeln an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Verwaltungsakts zus&#228;tzlich ernstlich mit einer Zulassung der Revision zu rechnen ist (diese Betrachtungsweise liegt sinngem&#228;&#223; auch den BFH-Beschl&#252;ssen vom 27.&#160;November 1997 IV&#160;S&#160;7/97, BFH/NV 1998, 561, unter II.1., und vom 5.&#160;Oktober 2010 X&#160;S&#160;27/10, BFH/NV 2011, 274 zugrunde). Gleiches muss gelten, wenn ernstlich damit zu rechnen ist, dass die Sache wegen eines Verfahrensmangels an das FG zur&#252;ckverwiesen wird; hier kommt es zus&#228;tzlich auf die Erfolgsaussichten des aufgrund der Zur&#252;ckverweisung fortzusetzenden Klageverfahrens an (so f&#252;r einen w&#228;hrend eines Revisionsverfahrens gestellten AdV-Antrag BFH-Beschl&#252;sse vom 21.&#160;November 1973 I&#160;S&#160;8/73, BFHE 110, 498, BStBl II 1974, 114, und vom 24.&#160;November 1995 VII&#160;S&#160;21/95, BFH/NV 1996, 420).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>b) Diese Voraussetzungen sind vorliegend erf&#252;llt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>aa) Die Antragsteller haben ihre Nichtzulassungsbeschwerde umfangreich begr&#252;ndet und dabei zahlreiche Verfahrensm&#228;ngel (&#167;&#160;115 Abs.&#160;2 Nr.&#160;3 FGO) geltend gemacht. Ob diese Verfahrensr&#252;gen letztlich durchgreifen werden, bleibt der Beurteilung im --&#252;berdurchschnittlich komplexen und daher nicht kurzfristig zu erledigenden-- Verfahren der Nichtzulassungsbeschwerde vorbehalten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>Jedenfalls erscheint ein Erfolg der Nichtzulassungsbeschwerde bei summarischer Beurteilung nicht bereits von vornherein als ausgeschlossen. Insbesondere hinsichtlich der R&#252;ge der Antragsteller (Bl.&#160;14 ihrer Beschwerdebegr&#252;ndung), das FG habe ihnen nicht mitgeteilt, dass es sich die --im Urteil tats&#228;chlich verwertete-- Kaufpreissammlung beschafft habe, l&#228;sst sich der FG-Akte der erforderliche Hinweis des FG auf diese Ma&#223;nahme der Sachaufkl&#228;rung nicht entnehmen. Auch das FA formuliert in seiner Beschwerdeerwiderung vom 22.&#160;November 2018 in diesem Zusammenhang, es k&#246;nne nicht beurteilen, ob der Anspruch der Antragsteller auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs hinsichtlich der Ausz&#252;ge aus der Kaufpreissammlung, die sich der Vorsitzende des FG-Senats "selbst beschafft haben d&#252;rfte", gewahrt worden sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>Bei der gebotenen summarischen Betrachtung ist daher f&#252;r Zwecke des AdV-Verfahrens davon auszugehen, dass mit einem Erfolg der Nichtzulassungsbeschwerde zu rechnen sein kann.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>bb) Dar&#252;ber hinaus liegen auch in Bezug auf die --in der Sache streitentscheidende-- Sch&#228;tzung des Teilwerts neben Umst&#228;nden, die f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Verwaltungsakte sprechen, gewichtige, gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit sprechende Gr&#252;nde vor. Die Beteiligten und das FG haben zahlreiche Einzelumst&#228;nde in das Verfahren eingef&#252;hrt, die f&#252;r die Sch&#228;tzung des Teilwerts von Bedeutung sein k&#246;nnen. Darunter sind auch --jedenfalls nicht von vornherein au&#223;er Betracht zu lassende-- Umst&#228;nde, die f&#252;r den von den Antragstellern begehrten niedrigeren Teilwert sprechen k&#246;nnten. Diese Umst&#228;nde wird das FG erneut zu w&#252;rdigen haben, sofern es bei einem Erfolg der Nichtzulassungsbeschwerde zu einem Klageverfahren im dritten Rechtsgang kommen sollte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>c) Der AdV-Antrag kann allerdings insoweit keinen Erfolg haben, als bei einer Zuerkennung der begehrten Teilwertabschreibung gegenl&#228;ufig auch die Zuf&#252;hrung zur Gewerbesteuerr&#252;ckstellung zu mindern w&#228;re.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>Diesen Minderungsbetrag sch&#228;tzt der Senat summarisch wie folgt:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1" valign="top"/> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Gewerbeertrag lt. Anlage zur Einspruchsentscheidung vom 13.&#160;Oktober 2011</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">110.815&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">abz&#252;glich beantragte Teilwertabschreibung</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">./. 68.497&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">zzgl. bisher ber&#252;cksichtigte Gewerbesteuer-R&#252;ckstellung</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">+ 10.995&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Gewerbeertrag f&#252;r AdV-Zwecke (abgerundet)</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">53.300&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">abz&#252;glich Freibetrag</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">./. 24.500&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">steuerpflichtiger Gewerbeertrag</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">28.800&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Gewerbesteuermessbetrag nach dem Staffeltarif</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">504&#160;&#8364;&#160;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Gewerbesteuerfestsetzung f&#252;r AdV-Zwecke (Hebesatz 360&#160;%)</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">1.814&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">davon 5/6, um zu ber&#252;cksichtigen, dass die Gewerbesteuer von ihrer eigenen Bemessungsgrundlage abziehbar ist</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">1.511&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">bisher vom FA ber&#252;cksichtigte Gewerbesteuer-R&#252;ckstellung</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">./.&#160;10.995&#160;&#8364;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">-&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Minderungsbetrag</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="bottom"> <p style="text-align:right">9.484&#160;&#8364;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>3. Die nach dem Verh&#228;ltnis des Obsiegens und Unterliegens zu treffende Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;136 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 FGO. Dabei war zu ber&#252;cksichtigen, dass die Antragsteller hinsichtlich des Unterliegens bei der Einkommensteuer die Kosten gesamtschuldnerisch tragen, w&#228;hrend hinsichtlich des Gewerbesteuermessbetrags allein der Antragsteller Kostenschuldner ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,074
bgh-2018-12-20-i-zr-11217
{ "id": 4, "name": "Bundesgerichtshof", "slug": "bgh", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
I ZR 112/17
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:48:16
2019-01-29T12:48:16
Urteil
ECLI:DE:BGH:2018:201218UIZR112.17.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Revision gegen das Urteil des 4. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 3. Mai 2017 wird auf Kosten der Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Von Rechts wegen</p> </dd> </dl> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin ist ein privates Verlagsunternehmen. Die Beklagte ist die gro&#223;e Kreisstadt Crailsheim. Die Kl&#228;gerin gibt unter anderem eine kostenpflichtige Tageszeitung und ein kostenloses Anzeigenblatt heraus. Beide Publikationen erscheinen auch im Stadtgebiet der Beklagten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Die Beklagte ver&#246;ffentlicht seit dem Jahr 1968 unter dem Titel "Stadtblatt" ein kommunales Amtsblatt. Seit dem Jahr 2003 erscheint das "Stadtblatt" unter Einschaltung eines privaten Verlagsunternehmens. Das "Stadtblatt" besteht aus einem amtlichen, einem redaktionellen sowie einem Anzeigenteil. Der redaktionelle Teil wird von der Beklagten selbst verantwortet. Der w&#246;chentliche Vertrieb erfolgte zun&#228;chst kostenpflichtig im Abonnement sowie im Einzelhandel. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vom 25. Juni 2015 l&#228;sst die Beklagte das "Stadtblatt" seit dem 1. Januar 2016 kostenlos an etwa 17.000 Haushalte im Stadtgebiet verteilen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>In einem vorausgegangenen einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren ist der Beklagten mit Berufungsurteil vom 27. Januar 2016 die Gratisverteilung des "Stadtblatts" untersagt worden, wenn es wie die - wie auch im vorliegenden Verfahren angegriffene - Beispielsausgabe vom 11. Juni 2015 (Anlage K 21) gestaltet ist (OLG Stuttgart, GRUR-RR 2016, 453). Seitdem ist der redaktionelle Teil zur&#252;ckhaltender gestaltet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Im vorliegenden Hauptsacheverfahren hat die Kl&#228;gerin ihren Hauptantrag, der Beklagten unter Androhung n&#228;her bezeichneter Ordnungsmittel zu untersagen,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:36pt">das "Stadtblatt" w&#246;chentlich gratis an alle Haushalte in der Gro&#223;en Kreisstadt Crailsheim zu verteilen/verteilen zu lassen, wenn das "Stadtblatt" wie in der Anlage K 21 gestaltet ist,</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>sowie verschiedene Hilfsantr&#228;ge weiterverfolgt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Die Seiten 1 bis 5 der Ausgabe des "Stadtblatts" vom 11. Juni 2015, die in ihrer Gesamtheit Gegenstand des Klageantrags ist, sind wie nachfolgend eingeblendet gestaltet:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"> <img src="bild1_0.jpg" class="docLayoutGraphicScale" alt="Abbildung" title="Abbildung" style="margin-top: 3px;"/> <a target="_blank" class="Overl" href="bild1_0.jpg" title="&#246;ffnet in neuem Fenster"> <br/> <span>Abbildung in Originalgr&#246;&#223;e in neuem Fenster &#246;ffnen</span> </a> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"> <img src="bild2_1.jpg" class="docLayoutGraphicScale" alt="Abbildung" title="Abbildung" style="margin-top: 3px;"/> <a target="_blank" class="Overl" href="bild2_1.jpg" title="&#246;ffnet in neuem Fenster"> <br/> <span>Abbildung in Originalgr&#246;&#223;e in neuem Fenster &#246;ffnen</span> </a> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"> <img src="bild3_2.jpg" class="docLayoutGraphicScale" alt="Abbildung" title="Abbildung" style="margin-top: 3px;"/> <a target="_blank" class="Overl" href="bild3_2.jpg" title="&#246;ffnet in neuem Fenster"> <br/> <span>Abbildung in Originalgr&#246;&#223;e in neuem Fenster &#246;ffnen</span> </a> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"> <img src="bild4_3.jpg" class="docLayoutGraphicScale" alt="Abbildung" title="Abbildung" style="margin-top: 3px;"/> <a target="_blank" class="Overl" href="bild4_3.jpg" title="&#246;ffnet in neuem Fenster"> <br/> <span>Abbildung in Originalgr&#246;&#223;e in neuem Fenster &#246;ffnen</span> </a> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="text-align:center"> <img src="bild5_4.jpg" class="docLayoutGraphicScale" alt="Abbildung" title="Abbildung" style="margin-top: 3px;"/> <a target="_blank" class="Overl" href="bild5_4.jpg" title="&#246;ffnet in neuem Fenster"> <br/> <span>Abbildung in Originalgr&#246;&#223;e in neuem Fenster &#246;ffnen</span> </a> </p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Das Landgericht hat der Klage im Hauptantrag stattgegeben. Die Berufung der Beklagten ist ohne Erfolg geblieben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Mit ihrer vom Berufungsgericht zugelassenen Revision, deren Zur&#252;ckweisung die Kl&#228;gerin beantragt, verfolgt die Beklagte ihren Antrag auf Abweisung der Klage weiter.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>A. Das Berufungsgericht hat den Unterlassungsantrag der Kl&#228;gerin f&#252;r zul&#228;ssig und begr&#252;ndet erachtet und hierzu ausgef&#252;hrt:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Der Klageantrag sei hinreichend bestimmt und die Klageerhebung nicht rechtsmissbr&#228;uchlich. Die Herausgabe des Stadtblatts durch die Beklagte sei eine gesch&#228;ftliche Handlung und begr&#252;nde ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien. Die Beklagte versto&#223;e mit der Herausgabe eines Stadtblatts in der konkreten Gestaltung wie in Anlage K 21 gegen den aus dem Grundrecht der Pressefreiheit abzuleitenden Grundsatz der Staatsfreiheit beziehungsweise der Staatsferne der Presse, der als Marktverhaltensregelung einzuordnen sei. Weder die kommunale Selbstverwaltungsgarantie noch die allgemeine Handlungsfreiheit der Einwohner oder das Sozialstaatsprinzip legitimierten eine pressem&#228;&#223;ige Berichterstattung in der Form redaktioneller Beitr&#228;ge durch die Beklagte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>B. Die gegen diese Beurteilung gerichteten Angriffe der Revision haben keinen Erfolg. Das Berufungsgericht hat die Beklagte zu Recht zur Unterlassung verurteilt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>I. Die Klage ist zul&#228;ssig. Das Berufungsgericht ist zutreffend davon ausgegangen, dass der Hauptantrag hinreichend bestimmt ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>1. Ein Verbotsantrag darf im Hinblick auf &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO nicht derart undeutlich gefasst sein, dass Gegenstand und Umfang der Entscheidungsbefugnis des Gerichts nicht erkennbar abgegrenzt sind, sich die beklagte Partei nicht ersch&#246;pfend verteidigen kann und letztlich die Entscheidung dar&#252;ber, was ihr verboten ist, dem Vollstreckungsgericht &#252;berlassen bleibt (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urteil vom 9. November 2017 - I ZR 134/16, GRUR 2018, 417 Rn. 21 = WRP 2018, 466 - Resistograph, mwN). Dagegen abzuw&#228;gen ist das schutzw&#252;rdige Interesse der klagenden Partei an einem wirksamen Rechtsschutz (vgl. BGH, Urteil vom 28. November 2002 - I ZR 168/00, BGHZ 153, 69, 75 f. [juris Rn. 46] - P-Vermerk). In der Regel ist ein Unterlassungsantrag hinreichend bestimmt, wenn lediglich das Verbot der Handlung begehrt wird, so wie sie begangen worden ist (vgl. BGH, Vers&#228;umnisurteil vom 26. Oktober 2000 - I ZR 180/98, GRUR 2001, 453 [juris Rn. 16] = WRP 2001, 400 - TCM-Zentrum). Die Anforderungen an die Bestimmtheit eines Unterlassungsantrags unterscheiden sich bei der vorbeugenden Unterlassungsklage nicht von denjenigen einer Verletzungsunterlassungsklage (vgl. BGH, Urteil vom 23. September 2015 - I ZR 78/14, GRUR 2015, 1201 Rn. 42 = WRP 2015, 1487 - Sparkassen-Rot; vgl. auch BGH, Urteil vom 8. Februar 1963 - Ib ZR 76/61 GRUR 1963, 378, 381 - Deutsche Zeitung).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>2. Danach ist der Hauptantrag hinreichend bestimmt. Der Unterlassungsanspruch der Kl&#228;gerin richtet sich gegen die von der Beklagten angek&#252;ndigte kostenlose Verteilung des "Stadtblatts" ab dem 1. Januar 2016. Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt ihren Unterlassungsanspruch damit entgegen der Annahme des Berufungsgerichts nicht auf Wiederholungsgefahr, sondern auf eine Erstbegehungsgefahr. Anders als bei einem auf Wiederholungsgefahr gest&#252;tzten Unterlassungsanspruch kann die Kl&#228;gerin ihren Antrag nicht durch Verweis auf eine bereits begangene Verletzungshandlung konkretisieren. Mit der Bezugnahme auf die Ausgabe des Stadtblatts gem&#228;&#223; Anlage K 21 als drohende Verletzungshandlung sowie der Formulierung "wie &#8230; gestaltet" hat sie jedoch zum Ausdruck gebracht, dass von dem begehrten zuk&#252;nftigen Verbot ein Verhalten erfasst sein soll, in dem sich - auch wenn nicht alle Einzelmerkmale &#252;bereinstimmen - das Charakteristische dieser konkreten Verletzungsform wiederfindet (zur Wiederholungsgefahr vgl. BGH, Urteil vom 10. Juli 1997 - I ZR 62/95, GRUR 1998, 483, 484 [juris Rn. 17] = WRP 1998, 296 - Der M.-Markt packt aus). Aus dem Klagevorbringen, das zur Auslegung des Klageantrags heranzuziehen ist (vgl. BGH, Urteil vom 19. Juli 2012 - I ZR 40/11, GRUR 2013, 421 Rn. 42 = WRP 2013, 479 - Pharmazeutische Beratung &#252;ber Call-Center, mwN), ergibt sich, dass die Kl&#228;gerin das Charakteristische dieser Verletzungsform darin sieht, dass im Stadtblatt &#252;berwiegend nicht &#214;ffentlichkeitsarbeit der Kommune stattfindet, sondern pressem&#228;&#223;ige Berichterstattung &#252;ber allgemeine Stadtereignisse. Weder dem Antrag selbst noch dem sonstigen Klagevorbringen ist zu entnehmen, dass das Klagebegehren in dem Sinne zu verstehen w&#228;re, dass jedes dem beanstandeten auch nur &#228;hnliche Verhalten untersagt werden soll (vgl. BGH, GRUR 1998, 483, 484 [juris Rn. 17] - Der M.-Markt packt aus, mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>II. Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Unterlassungsanspruch aus &#167; 8 Abs. 1, &#167; 3 Abs. 1, &#167; 3a UWG in Verbindung mit dem aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG folgenden Gebot der Staatsferne der Presse zu.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>Der rechtlichen Beurteilung ist das zum Zeitpunkt der Entscheidung in der Revisionsinstanz geltende Recht zu Grunde zu legen (dazu B II 1). Das aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG abzuleitende Gebot der Staatsferne der Presse stellt eine Marktverhaltensregelung im Sinne des &#167; 3a UWG dar (dazu B II 2). Gegen dieses Gebot, dessen Umfang und Grenzen unter Ber&#252;cksichtigung der aus der Garantie der kommunalen Selbstverwaltung (Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG) folgenden gemeindlichen Kompetenzen einerseits und der Garantie des Instituts der freien Presse (Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG) andererseits zu bestimmen sind (dazu B II 3), verst&#246;&#223;t eine kostenlose Verteilung des Stadtblatts, das wie die Ausgabe vom 11. Juni 2015 (Anlage K 21) gestaltet ist (dazu B II 4). Die Herausgabe des Stadtblatts stellt eine gesch&#228;ftliche Handlung im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG dar (dazu B II 5); die Parteien stehen auch in einem konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnis (dazu B II 6). Eine Erstbegehungsgefahr der kostenlosen Verteilung des "Stadtblatts" in der beanstandeten Form ist ebenfalls gegeben (dazu B II 7). Der Anspruch der Kl&#228;gerin ist nicht verwirkt (dazu B II 8).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>1. F&#252;r den Anspruch der Kl&#228;gerin ist das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb in der durch das Zweite Gesetz zur &#196;nderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb mit Wirkung vom 10. Dezember 2015 novellierten Fassung (BGBl. I 2015 S. 2158) ma&#223;geblich. Ist ein Unterlassungsanspruch - wie hier - auf die Abwehr k&#252;nftiger Rechtsverst&#246;&#223;e im Sinne von &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 UWG gerichtet, ist er begr&#252;ndet, wenn auf der Grundlage des zum Zeitpunkt der Entscheidung in der Revisionsinstanz geltenden Rechts Unterlassung verlangt werden kann (vgl. BGH, Urteil vom 12. Juli 2012 - I ZR 54/11, GRUR 2013, 301 Rn. 17 = WRP 2013, 491 - Solarinitiative).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>2. Das Berufungsgericht hat zu Recht angenommen, dass es sich bei dem aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG abzuleitenden Gebot der Staatsferne der Presse um eine Marktverhaltensregelung im Sinne von &#167; 3a UWG handelt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>a) Die Bestimmung des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG fordert zur Sicherung der Meinungsvielfalt die Staatsferne der Presse. Dieser Grundsatz schlie&#223;t es aus, dass der Staat unmittelbar oder mittelbar Presseunternehmen beherrscht, die nicht lediglich Informationspflichten &#246;ffentlicher Stellen erf&#252;llen. Der Staat darf sich nur in engen Grenzen auf dem Gebiet der Presse bet&#228;tigen (vgl. BVerfGE 20, 162, 175 [juris Rn. 37]; zur Rundfunkfreiheit vgl. BVerfGE 121, 30, 52 [juris Rn. 95] mwN). Das verfassungsrechtliche Gebot, die Presse von staatlichen Einfl&#252;ssen freizuhalten, bezieht sich nicht nur auf manifeste Gefahren unmittelbarer Lenkung oder Ma&#223;regelung der im Bereich der Presse t&#228;tigen Unternehmen, sondern weitergehend auch auf die Verhinderung aller mittelbaren und subtilen Einflussnahmen des Staates (wiederum zur Rundfunkfreiheit vgl. BVerfGE 121, 30, 52 f. [juris Rn. 96] mwN).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>b) Das f&#252;r den Staat bestehende, aus der Garantie des Instituts der freien Presse des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG abgeleitete Gebot, sich nur in engen Grenzen auf dem Gebiet der Presse zu bet&#228;tigen, regelt die Frage, wie sich Hoheitstr&#228;ger und von Hoheitstr&#228;gern beherrschte Unternehmen im Falle ihrer Teilnahme am Wettbewerbsgeschehen auf dem Gebiet der Presse zu verhalten haben (vgl. BGH, Urteil vom 15. Dezember 2011 - I ZR 129/10, GRUR 2012, 728 Rn. 9 und 11 = WRP 2012, 935 - Einkauf Aktuell). Dieses Gebot ist im Sinne des &#167; 3a UWG zumindest auch dazu bestimmt, im Interesse der Marktteilnehmer das Marktverhalten zu regeln (vgl. BGH, GRUR 2012, 728 Rn. 11 - Einkauf Aktuell; BGH, Urteil vom 30. April 2015 - I ZR 13/14, BGHZ 205, 195 Rn. 59 - Tagesschau-App; Kahl/Waldhoff/Walter/Degenhart, Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Stand: Juli 2017, Art. 5 Abs. 1 und 2 Rn. 256; aA LG Dortmund, Beschluss vom 26. Juni 2018 - 3 O 262/17, BeckRS 2018, 15932; Ohly in Ohly/Sosnitza, UWG, 7. Aufl., &#167; 3a Rn. 20). Das Gebot der Staatsferne der Presse setzt der am Markt t&#228;tigen &#246;ffentlichen Hand zugunsten der anderen Marktteilnehmer - insbesondere der institutionell gesch&#252;tzten Presse, aber auch im Interesse der B&#252;rgerinnen und B&#252;rger an einer unabh&#228;ngigen Information und Meinungsbildung - enge Grenzen. Es soll nicht bestimmte Anbieter von bestimmten M&#228;rkten fernhalten (vgl. BGHZ 205, 195 Rn. 47 und 56 - Tagesschau-App, mwN), sondern l&#228;sst zu, dass private und staatliche Stellen sich in einem &#252;berschneidenden Bereich auf dem Markt begegnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>3. Umfang und Grenzen des Gebots der Staatsferne der Presse bestimmen sich bei gemeindlichen Publikationen unter Ber&#252;cksichtigung der aus der Garantie der kommunalen Selbstverwaltung des Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG folgenden gemeindlichen Kompetenzen einerseits und der Garantie des Instituts der freien Presse des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG andererseits.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>a) Das Berufungsgericht hat angenommen, staatliche Presset&#228;tigkeit sei zul&#228;ssig, soweit es um die Erf&#252;llung &#246;ffentlicher Aufgaben wie amtliche Bekanntmachungen, Bekanntgabe von Vorschriften und Warnung vor Gefahren gehe oder in untergeordnetem Umfang redaktionelle Presset&#228;tigkeit betrieben werde. Aus der Selbstverwaltungsgarantie folge keine Kompetenz f&#252;r die Ver&#246;ffentlichung eines redaktionell gestalteten Amtsblatts. Der Grundsatz &#246;rtlicher Aufgabenerledigung sei f&#252;r die Gemeinde kein Zust&#228;ndigkeitstitel, private Grundrechtsinitiative zu verdr&#228;ngen oder einzuschr&#228;nken. Die Selbstverwaltungsgarantie legitimiere weder eine pressem&#228;&#223;ige Berichterstattung noch Einschr&#228;nkungen der Pressefreiheit. Bezugspunkt der Allzust&#228;ndigkeit aus Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG seien nicht alle Angelegenheiten der &#246;rtlichen Gemeinschaft, sondern sei nur die Wahrnehmung von Aufgaben der &#246;ffentlichen Verwaltung.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>Inhaltlich m&#252;sse eine Aufgabe der handelnden Stelle betroffen sein. Redaktionelle Beitr&#228;ge d&#252;rften nur ver&#246;ffentlicht werden, wenn sie mit der staatlichen Aufgabe zusammenhingen oder von untergeordnetem Gewicht seien. Etwas anderes gelte nur bei einem Informationsungleichgewicht, das von den &#252;brigen gesellschaftlichen Kr&#228;ften nicht ausgeglichen werden k&#246;nne. Als "Faustformel" gelte, dass Berichte aus der Verwaltung und dem Gemeinderat immer zul&#228;ssig, Berichte &#252;ber die lokale Wirtschaft sowie &#252;ber Aktivit&#228;ten privater Personen oder Institutionen grunds&#228;tzlich unzul&#228;ssig seien. Die Randbereiche blieben unscharf und bed&#252;rften einer wertenden Betrachtung im Einzelfall. Diese Beurteilung h&#228;lt rechtlicher Nachpr&#252;fung stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>b) Das Gebot der Staatsferne der Presse l&#228;sst eine pressem&#228;&#223;ige Bet&#228;tigung von Hoheitstr&#228;gern nur im Rahmen der ihnen zugewiesenen Aufgaben und nur insoweit zu, als die Garantie des Instituts der freien Presse aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG nicht gef&#228;hrdet wird (vgl. Sachs/Bethge, GG, 8. Aufl., Art. 5 Rn. 80; Maunz/D&#252;rig/Grabenwarter, GG, Stand: Januar 2018, Art. 5 Abs. 1 Rn. 375 f.). Ausgangspunkt f&#252;r die rechtliche Beurteilung einer kommunalen Publikation unter dem Blickwinkel von Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG ist die in Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG sowie in Art. 71 Abs. 1 Landesverfassung f&#252;r Baden-W&#252;rttemberg (LV BW) gew&#228;hrleistete Selbstverwaltungsgarantie als Kompetenznorm, die hinsichtlich gemeindlicher Informationspflichten von &#167; 20 Gemeindeordnung f&#252;r Baden-W&#252;rttemberg (GemO BW) konkretisiert wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>aa) Staatliche Teilhabe an &#246;ffentlicher Kommunikation bedeutet Kompetenzwahrnehmung im zugewiesenen Aufgabenbereich. Die Kompetenz zur Staatsleitung schlie&#223;t als integralen Bestandteil die Befugnis zur &#214;ffentlichkeitsarbeit ein. Staatliche &#214;ffentlichkeitsarbeit ist nicht nur zul&#228;ssig, sondern notwendig, um den Grundkonsens im demokratischen Gemeinwesen lebendig zu erhalten. Darunter f&#228;llt namentlich die Darlegung und Erl&#228;uterung der Politik hinsichtlich getroffener Ma&#223;nahmen und k&#252;nftiger Vorhaben angesichts bestehender oder sich abzeichnender Probleme sowie die sachgerechte, objektiv gehaltene Information &#252;ber den B&#252;rger unmittelbar betreffende Fragen und wichtige Vorg&#228;nge auch au&#223;erhalb oder weit im Vorfeld der eigenen gestaltenden politischen T&#228;tigkeit (vgl. BVerfGE 138, 102 Rn. 40 mwN; vgl. auch Stern, Staatsrecht IV/1, S. 1555).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>bb) &#196;u&#223;erungs- und Informationsrechte der Gemeinden finden ihre Legitimation danach in der staatlichen Kompetenzordnung, namentlich der Selbstverwaltungsgarantie des Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG und Art. 71 Abs. 1 LV BW (vgl. Degenhart, AfP 2018, 189, 195; Gersdorf, AfP 2016, 293, 294; Sachs/Bethge, GG, 8. Aufl., Art. 5 Rn. 80; Merten/Papier/Trute aaO &#167; 104 Rn. 35; zum &#196;u&#223;erungsrecht des Oberb&#252;rgermeisters vgl. BVerwG, NVwZ 2018, 433 Rn. 16 und 18). Diese gew&#228;hrleistet den Gemeinden das Recht, alle Angelegenheiten der &#246;rtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln. Angelegenheiten der &#246;rtlichen Gemeinschaft sind diejenigen Bed&#252;rfnisse und Interessen, die in der &#246;rtlichen Gemeinschaft wurzeln oder auf sie einen spezifischen Bezug haben, die also den Gemeindeeinwohnern gerade als solchen gemeinsam sind, indem sie das Zusammenleben und -wohnen der Menschen in der (politischen) Gemeinde betreffen (BVerfGE 79, 127, 151 f. [juris Rn. 59]; BVerfG, NVwZ 2018, 140 Rn. 70). Bezugspunkt der Allzust&#228;ndigkeit der Gemeinden sind dabei jedoch immer die Angelegenheiten, die als Aufgaben der &#246;ffentlichen Verwaltung anzusehen sind (vgl. BeckOK.GG/Hellermann, Stand: 15. August 2018, Art. 28 Rn. 30 f.; M&#252;ller-Franken, K&amp;R 2018, 73, 76). Die Vorschrift des Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG hat als Kompetenznorm zudem ausschlie&#223;lich staatsgerichtete Funktion und entfaltet keine Wirkung im Staat-B&#252;rger-Verh&#228;ltnis (vgl. Sachs/Nierhaus/Engels, GG, 8. Aufl., Art. 28 Rn. 40; Dreier in Dreier, GG, 3. Aufl., Art. 28 Rn. 98). Sie stellt, wie das Berufungsgericht zutreffend angenommen hat, ein Aufgabenverteilungsprinzip zugunsten der Gemeinden im Bereich der Staatsorganisation (vgl. BVerfG, NVwZ 2018, 140 Rn. 59) und keine Verteilungsregel f&#252;r das Verh&#228;ltnis von Staat und Wirtschaft oder Staat und B&#252;rger dar.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>cc) F&#252;r gemeindliche Informationspflichten enth&#228;lt &#167; 20 GemO BW konkretisierende Regelungen. Nach &#167; 20 Abs. 1 GemO BW unterrichtet der Gemeinderat die Einwohner durch den B&#252;rgermeister &#252;ber die allgemein bedeutsamen Angelegenheiten der Gemeinde und sorgt f&#252;r die F&#246;rderung des allgemeinen Interesses an der Verwaltung der Gemeinde. &#167; 20 Abs. 2 GemO BW verlangt f&#252;r wichtige Planungen und Vorhaben der Gemeinde eine m&#246;glichst fr&#252;hzeitige Information der Einwohner. &#167; 20 Abs. 3 GemO BW sieht vor, dass die Gemeinden in einem kommunalen Amtsblatt den Fraktionen des Gemeinderats Gelegenheit geben m&#252;ssen, ihre Auffassung zu Angelegenheiten der Gemeinde darzulegen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>Weitergehende &#196;u&#223;erungs- und Informationsrechte der Kommune folgen daraus nicht. Die gemeindlichen Unterrichtungspflichten des &#167; 20 GemO BW bestehen allein hinsichtlich von "allgemein bedeutsamen Angelegenheiten" und bleiben damit hinter der staatsorganisationsrechtlich bestehenden gemeindlichen Allzust&#228;ndigkeit des Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG zur&#252;ck. Sie regeln insbesondere kein allgemeines Informationsrecht der Gemeinden. Allgemein bedeutsam ist nicht gleichzusetzen mit allgemein interessierend (Kunze/Schmidt, GemO BW, 4. Aufl., &#167; 20 Rn. 2). Allgemein bedeutsame Angelegenheiten sind vielmehr (nur) die Vorg&#228;nge und Tatsachen, die nicht nur geringf&#252;gige Auswirkungen auf das Leben der &#246;rtlichen Gemeinschaft und seine Weiterentwicklung haben oder deren Kenntnis f&#252;r das Verst&#228;ndnis der Kommunalpolitik der Gemeinde unentbehrlich ist (vgl. Kunze/Schmidt aaO &#167; 20 Rn. 2).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>c) Die verfassungsrechtlich begr&#252;ndete staatliche Aufgabenzuweisung und die darin liegende Erm&#228;chtigung zur Information der B&#252;rgerinnen und B&#252;rger erlaubt den Kommunen allerdings nicht jegliche pressem&#228;&#223;ige &#196;u&#223;erung, die irgendeinen Bezug zur &#246;ffentlichen Gemeinschaft aufweist (vgl. Maunz/D&#252;rig/Grabenwarter aaO Art. 5 Abs. 1 Rn. 377; von M&#252;nch/Kunig/Wendt, GG, 6. Aufl., Art. 5 Rn. 43). Die innere Grenze wird durch den erforderlichen Bezug auf die Gemeinde und ihre Aufgaben gesetzt; die &#228;u&#223;ere Grenze zieht die Garantie des Instituts der freien Presse.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p>aa) Kommunale Pressearbeit ist begrenzt durch das Erfordernis eines spezifischen Orts- und Aufgabenbezugs; die Gemeinde erlangt aus Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG nur ein kommunalpolitisches, kein allgemeines politisches Mandat (vgl. BVerfGE 79, 127, 147 [juris Rn. 49]; BVerwGE 87, 228, 230 [juris Rn. 20]).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p>bb) Ihre &#228;u&#223;ere Grenze finden kommunale Publikationen in der institutionellen Garantie des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG, die ihrerseits nicht durch die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung, Grundrechte Dritter oder das Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1 GG) eingeschr&#228;nkt wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p>(1) Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG enth&#228;lt nicht nur ein subjektives Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe in die Pressefreiheit, sondern garantiert als objektive Grundsatznorm die Freiheitlichkeit des Pressewesens insgesamt (vgl. BVerfGE 20, 162, 175 [juris Rn. 37]). Der Staat muss in seiner Rechtsordnung &#252;berall, wo der Geltungsbereich einer Norm die Presse ber&#252;hrt, dem Postulat ihrer Freiheit Rechnung tragen (vgl. BVerfGE 20, 162, 175 [juris Rn. 38]). Eine freie, nicht von der &#246;ffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates und f&#252;r die Meinungsbildung in einer Demokratie unentbehrlich. Die Presse steht als Verbindungs- und Kontrollorgan zwischen dem Volk und seiner gew&#228;hlten Vertretung (vgl. BVerfGE 20, 162, 174 [juris Rn. 36]; EGMR [GK], NJW 2006, 1645, 1648 Rn. 71; BGHZ 51, 236, 247 f. [juris Rn. 33] - Stuttgarter Wochenblatt I). Diese der Presse zufallende "&#246;ffentliche Aufgabe" kann von der organisierten staatlichen Gewalt, zu der auch die Kommune als mittelbare Staatsverwaltung z&#228;hlt, nicht erf&#252;llt werden (vgl. Ladeur, D&#214;V 2002, 1, 7). Presseunternehmen m&#252;ssen sich im gesellschaftlichen Raum frei bilden k&#246;nnen. Sie stehen miteinander in geistiger und wirtschaftlicher Konkurrenz, in die die &#246;ffentliche Gewalt grunds&#228;tzlich nicht eingreifen darf (vgl. BVerfGE 20, 162, 175 [juris Rn. 36]; Paulus/N&#246;lscher, ZUM 2017, 177, 180). Eine ausufernde hoheitliche &#214;ffentlichkeitsarbeit birgt Gefahren f&#252;r die Neutralit&#228;t der Kommunikationsprozesse; die &#246;ffentliche Hand muss sich in Art, Frequenz und Umfang in Zur&#252;ckhaltung &#252;ben (BeckOK.InfoMedienR/K&#252;hling, Stand: 1. Februar 2018, Art. 5 GG Rn. 54), zumal staatlichen Druckschriften eine erh&#246;hte Glaubw&#252;rdigkeit und damit ein besonderes Beeinflussungspotential zukommt (vgl. Ricker, AfP 1981, 320, 322 und 325).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p>(2) Die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung aus Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG schr&#228;nkt die Garantie des Instituts der freien Presse des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG nicht ein. Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG ist eine staatsorganisationsrechtliche Kompetenznorm, die den Gemeinden in Abgrenzung zu Bund und L&#228;ndern einen eigenen Aufgabenbereich zuweist (vgl. BVerfG, NVwZ 2018, 140 Rn. 59). Die Regelung hat ausschlie&#223;lich staatsgerichtete Funktion (Sachs/Nierhaus/Engels aaO Rn. 40) und begr&#252;ndet keine grundrechtlich gesch&#252;tzte Position der Gemeinde, die gegen die Garantie des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG abzuw&#228;gen w&#228;re; die Beklagte kann als Teil des Staates nicht Tr&#228;gerin von Grundrechten sein. Auch eine vermeintlich unzureichende Versorgung mit Informationen &#252;ber das &#246;rtliche Geschehen durch die private Presse gibt staatlichen Stellen nicht die Befugnis, eine solche angeblich vorhandene Informationsl&#252;cke durch eigene, von amtlichen Bez&#252;gen losgel&#246;ste Presset&#228;tigkeit zu schlie&#223;en, und zwar auch nicht unter Berufung auf die Allzust&#228;ndigkeit der Gemeinde im Sinne von Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG. Im Gegenteil, eine Einflussnahme des Staates auf den Meinungsmarkt k&#246;nnte mit dem Institut der freien Presse &#252;berhaupt nur vereinbar sein, wenn sie wegen der Konkurrenz mit der F&#252;lle der vom Staat unabh&#228;ngigen Zeitungen und Zeitschriften am Bild der freien Presse substantiell nichts &#228;nderte (vgl. BVerfGE 12, 205, 260 [juris Rn. 182]). Diese Voraussetzung ist auf dem Markt der Lokalpresse aber regelm&#228;&#223;ig nicht erf&#252;llt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p>(3) Weder die allgemeine Handlungsfreiheit der Gemeindemitglieder (Art. 2 Abs. 1 GG) noch das Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1 GG) setzen der Institutsgarantie aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG Grenzen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p>Grundrechte Privater k&#246;nnen die Garantie des Instituts der freien Presse nicht zu Gunsten der Beklagten beschr&#228;nken. Nimmt die Gemeinde &#246;ffentliche Aufgaben im Allgemeininteresse wahr, wird sie dadurch nicht zum grundrechtsgesch&#252;tzten "Sachwalter" der Einzelnen bei der Wahrnehmung ihrer Grundrechte, mag die Erf&#252;llung der &#246;ffentlichen Aufgaben auch der Verwirklichung ihrer Grundrechte (m&#246;glicherweise mittelbar) f&#246;rderlich sein (vgl. BVerfGE 61, 82, 103 f. [juris Rn. 62]). Das Sozialstaatsprinzip als allgemeine, aus Art. 20 Abs. 1 GG abgeleitete Staatszielbestimmung ist schon nicht geeignet, die Institutsgarantie des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG zu beschr&#228;nken (vgl. BVerfGE 59, 231, 263 [juris Rn. 67]). Das gilt umso mehr, als der Gesetzgeber den Erwerb von Zeitungen und Zeitschriften bei der Gew&#228;hrleistung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ber&#252;cksichtigt hat (vgl. BT-Drucks. 17/3404, S. 61).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p>d) F&#252;r die konkrete Beurteilung kommunaler Publikationen mit Blick auf das Gebot der Staatsferne der Presse sind Art und Inhalt der ver&#246;ffentlichten Beitr&#228;ge auf ihre Neutralit&#228;t sowie Zugeh&#246;rigkeit zum Aufgabenbereich der Gemeinde zu untersuchen und ist unter Einbeziehung des &#228;u&#223;eren Erscheinungsbilds eine wertende Gesamtbetrachtung vorzunehmen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p>aa) Die Staatsferne der Presse verlangt unter Ber&#252;cksichtigung des Grundsatzes einer vom Volk ausgehenden Meinungsbildung sowie des staatlichen Sachlichkeitsgebots, dass sich die Gemeinde in ihren Publikationen wertender oder meinungsbildender Elemente enth&#228;lt und sich auf Sachinformationen beschr&#228;nkt. Dazu geh&#246;rt auch, dass sich gemeindliche Publikationen keiner (boulevard)pressem&#228;&#223;igen Illustration bedienen und das Layout nicht nach Art einer Tages- oder Wochenzeitung gestalten d&#252;rfen, um schon den Eindruck eines freien, von einem privaten Unternehmen stammenden Presseerzeugnisses zu vermeiden. Staatliche Publikationen m&#252;ssen eindeutig als solche erkennbar sein; andernfalls wird die Unabh&#228;ngigkeit der Informationsfunktion der Presse gef&#228;hrdet (vgl. Maunz/D&#252;rig/Grabenwarter aaO Art. 5 Abs. 1 Rn. 376).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p>bb) Bezogen auf den Inhalt einer gemeindlichen Publikation besteht ein Bereich auf jeden Fall zul&#228;ssigen Informationshandelns durch die Kommune, der die Garantie des Instituts der freien Presse nicht ber&#252;hrt. Staatliche Information mit dem Ziel, Politik verst&#228;ndlich zu machen, die Bev&#246;lkerung &#252;ber Politik und Recht im jeweiligen Aufgabenkreis zu informieren und staatliche T&#228;tigkeit transparent zu gestalten, ist auch in presse&#228;hnlicher Form zul&#228;ssig (vgl. von M&#252;nch/Kunig/Wendt aaO Art. 5 Rn. 43; Kahl/Waldhoff/Walter/Degenhart aaO Art. 5 Abs. 1 und 2 Rn. 253; Merten/Papier/Trute aaO &#167; 104 Rn. 36). So erf&#252;llt die Gemeinde mit der Ver&#246;ffentlichung amtlicher Mitteilungen in legitimer Weise &#246;ffentliche Aufgaben (vgl. Gersdorf, AfP 2016, 293, 296). Auch Berichte &#252;ber die kommunale Wirtschaftsf&#246;rderung k&#246;nnen Teil der zul&#228;ssigen &#214;ffentlichkeitsarbeit einer Gemeinde sein. Gleichfalls ohne weiteres zul&#228;ssig - und sogar geboten, wenn die Information nur &#252;ber die Gemeinde gewonnen werden kann - ist die Unterrichtung der kommunalen &#214;ffentlichkeit &#252;ber die aktuelle T&#228;tigkeit und k&#252;nftigen Vorhaben der Kommunalverwaltung und des Gemeinderats (vgl. Merten/Papier/Trute aaO &#167; 104 Rn. 36; Gersdorf, AfP 2016, 293, 297; Ludyga, ZUM 2016, 706, 709 mwN; M&#252;ller-Franken, K&amp;R 2018, 73, 76). Allerdings wird nicht jedes Ereignis durch die Anwesenheit eines Mitglieds der Gemeindeverwaltung zum Gegenstand zul&#228;ssiger kommunaler &#214;ffentlichkeitsarbeit.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_38">38</a> </dt> <dd> <p>Daneben l&#228;sst sich eine die Grenzen zul&#228;ssiger staatlicher Kommunikation klar &#252;berschreitende T&#228;tigkeit ausmachen, die eine vom Staat unabh&#228;ngige Meinungsbildung der &#214;ffentlichkeit gef&#228;hrdet. Hierzu z&#228;hlen allgemeine Beitr&#228;ge &#252;ber ortsans&#228;ssige Unternehmen, die Bewertung privater Initiativen oder die allgemeine Beratung der Leserinnen und Leser. Ebenso sind rein gesellschaftliche Ereignisse etwa aus den Bereichen Sport, Kunst und Musik in der Regel keine Aufgabe der &#246;ffentlichen Verwaltung und kein zul&#228;ssiger Gegenstand gemeindlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit (vgl. Gersdorf, AfP 2016, 293, 300 f.; M&#252;ller-Franken, K&amp;R 2018, 73, 76). Diese Ereignisse tragen zwar zur Identifikation der B&#252;rgerinnen und B&#252;rger mit ihrer Gemeinde bei und liegen damit auch im Interesse der Gemeinde; die pressem&#228;&#223;ige Berichterstattung &#252;ber das gesellschaftliche Leben in einer Gemeinde ist aber gerade origin&#228;re Aufgabe der lokalen Presse und nicht des Staates (M&#252;ller-Franken, K&amp;R 2018, 73, 76).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_39">39</a> </dt> <dd> <p>Jenseits dieser eindeutig zuzuordnenden Kategorien ist eine &#214;ffentlichkeitsarbeit denkbar, die - wie Informationen &#252;ber (aktuelle) Gefahrsituationen (Ludyga, ZUM 2016, 706, 709, insbesondere Fn. 84; f&#252;r die unmittelbare Staatsverwaltung vgl. BVerfGE 105, 252, 268 f. [juris Rn. 53 f.]; 105, 279, 301 f. [juris Rn. 73 bis 75]) - nur in bestimmten Situationen zul&#228;ssig ist. Aus dem Informationsauftrag des Staates bei besonderen Gefahrenlagen und aktuellen Krisen (vgl. BVerfGE 105, 252, 269 [juris Rn. 54]; 105, 279, 302 [juris Rn. 75]) l&#228;sst sich jedoch keine grenzenlose Erm&#228;chtigung der Gemeinden zu allgemeiner &#214;ffentlichkeitsarbeit &#252;ber alle nichtamtlichen Themen herleiten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_40">40</a> </dt> <dd> <p>cc) Einzelne, die Grenzen zul&#228;ssiger staatlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit &#252;berschreitende Artikel allein begr&#252;nden allerdings keine Verletzung des Gebots der Staatsferne der Presse. Notwendig ist vielmehr eine wertende Betrachtung der Publikation insgesamt, bei der sich jede schematische Betrachtungsweise verbietet. Im Rahmen einer Einzelfallpr&#252;fung ist entscheidend, ob der Gesamtcharakter des Presseerzeugnisses geeignet ist, die Institutsgarantie des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG zu gef&#228;hrden (vgl. Gersdorf, AfP 2016, 293, 300 f.). Dabei ist neben den dargestellten inhaltlichen Kriterien insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, wie die Informationen den angesprochenen Gemeindemitgliedern pr&#228;sentiert werden. Anhaltspunkte f&#252;r eine Gef&#228;hrdung der Pressefreiheit bestehen zum Beispiel, wenn die Gemeinde als Teil des Staates auf den lokalen Kommunikationsprozess bestimmend Einfluss nimmt (vgl. Gersdorf, AfP 2016, 293, 300; Ricker, AfP 1981, 320, 322; vgl. auch BeckOK.InfoMedienR/K&#252;hling aaO Art. 5 GG Rn. 54). Je st&#228;rker die kommunale Publikation den Bereich der ohne weiteres zul&#228;ssigen Berichterstattung &#252;berschreitet und bei den angesprochenen Verkehrskreisen als funktionales &#196;quivalent zu einer privaten Zeitung wirkt (vgl. Maunz/D&#252;rig/Grabenwarter aaO Art. 5 Abs. 1 Rn. 375 f.; Merten/Papier/Trute aaO &#167; 104 Rn. 35; Ricker, AfP 1981, 320, 325; Kohl, AfP 1981, 326, 329; Bock, BWGZ 2005, 491, 495), desto eher ist die Institutsgarantie des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG und die daraus abgeleitete Marktverhaltensregelung des Gebots der Staatsferne der Presse verletzt. Keinesfalls darf die kommunale Publikation den Lesern eine F&#252;lle von Informationen bieten, die den Erwerb einer Zeitung - jedenfalls subjektiv - entbehrlich macht. Je deutlicher - in Quantit&#228;t und Qualit&#228;t - ein erweitertes Amtsblatt Themen besetzt, deretwegen Zeitungen gekauft werden, desto wahrscheinlicher ist der Leserverlust bei der privaten Presse und eine damit einhergehende, dem Institut der freien Presse zuwiderlaufende Meinungsbildung durch den Staat von oben nach unten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_41">41</a> </dt> <dd> <p>Bei der Beurteilung des Gesamtcharakters des Presseerzeugnisses sind auch die optische Gestaltung der Publikation, redaktionelle Elemente der meinungsbildenden Presse, wie Glossen, Kommentare oder Interviews und die Frequenz des Vertriebs zu ber&#252;cksichtigen. Allein die Verwendung pressem&#228;&#223;iger Darstellungselemente und eine regelm&#228;&#223;ige Erscheinungsweise f&#252;hren zwar nicht automatisch zu einer Verletzung des Gebots der Staatsferne der Presse. Die Grenze wird aber &#252;berschritten, wenn das Druckwerk nicht mehr als staatliche Publikation erkennbar ist. Eine Anzeigenschaltung ist ebenfalls in die Gesamtw&#252;rdigung einzubeziehen. Sie ist nicht generell unzul&#228;ssig, sondern kann zul&#228;ssiger, fiskalisch motivierter Randnutzen sein (vgl. BGH, GRUR 1973, 530, 531 - Crailsheimer Stadtblatt). Erfolgt die Verteilung kostenlos, erh&#246;ht sich die Gefahr einer Substitution privater Presse; auch das ist zu ber&#252;cksichtigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_42">42</a> </dt> <dd> <p>4. Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ist die Beurteilung des Berufungsgerichts, ein der Anlage K 21 entsprechendes "Stadtblatt" versto&#223;e gegen die Marktverhaltensregelung der Staatsferne der Presse, nicht zu beanstanden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_43">43</a> </dt> <dd> <p>a) Das Berufungsgericht hat bei der Beurteilung der Ausgabe des "Stadtblatts", die in ihrer Gesamtheit Gegenstand des Klageantrags ist, angenommen, diese &#252;berschreite die Grenzen kommunaler Informationst&#228;tigkeit. Das werde durch eine Auswertung des vorgelegten Exemplars des "Stadtblatts" belegt. Dabei handele es sich um eine von der staatlichen Informationsaufgabe losgel&#246;ste pressem&#228;&#223;ige Berichterstattung &#252;ber Aktivit&#228;ten und Ereignisse mit und ohne Gemeindebezug. Es werde eine umfassende Darstellung auch der sonstigen Geschehnisse in der Gemeinde vorgenommen (Kirchen, Verb&#228;nde, B&#252;rgerinitiativen, Vereine, Sport, lokale Wirtschaftsnachrichten). Jedenfalls in dieser Kombination von zul&#228;ssigen amtlichen Mitteilungen und allgemeiner Berichterstattung sei die Grenze &#252;berschritten und der Grundsatz der Staatsfreiheit der Presse verletzt. Im Rahmen einer Einzelauswertung verschiedener Beitr&#228;ge kommt das Berufungsgericht zu dem Ergebnis, dass insgesamt elf Artikel mangels einer gemeindlichen Zust&#228;ndigkeit sowie wegen der inhaltlichen und bildhaften Aufmachung gegen den Grundsatz der Staatsfreiheit der Presse versto&#223;en. Diese Beurteilung ist von Rechts wegen nicht zu beanstanden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_44">44</a> </dt> <dd> <p>b) Die vom Berufungsgericht vorgenommene Einzelbetrachtung und Gesamtw&#252;rdigung tragen die Annahme, dass die &#214;ffentlichkeitsarbeit der Beklagten in Form des "Stadtblatts" die durch die Garantie des Instituts der freien Presse gesetzte Grenze &#252;berschreitet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_45">45</a> </dt> <dd> <p>aa) Das Berufungsgericht geht zutreffend davon aus, dass ausgehend vom Unterlassungsantrag eine Einzelbetrachtung s&#228;mtlicher Artikel der als drohende Verletzungsform vorgelegten Ausgabe des "Stadtblatts" nicht erforderlich ist. Ein Versto&#223; gegen die Marktverhaltensregelung des Gebots der Staatsferne der Presse liegt bereits dann vor, wenn einzelne Artikel den Bereich der zul&#228;ssigen &#214;ffentlichkeitsarbeit eindeutig verlassen und die Publikation insgesamt bei einer Gesamtw&#252;rdigung einen pressesubstituierenden Gesamtcharakter aufweist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_46">46</a> </dt> <dd> <p>bb) Bereits die vom Berufungsgericht auf den ersten f&#252;nf Seiten des "Stadtblatts" als unzul&#228;ssig beanstandeten Artikel tragen bei einer Gesamtw&#252;rdigung die Annahme eines Versto&#223;es gegen das Gebot der Staatsferne der Presse. Die Revision tritt dem nicht in erheblicher Weise entgegen. Sie ersetzt vielmehr in revisionsrechtlich unzul&#228;ssiger Weise die tatgerichtliche Bewertung durch ihre eigene, ohne einen Rechtsfehler des Berufungsgerichts aufzuzeigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_47">47</a> </dt> <dd> <p>(1) Auf Seite 1 der Ausgabe des "Stadtblatts" vom 11. Juni 2015 (Anlage K 21) wird unter der &#220;berschrift "Mobilit&#228;t steigern" &#252;ber die Initiative "B&#252;rgerRad" und deren bevorstehende Veranstaltung auf dem Marktplatz berichtet. Das Berufungsgericht hat den redaktionell formulierten Beitrag als pressem&#228;&#223;ig aufgemacht beanstandet und darauf hingewiesen, dass es sich um eine private B&#252;rgerinitiative und nicht um eine Angelegenheit der Gemeindeverwaltung handele. Diese tatrichterliche W&#252;rdigung l&#228;sst keinen Rechtsfehler erkennen. Bereits das Layout des Artikels ist offensichtlich pressem&#228;&#223;ig. Das zeigt sich in der &#220;berschrift nebst Unter&#252;berschrift, dem einleitenden ersten Absatz in Fettdruck, dem beigef&#252;gten Foto sowie dem Verweis auf weitere Informationen auf Seite 4 am Ende des Artikels. Die Feststellung des Berufungsgerichts, es werde &#252;ber eine private B&#252;rgerinitiative berichtet, ist nicht zu beanstanden. Auch wenn die Gemeinde die Arbeit des ehrenamtlichen Arbeitskreises begleitet, handelt es sich nicht um eine Aktivit&#228;t der Kommunalverwaltung oder des Gemeinderats. Es geht vielmehr um gesellschaftliches Engagement auf kommunaler Ebene, &#252;ber das typischerweise die Lokalzeitung berichtet. Entsprechendes gilt f&#252;r das auf Seite 4 abgedruckte Veranstaltungsprogramm.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_48">48</a> </dt> <dd> <p>(2) W&#228;hrend auf Seite 2 offensichtlich zul&#228;ssige Berichte aus dem Gemeinderat abgedruckt sind, wird auf Seite 3 unter der &#220;berschrift "Ausbildung Handwerk" nach den Feststellungen des Berufungsgerichts &#252;ber die lokale Wirtschaft und nicht &#252;ber kommunale Handwerksf&#246;rderung berichtet. Das ist revisionsrechtlich nicht zu beanstanden. Der Beitrag betrifft eine private Veranstaltung. Soweit die Revision meint, die Beklagte k&#246;nne die Aktivit&#228;t aufgrund ihrer gemeindlichen Allzust&#228;ndigkeit an sich ziehen, verkennt sie, dass die Selbstverwaltungsgarantie des Art. 28 Abs. 2 Satz 2 GG eine Kompetenzzuweisung im Staatsgef&#252;ge darstellt und keine Grundlage daf&#252;r bietet, privates Engagement zu "verstaatlichen". Schlie&#223;lich weist das Layout dieses Beitrags die bereits genannten pressem&#228;&#223;igen Merkmale auf (&#220;berschrift, Unter&#252;berschrift, fett gedruckte Einleitung, Foto).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_49">49</a> </dt> <dd> <p>(3) Auf Seite 4 wird - wiederum in pressem&#228;&#223;iger Aufmachung - unter dem Titel "St&#246;rche wurden beringt" &#252;ber eine Aktion des NABU Ellwangen berichtet. Begleitet wird der Artikel von einem "Storchengedicht". Das Berufungsgericht hat mit Recht angenommen, allein die Tatsache, dass die St&#246;rche auf einem von der Beklagten hergerichteten Horst auf dem Rathausdach nisten und sie die Aktion durch den Einsatz der Feuerwehr unterst&#252;tzt hat, mache den Sachverhalt nicht zu einer Angelegenheit der Gemeinde. Hier handelt es sich vielmehr erneut um ein Ereignis, &#252;ber das typischerweise die lokale Presse berichtet. Die Ver&#246;ffentlichung im "Stadtblatt" sch&#252;rt die Gefahr, dass die Publikation als private Presse wahrgenommen wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_50">50</a> </dt> <dd> <p>(4) Auf Seite 5 wird unter den &#220;berschriften "Antrag ist genehmigt", "Crailsheim beim Kirchentag" und "Welcome Center ber&#228;t" &#252;ber Aktivit&#228;ten berichtet, die nicht im Aufgabenkreis der Beklagten liegen. Der Bericht "Antrag ist genehmigt" betrifft Informationen zum Genehmigungsstand einer von einer privaten Gesellschaft geplanten Windparkanlage auf dem Gebiet einer Nachbargemeinde. Das Berufungsgericht hat zutreffend angenommen, dass es sich dabei nicht um eine origin&#228;re Aufgabe der Beklagten handelt; die Information dar&#252;ber oblag dem Landkreis. Der Artikel &#252;ber "Crailsheim beim Kirchentag" berichtet inhaltlich &#252;ber den Stand des Evangelischen Kirchenbezirks und der Familienbildungsst&#228;tte beim Kirchentag. Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts ist ein &#252;ber den im Bericht erw&#228;hnten Crailsheimer Reformator Adam Weiss hinausgehender Bezug zur Beklagten, geschweige denn einer st&#228;dtischen Aktivit&#228;t, aus dem Beitrag nicht ersichtlich. Die Terminsmitteilung "Welcome Center ber&#228;t" berichtet &#252;ber eine Institution zur Gewinnung und Unterst&#252;tzung von Fachkr&#228;ften in der Region Heilbronn-Franken. Mit Recht hat das Berufungsgericht angenommen, Informationspflichten der Beklagten w&#252;rden damit nicht abgedeckt; es handelt sich vielmehr um die Terminsank&#252;ndigung f&#252;r eine gemeindefremde Institution.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_51">51</a> </dt> <dd> <p>c) Ebenfalls zutreffend geht das Berufungsgericht davon aus, dass es im Rahmen des &#167; 3a UWG nicht auf eine konkrete Gef&#228;hrdung der Presse, auch nicht auf der Ebene des Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG, ankommt. Bei der Institutsgarantie geht es um den Schutz der freien Presselandschaft als solcher. Wegen der objektiv-rechtlichen Grundrechtsdimension ist unerheblich, ob tats&#228;chlich eine Konkurrenzsituation auf dem Pressemarkt vorliegt (aA Buhren, LKV 2001, 303, 305) und welche Folgen sich f&#252;r das einzelne Presseorgan daraus ergeben. Aus demselben Grund ist auch die nach &#167; 3a UWG erforderliche Eignung zur sp&#252;rbaren Beeintr&#228;chtigung der Interessen der institutionell gesch&#252;tzten Presse zu bejahen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_52">52</a> </dt> <dd> <p>5. Die Gratisverteilung des "Stadtblatts" stellt nach alledem auch eine gesch&#228;ftliche Handlung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG dar.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_53">53</a> </dt> <dd> <p>a) Das Berufungsgericht hat angenommen, die (kostenpflichtige ebenso wie die kostenfreie) Verteilung des Stadtblatts stelle den Vertrieb einer Ware dar, die jedenfalls auf dem Anzeigenmarkt und bez&#252;glich der &#252;ber die amtlichen Mitteilungen hinausgehenden redaktionellen Berichterstattung eine gesch&#228;ftliche Handlung sei. Da die Beklagte als Herausgeberin fungiere und die redaktionellen Beitr&#228;ge verantworte, sei sie f&#252;r die gesamte Ausgabe verantwortlich. Soweit die Beklagte geltend mache, Ziel ihres Handelns sei nicht die Beteiligung am Wettbewerb, sei dies unerheblich. Mit der Produktion und Verteilung eines w&#246;chentlichen Stadtblatts mit redaktionellen Beitr&#228;gen, Berichten &#252;ber st&#228;dtische Aktivit&#228;ten und Anzeigen sei die Beteiligung am Wettbewerb zwingend verbunden. Gegen diese rechtliche Einordnung wendet sich die Revision ohne Erfolg.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_54">54</a> </dt> <dd> <p>b) Nach &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG ist eine gesch&#228;ftliche Handlung jedes Verhalten einer Person zugunsten des eigenen oder eines fremden Unternehmens, das mit der F&#246;rderung des Absatzes oder des Bezugs von Waren oder Dienstleistungen oder mit dem Abschluss oder der Durchf&#252;hrung eines Vertrages &#252;ber Waren oder Dienstleistungen objektiv zusammenh&#228;ngt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_55">55</a> </dt> <dd> <p>c) F&#252;r die Frage, ob die &#246;ffentliche Hand eine gesch&#228;ftliche Handlung vornimmt, muss zwischen rein erwerbswirtschaftlichen und hoheitlichen T&#228;tigkeiten unterschieden werden. Die erwerbswirtschaftliche Bet&#228;tigung der &#246;ffentlichen Hand ist auch dann als gesch&#228;ftliche Handlung anzusehen, wenn &#246;ffentliche Zwecke mitverfolgt werden (vgl. BGH, Urteil vom 27. Juli 2017 - I ZR 162/15, GRUR 2018, 196 Rn. 23 = WRP 2018, 186 - Eigenbetrieb Friedh&#246;fe, mwN). Dagegen ist bei einer T&#228;tigkeit zur Erf&#252;llung &#246;ffentlicher Aufgaben weiter danach zu unterscheiden, ob die &#246;ffentliche Hand aufgrund gesetzlicher Erm&#228;chtigung hoheitlich t&#228;tig wird. Ist dies der Fall, ist ihre Bet&#228;tigung einer &#220;berpr&#252;fung anhand des Wettbewerbsrechts entzogen, solange sich das Handeln innerhalb der Erm&#228;chtigungsgrundlage bewegt, die insoweit den Handlungsspielraum vorgibt (vgl. BGH, GRUR 2018, 196 Rn. 23 - Eigenbetrieb Friedh&#246;fe, mwN; K&#246;hler in K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, UWG, 36. Aufl., &#167; 3a Rn. 2.21; M&#252;nchKomm.UWG/B&#228;hr, 2. Aufl., &#167; 2 Rn. 56). Handelt die &#246;ffentliche Hand zwar zur Erf&#252;llung einer &#246;ffentlichen Aufgabe, wird sie aber ohne ausdr&#252;ckliche gesetzliche Erm&#228;chtigung t&#228;tig, ist eine gesch&#228;ftliche Handlung nicht ausgeschlossen. Eine gesch&#228;ftliche Handlung ist allerdings auch in diesen F&#228;llen nicht ohne weiteres zu vermuten, sondern anhand einer umfassenden W&#252;rdigung der relevanten Umst&#228;nde des Einzelfalls besonders festzustellen (vgl. BGH, GRUR 2013, 301 Rn. 20 f. - Solarinitiative; BGH, GRUR 2018, 196 Rn. 23 - Eigenbetrieb Friedh&#246;fe).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_56">56</a> </dt> <dd> <p>d) Ausgehend von diesen Ma&#223;st&#228;ben stellt sich die Herausgabe des "Stadtblatts" als eine gesch&#228;ftliche Handlung der Beklagten dar. Die Beklagte nimmt mit dem "Stadtblatt" zwar auch gesetzliche Unterrichtungspflichten aus &#167; 20 Abs. 1 GemO BW wahr und erf&#252;llt insoweit eine &#246;ffentliche Aufgabe. Nach den Ausf&#252;hrungen unter B II 4 verst&#246;&#223;t sie dabei aber gegen das Gebot der Staatsferne der Presse und bewegt sich damit deutlich erkennbar au&#223;erhalb des ihr zugewiesenen Aufgabenbereichs. Verl&#228;sst die Beklagte aber mit der Herausgabe eines Amtsblatts in erweiterter Form den &#246;ffentlich-rechtlichen Bereich, muss sie sich an den insoweit geltenden Regeln des Wettbewerbsrechts messen lassen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_57">57</a> </dt> <dd> <p>6. Die Annahme des Berufungsgerichts, der Kl&#228;gerin stehe als Mitbewerberin der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 3 Nr. 1 UWG der Unterlassungsanspruch zu, l&#228;sst Rechtsfehler ebenfalls nicht erkennen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_58">58</a> </dt> <dd> <p>a) Die Eigenschaft als Mitbewerberin gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 3 Nr. 1 UWG erfordert ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 UWG. Ein solches ist anzunehmen, wenn beide Parteien gleichartige Waren oder Dienstleistungen innerhalb desselben Endverbraucherkreises abzusetzen versuchen und daher das Wettbewerbsverhalten der einen die andere beeintr&#228;chtigen, das hei&#223;t im Absatz behindern oder st&#246;ren kann; auch wenn die Parteien keine gleichartigen Waren oder Dienstleistungen abzusetzen versuchen, besteht ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis, wenn zwischen den Vorteilen, die die eine Partei durch eine Ma&#223;nahme f&#252;r ihr Unternehmen oder das Dritter zu erreichen sucht, und den Nachteilen, die die andere Partei dadurch erleidet, eine Wechselwirkung in dem Sinne besteht, dass der eigene Wettbewerb gef&#246;rdert und der fremde Wettbewerb beeintr&#228;chtigt werden kann und die von den Parteien angebotenen Waren oder Dienstleistungen einen wettbewerblichen Bezug zueinander aufweisen (vgl. BGH, Urteil vom 26. Januar 2017 - I ZR 217/15, GRUR 2017, 918 Rn. 16 und 19 = WRP 2017, 1085 - Wettbewerbsbezug, mwN). Diese Voraussetzungen liegen vor.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_59">59</a> </dt> <dd> <p>b) Mit dem kostenlosen "Stadtblatt", das neben dem amtlichen auch einen redaktionellen sowie einen Anzeigenteil enth&#228;lt, stellt sich die Beklagte in Wettbewerb zur Kl&#228;gerin, die im Stadtgebiet der Beklagten eine Tageszeitung und ein kostenloses Anzeigenblatt herausgibt. Soweit die Parteien kostenlose Bl&#228;tter mit Anzeigen herausgeben, versuchen sie gleichartige Waren innerhalb desselben Endverbraucherkreises abzusetzen. Aber auch soweit die Kl&#228;gerin eine kostenpflichtige Tageszeitung herausgibt, besteht der f&#252;r die Annahme eines konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnisses erforderliche wettbewerbliche Bezug zu dem von der Beklagten herausgegebenen kostenlosen "Stadtblatt", weil dieses ebenso wie die Tageszeitung der Kl&#228;gerin &#252;ber einen Anzeigenteil verf&#252;gt und beide Parteien um Anzeigenkunden werben. Dass die von der Kl&#228;gerin herausgegebene Tageszeitung auch &#252;berregionales tagespolitisches Geschehen zum Gegenstand hat, &#228;ndert nichts daran, dass das erweiterte "Stadtblatt" der Beklagten den Absatz der Kl&#228;gerin st&#246;ren kann, zumal wenn es kostenlos verteilt wird. Das betrifft jedenfalls die Abnehmerkreise, die entweder nur an regionalen Nachrichten interessiert sind oder sich &#252;ber das &#252;berregionale tagespolitische Geschehen auf andere Weise informieren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_60">60</a> </dt> <dd> <p>7. Eine Erstbegehungsgefahr im Sinne von &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 UWG ist gegeben, weil eine kostenlose Abgabe des "Stadtblatts" in einer Gestaltung wie die als Anlage K 21 vorgelegte Ausgabe vom 11. Juni 2015 droht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_61">61</a> </dt> <dd> <p>a) Der Unterlassungsanspruch nach &#167; 8 Abs. 1 UWG setzt eine bereits erfolgte oder drohende Zuwiderhandlung voraus. Ein auf Erstbegehungsgefahr gest&#252;tzter vorbeugender Unterlassungsanspruch ist gegeben, wenn ernsthafte und greifbare tats&#228;chliche Anhaltspunkte f&#252;r eine in naher Zukunft konkret drohende Rechtsverletzung bestehen. Die eine Erstbegehungsgefahr begr&#252;ndenden Umst&#228;nde m&#252;ssen die drohende Verletzungshandlung so konkret abzeichnen, dass sich f&#252;r alle Tatbestandsmerkmale zuverl&#228;ssig beurteilen l&#228;sst, ob sie verwirklicht sind (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Vers&#228;umnisurteil vom 10. M&#228;rz 2016 - I ZR 183/14, GRUR 2016, 1187 Rn. 21 = WRP 2016, 1351- Stirnlampen, mwN). Allein eine Verteidigung im Prozess gen&#252;gt nicht, um eine Erstbegehungsgefahr anzunehmen (vgl. BGH, Urteil vom 23. Oktober 2014 - I ZR 133/13, GRUR 2001, 1174, 1175 [juris Rn. 17] = WRP 2001, 1076 - Ber&#252;hmungsaufgabe). Diese Voraussetzungen sind erf&#252;llt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_62">62</a> </dt> <dd> <p>b) Aufgrund des Verhaltens der Beklagten lagen im Zeitpunkt der Klageerhebung ausreichende tats&#228;chliche Anhaltspunkte daf&#252;r vor, dass das "Stadtblatt" ab Januar 2016 in der bisherigen Form kostenfrei vertrieben w&#252;rde. Das Berufungsgericht hat festgestellt, dass das "Stadtblatt" nach dem Gemeinderatsbeschluss vom 25. Juni 2015 ab Januar 2016 in unver&#228;nderter Form kostenfrei an 17.000 Haushalte im Stadtgebiet verteilt werden sollte und ein Ausschreibungsverfahren durchgef&#252;hrt wurde. Diese Ank&#252;ndigungen lie&#223;en bef&#252;rchten, das "Stadtblatt" werde in einer Gestaltung wie Anlage K 21, namentlich mit einer entsprechenden inhaltlichen Berichterstattung zu Ereignissen innerhalb und au&#223;erhalb der Gemeinde, k&#252;nftig kostenlos vertrieben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_63">63</a> </dt> <dd> <p>c) Die Erstbegehungsgefahr der kostenlosen Verteilung des "Stadtblatts" in seiner bisherigen Form und seinem bisherigen Inhalt ist nicht entfallen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_64">64</a> </dt> <dd> <p>aa) An die Beseitigung der Erstbegehungsgefahr sind grunds&#228;tzlich weniger strenge Anforderungen zu stellen als an den Fortfall der durch eine Verletzungshandlung begr&#252;ndeten Wiederholungsgefahr. Anders als f&#252;r die Wiederholungsgefahr besteht f&#252;r den Fortbestand der Erstbegehungsgefahr keine Vermutung (vgl. BGH, GRUR 2001, 1174, 1176 [juris Rn. 42] - Ber&#252;hmungsaufgabe; BGH, Urteil vom 13. M&#228;rz 2008 - I ZR 151/05, GRUR 2008, 912 Rn. 30 = WRP 2008, 1353 - Metrosex, mwN). F&#252;r die Beseitigung der Erstbegehungsgefahr gen&#252;gt grunds&#228;tzlich ein "actus contrarius", also ein der Begr&#252;ndungshandlung entgegengesetztes Verhalten (BGH, GRUR 2008, 912 Rn. 30 - Metrosex; BGH, Urteil vom 22. Januar 2014 - I ZR 71/12, GRUR 2014, 382 Rn. 33 = WRP 2014, 452 - REAL-Chips). An einem solchen entgegengesetzten Verhalten der Beklagten fehlt es.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_65">65</a> </dt> <dd> <p>bb) Der blo&#223;e Umstand, dass das ab dem 1. Januar 2016 vertriebene Stadtblatt (derzeit) eine andere Gestaltung aufweist, gen&#252;gt nicht. Das gilt insbesondere mit Blick auf das im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren ausgesprochene Unterlassungsgebot. Es fehlt an einer uneingeschr&#228;nkten und eindeutigen Erkl&#228;rung, die die Annahme rechtfertigen k&#246;nnte, die Beklagte werde das "Stadtblatt" k&#252;nftig nicht in der angegriffenen Form vertreiben. Auch der Hinweis der Beklagten, ihre Ausf&#252;hrungen im Prozess erfolgten nur zum Zwecke der Rechtsverteidigung, gen&#252;gen nicht. Sie hindern zwar die Annahme einer Ber&#252;hmung, sind aber nicht geeignet, die Erstbegehungsgefahr zu beseitigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_66">66</a> </dt> <dd> <p>8. Eine Verwirkung des von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Anspruchs (&#167; 242 BGB) ist ausgeschlossen, weil dieser als vorbeugender Unterlassungsanspruch auf zuk&#252;nftiges Verhalten gerichtet ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_67">67</a> </dt> <dd> <p>C. Danach ist die Revision mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Koch&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Kirchhoff&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Schwonke</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Feddersen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Schmaltz&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,070
bgh-2018-12-20-vii-zr-6918
{ "id": 4, "name": "Bundesgerichtshof", "slug": "bgh", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
VII ZR 69/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:48:14
2019-01-29T12:48:14
Urteil
ECLI:DE:BGH:2018:201218UVIIZR69.18.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Auf die Revision der Beklagten wird das Teilurteil des 16. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main vom 16. M&#228;rz 2018 aufgehoben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Von Rechts wegen</p> </dd> </dl> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagte - soweit im Revisionsverfahren noch von Bedeutung - auf Erteilung von Provisionsabrechnungen f&#252;r n&#228;her bezeichnete, von ihm vermittelte Lebensversicherungsvertr&#228;ge in Anspruch.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger war auf der Grundlage des am 18. April 2008 geschlossenen Consultantvertrags bis zum 30. November 2013 als Versicherungsvertreter f&#252;r die durch Verschmelzungsvertrag vom 28. August 2014 auf die Beklagte verschmolzene M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;C.&#160;&#160;&#160;&#160;R.&#160;&#160;&#160;-M.&#160;&#160;&#160;AG (im Folgenden einheitlich: Beklagte) t&#228;tig. Im Rahmen des Consultantvertrags vermittelte der Kl&#228;ger unter anderem die streitgegenst&#228;ndlichen Lebensversicherungsvertr&#228;ge, nach deren vertraglichen Bestimmungen w&#228;hrend der Vertragslaufzeit planm&#228;&#223;ig Erh&#246;hungen der Beitr&#228;ge und Versicherungsleistungen eintreten, wenn der Versicherungsnehmer nicht widerspricht (sogenannte dynamische Lebensversicherungen). Nach den mit den Kunden vereinbarten Versicherungsbedingungen wird ein konkludenter Widerspruch unwiderleglich vermutet, wenn der Versicherungsnehmer die erh&#246;hte Pr&#228;mie nicht zahlt. Mit Ausnahme von f&#252;nf Vertr&#228;gen wurden die streitgegenst&#228;ndlichen Vertr&#228;ge nach Beendigung des Consultantvertrags weiter vom Kl&#228;ger betreut, wobei streitig ist, ob der Kl&#228;ger tats&#228;chlich Betreuungsleistungen erbrachte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger erhielt w&#228;hrend der Vertragslaufzeit monatlich und auch nach Vertragsende einzelne Abrechnungen, mit denen ihm zustehende Provisionen gutgeschrieben und mit etwaigen Provisionsr&#252;ckforderungen verrechnet wurden. Mit Schreiben vom 16. Juli 2015 forderte der Kl&#228;ger die Beklagte auf, Auskunft dar&#252;ber zu erteilen, f&#252;r welche von ihm als Untervertreter vermittelten Versicherungsvertr&#228;ge sie nach Beendigung des Consultantvertrags Dynamikprovisionen erhalten habe und in welcher H&#246;he. Die Beklagte lehnte die Erteilung dieser Auskunft ab.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, die Beklagte sei zur Erteilung entsprechender Provisionsabrechnungen verpflichtet, weil ihm f&#252;r nach Vertragsende eintretende Summenerh&#246;hungen eine Abschlussprovision zustehe. Er hat mit der Klage die Erteilung von Abrechnungen &#252;ber Dynamikprovisionen f&#252;r im Einzelnen n&#228;her bezeichnete, von ihm vermittelte Lebensversicherungsvertr&#228;ge f&#252;r die Zeit ab dem 1. Dezember 2013 bis zum jeweiligen Ablauf des Versicherungsvertrags geltend gemacht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Das Landgericht hat der Klage stattgegeben. Die Berufung der Beklagten, mit der sie die Abweisung der Klage erstrebt hat, ist erfolglos geblieben. Auf die vom Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 15. November 2017 erhobene Anschlussberufung, mit der er im Wege der Stufenklage erg&#228;nzend begehrt hat, die Beklagte nach erfolgter Abrechnung zur Zahlung des sich aus den Abrechnungen ergebenden Betrags nebst Zinsen zu verurteilen, hat das Berufungsgericht &#252;ber den auf Abrechnung der Provision gerichteten Klageantrag durch Teilurteil entschieden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision m&#246;chte die Beklagte weiterhin die Abweisung der Klage erreichen.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Entscheidungsgründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Die Revision der Beklagten f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Teilurteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Das Berufungsgericht hat zur Begr&#252;ndung seiner Entscheidung ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger k&#246;nne von der Beklagten nach &#167; 92 Abs. 2, &#167; 87c Abs. 1 HGB die Abrechnung der Dynamikprovisionen verlangen, die auf den nach Beendigung des Consultantvertrags aufgrund der Dynamik eingetretenen oder eintretenden Erh&#246;hungen der von ihm vermittelten Lebensversicherungsvertr&#228;ge beruhten, und zwar f&#252;r die Zeit ab dem 1. Dezember 2013 bis zum jeweiligen Vertragsende. Der Kl&#228;ger habe gegen die Beklagte einen Anspruch auf Auszahlung dieser Dynamikprovisionen aus &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB in Verbindung mit dem Consultantvertrag. Nach &#167; 7 Abs. 1 der zum Bestandteil des Consultantvertrags gewordenen Provisionsordnung bestehe f&#252;r Erh&#246;hungen und &#196;nderungen mit erh&#246;hendem Charakter von Vertr&#228;gen grunds&#228;tzlich ein Anspruch auf Abschlussprovision entsprechend der Regelungen f&#252;r Neuabschl&#252;sse. Dabei enthalte der Consultantvertrag, auf den vorrangig abzustellen sei, keine Regelung, auf welchen Zeitpunkt es f&#252;r das Entstehen des Provisionsanspruchs ankomme.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Nach &#167; 92 Abs. 3, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB habe der Versicherungsvertreter Anspruch auf Provision f&#252;r alle w&#228;hrend des Versicherungsverh&#228;ltnisses abgeschlossenen Gesch&#228;fte, die auf seine T&#228;tigkeit zur&#252;ckzuf&#252;hren seien. Unstreitig habe der Kl&#228;ger w&#228;hrend der Laufzeit des Consultantvertrags die im Klageantrag aufgef&#252;hrten Lebensversicherungsvertr&#228;ge mit Dynamiken vermittelt. Unter die w&#228;hrend des Consultantvertrags abgeschlossenen Gesch&#228;fte, die auf die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuf&#252;hren seien, fielen auch die Erh&#246;hungen, die erst nach Beendigung des Handelsvertretervertrags aufgrund der Dynamiken eingetreten seien oder noch eintreten w&#252;rden. Die Erh&#246;hungen seien in den Vertr&#228;gen derma&#223;en eingebettet und in ihnen angelegt, dass mit dem eigentlichen Vertragsschluss alles getan sei, damit die Erh&#246;hung eintreten k&#246;nne; insoweit bed&#252;rfe es weder neuer Verhandlungen noch neuer Vereinbarungen. Letztlich handele es sich bei der Dynamikprovision um eine verz&#246;gert ausgezahlte Abschlussprovision f&#252;r eine Erh&#246;hung der Lebensversicherung, die - wenn auch widerruflich - schon in dem Erstabschluss ihren Grund finde und als vereinbart anzusehen sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>Die Parteien h&#228;tten auch keine wirksame Vereinbarung getroffen, nach der der Kl&#228;ger auf dem Grunde nach bereits entstandenen Provisionen nach Beendigung des Handelsvertretervertrags verzichtet h&#228;tte. Unstreitig enthalte der Consultantvertrag keine ausdr&#252;ckliche Verzichtsvereinbarung. Die Beklagte k&#246;nne auch nicht mit der Auffassung durchdringen, durch die Regelung in &#167; 9 des Consultantvertrags (Ausgleichsanspruch / Abfindung bei Aufhebung dieses Vertrags) komme zum Ausdruck, dass der Vertrag einen Provisionsverzicht vorsehe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Die von der Beklagten erhobene Verj&#228;hrungseinrede greife nicht durch. Die F&#228;lligkeit der im Dezember 2013 m&#246;glicherweise entstandenen - und damit &#228;ltesten - Dynamikprovisionsanspr&#252;che sei fr&#252;hestens am 31. Januar 2014 eingetreten. Die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist habe mit dem Schluss des Jahres 2014 zu laufen begonnen. Im Wege der Anschlussberufung sei mit Schriftsatz vom 15. November 2017 rechtzeitig innerhalb der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist Stufenklage erhoben worden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>Dies h&#228;lt der rechtlichen Nachpr&#252;fung nicht in vollem Umfang stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>1. Im Ausgangspunkt zutreffend geht das Berufungsgericht davon aus, dass dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB aufgrund des mit der Beklagten geschlossenen Consultantvertrags Provisionsanspr&#252;che f&#252;r nach Beendigung des Vertrags eintretende Erh&#246;hungen der Versicherungssumme f&#252;r von ihm vermittelte Lebensversicherungen zustehen, bei denen sich die Versicherungssumme nach dem Inhalt des Versicherungsvertrags in regelm&#228;&#223;igen Zeitabst&#228;nden erh&#246;ht, wenn der Versicherungsnehmer nicht widerspricht und die erh&#246;hte Pr&#228;mie zahlt (sogenannte dynamische Lebensversicherungen). Er kann f&#252;r diese nach Beendigung des Consultantvertrags bis zum jeweiligen Ablauf des Versicherungsvertrags f&#228;llig werdenden Provisionen gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, &#167; 87c Abs. 1 HGB jeweils Abrechnungen von der Beklagten beanspruchen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;ger ist nach &#167; 259 ZPO berechtigt, die Abrechnung der k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Provisionen geltend zu machen. Die Beklagte hat sich auf den Standpunkt gestellt, dass sie zu einer Abrechnung dieser k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Provisionen nicht verpflichtet sei, so dass die Besorgnis gerechtfertigt ist, dass sie sich der rechtzeitigen Leistung entziehen wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>a) Nach &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB gelten f&#252;r das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen dem Versicherungsvertreter und dem Versicherer die Vorschriften f&#252;r das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen dem Handelsvertreter und dem Unternehmer, wobei in Abweichung von &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB ein Versicherungsvertreter Anspruch auf Provision nur f&#252;r die Gesch&#228;fte hat, die auf seine T&#228;tigkeit zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Vermittelt der Versicherungsvertreter dynamische Lebensversicherungen, bei denen sich die Versicherungssumme in regelm&#228;&#223;igen Zeitabst&#228;nden erh&#246;ht, wenn der Versicherungsnehmer nicht widerspricht, gehen die Erh&#246;hungen auf die Vermittlungst&#228;tigkeit bei Abschluss des Versicherungsvertrags zur&#252;ck und sind gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB im Zweifel provisionspflichtig (vgl. BAG, VersR 1984, 897; VersR 1986, 251; OLG K&#246;ln, Urteil vom 28. November 2014 - 19 U 71/14; BeckRS 2015, 10251; M&#252;nchKommHGB/von Hoyningen-Huene, 4. Aufl., &#167; 87 Rn. 61; Emde in Staub, Gro&#223;kommentar HGB, 5. Aufl., &#167; 92 Rn. 57; Oetker/Busche, HGB, 5. Aufl., &#167; 87 Rn. 14; EBJS/L&#246;wisch, HGB, 3. Aufl., &#167; 87 Rn. 47; Baumbach/Hopt/Hopt, HGB, 38. Aufl., &#167; 87 Rn. 12; a.A. OLG N&#252;rnberg, Urteil vom 10. September 2003 - 12 U 896/03, n.v.). Der Eigenart dieses Vertragstyps entspricht es, die vereinbarungsgem&#228;&#223; eintretenden Erh&#246;hungen bereits mit Abschluss des Versicherungsvertrags als vereinbart anzusehen, dem Versicherungsnehmer aber hinsichtlich der Erh&#246;hungen ein Widerspruchsrecht zuzugestehen. Mit dem Abschluss des Versicherungsvertrags entsteht f&#252;r die Beklagte einseitig eine Bindung f&#252;r die gesamte Vertragslaufzeit einschlie&#223;lich s&#228;mtlicher Erh&#246;hungen, die aufl&#246;send dadurch bedingt ist, dass der Versicherungsnehmer von dem ihm einger&#228;umten Widerspruchsrecht Gebrauch macht (vgl. BAG, VersR 1984, 897, juris Rn. 40).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>Entgegen der Auffassung der Revision ist die Erh&#246;hung der Versicherungssumme in diesen F&#228;llen nicht von einer werbenden T&#228;tigkeit eines Dritten abh&#228;ngig, die nach &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1 HGB, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB einen Provisionsanspruch des Versicherungsvertreters ausschlie&#223;t. Denn die Erh&#246;hung wird aufgrund des geschlossenen Lebensversicherungsvertrags bereits dann wirksam, wenn der Versicherungsnehmer nicht widerspricht und die erh&#246;hte Versicherungspr&#228;mie zahlt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>Mit der Annahme einer Provisionspflicht f&#252;r vom Versicherungsvertreter vermittelte dynamische Lebensversicherungsvertr&#228;ge &#252;ber den Zeitpunkt der Beendigung des Consultantvertrags hinaus wird entgegen der Auffassung der Revision das systematische Verh&#228;ltnis von Provisionsanspr&#252;chen einerseits und dem Ausgleichsanspruch gem&#228;&#223; &#167; 89b Abs. 5 HGB andererseits nicht unterlaufen. Soweit dem Versicherungsvertreter aufgrund der von ihm w&#228;hrend der Vertragszeit vermittelten Versicherungsvertr&#228;ge nach Beendigung des Vertrags noch Anspr&#252;che auf Zahlung von Abschlussprovisionen gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB zustehen, tritt kein Provisionsverlust ein, der etwa f&#252;r den Ausgleichsanspruch nach &#167; 89b Abs. 5 HGB zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re. Die Beschr&#228;nkungen des &#167; 89b Abs. 5 HGB finden lediglich Anwendung, wenn dem Versicherungsvertreter ein Ausgleichsanspruch zusteht. Es besteht daher kein Grund, die Beschr&#228;nkungen des &#167; 89b Abs. 5 HGB auf vom Versicherungsvertreter nach &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1 HGB, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB zu beanspruchende Abschlussprovisionen, die nach Beendigung des Vertrags f&#228;llig werden, zu erstrecken.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>b) Die Voraussetzungen der &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB liegen in Bezug auf die vom Kl&#228;ger vermittelten dynamischen Lebensversicherungsvertr&#228;ge vor.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>aa) Nach den in der Revision zugrunde zu legenden Feststellungen des Berufungsgerichts handelt es sich bei den streitgegenst&#228;ndlichen Lebensversicherungsvertr&#228;gen, zu denen der Kl&#228;ger jeweils Provisionsabrechnungen f&#252;r den Zeitraum nach Beendigung des Consultantvertrags bis zum Ablauf des jeweiligen Versicherungsvertrags verlangt, unstreitig um vom Kl&#228;ger vermittelte Lebensversicherungsvertr&#228;ge mit Dynamik. Mit Abschluss dieser Lebensversicherungsvertr&#228;ge entsteht damit der Anspruch des Kl&#228;gers auf Abrechnung der jeweils f&#228;lligen Provision gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1 HGB. Wie das Berufungsgericht - von den Parteien unangegriffen - weiter festgestellt hat, enth&#228;lt der Consultantvertrag keine vom dispositiven Recht abweichende Bestimmung &#252;ber die Provisionspflicht der Beklagten f&#252;r nach Beendigung des Vertrags aufgrund der vereinbarten Dynamik eintretende Erh&#246;hungen der Versicherungssummen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>bb) Entgegen der Auffassung der Revision trifft den Kl&#228;ger nicht die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r, dass es nach Beendigung des Consultantvertrags tats&#228;chlich zu Erh&#246;hungen der Versicherungssumme in den jeweiligen Vertr&#228;gen gekommen ist. Da der Eintritt solcher Erh&#246;hungen aufl&#246;send dadurch bedingt ist, dass der Versicherungsnehmer von seinem Widerspruchsrecht Gebrauch macht, tr&#228;gt die Beklagte f&#252;r diesen f&#252;r sie g&#252;nstigen Umstand nach allgemeinen beweisrechtlichen Grunds&#228;tzen die Darlegungs- und Beweislast (vgl. BGH, Urteil vom 3. Mai 2005 - VI ZR 238/04, NJW-RR 2005, 1183, juris Rn. 13; Urteil vom 14. Januar 1991 - II ZR 190/89, BGHZ 113, 222, juris Rn. 16 m.w.N.; Baumg&#228;rtel/Pr&#252;tting, Handbuch der Beweislast, 3. Aufl., Kap. 11 Rn. 20 f.). Den Nachweis daf&#252;r, dass die Kunden der streitgegenst&#228;ndlichen Versicherungsvertr&#228;ge von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht haben, hat die Beklagte nicht gef&#252;hrt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>2. Der Anspruch des Kl&#228;gers auf Abrechnung der Provisionen f&#252;r den Zeitraum nach Beendigung des Consultantvertrags bis zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeit gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1, &#167; 87 Abs. 1 Satz 1, &#167; 87c Abs. 1 HGB ist nicht verj&#228;hrt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>a) Mit der vom Kl&#228;ger am 22. November 2017 wirksam erhobenen Anschlussberufung, mit der er im Wege der Stufenklage begehrt hat, die Beklagte nach erfolgter Abrechnung zur Zahlung des sich aus den Abrechnungen ergebenden Betrags nebst Zinsen zu verurteilen, ist die Verj&#228;hrung der dem Anspruch auf Erteilung einer Abrechnung zugrunde liegenden Provisionsanspr&#252;che wirksam gehemmt worden, &#167; 204 Nr. 1 BGB.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>aa) Nach &#167; 261 Abs. 2 ZPO tritt die Rechtsh&#228;ngigkeit eines erst im Laufe des Prozesses erhobenen Anspruchs mit dem Zeitpunkt ein, in dem der Anspruch in der m&#252;ndlichen Verhandlung geltend gemacht oder ein den Erfordernissen des &#167; 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO entsprechender Schriftsatz zugestellt wird. Dies gilt auch f&#252;r den Fall, dass die Klageerweiterung mittels einer Anschlussberufung geltend gemacht wird (vgl. Z&#246;ller/Greger, ZPO, 32. Aufl., &#167; 261 Rn. 6).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>bb) Die Anschlussberufungsschrift des Kl&#228;gers vom 15. November 2017, die die Parteien, das Gericht, den Gegenstand und den Grund des Anspruchs hinreichend bezeichnete sowie einen bestimmten Antrag enthielt und damit den Erfordernissen des &#167; 253 Abs. 2 ZPO gen&#252;gte, ist der Beklagten am 22. November 2017 zugestellt worden. Mit der Erhebung einer Stufenklage wird zugleich der von dem auf der ersten Stufe geltend gemachten Auskunftsanspruch abh&#228;ngige Hauptanspruch rechtsh&#228;ngig (vgl. BGH, Vers&#228;umnisurteil vom 13. November 2014 - IX ZR 267/13 Rn. 9 m.w.N., NJW 2015, 1093). Nach den in der Revisionsinstanz nicht angegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts begann die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 195, 199 BGB f&#252;r die &#228;ltesten Provisionsanspr&#252;che mit Schluss des Jahres 2014 zu laufen und war selbst bei Zustellung des die Anschlussberufung enthaltenden Schriftsatzes des Kl&#228;gers am 22. November 2017 noch nicht verstrichen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>b) Entgegen der Auffassung der Revision fehlt es im vorliegenden Fall nicht an der Voraussetzung, dass mit der Anschlussberufung eine Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils zugunsten des Anschlussrechtsmittelkl&#228;gers erstrebt wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>Die Anschlussberufung setzt, da sie kein selbst&#228;ndiges Rechtsmittel darstellt, nicht voraus, dass der Anschlussberufungskl&#228;ger durch das angefochtene Urteil beschwert ist (vgl. BGH, Beschluss vom 29. M&#228;rz 2011 - VIII ZB 25/10 Rn. 12, NJW 2011, 1455; Urteil vom 7. Dezember 2007 - V ZR 210/06 Rn. 24 m.w.N., NJW 2008, 1953). Sie ist jedoch nur zul&#228;ssig, wenn damit mehr erreicht werden soll als die Zur&#252;ckweisung der Berufung (vgl. BGH, Urteil vom 2. Oktober 1987 - V ZR 42/86, NJW-RR 1988, 185, juris Rn. 10; Urteil vom 24. Februar 1958 - III ZR 184/56, NJW 1958, 868; vgl. zur Anschlussrevision auch BGH, Urteil vom 31. Mai 1995 - VIII ZR 267/94, MDR 1996, 522, juris Rn. 18; Beschluss vom 11. M&#228;rz 1981 - GSZ 1/80, BGHZ 80, 146, juris Rn. 8).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>Diese Voraussetzung ist vorliegend erf&#252;llt. Der Kl&#228;ger hat mit der Anschlussberufung die Klage in der Weise erweitert, dass er nunmehr im Wege der Stufenklage eine Abrechnung der Provisionsanspr&#252;che auf der ersten Stufe und auf der zweiten Stufe die Zahlung der sich aus den Abrechnungen ergebenden Provisionen verlangt. Diese Klageerweiterung kann der Kl&#228;ger zul&#228;ssigerweise im Wege der Anschlussberufung verfolgen (vgl. BGH, Urteil vom 7. Mai 2015 - VII ZR 145/12 Rn. 27 f., NJW 2015, 2812).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>3. Ohne Erfolg wendet sich die Revision gegen die Auffassung des Berufungsgerichts, die Vertragsbestimmungen des Consultantvertrags enthielten keine Vereinbarung &#252;ber einen Verzicht des Kl&#228;gers auf nach Beendigung des Vertrags f&#228;llig werdende Provisionen. Da das Berufungsgericht keine Feststellungen dazu getroffen hat, ob es sich bei den Vertragsbestimmungen des Consultantvertrags um von der Beklagten gestellte Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen handelt, ist zu ihren Gunsten in der Revisionsinstanz davon auszugehen, dass es sich bei dem Vertrag um eine Individualvereinbarung handelt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p>Die Auslegung des Berufungsgerichts, der Consultantvertrag enthalte keine Vereinbarung eines Provisionsverzichts f&#252;r nach Beendigung des Vertrags f&#228;llig werdende Provisionen, l&#228;sst keine revisionsrechtlich beachtlichen Auslegungsfehler erkennen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p>a) Die Auslegung von Willenserkl&#228;rungen ist grunds&#228;tzlich Angelegenheit des Tatrichters. Eine revisionsrechtliche &#220;berpr&#252;fung findet allerdings dahin statt, ob Verst&#246;&#223;e gegen gesetzliche Auslegungsregeln, anerkannte Auslegungsgrunds&#228;tze, sonstige Erfahrungss&#228;tze oder Denkgesetze vorliegen oder ob die Auslegung auf Verfahrensfehlern beruht (BGH, Urteil vom 31. August 2017 - VII ZR 5/17 Rn. 24, NJW 2017, 3590; Urteil vom 22. Dezember 2011 - VII ZR 67/11 Rn. 12 m.w.N., BGHZ 192, 172). Zu den anerkannten Auslegungsgrunds&#228;tzen z&#228;hlt der Grundsatz der beiderseits interessengerechten Vertragsauslegung (vgl. BGH, Urteil vom 31. August 2017 - VII ZR 5/17 Rn. 24, NJW 2017, 3590; Urteil vom 5. M&#228;rz 2015 - IX ZR 133/14 Rn. 21, BGHZ 204, 231; Vers&#228;umnisurteil vom 22. Januar 2015 - VII ZR 87/14 Rn. 14, NJW 2015, 1107). Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Ma&#223;st&#228;be h&#228;lt die vom Berufungsgericht vorgenommene Auslegung des Consultantvertrags der revisionsrechtlichen Nachpr&#252;fung stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p>b) Ein Versto&#223; gegen die gesetzlichen Auslegungsregeln der &#167;&#167; 133, 157 BGB liegt nicht vor. Die Vereinbarung eines Verzichts auf nach Beendigung des Vertrags f&#228;llig werdende Provisionsanspr&#252;che des Kl&#228;gers setzt voraus, dass der rechtsgesch&#228;ftliche Wille, einen solchen Verzicht zu vereinbaren, unmissverst&#228;ndlich zum Ausdruck kommt (vgl. BGH, Urteil vom 15. Juli 2016 - V ZR 168/15 Rn. 34, BGHZ 211, 216; Urteil vom 4. Dezember 2015 - V ZR 142/14 Rn. 25, MDR 2016, 315). Das Berufungsgericht hat ohne Rechtsfehler angenommen, dass es an einem solchen unmissverst&#228;ndlich erkl&#228;rten rechtsgesch&#228;ftlichen Willen der Parteien fehlt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p>Soweit die Revision geltend macht, die Vereinbarung in &#167; 9 Abs. 4 des Consultantvertrags, wonach die von den Spitzenverb&#228;nden der Versicherungswirtschaft und des Versicherungsau&#223;endienstes vereinbarten Grunds&#228;tze zur Errechnung der H&#246;he des Ausgleichsanspruchs Anwendung finden sollen, ergebe nur einen Sinn, wenn die Parteien &#252;bereinstimmend davon ausgegangen seien, dass f&#252;r nach Vertragsbeendigung aufgrund der vereinbarten Dynamik eintretende Erh&#246;hungen der Versicherungssummen keine Provisionen an den Kl&#228;ger zu zahlen seien, wird ein Versto&#223; gegen &#167;&#167; 133, 157 BGB nicht dargelegt. Ein stillschweigender Verzicht des Kl&#228;gers auf nach Beendigung des Vertrags f&#228;llig werdende Provisionen ist im Zweifel nicht zu vermuten. Der Verweis auf die Berechnung des Ausgleichsanspruchs nach den vorgenannten Grunds&#228;tzen bietet keinen zwingenden Anhaltspunkt daf&#252;r, dass die Parteien einen solchen Verzicht vereinbaren wollten. Dass ein Ausgleichsanspruch zugunsten des Versicherungsvertreters nach den ihm entgehenden Provisionen zu berechnen ist, besagt nichts dar&#252;ber, ob ein entsprechender Provisionsverzicht vorliegt. Die Vereinbarung der Modalit&#228;ten eines dem Versicherungsvertreter nach Vertragsbeendigung etwa zustehenden Ausgleichsanspruchs l&#228;sst daher nicht den Schluss auf einen zuvor vereinbarten Provisionsverzicht zu.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p>4. Geh&#246;rswidrig ist das Berufungsgericht jedoch dem unter Zeugenbeweis gestellten Sachvortrag der Beklagten nicht nachgegangen, dass nach dem gemeinsamen Verst&#228;ndnis der Vertragsparteien von dem Inhalt der vertraglichen Regelung dem Kl&#228;ger nach Beendigung des Consultantvertrags keine Dynamikprovisionen mehr zustehen sollten. Die Beklagte &#252;bertrage die Best&#228;nde ausgeschiedener Vertreter auf die unter Vertrag stehenden Consultants und zahle diesen dann Dynamikprovisionen. Der Kl&#228;ger habe diese Praxis gekannt und mitgetragen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p>a) Das Gebot der Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs verpflichtet das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Ein Versto&#223; gegen Art. 103 Abs. 1 GG setzt voraus, dass im Einzelfall besondere Umst&#228;nde deutlich machen, dass tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder &#252;berhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder doch bei der Entscheidung nicht erwogen worden ist. Geht das Berufungsgericht in den Gr&#252;nden des Berufungsurteils auf den wesentlichen Kern des Verteidigungsvorbringens des Beklagten zu einer Frage nicht ein, das f&#252;r das Verfahren von zentraler Bedeutung ist, so l&#228;sst dies auf die Nichtber&#252;cksichtigung des Vortrags schlie&#223;en, sofern er nicht nach dem Rechtsstandpunkt des Gerichts unerheblich oder offensichtlich unsubstantiiert war (vgl. BGH, Beschluss vom 10. August 2016 - VII ZR 158/15 Rn. 7; Beschluss vom 23. Februar 2016 - VII ZR 28/15 Rn. 7, IHR 2016, 124; Beschluss vom 20. Mai 2014 - VII ZR 187/13 Rn. 6).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p>b) Nach diesen Ma&#223;gaben liegt hier ein Versto&#223; gegen Art. 103 Abs. 1 GG vor. Das Berufungsgericht hat den Inhalt des Vorbringens der Beklagten nicht vollst&#228;ndig ausgesch&#246;pft, wenn es darauf verweist, dass die Beklagte diese Vertragspraxis beim Kl&#228;ger nicht angewandt habe, der Kl&#228;ger nach Ausscheiden bei der Beklagten vielmehr - von wenigen Ausnahmen abgesehen - Betreuer der von ihm vermittelten Lebensversicherungsvertr&#228;ge geblieben sei. Die Beklagte hat mit ihrem Vorbringen der Sache nach geltend gemacht, die Parteien seien &#252;bereinstimmend davon ausgegangen, dass als Vertragsinhalt vereinbart war, dass dem ausscheidenden Versicherungsvertreter kein Anspruch auf Zahlung der Dynamikprovision f&#252;r nach Beendigung des Vertrags eintretende Erh&#246;hungen im Rahmen der von ihm vermittelten dynamischen Lebensversicherungsvertr&#228;ge zustehen sollte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p>Dieses Vorbringen ist erheblich. Trifft die Behauptung der Beklagten zu, wovon zugunsten der Beklagten f&#252;r die Revision auszugehen ist, steht dem Kl&#228;ger der geltend gemachte Anspruch auf Abrechnung und Zahlung von Provisionen f&#252;r von ihm vermittelte dynamische Lebensversicherungen f&#252;r den Zeitraum nach Beendigung des Consultantvertrags nicht zu. Denn eine solche zeitliche Begrenzung der Provisionspflicht kann von den Vertragsparteien zul&#228;ssigerweise vereinbart werden (vgl. BAG, VersR 1984, 897, juris Rn. 46 ff.; VersR 1986, 251, juris Rn. 18). Ein solcher &#252;bereinstimmender Wille der Vertragsparteien bei Vertragsschluss ginge der Auslegung der Vertragsbestimmungen vor.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p>Das Berufungsurteil kann danach keinen Bestand haben und ist aufzuheben. Die Sache ist zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zur&#252;ckzuverweisen, um diesem die Gelegenheit zu geben, die erforderlichen Feststellungen nachzuholen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Pamp&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Halfmeier&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Kartzke</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Gra&#223;nack&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Sacher&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,058
bgh-2018-12-20-ix-zb-817
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IX ZB 8/17
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:48:09
2019-01-29T12:48:09
Beschluss
ECLI:DE:BGH:2018:201218BIXZB8.17.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Auf die Rechtsbeschwerde der weiteren Beteiligten wird der Beschluss der 3. Zivilkammer des Landgerichts L&#252;neburg vom 25. Januar 2017 aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Beschwerdegericht zur&#252;ckverwiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Gegenstandswert f&#252;r das Rechtsbeschwerdeverfahren wird auf 84.616 &#8364; festgesetzt.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>A.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Der am 23. September 1960 geborene Schuldner war bis 1997 als Handelsvertreter f&#252;r die V.&#160;&#160;Versicherungen (fortan: V.&#160;&#160;) t&#228;tig. Die V.&#160;&#160;schloss zugunsten des Schuldners zwei Lebensversicherungen (fortan auch: Direktversicherungen) ab. Versicherungsnehmer war die L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;kasse, versicherte Person der Schuldner. Dem Schuldner wurde ein unwiderrufliches Bezugsrecht im Erlebensfall einger&#228;umt. Die vereinbarte Versicherungsleistung besteht in einer Kapitalzahlung, die beim Tode des Versicherungsnehmers sofort, sp&#228;testens bei Vollendung des rechnungsm&#228;&#223;igen 65. Lebensjahres f&#228;llig ist. Nach der Beendigung seiner T&#228;tigkeit als Handelsvertreter f&#252;r die V.&#160;&#160;gingen die Lebensversicherungen auf den Schuldner als Versicherungsnehmer &#252;ber. Seither sind die Versicherungen beitragsfrei gestellt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Das Amtsgericht L&#252;neburg er&#246;ffnete auf einen Eigenantrag des Schuldners mit Beschluss vom 3. Mai 2011 das Insolvenzverfahren &#252;ber dessen Verm&#246;gen und bestellte die weitere Beteiligte zur Insolvenzverwalterin. Die weitere Beteiligte verwertete die Direktversicherungen nicht, weil sie nach ihrer Auffassung von &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG (Betriebsrentengesetz) erfasst wurden. Mit ihrem Schlussbericht beantragte die weitere Beteiligte, hinsichtlich der zuk&#252;nftig dem Schuldner zustehenden Anspr&#252;che aus den Direktversicherungen die Nachtragsverteilung anzuordnen. Am 30. M&#228;rz 2016 fand der Schlusstermin statt. Mit Beschluss vom 25. Mai 2016 hob das Insolvenzgericht das Insolvenzverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen des Schuldners auf, nachdem die Schlussverteilung vollzogen war.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Mit Beschluss vom 9. September 2016 hat das Insolvenzgericht die Nachtragsverteilung hinsichtlich der zuk&#252;nftig dem Schuldner zustehenden Anspr&#252;che aus den Direktversicherungen angeordnet und die weitere Beteiligte zur Nachtragsinsolvenzverwalterin bestimmt. Auf die sofortige Beschwerde des Schuldners hat das Landgericht diesen Beschluss aufgehoben und den Antrag zur&#252;ckgewiesen. Mit der vom Beschwerdegericht zugelassenen Rechtsbeschwerde erstrebt die weitere Beteiligte die Wiederherstellung des amtsgerichtlichen Beschlusses.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>B.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Die Rechtsbeschwerde f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Beschwerdegericht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Das Beschwerdegericht hat ausgef&#252;hrt, bei den Anspr&#252;chen auf Auszahlung der Versicherungssumme handele es sich um zuk&#252;nftige Anspr&#252;che, die nicht dem Insolvenzbeschlag unterl&#228;gen. Das Anwartschaftsrecht selbst sei nicht pf&#228;ndbar. Eine Nachtragsverteilung gem&#228;&#223; &#167; 203 Abs. 1 Nr. 3 InsO k&#246;nne nur angeordnet werden, wenn die zu verwertende Forderung zur Insolvenzmasse geh&#246;re. Dem Schuldner st&#252;nden zwar Anwartschaftsrechte hinsichtlich der Direktversicherungen zu. Diese seien jedoch nicht der Insolvenzmasse zuzurechnen, weil sie dem Pf&#228;ndungsverbot des &#167; 851 Abs. 1 ZPO unterl&#228;gen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Bei einer der Altersversorgung dienenden Direktversicherung k&#246;nne der vor Eintritt des Versorgungsfalls aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis ausscheidende Arbeitnehmer seine Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag nach &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG weder abtreten noch beleihen. Der Versorgungszweck solle m&#246;glichst l&#252;ckenlos gesichert werden. Zwar sei die k&#252;nftige Forderung auf Auszahlung der Versicherungssumme im Versicherungsfall pf&#228;ndbar. Sie geh&#246;re jedoch nur dann zum Insolvenzbeschlag, wenn der Rechtsgrund definitiv und so weit verwirklicht worden sei, dass das betreffende Recht als sofort umsetzungsf&#228;higer Bestandteil dem Verm&#246;gen des Erwerbers zuzurechnen sei und insbesondere kein Pf&#228;ndungsverbot an der diesbez&#252;glichen Anwartschaft bestehe. Daran fehle es, weil die Versorgungsanwartschaften aus den Direktversicherungen von dem Pf&#228;ndungsverbot des &#167; 851 Abs. 1 ZPO insgesamt erfasst w&#252;rden. Die Verwertung k&#252;nftiger Forderungen im Rahmen der Nachtragsinsolvenz sei nur m&#246;glich, wenn bereits die Anwartschaftsrechte selbst pf&#228;ndbar seien.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Dies h&#228;lt rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Mit der Begr&#252;ndung des Beschwerdegerichts kann eine Nachtragsverteilung hinsichtlich der dem Schuldner aus den Direktversicherungen (&#167; 1b Abs. 2 Satz 1 BetrAVG) zustehenden Anspr&#252;che im Todes- und Erlebensfall nicht abgelehnt werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>1. Eine Nachtragsverwaltung gem&#228;&#223; &#167; 203 InsO kann nur angeordnet werden, wenn der Gegenstand zur Insolvenzmasse geh&#246;rt. Die Zugeh&#246;rigkeit eines nachtr&#228;glich ermittelten Gegenstands zur Masse des noch laufenden (&#167; 203 Abs. 1 InsO) oder bereits aufgehobenen (&#167; 203 Abs. 2 InsO) Insolvenzverfahrens ist tatbestandliche Voraussetzung der Anordnung einer Nachtragsverteilung nach &#167; 203 Abs. 1 Nr. 3 InsO (BGH, Beschluss vom 27. April 2017 - IX ZB 93/16, ZIP 2017, 1169 Rn. 16). Sie kann deshalb nicht vom Insolvenzgericht offen gelassen und entsprechend &#167; 47 Satz 2 InsO der Kl&#228;rung im ordentlichen Verfahren &#252;berlassen werden. Vielmehr hat das Insolvenzgericht von Amts wegen die erforderlichen Ermittlungen anzustellen und kann dazu auch Beweise erheben (&#167; 5 Abs. 1 InsO).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>2. Die Annahme des Beschwerdegerichts, der Anspruch auf die Versicherungsleistung im Todes- und Erlebensfall geh&#246;re nicht zur Insolvenzmasse, h&#228;lt auf der Grundlage seiner Feststellungen rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>a) Die Insolvenzmasse erfasst gem&#228;&#223; &#167; 35 Abs. 1 InsO das Verm&#246;gen, das dem Schuldner zur Zeit der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens geh&#246;rt und das er w&#228;hrend des Insolvenzverfahrens erwirbt. Diese Voraussetzungen k&#246;nnen auch bei Anspr&#252;chen des Schuldners aus einer im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung abgeschlossenen Direktversicherung im Sinne des &#167; 1b Abs. 2 Satz 1 BetrAVG erf&#252;llt sein.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>aa) Ein Verm&#246;gensrecht geh&#246;rt dann zur Masse, wenn sein Erwerbstatbestand im Zeitpunkt der Verfahrenser&#246;ffnung vollendet ist (M&#252;nchKomm-InsO/Peters, 3. Aufl., &#167; 35 Rn. 71). "Geh&#246;ren" bedeutet dem Rechte nach zustehen (M&#252;nchKomm-InsO/Peters, aaO Rn. 68 aE). Ob Forderungen zur Insolvenzmasse geh&#246;ren, richtet sich danach, ob sie bis zur Beendigung des Insolvenzverfahrens bereits entstanden sind. Massebestandteil ist eine Forderung daher, wenn der Rechtsgrund so weit und endg&#252;ltig verwirklicht worden ist, dass das betreffende Recht sofort als umsetzungsf&#228;higer Bestandteil zum Verm&#246;gen des Schuldners zu rechnen ist. Entscheidend ist, ob vom Entstehungstatbestand bereits so viele Erfordernisse erf&#252;llt sind, dass die Vollendung nicht mehr von einem willensgesteuerten Verhalten des Schuldners abh&#228;ngt (M&#252;nchKomm-InsO/Peters, aaO Rn. 71 aE). Dies kann auch der Fall sein, wenn dem Schuldner eine bedingte Forderung zusteht. Hier muss der Verm&#246;gensgegenstand insbesondere so in das Verm&#246;gen des Schuldners gelangt sein, dass weder f&#252;r den Drittschuldner noch f&#252;r einen Dritten eine M&#246;glichkeit besteht, diesen aufgrund alleiniger Entscheidung zur&#252;ckzuerhalten (vgl. auch f&#252;r den umgekehrten Fall des Verm&#246;gensverlustes des Schuldners BGH, Urteil vom 27. Mai 2003 - IX ZR 51/02, BGHZ 155, 87, 93 zur Abtretung einer bedingten Forderung; vom 17. November 2005 - IX ZR 162/04, ZIP 2006, 87 Rn. 13 zum Erwerb von Nutzungsrechten).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>bb) Ob diese Voraussetzungen bei Anspr&#252;chen des Schuldners aus einer Direktversicherung im Sinne des &#167; 1b Abs. 2 Satz 1 BetrAVG erf&#252;llt sind, richtet sich nach den versicherungsvertraglichen Regelungen (vgl. BGH, Beschluss vom 11. Dezember 2014 - IX ZB 69/12, WM 2015, 138 Rn. 14; ebenso BGH, Urteil vom 9. Oktober 2014 - IX ZR 41/14, WM 2014, 2183 Rn. 12 zum Aussonderungsrecht des Arbeitnehmers in der Insolvenz des Arbeitgebers). Diese bestimmen &#252;ber den Zeitpunkt des Entstehens der jeweiligen Forderung. Ergibt sich aus den versicherungsvertraglichen Bestimmungen der Lebensversicherung bereits eine ausreichend gesicherte Rechtsposition des Schuldners, ist der Anspruch zu dem Zeitpunkt im Sinne des &#167; 35 InsO entstanden, zu dem diese Voraussetzungen erf&#252;llt sind. Liegt dieser Zeitpunkt vor der Beendigung des Insolvenzverfahrens, f&#228;llt der Anspruch auf die Versicherungsleistung in die Masse, sofern keine vorrangigen, wirksamen Rechte Dritter bestehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>(1) Ist der Schuldner Versicherungsnehmer der Lebensversicherung, f&#228;llt der Anspruch auf die Versicherungsleistung regelm&#228;&#223;ig in die Insolvenzmasse. Bei einer Lebensversicherung ist der Anspruch des Versicherungsnehmers auf die Versicherungsleistung bereits mit Abschluss des Versicherungsvertrags begr&#252;ndet, jedoch aufschiebend bedingt durch den Eintritt des Versicherungsfalls (BGH, Urteil vom 28. April 2010 - IV ZR 73/08, BGHZ 185, 252 Rn. 35; Beschluss vom 18. Dezember 2014 - IX ZB 50/13, WM 2015, 251 Rn. 14 f&#252;r eine Risikolebensversicherung auf das Leben eines Dritten). Der Versicherer schuldet die vertragliche Leistung im Versicherungsfall mit Abschluss des Versicherungsvertrags. Deshalb besteht hinsichtlich dieses Anspruchs ein Anwartschaftsrecht, das grunds&#228;tzlich zur Masse geh&#246;rt (BGH, Beschluss vom 9. Oktober 2014 - IX ZA 20/14, WM 2014, 2235 Rn. 7 mwN; vom 18. Dezember 2014, aaO). Mit der Entstehung des in dem aufschiebend bedingten Anspruch auf die Versicherungsleistung liegenden Anwartschaftsrechts ist der nach insolvenzrechtlichen Grunds&#228;tzen ma&#223;gebliche Rechtsgrund f&#252;r den Anspruch gelegt (BGH, Beschluss vom 18. Dezember 2014, aaO mwN). Handelt es sich um eine gemischte Lebensversicherung, bei der zwei unterschiedliche Versicherungsf&#228;lle vereinbart sind (Todesfall w&#228;hrend der versicherten Zeit sowie Erleben eines vereinbarten Endalters), gilt dies sowohl f&#252;r den Anspruch auf die Todesfallleistung als auch f&#252;r den Anspruch auf die Erlebensfallleistung (vgl. BGH, Urteil vom 28. April 2010, aaO). In diesen F&#228;llen ist unerheblich, ob der Versicherungsfall erst nach Beendigung des Insolvenzverfahrens eintritt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>(2) Soweit der Schuldner nicht Versicherungsnehmer des Lebensversicherungsvertrags ist, kommt es auf seine versicherungsrechtliche Stellung an. Der einem als bezugsberechtigt benannten Dritten zustehende Anspruch auf die Leistung des Versicherers entsteht grunds&#228;tzlich erst mit Eintritt des Versicherungsfalls (&#167; 159 Abs. 2 VVG). Hier erwirbt der Dritte nur eine Hoffnung auf eine sp&#228;ter f&#228;llig werdende Leistung (BGH, Urteil vom 27. September 2012 - IX ZR 15/12, WM 2012, 2294 Rn. 8 zu &#167; 140 InsO; Pr&#246;lss/Martin/Schneider, VVG, 30. Aufl., &#167; 159 Rn. 15); ein solcher Anspruch des Schuldners als einfach bezugsberechtigter Dritter ist damit noch nicht im Sinne des &#167; 35 InsO entstanden. Ist der Schuldner jedoch unwiderruflich als bezugsberechtigt benannt, steht ihm der Anspruch auf die Leistung des Versicherers bereits mit der wirksamen Bezeichnung als bezugsberechtigt zu (&#167; 159 Abs. 3 VVG). In diesem Fall ist der Anspruch mangels anderslautender Vereinbarung bereits mit Einr&#228;umung des unwiderruflichen Bezugsrechts erworben (BGH, aaO mwN; Pr&#246;lss/Martin/Schneider, aaO Rn. 18) und damit im Sinne des &#167; 35 InsO entstanden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>(3) Ist der Schuldner Versicherungsnehmer der Lebensversicherung, k&#246;nnen Anspr&#252;che auf die Versicherungsleistung im Versicherungsfall gleichwohl nicht zum Verm&#246;gen des Schuldners im Sinne des &#167; 35 InsO geh&#246;ren. Dies ist der Fall, wenn der Schuldner einen Dritten unwiderruflich als bezugsberechtigt bezeichnet hat. In diesem Fall erwirbt der Dritte die Anspr&#252;che aus der Versicherung - soweit die unwiderrufliche Bezugsberechtigung reicht - regelm&#228;&#223;ig sofort (BGH, aaO mwN). In gleicher Weise ist die Pf&#228;ndung des Anspruchs des Arbeitnehmers auf Auszahlung der Versicherungssumme aus einer Direktversicherung im Sinne von &#167; 1b Abs. 2 Satz 1 BetrAVG insolvenzfest, wenn der Pfandrechtsgl&#228;ubiger schon vor der Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens eine gesicherte Rechtsposition hinsichtlich der gepf&#228;ndeten Forderung erlangt hat (BGH, Beschluss vom 11. Dezember 2014 - IX ZB 69/12, WM 2015, 138 Rn. 10).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>Hat der Schuldner einen Dritten nur widerruflich als bezugsberechtigt bezeichnet, erwirbt der Dritte die Rechte erst mit Eintritt des Versicherungsfalls (BGH, Urteil vom 26. Januar 2012 - IX ZR 99/11, WM 2012, 517 Rn. 8 mwN). Im Falle einer widerruflichen Bezugsberechtigung des Dritten geh&#246;ren die Anspr&#252;che aus einer Lebensversicherung daher nur dann nicht zur Insolvenzmasse, wenn der Versicherungsfall vor Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens eintrat (vgl. BGH, Urteil vom 28. April 2010 - IV ZR 73/08, BGHZ 185, 252 Rn. 39; vom 22. Oktober 2015 - IX ZR 248/14, WM 2015, 2251 Rn. 10 mwN). Tritt der Versicherungsfall bei einem widerruflichen Bezugsrecht nach Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens ein, erwirbt der Beg&#252;nstigte des Lebensversicherungsvertrages den Anspruch auf die Versicherungssumme mit Eintritt des Versicherungsfalls origin&#228;r selbst (BGH, Urteil vom 28. April 2010, aaO; vom 9. Oktober 2014 - IX ZR 41/14, WM 2014, 2183 Rn. 24 mwN); bis dahin geh&#246;ren die Anspr&#252;che jedoch zur Insolvenzmasse, so dass insbesondere ein Widerruf des Bezugsrechts m&#246;glich ist (BGH, Urteil vom 9. Oktober 2014, aaO Rn. 13).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>cc) Nachdem das Beschwerdegericht keine n&#228;heren Feststellungen zur versicherungsrechtlichen Lage zur Zeit des Insolvenzverfahrens getroffen hat, ist in der Rechtsbeschwerdeinstanz zugunsten der Rechtsbeschwerdef&#252;hrerin zu unterstellen, dass der Schuldner uneingeschr&#228;nkt Versicherungsnehmer ist und kein unwiderrufliches Bezugsrecht eines Dritten besteht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>b) Die Pf&#228;ndungsschutzvorschriften stehen der Anordnung der Nachtragsverteilung entgegen der Auffassung des Beschwerdegerichts nicht entgegen. Allerdings nimmt &#167; 36 Abs. 1 InsO Gegenst&#228;nde, die nicht der Zwangsvollstreckung unterliegen, von der Insolvenzmasse aus. Ist eine Forderung des Schuldners bereits vor Insolvenzer&#246;ffnung oder w&#228;hrend des Insolvenzverfahrens entstanden, geh&#246;rt sie nur insoweit zur Insolvenzmasse, als die Forderung pf&#228;ndbar ist. Diese Voraussetzungen sind hinsichtlich der Anspr&#252;che im Todes- oder Erlebensfall bei einer Lebensversicherung dann erf&#252;llt, wenn es sich um eine von &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG erfasste Lebensversicherung handelt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>aa) Zugunsten des Schuldners kann unterstellt werden, dass &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG anwendbar ist. Allerdings gilt diese Bestimmung nur f&#252;r Arbeitnehmer (&#167; 1 Satz 1, &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 BetrAVG) und ihnen gleich gestellte Personen (&#167; 17 Abs. 1 Satz 2 BetrAVG). Das Beschwerdegericht hat hierzu bislang keine ausreichenden Feststellungen getroffen. Nach den bisherigen Feststellungen kommt in Betracht, dass der Schuldner als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter t&#228;tig gewesen ist. Dann kann der Schuldner nur unter den Voraussetzungen des &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 BetrAVG in den Genuss der Pf&#228;ndungsschutzvorschriften kommen, wonach die &#167;&#167; 1 bis 16 BetrAVG entsprechend f&#252;r Personen gelten, die nicht Arbeitnehmer sind, wenn ihnen Leistungen der Alters-, Invalidit&#228;ts- oder Hinterbliebenenversorgung aus Anlass ihrer T&#228;tigkeit f&#252;r ein Unternehmen zugesagt worden sind. Der Wortlaut des Gesetzes erfasst auch Selbst&#228;ndige, die nicht wirtschaftlich abh&#228;ngig sind, allerdings nur dann, wenn sie nicht f&#252;r sich, sondern f&#252;r einen "anderen" t&#228;tig sind oder waren und von diesem eine Versorgungszusage erhalten (Rolfs in Blomeyer/Rolfs/Otto, BetrAVG, 7. Aufl., &#167; 17 Rn. 77). Dies kann auf selbst&#228;ndig t&#228;tige Handelsvertreter zutreffen (BGH, Urteil vom 21. Mai 2003 - VIII ZR 57/02, NJW 2003, 3350 unter II. 1.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>bb) Das Beschwerdegericht geht zutreffend davon aus, dass Anspr&#252;che des Schuldners aus dem Versicherungsvertrag in H&#246;he des durch Beitragszahlungen des Arbeitgebers gebildeten gesch&#228;ftsplanm&#228;&#223;igen Deckungskapitals oder, soweit die Berechnung des Deckungskapitals nicht zum Gesch&#228;ftsplan geh&#246;rt, des nach &#167; 169 Abs. 3 und 4 VVG berechneten Wertes gem&#228;&#223; &#167; 851 Abs. 1 ZPO unpf&#228;ndbar sind. Diese Anspr&#252;che sind nicht &#252;bertragbar, weil der Schuldner sie gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG weder abtreten noch beleihen kann. Hieraus ergibt sich aber nur, dass die Verf&#252;gungsmacht des Arbeitnehmers, wenn die Versicherung auf ihn &#252;bergeht, in ihrem sachlichen Umfang in bestimmter Hinsicht beschr&#228;nkt ist (BGH, Urteil vom 22. Juli 2015 - IV ZR 437/14, WM 2015, 1611 Rn. 23 mwN). Nur im Umfang dieser Beschr&#228;nkung ist die Forderung unpf&#228;ndbar.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>Demgem&#228;&#223; erfasst die Vorschrift Forderungen, die vor Eintritt des Versicherungsfalls f&#228;llig werden. Hingegen erstreckt sich die Vorschrift nicht auf die Anspr&#252;che, die erst nach Eintritt des Versicherungsfalls f&#228;llig werden (BGH, Beschluss vom 11. November 2010 - VII ZB 87/09, WM 2010, 2366 Rn. 11). Der Gesetzeszweck des &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG hindert nicht, einen Gl&#228;ubiger des Arbeitnehmers im Wege der Pf&#228;ndung auf die mit Eintritt des Versicherungsfalls f&#228;lligen Anspr&#252;che als zuk&#252;nftige Forderungen zugreifen zu lassen (BGH, aaO). Der Anspruch auf die Versicherungsleistung im Versicherungsfall und der Anspruch auf den R&#252;ckkaufswert nach K&#252;ndigung sind keine Teile eines einheitlichen Anspruchs, sondern zwei getrennte Anspr&#252;che (BGH, Urteil vom 28. April 2010 - IV ZR 73/08, BGHZ 185, 252 Rn. 37).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>cc) Das Pf&#228;ndungsverbot des &#167; 851 Abs. 1 ZPO, &#167; 2 Abs. 2 Satz 4BetrAVG gibt auch keinen Grund daf&#252;r, dass die im Versicherungsfall bestehenden Anspr&#252;che des Schuldners nicht in die Insolvenzmasse fallen. Das Beschwerdegericht folgert zu Unrecht aus dem Begriff des Anwartschaftsrechts, dass die Unpf&#228;ndbarkeit hinsichtlich der vor dem Versicherungsfall bestehenden Anspr&#252;che auch die Anspr&#252;che auf die Erlebensfall- oder Todesfallleistung im Versicherungsfall erfasst.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>&#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG will nach der gesetzgeberischen Zielsetzung verhindern, dass ein zur Alterssicherung gedachtes Verm&#246;gen diesem Zweck vor Eintritt des Versicherungsfalls wieder entzogen wird. Es soll f&#252;r den Versorgungszweck erhalten bleiben (BT-Drucks. 7/1281 S. 26). Die Bestimmung enth&#228;lt Regelungen hinsichtlich der von dem vorzeitig ausgeschiedenen Arbeitnehmer erworbenen Versorgungsanwartschaft, also f&#252;r die Zeit vor Eintritt des Versicherungsfalls, und will verhindern, dass der Arbeitnehmer vor diesem Zeitpunkt die Anwartschaft liquidiert und f&#252;r andere Zwecke verwendet (BGH, Beschluss vom 11. November 2010 - VII ZB 87/09, WM 2010, 2366 Rn. 11; vom 5. Dezember 2013 - IX ZR 165/13, ZIP 2014, 86 Rn. 2). Damit dient die Norm dazu, dem Schuldner eine Alterssicherung zu erm&#246;glichen; die mit dem Abschluss der Direktversicherung angestrebte Vorsorge soll nicht dadurch unterlaufen werden, dass die angesparten Betr&#228;ge verwertet werden, bevor der Versicherungsfall eingetreten ist. Hingegen enth&#228;lt die Norm keine gesetzgeberische Entscheidung dar&#252;ber, in welchem Umfang der Arbeitnehmer bei Eintritt des Versorgungsfalls tats&#228;chlich in den Genuss der Alterssicherung kommen soll. Ist der Versorgungsfall eingetreten, richtet sich der Schutz des Schuldners nicht mehr nach &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG, sondern nach den allgemeinen Pf&#228;ndungsschutzvorschriften (vgl. BGH, Beschluss vom 23. Oktober 2008 - VII ZB 16/08, WM 2008, 2265 Rn. 9 mwN; vom 11. November 2010, aaO Rn. 13). Dementsprechend hindert &#167; 2 Abs. 2 Satz 4 BetrAVG einen Gl&#228;ubiger des Arbeitnehmers nicht, im Wege der Pf&#228;ndung auf die mit Eintritt des Versicherungsfalls f&#228;lligen Anspr&#252;che zuzugreifen (BGH, Beschluss vom 11. November 2010, aaO Rn. 11).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>Aus den gleichen Gr&#252;nden kann aus der Pf&#228;ndungsschutzvorschrift des &#167; 2 BetrAVG nichts f&#252;r die Frage entnommen werden, ob der Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme im Versicherungsfall dem Insolvenzbeschlag unterf&#228;llt. Sind bestimmte Anspr&#252;che pf&#228;ndbar, kann die Zugeh&#246;rigkeit der Anspr&#252;che zur Insolvenzmasse nicht deshalb verneint werden, weil die Verwertung erst zuk&#252;nftig m&#246;glich sein wird. Die uneingeschr&#228;nkte, sofortige Verwertbarkeit ist keine Voraussetzung der Zugeh&#246;rigkeit eines Verm&#246;gensgegenstands zur Masse (BGH, Beschluss vom 2. Dezember 2010 - IX ZB 184/09, ZIP 2011, 135 Rn. 9). Die Auffassung des Beschwerdegerichts f&#252;hrt dazu, dass pf&#228;ndbare Anspr&#252;che auch dann aus der Insolvenzmasse ausscheiden, wenn sie vor Beendigung des Insolvenzverfahrens entstanden waren. Richtig ist vielmehr, dass ein pf&#228;ndbarer Anspruch zur Masse geh&#246;rt, wenn der Anspruch bereits entstanden ist, mag dies auch nur unter einer aufschiebenden Bedingung der Fall sein. Erst recht kommt es nicht auf die F&#228;lligkeit des Anspruchs an.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>III.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>Die Sache ist nicht zur Endentscheidung reif (&#167; 577 Abs. 5 ZPO). F&#252;r das weitere Verfahren weist der Senat auf folgendes hin:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>1. &#167; 203 Abs. 1 Nr. 3 InsO erfasst auch Gegenst&#228;nde, die der Verwalter zun&#228;chst nicht f&#252;r verwertbar hielt und deswegen nicht zur Masse gezogen hat. Zur Masse geh&#246;rende, vor Aufhebung des Insolvenzverfahrens nicht verwertete Gegenst&#228;nde sind gem&#228;&#223; &#167; 203 Abs. 1 Nr. 3 InsO der Nachtragsverteilung zuzuf&#252;hren (BGH, Beschluss vom 27. April 2017 - IX ZB 93/16, ZIP 2017, 1169 Rn. 18). Die Aufhebung des Insolvenzverfahrens steht der Anordnung der Nachtragsverteilung nicht entgegen (&#167; 203 Abs. 2 InsO). Daher kommt es nicht darauf an, dass die Direktversicherungen bereits bei Aufhebung des Insolvenzverfahrens bekannt waren und dass eine Verwertung erst mit Eintritt des Versicherungsfalls m&#246;glich sein wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>2. Wird eine Nachtragsverteilung angeordnet, weil nachtr&#228;glich Gegenst&#228;nde der Masse ermittelt worden sind (&#167; 203 Abs. 1 Nr. 3 InsO), m&#252;ssen die betroffenen Gegenst&#228;nde im Anordnungsbeschluss selbst ausreichend bestimmt bezeichnet werden (BGH, Beschluss vom 26. Januar 2012 - IX ZB 111/10, WM 2012, 366 Rn. 9; vom 12. Februar 2015 - IX ZR 186/13, ZInsO 2015, 634 Rn. 2). Das Beschwerdegericht wird daher bei einer Anordnung einer Nachtragsverwaltung die erfassten Anspr&#252;che aus den Direktversicherungen anhand der dargelegten Ma&#223;st&#228;be bestimmt zu bezeichnen haben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>Dabei wird das Beschwerdegericht weiter zu beachten haben, dass die Anspr&#252;che aus den Direktversicherungen nach Eintritt des Versicherungsfalls nur insoweit zur Masse geh&#246;ren, als sie aus Mitteln bis zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens erlangt sind. Tritt die aufschiebende Bedingung f&#252;r den Anspruch auf die Todesfallleistung oder Erlebensfallleistung erst nach Beendigung des Insolvenzverfahrens ein, f&#252;hrt dies nicht dazu, dass die gesamte Versicherungsleistung Bestandteil der Masse ist. Wirtschaftlich ist bei einem solchen Anwartschaftsrecht nur das Bestandteil der Masse, was bereits bis zur Beendigung des Insolvenzverfahrens - sei es als Versicherungsleistung, sei es als R&#252;ckkaufswert - erl&#246;st worden w&#228;re (vgl. BGH, Beschluss vom 18. Dezember 2014 - IX ZB 50/13, WM 2015, 251 Rn. 15). Auch insoweit wird das Beschwerdegericht den erfassten Umfang der Anspr&#252;che so bestimmt wie m&#246;glich zu bezeichnen haben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Kayser&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Lohmann&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Pape&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">Schoppmeyer&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">R&#246;hl&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:left">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
171,057
bgh-2018-12-20-iii-zr-1718
{ "id": 4, "name": "Bundesgerichtshof", "slug": "bgh", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
III ZR 17/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-29T12:48:09
2019-01-29T12:48:09
Beschluss
ECLI:DE:BGH:2018:201218BIIIZR17.18.0
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beschwerde der Beklagten gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Urteil des 1. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Rostock vom 20. Dezember 2017 - 1 U 53/16 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Streitwert: bis 3.600.000 &#8364;</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Der Kl&#228;gerinnen verlangen von der Beklagten aus einem Generalverwaltervertrag (im Folgenden nur: "GVV") die Zahlung von sogenannten Festgeldbetr&#228;gen (&#167;&#167; 3, 4 GVV) f&#252;r die Jahre 2007 bis 2009 und die Einzahlung von Instandhaltungsr&#252;cklagen auf ein Instandhaltungskonto (&#167; 8 Nr. 5 GVV) f&#252;r die Jahre 2005 bis 2013.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Die Beklagte erbrachte die vereinbarten monatlichen Festgeldzahlungen bis September 2006 und stellte sie sodann ein, weil sie den Standpunkt vertrat, dass der GVV nichtig sei. Sie leistete im Folgenden Zahlungen auf der Grundlage eines von ihr konzipierten "komplexen Abrechnungsmodells". Zwischen den Parteien ist streitig, ob und inwieweit hierdurch die (streitgegenst&#228;ndlichen) Anspr&#252;che der Kl&#228;gerinnen auf die Festgeldbetr&#228;ge f&#252;r die Jahre 2007 bis 2009 erloschen sind. Au&#223;erdem er&#246;ffnete die Beklagte Instandhaltungskonten. Hierauf zahlte sie keine Instandhaltungsr&#252;cklagen ein, erbrachte aber tats&#228;chliche Instandhaltungsleistungen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>In einem dem vorliegenden Prozess vorangegangenen Zivilrechtsstreit vor dem Landgericht Rostock (3 O 203/07) nahmen die Kl&#228;gerinnen die Beklagte auf Zahlung von Festgeldbetr&#228;gen f&#252;r Oktober 2006 und von Instandhaltungsr&#252;cklagen f&#252;r die Jahre 1998 bis 2004 in Anspruch. Mit Urteil vom 28. November 2008 verpflichtete das Landgericht Rostock die Beklagte zur Zahlung der verlangten Festgeldbetr&#228;ge und wies die weitergehende Klage (Instandhaltungsr&#252;cklagen f&#252;r 1998 bis 2004) ab. Dagegen wandte sich die Beklagte mit der Berufung. Wegen der abgewiesenen Instandhaltungsr&#252;cklagen f&#252;r 1998 bis 2004 legten die Kl&#228;gerinnen Anschlussberufung ein. Ferner erweiterten sie ihre Klage um die Festgeldbetr&#228;ge f&#252;r die Zeit von November 2006 bis Dezember 2009 (Kl&#228;gerin zu 1) beziehungsweise Dezember 2007 bis Dezember 2009 (Kl&#228;gerin zu 2). Das Oberlandesgericht Rostock (1 U 75/09) wies die (Haupt-)Berufung der Beklagten mit Beschluss vom 22. Mai 2015 gem&#228;&#223; &#167; 522 Abs. 2 ZPO zur&#252;ck. Im Folgenden, mit Schriftsatz vom 27. November 2015, haben die Kl&#228;gerinnen Festgeldanspr&#252;che f&#252;r 2007 bis 2009 im Wege der Klageerweiterung in den vorliegenden Rechtsstreit eingef&#252;hrt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Die Kl&#228;gerin zu 1 fordert von der Beklagten die Zahlung der Festgeldbetr&#228;ge f&#252;r den Zeitraum von Januar 2007 bis Dezember 2009 in H&#246;he von insgesamt 1.741.949,40 &#8364; und die Kl&#228;gerin zu 2 f&#252;r den Zeitraum von M&#228;rz 2008 bis Dezember 2009 in H&#246;he von insgesamt 1.674.132,47 &#8364;. Weiterhin verlangen die Kl&#228;gerinnen zu 1 und 2 die Einzahlung von - der H&#246;he nach in das Ermessen des Gerichts gestellten - Instandhaltungsr&#252;cklagen auf die von der Beklagten eingerichteten Konten f&#252;r die Jahre 2005 bis 2013. Widerklagend hat die Beklagte die Feststellung der Unwirksamkeit von &#167; 8 Ziff. 5 GVV begehrt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Die Beklagte hat sich hinsichtlich der Festgeldbetr&#228;ge auf die (teilweise) Erf&#252;llung dieser Forderungen durch die von ihr erbrachten Zahlungen sowie auf die Einrede der Verj&#228;hrung berufen. Bez&#252;glich der Instandhaltungsr&#252;cklagen hat sie gemeint, &#167; 8 Ziff. 5 GVV sei nicht hinreichend bestimmt und deshalb unwirksam, sowie die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben. Jedenfalls seien tats&#228;chlich von ihr get&#228;tigte Aufwendungen von den etwa zu leistenden Instandhaltungsr&#252;cklagen abzuziehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und auf die Widerklage die Unwirksamkeit von &#167; 8 Ziff. 5 GVV festgestellt. Auf die Berufung der Kl&#228;gerinnen hat das Oberlandesgericht die Beklagte zur Zahlung der verlangten Festgeldbetr&#228;ge sowie zur Einzahlung einer Instandhaltungsr&#252;cklage von 157.548,55 &#8364; zugunsten der Kl&#228;gerin zu 2 verurteilt; die weitergehende Klage (weitere Instandhaltungsr&#252;cklagen) und die Widerklage hat es abgewiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Berufungsurteil wendet sich die Beklagte mit ihrer Beschwerde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>1. Die Beschwerde der Beklagten ist unbegr&#252;ndet, weil die Zulassungsvoraussetzungen des &#167; 543 Abs. 2 ZPO nicht erf&#252;llt sind.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>a) Zu Unrecht beanstandet die Beklagte die W&#252;rdigung des Berufungsgerichts, wonach die Festgeldforderungen f&#252;r die Jahre 2007 bis 2009 nicht verj&#228;hrt seien. Mit der Klageerweiterung im Berufungsverfahren des vorangegangenen Prozesses (OLG Rostock - 1 U 75/09) wurde die zu diesem Zeitpunkt noch laufende Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB (in Verbindung mit &#167; 261 Abs. 2, &#167; 167 ZPO) gehemmt. Diese Hemmung endete gem&#228;&#223; &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB sechs Monate nach Eintritt der Rechtskraft der Zur&#252;ckweisung der dortigen (Haupt-)Berufung der Beklagten durch Beschluss nach &#167; 522 Abs. 2 ZPO, hier mithin Ende Dezember 2015. Rechtzeitig vor Ablauf dieser Frist wurde durch die Einf&#252;hrung dieser Anspr&#252;che in den vorliegenden Rechtsstreit - im Wege der Klageerweiterung - erneut die Hemmung der Verj&#228;hrung bewirkt (&#167; 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB, &#167; 261 Abs. 2, &#167; 167 ZPO).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>b) Die von der Nichtzulassungsbeschwerde aufgeworfene Frage, ob die Hemmung der Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB von erstmals im Wege der Anschlussberufung gerichtlich geltend gemachten Anspr&#252;chen r&#252;ckwirkend entf&#228;llt, wenn diese Anschlie&#223;ung nach &#167; 524 Abs. 4 ZPO ihre Wirkung verliert, und damit die Hemmung der Verj&#228;hrung als nicht erfolgt anzusehen ist oder ob die Hemmung der Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB sechs Monate nach Wegfall der Anschlussberufung endet, ist im zulassungsrechtlichen Sinne nicht kl&#228;rungsbed&#252;rftig. Sie ist - entsprechend der einhelligen Ansicht im Schrifttum (BeckOK-BGB/Henrich, &#167; 204 Rn. 56 [Stand: 1. August 2018]; BeckOGK-BGB/Meller-Hannich, &#167; 204 Rn. 412 [Stand: 1. September 2018]; M&#252;KoBGB/Grothe, 8. Aufl., &#167; 204 Rn. 96; M&#252;Ko-ZPO/Rimmelspacher, 5. Aufl., &#167; 522 Rn. 36; Baumert, NJ 2014, 145, 148 f; s. auch Erman/Schmidt-R&#228;ntsch, BGB, 15. Aufl., &#167; 204 Rn. 39) - eindeutig und zweifelsfrei im Sinne der zweiten Alternative zu beantworten. Gegenmeinungen in der Rechtsprechung oder im Schrifttum werden von der Beschwerde nicht aufgezeigt und sind auch sonst nicht ersichtlich.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>aa) Gem&#228;&#223; &#167; 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB wird die Verj&#228;hrung durch eine wirksame Klageerhebung gehemmt. Zur Verj&#228;hrungshemmung f&#252;hrt es auch, wenn der Anspruch - wie hier - (erstmals) klageerweiternd im Wege der Anschlussberufung geltend gemacht wird (RGZ 156, 291, 299; Erman/Schmidt-R&#228;ntsch aaO &#167; 204 Rn. 6; M&#252;KoBGB/Grothe aaO &#167; 204 Rn. 5).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>bb) Die Hemmung endet zufolge &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB sechs Monate nach der rechtskr&#228;ftigen Entscheidung oder anderweitigen Beendigung des eingeleiteten Verfahrens. Um eine anderweitige Beendigung in diesem Sinne handelt es sich auch, wenn die Anschlie&#223;ung nach &#167; 524 Abs. 4 ZPO durch die Zur&#252;ckweisung der Hauptberufung gem&#228;&#223; &#167; 522 Abs. 2 ZPO ihre Wirkung verliert. Dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut des &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB ("oder anderweitige Beendigung des eingeleiteten Verfahrens"), der eine Verfahrensbeendigung nach &#167; 522 Abs. 2, &#167; 524 Abs. 4 ZPO einschlie&#223;t, vor allem aber aus dem Zweck dieser Norm und der damit korrespondierenden Regelungsabsicht des Gesetzgebers. Mit dem Schuldrechtsmodernisierungsgesetz verfolgte der Gesetzgeber das Ziel, den Gl&#228;ubiger davor zu sch&#252;tzen, dass sein Anspruch verj&#228;hrt, nachdem er ein f&#246;rmliches Verfahren eingeleitet hat oder nachdem er den Anspruch mit der M&#246;glichkeit, dass &#252;ber ihn rechtskr&#228;ftig entschieden wird, in das Verfahren eines anderen eingef&#252;hrt hat (Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und B&#220;NDNIS 90/DIE GR&#220;NEN zur Modernisierung des Schuldrechts, BT-Drucks. 14/6040, S. 112). Die Hemmung sollte nach &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB auch &#252;ber die Erledigung des Verfahrens hinaus noch weitere sechs Monate andauern, damit dem Gl&#228;ubiger insbesondere bei Verfahren, die nicht mit einer Sachentscheidung enden, noch eine Frist bleibt, in der er - verschont von dem Lauf der Verj&#228;hrung - weitere Rechtsverfolgungsma&#223;nahmen einleiten kann (BT-Drucks. 14/6040, S. 117). Der mit der Hemmung verbundene blo&#223;e Aufschub f&#252;r die Dauer des Verfahrens und der sechsmonatigen Nachfrist sollte unabh&#228;ngig von dessen Ausgang sein (BT-Drucks. 14/6040, S. 118; Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Modernisierung des Schuldrechts, BT-Drucks. 14/6857, S. 44; s. dazu auch BGH, Urteil vom 28. September 2004 - IX ZR 155/03, BGHZ 160, 259, 262 ff). Selbst bei einer Klager&#252;cknahme sollte die Hemmung der Verj&#228;hrung nicht mehr - wie nach fr&#252;herem Recht (&#167; 212 Abs. 1 BGB a.F.) - r&#252;ckwirkend entfallen, sondern bestehen bleiben und die sechsmonatige Nachfrist gelten (BT-Drucks. 14/6857 aaO). Wenn aber selbst bei einer Klager&#252;cknahme, die vom Willen des Gl&#228;ubigers abh&#228;ngt, &#167; 204 Abs. 2 Satz 1 BGB Anwendung findet (s. dazu auch BGH, Urteile vom 28. September 2004 aaO S. 264 und vom 1. August 2013 - VII ZR 268/11, NJW 2014, 155, 157 Rn. 32 mwN), kann f&#252;r die Wirkungslosigkeit der Anschlussberufung nach &#167; 524 Abs. 4 ZPO, auf die der Gl&#228;ubiger keinen Einfluss hat, nichts anderes gelten. Dem Schuldner ist mit der Geltendmachung des Anspruchs in einem gerichtlichen Verfahren deutlich gemacht worden, dass der Gl&#228;ubiger diesen Anspruch ernstlich verfolgen will. Er bedarf daher keines Schutzes vor einer Verj&#228;hrungshemmung, wenn das Verfahren ohne Zutun des Gl&#228;ubigers endet, und kann in diesem Falle insbesondere nicht darauf vertrauen, dass der Gl&#228;ubiger von der Durchsetzung der im Rahmen der Anschlussberufung anh&#228;ngig gemachten Anspr&#252;che vollends absehen wolle.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>2. Von einer weiteren Begr&#252;ndung wird gem&#228;&#223; &#167; 544 Abs. 4 Satz 2 Halbsatz 2 ZPO abgesehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <table class="Rsp"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Herrmann&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Tombrink&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Remmert</p> </td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">Arend&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">B&#246;ttcher&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p style="text-align:justify">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> </td> </tr> </table> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p/> </dd> </dl> </div>
161,465
olgd-2018-12-20-i-2-u-2618
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
I-2 U 26/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T07:00:20
2019-02-12T12:22:36
Urteil
ECLI:DE:OLGD:2018:1220.I2U26.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>I.</strong></p> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 3. Mai 2018 verk&#252;ndete Urteil der4b Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf wird zur&#252;ckgewiesen mit derMa&#223;gabe, dass der Ausspruch zu I. 3. des landgerichtlichen Urteils unter Abweisung der weitergehenden Klage dahin gefasst wird, dass die Beklagte verurteilt wird, an die Kl&#228;gerin insgesamt 3.101,40 EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 03.11.2017 zuzahlen.</p> <p><strong>II.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <p>Die Beklagte hat auch die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p><strong>III.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <p>Dieses Urteil und das Urteil des Landgerichts sind vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 50.000,-- EUR abzuwenden, falls nicht dieKl&#228;gerin zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p><strong>IV.</strong></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p><strong>V.</strong></p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und &#8211; in Ab&#228;nderung der im landgerichtlichen Urteil enthaltenen Wertfestsetzung &#8211; der Streitwert f&#252;r den ersten Rechtszug werden auf 50.000,-- EUR festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">I.</span></strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte wegen Patentber&#252;hmung auf Unterlassung, Auskunftserteilung, Feststellung ihrer Verpflichtung zur Leistung von Schadensersatz sowie Erstattung vorgerichtlicher Rechtsverfolgungskosten f&#252;r ein Abmahnschreiben und ein Abschlussschreiben in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eine weltweit bekannte Herstellerin von Rennwagen. Neben Automobilen erzielt sie erhebliche Ums&#228;tze mit Merchandising-Artikeln.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bietet an und vertreibt deutschlandweit unter der Marke &#8222;A&#8220; Spielzeugautos (sog. A1) f&#252;r Autorennbahnen, darunter Modelle, die bekannte Modelle der Kl&#228;gerin nachahmen. Der Vertrieb erfolgt einzeln sowie in Rennbahnsets, und zwar &#252;ber den Einzelhandel sowie &#252;ber die Internetseite der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die von ihr vertriebenen Spielzeugautos und Rennbahnsets bewirbt die Beklagten auf Verpackungen von Spielzeugautos und Verpackungen von Rennbahnsets sowie in den Anleitungen und den Produktbeschreibungen mit dem Hinweis auf ein deutsches Patent mit der Nummer DE&#160;197 41 XXX, wobei dies teilweise unter Bezugnahme auf einen &#8222;patentierten Stromabnehmer&#8220; geschieht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das von der Beklagten angegebene deutsche Patent 197&#160;41&#160;XXX, dessen Inhaber der Vorstandsvorsitzende der Beklagten war, ist bereits am 03.04.2007 mangels Zahlung der Jahresgeb&#252;hr erloschen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sieht die Patenthinweise der Beklagten vor diesem Hintergrund als irref&#252;hrend und deshalb wettbewerbswidrig an. Mit Anwaltsschreiben vom 22.06.2017 (Anlage rop 6) mahnte sie die Beklagte ohne Erfolg ab. Auf einen von der Kl&#228;gerin daraufhin gestellten Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung untersagte das Landgericht der Beklagten durch Urteil vom 18.07.2017 (Az.: 4b O 80/17; Anlage rop 1), im gesch&#228;ftlichen Verkehr mit Spielzeugautos zu Zwecken des Wettbewerbs die Angabe &#8222;DE-Patent&#160;197 41 XXX.5-09&#8220; und&#160;/&#160;oder &#8222;DE Patent-Nr.&#160;197 41 XXX&#8220; und&#160;/&#160;oder &#8222;mit einem patentierten Stromabnehmer&#8220; zu benutzen. In der Folge forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte mit Anwaltsschreiben vom 09.08.2017 (Anlage rop 7) zur Abgabe einer Abschlusserkl&#228;rung auf. Eine solche gab die Beklagte jedoch nicht ab.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vor dem Landgericht geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Parteien seien Mitbewerber; zwischen ihnen bestehe ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis. Zu den von ihr, der Kl&#228;gerin, vertriebenen Merchandisingartikeln geh&#246;rten auch Spielzeugautos, die Nachbildungen der von ihr hergestellten Automobile darstellten, sowie Rennbahnsets. Diese Rennbahnsets enthielten Spielzeugautos f&#252;r die Rennbahnen. Au&#223;erdem habe sie ihre Marken und weitere Schutzrechte an namhafte Hersteller von Spielzeugautos lizenziert. Exklusive Lizenznehmerin f&#252;r A1 sei die C Marketing + Vertrieb GmbH (im Folgenden nur: C GmbH), die solche Modelle unter der Marke &#8222;D&#8220; vertreibe. Der Hinweis der Beklagten auf einen patentierten Stromabnehmer sei irref&#252;hrend, weil der irrige Eindruck erweckt werde, dass das Patent nach wie vor in Kraft sei und Patentschutz f&#252;r den Stromabnehmer verleihe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die um Klageabweisung gebeten hat, hat einen Wettbewerbsversto&#223; in Abrede gestellt und geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sei keine Mitbewerberin von ihr, es fehle an einem konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnis. Das beanstandete Verhalten ber&#252;hre nicht die wettbewerblich gesch&#252;tzten Interessen der Kl&#228;gerin. Der Verkehr bringe die Kl&#228;gerin generell nicht mit der Herstellung von Spielzeugautos oder -autorennbahnen in Verbindung. Er sehe in auf Spielzeugmodellen aufgebrachten Marken n&#228;mlich keinen Hinweis auf die Herkunft von Spielzeugmodellen. Der Verkehr setze daher auch den beanstandeten Hinweis auf das deutsche Patent 197 XXA im Zusammenhang mit Spielzeugautos weder unmittelbar noch mittelbar in Beziehung zum Unternehmen der Kl&#228;gerin oder zu Spielzeugmodellen der Kl&#228;gerin. F&#252;r die Beeintr&#228;chtigung des Lizenzierungsinteresses der Kl&#228;gerin fehle jeder Anhaltspunkt. Dieses Interesse sei zudem nicht sch&#252;tzenswert. Die beanstandete Angabe sei au&#223;erdem nicht irref&#252;hrend. Die mit dem Hinweis auf das Patent verbundene Aussage bleibe n&#228;mlich auch nach dessen Ablauf g&#252;ltig. Im &#220;brigen sei der von der Kl&#228;gerin angegebene Streitwert &#252;berh&#246;ht. Sie habe die von der Kl&#228;gerin beanstandeten Hinweise lediglich zur&#252;ckhaltend benutzt, und zwar auf R&#252;ckseiten ihrer Verpackungen sowie im Internet und nur auf geringen Restmengen. Auch habe sie mit den in Rede stehenden Spielzeugautos in den letzten Jahren nur einen Umsatz von wenigen Tausend Euro erzielt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 18.07.2017 hat das Landgericht dem Klagebegehren nach den zuletzt gestellten Antr&#228;gen entsprochen, wobei es in der Sache wie folgt erkannt hat:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#8222;I.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wird verurteilt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">es bei Meidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000&#160;EUR, ersatzweise Ordnungshaft, oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle mehrfacher Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">im gesch&#228;ftlichen Verkehr mit Spielzeugautos &#8211; unabh&#228;ngig davon, ob sie einzeln oder konfektioniert mit Autorennbahnteilen vertrieben werden &#8211; zu Zwecken des Wettbewerbs die Angabe</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#8222;DE-Patent&#160;197 41 XXX.5-09&#8220;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">und / oder</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#8222;DE-Patent-Nr.&#160;197 41 XXX&#8220;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">und / oder</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">&#8222;mit einem patentierten Stromabnehmer&#8220;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zu benutzen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin &#252;ber den Umfang der vorstehend unter Ziffer I.&#160;1. bezeichneten, seit dem 24.10.2007 begangenen Handlungen schriftlich Auskunft zu erteilen und zwar unterAngabe</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der mit dem Patenthinweis beworbenen Produkte unter Angabe der Artikelbezeichnung und Artikelnummer,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der einzelnen Lieferungen der mit dem Patenthinweis beworbenen Produkte, aufgeschl&#252;sselt nach Artikelbezeichnung und -nummer, Liefermengen, -zeiten und-preisen sowie den Namen und Anschriften der gewerblichen Abnehmer und der Verkaufsstellen, f&#252;r welche die Produkte bestimmt waren,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Art der Werbung mit dem Patenthinweis, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern (insbesondere auf Produktverpackungen f&#252;r Einzelfahrzeuge oder Rennbahnsets, in Gebrauchsanleitungen, Printmedien, Internet), deren Herstellungs- undVerbreitungsauflage, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet, der Dauer der Internet-Werbung und der Anzahl der Zugriffe auf die Internetseite;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;gerin insgesamt 4.630,90&#160;EUR nebst Zinsen in H&#246;he von 5&#160;Prozentpunkten &#252;ber dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem 03.11.2017 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die unter Ziffer&#160;I.&#160;1. bezeichneten, seit dem 24.10.2007 begangenen Handlungen entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht im Wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin st&#252;nden gegen die Beklagte die zuerkannten Anspr&#252;che auf Unterlassung, Auskunft und Feststellung der Schadensersatzpflicht dem Grunde nach sowie Erstattung vorgerichtlicher Anwaltskosten zu.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und die Beklagte seien Mitbewerberinnen nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;1 Nr.&#160;3&#160;UWG. Sie st&#252;nden in einem konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnis. Denn die Kl&#228;gerin vertreibe &#252;ber ihre Internetseite auch Autorennbahnen, welche dazugeh&#246;rige A1 umfassten. Dar&#252;ber hinaus habe die Kl&#228;gerin der C GmbH eine Lizenz erteilt, ihre Marken und Modelle f&#252;r die Entwicklung, Produktion, den Vertrieb, die Werbung, Verkaufsf&#246;rderung und den Verkauf der Produkte weltweit zu verwenden. Nach dem Lizenzvertrag sei die C GmbH berechtigt, zusammengebaute, elektrisch betriebene A1, welche die Modelle nachbilden, zusammen mit einem elektrisch betriebenen Rennset und&#160;/&#160;oder einzeln zu verkaufen. Der Absatzerfolg der Kl&#228;gerin als Lizenzgeberin h&#228;nge nach dem Lizenzvertrag (auch) vom Absatzerfolg der lizenzierten Produkte ab. Dadurch k&#246;nne das beanstandete Wettbewerbsverhalten der Beklagten die Kl&#228;gerin in ihrem Absatz mittelbar &#252;ber ihre Lizenznehmerin sowie unmittelbar behindern oder st&#246;ren. Die von der Beklagten in Bezug genommene Entscheidung des Bundesgerichtshofs &#8222;E&#8220; (GRUR 2010, 726&#160;ff.) sei hier im Zusammenhang mit dem Lizenzierungsinteresse derKl&#228;gerin nicht einschl&#228;gig.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">In dem Hinweis der Beklagten auf das unstreitig abgelaufene Patent mit und ohne zus&#228;tzliche Erw&#228;hnung des angeblich patentierten Stromabnehmers liege eine Irref&#252;hrung. Dass das Patent infolge nicht gezahlter Jahresgeb&#252;hren vorzeitig erloschen ist, k&#246;nnten die angesprochenen Verkehrskreise den angegriffenen Angaben nicht entnehmen. Dass die Produkte fr&#252;her patentgesch&#252;tzt gewesen seien, hebe sie heute technisch nicht von vergleichbaren Produkten ab, weil auch diese die fr&#252;her gesch&#252;tzte Technik verwenden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Beklagte form- und fristgerecht Berufung eingelegt. Unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vorbringens macht sie geltend:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klageanspr&#252;che st&#252;nden der Kl&#228;gerin schon deshalb nicht zu, weil sie &#8211; die Beklagte &#8211; entgegen der Auffassung des Landgerichts nicht Mitbewerberin der Kl&#228;gerin sei. Ihr Verhalten ber&#252;hre die wettbewerblichen Interessen der Kl&#228;gerin nicht; insbesondere k&#246;nne dieses nicht den Absatz der Kl&#228;gerin beeintr&#228;chtigen. Das Angebot der Kl&#228;gerin umfasse, wenn &#252;berhaupt, nur eine einzige Spielzeugautorennbahn-Grundpackung, wobei dieses Angebot aus ihrer &#8211; der Beklagten &#8211; Sicht allenfalls aus kosmetischen Gr&#252;nden erfolgt sein k&#246;nne. In ihrem aktuellen Webshop biete die Kl&#228;gerin &#252;berdies keine Spielzeugautorennbahn an. Das Landgericht habe &#252;bersehen, dass die Kl&#228;gerin kein H&#228;ndler von Spielzeug sei. Die von den Parteien angesprochenen &#8222;Endverbraucherkreise&#8220; unterschieden sich. Au&#223;erdem biete die Kl&#228;gerin keine Einzelfahrzeuge an. Hinzu komme, dass Gleichartigkeit, Austauschbarkeit und Wechselwirkung allenfalls in Bezug auf jeweils ma&#223;stabsgleiche Waren bestehen k&#246;nnten. F&#252;r die Beeintr&#228;chtigung eines Lizenzierungsinteresses der Kl&#228;gerin fehle jeglicher Anhaltspunkt. Die Benutzung einer Marke f&#252;r Spielzeugmodelle sei, wie bereits in erster Instanz ausgef&#252;hrt, keine lizenzpflichtige Benutzung &#8222;als Marke&#8220;. Die C GmbH zahle etwaige Lizenzgeb&#252;hren nicht f&#252;r die Benutzung der &#8222;F&#8220;-Marken auf Verpackungen, sondern &#8211; ohne rechtliche Grundlagen &#8211; f&#252;r die beschreibende Benutzung auf den Automodellen, auf die sich die Lizenzvertr&#228;ge ausschlie&#223;lich bez&#246;gen. Ein hierauf gest&#252;tztes &#8222;Lizenzierungsinteresse&#8220; habe keine rechtliche Grundlage. Ein etwaiges Lizenzierungsinteresse der Kl&#228;gerin sei im &#220;brigen auch deshalb nicht betroffen, weil die Lizenzeinnahmen der Kl&#228;gerin nicht davon abhingen, wie viele Automodelle von den &#8222;Konsumenten&#8220; gekauft w&#252;rden. Zudem sei ein etwaiges Lizenzierungsinteresse der Kl&#228;gerin rechtlich nicht sch&#252;tzenswert.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die beanstandeten Angaben seien zudem nicht irref&#252;hrend. Sie w&#252;rden von den angesprochenen Verkehrskreisen nicht als Hinweis darauf verstanden, dass das Patent noch in Kraft sein. Abschlie&#223;end komme hinzu, dass sie die angegriffenen Hinweise nur zur&#252;ckhaltend benutzt habe. Der von der Kl&#228;gerin angegebene Streitwert sei zu hoch.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten <strong>beantragt</strong>,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Landgerichts abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin <strong>beantragt</strong>,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das landgerichtliche Urteil als zutreffend und tritt den Ausf&#252;hrungen der Beklagten unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Sachvortrages entgegen, wobei sie unter anderem geltend macht: Zu Recht habe das Landgericht einkonkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien bejaht. Sie habe &#252;ber ihrenOnline-Shop zwei Rennbahnen ihrer Lizenznehmerin (C GmbH) einschlie&#223;lich passender A1 angeboten. Ihr Online-Shop enthalte ein regelm&#228;&#223;ig wechselndes Angebot. Zur Zeit werde dort ein Rennbahnset nebst motorisiertem Fahrzeug des Herstellers &#8222;G&#8220;, der ebenfalls unter ihrer Lizenz Spielzeugfahrzeuge und Rennbahnsets herstelle, angeboten. Ferner biete sie weiterhin zahlreiche sonstige, insbesondereferngesteuerte Spielzeugautos an, so dass auch hinsichtlich der allgemeiner gefassten Warengruppe &#8222;Spielzeug f&#252;r Kinder&#8220; ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis bestehe. Im Rahmen einer Sortimentsaktualisierung habe sie nunmehr im &#220;brigen wieder zweiaktuelle &#8222;D&#8220;- Rennbahnsets, die im Jahre 2018 auf den Markt gekommen seien, in ihren Online-Shop aufgenommen. Au&#223;erdem habe das Landgericht zutreffend einkonkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis auch angesichts ihres Lizenzierungsinteresses bejaht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">II.</span></strong></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist im Wesentlichen unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat mit Recht angenommen, dass der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber den Beklagten die geltend gemachten Anspr&#252;che auf Unterlassung, Auskunftserteilung, Feststellung der Schadensersatzpflicht und Erstattung vorgerichtlicher Anwaltskosten f&#252;r das Abmahnschreiben und das Abschlussschreiben zustehen, weil die Werbung der Beklagten irref&#252;hrend ist. Erfolg hat die Berufung lediglich hinsichtlich eines Teils der geltend gemachtenAnwaltskosten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">1.</span>Die Kl&#228;gerin ist, wie das Landgericht zutreffend entschieden hat, als Mitbewerberin der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 3 Nr. 1 UWG aktivlegitimiert. Die dagegen erhobenenEinw&#228;nde der Berufung greifen nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">a)</span>Nach der Legaldefinition des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 UWG ist &#8222;Mitbewerber&#8220; jeder Unternehmer, der mit einem oder mehreren Unternehmern als Anbieter oder Nachfrager von Waren oder Dienstleistungen in einem konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnis steht.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">b)</span>Die Kl&#228;gerin und die Beklagte sind jeweils Unternehmer (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 6 UWG). Sie sind juristische Personen, die im Rahmen ihrer gewerblichen T&#228;tigkeit gesch&#228;ftliche Handlungen (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG) vornehmen, indem sie Waren anbieten und vertreiben. Die Kl&#228;gerin stellt nicht nur Automobile her, sondern sie bietet auch zahlreiche Merchandising-Artikel an, so z.B. Spielzeugautos, die ihre Automobile nachbilden.Au&#223;erdem bietet sie nunmehr auch wieder &#8211; wie sogleich weiter ausgef&#252;hrt wird &#8211;zumindest ein &#8222;D&#8220;-Rennbahnset an, welche zwei elektrisch betriebene Spielzeugautos (A1) f&#252;r diese Bahn enth&#228;lt. Die Beklagte vertreibt ihrerseitsA1 sowie Rennbahnsets.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">c)</span>Die Kl&#228;gerin steht mit der Beklagten in einem konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnis im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 UWG.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">aa)</span>Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs besteht ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 UWG, wenn beide Parteien gleichartige Waren oder Dienstleistungen innerhalb desselben Endverbraucherkreises abzusetzen versuchen mit der Folge, dass das konkret beanstandete Wettbewerbsverhalten des einen Wettbewerbers den anderen beeintr&#228;chtigen, d.h. im Absatz behindern oder st&#246;ren kann (vgl. BGH, GRUR 2014, 1114 Rn. 24&#160; &#8211; nickelfrei; GRUR 2016, 828 Rn. 20 &#8211; Kundenbewertung im Internet, m. w. N.). Daf&#252;r ist nicht Voraussetzung, dass die Parteien auf der gleichen Vertriebsstufe t&#228;tig sind, solange sie letztlich gleichartige Waren oder Dienstleistungen innerhalb desselben Endverbraucherkreises abzusetzen versuchen (vgl. BGH, GRUR 1114 Rn. 27 &#8211; nickelfrei; GRUR 2016, 828 Rn. 20 &#8211; Kundenbewertung im Internet, m. w. N.). Im Interesse eines wirksamen lauterkeitsrechtlichen Individualschutzes sind an das Bestehen eines konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnisses im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 UWG grunds&#228;tzlich keine hohen Anforderungen zu stellen (K&#246;hler in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, UWG, 36. Aufl., &#167; 2 Rn. 97 m. w. Nachw. aus der Rspr.)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">bb)</span></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend hat das Landgericht im Streitfall auf der Grundlage des erstinstanzlichen Sach- und Streitstandes ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis schon im Hinblick auf das beiderseitige Angebot von Rennbahnsets mit Recht bejaht. Wie das Landgericht insbesondere auf der Grundlage der von der Kl&#228;gerin vorgelegten Anlage rop 2 zutreffend festgestellt hat, hat die Kl&#228;gerin &#252;ber ihren Online-Shop auch zwei elektrisch betriebene Spielzeugautorennbahnen angeboten, n&#228;mlich die Rennbahnen &#8222;H&#8220; und &#8222;I&#8220;. Soweit die Beklagte hiergegen unter Hinweis auf die Anlage B 3 einwendet, die Kl&#228;gerin habe allenfalls eine &#8222;D&#8220;-Bahn in ihrem Online-Shop angeboten, steht dies der vom Landgericht getroffenen Feststellung nicht entgegen. Denn die Kl&#228;gerin hat im Verhandlungstermin unwidersprochen vorgetragen, dass die von der Beklagten in Bezug genommene Unterlage unvollst&#228;ndig ist, d.h. ihr Internetangebot nicht vollst&#228;ndig wiedergibt. Im &#220;brigen hat die Kl&#228;gerin unter Zugrundelegung des eigenen Vorbringens der Beklagten in der Vergangenheit jedenfalls eine Rennbahnen angeboten, n&#228;mlich die Rennbahn &#8222;I&#8220; (vgl. Anlage B 3). Die Beklagte bietet unstreitig ebenfalls Rennbahnen (vgl. Anlage B 1) bzw.&#160; &#8211; wie die Kl&#228;gerin in ihrer Klageschrift unwidersprochen vorgetragen hat (Bl. 7 GA) &#8211; Rennbahnsets an, auf deren Verpackungen ebenfalls die von der Kl&#228;gerin beanstandeten Patenthinweise aufgedruckt sind.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Landgericht ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis au&#223;erdem deshalb bejaht, weil beide Parteien sog. A1 vertreiben. Die Kl&#228;gerin hat in erster Instanz dargetan, dass die von ihr angebotenen Rennbahnsets auch jeweils A1 f&#252;r die Rennbahn enthalten. Sie hat hierzu Screenshots (Anlagen rop 2 und rop 8) von ihrem Online-Shop zu den dort angebotenen Rennbahnsets mit Produktabbildungen vorgelegt, auf den auch die in den Rennbahnsets enthaltenen beiden A1 gezeigt sind.Au&#223;erdem hat sie Fotos (Anlage rop 9) eines nach ihren Angaben von ihren Prozessbevollm&#228;chtigten &#252;ber ihren Online-Shop erworbenen Rennbahnsets &#8222;I&#8220; &#252;berreicht, auf welchen Fotos die in dem Set enthaltenen Spielzeugautos ebenfalls sichtbar sind. Dem gesamten diesbez&#252;glichen Vortrag der Kl&#228;gerin ist die Beklagte in erster Instanz nicht konkret entgegengetreten, weshalb das Landgericht zu Recht davon ausgegangen ist, dass die Kl&#228;gerin Rennbahnen mit passenden A1 anbietet. Sie bietet damit auch solche Spielzeugautos an, wenn auch nur als Bestandteil der von ihr angebotenen Rennbahnsets.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bietet ihrerseits A1 einzeln als Zubeh&#246;r f&#252;r Spielzeugautorennbahnen an und sie vertreibt diese auch als Bestandteil von Rennbahnsets. Mit Recht ist das Landgericht vor diesem Hintergrund davon ausgegangen, dass auch ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis im Hinblick auf die von der Beklagten vertriebenen A1 besteht. So ist es, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, z.B. durchaus denkbar, dass der Eigent&#252;mer einer &#8222;D&#8220;-Rennbahn, der einzelne A1 als Zubeh&#246;r f&#252;r seine Rennbahn sucht, den Erwerb einer Autorennbahn der Kl&#228;gerin als Erweiterung seiner vorhandenen Bahn in Erw&#228;gung zieht, um die mitgelieferten &#8222;F&#8220;-Modelle zu erhalten. Ebenso ist es denkbar, dass ein an den von der Kl&#228;gerin angebotenen Rennbahnen nebst zugeh&#246;rigen A1 interessierter Verbraucher aufgrund der beanstandeten Werbehinweise der Beklagten auf von dieser angebotene A1 zur&#252;ckgreift und in diesem Zuge auch gleich eine entsprechende Autorennbahn von der Beklagten erwirbt. Dass die Kl&#228;gerin ihre Rennbahnsets nicht au&#223;erhalb ihres Online-Shops anbietet, ist ohne Bedeutung. Entscheidend ist vielmehr, dass beide Parteien gleichartige Produkte anbieten und sich die beiderseitigen Angebote jeweils an Endverbraucher richten. Soweit die Beklagte geltend macht, kein Konsument, der sich f&#252;r Spielzeugautorennbahnen interessiere, w&#252;rde diese unter den Merchandising-Artikeln der Kl&#228;gerin suchen, vermag dies nicht zu &#252;berzeugen. Jedenfalls ein Teil der Interessenten, die gerade an dem Erwerb eines einem &#8222;F&#8220;-Rennwagen nachgebildeten Spielzeugrennbahnautos interessiert sind, wird auch das Angebot der Kl&#228;gerin in Betracht ziehen. Besucht er zu diesem Zwecke den Online-Shop der Kl&#228;gerin, st&#246;&#223;t er auf die dort von der Kl&#228;gerin angebotenen Rennbahnsets, welche auch A1 umfassen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte bestreitet, dass die Kl&#228;gerin mit den von ihr angebotenen Rennbahnsets nennenswerte Abs&#228;tze erzielt, kommt es hierauf f&#252;r das Bestehen eines konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnisses nicht an. Dass die Kl&#228;gerin keine Einzelfahrzeuge anbietet, ist aus den vorstehenden Gr&#252;nden gleichfalls unerheblich. F&#252;r das Bestehen eines konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnisses reicht es aus, dass sie Rennbahnsets mit A1 anbietet und vertreibt. Ohne Erfolg bleibt schlie&#223;lich auch der Einwand der Beklagten, dass Gleichartigkeit, Austauschbarkeit und Wechselwirkung allenfalls in Bezug auf jeweils &#8222;ma&#223;stabgleiche Waren&#8220; bestehen k&#246;nnten. Zum einen hat die Kl&#228;gerin, wie sich aus der Anlage rop 9 (vgl. Abbildung oben, linke Seite: &#8222;1:43&#8220;) ergibt, jedenfalls Rennbahnen mit zugeh&#246;rigen A1 im Ma&#223;stab 1:43 angeboten. Rennbahnen und A1 in diesem Ma&#223;stab bietet unstreitig auch die Beklagte an. Zum anderen geht es hier um das Wettbewerbsverh&#228;ltnis der Parteien auf dem Produktmarkt f&#252;r elektrisch betriebene Spielzeugautorennbahnen und Autos f&#252;r solche Rennbahnen. Insoweit sind die beiderseitigen Produkte gleichartig. Die angesprochenen Endverbraucher k&#246;nnen statt auf die von der Kl&#228;gerin angebotenen Produkte (Rennbahnsets mit A1) ohne weiteres auf die Produkte der Beklagten zugreifen, und umgekehrt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">cc)</span>Zwar hat die Kl&#228;gerin zwischenzeitlich f&#252;r einen gewissen Zeitraum keine Rennbahnsets mit passenden A1 in ihrem Online-Shop mehr angeboten. Die Kl&#228;gerin hat zuletzt aber vorgetragen, dass sie in ihrem Online-Shop ein regelm&#228;&#223;ig wechselndes und aktuelles Spielzeugsortiment anbiete und dass sie im Rahmen einer Sortimentsaktualisierung nunmehr wiederum zwei aktuelle &#8222;D&#8220;- Rennbahnsets, die im Jahre 2018 auf den Markt gekommen seien, in ihren Online-Shop aufgenommen habe, n&#228;mlich die Rennbahn &#8222;K&#8220; (Anlage rop 21) und die Rennbahn &#8222;L&#8220; (Anlage rop 22). Die Beklagte bestreitet diesen Vortrag zwar. Insbesondere bestreitet sie, dass die Kl&#228;gerin die genannten &#8222;D&#8220;-Bahnen im Internet anbietet. Aus ihrem eigenen Vorbringen ergibt sich jedoch, dass jedenfalls die Rennbahn &#8222;L&#8220; im Online-Shop der Kl&#228;gerin angeboten wird. Die Beklagte f&#252;hrt n&#228;mlich aus, dass das Angebot der Rennbahn &#8222;K&#8220; dort nicht auffindbar sei, die Bahn &#8222;L&#8220; sich dort aber an unterster Stelle befinde. Die Beklagte r&#228;umt damit ein, dass die letztgenannte Rennbahn im Online-Shop der Kl&#228;gerin angeboten wird, wobei sich nicht erschlie&#223;t, weshalb die Beklagte insoweit von einem &#8222;versteckten&#8220; Angebot spricht. Damit bietet die Kl&#228;gerin nunmehr jedenfalls wieder selbst eine &#8222;D&#8220;-Rennbahn an. Da die Kl&#228;gerin in der Vergangenheit bereits zwei solcher Rennbahnen, unter Zugrundelegung der Angaben der Beklagten jedenfalls aber eine entsprechende Rennbahn in ihrem Online-Shop angeboten hat, spricht nichts daf&#252;r, dass es sich &#8211; wie die Beklagte im Verhandlungstermin eingewandt hat &#8211; bei diesem Angebot der Kl&#228;gerin nur um ein &#8222;Scheinangebot&#8220; handelt. In dem von der Kl&#228;gerin aktuell zumindest angebotenem Rennbahnset &#8222;L&#8220; befinden sich wiederum, wie sich aus der von der Kl&#228;gerin hierzu &#252;berreichten Anlagen rop 22 (S. 2 und 5) ergibt, zwei A1 im Ma&#223;stab 1:43 (vgl. Anlage rop 22, S. 2), so dass es insgesamt bei den vorstehenden Erw&#228;gungen bleibt. Ob ein Wettbewerbsverh&#228;ltnis auch im Hinblick auf das von der Kl&#228;gerin in ihrem Online-Shop angebotene sonstige automobilbezogene Spielzeug zu bejahen ist, bedarf vor diesem Hintergrund keiner Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">dd)</span>Ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis besteht hier aber &#8211; wovon das Landgerichtebenfalls mit Recht ausgegangen ist &#8211; auch im Hinblick auf die Lizenzgeberstellung der Kl&#228;gerin. Das Berufungsvorbringen der Beklagten gibt auch insoweit zu einer anderweitigen Beurteilung keinen Anlass.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">(1)Ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis besteht nicht nur dann, wenn zwei Parteien gleichartige Waren oder Dienstleistungen innerhalb desselben Endverbraucherkreises abzusetzen versuchen. Es besteht vielmehr auch dann, wenn zwischen den Vorteilen, die die eine Partei durch eine Ma&#223;nahme f&#252;r ihr Unternehmen oder das eines Dritten zu erreichen sucht, und den Nachteilen, die die andere Partei dadurch erleidet, eine Wechselwirkung in dem Sinne besteht, dass der eigene Wettbewerb gef&#246;rdert und der fremde Wettbewerb beeintr&#228;chtigt werden kann. Danach besteht zum Beispiel regelm&#228;&#223;ig ein konkretes Wettbewerbsverh&#228;ltnis, wenn die eine Partei als Inhaber eines Schutzrechts oder als Inhaber von ausschlie&#223;lichen Nutzungsrechten an einem Schutzrecht die Herstellung oder den Vertrieb eines von diesem Schutzrecht erfassten Produkts lizenziert und die andere Partei dem Schutzrecht entsprechende Produkte anbietet oder vertreibt (BGH, GRUR 2014, 1114 Rn. 33 &#8211; nickelfrei; K&#246;hler in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, a.a.O., &#167; 2 Rn. 110c).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall hat die Kl&#228;gerin dargetan und durch auszugsweise Vorlage des Lizenzvertrages von 2010 (Anlage rop 14) nebst &#196;nderungsvereinbarungen aus den Jahren 2011 und 2015 (Anlagen rop 14a und 14b) hinreichend belegt, dass sie mit der C GmbH einen Lizenzvertrag geschlossen hat, mit dem sie dieser ein Nutzungsrecht und eine Lizenz erteilt hat, ihre Marken und Modelle f&#252;r die Entwicklung, Produktion/Herstellung, den Vertrieb, die Werbung, Verkaufsf&#246;rderung und den Verkauf der Produkte zu verwenden (vgl. Ziff. 2.1 LV). Der Begriff &#8222;Marken&#8220; bezeichnet nach der Legaldefinition in der Einleitung des Lizenzvertrages &#8222;die Marken und die unterscheidungskr&#228;ftigen Zeichen, die in der Anlage B aufgef&#252;hrt sind, und deren Nutzungsrechte dem Lizenznehmer von F aufgrund dieses Vertrages einger&#228;umt wird&#8220;. Nach der in Bezug genommenen Anlage B zum Lizenzvertrag geh&#246;ren zu den lizenzierten Marken unter anderem der Schriftzug &#8222;F&#8220; sowie die Bildmarke des springenden Pferdes. Der Begriff &#8222;Produkte&#8220; bezeichnet nach der Definition in der Einleitung des Lizenzvertrages &#8222;Produkte, welche die Marken und/oder die Abbildungen aufweisen und/oder die Modelle nachbilden und welche vom Lizenznehmer nach in der Anlage F dargelegten Bestimmungen und Bedingungen des Vertrages hergestellt und/oder vertrieben und/oder verkauft werden&#8220;. In der angesprochenen Anlage F zum Lizenzvertrag sind die betreffenden &#8222;Produkte&#8220; definiert als &#8222;zusammengebaute, elektrisch betriebene A1, welche die Modelle nachbilden, zusammen mit einem elektrisch betriebenen Rennset und/oder einzeln zu verkaufen&#8220;. Die Lizenznehmerin schuldet nach dem Lizenzvertrag neben einer garantierten Mindestzahlung (Ziff. 4.1 LV) Lizenzgeb&#252;hren (Ziff. 5.1), wobei sich letztere Lizenzgeb&#252;hren in Abh&#228;ngigkeit von den verkauften Produkten berechnen (vgl. Anlage A zum LV). Die H&#246;he der Lizenzgeb&#252;hr h&#228;ngt dabei unter anderem vom Ma&#223;stab der Produkte (1:43, 1:32 oder 1:24) sowie davon ab, ob die Modelle einzeln oder zusammen mit einem elektrisch betriebenen Rennset verkauft werden (vgl. im Einzelnen Anlage A zum LV). Die Echtheit des von der Kl&#228;gerin vorgelegten Lizenzvertrages nebst &#196;nderungsvereinbarungen hat die Beklagte nicht bestritten. Wie die Kl&#228;gerin unwidersprochen vorgetragen hat, hat die Beklagte im vorausgegangenen einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren der Parteien im &#220;brigen selbst auf die C-Lizenz hingewiesen. Au&#223;erdem hat die Kl&#228;gerin auch mehrere auf die C GmbH zur&#252;ckgehende Ver&#246;ffentlichungen (Anlage K 11) zur Akte gereicht, in denen die der C GmbH von der Kl&#228;gerin erteilte Lizenz erw&#228;hnt wird. Zwischen der Kl&#228;gerin und der C GmbH besteht somit ein Lizenzvertrag, der die C GmbH insbesondere dazu berechtigt, die Marken der Kl&#228;gerin beim Vertrieb elektrisch betriebener A1, welche die Rennwagen der Kl&#228;gerin nachbilden, und solche A1 enthaltender Rennsets zu benutzen und au&#223;erdem zur Werbung und Verkaufsf&#246;rderung dieser Produkte zu verwenden. Wie das Landgericht zutreffend festgestellt hat, ist die an die Kl&#228;gerin als Lizenzgeberin zu entrichtende laufende Lizenzgeb&#252;hr nach dem vorliegenden Lizenzvertrag von der Anzahl der von der Lizenznehmerin &#8211; einzeln oder als Bestandteil von Rennbahnsets &#8211; verkauften A1 abh&#228;ngig. Der Absatzerfolg der Kl&#228;gerin als Lizenzgeberin h&#228;ngt damit vom Absatzerfolg des lizenzierten Produkts ab.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">(2.1)Ohne Erfolg wendet die Beklagte hiergegen ein, die Lizenzeinnahmen der Kl&#228;gerin hingen nicht davon ab, wie viele Automodelle von den Konsumenten gekauft w&#252;rden. Die C GmbH mag zwar nur an H&#228;ndler bzw. deren Einkaufsgenossenschaften und nicht unmittelbar an Endverbraucher verkaufen. Die Anzahl der von den H&#228;ndlern/Einkaufsgenossenschaften bei der C GmbH bestellten A1 und/oder Rennbahnsets h&#228;ngt jedoch wiederum von der Anzahl der von den Endverbrauchern erworbenen Produkte ab.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">(2.2)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die &#8222;E&#8220;-Entscheidung des Bundesgerichtshofs (GRUR 2010, 726) hat das Landgericht mit Recht nicht als einschl&#228;gig angesehen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In dem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall wandte sich ein bekannter Automobilhersteller aus einer unter anderem f&#252;r Landfahrzeuge und Spielzeuge eingetragenen Marke gegen die Verwendung seiner Marke auf einem Spielzeugmodellauto der Beklagten, das ein verkleinertes Abbild eines Kraftfahrzeuges des Automobilherstellers darstellte, wobei die Marke an vorbildgetreuer Stelle angebracht war. Das Spielzeugauto wurde in einer durchsichtigen Verpackung angeboten, in der sich eine sichtbare Gebrauchsbeschreibung, auf deren Vorderseite das Zeichen der Beklagten &#8222;angebracht war; auf der &#8211; ebenfalls sichtbaren &#8211; R&#252;ckseite waren die Firmenbezeichnung und der Sitz der Beklagten angegeben. Der Bundesgerichtshof hat eine Verletzung der Klagemarke nach &#167; 14 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG verneint. Begr&#252;ndet hat er dies damit, dass die Herkunftsfunktion der Marke nicht verletzt sei, wenn ein Spielzeugauto als ma&#223;stabgetreu verkleinertes Modell eines real existierenden Vorbildfahrzeuges einschlie&#223;lich der auf dem Vorbildfahrzeug angebrachten Marken hergestellt werde, da der Verkehr das Modell als originalgetreue Nachbildung und die Marke nicht als Hinweis auf den Hersteller des Spielzeugautos, sondern allenfalls als Hinweis auf den Hersteller des Vorbildfahrzeuges verstehe (GRUR 2010, 726 Rn. 19 ff.). F&#252;r eine Verletzung anderer Funktionen als der Herkunftsfunktion der f&#252;r Spielzeug eingetragenen Marke sei im zu entscheidenden Fall nichts ersichtlich. Insbesondere werde deren Qualit&#228;ts-, Werbe-, Kommunikations- oder Investitionsfunktion durch die Verwendung des Klagezeichens auf dem Modellauto der Beklagten nicht beeintr&#228;chtigt, weil das Zeichen vom Verkehr schon nicht mit von dem klagenden Automobilhersteller hergestellten Spielzeugautos in Verbindung gebracht werde (GRUR 2010, 726 Rn. 25). Verneint hat der Bundesgerichtshof auch eine Markenverletzung nach &#167; 14 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG. Er hat die Ausf&#252;hrungen des Vordergerichts hierzu gebilligt, wonach von einer Rufausnutzung &#8222;in unlauterer Weise&#8221; im Sinne dieser Vorschrift nur dann gesprochen werden k&#246;nne, wenn &#252;ber die blo&#223;e wirklichkeitsgetreue Abbildung hinaus in anderer Weise versucht werde, den Ruf, den das Kraftfahrzeug des klagenden Automobilherstellers genie&#223;e, werblich zu nutzen. Da dies bei dem Vertrieb der Spielzeugautos der Beklagten unterbleibe, diese vielmehr ihre eigenen Marken verwende und sich jeglicher Zusammenhang allein aus der spielzeughaft verkleinerten Nachbildung des Originals zwangsl&#228;ufig wie beil&#228;ufig ergebe, fehle es an dem Merkmal der unlauteren Ausnutzung (GRUR 2010, 726 Rn. 25). Der klagende Automobilhersteller &#8211; so der Bundesgerichtshof &#8211; habe das mit der wirklichkeitsgetreuen Nachbildung notwendigerweise verbundene Ma&#223; an Verwechslungsgefahr hinzunehmen. Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts beschr&#228;nke sich der Zusammenhang, den die Beklagte mit ihrem Produkt zu der Marke des Automobilherstellers herstelle, auf Bez&#252;ge, die sich aus der Nachbildung des Originals zwangsl&#228;ufig erg&#228;ben (GRUR 2010, 726 Rn. 30).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die vorliegende Sachverhaltskonstellation ist &#8211; wovon das Landgericht zutreffend ausgegangen ist &#8211; g&#228;nzlich anders gelagert.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Lizenznehmerin der Kl&#228;gerin verwendet die Marken der Kl&#228;gerin nicht nur auf den von ihr vertriebenen A1. Wie sich z.B. aus der Anlage rop 9 ergibt, benutzt die C GmbH vielmehr auch auf der Produktverpackung ihrer &#8222;D&#8220;-Rennbahnen sowohl die Bildmarke des steigenden Pferdes als auch den Originalschriftzug &#8222;F&#8220;. Au&#223;erdem gibt sie auf der Produktverpackung an, dass es sich bei dem angebotenen Produkt um ein &#8222;Official Licensed Product&#8220; handelt, wobei sich auf der Verpackung auch folgender weiterer Hinweis findet: &#8222;Produced under licence of F SpA&#8220;. Die Verwendung der Marken der Kl&#228;gerin durch die Lizenznehmerin der Kl&#228;gerin beschr&#228;nkt sich damit nicht auf die Verwendung der Marke(n) auf den von ihr angebotenen Spielzeugautomodellen, sondern geht hier&#252;ber hinaus, indem die C GmbH die Marken der Kl&#228;gerin auch auf der Produktverpackung verwendet. Nach dem mit der Kl&#228;geringeschlossenen Lizenzvertrag darf die C GmbH die Marken und Modelle der Kl&#228;gerin &#252;berdies generell f&#252;r den &#8222;Vertrieb&#8220;, die &#8222;Werbung&#8220; und &#8222;Verkaufsf&#246;rderung&#8220; ihrer Slot-car-Produkte verwenden. Hierunter f&#228;llt nicht nur die Verwendung der Marken der Kl&#228;gerin auf Verpackungen, sondern auch in der Werbung (z.B. Anzeigen). Der Hinweis der C GmbH, dass es sich bei den angebotenen Produkten um &#8222;offizielle Lizenzprodukte&#8220; handelt, w&#228;re im &#220;brigen bereits aus wettbewerbsrechtlichen Gr&#252;nden unzul&#228;ssig, wenn die C GmbH nicht &#252;ber eine entsprechende Nutzungserlaubnis der Kl&#228;gerin verf&#252;gen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon kommt es vorliegend nicht einmal entscheidend darauf an, ob und inwieweit die C GmbH ohne eine entsprechende Lizenz der Kl&#228;gerin deren Marken verletzen w&#252;rde und welche Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin ohne eine entsprechende Erlaubnis gegen ihre Lizenznehmerin zustehen w&#252;rde. Zwischen der Kl&#228;gerin und der C GmbH besteht ein Lizenzvertrag. Unter den gegebenen Umst&#228;nden ist davon auszugehen, dass dieser von den Vertragsparteien auch praktiziert wird, die Lizenznehmerin mithin die vereinbarten Lizenzgeb&#252;hren an die Kl&#228;gerin entrichtet. Zum einen haben die Lizenzvertragsparteien den Lizenzvertrag nach der von der Beklagten in Bezug genommenen &#8222;E&#8220;-Entscheidung des Bundesgerichtshofs bereits zweimal best&#228;tigt, n&#228;mlich in den Jahren 2011 und 2015 (Anlagen rop 14a und 14b). Zum anderen kann nach der allgemeinen Lebenserfahrung davon ausgegangen werden, dass ein weltbekanntes Automobilunternehmen wie die Kl&#228;gerin es andernfalls nicht hinnehmen w&#252;rde, dass die C GmbH die angebotenen Produkte mit ihren Marken kennzeichnet und damit wirbt, dass es sich bei ihren Produkten um ein von der Kl&#228;gerin lizenziertes Produkt handelt. Dar&#252;ber hinaus tr&#228;gt die Beklagte, wie die Kl&#228;gerin unwidersprochen vorgetragen hat (Schriftsatz v. 19.01.2018, S. 7 [Bl. 49]), in einem vor dem Landgericht Frankfurt anh&#228;ngigen Markenverletzungsprozess selbst vor, dass die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber Modellherstellern Lizenzzahlungen in H&#246;he mehrerer Millionen Euro j&#228;hrlich durchsetzt. Die Kl&#228;gerin ist damit Lizenzgeberin und ihr Absatzerfolg als solche h&#228;ngt faktisch vom Absatzerfolg der Produkte der anderen Vertragspartei ab. Zur Begr&#252;ndung eines konkreten Wettbewerbsverh&#228;ltnisses reicht dies aus. F&#252;r die Eigenschaft als Mitbewerber kommt es n&#228;mlich allein auf das <em>tats&#228;chliche</em> Bestehen eines Wettbewerbsverh&#228;ltnisses an (BGH, GRUR 2005, 519, 520 &#8211; Vitamin-Zell-Komplex). Es ist grunds&#228;tzlich sogar unerheblich, ob die unternehmerische T&#228;tigkeit im Einzelfall rechtlich erlaubt ist (vgl. BGH, GRUR 2005, 519, 520 &#8211; Vitamin-Zell-Komplex; K&#246;hler in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen/K&#246;hler, a.a.O., &#167; 2 Rn. 27 m. w. N.). Selbst derjenige, der sein Unternehmen oder seinen Produktabsatz in rechtlich unzul&#228;ssiger Weise betreibt, kann daher ein schutzw&#252;rdiges Interesse an der Unterbindung unlauteren Wettbewerbs durch Mitbewerber haben, zumal dadurch auch das Allgemeininteresse an unverf&#228;lschtem Wettbewerb gesch&#252;tzt wird (BGH GRUR 2005, 519, 520 &#8211; Vitamin-Zell-Komplex). So kann z.B. sogar der Hersteller eines Produkts, dessen Vertrieb unzul&#228;ssig ist, Anspr&#252;che gegen einen Mitbewerber unter dem Gesichtspunkt des &#8222;erg&#228;nzenden wettbewerbsrechtlichen Leistungsschutzes&#8220; geltend machen (BGH, GRUR 2005, 519, 520 &#8211; Vitamin-Zell-Komplex; K&#246;hler in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, a.a.O., &#167; 2 Rn. 27). Lediglich bei der Beurteilung der Frage, ob dem Anspruchsteller ein Anspruch auf Schadensersatz zusteht, ist gegebenenfalls zu ber&#252;cksichtigen, dass ein tats&#228;chlich zu erwartender Gewinn dann nicht ersatzf&#228;hig ist, wenn er nur durch Verletzung eines gesetzlichen Verbots oder mit rechtswidrigen Mitteln h&#228;tte erzielt werden k&#246;nnen (BGH, GRUR 2005, 519, 520 &#8211; Vitamin-Zell-Komplex). Ein derartiges Handeln steht hier jedoch nicht in Rede.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt schlie&#223;lich, dass der C GmbH nach dem mit der Kl&#228;gerin geschlossenen Lizenzvertrag auch die Verwendung der &#8222;Modelle&#8220; der Kl&#228;gerin gestattet ist.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Lizenziert sind damit auch die Geschmacksmuster der Kl&#228;gerin, die die Gestaltung von Fahrzeugmodellen der Kl&#228;gerin sch&#252;tzen. Wie die Kl&#228;gerin unwidersprochen vorgetragen hat, l&#228;sst sie alle ihre neuen Fahrzeugmodelle durch eingetragene Gemeinschaftsgeschmacksmuster sch&#252;tzen. Die lizenzierten Modelle sind in der Anlage E des Lizenzvertrages aufgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">2.</span>Wie das Landgericht zutreffend angenommen hat, ist die beanstandete Werbung derBeklagten irref&#252;hrend (&#167; 5 Abs. 1 UWG).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Durch den Hinweis auf das &#8222;DE-Patent 197 41 XXX.5-09&#8220; bzw. das &#8222;DE-Patent 197 41 XXX&#8220; behauptet die Beklagte einen Patentschutz f&#252;r die von ihr angebotenen Spielzeugautos, der tats&#228;chlich nicht besteht, weil das deutsche Patent 197 41 XXX, das die alleinige Rechtfertigung f&#252;r den unternommenen Patenthinweis sein k&#246;nnte, zum Zeitpunkt des Werbeauftritts unstreitig erloschen war, und zwar bereits zum 03.04.2007 wegen Nichtzahlung der f&#228;lligen Jahresgeb&#252;hr. Entsprechendes gilt f&#252;r den Hinweis auf einen &#8222;patentierten Stromabnehmer&#8220;, welcher Hinweis sich allein auf das vorgenannte Patent beziehen kann. Der jeweilige Werbehinweis ist damit irref&#252;hrend.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Im Allgemeinen wird der Hinweis auf ein Patentrecht n&#228;mlich dahingehend verstanden, das Produkt sei im Ganzen oder in Teilen gegen Nachahmung gesch&#252;tzt, biete in bestimmter Beziehung Neues und weise Vorz&#252;ge auf gegen&#252;ber gleichartigen Erzeugnissen anderer Hersteller, f&#252;r die ein Schutzrecht nicht besteht (vgl. BGH, GRUR 1961, 241 &#8211; Socsil; GRUR 1964, 144 &#8211; Sintex; GRUR 1984, 741 &#8211; Patented; Senat, GRUR-RR 2014, 1, 2 &#8211; Schneeschieber). Wird unter Hinweis auf ein bestimmtes Patent f&#252;r eine Ware geworben, versteht der Verkehr dies demgem&#228;&#223; dahin, dass das angegebene Patent tats&#228;chlich besteht. Ebenso versteht der Verkehr die Bewerbung einer Ware als&#8222;patentiert&#8220; als Hinweis auf ein bestehendes Patent (vgl. Senat, GRUR-RR 2014, 1, 2; Bornkamm/Feddersen in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, a.a.O., &#167; 5 Rn. 4.128). DasPatent, auf das sich der Werbende in der Werbung beruft, muss daher tats&#228;chlich erteilt und seine Schutzdauer darf noch nicht abgelaufen sein (Senat, GRUR-RR 2014, 1, 2; Bornkamm/Feddersen in: K&#246;hler/Bornkamm/Feddersen, a.a.O., &#167; 5 Rn. 4.127). Nach Ablauf der Schutzfrist bzw. Erl&#246;schen des Patents darf deshalb grunds&#228;tzlich nicht mehr auf einen Patentschutz hingewiesen werden (vgl. Benkard/Ullmann/Deichfu&#223;, PatG, 11. Aufl., &#167; 146 Rn. 28).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch im Streitfall, zumal sich die Werbung der Beklagten an private Endverbraucher richtet. Diese verstehen die beanstandeten Patenthinweise der Beklagten mangels anderweitiger Angaben dahin, dass die angebotenen Spielzeugautos durch das angegebene deutsche Patent gesch&#252;tzt sind. Hingegen entnehmen sie der Werbung der Beklagten nicht, dass es sich bei dem betreffenden Patent blo&#223; um ein der Beklagten einmal erteiltes, zwischenzeitlich erloschenes Patent handelt. Der gegenteiligen Beurteilung der Beklagten kann nicht gefolgt werden. Soweit die Beklagte meint, das angesprochene Publikum entnehme dem beanstandeten Patenthinweis lediglich die Aussage, dass ein Patent wirksam erteilt worden sei und die dem Patent zugrundeliegende Erfindung zum Zeitpunkt der Patentanmeldung die Patentierungsvoraussetzungen der Neuheit und erfinderischen T&#228;tigkeit erf&#252;llt habe, &#252;bersieht sie, dass der angesprochene Verkehr einen Patenthinweis im Allgemeinen eben auch dahin versteht, dass das betreffende Produkt im Ganzen oder in Teilen durch ein entsprechendes Patent gegen Nachahmung gesch&#252;tzt ist, was bei einem bereits erloschenen Patent nicht der Fall ist. Erg&#228;nzend wird in diesem Zusammenhang auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts verwiesen, denen sich der Senat in vollem Umfange anschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">3.</span>Dass die Beklagte im Hinblick auf den vorstehend dargelegten Wettbewerbsversto&#223; zur Unterlassung und, weil sie zumindest fahrl&#228;ssig gehandelt hat, auch zum Schadenersatz verpflichtet ist und der Kl&#228;gerin, um ihr die Berechnung ihres Schadensersatzanspruchs zu erm&#246;glichen, Auskunft &#252;ber ihre wettbewerbswidrigen Handlungen zu erteilen hat, und sie der Kl&#228;gerin au&#223;erdem Anwaltskosten f&#252;r das Abmahnschreiben und f&#252;r das Abschlussschreiben zu erstatten hat, hat das Landgericht im angefochtenen Urteil zutreffend dargelegt. Auf diese Ausf&#252;hrungen, welche von der Berufung nur in Bezug auf den der Berechnung der vorgerichtlichen Anwaltskosten jeweils zugrunde gelegten Gegenstandswert gesondert angegriffen werden, wird zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen mit der Ma&#223;gabe, dass die Kl&#228;gerin von der Beklagten vorgerichtliche Anwaltskosten nur in der nunmehr zuerkannten H&#246;he beanspruchen kann. Nach erneuter Pr&#252;fung kommt der Senat zu dem Ergebnis, dass die von der Kl&#228;gerinzugrunde gelegten Gegenstandswerte von 150.000,00 EUR f&#252;r die Abmahnung und 100.000,00 EUR f&#252;r das Abschlussschreiben &#252;berh&#246;ht sind. Zwar liefert die Beklagte nach wie vor keinen substanziierten Vortrag zur Menge der von ihr &#8211; einzeln oder konfektioniert mit Autorennbahnen &#8211; vertriebenen Spielzeugautos und den hiermit erzielten Umsatz. Andererseits zeigt aber auch die Kl&#228;gerin keine hinreichenden Umst&#228;nde auf, die die von ihr zugrunde gelegten hohen Gegenstandswerte rechtfertigen k&#246;nnten. Im Hinblick auf den nicht zu hoch zu bewertenden St&#246;rfaktor des wettbewerbswidrigenPatenthinweises der Beklagten f&#252;r die Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit Kl&#228;gerin erachtet der Senatunter den gegebenen Umst&#228;nden einen Gegenstandswert von 50.000,00 EUR f&#252;r die Abmahnung und 37.500,00 EUR (3/4 von 50.000,00 EUR) f&#252;r das Abschlussschreiben f&#252;r ausreichend und angemessen. Unter Zugrundelegung dieser Gegenstandswerte und der vom Landgericht in Ansatz gebrachten Geb&#252;hrens&#228;tze, gegen die die Berufung nichts erinnert, belaufen sich die Abmahnkosten auf 1.764,50 EUR (1.744,50 + 20,00 EUR) und die Kosten f&#252;r das Abschlussschreiben auf 1.336,90 EUR (1.319,90 + 20,00 EUR). Insgesamt ergibt sich damit ein von der Beklagten zu erstattender Betrag von 3.101,40 EUR.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration:underline">III.</span></strong></p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO; die Anordnungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergeben sich aus den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Es bestand keine Veranlassung, die Revision zuzulassen, weil die hierf&#252;r in &#167; 543 ZPO aufgestellten Voraussetzungen ersichtlich nicht vorliegen. Als Einzelfallentscheidung hat die Rechtssache weder grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167; 543 Abs. 2 Nr. 1 ZPO noch erfordern die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung oder die Fortbildung des Rechts eine revisionsgerichtliche Entscheidung im Sinne des &#167; 543 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Den Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und &#8211; in Ab&#228;nderung der im Urteil des Landgerichts enthaltenen Wertfestsetzung (&#167; 63 Abs. 3 GKG) &#8211; den Streitwert f&#252;r den ersten Rechtszug hat der Senat aus den bereits angef&#252;hrten Gr&#252;nden auf jeweils 50.000,00 EUR festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">X&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160; Y&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Z</p>
161,464
ovgnrw-2018-12-20-8-b-101818
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 B 1018/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T07:00:19
2019-02-12T12:22:36
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1220.8B1018.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts K&#246;ln vom 25.&#160;Juni 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird auf die Wertstufe bis 3.000,- EUR festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragstellerin hat keinen Erfolg. Die im Verfahren nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 VwGO gebotene gerichtliche Interessenabw&#228;gung f&#228;llt zu ihren Lasten aus. Ihr Beschwerdevorbringen, auf dessen Pr&#252;fung der Senat gem&#228;&#223; &#167;&#160;146 Abs.&#160;4 Satz&#160;6 VwGO beschr&#228;nkt ist, stellt die Annahme des Verwaltungsgerichts, dass der Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der gegen die Fahrtenbuchauflage vom 13.&#160;April 2018 erhobenen Klage unbegr&#252;ndet ist, nicht durchgreifend in Frage.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;31a Abs.&#160;1 Satz&#160;1 StVZO kann die nach Landesrecht zust&#228;ndige Beh&#246;rde gegen&#252;ber einem Fahrzeughalter f&#252;r ein oder mehrere auf ihn zugelassene oder k&#252;nftig zuzulassende Fahrzeuge die F&#252;hrung eines Fahrtenbuchs anordnen, wenn die Feststellung eines Fahrzeugf&#252;hrers nach einer Zuwiderhandlung gegen Verkehrsvorschriften nicht m&#246;glich war.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend hat das Verwaltungsgericht die Fahrtenbuchauflage f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig gehalten. Dem setzt die Antragstellerin entgegen, dass eine nachweisbare Zuwiderhandlung nicht vorliege. Das Messergebnis sei mit dem Messger&#228;t TraffiStar S&#160;350 gewonnen worden. Bei diesem Ger&#228;t w&#252;rden in den digitalen Falldatens&#228;tzen keine Rohdaten zum eigentlichen Messvorgang gespeichert. Deshalb habe der Betroffene keine M&#246;glichkeit, das Messergebnis zu &#252;berpr&#252;fen und die Annahme eines standardisierten Verfahrens anzugreifen. Eine Verurteilung im Ordnungswidrigkeitenverfahren w&#228;re deshalb nicht erfolgt. Dieser Einwand verhilft der Beschwerde nicht zum Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beh&#246;rde, die die Auferlegung eines Fahrtenbuchs pr&#252;ft, muss ebenso wie das Verwaltungsgericht in einem sich anschlie&#223;enden Rechtsstreit &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Fahrtenbuchauflage alle (objektiven) Tatbestandsmerkmale der Bu&#223;geld- bzw. Strafvorschrift selbstst&#228;ndig pr&#252;fen. Dabei gen&#252;gt es - anders als im Strafprozess&#160;-, wenn mit hinreichender Sicherheit feststeht, dass ein Verkehrsversto&#223; begangen worden ist. Wenn ein Halter, der ein Fahrtenbuch f&#252;hren soll, den begangenen Verkehrsversto&#223; als solchen bestreitet, muss er im Verwaltungs- oder im verwaltungsgerichtlichen Verfahren substantiierte Angaben machen, die seine Schilderung plausibel erscheinen lassen. Geschwindigkeitsmessergebnisse, die mit amtlich zugelassenen Ger&#228;ten in standardisierten Verfahren gewonnen werden, d&#252;rfen dabei nach Abzug der Messtoleranz von Beh&#246;rden und Gerichten im Regelfall ohne Weiteres zu Grunde gelegt werden; m&#246;gliche Fehlerquellen brauchen in einem solchen Fall nur er&#246;rtert zu werden, soweit der Einzelfall dazu konkrete Veranlassung gibt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 15.&#160;Mai 2018 - 8 A 740/18&#160;-, NWVBl.&#160;2018, 418 =&#160;juris Rn.&#160;7&#160;ff. m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Senats und anderer Obergerichte ist das hier verwendete Geschwindigkeitsmessverfahren mit der Messanlage TraffiStar S&#160;350 ein standardisiertes Messverfahren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 15.&#160;Mai 2018 - 8 A 740/18&#160;-, NWVBl.&#160;2018, 418 =&#160;juris Rn.&#160;14&#160;ff.; OLG D&#252;sseldorf, Beschl&#252;sse vom 9.&#160;Mai 2017 - IV-3 RBs 56/17, 3 RBs 56/17&#160;-, juris Rn.&#160;6, und vom 31.&#160;Januar 2017 - IV-3 RBs 20/17, 3 RBs 20/17&#160;-, juris Rn.&#160;6; OLG Hamm, Beschluss vom 31.&#160;M&#228;rz 2016 - 5 RBs 38/16&#160;-, juris Rn.&#160;9; vgl. auch AG Eisenach, Urteile vom 30.&#160;M&#228;rz 2017 - 332 Js 1176/17 1 OWi&#160;-, juris Rn.&#160;20, und - 311 Js 822/17 1 OWi&#160;-, juris Rn.&#160;21; AG Mettmann, Urteile vom 28.&#160;M&#228;rz 2017 &#8209;&#160;33 OWI 237/16&#160;-, juris Rn.&#160;6, vom 14.&#160;M&#228;rz 2017 &#8209;&#160;33 OWI 97/16&#160;-, juris Rn.&#160;7&#160;f., vom 14.&#160;Februar 2017 - 32 OWi 461/16, 32 OWi 723 Js 1214/16 &#8209;&#160;461/16&#160;-, DAR&#160;2017, 401 =&#160;juris Rn.&#160;7, und vom 28.&#160;September 2016 - 38 OWI 19/16&#160;-, juris Rn.&#160;5.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ob mit der Rechtsprechung einiger Amtsgerichte eine andere Bewertung deshalb geboten sein k&#246;nnte, weil das Ger&#228;t keinen Zugriff auf die Rohmessdaten und deshalb eine Plausibilit&#228;tskontrolle nicht erm&#246;gliche,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vgl. AG Heidelberg, Urteil vom 18.&#160;Januar 2018 &#8209;&#160;17&#160;OWi 540 Js 21713/17&#160;-, ZfSch&#160;2018, 412 (413), mit krit. Anm. von Krenberger; AG Neunkirchen, Urteil vom 15.&#160;Mai 2017 - 19 OWi 534/16&#160;-, n.&#160;v.; AG St.&#160;Ingbert, Urteil vom 26.&#160;April 2017 - 2 OWi 379/16&#160;-, n.&#160;v.; AG Stralsund, Urteil vom 7.&#160;November 2016 - 324 OWi 554/16&#160;-, juris Rn.&#160;16,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">bedarf keiner Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Bedeutung der Rohmessdaten vgl. nur VerfGH Saarl., Beschluss vom 27.&#160;April 2018 - Lv 1/18&#160;-, NZV&#160;2018, 275 =&#160;juris Rn. 30 ff.; OLG Bamberg, Beschluss vom 24.&#160;August 2017 - 3 Ss OWi 1162/17&#160;-, DAR&#160;2017, 715 =&#160;juris Rn.&#160;3; R&#246;&#223;, NZV&#160;2018, 507&#160;ff.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn das hier verwendete Geschwindigkeitsmessverfahren mit der Messanlage TraffiStar S&#160;350 die Voraussetzungen eines standardisierten Messverfahrens nicht erf&#252;llen w&#252;rde, w&#252;rde dies hier nicht schon f&#252;r sich genommen die Schlussfolgerung zulassen, dass der vorgeworfene Verkehrsversto&#223; nicht mit der f&#252;r den Erlass einer Fahrtenbuchauflage erforderlichen hinreichenden Sicherheit feststehe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch dort, wo kein standardisiertes Geschwindigkeitsmessverfahren angewendet wurde, gilt das Gebot der einfachen, zweckm&#228;&#223;igen und z&#252;gigen Durchf&#252;hrung des Verwaltungsverfahrens (&#167;&#160;10 Satz&#160;2 VwVfG NRW) und richtet sich die Pflicht der Beh&#246;rde zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts nach dem Ma&#223;stab des Untersuchungsgrundsatzes gem&#228;&#223; &#167;&#160;24 VwVfG NRW.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Deshalb muss die Beh&#246;rde zwar das Vorliegen s&#228;mtlicher Voraussetzungen f&#252;r den Erlass der Fahrtenbuchauflage pr&#252;fen. Die Intensit&#228;t der Pr&#252;fung darf sie aber auf das im jeweiligen Fall gebotene Ma&#223; an sachlichem und zeitlichem Aufwand beschr&#228;nken.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. Pautsch, in: Pautsch/Hoffmann, VwVfG, 2016, &#167;&#160;24 Rn.&#160;5; Ritgen, in: Knack/Henneke, VwVfG, 10.&#160;Aufl. 2014, &#167;&#160;24 Rn.&#160;33.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wie in anderen Massenverfahren auch,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 15.&#160;Oktober 1991 - 1 C 24.90&#160;-, BVerwGE&#160;89, 110 =&#160;juris Rn.&#160;19,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">kann dabei auch eine Plausibilit&#228;tspr&#252;fung gen&#252;gen und ist eine weitere Erforschung des Sachverhalts erst auf einen konkreten Anhalt hin geboten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch Schenk, in: Obermayer/Funke-Kaiser, VwVfG, 4.&#160;Aufl. 2014, &#167;&#160;24 Rn.&#160;26.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In Verfahren betreffend den Erlass einer Fahrtenbuchauflage verpflichtet deshalb der Amtsermittlungsgrundsatz die Beh&#246;rde nicht, ohne konkreten Anlass gewisserma&#223;en &#8222;ins Blaue hinein&#8220; das Ergebnis der Geschwindigkeitsmessung zu hinterfragen. Dies ist erst dann geboten, wenn der Fahrzeughalter auf Unstimmigkeiten der Messung oder deren Dokumentation hinweist oder auf andere Weise die M&#246;glichkeit eines Messfehlers aufzeigt oder wenn sich der Beh&#246;rde ohnedies die fehlende Plausibilit&#228;t der Messung aufdr&#228;ngen muss.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dies ist hier nicht der Fall. Weder weckt die aktenkundige Dokumentation Zweifel an der Geschwindigkeitsmessung noch hat die Antragstellerin solche vorgebracht. Ihr Vorbringen beschr&#228;nkt sich auf den nach dem Vorstehenden nicht gen&#252;genden Einwand, das Messverfahren mit dem Ger&#228;t TraffiStar S&#160;350 sei kein standardisiertes Messverfahren.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ob die Antragstellerin noch erkennbar der Sache nach r&#252;gt, infolge der Unzug&#228;nglichkeit der Rohmessdaten das Messergebnis &#252;berhaupt nicht hinreichend in Frage stellen zu k&#246;nnen, kann dahinstehen. Dieser Einwand h&#228;tte jedenfalls keinen Erfolg. Abgesehen davon, dass es ihr m&#246;glich und zumutbar gewesen w&#228;re, sich mit der aktenkundigen Dokumentation der Geschwindigkeitsmessung auseinanderzusetzen, geht aus der vom Antragsgegner vorgelegten Stellungnahme der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt vom 12.&#160;September 2016 hervor, dass eine nachtr&#228;gliche Plausibilit&#228;tskontrolle bei dem Messger&#228;t TraffiStar S&#160;350 &#8211; unabh&#228;ngig vom Vorliegen der Rohmessdaten &#8211; m&#246;glich ist. Dem ist die Antragstellerin nicht entgegengetreten. &#220;berdies hat sie sich im Ordnungswidrigkeitenverfahren nicht auf Fehler des Messvorgangs, sondern auf ein Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Die Befragung der oder des ihr mithin offenbar bekannten Fahrers oder Fahrerin h&#228;tte ebenfalls Erkenntnisse &#252;ber eine etwaige Fehlmessung ergeben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin im &#220;brigen auf ihr erstinstanzliches Vorbringen vollumf&#228;nglich Bezug nimmt, gen&#252;gt dies nicht den Begr&#252;ndungsanforderungen des &#167;&#160;146 Abs.&#160;4 Satz&#160;3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167;&#160;47, 53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;2, &#167;&#160;52 Abs.&#160;1 GKG. Dabei legt der Senat f&#252;r jeden Monat der auf zw&#246;lf Monate befristeten Geltungsdauer der Fahrtenbuchauflage einen Betrag in H&#246;he von 400,- EUR zugrunde (Nr.&#160;46.11 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit) und setzt im Hinblick auf die Vorl&#228;ufigkeit dieses Verfahrens den Streitwert auf die H&#228;lfte des sich daraus ergebenden Betrages fest.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#160;68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5, &#167;&#160;66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG).</p>
161,463
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{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 3148/17.A
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T07:00:18
2019-02-12T12:22:36
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1220.9A3148.17A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kl&#228;ger auf Zulassung der Berufung wird abgelehnt.</p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden, zu je 1/4.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg. In Verfahren, auf die - wie hier - das Asylgesetz (AsylG) Anwendung findet, ist die Berufung nur zuzulassen, wenn einer der in &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 AsylG aufgef&#252;hrten Zulassungsgr&#252;nde geltend gemacht und den Anforderungen des &#167;&#160;78 Abs.&#160;4 Satz&#160;4 AsylG entsprechend dargelegt wird. Daran fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Aus der Antragsbegr&#252;ndung ergibt sich zun&#228;chst nicht die geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine im Berufungsverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftige und f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Dabei ist zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes erforderlich, dass die entsprechende Frage aufgeworfen und substantiiert ausgef&#252;hrt wird, warum sie f&#252;r entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gr&#252;nden ihr Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird. Eine auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzte Grundsatzr&#252;ge erfordert &#252;berdies die Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen etwa im Hinblick auf hierzu vorliegende gegens&#228;tzliche Ausk&#252;nfte oder abweichende Rechtsprechung einer unterschiedlichen W&#252;rdigung zug&#228;nglich sind. Insoweit ist es Aufgabe des Rechtsmittelf&#252;hrers, durch die Benennung von bestimmten begr&#252;ndeten Informationen, Ausk&#252;nften, Presseberichten oder sonstigen Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit daf&#252;r darzulegen, dass nicht die Feststellungen, Erkenntnisse und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Bewertungen in der Zulassungsschrift zutreffend sind, so dass es zur Kl&#228;rung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 26.&#160;Juli 2018 - 9 A 2789/17.A&#160;-, juris Rn.&#160;4&#160;f. m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungserfordernissen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung der Kl&#228;ger nicht. Unabh&#228;ngig davon, ob die unter Hinweis auf &#8222;die tats&#228;chlich lebensbedrohliche Situation f&#252;r kurdische Peschmerga-K&#228;mpfer im irakischen Kurdengebiet&#8220; als grunds&#228;tzlich kl&#228;rungsbed&#252;rftig aufgeworfene Frage, ob</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#8222;irakische Kurden in den von ihnen bewohnten Kurdengebieten im Irak durch die irakische Armee verfolgt&#8220; sind,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">in dieser Allgemeinheit &#252;berhaupt einer grunds&#228;tzlichen Kl&#228;rung zug&#228;nglich ist, legen die Kl&#228;ger jedenfalls deren Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit nicht dar. Der Hinweis auf Berichte &#8222;kurdische(r) Medien&#8220;, wonach sich seit der Durchf&#252;hrung des Unabh&#228;ngigkeitsreferendums im September 2017 in den irakischen Kurdengebieten tausende Peschmerga in Alarmbereitschaft bef&#228;nden und mit einem Angriff der irakischen Armee rechneten, reicht insoweit nicht aus. Denn die Kl&#228;ger legen nicht dar, dass und inwiefern die von ihnen beschriebene (tats&#228;chliche) Lage im Nordirak fl&#252;chtlingsrechtliche Relevanz hat. Die Antragsbegr&#252;ndung verh&#228;lt sich nicht zu den rechtlichen Voraussetzungen einer Schutzgew&#228;hrung, insbesondere nicht dazu, dass und warum eine - an ein fl&#252;chtlingsrelevantes Merkmal (vgl. &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 AsylG) ankn&#252;pfende - Verfolgung aller irakischer Kurden bzw. aller Peschmerga-K&#228;mpfer durch die irakische Armee oder die Voraussetzungen des &#167;&#160;4 AsylG oder des &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und/oder Abs.&#160;7 AufenthG vorliegen sollten. Sie geht auch nicht darauf ein, dass es bei der Beurteilung der Gef&#228;hrdungswahrscheinlichkeit ma&#223;geblich auf die Herkunftsregion der aus Zakho stammenden Kl&#228;ger ankommt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger weiter meinen, das Verwaltungsgericht habe zu Unrecht angenommen, dass sie in der Region Kurdistan-Irak internen Schutz erlangen k&#246;nnten, denn die Verh&#228;ltnisse dort seien entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts nicht mehr stabil und in den kurdischen Gebieten w&#252;rde eine Vielzahl kurdischer Familien von der Zentralarmee verfolgt, wenden sie sich der Sache nach gegen die inhaltliche Richtigkeit der erstinstanzlichen Entscheidung. Mit Einw&#228;nden gegen die Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts kann die Grundsatzr&#252;ge jedoch ohnehin nicht begr&#252;ndet werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung ist auch nicht wegen eines Verfahrensmangels (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;138 VwGO) zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger machen geltend, das Verwaltungsgericht habe zu Unrecht ihren in der m&#252;ndlichen Verhandlung &#252;berreichten schriftlichen Beweisantrag,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#8222;Beweis zu erheben zu folgenden Fragen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Droht irakischen Staatsangeh&#246;rigen kurdischer Volkszugeh&#246;rigkeit, welche als Peschmerga-K&#228;mpfer t&#228;tig waren und desertiert sind, bei R&#252;ckkehr in ihr Heimatland</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Todesstrafe?</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die zwangsweise Wiederrekrutierung und zwangsweise Eins&#228;tze in Kampfgebieten?</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine &#252;ber f&#252;nfj&#228;hrige Haftstrafe (Freiheitsstrafe)?</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">durch Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes, Werderscher Markt 1 in Berlin&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">als Hilfsbeweisantrag gewertet; bei dem Beweisantrag habe es sich vielmehr um einen Hauptbeweisantrag gehandelt. Dies stelle einen erheblichen schwerwiegenden Rechtsfehler dar. Die vom Verwaltungsgericht in den schriftlichen Urteilsgr&#252;nden gegebene Begr&#252;ndung zur Ablehnung des Beweisantrags finde zudem im Prozessrecht keine St&#252;tze. Das Verwaltungsgericht habe den Beweisantrag nicht unter Hinweis auf eine gesicherte Auskunftslage zur Beurteilung der Folgen der Desertion eines Peschmerga-K&#228;mpfers ablehnen d&#252;rfen. Es sei die ACCORD Anfragebeantwortung zum Irak vom 3.&#160;Juni 2016 &#8222;Folgen einer Desertion von der irakischen Armee&#8220; (a-9672) zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Vorbringen ergibt sich jedoch kein zur Zulassung der Berufung f&#252;hrender Verfahrensmangel.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;ger hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung einen schriftlich formulierten Beweisantrag &#252;berreicht, ohne zugleich dessen f&#246;rmliche Protokollierung zu beantragen oder auf eine Protokollierung dieses (Prozess-)Antrags hinzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu, dass ein Beweisantrag nach &#167; 86 Abs. 2 VwGO zu den wesentlichen, in das Sitzungsprotokoll aufzunehmenden Vorg&#228;ngen geh&#246;rt: BVerwG, Beschluss vom 2. November 1987 - 4 B 204.87 -, Buchholz 310 &#167; 86 Abs. 2 VwGO Nr. 32, juris Rn. 2 sowie Beschluss vom 28.&#160;Dezember 2011 - 9 B 53.11 -, Buchholz 310 &#167;&#160;86 Abs.&#160;2 VwGO Nr.&#160;32, juris Rn.&#160;6; kritisch hierzu und differenzierend zwischen Sach- und Prozessantr&#228;gen Rixen, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5.&#160;Auflage 2018, &#167;&#160;86 Rn.&#160;90&#160;ff.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Einzelrichterin hat den Antrag zur Kenntnis genommen; sodann hat sie zwei Ausk&#252;nfte, die die aufgeworfene Beweisfrage betreffen, zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht und dem Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;ger Gelegenheit gegeben, diese einzusehen. Anschlie&#223;end haben die Kl&#228;ger ihren Sachantrag gestellt, und die m&#252;ndliche Verhandlung ist geschlossen worden, nachdem die Erschienenen Gelegenheit gehabt hatten, ihren Antrag abschlie&#223;end zu begr&#252;nden. Die Einzelrichterin hat den Beweisantrag ausweislich der Ausf&#252;hrungen in den Entscheidungsgr&#252;nden (vgl. Seite 10 des Urteilsabdrucks) als sog. Hilfsbeweisantrag ausgelegt, &#252;ber den - anders als &#252;ber einen in der m&#252;ndlichen Verhandlung ausdr&#252;cklich zu Protokoll gegebenen (unbedingten Haupt-)Beweisantrag i.&#160;S.&#160;d. &#167;&#160;86 Abs.&#160;2 VwGO - nicht vorab in der m&#252;ndlichen Verhandlung durch begr&#252;ndeten Beschluss zu entscheiden war.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu den Anforderungen an einen f&#246;rmlichen Beweisantrag im Sinne von &#167;&#160;86 Abs.&#160;2 VwGO: W.-R. Schenke, in: Kopp/Schenke, VwGO, 24.&#160;Auflage 2018, &#167;&#160;86 Rn.&#160;18a ff. m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Auslegung des Beweisantrags als Hilfsbeweisantrag - und die damit verbundene Bescheidung erst nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung in den schriftlichen Urteilsgr&#252;nden - angesichts der Gesamtumst&#228;nde, insbesondere des Ablaufs der m&#252;ndlichen Verhandlung, im Ergebnis vertretbar war.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Denn jedenfalls f&#252;hrt ein etwaiger Versto&#223; gegen &#167;&#160;86 Abs.&#160;2 VwGO f&#252;r sich genommen nicht zur Zulassung der Berufung. Ein solcher Versto&#223; stellt n&#228;mlich keinen Verfahrensmangel i.&#160;S.&#160;d. von &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 AsylG in Bezug genommenen &#167;&#160;138 VwGO dar; es handelt sich nicht um einen sog. absoluten Revisionsgrund.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 13. September 1977 - V CB 68.874 -, Buchholz 310 &#167; 86 Abs. 2 VwGO Nr.&#160;20, juris Rn. 13.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r eine etwaige Verletzung der gerichtlichen Hinweispflicht nach &#167;&#160;86 Abs.&#160;3 VwGO, die im konkreten Fall darin liegen d&#252;rfte, dass das Verwaltungsgericht es unterlassen hat, auf die Klarstellung des aus seiner Sicht jedenfalls auslegungsbed&#252;rftigen (Beweis-)Antrags hinzuwirken. Die Verletzung der Hinweispflicht des &#167;&#160;86 Abs.&#160;3 VwGO z&#228;hlt ebenfalls nicht zu den in &#167;&#160;138 VwGO genannten absoluten Revisionsgr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">(Etwaige) Verst&#246;&#223;e gegen &#167;&#160;86 Abs.&#160;2 und Abs.&#160;3 VwGO f&#252;hren allerdings dann zu einem nach &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;138 VwGO beachtlichen Verfahrensfehler, wenn sie mit einer Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r (vgl. &#167;&#160;138 Nr.&#160;3 VwGO) verbunden sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. Fritz/Vormeier (Hrsg.), GK-AsylG, Stand: August 2016, &#167; 78 Rn. 283 f.; Bay.VGH, Beschluss vom 24.&#160;Juli 2017 - 11 ZB 17.30821 -, juris Rn. 8.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das haben die Kl&#228;ger mit der Antragsbegr&#252;ndung indessen nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie k&#246;nnen eine Geh&#246;rsverletzung im Zulassungsverfahren schon deshalb nicht mit Erfolg geltend machen, weil diesbez&#252;glich ein R&#252;geverlust eingetreten ist. Denn auf eine Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs kann sich nicht berufen, wer die im konkreten Fall gegebenen prozessualen M&#246;glichkeiten, sich Geh&#246;r zu verschaffen, nicht genutzt hat. Voraussetzung einer begr&#252;ndeten R&#252;ge der Versagung rechtlichen Geh&#246;rs ist n&#228;mlich die (erfolglose) vorherige Aussch&#246;pfung s&#228;mtlicher verfahrensrechtlich er&#246;ffneten und nach Lage der Dinge tauglichen M&#246;glichkeiten, sich rechtliches Geh&#246;r zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 4. August 2008 - 1 B 3.08 -, Buchholz&#160;310 &#167; 138 Nr. 3 VwGO Nr. 70, juris Rn.&#160;9 m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Danach h&#228;tte es den in der m&#252;ndlichen Verhandlung anwaltlich vertretenen Kl&#228;gern,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">zu den unterschiedlichen R&#252;geanforderungen bei vor dem Verwaltungsgericht anwaltlich vertretenen und ohne Anwalt anwesenden Beteiligten vgl. Seibert, in: Sodan/Ziekow, a.&#160;a.&#160;O., &#167;&#160;124 Rn.&#160;213,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">oblegen, vor Stellung des Klageantrags, allersp&#228;testens im Rahmen ihrer abschlie&#223;enden Stellungnahme vor f&#246;rmlicher Schlie&#223;ung der m&#252;ndlichen Verhandlung, auf eine Bescheidung des Beweisantrags durch einen zu begr&#252;ndenden Beschluss zu dringen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Hess. VGH, Beschluss vom 3.&#160;M&#228;rz 1997 - 12 UZ 4835/96.A -, AuAS 1997, 163, juris Rn.&#160;6&#160;ff; BFH, Beschluss vom 31.&#160;Januar 1989 - VII B 162/88 -, BFHE 155, 498, juris Rn.&#160;8&#160;ff.; Stuhlfauth, in: Bader/Funke-Kaiser/Stuhlfauth/v.&#160;Albedyll, VwGO, 7.&#160;Auflage 2018, &#167;&#160;124 Rn.&#160;62; Seibert, in: Sodan/Ziekow, a.&#160;a.&#160;O., &#167;&#160;124 Rn.&#160;214 und 216.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen haben die Kl&#228;ger im Zulassungsverfahren schlie&#223;lich auch nicht dargelegt, dass die Ablehnung des Beweisantrags durch das Verwaltungsgericht im Prozessrecht keine St&#252;tze findet und deshalb ihren Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r verletzt. Das Verwaltungsgericht hat den Beweisantrag mit zwei selbst&#228;ndig tragenden Erw&#228;gungen abgelehnt: Zum einen l&#228;gen dem Gericht (im Urteil n&#228;her bezeichnete) Erkenntnisse vor, die eine hinreichend sichere Beurteilung der Folgen der Desertion eines Peschmerga-K&#228;mpfers zulie&#223;en; zum anderen stellten m&#246;gliche strafrechtliche Sanktionen keine Verfolgungshandlung im fl&#252;chtlingsrechtlichen Sinne dar. Zu letztgenanntem Ablehnungsgrund verh&#228;lt sich die Antragsbegr&#252;ndung schon nicht und gen&#252;gt damit nicht dem Darlegungserfordernis des &#167;&#160;78 Abs.&#160;4 Satz&#160;4 AsylG. Es fehlt an jeglicher inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Auffassung des Verwaltungsgerichts, dass etwaige Sanktionen wegen des unerlaubten Entfernens von den Streitkr&#228;ften der Peschmerga keine fl&#252;chtlingsrechtlich relevante Verfolgung darstellen, weil sie nur der Ahndung eines Versto&#223;es gegen eine allgemeine staatsb&#252;rgerliche Pflicht dienen, und nicht dar&#252;ber hinaus den Kl&#228;ger zu&#160;1. auch wegen seiner Religion, seiner politischen &#220;berzeugung oder eines sonstigen asylerheblichen Merkmals treffen sollen. Aber auch in Bezug auf den erstgenannten Ablehnungsgrund haben die Kl&#228;ger eine Geh&#246;rsverletzung nicht dargelegt. Der blo&#223;e Hinweis auf die ACCORD-Anfragebeantwortung vom 3.&#160;Juni 2016 ist schon deshalb nicht ausreichend, weil diese Auskunft eine andere Fallkonstellation, n&#228;mlich die Desertion von der irakischen Armee betrifft. Der Kl&#228;ger zu&#160;1. hat aber vorgetragen, von den kurdischen Peschmerga desertiert zu sein.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sollten die Kl&#228;ger mit ihrem (sinngem&#228;&#223;en) Vorbringen, es l&#228;ge entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts keine gesicherte Auskunftslage zur Frage der Folgen einer Desertion von Peschmerga-Angeh&#246;rigen vor und es h&#228;tte deshalb der Einholung einer Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes bedurft, die Verletzung der gerichtlichen Aufkl&#228;rungspflicht r&#252;gen wollen, bliebe diese R&#252;ge ebenfalls ohne Erfolg. Eine etwaige Verletzung der dem Gericht gem&#228;&#223; &#167;&#160;86 Abs.&#160;1 VwGO obliegenden Aufkl&#228;rungspflicht geh&#246;rt n&#228;mlich ebenfalls nicht zu den in &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;138 VwGO bezeichneten Verfahrensm&#228;ngeln, bei deren Vorliegen die Berufung zuzulassen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167;&#160;154 Abs.&#160;2, 159 Satz&#160;1 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;100 Abs.&#160;1 ZPO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;80 AsylG).</p>
161,462
olgd-2018-12-20-6-u-21516
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 215/16
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T07:00:17
2019-02-12T12:22:36
Urteil
ECLI:DE:OLGD:2018:1220.6U215.16.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>I.</strong> Die Berufung der Nebenintervenienten zu 1) und 2) gegen das Anerkenntnisurteil der 3. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 23.09.2016 (33 O 63/16) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tragen die Nebenintervenienten zu 1) und 2) jeweils zu 50 %. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Nebenintervenientinnen zu 3) bis 7) tragen diese selbst.</p> <p>Das Urteil ist ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar. Den Nebenintervenienten zu 1) und 2) wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht der jeweilige Vollstreckungsgl&#228;ubiger vor der Vollstreckung eine Sicherheit in H&#246;he von 110 % des zu vollstreckenden Betrages leistet.</p> <p><strong>II.</strong> Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration:underline">I.</span></strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Wirksamkeit des in der ordentlichen Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 unter Top 9 gefassten Beschlusses &#252;ber die Bestellung eines besonderen Vertreters zur Geltendmachung der von der Hauptversammlung am 16./17.07.2015 zur Geltendmachung beschlossenen Ersatzanspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist eine b&#246;rsennotierte Aktiengesellschaft mit Sitz in Stadt 1. Gegenstand des Unternehmens der Beklagten, die als Konzernobergesellschaft der X1-Unternehmensgruppe fungiert, ist u.a. der Betrieb von Hotels und anderen gastronomischen Betrieben im In- und Ausland und zwar insbesondere durch die Errichtung von Unternehmen oder der Beteiligung an anderen Unternehmen im In- und Ausland. Das Grundkapital der Beklagten betr&#228;gt 51.480.000,00 EUR und ist eingeteilt in 19.800.000 St&#252;ckaktien. Gr&#246;&#223;te Aktion&#228;rin der Beklagten ist die Kl&#228;gerin, welche der ebenfalls in der Hotellerie- und Touristikbranche t&#228;tigen X2-Gruppe angeh&#246;rt, mit 10.327.560 St&#252;ckaktien entsprechend 52,16% der Aktien der Beklagten. Zweitgr&#246;&#223;te Aktion&#228;rin ist mit einem Anteil von 33,80% der Aktien die Nebenintervenientin und Berufungskl&#228;gerin zu 1), die X3 Beteiligungs GmbH (im Folgenden: X3). Der Nebenintervenient und Berufungskl&#228;ger zu 2) ist der mit (angefochtenem) Beschluss der Hauptversammlung der Beklagten vom 16./17.07.2015 zur Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen bestellte und mit (ebenfalls angefochtenem) Beschluss der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 zu Top 7 abberufene besondere Vertreter der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hintergrund des streitgegenst&#228;ndlichen Hauptversammlungsbeschlusses ist die am 12.02.2015 im Wege einer Ad-hoc Mitteilung (Anlage K 23) bekanntgegebene - und mit Zustimmung der Hauptversammlung vom 16./17.07.2015 (Anlage K 9) umgesetzte - Absicht der Beklagten, die Anteile an der ein Hotel auf ..... betreibenden A zu einem Kaufpreis von 34 Mio. EUR von der X2-Gruppe zu erwerben. Vor der Hauptversammlung vom 16./17.07.2015 hatte die X3 ein Tagesordnungserg&#228;nzungsverlangen an die Beklagte gerichtet, welches der Vorstand der Beklagten durch Einstellen in den Bundesanzeiger bekannt gemacht hat (Anlage K 8). Gegenstand der um Top 10 und Top 11 erweiterten Tagesordnung waren, soweit hier von Bedeutung, zum einen die &#8222;Bestellung eines Sonderpr&#252;fers zur Pr&#252;fung von Vorg&#228;ngen bei der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung sowie bei der &#220;berwachung durch den Aufsichtsrat im Zusammenhang mit dem Erwerb der Anteile an der A&#8220; und zum anderen &#8222;Beschlussfassungen gem&#228;&#223; &#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 147 Abs. 1 AktG &#252;ber die Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen&#8220; der Beklagten &#8222;gegen die aktuellen Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates&#8220; sowie u.a. gegen die Kl&#228;gerin &#8222;im Zusammenhang mit dem Erwerb der Anteile an der A&#8220; und &#8222;&#252;ber die Bestellung eines besonderen Vertreters zur Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen gem. &#167; 147 Abs. 2 AktG&#8220;. Nach der Darstellung des zu untersuchenden Sachverhalts hei&#223;t es zum Zweck des Antrages zu Top 10 in dem Erg&#228;nzungsverlangen (Anlage K 8) unter 2. u.a.:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der dargestellte Sachverhalt wirft die Frage auf, ob sich die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats der X1 pflichtgem&#228;&#223; verhalten oder ob sie ihre Pflichten verletzt haben und der X1 deshalb zum Schadensersatz verpflichtet sind. Dem soll der Sonderpr&#252;fer nachgehen. Er soll dabei vor allem die tats&#228;chlichen Grundlagen eventueller Schadensersatzanspr&#252;che, insbesondere solcher nach &#167;&#167; 93, 116, 117, 317, 318 AktG, im Zusammenhang mit dem unter Ziff. 1. dargestellten Sachverhalt aufkl&#228;ren. Er soll insbesondere folgenden Fragen nachgehen:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">e) Der Vorstand hat der Hauptversammlung die o.g. Unternehmensbewertung durch B vorlegen lassen. Ist diese lege artis? Insbesondere, entspricht der ermittelte Wert der A von &#8364; 31-36 Mio. dem tats&#228;chlichen Wert dieser Gesellschaft? Dieser Frage ist insbesondere nachzugehen im Hinblick auf folgende Teilaspekte:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- B hat erkl&#228;rterma&#223;en keinerlei &#220;berpr&#252;fung der zur Bewertung bereitgestellten Informationen vorgenommen. Treffen die der Bewertung zu Grunde gelegten Informationen zu?</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">- Nach S. 22 liegt der Bewertung offenbar nur eine von B selbst angefertigte Unternehmensplanung zugrunde. &#196;hnlich weist B auf S. 45 darauf hin, die prognostizierten Liquidit&#228;ts&#252;bersch&#252;sse seien auf &#8222;Grundlage der Umsatzprognosen (aus Sicht eines potentiellen K&#228;ufers) und der entsprechend dem Sektor und den Hotelmerkmalen ber&#252;cksichtigten Kosten&#8220; ermittelt. Offensichtlich hat B also nicht eine unternehmensinterne Unternehmensplanung verwendet, diese plausibilisiert und daraus die Bewertung abgeleitet. Ist das ein zutreffendes Verfahren? Was sind die Gr&#252;nde daf&#252;r, dass nicht die unternehmenseigenen Umsatzprognosen und Kostenprognosen der zu erwerbenden Gesellschaft zu Grunde gelegt oder ber&#252;cksichtigt wurden? Weicht die Unternehmensplanung von B ggf. von der unternehmensinternen Bewertung ab? Ist diese Abweichung gerechtfertigt? Zu welchem Unternehmenswert w&#252;rde die Anwendung der unternehmensinternen Unternehmensplanung f&#252;hren?</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">- Sind die vergleichbaren Transaktionen zutreffend ausgew&#228;hlt und bewertet?</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- Sind die der Bewertung zu Grunde gelegten Bewertungsfaktoren, insbesondere Diskontierungssatz und WACC- sowie Marktrisikopr&#228;mie, zutreffend gew&#228;hlt?&#8220;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung des Antrages zu Top 11 und zu den Umst&#228;nden, aus denen sich die anspruchsbegr&#252;ndenden Pflichtverletzungen ergeben, verweist die X3 auf die Ausf&#252;hrungen zu Top 10 unter Ziff.1. Sodann hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die geltend zu machenden Ersatzanspr&#252;che bestehen insbesondere im Folgenden:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">c) Vorstand und Aufsichtsrat haben offensichtlich, veranlasst durch den herrschenden Mehrheitsaktion&#228;r der auf den 16./17. Juli 2015 einberufenen Hauptversammlung, den Erwerb der A zum Kaufpreis von &#8364; 34 Mio. vorgeschlagen. Der Kaufpreis ist deutlich &#252;berh&#246;ht. Dadurch soll dem herrschenden Mehrheitsaktion&#228;r auf dessen Veranlassung verdeckt Verm&#246;gen der Gesellschaft zugewendet werden. Sollte die Hauptversammlung den vom Vorstand und Aufsichtsrat nach &#167; 124 Abs. 3 S. 1 AktG vorgeschlagenen Beschluss fassen, w&#228;re ein solcher nichtig, jedenfalls nach &#167; 243 Abs. 2 S. 1, Abs. 1 AktG anfechtbar und aufgrund eines entsprechenden Anfechtungsurteils mit ex-tunc-Wirkung nichtig. Die aus der Vorbereitung und Umsetzung des Hauptversammlungsbeschlusses ergebenen (Anmerkung des Senats: Gemeint ist offensichtlich ergeben<span style="text-decoration:underline">d</span>en) Ersatzanspr&#252;che der Gesellschaft insb. wegen des &#220;ber-Wert-Erwerbes sind geltend zu machen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Hauptversammlung vom 16./17.07.2015 fasste zu Top 1 den Beschluss, der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Beklagten die Zustimmung zu dem Ankauf der Anteile an der A zu erteilen. U.a. diese Beschlussfassung ist Gegenstand einer Klage (Landgericht D&#252;sseldorf 40 O 75/15). Die Bestellung eines Sonderpr&#252;fers (Top 10) lehnte die Hauptversammlung ab. Nachdem f&#252;r Top 11 getrennte Beschlussfassung angeordnet worden war, beschloss die Hauptversammlung der Beklagten vom 16./17.07.2015 zu Top 11 b) cc) die Bestellung von C, dem Nebenintervenienten und Berufungskl&#228;ger zu 2), zum besonderen Vertreter f&#252;r die &#8222;Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen gegen die D und die X2 und die jeweiligen Obergesellschaften im Zusammenhang mit dem Erwerb der Anteile an der A&#8220; durch die Beklagte (Anlage K 9).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">C hat seine T&#228;tigkeit als besonderer Vertreter der Beklagten nach &#167; 147 Abs. 1 AktG noch im Jahr 2015 aufgenommen, die Einzelheiten stehen im Streit. Er erwirkte in seiner Eigenschaft als besonderer Vertreter nach &#167; 147 AktG gegen die Beklagte und ihre Vorstandsmitglieder die durch Teilurteil des LG Duisburg vom 09.06.2016 erlassene einstweilige Verf&#252;gung (Anlage MP6), mit welcher die Herausgabe verschiedener Unterlagen aufgegeben wurde.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Einberufung der ordentlichen Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 erfolgte mit Ver&#246;ffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger am 08.06.2016 (Anlage K 11). Unter Top 7 schlugen der Vorstand und der Aufsichtsrat der Beklagten &#8222;im Kosteninteresse der Gesellschaft&#8220; vor, die von der Hauptversammlung am 17.07.2015 beschlossene Bestellung des besonderen Vertreters und seines Vertreters mit sofortiger Wirkung zu widerrufen. Zur Begr&#252;ndung hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der besondere Vertreter hat unverz&#252;glich nach seiner Bestellung seine T&#228;tigkeit aufgenommen &#8230;.Trotz der unverz&#252;glichen Aufnahme seiner T&#228;tigkeit hat der besondere Vertreter bis zum heutigen Tag keine Ersatzanspr&#252;che geltend gemacht. Der besondere Vertreter hat vielmehr angek&#252;ndigt, eine Vielzahl von kostenintensiven Gutachten in Auftrag geben zu wollen. Sowohl die Fristvers&#228;umnis als auch die Gutachtenauftr&#228;ge indizieren, dass die antragstellende Aktion&#228;rin X3 Beteiligungs GmbH die Pflichtverletzungen zu den angef&#252;hrten Sachverhalten nur ins Blaue hinein behauptet hat und nunmehr im Wege von Gutachten erstmals &#252;berhaupt Anhaltspunkte f&#252;r Pflichtverst&#246;&#223;e ermittelt werden sollen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die X3 begehrte daraufhin die Erg&#228;nzung der Tagesordnung um Top 8 &#8222;Bericht des besonderen Vertreters&#8220;, Top 9 &#8222;Bestellung eines besonderen Vertreters zur Geltendmachung der von der Hauptversammlung am 17.07.2015 zur Geltendmachung beschlossenen Ersatzanspr&#252;che&#8220; und Top 10 (erg&#228;nzende) &#8222;Beschlussfassungen gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 1 AktG &#252;ber die Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen&#8220; der Beklagten &#8222;gegen Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates im Zusammenhang mit dem Erwerb der Anteile an der A&#8220; und &#8222;&#252;ber die Bestellung eines besonderen Vertreters zur Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen gem. &#167; 147 Abs. 2 AktG&#8220;. Zur Begr&#252;ndung des Antrages zu Top 9 wird u.a. auf eine Behinderung der Arbeit des besonderen Vertreters durch die Verwaltungsorgane der Beklagten und auf die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts Duisburg in der Entscheidung vom 09.06.2016 (Anlage MP6) verwiesen. Der Vorstand hat auch dieses Erg&#228;nzungsverlangen durch Einstellen in den Bundesanzeiger bekanntgemacht (Anlage K 12).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">C nahm an der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 nicht teil, da er sich in Urlaub befand. An seiner Stelle berichtete E als im Beschluss vom 16./17.07.2015 zu dessen Vertreter bestellte Person der Hauptversammlung &#252;ber die bisherige T&#228;tigkeit des besonderen Vertreters, wobei er sich einer Pr&#228;sentation (Anlage K 20) bediente.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diese Hauptversammlung wurde in Bezug auf die Tagesordnungspunkte 1 bis 7 vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Beklagten als dem satzungsgem&#228;&#223;en Versammlungsleiter geleitet. Der u.a. mit den Stimmen der Kl&#228;gerin gefasste Beschluss zu Top 7 &#252;ber die Abberufung des besonderen Vertreters (Anlage MP8) ist Gegenstand einer Anfechtungsklage (Landgericht D&#252;sseldorf 40 O 66/16).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Tagesordnungspunkte 8 bis 10 &#252;bernahm Rechtsanwalt F die Versammlungsleitung, nachdem er am Vortag gerichtlich zum Versammlungsleiter bestellt worden war (Beschluss AG Duisburg vom 20.07.2016 &#8211; HRB 3291, Anlage MP10). Nachdem der Vertreter der X3 zu Top 9 Ausf&#252;hrungen gemacht, der gerichtlich bestellte Versammlungsleiter den im Bundesanzeiger bekannt gemachten Beschlussvorschlag zur Abstimmung gestellt und dabei die Kl&#228;gerin von der Aus&#252;bung ihres Stimmrechts ausgeschlossen hatte, fasste die Hauptversammlung der Beklagten den streitgegenst&#228;ndlichen Beschluss zu Top 9 (Anlage MP8).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer am 21.08.2016 per Telefax und am 22.08.2016 im Original beim Landgericht eingegangen und an die Vorstandsmitglieder sowie alle Mitglieder des Aufsichtsrats der Beklagten jeweils am 09.09.2016 pers&#246;nlich zugestellten Klage wendet sich die Kl&#228;gerin in ihrer Eigenschaft als Mehrheitsaktion&#228;rin der Beklagten im Wege der Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage gegen den in der ordentlichen Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 unter Top 9 gefassten Beschluss &#252;ber die &#8222;Bestellung eines besonderen Vertreters zur Geltendmachung der von der Hauptversammlung am 16./17.07.2015 zur Geltendmachung beschlossenen Ersatzanspr&#252;che&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, der mit den Stimmen der aufgrund der Verletzung von Meldepflichten gem&#228;&#223; &#167; 21 WpHG einem umfassenden Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG unterliegenden X3 gefasste Beschluss zu Top 9 sei unter Verletzung geltenden Rechts gefasst worden. S&#228;mtliche von der X3 gehaltenen Aktien seien gem&#228;&#223; &#167; 22 WpHG Herrn G zuzurechnen, da Herr H die Beteiligungen &#252;ber die X3 a) und die X3 nur rein formal halte und deren Stimmrechte letztlich auf Anweisung von Herrn G ausge&#252;bt w&#252;rden, der seine Pflicht zur Stimmrechtsmeldung verletzt habe.&#160; Die Aktion&#228;rin X3 habe daher in der Hauptversammlung weder das Wort ergreifen noch sich an der Abstimmung beteiligen d&#252;rfen. Sie sei schon nicht befugt gewesen, eine Erg&#228;nzung der Tagesordnung zu verlangen, der Vorstand h&#228;tte dem an ihn gerichteten Verlangen folglich nicht nachkommen d&#252;rfen. Dass der Vorstand dem Erg&#228;nzungsverlangen gleichwohl nachgekommen sei, f&#252;hre dazu, dass darauf gest&#252;tzte Beschl&#252;sse wegen eines Einberufungsmangels anfechtbar seien. Da sich der Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG auch auf das Antragsrecht in der Hauptversammlung erstrecke, fehle es an einem wirksamen Beschlussantrag, sodass der zu Top 9 gefasste Beschluss einen relevanten Verfahrensmangel aufweise. Auch sei es den Aktion&#228;ren aufgrund des Inhalts und der L&#228;nge, aber auch der Art des Vortrages des Beschlussantrags unm&#246;glich gewesen, diesen in seiner vollen Tragweite zu erfassen und zu w&#252;rdigen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der zu Top 9 gefasste Beschluss sei au&#223;erdem wegen der fehlenden Konkretisierung der angeblichen Ersatzanspr&#252;che nichtig, jedenfalls anfechtbar. Eine wirksame Beschlussfassung &#252;ber die Bestellung eines besonderen Vertreters setze voraus, dass bereits konkrete Anhaltspunkte f&#252;r eine schadensbegr&#252;ndende Pflichtverletzung vorl&#228;gen, die im Beschlussvorschlag dargestellt seien und eine hinreichende Wahrscheinlichkeit solcher Pflichtverletzung indizierten. Zu einer umfassenden Sachverhaltsaufkl&#228;rung sei der besondere Vertreter, anders als der Sonderpr&#252;fer, gerade nicht befugt. Wie schon 2015 fehle es auch 2016 an Informationen, welche die angeblichen Ersatzanspr&#252;che begr&#252;nden k&#246;nnten. Die Informationen in diesem Jahr seien sogar noch wesentlich schw&#228;cher als im Vorjahr. Neue Informationen seien von der X3 nicht geliefert worden. Angesichts der Tatsache, dass die Beklagte die Anteile an der A nach nur einem Jahr zu einem Kaufpreis von 42,4 Mio. EUR und damit zu einem mehr als 25% &#252;ber dem von ihr gezahlten Kaufpreis liegenden Preis von 34 Mio. EUR verkauft habe, erscheine es aber auch nahezu aussichtslos, nach weiteren Argumenten f&#252;r eine &#220;berh&#246;hung des Kaufpreises zu suchen. Entsprechend &#8222;d&#252;nn&#8220; seien daher die Informationen des E in der Hauptversammlung gewesen. Tats&#228;chlich stehe die Beklagte wirtschaftlich heute besser da, als wenn sie die Anteile nicht erworben h&#228;tte. Es werde also versucht, den durch Beschluss zu Top 7 wirksam abberufenen besonderen Vertreter erneut zu installieren und zwar mit dem alleinigen Ziel, dass er seine T&#228;tigkeit als verkappter Sonderpr&#252;fer fortsetze. Die Anfechtbarkeit ergebe sich daher auch unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauchs.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss sei auch deshalb anfechtbar, weil Gr&#252;nde in der Person des &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; C vorl&#228;gen, die ihn als ungeeignet erscheinen lie&#223;en. Herr C habe seine Kompetenzen in einem erheblichen Umfang &#252;berschritten. Er habe nicht seine Aufgabe als besonderer Vertreter erf&#252;llt, sondern stattdessen die Funktion eines Sonderpr&#252;fers ausge&#252;bt, was bereits zu einem erheblichen Schaden bei der Beklagten gef&#252;hrt habe. Sein bisheriges Verhalten stehe seiner erneuten Bestellung ebenso entgegen wie sein pflichtwidriges Fernbleiben in der Hauptversammlung. Der Inhalt des Tagesordnungserg&#228;nzungsverlangens lasse erkennen, dass C des Weiteren die Verletzung seiner Verschwiegenheitspflicht durch die Weitergabe von Informationen an die X3 vorzuwerfen sei.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nichtig oder jedenfalls anfechtbar sei der Beschluss zu Top 9 schlie&#223;lich deswegen, weil der Versammlungsleiter F zu Unrecht einen Stimmrechtsausschluss zu ihren Lasten bejaht und ihr damit die Aus&#252;bung ihrer Aktion&#228;rsrechte unm&#246;glich gemacht habe. Richtiger Ansicht nach treffe sie kein Stimmverbot und zwar jedenfalls deshalb, weil es an tats&#228;chlichen Anhaltspunkten f&#252;r das Bestehen von gegen sie zu verfolgenden Anspr&#252;chen fehle.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte den Anspruch unter dem 19.09.2016 anerkannt hat, hat das Landgericht den Beschluss der Hauptversammlung vom 21.07.2016 zu Top 9 durch Anerkenntnisurteil vom 23.09.2016 f&#252;r nichtig erkl&#228;rt. Die Kl&#228;gerin hat unter dem 26.09.2016 gegen&#252;ber dem Landgericht einen Rechtsmittelverzicht erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegen das der Beklagten am 23.09.2016 zugestellte Anerkenntnisurteil wenden sich die Nebenintervenienten zu 1) und 2), letzterer unterst&#252;tzt von den f&#252;nf Streithelfern, unter gleichzeitiger Erkl&#228;rung ihres Beitritts auf Seiten der Beklagten mit ihren am 11.10.2016 bzw. 14.10.2016 eingelegten Berufungen. Die Nebenintervenientin zu 1), deren Vortrag sich der Nebenintervenient zu 2) und dessen Streithelfer angeschlossen haben, bringt vor, die Kl&#228;gerin bzw. die X2-Gruppe f&#252;hre die Beklagte in beispielloser R&#252;cksichtslosigkeit, wobei das verfahrensgegenst&#228;ndliche Anerkenntnis durch die Beklagte nur der vorl&#228;ufige H&#246;hepunkt des pflichtwidrigen Verhaltens sei. Die herrschende Aktion&#228;rin der Beklagten, die D, und die zur die Beklagte beherrschenden X2-Gruppe geh&#246;rende J seien Inhaberinnen der A, der formalen Eigent&#252;merin des &#8222;m&#228;chtig in die Jahre gekommenen, stark renovierungsbed&#252;rftigen Hotelkomplexes&#8220; auf ..... mit dem Namen Hotel &#8230;.. gewesen. Seit etwa einem Jahrzehnt sei versucht worden, diese Hotelbeteiligung loszuwerden und sie der Beklagten unter Ausnutzung der Mehrheitsmacht zu &#252;berh&#246;hten Preisen &#8222;aufzudr&#252;cken&#8220;. Als Verwendungszweck der aufgrund der Beschlussfassung der ordentlichen Hauptversammlung der Beklagten 2014 durchgef&#252;hrten Kapitalerh&#246;hung sei angegeben worden, die Beklagte wolle in der Karibik expandieren und eine gro&#223;e Hotelanlage in der Dominikanischen Republik errichten. Als demgegen&#252;ber der Vorstand am 12.02.2015 ad hoc mitgeteilt habe, dass er nun doch nicht das Hotelprojekt in der Dominikanischen Republik verfolgen wolle, h&#228;tten bei den Aktion&#228;ren &#8222;die Alarmglocken gel&#228;utet&#8220;, da sie h&#228;tten annehmen m&#252;ssen, dass der Vorstand sie bei der Zeichnung der Kapitalerh&#246;hung get&#228;uscht und tats&#228;chlich von Anfang an vorgehabt habe, mit den Mitteln aus der Kapitalerh&#246;hung vom Mehrheitsaktion&#228;r Verm&#246;gensgegenst&#228;nde zu &#252;berh&#246;hten Preisen zu erwerben. Die Hauptversammlung der Beklagten vom 16./17.07.2015 habe dem Gesch&#228;ft des Erwerbs der A praktisch ausschlie&#223;lich mit den Stimmen der Mehrheitsaktion&#228;rin und entgegen den &#8222;Holzm&#252;ller-Grunds&#228;tzen&#8220; blo&#223; mit einfacher Mehrheit zugestimmt, u.a. deswegen sei insoweit vor dem LG D&#252;sseldorf eine weitere Anfechtungsklage rechtsh&#228;ngig (40 O 75/15).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der besondere Vertreter habe nicht, wie von der Kl&#228;gerin suggeriert, trotz vieler Informationen keine Anhaltspunkte f&#252;r Pflichtverletzungen gefunden. Er habe vielmehr seinen Informationsanspruch erst im Wege einer einstweiligen Verf&#252;gung durchsetzen m&#252;ssen, da seine Arbeit nach Kr&#228;ften behindert worden sei. Die Herangehensweise von C sei nicht auf eine umfassende Ermittlung und &#220;berpr&#252;fung aller Ereignisse und Vorg&#228;nge um den Erwerb der Anteile gerichtet gewesen. Er habe vielmehr aufgrund einer gezielten Sichtung der f&#252;r die Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen ben&#246;tigten Unterlagen sehr schnell festgestellt, dass bei der Due Diligence-Untersuchung und der Unternehmensbewertung wesentliche Transaktionsrisiken au&#223;er Betracht gelassen und der Unternehmenskauf v&#246;llig unzureichend vorbereitet worden sei. Ob bei dem Weiterverkauf wirklich ein Gewinn erzielt worden sei, sei unklar und eher unwahrscheinlich, zumal der Vorstand in der Hauptversammlung habe zugeben m&#252;ssen, dass mindestens 30,4 Mio. von 42 Mio. EUR Kaufpreis in spanische Immobilienkredite des K&#228;ufers h&#228;tten zur&#252;ckflie&#223;en m&#252;ssen und offenbar sofort verrechnet worden seien. In bar zugeflossen seien wohl nur 11,6 Mio. EUR. Die Wiederbestellung des besonderen Vertreters durch die streitgegenst&#228;ndliche Beschlussfassung zu Top 9 sei n&#246;tig gewesen, nachdem dieser durch den in eklatant rechtswidriger Weise gefassten Beschluss zu Top 7 abberufen worden sei. Die Abberufung eines besonderen Vertreters sei der actus contrarius zu dessen Bestellung, sodass die Kl&#228;gerin bei der Beschlussfassung zu Top 7 vom Stimmrecht gem&#228;&#223; &#167; 136 AktG ausgeschlossen gewesen sei. Sie sei davon ausgegangen, dass der satzungsm&#228;&#223;ige Versammlungsleiter die Kl&#228;gerin entgegen des bestehenden Stimmverbotes mitstimmen lassen werde und habe dies durch die von ihr beantragte Erg&#228;nzung der Tagesordnung und die gerichtliche Bestellung eines neutralen Versammlungsleiters antizipiert.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG sei nicht eingetreten. Keine der Voraussetzungen des &#167; 22 WpHG liege in Bezug auf ihre Aktien vor. Zu der ersten Ver&#228;u&#223;erung, also &#8222;G-X4&#8220;, k&#246;nne sie nichts sagen, da sie hiervon nicht betroffen sei. Sie habe die Aktien in einem zweiten Erwerbsvorgang von der &#8222;X4&#8220; erworben. Erg&#228;nzend verweist sie insofern auf ihre Antragsschrift vom 12.07.2016 (Anlage MHP16), aufgrund derer sie die einstweilige Verf&#252;gung des LG Duisburg vom 13.07.2016 (Anlage MHP17) erwirkt habe, mit der ihr Teilnahmerecht an der Hauptversammlung vom 21.07.2016 gesichert worden sei. Selbst wenn sie einem Rechtsverlust unterlegen h&#228;tte, h&#228;tte dies keine Auswirkungen auf den Beschluss zu Top 9. Das Beschlussergebnis beruhe nicht auf ihren, also den Stimmen der Nebenintervenientin zu 1). Es fehle somit an der Kausalit&#228;t und damit an einem Anfechtungsgrund. Soweit das Fehlen eines wirksamen Beschlussantrages ger&#252;gt werde, sei eine Heilung eingetreten, da der Vorstand dem Erg&#228;nzungsverlangen nachgekommen sei. F&#252;r das Beschlussergebnis sei irrelevant, welcher Aktion&#228;r den Antrag gestellt habe, den der Versammlungsleiter zur Beschlussfassung stelle. Der Beschlussantrag selbst sei ordnungsgem&#228;&#223;. Er sei zwar nicht ganz kurz gewesen, ein Antrag m&#252;sse aber in der Hauptversammlung m&#252;ndlich gestellt und auch ein langer Antrag sei zu verlesen. Gegen die Verst&#228;ndlichkeit seien keine Einw&#228;nde erhoben worden, nochmaliges Verlesen habe niemand gewollt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss &#252;ber die (Wieder-)Bestellung des besonderen Vertreters sei rechtm&#228;&#223;ig. Nichtigkeitsgr&#252;nde l&#228;gen nicht vor. Die nicht hinreichende Konkretisierung eines Beschlusses nach &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG f&#252;hre nach ganz h.M. lediglich zur Anfechtbarkeit des Beschlusses. Ein anfechtbarer Beschluss sei jedoch bis zu seiner Nichtigerkl&#228;rung wirksam, damit liege ein wirksamer Geltendmachungsbeschluss vor. Allein dieser sei notwendig, aber auch ausreichend, um einen besonderen Vertreter zu bestellen. Die blo&#223;e Anfechtbarkeit des Beschlusses zur Geltendmachung schlage nicht auf die Wirksamkeit des Bestellungsbeschlusses durch. Im &#220;brigen sei der Geltendmachungsbeschluss konkret genug. Eine Umgehung von &#167; 142 AktG sei nicht gegeben. Es fehle richtiger Auffassung nach an einem Stufenverh&#228;ltnis zwischen einem Sonderpr&#252;fer und dem besonderen Vertreter. Auch diese Streitfrage entfache sich aber ausschlie&#223;lich bei der Frage, wie konkret der Geltendmachungsbeschluss zu sein habe. Unterstelle man, dass ein solches Stufenverh&#228;ltnis best&#252;nde, wirke sich dieses nur auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Geltendmachungsbeschlusses aus, k&#246;nne aber keine rechtsmissbr&#228;uchliche und damit anfechtbare Beschlussfassung zur Bestellung begr&#252;nden. Auf die Einsetzung des besonderen Organs k&#246;nne allenfalls eine Nichtigkeit des Beschlusses Auswirkungen haben, diese liege aber nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon, dass die Kl&#228;gerin nicht darlege, inwiefern eine angebliche Ungeeignetheit des C einen Gesetzes- oder Satzungsversto&#223; darstellen solle, fehle es an Gr&#252;nden in dessen Person, die seiner (Wieder-)Bestellung entgegenstehen k&#246;nnten. Das Gesetz stelle keine besonderen Anforderungen an die fachliche Qualifikation des besonderen Vertreters. C, ein erfahrener und gestandener Gesellschaftsrechtler, der keinerlei Interessenkonflikten unterliege, sei zweifellos geeignet. Wenn eine Aktion&#228;rsminderheit den von der Hauptversammlung bestellten besonderen Vertreter f&#252;r ungeeignet halte, m&#252;sse sie das Verfahren nach &#167; 147 Abs. 2 AktG w&#228;hlen. Letztlich werfe die Kl&#228;gerin dem besonderen Vertreter ohnehin nur vor, den Geltendmachungsbeschluss auszuf&#252;hren, d.h. pflichtgem&#228;&#223; seine Aufgabe zu erf&#252;llen, was f&#252;r sich spreche. Den besonderen Vertreter treffe au&#223;erdem keine Pflicht zur Teilnahme an der Hauptversammlung. Die &#220;bertragbarkeit von &#167; 118 AktG auf den besonderen Vertreter sei umstritten. Selbst wenn man diese bejahe, f&#252;hre dies aber nicht zur Anfechtbarkeit des Beschlusses. Im &#220;brigen habe sich C, dessen Bericht keine h&#246;chstpers&#246;nliche Angelegenheit sei, von seinem von der Hauptversammlung bestellten Ersatzvertreter vertreten lassen d&#252;rfen. C habe schlie&#223;lich nicht gegen seine Verschwiegenheitspflichten versto&#223;en. Zu ihr, der Nebenintervenientin, habe er keinen Kontakt gehabt. Auch ihrem Prozessbevollm&#228;chtigten habe C keine Geheimnisse aus seiner T&#228;tigkeit als besonderer Vertreter offenbart. Die Informationen, welche sie in ihrem Erg&#228;nzungsverlangen ber&#252;cksichtigt habe, stammten nicht von dem besonderen Vertreter, sondern beruhten auf allgemeiner Lebenserfahrung sowie auf dem in der Fachpresse ver&#246;ffentlichten Urteil des LG Duisburg vom 09.06.2016 (AG 2016, 795), das den Sachverhalt ausf&#252;hrlich darstelle.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Berufungskl&#228;ger und die Streithelfer des Berufungskl&#228;gers zu 2) beantragen (sinngem&#228;&#223;),</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Klage unter Aufhebung des Anerkenntnisurteils vom 23.09.2016 abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt (sinngem&#228;&#223;),</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Nebeninterventionen zur&#252;ckzuweisen; die Antr&#228;ge auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">hilfsweise: die Berufungen zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht geltend, das Vorbringen der Nebenintervenienten sei schon deshalb unbeachtlich, weil der Rechtsstreit rechtskr&#228;ftig abgeschlossen und beendet gewesen sei, bevor diese beigetreten seien. Beide Parteien h&#228;tten in Bezug auf das Anerkenntnisurteil vom 23.09.2016 einen Rechtsmittelverzicht erkl&#228;rt. Damit sei die formale Rechtskraft herbeigef&#252;hrt worden und das Urteil unanfechtbar. Ein Beitritt k&#246;nne nur bis zur Beendigung des Rechtsstreits erfolgen. Die Prozesserkl&#228;rungen seien wirksam, der AG stehe die M&#246;glichkeit des Anerkenntnisses auch in einem gegen sie gef&#252;hrten Anfechtungsprozess offen. Die Nebenintervenienten h&#228;tten die M&#246;glichkeit gehabt, die Beendigung des Rechtsstreits durch das Anerkenntnisurteil durch einen rechtzeitigen Beitritt zu verhindern. Ihren Ver&#246;ffentlichungspflichten nach &#167;&#167; 246 Abs. 4, 248a AktG sei sie nachgekommen. Im &#220;brigen sei f&#252;r den noch nicht beigetretenen streitgen&#246;ssischen Nebenintervenienten die M&#246;glichkeit zur Einlegung der Berufung allein in dem Umfang er&#246;ffnet, in dem sie f&#252;r die Hauptpartei bestehe.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Versuch der Nebenintervenienten, Organmitgliedern der Beklagten sowie ihrer gr&#246;&#223;ten Aktion&#228;rin und ihren weiteren Konzerngesellschaften pflichtwidriges Verhalten zu unterstellen und so zum einen Stimmung gegen diese zu machen und zum anderen eine Rechtfertigung f&#252;r die Bestellung eines besonderen Vertreters zu konstruieren, m&#252;sse misslingen. Der Vortrag beschr&#228;nke sich auf die Verwendung starker Worte und eine Aneinanderreihung von Unterstellungen und Vermutungen. Nichts davon sei dargelegt oder gar bewiesen. Der besondere Vertreter habe bis heute, knapp zwei Jahre nach seiner Bestellung, keinen Ersatzanspruch geltend gemacht. Die Beklagte, die ohnehin ein Interesse daran gehabt habe, ihr Portfolio gerade um das A zu erh&#246;hen, habe sich aufgrund des Stockens eines Projektes in der Dominikanischen Republik veranlasst gesehen, die ihr zur Verf&#252;gung stehende Bettenzahl durch andere Ma&#223;nahmen zu erh&#246;hen. Diese Entscheidung sei richtig und im Unternehmensinteresse der Beklagten gewesen, was durch die erwirtschafteten Ums&#228;tze belegt werde. Den haltlosen Vorw&#252;rfen werde zudem durch die erfolgreiche und f&#252;r die Beklagte &#228;u&#223;erst profitable Ver&#228;u&#223;erung der Beteiligung am 13.07.2016 die letzte Basis entzogen. Dies werde auch nicht dadurch in Frage gestellt, dass eine Tochtergesellschaft der Beklagten einen erheblichen Teil des Verkaufspreises in drei mit Immobilien auf ..... besicherte Darlehen investiert habe, die sie von der K zu einem Kaufpreis von 30,4 Mio. EUR erworben habe. Hierzu passe, dass der besondere Vertreter trotz seines auf eine umfassende Ermittlung des Sachverhalts gerichteten Ansatzes weder Ersatzanspr&#252;che geltend gemacht noch im Rahmen seines Berichtes in der Hauptversammlung am 21.07.2016 n&#228;her erl&#228;utert habe, aufgrund welcher konkreten Tatsachen solche Anspr&#252;che bestehen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wie sie schon in der Klageschrift dargelegt habe, unterliege die X3 einem umfassenden Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG. Den von ihr vorgetragenen Ankn&#252;pfungspunkten sei nicht wirksam entgegengetreten worden. Bis die Nebenintervenientin zu 1) diesen Vortrag widerlege, sei davon auszugehen, dass ihre unmittelbar gehaltene Beteiligung nach wie vor Herrn G zuzurechnen sei, da es sich bei den genannten Transaktionen nur um Verm&#246;gensverschiebungen des Herrn G handele, um sich dem Zugriff seiner Gl&#228;ubiger zu entziehen. Die Anfechtbarkeit ergebe sich unter dem Aspekt des Rechtsverlustes nach &#167; 28 WpHG auch daraus, dass der X3 das Recht nach &#167; 122 Abs. 2 AktG, eine Erg&#228;nzung der Tagesordnung zu verlangen, nicht zugestanden habe. Eine Heilung durch das Verhalten des Vorstands komme nicht in Betracht, da dieser nicht &#252;ber das Recht verf&#252;ge, die gesetzliche Vorbereitungsfrist der Aktion&#228;re zu verk&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Bestellung des besonderen Vertreters sei aber auch deshalb rechtswidrig, weil dem Beschluss kein wirksamer Beschluss zur Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen zugrunde liege. Die Bestellung eines besonderen Vertreters setze das Vorliegen eines wirksamen Beschlusses zur Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen aber zwingend voraus. Die Beschlussfassung zu Top 9 sei auf die Bestellung beschr&#228;nkt, die Bezugnahme auf den Beschluss der Hauptversammlung vom 17.07.2015 gehe ins Leere. Denn dieser sei nach &#167; 241 Nr. 3 Alt. 1 AktG nichtig und daher ohne Rechtswirkung. Der Sache nach sei die Beschlussfassung zu Top 11 a) und b) der Hauptversammlung 2015 nicht auf einen Ausgleich von der Beklagten entstandenen Sch&#228;den, sondern auf die Unterbindung der Erwerbsvorg&#228;nge und damit auf einen Eingriff in die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis des Vorstands gerichtet gewesen. Der Beschluss sei aber jedenfalls anfechtbar, weil die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r die Bestellung eines besonderen Vertreters nicht vorgelegen h&#228;tten. Zwar sei der Bestellungsbeschluss von einem Durchsetzungsbeschluss abh&#228;ngig, umgekehrt k&#246;nne aber ein Durchsetzungsbeschluss keinen Bestellungsbeschluss legitimieren. Beide Beschl&#252;sse seien anfechtbar, da auch dem Bestellungsbeschluss insbesondere der Mangel der Unbestimmtheit des Durchsetzungsbeschlusses anhafte. Der besondere Vertreter d&#252;rfe nicht, wie schon erw&#228;hnt, zur Geltendmachung von Unterlassungsanspr&#252;chen bestellt werden. Die geltend zu machenden Ersatzanspr&#252;che seien zudem weder 2015 noch zumindest in der Hauptversammlung 2016 hinreichend konkretisiert worden. Es k&#246;nne, wie das LG K&#246;ln entschieden habe (AG 2016, 513), nicht ausreichen, Ersatzanspr&#252;che ins Blaue hinein zu behaupten. Vielmehr m&#252;ssten bereits konkrete Anhaltspunkte f&#252;r eine schadensbegr&#252;ndende Pflichtverletzung vorliegen, diese im Beschlussvorschlag dargestellt werden und eine hinreichende Wahrscheinlichkeit solcher Pflichtverletzungen indizieren. Der anspruchsbegr&#252;ndende Sachverhalt m&#252;sse mindestens im Kern bereits bekannt sein. Sei dies nicht der Fall, fehle es an einer hinreichenden Konkretisierung des Beschlusses. Sei diese mangels ausreichender Informationen im Zeitpunkt der Hauptversammlung nicht m&#246;glich, m&#252;sse eine Beschlussfassung nach &#167; 147 AktG unterbleiben und ggf. zuerst eine Sonderpr&#252;fung durchgef&#252;hrt werden. Die zwischenzeitlich ergangene Entscheidung des OLG K&#246;ln (AG 2016, 513) stehe ihrer Sichtweise nicht entgegen. Die Trennung zwischen der Sonderpr&#252;fung und dem besonderen Vertreter sei zwingend zu beachten. Insoweit bestehe ein Stufenverh&#228;ltnis, nach dem die Sonderpr&#252;fung zur Sachverhaltsaufkl&#228;rung der Beschlussfassung nach &#167; 147 AktG vorgelagert sei. Dass Sonderpr&#252;fer und besonderer Vertreter parallel t&#228;tig werden, sei ausgeschlossen, insoweit seien auch die weitergehenden Ermittlungsbefugnisse und Pr&#252;fungsrechte des Sonderpr&#252;fers zu beachten. Die Befugnisse seien nicht kongruent oder auch nur &#252;berlappend. Andernfalls h&#228;tte dies zur Folge, dass der gleiche Sachverhalt zweimal ermittelt w&#252;rde, wof&#252;r ein Sinn nicht ersichtlich sei. Die von den Nebenintervenienten vertretene Auffassung laufe darauf hinaus, dass die spezifischen Voraussetzungen der Sonderpr&#252;fung sowie vor allem die hohen Anforderungen an eine gerichtliche Bestellung des Sonderpr&#252;fers unterlaufen w&#252;rden. Es sei daran zu erinnern, dass die X3 selbst vor der Hauptversammlung 2015 davon ausgegangen sei, dass es noch einer weiteren Untersuchung und Aufkl&#228;rung bed&#252;rfe. Zu diesem Zweck habe laut ihrem Tagesordnungserg&#228;nzungsverlangen ein Sonderpr&#252;fer bestellt werden sollen, der die tats&#228;chlichen Grundlagen eventueller Schadensersatzanspr&#252;che h&#228;tte aufkl&#228;ren sollen. Zum Zeitpunkt der Hauptversammlung 2015 habe also keinesfalls festgestanden, ob es &#252;berhaupt zu Pflichtwidrigkeiten gekommen sei und evtl. Schadensersatzanspr&#252;che best&#252;nden. Diese Situation habe am 21.07.2016 unver&#228;ndert fortbestanden. &#160; </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Sie, die Kl&#228;gerin, gehe schlie&#223;lich auch weiterhin davon aus, dass in der Person des besonderen Vertreters Bestellungshindernisse l&#228;gen. Auf das Verfahren nach &#167; 147 Abs. 2 S. 2 AktG m&#252;sse sie sich nicht verweisen lassen, zumal aus dieser Norm nicht folge, dass nur eine Ersetzung des besonderen Vertreters m&#246;glich sei. Vielmehr sei anerkannt, dass die Hauptversammlung einen von ihr bestellten besonderen Vertreter jederzeit und unabh&#228;ngig vom Vorliegen besonderer Gr&#252;nde wieder abberufen k&#246;nne und zwar auch isoliert, d.h. ohne gleichzeitige Bestellung eines anderen besonderen Vertreters. Demnach sei nichts daf&#252;r ersichtlich, warum die Ungeeignetheit des besonderen Vertreters nicht im Rahmen einer Anfechtungsklage &#252;berpr&#252;ft werden k&#246;nne. &#220;ber die in der Klageschrift dargestellten Umst&#228;nde hinaus sei erg&#228;nzend auf einen kompetenzwidrigen Versuch des besonderen Vertreters, die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsma&#223;nahme &#8222;Erwerb des A&#8220; zu verhindern, hinzuweisen. Auch habe der besondere Vertreter seine aus der Erkenntnis, dass nach rund einj&#228;hriger Pr&#252;fungsdauer Ersatzanspr&#252;che immer noch nicht festgestellt seien, resultierende Pflicht zur Niederlegung des Mandats missachtet und amtsfremde T&#228;tigkeiten abgerechnet sowie Vertraulichkeitspflichten verletzt, indem er u.a. in diesem Verfahren Aufsichtsratsprotokolle weitergegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht geltend, die Kl&#228;gerin habe keinem Stimmverbot nach &#167; 136 AktG unterlegen. Unter Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde sei ihr Stimmrecht jedenfalls wiederaufgelebt, da der besondere Vertreter keine konkreten Ersatzanspr&#252;che dargetan habe. Es l&#228;gen besondere Gr&#252;nde in der Person des besonderen Vertreters vor, die dessen Wiederbestellung entgegenst&#252;nden. Er habe seine Kompetenzen &#252;berschritten und verletzt und das Amt eines Sonderpr&#252;fers ausge&#252;bt. Au&#223;erdem habe er Verschwiegenheitsplichten verletzt und pflichtwidrig an der Hauptversammlung vom 21.07.2016 nicht teilgenommen. Auch sei ihm widerspr&#252;chliches Verhalten vorzuwerfen. Schlie&#223;lich habe der besondere Vertreter amtsfremde T&#228;tigkeiten abgerechnet.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Akten LG D&#252;sseldorf 40 O 75/15 und 40 O 66/16 waren zu Informationszwecken beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Zur Vervollst&#228;ndigung des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 29.11.2018 sowie die in diesem Urteil getroffenen tats&#228;chlichen Feststellungen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration:underline">II.</span></strong></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Nebeninterventionen sind zuzulassen, &#167; 71 ZPO. Die Berufung der Nebenintervenienten hat jedoch in der Sache keinen Erfolg. Die zul&#228;ssige Anfechtungsklage ist begr&#252;ndet. Das Landgericht hat den von der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 zu Top 9 gefassten Beschluss im Ergebnis mit Recht f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, &#167; 241 Nr. 5 AktG. Der Beschlussinhalt verst&#246;&#223;t gegen das Gesetz, &#167;&#167; 243 Abs. 1, 147 Abs. 2 S. 1 AktG.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><strong>A:</strong> Die Berufung der auf Seiten der Beklagten beigetretenen Streithelfer ist zul&#228;ssig, insbesondere formgerecht sowie innerhalb der gesetzlichen Berufungsfrist eingelegt worden, und statthaft, &#167;&#167; 511 ff. ZPO i.V.m. &#167;&#167; 66 Abs. 2, 69, 70 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Eine Entscheidung &#252;ber die Zulassung der Nebenintervention muss nicht durch Zwischenurteil nach &#167; 71 Abs. 2 ZPO ergehen, sondern kann auch im Endurteil getroffen werden (BGH, Urt. v. 11.02.1982 - III ZR 184/80, NJW 1982, 2070). Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Nebeninterventionen sind erf&#252;llt, &#167;&#167; 66 ff. ZPO. Die Nebenintervenientinnen zu 1) sowie zu 3) bis 7) k&#246;nnen als Aktion&#228;re der Beklagten dem Rechtsstreit sowohl auf Kl&#228;gerseite als auch, wie geschehen, auf Beklagtenseite beitreten. Sie sind im Hinblick auf die sich aus &#167; 248 Abs. 1 S. 1 AktG ergebende Rechtskrafterstreckung und Gestaltungswirkung eines stattgebenden Anfechtungsurteils als notwendige Streitgenossen der unterst&#252;tzten Partei anzusehen, &#167;&#167; 61, 69 ZPO (BGH, Beschl&#252;sse v. 23.04.2007 - II ZB 29/05, BGHZ 172, 136; v. 15.06.2009 - II ZB 8/08, AG 2009, 624 u. v. 14.06.2010 - II ZB 15/09, AG 2010, 709; KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 246 Rn. 203 ff., 222; H&#252;ffer/Koch, AktG, 13. Auflage, &#167; 246 Rn. 4 ff., 7 m.N.; Schwab in Schmidt, K./Lutter, AktG, 3. Auflage 2015, &#167; 246 Rn. 36/40). Auch der Nebenintervenient und Berufungskl&#228;ger zu 2) kann der Anfechtungsklage gegen den Beschluss &#252;ber seine (Wieder-)Bestellung zum besonderen Vertreter auf Seiten der Gesellschaft als Nebenintervenient beitreten. Sein Interventionsinteresse ergibt sich nicht aus einer Rechtskrafterstreckung nach &#167; 248 Abs. 1 S. 1 AktG, sondern aus der Gestaltungswirkung einer Entscheidung, die seine Bestellung und die Entscheidung f&#252;r eine Verfolgung von Ersatzanspr&#252;chen f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, folgt also aus &#167; 241 Nr. 5 AktG (BGH, Beschluss v. 28.04.2015 - II ZB 19/14, ZIP 2015, 1286, juris Tz. 12). Auch der besondere Vertreter ist, da sich die Entscheidung aufgrund ihrer Gestaltungswirkung unmittelbar auf seine Rechtsstellung auswirkt, streitgen&#246;ssischer Nebenintervenient (vgl. zu den Voraussetzungen des &#167; 69 ZPO Z&#246;ller/Althammer, ZPO, 32. Auflage 2018, &#167; 69 Rn. 1 ff., 3 m.N.). Der Zulassung dieser Nebenintervention steht daher auch die Abberufung von C mit Beschluss der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 zu Top 7 nicht entgegen. Der Beitritt ist, wie sogleich unter 2. dargelegt wird, vor der Beendigung des Rechtsstreits und auch ansonsten rechtzeitig erkl&#228;rt worden. Insbesondere gilt die Ausschlussfrist des &#167; 246 Abs. 4 S. 2 AktG nach h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung und der h.M. im Schrifttum nicht zu Lasten des auf Seiten der beklagten Gesellschaft beitretenden Nebenintervenienten (BGH, Beschl&#252;sse v. 15.06.2009 &#8211; II ZB 8/08, AG 2009, 624; u. v. 14.06.2010 &#8211; II ZB 15/09, AG 2010, 709; a.A. unter Darstellung des Meinungsstandes KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 246 Rn. 220/221).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> Der Eintritt der Rechtskraft des Anerkenntnisurteils vom 23.09.2016 ist durch rechtzeitige Einlegung der Berufung gehemmt worden, &#167; 705 S. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><strong>a)</strong> Die Voraussetzungen, unter denen die Rechtskraft unabh&#228;ngig vom Ablauf der Rechtsmittelfrist eintritt, liegen nicht vor (dazu Z&#246;ller/Seibel, ZPO, 32. Auflage, &#167; 705 Rn. 9). Dass beide Parteien gegen&#252;ber dem Gericht nach Erlass des Anerkenntnisurteils den Verzicht auf ein Rechtsmittel erkl&#228;rt haben, ist den Akten nicht zu entnehmen. Die Kl&#228;gerin hat einen solchen Verzicht mit Schriftsatz vom 26.09.2016 erkl&#228;rt. Eine Verzichtserkl&#228;rung der Beklagten ist hingegen nicht zu den Akten gelangt. Unabh&#228;ngig davon w&#228;re die Berufung der streitgen&#246;ssischen Nebenintervenienten auch im Falle eines beiderseitigen Rechtsmittelverzichts zul&#228;ssig (BGH, Beschluss v. 31.03.2008 &#8211; II ZB 4/07, ZIP 2008, 942, juris Tz. 8).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Gem&#228;&#223; &#167; 66 Abs. 2 ZPO kann der Beitritt in jeder Lage des Rechtsstreits bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung erfolgen. Geschieht der Beitritt, wie hier, in Verbindung mit der Einlegung des Rechtsmittels, muss die Rechtsmitteleinlegung zugleich den Anforderungen des &#167; 70 ZPO entsprechen. Dies ist hinsichtlich beider Rechtsmitteleinlegungen der Fall.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><strong>c)</strong> Die Berufungsfrist beginnt f&#252;r den Streithelfer, der im ersten Rechtszug nicht beigetreten ist, mit der Zustellung des Urteils an die Hauptpartei (BGH a.a.O. Tz. 10; Beschluss v. 16.07.2010 &#8211; II ZB 12/09, ZIP 2010, 1822, juris Tz. 3 ff.). Weder f&#252;hrt der Umstand, dass der Beitritt erst nach Erlass und Zustellung des Anerkenntnisurteils erfolgt ist, dazu, dass die Rechtsmittelfrist f&#252;r die Streithelfer gar nicht in Gang gesetzt wird noch haben der Erlass und die Zustellung des Anerkenntnisurteils <span style="text-decoration:underline">vor</span> dem Ablauf der (hier nicht einmal anwendbaren) Frist nach &#167; 246 Abs. 4 S. 2 AktG Auswirkung auf den Beginn der Frist des &#167; 517 ZPO (BGH, Beschluss v. 16.07.2010 - II ZB 12/09, ZIP 2010, 1822, juris Tz. 6 und 7). Die durch die Zustellung des Anerkenntnisurteils an die Prozessbevollm&#228;chtigten der Beklagten am 23.09.2016 am selben Tag in Lauf gesetzte Berufungsfrist des &#167; 517 ZPO endete somit am (Montag) 24.10.2016 und war infolgedessen bei Einlegung der Rechtsmittel am 11.10. 2016 bzw. 14.10.2016 noch nicht abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><strong>d)</strong> Einer (vorsorglich beantragten) Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen der Vers&#228;umung der Berufungsfrist bedurfte es mithin nicht, sodass die entsprechenden Antr&#228;ge der Berufungskl&#228;ger ebenso wie der diesbez&#252;gliche Zur&#252;ckweisungsantrag der Kl&#228;gerin prozessual ins Leere gehen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>B:</strong> Das Anerkenntnisurteil ist f&#252;r den Ausgang des Berufungsverfahrens im Ergebnis ohne entscheidende Bedeutung. Die Beklagte war zwar nicht daran gehindert, das Unterliegen im ersten Rechtszug dadurch herbeizuf&#252;hren, den Anspruch anzuerkennen [dazu unter <strong>1.</strong>]. Jedoch sind die Berufungskl&#228;ger an das Anerkenntnis der Beklagten nicht gebunden [dazu unter <strong>2.</strong>].</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Das Anerkenntnisurteil vom 23.06.2016 beruht allerdings nicht deshalb auf einer Rechtsverletzung, &#167; 513 Abs. 1 ZPO, weil es unzul&#228;ssig ist, da die Beklagte ein Anerkenntnis gem&#228;&#223; &#167; 307 ZPO nicht wirksam abgeben konnte. Das Anerkenntnis der Beklagten ist vielmehr zul&#228;ssig, da deren Organe dazu befugt gewesen sind, eine Entscheidung &#252;ber die Nichtigkeit des strittigen Hauptversammlungsbeschlusses herbeizuf&#252;hren, die nicht auf einer gerichtlichen Kl&#228;rung des Bestehens der geltend gemachten Anfechtungsgr&#252;nde, sondern allein auf einem Anerkenntnis beruht. Durchgreifende Gr&#252;nde daf&#252;r, &#167; 307 ZPO im Beschlussanfechtungsprozess f&#252;r nicht anwendbar zu halten, fehlen. Die Vorschrift findet in allen Zivilverfahren Anwendung. Unanwendbar ist sie nur, soweit ein Sachverhalt der Amtspr&#252;fung durch das Gericht unterliegt sowie im Rahmen der Geltung des Untersuchungsgrundsatzes. Zwar setzt die Zul&#228;ssigkeit des Anerkenntnisses die Dispositionsbefugnis der Parteien &#252;ber den prozessualen Anspruch voraus. Diese ist jedoch unter Ber&#252;cksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen auch in Ansehung der Gestaltungswirkung, welche ein Urteil im aktienrechtlichen Beschlussanfechtungsverfahren besitzt, gegeben.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><strong>a)</strong> Anerkannt ist, dass f&#252;r die Prozessf&#252;hrung einer beklagten Aktiengesellschaft das allgemeine Zivilverfahrensrecht und damit grunds&#228;tzlich der Dispositionsgrundsatz gilt. Als mit Blick auf die Gestaltungswirkung des &#167; 248 AktG unbedenklich werden jedenfalls solche Prozesshandlungen (des Anfechtungskl&#228;gers) angesehen, welche den angefochtenen Beschluss bestehen lassen (vgl. nur H&#252;ffer/Koch, AktG, 13. Aufl., &#167; 246 Rn. 15 m.N.).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Die Zul&#228;ssigkeit des Anerkenntnisses durch die Organe der beklagten Aktiengesellschaft ist umstritten (zum Meinungsstand in Rechtsprechung und Literatur KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 246 Rn. 170-172; H&#252;ffer/Koch a.a.O. Rn. 17; Schwab in Schmidt, K./Lutter, AktG, 3. Aufl. 2015, &#167; 246 Rn. 28). W&#228;hrend die bejahende Auffassung im Kern meint, &#167; 246 AktG gebe nichts daf&#252;r her, den Dispositionsgrundsatz au&#223;er Kraft zu setzen, und darauf verweist, dass der Aktion&#228;r, der ein Anerkenntnis verhindern wolle, dem Rechtsstreit auf Seiten der Gesellschaft beitreten und dem Anerkenntnis widersprechen m&#252;sse, betont die von Koch (a.a.O.) als mittlerweile herrschend bezeichnete Gegenauffassung, dass die Aktiengesellschaft nicht &#252;ber die Wirksamkeit des Beschlusses disponieren d&#252;rfe und verhindert werden m&#252;sse, dass die Entscheidung der Hauptversammlung durch Verwaltungsorgane ausgehebelt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><strong>c)</strong> Der BGH hat die Frage, ob die Organe einer Aktiengesellschaft im Anfechtungsprozess ein Anerkenntnis erkl&#228;ren k&#246;nnen, soweit ersichtlich bislang nicht entschieden. F&#252;r die GmbH hat er diese Frage in seinen Entscheidungen vom 13.03.1975 (II ZR 114/73, NJW 1975, 1273) und vom 12.07.1993 (II ZR 65/92, ZIP 1993, 1228, juris Tz. 10) offengelassen und in dem letztgenannten Urteil darauf abgestellt, dass ein Gesellschafter auf Seiten der beklagten Gesellschaft als Nebenintervenient beigetreten ist und das Anerkenntnis der Beklagten gegen seinen Widerspruch jedenfalls keine Wirkung entfalten konnte. In dem Beschluss vom 10.05.2010 (II ZB 3/09, ZIP 2010, 1366) hat der BGH die Anerkenntnisse der beklagten Aktiengesellschaft, welche den angegriffenen Hauptversammlungsbeschluss ebenfalls nicht bestehen lie&#223;en und zum Erlass von den Beschluss f&#252;r nichtig erkl&#228;renden Anerkenntnisurteilen gef&#252;hrt haben, nur erw&#228;hnt, ohne die Wirksamkeit der Anerkenntnisse zu er&#246;rtern. Da der Beschluss im Kostenfestsetzungsverfahren ergangen ist, waren diesbez&#252;gliche Ausf&#252;hrungen jedoch nicht veranlasst.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><strong>d)</strong> Der Senat schlie&#223;t sich der erstgenannten Auffassung an. Weder &#167; 246 AktG noch einer anderen Vorschrift des AktG ist zu entnehmen, dass die Dispositionsmaxime im Verfahren nach &#167;&#167; 241, 243 AktG nicht gilt. Dass auf die Nichtigkeit eines Beschlusses der Hauptversammlung ausschlie&#223;lich durch ein streitiges Sachurteil erkannt werden kann, ergibt sich aus den Vorschriften des Aktienrechts nicht. Gem&#228;&#223; &#167; 241 AktG ist ein Beschluss nichtig, wenn er unter die dort aufgef&#252;hrten Tatbest&#228;nde f&#228;llt oder auf Anfechtungsklage durch Urteil rechtskr&#228;ftig f&#252;r nichtig erkl&#228;rt worden ist, &#167; 241 Nr. 5 AktG. Die Vorschrift verlangt nach ihrem Wortlaut kein streitiges Urteil. Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Nichtigkeit &#252;ber den Wortlaut der Vorschrift hinaus allein durch ein kontradiktorisches Urteil herbeigef&#252;hrt werden kann, sind nicht zu erkennen. Entscheidend ist jedoch, dass eine gegen den Willen der Aktion&#228;re stattfindende Disposition der Gesellschaftsorgane &#252;ber die Wirksamkeit des von der Hauptversammlung gefassten Beschlusses ausgeschlossen und sichergestellt ist, dass die Aktion&#228;re an einer Disposition der Organe &#252;ber den Beschluss entweder zustimmend mitwirken oder diese Disposition auch verhindern k&#246;nnen. Durch den bestehenden Rechtsrahmen ist in einer Art. 103 Abs. 1 GG und den Geboten effektiven Rechtsschutzes sowie eines fairen Verfahrens gen&#252;genden Weise gew&#228;hrleistet, dass die beklagte Gesellschaft kein Anerkenntnis gegen den Willen von Personen abgibt, f&#252;r und gegen die das Urteil gem&#228;&#223; &#167; 248 AktG wirkt. Denn es soll nicht nur die Doppelvertretung der Gesellschaft gem&#228;&#223; &#167; 246 Abs. 2 S. 2 AktG etwaigen Missbr&#228;uchen zumindest grunds&#228;tzlich vorbeugen, sondern Aktion&#228;re haben auch und gerade dann, wenn sie aufgrund bestimmter Umst&#228;nde annehmen, dass dieser Schutz versagen k&#246;nnte, die M&#246;glichkeit, nicht nur dem Anfechtungskl&#228;ger, sondern auch der Aktiengesellschaft im Anfechtungsprozess als Nebenintervenienten gem&#228;&#223; &#167; 66 ZPO beizutreten. Den Aktion&#228;ren ist die Verteidigung keineswegs &#8222;aus der Hand geschlagen&#8220; (so Schwab a.a.O.), weil nach &#167; 246 Abs. 2 S. 1 AktG die Anfechtungsklage zwingend gegen die Gesellschaft zu richten ist. Wie oben unter 1. und 2. dargestellt, besteht f&#252;r jeden Aktion&#228;r in jeder Lage des Verfahrens bis zu dessen rechtskr&#228;ftigem Abschluss die M&#246;glichkeit zur Nebenintervention, sei es auf Seiten des Kl&#228;gers oder auf Seiten der Beklagten. Da der Aktion&#228;r als streitgen&#246;ssischer Nebenintervenient einem Anerkenntnis der Gesellschaft (unter Umst&#228;nden auch nachtr&#228;glich) widersprechen und wie die Hauptpartei Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen kann, sind die Vertretungsorgane daran gehindert, den Prozessverlust gegen den Willen der Aktion&#228;re der Gesellschaft herbeizuf&#252;hren. Dass Vorstand und Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft durch ein im Anfechtungsprozess erkl&#228;rtes Anerkenntnis Rechtswirkungen erzielen k&#246;nnen, welche sie aufgrund ihrer grunds&#228;tzlichen Bindung an Beschl&#252;sse der Hauptversammlung au&#223;erhalb des Anfechtungsverfahrens nicht herbeif&#252;hren k&#246;nnten, ist zwar zutreffend, spricht aber nach der Ansicht des Senats nicht zwingend gegen die Zul&#228;ssigkeit eines Anerkenntnisses. Des Schutzes durch eine vollst&#228;ndige Suspendierung der Dispositionsmaxime bed&#252;rfen die Aktion&#228;re nicht. Art. 103 Abs. 1 GG verlangt nicht, dass der betroffene Grundrechtstr&#228;ger tats&#228;chlich geh&#246;rt wird, sondern nur, dass ihm die M&#246;glichkeit einger&#228;umt wird, sich mit zumutbarem Aufwand bei Gericht Geh&#246;r zu verschaffen. Das aber ist der Fall (so wohl auch Schwab in Schmidt, K./Lutter, AktG, 3. Aufl. 2015, &#167; 246 Rn. 35 ff.). Eine Beiladungspflicht besteht zwar im Beschlussm&#228;ngelverfahren nicht. Auch besteht keine Pflicht des Gerichts, den als Nebenintervenienten in Betracht kommenden, aber bis zum Erlass des erstinstanzlichen Urteils noch nicht beigetretenen Personen das Urteil zuzustellen oder ihnen hiervon Mitteilung zu machen (BGH, Beschluss v. 16.07.2010 &#8211; II ZB 12/09, ZIP 2010, 1822, juris Tz. 4/5 m.w.N.). Die Gesellschaft unterliegt aber den Bekanntmachungspflichten nach &#167;&#167; 246 Abs. 4 S. 1, 248a AktG, sodass auch und gerade f&#252;r jeden Aktion&#228;r, der f&#252;r den angefochtenen Beschluss gestimmt hat, die M&#246;glichkeit besteht, sich an dem Rechtsstreit, ggf. auch erst in zweiter Instanz, aktiv zu beteiligen und eine Entscheidung durch ein Anerkenntnisurteil zu verhindern. Nach dem Daf&#252;rhalten des Senats kann es, wie der vorliegende Fall veranschaulicht, f&#252;r die Wirksamkeit des Anerkenntnisses auch nicht entscheidend darauf ankommen, ob sich die Aktion&#228;re darauf verlassen k&#246;nnen, dass die Gesellschaft f&#252;r den von ihnen gefassten Beschluss streitet. Hier mag die klagende Mehrheitsaktion&#228;rin darauf vertraut haben, dass die beklagte Gesellschaft nicht mit gro&#223;er Verve f&#252;r den von ihrer Hauptversammlung gefassten Beschluss streiten wird. Anderes gilt aber in Bezug auf die Aktion&#228;re, die f&#252;r den Beschluss zu Top 9 gestimmt haben. Die Frage der (Un)Zul&#228;ssigkeit eines prozessualen Anerkenntnisses ist aber auch und gerade unter den Aspekten der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit grunds&#228;tzlich und damit unabh&#228;ngig von dem jeweiligen Einzelfall zu beantworten. Zudem kann eine Verpflichtung von Vorstand und Aufsichtsrat, den angefochtenen Beschluss aufgrund ihrer Bindung an Hauptversammlungsbeschl&#252;sse gegen die Angriffe des Kl&#228;gers zu verteidigen (so Schwab a.a.O. unter Hinweis auf OLG Hamm NJW-RR 1987, 1319 u.a.), zumindest f&#252;r den Vorstand jedenfalls dann nicht unterstellt werden, wenn er selbst rechtliche Bedenken gegen den Beschluss hat. Mit Blick auf die dem Vorstand &#252;bertragene Aufgabe, f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Korporationshandelns zu sorgen (BGH, Urt. v. 30.06.2015 &#8211; II ZR 142/14, NZG 2015, 1227, juris Tz. 45), erm&#246;glicht die Anfechtungsbefugnis nach &#167; 245 Nr. 4 AktG dem Vorstand eine Legalit&#228;tskontrolle der Hauptversammlungsbeschl&#252;sse. Der Aktion&#228;r ist daher gehalten, sich &#252;ber den Gang des Verfahrens zu informieren, um ggf. noch beitreten zu k&#246;nnen. Ihm wird damit auch nichts Unzumutbares abverlangt. Zumal dann, wenn der Aktion&#228;r selbst den Beschlussantrag gestellt oder f&#252;r diesen Antrag gestimmt hat, kann von ihm erwartet werden, dass er den gefassten Beschluss im Falle einer hiergegen erhobenen Anfechtungsklage auch verteidigt. Allein das blo&#223;e Bestehen der M&#246;glichkeit, dass es die Aktion&#228;re unterlassen, mit der Gesellschaft f&#252;r den Beschluss zu streiten oder die Disposition der Verwaltungsorgane &#252;ber den Hauptversammlungsbeschluss gegen ihren darin dokumentierten Willen zu verhindern, rechtfertigt die Annahme einer generellen Unzul&#228;ssigkeit des Anerkenntnisses nicht. Es erscheint auch nicht &#252;berzeugend, der Aktiengesellschaft mit der wohl h.M. (so Koch a.a.O. Rn. 16) zwar zu gestatten, den Prozessverlust faktisch herbeizuf&#252;hren, indem sie Tatsachen zugesteht oder die Gest&#228;ndnisfiktion gem&#228;&#223; &#167; 331 Abs. 1 S. 1 ZPO ausl&#246;st, ihr aber die M&#246;glichkeit, ein Anerkenntnis zu erkl&#228;ren, zu versagen. Eine tragf&#228;hige sachliche Rechtfertigung f&#252;r eine solche Differenzierung vermag der Senat nicht zu erkennen, zumal eine mittelbare Disposition &#252;ber den Anspruch auch in dem faktischen Herbeif&#252;hren des Prozessverlustes liegt.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> Die Berufung ist andererseits nicht schon deshalb unbegr&#252;ndet, weil das Anerkenntnisurteil aufgrund der Bindungswirkung des Anerkenntnisses nur eingeschr&#228;nkt angegriffen werden kann (vgl. nur Z&#246;ller/Feskorn, ZPO, 32. Auflage, vor &#167; 306 Rn. 4 und &#167; 307 Rn. 13). Das Anerkenntnis der Beklagten wirkt nicht gegen deren streitgen&#246;ssische Nebenintervenienten, &#167;&#167; 61, 62, 307 ZPO. Ein Anerkenntnis entfaltet seine Wirkung nur, wenn es durch alle Streitgenossen erfolgt (Z&#246;ller/Althammer, ZPO, 32. Auflage, &#167; 62 Rn. 26). Daran fehlt es, da die Streitgenossen der Beklagten dem Anerkenntnis mit ihrer Berufung und somit bevor es zu einer unanfechtbaren Entscheidung gekommen ist, widersprochen haben. Anerkannt ist, dass der streitgen&#246;ssische Nebenintervenient einem von der Gesellschaft erkl&#228;rten Anerkenntnis widersprechen kann (so in einem vergleichbaren Fall BGH, Beschluss v. 31.03.2008 - II ZB 4/07, ZIP 2008, 942, juris Tz. 8 m.w.N.). Dass der Widerspruch nicht schon im ersten Rechtszug erkl&#228;rt worden ist, sondern erst im Rahmen der Berufungseinlegung, steht dem Fehlen der Bindungswirkung nicht entgegen. Wenn sich selbst s&#228;umige Streitgenossen von dem mit Gesamtwirkung nach &#167;&#160;62 Abs.&#160;1 ZPO vorgenommenen Prozessverhalten des nicht S&#228;umigen wieder l&#246;sen k&#246;nnen, sofern es noch nicht zu einer unanfechtbaren Endentscheidung gekommen ist (BGH, Urt. v. 23.10.2015 &#8211; V ZR 76/14, NJW 2016, 716, juris Tz. 16), muss erst recht, wovon auch der BGH in dem Beschluss vom 31.03.2008 (II ZB 4/07) ohne n&#228;here Begr&#252;ndung auszugehen scheint, der nicht s&#228;umige und zul&#228;ssigerweise im Rahmen der Berufungseinlegung Beitretende einem im ersten Rechtszug erkl&#228;rten Anerkenntnis nachtr&#228;glich widersprechen k&#246;nnen. Eine abweichende Sichtweise w&#228;re mit dem Gebot effektiver Rechtsschutzgew&#228;hrung unvereinbar. Darauf, dass sie die M&#246;glichkeit gehabt h&#228;tten, die Beendigung des Rechtsstreits durch Erlass eines Anerkenntnisurteils durch einen rechtzeitigen Beitritt zu verhindern, m&#252;ssen sich die Nebenintervenienten entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin nicht verweisen lassen. Zwar hat die Beklagte ihre Bekanntmachungspflichten nach &#167; 246 Abs. 4 S. 1 AktG erf&#252;llt, indem sie die am 09.09.2016 erfolgte Klageerhebung am 14.09.2016 bekanntgemacht hat (Anlage B1). Darin hei&#223;t es aber, was zu diesem Zeitpunkt noch zutreffend war, dass ein G&#252;te- und Verhandlungstermin bestimmt wurde auf den 16.11.2016. Nur wenige Tage sp&#228;ter, n&#228;mlich unter dem 19.09.2016, wurde das Anerkenntnis erkl&#228;rt. Die Beendigung des Anfechtungsprozesses hat die Beklagte im &#220;brigen erst am 10.10.2016 unter Hinweis auf die Rechtskraft des Urteils aufgrund eines Rechtsmittelverzichts beider Parteien bekanntgemacht (Anlage MP2).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><strong>C:</strong> Die Kl&#228;gerin ist anfechtungsbefugt, &#167; 245 Nr. 1 AktG. Sie h&#228;lt 10.327.560 St&#252;ckaktien der Beklagten, die sie schon vor Bekanntmachung der Tagesordnung erworben hatte. F&#252;r die Kl&#228;gerin hat Rechtsanwalt L an der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 teilgenommen. Dieser hat gegen den Beschluss zu Top 9 Widerspruch zu der Niederschrift des Notars M (Anlage K 10) erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><strong>D:</strong> Die Anfechtungsfrist ist gewahrt. Die Klage ist zwar nicht innerhalb der am (Montag) 22.08.2016 endenden Monatsfrist des &#167; 246 Abs. 1 AktG erhoben worden, &#167; 253 Abs. 1 ZPO. Die am 21.08.2016 per Telefax und am 22.08.2016 im Original beim Landgericht eingegangene Klage ist den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats der Beklagten jedoch am 09.09.2016 und damit demn&#228;chst i.S.d. &#167; 167 ZPO (vgl. dazu nur Z&#246;ller/Schultzky/Greger, ZPO, 32. Auflage, &#167; 167 Rn. 10) zugestellt worden, sodass die Zustellung auf den Zeitpunkt des Klageeingangs zur&#252;ckwirkt, &#167; 167 ZPO. Die Zustellung ist bereits in nicht allzu erheblichem zeitlichem Abstand vom Fristablauf erfolgt. Au&#223;erdem hat die Kl&#228;gerin alles ihr Zumutbare f&#252;r eine alsbaldige Zustellung der Klage getan, indem sie den Streitwert beziffert und einen Verrechnungsscheck &#252;ber die nach diesem Streitwert anfallenden Gerichtskosten beigef&#252;gt hat.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><strong>E:</strong> Die Klage ist begr&#252;ndet. Der in der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 zu Top 9 gefasste Beschluss &#252;ber die (Wieder-)Bestellung des Nebenintervenienten zu 2) zum besonderen Vertreter ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 241 AktG nichtig, kann aber wegen einer Verletzung des Gesetzes erfolgreich angefochten werden, &#167; 243 AktG.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Gr&#252;nde f&#252;r eine - vorrangig zu pr&#252;fende - Nichtigkeit des Beschlusses hat die Kl&#228;gerin nicht dargetan. Die Nichtigkeit l&#228;sst sich nicht auf eine fehlerhafte Feststellung des Abstimmungsergebnisses zu Top 9 durch den gerichtlich bestellten Versammlungsleiter st&#252;tzen [dazu unter <strong>a)</strong> und <strong>b)</strong>]. Ein Einberufungsmangel i.S.v. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 241 Nr. 1 AktG liegt nicht vor [dazu unter <strong>c)</strong>]. Die Nichtigkeit folgt auch nicht aus&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 241 Nr. 3 AktG [dazu unter <strong>d)</strong>].</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><strong>a)</strong> Ob die Nebenintervenientin zu 1) ihre Rechte aus den von ihr gehaltenen Aktien wegen einer Verletzung von gesetzlichen Mitteilungspflichten aus &#167; 21 WpHG (in der vom 02.07.2016 bis 02.01.2018 g&#252;ltigen Fassung, nachfolgend: a.F.) i.V.m. &#167; 22 WpHG (in der vom 26.11.2015 bis 02.01.2018 g&#252;ltigen Fassung, nachfolgend: a.F.)&#160; gem&#228;&#223; &#167; 28 Abs. 1 S. 1 WpHG (in der vom 26.11.2015 bis 02.01.2018 g&#252;ltigen Fassung, nachfolgend: a.F.) zum Zeitpunkt der Hauptversammlung verloren hatte, kann an dieser Stelle offenbleiben. Selbst wenn die X3 einem umfassenden Rechtsverlust nach diesen Vorschriften unterlegen h&#228;tte, w&#228;re der Beschluss nicht nichtig. Ein Hauptversammlungsbeschluss, bei dem vom Stimmrecht ausgeschlossene Stimmen mitgez&#228;hlt worden sind und der auf der Ber&#252;cksichtigung dieser Stimmen beruht, w&#228;re nicht nichtig, sondern anfechtbar (BGH, Beschluss v. 29.04.2014 &#8211; II ZR 262/13, ZIP 2014, 1677, juris Tz. 8; Urt. v. 24.04.2006 - II ZR 30/05, ZIP 2006, 1134, juris Tz. 26; statt Anderer: KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 243 Rn. 76; H&#252;ffer/Koch, AktG, 13. Auflage, &#167; 241 Rn 3 m.w.N.; Schneider in Assmann/Schneider (Hrsg.), WpHG, 6. Auflage 2012, &#167; 28 Rn. 28).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Unabh&#228;ngig davon, dass die Kl&#228;gerin als die Aktion&#228;rin, gegen welche die angeblichen Ersatzanspr&#252;che geltend zu machen sind, zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 136 Abs. 1 Alt. 3 AktG wegen einer Interessenkollision von dem gerichtlich bestellten Versammlungsleiter bei der Abstimmung zu Top 9 vom Stimmrecht ausgeschlossen worden ist, gilt insofern nichts anderes wie f&#252;r das Mitz&#228;hlen vom Stimmrecht ausgeschlossener Stimmen. Die Feststellung der Beschlussfassung durch den Versammlungsleiter gem&#228;&#223; &#167;&#167; 130 Abs. 2, 133 AktG und die Beurkundung nach &#167; 130 Abs. 1 S. 1 AktG konstituieren einen Hauptversammlungsbeschluss auch dann mit dem entsprechenden Inhalt, wenn ein Teilnehmer zu Unrecht wegen eines vermeintlichen Stimmverbots von der Abstimmung ausgeschlossen bzw. seine Stimme zu Unrecht nicht ber&#252;cksichtigt worden ist. Auch ein solcher Beschluss w&#228;re nicht nichtig, sondern nur anfechtbar (KK-AktG/Tr&#246;ger, 3. Auflage 2017, &#167; 133 Rn. 186 u. &#167; 136 Rn. 98; H&#252;ffer/Koch a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"><strong>c)</strong> Ein zur Nichtigkeit nach &#167; 241 Nr. 1 AktG f&#252;hrender Einberufungsmangel liegt nicht vor. Die Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 ist nicht unter Versto&#223; gegen &#167; 121 Abs. 2 und 3 oder Abs. 4 AktG einberufen worden. Dass die vom Vorstand gem&#228;&#223; &#167; 122 Abs. 2 AktG veranlasste Erweiterung der Tagesordnung und deren Bekanntmachung aufgrund des Erg&#228;nzungsverlangens der X3 (Anlage K 12) bei unterstelltem Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG a.F. zur Nichtigkeit f&#252;hren w&#252;rde, macht die Kl&#228;gerin selbst nicht geltend. Dies w&#228;re auch nicht der Fall. Nichtigkeit tritt bei Verst&#246;&#223;en gegen die &#167;&#167; 121, 122 AktG respektive bei Fehlern bei der Vorbereitung der Hauptversammlung nur in den gesetzlich geregelten F&#228;llen ein, im &#220;brigen kommt nur die Anfechtung in Betracht (vgl. nur KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2011, vor &#167;&#167; 121 Rn. 19 ff., 21 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><strong>d)</strong> Ein zur Nichtigkeit f&#252;hrender Mangel des Hauptversammlungsbeschlusses i.S.v. &#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 241 Nr. 3 AktG liegt nicht vor. Nach ganz &#252;berwiegend vertretener Auffassung tritt die Nichtigkeit eines Beschlusses nicht bei jedem Inhaltsversto&#223; gegen zwingendes Aktienrecht, sondern nur bei einem Inhaltsversto&#223; gegen Grundprinzipien des Aktienrechts ein (BGH, Urt. v. 20.09.2004 &#8211; II ZR 288/02, BGHZ 160, 253; aus dem Schrifttum KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 241 Rn. 92/93, 94 ff. m.w.N.). Allerdings sind kompetenz&#252;berschreitende Hauptversammlungsbeschl&#252;sse mangels Rechtsmacht der Hauptversammlung nach dieser Vorschrift nichtig, wobei dahinstehen kann, ob dies dogmatisch mit einer darin liegenden Ber&#252;hrung &#246;ffentlicher Interessen oder einer Unvereinbarkeit mit dem Wesen der Aktiengesellschaft zu begr&#252;nden w&#228;re. Einen derartigen Beschluss hat die Hauptversammlung der Beklagten zu Top 9 jedoch nicht gefasst.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"><strong>aa)</strong> Zwar werden die inhaltlichen Anforderungen an Hauptversammlungsbeschl&#252;sse nach &#167; 147 Abs. 1 und 2 AktG ganz wesentlich auch anhand einer Abgrenzung der dem besonderen Vertreter nach &#167; 147 AktG zugewiesenen Aufgaben von denjenigen der Verwaltungsorgane der Gesellschaft einerseits sowie des Sonderpr&#252;fers nach &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 142 AktG entwickelt und wird auf dieser Grundlage von Teilen des Schrifttums ein zu unbestimmter Beschluss als unzul&#228;ssiger Eingriff in die Kompetenzen der Verwaltung gewertet. Ob sich mit einem Eingriff in dem Sonderpr&#252;fer zustehende Kompetenzen durch einen Beschluss gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 2 AktG ein Versto&#223; gegen Grundprinzipen des Aktienrechts begr&#252;nden lie&#223;e, erscheint zweifelhaft, kann aber dahinstehen. Der Schwerpunkt bei der Inhaltskontrolle liegt nicht bei einem etwaigen Kompetenzversto&#223;, sondern bei der Pr&#252;fung der Frage der ausreichenden Bestimmtheit der dem besonderen Vertreter mit dem angefochtenen Beschluss zur Geltendmachung &#252;bertragenen Ersatzanspr&#252;che, bei deren Beurteilung die gesetzlich zugewiesenen Aufgaben des Sonderpr&#252;fers nur ein Aspekt sind. Ein Hauptversammlungsbeschluss, der hinsichtlich des zugrunde liegenden Sachverhalts nicht hinreichend bestimmt ist und den geltend zu machenden Ersatzanspruch nicht hinreichend konkretisiert, ist daher nach - vom Senat f&#252;r zutreffend gehaltener - herrschender Auffassung nicht nichtig (so aber z.B. Kocher/L&#246;nner, ZIP 2016, 653 ff., 657), sondern anfechtbar (statt anderer Spindler in K. Schmidt/Lutter, AktG, 3. Auflage 2015, &#167; 147 Rn. 9 m.N.). Aus diesen Gr&#252;nden f&#252;hrt auch ein mit der T&#228;tigkeit des besonderen Vertreters als &#8222;verkappter Sonderpr&#252;fer&#8220; begr&#252;ndeter Rechtsmissbrauchsvorwurf lediglich zur Anfechtbarkeit des Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong> Durch den Beschluss wird nicht in die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungskompetenzen des Vorstands eingegriffen. Anders als von Kl&#228;gerin und Beklagter dargestellt, zielte schon der Ausgangsbeschluss vom 16./17.07.2015 nicht auf einen (von &#167; 147 AktG nicht umfassten) Anspruch auf Unterlassung oder Unterbindung des Erwerbs der Anteile an der A ab, sondern auf die Geltendmachung der angeblich aus dem Erwerb resultierenden Ersatzanspr&#252;che durch den besonderen Vertreter.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><strong>cc)</strong> Die auf einem anders gelagerten Sachverhalt beruhende Entscheidung des LG Heidelberg, auf welche sich die Kl&#228;gerin bezieht (Urt. v. 21.03.2017, 11 O 11/16 KfH, Anlage K 27), gibt f&#252;r den vorliegenden Fall nichts her. Nach dem Verst&#228;ndnis des LG Heidelberg war der besondere Vertreter dort nicht mit der Geltendmachung von in &#167; 147 Abs. 1 AktG genannten Ersatzanspr&#252;chen beauftragt worden, sondern damit, Anspr&#252;che auf R&#252;ckzahlung angeblich zu Unrecht erhaltener Dividenden gegen Aktion&#228;re zu verfolgen, worin es einen zur Nichtigkeit f&#252;hrenden Versto&#223; gegen die aktiengesetzliche Kompetenzordnung (&#167; 78 AktG) gesehen hat. Hier relevante Aussagen sind diesem Urteil, anders als der nachgehenden Entscheidung des OLG Karlsruhe vom 14.03.2018 (11 U 35/17, AG 2018, 367), auf die unter 3. noch einzugehen sein wird, nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> Der Beschluss zu Top 9 vom 21.07.2016 ist nicht unter Versto&#223; gegen eine Vorschrift des Verfahrensrechts zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"><strong>a)</strong> Auf einen Rechtsverlust gem&#228;&#223; &#167; 28 WpHG a. F. l&#228;sst sich eine Anfechtung nicht st&#252;tzen. Die Kl&#228;gerin, die nach allgemeinen Grunds&#228;tzen die Darlegungslast hinsichtlich des Anfechtungsgrundes tr&#228;gt, auf den sie ihre Klage st&#252;tzen will (BGH, Urt. v. 24.04.2006 &#8211; II ZR 30/05, ZIP 2006, 1134, juris Tz. 21), hat nicht schl&#252;ssig dargetan, dass die Rechte aus den Aktien der X3 wegen Vorliegens eines der Tatbest&#228;nde des &#167; 22 WpHG a.F. Herrn G zuzurechnen sind, dieser gegen gesetzliche Mitteilungspflichten gem&#228;&#223; &#167; 21 WpHG a.F. versto&#223;en hat und die X3 daher gem&#228;&#223; &#167; 28 WpHG a.F. einem umfassenden Rechtsverlust unterliegt. Zwar hat die Kl&#228;gerin durchaus Umst&#228;nde vorgetragen, die eine unter &#167; 22 WpHG a.F. subsumierbare Verbindung zwischen dem vormaligen Aktion&#228;r der Beklagten, Herrn G, und der X3 auch in Ansehung der beiden Erwerbs- und &#220;bertragungsvorg&#228;nge (von Herrn G auf die X4 einerseits und von dieser, d.h. der X4 auf die X3 andererseits) m&#246;glich erscheinen lassen. Jedoch tragen diese Umst&#228;nde die Feststellung eines Zurechnungstatbestandes aus &#167; 22 WpHG a.F. und damit auch des Stimmrechtsverlustes nach &#167; 28 WpHG a.F. nicht, weil die Kl&#228;gerin nur Vermutungen zum Hintergrund der Transaktionen des Herrn G anstellt und - aufgrund von &#220;bereinstimmungen personeller und/oder geografischer Art - denkbare Verh&#228;ltnisse der Handelnden aufzeigt, ohne einen Zurechnungstatbestand konkret nachzuweisen. F&#252;r die Ansicht der Kl&#228;gerin, bis zur Widerlegung ihrer Vorw&#252;rfe sei davon auszugehen, dass die Beteiligung an der Beklagten nach wie vor Herrn G zuzurechnen sei, fehlt jedenfalls eine rechtliche Grundlage. Gleiches gilt f&#252;r ihre Auffassung, die Nebenintervenientin zu 1) treffe eine sekund&#228;re Darlegungslast. N&#228;here Ausf&#252;hrungen sind jedoch mangels Entscheidungserheblichkeit entbehrlich. Denn selbst wenn ein Rechtsverlust nach &#167; 28 WpHG a.F. unterstellt w&#252;rde, erg&#228;be sich daraus kein Anfechtungsgrund.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><strong>aa)</strong> Richtig ist zwar, dass von der Sanktion des &#167; 28 WpHG a.F. alle dem Aktion&#228;r aus seinen Aktien zustehenden Rechte einschlie&#223;lich derjenigen, die der Aktion&#228;r im Rahmen der Hauptversammlung wahrnehmen kann, betroffen w&#228;ren (BGH a.a.O. Tz. 14 m.w.N.). Bei der Anfechtung eines Hauptversammlungsbeschlusses mit der Begr&#252;ndung, wegen unzureichender oder falscher Mitteilungen habe ein Stimmrechtsverlust bestanden, ist aber ma&#223;geblich, ob bei richtiger Stimmenz&#228;hlung ein anderes Ergebnis festzustellen gewesen w&#228;re. Eine Anfechtung wegen eines Verfahrensfehlers bei Stimmverlust ist nur dann begr&#252;ndet, wenn die fehlerhafte Ber&#252;cksichtigung von Stimmen auch Einfluss auf das Beschlussergebnis hatte (BGH, Beschluss v. 29.04.2014 &#8211; II ZR 262/13, ZIP 2014, 1677 m.w.N.). Das ist nicht der Fall. Da der Beschluss zu Top 9 bei nur 5.730 Nein-Stimmen entsprechend 0,07% des Grundkapitals mit 7.979.825 Stimmen entsprechend 99,93% der g&#252;ltigen Stimmen gefasst worden ist (Anlage MP8), w&#228;re er auch dann mit der gem&#228;&#223; &#167; 133 AktG erforderlichen einfachen Mehrheit der abgegebenen g&#252;ltigen Stimmen gefasst worden, wenn die 6.692.400 Stimmen der Nebenintervenientin zu 1) nicht ber&#252;cksichtigt worden w&#228;ren. Es verblieben 1.287.425 Ja-Stimmen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong> Der Beschluss ist auch nicht deshalb wegen eines Einberufungsmangels anfechtbar, weil die X3 zu dem Erg&#228;nzungsverlangen nicht befugt gewesen ist und der Vorstand der Beklagten dem an ihn gerichteten Verlangen nicht h&#228;tte nachkommen d&#252;rfen. Nach &#167; 122 Abs. 2 S. 1 AktG k&#246;nnen Aktion&#228;re, die &#252;ber die erforderliche Mindestbeteiligung verf&#252;gen, verlangen, dass bestimmte Gegenst&#228;nde auf die Tagesordnung gesetzt und bekanntgemacht werden. Dass das Erg&#228;nzungsverlangen der &#252;ber die gesetzliche Mindestbeteiligung verf&#252;genden X3 den formellen Anforderungen gen&#252;gt hat und fristgerecht eingegangen ist, &#167; 122 Abs. 2 S. 2 und 3 AktG, steht au&#223;er Streit. Dass die Rechtsaus&#252;bung der X3 insoweit rechtsmissbr&#228;uchlich gewesen sei, macht die Kl&#228;gerin nicht geltend. Somit hatte sich der Vorstand mit dem an ihn gerichteten Erg&#228;nzungsverlangen im Rahmen einer gebundenen Entscheidung unverz&#252;glich zu befassen (KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2011, &#167; 122 Rn. 73/74; sowie H&#252;ffer/Koch, &#167; 122 Rn. 7; zum Einberufungsverlangen nach &#167; 122 Abs. 1 AktG Senat, Urt. v. 05.07.2012 &#8211; I-6 U 69/11, AG 2013, 264, juris Tz. 85). Kommt der Vorstand dem Minderheitsverlangen nach Erg&#228;nzung der Tagesordnung nach, obwohl er wegen formeller oder inhaltlicher Defizite hierzu nicht verpflichtet gewesen w&#228;re, so bleibt die Erg&#228;nzung aber gleichwohl g&#252;ltig. F&#252;r die Frage der Anfechtung der gefassten Beschl&#252;sse ist es aufgrund der Gestaltungwirkung der Beschl&#252;sse nicht mehr von Bedeutung, ob die Erm&#228;chtigung zu Recht erteilt wurde (so zur gerichtlichen Erm&#228;chtigung zur Einberufung einer Hauptversammlung und Erg&#228;nzung der Tagesordnung BGH, Beschluss v. 08.05.2012 &#8211; II ZB 17/11, ZIP 2012, 1313, juris Tz. 8). Die Anfechtung des gefassten Beschlusses kann wegen der Gestaltungswirkung der gerichtlichen Erm&#228;chtigung nicht darauf gest&#252;tzt werden, dass eine gerichtliche Erm&#228;chtigung zur Einberufung der Hauptversammlung oder zur Beschlussfassung &#252;ber Minderheitsantr&#228;ge nicht h&#228;tte erteilt werden d&#252;rfen (BGH a.a.O. Tz. 9). Zwar fehlt der Entscheidung des Vorstands, dem Verlangen nach Erg&#228;nzung der Tagesordnung nachzukommen, eine vergleichbare Wirkung. Jedoch kann mit Blick auf die Kompetenzen und Aufgaben des Vorstands nach &#167;&#167; 121, 122, 124 AktG vorliegend nichts grundlegend anderes gelten. Entscheidend ist, dass die Erg&#228;nzung der Tagesordnung unstreitig rechtzeitig und ordnungsgem&#228;&#223; bekanntgemacht worden ist. Der im Ansatz in der Sache berechtigte Einwand der Kl&#228;gerin, der Vorstand habe nicht das Recht, die Vorbereitungszeit der Aktion&#228;re zu verk&#252;rzen, geht daher ins Leere.&#160; Beschl&#252;sse, welche die Hauptversammlung sodann in eigener Verantwortlichkeit (Senat a.a.O. Tz. 86) fasst, sind jedenfalls nicht allein deshalb fehlerhaft, weil eine Verpflichtung mit der Befassung mit den davon ber&#252;hrten Beschlussgegenst&#228;nden nicht bestanden hat (so auch M&#252;KoAktG/Kubis, 4. Auflage 2018, &#167; 122 Rn. 42 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Dass es an einem wirksamen Beschlussantrag fehlte, macht die Kl&#228;gerin im Berufungsrechtszug unter dem Aspekt des &#167; 28 WpHG a.F. nicht mehr geltend. Dies w&#228;re auch nicht der Fall. Selbst wenn die Tagesordnung pflichtwidrig erg&#228;nzt worden w&#228;re, k&#246;nnte die Fehlerhaftigkeit eines Beschlusses nicht allein darauf gest&#252;tzt werden, der Beschlussantrag beruhe auf dem Verlangen eines einem umfassenden Stimmrechtsausschluss unterliegenden Aktion&#228;rs. Der Versammlungsleiter hat den form- und fristgerecht bekanntgemachten Antrag zu Top 9 zur Abstimmung gestellt und die Hauptversammlung hat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Darauf, ob N aufgrund eines Stimmrechtsverlustes der X3 f&#252;r diese, wie die Kl&#228;gerin erstinstanzlich noch gemeint hat, nicht das Wort h&#228;tte ergreifen d&#252;rfen, kommt es demnach nicht entscheidend an.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><strong>c)</strong> Einen rechtserheblichen Durchf&#252;hrungsfehler und einen hierdurch zu besorgenden Eingriff in das Teilnahmerecht der Aktion&#228;re aus &#167; 118 Abs. 3 AktG hat die Kl&#228;gerin nicht schl&#252;ssig dargetan. Soweit sie im ersten Rechtszug hierzu lediglich vorgebracht hat, die Aktion&#228;re h&#228;tten den Ausf&#252;hrungen des Vertreters der X3, N, u.a. wegen ihrer L&#228;nge, nicht folgen k&#246;nnen, h&#228;lt sie an dieser Rechtsauffassung nicht fest. Ein Anfechtungsgrund nach &#167; 243 Abs. 1 AktG ist demnach nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks"><strong>3.</strong> Der Beschluss zu Top 9 kann aber wegen seines Inhalts erfolgreich angefochten werden. Er verst&#246;&#223;t gegen &#167; 147 Abs. 2 S. 1 AktG, weil ihm nicht mit der erforderlichen Eindeutigkeit entnommen werden kann, welche Ersatzanspr&#252;che von dem besonderen Vertreter geltend gemacht werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><strong>a)</strong> Der Senat ist an einer Nichtigerkl&#228;rung des zu Top 9 gefassten Beschlusses wegen fehlender Bestimmtheit nicht schon aus formellen Gr&#252;nden gehindert. Die hiergegen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgebrachten und mit nicht nachgelassenem Schriftsatz vom 13.12.2018 vertieften Einw&#228;nde der Nebenintervenientin und Berufungskl&#228;gerin zu 1) greifen nicht durch. Weder ist von einer Vorgreiflichkeit der Entscheidung &#252;ber die Wirksamkeit des Geltendmachungsbeschlusses nach &#167; 147 Abs. 1 AktG der Hauptversammlung der Beklagten vom 16./17.07.2015 i.S.v. &#167; 148 ZPO auszugehen noch stehen der Nichtigerkl&#228;rung wegen inhaltlicher M&#228;ngel sonstige Gr&#252;nde entgegen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"><strong>aa)</strong> Die Entscheidung &#252;ber die Nichtigerkl&#228;rung des von der Hauptversammlung der Beklagten vom 21.07.2016 zu Top 9 gefassten (Wieder)Bestellungsbeschlusses ist nicht davon abh&#228;ngig, wie in dem Verfahren LG D&#252;sseldorf 40 O 75/15 &#252;ber die Wirksamkeit des Geltendmachungsbeschlusses entschieden wird. W&#228;re der Beschluss vom 16./17.07.2015 nach &#167; 147 Abs. 1 AktG nichtig oder w&#252;rde dieser Beschluss durch Urteil des Landgerichts D&#252;sseldorf f&#252;r nicht erkl&#228;rt werden, fehlte dem Bestellungsbeschluss nach &#167; 147 Abs. 2 AktG allerdings die notwendige Grundlage, da dieser einen Geltendmachungsbeschluss nach &#167; 147 Abs. 1 voraussetzt. In diesem Fall w&#228;re der Bestellungsbeschluss wegen seiner Abh&#228;ngigkeit von dem Geltendmachungsbeschluss also ohne weiteres f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren. W&#252;rde die (vor der Verbindung der Verfahren unter dem Aktenzeichen 40 O 21/16 gef&#252;hrte) Klage in dem Verfahren 40 O 75/15 hingegen als unbegr&#252;ndet abgewiesen und bliebe der Geltendmachungsbeschluss bestehen, folgte daraus nicht zwangsl&#228;ufig, dass der auf ihm beruhende Bestellungsbeschluss wirksam ist oder als wirksam zu behandeln w&#228;re. Unabh&#228;ngig davon, dass der Beschluss nach &#167; 147 Abs. 2 AktG auch f&#252;r sich betrachtet, d.h. aus nicht mit dem Geltendmachungsbeschluss zusammenh&#228;ngenden Gr&#252;nden, nichtig oder anfechtbar sein kann, gilt &#167; 248 AktG f&#252;r ein klageabweisendes Urteil nicht (vgl. hierzu statt anderer KK-AktG/Noack/Zetsche, 3. Auflage 2017, &#167; 248 Rn. 58 ff.). Ein rechtskr&#228;ftig abweisendes Sachurteil entfaltet materielle Rechtskraft daher nur zwischen den Prozessparteien, &#167;&#167; 322, 325 ZPO, und dies auch nur hinsichtlich der in jenem Verfahren vorgebrachten Anfechtungsgr&#252;nde. Die Klage eines anderen Anfechtungsbefugten bliebe also ebenso zul&#228;ssig wie die Geltendmachung bisher nicht vorgebrachter Anfechtungsgr&#252;nde. Dass dies mit Blick auf die Ausschlussfrist des &#167; 246 Abs. 1 AktG nur ein theoretischer Fall ist, spielt keine entscheidende Rolle, zumal die Nichtigkeitsklage weiterhin m&#246;glich w&#228;re. Die hinter derjenigen nach &#167; 248 AktG zur&#252;ckbleibende Wirkung eines klageabweisenden Sachurteils h&#228;tte lediglich zur Folge, dass der Geltendmachungsbeschluss so zu behandeln w&#228;re wie ein Beschluss, gegen den innerhalb der Frist des &#167; 246 Abs. 1 AktG keine Anfechtungsklage erhoben wurde (Noack/Zetsche a.a.O. Rn. 63 u. &#167; 246 Rn. 13 ff, 15 zur M&#246;glichkeit der Neuvornahme bei Inhaltsm&#228;ngeln) . Dadurch, dass er wie ein wirksamer Beschluss zu behandeln ist, w&#252;rde der Geltendmachungsbeschluss aber nicht zu einem mangelfreien Beschluss. Seine umfassende gerichtliche &#8222;Best&#228;tigung&#8220; in dem beim LG D&#252;sseldorf anh&#228;ngigen Verfahren w&#252;rde im Fall der Klageabweisung nicht angenommen. Dies gilt auch in Bezug auf seine inhaltliche Bestimmtheit, zumal deren Fehlen in dem Verfahren LG D&#252;sseldorf 40 O 75/15 nicht einmal geltend gemacht wird. Auch in diesem Fall w&#252;rde also nur zu unterstellen sein, dass die Hauptversammlung gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 1 AktG die Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen beschlossen hat, nicht aber, dass diese Beschlussfassung inhaltlich ausreichend war. Mehr als das Vorliegen der Voraussetzung f&#252;r den Bestellungsbeschluss, d.h. die Existenz eines Beschlusses nach &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG, erg&#228;be sich bei einer Klageabweisung nicht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong> Eine inhaltliche Befassung mit dem Bestellungsbeschluss nach &#167; 147 Abs. 2 AktG ist dem Senat entgegen der Ansicht der Nebenintervenientin zu 1) demnach nicht unter dem Aspekt der Bestandskr&#228;ftigkeit des Geltendmachungsbeschlusses verwehrt. Gerade weil &#167; 147 Abs. 2 AktG nur regelt, <span style="text-decoration:underline">welche</span> Ersatzanspr&#252;che von dem besonderen Vertreter geltend zu machen sind und dieser ausschlie&#223;lich f&#252;r die Umsetzung des Geltendmachungsbeschlusses bestellt wird, ist in der vorliegenden Konstellation zu pr&#252;fen, ob <span style="text-decoration:underline">diese</span> Aufgaben&#252;bertragung ausreichend bestimmt ist. Auch die Nebenintervenientin argumentiert, dass der besondere Vertreter nicht mit der Durchsetzung von &#8222;irgendwelchen beliebigen&#8220; Anspr&#252;chen, sondern ausschlie&#223;lich mit der Geltendmachung der Ersatzanspr&#252;che beauftragt wird, deren Geltendmachung durch den Beschluss nach Abs. 1 verlangt wird. Wenn und weil das so ist, kann der Senat aber nicht an einer Befassung mit den geltend gemachten Inhaltsm&#228;ngeln allein deshalb gehindert sein, weil der Beschluss nach Abs. 1 existiert. Ebenso wenig muss der Senat, wovon die Nebenintervenientin zu 1) auszugehen scheint und worauf ihre Argumentation hinausl&#228;uft, bei seiner Entscheidung unterstellen, dass der Beschluss nach &#167; 147 Abs. 1 AktG keine Inhaltsm&#228;ngel aufweist und den Beschluss nach &#167; 147 Abs. 2 AktG quasi ungepr&#252;ft &#8222;durchwinken&#8220;. Auf ein automatisches &#8222;Durchschlagen&#8220; von M&#228;ngeln des Geltendmachungsbeschlusses stellt der Senat dabei nicht ab. Auf ein &#8222;Durchschlagen&#8220; von Inhaltsm&#228;ngeln kommt es weder an noch w&#228;re ein solches &#8222;Durchschlagen&#8220; erforderlich, um den Bestellungsbeschluss wegen inhaltlicher M&#228;ngel f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren. An die Bestimmtheit sowie die Konkretisierung der Ersatzanspr&#252;che sind f&#252;r den Bestellungsbeschluss keine anderen inhaltlichen Anforderungen zu stellen als f&#252;r den Geltendmachungsbeschluss nach &#167; 147 Abs. 1 AktG (M&#252;KoAktG/Arnold, 4. Auflage 2018, &#167; 147 Rn 88; H&#252;ffer/Koch &#167; 147 Rn. 10; KK-AktG/Rieckers, &#167; 147 Rn. 311). Dass sich dies in der Praxis selten, vorliegend aber entscheidend auswirkt, beruht schlicht darauf, dass Geltendmachungs- und Bestellungsbeschluss nicht wie sonst gemeinsam gefasst und auch gemeinsam einer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung unterzogen werden, sondern hier 1 Jahr nach Fassung des Geltendmachungsbeschlusses ein separater (Wieder)Bestellungsbeschluss gefasst wurde. Die von der Nebenintervention angef&#252;hrte Entscheidung des OLG K&#246;ln (Urt. v. 04.12.2015 &#8211; I-18 U 149/15, ZIP 2015, 2470, juris Tz. 36) und die darin enthaltenen Ausf&#252;hrungen zum Abstellen auf einen als wirksam zu behandelnden Beschluss sind nach Einsch&#228;tzung des Senats mit dem dort verfolgten Anspruch des besonderen Vertreters und dem Charakter des einstweiligen Verf&#252;gungsverfahrens zu erkl&#228;ren, in welchem dieses Urteil ergangen ist. Anders als hier bestand dort keine Notwendigkeit zu einer Befassung mit dem etwaigen Vorliegen durchgreifender Anfechtungsgr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Soweit die Berufungskl&#228;gerin zu 1) auf das Fehlen von Nichtigkeitsgr&#252;nden f&#252;r den Geltendmachungsbeschluss und eines den Beschluss f&#252;r nichtig erkl&#228;renden rechtskr&#228;ftigen Urteils verweist, greift ihr Ansatz aber auch deshalb zu kurz, weil der zu Top 9 gefasste Beschluss, was zul&#228;ssig ist, lediglich Bezug auf den zu Top 11 gefassten Geltendmachungsbeschluss vom 16./17.07.2015 nimmt, sich selbst jedoch nicht zu den von dem besonderen Vertreter geltend zu machenden Ersatzanspr&#252;chen verh&#228;lt. Dadurch hat die Hauptversammlung hinsichtlich der Aufgaben&#252;bertragung die inhaltliche Verbindung mit dem zugrunde liegenden Beschluss nach &#167; 147 Abs. 1 AktG&#160; selbst in einer Weise hergestellt, die sich der Sache nach als konkludente Best&#228;tigung des Geltendmachungsbeschlusses darstellt und eine Befassung mit der Bestimmtheit der Aufgaben&#252;bertragung erfordert. Nicht zuletzt ist zu ber&#252;cksichtigen, dass es f&#252;r die Anforderungen an die Konkretisierung der Beschl&#252;sse nach &#167; 147 AktG auf den Kenntnisstand der Hauptversammlung bei deren Fassung ankommt. Seit Fassung des Beschlusses nach &#167; 147 Abs. 1 AktG ist 1 Jahr vergangen und der besondere Vertreter hat seine T&#228;tigkeit unstreitig nach seiner Bestellung am 17.07.2015 aufgenommen. Bei der Auslegung des Beschlusses vom 21.07.2016 sind folglich auch die Erkenntnisse des besonderen Vertreters, &#252;ber welche er der Hauptversammlung zuvor unter Top 8 anhand seiner Pr&#228;sentation berichtet hat, zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><strong>b)</strong> Welche inhaltlichen Anforderungen bei einer am Gesetzeszweck orientierten Auslegung an einen Beschluss gem&#228;&#223; &#167; 147 AktG i.d. Fassung des UMAG zu stellen sind, um einer missbr&#228;uchlichen Verwendung des Beschlusses entgegenzuwirken, ist im Einzelnen umstritten und h&#246;chstrichterlich noch ungekl&#228;rt. Wegen des Meinungsstandes wird auf die ausf&#252;hrliche Darstellung in dem Urteil des OLG K&#246;ln v. 09.03.2017 (I-18 U 19/16, AG 2017, 351, juris Tz. 304 ff.) verwiesen. Zu erw&#228;hnen ist mit Blick auf diese Darstellung nur, dass das darin zitierte OLG M&#252;nchen in dem Urteil vom 27.08.2008 (7 U 5678/07, AG 2008, 864) seine zuvor im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren (Urt. v. 28.11.2007 - 7 U 4498/07, AG 2008, 172) vertretene gro&#223;z&#252;gigere Auffassung ausdr&#252;cklich aufgegeben hat (Tz. 52). Das OLG Karlsruhe vertritt in dem bereits erw&#228;hnten Urteil vom 14.03.2018 (11 U 35/17, AG 2018, 367) unter Hinweis auf die zum GmbHG ergangene, &#167; 147 AktG in seiner damals geltenden Fassung erw&#228;hnende Entscheidung des BGH vom 20.01.1986 (II ZR 73/85, BGHZ 97, 28, juris Tz. 14) und die Rechtsprechung des OLG M&#252;nchen die Ansicht, es d&#252;rften keine &#252;berh&#246;hten Anforderungen gestellt werden. Verlangt werden m&#252;sse aber, dass der Lebenssachverhalt, aus dem Ersatzanspr&#252;che hergeleitet werden, zumindest insofern konkretisiert wird, dass neben der Angabe, welcher Art der Schaden sein soll, umrissen wird, worin die Pflichtverletzung und der Tatbeitrag der Anspruchsgegner liegen soll (OLG Karlsruhe a.a.O. juris Tz. 46). Bayer (AG 2016, 637) will schlie&#223;lich hinsichtlich der zu stellenden Anforderungen danach differenzieren, ob es sich um ein Verlangen der Mehrheit oder um ein solches der Minderheit handelt und meint, im letztgenannten Fall seien wegen der Missbrauchsgefahr strengere Anforderungen zu stellen. Eine enge Auffassung vertreten auch beispielsweise Kocher/L&#246;nner (ZIP 2016, 653), die einen Beschluss nach &#167; 147 AktG nur dann f&#252;r hinreichend bestimmt halten, wenn ein konkret umrissener Lebenssachverhalt vorgetragen wird und sich daraus das Bestehen der geltend zu machenden Anspr&#252;che schl&#252;ssig ergibt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"><strong>c)</strong> Der Senat ist der Auffassung, dass die zu verlangende Konkretisierung der geltend zu machenden Ersatzanspr&#252;che eine solche Darstellung des ihnen zugrunde liegenden Lebenssachverhalts erfordert, die erkennen l&#228;sst, welche Umst&#228;nde f&#252;r das Vorliegen einer anspruchsbegr&#252;ndenden Pflichtverletzung sprechen. Dabei ist zwar weder eine schl&#252;ssige Darlegung der Ersatzanspr&#252;che noch einer hohen Wahrscheinlichkeit daf&#252;r, dass die Geltendmachung der Ersatzanspr&#252;che gelingen wird, zu verlangen. Jedoch ist &#252;ber das Behaupten des Bestehens von Ersatzanspr&#252;chen unter, wie hier, nur auf den ersten Blick konkretem Hinweis auf eine bestimmte Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsma&#223;nahme hinaus erforderlich, dass aus tats&#228;chlichen und/oder rechtlichen Gr&#252;nden zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Bestehen von Ersatzanspr&#252;chen spricht und diese nicht mehr oder minder &#8222;ins Blaue hinein&#8220; behauptet werden. Ist eine derartige Konkretisierung zum Zeitpunkt der Hauptversammlung nicht m&#246;glich, weil mangels Kl&#228;rung der Grundlagen denkbarer Ersatzanspr&#252;che noch erheblicher Aufkl&#228;rungsbedarf besteht, ist die Bestellung eines besonderen Vertreters von dem Recht nach &#167; 147 Abs. 2 S. 1 AktG nicht mehr gedeckt. Weder der Wortlaut der Vorschrift noch ihr Sinn und Zweck erlauben der Hauptversammlung, auf einer derart vagen Grundlage und unter Verdr&#228;ngung der Verwaltungsorgane der Gesellschaft einen besonderen Vertreter mit der umfassenden und grundlegenden Kl&#228;rung des Bestehens etwaiger Anspr&#252;che zu beauftragen. Gemessen an diesen Anforderungen ist der Beschluss zu Top 9 zu unbestimmt, weil er zwar den zugrunde liegenden Lebenssachverhalt, den Erwerb der Anteile an der A durch die Beklagte von der X2-Gruppe, und die Anspruchsgegner, die D, die X2 und die jeweiligen Obergesellschaften, enth&#228;lt, nicht aber hinreichend konkret den anspruchsbegr&#252;ndenden Lebenssachverhalt und damit den Ersatzanspruch umrei&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><strong>aa)</strong> Sowohl eine am Wortlaut als auch eine an Sinn und Zweck der Vorschrift orientierte Auslegung ergibt, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Bestehen von Ersatzanspr&#252;chen gegeben sein muss, die Beschl&#252;sse also eine &#252;ber die M&#246;glichkeit ihres Bestehens hinausgehende Grundlage besitzen m&#252;ssen. Nach &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG <span style="text-decoration:underline">m&#252;ssen</span> Ersatzanspr&#252;che der Gesellschaft aus der Gr&#252;ndung gegen die nach den &#167;&#167; 46 bis 48, 53 verpflichteten Personen oder aus der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung gegen die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats oder aus &#167; 117 geltend gemacht werden, wenn es die Hauptversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit beschlie&#223;t. Nach &#167; 147 AktG k&#246;nnen nach zutreffender herrschender Auffassung auch aus dem Konzernverh&#228;ltnis resultierende Ersatzanspr&#252;che gegen das herrschende Unternehmen verfolgt werden (so auch OLG K&#246;ln, Urt. v. 09.03.2017 - I-18 U 19/16, AG 2017, 351, juris Tz. 346 ff.; ausf&#252;hrlich OLG M&#252;nchen, Urt. v. 28.11.2007 - 7 U 4498, AG 2008, 172, juris Tz. 45 ff.; offengelassen von OLG Karlsruhe, Urt. v. 14.03.2018 - 11 U 35/17, AG 2018, 367; zum Meinungsstand im Schrifttum: H&#252;ffer/Koch &#167; 147 Rn. 3 m.w.N.). Aufgrund eines Beschlusses der Hauptversammlung nach &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG, der mit Blick auf die in der Vorschrift zum Ausdruck kommende gesetzgeberische Interessenabw&#228;gung keiner sachlichen Rechtfertigung bedarf, sind die zust&#228;ndigen Vertretungsorgane zur Geltendmachung der Ersatzanspr&#252;che verpflichtet. Ein Beurteilungsspielraum der Organe nach den Grunds&#228;tzen der ARAG/Garmenbeck-Entscheidung des BGH (BGHZ 135, 244) besteht also nicht. Ist das Absehen von der Geltendmachung demnach die auf Einzelf&#228;lle beschr&#228;nkte Ausnahme, muss es im Interesse der Gesellschaft und ihrer Aktion&#228;re ein Korrektiv in Form der Anforderungen an die Bestimmtheit geben, welches die Fassung von Beschl&#252;ssen verhindert, die die Geltendmachung von Anspr&#252;chen anordnen, f&#252;r deren Bestehen zum Zeitpunkt der Hauptversammlung noch nichts Konkretes spricht. F&#252;r ein derartiges Verst&#228;ndnis spricht auch, dass der Ersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 1 S. 2 AktG binnen sechs Monaten seit dem Tag der Hauptversammlung geltend gemacht werden soll. Demnach kann es sich nicht um nur wom&#246;glich gegebene Ersatzanspr&#252;che handeln, deren tats&#228;chliche und/oder rechtliche Grundlagen erst noch einer umfassenden ergebnisoffenen Aufarbeitung bed&#252;rfen, deren Ergebnis ohne weiteres sein kann, dass Anspr&#252;che nicht bestehen. Zust&#228;ndig f&#252;r die Geltendmachung ist, da der Geltendmachungsbeschluss an der gesetzlichen Zust&#228;ndigkeitsverteilung nichts &#228;ndert, der Vorstand, &#167; 78 AktG, oder, wenn dieser selbst Anspruchsgegner ist, der Aufsichtsrat, &#167; 112 AktG. Gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 2 S. 1 AktG <span style="text-decoration:underline">kann</span> die Hauptversammlung zur Geltendmachung eines solchen Ersatzanspruchs aber auch einen besonderen Vertreter bestellen. Dieser besitzt im Rahmen seines Aufgabenkreises selbst Organqualit&#228;t und verdr&#228;ngt insoweit Vorstand und Aufsichtsrat. Von der Befugnis zur Bestellung eines besonderen Vertreters wird die Hauptversammlung vor allem dann Gebrauch machen, wenn sie an der Bereitschaft oder dem Willen von Vorstand und/oder Aufsichtsrat zweifelt, die Ersatzanspr&#252;che engagiert zu verfolgen. Die Bestellung des besonderen Vertreters durch die Hauptversammlung kann, muss aber nicht zusammen mit dem Beschluss nach &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG erfolgen. Der Bestellungsbeschluss ist zwar in dem Sinne von dem Beschluss nach Abs. 1 unabh&#228;ngig, dass beide Beschl&#252;sse nicht miteinander verbunden werden m&#252;ssen. Er setzt aber einen Beschluss nach Abs. 1 voraus (vgl. nur M&#252;KoAktG/Arnold &#167; 147 Rn. 87). Erfolgt die Bestellung des besonderen Vertreters nicht zusammen mit dem Beschluss &#252;ber die Geltendmachung, sondern sp&#228;ter, so ist statt einer erneuten Darlegung der Ersatzanspr&#252;che auch eine Bezugnahme auf den bereits gefassten Geltendmachungsbeschluss m&#246;glich und ausreichend (M&#252;KoAktG/ Arnold &#167; 147 Rn. 88 unter Hinweis auf KK-AktG/Rieckers/Vetter &#167; 147 Rn 311 und H&#252;ffer ZHR 174 (2010), 642, 666 f.). Unabh&#228;ngig davon m&#252;ssen Antrag und Beschluss nach Abs. 2 wie bei dem Geltendmachungsbeschluss gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 1 S. 1 AktG eindeutig erkennen lassen, welche Ersatzanspr&#252;che der besondere Vertreter geltend machen soll. Ein Eingriff in die Kompetenzen der Verwaltungsorgane setzt auch danach voraus, dass zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Bestehen der Anspr&#252;che spricht. Eine ergebnisoffene Aufarbeitung des Sachverhalts kann dem besonderen Vertreter nach der Systematik des &#167; 147 AktG nicht &#252;bertragen werden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong> Mit diesem Verst&#228;ndnis werden vorliegend keine vom Gesetz nicht getragenen und somit &#252;berzogenen Anforderungen aufgestellt. Richtig und nicht von der Hand zu weisen ist zwar, dass die Hauptversammlung regelm&#228;&#223;ig nicht &#252;ber die Informationen verf&#252;gen wird, einen vollst&#228;ndig ausermittelten Sachverhalt pr&#228;sentieren zu k&#246;nnen. Jedoch ist es hier auch nicht so, dass Aktion&#228;re wie die X3 von solchen Informationen abgeschnitten gewesen sind, die es ihnen erm&#246;glicht h&#228;tten, f&#252;r das Bestehen von Ersatzanspr&#252;chen sprechende Anhaltspunkte wenigstens aufzuzeigen. In dem am 19.06.2015 ver&#246;ffentlichten Erg&#228;nzungsverlangen der X3 (Anlage K 8) wird erw&#228;hnt, dass auf der Internetseite der Beklagten nach Bekanntgabe der Tagesordnung f&#252;r die Hauptversammlung am 16./17.07.2015 verschiedene Informationen ver&#246;ffentlicht wurden, u.a. der Entwurf des der Hauptversammlung zur Zustimmung vorgelegten Vertrages. Vor allem aber konnten sich die X3 und die &#252;brigen Aktion&#228;re mit dem auf der Internetseite abrufbaren Inhalt des von B erstatteten Bewertungsgutachtens befassen und dieses auf schwere M&#228;ngel untersuchen. Dass eine Untersuchung zur Aufdeckung erheblicher sachlicher und/oder fachlicher Bewertungsm&#228;ngel gef&#252;hrt hat, ist nicht anzunehmen, da derartige Erkenntnisse in der Begr&#252;ndung des Erg&#228;nzungsverlangens (und im &#220;brigen auch bis heute) nicht angef&#252;hrt werden. Dort wird lediglich - im Zusammenhang mit dem Antrag auf Bestellung eines Sonderpr&#252;fers - die Frage aufgeworfen, ob das Bewertungsgutachten unter verschiedenen Aspekten lege artis ist. Damit wird aber gleichzeitig zum Ausdruck gebracht, dass auch die X3 keine schweren Bewertungsm&#228;ngel geltend macht, sondern die Bewertung einer Untersuchung unterziehen will, um erst noch zu ermitteln, ob derartige M&#228;ngel vorliegen und ob das Bewertungsgutachten von B daher keine tragf&#228;hige Grundlage f&#252;r die Kaufpreisermittlung durch den Vorstand sein konnte. Das Stellen geringerer Anforderungen an die Konkretisierung der Ersatzanspr&#252;che w&#252;rde vor diesem Hintergrund neben dem schon erw&#228;hnten Eingriff in die Kompetenzen der Verwaltungsorgane den Unterschieden zwischen Sonderpr&#252;fung nach &#167; 142 AktG und Geltendmachung von Ersatzanspr&#252;chen nach &#167; 147 AktG zu geringe Beachtung schenken. Denn w&#228;hrend sich die Sonderpr&#252;fung auf bestimmte Vorg&#228;nge bezieht und auf eine Kl&#228;rung unklarer Sachverhalte, also auf die Ermittlung von Tatsachen abzielt, besteht die Aufgabe des besonderen Vertreters nach der gesetzlichen Konzeption darin, auf der Grundlage eines zumindest im Wesentlichen aufgekl&#228;rten Sachverhaltes bestimmte Ersatzanspr&#252;che der Gesellschaft gegen konkrete Personen geltend zu machen. Der Beschluss zu Top 9 bezeichnet demgegen&#252;ber zwar - unter Ber&#252;cksichtigung des Inhalts des ihm zugrunde gelegten Geltendmachungsbeschlusses vom 17.07.2015 - den Gegner und den generellen Ausgangspunkt der Ersatzanspr&#252;che. Der Auftrag des besonderen Vertreters bezieht sich demnach auf Anspr&#252;che, die &#8222;aus dem Erwerb&#8220; der Anteile an der A gegen die Kl&#228;gerin als Mehrheitsaktion&#228;rin resultieren. Dass diese Anspr&#252;che auf der Zahlung eines &#252;berh&#246;hten Kaufpreises f&#252;r die Anteile beruhen sollen, ist zwar nicht dem Beschluss, aber immerhin der Antragsbegr&#252;ndung zu entnehmen. Damit wird der dem Ersatzanspruch zugrunde liegende <span style="text-decoration:underline">anspruchsbegr&#252;ndende</span> Lebenssachverhalt aber nur vordergr&#252;ndig bestimmbar umrissen. Es kann jedoch auch und gerade unter Ber&#252;cksichtigung des gesetzlich geregelten Zusammenspiels der &#167;&#167; 142 bis 146 AktG und der &#167;&#167; 147 ff. AktG nicht ausreichen, die Bestellung eines besonderen Vertreters mit dem Bestehen von angeblichen Ersatzanspr&#252;chen zu begr&#252;nden, wenn nicht einmal gekl&#228;rt ist, ob die Grundvoraussetzung dieser Anspr&#252;che erf&#252;llt ist, hier konkret also noch unklar ist, ob der von der Beklagten an die X2-Gruppe gezahlte Kaufpreis tats&#228;chlich &#252;berh&#246;ht gewesen ist bzw. hierf&#252;r noch nicht einmal konkrete Umst&#228;nde dargetan worden sind. Richtig mag sein, dass es ein generell zu beachtendes Stufenverh&#228;ltnis zwischen Sonderpr&#252;fer und besonderem Vertreter nicht gibt. Anderes muss aber dann gelten, wenn ein noch unklarer Sachverhalt erst noch erforscht werden muss, bevor eine Beurteilung des Bestehens von Ersatzanspr&#252;chen &#252;berhaupt m&#246;glich ist. Denn in einer solchen Situation m&#252;sste der besondere Vertreter entweder eine solche Sachverhaltsaufkl&#228;rung selbst vornehmen k&#246;nnen oder er m&#252;sste sich der Ergebnisse einer vorangegangenen Sonderpr&#252;fung bedienen, um die ihm &#252;bertragene Durchsetzung der Ersatzanspr&#252;che vornehmen zu k&#246;nnen. Ganz &#252;berwiegend ist jedoch anerkannt, dass der besondere Vertreter vor der Geltendmachung der Anspr&#252;che den Sachverhalt nicht noch umfassend ermitteln m&#252;ssen darf, da dies Zweck der Sonderpr&#252;fung ist (vgl. nur M&#252;KoAktG/Arnold &#167; 147 Rn. 88 ff.). Es ist davon auszugehen, dass der besondere Vertreter Ermittlungsbefugnisse nur insoweit hat, wie dies f&#252;r die Erf&#252;llung seiner Aufgabe erforderlich ist (M&#252;KoAktG/Arnold a.a.O. Rn. 69). Auch das OLG K&#246;ln weist in seiner STRABAG-Entscheidung zutreffend darauf hin, dass der besondere Vertreter ein Recht zur Pr&#252;fung und Aufkl&#228;rung nur als Annexkompetenz besitzt, d.h. soweit es um die ihm &#252;bertragene Anspruchsdurchsetzung geht. Dabei m&#246;gen die Grenzen mitunter flie&#223;end und eine Abgrenzung der noch als Aufkl&#228;rung zu bezeichnenden T&#228;tigkeiten von den schon der Durchsetzung dienenden schwieriger sein als vorliegend, da auch die Vorbereitung der Anspruchsdurchsetzung h&#228;ufig mit einer vorherigen Kl&#228;rung tatbestandlicher Voraussetzungen und der Beschaffung von Beweismitteln verbunden ist.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><strong>cc)</strong> Hier ist es aber so, dass der besondere Vertreter die Kompetenz zur Erf&#252;llung der <span style="text-decoration:underline">ihm</span> &#252;bertragenen Aufgabe nicht hat, weil zun&#228;chst die tats&#228;chlichen Grundlagen eines etwaigen Anspruchs aufgekl&#228;rt werden m&#252;ssen, sodass vorrangig ein Sonderpr&#252;fer zu bestellen gewesen w&#228;re. Betrachtet man den Inhalt des ersten Erg&#228;nzungsverlangens (Anlage K 8), f&#228;llt auf, dass die X3 seinerzeit selbst gemeint hat, es sei ein Sonderpr&#252;fer mit der Kl&#228;rung des Sachverhalts zu beauftragen. Nach ihrer damaligen Einsch&#228;tzung standen nach dieser Begr&#252;ndung also weder die Kaufpreis&#252;berh&#246;hung noch ein pflichtwidriges Verhalten der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung bei der Vorbereitung des Erwerbsgesch&#228;fts oder ein zum Schadensersatz verpflichtendes Verhalten der Kl&#228;gerin fest. Die in der Begr&#252;ndung des Antrags zu Top 11 aufgestellte Behauptung, der Kaufpreis von 34 Mio. EUR sei deutlich &#252;berh&#246;ht, beruht nach der Begr&#252;ndung zu dem Antrag zu Top 10 mithin nicht etwa auf einer konkreten Tatsachengrundlage, sondern wird mehr oder minder ins Blaue hinein aufgestellt. Die X3 bringt in der Begr&#252;ndung zu dem Antrag zu Top 10 (&#8222;Sonderpr&#252;fer&#8220;) n&#228;mlich nicht vor, dass die Unternehmensbewertung durch B fehlerhaft sei oder dass wenigstens konkrete Argumente f&#252;r diese Beurteilung sprechen w&#252;rden. Es soll vielmehr erst gekl&#228;rt werden, <span style="text-decoration:underline">ob</span> diese Bewertung &#8222;lege artis&#8220; ist, also eine geeignete Grundlage f&#252;r die Kaufpreisbildung gewesen sein kann. Vor diesem Hintergrund stand also weder bereits fest noch sprachen aussagekr&#228;ftige Umst&#228;nde f&#252;r die Richtigkeit des Verdachts der X3, der Kaufpreis sei &#8222;deutlich &#252;berh&#246;ht&#8220;. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass die Unternehmensbewertung von B in sachlicher und fachlicher Hinsicht nicht zu beanstanden und der ermittelte Kaufpreis somit angemessen ist. Die unter e) des Erg&#228;nzungsverlangens aufgelisteten Fragen dienen infolgedessen der Kl&#228;rung der f&#252;r das Bestehen eines Ersatzanspruchs ma&#223;geblichen Fragen. Eine durch keinerlei konkrete Tatsachen gest&#252;tzte Behauptung kann aber nicht Grundlage einer Verpflichtung der Gesellschaft sein, Ersatzanspr&#252;che geltend zu machen, wie sie in &#167; 147 Abs. 1 AktG gerade vorgesehen ist.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"><strong>dd)</strong> Die X3 - oder der besondere Vertreter selbst - haben ein m&#246;glicherweise zum Ersatz verpflichtendes Verhalten auch bis heute nicht n&#228;her umschrieben, sondern behaupten nach wie vor lediglich, dass der Kaufpreis &#252;berh&#246;ht gewesen sein k&#246;nnte und der Beklagten auch unter Ber&#252;cksichtigung des zwischenzeitlich erfolgten Verkaufs ein Schaden m&#246;glicherweise entstanden sei. Weder das (zweite) Erg&#228;nzungsverlangen (Anlage K 12) noch die Pr&#228;sentation des besonderen Vertreters vom 21.07.2016 (Anlage K 20) enthalten mehr als pauschale Aussagen und die Wiedergabe bereits bekannter Umst&#228;nde bzw. eine Schilderung der Ereignisse seit dem 17.07.2015. So wird etwa geltend gemacht, dass C an der Umsetzung seines Auftrages gehindert worden sei, indem ihm Informationen vorenthalten worden seien, was wiederum zu dem ausf&#252;hrlich wiedergegebenen Urteil des LG Duisburg vom 09.06.2016 gef&#252;hrt habe. In der Pr&#228;sentation hei&#223;t es zwar auf Seite 7 unter &#8222;Zwischenergebnis&#8220; weiter, dass die DD-Berichte (Due Diligence-Berichte) und die Unternehmensbewertung &#8222;wesentliche Transaktionsrisiken&#8220; au&#223;er Betracht gelassen h&#228;tten. Auch dabei handelt es sich aber bei n&#228;herer Betrachtung um nicht mehr als eine noch nicht durch konkrete Tatsachen unterlegte Behauptung, die im &#220;brigen schon dem Erg&#228;nzungsverlangen der X3 zugrunde lag, wie sich den dortigen Ausf&#252;hrungen entnehmen l&#228;sst. Es werden in der Pr&#228;sentation zwar zwei angebliche Risiken angef&#252;hrt, n&#228;mlich das &#8222;Vorliegen beh&#246;rdlicher Genehmigungen, insbesondere Baugenehmigungen&#8220; und Bedenken in Bezug auf die Angemessenheit der (nach wie vor nicht vollst&#228;ndig dokumentierten, siehe S. 12 der Pr&#228;sentation) Konzernverrechnungspreise ge&#228;u&#223;ert. Unabh&#228;ngig davon, dass nicht erkennbar ist, ob im erstgenannten Fall nur ein allgemeines, sich hier aber nicht weiter auswirkendes Risiko beschrieben wird oder aufgrund konkreter Umst&#228;nde Anhaltspunkte daf&#252;r bestehen, dass es sich tats&#228;chlich um ein f&#252;r die Kaufpreisbildung f&#252;r die Anteile der A relevantes Transaktionsrisiko handelt, belegt diese Darstellung, dass der zugrunde liegende Sachverhalt immer noch unaufgekl&#228;rt ist. Nichts anderes gilt f&#252;r den zweiten Punkt. Daraus, dass es im Anschluss an diese Darstellung auf Seite 7 der Pr&#228;sentation hei&#223;t, diese Kosten (gemeint sind die Konzernverrechnungspreise) k&#246;nnten entscheiden, ob &#8222;Ergebnis Catarina deutlich negativ oder positiv ausf&#228;llt&#8220;, ergibt sich aber, dass der besondere Vertreter tats&#228;chlich nicht mit der Durchsetzung von konkreten Anspr&#252;chen, sondern vielmehr mit einer umfassenden Sachverhaltsaufkl&#228;rung befasst ist, zu der er, anders als ein Sonderpr&#252;fer, aber gerade nicht die Kompetenz hat. Dabei darf im &#220;brigen auch nicht vergessen werden, dass nicht einmal die Sonderpr&#252;fung die (fehlende) Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zum Gegenstand h&#228;tte, sondern anhand des bestimmten Sachverhalts m&#246;gliche Ersatzanspr&#252;che substantiieren sollte. Zu einer Ermittlung und umfassenden Aufkl&#228;rung des Sachverhalts ist, wie schon erw&#228;hnt, nur der Sonderpr&#252;fer befugt, w&#228;hrend der besondere Vertreter nur das Recht hat, solche Ausk&#252;nfte und Informationen zu verlangen, die er f&#252;r die Durchsetzung des geltend zu machenden Anspruchs ben&#246;tigt. Der hiesige besondere Vertreter befindet sich demgegen&#252;ber in einer Situation, in der er <span style="text-decoration:underline">anstelle</span> eines Sonderpr&#252;fers zun&#228;chst einmal versuchen muss zu ermitteln, ob Ersatzanspr&#252;che &#252;berhaupt bestehen. Die beiden in der Pr&#228;sentation des besonderen Vertreters als einzuholen genannten Gutachten dienen nicht schon der Vorbereitung der Anspruchsdurchsetzung, sondern der Ermittlung von Anhaltspunkten f&#252;r das Bestehen von Ersatzanspr&#252;chen. Der besondere Vertreter will ein Gutachten zur Einhaltung &#246;ffentlich-rechtlicher, insbesondere baurechtlicher Vorschriften in Auftrag geben, wobei, wie schon eben erw&#228;hnt, nicht einmal erkennbar ist, dass konkrete Umst&#228;nde gegen die Einhaltung von Vorschriften und vor allem f&#252;r die Relevanz eines etwaigen Versto&#223;es sprechen.&#160;&#160; Des Weiteren sollen die Unternehmensbewertung von B, die Legal Due Diligence sowie die Konzernverrechnungspreise der &#220;berpr&#252;fung durch eine weitere Wirtschaftspr&#252;fungsgesellschaft unterzogen werden. Auch dieses Gutachten dient der Sachverhaltsermittlung, nicht der Kl&#228;rung der H&#246;he der behaupteten Ersatzanspr&#252;che oder der Vorbereitung ihrer Durchsetzung.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><strong>ee)</strong> Gegen diese Sichtweise l&#228;sst sich schlie&#223;lich auch nicht mit Erfolg einwenden, dass in Bezug auf die Mehrheitsaktion&#228;rin eine Sonderpr&#252;fungsm&#246;glichkeit nach &#167; 142 AktG nicht besteht. Denn es best&#252;nde immerhin die M&#246;glichkeit, die konkrete Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsma&#223;nahme des Vorstands zum Gegenstand einer Sonderpr&#252;fung zu machen. Erg&#228;be sich nach einer Aufkl&#228;rung des Sachverhalts, dass der Erwerb der Anteile von der Kl&#228;gerin veranlasst worden und f&#252;r die Beklagte nachteilig auch i.S.d. &#167;&#167; 308 ff. AktG gewesen ist, kann ein Beschluss, Ersatzanspr&#252;che gegen die Mehrheitsaktion&#228;rin geltend zu machen, nach &#167; 147 AktG immer noch gefasst werden.&#160;&#160; &#160; Denn ein Anspruch der Beklagten gegen das herrschende Unternehmen aus &#167; 317 AktG w&#252;rde voraussetzen, dass sie von dem herrschenden Unternehmen zu einem nachteiligen Rechtsgesch&#228;ft, also einem solchen, das ein ordentlicher und gewissenhafter Gesch&#228;ftsleiter einer unabh&#228;ngigen Gesellschaft unterlassen h&#228;tte, veranlasst worden ist, ohne dass dieser Nachteil ausgeglichen wurde.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks"><strong>d)</strong> Ein Fall des Rechtsmissbrauchs liegt allerdings nicht vor. Zwar handelt es sich, da Ersatzanspr&#252;che gegen die Kl&#228;gerin als Mehrheitsaktion&#228;rin behauptet werden, sodass vom Versammlungsleiter zu pr&#252;fen war, ob diese nach &#167; 136 AktG einem Stimmverbot unterliegt, um einen Sachverhalt, aus dem sich Missbrauchsrisiken ergeben (vgl. hierzu nur H&#252;ffer/Koch, &#167; 147 Rn. 4 m.N.). Unter dem Aspekt des &#8222;Erschleichens&#8220; des Stimmverbots des Mehrheitsaktion&#228;rs gem&#228;&#223; &#167; 136 AktG vermag ein zu unbestimmter Beschlussantrag von Minderheitsaktion&#228;ren nach &#167; 147 AktG f&#252;r sich genommen aber nicht grunds&#228;tzlich den Vorwurf des Rechtsmissbrauchs zu begr&#252;nden. Entscheidend sind vielmehr stets die Umst&#228;nde des Einzelfalls. Diese rechtfertigen hier nicht die Annahme, die X3 behaupte Anspr&#252;che gegen die Kl&#228;gerin nur deshalb, um diese von der Abstimmung auszuschlie&#223;en. Immerhin hat die Beklagte die Anteile an der A von der X2-Gruppe erworben und unterfallen nach vom Senat f&#252;r zutreffend gehaltener herrschender Meinung konzernrechtliche Ersatzanspr&#252;che wie derjenige aus &#167; 317 AktG gegen das herrschende Unternehmen &#167; 147 AktG (so auch OLG K&#246;ln, Urt. v. 09.03.2017 - I-18 U 19/16, AG 2017, 351, juris Tz. 346 ff.; zum Meinungsstand im Schrifttum: H&#252;ffer/Koch &#167; 147 Rn. 3 m.w.N.). Dass die Anspruchsverfolgung offensichtlich aussichtslos ist, mit der Antragstellung allein eigenn&#252;tzige Zwecke verfolgt werden (vgl. etwa M&#252;KoAktG/Arnold, 4. Auflage 2018,&#160; &#167; 147 Rn. 42 m.N.) oder ein vergleichbar schwerwiegendes sachfremdes Motiv vorliegt, vermag der Senat nicht festzustellen. Dass dem Beschlussantrag zu Top 9 keine hinreichend konkreten tats&#228;chlichen Anhaltspunkte f&#252;r das Bestehen von Ersatzanspr&#252;chen der Beklagten gegen die Kl&#228;gerin zu entnehmen sind, rechtfertigt den Rechtsmissbrauchsvorwurf noch nicht.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><strong>e)</strong> Soweit die Kl&#228;gerin eine Rechtswidrigkeit des Beschlusses neben dem Versto&#223; gegen &#167; 147 Abs. 2 AktG auf in der Person des C liegende Gr&#252;nde st&#252;tzt, kann offenbleiben, ob die Anfechtbarkeit aus derartigen Gr&#252;nden hergeleitet werden k&#246;nnte, da sie mit diesen Gr&#252;nden schon in der Sache nicht durchdringen kann.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks"><strong>aa)</strong> Was die behauptete Kompetenz&#252;berschreitung anbelangt, liegt der Schwerpunkt bei der fehlenden Konkretisierung, die sich auch und gerade aus der Abgrenzung zu den Aufgaben und Befugnissen des Sonderpr&#252;fers ergibt.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"><strong>bb)</strong> Das Fernbleiben in der Hauptversammlung war wohl schon nicht pflichtwidrig, weil der besondere Vertreter an dieser nicht generell pers&#246;nlich teilnehmen muss. Eine solche Teilnahmepflicht besteht nur f&#252;r die Verwaltungsmitglieder, &#167; 118 Abs. 3 S. 1 AktG. Zu diesem Personenkreis geh&#246;rt der besondere Vertreter nicht. Wollte man die entsprechende Anwendung der Vorschrift auf den besonderen Vertreter nach &#167; 147 Abs. 2 AktG mit Blick auf dessen Organqualit&#228;t und im Rahmen seines Aufgabenkreises bejahen, w&#252;rde es jedenfalls an einem relevanten Pflichtversto&#223; fehlen. Die Reichweite der h&#246;chstpers&#246;nlichen Teilnahmepflicht ist von der Funktion der Teilnahmepflicht abh&#228;ngig. Entscheidend ist, ob eine pers&#246;nliche Teilnahme des C erforderlich gewesen ist, um dessen aus dem mit der Bestellung vom 17.07.2015 begr&#252;ndeten Auftragsverh&#228;ltnis nach &#167;&#167; 662 ff. BGB resultierenden Auskunftspflichten gerecht zu werden. Da die Kl&#228;gerin nicht ansatzweise dargetan hat, inwiefern ein Auskunftsrecht durch die Abwesenheit von C beeintr&#228;chtigt worden ist respektive dessen Vertreter E Fragen nicht beantwortet hat oder beantworten konnte, und nicht ersichtlich ist, dass C seinen Bericht in grundlegend anderer Art und Weise erstattet h&#228;tte als sein Vertreter, ist eine relevante Pflichtwidrigkeit selbst bei Unterstellung einer Teilnahmepflicht zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks"><strong>cc)</strong> Eine Verletzung von Verschwiegenheitspflichten ist ebenfalls nicht ausreichend dargetan. Da die X3 nach Lage der Akten als zweitgr&#246;&#223;te Einzelaktion&#228;rin von der Verwaltung der Beklagten &#252;ber wesentliche Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem strittigen Erwerb informiert worden ist und das von ihr in Bezug genommene Urteil des LG Duisburg am 09.06.2016, also soweit ersichtlich vor dem Eingang des Erg&#228;nzungsverlangens, verk&#252;ndet wurde, ist nicht zu widerlegen, dass sie in ihrem Erg&#228;nzungsverlangen verwendete Informationen nur diesem Urteil entnommen hat.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den (neuen) Vorwurf der Weitergabe von (zweifellos vertraulichen) Aufsichtsratsprotokollen st&#252;tzt sich die Kl&#228;gerin auf einen Schriftsatz des C vom 13.10.2016, dessen Inhalt und Anlagen vorliegend aber deshalb irrelevant sind, weil diese Umst&#228;nde bei der Beschlussfassung am 21.07.2016 nicht bekannt waren. Es kann also offen bleiben, ob die Einf&#252;hrung derartiger Unterlagen in den Rechtsstreit als Versto&#223; gegen Verschwiegenheitspflichten zu werten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks"><strong>dd)</strong> Soweit die Kl&#228;gerin in ihrer Berufungserwiderung weitere in der Person des besonderen Vertreters liegende Anfechtungsgr&#252;nde anf&#252;hrt, sind diese au&#223;erdem schon deshalb nicht zu ber&#252;cksichtigen, weil sie nicht innerhalb der Ausschlussfrist des &#167; 246 Abs. 1 AktG vorgebracht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration:underline">III</span></strong>.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 101 Abs. 2, 100 ZPO. Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 Nr. 2 ZPO zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks"><strong>Streitwert des Berufungsverfahrens</strong>: <strong>50.000,00 EUR</strong></p>
161,434
ovgrlp-2018-12-20-10-a-1102918
{ "id": 910, "name": "Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz", "slug": "ovgrlp", "city": null, "state": 13, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10 A 11029/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T06:59:54
2019-01-17T12:06:25
Beschluss
ECLI:DE:OVGRLP:2018:1220.10A11029.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Antrag des Kl&#228;gers, die Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Trier vom 5.&#160;Juli 2018 zuzulassen, wird abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat die Kosten des Berufungszulassungsverfahrens zu tragen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Antrag auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg, weil der geltend gemachte Zulassungsgrund der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache nach &#167;&#160;78 Abs. 3 Nr. 1 Asylgesetz &#8211;&#160;AsylG&#160;&#8211; nicht vorliegt bzw. nicht entsprechend den Anforderungen des &#167;&#160;78 Abs. 4 Satz 4 AsylG dargelegt worden ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Zulassungsgrund der grunds&#228;tzlichen Bedeutung setzt voraus, dass die im Zulassungsantrag dargestellte Rechts- oder Tatsachenfrage f&#252;r die Entscheidung der Vorinstanz von Bedeutung war, auch f&#252;r die Entscheidung im Berufungsverfahren erheblich w&#228;re, bisher h&#246;chstrichterlich oder &#8211;&#160;bei tats&#228;chlichen Fragen oder nicht revisiblen Rechtsfragen&#160;&#8211; durch die Rechtsprechung des Berufungsgerichts nicht gekl&#228;rt, aber kl&#228;rungsbed&#252;rftig und &#252;ber den zu entscheidenden Fall hinaus bedeutsam ist (vgl. etwa Happ, in: Eyermann [Hrsg.], VwGO, 14. Auflage 2014, &#167;&#160;124 Rn. 36 ff.). Die Darlegung dieses Zulassungsgrundes nach &#167;&#160;78 Abs. 4 Satz 4 AsylG verlangt, dass eine konkrete Tatsachen- oder Rechtsfrage formuliert und aufgezeigt wird, weshalb die Frage im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts kl&#228;rungsbed&#252;rftig und entscheidungserheblich (kl&#228;rungsf&#228;hig) ist. Zudem muss dargelegt werden, worin die allgemeine, &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung dieser Frage besteht. Bei einer auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzten Grundsatzr&#252;ge muss der Rechtsmittelf&#252;hrer Erkenntnisquellen zum Beleg daf&#252;r angeben, dass die Feststellungen, Erkenntnisse und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts unzutreffend oder zumindest zweifelhaft sind. Es reicht nicht aus, wenn lediglich Zweifel an der tats&#228;chlichen Entscheidungsgrundlage ge&#228;u&#223;ert werden oder behauptet wird, dass sich die entscheidungserheblichen Tatsachen anders darstellten. Es bedarf vielmehr der Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen einer unterschiedlichen W&#252;rdigung und damit einer Kl&#228;rung im Berufungsverfahren zug&#228;nglich sind (vgl. Seibert, in: Sodan/Ziekow [Hrsg.], VwGO, 4.&#160;Auflage 2014, &#167;&#160;124 Rn. 141; s. zu alledem auch OVG NRW, Beschluss vom 9.&#160;Oktober 2017 &#8211;&#160;13 A 1807/17.A&#160;&#8211;, juris, Rn. 3 ff.; BayVGH, Beschluss vom 3.&#160;Januar 2018 &#8211;&#160;11 ZB 17.31950&#160;&#8211;, juris, Rn. 2).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>1.&#160;Diesen Darlegungsanforderungen wird das kl&#228;gerische Vorbringen zu der als kl&#228;rungsbed&#252;rftig bezeichneten Frage, ob die Ausgestaltung des internationalen Schutzes, namentlich die Lebensbedingungen f&#252;r subsidi&#228;r Schutzberechtigte in Italien, den Anforderungen der Art. 20 ff. Richtlinie 2011/95/EU gen&#252;gt bzw. gegen Art.&#160;4 GRC bzw. Art. 3 EMRK verst&#246;&#223;t, nicht gerecht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Soweit der Kl&#228;ger indirekt auf den Vorlagebeschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 23.&#160;M&#228;rz 2017 &#8211;&#160;1 C 17/16&#160;&#8211; verweist, kann er hiermit von vornherein keinen grunds&#228;tzlichen Kl&#228;rungsbedarf ableiten, weil sich dieser Beschluss auf Bulgarien bezieht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Auch aus den Darlegungen zu dem Vorlagebeschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juni 2017 &#8211;&#160;1 C 26/16&#160;&#8211; l&#228;sst sich kein grunds&#228;tzlicher Kl&#228;rungsbedarf ableiten. Die dortige Vorlage bezieht sich auf die Frage, ob ein erneuter Asylantrag in Deutschland als unzul&#228;ssig abgelehnt werden kann, wenn die Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge in dem anderen Mitgliedstaat (hier Italien) den Anforderungen der Art.&#160;20 ff. Richtlinie 2011/95/EU nicht gen&#252;gen, ohne bereits gegen Art.&#160;4 GRC bzw. Art. 3 EMRK zu versto&#223;en. Mit dem materiellen Gehalt dieser Entscheidung setzt sich der Kl&#228;ger indessen nicht einmal ansatzweise auseinander. Dies w&#228;re umso mehr erforderlich gewesen, als die Vorlagefrage bedingt formuliert ist und aus Sicht des Bundesverwaltungsgerichts zu verneinen sein d&#252;rfte, mithin die bisherige rechtliche Betrachtungsweise Bestand hat. Insofern hat sich das Verwaltungsgericht die Rechtsprechung des Nieders&#228;chsischen Oberverwaltungsgerichts (vgl. OVG L&#252;neburg, Urteil vom 6.&#160;April 2018 &#8211;&#160;10 LB 109/18&#160;&#8211;, juris) zu eigen gemacht, das unter Ber&#252;cksichtigung der aktuellen Erkenntnisse zur Lage von anerkannten Schutzberechtigten in Italien zu dem Ergebnis gelangt ist, dass in Italien keine grundlegenden Defizite im Hinblick auf die Aufnahmebedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte bestehen. Hiermit hat sich der Kl&#228;ger in seinem Zulassungsantrag nicht im erforderlichen Umfang auseinandergesetzt. Insofern gen&#252;gt das auszugsweise Zitieren des Beschlusses des Verwaltungsgerichts Hannover vom 8.&#160;M&#228;rz 2017 &#8211;&#160;3 B 1492/17&#160;&#8211; nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>2.&#160;Des Weiteren h&#228;lt der Kl&#228;ger die Frage f&#252;r grunds&#228;tzlich bedeutsam, ob eine objektiv rechtswidrige Abschiebungsandrohung den betroffenen Ausl&#228;nder in seinen Rechten im Sinne des &#167;&#160;113 Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO&#160;&#8211; verletzt. Diese Frage rechtfertigt schon deshalb nicht die Zulassung der Berufung, weil sie nicht kl&#228;rungsbed&#252;rftig ist. Vielmehr l&#228;sst sie sich ohne Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens anhand des Gesetzes und der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts dahingehend beantworten, dass ein Ausl&#228;nder die Aufhebung einer Abschiebungsandrohung nicht deshalb beanspruchen kann, weil in ihr statt einer Ausreisefrist von einer Woche gem&#228;&#223; &#167;&#160;36 Abs. 1 AsylG eine solche von 30&#160;Tagen nach &#167;&#160;38 Abs. 1 Satz 1 AsylG gesetzt wurde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Zwar ist das Grundrecht des Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz als allgemeine Handlungsfreiheit im umfassenden Sinn zu verstehen, das auch die Gew&#228;hrleistung enth&#228;lt, nur aufgrund solcher Vorschriften mit einem Nachteil belastet zu werden, die formal und materiell der Verfassung gem&#228;&#223; sind. Da der Adressat eines belastenden Verwaltungsakts stets einem staatlichen Freiheitseingriff unterliegt, folgt nach der sog. Adressatentheorie allein hieraus ein Klagerecht nach &#167;&#160;42 Abs. 2 VwGO. Konsequenterweise und korrespondierend hiermit muss eine als Eingriff in die Freiheit ihres Adressaten zu bewertende beh&#246;rdliche Verf&#252;gung regelm&#228;&#223;ig nach &#167;&#160;113 Abs. 1 Satz 1 VwGO aufgehoben werden, wenn die Sach- und Rechtspr&#252;fung ergibt, dass der grundrechtliche Anspruch auf Gesetzm&#228;&#223;igkeit durch die Eingriffsverwaltung verletzt wurde, denn der Eingriff ist dann nicht durch die Erm&#228;chtigungsgrundlage gedeckt. Jedoch k&#246;nnen sich in durch besondere Normstrukturen gekennzeichneten Ausnahmef&#228;llen das Bed&#252;rfnis einer n&#228;heren Begr&#252;ndung dieser Regel oder eine Ausnahme von ihr ergeben (BVerwG, Beschluss vom 19.&#160;Juli 2010 &#8211;&#160;6 B 20/10&#160;&#8211;, juris, Rn. 16).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Einen solchen Ausnahmefall hat das Bundesverwaltungsgericht anerkannt, wenn eine bestimmte materiell-rechtliche oder verfahrensrechtliche Anforderung ausschlie&#223;lich dazu bestimmt ist, dem &#246;ffentlichen Interesse zu dienen. Dann ist eine diese Anforderung verletzende Handlung der Verwaltung zwar objektiv rechtswidrig, es fehlt jedoch an der Verletzung eines subjektiven, dem Einzelnen zustehenden Rechts im Sinne des &#167;&#160;113 Abs. 1 Satz 1 VwGO, so dass den Verwaltungsgerichten die Aufhebung eines nur objektiv rechtswidrigen Verwaltungsakts verwehrt und insoweit in verfassungsrechtlich unbedenklicher Weise auch die allgemeine Handlungsfreiheit begrenzt ist. Diese Voraussetzungen hat das Bundesverwaltungsgericht in dem Gebot eines &#8222;unverz&#252;glichen&#8220; Widerrufs der Anerkennung als politischer Fl&#252;chtling in &#167;&#160;73 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG 1992 als erf&#252;llt angesehen. Danach dient die Pflicht zum unverz&#252;glichen Widerruf der Anerkennung als Asylberechtigter und als politischer Fl&#252;chtling allein dem &#246;ffentlichen Interesse an der alsbaldigen Beendigung der dem Ausl&#228;nder nicht (mehr) zustehenden Rechtsposition. Deshalb kann ein als asylberechtigt Anerkannter nicht dadurch in seinen Rechten verletzt werden, dass das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge einen -&#160;ansonsten berechtigten&#160;&#8211; Widerruf nicht unverz&#252;glich, sondern sp&#228;ter ausspricht (vgl. BVerwG, Beschluss vom 4. November 2005 &#8211;&#160;1 B 58/05&#160;&#8211;, juris, Rn. 4 m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Diese Rechtsprechung ist auf den vorliegenden Fall &#252;bertragbar, da die in &#167;&#160;36 Abs.&#160;1 AsylG objektivrechtlich gebotene Ausreisefrist von einer Woche auf dem Beschleunigungskonzept des Gesetzgebers beruht (vgl. Marx, AsylG, 9.&#160;Aufl. 2017, &#167;&#160;36 Rn. 5) und damit ausschlie&#223;lich dem &#246;ffentlichen Interesse an der Beendigung des Aufenthalts eines Ausl&#228;nders dient, dem bereits ein anderer Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union internationalen Schutz im Sinne des &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG gew&#228;hrt hat. Deshalb kann die Setzung einer hiervon abweichenden l&#228;ngeren Frist keine Verletzung subjektiver Rechte darstellen (so im Ergebnis auch: VG G&#246;ttingen, Urteil vom 15.&#160;Oktober 2018 &#8211;&#160;3 A 745/17&#160;-, juris, Rn. 41 ff.; VG D&#252;sseldorf, Urteil vom 04.&#160;September 2018 - 22 K 16303/17.A -, juris, Rn. 30 f.; VG Chemnitz, Beschluss vom 27. August 2018 - 3 L 354/18.A -, juris, Rn. 36; VG Schwerin, Urteil vom 18.06.2018 - 3 A 3589/17 As SN -, juris, Rn. 53; a.A.: VG Berlin, Beschluss vom 25.&#160;Januar 2018 &#8211;&#160;VG 28 L 872.17 A&#160;-, juris, Rn. 9; VG Bayreuth, Urteil vom 1.&#160;Dezember 2017 &#8211;&#160;B 3 K 17.33153&#160;-, juris, Rn. 33). Etwas Anderes folgt entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht aus der Rechtsprechung zum Verh&#228;ltnis zwischen Abschiebungsandrohung und Abschiebungsanordnung, da es sich hierbei um eine g&#228;nzlich andere Fallkonstellation handelt (vgl. BVerwG, Beschluss vom 23.&#160;Oktober 2015 &#8211;&#160;1 B 41/15&#160;-, juris, Rn. 15; BayVGH, Beschluss vom 14. Juni 2016 -&#160;21 ZB 16.30074&#160;-, juris, Rn. 11).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Ein rechtlicher Nachteil, der ein subjektives Recht auf Aufhebung einer Abschiebungsandrohung, welche mit einer Ausreisefrist von 30 Tagen verbunden ist, kann auch nicht damit begr&#252;ndet werden, dass durch die Fristsetzung die Spezialregelung des &#167;&#160;36 i.V.m. &#167;&#160;37 Abs. 1 Satz 1 AsylG f&#252;r das Verfahren bei Unzul&#228;ssigkeit eines Asylantrags nach &#167;&#160;29 Abs. 1 Nr. 2 AsylG umgangen werde. Denn entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers &#228;ndert die Ausreisefrist von 30&#160;Tagen, welche in &#167;&#160;38 Abs. 1 AsylG f&#252;r Abschiebungsandrohungen bei sonstiger Ablehnung eines Asylantrages zu setzen ist, nichts daran, dass die hier angefochtene Abschiebungsandrohung in einem Verfahren erlassen wurde, in dem ein Asylantrag nach &#167;&#160;29 Abs. 1 Nr. 2 AsylG unzul&#228;ssig ist. Somit handelt es bei der in Rede stehenden Abschiebungsandrohung unabh&#228;ngig von der L&#228;nge der gesetzten Frist um eine solche nach &#167;&#160;36 Abs.&#160;1 AsylG. Weil demnach kein Fall des &#167;&#160;38 Abs.&#160;1 AsylG vorliegt, hat die hiergegen erhobene Klage gem&#228;&#223; &#167;&#160;75 Abs. 1 AsylG keine aufschiebende Wirkung, so dass ein Antrag nach &#167;&#160;80 Abs. 5 VwGO statthaft war (vgl. VG Trier, Beschluss vom 13.&#160;Dezember 2017 &#8211;&#160;7 L 14132/17.TR&#160;&#8211;, juris, Rn. 2 ff.; a.A. VG Chemnitz, Beschluss vom 27.&#160;August 2018 &#8211;&#160;3 L 354/18.A&#160;-, juris , Rn. 16 ff.). Ein solcher nach &#167;&#160;37 Abs. 1 Satz 1 AsylG zu stellender Antrag h&#228;tte im vorliegenden Fall keinen Erfolg gehabt, da &#8211;&#160;worauf das Verwaltungsgericht zu Recht hingewiesen hat&#160;&#8211; an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung des Bundesamtes &#252;ber die Unzul&#228;ssigkeit nach &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG keine ernstlichen Zweifel im Sinne des &#167;&#160;36 Abs. 4 Satz 1 AsylG bestehen. Insofern verweist der Senat auf die zulassungsrechtlich nicht mit Erfolg angegriffenen Feststellungen des Verwaltungsgerichts zum Nichtbestehen eines Abschiebungsverbots gem&#228;&#223; &#167;&#160;60 Abs. 5 AufenthG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167; 83b AsylG nicht erhoben.</p></dd> </dl> </div></div> </div>
161,430
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L 12 BA 23/18 B ER
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T06:59:49
2019-01-17T12:06:25
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Sozialgerichts Aurich vom 31.5.2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Antrags- und Beschwerdeverfahrens tragen die Antragstellerin zu 9/10 und die Antragsgegnerin zu 1/10.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird endg&#252;ltig auf 105.977,42 &#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin begehrt die Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihres Widerspruchs gegen den nach einer Betriebspr&#252;fung ergangenen Beitragsnachforderungsbescheid der Antragsgegnerin vom 23.3.2018 in der Fassung des Teilabhilfebescheides vom 9.11.2018.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die 1992 gegr&#252;ndete Antragstellerin betreibt u.a. einen M&#246;belhandel. Bei ihrer Gr&#252;ndung waren Gesellschafter die Eheleute G. und H. mit jeweils einem Gesellschaftsanteil von 23 % sowie deren Kinder I., J. und K. mit einem Gesellschaftsanteil von jeweils 18 %. Das Stammkapital betrug 200.000 DM. In &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages vom 29.12.1992 war geregelt, dass die Gesellschafterbeschl&#252;sse stets mit einfacher Mehrheit aller abgegebenen Stimmen erfolgen, soweit nicht der Gesellschaftsvertrag oder das Gesetz eine andere Mehrheit vorschreibt. Weiterhin war in &#167; 7 geregelt, dass dort im Einzelnen aufgez&#228;hlte bestimmte Beschl&#252;sse einer Mehrheit von zwei Dritteln des Stammkapitals bed&#252;rfen, u.a. Beschl&#252;sse &#252;ber die Bestellung und Abberufung von Gesch&#228;ftsf&#252;hrern. Mit Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 19.3.1997 wurde der urspr&#252;ngliche Gesellschaftsvertrag ge&#228;ndert. S&#228;mtliche Gesellschafter erhielten einen Gesellschaftsanteil von 20 %. Die vorgenannte Zwei-Drittel-Mehrheits-Regelung in &#167; 7 wurde dahingehend ge&#228;ndert, dass die dort im Einzelnen aufgez&#228;hlten bestimmten Beschl&#252;sse (u.a. die Bestellung und Abberufung von Gesch&#228;ftsf&#252;hrern) nur einstimmig gefasst werden k&#246;nnen. Die Gesellschaftsanteile wurden in der Folgezeit noch mehrfach ver&#228;ndert (nach dem Tod von L. ab dem 2.8.2013, Friedrich Pfl&#252;ger: 30 %, &#252;brige Gesellschafter: jeweils 23 %; nach Erbauseinandersetzung ab 19.5.2015 Friedrich Pfl&#252;ger: 40 % und &#252;brige Gesellschafter jeweils 20 %; nach dem Tod von H. ab 6.10.2015: M. jeweils 33 %). Am 12.6.2014 schlossen N. einen Pool-Vertrag, in dem sie sich verpflichteten, nach Ma&#223;gabe des &#167; 13 b Abs. 2 Nr. 2 ErbStG &#252;ber ihren jeweiligen Gesch&#228;ftsanteil nur einheitlich zu verf&#252;gen oder den Gesch&#228;ftsanteil ausschlie&#223;lich auf den jeweils anderen Pool-Beteiligten zu &#252;bertragen und das Stimmrecht nur einheitlich in der Gesellschafterversammlung der Gesellschaft auszu&#252;ben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Geschwister M. waren nach ihren eigenen Angaben ab dem 1.1.1993 bei der Antragstellerin besch&#228;ftigt und seit dem 1.1.1997 jeweils als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer t&#228;tig. Am 17.12.2002 schloss die Antragstellerin mit ihnen jeweils ab 1.1.2003 geltende und &#8211; mit Ausnahme der H&#246;he des Monatsgehalts &#8211; inhaltsgleiche Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;ge. In den Vorbemerkungen dieser Vertr&#228;ge ist jeweils (hier am Beispiel der Frau O.) ausgef&#252;hrt: &#8222;Mit Beschluss vom 17. Dezember 2002 hat die Gesellschafterversammlung der Gesellschaft den Anstellungsvertrag von Frau O., die mit 20 v.H. der Gesch&#228;ftsanteile an der Gesellschaft beteiligt ist, mit Wirkung vom 1.1.2003 ge&#228;ndert. Durch die zwingende Einstimmigkeit bei Beschl&#252;ssen der Gesellschaft besteht f&#252;r Frau O. keine Pflichtmitgliedschaft in der Sozialversicherung.&#8220; Vertragsregelungen waren u.a. eine Befreiung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB, ein festes Monatsgehalt, Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall f&#252;r drei Monate sowie 30 Tage bezahlter Jahresurlaub. In den Folgejahren wurden die Vertr&#228;ge mehrfach hinsichtlich der Verg&#252;tung ge&#228;ndert (Vereinbarung einer Weihnachtsgratifikation in H&#246;he eines Monatsgehalts, Vereinbarung eines 14. Monatsgehalts und laufende Erh&#246;hungen der festen Monatsgeh&#228;lter).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Als Ergebnis einer Betriebspr&#252;fung nach &#167; 28p SGB IV stellte die Antragsgegnerin nach Durchf&#252;hrung eines Anh&#246;rungsverfahrens mit Bescheid vom 23.3.2018 fest, dass die drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ihre T&#228;tigkeit seit dem 1.1.1997 im Rahmen eines versicherungspflichtigen Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses aus&#252;ben, und forderte von der Antragstellerin f&#252;r den Zeitraum vom 1.1.2013 bis 31.12.2016 Sozialversicherungsbeitr&#228;ge i.H.v. 211.954,84 &#8364; nach. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie im Wesentlichen aus, die Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten nicht die Rechtsmacht, Beschl&#252;sse der Gesellschafterversammlung zu verhindern, die ihr Dienstverh&#228;ltnis benachteiligen w&#252;rden. Nach der BSG-Rechtsprechung sei letztlich die sich nach dem Gesellschaftsrecht ergebende Rechtsmacht ausschlaggebend. Die drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer k&#246;nnten mit ihren geringen Gesch&#228;ftsanteilen keine Gesellschafterbeschl&#252;sse verhindern, weil f&#252;r diese Beschl&#252;sse regelm&#228;&#223;ig die einfache Mehrheit ausreiche. Eine au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages geschlossene Stimmrechtsvereinbarung wie der Pool-Vertrag aus dem Jahre 2014 sei zwar rechtlich zul&#228;ssig, aber nicht geeignet, eine sich aus dem Gesellschaftsvertrag ergebende, nicht wirksam abbedungene Rechtsmacht wirkungslos werden zu lassen. Eine Stimmrechtsvereinbarung sei stets unter Beachtung der sich vorrangig aus dem Gesellschaftsvertrag ergebenden Regelungen zur Beschlussfassung und zum Stimmrecht zu betrachten (Hinweis auf BSG Urteil vom 11.11.2015 &#8211; B 12 KR 13/14 R). Stehe die getroffene Stimmrechtsvereinbarung im Widerspruch zu den entsprechenden Regelungen im Gesellschaftsvertrag, sei die satzungsm&#228;&#223;ige Aus&#252;bung des Stimmrechts wirksam, auch wenn gegen eine anderslautende Stimmrechtsverpflichtung versto&#223;en werde. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Anstellungsvertr&#228;ge enthielten arbeitsvertraglich typische Regelungen einer abh&#228;ngigen Besch&#228;ftigung. Auch ein unternehmerisches Risiko der Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer sei nicht vorhanden. In der Gesamtheit &#252;berw&#246;gen die Kriterien f&#252;r eine abh&#228;ngige Besch&#228;ftigung. Daraus folge die Versicherungspflicht in den einzelnen Zweigen der Sozialversicherung. Zur Begr&#252;ndung ihres dagegen erhobenen Widerspruchs hat die Antragstellerin im Wesentlichen vorgetragen, die drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer seien nicht abh&#228;ngig besch&#228;ftigt. Auch unter Ber&#252;cksichtigung des BSG-Urteils vom 11.11.2015 (B 12 KR 13/14 R) bleibe es dabei, dass die vertraglichen Vereinbarungen zwar den Ausgangspunkt f&#252;r die sozialversicherungsrechtliche Statusfeststellung bilden. Eine im Widerspruch zu den Vereinbarungen stehende tats&#228;chliche Beziehung und die sich hieraus ergebende Schlussfolgerung auf die tats&#228;chlich gewollte Natur der Rechtsbeziehung gehe einer formellen Vereinbarung aber vor, soweit eine Abbedingung der Rechtsmacht rechtlich zul&#228;ssig sei. Der in Gestalt des Pool-Vertrages vorliegenden Stimmbindungsvereinbarung komme daher erhebliches Gewicht zu. Den zugleich gestellten Antrag auf Aussetzung der Vollziehung des Beitragsnachforderungsbescheides hat die Antragsgegnerin mit Bescheid vom 13.4.2018 abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin hat am 20.4.2018 bei dem Sozialgericht (SG) Aurich beantragt, die aufschiebende Wirkung ihres Widerspruchs gegen den Beitragsnachforderungsbescheid der Antragsgegnerin vom 23.3.2018 anzuordnen. Der Bescheid sei rechtswidrig, jedenfalls best&#252;nden ernstliche Zweifel an seiner Rechtm&#228;&#223;igkeit. Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin seien die Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht als abh&#228;ngig Besch&#228;ftigte t&#228;tig. Ein ma&#223;geblicher rechtlicher oder tats&#228;chlicher Einfluss auf die Willensbildung der Gesellschaft schlie&#223;e ein Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis regelm&#228;&#223;ig aus, wenn der Gesellschafter damit Einzelanweisungen verhindern k&#246;nne. Durch den Gesellschafterbeschluss vom 19.3.1997 sei &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages dahingehend ge&#228;ndert worden, dass zahlreiche Beschl&#252;sse nur einstimmig gefasst werden k&#246;nnten. Dies betreffe etwa die Entlassung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers, deren Bestellung und Abberufung sowie die &#196;nderung des Gesellschaftsvertrages. Im weiteren Verlauf h&#228;tten die Gesellschafter der Antragstellerin den Beschluss gefasst, dass s&#228;mtliche Beschlussfassungen nur noch einstimmig erfolgen k&#246;nnten. Dies ergebe sich aus den insoweit gleichlautenden Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;gen vom 17.12.2002. Dar&#252;ber hinaus bestehe schlie&#223;lich ein nur einstimmig ab&#228;nderbarer Pool-Vertrag vom 12.6.2017 (gemeint: 2014). Daher stehe jedem Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer faktisch ein Veto-Recht zu. Auf Grund der zwingenden Einstimmigkeit bei der Beschlussfassung k&#246;nnten keine wirksamen Weisungen gegen&#252;ber den Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern erteilt werden. Auch eine Entziehung der Veto-Rechte durch eine K&#252;ndigung des Anstellungsvertrages sei ausgeschlossen. Die Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer seien zudem von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB befreit worden. Sie k&#246;nnten somit rechtlich und tats&#228;chlich wie ein mit einer Sperrminorit&#228;t ausgestatteter Gesellschafter ihnen nicht genehme Weisungen jederzeit abwenden. Die Bedeutung von Stimmbindungsvereinbarungen im Sozialversicherungsrecht sei Gegenstand von drei vor dem BSG gemeinsam am 11.11.2015 entschiedenen Verfahren gewesen. Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin k&#246;nne diesen Entscheidungen nicht entnommen werden, dass au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages eingegangenen Verpflichtungen zwingend f&#252;r die sozialversicherungsrechtliche Statusbeurteilung ohne Bedeutung seien. Der vorliegende Fall sei auch unabh&#228;ngig von den Regelungen im Pool-Vertrag anders zu beurteilen als derjenige vom BSG mit Urteil vom 11.11.2015 (B 12 KR 13/14 R) entschiedene Fall. Nach dem Tod der Frau L. seien an der Antragstellerin neben Friedrich Pfl&#252;ger mit 20 % die drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ebenfalls jeweils mit 20 % sowie die Erbengemeinschaft nach L., bestehend aus P., ebenfalls mit 20 % beteiligt gewesen. Stehe ein GmbH-Gesch&#228;ftsanteil mehreren Mitberechtigten ungeteilt zu, so k&#246;nnten die Rechte aus diesem Gesch&#228;ftsanteil nach &#167; 18 Abs. 1 GmbHG nur gemeinschaftlich ausge&#252;bt werden. K&#246;nnten sich die Mitberechtigten einer Erbengemeinschaft nicht einigen, habe die Aus&#252;bung der Gesellschaftsrechte, namentlich des Stimmrechts, zu unterbleiben. Zusammen mit seinem eigenen Gesch&#228;ftsanteil habe somit jeder Gesch&#228;ftsf&#252;hrer &#252;ber ein Stimmgewicht von 40 % in Gesellschaftsversammlungen der Antragstellerin verf&#252;gt, so dass die mit 2/3-Mehrheit zu fassenden Beschl&#252;sse &#252;ber eine Abberufung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten verhindert werden k&#246;nnen. Jedenfalls der Pool-Vertrag verpflichtet zu einer einheitlichen Stimmabgabe mit der Folge, dass jeder einzelne Gesch&#228;ftsf&#252;hrer missliebige Gesellschafterbeschl&#252;sse verhindern k&#246;nne. Der Pool-Vertrag sei auf unbestimmte Zeit geschlossen. Er sei erstmals k&#252;ndbar zum 31.12.2035. Seine &#196;nderung &#8211; einschlie&#223;lich seiner K&#252;ndigungsm&#246;glichkeiten &#8211; k&#246;nne nur einstimmig beschlossen werden. Eine K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit nach &#167; 626 BGB, auf die das BSG bei Anstellungsvertr&#228;gen regelm&#228;&#223;ig abstelle, bestehe somit nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Die Antragsgegnerin hat erwidert, es best&#252;nden keine Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit ihres angegriffenen Beitragsbescheides. Die drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten auf Grund der Bestimmungen des f&#252;r die Beurteilung ma&#223;gebenden Gesellschaftsvertrages vom 5.1.1993 in der Fassung vom 19.3.1997 keine f&#252;r sie nachteiligen Beschl&#252;sse verhindern k&#246;nnen. Die au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages geschlossene Pool-Vereinbarung sei zwar grunds&#228;tzlich rechtlich zul&#228;ssig, k&#246;nne jedoch die im Gesellschaftsvertrag getroffenen Vereinbarungen nicht negieren. Die im Gesellschaftsvertrag verankerte Rechtsmacht bleibe unangetastet. Das BSG stelle in st&#228;ndiger Rechtsprechung (u.a. Urteil vom 29.8.2012 &#8211; 12 KR 25/10 R und B 12 R 14/10 R) klar, dass es f&#252;r die Beurteilung einer Besch&#228;ftigung i.S.d. &#167; 7 SGB IV stets auf die gesellschaftsvertraglichen Regelungen ankomme. Ein Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis liege dann nicht vor, wenn der mitarbeitende Gesellschafter bzw. GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nach den gesellschaftsvertraglichen Regelungen die Rechtsmacht in der Gesellschaft habe. Diese Rechtsprechung sei durch drei weitere Entscheidungen des BSG vom 11.11.2015 best&#228;tigt worden. Darin habe das BSG klargestellt, dass es allein auf die gesellschaftsvertraglich statuierte Rechtsmacht ankommen k&#246;nne. Mit seinen Entscheidungen vom 14.3.2018 habe der 12. Senat des BSG dann explizit festgestellt, dass au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages getroffene Vereinbarungen f&#252;r die sozialversicherungsrechtliche Statusbeurteilung ohne Bedeutung seien. Sofern die Antragstellerin auf den ab 19.3.1997 ge&#228;nderten &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages bez&#252;glich eines Einstimmigkeitserfordernisses unter anderem&#160;&#160;bei Entlassung, Bestellung und Abberufung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer verweise, habe das LSG Berlin-Brandenburg am 10.5.2017 (L 1 KR 281/15) unter Berufung auf die Rechtsprechung des BSG (Urteil vom 29.6.2016 &#8211; B 12 R 5/14 R &#8211; und vom 24.9.1992 &#8211; 7 RAr 12/92 -) f&#252;r gerade diese Konstellation entschieden, dass nur eine umfassende Sperrminorit&#228;t, die alle den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer selbst betreffenden Angelegenheiten umfasse, geeignet sei, die Annahme von Selbstst&#228;ndigkeit des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers zu begr&#252;nden. Das Urteil sei vom BSG mit Urteil vom 14.3.2018 (B 12 KR 13/17 R) best&#228;tigt worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Das SG hat den Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs mit Beschluss vom 31.5.2018 abgelehnt. Es best&#252;nden keine durchgreifenden Bedenken gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Bescheides. Der Bescheid beruhe im Wesentlichen auf der Einstufung der T&#228;tigkeit der drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer als versicherungspflichtige Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisse. Ma&#223;gebliche Rechtsgrundlage sei insoweit &#167; 7 Abs. 1 SGB IV. Nach den vom BSG zur Abgrenzung von abh&#228;ngiger Besch&#228;ftigung und selbstst&#228;ndiger T&#228;tigkeit entwickelten (vom SG im Einzelnen dargestellten) allgemeinen rechtlichen Ma&#223;st&#228;ben spr&#228;chen die Umst&#228;nde hier f&#252;r eine abh&#228;ngige Besch&#228;ftigung. Die Anstellungsvertr&#228;ge vom 17.12.2002 enthielten zahlreiche Elemente, wie sie f&#252;r ein Arbeitsverh&#228;ltnis typisch und f&#252;r das Gesamtbild einer Besch&#228;ftigung wesentlich seien. Dass die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer vom Selbstkontrahierungsverbot des &#167; 181 BGB befreit seien, spreche &#8211; wie das BSG wiederholt entschieden habe &#8211; nicht zwingend f&#252;r das Vorliegen einer selbstst&#228;ndigen T&#228;tigkeit. Sei ein GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer &#8211; wie hier die drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin &#8211; zugleich als Gesellschafter am Kapital der Gesellschaft beteiligt, seien der Umfang der Kapitalbeteiligung und das Ausma&#223; des sich daraus f&#252;r ihn ergebenden Einflusses auf die Gesellschaft ein wesentliches Merkmal bei der Abgrenzung von abh&#228;ngiger Besch&#228;ftigung und selbstst&#228;ndiger T&#228;tigkeit. Hinzu k&#228;men die Stimmrechte in der Gesellschafterversammlung. Entscheidend f&#252;r die sozialversicherungsrechtliche Statusbeurteilung sei, ob die rechtliche M&#246;glichkeit bestehe, als beherrschender oder zumindest mit einer Sperrminorit&#228;t ausgestatteter Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht genehme Weisungen jederzeit abzuwenden (st. Rspr. des BSG). Die drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten im streitigen Zeitraum &#252;ber einen Anteil am Stammkapital der Gesellschaft verf&#252;gt, der sich zwischen 20 % und 33,33 % bewegt habe. Da die Mitgesellschafter w&#228;hrend dieser Zeit zwischen 66,66 % und 80 % der Gesellschaftsanteile gehalten h&#228;tten, habe angesichts der Regelung in &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages vom 29.12.1992, wonach die Gesellschafterbeschl&#252;sse mit einfacher Mehrheit zu treffen gewesen seien, kein Mitgesellschafter zu irgendeinem Zeitpunkt die Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung gehabt. Der Gesellschaftsvertrag habe dar&#252;ber hinaus keinen Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer eine Sperrminorit&#228;t gegeben, mit der er ihm nicht genehme Beschl&#252;sse der Gesellschafterversammlung habe verhindern k&#246;nnen. Entgegen der Auffassung der Antragstellerin habe sich dies auch nicht durch den am 19.3.1997 gefassten Beschluss der Gesellschafterversammlung ge&#228;ndert. Damit sei zwar &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages dahingehend ge&#228;ndert worden, dass dort bestimmte enumerativ aufgez&#228;hlte Entscheidungen, wie z.B. die Bestellung und Abberufung von Gesch&#228;ftsf&#252;hrern, einstimmig gefasst werden. Das LSG Berlin-Brandenburg habe mit Urteil vom 10.5.2017 &#8211; L 1 KR 281/15 &#8211; unter Berufung auf Urteile des BSG vom 29.6.2016 und 24.9.1992 ausgef&#252;hrt, dass nur eine umfassende Sperrminorit&#228;t, die alle den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer selbst betreffenden Angelegenheiten beinhaltet, geeignet sei, die Annahme einer Selbstst&#228;ndigkeit des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers zu begr&#252;nden. Auch der Umstand, dass f&#252;r die Entlassung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers eigentlich seine eigene Zustimmung erforderlich sei, reiche nicht aus. Denn nach &#167; 38 Abs. 2 GmbH-Gesetz sei es jedenfalls m&#246;glich, den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer aus wichtigem Grund abzuberufen. Im Rahmen einer derartigen Beschlussfassung w&#228;re er auch selbst nicht stimmberechtigt, h&#228;tte im Ergebnis mithin nicht die Rechtsmacht, sich &#252;ber Weisungen hinwegzusetzen, soweit sie ihm von der Gesellschafterversammlung erteilt worden w&#228;ren. Dieser Rechtsauffassung, die inzwischen auch vom BSG mit Urteil vom 14.3.2018 best&#228;tigt worden sei, schlie&#223;e sich das Gericht an. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten also nicht &#252;ber die erforderliche umfassende Sperrminorit&#228;t verf&#252;gt. Etwas Anderes ergebe sich auch nicht aus den Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;gen. Zwar hei&#223;e es dort in Absatz 3 der Vorbemerkung &#8222;durch die zwingende Einstimmigkeit bei Beschl&#252;ssen der Gesellschaft besteht f&#252;r ... (Name des jeweiligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers) ... keine Pflichtmitgliedschaft in der Sozialversicherung&#8220;. Die Vertr&#228;ge beinhalteten ansonsten aber keine Regelungen, die sich auf die Aus&#252;bung des Stimmrechts beziehen. Ein &#252;ber den Beschluss vom 19.3.1997 hinausgehender Beschluss der Gesellschafterversammlung sei nicht vorgetragen worden. Soweit sich die Formulierung in den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;gen auf diesen Beschluss beziehen sollte, ergebe sich aus den vorgenannten Ausf&#252;hrungen, dass dies nicht gen&#252;ge. Auch der so genannte Pool-Vertrag vom 12.6.2014 f&#252;hre zu keinem anderen Ergebnis. Es handele sich um eine privatrechtliche Stimmrechtsaus&#252;bungsregelung, die au&#223;erhalb eines gesellschaftsrechtlichen Kontextes wie etwa einer Gesellschafterversammlung vereinbart worden sei. Dazu habe das BSG (Urteil vom 11.11.2015 &#8211; B 12 KR 13/14 R) ausgef&#252;hrt, dass derartige Stimmbindungsvertr&#228;ge keine &#8211; im Rahmen der sozialversicherungsrechtlich gebotenen Gesamtabw&#228;gung von vornherein den Ausschlag gebenden, d.h. entscheidende &#8211; Indizfunktion f&#252;r das Vorliegen einer selbstst&#228;ndigen T&#228;tigkeit zukomme. Eine unterschiedliche Bewertung von Stimmbindungsvereinbarungen im Gesellschaftsrecht einerseits und im Sozialversicherungsrecht andererseits sei n&#228;mlich bereits durch die verschiedenen Sachstrukturen der jeweiligen Rechtsgebiete gerechtfertigt. Eine Stimmbindungsvereinbarung au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages sei nicht geeignet, die sich aus dem Gesellschaftsvertrag ergebenden Rechtsmachtverh&#228;ltnisse mit sozialversicherungsrechtlicher Wirkung zu verschieben, weil der Vertrag aus wichtigem Grund jederzeit gek&#252;ndigt werden k&#246;nne und dieses K&#252;ndigungsrecht zivilrechtlich nicht abbedungen werden k&#246;nne. Schon die blo&#223;e M&#246;glichkeit einer Zerr&#252;ttung unter den Gesellschaftern bzw. eines Zerw&#252;rfnisses mit den sich daraus potenziell ergebenden gesellschaftsrechtlichen Folgen sei bei einer Statusentscheidung wegen des Erfordernisses der Vorhersehbarkeit sozialversicherungs- und beitragsrechtlicher Tatbest&#228;nde stets zu ber&#252;cksichtigen. Auch daraus, dass nach dem Vorbringen der Antragstellerin den Gesellschaftern P. nach dem Tod der L. deren Gesellschaftsanteil gemeinschaftlich als Mitgliedern der Erbengemeinschaft zugestanden habe, habe sich nichts zu Gunsten der drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ergeben, weil jedes Mitglied einer Erbengemeinschaft jederzeit deren Aufl&#246;sung beantragen k&#246;nne.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin hat am 7.6.2018 Beschwerde gegen den Beschluss eingelegt, mit der sie ihr Begehren weiterverfolgt. Die Ausgestaltung der Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;ge k&#246;nne keine entscheidende Bedeutung haben, denn die Ausgestaltung der Vertragsverh&#228;ltnisse sei zwangsl&#228;ufig durch steuerrechtliche Vorgaben bestimmt. Der Fremdvergleichsma&#223;stab m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden. Der Fremdvergleich diene nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs der Abgrenzung zwischen betrieblicher und gesellschaftlicher Veranlassung. Er verlange, dass eine typische vertragliche Vereinbarung mit den Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern zu Stande komme. Mithin m&#252;ssten Vertragsverh&#228;ltnisse geschaffen werden, die denen eines Fremdgesch&#228;ftsf&#252;hrers gleichen. Zumindest das Prinzip der Einheit der Rechtsordnung werde verletzt, wenn das Steuerrecht einerseits Voraussetzungen verlange, die andererseits im Bereich des Sozialversicherungsrechts zu ungewollten Konsequenzen f&#252;hrten. Das SG habe sich zu Unrecht auf die Entscheidung des LSG Berlin-Brandenburg vom 10.5.2017 &#8211; L 1 KR 281/15 &#8211; und das Urteil des BSG vom 11.11.2015 &#8211; B 12 KR 13/14 R &#8211; gest&#252;tzt. Es treffe zwar zu, dass unbefristete Dauerschuldverh&#228;ltnisse nur grunds&#228;tzlich aus wichtigem Grund k&#252;ndbar seien. Ein wichtiger Grund l&#228;ge aber allenfalls dann vor, wenn sich der betroffene Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht den Weisungen der Gesellschafterversammlung entsprechend verhalte. Denn allein schwerwiegende grobe Pflichtverletzungen berechtigten zur K&#252;ndigung eines Gesellschaftsverh&#228;ltnisses aus wichtigem Grund. Voraussetzung sei n&#228;mlich, dass dem K&#252;ndigenden die Fortsetzung bis zur n&#228;chsten ordentlichen Beendigungsm&#246;glichkeit unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde nach Treu und Glauben nicht zuzumuten w&#228;re, insbesondere, weil das Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen den Gesellschaftern grundlegend gest&#246;rt sei. Nur wenn der Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer folglich den erteilten Weisungen zuwiderhandele, w&#228;re eine K&#252;ndigung des Stimmbindungsvertrages aus wichtigem Grund m&#246;glich. Damit dieser Fall eintreten k&#246;nne, m&#252;sse freilich zuvor eine entsprechende Weisung durch einen Gesellschafterbeschluss gefasst werden. Wenn aber gerade &#8211; so wie hier &#8211; die Stimmbindungsvereinbarung zu einem umfassenden Einstimmigkeitserfordernis f&#252;hre, k&#246;nnten bereits im Ausgangspunkt keine solchen Weisungen erteilt werden. Dies wiederum habe zur Folge, dass ein Versto&#223; gegen Weisungen im vorliegenden Fall nicht denkbar sei. Sofern die Rechtsprechung des BSG seit den Urteilen vom 11.11.2015 tats&#228;chlich so zu verstehen sein solle, dass ein dem gesch&#228;ftsf&#252;hrenden Minderheitsgesellschafter einer GmbH au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages einger&#228;umtes Veto-Recht nicht die Annahme eines sozialversicherungsrechtlichen Status als Selbstst&#228;ndiger rechtfertige, w&#228;re f&#252;r den vorliegenden Sachverhalt jedenfalls der Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes zu ber&#252;cksichtigen. Fr&#252;hestens mit der Verk&#252;ndung der Entscheidung vom 11.11.2015 sei f&#252;r sie und ihre Gesellschafter erkennbar gewesen, dass die Stimmbindungsvereinbarungen, namentlich durch den Pool-Vertrag, mangels Verankerung in der Satzung der GmbH nicht (mehr) ausreichend waren. Eine Nacherhebung von Beitr&#228;gen f&#252;r die Jahre 2013 bis 2015 sei danach ausgeschlossen, weil &#8211; in Analogie zur R&#252;ckwirkung von Gesetzen &#8211; der Fall der echten R&#252;ckwirkung gegeben w&#228;re und mithin ein Versto&#223; gegen das Rechtsstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 3 GG vorl&#228;ge. In der fr&#252;heren Rechtsprechung des BSG sei anerkannt gewesen, dass auf Grund besonderer Bindungen der Gesellschafter einer Familiengesellschaft regelm&#228;&#223;ig nicht von einem abh&#228;ngigen Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis eines Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrers auszugehen sei, obwohl dieser nicht &#252;ber eine Mehrheit der Gesellschaftsanteile oder &#252;ber eine Sperrminorit&#228;t verf&#252;gt habe. Dies habe sich erst durch das vom BSG erstmals in seinem Urteil vom 11.11.2015 betonte sozialversicherungsrechtliche Merkmal der Vorhersehbarkeit ge&#228;ndert. Zum anderen habe das BSG erstmals mit Urteil vom 14.3.2018 verlangt, dass au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages getroffene Vereinbarungen unber&#252;cksichtigt bleiben sollen. Sie habe daher bis zum M&#228;rz 2018 darauf vertrauen d&#252;rfen, dass die vertraglichen Vereinbarungen im Einklang mit der sozialgerichtlichen Rechtsprechung eine abh&#228;ngige Besch&#228;ftigung der Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ausschlossen. Dem formalen Kriterium, Veto-Rechte unmittelbar in der Satzung zu verankern, k&#246;nnten die Gesellschafter nur durch eine entsprechende Satzungs&#228;nderung gen&#252;gen. Eine dahingehende Veranlassung habe bis zum Urteil des BSG vom 14.3.2018 indes nicht bestanden. Mit dem Gedanken des Vertrauensschutzes vertrage es sich hingegen nicht, wenn bereits f&#252;r den Pr&#252;fungszeitraum vom 1.1.2013 bis 31.12.2016 Voraussetzungen postuliert w&#252;rden, die seinerzeit unbekannt gewesen seien.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Mit Teilabhilfebescheid vom 9.11.2018 hat die Antragsgegnerin die Nachforderungssumme auf 196.764,22 Euro reduziert (Herausnahme der Umlagen U1 und 2).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin beantragt sinngem&#228;&#223;,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">den Beschluss des Sozialgerichts Aurich vom 31.5.2018 aufzuheben und die aufschiebende Wirkung ihres Widerspruchs gegen den Beitragsbescheid der Antragsgegnerin vom 23.3.2018 in der Fassung des Teilabhilfebescheides vom 9.11.2018 anzuordnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Antragsgegnerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Sie h&#228;lt den angegriffenen Beschluss des SG f&#252;r zutreffend. Die Antragstellerin k&#246;nne sich auch nicht mit Erfolg auf Vertrauensschutz berufen. Ein Vertrauensschutz aus einem (bestandskr&#228;ftigen) Verwaltungsakt bestehe nicht. Die Beitragsforderung sei auch nicht aus Vertrauensschutzgesichtspunkten auf Grund einer etwaigen &#196;nderung der Rechtsprechung ausgeschlossen. Zutreffend sei zwar, dass das BSG in der Vergangenheit in Ausnahmef&#228;llen f&#252;r Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer mit einer Minderheitsbeteiligung eine selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit angenommen habe, wenn diese (z.B. auf Grund einer engen famili&#228;ren Verbindung zu den weiteren Gesellschaftern und besonderer Fachkenntnisse) in der GmbH &#8222;frei schalten und walten&#8220; konnten (so genannte &#8222;Kopf- und Seele-Rechtsprechung&#8220;). Hier sei es aber gerade nicht so, dass einer der drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer den Betrieb allein geleitet oder die Gesch&#228;fte wie ein Alleininhaber nach eigenem Gutd&#252;nken gef&#252;hrt habe. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer auf Grund ihrer gleichwertigen Gesch&#228;ftsanteile eine gleichberechtigte Position in der Gesellschaft innehatten, so dass keiner von ihnen die Gesellschaft dominieren und ihre Geschicke ma&#223;geblich habe bestimmen k&#246;nnen. Eine (vertrauensschutzbegr&#252;ndende) gefestigte h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung des BSG, wonach Minderheits-Gesellschafter einer &#8222;Familien-GmbH&#8220; in der Vergangenheit sozialversicherungsrechtlich generell als Selbstst&#228;ndige beurteilt worden w&#228;ren, gebe es nicht. Das BSG habe in der Vergangenheit lediglich in Einzelf&#228;llen und unter Ber&#252;cksichtigung au&#223;ergew&#246;hnlicher Umst&#228;nde entschieden, dass f&#252;r Minderheits-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ohne gesellschaftsrechtliche Sperrminorit&#228;t &#8222;ausnahmsweise&#8220; eine selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit vorliegen k&#246;nne. Eine generalisierende Regel in dem Sinne, dass bei famili&#228;ren Beziehungen der Gesellschafter stets eine selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit vorliege, sei aus der Rechtsprechung des BSG nicht herzuleiten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge der Antragsgegnerin verwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der Senat sieht f&#252;r das Eilverfahren von der grunds&#228;tzlich (st.Rspr., vgl. zuletzt u.a. BSG, Urteil vom 16.12.2015 - B 12 R 11/14 R -, juris, m.w.N.) notwendigen Beiladung der betroffenen Arbeitnehmer der Antragstellerin und der Sozialversicherungstr&#228;ger (&#167; 75 Abs.&#160;2 SGG) ab, weil dies mit dem Charakter des Eilverfahrens nicht zu vereinbaren w&#228;re. Die Beiladungen m&#252;ssen allerdings im Klageverfahren erfolgen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Streitgegenstand ist nur (noch) der Beitragsnachforderungsbescheid vom 23.3.2018 in der Fassung des Teilabhilfebescheides vom 9.11.2018. Soweit die Antragsgegnerin dem Widerspruch mit dem Teilabhilfebescheid abgeholfen hat, ist das Verfahren erledigt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet. Die Antragstellerin hat keinen Anspruch auf die Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihres Widerspruchs gegen den Beitragsnachforderungsbescheid vom 23.3.2018 in der Fassung des Teilabhilfebescheides vom 9.11.2018.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Nach &#167; 86b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGG kann das Gericht der Hauptsache in den F&#228;llen, in denen Widerspruch oder Anfechtungsklage keine aufschiebende Wirkung haben, diese ganz oder teilweise anordnen. Die aufschiebende Wirkung entf&#228;llt gem&#228;&#223; &#167;&#160;86a Abs. 2 Nr. 1 SGG bei - wie hier - Entscheidungen &#252;ber Beitragspflichten und die Anforderung von Beitr&#228;gen sowie darauf entfallende Nebenkosten einschlie&#223;lich der S&#228;umniszuschl&#228;ge. Die Entscheidung, ob die aufschiebende Wirkung ausnahmsweise durch das Gericht angeordnet wird, erfolgt aufgrund einer umfassenden Abw&#228;gung des Suspensivinteresses des Antragstellers einerseits und des &#246;ffentlichen Interesses an der Vollziehung des Verwaltungsaktes andererseits. Im Rahmen dieser Interessenabw&#228;gung ist - wovon das SG auch zutreffend ausgegangen ist - in Anlehnung an &#167;&#160;86a Abs. 3 Satz 2 SGG zu ber&#252;cksichtigen, in welchem Ausma&#223; Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Verwaltungsaktes bestehen oder ob die Vollziehung f&#252;r den Antragsteller eine unbillige, nicht durch &#252;berwiegend &#246;ffentliche Interessen gebotene H&#228;rte zur Folge h&#228;tte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Da &#167; 86a Abs. 2 Nr. 1 SGG das Vollzugsrisiko bei Beitragsbescheiden grunds&#228;tzlich auf den Adressaten verlagert, k&#246;nnen nur solche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bescheides ein &#252;berwiegendes Suspensivinteresse begr&#252;nden, die einen Erfolg des Rechtsbehelfs in der Hauptsache - hier des Widerspruchs - zumindest &#252;berwiegend wahrscheinlich erscheinen lassen. Hierf&#252;r reicht es nicht aus, dass im Rechtsmittelverfahren m&#246;glicherweise noch erg&#228;nzende Tatsachenfeststellungen zu treffen sind. Ma&#223;geblich ist vielmehr, ob nach der Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Eilentscheidung mehr f&#252;r als gegen die Rechtswidrigkeit des angefochtenen Bescheides spricht (vgl. LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 11.8.2016 - L 8 R 1096/14 B ER -, juris Rn. 25 m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Davon ausgehend hat auch der Senat nach summarischer Pr&#252;fung auf der Grundlage des gegenw&#228;rtigen Sach- und Streitstandes keine ernstlichen Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Beitragsnachforderungsbescheides in der Fassung des Teilabhilfebescheides. Die Antragsgegnerin war nach dem Ergebnis der Betriebspr&#252;fung gem&#228;&#223; &#167; 28p Abs. 1 Satz 1 i.V.m. Satz 5 SGB IV zum Erlass dieses Bescheides erm&#228;chtigt und verpflichtet. F&#252;r die T&#228;tigkeit der drei Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer M. f&#252;r die Antragstellerin bestand im streitigen Zeitraum vom 1.1.2013 bis 31.12.2016 Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung und nach dem Recht der Arbeitsf&#246;rderung. Versicherungspflicht in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bestand f&#252;r Q. ebenfalls im gesamten streitigen Zeitraum, wegen zeitweiser &#220;berschreitung der Jahresarbeitsentgeltgrenze f&#252;r K. hingegen nur vom 1.1.2013 bis zum 31.12.2015 und f&#252;r Anke Pfl&#252;ger nur vom 1.1. bis 31.12.2016.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Im streitigen Zeitraum unterlagen Personen, die gegen Arbeitsentgelt besch&#228;ftigt waren, in der gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung sowie nach dem Recht der Arbeitsf&#246;rderung der Versicherungspflicht (vgl. &#167; 5 Abs. 1 Nr. 1 SGB V, &#167; 20 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SGB XI, &#167; 1 Satz 1 Nr. 1 SGB VI und &#167; 25 Abs. 1 SGB III). Beurteilungsma&#223;stab f&#252;r das Vorliegen einer (abh&#228;ngigen) Besch&#228;ftigung war &#167; 7 Abs. 1 SGB IV in seiner bis heute unver&#228;ndert geltenden Fassung. Danach ist Besch&#228;ftigung die nicht selbst&#228;ndige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverh&#228;ltnis (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB IV). Das SG hat unter Heranziehung der einschl&#228;gigen aktuellen Rechtsprechung des BSG zur statusrechtlichen Beurteilung von Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern mit zutreffender Begr&#252;ndung im Einzelnen ausgef&#252;hrt, dass es sich bei der T&#228;tigkeit der drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin im streitigen Zeitraum nach dem Gesamtbild &#8211; insbesondere wegen der ihnen aufgrund ihrer Minderheitsbeteiligungen fehlenden Rechtsmacht, unliebsame Weisungen der Gesellschafterversammlung verhindern zu k&#246;nnen - um eine abh&#228;ngige Besch&#228;ftigung gehandelt hat. Der Senat folgt dieser Begr&#252;ndung und sieht insoweit gem&#228;&#223; 142 Abs. 2 Satz 3 SGG von einer weiteren Darstellung der Entscheidungsgr&#252;nde ab.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Unter Ber&#252;cksichtigung des Beschwerdevorbringens und dem seit dem SG-Beschluss zur statusrechtlichen Beurteilung eines Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrers ver&#246;ffentlichten Rechtsprechung des BSG bleibt zu der rechtlichen Beurteilung auf der Grundlage der aktuellen Rechtsprechung des BSG lediglich erg&#228;nzend und die erstinstanzliche Entscheidung bekr&#228;ftigend auszuf&#252;hren:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Das BSG hat seine j&#252;ngste Rechtsprechung zur statusrechtlichen Beurteilung von Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern mit Urteil vom 14.3.2018 (B 12 KR 13/17 R, juris Rn. 21 und 22) nochmals wie folgt zusammenfassend verdeutlicht:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">&#8222;Ist ein GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zugleich als Gesellschafter am Kapital der Gesellschaft beteiligt, sind der Umfang der Kapitalbeteiligung und das Ausma&#223; des sich daraus f&#252;r ihn ergebenden Einflusses auf die Gesellschaft ein wesentliches Merkmal bei der Abgrenzung von abh&#228;ngiger Besch&#228;ftigung und selbstst&#228;ndiger T&#228;tigkeit. Ein Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ist nicht per se kraft seiner Kapitalbeteiligung selbstst&#228;ndig t&#228;tig, sondern muss, um nicht als abh&#228;ngig Besch&#228;ftigter angesehen zu werden, &#252;ber seine Gesellschafterstellung hinaus die Rechtsmacht besitzen, durch Einflussnahme auf die Gesellschafterversammlung die Geschicke der Gesellschaft bestimmen zu k&#246;nnen. Eine solche Rechtsmacht ist bei einem Gesellschafter gegeben, der mehr als 50 vH der Anteile am Stammkapital h&#228;lt. Ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, der nicht &#252;ber diese Kapitalbeteiligung verf&#252;gt und damit als Mehrheitsgesellschafter ausscheidet, ist grunds&#228;tzlich abh&#228;ngig besch&#228;ftigt. Er ist ausnahmsweise nur dann als Selbstst&#228;ndiger anzusehen, wenn er exakt 50 vH der Anteile am Stammkapital h&#228;lt oder ihm bei einer geringeren Kapitalbeteiligung nach dem Gesellschaftsvertrag eine umfassende ("echte" oder "qualifizierte"), die gesamte Unternehmenst&#228;tigkeit erfassende Sperrminorit&#228;t einger&#228;umt ist. Denn der selbstst&#228;ndig t&#228;tige Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer muss eine Einflussm&#246;glichkeit auf den Inhalt von Gesellschafterbeschl&#252;ssen haben und zumindest ihm nicht genehme Weisungen der Gesellschafterversammlung verhindern k&#246;nnen. Demgegen&#252;ber ist eine "unechte", auf bestimmte Gegenst&#228;nde begrenzte Sperrminorit&#228;t nicht geeignet, die erforderliche Rechtsmacht zu vermitteln (vgl BSG Urteil vom 11.11.2015 - B 12 R 2/14 R - SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 27 RdNr 28 mwN; BSG Urteil vom 11.11.2015 - B 12 KR 10/14 R - SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 28 RdNr 24 mwN; BSG Urteil vom 29.6.2016 - B 12 R 5/14 R - juris RdNr 39 ff; BSG Urteil vom 24.9.1992 - 7 RAr 12/92 - SozR 3-4100 &#167;&#160;168 Nr 8 S 16).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">Die f&#252;r die Annahme einer selbstst&#228;ndigen T&#228;tigkeit notwendige Rechtsmacht, die den Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer in die Lage versetzt, die Geschicke der Gesellschaft bestimmen oder zumindest ihm nicht genehme Weisungen der Gesellschafterversammlung verhindern zu k&#246;nnen, muss gesellschaftsrechtlich einger&#228;umt sein. Au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrags (Satzung) bestehende wirtschaftliche Verflechtungen (vgl hierzu BSG Urteil vom 29.7.2015 - B 12 KR 23/13 R - BSGE 119, 216 = SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 24, RdNr 27; BSG Urteil vom 29.8.2012 - B 12 KR 25/10 R - BSGE 111, 257 = SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 17, RdNr 26; BSG Urteil vom 29.8.2012 - B 12 R 14/10 R - Juris RdNr 30), Stimmbindungsabreden (vgl hierzu BSG Urteil vom 11.11.2015 - B 12 KR 13/14 R - BSGE 120, 59 = SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 26, RdNr 25) oder Veto-Rechte (vgl hierzu BSG Urteil vom 11.11.2015 - B 12 KR 10/14 R - SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 28 RdNr 26) zwischen einem Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer sowie anderen Gesellschaftern und/oder der GmbH sind nicht zu ber&#252;cksichtigen. Sie verm&#246;gen die sich aus dem Gesellschaftsvertrag ergebenden Rechtsmachtverh&#228;ltnisse nicht mit sozialversicherungsrechtlicher Wirkung zu verschieben. Unabh&#228;ngig von ihrer K&#252;ndbarkeit gen&#252;gen die das Stimmverhalten regelnden Vereinbarungen nicht dem Grundsatz der Vorhersehbarkeit sozialversicherungs- und beitragsrechtlicher Tatbest&#228;nde. Im Interesse sowohl der Versicherten als auch der Versicherungstr&#228;ger ist die Frage der (fehlenden) Versicherungspflicht wegen Selbstst&#228;ndigkeit oder abh&#228;ngiger Besch&#228;ftigung schon zu Beginn der T&#228;tigkeit zu kl&#228;ren, weil es darauf nicht nur f&#252;r die Entrichtung der Beitr&#228;ge, sondern auch f&#252;r die Leistungspflichten der Sozialversicherungstr&#228;ger und die Leistungsanspr&#252;che des Betroffenen ankommt (BSG Urteil vom 11.11.2015 - B 12 KR 13/14 R - BSGE 120, 59 = SozR 4-2400 &#167;&#160;7 Nr 26, RdNr 27 mwN).&#8220;</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Davon ausgehend waren die drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Anke, Friedo und Heino Pfl&#252;ger der Antragstellerin nicht selbst&#228;ndig t&#228;tig, sondern abh&#228;ngig besch&#228;ftigt. Sie waren zwar Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, als Minderheitsgesellschafter mit jeweils lediglich 18 % bis maximal 33,33 % der Gesellschaftsanteile aber nicht in der Lage, ihre minderheitsbedingte Weisungsgebundenheit aufzuheben oder abzuschw&#228;chen. Der sie zur einheitlichen Stimmabgabe verpflichtende Poolvertrag vom 14.6.2014 war als au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages geschlossene Stimmbindungsvereinbarung unbeachtlich. Die in der Fassung der &#196;nderung durch den Gesellschafterbeschluss vom 19.3.1997 in &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages enthaltene Regelung, wonach eine Reihe von dort aufgez&#228;hlten (a &#8211; h) Beschl&#252;ssen &#8211; u.a. die Entlastung, Bestellung und Abberufung von Gesch&#228;ftsf&#252;hrern &#8211; einstimmig zu fassen sind, hat den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern nicht die erforderliche Rechtsmacht im o.g. Sinne verliehen, weil dadurch dem einzelnen Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nur eine begrenzte und nicht eine umfassende, die gesamte Unternehmenst&#228;tigkeit erfassende Sperrminorit&#228;t einger&#228;umt war. Es waren nur einige besonders bedeutsame Angelegenheiten erfasst, nicht hingegen die verbleibenden weitreichenden Weisungsbefugnisse der Gesellschafterversammlung nach &#167; 37 Abs. 1 GmbHG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die drei in Rede stehenden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin trugen kein bei der Beurteilung des Gesamtbildes ihrer T&#228;tigkeit relevantes Unternehmerrisiko. Nach den vom BSG entwickelten Grunds&#228;tzen (vgl. nur Urteil vom 11.11.2015 &#8211; B 12 R 2/14 R &#8211; Juris Rn. 35 m.w.N.) ist ma&#223;gebendes Kriterium f&#252;r ein solches Risiko, ob eigenes Kapital oder die eigene Arbeitskraft auch mit der Gefahr des Verlustes eingesetzt wird, der Erfolg des Einsatzes der s&#228;chlichen und pers&#246;nlichen Mittel also ungewiss ist. Allerdings ist ein unternehmerisches Risiko nur dann Hinweis auf eine selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit, wenn diesem Risiko auch gr&#246;&#223;ere Freiheiten in der Gestaltung und der Bestimmung des Umfangs beim Einsatz der eigenen Arbeitskraft gegen&#252;berstehen. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin haben ihre eigene Arbeitskraft schon deshalb nicht mit der Gefahr des Verlustes eingesetzt, weil sie nach &#167; 2 des jeweiligen Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertrages f&#252;r ihre T&#228;tigkeit ein erfolgsunabh&#228;ngiges festes Bruttogehalt erhalten haben. Sie haben auch nicht eigenes Kapital mit der Gefahr des Verlustes eingesetzt wobei der Gesellschaftsanteil nicht zu ber&#252;cksichtigen ist, weil er unabh&#228;ngig von der T&#228;tigkeit als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer allein in der Funktion als Gesellschafter besteht. Selbst wenn man den Gesellschaftsanteil ber&#252;cksichtigte, war er aus den oben genannten Gr&#252;nden jedenfalls nicht mit gr&#246;&#223;eren Freiheiten in der Gestaltung und der Bestimmung des Umfangs beim Einsatz der eigenen Arbeitskraft verbunden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich wird der bereits aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen resultierende Status der drei Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer als abh&#228;ngig Besch&#228;ftigte durch die arbeitnehmertypischen Regelungen in ihren jeweiligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertr&#228;gen (festes monatliches Bruttogehalt, 30 Arbeitstage bezahlter Urlaub pro Kalenderjahr, Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall f&#252;r die Dauer von drei Monaten) best&#228;tigt. Soweit die Antragstellerin sich zur Berufungsbegr&#252;ndung darauf beruft, die Gestaltung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Vertr&#228;ge entspreche steuerrechtlichen Vorgaben, ist nicht nachvollziehbar, wie sich daraus etwas zu ihren Gunsten ergeben soll. Die von ihr in diesem Zusammenhang angesprochene Einheit der Rechtsordnung fordert ausgehend von der Verbindlichkeit der getroffenen arbeitnehmertypischen Regelungen eher die vorgenommene sozialversicherungsrechtliche Beurteilung als dass sie ihr entgegensteht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Der Anwendbarkeit der vorgenannten Rechtsprechung des BSG auf den einige Jahre davor liegenden streitigen Zeitraum vom 1.1.2013 bis 31.12.2016 steht entgegen dem Berufsvorbringen der Antragstellerin das R&#252;ckwirkungsverbot nicht entgegen, weil sich ein schutzw&#252;rdiges Vertrauen der Antragstellerin, die T&#228;tigkeit ihrer drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer werde nach der zuvor im streitigen Zeitraum geltenden Rechtsprechung des BSG als eine selbst&#228;ndige und damit nicht der Sozialversicherungspflicht unterliegende T&#228;tigkeit beurteilt, nicht feststellen l&#228;sst.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Entscheidungen oberster Gerichte, die vornehmlich zur grunds&#228;tzlichen Auslegung und Weiterentwicklung des Rechts berufen sind, wirken zwar &#252;ber den entschiedenen Einzelfall hinaus als &#8211; freilich nur richtungsweisendes &#8211; Pr&#228;judiz f&#252;r k&#252;nftige F&#228;lle. Die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung erzeugt aber keine dem Gesetzesrecht gleichkommende Rechtsbindung. Weder sind die unteren Gerichte an die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung gebunden noch sind es die obersten Gerichte selbst. Kein Prozessbeteiligter kann daher darauf vertrauen, der Richter werde stets an einer bestimmten Rechtsaufassung aus der bisherigen Judikatur festhalten. Schutzw&#252;rdiges Vertrauen in eine bestimmte Rechtslage aufgrund h&#246;chstrichterlicher Entscheidungen kann daher in der Regel nur bei Hinzutreten weiterer Umst&#228;nde, insbesondere bei einer gefestigten und langj&#228;hrigen Rechtsprechung entstehen (vgl. BVerfG, Beschluss vom 2.5.2012 &#8211; 2 BvL 5/10 -, juris, Rn. 81 m. w. N.). Nach der Rechtsprechung des BSG darf zwar aus Gr&#252;nden des Vertrauensschutzes die zum Nachteil eines Arbeitgebers ge&#228;nderte h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung grunds&#228;tzlich nicht r&#252;ckwirkend zu dessen Lasten angewendet werden, wenn dieser aufgrund der &#8222;neuen&#8220; Rechtsprechung nunmehr Beitr&#228;ge auf bestimmte Arbeitnehmerbez&#252;ge abzuf&#252;hren hat, die nach der zuvor ma&#223;gebend gewesenen Rechtsprechung beitragsfrei waren (vgl. BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 12 R 11/14 R &#8211; juris, Rn. 39 m. w. N.). Es fehlt hier aber bereits an einer &#8222;bisherigen Rechtsprechung&#8220; im Sinne einer gefestigten und langj&#228;hrigen h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung des BSG, auf die sich ein nach Artikel 20 Abs. 3 GG&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;zu sch&#252;tzendes Vertrauen der Antragstellerin gr&#252;nden k&#246;nnte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Zwar ist es zutreffend, dass es bei der statusrechtlichen Beurteilung von &#8211; wie hier &#8211; Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern durch das BSG zu einer deutlichen Neuausrichtung gekommen ist. In der weiter zur&#252;ckliegenden Vergangenheit sah das BSG einen Minderheitsgesellschafter, der weniger als 50 % Kapitalanhalt hielt, im Hinblick auf seine Weisungsunterworfenheit gegen&#252;ber der Gesellschafterversammlung ebenfalls in der Regel als abh&#228;ngig Besch&#228;ftigten an. Allerdings vertrat es schon seit Beginn der 60-iger Jahre die Auffassung, dass einen ma&#223;geblichen Einfluss auf die Gesellschaft auch derjenige Gesch&#228;ftsf&#252;hrer habe, der zwar als Minderheitsgesellschafter bei seinen Sachentscheidungen im Rahmen der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung die Meinung der Gesellschaftermehrheit zu beachten habe, ansonsten aber als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer frei seine T&#228;tigkeit gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen k&#246;nne. Entscheidend war danach, ob der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einen &#8222;Zeit, Dauer und Art der Ausf&#252;hrung&#8220; der Arbeit betreffenden Weisungsrecht unterlag. Dabei wurde dann nicht allein auf die rechtlichen Regelungen im Gesch&#228;ftsf&#252;hrer-Anstellungsvertrag abgestellt, sondern eine versicherungspflichtige T&#228;tigkeit des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers auch dann verneint, wenn er &#8222;nach der Gestaltung seiner vertraglichen Beziehungen zur GmbH und der tats&#228;chlichen Durchf&#252;hrung des Vertrages hinsichtlich Zeit, Dauer, Umfang und Ort der T&#228;tigkeit im Wesentlichen weisungsfrei&#8220; war; die &#8222;gesellschaftsrechtliche Abh&#228;ngigkeit&#8220; k&#246;nne auch &#8222;durch den tats&#228;chlich einger&#228;umten Einfluss&#8220; aufgehoben werden (vgl. nur BSG, Urteil vom 8.8.1990 &#8211; 11 Rar 77/89 n. w. N.). Das komme insbesondere bei einem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Familiengesellschaft in Betracht. Die in einer derartigen Familiengesellschaft vorliegende Verbundenheit zwischen Gesellschaftern und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer k&#246;nne zwischen ihnen ein Gef&#252;hl erh&#246;hter Verantwortung f&#252;reinander schaffen und einen Einklang der Interessen bewirken. Im Einzelfall k&#246;nnten die famili&#228;ren Beziehungen dazu f&#252;hren, dass die Gesch&#228;ftsf&#252;hrert&#228;tigkeit &#252;berwiegend durch familienhafte R&#252;cksichtnahmen gepr&#228;gt werde und es an der Aus&#252;bung einer Direktion durch die Gesellschafter v&#246;llig mangele (vgl. die zusammenfassende Darstellung bei Legde, das Ende von &#8222;Kopf und Seele&#8220;, SGb 01.17, S.25, 26 m.w.N.). Daraus entwickelte sich dann die sogenannte &#8222;Kopf und Seele-Rechtsprechung&#8220;, die in Familienbetrieben ma&#223;geblich nach einer &#8222;faktischen Dominanz&#8220; des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers gegen&#252;ber den Mehrheitsgesellschaftern fragte (vgl.&#160;&#160;Legde ebenda, m.w.N.). Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei allerdings, dass diese Rechtsprechung des BSG haupts&#228;chlich im Bereich der Arbeitslosen- und Unfallversicherung entwickelt wurde und erkennbar von dem Bestreben bestimmt war, Leistungsanspr&#252;che von GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrern abzuwehren, die (insbesondere bei Familiengesellschaften) aus &#8222;blo&#223; formal konstruierten&#8220; Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnissen resultierten (vgl. wiederum Legde, a.a.O. S. 27 m.w.N.). Der f&#252;r das Beitragsrecht zust&#228;ndige 12. Senat des BSG hatte hingegen schon seit einigen Jahren deutliche Skepsis gegen&#252;ber dieser Bewertung ge&#228;u&#223;ert (vgl. Urteile vom 25.1.2006 &#8211; B 12 KR 30/04 R -, 24.1.2007 &#8211; B 12 KR 31/06 R &#8211; und vom 29.8.2012 &#8211; B 12 KR 25/10 R -). Sp&#228;testens seit dem Urteil des 12. Senats des BSG vom 29.8.2012 (B 12 KR 25/10 R) gibt es eine (langj&#228;hrige und) gefestigte Rechtsprechung des BSG zur Bewertung der T&#228;tigkeit eines Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrers im Rahmen einer Familiengesellschaft nicht mehr. Das BSG hat in diesem Urteil ausgef&#252;hrt (vgl. juris Rn. 30 bis 32):</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">&#8222;Die Annahme von Selbstst&#228;ndigkeit des Kl&#228;gers in seiner T&#228;tigkeit f&#252;r die Beigeladene zu 1. kann schlie&#223;lich auch nicht mit Erfolg auf die Rechtsprechung des BSG zur Versicherungspflicht von in Familiengesellschaften verrichteten T&#228;tigkeiten gest&#252;tzt werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">Das BSG hat in der Vergangenheit in seiner Rechtsprechung - &#252;berwiegend zu Leistungsanspr&#252;chen des Arbeitsf&#246;rderungs- und Unfallversicherungsrechts - auch f&#252;r den Fall, dass der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Gesellschaft nicht zumindest &#252;ber eine Sperrminorit&#228;t verf&#252;gte, eine selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit des Betroffenen f&#252;r m&#246;glich erachtet, wenn dessen T&#228;tigwerden innerhalb einer Gesellschaft durch eine besondere R&#252;cksichtnahme aufgrund famili&#228;rer Bindungen gepr&#228;gt war (BSG Urteil vom 29.10.1986 - 7 RAr 43/85 - USK 86145; BSG Urteil vom 8.12.1987 - 7 RAr 25/86 - USK 87170; BSG Urteil vom 14.12.1999 - B 2 U 48/98 R - USK 9975; BSG SozR 2100 &#167;&#160;7 Nr 7 S 6; BSG Urteil vom 28.1.1992 - 11 RAr 133/90 - USK 9201; BSG Urteil vom 11.2.1993 - 7 RAr 48/92 - USK 9347; im konkreten Fall abgelehnt: BSG Urteil vom 10.5.2007 - B 7a AL 8/06 R - USK 2007-53; umgekehrt allerdings &lt;Besch&#228;ftigung trotz Sperrminorit&#228;t bei famili&#228;rer Bindung f&#252;r m&#246;glich gehalten&gt;: BSG SozR 3-4100 &#167;&#160;104 Nr 8 S 37). Ohne Gesch&#228;ftsf&#252;hrerstellung hat der 12. Senat eine - nach den allgemeinen Grunds&#228;tzen eigentlich ausgeschlossene - selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit f&#252;r den Fall als gegeben erachtet, dass der in einer GmbH T&#228;tige neben seinem Ehegatten alleiniger oder gleichberechtigter Gesellschafter der GmbH ist (BSG SozR 3-2400 &#167;&#160;7 Nr 17). Dabei hat der Senat jedoch nicht auf eine famili&#228;re Verbundenheit, sondern ma&#223;gebend auf die mit der Gesellschafterstellung verbundene Rechtsmacht abgestellt (BSG, aaO, S 58, 60). Weitergehend hatte allerdings der 3. Senat bereits 1971 die Selbstst&#228;ndigkeit eines nicht zum (ggf weiteren) Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellten Minderheitsgesellschafters angenommen, weil dieser in der betrieblichen Praxis der mit ihm verheirateten Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin und Mehrheitsgesellschafterin vollst&#228;ndig gleichgestellt gewesen sei sowie sich faktisch als zweiter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bet&#228;tigt und neben der hauptamtlichen Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin die GmbH nach au&#223;en vertreten habe (BSG SozR Nr 68 zu &#167;&#160;165 RVO; vgl auch BSG Urteil vom 23.6.1994 - 12 RK 72/92 - USK 9448). Noch dar&#252;ber hinausgehend hat der 11. Senat des BSG eine selbstst&#228;ndige T&#228;tigkeit sogar im Fall des - nicht an der GmbH beteiligten und nicht zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellten - Sohnes eines Allein-Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrers f&#252;r m&#246;glich gehalten (BSGE 66, 168 = SozR 3-2400 &#167;&#160;7 Nr 1; in Abgrenzung zur familienhaften Mithilfe vgl aber BSG SozR Nr 22 zu &#167;&#160;165 RVO). Dabei ist der 11. Senat davon ausgegangen, dass f&#252;r einen Fremdgesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Familiengesellschaft, der mit den Gesellschaftern famili&#228;r verbunden ist, eine Ausnahme von der Besch&#228;ftigtenstellung in Betracht komme, wenn er faktisch wie ein Alleininhaber die Gesch&#228;fte der Gesellschaft nach eigenem Gutd&#252;nken f&#252;hren konnte und gef&#252;hrt hat, ohne dass ihn der oder die Gesellschafter daran hinderten (BSG Urteil vom 8.12.1987 - 7 RAr 25/86 - USK 87170). Diese Ausnahme solle - so der 11. Senat - auch gelten, wenn der Alleingesellschafter zugleich Alleingesch&#228;ftsf&#252;hrer ist und die T&#228;tigkeit der faktischen Leitung des Betriebes formal auf der Ebene unter dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ausge&#252;bt werde. Indessen lasse eine blo&#223; "probeweise" Leitung des Betriebs durch den als Unternehmensnachfolger uU vorgesehenen Sohn eine (abh&#228;ngige) Besch&#228;ftigung nicht entfallen. Wollten die Eltern, dass der Sohn den Betrieb in der bisherigen Art fortf&#252;hre, und erlaube es ihre Mitarbeit im Betrieb verbunden mit ihrer Rechtsstellung als Gesellschafter und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, diesen Willen durchzusetzen, so habe f&#252;r den Sohn die fremdbestimmte betriebliche Ordnung im Sinne einer Besch&#228;ftigung fortbestanden, auch wenn er sich innerhalb des durch die bisherige Betriebsf&#252;hrung vorgegebenen Rahmens frei bewegen durfte (BSGE 66, 168, 170 ff = SozR 3-2400 &#167;&#160;7 Nr 1 S 4 f; zu einer solchen Konstellation vgl auch LSG Baden-W&#252;rttemberg Urteil vom 18.5.2010 - L 11 KR 1423/08).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">Der Senat kann vorliegend offenlassen, ob der vom 11. Senat des BSG formulierten Rechtsauffassung (ggf modifiziert bzw auf g&#228;nzlich atypische Sonderf&#228;lle beschr&#228;nkt) bezogen auf das Versicherungs- und Beitragsrecht gefolgt werden kann oder ob - wof&#252;r Einiges spricht - der aus gesetzlichen und vertraglichen Vorgaben entspringenden Rechtsmacht als Teil der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse, auf die auch der 11. Senat ausdr&#252;cklich hingewiesen hat, gr&#246;&#223;ere Bedeutung beizumessen ist. F&#252;r Letzteres spricht, dass entscheidender Gesichtspunkt f&#252;r die Annahme einer selbstst&#228;ndigen T&#228;tigkeit anstelle einer formal vorliegenden (abh&#228;ngigen) Besch&#228;ftigung auch im Zusammenhang mit Familiengesellschaften die M&#246;glichkeit ist, unliebsame Weisungen des Arbeitgebers bzw Dienstberechtigten abzuwenden. Dies mag aufgrund famili&#228;rer R&#252;cksichtnahme solange der Fall sein, wie das Einvernehmen der Familienmitglieder gewahrt bleibt. Im Falle eines famili&#228;ren Zerw&#252;rfnisses zwischen den Beteiligten k&#228;me jedoch allein die den einzelnen Familienmitgliedern zustehende Rechtsmacht zum Tragen, sodass auch nach den gelebten tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen eine Weisungsunterworfenheit best&#252;nde (kritisch aus diesem Grunde auch Segebrecht in jurisPK-SGB IV, aaO, &#167;&#160;7 RdNr 124). Eine solche "Sch&#246;nwetter-Selbstst&#228;ndigkeit" ist mit Blick auf das Erfordernis der Vorhersehbarkeit sozialversicherungs- und beitragsrechtlicher Tatbest&#228;nde schwerlich hinnehmbar. So hat das BSG in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass es im Interesse aller Beteiligten, der Versicherten und der Versicherungstr&#228;ger, liegt, die Frage der Versicherungspflicht und der Versicherungsfreiheit schon zu Beginn der T&#228;tigkeit zu kl&#228;ren, weil diese nicht nur f&#252;r die Entrichtung der Beitr&#228;ge, sondern auch f&#252;r die Leistungspflichten des Sozialleistungstr&#228;gers und die Leistungsanspr&#252;che des Betroffenen von entscheidender Bedeutung sein kann (vgl SozR Nr 6 zu &#167;&#160;168 RVO; SozR 2200 &#167;&#160;1228 Nr 1 S 2; SozR 2200 &#167;&#160;205 Nr 41 S 103; zuletzt Urteil des Senats vom 27.7.2011 - B 12 R 15/09 R - SozR 4-2600 &#167;&#160;5 Nr 6 RdNr 16).&#8220;</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Im &#220;brigen gen&#252;gt auch nach der &#8211; &#252;berwiegend zu Leistungsanspr&#252;chen des Arbeitsf&#246;rderungs- und Unfallversicherungsrechts ergangenen &#8211; Rechtsprechung des BSG, die auch f&#252;r den Fall, dass der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Gesellschaft nicht zumindest &#252;ber eine Sperrminorit&#228;t verf&#252;gt, eine selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit des Betroffenen f&#252;r m&#246;glich erachtet, wenn dessen T&#228;tigkeit innerhalb einer Gesellschaft durch eine besondere R&#252;cksichtnahme aufgrund famili&#228;rer Bindungen gepr&#228;gt ist, regelm&#228;&#223;ig nicht allein eine famili&#228;re Verbundenheit. Vielmehr wurde weitgehend auf die famili&#228;re R&#252;cksichtnahme gegr&#252;ndete Bef&#228;higung des Betroffenen, in der Gesellschaft faktisch weisungsfrei wie ein Alleininhaber die Gesch&#228;fte der Gesellschaft (nach eigenem Gutd&#252;nken) zu f&#252;hren gefordert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Es ist weder dargelegt noch sonst ersichtlich, dass einer der drei Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragstellerin aufgrund seiner famili&#228;ren Verbundenheit zu den beiden anderen &#8211; seinen Geschwistern &#8211; seine Gesch&#228;ftsf&#252;hrert&#228;tigkeit weisungsfrei aus&#252;ben konnte oder zumindest ihm unliebsame Weisungen verhindern konnte. Vielmehr haben alle drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer in den von ihnen am 11.12.2017 ausgef&#252;llten Feststellungsb&#246;gen zu versicherungsrechtlichen Beurteilung ihrer T&#228;tigkeit unter Nr. 3.4 die Frage, ob sie wie ein fremder Arbeitnehmer dem Direktionsrecht (Weisungsrecht) der Gesellschaft bez&#252;glich Zeit, Ort und Art der Besch&#228;ftigung unterliegen, mit &#8222;ja&#8220; beantwortet. Das Weisungsrecht werde von den anderen Gesellschaftern ausge&#252;bt. Sie k&#246;nnten (so die Antwort auf die Frage unter Nr. 3.5) &#8211; gegebenenfalls von bestimmten wichtigen Gesch&#228;ften abgesehen &#8211; ihre T&#228;tigkeit in der Gesellschaft nicht frei bestimmen und gestalten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Es gab im streitigen Zeitraum vom 1.1.2013 bis 31.12.2016 auch keine langj&#228;hrige und gefestigte Rechtsprechung des BSG, wonach durch eine au&#223;erhalb des Gesellschaftsvertrages geschlossene schuldrechtliche Stimmbindungsvereinbarung einem Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer die Rechtsmacht verliehen werden konnte, ihm unliebsame Weisungen der Gesellschafterversammlung zu verhindern. Zwar hatten einige Landessozialgerichte f&#252;r F&#228;lle einer &#8211; wie hier durch den die Gesellschafter der Antragstellerin zur einheitlichen Aus&#252;bung ihres Stimmrechts in der Gesellschafterversammlung verpflichtenden Poolvertrag vom 12.6.2014 &#8211; unter allen GmbH-Gesellschaftern geschlossenen Stimmbildungsvereinbarung entschieden, dass ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, der eine Stimmbildungsvereinbarung mit allen anderen Gesellschaftern geschlossen hat, weisungsunabh&#228;ngig sei und somit als Selbst&#228;ndiger t&#228;tig werde (LSG Sachsen, Urteil vom 4.3.2014 &#8211; L 1 KR 9/11 -; LSG Hessen, Urteil vom 15.5.2014 &#8211; L 1 KR 235/13 -; LSG Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 11.6.2014 &#8211; L 5 KR 2911/13 &#8211; und LSG Rheinland Pfalz, Urteil vom 12.11.2014 &#8211; L 4 R 556/13 -, jeweils in juris). Das BSG hat sich mit den Auswirkungen einer schuldrechtlichen, auf einheitliche Stimmabgabe gerichteten Stimmbindungsvereinbarung zwischen Gesellschaftern aber erstmals in zwei Urteilen vom 11.11.2015 (B 12 KR 13/14 R zu dem vorgenannten Urteil des LSG Baden W&#252;rttemberg vom 11.6.2014 und B 12 KR 10/14 R zu dem vorgenannten Urteil des LSG Hessen vom 15.5.2014) befasst und entschieden, dass solche schuldrechtlichen Vereinbarungen&#160;&#160;einem Minderheitsgesellschafter (im Verfahren B 12 KR 10/14 R zugleich allein vertretungsberechtigter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer) nicht die Rechtsmacht verleihen, ihm nicht genehme Weisungen jederzeit abzuwenden, weil sie von jedem Gesellschafter zumindest aus wichtigem Grund jederzeit gek&#252;ndigt werden k&#246;nnen. Im Ergebnis hat es mit diesen Entscheidungen die in Rede stehenden schuldrechtlichen Stimmbindungsvereinbarungen f&#252;r sozialversicherungsrechtlich irrelevant befunden und dies dann mit seinem bereits oben auszugsweise wiedergegebenen Urteil vom 14.3.2018 (B 12 KR 13/17 R) nochmals verdeutlicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Eine vor dem Urteil des BSG vom 14.3.2018 (B 12 KR 13/17 R) bestehende langj&#228;hrige und gefestigte Rechtsprechung des BSG, wonach eine &#8211; wie hier &#8211; im Gesellschaftsvertrag vereinbarte &#8222;unechte&#8220;, nicht die gesamte Unternehmenst&#228;tigkeit erfassende, Sperrminorit&#228;t ausreichte, um die T&#228;tigkeit der drei Minderheitsgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer als eine selbst&#228;ndige zu bewerten, ist weder vorgetragen, noch sonst ersichtlich. Dass durch die in &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages enthaltene Regelung keine Rechtsmacht, sich unliebsamer Weisungen der Gesellschafterversammlung erwehren zu k&#246;nnen begr&#252;ndet wurde, machen &#8211; wie bereits ausgef&#252;hrt &#8211; die Angaben der drei Gesch&#228;ftsf&#252;hrer in den Feststellungsb&#246;gen deutlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich ist die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Antragstellerin auch nicht wegen einer unbilligen H&#228;rte im Sinne von &#167; 86a Abs. 3 Satz 2 Alt. 2 SGG anzuordnen. Allein die mit einer (vorl&#228;ufigen) Zahlungspflicht verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen reichen hierf&#252;r nicht aus. Vielmehr hat der Gesetzgeber H&#228;rten, die sich aus der Vollstreckung von Abgabenbescheiden vor Eintritt der Bestandskraft ergeben, bewusst in Kauf genommen, indem er der vollst&#228;ndigen Abgabenerhebung den Vorrang einger&#228;umt und einstweiligen Rechtsschutz nur eingeschr&#228;nkt zur Verf&#252;gung stellt (st. Rspr., vgl. zuletzt u.a. LSG Sachsen, Beschluss vom 30.8.2013 - L 1 KR 129/13 B ER - sowie LSG Hamburg, Beschluss vom 16.4.2012 - L 3 R 19/12 B ER -, jew. juris). Auch eine drohende Insolvenz des Beitragsschuldners f&#252;hrt nicht ohne weiteres zur Annahme einer unbilligen H&#228;rte. Schwierigen Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen des Beitragspflichtigen kommt eine ausschlaggebende Relevanz im Eilverfahren regelm&#228;&#223;ig nur dann zu, wenn er substantiiert darlegt und glaubhaft macht, dass es sich um einen nur vor&#252;bergehenden finanziellen Engpass bei grunds&#228;tzlich ausreichender Ertragssituation handelt, der bereits mit Zahlungserleichterungen - etwa in Form von Ratenzahlungen - erfolgreich und nachhaltig behoben werden kann (vgl. LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 17.2.2017 - L 2/12 R 243/16 B ER -). Die Antragstellerin hat selbst nicht behauptet, dass ihr im Falle der Vollstreckung die Insolvenz droht. Daf&#252;r gibt es auch sonst keine Anhaltspunkte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt aus einer entsprechenden Anwendung von &#167; 197 a SGG i.V.m. &#167; 154 Abs. 1 und &#167; 161 Abs. 2 VwGO. Soweit sich das Verfahren durch den Teilabhilfebescheid der Antragsgegnerin vom 9.11.2018 erledigt hat, hat die Antragsgegnerin die Kosten des Verfahrens zu tragen. Die mit dem Teilabhilfebescheid erfolgte Reduzierung der streitigen Nachforderung von 211.954,84 &#8364; auf 196.764,22 &#8364; entspricht rund 1/10, so dass es billigem Ermessen entspricht, dass die Antragsgegnerin auch 1/10 der Kosten des Antrags- und des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt. Die restlichen 9/10 hat die Antragstellerin als Unterlegene zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 197 a Abs. 1 Satz 1 SGG i.V.m. &#167; 63 Abs. 2 Satz 1, &#167; 52 Abs. 1 und &#167; 53 Abs. 2 Nr. 4 GKG. Sie ber&#252;cksichtigt, dass im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes, die Beitragsangelegenheiten betreffen, regelm&#228;&#223;ig nur ein Bruchteil des Wertes der Hauptsache als Streitwert anzusetzen ist. Diesem Bruchteil bemisst der Senat in &#220;bereinstimmung mit der Streitwertpraxis der &#252;brigen Rentensenate des LSG Niedersachen-Bremen f&#252;r den Regelfall &#8211; wie hier &#8211; mit der H&#228;lfte des streitigen Betrages.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar, &#167; 177 SGG.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=JURE190000328&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
161,417
vg-schleswig-holsteinisches-2018-12-20-12-a-22118
{ "id": 1071, "name": "Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht", "slug": "vg-schleswig-holsteinisches", "city": 647, "state": 17, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 A 221/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T06:59:25
2019-01-17T12:06:24
Urteil
ECLI:DE:VGSH:2018:1220.12A221.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des auf Grund des Urteils vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin begehrt die finanzielle Abgeltung von Vorgriffstunden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die im Jahr 1946 geborene Kl&#228;gerin stand als beamtete Lehrkraft, zuletzt als Oberstudienr&#228;tin, im Dienste des Landes Schleswig-Holstein. Mit Ablauf des 31.07.2009 wurde sie auf ihren Antrag in den Ruhestand versetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Unter dem 31.01.2017 beantragte sie einen finanziellen Ausgleich f&#252;r von ihr geleistete Vorgriffstunden. Nachdem der Beklagte dieses Begehren abgelehnt hatte, erhob die Kl&#228;gerin Widerspruch, welcher mit Bescheid vom 30.04.2018 zur&#252;ckgewiesen wurde. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte der Beklagte im Wesentlichen aus, dass der Kl&#228;gerin kein (finanzieller) Anspruch zustehe, weil sie nicht gehindert gewesen sei, aus einem von ihr nicht zu vertretenden Grunde iSd &#167; 62 Abs. 3 Besoldungsgesetz Schleswig-Holstein (SH BesG) geleistete Vorgriffstunden im Rahmen einer Verblockung auszugleichen. Sie habe durch ihren Antrag auf vorzeitige Zurruhesetzung selbst den Grund f&#252;r die Nicht-Inanspruchnahme eines zeitlichen Ausgleichs gesetzt. Unabh&#228;ngig davon seien der Kl&#228;gerin die von ihr geleisteten Vorgriffstunden auch ab dem Schuljahr 2006/2007 zeitlich zur&#252;ckerstattet worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat unter dem 11.06.2018 Klage erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Sie tr&#228;gt im Wesentlichen vor, dass sie zwar nicht wegen Dienstunf&#228;higkeit in den Ruhestand versetzt worden sei, bei ihr habe aber in der Zeit vor der Zurruhesetzung in gesundheitlicher Hinsicht faktisch ein mit der Dienstunf&#228;higkeit vergleichbarer Zustand bestanden. Ihr sei insofern eine Verblockung der Vorgriffstunden tats&#228;chlich nicht m&#246;glich gewesen. Im &#220;brigen sei es ihr nicht vorwerfbar, dass sie keinen Antrag gestellt habe. Aus dem Pflichtstundenerlass ergebe sich ein solches Erfordernis nicht. Vielmehr w&#228;re es Aufgabe des Dienstherrn bzw. der Schulleitung gewesen, ihr den Ausgleich geleisteter Vorgriffstunden im Rahmen der Verblockung zu erm&#246;glichen. Indem dies nicht geschehen sei, habe der Dienstherr seine F&#252;rsorgepflicht verletzt. Schlie&#223;lich habe nach ihren Aufzeichnungen keinerlei Ausgleich von Vorgriffstunden stattgefunden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Ausgehend von einem Jahreseinkommen von 64.836,00 &#8364; brutto und unter Zugrundelegung von 0,5 Vorgriffstunden pro Woche f&#252;r f&#252;nf Jahre, was insgesamt 2,5 Jahresstunden entspreche, ergebe sich insgesamt ein Anteil von 10,2 % der von ihr seinerzeit geleisteten 24,5&#160;Wochenstunden. Insgesamt stehe ihr ein Ausgleichsbetrag von 6.613,27&#160;&#8364; zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">unter Aufhebung der Bescheide vom 03.07.2017 und 30.04.2018 den Beklagten zu verpflichten, ihr einen finanziellen Ausgleich in H&#246;he von 6.613,27 &#8364; zu gew&#228;hren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Der Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Er verweist zun&#228;chst auf den Inhalt seines Widerspruchsbescheides vom 30.04.2018.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Erg&#228;nzend tr&#228;gt er vor, dass die Lehrkr&#228;fte im Zeitraum vom 01.08.1999 bis zum 31.07.2004 zus&#228;tzlichen w&#246;chentlichen Unterricht im Umfang von einer halben Unterrichtsstunde zu erteilen gehabt h&#228;tten. In Form einer Reduzierung des Stundendeputats um eine halbe&#160;Stunde sei dies zeitlich ab dem Schuljahr 2006/2007 ausgeglichen worden. Wenn wegen Antragsruhestandes oder &#228;hnlicher Gr&#252;nde der gesamte Ausgleichszeitraum nicht habe in Anspruch genommen werden k&#246;nnen, seien die Lehrkr&#228;fte, wie auch die Kl&#228;gerin, darauf hingewiesen worden, dass der zeitliche Ausgleich verblockt werden k&#246;nne. Es gebe grunds&#228;tzlich keine Wahlm&#246;glichkeit zwischen zeitlichem Ausgleich und finanzieller Abgeltung. Grunds&#228;tzlich sei ein finanzieller Ausgleich nur in Ausnahmef&#228;llen m&#246;glich, n&#228;mlich dann, wenn die Lehrkraft aus einem von ihr nicht zu vertretenden Grund (insbesondere infolge Dienstunf&#228;higkeit) gehindert gewesen sei, den zeitlichen Ausgleich in Anspruch zu nehmen. Ein Ausnahmefall liege bei der Kl&#228;gerin nicht vor. Vielmehr liege die Ursache daf&#252;r, dass ein zeitlicher Ausgleich f&#252;r geleistete Vorgriffstunden nicht in Anspruch genommen worden sei, im Verantwortungsbereich der Kl&#228;gerin. Sie habe die Wahlfreiheit gehabt, sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen zu lassen oder nicht. Die Nicht-Inanspruchnahme des Ausgleichs geleisteter Vorgriffstunden sei folglich von der Kl&#228;gerin zu vertreten gewesen. Diese Auffassung habe bereits die Einigungsstelle, die im personalvertretungsrechtlichen Mitbestimmungsverfahren einberufen worden sei, vertreten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Im &#220;brigen seien die geleisteten Vorgriffstunden auch tats&#228;chlich zur&#252;ckgew&#228;hrt worden. Dies ergebe sich aus den von der Schulleitung &#252;bersandten Unterlagen. Die Kl&#228;gerin habe dies in keiner Weise substantiiert in Abrede gestellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Kammer hat den Rechtsstreit dem Berichterstatter als Einzelrichter durch Beschluss vom 02.10.2018 zur Entscheidung &#252;bertragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie auf den beigezogenen Verwaltungsvorgang des Beklagten Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. Die angefochtenen Bescheide sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen die Kl&#228;gerin nicht in ihren Rechten. Sie hat keinen Anspruch auf finanziellen Ausgleich der von ihr geleisteten Vorgriffstunden (&#167; 113 Abs. 5 VwGO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Ausgangspunkt der rechtlichen Beurteilung ist die Bestimmung des &#167; 62 Abs. 3 SH BesG. Danach wird das f&#252;r Bildung zust&#228;ndige Ministerium erm&#228;chtigt, im Einvernehmen mit dem f&#252;r das Besoldungsrecht zust&#228;ndigen Ministerium durch Verordnung einen angemessenen Ausgleich sowie das Verfahren f&#252;r die F&#228;lle zu regeln, in denen Lehrkr&#228;fte infolge einer Versetzung in den Ruhestand wegen Dienstunf&#228;higkeit oder eines anderen von ihnen nicht zu vertretenden Grundes gehindert waren, einen zeitlichen Ausgleich f&#252;r die von ihnen geleisteten Vorgriffstunden in dem daf&#252;r vorgesehenen Zeitraum in Anspruch zu nehmen. Dies ist mit der Landesverordnung &#252;ber den finanziellen Ausgleich von Vorgriffstunden (Vorgriffstundenverordnung vom 26.07.2016 &#8211; VorgriffsVO) geschehen. In dieser Verordnung sind im Einzelnen der anspruchsberechtigte Personenkreis, das Verfahren und die H&#246;he der Ausgleichszahlung geregelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die Verordnung beruht auf dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 16.07.2015 &#8211; 2 C 41/13 &#8211; juris, in dem das Gericht den allgemeinen Gleichheitssatz (Art.&#160;3 Abs.&#160;1 Grundgesetz &#8211; GG) dadurch als verletzt ansah, dass das Land Schleswig-Holstein keine Regelung f&#252;r die F&#228;lle geschaffen hatte, in denen ein angemessener Ausgleich f&#252;r geleistete, aber zeitlich nicht mehr auszugleichende Vorgriffstunden bei Lehrkr&#228;ften, die infolge von dauernden Dienstunf&#228;higkeit vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden waren, nicht geschaffen hatte. Das Gericht hat dazu ausgef&#252;hrt, dass das Land verpflichtet ist, f&#252;r erbrachte, aber nicht mehr ausgeglichene Vorgriffstunden, eine finanzielle Regelung zu schaffen, um eine gleichheitswidrige Benachteiligung gegen&#252;ber den Vergleichsgruppen der Lehrkr&#228;fte, die keine Vorgriffstunden geleistet und der Lehrer, die einen vollst&#228;ndigen Zeitausgleich f&#252;r erbrachte Vorgriffstunden erhalten h&#228;tten, zu vermeiden (BVerwG, Urteil vom 16.07.2015 a.a.O., Rdnr. 14 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin geh&#246;rt nicht zum anspruchsberechtigten Personenkreis nach &#167; 63 Abs. 3 SH BesG iVm &#167; 1 VorgriffsVO. Denn sie war nicht gehindert, einen zeitlichen Ausgleich in den daf&#252;r vorgesehenen Zeitraum in Anspruch zu nehmen. Sie ist weder wegen Dienstunf&#228;higkeit in den Ruhestand versetzt worden noch war es ihr aus einem anderen von ihr nicht zu vertretenden Grund unm&#246;glich, einen zeitlichen Ausgleich f&#252;r die von ihr geleisteten Vorgriffstunden in Anspruch zu nehmen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Grunds&#228;tzlich erfolgt der zeitliche Ausgleich geleisteter Vorgriffsstunden durch sp&#228;tere Absenkung der Pflichtstunden. Nach der &#167; 8 Abs. 2 der Landesverordnung &#252;ber die regelm&#228;&#223;ige Pflichtstundenzahl der Lehrkr&#228;fte (Pflichtstundenverordnung &#8211; PflichtStVO) wird der zeitliche Ausgleich indes verblockt, wenn wegen des Antragsruhestandes, Erreichen der Altersgrenze, wegen Ausscheidens aus dem Dienstverh&#228;ltnis, der Versetzung zu einem anderen Dienstherrn oder bei einem Wechsel in andere Bereiche, in denen die Vorgriffsstundenregelung nicht gilt, ein zeitlicher Ausgleich &#252;ber einen k&#252;rzeren Zeitraum als den Erteilungszeitraum erforderlich wird. Da die Kl&#228;gerin bereits unter dem 26.03.2009 ihren Ruhestand ab dem 01.08.2009 beantragt hatte, w&#228;re danach (nur noch) eine zeitliche Verblockung in Frage gekommen. Es kann dahinstehen, ob die Kl&#228;gerin dies f&#246;rmlich h&#228;tte beantragen m&#252;ssen. Nach Auffassung des Gerichts w&#228;re sie jedoch gehalten gewesen, wenigstens eine entsprechende Absicht dem Dienstherrn mitzuteilen. Es oblag ihr, initiativ zu werden und an den Dienstherrn bzw. die Schulleitung heranzutreten und die Verblockung der auszugleichenden Stunden zu fordern. Das Erfordernis eines T&#228;tigwerdens der Lehrkraft folgt auch aus der sonstigen, dem Gericht bekannten Verwaltungspraxis des Beklagten, wonach Lehrkr&#228;fte grunds&#228;tzlich verpflichtet sind, soweit sie personelle &#196;nderungsw&#252;nsche, zu denen auch eine Stundenerm&#228;&#223;igung, eine Stundenerh&#246;hung oder &#8211; wie im vorliegenden Fall &#8211; der Ausgleich geleisteter Vorgriffstunden geh&#246;rt &#8211; m&#246;glichst bis zum 15.11. eines Jahres mitzuteilen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 15.09.2011 &#8211; 2 B 33/11 &#8211; Juris, Rdnr. 8). Es w&#252;rde eine &#220;berdehnung der F&#252;rsorgepflicht des Dienstherrn bedeuten, wenn dieser verpflichtet gewesen w&#228;re, &#8222;quasi von Amts wegen&#8220; daf&#252;r Sorge zu tragen, dass alle Lehrkr&#228;fte, denen noch ein zeitlicher Ausgleich von geleisteten Vorgriffstunden zustand, darauf hinzuweisen und nachzufragen, ob und gegebenenfalls in welcher Form der Ausgleich genommen werden sollte. Dass der Beamte f&#252;r einen zeitlichen Ausgleich geleisteter Mehrarbeit selbst verantwortlich ist und dies auch gegen&#252;ber dem Dienstherrn kundtun muss, ist in der Rechtsprechung anerkannt (vgl. BayVGH, Beschluss vom 06.11.2006 &#8211; 3 ZB 03.3190 - Juris, Rdnr. 4 f: &#8222;Macht der Beamte &#8230; Freizeitausgleich <span style="text-decoration:underline">nicht geltend</span>&#8230;&#8220;; &#8222;<span style="text-decoration:underline">begehrt </span>der Beamte diesen Freizeitausgleich &#8230;&#8220;;&#8220;&#8230; hatte er Freizeitausgleich nicht <span style="text-decoration:underline">beantragt</span>&#8220;; BVerwG, Beschluss vom 15.09.2011 aaO, Juris, Rdnr. 9: &#8222;Wenn sie&#8230; m<span style="text-decoration:underline">itgeteilt</span> h&#228;tte&#8220;). Diese Rechtsprechung best&#228;tigt, dass es allein dem Beamten obliegt, durch eigenes Verhalten daf&#252;r Sorge zu tragen, dass er einen zeitlichen Ausgleich, in welcher Form auch immer, in Anspruch nehmen kann. Ebenso wie der Dienstherr nicht verpflichtet ist, den Beamten auf allgemein zug&#228;ngliche Vorschriften oder gesetzliche &#196;nderungen hinzuweisen, ist es grunds&#228;tzlich nicht seine Sache und begr&#252;ndet insbesondere nicht eine Verletzung seiner F&#252;rsorgepflicht, wenn er den Beamten nicht auf ihn zustehende Anspr&#252;che hinweist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;gerin war es dar&#252;ber hinaus auch nicht unm&#246;glich, sich mit ihrem Anliegen (auf Verblockung eines Zeitausgleiches) an den Dienstherrn bzw. die Schulleitung zu wenden. Zwar war die Kl&#228;gerin nach ihrem Vortrag im gesamten Schuljahr 2007/2008 nicht in der Lage, Unterricht zu erteilen, indes hat im darauffolgenden Schuljahr 2008/2009 eine Wiedereingliederung stattgefunden. An dieser hat die Kl&#228;gerin teilgenommen und 12 statt der regul&#228;r vorgesehenen 18 Stunden in der Woche Unterricht erteilt. Sie war nicht dienstunf&#228;hig erkrankt und befand sich auch nicht in einem Zustand der &#8222;Quasi-Dienstunf&#228;higkeit&#8220;. Es mag durchaus sein, dass die Kl&#228;gerin (nach wie vor) - wie sie in der m&#252;ndlichen Verhandlung dargelegt hat &#8211; unter starken Schmerzen in ihren H&#252;ften gelitten hat. Allerdings ist f&#252;r das Gericht nicht ersichtlich, dass sie &#8211; wenn sie Unterricht erteilt hat - nicht in der Lage gewesen w&#228;re, sich mit dem Anliegen auf Verblockung an die Schulleitung zu wenden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Da der Kl&#228;gerin bereits dem Grunde nach kein Anspruch auf finanzielle Abgeltung der Vorgriffstunden zusteht, braucht auch der Frage nicht weiter nachgegangen zu werden, ob und in welchem Umfang die Kl&#228;gerin Vorgriffstunden geleistet hat und ob diese ggf. bereits (vollst&#228;ndig) abgegolten worden sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass der Kl&#228;gerin auf jeden Fall kein Anspruch in der von ihr geltend gemachten H&#246;he zust&#252;nde. Die von der Kl&#228;gerin angestellte Berechnung ihres finanziellen Anspruches, an der sie trotz zweimaligen gerichtlichen Hinweises in der m&#252;ndlichen Verhandlung festgehalten hat, ist unzutreffend.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Die H&#246;he der Ausgleichszahlung richtet sich gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 VorgriffsVO nach der Mehrarbeitsverg&#252;tungsverordnung (MVergVO). Nach der Vorschrift des &#167; 4 Abs. 3 MVergVO betr&#228;gt die H&#246;he der Verg&#252;tung bei Mehrarbeit im Schuldienst bei Inhabern von Lehr&#228;mtern der Laufbahngruppe II 2, Einstiegsamt an Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen 27,71 &#8364;. Das erg&#228;be bei letztlich noch in Streit stehenden 52,5 Vorgriffstunden (lediglich) eine Summe von 1454,77&#160;&#8364;.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1; sie ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 167 VwGO iVm 708 Nr.&#160;11, 711 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
161,392
bverfg-2018-12-20-2-bvr-257016
{ "id": 3, "name": "Bundesverfassungsgericht", "slug": "bverfg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Verfassungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
2 BvR 2570/16
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T06:58:48
2019-02-13T18:05:39
Stattgebender Kammerbeschluss
ECLI:DE:BVerfG:2018:rk20181220.2bvr257016
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 14. November 2016 - 1 Ws 266/16 (165/16) - und der Beschluss des Landgerichts Lübeck vom 26. Mai 2016 - 8 StVK 38/16 - verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 in Verbindung mit Artikel 20 Absatz 3 des Grundgesetzes.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 14. November 2016 - 1 Ws 266/16 (165/16) - wird aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Entscheidung über die Kosten und die notwendigen Auslagen des Beschwerdeführers an das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht zurückverwiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Das Land Schleswig-Holstein hat dem Beschwerdeführer die notwendigen Auslagen zu erstatten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit wird auf 10.000 € (in Worten: zehntausend Euro) festgesetzt.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p> Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Anordnung der Fortdauer der Unterbringung des Beschwerdeführers in einem psychiatrischen Krankenhaus.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>I.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p> 1. Der Beschwerdeführer wurde durch Urteil des Landgerichts Flensburg vom 5. Oktober 1995 wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt. Seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus wurde angeordnet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p> a) Nach den tatgerichtlichen Feststellungen trat der Beschwerdeführer während eines Streits mit seiner damaligen Lebensgefährtin, die sich von ihm trennen wollte, von hinten seitlich an diese heran, legte eine zuvor vom Fußboden aufgehobene Strumpfhose um ihren Hals und würgte sie hiermit. Das Opfer fiel schließlich mit dem Rücken auf das Bett, wo es trotz heftiger Gegenwehr von dem über es gebeugten Beschwerdeführer weiterhin gewürgt wurde. Infolge des Würgevorgangs, der mindestens fünf bis sechs Minuten andauerte, trat schließlich der Tod des Opfers ein. Nach der Tötung versuchte der Beschwerdeführer, mit seinem Opfer zu kohabitieren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p> b) Nach Überzeugung des sachverständig beratenen Landgerichts hatte der Beschwerdeführer die Tat im Zustand einer affektbedingten erheblich verminderten Schuldfähigkeit (§ 21 StGB) begangen. Er leide seit seiner Kindheit an einer schweren Persönlichkeitsstörung und einer dadurch bedingten Ich-Schwäche, die sich in einer pathologischen Mutter-Beziehung entwickelt und verfestigt habe. Daneben bestehe eine Suchtproblematik.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p> 2. Nachdem das Landgericht Lübeck mit Beschluss vom 12. Januar 2011 die weitere Vollstreckung der Maßregel der Unterbringung des Beschwerdeführers in einem psychiatrischen Krankenhaus sowie den nach Anrechnung der Unterbringungszeit verbleibenden Rest der Freiheitsstrafe ab dem 1. Februar 2011 zur Bewährung ausgesetzt hatte, widerrief es die Aussetzung mit Beschluss vom 21. Mai 2014. Zur Begründung verwies das Landgericht darauf, dass der Beschwerdeführer nach seiner Entlassung Alkohol und Betäubungsmittel konsumiert, entgegen einer ihm erteilten Weisung den Kontakt zu der ihn behandelnden forensischen Ambulanz abgebrochen und gegenüber seiner damaligen Ehefrau unter Drogeneinfluss Todesdrohungen ausgesprochen habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p> 3. Nach Einholung einer Stellungnahme der behandelnden Klinik und nach Anhörung des Beschwerdeführers ordnete das Landgericht Lübeck mit angegriffenem Beschluss vom 26. Mai 2016 die Fortdauer der Unterbringung des Beschwerdeführers in einem psychiatrischen Krankenhaus an.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p> Der Beschwerdeführer leide an einer kombinierten Persönlichkeitsstörung mit vor allem narzisstischen und dissozialen Anteilen und es bestehe ein multipler Substanzmissbrauch. Da er erst vor wenigen Monaten mit der therapeutischen Bearbeitung seines Bewährungsversagens begonnen habe, stehe er hiermit noch am Anfang. Die Kammer schließe sich der Einschätzung der behandelnden Therapeuten an, dass eine ambulante Therapie nicht geeignet sei, um einen Rückfall in dysfunktionale Verhaltensmuster zu verhindern. Es sei anzunehmen, dass der Beschwerdeführer bei einer Entlassung aus dem Maßregelvollzug wieder in dissoziale Verhaltensmuster zurückfallen werde, wobei auch mit dem erneuten Konsum von Drogen zu rechnen sei. In der Folge seien Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit zu befürchten. Unter Berücksichtigung der Schwere der Anlasstat, der geschilderten Gefahrenprognose und der relativ kurzen Zeit, die seit dem Bewährungswiderruf verstrichen sei, sei die weitere Vollstreckung der Maßregel trotz ihrer bisherigen Dauer nicht unverhältnismäßig.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p> 4. Die hiergegen gerichtete sofortige Beschwerde verwarf das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht mit ebenfalls angegriffenem Beschluss vom 14. November 2016 als unbegründet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p> Es bestehe (noch) die hinreichend konkrete Gefahr, der Beschwerdeführer werde bei sofortiger Entlassung aus dem Maßregelvollzug erneut schwere, nicht nur gegen die körperliche Unversehrtheit, sondern gegen das Leben an sich gerichtete Straftaten begehen. Der in der Vergangenheit bereits einmal gescheiterte Versuch der Aussetzung der weiteren Vollstreckung der Maßregel zur Bewährung habe gezeigt, dass der Beschwerdeführer insbesondere seinen Suchtmittelmissbrauch, der einen hohen und unmittelbaren Einfluss auf seine Aggressivität habe, nicht kontrollieren könne. Zwar sei es während der Bewährungszeit nicht zu einer erneuten schweren Straftat gekommen, immerhin aber habe sich der Beschwerdeführer unter Suchtmitteleinfluss in eine aggressive Stimmung hineingesteigert, aus der heraus er gegenüber seiner damaligen Ehefrau Todesdrohungen geäußert habe. Vor diesem Hintergrund erscheine auch die weitere Fortdauer des Maßregelvollzugs selbst dann noch nicht unverhältnismäßig, wenn man sich vor Augen führe, dass dieser vor der Bewährungsentlassung bereits von 1995 bis 2011 angedauert habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p> 5. Nach Erhebung der vorliegenden Verfassungsbeschwerde hat das Landgericht Lübeck mit Beschluss vom 5. Oktober 2017 die Fortdauer der Maßregel angeordnet. Die hiergegen gerichtete sofortige Beschwerde hat das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht mit Beschluss vom 27. November 2017 verworfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>II.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p> Der anwaltlich vertretene Beschwerdeführer rügt eine Verletzung seines Grundrechts aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p> Die angegriffenen Entscheidungen wiesen die verfassungsrechtlich gebotene Begründungstiefe nicht auf. Es fehle schon an einer hinreichend begründeten Konkretisierung der von ihm ausgehenden Gefahr und der Art der von ihm drohenden Taten. Daneben werde in den angegriffenen Beschlüssen nicht ausreichend dargelegt, dass die von ihm ausgehende Gefahr das angesichts der Dauer der Unterbringung zunehmende Gewicht seines Freiheitsanspruchs aufzuwiegen vermöge. Die Fachgerichte hätten die verfassungsrechtlich gebotene Abwägung zwischen dem zunehmenden Gewicht seines Freiheitsanspruchs und dem Sicherungsinteresse der Allgemeinheit nicht vorgenommen. Schließlich fehle auch eine Befassung mit der Frage, ob dem Sicherungsinteresse der Allgemeinheit nicht auch durch ihn weniger belastende Maßnahmen Rechnung hätte getragen werden können.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>III.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p> 1. Das Ministerium für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein hat von einer Stellungnahme abgesehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p> 2. Nach Auffassung des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof wird der Verfassungsbeschwerde der Erfolg nicht zu versagen sein. Schon die vom Beschwerdeführer ausgehende Gefahr der Begehung zukünftiger erheblicher rechtswidriger Taten, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich schwer geschädigt werden, sei nicht ausreichend konkretisiert. Daneben werde in den angegriffenen Beschlüssen nicht in der verfassungsrechtlich gebotenen Weise dargelegt, dass die von ihm ausgehende Gefahr das angesichts der Dauer der Unterbringung zunehmende Gewicht seines Freiheitsanspruchs aufzuwiegen vermöge. Schließlich setzten sich die Gerichte auch nicht mit der Frage auseinander, ob dem Sicherungsinteresse der Allgemeinheit nicht auch durch den Beschwerdeführer weniger belastende Maßnahmen hätte Rechnung getragen werden können.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>IV.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p> Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung an und gibt ihr statt. Die Voraussetzungen für eine stattgebende Kammerentscheidung nach § 93c Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit § 93a Abs. 2 BVerfGG sind erfüllt. Das Bundesverfassungsgericht hat die für die Beurteilung der Verfassungsbeschwerde maßgeblichen verfassungsrechtlichen Fragen - insbesondere die sich aus dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ergebenden Anforderungen an die Anordnung der Fortdauer langandauernder Unterbringungen in einem psychiatrischen Krankenhaus - bereits entschieden (§ 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG; vgl. BVerfGE 70, 297) und die Annahme der Verfassungsbeschwerde ist auch zur Durchsetzung des Grundrechts des Beschwerdeführers aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG angezeigt (§ 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG). Die zulässige Verfassungsbeschwerde ist offensichtlich begründet (§ 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p> 1. Der Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde steht nicht entgegen, dass die weitere Fortdauer der Maßregel zwischenzeitlich mit rechtskräftigem Beschluss des Landgerichts Lübeck vom 5. Oktober 2017 angeordnet worden ist. Denn die angegriffenen Entscheidungen des Landgerichts Lübeck vom 26. Mai 2016 und des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 14. November 2016 waren Grundlage eines tiefgreifenden Eingriffs in das Grundrecht des Beschwerdeführers auf Freiheit der Person aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG (vgl. BVerfGE 128, 326 <389>). Der Beschwerdeführer hat daher ein fortbestehendes schutzwürdiges Interesse an einer nachträglichen verfassungsrechtlichen Überprüfung und gegebenenfalls einer hierauf bezogenen Feststellung der Verfassungswidrigkeit dieses Grundrechtseingriffs durch das Bundesverfassungsgericht (vgl. BVerfGE 9, 89 <92 ff.>; 32, 87 <92>; 53, 152 <157 f.>; 91, 125 <133>; 104, 220 <234 f.>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p> 2. Die angegriffenen Beschlüsse des Landgerichts Lübeck vom 26. Mai 2016 und des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 14. November 2016 verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG, weil sie den verfassungsrechtlichen Anforderungen nicht genügen, die für die Anordnung der Fortdauer langandauernder Unterbringungen in einem psychiatrischen Krankenhaus bestehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p> a) Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG gewährleistet jedermann "die Freiheit der Person" und nimmt einen hohen Rang unter den Grundrechten ein. Das kommt darin zum Ausdruck, dass Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG die Freiheit der Person als "unverletzlich" bezeichnet, Art. 104 Abs. 1 Satz 1 GG ihre Beschränkung nur aufgrund eines förmlichen Gesetzes zulässt und Art. 104 Abs. 2 bis 4 GG besondere Verfahrensgarantien für ihre Beschränkung statuiert (vgl. BVerfGE 35, 185 <190>; 109, 133 <157>; 128, 326 <372>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p> aa) Die Freiheit der Person darf nur aus besonders gewichtigen Gründen und unter strengen formellen Gewährleistungen eingeschränkt werden. Zu diesen wichtigen Gründen gehören in erster Linie solche des Strafrechts und des Strafverfahrensrechts. Eingriffe in die persönliche Freiheit auf diesem Gebiet dienen vor allem dem Schutz der Allgemeinheit (vgl. BVerfGE 22, 180 <219>; 45, 187 <223>; 58, 208 <224 f.>); zugleich haben die gesetzlichen Eingriffstatbestände freiheitsgewährleistende Funktion, da sie die Grenzen zulässiger Einschränkung der Freiheit der Person bestimmen. Das gilt auch für die Regelung der Unterbringung eines schuldunfähigen oder erheblich vermindert schuldfähigen Straftäters, von dem infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind, in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGB.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p> bb) Die freiheitssichernde Funktion des Art. 2 Abs. 2 GG hat auch verfahrensrechtliche Bedeutung. Unverzichtbare Voraussetzung eines rechtsstaatlichen Verfahrens ist, dass Entscheidungen, die den Entzug der persönlichen Freiheit betreffen, auf zureichender richterlicher Sachaufklärung beruhen (vgl. BVerfGE 58, 208 <222>) und eine in tatsächlicher Hinsicht genügende Grundlage haben, die der Bedeutung der Freiheitsgarantie entspricht (vgl. BVerfGE 58, 208 <230>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p> Erst eine hinreichende Tatsachengrundlage setzt den Richter in den Stand, darüber zu entscheiden, ob die Vollstreckung der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus fortzudauern hat oder zur Bewährung auszusetzen ist (§ 67d Abs. 2 StGB). Nur auf dieser Grundlage kann er die von ihm geforderte Prognose künftiger Straffälligkeit stellen sowie die Verantwortbarkeit einer Erprobung des Untergebrachten in Freiheit und die Verhältnismäßigkeit einer weiteren Unterbringung prüfen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p> cc) Zudem ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in die Entscheidung über die Fortdauer oder Aussetzungsreife der Maßregel einzubeziehen (integrative Betrachtung). Das sich daraus ergebende Spannungsverhältnis zwischen dem Freiheitsanspruch des betroffenen Einzelnen und dem Sicherungsbedürfnis der Allgemeinheit vor zu erwartenden erheblichen Rechtsverletzungen verlangt nach gerechtem und vertretbarem Ausgleich. Dieser lässt sich für Entscheidungen über die Aussetzung der Maßregelvollstreckung nur dadurch bewirken, dass Sicherungsbelange und der Freiheitsanspruch des Untergebrachten als wechselseitiges Korrektiv gesehen und im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden. Hält das Gericht ein Risiko der Begehung weiterer Straftaten bei einem nach § 63 StGB Untergebrachten für gegeben, hat es die mögliche Gefährdung der Allgemeinheit zu der Dauer des erlittenen Freiheitsentzugs in Beziehung zu setzen (vgl. BVerfGE 70, 297 <311 f.>; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. August 2017 - 2 BvR 1280/15 -, juris, Rn. 26).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p> Dabei ist auf die Gefahr solcher rechtswidriger Taten abzustellen, die ihrer Art und ihrem Gewicht nach ausreichen, die Anordnung der Maßregel zu tragen; diese müssen mithin "erheblich" im Sinne des § 63 StGB sein. Die Beurteilung hat sich darauf zu erstrecken, ob und welche Art rechtswidriger Taten von dem Untergebrachten drohen, wie ausgeprägt das Maß der Gefährdung ist (Häufigkeit und Rückfallfrequenz) und welches Gewicht den bedrohten Rechtsgütern zukommt. Dabei ist die von dem Untergebrachten ausgehende Gefahr hinreichend zu konkretisieren; die Art und der Grad der Wahrscheinlichkeit zukünftiger rechtswidriger Taten ist zu bestimmen; deren bloße Möglichkeit vermag die weitere Maßregelvollstreckung nicht zu rechtfertigen. Bei allem ist auf die Besonderheiten des jeweiligen Einzelfalls einzugehen. Zu erwägen sind das frühere Verhalten des Untergebrachten und von ihm bislang begangene Taten. Abzuheben ist aber auch auf die seit der Anordnung der Maßregel veränderten Umstände, die für die künftige Entwicklung bestimmend sind (vgl. BVerfGE 70, 297 <313 f.>; BVerfGK 16, 501 <506>; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. August 2017 - 2 BvR 1280/15 -, juris, Rn. 28).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p> Mit dem Gesetz zur Novellierung des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGB und zur Änderung anderer Vorschriften vom 8. Juli 2016 (BGBl I S. 1610) wurden einfachrechtlich weitere Verhältnismäßigkeitsanforderungen hinsichtlich der Fortdauer der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus festgelegt. Gemäß § 67d Abs. 6 Satz 2 und 3 StGB n.F. werden die materiell-rechtlichen Anforderungen an die Fortdauer der Unterbringung im Hinblick auf die drohenden Rechtsgutsverletzungen abhängig von der Dauer der Unterbringung angehoben. Sind - wie im vorliegenden Fall - zehn Jahre der Unterbringung vollzogen, erklärt das Gericht gemäß § 67d Abs. 6 Satz 3 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 1 StGB den Vollzug der Maßregel für erledigt, wenn nicht die Gefahr besteht, dass der Untergebrachte erhebliche Taten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich schwer geschädigt werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p> Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebietet darüber hinaus, die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach § 63 StGB nur solange zu vollstrecken, wie der Zweck der Maßregel dies unabweisbar erfordert und zu seiner Erreichung den Untergebrachten weniger belastende Maßnahmen im Rahmen der Aussetzung der Vollstreckung zur Bewährung (§ 67d Abs. 2, §§ 68a, 68b StGB) nicht genügen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p> dd) Da es sich bei der Gesamtwürdigung der für die Frage der Aussetzung (§ 67d Abs. 2 StGB) maßgeblichen Umstände um eine wertende Entscheidung unter Prognosegesichtspunkten handelt, kann das Bundesverfassungsgericht sie nicht in allen Einzelheiten, sondern nur daraufhin nachprüfen, ob eine Abwägung überhaupt stattgefunden hat und ob die dabei zugrunde gelegten Bewertungsmaßstäbe der Verfassung entsprechen, insbesondere Inhalt und Tragweite des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit nicht verkennen. Je länger die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus andauert, umso strenger sind die Voraussetzungen für die Verhältnismäßigkeit des Freiheitsentzugs. Der im Einzelfall unter Umständen nachhaltige Einfluss des gewichtiger werdenden Freiheitsanspruchs wird jedoch dort an Grenzen stoßen, wo es im Blick auf die Art der von dem Untergebrachten drohenden Taten, deren Bedeutung und deren Wahrscheinlichkeit vor dem staatlichen Schutzauftrag für die Rechtsgüter des Einzelnen und der Allgemeinheit unvertretbar erscheint, den Untergebrachten in die Freiheit zu entlassen (vgl. BVerfGE 70, 297 <315>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p> ee) Das zunehmende Gewicht des Freiheitsanspruchs bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung wirkt sich bei langdauernden Unterbringungen in einem psychiatrischen Krankenhaus (§ 63 StGB) auch auf die an die Begründung einer Entscheidung nach § 67d Abs. 2 StGB zu stellenden Anforderungen aus. In diesen Fällen engt sich der Bewertungsrahmen des Strafvollstreckungsrichters ein; mit dem immer stärker werdenden Freiheitseingriff wächst die verfassungsgerichtliche Kontrolldichte. Dem lässt sich dadurch Rechnung tragen, dass der Richter seine Würdigung eingehender abfasst, sich also nicht etwa mit knappen, allgemeinen Wendungen begnügt, sondern seine Bewertung anhand der dargestellten einfachrechtlichen Kriterien substantiiert offenlegt. Erst dadurch wird es möglich, im Rahmen verfassungsgerichtlicher Kontrolle nachzuvollziehen, ob die von dem Täter ausgehende Gefahr seinen Freiheitsanspruch gleichsam aufzuwiegen vermag. Zu verlangen ist mithin vor allem die Konkretisierung der Wahrscheinlichkeit weiterer rechtswidriger Taten, die von dem Untergebrachten drohen, und deren Deliktstypus. Bleibt das Bemühen des Richters um Zuverlässigkeit der Prognose trotz Ausschöpfung der zu Gebote stehenden Erkenntnismittel mit großen Unsicherheiten behaftet, so hat auch dies Eingang in seine Bewertung zu finden (vgl. BVerfGE 70, 297 <315 f.>).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p> ff) Tragen die Gründe einer Entscheidung über die Fortdauer einer bereits außergewöhnlich lange währenden Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus (§ 63, § 67d Abs. 2 StGB) diesen Maßstäben nicht Rechnung, so führt dies dazu, dass die Freiheit der Person des Untergebrachten auf solcher Grundlage nicht rechtmäßig eingeschränkt werden kann; sein Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG ist verletzt, weil es an einer verfassungsrechtlich tragfähigen Grundlage für die Unterbringung fehlt (vgl. BVerfGE 70, 297 <316 f.>; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. August 2017 - 2 BvR 1280/15 -, juris, Rn. 29).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p> b) Gemessen hieran tragen die angegriffenen Entscheidungen den von Verfassungs wegen an die Begründung von Fortdauerentscheidungen zu stellenden Anforderungen nicht hinreichend Rechnung. Es fehlt bereits an einer hinreichend begründeten Konkretisierung der vom Beschwerdeführer ausgehenden Gefahr zukünftiger rechtswidriger Taten (aa). Daneben wird in den angegriffenen Beschlüssen nicht in der verfassungsrechtlich gebotenen Weise dargelegt, dass die von dem Beschwerdeführer ausgehende Gefahr das angesichts der Dauer der Unterbringung zunehmende Gewicht seines Freiheitsanspruchs aufzuwiegen vermag (bb). Dahinstehen kann daher, inwieweit verfassungsrechtlich außerdem eine Erörterung der Frage geboten war, ob vorliegend den Sicherungsinteressen der Allgemeinheit durch den Beschwerdeführer weniger belastende Maßnahmen hinreichend Rechnung hätte getragen werden können (cc).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p> aa) Eine hinreichende Konkretisierung, mit welchem Grad an Wahrscheinlichkeit vom Beschwerdeführer erhebliche Taten zu erwarten sind, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich schwer geschädigt werden können (§ 67d Abs. 6 Satz 3 i.V.m. Abs. 3 Satz 1 StGB), kann den angegriffenen Beschlüssen nicht entnommen werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p> (1) Das Landgericht Lübeck stellt in seiner angegriffenen Entscheidung lediglich fest, dass der Beschwerdeführer bei einer Entlassung aus dem Maßregelvollzug wieder in dysfunktionale Verhaltensmuster zurückfallen würde, wobei auch mit dem erneuten Konsum von Drogen zu rechnen wäre, und infolgedessen Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit zu befürchten seien. Diese Feststellung genügt der verfassungsrechtlich gebotenen Festlegung der Art und des Grades der Wahrscheinlichkeit zukünftiger rechtswidriger Taten nicht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p> Den Beschlussgründen lässt sich bereits nicht entnehmen, aufgrund welcher Anknüpfungstatsachen vom Beschwerdeführer Körperverletzungsdelikte zu befürchten sind. Einen hinreichenden Bezug zu dem bisherigen Delinquenzverhalten des Beschwerdeführers sowie seinem Verhalten im Maßregelvollzug und während seiner Bewährungszeit stellt das Landgericht nicht her. Es lässt außer Betracht, dass der Beschwerdeführer während der dreijährigen Bewährungszeit trotz Suchtmittelkonsums nicht erneut straffällig geworden ist. Auch lässt sich den Ausführungen des Landgerichts nicht entnehmen, dass die von ihm befürchteten "Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit" die Erheblichkeitsschwelle der § 63, § 67d Abs. 6 Satz 3 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 1 StGB überschreiten. Zur Schwere der zu erwartenden Körperverletzungsdelikte und der damit verbundenen Folgen für die Opfer verhält sich das Landgericht nicht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p> Ebenso wird aus den Gründen des angegriffenen landgerichtlichen Beschlusses der Grad der Wahrscheinlichkeit, mit dem das Landgericht von dem Eintritt zukünftigen straffälligen Verhaltens des Beschwerdeführers ausgeht, nicht erkennbar. Dass Straftaten "zu befürchten" sind, sagt noch nichts darüber aus, wie hoch das Risiko straffälligen Verhaltens ist. Zwar geht die behandelnde Klinik in ihrer Stellungnahme vom 15. April 2016 davon aus, dass sich aus dem bisherigen Vollzugsverhalten des Beschwerdeführers und seinem Bewährungsversagen eine hohe Wahrscheinlichkeit für strafrechtlich relevantes Verhalten, auch auf dem Niveau des Anlassdelikts, ergebe und das Ziel der Maßregel daher bisher nicht erreicht sei. Diese Einschätzung macht sich das Landgericht jedoch nicht zu eigen. Zwar gibt es die Stellungnahme der behandelnden Klinik in seinem Beschluss in erheblichen Teilen wieder. Auf die von der behandelnden Klinik vorgenommene Gefahrenprognose nimmt es jedoch keinen Bezug. Es schließt sich insoweit nur der Einschätzung an, dass eine ambulante Therapie nicht geeignet sei, um einen Rückfall des Beschwerdeführers in dysfunktionale Verhaltensmuster zu verhindern.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p> (2) Auch in der angegriffenen Entscheidung des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts fehlt es an einer verfassungsrechtlichen Maßstäben genügenden Gefahrenprognose. Das Oberlandesgericht behauptet, es bestehe (noch) die hinreichend konkrete Gefahr erneuter schwerer, nicht nur gegen die körperliche Unversehrtheit sondern auch gegen das Leben an sich gerichteter Straftaten. Dabei erkennt es zwar, dass es während der Bewährungszeit nicht zu erneuten schweren Straftaten kam. Gleichwohl folgert es die Gefahr derartiger Straftaten daraus, dass der Beschwerdeführer sich unter Suchtmitteleinfluss in eine aggressive Stimmung hineingesteigert habe, aus der heraus er gegenüber seiner damaligen Ehefrau Todesdrohungen geäußert habe. Es erscheint bereits zweifelhaft, ob allein dieser Umstand vor dem Hintergrund der Anlasstat genügt, die Gefahr weiterer Straftaten gegen das Leben zu begründen. Zumindest hätte das Oberlandesgericht sich insoweit zu dem Vortrag des Beschwerdeführers verhalten müssen, er habe die Drohungen mit der Aufforderung verbunden, einen Mitarbeiter der ihn betreuenden forensischen Ambulanz zu informieren, um deren Realisierung abzuwenden. Jedenfalls aber unterlässt auch das Oberlandesgericht die Bestimmung des Grades der Wahrscheinlichkeit künftiger Straftaten. Seine Feststellung, es bestehe (noch) die hinreichend konkrete Gefahr der Begehung gegen das Leben gerichteter Straftaten, lässt nicht erkennen, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Eintritt des beschriebenen delinquenten Verhaltens des Beschwerdeführers zu erwarten ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p> bb) Aufgrund der fehlenden Bestimmung des Grades der Wahrscheinlichkeit künftiger Straftaten fehlt es an einer ausreichenden Grundlage für die durch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebotene Abwägung zwischen dem zunehmenden Gewicht des Freiheitsanspruchs des Beschwerdeführers und den Sicherungsinteressen der Allgemeinheit (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. August 2017 - 2 BvR 1280/15 -, juris, Rn. 36). Die angegriffenen Beschlüsse genügen auch insoweit den verfassungsrechtlichen Anforderungen nicht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p> (1) Die Feststellung des Landgerichts, die weitere Vollstreckung der Maßregel sei unter Berücksichtigung der Schwere der Anlasstat, der geschilderten Gefahrenprognose und der relativ kurzen Zeit, die seit dem Bewährungswiderruf verstrichen sei, nicht unverhältnismäßig, lässt die verfassungsrechtlich erforderliche Begründungstiefe vermissen. So setzt das Landgericht sich nicht in ausreichendem Umfang mit der Dauer der bisherigen Unterbringung des Beschwerdeführers auseinander. Bis zur Aussetzung der Unterbringung zur Bewährung dauerte diese bereits ungefähr 16 Jahre an. Seit dem Widerruf der Aussetzung zur Bewährung bis zur landgerichtlichen Entscheidung sind wiederum ungefähr zwei Jahre vergangen. Die damit insgesamt rund 18 Jahre andauernde Unterbringung des Beschwerdeführers übersteigt das ausgeurteilte Strafmaß von sieben Jahren und sechs Monaten um mehr als das Doppelte. Ebenso übersteigt die Dauer der bisherigen Unterbringung den Strafrahmen des Totschlags, der gemäß § 212 Abs. 1, § 38 Abs. 2 StGB fünf bis 15 Jahre Freiheitsstrafe beträgt. Dem hätte das Landgericht durch eine eingehende Prüfung der Verhältnismäßigkeit einer Fortdauer der Unterbringung unter Berücksichtigung aller konkreten Umstände des vorliegenden Einzelfalls Rechnung tragen müssen. Die demgegenüber knappe und Besonderheiten des Einzelfalls nur marginal berücksichtigende Formulierung des Landgerichts genügt hingegen nicht, um ein überwiegendes Sicherungsinteresse der Allgemeinheit gegenüber dem im Zeitablauf stärker gewordenen Freiheitsanspruch des Beschwerdeführers zu begründen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p> (2) Dieses Begründungsdefizit wurde durch die angegriffene Entscheidung des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts nicht behoben. Zwar nimmt das Oberlandesgericht die Dauer der Unterbringung des Beschwerdeführers in den Blick. Es begründet die Verhältnismäßigkeit der weiteren Unterbringung aber ausschließlich mit dem Bewährungsversagen des Beschwerdeführers. Weitere Einzelfallgesichtspunkte, insbesondere das von der behandelnden Klinik in ihrer Stellungnahme vom 15. April 2016 ausführlich geschilderte Verhalten des Beschwerdeführers seit seiner Rückverlegung in den Maßregelvollzug und dessen Entwicklung im Rahmen der ihm angebotenen Therapie, lässt das Oberlandesgericht gänzlich außer Betracht. Ebenso wird nicht hinreichend erkennbar, welches Gewicht das Oberlandesgericht der Dauer der Unterbringung des Beschwerdeführers letztlich beimisst und ob es sich des aufgrund der langandauernden Unterbringung des Beschwerdeführers anzuwendenden verfassungsrechtlichen Maßstabs bewusst ist. Welche Folgen sich aus der Dauer der Unterbringung für die gebotene Abwägung zwischen dem Freiheitsrecht des Beschwerdeführers und den Sicherungsinteressen der Allgemeinheit ergeben, wird aus den Beschlussgründen nicht ersichtlich. Die bloße Feststellung, auch vor diesem Hintergrund sei die weitere Unterbringung des Beschwerdeführers nicht unverhältnismäßig, wird der von Verfassungs wegen zu fordernden Begründungstiefe jedenfalls nicht gerecht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_38">38</a> </dt> <dd> <p> cc) Inwieweit es den angegriffenen Entscheidungen auch an einer hinreichenden Auseinandersetzung mit der Frage fehlt, ob den Sicherungsinteressen der Allgemeinheit durch den Beschwerdeführer weniger belastende Maßnahmen hätte Rechnung getragen werden können, bedarf aufgrund der dargestellten verfassungsrechtlichen Mängel keiner Entscheidung. Dafür könnte sprechen, dass der Beschwerdeführer trotz seines Suchtmittelrückfalls während der Bewährungszeit nicht erneut straffällig wurde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_39">39</a> </dt> <dd> <p> 3. Im Ergebnis ist festzustellen, dass die angegriffenen Entscheidungen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG verletzen (§ 93c Abs. 2, § 95 Abs. 1 Satz 1 BVerfGG). Der Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 14. November 2016 ist aufzuheben und die Sache ist aufgrund der prozessualen Überholung durch die Entscheidungen des Landgerichts Lübeck vom 5. Oktober 2017 und des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts vom 27. November 2017 zur erneuten Entscheidung über die Kosten und die notwendigen Auslagen des Beschwerdeführers an das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht zurückzuverweisen (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 14. Juli 2016 - 2 BvR 2474/14 -, juris, Rn. 29; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 5. Mai 2014 - 2 BvR 1823/13 -, juris, Rn. 27; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 23. Januar 2014 - 2 BvR 119/12 -, juris, Rn. 15; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. März 2018 - 2 BvR 1509/15 -, juris, Rn. 29).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_40">40</a> </dt> <dd> <p> 4. Die Entscheidung über die Auslagenerstattung beruht auf § 34a Abs. 2 BVerfGG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_41">41</a> </dt> <dd> <p> 5. Die Festsetzung des Gegenstandswerts beruht auf § 37 Abs. 2 Satz 2 RVG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_42">42</a> </dt> <dd> <p> Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p> </dd> </dl> </div>
161,373
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6 B 94/18
2018-12-20T00:00:00
2019-01-16T06:58:29
2019-02-13T18:04:04
Beschluss
ECLI:DE:BVerwG:2018:201218B6B94.18.0
<h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>I</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Kläger streben die Einrichtung islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach an öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen an. Sie sind bundesweit tätige Zusammenschlüsse von islamischen Verbänden (Dachverbände) in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Sie bezeichnen sich als islamische Religionsgemeinschaften. Dem Kläger zu 1 gehören Landesverbände an, die rund 240 Moscheegemeinden und deren Mitglieder vertreten. Bei dem Kläger zu 2 sind islamische Verbände und Gemeinschaften sowie Jugend- und Studentenvereine organisiert.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>Die Ziele und Aufgaben der Kläger sind in ihren Vereinssatzungen festgelegt. Danach fördert der Kläger zu 1 die islamische Religion und deren Pflege in den Mitgliedsverbänden. Zu diesem Zweck führt er unter anderem religiöse Bildungsveranstaltungen durch und erstellt Informationsschriften und Lehrpläne. Er legt die Gebetszeiten, die islamischen Feiertage sowie Beginn und Ende des Fastenmonats Ramadan fest und klärt die Halal betreffenden Fragen. Bei dem Kläger zu 1 ist ein islamischer Gelehrtenrat eingerichtet, dem nach der Satzung die religiöse Unterweisung der Gläubigen, die Mitwirkung bei der Ausbildung von Imamen und Moscheeverantwortlichen sowie die Abgabe von Stellungnahmen und Gutachten zu religiösen Fragen obliegt. Diese haben empfehlenden Charakter. Die Satzung trifft keine Aussage darüber, wie der Kläger zu 1 religiösen Leitlinien gegenüber den Verantwortlichen und Mitgliedern der Moscheegemeinden Geltung verschaffen kann. Der Kläger zu 2 fördert die Lehre des islamischen Glaubens und die Bewahrung islamischer Werte. Ein Vorstandsmitglied (Sheikh ul-Islam) ist als geistlicher Leiter verantwortlich für religiöse Angelegenheiten und Lehrentscheidungen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Die Klagen mit dem Ziel, das beklagte Land zur Einführung islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach an öffentlichen Schulen nach den religiösen Grundsätzen der Kläger zu verpflichten, sind in den Tatsacheninstanzen erfolglos geblieben. Auf die Revisionen der Kläger hat das Bundesverwaltungsgericht durch Urteil vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - (BVerwGE 123, 49) das Berufungsurteil des Oberverwaltungsgerichts aufgehoben und die Sache an dieses Gericht zurückverwiesen. In den Gründen heißt es, den Klägern könne der geltend gemachte Anspruch zustehen, wenn sie Religionsgemeinschaften seien und die Grundsätze der Verfassungsordnung des Grundgesetzes respektierten. Auch Dachverbände könnten Religionsgemeinschaften sein. Hierfür sei unter anderem erforderlich, dass sie mit ihren Untergliederungen und deren Mitgliedern durch ein organisatorisches Band verbunden seien und mit Kompetenz und Autorität Aufgaben im Bereich der religiösen Lehre wahrnähmen, die für die Identität der Religionsgemeinschaft wesentlich seien. Die Tatsachenfeststellungen des Oberverwaltungsgerichts reichten nicht aus, um abschließend beurteilen zu können, ob die Kläger diese Voraussetzungen erfüllten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Nach der Wiederaufnahme des rund zehn Jahre lang ruhenden Verfahrens hat das Oberverwaltungsgericht die Berufungen der Kläger gegen das erstinstanzliche Urteil erneut zurückgewiesen. In den Gründen heißt es, nach den Maßstäben des Bundesverwaltungsgerichts seien die Kläger keine Religionsgemeinschaften. Der Kläger zu 1 nehme bereits keine Lehraufgaben wahr, weil die Äußerungen seines islamischen Gelehrtenrats in religiösen Fragen nach der Vereinssatzung lediglich unverbindliche Empfehlungen darstellten. Die Satzung gebe dem Kläger zu 1 keine Handhabe, religiösen Leitlinien innerhalb des Gesamtverbandes Geltung zu verschaffen. Die Bestimmung der Gebetszeiten und der islamischen Feiertage reichten nicht aus; für die Festlegung des Fastenmonats seien die Islamverbände seit 2008 gemeinsam zuständig.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>Aus den Angaben der Kläger gehe nicht hervor, dass sie in Fragen der religiösen Lehre Autorität in Anspruch nähmen. Denn es sei nicht erkennbar, welche Standpunkte sie in zentralen religiösen Konfliktfragen des Islam in Deutschland wie dem Verhältnis von Grundgesetz und Scharia, der Stellung der Frau und der religiösen Toleranz verträten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>Mit ihren Nichtzulassungsbeschwerden machen die Kläger vor allem geltend, die Rechtssache habe grundsätzliche Bedeutung im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO. Nach Auffassung des Klägers zu 1 hat das Oberverwaltungsgericht die vom Bundesverwaltungsgericht entwickelten Voraussetzungen für die Wahrnehmung von Lehrautorität durch einen religiösen Dachverband sowie für deren Geltungsanspruch und Durchsetzung zu streng gehandhabt. Die Rechtsansichten des Oberverwaltungsgerichts trügen dem Selbstbestimmungsrecht von Religionsgemeinschaften nicht Rechnung. In einem Revisionsverfahren müsse insbesondere geklärt werden, ob die Eigenschaft eines Dachverbands als Religionsgemeinschaft davon abhängig gemacht werden dürfe, dass dessen religiöse Lehrmeinungen für die nachgeordneten Ebenen und die Gläubigen verbindlich seien, Vorrang gegenüber abweichenden Lehrmeinungen besäßen und organisatorisch durchsetzbar seien.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Der Kläger zu 2 rügt als Divergenz im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 2 VwGO, dass das Oberverwaltungsgericht den Begriff der Religionsgemeinschaft an ein verbindliches Lehramt geknüpft habe. Dies widerspreche dem Selbstverständnis des Islam. Auch sei gemäß § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO klärungsbedürftig, ob religiöse Lehrautorität Verbindlichkeit voraussetze oder die Beachtung der Lehrmeinungen den Gläubigen überlassen bleiben könne, ob es für deren Wahrnehmung auf die Satzung oder das tatsächliche Geschehen ankomme und ob eine umfassende Beratungstätigkeit des Dachverbands in religiösen Fragen sowie die Repräsentation des Gesamtverbandes gegenüber Staat und Öffentlichkeit für die Anerkennung als Religionsgemeinschaft ausreiche.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>Zusätzlich erheben beide Kläger verschiedene Gehörs- und Aufklärungsrügen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>II</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Die Nichtzulassungsbeschwerden haben mit der Maßgabe Erfolg, dass das Berufungsurteil aufzuheben und der Rechtsstreit zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Oberverwaltungsgericht zurückzuverweisen ist, weil das Berufungsurteil auf einem Verfahrensmangel im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO beruht (§ 133 Abs. 6 VwGO). Das Oberverwaltungsgericht hat die sich aus § 144 Abs. 6 VwGO ergebende Bindungswirkung des Revisionsurteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - (BVerwGE 123, 49) nicht hinreichend beachtet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>1. Die Zulassung der Revision wegen grundsätzlicher Bedeutung im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO oder Divergenz im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 2 VwGO kommt nicht in Betracht. Denn der entsprechende Beschwerdevortrag der Kläger betrifft allesamt Rechtsfragen, die das Bundesverwaltungsgericht in dem Revisionsurteil vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - (BVerwGE 123, 49) beantwortet hat. Aus § 144 Abs. 6 VwGO folgt, dass das Bundesverwaltungsgericht in der vorliegenden Streitsache daran gehindert ist, seine damalige rechtliche Beurteilung aus Anlass der erneuten Befassung zu überdenken und zu ändern.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>a) Hebt das Bundesverwaltungsgericht ein Berufungsurteil auf und verweist die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Oberverwaltungsgericht zurück, hat dieses seiner erneuten Entscheidung die rechtliche Beurteilung des Bundesverwaltungsgerichts zugrunde zu legen (§ 144 Abs. 6 VwGO). Gelangt die Sache nach Erlass des zweiten Berufungsurteils erneut in die Revisionsinstanz, ist das Bundesverwaltungsgericht an sein erstes Revisionsurteil in gleichem Umfang wie zuvor das Oberverwaltungsgericht gebunden. Diese Selbstbindung wird aus dem Zweck des § 144 Abs. 6 VwGO hergeleitet, der den Verfahrensbeteiligten Rechtssicherheit für die weitere Prozessführung geben und ein Hin- und Herschieben der Streitsache zwischen den Instanzen vermeiden soll. Die Selbstbindung entfällt, soweit das Bundesverwaltungsgericht seine Rechtsprechung zu entscheidungstragenden rechtlichen Erwägungen des ersten Revisionsurteils geändert hat (Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes, Beschluss vom 6. Februar 1973 - GemS-OBG 1/72 - BVerwGE 41, 363 <367 ff.>). Allerdings darf es die Rechtsprechung nicht in derjenigen Streitsache ändern, mit der es erneut befasst wird, weil ein Verfahrensbeteiligter gegen das zweite Berufungsurteil des Oberverwaltungsgerichts vorgeht (BVerwG, Urteil vom 22. Juni 1977 - 8 C 49.76 - BVerwGE 54, 116 <123 f.>; Beschluss vom 16. September 2011 - 8 B 32.11 - Buchholz 310 § 144 VwGO Nr. 79 Rn. 4; vgl. zum Ganzen Eichberger/Bier, in: Schoch/Schneider/Bier, VwGO, Band II, Stand: Juni 2017, § 144 Rn. 130).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>b) Aufgrund dieser Selbstbindung des Bundesverwaltungsgerichts macht ein erneutes Revisionsverfahren in Bezug auf bereits beantwortete Rechtsfragen keinen Sinn. Ein Verstoß des Oberverwaltungsgerichts gegen die Bindungswirkung nach § 144 Abs. 6 VwGO stellt einen Verfahrensmangel im Sinne des § 132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO dar. Daher sind Rügen eines Verfahrensbeteiligten gegen Rechtsansichten des Oberverwaltungsgerichts, auf denen das zweite Berufungsurteil in der Streitsache beruht, ungeachtet der Bezeichnung als Grundsatz- oder Divergenzrügen als Verfahrensrügen im Sinne von § 132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO auszulegen, wenn der Verfahrensbeteiligte in der Sache geltend macht, das Oberverwaltungsgericht habe die Bindungswirkung nach § 144 Abs. 6 VwGO nicht beachtet (BVerwG, Beschlüsse vom 29. Juni 1977 - 5 B 88.76 - Buchholz § 132 VwGO Nr. 154 S. 30 f.; vom 17. März 1994 - 3 B 24.93 - Buchholz 310 § 144 VwGO Nr. 57 S. 1 und vom 21. August 1997 - 8 B 151.97 - Buchholz 310 § 144 VwGO Nr. 65 S. 8; stRspr).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>c) Die Bindung des Oberverwaltungsgerichts nach § 144 Abs. 6 VwGO - und damit die Selbstbindung des Bundesverwaltungsgerichts - erstreckt sich auf alle rechtlichen Gesichtspunkte, die die Revisionsentscheidung tragen. Dies sind zum einen diejenigen entscheidungstragenden Erwägungen, die das Bundesverwaltungsgericht abweichend vom Oberverwaltungsgericht beurteilt hat. Zum anderen werden rechtliche Erwägungen erfasst, die notwendige Voraussetzung für die unmittelbaren Aufhebungsgründe sind (BVerwG, Urteile vom 30. Mai 1973 - 8 C 159.72 - BVerwGE 42, 243 <246 f.> und vom 28. November 2012 - 8 C 21.11 - BVerwGE 145, 122 Rn. 22; Beschlüsse vom 21. August 1997 - 8 B 151.97 - Buchholz 310 § 144 VwGO Nr. 65 S. 8 und vom 4. Juli 2013 - 2 B 76.12 - Buchholz 310 § 144 VwGO Nr. 80 Rn. 9; stRspr). Die Bindung entfällt nur, soweit sich nach Erlass des Revisionsurteils die Sach- und Rechtslage ändert. Dies ist der Fall, wenn eine Rechtsnorm, die Gegenstand der bindenden rechtlichen Beurteilung ist, inhaltlich geändert wird oder außer Kraft tritt, oder sich der entscheidungserhebliche Streitstoff ändert (BVerwG, Urteile vom 30. Mai 1973 - 8 C 159.72 - BVerwGE 42, 243 <247> und vom 28. November 2012 - 8 C 21.11 - BVerwGE 145, 122 Rn. 23 ff.; Beschluss vom 27. Juli 2017 - 6 B 41.17 [ECLI:DE:BVerwG:2017:270717B6B41.17.0] - juris Rn. 26; stRspr).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>2. a) Nach Art. 7 Abs. 3 Satz 1 und 2 GG steht Religionsgemeinschaften ein verfassungsunmittelbarer Anspruch gegen den Schulträger zu, dass dieser an öffentlichen Schulen, die nicht bekenntnisfrei sind, einen ihren Glaubensinhalten entsprechenden Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach einrichtet. Der Begriff der Religionsgemeinschaft im Sinne von Art. 7 Abs. 3 Satz 2 GG ist gleichbedeutend mit dem Begriff der Religionsgesellschaft in Art. 136 ff. der Weimarer Reichsverfassung - WRV -, die nach Art. 140 GG Bestandteil des Grundgesetzes sind. Danach ist unter einer Religionsgemeinschaft ein Verband zu verstehen, der die Angehörigen eines religiösen Bekenntnisses oder verwandter Bekenntnisse zur allseitigen Erfüllung der durch das Bekenntnis gestellten Aufgaben zusammenfasst. Dies ist nach dem geistigen Gehalt und dem Erscheinungsbild des Verbandes zu beurteilen; dessen Behauptung, nach seinem Selbstverständnis eine Religionsgemeinschaft zu sein, reicht nicht aus (BVerwG, Urteil vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - BVerwGE 123, 49 <52 ff.> m.w.N.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>b) Davon ausgehend hat das Bundesverwaltungsgericht in dem Urteil vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - (BVerwGE 123, 49) mit Bindungswirkung nach § 144 Abs. 6 VwGO Anforderungen entwickelt, die Dachverbände wie die Kläger, die zusammen mit selbständigen Untergliederungen in Form von fachorientierten Vereinigungen und örtlichen Kultusgemeinden einen mehrstufigen Verband bilden, erfüllen müssen, um als Teil des Gesamtverbandes eine Religionsgemeinschaft zu sein:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>Erstens müssen die verschiedenen Stufen des Gesamtverbandes durch ein organisatorisches Band zusammengehalten werden, das vom Dachverband bis zu den Gläubigen in den Gemeinden reicht, in denen das religiöse Leben stattfindet. Diese Anforderung hat das Bundesverwaltungsgericht bei den Klägern als erfüllt angesehen. Zweitens müssen die Gemeinden, in denen das religiöse Leben der Gläubigen, insbesondere die Ausübung des Kults, stattfindet, prägenden Einfluss auf den Dachverband haben. Drittens muss der Dachverband für die Wahrnehmung von Aufgaben zuständig sein, die für die Identität der Religionsgemeinschaft wesentlich sind (identitätsstiftende Aufgaben). Dies können auf der Dachverbandsebene nur Leitungsaufgaben in Bezug auf die Pflege des religiösen Bekenntnisses sein. Soziale, kulturelle und wissenschaftliche Aufgaben reichen nicht aus, auch wenn sie auf der Grundlage des Bekenntnisses wahrgenommen werden. Die Bekenntnispflege betrifft Aussagen über Glaubensinhalte und -überzeugungen, z.B. die Auslegung der Heiligen Schriften, auf denen das Bekenntnis beruht, über die sich daraus ergebenden Verhaltensanforderungen für die Gläubigen sowie über die religiöse Bedeutung und Gestaltung der Kulthandlungen des Bekenntnisses.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>Die Wahrnehmung von Leitungsaufgaben in Bekenntnisfragen setzt voraus, dass bei dem Dachverband die theologische Kompetenz vorhanden ist, die erforderlich ist, um religiöse Fragen zu beantworten. Hierfür kann bei dem Dachverband ein organisatorisch selbständiges Gremium eingerichtet oder ein theologischer Leiter bestellt sein. Das Qualifikationsniveau für die theologische Kompetenz darf der Staat nicht vorgeben. Seine Festlegung wird von dem durch Art. 140 GG, Art. 137 Abs. 3 WRV gewährleisteten Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften umfasst. Es ist deren Sache zu bestimmen, welche Qualifikation sie nach ihrem Selbstverständnis für erforderlich halten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>Hinzukommen muss, dass der Dachverband bzw. die zuständige Stelle oder Person bei der Erfüllung ihrer Aufgaben in Bezug auf die Bekenntnispflege Autorität genießen. Dies ist nur möglich, wenn ihre Erkenntnisse in religiösen Fragen reale Geltung für die in religiösen Angelegenheiten Verantwortlichen und für die Gläubigen haben, die dem religiösen Gesamtverband angehören. Hierfür müssen die Erkenntnisse diesem Personenkreis vermittelt werden. Werden sie den Verantwortlichen und den Gläubigen nicht zur Kenntnis gebracht, so müssen diese zumindest die Möglichkeit haben, sich auf einfache Weise zuverlässig Kenntnis zu verschaffen. Auch kann Autorität nur erlangt werden, wenn die Lehrtätigkeit nicht nur vereinzelt, sondern beständig in einem gewissen Umfang ausgeübt wird.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>Dagegen darf der Staat für die Annahme einer Religionsgemeinschaft nicht verlangen, dass die Erkenntnisse der theologisch kompetenten Stelle zu Glaubensinhalten und daraus abgeleiteten Verhaltensanforderungen verbindlich sind, d.h. von den religiös Verantwortlichen und den Gläubigen als verpflichtend anerkannt und auf der Grundlage des Bekenntnisses nicht in Frage gestellt werden. Es ist Bestandteil des vom Selbstbestimmungsrecht nach Art. 140 GG, Art. 137 Abs. 3 WRV erfassten Selbstverständnisses einer Religionsgemeinschaft, ob sie ein verbindliches Lehramt in Fragen des Bekenntnisses für geboten hält. Daher ist Autorität jedenfalls dann gegeben, wenn die Lehrmeinungen in Glaubensfragen respektiert werden. Die Erkenntnisse müssen jedenfalls ein solches Gewicht haben, dass sich die religiös Verantwortlichen und die Gläubigen daran orientieren. Diese müssen ihre Glaubensüberzeugungen und ihr dadurch motiviertes Verhalten an den Erkenntnissen ausrichten oder zumindest auf deren Grundlage ernsthaft überdenken.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>Schließlich hat das Bundesverwaltungsgericht in dem Urteil vom 23. Februar 2005 - 6 C 2.04 - (BVerwGE 123, 49) bindend entschieden, dass Religionsgemeinschaften ein verfassungsunmittelbarer Anspruch auf Einrichtung eines ihren Glaubensinhalten entsprechenden Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach an öffentlichen Schulen nur zusteht, wenn sie Gewähr dafür bieten, Grundlagen der Verfassungsordnung des Grundgesetzes wie die Grundrechte, insbesondere die Religionsfreiheit oder die freiheitliche Ausrichtung des Staatskirchenrechts nicht zu gefährden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>3. Die Kläger haben nach § 133 Abs. 3 VwGO hinreichend dargelegt, dass das Oberverwaltungsgericht in dem angefochtenen Berufungsurteil die nach § 144 Abs. 6 VwGO bindenden Anforderungen nicht hinreichend beachtet hat.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>a) Das Oberverwaltungsgericht hat den geltend gemachten Anspruch beider Kläger mit der Erwägung verneint, dass sie in Lehrfragen keine Autorität mit realer Geltung bis in die Moscheegemeinden wahrnähmen. Diesen Schluss hat das Gericht darauf gestützt, die Angaben der Kläger ließen nicht erkennen, welchen Standpunkt sie in zentralen religiösen Konfliktfragen des Islam in Deutschland wie der "Vorrangfrage Grundgesetz - Scharia", der "Stellung der Frau" und der "religiösen Toleranz" verträten und wie sie in diesen Fragen Einfluss auf die Gläubigen nähmen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>Nach den Ausführungen unter 2. ist diese Begründung nicht geeignet, den vom Oberverwaltungsgericht gezogenen Schluss auf das Fehlen von Autorität der Kläger in Lehrfragen zu tragen. Aufgrund der Bindung nach § 144 Abs. 6 VwGO hätte das Oberverwaltungsgericht zur Beurteilung der Lehrautorität feststellen müssen, ob und in welchem Umfang die bei den Klägern für religiöse Fragen eingerichteten Stellen, d.h. der islamische Gelehrtenrat des Klägers zu 1 und der geistliche Leiter (Sheikh ul-Islam) des Klägers zu 2, Lehrmeinungen in Bezug auf Glaubensinhalte und sich daraus ergebende Verhaltensanforderungen in nennenswerter Zahl abgeben, ob die Verantwortlichen und Mitglieder der Moscheegemeinden von den Lehrmeinungen zuverlässig Kenntnis erlangen und ob sie sich daran orientieren. Demgegenüber hat das Oberverwaltungsgericht seine Auffassung entscheidungstragend auf Gesichtspunkte gestützt, die nicht Glaubensinhalte, sondern die Respektierung der Verfassungsordnung des Grundgesetzes durch die Kläger betreffen. Nach den Ausführungen unter 2. kommt es für den Erfolg der Klagen auf diese Gesichtspunkte erst an, wenn feststehen sollte, dass die Kläger Religionsgemeinschaften sind.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>b) Auch die nur den Anspruch des Klägers zu 1 betreffende Erwägung des Oberverwaltungsgerichts, diesem fehle die Autorität in Lehrfragen, weil die Äußerungen seines islamischen Gelehrtenrats nicht verbindlich seien, verstößt gegen § 144 Abs. 6 VwGO. Nach den bindenden Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts setzt Autorität nicht voraus, dass die Religionsgemeinschaft ein verbindliches Lehramt in Glaubensfragen eingerichtet hat, dessen Aussagen die religiös Verantwortlichen und die Gläubigen als verpflichtend anerkennen und auf der Grundlage des Bekenntnisses nicht in Frage stellen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>4. In Bezug auf die Gehörs- und Aufklärungsrügen der Kläger sieht der Senat von einer Begründung ab (§ 133 Abs. 5 Satz 2 Halbs. 2 VwGO).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>Die Kostenentscheidung bleibt der Schlussentscheidung vorbehalten. Die Festsetzung des Streitwerts für das Beschwerdeverfahren folgt aus § 47 Abs. 1 und Abs. 3, § 52 Abs. 2 GKG (2 x 5 000 €).</p> </dd> </dl> </div>
142,314
ovgnrw-2018-12-20-4-a-376318a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 3763/18.A
2018-12-20T00:00:00
2019-01-08T23:47:06
2019-02-12T13:10:42
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1220.4A3763.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschluss des Senats vom 18.12.2018 &#8211; 4 A 3763/18.A &#8211; wird wegen offensichtlicher Unrichtigkeit der Rechtsmittelbelehrung berichtigt.</p> <p>Unter vollst&#228;ndiger Ersetzung des letzten Satzes des Beschlusses wird die Rechtsmittelbelehrung wie folgt neu gefasst:</p> <p><span style="text-decoration:underline">&#8222;Rechtsmittelbelehrung</span></p> <p>Das Antragsverfahren wird als Berufungsverfahren fortgesetzt; der Einlegung einer Berufung bedarf es nicht.</p> <p>Die Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Beschlusses zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143&#160;M&#252;nster, schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) einzureichen; sie muss einen bestimmten Antrag sowie die im Einzelnen anzuf&#252;hrenden Gr&#252;nde der Anfechtung (Berufungsgr&#252;nde) enthalten.</p> <p>Im Berufungsverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen; dies gilt auch f&#252;r die Begr&#252;ndung der Berufung. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67 Abs.&#160;4 Satz 4 VwGO und &#167; 5 Nr. 6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;). Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs.&#160;2 Satz 2 Nr. 3 bis 7 VwGO bezeichneten Personen und Organisationen unter den dort genannten Voraussetzungen als Bevollm&#228;chtigte zugelassen.&#8220;</p><br style="clear:both"> <h1>&#160;</h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss des Senats vom 18.12.2018 &#8211; 4 A 3763/18.A &#8210; ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 125 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, 122 Abs.&#160;1, 118 Abs.&#160;1 VwGO in der aus dem Tenor ersichtlichen Weise zu berichtigen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Schreibfehler, Rechenfehler und &#228;hnliche offenbare Unrichtigkeiten sind nach &#167; 118 Abs. 1 VwGO jederzeit vom Gericht zu berichtigen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die im letzten Satz enthaltene Belehrung &#252;ber die Unanfechtbarkeit des Beschlusses ist offenbar unrichtig. Es ist anerkannt, dass eine unrichtige Rechtsmittelbelehrung durch das Gericht jederzeit berichtigt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 2.4.1987 &#8210; 5 C 67.84 &#8210;, BVerwGE 77, 181 = juris, Rn.&#160;14; BAG, Beschluss vom 13.4.2005 &#8211; 5 AZB 76/04 &#8211;, NJW 2005, 2251 = juris, Rn. 15; BFH, Urteil vom 17.7.2013 &#8210; X R 37/10 &#8210;, juris, Rn.&#160;14; OVG NRW, Beschluss vom 21.12.2010 &#8210; 1 A 1993/09 &#8210;, juris, Rn.&#160;33; Kilian/Hissnauer, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5.&#160;Aufl. 2018, &#167;&#160;118 Rn.&#160;24.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist nach &#167; 80 AsylG unanfechtbar.</p>
142,313
ovgnrw-2018-12-20-18-b-108317
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 B 1083/17
2018-12-20T00:00:00
2019-01-08T23:47:04
2019-02-12T13:10:41
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2018:1220.18B1083.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 5.000,- EUR festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg. Die dargelegten Gr&#252;nde, auf deren Pr&#252;fung der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO beschr&#228;nkt ist, rechtfertigen keine &#196;nderung des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Soweit das Verwaltungsgericht den Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO hinsichtlich Ziff. 1 der Ordnungsverf&#252;gung (r&#252;ckwirkende R&#252;cknahme von Aufenthaltserlaubnissen ohne Anordnung des Sofortvollzugs) als unzul&#228;ssig und dar&#252;ber hinaus auch unbegr&#252;ndet abgelehnt hat, wird dies durch das Beschwerdevorbringen der Antragstellerin nicht in Frage gestellt. Ebenso wenig wird die Auffassung des Verwaltungsgerichts angegriffen, der auf &#167; 80 Abs. 5 VwGO gest&#252;tzte Antrag hinsichtlich der unter Ziff. 2 der Ordnungsverf&#252;gung erfolgten Versagung der Aufenthaltserlaubnisse nach &#167;&#167; 16 Abs. 1, Abs. 4 und &#167; 21 Abs. 5 AufenthG sei unzul&#228;ssig. Insoweit hat das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt, der Verl&#228;ngerungsantrag habe aufgrund der nach &#167; 84 Abs. 2 Satz 1 AufenthG wirksamen R&#252;cknahme kein Fiktionsrecht mehr ausgel&#246;st, denn er sei nicht mehr vor Ablauf eines noch wirksamen Aufenthaltstitels gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. in diesem Sinne auch S&#228;chs.OVG, Beschluss vom 18. November 2013 - 3 B 331/13 -, juris Rn. 5</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus gegebenem Anlass ist aber die Systematik des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes in der vorliegenden Konstellation klarzustellen, in der in einer Ordnungsverf&#252;gung sowohl die zuvor erteilten Aufenthaltserlaubnisse (ohne Anordnung des Sofortvollzuges) mit Wirkung f&#252;r die Vergangenheit zur&#252;ckgenommen worden sind als auch der Antrag auf Verl&#228;ngerung/Neuerteilung der Aufenthaltserlaubnis abgelehnt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hat ein Antrag auf Verl&#228;ngerung einer Aufenthaltserlaubnis - wie hier - die Fortbestandsfiktion gem&#228;&#223; &#167; 81 Abs. 4 AufenthG ausgel&#246;st, so kann hier letztlich offenbleiben, ob diese nachtr&#228;glich dadurch erlischt, dass die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nach dem Eintritt der Fiktionswirkungen die zuvor erteilten und mittlerweile abgelaufenen Aufenthaltserlaubnisse gem&#228;&#223; &#167; 48 VwVfG NRW mit Wirkung f&#252;r einen vor der Stellung des Verl&#228;ngerungsantrags liegenden Zeitpunkt zur&#252;cknimmt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die entsprechende Anwendung der Erl&#246;schenstatbest&#228;nde des &#167; 51 Abs. 1 AufenthG auf die Fortbestandsfiktion wird grunds&#228;tzlich bef&#252;rwortet: Vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Mai 2013 - 1 C 13.12 -, juris Rn. 35 (in der Konstellation einer bestandskr&#228;ftigen Ausweisung); OVG Hamburg, Beschluss vom 18.&#160;Januar 1995 - Bs V 262/94 -, juris Rn. 3: bei nachtr&#228;glicher Ausweisung erlischt Fiktionsrecht analog &#167; 44 Abs. 1 Nr. 1 AuslG 1990 - in diesem Sinne zum Fiktionsrecht des &#167; 21 Abs. 3 AuslG 1965 auch BVerwG, Beschluss vom 14. Juli 1978 - 1 ER 301/78 -, juris Rn. 6 (f&#252;r den Fall des &#167; 9 Abs. 1 Nr. 3 AuslG 1965 - Verlassen des Bundesgebiets aus einem seiner Natur nach nicht vor&#252;bergehenden Grund); Benassi, Rechtsfolgen der Beantragung eines Aufenthaltstitels, InfAuslR 2006, 178 ff.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon, ob das Fiktionsrecht erlischt, ist n&#228;mlich - wird hinsichtlich der R&#252;cknahme die sofortige Vollziehung nicht angeordnet - jedenfalls ein Rechtsschutzantrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO gegen die Ablehnung des Antrags auf Erteilung oder Verl&#228;ngerung des Aufenthaltstitels zul&#228;ssig. Denn erst durch diese Ablehnung wird gem&#228;&#223; &#167; 58 Abs. 2 Satz 2 AufenthG die Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht begr&#252;ndet, deren Beseitigung der Aussetzungsantrag dient. Dies ergibt sich aus folgenden Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sollte das einmal begr&#252;ndete Fiktionsrecht aufgrund eines nachtr&#228;glich erlassenen, nicht vollziehbaren Verwaltungsaktes erl&#246;schen, so h&#228;tte dies jedenfalls noch nicht die Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht des Ausl&#228;nders gem&#228;&#223; &#167; 58 Abs. 2 Satz 1 Nr.&#160;2 AufenthG zur Folge. Zwar w&#228;re der Wortlaut dieser Regelung erf&#252;llt, weil der Aufenthaltstitel trotz erfolgter Antragstellung nicht (mehr) nach &#167; 81 Abs. 4 AufenthG als fortbestehend g&#228;lte. Nach seinem Sinn ist &#167; 58 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 AufenthG in dieser Konstellation aber nicht anwendbar. &#167; 58 Abs. 2 Satz 1 Nrn. 1 und 2 AufenthG betreffen F&#228;lle, in denen die Vollziehbarkeit der gem&#228;&#223; &#167; 50 Abs. 1 AufenthG bestehenden Ausreisepflicht unmittelbar kraft Gesetzes eintritt. Wird ein Ausl&#228;nder hingegen durch die Versagung des Aufenthaltstitels oder durch einen sonstigen Verwaltungsakt gem&#228;&#223; &#167; 50 Abs. 1 AufenthG ausreisepflichtig, so tritt nach &#167; 58 Abs. 2 Satz 2 AufenthG die Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht erst mit der Vollziehbarkeit der Versagung des Aufenthaltstitels bzw. des sonstigen Verwaltungsaktes ein.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. Hailbronner, Ausl&#228;nderrecht (Stand: November 2018), &#167; 58 Rn. 13 ff.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen eine Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht schon infolge - wie hier - nachtr&#228;glicher nicht f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rter R&#252;cknahme spricht &#252;ber die oben genannten Gr&#252;nde hinaus auch die Gesetzessystematik. Die Annahme einer Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht gem&#228;&#223; &#167; 58 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 AufenthG h&#228;tte konsequenterweise eine mit &#167; 84 Abs. 2 Satz 1 AufenthG und Art. 19 Abs. 4 GG nicht zu vereinbarende Folge: Der Ausl&#228;nder w&#228;re allein aufgrund der - nicht einmal f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rten - R&#252;cknahme (vgl. &#167; 84 Abs. 2 AufenthG) vollziehbar ausreisepflichtig, weil trotz erfolgter Antragstellung kein Fiktionsrecht mehr best&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Unklar Funke-Kaiser, in: GK-AufenthG, &#167; 81 Rn. 91.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dies widerspricht zun&#228;chst &#167; 84 Abs. 2 Satz 1 AufenthG. Danach lassen Widerspruch und Klage unbeschadet ihrer aufschiebenden Wirkung (lediglich) die Wirksamkeit einer Ausweisung und eines sonstigen Verwaltungsaktes (wie der R&#252;cknahme) unber&#252;hrt, der die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Aufenthalts beendet. Hierdurch wird jedoch im Interesse eines wirksamen Rechtsschutzes die Vollziehbarkeit dieser Verwaltungsakte gerade nicht begr&#252;ndet. Sie bedarf in jedem Falle einer ausdr&#252;cklichen gesetzlichen Grundlage (vgl. etwa &#167; 84 Abs. 1 AufenthG) oder einer beh&#246;rdlichen Anordnung nach &#167; 80 Abs. 2 Satz 4 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa Jacob, Ausl&#228;nderrechtliche Eilverfahren - Ein &#220;berblick, VBlBW 2008, 418, 426.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine vollziehbare Ausreisepflicht infolge einer nicht f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rten R&#252;cknahme st&#252;nde &#252;berdies im Widerspruch zu Art. 19 Abs. 4 GG, weil eine wirksame gerichtliche &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit der Rechtm&#228;&#223;igkeit dieser Ma&#223;nahme im Wege des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht ersichtlich ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf zuk&#252;nftige &#228;hnliche Verfahren sei noch angemerkt: W&#228;re in der vorgenannten Konstellation hinsichtlich der R&#252;cknahme die Anordnung der sofortigen Vollziehung erfolgt (und sollte dadurch das Fiktionsrecht nachtr&#228;glich erl&#246;schen), so w&#228;re der Rechtsschutz nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO sowohl gegen die R&#252;cknahme als auch gegen die Versagung des Aufenthaltstitels gegeben. Zwar w&#252;rde der Ausl&#228;nder dann nicht nur durch die Versagungsentscheidung sondern auch durch die R&#252;cknahme vollziehbar ausreisepflichtig. Im Falle der durch mehrere Verwaltungsakte je selbst&#228;ndig begr&#252;ndeten Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht ist der Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO aber grunds&#228;tzlich gegen jede der vollziehbarkeitsbegr&#252;ndenden Ma&#223;nahmen statthaft.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die vorliegende Beschwerde ist aber auch ausgehend von der Statthaftigkeit des Verfahrens nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO hinsichtlich der Ablehnung der Verl&#228;ngerung/Neuerteilung der Aufenthaltserlaubnis unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin wendet sich insoweit der Sache nach gegen die Annahme des Verwaltungsgerichts, sie habe keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis auf der Grundlage der &#167;&#167; 16 Abs. 1, 16 Abs. 4 oder 21 Abs. 5 AufenthG. Der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke der Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit stehe das Zweckwechselverbot des &#167; 16 Abs. 2 AufenthG entgegen, ohne dass Anhaltspunkte f&#252;r eine Ausnahme von diesem allgemeinen Regelversagungsgrund dargelegt oder ersichtlich seien. Die Erteilung oder Verl&#228;ngerung einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 oder Abs. 4 AufenthG komme aufgrund der Exmatrikulation bzw. des nicht bestandenen Examens nicht in Betracht. Auf die Begr&#252;ndung zu Ziffer 2. der streitigen Ordnungsverf&#252;gung hat das Verwaltungsgericht insoweit Bezug genommen (&#167; 117 Abs. 5 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die dagegen von der Beschwerde erhobenen Einw&#228;nde haben indes keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Zweckwechselverbot des &#167; 16 Abs. 4 AufenthG steht der Erteilung der begehrten Aufenthaltserlaubnis entgegen. Nach - der allein in Betracht kommenden Alternative des - &#167; 16 Abs. 4 Satz 2 2. Alt. AufenthG darf eine Aufenthaltserlaubnis zu einem anderen als dem in &#167; 16 Abs. 1 AufenthG genannten Zweck nur erteilt oder verl&#228;ngert werden, wenn ein gesetzlicher Anspruch besteht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein &#8222;Anspruch&#8220; im Sinne dieser Norm ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ein strikter Rechtsanspruch, der sich unmittelbar aus dem Gesetz ergibt. Ein solcher Rechtsanspruch setzt voraus, dass alle zwingenden und regelhaften Tatbestandsvoraussetzungen erf&#252;llt sind, weil nur dann der Gesetzgeber selbst eine Entscheidung &#252;ber das zu erteilende Aufenthaltsrecht getroffen hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23. November 2016 - 18 B 1364/16 - zu &#167; 16 Abs. 2 a.F.; BVerwG, Urteile vom 17. Dezember 2015 - 1 C 31.14 -, InfAuslR 2016, 133 und vom 10. Dezember 2014 - 1 C 15.14&#160;&#8209;, InfAuslR 2015, 135 jew. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend nicht erf&#252;llt. Zutreffend hat die Antragsgegnerin in ihrem Bescheid ausgef&#252;hrt, dass die Entscheidung nach &#167; 21 Abs. 5 AufenthG in ihrem Ermessen steht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der sinngem&#228;&#223;e Hinweis der Antragstellerin, eine Anwendung des &#167; 16 Abs. 4 AufenthG scheide schon deshalb aus, weil sie unmittelbar vor Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 21 Abs. 5 in Besitz einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 18 Abs. 1 AufenthG gewesen sei, verhilft der Beschwerde nicht zum Erfolg. Dies folgt schon daraus, dass auch diese Aufenthaltserlaubnis nach den von der Antragstellerin mit ihrem Beschwerdevorbringen nicht durchgreifend in Frage gestellten Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts mit Wirkung f&#252;r die Vergangenheit zur&#252;ckgenommen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde f&#252;r eine rechtliche oder tats&#228;chliche Unm&#246;glichkeit der Ausreise im Sinne des &#167; 60a Abs. 2 AufenthG macht die Antragstellerin auch mit ihrem weiteren Beschwerdevorbringen nicht glaubhaft.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf den &#167;&#167; 47 Abs. 1, 53 Abs. 2, 52 Abs. 1 und 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar.</p>