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Absatz: Leitfaden Naturheilkunde Methoden, Konzepte und praktische Anwendung Volker Schmiedel, Matthias Augustin (Hrsg.) Weitere Autoren: Dr. phil. Nils Altner, Essen; Dr. med. Hans Peter Bischoff, Isny-Neu- trauchburg; Stefan Bischoff, Freiburg; Prof. Dr. med. Reinhold Berz, Hilders; Dr. med. Hans-Peter Donate, Furth; Dr. med. Sabine Fischer, Kirchberg; Dr. phil. Heinz Grombach, Bad Berleburg; Dr. med. Rudolf Inderst, Baldham; Prof. Dr. phil. Robert Jütte, Stuttgart; Dr. Susanne Kammerer, Kirchheim; Dr. med. Bodo Köhler, Freiburg; HP Harald Krebs, Nagold; Dr. med. Klaus Küstermann, Baden-Baden; Dr. Ella Lachtermann, Mainz; Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Essen; Prof. Dr. Claus Leitzmann, Laubach; Dr. med. Götz Lehle, Florenz; Hanne Marquardt, Königsfeld-Burgberg; Dr. med. Frank Meyer, Nürnberg; Dr. med. Franz Milz, Grönenbach; Dr. rer. medic. Anna Paul, Essen; Dr. med. Ulrich Petri, Rosenheim; Dr. med. Jürgen Rohde, Berlin; Dr. Andreas Rüffer, Bad Bocklet; Dr. med. Ivor Ruf, Augsburg; Mechthild Scheffer, Hamburg; Dr. med. Helmut Sauer, Waldbronn; Dipl. Sportl. Uwe Schwan, Bad Schönborn; Dr. med. Siegbert Tempelhof, Augsburg; Dr. med. Ursula Völkel, Klosterneuburg/Wien; Dr. med. Klaus Weber, Rottenburg; Dr. med. Johannes Weingart, Isny-Neutrauchburg; Margret Wenigmann, Denzlingen 6.
Absatz: Auflage Zuschriften an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Hackerbrücke 6, 80335 München Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Er- fahrungen. Herausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Do- sierung und unerwünschter Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand weiterer schriftlicher Informati- onsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Werk abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht ( ). Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra- fie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de/ abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 1992 6. Auflage 2012 Elsevier GmbH, München Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH.
Absatz: 12 13 14 15 16 5 4 3 2 1 Für Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial siehe Abbildungsnachweis. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatika- lisch maskuline Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint. Planung: Ingrid Puchner, München Projektmanagement: Sonja Frankl, München Lektorat und Redaktion: Christel Hämmerle, München Herstellung: Kadja Gericke, Arnstorf; Erika Baier, München Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland; TnQ, Chennai/Indien Druck und Bindung: L.E.G.O. S.p.A., Lavis, Italien Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm Titelfotografie: Karlheinz Hartmann, Puchheim ISBN Print 978-3-437-55134-5 ISBN e-Book 978-3-437-59579-0 Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com Vorwort zur 6. Auflage VV Vorwort zur 6. Auflage Der Leitfaden ist nunmehr 19 Jahre alt und erlebt die 6. Auflage, was nicht jedem Buch vergönnt ist. Viel hat sich in dieser Zeit getan: Der Arzt im Praktikum und der Zivildienstleistende, die den Leitfaden auf den Weg gebracht haben, sind inzwi- schen Professor bzw. Chefarzt geworden.
Absatz: Zwei verehrte Kollegen, die beratend an der 1. Auflage mitgewirkt haben (Dr. Willibald Gawlik und Dr. Johann Abele) wei- len leider nicht mehr unter uns, sondern beobachten hoffentlich schmunzelnd vom medizinischen Olymp aus die ärztlichen Aufregungen um DRGs und DMPs. Die Zufriedenheit der Ärzte hat angesichts der überbordenden Bürokratie und der Reg- lementierungen seitens Politik und Kassen in diesem Zeitraum sicherlich nicht zu- genommen. Der in zahlreichen Umfragen erklärte Wille der überwiegenden Mehr- heit der Bevölkerung nach mehr Naturheilkunde wird hingegen mit Füßen getreten, wobei die Herausnahme fast aller Phytotherapeutika aus der Erstattungsfähigkeit im Jahre 2005 einen traurigen Höhepunkt darstellte. Und dennoch mache ich mir keine Sorgen um den Bestand der Naturheilkunde! Aus naturheilkundlicher Sicht sind die Leitlinienmedizin und eine evidenzbasierte Medi- zin, die die Individualität der Patienten ignorieren und die Patienten über einen Kamm scheren, fast schon zu begrüßen: Denn ein Pendel, das sehr stark nach einer Seite schwingt, beinhaltet bereits die Tendenz zur Gegenbewegung. Immer mehr Menschen wenden sich ab von einer technisierten Medizin, die sich vorrangig an Laborwerten und CTs orientiert und nicht mehr den einzelnen Menschen sieht. Sie finden sich in einer naturheilkundlichen Behandlung, die sie als ganzen Menschen begreift (und würdigt!), viel besser aufgehoben.
Absatz: Aus zahlreichen Einzelgesprächen mit Kollegen weiß ich, dass auch immer mehr Ärzte ein zunehmend als bedrohlich empfundenes System verlassen und sich in einer ganzheitlichen Privatparaxis nie- dergelassen haben oder planen, dies in Bälde zu tun. Für alle diese Menschen (na- türlich auch für diejenigen, die im System bleiben wollen und trotzdem naturheil- kundliche Elemente in ihr Handeln einbauen) wurde dieser Leitfaden Naturheil- kunde geschrieben. In dieser Auflage ist recht viel Neues hinzugekommen: Viele kleine Therapieverfah- ren wurden im Methodenteil (Kap. 2) wegen geringer praktischer Relevanz gestri- chen, andere deutlich ausführlicher dargestellt (z. B. Anthroposophie, Homotoxi- kologie) oder neu aufgenommen (z.B. Mind-Body-Medizin, Komplexmittelhomöo- pathie). Im Therapieteil (Kap. 3) erhielten Anthroposophie, Biochemie, Komplex- mittelhomöopathie und Homotoxikologie den Stellenwert, der diesen Verfahren auch im Praxisalltag gebührt. Die Phytotherapie (der Nachzulassung sei Dank!) musste komplett durchforstet werden, da es viele Arzneimittel der letzten Auflage leider nicht mehr gibt. So wünsche ich mir, den Lesern und ihren Patienten, dass dieses Buch so gut aufge- nommen wird, wie die vergangenen Auflagen und dass Sie, die Anwender, beim Lesen genau diejenigen Informationen erhalten, die Ihren Patienten entscheidend weiterhelfen.
Absatz: Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg (und was wir immer mehr vergessen: auch Spaß), herzlichst Kassel und Hamburg, im Oktober 2011 Dr. med. Volker Schmiedel Prof. Dr. med. Matthias Augustin VI Vorwort zur 1. Auflage Vorwort zur 1. Auflage Naturheilkundliche Verfahren haben in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Probleme der modernen Medizin, ihre Tendenz zur Fragmentierung und Funktionalisierung des Kranken trugen dazu ebenso bei, wie das steigende Um- welt- und Gesundheitsbewußtsein der Patienten. Vor diesem Hintergrund ist auch das Interesse junger Ärzte an ganzheitlicher Medi- zin spürbar gewachsen. Diesen Lernenden, aber auch allen erfahrenen Therapeuten möchten wir mit dem Praxisleitfaden Naturheilkunde ein übersichtliches, praxiso- rientiertes Kompendium anbieten, in dem nicht nur die klassischen Naturheilver- fahren (Ordnungs-, Ernährungs-, Bewegungs-, Phyto- und Hydrotherapie), sondern auch weitere ganzheitliche Heilweisen berücksichtigt worden sind, deren Wirkung wissenschaftlich inzwischen nicht mehr umstritten ist (z. B. Autogenes Training, Akupunktur). Darüberhinaus werden auch Naturheilverfahren beschrieben, die zwar noch nicht allgemein anerkannt sind, die jedoch eine weite Verbreitung und Anerkennung bei Naturheilärzten gefunden haben (z. B. Homöopathie). Das Buch soll der schnellen, gezielten Information des Therapeuten dienen, sein Wissen ergänzen und ihm Therapiealternativen anbieten.
Absatz: Wir hoffen, mit dem vorliegenden Buch eine Brücke zwischen schulmedizini- schem und alternativem Denken zu schlagen zugunsten einer vorurteilsfreien, ganzheitlichen und am Patienten orientierten Medizin. Wir freuen uns auf alle kritischen Hinweise und Anregungen. Freiburg und Marburg, im Dezember 1992 Die Herausgeber Benutzerhinweise VVIIII Benutzerhinweise Dieser Leitfaden ist entsprechend der praktischen Erfordernisse des naturheilkund- lichen Therapeuten aufgebaut. Schwerpunkt ist die ganzheitliche praktische Thera- pie (Kap. 3). Ein weiterer Bereich sind die Übersichten zu den therapeutischen und diagnostischen Verfahren der Naturheilkunde (Kap. 2). Kapitel 8 (Tabellen zur Homöopathie und Vollwerternährung) und Kapitel 9 (In- formationen) finden Sie als Plus im Web unter www.elsevier.de. In allen Kapiteln gibt es spezielle Informationen, die durch Kästen hervorgehoben sind Merke Für das Verständnis wichtige theroretische Zusammenhänge sind als Merksätze aus- gezeichnet. Praxistipp Praktische Behandlungstipps zur richtigen Anwendung eines Verfahrens, z. B. zur Do- sierung oder zu Behandlungsintervallen, sind in diesen Kästen zu finden. Cave Informationen zu Kontraindikationen und Warnhinweise enthalten diese Kästen. Die organorientierte Gliederung in einem ganzheitsmedizinischen Leitfaden stellt streng genommen einen Widerspruch dar, scheint jedoch aus Gründen der An- schaulichkeit vertretbar. Bei der Behandlung sollte jedoch stets die Individualität des erkrankten Menschen berücksichtigt werden.
Absatz: Um dies zu verdeutlichen, be- ginnt jeder Therapieabschnitt in Kapitel 3 mit einleitenden naturheilkundlichen Be- handlungsprinzipien, hier wird das jeweilige Organsystem übergeordnet betrachtet. Es empfiehlt sich, zunächst diese Ausführungen zu lesen. VVVIIIIIIIII Adressen Adressen Herausgeber Prof. Dr. Claus Leitzmann, Dörrenberg- weg 24, 35321 Laubach Dr. med. Volker Schmiedel, Chefarzt der Dr. med. Ella Lachtermann, Universität Inneren Abteilung der Habichtswald- Mainz, Sportmedizin, Albert-Schweit- Klinik, Wigandstr. 1, 34131 Kassel zer-Str. 22, 55128 Mainz Prof. Dr. med. Matthias Augustin, Uni- Dr. med. Götz Lehle, Via Berni, versitätsklinik Hamburg-Eppendorf, 50125 Firenze, Italien Klinik und Poliklinik für Dermatologie Hanne Marquardt, Königsfeld-Burgberg, und Venerologie, Martinistr. 52, Prof.-Domagk-Weg 15, 78126 Königs- 20246 Hamburg feld Dr. med. Franz Milz, Am Schlossberg 6, Autoren 87730 Bad Grönenbach Dr. phil. Nils Altner, Kliniken Essen-Mit- Dr. rer. medic. Anna Paul Kliniken te Klinik für Naturheilkunde und Inte- Essen-Mitte Klinik für Naturheilkunde grative Medizin, Am Deimelsberg 34a, und Integrative Medizin, Am Deimels- 45276 Essen berg 34a, 45276 Essen Prof. Dr. med. Matthias Augustin, Uni- Dr. med. Ulrich Petri, HappingerStr. 59, versitätsklinik Hamburg-Eppendorf, 83026 Rosenheim Klinik und Poliklinik für Dermatologie Dr. med. Jürgen Rohde, Ibsenstr. 80, und Venerologie, Martinistr. 52, 15831 Mahlow 20246 Hamburg Dr. Andreas Rüffer, An der Schlehen- Prof. Dr. med.
Absatz: Reinhold Berz, Burgrie- hecke 16, 97708 Bad Bocklet den-Rot, Harbach 5, 36115 Hilders Dr. med. Ivor Ruf, Augsburg, Hallstr. 11, Dr. med. Hans Peter Bischoff, Facharzt f. 86150 Augsburg Orthopädie, Am Moos 63, 88316 Isny Dr. med. Helmut Sauer, Rheinstr. 7, Stefan Bischof, Institut für Atem- und 76337 Waldbronn Körperpsychotherapie, Lise-Meitner- Mechthild Scheffer, Eppendorfer Land- Str. 10d, 79100 Freiburg str. 32, 20249 Hamburg Dr. med. Hans-Peter Donate, Dr.-Adam- Dr. med. Volker Schmiedel, Chefarzt der Voll-Str. 1, 93437 Furth im Wald Inneren Abteilung der Habichtswald- Dr. phil. Heinz Grombach, Helios Reha- Klinik, Wigandstr. 1, 34131 Kassel zentrum Bad Berleburg, Arnikaweg, Dipl. Sportl. Uwe Schwan, Sankt Rochus 57319 Bad Berleburg Klinik, Kraichgaustraße 11, 76669 Bad Dr. med. Rudolf Inderst, Hirschweg 9, Schönborn 85598 Baldham Dr. med. Siegbert Tempelhof, Messer- Prof. Dr. phil. Robert Jütte, Stuttgart, schmittring 18, 86343 Königsbrunn Institut für Geschichte der Medizin der Dr. med. Ursula Völkel, Anton-Bruckner- Robert-Bosch-Stiftung, Straußweg 17, Gasse 3, 3400 Klosterneuburg, Öster- 70184 Stuttgart reich Dr. Susanne Kammerer, Schmiedweg 5, Dr. med. Frank Meyer, Facharzt für All- 85551 Kirchheim gemeinmedizin, Naturheilverfahren, Dr. med. Bodo Köhler, Freiburg, Brom- Akupunktur, Anthroposophischer Arzt bergstr. 33, 79102 Freiburg GAÄD, Burgschmietstr. 54, 90419 HP Harald Krebs, Nagold, Lange Str.
Absatz: 14, Nürnberg 72202 Nagold Dr. med. Klaus Weber, Deutsches Institut Dr. med. Klaus Küstermann, Facharzt für für Ortho-Bionomy, Buttenwegle 10, Allgemeinmedizin/Naturheilverfahren, 72108 Rottenburg Sophienstr. 3, 76530 Baden-Baden Dr. med. Johannes Weingart, Allmisried Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Kliniken 4, 88316 Isny Essen-Mitte Klinik für Naturheilkunde Margret Wenigmann, Brandenburger und Integrative Medizin, Am Deimels- Str. 6, 79211 Denzlingen berg 34a, 45276 Essen Abkürzungen IIXX Abkürzungen A., Aa. Arterie, Arterien Haem. Haemophilus Amp., Ampulle, Mikroamp re Hb Hämoglobin Amp HKT Hämatokrit ant. anterior HOT Hämatogene Oxidationsthe- arter. arteriell rapie AM Anthroposophische Medizin HTD Höchste Tagesdosis AT Autogenes Training HWK Halswirbelkörper pAVK Periphere Arterielle Ver- HWS Halswirbelsäule schlusskrankheit HWZ Halbwertszeit Balneo Balneo- und Klimatotherapie i. c. intrakutan BB Blutbild i. d. R. in der Regel bds. beidseits i. m. intramuskulär Behandl. Behandlung i. v. intravenös bes. besonders ICR Interkostalraum BGA Bundesgesundheitsamt IE Internationale Einheit Bi nach Bischko Ig Immunglobulin Branh. Branhamella Ind. Indikation BWK Brustwirbelkörper Inf. Infektion BWS Brustwirbelsäule Inh. Inhalt(sstoff) bzw. beziehungsweise Inj. Injektion C Centesimalpotenz (100-fache insges. insgesamt Verschüttelung) Insuff. Insuffizienz C C Zervikalsegment 1 8 Intox. Intoxikation 1 8 Ca Karzinom J Jahre ca. circa K Kälte Ca2+ Kalzium K+ Kalium ch. chinesisch Kaps. Kapsel(n) chron.
Absatz: chronisch KEB Kleine Eigenblutbehandlung Cl Chlorid kg KG pro Kilogramm Körperge- Cr. Creme wicht CVI chronisch venöse Insuffizienz KG Krankengymnastik d pro Tag KI Kontraindikation D Dezimalpotenz (10-fache Klebs. Klebsiella Verschüttelung) KMR magensaftresistente Hartkap- DB Daumenbreite seln Drg. Dragee(s) KO Komplikation E. Escherichia Konz. Konzentration EB Eigenblut Kps. Kapseln, Konz., Konzentrat Ec. Enterococcus L L Lumbalsegment 1 5 1 5 EL Esslöffel li. links EB Eigenblut Lig. Ligamentum Erkr. Erkrankung Liq. Liquidum Erw. Erwachsene Lj. Lebensjahr Extr. Extrakt Lk Lymphknoten F Frauen LM LM-Potenz (Verschüttelung Filmtbl. Filmtabletten um den Faktor 50 000) Flüssigk. Flüssigkeit Lsg. Lösung Ge Gehen LWK Lendenwirbelkörper GEB Große Eigenblutbehandlung LWS Lendenwirbelsäule ggf. gegebenenfalls M Männer Glob. Globuli M., Mm. Musculus, Morbus; Musculi Gran. Granulat MAK Maximale Arbeitsplatz-Kon- h Stunde(n) zentration (gewerblich) XX Abkürzungen max. Maximal Sc. Streptococcus Mg2+ Magnesium Sek. Sekunde Min. Minute Staph. Staphylococcus Mio. Millionen stündl. stündlich Mon. Monat Sy. Syndrom Morg. Morganella Tbl. Tabletten MRK Maximale Raumluftkonzen- TCM Traditionelle Chinesische tration (Privatwohnungen, Medizin Häuser) TD Tagesdosis ms Millisekunden tgl. täglich MSP Messerspitze Th Th Thorakalsegment 1 12 1 12 MTD Mittlere Tagesdosis Tinkt. Tinktur mV Millivolt TL Teelöffel N., Nn. Nervus, nervi Tr. Tropfen Na+ Natrium überzog. überzogene Tabletten Neiss. Neisseria Tbl.
Absatz: NEM Nahrungsergänzungsmittel Ungt. Unguentum (Salbe) NW Nebenwirkung(en) UV Ultraviolett Ol. Oleum V. a. Verdacht auf OP Operation v. a. vor allem p. i. post infectionem vgl. vergleiche Past. Pastillen Vit. Vitamin p. o. per os Vol. Volumen Pat. Patient/Patienten Wo. Woche pAVK periphere arterielle Verschluss- WS Wirbelsäule krankheit WW Wechselwirkung pO Sauerstoff-Partialdruck z. B. zum Beispiel 2 post. posterior Z. n. Zustand nach postop. postoperativ zzt. zur Zeit ppm parts per million (Teile pro ZNS Zentrales Nervensystem einer Million) präop. präoperativ Symbole Prot. Proteus > Verbesserung Ps. Pseudomonas < Verschlimmerung Pulv. Pulver QF Querfinger erhöht re. rechts erniedrigt RET Retardtabletten daraus folgt, führt zu (Pytotherapie Kap. 3: wirkt ) rezid. rezidivierend Urtinktur (nicht verdünnt Rhiz. Rhizoma oder potenziert) RR Riva-Rocci, Blutdruck Plus im Web unter s. c. subkutan www.elsevier.de (vorderer s. o. siehe oben Buchumschlag) S S Sakralsegment 1 5 1 5 Abbildungsnachweis Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes in eckigen Klammern. L106 Rintelen H., Velbert L143 Hübner H., Berlin L157 Adler S., Lübeck L190 Raichle G., Ulm XX Abkürzungen max. Maximal Sc. Streptococcus Mg2+ Magnesium Sek. Sekunde Min. Minute Staph. Staphylococcus Mio. Millionen stündl. stündlich Mon. Monat Sy.
Absatz: Syndrom Morg. Morganella Tbl. Tabletten MRK Maximale Raumluftkonzen- TCM Traditionelle Chinesische tration (Privatwohnungen, Medizin Häuser) TD Tagesdosis ms Millisekunden tgl. täglich MSP Messerspitze Th Th Thorakalsegment 1 12 1 12 MTD Mittlere Tagesdosis Tinkt. Tinktur mV Millivolt TL Teelöffel N., Nn. Nervus, nervi Tr. Tropfen Na+ Natrium überzog. überzogene Tabletten Neiss. Neisseria Tbl. NEM Nahrungsergänzungsmittel Ungt. Unguentum (Salbe) NW Nebenwirkung(en) UV Ultraviolett Ol. Oleum V. a. Verdacht auf OP Operation v. a. vor allem p. i. post infectionem vgl. vergleiche Past. Pastillen Vit. Vitamin p. o. per os Vol. Volumen Pat. Patient/Patienten Wo. Woche pAVK periphere arterielle Verschluss- WS Wirbelsäule krankheit WW Wechselwirkung pO Sauerstoff-Partialdruck z. B. zum Beispiel 2 post. posterior Z. n. Zustand nach postop. postoperativ zzt. zur Zeit ppm parts per million (Teile pro ZNS Zentrales Nervensystem einer Million) präop. präoperativ Symbole Prot. Proteus > Verbesserung Ps. Pseudomonas < Verschlimmerung Pulv. Pulver QF Querfinger erhöht re. rechts erniedrigt RET Retardtabletten daraus folgt, führt zu (Pytotherapie Kap. 3: wirkt ) rezid. rezidivierend Urtinktur (nicht verdünnt Rhiz. Rhizoma oder potenziert) RR Riva-Rocci, Blutdruck Plus im Web unter s. c. subkutan www.elsevier.de (vorderer s. o.
Absatz: siehe oben Buchumschlag) S S Sakralsegment 1 5 1 5 Abbildungsnachweis Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes in eckigen Klammern. L106 Rintelen H., Velbert L143 Hübner H., Berlin L157 Adler S., Lübeck L190 Raichle G., Ulm 1 1 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 1.1 Grundbegriffe der 1.3 Theoretische und Naturheilkunde 2 praktische Konzepte 8 1.2 Klassifikation und 1.3.1 Wirkprinzipien und Wirkorte Stellenwert 3 naturheilkundlicher 1.2.1 Klassifikation der Therapien 8 Naturheilverfahren 4 1.3.2 Praktische Hinweise für die 1.2.2 Stellenwert der naturheilkundliche Therapie 11 Naturheilverfahren 4 1.4 Psychosomatik und 1.2.3 Naturheilkunde und Naturheilkunde 12 Schulmedizin 6 1.5 Chronologie der Naturheil- verfahren 1800 2010 13 2 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1.1 Grundbegriffe der Naturheilkunde 1 Volker Schmiedel, Matthias Augustin Naturheilverfahren und Naturheilkunde Naturheilverfahren sind medizinische Heilmethoden, die der Vorbeugung, Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen. Sie sprechen die selbstregulativen Kräfte des Organismus an und sind, zumindest teilweise, natürlichen Ursprungs . So plausibel die gegebene Definition für Naturheilverfahren sein mag, so wenig kann sie in der Praxis befriedigen, denn auch schulmedizinisch durchgeführte Maßnah- men erfüllen oft eines dieser Kriterien: So wirkt z. B.
Absatz: die Impfung mit einem gen- technologisch hergestellten Hepatitis-B-Impfstoff vorbeugend durch eine Aktivie- rung des körpereigenen Immunsystems; Penicillin ist ein Stoff natürlichen Ur- sprungs. Trotzdem würde man beide Therapien nicht unter Naturheilkunde subsu- mieren. Der Begriff Naturheilkunde bezeichnet die Theorie und Praxis dieser Naturheilver- fahren wie auch ganzheitlicher diagnostischer Methoden. Letztere erbringen Infor- mationen über den Zustand der selbstregulativen Kräfte des Organismus. Erfahrungsheilkunde Soweit die Wirksamkeit der naturheilkundlichen Verfahren nicht mit den heute gültigen wissenschaftlichen Methoden bewiesen wurde, werden diese als erfah- rungsheilkundliche Verfahren bezeichnet. Viele Naturheilverfahren entziehen sich einer statistisch-wissenschaftlichen Bewertung aus methodischen Gründen was nicht heißt, dass sie unwirksam sind. Bei ihrer Evaluierung zeigt sich oft, dass ihre Wirksamkeit von der individuellen Situation des Pat. und den dazu passenden Fä- higkeiten und Erfahrungen des Behandlers abhängig ist. Diese Tatsachen machen es jedoch mitunter schwierig, auch eindeutige Therapieerfolge an größeren Kollekti- ven und mit einer Vielzahl von Behandlern statistisch abzusichern. Ganzheitsmedizin Unter Ganzheitsmedizin versteht man eine Medizin, die den Pat. nicht nur in isolier- ten Organ- oder Geistesfunktionen, sondern im Kontext seines körperlichen, geisti- gen und seelischen Befindens sowie seiner psychosozialen Umwelt begreift.
Absatz: Krank- heit ist dieser Betrachtungsweise zufolge nicht ausschließlich ein pathophysiologi- scher Defekt, sondern unter Umständen ein für den Lebensweg des Pat. notwendi- ges Geschehen mit Symbol- und Signalcharakter. Die ganzheitliche Medizin begreift also ihre Aufgabe darin, nicht nur organische oder psychische Störungen zu behan- deln, sondern die Ursachen für diese Symbolbotschaften zu ergründen und das Ver- ständnis für diese Zusammenhänge zu fördern. Sie bedient sich sowohl naturheil- kundlicher Verfahren (im weiteren Sinne) wie auch der konventionellen Therapie. Alternative Medizin Wörtlich übersetzt die andere Medizin . Alternativ arbeitet ein Therapeut, wenn er Therapiemaßnahmen der konventionellen Medizin durch diejenigen der alternativen Medizin ersetzt (z. B. Absetzen einer Kortison-Inhalationstherapie bei einem Asth- matiker. Beginn einer naturheilkundlichen Therapie). Diese Arbeitsweise kann auf- grund möglicher Risiken allerdings nicht immer ohne Weiteres angewendet werden. 1.2 Klassifikation und Stellenwert 3 Komplementäre Medizin 1 Komplementäre Medizin bedeutet ergänzende Medizin . Komplementär arbeitet ein Therapeut, wenn er zusätzlich zu den begonnenen konventionellen Therapien naturheilkundliche Verfahren hinzufügt (z. B. Beibehalten einer Kortison-Inhalati- onstherapie bei einem Asthmatiker, hinzufügen zusätzlicher Naturheilverfahren). Viele naturheilkundlich arbeitende Ärzte bedienen sich der komplementären Medi- zin. Selbst in der konventionellen Medizin werden komplementäre Verfahren zu- nehmend eingesetzt. So werden z. B. bei einem KHK- Pat.
Absatz: zusätzlich zur schulmedi- zinischen Medikation (z. B. ASS, Beta-Blocker, Statin) kontrolliertes Ausdauertrai- ning (Bewegungstherapie) empfohlen und Entspannungsverfahren verordnet. Be- handelt der Naturheilarzt den Rheumatiker zunächst komplementär (z. B. Umstellung der Ernährung, orthomolekulare Therapie mit Vitamin E, C und Selen sowie Phytotherapie), indem er die verordneten Antirheumatika beibehält und bei Ansprechen der Therapie mit Normalisierung der serologischen Entzündungspa- rameter sowie subjektiver Besserung die Antirheumatika unter Kontrolle stufen- weise ausschleicht, wendet er die alternativ-komplementäre Medizin an. In der Literatur, insbesondere der angelsächsischen, wird der Begriff alternative- complementary medicine oder complementary-alternative medicine (CAM) gerne als wertneutrales Synonym für Naturheilverfahren gebraucht. Integrative Medizin Dieser synonym zur komplementären Medizin vewendete Begriff hat im deutsch- sprachigen Raum in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch hier wird eine Brücke von der konventionellen Medizin zur Naturheilkunde geschlagen, es gilt kein entweder oder , sondern ein sowohl als auch . In dem Leitsatz der integrativen Medizin So wenig Schulmedizin wie nötig, so viel Naturheilkunde wie möglich , kommt die Präferenz für die Naturheilkunde zum Ausdruck, ohne jedoch die Schulmedizin auszuschließen. Paramedizin Das Wort Paramedizin ist hingegen eine abwertende Bezeichnung für Naturheilver- fahren. Denn Para bedeutet neben, d. h. Paramedizin ist Außenseitermedizin.
Absatz: Sanfte Medizin Der Begriff sanfte Medizin wird von Pat. und Laien bevorzugt, die eine nebenwir- kungsarme Medizin wünschen. Allerdings ist die spontane Gleichsetzung von ne- benwirkungsarmen Naturheilverfahren und sanfter Medizin nicht gerechtfertigt, denn es gibt naturheilkundliche Behandlungsstrategien, z. B. die 10 cm tiefen Injekti- onen an Ganglien in der Neuraltherapie, die Blutegeltherapie oder die Zahnextrak- tion wegen Störfeldverdacht, die nicht unbedingt sanft in der Anwendung sind. 1.2 Klassifikation und Stellenwert Volker Schmiedel, Matthias Augustin Obwohl Naturheilverfahren nicht als einheitliche Gruppe diagnostischer und the- rapeutischer Methoden bezeichnet werden können, ist in der wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Diskussion immer von den Naturheilverfahren die Re- 4 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren de. Doch es gibt kaum Gemeinsamkeiten zwischen einem Knieguss nach Kneipp 1 und der Bioresonanztherapie. Wenn also über die Naturheilverfahren diskutiert wird, sollte klargestellt werden, was damit eigentlich gemeint ist. 1.2.1 Klassifikation der Naturheilverfahren Klassische Naturheilverfahren Die klassischen Naturheilverfahren umfassen die klassischen Kneipp-Verfahren: Hydro- und Thermotherapie ( 2.28), Phytotherapie ( 2.46), Bewegungstherapie ( 2.11) Ernährungstherapie ( 2.21) und Ordnungstherapie ( 2.41). Diese sind in die konventionelle Medizin integriert und somit etabliert. Traditionelle Naturheilverfahren Diese seit Jahrhunderten oder -tausenden bestehenden eigenständigen Therapiever- fahren sind zum einen gut erforscht (z. B.
Absatz: Akupunktur, einzelne ayurvedische Medi- kamente) oder zum anderen durch erfahrungsheilkundliches Wissen 1.1) belegt (z. B. Aderlass bei Hypertonie, Kantharidenpflaster bei Arthrose). TCM: Traditionelle Chinesische Medizin mit z. B. Akupunktur ( 2.1), Ernäh- rungstherapie ( 2.21) und Phytotherapie ( 2.46) TEM: Traditionelle Europäische Medizin mit z. B. Ausleitungsverfahren ( 2.6) und Phytotherapie ( 2.46) Ayurveda ( 2.8): mit z. B. Ernährung, Massagen, Ordnungstherapie, Phyto- therapie, Ausleitung. Regulationsmedizin Unter Regulation verstehen wir alle Funktionen (z. B. nervale, hormonale, humora- le), die der Aufrechterhaltung der Homöodynamik und damit dem Erhalt der Ge- sundheit dienen. Als Regulationsmedizin werden diagnostische und therapeutische Verfahren bezeichnet, die die körpereigenen Regulationsmechanismen unterstüt- zen. Insbesondere werden unter diesem Begriff auch diejenigen Verfahren eingeord- net, die Auskunft über normale oder gestörte Regulationen liefern können (z. B. Regulationsthermographie 2.51, Elektroakupunktur 2.17, Proteomik 2.49). 1.2.2 Stellenwert der Naturheilverfahren Nachweis der Wirksamkeit Während für viele Naturheilverfahren ein auch naturwissenschaftlich anerkanntes Erklärungsmodell vorliegt, ist dies für andere noch nicht der Fall. Für einige Ver- fahren liegen wiederum Wirksamkeitsnachweise vor, für andere nicht: Für viele Phytopharmaka ( 2.49), nicht für alle Pflanzen und für alle genannten Indikationen) liegen mittlerweile sowohl pharmakologische Erklärungsmodelle als auch klinische Wirksamkeitsnachweise vor.
Absatz: Die Phytotherapie steht der kon- ventionellen Medizin noch am nächsten, da sie wie übliche Pharmaka auf mole- kularer Ebene (z. B. Enzyminduktionen, Rezeptorwirkung) wirkt und somit ähnliche Dosis-Wirkungs-Kurven vorliegen. Auch schulmedizinische Hardli- ner haben deswegen zur Phytotherapie von allen Naturheilverfahren die größte Affinität. 1.2 Klassifikation und Stellenwert 5 Für die Homöopathie ( 2.26) konnte in einer großen Meta-Analyse gezeigt 1 werden, dass es statistisch sehr unwahrscheinlich ist, dass die beobachteten po- sitiven Ergebnisse rein zufälliger Natur sein sollten. Eine neuere Schweizer Me- ta-Analyse, die methodisch allerdings sehr kritisch zu bewerten ist, kommt hin- gegen zum gegenteiligen Ergebnis. Ein naturwissenschaftlich anerkanntes Erklä- rungsmodell liegt jedoch noch nicht vor, sodass kritische Mediziner trotz der überwältigenden statistischen Belege immer noch skeptisch gegenüber der Ho- möopathie sind. (Nebenbei: Aspirin wird seit mehr als 100 Jahren aufgrund seiner antiphlogistischen, antipyretischen und analgetischen Wirkung einge- setzt. Der Wirkmechanismus wurde allerdings erst vor etwa 30 Jahren mit der Entdeckung der Hemmung der Prostaglandinsynthese durch ASS aufgedeckt.) Blutegel ( 2.6.6) werden in den letzten Jahren wieder vermehrt eingesetzt auch und gerade in der schulmedizinischen Dermatologie (z. B. bei Hauttrans- plantationen). Randomisierte, Doppelblindstudien können mit Blutegeln natur- gemäß nicht durchgeführt werden.
Absatz: Hier ist man auf die klinische Erfahrung so- wie auf kontrollierte, aber offene Studien angewiesen. Testverfahren, wie z. B. die Kinesiologie ( 2.32) oder die Elektroakupunktur ( 2.17) konnten bisher nicht den Nachweis erbringen, dass sie objektiv, repro- duzierbar und valide messen. Gleichwohl konnten in Einzelfällen überraschend gute Ergebnisse erzielt werden. Innerhalb der Anwender dieser Methoden sollte kritisch diskutiert werden, warum diese Methoden bei üblichen Testanordnun- gen regelmäßig versagen. Leider werden sowohl von strengen Kritikern als auch von überzeugten Anhän- gern der Naturheilverfahren alle Methoden in einen Topf geworfen. Die Folge ist, dass Vorurteile entstehen, wie z. B. alle Naturheilverfahren würden auf Plazebo- effekten beruhen und nichts taugen , oder sich die gegenteilige, aber vermutlich genau so falsche Meinung herausbildet, der zufolge alle ganzheitlichen und natur- heilkundlichen Verfahren in jedem Fall wirksam sind. Auch innerhalb der Natur- heilkunde ist eine selbstkritischere Haltung wünschenswert, um die (zweifellos) vorhandene Spreu vom Weizen zu trennen und sowohl den Anwendern als auch den Pat. solidere Hinweise zu Naturheilverfahren zu geben, von denen sie wirklich eine Wirksamkeit zu erwarten haben und solchen, denen man auch als Naturheil- kundler eher skeptisch gegenüberstehen sollte.
Absatz: Gesundheitspolitischer Stellenwert Naturheilverfahren aus Sicht der Gesundheitspolitik In den letzten Jahren hat sich der Deutschen Bundestag mehrfach in Abstimmungen für den Erhalt der Besonderen Therapierichtungen (z. B. Phytotherapie, Homöo- pathie und Anthroposophie), also für die Naturheilkunde eingesetzt. Im Zuge der Erstellung einer Positivliste zur Regulierung verordnungsfähiger Präparate wird für den Bereich der Besonderen Therapierichtungen eine Sonderregelung getrof- fen und im Anhang an die Positivliste eine durch die jeweiligen Fachvertreter dieser Therapierichtungen zu erstellende Listung geführt. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Erstattungsfähigkeit dieser Arzneimittel weitgehend erhalten bleibt. Es gibt jedoch auch Entwicklungen, die darauf hinweisen, dass die Natur- heilkunde sehr stark unter Beschuss geraten ist: Das BfArM (Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte) hat im Jahr 2002 dem bewährten Naturheilmittel Kava-Kava die Zulassung gegen die aus- drückliche Empfehlung der eigenen Gutachter der Kommission E entzogen. 6 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren Auch kritische Mediziner und Pharmakologen meinen, dass die Risiken von Ka- 1 va-Kava über- und der Nutzen unterbewertet worden seien. Aus vermeintlichen Sicherheitserwägungen werden beispielsweise Nosoden ( 2.40) vom Markt genommen, da sie potenziell infektiös sein sollen.
Absatz: Während durch (korrekte!) Verordnung konventioneller Medikamente in Deutschland mehr als 10.000 Menschen jährlich sterben, ohne dass sich diesem dramatischen Problem in adäquater Weise angenommen wird, wird m.E. ein rein theoreti- sches Risiko durch Nosoden unangemessen hochstilisiert. Die Erstattungsfähigkeit für naturheilkundliche Medikamente wurde leider an die Rezeptpflicht geknüpft. Damit wurden fast alle bewährten und wirksamen natur- heilkundlichen Präparate mit einem Federstrich von der Erstattung ausgenommen nicht weil sie nicht wirksam sind, sondern weil sie zu wenige Nebenwirkungen haben, um rezeptpflichtig zu sein. Rezeptfreiheit bedeutet allerdings nur, dass das Mittel so wenige Nebenwirkungen aufweist, dass es der Selbstverordnung über- lassen werden kann. Es wird damit keineswegs eine Aussage über die Wirksam- keit getroffen. Mit dieser politischen Entscheidung wurde zahlreichen Präparaten die wirtschaftliche Grundlage entzogen, vermeintlich um Einsparungen zu erzie- len. Die Krankenkassenkosten für Medikamente sind durch diese Maßnahme je- doch nicht gesunken, sondern eher gestiegen, da die Ärzte alternativ teurere und nebenwirkungsreichere konventionelle Medikamente verordnen. Naturheilverfahren aus Sicht der Patienten Umfragen zufolge ist das Bedürfnis bei Pat. nach einer naturheilkundlichen Thera- pie sehr groß: 80% der Befragten sprechen sich für die Naturheilkunde aus. Auch unter den schulmedizinisch ausgebildeten Ärzten gibt es immer mehr, die in Klinik und Praxis z. B.
Absatz: Akupunktur, Phytotherapie und Homöopathie anwenden. Gleich- zeitig werden Medikamente vom Markt genommen und die Abrechnungsmöglich- keiten über die gesetzlichen Krankenkassen erschwert. Während wir in Deutsch- land dabei sind, den grünen Ast am Baum der Heilkunst abzusägen, wird die Pflanze Naturheilkunde in den USA zunehmend gepflegt. Durch Schaffung einer eigenen Abteilung im NIH (National Institute of Health) erfuhr die Naturheilkunde dort eine enorme Aufwertung. Dazu wird die Erforschung naturheilkundlicher Ver- fahren mit jährlich weit mehr als 100 Millionen US-Dollar gefördert. Gefahren und Chancen der zukünftigen Entwicklung Dass die Naturheilkunde selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Basis- versorgung sein soll, wird von Pat. und Therapeuten gewünscht und bereits in wachsendem Ausmaß eingelöst. Wie die zukünftige Entwicklung unter der Prämis- se der aktuellen gesundheitspolitischen Maßnahmen aussehen wird, bleibt offen. Es bestehen große Risiken, dass die Naturheilkunde, wie wir sie kennen und sie in diesem Leitfaden dargestellt wird, bald nicht mehr existieren wird. Es besteht aber auch die Chance, dass durch ein aktives Eintreten zahlreicher Therapeuten für die Naturheilkunde, v. a. durch die Forderung von Pat. nach naturheilkundlichen Ver- fahren, diese einen gewaltigen Aufschwung erleben könnten.
Absatz: 1.2.3 Naturheilkunde und Schulmedizin Volker Schmiedel Unter Schulmedizin versteht man die Gesamtheit der diagnostischen und therapeu- tischen Maßnahmen sowie die zugrunde liegenden pathogenetischen Erklärungs- 1.2 Klassifikation und Stellenwert 7 modelle, die in der universitären medizinischen Ausbildung (Schule) anerkannt sind und gelehrt werden. Nach dieser Definition beginnt die Naturheilkunde selbst zu 1 einem Bestandteil der Schulmedizin zu werden, da sie mit der Einführung der Na- turheilkunde als Prüfungsfach im medizinischen Staatsexamen seit 1993 auch an der Universität gelehrt wird. Der Begriff hat sich ab 1900 als wertneutraler Begriff für die sich durchsetzende naturwissenschaftliche Medizin etabliert. In den letzten Jahrzehnten hat er allerdings zu einer Polarisierung in der Diskussion geführt. Die Bewahrer der richtigen Medizin benutzen ihn, um sich von der Außenseiterme- dizin abzugrenzen. Die Kritiker der Schulmedizin verwenden ihn, um damit eine als bedrohlich empfundene Apparatemedizin zu diskreditieren. Wenn im Folgenden der Begriff Schulmedizin gebraucht wird, so ist damit der Teil der Gesamtmedizin gemeint, der sich dem Ursache-Wirkungsdenken in der Tradition Descartes, Newtons und Virchows verpflichtet fühlt und ganzheitliche Aspekte in der Regel nicht berücksichtigt.
Absatz: Der Gegensatz zwischen Naturheilkunde und Schulmedizin existiert, seit es die Me- dizin gibt; in diesem Sinne unterschiedliche Auffassungen von Krankheit und Hei- lung lassen sich bereits in der Antike bei den Schulen von Kos und Knidos nachwei- sen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts schien die Auseinandersetzung beider Rich- tungen endgültig zugunsten der Schulmedizin und gegen die Naturheilverfahren entschieden. Bestimmend für den Triumph einer rein naturwissenschaftlich gepräg- ten Medizin waren die wissenschaftlich-theoretischen Paradigmen in der Tradition von Galilei, Descartes und Newton, die eine Ausrichtung aller Wissenschaften ein- schließlich Medizin, Soziologie und Philosophie auf eine mechanistische Denkweise erzwang, sowie die spektakulären Erfolge dieser Medizin (z. B. Infektionsverhütung durch Desinfektion, Anästhesie, chirurgische Verfahren). Dass bei komplexen chronischen Erkrankungen (z. B. Krebs, Rheuma) mit dieser Denkweise des 19. Jh. therapeutisch nur wenige Erfolge zu erzielen sind, wurde bisher weitgehend verkannt. Die heutige Medizin wird vom naturwissenschaftli- chen Paradigma dominiert, wobei unter Paradigma der Rahmen der Denkwei- sen, Vorstellungen und Arbeitsmethoden einer Wissenschaft verstanden wird. Paradigmenwechsel in der Physik In der Physik und anderen Naturwissenschaften ist durch einen Paradigmenwechsel das Newtoncartesianische längst durch das sog. quantenmechanische Weltbild ab- gelöst worden. Die Sicht der Welt einschließlich Mikro- und Makrokosmos ist hier- durch komplexer geworden.
Absatz: So ist ein Maximum an Wissen nicht erreichbar, und zwar nicht nur aus methodischen, sondern aus prinzipiellen Gründen (Unschärfe- relation von Heisenberg). Geschwindigkeit oder Ort beispielsweise eines Elektrons sind nicht sicher, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzugeben (De-Broglie-Wahrscheinlichkeitswellen). Bei der Betrachtung einer großen Anzahl von Molekülen kann nur der Zustand der Gesamtheit (z. B. Temperatur), nicht aber des einzelnen Moleküls (z. B. Geschwindigkeit) sicher bestimmt werden. Man ist geneigt, Parallelen zu modernen Krankheiten zu ziehen: Während beim Einzelnen der Eintritt eines Herzinfarkts nicht sicher vorhergesagt werden kann, lässt sich unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und weiteren Risikofakto- ren die Wahrscheinlichkeit eines solches Ereignisses in einem bestimmten Zeitraum abschätzen. Ebenso ist für eine große Anzahl von Menschen bei Kenntnis aller Risi- kofaktoren die ungefähre Zahl derer anzugeben, die einen Herzinfarkt erleiden werden, nicht aber, welches Individuum davon betroffen sein wird. 8 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren Paradigmenwechsel in der Medizin 1 Die Schulmedizin hat diesen Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften weder bewusst wahrgenommen noch Konsequenzen daraus gezogen. Die medizinische For- schung arbeitet überwiegend noch nach Modellen, die in ihrem Ursprung aus dem 19. Jh. stammen und die für lineare, nicht aber für komplexe Systeme geeignet sind.
Absatz: In der Schulmedizin stehen einem immer größeren Forschungsaufwand und immer größeren therapeutischen Anstrengungen bei komplexen Erkrankungen wie Krebs oder Rheuma immer kleinere Erfolge gegenüber entscheidende Fortschritte blei- ben jedoch trotz aller Bemühungen aus. Diese Erfolgslosigkeit führt zu schwinden- der Akzeptanz seitens der Pat., aber zunehmend auch bei Ärzten. Es erfolgt eine Umorientierung nach anderen Methoden. Dies wiederum provoziert die etablierte Medizin dazu, die sog. alternative Medizin zu diskreditieren und als unwirksam, wenn nicht gar gefährlich zu diffamieren. Wenig realistische, theoretische Überle- gungen und Forschungsansätze werden bemüht, um die Unwirksamkeit bzw. Ge- fährlichkeit der unerwünschten Verfahren zu beweisen (Beispiel: Fütterungsver- suche von Tieren mit Huflattichdosen weit jenseits realistischer Nahrungsaufnah- me oder therapeutischer Dosierung und dabei gefundener Leberschädigung). Aus wissenschaftshistorischer Sicht kündigen solche Grabenkämpfe und die krampf- haft anmutenden Versuche, Alleinvertretungsansprüche mit gigantischen Anstren- gungen zu untermauern, einen Paradigmenwechsel an. Ergänzung zum Wohl der Patienten Die Frage, ob denn nun die Schulmedizin oder die Naturheilkunde besser ist, stellt sich in dieser Form also gar nicht. Die Frage lautet vielmehr, bei welcher Krankheit und welchem Pat. zu welchem Zeitpunkt Naturheilverfahren oder schulmedizini- sche Therapien angebracht sind gelegentlich kann es auch sinnvoll sein, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.
Absatz: Eines Tages wird es vielleicht eine Medizin geben, in der beide medizinischen Syste- me nebeneinander bestehen nicht miteinander konkurrierend, sondern sich zum Wohle des Pat. ergänzend. Das neue Paradigma der Medizin würde dann umfas- send die bisherige Schulmedizin und die Naturheilkunde in sich vereinigen. 1.3 Theoretische und praktische Konzepte Volker Schmiedel, Matthias Augustin Viele Phänomene der ganzheitlichen Medizin können mit hochschulwissenschaftli- chen Methoden nicht erklärt werden, etwa die Wirkungsweise der Akupunktur oder das Sekundenphänomen der Neuraltherapie. Ein Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Denkansätzen der Medizinrichtungen. Dem linearen Ursache- Wirkungs-Denken der naturwissenschaftlichen Medizin in der Tradition Newtons und Virchows steht ein Denken in vernetzten biologischen Systemen gegenüber, das seine Wurzeln in der jahrtausendealten medizinischen Tradition hat, in neuerer Zeit aber durch Erkenntnisse der modernen Kybernetik bekräftigt wurde. 1.3.1 Wirkprinzipien und Wirkorte naturheilkundlicher Therapien Gemäß der Zellularpathologie von Virchow gilt die Zelle als fundamentale Funkti- onseinheit des Organismus, Krankheitsgeschehen wird überwiegend als Ausdruck 1.3 Theoretische und praktische Konzepte 9 von Störungen der Zelle selbst verstanden. Dem linearen Ursache-Wirkungs-Prin- zip entsprechend besteht die Therapie in der Beseitigung oder Reparatur der defek- 1 ten Funktionseinheit. In dieser isolierten Darstellung fehlen Parameter für individu- elle Determinanten und für Lebensqualität.
Absatz: Demgegenüber ist das Denkmodell vernetzter biologischer Systeme durch ein biologisches Fließgleichgewicht und ein energetisch offenes System gekennzeichnet. Struktur- und ordnungsverleihendes Prinzip ist hier die nah- und fernreichweitige Informationszufuhr und -verarbei- tung. Nur durch sie kann sich der Organismus als Ganzes erhalten. Nach Popp sind die Steuerungsmechanismen biologischer Systeme nicht nur zellulär-biochemischer, sondern auch elektromagnetischer Natur. Ein entsprechendes, den ganzen Organismus durchziehendes Ordnungsprinzip ist das System der Grundregulation nach Pischinger, auf das sich viele ganzheitliche Therapieverfahren berufen ( 2.6.2 Schröpftherapie). Das System der Grundregulation Statt der Zelle werden im System der Grundregulation (syn.: Grundsystem) die In- terzellularsubstanz und ihre Wechselwirkungen als Wirkort der Reiztherapien an- gesehen. Das Grundsystem, von Pischinger erstmals so beschrieben, durchzieht den gesamten Organismus und ist die anatomisch-physiologische Basis der Ganzheits- medizin (Draczynski). Es besteht aus den Zellen des undifferenzierten Bindegewe- bes (Retikulumzellen oder Fibroblasten), aus der extrazellulären Gewebsflüssigkeit (Grundsubstanz), den Kapillaren und dem vegetativen Nervenfasergeflecht. Seine Aufgabe ist die Erhaltung der Homöostase durch Regulation des Zelle-Milieu-Sys- tems. Im Streben des Organismus nach Selbsterhaltung ist es übergeordnetes Ord- nungsprinzip.
Absatz: Die Grundsubstanz als anatomisches Substrat Die Grundsubstanz, ein netzartiger Verbund aus Glykosaminoglykanen, Proteogly- kanen und Strukturglykoproteinen, fungiert als Molekularsieb und stellt nach Pi- schinger die Basis der lebenserhaltenden Homöostase dar. Sie wird u. a. von Fibro- blasten produziert, umgibt jede einzelne Zelle und ermöglicht die Verbindung zwi- schen den Zellen bzw. Organen und dem restlichen Organismus. Jeder Reiz und jedes Stoffwechselgeschehen zwischen den Organzellen verläuft daher über das Grundsystem. Jede neurale, endokrine, vaskuläre oder immunologische Reaktion hängt von der Übertragungsfunktion des Grundsystems ab. Eine Reaktion des gan- zen Organismus auf einen Reiz ob Krankheitsgeschehen oder physiologische Rei- ze lässt sich nur unter Einbeziehung des Grundsystems erklären. Die Intaktheit der Regelkreise aller Organsysteme hängt von der Intaktheit der Grundsubstanz ab. Umgekehrt führen Fehlinformationen auf anderen Ebenen zu Fehlbildungen von Grundsubstanz. Die Bildung defekter Grundsubstanz leitet dann über Fehlsteuerungen in den umliegenden Zellen und den terminalen Axonen einen Circulus vitiosus ein, der über viszerokutane, kutiviszerale, muskuloviszerale und vegetative Reflexe das lokale pathologische Geschehen über den Organismus fort- leiten kann. Reflextherapien wie Akupunktur ( 2.1) und Neuraltherapie ( 2.39) unterbrechen an den Nervenfasern der Haut Impulse, die aus Arealen mit gestörter Grundsubs- tanz in die Haut gelangen, und entkoppeln so den Teufelskreis.
Absatz: In der erwirkten Pause können sich die gegenregulierenden Selbstheilungskräfte des Organismus entfalten (nach Heine). 10 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren Belastungen des Grundsystems 1 Chronische Belastungen führen zu Störungen seiner Versorgungsfunktion für das Zellmilieu und seine neurovegetative Verkopplung mit anderen Systemen. Als Ur- sachen kommen besonders Toxinbelastungen jeder Art, ein chronisches Fokusge- schehen und anhaltende psychische Stressoren in Betracht. Folge der anhaltenden Belastung des Grundsystems sind chronische Erkrankungen, die je nach individuel- ler Disposition und Verlauf (selten) spontan abheilen, degenerativ-entzündlich ver- laufen oder in ein Malignomgeschehen übergehen können. Reiz und Regulation Jeder Reiz auf einen beliebigen Teil des Organismus führt zu einer fortgeleiteten Reaktion des gesamten vernetzten Organismus und induziert eine Gegenantwort. Diese in der Evolution erlernten permanenten Gegenreaktionen des Organismus auf Reize von außen sind im weiteren Sinne ein dauerndes physisches und psy- chisches Lebenstraining. Sie bedingen die Lebenstüchtigkeit jedes Individuums. Bei- spiel: Die Wirksamkeit des Immunsystems beruht von Geburt an auf häufigen Aus- einandersetzungen mit Fremd-Antigenen. Nur immer wieder eintretende Reizungen führen zu Immunkompetenz und genügend starken Immunantworten im Falle einer Infektion. Bleibt die Reizung des Organismus über längere Zeit aus, vermindert sich seine Resistenz.
Absatz: Viele ganzheitliche Verfahren bewirken eine unspezifische Reizung des Organismus und induzieren eine Gegenregulation unter Mobilisierung und Verstärkung seiner Selbstheilungskräfte (Beispiele: Akupunktur, Eigenbluttherapie, Schröpfen, Sauna- baden und Homöopathie). Diese Verfahren werden Regulationstherapien oder Reiztherapien genannt. Die Kaskade von Gegenreaktionen wurde von F. Hoff als Prinzip der vegetativen Gesamtumschaltung bezeichnet. Bemerkenswert ist, dass häufig gezielte schwache Reize eine stärkere Gegenreaktion auslösen als starke. Regulationsstarre Voraussetzung für Gegenreaktionen des Körpers auf äußere Reize ist eine ausreichen- de Regulationsfähigkeit des Organismus. Ihre Störung durch chronische Belastungen kann zu einer abgeschwächten Gegenregulation oder gar Regulationsstarre führen. Letztere haben nach Perger in den letzten 30 Jahren erheblich zugenommen. Sie erklä- ren die immer schlechteren Reaktionen vieler Pat. auf Regulationstherapie und z. B. das immer häufigere Ausbleiben des Sekundenphänomens nach Huneke ( 2.39.3). Erhalten der Reaktions- und Regulationsfähigkeit Unbedingte Voraussetzung für einen gesunden Organismus ist die Reaktionsfähig- keit des Grundsystems, welche durch unspezifische Reize gefördert werden kann. Solange die Regulationsfähigkeit des Organismus erhalten ist, sind Therapieverfah- ren, die die körpereigenen Selbstheilungskräfte mobilisieren, den substituierenden oder supprimierenden Therapien vorzuziehen. Hierzu können verschiedene Regu- lationsverfahren eingesetzt werden, z.
Absatz: B.: Akupunktur ( 2.1) Ausleitende Verfahren ( 2.6) Eigenbluttherapien ( 2.15) Heilfasten ( 2.24) Homöopathie ( 2.26) physikalische Therapien: Bewegungstherapie ( 2.11), Hydro- und Thermothe- rapie ( 2.28) 1.3 Theoretische und praktische Konzepte 11 Praxistipp 1 Die Unterstützung der Regulationsfähigkeit ist ein wichtiges naturheilkundliches the- rapeutisches Prinzip. Welche Belastung vorliegt, kann diagnostisch ermittel werden. Diagnose: Ermitteln des Grads der Regulationsbelastung durch folgende Verfah- ren: Regulationsthermographie nach Rost ( 2.51) Elektroakupunktur nach Voll ( 2.17) Biolelektronische Funktionsdiagnostik ( 2.13) Prophylaxe und Therapie: Belastungen der Regulation des Grundsystems vermei- den bzw. behandeln: Entgiftung und Abschirmung von Schwermetallbelastungen und anderen toxi- schen Belastungen, Vermeidung von Umweltgiften ( 4.3) Meiden belastender Nahrung ( 2.21 Ernährungstherapie), Alkohol, Nikotin Behandlung von Übergewicht, Bewegungsarmut, Schlafmangel Einschränken oder Aussetzen belastender Medikamententherapie Behandlung chronischer Stressoren (z. B. Lärm, Schichtdienst) Behandlung chronisch psychischer Leiden ( 3.15) Behandlung von Foci und Narbenstörfeldern ( 2.39 Neuraltherapie) Behandlung gestörter Darmbiose ( 2.37 Mikrobiologische Therapie) Vermindern der Belastung durch geopathische Felder: Besonders die Schlaf- stätte nicht auf belastenden Wasseradern oder anderen geologischen Störfel- dern errichten, ggf. mit Pendel oder Rute austesten (diese Maßnahme ist nicht allgemein anerkannt, eine Belastung durch Biostrahlen wird kontrovers dis- kutiert).
Absatz: 1.3.2 Praktische Hinweise für die naturheilkundliche Therapie Allgemeingültige Regeln der ganzheitlichen Behandlung können nur eingeschränkt formuliert werden. Die folgenden Hinweise sollten aber berücksichtigt werden: Ordnungstherapeutische Maßnahmen haben immer Priorität (z. B. keine Be- handlung von Schlafstörungen ohne Hinterfragen einer ungünstigen Gliederung des Tagesablaufs). Bei allen Therapien die Individualität des Pat. unter Einbeziehung seines sozia- len Umfelds und seiner Vorgeschichte berücksichtigen. Naturheilkunde ist mehr als die Fortsetzung der Schulmedizin mit anderen Mitteln! Bei Versagen der Therapie trotz richtiger Diagnose sollte an das Vorliegen von Störfeldern gedacht werden (z. B. durch Narben, Tonsillen, toxische Belas- tungen wie etwa Amalgam, Dysbiose, Medikation von Kortison oder anderen Immunsuppressiva). Erst nach entsprechender Behandlung dieser Blockaden durch z. B. Neuraltherapie, Symbioselenkung, Akupunktur, ausleitende Heilver- fahren oder Fasten kann die Therapie der eigentlich zu behandelnden Krankheit wieder greifen. Bei jeder naturheilkundlichen Therapie fragen, ob überhaupt die Indikation für die Anwendung eines Naturheilverfahrens besteht (Gegenbeispiel: Diabetes mellitus Typ I). Ist der Pat. physisch in der Lage, regulative Reize anzunehmen und adäquat zu verarbeiten? Ein z. B. durch Operation geschwächter Pat. kann möglicherweise selbst von einem Knieguss nach Kneipp überfordert werden. In solchen Fällen sollte zunächst stützend, entlastend und aufbauend behandelt 12 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren werden.
Absatz: Ähnliches gilt bei psychosomatischen Erkrankungen, wenn der Pat. zzt. 1 nicht in der Lage ist, aufdeckend und konfrontativ zu arbeiten. Psychosomatische Gesichtspunkte sollten v. a. bei chronischen Krankheiten be- achtet werden. Beispiel: Ein Magenulkus kann mit Naturheilmitteln gut behan- delt werden, die Ulkuskrankheit besteht aber möglicherweise fort. Die Kombination verschiedener Naturheilverfahren ist grundsätzlich möglich, zumal wenn die angewendeten Verfahren unterschiedliche Ebenen ansprechen und sich daher sinnvoll ergänzen. Beispiel: Im San Francisco Life Style Heart Trial wurden bei der Behandlung der koronaren Herzkrankheit die besten Re- sultate bei konsequenter Einhaltung einer vegetarischen, fettarmen Ernährung plus Bewegungstherapie plus täglichen Entspannungsübungen erzielt. Die zahlreichen Vorschläge im Therapieteil ( 3.1 3.19) sollen allerdings nicht dazu verleiten, möglichst viele dieser Therapien gleichzeitig bei einem Pat. anzu- wenden. Schließlich sollte auch die Sinnhaftigkeit einer speziellen Krankheit für den Pat. überdacht werden. Was nimmt man dem Pat., wenn man ihm die Krankheit oder Symptome nimmt? Was kann, was muss der Pat. aus seiner Krankheit für sein Leben lernen? Stets sollte man sich vergegenwärtigen, dass Krankheiten ei- ne natürliche, notwendige Begleiterscheinung unseres Lebens sind.
Absatz: 1.4 Psychosomatik und Naturheilkunde Volker Schmiedel, Matthias Augustin Der Begriff Psychosomatik umfasst die Wechselbeziehung zwischen Seele und Geist (= Psycho-) einerseits und dem Leib andererseits (= -soma) und bezieht sich auf zwei unterschiedliche Ansätze: Psychisches Geschehen löst Veränderungen im somatischen Bereich aus und umgekehrt (z. B. Ärger mit dem Chef führt zum Magenulkus; umgekehrt: Der Genuss von Alkohol verändert die Stimmung). Der andere Ansatz geht von einer Gleichzeitigkeitskorrelation aus, dass näm- lich seelische Vorgänge mit körperlichen Veränderungen unmittelbar einherge- hen und umgekehrt (z. B. schlechte Stimmung schwächt die Krankheitsabwehr; umgekehrt: Ein kalter Kneipp-Guss verändert schon im Vorhinein das Befin- den). Vermutlich gibt es sowohl die Auslösung wie auch die Gleichzeitigkeit. Daraus er- gibt sich, dass Psychotherapie auch dann angewendet wird, wenn körperliches Ge- schehen beeinflusst werden soll (z. B. Psychotherapie bei Asthma bronchiale). Um- gekehrt wird somatische Therapie angewendet, wenn seelische Veränderungen er- zielt werden sollen (z. B. medikamentöse Therapie bei Depressionen). Psychische Dimension des Menschen Der Mensch ist eine dreifaltige Person. Er lebt als Körper, Seele und Geist. Als Körper ist er ein Teil der materiellen Welt und unterliegt deren Gesetzen.
Absatz: Als Seele ist er seinem Leib, seiner Welt und Gott gegenüber verantwortlich und kann hand- lungsfähig mit diesen Anteilen umgehen. Er errichtet Verhältnisse zu allem und je- dem. Er kann beispielsweise sich selbst ärgern, sich verführen, sich beschimpfen, aber auch sich selbst loben, sich verzeihen, sich liebevoll seiner selbst annehmen. Da jeder Mensch, der erkrankt ist, auch zu seiner Krankheit ein Verhältnis hat, kommt es in der Therapie darauf an, neben den somatischen Befunden auch die 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 13 psychischen Aspekte der Erkrankung zu bewerten. Krankheiten sind seelisch be- dingt, wenn ihre Ursachen in der Art und Weise liegen, wie der Erkrankte mit sich, 1 mit seiner Welt und mit Gott umgeht. Wird mit seelischen Mitteln behandelt, dann sind die gestörten Umgangsweisen des Pat. Gegenstand der therapeutischen Ar- beit. Behandlungsformen Gemeinsam ist allen psychisch orientierten Behandlungsformen, dass sie darauf ab- zielen, dem Erkrankten zu helfen, dort wieder ein liebevolles Verhältnis zu seiner Person zu entwickeln, wo es gestört ist. Ganzheitliche Gesichtspunkte sind z. B. besonders berücksichtigt in der Ordnungstherapie von Kneipp ( 2.41) sowie in den übenden Verfahren, wie z. B. im autogenen Training ( 2.7) und der Atemthe- rapie ( 2.5).
Absatz: Sie werden häufig in der psychosomatischen Grundversorgung und in der Prävention eingesetzt. Zahlreiche andere psychotherapeutische Verfahren kön- nen ebenfalls indiziert sein und zur Anwendung kommen. Die Ordnungstherapie nach Bircher-Benner ( 2.41) enthält zahlreiche Aspekte der modernen Psychoso- matik. 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 Robert Jütte Die Anfänge einer alternativen medizinischen Therapie, zu der auch die klassische Naturheilkunde ursprünglich gehört, liegen gut zwei zweihundert Jahre zurück. Diese Ursprünge stehen in einem inneren Zusammenhang mit einer Entwicklung, die in der Medizingeschichte mit Schlagworten wie Medikalisierung , Professio- nalisierung oder auch Paradigmawechsel benannt wird. Was wir heute unter alternativer Medizin verstehen, beginnt nicht erst mit der sog. Alternativbewe- gung , die ihre sozialen und geistigen Wurzeln in Jugendprotest-, Studenten- und Anti-Atomkraft-Bewegung hat. Sozialgeschichtlich betrachtet ist die alternative Medizin der 1980er- und 1990er-Jahre lediglich eine neue Erscheinungsform der medizinischen Reform- und Erneuerungsbewegungen, die seit dem Ende des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts den unaufhaltsam scheinenden Aufstieg der (natur-)wissenschaftlichen Medizin begleiteten. Was sich jeweils ändert, sind die zeittypischen Inhalte und Ziele, die Anlässe der Aktualisierung, die beteiligten Al- ters-, Sozial- und Berufsgruppen und die laienmedizinischen Beteiligungsformen. Dabei fällt auf, dass dieses kritische Bewusstsein nicht durch die jeweils aktuellen Problemlagen (z. B.
Absatz: die immer wiederkehrenden Krisen der Medizin ) hervorgeru- fen wird, sondern einen ständigen Gegenpol zum jeweils vorherrschenden thera- peutischen System bildet. Insofern macht es durchaus Sinn, die Chronologie der Naturheilverfahren bzw. der unkonventionellen medizinischen Richtungen mit dem Jahr 1800 beginnen zu las- sen ( Tab. 1.5-1). Von besonderem Reiz ist dabei für den Leser die Gegenüberstel- lung von Ereignissen, die in den jeweiligen Jahren sowohl in der Naturheilkunde als auch in der sog. Schulmedizin bzw. auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Technik zu verzeichnen sind. Da steht zwar manches nebeneinander, was auf den ersten Blick nicht zusammenzugehören scheint. Doch regt gerade die hier häufig zu beobachtende Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen zum weiteren Nachdenken an. 14 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1801 Beginn der homöopathi- Der frz. Arzt Marie-Fran ois- Der Mathematiker schen Praxis Hahne- Xavier Bichat begründet die Friedrich Gauß veröf- manns Histologie fentlicht sein grundle- gendes Werk über die Zahlentheorie 1807 Hahnemann prägt den Be- Der frz.
Absatz: Chemiker Joseph Robert Fulton gelingt griff homöopathisch Louis Gay-Lussac weist Flu- die erste Dampfschiff- orid in den Zähnen nach fahrt auf dem Hudson vor New York 1810 Erste Auflage von Hahne- Der Pariser Arzt Jean Nicolas Jons Jacob Berzelius manns Organon Corvisar macht die Perkussi- entdeckt das Element ons-Methode bekannt Silizium 1811 Erscheinen des 1. Bandes Der schottische Anatom Gründung der von Hahnemanns Reiner Charles Bell entdeckt die Krupp-Werke in Essen Arzneimittellehre Funktion der Nerven der vor- deren und hinteren Wurzeln des Rückenmarks 1812 Hahnemann beginnt sei- In Leipzig erscheint das Georges Cuvier be- ne Vorlesungstätigkeit in Handbuch der pathologischen gründet die wissen- Leipzig Anatomie von Johann F. M. schaftliche Paläonto- Meckel d. J. logie der Wirbeltiere 1813 Der Schwede Per Henrik Der engl. Arzt Thomas S. Der frz.
Absatz: Mathematiker Ling wird Direktor des von Sutton beschreibt als Erster Joseph Louis Lagrange ihm gegründeten Gymnas- das Alkoholdelirium begründet die Variati- tischen Zentralinstituts onsrechnung 1817 Johann Schroth entwickelt Justinus Kerner beschreibt Freiherr Charles von die nach ihm benannte als Erster das klinische Bild Drais erprobt das Schroth-Kur des Botulismus Laufrad 1825 Der Berliner Arzt Heinrich In Siegburg wird die erste Erie-Kanal zwischen Sabatier von Michaelis Irren-Anstalt in der preu- Buffalo und Albany macht Selbstversuche mit ßischen Rheinprovinz eröff- fertiggestellt Akupunktur net 1828 1. Teil der Chronischen Royal Free and Cancer Hos- Der Elsässer Josua Krankheiten von S. Hahne- pital in London eröffnet Heilmann erfindet die mann erschienen Stickmaschine 1829 Gründung des Zentralver- Christoph Wilhelm Hufeland Alexander v. Hum- eins homöopathischer prägt den Begriff Sucht boldt unternimmt eine Ärzte Forschungsreise nach Sibirien 1831 Prießnitz eröffnet eine Ba- Die Asiatische Cholera er- Justus v. Liebig baut deanstalt in Gräfenberg reicht Ostpreußen Apparate zur Elemen- taranalyse organi- scher Verbindungen 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 15 Tab.
Absatz: 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1832 Gründung der Allgemeinen Richard Bright beschreibt Michel Faraday prägt Homöopathischen Zeitung den pankreatischen Diabe- den Begriff der elektri- tes schen und magneti- schen Kraftlinien 1832 Gründung des ersten Hyd- Der amerik. Chirurg William Justus von Liebig ropathischen Gesundheitsver- Beaumont entdeckt die Ma- gründet die Annalen eins durch E.F.C. Oertel gensäure der Chemie 1833 Eröffnung eines homöo- Beginn regelmäßiger medi- Charles Wheatstone pathischen Krankenhau- zinhistorischer Vorlesungen erfindet das Spie- ses in Leipzig an der Universität Wien gelstereoskop 1839 Eröffnung eines Sanatori- Der Physiologe Johannes Charles Goodyear er- ums für Schroth-Kuren in Evangelista von Purkinje findet die Kautschuk- Lindewiese prägt die Bezeichnung Pro- Vulkanisation toplasma 1842 Gründung des Vereins für Der amerik.
Absatz: Chirurg Craw- Christian Friedrich Wasserheilkunde und Gesund- ford Long entfernt eine Hals- Schönbein entdeckt heitspflege zyste unter Äthereinwirkung das Ozon 1843 Hahnemann stirbt in Paris Der Londoner Chirurg Wil- James Joule bestimmt liam John Little beschreibt das Wärmeäquivalent die zerebrale Kinderläh- mechanischer Arbeit mung 1847 Karl Baunscheidt erfindet Ignaz Semmelweis senkt Gründung der Elektro- die nach ihm benannte durch Desinfektion die firma Siemens & Hals- Hautreizmethode Sterblichkeit an Kindbettfie- ke ber 1851 Tod des Wasserdoktors Friedrich Oesterlen veröf- Isaac Merrit Singer Vincenz Prießnitz fentlicht das erste Handbuch stellt Nähmaschinen der Hygiene in deutscher her Sprache 1852 Theodor Hahn entwickelt Johann Florian Heller entwi- Samuel Fox erfindet eine vegetarische Diät ckelt den nach ihm benann- Drahtgestell für Re- ten Harntest genschirme 1852 Der Orthopäde Moritz Charles West gründet in Karl Ritter begründet Schreber entwickelt eine London das Hospital for die vergleichende Heilgymnastik Sick Children Geographie 1855 Eröffnung der ersten Son- Der brit. Arzt Thomas Addi- Henry Bessemer erfin- nenbadeanstalt durch Ar- son schildert das Krank- det die nach ihm be- nold Rikli heitsbild der Nebennieren- nannte Birne zur insuffizienz Stahlerzeugung Der bay. Militärarzt Lorenz Der frz.
Absatz: Arzt Guillaume Ben- David Edward Hughes Gleich prägt den Begriff jamin Armand Duchenne entwickelt den Druck- Naturheilverfahren heilt Nervenkranke mit elek- telegraphen trischem Strom 16 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1859 Münchner homöopathi- Gründung des Central Vereins Albert Niemann ent- sches Krankenhaus eröff- Deutscher Zahnärzte in Berlin deckt das Kokain net Carl-Friedrich Zimpel ent- Henri Dunant organisiert Der frz. Physiker Gas- wickelt das nach ihm be- Hilfe für die bei Solferino ton Plant erfindet nannte spagyrische Heil- verwundeten Soldaten den Blei-Akkumulator verfahren 1860 Cesare Mattei entwickelt Rudolf Virchow beschreibt William A. Bullock er- die Elektro-Homöopathie die Lymphknotenfunktion findet die Rotations- schnellpresse 1861 Erste Nummer der Zeit- Preußen führt das Physikum Philipp Reis erfindet schrift Der Wasserfreund in die Arztausbildung ein den Fernsprecher (später in Naturarzt umbe- nannt) 1865 Arnold Rikli experimen- Gregor Mendel entdeckt die Josef Loschmidt ermit- tiert mit Luftbädern Gesetzmäßigkeit der Verer- telt die Molekülgröße bung 1867 Gründung eines Vereins für Der brit.
Absatz: Chirurg Joseph Lis- Alfred Nobel erfindet natürliche Lebensweise durch ter begründet die Antisepsis das Dynamit den Vegetarier Theodor Baltzer 1868 Gründung des homöopa- Karl Ewald Konstantin Hering William Huggins be- thischen Laienvereins und Josef Breuer untersuchen stimmt Sternge- Hahnemannia die Reflexe bei der Atmung schwindigkeit 1869 Gewerbefreiheit begüns- Der schottische Gynäkologe Francis Galton be- tigt Naturärzte und andere James Young Simpson prägt gründet die Eugenik nicht-approbierte Heiler den Begriff Hospitalismus 1871 Lehrstuhl für homöopa- Der amerik. Zahnarzt James James Clerk Maxwell thisch-pathologische Ex- Beall Morrison erhält ein Pa- beschreibt Licht als perimentalforschung an tent für seine Tretbohrma- elektromagnetischen der Universität Budapest schine Wellenvorgang 1872 Erscheinen der Pharma- Erste für das Deutsche Richard Dedekind copea homoeopathica poly- Reich gültige Approbations- stellt die Theorie der glotta ordnung erlassen Irrational-Zahlen auf 1876 Der homöopathische Arzt In Großbritannien tritt das Carl von Linde erfin- Franz Fischer prägt den erste Gesetz zur Regelung det die Ammoniak- Begriff Schulmedizin von Tierversuchen in Kraft Kältemaschine 1878 Gründung einer balneolo- Richard von Krafft-Ebing ver- David E.
Absatz: Hughes erfin- gischen Sektion in der Ge- öffentlicht seine Studien det das Kohle-Mikro- sellschaft für Heilkunde über die psychischen Stö- phon rungen der Frau Erwerb der Leipziger Ho- Der Schweizer Chirurg Emil Adolf Bayer gelingt möopathischen Central- Theodor Kocher berichtet die Indigo-Synthese Apotheke durch Willmar über die operative Kropfent- Schwabe fernung 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 17 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1879 Gründung des Berliner Ver- In den USA wird das Natio- Werner von Siemens eins homöopathischer Ärzte nal Board of Health als zent- entwickelt die Elektro- rale Gesundheitsbehörde Lokomotive eingerichtet Theodor Hahns Handbuch Walther Flemming prägt für Thomas Edison erfin- der naturgemäßen Heilweise die Zellteilung den Begriff det den Kohlenfaden- Mitose leiter 1881 Sebastian Kneipp fasst Theodor Billroth führt in Gotthard-Tunnel voll- seine Erfahrungen mit der Wien die erste erfolgreiche endet Wasserkur in einem Buch Magenresektion durch zusammen 1883 Biologisches Grundgesetz Einführung der Arbeiterkran- Gottfried Daimler er- von Rudolf Arndt (Arndt- kenversicherung in hält Patent auf de Au- Schulz-Regel) begründet Deutschland tomotor 1884 Gründung des Centralblatts Der frz.
Absatz: Internist Hippolyte Ottmar Mergenthaler für das Kneippsche Heilverfah- Marie Bernheim veröffent- erfindet die Setzma- ren licht seine Schrift über die schine Suggestionskraft 1886 Thure Brandt stellt die Einführung der Dampfsterili- Eugen Goldstein ent- nach ihm benannte Heil- sation chirurgischer Werk- deckt positiv gelade- gymnastik in Deutschland zeuge ne Atome ( Ka- vor nalstrahlen ) 1889 Sebastian Kneipps Best- Charles Edouard Brown-S - Hermann Hollerith seller So sollt ihr leben ver- quard propagiert eine Ver- entwickelt Lochkar- öffentlicht jüngungskur durch Injektion ten-Zählmaschine eines Extrakts aus Meer- schweinchenhoden Gründung des Felkeschen Eröffnung der Mayo-Klinik in Erste Autoausstellung Jungborn in Repelen Rochester (Minnesota) in Paris 1891 In Deutschland zählt man Carl Ludwig Schleich führt Nikola Tesla entwi- 131 Naturheil- und Bade- die Lokalanästhesie mit Ko- ckelt Hochspannungs- anstalten kain in die Chirurgie ein transformator 1892 Gründung des Deutschen Ve- Cholera-Epidemie in Ham- Carl Auer von Wels- getarier-Bundes burg bach erfindet das Gasglühlicht Der amerik. Arzt Andrew Versammlung dt.
Absatz: Ärzte und Alphonse Forel be- Taylor Still gründet eine Naturforscher erhält festen gründet die Limnolo- Schule für Osteopathie organisatorischen Rahmen gie 1893 Gründung der Siedlung Erste erfolgreiche Serum- Rudolf Diesel baut Eden durch die Lebensre- Versuche durch Emil von den nach ihm benann- formbewegung Behring ten Motor 18 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1894 Gründung des Internatio- Der Schweizer Arzt Alexand- Louis Lumi re erfindet nalen Vereins Kneippscher re Yersin und der Japaner den Kinematographen Ärzte Schibabasuro Kitasato ent- decken den Pesterreger Der Berliner Naturheilkun- Durchbruch in der medizini- Lord William Strutt dige Martin Glünicke pro- schen Fotografie durch den Rayleigh und William pagiert sein Pflanzenheil- Leipziger Internisten Hein- Ramsay isolieren das verfahren rich Curschmann Edelgas Argon 1895 Bircher-Benner entwickelt Der Gynäkologe Howard Alexander S. Popow die nach ihm benannte Atwood Kelly konstruiert baut die erste Hoch- Rohkostdiät das Rektoskop antenne D.D. Palmer beginnt mit Der Berliner HNO-Arzt Alfred Der dt.
Absatz: Physiker Wil- der chiropraktischen The- Kirstein entwickelt das La- helm Conrad Röntgen rapie in Davenport/Iowa ryngoskop entdeckt die nach ihm benannten Strahlen 1897 Tod des Pfarrers Sebasti- Gründung der Zeitschrift Eduard Buchner stellt an Kneipp Archiv für Schiffs- und Tropen- zellfrei wirkendes He- hygiene feferment her (Zymase) D.D. Palmer gründet in Der Berliner HNO-Arzt Wil- Zeiss beginnt mit der den USA eine Schule für helm Fließ prägt den Begriff Fertigung von Pris- Chiropraktik nasale Dysmenorrhoe men-Fernrohren 1898 Der Naturarzt Dr. Heinrich Der brit. Parasitologe Ro- Ferdinand Braun ent- Lahmann veröffentlicht sei- nald Ross entdeckt den Le- wickelt die Kathoden- ne Schrift über das Luftbad benszyklus des Malariapa- Strahl-Leuchtschirm- rasiten Röhre 1900 Ernst Schweniger wird Di- Sigmund Freud veröffent- Max Planck begründet rektor des ersten öffentli- licht sein Hauptwerk Die die Quantentheorie chen Naturheilkranken- Traumdeutung hauses 1904 Berliner Homöopathi- Der Internist Josef Arneth Arthur Korn gelingt die sches Krankenhaus eröff- führt das Blutbild in die me- Bildtelegraphie zwi- net dizinische Diagnostik ein schen München und Nürnberg Dachorganisation der Fel- Der dt.
Absatz: Arzt Cäsar Philip ent- Richard Kühn entwi- ke-Vereine gegründet wickelt das Heftpflaster ckelt die Quarzlampe Bircher-Benner gründet Erster Kongress des Welt- Erster Kurven-Motor- ein Sanatorium bundes der Krankenpflege- flug der Gebrüder rinnen Wright 1907 Gründung eines Felke- Der niederl. Physiologe Wil- Otto Hahn entdeckt Jungborn in Sobernheim lem Einthoven entwickelt die radioaktiven Ele- das EKG mente Radiothor und Radioactinium 1909 Laienheiler gründen Bund In Deutschland dürfen auch Leo Henry Baekeland für freie Heilkunst Zahnärzte den Doktortitel erfindet das Bakelit führen 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 19 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1912 Franz X. Mayr entwickelt Der Münsteraner Chirurg Fritz Hoffmann gelingt die nach ihm benannte Conrad Ramstedt entwickelt die Herstellung syn- Diät eine Operationsmethode thetischen Kaut- zur Behebung der Pylo- schuks russtenose bei Säuglingen 1913 Der amerik. HNO-Arzt Wil- Das Desinfektionsmittel Sa- Alexander Meißner er- liam Fitzgerald propagiert grotan kommt auf den Markt findet die Rückkopp- die Fußreflexzonen-Thera- lungsschaltung pie 1917 Erste Behandlungsversu- Gründung der Deutschen For- Robert Andrew Milli- che mit Mistelextrakt schungsanstalt für Psychiatrie in kan bestimmt Elektro- durch Dr. Ita Wegman München denladung Gründung der Hortus-Ge- Der Züricher Psychiater Eu- E.C.
Absatz: Wente erfindet sellschaft zum Anbau von gen Bleuler prägt den Be- das Kondensator-Mik- Heilpflanzen griff Schizophrenie rophon Gründung der ersten Der frz. Chirurg Jacques Lou- Bahnbrücke über den europäischen Schule für is Reverdin erzielt Erfolge St. Lorenz-Strom bei Osteopathie in London bei der Hauttransplantation Quebec 1919 Gründung der Fa. Madaus Magnus Hirschfeld gründet Ernest Rutherford ge- in Berlin das Institut für Se- lingt Umwandlung ei- xualwissenschaft nes Stickstoff- in ein Sauerstoffatom 1920 Erster Dornacher Ärzte- In Frankreich bricht die Pest Chemie-Nobelpreis an kurs geleitet von Rudolf aus Walther Hermann Steiner Nernst für dritten Hauptsatz der Ther- modynamik Antrittsvorlesung des Na- Der Jurist Karl Binding und Edmund Rumpler baut turarztes Dr. Franz Schö- der Psychiater Alfred Hoche das erste stromlinien- nenberger an der Univer- veröffentlichen Die Freigabe förmige Auto sität Berlin der Vernichtung unwerten Le- bens 1923 Bircher-Benner gründet Sigmund Freud veröffent- Theodor Svedberg be- eine Zeitschrift für licht Das Ich und das Es ginnt mit der Entwick- Ernährungstherapie lung der Ultrazentrifu- ge 1924 Rudolf Steiner gründet die Der dt. Internist Georg Haas Hans Riegger baut ei- Medizinische Sektion in- führt die erste Hämodialyse nen elektrodynami- nerhalb der anthroposo- durch schen Lautsprecher phischen Bewegung Gründung der Fa. Weleda Der dt.
Absatz: Hirnforscher Oskar Erste Rundfunküber- Vogt seziert Lenins Hirn tragung zwischen Eng- land und den USA 20 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1925 August Biers Schrift Erste gesetzliche Regelung Beginn der deutschen Wie sollen wir uns zur Homöo- zum Strahlenschutz in Fernsehentwicklung pathie stellen? Deutschland Die Gebrüder Hunecke Der dt. Gynäkologe Hans Physik-Nobelpreis an entwickeln die Neuralthe- Hinselmann führt die Kolpo- James Franck und rapie skopie ein Gustav Hertz 1926 Gründung der Zeitschrift Blutprobe wird als Beweis- Kodak entwickelt den natura durch die Medizini- mittel in Vaterschaftspro- 16-mm- Schmalfilm sche Sektion der anthro- zessen anerkannt posophischen Bewegung Gründung der Ärztlichen Ge- In Berlin findet eine Reichs- Erwin Schrödinger sellschaft für Hydrotherapie in gesundheitswoche statt entwickelt quanten- Wörishofen physikalische Wellen- mechanik Tod des Lehmpastors Erster Lehrstuhl für Parasi- Berliner Funkturm er- Emanuel Felke tologie in Deutschland öffnet 1928 Lehrauftrag für Homöopa- Ferdinand Sauerbruch Niels Bohr führt den thie an der Berliner Uni- wechselt an die Charit Komplementaritätsbe- versität griff in die Physik ein Gründung der Rudolf-Stei- Der brit.
Absatz: Bakteriologe Alex- Luftschiffhalle in ner-Klinik in Holland ander Fleming entdeckt die Friedrichshafen er- Wirkung des Penicillins baut Gründung der Zeitschrift Der amerik. Gynäkologe Gründung der Zeit- Hippokrates (Untertitel: für George N. Papanicolau führt schrift für Arbeitsphysio- Einheitsbestrebungen in den Scheidenabstrich in die logie der Medizin ) Krebsfrühdiagnose ein Der engl. Arzt Edward Der ung. Biochemiker Albert Erfindung des Fern- Bach entwickelt die nach von Szent-Györgi von Nagy- schreibers ihm benannte Bach-Blü- rapolt isoliert die Ascorbin- tentherapie säure Der frz. Chemiker Ren - Der Berliner Gynäkologe Adolf Windaus erhält Maurice Gattefosse führt Ernst Gräfenberg stellt das den Chemie-Nobel- die Aroma-Therapie ein von ihm entwickelte Intra- preis uterin-Pessar vor 1929 Der Naturarzt Karl-Chris- Werner Forßmann berichtet Henrik Carl Peter Dam toph Strünckmann prägt über seinen Herzkatheter- entdeckt Vitamin K den Begriff Neue Deut- Versuch sche Heilkunst Gründung der Gesell- Der amerik. Ingenieur Philip Weltumrundung des schaft für Spagyrik Dinker erfindet die Eiserne Luftschiffs Graf Zep- Lunge pelin 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 21 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1933 Gründung des Prießnitz- Gründung der Kassenärztli- Medizin-Nobelpreis bunds chen Vereinigung Deutsch- an Th. H.
Absatz: Morgan für lands die Begründung der modernen Genetik Aufruf des Reichsärzte- Verkündigung des Geset- R. J. van der Graaff führers an alle deutschen zes zur Verhütung erbkran- baut Bandgenerator Ärzte, sich mit biologi- ken Nachwuchses für die Atomkernum- schen Heilverfahren zu wandlung befassen 1934 Aufbau einer naturheil- Der dt. Biochemiker Adolf Enrico Fermi führt das kundlichen Abteilung am Butenandt isoliert das Gelb- Neutrino-Teilchen in Rudolf-Hess-Krankenhaus körperhormon Progesteron die Physik ein in Dresden Gründung der Arbeitsge- Das Gesetz zur Vereinheit- Tadeus Reichstein meinschaft zur Förderung lichung des Gesundheitswe- stellt Vitamin C künst- der Beschaffung heimi- sens tritt in Kraft lich her scher Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen 1935 Fa. Madaus gründet ein Die Fa. Bayer bringt das ers- James Chadwick er- Biologisches Institut zur te therapeutisch getestete hält Physik-Nobel- Erforschung von Arznei- Sulfonamid ( Prontosil ) preis pflanzenwirkstoffen auf den Markt Gründung des Vereins für Der dt. Biologe Hans Spe- Regelmäßiges Fern- Krebsforschung durch an- mann erhält den Nobelpreis sehprogramm in Ber- throposophische Ärzte für Physiologie lin Gründung der Reichsar- In den USA wird die Selbst- 16-mm-Farbfilm Kod- beitsgemeinschaft der hilfegruppe Anonyme Alko- achrom auf dem Verbände für naturgemä- holiker gegründet Markt ße Lebens- und Heilweise 1937 Auflösung der Reichsar- Die ital.
Absatz: Ärzte Ugo Cerletti C. D. Anderson ent- beitsgemeinschaft für ei- und Lucio Bini führen die deckt das Meson ne Neue Deutsche Heil- Elektrokrampftherapie ein (schweres Elektron) kunde 1938 Erscheinen des dreibändi- Der amerik. Psychologe Fre- Otto Hahn entdeckt gen Lehrbuchs der Biologi- deric Skinner begründet ei- die Spaltbarkeit des schen Heilmittel von Dr. Ger- ne auf dem Behaviorismus Urankerns durch Neu- hard Madaus beruhende psychologische tronen Theorie Lehrauftrag für Homöopa- Den letzten in Deutschland Paul Karrer syntheti- thie an der Universität noch tätigen jüdischen Ärz- siert das Vitamin E Heidelberg ten wird die Bestallung ent- zogen 22 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1939 Tod des Schweizer Arztes Die Farbwerke Hoechst ent- Beginn des deutschen Max Oskar Bircher-Benner wickeln das erste vollsyn- Uran-Projekts thetische Schmerzmittel ( Dolantin ) Heilpraktikergesetz Die dän.
Absatz: Ärzte Poul Iverson Paul Müller syntheti- und Kaj Roholm führen die siert das Insektenver- erste Leberbiopsie durch nichtungsmittel DDT Ludwig Walb macht die Säuglinge erhalten in Beginn der Radio-Ast- Haysche Trennkost in Deutschland Vitamin-D-Ga- ronomie Deutschland bekannt ben gegen Rachitis 1940 Homöopathisches Kran- Beginn der Euthanasie - Produktion der ersten kenhaus in Stuttgart eröff- Aktion in speziellen Tö- Nylonstrümpfe net tungsanstalten 1941 Ferdinand Huneke be- Einführung des Penicillins Anwendung des Elekt- schreibt das Sekunden- in die Therapie ronen-Mikroskops in phänomen der Forschung 1943 Tod der Mitbegründerin Einführung der Radiojod- Erste Serienmontage der anthroposophischen Therapie bei Schilddrü- von Schiffen in den Medizin, Ita Wegman senerkrankungen USA 1945 Gründung des Deutschen Errichtung einer Augen- Physik-Nobelpreis an Naturheilbunds bank in New York für Horn- Wolfgang Pauli haut-Transplantationen 1946 Gründung der Vegetarier- Tuberkulose wieder Volks- Höhenrekord für Flug- Union Deutschland krankheit Nr. 1 in Deutsch- zeuge auf 17.000 m land 1949 Neukonstituierung des Die Mayo-Klinik berichtet Gerard P. Kuiper ent- Kneipp-Bundes über Ergebnisse der Korti- deckt 2. Neptun-Mond son-Behandlung Werner Zabel prägt den Der kolumb.
Absatz: Augenarzt Jos Zyklotron ermöglicht Begriff Ganzheitsmedi- Ignacio Barraquer Moner Entdeckung neutraler zin stellt eine neue Technik der Mesonen Hornhautübertragung vor 1951 Gründung der Deutschen Die WHO bringt ein Interna- Eröffnung der ersten Gesellschaft für Akupunktur tionales Arzneibuch heraus Internationalen Auto- mobilausstellung in Frankfurt/Main Gründung des Zentralver- Gründung der Deutschen Ge- In den USA wird erst- bands der Ärzte für Naturheil- sellschaft für Mund-, Kiefer- und mals eine Fernseh- verfahren Gesichtschirurgie show in Farbe ausge- strahlt Gründung der Gesellschaft Heidelberger Orthopäden Gründung der Deut- für Erfahrungsheilkunde entwickeln eine pneuma- schen Forschungsgemein- tisch betriebene Kunsthand schaft (DFG) mit Sitz in Bonn 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 23 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1953 Gründung der Arbeitsge- Francis Harry Compton Crick Deutsche Erstauffüh- meinschaft anthroposophi- und James Dewey Watson rung eines sog. 3-D- scher Ärzte in Stuttgart entwerfen das Modell des Films in Düsseldorf DNS-Moleküls 1954 Der Plochinger Arzt R. Voll Erster Massenversuch mit Erstes Reparaturfahr- entdeckt die nach ihm be- einem Impfstoff gegen Polio zeug des Allgemeinen nannte Elektroakupunktur Deutschen Automobil- Clubs (ADAC) für die Pannen-Sofort-Hilfe wird in Deutschland eingesetzt 1955 Der homöopathische Arzt Die dt.
Absatz: Kassenärzte erhalten Der Physiker Albert Hans-Heinrich Reckeweg das Monopol für die ambu- Einstein stirbt in entwickelt die Homotoxi- lante ärztliche Versorgung Princeton kologie 1956 Homöopathie als Fach- Deutscher Bundestag verab- Der Bundesminister arztbezeichnung schiedet Gesetz über die für Atomfragen gibt Krankenversicherung der das erste deutsche Rentner Programm zur Nut- zung der Kernenergie bekannt 1958 Gründung der Internationa- Der schwed. Herzchirurg Den USA gelingt mit len medizinischen Gesellschaft ke Senning transplantiert dem Abschuss des für Neuraltherapie nach Hune- den ersten Herzschrittma- Explorer 1 erstmals ke Regulationstherapie cher der Start eines Erdsa- (IGNH) telliten 1961 Gründung der Internatio- Contergan -Katastrophe Der sowj. Kosmonaut nalen Gesellschaft für Elektro- Juri Gagarin startet als akupunktur nach Voll erster Mensch ins (IMGEAV) Weltall 1962 Max O. Bruker propagiert Lebendimpfstoff gegen Kin- Gründung der Europä- seine Vollwertkost derlähmung entwickelt ischen Weltraumfor- schungsorganisation 1965 Gründung der Ärztlichen Ar- In der Bundesrepublik Der sowj. Kosmonaut beitsgemeinschaft für Felke- Deutschland tritt das Kran- Alexej Leonow Therapie kenpflegegesetz in Kraft schwebt als erster Mensch 20 Min. im Weltraum Manfred v.
Absatz: Ardenne ent- Das Magazin Life veröffent- Die USA starten den wickelt die Sauerstoff- licht erste Fotos vom Fetus ersten kommerziellen Mehrschritt-Therapie im Mutterleib Nachrichtensatelliten der Welt 1967 Joseph Evers propagiert Christiaan Barnard führt die Der Supertanker Tor- die nach ihm benannte erste Herztransplantation rey Canyon läuft auf Diät beim Menschen durch ein Riff und verur- sacht die erste große Ölkatastrophe 24 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1968 Eröffnung des Kranken- Eröffnung des Contergan - Das bemannte US- hauses für Naturheilwei- Prozesses amerikanische Raum- sen in München schiff Apollo 8 um- kreist erstmals den Mond 1969 Moshe Feldenkrais propa- Erste Herztransplantation in Die Boeing 747 ( Jum- giert seine Methode in der Deutschland bo Jet ) absolviert ih- Schweiz ren ersten Versuchsflug 1971 Gründung des Rolfing-Insti- Einführung der Bezeichnung Der Luft- und Raum- tuts in Colorada/USA Arzt für Allgemeinmedizin in der fahrtkonzern Messer- Bundesrepublik Deutsch- schmitt-Bölkow- land Blohm (MBB) stellt die weltweit erste Ma- gnetschnellbahn vor 1972 Dt.
Absatz: Medien werden durch Der Deutsche Bundestag er- Erste Konferenz der Staatsbesuch Walter lässt das Krankenhausfi- Vereinten Nationen Scheels in China auf die nanzierungsgesetz über Umweltfragen Akupunktur aufmerksam 1973 Erste Anästhesie bei einer Computertomografie hält Der Verhaltensbiologe Operation mit Einsatz von Einzug in die Medizin Konrad Lorenz erhält Akupunkturnadeln an der den Nobelpreis Uni-Klinik Gießen 1974 Gründung der Hufeland-Ge- Bundestag beschließt Ge- Der Bundestag verab- sellschaft für Gesamtmedizin setz zur Reform des 218 schiedet das Bun- desimmissionsschutz- gesetz 1976 Anerkennung der Natur- Dioxin-Unfall in Seveso Der Physiker Werner heilverfahren durch das Heisenberg stirbt in Gesetz zur Neuordnung München des Arzneimittelrechts 1977 F. Morell stellt die Biore- Amerik. Forschergruppe ent- Gorleben in Nieder- sonanz-Therapie vor deckt gentechnologisches sachsen soll Standort Verfahren zur Hormonher- einer zentralen Atom- stellung müll-Deponie werden 1978 Erstes amtliches Deutsches Erstes Retortenbaby wird Reinhold Messner und Homöopathisches Arzneibuch in London geboren Peter Habeler bestei- gen als erste Bergstei- ger den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät 1980 1. Deutscher Gesund- Der Tübinger Oralchirurg Mit 5,46 Mill.
Absatz: produ- heitstag in Berlin Willi Schulte entwickelt eine zierten Kraftfahrzeu- neue Methode der Zahnim- gen im ersten Halb- plantation jahr 1980 verdrängen die Japaner die USA erstmals vom Spitzen- platz in der Automo- bilherstellung 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 25 Tab.
Absatz: 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1981 Zentrum zur Dokumentation Die Immunschwäche-Krank- Die erste digital arbei- für Naturheilverfahren in Es- heit AIDS wird entdeckt tende Compact Disc sen gegründet (CD) kommt auf den Markt 1982 Gründung des Zentrums für Einführung der Kernspinto- Bengt Ingemar Samu- naturheilkundliche Forschung mographie in die Diagnostik elson erhält den No- ( Münchener Modell ) belpreis für die Struk- turaufklärung der Pro- staglandine 1983 Gründung der Deutschen Deutscher Ärztetag warnt Das größte europäi- Gesellschaft für Ayur-Veda vor Ärzteschwemme sche Sonnenkraftwerk nimmt auf der Nord- seeinsel Pellworm sei- nen Betrieb auf Einrichtung einer medizi- Krankheitsgen von Chorea Die Bundespost be- nischen Fakultät an der Huntington wird erstmals ginnt mit der Einfüh- Reform-Universität Wit- kartiert rung von Bildschirm- ten-Herdecke text (Btx) 1989 Lehrstuhl für Naturheil- In der Bundesrepublik Pionier der modernen kunde in Berlin Deutschland tritt das Gesetz Raumfahrt Hermann zur Gesundheitsreform in Oberth stirbt Kraft 1990 Der Deutsche Bundestag DDR-Gesundheitswesen Internationale Ozon- fordert die Förderung der wird abgewickelt konferenz beschließt Naturheilkunde den Ausstieg aus der Produktion von Fluor- chlorkohlenwasser- stoff (FCKW) bis zum Jahr 2000 1992 Erklärung der Marburger Bundesregierung beschließt Das Europäische Pa- medizinischen Fakultät die Einführung einer Pflege- tentamt in München zur Homöopathie versicherung erteilt erstmals ein Pa- tent für ein gentech- nisch verändertes Tier Homöopathie und Natur- Fall des Erlanger-Baby Im ukrainischen heilkunde werden in den sorgt für medizinethische Tschernobyl, das Gegenstandskatalog der Diskussion 1986 den weltweit ärztlichen Prüfung aufge- größten Kernreaktor- nommen unfall erlebt hatte, wird der dritte Block des Kernkraftwerks wieder gestartet 1993 Lehrstuhl für Naturheil- Gesundheitsstrukturgesetz In Deutschland geht kunde an der Universität tritt in der Bundesrepublik der weltweit erste Ulm Deutschland in Kraft Kühlschrank ohne FKW und FCKW in Seri- enproduktion 26 1 Naturheilkunde und Naturheilverfahren 1 Tab.
Absatz: 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 1994 Gründung eines Lehr- Weltbevölkerungskonferenz Eurotunnel eröffnet stuhls für Naturheilkunde in Kairo debattiert Gebur- an der Universität Zürich tenkontrolle 1997 Nach einer Allensbach- Bundesregierung beschließt Der Komet Hale-Bopp Umfrage wenden 65% der Notschlachtung von Rindern erreicht seinen erd- Bevölkerung Naturheil- nach BSE-Fall nächsten Punkt mittel an 2000 Erster virtueller Phytokon- Laut WHO sind bereits 21,8 Einweihung der Inter- gress zum Thema Sup- Mill.
Absatz: Menschen an AIDS ge- nationalen Raumstati- portive Phytotherapie storben on ISS und das Ende der MIR 2001 Start des Projekts Natur- Medizin-Nobelpreis für Zell- Vertrag zwischen der heilkunde und TCM im zyklus-Forschungen verge- Bundesrepublik Krankenhaus Stadt Ol- ben Deutschland und vier denburg Energiekonzernen, der den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie regelt 2002 In Bad Pyrmont wird ein Die Medizinische Fakultät Das Lawrence Berke- neues Diätkonzept vorge- der Universität München ley National Laborato- stellt: das Original Bu- kommt im FOCUS-Ranking ry in den USA ist in chinger-Vital-Fasten auf Platz 1 einen wissenschaftli- chen Betrugsskandal verwickelt 2003 Heparine unterliegen ab Der Louis-Jeantet-Preis für Der Julius-Springer- dem 1.7.2003 der Ver- Medizin geht an die Bioche- Preis für Angewandte schreibungspflicht miker Wolfgang Baumeister Physik geht an die (Martinsried bei München), französische Physike- Riitta Hari (Helsinki) und Ni- rin Anne L Huillier und kos K.
Absatz: Logothetis (Tübingen) an den aus Ungarn stammenden Physiker Ferenc Krauszr 2004 Eine Leipziger Arbeits- Die WHO warnt vor traditio- Die Europäische Orga- gruppe stellte mittels Un- nellen und alternativen Heil- nisation für Kernfor- tersuchungen fest, dass methoden in Entwicklungs- schung CERN (Conseil homöopathische Verdün- ländern Europ en pour la Re- nungen signifikante Effek- cherche Nucl aire) te auf isolierten Ratten- wurde vor 50 Jahren darm haben gegründet 2005 Die Liga Medicorum Homeo- Nobelpreis für Medizin an Weltjahr der Physik pathica Internationalis be- die australischen Forscher anlässlich des Ein- geht das Hahnemann-Ju- Berry Marshall und Robin stein-Jubiläums biläum auf ihrem Kon- Warren für ihre Entdeckung gress in Berlin von/Forschungen an Helico- bacter pylori verliehen 1.5 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 27 Tab. 1.5-1 Chronologie der Naturheilverfahren 1800 2010 (Forts.) 1 Jahr Naturheilverfahren Schulmedizin Naturwissenschaft und Technik 2006 Seit 2006 besteht für Stu- Aids ist auf dem Vormarsch. Die Erhebung der Evo- dierende der geistes- und Allein in Südafrika rechnet lutionstheorie zum naturwissenschaftlichen man in diesem Jahr mit 2 Durchbruch des Jah- Fakultäten an der Univer- Millionen Aids-Vollwaisen res ist ein Signal an sität Zürich die Möglich- unter 15 Jahren kreationistische Grup- keit, Naturheilkunde als pierungen in den USA 2.
Absatz: Nebenfach abzuschlie- ßen 2007 Neuer Preis für Förderung Nobelpreis für Medizin wird Im Rahmen der Nobel- der Naturheilkunde in Es- für bahnbrechende Ergeb- preisträgertagung in sen verliehen nisse im Bereich der embry- Lindau diskutierten onalen Stammzellen und Forscher über die Be- der DNA-Rekombination bei ziehungen von Geis- Säugetieren verliehen tes- und Naturwissen- schaften 2008 Deutschlands erste Pro- US-Senat stimmt dem Ge- Das Massachusetts fessur für Komplementär- sundheitsreformgesetz zu Institute of Technolo- medizin an der Berliner gy (MIT) in Cambrig- Charit de/Mass. nimmt den Spitzenplatz unter den weltweit besten Universitäten in den Naturwissenschaften ein 2009 In der Schweiz wird die In London wurde erstmals Das World Science Fo- Komplementärmedizin ein Baby geboren, bei dem rum findet in Buda- mit 67% Zustimmung in vor seiner Geburt ein hohes pest statt der Verfassung verankert Brustkrebsrisiko ausge- schlossen wurde 2010 Das Dialogforum Pluralis- Der britische Forscher Ro- Internationales Jahr mus in der Medizin feiert bert Edwards erhält für sei- der Chemie in Berlin sein 10-jähriges ne Beiträge zur Entwicklung Bestehen und seine An- der Technik von in-vitro-Fer- bindung an die Bundes- tilisationen den Nobelpreis ärztekammer für Medizin Literatur Heine H. Lehrbuch der biologischen Medizin: Grundregulation und Extrazelluläre Ma- trix. 3. A.
Absatz: Stuttgart: Hippokrates, 2006 Hoff F. Fieber, unspezifische Abwehrvorgänge, unspezifische Therapie. Stuttgart: Thie- me, 1957 Jütte R. Geschichte der Alternativen Medizin. München: C. H. Beck, 1996 Michl S, Potthast T, Wiesing U. Pluralität in der Medizin. Freiburg: Verlag Karl Alber, 2008 Peseschkian N. Psychosomatik und positive Psychotherapie. 6. A. Frankfurt: Fischer, 1993 Pischinger A. Das System der Grundregulation. Grundlagen einer ganzheitsbiologischen Medizin. 11. A.
Absatz: Stuttgart: Haug, 2009 29 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde 2 2.1 Akupunktur 32 2.9 Bach-Blütentherapie 147 2.1.1 Entwicklung und 2.9.1 Entwicklung und Wirkungsweise 32 Wirkungsweise 147 2.1.2 Konzepte der Akupunktur 2.9.2 Diagnostik und und TCM 33 Therapie 150 2.1.3 Diagnostik und 2.9.3 Übersichten 155 Therapie 41 2.10 Balneo- und 2.1.4 Sonderformen 47 Klimatherapie 163 2.1.5 Übersichten: Meridiane 2.10.1 Balneotherapie 163 und Funktionskreise 49 2.10.2 Klimatherapie 168 2.2 Alexander-Technik 85 2.11 Bewegungstherapie 172 2.3 Anthroposophische 2.11.1 Entwicklung und Medizin 86 Wirkungsweise 172 2.3.1 Entwicklung und 2.11.2 Konzept der Wirkungsweise 86 Bewegungstherapie 173 2.3.2 Konzepte der 2.11.3 Diagnostik und Anthroposophie 88 Therapie 177 2.3.3 Diagnostik und 2.11.4 Sonderform: Therapie 89 Krankengymnastik 182 2.4 Aromatherapie 94 2.12 Biochemie nach 2.5 Psycho-physische Schüßler 188 Atemtherapie 95 2.13 Biophysikalische 2.6 Ausleitende Informations-Therapie Verfahren 101 (BIT) 194 2.6.1 Grundlagen: ausleitende 2.14 Colon-Hydro-Therapie 202 Verfahren 101 2.15 Eigenbluttherapie 203 2.6.2 Schröpftherapie 104 2.16 Eigenharntherapie 212 2.6.3 Blutiges Schröpfen 108 2.17 Elektroakupunktur 2.6.4 Trockenes Schröpfen 113 nach Voll 213 2.6.5 Aderlass 117 2.17.1 Entwicklung und 2.6.6 Blutegeltherapie 119 Wirkungsweise 213 2.6.7 Baunscheidt- 2.17.2 Diagnostik und Therapie 216 Verfahren 123 2.17.3 Übersichten: Messpunkte 2.6.8 Cantharidenpflaster 128 der EAV 222 2.6.9 Fontanellentherapie 132 2.18 Elektrotherapie und Ultraschalltherapie 224 2.6.10 Weitere Reizkörpermethoden 133 2.18.1 Elektrotherapie 224 2.7 Autogenes Training 134 2.18.2 Ultraschalltherapie 234 2.8 Ayurveda 140 2.19 Enderlein-Therapie 237 30 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde 2.20 Enzymtherapie 238 2.32 Kinesiologie 330 2.21 Ernährungstherapie 245 2.33 K omplexmittel- 2.21.1 Entwicklung und homöopathie 336 2 Stellenwert 245 2.34 Magnetfeld-Therapie 342 2.21.2 Ernährungswissenschaftliche 2.35 Manuelle Medizin 342 Konzepte 247 2.36 Massagetherapien 353 2.21.3 Diagnostik und Therapie 255 2.36.1 Grundlagen der 2.21.4 Alternative Massagetherapie 353 Ernährungsformen 258 2.36.2 Übersicht 358 2.22 Feldenkrais-Therapie 268 2.36.3 Klassische Massage 358 2.23 Felke-Therapie 268 2.36.4 Heilmassage 359 2.24 Heilfasten 270 2.36.5 Reflexzonenmassage 359 2.25 Hildegard-Medizin 277 2.36.6 Segmentmassage 367 2.26 Klassische Homöopathie 278 2.36.7 Bindegewebsmassage 367 2.26.1 Entwicklung und 2.36.8 Periostbehandlung 367 Wirkungsweise 278 2.36.9 Fußreflexzonenmassage 368 2.26.2 Konzepte der 2.36.10 Kolonbehandlung 368 Homöopathie 281 2.36.11 Unterwasserdruck- 2.26.3 Diagnostik und Therapie 284 strahlmassage 369 2.26.4 Sonderformen 288 2.36.12 Bürstenmassage 370 2.27 Homotoxikologie die 2.36.13 Manuelle Lymphdrainage 371 antihomotoxische Therapie 290 2.36.14 Weitere Massageformen 371 2.28 Hydro- und 2.37 Mikrobiologische Thermotherapie 299 Therapie 373 2.28.1 Hydrotherapie: 2.38 Mind-Body-Medizin 383 Entwicklung und 2.39 Neuraltherapie 391 Wirkungsweise 299 2.39.1 Entwicklung und 2.28.2 Hydrotherapie: Diagnostik Wirkungsweise 391 und Therapie 302 2.39.2 Diagnostik und Therapie 393 2.28.3 Hydrotherapie: Grundregeln 2.39.3 Einfache Injektionstechniken zur praktischen Durchführung und Therapieschemata 399 (nach Vogler) 304 2.40 N osoden-Therapie 406 2.28.4 Hydrotherapie: Formen 306 2.41 Ordnungstherapie 407 2.28.5 Sauna 314 2.42 Orthomolekulare 2.28.6 Dauerbrause 316 Medizin 417 2.28.7 Thermotherapie: Entwicklung 2.43 Osteopathie 427 und Wirkungsweise 318 2.44 Phototherapie 436 2.28.8 Thermotherapie: 2.44.1 Grundlagen der Diagnostik und Therapie 321 Phototherapie 436 2.29 Hypnosetherapie 324 2.44.2 Spezielle Formen der 2.30 Inhalationstherapie 325 Phototherapie 440 2.31 Iris-Diagnostik 329 2.45 Physikalische Therapie 444 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde 31 2.46 Phytotherapie 444 2.50 Reflexzonenarbeit 2.46.1 Entwicklung und am Fuß 481 Wirkungsweise 444 2.51 Regulationsthermographie 2.46.2 Relevante (RTG) und Infrarot- 2 Wirkstoffgruppen 447 Thermographie Regulations Imaging (IRI) 488 2.46.3 Diagnostik und Therapie 452 2.52 Sauerstoff-Ozon- 2.46.4 Phytopharmaka und Therapien 496 arzneimittelrechtliche Grundlagen 456 2.52.1 Grundlagen der Sauerstoff- Ozon-Therapien 496 2.46.5 Sonderformen der Phyto- therapie: parenterale 2.52.2 Sauerstofftherapien 498 Therapie mit 2.52.3 Ozontherapien 501 Mistelextrakten 465 2.52.4 Ozon-Eigenblut-Therapien 507 2.47 Progressive Muskelrelaxation 2.53 Spagyrik 511 nach Jacobson (PMR) 471 2.54 Spenglersan-Therapie 512 2.48 Proliferationstherapie 474 2.49 Funktionelle Proteomik nach C.E.I.A.
Absatz: 477 32 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde 2.1 Akupunktur Ursula Völkel Die Akupunktur (akus = Nadel; pungere = stechen) ist eine aus der Traditionellen 2 Chinesischen Medizin (TCM) stammende Therapiemethode, bei der an anato- misch lokalisierten Strukturen (Foramina) an Körperoberfläche, Knochen, Gelen- ken und Muskeln Akupunkturnadeln unterschiedlich tief eingestochen werden. Durch die Reizung sensibler Rezeptoren werden Blockierungen innerhalb des Or- ganismus bzw. des Meridiansystems gelöst bzw. einzelne Organsysteme angeregt oder beruhigt. Die Akupunktur wird weder in China noch in Europa als Monothe- rapie eingesetzt, sondern ist Bestandteil weiterer Therapiemaßnahmen der TCM, die die Moxatherapie (Wärmetherapie), Kräuterheilkunde, Massagen, Diäten, und Konzentrations- und Bewegungsübungen einschließen. 2.1.1 Entwicklung und Wirkungsweise Entwicklung Die Akupunktur ist über 4000 Jahre alt: Alte Grabmale, in denen Knochensplitter und Keramikgebilde gefunden wurden, legen nahe, dass eine Primitivform der Rei- zung schon in frühen Zeiten üblich war. Grabfunde speziell aus der Zeit der Han- Dynastie (200 v. Chr.) haben die Verwendung von Nadeln aus Gold und Silber be- legt, die zur Schmerzlinderung und zum Drainieren von Abszessen eingesetzt wur- den. Die Beobachtung, dass die stimulierten Punkte, die einen regulativen Effekt auf Organsysteme hatten, auf einer Linie lagen, führte zur Entdeckung der Meridia- ne.
Absatz: Durch konfuzianisches und später auch buddhistisches Gedankengut wurde das Konzept des Qi in die chinesische Medizin integriert, im Laufe der Jh. die verschiedenen Fachgebiete weiterentwickelt. Durch den Kontakt mit dem Wes- ten und in der Erkenntnis, dass infektiologische und chirurgische Kenntnisse in der TCM unterrepräsentiert waren, richtete sich die Republik China (1912 1949) in der Medizin überwiegend westlich aus, zeitweise waren Akupunktur und Kräuterheilkunde sogar verboten. Seit 1949 wird die TCM gefördert; inzwischen gibt es drei nebeneinander existierende Medizinsysteme: die westliche Medizin, die TCM und die sog. integrierte Medizin, die beide Systeme miteinander verbin- det. Die Entwicklung der Akupunktur in Deutschland ist untrennbar mit den Namen Heribert Schmidt, Gerhard Bachmann und Erich Stiefvater verbunden, die 1951 die Gesellschaft für Akupunktur (später Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur [DÄGfA]) gründeten. Mit der Öffnung Chinas für den Westen Anfang der 1970er- Jahre begann sich das öffentliche Interesse an der TCM zu entwickeln, mit dem Austausch chinesischer Ärzte wurde ein weiterer Grundstein gelegt, die TCM zu etablieren. Stellenwert Nachdem die Akupunktur lange Zeit eine Randexistenz abseits von Hochschule, Kassenpraxis und Medieninteresse geführt hat, ist sie in den letzten beiden letzten Jahrzehnten immer mehr in das Interesse der Pat. und der klinischen Forschung gerückt.
Absatz: Die Akzeptanz der Akupunktur als Ergänzung zur konventionellen Medi- 2.1 Akupunktur 33 zin ist sprunghaft angestiegen, es gibt kaum eine universitäre Schmerzambulanz, in der nicht auch Akupunktur angeboten wird. Die Akupunktur ist heutzutage ein unverzichtbares Therapiesystem für alle chronisch schmerzhaften, psychosomati- schen Erkrankungen und funktionellen Störungen. Ist ein Organ allerdings irrever- 2 sibel geschädigt, können die Begleiterscheinungen, wie z. B. Schmerzen, Durchblu- tung und Lebensfreude, positiv beeinflusst und somit die Lebensqualität für einen Pat. erheblich gebessert werden. Wirkungsweise Die Akupunktur beruht darauf, dass durch spezifische Reize an definierten Orten der Körperoberfläche die Eigenregulation des Körpers und seine neuronale, vegeta- tive und endokrine Steuerung gezielt beeinflusst werden können. Sie wirkt über drei wesentliche Angriffspunkte, über spinale Mechanismen, auf der Mittelhirnebene und über die Hypothalamus-Hypophysen-Achse. Folgende Wirkebenen und Wirkungen konnten nachgewiesen werden: nerval-reflektorisch: analgetische Wirkung humoral-endokrin: die Endorphin-, Serotonin- und Kortisonproduktion werden beeinflusst vasoaktiv: Aktivierung des vasoaktiven Polypeptids (VIP), Einfluss auf die Blut- zirkulation muskelbeeinflussend: Beeinflussung der Muskelketten durch muskuloaktive Substanzen immunologisch aktivierend Studien In den letzten Jahrzehnten erstellte wissenschaftliche Studien formulieren v. a. die Wirksamkeit der Akupunktur in der Behandlung chron. Schmerzen. Für zahl- reiche Indikationen muss der Wirksamkeitsnachweis jedoch noch erbracht wer- den.
Absatz: Die German Acupuncture Trials (GERAC), eine bundesweit bei 12.600 niederge- lassenen Ärzten durchgeführte Beobachtungsstudie fand heraus, dass Akupunk- tur bei chron. Kopfschmerzen und chron. Knie- und Rückenschmerzen sehr gut wirkt. Erstaunlich und überraschend war der geringe Unterschied zwischen einer Verum- und Shamakupunktur (Sham = falsche Punkte, sehr geringe Stichtiefe, keine Nadelstimulation). Inwiefern dieses Problem die Zukunft der Akupunktur möglicherweise grundlegend verändern wird, wird die zukünftige Entwicklung zeigen. 2.1.2 Konzepte der Akupunktur und TCM Die TCM basiert auf einem naturphilosophischen Konzept, demzufolge alle Le- bensprozesse durch das Wirken universaler Prinzipien zustande kommen und die Welt in all ihren Erscheinungsformen einem ständigen Fluss und Wandel unterlegen ist. Im Wesentlichen stützt sie sich auf drei Arbeitshypothesen, die die materiellen und immateriellen Aspekte formulieren: Lehre von Yin und Yang Lehre von den fünf Grundsubstanzen des Lebens System der fünf Elemente oder fünf Wandlungsphasen SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 34 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt Yin und Yang Die ursprüngliche Bedeutung von Yin ist Schattenseite, von Yang Sonnenseite eines Berges.
Absatz: Yin und 2 Yang sind ein Begriffspaar, das Ge- gensätze repräsentiert, die sich ei- nerseits ausschließen, andererseits auch bedingen, ja sogar hervor- bringen: Das Symbol von Yin und Yang bringt diese Dynamik zum Ausdruck: Ein Kreis wird durch ei- ne Sinuskurve in eine helle und eine dunkle Hälfte geteilt, gegensinnige Punkte in den beiden Feldern drü- cken aus, dass in jedem Yin der Be- ginn des Yang enthalten ist und Abb. 2.1-1 Yin und Yang sind komplementäre Kräfte, umgekehrt ( Abb. 2.1-1). die im dynamischen Wechselspiel miteinander ste- hen. [L190] Merke Yin verkörpert die Prinzipien Weiblichkeit, Innen, Passivität, Erde, Kälte, Mond, Körper, Unterfunktion, Substanz. Yin symbolisiert Morphologie, Masse, Hypo- , Parasympathikus, Beugeseite einer Extremität, innere und untere Körperregio- nen. Yang verkörpert die Prinzipien Männlichkeit, Nach-Außen-Gehen, Aktivität, Him- mel, Wärme, Sonne, Geist, Überfunktion, Funktion. Yang repräsentiert Funktion, Aktivität, Hyper- , Sympathikus, Streckseite einer Extremität, äußere und obere Körperregionen. Yin und Yang sollten sich im Körper immer im Gleichgewicht befinden. Ungleich- gewichte werden beseitigt, indem Überschüssiges abgeleitet oder Fehlendes gestärkt wird. Grundsubstanzen Die Grundsubstanzen stellen die materielle Basis für die Funktionen im menschli- chen Körper dar: die allumfassende Lebenskraft Qi, Blut-Xue, die Essenz Jing, die Körperflüssigkeiten Jinye, der Geist Shen.
Absatz: Qi-Lebensenergie: bedeutet Energie, Funktion, Triebfeder oder Lebenskraft; das bewegende Agens, das aus toter lebende Materie macht. Es gibt verschiedene Arten von Qi: Quellen-Qi: ererbte Konstitution Reines Qi: Atemluft Abwehr-Qi: Abwehrkraft Essenzielles Qi: verwertbare Stoffe aus der Nahrung Organ-Qi: Basis der Funktion der inneren Organe Wahres Qi: Summe aller biochemischen und bioelektrischen Vorgänge im Körper, Lebenskraft Xue-Blut: Qi wird als bewegendes Agens verstanden, während Blut ein nähren- des Agens ist. Blut nährt Qi und Qi bewegt Blut. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Funktionen in der TCM sind Befeuchtung und Ernährung von Haut, Muskeln, Sehnen, Knochen und inneren Organen. 2.1 Akupunktur 35 Jing-Essenz: eine Substanz, die allem organischen Leben zugrunde liegt. Jing ist die materielle Substanz, aus der Qi-Energie produziert wird. Unterschieden wird das vorgeburtliche Jing (Summe der Erbanlagen) und das nachgeburtliche Jing (wird dem Körper als Essenz aus der Nahrung zugeführt). 2 Jinye-Körperflüssigkeit: Sammelbegriff für Speichel, Verdauungssäfte, Gelenk- flüssigkeit, Tränen, Nasensekret, Schweiß, Harn, Gewebsflüssigkeit, Blutserum bzw. Plasma Shen-Geist: immaterielle Basis des Geistes, der nur dem Menschen eigen ist. Er entspricht nach westlicher Vorstellung dem Bewusstsein Fünf-Elementen-Lehre Dieses auch als fünf Wandlungsphasen bezeichnete Entsprechungssystem diente der Vereinheitlichung des antiken, naturphilosophischen orientierten Weltbilds.
Absatz: Alle natürlichen Faktoren, biologischen Phänomene und Körperfunktionen, wie z. B. Klimafaktoren, Organe oder Geschmacksrichtungen, wurden den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet und ihre Beziehungen zueinander definiert. Die wichtigsten Beziehungen werden als Mutter-Sohn-Regel bezeichnet: Zyklus des Entstehens entspricht der Mutter-Sohn-Beziehung (Hervorbringung, Tonisierung, Aufbau) Zyklus der Konsumation entspricht der Sohn-Mutter-Beziehung (Konsumation, Sedierung, Abbau) In diesem komplexen Entsprechungssystem (s. Kasten) werden den fünf Elementen jeweils bestimmte Funktionen, Begriffe sowie Meridianpaare zugeordnet ( Tab. 2.1-1). Merke Element: Zentrale Vorstellung, derzufolge alle Entsprechungen in gleicher Bezie- hung zueinander stehen wie die Elemente. Parenchymatöse Organe sind Yin zugeordnet, Hohlorgane dem Yang. Je ein Yin- und ein Yang-Organ bilden eine untrennbare Einheit, die auf die zugehörigen Me- ridiane übertragen wird. Innere Faktoren (Emotionen) und äußere Faktoren (Umwelteinflüsse): potenzielle Pathogene v. a. für das ihnen zugeordnete Organ; werden auch zur Beschreibung von Symptomen verwendet. Ob der Mensch krank wird, hängt davon ab, ob der pathogene Einfluss oder seine Abwehrkraft (die TCM spricht von Abwehr-Qi) stär- ker ist. Jahreszeit: jahreszeitliche Anpassung von Therapiekonzepten, Stichtiefe, Medi- kamenten, Nahrungsmitteln. Beispiel: Im Winter soll man eher tief, im Sommer eher oberflächlich stechen. Tageszeit: Krankheiten der einzelnen Organe zeigen sich zu den entsprechenden Zeiten ( Tab. 2.1-1).
Absatz: Neben dem normalen System mit dem Gebrauch von ca. 361 Meridianpunkten gibt es mehrere Systeme, die den Faktor Zeit minutiös be- rücksichtigen. Aroma: Hinweis auf den Geschmack der wirksamen Arznei und Hinweis auf ge- störtes Organ. Beispiel: Besondere Lust auf eine bestimmte Geschmacksrichtung lässt auf Störung des Organs im gleichen Funktionskreis schließen; Heißhunger auf Süßigkeiten weist auf Störung von Magen und Milz/Pankreas hin; Lust auf Saures auf Leberirritation (Katerfrühstück mit saurem Hering). 36 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Tab. 2.1-1 Das System der fünf Elemente oder die Lehre von den Entsprechungen. Die Meri- dianpaare sind Yin und Yang zugeordnet, die den Meridianen zugeordneten inneren Organe haben entsprechend Zang-(Yin) bzw. Fu (Yang)-Funktionen.
Absatz: 2 Meridianpaar He Dü Ni Bl Le Gb Lu Di Mi Ma (Yin Yang) Mikrokosmos, Innenleben Funktion Zang: Ge- Zang: Zang: Zang: At- Zang: Auf- (Zang Fu) fäßsystem, Aus- Stoff- mung, nahme Kreislauf, schei- wechsel Trennung und Auf- Stoff-trans- dung Fu: Sam- von gu- bereitung port Fu: Sam- meln des ter und von Ener- Fu: Sam- meln der Leberse- schlech- gie/Nähr- meln der Niere krets (Gal- ter Luft stoffen aufbereite- le) Fu: Tren- Fu: Sam- ten Nah- nung von meln der rung zum Verwert- Nahrung Weiter- barem transport und nicht durch Kreis- Verwert- lauf (Herz) barem Zugeordnetes Subcutis Knochen Sehnen, Haut, Haar Bindegewe- Organsystem Muskeln als be, Muskeln ( Schichten ) Bewegung als Masse Wandlungs- Wachsen Bewahren Entstehen Aufnehmen Umwandeln phasen Öffner Zunge Ohr Auge Nase Mund Innere Fakto- Freude, Hek- Angst Zorn Trauer Sorge ren (Modali- tik täten) Makrokosmos, Umwelt Element Feuer Wasser Holz Metall Erde Äußere Fak- Hitze Kälte Wind Trockenheit Feuchtigkeit toren Jahreszeit Frühsommer Winter Frühling Herbst Spätsommer Tageszeit 11 13 und 15 17 und 23 01 und 03 05 und 07 09 und 13 15 17 19 01 03 05 07 09 11 Himmelsrich- Süden Norden Osten Westen Mitte tung Farbe rot schwarz blaugrün weiß gelb Aroma bitter salzig sauer herb süß Beziehungen zwischen den Meridianen Funktionskreise sind in der TCM nach der Zang-Fu-Lehre jeweils zwei Organe mit ihren zugehörigen Meridianen, von denen einer ein Parenchymorgan repräsentiert, der andere ein Hohlorgan.
Absatz: Diesen Meridianen sind gemeinsame Beziehungen zu inneren und äußeren Faktoren zugeordnet, wie z. B. bioklimatische und psychische Faktoren ( Tab. 2.1-1). 2.1 Akupunktur 37 Die Zang-Fu-Lehre beschreibt im Wesentlichen eine Landschaft oder ein Muster von funktionellen Zusammenhängen, die eine Integration von Körperfunktionen, Geweben, Sinnesorganen, Umwelteinflüssen, Emotionen und psychischen Aktivitä- ten ermöglicht. Erkrankungen und Störungen werden damit zu einem Disharmo- 2 niemuster und als Syndromlandschaften eingeordnet und in Beziehung gesetzt. Die genaue Beobachtung der Körperoberfläche, Zunge, Sekretionen, Pulse etc. ermög- licht Rückschlüsse auf den Zustand der inneren Organe und ihrer jeweiligen Bezie- hungen zueinander. Es besteht folgende Hierarchie der Hierarchie innerhalb der Zang-Fu-Organe: Speicher-Zang-Organe: Die fünf Speicherorgane Herz, Leber, Nieren, Milz, Lunge. sind verantwortlich für die Bildung, Umwandlung, Speicherung, Freiset- zung und Regulation der reinen Substanzen wie Qi, Blut-Xue, Essenz-Jing, der Körperflüssigkeiten Jin-Ye und des Shen. Sie repräsentieren den Yin-Aspekt des Körpers. Jedem Zang-Organ kann nach der Zang-Fu-Theorie ein bestimmter Charakter, bestimmte Funktionen, ein Körpergewebe sowie ein Öffner (meist ein Sinnesor- gan), nach der 5-Elementen-Lehre auch ein Sekretionsmedium, eine Emotion so- wie ein Klimafaktor zugeordnet werden. Jedes Zang-Organ ist mit einem Fu- Organ gekoppelt.
Absatz: Hohl-Fu-Organe: Die sechs Hohlorgane Dünndarm, Dickdarm, Harnblase, Magen, Gallenblase, Drei Erwärmer sind hohl und verantwortlich für die Auf- nahme und Speicherung von Nahrung und Flüssigkeiten, für die Weiterleitung und Absorption der Umwandlungsprodukte sowie für die Ausscheidung der Abfallprodukte und gehören in Relation zu den Zang-Organen eher zum Yang- Aspekt des Körpers. Außerordentliche Fu-Organe: Uterus, Gehirn, Knochen, Marksubstanz, Blutge- fäße und Gallenblase sind einerseits hohl (Yang), können aber andererseits Es- senzen speichern (Yin). Die Hierarchie innerhalb der Zang-Fu-Organe entspricht der Hierarchie des altchi- nesischen Feudalsystems. Meridiane Das Wort Meridian ein von europäischen Schiffsärzten geprägtes Wort für den chinesischen Terminus technicus Jing Luo bedeutet das im Inneren des menschlichen Körpers befindliche Blutgefäßsystem . Ein anatomisches Substrat der Meridiane ist nicht gesichert. Heute werden die Meridiane als ein System von Orientierungslinien für Akupunkturpunkte mit ähnlicher Indikation aufgefasst. Nach der Vorstellung der TCM entsprechen die Meridiane Kanälen, in denen Qi (Energie, Funktion) und Xue (sprich: hsüe; Blut) in einem 24-Stunden-Rhythmus fließen. Die Nummerierung der auf den Meridianen liegenden Akupunkturpunkte folgt der Flussrichtung des Qi. Eine Störung des Flusses führt zu Krankheitssymp- tomen. Auf den Meridianen liegen insgesamt 361 Akupunkturpunkte, die als Projektions- zonen bzw. Reflexgebiete innerer Strukturen angesehen werden.
Absatz: Akupunkturpunk- te können eine lokale (z. B. Knie), regionale (z. B. Bein) und/oder übergeordnete Indikation (z. B. Stoffwechsel; Nervosität; entfernt liegende Organe) haben. In Tab. 2.1-8 sind diese Eigenschaften deshalb getrennt aufgeführt. 38 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Merke Es gibt zwölf Hauptmeridiane, die spiegelbildlich in Längslinien auf dem Körper verlaufen und acht Sondermeridiane, auch außergewöhnliche, Extra- oder Wun- dermeridiane genannt ( Tab. 2.1-4, Tab. 2.1-6) sowie zwölf tendinomuskuläre 2 Meridiane. Die sog. Yin-Meridiane, die parenchymatösen Organen zugeordnet sind, verlau- fen auf den Extremitäten innen ( Abb. 2.1-8, Abb. 2.1-9), Yang-Meridiane der Hohlorgane außen ( Abb. 2.1-10, Abb. 2.1-11). Als gekoppelte Meridiane werden Yin-Yang-Partnerschaften bezeichnet ( Tab. 2.1-2): Demnach sind jeweils der Yin- und Yang-Meridian der Hand oder der Yin- und Yang-Meridian des Fußes innerlich-äußerlich gekoppelte Meridiane. Die Meridianpartnerschaft nach der Oben/Unten Regel umfasst die korrespon- dierenden Meridiane ( Tab. 2.1-3). Gemeint sind Meridiane, die an den Extremi- täten an anatomisch korrespondierender Stelle verlaufen, z. B. verläuft der Herz- Meridian am Arm an der Innenseite, der korrespondierende da an der Innensei- te des Beins verlaufende Meridian ist der Nieren-Meridian. Tab. 2.1-2 Gekoppelte Meridiane.
Absatz: Yin-Meridian Umlauf der Meridiane Yang-Meridian Herz-Meridian He Dü Dünndarm-Meridian Nieren-Meridian Ni Bl Blasen-Meridian Perikard (Kreislauf- Pe 3E Dreifacher-Erwärmer-Meridi- Sexualität-Meridian) an Leber-Meridian Le Gb Gallenblasen-Meridian Lungen-Meridian Lu Di Dickdarm-Meridian Milz-Meridian Mi Ma Magen-Meridian Tab. 2.1-3 Korrespondierende Meridiane. Yin-Meridian Umlauf der Meridiane Yang-Meridian Herz-Meridian He Dü Dünndarm-Meridian Nieren-Meridian Blasen-Meridian Ni Bl Perikard (Kreislauf-Sexuali- Pe 3E Dreifacher-Erwärmer-Meridi- tät-Meridian) an Leber-Meridian Gallenblasen-Meridian Le Gb Lungen-Meridian Lu Di Dickdarm-Meridian Milz-Meridian Magen-Meridian Mi Ma Mutter-Sohn-Regel Die Mutter-Sohn-Regel (s. fünf Elemente ) besagt, dass ein Meridianpaar im Kreislauf der Elemente Energie an das nachgeschaltete Meridianpaar von der Mutter an das Kind weitergibt. Meridiane werden durch diese Entsprechung in 2.1 Akupunktur 39 der Richtung He/Dü Mi/Ma Lu/Di Ni/Bl Le/Gb He/Dü usw. ge- stärkt , in der umgekehrten Richtung geschwächt . Die Mutter-Sohn-Regel bietet die Möglichkeit, einen zu behandelnden Meridian auch durch Behandlung der Mutter zu stärken (tonisieren) und über den Sohn zu schwächen (sedieren). 2 Tab. 2.1-4 Die zwölf Haupt- und zwei zusätzlichen Meridiane.
Absatz: Deutscher Name Abkürzung Englische Englischer Chinesischer Abkürzung Name Meridianname Herz He He heart Hand-Shaoyin Dünndarm Dü SI small intestine Hand-Taiyang Blase Bl B bladder Fuß-Taiyang Niere Ni K kidney Fuß-Shaoyin Perikard (Kreislauf- Pe P pericardium Hand-Jueyin Sexualität) Dreifacher Erwärmer 3E TE triple energizer Hand-Shaoyang Gallenblase Gb G gallbladder Fuß-Shaoyang Leber Le Liv liver Fuß-Jueyin Lunge Lu L Lung Hand-Taiyin Dickdarm Di LI large Intestine Hand-Yangming Magen Ma S stomach Fuß-Yangming Milz-Pankreas Mi Sp spleen Fuß-Taiyin Lenkergefäß Du GV governor vessel Du Mai Konzeptionsgefäß Ren CV conception ves- Ren Mai sel Spezifische Akupunkturpunkte Quellpunkt: 3. oder 4. Punkt, von der Peripherie aus gezählt. Ausgleichende Wirkung auf das Meridiansystem. Verstärkung der Wirkung von anderen Punk- ten. Energieableitende Verbindung zum Luo-(Durchgangs-)Punkt des gekop- pelten Meridians ( Tab. 2.1-5). Luo-(Durchgangs-)Punkte: liegen proximal der Quellpunkte. Ausgleichende Wirkung. Bei Störung in einem Meridian Quellpunkt des betroffenen Meridians und Luo-Punkt des gekoppelten Meridians anstechen ( Tab. 2.1-5). Alarmpunkte: liegen ventral auf dem Rumpf. Werden bei Störungen von inne- ren Organen oft zusammen mit dem jeweilig zugehörigen Zustimmungspunkt sowie bei chron. Erkrankungen verwendet ( Tab. 2.1-5). Zustimmungspunkte: liegen auf dem inneren Ast des Blasen-Meridians zwischen Schulter und Steißbein. Werden v. a. bei chron.
Absatz: Erkrankungen des zugehörigen Or- gans eingesetzt. Entsprechen durch ihren segmentalen Bezug teilweise den Head- Zonen und sind bei Druckschmerz auch diagnostisch zu verwenden ( Tab. 2.1-5). Kardinalpunkte: schalten, wenn sie zu Beginn oder zu Ende einer Sitzung gesto- chen werden, die Sondermeridiane ein ( Tab. 2.1-6). Antike Punkte : stammen aus der Zeit vor Verwendung des Meridiansystems. Ihnen liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Energie von den Akren über diese 40 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Tab. 2.1-5 Spezifische Akupunkturpunkte.
Absatz: Meri- He Dü Bl Ni Pe 3E Gb Le Lu Di Ma Mi dian 2 Alarm- Ren 14 Ren 4 Ren 3 Gb 25 Du 1, Ren 5, Gb 23, Le 14 Lu 1 Ma 25 Ren 12 Le 13 punkt Ni 1 Ren 7, Gb 24 Ren 12, Ren 17 Zustim- Bl 15 Bl 27 Bl 28 Bl 23 Bl 14 Bl 22 Bl 19 Bl 18 Bl 13 Bl 25 Bl 21 Bl 20 mungs- punkt Quell- He 7 Dü 4 Bl 64 Ni 3 Pe 7 3E 4 Gb 40 Le 3 Lu 9 Di 4 Ma 42 Mi 3 punkt Luo- He 5 Dü 7 Bl 58 Ni 4 Pe 6 3E 5 Gb 37 Le 5 Lu 7 Di 6 Ma 40 Mi 4 (Durch- gangs-) punkt Tonisie- He 5 Dü 3 Bl 67 Ni 7 Pe 9 3E 3 Gb 43 Le 8 Lu 9 Di 11 Ma 41 Mi 2 rungs- punkt Seda- He 7 Dü 8 Bl 65 Ni 1, 2 Pe 7 3E 10 Gb 38 Le 2 Lu 5 Di 2, Ma 45 Mi 5 tiv- 3 punkt Ho- He 3 Dü 8, Bl 54 Ni 10 Pe 3 3E 10 Gb 34 Le 8 Lu 5 Di 11, Ma 36 Mi 9 Punkt Ma 39 Ma 37 Kardi- Dü 3 Bl 62 Ni 6 Pe 6 3E 5 Gb 41 Lu 7 Mi 4 nal- punkt Punkte nach proximal fließt und dort beeinflusst werden kann.
Absatz: Heute werden hauptsächlich noch die He-(Ho-)Punkte verwendet ( Tab. 2.1-5): Jing-Punkt Brunnen , peripherster Punkt eines Meridians Ying-Punkt Quelle , zweiter Punkt in proximaler Richtung Shu-Punkt Strom , dritter Punkt in proximaler Richtung Jing-Punkt Fluss , zwischen drittem Punkt und Ellbogen/Knie He- oder Ho-Punkt Meer , um Ellbogen/Knie. Werden v. a. bei dermato- logischen, allergischen, psychischen und inneren Erkrankungen verwendet. Tonisierungspunkte: sollen tonisierend wirken. Sedativpunkte: sollen sedierend wirken. Reunionspunkte: Zonen, in denen die Meridiane topografisch sehr eng aneinan- der vorbeiziehen, sich berühren oder überschneiden. Acht Einflussreiche (Influential Points) Punkte: beeinflussen das ganze Organsys- teme. Sie werden auch chinesische Meisterpunkte genannt. Le 13 für Vollorgane (Zang) Ren 12 für Hohlorgane (Fu) Ren 17 für Atmungsorgane Bl 17 für Blut Gb 34 für Muskeln und Sehnen 2.1 Akupunktur 41 Lu 9 für Blutgefäße Bl 11 für Knochen Gb 39 für (Rücken-)Mark Meisterpunkte (europäische): sind v. a. wirksam bei bestimmten Erkrankungen 2 von Systemen, Organen oder bei organübergreifenden Syndromen. Nicht allge- mein verbreitet. Tab. 2.1-6 Sondermeridiane. Name Kardinal- Zugeordnete Indikationen des Meridians (Einschalt-) Punkt Du Mai (LG) Dü 3 Steifigkeit und Schmerzen im Verlauf der WS, Kopf- schmerz, Fieber Ren Mai (KG) Lu 7 Urogenitaltrakt (z. B.
Absatz: Fluor), Respirationstrakt, Schmerzen in Epigastrium und Unterbauch Chong Mai Mi 4 Gastrointestinaltrakt, gynäkologische Erkrankungen Dai Mai (Gürtel- Gb 41 Bauchschmerzen Völlegefühl, Kreuzschmerzen gefäß) Yangqiao Mai Bl 62 Schlaflosigkeit, Paresen der unteren Extremität Yinquiao Mai Ni 6 Schlafsucht, Paresen der unteren Extremität Yangwei Mai 3E 5 Fieber, Frösteln (externe Pathogene) Yinwei Mai Pe 6 Herzschmerz, Oberbauchschmerz 2.1.3 Diagnostik und Therapie Die chinesische Diagnostik führt zu einer differenzierten chinesischen Therapie, die Punkteauswahl, Stich- und Reiztechnik, Variation der Punkte bei verschiedenen Sitzungen beeinflusst. Sie stützt sich auf: konstitutionelle Faktoren: z. B. Yin-Yang-Typus; Erbenergie, Geistesenergie, Nahrungsenergie, Abwehrenergie Anamnese nach Gesichtspunkten der TCM: z. B. bioklimatische pathogene Fak- toren, Yin-Yang-Symptomatik, Meridiansyndrome Pulsdiagnostik: durch Tasten der A. radialis werden auf beiden Handgelenken sechs Taststellen in drei verschiedenen Tiefen nach Quantität und Qualität des Pulses unterschieden Zungendiagnostik: Die Zunge, die nach dem holografischen Prinzip alle Organe widerspiegelt, ist mit allen Meridianen innerlich verbunden. Sie wird aufgrund der Beschaffenheit des Zungenkörpers und des Zungenbelags beurteilt. Richtlinien für die Punktewahl Bei akuten Erkrankungen eher Fernpunkte (z. B. nach der Oben/Unten-Regel, Punkte in den Reflexzonen, am Ohr), bei chron. Erkrankungen lokale Punkte wählen. Wenige Nadeln verwenden: Einsatz von indizierten Reunions-, Kreuzungs-, Ho-, Quell- und Kardinalpunkten ( Tab. 2.1-5).
Absatz: Bei Yin-Symptomatik (Leere, Hypofunktion) tonisierend, bei Yang-Symptoma- tik (Fülle, Hyperfunktion) sedierend behandeln. 42 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Behandlungsvorschläge einsehen ( 3.1 bis 3.19.9), die sich als Programme bewährt haben. Evtl. Modifizierung der Punktevorschläge nach den TCM-Re- geln ( 2.1.2). Wichtige Punkte des betroffenen Meridians und seiner Partner nach folgenden Regeln auswählen: 2 Rechts-Links-Regel (auf kontralateralem Meridian gleiche Punkte mitbehandeln) Oben-Unten-Regel (auf anatomisch korrespondierender Stelle von Armen und Beinen mitbehandeln) Oppositionsregel (Punkte am entgegengesetzten Ende des Meridians mitbe- handeln) Innen-Außen-Regel (auch Yin-Yang-Regel, System der gekoppelten Meridia- ne: Zu einem Yin-Meridian den gekoppelten Yang-Meridian mitbehandeln und umgekehrt Tab. 2.1-2). Behandlungsdauer und Behandlungsintervalle Der Pat. wird am besten liegend behandelt, v. a. bei der ersten Sitzung. Damit beugt man einem Kollaps vor und erzielt eine wirkungsvolle Entspannung. Werden gleichzeitig Punkte auf dem Rücken gestochen, sollte dies zu Beginn der Behand- lung erfolgen oder die ventral anzubringenden Nadeln so schräg s. c. eingestochen werden, dass man den Pat. vorsichtig auf den Rücken drehen kann. Praxistipp Sorgen Sie für eine angenehme Umgebungstemperatur. In Europa verwendet man meistens dünne Einmal-Stahlnadeln oder sterilisierte Mehrfachnadeln. Behandlungsdauer: i. d. R. 20 30 Min., in dieser Zeit können Nadeln 2 3 stimu liert werden Behandlungsabstand: i.
Absatz: d. R. 1 Wo., bei akuten Läsionen häufiger, bis zu 1 tgl. akupunktieren Behandlungsserie: umfasst je nach Erkrankungsbild 10 15 Sitzungen Wiederholung der Akupunkturserie: bei Bedarf üblicherweise nach 1 Jahr, bei chronisch-rezidivierenden Erkrankungen schon nach 3 6 Mon. Stimulationstechniken Nach einem eher spitzen Einstichschmerz entsteht über vielen Punkten das De Qi- Gefühl oder PSC (propagated sensation along the channel), die Empfindung, dass etwas angekommen ist ein dumpfes, evtl. warmes, drückendes und parästhesie- rendes Gefühl am Punkt oder im Meridianverlauf. Es gibt verschiedene Reiztechniken ( Tab. 2.1-7, Abb. 2.1-2): sedierende Technik: kräftiger Reiz, langsames Senken und schnelles Heben der Nadel ( etwas herausziehen ); sedierende Wirkung auch über den Sedativpunkt des Meridians ( Tab. 2.1-5) und über den seinem Sohn entsprechenden Me- ridian (s. Mutter-Sohn-Regel ) tonisierende Technik: sanfter Reiz, schnelles Senken und langsames Heben der Nadel ( etwas zuführen ); tonisierende Wirkung auch über den Tonisierungs- punkt des Meridians und über den seiner Mutter entsprechenden Meridian (s. Mutter-Sohn-Regel ) SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 2.1 Akupunktur 43 SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt 2 Klopftechnik Streichtechnik Heben und Senken Rotieren der Nadel der Nadel Abb. 2.1-2 Stimulationstechniken. [L190] 44 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Tab. 2.1-7 Sedierende und tonisierende Stimulationstechniken.
Absatz: Stimulationstechni- Tonisierend Sedierend Neutral ken 2 Indikation schwacher Pat., kräftiger Pat., akute chron. Erkrankungen Erkrankungen Reiz schwach stark mittel Deqi schwach auslösen stark auslösen mittelstark auslösen Manipulation kurz lang Einführen der Nadel schnell langsam mittelschnell Zurückziehen der langsam schnell mittel Nadel Stimulation etwas in den Körper etwas aus dem Körper gleich intensiv he- hineinstopfen herausziehen ben und senken Verweildauer der 15 20 Min. 5 15 Min. 20 30 Min. Nadel Einstichstelle nach verschließen mit nicht verschließen Entfernen der Na- Tupfer und kurzer del Mikromassage Sonstige Methoden Moxa (Laser) (Elektrostimulation) Stichtechniken Mit der linken Hand wird der Akupunkturpunkt erfühlt und die Haut ggf. ge- strafft. Die rechte Hand führt die Nadel schnell durch die Haut und schiebt sie dann in drehenden Bewegungen bis zur jeweils angegebenen Tiefe vor bzw. bis das De Qi-Gefühl auftritt. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Einstichtechniken ( Abb. 2.1-3). Die Stichrichtung ist bei jedem Akupunkturpunkt genau festgelegt. Mögliche Stichrichtungen Abb. 2.1-4. Kombination mit anderen Therapieverfahren In China ist die Akupunktur immer Bestandteil eines umfassenden TCM-Behand- lungskonzepts, das diätetische und phytotherapeutische Maßnahmen sowie manu- elle Verfahren (Tuina, Massage) und Bewegungsübungen (Qi-Gong, Tai-Qi) um- fasst.
Absatz: In unserem Medizinsystem hat sich die Kombination sowohl mit schulmedizi- nischen Methoden als auch mit anderen naturheilkundlichen Verfahren bewährt. Als nebenwirkungsfreie Therapie wird sie z. B. mit den ausleitenden Verfahren ( 2.6), der Neuraltherapie ( 2.39) sowie mit feinstofflichen Therapieverfahren (z. B. Farbakupunktur, Punktur mit Edelsteinen) kombiniert. Eine Kombination mit der Homöopathie (Homöosinatrie) ist im Rahmen der Injektionsakupunktur (Inj. von homöopathischen Arzneien in Akupunkturpunkte) möglich. SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 2.1 Akupunktur 45 SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt 2 sterile Watte Hautzwickenmethode Lange Nadel Dehnungsmethode Fingernageldrückenmethode Punktionsmethode Fingerdrückenmethode Abb. 2.1-3 Punktionsmethoden. [L190] SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 46 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt 90 2 30-60 senkrecht (90 ) 20 schräg (30-60 ) flach/horizontal (< 20 ) Abb. 2.1-4 Einstichwinkel. [L190] Indikationen Körperakupunktur Eine inoffizielle Indikationsliste der WHO, die im Wesentlichen auf Indikationen der Akupunktur-Pionierzeiten beruht und von führenden Akupunkturgesellschaf- ten 1997 überarbeitet wurde, nennt folgende Indikationen: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats: z. B. myofasziales Schmerz- syndrom, radikuläre und pseudoradikuläre Syndrome, Zervikalsyndrom, Schul- ter-Arm-Syndrom, Periarthritis humeroscapularis, Frozen shoulder, Karpaltun- nelsyndrom, Tendinopathie, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, M. Su- deck, Arthrose, Arthritis neurologische Erkrankungen: z. B. Migräne, Kopfschmerz, Trigeminusneuralgie, Interkostalneuralgie, Zosterneuralgie, Polyneuropathie, Lähmungen, Hemipare- se, Fazialisparese, Entwicklungsstörungen im Kindesalter, vegetative Dysfunktion psychische und psychosomatische Störungen: z. B.
Absatz: Depression, depressive Ver- stimmung, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, Unruhezustände, Bulimie, Adipositas Herz-Kreislauferkrankungen: z. B. funktionelle Herzerkrankungen, Hyper- und Hypotonie, Durchblutungsstörungen, Herzrhythmusstörungen gastrointestinale Erkrankungen: z. B. funktionelle Magen-Darm-Störungen, Ul- cus ventriculi, Ulcus duodeni, Colon irritabile, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Cholangitis Hauterkrankungen: z. B. Neurodermitis, Psoriasis, Urtikaria, Pruritus, Akne urologische und gynäkologische Erkrankungen: z. B. Zystitis, Prostatitis, Dys- menorrhö, prämenstruelles Syndrom, klimakterische Beschwerden Traumata und postoperative Beschwerden: Kollaps, Schockzustand, Ohnmacht, postoperativer Schmerz, Immunstörung Ohrakupunktur Die Indikationen der Ohrakupunktur decken sich weitgehend mit denen der Körper- akupunktur. Vorteilhaft: Beide Methoden kommen gleichzeitig zum Einsatz. Hauptein- satzgebiet der Ohrreflextherapie sind Schmerzen sowie Neuralgien jeglicher Genese. Laser-Akupunktur Sie wird bevorzugt bei Kindern anstelle der Nadelakupunktur angewendet sowie bei folgenden Indikationen: Asthma, Infektanfälligkeit, Herpes zoster, Herpes sim- plex, Gingivitis und dermatologischen Erkrankungen. 2.1 Akupunktur 47 Akupressur Mit der Akupressur können allgemeine Befindlichkeitsstörungen behandelt wer- den. Sie eignet sich zur Selbstbehandlung, die allein oder zur Unterstützung einer Akupunkturbehandlung zur Anwendung kommt. 2 Schädelakupunktur Als Indikationen für die chinesische und japanische Schädelakupunktur gelten Stö- rungen der Motorik, v. a. Schlaganfälle. Kontraindikationen Körperakupunktur Aus der Sicht des westlichen Arztes ist eine Akupunkturbehandlung kontraindiziert, so lange noch keine klare Diagnose vorliegt.
Absatz: Sie soll ebenfalls nicht durchgeführt werden, wenn die Reserven des Organismus zur funktionellen Selbsthilfe erschöpft sind (z. B. Tumor, Kachexie). Die folgenden Krankheitsbilder können als KI gelten: Schädigungen des reizleitenden und -verarbeitenden Systems wie schwere Poly- neuropathien, Syringomyelie, Querschnittslähmung, Z. n. neurochirurgischen OPs wie Rhizotomie, Chordotomie, Sympathektomie, Z. n. Strahlentherapie infektiöse und fieberhafte Erkrankungen psychiatrische Erkrankungen wie endogene Depression, Neurosen oder Paranoia Erkrankungen mit akut-chirurgischer Interventionspflicht wie Ileus, Perforatio- nen im Magen-Darm-Trakt in der Schwangerschaft hormonell wirksame Punkte ( 3.17) und Reflexpunkte im Areal der inneren Genitalorgane während der Menstruation die hormonell wirksamen Punkte Moxibustion Die chinesische Methode der direkten Moxibustion, bei der brennende Moxakügel- chen direkt auf die Haut aufgebracht werden und ganz herunterbrennen, führt zur Narbenbildung und wird deshalb in der westlichen Akupunktur nicht angewendet. Sie kann allerdings partiell durchgeführt werden, wenn die Moxakegel entfernt werden, nachdem sie zu 2 3 abgebrannt sind. Laser-Therapie Spezielle KI bestehen bei Kindern in Regionen des Schädels, wo die Dura direkt unter der Kopfhaut liegt, also über den Fontanellen. Komplikationen Kollaps ( Needle fainting , Yun-Cheng-Phänomen) bei der Akupunkturbe- handlung vorbeugen durch Hinlegen der Pat. Ist dieser bereits eingetreten, Pe 9, He 9 und Du 26 nadeln.
Absatz: Infektionen durch die Verwendung von Einmalnadeln bzw. fachgerechte Sterili- sierung von Mehrfachnadeln verhindern. Bei der Verwendung von Dauernadeln in der Ohrakupunktur Pat. über evtl. Infektionszeichen informieren! 2.1.4 Sonderformen Die westliche Form der Akupunktur, so die Wiener Schule nach Bischko, hat eine Synthese zwischen TCM und westlichen Diagnosen entwickelt und bietet dem na- turwissenschaftlich ausgebildeten Arzt Punktekombinationen an, die bei speziellen 48 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde westlichen Diagnosen angewendet werden können. Diese zudem leicht erlernbare Methode zeigt bei den meisten Störungen vergleichbar gute Ergebnisse. Bei Mischformen der westlichen und östlichen Akupunktur wird primär nach west- licher Diagnose und westlichen Punkteschemata behandelt. Zusätzlich werden Kri- 2 terien der TCM berücksichtigt, so z. B. die Persönlichkeitsstruktur des Pat. (Dia- gnostik und Punktauswahl). Dies ist v. a. bei schweren und chron. Erkrankungen von Vorteil. Merke In der TCM wird im Rahmen sog. äußerer Behandlungen mit Akupunktur, Moxibustion, Massage, Bädertherapie, Gymnastik und Atemtherapie behandelt. Sog. innere Be- handlungen umfassen Medikamente, Diät, meditative und suggestiv magische Ver- fahren.
Absatz: (Körper-)Akupunktur Die Definition von de La Fuye gilt noch immer: Einstiche mit Gold- oder Silberna- deln an genau festgelegten Hautpunkten, die spontan- oder druckschmerzhaft sein können, bei funktionellen reversiblen Erkrankungen oder Störungen zu diagnosti- schen und/oder therapeutischen Zwecken. Heute werden allerdings vorzugsweise sterile Stahlnadeln eingesetzt. Ohrakupunktur (Auriculo-Therapie) Drucksensible, elektrisch messbare Punkte der Ohrmuschel werden zur Diagnostik und zur Behandlung mechanisch oder elektrisch gereizt. Man unterscheidet die Schule nach Nogier (französische Schule) von der chinesischen Schule. Letztere ent- stammt nicht der TCM, sondern wurde erst in den letzten 30 Jahren in das beste- hende Medizinsystem integriert. Wichtige Punkte der Ohrakupunktur Abb. 2.1- 19 und Tab. 2.1-8. Moxibustion Kombinierte Phyto- und Wärmetherapie, bei der Moxa (getrocknetes Beifuß- oder Wermutkraut, lat. Artemisia vulgaris) verbrannt wird. Das Moxakraut wird in der westlichen Welt indirekt , d. h. ohne direkten Hautkontakt, in Form von Moxa- Kegeln, Moxa-Zigarren und sog. Moxa-Boxen appliziert; in China lässt man das Moxa-Kraut bei einigen Indikationen bis auf die Haut abbrennen. Laser-Akupunktur Lasergeräte mit Stärken von 2 20 Watt zur Bestrahlung der Akupunkturpunkte als Nadelersatz und zur Flächenbehandlung veränderter Hautareale. Akupressur Man verwendet die gleichen Punkte wie in der Akupunktur, nur erfolgt hier die Reizung durch Druck und Massage.
Absatz: Schädelakupunktur Sonderform; die wichtigsten Punkte liegen am parietalen Schädel auf einer Linie über der gedachten Projektion des motorischen Kortex. Die Akupunkturnadeln werden subkutan und subgaleal eingeführt. 2.1 Akupunktur 49 Mundakupunktur nach Gleditsch Die Mundakupunktur nach Gleditsch ist eine Injektionsakupunktur, bei der durch Einspritzen eines Lokalanästhetikums in die Wangenschleimhaut ein starker visze- raler Reiz ausgelöst wird. Man kann mit der Mundakupunktur alle Meridiane und 2 somit Organsysteme erreichen. Sie stellt v. a. für die im Kopfbereich tätigen Thera- peuten eine wertvolle Ergänzung der Körperakupunktur dar. Abrechnungsziffern GOÄ Die GOÄ-Ziffern sind auf die Indikationen der Schmerztherapie beschränkt. Diese Be- schränkung ist im Hinblick auf das Indikationsspektrum (z. B. auch funktionelle Stö- rungen, psychosomatische Erkrankungen, Allergien und adjuvante Behandlung von Organkrankheiten) nicht gerechtfertigt. In der Kostenerstattungsregelung der Kranken- kassen werden jedoch vielfach alle WHO-Indikationen (s. o.) für die Akupunktur akzep- tiert. Die Laserakupunktur und Farbpunktur sind von der Abrechnung mit den Ziffern 269 und 269a (Nadelstichtechnik) ausgenommen. 269 Akupunktur (Nadelstichtechnik) zur Behandlung von Schmerzen. 269a Mikrosystemakupunktur (z. B. Ohr-, Schädelakupunktur) auch neben Kör- perakupunktur. GebüH 21.1 Akupunktur einschließlich Pulsdiagnose. 21.2 Moxibustionen, Elektroakupunktur, Injektionen und Quaddelungen in Aku- punkturpunkte. Literatur Focks C (Hrsg.). Leitfaden Chinesische Medizin. 6. A.
Absatz: München: Elsevier, 2010 Focks C, März U. Leitfaden Akupunktur. 2. A. München: Elsevier, 2011 Hecker H-U, Steveling A, Peuker ET (Hrsg.). Praxis-Lehrbuch Akupunktur. Stuttgart: Hippokrates, 2009 Hicks A, Hicks J, Mole P. Konstitutionelle Akupunktur nach den fünf Wandlungspha- sen, München: Elsevier, 2008 Kaptchuk T.J. Das große Buch der chinesischen Medizin: Die Medizin von Yin und Yang in Theorie und Praxis. München: Knaur, 2010 Kubiena G (Hrsg.). Praxishandbuch Akupunktur. 5. A. München: Elsevier, 2009 Maciocia G. Grundlagen der chinesischen Medizin. München: Elsevier, 2008 Maciocia G. Praxis der chinesischen Medizin: Krankheiten behandeln mit Akupunktur und chinesischen Arzneimitteln. München: Elsevier, 2010 Pollmann N. Kursbuch Akupunktur. 2. A. München: Elsevier, 2007 2.1.5 Übersichten: Meridiane und Funktionskreise Die nachfolgenden Tabellen ( Tab. 2.1-8 bis 2.1-15) umfassen die wichtigsten Akupunkturpunkte, geordnet nach Funktionsweisen. Merke 1 cun = 1,5 Querfinger (QF) oder 1 Daumenbreite (DB) des Pat. Zu den Fingermaßen Abb. 2.1-5. SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 50 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt B C 1 A 2 1 2 B: 2 Cun: Zeigefinger-Maß A: C: 1 Cun: Daumen-Maß 1 Cun: Mittelfinger-Maß 2 F 3 E 1,5 D D: 1,5 Cun: Zweifinger-Maß E: 3 Cun: Querfinger-Maß F: 2 Cun: 3-Querfinger-Maß Abb. 2.1-5 Fingermaße (Finger-Cun).
Absatz: [L190] Herz-Dünndarm: Verlauf der Meridiane und Funktionskreis Tab. 2.1-8 Funktionskreis Herz-Dünndarm. Punkt Lokalisation Punktur Besonder- Lokale / Übergeordnete heiten regionale Indikationen Indikationen Herz ( Abb. 2.1-6) He 3 mediales Ende senkrecht, He-Punkt Schmerzen depressive Ver- der Ellenbeu- 0,5 3 cm in Ellbogen, stimmung genfalte Händen, funktionelle Herz- Axilla beschwerden He 5 über N. ulnaris, senkrecht, Luo- Karpal- Lampenfieber, 1 cun proximal 0,5 1 cm Punkt zu tunnel-Sy. Prüfungsangst, Handgelenk Dü 4 Schwäche Kreislaufstörungen 2.1 Akupunktur 51 Tab. 2.1-8 Funktionskreis Herz-Dünndarm. (Forts.) Punkt Lokalisation Punktur Besonder- Lokale / Übergeordnete heiten regionale Indikationen Indikationen 2 He 7 ulnare Handge- senkrecht, Quell- Hand- Lampenfieber, lenksfalte, ra- 0,5 1 cm punkt gelenke Prüfungsangst diale Seite des Sedativ- Depression mit Os piriforme punkt Schlafstörungen Herzbeschwerden He 9 Kleiner Finger, senkrecht Jing- Kontraktu- Kollaps, Hypotonie SpecialChar_Roman_8pt neben radialem oder Punkt ren am Arm Nervosität, Angst SpecialCar_Roman_6pt Nagelfalzwin- schräg, ca. Tonisie- Herzrhythmus- kel 2,5 mm rungs- störungen SpecialChar_Bold_8pt punkt SpecialChar_Bold_6pt He 1 2 3 4 7 8 He 9 Abb. 2.1-6 Herz-Meridian. [L190] 52 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Tab. 2.1-8 Funktionskreis Herz-Dünndarm. (Forts.) Punkt Lokalisation Punktur Besonder- Lokale / Übergeordnete heiten regionale Indikationen Indikationen 2 Dünndarm ( Abb.
Absatz: 2.1-7) Dü 3 Außenseite der Richtung Kardi- Neuralgien Auge, Ohr Hand, bei Handflä- nal- an Finger, Epilepsie Faustschluss che, punkt Hand, Arm, Krämpfe Ende der Falte 1 1,75 cm (Du) Schulter, Tremor über dem Me- Tonisie- Thorax Scheitelkopf- tacarpophalan- rungs- schmerzen gealgelenk V punkt Depression Dü 4 Ulnarseite senkrecht, Quell- Schmerzen, Kopf- und Augen- Hand, Basis 0,5 1 cm punkt Schwäche schmerzen des Os meta- der oberen Tinnitus carpale V/Ge- Extremität Brechreiz lenksspalt zum Schreib- Cholezystopathien Os hamatum krampf Fieber Dü 9 1 cun über dem senkrecht, Schürzen- Tinnitus Ende der dor- 0,5 band- Schwerhörigkeit salen Achsel- 2,5 cm punkt , falte dorsale Schulter- schmerzen Dü 11 Mitte der Sca- senkrecht, Schmerzen: Mamma, prämens- pula, unter Spi- 1 2 cm Nacken, truell na Schulter, Stillperiode, man- Arm gelhafte Laktation Dü 15 Knick des senkrecht, Kreu- Schmerzen: Bronchitis, Asth- M. trapezius 0,75 zungs- Nacken, ma bronchiale 1,75 cm punkt Schulter, Tinnitus mit 3E Arm, 16 und Rücken Gb 21 Dü 17 hinter Angulus senkrecht, Re- Angina, mandibulae, 0,75 unions- Pharyngitis, Vorderrand des 1,75 cm punkt Laryngitis, M.
Absatz: sternoclei- mit Gb Lymphade- do-mastoideus nitis cervi- calis; Tris- mus, Glo- busgefühl Dü 18 Schnittpunkt senkrecht, Re- Sinusitis Bronchitis Unterrand Joch- 1 2 cm unions- maxillaris Asthma bronchiale bogen/ punkt Trigemi- Tinnitus Masseter-Vor- mit 3E nus-Neur- derrand Meister- algie (V2) punkt Fazialis- Trismus parese Zahn- schmerzen SpecialChar_Roman_8pt SpecialCar_Roman_6pt 2.1 Akupunktur 53 SpecialChar_Bold_8pt SpecialChar_Bold_6pt Dü 19 2 Dü 15 16 Dü 13 Dü 8 Dü 1 bis Ma 39 Abb. 2.1-7 Dünndarm-Meridian. [L190] Blase-Niere: Verlauf der Meridiane und Funktionskreis Tab. 2.1-9 Funktionskreis Blase-Niere. Punkt Lokalisation Punktur Besonder- Lokale / Übergeordnete heiten regionale Indikationen Indikationen Blase ( Abb. 2.1-8) Bl 2 Schnittpunkt s. c., von Magi- Niesreiz Vorderkopf- senkrechte durch unten sches schmerz, Migrä- medialen Augen- oder seit- Dreieck ne winkel/Augen- lich mit PdM Sinusitis braue Bl 4 1,5 cun lateral der s. c. Alopecia Herz-, Thorax- Medianen, schräg, areata schmerzen 1,5 cun innerhalb 1 cm Quincke-Ödem Haargrenze Bl 8 Tubera am Os pa- s. c. Kopfschmerzen rietale, 1,5 cun la- schräg, oben/hinterer teral der Median- 1 1,5 cm Augapfel linie 54 2 Diagnostische und therapeutische Verfahren in der Naturheilkunde Tab. 2.1-9 Funktionskreis Blase-Niere. (Forts.) Punkt Lokalisation Punktur Besonder- Lokale / Übergeordnete heiten regionale Indikationen Indikationen 2 Blase ( Abb.
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